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Thema:
eröffnet von Butterfly am 10.09.05 02:42
letzter Beitrag von AlterLeser am 27.12.09 15:56

1. Re: Jessie

geschrieben von Why-Not am 16.10.03 22:48

Ein interessanter Anfang.

Ich nehme an, Knebel werden in dieser Geschichte eher keine Rolle spielen.

Why-Not
2. Re: Jessie

geschrieben von Billyboy am 17.10.03 01:56

Yep, Schmetterling, interessanter Anfang.
Aber wozu Knebel? Die Lady kann ja eh nicht sprechen? Oder für ihn? *gg*
mach weiter, bin neugierig!
cu
Tom
3. Re: Jessie

geschrieben von Gast träumerin am 17.10.03 06:34

fängt seeeehhhhhhr vielversprechend an, mein schmetterling...
ich finde, du machst es sehr gut, die beschreibung der stummen und die reaktionen des betrunkenen! *ggg* ich freue mich auf eine weitere geschichte in deinem stil. dann kann ja eh nichts mehr schiefgehen!
liebe grüsse
deine träumerin
4. Re: Jessie

geschrieben von Lois am 17.10.03 10:42


Zitat

Vielen Dank für die nette Kritik, Leute. Nein, Knebel (von denen auch nicht ich, sondern Why-Not geredet hat) werden in der Tat keine vorkommen. Ich sollte vielleicht auch warnen, daß sie eher nachdenklich gestimmt ist, wenn auch (meine unbescheidene Ansicht) durchaus lesenswert.



Hallo Butterfly,

Nachdenklich ist die Story in der Tat. Die arme Jessie muss ja eine bedauernswerte Vergangenheit gehabt haben, so verstört wie sie ist.
(Die Stelle Hand auf die Herdplatte um nicht zu schreiben, erinnerte mich spontan Dooby von Harry Potter)
Aber Arnie wird sie hoffentlich wieder in die richtige Bahn lenken.

Sonst kann ich dir nur zustimmen, die Geschichte ist absolut lesenswert.
Sehr gefühlvoll und spannend geschrieben.

viele grüße
Lois
5. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 17.10.03 10:50

Zitat

(Die Stelle Hand auf die Herdplatte um nicht zu schreiben, erinnerte mich spontan Dooby von Harry Potter)


Verdammt. War das so eindeutig? Ich hatte schon überlegt, ob ich nicht den Seitenhieb einbaue...

Aber: Autoaggression gibt s wirklich. Mit einem Bleistift als Trigger habe ich s zwar noch nicht erlebt, aber bei genug "Training" ist das garantiert drin. Und Jessie ist drauf trainiert, sich selbst zu bestrafen.

Es ist meine Interpretation des 24/7 Themas. Vielleicht ein wenig ernst geraten, aber in meinen Augen ist das auch eine sehr ernste Sache.
"Monikas Weg" von Why-Not ist eine wesentlich positivere Interpretation.

Mal schauen, vielleicht schaffe ich es, die Geschichte vor dem Wochenende noch ganz einzustellen.

Gruß
Butterfly




6. Re: Jessie

geschrieben von JaBo am 17.10.03 14:44

He Butterfly,
UIIIIIII...mir fehlen die Worte...
7. Re: Jessie

geschrieben von Gast träumerin am 17.10.03 21:26

da kommen erinnerungen hoch....und mit den erinnerungen die tränen..

träumerin
8. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 17.10.03 22:06

@Träumerin: das liegt nicht in meiner Absicht. Aber ich hoffe, du bist trotzdem mit der Story zufrieden, die in diesem Teil ihren Abschluß findet.

Teil 4
Auf dem Flur schimpfte Arne wütend mit den beiden Ärzte, ob sie wirklich glauben würden, daß Jessie hier glücklich werden würde. Was denn nun emotional mehr aufwühlend sei, wenn sie in Panik vor dem Arzt flüchtete, oder einfach in seiner Nähe sein wollte. Wie sie vor hätten, sie zu behandeln. Ob sie planten, sie für alle Ewigkeit alleine in einem Zimmer an ein Bett zu binden? Oder sie mit Drogen zuzuschütten, bis - jetzt wurde seine Stimme ätzend - sie nicht mehr sprechen konnte und widerstandslos jeden Befehl ausführte?
Die beiden sahen ziemlich ratlos aus.

Schließlich meinte Dr. Meiersen: "Herr Pauli, ich denke, wir sollten gehen. Aber ich möchte noch mit Ihnen reden."
Arne verstummte. Er hatte seinem Zorn Luft gemacht, und wußte, daß er wohl kaum berechtigt wäre, irgend etwas zu unternehmen.
Auf der Fahrt hielt Dr. Meiersen an und wandte sich an Arne. "Also, die Sache liegt so, Herr Pauli. Sie werden derzeit nicht verdächtigt, irgendwie an dem Mißbrauch der jungen Dame beteiligt zu sein, allerdings wirkt die Fixierung der jungen Dame auf Ihre Person schon merkwürdig und könnte Anlaß zu Verdächtigungen geben. Sie müssen sich darüber bewußt sein, daß sie keinerlei rechtliche Handhabe haben, was ihre Jessie angeht. Sie werden sie nicht einmal besuchen dürfen, wenn die Ärzte nicht zustimmen."
"Äh... aber das kann doch gar nicht sein." Er überlegte. Es konnte sehr wohl sein. "Wie... Was könnte ich machen?"
"Sie müßten sich, immer vorausgesetzt, daß die Behandlung keine Änderung ihres Zustandes ergibt, und daß sich keine Hinweise auf die Herkunft der jungen Dame ergeben, eine Art Pflegschaft oder Vormundschaft vor Gericht erstreiten. Das wird ziemlich lange dauern, einen dicken Stapel Gutachten brauchen. Sie müßten nachweisen, daß sie Verantwortung für die Dame tragen können. Ein sicherer Job, gepflegtes Auftreten und so weiter würden sicherlich helfen. Um ehrlich zu sein, ich könnte - und würde - ihnen ein Gutachten schreiben."
"Das klingt ja nach einem ziemlich langen Weg."
Dr. Meiersen nickte bedächtig.

Der Weg führte Arne zunächst nach hause, wo er seine Sammlung diverser Schnäpse und Bierflaschen den gleichen Weg nehmen ließ, den Jessie schon seinem Whisky hatte angedeihen lassen. Am nächsten Morgen machte er sich auf den Weg zu einem Rechtsanwalt. Es dauerte mehr als eine Woche, bis er nach langem Zögern der Ärzteschaft und erst nach guter Fürrede seitens Dr. Meiersen das Recht erhielt, Jessie unter Aufsicht zu besuchen.
Er nutzte es ausgiebig.
Langsam gewöhnte das Personal der Klinik sich an ihn, und daß Jessie - man hatte es mangels eines besseren bei dem Namen belassen - nur auf ihn positiv reagieren wollte, alle anderen soweit möglich ignorierte, und allen Berührungen auszuweichen suchte.

Bei dem Gerichtstermin mußte letztlich der Oberarzt der psychiatrischen Klinik unter den Fragen von Arnes Anwalt einen Offenbarungseid leisten. Er konnte nichts zur Verbesserung des Zustandes "der jungen Dame" tun, sie stellte keine Gefahr für die Allgemeinheit dar und Arne sei die einzige Person, mit der sie überhaupt in Kontakt trete. Das Gutachten von Dr. Meiersen belegte das Gleiche.
Arne bekam eine Menge Auflagen, die er zu erfüllen hatte, aber er durfte Jessie mit nach Hause nehmen. Beide mußten regelmäßig bei einem Vertrauensarzt vorstellig werden, der überprüfte, wie es um Jessies Zustand bestellt war.
Es war ein Sieg auf der ganzen Linie.

Fünfzehn Minuten, nachdem Arne das Gericht verlassen hatte, hielt er Jessie in seinen Armen.

Ende
9. Jessie

geschrieben von Butterfly am 17.10.03 22:07

Hallo Leute,
ich habe mal wieder die Finger geschwungen. Wenn ich nicht bald an der Arbeit was anständiges zu tun habe, wird aus mir wirklich noch die Online-SM-Version von Johannes Mario... zumindest, was die Anzahl meiner mehr oder weniger wertvollen Ergüsse angeht.

Ich habe vorher allerdings noch eine Bemerkung zu machen, um nicht mißverstanden zu werden.
Ich, übrigens genau wie Jessie aus der Geschichte, habe sehr wenig Ahnung von Gebärdensprache. Wenn jemand davon mehr Ahnung hat, möge er mich korrigieren, wenn er das für nötig hält. Es liegt mir fern, jemanden diskriminieren zu wollen.

Disclaimer
Diese Geschichte ist selbstverständlich frei erfunden, und Ähnlichkeiten zu vorhandenen Personen sind rein zufälliger Natur. Sie enthält erotische Phantasien, die teils im Sadomasochistischen Bereich angesiedelt sind.
Personen, die sich davon abgestoßen oder befremdet fühlen, sollten nicht weiterlesen.

Allen anderen viel Spaß.
Butterfly
(Diese Nachricht wurde am 17.10.03 um 22:07 von Butterfly geändert.)
10. Re: Jessie

geschrieben von living_and_laughing am 17.10.03 23:21

OOOOOMMMMMMHHHH....ich habe einen neuen Guru
OOOOOMMMMMMHHHH....er heißt Butterfly
OOOOOMMMMMMHHHH....er wird mein Meister
OOOOOMMMMMMHHHH....ich verneige mich






BUTTERFLY, GENIAL

und weitaus Menschenfreundlicher als mein Kreuzworträtsel.

Ich möchte ja nicht, daß wir uns gegenseitig belobhudeln, AAABBEER die Wahrheit muß auf den Tisch.

Bewundernde Grüße
stephan

11. Re: Jessie

geschrieben von Why-Not am 17.10.03 23:57

Hmm. Also da kommen nicht nur bei träumerin Erinnerungen an reale Ereignisse auf, die man lieber nicht gehabt hätte ...

Trotzdem - oder vielleicht auch deswegen - ist es eine schöne Geschichte. Gut erzählt, bewegend und glücklicherweise mit gutem Ausgang.

Why-Not (noch etwas verstört)
12. Re: Jessie

geschrieben von am 18.10.03 00:41

Ich empfand es als ganz ungewöhnliche Story, ein bisschen *das fünfte Element*, ein bisschen *the silent woman*...mich hat das beeindruckt, war stilistisch sicher, war vor allem sehr spannend!
Und wenn ich die Tür auf mach um 21.30 Uhr? Ach Manno...dann sind es doch wieder nur die Zeugen Jehovas und kein "zweites dienendes Element"....Shit!
Gruß  Gina
(Diese Nachricht wurde am 18.10.03 um 00:41 von ChariSMa geändert.)
13. Re: Jessie

geschrieben von living_and_laughing am 18.10.03 08:50

......aber ich glaube, oh göttergleiche ChariSMa, daß da einige der Zeugen Jehovas, die Fronten wechseln und dafür DICH anbeten würden.

Also des kann zumindest ICH mir gut vorstellen.

ich überlege gerade, ob ich nicht zu den Zeugen Jehovas konvertieren sollte, in der Hoffnung, irgendwann mal vor Deiner Haustür zu landen und mich von DIR bekehren zu lassen.
Wär jetzt direkt eine ernsthafte Überlegung wert.

Bis Dahin, sofern es geschehen sollte
die Besten Wünsche
stephan

14. Re: Jessie

geschrieben von Gast träumerin am 18.10.03 09:10

danke, butterfly,

eine aussergewöhnliche geschichte. eine aufrührende geschichte. von ganzem herzen spreche ich dir meinen dank für dieses kleine wunderwerk aus.

ich wünschte, ich hätte damals einen arne gehabt.

deine träumerin
15. Re: Jessie

geschrieben von am 18.10.03 09:38

@living_and_laughing,
Du solltest bei Johni beantragen, unter der Kategorie "Prinz Charming" geführt zu werden in diesem Forum, "Stammgast" trifft es einfach nicht genug für Dich!
Bevor Du aber jetzt in den Glaubenskrieg mit dem Ingolstädter Dorfpfarrer eintrittst und am Ende noch öffentlich an die Kirchentür genagelt wirst, verwerfe den Gedanken an die Zeugen Jehovas schnell wieder...durch meine Tür kann man auch unkonvertiert kommen, dann aber nur in Begleitung von Petra, sag mal, wo ist sie denn endlich?
Gruß ins Wochenende  ChariSMa

(Diese Nachricht wurde am 18.10.03 um 09:38 von ChariSMa geändert.)
16. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 18.10.03 09:47

Vielen Dank für das viele Lob. *rotwerd, nicht weiss, was ich mit meinen Händen machen soll*.
Ich werde wohl in nicht zu ferner Zukunft eine nochmal überarbeitete Version der Geschichte ins Netz stellen, die an einigen Stellen sprachlich etwas "runder" ist... ich hatte da ganz liebe Hilfe (die ich jetzt hier nicht outen möchte, weil ich dazu kein OK von der Seite habe).

@Why-Not: Auch, wenn es so aussehen mag, die Geschichte war nicht wirklich von dem inspiriert, was wir geredet haben. Ich hoffe, deine Verstörung hat sich gelegt, oder sie war halbwegs angenehm.
*überleg* Allerdings muß ich zugeben, daß ich eigentlich nach dem ersten Teil in eine ganz andere Richtung weitergehen wollte, die mir dann allerdings in vieler Hinsicht zu heftig wurde, selbst für dieses Forum...

@ChariSMa: tja, wenn du mal nach 2130 Besuch haben willst, mußt du deine Adresse rüberreichen. (Versprechen tue ich aber trotzdem nix, vielleicht gebe ich sie auch L&L weiter, dem alten Schwerenöter ) aber wie man deinen Worten entnehmen kann, hast du immerhin ein dienendes Element. Das ist mehr als manch andere(r) behaupten kann. Aber dafür habe ich ja jetzt (siehe nächster Absatz)

@Living_and_Laughing: Herzlich willkommen in der stetig wachsenden Schar meiner Anhänger. Bitte überweise deinen Zehnten in Zukunft an...

@Träumerin: Ich gebe mir Mühe, daß die nächste Story vielleicht nicht wieder ganz so rührend wird. Aber vielleicht hat L&L ja doch recht gehabt, als er mich in die gleiche Schublade wie Simmel gesteckt hat? *kopfkratz* (Immerhin war s nicht Konsalik. *aufatme*)

Danke, danke, danke, ihr habt meine Wochenendstimmung um mindestens, ach was, noch viel weiter gehoben.
Butterfly
17. Re: Jessie

geschrieben von living_and_laughing am 18.10.03 10:24

geschätzter Butterfly
Anhänger gibt s meines Wissens bei OBI in verschiedenen Ausführungen, so daß ich mich sicherlich nicht und niemals als Packesel von Dir mißbrauchen lasse.
... und meine Zehen oder meintes Du Zähne, brauch ich alle selber, so daß ich nie nicht irgendwas an Dich überweisen können tue.

ChariSMa, Du Kornblume auf den Feldern der Monokulturen dieser Erde

...dieses Char-ming geht mir zu weit in Richtung Char-iSMa und an diese Nähe wage ich nicht einmal zu denken, und Prinz, denn höchstens als Prinzenrolle.

....außerdem nagele ich höchstens vorm Kirchentor, denn im Stehen, ist meiner *peinlichberührt* ehrlich gesagt zu klein.

Meine Petra kann sich bisher nicht aufraffen, sich anzumelden, warum, das Wissen nur die Götter und Sie (was jetzt fast auf s gleiche rauskommt), immerhin liest Sie schon gelegentlich mit.

Allen nur das Beste
stephan


18. Re: Jessie

geschrieben von Lois am 18.10.03 16:52

Hallo Butterfly,

die Geschichte ist eine der beste, die ich hier gelesen habe.

Sehr Nachdenklich und Gefühlvoll geschrieben, so dass nicht die üblichen Themen in Vordergrung standen, sondern die verstörte Psyche der "armen" Jessie.

Der Schluss lässt zwar viele Fragen offen, aber das macht sie auch interessant.

viele Grüße
Lois
19. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 18.10.03 18:47

@Lois: Danke! Aber ich muß aufpassen, daß ich nicht eingebildet werde und mich am Ende noch für einen ganzen Gott halte.

War offenbar ein Glückstreffer.

@All: Ich habe wie angekündigt (mit externer Hilfe) die Story noch einmal überarbeitet und einige sprachliche "Ungereimtheiten" entfernt... Insofern werde ich die Teile jetzt noch einmal allesamt abändern. Wahnsinnig viel hat sich aber nicht geändert, einige Fehler, merkwürdige Formulierungen, Wortwiederholungen.

Gruß
Butterfly
20. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 18.10.03 19:05

Jessie -- Teil 1
überarbeitete Version

Was war denn nun das? Wieso rumpelte jemand um - Arne Pauli mußte auf die Uhr sehen - 2130Uhr gegen seine Tür? Er seufzte, nahm einen Schluck aus dem Whiskybecher, dem vorläufig letzten einer ganzen Reihe, die er seit dem frühen Nachmittag getrunken hatte und stand auf. Er brauchte einige Sekunden, um sein Gleichgewicht zu erlangen. Leicht trübe realisierte er, daß er betrunkener war, als er gedacht hätte. Verdammt. Das konnte nicht so weitergehen. Erstens fing die Trinkerei an, seine ohnehin schon schmale Geldbörse über Gebühr in Anspruch zu nehmen, zweitens war er nicht sicher, wo das gelegentliche Antrinken gegen den Frust aufhörte und die Abhängigkeit anfing.
Warum war er jetzt aufgestanden? Da, es klopfte wieder. Eindringlich.
Arne ging zur Tür und öffnete sie. Er dachte, er wäre auf alles vorbereitet gewesen, was ihm nachts im Treppenhaus begegnen könnte, was er allerdings sah, lag völlig neben seiner Erwartung. Er, nicht eben von kleiner Statur, blickte direkt in zwei riesige Augen, die ihn fixierten, mit einem Ausdruck, den zu deuten er eines Momentes bedurfte. Angst. Die braunen Augen zwischen dem knallrot gefärbten Haarschopf und der schmalen Nase schauten ängstlich, geradezu panisch und bittend. Sie war nicht geschminkt, aber das war auch nicht nötig. Sie war hübsch. Er mußte sich korrigieren, während er seinen Blick an ihr herunter- und wieder hinaufgleiten ließ. Hübsch wäre mehr als untertrieben gewesen. Wenn da nicht dieser Ausdruck in ihrem Gesicht gewesen wäre, der ihr etwas Gejagtes gab. Und die abgetragenen Klamotten, die sie trug.
Er realisierte, daß sie ihre Lippen bewegte, ohne daß er etwas hörte. Dann legte sie kurz eine Hand auf ihren Mund, begann, hektisch mit den Händen in der Luft herumzumalen und griff bittend an die Tür. Arne verstand, daß sie herein wollte, offenbar Angst vor etwas hatte. Aber warum sagte sie denn nichts? Er öffnete die Tür einen Spalt weiter und sie huschte herein, duckte sich unter seinem Arm hindurch. Dann drückte sie die Tür zu.
Sie blieb stehen, lächelte gehetzt.
"Wa... was ist mit dir?"
Sie schüttelte den Kopf, wedelte mit den Händen.
"Äh... Du kannst nicht sprechen?"
Sie nickte, zuckte dann mit den Schultern.
Akzentuiert, zum mitschreiben: "ABER... VERSTEHEN... KANNST...DU...MICH...??"
Sie nickte. Arne beschimpfte sich innerlich. Sie hatte ihn ja offenbar schon vorher verstanden. "Tut mir leid. Ich habe etwas getrunken, dann bin ich nicht der Allerhellste."
Sie nahm seine Hand und gestikulierte. "Heißt das macht nichts ?" Sie machte eine Wellenbewegung mit der freien Hand, dann nickte sie. "Das heißt so ungefähr , stimmts?"
Sie nickte und lächelte.
"Was ist los, warum wolltest du hier herein?"
Er wurde in keiner Weise schlau aus dem, was sie machte, aber ihre Augen nahmen wieder den gehetzten Ausdruck an.
"Anyway. Komm herein. Wenn du willst, kannst du bei mir bleiben, einen Platz zum Schlafen finden wir für dich."
Die Namenlose griff seine Hand mit ihren beiden Händen, blickte zu Boden und drückte sie an ihre Brust. Arne nahm es als einen merkwürdigen Ausdruck ihrer Dankbarkeit, war aber irgendwie beschämt aufgrund der ungewöhnlichen Geste.
Er ging ins Wohnzimmer, ließ sich auf das Sofa fallen und wies mit der Hand auf einen Sessel.
Statt sich dorthin zu setzen, kauerte sie sich geräuschlos neben seine Füße auf den Boden zusammen und lehnte vorsichtig ihre Stirn an sein Knie. Arne stotterte: "Was tust du denn da? Ich glaube, ich habe zuviel getrunken." Verlegen griff er an ihr vorbei nach seinem Whiskybecher. Sie war schneller. Sie stand auf, nahm Glas und Flasche vom Tisch und verschwand in die Küche. "Was...?"
Sie erschien in der Küchentür, schüttelte den Kopf und machte einige Gebärden, die er nicht interpretieren konnte. Als Arne in der Küche ankam, sah er gerade noch, wie sie die Flasche in den Ausguß entleerte. "Hey! Das kannst du doch nicht machen! Da war noch mindestens ein Viertel drin!"
Sie sah ihn an und schüttelte erneut den Kopf und gestikulierte wild.
Seine resignierte Frage: "Du meinst, ich habe genug gehabt?" wurde von ihr mit einem Nicken quittiert. Dann begann sie, Kaffee zu kochen und bedeutete ihm, wieder in das Wohnzimmer zu gehen.

Er setzte sich auf das Sofa. Das fing ja gut an. Kaum fünf Minuten war sie in der Wohnung, und schon machte sie ihm Vorwürfe. Und überhaupt, was sollte das Ganze? Nachdem er seinen Job verloren hatte und kaum zwei Wochen später Ilona ausgezogen war, weil sie ihn und sein Selbstmitleid nicht mehr ertrug , war er sicher gewesen, überhaupt nie wieder eine Frau in seine Wohnung lassen zu wollen. Er hatte genug davon. Verdammt, das Weibsstück hatte ihn wirklich verletzt, und er war noch dabei, seine Wunden zu lecken.

(Diese Nachricht wurde am 18.10.03 um 19:05 von Butterfly geändert.)
21. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 18.10.03 19:05

Vielen Dank für die nette Kritik, Leute. Nein, Knebel (von denen auch nicht ich, sondern Why-Not geredet hat) werden in der Tat keine vorkommen. Ich sollte vielleicht auch warnen, daß sie eher nachdenklich gestimmt ist, wenn auch (meine unbescheidene Ansicht) durchaus lesenswert.

Teil 2
überarbeitete Version

Als dann allerdings nach kurzer Zeit die Namenlose wieder im Wohnzimmer erschien, mit einer große Tasse Kaffee sowie Milch und Zucker, waren all diese guten Vorsätze dahin.
Sie hockte sich wieder hin, in die gleiche - jetzt hatte er das Wort gefunden - Demutshaltung wie vorher und bot ihm mit gesenktem Blick die Tasse an. Er nahm sie dankend entgegen, lehnte Milch und Zucker ab und nahm einen kleinen Schluck. Was für ein Höllengebräu... sie mußte seinen ganzen, nicht unerheblichen Vorrat an Kaffeepulver auf diese eine Tasse verbraucht haben. Genussvoll schlürfte er.
Dankend tätschelte er ihren Kopf, und fragte sich im gleichen Zug, was er da eigentlich tat. Das war eine Geste, die man eher einem Hund angedeihen läßt, als einem Menschen. Er schüttelte den Kopf und wollte gerade zu einer Entschuldigung ansetzen, da sah er in ihrem nach unten geneigten Gesicht die Andeutung eines Lächelns. Was war bloß mit dieser Frau los? Er trank weiter Kaffee, setzte die halbgeleerte Tasse ab. Sie hatte bewegungslos gewartet. "Jetzt setz dich doch auf das Sofa! Ich will das nicht, so..."
Sie stand auf, hielt ihren Blick auf den Boden gerichtet, während sie sich scheu auf die Kante des Sofas setzte, jederzeit bereit, aufzuspringen, als würde sie etwas Verbotenes tun. Gleichzeitig suchte sie aber seine Nähe, schmiegte sich vorsichtig an ihn. Ihre Hand lag auf seinem Oberschenkel und streichelte zärtlich. Nicht ganz am Schritt, aber doch so sehr in der Nähe, daß seine Jogginghose begann, sich auszubeulen. Irgendwie war ihm die Situation absolut peinlich. Er hatte keine Ahnung, wer oder was diese Frau war, aber er war auf dem besten Wege....
Arne wischte alle Bedenken beiseite, legte einen Arm um sie und zog sie richtig auf das Sofa. "Ich will das nicht, daß du so auf der Kante sitzt, wie ein geprügeltes Tier." Sie nickte, den Blick immer noch zu Boden gerichtet und kuschelte sich in das Sofa, oder eigentlich viel mehr an ihn. Ihre Hand glitt zwischen seine Beine, liebkoste ihn.

Plötzlich hatte er eine Idee. "Halt... Kannst du schreiben?" Sie nickte. Dann schüttelte sie den Kopf, schlug auf ihre Hand, die einen imaginären Stift hielt, deutete weitere Schläge an und ließ sich dann demonstrativ vom Sofa fallen, zuckte noch ein paar Mal und blieb dann bewegungslos auf dem Boden liegen.
Seine Erregung legte sich ruckartig. Lauter als notwendig fragte er: "Verdammt, was ist mit dir?" Das Mädchen zuckte zusammen, verbarg den Kopf zwischen ihren Schultern und rollte sich in eine Embyonalstellung zusammen.
"Entschuldige, ich wollte dir keine Angst machen." Er hockte sich neben sie, streichelte ihr über den Rücken. "Komm schon... bitte setz dich neben mich." Keine Reaktion. Er seufzte, dann sagte er im Befehlston: "Steh auf und setz dich neben mich!"
Sie gehorchte sofort und sah in an.
Arne stand auf und holte Papier und Bleistift. "Gut. Du schreibst mir jetzt die Antworten auf. Wenn die Antwort ja oder nein ist, kannst du Nicken oder den Kopf schütteln. Hast du verstanden?"
Sie nickte. Dann schüttelte sie wieder den Kopf. Ängstlich klebte ihr Blick an den Bleistift.
"Los, nimm den Bleistift." Keine Reaktion. "Jetzt nimm ihn schon!" Wieder nichts.
Schließlich hielt er mit der einen Hand ihr Handgelenk fest, mit der anderen drückte er ihr den Bleistift in die Hand. Sie keuchte tonlos, zitterte kurz und riss sich dann von ihm los.
Sie verschwand in der Küche. "Was zum Teufel...?!" Arne stand auf und ging hinterher, nur um zu sehen, daß sie die rechte Hand auf die Herdplatte preßte, während sie mit der linken an den Schaltern des Herdes drehte. Das "Ein"-Lämpchen leuchtete schon. Mit drei schnellen Schritten war er bei ihr, riß ihre Hand hoch und schaltete den Herd aus.
"Bist du völlig bekloppt? Das kannst du doch nicht machen!"
Sie zitterte. Er nahm ihre rechte Hand und streichelte sie. "Das darfst du nicht machen. Ich verbiete es dir."
Verwirrt blinzelte sie ihn an.

Er zog sie hinter sich her in das Wohnzimmer und bugsierte sie in einen Sessel, setzte sich ihr gegenüber. Verwirrt fuhr er sich mit der Hand durch die Haare und grübelte ein Weilchen.
"Jessie. Ich werde dich Jessie nennen, bis ich deinen richtigen Namen weiß. Hast du das verstanden und ist das ok so?"
Sie nickte.
"Gut. Jessie, dann stelle ich dir jetzt einen Haufen Fragen, du nickst oder schüttelst den Kopf, oder machst Gesten. Aber ich will nicht, daß du dir wehtust oder so etwas, verstanden?"
Sie nickte wieder.

Der Vorgang war quälend und zeitraubend. Aber langsam und mit Mühe quetschte er eine Geschichte aus ihr heraus. Sie hatte keinen wirklichen Zeitbegriff. Wenn er nach Wochen, Monaten, Jahren fragte, bekam er nur ein Schulterzucken und einen fragenden Gesichtsausdruck präsentiert.
Sie war von einem Mann "erzogen" worden, mit teils recht drastischen Mitteln. Und ihr - Arne taufte ihn einfach so, was von Jessie mit einem Nicken quittiert wurde - Herr war tot. Gestorben. Sie war losgelaufen, herumgeirrt und irgendwie in das Treppenhaus seines Mietshaus gekommen. Und als sie mehrere Personen gehört hatte, die die Treppe hinunterkamen, hatte sie verzweifelt angefangen, gegen seine Tür zu klopfen.
Er überlegte. "Und wie soll es jetzt weitergehen?"
Sie machte einige komplizierte Gesten, dann stand sie auf, kauerte sich vor ihn auf den Boden, umfaßte seine Unterschenkel und legte ihre Stirn auf seine Knie.
"Das verstehe ich nicht."
Sie hob den Kopf, lächelte ihn an, nahm seine Hand und legte sie auf ihren Kopf, drückte ihren Kopf in seine Handfläche, dann seine Hand auf ihr Herz.
"Äh... soll das heißen, du willst bei mir bleiben?"
Sie nickte und lächelte ihn an.
"Du hast mich als deinen Herrn adoptiert?"
Wieder nickte sie, mit einem Gesichtsausdruck, der sehr gut zu den Worten "Na endlich hast du es kapiert." gepaßt hätte.
Er räusperte sich, machte eine längere Pause, wärend sein Gehirn rotierte, "also, das muß ich überschlafen. Das ist mir jetzt auf die Schnelle zuviel. Ich gehe jetzt ins Bett. Möchtest du hier schlafen?"
Sie nickte, ging in den Flur, rollte sich auf dem Fliesenboden zusammen und schloß die Augen.
"Neinneinneinnein... du kannst doch nicht so auf dem Boden schlafen." Er zog sie hoch und dirigierte sie zum Sofa, drückte sie sanft darauf nieder und deckte eine Wolldecke über sie. Arne strich ihr zärtlich über den Kopf und sagte: "Schlaf schön. Morgen sehen wir weiter."
Dann ging er in sein Bett.

Jessie lächelte. Jessie... so hieß sie jetzt. Vorsichtig bewegte sie ihre Psyche in dem Namen. Er schmiegte sich an sie, umhüllte sie, wie ein weicher Handschuh. Sie lächelte wieder. Sie erlaubte sich nicht, ihre Gedanken wirklich Gestalt werden zu lassen, aber sie war leicht amüsiert über ihren neuen Herrn. Er war so kompliziert... aber sie war sicher, daß sie gut für ihn sorgen würde.
Vorsichtig streichelte sie mit der Hand über das viel zu weiche Sofa. Als es in der Wohnung still war, stand sie auf, ging im Dunkeln in den Flur und legte sich auf den Boden. Sie wußte, daß sie sich hier wohlfühlen würde und schlief schnell ein.
Arne brauchte erheblich länger. Das war ja mehr als traumhaft. Es war schon eher albtraumhaft. In den drei Jahren, die er mit Ilona zusammen gewesen war, hatte er sich immer gewünscht, sie möge etwas schweigsamer sein, und seinen Wünschen folgen. Aber so... das war ja die reinste Sklavenhaltung. Was sollte er jetzt tun? Jessie behalten? Zur Polizei gehen? Verdammt, sie hatte so hilflos geguckt. Ihre riesigen Augen, ihr verletzlicher Blick ließen ihm einfach keine Ruhe, verfolgten ihn in seine unruhigen Träume.

(Diese Nachricht wurde am 18.10.03 um 19:05 von Butterfly geändert.)
22. Re: Jessie

geschrieben von Butterfly am 18.10.03 19:06

Teil 3
überarbeitete Version

Er wachte früh auf, es war noch dunkel. Ein fetter Kater hatte seine Krallen an seinem Gehirn gewetzt. Was für ein dämlicher Traum. Jetzt träumte er schon von stummen Sklavinnen, die abends in seine Wohnung kamen. Was für ein Blödsinn, das durfte ja nicht wahr sein. Es schien an der Zeit, eine Therapie zu machen.
Er stand auf, suchte sein Gleichgewicht und ging ohne das Licht einzuschalten auf die Toilette. Kaffee. Das wäre jetzt das Richtige. Mit diesem Gedanken stolperte er über Jessie und schlug der Länge nach hin..
Jessie war sofort wach. Sie hatte ihrem Herrn im Wege gelegen! Er war vor ihr aufgewacht! Das Frühstück war noch nicht fertig, das Wohnzimmer nicht aufgeräumt! Ängstlich drückte sie sich mit gesenktem Kopf in eine Ecke, versuchte zwischen Wand und Tapete zu kriechen.
Arne brauchte einen Moment, um sich in der Situation zurecht zu finden. Es war kein Traum gewesen. Als er Jessie, ihre Haltung und ihr Zittern wahrnahm, blieben ihm die Flüche, die er gerade ausspucken wollte, in der Kehle stecken. Sie war ja sowieso schon völlig verängstigt.
Er nahm ihre Hand, zog sie hoch und brummte: "Aber du solltest doch auf dem Sofa schlafen."
Jessie schluchzte tonlos und warf sich ihm zu Füßen.

Ok. Er würde zur Polizei gehen. So ging das nicht. Er war zwar sicher, daß er sich mit der jungen Frau zu seiner Zufriedenheit arrangieren konnte, aber wo blieben ihre Menschenrechte? Und nicht zuletzt, wenn herauskam, daß er eine Sklavin in seiner Wohnung hielt, würde er für alle Zeiten hinter Gitter wandern. Oder zumindest für ziemlich lange.
Er schüttelte den Kopf. Nein. Er würde zur Polizei gehen.

"Komm, laß uns erst mal frühstücken."
Er begann, Kaffee zu kochen. Zitternd öffnete Jessie den Kühlschrank, und inspizierte mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck den Inhalt. Mit spitzen Fingern entsorgte sie einige Dinge, die, wie Arne zugeben mußte, beim besten Willen nicht mehr genießbar waren. Die kläglichen Reste stellte sie auf den Tisch. Als der Kaffee durchlief, hatte sie den Tisch schon fertig für eine Person gedeckt und kniete mit gesenktem Haupt neben Arnes Stuhl.
Er schüttelte den Kopf, ging an den Schrank und holte ein zweites Gedeck. "Ich möchte, daß du mit mir ißt."
Jessie schaute leicht verwirrt und schüttelte hektisch den Kopf.
Sie weigerte sich, auch als er sie noch einmal aufforderte. Er gab es auf. Er wußte nicht, ob er nicht ihre seelischen Schäden vergrößern würde, wenn er sie zwang. Zu deutlich war ihm die Szene vom Vorabend in Erinnerung.

Als er fertig war, stand er auf und schaute auf die Uhr. "Jessie, ich muß jetzt in die Stadt. Du bleibst hier, hast du verstanden?"
Sie nickte und lächelte ihn an.
Arne zog sich an, zog seinen Mantel über und verließ die Wohnung. Gegen seine Gewohnheit schloß er nach kurzem Überlegen von außen ab.

Arne stieg direkt vor dem Polizeipräsidium aus dem Bus. Dann stand er beinah eine Viertelstunde vor dem Gebäude, bis er genügend Mut zusammengerafft hatte, um hineinzugehen. Er studierte ziemlich lange die große Wandtafel, die beschrieb, wo welche Dienststelle zu finden war. Da stand nirgends etwas, das nach einer Fundstelle für Sklaven klang.
Im Geiste sah er sich schon als Entführer, Freiheitsberauber oder Gewaltverbrecher mit stählernen Armreifen vor Gericht stehen. Er schüttelte den Kopf, aber verspürte auch keine Lust, am Empfang nachzufragen, mit wem er denn nun reden solle.
Dann sah er es: Innendienst, Polizeipsychologie. Er überlegte... Innendienst. Das war zwar nicht genau das, was er brauchen würde, aber Psychologie erschien ihm passend, und alles andere war unsinnig.
Er klopfte an die auf der Tafel angegebene Tür, Polizeipsychologischer Dienst, Dr. Meiersen. Ein älterer Herr, uniformlos, aber mit Krawatte, musterte ihn, zog die Augenbrauen zusammen und empfing ihn mit den Worten: "Wir haben hier normalerweise keinen Publikumsverkehr."
"Äh... ja. Aber das ist auch keine normale Situation. Ich brauche ihre Hilfe. Und ich brauche keine schießwütigen Polizisten aus einer Sat-1-Serie, die nur in Schwarz-Weiß-Kategorien denken können."
Der Mann lachte. "So etwas gibt es hier sowieso nicht. Aber gut. Ich gebe ihnen drei Minuten Zeit, mich zu überzeugen, warum ich die richtige Anlaufstelle für ihr Problem bin. Dr. Meiersen ist mein Name."
Arne begann zu reden. "Ich heiße Arne Pauli. Gestern abend, ich hatte schon ein paar Gläser Whisky getrunken, klopfte plötzlich..."
Aus den drei Minuten wurde eine Viertelstunde, eine halbe Stunde.

Jessie machte sauber. Ihr Herr hatte wirklich eine gute Sklavin nötig, aber das erfüllte sie eher mit Stolz... binnen kurzer Zeit strahlte die Küche. Sie begann sich gerade mit gerümpfter Nase über den Wäscheberg im Schlafzimmer herzumachen, als es an der Wohnungstür klapperte.
Sie huschte in den Flur und kniete sich erwartungsvoll hin.
Ihr Herr betrat die Wohnung. Das etwas nicht stimmte, realisierte sie erst, als ihm drei weitere Männer durch die Tür folgten.
"Äh... Jessie, bitte steh auf."
Verwirrt gehorchte sie. Warum redete ihr Herr bloß immer so kompliziert?
Einer der Männer ging zu ihr hin, fragte: "Darf ich mal?" und griff ohne weiteres nach ihrem Handgelenk. Er drückte einen Moment darauf herum, fühlte etwas, dann leuchtete er ihr mit einer hellen Lampe in die Augen. Erschreckt riß sie sich los und flüchtete den Flur entlang, ins Wohnzimmer.
Die Männer kamen hinter ihr her, gefolgt von ihrem Herrn. Sie drückte sich in eine Raumecke, sprang dann an den Männern vorbei, die nach ihr griffen und drückte sich an ihn.

Arne schüttelte den Kopf und wies mit einer Handbewegung die beiden Polizisten aus dem Raum: "Bitte gehen sie raus. Sehen sie nicht, daß sie ihr Angst machen? Die Ärmste zittert ja wie Espenlaub." Dann wandte er sich an Jessie: "Jessie, niemand will dir etwas Böses. Bleib ganz ruhig, während Dr. Meiersen dich untersucht. Du bist krank, wir müssen dir helfen."
Aufgeregt schüttelte sie den Kopf.
"Jessie, bleib ruhig!"
Leicht bebend ließ sie die Untersuchung über sich ergehen, während Arne ihre Hand hielt. Dr. Meiersen schüttelte den Kopf. "Sie ist kerngesund und scheint nicht unter irgendwelchen Drogen zu stehen. Wirklich genaueres wissen wir natürlich erst, wenn wir sie im Krankenhaus auf Herz und Nieren geprüft haben."
Er telefonierte nach einem Krankenwagen. Dann kratzte er sich nachdenklich am Kinn. "Herr Pauli, das ist wirklich eine ungewöhnliche Situation. Sicher, sie hätten schon gestern abend dafür sorgen können, daß sich jemand um die junge Dame kümmert, aber das kann man ihnen wohl kaum zum Vorwurf machen. Trotzdem muß ich Sie bitten, wohlgemerkt bitten, mit den Kollegen auf das Präsidium zu kommen, wir müssen herausfinden, woher die junge Dame kommt, und vielleicht können Sie uns dabei helfen."
Der Krankenwagen traf ein, unauffällig, ohne Blaulicht. Zwei Rettungssanitäter mit einer Trage und ein Notarzt ergänzten die Szenerie.
Arne führte Jessie zu der Trage, bedeutete ihr, sich hinzulegen. Sie gehorchte. Als er sie losließ und die Sanitäter sie angurten wollten, begann sie um sich zu schlagen und sich panisch zur Wehr zu setzen. Arne griff ihre Hände und schüttelte den Kopf, murmelte beruhigende Worte, während der Notarzt ihr eine Spritze gab.
Er zerfleischte sich innerlich, während ihr Blick sich verschleierte und Jessies Augen zuflatterten. Er fühlte sich wie ein Verräter, als ob er ihr Vertrauen mißbraucht hätte.
Dann kam er mit zum Polizeipräsidium.

Der Termin zog sich ziemlich lang hin, bis zum frühen Abend, mit endlosen Reihen von Fragen, die Arne allesamt nicht beantworten konnte. Parallel dazu durchforsteten zwei Beamten ergebnislos Listen von vermißten Frauen.
Schließlich durfte er gehen, wurde aber gebeten, sich verfügbar zu halten.
Er schüttelte den Kopf: "Wo finde ich Jessie? In welchem Krankenhaus ist sie? Ich möchte sie gerne besuchen."
Er mußte mit Engelszungen reden und Dr. Meiersen zurückzitieren, bevor er die gewünschte Auskunft bekam. Noch viel mehr, dieser seufzte schließlich: "Also gut. Aber ich komme mit."
Jessie war nicht in ein normales Krankenhaus gebracht worden, sondern in die geschlossene Abteilung der Psychiatrie. Dr. Meiersens Ausweis öffnete ihnen Tür und Tor. Sie lag still auf dem Bett, die roten Haare offen über das Kissen verteilt, gefesselt mit weißen Gurten, und starrte an die Decke. Als der behandelnde Arzt an das Bett trat und sie ansprach, zeigte sie keinerlei Reaktion. Er berührte sie am Arm und wie gestochen versuchte sie ihm panisch, so weit die Gurte es eben zuließen, auszuweichen.
Dann sah sie Arne. Er schob den Arzt beiseite und genauso, wie sie vorher versucht hatte, dem Arzt auszuweichen, seine Berührung zu vermeiden, suchte sie jetzt Arnes Nähe. Er griff nach Jessies Hand und drückte sie, strich ihr über das Haar. Als sie anfing zu weinen, komplimentierte der Arzt ihn aus dem Zimmer. "Kommen Sie. Es wühlt die Patientin emotional zu sehr auf.... Jetzt kommen Sie schon!"

(Diese Nachricht wurde am 18.10.03 um 19:06 von Butterfly geändert.)
23. RE: Jessie

geschrieben von AlterLeser am 27.12.09 15:56

Hallo Butterfly,
dies ist ja schon eine sehr alte Story, aber lesenswert.
Durch die Übertragung vom altem Server auf diesen hier, sind zwar die
Teile etwas verrutscht aber trotzdem gut zu lesen. Habe mir immer überlegt ob
Arne Sie hinterher behalten durfte. Er also nicht wieder ins Selbstmitleid gefallen ist.
Butterfly, Dir danke ich für eine kurze aber schöne Story.

Mfg der alte Leser Horst


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