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eröffnet von nathanael am [unklar]
letzter Beitrag von nathanael am 30.01.06 10:41

1. Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von nathanael am 25.01.06 18:12

Papst Benedikt XVI. hat am Mittwoch seine erste Enzyklika mit dem Titel "Deus Caritas est" (Gott ist Liebe) veröffentlicht. Da wir in diesem Forum ja schon öfters über Religion diskutiert haben und es hier ja um vielfältige Formen des Eros geht, stelle ich den, wie ich finde, sehr schönen Text mal in Auszügen hier rein.

Ich würde übrigens lieber über den konkreten Inhalt des Textes und das Thema Liebe und Eros diskutieren als über die (Katholische) Kirche im allgemeinen, das führt normalerweise zu nichts Interessantem, weil da immer gleich sehr festgefügte Weltbilder und leider oft auch Platitüden und Klischees aufeinanderrasseln.


"´Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm´ (1. Joh. 4, 16). In diesen Worten aus dem ersten Johannesbrief ist die Mitte des christlichen Glaubens, das christliche Gottesbild und auch das daraus folgende Bild des Menschen und seines Weges in einzigartiger Klarheit ausgesprochen. (...)

In einer Welt, in der mit dem Namen Gottes bisweilen die Rache oder gar die Pflicht zu Hass und Gewalt verbunden wird, ist dies eine Botschaft von hoher Aktualität und von ganz praktischer Bedeutung. Deswegen möchte ich in meiner ersten Enzyklika von der Liebe sprechen, mit der Gott uns beschenkt und die von uns weitergegeben werden soll. (...)

Heute wird dem Christentum der Vergangenheit häufig Leibfeindlichkeit vorgeworfen, und Tendenzen in dieser Richtung hat es auch immer gegeben. Aber die Art von Verherrlichung des Leibes, die wir heute erleben, ist trügerisch. Der zum "Sex" degradierte Eros wird zur Ware, zur bloßen "Sache"; man kann ihn kaufen und verkaufen, ja, der Mensch selbst wird dabei zur Ware. In Wirklichkeit ist dies gerade nicht das große Ja des Menschen zu seinem Leib. (...)

Der Eros verweist von der Schöpfung her den Menschen auf die Ehe, auf eine Bindung zu der Einzigkeit und Endgültigkeit gehören. So, nur so erfüllt sich seine innere Weisung. Dem monotheistischen Gottesbild entspricht die monogame Ehe. Die auf einer ausschließlichen und endgültigen Liebe beruhende Ehe wird zur Darstellung des Verhältnisses Gottes zu seinem Volk und umgekehrt: die Art, wie Gott liebt, wird zum Maßstab menschlicher Liebe. (...)

Die in der Gottesliebe verankerte Nächstenliebe ist zunächst ein Auftrag an jeden einzelnen Gläubigen, aber sie ist ebenfalls ein Auftrag an die gesamte kirchliche Gemeinschaft, und dies auf all ihren Ebenen: von der Ortsgemeinde über die Teilkirche bis zur Universalkirche als ganzer. (...)

Die Kirche kann nicht und darf nicht den politischen Kampf an sich reißen, um die möglichst gerechte Gesellschaft zu verwirklichen. Sie kann und darf nicht sich an die Stelle des Staates setzen. Aber sie kann und darf im Ringen um Gerechtigkeit auch nicht abseits bleiben. Sie muss auf dem Weg der Argumentation in das Ringen der Vernunft eintreten, und sie muss die seelischen Kräfte wecken, ohne die Gerechtigkeit, die immer auch Verzichte verlangt, sich nicht durchsetzen und nicht gedeihen kann.(...)

Liebe - Caritas - wird immer nötig sein, auch in der gerechtesten Gesellschaft. Es gibt keine gerechte Staatsordnung, die den Dienst der Liebe überflüssig machen könnte. Wer die Liebe abschaffen will. ist dabei, den Menschen als Menschen abzuschaffen. Immer wird es Leid geben, das Tröstung und Hilfe braucht. Immer wird es Einsamkeit geben. Immer wird es auch Situationen materieller Not geben, in denen Hilfe im Sinn gelebter Nächstenliebe nötig ist. Der totale Versorgungsstaat, der alles an sich zieht, wird letztlich zu einer bürokratischen Instanz, die das Wesentliche nicht geben kann, das der leidende Mensch - jeder Mensch - braucht: die liebevolle persönliche Zuwendung. (...)

Die unmittelbare Aufgabe, für eine gerechte Ordnung in der Gesellschaft zu wirken, kommt dagegen eigens den gläubigen Laien zu. Als Staatsbürger sind sie berufen, persönlich am öffentlichen Leben teilzunehmen. (...)"
2. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von Sir_Rowan am 26.01.06 10:28

Hallo nathanael, ich habe dir mal den Link reingestellt zum Nachlesen

Enzyklika "Gott ist Liebe"
3. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von nathanael am 26.01.06 11:07

Vielen Dank, ist natürlich nützlich für alle, die nicht nur das "Best-of" der dpa lesen wollen, wie ich es oben kopiert habe.

Wer den Text ausdrucken will, bei SPIEGEL-ONLINE gibt es ihn in voller Länge als pdf.

Grüße
von
nathanael
4. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von Sir_Rowan am 27.01.06 14:22

Hallo nathanael

ich muß den Text auch noch genauer durchlesen, um zu wissen, was der Papst damit sagen will. Denn schau hier: Das Sakrament der Ehe
5. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von Michael am 27.01.06 15:31

Hallo, vorsicht mit textauszügen, sie obliegen auch dem urheberrecht.

Gruß michael
6. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von Sir_Rowan am 28.01.06 14:27

@Michael,

Du kannst soviel Textauszüge wie Du willst posten, solange du die Quelle angibst und nicht sagst, daß dein Urheberrecht ist.!
7. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von Billyboy am 28.01.06 16:57

Zitat

Sollte Benedikt XVI. - z. B. weil er es nicht mag, seine Schrift in einem KG-Forum zu sehen - aber die Entfernung der Zitate verlangen, dann ist das sein verbrieftes Recht.


Ob unser aller Beni hier mitliest??
Würde mich dann doch wundern, der hat doch seinen geistigen KG
cu
Tom
8. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von Miauzi am 28.01.06 16:58

Hallo Gerryxxx,

so uninteressant wird er wohl dieses Forum nicht finden....ist keusche Lebensweise nicht im Sinne seiner Kirche

Wer wieß schon, wo überall die Glaubens...(man kann ja auch Inquisition sagen) ihre Nase "reinsteckt" - klar, nur um zu erfahren, wie verworfen die Welt ist

Uwe
P.S. Aber mit dem Urherberrecht hast Du natürlich recht!
9. RE: Enzyklika "Gott ist Liebe"

geschrieben von nathanael am 30.01.06 10:41

Hallo miteinander!

Gerry, Du hast geschrieben:

code:
ich vermute, Du hast die Übersetzung des lateinischen Titels
aus den Medien übernommen.
Korrekter, wenn auch weniger griffig, wäre aber die Übersetzung
"Gott ist Nächstenliebe" bzw. "Gott ist ein hoher Preis".

Ich finde bei der Diskussion über dieses Thema muß die korrekte Übersetzung
zugrunde gelegt werden. Denn ich bin mir absolut sicher, daß Benedikt XVI.
sich der sprachlichen Unterschiede sehr wohl bewußt war.



Ein wichtiger Hinweis natürlich. Allerdings hat Benedikt/Ratzinger den Text m.W. auf Deutsch verfasst, erst dann ist er ins Lateinische übersetzt worden. Der Text trägt, so wie er von der Dt. Bischofskonferenz herausgegeben wurde, den Titel:

ENZYKLIKA
DEUS CARITAS EST
VON PAPST
BENEDIKT XVI.
AN DIE BISCHÖFE
AN DIE PRIESTER UND DIAKONE
AN DIE GOTTGEWEIHTEN PERSONEN
UND AN ALLE CHRISTGLÄUBIGEN
ÜBER DIE CHRISTLICHE LIEBE


Aber es ist richtig, dass "caritas" die beiden von Dir genannten Bedeutungen hat - lt. Stowasser: 1) hoher Preis, Teuerung und 2) Hochachtung, Hochschätzung, oder eben, in diesem Sinne, auch: Liebe.
"Liebe" ist im Deutschen ja ein sehr vielschichtiges Wort mit vielen Bedeutungsfacetten. In der Enzyklika geht es ja auch darum, diesen vielen Bedeutungen gerecht zu werden und ihren inneren Zusammenhang hervorzuheben. Der Eros gehört dann zur Caritas.
Ich denke, dass das deutsche Wort "Liebe" dieser Vielfalt am ehesten gerecht wird. Aber der für sich stehende und vielleicht wirklich allzu griffige Titel "Gott ist Liebe" birgt natürlich die Gefahr in sich, die Gedanken des Textes auf ein sehr unverbindliches Schlagwort zu reduzieren. Wenn man über den Text spricht, muss es natürlich gerade um die Vielfalt der Liebe, den Zusammenhang und die Unterschiede ihrer Formen gehen.

Ich werde den Text (etwa 50 Seiten) unter der Woche mal seiner ganzen Länge nach lesen.

Liebe(!) Grüße
von
nathanael
(übrigens evangelisch)


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