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Blue Moon Volljährigkeit geprüft
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Baden Württemberg


Meine Geschichten. Düstger, bizarr und immer für ein morderisches Ende gut.

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  Spiegelbilder des Todes Datum:25.07.09 09:22 IP: gespeichert Moderator melden


Das Licht am Ende des Tunnels!


Flackender Kerzenschein erleuchtet den Raum. Draußen trommelt der Herbstregen an die Fensterscheiben und ein Hauch von Abschied lag in der Luft. Ich liege in der Badewanne, beobachte wie sich das Wasser blutrot verfärbt und das Leben langsam aus meiner sterblichen Hülle entweicht. Die Schnittwunden an meinen Handgelenken sind nicht sehr tief, aber absolut tödlich. Ja, ich werde heute Nacht die irdischen Fesseln meines Daseins sprengen und in eine neue Dimension eintauchen. Was wird mich wohl auf der anderen Seite erwarten? Das oft zitierte helle Licht durch das man Einlass in eine schöne, neue Welt erlangt oder das schwarze Loch der Vergessenheit. Im Prinzip spielt dies für mich nur eine untergeordnete Rolle. Ich wollte einfach nur weg von dieser grausamen Welt, in der mich absolut nichts mehr hielt. Ich war jetzt 32 Jahre alt und stand vor den Trümmerhaufen meiner bürgerlichen Existenz. Ich hatte meinen Job verloren, war seelisch am Tiefpunkt angelangt und meine Frau Elvira hatte die Scheidung eingereicht. Es war nicht mein erster Selbstmordversuch. Vor 2 Monaten stand ich auf dem Bahngleis und war bereit mich vor den Zug zu werfen. Dann dachte ich an den armen Lokführer und nahm wieder Abstand von diesem Plan. Vor 3 Wochen hatte ich dann versucht mit einer Überdosis Tabletten aus dem Leben zu scheiden, doch meine Ex-Frau fand mich rechtzeitig und informierte den Notarzt.


In der Klinik pumpte man mir sofort den Magen aus und die behandelte Ärztin forderte meine Einweisung in ein Psychiatrisches Krankenhaus. Auch Elvira unterstützte diesen Antrag und wollte mich sogar vor Gericht entmündigen lassen um so an mein Bankkonto zu gelangen. Nur durch die Hilfe eines befreundeten Rechtsanwaltes scheiterte dieses Vorhaben, aber mir war klar, dass mein nächster Versuch aus dem Leben zu scheiden, von Erfolg gekrönt sein musste. Die Vorstellung in einer Gummizelle dahin zu vegetieren war grauenvoll und für mich unakzeptabel. Im Radio liefen gerade die 23.00 Uhr Nachrichten. In einer Stunde war mein 33. Geburtstag und danach würde ich von dieser grausamen Welt Abschied nehmen. Die Sprecherin vermeldete gerade das im Nahen Osten bei einem Terrorakt über 100 Menschen zum Opfer gefallen waren und ich fragte mich zum wiederholten Mal warum unsere Zivilisation sich unbedingt selbst auslöschen wollte. Nun, es spielte keine Rolle mehr, denn schon bald würde ich diesem Wahnsinn entfliehen. Im Radio lief gerade das Lied „ Sehnsucht“ von „ Purple Schulz“. Was für eine Ironie des Schicksals, dachte ich und sang leise das Ende des Textes mit.

„ Warum hast du mich eigentlich geboren? Bevor ich da war, war ich schon verloren.

Land der Henker, Niemandsland, dass Paradies ist abgebrannt. Ich hab Heimweh

SEHNSUCHT, ich weiß nicht was es ist. Ich will nur weg, ganz weit weg. Ich will RAUS.“


Was wohl am nächsten Tag in der Zeitung über mich stehen wird? Bestimmt nicht viel, nicht über mich. Wahrscheinlich wird man mir nur eine kleine, unbedeutende Zeile widmen, welche zwischen den Todesanzeigen erscheinen würde. Egal, ich lege sowieso keinerlei Wert auf Schlagzeilen. Was würden meine wenigen Freunde über meinen Selbstmord wohl denken? Würden sie meine Entscheidung verstehen oder nur nachdenklich den Kopf schütteln. Meine Ex-Frau würde natürlich die trauernde Witwe mimen und ich war mir sicher, dass sie ihre Rolle glänzend spielen würde. 23 Uhr 30. Noch eine halbe Stunde bis zum Countdown und ein gemeines Lächeln spiegelte sich auf meinen Lippen, als ich mir das enttäuschte, wütende Gesicht Elviras vorstellte, wenn der Notar ihr mitteilte, dass mein bescheidenes Vermögen eine gemeinnützigen Stiftung erben würde. Ich verspürte eine aufkommende Müdigkeit und eine safte Stimme forderte mich auf, die Augen zu schließen. Nein, noch ist es nicht soweit, redete ich mir Mut zu und kämpfte verzweifelt gegen meinen inneren Todesengel an. Würde man mir überhaupt eine christliche Beerdigung gewähren? Unser Pfarrer war sehr strenggläubig und da für die katholische Kirche Selbstmord eine Todsünde war, würde man mir diese Gunst bestimmt verwehren. Nun, mit dieser Entscheidung konnte ich mich durchaus anfreunden, da ich noch nie ein religiöser Mensch gewesen war.


23 Uhr 45. Noch 15 Minuten bis zu meinem Geburtstag. Meine Augenlider wurden schwer und vor meinem geistigen Auge lief noch einmal mein gesamtes Leben wie ein Kinofilm vor mir ab. Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit, meine Einschulung, die Zeit als Teenager, die erste, große Liebe, meine Heirat mit Elvira und die entsetzlichen Schicksalsschläge, welche danach über mich hereinbrachen, überkamen mich. 24.00 Uhr. Mitternacht. Geisterstunde. Ich zünde mir meine letzte Zigarette an und trank dazu ein bereitstehende Glas Whisky. Der starke Alkohol belebt noch einmal meine Sinne und entfernte den grauen Schleier von meinen Augen. Mein Gehirn arbeitet präzise wie ein Schweizer Uhrwerk. Erste Zweifel hin bezüglich meines Freitodes überkommen mich. Noch war es nicht endgültig zu spät. Ich musste nur die Blutung stoppen und die Nummer des Notrufs wählen. Nein, du verdammter Feigling, rief ich mich selbst zur Ordnung und ignorierte den Selbstschutzmechanismus in meinem Gehirn. Das Wasser in der Badewanne war nun blutrot und langsam, aber sicher legten sich die Schwingen des Todes über meine Augen. Leise hörte ich das Klingeln des im Wohnzimmer liegenden Handys. Mit letzter Kraft drehte ich das Radio auf volle Lautstärke und schloss meine Augen. Mit einem Male fühlte ich mich frei und geborgen. Ich freute mich darauf schon bald meine verstorbenen Eltern auf der anderen Seite wieder zu treffen und fieberte ungeduldig dem Augenblick entgegen, in der meine Seele aus der sterblichen Hülle meines Körpers entwich.


Als ich wieder erwachte lag ich in einem Bett und bemerkte die Infusionsflasche über mir, aus der ein dünner Schlauch meinen Körper mit einer undefinierbaren Flüssigkeit versorgte. „ Frauen in weißen Kitteln unterhielten sich und aus den Wortfetzen, welche ich aufschnappte, vernahm ich, dass mein Selbstmordversuch gescheitert war. Nachbarn hatten sich über die laute Musik in meiner Wohnung beschwert und meine Ex-Frau verständigt. Diese verschaffte sich dann gewaltsam Einlass und verständigte, als sie mich blutend in der Badewanne vorfand, sofort den Notarzt. Offenbar wollte man mich schon Morgen in eine Psychiatrische Klinik überweisen und dort in die geschlossene Abteilung wegsperren. Nachdem die beiden Damen das Zimmer verlassen hatten, sah ich mich vorsichtig in dem Raum um. Es war ein Einzelzimmer und durch eine Glasscheibe, bemerkte ich die Nachtschwester, welche mich mit Argusaugen überwachte. Noch war nichts verloren. Da man mich nicht an das Bett fixiert hatte, konnte ich mich frei bewegen und meine Verabredung mit dem Todesengel einhalten. Sicher, ich war körperlich geschwächt, aber meine Todessehnsucht verlieh mir zusätzliche Kräfte und so wartete ich geduldig auf meine Chance.


Als die Krankenschwester endlich den Überwachungsraum verließ, riss ich mir die Infusionsnadel aus der Vene und stieg aus dem Bett. Ein starkes Schwindelgefühl erfasste meinen Körper, doch zielstrebig näherte ich mich der Zimmertür. Im Flur angelangt wurden meine Augen von den hellen Neonröhren geblendet, so dass ich orientierungslos herum lief und verzweifelt nach einem Ausgang aus diesem Labyrinth suchte. Plötzlich vernahm ich hinter mir eine schrille Frauenstimme, welche mich lautstark aufforderte, sofort stehen zu bleiben. Offensichtlich hatte die Nachtschwester den Alarm betätigt, denn auf dem Flur erschien nun weiteres medizinisches Personal und versuchte mir den Weg abzuschneiden. Mit letzter Kraft schleppte ich mich in einen Aufzug und drückte den Knopf für die oberste Etage. Als der Fahrstuhl hielt und sich die Tür öffnete, befand ich mich in einem Neubauflügel. Das Stockwerk war menschenleer. Viel Zeit zum Nachdenken besaß ich nicht, denn meine Verfolger waren mir dicht auf den Fersen. Von allen Seiten näherten sie sich meiner Person und eine Ärztin redete mit behutsamer Stimme auf mich ein. Panik kam in mir auf. Verzweifelt versuchte ich die erste Zimmertür zu öffnen. Abgeschlossen. Ebenso erging es mir mit Tür Nummer 2 und 3. Endlich. Die vierte Tür war unverschlossen und gehetzt wie ein wildes Tier durchquerte ich den Raum. Mein Ziel war die Balkontür und da diese abgesperrt war, nahm ich nun einen Stuhl, mit welchen ich die Glasscheibe einschlug.


Heftiger Regen peitschte mir ins Gesicht und der stürmische Herbstwind spielte mit meinem weißen Gewand. Ich ignorierende die heftig blutenden Wunden, welche ich mir durch die Glasscherben zu gezogen hatte und ging weiter. Noch 3 Schritte. Ich klettere über die Brüstung und blicke in die Tiefe. Die farbigen Neonlichter der Stadt begrüßten mich und auf der Straße bewegten sich ameisengleich Autos, deren Scheinwerfer die Nacht durchdrangen. Hinter mir erklangen fremde Stimmen und eine Frau versuchte mit Engelszungen mich von meinem Vorhaben abzubringen. Ich drehe mich noch einmal um und betrachtete mit einem wehmütigen Lächeln die schöne, schwarzhaarige Ärztin in ihrem weißen Kittel. Wie ein Engel sah sie aus und ihre herrlichen, blauen Augen blickten mich traurig an. Ihre Stimme hatte den Klang von himmlischen Posaunen und auch wenn ich den Sinn ihrer Worte nicht verstand, berührten sie zu tiefst meine Seele. Ich schenke ihr ein letztes Lächeln und ließ mich dann fallen. Für einen Moment hatte ich das Gefühl zu schweben. Die hässliche Teufelsfratze der schwarzen Tiefe grinste mich an und schien mich höhnisch auszulachen. Ich schloss die Augen und ein letzter Triumpfschrei entrann meiner Brust. Ich hatte mein Ziel erreicht und dieser grausamen Welt Adieu gesagt. Ich war frei. Frei und…….


Anmerkung: Diese Story widme ich meinem ehemaligen Freund Walter, der vor 20 Jahren seinem Leben nach mehreren vergeblichen Versuchen freiwillig ein Ende gesetzt hat. Ruhe in Frieden und ich hoffe das du dort, wo du dich jetzt befindest, dein Glück gefunden hast, welches dir hier auf Erden verwehrt war.



Der elektrische Stuhl!


Huntsville-Texas, 24 September 1966.


Mit magischem Blicken starrte ich in dieser regnerischen Herbstnacht auf die große Wanduhr gegenüber meiner Zelle. Es war genau 1.00 Uhr und in exakt 5 Stunden würde man mich in den Exekutionraum führen, wo man mich wie ein abgestochenes Spanferkel auf dem elektrischen Stuhl grillen wollte. Mein Name ist John Adams. Ich bin 23 Jahre alt und sitze seit fast 5 Jahren im Todestrakt dieses berüchtigten Gefängnisses. Schon zweimal war ein Termin für meine Hinrichtung anberaumt und jedesmal wieder verschoben worden. Dieses Mal war es jedoch ernst. Das spürte ich mit jeder Faser meines Herzens und irgendwie war ich erleichert, dass das grausame Warten endlich ein Ende hatte. Mein Rechtsanwalt hatte mir vor wenigen Stunden noch Mut zu gesprochen und mir erzählt, dass er persönlich beim Gouverneur des Staates Texas vorstellig werden wollte, um in meinem Namen ein Gnadengesuch einzureichen. Die Aussichten waren aber relativ gering, denn die Wahlen standen vor der Tür und da zog ein strenger, gnadenloser Politiker bei den Menschenmassen mehr, als ein gnädiger Landesvater. Auf dem Tisch stand noch meine Henkersmahlzeit. Gebratenes Hähnchen mit Mais. Mein Lieblingsgericht und trotzdem hatte ich keinen Bissen herunter bekommen. Gierig inhaliere ich den Rauch meiner Zigarette in die Lungen ein und blicke nachdenklich auf die rote Glut des Glimmstengels. Ich dachte an meine arme Mutter, welche sich heute Nachmittag von mir verabschiedet hatte. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander. Sahen uns nur tief in die Augen und hielten uns wie 2 Ertrinkende verzweifelt umklammernd.


Meine Gedanken kehren zu meiner unbeschwerten Kindheit zurück. Ich sehe die sauberen Straßen der schönen Vorstadtsiedlung, wo ich eine glückliche Kindheit verlebt hatte und frage mich verzweifelt, warum ich auf die schiefe Bahn geraten war. Ich kam am 1.Februar 1943 zur Welt. Mein Vater betrieb einen kleinen, florierenden Metallladen und meine Mutter verdiente nebenher als Klavierlehrerin etwas Geld hinzu. Wir waren nicht reich, führten aber ein angenehmes Leben und bewohnten ein schönes, weißes Haus am Rande des Stadtparkes. Ich war ein sehr stilles Kind und eine wahre Leseratte. Begeistert las ich Abenteuerromane und träumte davon als Erwachsener ebenfalls, wie meine großen Idole fremde Länder zu bereisen. Im Alter von 10 Jahren fiel mein Vater einem Gaunerpaar in die Hände, die ihn mit dubiosen Finanzprojekten um sein gesamtes Vermögen brachten. Wir verloren buchstäblich alles und zogen schließlich in ein trostloses, graues Arbeiterviertel von Dallas. Während meine Mutter sich täglich in einer Wäscherei abplagte, geriet mein Vater in die Fänge einer erbarmungslosen Geliebten mit dem Namen Alkohol. Seinen Lohn, welchen er als Gelegenheitsarbeiter verdiente, trug er sofort in die nächste Kneipe, um ihn dort wieder zu versaufen. Wenn mein Vater betrunken nach Hause kam, verprügelte er meine Mutter und nannte mich einen räudigen Bastard. Bald richtete sich seine körperliche Gewalt auch gegen mich und ich bekam seinen Ledergürtel zu spüren.


Eines Nachts war es wieder mal soweit. Der Vater betrat mein Zimmer, wo ich mich unter das Bett verkrochen hatte, entfernte den Ledergürtel seiner Hose und kündigte mit wütender Stimme an, dass er mir nun eine grausame Lektion in Sachen Disziplin erteilen würde. Brutal zerrte er mich aus meinem Versteck, holte zum ersten Schlag aus und fiel dann plötzlich wie vom Blitz gefällt zu Boden. Der herbei gerufene Notarzt konnte nur noch seinen Tod feststellen und meinte, dass in seinem Gehirn irgendeine eine dünne Blutader geplatzt sein musste, die für sein sofortiges Ableben verantwortlich zeichnete. Der grausame Tyrann war nicht mehr am Leben, aber unsere Situation hingegen, verschlechterte sich dramatisch. Meine bemitleidenswerte Mutter schuftete buchstäblich wie ein Tier um unsere Existenz zu garantieren. Ich war hingegen allein und mich selbst überlassen. Als Neuling hatte ich in unserem Viertel natürlich schlechte Karten und wurde von den übrigen Jungs fast täglich verprügelt. Um dem Terror zu entrinnen, schloss ich mich im Alter von 12 Jahren einer Bande an und geriet rasch auf die Verliererstrasse. Ich schwänzte die Schule, bestahl meine eigene Mutter und stand Schmiere bei Einbrüchen. Verzweifelt versuchte mich meine Mutter auf den Pfad der Tugend zurück zu führen, doch vergeblich. Im Alter von 14 Jahren lernte ich dann Tony Morella kennen, welcher meine Zukunft gefährlich und unwiederbringlich beeinflussen sollte. Er war der Sohn italienischer Einwanderer und der uneingeschränkte Herrscher unseres Viertels.


Er war 8 Jahre älter als ich, hatte eine vollbusige Blondine zur Freundin und nahm mich unter seine Fittiche. Bewundert blickte ich zu ihm auf und sonnte mich in seiner Macht. Er war wie ein großer Bruder für mich und deshalb schlug ich die Warnungen meiner Mutter hin bezüglich seiner Person in den Wind. Es kam immer öfter zu entsetzlichen Streitereien zwischen uns und eines Tages verlor ich die Beherrschung. Ich schlug ihr wütend mehrmals ins Gesicht und werde nie in meinem Leben ihren traurigen Gesichtsausdruck vergessen. Ich wollte mich entschuldigen, doch sie stieß mich zurück und verließ weinend die Wohnung. Von da an herrschte zwischen uns eisiges Schweigen und schließlich zog ich zu Tony, der mich mit offenen Armen bei sich aufnahm. An meinem 15. Geburtstagstag verlor ich dann meine Unschuld. Es geschah im Hinterzimmer einer dreckigen Kneipe, wo sich eine abgetakelte Prostituierte meiner annahm. Es sollte nicht das einzige sein, was ich an diesem Tag verlieren sollte. Tony stellte immer größere Ansprüche an mich und verlangte von meiner Person diverse Mutproben um ihm meine Loyalität zu beweisen. Dann, kurz nach meinem 16.Geburtstag geschah ein Ereignis, welches mein Leben grundlegend verändern sollte. Mein Gönner reichte mir eine geladene Pistole und verlangte von mir den Gemischtwarenladen des alten Smith zu überfallen. Es sollte mein letzter Test sein und nun befand ich mich in einer grausamen Zwickmühle.


Ich kannte den Besitzer des Geschäfts, das ich überfallen sollte, sehr gut. Mister Smith war ein netter, alter Herr, der mir als Kind immer Süßigkeiten geschenkt und stets korrekt behandelt hatte. Es widerstrebte mir von Herzen diesem guten Mann zu berauben, aber da ich nicht als Feigling abgestempelt werden wollte, betrat ich am darauffolgenden Tag seinen Laden. Ich hatte mir eine schwarze Wollmütze über den Kopf gezogen und forderte ihn, mit der Pistole bedrohend, dazu auf, mir den Inhalt seiner Kasse auszuhändigen. Zu meinem grenzenlosen Entsetzen dachte der gute Mann nicht im Traum daran meinen Befehl auszuführen, sondern näherte sich mit einem Baseballschläger bewaffnet, meiner Person. Ich schwöre bei Gott. Ich wollte wirklich nicht schießen, aber ich verlor die Nerven, richtete die Mündung der Pistole auf ihn und befahl ihm stehen zu bleiben. Ich wich einige Schritte zurück, stolperte über einen auf den Boden liegenden Gegenstand und dann löste sich plötzlich ein Schuss aus der Pistole. Erschrocken blickte ich auf und bemerkte den kleinen, hässlichen Blutfleck auf seinem weißen Hemd, der sich rasend schnell ausbreitete. Als er zu Boden stürzte, erlosch das Licht in seinen ungläubigen Augen und ich ließ die Schusswaffe wie eine heiße Kartoffel fallen. Fassungslos kniete ich neben der Leiche und mein Verstand weigerte sich zu kapieren, dass ich soeben zum Mörder geworden war.


Draußen hatten sich bereits neugierige Passanten versammelt und aus der Ferne erklangen die Sirenen der herbei eilenden Polizeifahrzeuge. Ich wollte von diesem entsetzlichen Ort fliehen, aber meine Beine versagten ihren Dienst. Die eintreffenden Polizeibeamten hatten wenig Mühe mich festzunehmen und wenig später saß ich nach einer kurzen Vernehmung auf der Wache, in einer Zelle des Untersuchungsgefängnisses. Am nächsten Tag besuchte mich die Staatsanwältin und befragte mich nach meiner Beziehung zu Tony Morella. Schon seit geraumer Zeit versuchte sie fieberhaft Beweise gegen seine Person zu sammeln, um ihn endlich vor Gericht bringen zu können. Die Beamtin baute mir eine goldene Brücke, in dem sie mir versprach die Mordanklage gegen mich fallen zu lassen und stattdessen auf fahrlässige Tötung zu plädieren, was bedeutet hätte, dass ich höchstens eine 5-6 jährige Freiheitsstrafe verbüßen musste. Als Gegenleistung sollte ich dafür als Kronzeuge gegen Tony Morella aussagen. Ich bekam einen Tag Bedenkzeit und wahrscheinlich hätte ich den mir zu geworfenen Rettungsring aufgefangen, aber dann erschien dessen Rechtsanwalt und drohte mir mit schlimmen Konsequenzen, falls ich meinen Mund nicht halten sollte. Er deutete mir an das sein Klient über gute Kontakte zu einflussreichen Personen unterhielt und das ich selbst im Gefängnis nicht vor dessen Rache sicher sein würde. Ich sollte auch an meine wehrlose Mutter denken, die bei einer negativen Aussage von mir, einem tödlichen Unfall zum Opfer fallen könnte.


Nach einer schlaflosen Nacht hatte ich den fatalen Entschluss gefasst das rettende Angebot der Staatsanwältin abzulehnen. 3 Monate begann dann der Prozess und ich musste mich vor Gericht wegen heimtückischen Mordes aus niedrigen Beweggründen verantworten. Mein von Tony Morella bestellter Rechtsanwalt beruhigte mich und erklärte dass sein Mandant die Geschworenen bestochen habe. Ich sollte einfach schweigen und die Angelegenheit ihm überlassen. Ich verdammter Narr vertraute ihm und musste dafür teuer bezahlen. Der Spruch der Jury war eindeutig und ich wurde in allen Punkten der Anklage für schuldig befunden. Dann erfolgte der Urteilsspruch des Richters, welcher mich für mein verübtes Verbrechen zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilte. Von Entsetzen wie gelähmt wurde ich aus dem Gerichtssaal geführt und erblickte in der Zuschauermenge meine still weinende Mutter. Seit 5 Jahren saß ich nun schon im Todestrakt des Gefängnisses von Huntsville und wartete auf die Vollstreckung des gegen mich gefällten Todesurteils. Meine liebe Mutter ließ nichts unversucht um mein Leben zu retten. Sie schrieb Bittbriefe an den Gouverneur und opferte ihre kärglichen Ersparnisse, um für mich einen guten Anwalt zu besorgen, der meinen Fall noch einmal neu aufrollen sollte. Um mich abzulenken, holte ich meinen Schulabschluss nach und studierte intensiv die Bibel.


2.00 Uhr. Noch 4 Stunden bis zu meiner Hinrichtung. Die Zeiger der Wanduhr schienen mich zu verhöhnen und bewegten sich meiner Ansicht nach viel zu schnell. Auf dem Flur schritt der alte Sam entlang, welcher heute seinen letzten Dienst als Nachtwärter vertrat. Wir wechselten einige Worte miteinander und zum Abschied reichte er mir eine neue Schachtel Zigaretten durch die Gitter. Ich war wieder allein und nur das Ticken der Wanduhr, dessen Geräusch wie Presslufthämmer in meinen Ohren klang, durchbrach die gespenstige Stille. 3.00 Uhr. Wie ein gefangenes Raubtier im Käfig lief ich in meiner Gefängniszelle herum und konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Immer wieder haderte ich mit meinem Schicksal. Warum musste der alte Smith auch plötzlich den Helden spielen. Hätte er brav seine Kasse geöffnet und mir das darin befindliche Geld ausgehändigt, wäre alles ganz anders verlaufen. Ich will damit nicht meine Tat nachträglich beschönigen. Ich hatte das Leben eines anderen Menschen ausgelöscht und musste dafür selbstverständlich bestraft werden. Aber verdammt, ich war noch so jung und wollte noch nicht sterben. 4.00 Uhr. Ich liege auf meiner Pritsche und weine hemmungslos. Mein Herz rast wie wild und schien jeden Moment seinen Dienst einstellen zu wollen. Wie ein Ertrinkender, der sich an einem Strohhalm klammerte, hoffte ich doch noch auf ein Wunder. Vielleicht begnadigte mich der Gouverneur doch noch und rettete somit mein kleines, erbärmliches Leben.


5.00 Uhr. Die Zellentür geht auf und der Gefängnispfarrer betritt meine Zelle. Er liest einige Passagen aus dem altem Testament vor, spendet mir Trost und verspricht mir das Gott sich meiner armen Seele annehmen werde. Wie ein Schwamm sauge ich die Worte des Predigers auf und schöpfe daraus neuen Mut. 5 Uhr 30. 3 Vollzugsbeamte erscheinen und legen mir Hand-und Fußfesseln an, die mit einer stählernen Kette untereinander verbunden sind. Dann musste ich auf einen Stuhl Platz nehmen und einer der Beamten beginnt damit mir eine Glatze zu scheren. Wehmütig blicke ich auf meine zu Boden fallende Haarpracht und erneut bemächtigt sich eine wahnsinnige Angst meines Herzens. 6.00 Uhr. Der Gefängnisdirektor betritt die Zelle und verliest noch einmal das Todesurteil. Dann ist es soweit und die Beamten führen mich aus meiner Zelle. Von spöttischen Kommentare meiner Mithäftlingen begleitet, werde ich den Flur entlang geführt und spüre plötzlich wie eine Flüssigkeit an meinen Hosenbeinen herunter läuft. Verdammt, ich habe mir vor Angst in die Hosen gepisst. Ich schäme mich zu tiefst für diesen peinlichen Vorfall und entschuldige mich weinend bei den Wärtern, welche mir beruhigend auf die Schultern klopfen. Dann schreiten wir über den Gefängnishof zur Hinrichtungsstätte hinüber. Es regnet in Strömen. Wie gerne hätte ich noch einmal die wärmenden Strahlen der Sonne auf meiner Haut gespürt.


Dann betreten wir einen grauen Fliesenraum, in dessen Mitte der schwarze, unheimliche Folterstuhl stand, der meinem Leben ein jähes Ende setzen sollte. Direkt gegenüber befindet sich eine große Fensterscheibe hinter der sich die Zeugen meiner Exekution befanden. Einige der Gesichter wirkten niedergeschlagen, während andere unverhohlen dem sich ihr bietenden Schauspiel entgegen fieberten. Nun wurden mir die Fesseln abgenommen und ich musste auf dem elektrischen Stuhl Platz nehmen. Mit starken Lederriemen werden meine Hände, die Arme, der Brustkorb, die Beine und meine Fußgelenke festgeschnallt. Während man mir nun das Kopfgeschirr mit den Elektroden aufsetzt und fixiert, blicke ich auf das rote Telefon an der Wand. Der Gefängnispfarrer spendet mir erneut tröstende Worte und der anwesende Arzt befestigt die übrigen Elektroden an meinem Brustkorb. Plötzlich durchbricht das Klingeln des Telefons die unheimliche Stille. Der Anstaltsdirektor nimmt den Hörer ab, spricht einige Worte und meinte, nachdem das Telefonat beendet war, an meine Adresse gerichtet: „ Mister John Adams. Der Gouverneur des Bundesstaates Texas hat soeben angeordnet, dass über sie verhängte Todesurteil zu vollstrecken. Gott möge sich ihrer armen Seele erbarmen.“ Bevor ich reagieren konnte, stülpte man mir einen Ledersack über den Kopf und ich versinke in absoluter Dunkelheit. Ich höre wie mein Herz laut schlägt und das Blut durch meine Adern rauscht.


Der Gefängniswärter kam nun das verabredete Zeichen und der Henker in seiner gläsernen Kabine drückte den Hebel nach unten. Ein wahnsinniger Schmerz bemächtigt sich meines Körpers und lässt ihn erzittern. Im Zuschauerraum wird eine anwesende Dame ohnmächtig, währende sich eine andere in einem vor ihr stehenden Gefäß übergeben muss. Nach 3 Minuten stellt der Henker die Stromzufuhr ab und der Arzt horcht mit einem Stereoskop den Brustkorb des Delinquenten nach Herztönen ab. Als er verneinend den Kopf schüttelt, wiederholt der Henker die grauenvolle Prozedur und erneut wird der festgeschnallte Körper des Verurteilten von grausamen Stromschlägen heim gesucht. Diesmal nickt der Arzt zufrieden mit dem Kopf und der hingerichtete Gefangene wird losgeschnallt. In einem einfachen, billigen Holzsarg transportierte man den Leichnam von John Adams ab und händigte diese 2 Tage später seiner weinenden Mutter aus. Die Beerdigung war schlicht und schnell vorüber. Nur eine alte, verhärmte Frau die zu tiefst den Verlust ihres Sohnes betrauerte, stand vor seinem Grab und erwies ihm die letzte Ehre. Als sie eine Stunde später mit müden Schritten den Friedhof verließ, durchbrach die Sonne den grauen Himmel und schickte ihre warmen Strahlen auf die Erde.

Ende!


Anmerkung: Kein Thema wird so heiß diskutiert, wie die Todesstrafe. Ich gebe zu. Wenn ich in den Nachrichten höre, dass sich jemand sexuell an einem Kind vergangen und dieses sogar getötet hat, drängt sich mir in meiner ersten Empörung auch der Gedanke auf, dass dieser Mensch sein Leben verwirkt hat. Aber wenn bringt seine Hinrichtung etwas? Macht es sein Opfer wieder lebendig und diese entsetzliche Tat ungeschehen? Gut, die Eltern werden vielleicht für eine kurze Zeit Genugtuung verspüren. Aber wird es ihre durch den tragischen Verlust entstandenen Wunden heilen? Nein, sie werden bis an ihr Lebensende mit diesem Verlust leben müssen. Im altem Testament steht „ Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Steht in der Bibel aber nicht auch „ Du sollst nicht töten?“ Wer gibt uns das Recht über das Leben eines anderen Menschen zu bestimmen? Was ist beispielsweise mit einem Herrn George Bush, der unter falschen Voraussetzungen einen Krieg angezettelt hat, der unzählige Menschenleben gefordert hat und nun unbehelligt auf seiner Ranch in Texas seinen Lebensabend genießt? Seien wir mal ehrlich. Jeder von uns hat in Gedanken schon einmal gedacht „ Am liebsten würde ich diesen Idioten umbringen“. Sicherlich, die meisten Menschen würden eine solche schreckliche Tat nie ausführen, aber steckt nicht doch in jedem von uns eine schlummernde Bestie, die jederzeit zuschlagen kann? Was veranlasst manche Menschen doch ihrem Mordtrieb in die Praxis umzusetzen? Wer legt den Schalter in ihrem verwirrten Gehirn um und programmiert ihn so, seinem Trieb zu folgen? Wird der einzelne Mensch schon böse geboren, wie es manche Wissenschaftler behaupten?


Was wäre beispielweise aus John Adams geworden, wenn er in einer behütenden Umgebung aufgewachsen wäre? Hatte er überhaupt eine Chance in seiner von Gewalt beherrschten Umgebung ein normales Leben zu führen? Sicherlich, jeder Mensch ist selbst für sein Schicksal verantwortlich, aber machen wir es uns da nicht viel zu einfach? Unsere Medien konfrontieren uns fast täglich mit Gewalt und Tod, so dass wir mittlerweile schon fast abgestumpft sind über solche blutigen Bilder. Wir horchen kurz auf, nehmen es zur Kenntnis und verdrängen diese Ereignisse wieder aus unserem Gedächtnis. Wie gesagt. Fragen über Fragen und keine befriedigenden Antworten. Nur eine Aussage kann man ohne Zögern unterschreiben. Das größte Raubtier auf Erden ist der Mensch. Wir fühlen uns der Tierwelt so unendlich überlegen, zu recht? Diese töten nicht aus niederen Motiven, sondern nur um ihre Art und sich selbst zu erhalten.
Meine Geschichten. Düster, bizarr und immer für ein mörderisches Ende gut.
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