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balzer
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Leipzig




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  Billy liegt im Krankenhaus Datum:03.07.08 19:41 IP: gespeichert Moderator melden


Billy liegt im Krankenhaus


Absolut typisch! Ich stand wieder mal, kurz nach Feierabend, vor dem Supermarkt und durchforstete vergeblich sämtliche Taschen meiner Kleider, nach nem lumpigen Euro. Und wie immer, Keiner zu finden.
Können die nicht noch was Anderes nehmen, statt 1-Euro Münzen? Zum Beispiel Hosenknöpfe. Aber so wie ich mich Schlampe kannte, würde ich die auch nur verlegen, und mir immer, bei Bedarf, nen Neuen abtrennen. Zu guter letzt würde ich mit offenem Hemd und Hose durch die Gegend stürmen.
Ich winkte resigniert ab und machte einen auf amerikanisch. Sprich Pappschachtel. Das Bissel was ich brauche…

Zehn Minuten später, ich stand wieder vor dem Ausgang, klopfte ich mir selbst auf die Schulter. Ich schob es nicht mehr auf Schlamperei, sondern auf kühlen, männlichen Pragmatismus. Was will man denn mit einem Einkaufswagen? Für vier Bier, Zigaretten und ner Büchse Katzenfutter. Man muss die Sache auch mal so sehen. Hätte ich den Euro gehabt, hätte ich einen Wagen genommen. Und hätte ich den Wagen, hätte ich wieder sonst was gekauft. Also ganz gut so.
Noch immer vertieft in den wohltuenden Gedanken, wieder mal dem masochistischen Konsumdenken ein empfindliches Schnippchen geschlagen zu haben, quietschten neben mir Bremsen.
Erschrocken sah ich auf. Faste mich aber schnell und nahm den jugendlichen Motorradfahrer skeptisch ins Auge. Die Hüpfer glauben sich wohl sonst was erlauben zu können?!
Doch da nahm der, vermeintliche Rowdy, seinen Helm ab.
Zum Vorschein kam das rote Lockenhaupt von Angelika.
Mit einem Augenaufschlag, der von vornherein jede Kritik an ihrem Fahrstiel verbot, sah sie mich lächelnd an.

„Erschrocken?“
Ich deutete, mit dem breit ziehen meiner Lippen, ebenfalls ein Lächeln an.
„Nein, einkaufen, nennt man das hier.“
Angelika feixte, stieg ab und kam näher.
Ungeniert schielte sie in meinen Beutel.
„Ah Bier! Und was gibt es zum Abendbrot?“
Etwas trocken erwiderte ich.
„Das ist das Abendbrot.“
Doch statt einer sarkastischen Contraattacke, sagte sie nur knapp.
„Tut mir leid, aber Dein Essen muss Heute noch warten. Denn wir machen jetzt noch ne Dienstreise. Und ein Sozius mit Fahne ist nicht mein Ding.“
„Dienstreise?“, ich schielte wohl sehr verblüfft.
„Oder nenn es einen Ausflug. Billy hat mich vor nur Stunde angerufen. Es gibt wohl was Neues.“
Na Klasse. Feierabend ade.
„Ich habe gar kein Diktiergerät einstecken.“, das war mein letzter, kleiner Einwand.
Doch Angelika winkte ab und wies mit der Hand auf ihre Honda.
„An Alles gedacht. Ist, mit meiner Kamera, in der linken Satteltasche.“
Dann tippte sie auf meinen Beutel und meinte.
„Und Dein Abendbrot kommt in die rechte Satteltasche.“
Schelmisch lächelte sie mich an.
„Sollst doch nicht sagen, dass Du bei mir verhungerst!“
Was blieb mir?
Ich verstaute meine Utensilien in besagter Tasche, dann stieg ich, hinter Angelika, auf.
„Festhalten!“, war der vorerst letzte menschliche Laut, welchen ich zu hören bekam, dann jaulte der Feuerstuhl auch schon auf.

Nach noch nicht mal fünf Minuten Fahrt, fragte ich mich, warum das Mädel nach einen Nachkommen von Henkern fahndet. Wenn man einem Sprichwort Rechnung tragen würde, so lag irgendwas davon wohl auch in ihrer Familie, zumindest ihrer Fahrpraxis geschuldet. Aber ich schwieg. Außerdem hätte der Fahrtwind mir wohl jede Silbe genommen.
Als sie nach ner halben Stunde vor Billys JVA bremste, die Maschine bockte noch einmal auf und ich, klatschte wie ein notgeiler Hengst, gegen ihr wohlgeformtes Hinterteil. Sekunden später versuchte ich mich zu erheben.
Irgendwas stimmte nicht mit meinem Unterleib. Nannte man es nun „ich habe mir einen Wolf geritten“, oder hatte ich zuviel John Wayne Filme gesehen. Fakt ist, die ersten meiner Schritte glichen wohl eher „Käpten Briese“ auf der Reling, noch sechs Fässern Rum.
„Nichts mehr gewohnt?“, sagte Angelika leicht spöttisch und fügte an.
„Oder soll das ein Tanz werden zum Song- Hier rockt der Bär?“
„Nein!“, entgegnete ich, „Wohl eher zum Seemannslied- Auf des toten Mannes Kiste.“
Aber das Mädel war schon an ihrer Satteltasche und holte zwei Taschenlampen hervor.
„Hier! Für Dich.“, damit warf sie mir Eine zu.

Kurz darauf standen wir in der Halle und strebten den uns bekannten Raum entgegen.
„Vorsicht! Denk an Mina.“
„Jede Sekunde meines Daseins.“, erwiderte ich.
Als wir vor der Tür standen, die ins Innere Billys Heiligtums führte, stoppte Angelika.
Irgendwie konnte ich es mir nicht verkneifen zu lästern.
„Ja, ja Alles in greifbarer Nähe, nur Du hast keinen Schlüssel.“
Doch meine Schadensfreude war etwas verfrüht. Angelika ging in die Hocke und leuchtete den unteren Türspalt ab. Sekunden später fand sie, was sie suchte. Ihre Hand angelte kurz darunter, dann hielt sie mir grinsend den Schlüssel entgegen.
„Wozu schlanke Finger nicht alles da sind.“
„Ach so nennt man die lackierten Ganterdrähte?“
Die Fotografin machte nur „Ha, ha.“, dazu und öffnete die Tür.
Alles war so, wie es mir noch in Erinnerung war. Nichts hatte sich verändert. Auch Billys „Stonhage“ stand, wo es stand. Warum auch nicht, wer sollte hier auch schon eindringen? Zumindest wenn Keiner von den seltenen Schätzen wusste, welche hinter den Spinden lagerten.
„Komm!“, sagte Angelika und wollte sich schon zum Schrankkreis begeben. Da musste ich sie erst mal stoppen.
„He, he, langsam mit die jungen Pferde! Wo ist eigentlich Billy und woher wusstest Du, wo der Schlüssel ist? Du kannst doch hier nicht so einfach…“
Das Mädel drehte sich zu mir um.
„Das Versteck hat mir Billy am Telefon genannt. Ach ja, ich vergaß. Quade liegt seit Vorgestern im Krankenhaus. Irgend ne Herzsache, oder so. Wir sollen hier nur was abholen und dann damit zu ihm kommen.“
„Ins Krankenhaus?“, machte ich meiner Verblüffung Luft.
„Ja.“, entgegnete Angelika knapp. „ Du geh mal zum zweiten Schrank von links. Dort soll ein Hefter mit dem Titel Nimbschen liegen. Ich suche derweil was Anderes.“
Und ohne eine weitere Erläuterung, schoss sie los.
Was blieb mir also? Ich machte mich zum besagten Schrank und suchte.
Dabei versuchte ich mich fieberhaft zu erinnern woher ich den Begriff Nimbschen kannte. Den hatte ich schon mal gehört.
Der Schrank bot den gleichen Anblick, wie einst Jener, den ich bei unserem ersten Besuch öffnete. Dokumente stapelten sich.
Der erste Hefter war es nicht, auch nicht der Zweite und Dritte. Na ich kämpfte mich vor. Derweil hörte ich nur wie Angelika in einem anderen Schrank rumkramte.
Nach gut zwei Dutzend Akten, welche ich schon in der Hand hatte, sprang mir die Aufschrift „Strafsache Kloster Nimbschen“ ins Auge.
Da machte es klick bei mir.
Kloster Nimbschen! Das also war es. Na klar, kannte ich es. Das liegt bei Grimma. Reste der Ruine stehen noch. Auch wenn nur die Außenmauern und ein Brunnen. Bekannt wurde das Kloster weil dort 12 Nonnen entflohen waren. Und Eine davon war Katharina Bora, Luthers spätere Frau. Ich bin dort schon gewesen. Mit dem leichten Anflug eines Lächelns entsann ich mich auch, das ich dort erfuhr, die spontane Liebesheirat zwischen der Bora und Martin, ist vielleicht ne schöne, aber falsche Legende. Im Gegenteil. Wenn man die Sache richtig kennt, kommt Einem Luther wie ein Kuppler vor. Denn er vermittelte die Bora hinter einander an zwei Männer zur Ehe. Erst als das alles schief ging, nahm er sie selbst zur Frau.
Ich wollte schon das Deckblatt aufschlagen, da hörte ich Angelika rufen.
„Und, hast Du es?!“
„Ja! Und Du?“
Aber da stand das Mädel schon neben mir und hielt mir eine Schatulle unter die Nase.
„Dann mal los! Ab ins Krankenhaus.“, flötete sie und begann den Abmarsch.
„Willst Du nicht mal nachschauen? Bist Du Dir sicher, das Du das Richtige hast?“, rief ich noch, doch das Mädchen meinte nur.
„Klar! Billy hat mir Alles genau erklärt.“
Ihr Wort in… Drei Minuten später saß ich wider auf ihrem Höllenstuhl.
Die Fahrt zum Krankenhaus dauert zwar kaum zehn Minuten, doch als Angelika abstieg und mich ansah, fragte sie Unverholen.
„Du bist so blass, ist Dir was?“, dann wies sie auf die eine Satteltasche.
„Siehst aus als wenn Du ein Bier vertragen könntest.“
Ich schielte auch hin. Im Grunde wäre das jetzt das Richtige für meinen Magen. Fast hätte ich das Angebot auch angenommen, doch da fiel mir ihr Fahrstiel ein. Und mir war klar, das öffnen einer Bierflasche kommt ner Sektfete gleich.
Also versenkte ich meinen spontanen Durst erst mal in Genusfeindliche Höhlen und übte mich im Verzicht.

Es war mittlerweile 20 Uhr und im Krankenhaus frönte man Patientenfreundlicher Ruhe. An der Rezeption verwies man uns in die sechste Etage. Oben angekommen und noch völlig orientierungslos, trabte uns eine vollbusige Blondine entgegen. Kraft ihrer Schwesternmontur fragte sie uns wer wir wären und was wir wollen. Kaum hatten wir Rede und Antwort gestanden, verdüsterte sich ihr Blick.
„Wissen Sie eigentlich wie spät es ist?!“, donnerte uns die Medikuswalküre an.
Aber in Angelika fand sie ihren Widerpart. Ich überlies das reden den beiden Frauen und hielt mich im Hintergrund.
Das war auch klug so. Denn in den folgenden fünf Minuten ergoss sich ein kontroverser Wortschwall, dem ich nichts entgegen halten konnte. Bekam nur soviel mit, dass die Blonde die Stadionsschwester hier war. Also der Spieß hier, resümierte ich.
Aber wenn Angelika was beherrscht, dann sind es solche Situationen. Sie kann also doch mehr als knipsen. Fakt ist, kurz darauf, führte uns der nordische Hauptfeldwebel zu einem Einzelzimmer.

Fast hätte ich Billy nicht wider erkannt. Das lag nicht nur am ungewohnten Schlafanzug, den er trug. Das gelbliche Neonlicht und nicht zuletzt sein Zustand, machten seine Haut noch bleicher. Dazu trug er keine Brille. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er wirkte verhärmt und mager. Ja regelrecht zerbrechlich. Ein unbestimmtes Gefühl sagte mir, uns bleibt nicht mehr all zuviel Zeit. Vor allem nicht Billy.
Doch als er uns erkannte, änderte sich das spontan.
Ein Ruck ging durch seinen geschwächten Leib. Die tiefliegenden Augen loderten auf, in einem Feuer, was man nur Freude nennen kann. Ja er versuchte sich sogar etwas aufzurichten, nur um uns seine schmale Hand zur Begrüßung reichen zu können.
Ehe uns die Schwester verlies, nahm sie mich kurz beiseite.
„Versuchen Sie es kurz zu machen. Wir haben zwar getan was wir konnten, doch der Mann ist bei Leibe noch nicht über den Berg.“
Ich sicherte ihr es zu. Und das, nicht nur aus Höfflichkeit. Ich sah es ja selbst.
Derweil hatte Angelika schon Platz genommen neben Billy und hielt seine Hand.
Der Junge war überglücklich über unseren Besuch. Fast jugendlich himmelte er Angelika an. Und er machte keinen Hehl daraus das ihm das Mädel auch als Mann gefiel. Wohl ein Vorrecht in einem bestimmten Alter.
Zumindest wandte er sich strahlend an mich und meinte.
„Junger Mann, wissen Sie eigentlich was für ein Glück Sie haben mit so einer hübschen Kollegin?! Da muss doch der Tag wie im Flug vor rüber gehen!“
Ich sah auf den Alten, dann wider auf Angelika. Sie hielt die gelbliche Hand Billys so zärtlich als wenn es Jene ihres Opas wäre. Seltsam warm auch ihre Augen. Man brauchte nicht viel Fantasie um zu begreifen wie nahe es ihr ging.
Ich unterdrückte ein Schlucken, warf ein beherztes Lächeln auf meine Lippen und sagte.
„Da haben Sie Recht, Billy! Ein Arbeitstag mit ihr, vergeht viel zu schnell.“
Das es sich um meinen Feierabend hier handelt, unterschlug ich. Dennoch registrierte ich einen seltsamen, auch wenn kurzen, Aufblick von Angelika. Eine nähere Definition ihres Lidschlages verbot mir meine Eitelkeit. Oder Dummheit. Kann man nehmen wie man will.
Auch ich rückte einen Stuhl an Billys Bett. Nun lag er zwischen uns.
Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie sacht und zärtlich Angelikas rechter Daumen den Handrücken des alten Mannes streichelte. Ich selbst konnte mich zwar nicht zu einer ähnlichen Handlung überwinden, wäre auch unter Männern unüblich, doch die Wärme zwischen den Beiden, spürte ich sehr wohl. Auch mir war Billy ans Herz gewachsen.
Eine kurze Weile genoss der Mann die seltene Aufmerksamkeit, welche ihm zu teil wurde. Dann raffte er sich zusammen.
„Haben Sie, um was ich bat?“
Angelika nickte und holte das Kästchen hervor. Auch ich zögerte nicht und reichte ihm den Hefter.
Billy sah mich kurz, aber eindringend an.
„Und, schon reingeschaut?“
Auf Angelikas Motorrad? Null Chance. Ich sah das Mädel kurz an und erwiderte.
„Noch keine Zeit gehabt. Wir wollten Sie doch so schnell wie möglich sehen.“
Der Alte nickte und nahm das Kästchen entgegen.
Er seufzte während er den Kasten öffnete.
„Ja, ja so ist die Zeit heute. Alles muss schnell gehen. Lieber Gestern, wie Heute. Wenn ihr jungen Leute so weiter macht, werdet ihr nicht alt.“
Die Schachtel in seiner Hand sprang auf. Er sah kurz rein und ein zufriedenes Lächeln verriet, wir hatten das Richtige gefunden.
Dann sah er zu mir.
„Haben Sie schon von Nimbschen gehört?“
Ich bejahte und erklärte, auf was ich es zurückführte.
Billy lächelte.
„Ja, die Bora. Weiß! Die war auch dort. He…olle Kamelle.“
Mit einem Ruck fuhr sein rechter Zeigefinger auf mich zu.
„Und kennen Sie auch die Story über ihren verlorenen Schuh und die Weinfässer?“
Auch diesmal entgegnete ich ein –Ja-.
Billy schmunzelte.
„Aber die Geschichte die ich Ihnen jetzt erzähle, kennen Sie bestimmt nicht! Sie hat sich etwa 20zig Jahre vor der Flucht der Nonnen zu getragen. Eh, lassen Sie mich nachdenken…, glaube so um 1502, oder 1503. In der Akte muss es stehen! Sehen Sie doch mal bitte nach.“
Ich tat es. Das erste Mal das ich den Hefter aufschlug. Und, leider, musste ich korrigieren.
„Ich lese was vom 31zigsten Oktober 1505.“
Billy schlug sich an die Stirn.
„Mensch, ich werde alt. Ja, Sie haben Recht. Aber sagen Sie das nimmer der Oberschwester hier! Die hält mich ohnehin für verkalkt.“
Ohne zu zögern, sicherte ich ihm meine Verschwiegenheit zu.
Mit Angelikas Hilfe, setzte sich Billy auf. Vor ihm, auf seinen Schoß, dass Kästchen. Genießerisch verschränkte er seine Arme vor der Brust. Und da war es wieder, das schelmische, ja fast kindliche, unbeschwerte Lächeln in seinen Augen. Genau das, machte ihn so liebenswert.
Er brauchte kein Wort sagen. Regelrecht vergnügliche wanderte sein Blick von Angelika zu mir und wieder zurück. Man konnte gar nicht anders, man musste auf das offene Kästchen in seinem Schoß schauen.
Zuerst erkannte ich auch nicht was das dunkle Ding darin bedeutete.
„Was ist den das?!“, rief die Fotografin.
Nun neigte ich mich doch näher. Und ohne es recht selbst wirklich zu wollen, entfleuchte mir.
„Das sieht aus wie eine Spreizbirne.“
Darauf schien Billy regelrecht gewartet haben, denn er lachte belustigt, wie ein Kind das seinen Kameraden etwas zeigt, was sehr selten oder wertvoll ist, auf.
„Richtig, junger Mann!“
Angelika sah mich verduzt an.
„Ne, was?!“
Ich wollte zwar nicht den Oberlehrer raushängen lassen, kam aber um eine Erklärung nicht drum rum.
„Das setzte man den Delinquenten in den Mund, damit sie nicht so schreien.“
Doch da spürte ich Billys Finger an meiner Schulter.
„Nicht so schnell, junger Freund! Sehen Sie doch mal bitte auf die nach außen gebogenen Enden der drei Segmente.“
Und wie um seine Wort zu unterstreichen nahm er die Folterbirne in die Hand und schraubte das Gerät auf, bis zum Maximum.
Dabei traten die zugespitzten Enden der Segmente wie die Krallen eines Greifs hervor.
Billy sah mich an.
„Glauben Sie mir. Wenn der Henker das in Ihrem Rachen tut, dann sind Sie, selbst wenn Sie wollten, zu keinem Geständnis mehr fähig. Die Wunden, welche die Birne schlägt, verstümmelt auf immer Ihren Mund.“
Hm, daran schien kein Zweifel. Hin und wieder hatte ich zwar manchmal das große …, doch soweit reichte es bei weitem nicht. Aber, da fiel mir ein.
„Also, laut Karolina, benutzte man es auch vaginal, oder rektal. Das Letztere vor allen bei Schwulen.“
Kaum ausgesprochen, missbilligte ich selbst meine Letzte Bemerkung über Homosexuelle. Doch gesagt, ist gesagt.
Jedoch Billy störte es keineswegs, im Gegenteil.
„Sie kommen der Sache recht nah. Ja, die Geschichte, die ich Ihnen erzählen möchte, hat was mit einer Gleichgeschlechtlichen Liebe zu tun. Jedoch sind die Protagonisten Frauen, nicht Männer. Haben Sie nun mal schon in die Akte gesehen?“
Nein, hatte ich nicht. Wie ein überführter Schulbub, der seine Hausaufgaben vergessen hat, schlug ich flugs den Hefter auf.
Auf der zweiten Seite begann das Protokoll.
Dort stand.
Gott, Kirche und Bürger der Stadt Grimma, wieder der Pfarrerstochter Maria Schurich, auch genannt Schwester Elia. Sowie der Tochter des Goldschmiedes Eleonore Voigt. Letztere Novizin in zu Nimbschen.
Auf der folgenden Seite stand die Anklage.
Man warf den beiden Frauen eine unnatürliche Liebesbeziehung vor. Auch wenn sich das hier anders las.
Da stand wieder der Natur von Gott und den Menschen.
Billy unterbrach mich.
„Sie sind nun annähernd im Bild?“
Ich nickte.
„Gut, dann legen Sie das Dokument zur Seite! Sind ohnehin nur kühle Daten. Die können Sie ja später verwenden. Viel lieber wäre mir, Sie veröffentlichen den wirklichen Gehalt. So wie zuvor die Sache mit der Müllertochter.“
Ja, ich verstand und sah auf Angelika.
Das Mädel war noch fixer wie ich. Sie hatte bereits das Diktiergerät eingeschaltet.
Ihren Fotoaperrat hatte sie aber nicht ausgepackt. Billys missliche Situation schien ihr wohl zu peinlich.
Dafür mühte sie sich rührend um den kranken Mann. Sie richtete ihm das Kissen im Rücken. So dass Billy uns nicht nur von Angesicht, zu Angesicht ins Auge blicken konnte, sondern auch frei zu sprechen in der Lage war.
Noch einmal räusperte sich der alte Mann, dann begann er.

„Also 1504.“
Kurz stutzte er.
„War da Luther schon in Wittenberg?“
Ich musste resignieren, zuckte mit den Schultern und entgegnete.
„Da war er 21zig. Weiß nicht. Nur soviel das ihn Friedrich der Weise beorderte weil er ne neue Uni gründete.“
„Richtig!“, Billy bohrte wieder seinen Zeigefinger auf mich.
„1485zig ging die zweitälteste Uni des Reiches an seinen Vetter den Herzog. Das konnte ein Kurfürst nicht auf sich beruhen lassen. Also musste ne Neue her. Und da die Kurfürstenwürde untrennbar mit Wittenberg verbunden war, sollte sie halt dort entstehen. Auch wenn Wittenberg nur ein Nest von nicht mal Fünftausend Einwohnern war. Wussten Sie das?“
Bescheiden nickte ich. Die Leipziger Teilung zwischen Ernestiner und Albertiner war regionales Grundwissen. Sollte man meinen. Auch war bekannt das Friedrich aus diesem Grund intellektuelle Persönlichkeiten deshalb nach Wittenberg zog. Luther war nur Einer.
Doch Billy fuhr fort.
„Es bedurfte nicht nur neuer Professoren! Die bis dahin unbedeutende Stadt hatte gerade mal das niedere Strafrecht. Um größere Kapitalverbrechen zu ahnden, musste sie nach Eilenburg, oder gar Wurzen, oder Düben schicken. Das änderte sich mit dem Edikt von 1501. Da machte Friedrich Wittenberg zur Metropole. Das später mal ein Luther…, das ahnte wohl Keiner, damals.“
Die bis dahin staunend dasitzende Angelika fand ihre Sprache wieder.
„Was hat das Alles mit den beiden Lesberinnen zu tun?“
Billy grinste mich an.
„Wissen Sie was ich an dem Mädel so süß finde?“
Ich ging drauf ein.
„Ihre roten Locken?“
„Nein!“, kam prompt „Ihr offenes Wesen! Sie ist so natürlich direkt. Sie hat so was von einem gewissen Maß an Esprit. Sie wissen bestimmt was ich meine.“
Nur zum Teil, wenn ich ehrlich bin. Zumindest dachte ich an ihre Fahrkünste.
Angelika fand es irgendwie gar nicht lustig, dass wir uns so über sie hinweg setzten.
Sie wollte schon ihre Eindrücke in Begriffe stanzen, doch ich kam ihr zuvor.
„Könnten wir zur Sache zurückkehren?“
„Natürlich ! Aber ich mag das Mädel.“, mit diesen Worten umfaste Billy Angelikas Hand noch inniger.
„Also mit dem einbringen des Hochgerichtes in Wittenberg brauchte man auch einen städtischen Scharfrichter. Da man sich vom nahen Düben und Eilenburg nicht abhängig machen wollte, entschloss man sich einen Eigenen ein zustellen. Und so kam es, das einer meiner Ahnen, sein Name war Sebastian Quade, jenes Amt erhielt. Er soll es sehr gewissenhaft ausgeführt haben. Allerdings, wie schon gesagt, Wittenberg war zwar fast so was wie ne Residenz, deshalb jedoch nicht größer. Auf gut deutsch, es ernährte einen Nachrichter samt Familie, eher schlecht, wie Recht. Und so war mein Ahne gezwungen auch Aufträge aus der näheren und ferneren Umgebung an zunehmen. Sehen Sie, zu diesem Zeitpunkt war das Strafrecht de Fakto auf den Hund gekommen. Mittelalterlich, ja zum Teil noch heidnische Riten bestimmten es. Es bedurfte einer Erneuerung, welche einige Jahre später dann ja auch kam. Aber zu jenem Zeitpunkt war es eben noch nicht soweit. Nun meinem Ahnen stand es weder an, noch zu, daran etwas zu ändern. Er hatte sich nur den regionalen Gesetzen zu fügen. Und das, war nicht immer einfach. So konnte man in dem einen Ort für ein gleiches Vergehen so bestraft werden, wenige Meilen weiter, in einem anderen Ort, ganz anders. Kam ganz drauf an. Hinzu kommt noch die Sonderstellung des kanonischen Rechtes. Das hielt jeder Orden so wie er es wollte. Im Grunde leitete ein Kloster die Disziplinierung seiner Mitglieder selber. Aber wenn es zu größeren Sachen, sprich Kapitalverbrechen, kam, da holte man sich doch einen richtigen Henker. Das lag auch zum Teil daran das sich das Kurfürstentum Sachsen gegen die Inquisition sperrte. Also kam es vor das gewisse kirchliche Institutionen weltliche Scharfrichter heran zogen. Genau so geschah es eben auch in unserem Fall. Im Herbst des Jahres 1504 wurde Sebastian Quade nach Nimbschen, bei Grimma, gerufen.“

Billy tippte mich an.
„Der Grund ist Ihnen ja nun bekannt. Doch nicht die Hintergründe. Das Frauenkloster zu Nimbschen war hauptsächlich Töchtern des mittleren Bürgertums vorbehalten. Und eben nicht Adligen. Es soll dort ein sehr strenges Regiment geherrscht haben. Zu allen gängigen Bußtagen, also montags, mittwochs und freitags, sparte man nicht mit der kleinen und großen Disziplin.“

Angelika sah auf.
„Große und kleine Disziplin?“
Fix erklärte ich.
„Übliche Geißelungen in Klöstern. Die kleine Disziplin besteht aus zwölf Schlägen mit der Peitsche, die Große aus mindestens 36zuig, bis gar Fünfzig.“

Aber Billy fuhr fort.
„Ja, wie gesagt, damit sparten die eifrigen Schwestern nicht. Was nicht gerade wohltuend für ihren Ruf war. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte wohl kaum ein Kloster einen guten Stand bei den in der nähe lebenden Bürgern. Ebenfalls ein Grund dass man meinen Ahnen aus Wittenberg rief, statt den Nachrichter aus Grimma. Aber nun zum Fall selbst. Im Kloster lebten etwa fünfzig bis sechzig Schwestern. Gleichgeschlechtliche Umtriebe waren nicht selten. Natürlich geheim. Sie wurden auch still schweigend geduldet. Natürlich nur, wenn es keine Folgen hatte. Sie hatten vorhin den Namen der Maria Schurich gelesen. Im Kloster war ihr Name Elia. Sie war bereits mit 12 Jahren in den Orden gekommen. Im Jahre 1504 zählte sie 23zig Jahre und begleitete das Amt der Brunnenmeisterin. Also, sie war in der klösterlichen Hierarchie, schon etwas gestiegen. Zu ihrem Amt zählte auch die geistliche Begleitung der Töchter der Stadt Grimma. Das ist so was Ähnliches wie die Beichte. Dieser Posten hatte Vor- wie auch Nachteile. Einerseits hielt man engen Kontakt zur Außenwelt, andererseits, wurde Elia so immer wieder mit den Freiheiten der Anderen konfrontiert und erkannte täglich aufs Neue, ihr Weggeschlossensein. Wie sagte man damals so schön? Sie wurde versucht. Ja, und eines Tages, konnte sie dieser Versuchung nicht mehr wieder stehen. Und diese Versuchung kam über sie in Gestalt der erst 16jährigen, wunderschönen Tochter des Goldschmiedes Voigt. Ihr Name Eleonore. Ihr Vater war einer der reichsten Bürger Grimmas. Das junge Mädchen kam fast täglich zum Kloster. Irgendwie müssen die beiden Frauen gefallen an einander gefunden haben. Aber genaue Beweise existierten nie. Im Grunde war das auch nichts Besonderes, wäre da nicht der Entschluss Eleonores gewesen dem Kloster bei zutreten. Ich sagte ja bereits, zu diesem Zeitpunkt hatte der Klerus einen sehr schlechten Ruf. Nicht umsonst kaum es wenige Jahre später zur Reformation. Nonnen, wie Mönchen sagte man viel nach. Nur nicht viel Gutes. Bürger und Bauer sahen in ihnen nur Parasiten. Ein Grund auch, warum die Klöster sehr gern ihre Probleme deckelten. So hörte ich, dass man zu Leipzig einst eine Nonne, welche zum Tode verurteilt war, nur in einer Nacht- und Nebelaktion hinrichten konnte. So das die Bürger keinen Wind davon bekommen sollten.“

Hier konnte ich mich nicht zurück halten und warf ein.
„Kenne ich. Das ist die Sage von der heiligen Brücke. Soll aber schief gegangen sein. Die Menschen bekamen es dennoch mit. Ist aber nur eine Sage. Was stimmt, weiß Keiner.“

Billy nickte.
„Was ich damit sagen will ist, solange es in den Mauern eines Klosters verbleibt, war viel möglich. Aber wehe es dringt nach außen, oder kollidierte gar mit den Interessen der Bürger. Und Eleonores Klostereintritt war so ein Fall. Längst war es keine Ehre mehr um was man sich drängelte. Im Gegenteil. Es gärte aller Orts. Aus jener Zeit stammen Schmähschriften und Bilder wieder dem Klerus. Soviel gab es erst in den Befreiungskriegen wieder. Und vor allem tobte Eleonores Vater. Seine Familienplanung sah alles Andere, als eine Nonne vor. Schon nach kurzer Zeit hatte er die gesamte Bürgerschaft Grimmas hinter sich. Es hagelte Klagen. Als man jedoch den Beweis schuldig blieb, dass Eleonore gezwungener Massen ins Kloster gegangen war, sannen die Bürger auf Anderes. Es bedurfte dazu nicht viel. Schnell machte das Gerücht die Runde, dass man im Kloster der wiedernatürlichen Liebe frönt. Man darf die Macht des Buschfunks, zu solchen Zeiten, nie unterschätzen. Und das gängige Druckmittel was folgte, blieb nicht ohne Wirkung. Zu erst spürten es die städtischen Kirchen. Die Bürger beschränkten sich auf den gesetzlichen Zehnt. Die Klingelbeutel und Urnen blieben leer. So nahm es nicht Wunder, das es bald Anfragen selbst von den Kirchen beim Kloster gab. Man drängte darauf die Sache zu bereinigen. Auch verweigerten drei nahe Dörfer den Frondienst am Kloster. Langsam, aber sicher, zeigte der Druck Wirkung. Als sich selbst der Bischof einschaltete, war der Siedepunkt erreicht. Das Kloster reagierte. Da der eigene Ruf, der Unkeuschheit angegriffen war, tat man aber genau das Falsche. Man wollte aggressiv die Flucht nach vorn anstreben und die Lästerer in die Schranken verweisen. Doch dazu war es zu spät. Zu lange hatte man geschwiegen. Nach langen und zähen Hin und Her, entschloss sich die Klosterleitung die Schuld auf die beiden Frauen ab zuwälzen. Sie sollten herhalten um den ohnehin fragwürdigen Ruf des Klosters zu schützen.
Doch weder Elia, noch Eleonore, welche nun Novizin war, wollten sich als Sündenböcke missbrauchen lassen. Die Sache spitzte sich zu. Zuerst versuchte die Äbtissin die Angelegenheit intern zu regeln. Sprich, die jungen Frauen wurden in den Klostermauern grausamer Peitschungen unterzogen. Aber das brachte nicht den gewünschten Erfolg. Ob es Ratlosigkeit war, oder der perfide Gedanke sich zumindest ein wenig am Goldschmied zu rächen, kann man Heute nicht mehr nachvollziehen.
Fakt ist, und bleibt, man wandte sich an die weltliche Gerichtsbarkeit. Und nur aus diesem Grund, erhielt mein Ahne zutritt in Nimbschen. Er traf dort am 04. Oktober 1504 ein. Laut einem internen Bericht von ihm, verweigerte er ganze sieben Tage die Anwendung der scharfen Frage. Der Grund war, die beiden jungen Frauen waren in einem erbärmlichen Zustand. Er sprach davon dass ihre Leiber nicht nur von unzähligen Peitschenhieben verwüstet waren, nein die aufgeplatzte Haut schwärmte nur von Eiter und anderen Unreinheiten. Man hatte die Mädchen täglich zweimal gegeißelt. Zwischen den Auspeitschungen hatte man sie in Kerker ähnliche Unterkünfte gebracht. Dort in einem unwürdigen Zustand angekettet. Man soll sie in eine Art Wanne, ähnlich dem Wassertrog für Pferde, gestellt haben. So hätten die Ärmsten bis zu den Knöcheln im eigenen Unrat gestanden. Selbst die Leiber der Verstorbenen der Pest sollen nur halb so gestunken haben, wie die beiden bemitleidenswerten Wesen. Auf Grund seines Protestes sah sich die Oberin gezwungen den beiden Delinquenten mehr Fürsorge zu kommen zu lassen. Sie wurden nicht mehr krumm geschlossen, wurden gewaschen und besser verpflegt. Nach etwa einer Woche waren sie in einem Zustand, welcher die Anwendung der Folter erlaubte. Derweil hatte mein Ahne auch Gelegenheit eine genehme Werkstatt ein zurichten. Am 11. Oktober kam es zur ersten peinlichen Sitzung. Anwesend war neben der Äbtissin, noch ein souveräner Vertreter des Bischofsstuhls. Zuerst zeigte mein Ahne den Frauen nur die Instrumente und erklärte ihre Anwendung. Dann blößte er ihre sündigen Leiber. Mal abgesehen von den vernarbten Striemen, sollen sie bei kräftiger und bester Gesundheit gewesen sein. Zuerst musste die Nonne Elia in den Flaschenzug. Sie soll es standhaft hingenommen haben als sie Sebastian vier Mal bis zur Gewölbedecke aufzog. Selbst im Protokoll ist verzeichnet- sie hat nicht eine Zehre fallen lassen. Dann musste sie rückwärts rauf. Mit nach hinten gebogen Armen. Schon beim ersten Aufzug soll sie mächtig gegreint haben. Doch nichts zugegeben. Da hat mein Ahne sie schwippen lassen. Also im freien Fall nach unten sausen lassen. Kurz vor dem Boden hat er ihren Fall gebremst, indem er in die Winde griff. Das Ganze drei Mal. Sie soll heftig gewettert und geschrieen haben. In ihrer Not gar nach dem Henker getreten haben. Da hat man ihr Steine niederwärts gebunden. So sie belassen und man hat sich der Jüngeren angenommen. Eleonore musste auf die Leiter steigen. Dort hat man sie erst gelinde gereckt. Später ist eine Sprosse der Leiter mit einem gespickten Hasen ausgetauscht worden. So hat man sie viermal darüber gezogen.“

Billy wollte weiter sprechen, doch da platzte die Stadionsschwester herein. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr.
„Herr Quade, Sie wissen es ist höchste Zeit.“
Billy wollte einlenken und noch ein halbes Stündlein heraus schlagen.
Doch die wehrhafte Blondine ließ nicht mit sich handeln.
„Tut mir leid. Aber bitte verabschieden Sie sich jetzt. Herr Quade bekommt noch seine Spritze. Sie können ja Morgen wieder kommen.“
Da war nichts zu machen. Wir sagten Billy ade und versprachen ihn morgen zu besuchen.

Kurz darauf saß ich schon auf Angelikas Feuerstuhl. Die Rückfahrt war um keinen Deut besser, wie die Hinfahrt.
Allerdings machte das Mädel einen kleinen Abstecher. Als sie bremste sah ich sie fragend an. Wir standen vor einem kleinen Pub. Bis zu meiner Wohnung war es etwa noch 5 Minuten Fußmarsch und auch zur Behausung der Fotografin konnte es nicht viel weiter sein.
Sie nahm den Helm ab und drehte sich zu mir herum.
„Lust auf ein Bier? Ich gebe einen aus.“
Na, ehe ich mich schlagen lasse, warum nicht. Kurz schielte ich noch zu der einen Satteltasche, aber das konnte warten.
Der Pub war wie viele Anderen auch. Dunkel, etwas verraucht, nicht gar zu viel besucht, aber gemütlich.
Wir fanden uns in einer schummrigen Ecke wieder, welche etwas abseits lag.
Das erste Bier lief wie Öl. Ich muss gestehen die Krankenhausluft, ist nichts für mich. Angelika sah es wohl ähnlich. Auch sie stürzte den halben Liter fast auf ex.
Dann lehnte sie sich zurück und sah mich eindringlich an.
„Was meinste? Wie wird man die Fortsetzung annehmen?“
Gute Frage. Vorher weiß man es nie. Ich zuckte mit den Schultern.
„Werden wir sehen. Noch ist Billy ja noch nicht fertig. Aber Lesbenspiele im Kloster…“, ich schmunzelte. “Kommen immer gut an.“
„Na bewiesen ist es ja nicht!“, warf Angelika ein.
„Du meinst dass sie Lesben waren? Schätze allerdings Billys Ahne kitzelt es aus ihnen raus.“
Dabei übersah ich Angelikas suspekten Blick.
„Bist Du eigentlich immer so zynisch?“
Etwas verdattert sah ich zurück. Aber sie hatte ja Recht. Also kratzte ich mich erst mal unbeholfen an der Schläfe.
„Tschuldige. War nicht so gemeint. Aber sieh mal, die Sachen sind alle lange her. Und wenn ich mich zu nah damit beschäftige…, ich meine, es zu emotional an mich ran kommen lasse, dann…, ja dann bekommt man vielleicht noch Albträume davon. Oder so was.“
Flugs bestellte ich noch zwei Bier, auch um die Peinlichkeit etwas ab zuschwächen.
Dabei jedoch, entging mir wieder ein Stimmungswandel, im Gesicht der Fotografin. Erst Minuten später, das Bier war mittlerweile angekommen, sollte mich ein seltsamer Tonfall, in ihrer Stimme, stutzig machen.
Dabei waren es nur wenige Worte.
„Wieso, träumst Du nicht davon?“
Ich schaute auf, übers Bierglas zu ihr hin. Wie sollte ich das verstehen? Es war weniger die Frage, mehr ihr Tonfall. Vor allem der Kotrast zu der Sache, als sie mich Zyniker nannte.
Es war leiser, wärmer, nun es sinnlich zu nennen, lies ich mich nicht hinreisen. Aber ihre Gesichtszüge wirkten entspannter. Ihren Blick hielt sie bedeckt. Sie hatte ihn ins Bier gesenkt. Und leicht nervös klopfte ihr rechter Zeigefinger gegen das Glas.
Ich druckste erst etwas rum, entschloss mich dann jedoch zum direkten Vorgehen.
„Du meinst von Billys Geschichten?“
„Hm!“, dabei blickte sie immer noch ins Glas, als wenn das Gelb darin das wichtigste der Welt wäre.
„Träumst Du etwa davon?“
Nun sah sie doch auf. In ihren Augen lag ein seltsamer Schimmer.
„Ja.“, kam fast gehaucht.
„Albträume?“, ich konnte es nicht fassen. Aber Frauen reagieren nun mal etwas anders.
Eine Weile schwieg sie. Dann umfaste sie Ihr Bierglas mit beiden Händen, ganz so, als könnte es ihr halt, oder Schutz geben.
„Jein. Albträume kann man es nicht richtig nennen. Wie soll ich mich ausdrücken? Es sind halt Träume.“
Nun druckste sie. Sie rang nach Worten. Ich ließ ihr die Zeit.
„Sieh mal, als wir nach dem ersten Treffen mit Billy fertig waren, begann es. Gleich in der ersten Nacht. Da sah ich die Folterung dieses Mädchens fast plastisch vor mir. Später, so drei, oder vier Tage, da kam der Traum wieder. Nur…, diesmal sah ich mich auf der Folter. Ich war es, die den Bock ritt. Ich war es, die im Flaschenzug hing. Verstehst Du?“
Nee, so richtig nicht. Aber ich tat so als wenn ich Dunst hätte. Wieder mal ein Fehler, denn ich interpretierte völlig falsch.
„Du meinst, Du hast nun Angst, dass Du diese Nacht wieder anfängst, davon zu träumen. Wegen seiner neuen Story!“
Doch sie schüttelte den Kopf.
„So meine ich das nicht. Es sind keine unangenehmen Träume. Verstehst Du?“
Nun verstand ich gar nichts mehr. Und so muss ich wohl auch aus meiner Wäsche geäugt haben.
Jedenfalls machte Angelika resigniert mit der flachen Hand einen Strich, über dem Bierglas.
„OK, vergieß es. Schon gut, ist nicht so wichtig. Wie sieht es aus, zahlen wir?“

Wenige Augenblicke später war ich zu Fuß auf dem Heimweg. Die Fotografin auch. Ihre Fahrerlaubnis war ihr wichtiger, als ein paar Meter bequemeres fahren. Wir trennten uns, vor ihrer Maschine. Denn auf mein Abendbrot wollte ich nicht verzichten. Den Beutel in der Hand, schlenderte ich Richtung Heimat. Aber in meinem Kopf hatten sich ihre Worte festgesetzt.
Es beschäftigte mich dermaßen, dass ich zu Hause, weder TV noch PC anschaltete.
Aber erst nach dem zweiten Bier, blitzte mir da ein seltsam, verwegener Gedanke.
Nach dem vierten Bier musste ich diesen Einfall belächeln. Nun aber Schluss, dachte ich. Knipste das Licht aus und ging zu Bett.

Pünktlich um 10 Uhr trafen wir uns wieder im Krankenhaus. Weder ich, noch Angelika, berührten den gestrigen Abend mit nur einer Silbe.
Die blonde Stadionsschwester musste wohl gerade Dienstfrei haben. Wie dem auch sei, uns begrüßte ne hübsche, kleine, stupsnasige Brünette. Sie schien bedeutend umgänglicher wie die Blonde.
Es gab jedenfalls keine Probleme um zu Billy vor zudringen und man ließ uns unsere Ruhe.
Und der Junge strahlte wie ein Prinz als er uns sah. Es ging ihn wohl auch bedeutend besser. Selbst seine Haut sah gesünder aus. Konnte natürlich Gestern auch am Licht gelegen haben.
Nach der Begrüßung, und ein paar derbdeftigen Scherzen über weibliches Krankenhauspersonal, kam Billy wieder zur Sache.
Noch während ich das Diktiergerät aufstellte, fragte er.
„Wir waren Gestern bei Eleonore, die man über den gespickten Hasen zog, richtig?“
Angelika lachte auf.
„Nun sag nur Einer, ältere Männer verkalken im Hospiz!“
Billy ulkte zurück.
„Das ist das Langzeitgedächtnis, junge Frau. Das haut bei alten Knaben immer hin. Fragen Sie mich aber nicht, was es gestern zum Abendbrot gab.“
Bei dem Begriff Abendbrot musste ich doch kurz zu Angelika sehen. Ihr ging es genauso. Aber sie überspielte es fix und setzte sich neben Billy.
„Nun, Alles bereit. Wenn Sie wollen, wir können.“
Billy richtete sich auf. Heute, ohne jede fremde Hilfe.
„An mir, soll es nicht liegen. Also…“
Auch ich hatte Platz genommen, da begann er.

„… dass Eleonore erst 16 Jahre alt war, erwähnte ich, oder?“
Fast im Duett nickte Angelika und meine Wenigkeit.
„Ja, ja, man hat ihr da übel zugesetzt. Aber es brachte nicht viel. Vor allem die Äbtissin wollte schnellstmöglich eine Bereinigung der Sache. Also wurden die Torturen verschärft. Mein Ahne,…“
Billy sah auf.
„Er nannte sich Sebastian.“
Auch hier nickte ich wissend.
Seufzend lehnte sich Quade zurück.
„Konnte ja sein, ich hätte es vergessen zu erwähnen. Also mein Ahne hat ihr darauf Schwefelfedern unter die Achseln gelegt und diese auch entzündet. Sie wissen was das ist? Ne teuflische Sache, eklig. Dann hat er ihr die Federn auch zwischen ihre Zehen gesteckt. Als damit auch nicht viel mehr raus kam, bekam das dumme, junge Ding den Schwefel auf Lenden, Brüste und Bauch. Es muss die Hölle für sie gewesen sein. Doch sie gab nicht auf, oh nein. Da hat ihr der Sebastian Kerzen auf die bloße Haut gehalten. Sie hat gar mächtig geschrieen. Als die Flammen ihr die Scham am Venushügel züngelten.“

Unwillkürlich schielte ich versteckt nach Angelika. Es war eine verborgene Ahnung, aber nicht zu Unrecht. Denn die Fotografin saß verkrampft auf ihrem Stuhl. Wie festgefroren hingen ihre Augen an Billys Lippen. Und wieder verbis sie sich in ihre Eigene. Ich hatte das schon mal gesehen. Ja, dass war beim ersten Besuch. Damals in der JVA. Nur habe ich es da, ganz anders interpretiert. Heute sah ich es mit einem neuen Blick. Mir fiel auch auf, dass Angelika die Beine über einander geschlagen hatte. Das sollte wohl mehr verdecken, tat aber das Gegenteil. Das Muskelspiel ihrer Anspannung, unter ihrer Montur, war deutlich.
Oder, redete ich mir das nur ein?
Aber Billy fuhr fort.

„Als Sebastian selbst ihre Schamlippen sengte, da verlor das Kind das Bewusstsein. Aber das war nicht von Bedeutung. Man ließ sie sogar schlafen. Dafür musste nun Elia auf die Streckbank. Sie wurde mehrfach bis zum Limit aus gespannt. Auch ihr wurden sämtliche Haare gesengt. Sie fiel nicht in Ohnmacht. Dafür legte man ihr die Schrauben. Erst auf die Daumen, dann die Zehen. Zu guter Letzt gar auf die Brustwarzen.
Es soll jedoch wenig gefruchtet haben. Obwohl, Elia begann zu schwatzen. Nur eben Sachen, die keiner hat recht hören wollen. So soll sie von Unzucht im Kloster gesprochen haben. Aber nicht von der Eigenen, sonder von anderen Schwester. Als sie gar die Äbtissin mit einbezog, da wurde es der Oberin zu viel. Das was ich Ihnen jetzt sage, steht in keinem Protokoll. Die Äbtissin soll aufgesprungen sein, nach vorn zu meinem Ahnen gekommen sein. Hat die, noch nicht verwendeten Gerten, welche neben der Reckebank in einem Eimer mit Essig standen, genommen. Und hat selbst wie eine Furie auf die Gestreckte eingeschlagen.
Mein armer Ahne soll gar nicht gewusst haben wie ihm geschieht. Er soll regelrecht tatenlos daneben gestanden haben, als die wütende Oberin die hilflose Nackte aufs Erbärmlichste zergeißelte.
Erst der Abgesandte des Bischofs soll eingeschritten sein. Als es dann doch zu wild wurde.
Man brachte die Äbtissin zur Raison. Aber das half den beiden jungen Frauen wenig.
Zwar wurde vorläufig die Tortur ausgesetzt, aber zwei Tage später, viel härter weiter geführt.“

Billy bat um was zu trinken.
Angelika reichte ihm ein Glas.
Insgeheim faste ich den Entschluss das Mädel im Anschluss was zu fragen. Wie ich es formuliere, wusste ich selbst noch nicht. Irgendwas würde mir schon einfallen. Glaubte ich zumindest. Was ich wollte, wusste ich ja. Aber wie sagen? Ohne zu nahe zu treten, ohne zu verletzen. Außerdem schien sich meine Ahnung zu verdichten. Angelikas Gesichtsfarbe hatte an Intensität zugenommen. Oder wieder ein Trugschluss? Bleib kühl Junge! Selbst gebraute Ahnungen können in die Irre führen. Objektivität! Aber selbst wenn ich Recht behielte, wer sagt mir, verdammt noch mal, das sie sich ausgerechnet mir offenbaren soll. Der gestrige Abend? Ein dünnes Argument. Vor allem, da ich mich so blöd anstellte. Würde ich es, an ihrer Stelle tun? Meine Sicherheit schwand.
Billy räusperte sich.

„Ja, die Mädels mussten noch durch manch harten Gang. Aber das sehen Sie auch in den Protokollen. Entscheidend, im Endeffekt, war dann das, was Sie im Kästchen gesehen haben.“

„Die Folterbirne?“, wagte ich einen Einwurf.
„Genau!“, Billy nickte.
„Nach mehreren Graden der Tortur führte man sie Elia ein. Zuerst blieb sie ruhig. Lag auch an der Kunst meines Ahnen. Er hat sie nicht nur mit Öl geschmeidig gemacht, er hat auch zuvor am Geschlecht der Delinquentin gespielt. Aber das, bleibt unter uns! Erst als er die Birne langsam in ihrer Scham aufdrehte, änderte sich das. Die Frau spürte nicht nur das extreme Volumen. Sie dürfen die Spitzen nicht vergessen. Wenn die sich im Uterus verhaken! Das ist genauso als wenn man Ihnen…“

Billy musste husten. Angelika schlug ihm gekonnt den Rücken. Ich sprang ebenfalls auf. Füllte sein Wasserglas nach und reichte es ihm.
Langsam erholte sich der Alte.
Erschöpft fuhr er fort.
„Ja, und das machte man dann mit beiden Frauen.“
Irgendwie war ich dem Hustenanfall jetzt dankbar. Verschonte er mich doch mit der Fantasie, wie wäre es…, bei mir. Aber laut sagte ich.
„Wenn sie wollen, können wir auch Morgen weiter machen.“
Billy winkte ab.

„Schon gut, bin gleich fertig. Also, als man beide Frauen da unten so grausam schraubte, gestanden sie doch. Sie gaben Sachen zu, da soll selbst der bischöfliche Gesandte rot geworden zu sein. Ihre Urgicht ist ja verzeichnet. Aber was nicht verzeichnet ist, das ist das. Mein Ahne hat beim dritten Gang, also beim dritten Schrauben der Elia einen seltsamen Ausfluss festgestellt. Später hat ihm eine Hebamme erklärt das es sich um einen Abort handelte.“
Fragend sah ich mich mit Angelika an.
„Aber das heißt doch…“
„Genau!“, nahm mir Billy das Wort.
„Elia war schwanger. Ob sie obendrein noch was mit Eleonore hatte, das weiß Keiner. Geholfen hat diese Erkenntnis jedoch Keinem. Nur vier Tage später mussten die beiden Frauen aufs Schafott. So, nun kennen Sie die Geschichte der Birne.“

Wir hatten uns schon verabschiedet, ich packte noch etwas benommen das Diktiergerät ein. Da kam mir mein Vorhaben in den Sinn. Doch Angelika war schneller. Sie hatte das Zimmer fast fluchtartig verlassen. Schnell eilte ich nach.
Im Flur, das Mädel hatte bereits ihren Helm auf gesetzt, holte ich sie kurz ein.

„Angie! Ich hätte..., ich wollte…“
Regelrecht hektisch wirbelte sie herum.
„Was?“
Durch das offene Visier konnte man ihre fiebrig glänzenden Augen erkennen. Ihre Wangen glühten und schienen feucht.
Ich schluckte.
„Ich wollte Dich eigentlich noch sprechen. Was fragen.“
Sie sah auf ihren linken Unterarm.
„Nicht jetzt! Nicht Heute! Ich habe noch was vor. Entschuldige, aber ein anderes Mal.“
Und schon machte sie auf dem Absatz kehrt. Nach drei Schritten folgte dann noch ein letzter Gruß.
„Man sieht sich! Servus!“
Leise flüsterte ich tschüss.
Etwas bedeppert stand ich schon im Flur. Doch mit zunehmenden Abstand, kam mir in den Sinn= sie hat auf ihren linken Unterarm geschaut. Ihre Uhr lag unter ihrer Kluft. War das jetzt Show? Oder ein Versehen?
















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