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balzer
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Leipzig




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  Das Franzosengrab Datum:07.07.07 18:56 IP: gespeichert Moderator melden


Das Franzosengrab, oder wie wird man Romantiker

Juni 1828, in den nahen Auen von Leipzig

Ein junger Mann schritt in Gedanken und Wehmut versunken durch den schwer duftenden Auewald unweit der Coburgerstrasse. Jener alten Handelsverbindung welche die Messestadt mit dem Fürstentum Sachsen-Coburg verbindet.
Er war knappe 18. Jahre alt. Und er war erst seit Ende März in dieser Stadt. Geboren war er in Zwickau und das er jetzt hier als Jurastudent daher schritt, war auch nicht sein eigener Wille. Er tat es dem Vormund und der geliebten Mutter zu gefallen.
Irgendwie beeindruckte ihn zwar die Metropole, andererseits suchte er, so oft er konnte, den samten Schatten der Bäume und die Ruhe des Waldes.
Wäre er nicht ein genauso guter Mann im Wirtshaus gewesen, manch befreundeter Kommilitone, hätte ihn wohl als sentimentaler Träumer betrachtet. Doch Robert, so sein Name, brauchte die Differenz zwischen Trubel und bescheidener, ja auch verträumter Ruhe.
Hinzu kam, endlich war der Sommer erwacht! Die Wärme der Sonne ergötzte selbst die geschundenste Seele. In solch Augenblicke spürte Robert überdeutlich, er war zu Anderem berufen! Nein nicht zum verstaubten Advokaten. Es gab mehr in dieser Welt. Viel mehr. Schon als Jugendlicher hatte er ein Schulorchester gegründet. Er war regelrecht wild auf Schiller und seine Werke. Doch nun, hier in der Fremde?!

Robert sah empor, durchs dichte Blätterdach der Bäume. Die frische Sonne sandte Kringel. Da verspürte er ein dringendes Bedürfnis. Ohne großes Federlesen, schlug er sich in die Büsche.
Doch kaum durfte er sich mit Erleichterung entleeren, da hörte er hinter sich Geräusche. Verstollen sah er über seine Schulter.
Eine Kutsche ratterte den entlegenen Weg entlang.
Eine Kutsche hier? Auf einen Waldweg?
Als Robert seine Notwendigkeit befriedigt hatte, trat er wieder aus dem Gebüsch, hinaus auf den Weg.
Nach einhundert Schritten, er hatte die Kutsche fast vergessen, sah er sie erneut. Diesmal stand sie.
Robert ging näher.
Er erkannte zur Linken des Weges einen Hügel, etwa gut fünf Fuß hoch. Das seltsame an ihm war, er war über und über mit Blumen besät. Und als Krone trug er ein schlichtes Holzkreuz.
Robert war auf dreißig Schritt ran, da verharrte er. Längst hatte er zwar die kniende, schwarz gekleidete Gestalt vor dem Hügel gesehen. Doch jetzt erst, erkannte er dass es sich um eine Frau handelte.
Sie schien in regelrechter Andacht vor der kleinen Erhöhung zu verweilen.
Wie angewurzelt blieb der Junge Mann stehen und sah dem Geschähen zu. Die Glieder und der Leib der Frau wirkten sehr schmal, von hinten. Mehr konnte er kaum erkennen. Ihr Haupt wurde durch einen Trauerflur umhüllt.
Schwarz auch der Rest ihres Gewandes.
Irgendetwas Heiliges ging von ihr, aber auch von der Situation aus. Zumindest auf Roberts Seele. Er spürte, ohne zu wissen. So verharrte er, wie auch die Fremde einige Minuten. Dann erhob sich die Frau. Langsam, ohne jede Eile ging sie zurück zu ihrer Kutsche. Kurz bevor sie den Fond bestieg, sah sie in Roberts Richtung.
Waren es Sekunden, oder Stunden? Egal, der junge Mann würde nie dies Antlitz vergessen.
Schmal und blas. Dennoch von aristokratischer Schönheit. Augen so hell wie der seichte Bach. Das Harr flachsblond.

Die Kutsche entschwand, doch Robert stand noch immer. Als er aus seiner Starre erwachte, ging er ganz langsam zum Hügel.
Das Kreuz, die Blumen, dazu ein frischer Kranz. All das, zeugte von einem Grab. Doch nirgends ein Name, oder ein Datum.
Was, oder wer ruht hier? Wer war die schöne Fremde? Und was hatte sie mit diesem Hügel gemein?
Was war hier geschähen? Das irgendetwas hier passiert sein musste, lag für den jungen Zwickauer ohne Frage klar. Nur was? Bestimmt eine Stunde verweilte er so. Das Antlitz der Fremden und ihre Schönheit frästen sich in seine Erinnerung. Robert liebte das Geheimnisvolle, das Unergründliche, schon seit Kindesbeinen. Doch noch nie so dringlich wie Heute.

Da Knackte es, unerwartet, im Unterholz. Robert sah auf.
Eine Gestalt schob sich langsam aus dem Dunkel des Waldes auf den Weg. Es war ein alter Mann.
„Was tut Ihr da?!“
Robert reagierte wie ein ertappter Schuljunge.
„Ich, ich habe nur…“
Doch der fremde Alte fiel ihm ins Wort. Dabei nahm er ihn ins Auge, als wenn er den Grund seiner Seele ergründen könnte.
„Ihr habt der Gräfin aufgelauert?! Stimmt es?!“
„Gräfin? Ich weiß weder ihren Namen, noch das sie…! Ich weiß nur Eins! Ihr Antlitz ist von bezaubernder Schönheit. Ich sah sie Heute zum ersten Mal. Doch ich glaube, ich kann sie nie vergessen.“
Der Alte nahm Robert noch näher ins Auge. Prüfend forschte er in seinem Antlitz. Dann hellte sich sein Gesicht etwas auf.
„Ihr seit fremd, oder neu hier?!“
Robert nickte und erklärte woher er kam.
„Ich habe mich erst am 29zigsten März in der Universität eingetragen. Ich dachte wahrlich nichts Böses, als ich hier entlang schritt! Ich suchte die traute Umgebung, so wie da heim in Zwickau.“
Eine Weile sah ihn der Alte forschend an. Doch dann erkannte er die jugendliche Unschuld im Blick des Jünglings.
Halbwegs versöhnt, kauerte er sich am Rain nieder und begann ein Pfeifchen zu stopfen.

„Setzt Euch!“, sagte er knapp.
Robert tat es.
„Ihr wisst also nichts über diese Frau?“
„Nein, bei Gott! Woher auch?“
Der Alte lächelte verschmitzt. Blau stieg der Dunst seiner Pfeife empor.
„Aber Ihr habt ihre Schönheit gesehen?“
Robert nickte.
„Bei allen Heiligen, sie glich einem Engel.“
Der Alte zog tief an seiner Pfeife.
„Na heilig ist sie zwar nicht. Aber fast!“
Robert sah den Alten verständnislos an.
Der registrierte es. Fuhr aber postum fort.
„Wollt Ihr mehr von ihr wissen?“
Ohne jede Gegenwehr, nickte Robert.
Der Alte lehnte sich im frischen Grün zurück. Dann, begann er mit seiner Geschichte.

„Alles begann anno 1813 im März. Damals hatte Napoleon noch Hoffnungen. Obwohl die Verbündeten von ihm ab zu rücken begannen, war noch nichts entschieden. Gräfin Anne, so der Name Eueres Sterns, war gerade 17 Jahre alt. Ihr Vater hatte sich dem Freikorb von Lützow angeschlossen. Beim Kuhturm zu Lindenau, kurz vor Leipzig, kam es zum Reitergefecht. Der alte Graf fiel. Kaum hatte Anne den Vater unter die Erde gebracht, gab es ein weiteres Gefecht. Jenes zu Großzschocher.“

Robert nickte.
„Davon hörte ich. Da wurde Körner verletzt.“
„Genau.“, gab der Alte zurück.
„Doch das war auf deutscher Seite. Es gab auch Verletzte auf der Französischen Seite. Dazu zählte ein Major. Sein Name war Jean Paul. Anne nahm den Verletzten auf. Trotz ihrer eigenen Familiengeschichte pflegte sie den Mann. Über Monate. Sie, die Tochter eines Offiziers der Lützower . Dennoch entspann sich zwischen Beiden die zarten Bindungen der Liebe. Das ist Alles jetzt fast 16 Jahre her. In der kurzen Zeit, welche Beide aneinander band, existierte keine Wahl zwischen Pro- Napoleon und Kontra. Keiner, weit und breit, hätte Anne das verziehen. Das wusste sie. Deshalb blieb es ja auch geheim. Bestimmt wisst Ihr das man fast zeitgleich Körner im Haus des Schlächters Felgentreff pflegte?!“
Robert nickte.
Der Alte fuhr fort.
„Im Juli anno 1813 wurde Jean Paul wieder gesund. Er verblieb noch einige Zeit in den Händen seiner Liebe. Als ihn die Nachricht vom Ausgang der Schlacht bei Dresden erreichte, wurde er unruhig. Als es zum offenen Treffen bei Großgörchen kam, lebte sein Patriotismus auf. Anne wollte ihn nie und nimmer gehen lassen. Doch sie wusste, dass dies nur ein Wunschtraum war. Als im August die Preußen und Russen bei der Feste Eisenhart im Norden, bei Belzig, einen Sieg errungen, konnte sie den Geliebten nicht mehr halten. Jean ging zurück zu seiner Truppe.
Sie sollte den Geliebten nie wieder sehen. Zumindest nicht lebend. Am 16. Oktober des gleichen Jahres begann die Völkerschlacht. Jean war dabei. Er kommandierte das dritte Dragonerregiment.
Kurz vor Marckleeberg kam es zum Treffen mit den Russen. Jean fiel. Hier wurde er begraben. Der Hügel ist sein letzter Ort. Seit nunmehr 16 Jahren kommt Anne her. Immer legt sie Blumen, oder Kränze auf den Hügel.“
Mit dem letzten Satz, erhob sich der Alte.
Er entschwand wie er kam, durch den Wald.
Robert sah hinterher.

Zwei Jahre später fand man den entseelten Körper einer Frau auf dem besagten Hügel. Sie war ganz einfach darauf gestorben.
Noch ein paar Jahre später, Robert war bereits eine Ehe eingegangen und war nicht Jurist geworden, brachte der begabte Musiker eine kleine Sinfonie auf die Begebenheit heraus. Sie ging ein in seine Werke, welche ihn prägten.
Ach so, sein voller Name ist Robert Schuhmann. Aber das war noch Alles vor der Zeit mit Clara. Eine kleine Sentimentalität, welche jeden Menschen prägt.
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