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  Die letzte Hoffnung
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balzer
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Leipzig




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  Die letzte Hoffnung Datum:30.06.07 18:58 IP: gespeichert Moderator melden


Die letzte Hoffnung


Irgendwo in Deutschland, Anfang des 17. Jhd.


Klaus hob noch einmal die kleine Tochter zu sich empor.
Zärtlich sah er in das geliebte Antlitz.
Widerspenstig quoll das aschblonde Haar der Fünfjährigen unter der hellen Haube hervor.

„Papa, sagst Du der Mama auch einen schönen Gruß von mir?“

Der Mann ließ sich äußerlich nichts anmerken. Obwohl ihn diese kindliche Frage wie ein Eispickel ins Herz drang.
„Natürlich Marianne, was denkst Du denn?“
Sacht setzte er sie wieder auf den Boden.
„Spiel derweil. Und sei schön brav! Ich komme bald wieder.“
Das kleine Mädchen nickte und sah sich um.
Unweit des grobgemauerten Turms, wohin sie der Vater geführt hatte, entdeckte sie eine Wiese.
Klaus sah seiner Tochter noch einen Augenblick nach, ehe er sich zu seiner wahren Bestimmung, dem Bau, zuwendete.
Noch einmal atmete er tief durch, dann schritt er zum Eingang.
Meister Hartwig erwartete ihn schon.
Mit einem großen Schlüsselbund in der Hand, stand er vor dem Turm.
Klaus trat zu dem etwa Fünfzigjährigen, mit grauen Vollbart und breiten Schultern.
Eine kurze Weile musterte der Henker den Ankömmling.
„Ihr seit bereit?“
Klaus sah zu Boden, nickte aber.
Hartwig öffnete die Tür zum Turm.
„Oben, im zweiten Stock. Sie erwartet Euch schon.“
Klaus trat ein.



Lisa schwebte seit gut zwölf Stunden im Wechselbad ihrer Gefühle. Trotz dieses halben Tages konnte sie diese neue Wende in ihrem Leben noch kaum fassen.
Es waren erst zwölf Stunden, welche sie von Schmutz, Elend und Qual trennten. Jene Differenz zwischen Tod und Leben, oder Verzweiflung und Hoffnung.
Noch einmal, mittlerweile bestimmt ein Dutzend Mal zuvor, sah sie sich in dieser neuen Kammer um. Es war unbeschreiblich. Tatsächlich stand an der Wand ein Bett. Und wirklich mitten im Raum sogar ein Tisch und zwei Stühle.
Und sie hatte diese, letzte, Nacht in diesem Bett geschlafen. Wie lange war es her, dass sie Solches ein letztes Mal durfte?
Die junge Frau wollte ihre Finger zum nachrechnen benutzen. Erschrocken ließ sie dies Vorhaben sein. Kein einziger Fingernagel mehr, der ihre sonst so zarte Hand zierte. Obwohl gewaschen, was man ihr auch Gestern gestattete, erkannte man doch sofort die Spuren der Folter.
Lisa versteckte ihre Hand hinter dem Rücken. Nein, so sollte sie Klaus nimmer sehen.
Und Klaus musste gleich kommen. So jedenfalls hatte es der Richter ihr versprochen.
Und sie glaubte dem Richter. Gleich gar nach dem gestrigen Tag. Sie hatte bereits jede Hoffnung verloren in Gerechtigkeit. Aber seit Gestern wusste sie, es gibt sie doch!
Sechs Monate war es her, dass man sie von Daheim wegführte. Ein ganzes Halbes Jahr voller Angst, Verzweiflung, Scherz und Pein.
Wie nur, hatte sie diese Hölle überstanden? Heute war ihr die Antwort klar. Nur mit unendlicher, nicht sterben wollender, Liebe, und dem letzten Hauch von Hoffnung.
Lisa sah die Zeit gekommen, zurück zu schauen. Nun, als es ausgestanden war, konnte, ja durfte man das. Schnell noch, band sie sich eine Binde um die zermarterten Finger.
Es war Anfang Februar. Seit Monaten sprach man in der kleinen Stadt nur von einer Sache. Den Hexen. Und dem neuen Richter, der die Selbigen mit Inbrunst bekämpfte.
Auch hörte Lisa von den furchtbaren Foltern, denen man die Hexen unterwarf. Sie fand es damals richtig. Ja, sie sagte dereinst zu Maria, ihrer Freundin, gar, man solle die teuflischen Weiber nur noch ärger martern.
Wie konnte sie nur? Heute war sie reifer.
Lisa stockte der Atem, als sie sich entsann, sogar neue Foltermethoden auf die armen Weiber zu wünschen.
Was ging in ihr nur damals vor? Sie konnte, oder wollte sich keine Antwort geben.
Die Hexenjagd tobte bereits gut zwei Monate, als man sie holte.
Zwei Dutzend Weiber waren bereits verstorben auf dem Scheiterhaufen. Eine der Letzten musste sie angegeben haben.
Zu beginn, glaubte Lisa an ein Missverständnis. Wie ernst es werden kann, erfuhr sie sehr bald.
Schon am ersten Tag zog sie der Henker nackend aus. Ihr Körper wurde überall nach Malen untersucht. Noch heute entsann sich die 24zig Jährige, wie sehr sie sich dabei schämte.
Am Morgen des folgenden Tages führte man sie zum ersten Mal in die Folterkammer.
Zumindest durfte sie noch da ein Hemd tragen. Aber schon nach einem kurzen Verhör setzte man ihr die Daumenschrauben. Kurz darauf die Stiefel. Als Hartwig sie mit dünnen Schnüren an Armen und Beinen bis auf die Knochen fast schnitt, war es vorbei. Sie hätte fast am ersten Tag Alles gestanden. Eine kleine Ohnmacht, war ihre Rettung.
Man ließ ihr ein paar Tage Ruhe. Dann holte man sie erneut.
Wieder wurde sie geschraubt, dann kam sie in den Aufzug.
Diese Folter übertraf das Vorrangegangene.
Als ihr die Knochen aus den Gelenken sprangen und ein tiefstechender Schmerz sie vom Scheitel bis zum großen Zeh durchraste.
Eine Woche darauf, lag sie auf der Bank. Stundenlang streckte man sie. Dreimal sprangen ihr die Glieder aus den Pfannen.
Das Schlimmste! Sie hatte sich bereits daran gewöhnt das sie hin und wieder durch eine Ohnmacht erlöst wurde. Doch je länger sie auf der Folter zubrachte, umso seltener holte sie die Bewusstlosigkeit.
Ja, man konnte fast glauben, ihr Leib gewöhnte sich an die Pein.
Als man sie das erste Mal entblößte, glaubte sie vor Scham zu vergehen. Zumindest am Anfang. Später, störte sie das nicht mehr.
Hartwig hatte sie an ein hölzernes Kreuz gebunden. Ja er hatte sie nicht einmal wirklich nackt gemacht. Nur der Oberkörper. Er zerriss ihr Peinhemd und sie stand angebunden, mit dem Rücken, zu den Männern.
Der Henker hatte sogar dafür gesorgt, dass ihr nicht mal in der Pein, das Hemd tiefer glitt als schicklich. Denn er hatte ihr unterhalb der Hüften einen Strick geschlungen. Das Hemd, oder das, was davon übrig, bedeckte noch ihre Scham. Es konnte gar nicht tiefer gleiten als bis unterhalb ihres Nabels. Dazu stand sie ja, wie besagt, mit dem Rücken zum Raum. Dennoch, war und blieb es für Lisa ein Schlüsselerlebnis.
Das Holzkreuz hatte, ihr zugewandt, eherne Stacheln. Was sie da noch nicht ahnte, mit ihrem Schamgefühl, peinigte sie sich selbst, obendrein.
Denn Hartwig begann ihr den nackten Rücken mit einer schweren Peitsche zu schlagen. Er traf sie von den Schultern abwärts, bis zu den bloßen Lenden.
Unwillkürlich floh ihr nackter Oberkörper nach vorn. Traf sie die Geißel zwischen den Schultern, bohrten sich die Stacheln in ihren weichen Busen. Traf man sie am Steiß, wölbte sich ihr zarter Bauch in die spitze Hölle.
Erst nach hundert Schlägen, empfing sie die die Ohnmacht.
Blutüberströmt sackte ihr Leib in sich zusammen.
Zwei Tage darauf, die Striemen waren vereitert, musste Busen und Bauch unter die höllische Geißel. Denn man band sie mit dem Rücken ans Kreuz. Diesmal, waren ihr die Blicke der Männer egal. Zumindest am Anfang hatte sie noch Scham. Denn so manch Auge haftete an ihrer Brust.
Wieder hatte sie Hartwig so geschnürt, dass sie mit gespreizten Armen, aufrecht stehend, vor den Richtern am Kreutz hing. Diesmal drangen ihr die Stacheln in den wunden Rücken.
Das Hemd bedeckte gerade so ihre Scham. Ihr Leib war nackt von der Schulter abwärts bis zwei handbreit unter dem Nabel.
Und genau Jene bloße Partie, bearbeitete heute der Henker mit seiner Peitsche.
Die Geißel fauchte, klatschte auf Bauch und Busen. Hinterließ grauliche Spuren und Striemen.
Aber das Grausamste an dieser Tortur war nicht das man so ihren zarten Busen und Bauch zerfleischte. Es gab etwas viel Schlimmeres. Als man ihr die Rückseite geißelte, konnte sie den Hieb, und wo er auftrifft, nur erahnen. Jetzt konnte sie nicht nur die Blicke der Männer erkennen, sondern sah sogar wie der Henker ausholt und erahnte im Vorfeld welche Partie er treffen wird. So war der zu erwartende Schmerz erkennbar, ehe er einsetzt.
Lisa starb tausend Tode, ehe die 200 Hiebe sie doch in Ohnmacht senkten.


Aber Heute war ein anderer Tag. Sie ließ die düstere Vergangenheit hinter sich. Klaus musste gleich erscheinen. Ihm sollte sein Weib so erwarten, wie er es kannte. Schnell sah Lisa noch mal im Rund. Ob auch Alles stimmte. Dann folgte gar ein sensibler Blick an sich selbst hinab.
Sie trug ein langes helles Kleid. Gut so. Es verdeckte Striemen und Brandspuren an ihren Waden. Auch die Füße waren von Stoffschuhen bedeckt.
Was hätte Klaus gedacht, sollten ihre Zehen und Sohlen mit Wunden ihm ansichtig werden? Nein, das durfte nicht sein!
Denn sie ahnte wie ihre Fußsohlen aussehen, selbst wenn eine gewisse Zeit vergangen.
Hartwig hatte sie mit dem nackten zerpeitschten Bauch auf ein Stachelbrett, am Boden legen lassen. Dann schob man ihr einen Schemel unter die aufgerichteten Unterschenkel. So das ihre Füße flach darauf zu liegen kamen. Fast schon genüsslich konnte man es nennen, als man ihr darauf die blanken Sohlen mit frischen Ruten strich. Während die scharfen Haselnussgerten sich grausam in ihre Füße schnitten, wälzte sich ihr Vorderleib peinlich in den Spitzen.
Nein, das durfte Klaus nicht mal erahnen! Eine zeitlang hatte sie tatsächlich jenes dumpfe Gefühl. Alles ist egal, Du bist ohnehin nur ein Stück Scheiße. Aber das war vergangen! Lisa war erneut zum Leben erwacht. Ein kleiner Hauch von Triumph machte sie stark. Unendlich stark sogar. Trotz fürchterlicher Qualen und der Erinnerung an Selbige, lebte sie auf.
Dein geliebter Mann kommt. Nie hat er an Dir gezweifelt! Und ein Kind wartet auf seine Mutter! Das Alles machte Lisa stark. Seit sechs Monaten hatte sie Marianne nun nicht gesehen. Sie war ein hübsches und starkes Kind. Ihre kindlichen Augen sollten die Mutter so wiedersehen, wie sie um den selbigen Anblick beraubt wurden.
Das, und mehr, schwor sich Lisa.
Sinnlich verzückt, gönnte sich die junge Frau kurz einen Ausflug in bessere Zeiten. Sie sah sich im Spiel mit der Tochter und, fast gleichzeitig, im Arm des geliebten Mannes.
Und noch Etwas gab ihr Kraft. Sie hatte die Anschuldigungen überwunden. Richter und Henker mussten es nun erkannt haben! Trotz schärfster Folter hatte sie nie gestanden. Sie war faktisch unschuldig. Vor Gott und den Menschen. Lisa wurde sich bewusst, Du musst nicht schauspielern, Du bist Du. Und Du, bist keine Hexe! Wer wollte heute noch zweifeln?
Sinnlich lehnte sie sich an die gekalkte Wand des Turms. Und sie wünschte sich den geliebten Schatz herbei.
Ihr Wunsch, wurde erfüllt.
Klaus trat ein.
Wie einst, mit siebzehn, ließ sie die Begebenheit auf sich wirken. Der etwas unstete Blick von Klaus, seine schüchternen Bewegungen. Sie glaubte die vergangene Epoche neu aufleben zu sehen. Klaus war noch immer jener Junge, denn sie einst so liebte. Genauso schüchtern, genauso hübsch und weltfremd im Blick. Musste sie wirklich erst durch die Hölle der Tortur, um ihren Schatz neu zu sehen?
Klaus sah sich im Raum um. Dann, entdeckte er sein Weib. Sie stand seitwärts, mit einem seltsam anmutenden Grinsen.
Aber kaum hatte er sie gesehen, konnte Lisa nicht anders. Sie flog ihm um den Hals. Heiß bedachte sie den Geliebten mit Küssen. Die Zeit der Folter und der Haft schien undenkbar weit weg.
Wie anders sollte sie auch? Sie hatte alles überstanden. Ihr Lohn war ihr Leben und alles was dazu gehörte.
Dazu zählten Klaus und Marianne.
Wild und ungestüm reagierte sie, hielt dann aber inne. Sie meinte bei Klaus so etwas wie Zurückhaltung zu verspüren. Kein Wunder. Nie hatte er sie so erlebt. Was sollte er von ihr denken?
Etwas beschämt sah sie auf zum Geliebten. Doch seine Blicke war so warm und innig wie lange nicht mehr. Regelrecht zärtlich säumte sein Auge ihr elendes Dasein.
Lisa fand in seinen Augen neue Kraft, ja Hoffnung. Wie anders hätte sie sonst ein neues Leben finden können. In und mit Klaus war Alles möglich. Sie zog den Mann ihres Herzens zu sich aufs Bett.
Wie betört schien er verhaftet. Gleich ihr wandte er keinen Blick. Tief drangen seine stahlblauen Augen in ihr Inneres. Selten hatte sie diese Schönheit so betrachtet. Heute aber war Alles anders.
Sie fühlte neues Leben. Regelrecht überschwänglich einte sich in ihrer Brust erneuter Mut mit der Schönheit des Wichtigsten, was sie je erreichte. Einen liebenden Mann und ein wahrhaft süßes Kind. Die geschundene, gemarterte Seele in ihr, schwieg. Zumindest in jenem Augenblick. Sie hatte ganz einfach zu schweigen. Denn nun war nicht ihre Zeit!
Sie musste sich selbst bremsen.
Nicht das sie Klaus dazu verleitet näher zu ihrem Leib zu drängen. Er hätte womöglich Sachen entdeckt, die ihr unangenehm wären.
„Was macht Marianne? Geht es ihr gut? Bald bin ich wieder bei euch. Dann mache ich das dass Kind nimmer sich entsinnt, das ihre Mutter einst weg war.“
Zärtlich streifte ihre Hand das liebe Gesicht des Mannes.
„Du warst so stark. Niemals hattest Du nur den Hauch eines Zweifels an mir. Ich kann Dir gar nicht sagen wie sehr ich Dir danke.“
Als bei diesen Worten Klaus nach unten sah, hob sie sein Antlitz.
„Ich wünschte unser Kind wäre hier.“
Klaus sah sie kurz an, dann sagte er.
„Marianne spielt unten. Du musst nur aus dem Fenster sehen.“
Mit ein wenig Scheu tat es die junge Frau.
Und tatsächlich, unten, zwischen den Bäumen spielte ein Kind. Ihr Kind. Gern hätte Lisa es gerufen. Ionen trennten Beide von einst. Das wurde Lisa bewusst. Sollte sie das Mädchen im Spiel stören? Nein! Zurückhaltung war nicht zuletzt Jenes, was sie die Folter lehrte.
Unter der Peitsche und der Streckbank war ihr Geist seltsamerweise gereift. Es gab mehr als den lichten Augenblick! Da waren noch die Blüten der Bäume, wenn das Frühjahr sie traf, da war das rauschen der Bäche, wenn der Winter starb. Alles Sachen, die sie selbst vordem nie gespürt. Wie gleichgültig war sie nur gewesen einst?
Nein, das Erlebte war nur ein Teil ihres Daseins! Ihr Geist bannte Tortur und Misshandlung. Sie war nur mehr Klausens Weib und Mariannes Mutter.
Und das Kind sollte nicht das Leid der Mutter sehen. Lisa wollte ihr Kind so in den Arm nehmen, wie sie es vor vielen Wochen hat gleiten lassen müssen.
Mit dem Untrügbahren Instinkt der Mutter erkannte sie, trotz der Entfernung.
„Sie ist gewachsen! Mein Gott, sie wird bald ein Fräulein sein.“
Klaus drückte insgeheim einen Kloß im Hals herab.
„Ich soll Dich auch schön grüßen von ihr.“
Lisa rang um Fassung. Aber genau das, hatte sie gelernt. Die Peitsche hatte es ihr aufgedrückt.
„Sie wird ihre Mutter wieder sehen! Aber gebt mir ein paar Tage Zeit. Nur ein paar. Ich möchte nicht das Marianne mich so sieht.“
Zärtlich umfaste Klaus die schmalen Schultern seines Weibes.
„Ja, Du hast Recht. Das Mädel soll so was nicht sehen.“
Lisa drehte sich Klaus wieder zu. Beherzt umfaste sie seinen Nacken.
Voller Hoffnung und mit der Kraft des Neuanfangs, sprach sie.
„Klaus, wir beginnen von vorn. Wir machen Alles neu. Besser! Als Erstes werde ich das Haus umkrempeln. Die blöde Aussteuer Deiner Tante fliegt raus. Und Marianne bekommt endlich das Zimmer unter dem First. Und dann…, dann nehme ich mir auch viel mehr Zeit für Dich. Habe schon lange gemerkt, dass Du nach der Arbeit meiner misstest. Ich weiß, ich habe viel falsch gemacht. Aber ich wollte immer Alles Jedem recht tun. Nun weiß ich, dass es meine Kraft übersteigt. Und noch Eins weiß ich. Man muss Prioritäten setzen. Niemand ist unsterblich. Aber für das, was mir wichtig ist, will ich mich einsetzen. Und das, bist Du und Marianne.“
Klaus wusste gar nicht wie er reagieren sollte. Sacht entflocht er Lisas Arme und bat sie zurück zum Bett.
Als man saß, begann er vorsichtig.
„Was hat Dir der Richter gesagt? Ich meine, was sicherte er Dir zu?“
Lisa zuckte mit den Schultern.
„Was wohl? Ich habe den siebenten Grad der Tortur überstanden. Ohne ein Geständnis! Ich bin also unschuldig. Selbst Hartwig, der Henker, sagte, dass nur ein ehrbar Weib, ohne jede Reu, solch Pein überstehe. Der Richter meinte darauf, dass man mit mir in Ehren verfahren müsse. Und so, durfte ich seit Gestern aus der Schandstube hier empor. Sieh nur, ich habe sogar ein Kleid!“
Genau in jenem Augenblick, als sie Solches zu ihrem Mann sagte, wurde ihr bewusst, er wusste ja gar nicht, wie es ihr zuvor ging.
Woher auch? Wie konnte er denn wissen das sie bis vor kurzem im dreckigen Hanfkleid, was durch die vielen Torturen mehr zerrissen, als bedeckend war, steckte?
Erschrocken hielt sie den Mund. Doch Klaus hatte wohl nichts bemerkt, denn sein Blick haftete wirklich an dem Kleid.
„Es ist sehr schön.“, sagte er, dann fuhr sein Blick empor, zu ihrem Gesicht.
Ein sachtes, zaghaftes Lächeln umspielte seine Lippen.
„Lisa, dass ich Dich liebe, muss ich Dir nicht sagen. Und das unsere Tochter die Mutter vermisst, wohl auch nicht.“
Lisa fiel ihm ins Wort.
„Aber ich höre es dennoch gern, mein Schatz.“
Klaus stockte, als wenn ihm ein Strich durch den eigenen Körper ging. Mit unstetem Blick, würgte er, etwas nicht Erkenntliches, in sich hinein, dann fuhr er fort.
„Liebes, auch mir sagte der Richter, dass Du frei von jeder Schuld sein musst. Aber da ist noch was.“
Lisa war überglücklich das selbst der Richter es so sah. Stand nicht in der heiligen Schrift, Du sollst Jenem lieben, der Dir Böses will.
Ja, heute war Lisa bereit! Sie konnte verzeihen. Weil sie es wollte. Weg mit den düsteren Gedanken, welche sie im Kerker marterten! Nein, ihr Sinn stand nicht nach Vergeltung. Sie schätzte ihr neu gewonnenes Leben viel zu sehr, um es mit üblen Rachegedanken zu vergiften. Und noch Etwas meldete sich wieder bei ihr. Was sie seit geraumer Zeit vermisst hatte. Sie spürte die Nöte und Probleme Anderer. Allein schon diese Emotion, machte sie zum freudigsten Menschen unter Gottes Sonne.
„Was ist es, Klaus? Rede!“
Eine Weile druckste der Mann herum. Doch dann kam es aus ihm heraus.
„Sieh mal, trotz Deiner erwiesenen Unschuld, müssen wir einen Teil der Prozesskosten tragen. Der Richter sagte was von 300 Gulden. Ich weiß nicht wovon wir das bezahlen sollen.“
Lisa war erschüttert. Aber sie verstand.
Langsam, fast qualvoll, gerann ihr diese Summe auf den Lippen.
„300 Gulden? Das bringt weder Dein Erbe, noch meins zusammen!“
Klaus nickte.
Eine Weile herrschte Schweigen, zwischen den Eheleuten. Ein Jeder hastete seiner Rechnung nach.
Doch Lisa fand als Erste ihre Sprache.
„Selbst wenn wir das Haus verkaufen, was bliebe dann Marianne? Wir würden sie ins Elend stürzen.“
Lisa ahnte dass Klaus, dies längst errechnet hatte und sie ihm somit nichts Neues sagte.
Vorsichtig, und zärtlich nahm der Mann die bandagierte Hand seiner Frau.
Das ihr längst sämtliche Fingernägel fehlten, konnte, oder wollte er nicht ahnen.
„Es gibt noch einen Weg. Der Richter sagte es mir.“
Lisa sah auf.
„Der Richter?“
Klaus nickte, senkte aber dann den Kopf.
„Ja, der Richter! Die Kosten der Stadt, Jene Des Henkers, nicht zuletzt Dein Aufenthalt und die Beköstigung. Man würde es uns zur Hälfte erlassen, wenn Du pro forma ein Geständnis unterschreibst.“
Es dauerte eine Weile, ehe Lisa diese Worte begriff. Aber dann, stürzte sie vor.
„Was soll ich?! Bist Du nicht bei Trost?!“
Klaus floh etwas zurück.
Genau diesen Augenblick hatte er so gefürchtet.
„Ich weiß, es klingt unmenschlich von mir! Aber der Richter sagte dass so der Stadtrat sein Gesicht nicht verliert. Und das wäre vielen Ratsmännern mehr wert, als Geld. Man würde Dich begnadigen und mit einer leichten Buße nach Hause schicken. Und obendrein würden sich die Herren des Rates erkenntlich zeigen, indem sie den Großteil der Kosten übernehmen.“

Lisa schnaufte durch die Nase. Aber allmählich beruhigte sie sich.
So sehr sich auch Alles in ihr sträubte, aber etwas war dran, was Klaus sagte.
Nach geraumer Zeit, des Haderns mit sich selbst, fragte sie.

„Und wie soll die Buße aussehen?“
Klaus schloss kurz die Augen, sah sein Weib dann aber fest an.
„Du müsstest noch ein paar Tage hier verbringen. Natürlich in dieser Kammer. Nicht im Kerker. Wenn sich die Gemüter in der Stadt beruhigt haben, bringt Dich der Henker zu mir nach Haus. Dort würdest Du weitere sechs Monate unter Arrest stehen. Dann wäre Alles überstanden und Du bist wieder frei.“

Lisa lehnte sich zurück und dachte nach.
Hausarrest also. Noch mal ein halbes Jahr. Aber besser wie Kerker und Folterbank.
Es klang verlockend. Aber noch immer glimmte in ihr der alte Stolz. Selbst die härteste Pein, hatten ihr Diesen nicht nehmen können.
Aber da war die Sache mit dem Geld und nicht zuletzt Marianne. Sollte ihr Kind unter ihrem Stolz etwa leiden müssen? Nein! Die Mutter, in ihr, gewann die Oberhand.
Sie schluckte noch einmal tief, und somit den verfluchten Stolz hinab, dann sagte sie.

„Wann muss ich gestehen und wo? Etwa vor Gericht?“
Das war ihr grässlichster Gedanke. Solch Schmach.

Doch Klaus legte ihr seine Hände warm auf die Schenkel.
„Nein Schatz. Eine Unterschrift reicht.“
Lisa nickte. Das klang schon besser.
„Und wann?“
Kurz zögerte der Mann, presste aber dann hervor.
„Am Besten, jetzt gleich. Je eher, umso besser. Umso schneller, bist Du wieder bei uns.“

Die Frau stimmte zu.
Klaus stand auf und ging zur Tür.
Als er sie öffnete, erkannte er einen Schatten, links neben dem Eingang.
Erst als Dieser etwas erschrocken, von einer Bank, empor schoss, wurde Klaus bewusst, dass es Richter Ganswirt persönlich war.
Hoffend und fragend zugleich, schaute er Klaus an.
Dieser nickte nur. Da schob ihm der Richter ein zusammen gerolltes Papier entgegen.

Mit Diesem, kehrte Klaus zurück zu seiner Frau.
Ohne zu zögern, unterschrieb Lisa die Urgicht.
Dann war der Augenblick gekommen, wo man sich wieder trennen musste.
Klaus blieb noch eine Weile schweigend in der Tür stehen und sah Lisa an.
Nun war es wieder sie, die ihn wohl aufmuntern musste.
Mit dem Lächeln, was Klaus an ihr immer so liebte, weil es ihre Grübchen zu Schau stellte, forderte sie ihn auf.
„Komm, mach schon! Je eher Du es dem Gericht bringst, umso eher darf ich wieder bei Euch sein!“
Noch einmal ging ein Ruck durch den Leib des Mannes. Er versuchte zurück zu lächeln. Es gelang, auch wenn schwerlich. Dann verließ er den Raum.

Lisa schloss für einen Moment die Augen. Sie musste erst einmal verdauen, was gerade geschähen war. Dennoch, es schien unfassbar. Sollte es denn wirklich noch Wunder geben?
Hatte sie denn in den letzten Wochen nicht schon jede Hoffnung fahren lassen? Das Gefühl machte sie taumelnd. Der Boden schwankte. Schnell riss sie sich zusammen.
Sie schritt zum Fenster und sah hinab auf die Wiese, zu ihrer Tochter. Die spielte noch immer zwischen niederen Bäumen und Blumen.
Heiß lösten sich Tränen in Lisas Blick und ihre Lippen erbebten. Doch nicht vor Kummer und Sorge, sondern vor Glück.
Wie konnte sie nur an der Gerechtigkeit und selbst an Gott gezweifelt haben?
Warm rann es ihr über die Wangen und auch durchs Herz.
Du alte Närrin! Schalt sie sich im Inneren.
Verhallten erst, dann aber hörbar anschwellend, machte sie weinend ihrem Gefühl Luft. Aber diesmal schämte sie sich ihrer Tränen nicht. Denn sie heulte vor Freude.
Niemals wieder wirst Du zweifeln! Schwor sie sich, in diesem Augenblick.

Kaum hatte Klaus die Kammer seiner Frau verlassen, wurde das Würgen in seiner Kehle übermächtig.
Wie durch einen Schleier vernahm er Ganswirts Stimme.
„Und, hat sie?“
Wortlos reichte Klaus das Schreiben dem Richter.
Dieser klopfte dem Vater freundschaftlich auf die Schulter.
„Sehr gut! Mein Wort drauf. Ich werde mich an unsere Abmachung halten. Und nun, geht zu Euerem Kind!“
Wie Klaus es schaffte, die Hühnerstiege von Treppe niederwärts zu kommen, wusste er im Nachhinein nicht mehr.
Unten empfing ihm Hartwig.
An dem Gesicht des Mannes erkannte der Henker das es vollbracht war.
Mitfühlend sagte er deshalb.
„Ihr habt recht gehandelt. Wenn es Euch ein Trost ist. Euere Frau war stark, sehr stark sogar. Aber, glaubt mir, hätte sie ihr Geständnis Heute nicht unterzeichnet, ich hätte sie auf die Feuerfolter bringen müssen. Ihr habt Ihr viel erspart.“
Wie benommen schritt Klaus ins Freie. Erst die auf ihm zustürmende kleine Tochter, holte ihn etwas zurück.



Man hatte Lisa betrogen. Am nächsten Tag legte man ihr das eigene Geständnis vor. Obendrein dazu ihr Todesurteil.
Zum Allerletzten, was Ganswirt befürchtete, kam es nicht. Kein Wiederruf, nicht mal ein Protest.
All Jenes, was die vielen Folterungen der jungen Frau nicht abnötigen konnten, tat der Verrat ihres eigenen Mannes.
Lisa zerbrach.

Nur Eins blieb ihr vergönnt. Ein halber Tag und eine gesamte Nacht. In glücklicher Hoffnung.
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MIrador
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Es gibt nichts gutes, außer man tut es.

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  RE: Die letzte Hoffnung Datum:02.07.07 17:40 IP: gespeichert Moderator melden


brrrrr...
als freund mittelalterlicher lektüre kann ich nur sagen:
schön geschrieben.
die ganze Szene läßt einen einfach nicht kalt.

gruß
MIrador
http://mirador.de.to/
www.epubli.de/shop/buch/DerJob-2-Mirador-Mirador/14677
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TARL Volljährigkeit geprüft
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Die dunkle Seite der Macht

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  RE: Die letzte Hoffnung Datum:02.07.07 21:21 IP: gespeichert Moderator melden


lauschig und nett geschrieben - ich mag sowas! daumen hoch und gruß nach L.
Meine Geschichten - nicht schön, aber oft schön düster!
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Zwerglein Volljährigkeit geprüft
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alles kann - nichts muss

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  RE: Die letzte Hoffnung Datum:03.07.07 01:20 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat

Nur Eins blieb ihr vergönnt. Ein halber Tag und eine gesamte Nacht. In glücklicher Hoffnung.


Vom eigenen Ehemann verraten und verkauft.

Was die Folter nicht schaffte, schaffte der Ehemann.

Ein trauriges Ende ala Tarl.
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Gruss vom Zwerglein
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balzer
Fachmann

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  RE: Die letzte Hoffnung Datum:03.07.07 18:33 IP: gespeichert Moderator melden


Ah, hallo Tarl!
Jo Salve nach Magdeb...
Eh übrigends, der Film, über welchen wir letzten August sprachen, denn habe ich jetzt. Uncut in japanisch.
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TARL Volljährigkeit geprüft
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Magdeburg


Die dunkle Seite der Macht

Beiträge: 449

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  RE: Die letzte Hoffnung Datum:05.07.07 06:41 IP: gespeichert Moderator melden


tztztz... jetzt werd ich doch glatt neidisch...
Meine Geschichten - nicht schön, aber oft schön düster!
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nur_so
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Beiträge: 4

User ist offline
  RE: Die letzte Hoffnung Datum:05.07.07 19:55 IP: gespeichert Moderator melden


Ich danke Dir für diese Geschichte.

Kein Kopfkino der Illusionen wo der Schmertz der Lust dient.

AUch deutlich gemacht wofür Menschen den Schmetz ertragen und das es das Herz (die Leibe(n)) ist das einem mehr Schmertz zufügt als alles andere....
Vertrauen.

JA, bei vielen von uns ist das zerbrochen (doch nicht so).
Und viele Irren umher und suchen eine andere Identität um sich selbst und anderen vertrauen zu können....

Jemand anderen mehr lieben als sich selbst...

Wahrheit, Freiheit. Ja
Gerechtichkeit...haha

Verrat.

Danke für die Geschichte.

nur_so
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balzer
Fachmann

Leipzig




Beiträge: 63

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  RE: Die letzte Hoffnung Datum:05.07.07 21:50 IP: gespeichert Moderator melden


an "nur so",

ich danke Dir! Deine zeilen beweißen mir, dass Du die Sache wirklich begriffen hast. Nicht ganz einfach in der heutigen Welt. Ähnlich wie einst. Deshalb taufe ich Dich in meiner welt, auch wenn ich selber Atheist bin, mal so "Spee". Wenn Du nichts dagegen hast?
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