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Thema:
eröffnet von nowalic am 21.06.06 16:00
letzter Beitrag von xrated am 04.05.08 17:03

1. Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 21.06.06 16:00

Versicherungsvertreter vertreten Versicherungen
Staubsaugervertreter vertreten Staubsauger
Autovertreter vertreten Automarken.
Wen vertreten eigentlich die Volksvertreter ?


Ich bin mal wieder so stinksauer auf unsere Politiker, dass ich mir jetzt einfach ein bisschen Luft machen muss.
Da wird eine saftige Mehrwertsteuer-Erhöhung beschlossen (die Preise gehen jetzt schon rauf - warum eigentlich?)
Da werden Steuervergünstigungen für Berufspendler gestrichen (ist das in der vorgesehenen Form überhaupt verfassungsgemäß ??)
Und da werden gleichzeitig die Aufwandspauschalen für unsere Volksvertreter um 30 % erhöht.

Was müssen wir uns eigentlich von diesen ignoranten, unfähigen und eingebildeten Damen und Herren noch alles bieten lassen?

Ich habe für mein Teil jedenfalls beschlossen: Mit mir nicht. Ich werde künftig noch weniger als bisher ausgeben und ich werde mir einen Spaß daraus machen, ab sofort auf alles zu verzichten, was nicht unbedingt lebensnotwendig ist. So lange, bis ich die aufdiktierten Mehrausgaben wieder eingespart habe.
Mein Motto wird ab sofort lauten: Konsumboykott bis zum äußersten.
Zeigen wir unseren PolitikerInnen, WER in diesem Lande der Souverän ist: MACHEN WIR IHNEN IHREN AUFSCHWUG KAPUTT !

Sorry, aber jetzt ist mir ein bisschen besser.
nowalic
2. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 21.06.06 17:48

Hallo Nowalic,

ich kann deinen Frust verstehen und teile deine Wut uneingeschränkt. Da wird von der Wirtschaft und der Politik räumliche Flexibilität gefordert und den Pendlern die Kohle gekürzt. Ich weiß, wovon ich rede, ich fahre 2x täglich meine 63 Km.

Am schlimmsten geht es den Arbeitslosen, die werden am laufenden Band entwürdigt, gedemütigt und an die Wand gedrückt. Bei den Arbeitsämtern wird von Arbeitslosen z. B. verlangt, ihr Portemonnaie zu öffnen. Ich habe einer guten Freundin empfohlen, beim nächsten Mal den Slip herunterzulassen, damit der Mitarbeiter sieht, dass sie auch dort nichts versteckt hat; leider ist sie dafür nicht abgebrüht genug.

Ist euch schon aufgefallen, dass viel an Mist gerade jetzt zur WM-Zeit durchgedrückt wird? Solange die überfinanzierte Verblödungsmaschinerie läuft, merkt das Volk nicht, was politisch gespielt wird. Das wird eiskalt einkalkuliert.

Nowalic, du fragst, wen die sog. Volksvertreter vertreten. - Auf jeden Fall nicht das Volk. Politik ist heute Lobbyismus und nichts weiter. Wenn ich lese, dass z. B. mein "Lieblingspolitiker" 7 Nebenjobs hat, u. a. bei der Deutschen Börse und der Axa, dann weiß ich, welche sozialpolitischen Inhalte er auf jeden Fall nicht vertreten wird, nämlich solche, die der gesellschaftlichen Solidarität dienen und die Bürger je nach Einkommen belasten.

Ich schlage als erste Sofortmaßnahme vor, dass bei Politikern jegliche Nebenjobs voll auf die Diäten und Aufwandsentschädigungen angerechnet werden. Ziel sollte aber sein:

- Keine Nebenjobs für Politiker!
- Jeder Politiker sollte vor der Annahme politischer Ämter einige Jahre in einem regulären Beruf gearbeitet haben!
- Jeder Politiker darf nur in einem Ausschuss mitarbeiten!
- Nach zwei Legislaturperioden sollte eine Legislaturperiode politisch pausiert werden, um wieder im alten Job zu arbeiten, d. h. den Kontakt zum wahren Leben wiederzugewinnen.

Deinen Entschluss zum Warenboykott kann ich auch nachvollziehen, doch zweifle ich an dessen Wirkung, d. h. es wird selbst bei massenhafter Beteiligung wahrscheinlich lediglich eine Dämpfung der Inflationsrate um 0, 01 % oder Ähnliches dabei herauskommen.

Zweckmäßiger erscheint mir, sich einmal Gedanken zu machen über die Rekrutierung unserer politischen Funtionsträger; viel ließe sich wahrscheinlich schon gewinnen, würde jeder Arbeitslose oder sonstwie negativ Betroffene bei der Bundestagswahl das Kreuz für die Erststimme (Direktmandat) einfach dem ersten unabhängigen Kandidaten auf der Liste geben. Dadurch ließe sich das Parlament doch schon etwas anders zusammensetzen.

Und wozu hat der Politfrust bei mir geführt? Dazu, dass ich mir in den letzten Wochen einen Stoss sozialistischer Literatur gekauft habe:

Rober Kurz: Das Weltkapital. Globalisierung und innere Schranken des modernen warenproduzierenden Systems. 2005

Elmar Altvater: Das Ende des Kapitalismus, wie wir ihn kennen. Eine radikale Kapitalismuskritik. 2006

Heinz Dieterich: Der Sozialismus des 21. Jahrhunderts. Wirtschaft, Gesellschaft und Demokratie nach dem globalen Kapitalismus. 2006

W. Paul Cockshott/ Allin Cottrell: Alternativen aus dem Rechner. Für sozialistische Planung und direkte Demokratie. 2006 (engl. Orig. 1993)

Istvan Meszaros: Beyond Capital. Towards a Theory of Transition. 1995

Habe also viel zu viel Geld für Frust-Kompensation ausgegeben! - Ach ja, die neueste Schote: Ich bin bekanntlich Lehrer und wir sollen in der Schule, d. h. im Untrericht, verstärkt Wert auf wirtschaftliche Zusammenhänge legen. Gerade habe ich gelesen, dass Versicherungskonzerne den Schulen Unterrichtsmaterial zur Verfügung stellen werden, in dem u. a. der Wert privater Vorsorge propagiert wird.

Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/cms/front_c...at=5&idart=1816

Natürlich werde ich das Material benutzen: in einer Unterrichtsreihe über Manipulation im Interesse des Kapitals. Eines kann ich dem Kapital und dessen politischen Interessenvertretern versprechen: Ich werde alles tun, damit aus meinem Untericht nicht deren nützliche Idioten hervorgehen. Und wenn man mich zwingen sollte, die Propheten des Neoliberalismus, etwa Friedman und Hayek, im Unterricht zu lesen, dann werde ich durch ergänzende Lektüre von Autoren wie Ernest Mandel, Robert Kurz und anderen dagegenhalten. Mein Unterricht ist und bleibt kritisch!

Das ist meine Weise des Protestes.

Bluevelvet
3. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 21.06.06 22:48

Hallo Ihr beiden,
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob die Konsumverweigerung nicht doch etwas bringt. Ich selbst praktiziere das schon seit einiger Zeit. Auch bei der Energie, also sparen, was irgendwie geht. Mit einer allersimpelsten Vorhersagemethode, komme ich auf Einsparungen von ca. 10-15%. Damit könnte man den Energiekonzernen schon das fürchten beibringen
Noch etwas: Man sollte seine Strom und Gasrechnung genau prüfen. Voriges Jahr hatte ich Erhöhungen von einem „errechneten“ Zählerstand ab. Ich habe damals nicht geschaltet. Dieses Mal lasse ich das nicht durchgehen! Wenn erhöht wird, muß der Zählerstand abgelesen werden!!!

Die zweite Frage ist, wer regiert Deutschland? Antwort: Ganz sicher nicht die Politiker, die versuchen nur, einen guten Eindruck zu machen, teilweise vergeblich.

Es geht nur darum, den Bonzen mehr in die Taschen zu schieben. Diese Wachstumsideologie ist total albern, denn in der Mittelstufe lernt man schon, wie sich das verhält (steigt exponentiell), aber da haben die Herrschaften gerade wohl Kreide geholt.

Es muß aber Wachstum her (für Manager und Aktionäre), es ist aber prinzipiell nicht mehr möglich. Lösung: Man schröpft die kleinen, die können sich nicht wehren.

Gegen die Steigerungen in den Vorstandsetagen sind auch die Forderungen der Ärzte lächerlich.

Also: Was tun? Es geht eben nur die Konsumverweigerung. Bloß das erfordert Kreativität und Disziplin. Da ist das Gejammer wesentlich einfacher. Hierzu empfehle ich das Buch: „Ich leide, also bin ich“ von Pascal Bruckner.

Nachsatz:
Warum die Preise jetzt schon steigen, obwohl die Mehrwertsteuer erst im Januar 2007 erhöht wird?
Ganz einfach: Es gibt Leute, die sagen, alles, was ich länger lagern kann, kaufe ich jetzt schon, zu alten Preisen, um so möglichst viel einzusparen.

Meine Empfehlung ist: Tut es trotzdem!!! Denn dann bringt ihr das System und die Vorhersagemodelle für den Absatz ins Schleudern. Am besten ist es deren Absatz zu Anfang des Jahres so niedrig, wie möglich zu machen.
Es geht einfach darum, zu stören, und im Weg zu sein, wo es irgendwie geht.
4. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Herrin_nadine am 21.06.06 23:18

besser noch die frauen und herren politiker, angefangen von abgeordeten bis zum bundespresidenten, sollen mal ein viertel jahr von arbeitslosengeld 2 und den auflagen leben, jede zumutbare arbeit annehmen für einen euro stundenlohn.

wetten dass sie das nicht durchhalten.

jetzt wird es an der zeit dass jeder von ihnen auf 10% ihres einkommen verzichten müssen und daß ihre pensionen auf das niveu eines arbeiters angepaßt werden.

weg mit den dienstwägen der oberen preisklasse. ein mittelklassewagen, so wir ihn fahren tut es auch, und des luftwaffenjets. die können in alle in der buisness class fliegen.



aufschwung. man sollte das handwerk stärken.
ein supermarkt sollte lebensmittel und getränke verkaufen.
elektogeräte ein elektrofachgeschäft,
schuhe in einem schuhfachgeschäft,
usw.
die konzernbildung verhindert werden. die firmen sollten eine bestimmte größe nicht überschreiten.
die einfuhr von billig waren sollte eingedämmt werden.

5. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 21.06.06 23:21

Hallo bluevelvet,

Zitat

Am schlimmsten geht es den Arbeitslosen,...

Meine Aussage hierzu: Am schlimmsten geht es den Geringverdienern, die trotz täglicher Arbeit, teilweise in mehreren Beschäftigungsverhältnissen, kaum den Hartz4-Satz erreichen.
Gruß
6. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 22.06.06 00:12

Hallo Gerryxxxxxxxxxxxxxxx,

freu mich, dass du immer noch hier (in Deutschland) bist.
Warum?
-geringqualifiziert? (trotz Hochschulstudiums?) mit nieddrigem Einkommen oder bist du

-Hartz IV und Sozi Empfänger
-Rentner
-Politiker?

Gruß
7. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 22.06.06 00:16

Hallo Hink

Zitat
Ich bin mir gar nicht so sicher, ob die Konsumverweigerung nicht doch etwas bringt. Ich selbst praktiziere das schon seit einiger Zeit. Auch bei der Energie, also sparen, was irgendwie geht. Mit einer allersimpelsten Vorhersagemethode, komme ich auf Einsparungen von ca. 10-15%. Damit könnte man den Energiekonzernen schon das fürchten beibringen

Was das Einsparen bewirkt, wenn man einem (mehr oder weniger ausgeprägten) Monopol gegenübersteht, kannst Du seit Jahren bei den Kosten für Müllentsorgung beobachten. Insbesondere dort, wo die Kosten direkt mit dem abzutransportierenden Müll korrespondieren: Je weniger Müll insgesamt anfällt, desto teurer wird die Müll-Einheit. Ist doch auch klar. Einerseits haben die Fixkosten, die umgelegt werden, andererseits will dort auch niemand weniger verdienen. Mit konsequentem Einsparen - wenn genug mitmachen - erreichst Du also nur, daß Du für weniger Leistung/Energie/... das gleiche Geld zahlen mußt.

Solange es die Wahlautomaten noch nicht flächendeckend gibt, besteht die Möglichkeit, den Parteien/Politikern bei der nächsten Wahl die Quittung zu präsentieren. Auch, wenn ich mir nicht vorstellen kann, daß die Mehrheit der Bürger die nötige Konsequenz aufbringt. Da wird lieber mit der geballten Faust in der Tasche alles ertragen und geschluckt, was "die Obrigkeit" vorgibt. So gesehen: Selbst schuld.

Wer diese [zensiert] gewählt hat, die uns jetzt die Gürtel enger schnallen, dem gönne ich das. Und vielleicht kann er/sie sich das ja bis zur nächsten Wahl merken.

Bleibt mir also nur von so einem Wahlausgang zu träumen:
CDU/CSU: 4,5% (nicht im Parlament)
SPD: 4,5% (nicht im Parlament)
FDP: 10% (stabile Lobby)
Grüne: 21% (dank globaler Erwärmung)
Linke: 30% (trotz L-Fontainchen)
Bibeltreue Christen: 8% (von der CSU abgewandert)
Initiative gegen Korruption: 15% (die sollten wir mal gründen)
Rechte: 4% (nicht im Parlament)
ganz Rechte: 3% (nicht im Parlament)

Why-Not (träumt von einer besseren Welt)
8. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von RubberMarc am 22.06.06 00:51

Also zunächst möchte ich den Vorschlägen von Bluevelvet bezüglich der Politiker (keine Nebenjobs etc.) ausdrücklich zustimmen. Gleiches bitte auch für Gewerkschaftler. Wer sich ständig selbst die Taschen vollstopft wie die Herren Sommer, Bsirske und Co. vertritt schon lange nicht mehr die Arbeitnehmer.

Andererseits:

Was regen wir uns eigentlich auf ?! Die Ost-Schickse macht doch das, was sie angekündigt hat und die SPD klebt wie immer so an der Macht, wie es schon immer bei den Sozis war.

Und:

Sie sind doch gewählt worden!

LG
Marc
9. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 22.06.06 01:01

Hallo Why-Not,

Zitat

Solange es die Wahlautomaten noch nicht flächendeckend gibt....


Was möchtest du uns hiermit sagen?

Gruß
10. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Roger_Rabbit am 22.06.06 01:02

Ein wunderschönes Beispiel der Beamten:

In einem Raum befindet sich ein Ventilator und ein Beamter.
Wer arbeitet?
Der Ventilator!


Mit H4 werden Stellen kaputt gemacht!!!

=> wurde gefilmt: Ein ehem. Heizungsmonteur sollte Gärtner und Schulhof-Aufsicht spielen. Weil man aber von seinem Lebenslauf wußte, hat man den Gärtner Gärtner sein lassen, der er nie war, und zu Reparatur (er hatte ja einen Schweißerschein) in den Keller geschickt.

=> kann ich pers. mehrfach beweisen! Ja, ich bin H4 Empfänger. Ich sollte Netzwerke in Schulen installieren, mit Verkabelung, Software und allem Drum und Dran. Ich kenne aber den hiesigen User "schmidtchen", der genau DAS als Selbständiger tut, Wartungsverträge hat und davon lebt! Mit 1,50 € die Stunde kann er nicht konkurieren.

=> soll ich Lehrer werden! Werde für 6 Monate eingestellt und soll Grundschüler ins Internet und die Computer-Technologie einführen. Der Lehrkörper natürlich immer anwesend. Eine Verlängerung ist möglich, aber ein Kursus für den Lehrer ja viel zu teuer. Der Lehrer hat gefälligst zuzuhören und im nächsten Jahr MEIN Wissen an die Schüler weiterzugeben.

=> werden mir folgende Angebote geschickt: Datum 26. April 06, Vorstellung am 13. Febr. 06 bei Firma XY. Da im Briefumschlag keine Zeitmaschine steckte, ich mich dementsprechend nicht melden konnte, bekam ich prompt die Androhung der Kürzung von ALG2 oder gar der kompletten Streichung mit 3-monatiger Sperre.



Die 19 Prozent MwSt. sind ja nun durch. Alsbald habe ich ja wieder einen Termin bei meinem Arbeitsberater (Arbeitslosenverwalter). Dann knall ich dem glatt meine Rechnungen auf den Tisch und fordere anteilsmäßig auch 3 Prozentpunkte mehr an Unterstützung. Insbesondere lege ich ihm den Lapsius 26.04. zu 13.02. auf den Tisch.

Man hätte davon abgesehen .... Es sei ihnen ein Fehler unterlaufen .... mir würde die Zuwendung nicht gekürzt



Nowa....

Du hast wenigstens Arbeit. Uns mißbraucht man und redet die Statistik schön.
11. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Sir_Rowan am 22.06.06 09:42

Zitat
. . .

Am schlimmsten geht es den Arbeitslosen, die werden am laufenden Band entwürdigt, gedemütigt und an die Wand gedrückt. Bei den Arbeitsämtern wird von Arbeitslosen z. B. verlangt, ihr Portemonnaie zu öffnen. Ich habe einer guten Freundin empfohlen, beim nächsten Mal den Slip herunterzulassen, damit der Mitarbeiter sieht, dass sie auch dort nichts versteckt hat;


Lieber nicht, sonst machen die dort noch eine Leibesvisitation

Zitat
Ist euch schon aufgefallen, dass viel an Mist gerade jetzt zur WM-Zeit durchgedrückt wird? Solange die überfinanzierte Verblödungsmaschinerie läuft, merkt das Volk nicht, was politisch gespielt wird. Das wird eiskalt einkalkuliert.

Jawoll ist mir schon aufgefallen. - Hört auf zu meckern, wir können Fußballweltmeister werden



Zitat
Nowalic, du fragst, wen die sog. Volksvertreter vertreten. -
Streiche einfach das erste "t" aus dem Wort "Volksvertreter", dann hast Du den "VOLKSVERRETER"



Und immer schön zu den Montagsdemos gehen
12. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 22.06.06 10:09

Hallo Auch Frustrierte,

zunächst mal ein großes DANKE für eure lebhafte Beteiligung an diesem Thema. Ich hab lange nachgedacht, ob ich meine Meinung hier kundtun soll, weil dies ja mit Keuschheit wirklich nur insofern zu tun hat, als beides mit "Entzug" zusammenhängt.
Aber dann hat mich einfach der Zwang übermannt, meine Wut mit irgendjemand teilen zu müssen.
Ob Konsumboykott eine geeignete Methode ist, um unseren Volkszertretern kräftig auf den Teller zu spucken, mag sicher dahingestellt bleiben; schließlich trifft man damit ja auch leider nochmals eine ganze Menge Unschuldiger. Aber man kann damit auf jeden Fall dazu beitragen, dass ihre schön gerechnete Rechnung am Ende nicht auch noch aufgeht.
Und letztlich haben wir ja gar keine andere Wahl, als den Konsum weiter einzuschränken. Schließlich wird wohl niemand von uns von seinem Boss 5 oder 6% mehr Nettolohn kriegen, damit er seine erhöhte Staatsabzocke zahlen kann.


@ bluevelvet:

Danke für die Literaturliste; ich werde mich bemühen, mir demnächst mal das eine oder andere daraus vorzunehmen.
Andererseits: War es nicht so, dass die Kandesbunzlerin ursprünglich den Mehrwertsteuersatz gar nicht ganz so drastisch auf die Spitze treiben wollte und sie auf diesen Gedanken erst während der Koalitionsverhandlungen durch unsere so genannten "Sozial"-"Demokraten" gebracht wurde?
Sind unsere "Sozial"-"Demokraten" (ich schreibe das mit Absicht so) überhaupt noch das, was ihr Name und ihre Tradition versprechen? Ich denke, Erich Ollenhauer und Herbert Wehner würden sich im Grab umdrehen, wenn sie wüssten, was aus ihrer Partei geworden ist und eigentlich müsste man dieser Partei die weitere Führung Ihres Namens (wegen irreführender Werbung) verbieten lassen.


@ Why-Not:

Zitat
den Parteien/Politikern bei der nächsten Wahl die Quittung zu präsentieren

Es wäre schön, wenn das nur funktionieren könnte. Aber welche Alternativen haben wir als Stimmvieh überhaupt noch?
Du kannst doch wählen, wen und was immer du willst: beschissen wirst du letztlich von allen. Das liegt daran, dass jede Partei von Natur aus letztlich Interessenvertretung für irgendwen oder irgendwas ist und es muss wohl auch daran liegen, dass man vermutlich über entsprechende menschliche Qualitäten verfügen muss, um überhaupt zur Wahl als Volkszertreter aufgestellt zu werden. Schau doch nur nach, was während ihrer Regierungsbeteiligung aus den Grünen geworden ist...
Und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: ich war vor Jahren einer der Mitbegründer der Statt-Partei in Baden-Württemberg, weil mich deren damals wirklich hoch gesteckten politischen Ziele fasziniert haben. Ergebnis: Es hat keine 6 Monate gedauert, da waren die Parteimitglieder dermaßen unter sich und mit der Bundespartei zerstritten, dass ich schleunigst und zutiefst enttäuscht meinen Austritt erklärt habe. Was aus dem Experiment schließlich geworden ist: die Statt-Partei gibt es nicht mehr, Ihr Gründer, der stahlharte, ordnungsliebende "Richter Gnadenlos" wurde selbst.... (naja, ihr wisst schon.)
Auf jeden Fall: Vormerken für die nächste Wahl: das wissen unsere Volkszertreter schon und darüber lachen die nur noch. Um so was ernst zu nehmen, ist ihnen das Volk zu dumm. Oder - wie einst Helmut Kohl sagte: "die Straße wird nicht gefragt".


@ Roger_Rabbit:

Zitat
fordere anteilsmäßig auch 3 Prozentpunkte mehr

Wenn es mal "nur" bei den 3 Prozentpunken mehr Staatsabzocke bleiben würde...
Wenn man aber all das zusammen nimmt, was die Damen und Herren Volkszertreter kürzlich beschlossen haben, dann beläuft sich die durchschnittliche Mehrbelastung (2-Personen-Haushalt) schon jetzt bereits auf ca. 5 %.
Und die "Gesundheitsreform" steht ja immer noch aus, da werden locker nochmals rund 2 % dazu kommen.
Und da war dann noch die Pflegeversicherung, bei der auch schon feste getüftelt wird.
Und wenn demnächst tatsächlich das vom Volk geforderte Rauchverbot in öffentlichen Bereichen kommen wird: womit will man eigentlich den Ausfall bei der Tabaksteuer ausgleichen?
Übrigens: weiß eigentlich noch jemand, dass wir immer noch den "Solidaritätszuschlag" zahlen, der eigentlich schon seit 10 Jahren wieder vom Tisch sein sollte? Seltsam: davon wird überhaupt nichts mehr gesprochen (?!)


@ all:

Damit soll´s von mir für heute genug sein. Ich muss wieder an die Arbeit gehen und mithelfen, die feierliche Einweihung unseres (Behörden-) Neubau´s vorzubereiten. (Grrrrrr... !)


Viele Grüße
nowalic

PS: mir ist beim nochmal durchlesen aufgefallen, dass sich irrtümlich einige Male in dem Wort "Volksvertreter" ein Schreibfehler eingeschlichen hat.
Dieser ist gewollt und trifft genau meine Meinung über die Damen und Herren, die damit gemeint sind.
13. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Roger_Rabbit am 22.06.06 12:04

> dass sich irrtümlich einige Male in dem Wort "Volksvertreter" ein Schreibfehler eingeschlichen hat.

Dieser Schraibveler mußte bei mehreren Kommentatoren wie ein Virus aufgetreten sein. Schon komisch, wie schnell er sich über das Internet verbreitet und ihn meine Software nicht blocken konnte.
14. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von HarryTasker am 22.06.06 12:25

...ich kann euch verstehen, keine Frage...man müsste einiges ändern. Nur leider gehöre ich auch zu den Wählern die keine Alternative sehen. Bei den meisten Politikern ist es doch so das man die quasi auswechseln könnte. Von der SPD zur CDU und andersherum. Und keiner würde es merken.
Die Programme sind eh nicht sooo viel anders, dran halten tut sich nach der Wahl eh keiner.
Politiker mit Profil gibt es keine mehr. Naja....vielleicht zwei. Helmut Schmidt vielleicht...den mag ich mir recht gerne im Fernsehen mal ansehen. Hat Sinn und Verstand was der Mann sagt. Iss aber aus dem Geschäft heraus.
Dann gäbe es noch....*Outing*...Gregor Gysi. Leider für mich doch bei der falschen Partei...aber der Mann hat auch Verstand.
Was die anderen angeht...ich darf da mal Volker Pispers zitieren (der ist SEHR zu empfehlen):


Was erwarten sie denn noch? Ein Volk, das sich alkoholfreies Bier aufschwatzen läßt, das greift auch zu einer kompetenzfreien Regierung.



Es gibt Dinge, die kann man nicht sehen, die muß man glauben.
Und es gibt Dinge, die muß man sehen und kann sie nicht glauben.
Und es gibt Politiker, da kann man nicht glauben, das die noch einer sehen will.



...die Wahlen sind frei, kostenlos, manche sagen sogar, sie sind umsonst...



Übrigens...als Kohl und Waigel 3 Monate nach einer Wahl ein Haushaltsloch gefunden haben...300 Milliarden..der verantwortliche Staatssekretär im Finanzministerium hieß Horst Köhler. (Hab ich vom Pispers gelernt)

Ganz nebenbei....was hat diese Diskussion eigentlich mit KG´s und ähnlichem zu tuen ?
15. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 22.06.06 15:33

Zitat

Ganz nebenbei....was hat diese Diskussion eigentlich mit KG´s und ähnlichem zu tuen ?


Nichts, Harry. Hier im Offtopic-Board leben wir einfach unsere Zweit-, Dritt- oder Vierthobbys aus! Und im Moment ändern wir dem lieben Gott die Welt oder beendem dem Großkapital die Herrschaft ... - wenigstens virtuell ... *gg*

Blue
16. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 22.06.06 18:48

Macht es kurz und schmerzhaft. Das System ist zu korrupiert, als das jemand mit lauteren Absichten darin überhaupt überleben kann. Zerstört das ganze System und stellt ein neues hin, vieleicht könnt ihr euch dann auch mal ne Verfassung leisten...
17. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 22.06.06 22:08

@novalic, HarryTasker

Zum Thema keine Auswahl:
Wenn ihr nur die beiden "Volksparteien" betrachtet, habt ihr recht. Es ist Wurscht, wen ihr wählt. Aber es gibt Alternativen. Die wichtigste ist: Werdet zum Wechselwähler. Wählt nicht mehr die, die euch bereits vera....t haben. Wählt irgendwen. Ob es die ostschlesischen Taubenzüchter sind, oder die bibeltreuen Christen. Verweigert eure Stimme denjenigen, die sie brauchen, um weitere vier Jahre machen zu können, was sie wollen und was nur ihnen nutzt.

"Aber wenn wir lauter Splitterparteien wählen, gibt es keine handlungsfähige Regierung."
Die einzigen, die eine starke Regierung brauchen, sind die Politiker, die ihre Gönner zufriedenstellen müssen. Die Bürger brauchen weder die Enteignungen des neuen Urheberrechts (die Kreativen übrigens auch nicht), noch die Vorherrschaft weniger Megakonzerne durch Software-Patente oder ähnliches. Es ist also nicht schlimm (außer für die Politiker), wenn wir mal vier Jahre lang keine handlungsfähige Regierung haben.

"Aber es gibt doch so viele Probleme, die gelöst werden müssen."
Der viel beschworene Reformstau ist ja offenkundig das Schreckgespenst, mit dem den Bürgern eingeredet wird, weiter zugunsten der Konzerne in ihren Rechten und Möglichkeiten verstümmelt werden zu müssen. Eigentlich fehlt nur noch die Wiedereinführung der Leibeigenschaft. Ok, die Binnennachfrage geht dann komplett den Bach herunter. Aber solange der Profit durch Export stimmt, ist das doch egal. Und wenn das dank Bildungshürden auch nicht mehr funktioniert, suchen sich die Konzerne eben ein anderes Land. Ein Hoch auf die Globalisierung.

Es stimmt schon. Es gibt eine Menge Probleme, die gelöst werden müssen. Aber dazu sind die Lobby-Parteien doch ohnehin nicht in der Lage. Und wahrscheinlich auch gar nicht gewillt. Alles, was ihren Gönnern schaden könnte, hat ohnehin zu unterbleiben. D. h. es wird nur mit der Verteilung von unten nach oben weitergehen. Und damit die da unten (das sind wir) nicht zu aufmüpfig werden, spielt man sie halt gegeneinander aus. Die Rentner, "die auch endlich mal ihren Beitrag leisten sollen", gegen die Arbeitslosen, "denen es noch viel zu gut geht". Die "faulen" Beamten gegen die "überbezahlten" Ärzte. (Nicht etwa die bürokratischen Krankenkassen mit ihren überbezahlten Vorständen gegen die gierige Pharma-Industrie.) Die "dummen" Schüler gegen die "qualifizierungsunwilligen" Arbeiter. ...

Aber wenn dadurch jemand die Mehrheit bekommt, der vielleicht noch schlimmer ist ...
Es ist also ziemlich egal, wer außer den - heute seltsamerweise noch immer - großen Parteien die nächste Wahl gewinnt. In vier Jahren dürfte es kaum eine neue Gruppierung schaffen, mehr Schaden anzurichten, als diejenigen, die derzeit am Ruder sind. Und wenn die Neuen auch Mist machen, sind sie bei der nächsten Wahl eben wieder draußen. Darin unterscheiden sich ja die Wechselwähler von den Stammwählern. Ihre Stimme bekommt nur der, mit dem sie zufrieden sind.

Na ok, Neonazis möchte ich auch nicht unbedingt als Hüter von "Recht und Ordnung" haben. Aber zu einer absoluten Mehrheit für die dürfte es ohnehin nicht reichen. Und wenn sie den rechten Rand der C-Parteien beerben ... hört zumindest der Etikettenschwindel auf.

Im übrigen kann ich mir vorstellen, daß einige Jahre der politischen Bedeutungslosigkeit auch die sogenannten Volksparteien innerlich erneuern könnte. Im Moment besteht dazu allerdings gar keine Veranlassung.


@folssom

Wahlmaschinen ...
Zitat
Was möchtest du uns hiermit sagen?

Bislang kann jeder Bürger in seinem Wahlkreis überprüfen, ob bei der Wahl alles korrekt zugeht. Die Auszählung ist öffentlich. Bei den Wahlmaschinen findet die Auszählung automatisch statt. Für den Bürger ist nicht nachvollziehbar, ob das ausgegebene Ergebnis korrekt ermittelt wurde. Statt dessen gibt es eine Bauartzulassung durch ein Amt, also eine staatliche Stelle. Selbst die vollständigen Unterlagen der Prüfung bleiben unter Verschluß. Nur der Prüfbericht ist einsehbar.

Daraus ergeben sich schon vom Prinzip her folgende Manipulationsmöglichkeiten:
(a) Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) gibt auf Weisung der Regierung eine unberechtigte Bauart-Zulassung heraus.
(b) Die PTB übersieht versehentlich Manipulationsmöglichkeiten. Ein öffentliches Review ist nicht möglich.
(c) Das bei der PTB eingereichte Gerät ist zwar manipulationssicher, die eingesetzten Wahlmaschinen vor Ort allerdings nicht.

Technische Systeme neigen dazu, fehleranfällig zu sein. (Oder warum gibt es dauernd sicherheitskritische Windows-Updates?) Und wenn Manipulationsmöglichkeiten vorhanden sind, werden sie auch ausgenutzt. Wie könnte man (z. B. als Megakonzern) ein Land und die gekauften - ähm, pardon, als Berater engagierten - Politiker besser im Griff behalten, als über die Kontrolle der Wahlergebnisse? Das traditionelle Wahlverfahren ist aus gutem Grund so aufgebaut, daß es Manipulationsversuche im Kleinen sehr erschwert und im Großen praktisch unmöglich macht.

Vielleicht gibt es ein sicheres Konzept für die Nutzung Wahlmaschinen, bei denen jeder Wähler die korrekte Zählung überprüfen kann. Aber bisher ist so etwas nirgends im Einsatz.

Bis dahin gilt: Wahlmaschinen sind ein leichtes Ziel für Manipulationen, wenn man genug Geld/Einfluß hat. Sie sind ein lohnendes Ziel. Also werden sie manipuliert werden. Die Frage ist nur, wann und von wem.

Wer mehr lesen will, kann ja mal hier bei Heise schauen.

Mein Fazit: Nach der flächendeckenden Einführung von Wahlmaschinen aktueller Ausprägung endet die Demokratie.

Why-Not
18. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von HarryTasker am 22.06.06 22:19

Zitat
Bis dahin gilt: Wahlmaschinen sind ein leichtes Ziel für Manipulationen, wenn man genug Geld/Einfluß hat. Sie sind ein lohnendes Ziel. Also werden sie manipuliert werden. Die Frage ist nur, wann und von wem.


...dazu noch mal ein Zitat von Jürgen Pispers...jedenfalls dem Sinn nach :

Die Amerikaner können Bomben bauen die aus 5 Kilometer mit chirurgischer Präzision ein Ziel treffen. Aber keine Maschine die Wahlzettel zählt.
19. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Roger_Rabbit am 22.06.06 23:57

Quintessenz: Wenn die Regierung das Wahlrecht abschafft, wird es höchste Zeit das Land zu verlassen...

Auch wenn mir der Lord aus der Schweiz mit seinem Schwert ständig vor der Nase fuchtelt und ins Auge sticht, Ja! Lassen wir die Politiker und Beamten sich doch selber regieren und verwalten! 70 Mio Bundesbürger wählen den friedlichen Kampf und wandern aus. Deutschland hat nur noch eine "handvoll" Bürger in der Verwaltung, die sich selbst verwalten darf.

0 Prozent Arbeitslosigkeit!
Welcher Staat kann das schon von sich behaupten?

Nur....
Die Rentner stehen bei den Arztpraxen vor verschlossenen Türen und die Damen und Herren Beamten, unsere Verwalter, können auf einmal nicht mehr einkaufen, weil es keine Geschäfte mehr gibt! Geblieben sind nur noch die Raststättenpächter an der Autobahn, die sich von den Fernfahrern für teuer Geld die Lebensmittel kaufen. Da gibt es keinen Kilogrammpreis für Bananen mehr, da wird per Stück zum 10fachen Preis von heute verkauft. und. und. und. und.

Nach wenigen Monaten ist das ehemalige Deutschland nur noch ein weißer Fleck auf der Landkarte. Es hat ein gutes Autobahnnetz, aber kein Handy-Empfang (die meisten Telekomiker sind ja keine Beamten).

Auf einmal merkt man: Man kann sich nicht selbst regulieren.
Und da wird man (hoffentlich) langsam wach...........
20. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 23.06.06 00:39

Hallo,
was für eine "tolle" Stimmung hier am Board.

-der eine will den Aufschwung kaputt machen, hat aber Arbeit und kann dabei sogar im KG-Board schreiben
-der nächste steht im Staatsdienst und versteht den ganzen Frust und die Wut uneingeschränkt
-ein anderer ruft gut Qualifizierte auf, ins Ausland zu gehen, scheint aber trotz Medizin-Studiums (auf wessen Kosten wohl?) im Land zu bleiben
-ein H4 Empfänger macht Witze über Beamte, scheint aber nicht bereit zu sein, eine Arbeit als Lehrer für 6 Monate (mit möglicher Verlängerung) anzunehmen
-einer will das System zerstören
-jemand macht sich Sorgen um die Demokratie



Werdet Politiker und macht es besser!

PS. War heut in einer WM-Stadt und im Stadion:
habe dort eine Superstimmung und ausschliesslich positive "Denke" erlebt.
Mein persönliches Fazit: Nicht Konsumverzicht und Nörgelei bringen uns weiter, sondern Optimismus und dass Bewusstsein, das es es uns in Deutschland verdammt gut geht, im Vergleich zu einem Grossteil der Welt.
Gruß
21. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 23.06.06 08:39

@ Roger_Rabbit:
Zitat
Lassen wir die Politiker und Beamten sich doch selber regieren und verwalten!

Damit wäre ja geradezu der ewige Wunschtraum der Politiker und Beamten erfüllt.
Merke: Politiker und Beamte brauchen kein Volk (außer einmal alle 4 Jahre für ein kleines Kreuzchen).
Ansonsten sind Politik und Verwaltung so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass der so genannte "Bürger" eigentlich sowieso nur stört.
Und wach wird man so in old Germany auch nicht. Im Gegenteil: endlich kann man in Ruhe endlos träumen.


@folssom:
Zitat
der eine will den Aufschwung kaputt machen, hat aber Arbeit und kann dabei sogar im KG-Board schreiben

liest sich ja ganz toll, dieser Satz und ist im Grunde auch gar nicht so unrichtig.
Allerdings zur Klarstellung: Meine Arbeitszeit beginnt um 8 Uhr und endet offiziell um 17 Uhr. In dieser Zeit erledige ich den anfallenden Routinekram, den ich halt bewältigen muss, egal, wie lange es dauert.
Und danach, sowie in der Regel jeden Samstag von 10 bis 18 Uhr beginnt der 2. Teil meiner Arbeitszeit, in der Besprechungen, Ortstermine, Planungsmaßnahmen, Übungen, Schulungen usw. anfallen, die eben nur außerhalb der regulären Arbeitszeiten möglich sind. So gesehen komme ich zur Zeit auf eine Wochenarbeitszeit von rund 60 bis 70 Stunden (natürlich ohne Lohnausgleich), so dass ich überhaupt kein schlechtes Gewissen bekomme, wenn ich (übrigens auf meinem privaten Computer und auf meinem privaten Internetkonto) täglich eine Viertelstunde im KG-Forum stöbere.

Ansonsten: du hast Recht. Hier herrscht wirklich eine "tolle Stimmung".
Sie entspricht genau der Stimmung, die in diesem unserem permanent verarschten Volke herrscht und
es ist nur schade, dass vermutlich kaum einer unserer Volkszertreter je davon erfahren oder sich je darum scheren wird.

Zitat
Werdet Politiker und macht es besser!

Wie bereits berichtet, hab ich genau das mal versucht. Aber so viel Arroganz, Ignoranz und schlechten Charakter, wie man dazu braucht, bringe ich leider nicht auf.
Und wenn du hier schreibst, dass es uns in Deutschland noch immer "verdammt gut geht", dann ist das ein Verdienst, den wir und unsere Eltern/Großeltern uns durch unserer eigenen Hände Arbeit geschaffen haben und dessen wir uns in keiner Weise schämen müssen.
Und wenn es viele andere Nationen in der Welt gibt, denen es miserabel ergeht, dann denk mal drüber nach, inwieweit dies großenteils auf die Machenschaften internationaler Großkonzerne und nimmersatter Ausbeuterstaaten zurück zu führen ist.
Vielleicht gibt dir zu denken, dass viele dieser armen Länder eigentlich gar nicht arm sein müssten, weil sie vielfach durch ihre Bodenschätze und Rohstoffreserven eigentlich zu den reichsten Ländern der Welt gehören müssten (wenn man sie nur ließe).
Aber mit dieser Bemerkung schaffst du ja genau die ideelle Basis, auf der unsere Volkszertreter denken und glauben, dass man uns auch in der Zukunft noch viel mehr als bisher melken kann und muss. An den Plänen dazu arbeitet man ja bereits mit allem Hochdruck.

Damit wir endlich mal wieder merken, wer die Herren sind, in diesem unserem Lande!

Gruß
nowalic
22. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 25.06.06 09:07

Wenn wir mal die Herren im Lande wären! Wir werden von einem Kartell aus Wirtschaft, Politik, Medien und Justiz beherrscht, die schamlos an einem Strang ziehen. Dass dies dem Verfassungsauftrag von Gewaltenteilung und Gemeinwohlverpflichtung widerspricht, interessiert diese Kreise nicht. Im Moment werden wir über die Vokabel "Sanierungsfall Deutschland" auf die nächste Runde der Umverteilung von unten nach oben, genannt Reformen, eingestimmt.

Verfolgt man relativ regelmäßig den Nachrichtenfluss, so fällt auf, dass fast täglich jemand aus dem oben genannten Machtkartell die angebliche Alternativlosigkeit der gegenwärtigen Reform-, sprich: Umverteilungspolitik beschwört. Offenbar soll verhindert werden, dass über Alternativen auch nur nachgedacht wird! Dabei korrespondiert die Häufigkeit der Beschwörungsrituale sichtlich mit dem Ausmaß an Angst innerhalb des Machtkartells vor Alternativen zur gegenwärtigen Umverteilungspolitik.

Denken wir also genau diese Alternativen!

Bluevelvet
23. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 29.06.06 19:30

Hallo Bluevelvet,
Du schreibst von Umverteilung. Das hört sich an, als ob jemand die Absicht hätte, den Anderen etwas wegzunehmen. Das ist sicher nicht richtig. Keiner hat die Absicht, den anderen etwas wegzunehmen. Die Vorstände von den Konzernen sind alles herzensgute Menschen, nur wir brauchen doch Wachstum, nichtwahr. Das muß doch unbedingt sein, das sieht doch wohl jeder ein, oder? Und das willst du kaputt machen? Ich muß schon sagen, du bist reichlich undankbar! Wobei es naturgemäß um das Wachstum der Einkommen von Aktionären, Aufsichtsräten und Vorständen geht, ich will nicht mißverstanden werden.
Das muß sein, es muß, es muß!!!

Es müssen Kosten gesenkt werden, das ist doch auch klar, oder? Und am einfachsten ist es natürlich, Personalkosten zu senken, da muß man am wenigsten nachdenken. Und das geht nun mal nicht ohne Verringerung des Menschenmaterials, will sagen des Humankapitals ab. Wenn du diese Herren fragst, aber wo sollen die denn hin? Dann sagen sie ganz kummervoll: „Ich würde ja gerne anders handeln, aber ich kann nicht, es gibt einfach die Sachzwänge... Es tut mir ja selber so leid.“ Man ist versucht, ein Taschentuch heraus zu holen, um sie zu trösten.
Mir ist schon vor Jahrzehnten aufgefallen, daß von Ausbeutung gesprochen wurde und von Unterdrückung etc. Das aber setzt voraus, daß man einen Gegner überhaupt wahrnimmt. Das ist aber gar nicht der Fall. Für die Herrschaften gibt es ganz einfache „Sachzwänge“: Wenn ich innerhalb der nächsten zwei Jahre nicht den Gewinn steigere, bin ich den Job los, was scheren mich da irgendwelche anderen Leute? Das ist die Krankheit und das Problem der anonymen Konzerne. Sie gehören niemandem, also ist es egal, ob der Laden pleite geht, oder nicht. Niemand trägt irgendwelche Verantwortung. Es gibt kaum Posten, in denen so wenig Verantwortung getragen wird, wie in den Vorständen unserer Großkonzerne. Aber diese herrschen letztlich und bestimmen die Politik
Es ist sowieso auffällig, wie viel Vermögen sich in den Händen einzelner in den letzten Jahrzehnten gebildet haben, auch in den Händen von Popstars, Sportlern etc. Auch hier treibt die Gigantomanie Blüten.
Es entsteht ein immer größeres Proletariat (Hartz IV etc.). Die Frage ist nur, wie lange die Gesellschaft das tragen kann.
Es ergibt sich also, daß wir uns letztlich in einer Art neuen „Klassenkampf“ wieder finden. Der Kommunismus als Gefahr ist weg, der Kapitalismus kann sich ungehemmt ausdehnen. (Der Kommunismus war am besten für die, die ihn nicht gehabt haben.)
Die Frage ist wie führen wir diesen Klassenkampf? Ob man will oder nicht, es ist einfach so. Waffen sind sicher nicht das geeignete Mittel. Langfristig wird es wahrscheinlich dazu kommen, wenn sich nichts ändert.
Es bleiben nur zwei Mittel: Agit-Prop und die Verweigerung.
Also ich bleibe dabei: Konsumverweigerung.
Wenn jemand sagt, ach das hat ja doch keinen Einfluß, dann frage ich ihn, warum er als einzelner zur Wahl geht, er hat doch auch nur eine Stimme, gegen die anderen Millionen. Also braucht er das ja auch nicht zu tun.

@Why-Not
zum Thema Müll: Da kann man am ehesten ansetzen. Der sogenannte „Restmüll“ wird doch, objektiv gesehen, kaum gebraucht.
Glas -> Glascontainer
Plastik -> Plastikcontainer
Papier -> Papiertonne
Küchenabfälle -> Biotonne
Also?
Es gibt nur noch ein paar Kleinigkeiten, die dann noch in den Restmüll gehören.
Ich beobachte zum Beispiel in unserem Haus, daß die Mülltonen immer randvoll und auch voller abgeholt werden. Wenn man in die Tonnen schaut, findet man fast nur Zeug, was nicht da rein gehört. Glasflaschen, Dosen Plastik ja sogar Zeitungen, obwohl direkt daneben eine blaue Papiertonne steht. Es liegt also an den Leuten selber.
Es muß also so etwas, wie ein Bewußtsein entstehen, und schon sind wir im Jargon von den 68ern.

Also, ich bleibe dabei, das einzige, das wirken kann, ist Verweigern, lästig werden, im Wege stehen, Reklame verweigern, sich nicht mehr dem Konsumterror aussetzen.
(Konsumterror: Damals hat man davon geredet, alle haben darüber gelacht, zu recht. Heute redet keiner mehr davon, aber wir haben ihn dafür jetzt in voller Schönheit.)
24. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von masophilus am 30.06.06 07:34

Es gibt eine alte Weisheit. Erst Hirn und dann den Mund/Hände einschalten.

Das gilt insbesondere für hier. Aber wenn man nur Unvollständiges oder auch gar nix weiß, ist es nur natürlich eine Art BILD-Zeitungs-Polemik hier zu veröffentlichen.

Also zurück zum ersten Satz: Erst denken und dann schreiben.

masophilus
25. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 30.06.06 13:52

Hallo Masophilus,
Du bist ja noch arroganter als ich, das ist schon eine reife Leistung.
Nebenbei: Worauf bezieht sich deine Äußerung?
Es ist eine Menge zu diesem Thema geschrieben worden.
Aber so eine Äußerung hat den enormen Vorteil, daß man sich mit dem Unsinn nicht befassen muß, und dann als der Allergrößte da steht.
Also tiefsinniges Schweigen ist die bessere Methode, sein Wissen zu verbergen, ich weiß, aber wir anderen Dummen haben leider diesen Weg nicht gewählt, dazu sind wir halt zu dumm, man möge es uns nachsehen.
Und wahrscheinlich, wird es auch so bleiben, weil, du wie ich vermute, uns nicht an deinen Weisheiten teilhaben lassen wirst.
Wirklich schade.
26. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 30.06.06 18:52

(Änderungen in blauer Farbe.)

Ökonomie ist zu komplex, um sie auf emotionalem Wege zwischen Tagesschau und Wetterkarte zu erfassen.
Ich habe 2 Jahre Wirtschaftslehre in der Realschule bei einer SPDlerin hinter mir. Die Errungenschaften der SPD und der Gewerkschaften konnte ich dir damals auswändig vorbeten.
Dann habe ich 1 Jahr Wirtschaftslehre bei einem Alt-68er hinter mir, der sich normalerweise während des Unterrichts für 20 Minuten in eine Zigaretten- und Kaffeepause verabschiedete. Kapiert habe ich nichts.
Erst während des Studiums, als wir von einem Unternehmensberater unterrichtet wurden, habe ich angefangen die Ökonomie zu verstehen. Der Typ konnte den Zusammenhang zwischen der ökonomischen Basis, dem staatlichen Umverteilungsversuchen und der Wirkung auf Arbeitsmarkt und Gesellschaft sehr deutlich machen. Teilweise hatte er es mit Firmenchefs zu tun, die ähnlich wenig verstanden hatten, wie wir Studenten.
Gegenargumente konnte er manchmal auf mathematischen Wege hinwegfegen. Ach, was sage ich. Pulverisiert hat er sie.


Ein kleiner Merksatz zum Thema Arbeitsplätze in der Basis der Ökonomie:
Monetärer Fluss ins Inland = Arbeitsplätze im Inland.
Monetärer Fluss ins Ausland = Arbeitsplätze im Ausland.

Der Monetäre Fluss wird von den Kunden erzeugt, die sich im Inland meist als "unterbezahlte arme rechtlose Arbeitnehmer" präsentieren.
Wenn die Marxschen Theorien wirklich richtig wären, so könnte kein Arbeitnehmer irgendetwas kaufen. Damit ist die marxistische und die kommunistische Herangehensweise an den sozialen Kapitalismus, der auf dem Kunden als Kapitalflusslenker basiert, nicht sinnig oder schlüssig.

Der Staat hat, quasi als Gimmik, auf die Basis-Ökonomie ein Umverteilungssystem errichtet, das aber lange nicht an die Leistungs- und Durchsetzungsfähigkeit der Basis herankommt.

Ein Teil des Umverteilungssystems ist die Konsumsteuer (in der BRD die Mehrwertsteuer). Sie garantiert, dass von jedem Produkt, also auch den importierten und denen in den Marktsegmenten mit niedrigen Gewinnspannen, zumindest die Konsumsteuer (in der BRD 19 % Aufschlag) in der inländischen Ökonomie verbleiben.

Es ist ein Mährchen, dass der aktuelle monetäre Fluss in der jetzigen Ökonomie genauso eine Wirkung auf die Konjunktur hat, wie damals, während des Wirtschaftswunders.
Das Wirtschaftswunder basierte auf einem fast zu 100 % im Inland ablaufenden monetären Flusses.

Damals, 1960 haben die Bürger die inländischen Produkte gekauft, weil sie die billigsten waren. Sie setzten sich gegen das Modediktat durch und kauften Qualität, die 10 Jahre lang halten sollte. Die Firmen blieben im Inland, weil sie sich hier von den Bürgern unterstützt fühlten. Von dem monetären Fluss blieb, z. B. beim Fernseher geschätzte 90 % im Inland.

Heutzutage, 2006 kaufen die Bürgerinnen und Bürger ausländische Produkte, weil sie die billigsten sind. Sie folgen dem Modediktat und kaufen Produkte die nur eine oder zwei Modesaisons halten. Die Firmen verlassen das Inland, weil ihnen die Kunden durch ihr Verhalten an der Kasse zeigen, dass sie die im Inland produzierten Produkte nicht kaufen wollen. Die Firmen fühlen sich durch die Arbeitnehmer bedrängt mehr Lohn zu zahlen, werden aber von den Kunden aus diesem Grund abgelehnt. Den Arbeitgeber sieht sich in einer Mischung von Angriff und Ablehnung und will nur noch weg.
Von dem monetären Fluss bleibt, wieder beim Fernseher, geschätzte 20 % im Inland, wenn er beim Fachhändler gekauft wurde.
Wenn der Fernseher bei einem ausländischen Versandhandel bestellt wird, sogar nur geschätzte 1 % (Die Kosten für den Paketdienst im Inland).

Das Beispiel Fernseher wurde natürlich _ohne_ Mehrwertsteuer betrachtet, weil ich mich nicht auf ein spezielles Land beziehen wollte, sondern allgemein auf Länder, die 1960 eigene Fernseherproduktionen im Inland hatten, wie FRG, Frankreich, Niederlande).

Die Mehrwertsteuer versucht einen Ausgleich zwischen inländischer Produktion und Importen zu gewährleisten. Von 1 % monetärem Fluss in Deutschland kann sich der Staat nicht ernähren.
Heutzutage gehen 80 % bis über 99 % des Preises (ohne Mwst.) direkt oder indirekt ins Ausland. Um dieses wieder auf das Niveau von 90% im Jahr 1960 zu bringen, müsste eine neue Steuer in Höhe von 700% bis 890% auf den Verkaufspreis (ohne Mwst) geschlagen werden. Das ist aber mit den europäischen Vereinbarungen nicht realisierbar.

Seien wir alle froh und glücklich, dass die Mehrwertsteuererhöhung nur 3 % beträgt, aber wir dürfen nicht hoffen, dass die drei Prozent etwas bringen.

Belgien, z. B. hatte niemals eine nationale Hifi- oder Fernseherproduktion (sie hingen an französischen und niederländischen Herstellern, die ihre Firmengewinne im Ausland versteuerten). Deshalb war die Steuer auf dieses Produktsegment immer besonders hoch. Quasi als Ausgleich für die Importabhängigkeit und die fehlenden Steuern aus Firmengewinnen.


Marx war ein sehr charismatischer Mensch, der aber den Punkt weit außer Acht gelassen hat, dass "Das Proletariat", das ich mal als "unterbezahlte Arbeitnehmer" übersetze, auch gleichzeitig "Kunde", "Wirtschaftslenker", "Bürger" und "Gesellschaft" ist. Außerdem ... ich kenne keinen Arbeitnehmer, der sich nicht unterbezahlt fühlt.

Der Arbeiter bei OpOpel sagt: "AdAdidas ist zu teuer, ich kaufe lieber Fälschungen."
Der Arbeiter bei AdAdidas sagt: "OpOpel ist zu teuer, ich kaufe lieber einen PePeugeot."
Beide gehen zum Finanzdienstleister und kündigen ihre Verträge bei der AlAllianz, weil die HeHelvetia billiger ist."

Eines aber eint sie. Sie fühlen sich unterbezahlt und ihre Entscheidungen machen Menschen im Inland arbeitslos.

"Du bist Kunde" ... und Kunden kaufen heute kaum noch "Made in Germany".

Ich möchte auf die Werke von BrBrecht hinweisen, in denen er kritisch darauf aufmerksam machte, was die Einzelperson für die Gesellschaft bedeuten und wie Massen an Einzelpersonen das Große und Ganze gestalten.

Im Speziellen empfehle ich die Fabel mit dem grauen Elefanten.

BrBrecht war nicht doof, nur konnte er niemals zugeben, dass er die Ökonomie ansatzweise verstanden hat. Sonst wäre er vermutlich als Kapitalistenschwein bezeichnet worden.


Wirtschaftslehre ist harte Zahlenrechnung. Mit Gefühlsmäßigem Verständnis kann man da kaum etwas machen.
Leider apellieren die großen Medien nur an Gefühle und leider gehen die Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Gewerkschaftlerinnen und Gewerkschaftler, nach ihrem Gefühl.
Dummerweise meldet sich bei Letzteren ihr Gefühl nur, wenn es um mehr Lohn geht oder die Kündigung zu befürchten ist.
Ein Kundenverlust von 1.000.000 Kunden hat die AlAllianz-Mitarbeiter zumindest vollkommen emotionslos gelassen. Wenn man dann davon ausgeht, dass die Kunden meist mehrere Verträge bei der Versicherung am Laufen hatten ... unverständlich.


Vielleicht kann man das so schreiben:
Wer Importware kauft, zerstört inländische Arbeitsplätze.

Oder:
Wer ideologisch bedingt überabstrahiert, erzeugt systematische Logikfehler.


Die Bürger kommen bei verwirrenden Informationen gar nicht weiter.

Durch die Verwirrungstaktik werden die Bürgerinnen und Bürger jedoch gezwungen emotional zu entscheiden, was bei Entscheidungen über die wirtschaftliche Zukunft vollkommenen Blödsinn produziert. Dazwischen hängen dann noch die Wir-Machen-Alles-Besser-Alt-68er, die sich, inzwischen im oder nahe dem Rentenalter, hemmungslos in eine ideale Welt wegträumen, und die Kacke ist am Dampfen.

Ende der 90er Jahre sagte eine Alt-68erin zu mir: "Der Staat ist so reich, da kann er die paar DM für den Schulbus doch übernehmen". Zu dem Zeitpunkt hatten die öffentliche Hand, bezogen auf meine Stadt etwa 49000 DM Schulden PRO PERSON, aber sie dachte anscheinend, dass Schulden = Reichtum bedeuten. Sie war vollkommen verwirrt, als ich ihr erklärte, dass die staatlichen Organisationen für das Wohlergehen in ihrer Familie (Oma, Opa, Mutter, Vater, 2 Kinder) insgesamt 294 000 DM Schulden gemacht hatten.
Sie hat mich für dumm erklärt, aber das ist nunmal das Los von Menschen, die sich in der Ökonomie einigermaßen auskennen. Man wird mit emotionalen Reaktionen konfrontiert, wo eigentlich eine interessierte Nachfrage nach den rechnerischen Grundlagen kommen sollte.
In diesem Jahr hat man das Problem mit der Pro-Kopf Verschuldung auch in der Öffentlichkeit erkannt und ich fand erste Berichte darüber im Politikteil der Tageszeitung, den sowieso kaum jemand liest. Leider jedoch mit den niedrigen Bundesdurchschnitt-Zahlen und nicht mit Gemeinde-Individualverschuldung meines Ortes.

Die emotional-ideologische Beschäftigung mit der Ökonomie hat Frau Thatcher in UK schon in den 80ern mit Bravour abgeschafft. Selbst Lafontaine ist so begeistert von den Ergebnissen ihrer Reform, dass er die Lohnentwicklung nach der Thatcher-Reform als leuchtendes Beispiel für Deutschland propagiert. Die harten Einschnitte in den Jahren während der Reform hat er natürlich nicht als leuchtendes Beispiel für Deutschland propagiert. *grins*


Gegen die Wirtschaftsflaute, die Grund für die Staatlichen Einsparungen ist, vorgehen ... kann die Politik nicht. Nur die Bürger können das.

Die Politik kann sich ja kaum daherstellen und sagen: "Kauft nichts aus dem Ausland!" oder ähnlich. *grins*
Sie kann z. B. sagen "Je niedriger die Binnenkonjunktur, destdo höher werden die Steuern".


Der Bürger in der BRD hat die Macht alles falsch zu machen.
Die Kehrseite des Rechtes eine mündige Bürgerin / ein mündiger Bürger sein zu dürfen, ist die Verpflichtung sich täglich zu informieren, damit die Bürgerin / der Bürger keine Fehler macht.

Die Politik in der BRD sagt schon länger "Binnenkonjunktur ankurbeln" oder "Binnennachfrage stärken", was soviel heisst wie "Kauft mehr ´Made in Germany´!". Ähnliches tun alle Regierungen der sogenannten "Ersten Welt".

Aber die deutschen Bürger hören nicht auf ihre Politiker.

Deutlicher kann die deutsche Politik aber auch nicht werden, weil sie sonst geschichtlich vorbelastete Frasen nutzen müsste.
Australien z. B. hat genau das gleiche Problem mit hohem Konsumgüterimport. Das Land ging Mitte der 90er mit Sprüchen wie "Warum nichts australisches?" gegen die Misere vor. Bei uns wäre eine solche Werbekampagne undenkbar.

Ich denke, dass wir auf Warengruppen, die überwiegend importiert werden müssen, etwa 40 % Mehrwertsteuer aufschlagen sollten, solange der Großteil der Bevölkerung unter Ökonomie nur das staatliche Ausgleichssystem versteht.


@hink:

Hmm, du versuchst mit Konsumverzicht auf ein Problem zu reagieren, dass erst durch Konsumverzicht der Gesellschaft gegenüber den inländischen Produkten entstanden ist (DU bist Gesellschaft).

Finde ich echt nicht besonders logisch.

Du kennst doch das Gesetz. Nur 20 % der Weltbevölkerung versorgen 80 % der Weltbevölkerung. Ziel der Gesellschaft muss es sein, die Quote der Beschäftigten im Inland weit über 20 % zu bringen, dafür aber die Beschäftigungsquote im Ausland zu verringern.



Wenn du Arbeitsplätze im Inland sichern willst, kannst du das bei deiner Konsumverweigerung nur schaffen, wenn du aus zweiter Hand kaufst. Keine schlechte Idee übrigens.
Eine grundsätzliche Konsumverweigerung schadet zwar den Arbeitsplätzen im Ausland, nützt aber auch nicht den Arbeitsplätzen im Inland. Der Staat funktioniert, so wie ich das gehört habe, nur bei Arbeitslosenquoten von unter 1 Millionen.

Wenn du (Du bist Wirtschaftslenker) der inländischen Gesellschaft etwas gutes tun möchtest, schließe deine Versicherungen einfach bei einem überwiegend im Inland beheimateten Unternehmen mit überwiegend inländischen Aktionären ab, und du tust mehr für den inländischen Arbeitsmarkt, als du glaubst.


@all:
Nochmal zur Erinnerung das, was man wirklich mal in einer ruhigen Stunde durchdenken sollte:
Monetärer Fluss ins Inland = Arbeitsplätze im Inland.
Monetärer Fluss ins Ausland = Arbeitsplätze im Ausland.

Das ist für mich die Basis für alle Wirtschaftssysteme egal ob Kapitalismus oder Kommunismus, egal ob Monarchie, Demokratie oder Diktatur, egal ob Europa, Afrika oder Australien.

Doch beachtet das Beispiel mit dem Fernseher. Keine dieser Flusskomponenten kommt in der globalisierten Wirtschaft alleine daher. Es gibt nur Mischformen. Das einzig durch den Kunden steuerbare, ist die Auswahl aus einer Gruppe gleichwertiger Produkte mit ihrer pro Produkt individuellen Gewichtung in der Mischung der monetären Flüsse.

Die Kundin / der Kunde entscheidet durch die konsumierten Produkte, wo der Geldfluss endet, der mit dem Bezahlen an der Kasse beginnt.
Mit der Übergabe des Geldes an die Kassiererin / den Kassierer ist _besiegelt_, welcher Arbeitsplatz in welchem Staat und welcher Stadt mit wieviel Anteil an dem übergebenen Geld teilfinanziert wird.

Wer in Deutschland eine Schale handgepulte Krabben kauft, verbessert die Rolle der marokkanischen Krabbenpulerinnen und macht sie häufig zum finanzstärksten Ernährer der Familie. Das entzündet in Marokko den Geschlechterkampf um Gleichberechtigung. Gleichzeitig erhöht dies die Terrorgefahr, weil sich der Mann durch die "Reichen Länder" entehrt fühlt.
Wer maschinengepulte Krabben kauft, unterstützt den deutschen Maschinenbau, sowie die russischen Stahlerzeuger, die Niederländische Schraubenindustrie, die Hamburger Aluminiumerzeuger, die Philipinischen und Chinesischen Elektronikbauteilefabriken usw.

Die Kundinnen und Kunden (DU bist Kunde) entfalten ihre Macht durch die Wahl des konsumierten Produkts.
Leider merkt die durchschnittliche Kundin / der durchschnittliche Kunde nichts davon.

Der Kundin / dem Kunden wird einfach nur Einkaufsspaß vorgegaukelt, wo hochbrisante nationale und internationale Sozial- und Wirtschaftspolitik drin ist.
27. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von masophilus am 02.07.06 12:46

Hallo Hink.

Nenn es arrogant, ich nenn es weiterhin Schwachsinn.

Wenn Du mal in Ruhe nachliest, welchen Schwachsinn Du und Deine Kollegen hier verzapft haben , dann wirst Du merken, daß mein Einwand durchaus gerechtfertigt ist.

Ich überlegte mir durchaus, ob ich hier überhaupt etwas posten sollte, denn die ganze Diskussion ging von Anfang an in die falsche Richtung. Konsumverzicht, Schimpfen auf Politiker und andere. Was ist daran okay? Das sind doch, ganz einfach gesagt, Latrinenparolen aus der BILD-Zeitung. Nicht mehr und nicht weniger. Und das soll ich dann noch ausdrücklich kommentieren.

Ich habe vielleicht kein BWL-Studium; das brauche ich dafür bestimmt nicht, um diesen "Schwachsinn" ad absurdum zu führen.

Aber falls es Dich interessiert: Ich arbeite im Handel, habe hier im internationalen Einkauf zu tun. Ich habe für mein Unternehmen im Ausland gearbeitet, kenne also auch andere Länder. Habe jede Menge ausländische Bekannte (Europa), die in ihren Ländern und auch in Deutschland sich auskennen. Und zu guter Letzt: Aufgrund meiner bisherigen Ausbildungen habe ich auch Kenntnisse in VWL und BWL ( bin nämlich u.a. Handelsfachwirt).

Aber jammer schön weiter, denn jeder bekommt nur das, was er auch gewählt hat!

masophilus
28. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 03.07.06 14:46

Hallo masophilus,
Zitat
Das sind doch, ganz einfach gesagt, Latrinenparolen aus der BILD-Zeitung


Du irrst gewaltig. Beim Anfang dieses Thread handelt es sich keinesfalls um Latrinenparolen und schon gar nicht um solche aus der Bild-Zeitung, sondern vielmehr um einen fast schon verzweifelten Versuch wenigstens ein paar Bewohner unseres Staates so weit in Rage zu bringen, dass sie endlich begreifen, was unsere deutsche Parteien-Diktatur mit ihnen anstellt. Und dass sie endlich mal ihren (wohl noch immer zu sehr) wohlgenährten Arsch aus dem Sessel heben und den von ihnen gewählten (oder auch nicht gewählten) Volkszertretern so lange auf den Wecker gehen, bis diese endlich begreifen, dass sie das Fass langsam zum Überlaufen bringen.

Auf die Zeitungen (einschließlich des von dir erwähnten Machwerks) können wir uns nämlich schon lange nicht mehr verlassen. Außer einem ein wenig bissigen und kaum ernst gemeinten Kommentar im "Thema zum Tage" unternehmen diese nämlich garnichts, um Politikern endlich den nötigen Respekt vor dem Volk beizubringen.
Und genau das ist es, was ich erreichen will: Es wird höchste Zeit, dass die Politiker und Abgeordneten endlich wieder das respektieren, was das Volk will und von ihrer vermaledeiten Parteien-Diktatur endlich wieder zu einer vernünftigen Politik zum Wohl des Volkes zurück kehren.

Aber wenn ich das mit meinen Beiträgen nicht schaffen kann: vielleicht schafft es ja unsere Kandesbunzlerin mit der jetzt verkündeten Erhöhung der Krankenkassen-Beiträge (alles zum Wohle des Großkapitalismus, versteht sich) ??
Oder schlucken wir das auch wieder ohne Murren und Knurren ?

Dabei wäre das alles gar nicht notwendig. Wir haben nämlich genug Geld im Land. Wir müssten nur ein bisschen darauf aufpassen, dass der Teil davon, den wir selbst dringend brauchen, auch tatsächlich im Land verwendet wird und nicht "per Gießkanne" in der ganzen Welt herum verplempert wird. Aber das ist wieder ein anderes Feld, zu dem man sich ja schon gar nicht mehr äußern darf.

Meint
nowalic
29. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 03.07.06 22:03

Zitat

\"Warum nichts australisches?\"...Bei uns wäre eine solche Werbekampagne undenkbar.


Irrtum, bereits im Sommer 1983 wurde mein neuer Sportwagen einer großen deutschen Autofirma mit folgendem Aufkleber versehen ausgeliefert:
auf einem schwarz-rot-goldenem Hintergrund aufgedruckt die Worte,
"Deutsche Autos schaffen deutsche Arbeitsplätze"

Dieses geschah ohne vorherige Information und ich habe diesen Aufkleber, nach einigen Diskussionen in europäischen Nachbarländern, ganz schnell entfernt.

Gruß

PS.: Der Aufkleber befand sich an einem "Nischenmodell" das schon zu der Zeit zum größten Teil im Ausland gefertigt wurde.
30. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 03.07.06 23:22

Hallo nowalic,

Zitat

\"Und genau das ist es, was ich erreichen will: Es wird höchste Zeit, dass die Politiker und Abgeordneten endlich wieder das respektieren, was das Volk will...


Glaubst du wirklich, durch Konsumverzicht und Hasstiraden gegen Politiker (denen du pauschal Arroganz, Ignoranz und schlechten Charakter unterstellst) etwas in deinem Sinne verändern zu können?
Und das ausgerechnet durch posten in einem Keuschheitsgürtel-Forum, dessen politische Aussenwirkung m.E. nicht sehr groß ist.


Zitat

\"Zeigen wir unseren PolitikerInnen, wer in diesem Lande der Souverain ist\"


Hast du Probleme mit unserem Grundgesetz?

Gruß
31. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 04.07.06 08:16

Hallo folssom,

du hast Recht, es ist hier wirklich nicht der richtige Ort, um politisch etwas bewegen zu wollen. Aber WO in unserem Lande ist eigentlich noch ein richtiger Ort dafür?
Man muss eben versuchen, überall dort etwas zu bewegen, wo man überhaupt noch eine Möglichkeit hat, seine Meinung zu Gehör zu bringen, selbst wenn das ein KG-Forum ist. Schließlich lebt auch dieses Forum von Menschen, die eine politische Meinung haben und sich (vielleicht) ebenso wie ich darüber ärgern, dass sie zur Zeit nur noch abgezockt werden, während unsere Abgeordneten sich großzügig 30 % höhere Aufwandspauschalen (für noch komfortablere Werbe-Büro´s und noch mehr sinnlose "Dienstreisen" etc.) genehmigen.

Im übrigen bin nicht ich es, der Probleme mit dem Grundgesetz hat, sondern vielmehr scheinen unsere Politiker diese zu haben.
Schließlich steht im Grundgesetz (Artikel 21 Abs. 1) "Die Parteien wirken bei der politischen Willensbildung des Volkes mit."
Es steht aber nirgends, dass sie das Recht haben, den politischen Willen des Volkes durch ihr eigenes politisches Meinungsdiktat oder Koalitionsbildungen zum Schaden des Volkes zu diktieren bzw. nach eigenem Gutdünken auszulegen oder zu beugen.

Wenn sie sich nur an das Grundgesetz halten würden, unsere Damen und Herren Volksvertreter, dann wäre ja alles in Ordnung.
Und genau diesen Zustand sollten wir alle mithelfen, wieder herzustellen.

Gruß
nowalic
32. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 04.07.06 14:46

Jetzt muss ich doch auch mal mein bescheidenen Senf, als politisch interessierter, allerdings auch ohne VWL/BWL-Abschluss (aber auch ohne BildzeitungsComments aka Latrinenpapier - bissel hart), Bildzeitungsleser bin ich auch nicht - noch nie gewesen, zum Besten geben.

Was momentan in Deutschland läuft und schon das seit einiger Zeit, nenn ich ganz einfach Demontage des Sozialstaats (Step by Step, damit es nicht allzu arg auffällt) und Umverteilung von unten nach oben. Ich denke in nicht allzulanger Zeit wird es nur noch ein ganz "unten", und ein ganz "oben". Die soziale. u. ökonomische Schere geht immer weiter auseinander. In der Mitte befinden sich dann die Leute, die sagen, ich bin mir selbst der nächeste (will heissen - hat noch ein Job, womit er mehr oder weniger noch sein Auskommen bestreiten kann und vielleicht auch noch etwas übrig bleibt für die absolut nicht mehr sicheren gesetzlichen Rente, oder wenn man selbst unverhofft kommt oft, bzw. immer öfters, von Arbeitslosigkeit betroffen wird), und diese Schicht wird ein Teufel tun gegen Missstände in diesem Staat aufzubegehren. So ist das und ist Fact! Würde ich wahrscheinlich auch nicht anders tun. Das erstmal einführend zum besseren Verständnis, warum viele noch mit ihrem "fetten gut genährten Hintern", sich nicht bewegen.

Bewegen tut sich erst dann was nennenswert, wenn es immer mehr "nach ganz unten verschlägt", und hiermit ihre bisherige halbwegs vernünftige Lebensgrundlage in Frage gestellt wird. Und ich sage, wenn das hier so weiter geht, wie bisher, geht die Schere immer weiter auseinander. Was passiert, wenn man den Winkel und Bogen überspannt Haben wir alle aufgepasst in der Schule? Ist Naturgesetz! Die Schere oder auch der Bogen geht entzwei. Ich hoffe alle interessierten konnten mir bishierher gedanklich folgen.

Der Ansatz von Nowalik ist komplett OK, stimme mit ihm auch überein. Was mich etwas wundert, das es gerade von einem kommt, der aus dem doch noch gut situierten Schwäbleländle kommt ...

Und ob das hier ein Forum für solcherlei Diskussion ist? - OK hierüber lässt sich streiten. Aber warum eigentlich nicht.

Stellt Euch vor ihr wäret von einem auf den anderen Tag arbeitslos. Keine neue adäquate Arbeit gefunden nach 365 Tagen (ohne grosse Finanzeinbussen versteht sich), dann schnappt die HartzIV-Falle zu. Aus die Maus!

Heisst Ergo am Monatsende nur noch etwas über 300 Euro zum Leben.... Upsss, nix mehr da für einen teuren KG, oder sonstigen Fetish/BDSM-Vergnüglichkeiten - Das heisst die totale Einschränkung. Kein Konsum mehr, will heissen auch kein Umsatz und Gewinn mehr für kl. Nischen- und KleinUnternehmen, die ein rel. teures Marktsegment bedienen (preiswerter geht nicht, weil nur zu kl. Klientel). Heisst Ergo jeder hier interessierte an KG/Fetish/BDSM, der mal sein Einkommen verliert, bzw. auf ein minimum reduziert worden ist, ist ein schmerzlicher Verlust für diese kl. Unternehmen. Ergo was ist die Folge Das ist dann eine negative Endlosspirale, die u.U. auch das Kleinunternehmen in die Pleite zieht. Und so weiter und so fort, da greift eines in das andere.

Desweiteren für den 1. Betroffenen, die Stromkosten, Versicherungen etc. laufen weiter. Ausserdem was steht da im Vordergrund? Sicher kein KG oder was weiss ich in der Richtung, sondern das Überleben. Ein Auto zu halten dürfte dann auch Luxus sein und vieles andere mehr.

Ich war schon in den verschiedensten Foren der grossen Parteien unterwegs, was da rumzensziert wird passt auf keine Kuhhaut mehr. Misslieliebiges und konträres an Meinungsäusserungen wird zumeist sofort gelöscht.

Und ich hab nichts gegen Politiker, nur etwas dagegen, wem sie wirklich dienen, nämlich in den meisten Fällen sich selbst zu ihrem eigenem Wohle und natürlich dem Kapital, aber nicht wirklich der Volksmasse. Es reicht gerade mal noch zur temporären Ruhigstellung insbesondere der völlig unzufriedenen Schicht "ganz unten". Und hiermit tun Sie noch gut daran, weil je mehr Sie streichen und repressieren (natürlich "unten" bei denen es am meisten weh tut - weil sie kaum noch etwas haben und sich kaum zur Wehr allen oder nur mit wenigen wirksam setzen können) um so mehr Unzufriedenheit kommt hoch und wird geschürt. Und das ist auch Naturgesetz, wenn der Mensch, als auch jedes Tier in seiner Lebensgrundlage bedroht wird, setzt es sich zu Wehr. Möchte den sehen der das nicht tut.

Nun genug zu meinen Ausführungen - sonst wird das hier noch wieder als unsachliche Polemik abgetan. OK es ist auch Polemik, aber sicher nicht auf Bildzeitungs/Regenbogenpresse-Niveau.

Aber abschliessend Nowalic - Du hast in Deinen Beitragen das alles voll richtig erkannt und umrissen. Ändern kann man aber erst was (das nicht hier), wenn genug es merken, das Sie nicht allein in Deutschland verarscht werden, es noch vielen mehr schlecht geht - vorher wird wie schon festgestellt nix passieren - und die Politiker können nach gut dünken ihrer wirklichen Auftraggeber nämlich des Kapitals schalten und walten wie sie wollen. Das ist kein Defitismus, sondern so, wie ich das und viele andere mittlerweile auch sehen. Und nicht zuguterletzt möchte ich erwähnen, das auch ultrarechte Kräfte versuchen, aus dieser Sache Profit zu schlagen, was ja nun wirklich niemand möchte. Ich jedenfalls nicht. Fertich.

PS: Das muss ich noch nachschieben...
Zusammenhang zw. Politik & Kapital, insbesondere Spitzenpolitik(er). Wenn ich Spitzenpolitiker wäre, mit einem gut dotierten Nebenjob im Aufsichtsrat, in einem grossem Konzern, würd ich mir den auch nicht gern versauen wollen, in dem ich was gutes für die da "unten" täte mal von einer notwendigen Ruhigstellung abgesehen, damit es nit zu doll da "unten" im Gebälk kracht. Da wäre ich doch blöd oder
33. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von masophilus am 05.07.06 10:26

Die Misere mit dem Sozialabbau fing doch in den 60er Jahren, als die damaligen Politiker meinten, sie müßten große Geldgeschenke machen. Und so ging das doch immer weiter mit dem Schmarren, da die Parteien immer nur die nächste Wahl vor Augen hatten und haben werden. Und Ihr, das blöde Stimmvieh, tut ihnen ja den Gefallen und wählt sie ja auch. Denn Nichtwählen ist auch eine Form von Zustimmung, da ich ein angestammtes Recht nicht nutze. Und was die Hartz4-Diskussionen und -Demonstrationen gebracht haben, weiß jeder. Außer Verkehrschaos wegen ein paar Ewigdemonstranten nix! Aber auch gar nix!!!

Daß die Entwicklung so nicht weiter gehen kann, zeigt sich doch an der demographischen Entwicklung unserer Bevölkerung. Immer noch mehr ältere Ältere und immer weniger Kinder. Wir brauchen ja zwischenzeitlich eine massive Zuwanderung, um die Schere überhaupt noch zu schließen. AHA!!! Solange uns aber materielle Werte weitaus wichtiger sind als soziale (sprich Familie) wird sich auch nix ändern.

Und die notwendigen Reformen, die wir brauchen, um den kompletten Kollaps zu vermeiden, hätten schon in den 60er Jahren gemacht werden müssen. Doch da sind wir wieder bei den Geschenken fürs Wahlvieh. Jetzt ist es reichlich spät für Euer Gejammer, denn das Kind ist in den Brunnen gefallen und kurz vor dem Ertrinken!

Und daß es uns Deutschen gutgeht, sieht man daran, daß eine IG Metall unverschämterweise 5% mehr Lohn fordert, unsinnige Pausen zum Heiligtum erklärt, und, und..., wo doch unsere Metallarbeiter kurz über der Sozialhilfe liegen und nicht wissen, wie sie ihre Urlaube, Zweit- und Drittwagen, und, und... finzanieren sollen. Zum Vergleich: Der Lohnabschluß im Einzelhandel beträgt 1% mehr, wobei das noch nicht mal sicher ist, da Betriebe, die das nicht stemmen können, ausscheren können. Letzte Erhöhung davor liegt aber 4 Jahre zurück.

Ich weiß, daß Ihr jeder auf seine Art sich überfordert fühlt mit den jetzigen Gegebenheiten. Aber ich gebe Euch mal einen guten Rat: Geht in das europäische Ausland, arbeitet dort ein Jahr und dann überlegt Euch mal, wie Ihr als "fette Made" im deutschen Speck leben könnt. Hört man die Niederländer, Skandinavier, Südeuropäer, usw. über ihre Lebensumstände jammern. Und deren Löhne sind niedriger, weitaus niedriger! Und die sozialen Standards sind bei weitem nicht so hoch wie bei uns. Und doch leben sie recht gern und gut.

Und wenn Ihr jetzt auf das böse Kapital schimpft. Was solls! Polemik! Jeder Unternehmer hat die Verpflichtung, das ihm anvertraute Kapital (Human- wie Finanzkapital) zu verwalten und zu mehren. Wenn er das in Deutschland nicht mehr kann, dann hat er die Verpflichtung, dies woanders zu tun! Schließlich sind wir keine Insel unter der Käseglocke, sondern sind in die weltweite Wirtschaft eingebunden (schließlich sind wir ja nicht umsonst Exportweltmeister).

Aber da Ihr ja alle auf Sprüche wie "Geiz ist geil" fliegt, braucht Ihr Euch nicht wundern, wenn das Kapital sich anpaßt und eben versucht, seine Produktion günstiger zu gestalten. Der Unternehmer, der das nicht tut, ist unfähig und handelt verantwortungslos.

Und was Hartz4 betrifft; das ist nun mal Sozialhilfe. also jammert nicht, wenn sie gering ausfällt. Jeder sollte den Anreiz haben, sich Arbeit zu suchen. Und Arbeit gibt es durchaus, nur kommt sie nicht zu uns, sondern muß aktiv gesucht werden. Und genau das wird es in nächster Zeit wieder brauchen: Eigenverantwortlichkeit wie in den Jahren nach WK 2. Denn dadurch hat Deutschland es geschafft, nicht durch Jammern auf höchsten Niveau.

masophilus

Und ich weiß von was ich rede, da ich diese Situationen durchaus selbst oft genug erlebt habe!
34. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 10.07.06 17:57

Zitat

Und was Hartz4 betrifft; das ist nun mal Sozialhilfe. also jammert nicht, wenn sie gering ausfällt. Jeder sollte den Anreiz haben, sich Arbeit zu suchen.


Bemerkenswert in Sachen "Anreize" ist doch, dass das Kapital dadurch angereizt werden soll, dass man ihm immer mehr gibt, während die unteren Schichten, die Arbeitslosen etc. durch die Drohung von Entlassungen, Kürzungen etc. "angereizt" werden sollen.

Ich finde, dass das Kapital seit etwa 25 Jahren derart angereizt wird, dass man schon fast befürchten muss, es sei gestorben!

Wenn ich lese, dass der Ackermann meint, jährlich 25 % Rendite haben zu müssen, kann ich nur sagen, dass ich ihm die im Interesse des Gemeinwohls auf 2,5 % zusammenstriche. Andersherum gesagt: Der Staat macht Schulden, damit diese Leute weiterhin ihre horrenden Gewinne einfahren können.

Mit dem Grundgesetz habe ich auch wenig Probleme, vor allem nicht mit den Paragraphen, die sich auf die Vergesellschaftung von Produktionsmitteln, die Sozialpflichtigkeit des Eigentums und die Schaffung gleicher Lebensbedingungen im ganzen Land beziehen. Ich weiß aber, wer mit diesen Paragraphen seine Probleme hat: die Ackermänner und die Schremppen.

Meint
Bluevelvet
35. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Matzinger2 am 10.07.06 19:53

Wenn ich Euch so lese, bin ich froh, daß die Regierung es nicht geschafft hat, die Bundeswehr für innere Angelegenheiten gesetzlich einbinden zu können. Dann nämlich wären die Versuche, das Volk zum aufstehen zu bringen schon von der Seite unterbunden.
Gut finde ich, daß diese Diskussion auch in einem KG-Forum stattfindet.
Ärgern tut mich, daß Politiker über die gegenteilige Meinung hinweg entscheidet (siehe Volksabstimmung Hamburg, oder U-Bahn oder Schwebebahn etc.).
Der Verlust des Kontaktes zur Basis (dem Volk) dokumentiert sich immer krasser, in der Politik als auch in Unternehmen.
Somit führt es immer mehr zu Beschlüssen, die von Blindheit geschlagen sind.
Habe von einem Studiertem auch schon gehört, DL geht es garnicht soooo schlecht, des Geld ist da, müßte nur mal in die Richtigen Bahnen gelenkt werden.
Wieso werden erhobene Steuern für etwas völlig zweckentfremdet eingesetzt? Seht Euch mal unsere Straßen an.
Kindergärten, Schulen...usw. ebenso die Forschung.

Was in Amiland passiert, daß die Schere sich immer mehr öffnet zwischen dem Mob und den oberen 10tausend, entwickelt sich hier mit einer rasanten Arte schneller als dort (sind aber im Vorsprung, weil des dort schon länger geht).
Somit kann ich den Vermutungen folgen, daß all jene, welche es können, Ihr Schäflein ins Trockene bringen.
Von der Korruption in unserem Lande mal ganz abgesehen, oder dem extremen Lobbytum.

Nur langt es die Politiker auszutauschen?
Da müßen die ganzen Staatssekretäre wohl auch alle raus und erneuert werden.

Also, je mehr ich darüber nachdenke, es ist garkein Anfang oder Ende zu sehen, weil soviel zu tun und zu machen wäre....des Übersteigt meinen Kleingeist.
Vielleicht auch deshalb die Hilflosigkeit in der Politik.

Hatte auch schon nachgedacht in diese zu gehen, ABER (des ist wohl Fakt), bevor ich in der Position wäre, etwas zu bewirken, bin ich genauso ein A...och. Anders würdest Du ja nicht vorwärtskommen.
Naja....und ..eben....wo anfangen??

Ich glaube....DL muß wohl erst total am Boden liegen (wie es vielleicht auch das Ziel ausländischer Investoren ist) bevor es für Diese uninteressant wird und es sich berappeln kann (obwohl...dann wird es wieder interessant....man ist des ein blöder Kreislauf).

Dabei dachte ich, daß es schon längst Zeit ist, für Weltpolitik (weltregierung), aber die EU schafft des ja auch noch nicht mal.
Ich denke, wir haben unsere Kreuzung verpaßt....denke die Menscheit ist dem Untergang sacht und leise (oder auch laut) geweiht.
Ich will damit jetzt nicht zwingend Scharzmalen, aber mal ehrlich.....solange des Kapital nicht auch mal etwas menschlich wirtschaftlich denkt wird des nie etwas. (humanitärer ökologischer Kapitalismus....geile Wortkreation).
Klingt jetzt fast wie Marxismus.....aber irgend so ein Mittelding muß es wohl werden.
36. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 12.07.06 01:55

Ganz ehrlich glaube ich, würde sich vermutlich niemand hier im Thread aufregen, wenn die Arbeitslosigkeit bei 100.000 Personen liegen würde und die Staatsverschuldung bei nur 100 Milliarden läge.

Darum ging ich davon aus, dass der Grund für diesen Thread in der hohen Arbeitslosigkeit und der Staatsverschuldung liegt. Entsprechend hatte ich meinen obigen Beitrag abgestimmt.

Ich bitte um Entschuldigung und werde ab jetzt auf einzelne Passagen der Beiträge eingehen.


> es ist hier wirklich nicht der richtige Ort, um politisch etwas bewegen zu wollen
Doch. Wenigstens ein wenig anschieben.
Ich finde es wichtig, dass politische Diskussionen geführt werden können.
Wie ihr an obigen Beitrag seht, glaube ich nicht, dass man VWL, Politik und BWL trennen kann. Ich glaube, dass man nur dann sinnvolle Politik erhält, wenn man sich um alle drei Themenbereiche und das Verhalten der Gesellschaft kümmert.
Die Zeit, in der man sich auf die Betrachtung differenzierter Einzelaspekte beschränken konnte, sind vorbei, weil jeder Einzelaspekt nach der Newtonschen Formel irgendwo in dem System VWL/Politik/BWL/Gesellschaft diverse Gegenreaktionen erzeugt, die man nicht ignorieren darf.
Die BRD hat einfach keinen Spielraum mehr für Experimente.


> Es wird höchste Zeit, dass die Politiker und Abgeordneten
> endlich wieder das respektieren, was das Volk will
Wie kann das Volk zeigen, was es will?
Von Lippenbekenntnissen lässt sich kaum noch ein Politiker hinter dem Ofen hervorlocken.
Morgens will der Bürger das, was er im Radio gehört hat, mittags will er das, was er in der Zeitung gelesen hat, und abends will er wieder was anderes.
Der Politiker kann sich also aussuchen, was er machen will.

Es ist wie bei der Erziehung von Kindern. Das Kind lernt das Leben durch das Mitmachen. Mit den Eltern zusammen machen. Sich mit den Eltern in Konkurrenz stellen, nicht alleine machen. Die Eltern müssen das Kind praktisch anleiten.
Wenn die Bürger die Richtung vorgeben wollen, müssen sie die Rolle der Eltern übernehmen. Das Kind, der Politiker, wird dann schon von alleine folgen. Der Politiker braucht nämlich seine Wähler.
Das Australische System geht genau diesen Weg. Die Bürger gehen voran und die Politik muss folgen.
Das bedeutet natürlich auch, dass die Bürger Verantwortung für den Staat übernehmen. Klar, sie sind ja die Eltern.

Genauso wie echte Eltern, darf sich das Volk in der Rolle der Eltern nicht fünf Mal am Tag umentscheiden. Auch das Anschreien des Kindes mit sinnlosen und widersprüchlichen Forderungen verwirrt das Kind. Dennoch meint die deutsche Gesellschaft die deutschen Politiker auf diese Weise motivieren zu können.
Dass der Politiker dabei zunehmend unwillig wird, dem Volk zu folgen, das ist klar, oder?

Beispiel:
Seit den 80ern haben die Politiker immer darauf hingewiesen, dass die Bundesrepublik sich entscheiden muss, ob sie weiterhin auf den Hochlohnsektor setzt oder versucht den Niedriglohnsektor zurückzugewinnen.
Das Volk hat entschieden. Für den Hochlohnsektor, aber gegen die Produkte des Hochlohnsektors. Gleichzeitig fühlt sich das Volk aber an der eigenen Entscheidung vollkommen unschuldig.
Nein.
Das Volk hat entschieden, nicht die Politiker!
Die Politiker folgen nur.
In Australien richtet sich das Volk inzwischen teilweise bewusst in eine bestimmte Richtung aus. Es wird sich seiner Rolle bewusst.


> Wir haben nämlich genug Geld im Land.
Ja, das stimmt. Leider werden wir auf grund der fehlenden Jugend dieses Geld auf Sparbüchern, in Fonds und in Lebensversicherungen für die Rente bunkern müssen. Damit wird das Geld für Jahrzehnte dem monetären Fluss entzogen.
Im 20. Jahrhundert wurden mindestens vier Rentensysteme ausprobiert. Das Rentensystem, basierend auf Ersparnissen, war konjunkturell gesehen eine sehr schlechte Wahl. Dennoch sind wir gezwungen, in der Zukunft auf dieses System zu setzen.
Das Volk hat entschieden wenig Kinder zu bekommen, also muss die Politik sich was einfallen lassen. Die Politik folgt dem Volk, auch wenn das Volk Mist baut.
Das aktuelle Rentensystem (nicht die Riester-Rente) ist ein Hand-in-den-Mund-System, was durch eine Verteilungsformel dem Bürger ein Sparbuchsystem vorgaukelt, jedoch klammheimlich jeden eingezahlten Euro schon nach 15 Tagen in Form von Rentenzahlungen wieder in den monetären Fluss zurückführt. Der Monetäre Fluss ist wichtig, siehe Beitrag 30.06.06 18:52 Uhr.
Leider ist in der Verteilungsformel nicht das Bevölkerungswachstum und auch nicht die Arbeitslosigkeit eingearbeitet worden. Wenn ich mich recht entsinne, wurde 1963, bei dem Entwurf des Rentensystems einfach angenommen, dass die Vollbeschäftigung andauert, die Wirtschaft immer nur wächst und auch die Bevölkerung wieterhin um ca 3 % pro Jahr anwächst.
Nach den Erfahrungen der 1920er Jahre und der 1930er Jahre von einem ewigen Wirtschaftswachstum, ewigen Bevölkerungswachstum und ewiger Vollbeschäftigung auszugehen, fand ich schon als Schulbub extrem hirnverbrannt. Wie mir meine SPD-Lehrerin erklärte, sei das Konzept von einem Gewerkschaftssekretär entwickelt quasi als temporärer Notnagel im Bundestag verabschiedet worden. Niemand hat mit einer so langen Laufzeit gerechnet.
Die schweigend vorausgesetzten Faktoren hätte man von Anfang an in die Berechnungsformel zur Ermittelung der Rente mit einbeziehen müssen.

Lange Rede, kurzer Sinn. Wir müssen in der Zukunft extrem viel Kapital dem monetären Fluss entziehen, um es mehr als 40 Jahre in Fonds und Sparbüchern für den Rentenfall zu parken. Selbst wenn der Staat alle Zinsen des angelegten Kapitals zu 100% versteuert, kommt nicht soviel für den Staat dabei herum, als wenn das Geld im inländischen monetären Fluss fließen würde.

Wir sollten wieder über das Rentensystem namens "Kinder" nachdenken. Jedes Kind kann, sofern es einen Job hat, die Eltern mit 500 Euro unterstützen. Man muss nur kommunikativ und konsensfähig sein, was erfahrungsgemäß den meisten Eltern und Kindern schwer fällt.

Mal ganz doof gesprochen.


> "per Gießkanne" in der ganzen Welt herum verplempert
Eine Dienstleistungsgesellschaft, auf die wir mit Riesenschritten zusteuern, hat nunmal die Charakteristik das Inlandskapital per Gießkanne ins Ausland zu verteilen. Das ist systemisch bedingt. Eine Dienstleistungsgesellschaft, die die Produkte zum Erstellen der Dienstleistung aus dem Ausland bezieht, blutet devisenmäßig aus. Der Produktionsanteil muss bei einer Dienstleistungsgesellschaft etwa zwischen 20% und 30% liegen. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass die Ersteller der Dienstleistung alle Produkte "Made in Inland" kaufen.


> Die Kampagne lebt auch heute noch in Australien.
Danke! Das ganze hatte ich aus den Augen verloren.
Im Internet gibt es Webseiten der Organisationen "AusBuy" und "Australian Made". Beide geben "Positiv-Listen" heraus.
Die Website von "AusBuy" ist die informativste Seite, was die Ziele und Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit betrifft.
Zitat:
> If every Australian redirected just [ Australian Dollars ] $50 per week from
> foreign owned and made to Australian owned and made we would save 20 Billion
> a year off our current account deficit and create an additional 500,000 new full time jobs.

Vokabeln: . A$ 1,00 = EU€ 0,59; Billion = Milliarden; current account deficit = gegenwärtiges Haushaltsloch;

Vorbildlich haben die Australier die doch sehr dröge VWL auf wenige aussagekräftige Daten reduziert, mit denen der Bürger auch etwas anfangen kann. Deutschland ist, entweder geschichtlich oder ideologisch bedingt, in dieser Frage noch ein Entwicklungsland.

In der Positiv-Liste von AusBuy werden nur Betriebe mit der Mindestanforderung "Australian Owned" aufgeführt. So eine Positiv-Liste mit über 100.000 Betrieben wäre in Deutschland nicht machbar. Das glaube ich weiterhin.
Wenn es sie in Deutschland gäbe, wären Großbetriebe wie SiSiemens oder VoVolkswagen nicht genannt. Diese Konzerne zahlen die Steuern auf die Konzerngewinne über die Kapitalholdings im Ausland, wären deshalb also "British owned" und "Belgian owned".

Damit zeigt sich das Konzept hinter den australischen Positiv-Listen. Sie stützen den Mittelstand und die Kleinunternehmer, die ihre Unternehmensgewinne brav in Australien versteuern und, ähnlich wie in Deutschland, die Majorität an Arbeitsplätzen stellen bzw schaffen.

Die australischen Bürger hatten genau das gleiche Problem, wie wir in Deutschland. Hohes Staatsdefizit, hohe Verschuldung und hohe Arbeitslosigkeit. Auch höhrten die Politiker nicht mehr aufs Volk, weil ihnen das Volk je nach Artikeln in der Yellow-Press täglich neue sich widersprechende Forderungen entgegenschrie. Die Bürger haben dann die Elternrolle übernommen und dem Staat gezeigt, wie es gehen kann. Kurz darauf entstanden die staatlichen Organisationen ACCC (inländischer Handel) und AusTrade (Export).
Im Parlament gab es sogar Handgemenge zwischen den Parteien - um Wirtschaftsfragen!!!

Solche Positiv-Listen wären also ein gutes Mittel, um "dem Großkapital" das Leben schwer zu machen. Dennoch konnte sich bisher keine politische Bewegung oder Bürgerbewegung zu einem solchen Vorgehen aufraffen. Lieber Lippenbekenntnisse gegen "das Kapital", als Taten.


> bereits im Sommer 1983 wurde mein neuer Sportwagen einer
> großen deutschen Autofirma mit folgendem Aufkleber versehen
> ausgeliefert

Hmm, du sagst ja schon, dass es eine kleine Aktion war. Die Aktion in Australien ist sehr breit angelegt und sehr massiv. Niemand kann sich dieser entziehen. Außerdem ist die Werbung auf Australien beschränkt. Über eine Werbung auf den exportierten Produkten scheint man gerade zu diskutieren.
Ich glaube nicht, dass der Aufkleber für Autofahrten ins Ausland gedacht war. Damals, 1983 waren Bundestagswahlen, in denen Herr Kohl mit seiner CDU gerade das Thema "Arbeitslosigkeit unter die Zweimillionengrenze drücken" zum Hauptthema machte, nachdem Herr Schmidt (SPD) etwa 400.000.000 DM gegen die Arbeitslosigkeit eingesetzt hatte, aber die Arbeitslosigkeit trotzdem um mehr als 200.000 Personen anstieg. Waren es nicht vielleicht auch 300.000 Personen? Da erinner ich mich nicht genau.
Ich hätte den Aufkleber noch vor einer Fahrt ins Ausland entfernt. Der Spruch ist ungenau und die Wahl war schon im März.


> Ich war schon in den verschiedensten Foren der grossen Parteien unterwegs,
> was da rumzensziert wird passt auf keine Kuhhaut mehr. Misslieliebiges und
> konträres an Meinungsäusserungen wird zumeist sofort gelöscht.

Nun, da greift wohl der Markenschutz. Die Marke braucht eine emotionale Bindung der Kunden. Eine emotionale Bindung entsteht hauptsächlich durch kritiklose Zustimmung unter dem Motto "wer nicht für uns ist, ist gegen uns". Ich persönlich nenne das "Hype". Je größer der "Hype", destdo stärker die Bindung an die Marke.
Kritik führt zu Kontroversen und diese zu einer Verunsicherung der Kunden gegenüber der Marke.
Es ist tödlich, wenn auf der Werbeplattform für die Marke, z. B. dem Forum der Marke, kontraproduktiv gegen die Kundenbindung aggiert wird. Deshalb löschen die beauftragten Promoter des Markeninhabers Kritik sofort, wenn sie sie sehen.
Auch ist es nicht sinnvoll dem Kunden zu komplexe Zusammenhänge nahe zu bringen. Der Kunde müsste die Ratio einschalten, was die emotionale Bindung schwächt.

Das Internet wird von den Parteien hauptsächlich zur Selbstdarstellung und nicht zur Selbst-in-frage-stellung genutzt. Es geht da IMHO nur um das Aufpolieren der Wortmarke und der Bildmarke.


> Die Misere mit dem Sozialabbau fing doch in den 60er Jahren, als die
> damaligen Politiker meinten, sie müßten große Geldgeschenke machen.
und
> Schließlich steht im Grundgesetz [ ... ]

Soweit ich weiss, ist der letzte Verfassungsgemäße Haushalt einer Bundesregierung 1966 oder 1967 verabschiedet worden.
Im Grundgesetz wurde von den Verfassungsgebern verankert, dass der Haushalt ausgeglichen sein solle. Das heisst also, dass beim Haushaltsabschluss keine direkten oder indirekten Schulden zurückbleiben dürfen.

Ab 1967 oder 1968 hat die Regierung Schulden gemacht, um "geringfügige Wachstumsschwankungen auszugleichen". Es sollte bei einem schlechten Wirtschaftswachstum die Verschuldung ansteigen, um das Wirtschaftswachstum zu erhöhen. Während Zeiten hohen Wirtschaftswachstums sollte die Tilgung das Wachstum verringern.
Nur Herr Kohl hat es in den 80ern geschafft in zwei aufeinanderfolgenden Jahren die Schulden des Bundes effektiv zu verringern. Sonst haben alle Regierungen mehr Schulden gemacht.
Die Regierungen sehen die BRD also schon seit spätestens 1968 in einer Rezession und müssen die Konjunktur durch Verschuldung stützen.

Was passiert also mit der Konjunktur, wenn irgendeine Regierung mal um 1% tilgt, anstatt 3% Neuverschuldung zu machen?
Vermutlich haben wir dann ein Wirtschaftswachstum von minus fünf Prozent.
Herr Kohl wollte übrigens damals das Stabilitätskriterium "Neuverschuldung" in der EU auf 0,000% fest machen. Er konnte sich aber nicht durchsetzen.





Hier noch ein Link zu einem interessanten Interview: Hans-Werner Sinn vs Peter Bofinger
Deutlich merkt man, wer den Spatz in der Hand tunen möchte, und wer leuchtende Einzelaspekte der Taube auf dem Dach in die Hand kopieren möchte. Ein Spatz mit den Flügeln einer Taube kann nicht fliegen.

Anmerkungen zum Interview:
- BIP = Bruttoinlandsprodukt
- Der Aufschwung durch die Brüningsche Politik entfaltete sich erst Jahre nach ihrer Inkraftsetzung, etwa 1934/1935
- Sinn geht von einer Pro-Kopf-Verschuldung jedes Bundesbürgers in Höhe von 81000 Euro aus. Davon entfallen alleine 65000 Euro pro Bürger auf das Geld aus der Rentenversicherung. Dieses Geld sollte eigentlich in der Rücklage für die Rentenversicherung stecken. Die Rücklage beträgt im Augenblick null Euro und deshalb muss die Rente sogar noch durch Steuern gestützt werden.


Für die bürgernahe politische Bildung möchte ich die Produktionen von Phoenix (Fernsehen) und DLF (Radio) empfehlen.



PS:
> das Kapital seit etwa 25 Jahren derart angereizt wird,

Manch einer wird sich fragen, warum nur die letzten etwa 25 Jahre betrachtet werden.
Das ist eigentlich ganz einfach.

... wie war es zwischen 1961 und 1981?
Da wurde "dem Kapital" von der Gesellschaft massenhaft Knüppel zwischen die Beine geworfen. Entsprechend dem Newtonschen Gesetz musste es irgendwo eine Reaktion geben. Eine war z. B. die Erhöhung der Arbeitslosenquote. Aber das war gewollt oder durch die Scheuklappen nicht gesehen.
Als die Arbeitslosenquote dann wunschgemäß konstant anstieg, fing die Gesellschaft ab einer Arbeitslosenzahl von über 1,8 Millionen plötzlich an über die Arbeitslosenquote zu jammern. Selbst der Trick die Arbeitslosen zum Studieren zu bringen, damit sie als Studenten aus der Arbeitslosenstatistik herausfallen (wenigstens für vier Jahre), oder die Wochenarbeitszeit zu verkürzen, haben irgendwann nichts mehr gebracht.
Schon 1982 wollte Schmidt durch grundlegende Reformen gegensteuern. Es sollte hin zu sinnvollem Kapitaleinsatz gegen die Arbeitslosigkeit gesteuert werden. Schmidt, wurde aber durch den linken Flügel seiner eigenen Partei bekämpft und politisch zerstört.
Mit dem Parteitag im Herbst 1983 (nach der verlorenen Wahl) wurde dann der linke Flügel der Arbeiterpartei abgeschaltet ... äh ... überstimmt. Die Reformvorschläge von Helmut Schmidt wurden zu einem guten Teil akzeptiert und verabschiedet.
Der linke Flügel konnte sich seitdem mit seinen Maßnamen nicht mehr richtig einbringen bzw durchsetzen.
Heute findet dieser Flügel seine Heimat in WASG und Die Linke.

Soweit meine Erklärung, warum gerade nur die letzten "etwa 25 Jahre" betrachtet werden.
37. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 12.07.06 06:48

Moin Bulli,

was du über das australische Modell schreibst, finde ich sehr interessant; leider weiß ich gar nichts darüber.

Obwohl du es kritisch bis pessimistisch meinst, bist du in einem Punkt sehr optimistisch:

Zitat

Das Volk hat entschieden, nicht die Politiker!
Die Politiker folgen nur.


Ich glaube eher, dass das Kapital entscheidet und die Politiker folgen. Und: "Die Straße wird nicht gefragt.", soll Helmut K. angesichts der Euro-Einführung (?) gesagt haben.

Ich bin inzwischen wieder soweit, nach System-Alternativen zu fragen. Gesellschaft braucht nicht nur Markt, sondern auch Planung. Aber wer in einer Zeit des "Marktwirtschaftsfundamentalismus" - den Begriff habe ich gestern irgendwo im Netz gefunden - von Planung redet, steht vermutlich auf verlorenem Posten.

Ein Ärgernis ist mir in unserem politischen System, dass z. B. die Nichtwähler parlamentarisch nicht repräsentiert werden. M.E. sollten aus der Gruppe der Nichtwähler per Los deren Repräsentaten ermittelt werden. Gut, das ist antik gedacht, wäre aber sicher ein Mittel, etwas wirklich frischen Wind in die Politik zu bringen. Wir können jedoch sicher sein, dass alles, was die Macht des Kartells aus Wirtschaft, Staat, Medien und Justiz gefährdet, z. B. stärkere Bürger-Partizipation bei politischen Entscheidungen oder eine bürgernähere Zusammensetzung des Parlaments, unterbleiben wird.

Bluevelvet
38. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 13.07.06 07:17

Hallo Gerry,

jetzt bin ich es mal wieder, der etwas nicht so stehen lassen will.

Zitat
Und wenn Ackermann das Unternehmen langfristig mit einer Gewinnmarge von 25% führen kann, dann wird ihm das den Bestand am Markt garantieren, was wiederum Arbeitsplätze sichert.

Ich denke, der Zusammenhang zwischen florierenden Unternehmen und Arbeitsplätzen ist bereits seit längerem verloren gegangen. Durch Rationalisierung und Outsourcing (bevorzugt in Billiglohnländer) ist es kaum noch nötig, Arbeitskräfte einzustellen, wenn der (jeweilige) Markt boomt. Außerdem werden die Einstellungsbedingungen kontinuierlich verschlechtert, so daß bei den ohnehin immer geringer ausfallenden Einstellungswellen auch die pro Stelle bezahlten Gehälter bezogen auf die Kaufkraft immer bescheidener werden. Betriebswirtschaftlich mag das für ein Unternehmen wünschenswert sein, volkswirtschaftlich führt das zu immer geringerem Inlandskonsum, zu sinkenden Beiträgen für das kranke Gesundheitswesen und zu einer immer größer werdenden Schere zwischen Einzahlern in Renten- und Sozialversicherungen und den Beitragsbeziehern.

Zitat
Ziel jedes Unternehmens ist primär das Erwirtschaften von Gewinnen. Nur wenn dies gelingt, funktioniert unser gesammtes Wirtschaftssystem.

Dort liegt der Unterschied zwischen Betriebs- und Volkswirtschaft. Betriebswirtschaftlich gesehen funktioniert unsere Wirtschaft - zumindest für eine immer kleiner werdende Zahl international tätiger Großunternehmen. Nur hat die Volkswirtschaft nichts von diesem Funktionieren. Trotz Aufschwung gehen Beschäftigungszahlen und Inlandsnachfrage zurück. Für die großen Unternehmen ist das kein Problem. Sie sind nicht auf den Inlandsmarkt angewiesen. Es hilft ihnen im Gegenteil, mit Lohn- und Sozialdumping ihre Margen weiter zu steigern. Kleinere und mittlere Unternehmen gehen dadurch allerdings kaputt. Und da die Arbeitsplätze in den großen Unternehmen kontinuierlich abnehmen (s. o.) wären nur die kleinen in der Lage, die Volkswirtschaft wieder in eine vernünftige Balance zu bringen.

Zitat
Die Deutsche Bank AG gehört ja nicht Ackermann, sondern vielen tausend Menschen, die Aktien dieses Unternehmens halten.

Die meisten Aktionäre haben auch zusammen nur einen kleinen Teil der Aktien. Interessanterweise sollen einige wenige Investment-Banker um Ackermann durch die großzügigen Beteiligungen (auch in umsatzschwachen Zeiten) ca. 25% der Bankaktien halten.

Zitat
Großaktionäre, wie z. B. andere Firmen, sind selbst in der Hand von anderen Aktionären. Letztlich sind es über n Iterationsschritte wieder die Menschen, die diese Firmen besitzen

Nicht wirklich. Die Entscheidung von Firmen als Großaktionären bei Hauptversammlungen werden nicht von den Eigentümern jener Firmen, sondern vom Management derselben getroffen. Da dieses Prinzip auch wieder für deren Hauptversammlungen gilt, kontrollieren sich letztlich eine Hand voll Manager gegenseitig. Die Masse der Aktionäre hat dabei nichts zu bestimmen.

Zitat
Würde Ackermann nur 2,5% Rendite erwirtschaften, dann würden die Aktionäre das Geld abziehen und - um eine beliebiges Beispiel zu nennen - in Aktien der Credite Suisse investieren. Die Deutsche Bank würde im Extremfall konkurs gehen und damit wären alle Arbeitsplätze weg.

Ein Unternehmen verliert kein Geld, weil sein Aktienkurs heruntergeht. Und ein Unternehmen mit geringer Marge ist auch kein interessanter Übernahmekandidat. Aus der Sicht von Vorständen mit umfangreichen Aktien-Optionen ist ein nur langsam wachsender Aktienkurs natürlich nicht attraktiv.

Ich verlange nicht, daß Unternehmen keine Gewinne machen dürften. Die Annahme, daß ein unregulierter Markt (von dem wir nicht mehr weit entfernt sind) für allgemeinen Aufschwung und Wohlstand sorgt, ist allerings Unsinn.

Zitat eines VWL-Professors (aus dem Gedächtnis):
"Wenn einer im Kino aufsteht, sieht er besser. Wenn alle im Kino aufstehen, sehen die meisten schlechter und alle haben es unbequem.

Was für ein einzelnes Unternehmen gut ist, kann als Rezept für die Volkswirtschaft schädlich sein."

Die Balance zwischen dem Allgemeinwohl und dem Nutzen einzelner Firmen ist bereits zu Gunsten jener Firmen verloren gegangen. Eine stärkere Regulierung des Marktes wäre dringend erforderlich. Allerdings ist der Einfluß einiger weniger Firmen auf die Politik offenbar deutlich größer als der der Wähler.

So, das Posting ist jetzt aber lang genug.

Why-Not
39. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 13.07.06 09:11

Zum Thema Aktionäre ein Zitat vom Bankier Fürstenberg:

"Aktionäre sind dumm und frech. Dumm, weil sie ihr Geld anderen ohne ausreichende Kontrolle anvertrauen, und frech, weil sie dafür auch noch Geld haben wollen."
40. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 23.07.06 13:55

Einem Statement Niklas Luhmanns zufolge versteht die Wirtschaft nur die Sprache des Geldes. Deshalb müsse man ihr das, was man ihr sagen wolle, in der Sprache des Geldes sagen. Aus diesem Grunde sind wohl auch sämtliche moralischen Appelle an sie und die diversen "Pakte" mit ihr völlig sinnlos. Moderner ausgedrückt: Sie schaffen keine "Anreize", Arbeits- und Ausbildungsplätze zu schaffen. Ich spiele jetzt mal den virtuellen Anreizer für die Wirtschaft:

Zunächst einmal schaffen wir sämtliche Steuerschlupflöcher, Steuerminderungsmöglichkeiten etc. ab und erhöhen die Gewinnsteuer zumindest für die Großbetriebe auf einen Grundbetrag von real 50 %. (Heute zahlen Großbetriebe durchschnittlich real 18 % Steuern!) Für die Schaffung von zusätzlichen 1 % neuen dauerhaften Arbeitsplätzen im Inland, gemessen an der Zahl der Belegschaft im Inland, gibt es eine Steuerermäßigung von 1 %. Werden Arbeitsplätze abgebaut, wird die Gewinnsteuer entsprechend erhöht, ebenso für den Fall, dass Arbeitsplätze vermehrt im Ausland geschaffen werden. Außerdem könnte man in diesem Falle auch die Verpflichtung schaffen, für jeden im Ausland geschaffenen Arbeitsplatz auch einen im Inland zu schaffen, anderfalls würde an der Steuerschraube gedreht.

Weiterhin müsste der Staat der Wirtschaft einen Zeitraum - etwa 5 Jahre - vorgeben, in dem sie die Arbeitslosen nahezu komplett einzustellen hätte. Diese Breitschaft könnte man ja dadurch anreizen, dass man die Kosten der Arbeitslosigkeit schrittweise auf die Kapitalseite umlegt. Man könnte etwa die Arbeitnehmerbeiträge zuur Arbeitslosigkeitsversicherung jedes Jahr um 1/5 auf die Kapitalseite umlegen; reicht das nicht, dann werden anschließend auch die Kosten der Langzeitarbeitslosigkeit vom Staat aufs Kapital umgelegt. Man könnte dies eine "Einstellungsmotivierungsabgabe" nennen.

Mit der zunehmenden Orientierung vor allem der großen Firmen am amerikanischen Quartalszahlenmodell ("Erfolg": die gegenwärtigen Schwierigkeiten bei Opel und Ford) sinkt natürlich auch die Bereitschaft, sich die Fachkräfte von morgen heranzubilden. Dauert ja auch schließlich drei Jahre, bis diese ausgebildet sind. Also lässt man sich diese lieber von der 3. Welt ausbilden und plädiert für "Einwanderung statt Ausbildung". Wenn die Wirtschaft nicht willens ist, im Interesse des Ganzen längerfristig zu planen, muss eben der Staat diese Aufgabe übernehmen. Klartext: Wer nicht ausbildet, zahlt für volle drei Jahre nicht geleisteter Ausbildung eine saftige Ausbildungsabgabe, die erheblich teurer sein müsste als Ausbildung. Dann bekommen wir auch die jungen Leute von der Straße und haben die Fachkräfte von morgen ausgebildet.

Bluevelvet
41. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 23.07.06 17:51

Nach dem Statement von hink wollte ich eigentlich nicht weiter schreiben, aber wenn der Thread nochmal hochgespült wird, möchte ich meine Reaktion vom 13.07. doch noch posten.



Hallo bluevelvet,

auf deinen Beitrag (12.07.06) möchte ich ein wenig eingehen. Ich muss auch leider mal den Historiker heraushängen lassen.

> bist du in einem Punkt sehr optimistisch:
> Zitat
>> Das Volk hat entschieden, nicht die Politiker!
>> Die Politiker folgen nur.

Oh, ja!

Eines kann ich dir sagen.
Kriege wurden bisher immer von denen angefangen, die dem Volk klar gemacht haben, dass es OPFER sei. Das war bei fast jedem Angriffskrieg so. Ausnahmen machen dabei, glaube ich, nur die Feldzüge von Bismark.
Wenn mir also ein Politiker von der Bühne Sachen erzählt, die in mir und anderen das Gefühl auslösen Opfer zu sein, habe ich mich als mündiger Bürger zu fragen:

- In welchen Krieg will mich dieses Opfer-Gelaber hineinpeitschen?
- Will ich diesen Krieg führen?
- Bringt dieser Krieg das Land im internationalen Vergleich weiter?
- Hat der Einpeitscher Lösungen für nachher, oder ist er nur erstmal gegen dies und das?



> "Die Straße wird nicht gefragt.", soll Helmut K. angesichts der
> Euro-Einführung (?) gesagt haben

Ja, das kann durchaus sein. Weisst du denn noch mit welchen "Argumenten" sich "die Straße" gegen die Euroeinführung argumentiert hat?
Um es auf den Punkt zu bringen - die meisten waren IMHO dagegen.

Einige wollten die Deutsche Mark behalten, weil sie diese im Kindesalter als erste Währung kennengelernt haben. Andere wollten die Deutsche Mark behalten, weil sie für sie die Währung des Traumlandes war, in dem Milch- und Honig flossen. Die nächsten wollten sie behalten, weil sie eine Abwertung der Ersparnisse befürchteten. Wieder andere gaben sich der Angst hin, dass das Ausland die harte Währung mutwillig in einen Inflationsstrudel ziehen würde.
Die Bürger haben versucht nach Gefühl über ein Thema zu entscheiden, über das eigentlich sorgfältig nachgerechnet werden musste.

Auf der anderen Seite haben die Bürgerinnen und Bürger die durch die Euroeinführung möglich gemachten Lohnerhöhungen gerne mitgenommen bzw die noch nicht exportierten Arbeitsplätze gerne besetzt. Dennoch sind viele immernoch gegen den Euro.
Die Bürger wissen eben nicht, was sie wollen oder sie sind sich ihrer Rolle nicht bewusst.
Auch für die Politik waren durch die Währungsunion mehr Steuereinnahmen drin. Mehr Steuereinnahmen = weniger Neuverschuldung. Von der Quantität habe ich keine Ahnung.

> nach System-Alternativen zu fragen

OK, da frage ich gleich konkret. Welches Konzept rechnen denn gerade die Leute, die du fragst, im Augenblick konkret auf mathematischem Wege in einer Machbarkeitsanalyse durch? Welche Volkswirtschafts- Betriebswirtschafts-, Politik- und Gesellschaftswissenschaftler sind in dem Projekt involviert?

Ich vermute mal ins Blaue hinein.
Wenn du meinem Link zu dem Interview gefolgt bist, hast du gelesen, dass die Staatsquote 58 % beträgt. Das ist näher am Kommunismus als am Kapitalismus. Der Kommunismus ist tot, also sollten wir doch sinnigerweise kontrolliert auf die Seite des Kapitalismus (unter 50 %) umstellen.
Schön, dass du dir prinzipiell über einen Wechsel einig bist, auch wenn du dir vielleicht nicht darüber klar bist, das ein Wechsel nur von der Nähe des Kommunismus hin zum Kapitalismus laufen kann.
Mit einer kontrollierten Änderung könnte die BRD der Umbruchzeit, mit ihren anarchistischen und mafiösen Strukturen, entgehen, die die ehemals kommunistischen Länder teilweise immernoch nicht überstanden haben.
Die Bürgerinnen und Bürger verweigern sich immer stärker den teuren Produkten aus Ländern mit hohen Löhnen und hohen Sozialleistungen, weil ihnen die Produkte zu teuer erscheinen.
Also ist der Weg vorgezeichnet, wenn die Bürger selber nichts ändern wollen.
Es bleibt nur die Frage, ob wir den Weg zum Kapitalismus heute sanft angehen oder erst in zehn Jahren, über den Umweg des Zusammenbruchs. Dass dieser Weg jedoch 25 Jahre zu spät angegenen wird, ist meine persönliche Meinung.
Ich finde es immer schwer mich von einem hohen Verdienst auf einen niedrigen Verdienst herunterzustufen. Da bleibt dann die Frage, warum jetzt Schulden machen, um hohen Verdienst zu sichern, diese Schulden aber später zurückzahlen zu müssen (doppelte Verkleinerung des Verdienstes), anstatt jetzt schonmal anzufangen kleiner zu verdienen.
Die Bürgerinnen und Bürger müssen für ihre falschen Entscheidungen eben finanziell voll einstehen. Wer das nicht weiß ... naja.


> Gesellschaft braucht nicht nur Markt, sondern auch Planung

OK, welche Planung denn konkret?
Die Bürger planen ihre Einkäufe z. B. kaum noch.
Früher haben die Bürger drei Jahre auf ein Fahrrad und etwa 6 Monate auf ein Paar Schuhe gespart. In der DDR wurde 18 Jahre auf ein Auto gespart. Heute kaufen sie spontan, wenn ihnen die Produkte nur preisgünstig genug erscheinen.
Früher konnte eine Umfrage "Worauf sparen sie?" eine konkrete Planungsgrundlage für die Industrie sein. Für ein Fahrrad "Made in Billiglohnland" braucht man fast nicht mehr zu sparen.
Planen ist bei vielen Bürgern out. Wie soll dann die Politik dahergehen und die Bürger planen?

Ich weiss noch, was Lafontaine so alles 1998 geplant hat, als er seine Einpeitscherreden hielt. Na, ich verkneife mir mal geschichtliche Parallelen.
Schröder hat, als er danach auf die Bühne trat, viel geredet und dann gesagt "[ ... ] es muss alles gegenfinanzierbar sein".
Damit waren 2 bis 3 Stunden Redezeit mit dutzenden Forderungen an die Regierung Kohl und Versprechungen für nach der Wahl "ad absurdum" geführt oder, besser gesagt, "genullt" worden.

In der situation hat die Partei ganz ehrlich aggiert und knallhart die Hosen heruntergelassen. Haben die Wählerinnen und Wähler das auch verstanden? Nein. Sie waren so emotionalisiert, dass sie alles bejubelt hätten.

Dann hat Schröder als kleines Schmankerl immer wieder gesagt, dass seine Partei ein durchgerechnetes Konzept hätte. Meinst du so eine Planung?
Leider wurde weder der Rechenweg noch das Ergebnis zur Überprüfung offengelegt. Niemand konnte erfahren, ob als Ergebnis der Rechnung eher 3 % Neuverschuldung oder eher 50 % Neuverschuldung herauskam.
Offensichtlich war das Konzept jedoch vollkommen unausgereift, sonst hätte Lafontaine als Herr über die Finanzen nach der gewonnenen Wahl nicht so viele neue Konzepte erstellen müssen. Bald darauf hat er dann ja aufgegeben.

Oder meinst du vielleicht die Planung, dass tausende von Toten pro Jahr im chinesischen Bergbau OK sind, hauptsache die Steinkohle wird billig abgebaut ... für billige Computergehäuse und billige Fahrräder in deutschen Supermärkten.
Gegen so geringe Sicherheitsmaßnahmen, dass in 2005 über 8000 Tote zu beklagen waren, kommt die teure deutsche Hochsicherheitsbergbautechnik nicht an.
Die Theken der europäischen Bergbauzuliefer- und Sicherheitstechnikindustrie sind gefüllt, aber kein Südostasiate kauft.


> aus der Gruppe der Nichtwähler per Los deren Repräsentaten ermittelt werden
Damit würdest du wahrscheinlich nur erreichen, dass sich alle Parteien, die keine Chance haben die 5%-Hürde zu überspringen, nicht mehr zur Wahl stellen, sondern hoffen, einen Anhänger aus den eigenen Reihen über die Nichtwähler-Repräsentanz ins Parlament zu bringen. Ich fände es extrem ermüdend, wenn ein ehemaliger Funktionär der verbotenen NF oder der KPD mit immer neuen Anträgen die Arbeit des Parlaments blockierte. Das hatten wir früher mal. Was daraus entstand habe ich zwar nicht erlebt, aber ich musste mich lange genug damit im Geschichtsunterricht beschäftigen.
Ich bin für die 5 %-Hürde, weil sie die Anzahl der Parteien reduziert und damit den Konsens zwischen den Parteien fördert. Damit verringern sich die Möglichkeiten zur Dauerblockade wichtiger Entscheidungen durch Kleinst-Interessengruppen.

Im übrigen würde diese Regelung voraussetzen, dass jeder Bürger unbedingt demokratische Ziele haben müsste, um überhaupt die Fähigkeit zur Parlamentsarbeit zu erlangen.
Das müsste dann aber durch einen großen Kontrollmechanismus (neue Stasi, oder den ausgeklügelten Bespitzelungsplan nach Vorbild SciScientology) sichergestellt werden.
Wollen wir das wirklich? Die romantische Vorstellung, dass alle Bundesbürger demokratisch orientiert sind, sollten wir doch wirklich so langsam ablegen.
Ich finde es toll, dass die Verfassungsgeber lediglich darauf pochten, dass die Parteien demokratische Ziele verfolgen müssen und dies in den Parteiprogrammen nachlesbar aufzuschreiben haben. Die Verfassungsgeber, bzw. deren Berater waren zwar häufig Ausländer, aber viel intelligenter als die Inländer. Als Ausländer haben sie sich den Luxus geleistet, aus der Vergangenheit ihrer eigenen Demoktratien und den zwei Demokratieversuchen in der deutschen Geschichte zu lernen (siehe Grundgesetz), anstatt sie zu ignorieren, wie es die Inländer schon mal gerne tun.


> etwas wirklich frischen Wind in die Politik zu bringen
OK, das ist die Theorie, die besagt, dass alles, was neu ist, auch automatisch gut ist.
Diese Theorie galt in den 60ern für Neuwaren wie Autos oder Bekleidung.
Gut und schön.
Jedoch haben sich, bevor das Auto auf den Markt kommt, hunderte von Leuten Gedanken über das Konzept auf Basis von jahrzehntelanger Erfahrung mit sehr ähnlichen Automodellen gemacht und die Null-Serie (Vorserie) in Praxistests ausgiebig getestet.
Auch die saisonbezogene Bekleidung ist das Ergebnis von einer etwa 36 Monate langer Planungsphase, viel Antizipation für die Wankelmütigkeit der Kundschaft, viel Erfahrung und Erhebungen durch Trendscouts. Angefangen von den Farbentscheidungen, über die Web- und Stricktechniken bis zu den entgültigen Farbkombinationen und den Schnitten.

Auch in der Politik muss man genau vorausahnen, was bei einer Umstellung passieren wird. Dafür gibt es die VWL und die BWL. Einfach mal dieses oder jenes ändern, weil es was neues ist, von dem aber keiner weiss wo die Fussangeln liegen, ist unprofessionell.
Reformer, die eigentlich keinen Überblick über das Gesamtkonzept haben, werden in der Wirtschaft normalerweise von ihren Posten "weggelobt".
Man muss nur eine Firma finden, der man die Brillianz der Ideen so schmackhaft macht, dass sie einen Headhunter bemüht, um den Reformer in ihre Firma zu ziehen.
Leider funktioniert das nicht in der Politik.


> stärkere Bürger-Partizipation bei politischen Entscheidungen
Das Beispiel Porst hat auf dem Firmensektor gezeigt, dass die Bürger das Interesse am Job des firmenlenkenden mündigen informierten Mitarbeiters sehr schnell verlieren.
Die Bürger wollen fordern, aber sich sonst nicht mit den Problemen herumschlagen.
Ich glaube deshalb nicht, dass die Bürger sich dem aus deiner Forderung resultierenden Auftrag, sich zum in Entscheidungsfragen mündigen Bürger zu machen und zu bleiben, nachkommen werden.
Was sollen die Bürger noch machen? Haushalt, Kinder, Ehrenamt, Rente, Zweitjob, Weiterbildung, Konsum, autodidaktisches Lernen, Überstunden, Hausaufgabenhilfe, Internetanleitung, Erziehung, usw. Da bleibt nicht viel Zeit, um täglich drei verschiedene inländische und eine oder zwei ausländische Zeitungen zu lesen und zu verstehen.


> eine bürgernähere Zusammensetzung des Parlaments
Ja, das wäre schön. Das haben die Grünen versucht. 1983, glaube ich. Das Rotationssystem wurde aber nie angewendet, weil es unpraktikabel daherkam. Es braucht über ein Jahr, dass die Parlamentarier sich überhaupt einigermaßen zurechtfinden.
Eine tolle "frische Wind"-Idee par excellance, aber null durchdacht, weil auf null Erfahrung gebaut (siehe oben).
Ein Ausweg wäre gewesen, wenn sich hinter den Abgeordneten eine "Graue Eminenz" formiert hätte. Diese Schicht wäre in der Lage gewesen wie ein Staatssekretär mehrere Legislaturperioden lang die Kontaktstelle zwischen den rotierenden Abgeordneten und den anderen Parteien sowie den Gremien aber auch den Ministerien zu spielen. Damit währen die Abgeordneten quasi zu Marionetten eines Establishments im Hintergrund geraten.

Die Grünen hatten weitere Konzepte für die Basisnähe erarbeitet, die mehr oder weniger schnell über den Haufen geworfen wurden. Ich glaube, bis zum Jahr 2000 wurden alle abgeschafft. Warum also nochmal die Probleme auf dem Gesamtspektrum der Parteien erzeugen, wenn eine hohe Bürgernähe im schmalen Interessensspektrum von _nur_ _einer_ Partei nicht funktionierte?



@all
Was nützt eine umweltfreundliche soziale Marktwirtschaft, wenn die eigenen Bürger die auf die Produkte aufgeschlagenen hohen Kosten für Umweltschutz, Sozialleistungen und hohen Löhne nicht zahlen wollen und stattdessen Produkte konsumieren, die die Arbeitnehmer für 0,20 Euro/Stunde Nettoverdienst herstellen und deren Gesundheit während der Produktion geschädigt wird.

Die hohen Kosten, die wir den Arbeitgebern aufbürden, werden immer auf den Preis des Produkts aufgeschlagen.
Die Idee, dass "der böse arbeitsplatzschaffende Arbeitgeber" die Kosten von seinem Privatvermögen begleicht, ist lediglich eine emotional ideologisch theoretisch begründbare Idee. Sie ist aber nicht an der Realität orientiert.



Wenn der Herr Ackermann so viele Großkunden hat, dass er 25% Rendite erreichen kann, dann hat sich die über Jahrzehnte konsequent vollzogene Ausrichtung auf den Geschäfts- und Großanlegerbereich doch stärker ausgezahlt, als die Ausrichtung auf das Kleinanlegergeschäft, die Domäne der Volks- und Kommunalbanken.
Im Übrigen ist die Ackermann-Bank nur auf Platz 14 im europäischen Bankenvergleich. Also ein sehr sehr kleines Licht. Um nicht geschluckt und stillgelegt zu werden, muss sich Ackermännchen halt möglichst groß aufblasen. Das muss er auch tun, weil die DB in den letzten Jahrzehnten kaum nennenswerte Erfolge bei der Fusion mit anderen Banken feiern konnte.
Die DB ist auf dem absteigenden Ast. Dreizehn Konkurrenten warten auf eine Gelegenheit sie schlucken, deshalb will keine kleinere Bank mit ihr fusionieren. Das macht mir viel mehr Sorge.

Ich weiss deshalb nicht, warum sich die deutschen Bürger an einer von Übernahme bedrohten Nummer 14 im europäischen Vergleich festbeißen.
Vermutlich nur aus einer RAF-Tradition aus den 60ern.



Zum Schluss nochmal eine provokante Realität zum Thema Wegrationalisierung von Arbeitsplätzen:

"Ein Mensch hat so lange einen Arbeitsplatz, so lange weder ein anderer Mensch, noch ein Computer oder Roboter, die Arbeit bei gleichbleibenden oder geringeren Kosten in größerer Qualität oder Quantität ausführt."

Die Tarifparteien bestimmen also selber, für wie viele Arbeitsplätze sich ein Umstieg auf Billiglohnländer, Computer- oder Robotersysteme lohnt.
Ein perfides System.
Die althergebrachten Taktiken gegen Arbeitslosigkeit schaffen wegen der weiter sinkenden Kosten für Transport, Computer- oder Robotertechnik heutzutage Arbeitslosigkeit.
Ein grundsätzliches Umdenken ist notwendig.

Entweder auf Seiten der Kunden oder auf Seiten der Arbeitnehmer.

Ich persönlich sehe nur die Chance auf der Kundenseite.
Bisher sehe ich nämlich bei den Gewerkschaften keine Bemühungen arbeitslose Arbeitnehmer ernster zu nehmen, als sie lediglich in der Position des freiwilligen Beitragszahlers zu dulden.
Die Gewerkschaften sind eben nur die Vertretung für Arbeitnehmer, nicht für Arbeitslose.
42. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 23.07.06 23:18

> volkswirtschaftlich führt das zu immer geringerem Inlandskonsum

Ja. Das Wort Inlandskonsum bedeutet aber nur, dass im Inland gekauft wird.
Es bedeutet NICHT, dass die im Inland verkauften Produkte auch im Inland HERGESTELLT wurden.
Nur die im Inland hergestellten Produkte schaffen Produktionsarbeitsplätze im Inland.
Für die Arbeitsplätze im Handel ist es egal, ob der verkaufte Fernseher aus inländischer Produktion oder als Importware ins Land kommt. Im Handel wird kein Arbeitsplatz zusätzlich geschaffen, wenn der Inlandskonsum gleich bleibt.
Die Depression im Prozentsatz der "Made in Inland"-Konsumgüter am Inlandskonsum ist das Problem, das Produktionsarbeitsplätze frei setzt.
Man kann seinen gesamten Inlandskonsum durch Importware sichern, klar, aber bisher hießen solche Länder "Dritte Welt" oder "Arme Länder" oder "Land mit Devisendefizit".
Da möchte ich die BRD nicht sehen.
Dann schon lieber 10 Cent mehr ausgeben für eine Packung Brot oder 30 Cent mehr für eine Packung Äpfel und nicht später um die verlorenen Arbeitsplätze heulen.

Die Kundin/der Kunde mit den importierten Äpfeln im Einkaufskorb, dürfte sich IMHO eigentlich nicht über den stetigen Verlust an inländischen Beschäftigungsverhältnissen wundern.
Tun sie aber.
Komisch, komisch.


> Einem Statement Niklas Luhmanns zufolge versteht die Wirtschaft
> nur die Sprache des Geldes.

Ja. Mein reden.

Die deutschen Kunden wollen keine Produkte aus einem Hochlohnland mit hohen Sozialstandards kaufen.
Sie wollen billig kaufen.
Deshalb kaufen sie kaum noch Produkte der deutschen Arbeitgeber ein.
Das Geld geht also an den deutschen Herstellern vorbei, irgendwo zu ihren Konkurrenten.
Um vom Geldfluss überhaupt noch etwas abzubekommen, muss der deutsche Arbeitgeber dahin gehen, wo er die Produkte bauen kann, die die deutschen Bürger haben wollen.
Dahin, wo er so billig produzieren kann, wie es die Bürgerinnen und Bürger der BRD wollen.
Dahin, wo ihn der Geldfluss der deutschen Bürgerinnen und Bürger trifft.
Das ist Südostasien und Afrika.
Inländische Arbeitnehmer gehen also durch die Entscheidung der Kunden, die gleichzeitig auch Arbeitnehmer sind, leer aus.
Das australische Modell will gerade diesen Geldfluss wieder zu inländischen Arbeitsplätzen umlenken.
Einigen Australiern ist es inzwischen wichtig, lieber wenige teure australische Produkte zu kaufen, als viele billige importierte Produkte zu konsumieren.

Ich finde diese Haltung von Luhmann interessant, wundere mich aber, dass du sie ansprichst.

Info: Niklas Luhmann war Soziologe.
Seine Systemtheorie basiert nicht auf realen Menschen oder monetären Flüssen, wie in der VWL, sondern er theoretisiert die Menschen zu gesprochenen oder geschriebenen Worten.
Damit wird dem Lippenbekenntnis (der Lüge) gleich viel Bedeutung zugesprochen, wie der realen Kaufentscheidung an der Kasse, der durch den Kassenbeleg kommuniziert wird.
Damit gibt es eine Verzerrung in der Abbildung der Weltökonomie.
Na, ja, vermutlich habe ich da nur was falsch verstanden. *lach*
Normalerweise haben diese Theorien einen Definitionsbereich von mehreren DIN-A4 Seiten mit Einschränkungen des Geldungsbereichs, der aber voll berücksichtigt werden muss.


> erhöhen die Gewinnsteuer zumindest für die Großbetriebe
> auf einen Grundbetrag von real 50 %.

Die Großbetriebe versteuern ihren Gewinn kaum noch in Deutschland, wie ich schon am 12.07. schrieb.

Man kann die ausländischen Kapitalholdings nicht "zu machen", denn sonst würde kein ausländisches Unternehmen mehr in Deutschland investieren. Außerdem würden die Länder, die plötzlich auf den großen Kapitalfluss, den die ausländischen Holdings erzeugen, verzichten müssten, Gegenmaßnahmen gegen die deutsche Wirtschaft mit einem entsprechend hohen Schadenpotential anstrengen. Gerade die USA lassen sich nichts gefallen und berechnen für jede Entscheidung der EU den wirtschaftlichen Schaden der Ökonomie in den USA. Dann werden Gesetze erlassen, die der EU einen ähnlich großen Schaden zufügen. Zu konflickten kommt es regelmäßig, weil die beiden Blöcke verschiedene Berechnungssysteme nutzen.
Ähnlich ist es innerhalb Europas.

Die Annahme, dass sich andere Regierungen einen Kapitalfluss von mehreren Milliarden Euro so einfach absperren lassen, ist wirklich nicht real. Dafür müssten die Länder eine ähnlich idealistisch-pazifistische Grundhaltung haben, wie die BRD. Die Vergangenheit hat aber bewiesen, dass dem nicht so ist. Das ist auch ein Gesetz in der Globalisierung.
Wenn du also willst, dass internationale Vereinbarungen, die postitiv für die Ökonomie der BRD sind, vom Ausland aufgekündigt werden, dann verschließe das Steuerschlupfloch "Kapitalholding im Ausland".
Da das also nicht ohne Repressalien abgeht, hier mal weitergedacht.

50% Steuern auf Gewinn von 0,00 Euro in Deutschland zu versteuernden Gewinns = 0,00 Euro Steuereinnahmen.

Wir müssen das machen, was die Thatcher-Regierung schon in den 80ern gemacht hat, und deren Auswirkungen Lafontaine immer so emotional als deutsches Ziel favorisiert.

Thatcher hat die Steuern auf die Gewinne gesenkt, und zwar so weit, dass es für deutsche Firmen lukrativ wurde, die Gewinne in UK zu versteuern. Durch den Aufbau der Kapitalholding mussten sich viele Großindustrie-Bosse mit dem Land und dem Steuersystem auseinandersetzen und erkannten dann plötzlich, dass es ein gutes Land für Produktion und Vertrieb, wie auch für international angebotenen Service ist.
Mit den Holdings kam, quasi als zweite Welle, der Arbeitsplatzimport ins UK. Heute ist der Strukturwandel weg vom Bergwerk- und Stahlstandort vollzogen und die Löhne knallen hoch, wie Sektkorken.

Meintest du so eine Planung, als du am 12.07. schriebt:
> Gesellschaft braucht nicht nur Markt, sondern auch Planung.
?

Gerade die linksgerichteten Kräfte in den Parteien haben solche Strukturveränderungen während der gesamten Kohl-Zeit und der ersten SPD-Legislaturperiode verhindert. Deshalb wundert es mich besonders, dass die Errungenschaften der Planung von "Die Linke" immer wieder als Beispiel für die BRD genannt wird. Ich glaube, die halten die Bundesbürger für /zensiert/ und /zensiert/.
Das ärgert mich, aber offensichtlich haben sie politischen Erfolg damit.

So ein Thatcher-Coup verlangt Weitsicht, die in den 70ern, 80ern und 90ern in der BRD aus ideologischen Gründen keine Mehrheit hatte.
Ich bin schon gewohnt, dass die deutsche Wirtschaft in den letzten 20 Jahren systematisch zerstört wird. Die Arbeitslosenzahlen belegen das. Wir können im Augenblick nur froh sein, dass nach dem "Pillen-Knick" so wenige Kinder geboren wurden, sonst hätten wir vielleicht schon 9 Millionen Arbeitslose. Auf der anderen Seite wüsste ich nicht, wer meine Rente zahlen sollte. Vielleicht mache ich doch noch ein paar Kinder. So vier oder fünf.



> vorgeben, in dem sie die Arbeitslosen nahezu komplett einzustellen hätte
OK, überlegen wir mal.
Die inländischen Produkte würden noch teurer und noch weniger Inländer würden sie kaufen wollen.

Die Arbeitnehmer müssten also als Ausgleich verpflichtet werden, nur Ware "Made In Inland" zu konsumieren. Sonst trägt sich das System nicht. Das ist aber gegen die EU-Richtlinien. Für jedes EU-Land sind die Grenzen zum inländischen Markt zu öffnen. Das geht also nicht.

Man könnte alternativ die Gewerkschaften abschaffen und Löhne frei geben. Der Arbeitnehmer, der seine Arbeitskraft so billig anbietet, dass die durch ihn produzierten Produkte einen so niedrigen Preis haben, dass sie auch verkauft werden können, würde den Zuschlag bekommen.

Die Lohnberechnung müsste sich an den Produktionsbedingungen im Ausland orientieren. Zum Nachdenken, hier eine vereinfachte vergleichende Rechnung für Produktkosten, umgestrickt auf den Vergleich der Löhne zwischen zwei konkurrierenden Produktionsländern:

(Arbeitszeit x Stundenlohn inkl. Lohnnebenkosten im Ausland) + Kosten für Umweltschutzauflagen im Ausland + Transportkosten zu einem Hafen oder Flugplatz in der Inland = Zwischensumme

(Zwischensumme - Kosten für Umweltschutzauflagen in Inland) / Arbeitszeit = Stundenlohn für einen Arbeitnehmer im Inland inklusive Lohnnebenkosten.

(Rechnung vereinfacht, um verständlich zu sein)

Deutlich sieht man, dass durch den Punkt "Kosten für Umweltschutzauflagen im Inland" der Stundelohn für die Arbeitneher im Inland leicht auch in den Minusbereich abrutschen kann.

Sowas passiert, wenn niemand mehr die im Inland produzierten Produkte haben möchte.

Wir können in der Historie den Weberaufstand zum Vergleich heranziehen. Auch dort konnte der Kunde wählen, ob er ein paar Kreuzer (oder so) mehr für die Handarbeit der Weber ausgeben wollte, oder die billigere Maschinengewebte Ware haben möchte. Der Kunde hat sich für die Maschinenware entschieden. Die Weber hätten nur noch verkaufen können, wenn sie den Lohn bis in den negativen Bereich gefahren hätten.
Genauso, wie beim Weberaufstand, scheint sich die Wut wieder gegen das Kapital zu richten. Dabei sind es die Kunden, die entscheiden, von welchem Hersteller gekauft wird.

In der deutschen Geschichte hat sich der Kunde meist für die billigere Ware entschieden. Ich finde es sehr idealistisch romantisch anzunehmen, dass das breiter Ebene anders wird. Auch die australischen Initiativen machen sich da nichts vor.
Wir müssen jetzt nur die Weichen stellen. Dann kommen wir an einem Aufstand der Massen vielleicht vorbei.

Die Bürgerinnen und Bürger müssen nur entscheiden und danach tun und wieder tun und wieder tun und wieder tun.
Den Webern damals hätte es nur geholfen, wenn sich die Bürgerinnen und Bürger immer wieder neu gegen die schöne Maschinenware entschieden hätten.
Genauso ist das heute auch wieder, nur eben im nationalen oder europaweitem Ramen.


Alle Kosten, die der Arbeitgeber zu tragen hat, machen die Produkte teurer.
Es war in einer Ökonomie immer so.

> die Kosten der Arbeitslosigkeit schrittweise auf die Kapitalseite umlegt

Ich glaube nicht, dass die deutschen Konsumenten sich für noch teuerere inländische Produkte entscheiden, während die Produkte aus dem Ausland immer billiger werden.


> Opel und Ford

Das sind zwei Unternehmen, die sich erschreckend wenig in China und Korea engagieren.
Bisher habe ich noch nicht gehört, dass eine international erfolgreiche Firma aus China es nötig gehabt hätte mit den Quartalszahlen zu tricksen. Solche Meldungen kommen immer nur aus "international erfolgreichen" Firmen, die in Hochlohn-Ländern beheimatet sind und sich bis kurz vor die Firmenpleite "schönrechnen" müssen.


> sinkt natürlich auch die Bereitschaft, sich die Fachkräfte von morgen heranzubilden

Ja, das ist ein Punkt, den man den Hochschulen ankreiden muss.
In den 90ern hat die Industrie die Forderung an die Politik herangetragen, dass sie doch innerhalb der nächsten 3 Jahre etwa 10000 diplomierte Ingenieure mit der Ausbildung speziell im Bereich Java-Programmierung brauche.
Die Unis haben dankend abgelehnt und gesagt, dass sie ausreichend breit gefächert in Grundlagen ausbilden würden.
Die Industrie brauchte aber keine Grundlagenforscher, sondern hoch ausgebildete Spezialisten für die Programmiersprache Java. Für nichts anderes.

Noch nicht mal vier Jahre später musste die Bundesregierung eine "Green-Card" einführen. Dennoch fanden wenige hochqualifizierte Java-Programmierer den Weg in die BRD. Die Firmen waren also gezwungen Programmierkapazitäten im Ausland einzukaufen, oder sich von ausländischen Firmen schlucken zu lassen.
So gehen wir mit dringend benötigten Arbeitsplätzen um. In Japan hätte das MITI Professoren von den Unis entfernen lassen, wenn sie so eine Blockade versucht hätten.

Was wäre denn den Hochschulen in der BRD für ein Zacken aus der Krone gefallen, wenn sie einen Schmalspur-Studiengang über vier Semester angeboten hätten? Mit zwei Semestern Vorbereitungszeit wäre das doch klasse hingekommen.
Stattdessen lamentierten sie über sinkende Studienzahlen in den Ingenieurberufen und mussten Lehrkräfte entlassen.
Ich kann nur mit dem Kopf schütteln.

Ich hoffe, dass das EliteUNI-Gesetz solche Blockaden der FHs und Unis in Zukunft verhindern hilft. Ich finde es schade, wenn junge Menschen sich 3,5 oder 5 Jahre zum armen Studenten machen, um nach dem Studium festzustellen, dass sie nur als phänomenale Überflieger in diese Berufssparte kommen, denn im Ausland sind die "normalen" Absolventen billiger zu haben.
43. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 24.07.06 10:40

Muss mich mal wieder zu Wort melden.
Inzwischen wurden in diesem Thread hoch wissenschaftliche -fast schon kleine - Bücher geschrieben, die uns aufzeigen sollen, warum alles so sein muss, wie es ist oder warum alles nicht so ist, wie es sein müsste. Oder warum wir an allem selbst schuld sind.
Und teilweise sind diese "Bücher" genau so kompliziert, wie die Politik unseres Staates, ohne zu bedenken, dass alles, was in dieser Welt funktionieren soll, nur dann richtig funktionieren kann, wenn es einfach ist.
Und häufig finde ich, dass an dem uns so eindringlich eingeredeten Grundübel "Wirtschaft" herumlaboriert wird.
Ich glaube, dass wir diesen Fehler unserer Politik nicht auch noch aufgreifen sollten, denn dort liegt der Fehler nicht und dort kann er auch nicht korrigiert werden. Bedenke: Daimler-Boss Zetsche ist es völlig wurscht, ob er seine Jahreswagen bei uns verkauft, oder bei seiner (künftigen?) Belegschaft in China. Hauptsache er verkauft sie. Und die Araber reißen sie ihm ja ohnehin schneller aus der Hand, als er sie produzieren kann. Deshalb wollte er ja auch die "Steinkühler-Pause" abschaffen, damit seine Fließband-Sklaven auch nicht mal mehr pinkeln gehen können.
Und um beim Beispiel "Daimler" zu bleiben: dieser Konzern hat - wie viele andere Konzerne - jahrzehntelang in Deutschland überhaupt keine Steuern bezahlt. Weil er die gesetzlich vorgegebene Garantie unseres Staates hatte, dass er alle Verluste, die er im Ausland macht (z.B. durch Aufkauf und Ausschaltung unrentabler Konkurrenzbetriebe) hier in Deutschland gegen seine Steuerschulden aufrechnen darf. (Das sollten wir bei der Diskussion um die Besteuerung der Wirtschaft bedenken)

Bringen wir die Dinge doch mal wieder auf den Punkt:

a) Unsere Politiker und Abgeordneten brauchen dringend eine funktionierende Überwachung durch uns (den Souverän). Dazu gehört, dass wir darauf dringen, dass jegliche fremde "Führung", "Gängelung" oder "Überwachung" unserer Abgeordneten und Politiker unterbunden wird und sie gemäß unserem Grundgesetz wirklich nur noch ihrem Gewissen verantwortlich sind.
Also: weg mit so feinen Errungenschaften wie Fraktionszwang, Parteidisziplin, "Test-Abstimmungen" um zu prüfen, ob auch alle linientreu sind usw.
Weg mit allen bezahlten oder unbezahlten oder sonstwie "begünstigten" Nebentätigkeiten, Beraterfunktionen, Aufsichtsratspöstchen usw. für alle Abgeordneten und Politiker. Die verdienen genug, um mit dem klar zu kommen, was wir ihnen bezahlen und deshalb sollen sie gefälligst auch für uns (und nur für uns, die wir sie als unsere Vertreter in ein Parlament gesandt haben) arbeiten.
Wie kann es den sein, dass ein Bundestagsabgeordneter seinen Job im Bundestag und in diversen Ausschüssen ordentlich erledigen kann, nebenher noch die übliche "Ochsentour" in der Partei zu erledigen hat, am Wochenende (oder auch mitten in der Woche) in seinem Wahlkreis Firmen, Vereine, Feste, öffentliche Einweihungsfeierlichkeiten usw. besucht, seinen Beratungspflichten und Aufsichtsrats-Pflichten in diversen Unternehmen nachkommt, die Schirmherrschaft für was weiß ich nicht alles übernimmt und dann noch so ganz nebenbei seine eigene Anwaltskanzlei oder was auch immer weiter führt? Und wir, dass dumme Volk glauben treu und brav, dass das funktioniert.
Ja sind wir denn noch ganz....?

b) Schluss mit der Geldverplemperei in der ganzen Welt herum (einschließlich der EU). Grundsatz muss sein: unser Geld bleibt erst mal im Land und wird für unsere eigenen Angelegenheiten verwendet. Und wenn es denn wirklich notwendig ist, dann wird im Einzelfall entschieden, wer außerhalb unseres Landes wieviel Geld für welchen Zweck bekommt.
Oder gibt es z.B. jemand, der es für richtig hält, dass wir zur Zeit Unsummen zur Finanzierung des Krieges gegen den Libanon an Israel zahlen und zusätzlich noch weitere Unsummen an den Libanon zur Milderung der Kriegsfolgen?
Oder wer sagt eigentlich, dass die Unsummen für den Bundeswehr-Einsatz in Kenia (zur Sicherstellung, dass dort auch richtig d.h. in unserem Sinne, gewählt wird) von uns Steuerzahlern finanziert werden müssen? Ist das nicht ein Einsatz auf Anforderung und im Interesse der UNO? Und warum gilt hier nicht der Grundsatz "Wer bestellt - der bezahlt"?
Und war da nicht irgendwo mal ein Grundsatz, dass an Krieg führende Staaten keine finanziellen oder militärischen Hilfen gewährt werden?
Und wer sagt denn, dass wir Deutschen bis zum Sankt Nimmerleinstag rund 60 % des EU-Haushaltes finanzieren müssen, während sich die übrigen Mitgliedsstaaten mit zusammen 40 % beteiligen und dafür dann noch netto eine Menge Geld für z.B. Tomatenbewässerung in Südspanien und ähnlichen Unsinn herausziehen? Oder (wie in Irland) jeder, der älter ist als 60 kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und kostenlos telefonieren und mit riesigen Kostensubventionen heizen (alles EU-finanziert) kann?
Ja sind wir eigentlich noch ganz.... ?
Und wer sagt denn, dass wir, wenn ein türkischer Arbeitnehmer in Deutschland krankenversichert ist, auch noch die Behandlungskosten seiner Großmutter im fernen Anatolien finanzieren müssen?
Und: in welchem Gefängnis sitzen eigentlich all die Politiker und Abgeordneten, die mit den entsprechenden Gesetzen "Schaden vom deutschen Volke abgewendet" haben? Oder war das alles einfach auch "der Preis der Einheit", den wir für die nächsten Hundert Jahre zu zahlen haben, damit wir Deutschen nur ja nicht wieder auf irgendwelche dumme Gedanken kommen?

c) Schluss mit finanziellen Wohltaten an Personen, die diese nicht verdient (sprich: erarbeitet) haben. Wenn (wie im Falle der Wiedervereinigung" plötzlich die Bevölkerung um mehr als 1/4 wächst und logischerweise alle auf Sozialleistungen warten, sei es Krankenversicherung, Pflegeversicherung, Arbeitslosengeld oder Rente: wo steht eigentlich geschrieben, dass für diese enormen Zusatzkosten ausschließlich das arbeitende Volk aufzukommen hat, während die so genannten "besser Verdienenden", die Beamten, die Abgeordneten, die Politiker etc. an diesen Kosten so gut wie praktisch nichts zu tragen haben? (Gut, inzwischen muss die Staatskasse aus Steuermitteln ein bisschen mithelfen, aber erst, nachdem das System bereits gegen die Wand gefahren ist und entsprechend groß ist ja auch das Geschrei, insbesondere derjenigen, die jetzt plötzlich auch in die Pflicht genommen werden sollen,)
Merke: Man hat uns jahrzehntelang die Krankenversicherung, die Arbeitslosenversicherung, die Pflegeversicherung und die Rentenversicherung als "Versicherung" verkauft. Und genauso jahrzehntelang aus den Geldern dieser "Versicherungen" großzügigst riesige Personenkreise bedient, die niemals "Versicherte" dieser "Versicherungen" waren und demzufolge überhaupt nichts hätten bekommen dürfen.
Ein Versicherungsmanager, der so mit dem Geld seiner Versicherten umgegangen wäre, würde bereits seit einem halben Menschenalter im Kittchen sitzen für immer!
Unsere Politiker und Abgeordneten hingegen? Sie bekommen irgendwann das Bundesverdienstkreuz oder sonstwas in der Art.
Ja sind wir denn noch ganz....?

d) Schluss mit der finanziellen Ausbeutung des deutschen Volkes durch die Wirtschaft.
Wie kann es denn sein, dass in Deutschland ein VW-Golf rund 5000 € mehr kostet, als in Belgien oder Dänemark?
Wie kann es denn sein, dass eine Packung in Ludwigshafen produzierter "Aspirin" in Deutschland das Doppelte kostet, wie in Frankreich?
Und wie kann es denn sein, dass unser mit Beamten ohne Ende vollgestopftes Bundeskartellamt niemals etwas findet, was zu beanstanden währe, obwohl doch fast immer offensichtlich ist, dass wir wieder mal "beschissen" werden?
Wie kann es denn sein, dass wir Tausende Tonnen Tomaten kaufen, die mit unseren Steuergeldern künstlich "bewässert" werden müssen, in von uns bezahlten Gewächshäusern vor der Sonne geschützt werden und über tausende Kilometer spottbillig mit rumänischen Schrott-LKW´s über unsere Autobahn-Schleichwege heran gekarrt werden, während unsere Bauern zu tausenden pleite gehen, unsere Speditionen nicht mehr lebensfähig sind und unsere Verkehrswege immer mehr verschludern und verlottern?
Und wie kann es denn sein, dass Wirtschaft und Handel jetzt schon die kommende Mehrwertsteuer-Erhöhung durch entsprechende Preiserhöhungen zu unserem Schaden vorwegnehmen, damit wir uns schon mal an die neuen Preise gewöhnen können? Und kein Mensch reklamiert auch nur dagegen, oder boykottiert alle Geschäfte, die diesen Betrug an uns mitmachen?
Ja sind wir denn noch ganz....?

Sorry, aber das musste mal wieder gesagt werden
meint
nowalic
44. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 08.08.06 06:18

Habe gerade etwas zum Hintergrund von Umverteilung und Sozialdemontage gefunden. Die Lektüre lohnt sich und macht vor allem deutlich, dass wir dringend unser politisches Personal austauschen müssen!

Bluevelvet
45. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.08.06 20:25

Lest mal, was uns Günther Oe., Ministerpräsident von B-W, auf seiner Homepage unterjubelt:

Es geht mir darum, dass Familienväter und Mütter auch mit Ende 40 sich sicher sein können, dass sie ihre Arbeit behalten können und die Ausbildung ihrer Kinder bezahlen können.

Die Ausbildung der nächsten Generation wird offenbar nicht mehr als Gemeinschaftsaufgabe begriffen!

Abgesehen davon will dieser Bruder drastische Selbstbeteiligungen bei den Behandlungskosten im Krankheitsfalle einführen. Auch hier wird das Solidarprinzip nach der Salami-Taktik ausgehebelt.

Wollen w i r das eigentlich?

Solidarisch handelt er auf jeden Fall hinsichtlich der Nebenjobs der Mitglieder seiner Landesregierung.

Bluevelvet
46. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Herrin_nadine am 18.08.06 13:12

dann muß nach einkommen gestaffelt höchstbeiträge gelten. es kann nicht sein, daß ein harz4 empfenger tausende euro bezahlen muß und er nicht weiß woher er es nehmen sollte.

die zuzahlungen kann man sich abdecken lassen von einer zusatzversicherung. wie es jetzt schon bei zahnersatz möglich ist.

47. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 18.08.06 21:01

Also das mit den Franchisen haben wir in der Schweiz schon lange. Aber unser Gesundheitswesen krankt genau so. Verstaatlicht die Krankenkasse, damit ihr die unter einen Hut bekommt und den Verwaltungstechnischen Wasserkopf loswerdet.
48. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 19.08.06 02:09

Gut gebrüllt Herr Lobbyist,

wie wäre es denn, wenn

-die Pharmaindustrie ihr Gewinnstreben in Deutschland ein wenig zurückstecken würde

-alle Ärzte in Deutschland korrekt abrechnen würden

-das Monopol der Apotheken gelockert würde

M. E. könnte damit ein sofort wirksamer Beitrag zur Konsodilierung im Gesundheitswesen geleistet werden.

Als Privatversicherter sehe ich leider, mit welcher Unverfrorenheit viele Ärzte die Möglichkeiten der GOÄ zu ihrem Eigennutz bis zum äußersten ausnutzen.

Wo bleibt da der Ethos der Mediziner?

Aufgrund der Komplexität der GOÄ ist es m. E. wenig hilfreich durch "Lieschen Müller" die Arztrechnungen kontrollieren zulassen.

Wie hast du doch der Nadine geschrieben:
Erst schlau machen, dann schreiben.

Aber du bist ja nicht dumm.........
49. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.08.06 17:56

Hi Gerry!

Also, ich halte dich absolut nicht für einen Lobbyisten, sondern für jemanden, der sich aus einem umfangreichen Wissens- und Erfahrungsschatz heraus seine eigenen Gedanken macht und damit eben auch andere zum Nachdenken bringt - und das schätze ich. Ansonsten ist unser Dissens in wirtschafts- und sozialpolitischen Fragen ja einfach herrlich!

Und jetzt reizt mich natürlich der Begriff der "Vollkaskomentalität" zum Widerspruch! *gg* Natürlich sehe ich den Sinn der sozialen Absicherung darin, den Bürger gegen die Folgen der Wechselfälle des Lebens möglichst umfassend abzusichern. Ich sage bewusst "gegen die Folgen", denn gegen die Wechselfälle des Lebens selbst kann man sich nur bedingt schützen, nämlich durch eine gesunde und achtsame Lebensweise. Ansonsten sind wir weit weniger unseres Glückes Schmied als wir uns einbilden. Bieten wir also dem Bürger seinen sozialen Vollkaskoschutz! Auch wenn dann der Köter bellt und der Mann vom Acker kräht!

Die Grundfrage scheint mir zu sein: Was machen wir mit dem gemeinsam erwirtschafteten gesellschaftlichen Mehrprodukt? Ich sehe eigentlich keinen Sinn darin, damit irgendwelche in- und ausländischen Aktionäre zu füttern, während genügend Gemeinschaftsaufgaben der Bewältigung harren. Nicht innovativ reinvestierte Gewinne sollten also für soziale, ökologische und infrastrukturelle Zwecke abgeschöpft werden. Und natürlich für Wissenschaft, Bildung und Kultur.

Bluevelvet
50. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 19.08.06 19:03

Wie war das doch gerade noch mit dem Indianersprichwort?

Zitat

Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.
Sprichwort der Dakota-Indianer: \"Wenn Du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steig ab.\"

Diese eher schlichte Vorgehensweise eines Naturvolkes haben wir auf der Grundlage eines unabweisbaren zivilisatorischen Fortschritts, dessen nächste Stufe zu erklimmen wir uns anschicken, längst überwunden: Wir verfolgen andere, erfolgversprechendere Strategien, um mit solchen Problemchen fertig zu werden.

Hier eine Auswahl:

Wir besorgen eine stärkere Peitsche
Wir wechseln den Reiter
Wir sagen: So haben wir das Pferd doch immer geritten
Wir machen eine Besprechung, um den Zustand des Pferdes zu analysieren
Wir besuchen andere Orte, um zu sehen, wie man dort tote Pferde reitet
Wir erhöhen die Anspruchsvoraussetzungen für den Beritt toter Pferde
Wir machen eine Weiterbildung, um besser reiten zu lernen
Wir stellen Vergleiche unterschiedlich toter Pferde an
Wir ändern die Kriterien, die besagen, wann ein Pferd tot ist
Wir holen Leute von außerhalb, um das tote Pferd zu reiten
Wir schirren mehrere tote Pferde zusammen, damit sie schneller werden
Wir erklären: Kein Pferd kann so tot sein, dass man es nicht noch antreiben könnte
Wir machen zusätzliche Mittel locker, um die Leistung des Pferdes zu erhöhen
Wir erklären, dass unser Pferd \"besser, schneller und billiger\" tot ist
Wir bilden einen Ausschuss, um eine Verwendung für tote Pferde zu finden
Wir überarbeiten die Leistungsbedingungen für tote Pferde
Wir befehlen Mehrarbeit und tragen das tote Pferd selbst
Wir strukturieren den Stall um
Wir verdoppeln die Futterration
Wir erklären, dass ein totes Pferd von Anfang an unser Ziel war
Wir befördern den Reiter
Wir leugnen, jemals ein Pferd besessen zu haben
Wir bleiben sitzen, bis das Pferd wieder aufsteht



So kommt es mir mit Deutschland vor.
Wenn Gerryxxx von Eigenverantwortung des Bürgers spricht, dann muss ich doch anmahnen, das die Politiker das mal vormachen sollen.
Sind wir doch mal ehrlich, der Staat ist ein Dienstleister! Für seine Dienste will er auch bezahlt werden. Leider ist er ein Monopolist und man kann nicht zu einem anderen "Anbieter" wechseln. Selbst wenn man einen anderen Politiker wählt sind immernoch genügend "Altlasten" von System übrig. Und die Einstellung mancher Beamten würde ihnen bei einem privaten Dienstleistungsanbieter den blauen Brief einbringen!
Es stimmt an so vielen Ecken und Enden nicht mehr, das man eigentlich eine Revolution braucht um aufzuräumen.

Natürlich kann man es nicht jedem recht machen, aber eine mehrheit sollten schon zufriedenzustellen sein.

Zu den Praxisgebühren, die wahren schwachsinn, vorallem da es den Krankenkassen ja besser geht, die beiträge aber nicht angepasst wurden. Also hat man wieder den einfachen Bürger abgerissen. Und dann wird wieder Stimmung gegen die Ärzte gemacht, oder die versicherten, aber komischerweise hört man nur einzelne Stimmen gegen Krankenkassen oder Pharmabetriebe stimmung machen. Warum sind Medikamente im EU-Ausland und z.T. auch in EU-Staaten deutlich billiger zu haben als in Deutschland selbst? Das schreit doch nach Geldmache!
Und auf der anderen Seite fehlt es an Pflegekräften weil die ins besserbezahlende Ausland abwandern. Bei uns arbeiten ja fast nur noch Ausländer in Pflegeberufen, meist Deutsche. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die Ärzte das genauso machen. Und dann?
51. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 22.08.06 01:13

@gerryxxx

-Wie wäre es, wenn Dein Arbeitgeber eine Bezahlung analog dem System der Ärzte durchführt?

Der Arbeitgeber stellt für Arbeitsleistung seiner gesamten Belegschaft einen festen Betrag zur Verfügung.-

Ist bei mir bereits erfolgt. Budgetierung der Personalausgaben, zuerst für ein Personalvolumen für etwa 7000 Beschäftigte, heruntergebrochen auf geringere Einheiten von (mich betreffend) 1200 Beschäftigte, führten zu einem nominalen, wie auch realen Einkommensverlust.
Zusätzlich wurde die vereinbarte Wochenarbeitszeit von 38,5 auf 41 Stunden erhöht. Flexibiltät wird jedoch, wie bei Ärzten vorausgesetzt (bin auch zusätzlich im Nacht-und Bereitschaftsdienst eingesetzt).
Ohne vergleichbare Ärztestreiks "kämpfe" ich um mein überleben:
-mein Haus
-mein Mercedes
-mein Mustang convertible
-meine Unterhaltszahlungen an Frau und Kinder

Will damit sagen, klagen wir nicht auf verdammt hohem Niveau.

Es ist für mich jedoch weiterhin unverständlich, was eine 10% ge Beteiligung von gesetzlich Krankenversicherten bringen soll, außer (da das Honorarvolumen,wie du schreibst, ja gedeckelt ist)
dass es zu einer einer Erhöhung der ärztlichen Vergütung führen wird.

Zum Gewinnstreben der Pharmakonzerne in Deutschland aufgrund Preissgestaltung oder Packungsgrößen hast du dich leider nicht geäußert.

Gruß
52. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 22.08.06 17:48

Zitat

In dem Moment, wo große Konzerne wie DocMorris in den Apothekenmarkt kommen, wird auch der Pharmamarkt in Bewegung kommen. Deine kleine Apotheke vor Ort kann nicht die Medikamente billig in Griechenland oder Malta einkaufen - die Kosten für Logistik wären viel zu hoch. Sie muß die teuren deutschen Preise zahlen.


Deshalb wird der Liberalisierungswahn auch zu einem Apothekensterben führen und das bedeutet eine Ausdünnung des Apothekennetzes und damit eine schlechtere Medikamentenversorgung - vor allem in ländlichen Gebieten. Aber vielleicht ist das samt Folgewirkung - "sozialverträgliches Ableben" von Alten und Schwerkranken - von unseren neoliberalen Sozialdarwinisten ja beabsichtigt.

Hinsichtlich der 10-€-Zuzahlung pro Quartal: Ich glaube nicht, dass es darum ging, die Bevölkerung zu einem bewussteren Umgang mit dem Arztbesuch anzuregen - ich kann ja oft gar nicht entscheiden, wie ernst ein "Wehwehchen" wirklich ist -, sondern sie schrittweise auf die volle Selbstzahlung aller Krankheitskosten einzustimmen. Wir erinnern uns: Vor einigen Jahren mussten Kassenpatienten eine Krankenhausabgabe leisten - ohne Arbeitgeberanteil, versteht sich!

Bluevelvet
53. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 22.08.06 18:27

Zitat
[
Zumal die 10 EUR / Quartal mehr Verwaltungsaufwand als irgendwas sonst machen. Besonders geschickt durchdacht war diese Maßnahme jedenfalls so oder so nicht.


Und weil diese Kritik bekannt war, gehe ich davon aus, dass damit etwas anderes als das Verlautbarte beabsichtigt war. Ähnlich wie bei Hartz IV: M. E. ging es dabei auch nicht um bessere Vermittlung etc., sondern darum, die Mehrheit der Bevölkerung dem Kapital und seinen Forderungen gefügig zu machen. Aus Angst vor dem sozialen Absturz wird jede Zumutung, jede Frechheit, jede Ungerechtigkeit geschluckt.

Ob der globalisierte Kapitalismus ein Selbstläufer oder eine perfide geplante Sache ist, ich bin mit dem System inzwischen zutiefst unzufrieden und seh mich nach Alternativen um.

Vielleicht wird, was wir nicht hoffen wollen, die medizinische Versorgung der Bevölkerung irgendwann so prekär, dass uns die Kinder wie in der 3. Welt reihenweise wegsterben. Spätestens dann wird die Bevölkerung nicht bloß nach einer Bürgerversicherung, sondern vielleicht sogar nach einem System wie dem britischen National Health Service schreien, der ja eine Erfolgsgeschichte war, bevor ihn die Neoliberalen demontiert haben. Ich war übrigens überrascht, dass Cockshott/Cottrell (Towards a New Socialism/Alternativen aus dem Rechner) ihn als wahrhaft kommunistisches System bezeichnet haben. Klar: Jeder zahlt nach Einkommen ein und bekommt, was er braucht. Die heute schon existierende Mehrklassenmedizin jedenfalls ist zutiefst unethisch.

Bluevelvet
54. Gerade gesehen

geschrieben von Rainwearmaster am 25.08.06 17:05

habe ich diesen Thread, und da ich mich beruflich mit Fragen in diesem Kontext beschäftige möchte ich mal einen Denkanstoß in eine etwas andere Richtung geben. Das Problem der Arbeitslosigkeit und alle daran hängenden anderen Probleme ist lokal, also Deutschlandweit, nicht zu lösen. Die Ursachen liegen auch nur eingeschränkt in der Abwanderung von Arbeitsplätzen aus Deutschland. Man muss das Ganze eher wie die Klimaerwärmung als globales Problem sehen. Mal ein paar Zahlen: Im Jahr 1995 waren weltweit ca. 800 Millionen Menschen arbeitslos, im Jahr 2001 waren es ca. eine Milliarde und mittlerweile haben wir fast 3 Milliarden erreicht.
Der Schwund von Arbeitsplätzen ist weltweit, zum Beispiel sind in China in den letzten sieben Jahren rund 15 % aller dortigen Arbeitsplätze verschwunden. Da machen unsere zwei oder drei Prozent, die dorthin abgewandert sind, nicht viel aus.
Während die Zahl der Arbeitsplätze sinkt steigt gleichzeitig die weltweite Produktivität im umgekehrt proportionalen Verhältnis. Auch hier wieder zwei Beispiele: zwischen 1982 und 2002 stieg die US Stahlproduktion von 75 auf 120 Millionen Tonnen, während die Zahl der Stahlarbeiter von knapp 300.000 auf cirka 75 000 abgenommen hat. Oder: Die australische Net-Bank hat ein Einlage-Volumen von 2,4 Miliarden aus$, das mit 180 Mitarbeitern gemanagt wird. Noch vor zehn Jahren hätte man in einer solchen Bank so um die 2000 Angestellte gehabt. Der wirkliche Job-Killer ist also der technologische Fortschritt weltweit.
Und in ein paar Jahren wird es noch weniger Arbeitsplätze geben, man denke mal an die Entwicklung der RFID Technik, die irgendwann auch die Kassiererin an der Supermarktkasse unnötig macht. Um es kurz zu machen: bedingt durch den globalen technischen Fortschritt wird der Bedarf an menschlicher Arbeit immer geringer, nicht nur bei uns. Vor diesem Hintergrund sind die Rezepte, die uns unsere kläglichen Politiker empfehlen, Schall und Rauch, und noch schlimmer, schlichtweg dumm. Man stelle sich mal vor nur ein Drittel der Hartz 4 Empfänger würde sich besser qualifizieren, na schön, aber wo entstehen dadurch Arbeitsplätze? Dann haben wir Bäckereiverkäufer mit Diplom, um es überspitzt zu sagen.
Zweites Argument; die Lohnnebenkosten müssen sinken, was in Unternehmerdeutsch heisst Shareholder Value rauf. Bringt dem Unternehmen Geld, aber wer glaubt, dass dadurch substantiell und in großem Umfang Arbeitsplätze geschaffen werden (siehe oben) kann sich genau so gut auf Vorrrat rasieren. Aber für Politiker ist es eben einfacher, abgelatschte Argumente nachzuplappern als sich mal grundlegenden Problemen zu stellen.
Auch das verstümmeln der Sozialsysteme bringt allenfalls kurzfristige Erleichterung in der Staatskasse, aber keinen einzigen Arbeitsplatz. Dafür wird damit ein Bumerang losgelassen, der sich in ein paar Jahren rächt: steigende Kriminalität, stärker Verarmung größerer Bevölkerungsteile und so weiter.
Das Problem ist die Frage, wie gehen wir mit Menschen um deren Arbeitskraft einfach nicht gebraucht wird. Und da sind wir halt an dem Punkt wo das ganze System mal auf den Kopf gestellt werden muss. Zum Beispiel durch radikale Veränderung der Besteuerungsansätze: warum soll ein Unternehmen sich zu Spottpreisen oder gar kostenlos an bestimmten natürlichen Ressourcen (zum Beispiel Wasser und Luft, Stichwort Kraftwerke) bedienen dürfen, warum denkt man nicht mal über eine Form der Produktivitätsbesteuerung nach (vereinfacht gesprochen so etwas wie eine Maschinen-Abgabe)und so weiter. Aber da muss halt ganz viel nachgedacht, vor allem verändert werden und es müssen Erbhöfe ohne Ende geopfert werden. Da kann man doch lieber so einen blöden Spruch wenn den von seiner Allwissenheit Söder absondern, man möge den Hartz 4 Empfängern den Urlaub streichen. Na, da wird es aber eine Revolution geben wenn diese Leute jetzt ihre
Urlaub in St. Moritz stornieren müssen *Sarkasmus aus*
Kurzum, die Ursache des Problems liegt an ganz anderer Stelle, nur mag die gut verdienende Gemeinschaft der Vorstandmitglieder, Vorsitzer, Bundestagsmitglieder et. al. darüber nicht so gerne reden. Und noch weniger mögen sie es, wenn sich Otto Normalbürger darüber Gedanken macht, dass eine auf unendliches Wachstum angelegte Strategie in einer sehr endlichen Welt absolut keinen Sinn macht. Dafür gibt es dann RTL2, die Blödzeitung und Primetime - das beruhigt und lenkt ab.
Ein endloses und doch so wichtiges Thema.....
55. RE: Gerade gesehen

geschrieben von bluevelvet am 25.08.06 20:50

@ Rainwearmaster

Zitat

Aber für Politiker ist es eben einfacher, abgelatschte Argumente nachzuplappern als sich mal grundlegenden Problemen zu stellen.

Das liegt daran, dass diese Sorte Leute von den Unternehmen genau dafür bezahlt wird. Siehe Nebenjobs in Aufsichtsräten etc.


@ Gerry

Zitat

In diesem Zusammenhang umso ertaunlicher, daß in Deutschland die Quote der Hochschulabsolventen im Vergleich zu anderen Industrienationen erschreckend niedrig liegt. Und dann braucht man sich natürlich nicht zu wundern, daß das negative Auswirkungen hat.

Das kann man so pauschal nicht sagen. Man muss bedenken, dass in vielen Ländern Ausbildungen, die bei uns im dualen System oder bei privaten Instituten geschehen, in anderen Ländern über die Universitäten laufen.

Und: Eine universitäre Ausbildung schützt nicht vor Arbeitslosigkeit. Was glaubst du, wie viele arbeitslose Privatdozenten an den Unis rumlaufen. Die geben ihre eine Wochenstunde kostenlosen Unterricht, damit sie diesen Titel tragen können und wegen der Kontakte der Szene bleiben. Ansonsten leben sie von dem Prinzip Hoffnung und der Kohle ihrer Partner/-innen. - Auf diese Weise stabilisieren sie natürlich nur die unhaltbaren Zustände.

Bluevelvet
56. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Rainwearmaster am 25.08.06 21:13

Dass es ein globales Problem ist habe ich ja bereits gesagt. Allerdings stimme ich nicht ganz mit Deiner These überein, dass "Kopfarbeiter" eine Garantie für sozusagen nachfolgende Arbeitsplätze auf mittlerer und unterer Ebene sind. Ingenieure etc. sind ja (das ist jetzt bitteschön wertneutral zu sehen) diejenigen, die den technischen Fortschritt voran bringen und die Produktivität erhöhen bzw. die Möglichkeiten dazu schaffen. Sprich manuelle Prozesse umwandeln in maschinenlösbare. Wenn Du Dich heute bei den Telekomikern durch eine Servicehotline wühlst redest Du zwei Drittel der Zeit mit Computerstimmen bevor Dir dann irgendwann mit viel Glück ein menschliches Wesen mitteilt, dass es Deine Frage leider nicht beantworten kann. Von daher gint es vielleicht den einen oder anderen positiven Effekt, aber der ist begrenzt und kehrt den Trend insgesamt nicht um. Die Chinesen haben ja das gleiche Problem: in dem Masse, in denen bei Ihnen technisch höherwertige (sprich automatisierte) Arbeitsplätze entstehen schwindet der Bedarf an händischer Arbeitskraft. Sicher wird man immer die "Top-Kräfte" in den einzelnen Branchen benötigen und ohne menschliche Arbeitskraft (geistige eingeschlossen) geht es nicht, das ist klar. Dennoch wird der Bedarf an menschlicher Arbeitskraft weiter und weiter abnehmen bis zu einem bestimmten Niveau.
Ein anderes Thema ist die Verteilung der finanziellen Ressourcen und Gewinne. Wir sind an einem Punkt angelangt wo 40 % des weltweit zur Verfügung stehenden wirtschaftichen Umlaufvermögens in den Händen von rund 460 (!!!) Familen(clans) sind, es ist also die Frage in welcher Höhe Gewinne und Profit noch "sittlich und moralisch" sind und welche Mechanismen es gibt, hier Veränderungen vorzunehmen. Dazu kommt dass der Staat sich immer weiter aus seinen ursprünglichen Aufgaben und Verpflichtungen zurück zieht. Was haben wir davon dass E.on mit dem aus den Taschen seiner Kunden gezockten Gewinne einen spanischen Energieversorger kauft? Was nützt es uns, dass RWE Besitzer von Thames Water ist, zu der auch die Londoner Wasserversorgung gehört? Letzteres übrigens ein hochinteressantes Beispiel: RWE versucht jetzt händeringend, den Laden loszuwerden. Man hat dort jahrzehtelang Gewinne abgeschöpft aber nicht einen einzigen Cent in die Renovierung des Netzes investiert. Mit dem Effekt dass die britische Regierung jetzt Thames Water (damit RWE) zwangsweise zu Investitionen in Milliardenhöhe zwingen will um einen Kollaps der Versorgung zu verhindern. Jetzt steht RWE auf glühenden Kohlen und versucht den Laden wieder los zu werden. Was nützt uns also der ganze tolle "Wettbewerb", wenn aus den unterschiedlichsten Gründen und Ursachen heraus anstelle von echtem Wettbewerb ein paar monopolartige Strukturen entstehen? Solange der Shareholder Value das einzige Erfolgskriterium ist wird sich an alledem nichts ändern. Das Ganze ist ja keine neue Entwicklung - man vergegenwärtige sich die Weberaufstände im 18 Jahrhundert, die ja durch ähnliche Entwicklungen ausgelöst wurden: Wegfall von Arbeitsplätzen durch die Erfindung mechanischer Webstühle.
Aber das genau sind die Fragen, um die sich unsere Politik (und nicht nur unsere) immer wieder herum drückt. Ich muss lachen wenn ich George Bush vom amerikanischen Wirtschaftswunder reden höre: ein Viertel aller Amerikaner muss zwei oder drei Jobs machen um überhaupt über die Runden zu kommen. Nach der Zerschlagung des (ohnehin schon schwachen) US-Sozialsystems sitzen mehr als zwei Millionen Amerikaner im Gefängnis ( das entlastet die Systeme natürlich zusätlich *Sarkasmus aus*),Der US-Aufschwung ist durch nichts anderes als durch eine völlig groteske Überschuldung privater Haushalte, begündet auf einer Immobilien-Rallye, zustande gekommen. In Amerika hat die Zahl der Privatinsolvenzen die Zahl der Ehescheidungen überschritten (und das in Amerika). Der durchschnittliche Amerikaner hat in den vergangenen Jahren 120-130 % seines Brutto-Jahreseinkommens für Konsum ausgegeben, das ist Wachstum auf Kreditkarte. Könnte hier ja auch funktionieren wenn die Banken nicht so restriktiv wären. Nur: es ist keine Lösung für das globale Grundproblem!

Und wenn es da nicht bald mal ein paar Leute gibt die gewaltig an der Glocke hämmern damit auch der vorletzte Trottel wach wird, kriegen wir halt wieder Weberaufstände, aber dann in globalem Ausmass. Der Terror sind da nur ein paar fahle Blitze am Horizont....
57. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 04.09.06 22:19

Wir sollten uns selber verwalten lernen Sozialistisch und es muß uns auch der Andere wieder nahe sein und nicht nur jeder sich selber der nächste.
Alle maulen über die Energiekonzerne aber wieso investieren wir dann nicht in einem Fond unsere Gelder die (noch) da sind und errichten unsere eigenen Stromanlagen, die keine Profitsteigerung als Ziel haben sondern die Deckung des Bedarfs zu geringeren Konditionen ??
Auf die Appele an die Stromriesen kann man nur Müde drüber lachen, grad wenn CDU Politiker in Niedersachen noch Strompreiserhöhungen erlaubt haben.
Verstaatlichung ist leider nicht in Sicht.
Denke die Leute müssen sich selber verwalten lernen da die Führung auch unfähig ist die Dinge Gerecht zu regeln.
58. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 12.09.06 12:59

Hier wird dargestellt, wie wir seit einigen Jahren systematisch umerzogen werden. Und Miss C. mischt natürlich kräftig mit.

Bluevelvet
59. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 13.09.06 05:58

Ach, der Schleicher, der Oberschwätzer der OECD ...

Wenn wir die künftigen Kindergärtnerinnen, Gymnastiklehrerinnen, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten statt an privaten Bildungseinrichtungen an Universitäten ausbildeten, hätten wir die gleiche Uni-Absolventen-Quote wie das angeblich so vorbildhafte Ausland. Wir sollten uns auf u n s e r e Stärken besinnen und nicht jeden anglo-amerikanischen Blödsinn nachahmen. Also: Humboldtsche Universität statt BA-Unfug. Aber die Unis hat man systematisch verkommen lassen und sie ebenso wie die Schulen gezielt unterfinanziert. Nicht nur die Gebäude verfallen, auch die Lehrmaterialien, z. B. die Schulbücher, sind veraltet.

Für viel bedrohlicher als die angeblich zu geringe Absolventenzahl unserer Unis halte ich die asiatische Technologie- und Produktpiraterie. Im aktuellen Spiegel, 37/2006, wird berichtet, dass westliche Firmen inzwischen fast ihr ganzes technologisches Know-How an chinesische Firmen weitergegeben hätten bzw. diese sich entsprechende informationen z. T. durch Einbrüche etwa in Wartungshallen für Hochtechnologie-Produkte verschafft hätten. Was haben denn die "Genies" in den Chefetagen da alles nicht bedacht, dass es so weit kommen konnte?

Bluevelvet
60. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 13.09.06 09:02

> Andreas Schleicher sprach von einem \"dramatischen Anstieg des Bedarfs von Spitzenqualifikationen\" in allen Industrienationen. Andere Staaten hätten darauf viel schneller und umfassender reagiert als Deutschland.

... wie kann Andreas Schleicher (dem Sinn nach) behaupten, Deutschland hätte nicht schnell und umfassend reagiert?
Wo unsere blassgrün-rosarot-gestreifte Regierung damals doch spontan die Green Card für Inder eingeführt hat....

Wenn das mal keine umfassende Reaktion war...

meint
nowalic
61. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 13.09.06 14:48

Die umworbenen Grünkarten-Inder arbeiten mittlerweile lohngedumpt bei der Müllabfuhr, als Taxi- oder Busfahrer. Auf jeden Fall aber nicht in der EDV-Branche.

Ingenieure und andere ausgebildete Fachkräfte haben wir genug. Da brauchte der OECD-Schleicher lediglich beim Arbeitslosigkeitsverwaltungsamt nachfragen ... Tausende Habilitierte halten kostenlos Vorlesungen an den Unis in der Hoffnung auf die Rübe vor des Esels Nase in Form eines Jobs. Diese Personen werden aber von den Ämtern gar nicht mehr erfasst, weil sie sich nicht mehr dort melden - bringt eh nix -, sondern von ihren Ehepartnern mitfinanziert werden.

Der Herr Schleicher ist jemand, der lediglich betriebswirtschaftlich-quantifizierend zu denken vermag und nicht einmal Bildung von Ausbildung zu scheiden weiß. Die Medien täten gut daran, ihn uns nicht noch als Bildungsexperten zu verkaufen. Denn gerade von Bildung versteht dieser Herr nicht einmal ansatzweise etwas.

Bluevelvet
62. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 14.09.06 22:05

Ich bin heute zufällig über ein Buch gestolpert, daß "wunderbar" zu dieser Diskussion paßt:

Machtwahn von Albrecht Müller
(von der Beschreibung der "Amazon-Redaktion" nicht irritieren lassen und weiterlesen)

Bleibt nur die Frage, was so ein Buch bringt. Was hilft es mir, wenn jemand genau meiner Meinung ist - soweit ich das aus dem Klappentext und den Rezensionen lesen kann.

Why-Not
63. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 14.09.06 22:15

Hallo,

ich gehe davon aus, dass dies sowieso niemand liest, aber ich schreibe es mal trotzdem.

Zitat des jüngsten CEO, der mit 14 seine bis heute erfolgreiche Firma gründete. Inzwischen ist er 18 Jahre alt:

"Uns interessiert nicht was er [Bewerber] für Papiere mitbringt [Abschlüsse, Diplome usw], sondern welche Fähigkeiten er hat."



Dies ist die aktuelle Einstellungspraxis der meisten Global Player.

Schon 1993 wurde ein Headhunter für Studienabsolventen im Ingenieursbereich und Management zitiert, der (aus dem Gedächtnis) folgendes sagte:

Ich kann niemanden mit gutem Gewissen vermitteln, der seinen Abschluss mit "eins" bestanden hat.


Hintergrund ist:
Wer eine eins haben will, wird in der Majorität sein Privatleben weitgehend aufgegeben haben, um zu dieser eins zu kommen.
Das weist auf verminderte oder nicht vorhandene soziale Fähigkeiten hin.
Dieser Absolvent wird höchstwahrscheinlich zu einen Risiko Im Entwicklungsteam werden.
Jobs für Einzelkämpfer wurden bis heute fast komplett durch Computer wegrationalisiert.
Übriggeblieben sind die Jobs, die die Computer bisher nicht erledigen können, nämlich Trends erkennen, Strategien entwickeln und Entscheidungen fällen.


Für die heutigen Studienabsolventen wird die Erziehung zwischen der Geburt und dem sechsten Lebensjahr immer wichtiger.

Die Eliteunis in den USA haben es vorgemacht. Sie haben die Personen studieren lassen, von denen sie vor dem Studium wussten, dass sie nach dem Studium auch einen dem Studium entsprechenden Job bekommen würden.

Hauptfrage ist also: "Ist der Studienplatzbewerber in der Lage später einen dem Studieninhalten entsprechenden Job zu bekommen."

Damals habe ich genau diese Frage dem "Studienberater" (eigentlich war er bezahlt vom Arbeisamt, also eher ein "Arbeitslosen-zu-Studenten-Umformer"). Er war von dieser Fragestellung vollkommen überrascht und vollkommen perplex. In seiner absoluten Hilflosigkeit sagte er: "Wenn sie meinen, dass sie das Studium schaffen können, dann studieren sie."


Das finde ich so armselig an dem deutschen Bildungssystem. Es bildet zwar sehr viele Leute aus, aber wenn die Studenten dann meinen mit ihrem Diplom etwas werden zu können, müssen sie erleben, dass in den Assessment-Centern das Bewerberverhalten bei Kindergartenspielen und Gruppen-Bastelspielen beurteilt wird, anstatt dass die Fähigkeiten, die sie im Studium gelernt haben, abgeprüft werden.


Japanische Kindergärten haben immer schon auf Gruppenarbeit und Projektplanung, sowie Kommunikation gesetzt. Leider kann ich mich an solche Sachen in meinem damaligen Kindergarten nicht erinnern.


Kommunikation, soziale Kompetenz und Einfühlungsvermögen sind nach meinen Informationen Eigenschaften, deren Gehirnareale nur bis zum sechsten Lebensjahr gebildet werden. In dieser Zeit können sogar genetische Veranlagungen "umgelernt" werden, da die Genetik nur ca. 40% ausmacht, während die Erziehung mit 60 % zuschlägt. Das bis zum 6. Lebensjahr gelernte wird später als "er/sie ist eben so" interpretiert.
Alles, was später in diesen drei Bereichen gelernt wird, kann nur noch mittels bewusster Steuerung über schauspielerische Fähigkeigen simuliert werden.


Die Frage ist nach meiner Meinung nicht, welchen Unterschied es zwischen Bildung und Ausbildung gibt. Die Frage für die Personalchefs ist, wie man aus einem Haufen "normaler" Diplomingenieure, oder allgemein geprochen ´Hochschulabsolventen´, die herausziehen kann, die den achtfachen Lohn eines Chinesischen Ingenieurs auch wirklich wert sind.

Aus 100 erfolgreichen Absolventen von Unis gibt es eben nur etwa fünf, die die Spitzenqualifikation erreicht haben, auf die die Wirtschaft gewartet hat. Die restlichen "Normalen" müssen eben eine neue Karriere z. B. beim Burgerbrater versuchen und hoffen, dass dem neuen Chef die Fähigkeiten, die vor Beendigung der Aufnahmefähigkeit der entsprechenden Gehirnareale gelernt wurden, ausreichen.
Oder man muss so ein guter Schauspieler sein, dass der Chef übers Ohr gehauen werden kann.

Schauspielerei bringt nur bei kurzen Gesprächen etwas. Bei z. B. zweitägigen Besuchen im Assessment-Centern, in denen vom Tailettengang bis zum Mittagessen jede Geste beurteilt wird, ist der Schauspieler schnell erschöpft und enttarnt.


@Why-Not
Habe zu lange geschrieben, tml
64. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 14.09.06 22:46

@ Why-Not

Albrecht Müller ist ein toller Autor. Tja, und was hat man davon, wenn man solche Bücher liest? Am ehesten kriegt man die Intellektuellen-Krankheit der Depression, der ohnmächtigen Wut, da man begreift, wie es laufen sollte und auch könnte, aber dann aufgrund der tatsächlichen Machtverhältnisse wirklich läuft. Vernunft und Humanität sind heute schwindende Werte. Das Kapital will sich z. B. nicht mehr an der Versorgung der Alten und Kranken beteiligen und die politik wird genau das exekutieren. - Solche Bücher helfen einem, sich nicht vom medialen Trommelfeuer des Neoliberalismus verblöden zu lassen.


@ Bulli

Also: Einen Leser hast du bereits gefunden.

Mich stört an den heutigen gesellschftlichen Entwicklungstendenzen vor allem die Dominanz der Wirtschaft; alles und jedes wird dem ökonomischen Kalkül unterworfen und auf die Bedürfnisse der Wirtschaft zugeschnitten. Das ist ungefähr so, als würde z. B. die Leber verlangen, dass alle anderen Organe wie sie zu funktionieren hätten. Das oberste Verfassungsgebot heißt offenbar nicht mehr: "Die Würde des Menschen ist unantastbar.", sondern "Wettbewerbsfähigkeit und ständig steigende Gewinne der Großunternehmen sind das oberste Ziel allen staatlichen Handelns."

Ich wehre mich einfach dagegen, die Vorgaben der Wirtschaft, die notwendig betriebswirtschaftlich borniert sind, als gesellschaftliche und persönliche Handlungsmaximen zu übernehmen. Es muss in einer Gesellschaft auch einen Platz für Philosophen, Historiker, Altphilologen und ... und ... und ... geben. Der Mensch lebt nicht vom Brot allein ...

Bluevelvet
65. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 16.10.06 12:55

Ausschnitt aus der Tagesschau-Newsletter von heute, 09:30 Uhr:

Zitat:

SPD verteidigt Regelung für Krebspatienten
Eine länger geplante Reform sorgt nach einer Zeitungsmeldung für Aufregung. Bestimmte Krebspatienten sollen mehr zuzahlen, wenn sie nicht zur Vorsorge gehen. SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach verteidigte den Plan. Patienten, die die Maßnahmen nutzten, müssten belohnt werden.

Zitat-Ende.

Da sieht man mal wieder, wie verquer "unsere" Politiker denken (wenn sie überhaupt denken).
Da geht man also tatsächlich davon aus, dass man diejenigen, die man belohnen will, dadurch belohnt, dass man sie nicht (wie alle anderen) bestraft.

Ja sind wir eigentlich noch normal

fragt sich
nowalic
66. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 18.10.06 02:56

@bluevelvet
Der Austausch mit dir per PM fand ich sehr nett.



< Beginn Satire >

> Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

Also ich kann mir noch Termine für die Feierlichkeiten zum Etappensieg über den globalisiert arbeitenden Großkapitalisten-Konzern BenQ frei machen.

SIEG, SIEG, SIEG

Nachdem die Gewerkschaften über Jahre gegen das Großkapital, im Besonderen gegen den S*****s-Konzern geschossen haben, wodurch deren Jünger, das Proletariat, lieber bei einem finnischen Gummistiefelhersteller kaufte, die Produkte der Handysparte von S*****s eher den Nimbus von Handies für Kapitalisten bekam, konnte die Kaufverweigerung des Proletariats endlich den Großkapitalisten in die Knie zwingen.

Selbst der Imagewechsel von "deutscher Großkonzern" zu "unbekannter taiwanesischen Firma" konnte die Pleite nicht abwenden, obwohl die neue Generation von Mobiltelefonen laut Firmensprecher
"inzwischen durchaus konkurrenzfähig" (soll heissen: "ausreichend billig") waren.

Sieg, Sieg, SIEEEG

Wir sind diese Blutsauger endlich los!!!

Diese Zecken, die dem Proletariat das Blut aussaugten ziehen sich endlich aus Deutschland zurück.

JAAAAAA!!

Alle Räder stehen still, wenn die Kaufverweigerung der Kunden das will.

Sieg, Sieg SIIIIIIEG

Und jetzt nicht nachlassen, VW steht schon auf der Kippe, GM ist extrem angeschlagen und die neue Verordnung, dass Autos Winterreifen fahren müssten, hat bisher lediglich dazu geführt, dass die Werke von Continentale und Michelin noch in der BRD produzieren, ja sogar die arme Arbeiterklasse dazu zwingen zur Zeit Überstunden zu schieben.

Nur konsequente Kaufverweigerung erlöst uns von der Würgeschlinge des Großkapitals.

Sprengt die Ketten!

Schützt die Würde des Menschen gegen den Zugriff durch einen Arbeitgeber!

Die Arbeitslosen sind nur leichte Kollateralschäden. Die können ja über das Dienstleistungs-Entsendegesetz für 0,50 Cent pro Stunde als Erntehelfer auf polnischen Feldern arbeiten, dann haben sie einen neuen Job.

< Ende Satire >
67. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 18.10.06 20:59

Unter dem Titel "Unterschicht und Vulgärelite" findet ihr hier einen bemerkenswerten Kommentar zur aktuellen Armutsdebatte.

Blue
68. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Schwarze Fee am 19.10.06 01:47

Moinmoin!

Das ist doch wieder eine Phantomdebatte.
Unterschichten,hmm... alles sehr neu...
Der Ballon wurde gestartet,damit die Menschen vorerst nicht an die Gesundheits- und Unternehmenssteuerreform denken. Das ist alles. Uralter politischer Kniff.
Schlimm ist nur das er meistens funktioniert.

Na ja,

Black Panter (von Schwarzer Fee)
69. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.10.06 06:26

Das mag schon sein, allerdings wird dabei, da dann ja auch kritische Köpfe mitdiskutieren, auch einiges an die Oberfläche gebracht und es werden Diskussionen angestoßen.

Ich glaube aber, dass es noch schlimmer ist, als du vermutest, denn m. E. haben wir es mit bewussten und gezielten Verarmungsprozessen zu tun. Angst und Ohnmachtsgefühle breiten sich, politisch natürlich gewollt (!), aus und die Menschen schlucken jede Zumutung. Große Teile der Bevölkerung ziehen aus der Verunsicherung ihrer sozialen Lage allerdings den Schluss, Rechtspopulisten ihre Stimme zu geben. Daber bedenken sie aber nicht, dass die Leute mit dem Law-and-Order-Image wirtschafts- und sozialpolitisch genauso denken wie neoliberalen Blockparteien.

In einer Diskussion im DLF [?] wurde kürzlich die Sorge geäußert, dass die Menschen dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem die Zustimmung entziehen könnten. Wird langsam Zeit, dass genau das passiert!

Bluevelvet
70. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 19.10.06 08:09

Zitat
In einer Diskussion im DLF [?] wurde kürzlich die Sorge geäußert, dass die Menschen dem gegenwärtigen Wirtschaftssystem die Zustimmung entziehen könnten. Wird langsam Zeit, dass genau das passiert!


Hallo bluevelvet,

da bin ich ganz deiner Meinung. Wird wirklich allerhöchste Zeit und nicht nur für das Wirtschaftssystem, sondern auch für das politische System.
Aber: welche halbwegs funktionierenden Alternativen gäbe es eigentlich?

fragt sich
nowalic
71. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.10.06 20:04

Meine momentanen Lieblingsmarxisten plädieren in "Alternativen aus dem Rechner" für eine moderne telekommunikative Form der antiken Polis, also kein Räte-Modell a la Lenin. Wichtige Entscheidungen werden nach eingehender Diskussion vom Volk getroffen, politische Ämter durch Losentscheid auf Zeit vergeben. Aber ich weiß nicht so recht ...

Auf Seite 1 dieses Threads habe ich ja einige Vorschläge hinsichtlich des politischen Personals gemacht:

- Keine Nebenjobs für Politiker!
- Jeder Politiker sollte vor der Annahme politischer Ämter einige Jahre in einem regulären Beruf gearbeitet haben!
- Jeder Politiker darf nur in einem Ausschuss mitarbeiten!
- Nach zwei Legislaturperioden sollte eine Legislaturperiode politisch pausiert werden, um wieder im alten Job zu arbeiten, d. h. den Kontakt zum wahren Leben wiederzugewinnen.

Immer wieder mal und im Moment auch wird selbst in den neoliberalen Block-Parteien diskutiert, die Landeslisten nicht durch die Parteien, sondern durch die Wähler aufstellen zu lassen. Das finde ich nicht schlecht.

Brauchbar wäre sicher auch ein Recht auf Bürgerinitiative, so dass die Bürger das Parlament zwingen könnten, bestimmte Themen, vielleicht dann mit Anwesenheitspflicht der Abgeordneten, zu diskutieren.

Weiterhin müsste ein Weg gefunden werden, die Nichtwähler parlamentarisch zu vertreten. Ich stelle mir das etwa so vor:

Man kann als wahlberechtigter Bürger bei einer Bundestagswahl auf die Abgabe der eigenen beiden Stimmen offiziell verzichten. Dann kommt man in einen Topf, aus dem dann gemäß einem näher zu bestimmenden Landesproporz die Parlamentarier ausgelost werden, die dann, prozentual korrekt, den Anteil der Nichtwähler im Parlament zu vertreten haben. Die oben aufgestellten Regel gelten selbstverständlich auch für sie.

Würden diese Anregungen umgesetzt, sähe es doch in der Politik etwas anders aus!

Vermutet
Bluevelvet
72. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 20.10.06 08:15

Hallo bluevelvet,

mir ist nicht wohl bei dem Gedanken, Abgeordnete "der Nichtwähler" zu schaffen. Dafür sind vermutlich die Gründe des nicht-wählens zu vielfältig, als dass diese auf solche Art parlamentarisch vertreten werden könnten.

Andere Idee (ich weiß: total danaben, aber vielleicht ganz interessant): Vollständige Abschaffung der Landeslisten. Es kommen nur noch Abgeordnete in´s Parlament, die auch tatsächlich von der Mehrheit der Bevölkerung gewählt wurden.
Damit wäre endlich Schluss mit parlamentarischen und politischen "Erbhöfen" und "Gefälligkeits-Mandaten" und der unselige übermächtige Einfluss der Parteien bzw. deren politisches Meinungsdiktat wären mit einem Schlag ausgeschaltet.
Wäre das nicht eigentlich DAS, was man allgemein unter dem Begriff "Demokratie" versteht?

Und ich bin sicher, dass dann auch schlagartig die Fraktion der Nichtwähler sehr klein würde, weil man dann ja ganz schnell merkt, dass man als Wähler wieder ernst genommen wird, tatsächlich auf die Entscheidung der gewählten Politiker Einfluss nehmen kann und von "seinem" Abgeordneten nicht einfach so überfahren werden kann, wie dies zur Zeit der Fall ist.

Außerdem denke ich, dass nach 2 Legislaturperioden generell Schluss sein müsste und nicht nur ein Jahr Pause.
Es geht nämlich nicht nur darum, den Kontakt zur Basis wieder zu finden, sondern in erster Linie auch, die aufgebauten "Kontakte" zu den vielfältigsten Lobbyisten immer wieder endgültig zu zerstören.

Nur mal so blauäugig-träumerisch dahergesponnen!
nowalic
73. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 22.10.06 14:56

Man der Thread lebt ja immer noch - unglaublich, wenn auch nur immer die gl. paar Hansels - ähm Leuts (inkl. meinereiner) was zu beitragen - So wird das nie was. Wo ist die breite Masse der sogen. Mainstream der aufsteht und sich wehrt?

Geht es hier Tatsache in diesem Forum bzw. Land hier noch vielen allen zu gut - nach dem Motto, mich betrifft doch der ganze Driss aka Hartz IV usw. nicht Scheinbar....

Es muss erst an die eigene Substanz gehen und richtig wehtun, um aufzuwachen aus der eigenen Stagnation, und sich dann aus ihrer sehr zum "Schein" sicheren Umgebung nach aussen trauen.

So nun mein sachlicher Comment zum Thema:

Was wir brauchen sind generelle Volksabstimmungen meiner Meinung nach, zu wichtigen Beschlüssen der Regierung. Warum?

Wir haben es doch schon bei (solchen "banalen" Dingen wie) der Durchsetzung des Euros gemerkt, das das Volk einfach übergangen worden ist Kraft der Wassersuppe - ähm Regierung/Bundestag/Bundesrat, die das nun mal so entschieden hat, und der Bundesrat (für mich eine Farce, weil durchsetzt von dortigen Nebenjobblern für die Wirtschaftslobby)) zugestimmt letztenendes als letzte entscheidende Instanz zugestimmt hat. Wer sitzt denn im Bundesrat? - die gl. Typen wie im Bundestag. Was erwartet ihr dann von solch einer Konstellation?

Für mich Fact ist, die Bundesregierung usw. repräsentiert nicht unbedingt des Volkes Stimme, schon gar nicht Meinung. Das spiegelte sich auch ganz krass in den letzten Wahlen in MVP und Berlin wieder.

Ich könnte da "tot" kreuzles setzen, wo ich denke der könnte mich anständig vertreten, und es passiert eh nix im Sinne des Volkes, bzw. nur zu derem (finanziellen) Nachteil. Sind die ganzen Partei-Jacket- & Zwirn-Träger erst mal auf dem Stuhl, lassen Sie sich es in 1. Linie vom "Noch"-Steuerzahler gut gehen (Stichwort - wir genehmigunen uns erst einmal eine Diätenerhöhung = auf Deutsch = Anpassung auf die herrschende Inflationsrate). Ist Ja auch OK - wenn sie auch für ihre Wähler, so eine Anpassung gewähren zu ihrem Einkommen gesehen. Das passiert aber nicht, es wird versucht zu sparen auf Teufel komm raus - nur wo wieder Bei ihren Wählern, währenddessen Sie drüber reden - ich mach so viel (für wen blos?), und ich benötige ein Inflationsausgleich, weil ich sonst als Abgeordneter unter der Brücke schlafen muss...

Ich weiss ganz schwarzer Humor.

Aber zurück zum eigentlichen. Ich halte eine Volksabstimmung für wichtige Dinge am effektivsten, vor allem auch einfachsten. Warum wird es nicht gemacht? Sag ich - damit nur kein sicheres Pöstli in der Regierung/Parlamanet/Bundesrat kippt. Nicht zu vergessen sich auch am Steuertöpfli weiterhin selbst bedienen darf -> nach oben versteht sich (siehe weiter oben).

Völlig konträr hierzu die Sparmassnahmen, in Kultur/Arbeit/Bildung - wo trifft es da wen am meisten? Die eh kaum noch was haben!

Das Wort zum Sonntag sprach
XR
74. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 23.10.06 08:00

Na endlich ....

ist in einigen Städten dank der (wenn auch nicht uneigennützigen) Initiative der Gewerkschaften doch ein bisschen Bewegung in die Sache - oder besser: auf die Straße - gekommen.
Hat zwar noch nichts genützt und wurde von manchen Chaoten leider auch zu unguten und unerwünschten Ausschreitungen missbraucht, aber hat immerhin den Volk-Abzockern in Berlin gezeigt, dass das Fass kurz vor dem Überlaufen ist.

Es war immerhin der Anfang einer hoffentlich künftig ständig präsenten Warnung an alle Volks-Abzocker: Das Fass ist voll. Geht ab jetzt verdammt vorsichtig um mit eurem Volk. Es fehlen nicht mehr viele Tropfen....

meint
nowalic

Nachtrag hierzu:
Und was machen unsere Volks-Abzocker in Berlin?
Sie wollen die Bundesmittel zur Parteien-Finanzierung drastisch erhöhen. Ist ja auch klar: wenn diesen politischen Alptraumtänzern in Scharen unzufriedene Mitglieder davon laufen, dann müssen die ausfallenden Mitgliedsbeiträge und Parteispenden eben durch den Steuerzahler ausgeglichen werden.
Ist doch logisch, oder
75. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 26.10.06 20:45

Ach übrigends während der Unterschicht "Debatte" und danach der Totenschändung durch Bundeswehr Soldaten in Afghanistan wurde ein Papier unterschrieben was Deutschem Imperialismus aller US Vorbild ermöglicht für Rohstoffe.
Wo ist dagegen der Protest ?? Hm keiner also schon wieder gewonnen die Neoliberalen
76. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 03.11.06 18:35

Mittlerweile scheint der Frust über "unsere" Politiker in einen Frust über die Demokratie umzuschlagen. Hier ein doch nachdenklich stimmender Artikel:

Mehrheit der Deutschen zweifelt an der Demokratie

Eine recht gute Analyse dieser Daten wird in folgendem Text geliefert:

Diebstahl an Demokratie

Inzwischen ist der Frust über das System und seine oberen Repräsentanten sogar bis in die Ortsvereine der Parteien durchgeschlagen. In Schleswig-Holstein wird sich zu Jahresende 2006 ein kleinerer SPD-Ortsverein korrekt und komplett auflösen:

SPD verliert kompletten Ortsverein


Es wird Zeit, einmal das System unserer Auswahl des politischen Personals zu reformieren, damit dem Willen des Volkes wieder Geltung verschafft werde! Meine obigen Vorschläge finde ich nach wie vor brauchbar. Vielleicht sollten wir uns in wenigstens einem Punkt an unseren amerikanischen Freunden orientieren, nämlich einem Kanzler nur 2 Legislaturperioden Kanzlerschaft hintereinander zu gestatten.

Bluevelvet
77. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 04.11.06 13:09

Hallo zusammen!

Ich habe bei weitem nicht alle Beiräge gelesen.
Ich möchte jedoch einmal eine Katze aus dem Sack lassen:
Schwarze Fee arbeitet in der Pharmabranche.
Ich kann guten Gewissens behaupten,daß sie einer der wenigen Menschen dort ist,die überhaupt so etwas wie Anstand haben. Da spielen sich Sachen ab,dagegen ist offene Verarchung (siehe Siemens und Ben Q) relativ harmlos.
Ihr werdet verstehen,daß ich nur begrenzt aus dem Nähkästchen plaudern kann. Da müßte ich den Spiegel,oder mich (in aller Bescheidenheit ) d`rauf anseztzen. Als ganz aktuelles Beispiel folgendes:

Gestern hatte Schwarze Fee einen Termin mit ihrer "Chefin". Es gind dabei um ihre Beurteilung für die Firma und anschließend Außendienst.
Sie trafen sich gegen 12 Uhr.Schwarze Fee wunderte sich warum "Chefin" so nervös war.
Schließlich rückte sie mit der Sprache `raus. Die Chefin hatte um viertel vor zwölf telefonisch die Anweisung des Vorstandes bekommen bis um ein Uhr zu bestimmen,wer die "betriebsbedingte" Kündigung erhalten soll und,in diesem Falle ihm,bis 14 Uhr davon zu benachrichtigen.Der Mann hat drei kleine Kinder.
Falls ihr also in den nächsten Tagen was über einen Amoklauf lesen solltet...
Das ist im übrigen einer der harmloseren Fälle,und es ist mal keine deutsche Firma.

Bis hierhin erstmal,

Black Panter
78. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 04.11.06 14:04

Verena!

Ich weiß wie das ist. Ich weiß es zu genau. Und glaube mir,es gibt Sachen von denen "normale" Menschen besser nichts wissen sollten. Man schläft einfach ruhiger.

Black Panter
79. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von verena am 04.11.06 14:23

Black Panter
Ich kenne auch noch so einige sehr schlimme Sachen.
Ich möchte mich nicht rühmen,aber ich habe schon mal mein Leben für andere auf`s Spiel gesetzt.Habe vor noch nicht all zu langer Zeit gemeinsam mit jemanden einen Fahrer aus seiner brennenden Zugmaschine befreit,kurz danach zeriss es die beiden grossen hinteren reifen,das war haar scharf für alle drei.
Wenn da Menschen das sehen und darüber sogar noch lachen,ist das für mich mehr als nur traurig.

Ja so ein jeder Mensch möchte doch einigermassen leben wollen.Du und ich aberer auch andere hängen ja irgendwie am Leben.

Mein Motto ist;einfach richtig Mensch sein.

Ich kotze immer wenn ich lesen muss,die Würde des Menschen ist unantastbar.Wo ist sie geblieben?
Gilt warscheinlich nur für Politiker und Konzern Chefs usw.

LG Verena
80. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 04.11.06 14:51

Verena!

Wo sie geblieben ist,die Würde des Menschen?

In deinem Herzen und in deiner Seele.

Nirgendwo sonst.

Solange es einen Menschen wie dich gibt,ich sezte jetzt mal voraus das du nicht lügst,solange ist die Menschheit nicht verloren.

Kopf hoch,

Black Panter
81. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von verena am 04.11.06 16:08

Black Panter

Ich mache keinen Spass mit so etwas!
Will mich auch keinenfalls rühmen!Das war nur mal ein echtes und wahres Beispiel,von so vielem.
Ich weiss was es heisst,kurz vor dem Tot zu stehen,und das nicht nur einmal.
Hatte mal einen Herzinfarkt,wo Minuten entscheidend waren.
Wenn man so etwas durch hat,denn weisst du erst einmal,was ein Leben für einen Wert hat.Du hilft anderen schon sehr gern,aus Dank für dein eigenes Leben.In meinem Alter schreckt mich auch kaum noch etwas ab.Habe in meinem Leben schon ne Menge durch,erlebt.Ich bin aber für jeden Tag dankbar,indem ich gesund bin,denn das ist das höchste Gut.Ja und ich teile auch gern mit anderen.
War aber auch immer schon ein Mensch,der anderen gern mehr gibt als er nimmt.Leider bin ich aber schon viel dafür enttäuscht worden.

Kannst mir schon glauben,ich weiss zu gut,was wahres Gluck und auch fremde Hilfe zu bedeuten hat.
Freue mich ganz sehr,wenn andere Menschen auch so.....sind,auch wie Du.Mann muss auch keine Heldentaten vollbringen,einfach nur Mensch sein und bleiben.

Liebe Grüsse Verena
82. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.11.06 16:33

Wenn ihr euch diese Sch***e vor Augen haltet, könnt ihr vielleicht verstehen, weshalb ich für ein anderes Wirtschaftssystem plädiere, ein Wirtschaftssysten, in dem kooperativ und solidarisch zum Wohl der Menschen gearbeitet wird. Man mag die Alternative als demokratisch, kommunistisch oder solidarisch-kooperativ bezeichnen - es wird nur Zeit, dass unser kapitalistisches Ausbeutersystem dort landet, wo es hingehört: auf den Müllhaufen der Geschichte.

Dann ist die Doitsche Banck eben nicht mehr Aktiengesellschaft (AG), sondern Volkseigener Betrieb (VEB). Fertig.

Bluevelvet
83. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 04.11.06 17:40

Hallo blue.

Ich arbeite daran. Das größte Problem dabei ist,du mußt in die Köpfe der Menschen und zwar so das sie selbst verstehen. Sie zu beeiflussen ist einfach. Du weißt es,glaube ich. Du kannst Menschen eine Richtung aufzeigen,du kannst sie durch alle Türen gehen lassen ohne sie hinter ihnen zu zuschlagen und sie bei Rückkehr wieder willkommen heißen;
Du kannst sie auf Gleise setzen. Du kannst ihnen sogar einen Schubs geben.
Aber gehen müssen sie selbst.

Das wissen natürlich auch die sogenannten "Entscheidungsträger".

Du wirst die "Kunst des Krieges" kennen.

Black Panter
84. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Blue Moon am 04.11.06 20:47

Ich finde es wäre höchste Zeit für einen Generalstreik. Nicht wie bisher einzelne Berufe, sondern komplett das ganze Land. Die Mehrwertsteuer ist noch gar nicht in Kraft und schon muß ich feststellen, das einige Marken die ich kaufe bereits aufgeschlagen haben oder das dort weniger Inhalt drin ist, als vorher. Warum? Nun, ist doch logisch, so können diese Halunken nach der Erhöhung im Januar behaupten, das der Preis für ihre Produkte gleich geblieben ist.

Was mich jedoch am meisten nervt, ist die Doppeltmoral unser kriminellen Volksvertreter. Wenn ich einem Bekannten beim Tapezieren helfe, wird das schon als Schwarzarbeit ausgelegt, aber wenn unsere Politiker nebenher noch in Aufsichtsräten diverser Konzerne sitzen und fleißig abkassieren, ist das Legal. Nun ja, wie ich unsere erbärmlichen Versager in Berlin kenne, werden sie den sogenannten Aufschwung sowieso wieder in den Sand setzen.

Im Ausland schmeißen sie die Steuergelder mit vollen Händen aus dem Fenster und kaum zuhause, drehen sie bei uns sofort wieder die Daumenschrauben an. Das gleiche ist mit der Rentenversicherung. Da bekommst du einen Wisch auf dem steht, was für einen Betrag du erwarten kannst und dann mußt du erfahren, das dies so leider nicht ganz richtig sei. Das ist doch ein glatter Betrug. Ich bin davon ausgegangen, das der Betrag verbindlich ist und jetzt kann ich sehen, wie ich mir eine zweite Sicherheit aufbauen kann.
85. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von verena am 04.11.06 20:50

Ich möchte mich noch mal zu Eueren Meinungen äussern.
Geschehen müsste schon etwas wie Bluevelvet schon angedeudeutet hat.Ein Regime wäre vielleicht schon so eine Lösung,jedoch auf keinem Fall Hitler oder Kommunismus.
Mein verstorbener Vater mochte ungemein den 1.Kaiser,Kaiser Wilhelm den I.
Ich habe auch ein altes Realienbuch von 1928.
Dies solltet ihr alle mal gelesen haben.
Zum Beispiel das grosse Vorbild Wilhelm des I..
Er trug 20 Jahre seinen Dienstmantel.Er gründete die BHG(Bayern)um Kleinhandwerkern durch Rabatte günstige Einkäufe zu ermöglichen ,das sie besser existieren konnten.
Er war auch überaus kinderfreundlich.
Schwer krank soll er auf dem Schlachtfeld an der Seite der kleinen Lanzer gestanden haben.Sein Feldbett hätte er auch im normalen Regiment bei den Soldaten stehen gehabt.
Das zweite Vorbild soll Alfred Krupp sein.
Er arbeitete sich vom Kleinhandwerker bis zum Multi mühseelig hoch.Als er knapp am Ziel angelangt war,gründete er für seine Arbeiter betriebsinterne Bäckereien und Fleischer.So das die arme Arbeiterschaft im Werk sehr günstig einkaufen konnte.

Es heisst ja auch nicht umsonst;wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben.

Eine alte Regel besagt ,Umgang formt die Leute.

Ich wünschte mir eine Monarchie,wo es noch richtig echte Vorbilder gibt und alles in rechten Bahnen läuft.
Wir sind ja heute schon soweit,das 1€ Steuerbetrug privat,schlimmer ist als ein Kind zu vergewaltigen (töten)usw.
Eine Schande für unser Deutschland.

Liebe Grüsse Verena
86. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.11.06 21:26

@ Gerry
Zitat

Bluevelvet, Kommunismus ist eine Illusion!

Wenn es keine Leistungsanreize gibt, weil Allen Alles gehört, dann verliert derjenige, der sich zum Wohle aller krumm arbeitet, während diejenigen profitieren, die sich auf die faule Haut legen. Irgendwann hat auch der letzte kapiert, daß man mit Leistung nichts erreicht und stellt seine Bemühungen ein. Das Gesamtsystem ist am Ende und zerbricht. Nichts anderes ist gegen Ende der 80er Jahre im gesamten Ostblock passiert.

Der Begriff Kommunismus/Sozialismus beginnt für mich seine Schrecken zu verlieren. Für mich bedeutet er eine demokratische und solidarische Wirtschaft, wofür es ja verschiedene Modelle gibt, keineswegs nur das Lenins bzw. Stalins.

Dein Argument der Leistungsanreize ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Deshalb habe ich auch meine Zweifel an der von Cockshott und Cottrell vorgeschlagenen Bezahlung rein nach Arbeitsstunden. Da müsste sicher differenziert werden. Es darf aber andersherum nicht sein wie in unserer gegenwärtigen Gesellschaft, in der die einen ihre Kinder nicht mehr richtig ernähren können, während die anderen obszöne Gehälter beziehen.

Zur Frage nach einer alternativen Wirtschaftsform plane ich einen eigenen Thread, bin aber aufgrund beruflicher Beanspruchung mit meinen Überlegungen noch nicht fertig. Soll ja schließlich was Ordentliches werden.

Zitat

So, jetzt könnt ihr mich als Kapitalisten beschimpfen, aber ich habe einfach keine Lust, hier für Leute zu zahlen, die bereits in der Schule die Null-Bock-Nummer fahren, demzufolge in jeder Ausbildung rausfliegen und hinterher ohne Job dastehen und der Ansicht sind, der Staat muß ja schon irgendwie für sie sorgen.

Dich als "Kapitalisten" beschimpfen? Nö, fällt mir nicht ein! Deine Empörung über die Null-Bockies kann ich nämlich uneingeschränkt nachvollziehen. Mit dieser Sorte Jugendlichen bin ich momentan "gesegnet". - Zwar keine Job-Perspektive, aber am Bewerbungtraining von Herrn Bluevelvet hat man keine Lust. Schließlich muss man sich dabei ja Mühe geben ...

Zitat

Klar, es gibt auch die unverschuldet in Not geratenen Fälle und denen soll das Sozialsystem auch helfen. Aber ein Sozialsystem soll dazu da sein, das absolut nötigste abzusichern, nicht dazu, ein bequemes Leben zu führen.

Hier komm ich wiederum nicht mit. Weshalb soll das Sozialsystem nur das absolut Nötigste absichern? Ich finde, es sollte eine Lebensstandartsicherung ermöglichen, also die Sicherung eines menschenwürdigen Lebens, zu dem etwa auch die Teilnahme am sozio-kulturellen Leben gehört.


@ Blue Moon

Du hast in den von dir genannten Einzelpunkten sicher recht. Die Frage, die sich mir letztlich stellt, ist, ob wir eine Lösung innerhalb des gegenwärtig herrschenden kapitalistischen Systems suchen sollten, indem wir z. B. das politische Personal austauschen, Konzerne zerlegen,, die Umverteilung umkehren etc., oder ob wir das Wirtschaftssystem selbst in Frage stellen sollten. Mittlerweile plädiere ich für das Letztere.


@ Verena

Keineswegs möchte ich einem autoritärem System das Wort reden, vielmehr das "Prinzp Demokratie" in den Bereich der Wirtschaft hineintragen. Der Impuls muss natürlich von den Leuten selbst ausgehen, sonst laufen wir in die Falle Lenins und fangen an, den Leuten Vorschriften zu machen, wie sie zu denken, zu leben, vielleicht sogar politisch zu wählen hätten. Lenin hat am Ende seines Lebens gesehen, dass sein Versuch, das seiner Analyse (in "Was tun?") nach nur zu gewerkschaftlichem Bewusstsein fähige Proletariat autoritär in den Sozialismus zu führen, keineswegs die Gesellschaft hervorbrachte, in der, wie er sinngemäß sagt, "die Köchin die Küche und zugleich den Staat verwalten können" soll, eben keine Gesellschaft, "in der die freie Entwicklung eines jeden die Bedingung für die freie Entwicklung aller ist." (Marx)

So long
Bluevelvet
87. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 04.11.06 23:53

Zitat
Wenn Du soviel Geld bekommst, daß Du nicht nur gerade überleben sondern auch am sozio-kulturellen Leben teilnehmen kann, warum solltest Du dann noch arbeiten wollen?

Solange es deutlich mehr Arbeitssuchende als Arbeitsstellen gibt, sind "Anreize" zur Arbeitsaufnahme Unsinn. Es mag immer einzelne Leute geben, die nicht arbeiten wollen. Aber das sind die Ausnahmen. Es macht keinen Sinn, sich an diesen Ausnahmen festzubeißen - auch wenn unsere Politiker das immer wieder tun, da sie zu allem anderen zu einfallslos sind oder es bestimmten Lobby-Interessen widerspricht.

Es werden immer weniger Menschen benötigt, um "Werte" zu schaffen oder Dienstleistungen zu erbringen. Zuerst wurden diejenigen überflüssig, die (in der Industrie) einfache, körperliche Arbeiten erbrachten, inzwischen sind diejenigen dran, die administrative Routinetätigkeiten durchführen. Demnächst wohl solche, die systematische Arbeiten und regelbasierte Entscheidungen ausführen (z. B. Programmierer, Richter, Ärzte, Apotheker, ...). Wenn ich mir die Unterhaltungsbranche so anschaue, scheinen auch eigentlich kreative Tätigkeiten bereits weitgehend automatisiert zu sein (siehe morphologische Matrix zur Handlungsdefinition von Soap-Operas).

Menschliche Arbeit als Teilnahme am Wertschöpfungsprozeß und zur Sicherung des Lebensunterhalts ist ein Auslaufmodell. Arbeitslosigkeit ist kein konjunkturelles oder strukturelles Problem eines Landes, sie ist die logische (und angestrebte) Konsequenz der Automatisierung. Da es leichter ist, die Zahnpasta wieder in die Tube hineinzubekommen, als technologische Entwicklungen aufzuhalten oder zurückzudrehen, muß das Problem auf einer anderen Ebene gelöst werden. Z. B. durch andere Modelle zur Sicherung des Einkommens und zur Definition des Lebenssinns.

Das Schaffen von "Arbeitsanreizen" für die ach so faulen Arbeitslosen ist eine Ablenkungsmaßnahme. Sie dient nur dazu zu suggerieren, die Politiker hätten die Sache im Griff und würden die Probleme lösen. Voodoo-Beschwörungen hätten nicht weniger Wirkung.

Why-Not
88. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.11.06 00:31

Hi zusammen!

Ich kann mir jetzt ein wenig Zynismus nicht verkneifen.
Das liegt aber vor allem daran,daß ich meinen Beitrag geschrieben habe (Gerryxxx:ich lebe lieber in einer Gesellschaft,die die Kraft hat "Sozialschmarotzer" genau so ertragen zu können,wie "Großkapitalisten" die gar nichts tun,außer sich gepflegt zu langweilen,als das ich einen ver-beurteile) jedoch die falsche Taste drückte und pffff weg war es.Das geht auch Menschen so.

Machen wir`s uns einfach:

Geben wir den Phöniziern die Schuld,das reinigt das Gewissen,und fangen wir wieder an zu tauschen.
Ich hätte da noch ein paar Muscheln.

Black Panter
89. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.11.06 06:41

@ Why-Not

Die Automatisierung ist im Grunde ein großer Segen, nur sollten alle davon profitieren, und zwar u. a. in Form kürzerer Arbeitszeiten. Stattdessen gibt es eine immer stärkere Arbeitsverdichtung bei gleichzeitiger Arbeitszeiterhöhung. Wie man dabei etwa die Produktqualität heben oder die Arbeitslosigkeit bekämpfen will, bleibt mir schleierhaft.


@ Black Panter

Meine momentanen Lieblingsmarxisten schlagen in "Alternativen aus dem Rechner" die Einführung nicht-übertragbarer Arbeitsgutscheine als Arbeitsentgelt vor. Jeder würde zunächst als B-Arbeiter eingestellt. Biste fleißig, wirste A-Arbeiter, biste faul, wirste C-Arbeiter. Das könnte etwa so aussehnen (meine Idee):

Gutgeschriebener Arbeitswert pro Stunde:
B-Arbeiter: 1,0 Std.
A-Arbeiter: 1,2 Std.
C-Arbeiter: 0,8 Std.

Aus entsprechenden Erfahrungen in der DDR-Wirtschaft würde ich den Schluss ziehen, dass neben der Leistung auch Qualifikation, Verantwortung und vielleicht Berufserfahrung eine Rolle spielen sollten. Die "Bezahlung" müsste also nach einem bestimmten Schlüssel weiter differenziert werden.

Bluevelvet
90. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.11.06 11:29

Hi Gerry,

für die von dir zurecht angesprochenen praktischen Probleme hab ich ad hoc leider auch keine Lösung parat. Eine Expansion der Bürokratie kann natürlich auf keinen Fall das Ziel sein. Als Hauptproblem einer sozialistischen Wirtschaft, sei sie gemischt oder voll durchgeplant, sehe ich allerdings das Innovationsmangement an.

Kurz noch zu zwei weiteren Punkten. Du schreibst:
Zitat

Es ist ein Unding, daß jungen Menschen dazu geraten wird, eine Ausbildung zu irgendeinem manuellen Beruf zu machen, wenn sie die Fähigkeit hätten, sich auch einem Studium zu stellen.

Bin da mit dir voll d´ accord. Einer meiner fähigsten Schüler wird nach dem zu erwartenden glänzenden Abitur eine Ausbildung beginnen, da er sich, Eltern sind "kleine Leute", nicht schon in jungen Jahren verschulden will. Genau dieser Effekt ist, trotz gegenteiliger Beteuerungen "unserer" Politiker, mit der Einführung von Studiengebühren beabsichtigt. Besitz und Wissen sollen sich wieder in einer Hand befinden.

Zitat

In Australien ist das äquivalent zu unserer examinierten Krankenschwester die \"Registered Nurse\". Dies ist jedoch kein Lehrberuf, sondern ein 3jähriges Studium.

Ich hab für diesen Hinweis zu danken, da er ein Thema berührt, das wir schon einmal im Zusammenhang mit Pisa, Schleicher & Co. andiskutiert haben. Würden wir Berufe wie die Krankenschwester an den Unis ausbilden, dann hätten wir natürlich auch die Studentenquote des viel bejubelten Auslandes. Interessant finde ich die australische Einrichtung der "Community Nurse"; sie erinnert mich an die Institution der "Gemeindeschwester" in der DDR, die demnächst wegen des Ärztemangels in den neuen Bundesländern daselbst ihr Revival erleben soll. Ob wir das allerdings wirklich wollen, bleibe mal dahingestellt.

Bluevelvet
91. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 05.11.06 12:28

@Blue
Zitat
Die Automatisierung ist im Grunde ein großer Segen, nur sollten alle davon profitieren, und zwar u. a. in Form kürzerer Arbeitszeiten. Stattdessen gibt es eine immer stärkere Arbeitsverdichtung bei gleichzeitiger Arbeitszeiterhöhung. Wie man dabei etwa die Produktqualität heben oder die Arbeitslosigkeit bekämpfen will, bleibt mir schleierhaft.

Die Frage, ob Automatisierung ein Fluch oder Segen ist, ist relativ egal, da sie bereits im vollen Gange und kaum aufzuhalten ist.
Produktqualität heben oder Arbeitslosigkeit bekämpfen ist weder das Ziel von Top-Managern globaler Unternehmen, noch von den von ihnen "beratenen" Politikern. Es geht ausschließlich um die Maximierung des persönlichen Profits.

@Gerry
Zitat
Das ist nur die halbe Wahrheit. Klar, die Automatisierung macht einfache menschliche Arbeit obsolet.

Daß Automatisierung nur einfache, menschliche Arbeit obsolet macht, war vor 40 Jahren aktuell. Inzwischen sind dank allgegenwärtigen Computern auch viele Tätigkeiten wegrationalisiert worden, die vor 20 Jahren noch als hochqualifiziert galten, was umgekehrt dazu führt, daß die Anforderungen an die Qualifikation der Mitarbeiter (und damit natürlich auch deren Bezahlung) sinkt. War beispielsweise die Entscheidung über eine Kreditvergabe früher etwas, daß viel Erfahrung und Know-how erforderte, übernimmt dies inzwischen ein Scoring-System. Der "Kundenberater" (=Verkäufer) einer Bank spult vorgegebene Argumentarien ab und ist nur solange noch vorhanden, bis der Großteil der Kunden Maschinenschnittstellen (wie Homebanking) akzeptiert hat.

Zitat
Demzufolge fallen aber nicht nur Arbeitsplätze weg.

Das erinnert mich an die Aussage einiger Vorstände bei Entlassungswellen. "Wir bauen zwar Arbeitsplätze ab, schaffen aber fast im gleichen Umfang auch neue. Die Arbeitnehmer müssen halt flexibler werden." Daß die neuen Arbeitsplätze überwiegend geringqualifiziert (Callcenter) und zudem in Billiglohnländern angesiedelt sind, wird geflissentlich übergangen.

Zitat
Es besteht ein erhöhter Bedarf an \"Kopfarbeitern\".

Es fallen aber wesentlich mehr Arbeitsplätze weg, als für "Kopfarbeiter" neue entstehen. Zudem entstehen die neuen Arbeitsplätze verstärkt in Billiglohnländern (Tendenz Osteuropa, da selbst Indien inzwischen als zu teuer angesehen wird). Außerdem verschiebt sich die Grenze zwischen "einfachen Tätigkeiten" und "Kopfarbeiten" zunehmend nach oben. Programmierung beispielsweise fällt inzwischen unter "einfache Tätigkeiten". Rückgänge in der Qualität der erbrachten Leistung, die mit dieser Einstufung einhergeht, werden für kurzfristige Einsparungen in Kauf genommen.

Zitat
Und man muß sehen, daß \"einfachere\" Arbeitsplätze zumeist eindeutig von den höher Qualifizierten abhängen. Ein Arzt braucht weiteres Personal, damit er arbeiten kann. Krankenschwestern, Röntgenassistenten, Sozialarbeiter, Physiotherapeuten, usw. Alles Arbeitsplätze, die in gewisser Weise von ihm abhängen und auch auf absehbare Zeit nicht wegfallen werden durch die weitere technische Entwicklung.

Die technische Entwicklung könnte hier zuerst die Zahl der Ärzte drastisch reduzieren. Das Stellen von Diagnosen und die Einschätzung der Wechselwirkungen von Medikamenten könnte ein Expertensystem deutlich zuverlässiger und gründlicher übernehmen, als es die meisten mir bekannten Ärzte vermögen. Natürlich benötigt man für dessen Erstellung ein paar wirklich gute Mediziner. Anschließend könnte aber auch eine Krankenschwester mit Unterstützung solcher Systeme den Hausarzt ersetzen. Tatsächlich würde dafür von der Krankenschwester wahrscheinlich ein (eventuell abgespecktes) Medizinstudium erwartet. Bezahlt würde sie aber als Krankenschwester.

Aber Du hast insofern recht, als die Arbeitsplätze im Gesundheitswesen nicht erst durch die technische Entwicklung wegfallen werden. Dadurch, daß bereits in vielen anderen Bereichen gekürzt und gespart wird, sinkt die Zahl der Beitragszahler und auch die Höhe der durchschnittlichen Beiträge. Die gesetzlichen Kassen kürzen folglich die Leistungen und immer weniger Leute können sich Arztbesuche leisten. Das wiederum führt zu einer "Bereinigung der Überversorgung" mit niedergelassenen Ärzten. Wenn sich nur noch 1% der Leute einen Arztbesuch im Jahr leisten können, reicht halt auch ein Arzt auf 100.000 Einwohner.

Zitat
Ein Automobilingenieur braucht zugegeben nicht mehr 500 Leute am Band, die das Auto bauen, aber er braucht Leute, die die Produktionsroboter auf das neue Automodell programmieren, er braucht Leute, die die Endabnahme machen, usw.

Genau. Er läßt die Roboter zum Festpreis von einem osteuropäischen Dienstleister entwickeln. Das schafft dort kurzfristig ein paar Arbeitsplätze. Und für die Endabnahme schreibt er eine Richtlinie (neudeutsch: Policy), die von ein paar unqualifizierten Mitarbeitern die Sicherung der Qualität fordert. Wenn qualitative Mängel auftreten, kann die Geschäftsleitung ihre Hände in Unschuld waschen, ein paar der unqualifizierten Mitarbeiter "austauschen" und zur Tagesordnung übergehen. Da alle anderen Firmen mitziehen, wirkt sich das nicht weiter auf die Umsätze aus. Außerdem gehen mittelfristig die Umsätze ohnehin zurück, da immer weniger Leute sich ein Auto werden leisten können. Aber um das Problem kann sich ja eine spätere Geschäftsführung kümmern.

Zitat
Immer komplexer werdende Produkte benötigen immer mehr hochqualifizierte Arbeitnehmer. Hier hat Deutschland weltweit einfach den Anschluß verloren. Wir leben nicht mehr in einer Industrie-, sondern in einer Wissensgesellschaft.

Die Produkte werden doch gar nicht immer komplexer. Es wird immer stärker standardisiert. Wenn Du eine Funk-Armbanduhr kaufst, ist ein Werk von Junghans oder Seiko drin. Egal, von welcher Marke sie sind. 99% der mechanischen Uhrwerke stammen von SMH. Für Flachdisplays gibt es meines Wissens weltweit auch nur noch zwei Hersteller. Für Halbleiter (Prozessoren, Speicher, Signalprozessoren, ...) gibt es weltweit nur eine Handvoll Hersteller. Ok, die paar Hersteller brauchen auch ein paar hochqualifizierte Leute.

Fast alle Produkte sind inzwischen standardisiert bzw. werden aus Standard-Komponenten zusammengesetzt. Für die Herstellung braucht man keine hoch qualifizierten Leute. Und die Beherrschung der Gesamtkomplexität erwartet ohnehin niemand. Bei Hardware wird nicht analysiert und repariert, es wird schlicht ausgetauscht. Und bei Software "muß man halt hin und wieder neu booten". Ok, etwas vereinfacht, aber im Grundsatz läuft es darauf hinaus.

Zitat
Es ist ein Unding, daß jungen Menschen dazu geraten wird, eine Ausbildung zu irgendeinem manuellen Beruf zu machen, wenn sie die Fähigkeit hätten, sich auch einem Studium zu stellen.

Das ist eine lokale Optimierung. Klar, ein Diplom-Ingenieur wird bald bessere Chancen haben, eine Stelle als Nachschlüsselsäger bei Mister-Minit zu bekommen, als ein Schlosser. Aber nur deshalb, weil die Zahl der Stellen immer kleiner wird und Arbeitgeber ihre Anforderungen beliebig hoch schrauben können.

So ist es auch für eine einzelne Firma sinnvoll, möglichst viele Leute zu entlassen, solange sie dabei gerade noch ihr Geschäft aufrechterhalten kann, da das die Fixkosten senkt und damit die Rendite erhöht. Betriebswirtschaftlich ist das sinnvoll. Volkswirtschaftlich (also, wenn alle das machen) führt das nur zu sinkenden Umsätzen (da es immer weniger zahlungskräftige Kundschaft gibt), zu noch mehr Kostendruck und schließlich zum Kollaps.

Why-Not
92. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.11.06 13:24

Hallo Leute.

Warum einfach,wenn`s auch kompliziert geht.

Erinnert sich noch jemand an den diesjährigen Friedensnobelpreisträger?

Er hat doch ganz simpel aufgezeigt wie es gehen kann. Gib den Menschen Hilfe zur Selbsthilfe und die Kontrolle übt die Gemeinschaft aus.

Warum wird er wohl totgeschwiegen?

Alle Ratten die sich aus der Deckung wagen um ihn zu kritisieren würden unweigerlich einen großen Imageschaden riskieren. Also lieber Klappe halten und hoffen,daß er in Vergessenheit gerät.

Dummerweise ist er unabhängig. Es ist ihm also völlig wurscht was jemand von ihm hält.

Er handelt.

Black Panter
93. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.11.06 15:38

@ Why-Not
Zitat

Die Frage, ob Automatisierung ein Fluch oder Segen ist, ist relativ egal, da sie bereits im vollen Gange und kaum aufzuhalten ist.

Ist mir schon klar. Nur: Die Befreiung des Menschen von überlangen Arbeitstagen und erniedrigenden Beschäftigungen war immer eines der großen Versprechen, die mit der Automatisierung einhergingen.

Zitat

Produktqualität heben oder Arbeitslosigkeit bekämpfen ist weder das Ziel von Top-Managern globaler Unternehmen, noch von den von ihnen \"beratenen\" Politikern. Es geht ausschließlich um die Maximierung des persönlichen Profits.

Bin völlig mit deiner These einverstanden. Nur: wenn die Produktqualität infolge des immer gnadenloseren Auspressens der Mitarbeiter sinkt (steigende Fehlerquote etc.) und gesellschaftlich die Arbeitslosigkeit steigt, entziehen diese Manager sich die gesellschaftliche Legitimation ihres wirtschaftlichen Handelns und fördern so die Verbreitung von Gedankengut, welches ich hier ins Spiel gebracht habe. (D. h.: Für mich sind sie schon delegitimiert.)

Soviel zur Verdeutlichung des Hintergrundes meiner obigen Anmerkung.


@ Black Panter

Ich bewundere solche Menschen und ihr oftmals in aller Stille selbstlos für die Menschen getanes Werk. Ich kann dir nur versichern, dass, sollten sich solche Non-Profit-Finanzierungen in einem größeren Stil durchsetzen, das internationale Finanz- und Großkapital garantiert Wege finden wird, sie kaputtzumachen oder umzubiegen. Leider.

Bluevelvet
94. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 05.11.06 16:03

> Warum wird er wohl totgeschwiegen?

1. Weil er Kredite nur an Frauen abgegeben hat. Das entspricht nicht dem Gleichheitsgrundsatz, der in der Bundesrepublik gilt. Außerdem wäre das offene geschlechstspezifische Diskriminierung.

2. Er hat Kredite nur an Projekte vergeben, die im Ausland erfolgreich verkaufen konnten. Ein Beispiel aus einem Beitrag zum Thema:
Er gab acht Damen einen Kredit von ca 280 Euro.
Damit stellten sie Saris her, die über einen Händlerverbund in den reichen Ländern als original handgewebte oder handgenähte Saris verkauft wurden.
In wie weit Händler durch Marktforschung in den Ländern der 1. Welt an diese Frauen schon vor der Kreditvergabe mit konkreten Projektplänen herangetreten sind, weiss ich allerdings nicht.

3. Die Frauen hatten einen extrem geringen Stundenlohn, den jede Gewerkschaft in der Bundesrepublik als indiskutabel wüst zurückweisen würde.
Selbst ein Selbstständiger könnte von dem Verdienst noch nicht mal seine Krankenversicherung bezahlen.
95. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.11.06 16:57

Hallo zusammen!

Bluevelvet:

Selbstverständlich würden sie versuchen ihn zu kreuzigen.
Aber wie gesagt,er ist unabhängig. Das ist so als würden sie versuchen einen Pudding an die Wand zu nageln. Das weiß das Großkapital, und genau deswegen setzten sie ihre letzte, und zugegebenermaßen stärkste,Waffe ein.
Schweigen.
Und jetzt stell`dir vor,es gäbe mehr von dieser Sorte....

Bulli31:

1. Hat er nicht.
Die Frauen haben nur die Kontrolle über die Finanzen. Die Frauen sind Teil der Gemeinschaft,in der jeder seinen Platz hat.
Wo ist das Problem?

2. Hat er nicht.
Er hat ihnen diesen Weg aufgezeigt,aber er ,und übrigens auch die Mehrheit der Menschen,sind zufrieden,wenn sie ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Was dann übrig bleibt wird zur Abzahlung des "Mikro"kredites benutzt. Was ist daran falsch?

3.Natürlich haben sie einen geringeren Stundenlohn.
Wenn ich für ein Pfund Reis 10 Cent zahle,wozu soll ich dann 100 "Dollar" die Stunde verdienen?
Okay,vielleicht um solche Projekte in`s Leben zu rufen.
Du vergleichst Äpfel mit Birnen.
Beides Obst.
Aber eßbar.

Black Panter
96. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 05.11.06 16:57

@Blue

Zitat
Die Befreiung des Menschen von überlangen Arbeitstagen und erniedrigenden Beschäftigungen war immer eines der großen Versprechen, die mit der Automatisierung einhergingen.

Du meinst so Versprechungen wie "Blühende Landschaften" oder "-zensiert-"?

Zitat
wenn die Produktqualität infolge des immer gnadenloseren Auspressens der Mitarbeiter sinkt (steigende Fehlerquote etc.) und gesellschaftlich die Arbeitslosigkeit steigt, entziehen diese Manager sich die gesellschaftliche Legitimation ihres wirtschaftlichen Handelns und fördern so die Verbreitung von Gedankengut, welches ich hier ins Spiel gebracht habe.

Sind sie auf die gesellschaftliche Legitimation angewiesen? Sie entziehen auch den Firmen, die sie leiten, mittelfristig die wirtschaftliche Grundlage. Aber das ist dann ein Problem für ihre Nachfolger und damit für sie irrelevant.

Why-Not
97. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.11.06 17:33

Ja, eine ziemliche Sch**e, nicht wahr? Nur, was soll man tun? Würdest du das System selbst zur Disposition stellen, wie ich es vorgeschlagen habe, oder lieber Lösungen für Einzelprobleme im Rahmen des gegebenen Wirtschaftssystems suchen wollen?

Blue
98. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 05.11.06 18:43

Zitat
Ja, eine ziemliche Sch**e, nicht wahr? Nur, was soll man tun? Würdest du das System selbst zur Disposition stellen, wie ich es vorgeschlagen habe, oder lieber Lösungen für Einzelprobleme im Rahmen des gegebenen Wirtschaftssystems suchen wollen?

Tja, nicht ganz einfach. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, daß die meisten Leute selbst dann nicht aktiv werden, wenn es darum geht, ihre ureigensten Interessen zu wahren. Deshalb sind die folgenden Überlegungen auch weitgehend unrealistisch.

(a) Partei "schaffen", die frei von Korruption ist
(b) Mit offensiven Wahlslogans um Länder- und Bundesparlament kämpfen
(c) sobald die Wahlergebnisse es hergeben, straffreie Korruptionsmöglichkeiten in den Parlamenten abschaffen, entsprechende Kontrollen und drakonische Strafen einführen
(d) Steuergeschenke für Firmen abschaffen (Wer vom inländischen Markt oder von der Inlands-Produktivität profitiert, trägt die Kosten für "soziale Gerechtigkeit". ) / soziale Kosten von Arbeitsplätzen abkoppeln
(e) menschenwürdige Grundversorgung einführen
(f) Infrastruktur-Versorger (Strom, Gas, ...) staatlich kontrollieren
(g) parasitäre Unternehmensformen (z. B. Rechteverwerter) auf ihre volkswirtschaftliche und funktionale Bedeutung zurechtstutzen
(h) Grundgesetz wiederherstellen
(i) wirksame, demokratische Kontrolle der Regierenden einführen
...

(a) Als erstes bräuchten wir Politiker, die "frei von Interessenskonflikten" sind. Die Chancen dazu werden mit dem Einsatz von Wahlcomputern meines Erachtens geringer. Ein Weg hierzu wäre, entweder eine eigene Partei zu gründen oder eine kleine Partei "umzugestalten". Diese Partei müßte zunächst einmal durch geeignete Satzung sicherstellen, daß in ihren Reihen korrupte Politiker sofort ausgeschlossen würden und Mechanismen existierten, die Korruption auch im Anfangsstadium schnell aufdecken. (Stichwort: Glaubwürdigkeit)

(b) Klar und plakativ die legalen Korruptionsmöglichkeiten und deren Nutzung anprangern, den Verfassungsterrorismus der aktuellen Parteien benennen und mit Beispielen belegen, Scheingegner (faule Arbeitslose, Sozialschmarotzer, terroristische Bedrohung) als solche entlarven und zeigen, daß die mit solchen Begründungen getroffenen Maßnahmen ganz andere Ziele und Wirkungen haben als angegeben.

[...] Die weiteren Punkte zu detailieren, spare ich mir mal. Würden die ersten Punkte gelingen, wäre der Rest zu schaffen.

Beliebt ist derzeit bei Politikern, sich hinter europäischen und internationalen Vereinbarungen zu verstecken - und gleichzeitig diese selbst voranzutreiben. Die Mitgliedschaft in der EU und der WTO stände daher für mich zur Disposition bzw. wäre kein Dogma. Die Unternehmen, die jetzt in erster Linie vom Freihandel profitieren, sind gleichzeitig auch diejenigen, die sich aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen und sich auf Kosten der Allgemeinheit restrukturieren und sanieren. Das Argument, wir würden von dem "freien Handel" profitieren, würde mich daher nicht beeindrucken.

Na ja, lassen wir die Träumerei mal. Dazu müßten die Bürger sich für ihre eigenen Belange engagieren, statt RTL2 zu schauen und stumpf Politiker- bzw. Managerphrasen nachzuplappern.

Why-Not
99. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 05.11.06 19:09

Hallo Black Panter!

zu 1:
> Die Frauen haben nur die Kontrolle über die Finanzen

Du sagst es doch selber. Kredite gingen nur an Frauen, weil sie das Geld zielgerichteter investieren und sicherer zurückzahlen würden. So, wie ich lesen durfte, wurden Männer als Antragssteller auf Grund des Y-Chromosoms abgewiesen.
Natürlich haben die Frauen dann mit dem Geld Aufträge an Freunde und Bekannte der Familien vergeben, z. B. einen Wellblechverschlag zu bauen oder einen Webstuhl herzustellen, wodurch das gesamte Dorf profitierte.

Nun kommt der Clou:
Wenn die Kreditsummen größer gewesen wären, hätte sich ein, z. B. Webstuhl-Großauftrag, in der nächsten Großstadt gelohnt. Das hätte aber die dörfliche Gemeinschaft und dort ansässigen Zulieferer weniger gefördert.
Das war IMHO der große Coup hinter dem ganzen Projekt. Absolut gerecht und nachvollziehbar wurde der Preis an den Initiator verliehen.
Die Projekte, von denen ich hörte, brauchten aber immer das "Reichland" als Abnehmer.

zu 2:
> die Mehrheit der Menschen,sind zufrieden,wenn sie ihren
> Lebensunterhalt bestreiten können

Exakt. Die Frage ist aber auch, wer zufrieden sein darf.
Nehmen wir das Beispiel Sari.
Eine Britin, der lieber einen Sari eines neu entstandenen Herstellers in Indien kauft, als ein in Spanien produziertes Kleid eines alteingesessenen Herstellers, stärkt die Dorfgemeinschaft in Indien, gleichzeitig schwächt sie aber die Dorfgemeinschaft in Spanien, weil die spanischen Produzenten auf den vorfinanzierten Produkten (Stoff, Garn, Maschinen, Gebäude, Mitarbeiter) sitzen bleiben.
Die Zufriedenheit über den ökonomischen Erfolg wird also nur vom spanischen Traditionsunternehmen zum neu entstanden indischen Unternehmen verschoben.

Problem:
Die spanische Wirtschaft kränkelt. Sie braucht mehr Geld aus dem Topf der Europäischen Union. Woher soll´s kommen?
Dadurch müssen die Beiträge für die Nettoeinzahler in die EU-Kasse erhöht werden, oder anderen EU-Staaten die Förderunög gestrichen werden. Anfang des Jahres 2005, mit der Ost-ERweiterung der EU wurden Sachsen, Mek-Pom usw die Förderungen gekürzt. Erst Ende letzten Jahres musste Frau Merkel 2.000.000.000 Euro mehr pro Jahr zusagen, um das Verteilsystem in der EU zu stützen.

Diese 2.000.000.000 Euro werden z. B. von Firmen, wie trigema erarbeitet, die durch den Kauf des Saris aber auch keinen ökonomischen Erfolg, oder besser gesagt, keine Erhöhung der Zufriedenheit im Dorf erreichen konnte.

Die Britin gibt mit dem Geld an der Kasse an, für welche Arbeitnehmer und Kommunen sich der Kauf positiv auswirkt. Für Indien, Spanien oder die Region um Trigema.


zu 3:
> Du vergleichst Äpfel mit Birnen.

Ein Apfel (Arbeitsplatz) ist in Indien ein Apfel, in Spanien ein Apfel, im vereinigten Königreich ein Apfel und auch in Deutschland ein Apfel. Nur der Preis ist unterschiedlich. Bei einem ausreichend großen Preisgefälle lohnen sich dann die Transportkosten quer um die Welt. Dem kann man nur durch Reduktion der Preisunterschiede entgegentreten, oder durch Lokalpatriotismus, wie in Australien oder auch Tschechien.
Die Reduktion der Preisunterschiede für eine Arbeitsstunde hatten die deutschen Gewerkschaften ihren Mitgliedern in den 80ern fest zugesagt. Aber erst vor ein paar Tagen haben sie durch den Druck aus Südostasien erstmals ein europäisches Netzwerk zur Harmonisierung der Löhne hingekriegt. Zumindest auf dem Papier. Das ist geduldig.



@all

Ich glaube, dass nicht nur in Indien die arbeitslosen Menschen unzufrieden mit ihrer Situation sind.
Wenn ich mit meinem Geld einem Chinesen den Arbeitsplatz sichere, dass er für seine Kinder das Schulgeld zahlen kann (kostenlose Schulen solls in China nicht mehr geben), dann unterstütze ich die chinesische Dorfgemeinschaft indirekt, entziehe aber z. B. dem bisher beauftragten europäischen Produzenten einen Kleinauftrag und bringe Leid über die abhängigen Familien, bzw über die Familien der Zulieferer im In- und Ausland. Das bedeutet Zusatzkosten durch Arbeitslosengeld oder H4, Erhöhung der Kriminalität, Ausweitung der Null-Bock-Einstellung der Schüler usw.
Die Gemeinschaft in meiner Region, meinem Land, meiner Bundesrepublik, meiner EU, wird durch den Kauf eines Sari also nicht zufriedener und reicher, sondern unzufriedener und ärmer.

Fakt ist, das in Zukunft nur 20% der Weltbevölkerung einen Job haben wird. Der Rest der Weltbevölkerung sind dann arbeitslos, im Kindergarten, in der Schule, im Studium, in Rente usw sein müssen.

Die Frage ist, ob meine Region oder deine Region die bisher hohe Beschäftigungsrate halten kann. Die Alternative wäre das arbeitsplatzmäßige Ausbluten.

Ich bin ganz ehrlich. Ich möchte lieber Nachbarn in meiner Straße, die einen Job haben, als Arbeitslose ohne Hoffnung.
100. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 05.11.06 20:22

Ohne alles andere zwischenzeitliche gepostete gelesen zu haben, hier auch mal ein netter Gedankenansatz, den ich allen hier interessierten nicht vorenthalten wollte:
Vollbeschäftigung eine Utopie?
Wird wahrscheinlich in Zukunft Utopie bleiben.

VG XR
101. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 05.11.06 21:02

Zitat
Vollbeschäftigung eine Utopie?


Interessanter Ansatz. Demnach müßte gespartes Geld "schlecht" werden, um Arbeitslosigkeit zu bekämpfen. Das erinnert mich an einen VWL-Professor, der mal vorrechnete, warum eine kapitalstock-finanzierte Rente (also durch ansparen) nicht funktionieren kann. Zumindest nicht, wenn jeder mitmacht. Was auch ein bezeichnendes Licht auf die Maßnahmen zur "Rentensicherung durch private Vorsorge" (Riester- und Rürup-Rente) wirft. Die wissen, daß es nicht funktioniert, wenn alle mitmachen. Ich sollte aufhören, in diesem Thread zu lesen. Ist schlecht für die Gesundheit.

Why-Not
102. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 05.11.06 21:18

@ Gerryxxx
Zitat

Das Gesamtsystem ist am Ende und zerbricht. Nichts anderes ist gegen Ende der 80er Jahre im gesamten Ostblock passiert.

Da verwechselst jetzt aber arg was mit Sozial/Gesellschafts- und Wirtschatspolitik in einem existierendem bzw. existiertem System, obgleich sie bzw. alles im engen kausalen Zusammenhang stehen!

Wollt ich nur mal bemerkt haben.

In einem geb ich Dir aber Recht, der Osten war natürlich damals auch hochverschuldet - wirtschaftlich gesehen, na gut nach der Wiedervereinigung - wurde natürlich mehr oder weniger von beiden Seiten so gewollt, ein gesamtdeutsche zusätzliche Bürde - sagen wir so auch ein Preis für den Fall des eisernen Vorhanges.

Ein Staat darf nicht kreditunwürdig werden, da er dann nicht mehr handlungsfähig wäre (und der Kuckucks-Ankleber sehr viel in den Bundesbehörden zu tun hätte (absurd)), was das finanzielle betrifft.

Fällt mir ein - schon sehr viele Gemeinden & Städte in Deutschland müssten eigentlich schon ihren Offenbarungseid leisten, weil sie vor lauter MINUS-Zahlen, kein Land mehr sehen, wo POSITIV drauf steht. Geimeinde/Stadt/Land, ist aber nicht = STAAT. Obwohl das wäre doch das Stichwort auch für diese -> Schuldenerlass.

Ja ich weiss, etwas OT.

Das mit 1989 im speziellen DDR, war aber ne andere Geschichte, die nicht viel mit finanzpolitischem zu tun hatte - haste da gerade gepennt in der Schule? Sorry...

Bitte lass Deine Vergleiche mit 2 Singles. Ich denk mal bist der 2. hiervon (tendenziös eher höher angesiedelt) in Deiner Aufrechnung.

Zitat

Wenn Du also von Gerechtigkeit sprichst, wie wäre es dann mal damit, daß auch Gerechtigkeit in Bezug auf die Abgaben herrschen muß?

Na klar, das ist doch gerecht - Wer potentiell mehr verdient, muss mehr und kann vor allem auch mehr abdrücken - is doch klar! Oder tuts Dir pers. weh?

Zitat

Kandidat 2 hingegen zahlt effektiv stolze 22% Steuern. Nicht nur, daß er aufgrund des höheren Einkommens auch in Euro mehr zahlt, er zahlt auch den 16fachen Prozentsatz an Steuern. Er wird massiv benachteiligt.

Nur komisch das es ihm/ihnen trotzdem noch gut geht!!! Schon mal hieran ein Gedanken verschwendet, wie es ist, mit 700 Euro Netto klar zu kommen als Single Man Gerryxxx - hör uff mit Deinen Milchmädchenrechnungen, sonst bekomm ich Brechreiz.

Ja ich bin sie von Dir gewohnt, Deine Milchmädchenargumentationen. Verkaufe hier aber nicht bitte alle für dumm!

BTW:Ich kenne sogar Kleinselbständige, die nicht mehr Netto im Monat zur Verfügung zum Leben haben, als ein HartzIV-Patient!!!!!!!!!!!!!!!!

Zitat

Soli gehört ohnehin längst abgeschafft. Vor kurzem wurde bekannt, daß einzig Sachsen die Gelder bestimmungsgemäß zum Aufbau von Infrastruktur verwendet, während sich alle anderen Ost-Länder einfach eine massiv überblähte Verwaltung leisten - auf Kosten der anderen.

Da sind wir ausnahmsweise mal einer Meinung - zustimm.


Zitat

So, jetzt könnt ihr mich als Kapitalisten beschimpfen

Blödsinn....

Zitat

aber ich habe einfach keine Lust, hier für Leute zu zahlen, die bereits in der Schule die Null-Bock-Nummer fahren, demzufolge in jeder Ausbildung rausfliegen und hinterher ohne Job dastehen und der Ansicht sind, der Staat muß ja schon irgendwie für sie sorgen.

Gugst Du zuviel SAT1 (heisst konsumierst verallgemeinernde Medien - vornehm ausdegrückt) oder so? Die Frage musste Dir gefallen lassen!

Das ist eine geringe Minderheit, von der Du schreibst, warum das so ist, ist auch ein gesellschaftliches Problem. Dies hier zu erklären zu weit führen würde (Hättest mal besser in Sozialkunde aufpassen sollen - oder war da Dein Lehrer ne Niete?, oder etwa auch gepennt?).

Zitat

Klar, es gibt auch die unverschuldet in Not geratenen Fälle und denen soll das Sozialsystem auch helfen. Aber ein Sozialsystem soll dazu da sein, das absolut nötigste abzusichern, nicht dazu, ein bequemes Leben zu führen.

Ach echt, das genehmigst Du diesen? Hätt ich ja nach dem allem kaum von Dir gedacht.

Das nötigste abzusichern - da sagst Du was! Mit dem kl. feinen Unterschied, ich hatte schon Geld verdient, da warst Du noch gar nicht auf dieser verkackten oder schönen Welt, oder zumindestens, in Windeln (mein jetzt kein Windelfetisch - hierfür ist mir das Thema zu Ernst)/Kindergarten - what ever.

Man Gerryxxx - manchmal regst mich immer wieder auf mit Deinen Auffassungen und Meinungen zum Leben in der vorhandenen Gesellschaft , im allgemeinen wie im speziellen.

VG XR

PS: änder mal mal in Deinem Chatclient, die IRC-Server-Addy auf irc.bondage.com
Wurde mir nur zugetragen, das/da niemand mehr via Webclient reinkommt. Kein Wunder das kaum noch was los ist im Chat
103. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 05.11.06 21:44

@ Why-Not
Zitat
Ich sollte aufhören, in diesem Thread zu lesen. Ist schlecht für die Gesundheit.

Ach komm - sei kein Frosch (ja könnt auch vielfach kotzen - zugeb). Stell Dich dem, was noch vielen hier in Deutschland erwarten wird. Ich weiss der Wahrheit ins Auge blicken fällt nicht immer leicht, aber man weiss wenigstens woran man ist. Und Rente bekommen wir eh keine mehr. Wer das wirklich noch glaubt - wird seelig gesprochen *lol*.

VG XR
104. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.11.06 21:58

Hi Xrated,

kommt immer auf die Tageszeit an. Ein Grundsatz meiner persönlichen Diät lautet mittlerweile: Keine Nachrichten nach 20:00 Uhr! *gg*

Kurze Info noch: Die Einführung des Kommunismus muss um drei Tage verschoben werden! Genau so lange bin ich nämlich ab morgen auf Klassenfahrt.

Bis dann!
Blue
105. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.11.06 23:51

Hallo Blue!

Dann viel Spaß beim Flöhen hüten.

Black Panter
106. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 06.11.06 12:54

Hallo Bulli31!

Ich kann dir nur recht geben.
Allerdings wird gerne vergessen,daß wir nun mal,ob leider oder nicht lasse ich mal dahingestellt,im Zeitalter der Globalisierung leben.
Die Welt wird zum Dorf.
Das wichtigste Wort hast du benutzt.

Geduld.

Black Panter
107. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 06.11.06 15:35

@ Bulli31
Zitat

Ich bin ganz ehrlich. Ich möchte lieber Nachbarn in meiner Straße, die einen Job haben, als Arbeitslose ohne Hoffnung.

Auch bei Arbeitslosen stirbt was zuletzt Die Hoffnung. Wenn die dann mal gestorben ist - können die sich so immer noch über 4Millionen einen Strick nehmen. Gut für die Arbeitslosen, für die noch Steuerzahler und - gut für Dich. Das ist aber recht einfach und primitiv gedacht und nicht wirklich Dein Ernst, oder? Du hast die Komponente des sogenannten globalen "Dorfes" vergessen - weil diese produziert neue Arbeitslose, weil es ein unerbittliche Endlosspirale ist, im globalen Kapitalismus. Da gibs nur noch ganz oben und ganz unten. Und wenn der Staat komplett pleite ist, dazwischen nichts mehr.

Seh ich da was falsch? Fragt sich,
XR

PS: Ausserdem kann es Dich auch ganz schnell und fix, in das Reich derjenigen Verschlagen, die Du bisher nicht als Deine Nachbarn wünschst. Glaub mir, das geht heutzutage schneller als man denken kann, auch als Kleingewerbetreibender, oder Mittelständler. Das ist ein völlig (un)geiles Gefühl - von 100 auf 0. Dann können wir auf alle Fälle auf einer gleichen Ebene hierüber weiterdiskutieren. Was denkst Du hierzu?
108. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 06.11.06 23:29

Hallo Gerryxxx.

Nimm es mir nicht übel,aber ich rede mit Kannibalen nicht über`s kochen.
Das ist Zeitverschwendung. Zeit ist Geld,und Geld habe ich nicht (Dagobert Duck).

Du leidest auf einem hohen Niveau.
Du hast mein Mitgefühl.
Das ist sogar ernst gemeint.

Black Panter
109. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 10.11.06 11:39

Moinmoin!

Arbeiten oder denken alle?

Ich möchte eimal kurz erwähnen, worüber ich mich das letzte mal aufgeregt habe.

Es müßte Anfang der 90´ger Jahre gewesen sein,als ich einen Bericht über einen Slum in Kalkutta laß.

Menschen wohnten neben einer Müllkippe. Sie ernärten sich vom Müll,aber sie fühlten sich nicht als solcher,sondern hatten Stolz und Würde.

Eines Tages ist der Müllberg in`s Rutschen gekommen und begrub 132 Menschen unter sich.

Darüber habe ich mich nicht aufgeregt. Das passiert. Leider.

Ich habe mich aufgeregt,DAß SICH KEINER AUFGEREGT HAT!


Und wieder scheint die Sonne.


Black Panter
110. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 13.11.06 10:10

Hallo zusammen!

Mochmal zu "unserem" (meinem Auf jeden Fall) Fiedensnobelpreisträger.
Ich habe jetzt lange gewartet.

Wir haben ansatzweise darüber diskutiert
Aber nicht einmal,auch von mir nicht,wurde sein Name erwähnt.
Warum wohl?
Genau das ist die Taktik,die es auszuhebeln gilt.
Wenn wir das schaffen würden,wären wir schon ein ordentliches Stück weiter.

Laßt uns am Ball bleiben.Nur so können wir das eine oder andere Tor schießen.

Black Panter
111. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 16.11.06 14:06

Hi Folks!

Wie wäre es mit folgendem Gedankengang:


ALLE die dazu in der Lage sind,inklusive Gesellschaften,Körperschaften,etc zahlen in "diesem unserer Bundesrepublik" die Steuern die festgesetzt werden (wurden).
Diejenigen, die,aus welchen Gründen auch immer,das nicht können, bekommen soviel Geld um am gesellschaftlichen Leben aktiv teilnemen zu können.
(ich würde wetten,daß die ersten bereits ihr Messer wetzen.)

Weiter:

Alle,die das nicht wollen,weil sie woanders bessere Gewinnmaximierung sehen,geben ihre Staatsbürgerschaft ab.
Wenn nicht freiwillig,dann per Gesetz.

Weiter:

Dieses Modell wird in jedem "Staat" der Erde eingeführt.
Den "Staaten",die das ad hoc nicht können wird (ähnlich wie beim "Bundesdeutschen" Länderfinanzausgleich) solange unter die Arme gegriffen,bis sie es können.
Wenn sie nicht wollen...siehe oben

Nach und nach würden alle Raffgierigen sich unausweichlich auf einem Punkt konzentriieren.
Und den erobern wir dann.
Friedlich.

Anmerkung. (aus einem persönlich erlebten Vorstellungsgespräch)

Fragesteller:"Was halten sie denn persönlich für ihre größte Schwäche?"

Bewerber:"Ungeduld"

-"Und ihre größte Stärke?"

-"Geduld"

Er hat geguckt wie ein Auto.Nur nicht so schnell.
Selbstredend hab`ich den Job nicht bekommen.


That`s all,


Black Panter
112. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 16.11.06 18:34

Unglaublich! Seht euch mal diese Sch***e an:

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,3985710,00.html

Bluevelvet
113. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 16.11.06 18:51

Hallo Blue!

Hallo Alle!

Das ist nicht unglaublich,das ist Realität!

Willkommen im Club.

Ich/Wir können uns wehren. Aber weißt du wieviele Menschen es gibt,die das nicht mehr können?
Und zwar auch in unserer "Nachbarschaft"?

Ich soll jammern(außer...grins)?

Niemals.Okay,man soll nie Nie sagen. Das nehme ich hiermit zurück.


Black Panter
114. RE: ZDF

geschrieben von hink am 16.11.06 19:25

Mir fällt dabei ein Blatt ein, das vor viele Jahren in unserem Büro hing (Es sei diesen ARGE-Mitarbeitern ins Stammbuch geschrieben):
Look alive!
Remember, you may be replaced by a machine.


Anmerkung: Das Programm, das diese Leute ersetzt, schreibe ich in drei Tagen, und es wird besser sein. (*)

Nebenbei, es fällt einem noch das Wortspiel ein:
ARGE-Mitarbeiter oder arge Mitarbeiter?

(*) Ich haffe, diese subtile Beleidigung ist nicht gar zu offenkundig.
115. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von verena am 16.11.06 22:08

Zitat
Unglaublich! Seht euch mal diese Sch***e an:

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,3985710,00.html

Bluevelvet




Ja Bluevelvet,Mittweida liegt ja auch in Sachsen,ca 40 km von mir entfernt.

Kein Wunder das es immer heist"die dummen Sachsen"

Aber es gibt schon einen Haufen von......in Sachsen,sehr bedauerlich aber wahr.Eine Schande für unserm wirklich schönen Freistaat.Unseren König Kurt haben die dummen S.ja auch schon rausgeekelt.Er war mal unsere aller Hoffnung.

Als meine Frau auf der ARGE zwecks Privatisierung was zu erledigen hatte,so klopfte sie an die Tür.
Als niemand reagierte,ging sie einfach ins Zimmer.

Einer erschrockene Sachbearbeiterin die gerade die Füsse auf dem Schreibtisch hatte,Jalosie heruntergezogen und auch noch beim schlafen gestört.
Sie hatte einfach den Termin verschlafen.
Frauchen meinte nur zu mir,sowas habe sie noch nicht erlebt.Das sollte sich mal jemand privat erlauben.Ja und das vormittags gegen 10 Uhr.
Man stelle sich mal sowas mal vor.

Das ist bald wie im Kommunismus"Du bist Deutschland"ein Lacher,die Staatsangehörigen dürfen bald tun und lassen was sie wollen.
Es gab doch bei uns früher nicht soviel Gummiparagraphen wie jetzt.

Liebe Grüsse Verena
116. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 16.11.06 23:36

Hallo hink!

Hallo alle anderen!

Als ich nach Pontius und Pilatus endlich bei meiner "Sachbearbeiterin" gelandet bin,hätte ich mich fast in sie verliebt.
Jung,frisch,unverbraucht und voller Elan.(okay, sie sah auch klasse aus)

Als ich das zweite mal einen Termin hatte,dachte ich zuerst ich hätte mich in der Tür geirrt.
Aber es war diesselbe Frau.

Nachdem wir dann meine Angelegenheit "geregelt" hatten,mehr oder weniger,kamen wir in`s Plaudern,und sie schilderte mir ihre Situation.

Was ich bis dahin noch nicht wußte:

50000 "ARGE"-Mitarbeiter(innen) haben nur Zeitverträge.
Selbst wenn sie wollten,irgendwann wird der Druck zu groß.
Also machen sie das,was jeder Mensch mit noch vorhandenem Selbsterhaltungstrieb tun würde:

Sie lernen möglichst viel,damit sie,wenn sie in die Situation kommen....

Natürlich stören "Kunden" dann ab und an.

Soll ich darüber jetzt urteilen?

Nein,sie hat mein Mitgefühl.Ich bezweifle aber,daß ihr das weiterhilft.


Black Panter
117. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.11.06 06:02

Zitat

50000 \"ARGE\"-Mitarbeiter(innen) haben nur Zeitverträge.

Das zeigt, welch eine kurze Halbwertzeit die Politiker ihrer eigenen Reform des Arbeitsamtes zugeschrieben haben.

Bluevelvet
118. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 17.11.06 09:09

Hallo Black Panter, hallo All,

Zitat
ALLE die dazu in der Lage sind,inklusive Gesellschaften,Körperschaften,etc zahlen in \"diesem unserer Bundesrepublik\" die Steuern die festgesetzt werden

Meinst du damit die Steuergesetze MIT oder OHNE die 1.384.266 Ausnahmen, die regeln, weshalb irgendwer aus irgend einem Grund trotzdem keine Steuern zahlen muss ?


Zitat
Das ist nicht unglaublich,das ist Realität!

In diesem unserem Lande schließt inzwischen das eine nicht mehr das andere aus.
Im Gegenteil: das Unglaubliche IST inzwischen bei uns Realität !
Oder ist es umgekehrt ?
Oder sogar beides ?

Und was die ARGE betrifft: ich hatte kürzlich mal mit dieser "Behörde" zu tun. Der Mitarbeiter meldete sich am Telefon noch ganz altertümlich mit "Arbeitsamt ..." und seinem Namen.
Jetzt frage ich mich: ist diese "Behörde" so vollauf damit beschäftigt, jedes halbe Jahr ihren Namen, ihre Funktionsbezeichnungen, ihre Logo´s und ihr Corporate identity zu ändern, dass ihre Mitarbeiter ger nicht mehr dazu kommen, ihren Job zu machen,
oder schlafen die inzwischen alle schon so fest und tief, dass sie gar nicht mehr mitbekommen, dass sie schon seit Jahren kein "Arbeitsamt" mehr sind,
oder haben sie es inzwischen aufgegeben, alle naselang ein neues Telefon-Begrüßungssprüchlein auswendig zu lernen?

Oder sind 5000 Mitarbeiter vielleicht gar nicht zu wenig, wie immer behauptet wird, sondern in Wahrheit um die Hälfte zu viel?
Es ist ja ein alter Hut, dass nur dort effektiv gearbeitet wird, wo die Zahl der Arbeitskräfte nur so eben knapp ausreichend ist.
Sobald einer zu viel da ist, ist es Schluss mit der Effektivität.

Viele Grüße
nowalic
der im Traum nicht daran dachte, welchen Dauerbrenner er mit diesem Thread in´s Forum setzt.
119. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 17.11.06 09:28

Hallo nowalic!

Hallo ihr anderen!

Das ist eine uralte Kriegstaktik. Wenn man nicht mehr weiter weiß´erstmal Verwiirrung stiften.

Zur Antwort:

Alle Ausnahmeregelungen werden selbstverständlich abgeschafft.

Danke dir für diesen thread.


Black Panter
120. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.11.06 16:57

@ nowalic

Zitat

Meinst du damit die Steuergesetze MIT oder OHNE die 1.384.266 Ausnahmen, die regeln, weshalb irgendwer aus irgend einem Grund trotzdem keine Steuern zahlen muss ?

Ist da nicht wenigstens ein Gesetz darunter, mit dem ein middleagiger, kinderloser angestellter Single-Lehrer sich infrastrukturschmarotzend ums Steuerzahlen drücken kann?

Ich führ dann auch den Kommunismus nicht mehr ein! *ggg*

Bluevelvet
121. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 18.11.06 02:33

Hallo Blue!

Gibt es jede Menge.

Mach Schulden (heißt natürlich Investitionen,Altersvorsorge usw.usw....

Hat auch einen postiven Nebeneffekt wenn du, sei wer auch immer davor,das Zeitliche segnest,hast du eine Menge Leute die an dich denken werden...

Der Berufsstand des legalen Betrügers heißt Steuerberater.
Ich gehe lieber zur Verbraucherzentrale.

Aber ich bitte dich herzlich;bleib wahrhaftig.

Ich soll übrigens expliziert dir ganz herzlich von Fee danken.
Du kannst dir denken,daß die ......arbeit noch lange nicht abgeschlossen ist.

Liebe Grüße,


Black Panter
122. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 22.11.06 08:30

in memoriam Buß- und Bettag

Heute ist Mittwoch, der 22.11.2006.
Die Älteren unter uns wissen es noch: eigentlich ist heute ein Feiertag.
Den uns unsere Politiker vor einigen Jahren geklaut haben, um zur Entlastung der Pleite gegangenen Sozialhilfe eine völlig neuartige (inzwischen ebenfalls fast insolvente) Pflegeversicherung damit zu finanzieren, dass man der arbeitenden Bevölkerung einen Feiertag weg nimmt.

Nur mal so zum noch dran denken.....
Damit es nicht in Vergessenheit gerät

meint
nowalic
123. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Petra-H am 22.11.06 10:05

Nein ...
den Feiertag habe ich nicht vergessen, nur ...
hatte ich doch glatt vergessen, dass er in seiner Funktion als Feiertag abgeschafft wurde. *grins...
124. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von verena am 22.11.06 12:37

Zitat

in memoriam Buß- und Bettag

Heute ist Mittwoch, der 22.11.2006.
Die Älteren unter uns wissen es noch: eigentlich ist heute ein Feiertag.
Den uns unsere Politiker vor einigen Jahren geklaut haben, um zur Entlastung der Pleite gegangenen Sozialhilfe eine völlig neuartige (inzwischen ebenfalls fast insolvente) Pflegeversicherung damit zu finanzieren, dass man der arbeitenden Bevölkerung einen Feiertag weg nimmt.

Nur mal so zum noch dran denken.....
Damit es nicht in Vergessenheit gerät

meint
nowalic


Nun ja,da habe ich aber heute grosses Glück,das ich Sache/in bin.

Unser "König Kurt"war eben ein etwas anderer Politiker.Ich finde es jammerschade,das paar dumme Sachsenpoliticker unseren K.Biedenkopf los werden wollten.
Wäre er bei uns noch an der Macht,so sehe vieles anders und noch viel besser aus.
Er ist ja eigentlich ein Niedersachse,der sich auch in Sachsen sehr wohl fühlt,wohnt ja auch noch bei uns im schönen Dresden.

Ich bin aber jedenfalls stolz,das wir Sachsen noch soviel Feiertage haben dürfen.

@Petra-H.finde es eine Schande,das die Politiker machen was sie wollen.Jedoch die Ausnahme bestätigt eben die Regel,wie unser lieber "König Kurt",den wir alle noch sehr mögen.

Liebe Grüsse Verena
125. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 22.11.06 13:27

Hallo ihr Lieben!

DER DIESJÄRIGE FRIEDENSNOBELPREIS-TRÄGER HEIßT

MUHAMMED YUNUS!!!


Na dann,


Black Panter
126. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 28.11.06 08:28

Ein interessantes und provokatives Interview zum Themenkomplex Hartz IV, bedingungsloses Grundeinkommen und Würde des Menschen findet ihr hier.

M. E. lässt sich das Problem von Arbeitslosigkeit und Verarmung nur mit massiven Eingriffen in gesellschaftliche Macht- und Besitzverhältnisse bewältigen. Aber daran hat die gekaufte Kaste in Wandlitz natürlich kein Interesse.

Bluevelvet
127. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.12.06 06:33

Jetzt reicht´s wirklich!

Müssen Hartz-IV-Empfängerinnen demnächst Arbeit, vielleicht auch als 1-Euro-Job, als Prostituierte in einem Bordell annehmen? Rechtliche Schranken scheint es nicht zu geben.

http://www.taz.de/pt/2004/12/18/a0077.1/text

Bluevelvet
128. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.12.06 13:22

Hallo blue!

Hallo all!

Ich gebe mal ein weiteres Beispiel:
(gesehen in einem politischen Magazin,ich glaube es war Monitor)

Ein Hartz IV_Empfänger wurde gezwungen bei einer Abrißfirma zu arbeiten.

Sein Bruder betreibt ein Abrißunternehmen das kurz vor der Pleite steht,da er keine Aufträge mehr bekommt.
Er bezahlt seinen Mitarbeitern nämlich normalen Lohn.
Wie ich befürchte,jedoch nicht mehr lange.

Tja.

Wir sollten übrigens daran denken,daß uns noch ein paar "Hartze" bevorstehen.
Das heißt,wenn nicht langsam Vernunft um sich greift.

Einen schönen Tag wünscht euch,


Black Panter
129. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 06.12.06 09:51

Wie die Arbeitsagentur mit Hartz IV-Empfängern umzugehen pflegt, habe ich kürzlich in einem Fernsehbericht (Sender und Sendezeit habe ich mir leider nicht gemerkt) erfahren:

Grundsatz ist: wenn jemand Hartz IV beantragt, wird automatisch der/die Lebens-/Ehe-Partner(in) ebenfalls als Arbeit suchend registriert. Dabei ist es völlig egal, ob der-/diejenige Arbeit hat, oder nicht.

Und was wird aus diesem Grundsatz?

Die Arbeitsagentur sucht für den/die Partner(in) ebenfalls nach einem geeigneten Arbeitsplatz und zwar nach einem, in dem mehr zu verdienen ist, als bei der aktuellen Arbeitsstelle.
Wird ein solcher Arbeitsplatz gefunden, so ist der/die Partner(in) verpflichtet, den Arbeitsplatz zu wechseln, um mehr zu verdienen und dadurch die notwendigen Unterstützungsleistungen nach Hartz IV zu vermindern.

Gezeigt wurde als Beispiel ein Fall von einer Ehefrau, die gezwungen wurde, eine neu vermittelte (und besser bezahlte) Arbeitsstelle anzunehmen, obwohl sich bei der Vorstellung bereits abgezeichnet hatte, dass diese neue Arbeitsstelle lediglich für einen begrenzten Zeitraum besteht und danach eine Entlassung (vermutlich dann ebenfalls in die Arbeitslosigkeit) fällig gewesen wäre.

Sie hat die neue Stelle nicht angenommen und steht heute noch in Arbeit und Brot.
Aber ihrem Partner wurde die Unterstützung um eben den Betrag gekürzt, den sie an der neuen Stelle hätte mehr verdienen können.

Und jetzt wieder mal meine fassungslose Frage: Ja sind wir denn eigentlich noch ganz .... ?

Nowalic
130. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.12.06 17:27

Dann ergänze ich mal die Serie der arbeitsagenturiellen Hartz-IV-Schoten um die folgende: [zwei Quellen]

http://www.linkezeitung.de/cms/content/view/1389/32/

http://www.gegen-hartz.de/nachrichtenueb...988d0917102.php

Wer sie nicht alle hat? Na, ihr wisst schon ...

Einer meiner Schüler ist übrigens gerade in die Sozialdarwinistische Partei Deutschlands eingetreten. Hab vergeblich versucht, ihn davon abzuhalten. Mal sehen, was er so erzählt ... Die CapitalDarwinistische Union kam für ihn (aus Kaufmannsfamilie islamischer Herkunft), dem Allah sei Dank, nicht in Frage.

Bluevelvet
(heute auf "bösartigem" Tripp)
131. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.12.06 19:24

Vielleicht sollten wir die Studiengebührenberechnung von Pauschalsätzen auf Prozente der Tagessätze der Eltern des Studienanfängers umstellen ...

Wenn es nach mir ginge, gäbe es ein Wohungssicherungsgesetz, nach dem jeder, der zwei Jahre lang seine Wohnung vom eigenen Gehalt ohne Mietbeihilfe etc. finanziert hat, dort auch wohnen bleiben kann, wenn er das wie auch immer benannte "Nachfolgegeld" des ALG bekommen muss.

Ok, ist alles überflüssig, ich schaff den Kapitalismus ja eh ab. *ggg*

Bluevelvet
132. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 07.12.06 00:40

Hi folks!

Kannibalekanibalelenkannnoch?

Ich glaube es wird Zeit für praktische Tipps:

Blue bleib`bösartig aber sozial,bitte.(aber wem sag ich das)

Gerryxxx:

Darf man heutzutage im "Medizinstudium" noch Hippokrates lesen?

Melde dich einmal für 4 Wochen zu Wasser und Brot,äähh, "Ärzte ohne Grenzen".

Kennst du nicht?

Dann wird`s schwierig.

Machst du nicht?

Ok,deine Entscheidung.

Willst du nicht?

Auch in Ordnung.

Du kennst,willst und machst es nicht?

Kannibalenkannibalenkanni....

Oha,


Black Panter
133. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 07.12.06 13:32

Hallo Gerryxxx!

Ich weiß nicht,ob du unsozial bist.

Ich halte dich nur für wenig kenntnisreich.

Der Weg,den DU gegangen bist:Respekt.

Es gibt aber jede Menge Menschen die diese Kraft nicht haben.
Ist dir schon mal in den Sinn gekommen,daß hinter dem arbeitslosen,rauchenden Autofahrer ein Mensch stecken könnte,der verzweifelt versucht seine Fassade aufrecht zu erhalten,damit er nicht völlig abschmiert?

Immerhin scheinst du bereit sein zu denken.


Black Panter
134. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 07.12.06 15:44

Zitat

Ich wünsche dir,ernst gemeint!,daß du nicht in solch eine Situation gerätst.

Heut mal wieder Schreibstunde zum Thema habe.

Lieber Black Panter, das wünsch ich nicht mal meinem ärgsten Feind, weil ich weiss was das für eine "Schei**e" ist, wenn man erstmal mitten drin ist. Hiervon kann nur jemand fachkompetent mitreden, wer entweder ->

a) von selbst von betroffen ist
oder
b) wer wem sowas aufdrückt (hier aber nur bedingt)

@ Gerryxxx
Zitat

Er fährt ein Auto - unter anderem auf meine Kosten.

Ich glaube nur ein ganz minimaler Prozentsatz können sich von HartzIV ein Auto bzw. dessen Kosten leisten - wenn überhaupt aus eigener finanzieller Kraft, sondern mehr sponsored by Familie, Mutti & Papi - bzw. noch schlimmer, illegaler Geschäfte nebenbei - die sehr gewinnträchtig, aber auch gefährlich sind, wie Drogenhandel/Kurier, nur um ein Beispiel zu nennen. Dann lässt es sich auch mit Hartz IV gut leben. Das ist aber weder die Masse in von betroffenen in Deutschland, noch die Norm.

Denk mal nach LEGAL unmöglich!!!! Also hör uff son Mist daherzulabern. Du diskreditierst hiermit alle, die sagen wir zumindestens halbwegs ehrlich auch mit Hartz IV versuchen zu überleben zu wollen - zum Leben zu wenig und zum Sterben zuviel.

Dein Gedankenansatz ist einfach falsch - zumindestens in dieser Richtung - weil Du versuchst das zu pauschalisiern. Das Gleiche gilt auch für die anderen Dinge Die Du in dieser Richtung angeführt hattest. Hunde halten, Zigarettenkonsum usw....

Na und? Hund & Zigaretten, kannst ja wohl kaum vergleichen mit einem Luxusgut Auto bei einem Hartz IV Patient. Ein Hund ist für manche ein Freund und letztes Lebenselexier um nicht total abzurutschen... Zigaretten OK ein Sucht (Gehört nicht im Katalog des Warenkrobs für Überlebensminimum). Und Auto - Du wirst lachen, im ländlichen Raum (z.B. Kuhbläke haste nicht gesehen) Grundvoraussetzung um zu überleben, von Hartz IV. Es gibt nämlich dort kein ÖPNV. Wat sollen die denn machen Gerry? Nicht jeder wohnt in Köln/Bonn, Frankfurt/M., München, Berlin, Hamburg, Leipzig, Dresden - gibt ja noch mehrere grossstädtische Ballungszentren in Deutschland. Sollen die verrecken?

Ne Du sagst nein - die können sich ja ne Job suchen, woanders.

Klar dann kann man ganze Landstriche in den neuen Bundesländern, aber auch im Ruhrpott zuscheissen und einebenen = Wüste, weil dort mehr Arbeitslose ohne Zahlungskraft sitzen, als welche was haben - und somit - keine Zahlungskraft - kein Umsatz - noch mehr bei Hartz IV = Endlospirale!!!!. Gerry Du bist intelligent, und Du weisst wo das zukunftsprognostisch endet. Garantiert in einem keinem "rosaroten Schlaraffenland".

Was allgemeines. An der Situation sind auch nicht die Ausländer (süd)östlich Deutschlands Landesgrenzen schuld. Die gehen nur dahin, wo sie auch mit einem kl. Lohn/Gehalt was in ihrer Heimat, wie ein 6er im Lotto ist hier arbeiten - kann ich nachvollziehen - wenn ich von dort käme.

Der Unterschied ist aber nun mal der - dort unterscheidet sich das Niveau der Lebenserhaltungskosten, extrem von unseren (Stichwort: Massenproduktion in China, ganz fern oder VW (Skoda) in Tschichen, oder Audi in Polen/Russland), weil für die sogar 1 Euro u.u. reicht um pro/Tag die ganze Familie zu ernären. Ich weiss ist ein extremer Vergleich - aber nun mal real existent wahr.

Noch ein Beispiel.....

Die Spargelbauern in Deutschland suchen Arbeitskräfte, für das leggre Gemüse zum ernsten.

Macht kein Deutscher (muss dazu sagen, weil ich es am eignen Leib spürte in frühester Jugend - megaanstrengend ist - nur für Eigenbedarf und Familie), weil unterbezahlt für Deutsche.

Jetzt kommen die Polen ins Spiel, für die ist der Job OK, weil mit dem Lohn lässt es sich in Polen prima auskommen (weil die sogen. Lebenserhaltungskosten halt niedriger sind) - aber nicht in Deutschland!

Und nun kommt es noch krasser! Gedächtnisbericht ausm TV

Weil die Polen in Deutschland besser verdienen, natürlich schlechter als die Deutschen, gegen bei einem Obstbauer in Polen, die Ukrainer schaffen, weil es denen noch beschissener als den Polen geht.

Also wo ist da die Grenze?

Ich befürchte, es ist ein globales wirtschaftlich- und gesellschaftliches Problem

Der Staat hat an sich die Macht, zu sagen, die Wirtschaft muss in Deutschland bleiben. Wenn sie das nicht tut - nur weil alles zu teuer ist in Deutschland (Lebenserhaltung usw...) und Geweinnmaximierung nur im Auge hat - nach mir die Sintflut, sollte abgestraft werden, z.B. mit Strafzöllen, wer der Meinung ist in China gibt es fas alles für "umme".

Allerdings hab ich den Eindruck, das nicht nur wenige geschmiert werden in unserer Legislativen als sowohl auch Executiven, weil Sie ja auch selbst nicht unterbezahlt in irgendwelchen Aufsichtsratspöstchen sitzen und heftig sich privat die Taschen füllen, damit Grosskonzerne machen können was sie wollen.

Skandale in der Richtung wurden schon öfters in der Richtung aufgedeckt.

Das ist eine schamlose Ausnutzung der Vokabel Demokratie zum eigenen Nutzen.

Nun frag ich mich ganz ehrlich, wer ist der schlimmere in unserer Gesellschaft? Ne kl. Hartz IV Empfänger, oder jemand, wie z.B. Hans Esser, oder anderen GrossManagern div. Industrie/Bank-Konzerne - welche Gehälter jenseits von "Gut & Böse" erhalten, für was frag ich mich ernsthaft Ein Konglomerat, zw. Politik und Wirtschaft, ohne Beteiligung der kl. Leute ohne finanz. Rückhalt?

Könnte das noch ausdehnen - aber im Mom. mag ich es nit.

XR
135. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 07.12.06 16:21

Zitat
Nun frag ich mich ganz ehrlich, wer ist der schlimmere in unserer Gesellschaft? Ne kl. Hartz IV Empfänger, oder jemand, wie z.B. Hans Esser...


Hallo xrated,

die Frage ist gut. Die Antwort möglicherweise weniger, weil man es sich mit der nicht ganz so einfach machen kann.
Zweifellos muss man einen Teil der großen Konzernbosse (ich will hier keine Namen nennen, aber Jeder weiß, wer gemeint ist) im Grunde nichts anderes als Volksschädlinge in Nadelstreifen ansehen. Und ich geniere mich dabei nicht, dieses böse und unheilbeladene Wort in diesem Zusammenhang in den Mund zu nehmen, denn was diese Menschen tun, kann man nicht anderst bezeichnen. Oder doch?
Stimmt: WERTSCHÖPFUNG, nennen es manche. Schönes Wort, aber auch nichts anderes als Volksschädling!
Das wäre also das eine Extrem.

Das andere Extrem sind diejenigen, die Gerryxxx meint. Und die du selbst damit in Schutz genommen hast, dass Spargelstechen "megaanstrengend" ist.
Stimmt. Gurkenernte einen Tag lang auf dem "Gurkenflieger ist es auch. Aber wer sagt denn eigentlich, dass Arbeit zur Sicherung der eigenen Existenz nicht anstrengend sein darf?
Die Arbeit der Müllmänner ist auch anstrengend und die der Zimmerleute auch und wer schon mal beim Daimler am Fließband war, der weiß auch, was Arbeit bedeutet.
Niemand hat uns versprochen, dass unser Lebensunterhalt bequem und angenehm ist und schon gar niemand hat uns jemals einen Rechtsanspruch darauf gegeben. Im Gegenteil: "Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen" steht in der Bibel (nachzulesen bei Adam und Eva). Uns so ist es zumindest für die meisten auch heute noch.
Als Entschuldigung, lieber auf Kosten der Allgemeinheit zu leben, kann man "ist mir zu anstrengend" allerdings nicht gelten lassen.

Andererseits ist es gar nicht so, dass es bei uns im Lande keine Arbeitsplätze gibt. Ich bin beruflich ein bisschen mit sowas befasst und ich kriege jeden Tag Klagen von Arbeitgebern zu hören, die händeringend nach (guten!) Arbeitskräften suchen und keine bekommen weil´s keine gibt.
Such mal einer in Baden-Württemberg einen Maurerpolier oder einen Zimmermann oder einen CNC-Dreher oder einen guten Industriekaufmann oder -- oder -- oder --

Also scheint mir, ist das Problem doch nicht nur schwarz oder weiß. Es gibt sicher viel Grau dabei und für die wurde unser Sozialsystem ursprünglich geschaffen. Aber gegen nur schwarz oder nur weiß (jetzt mal bildlich gesprochen) sollten sich unsere Politiker endlich mal was einfallen lassen. Weil beides Volksschädlinge sind. Genauso wie die Politiker, die sich von deren Lobbyismus einfangen, umgarnen, beeinflussen oder gar kaufen lassen.

Und jetzt pack´ ich meinen Toilettenbeutel, denn sicher bin ich jetzt nicht mehr weit vom Gefängnis weg

meint
nowalic
136. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 07.12.06 18:09

@ nowalic
Danke für Deine Antwort.

Ach was - Knast? Im Knast wird man beköstigt, hat es warm und verdient sogar noch ein paar Taler auf Kante für später....

Um aufs wesentliche zu kommen nochmals - wenn Arbeit ordentlich bezahlt wird - robbe ich auch täglich durchs Feld, um ordentlich nicht nur leben zu können, sondern mir auch etwas leisten zu können. Und genügend motiviert, das er weiss - mensch ich bin was wert, geht jeder ohne zu zucken aufs Spargelfeld, aber nicht für ein Hungerlohn.

Zumal das ist ne Milchmnädchenrechnung - wenn schlecht bezahlt - immer noch kein zusätzlicher Konsum. Allerdings wenn gut bezahlt, kurbelt es Konsum und Innenwirtschft/Konsum gleichermassen an.

Wir zerreissen uns aber! Solange es ein Gefälle in den Lebenserhaltungskosten in den östlichen EU-Ländern, mal von fernöstlichen Ländern ganz zu schweigen - gibt es nur ein Gewinner mit max. Profit, welches mit Sicherheit nicht der Deutsche Arbeitnehmer ist. Sondern Du kannst es Dir denken.

Das heisst eine Politik ist gefordert die Dumpinglöhne unmöglich macht (wo für den Inlandarbeitnehmer auch noch ein wenig übrig bleibt für Konsum), Unternehmen abwandern nach sonstwohin, und wenn - kräftig beim ReImport bluten müssten - das es sich nicht lohnt mit den Produktionsstandorten nach China zu ziehen. Sprich also restriktive Massnahmen auch für geldgierige Unternehmer. Das ist aber Utopie, solange Politiker selbst in irgendwelchen Aufsichtsräten sind, hiermit käuflich und sich die Taschen selbst (zusätzlich) füllen.

Ich dacht hätte mich da klar genug ausgedrückt.

VG XR
137. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 07.12.06 21:36

@Gerryxxx: Kapitalist!

Nee, mal seriös: Nur weil du es schwer hattest, müssen es denn die Anderen genauso schwer haben? Bei dir kommt es mir so vor als hätte ich einen alten Opa vor mir so von wegen "Das war in meiner Jugend schon gut, dabei bleiben wir!" Aber die Welt hat sich verändert, und wenn wir uns nicht anpassen, nun, wir wissen was aus den Dinosaurieren wurde...

Zitat

Wer heute arbeiten will, der kann das auch. Vielleicht nicht in einer klassischen, festen, sozialversicherungspflichtigen Arbeitsstelle. Aber irgendwo findet sich immer eine Gelegenheit ein paar Euro zu verdienen. Sei es nun das Zusammenschieben von Einkaufswagen oder das Putzen von Autoscheiben an der Ampel.

Und das ist ja wohl die Frechheit des Kapitals! Arbeit findet man wirklich, das bezweifle ich keine Sekunde. Ein Sklave hat auch immer arbeit. Aber das kann ja wohl nicht das Ziel sein, das man seine Leistung erbringt damit ein Anderer davon im Luxus lebt. Arbeiten, ja, aber nur für entsprechende Vergütung. Ich finde die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens nicht schlecht, und dass nicht erst seit 2 Jahren, ich spielte schon vor 20 Jahren mit solchen Gedanken, damals war aber das kulturelle Umfeld noch besser dazu geeignet. Das Problem ist, das teure Arbeitskräfte durch billigere Maschinen ersetzt werden, die keine Sozialabgaben bezahlen müssen, die ihre Leistungen nicht versteuern müssen, die nicht nach 8 Stunden am Tag aufhören und keine Ferien verlangen.

Und du kannst einen Mann, der im Büro gearbeitet , den ganzen Tag auf einem Stuhl gesessen hat und nie an die frische Luft gekommen ist nicht zum Spargelstechen abkommandieren ohne dass er am zweiten Tag krank ist. Ich spreche da aus eigener Erfahrung, und ich habe gelitten, das ist nicht Menschenwürdig! Wie es schon erwähnt wurde, wir sind alle Individuen, und nicht jeder ist für jede arbeit gleich gut geeignet. Aber gerade in unserer Gesellschaft kann man nicht wo arbeiten und nur 80% Leistung erbringen. So jemand ist Heute untragbar.


Zitat

Andererseits ist es gar nicht so, dass es bei uns im Lande keine Arbeitsplätze gibt. Ich bin beruflich ein bisschen mit sowas befasst und ich kriege jeden Tag Klagen von Arbeitgebern zu hören, die händeringend nach (guten!) Arbeitskräften suchen und keine bekommen weil´s keine gibt.

Und da frag ich mich doch, warum bilden diese Leute denn nicht ihre eigenen Arbeiter aus? Angelehrnte Hilfskräft. Ohne offizielle Diplome etc. Solche Leute bleiben der Firma normalerweise treu und rentieren sich somit. Man muss nur die faulen Äpfel rechtzeitig aussortieren.

So, hätte noch viel zu schreiben, aber meine Freundin hat vorrang
138. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 08.12.06 00:57

Hallo Leute!

Erst einmal DANKE an X,L und N.
Fast wäre ich in Versuchung gekommen Zeit zu verschwenden.

D`rum kann ich`s kurz und schmerzvoll machen:

Gerryxxx!

Du gaubst du weißt was Leiden,oder was schwer ist?

Du weißt gar nichts,aber das jede Menge.

20 m²?

Purer Luxus.

Sei wenigstens konsequent und behandele keine Arbeitslosen mehr.

Das wirst du nicht machen.
Es könnte deiner Karriere schaden.

Ich wünsche dir von Herzen,daß du von Schicksalsschlägen verschont bleibst.

Und jetzt lese ich die Beiträge der Denkenden.


Black Panter
139. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 08.12.06 08:10

Zitat
Und da frag ich mich doch, warum bilden diese Leute denn nicht ihre eigenen Arbeiter aus?


Hallo LordGrey,

das würden die, von denen ich gesprochen habe, ja gerne tun. Wenn sie nur brauchbare Lehrlinge (ich wähl mal ganz bewusst dieses Wort) kriegen würden.
Solche, die a) in der Schule ein bisschen was gelernt haben, b) überhaupt eine Schule abgeschlossen haben, c) ein bisschen "Bock" auf ihre Arbeit mitbringen.

Kennst du so jemand? Dann schick ihn zur nächsten Arbeitsagentur oder in den nächsten Handwerksbetrieb.
Gruß
nowalic
140. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 08.12.06 10:43

@black panter
sei mit solchen äußerungen wie "oh, hier wird gedacht!" oder "ich lese nun beiträger der denkenden" etwas zurückhaltender. (kleiner tip) du setzt dich dadurch nicht gerade in ein vorteilshaftes licht und machst dir auch keine freunde, selbst bei denen, die du in dem moment nicht explizit ansprichst und die für dich vielleicht sogar zur denkenden bevölkerungsgruppe gehören. (schon etwas arrogant, das beurteilen zu wollen, oder??)
ich beobachte halt, daß in sehr vielen deiner beiträge äußerungen in dieser richtung kommen...
daß das rationale denken uns als menschlichen wesen von der tierwelt unterscheidet ist glaube ich hinlänglich bekannt und selbstverständlich, und du mußt das glaube ich nicht in jedem zweiten beitrag erwähnen...
(meint lordZ als außenstehender)
PS:
und wenn das niveau mancher beiträge deinen intellekt tatsächlich unterfordern und beleidigen sollte, dann hätte ich noch einen gutgemeinten rat: irgedein weiser mann tätigte die aussage:
si tacuisses, philosophus mansisses - wenn du geschwiegen hättest, wärest du ein philosoph geblieben...
DENK mal darüber nach...
nix für ungut!
*michwiederzurückzieheundzuschauewieihreuchgegenseitigzerfleischt* *grins - über politik zu diskutieren ist so sinnlos! jeder hat dabei nämlich die wahrheit gepachtet... *
141. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 08.12.06 14:03

Hallo lordz!

Vielleicht hast du recht.

Danke.


Black Panter
142. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 08.12.06 16:51

Ich merk schon - der Thread ist tot und wir drehen uns alle (wieder) im Kreis - Schade eigentlich, gerade wo es interessant wird/wurde.

XR
143. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 08.12.06 17:53

Hi friends,

ich finde den Gedanken- und Erfahrungsaustausch in diesem Thread sehr gut und fruchtbringend, auch und gerade weil wir nicht immer einer Meinung sind. Gegensätzliche Meinungen zwingen ja gerade zu einer Überprüfung und Profilierung der eigenen Position.

>Humor on<
Zitat

über politik zu diskutieren ist so sinnlos! jeder hat dabei nämlich die wahrheit gepachtet...

Das kann so nicht stimmen, lordZ, denn ich hab sie bereits gepachtet! Demnach sind auch folgende bekannte Sätze falsch:

- "Der Führer hat immer recht." Adolf H.
- "Die Partei hat immer recht." Erich H.
- "Der Markt hat immer recht." Hans-Olaf H.
*ggg*
>Humor off<


Ich möchte gerne noch einmal kurz auf das Problem der demotivierten Jugendlichen eingehen. Es ist ein Problem, mit dem ich mich bekanntlich täglich herumzuschlagen habe. Das diesbezügliche Bild in der Schule ist sehr heterogen. Es gibt viele Jugendliche, die leistungsmäßig hochmotiviert sind und auch ein tadelloses Sozialverhalten haben.

Andererseits gibt es natürlich auch solche, die mit nichts mehr zu motivieren sind. Ich habe mich und die betreffenden Schüler oft gefragt, woher diese Haltung kommt. Mein Ergebnis ist, dass auch der Hintergrund dieser Null-Bock-Haltung heterogen ist. Manchmal ist es einfach Schulmüdigkeit, die Arten des Lernens in der Schule werden als dauernd unbefriedigend erlebt. Ich erinnere mich an eine Klasse oder besser einen Kurs, in der/dem nichts mehr ging. Überzeugungsarbeit und Hinweise auf die Zukunftsrelevanz des zu Lernenden und der zu erwerbenden Noten nützten ebensowenig wie "Den-Feldwebel-Spielen". Vom Methodischen her habe ich das ganze moderne Arsenal durchprobiert. Es ging nichts. Jede Leistungsanforderung wurde von 80 % der Schüler als Zumutung erfahren, und ich war froh, dass ich sie irgendwann los war; es waren die schlimmsten Stunden in der Woche. Quatschen und Unsinn machen ist einfach interessanter als mitzuarbeiten und über wirtschaftliche Grundbegriffe und Anwendungsbeispiele zu diskutieren. Auch mein Humor hat nichts mehr retten können. Ich glaube, die haben sich einfach gesagt: Ich bekomme keine Prügel und immer genug zu essen, was soll`s? - Inzwischen weiß ich, dass hinter solchen Haltungen oft die schon früh ins Bewusstsein tretende berufliche Perspektivlosigkeit ist.


Dialog:

Blue: "Ihr müsst um eure Noten und um eure Zukunftschancen kämpfen! Fangt jetzt an, um eure Ausbildungsplätze zu kämpfen!"
Schüler: "Ach, Herr Bluevelvet, wir mit unseren Hauptschulabschlüssen haben eh keine Chance. Uns will sowieso niemand."

Ich finde diese Hoffnungslosigkeit gerade bei jungen Menschen einfach erschreckend. In der ehem. DDR hätten diese jungen Leute in den LPGs etwas gelernt, das man realistisch eigentlich Landwirtschaftshelfer nennen müsste. Sie bekamen aber den Titel des Agrartechnikers und haben dann Tiere gefüttert und Traktoren gereinigt. Immer noch besser als ohne jede Perspektive dazustehen. (Kein Missverständnis bitte: Ich will ja nicht der DDR-typischen Mischung aus Diktatur und Ineffizienz das Wort reden!)

Aus meiner früheren Tätigkeit als Sozialpädagoge, Lehrgangsleiter und Stellenvermittler weiß ich eben, dass auch gute Schüler oft nichts finden. Und zwar einfach deshalb, weil keine Ausbildungsstellen angeboten werden. Gelegentlich reicht auch ein kleiner Sprachfehler, die falsche Haarfarbe o.ä. Ein etwas vollschlankes Mädchen braucht sich meiner Erfahrung nach nur wenig Hoffnung auf eine Stelle als Zahnarzhelferin machen. Klar, sie nimmt in den engen Zahnarztpraxen zuviel Raum ein.

Fast jede Firma jammert, natürlich bei guten Gewinnen, über die angeblich zu hohen sog. Lohnnebenkosten, aber jeder zweite Betrieb, dem ich Jugendliche als mögliche Auszubildende vorgestellt habe, wollte einen Ausbildungszuschuss vom Arbeitsamt. Pure Doppelmoral, finde ich. Aber was interessiert die Firmen Moral!

Sehr traurig finde ich, dass inzwischen selbst sehr fähige Schüler, solche, die jetzt vor dem Abitur stehen, aufgrund der Verschuldungspolitik per Studiengebühren auf ein Studium verzichten. Bildung und Besitz geraten wieder in eine Hand und das ist entgegen den offiziellen Verlautbarungen wohl auch Ziel dieser Bildungspolitik.

Soviel erstmal für jetzt.

Blue
144. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 08.12.06 20:39

Hallo Alle!

Hallo bue!

Eine vortreffliche Analyse.

Ich erinnere mich lebhaft an einen Französischlehrer in der 7.Klasse.
Ein Freund von mir fand es damals witzig eine Tränengasbombe während der Stunde zu zünden.
Nicht mal mich hat er informiert.
Aber wir waren halt Rabauken.

Herr Dr. ......... hat sich umgedreht,ist durch die Tür gegangen und hat von außen abgeschlossen.
1 Jahr später war er Vertrauenslehrer und als er heiratete haben ihm fast alle gratuliert.

Ist so etwas eigentlich heute noch möglich,oder hätte man als Lehrer Konsequenzen zu fürchten?


Black Panter
145. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 09.12.06 12:04

Toll das es weiter geht - Dank Blue *freu*, im übrigen ein Klasse Beitrag, zur Situation und Stand bei unserer Jugend - unsere Zukunft, die ja angeblich mal unsere Renten finanzieren sollen/wollen? Ja bloss wie, wenn sie total demotiviert sind, obwohl nicht alle "hirnampiutiert sind", sondern einfach keine Chance erhalten - sollen die jetzt auch nach China ziehen, weil man da mitm paar Euro auskommt?

Blue - zum Thema DDR haste natürlich gar nicht mal unrecht, weil ich selbst dort gross geworden bin. Was die Bildungspolitik betraf damals in der DDR - mal von der "Rotlicht-Gehirnwäsche", welche vortrefflich auf Grund meiner familiären Verhältnisse (sogen. damalige Westverwandschaft, ne OPA der im II.Weltkrieg, die Russen in "" geliebt (gehasst) gelernt hat - kurz vor Moskau (ok ne andere Geschichte)), bei mir abgeperlt ist (obwohl ja vieles eigentlich wahr ist, bzw. sich bewahrheitet hat - ich sag nur "Das Kapital"... Ich könnt viel hierzu noch erzählen.

Ich hab zumindestens einen gleichwertigen (POS-Polytechnische Oberschule) Real-Schulabschluss mit 2 und ein FA-Brief auch mit fast 2. Das wurde mir garntiert nicht im Schoss gelegt oder geschenkt. Ich musste Tatsache hierfür etwas tun. Und Wunschberuf gabs nur für Linientreue - selbst wenn sie ne 3 hatten aufm Zeugniss, aber nicht für Meggerer und Systemkritiker. Was es aber nicht in der DDR gab - Perspektivlosigkeit was Arbeit/Beruf betraf. Ich hab so halbwegs damals mein Wunschberuf erlernen dürfen, hatte hiernach ne Job der mir gefallen hat - naja über Bezahlung kann man sich streiten aber bis vor kurz Nov 1989 gehörte ich schon zu der gut verdienenden werktätigen Bevölkerung mit über 1200 Ostmark - allerdings rollender Schichtdienst (auch anstrengend), in einem Mainframe-Rechenzentrum als sogenannter Operator, der nicht nur ein Drucker mit Papier füttern, sondern auch bissel geistig was auch Tasche haben musste z.B, JCL ausm FF.

Lange Rede kurzer Stuss, mal von der ganzen "roten" Scheisse damals abgesehen und am Bahnhof Friedrichsstrasse endete die S-Bahn für den Ostler - ging es mir bis dato gut, für Arbeit ohne betteln - konnte mir sogar auch mal was teures leisten (Konsum war sehr teuer in der DDR)

Wer wirklich nicht naturveranlagt Faul und Doof war, und sich ein klein wenig zumindestens äusserlich mit dem System arrangiert hat, dem ging es gut und musste keine Angst haben.

Wie ist es denn jetzt heute mit der Jugend & Schule/Ausbildung Ich weiss nur eines, ich möcht heutzutage kein Schüler/Azubi mehr sein - nicht mal ansatzweise. Weil das alles nur noch Scheisse ist.

Drogen/Gewalt (irgendwelche Kiddies, die ausrasten, weil sie zuviel Ballerspiele aufm PC spielen und das real ausprobieren wollen - siehe letzte Ereignisse in der Presse). Und nein die Kinder sind nicht hieran schuld, sondern das ganze System in dem wir leben hat da versagt.

Die Eltern solcher Kiddies, entweder selbst arbeitslos (frustig, ziellos und planlos), oder das andere extrem so von ihrem Job vereinnahmt, das nicht mal mehr die Supernanny helfen kann - das nenn ich aber allgemin - Vernachlässigung.

Dann erwartet man doch nicht etwa, das die Kiddies sonderlich motiviert sind..

Wat sagtst dazu Herr Blue - hab ich das halbwegs richtig erfasst, die Situation?

Und ganz ehrlich - Lehrer möcht ich auch nicht sein heutzutage - Nur wenn ick ne Paddel mitnehmen darf *sfg*. Aber sowas ist ja auch keine Lösung.

Klar wir hatten früher auch Unsinn und Flausem im Kopf in der Schule gehabt und Mist gebaut, Lehrer geärgert (wer es hat mit sich machen lassen...). Aber ein Lehrer mit gutem (dominanten) Durchsetzungsvermögen, da hatte sogar jeder Kasperkopf respekt vor gehabt und ward ein lieber Junge bzw. Mädel

Tja, das wollt ich mal loswerden zum Thema - Gesellschaft/Politik/Wirtschaft/Bildung usw....
... Es geht wirklich sehr viel schief in unserem deutschen Staat.

VG XR
und trotzdem allen ein schönes ruhiges 2. Advent-WE

PS: Im übrigen bin ich BJ. 1964 und wollte eigentlich im "goldenen Westen" *lol* gross werden - nur meine Eltern hatten es verpeilt kurz vor Aufbau des sogenannten eisernen Vorhanges, dort zu bleiben... Ne Quatsch - Eigenheim und Familie hielten sie hiervon ab....

PS: Bissel Korrektur und Ergänzungen....
146. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 09.12.06 15:59

Es ist schon lange meine Überzeugung, das der Sozialismus gar nicht so schlecht istm, solange die Führungsspitze wirklich dahintersteht und das auch lebt. Ich geh aber auch mit vielen Schlagworten des klasischen Kommunissmus nicht einig. Nicht alle Menschen sind gleich. Sie haben lediglich die gleichen Rechte, und damit einhergehend die gleichen Pflichten. Und in dem Rahmen muss man auch rücksicht nehmen auf individuelle Schwächen und Stärken. Wichtig ist ein Bewusstsein zu schaffen, das gewisse Arbeiten getan werden müssen und jemand da einfach ran muss. Bestimmt macht keiner gerne die Müllentsorgung oder arbeitet in der Kanalsanierung. Ich bin aber davon überzeugt dass man die Leute dazu findet wenns drauf ankommt.

Und noch was in persönlicher Sache:
@ xrated: Pass auf wass du über Ballerspiele sagst! Tausende und abertausende von Menschen spielen Ego- und Tactical-shooters, und laufen nicht Amok. Einige von denen spielen auch Paintball oder sind in Schützenvereinen aktiv. Denoch läuft nur ein ganz kleiner Teil von denen Amok. In den Achtzigern Jahren war die gleiche Hysterie mit den damals neu aufgekommenen Rollenspielen. Von der Presse hochgespielt, von den Politiker aus unwissenheit verteufelt und zu Wahlkampfstrategie missbraucht. Es gibt Heute schon mehrere psychologische Studien, welche die Behauptung der Presse, "Ballespiele" seien für die gewaltbereitschaft verantwortlich, wiederlegen. Interessant fand ich in diesem Bezug die eine Studie, die aussagte, das Video wesentlich schädlicher ist als das aktive Eingreifen in das Geschehen was Computer-Spiele erlauben.

Grüssli
Lord Grey
147. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 09.12.06 18:26

Sozialismus bedeutet für mich eine demokratische und solidarische Wirtschaftsweise, die sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert. - Dass der Sozialismus der DDR ein diktatorischer und ineffizienter war, bedeutet ja nicht, dass er nicht als demokratischer und leistungsfähiger möglich wäre. Ich plane dazu einen eigenen Thread, aber zuerst muss ich mich arbeitsmäßig wieder etwas freischaufeln. Ich freu mich jetzt schon auf das gedankliche Schützenfest, das dann folgt.

Bluevelvet
148. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 10.12.06 09:30

Gerade war auf WDR3 in der Serie "Lebenszeichen" - regelmäßig sonntags von 08:30 - 09:00 Uhr - die Sendung

"Ausgegrenzt von dieser Gesellschaft!
Armsein in Deutschland"

zu hören. Ich glaube, es ist wichtig, sich die menschlichen Folgen der seit Jahren betriebenen "Sozial"politik aus dem Mund der Betroffenen selbst anzuhören.

Der in der Tradition der Staatsvertragstheoretiker der Aufklärung denkende amerikanische Philosoph John Rawls hat einmal folgendes Gedankenexperiment entwickelt:

Wie sollte eine gerechte Gesellschaft konstruiert sein? Man nehme an, niemand wisse hinsichtlich der zu konstruierenden künftigen Gesellschaft, welche Position er in ihr einnehmen werde. Sie sollte aber so beschaffen sein, dass man in ihr ein sozial akzeptables Leben führen könne, völlig unabhängig davon, welche Position man in ihr einnehme.

Natürlich ist das eine philosophische Fortentwicklung und gesellschaftspolitische Anwendung der sog. Goldenen Regel, die m. W. alle Kulturvölker als Handlungsrichtschnur kennen. Die auch in obiger Sendung dargestellte Entwürdigung einer immer größeren Anzahl von Menschen löst bei mir jedenfalls Mitleid und Empörung aus.

Hier der Link, unter dem ihr euch die Sendung anhören oder als PDF-Dokument herunterladen könnt.

Bluevelvet
149. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 10.12.06 10:42

Hab mir mal das PDF reingezogen - dem gibt es kaum etwas hinzuzufügen, weg- oder schönzureden - das ist die krasse ungeschönte Realität - Armut in Deutschland.

Bestimmte Dinge erinnerten mich an eigenes erlebten. Das zum Beispiel mit dem Krankenhaus. Kann nur jeden HARTZ IV Patient vor einer längeren Krankenhausbehandlung warnen. Es wird Dir Tatsache knapp 10 Euro pro Tag von Hartz IV abgezogen und die GKV holt sich auch noch mal 10 Euro pro Tag zurück. Also kostet ein Tag fürn Hartz IV Empfänger im Krankenhaus 20 Euro - unfassbar...

XR
150. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Siro am 10.12.06 13:28

Hallo Leute

@LordGrey
Zitat

Und da frag ich mich doch, warum bilden diese Leute denn nicht ihre eigenen Arbeiter aus?

Tja, dein Ansatz wäre schon richtig, nur leider kann ich dir aus meiner Erfahrung als Unternehmer sagen, dass dazu einerseits in einer KMU teilweise die nötigen Mittel- und Zeitresourcen fehlen.
Die immer kleiner werdenden Margen,die zum Beispiel eine Ausbildung von Quereinsteigern, die man ja aus Mangel an gelerntem Personal einstellen muss, einfach nicht zulassen.

Bei den Lehrlingen ist es so, dass diese erst in den letzten Jahren ihrer Ausbildung zu rentieren beginnen. Zumal sie bei uns in der Schweiz schon teilweise zweimal in der Woche in der Berufsschule weilen.Hinzu kommt, dass die meisten nach der Lehre den Betrieb verlassen.
Ein weiterer nicht unwesentlicher Punkt ist der, dass man schon bei der Auslese eines Schulabgängers probleme hat einen valablen Kanidaten zu finden.Die meisten sind immer noch auf eine kaufmännische Karriere aus.Die wenigen die einen handwerklichen Beruf ausüben wollen, wissen sogar was sie verdienen möchten, sich aber dafür anzustrengen,das kommt den wenigsten in den Sinn,denn es wird ihnen ja zuhause schon alles hingelegt.Die heutigen Jugentlichen sind sogar schon soweit, dass sie sich fragen: Wieso soll ich überhaupt eine Lehre beginnen. Ich bekomme ja Geld vom Sozialamt.

@blue
Zitat

Blue: \"Ihr müsst um eure Noten und um eure Zukunftschancen kämpfen! Fangt jetzt an, um eure Ausbildungsplätze zu kämpfen!
\"Schüler: \"Ach, Herr Bluevelvet, wir mit unseren Hauptschulabschlüssen haben eh keine Chance. Uns will sowieso niemand.\"


Nun ich würde herzlich gerne einen Lehrling einstellen, der das nötige Zeug dazu hat.Dazu gehören meines Erachtens:Einsatzwille,Anstand korrektes Auftreten und noch einiges mehr.
Klar gibt es noch von der Sorte, leider sind die mehr als nur dünn gesäht.

Zur Firmen-Moral:
Zitat

Fast jede Firma jammert, natürlich bei guten Gewinnen, über die angeblich zu hohen sog. Lohnnebenkosten, aber jeder zweite Betrieb, dem ich Jugendliche als mögliche Auszubildende vorgestellt habe, wollte einen Ausbildungszuschuss vom Arbeitsamt. Pure Doppelmoral, finde ich. Aber was interessiert die Firmen Moral!

Dafür aber vom Staat einen Ausbildungsbeitrag zu erhaschen finde ich dann doch zuviel.


Zum Sozialstaat:
Der Grundgedanke eines Sozialstaates ist ja nicht schlecht.Nur so wie das heute läuft, wird es in einer Katastrophe enden.Vielleicht gehören wir einfach wieder einmal zurückgebombt zu Adam und Eva.



Gruss siro
151. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von mts am 10.12.06 15:17

Hallo !
In den letzten 2 Tagen habe ich mir diesen Beitrag von vorne komplett reingezogen. Vielen Aussagen kann ich zustimmen und insgesamt spiegelt der Beitrag unsere Volksmeinung recht gut wieder. Was mir fehlt ist: "Was soll gemacht werden damit es besser wird !" und "Was kann dabei mein Anteil sein?"

Lesen wir doch noch einmal den Beitrag von Why-Not vom 5.11. / 18:43 auf den bisher kaum jemand eingegangen ist.

Zitat
Zitat
Ja, eine ziemliche Sch**e, nicht wahr? Nur, was soll man tun? Würdest du das System selbst zur Disposition stellen, wie ich es vorgeschlagen habe, oder lieber Lösungen für Einzelprobleme im Rahmen des gegebenen Wirtschaftssystems suchen wollen?

Tja, nicht ganz einfach. Zumal ich die Erfahrung gemacht habe, daß die meisten Leute selbst dann nicht aktiv werden, wenn es darum geht, ihre ureigensten Interessen zu wahren. Deshalb sind die folgenden Überlegungen auch weitgehend unrealistisch.

(a) Partei "schaffen", die frei von Korruption ist
(b) Mit offensiven Wahlslogans um Länder- und Bundesparlament kämpfen
(c) sobald die Wahlergebnisse es hergeben, straffreie Korruptionsmöglichkeiten in den Parlamenten abschaffen, entsprechende Kontrollen und drakonische Strafen einführen
(d) Steuergeschenke für Firmen abschaffen (Wer vom inländischen Markt oder von der Inlands-Produktivität profitiert, trägt die Kosten für "soziale Gerechtigkeit". ) / soziale Kosten von Arbeitsplätzen abkoppeln
(e) menschenwürdige Grundversorgung einführen
(f) Infrastruktur-Versorger (Strom, Gas, ...) staatlich kontrollieren
(g) parasitäre Unternehmensformen (z. B. Rechteverwerter) auf ihre volkswirtschaftliche und funktionale Bedeutung zurechtstutzen
(h) Grundgesetz wiederherstellen
(i) wirksame, demokratische Kontrolle der Regierenden einführen
...

(a) Als erstes bräuchten wir Politiker, die "frei von Interessenskonflikten" sind. Die Chancen dazu werden mit dem Einsatz von Wahlcomputern meines Erachtens geringer. Ein Weg hierzu wäre, entweder eine eigene Partei zu gründen oder eine kleine Partei "umzugestalten". Diese Partei müßte zunächst einmal durch geeignete Satzung sicherstellen, daß in ihren Reihen korrupte Politiker sofort ausgeschlossen würden und Mechanismen existierten, die Korruption auch im Anfangsstadium schnell aufdecken. (Stichwort: Glaubwürdigkeit)

(b) Klar und plakativ die legalen Korruptionsmöglichkeiten und deren Nutzung anprangern, den Verfassungsterrorismus der aktuellen Parteien benennen und mit Beispielen belegen, Scheingegner (faule Arbeitslose, Sozialschmarotzer, terroristische Bedrohung) als solche entlarven und zeigen, daß die mit solchen Begründungen getroffenen Maßnahmen ganz andere Ziele und Wirkungen haben als angegeben.

[...] Die weiteren Punkte zu detailieren, spare ich mir mal. Würden die ersten Punkte gelingen, wäre der Rest zu schaffen.

Beliebt ist derzeit bei Politikern, sich hinter europäischen und internationalen Vereinbarungen zu verstecken - und gleichzeitig diese selbst voranzutreiben. Die Mitgliedschaft in der EU und der WTO stände daher für mich zur Disposition bzw. wäre kein Dogma. Die Unternehmen, die jetzt in erster Linie vom Freihandel profitieren, sind gleichzeitig auch diejenigen, die sich aus ihrer sozialen Verantwortung stehlen und sich auf Kosten der Allgemeinheit restrukturieren und sanieren. Das Argument, wir würden von dem "freien Handel" profitieren, würde mich daher nicht beeindrucken.

Na ja, lassen wir die Träumerei mal. Dazu müßten die Bürger sich für ihre eigenen Belange engagieren, statt RTL2 zu schauen und stumpf Politiker- bzw. Managerphrasen nachzuplappern.

Why-Not


Dieses ist kein neues Thema, sondern ein sehr altes. Platon (427-347 v.Chr) sagte dazu:
"Diejenigen, die zu klug sind, sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst."

Also müssen wir (dazu gehöre jeder von uns) uns nicht fragen: "Was tue ich eigentlich dazu, das es uns allen gut geht." Jetzt aufzuzählen: zahle Steuern, behandle alle Menschen so wie ich selbst behandelt werden möchte, usw. , das halte ich für selbstverständlich. Ich meine vielmehr UNSER Angagement in der Politik. In der Gemeinde, in der Partei, als Abgeordneter.
Für mich selbst muss ich dazu sagen, dass ich mich in meiner jungen Erwachsenenzeit sehr schnell von der Politik und den Politikern abgewandt habe, da mir deren Auftreten und die Mauschelei in unserem Ort zuwider war. Ausserdem konnte ich in der Wirtschaft mein Geld "einfacher" verdienen. Ich gebe zu, dass beim Aufstieg in der Hierachie das auch nicht immer einfach war. "Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich pfeife." Aber hier wurden zumindestenst noch meine Argumente gehört und zum Teil auch verwirklicht.
Als Ingenieur habe ich dann im in- und Ausland gearbeitet und Prokuktionsabläufe organisiert und Arbeitsschritte reduziert und verbessert. Klar wurden damit weniger Menschen für diese Arbeit benötigt. Aber ich hatte noch das Glück, das die Firma durch mehr Aufträge (Resultat der Kostenreduzierung), bzw. neuen Produkten, einen Ausgleich schaffen konnte. Eins war aber nicht mehr aufzuhalten, die Anzahl der ungelernten Mitarbeiter sank und die Ansprüche an die Mitarbeiter in der Produktion stieg. Und damit sind wir bei Schule und Bildung.

Aber zurück zur Politik und den Politikern. Jetzt sollten wir uns noch einmal den Beitrag von Why-Not ansehen und uns fragen: "Ist das wirklich nur Träumerei, oder was kann ich unternehmen damit es wahr wird."
Dazu auch http://www.sueddeutsche.de/,polm3/deutschland/artikel/976/87889/

Grüße
152. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 10.12.06 23:49

@xrated
...schon mal überlegt, was ein tag im krankenhaus einen "normalsterblichen" kostet? ich weiß nicht ob 10mal soviel überhaupt ausreicht... also mach mal halblang mit deiner empörung...
153. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 11.12.06 10:45

Hallo Leute!

Ich möchte euch ein Beispiel aus unserem unmittelbaren Bekanntenkreis nicht vorenhalten.

Ein Freund von mir ist gelernter Landschaftsgärtner.
Mit Abschluß. Er arbeitete ca. 15 Jahre in diesem Beruf.
Dann wurde er allergisch und bekam Asthma.
Seinen Beruf mußte er aufgeben.
Eine monatlich Zahlung der Berufsgenossenschaft lehnte diese ab,da er einen Monat zu spät,und damit nach dem festgelegten "Stichtag" zur Welt kam. Sie boten ihm eine Umschulung zum Technischen Zeichner an,was er auch wahrnahm.
Schon dort wurde er als billige Arbeitskraft mißbraucht,hat sich jedoch nicht unterkriegen lassen.
Nach Abschluß fand er natürlich? keine Anstellung.
Kein Mensch wollte ihn in seinem Alter haben.
Dann kam ein gewisser Herr Hartz und "revolutionierte" unsere Sozialsysteme und plötzlich "durfte" er mit 345 Euro plus Miete auskommen.
Das ist übrigens altes "West"deutsches Sozialhilfeniveau.

Und jetzt geht die Geschichte los:

Als er noch ein gutes Einkommen hatte,hat er, wie so viele, hin und wieder seinen Diso-Kredit in Anspruch genommen,den er auch immer bedient hat.Zum Zeitpunkt seiner Hartz"fälligkeit" stand er mit ca. 2000 Euro in der Kreide.
Wißt ihr,was er macht?
Er bedient den Dispo noch immer. Langweilig was?
Augenblick.

Er ist,wie geschrieben Asthmatiker. Das heißt Monat für Monat Zuzahlung für Medikamente,bis er die Befreiungsgrenze erreicht.
Monat für Monat 10 Euro Praxisgebühr.

Strom muß er natürlich auch bezahlen.
Telefon etc.
Zusätzliche Versicherungen hat er nicht eine. Wovon sollte er die auch bezahlen?

Dann geschah folgendes:
Wir hatten ihn eine Weile nicht gesehen,aber wir dachten uns nicht viel dabei,da ich mittlerweile auch in diesen Wahnsinn geraten bin und versuche dort raus zu kommen ohne MEINE eigentliche Aufgabe zu vernachlässigen.

Es waren noch 4 Tage bis Monatsende und er hatte keine 10 Euro mehr. Nachts bekam er einen Asthmaanfall,aber Medikamente waren keine mehr da. Er überlebte und ging am nächsten morgen zum Arzt.
Er wurde nicht behandelt. Er konnte die Praxisgebühr nicht bezahlen.
Sich das Geld bei seinen Freunden zu leihen,dazu war er zu stolz. Er wartete lieber bis zum 31. des Monats.
Als ich von der Geschichte erfuhr hätte ich ihn beinahe,trotz allem Pazifismus, in den Arch getreten.

Was konnten wir tun?
Wir haben versucht ihn wieder auf die Beine zu stellen. Im Moment arbeitet er als 1-Eurojobber bei der Caritas,Essen auf Rädern.
Theoretisch.
Denn als sie erfuhren,daß er Landschschaftsgärtner ist, haben sie ihm zusätzlich sämtliche Gartenarbeiten übertragen.
ALS ASTHMATIKER!

Geködert haben sie ihn mit der vagen Andeutung,daß im nächsten Jahr eine Stelle als Hausmeister frei würde.Ich wollte ihm diesen Zahn nicht direkt ziehen,immerhin hat er wieder Mut gefaßt.

Habe ich schon erwähnt,daß seine Miete 20 Euro über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegt?
Ein Dreckloch,nicht durch ihn,sondern sowieso.
Er wohnt im obersten Stockwerk,und über ihm auf dem Dach halten Mäuse ihr tägliches Treffen ab.
Seine Auswahl: Umziehen oder selber zahlen. Er bezahlt selber. 20 Arbeitsstunden,damit er nicht aus seiner Wohnung ausziehen muß,tja und dann...

Ich laß das jetzt mal einfach so stehen.


Black Panter
154. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 11.12.06 11:51

Tja - derartige Schiksale gibt es viele und sicherlich auch eine grössere Dunkelziffer...

Wie gesagt, ich hatte auch schon bessere Tage erlebt, auch nach der Wende.

Was ich aber nicht getan habe, nur weil ich mal gut verdient hatte, mich übermässig in Schulden zu stürzen - sprich Kauf auf Pump, sei es Kredit, oder Nutzung des Dispo bis zum get no (Wurde mir auch in meiner Kindheit & Jugend nicht so anerzogen Schulden zu machen, jedenfalls keine, die man nicht (mehr) überblicken kann - Lebe bescheiden und sparsam und nie über Deine Verhältnisse). Weil ich schon im vorn herein wusste, wenn Du nicht gerade Beamter bist (wo der Job halbwegs sicher, kann das mit dem guten Job in der freien Wirtschaft von heut auf morgen schnell zu Ende sein - schneller als man denken kann. Im Gegenteil ich hab mir etwas angespart, sprich zurückgelegt während der Zeit, und ohne dem, wäre ich schon längst Oberpleite.

@ lordZ
Zitat

...schon mal überlegt, was ein tag im krankenhaus einen \"normalsterblichen\" kostet?

Na erklär bzw. erzähle mal bitte - ich warte gespannt. Oder weiss es irgendjemand zufällig aus eigener Erfahrung. Mal zu Grunde legend versichert in einer GKV und halbwegs vern. bez. Job.

fragende Grüsse
XR
155. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 11.12.06 12:50


Zitat

Er ist,wie geschrieben Asthmatiker. Das heißt Monat für Monat Zuzahlung für Medikamente,bis er die Befreiungsgrenze erreicht.
Monat für Monat 10 Euro Praxisgebühr.


Eine kleine Anmerkung:
Die Praxisgebühr ist nur einmal pro Quartal fällig.

viele Grüße

Michael
156. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 11.12.06 16:19

Zitat

Eine kleine Anmerkung:
Die Praxisgebühr ist nur einmal pro Quartal fällig.


Das ist es, was denn ganzen Thread für mich unglaubwürdig macht.

Inzwischen übertrifft man sich mit Schicksalen geschildert auf Bildzeitungs bzw. Privatsenderniveau. Immer noch ein bischen dazu und drauf. Und dann ist das hier für mich ganz sicherlich der falsche Ort, wenn ich etwas wirklich bewegen will. Zeit und Energie wären dann ganz anders einzusetzen.

LG

miriam_MP
157. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 11.12.06 16:46

@ m_MP
Zitat

Inzwischen übertrifft man sich mit Schicksalen geschildert auf Bildzeitungs bzw. Privatsenderniveau

Ich würde nicht unbedingt alles auf dieses Niveau herunterschrauben wollen. Und was Bild & Co, deren Companions aus dem privaten TV-Senderbereich erzählen und einen weiss machen wollen, hab ich noch nie hieran ernsthaft geglaubt. Da haste natürlich Recht - da wird nur auf Stimmungsmache produziert, natürlich auf dem primitiven Niveau z.B. "Arbeitslose sind faul & Schmarotzer der Gesellschaft" an herbei gezogenen Fällen, die alle übrigen von betroffen diskreditieren sollen, und hiermit Stimmung geschaffen wird, die giftig ist für die Gesellschaft (gegenseitiges auspielen nennt man das, um auch von den wirklichen wichtigen gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Problemen abzulenken). Dortige Verallgemeinerungen sind eine Frechheit ohne Gleichen.

Ob das nun hier der falsche Ort ist, hierüber zu diskutieren, oder sich auszutauschen, das mag sicherlich auf einen anderem Blatt stehen. Es ist die Frage, ob es hier geduldet wird oder nicht, zu politisieren. Wenn nicht dann ist gut, wenn ja dann sollte hierzu jeder das Recht haben, auch zu solchen Themen hier seine Meinung zu äussern.

Ansonsten gibt es sicher auch andere Plattformen hierfür. Aber auch hier gibt es halt betroffene, die die anderen Plattformen nicht wollen, nicht kennen - what ever.

2 Links nenn ich aber mal - wo sich wirklich sozial benachteiligte austauschen können - egal auf welchem geistigen "Horizont" jeder steht - und das sind seriöse Plattformen - nicht auf BildzeitungsNiveau:

Tacheles - Aktuelle Informationen zum Ar... Grundsicherung
Das InfoPortal für Arbeitslose

Da ist das gesamte soziale Elend gebündelt zu lesen. Vielleicht auch ne guter Tip und 1. Anlaufstelle, wenn man mal selbst von diesem Schiksal ereilt wird - Mensch ich hab mein Job verloren. Mal bissel drüber nachdenken - kann zumindestens nicht schaden.

Und wenn einen das alles gar nicht interessiert, muss man es,
a) weder lesen,
b) noch kommentieren

meint mal so
XR


PS: Und ja, das wurde falsch beschrieben von Black Panter - Die Praxisgebühr ist nur pro Quartal fällig. Ausnahme - Behandlungen beim Zahnarzt, die sind noch einmal extra pro Quartal fällig.

Trotzallem zumindestens für Hartz IV betroffene 10 Euro zuviel....
158. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 11.12.06 19:07

Lohnerhöhung hin, Sozialstaat her.

Fakt ist, das Geld für die Sozialsysteme wird auf die Produktpreise aufgeschlagen, egal, ob sie nur der AG, nur der AN oder AG und AN paritätisch zahlen.

Fakt ist, immer weniger Kunden wollen den Aufschlag für die teuren Sozialsysteme der BRD, aber auch anderer Länder der 1. Welt, bezahlen.

Fakt ist, lieber bezahlen die Kunden den winzigen Aufschlag für die billigen Sozialsysteme in China, Indien, Thailand, Indonesien, Vietnam, usw.

Fakt ist, wir müssen gegensteuern.

Das können wir IMHO mit keinem der hier diskutierten Veränderungen in der Gesellschaft oder Politik.
Wir müssen mehr Kunden gewinnen.

Dazu sagte Norbert Blüm (07.11.2006 bei "Maischberger"):

"Wenn es so ist, dass der Billigste [Anbieter mit niedrigstem Verkaufspreis] gewinnt [ ... ] müssen wir die Kinderarbeit wieder einführen."

< mein Kommentar >

Tja, danke Herr Blüm.
Hat´s dann doch so lange gedauert, bis sie´s gerafft haben.
Immerhin, sie sind inzwischen Rentner.
Besser spät, als nie.
Schön, dass sie sich von ideologischen Verblendungen lösen können.

Ich gehe davon aus, dass sie mit "Kinderarbeit" lediglich Billigjobs auf Lohnniveau der vietnamesischen Facharbeiter meinen?.

< / mein Kommentar >


Ohne Kunden können wir noch so tolle Sozialsysteme und Gesellschaftsformen entwickeln, sie sind zum Scheitern verurteilt.

Schließlich können wir keinem Kunden, der sich zwischen einem Produkt der 1. Welt und der 3. Welt entscheidet, eine Waffe an den Kopf halten und ihn dazu zwingen, das Produkt der 1. Welt zu kaufen.
159. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 11.12.06 21:22

Bulli31, dazu brauchst du die Kanone nicht an den Kopf des Käufers zu halten. Ich sag nur ein Wort:
Mercantilismuss. Allerdings müsste man sich dafür von der EU trennen oder die ganze EU macht mit.
160. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 11.12.06 23:46

Hallo zusammen!

Ich wundere mich immer wieder ,was eine beweisbare,authentische Geschichte alles bewirken kann. Es geht weiter.

Eins vorweg,
DER DIESJÄHRIGE FRIEDENS-NOBELPREISTRÄGER MUHAMMED YUNUS IST NICHT NUR BANKER,SONDERN AUCH WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLER.

Hat jemand gestern auf BBC-News das Interview mit ihm gesehen?

Der "Journalist" versuchte ihn ständig zu "überführen",daß er ja kein Geschäftsmann,sondern nur ein Wohltäter sei.

Er hatte nichts verstanden,er wollte nicht verstehen. Für mich grenzt das fast schon an Bösartigkeit.

Aber Yunus lächelte nur (er,Yunus,nimmt bis zu 22% Zinsen!) und sagte:
"Wer hat denn nun heute den Nobelpreis bekommen?"

Sollte uns das zu denken geben?

Mal sehen,denn in der Zeitung mit den großen Buchstaben schreibt heute ein gewisser Hans-Olaf Henkel: Zitat,und NICHT aus dem Zusmmenhang gerissen (oder doch,eigentlich ging`s um die Türkei,was für mich noch tiefer blicken läßt)

"Mit der Globalisierung setzen sich Marktwirtschaft(von sozial steht da nichts),Menschenrechte und Demokratie trotz Venezuela,Moskau und Guantanamo langsam aber sicher in der Welt durch."

Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Mir wird speiübel.

Naja,

Hi Sklave Mike!

Du hast natürlich recht,die Praxisgebühr wird nur pro Quartal fällig.

Hallo Bulli31!

Fakten,Fakten,Fakten.
Wann ist ein Fakt ein Fakt und wann wird`s zum Faktotum? Aber du liegst schon richtig.

X-rated!

Ja,wenn das hier nicht gewünscht wird,okay,aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.


Black Panter
161. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 12.12.06 06:23

Uns aller Hans-Olaf hat wirklich eine tolle Zusammenstellung geliefert; klar: Ihm passt Venezuela nicht. Chavez, ich geb zu, dass ich einen Rest Misstrauen habe, macht, soweit ich sehen kann, eine recht erfolgreiche Politik. Arbeitslosigkeit und Analphabetismus gehen auf jeden Fall zurück. Ok., wird ihm alles durch die Öleinnahmen erleichtert, aber immerhin.

Und für die Menschenrechte ist unser "Freund" Hans-Olaf natürlich nur, soweit diese sich auf die bürgerlichen Freiheitsrechte - mit der Garantie der Unverletzlichkeit des Eigentums an Produktivvermögen, versteht sich - und nicht auf wirtschaftliche, soziale und kulturelle Mitbestimmungs- und Teilhaberechte beziehen und unser System der Wahloligarchie samt "kommunistischem" Ergebnis für die neoliberalen Blockparteien nicht in Frage gestellt wird.

Für unseren "Freund" Hans-Olaf deshalb einen kleinen Cartoon.

Bluevelvet
162. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 12.12.06 13:48

Hallo Leute!

Blue,danke,der trifft es ziemlich gut.

Bei Chavez sehe ich ein Problem,vor dem man nicht die Augen verschließen darf: Macht kann korrumpieren.Er hat nämlich jetzt vor die Verfassung zu ändern und sich auf Lebenszeit zum Präsidenten zu küren. Der Kardinalfehler.

Mal allgemein zu "Einzelschicksalen" und "Bildzeitungsniveau".
Ich betone ausdrücklich,daß ich damit niemanden diffamieren will und das auch nicht so verstanden haben möchte. Es sind einfache Tatsachen.

Ein gewisser Adolf Eichmann sagte in seinem Prozeß:
(frei zitiert) "Tausen Tote sind eine Tragödie,eine Millionen eine Statistik."
So bizarr das ist,strenggenommen hat er recht. Es gibt keine Qualität des Leidens oder der Einzelschicksale. Was für den einen grauenvoll ist,ringt dem anderen nur ein müdes Lächeln ab.

Vor kurzem stand ich an der Tankstellenkasse hinter einem Mann der die Süddeutsche und die Bildzeitung kaufte.Der Verkäufer sah ihn an und meinte:"das ist aber eine merkwürdige Kombination."
Ich konnte es mir nicht verkneifen und sagte:"Ganz einfach die eine ist zur Information,die andere um zu wissen was der Feind denkt."
Der Käufer drehte sich zu mir um,begann zu lachen und sagte:"Stimmt."

Eigentlich wollte ich es in die Rätselecke stellen,aber momentan scheint`s hier besser zu passen.
Eine der letzten,glaubhaft überlieferten Aussagen von Marie-Antoinette lautete (frei zitiert):"Das Volk hat kein Brot? Dann soll es doch Kuchen essen." Ihr Schicksal dürfte bekannt sein.

Noch ein Tip für alle Interessierten und die es noch nicht kennen.
Der Spiegel,Nr.49,vom 4.12.2006,Seite 54,Spiegelgespräch mit dem scheidenden Direktor der Berliner Rütli-Schule,Helmut Hochschild:"Das System ist krank."

So,und jetzt muß ich arbeiten.
Ich wünsch euch was,


Black Panter
163. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 12.12.06 18:15

Aaach, wie leicht ist doch das Arbeitgeberleben.
Man geht einmal am Tag zum Arbeitnehmer und brüllt ihn an. Ansonsten trägt man teure Anzüge.

Meine Fragen:
Wo ist der, der eine Idee zu einem Produkt hat?
Wo ist die Abteilung, die die Marktanalyse macht?
Wo ist die Abteilung, die die Zukunftsanalyse macht?
Wo ist die Entwicklungsabteilung?
Wo ist die Abteilung, die ermittelt, wieviel von dem Produkt abgesetzt werden kann?
Wo ist die Abteilung, die die Prototypen macht?
Wo sind die, die aussuchen welcher Prototyp gefertigt werden soll?
Wo ist die Abteilung, die das Produkt für die Serienfertigung umbaut?
Wo ist die Abteilung, die die Nullserie fertigt?
Wo ist die Abteilung, die die Kataloge fertigt?
Wo ist die Abteilung, die den Messestand für Leipzig entwirft?
Wo sind die Arbeiter, die den Messestand baut?
Wo sind die, die das Verkaufspersonal schulen?
Wo sind die Verkäufer, die auf dem Messestand stehen?
Wo sind die Kunden?
Wo sind die, die die Nullserienfertigung besser auf Massenfertigung optimieren?
Wo sind die, die die Werkzeuge für die Massenproduktion fertigen?
Wo sind die, die das Produkt je nach Kundenwunsch individualisieren?
Wo sind die Kunden, die erst zwei Jahre nach Lieferung das Produkt bezahlen?
Wo sind die Kunden, die das Produkt gar nicht bezahlen?

Was wir sehen ist der Konflikt um den Mann, der nur dann einen Job hat, wenn alle diese Schritte mit Krediten vorfinanziert wurden, Kunden wirklich das Produkt ordern und BEZAHLEN.

Wenn das Ding "Unternehmen" so einfach wäre, dann gäbe es noch die Cargo-Lifter AG, BenQ-Mobile, Nixdorf, Siemens-Computer, Siemens-Firmenberatung, Borgward, Trabant, und und und.

Aber analysieren wir mal nur den Comic.

Da ist der Unternehmer:
Klein, alt, dick, statisch stehend (vier Bewegungslinien bei 11 Darstellungen), dunkele Kleidung, edel gekleidet und cholerisch.
Da ist der Arbeitnehmer:
Dünn, jung, schlank, in Bewegung (fünf Bewegungslinien bei nur einer Darstellung), helle Kleidung, der Arbeit entsprechend gekleidet, schweigsam.

Ermitteln wir erstmal die Zielgruppe:
Alle negativen Elemente werden auf "den Bösen" Unternehmer übertragen, der "zufälligerweise" schwarz trägt, wie die Bösewichte in billigen subjektiv manipulierenden Billigfilmen aus Hollywood.
Zielgruppe dieses Cartoons sind intuitiv denkende und handelnde Personen, die nie gelernt haben rational oder strategisch zu denken oder sich bewusst der rationalen Denkweise verweigern. Diese werden heute als "Unterschicht" bezeichnet, weil sie z. B. das Fernsehen höher bewerten, als das eigene Kind.
Es wäre für diese intuitive Betrachtergruppe nicht stimmig, wenn der Unternehmer einen hellen Anzug tragen würde und der Arbeiter einen dunkelen Blaumann. Das müsste dann über das rationale Denken verarbeitet werden. Das können sie aber nicht. Sie würden aber fühlen, dass sie irgendetwas nicht beherrschen und würden sich dadurch dann "ausgeschlossen" oder "vorgeführt" fühlen.

Dann ermitteln wir mal, wann der Cartoon gemacht wurde.
Der Unternehmer wird als Mann mit Glatze dargestellt. Es handelt sich also um eine Zeit, in der das Aussehen des Verkäufers keinen Einfluss auf die Auftragslage hatte. Es muss also im Bereich vor dem Schönheitswahn , also vor Mitte der 80er Jahre sein.
Der Mann ist des weiteren dicklich dargestellt, aber trotzdem in den verschiedensten Körperpositionen. Er kann also noch nicht lange dick sein. Es muss sich also um eine Zeit nach dem 2. Weltkrieg handeln.
Vermutlich stammt der Cartoon aus der Zeit, die in der Lebensmittelhistorie "Fresswelle" heisst und nachher in die "Edelfresswelle" überging.
Die "Fresswelle" war in Europa in den 60ern aufgetreten. In den USA, glaube ich, ein wenig früher.

Der Cartoon stammt also aus den 60ern.


Die Geschichte des Cartoon scheint auch gut zu den kommunistischen Umtrieben der 60er zu passen.


Was sagt der Cartoon über die Person aus, die diesen Cartoon nach 40 Jahren, in denen sich die Wirtschaft SEEEEEHR stark verändert hat, wieder in die aktuelle Diskussion einstreut, obwohl es inzwischen massenhaft Sozialleistungen gibt, die im Cartoon leider nicht auftreten?

Ich schreibe dazu mal nichts, aber ich möchte mal die unternehmerische Realität skizzieren (nicht cartoonieren).

"How much do you pay him?"
In Deutsch:
Wieviel Nettolohn gibts du ihm (... am Ende der Woche pro Tag in die Lohntüte)?
" 25 $ a day"
Naja, machen wir 25 Euro daraus.

25 Euro Nettolohn des jungen unverheirateten Mannes, bedeutet ca. 40 Euro Bruttolohn.
zuzüglich Lonnebenkosten von 30 Euro sind wir bei 70 Euro.

Dann müssen wir berücksichtigen, dass die jungen Arbeiter damals viel mehr gearbeitet haben. 50 Stunden.
Sie hatten damals auch weniger Urlaub.
Die Anzahl Produkte, die sie pro Tag herstellten konnten waren ca. 30 % höher als heute, bei 38,5 Stunden. Mal angenommen, dass die gleiche Maschine benutzt wird.
Der heutige Arbeitnehmer bringt dem Unternehmer nicht mehr "100 $ per day" ... 100 Euro pro Tag, sondern nur noch 76,92 Euro pro Tag.

So, dann schaun mir mal.
70,00 Euro Bruttolohn inklusive Lohnnebenkosten für den Arbeitnehmer.
76,92 Euro Erlös für die Produkte.

6,92 Rohüberschuss aus Produktion, von denen noch die Kredite abgezahlt werden müssen, die für die Designer, Entwickler, die vielen Ingenieure, den Messestand, die Kataloge, die Verkäufer usw. draufgegangen sind, noch bevor das erste Produkt seinen Käufer fand.

So, nehmen wir mal an, dass (großzügig gerechnet) 1 Euro übrig bleibt.
Von diesem Euro muss 38% Steuern bezahlt werden, bleiben also 0,62 Euro.
Im Monat sind das bei 21 Arbeitstagen: 13,02 Euro.
Von diesem Geld muss der Unternehmer dann PKV für sich, seine Frau und die Kinder bezahlen. Lassen wird das mit den Zahlenwerten. Selbst, wenn die Arbeitnehmer die Hälfte der Kosten für die PKV übernehmen würden, so wäre an dieser Stelle schon klar, dass der Unternehmer pleite geht.

Dann müsste eigentlich noch die Voll-Rentenversicherung für sich und seine Frau, die leider Inflationsabhängig ist, also bei hoher Inflation hinten und vorne nicht reicht, bezahlt werden.
Dann möchte seine Familie sicherlich noch ein Dach über dem Kopf, seine Kinder wollen essen usw.

Dann sind wir bei massiv Miesen auf dem Konto des Unternehmers.
Wenn er den Arbeiter an der Maschine nicht dazu bekommt schneller zu arbeiten, dann ist er unweigerlich Pleite.

Kein Wunder, dass der Arbeitnehmer lieber an der Maschine steht, als Unternehmer zu spielen.
Denn, wenn der Unternehmer Pleite geht, braucht der Arbeitnehmer nicht mit seinem Privatvermögen zu haften.


Der Cartoon ist Polemik für die Ungebildeten mit Wahlrecht, die im Wirtschaftslehreunterricht der 9. Klasse gepennt haben.
"Ach, das ist alles sooo trockener Stoff." (frei zitiert)
164. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 12.12.06 19:27

Hallo bulli,
Das Problem hast du ja schön aufgeführt. Könntest du jetzt noch die Lösung selbigens liefern?
165. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 12.12.06 19:36

Sauber analysiert, Bulli! Das kann ich ja - Faulheitsprinzip! - glatt in meinen Deutschunterricht übernehmen. *gg*

Natürlich ändere ich die politische Stoßrichtung: Der Cartoon wurde von der Kapitalseite in Auftrag gegeben, um die Linken durch Unterstellung dümmlicher antikapitalistischer Propaganda zu diskreditieren!

Bluevelvet
(der sich nach 4 Std. Lehrer(!!)konferenz noch einmal herrlich amüsiert)
166. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 12.12.06 23:48

@LordGrey

> Merkantilismus
Naja, eine positive Devisenbilanz im Außenhandel ist oberstes Gebot für einen Staat, finde ich. Die Teile des Merkantilismus, den sich die EU bisher bewahrt hatte, werden immer mehr mit Hinweis auf den Gleichheitsgrundsatz der EU vor den Gerichten weiter ausgehebelt.
Ich hoffe nicht, dass du den Neo-Merkantilismus meinst, der die einheimischen Produkte zu den billigsten machte, indem er Schutzzölle auf billige ausländische Waren erhob, bis diese teurer als die Inlandsware waren.
Ich wüsste keine Möglichkeit die EU zu schützen. Zucker, Wein und bald auch Fleisch wird billig von außen eingeführt und hier geht´s den Bach herunter.


@Black Panther
> Fakten,Fakten,Fakten.
Nee, das ist eine andere Zeitung.
Fakt ist: ...! kommt vonne Blöt-Zeitung.
> Wann ist ein Fakt ein Fakt und wann wird`s zum Faktotum?
Keine Ahnung, ob man Faktotum auch im übertragenen Sinne benutzen darf. Wenn ja, würde ich so einige Ideologien aus den 60ern und 70ern als Faktoten (Faktummes?, Faktuten?) bezeichnen. Beispielsweise "Sex, Love and Rock ´n´ Roll" (zu deutsch: Geschlechtsverkehr, Liebe und fi**en und Bumsen), um mal ein total durchschaubares Faktotum zu nennen.


@Gerryxxx
Arbeitnehmer meinen immer mehr von der Führung eines Unternehmens zu verstehen, als der Besitzer. Wenn ich aber das Beispiel Porst betrachte, dann sehe ich keine wirklich positive Beziehung zum Unternehmen.

Dein Problem mit der Suche nach einem Nachfolger für ein kleines Unternehen haben in letzter Zeit viele kleine Firmen. Da ist das, was dir passierte kein Einzelfall. Das "Kind" eines anderen zu übernehmen ist nicht leicht.


@LordGrey
Zwei Lösungen für den Einsatz inländischer Arbeitnehmer habe ich ja schon genannt.
Entweder Pleite machen oder die Arbeitnehmer arbeiten schneller. Auf der Verkausseite könnte ich versuchen höhere Preise zu erreichen.
Auf der Verkaufsseite werde ich vermutlich keine höheren Preise erzeilen, weil sonst die Kunden auf einen billigeren Hersteller umschwenken.
Der Arbeitnehmer in der BRD arbeitet so schnell wie ein Chinese, wobei die Chinesen länger arbeiten.
Fazit: Pleite machen, um die Firma trauern, zum Psychologen um in die Trauerarbeit einzusteigen, zwei Monate Abstand bekommen und dann stempeln gehen.

Eine andere Lösung hängt stark vom Produkt und von den Sozialkontakten des Unternehmers ab.

Eines ist klar. Die Arbeitnehmer des Produktionsbereichs im Hochlohnland sind arbeitslos.


@bluevelvet
mich dünkt, meine Deutschpaukerin hätte mir ein "ungenügend" verpasst. *bg*
Schön, dass es sich um einen alten politischen Cartoon handelt. Damit wären die Fächer Geschichte, Politik oder Kunst zuständig. *ggg*

Naja, ob du mit der Änderung der politischen Stoßrichtung bei deinen Schülern durchkommst ... . Ich glaube, die sind zu schlau. *knobel*
Oder ... sie haben gelernt, dass sie Speichellecker sein müssen, um die Schule zu überleben. *giggle*

Vier Stunden zusammen mit haufenweise Lehrern in einem Raum. *zusammenzuck*
Herzliches Beileid.

Bald beginnen die Ferien. Du könntest in der letzten Deutschstunde deinen Schülern den Cartoon mit dem Tali an die Wand werfen und dazu meine Ergüsse vorlesen. So als leichte Unterhaltung vor den Feiertagen. Vielleicht bringt´s was für die Moral der Truppe. Zumindest wüssten sie dann, wofür sie freies Denken brauchen könnten. *unschuldiglächel*


@Black Panter
Ich weiss, dass der Boss einer Ich-AG alles in Personalunion sein muss. Ich vertraue dir und habe nicht nachgezählt. *lächel*
Schade, dass du drei Mal "dort" sagen musstest. Eine Schande find´ ich.

Ich bezog mich mit den Fragen eigentlich auf die Rolle des kleinen dicken Glatzkopfs in dem Cartoon. Nach Meinung des Zeichners braucht eine Firma solches Personal nicht, nachdem ich fragte.
Zumindest braucht es nach Ansicht des Zeichners nicht bezahlt zu werden.
Der Mann an der Maschine kriegt 25$ und der Unternehmer 75$. Bleibt für alle restlichen Spezialisten, Ingenieure und Angestellten nur 0$.


(edit: Beitrag verkürzt)
167. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 13.12.06 00:23

Hiho!

Hi Blue,X-rated,und alle anderen die ich aus Zeitgründen Jetzt nicht nenne.
Seid trotzdem begrüßt!

Hi Bulli 31!

Ich warte (nicht automatisch von dir) auf folgendes Job-Angebot:

Biete 2000 Euro netto,ähh...2100,damit ich etwas spenden kann,gerne 3-Liter Autofahrer wenn`s denn sein muß.

Ihr könntet mich bekommen,wenn ich es mit MEINEM Gewissen vereinbaren und kann.

Tja,Gewissen...ich bin mal gespannt


Black Panter

P.S.
Ich habe trotzdem noch meine Aufgabe
168. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 13.12.06 16:25

@ Bulli

Zitat

Bald beginnen die Ferien. Du könntest in der letzten Deutschstunde deinen Schülern den Cartoon mit dem Tali an die Wand werfen und dazu meine Ergüsse vorlesen. So als leichte Unterhaltung vor den Feiertagen. Vielleicht bringt´s was für die Moral der Truppe. Zumindest wüssten sie dann, wofür sie freies Denken brauchen könnten. *unschuldiglächel*

Ginge am ehesten im Fach Arbeitslehre, aber da haben wir im Moment Lehrmaterial vom B*nkenverl*g. Als Beispiel für ein Video wurde im Lehrmaterial "Good bye, Lenin" abgebildet. Dann weißt du, wo es bei uns lang geht. *gg*

Blue
169. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 14.12.06 12:57

... und ein SPD-Spitzenfunktionär hat mal heut wieder ein Korken knallen lassen. Also zu K*rt B*ck nur "frisch rasiert & geduscht" zur pers. Audienz zugelassen. Sollte ja kein Problem sein. Ist das die neue Masche um an ein netten Job zu kommen?

Das erinnert mich im übrigen an E.H., da gabs für besondere unangenehme Fälle auch ne ExtraWurst, um sich solcherlei vom Leib zu halten, oder besser ausgedrückt - ruhig zu stellen.
Muss ja nicht immer gleich ein Zwangs-S-Fix sein.

XR

PS: Die MusikEcke ist prima - hab hierzu auch schon mein unbedeutenden Quatsch hinterlassen.
170. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 14.12.06 14:15

ich habe die Meldung heute in der SZ gelesen:
"[...] Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat einem Arbeitslosen geraten, sich zu waschen und zu rasieren, dann werde er auch einen Job finden [...] Der 37-jährige Mann sagte zu, den Tipp zu befolgen, forderte als Gegenleistung jedoch einen Termin bei Beck in dessen Staatskanzlei. Dies habe ihm Beck auch versprochen. [...]"
Ich weiß ja nicht, was den guten Kurt Beck zu der Aussage veranlasst hat, aber doch schon erstaunlich, dass man einem 37jährigen den Tip geben muss, zur Vorstellung gewaschen und rasiert zu erscheinen, oder?
Bei einer BeWERBUNG handelt es sich ja immerhin um Werbung in eigener Sache... - da sollte man schon versuchen sich im besten Licht darzustellen.

Viele Grüße

Michael
171. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 14.12.06 15:18

Zitat
Ist das die neue Masche um an ein netten Job zu kommen?


Hallo xrated,

so rum stimmts vielleicht nicht. Aber andersrum kann u.U. schon ein Schuh draus werden.
Ich hab einen entfernten Verwandten (24 Jahre alt, männlich) der hat sich bei Daimler-Chrysler um einen Job beworben.
Kam auf Grund seiner Bewerbungsunterlagen auch in die engere Wahl und zu einem Vorstellungsgespräch.

Sein Problem: er hat sich inzwischen ein Unterlippen-Piercing stechen lassen, das in seinem Bewerbungsfoto noch nicht da war.
Da haben sie ihm gesagt, er könne die Stelle bekommen, aber er müsse sich von seinem Piercing trennen.

Das wollte er nicht. Sah das als Eingriff in seine persönliche Freiheit. Und hat den Job natürlich nicht bekommen.
Jetzt trägt er zwar sein Piercing und ist stolz darauf, "dem Daimler" ein´s ausgewischt zu haben.
Aber leider hat er eben keinen Job. Schon seit mehr als 2 Jahren nicht.

Übrigens: wir sind inzwischen verkracht und reden nicht mehr mit einander. Weil ich ihm gesagt habe, er sei ein Idiot.

So isch´s no au wieder
meint
nowalic
172. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 14.12.06 16:23

Zitat

Sein Problem: er hat sich inzwischen ein Unterlippen-Piercing stechen lassen, das in seinem Bewerbungsfoto noch nicht da war.
Da haben sie ihm gesagt, er könne die Stelle bekommen, aber er müsse sich von seinem Piercing trennen.

Jaja - die Storys kenn ich zu Genüge, auch aus eigener Erfahrung nein kein(e) Piercing(s), ist eine andere Geschichte, bei einem viel extremeren staatlichen Unternehmen (ne nicht Arbeitsamt) - gaben mir aber keine Chance, hierbei hätt ich "UnderCover" ganz gut ins Schema... ähm Schablone gepasst.

Ja sicher mag es Jobs/Arbeitsplätze geben, wo man keine langen Haare haben darf (m), immer in gebügelten Zwirn, mit Schlips usw..., 0 Piercings (hierbei vielleicht das sich Arbeitgeber rückversichern möchte, das er sich nicht bei der Arbeit durch solcherlei verletzen kann - hmmm? Oder auch, im Bankenwesen - kommt Oma mit Sparbuch sieht wem/wer mit Piercing, oder oh Gott noch Tattoo - völlig weltfremdes Bild im klassisch konservativen Sinne).

Hab aber auch welche im sog. BILD-TV gesehen, die mindestens einige KiloGramm Metall (mein hiermit nicht dasw Hausschlüsselbund in der Hosentasche) an sich trugen, im Gesicht und weiss nicht sonst wo (da ist die liebe Dani mit ihren kl. Labien-Schlössis ne Scheiss gegen).

Aber bei gewissen Jobs gehts halt nur sehr streng konservativ - auch zu meinem Leidwesen.

Im übrigen möcht ich da mal einige sehen bei der pers. Sicherheitskontrolle, bevor es mit dem Flieger im Urlaub, oder sonstwohin geht.

Zitat

Das wollte er nicht. Sah das als Eingriff in seine persönliche Freiheit. Und hat den Job natürlich nicht bekommen.

Ja klar ist das ein Eingriff in die Privatsphäre - was willst aber gegen machen. Wollt er was vom Arbeitgeber oder umgekehrt?

Zitat

Jetzt trägt er zwar sein Piercing und ist stolz darauf, \"dem Daimler\" ein´s ausgewischt zu haben.

Hat zumindestens bei mir einen hohen symbolischen & menschlichen Stellenwert und Respekt. Zumal er sich nicht als williges Objekt, dem man alles aufdrücken kann, geoutet hat. Er steht hierzu und das ist Gut. Besser als Speichellecker sein - ja....

Zitat

Aber leider hat er eben keinen Job. Schon seit mehr als 2 Jahren nicht.

Siehe oben, das ist unter anderem auch ein gesellschaftspolitisches Gesamtproblem. Akzeptanz von sagen wir in "" die bissel anders sind, KG/S-Fix und Latex, Piercing/Tattoos usw....

In meiner Achtung stehen Leute höher, die ein Break auch in der Öffentlichkeit wagen und hiermit u.U. dann kein Erfolg haben, als welche, die weil es die sogen. gesellschaftliche Etikette erfordert, sich öffentlich anpassen (innerlich natürlich immer noch kl. Schweinchen in "" sind), hier aber den Job bekommen.

Ich frag mich ganz im Ernst, was Fetisch, Tattoos, Piercings mit dem Geist, Wissen und Leistungsfähigkeit eines Menschen zu tun haben.

Ich sags mal - rein gar nix.

Muss mich gerade mal ebend rasieren, duschen und meine Tonnen von Metall ablegen.

Zitat

Übrigens: wir sind inzwischen verkracht und reden nicht mehr mit einander. Weil ich ihm gesagt habe, er sei ein Idiot.

War glaub ich nicht richtig ihn so zu titulieren. Idiot bzw. Idiotismus? Nur zutreffend auf unsere verkrampfte Gesellschaft hin und er sich nicht beugen wollt - kann ich sogar nachvollziehen. OK bin ich auch ein Idiot, in 2. Linie Feti. Aber nicht im Sinne blöd & bescheuert - aber ich bin Mensch und Individuum, und wenn ich 50 Kilogramm Piercings hätt und am kompletten Körper tätowiert, bin ich nicht bescheuerter und blöder als andere, bzw. welche im Anzug und Schlips auftreten.

Ja Ja, alles nit so einfach - heutzutage.
Ich sag nur eines, für mich ist der Mensch und sein geistiges Niveau wichtig.

Noch was ganz wichtiges, die angeblichen saubren Leute in Wirtschft usw. sind manchmal versauter, als sich manche hier denken würden - das sind nämlich z.T. hier die stillen Lurker, das nicht nur hier, sondern mehr auf BilderSeiten, "Ruf mich an" usw....


Nun gehts mir wieder gut....
XR
173. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 14.12.06 16:54


Na das ist so ein Sache... - Wir wissen ja nicht, um welchen Job es genau ging. Für die Forderung nach Ablegen des Piercings kann es eine ganze Reihe von Gründen geben:

- Arbeitssicherheit: Metall im Gesicht könnte evtl. an einigen Arbeitsplätzen gefährlich sein.

- Schutz des Produkts: gerade in der Automobilindustrie hier vor allem der Fahrzeugmontage gibt´s klare Regeln: Armbanduhr ablegen oder mit Stoffband abdecken, Handschuhe, keine Ringe offen tragen, keine Metallknöpfe und was weiss ich noch alles - der Lack einer noch nicht mal fertigen Luxuskarosse (Daimler) ist halt auch recht schnell zerkratzt. Inwieweit hier ein Lippenpiercing problematisch sein könnte, kann ich ich nicht beurteilen.

- Erwartungen an das Erscheinungsbild eines Mitarbeiters seitens Arbeitgeber und Kunden (!) in der jeweiligen Position: z. B. im Bankwesen oder auch beim Automobilverkäufer im Premiumsegment dürften die meisten Kunden beim Anblick eines derartigen Piercings erstmal "zucken". - Und wenn der Kunde zuckt, dann ist das zumindest bedenklich.
Merke: auch ein potentieller Arbeitgeber ist letzlich ein "Kunde"!

Dazu passend der folgende Link:

http://www.vdi-nachrichten.com/vdi-nachr...asp?number=1603

Der Autor schreibt wöchentlich eine Kolumne in den vdi-nachrichten zum Thema Karriereberatung (okay für Leute mit Abitionen aufs Management). Aber der formulierte Grundgedanke stimmt wohl auch allgemein.

Viele Grüße

Michael
174. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 14.12.06 18:36

Zitat

Jetzt trägt er zwar sein Piercing und ist stolz darauf, \"dem Daimler\" ein´s ausgewischt zu haben.
Aber leider hat er eben keinen Job. Schon seit mehr als 2 Jahren nicht.



Da sage noch einer, man kann von Hartz4 nicht leben. Oder er ist sich dafür nicht zu schade von Partner/Eltern/Bekannten unterstützen zu lassen.

Sorry, aber da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.

miriam_MP
175. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 14.12.06 21:40

Nun, ich sage auch dass das ein Geselschaftpolitisches Problem ist. Du kannst den Leuten doch nicht immer nur vorkauen, was für grosse Freiheiten einem die Demokratie bringt, das man tollerant zu Minderheiten sein soll, das man Andersartige nicht diskriminieren darf und dann erwarten das die Leute das nicht auch für sich in Anspruch nehmen wollen.

Na ja, die Frage ist halt, ob das Piercing beim Job gestört hätte. Wenn mir jemand einen guten Grund nennen kann dann fällt es mir wesentlich leichter dem Folge zu leisten. Wenn es aber nur darum geht, festgefahrene Vorstellungen anderen aufzuzwingen würde ich auch nicht kooperieren. Allenfalls hätte ich mich für die Probezeit vom Piercing getrennt und es nach der Festanstellung wieder zugelegt.

Die Frage ist halt, wie weit muss ich für einen Job gehen? Wieviel muss ich von mir aufgeben, wo ist die Grenze des Zumutbaren? Und wenn einer kuscht müssen die andern mitmachen. Von daher muss ich sagen, der Kerl zeigte Rückgrat, was so manchem Politiker oder Unternehmer stehen würde.
Wie ich schon anführte, das ganze läuft auf Lohnsklaverei zurück. Du musst jede noch so unzumutbare Arbeit nehmen nur um Leben zu können oder kriminell werden. Das kann und darf es nicht sein.
176. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 14.12.06 22:36

Es wäre ja schön, wenn wir in unserer Gesellschaft genügend Arbeitsplätze zur Verfügung hätten und der Arbeitnehmer auswählen könnte. Ich finde, der Bekannte von Nowalic hatte eine Güterabwägung zu treffen, wie wir alle ständig Güterabwägungen zu treffen haben. Und ich gestehe, dass für mich das Ergebnis der Güterabwägung des Bekannten von Nowalic nicht einsehbar ist. Er hat m. E. die falschen Dinge zur Prinzipienfrage gemacht. "Daimler eins ausgewischt zu haben" ist einen pure Rationalisierung. Was er geschafft hat, ist, dass der personalchef seinen Schatz an RTL-reifen Anekdoten erweitert hat: "Da kam doch tatsächlich mal jemand und meinte ..." Und einen Job bei Daimler bei der heutigen Arbeitmarktlage von real 7-9 Mio. Arbeitslosen für ein Piercing (!) sausen zu lassen, ist für mich, freundlich ausgedrückt, nicht nachvollziehbar. Wenn Piercings seitens einer Firma abgelehnt werden, hat das meiner Erfahrung nach in der Regel auch nachvollziehbare Gründe - und sei es "nur" die Sorge um Kundenverlust.

Blue
177. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 15.12.06 13:44

Hallo Leute!

Hi x-rated!

Ich stimme dir im wesentlichen zu.

Hi m_MP!

Überleben,nicht leben.
Die Frage ist nur wie lange. Tütensuppen und Dosengerichte sind der Gesundheit nicht gerade zuträglich. Weißt du,was frisches Obst und Gemüse kostet? Ein gutes Stück Fleisch?

Ein Theaterbesuch?

Ich habe noch das Glüch in einer Stadt zu wohnen,die vor allem im Sommer viele kulturelle Angebote umsonst ausrichtet.

Wer weiß wie lange noch.

Hi blue!

Überleben muß er damit.

Es grüßt euch,


Black Panter
178. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 16.12.06 01:20

Hallo Leute!

Bei aller gerechten Kritik an den Gierigen und Unfähigen,wir dürfen nicht vergessen,daß auch viel blinder Aktionismus und Dummheit im Spiel ist.

Konkret:

In dem Stadtteil in dem Fee lebt,hat 2005 der einzige Metzger die Bude dicht gemacht.

Was war passiert?

Er führte den Betrieb seit knapp 35 Jahren und produzierte selber frische Fleisch-und Wurstwaren,die er auch zu einem reelen Preis anbot.

Alle waren zufrieden,bis halt 2005 eine Routinekontrolle des Ordnungsamtes auf der Matte stand.

Nichts Ungewöhnliches also.

Bei der Kontrolle wurde festgestellt,daß sein Kühlraum in der Deckenhöhe 10 cm! zu tief sei und es wurde von ihm verlangt den Kühlraum demensprechend zu erhöhen. Voraussichtliche Investitionskosten,ca. 8000 Euro.

Wie er reagiert hat,läßt sich denken.
Er sagte ihnen "Götz von Berlichingen",das tue ich mir nicht an.

Seitdem gibt es 2 Arbeitlose mehr im Stadtteil und er reist mit seiner Frau um die Welt.

Was soll man dazu sagen.

Ich würde gerne behaupten,ich hätte die Verantwortlichen schon an den Eiern,aber wie gesagt,meine Prioritäten haben sich leicht verschoben,und so weiß ich nicht,ob ich das noch schaffe.

Was soll man dazu sagen?


Black Panter
179. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 16.12.06 15:57

Auf der anderen Seite wurden aber auch Arbeitsplätze geschaffen.
Irgendjemand hat ein paar Stunden gearbeitet, um sich diese Norm auszudenken.
Dann hat das europäische Parlament ein paar Stunden debattiert und das Gesetz verabschiedet.
Die Umdrucke mussten auch irgendwie publiziert werden. Das hat die Druckindustrie gestützt.
Dann mussten Lehrgänge für die Ordnungsämtler geplant, organisiert, Räumlichkeiten organisiert und die Schulung durchgeführt werden.
Es müssen überhaupt genügend Personen im Ordnungsamt vorhanden sein, dass man sich mit solchen Untersuchungen beschäftigen konnte. Stichwort "Neueinstellungen".
Dann werden bei den Metzgern, die sich den Umbau leisten können, Arbeitsplätze für Kälteanlagentechniker geschaffen.

< ironie >
Die paar Metzger, die dann wirklich den Laden schließen, sind doch nur ein Kollateralschaden gegenüber diesen vielen Arbeitsplätzen.
< /ironie >

Das dumme an den geschaffenen Arbeitsplätzen ist nur, dass sie nicht nachhaltig sind. Wurden alle Kühlräume umgebaut, sind auch alle wieder Arbeitsplätze weg.

Dann muss man die nächste Verordnung zum Thema Kühlräume erfinden.

In Polen hätte die Richtlinie niemanden interessiert.
Wenn doch, hätte man einfach angefangen zu basteln.
Bauschaum + eckige PVC-Dachrinne = 15 Zentimeter mehr. Silikon zum Abdichten und feddich.
Ob die Decke des Kühlraums von der Bastelei gehalten werden kann, ist schließlich nicht Sache des Ordnungsamtes.


Ich kenne ähnliche Beispiele. In den 80ern ging es z. B. um Bauwagen. Da ging es auch um Zentimeter und alle paar Jahre mussten es ein paar mehr sein. Mal bei der Türhöhe, mal bei der Dachhöhe, mal bei der Grundfläche, mal beim Ofenrohr usw usw.


Die EU stellte vor einiger Zeit die Schreibtischhöhe auf die veränderte Körperhöhe der Bewohner um.
Die deutschen Arbeitnehmer werden immer größer und darum werden - logischerweise - die Schreibtische immer kleiner!!!!!
Entsprechend der Norm muss die Höhe jetzt von 74 cm auf 72 cm herunterkorrigiert werden.
Wenn man solche Freunde in Europa hat, kriegt man gute Rückenschmerzen.

Die Rückenschmerzen schaffen aber - glücklicherweise - nachhaltige Arbeitsplätze im Reha-Bereich. Kostentexplosion im Gesundheitswesen, ick hör´ dir kommen.

Bei den Apotheken das gleiche. In einer Apotheke, in der niemand kleiner als 179 ist, wird der Tresen für eine Körperhöhe der Verkäuferinnen von 165 cm ausgelegt (für Italien die korrekte Größe). Komischerweise gibt es seitdem einen erhöhten Krankenstand - natürlich nicht in Italien.

Fazit für die Außenstehenden:
Die deutschen Arbeitnehmer jammern über die Arbeitsbedingungen und sind zuviel krank.

Ein besonders schönes Aushängeschild für den Kampf um internationale Investoren.
180. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 16.12.06 20:49

Na mich würde auch mal interessieren, was 10 cm mehr höhe für eine Auswirkung auf einen Kühlraum haben. Das lässt sich doch nicht mal mehr als Schildbürgerstreich bezeichnen.
181. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 17.12.06 03:34

Hallo Alle!

Hi bulli31,
Hi Lord Grey!

Ja,das ist so beknackt,da kann manchmal nur noch Ironie helfen,sonst nimmt man selbst schaden.

Ich werde versuchen nicht aufzuhören so etwas an den Pranger zu stellen (und zwar ohne Lustgefühle!) bis sich hoffentlich in den Köpfen etwas ändert.

Hofft,


Black Panter
182. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.12.06 07:03

M. E. wird sich an den Missständen rein gar nichts ändern, solange alles in der Welt zunehmend der Verwertungslogik des Kapitals unterworfen wird.

Bluevelvet
183. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 17.12.06 14:19

Hallo alle Behördengeschädigten,
Ich habe auch noch ein schönes Beispiel beizusteuern.
Thema: Bafög, Einkommensnachweis
Ich hatte von der BA etwas bezogen, gearbeitet, Rückführung etc. Kurz, es war kompliziert. Aber ich habe mich rangesetzt, schön alles aufgeschrieben, Kopien gemacht etc.
Dann habe ich, nachdem ich alles hingeschickt hatte, nach einer gewissen Zeit, angerufen.
"Ja, wir haben schon ein Amtshilfeersuchen an die BA gestellt, aber das Ergebnis ist noch nicht da."
Mir blieb die Spucke weg.
Ja zum Teufel, warum mache ich das alles?!
Und dann das Gerede vom überlastet sein!!!
Ich war zu verblüfft, um die Leute fertig zu machen (Feldwebelton), wie es sich gehört hätte.
Es wird mein Verhalten gegenüber Behördem beeinflussen, und ich empfehle jedem das Gleiche zu tun:
Angemessene Zeit warten, und dann sofort eine Beschwerde.
Außerdem: wenn eine andere Behörde ebenfalls Unterlagen hat, darauf verweisen und Auskünfte verweigern. (s.o.)
Ich habe mich jedenfalls sehr über meine vertane Zeit geärgert.

Ein anderer Fall, den ich erlebt habe: ein Gericht brauchte ein geschlagenes Jahr, um einen Bescheid von einer DIN A 4 Seite auszustellen. Es ging darum, welche Kosten zu erstatten waren.

Manchmal frage ich mich, ob es nicht sinnvoll ist, so etwas wie eine Gewerkschaft zu gründen, die sich um derartige Dinge kümmert und die eventuell einen hauptamlichen "Nerver" hat, der die Leute so lange piesackt, bis sie mal endlich in die Strümpfe kommen.
184. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 17.12.06 17:14

> Na mich würde auch mal interessieren, was [ ... ] für eine
> Auswirkung [ ... ] haben. Das lässt sich doch nicht mal
> mehr als Schildbürgerstreich bezeichnen.

Nun, LordGrey, wir hatten in Deutschland meiner Meinung nach die stärkste 68er-Bewegung auf der ganzen Welt. Ein Ergebinis ist z. B., dass immer wieder gefordert wird, dass der Staat Jobs schaffen soll.

Vom Staat wurden Jobs in den 60ern und 70ern, z. B. durch Umwandlung von Arbeitslosen in Studenten, geschaffen.
Dann, in den 80ern kamen beispielsweise die kommunal organisierten Weihnachtsmärkte dazu. Das hatte etwas mit der robotisierung der Arbeitswelt zu tun. *lach*
Nein, das war die Antwort auf die immer zahlreicheren Langzeitarbeitslosen im damaligen Sozialsystem bestehend aus Arbeitslosengeld (arbeitnehmerfinanziert), Arbeitslosenhilfe (arbeitnehmerfinanziert ?) und Sozialhilfe (kommunal finanziert).
Heutzutage schafft der Staat die Arbeitsplätze offensichtlich über diese Verordnungen.
Mehr Weihnachtsmärkte und mehr Studenten wären sinnfrei.

Ein Franzose meinte mal soetwas wie:
Ihr habt ein Problem. Ihr setzt die Verordnungen um.

Dafür gibt es aber vom Staat geschaffene Arbeitsplätze. Die Bürger, speziell aus dem linken Spektrum, wollen das so.

Wenn dann ein "böses Kapitalistenschw**n", wie den Metzger bei Fee im Ort, daran glauben muss, dann wird höchstens gefeiert.

Neiiiinnn.
Je mehr Verordnungen es gibt, destdo weniger Produkte können importiert werden.
Beispiel: der QQ oder der Logan in der Osteuropa-Variante. Allerdings kostet es beim Importeur des Logan nur 500 Euro Aufpreis, damit er den Verordnungen entspricht. Es ist also kein wirkliches Hindernis.
185. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 18.12.06 03:08

Und gegen das Vergessen,

und gegen ihre beste "WAFFE",...todschweigen...

MUHAMMED YUNUS,
ein kleiner nobelbeisträger,der macht,und....

(sorry, das ist jetz von mir;"über diese Scheiße lacht...)

...und nicht TODGESCHWIEGEN wird.

Wenn ich es verhindern kann.


Black Panter
186. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 11.01.07 16:16

Hallo Leute!

Und jetzt? Schwingen wir auf oder ab? Lassen wir das Thema einschlafen?

Wäre schade d´rum.


Black Panter
187. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 12.01.07 08:38

Hallo Black Panter,
vermutlich sind wir im Moment von dem ewigen "Aufschwung-ist-da"-Gesäusel unserer PolitikerInnen dermaßen beduselt, dass wir schön langsam schon selbst dran glauben.
Dabei vergessen wir, dass der ganze vielgelobte Aufschwung eigentlich nichts als Schei... ist, wenn außer dem Finanzminister und den Konzernen mit ihren Bossen niemand etwas davon hat.

@ all:

Oder hat vielleicht jemand von euch tatsächlich etwas von diesem so genannten Aufschwung etwas mitgekriegt?
Einen neuen Arbeitsplatz vielleicht?
Oder wenigstens eine Lohnerhöhung zum Ausgleich der unaufhörlich (künstlich und gewollt !) in die Höhe getriebenen Lebenshaltungskosten?
Oder wird uns da lediglich demoskopisch wunschgerecht aufgearbeiteter Brei um´s Maul geschmiert, damit wir nicht merken sollen, was im Hintergrund sonst noch alles an Schweinereien gegen uns abläuft?

Nun gut, das neue Jahr mit all seinen neuen staatlichen Abzockertricks und -gesetzen hat ja doch noch ganz gut angefangen; dem Media-Markt und Konsorten mit ihrer Idee, uns für einen Tag "die Mehrwertsteuer zu schenken", sei Dank!
Aber wartet mal ab: die Rechnung dafür kommt noch.

Also gilt es, auch weiterhin wachsam zu sein. Sich von den zur Zeit aktuellen "Nebenkriegsschauplätzen" unserer Politiker nicht ablenken zu lassen. Und statt dessen auf das zu achten, welche Unwohltaten die weiterhin für uns aushecken.

Übrigens:
Kann mir jemand eine halbwegs plausible Erklärung dafür geben, weshalb die Baden-Württembergische Landesregierung zur Zeit ein Rauchverbot an Schulen und in öffentlichen Gebäude (ausgenommen in "Raucherecken") plant, in Gaststätten ein solches aber nicht vorgesehen ist?
Kann es sein, dass die einschlägige Lobby (Tabakwarenindustrie, Tabakproduzenten, Hotel- und Gaststättengewerbe etc. etc.) sonst möglicherweise unsere Volkszertreter nicht mehr mit möglicherweise lieb gewordenen Wohltaten versorgen würde??
(Soll keine Unterstellung sein, aber dran denken darf man ja mal --- und langsam wird es ja auch ein bisschen auffällig, gell?)

Macht´s gut und haltet weiter eure Augen und Ohren offen.
Viele Grüße
nowalic
188. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 20.01.07 14:32

Hallo Leute!

Hallo Nowalic!

"Auffällig" ist gut. Ich wunder mich immer,daß nicht viel mehr "Bundesbürgern" langsam der Kragen platzt. Das ist wie im alten Rom. Gib`den Leuten Brot und Spiel (hier Internet/Fernsehen und Tiefkühl-Pizza) und dann wird`s schon.

Lustigerweise geht nur immer mehr Menschen das Geld dafür aus.

Ich bin ja Berufsoptimist,aber ich glaube wir stehen langsam am Scheideweg.


Black Panter
189. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 01.02.07 13:33

Schlaf ein?

Oder aufwach?


Black Panter
190. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 01.02.07 19:20

Hallo all,

wir kennen alle die alten Bilder aus China, als noch tausende Fahrradfahrer auf breiten Straßen unterwegs waren.
Das heutige China hat in einigen Städten ein striktes Fahrradfahrverbot erlassen.
In 2004 war China auf Platz 5 in der Statistik der Autos produzierenden Nationen.
2005 war China auf Platz 4 vorgerückt.
In 2006 stand China auf Platz 3.
Dieses Jahr soll der QQ erstmals auf dem nordamerikanischen Markt eingeführt werden.
Bald (2008, glaube ich) dürfen in China keine Spritschleudern mehr zugelassen werden.
Brennstoffzellentechnik wird entwickelt seitdem KIA gezeigt hat von einem spritschluckenden Motor (12,1 Liter Superbenzin auf 100km) innerhalb von 10 Jahren zu einem marktfähigen Brennstoffzellenauto zu kommen.
Voraussichtlich 2010 kommt es im chinesischen Automobilbau zu einer Überproduktion von spritsparenden Automobilen, die notgedrungen z. B. in Europa abgesetzt werden müssen.

Die Stadtteilbüros der Partei bekommen keine Unterstützung mehr. Sie müssen auf ehrenamtliche Mitarbeiter sowie auf Finanzierung durch Verkaufs- und andere Veranstaltungen zurückgreifen.
Bildung gibt es auch für die Ärmsten nur noch gegen Schulgeld.
Nachdem China lange Zeit gleiche Chancen auf Bildung praktizierte, werden im Schnellverfahren Elitekindergärten, Eliteschulen und Eliteuniversitäten geplant.

Wie konnte das geschehen?

Die Doku "Geburt einer Weltmacht" arbeitet die Veränderungen seit Mao auf. Sie versucht die Stimmung im Land wiederzugeben. Die Doku zeigt aber auch welche Probleme durch das schnelle Wachstum entstehen; gesellschaftlich, logistisch, ökonomisch.
China läuft längst noch nicht auf voller Kraft.
Auch kümmert sich die chinesische Industrie im Augenblick hauptsächlich um die Befriedigung der Inlandsnachfrage.
Donnerstag 01.02. 20:15 Uhr; natürlich auf Phoenix.
191. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.02.07 06:55

Mit der Zulassung börsennotierter Immobilienfonds, sog. REITs, wird demnächst unser Wohnraum in einem bisher nie gekannten Ausmaß für die internationale Finanzspekulation freigegeben, natürlich auf Kosten von Mietern und Kommunen!

Meldung hier.

Bluevelvet
192. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.02.07 06:59

Und hier findet ihr eine Darstellung erster Überlegungen, unser demokratisch-gleiches Wahlrecht zugunsten eines Mehrklassenwahlrechts zwecks Absicherung der "Leistungselite" zu ändern.

Bluevelvet
193. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.02.07 18:42

Hi Gerry,

den Original-Link habe ich ganz einfach deshalb nicht angegeben, weil er deutlich sichtbar in den ersten Zeilen des Kritikers zu finden ist und ich nicht den Eindruck erwecken wollte, er sei mein Original-Fund. Ich fand ihn lediglich über die NachDenkSeiten, die ich relativ regelmäßig lese.

Natürlich hat der Besitzende ein Recht gehört zu werden, aber das wird er doch seit Ende der Regierungszeit Helmut Schmidts. Inzwischen ist der gesamte Regierungsapparat von Lobbyisten des Kapitals durchsetzt, die Abgeordneten sind über Beraterverträge und Aufsichtsratsposten gekauft und unsere ideologisch neoliberal gleichgeschalteten Medien verbreiten nonstop die angeblich alternativlose neoliberale Ideologie und Politik. Dass die Besitzenden politisch oder medial irgendwie zu kurz kämen, vermag ich beim besten Willen nicht zu erkennen. Dem Schreiber des von dir verlinkten Blogs geht es sichtlich um die institutionelle Absicherung real bestehender gesellschaftlicher Besitz- und Machtverhältnisse.

Bluevelvet
194. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.02.07 19:16

Das Beispiel mit den Immobilien ist gut.
Erst wollen die freien Bürger, dass ihnen Bund, Land, Regiertungsbezirk, Kreis, Stadt/Gemeinde/Flecken alles "auf Pump" finanziert und bezuschusst wird ...
Schulen, Kindergärten, Spielplätze, Autobahnen, Häuser, Mieten, Öffentlicher Personennahverkehr und vieles mehr ...
Sparen wird niedergeschrieen ...
Sparsame Politiker werden beschimpft und verlieren die nächste Wahl ...

"sozial" ist ja so "IN" ...
"sozial" ist ja der "Zeitgeist" ...

Wenn es dann aber an´s bezahlen geht, dann geht das Jammern los, dass ihnen die Fondsstruktur der Organisationen nicht gefällt, die die Immobilien aus den 50ern in den sozialen Brennpunkten aufkaufen wollen.

Wenn NRW weniger Schulden hätte und die bisherige Immobilienorganisation viel Gewinn für die Landeskasse generieren könnte, würde das Immobilienpaket sicher nicht verkauft.
Außerdem steht es den Bewohnern der Immobilien frei, selber Fonds einzurichten und die Immobilien selber zu kaufen.
Wenn sich die Erhaltung der Wohnungen doch so sehr ´lohnt´, wird keine Bank einen Kredit verweigern.

Die Bewohner versuchen sowas aber nicht, weil sie ganz genau wissen, dass das bisherige Konzept ein verlustreiches Zuschussgeschäft ist. Lieber jammern, als aggieren.

Wer Schulden verursacht, muss dafür zahlen.
Die geschäftsfähigen Bürger (über 1 entscheiden mit der Wahl der Politiker über das Finanzkonzept des Landes und müssen finanziell dafür geradestehen. So ist das eben mit Schulden.
Wenn sie auch finanziell für ihre Entscheidungen gerade stehen müssten, könnte man ja schließlich auch schon Babies ein Wahlrecht einräumen.

Wer nicht vorausschauend lenkt zur rechten Zeit, der muss sehen welcher Investor übrig bleibt
... vielleicht einer, der eine Kloverstopfung erst nach fünf Jahren beheben lässt?


So long.


PS: Die Zeit des Zurückzahlens der Kredite ist gekommen. Habt ihr schonmal einen Kredit in einer Phase sinkender Einnahmen zurückgezahlt?
195. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 06.02.07 19:17

Hallo bluevelvet und Gerryxxx,


ich denke, dass unser Wahlrecht soweit ganz in Ordnung ist. Es fehlen nur zwei Dinge:

1. Politiker müssen für ihre Handlungen genauso haften, wie jeder andere Mensch in seinem Berufsleben auch. (da herrscht heute leider völlige Fehlanzeige).
2. Es muss ohne zu große Hürden möglich sein, zu jeder anstehenden politischen Entscheidung eine Volksbefragung und damit einen Bürgerentscheid herbeizuführen. Ich sag mal die in unserer heutigen Zeit nahezu ketzerischen Worte: "Volkes Wille entscheidet über politisches Handeln"!!
Und nicht sich wählen lassen und dann gewiss sein, für 4 Jahre Ruhe vor den Bürgern zu haben. Nach 3 Jahren fängt man mit den kleinen Wahlgeschenken an, klopft große Sprüche und will wieder gewählt werden - um den gleichen Stiefel wieder abzuziehen. Das Schlimme ist, meistens klappt das sogar, einfach deswegen, weil keine vernünftigen Alternativen da sind.

Wer heute zur Wahlurne geht, sucht sich doch seine Partei nicht aus Überzeugung aus, man wählt heute (und schon lange) nur das kleinere Übel. Und das ist Deutschlands Krankheit: Permanentes politische Versagen, bis hin zum Totalausfall. Dazu kommt eine neue Mentalität der großen Bosse: Arbeitnehmer sind zum "auswechselbaren Arbeitsmaterial" verkommen, der Mensch zählt nichts mehr. Er wird für 2 Cent Dividende der Aktionäre gewissenlos und völlig bedenkenlos verkauft (siehe Akkermanns Handlungen) und mißbraucht. Wer glaubt, wir leben noch in einem Sozialstaat - der irrt! Seit der Aera Schmidt hat schleichend die grenzen- und hemmungslose freie Marktwirtschaft Einzug gehalten - gefördert von allen Parteien.


So, nun ist mir die Luft ausgegangen. Hätte aber eigentlich noch viel mehr auf der Pfanne.


Viele Grüße und - nix für ungut, dass ich mich bei euch beiden eingemischt habe. Deine letzte Post bluevelvet, kann ich übrigens voll unterschreiben.


Charly
196. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.02.07 19:41

Hallo Charly,

> 1. Politiker müssen für ihre Handlungen genauso haften, wie
> jeder andere Mensch in seinem Berufsleben auch. (da herrscht
> heute leider völlige Fehlanzeige).

Warum? Der mündige Bürger haftet doch schon. Warum muss dann der Politiker für das haften, was er im Auftrag des Bürgers für den Bürger macht?

Wenn der Bürger Zuschüsse für den Personennahverkehr haben möchte, damit die Fahrkarte nicht so teuer ist, muss das durch Immobilienverkäufe o. ä. finanziert werden. Wo ist da die Verantwortung des Politikers? Die Bürger wollen subventionierte Fahrkarten, weil ´Bus und Bahn ist ja ökologischer´.

Aber mit so einem Zusammenhang darf man den Bürgerinnen und Bürgern nicht kommen, dann sagen sie "Das eine darf man nicht gegen das andere ausspielen".
Auf der Finanzseite ist genau das aber die Aufgabe des Politikers.
197. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.02.07 19:56

Hallo Bulli,

zunächst meine Entschuldigung dafür, dass ich mich verklickt habe. Habe in deinen Beitrag nicht moderativ eingegriffen.


Du schreibst:

Zitat

Warum muss dann der Politiker für das haften, was er im Auftrag des Bürgers für den Bürger macht?


Ich sehe es so: Wir wählen Politiker, aber andere kaufen sie. Und Letzteres ist das lukrativere Angebot. Weshalb sollte ein Politiker dann tun, wofür wir ihn beauftragen? Durchsetzbar wäre dies wohl nur über ein imperatives Mandat.

Blue
198. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 06.02.07 20:06

@ Charly
Haste gut geschrieben und richtig erkannt *LOB*

Xrated
199. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 06.02.07 20:20

@ Gerryxxx
Ich weiss gar nicht was Du hast - der Link von Blue ist vollkommen IO und wiederspiegelt genau das, was viele hier, die an der Grasnarbe leben wieder.

Liegt es vielleicht eher hieran, das schnell vergessen hast, was es heisst relativ unten zu leben, zu existieren, weil es Dir jetzt relativ gut geht? Ruh Dich nicht zu lange drauf aus, das könnte ne Rohrkrepierer werden - Auch nix für ungut, lieber Gerryxxx.

Meint mal so,
Xrated
200. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 06.02.07 20:40

Hey zusammen - steckt mal die Keulen weg und zieht die Klauen ein!!


Der alte Charly will euch mal was sagen:

Das Schlimme ist, jeder von euch hat auf seine Weise recht und auch wieder unrecht. Die klare Wahrheit gibt es nicht (jetzt muß ich aufpassen, sonst werd ich philosophisch)! Jeder lebt in seiner Welt und sieht damit sein Umfeld auch auf seine Weise. Dieses Recht hat Gerry genauso wie wir anderen auch - und damit findet auch keine Ausgrenzung statt (du da oben - wir da unten)!

Das ich hier eher in Richtung bluevelvet tendire, hat den Hintergrund, dass ich zur Zeit ganz unten bin (finanziell, familiär, seelisch). Sollte sich das mal wieder ändern, ändert sich doch logischerweise auch meine Sichtweise der Dinge. Das jeder auch seine eigenen Interessen verfolgt, ist legitim und nicht zu verurteilen. Es ist erst dann schlecht, wenn er dazu andere Menschen mißbraucht oder schädigt.

Unsere heutigen Politiker horchen heute leider viel zu sehr auf Lobbyisten, da von dieser Seite die Parteispenden und andere Zuwendungen kommen. Oft sind diese auch Zweit- und Drittarbeitgeber der Politiker. Wer da noch von "politischer Unabhängigkeit" und "freiem Handeln des Politikers zum Wohle des Volkes" spricht, braucht meiner Meinung nach eine neue Brille.

Ein Gedanke noch zum Titel hier:
Keiner sollte den Aufschwung kaputt machen wollen, es wäre ja zu unserem eigenen Schaden. Die Politiker sollten nur darauf achten, dass der Aufschwung nicht am Volk vorbei in die Tasche der großen Bosse und Konzerne geht, die Bürger nur das Reichwerden derselbigen beobachten dürfen, selber aber wie moderne Sklaven gehalten werden. Aber genau das ist die Entwicklung seit der Aera Schmidt. Dank (?) an Kohl, Schröder und Merkel, die an diesem Schreckenszenario sehr tatkräftig mitgearbeitet haben und es noch immer tun.

So, nun warte ich auf den finanziellen Todesstoß, wenn mich einer der vorgenannten wegen übler Nachrede (oder sowas) verklagt.


Bis auf Weiteres - Euer Charly
201. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.02.07 21:22

Keine Sorge, Charly, die Diskutanten dieses Threads sind nicht miteinander verkracht. *gg*

Mit deinen letzten Bemerkungen sprichst du den Knackpunkt des ganzen aktuellen Aufschwung-Geredes an: Wessen Aufschwung ist es eigentlich? Der der unteren 10 Millionen ganz sicher nicht. Und in wenigen Monaten oder von mir aus auch drei Jahren läuft sich der Aufschwung tot oder es ballert wieder irgendein Psychopath im Nahen Osten herum und dann setzt die übliche Dauerkrise des Kapitalismus wieder ein, es werden die üblichen gescheiterten Medizinen empfohlen usw. - darüber bin ich ganz beruhigt.

Blue
202. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 06.02.07 22:23

Hallo blue - hätt mich auch gewundert, wenn ihr "alten Haudegen" *breitgrins* euch verkracht hättet. Hab ich auch nicht geglaubt.

Zum Rest deines Kommentares muss ich leider sagen: stimmt!!

Nur, beruhigt bin deswegen überhaupt nicht.


Gruß, Charly
203. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 00:08

Hallo Gerry,


dein Artikel ist gut, leuchtet auch in vielen Teilen ein. Ich selber arbeite nun seit über 21 Jahren (Wehrdienst und Technikerschule abgezogen).
Ich darf gar nicht darüber nachdenken, was ich schon alles über Steuern und Abgaben in diesen Staat gebuttert habe, ohne je dafür eine Gegenleistung gesehen zu haben. Von der Seite aus, verstehe ich deinen Standpunkt sehr gut.

ABER: Eines darf man nicht vergessen, für jemanden der 100.000,-- € übrig hat sind 10 % d.h. 10.000,-- € viel Geld. Aber sicher wird er deswegen immer noch einen hervorragenden Lebensstandard halten - die 10 % sind halt ärgerlich, mehr nicht. Für jemanden, der 100,-- € übrig hat, bedeuten 10,-- € prozentual zwar genauso viel, real schmerzt eine solche Einbuße um ein Vielfaches mehr.

Ich kann dir dies aus eigener Erfahrung sagen, die ich selber in den letzten knapp 6 Monaten gemacht habe. Ich werde in Kürze geschieden und lebe von 890,-- € - naheuzu egal, wieviel auf meinem Gehaltszettel steht. Eine finanzielle Einbuße ist für niedrige Lohnstufen ausnahmslos immer wesentlich härter, als für höhere und hohe Lohnstufen. Auch wenn dort der Geldbetrag übertrieben hoch erscheinen mag. Um gleich eines zu sagen: Arbeiten tun "die da unten" genauso hart, wie "die da oben". Und beide Seiten sind aufeinander angewiesen, oder würdest z.B. du deinen Müll selber in die Müllverbrennung bringen wollen? Sicher genauso wenig, wie sich ein Arbeiter selber den Blinddarm operieren will.

Zu Hartz IV: Wer arbeitsscheu ist und nichts für seinen Lebensunterhalt leisten will, sollte meiner Meinung nach keinen Cent erhalten. Soll er schauen wo er bleibt. Wer aber unschuldig in diese Situation gerät, muss unterstützt werden. Es kann übrigens jedem von uns passieren, schneller als man denkt. Es braucht nur die Gesundheit den Bach runter gehen, du kannst deinen Job nicht mehr machen und schon gehts dahin. Für uns alle gilt: wer hoch steigt, kann auch tief fallen! Es gibt keine Sicherheit, außer du hast so viel Geld, dass du eigentlich gar nicht mehr arbeiten brauchst. Wem aber geht es schon so gut?

Zu deinem letzten Absatz:
Man nimmt dir mit dem Recht Geld ab, weil du jederzeit selber in die Situation kommen könntest, auf Hartz IV angewiesen zu sein. Auch als Arzt oder Techniker (Gründe wie vor beschrieben).


Viele Grüße



Charly
204. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 00:25

Gerry, jetzt warst du schneller wie ich - also
zu Ackermann:

Er ist für mich ein Paradebeispiel - warum? Die Deutsche Bank erwirtschaftet seit Jahren einen Rekordgewinn nach dem anderen. Gleichzeitig werden Jahr für Jahr tausende Stellen abgebaut und Menschen in die Arbeitslosigkeit geschickt.

Du sagst es richtig, wir leben in einer Globalisierung. Genau diese hat dazu geführt, dass Manager und Aktionäre nach höchsten westlichen Standards leben und ihr Geld erwirtschaften, aber gleichzeitig den Menschen, die ihnen diesen Gewinn erwirtschaften, am liebsten den Lohn eines chinesischen Landarbeiters bezahlen würden. Genau das ist die übelste Blutsaugerei, die es seit der Sklaverei auf dieser Welt gibt.

Es ist genau richtig, wer nicht genug verdient, dass er Geld anlegen kann, hat schon verloren.
Und Geld anlegen heißt nicht, im Monat 100,-- € anlegen, sondern 1.000 oder besser 10.000,-- €. Nur wer das kann, gehört zu den wirklichen Gewinnern des Systems.
Der Rest - und das ist der überwiegende Teil der Bevölkerung - findet sich in einem modernen Sklaventum wieder, in dem seitens der "Geldleute" schon mit Absicht dafür gesorgt wird, dass "die da unten" nicht hochkommen.

Es geht frei nach der Devise: Die da unten sollen gerade so viel haben um zu existieren, alles andere soll den Geldmagnaten gehören. Und diese holen es sich, Gesetze, Tarifverträge und sonstiges wird dabei auch mal verbogen oder sogar gebrochen.

Es tut mir leid, aber mich kotzt dieses System einfach nur noch an! Vielleicht, weil es zu gut funktioniert.

Sorry für diese Entgleisung


Gruß - Charly
205. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 00:31

Hallo Gerry,


noch eines: Wenn die Deutsche Bank sämtliche Arbeitsplätze in Deutschland auflösen würde, würde sie den Standort Deutschland aufgeben.

Ich bin fest davon überzeugt, dass es auf der Welt genügend Banken gibt, die nur allzu gerne bereit sind diese entstehende Lücke auszufüllen.

Die Deutschen Arbeitnehmer/innen müssen sich einmal im klaren werden, dass sie einzeln zwar kaum von Interesse sind, aber als 80 Mio-Volk eine gewaltige Finanzkraft darstellen.
Es ist somit utopisch, dass ein Unternehmen, dass in Deutschland derart etabliert ist, hier komplett abwandert, oder auch nur eine wesentliche Lücke entstehen läst.

Das ist die typische Angstmache der Politiker und Manager, um das Volk dumm und klein zu halten.


Gruß - Charly
206. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 01:08

Hallo Gerry,

du schreibst:

Zitat

In der Krankenversicherung sieht es schon anders aus. Das Risiko, krank zu werden ist nicht vom Einkommen abhängig. Warum muß ich hier also mehr bezahlen, wenn ich mehr verdiene? Das ist letztlich eine Enteignung derjenigen, die gut verdienen zu Gunsten derer, die weniger gut verdienen.


Wollen wir eine noch größere Klassengesellschaft im Gesundheitssystem? Nein, wir sind eine Solidargemeinschaft, in der jeder seinen möglichen Beitrag leisten muss. Das dieser Beitrag bei dir höher ist, wie bei einem Arbeiter, der mit 1.500,-- € im Monat nach Hause gehen muss, ist absolut richtig. Sonst müßte man die ganze Sichtweise umdrehen und sagen: Ob Arzt, Techniker oder Arbeiter - jeder arbeitet seine 8 Stunden am Tag und bekommt für diese 8 Stunden genau das gleiche Geld. Jede Arbeit ist schließlich wichtig, da sie getan werden muss.
Das dies nicht funktioniert, wissen wir alle, aber damit muss auch jedem klar sein, wenn er mehr Geld verdient, ist es auch richtig, mehr für die Allgemeinheit beizusteuern. Ich bezahle übrigens auch wesentlich mehr Krankenversicherung, wie ein Arbeiter, da auf meinem Gehaltszettel auch eine andere Zahl steht. Aber ich finde mich drein und versuche das Beste draus zu machen, es geht nun mal nicht anders.

Zitat

Damit jedoch nicht genug, auch der PROZENTSATZ wird noch erhöht. Das ist dann mehr als unfair, finde ich.


Geb ich dir recht, es ist unfair. Es trifft aber auch hier die Kleinen mehr wie die Großen. Das System ist einfach krank und hat sowieso noch nie richtig funktioniert. Grundlage dieses Systems ist nämlich ein stetiges Wachstum der Bevölkerung - alleine schon für sich ein Fehlgedanke!


Zitat

Mal abgesehen davon, daß ich mit ziemlicher Sicherheit nicht auf Hartz IV angewiesen sein werde (und gerne auf das Recht auf diese Leistungen zugunsten niedrigerer Steuern verzichten würde), so wäre auch hier der Betrag, der mir zusteht nicht von meinem vorherigen Einkommen abhängig. Warum muß ich also heute mehr Steuern zahlen als andere?


Ganz einfach: Weil du mehr verdienst und es dir finanziell weniger schadet, prozentual auf mehr Geld zu verzichten, wie ein Geringverdienender auf prozentual weniger Geld.

Zitat

Und zur Ergänzung:
Ich bin nicht reich geboren, ich habe nichts ererbt sondern mir alles selbst erarbeitet.


Ich habe nie behauptet, dass dir das Geld, das du haben magst, in den Schoß gefallen ist. Wieso sollte sich so etwas sagen, oder auch nur denken?? Ich kenne genügend Ärzte, die so viel arbeiten - ich möchte deren Job nicht geschenkt haben und neide ihnen keinen Cent, den sie verdienen. im Gegenteil, einige davon halte ich für restlos unterbezahlt. Wenn es dir selber besser geht, dann kommt das sicher von deiner Hände Arbeit und damit geht doch auch jeder Cent, den du verdienst und hast in Ordnung.
Ich glaube, da hast du mich etwas falsch verstanden.

Gruß - Charly
207. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 07.02.07 06:24

Zitat

In der Krankenversicherung sieht es schon anders aus. Das Risiko, krank zu werden ist nicht vom Einkommen abhängig. Warum muß ich hier also mehr bezahlen, wenn ich mehr verdiene? Das ist letztlich eine Enteignung derjenigen, die gut verdienen zu Gunsten derer, die weniger gut verdienen.

Gerry, du musst mehr zahlen, wenn du mehr verdienst, damit die gesundheitsdienstlichen Leistungen für die, die aufgrund ihres geringen Einkommens nur einen niedrigen Beitrag leisten können, finanziert werden können. Solidargemeinschaft lautet das Fremdwort dafür.

In deiner Argumentation liegt m. E. folgender Denkfehler vor: Du gehst offenbar davon aus, dass, wer ein höheres Einkommen erhält, dies lediglich aufgrund eigener Leistung erzielt. Dabei verdanken sich dein wie auch mein Einkommen der gesellschaftlichen Umverteilung produktiv erwirtschafteten Mehrwerts. Vielleicht ist ja der Vorschlag von Cockshott/Cottrell gar nicht so schlecht, die Arbeitsleistungen von Bürgern nicht mit Geld, sondern mit Arbeitszeitgutscheinen zu vergüten. Wenn der Akkermann dann seine 11,3 Millionen jährlich erzielen wollte, müsste er schon ein wenig länger in seinem Büro sitzen. Aber jene ausgebeutete Putzfrau, die für 2, 46 €/Std. arbeitet, wäre sicher besser dran.

Bluevelvet


EDIT: Zwinkersmilie hinzugefügt.
208. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 08:01

Bravo bluevelvet - hätte es besser nicht sagen können.

Charly
209. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 07.02.07 15:24

Die aktuell laufende Diskussion ist so klasse, dass ich in diese nicht wesentlich eingreifen möchte.
Zum Titel dieses Threads nur so viel:
Das war ja schon von Anfang an absehbar, WESSEN Aufschwung dieser Aufschwung sein wird, wenn er denn kommen sollte.
Der Aufschwung "des kleinen Mannes" ist es jedenfalls nicht und wird es auch nie werden.
Deshalb ganz bewusst der Titel "machen wir ihnen IHREN Aufschwung kaputt".
Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass wir den Aufschwung insgesamt kaputt machen wollen.
Aber wir könnten ja vielleicht Wege suchen/finden, mit denen wir dafür sorgen, dass es auch UNSER Aufschwung wird und ihnen IHREN Aufschwung damit kaputt machen.

So und nicht anders war´s gemeint.
nowalic
210. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 15:50

Hallo nowalic,


das Problem ist nur, wenn du den Aufschwung von oben kaputt machst, bleibt unten auch nichts mehr übrig.
Dann wars das erst recht.


Viele Grüße - Charly
211. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 07.02.07 16:00

Hab mich noch einmal umgesehen, um die Quellen für meinen Hinweis auf die ausgebeuteten Reinigungskräfte zu finden. Klickt ihr hier und hier.

Blue
212. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 07.02.07 16:17

Zitat

Aber wir könnten ja vielleicht Wege suchen/finden, mit denen wir dafür sorgen, dass es auch UNSER Aufschwung wird und ihnen IHREN Aufschwung damit kaputt machen.


*g* ... und das hier in einem Forum, das der Befriedigung dekadenter Gelüste dient.

Aber Du hast schon recht, auch jeder Einzelne hier ist seines Glückes Schmied.

miriam_MP
213. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 07.02.07 16:25

Hallo Charly,

genau das ist die Argumentation, mit der "Oben" seit Jahren "Unten" in Schach zu halten versucht und unsere Politik davon abhält, das zu tun, was dem Volke dienlich wäre.

Wenn ihr uns verbieten wollt Autos zu bauen, die pro 100 km 25 Liter Sprit brauchen, dann werden wir 100.000 Arbeitsplätze abbauen...
Wenn ihr uns im Interesse der Volksgesundheit ein Rauchverbot in Gaststätten aufzwingt, dann müssen wir zu machen....
Wenn ihr zulasst, dass sich in Deutschland Discont-Apotheken niederlassen, dann wandert unsere Pharma-Industrie in´s Ausland ab...
usw. usw.

Das alles kennen wir bereits zur Genüge und wir sind notgedrungen jahrelang vor solchen Drohgebärden auf die Knie gefallen.
Erfolg: die Drohgebärden werden immer heftiger, die drohenden Konzerne und ihre Bosse immer dreister und reicher und für den Mann auf der Straße kommt noch immer nichts dabei raus. (Außer Arbeitszeitverlängerungen, Minimallohn-Diskussionen, ein-Euro-Jobs und viele solcher Wohltaten mehr.

Wenn´s aber mal wirklich ernst kommen sollte, dann möchte ich mal sehen, was die Konzernbosse tatsächlich machen. Schließlich ist es das von UNS erarbeitete Geld, das die einstecken. Und wo wollen sie das ohne uns denn herbekommen?

Bange machen gilt nicht (mehr länger)!
Meint nowalic
214. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 07.02.07 17:02

Hallo nowalic,

du hast mich falsch verstanden. Was ich meinte war, dass ein Aufschwung immer alle betrifft, genauso wie ein Abschwung oder eine Rezession.

Nur die einen mehr und die anderen weniger. Es geht schlicht darum, zwischen diesen beiden Gruppen endlich einen Ausgleich zu schaffen.

Gruß - Charly
215. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 08.02.07 18:50

Das interessante Gespräch scheint zum vorläufigen Ende gekommen zu sein, darum möchte ich mal früher anknüpfen.


Hallo bluevelvet,

> Ich sehe es so: Wir wählen Politiker, aber andere kaufen sie.

OK, das behaupten bestimmte politische Kreise schon seit der Weimarer Republik.
Man kann aus jeder Politikerentscheidung eine Verschwörung des Geheimbundes des internationalen ´Kapitalismus´ (alternativ auch: ´Kapitals´ oder ´konservativen Establishments´ machen, genauso, wie man aus jeder Politikerentscheidung eine Verschwörung der zentralen internationalen Geheimorganisationen des Patriarchats machen kann.

Wie denkst du z. B. über die Nichtrauchergesetze?

Es könnten doch von den bösen Krankenkassenbossen Milliardensummen an die Politiker gezahlt worden sein ... und wenn es so ist, dann war das eine Kungelei unter Patriarchen, bei der die Frauen mal wieder nichts vom Milliarden-Geldregen mitbekommen haben, denn bei den wenigen Politikerinnen ist kein Geld angekommen. Also eine böse Ausgrenzung der Frauen aus den lukrativen politischen Entscheidungsprozessen.

Und schon fühlen sich 75 % der Bevölkerung von den "bösen Politikern" beschissen.


Was wollen BürgerInnen überhaupt?

Wenn man die BürgerInnen fragt, wie ihre Sorgen lauten, dann kommt an Nummer eins, die "Angst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes".

Fragt man die BürgerInnen, was sie wollen, dann kommt "Mehr Lohn" heraus.

Verrückt, wenn man bedenkt, dass Politiker vieler Länder, ähnlich wie Deng in China, bewusst auf den Import von Arbeitsplätzen durch Dumpinglöhne setzen.

Kein Hauptgedanke wird von den BürgerInnen an "mehr Kinder" für die Rentensicherung oder andere sinnvolle Strategien für die Zukunft verschwendet.

Was wollen die BürgerInnen überhaupt?

Sie haben also Angst, dass sie durch hohe Lohnforderungen ihren Arbeitsplatz verlieren könnten? *überspitz*

Der Irrsinn wird noch deutlicher, wenn man bedenkt, dass die Lohnhöhe von den Gewerkschaften festgelegt wird, aber die Politiker für die daraus resultierende Arbeitslosigkeit gerade stehen sollen.

Ich find´s konfus. *gagawerd*


Ach, so ein bischen muss man den Willen der Bevölkerung auch interpretieren können, wenn sich die BürgerInnen ständig widersprechen.

Ich vermisse eine Einigkeit in der Bevölkerung, die dem Politiker klar macht, worum er sich kümmern muss.

Ich vermisse seit dem ich mich für Politik interessierte, dass sich die Bevölkerung, die ja angeblich aus mündigen BürgerInnen bestehen soll, mit den negativen Auswirkungen ihrer Forderungen auseinandersetzt.

Mir wurde häufiger gesagt:
"Warum machst du dir über soetwas Gedanken?" oder
"Nimm das Leben nicht so ernst."

Toll. *augenroll*

Als mündiger Bürger hat man über undurchdachte Forderungen, die zu einer massiven Verschuldung führen, zu lächeln?

Kein Wunder, wenn der ein- oder andere Politiker die WählerInnen nicht ernst nehmen kann. Soll vorkommen.

Ein Politiker, der in Deutschland Verantwortung übernimmt, hinterlässt entweder Schuldenberge oder wird nicht wiedergewählt.

Etwas anderes lassen die WählerInnen nicht zu. Schade.

Ich wundere mich immer wieder, dass BürgerInnen auf der einen Seite gegen Marktwirtschaft und konservatives Establishment sind, sich aber auf der anderen Seite so hoffnungslos verschulden, dass sie später der Bank ihr Haus und Auto sogar schenken müssen, um einen Teil der Schulden erlassen zu bekommen. *kopfschüttel*

Die Schulden des Staates bleiben auch an den BürgerInnen kleben, nicht an deren politischen Stellvertretern.

Was soll also werden?
Entschuldung durch Krieg, wie im 2. Weltkrieg?


Grüße

PS: Entschuldigung, dass ich so langsam schreibe.
216. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 24.02.07 07:17

Zum ach ja so schönen Aufschwung - Wird dadurch eigentlich die Lohntüte dicker oder die soziale Absicherung verbessert? - hat Allensb. eine repräsentative Umfrage gemacht. Das Ergebnis könnt ihr hier nachlesen. Die Menschen sehen schon sehr klar, wer die Profiteure sind. Aber der nächste Abschwung kommt bestimmt und ihr dürft raten, bei wem die Luft dann finanziell und sozial noch weiter verdünnt werden wird.

Bluevelvet
217. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Miauzi am 24.02.07 11:38

Hallo Leutchen,

Legenden und Tatsachen zu den "Thesen" der Konzerne kann man auch mal aus folgender Sicht sehen:
Zeitung

LG Miauzi
218. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von zarow am 24.02.07 20:07

Als unbedarfter Zuschauer finde ich es phantastisch wie das bundesrepublikanische Staatstheater mit den Geldern des Volkes umgeht.

Ihr müsst es machen wie Ackermann & Co. 60 Mio einstreichen und 6 Mio Strafe zahlen. Die Presse wird die Höhe der Strafe zu würdigen wissen!!!!

FF

Zarow
219. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 25.02.07 18:03

Die Presse würdigt garnichts - sie weint nur still ihrer Freiheit nach. Wers noch nicht gemerkt hat, die großen Bosse und die Politik haben die Presse bereits vereinnahmt.

Wers nicht glauben will, schau nach Bayern. Wo gibts da noch eine Zeitung oder einen Sender, der wirklich kritisch mit der CSU ins Gericht geht? 0 absolut 0. Eine Partei ist viel zu lang an der Regierung und die Seilschaften funktionieren viel zu gut.

Wenn du wirklich was ändern willst, hilft nur eine Revolution von unten. Aber das fundst in diesem Land nicht. Geh mal z.B. nach Frankreich - die hätten ihre Politiker und Bosse schon längst aus dem Land gejagt, wenn die so verrückt gespielt hätten, wie es hier an der Tagesordnung ist.

Ach was solls - trotzdem einen schönen Sonntag.

Viele Grüße - Charly
220. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 03.03.07 06:26

So schnell kann es gehen. Die ersten Anzeichen des nächsten Abschwungs sind prophezeihungsgemäß da. Klickt mal hier.

Blue
221. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 20.03.07 11:23

Hallo Leute!

ich war ja einige Zeit nicht da und muß `ne Menge Beiträge nachlesen,aber auf den Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" habe ich nur gewartet.

Tausendmal habe ich den schon gehört und bemerke wie immer: "Aber nicht jeder Schmied hat Glück."


Black Panter
222. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 28.03.07 06:07

Hi Friends!

Den folgenden Artikel müsst ihr unbedingt lesen! Es geht um das Verhältnis von EU-Verfassung und Grundgesetz und darum, weshalb einige Dinge in der EU-Verfassung fehlen, z. B. das Verbot von Angriffskriegen, die Gewaltenteilung, die Sozialpflichtigkeit des Eigentums etc. Der Schluss kann nur lauten: Die EU-Verfassung ist grundgesetzwidrig! Da waren, bezogen auf unser Grundgesetz, Verfassungsfeinde am Werk!

Link: http://www.heise.de/tp/r4/artikel/24/24954/1.html

Bluevelvet
223. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 28.03.07 17:48

Blue,

und die meisten anderen:

Laßt uns eine Partei gründen.

Aber dann kommen wir zu nichts anderem mehr.

Jetzt schau ich mal nach wen man bei Siemens wieder verhaftet hat.

Es geht schon,man muß nur wollen.


Black Panter
224. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.04.07 18:05

Dann spiele ich in diesem Thread noch einmal den Letzten Mohikaner.

Zitat Pehr Stainbrück, z. Zt. "unser" Finanzminister:

„Soziale Gerechtigkeit muss künftig heißen, eine Politik für jene zu machen, die etwas für
die Zukunft unseres Landes tun: die lernen und sich qualifizieren, die arbeiten, die Kinder bekommen und erziehen, die etwas unternehmen und Arbeitsplätze schaffen,
kurzum, die Leistung für sich und unsere Gesellschaft erbringen. Um die – und nur um sie – muss sich Politik kümmern.“

>Moralist on<
Das Evangelium sah das noch ganz anders: "Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken." (Lk, 5, 31 - zitiert nach Luther 1984)
>Moralist off<

Wie Lobbyisten und neoliberale Politiker den Menschen die Demontage des Sozialstaates durch Umdeutung des Gerechtigkeitsbegriffes schmackhaft zu machen suchen, könnt ihr nachlesen in dem Aufsatz "Die soziale Gerechtigkeit – demokratischer Grundwert oder Standortrisiko?" von Christoph Butterwege auf folgender Seite:

http://www.ajs-bw.de/media/files/ajs-info/ajsinfo_3_2006.pdf

Als HTML-Version hier.

Ausdrücklich empfohlen von
Bluevelvet
225. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 06.04.07 01:13

Hallo!

Was ich jetzt euch jetzt noch zu diesem Thema an`s Herz legen will,ist die Spiegel Titelgeschichte, "Die wahre Unterschicht"

2.04.07,"Arm durch Arbeit."

Titelblatt.

Man könnte nachdenklich werden,oder überlegen.

Grüße,


Black Panter
226. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 13.04.07 21:01

Geht es endlich bergab mit der wirtschaftpolitischen Trinität des Bösen?

Zumindest für den IWF wird es jetzt eng! *freu*

Vielleicht folgen die beiden anderen neoliberalen Verbrecherorganisationen (WTO, Weltbank) nach!

Hofft
Bluevelvet
227. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 19.04.07 22:29

Hallo.

Gut.

Die Hormone sprießen,die Zirbeldrüse kommt in Schwung,und heute scheint der erste Hartz 4 Empfänger verhungert zu sein.

Ich ziehe nach Bagdad.

Sarkasmus beiseite,schwingen wir jetzt?


Black Panter
228. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 20.04.07 06:31

Hi Black Panter,

die von dir angesprochene Sache ist für mich noch recht undurchsichtig. Meldungen gibt es z. B. hier und hier.

Bluevelvet
229. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 20.04.07 10:10

Hallo bluevelvet!

Vielen Dank für die Links. Ich kann nur jedem empfehlen sich das mal zu Gemüte zu führen.

Was auch immer letztendlich zum Tode des jungen Mannes geführt hat,eines scheint mir sicher:

Psychische Gesundheit war da nicht mehr gegeben.

Ich könnte mich jetzt darüber mokieren,daß auf der ganzen Erde Menschen elendig zu Grunde gehen,nur,was vor meiner Haustür passiert,davor kann ich die Augen nicht mehr verschließen.

Ich bin nächsten Donnerstag zur "ARGE" einbestellt. Mal sehen was da wieder kommt.

Gott sei Dank habe ich ein stabiles soziales Umfeld,sodaß mir,hoffentlich,ein solches Schicksal erspart bleibt.

Es gruselt sich,


Black Panter
230. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 20.04.07 15:23

Hallo Blacky,

grusel dich mal lieber nicht, sondern versuch positiv nach
vorne zu sehen. Ohne positive Einstellung kommst du
sonst irgendwann auf den Hund. Dann kommt vielleicht
ein Job und du kannst ihn nicht zur Zufriedenheit des
Chef´s und auch deiner Zufriedenheit machen.


Ich sehe in der ganzen Diskussion auch eines:

Wer in deiner Situation ist, Arbeit sucht, keine findet,
stößt irgendwann an seine eigenen Grenzen. Ständige
Absagen gehen an keinem spurlos vorbei, sondern schädigen
auch das Selbstwertgefühl. Davon ist zum Glück bei dir
nichts zu merken. *leichtgrins* Andere beutelt es da viel mehr.
Arbeitslosigkeit ist für mich auch nichts Unbekanntes. Ich
weiß, wie es ist, auf der Arge zu sitzen und sich dann anhören
zu müssen "Sorry - wir haben nichts für sie, auf Wiedersehen".
Dann kommst du raus und darfst dir von anderen anhören,
alle Arbeitslosen sind faul und arbeitsscheu (u.s.w.).
Da kommt dir mit Recht die Galle hoch!

Wer selber noch nie arbeitslos war, sieht das nicht, sondern
nur, was er selber in die Arge einzahlt. Er sieht das Geld
als verloren, vielleicht sogar als verschwendet an. Es ist die
Rücksichtslosigkeit, die in unserer Gesellschaft immer mehr
umgreift und ganz bewußt durch die Politik gefördert wird.

Unser Sozialsystem steht nicht auf der Kippe, es ist nur noch
ein Papiertiger. Das ist beim ALG so, bei der Rente und im
Gesundheitswesen. Nur mit der Grundversorgung bist du heutzutage
der Depp - und wirst auch so von vielen behandelt.

Ich selber habe großen Respekt vor Menschen, die arbeitslos sind
und seit längerer Zeit ständig auf Arbeitssuche sind. Dies ist
eine enorme psychische Belastung.

Also bleib jetzt lieber mal bei uns, in Bagdad ist die Luft
zu bleihaltig und irgendwo hier gibts auch mal wieder einen
Job für dich. Ich drück dir auf jeden Fall die Daumen.

Viele Grüße - Charly
231. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 20.04.07 19:32

Hallo Leute,

Hi Charly!

Mach dir mal um mich keine Sorgen,ich falle immer auf die Füße.

Es gibt nur eben viel zu viel Menschen,die das nicht mehr können,und ich finde es unfaßbar,ja unmenschlich,daß diese Menschen auch noch verspottet werden.


Black Panter
232. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 20.04.07 19:44

Weder platte Vorurteile und schon gar Spott
ist diesen Menschen gegenüber angebracht.

Vielmehr sollte man darüber nachdenken, wie
man ihnen eine vernünftige Arbeit verschaffen
kann. Jobs ohne Aussicht gehören da nicht dazu.

Platte und verletzende Bemerkungen meiner
Meinung nach auch nicht.

Viele Grüße - Charly
233. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 20.04.07 21:33

Na ja, es kann nicht jeder einen tollen Job haben und Weiterkommen. Glücklich kannst du dich schätzen wenn du genügend Geld hast damit du selbstständig bist, deinen Wohn und Aufenthaltsort selber wählen kannst und ein Dach überm Kopf hast. Natürlich kannst du jederzeit nach was besserem Ausschau halten, aber wenn nun mal Müllmänner gesucht werden, dann werde Müllmann. Allerdings nicht zu Dumpinglohn, das ist moderne Sklaverei. Wer anständige Arbeit leistet soll auch anständig bezahlt werden.

Und was das Sozialsystem angeht, das leided darunter dass es dem ursprünglichen Gedanke nicht mehr genügt und somit immer wie mehr den Zuspruch bei denn Bürgern verliert, da unter anderem auch der soziale Gedanke bei den Bürgern immer wie mehr fehlt. Heute zählt nur Ich ich ich.

Würden die Politiker endlich weiter denken und endlich mal die Maschienenleistungen besteuern, so das menschliche Arbeiter wieder atraktiver werden, würde es auch weniger Arbeitslose geben.
234. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 21.04.07 05:25

Bei Heise steht jetzt aus Anlass des Todes eines Hartz IV-Empfängers in Speyer ein aufs Grundsätzliche zielender Kommentar, ebenso in den NachDenkSeiten.

Ich denk, die Sache hat System. Sie Gesellschaft wird sozial entsolidarisiert, um die Leute gefügig zu machen.

Bluevelvet
235. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 24.04.07 10:14

Hallo Blue!

Erst einmal danke für die Links.

Hat Müntefering das Schreiben wirklich den Lehrer(innen) OFFIZIEL zugesandt?

Ich mag`s kaum glauben. Obwohl,wundern sollte mich das eigentlich nicht.

Kopfschüttelnd,


Black Panter
236. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 24.04.07 19:54

Leider, Black Panter, hab ich das Schreiben nicht zu Gesicht bekommen. Ich hätte es sofort an die Pinnwand unseres Lehrerzimmers gehängt und natürlich auch den Schülern im Wirtschaftslehre-Unterricht vorgelegt. Sollen schließlich wissen, von wem sie regiert werden.

Blue
237. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 28.04.07 06:36

Schöner Protest

Statt "Dem deutschen Volke" stand gestern mittag am Bundestag "Der deutschen Wirtschaft" und im Bundestag selbst wurde ein Transparent entrollt mit der Aufschrift: "Die Wünsche der Wirtschaft sind unantastbar".

Bluevelvet
238. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 28.04.07 07:49

Und hier noch ein paar ausführlichere und besser bebilderte Meldungen zu dem Vorfall, und zwar aus

der Zeit,

der Süddeutschen

und aus Mein Berlin.

Blue
239. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 30.04.07 12:01

Hallo Leute.

Hallo blue!

Dann möchte ich euch ein weiteres Beispiel geben.

Allen Beteiligten habe ich selbstverständlich absoluten Quellenschutz garantiert. Ob die Sache vor Gericht,oder in der Presse landet,oder aus Angst des Opfers im Sande verläuft kann ich noch nicht abschätzen.

Folgendes:

Ein Angestellter des deutschen Ablegers einer französichen Weltfirma erkrankte im November letzten Jahres lebensbedrohlich.

Inklusive Reha-Maßnahmen ist er seither krankgeschrieben.

Jetzt kommt`s:

Vor wenigen Wochen hat sich ein Vorstandsmitglied ! der betreffenden Firma,bei dem behandelnden Arzt gemeldet und ihm Geld angeboten,wenn er den Mitarbeiter arbeitsfähig schreibt.

Hintergrund: Sollte der Mitarbeiter seinen Dienst wieder aufgenommen haben,wäre die Firma aufgrund einer schlechten "Gesundheitsprognose" in der Lage ihm ordentlich zu kündigen.

Selbstverständlich hat der Arzt das abgelehnt.

Das der Mitarbeiter jetzt nicht nur körperlich leidet kann man sich vorstellen.

So weit sind wir schon in "Diesem unserem Lande."


Black Panter
240. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 30.04.07 12:46

Hallo Blacky,

und das wundert dich Mich nicht. Das ist der ganz normale
Wahnsinn, in dem wir leben.

Was bloß noch keiner begriffen hat und nicht offen gesagt
wird: Die Demokratie ist tot, regiert wird vom Kapitalismus.

Und der kleine Angestellte ist dabei eben nur ein kleines Licht.
Er ist kein Mensch mehr, sondern eine jederzeit austauschbare
Arbeitskraft. Das wird genauso in den großen Vorstandsetagen
gesehen. Und da brauchst du nicht ins Ausland gehen, hier in
Deutschland läuft das wunderbar - und die Politik schweigt, um
ihre Parteispenden nicht zu gefährden.

Wir leben also in einem prima System. *kotz*

Viele Grüße - Charly
241. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 30.04.07 12:56

Ja Charly,

du liegst schon richtig. Aber noch leben wir in einem Rechtstaat, und was da abgelaufen ist, und läuft, grenzt haarscharf an`s Kriminelle.

Erst wenn wir nicht mehr aufstehen und "NEIN" sagen können wir nicht mehr gewinnen. Ich bin da guten Mutes. Denn die Denkenden und "Guten" leben auch in diesem Land.

Robin Hood.
(Black Panter)
242. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 30.04.07 13:04

Ja, ja, Blacky, in einem Rechtstaat!(?)

Offiziell ja, aber wenn du das Kratzen anfängst,
kommt darunter ein Sumpf hoch, der nur von Geld
regiert wird. Und dieser Sumpf zieht sich durch die
Politik und das Großkapital.

Wenn da ein Gesetz nicht passt, wird es eben geändert,
bis es passt. Noch nicht aufgefallen?

Das hier war einmal ein Rechtstaat, zu Adenauer´s und
noch vielleicht Brand´s Zeiten. Danach ging es permanent
den Bach runter. Da guckt doch jeder nur noch drauf, wie
er wo was kriegen kann.

Das Volk ist denen da oben egal, nur alle 4 Jahre braucht
man es als Stimmvieh. Und dann geht es munter weiter.
Ich bezeichne dieses Land mittlerweile als Bananen- oder
Bakschisch-Staat. Man kriegt doch genug mit und was man
mitkriegt, ist doch nur die Spitze des Eisberges.

Viele Grüße - Charly
243. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 30.04.07 13:15

Charly!

Du liegst schon wieder richtig. Darum bin ich ja auch ein "Dreckwühler" geworden.

Vertreiben oder abschrecken lasse ich mich dadurch nicht. Warum auch? Wenn sich keiner mehr wehrt,okay. Ich werde es trotzdem nicht müde anzuprangern.

Außerdem steht nirgendwo festgeschrieben,daß sich nie mehr was ändern darf.


Black Panter
244. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 30.04.07 15:38

Zur Aktion im Reichstag:

Es wurde falsch zitiert, es heißt nicht: "Die Wünsche der Wirtschaft sind unantasbar" sondern "Die Würde der Wirtschaft ist unantastbar."

Und Menschen mit Würde kritisiert der Pöbel nicht! Das hat zu unterbleiben, denn das steht ihm nicht zu!

Im Übrigen mache man sich klar, was es bedeutet, wenn der Bundestag nicht beschlußfähig ist, wenn es um die Diskussion um Kinderbetreuung geht.

Dies im Zusammenhang mit sonstigen Aktivitäten (Online-Durchsuchung etc.) gesehen,
läßt Rückschlüsse auf die Motive und die Qualifikation unserer Regierung zu.

(Man muß sich schon mal ganz langsam an die Diktion von Kritik, wie sie wohl demnächst nur noch möglich sein wird, gewöhnen. Werner Finck & Co. Wir nähern uns wohl wieder großen Zeiten, fürchte ich.)

Das scheint bislang noch niemandem aufgefallen zu sein.
245. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 30.04.07 15:39

Hallo Charly!
Du willst doch wohl die Bananenrepubliken nicht beleidigen!?
Das geht doch wohl zu weit!
246. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 30.04.07 21:23

Hi Hink!

Das werden ich und viele andere zu verhindern wissen.

Für`s erste würde ich mich freuen,wenn viele Menschen in der Lage wären sich nicht mehr vorsätzlich verdummen zu lassen.

Keine "Information" sollte ungeprüft in die eigene Meinung übernommen werden. Dann wären wir schon ein ganzes Stück weiter.

Naja,


Black Panter
247. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 30.04.07 23:09

Hmm...

Ich hab`mir jetzt die Mühe gemacht und den Thread noch mal aufgearbeitet.

Ich habe auch mitbekommen,daß,wie überhaupt im Forum einiges gelöscht wurde. Gut.

Aber eines möchte ich noch klar gestellt haben,und die Beteiligten sollten wissen wer und was gemeint ist:

ICH habe für einen Euro gearbeitet.

Ich weiß wovon ich rede und schreibe.

Auf andere Unterstellungen gemünzt:

Wer`s nötig hat.

Ok,das war`s.

Schönen abend wünscht euch


Black Panter
248. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 01.05.07 01:23

Zitat

Das hier war einmal ein Rechtsstaat...

Ich find solch Äußerungen erschreckend.
249. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Charly am 01.05.07 01:51

Zitat

Ich find solch Äußerungen erschreckend.

Ja folssom, finde ich auch.

Leider aber erschreckend wahr. Und das gehört wieder
geändert.

Politiker müssen sich wieder daran erinnern, dass sie
für das Volk da sind, nicht für das Großkapital.

Das Großkapital muß sich mal wieder daran erinnern,
wer ihnen dieses Kapital verschafft.

Wenn die Entwicklung so weiter geht, wie in den letzten
Jahren, bekommen wir wieder Zustände, wie zu Anfang der
20er Jahre des 20. Jahrhunderts.

Ich denke mal, dass will keiner von uns "Normalos".


Ja folssom - deswegen erschreckend!!!


Gruß - Charly
250. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 01.05.07 02:14

Du erschrickst vor deinen eigenen Äußerungen, ja dann wird es wohl nur noch aufwärts gehen.

Gruß
251. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.05.07 16:13

Jetzt geht es der gesetzlichen Unfallversicherung an den Kragen. Im Auftrag der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) - ihr wisst: Köters Verein - werden jetzt von "unseren" Volkzerstretern im Eilverfahren und ohne große gesellschaftliche Diskussion die entsprechenden Gesetze zur Leistungskürzung, was denn sonst?, durchgejagt und der Einstieg in die Privatisierung von Arbeitnehmerversicherungen vorangetrieben.

Bluevelvet
252. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.05.07 18:09

Tja blue,Hauptsache die Menschen werden über Knut informiert.

Ich bin dir für deine Links sehr dankbar,denn auch ich komme nicht immer dazu ALLES zu lesen.

Am Montag darf ich übrigens wieder für einen 1 Euro-Job vorstellig werden. Im kulturellen Bereich (Jugendtheater), was eigentlich genau das Richtige ist.

Meine "Sachbearbeiterin" hat nur immer noch nicht begriffen,daß ich aufgrund meiner Verletzung und der beginnenden Reha noch ein halbes Jahr eingeschränkt bin.

"Sie können ja mit Links tragen",war ihre Antwort.

Falls jetzt jemand wieder beginnen will Blabla zu reden:

Das ist natürlich alles ärztlich attestiert.

Nun ja,vielleicht kann ich mit dem Theater eine Regelung treffen.

Obwohl der nächste Arbeitslose wahrscheinlich schon bereit steht.

Schwingende Grüße,


Black Panter
253. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.05.07 19:57

Hallo Black Panter,

das ist schon eine richtige Sch***e mit den 1-Euro-Jobs. Ich hoffe für dich, dass du da ohne größere Probleme durchkommst!

Was mich an den 1-Euro-Jobs am meisten empört, ist der implizite Zynismus. Arbeitszeit ist Lebenszeit, und man sagt einem Menschen, dem man diese Art Job aufzwingt: Deine Stunde Lebenszeit, deine Stunde Arbeitsmühe ist uns nur 1 Euro wert. Ich glaube, der Jesus der Evangelien würde sich wie weiland im Tempel (gem. Joh. 2, 13 ff.) eine Peitsche aus Stricken knoten und das ganze sozialdarwinistische Polit-Gesocks zum Teufel treiben.

Zur Erinnerung: Unser "Freund" Ackermann hat im letzten Jahr ein Gehalt von 13,2 Millionen Euro bezogen!

Ich krieg da regelmäßig den heiligen Zorn!

Bluevelvet
254. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.05.07 20:58

Hallo bluevelvet.

Du hast es auf den Punkt geturnt.

Für deine Wüsche hab`Dank,aber ich bleibe da realistisch,denn selbst wenn es klappt: nach 6 Monaten ist der Drop wieder gelutscht.

Nur gut,daß ich MEINE Arbeit habe.

Trotzdem,
schönes Wochenende!


Black Panter
255. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Petra-H am 06.05.07 18:58

Na dann wollen wir das Ganze mal sachlich betrachten.

>Dieses Gerede von 1-Euro-Jobs ist genau genommen blödsinnig.

Im Prinzip stimme ich da zu, aber eben „genau genommen“, muss man das Ganze dann doch mal beleuchten.

>Es gibt halt evtl. keine entsprechend bezahlte Arbeit. Also wird jemandem Sozialhilfe (Hartz IV) ausbezahlt und das auf Kosten der Gemeinschaft.

Das ist korrekt und in unserem Sozialstaat auch gesetzlich verankert.

>Also hat doch wohl die Gemeinschaft ein Anrecht darauf, daß sie etwas zurückbekommt. Dies z. B. in Form von gemeinnütziger Arbeit (wie z. B. die Jugendgruppe des Theaters betreuen).

Wenn zu diesem Zweck nicht ein anderes Mitglied der Gemeinschaft, aus purer Gewinnsucht des Arbeitgebers, seinen sozialversicherungspflichtigen Job verlieren würde, wäre das natürlich eine optimale Lösung. *smile …
Leider haben sich gerade in der Vergangenheit gemeinnützige Vereinigungen und kommunale Behörden immer öfter das perfide Instrumentarium des Austausches zunutze gemacht: Man setzt reguläre Mitarbeiter dem allgemeinen Arbeitsmarkt frei und bedient sich stattdessen, der immer größer werdenden Masse der 1 Euro-Jober.
Hoch lebe die Anpassung an die freie Wirtschaft!

>Daß dafür noch 1 EUR pro Stunde bezahlt wird ist eigentlich gar nicht nötig.

Dem muss ich leider widersprechen, denn …
dieser 1 Euro ist nichts anderes, als der schon zu Sozialhilfezeiten (also vor Hartz IV) gezahlte „Mehrbedarfsaufwand“, welcher jedem zusteht der zu seinem Lebensunterhalt beiträgt, also einer offiziellen Beschäftigung nachgeht. Hierzu zählen natürlich auch 400 Euro-Job oder eben der berüchtigte 1 Euro-Job (Schwarzarbeit ausgenommen).
Von irgendwas müssen Kleidung, Frisör und Beförderung etc. ja bezahlt werden, da sie in der Sozialhilfe/Harzt IV nicht vorgesehen waren/sind.

>Denn genau genommen ist es nicht ein Euro, sondern man muß die kompletten Sozialleistungen (Sozialhilfe, Mietkostenzuschuß, etc.) dazurechnen, die ja weiterhin gezahlt werden. Und dann sind wir bei deutlich mehr.

Je nach zeitlicher Auslegung des 1 Euro-Jobs (zu leistende Stundenanzahl) kommt man dann umgerechnet auf 4-5 Euro/Std. – von „deutlich“ mehr kann da ja wohl keine Rede sein.
Meines Erachtes nach ist dies ein Grund mehr, den branchenübergreifenden gesetzlich verankerten Mindestlohn endlich einzuführen.
Das würde solch menschenverachtenden Maßnahmen einen Riegel vorschieben und wieder für mehr Gerechtigkeit sorgen.
256. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.05.07 21:04

Hallo,

also, soweit ich verstanden habe, dürfen 1-Euro-Jobber nur das tun, was auch Zivildienstleistende tun dürfen, nämlich Aufgaben ausführen, die unter Normallohn-Bedingungen nicht erbracht werden können.

Beispiele aus meiner Zivildienstzeit:
Die Kunden des Krankenhauses setzen voraus, dass sie sich im Krankenhaus wohlfühlen. Dazu gehört ein zeitgenössisches Design. Die Krankenkassen bezahlen aber keine Renovierungen. Sie Zahlen die Räume. Wie die Räume aussehen, ist ihnen egal.
Also, war der neue Anstrich, die nicht unbedingt notwendigen Leistungen wie tägliche Kontrolle der Flurbeleuchtung nicht drin.
Da mussten also Hilfskräfte dran, obwohl die Profis aus der Instandsetzung das auch hätten machen können, aber die waren eben nur für Instandsetzung und nicht für die Renovierung im aktuellen Design zuständig.


Die Meisten Kommunen verschulden sich pro Jahr um etliche Prozent. Viele haben ein Haushaltssicherungskonzept an der Backe, um sich nicht im zweistelligen Prozentbereich zu verschulden.
Warum?
Weil die Bürgerinnen und Bürger gerne Leistungen haben wollen, die die Kommune aber nicht durch entsprechende Einkünfte finanzieren können.

Wir Bürgerinnen und Bürger in Deutschland haben uns daran gewöhnt, dass der Staat Arbeitsleistung unter Wert anbietet.

Ich warte auf den Tag, an dem alle Nutzer des ÖPNV den Preis zahlen, den die Bevörderung wirklich kostet. Ständig wird bezuschusst, geplatzte Kredite der Kommunalunternehmen übernommen, Bürgschaften augezahlt.
Im Ruhrgebiet gibt es eine Strecke, die zur Rush-Hour mit vollkommen überfüllten Doppelstockwagen befahren wird. Die Doppelstockwagen sind jedoch nicht Eigentum der Bahn, sondern Eigentum des Landes NRW. Selbst auf lukrativen Strecken muss die Landesregierung also die DB bzw VRR finanziell stützen. Das kann es doch nicht sein.

Beispiel Grünflächenpflege:
Ganz natürlich wird vorausgesetzt, dass sie gepflegt aussehen. Eine Kommune, die sich jedes Jahr höher verschuldet, hat kein Geld und, klar, muss die hauptamtlichen Leute hinauswerfen.
In den 90ern hatte man noch Geld für rudimentäre Pflege und konnte die Sparmaßnahmen tarnen, indem man den Bürgerinnen und Bürgern einen von "Naturbelassenen Wiesen", "Wildblumenschutzarelen" oder "Flächen, die der Natur zurückgegeben werden" erzählte.

Heute geht es ans eingemachte.
Da kommen dann 1-Euro-Jobber ins Spiel.
Die Kommune muss die teure Grünflächenpflege einstellen. Das ist klar. Da die Kommunen aber kein Geld für Grünflächenpflege hat, können sie 1-Euro-Jobber einsetzen, OBWOHL SIE AUCH FÜR DIESE 1-EURO-JOBBER EIGENTLICH KEIN GELD HABEN.

Die Verschuldungsspirale wird also nicht gestoppt, sondern dreht sich nur mit ein wenig verringerter Geschwindigkeit weiter.

Ein Schuldner muss erstmal erkennen, dass er ein Problem hat.
Das ist Grundlage jeder Entschuldungsstrategie.
Bisher haben die Bürgerinnen und Bürger noch nicht geschnallt, dass SIE SELBST erstmal raffen müssen, dass SIE DAS PROBLEM ERKENNEN müssen.

Die Politiker machen nur das, was die Bürger verlangen, denn dafür sind sie gewählt.

Wenn die Bürgerinnen und Bürger weitere Neuverschuldung wollen, gibt´s weitere Neuverschuldung.
Wenn die Bürgerinnen und Bürger Entschuldung durch Leistungskürzung und Gebührenerhöhung wollen, gibt´s Entschuldung.

Die Bürgerinnen und Bürger müssen die Zeche sowieso zahlen. Kommt nur drauf an, wieviele Zinsen die Deutsche Bank und Co bis zur entgültigen Rückzahlung einsacken können.

Wer wirklich den Banken die Macht nehmen möchte, der sorgt dafür, dass die öffentliche Hand die aufgenommenen Kredite möglichst schnell zurückzahlt.
Ich kann die Links-Radikalen nicht verstehen, die lieber Personen in leitenden Funktionen umbringen wollen, als intelligent zu aggieren und den Banken die Verdienstbasis abzugraben.
Die Verschuldung ist eine Vielköpfige Hydra. So lange die Schulden bleiben, wird immer ein neuer Kopf nachwachsen, der die Zinsen einstreichen will.
Da können die Links-Radikalen Kräfte tausende von Morden begehnen, ohne nur den geringsten Effekt zu produzieren. Ein Effekt, Entschuldigung, hat die Morderei natürlich. Für den aufwendigen Personenschutz müssen Kredite aufgenommen werden.

Für 1000 Euro, die in den 70ern als Kredit für den Schutz vor RAF-Attentaten aufgenommen wurden, hat der Steuerzahler bisher etwa 6000 Euro Zinsen an die Banken gezahlt.
Eine Tilgung der 1000 Euro ist heute, wie auch damals in weiter Ferne.

Was will die RAF überhaupt?
Die Abhängigkeit der Regierung von den Banken haben sie nachweislich erhöht, anstatt sie zu brechen.
257. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 06.05.07 21:52



Zitat

>Denn genau genommen ist es nicht ein Euro, sondern man muß die kompletten Sozialleistungen (Sozialhilfe, Mietkostenzuschuß, etc.) dazurechnen, die ja weiterhin gezahlt werden. Und dann sind wir bei deutlich mehr.

Je nach zeitlicher Auslegung des 1 Euro-Jobs (zu leistende Stundenanzahl) kommt man dann umgerechnet auf 4-5 Euro/Std. – von „deutlich“ mehr kann da ja wohl keine Rede sein.


hm.... dazu fällt mir jetzt ein Bericht über eine Friseurin - ich glaube in den neuen Ländern, den ich vor kurzem im Fernsehen gesehen habe, ein. Die hatte einen Stundenlohn von 3 Euro irgenwas (also <4 Euro!).

Aber an dem was Gerry sagt ist auch was dran - zumindest für gering qualifizierte Tätigkeiten. Und Tschechien und Polen sind z. T. auch schon zu teuer - auf nach Osten: Ukraine, Weißrußland, etc....

Aber wie war nochmal der beliebte Werbespruch:
"Geiz ist geil...." - Und jezt sagt mal keiner der Hartz IV Empgänger hat halt kein Geld für den Fachhändler. Auch für die Yuppies ist es megain bei unseren beliebten Discountern einzukaufen. - Oder ist das schon wieder vorbei?

nachdenkliche Grüße

Sklave Mike

258. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.05.07 22:11

Es wird mir zu schnell akzeptiert, dass es keine Jobs gibt, der Staat kein Geld hat, die Großunternehmen durch stetig steigende Gewinne bei Laune zu halten sind, da sie ansonsten abwanderten etc.

Ich sehe es so:

1. Es gibt nicht zu wenig Arbeit, vielmehr genug Dinge, die erledigt werden müssen, z. B. in den Bereichen der Bildung, des Ökologischen und Sozialen, auch der Infrastruktur.

2. Es gibt auch genügend Geld für die Bezahlung dieser Arbeiten, es ist nur falsch verteilt. Die Behauptung, es sei kein Geld für die verschiednen Aufgaben vorhanden, setzt voraus, dass die Wertschöpfung geringer ist als etwa vor 10 oder 20 Jahren, was natürlich falsch ist.

3. Der Staat hat in den letzten 20 Jahren eine Selbstentmachtung betrieben, u. a., aber nicht nur durch seine Privatisierungspolitik. Privatisierung ist Veruntreuung von Volksvermögen.

Die Folgerung aus diesen Misständen kann ja nur sein, dass der Staat sich wieder an die erinnert, für die er da ist, nämlich die Bürger. Und das heißt konkret, das gesellschaftlich erwirtschaftete Mehrprodukt auch für diese zu verwenden und nicht dazu, eine parasitäre geldgeile Kaste bei Laune zu halten.

Vorläufig sieht es aber nicht so aus, als würde sich diesbezüglich etwas zum Besseren wenden, vielmehr ist es so: Der Köter sagt und die Regierung macht.

Heute pessimistisch

Blue
259. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.05.07 22:38

> Es wird mir zu schnell akzeptiert, dass es keine Jobs gibt, der Staat kein Geld hat,

Seit den 70ern hat der Staat zu wenig Geld.

Reichen 30 Jahre immer noch nicht aus, damit Traumtänzer die Realität anerkennen?

Wie lange müssen wir noch warten, bis da mal ein Umdenken kommt?
50 Jahre?
200 Jahre?
2000 Jahre?
100000 Jahre?

Versteht mich nicht falsch.
Träume sind gut, allerdings nur, wenn sie mehr Geld einbringen, als sie kosten.

Wir sind ein Land, das meinte sich durch Kredite den Reichtum, von dem die Bürgerinnen und Bürger träumten, kaufen zu können.

Wir sind kein reiches Land.
260. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.05.07 23:05

> in den letzten 20 Jahren eine Selbstentmachtung
> betrieben, u. a., aber nicht nur durch seine
> Privatisierungspolitik.

Die Privatisierungspolitik wurde erst eingeführt, seitdem klar wurde, dass man nicht von dem Schuldenberg herunterkommt.

Erst den Staat in die Verschuldung zwingen und dann über nahezu wirkungslose Gegenmaßnahmen jammern, das habe ich gerne.

Beispiel: Das Gebäude des örtlichen Finanzamts, dass Mitte der 80er für ca 4 Millionen verkauft wurde, hat bis heute der Stadtverwaltung ca. 14 Millionen an Zinszahlungen eingepart.
Trotzdem hat die Stadt ein Haushaltssicherungskonzept an der Backe.
Stell dir vor, wie hoch die Schulden wären, wenn die 14 Millionen plus die 4 Millionen Erlössumme noch auf dem riesigen Verschuldungshaufen lägen.

Privatisierung war bisher immer nur ein Mittel der Schuldenverringerung oder eine Maßnahme, um kurzfristig Liquiditätsengpösse zu überbrücken.

Liquiditätsengpässe müssten, wenn sie bei Unternehmen auftreten, sofort als Pleite des Unternehmens angezeigt werden. Ansonsten würde der Chef wegen Insolvenzverschleppung vor das Gericht gezerrt.


Warum machen wir es nicht so, wie in Großbritannien. Jeder nicht entferne Hundehaufen kostet 1500 Euro (kann ein H4-Empfänger vier Monate von leben.
Oder wie in der Schweiz: 21 km/h außerorts zu schnell gefahren sind 800 Euro plus Gerichtskosten plus Anwaltskosten plus Anfahrtskosten für Gerichtstermin.

Das sind Entscheidungen, die die Bürgerinnen und Bürger treffen können und gleichzeitig die Städte- und Gemeinekassen entlasten.

Da zeigt sich aber wieder die Null-Bock-Einstellung der Deutschen. In Singapur bedeutet eine weggeschnippte Zigarette 500 USD Bußgeld.
Wenn fünf Stunden nach einem Monsunregen noch irgendwo eine Pfütze Wasser steht, auch wenn es nur ein bißchen in einer verbogenen Dachrinne ist, in der Mücken jedoch ihre Eier ablegen könnten, gibt es eine erste Warnung und bei einer wiederholten Missachtung der Vorschriften 5000 USD Bußgeld und richtig Ärger vom Amt.


PS:
> Privatisierung ist Veruntreuung von Volksvermögen.

Soweit ich informiert bin, muss jeder öffentliche Haushalt am Jahresende ausgeglichen sein.
Das heißt, die Abschlusssumme muss +/- 0 Euro betragen und es dürfen KEINE ausstehenden Zahlungen an Kreditinstitute in den Büchern stehebn.
Seit den 70ern wurde exzessiv dagegen verstoßen. Unter den fadenscheinigsten Deckmäntelchen.
Für mich sind also Schulden ansich schon ein Verstoß gegen Gesetze.

Die Verfassungsgeber haben aus der Verschuldungskratastrophe, die 1933 zur Naziherrschaft und 1939 zum Krieg führte, gelernt.

Aber dann kamen die, die alles intuitiv besser machen wollten ... und das Gesetz wurde weggekickt.
261. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Petra-H am 06.05.07 23:30

Hallo Gerryxxx,

>Gemeinnützige Vereinigungen und kommunale Behörden können per se nicht aus Gewinnsucht handeln, auch dann nicht, wenn sie als Arbeitgeber auftreten.

Natürlich hast du mit dieser Aussage vollkommen Recht.

>Erstere können keine Gewinnerzielungsabsicht haben, sonst wären sie nicht gemeinnützig. Die öffentliche Hand kann dies ebensowenig haben. Einsparungen, die hier getätigt werden, kommen durch niedrigere Verwaltungsausgaben wieder der Allgemeinheit zugute.

Das mit der „Gewinnsucht des Arbeitgebers“ war von mir falsch und etwas missverständlich ausgedrückt – von der Sache her ist es aber nur, „dem Kind einen anderen Namen“ gegeben.
Einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer zu entlassen, um die Ausgaben zu senken bedeutet doch keine Ersparnis für die Allgemeinheit.
Zwar senkt es die Verwaltungsausgaben einer Kommune, aber der entlassenen Arbeitnehmer bezieht ja dann ALG oder Hartz IV, womit wiederum der Staat (die Allgemeinheit) belastet wird. Und zwar in höherem Maße als die Ersparnis der Kommune einbrachte, denn künftig zahlt der nun Arbeitslose ja nicht einmal mehr in die Sozialversicherung ein. Sorry, aber bei so viel Widersinnigkeit wird es schwer die Stelle zum Lachen zu finden.

Zitat
Man setzt reguläre Mitarbeiter dem allgemeinen Arbeitsmarkt frei und bedient sich stattdessen, der immer größer werdenden Masse der 1 Euro-Jober.
Hoch lebe die Anpassung an die freie Wirtschaft!


>Nun, das kann man so oder so sehen.
Sagen wir einmal, es handelt sich um eben die Betreuung der Jugendgruppe des städtischen Theaters, um das zuvor genannte Beispiel beizubehalten. Diese Jugendarbeit wird gemeinnützig durchgeführt, das heißt die Mittel dazu, müssen irgendwo aufgebracht werden. Dies kann durch Zuschüsse der öffentlichen Hand geschehen, die wir alle durch Steuergelder finanzieren müssen oder aber durch Spenden. Ersteres erhöht letztlich die Steuerbelastung und ist also wirtschaftlich gesehen eher kontraproduktiv.
Spenden sind völlig freiwillig und dadurch schlecht kalkulierbar.

>Die Betreuung der Jugendgruppe ist also eine gemeinnützige Leistung, etwas, was für die Allgemeinheit getan wird. Es erscheint nur logisch, diese Aufgabe jemandem zu übertragen, der umgekehrt Leistungen von der Allgemeinheit empfängt. Wenn man hierzu keine volle sozialversicherungspflichtige Stelle einrichtet, sondern eben den Hartz IV Empfänger dazu nimmt, dann stehen die knappen Förderungs- und Spendenmittel für mehr Projekte zur Verfügung, was auch wieder der Allgemeinheit zugute kommt.

Du hast mit dieser Einlassung wunderbar beschrieben, wozu der 1 Euro-Job ursprünglich mal von der Politik erdacht wurde.
Leider aber sieht die Praxis so ganz anders aus. Da geht es nämlich schon lange nicht mehr darum „keine“ volle sozialversicherungspflichtige Stelle „einzurichten“, sondern es werden reihenweise sozialversicherungspflichtige Stellen „abgebaut“, um durch 1 Euro-Jober ersetzt zu werden – was ja wohl so nicht im Sinne des Erfinders war? (oder vielleicht doch?)

Zitat
Dem muss ich leider widersprechen, denn …
dieser 1 Euro ist nichts anderes, als der schon zu Sozialhilfezeiten (also vor Hartz IV) gezahlte „Mehrbedarfsaufwand“, welcher jedem zusteht der zu seinem Lebensunterhalt beiträgt, also einer offiziellen Beschäftigung nachgeht. Hierzu zählen natürlich auch 400 Euro-Job oder eben der berüchtigte 1 Euro-Job (Schwarzarbeit ausgenommen).


>Es geht nicht darum, diesen 1 EUR zu kürzen, es geht um den Gedanken dahinter:
Wer von der Allgemeinheit etwas bekommt, der hat die moralische Verpflichtung, der Allgemeinheit auch etwas zurückzugeben.

Meine Antwort bezog sich auf deine Aussage, dass dieser Euro unnötig sei.

Zitat
Je nach zeitlicher Auslegung des 1 Euro-Jobs (zu leistende Stundenanzahl) kommt man dann umgerechnet auf 4-5 Euro/Std. – von „deutlich“ mehr kann da ja wohl keine Rede sein.


>Es geht hier ja auch nicht darum, daß dies ein Ersatz für einen echten Job ist. Natürlich "verdient" man weniger. Aber genau das ist eben eine falsche Betrachtungsweise. Es ist kein geringer Verdienst, sondern es ist einfach eine Gegenleistung für das, was die Gesellschaft dem Sozialhilfeempfänger gibt.

Solange mit der Tätigkeit in besagtem 1 Euro-Job eine sinnvolle Beschäftigung vollzogen wird (wie ursprünglich erdacht) ist ja auch gar nichts dagegen einzuwenden.
Allerdings werden sehr viele nur in solche Beschäftigungsmaßnahmen gezwungen, um die Statistik zu schönen. Hierzu werden extra Gelder an Institutionen gezahlt, damit diese Plätze für 1 Euro-Jobs zur Verfügung stellen und dann die dorthin abgeschobenen Arbeitslosen beaufsichtigen und irgendwie beschäftigen (egal wie sinnlos die Beschäftigung auch sein mag).
Das kann ja wohl nicht Sinn und Zweck solcher Maßnahmen sein, da sie weder der Gesellschaft noch dem Arbeitslosen nutzen.

Zitat
Meines Erachtes nach ist dies ein Grund mehr, den branchenübergreifenden gesetzlich verankerten Mindestlohn endlich einzuführen.
Das würde solch menschenverachtenden Maßnahmen einen Riegel vorschieben und wieder für mehr Gerechtigkeit sorgen.


>Ganz falsch! Das würde lediglich dazu führen, daß noch mehr Arbeitsplätze in Deutschland verloren gehen.

Genau um diese Meinung dem Volk zu indoktrinieren wurden nicht geringe Mittel in entsprechende Propaganda gesteckt. *schmunzel …

>Wir leben in einer globalisierten Welt.

Aber ja doch das hat auch niemand angezweifelt.
Schließlich ist es nur allzu offensichtlich, dass die Großfinanz wie die Heuschrecken um den Erdball marschieren und dort „verbrannte Erde“ hinterlassen, wo ihnen von Politik und heimischer Wirtschaft nichts entgegen gestellt, sondern ihnen durch kurzsichtige Gesetzgebung noch in die Hände gespielt wird.

>Wenn ich in Deutschland für eine Leistung einen Lohn zahlen muß, der im weltweiten Vergleich zu hoch ist, dann wird diese Leistung eben demnächst in Indien, Tschechien oder Irland erbracht werden.

Das betrifft aber doch nur Leistungen, welche man problemlos ins Ausland verlegen kann und glaube mir, diese werden sowieso dorthin verlegt – auch ohne Mindestlohn und trotz noch soviel Verzicht der hiesigen Arbeitnehmer. Beweis dafür sind ja wohl die nicht unerheblichen Konditionen der vergangenen Jahre an die Wirtschaft, welche ohne jegliche Gegenleistung eingestrichen wurden.
Allerdings wird es schwer sein einen Notfallpatienten nach Indien zu verweisen, oder jemandem verständlich zu machen, dass er sein Auto in Tschechien reparieren lassen muss, und auch auf seine Tasse Kaffee wird wohl niemand solange warten, bis der Kellner aus Irland diese hierher verfrachtet hat (wäre ja wohl dann auch zu kalt *igitt).

>Dann gibt es also gar keinen Lohn mehr, sondern stattdessen noch mehr Arbeitslose. Tolle Alternative!

Das kann man auch anders sehen – die hohe Arbeitslosigkeit ist doch gewollt und gemacht, um eben ein Argument für niedrigere Löhne zu haben und so Regierung und Volk erpressen zu können.
Warum sollte ein Mindestlohn ausgerechnet in Deutschland nicht funktionieren, wo doch gerade andere europäische Länder damit nur die allerbesten Erfahrungen gemacht haben z. B. Irland. Dort war der Mindestlohn, der erste Schritt zur (fast) Vollbeschäftigung und ja …
das ist für mich eine tolle Alternative!
262. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.05.07 23:39

> Heute pessimistisch

Willkommen in meiner Welt.
Seitdem ich einigermaßen denken kann, haben mich die ersten vier Seiten der Tageszeitung (Politik und Wirtschaftsteil) immer deprimiert, weil beides immer Richtung auswegloser Situation zeigte.

Während im Ausland die Zukunft durch unperfekte Maßnahmen eingeleutet wurde, haben wir an Idealen und Perfektion gearbeitet.

Was kann man da anderes werden, als Pessimist.
263. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 07.05.07 00:56

Nach meiner Meinung sind 1€-Jobs nichts weiter als Sklaverei! Das Deutsche Volk lässt sich Stück für Stück die Freiheit nehmen.

Zieht einen Zaun um Deutschland, lasst keine Ware ohne Strafzölle rein, solange die Ware auch in Deutschland hergestellt werden könnte. So ist den Kapitalisten jeder Grund genommen, ins Ausland abzuwandern. Und tun sie es doch so wird sich bestimmt ein Deutscher finden, der die Produktion in Deutschland wagt, da er keine Konkurenz aus Billiglohnländern fürchten muss. Und plötzlich gibt es wieder genug Arbeit.

Eine andere Möglichkeit wäre das bedingungslose Grundeinkommen. Sozialstaat total.


Auf jeden Fall muss das Lohndumping unterbunden werden. Dies schadet dem Staat wie den Arbeitern.
264. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Herrin_nadine am 07.05.07 12:56

da schließe ich mich hunderprozentig meinem vorredner hier an.

die 1 eurojobs ist eine moderene art der sklaverei.

außerdem soll ein mindestlohn in allen branchen gesetz werden.
265. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 07.05.07 13:33

Hallo LordGrey!

Da gehe ich mit dir absolut konform.

Die Diskussion scheint also noch nicht beendet.

Solange jedoch absolut harmlose Kommentare,auf wessen Betreiben auch immer,gelöscht werden,sehe ich vorerst für mich keine Möglichkeit mehr mit zu diskutieren.

"Dieses Gerede von 1-Euro-Job`s ist genau genommen blödsinnig".

Tja,neo-liberales Gequatsche darüber auch.

Trotzdem viele Grüße,


Black Panter
266. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 07.05.07 14:46

In verschiedenen Postings ist immer wieder zu lesen "unser Staat hat kein Geld".
Das kann ich so nicht stehen lassen.
Unser Staat hat genug Geld. Nur gibt er es leider nicht für uns aus, was eigentlich seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit wäre,
sondern verplempert es für tausenderlei Zwecke, die uns eigentlich überhaupt nichts angehen, im Ausland und für Dinge, die uns eigentlich einen Dreck scheren könnten.
(Dazu gehören auch ausländische Riesen-Investitionen, für die unser Staat RECHTSWIDRIG Milliarden UNSERES GELDES ausgibt, um auf Umwegen unser Großkapital zu subventionieren oder Bestechungsdienste für dieses zu leisten.

Es tut mir leid, wenn ich immer wieder darauf herumhacken muss, aber es ist nicht die Wirtschaftsflaute (die haben wir doch gar nicht mehr; unsere Konzerne verdienen sich dumm und dämlich) und auch nicht die Überalterung der Bevölkerung.
Es sind vielmehr unsere unfähigen oder geistig fehlgesteuerten Politiker und Abgeordneten, die an der ganzen Misere schuldig sind, weil sie entweder die Gesetze für diesen gigantischen Missbrauch unserer Steuergelder geschaffen haben und immer noch schaffen, oder weil sie aus Dummheit, Ignoranz oder infolge gezielter Falschinformationen durch Parteien, Interessenvertreter etc. Gesetze schaffen, die so schlampig zusammengeschustert sind, dass man überhaupt nicht absehen kann, welche finanziellen Folgekosten man sich damit eigentlich aufhalst.

Meint
Nowalic
267. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 07.05.07 18:40

Von meiner Seite erstmal nur einige wenige kurze Anmerkungen:

Natürlich sind die Staatsschulden keine schöne Sache, aber sooo eine Katastrophe auch wieder nicht. Schließlich hinterlassen wir unseren Nachkommen nicht nur Schulden, sondern auch immense Sachwerte, gute Ausbildungen etc.

Für die Banken wäre nichts schlimmer als eine plötzliche Tilgung der Altschulden. Das konnte man an dem Geschrei erkennen, das angestimmt wurde, als Russlands Demokator die seines Landes loswerden wollte.

Ich glaube auch nicht, dass die Privatisierungen lediglich durch die Notwendigkeit von Schuldenbegrenzung initiiert wurden. Das wäre das Tafelsilber-verscherbel-Argument. Ich glaube eher, gut verschwörungstheoretisch, dass es diesbezüglich internationale Geheimabsprachen gibt. Vermutlich sind die Bilderberger und die Trilateral Commission die Hauptverbrechersyndikate.

Den Neoliberalismus mit seiner Vergötzung von Markt, Privatisierung, Liberalisierung und Sozialabbau halte ich mit dem Wirtschaftswissenschaftler und Philosophen Egbert Scheunemann für einen Jahrhundertfluch. Zum internationalen Durchbruch wurde dieser Ideologie von Pinochet, Thatcher und Reagan verholfen.

Und - jetzt spekuliere ich einfach mal ein wenig - ich könnte mir vorstellen, dass in absehbarer Zeit unsere Demokratie unter dem Zangengriff von Neoliberalismus und fundamentalistischem Islam zerbröseln wird. Vergleiche zur Weimarer Demokratie drängen sich auf, als diese unter den Hammerschlägen von Nazis (gesponsort durch die Großindustrie) und Kommunisten (Stalinisten, die auf Geheiß Moskaus die SPD statt die Nazis bekämpften) zerbrach.

Bluevelvet
268. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 07.05.07 20:38

Nun, das mit den Altschulden ist mit einer gewaltsamen Revolution doch ganz einfach zu lösen. Es gibt sie danach nicht mehr.
269. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 07.05.07 23:47

Entschuldigung, aber für mich ist ein 1-Euro-Job ein Ehrenamt, für das es 1 Euro pro Stunde Aufwandsentschädigung gibt und dazu noch eine Haftpflichtversicherung obendrauf. Viele Leute die Ehrenämter ausfüllen machen dies ganz ohne Haftpflichtversicherung.
Ich finde es höchstens eine Schweinerei, dass 1-Euro-Jobber inzwischen die echten Ehrenämtler verdrängen. Beispielsweise in der Kleiderkammer. Die echten Ehrenämtler/innen machten den Job, weil sie das Gefühl hatten, dass sie gebraucht werden. Jetzt fragen sie sich, ob sie nicht einfach aufhören sollen, denn den Job machen ja jetzt auch die mit lukrativen Aufwandsentschädigungen ausgestatteten 1-Euro-Kräfte.

Die Probleme, die 1-Euro-Kräfte im Ehrenamtlichen Bereich auslösen sind noch gar nicht absehbar.


Verschuldung der BRD:

Obacht, obacht, obacht! Die Zahlen sind nicht inflationsbereinigt!
Berechnet auf 2007 unter Annahme einer Pi-Mal-Auge-Inflation von 2,5 % pro Jahr:

1950 20 Mrd. -> 81,71 Mrd. DM
1960 52,8 Mrd. -> 168,52 Mrd. DM (Steigerung um 106%)
1970 125 Mrd. -> 311,67 Mrd. DM (Steigerung um 85%)
1980 468 Mrd. -> 911,57 Mrd. DM (Steigerung um 193%)
1990 1053 Mrd. -> 1602 Mrd. DM (Steigerung um 76%)
2000 2343 Mrd. -> 2785 Mrd. DM (Steigerung um 74%)

Man kann sehr schön sehen, wie die junge Bundesrepublik trotz der Aufbauinvestitionen mit 100 % Verschuldungssteigerung doch recht moderat zuschlägt.
In den 60ern wird wegen der einsetzenden Übersättigung des Marktes die Bremse bei der Verschuldung gezogen.
In den Siebzigern jagt die Verschuldungssteigerung dann nach oben, OBWOHL DER WIEDERAUFBAU ALS ABGESCHLOSSEN GILT.

In 1983 hatte Helmut Schmidt die Schulden auf 700 Mrd. DM erhöht, das entspricht nach obiger Pi-Mal-Auge Inflationsbereinigung 1266 Mrd. DM., also einer Steigerung von 39 % in drei Jahren (~=11,6% pro Jahr). Dagegen hat Kohl nur 27% (76% - 39%) Schuldensteigerung in den restlichen sieben Jahren zu verantworten. Sind nach Zinseszinsrechnung schlappe 3,5 % pro Jahr.
Hätte Kohl weiterhin 11,6% pro Jahr gemacht, dann wären wir in 1990 bei einer Steigerung von 200 % aufgeschlagen, sprich bei 2734,71 Mrd. Euro (Pi-Mal-Auge-inflationsbereinigt). So wurden es nur 75% und 1602 Euro (Pi-Mal-Auge-inflationsbereinigt).

Bei der Betrachtung der Verschuldung ist es wichtig, diese inflationsbereinigt zu analysieren.
Ich gebe zu, dass die angenommenen 2,5 Prozent ein Durchschnittswert sind, der aber IMHO besser ist, als die Vernebelungsmaßnamen diverser Organisationen, die die Mathematikschwäche ihrer langjährigen Mitglieder ausnutzen wollen, deren Schulzeit laaaange zurückliegt.

----

In den 60ern haben Parteien in den Wahlkämpfen versucht die Bürgerinnen und Bürger durch die Wahrheit zu überzeugen.
Ein Spot, der damals ausgestrahlt wurde, war:
hohe Löhne, hohe Preise, hohe Löhne, hohe Preise, hohe Löhne, hohe Preise, hohe Löhne, hohe Preise, hohe Löhne, hohe Preise.
Die gute Vereinfachung komplizierter wirtschaftlicher Zusammenhänge.
Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass damals die meisten Produkte Made in Germany waren.
Heute ist das anders. Heute bekommt ein hochspezialisierter Arbeiter, der einen Fernseher zusammenschraubt den Wahnsinnsnettolohn von 0,70 Euro pro Stunde. Eine Textilarbeiterin etwa das gleiche. Der Bauer auf dem Feld, der sich den Rücken kaputtschuftet und Reis und Hähnchenschenkel produziert nur 0,25 Euro pro Stunde.

Die Gewerkschaften freut´s und sind über diese Arbeitsbedingungen hochzufrieden, so lange in Deutschland der Mindestlohn bei 9,00 Euro liegt.

Der Bauer auf dem Feld versteht nicht, warum er nur 0,25 Euro pro Stunde bekommt, wenn doch die Verkäuferin hinter der Theke 9 Euro für ein bischen abwiegen und lächeln einstreicht.
Wenn die Gewerkschaften gerne von sozialer Gerechtigkeit reden möchten, dann bitte. Reden wir, ob die Verkäuferin wirklich neun Euro Mindestlohn wert ist.


@Nowalic
Ich kann leider nicht nachvollziehen, welche Maßnahmen im Ausland du konkret meinst.
Die Korruptionen bei Siemens, VW und Opel waren zwar Korruptionen, kamen aber den deutschen Beschäftigten und damit auch der Anzahl zahlender Mitglieder bei den Gewerkschaften zu gute.
Sie stützten also auch die Macht der Gewerkschaften.
Das wird immer wieder sehr gerne vergessen, wenn die Gewerkschaften ihre polemischen Slogans heraushauen.

> unfähigen oder geistig fehlgesteuerten Politiker und
> Abgeordneten, die an der ganzen Misere schuldig sind,

Wenn die Bürger/innen keine anderen Leute dort sehen wollen, als rethorisch perfekte Blender ohne ein Fünkchen Ahnung ... dann bekommen sie die.
Es gab mal einen Verteidigungsminister, der Ahnung von der Materie hatte und diesen Sachverstand, ähnlich wie Bundespräsident Köhler heute, auch wirklich einsetzte.
Fazit: nach ein paar Monaten gefeuert, wegen zuviel Ehrlichkeit.
Bundespräsident Köhler blüht jetzt das gleiche.

Die Bürgerinnen und Bürger kriegen, was sie haben wollen.
Sie könnten ja mal aus Protest gegen den von der Yellow Press verzapften Schwachsinn mal die Zeitungen in den Regalen liegen lassen, aber das schaffen die Bürgerinnen und Bürger auch nicht. Sind sie einfach zu blöd zu.


@bluevelvet

> sind die Staatsschulden keine schöne Sache,
> aber sooo eine Katastrophe auch wieder nicht.

Die Staatsschulden sind so hoch, dass die Enteignungen aller Wohnungen im ganzen Ruhrgebiet und deren Wiederverkauf zum heutigen Marktwert nicht ausreichen würde, um die Schulden zu tilgen.

> Schließlich hinterlassen wir unseren Nachkommen nicht
> nur Schulden, sondern auch immense Sachwerte, gute
> Ausbildungen etc.

Wenn ein Absolvent einer Uni sechs Monate nach Abschluss seines Studiums keinen Job hat, gilt er als Langzeitarbeitsloser mit Abschluss Klasse 10.
Wir vernichten die Investitionen in Ausbildung durch unsere Hochlohnpolitik. Hast du nicht selber den Link zum Artikel "Generation Praktikum" gelegt?
Welche Sachwerte meinst du?
Kirchen müssen für einen Euro verkauft werden, weil sie zehntausende Euros Unterhalt pro Jahr kosten.
Autobahnen wurden in den 70ern nur für eine Laufzeit von 25 Jahren berechnet. Und zwar durch die hochqualifizierten Ingenieure sehr genau auf 25 Jahre berechnet. So gehen alle Autobahnen nach 25 Jahren kaputt, weil nähmlich auch die Anzahl der LKW mit in die Berechnungen einfloss. Eine Autobahn, über die durchschnittlich 60 LKW pro Stunde fahren würden bekam eine deutlich dünnere Betondecke, als Autobahnen, bei denen 500 LKW pro Stunde drüberdonnern sollten.
Eine solche Autobahn zu erneuern kostet heute das dreifache von dem, was in den 70ern die Ersterstellung kostete. Selbstverständlich inflationsbereinigt!
Mit Händen und Füßen wehrt sich die Bundesregierung gegen die EU-Bestrebungen immer schwerere LKW über deutsche Straßen brüllen zu lassen. 50 Tonnen sind schon lange im Gespräch. Der Gigaliner ist bisher nur gewichtsreduziert zugelassen. Das Konzept kann aber IMHO auf bis zu 60 Tonnen hochgeschraubt werden. Das würde die Lebensdauer der Autobahnen von 25 Jahren auf ca. 15 Jahre verkürzen.
Lass dich mal durch die Propaganda der Automobilclubs nicht blenden.

Bleiben wir bei der Kompletterneuerung der Autobahnen alle 25 Jahre. Da hinterlassen wir den nachfolgenden Generationen nicht nur die ungetilgten Schulden, die für den Bau der Autobahn in den 70ern aufgenommen wurden, sondern auch noch die neuen Schulden, die für die Kompletterneuerung derselben Autobahn etwa um das Jahr 2000 ausgegeben wurden. Und in etwa 18 Jahren kommen noch die Schulden für die erneute Kompletterneuerung dazu, denn dann ist die Autobahn wieder 25 Jahre alt die Fahrbahn, wie der Unterbau am Ende.

Ein anderes Beispiel: Das Freibad. Es wurde versucht ein Freibad loszuschlagen, das pro Jahr einen Verlust von ca 120000 DM machte. Selbst für 1 Euro wollte es keiner haben, noch nicht einmal die Bürgerinitiative zur Rettung des Freibades. In den Büchern der Stadt, als Betreiberin, stand das Freibad aber noch mit einem Restwert von 1 Millionen DM. Mit anderen Worten: der Kredit war noch nicht getilgt, es gab keine Rücklagen und den Restwert in den Büchern konnte man erst gar nicht erzielen.
Der Restwert in den Büchern war allerdings von sehr hoher Bedeutung. Auf Grund dieses Restwertes konnte sich die Gemeinde über Jahre hinweg höher verschulden, als sie eigentlich gedurft hätte.
Trotzdem haben die Bewohner/innen = Wähler/innen nahezu jeden Tag in der Zeitung gejammert, dass zuviele Sachen gestrichen würden und die Politiker sowieso Geizhälse seien.

Es gibt einen Unterschied zwischen Reichtum, der in den Bilanzen steht, und gefühltem Reichtum, den die Bürger/innen durch beobachtungen im z. B. Straßenbau aufbauen.

Ich finde es schwierig, beides getrennt zu sehen.
Darum habe ich inzwischen eine gewisse Antipathie gegen die "ich bin intuitiv und damit unfehlbar"-Menschen ausgebildet.

Der Schein trügt.
Vor allem, wenn es um die finanzielle Situation geht. Da sind dann viele Millionäre arme Schlucker, die sich den Mercedes vom Munde absparen müssen und ihre neuen Kleider von der Kleiderkammer beziehen, zu der sie dann natürlich nur zu Fuß gehen.

Ein Schuldturm hatte in früheren Zeiten hauptsächlich die Aufgabe, den Schuldner für alle Familienangehörigen zu enttarnen. Irgendjemand in den damaligen Großfamilien hat immer die Schulden gezahlt. Es war nur wichtig, dass die Heile-Welt-Simulation um die verschuldete Familie zusammenbricht.


> als Russlands Demokator die seines Landes loswerden wollte

Bei einem Wirtschaftswachstum von 5 Prozent kann er das auch locker.
Sondertilgungen kann man nur vorher ausmachen. Dann muss man aber auich eine Höhere Verzinsung hinnehmen. Die zinsgünstigsten Kredite sind also die, die in konstanten Abständen mit eriner konstanten Summe bedient werden.


Edit: Beitrag verkürzt
270. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 12.05.07 16:22

Moin!

Mal als Frage:

Bin ich eigentlich der einzige,der sich hier mit Hartz 4 herumschlagen muß?

Trauen sich andere vielleicht nicht hier teilzunehmen,weil sie fürchten sich erklären zu müssen?

Oder schlimmer,sich zu rechtfertigen?

Das würde mich wirklich interessieren.


Black Panter
271. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Under Her am 14.05.07 20:39

Zitat
Bin ich eigentlich der einzige,der sich hier mit Hartz 4 herumschlagen muß?



Blacky

So wie es aussieht, ja. Kann natürlich sein, dass die anderen ihren 1 Euro Jobs nachgehen und deshalb keine Zeit haben, hier im Forum zu posten
272. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 14.05.07 21:21

Tja,

das könnte wirklich sein.

Deutschland braucht erfahrene Feger!

Aber laß uns hier nicht abgleiten.

Wir kennen reichlich Leute,denen das Leben nicht so von der Hand geht.

Und gerade deswegen soll sich hier keiner schämen müssen,wenn er/sie /es eine Meinung kundtun will.


Black Panter
273. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 14.05.07 21:27

Heute, 0:10 Uhr, ZDF: Auf Nummer sicher?
Eine Doku-Fiktion zum Überwachungswahn

In einem Spiegel-Artikel gibt es noch mehr Infos zu der Sendung ... wenn auch etwas weitschweifend ausgeführt.

Why-Not
274. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 03.06.07 08:11

Habe mir kürzlich die Zeit genommen, meine Ideen zur Auswahl unseres politischen Personals zu sammeln und zu ergänzen. Ich stell das sicher etwas unsystematische Ergebnis einfach mal ein.



Vorschläge hinsichtlich Auswahl u. Arbeitsbedingungen des politischen Personals:


Künftige Minister müssten vor Amtsantritt dem jeweiligen Parlamentsausschuss Rede und Antwort zu stehen und müssten von diesem auch abgelehnt werden können. (US-Modell)

Ehemalige Kanzler, Minister, Staatssekretäre und Parlamentarier sollten nach Ausscheiden aus dem Dienst 4 Jahre lang keinen Zugang mehr zu Parlaments- und Regierungsgebäuden haben.

Minister, Staatssekretäre und Parlamentarier dürften nach Ausscheiden aus dem Amt 4 Jahre lang nicht in Bereichen arbeiten, mit denen sie zur Amtszeit befasst waren.

Ein aus dem Amt geschiedener Kanzler und seine Minister dürfen für 4 Jahre nicht in und für die Wirtschaft (In- und Ausland) arbeiten.

Nach dem Ende der Tätigkeit als Parlamentarier oder Regierungsmitglied besteht das Recht zur Rückkehr auf die frühere Arbeitsstelle.

Die ununterbrochene Amtszeit von Kanzlern und Ministerpräsidenten ist auf zwei Legislaturperioden und höchstens 8 Jahre zu begrenzen. Nach einer dann folgenden Pause von einer (oder zwei) Legislaturperiode(n), aber mindestens 4 ( Jahren kann eine weitere Legislaturperiode, aber höchstens 4 Jahre regiert werden.

Nach zwei Legislaturperioden als Parlamentarier sollte eine Legislaturperiode politisch pausiert werden, um wieder im alten Job zu arbeiten, d. h. den Kontakt zum wahren Leben wiederzugewinnen. Ein weiteres politisches Amt wird nach dem Ausscheiden für 4 Jahre nicht gestattet.

Grundsätzlich keine Nebenjobs für Politiker! Trotz eventuell notwendig werdender Ausnahmen ist die Wahrnehmung von Vorstands- uns Aufsichtsratsposten strikt untersagt.

Jeder Politiker sollte vor der Annahme politischer Ämter einige Jahre (5-10) in einem regulären Beruf gearbeitet haben!

Lobbyisten - hier ein schlimmes Beispiel - haben, auch in der Funktion sog. externer Mitarbeiter, in den Apparaten von Parlament und Regierung nicht zu suchen.

Um eine gewisse menschliche Reife und Lebenserfahrung zu garantieren, sollte eventuell das Alter für das passive Wahlrecht von bisher 18 Jahren angehoben werden.

Jeder Politiker darf nur in einem Ausschuss mitarbeiten! Dabei ist auf Fachkompetenz zu achten.

Teilnahme an Parlamentssitzungen ist grundsätzlich Pflicht.

Der Verteidigungsminister muss "gedient" haben.

Immer wieder mal wird selbst in den neoliberalen Block-Parteien diskutiert, die Landeslisten nicht durch die Parteien, sondern durch die Wähler aufstellen zu lassen. Das ist aufzugreifen.

Wer für das Parlament kandidiert, darf dies nur auf einem Wege tun, entweder als Direktkandidat oder als Listenkandidat.

Ein Recht auf Bürgerinitiative wird geschaffen, so dass die Bürger das Parlament zwingen können, bestimmte Themen, natürlich mit Anwesenheitspflicht der Abgeordneten, zu diskutieren.

Weiterhin müsste ein Weg gefunden werden, die Nichtwähler parlamentarisch zu vertreten. Ich stelle mir das etwa so vor:

Man kann als wahlberechtigter Bürger bei einer Bundestagswahl auf die Abgabe der eigenen beiden Stimmen offiziell verzichten. Dann kommt man in einen Topf, aus dem dann gemäß einem näher zu bestimmenden Landesproporz die Parlamentarier ausgelost werden, die dann, prozentual korrekt ermittelt, den Anteil der Nichtwähler im Parlament zu vertreten haben. Die oben aufgestellten Regeln gelten selbstverständlich auch für diese Abgeordneten.

Wenn gar nichts mehr hilft: Einführung von Volksentscheid und imperativem Mandat! Letzteres zumindest für die in Direktwahl bestimmten Abgeordneten des Bundestages.

Nachbemerkung: Zur Stärkung der Bürgerbeteilgung sollten die Instrumente von Volksbefragung, Volksentscheid und Bürgerinitiative ausgebaut werden.


Bluevelvet
275. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.06.07 20:02

Geht´s der Wirtschaft gut, geht´s uns allen gut.
276. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 05.06.07 21:39

Sehr böses Bild ...
277. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 27.06.07 23:19

Wer sich mal richtig ärgern will, z. B. über die schlimmste Lobby-Krake in unserer Gesellschaft, möge mal hier, hier und hier nachlesen.


Vorsicht:

1.) Ist keine Lektüre vor dem Schlafengehen!

2.) Es stärkt die dunkle Seite der Macht in einem!

Bluevelvet
278. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 07.07.07 23:22

Ich fänd es am Besten wenn jeder Bürger 800 - 1000 Euro BGE (Bediengungsloses Grundeinkommen) erhielte da ja Vollbeschäftigung schon ewig vorbei ist bei der hohen Wertschöpfung Heut zu Tage.
Von Schickane entstehn auch nicht mehr Plätze als gebraucht werden zur Herstellung der gängigen Produkte !!
Wer Erwerbsarbeit nach geht verdient dazu und wer nicht kann sich anderen Tätigkeiten widmen wie Kindererziehung, Pflege Angehöriger ect.
Damit währe auch gewährleistet das jeder der Arbeiten geht eindeutig mehr hat Materiel und der Bürger hätte auch gegen Erpressungen aus der Wirtschaft aller für immer weniger zu arbeiten eine adequates Ggenmittel in der Hand da er kein Schonvermögen aufbrauchen muß was Ihn der Zeit erpressbar macht mit Hartz 4 im Hintergrund.
Das währe eine sinvolle und radikale Reform die Einführung eines BGE"s die wirklich Sinn macht so das jeder an der Wertschöpfung auch ohne Erwerbsarbeit teilhaben kann und nicht mehr ganz so Lohnabhängig ist als Proletariat.
Währe jedenfalls noch sinvoller als ein Mindestlohn da Ökonomische Sachzwänge entfallen die Künstlich aufrecht erhalten werden obwohl gar nicht genug da ist von der Erwerbsarbeit.
279. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 08.07.07 15:51

dazu noch ein kleines Rechenexempel:
wenn jeder Bürger, also für Deutschland ca. 80 Millionen Menschen pro Monat 1000€ bekommen sollen, dann macht das pro Monat 80 Milliraden € nur für das "BGE" das sind im Jahr 960 Milliarden Euro!
Wirft man einen Blick auf die Eckwerte des Bundeshaushaltes von 2007 (http://www.bundesfinanzministerium.de/cl...icationFile.pdf Tabelle 1) so erkennt man, dass dort auf der Einnahmenseite 270 Mrd. € angesetzt sind.
D. h. es wäre etwa das 3,5 fache des heutigen Bundeshaushaltes nur für dieses Grundeinkommen erforderlich. zu den 270 Mrd. des Bundeshaushaltes kommen auch noch die Steuereinnahmen der Länder und Kommunen!
Wer soll das bezahlen?

Viele Grüße

Michael
280. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 08.07.07 19:56

Hallo Michael,

der auch mir zunächst einmal nicht unsympathische Gedanke eines Garantierten Grundeinkommens wirft natürlich viele Fragen auf, die nicht nur die Weise der Verteilung des erwirtschafteten gesellschaftlichen Mehrprodukts beträfen, sondern auch die Rolle der Sozialversicherungen, speziell der Arbeitslosenversicherung. Von einer volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung her gesehen, brauchte ein Garantiertes Grundeinkommen nicht unbedingt teurer zu sein als die bisherigen Arten von Lohn und Lohnersatzleistungen.

Mir wäre eine grundsätzliche Änderung der kapitalistischen Produktionsweise in Richtung einer demokratischen und solidarischen Wirtschaft lieber als ein systemimmantentes Herumdoktern an den Symptomen eines für immer mehr Menschen immer untragbareren Systems. Eine ausgearbeitete Alternative findest du z. B. hier (Unter "Weblinks" auf "Konzept ..." klicken!).

Blue
281. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 15.07.07 23:29

Die Hauptgefahr besteht ja da drin das das BGE zum Kombielohn verkommt und somit Lohndumping betreibt.
Weitere Gefahren liegen natürlich da drin das einfach für Alle unten die Preise anziehn so das 1000 Euro BGE auf einmal weniger sind als
Heute 800 Euro.
Bezahlbar ist das ganze schon wenn man das Kindergeld, Sozialgeld ect. da durch Pauschal ersetzt aber natürlich müssen weitere Einnahmequellen herr an die sich auch wieder keine ran trauen wird weil dann die ach so "Armen" Großkapitalisten ja abhaun könnten ..
Der Staat läst sich permanent erpressen und kassiert unten ab, ist doch Arm.
Dem kann man woll nur entgegenwirken indem die Öffentliche Daseinsversorge (was Ich befürworte) komplett Staatlich ist so das keine Privatjes dort über Produktionsmittel als Druckmittel verfügen.
Ohne eine Verstaatlichte Daseinsversorgung läuft sowieso nix da der Staat dann viel zu Schwach ist und sich immer von Lobbisten auf der Nase rum tanzen läst.
Der Staat schaft es ja noch nicht mal Strafrechtlich was zu tun gegen die teureren Spritpreise zur Ferienzeit ........
Anderswo gehts auch anders bsp. Bolivien oder Venzuela der Zeit.
282. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von chrissie16 am 16.07.07 21:44

Bin ich froh in der Schweiz zu leben.
Viel Spass in Deutschland, ich lebte dort auch schon 35 Jahre meines Lebens.
Gruss an alle Chrissie
283. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.07.07 06:38

Hallo chrissie16,

inwiefern siehst du das Leben in der Schweiz als vorteilhafter gegenüber dem Leben in Deutschland an? Würde mich interessieren. Ich z. B. finde die Elemente der direkten Demokratie dort sehr gut. Die Bürger haben offenbar die Möglichkeit, den Politikern Striche durch ihre unsauberen Rechnungen zu machen.

Blue
284. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von chrissie16 am 17.07.07 07:30

Hallo Blue,
ja das Referendum ist schon etwas das hier den Bürgern sehr gut tut und auch viel eingesetzt wird. Es werden auch ganz wichtige Sachen per Volk abgestimmt( EU Beitritt, Bilaterale Beziehungen usw).
Ich, als Ausländer (Deutscher), darf aber nicht abstimmen.
Was mich am meistens fasziniert ist aber dass viele Sachen ganz einfach geregelt werden können in dem man mit Behörden z.B einfach spricht oder nachfragt. Es gibt immer eine Antwort und die ist meistens auch nicht schlecht.
Es gibt noch so viel zu erzählen was hier einfach nur viel einfacher gehandhabt wird und in Deutschland erst per Gesetz erlassen werden muß, z.B. das PET Recycling, Pflege öffentlicher Wiesen durch Bauern, Schneeräumen im Winter etc.
Ein Euro Jobs gibt es nicht. Langzeit Arbeitslose, so wie in Deutschland, gibt es auch nicht. Das Arbeitsvermittlungsamt bringt die meisten Leute schon wieder in Arbeit mit einigen Auflagen die erfüllt werden müssen.

Im Moment aber interessiert mich in erster Linie die medizinische Versorgung und die Pflegesituation im Inselspital in Bern. Meine Frau liegt mittlerweile 3 Wochen stationär dort und mir scheint es daß kein Pflegenotstand vorliegt. Wenn wir einen Arzt oder Schwester brauchen, kommen diese einfach und helfen uns. Die Untersuchungen werden gründlich gemacht und das Pflegepersonal macht einen relaxten Eindruck.
Im Fernsehen hatte ich einen Report über den Pflegenotstand in deutschen Krankenhäusern gesehen und da möchte ich nicht behandelt werden.

ich diskutier ganz gerne darüber, weiß aber das das dann den Rahmen sprengen würde. Wenn Ihr mich gezielt fragt gebe ich gerne Asukunft.

Liebe Grüße
Chrissie
285. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.07.07 08:25

Hallo chrissie16,

erzähl ruhig darüber, dafür haben wir ja diesen Politikthread. Außerdem sind wir hier im Offtopic-Board.

Wahrscheinlich kannst du froh darüber sein, dass deine Frau in einem Schweizer Krankenhaus liegt. Die deutschen haben inzwischen einen, freundlich ausgedrückt, eher bescheidenen Ruf:

- unterbezahlte Ärzte, die z. T. 16 Stunden hintereinander operieren,

- heruntergefahrene Hygienestandards (gründlich reinigen ist zu teuer)

- zu frühe Entlassungen (wegen Fallpauschalen) etc.

Wenn man manche Berichte liest, hat man schon den Eindruck, dass es sich um Todesfallen handelt. Grund ist natürlich die Ökonomisierung aller Lebensbreiche.

Blue
286. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von chrissie16 am 17.07.07 08:58

Hallo,
ich darüber sehr froh daß Sie hier in Bern liegt. CH krankenhäuser sind sehr gut ausgestattet, haben sehr viel Erfahrung in der Minimal Chirugie und die Insel in Bern ist dann auch noch eine Uniklinik.
Bei meiner Frau ist dann auch alles untersucht worden, Röntgen von Kopf bis Fuss, CT, Ultraschall vom Herz, Darmspiegelung, Magenspiegelung, Knochenmarksanalyse, Urin und Blut. Dann Diagnose, 4 Tage Chemotherapie über die Vene und jetzt wieder Körperaufbau. Scheint bis jetzt alles gutzu gehen. Wir sind guter Hoffnung.

Wir haben hier sehr viele sehr gute Ärzte aus Deutschland die hier sind weil die Rahmenbedingungen in Deutschland einfach zu schlecht sind. Wie du schon geschrieben hast. Schlechte Bezahlung, zu viel Arbeit. etc.
Ich bin letztes Jahr am Dickdarm operiert worden mit Minimal Chirurgie, allgemein versichert und die Chefärzte haben die OP ausgeführt. Weiterhin war damals auch dasselbe wie jetzt. Das ganze Personal, Ärzte, Schwestern und Hilskräfte, haben Zeit für die Patienten und sind wirklich relaxt am Arbeitsplatz. Es gibt wohl auch Stress aber es funktioniert sehr gut.
287. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 17.07.07 21:26

He he, klar haben wir keinen Pflegenotstand, die deutschen Pflegekräfte und Ärzte kommen doch mit handkuss zu uns. Deutschland vergrault die fähigen Leute geradezu >;->
Bei uns ist auch nicht alles rosig, und viele haben Angst, das es bei uns auch so Zustände wie in Deutschland geben wird. Die direkte Demokratie ist ja sehr schön, aber leider reden zu viele mit, die keine Ahnung haben.
Auch sind nicht alle Unispitäler gut. Meine Mutter hat mit der Uniklinik Basel schlechte Erfahrungen gemacht. Haben ihre Unterlagen doch glatt verschlammpt. Aber wenigstens haben die keine Rechnung dafür gestellt...
288. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 18.07.07 10:47

Hallo Leute,

dennoch, das deutsche gesetzliche Gesundheitssystem unterscheidet sich trotz ähnlich hoher
Kosten substantiell vom schweizerischen gesetzlichen System.

Auch die obligatorische Grundversicherung wird über eine Kopfpauschale "bezahlt",
wobei es Prämienreduktionen für Jugendliche und Kinder gibt. Das heißt im Klartext,
ein nicht verdienender Ehepartner ist nicht wie in Deutschland über den verdienenden Part mitversichert, sondern zahlt auch den vollen monatlichen Beitrag.

Neben dem monatlichen Beitrag ist bei Beanspruchung ein jährliche Franchise für Erwachsene von Minimum 300 SFr. fällig.

Desweiteren eine Kostenbeteilung von 10% an jedem Rechnungsbetrag bis zu einem Maximum von 700 Sfr. (Kinder 350 Sfr.) jährlich.

Der gesetzlich definierte Leistungskatalog z.B. für Vorsorgeuntersuchungen ist teilweise geringer als in Deutschland.

Die gesetzliche Krankenversicherung vergütet zahnärztliche Behandlungen lediglich im
Zusammenhang mit schweren Erkrankungen des Kiefers oder Unfällen, wenn keine andere Versicherungen da ist.

In Deutschland wird ja schon über die Eigenbeteiligung in Form der Praxisgebühr (10 Euro pro Quartal) gejammert. Wie würde das erst werden, wenn o.a. Eigenbeteilungen in D kämen?

LG

miriam_MP
289. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von chrissie16 am 18.07.07 12:43

Hallo Miriam,
danke für die Info´s. Hatte ich vergessen zu erwähnen.
Zahnbehandlung ist in Deutschland versicherbar, in der Schweiz nicht.
Wir bezahlen natürlich auch die Kopfpauschale, einige Zusatzversicherungen, Franchise und die 10% Selbstbeteiligung. In Deutschland zahlt man aber halt 20% von seinem Lohn, die ersten 14 Tage im Spital muß man auch was bezahlen ( früher 20 DM pro Tag, heute weiss ich es nicht), Praxis Gebühr, Medikamentenzuzahlung und dafür einen deutlich schlechteren Leistungskatalog von der Zahnbehandlung mal abgesehen.
Wir, ich und meine Frau haben schon Spitalaufenthalte in CH und in D Krankenhäusern erlebt und die Versorgung ist in der Schweiz eindeutig besser. Ich glaube weil das Personal einfach mehr Zeit hat und nicht so überlastet ist
290. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 18.07.07 15:49

Hallo Chrissie,

die Schweizer sind für mich was ihr alltägliches Leben betrifft sehr viel eigenverantwortlicher als die Deutschen. Es gibt z.B. immer noch viele Deutsche, die treffen neben der gesetzlichen Rentenversicherung keinerlei Vorsorge fürs Alter. Ein Schweizer hat minimum zwei Säulen, meist aber auch noch eine dritte. (AHV + PK + 3a-Anlage)

Zitat
In Deutschland zahlt man aber halt 20% von seinem Lohn,...


Die Krankenkassenprämien in D liegen zwischen 12,9 und 15,7 %. Also nicht übertreiben, bitte.

Okay, in der Schweiz zahlen alle (ob Verkäufer/in oder Bankdirektor/in) bei kleinster Franchise und unabhängig vom Einkommen um die 250 Sfr. monatl. Beitrag. Aber sehr viele habe hier Zusatzversicherungen für freie Spitalwahl ausserhalb des Wohnkantons, 2. oder 1. Klasse im Spital oder Komplementärmedizin und auch Zahnbehandlungen, etc. Das läppert.

Zitat
die ersten 14 Tage im Spital muß man auch was bezahlen ( früher 20 DM pro Tag, heute weiss ich es nicht),


Personen, die nicht mit einem anderen Familienmitglied in einem Haushalt leben, zahlen 10 Franken pro Tag bei einem Spitalaufenthalt.


Zitat
....und dafür einen deutlich schlechteren Leistungskatalog von der Zahnbehandlung mal abgesehen.


Das stimmt nicht ganz. Aber es würde zu weit führen hier alles aufzuführen. Ein Beispiel:
Ohne Erkrankung wird z.B. in der Schweiz eine gynäkologische Vorsorgeuntersuchung nur alle 3 Jahre bezahlt. (in D jährlich)

Und durch die bis zu dreimal höheren Rechnungen ( und sei es nur fürs Blutabzapfen) lasse ich z.B. einige Untersuchungen immer noch lieber privat in D machen und kaufe auch die Medikamente dort wesentlich preiswerter.

Wie dem auch sei, es geht mir darum, auch die zweite Seite der Medaille zu betrachten.

LG miriam_MP
291. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von chrissie16 am 18.07.07 18:29

Hallo Miriam,
mir geht es hier eigentlich nur darum zu zeigen dass die medizinische Versorgung besser ist, teurer ist relativ.
in Deutschland bezahlt man "nur" 12 bis 15 % des Lohns als KV aber der Arbeitgeber bezahlt die auch. Es ist halt so dass die Firma dies auch erwitschaften muß. Die Belastung des Arbeitgebers ist ja letztendlich der Lohn oder das Bruttogehalt was der Arbeitnehmer verdient. In der Schweiz bezahlt nur der Abeitnehmer die Krankenkasse (ca. 250 fr./Monat). Aber auch die anderen Sachen sind in D einfach teurer Rente/AHV, ALV, Berufsgenossenschaften usw.
Was in der CH teurer ist sind die Sachen die du beschrieben hast. Medikamente, Arztrechnungen und Blutabnahmen etc. Medikamente kaufen wir manchmal auch in D ein. Zum Zahnarzt gehen wir auch und bezahlen das privat.
Grundnahrungsmittel kaufen wir auch in D ein. Warum auch nicht?
Es gibt sicher ganz viel Sachen die in D gut sind, aber es gibt für uns ganz viele Sachen die in der CH einfach besser sind.
292. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 18.07.07 22:02

Mich interessiert natürlich insbesondere das System der direkten Demokratie. Aber soviel ich weiß, geht diese doch nicht so weit, dass es für Abgeordnete das imperative Mandat gibt, so dass das Wahlvolk einige der Berufskorruptis in die Wüste schicken könnte.

Da die, wenn auch sehr reduzierte Veröffentlichungspflicht für Nebeneinkünfte - von den sog. Abgeordnetenentschädigungen allein kann man offenbar nicht leben - laut Urteil des Bundeverfassungsgerichtes rechtens ist, kann man ja mal auf der Webseite des Bundestages nachsehen, welche Kohle sich der Abgeordnete des eigenen Wahlkreises an Land zieht. Bei meinem Lieblingsabgeordneten kommt da schon ein hübsches Sümmchen zusammen. Allerdings soll sich die Aussagekraft der Angaben doch in Grenzen halten, meint man z. B. hier. Und das Mandat entziehen können wir ihnen leider nicht. Die geltenden Regelungen sind, wie könnte es anders sein, umstritten. Im Ausland sind Veröffentlichungen von Nebentätigkeiten von Abgeordneten übrigens nicht ungewöhnlich. In Alaska versuchen Bürger gerade, käufliche Abgeordnete zurückzukaufen. Das wäre doch auch eine Idee für uns, oder?

Schluss jetzt damit, sonst kann ich gleich vor Wut und Hass nicht einschlafen!

Blue
293. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 19.07.07 11:32

Hallo Blue,

Zitat
Mich interessiert natürlich insbesondere das System der direkten Demokratie.


Die Schweizer können ihren Bundesrat nicht direkt wählen, deswegen ist es auch nur eine halbdirekte Demokratie.

Ob sich nun gerade deswegen ein Herr Blocher in den Bundesrat hat wählen lassen können und/oder über die Finessen und Fallstricke von Volksabstimmungen sollten Dir hier lieber die Schweizer des Forums berichten.

Zitat

Schluss jetzt damit, sonst kann ich gleich vor Wut und Hass nicht einschlafen!


Blue, das macht auf Dauer Falten oder einen Herzinfarkt! Der Welt ist das egal.

LG

miriam_MP
294. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 26.07.07 22:48

Maybrritt Illllner fragte heute abend:
"Gibt es überhaupt noch Arbeitslose?"

In den 80ern waren 2 Millionen Arbeitslose noch ein Wahnsinn.
Heute, bei fast vier Millionen Arbeitslosen, sind wir ganz entspannt.

Wo bitte ist die Logik darin?
Schwachsinn!
Gefühlte Realität ist unlogisch.


Logisch ist hingegen, dass China das Wirtschaftswachstum abbremst, weil alles über 7 % Wirtschaftswachstum problematisch ist.

Dass im Zuge der Bremsung in China dann für Deutschland und den Rest der Welt auch mal ein oder zwei Prozent Wirtschaftswachstum abfallen, ist dagegen extrem logisch.


Übrigens in China bekommen die Sparer jedes Jahr einen höheren Zinssatz für ihre Sparbücher (oder wie das Äquivalent dort heisst).
Das ist einer der Anreize, um den Schwung aus dem Wirtschaftswachstum zu nehmen.

In Deutschland sind die Sparbuchzinsen seit den 70ern auf inzwischen 0,5 % gesunken.
Trotzdem haben wir nur ein paar Prozent Wirtschaftswachstum, ja, in 2005 sogar noch nicht einmal ein Prozent.


Die Krise wird erst wieder vorbei sein, wenn die Sparbuchzinsen bei vier Prozent und die Inflation bei zwei Prozent liegt.
Vorher ist Deutschland deutlich in der Krise.

Das augenblickliche Strohfeuer ist der Diskussion nicht wert, weil es von China und Indien gesteuert wird.
295. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 27.07.07 21:27

Hallo Bulli,

weiß du, ob wir mal wieder ein kleineres oder größeres Aufschwüngchen haben dürfen oder nicht, ist, glaube ich, angesichts der Gesamtentwicklungstendenzen unserer Gesellschaft ziemlich egal. Wer hat denn schon etwas davon? Mal ver- und mal entschärft sich die Dauerkrise des Kapitalismus. Was soll`s?

Entscheidend ist m. E.: Wir sind mehr denn je eine Gesellschaft der Reichen, d. h. der Besitzenden, geworden. Nix mehr von Schelskys "nivellierter Mittelstandsgesellschaft". Dass Globalisierung, Privatisierung und ähnliches an der Mehrheit der Menschen vorbeigeht, wissen diese längst. Aber was schert das die Reichen und Mächtigen? Die EU-Verfassung (ohne Sozialpflichtigkeit des Eigentums, ohne Freiheit der Lehre etc.) wird abgesegnet. Ob den Völkern dies passt oder nicht, ist doch völlig schnuppe. Und sind die Bürger nicht mit der Ökonomisierung aller Lebensbereiche und den damit einhergehenden Umverteilungsprozessen, genannt Reformen (Sozialbabbau, gezielte Bildungsverschlechterung etc.), einverstanden, so werden sie eben einverstanden gemacht - und die ach so freie, ach so kritische Presse zieht brav mit. Kritik von Fachleuten an diesen Tendenzen, z. B. der Ökonomisierung der Wissenschaften, lässt man einfach ins Leere laufen.

Dass die Dinge im Sinne der herrschenden Klassen laufen, dafür sorgt ein Heer von Lobbyisten, wie man z. B. hier nachlesen und z. B. hier "nachsehen" kann.

Ich bin über die inzwischen festgefügte Macht des Kapitals und seiner politischen und medialen Lakaien ziemlich verzweifelt, weil ich nicht mehr weiß, was man dagegen tun kann. Die Mehrheit der Bürger scheint den neuen Gott des Marktes und seinen Grundsatz, dass jede gesellschaftliche Maßnahme wirtschaftsverträglich zu sein hat, stillschweigend resignierend akzeptiert zu haben. Die Ideologisierung scheint so weit zu gelungen zu sein, dass selbst Arbeitslose noch bereit sind, den neoliberalen Blockparteien (inkl. Joschkas Anti-Atomkraft-FDP) ihre Stimme zu geben.

Was tun?

Fragt
Blue
296. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 28.07.07 14:08

Hi Blue, ich versteh Dein Frust, es ist auch meiner. Aber wir beide oder nur paar Hansels können hieran da nix ändern...
297. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Petra-H am 28.07.07 16:00

Hi Blue und xrated,

genau diese Reaktion aber ist doch gewollt - ich kann nix dagegen tun, also bleibt mir nur die Resignation.

Aber gerade das stimmt nicht. Man kann immer etwas dagegen tun, auch wenn es nicht sofortige Wirkung zeigt.
Schließlich hat das Kapital auch mehrer Jahrzehnte gebraucht unsere Gesellschaft auf den heutigen Stand herunter zu fahren.

Das Wichtigste dürfte wohl sein, nie resigniert zu schweigen, sondern stets die Mißstände anzuprangern und ...
vor Allem unsere Kinder so zu erziehen, dass sie eben nicht den momentanen Mißstand als "normal" ansehen, sondern ihrerseits intelligent dagegen ankämpfen.

Man darf sich eben nicht enttäuscht in sein Schneckenhaus zurückziehen, sondern muss die eigene Meinung unters Volk bringen. Steter Tropfen höhlt den Stein - in Vereinen, auf Stammtischen, auf der Straße, bei Demos und Kundgebungen, durch Unterstützung entsprechender Parteien und Vereinigungen usw. usw.
Natürlich kann unsereins nicht durch eine Aktion das Steuer herumreißen, aber durch viele Aktionen die Allgemeinheit zu mobilisieren versuchen.

Wer erwirtschaftet denn den Reichtum der wenigen Großkapitalisten? - WIR das Volk!
Das wir dann auch das potentielle Recht haben, an diesem Reichtum zu partizipieren, muss man dem Volk nur wieder ins Gedächtnis rufen.
298. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von drachenwind am 29.07.07 02:02

@ Geryxxx

Zitat

Natürlich läuft vieles falsch in Deutschland und auch dem Rest von Europa und auch in anderen Teilen der Welt. Aber Sozialismus oder Kommunismus ist definitiv nicht die Antwort.


Ich muß Dir wiedersprechen!

Sozialismus oder Kommunismus ist die einzigste Lösung.............

.......aber............


........................................ nur ohne Menschen!!!!...............


299. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 30.07.07 18:32

Moin zusammen,

es geht doch nicht um irgendeinen Sozialismus oder Kommunismus, sondern darum, dass die Demokratie nicht vom Kapital und den von ihnen abhängigen bzw. geschmierten Politikern ausgehebelt wird.

Da uns bekanntlich Amerika immer um 10 Jahre voraus ist und unsere Politiker amerikanische Zustände offenbar als vorbildhaft betrachten, können wir z. B. hier und hier sehen, was auch uns noch bevorsteht, wenn wir unsere neoliberalen Sozialdarwinisten nicht stoppen. Die Selbstentmachtung und Selbstentverantwortlichung des Staaates für die Gemeinschaft ist ein Grundübel unserer Zeit.


@ Gerry

Nein, ich bin nicht Beamter, sondern sog. Lehrer i. Angestelltenverhältnis. Ich glaube auch nicht, dass ich über nennenswerte finanzielle Hebel verfüge, um darüber eine Änderung der Politik zu erzwingen. Letzlich geht es wohl nur über eine andere personelle Zusammensetzung des Parlaments. Einige Vorschläge für ein volksnäheres Parlament habe ich umseitig unter dem Titel "Vorschläge hinsichtlich Auswahl u. Arbeitsbedingungen des politischen Personals" gemacht.


@ drachenwind

Was einen (funktionierenden) Sozialismus - Marx spricht eigentlich nur von Kommunismus - angeht, bin ich gar nicht so skeptisch. Leider habe ich es nicht geschafft, den von mir vorbreiteten Thread zum Thema "Planwirtschaft als Alternative" fertigzustellen.


@ xrated

Du drückst meinen Eindruck und das damit verbundene Gefühl gut aus.


@ Petra-H

Du hast wohl recht. Resignation und Entsolidarisierung sind wohl politisch gewollt.
Das, was ich dagegen tun kann, ist, dass ich einen Unterricht mache, der den Schülern hilft, die Hintergrundprozesse und das Zusammenspiel zwischen Politik, Kapital, gleichgeschalteten politikhörigen Medien und zunehmend willfähriger Justiz zu verstehen.

Blue
300. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 30.07.07 19:04

Kleiner Nachtrag zum Krebsgeschwür des Lobbyismus:

Wie Heise Telepolis berichtete, hat die Initiative Lobbycontrol eine eigene Seite eingerichtet, die durch Sammlung und Veröffentlichung von konkreten Informationen bezüglich des Lobbyismus Licht in dieses Dunkel bringen will.

Blue
301. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 01.08.07 05:58

Und heute morgen finden sich hier ein paar bekannte Namen nebst ihrem Verbleib in der Wirtschaft nach Ausscheiden aus der Politik. Solch lukrative Jobs bekommt man doch nur durch entsprechende "Vorarbeit".

Blue
302. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 03.08.07 11:32

Ja komm Blue - reg Dich nit auf, is nit gut für den Kreislauf ab 40.

Ansonsten ganz allgemein, vom Aufschwung bekomm ich pers. so gut wie gar nix mit, ausser nur von der Vorsilbe "auf" frei übersetzt alles wird teurer (z.B. Milchprodukte)! Und bei allen zu 98 % Geldempfänger bleibt alles beim alten finanziell, oder wird gar noch weniger. Gehaltserhöhung Ausgleich der Inflation & Teuerungsrate Wovon träumen Sie denn Nachts?

Das heisst also auf Deutsch für mich, das ist die reale immer grösser werdende klaffende Schere, zw. Arm & Reich.

Immer weniger haben mehr - und immer mehr haben weniger.

Und bevor GerryXXX wieder labert... Eins is FACT und Naturgesetz ->

Der Krug geht solange zu Brunnen bis er bricht! Eine Schere hat nur einen begrenzten Dehnungswinkel, wenn der ausgereizt ist,geht das auch kaputt. Frei übersetzt, wenn man leuten, egal ob verschuldet oder vielfach nicht die Lebensgrundlage entzieht, gibt es einen Knall. Wenn man es gleichzeitig vielen entziehen würde, gibt es nicht nur einen kl. Knall, sondern den grossen Urknall schlechthin.

Und ganz ehrlich richtig scharf drauf, bin ich nicht, diesen Real erleben zu wollen.

Abschliessend frag ich mich im allen Ernst, wo für wen der Aufschwung da ist?! Für den kl. Hansel, Angestellten (Telekom = z.b. Outsourcing, nimm den neuen Vertrag, mit weniger Netto am Monatsende oder geh zum Jobcenter) sicher nit! Sondern nur für die die eh am Hebel der Macht sitzen.
303. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 21.08.07 12:05

Hallo zusammen!

Bevor das hier einrostet,hab`ich was zu lachen

für euch:

Meine "Bezüge" wurden doch tatsächlich um

2 Euro monatlich erhöht!!!

Wahnsinn. Wohin nur mit dem Geld?

Ich glaube ich werd`s spenden,sonst bekomme

ich noch ein schlechtes Gewissen...

Sunny greetings,


Black Panter
304. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 21.08.07 13:29

Hallo Black Panter,

>Ich glaube ich werd`s spenden,sonst bekomme ich noch ein schlechtes Gewissen...>

Au ja, eine gute Idee, das mit dem Spenden.
Falls du jemanden suchst, der es dringend gebrauchen kann:
Wie wär´s mit einer Parteienspende?
Die haben´s zur Zeit wirklich bitter nötig und müssen ja schon versuchen,
mal wieder dem Steuerzahler etwas breiter auf die Taschen zu liegen.

Viele Grüße
nowalic
305. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 21.08.07 13:42

Hallo nowalic!

Du sagst es. Aber sie werden wohl wieder

damit durchkommen,genauso wie mit der

"Entzerrung" der Wahltermine in NRW 2009.

Kostet ja nur den Steuerzahler. Geld und Nerven.

Wenn Amnesty International das Geld nicht will,

spende ich`s dem Forum. Unter der Last des

vielen Geldes könnte ich sonst zerbrechen.

Einigermaßen fröhliche Grüße,


Black Panter
306. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Siro am 21.08.07 21:30

Hallo Blacky

Mach was gescheites mit dem Geld. Kauf neue Kleider.

Oder noch besser spende es den Unwetteropfern.

Gruss siro
307. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 22.08.07 03:50

Hi siro!

Denen in der Schweiz? Du beliebst zu scherzen.

Euch gehört fiskalisch doch schon Europa,dann

könnt ihr die paar Existenzen und Häuser durchaus

unter "Sonstiges" verbuchen.

Nichts für ungut,aber dann kaufe ich mir lieber

eine halbe Schachtel Zigaretten....


Black Panter
308. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 23.08.07 20:42

Wird doch eigentlich Zeit, dass ich meinen Kampf gegen Hartz IV wieder aufnehme, oder?

Inzwischen haben empirische Untersuchungen bestätigt, was einem der gesunde Menschenverstand ohnehin sagt, nämlich, dass es offenbar mit Hartz IV-Bezügen nicht möglich ist, Kinder angemessen zu ernähren. Es reicht offenbar nur noch für Junkfood, ja die Hartz-Gesetze sind für die zunehmende Kinder- und Jugendarmut direkt verantwortlich zu machen. M. E. haben wir es politischerseits mit einer gewollten und gezielten Verelendungspolitik zu tun mit dem Ziel, den Rest der Gesellschaft den Kapitalinteressen gefügig zu machen. Ideologisch steht natürlich die neoliberale Ideologie dahinter, die zuerst im Chile Pinochets Praxis wurde und dann unter Thatcher und Reagan international durchgesetzt wurde. Nach Ansicht des Politikwissenschaftlers Christoph Butterwegge werden die durch den praktizierten Neoliberalismus ausgelösten sozialen Verwerfungen auf die Dauer auch unsere Demokratie gefährden. Dies ist die eine Sache, die mich gedanklich beschäftigt.

Eine andere Sache, die mir seit einiger Zeit durch den Kopf geht, wurde für mich durch eine DLF-Rezension des Buches Planet der Slums des US-Soziolgen Mike Davis interessant. Danach lebt mittlerweile die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten und von diesen wiederum die Hälfte in Slums. Jetzt mag man sich sagen: Was hat das mit uns zu tun? Slums gibt es bei uns nicht. - Leider ein Irrtum. Auch bei uns lässt sich eine Tendenz zur Verslummung der Städte, besonders der Randgebiete von Großstädten feststellen. Erschreckend finde ich folgenden kurzen, aber anschaulichen Beitrag dazu.

Stoff für meinen Gesellschaftslehre-Unterricht habe ich also genug!

Blue
309. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 30.08.07 13:18

Tja Blue... Schad wär gerade für Blue sein Schulunterricht gut gewesen, als Vormittagsfüllende Bildungssendung für "Gesellschafts- und Sozialkunde bzw. Lehre" oder wie das genannt wird heutzutage:

1.) Profit um jeden Preis * Markt ohne Moral

Der Beitrag war sehr interessant und bezeichnend - für das, wie es gehen könnte, und wie es auf Dauer nicht mehr weiter gehen kann.

2.)
THEMA: Der Arbeitsmarkt * Aktuelles, Ges...utschland wert?

Hier gab es unter anderem eine Doku - auch sehr bezeichnend, für das, was hier schief läuft: Die Lohnsklaven
Was ist Arbeit in Deutschland wert?

Film von Gottlieb Schober, Thomas Reutter u.a.

Dort wurde es auf den Punkt gebracht -> NICHT VIEL!. Und erschwerend kommt natürlich hinzu - die Polen, Tschechen usw. (will gar nicht weiter südöstlich schauen), machen es nach der EU-Erweiterung viel billiger. Warum ist ja wohl auch klar.

Kam heut in Phoenix-TV (kein Privatsender), teilweise als Widerholung. Aber genau diese Beiträge Dokus und Interviews, zeichnen den desolaten = kranken Zustand für den "Arbeitnehmer" in Deutschland ab und zeigte auf, das es auch anders gehen könnte!

Solche Beiträge usw.. müssten viel öfters gezeigt werden um auch die noch ein Job haben (ob nun mehr oder weniger gut bezahlt bzw. entlohnt), hierfür zu sensibilisieren, das was in Deutschland ganz falsch läuft und vor allem auch ganz schnell selbst in der soz. Falle sitzen kann. Und wenn man da erstmal drin sitzt, ist es zu spät und kommt so gut wie nicht mehr heraus.

Naja macht Euch selbst Eure Gedanken. Ich weiss nur - so wie es jetzt läuft, läuft es nicht mehr (sehr) lange gut. Hatte ja hierzu schon mal etwas bemerkt.

XR

PS Nachtrag, wer es zeitlich gucken kann... zum Thema:

Zitat

Inzwischen haben empirische Untersuchungen bestätigt, was einem der gesunde Menschenverstand ohnehin sagt, nämlich, dass es offenbar mit Hartz IV-Bezügen nicht möglich ist, Kinder angemessen zu ernähren. Es reicht offenbar nur noch für Junkfood, ja die Hartz-Gesetze sind für die zunehmende Kinder- und Jugendarmut direkt verantwortlich zu machen.

THEMA: Kinderarmut in Deutschland
Do, 30.08.07, 14.45 - 17.00 Uhr
Aktuelles, Gespräche und Diskussionen u.a.

14.45 - Diskussion: Hart aber fair
"Das Reizthema: Zum Schämen: Reiches Deutschland, arme Kinder", mit u.a. NRW-Familienminister Armin Laschet und Katja Ebstein (Sängerin, Stiftungsgründerin), Moderation: Frank Plasberg

anschl. - Dokumentation:
Schicksal Hartz IV - Die Kinder
Film von Andrea Gundlach, Frank Höfling u.a.
310. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 02.09.07 03:03

Solang die Produktionsmittel als goldene Eier legende Hähnen weiterhin in Besitz von Kapitalisten sind bringen Erhöhungen gar nix da dann einfach die Preise ansteigen die die Eigner der Wollmilchsäue (Produktionsmittel) diktieren.
Wer wirklich eine Dauerhafte Lösung will muß an die Eigentumsfrage ran und muß den Öffentlichen Sektor erweitern um die Kontrolle im Bereich der genauer zu definierenden Öffentlichen Daseinsversorge der Grundbedürfnise zu rück zu gewinnen.
Das heist natürlich keine Bahn Privatisierung sondern eine ausweitung indem bsp. die Stromkonzerne verstaatlicht werden und bsp.
auch das Bankenwessen so wie einen Staatlichen Wohnungsmarkt im Sozialbauwessen ect.
Provider die frei agieren sollten weiterhin müssen verpflichtet werden auch Gebiete um das Kernzentrum zu erschließen um so wieder Teile des Profits um zu verteilen und Alle teil haben zu lassen ect.
Jeder hat % Sätze Progressive zum Einkommen zu zahlen in eine Bürgerversicherung.
Sowas währ die richtige Richtung.
311. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 03.09.07 08:12

Hallo unterwürfig,

deine Meinung kann ich nun aber gar nicht teilen. Stell dir mal vor: unsere Politiker sind ja jetzt schon nicht in der Lage den Verlockungen des Lobbyismus ( = staatlich sanktionierte und geförderte Korruption zu Lasten des Volkes) zu widerstehen. Ihnen durch Verstaatlichung wesentlicher Funktionen die Macht gleich vollständig in die Hände zu legen, würde an der Situation überhaupt nichts ändern.
Außer dass wir halt von einer "Anti-Bevölkerungs-Demokratur" gleich auf das Niveau einer Bananenrepublik fallen würden.
Man kann die Anzeichen dafür deutlich schon daran erkennen, dass nicht einmal die laxen staatlichen Kontrollmechanismen über das Wirtschaftsgebaren bestimmter Branchen funktionieren, weil die dafür zuständigen Politiker (die eigentlich Kontrolle ausüben sollten) sich statt dessen viel lieber in den Aufsichtsräten dieser Branchen dick und satt fressen.

Nein, nein, wenn man das System und dessen Funktionen wieder in Ordnung bringen will, dann bleibt nichts anderes, als bei der Politik anzusetzen und der Diktatur der Parteien und des Lobbyismus ein Ende zu setzen.
Und unsere Abgeordneten zu zwingen, sich um ihren Job zu kümmern UND UM NICHTS SONST. Denn dafür werden sie von uns bezahlt und (zumindest ein paar von ihnen) gewählt

meint
nowalic
312. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Miauzi am 04.09.07 00:17

Hallo,

oh man - sind wir wieder vergesslich....

Schon letztes Jahr klagten - leider erfolglos - HartzIV-Empfaänger vor dem Bundesgerichtshof wegen der zu geringen Ernähungssätze im ALG2.

Ein Freund von mir hatte sich an der Klage beteiligt und mir mal einen Teil der Hintergründe zukommen lassen.

In irgendeiner Durchführungsbestimmung zum Sozialgesetzbuch steht7stand drin - wie viel für eine gesunde Ernährung für jede Mahlzeit pro Tag zu veranschlagen ist.
Da kamen ca. 200 Euro im Monat heraus.
Ins Gesetz für HartzIV ist davon aber nur 120,- Euro übernommen worden - sprich ca. 2/3.

Und damit ist halt keine gesunde Ernährung für einen Erwachsenen möglich. Als Folge dieser Fehlernährung steigt die Anfälligkeit für Krankheiten - was wiederum höhere Gesundheitskosten nach sich zieht usw.

Aber damit bekommste ja heute bei den Medien keine Quoten - also müssen wir mal wieder auf Mitleidstour bei den Kidis machen...
..diese Heuchler *würg*

Bisherige Gesellschaftsmodelle haben sich als untauglich erwiesen - auch die sozialistische Planwirtschaft.
Die ist ja nicht gescheitert - weil sie sozial was - sondern weil sie ökonomisch ineffektiv war und einen verheerenden Raubbau in der Natur betrieben hat.
"...machen wir uns die Welt untertan..." usw.

Als "alte" Linke muss ich dieses "Urteil der Geschichte" akzeptieren.
Aber das entbindet mich natürlich nicht der Verantwortung - nach einem neuen Modell Ausschau zu halten.

Das einzigste - was mir da untergekommen ist - über das es sich m.E. lohnt nachzudenken - stammt aus einer Roman-Trilogie
Die Teile heissen:
"Der Rote Mars" - "Der grüne Mars" - "Der blaue Mars"
Ja sicherlich - utopische Literatur - aber bitte wo ist denn sonst die Möglichkeit in der heutigen Zeit - auch mal soziale Utopien als "virtuelles" Szenario durchzuspielen!!

Sehr interessant fand ich dort den Ansatz von genossenschaftlich organisierten Kooperativen.

Kurioser Weise ist der grösste Hersteller weltweit von Molkereiprodukten auf der Welt mit Sitz in Indien (!!!) nach diesen Basismodell organisiert.
Axo - die beliefern übrigens Japan mit Speiseeis und China mit Milch

Ansonsten einen schönen Abend noch!
Miauzi
313. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.09.07 06:31

Hallo Miauzi,

zunächst vielen Dank für deine Literaturtipps. Mich selbst haben, was literarische Zukunftsmodelle angeht, vor allem zwei Bücher fasziniert:

- Aldous Huxley: Eiland (spirituell orientiert)
- Ernest Callenbach: Ökotopia (ökologisch orientiert)

Hinsichtlich des Funktionierens einer anderen Wirtschaftsform, sei es eine sozialistische Marktwirtschaft oder eine sozialistische Planwirtschaft, bin ich nicht so skeptisch. Dass die DDR wirtschaftlich gescheitert ist, bedeutet nicht grundsätzlich die Unmöglichkeit einer Wirtschaft, die gesamtgesellschaftlich demokratisch geplant ist, sondern lediglich, dass das in der DDR installierte sowjetische Modell aus historisch zu konkretisierenden Gründen gescheitert ist. Dass eine effektive Planwirtschaft möglich ist, behaupten z. B. die beiden schottischen Marxisten Cockshott und Cottrell in ihrem wirklich brillanten Buch Alternativen aus dem Rechner (eine leider gekürzte Ausgabe), vollständige Online-Ausgabe hier. Einfach unten auf der Seite unter "Weblinks" auf "Konzept einer sozialistischen Planwirtschaft" klicken.

Blue
314. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Miauzi am 06.09.07 10:43

Hallo Blue,

eben weil ich ja ein sozialistisches Gesellschaftsmodell suche/möchte aber ohne die Planwirtschaft - deren Bürokratischer Apparat sich immer verselbstständigen würde - hat mir diese Kooperativen-Modell (aus der Mars-Trilogie) so gut gefallen.

Das ist aber nur der wirtschaftliche Aspekt.
Der Schriftsteller "packt" natürlich noch das nötige politische und soziale Modell dazu.

Gerade die Gesamtheit dieses Ansatzes steht für mich in der SF-Literatur einzigartig dar. Da gibt es faktisch nix vergleichbares.
Leider sind ja positive soziale Utopien sowieso Mangelware...

Im Sozialismus brauchte es die ja nicht - wir waren ja quasi schon die gesellschaftliche Zukunft.
Trotzdem ist "Das Mädchen" aus dem All - was kurz nach Ende der Stalin-Ära in der SU entstand - einer der wenigen echten Lichtblicke in der östlichen SF.

Aus der westlichen SF fällt mir da nur noch "Der Planet der Habenichtse" ein - wobei das ja ein anarchistisches Gesellschaftsmodell ist.

Wie gesagt - Planwirtschaften können nicht demokratisch funktionieren - da sie sich sich durch den leider nötigen bürokratischen Apparat selbst abwürgen und zerstören werden!

LG Miauzi
315. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 14.09.07 12:12

Dass die neoliberale Politik von Privatisierung, Deregulierung und Sozialabbau, letzteres euphemistisch als "Reformen" betitelt, eine Politik zugunsten von Großkonzernen und Finanzspekulanten ist, hat sich inzwischen herumgesprochen.

Eine brillant und allgemeinverständlich geschriebene Kritik dieser Irrsinnspolitik hat der Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Egbert Scheunemann unter dem Titel Der neoliberale Weg in den Abgrund vorgelegt.

Empfohlen von

Bluevelvet
316. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 20.10.07 18:14

und wieder einmal muß ich mich ärgern über papa-staat: da ist der euro so hoch wie noch nie und dennoch steigen die spritpreise immer weiter.
hab mir letztens mal was überlegt, als ich mal wieder auf der A96 zwischen lindau und München im stau stand: dieser teil der autobahn ist seit ich denken kann im bau und wird und wird nicht fertig... dabei kann es ja nicht an den fehlenden mitteln liegen:
man zahlt im grunde mehrfach steuern für die straßen, wenn man es mal ganz krass sehen will:
erst mal mußt du dein einkommen versteuern, dann mußt du was zusammensparen, wofür du unter umständen quellensteruer bezahlst. dann zahlst du mehrwertsteuern, wenn du dir ein auto kaufst, dann zahlst du steuern, wenn du es in betrieb nehmen willst und dann nochmal, wenn du tankst.... und dann steht man immer noch in diesen engstellen, weil die nicht in der lage sind, die mittel, die sie einem überall abknöpfen, mal richtig einzusetzen... GGGGGRRRRR!!!!!
317. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Wizard am 20.10.07 18:50

Sicher, in letzter Zeit sind einige Preise gestiegen:

Da wären die Nahrungsmittelpreise, die nach Jahrzehnten der Talfahrt wieder steigen, weil mittlerweile duch gesteigerte Produktionskosten die Erzeugerpreise gestiegen sind. Und weil jetzt das Fass übergelaufen ist, hat man jetzt bei den Erzeugern beschlossen, wieder für mehr Geld zu streiken(Erinnerung: Milchbauernstreik in München war nur der Anfang, und im prinzip eine Machtdemonstration von seiten der neuen Milchbauerngewerkschaft)
Und die nach der Milch zogen sofort Fleisch und Getriedebauern hinterher.

Dann stiegen die Ölpreise/Energiepreise
Ich kenn mich jetzt in der Lobbyarbeit der Ölkonzerne nicht aus, aber ich weiß, dass Öl in der nächsten zeit Ziemlich knapp wird. Und dass die alternativen Energien auch im kommen sind. Dann noch, dass vornehmlich in Hauptöllieferantenländern es kriselt, was an der Börse, wo das Öl gehandelt wird, sich auswirkt.
Und mit den Energiepreisen steigen alle anderen preise auch.

Aber das erklärt für mich im wesentlichen die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Denn ich glaube, der Staat hat schon immer so gescheffelt wie er gerade scheffelt.
Nur schaut man dem Geld, was weggeht, genauer hinterher, wenn man den Gürtel enger schnallen muss, als wenn man sich immer mehr leisten kann.
318. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 20.10.07 18:56

ja klar. nur ist es eben eine schweinerei, daß der sprit z. B. in frankreich ungleich billiger als hier ist, dort aber alle KFZ-steuern über den sprit abgedeckt werden, d. h. es ist eigentlich dort doppelt billiger.
aber zum ausgleich ist ja die autobahnvignette für PKW hier in deutschland auch schon immer wieder latent im gespräch. das wird dann sicher ein wahlkampfthema werden... und im endeffekt wird sie dann doch kommen.
ich kenn doch die värbrächär!!!!!!
319. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 21.10.07 18:12

Genau, lordZ, alles Luechners und Värbrächers! *gg* Man würde ja über das Affentheater in Berlin, Düsseldorf und anderswo lachen, wenn es nicht so ernst wäre. Mein These ist eh, dass wir belogen und betrogen werden wie zur Zeit von Dr. Joseph G. Und was wird uns alles erzählt! Klar, die Löhne seien zu hoch, die Renten ebenfalls. Sieh dir mal diese Schaubilder an. Da korrigiert sich so einiges.

Kürzlich bin ich auf eine interessante Information gestoßen (Mir fehlt allerdings momentan die Belegstelle.). Es ging dabei um die soziale Herkunft der Funktionseliten, sprich Machhaber, in Staat und Wirtschaft. Danach kamen noch vor ca. 30 Jahren 60% der Regierungsmannschaft aus "kleinen Verhältnissen", heute seien es lediglich noch 20%. Das heißt im Klartext: Die besitzende Klasse bleibt unter sich und macht natürlich auch nur Politik für sich bzw. ihre Klientel. So sollen Geld und Bildung wieder in den Händen der Besitzenden bleiben (Studiengebühren!), unabhängig davon, was man dem "dummen Volk" darüber erzählt. - Das Kapital hält sich seine Regierung.

Blue
320. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 22.10.07 02:12

Hallo blue!
deine schaubilder sind in der tat sehr beeindruckend!! da kann man nur noch den kopf schütteln...
ich weiß nicht ob ich dir mit deiner these was die bisitzerschicht und die nichtbesitzerschicht und regierungsbildung etc etc betrifft:
ich habe den eindruck, daß sich mittlerweile eine solche menatlität entwickelt hat, den anderen möglichst abzuzocken und selber möglichst den großen reibach zu machne. klar hat einer in der oberposition da mehr möglichkeiten.
aber ich denk mal: egal wer: wenn einer oben ist, dann zockt er ab. das ist scheinbar schick.
ich könnt mich ja jetzt noch stundenlang auslassen über die art und weise, wie mit jungen und hochqualifizierten leuten heutzutage umgegangen wird... nur noch zeitverträge, minimaler lohn bei geforderter 120%-Leistung... man muß ständig angst um den arbeitsplatz haben... leckt mich doch am arsch!!
und die potzoberen verdienen sich derweil den goldenen arsch!
321. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 22.10.07 05:50

Und das "Schöne" dabei ist: Die Wirtschaft frisst sich wie ein Krebsgeschwür in alle Bereiche der Gesellschaft hinein, jetzt auch in die Universitäten, d. h.: Wir leben nicht mehr im roten oder braunen, sondern im ökonomischen Totalitarismus. Viviane Forrester sprach schon vor Jahren vom Terror der Ökonomie und der Diktatur des Profits. Und wir, die Bürger, haben längst geschluckt, dass gegen den Willen der Wirtschaft nichts läuft.

Blue
322. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 22.10.07 09:25

Hallo lordZ,
du hast Recht, wir sind inzwischen so weit, dass wir von unserem heißgeliebten Vaterland immer doppelt und dreifach zur Kasse gebeten werden.
Aber die größte Unverschämtheit sollte man noch ein wenig deutlicher aufzeigen.
Du zahlst beim Tanken nicht nur Mineralölsteuer und Mehrwertsteuer, sondern auch noch Mehrwertsteuer auf die Mineralölsteuer.

Ist nicht neu, diese Erkenntnis, aber ich wollte sie halt mal wieder in Erinnerung rufen.

Ansonsten bin ich allerdings der Meinung, dass der Sprit bei uns in Deutschland noch immer viel zu billig ist.
So lange in unserem Land, das über eines der dichtesten Straßennetze der Welt verfügt, noch immer jedes 8. Auto ein 16 Liter fressender Geländewagen ist, und so lange wir noch immer nicht gelernt haben, dass man die 300 m zum Bäcker auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurück legen kann, und so lange noch 2/3 aller Deutschen glauben, sie müssten jeden Sonntag wer weiß wohin einfach so spazieren fahren, ist offenbar der Sprit noch lange nicht teuer genug.

Und beim Sprit für den gewerblichen Bedarf sieht es ja noch viel schlimmer aus. Warum müssen wir eigentlich Butter und Sahne vom Milchwerk Radolfzell (also vom Bodensee) nach Hamburg kutschieren, nur weil dort einige Supermärkte mindestens 8 Buttermarken im Regal liegen haben wollen?
Und während die betreffenden LKW leer von Hamburg zum Bodensee zurück fahren, kutschieren gleichzeigig auf der gleichen Autobahn weitere LKW aus dem Alten Land Äpfel nach Baden-Württemberg, obwohl wir am Bodensee so viele Äpfel produzieren, dass sie nach Hamburg verkauft werden müssen.

Und ich frage mich wieder einmal: Ja sind wir eigentlich noch ganz ...

Viele Grüße
nowalic
323. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 22.10.07 10:48

hallo novalic
ich kann dir leider nicht ganz folgen, was den sprit betrifft:
ich lebe auf dem dorf, bus nur 3x am tag, bin somit aufs auto angewiesen (hier gibts nicht mal nen bäcker oder nen kleinen supermarkt)
die butter aus oberstdorf in hamburg ist natürlich quatsch, hängt aber wieder mal mit pritgier und wirtschaft zusammen, entzieht sich des weiteren meines einflusses, ergo sehe ich nicht ein, wieso ich dafür dann teureren sprit bezahlen sollte. genauso die 16L geländewagen: ich habe nen diesel der neuesten generation (rußfilter, KAT, ist eines der saubersten und zugleich sparsamsten autos die es gibt).
steuervorteile dafür wurden zwei monate nachdem ichs gekauft hatte abgeschafft. zudem wird seitdem der dieselpreis kontinuierlich an den benzinpreis angeglichen.
dafür wird die steuer für dieselautos nicht gesenkt zum ausgleich
ich fühle mich ziemlich verarscht!!

die sauerei mit der steuer auf die steuer haben wir auch jedes mal beim heizölkauf vor augen.
ich sag ja: drecksäcke und värbrächär!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
324. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 22.10.07 18:37

@ lordZ
Naja uff ner Kuhbläcke bzw. Kaff mit 10 Häuser 10 Kühe 5 Schweine und 2 Katzen ist man natürlich zugegebener Massen ohne Mobilität = Auto zu einem grösseren Ort welcher über 20km entfernt liegt erschossen - uff gut Deutsch gesagt.

Tja entweder hat man da ein Automobile und das nötige Kleingeld noch für den immer teurer werdenden Sprit, oder siehe oben. So einfach ist das. (Man kann ja auch noch seine letzte Kuh schlachten um eine zeitlang zu überleben und wer die nicht hat, hat noch mehr Pech gehabt (Sorry Vorsicht - war ebend gerade extrem überzogener Galgenhumor)).

Plan B wäre (vernünftiger) - sich gegen Unrecht zu wehren! Denn wer sich nicht wehrt lebt verkehrt und wird immer gegängelt! Die Lokführer-Kumpels von der DB versuchen das konsequent, auch gegen viel künstlich initierten Widerstand mit Hilfe der Presse/Medien (Stichwort zielgerichtete Anti-Stimmungsmache, das die Lokführer auf der falschen Seite stehen) aus umzusetzen, was ich auch gut finde. Also ich finde es gut das die Lokführer da kosequent die Linie halten, denn jetzt klein beigeben Das wäre der grösste Fehler, den sie machen könnten. Ich hoff die bleiben eisern, damit die ganzen Manager und Knalltüten, die vor Kohle nicht einschlafen können , nur Scheisse labern, mal merken was Sache ist!

Meint XR

PS: Nein bin kein Lokführer, nur ein Überlebenskünstler in diesem System hier.

PS2: Heute auf N24 gesehen in den Nachrichten: Die Inflationsrate in Deutschland klettert bis Jahresende auf ca. 3%. Alles wird teurer bei fast gleichbleibenden Nettoeinkünften, bzw. die paar Prozente Lohn/Gehaltserhöhung, werden von der Inflation aufgefressen. Also hätte sich gar nichts verbessert in Richtung das Leuts es besser gehen würde oder so. Ich weiss gar nicht wo das Wirtschaftswachstum bleibt? Sicher nur in den Dividenden der Grossaktionäre, ich glaub da sind sich hier nun alle diskutierenden in diesem Dauerbrenner-Thread einig. Das wäre der 1. Weg zur Besserung, diese Erkenntnis.

Mahlzeit

PS3: Fällt mir noch so ein (Nachtrag)...
... Wenn wir einen so generösen Aufschwung für alle in der deutschen Wirtschaft hätten, warum wird dann noch über Mindestlöhne diskutiert Uns müsste es doch allen nur noch gut gehen in Deutschland?! Oder doch nur einen kl. bescheidenen bestimmten Gesellschaftskreis, siehe weiter oben?

Ach man die Gesellschaft ist einfach nur noch krank.

So, nun gehts mir wieder seelisch gut.
325. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 23.10.07 08:22

Hallo lordZ,
dein Problem ist mir nicht unbekannt; auch ich lebe in einer Gemeinde mit 200 Einwohnern 8 km von der nächsten größeren Ortschaft entfernt und eigentlich nur für den Schülerverkehr an den öffentlichen Busverkehr angeschlossen. Der nächste Supermarkt ist 6 km entfernt, der nächste Bäcker/Metzger 5 km. Und auch mein Diesel verursacht inzwischen Kosten, die demnächst vermutlich die eines Benziners gewaltig übersteigen werden, ohne dass Vater Staat dies im geringsten interessiert.

Trotzdem ist es meiner Frau und mir gelungen, durch konsequente Koppelung von Fahrten, Vermeidung unnötiger Fahrwege und Verzicht auf die frischen Sonntagsbrezeln zum Frühstück (die ja auch nur wieder dazu dienen, ArbeitnehmerInnen auszunutzen) die Fahrleistung meines Autos um wöchentlich rund 30 km zu reduzieren und damit jeden Monat ca. 8 ltr. Diesel einzusparen.
Gut, das klingt zunächst nicht viel, macht aber bei den heutigen Preisen jeden Monat rund 10 Euronen aus und im Jahr immerhin rund 2 Tankfüllungen. Wenn das jeder Autofahrer täte bzw. fertigbrächte, dann käme dabei doch ein ganz nettes Sümmchen heraus, das die Mineralölkonzerne und das Vaterland sicherlich zum Nachdenken brächte.
Und wenn man sich dann noch angewöhnt, im Monat anstatt 4 künftig nur noch 3 Sonntagsausflüge per Auto zu unternehmen, dann macht das nochmals 10 Tankfüllungen im Jahr aus, die eingespart sind.
Und wenn wir es dann noch fertig bringen, im Kreis unserer Bekannten und Verwandten unsere Ansicht zu vebreiten, dass z.B. der Porsche Cayenne (und ähnliches) kein Super-Auto ist, das wir uns alle wünschen, sondern nur eine Art künstlicher Penisverlängerung für alternde Knaben und Angeber, dann haben wir nochmals eine ganze Menge gewonnen.

Was die Butter aus Hamburg oder Irland und die Äpfel aus Neuseeland oder China usw. anbelangt (um wiederum nur Beispiele zu nennen), so haben wr Verbraucher es ja in der Hand, ob wir dem Handel diesen Mist abkaufen und dieses ganze Scheißspiel damit auch noch unterstützen, oder ob wir die Handelsketten einfach auf diesem Zeug sitzen lassen. Zum Glück haben wir in diesem Bereich noch die Möglichkeit, kräftig mit zu bestimmen. Nur tun wir es leider nicht, weil es ja für manche offenbar so schwierig ist, ohne dieses unnütze Modezeug auszukommen.

Und zu deinem letzten Satz: ich gebe dir Recht, aber nicht ohne den Zusatz, dass diejenigen, die diese Machenschaften dulden, genauso eingestuft werden. Denk nur mal an die Praxis der Mineralölkonzerne, jede Woche ab Mittwoch bis Samstag jeden Tag konsequent die Preise anzuheben, bis sie dann wie durch ein Wunder am Sonntagabend wieder fallen. Und das alles wegen der notwendigen "Anpassung an den Rohölmarkt". Und das Kartellamt ermittelt und ermittelt ..... und merkt nichts. Dürfen die vermutlich auch gar nicht, wegen der lukrativen Mehrfachsteuereinnahme für Angie und Konsorten (gleich, welcher Couleur).

Viele Grüße
nowalic
326. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 02.11.07 21:48

Hi!

In Deutschland darf wieder gestreikt werden!

Ein Hoffnungsschimmer?

Sorry,aber ich freue mich einfach für die GDL,

und damit auch für unsere Gesellschaft!

Unabhängig davon,daß es Selbstverständlich für

Viele unangehme "Neben"wirkungen nach sich

zieht,ist es doch ein Beispiel,daß es sich lohnt,

nicht alles hinzunehmen.


Black Panter
327. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 02.11.07 22:27

Tja,da gebe ich dir fast uneingeschränkt recht.

Nur,was machst du mit den Menschen,die dem

nicht mehr folgen können? (Alter,Schwäche,keine

Hilfe,Hoffnungslosigkeit IM Leben das sie führen?)

Die "Biologische" Variante?

Wenn DAS (nicht von dir,versteh`mich nicht

falsch) die "Gesetztmäßigkeiten des Marktes"

sein sollen,dann verabschieden wir uns einfach

von der MENSCHLICHKEIT.

Würde vieles erleichtern.

Um eine Waffe zu bauen braucht man keine

Menschen mehr.

Aber wer erschießt Waffen?

Und zu den Träumen: Wo wäre die Menschheit

ohne sie?


Black Panter
328. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 03.11.07 06:53

Moin Gerry und Black Panter,

in gewissem Sinne habt ihr beide recht. Natürlich muss man, zumindest kurz- und mittelfristig, aus den Gesetzen des Marktes das beste machen. Wenn man allerdings eine Politik betreibt, die die wirklichen oder vermeintlichen Gesetze des Marktes und die Verwertungslogik des Kapitals in alle Bereiche des Lebens hineintreibt, führt dies unweigerlich zum Sozialdarwinismus und zur Entmenschlichung der Gesellschaft. Robert Kurz sprach in diesem Zusammenhang einmal, ich glaube im Schwarzbuch Kapitalismus, von der "neoliberalen Redarwinisierung von Wirtschaft und Gesellschaft". Die Frage, die heute in der gesellschaftlichen Diskussion völlig ausgeklammert wird, lautet: Welche Gesellschaft wollen wir eigentlich?

Blue
329. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 03.11.07 11:32

> Wenn DAS (nicht von dir,versteh`mich nicht
> falsch) die "Gesetztmäßigkeiten des Marktes"
> sein sollen,dann verabschieden wir uns einfach
> von der MENSCHLICHKEIT.

Nein, die Gesetze des Marktes sind absolut menschlich, weil sie von den "biologischen" Kunden durchgesetzt werden.
In allen Zeiten kauften Kunden lieber billige Produkte, als von Menschen gefertigte Produkte.

Das Problem ist, dass zwar die Kunden ihre Kaufkraft durch ihre eigene Hände Arbeit erhalten wollen, jedoch davon Produkte kaufen, die von möglichst vielen Maschinen und Robotern erzeugt wurden.

Eine paradoxe Situation, in die die Geldgeilheit führt.


Beispiel Maschinenstürmer.
Wären die biologischen Kunden solidarisch mit den biologischen Herstellern gewesen, hätten die maschinellen Hersteller nichts verkaufen können. Die Investitionen für die Maschinen hätten sich nicht refinanziert, die nicht rückzahlbaren Kredite hätten jeden Betrieb, der auf Maschinen setzte, in die Pleite geführt. Die Kunden wollten es aber anders.

Die Kunden haben das Problem der Maschinenstürmer verursacht.
Nicht die Maschinen.

Aber es war einfacher, den Maschinen die Schuld zu geben, und damit indirekt den "unmenschlichen Industriellen".


Die Idee der SPD die Arbeiter über eine Mitarbeiterbeteiligung zwangsweise zu Unternehmern zu machen finde ich klasse. Ich glaube aber, dass der Zwang zu gleichen Ergebnissen führt, wie bei Porst (Pleite), weil manche Menschen einfach keine Unternehmer sein können bzw wollen.



Wir wissen, dass der Kunde "billig" will, setzen aber auf Hochpreisprodukte und denken, dass das eine gute Idee für die Zukunft ist.
Mal sehen, wann es auch dem letzten Arbeiter klar wird, dass das nicht funktioniert.

Nur zur Info: Smart ist noch in den roten Zahlen, während die China-Kopie (5000 US$) nach Internet-Berichten schwarze Zahlen schreibt.
330. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.11.07 10:55

@ Gerry

Wie kommst du darauf, dass das Industriezeitalter vorbei ist? Das Wissen spielt heute in Produktion, Distribution und Konsumtion sicher ein weit größere Rolle als früher. Wir leben aber nach wie vor von den Produkten von Bergbau, Land- und Forstwirtschaft, Handwerk und Industrie.

Leisten können wir uns die sog. "sozialen Wohltaten" durchaus. Was wir uns nicht mehr leisten können bzw. sollten, sind

- der Terror der Ökonomie,
- die gigantische unkontrollierbare Macht internationaler Großkonzerne,
- die zunehmende Aushöhlung der Demokratie,
- der Abfluss der von der Bevölkerung erwirtschafteter Milliarden an Finanzspekulanten,
- die zunehmende Verarmung immer größerer Bevölkerungskreise und damit einhergehend
- die sich verschärfende soziale Polarisierung und
- die Bildung von Slums selbst in den europäischen Industriestaaten,

um nur einiges zu nennen.


Und @ cream

Was hast du denn gegen den Sozialismus? Sofern er demokratisch und effizient ist, wäre er die Vollendung der Demokratie. Heute wird die Demokratie durch das Kapital und seine gekauften Politclowns de facto immer mehr ausgehebelt und der Bürger zum Wirtschaftsuntertanen degradiert.


Meint
Blue
331. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.11.07 12:01

Und @ Bulli

Natürlich ist die Gesellschaft ein Produkt lebendiger Menschen, die ihre Geschichte unter allerdings vorgefundenen Bedingungen selbst gestalten.

Und gerecht wäre ein Gesellschaft vermutlich nur dann, wenn die Menschen für geleistete Arbeitsstunden bezahlt würden. Wer eine Stunde arbeitete, erhielte auch das Recht, den entsprechenden gesellschaftlichen Gegenwert für eine geleistete Stunde zu entnehmen, wobei natürlich einiges an Gegenwert in Form von Sozialleistungen, Sicherheit - genau wie heute - gesellschaftlich vorgegeben wäre. Gehaltsdifferenzierungen nach Qualifikation, Verantwortung und Leistung wären da durchaus möglich.

Gerecht wäre ein Handel, der Produkte nach der in ihnen steckenden Arbeitszeit tauschte (Äquivalenzökonomie). Dabei gehe ich entsprechend der Marxschen Arbeitswertlehre davon aus, dass er ökonomische Wert eines Produktes gleich der darin investierten gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ist. Mir ist natürlich klar, dass es heute für eine Gesellschaft, ihren Wohlstand und ihre Leistungs- und Innovationsfähigkeit wichtiger ist, etwa für 100 € Computerchips produzieren zu können als Kartoffelchips.

Blue
332. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.11.07 13:14

Hallo Gerry,

trotz Zeitknappheit einige kurze Anmerkungen.

Was du über den Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft schreibst bzw. zitierst, ist mir vom Inhaltlichen her natürlich bekannt. Einem Satz - und darauf bezieht sich meine Kritik - kann ich so nicht zustimmen:

> Die Bedeutung der Produktion von materiellen Gütern geht stattdessen immer mehr verloren [...]

In einer Welt, die demnächst 10 Milliarden Menschen zu versorgen hat, kann die Bedeutung der Realproduktion per Industrie, Landwirtschaft etc. gar nicht zurückgehen. Dass für diese Produktion Wissen zunehmend wichtig wird, würde ich natürlich nie bestreiten.

Zum Schuldenproblem: Wir hinterlassen unseren Kindern nicht nur Schulden, sondern auch immense Güter wie eine intakte Infrastruktur, Industrien, Ausbildungen etc. Wenn man natürlich bei einem hohen Schuldenstand dem Kapital immer noch Geld hinterherwirft, wie z. B. in der letzten Steuerreform geschehen, wird es eben keinen Schuldenaubbau geben oder er geschieht auf Kostern derer, die ohnehin nichts haben.

Zum Problem der Arbeitslosigkeit: Diese würde am besten bekämpft durch Umverteilung der Arbeit und dadurch, dass man Arbeit, die getan werden muss, auch tun lässt, und zwar ordentlich bezahlt. Das bringt mich zu dem Punkt, an dem du oben berechtigt Kritik geübt hast. Ich hatte, leider unpräzise, geschrieben:

> Und gerecht wäre eine Gesellschaft vermutlich nur dann, wenn die Menschen für geleistete Arbeitsstunden bezahlt würden.

Ich meinte natürlich eine Bezahlung nicht in Form von Geld, sondern in Form von nicht zirkulierenden und eventuell nicht übertragbaren Arbeitszeitgutscheinen, wie sie Cockshott/Cottrell in Alternativen aus dem Rechner vorschlagen. Natürlich würden diese Arbeitszeitguthaben, zeitgemäß, auf einer Chipkarte gespeichert. Du erhieltest also bei entsprechend geleisteter Arbeit soundso viele Arbeitsstunden gutgeschrieben und entsprechende - pauschale (z. B. 20 Std. pro Woche) oder prozentuale (z. B. 50 %) - Abzüge. Es geht mir also um die Abschaffung von zirkulierendem Geld als (Be-)zahlungsmittel als Voraussetzung einer gerechten Gesellschaft.

Blue
333. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 04.11.07 22:00

Hallo bluevelvet, hallo all,

ich wollte gerade auf einen meiner Beiträge vom Juli eingehen, muss aber feststellen, dass ich ihn damals nicht gepostet habe (vermutlich weil ich für die Länge etwa zwei Tage schreiben musste und die Diskussion dann schon weiter gediehen war). Damit fehlen natürlich auch meine Reaktionen auf die damaligen Beiträge, die sich auf meine Beiträge bezogen. Dafür entschuldige ich mich.



Gerecht ist eine Gesellschaft IMHO, wenn jeder auf der Welt am internationalen Handel teilnehmen kann. Ohne Zölle (freier Warenverkehr), ohne ideologische Hemmnisse (kein "Bei den Kommunisten kaufe ich nicht").
Der Arbeiter im Chinesischen Hinterland, der die Straßenausbesserung für 50 Euro pro Monat macht, leistet genau so viel, wie sein deutscher Kollege der hier den Bitumen in die Löcher schaufelt und platt klopft.

Warum muss der deutsche Arbeiter dafür 2500 Euro Brutto bekommen?

Das ist in Zeiten des globalen Dorfes ungerecht und asozial.

Wo bleiben da die Prinzipien der "Internationale", die so gerne in Deutschland angestimmt wird?


Natürlich sind die Straßenlöcher-Flicker in Deutschland viel besser ausgebildet. Wir haben in Europa tolle Technik für die Beseitigung von Straßenschäden entwickelt, die die Leute gelernt haben müssen. Solche hochwertigen Flickarbeiten überleben die Haltbarkeit der restlichen Fahrbahn bei weitem.

Aber ...

... wir haben für so aufwendige Arbeiten kein Geld, weil es zu viele Schäden zu beheben gibt.
So bleibt nur noch der Rückschritt zur 50er-Jahre Billiglösung, die in China auch angewendet wird.
Somit ist das Wissen über die perfekte Art einen Straßenschaden zu flicken vollkommen überflüssig.
Warum also in die Vermittlung von solch unnützen Wissen investieren?
Warum in die Entwicklung noch teuerer Flickmethoden investieren?
Was nützt das Detailwissen über Straßenflickerei, wenn niemand in der Welt eine so teure Methode bezahlen will?

Irgendwo hat die Informationsgesellschaft bzw. die Wissensgesellschaft natürliche Grenzen. Ganz abgesehen davon, dass sie das erworbene Wissen ins Ausland verkaufen müssen und dort leicht zu kopieren sind.
Wie wenig erworbenes Wissen wert ist, hat man bei BenQ gesehen. Mit viel Glück konnten tausende Patente für ein paar Millionen verscherbelt werden. Da kamen kaum die Kosten für die Erteilung der Patente bei herum.


Weiteres Beispiel:
In den 80ern war der Etat für Straßenschädenbeseitigung 250000 DM.
Dann kam die EU-Verordnung, dass im Frühjahr eine 100%-Begehung der Straßen auf der Suche nach Winterschäden durchgeführt werden muss (ohne Reparatur). Kosten: 50000 DM, die die Summe für die Beseitigung der Schäden auf 200000DM schmälerte.
Dann wurde von der EU verordnet, dass im Herbst alle von den Kommunen freiwillig installierten Straßenlampen überprüft werden müssten. Kosten: 40000 DM (ohne Reparatur).
Damit war der Instandhaltungsetat auf 160000 DM herunter.

Das Überprüfen auf Straßenschäden und auf Beleuchtungsprobleme fällt in die Kathegorie, die gerne als "Wissensgesellschaft" bezeichnet wird, während die darauf folgende reale Beseitigung in den Bereich "Industriegesellschaft" fällt.
Ich finde, dass der Umstieg in eine "Wissensgesellschaft" manchmal großer Mist ist, weil die Wissensgesellschaft ohne Industriegesellschaft kaum refinanziert werden kann.
Ein gut ausgebildeter Arbeiter, der mit einem Topf Bitumen die Straßen abfährt und die gesichteten Schäden sofort vor Ort behebt, ist IMHO viel wichtiger, als in bestimmten Kalenderwochen den Ist-Zustand aufzunehmen.
Die Feststellung des Ist-Zustandes ist für den Autofahrer vollkommen uninteressant. Der Autofahrer will geflickte Straßen!

Übrigens müsste der in Deutschland arbeitende Straßenarbeiter der Gerechtigkeit halber nur 40 Euro pro Monat bekommen, weil er schließlich ein Auto zum Transport von Bitumeneimer, Schaufel und Rüttelplatte zur Verfügung gestellt bekommt. Das Werkzeug muss ein chinesischer Arbeiter schließlich auf einer Handkarre selber schleppen.



Marx kann ich nur verstehen, wenn ich davon ausgehe, dass das Verhalten der Kunden frei programmierbar ist.
Leider ist das nicht so.
Ein so massiver Eingriff in die Genetik ist zumindest im Augenblick nicht möglich und auch ideologisch nicht gewollt.

Bisher geht der Kunde den Weg des geringsten Aufwandes.

Heute weiß man z. B. dass ein Geschäft mit einer einzigen Stufe im Eingangsbereich etwa 20 Prozent weniger Kunden bekommt gegenüber einem Geschäft mit stufenfreiem Zugang.

Alles, was nicht auf den natürlichen Instinkten des Kunden basiert, ist ein kostensteigerndes Add-On, das den Kunden mittels Terror-Herrschaft eingeprügelt werden müsste.
Ist es nicht erbärmlich jeden Kauf gesetzlich so auf die Marxsche Ideologie einzuregulieren?
Was würde die Hausfrau sagen, wenn ihr auf ihrem Einkaufsbummel ein bewaffneter Aufpasser folgt, der mit Waffengewalt das Marx-Konforme Verhalten beim Einkauf erzwingt?
Vermutlich wird es sofort zu einer Gegenrevolution kommen.

Ich glaube nicht, dass der Mensch sich der Wirtschaft anzupassen hat, sondern die Wirtschaft dem intuitiven Verhalten des Menschen.
Das macht am Besten die Marktwirtschaft.
Darum hat sie sich zuerst im Versuchsfeld "Taiwan R.O.C." und später unter Deng im landesweiten Großversuch in China durchgesetzt.

Zwei absichtlich durchgeführte Versuche mit dem gleichen Ergebnis!!!!!

Auch am Drogenhandel und Zigarettenschmuggel sieht man, wie die Menschen sich gegen unnatürlichen (gegen menschliche Natur laufende) Vorschriften wehren.
In den neuen Bundesländern werden 65 % Zigaretten ohne gültige Steuerbanderole konsumiert. Sie sind also entweder geschmuggelt, oder unversteuert hergestellt. Im Ruhrgebiet sind es trotz toller sozialer Versorgung und hohen Löhnen immerhin etwa 45 %.
Beim Arbeitgeber die höchsten Arbeitskosten der Welt produzieren und dann trotzdem geschmuggelte Zigaretten kaufen ... das ist die Realität in Deutschland.

Das ist das natürliche Verhalten des Menschen.
Marx hat nach meinen Infos davon keine Ahnung. Ich würde ihn darum in die Kathegorie "Romanautor" einsortieren.


> Natürlich ist die Gesellschaft ein Produkt lebendiger Menschen, die ihre
> Geschichte unter allerdings vorgefundenen Bedingungen selbst gestalten.

Ja, und eine vorgefundene Bedingung ist, dass der Kunde billig will (soll heißen: geringster Aufwand).
Tayo arbeitet übrigens an einem 2000 US$-Auto für Mittel- und Südamerika sowie Afrika und Asien, um Toyota und den Chinesen gegenüber die Marktanteile zu verteidigen. Deutsche Hersteller sind dort schon lange keine ernst zu nehmenden Konkurrenten mehr.


> Gerecht wäre ein Handel, der Produkte nach der in ihnen steckenden
> Arbeitszeit tauschte (Äquivalenzökonomie).
Äquivalenzökonomie müsste es heute schon im Bereich Dienstleistung geben.
Beispielsweise im Handwerk.
Entspricht Äquivalenzökonomie dem natürlichen Verhalten des Kunden?
Nein.
Der Kunde entgeht der Äquivalenz, indem er Schwarzarbeiter beauftragt.
Beispielsweise im Friseurhandwerk, KFZ-Handwerk, Gebäudereinigung usw.
Sollte man jedem Kunden seinen eigenen bewaffneten Aufpasser spendieren, damit er auch brav der Äquivalenzökonomie entsprechend einkauft?


> Dabei gehe ich entsprechend der Marxschen Arbeitswertlehre davon aus,
> dass er ökonomische Wert eines Produktes gleich der darin investierten
> gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit ist.
Das funktioniert IMHO nur, wenn alle Arbeitnehmer auf der Welt gleich schnell arbeiten würden (Konzentrationsfähigkeit, Arbeitsbedingungen, Werkzeugqualität und Werkzeugquantität, usw), den gleichen Lohn bezögen und die gleiche Bildung hätten.
Ein solcher Durchschnittslohn würde bei ca. 100 Euro liegen.
Würden sich die Gewerkschaften in Europa damit zu frieden geben?
Nein.
Natürlich nicht.
Warum sollte man diese Marx´sche Idee also immer wieder aufkochen?
Welchen Vorteil bringt dieses Prinzip den Arbeitnehmern, außer staatlich vorgeschriebene Lohneinbußen von 95 Prozent?
Brüning wurde schon wegen weniger Eingriffe in den Arbeitsmarkt abgewählt und damit die Demokratie beendet.
Das hatten wir also schon.
Brauchen wir nicht mehr.
Wehret den Anfängen!



Wir müssen es so machen, wie damals bei der Lufthansa.
Die Bürger werden so lange ihren Phantasien nachlaufen, bis ihnen die Realität durch Kürzung aller Staatlichen Zuschüsse (Harz 4, Kindergeld, Schule usw) auf null endlich gewahr wird.



Aus der Geschichte des Labels "Made in Germany" kann man für die Zukunft viel lernen.
Damals haben Billiglohnländer wie Deutschland das in sozialen Errungenschaften vorbildliche Großbritannien in den Würgegriff genommen.
Großbritannien wehrte sich mit Patentschutz und dem Label "Made in Germany" als Warnhinweis vor Billigprodukten.
Die Strategie hat nichts gebracht.



> Mir ist natürlich klar, dass es heute für eine Gesellschaft, ihren Wohlstand
> und ihre Leistungs- und Innovationsfähigkeit wichtiger ist, etwa für 100 €
> Computerchips produzieren zu können als Kartoffelchips.

Kann ich so nicht nachvollziehen. Für eine Gesellschaft ist es am wichtigsten in allen Belangen an die preisgünstigsten Quellen zu kommen.
Besonders im Bereich Produktionsanlagen und Arbeit.

Beispiel:
Im Automobilbereich zahlen wir in Deutschland die höchsten Preise in Europa. Für einen Handwerker im Grenzgebiet zu Chechien lohnt es sich dann schon, alleine wegen den Anschaffungskosten für seine Fahrzeugflotte, eben mal nach Chechien auszulagern.
Bei Maschinen und Robotern ist es inzwischen auch schon so, dass einige Typen für chinesische Fabriken einen Preisnachlass von bis zu 30 % bekommen, gegenüber dem, was die Fabriken in Deutschland für die gleiche Anlage zahlen müssen. Von der Nutzerindividuellen Steuerungs-Software ganz zu schweigen.

Ein Ende ist nicht in Sicht.

Vielleicht werden wir in 15 Jahren alte ausgediente Produktionsanlagen in China kaufen müssen, um an die Schuhproduktionsroboter der - heute - neuesten Generation zu kommen, die international konkurrenzfähige Schuhe produzieren. Solche Teile stehen, so ein Experte im N-TV-Interview bereits heutzutage nicht mehr in Europa.

In diesem Fall sind wir in Deutschland bereits eine "Nicht-Wissensgesellschaft" geworden.
334. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 05.11.07 06:24

Moin zusammen,

auf eurer Kritiken erstmal drei Antworten:

1.) Weshalb akzeptiert ihr den Markt als quasi naturgegeben? Auch wenn er uns sozusagen naturwüchsig gegenübertritt, ist das Marktgeschehen von Menschen gemacht.

2.) Natürlich steht eine Abschaffung des Geldes und die Bezahlung von Leistung nach geleisteten Arbeitstunden per Arbeitszeitgutschriften weder heute noch morgen auf der Agenda. Es setzt voraus, dass Produktion, Distribution und Konsumtion einer Gesellschaft überhaupt auf der Basis von Arbeitszeit erfasst werden. Dass dies grundsätzlich gerechter ist als die gegenwärtig geschaffenen Einkommensunterschiede, dürfte doch einleuchten.

3.) Ich unterscheide natürlich das grundsätzlich Machbare vom politisch zur Zeit aufgrund von Macht- und Besitzverhältnissen Durchsetzbaren. Vielleicht kommt einmal die vermutlich gar nicht so tolle Zeit, in der über alternative Modelle des Wirtschaftens nicht lediglich diskutiert wird, sondern ihre Einführung nicht nur möglich, sondern geradezu unausweichlich wird. Auch der Kapitalismus ist nicht von Ewigkeitswert.

VG Blue
335. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 05.11.07 12:14

Zu 3.
Das wird genau dann passieren, wenn die gesamte Welt so aussieht, wie die deutschen Städte, oder vielleicht sogar so wie Tokio, 1945.
Die Chancen dafür stehen gar nicht so schlecht.
Die Ursache könnte ein Krieg sein, oder auch Naturkatastrophen.

Dann wird Geld gar nicht mehr wichtig sein, denn dann hat man andere Sorgen, als Geld zusammen zu raffen.

Und die Leute, die heute raffen, werden dann nicht mehr überleben können, weil sie physisch nicht mehr konkurrieren können.

Vorher wird es solche Wirtschaftsformen nicht geben!
336. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 06.11.07 00:12

Hallo bluevelvet,

anscheinend habe ich dir zu sehr zugesetzt.

Für mich ist die Sache mit Marx relativ simpel.
Marx hat seine Ideen am Schreibtisch in einer Bibliothek entwickelt.
Weder in Russland noch in der DDR noch sonst wo wurden seine Ideen 1:1 umgesetzt.
Deng hat seine Ideen einem Volk von 1,3 Milliarden Chinesen zur Abstimmung gegeben.
Wer hat Recht?

Ich hoffe dich stimmt das Folgende versöhnlich:
Die Ideen von Marx passen relativ gut in Familien. Dort gibt es keine Entlohnung, sondern nur Arbeit, die gemacht werden muss. Damit ist für mich auch klar, warum gerade junge Menschen die Theorien von Marx gut finden. Junge Menschen lernen den Sozialismus in den Familien und kommen erst mit 16 (oder älter) das erste Mal mit dem Kapitalismus in Berührung. Das ist für sie ein sogenannter Praxisschock. Klar. Die Umstellung tut weh. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass dann die jungen Menschen versuchen das bekannte System irgendwie zu optimieren, um sich in der neuen Welt besser zurecht finden zu können. Es wird dann z. B. versucht innerhalb von Freundeskreisen den Sozialismus aufrecht zu erhalten.
Die Marktwirtschaft ist eine Gewöhnungssache.
Brutal, unbarmherzig, asozial, ohne Gedächtnis, aber man kann sich daran gewöhnen.

Ich glaube daher, dass Marx, der nach meinem Wissen ein verarmter Langzeitarbeitsloser war, irgendwie versuchte die Großfamilie als ideale Wirtschaftsform in einen größeren Maßstab zu übertragen.
Dabei machte er, so denke ich, den typischen Fehler von Männern. Er abstrahierte die Rahmenbedingungen zu stark.

Nein, streich den letzten Absatz.
Er ging natürlich von einer Gesellschaft aus, die so arm war, dass sie sich kein Brunnenwasser zum Trinken leisten konnte. Und deren Wirtschaft maßgeblich durch den Konsum von wenigen reichen Bürgern aufrecht erhalten wurde. Die Herstellung nur eines Autos hat damals mehrere dutzend Arbeitern über mehrere Wochen Lohn und Brot gegeben.
Wäre in Zeiten eines Äquivalenzsystems jemand daher gegangen und hätte die teure Entwicklung eines Autos auf seine Kappe genommen, wenn für ihn keine Refinanzierung durch zusätzlichen Gewinn zu seinem normalen Lohn gewunken hätte? Ich glaube nicht.


> 1.) Weshalb akzeptiert ihr den Markt als quasi naturgegeben?

Der Mensch ist das einzige Raubtier, dass sich Mensch nennt.
Genau, wie ein Löwe lieber hinter dem Gnu in fünf Metern entfernung herjagt, anstatt dem Gnu in 200 Metern Entfernung, ist es beim Menschen eben auch. Wenn es die Kiste Bier für den Gegenwert von 1 Arbeitsstunde gibt, warum dann ein gleichwertiges Bier kaufen, das den Gegenwert von 1,3 Arbeitsstungen kostet? Dann hätte man den Lohn von 0,3 Arbeitsstunden verschenkt.
Das entspricht nicht der Programmierung des Stammhirns ... oder so.


> 2.) [ ... ] Natürlich steht eine Abschaffung des Geldes und die Bezahlung von Leistung nach
> geleisteten Arbeitstunden per Arbeitszeitgutschriften weder heute noch morgen auf der Agenda.

Solche Systeme werden schon ausprobiert. Im kleinen Kreis. Aber auch da geht es plötzlich um die Frage: "Warum soll ich ihnen Bons für 1,5 Stunden Arbeit ausstellen? Der Herr XY hat die Rasenfläche in nur einer Stunde gemäht. Eine Stunde ist die Arbeit wert."
Und schon ist wieder ein Konkurrenzkampf drin. Die Bewertung des Aufwandes ist IMHO ein Grundinstinkt des Menschen. Der eine ist langsam und kämpft mit der Aufgabe, während der Andere schnell machen kann und noch seinen Spaß hat.
Wie will man das vergleichen?


> 3.) [ ... ] Auch der Kapitalismus ist nicht von Ewigkeitswert.

Die Chinesen sehen den aktuellen Zustand, entsprechend ihrem Glauben, als eine Phase, die es auszunutzen gilt. Ich glaube, dass das eine gute Idee ist.
337. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.11.07 06:21

Moin Bulli,

weshalb sollte ich mich verletzt fühlen? Nö, dafür gibt es keinen Grund.

Ich mach an dieser Stelle nur eine kleine Anmerkung zur Marx-Rezeption. In Zeiten des kalten Krieges hat man sich mit Marx und Engels vor allem in philosophischer Hinsicht auseinandergesetzt (dialektischer und historischer Materialismus). Seine ökonomischen Theorien galten als überholt, falsch etc.; dies vor allem, weil man der Propaganda des Ostens auf den Leim gegangen war, die behauptete, dass die dortigen Planwirtschaften eine Umsetzung seiner Theorien in die Praxis seien. Inzwischen hat sich das Bild gewandelt. Vor allem der Diamat und z. T. der Histomat sind in die Tonne der Geschichte gewandert, während man sich für seine Wirtschaftsanalysen wieder interessiert. Inzwischen sollen sogar die Börsianer an der Wall Street Marx lesen - und bestätigt finden. Ich denke, er hat den Kapitalismus im wesentlichen treffend analysiert. Vor allem dieser Punkt interessiert mich. Was eine andere Gesellschaft angeht, hat er sich nur sehr zurückhaltend geäußert. Marx war ein Philosoph der Praxis und keineswegs ein Dogmatiker. In einem Brief aus dem Jahre 1843 schreibt er: "Wir wollen nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern in der Kritik der alten die neue finden." Wer meine Bücherthread verfolgt, weiß auch, dass mein eigenes Weltbild viel reichhaltiger und differenzierter ist als das vieler "Marxisten". - In diesem dargestellten Sinne plädiere ich für eine kritische und offene Rezeption seiner Werke.

VG Blue
338. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 06.11.07 08:40

meine Meinung: man kann es drehen und wenden wie man will - und es zeigt sich heute in Zeiten zunehmender Profitgier und Abzockerei in zunehmendem Maße:

Die natürlichste, humanste und auf Dauer einzig für alle akzeptable Wirtschaftsform wäre der Kommunismus.

Nur leider: er funktioniert halt nicht. Weil es immer wieder welche geben wird, die glauben, sie müssten ein größeres Stück vom Kuchen haben, als alle anderen.

Schade drum meint
nowalic
339. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 06.11.07 18:02

Hi nowalic,

Du sagst es und hast es hiermit gut auf den Punkt gebracht. Der Mensch an sich also als einzelnes Individuum betrachtet ist ebend doch kein friedlebendes Tier, sondern doch nur im Urinstinkt ein Raubtier, bzw. in der Weiterentwicklung ein Jäger & Sammler, mit der höchsten Intelligenz alles Lebens auf der Erde, was den Menschen vom gemeinen Raubtier unterscheidet.

Und was bringt uns diese Erkenntnis, welche auch nun nicht gerade neu ist? Es kann nur besser werden wenn man dran arbeitet und es sich stetig lohnen für eine Besserung für alle zu kämpfen, im kleinen wie im grossen.

XR <- Heut philosophische Ader hat
340. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 07.11.07 02:07

Hallo bluevelvet,

darüber freue ich mich.

Mag sein, dass ich den Legenden der jüngeren Geschichte aufgesessen bin. Allerdings glaube ich, dass nicht viele Menschen so genau differenzieren können, wie du.
Bisher haben wir, so weit ich mich entsinne, in diesem Thread hauptsächlich die Verbesserungsvorschläge von Marx diskutiert, die den intuitiven Käufer außer acht lassen.

Die marxschen Analysen an der Wall-Street? Naja, vielleicht sind Marxs Schriften dadurch, dass sie so früh verfasst wurden, für den durchschnittlich gebildeten Menschen gut nachvollziehbar. Aus dem Bereich Physik/Chemie kenne ich diesen Effekt.

Aber allgemein sehe ich die Sache so: Wer den Kapitalismus durchanalysiert hat, hat eine Idee vom Machtkampf zwischen den verzweifelten Anbietern und intuitiven Konsumenten.
Ein solches Wissen könnte bei der Analyse von Unternehmen für Aktienfonds oder Großanleger sicherlich von Nutzen sein. Der Kleinanleger hat da wieder mal einen Nachteil.

Wie sieht es bei dir aus? Möchtest du dein Wissen über die marxsche Kapitalismusanalyse in Zukunft in Form einer Unternehmensberatung vermarkten?


"Wir wollen nicht dogmatisch die Welt antizipieren, sondern in der Kritik der alten die neue finden."

Das muss ich für mich einmal übersetzen:
"Wir wollen nicht starr an eine Lehrmeinung gebunden die Welt verwegnehmen, sondern im pessimistischen Herumkriteln an der alten Weltordnung die neue Weltordnung finden."

Hätte er nicht sowas sagen können wie:
"Wir wollen ein flexibles System, das den intuitiven Konsumenten in den Mittelpunkt stellt, um den ihn umwerbenden Anbietern flexiblele Vermarktungsstrategien zu ermöglichen."

Vielleicht liegt es einfach daran, dass es für die meisten Menschen damals um den existenznotwendigen Konsum ging, der Konsument also damals ein Zwangskonsument und damit eine vernachlässigbare Konstante war?
Heutzutage ist es anders.
Heutzutage umwerben die Hersteller und Händler verzweifelt die potentiell kaufwilligen Konsumenten. Teilweise enthält der Produktpreis, den der Kunde zahlen muss, einen Kostenanteil für Werbung seitens des Markeninhabers von 40 Prozent (ohne die Werbeaktionen des Handels).


Ich werde weiterhin glauben, dass man innerhalb der Familie sozial sein sollte, aber im Verbund tausender Familien die Marktwirtschaft am besten greift.
341. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 08.11.07 02:29

@cream
was Du beschreibst wäre nur funktionsfähig, wenn in allen zusammengeschlossenen ländern diesselben sozialen voraussetzungen herrschen würden.
ich hätte ja nichts dagegen, daß polen und die ganzen ehemaligen ostblockstaaten in europa sind, wenn dort dieselben sozialen bedingungen wie in deutschland herrschen würden.
aber warum gehen so viele betriebe aus deutschland weg? weil die arbeiter in polen, rumänien,china viel billiger sind.
und warum?
weil sie dort noch viel mehr ausgebeutet werden.
ich bin im grunde für die einführung von schutz-zöllen (auch wenn das ein sehr provokanters wort ist, aufgrund historischer ereignisse.. aber wie gesagt: diese ereignisse sind tatsächlich historisch... (im sinne von vergangen)
342. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 08.11.07 06:56

Na ja, so einfach ist es mit dem Kommunismus (von lat. communis = gemeinsam) auch nicht. Die Frage ist ja, was genau man unter den heutigen Bedingungen an die Stelle des Bisherigen setzen will. Es gibt da einige Ansätze, aber bisher keine breitere Diskussion. Bemerkenswert sind z. B.

- das Modell der Humanen Wirtschaftsdemokratie von Ota Sik
- die schon erwähnte Planwirtschaft nach Cockshott/Cottrell - (auf den Link ganz unten klicken)
- das Parecon-Modell von Albert/Hahnel.

Auf das letzte Modell bin ich erst kürzlich gestoßen. Einige weitere Ansätze - etwa die von Alec Nove oder David Pepper oder Anatol Anton/Richard Schmitt oder Wolfgang Hoss kenn ich leider nur den Namen nach.

Ich führ das mal so auf, damit nicht der Eindruck entsteht, es gäbe, wie unsere Politiker uns einzureden versuchen, "keine Alternativen". Sie müssten nur zur Kenntnis genommen und diskutiert werden. Verständlicherweise haben gewisse Kreise genau daran kein Interesse.

Blue
343. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 08.11.07 08:30

Hallo lordZ,
Zitat
ich hätte ja nichts dagegen, daß polen und die ganzen ehemaligen ostblockstaaten in europa sind, wenn dort dieselben sozialen bedingungen wie in deutschland herrschen würden.


Das ist eine der elementaren Ideen der Europäischen Union. Und weben eben dieser Idee waren wir Deutsche alle mal Feuer und Flamme für dieses Kunstgebilde.
Allerdings haben wir uns dabei die Sache so vorgestellt, dass die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen aller EU-Staaten unserem deutschen Standard angeglichen werden.
Jetzt ist es so gekommen, dass sich die Verhältnisse in Deutschland langsam denen der Ostblockstaaten angleichen und wir alle verstehen die Welt nicht mehr.
Der EU ist´s wurscht, sie hat ihr Ziel der Angleichung so oder so erreicht. Hauptsache wir Deutschen spielen weiter den Zahlmeister.
344. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 08.11.07 11:46

@nowalic
ganz genau! anstatt als aufnahmebedingung einen sozial-standart festzulegen wird da munter alles reingeholt, und nun haben wir das dillemma...
aber ich versteh nicht, welche kräfte da dahinter stecken. so blöd kann doch kein politiker sein, daß er daß nicht im vorfeld gewußt haben könnte...

a propos zahlmeister:
diesel: 1,32.9 heute morgen. !!!!!!!!! ich glaub ich spinne!da kann ich ja allmählich echt genausogut nen benziner fahren...
macht aber nix, daß der diesel mittlerweile fast genauso teuer ist wie benzin, dafür ist ja als ausgleich die steuer höher...
leck mich doch am arsch!!!!!
345. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 08.11.07 11:49

ach ja, noch was: kam doch gestern wirklich der slogan im fernsehen: KAUFEN FÜR DEN AUFSCHWUNG, weil das wirtschaftswachstum im nächsten jahr wohl maßgeblich von der inlandsnachfrage abhängt...
nur womit soll man denn was kaufen, wenn man schon allmählich nen kredit aufnehmen muß, wenn man mal volltanken will??!??
ach ja, weihnachtsbäume werden auch rund 35% teurer sein als letztes jahr... na dann: fohes fest!!!

(da kann man nur noch bomben legen.... )
346. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Latex_Michel am 08.11.07 13:36

Zitat


(da kann man nur noch bomben legen.... )


Jetzt wird der LordZ zum Anarchisten .... volle Deckung.

Aber es stimmt schon, was du schreibst. Die Teuerungsrate geht nach oben und die Löhne stagnieren. Es wird oder ist schon bei vielen jeden Monat enger. Einnahmen- und Ausgabenverhältnisse kippen...

Und dann kommen die einem noch mit privater Vorsorge.... Ja bitte schön, von was denn
347. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 08.11.07 15:35

Ich glaube, dass die letzten Preisschübe der Ölmultis, der Strom- und Gasmultis, der Mehdorn-AG und die der Lebensmittelmultis es fertig gebracht haben, dass die Volksseele langsam am Überkochen ist. Da wird auch die beruhigende Pressemeldung von letzter Woche, wonach die Kälber billiger geworden sind, nicht mehr viel helfen.
Und ich bin mir ganz sicher, dass jetzt nicht mehr allzu viel fehlt, bis sogar wir Deutschen anfangen, unseren PolitikerInnen die Fensterscheiben einzuschmeissen. Nur: unsere Kandesbunzlerin wird davon leider nicht viel mitbekommen, weil die ja nie zu Hause ist und wahrscheinlich gar nicht mehr weiss, was in diesem unserem Lande so vor sich geht.

Obwohl: doch. Ich meine, dass sie es war, die gestern in einem TV-Interview gerade die derzeitige Abzockungswelle (bei der der Staat wohlgemerkt!! immer am kräftigsten mit abzockt) zum Anlass genommen hat, uns darauf hinzuweisen, dass der hohe Benzin- und Dieselpreis für uns jetzt ein Anreiz sein müsste, uns neue (sparsamere) Auto´s zu kaufen.
Dass der Staat von den 1,45 € pro Liter Benzin ziemlich genau den Einser vor dem Komma für sich einstreicht, davon hat sie allerdings nicht gesprochen.
Dafür liebäugelt man aber mit anderen Schröpfmethoden, um uns Bürgern die Zornesadern vollends zum Platzen zu bringen: Einführung einer neuen (natürlich höheren) Kfz-Steuer, Einführung einer allgemeinen City-Maut, Einführung laufend neuer Zwangs-Investitionen für Hausbesitzer (ohne öffentliche Gebäude, wohlgemerkt!) usw. usw.

Die werden es bald geschafft haben: Der Anarchismus in unserem Lande wird wachsen und wachsen und über kurz oder lang werden wir dieses ganze PolitikerInnen..... (nein, ich sag das Wort nicht ganz) in die Wüste oder ins Wasser jagen.
(Viele Grüße, Herr Innenminister, falls Sie das jetzt mitlesen sollten.)

Und was die "private Vorsorge" anbelangt: Da hab´ ich schon meine einschlägigen Erfahrungen. Mein Vater war in der ersten Hälfte seines Berufslebens in der Industrie beschäftigt und ist in der 2. Hälfte dann Beamter geworden. Trotzdem hat er fast 35 Jahre lang privat in seine Rentenversicherung weiter einbezahlt, um sich die Rentenanwartschaft zu bewahren.
Als er pensioniert wurde, kam dann prompt 1/2 Jahr vorher ein neues Gesetz, wonach in solchen Fällen (die es seinerzeit häufig gab) die zu zahlende Rente auf die Beamtenpension anzurechnen und eine Mehrfachzahlung auszuschließen ist.
Hätte er doch bloß dieses viele schöne Geld 35 Jahre lang "verfressen und versoffen", dann wäre es auch weg gewesen, aber er häftte wenigstens was davon gehabt.

Und ich wage jetzt einfach mal die ganz gemeine und laienhafte Prognose, dass mit der viel propagierten privaten Altersvorsorge einschl. Riester-Rente, Rürup-Rente usw. usw. ganz genau das gleiche passieren wird. Das wird - wenn es soweit ist - alles "angerechnet" und der Rentenanspruch jedes Einzelnen schlichtweg entsprechend gekürzt. Wetten dass??

nowalic
348. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 08.11.07 20:17

Ich weiss gar nicht was Ihr habt, unseren Volksvertretern gehts doch gut, das ist doch die Hauptsache. Die genehmigt sich doch erst mal locker flockig ne kl. Inflationsausgleichs-Diätenerhöhung. Mensch das muss doch sein, wird doch alles teurer hier in Deutschland. Wat denkst warum die Bundesregierung sin gerade so dezent zurück hält, bei der Bahngeschichte? Man kann doch nicht wasser prädigen und Wein saufen - was sie aber trotz alledem tun.

Und Energiesparautos? Wat issn dat? Brauchen doch unsere Volksvertreter nicht. Diejenigen die die Kohle noch haben auch nicht, eher, die die wirklich sparen müssen. Aber so was dummes die ham keine Kohle um sich ein Energiesparauto zu kaufen. Da beisst sich doch mal wieder die Katze im Schwanz. Was sind das für hohle Sprüche?

@ nowalic "private Vorsorge"
Ich weiss jetzt zwar nicht wie alt Du bist, aber ich für mein Teil denke, Rente wird es für uns gar nicht mehr geben... Wer weiss schon heute, was in 24 Jahren sein wird (da würd ich im Erlebensfall offiziell Rentner werden)?¿

Zitat

Nur: unsere Kandesbunzlerin wird davon leider nicht viel mitbekommen, weil die ja nie zu Hause ist und wahrscheinlich gar nicht mehr weiss, was in diesem unserem Lande so vor sich geht.

Man sowas gabs doch schon mal vor 1989 - was dem Betroffenen und seinen Clan das Genick gebrochen hat. Lernen denn die Leute nicht aus der Geschichte? Axo auf Deutsch kann man das kurz mit dem Begriff Realitätsverlust umschreiben.

Jungs & Mädels, ich habs schon öfters erwähnt - der Krug geht solange zu Brunnen bis er bricht. Und die (soziale) Schere hat nur einen begrenzten Öffnungswinkel, wird der überreizt bzw. überdehnt geht sie kaputt - im übertragenen Sinne es gibt dann ein Knall. Aber noch ist nicht soweit - noch gehts vielen vergleichsweise gut. Der Deutsche ist bequem und rührt sich erst dann, wenn es an die eigene Substanz geht.

meint Xrated
349. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 09.11.07 05:41

Ich bin dafür, die Erhöhung der Diäten an die Erhöhung von Hartz IV zu koppeln.

Blue
350. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 09.11.07 12:57

Dem stimme ich aber sowas von zu!

Danke blue,jetzt komme ich aus dem Lachen

nicht mehr ´raus.


Black Panter
351. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Herrin_nadine am 09.11.07 13:17

bluevelvet dem stimme ich mit ganzem herzen zu.
dasselbe könnte man mit den renten auch machen.
352. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 09.11.07 17:31

aber da wäre dann wieder die frage: woher das geld nehmen?? bei einer ständigen neuverschuldung...??
übrigens habe ich gehört daß der extrem hohe ölpreis gar nicht mal so sehr von den ölmultis gemacht wird sondern mehr und mehr von aktionären und spekulanten, weil die mit öl spekulieren.
als doch: BOMBE... und zwar in alle börsen der welt.
mir ist es eh schon lang ein dorn im auge, daß man durch das verschieben fremder gelder mehr verdienen kann, als mit echter leistung und arbeit.
da ist doch was krank!!!
353. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 09.11.07 17:56

Es sei nur kurz angemerkt:
Wer arbeitet, hat keine Zeit zum Geld verdienen.
354. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 09.11.07 18:06

@hink
da ist wohl was dran!
355. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 10.11.07 00:22

ach wie schön! die letzten 5 tage kam ich an keiner tankstelle vorbei - jedenfalls nicht so, daß ich bewußt auf den preis geachtet hätte, da ich vor 5 tagen eben voll getankt habe - für unverschämte 1,27.9 diesel
nun höre ich grad im radio, daß der durchschnitt für diesel heute bei 1,37 lag. dann schaffen wir dieses jahr doch noch die 1,50!!?? was meint ihr??
finde ich klasse.
und daß angie auch keinen mineralölgipfel machen will ist ja mehr als bezeichnend...
mann mann mann!!
356. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 11.11.07 09:01

Über die zunehmende Armut in Deutschland könnt ihr hier etwas lesen.

Jahrzehntelang sorgten in der Bundesrepublik gezielte Umverteilungverfahren dafür, die "kleinen Leute" besserzustellen.

Zitat:

"Vier große Stellschrauben dienten [...] dazu, diese Umverteilung in die Wege zu leiten:

- die progressive Besteuerung von Einkommen (Gutverdiener unterliegen einem höheren Steuersatz als Geringverdiener)

- die einkommensabhängigen Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (Gutverdiener zahlen für die gleiche Leistung höhere Beiträge als Geringverdiener)

- das System der Flächentarifverträge (niedrige Lohngruppen werden durch Tarifverträge tendenziell über Marktniveau gehoben)

- schließlich das relativ großzügige System der Arbeitslosenunterstützung [so großzügig war`s auch nicht - Blue] (die Arbeitslosenhilfe orientiert sich am vorherigen Einkommen, nicht am Existenzminimum)

Alle vier Stellschrauben sind in den vergangenen Jahren gelockert worden." (Christian Rickens, Die neuen Spießer. 2006/2007, S. 93)

Ergebnis: siehe oben! Ein Ende dieser Tendenzen ist nicht abzusehen.

Blue
357. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 14.11.07 15:23

Aus aktuellem Anlass mach ich mal ne neuen Thread auf, weil es gerade so gut passt zum Thema! "...machen die Lokführer die der GDL angehören nicht nur den Aufschwung und die Bahn, sondern sogar die Bundesrepublik kaputt"? Bzw... Was haltet Ihr eigentlich vom Bahnstreik?. Bitte dort abstimmen, weiter lesen und bitte um eine rege Beteiligung.

VG XR
358. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 24.11.07 20:25

Professor Unsinn hat mal wieder Blödsinn geredet bzw. wiedergekäut. Wegen der angeblichen Nichtbezahlbarkeit der Renten sollen wir demnächst bis 77 arbeiten.

Klar, wenn man zulässt bzw. zielgerichtet dafür sorgt, dass die volkswirtschaftlichen Produktivitätssteigerungen ausschließlich an das Kapital gehen, handelt man sich natürlich in den verschiedenen gesellschaftlichen Subsystemen Finanzierungsprobleme ein.

Blue
359. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 24.11.07 23:29

Die Zigaretten-Industrie hat vorgemacht, wie es geht:
Man bezahle Wissenschaftler und Gutachten, um eigene Interessen ggf. auch gegen besseres Wissen zu vertreten.

Die "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" (Ziehkind des Arbeitgeberverbandes) hat es perfektioniert:
Man spendiere Sendern vorproduzierte Beiträge mit vermeintlich neutralen Informationen über die Folgen und Notwendigkeiten der Globalisierung und entsende (bezahlte) "Experten" in Talkrunden, um so jedem einzutrichtern, daß wir (die Arbeitnehmer) gar keine andere Wahl haben, als immer bescheidener zu werden und den Gürtel immer enger zu schnallen.

Mein Beitrag zur Dauer-Agitation: ein (zugegebenermaßen fiktives) Interview mit dem Minister für Innere und Äußere Sicherheit, Justiz und Verfassung ... viel "Spaß"

Why-Not
360. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 26.11.07 10:37

Morgengebet des Innenministers:

Lieber Gott,
jetzt habe ich mich zusammen mit meinen Parteifreunden
und meinen Freunden aus den (igitt) Oppositionsparteien
und meinen Freunden aus Wirtschaft und Großkapital
und George Bush aus dem fernen Amerika
seit 17 Jahren über die STASI-Machenschaften in der Ex-DDR
künstlich aufgeregt
und unermüdlich erklärt, dass deren Methoden auch nicht viel anderst waren,
als die der Gestapo, die wir schon lange vorher erdulden mussten.
Lieber Gott, jetzt hilf mir bitte und mache,
dass meine Wähler und meine Nichtwähler
und all die wenigen guten und vielen bösen Leute
in diesem unseren Volke nichts davon merken,
dass wir in der Wahl unserer Methoden
heute schon viele Schritte weiter sind.

nowalic
361. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 21.12.07 07:23

Hi friends,

rechtzeitig zu Weihnachten gibt es ein paar Geschenke der Politik an den Bürger!

Die jahrelange neoliberale Propaganda auf allen Kanälen hat offenbar gewirkt:
Das gesellschaftliche Klima für Langzeit...lose wird rauer

Den Beziehern von Hartz IV geht es nach Ansicht "unserer" Politiker immer noch zu gut, insbesondere im Krankheitsfall:
Kürzung für Kranke

Was man dem Händler nicht zumuten darf, soll künftig der einzelne Bürger leisten:
EU will Rechts-Hopping für Händler erlauben

Haben wir diese Entwicklung nicht geahnt?
Von der heimlichen Onlinedurchsuchung zu...ausdurchsuchung

VG Blue
362. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Herrin_nadine am 21.12.07 12:59

da kostet der verwaltungsaufwand mehr geld, als der staat einsparen würde.
womöglich muß der hartz4 empfänger das krankenhaustagegeld auch noch zahlen.

da kann man nur mit dem kopfschütteln und hoffen das der herr minister selber mal von hartz4 einviertel- bis einhalbes jahr leben muß.
363. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 21.12.07 13:25

Zitat

Die jahrelange neoliberale Propaganda auf allen Kanälen hat offenbar gewirkt:
Das gesellschaftliche Klima für Langzeit...lose wird rauer

Den Beziehern von Hartz IV geht es nach Ansicht \"unserer\" Politiker immer noch zu gut, insbesondere im Krankheitsfall:
Kürzung für Kranke

Ist das alles krank und lebensfremd zugleich extrem daneben. Man mir wird schlecht beim lesen.

Ich hoffe zumindestens für jeden hier inständig, das er nicht in den Mühlen von Hartz IV gerät, das kann manchmal schneller passieren als man denken kann und somit auf den Boden der wahren Realität zurück geholt - Erst dann weiss man, was wirklich hier Phase ist und labert nicht soviel "gequirlte Scheisse" über solche betroffene Leute.

Dann trotzdem ne ruhige Weihnacht, ich weiss nicht ob sie bei so manchen Hartz IV-ler schön ist.

@ Nadine
Zitat

...hoffen das der herr minister selber mal von hartz4 einviertel- bis einhalbes jahr leben muß.

Nicht nur Herr Minister, sondern auch die, die solche Reglungen erfinden und durchsetzen wollen. Und ich glaub, die würden das kein halbes Jahr überleben.

meint XR
364. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 21.12.07 21:27

Na ja, in dem Punkt muss ich Gerryxxx recht geben auch wenn ich sonst nicht so mit ihm einige bin. Wer es vorzieht im Aussland einzukaufen statt heimische Händler zu unterstützen, der hat halt auch die Konsequenzen zu tragen.
Aber in allen anderen Punkten stellt sich mir nur die Frage: Wie lange lässt sich das deutsche Volk sowas gefallen?
365. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 21.12.07 22:27

Zitat
Na ja, in dem Punkt muss ich Gerryxxx recht geben auch wenn ich sonst nicht.....


Ja, bei aller Mühe, die sich blue hier macht nach dem Motto "steter Tropfen höhlt den Stein" ... durch die m.E. sehr einseitige Betrachtungsweise verliert sich ebenso die Glaubwürdigkeit.

Sozialistische Demokratie ist zudem für mich eine Jungfrauengeburt.

LG miriam_MP
366. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 22.12.07 20:11

Einen Fröhlichen wünsche ich!

Nur ganz kurz,es ist eine friedliche Zeit...

Ich staune immer wieder über die Begrenztheit

der Wahrnehmung:

Selbstverständlich gibt es die jungfräuliche

Geburt,respektive Zeugung.

Man sehe sich nur im Tierreich um. Auch im

Verlauf der Menschheitsgeschichte gab es immer

wieder Beispiele und Hinweise dafür.

Warum sind manche Menschen nicht in der Lage

über ihren Horizont und ihr "Wissen" hinaus zu

denken und immer das Meiste als gegeben

anzunehmen,fragt nachdenklich und trotzdem

mit den besten Grüßen,


Black Panter
367. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 22.12.07 21:14

Zitat
Aber in allen anderen Punkten stellt sich mir nur die Frage: Wie lange lässt sich das deutsche Volk sowas gefallen?


Das ist ein gefährlicher Punkt. Unsere Geschichte hat bewiesen, das "der deutsche Michel" sehr geduldig ist, aber ab einem gewissen Punkt über jede Grenze geht. Ich mache mir darüber schon eine Weile Sorgen. Unsere Politiker sind auf dem besten Weg, diese Grenze auszuloten.

Grüße, Harald
368. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 22.12.07 22:27

B_B,

siehe es nicht so "begrenzt", sondern als Metapher. Dann verstehst Du es vielleicht besser, was ich meine.

LG

miriam_MP
369. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 23.12.07 07:16

Moin Black Panter,

Miriam möchte wahrscheinlich so verstanden werden:

Die Vagina der Demokratie braucht als Stimulanz den **** des Kapitalismus. Stünde als alternativer Stimulanz plötzlich ein Sozialismus vor der "Tür", würden sofort die KGs - nein , nicht "unsere" KGs, sondern die Kapitalgesellschaften - in Aktion treten und dessen "Eintritt" verhindern. *ggg*

Gut interpretiert?

VG Blue
370. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 23.12.07 11:57

*breit lächel* ... so herrlich formuliert, blue.

KG´s - gut gemacht - sind eben ein gewisser Schutz!

Anyway, ich wünsche Euch ruhige Weihnachtstage. Wir freuen uns auch darauf!

LG miriam_MP
371. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 26.12.07 14:14

Hi Folks,

Hallo Blue!

LOL,du hast es auf den Punkt geturnt.

@ X-rated:

Du hast leider recht,wenn du einmal in diese

Mühle hienein geraten bist ist es verflixt

schwer,da wieder raus zu kommen.

Aber egal,aufgegeben wird nicht!

Eine guten Rutsch und ein besseres neues Jahr

für alle wünscht trotzdem,


Black Panter
372. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 02.01.08 20:10

Und weil es wieder so gut passt, etwas reale wirtschafts- und sozialpolitische Polemik -> Viel Fleiß – kein Preis

Ich wünsch uns allen ein gesundes neues Jahr.

XR
373. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.01.08 07:04

Ixi, wozu brauchst du ordentliche Lohnsteigerungen? "Wir" sind doch, wie man hier nachlesen kann, so reich wie nie zuvor. Statistisch hat jeder fast 58.000 € auf dem Konto. Meine 58.000 € müssen da irgendwie verloren gegangen oder aus Versehen auf dem Konto von Herrn A. gelandet sein.

Neujahrsgrüße von

Blue
374. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.01.08 13:04

Moin cream,

na klar wird uns noch das Fell über die Ohren gezogen werden. Einige Wirtschaftsfachleute, wie z. B. Prof. Elmar Altvater, vertreten die Ansicht, dass der Kapitalismus, wie wir ihn kennen, schon aus ökologischen Gründen (Begrenztheit fossiler Energien etc.) keine Zukunft haben wird.

Mich selbst interessiert im Moment sehr, wie unsere Machtelite aus Wirtschaft, Politik, Medien und Justiz ihre Herrschaft und die Politik, die zugunsten ihrer Macht- und Besitzinteressen gemacht wird, absichert. Mit Elite meine ich unter Bezug auf den Soziologen Prof. Michael Hartmann eine relativ geschlossene vornehmlich aus dem Besitzbürgertum stammende Gruppe von ca. 4000 Personen, die die Schlüsselstellen in den oben genannten Bereichen besetzt. Dem Rest der Gesellschaft wird über eine entsprechende Dauerberieselung in den gleichgeschalteten Medien die neoliberale Ideologie eingetrichtert, und das offenbar zunehmend erfolgreich. Auf jeden Fall bleibt, wer gesellschaftlich gesehen unten geboren wurde, auch gesellschaftlich unten. Es gibt keinen gesellschaftlich wirksamen kritischen Journalismus mehr, der diese Misstände für eine breitere Öffentlichkeit diskutierbar machen könnte.

An den Hochschulen läuft Ähnliches. Kritische Wissenschaftler z. B. haben keine Chance mehr auf eine Anstellung, da die entsprechenden Gremien mit Unternehmensvertretern besetzt sind, die die Kommerzialisierung der Universitäten von inner her garantieren sollen. Weshalb sollen die sich und ihrem neoloberalen Kommerzialisierungsprogramm Steine in den Weg legen?

Über den Sinn der Hartz-Gesetze haben wir oft und kontrovers diskutiert. Über meine These, dass es der Sinn vor allem von Hartz IV ist, den Rest der Gesellschaft über die Angst vor dem sozialen Absturz den Kapitalinteressen gefügig zu machen, hinaus glaube ich inzwischen auch, dass mit dem Heer der Hartz IV-Empfänger ein deutsches Pendent zu den (inzwischen über 140 Mio.) chinesischen Wanderarbeitern geschaffen werden sollte: flexibel, billig, wehrlos. Im Klartext: Die neue Armut ist bewusst von der oben erwähnten Elite geschaffen worden.

Trotz des traurigen Themas wünsche ich dir und den anderen Mitkombattanten dieses Threads ein gutes Jahr 2008.

VG Blue
375. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 04.01.08 14:31

Nur eine Kleinigkeit von mir:

Quelle: merkur.de
Auszug aus: Rheinischer Merkur; Nr. 46; 15.11.2007 (auch viele andere Quellen)

" Kemfert: Nach IEA-Berechnungen wird das globale Angebot an Öl von 2020 an nicht mehr ausreichen, um die weltweit steigende Nachfrage zu bedienen. Es kann aber auch früher sein. "

Hüstel.
Frau Kemfert soll "Ökonomin" beim DIW sein.
Das kann ich nicht glauben, wenn sie solche IEA-Berechnungen weiter trägt.

Entschuldigt, Leute, aber wenn das globale Angebot an Öl die Nachfrage heutzutage bedienen würde, wäre der Handelspreis gleich dem Preis für Produktion plus kleine Gewinnmarge, also etwa 30 USD pro Barrel. Dafür würden die Amis schon sorgen.
Der hohe Ölpreis kommt nach meinem Wissen zu stande, weil heute schon das Angebot die Nachfrage nicht befriedigen kann und Spekulanten das x-fache der real geförderten Erdölmenge handeln.
Nach Berichten bei CNN und N-24 sind in Südostasien und Afrika heute schon viele Tankstellen leer. Die Staaten können oder wollen die hohen Preise für den Energieimport nicht zahlen. Sie hauen nämlich ganz schön negativ in die Devisenbilanz. Somit müssen die Bürger mit dem verknappten Angebot auskommen. Auch der Preis reduziert die Absatzmenge in den Ländern, in denen genügend Devisen vorhanden sind. Meine Nachfrage wäre 20 % höher, wenn der Preis an der Tankstelle bei 0,50 Euro pro Liter liegen würde. Ich denke, dass das vielen Menschen in der Welt genau so geht.

Es ist also im Augenblick schon so, dass die "Nachfrage nicht bedient werden kann".


Alte Weisheit (auch aus meinem Studium): "Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast."

Wie definiert die IEA überhaupt die "Nachfrage"?
Anscheinend hat die IEA den immer höher werdenden Spekulationsaufschlag beim Ölpreis nicht mit einberechnet.


Ich weiß nicht, wer hinter der IEA und DIW steht, aber für mich sieht das so aus, als ob man diese Organisationen nicht für die Zukunftsplanung der VOLKSwirtschaft heranziehen sollte.


Schon in meinem Studium hieß es: "Erdöl ist ein unerschöpflicher Energieträger ... weil die Förderung des letzten Liters Rohöl auf der Erde so viel kosten würde, dass dieser Preis von niemandem gezahlt werden wird." Angedacht war damals ein Preis von 1.000.000.000 DM pro Liter.
Bei so einem Preis lohnt es sich in einem PKW 20 Sklaven anzuketten, die per Pedalkraft das KFZ antreiben ... oder die Sechsspänner mit Holzrädern erleben eine Renaissance. Fitness-Studios ... oder Pferdeställe werden dann (wieder) die Tankstellen der Welt sein.

Ach, ja, die Dame ist "Professorin für Volkswirtschaftslehre".

Das könnte eine Erklärung sein.
Wenn Studenden heutzutage so etwas in der Uni lernen ... PISA lässt grüßen.
376. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 04.01.08 15:23

@ all

alles was bisher geschrieben wurde ist voll OK und richtig !!!

Nur wieso fangen wir nicht endlich mal an zu handeln ?? !!!!!!

Der Kapitalismus ist ein Auslaufmodell. Schaut Euch China an ! Wir sind auf dem besten Weg, den gleichen Weg zu gehen ! Wanderarbeiter und auf der anderen Seite die Super-Super-Reichen

( Da werden Schrottautos von Deutschland nach Afrika verschifft, und produzieren da die Abfallstoffe. Als ob wir nicht alle unter den gleichen Himmel leben. Und hier dann Feinstaub - Babber ... wer ihn nicht hat, zahlt und bekommt einen Punkt in Use-Stadt.)

Benzinpreis:Solange samstag/sonntag noch Staus auf der BAB sind, ist der noch nicht hoch genug.

... und so kann man Seiten füllen.

Wir sollten wirklich mal wieder anfangen zu sagen : WIR SIND DAS VOLK !!

Bin weder links, noch rechts.... nur habe ich von der Verarsche durch unsere Volksvertreter wirklich die nase voll !!


Joachim
377. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 04.01.08 16:19

Zum Thema Statistik
"Im Durchschnitt ..." Ich kann es nicht mehr hören und lesen.
Es sollte sich doch wirklich langsam herumgesprochen haben, daß ein Mittelwert ohne Varianz überhaupt keinen Aussagewert hat.
Beispiel:
Einer hat 1.000 €, der andere 115.000 €, ergibt einen Mittelwert von 58.000 €, Varianz von 57.000 €.
Auf die Gesamtbevölkerung übertragen hieße das:
68% hätten zwischen 1000€ und 172.000€, 16% weniger als 1.000€, 16% mehr als 172.000€.
Zugebenrmaßen nicht ganz korrekt, aber es zeigt so ungefähr, warum der Mittelwert nichts sagt.

Wenn ich Mittelwert und Varianz weiß, kann ich abschätzen, wieviel Prozent der Bevölkerung was hat.

Ich setze heimlich voraus, daß Vermögen normalverteilt ist, Sorry, aber der Fachausdruck heißt so. Diese Normalverteilung war früher auf dem Zehnmarkschein abgebildet.
Aber die einen sagen Statistik ist ja so ungemein schwierig, daß sie sich damit nicht auseinander setzen mögen, die Anderen machen sie besinnungslos nieder.
Das führt dann Gott sei dank dazu, daß sich keiner mehr damit auseinander setzen mag.
Ist vielleicht für die Herrschenden ganz nützlich.
Überhaupt sollte das Volk gar nicht so viel wissen.
Mathematik und Naturwissenschaften ("Horrorfächer") sind da besonders lästig.
Wie meine Mutter zu sagen pflegt: "Zuviel Wissen macht Kopfweh!"
Wie wahr, wie wahr.
378. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 04.01.08 17:09

> Statistisch hat jeder fast 58.000 € auf dem Konto.

Jeder Selbstständige muss mit 65 Jahren weit mehr als 500.000 Euro auf der hohen Kante haben, um im Alter gleichen Komfort wie ein Arbeitnehmer genießen zu können.

So viel Geld braucht ein Arbeitnehmer nicht, denn er bekommt seine fürstliche Rente, von deren Rentenbeiträgen er nur 50% zahlen muss und die sogar jeder Autofahrer mit 6 Cent pro Liter Kraftstoff stützt. Im Endeffekt hat ein Rentner nur ca. 40 % von seiner Rente erarbeitet. Außerdem ist das gegenwärtige Hand-in-den-Mund-System relativ inflationssicher.
Ein Selbstständiger muss 150% seiner Rente erarbeiten, das Geld dann versteuern usw, das Geld inflationsicher anlegen, die Zinsen teilweise nochmal versteuern und hoffen, dass das Geld bis zu seinem Lebensende ausreicht. Gleichzeitig steigt mit zunehmenden Alter der Beitrag für die Krankenversicherung (300 Euro gilt nur für 30-jährige Männer).

Eine zum Himmel stinkende Ungerechtigkeit.

Zu allem Überfluss werden die Rücklagen für die Altersversorgung von Selbstständigen in solche Statistiken mit eingerechnet.

Würde man das Geld für die Altersvollversorgung von Selbstständigen und die Alterszusatzversorgung von Angestellten/Arbeitern davon abziehen, wäre der statistische Wert gaaaanz anders.

Allerdings, zugegeben, mit so einem geringen Wert könnte man nicht gut gegen das vermeindliche Establishment polemisieren.


PS: Wer Wissen erlangt, erhält Sorgen kostenlos mit dazu.
379. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.01.08 19:54

Zunächst @ Joachim

> Der Kapitalismus ist ein Auslaufmodell. Schaut Euch China an ! Wir sind auf dem besten Weg, den gleichen Weg zu gehen ! Wanderarbeiter und auf der anderen Seite die Super-Super-Reichen

Ein interessanter Gedanke, dass wir uns China annähern; denn bisher hieß es immer, dass die Chinesen jetzt den Frühkapitalismus durchmachen und es ihnen anschließend so gut wie uns ginge. Ich frage mich natürlich, was man an die Stelle des Kapitalismus setzen könnte. Die Stalinsche Planwirtschaft ist, da undemokratisch und ineffizient, jedenfalls keine Alternative. Eine öffentliche Diskussion über Alternativen gibt es kaum, lediglich in einigen Kreisen die Sorge vor einer Delegitimation "unseres" Wirtschaftssystems. Charly Marx meinte einmal sinngemäß, dass sich die Menschheit nur Aufgaben stelle, die sie auch lösen könne. Demnach steht den Leuten das Wasser noch nicht bis zum Hals; aber wenn es das erst tut, ist es eh zu spät.


Dann @ Bulli

> Allerdings, zugegeben, mit so einem geringen Wert könnte man nicht gut gegen das vermeindliche Establishment polemisieren.

Höre ich da eine leichte Kritik an meinen antikapitalistischen Ausfällen heraus? Natürlich ist mir klar, dass ich die 58.000 € nicht simpel als bloße Verfügungsmasse auf die Konten der Bevölkerung hochrechnen kann. (Dennoch spricht der vorn mir verlinkte Artikel vom "Geldvermögen".) Und natürlich auch, dass man als kleiner Selbstständiger heute ganz schön zu kämpfen hat und in der Politik keine Fürsprecher hat - die Großindustrie "sponsert" eben besser. Gegen das Bestehen eines Establishments hab ich gar nicht einmal etwas einzuwenden, mir passt bloß die soziale Zusammensetzung unseres eigenen nicht.


Und schließlich @ cream

Über die anstehenden ökologischen Probleme nachzudenken, muss ja nicht bedeuten, dass man gesellschaftliche Teilhabefragen ad acta legt. Man sollte einmal über den Zusammenhang von ökologischer Krise, Rohstoffverschwendung und zunehmender Verarmung in den verschiedenen Gesellschaften (1/3 der Weltbevölkerung lebt z. B. in Slums) nachdenken. Was wir uns nicht mehr leisten können, ist dieses Heer von Spekulanten, Abzockern, Lobbyisten und von der Industrie "gesponserten" Politikern. Ich geh davon aus, dass die bevorstehenden Ressourcenverknappungen gesellschaftliche Rahmenplanungen, etwa im Sinne der makroökonomischen Verteilungsplanung Ota Siks, geradezu erzwingen werden.

VG Blue
380. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.01.08 21:09

Weshalb ich nicht in die Politik gehe? - Dort würde ich als eher sensibler und zurückhaltender Mensch gnadenlos untergebuttert. Außerdem habe ich keine Lust, mich charakterlich verbiegen zu lassen oder meine Überzeugungen jahrelang zu verleugnen. Lieber bringe ich Schülern etwas über das Prinzip der Leistungsvergütung mit Arbeitszeitgutscheinen bei.

VG Blue
381. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 04.01.08 21:44

Hallo bluevelvet,

> Höre ich da eine leichte Kritik an meinen antikapitalistischen Ausfällen heraus?

Im Prinzip sehe ich immer zwei Basispunkte.
Erstens geht es hauptsächlich um Personen in abhängiger Beschäftigung in Großkonzernen (Arbeiter vs. Großkapital).
Zweitens wird eine endlose Progression zu grunde gelegt.

Zu erstens: Es gibt aber nicht nur das Großkapital, sondern auch Händler, Handwerksmeister, Singleselbstständige und Beamte, die alle nicht betrachtet werden.
Zu zweitens: Die Ökonomie ist ein auf und ab. Alles ist schon einmal da gewesen.
Schauen wir in die Geschichte, die das Label "Made in Germany" hervorbrachte.
Die fortschrittlich sozial eingestellte, um Hygiene im Volk bemühte und arbeitssicherheitsmäßig ausgezeichnete Ökonomie Großbritannien wurde durch die junge aufstrebende asoziale und menschenfressende Ökonomie Deutschland durch Niedrigpreise und Plagiate angegriffen.
Genau so macht es Südostasien jetzt auch.
Alles schon mal da gewesen.
*gähn*

Zu den 58.000 Euro möchte ich sagen, dass nicht nur die Zweckbindung an die Rentenversorgung, sondern auch die private Verschuldung pro Kopf diesen Wert weiter reduziert. Zusammen mit der Staatsverschuldung, die ja auch für die Bürger gemacht wurde und der Fehlbetrag in der Rentenversicherung (60.000 Euro pro Kopf, glaube ich) ist der Betrag sehr relativ.
Ehrlicherweise möchte ich aber eine zweite Zahl in den Raum stellen. Angeblich soll das Geldvermögen der Deutschen laut einer Aufzeichnung, die ich im letzen Jahr aus einer TV-Diskussion entnahm, bei ca. 8700 Milliaden Euro liegen, also etwa 100.000 Euro pro Durchschnittsdeutschem.

Keine Ahnung, welche Zahl richtig ist. Vielleicht sind die 100.000 aus dem Jahr 2004 und die 58.000 aus 2007. Wer weiß.


> die Großindustrie "sponsert" eben besser
Ja, aber nur für absolute Top-Leute. Leute, die Höchstleistungen als Sekretär, Sachbearbeiter, Kommunikationsexperte, Verkaufsexperte und Fremdsprachenkorrospondent in Personalunion erbringen. Dabei ist wichtig: Leistung ist Arbeit pro Zeit und nicht Berufsausbildungen pro Leben, wie noch in den 80ern.

Wie in Venedig und Städten der Hanse zu sehen, liegt das Geld im Handel.
Die heute handelnden Firmen und Personen machen mit dem Ausschlachten des guten Rufes einer Marke ein wirklich gutes Geschäft, darum ist die "Markenpflege" oberstes Ziel.
Wer heute Hifi und TV von Grun*ig kauft, kauft "Made in Turkey" oder "Preassembled in Southeast Asia". Das steht natürlich nicht drauf, sondern sowas wie "Deutsche Traditionsmarke" oder so. In D ist nur noch (Verkaufs-)Management, Lager und Verkauf, also die Verkaufsabeitung.
Für den durchschnittlich leistungsfähigen Arbeitnehmer keine Chance.

Mir fällt es schwer nachzuvollziehen warum die Verkaufsabteilung für die deutschen Arbeitnehmer in die Plicht genommen werden sollte, wo sie doch eigentlich den türkischen und südostasiatischen Arbeitnehmern verpflichtet ist.

Ich werde Sozialpolitiker nie verstehen, die den Wirtschaftswandel der letzten vierzig Jahre weder nachvollziehen können noch ansatzweise verstanden haben.



PS: Ein Fehler hat sich eingeschlichen. Ein Selbstständiger muss ca. 175 % erarbeiten (ich schrieb 150%). Früher waren es noch ca. 204 %. Die SPD hat den Steuersatz gesenkt. Ein Hoch auf die SPD.
So müsste es jetzt passen.
382. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 05.01.08 15:06

Zitat

Wir stehen am Abgrund, es will nur keiner hören...


...und wenn du denkst:es geht nicht mehr,
kommt von irgendwo ein lichtlein her.
es schaut sich um, lächelt und spricht:
ich sehe, es geht wirklich nicht!

so viel fatalismus ist lähmend!
ich denke nicht, daß wir am abrund stehen, aber es wird aber tatsächlich höchste zeit, daß sich was tut!
daß unsere gesamte gesellschaft krankt zeigt sich ja an verschiedenen phänomenen: sei es, daß es zum guten ton gehört, an der börse unanständige gewinne (auf kosten anderer) zu erzielen, sei es, daß man nun fast täglich von irgendwelchen sinnlosen und brutalsten gewaltattakken orientierungsloser jugendlicher hört, sei es, daß mit einer kaltherzigen berechnung vom "kapital arbeitnehmer" gesprochen wird, seien es die unfassbaren zustände beim menschenhandel, sei es der drogenkonsum etc etc etc... es herrschen zustände wie im alten rom kurz vor dessen fall:
da wurde die dekadenz auch auf die spitze getrieben , beispielsweise mit eis, das aus den alpen herangekarrt wurde um die getranke und räume der adeligen zu kühlen, oder daß (ich glaube) nero befohlen hat, ganze straßenzüge mit rosen zu füllen, nur weil er mal durch rosen wandeln wollte.... heute macht man eben "dance on snow-parties" mit schnee von der zugspitze, den man in bayerische städte karrt, nur um das volk zu unterhalten ("panem et circenses") und auf der anderen seite klagt man über den gletscherschwund in den alpen..... also ich finde das alles ziemlich dekadent und krank....
ich könnte die liste ins unendliche fortsetzen, aber ich glaube, daß klar wird, worauf ich hinaus will...

von der politik braucht man denke ich keine impulse mehr zu erwearten. denen geht es auch nur um persönliche interessen und um den erhalt und die ausweitung ihrer persönlichen machtstellungen.
der einzelne muß anfangen, mehr zivilcourage zu zeigen, sich mit geradem rücken hinzustellen und offen zu seiner meinung stehen.
auch wenn vielleicht manches unpopulär oder gar "volksverhetzend" gelten mag, weil es eben unangenehme wahrheiten sind, die man ausspricht.

gruß
lordZ
383. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von dragonia am 05.01.08 16:28

Zitat

mehr zivilcourage zu zeigen, sich mit geradem rücken hinzustellen

ich sitzt gerade mit einem geraden rücken. eingesperrt in ein korsage.

hast schon recht @LZ. nur kann man in manchen firmen seine meinung nicht so öffentlich vortragen. da bist du dann gleich weg!

die politiker haben es aufgrund der medien wircklich schwer. ein falsches wort oder gedanke. ein journalist reimt sich etwas zusammen. und schon ist die schönste hetzkampane gestartet.
in österreich, steiermark war das bei der landesregierung mit unserer landeshauptmann frau Waltraud Klasnic so ein thema.
abserviert über die medien!
384. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 06.01.08 10:16

Was, bitte schön, sollen die Menschen, die mitten im Existenzkampf stehen, denn tun? Ein wenig herumdemonstrieren, damit ein paar kapitalgesteuerte Polit-Clowns ein paar pseudobesorgte Sprüche ablassen?

Vor einigen Monaten las ich das kleine im Jahr 2005 erschienene Buch "Der Zustand der Welt" - VSA-Verlag - von Karl Heinz Roth. Der Autor analysiert sehr treffend die verschiedenen Probleme in ihrem globalen Zusammenhang. An der Analyse wird man nur wenig zu meckern haben. Im letzten Kapitel sucht er nach einem gangbaren Weg aus der Sackgasse und glaubt an eine basisdemokratische und sich international zunehmend vernetzende Bewegung von unten, die dann eine Systemtransformation zu erzwingen imstande wäre. So schön, so gut. Allein, mir fehlt der Glaube. Ich vermute eher, dass Lenin mit seiner These leider (!) recht hat, dass sich die Arbeiterschaft aus sich heraus nur bis zum gewerkschaftlichen Bewusstsein entwickeln wird. Das heiß, dass sich von "unten" her wohl nur wenig entwickeln wird. Solange selbst die Hartz IV-Opfer bei den Wahlen noch ihre sozialen Henker, die neoliberalen Blockparteien, wählen, besteht politisch wenig Grund zur Hoffnung.

Meine Hauptfrage ist daher: Wie können wir es schaffen, die oben erwähnte großbürgerliche 4000-Personen-Clique zu entmachten?

VG Blue
385. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 06.01.08 17:05

na, cream... dann mach schon mal konstruktions-skizzen!!
glaubst net, daß diese idee nicht schon lang bei den wissenschaftlern in den köpfen herumgeistert?
mein vater war wirtschafts-geograph und hat mir davon schon vor 15 jahren erzählt... allein die realisierung ist leider gottes noch utopisch.
wir hätten ja momentan die möglichkeit, die erde mit energie zu versorgen. nur leider werden hierzulande ja alle kernkraftwerke abgestellt... (in tschechien und russland laufen sie aber munter weiter - und diese teile entsprechen bei weitem nicht den deutschen sicherheitsstandarts).... aber dafür baut ja frankreich neue kraftwerke westlich des rheins und verkauft strom an deutschland....
es spielt ja auch eine gewaltige rolle, wenn ein unglück passiert, ob das nun westlich des rheins passiert oder östlich.......
ist doch pervers: hierzulande wird mit solarzellen herumgedoktort, wo erwiesen ist, daß die sich in ihrer ganzen lebensdauer niemals amortisieren, wenn man den energiebedarf der herstellung mitbedenkt, und in ländern wie spanien und frankreich, wo vielleicht eine bessere rentabilität gewährleistet wäre bauen sie atomkraftwerke....
*kopfschüttel*
und wann war das... so vor 2 monaten etwa, denk ich: da gab es einen unfall mit nem kran auf einer großbaustelle in deutschland.... (es wurde da ein KOHLEKRAFTWERK gebaut!!!!!! ja wie bescheuert ist denn das??!!!!!??!)
386. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 06.01.08 20:59

Also das mit den Tiefenbohrungen, das haben sie bei uns gerade eingestellt. Die Bohrungen haben massive Erdbeben hervorgerufen. Wenn ich dann zusammenzähle wie viele menschliche Siedlungen auf Erdbebengebiet gebaut wurden und was eine Atombombe auslösen könnte, so scheint mir die Durchführung nur in einem totalitären System möglich.
387. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 07.01.08 00:52

@cream
die nutzung von erdwärme ist wohl schon länger als seit 2003 ein thema... sorry.

die quellen bezüglich der reservengrenze schwanken sowohl bei öl als auch bei uran gewaltig....
388. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 07.01.08 06:06

Vermutlich gibt es bei den anstehenden Energie-Problemen nicht die eine große Lösung, sondern ein Schritt-für-Schritt-Weiterkommen an mehreren Fronten.

Mit dem von mir oben erwähnten Eliteforscher, dem Soziologen Michael Hartmann, findet ihr hier ein sehr lohnenswertes Interview.

VG Blue
389. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 07.01.08 17:34

Alsooooo was die Meinung der Fachleute angeht, habe ich mal in alten Zeitungen geblättert

Da gab es im Mittelalter Leute, die glaubten, dass die Erde eine Scheibe sei.
Die erste Eisenbahn war wegen ihrer Geschwindigkeit lebensgefährlich ! Vor 20 Jahren schriebt man AIDS zu, dass halb Deutschland heute infiziert sei.
Beim Umstellen der PC/ Programme auf das neue Jahr1000: 1999 auf 2000 sollte die ganze Welt stehen bleiben.

Gott sein DANK! Nicht alles was die schlauen Wissenschaftler uns erzählen , wenn sie es denn sind , sondern sicherlich Leute / Interessenverbände die irgend eine Angst schühren wollen, nur um daraus wieder mal Geld zu machen!

Keiner weiss oder kann 100% ig behaupten was wirklich kommen wird.

Welche Lüge wird wahr ??

Joachim
390. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 10.01.08 09:10

@ cream

ich möchte mit meinem letzten Beitrag nur ausdrücken, dass die zu der jeweiligen Zeit verfügbaren Informationen so oder so interpretiert werden ( können ). Und welche Gefühle ( Angst ) erzeugt wird.

Welche Infos stehen denn der Menschheit in 200 - 300 Jahren zur Verfügung. Das wissen wir nicht.
391. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 10.01.08 19:42

Billigstes Auto der Welt läuft in Indien vom Band.

Der moderne kleine Wagen Nano von Tata Motors kostet ca 2500 USD (1700 Euro) und soll die Motorrickschas ersetzen.

Ziel sind vor allem indische Straßen, aber auch die expandierenden Märkte in Asien und Afrika.
Strategisch soll es den von China angekündigten Billigautos den Einbruch auf den indischen Automobilmarkt erschweren und somit den Devisenabfluss ins Ausland eindämmen bzw den Devisenzufluss nach Indien steigern. Mit diesem Auto hat sich Indien einen weiteren großen Teil aus dem globalen Pool der Wertschöpfung gesichert. Auch dieses Auto verschärft den Verlust Wertschöpfungsrelevanter Produktionsarbeitsplätze in den Ländern der ersten Welt. Anzumerken ist, dass für Tata offensichtlich die Beschaffung von Investitionskapital kein Problem darstellt, wogegen in den Reichländern die Kapitalbeschaffung immer schwieriger wird.

Mit ca. 5 Liter pro 100 km ist sehr sparsame 33 PS starke Motortechnik installiert.
Anvisiert ist ein Markt in einer Größe von mehreren dutzend Milionen potentiellen Käufern in den schnell wachsenden Märkten.
Entsprechend ist die Fertigungskapazität ausgelegt. 1 Milionen Nanos pro Jahr werden möglich sein.

Wie reagiert der deutsche Arbeiter auf so einen Angriff auf seinen Arbeitsplatz?
Er kündigt für 2008 saftige Lohnforderungen an.

Die Zukunft gehört denen, die sich heute darauf vorbereiten.

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Entwicklung im Automarkt
392. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 10.01.08 21:23

Hallo cream,

den Beitrag hatte ich geschrieben, ohne von deinem Beitrag zu wissen. Dann wollte ich ihn aber doch nicht in die Mülltonne werfen.

> 5 Liter sind aber nicht ökonomisch, bei 33 PS ein Armutszeugnis.

Ich denke dabei an den 2CV mit seinen 29 PS. Der brauchte mehr Hubraum, mehr Benzin und von Emissionen nach Euro IV Abgasnorm konnte die Ente nur träumen.
Als die ersten KIA anfang der 90er in D angeboten wurden, verbrauchte der Motor 12,1 Liter Super-Benzin bei 75 PS. Sag mal nichts gegen den Motor. Der Nano hat darum nach meiner Meinung gute Motorentechnik eingebaut.
Natürlich brauchte die Knutschkugel (Isetta) damals nur ca. 3,5 Liter, wenn man vorsichtig fuhr. Sie benötigte aber 2-Takt Kraftstoff und 33 PS sowie Euro IV hat sie niemals erreichen können.

> so ist anzumerken, dass diese kurz davor sind, die Marken Jaguar und Landrover zu übernehmen

Ja, das geht immer ziemlich einfach:
"Herr Investor, wenn wir eine Marke mit einem bestimmten Ruf kaufen, so müssen wir nur, als Teil der Strategie zur Markenpflege, niemandem sagen, dass die Autos nicht mehr in dem Land mit dem guten Ruf gebaut werden. Bis die Kunden das spitz bekommen haben, werden sich ihre Investitionen dreifach refinanziert haben."

So oder so ähnlich läuft´s doch immer.

Manchmal frage ich mich, welche Automarken es in Deutschland noch geben würde, wenn China, Korea, Rumänien usw. schon 1946 angefangen hätten Autos zur hälfte des Herstellungspreises eines Käfers oder Gogos nach Deutschland einzuführen.

Ich kann mich noch an einen Bericht vor zwei Jahren erinnern, als ein Münchener Autobauer Mitarbeiter suchte. Was man da nicht für Ausbildungen und Arbeitserfahrung vorweisen musste ... Himmel.
Der gleiche Autobauer entlässt jetzt massiv und Tata nimmt im Gegenzug fast jeden Bauernburschen mit nur minimaler schulischer Bildung und auch ohne Ausbildung. Aus lauter Not.

Der alte Sozispruch: "Bist du arbietslos, geh zur Uni und du bekommst wieder einen Job." ist echt überholt. Als ob Tata wirklich massenweise deutsche Ingenieure für das "Nano"-Projekt engagiert hätte. Indien ist nicht dumm und produziert die benötigten Akademiker selber.

Die hoch gelobten großen Unternehmen in Deutschland:
BMW: entlässt Leute
Siemens Computer: gehört Fujitsu
Siemens Konzern: wird evtl. bald zerschlagen wegen Bestechungen
Infineon: sitzt ist in London/GB
Epcos: sitzt ist in London/GB
Nixdorf: gehört Wincor
Puma: gehört einem französischen Möbelhändler
BMG: gehört Sony
FAG: Produktion geht fast komplett nach Rumänien
Vorwerk: Küchenproduktion eingestellt
Astro: Pleite trotz Motivationsseminaren bei Höller

Man kann jetzt zwar sagen: "Das sind alles Auswirkungen von Management-Fehlern."
JA! Natürlich sind das Management-Fehler!
Der größte Fehler war und ist, so lange in D zu bleiben.
Der Kunde honoriert diese Selbstverpflichtung den deutschen Arbeitnehmern gegenüber nicht.

Ich habe schon den Untergang der Elektronikindustrie mitgemacht und auch in anderen Zweigen hineingeschnuppert. Es ist immer wieder der gleiche Ablauf. So langsam müsste dieser doch allgemein bekannt sein.

An Stelle der Firmen würde ich in der Lohnrunde 2008 jede Lohnerhöhung zahlen. Um die Zusatzverluste auszugleichen müssen nur die Pläne für die Produktionsverlagerung vorverlegt werden. Dann ist die Produktion eben nicht erst 2011 weg, sondern schon 2010. Übrig bleibt ein vollautomatisches Warenlager und ein paar Jobs für Leute, die die Kisten von den Laufkatzen auf Rollwagen stapeln.
Ein idealer Job für Leute mit abgeschlossenem Studium.

Schon heute braucht die deutsche Wirtschaft unbedingt Ingenieure.
Händeringend.
Airbus Hamburg benötigt unbedingt Ingenieure, die auf Bildschirmen die Arbeit eines Nietroboters beobachten und ggf. Bohrer, Senker oder Nietzieher auswechseln.
Das Institut, dass die Abgaswerte ermittelt braucht unbedingt einen Diplomingenieur, um das Gaspedal während des Testes so zu drücken, wie es der Computermonitor vorgibt.

Früher hätte dafür ein Volksschulabschluss Klasse 8 ausgereicht.
Aber heute müssen es Ingeniere sein.
Warum?
Weil sie sich nicht in der Gewerkschaft organisieren können bzw als Mitglied nicht ernst genommen werden!
393. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 10.01.08 22:16

Mein erster Schtritt zur Entmachtung der 4000er-Clique wäre ein Gesetz, gemäß dem ein Betrieb seine Produktion nur mit Zustimmung der Belegschaft (notariell überwachte geheime Abstimmung) ins Ausland verlagen könnte. Dann hörte die Jagd nach den bloßen Differenzgewinnen auf. Es darf nicht sein, dass ein Club von Leuten sozusagen beim Frühstück darüber zu entscheiden vermag, wie es tausenden von Familien ergeht.

Und zu wenig Ingenieure haben gibt es? Wer hat Ingenieuren denn jahrelang keine Perspektive gegeben?

Ach ja, Facharbeiter gibt es auch zu wenige! Wer hat denn jahrelang nicht ausgebildet? Dann bekommen wir eben einen Facharbeitermarkt; natürlich einen anderen, als die Kapitalvertreter ihn sich wünschen. Diese Art Wettbewerb wollen sie natürlich nicht.

VG Blue
394. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 10.01.08 23:03

> Und ich sage es Dir ganz offen, mich stört schon seit einer ganzen Weile die marxistische Polemik, mit der Du hier auf subtile Weise immer wieder versuchst, für linke Ziele zu werben.

Find ich mir gegenüber unfair, weil ich für kein Ziel werbe, mir in der Diskussion vielmehr eigene Gedanken mache, die allerdings in manchen Punkten insofern unzeitgemäß sind, als ich mich gegen die Kommerzialisierung aller Lebensbereiche und die Redarwinisierung der Gesellschaft ausspreche.

Was ich an deiner Argumentation nicht verstehe, ist, dass du offenbar nicht siehstoder sehen willst, was für ein mieses Spiel seitens der Wirtschaft und ihrer politischen Vertreter gegenüber der Mehrheit der Menschen gespielt wird. Merkst du nicht, dass wir in eine soziale Abwärtsspirale sondergleichen hineingetrieben wurden? Und da steh ich auf Seiten der kleinen Leute, auf Seiten derer, die keine Stimme mehr haben und nur noch Objekt der verschiedenen "Reformen" sind. Und das ist weniger marxistisch als vielmehr christlich motiviert. Gerry, in dem was du oben über Hartz IV-Empfänger schreibst, fehlt mir das Mitgefühl.

VG Blue
395. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 10.01.08 23:41

Gerry, mir ist durchaus klar, dass du nicht in einer sozialen Abwärtsspirale steckst, wohl aber diejenigen meiner Schüler, die sich nicht einmal mehr die Pausenbrötchen leisten können und vielfach mit zwei Mahlzeiten am Tag auskommen müssen.

VG Blue
396. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 10.01.08 23:58

Gerry:
> Es wird gewährt, weil wir als Staat sagen, Du sollst auch wenn Du unverschuldet
> in Not kommst noch ein menschenwürdiges Leben führen und nicht verhungern.

bluevelvet:
> Solange selbst die Hartz IV-Opfer bei den Wahlen noch ihre sozialen Henker, die
> neoliberalen Blockparteien, wählen, besteht politisch wenig Grund zur Hoffnung.

Entschuldigung, dass ich wieder mit Schulwissen komme. Ich musste einmal lernen, dass die damalige Sozialhilfe eingeführt wurde, damit die Arbeits- und Mittellose nicht den Heilsversprechen der rechts- und linksextremen Parteien anheim fallen. Dies war Teil der Prävention gegen den Einfluss extremer Parteien, kurz: "Wehret den Anfängen".
Wenn Harz-IV-Opfer sich sowieso den extremen Parteien zuwenden, dann braucht man den Sozialhilfe-Nachfolger Harz-IV nicht mehr. Das Geld könnte man gut zum Abbau der immer weiter steigenden Schulden nutzen. Das wäre die logische Konsequenz. Ich habe schon in den 80ern gedacht, dass sich die Parteien der Mitte durch die Sozialhilfe die Stimmen erkaufen, aber die Sozialhilfe gehörte damals und offensichtlich heute noch zu den Punkten, die "den Anfängen wehren", also unbedingt erhalten werden müssen - zum Schutz der Demokratie.

Wenn wir schon von der Globalisierung reden, dann aber auch ganz oder gar nicht. Für die Ausrichtung der Zukunftsstrategie anhand einer Betrachtung von differenzierten lokalen Einzelaspekten verbietet sich nach meiner Meinung.
Die britischen Labour-Partei steht heutzutage in Wirtschaftsfragen rechts neben der CDU. Mit anderen Worten, die deutsche Parteienlandschaft hängt bei der Globalisierung weit zurück.
Labour war eigentlich traditionell eine gewerkschaftsnahe Partei links neben der SPD.
Trotz der fabelhaften Reallohnentwicklung in Großbritannien, mit der Lafontaine hausieren geht, ist Labour rechts von der CDU ...
... oder war vielleicht der Rechtsrutsch von Labour der Auslöser für die fabulöse Kaufkrafterhöhung?
... oder war der Auslöser die Trennung der Gewerkschaften von der Politik unter Thatcher, wo sich die Bürger über ein Jahr lang intensiv über die Rolle von Gewerkschaften und Politik Gedanken machen mussten?
... oder die frühe Trennung von der Montanindustrie?
... oder die günstigen Steuersätze?
... oder die Staffelung der Krankenkosten in "ausreichender Krankenversorgung", "befriedigender Krankenversorgung", "guter Krankenversorgung" und "sehr gute Krankenversorgung" entsprechend dem Einkommen?


> dass wir in eine soziale Abwärtsspirale sondergleichen hineingetrieben wurden

Mal geht es hoch, mal geht es herunter. Achtzig Prozent der Weltbevölkerung müssen arbeitslos sein, damit der Rest Arbeit hat. Bisher sind die Menschen hauptsächlich in Afrika und Südostasien an arbeitslosigkeit gestorben. Ich habe keinen deutschen Kommunisten oder Sozialisten gesehen, der sich mit diesen Opfern wirklich solidarisch machte und mit hungerte sowie starb.
Jetzt wird die soziale Gerechtigkeit zur globalen Sache. Also wird die tödliche Massenarbeitslosigkeit nicht mehr auf Afrika und Asien beschränkt sein. Asien und Afrika haben sogar deutliche Vorteile. Sie haben keinen Winter und wesentlich weniger Schulden.
Wer billige Hähnchenflügelchen aus China für 1,99 Euro pro Kilo im Supermarkt kauft, braucht sich nicht zu wundern, dass deutsche Hähnchenmastfarmen pleite gehen.

Wenn ich mir internationale Medien anschaue, dann wundert es mich immer wieder, was z. B. in China alles möglich ist. In China mussten für den Transrapid etwa 29000 Gründungsrohre in den Boden gehämmert werden. Die Rohre waren etwa 20 bis 60 Meter lang. Das sind etwa 48 Rohre pro Tag. In den Niederlanden brauchten 36 Gründungsrohre zu versenken ganze zwei Wochen.
Die größten Gründungsrohre der Welt sind offensichtlich auch in China hergestellt und eingerammt worden. 90 Meter lang und in 44 Minuten hergestellt. Wandstärke 21 mm. Gewickelt und doppelt geschweißt in einem Rutsch.
397. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 11.01.08 00:39

> diejenigen meiner Schüler, die sich nicht einmal mehr die Pausenbrötchen leisten
> können und vielfach mit zwei Mahlzeiten am Tag auskommen müssen.

Ein gutes Argument, um Ganztagsschulen einzuführen, oder um die Eltern über ihre Verantwortung gegenüber ihren eigenen Kindern aufzuklären.
Ich habe früher auch nur Pausenbrote mit bekommen.
Ein Pausenbrot kostet 0,30 Euro plus Arbeitszeit.
Ich glaube, es hängt an der Arbeitszeit. Schließlich ist das Kind der Störfaktor, der die Eltern bei ihrer Selbstverwirklichung stört.
Außerdem weiß ich aus meiner Schulzeit, dass viele Schüler ihr Pausenbrot wegwarfen, weil sie schlank bleiben wollten.

In Afrika weiß man: "Um ein Kind zu erziehen, braucht man ein ganzes Dorf."

In Deutschland kämpft man bis heute um eine Individualisierung der Gesellschaft und hält das für eine große Idee.
Es ist aber keine große Idee, sondern nur eine neue Idee.
Wie ich hier aber schon ausführte, bedeutet eine "neue Sache" nicht automatisch, dass es eine "gute Sache" ist.

Die Leidtragenden sind automatisch die Kinder.
398. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 11.01.08 02:53

Es geht also weiter,und wie meistens Hochinteressant.

Ich hätte jetzt nur ein kurze Bitte:

Gerryxxx,könntest du freundlicherweide die Praxen und oder Krankenhäuser nennen,in denen du deinen Hippokratischen Eid abarbeitest?

Ich möchte nicht in diesem Umfeld behandelt werden.

Nein,es soll jetzt nicht wieder ausarten,aber wenn ich deine fast schon kaum glaublichen Kommentare lese,kann ich nur dir und deinen Patienten wünschen,daß ihr weiter gutes Geld verdienen möget.

Iß dein Brot mit Tränen und du wirst anders denken.

Aber das wünsche ich keinem.

Auch dir nicht.

Und nun:

Laßt uns weiter leben.


Black Panter
399. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von darkchild am 11.01.08 03:36

Welchen Aufschwung meint ihr eigendlich...Wenn ich mir unsere Wirtschaft anschaue..und wir holen uns Arbeitskräfte aus dem Ausland...wo iss das dann Wirtschaft...?
Studierte Fachkräfte...wo werden sie geholt..nicht aus Deutschland...Wir holen aus anderen Ländern..unsere Studierten oder unstudierten gehen ins Ausland...Und warum..weil sie hier keine Perspektiven haben..
Schulen und Klassen sind überfüllt...aber angeblich gibt es keine Lehrkräfte..
Ein sehr guter Bekannter leitet eine ganze Schule...und ich weiß wann er nach Hause kommt...Nicht nachts vor 22 uHR...Also nicht alle Lehrer sind mieß...
Er würde es gerne sehn..wenn er andere lehrer bekommen würde...
Ich kann nur für unsere Kinners..ich bete nicht..*aber hofen* das die Regierung mal was auf die Beine stellt...Weil ansonsten...gehen nicht wir..sondern unsere Kinners und unsre Zukunft drauf..
Wir alleine können nichts machen...aber Wahlen stehen an...und da..denke ich,können wir was ausrichten..

dunkelkind
400. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 11.01.08 08:14

Thema Lehrer: Ich bin Jahrgang 1940 . In der Schule war der Lehrer immer eine Respektsperson... bis diese anfingen keine Vorbilder mehr zu sein.. so ab den 70 er Jahren.

Ich hätte mir NIE erlaubt einem Lehrer ein Widerwort zu geben, oder gar meine Karate-Künste an ihnen zu probieren.

Hohe Steuern/ Sozialabgaben: ja das ist auch für jeden von uns sehr unangenehm. Nur wir bekommen ja auch sehr viel zurück. z.B bei einem schweren Verkehrsunfall kommt in wenigen Minuten ein Heli, usw.usw. Wie ist das in anderen Ländern ? Ich kenne das aus Brasilien ( meine Frau ist von dort ) Da kannst Du auch alles haben, nur musst Du alles SELBST zahlen ! Und das können dann nur wenige. Da finde ich diese soziale Verteilung doch ein wenig besser. Damit könnte ich weitere Seiten füllen.

Joachim
401. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von LordGrey am 12.01.08 00:25

Gerry, was du vorschlägst ist Sklaverei. Wer keine Arbeit vorweisen kann wird Versklavt. Oder Umgebracht. Wenn du jemanden tödlich verletzt am Strassenrand auffindest, gehst du dann erst nachschauen ob er Geld hat? Und gehst du einfach weiter wenn er keins hat?

Ich sage nicht, das wer Leistung erbringt nicht dafür entlohnt werden soll, aber die Entlohnung muss angemessen sein. Selbst ein Bauer braucht Land um zu leben. Hat er genügend davon kann er sich selbst versorgen. Natürlich muss er hart dafür arbeiten, aber wenn er das tut, kann er gut Leben. Nun nehmen wir aber an, das Land gehört ihm nicht, ein Kriegsfürst hat es mit Waffengewalt unter sich. Um seine Männer zu versorgen und die Felder der Bauern zu schützen verlangt er einen Teil der Erträge. Sind das 10% so kann der Bauer das bestimmt erbringen. Wenn nun aber die Waffenträger immer verwöhnter werden oder der Kriegsfürst immer weiter aufrüstet, dann bleibt für den Bauern am ende nicht mehr genug um seine Familie zu ernären, doch wenn er aufmuckt, dann kommt der Kriegsfürst mit seinen Leuten und verscheucht den Bauern. Und wenn er keine Leute mehr findet, die freiwillig arbeiten, dann zwingt man halt andere mit der Waffe zur Arbeit. Tja, und mir kommt es so vor, das sich unsere Gesellschaft gerade auf diese Phase zubewegt.
402. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 12.01.08 15:05

Gerry, in der Hoffnung, dass es einigermaßen richtig ist, habe ich deine Rechnung mal fortgeführt. Mit der Annahme, dass die Warmmiete 400 Euro beträgt:

Versorgung + Mietzuschuss - Warmmiete - Krankenkasse - Pflegevers - Materialien - Studiengebühr - Semesterbeitrag - Rückzahlunggsverpflichtung = Quasieinkommen
Harz IV: 345 + 400 -400 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0 - 0 = 345 Euro
Student: 585 + 0 - 400 - 49,40 - 9,09 - 30 - 85 - 30 - 294,5 = -313 Euro

Die Differenz zwischen einem Studenten und einem Harz IV Empfänger ist ca. 660 Euro Vorsprung für Harz IV.

Dazu bekommt man als Harz IV-Empfänger noch einen Schein für "Die Tafel" und Kleiderkammern. Kommen noch einmal ca. 60 Euro Vorteil hinzu.

Harz IV ist echt lukrativ oder habe ich mich verrechnet?



PS:
Ach, so, ist der Mietzuschuss nicht irgendwo gedeckelt? Bei 350 Euro oder so?

PPS:
> würdest Du bei Kaugummi abkratzenden Gestalten mit eingekleideten
> Altkleidersammlungen einen Cent mehr verdienen?

Entschuldigung, da möchte ich mich einmischen.
Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben. Hat er keine Aufgaben, fällt er in sich zusammen. Depression und Krankheiten sind der Lohn dafür. Arbeitslosigkeit macht krank. Das ist inzwischen ausreichend wissenschaftlich bewiesen.
Menschen, die Arbeit haben, sind psychisch stabiler und werden weniger krank. Sie haben ein besseres Sozialverhalten und pflegen eine bessere Kommunikation.

Warum also, sollte einem Harz IV-Empfänger körperliche und seelische Gesundheit versagt werden, nur weil sie/er arbeitslos ist?

Arbeit ist wichtig für die Gesundheit.
Oder, kurz gesagt: "Sich regen bringt Segen."

Durch Kaugummi kratzen werden die Ärzte also weniger verdienen, und damit auch Gerry.

PPPS:
Doch einen Rechenfehler gemacht.
403. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 12.01.08 20:03

Also wirklich - ich bekomm echt das Kotzen bei einigen ,die hier geistigen Dünnschiss loslassen, oder nur aus ihrer eigenen kl. schönen Welt aus heraus polarisieren.

Mal mich genötigt fühle was zu zitieren, bzw. auch richtig zu stellen:

@ Gerry
Zitat

Du wirfst mir vor, ich wolle dankbare Bettler. Stell Dir vor, Du begegnest auf der Straße zwei Bedürftigen in einer Gesellschaft, wo es diese soziale Grundsicherung nicht in dem Maße gibt wie bei uns.

Die Bettler gibt es auch bei uns in Deutschland, trotz soz. Grundsicherung, teils selbst, teils sicher auch nicht verschuldet, teils manche leben von ganz gut und fühlen sich wohl bei, aber sicher kein klassischer HartzIV-Empfänger, der seinen Job verloren hat, and to old here, mal von zu teuer ganz zu schweigen! Heute erst wieder erlebt, mit 2 markanten krassen Unterschieden.

Der eine will sein "Strassenfeger" verkaufen (ne Zeitung über Obdachlose und soz. Ungerechtigkeit), trinkt kein Bier, ist nüchtern, sehr nett und freundlich - aber trotzdem in der Gosse angelangt, wie auch immer?! - dem kauf ich weder ne Zeitung ab, noch spende ich was, machst Du mit Sicherheit auch nicht, aber im Gegensatz zu Dir, hab ich ne bissel Verständnis für ihn, weil er bestimmt auf Grund seines Alters bissel mehr mitgemacht hat als Du und ich - wer weiss hab sein Schicksal nicht hinterfragt. Aber selbst wenn ich Spenden wollte, ich kann es auch nicht, zumindestens nicht mehrmals pro Woche, weil ich selbst zu der sog. "Unterschicht" gehöre.
Der hat seine paar Taler redlich zusätzlich zur Sozielhilfe verdient.

Zweiter Fall vor einem anderen LebensmittelDiscounter, 2 junge Leute (m und w) schätzte ich max. 30 Jahre alt, mit ne Köter, und sichtlich schon zur Mittagszeit zugedröhnt (passt natürlich Klasse ins Gerrys Weltbild zur Thematik = Schnorrer der Gesellschaft), hab ich auch nichts gegeben, weil selbst wenn ich wollt, könnt ich es nicht tun, hab selbst nicht viel. Komischerweise, klimperte da öfters was auf den Sammelteller, und nicht nur 1 Cent-Stücke - für nichts - hab das mal ein Moment beobachtet. Weisste, da bin ich auch wirklich der Meinung, warum machen die sich nicht krumm (weil haben wahrscheinlich eh keine Abgaben oder Verpflichtungen gegenüber den Staat), und helfen nicht den Leuten beim Einkauf verstauen im Auto gegen Entgelt.

Aber ich beschränke das auf SchnorrerNomaden, nicht auf HARTZ IV - Leute die ne Wohnung haben und den Job verloren haben, warum auch immer!

Es gibt immer solche und solche und man kann niemals pauschalisiern und (Einzel)Schiksale über ein Kamm scheren und das steht Dir, Gerry auch nicht zu, hierüber zu entscheiden und zu urteilen - Du bist nicht Gott! Du hast in der heutigen Zeit die Gnade eine vern. Ausbildung genossen zu haben, den Beruf Deiner Wahl zu studieren, diesen nun ausüben zu dürfen, und das Oberglück, nicht das falsche studiert zu haben und hiermit Dein Auskommen!

Und lieber Gerry, ich wünsche Dir nie in Deinem Leben ein herben pers. beruflichen und hiermit soz. Tiefschlag, aus welchen Gründen auch immer, dann befindest Dich nämlich ganz fix auf der gleichen Ebene, die Du hier angehst! Menschen müssen immer erst selbst sehr gut spüren, wie beschissen es ist (ganz) unten zu sein, mit Hartz IV und noch schlimmer, um zu beurteilen wie es ist, damit zu leben. Hierzu lieber Gerry hast Du IMHO kein Recht zu entscheiden was gut oder böse ist für unsere Gesellschaft in Deutschland.

XR
404. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 12.01.08 20:07

sicher muß man differenzieren zwischen denen, die unschuldig oder wegen fehlplanungen ihrer arbeitgeber oder deren manager in die arbeitslosigkeit gekommen sind, und denen, die einfach das sozialsystem ausnutzen - und die gibt es halt leider in ziemlich großem umfang.
auch wenn die arbeitsplätze immer weniger werden und man immer mehr qualifikationen braucht heutzutage, so denke ich, daß es immer noch möglich ist, arbeit zu finden, wenn man wirklich will.
man muß dann halt vielleicht in den saueren apfel beißen und eine umschulung oder weiterbildung mitmachen und kann nicht nur jammernd dasitzen und warten, daß der neue job, der bitteschön mindestens so lukrativ wie der alte sein soll, an einen herangetragen wird...
ich denke, daß der wettbewerb heutzutage so groß geworden ist, und zwar in allen bereichen, daß man einfach immer selber aktiv sein und auch bleiben muß. auch als kleiner angestellter in einem großen betrieb. jeder arbeitnehmer muß sich glaube ich heutzutage ein bisschen die mentaität eines selbständigen zulegen, d. h. eben nicht nur einfach seine schicht runterschrubben und ansonsten den lieben gott einen guten mann sein lassen, sondern an fortbildungen teilnehemen und sich ständig - auch in höherem alter - weiterbilden und qualifizieren.
das betrifft ja auch die sogenannten intelektuellen: es ist ja mitnichten so, daß man - wie noch vor 20 oder 30 jahren - sagen kann: bub, mach dei schul richtig, dann studierst was gescheites und dann hast an guten job sicher in der tasche! heutzutage sind zweitstudien und zusatzausbildungen und auslandaufenthalte mit möglichst weiteren dort absolvierten abschlüssen an der tagesordnung und werden erweartet. wenn man da nur sein 0815-studium durchzieht, dann bekommt man grad mal ein müdes arschrunzeln in der wirtschaft...
leider hat die globalisierung dazu geführt, daß die konkurrenz einfach unglaublich geworden ist. und das checken leider viele nicht sondern gehen mit einer viel zu großen anspruchshaltung an die sache ran, und wenn dann was schief geht, dann soll das sozialsystem herhalten.
meiner ansicht nach ist in 10-15 jahren (wenn überhaupt) das ganze system in der art sowieso nicht mehr zu halten.
405. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Herrin_nadine am 12.01.08 23:17

hallo geryxxx,

überlege dir mal, wie es ist, wenn du der alg2empfänger wärst. müßtest nach deinen vorschlägen leben.
was würdest du dann sagen.
hast über 40 jahre gearbeitet. dein chef geht pleite, du bekommst keine stelle mehr, weil du über fünfzig jahre alt bist.

lebst seit fünfunddreiuzig jahren in deiner 90 qaudratmeterwohnung und da hast du deinem freundes - und bekanntenkreis. deinen verein. deine familie

da würdest du auch protestieren.
406. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 13.01.08 17:38

Gerryxxx.

Du solltest wirklich einmal LEISTUNG bringen.

Oder stehen deine Patienten mit Dankesschreiben vor deiner Tür?

Ich hab`s dir vor Zeiten schon geschrieben:

Respekt vor deine Ellenbogen,aber du bedenkst einfach nicht,daß es MENSCHEN gibt,deren Ellenbogen längst abgeschliffen sind,und die auch nicht mehr treten können.

Also lassen wir sie zu Grunde gehen?

Erbärmlich!


Black Panter
407. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 13.01.08 19:51

ich hab Menschen kennengelernt, die arbeiten wollten und immer wieder eine Enttäuschung erlebt haben.

Es kommt für jeden der Zeitpunkt, an dem er nicht mehr kann, an dem er aufgibt. Es ist der Zeitpunkt, an dem die Gesellschaft die Verantwortung dafür übernehmen muß, was sie mit ihrer Struktur diesem Menschen angetan hat.

Im Grundsatz halte ich jeden für arbeitswillig und bestrebt, sich eine eigene Existenz aufzubauen. Wenn das durch Strukturen in unserer Gesellschaft verhindert wird, trägt diese Gesellschaft auch eine Mitverantwortung.

Unsere Politik will sich nur aus dieser Verantwortung stehlen und manche machen dies auch gerne mit.

Ich sehe es anders.

Grüße, Harald
408. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 13.01.08 20:48

black panther
ich finde die art, wie du gerryxxx hier persönlich angehst und seine berufliche tätigkeit in frage stellst unter aller kanone.
so abwegig finde ich seine äußerungen nicht; ist im grunde ein bißchen, wie ich es zuvor schon formuliert habe: JEDER muß sich die mentalität eines selbständigen zulegen. das ist zwar nicht leicht und sicher äußerst unbequem, aber wenn der arbeiter aus Hof oder regensburg nun mal mit indien oder china, polen oder amerika etc etc etc konkurrieren muß - und das muß er leider aufgrund der (aus meiner sicht beschissenen) globalisierung, dann muß er auch noch mit 50 so drauf sein, daß er eben "up to date" ist. traurig aber leider wahr.
und wenn er das ist und nicht aus eigenem verschulden in die arbeitslosigkeit gekommen ist, dann wird er irgendwie unterkommen.
das problem sind m. E. vielmehr die schichten in der bevölkerung, die einfach nur eine geringe bildung bekommen haben (sei es, weil ein migrationshintergrund vorhanden ist oder weil bildung in dem milieu, aus dem sie kommen, nicht viel wert ist). die arbeit für diese niedrig qualifizierten arbeitskräfte (um es mal in wirtschaftsdeutsch zu formulieren, mir ist das ja auch zuwider, aber so läuft es nun mal heutzutage) wird immer weniger. daher müßte das oberste streben eines jeden eigentlich sein, sich so hoch wie möglich zu bilden und zu qualifizieren....
ich spreche nicht davon, daß jeder das ABI machen muß, aber erst mal sollte jeder die schule bestmöglich abschließen und dann seine lehre oder ausbildung etc gewissenhaft machen. es gibt viele betriebe, die keine AZUBIS einstellen, weil sie schlicht und einfach keine finden, die qualifiziert genug sind, arbeitsaufträge richtig zu erfassen und umzusetzen.... (meist hapert es da an der sprache) oder weil die vorbildung so lückenhaft ist, daß es einfach nicht funktioniert... oder die in der lage wären, sich ordnungsgemäß zu bewerben und ein bewerbungsgespräch zu führen. das sind alles dinge, die man in jeder schule lernen könnte.
ich will aber auch nicht, wie es so oft und auch wieder mal von der politik, gemacht wird, den schwarzen peter den lehrern zuschieben. das ist zwar sehr bequem, aber die verantwortung liegt hier erst mal bei den eltern.
und hier beißt sich die katze in den eigenen schwanz: wenn bildung nicht zählt zu hause dann wird das kind auch nicht angehalten, seine schule ordentlich zu machen, folglich ist die wahrscheinlichkeit groß, daß es eben angenehmere dinge tut, als zu büffeln und hausaufgaben zu erledigen etc etc....

ein endlosthema
409. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 14.01.08 21:38

Das Problem ist sicherlich auch die "Demokratie" an sich so das keine Linie konsequent über lange Zeit aus Angst vor Ab und Wiederwahl gefahren wird.
Beständigkeit ist ein Fremdwort ebenso wie Soziale Gerechtigkeit und Aufschwung nur eine Umschreibung für Gewinnsteigerung rein durch Umverteilung.
Gibt es wenn wir die letzen 10 Jahre zurück schauen mehr als Umverteilung von unten nach oben und den Ausbau des Überwachungsstaates und die Abschaffung der Undschuldsvermtung ??
Denke nicht.
410. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von lordZ am 15.01.08 00:28

vielleicht wäre die ideale form die monarchie.... und an der spitze ein philosoph....
411. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 17.01.08 20:44

Nokia ist bald weg

Nachdem die Gewerkschaften, durch den Abschluss der GDL beflügelt, happige Lohnforderungen für die Tarifrunde 2008 ankündigten, hat Nokia den Rückzug aus Deutschland angekündigt.
Interessant ist, wie ehrlich die Nokia Manager mit diesem Rückzug umgehen. Normalerweise wird in ähnlich gelagerten Fällen eine adrett gekleidete und durchgestylte junge Frau an die Mikrofone geschickt, die allgemeines blabla loslässt. Nicht so bei Nokia.
Als Unternehmen der alten Schule ist es ein älterer Herr, der die böse Nachricht sehr sachlich fundiert überbringt.

Lohn dieser Firmenpolitik ist, dass Politiker das gute alte Wort "Heuschrecke" herausholen. Bei einem niedlichen kleinen dürren Modepüppchen vor den Kameras hätten sie sich bestimmt zurückgehalten.

Nach Angabe des Unternehmens wird in Rumänien der Kostenpunkt "Personal" um 90% günstiger sein, als in Deutschland. Außerdem, so das Unternehmen, würde es sich nicht mehr lohnen, die Vorprodukte aus den diversen Rumänischen Zulieferbetrieben nach Bochum zu schaffen, um sie in Bochum zusammenzuschrauben.
Nach langem Engagement in der Entwicklungshilfe, Stichwort "Hilfe zur Selbsthilfe", bei dem die rumänischen Arbeitnehmer jahrelang Schritt für Schritt in die Produktion von qualitativ hochwertigen Vor- und Zwischenprodukten eingearbeitet wurden, geht Nokia jetzt den großen Schritt und vertraut den qualitätserfahrenen rumänischen Arbeitnehmern die Endfertigung sowie die Wareneingangs- und Warenausgangsqualitätskontrollen an.

Das Entwicklungshilfeprojekt steht somit kurz vor dem vorläufigen Abschluss. Einzig die Produktion von Premiumprodukten wird den rumänischen Arbeitnehmern noch nicht anvertraut. Die Premiumprodukte gehen erstmal wieder zurück ins Mutterland des Konzerns, wo Nokia traditionell eine starke soziale Verpflichtung gegenüber den Arbeitnehmern hat.

Auch das kommunistische Prinzip: "Jeder Mensch muss den gleichen Zugang zu Bildung haben", hat Nokia eingehalten. Mit der Bildungsoffensive hin zur Qualitätsfähigkeit in Rumänien wurden die Arbeiter dort der gleichen Bildung unterzogen, wie vor Jahren schon die Bochumer Mitarbeiter. Die qualitativ hoch ausgebildeten Arbeitnehmer in Bochum haben weiterhin beste Chancen mit ihrer hochen Bildung einen neuen Job zu bekommen. Schließlich leben sie im Mutterland der Qualitätserzeugnisse.

Neben Entwicklungshilfe und Bildung, hat das Vertrauen in rumänische Arbeitnehmer aber auch einen finanziellen Vorteil.

Durch die Produktion in Rumänien werden die Consumer-Modelle nach meinen Schätzungen durchschnittlich 2 % bis 3 % billiger werden können.
Das ergibt sich aus der Einsparung von 90 % im Personalsektor. Die Personalkosten haben bisher in etwa einen Anteil von 5 % am Endkundenpreis. Durch die Einsparung wird er also auf 0,5 % fallen. Das ergibt einen Kostenvorteil für den Endkunden von 4,5 % Ersparnis!!! In einer Mischkalkulation aus finnischem und rumänischen Personal werden 2 % bis 3 % übrig bleiben.

Der Kunde kann sich freuen. Dann gibt es zu dem Handy demnächst nicht mehr mit läppischen 200 Freieinheiten, sondern 205 Freieinheiten.
Konkurrenz belebt das Geschäft.

Auf jeden Fall kann sich der Kunde über billigere Handys freuen. Dies vor allem ohne, dass die weltweite Arbeitslosenstatistik sich ändert!!!
Es werden nur ca. 4000 Arbeitnehmer in Deutschland von der Geißel des Großkapitalisten Nokia erlöst und dafür 4000 Rumänen dem internationalen Großkapital zum Opfer fallen.
Die Freude, über ein solches Glück, den Fängen des Großkapitals zu entkommen, sieht aber sehr komisch aus. Komisch ist auch, dass sich die Rumänen weder vom Großkonzern Nokia drangsaliert noch als Opfer fühlen.

Nach Agenturmeldungen sind mehr als 4000 Arbeitsplätze direkt und indirekt von Nokia abhängig.
Nokia war 18 Jahre in Bochum, 90.000.000 Euro wurden an Subventionen gezahlt. Ergo wurde jeder Arbeitsplatz mit 96 Euro pro Monat subventioniert. Nach Harz IV wird jeder dieser Arbeiter zukünftig ca. 600 Euro kosten. Ich weiß wirklich nicht, warum Nokia eine Heuschrecke sein sollte.
Für eine Heuschrecke ist Nokia aber sehr billig gewesen.


Was soll´s. Der Kunde will eben billige Handys.

Billige Handys für das Proletariat.

Lieber ein billiges Handy, als ein Job.

Bye, bye, liebe Arbeitsplätze. War schön mit euch.



PS: Heute hat Nokia die Strategie geändert. Endlich schaltete es eine Frau als Pressekontakt ein.

PPS: Politiker pilgern nach Bochum, um wegen der Übererfüllung der Verträge seitens Nokia das Unternehmen als Heuschrecke zu brandmarken. Nokia hätte auch schon vor einem Jahr gehen können. Ist die Firma aber nicht. Dafür muss sie jetzt bestraft werden.

PPPS: Während das Management voll im Umzugsstress steht, kommt da jemand aus der Politik und möchte plötzlich mit dem Management Debatten führen. Vielleicht sollte Nokia noch eine Politiker-Sprecherin einstellen, damit die Debatten nicht den Umzug verzögern.

PPPPS: Für Rütgers gibt es keine plausibelen Gründe, das Werk zu schließen?!?!?!?

PPPPPS: Was suchen eigentlich Politiker in Bochum? Die Hohen Löhne haben die Gewerkschaften ausgehandelt. Die sollten sich jetzt um ihre bald "Nicht-Mehr-Mitglieder" (weil arbeitslos) kümmern. Dafür haben wir doch die Tarifautonomie. Ich mag nicht, wenn die Politiker immer hinter den Tarifparteien herräumen sollen.


(Satire von Bulli31 für KGF)
412. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.01.08 21:25

>Altmarxist on<
Die Arbeiter und Bauernregierung friert sofort die Nokia-Konten ein und interniert die Geschäftsleitung. Die Belegschaft bildet einen Sowjet, der die künftige Geschäftsführung einsetzt, überwacht etc.
>Altmarxist off<


Natürlich sind die Personalkosten in Rumänien niedriger. Ich frage mich nur, wer bei uns nicht nur willens, sondern auch in der Lage wäre, für rumänische Gehälter zu arbeiten. Damit könnte man hier nicht einmal die Monatsmiete für eine Hundehütte bezahlen. Die großen Chefs in Finnland kassieren garantiert weiterhin ihre finnischen Spitzengehälter. Der Laden schreibt tiefschwarze Zahlen; es gibt also außer der puren Geldgier keinen Grund, aus Bochum wegzugehen. Grundsätzlich wäre das Problem des Hin- und Herschiebens von Betrieben zwecks Einstreichens bloßer Differenzgewinne erst in den Griff zu bekommen, wenn man

- Menschen für geleistete Arbeit mit Arbeitszeitgutscheinen bezahlte und

- Waren nach der in sie investierten Arbeitszeit tauschte.

Aber dieser Gedanke stößt ja nicht einmal hier im Forum auf Gegenliebe, wie denn dann erst außerhalb?

VG Blue
413. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 18.01.08 06:03

Ein Problem mit Subventionen ist, dass, wenn einer damit anfängt, alle anderen nachziehen müssen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Andererseits gibt es durchaus sinnvollen Subventionsbedarf, etwa wenn man Zukunftstechnologien beispielsweise im Umweltbereich fördern will, die ohne staatliche finanzielle oder sonstige Unterstützung am Markt keine Chance hätten. An alternativen Energien haben unsere Strommonopolisten, die am liebsten nur fossile Energieträger und Atomstrom zuließen, von sich aus nämlich gar kein Interesse. Und im gesellschaftliche-sozialen Bereich würde es nach bloßen Marktgesetzen bald keine Musen, Opernhäuser, Schwimmbäder, Altenheime etc. mehr geben.

VG Blue
414. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 19.01.08 12:12

Eine sehr interessante und kontroverse Diskussion zu dieser Sache gibt es bei Telepolis unter dem Leitartikel "Nokias Lumperei". Sehr lesenswert. Dort wird eigentlich so fast alles auf den Punkt gebracht - warum, wieso, weshalb.

Angenehmens WE
XR
415. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 19.01.08 12:28

Die Interviews, die in der Nähe der Nokia-Baustelle in Rumänien gemacht wurden, fand ich sehr aufschlussreich, z. B. "Die hatten ihre Chance, jetzt sind wir dran".
Sie sehen das ganze als Chance und nicht als Anrecht. So ein bisschen meinte ich herauszuhören, dass sie die Globalisierung bereits sehr gut durchschauen.

Ganze Familien werden dort zur Qualitätsarbeit ausgebildet. So etwas geht meiner Meinung nur, wenn die Art der Schulbildung und die Länge der Arbeitslosigkeit bei den Bewerbern egal ist.

Etwa 300 Euro werden die Rumänen bekommen. Dabei war nicht klar, ob das Brutto, Netto oder Brutto inklu. Lohnnebenkosten gemeint ist.

Ich erinnere mich an die ersten Interviews in Bochum:

"Wir wissen nicht, was wir machen müssen"
... Abgesehen davon, dass der Sinnspruch anders lautet ...
... seit den 80ern ist klar, dass wir entweder in die Hightech Ausbildung in Richtung Hitech-Produktentwicklung oder in die Dienstleistung müssen.
Schröder hat das Volk etwa 2003 nochmal entscheiden lassen, ob Deutschland in den Consumer-Produkt-Niedriglohnsektor oder den Hightech-Produkt-Hochlohnsektor gehen soll.
Handies sind keine Hightech mehr.

"Wir haben nichts"
... Doch!
1. Den Anspruch auf eine Rente durch 18 Jahre eingezahlte Beiträge.
2. Durch 18 Jahre Arbeit gestärktes Selbstbewusstsein und emotionale Stärke.
3. Eine hervorragende Gesundheit durch 18jährige Inanspruchnahme eines der besten Gesundheitssysteme.
4. Tolle Straßen, durch steuerfinanzierten Straßenbau.
5. Blühende Landschaften im Osten
6. Durch Schulen und Unis hervorragend ausgebildete Schüler und Studenten.
7. Besser ausgebildete Menschen in den Entwicklungsländern, durch Ausbildungs- und Hilfeprogramme.
8. Perfekt gekachelte und saubere Toiletten in den Wohnungen, anstatt draußen im Hof einen Bretterverschlag mit Donnerbalken.
9. Ein eigenes Zimmer für die Körperhygiene (Badezimmer), anstatt eine Kanne kaltes Wasser auf dem Küchentisch.
10. Eine frostgeschützte Wasserpipeline, damit niemand "Wasser holen" gehen muss.
11. Perfektes Wasser, das aus der Pipeline kommt.
12. Ein wartungsfreies Heizsystem, damit niemand jeden Tag den Brennstoff holen muss.
13. Häuser mit Verputz von außen und von innen.
14. Modische Kleidung.
Wir haben viel.
Nur keine Investoren, die so viel Lohn zahlen, wie gefordert wird.
416. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 19.01.08 13:31

Auf einen weiteren interessanten Aspekt zu diesem Thema weist heute ein Kommentar in der Süddeutschen Zeitung zum Thema Nokia hin:
Die Ost- bzw. Südosteuropäschen Länder liefern sich derzeit einen relgelrechten Wettbewerb um die niedrigsten Steuersätze.
z.B. Rumänien und Tschechien 16% ("Flat tax für Einkommens- und Unternehmenssteuern), Slowakei 19%, Bulgarien seit Jahresanfang 10%.
Dies führe laut Autor sogar zu steigenden Staatseinnahmen, da die Steuerhinterziehung abnehme. Die "EU-Oldies" seien hier zur Wettbewerb herausgefordert.

Niedrige Steuersätze sind also auch ein Argument bei der Standordwahl - gerade bei schnelllebigen Produkten.

Nachzulesen in der SZ vom 19./20.01.2008, Seite 4 "Der Lohn nach langer Entbehrung"

nachdenkliche Grüße

Michael

417. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 19.01.08 15:10

Hallo gerryxxx,

Subventionen müssen übrigens nur dann gezahlt werden, wenn die Unternehmen nicht freiwillig kommen. Unternehmen kommen immer dann freiwillig, wenn sich die Produktion an dem Standort mehr lohnt, als woanders.

Eine Subvention ist also die Garantie dafür, dass der subventionierte Arbeitnehmer eigentlich ein versteckter Arbeitsloser ist.



Hallo xrated,

ein schöner Artikel. Jedoch glaube ich, ist er nur für männliche Leser, Selbstständige und Akademiker in technischen Berufen verständlich ist.
Für den Rest kommen viel zu wenige Großletternüberschriften, Zwischenüberschriften, Emotionen, Moralslogans und Eisbärbabies drin vor.



Hallo all,

gestern wurden weitere Interviews in Bochum geführt. Während die Streikposten ihre hübschen neuen IGM-Kappen auf hatten und Schilder hoch hielten, wurde ihnen während des Interviews der rumänische Lohn von 300 Euro unter die Nase gerieben.
Für viele war der Lohn eine Überraschung.

Warum eigentlich eine Überraschung?

Der Nokia-Sprecher hat doch ganz deutlich gemacht, dass die Kosten im Personalsektor 90% von dem in Deutschland betragen.
Einfacher Dreisatz. Schulbildung Klasse 6, 7, 8, 9, 10, Ausbildung usw.
Bruttolohn inklusive Lohnnebenkosten geteilt durch 10 mal 1, also etwa 300 Euro.

Können sie etwa nicht rechnen?

Auf der einen Seite hören sie ihrem Arbeitgeber nicht zu.
Dann interessieren sie sich nicht für die Gründe hinter der Kündigung.
.. oder können nicht rechnen.

Laut der IGM sind ihre Mitglieder hoch ausgebildet und sehr produktiv.
Darf jemand, der so wenig von seiner Kündigung weiß, 16 Euro pro Stunde verdienen?

Trotzdem wird gestreikt.

Die Gewerkschaften haben die Höhe der Löhne in der Hand.
Die Tarifautonomie wurde doch vor ein paar Monaten doch noch vor Gericht gestärkt.

Sollen sie da nicht mal einen Vorschlag machen, den die Nokia-Firmenleitung unmöglich ablehnen kann?

Alle Augen sehen auf die IGM.
Doch sie verteilt nur Kappen und Protestplakate.
Die 4000 zukünftigen Arbeitslosen kann man ja so schön den bösen Nokia-Bonzen anhängen. Einfach nur ein bisschen den Moralischen raushängen lassen, tradition hier, Sozialromantik da und dann spurt der Arbeitnehmer schon, wie die Gewerkschaft will.


(Satire von Bulli31 für KGF)
418. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 19.01.08 16:22

... weiß hier jemand ob es zutrifft, dass Deutschland an China noch "Entwicklungshilfe" zahlt ?? oder wo man das bestätigt sieht

NOKIA : Da wurden von den Subventions-Gebern einfach nur schlechte Verträge gemacht
OK... ob man nun den Menschen Arbeitslosengeld zahlt oder der Firma Subvention. Es kostet UNS Geld, ist dann aber sicherlich für die Menschen besser es sich "zu verdienen"

Joachim
419. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.01.08 17:30

Es ist schon richtig, dass sich die Standortqualität aus verschiedenen Faktoren zusammensetzt. Der Standort Bochum dürfte im Vergleich zum neuen rumänischen Standort in allen Faktoren vorne liegen, nur eben nicht in der Lohn- oder vielleicht noch Steuerhöhe.

Konkurrieren können wir wohl nur dann mit den Rumänen, wenn wir für Löhne von 200 oder gar 150 € arbeiten. Und um eine brauchbare Infrastruktur aufrechtzuerhalten, bedarf es wohl eines höheren Steuersatzes als nur 10 oder 15 %.

Da ich von Natur aus bösartig bin, schlage ich vor, Firmenchefs und Manager, die Betriebe nach Osteuropa verlagern, auch gleich selbst samt Familie dorthin auszubürgern. Sollen sie dort doch die rumänischen, slowakischen oder sonstigen Straßen, Schulen, Kindergärten und Krankenhäuser nutzen. Dann wissen sie wenigstens aus eigener Erfahrung, wofür z. B. die hiesigen Steuersätze gut sind.

VG Blue
der hiermit gerade den 500. Beitrag dieses Threads geschrieben hat
420. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 19.01.08 17:39

Hallo Joachim,

vor einiger Zeit wurden entlegene Dörfer mit Solaranlagen ausgestattet. Da flog dann auch der Bundespräsident hin. Es war eine Maßname im Rahmen der Entwicklungshilfe.
Auch wurde der Transrapid mit einem enormen Betrag subventioniert, was man sicherlich auch als Entwicklungshilfe bezeichnen kann.
421. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.01.08 18:17

Gerry, du hast den Zwinkersmilie übersehen!

Marxistische Parolen? In meinem letzten Beitrag ist nicht ein Funken Marxismus oder besser Marx. Leider!

Was hast du übrigens gegen Marx? Er ist von den ökonomischen Klassikern eindeutig der aktuellste, und dies nicht ohne Grund, hat er doch vor allem in seinem Hauptwerk "Das Kapital" die umfassendste und in sich stringenteste, wenn auch unvollendete Analyse der Entstehung und Funktionsweise der kapitalistischen Industriegesellschaft geliefert.

VG Blue
422. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.01.08 18:45

Hallo cream,

an Marx orientiere ich mich aus den oben genannten Gründen lediglich in wirtschaftlich-gesellschaftlicher Hinsicht. Natürlich bin ich eher für eine demokratische und solidarische Wirtschaft als für eine, bei der immer mehr Menschen unter die Räder kommen und auch weltweit die überwunden geglaubten Proletarisierungs- und Prekarisierungsprozesse wieder rapide zunehmen. Schelskys Traum von der bundesrepublikanischen Gesellschaft als einer "nivellierten Mittelstandgesellschaft" ist jedenfalls ausgeträumt. Auch wenn ich manchmal etwas zugespitzt formuliere - darin steckt auch ein gerüttelt Maß ohnmächtiger Wut angesichts der Diskrepanz zwischen dem, was laufen könnte, und dem, was läuft -, ich versuche einfach, die wirtschaftlich-gesellschaftlichen Prozesse zu durchschauen und nach Alternativen zu suchen, die gerechter und solidarischer sind. Natürlich ist meine Kapitalismus-Kritik zu einem Gutteil moralisch. Aber weshalb sollte sie das nicht sein? Effizient, kreativ und flexibel ist der Kapitalismus ja, nur scheint dies, nachdem der keynesianische Wohlfahrtsstaat erst ideologisch, dann real immer weiter zerschossen wurde, immer weniger Menschen zugute zu kommen.

VG Blue
423. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 20.01.08 09:31

Satire des NDR bei YouTube: Energieriesen
424. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 20.01.08 14:59

@ blue

ich habe mir das Video angesehen. Konnte da leider nichts von Satiere feststellen
Kannst Du mir das bitte erklären

Also wenn dann Hartz IV Empfänger billig Energie bekommen, dann werden die Riesen sagen. " Schaut doch, wie wenig wir verdienen. daher müssen wir die Preise erhöhen"


Bem. Beruflich musste ich in meinem früheren Leben oft in Wohnungen fremder Menschen, die manchmal Schulden hatten. Oft - nein sehr oft - standen da techn. Geräte ( Musi, TV u.a. ) von denen träume ich noch heute. Bevor wieder andere für sozial Schwache bezahlen werden, wäre ein Besuch einer "Sparberatung" sicherlich angebracht.
PS : Und die wirklich Armen sind so artig, dass die sicherlich nicht den Antrag stellen wollen.

Können wirrklich etwas ändern ??

Joachim
425. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 20.01.08 15:56

Hallo Joachim,

> [...] nichts von Satiere [...] bitte erklären

Gerne. Da blätter ich doch mal eben ein wenig beim alten Friedrich Schiller - und werde fündig ...

"Satirisch ist der Dichter, wenn er die Entfernung von der Natur und den Widerspruch der Wirklichkeit mit dem Ideale [...] zu seinem Gegenstande macht. Dies kann er aber sowohl ernsthaft und mit Affekt als scherzhaft und mit Heiterkeit ausführen, je nachdem er entweder im Gebiete des Willens oder im Gebiete des Verstandes verweilt. Jenes geschieht durch die strafende oder pathetische, dieses durch die scherzhafte Satire.
[...]
In der Satire wird die Wirklichkeit als Mangel dem Ideal als der höchsten Realität gegenübergestellt. Es ist übrigens gar nicht nötig, daß das letztere ausgesprochen werde, wenn der Dichter es nur im Gemüt zu erwecken weiß; dies muß er aber schlechterdings, oder er wird gar nicht poetisch wirken. Die Wirklichkeit ist hier also ein notwendiges Objekt der Abneigung; aber, worauf hier alles ankömmt, diese Abneigung selbst muß wieder notwendig aus dem entgegenstehenden Ideale entspringen."
(Quelle: "Über naive und sentimentalische Dichtung", 1795 )

Jetzt dürften sämtliche Klarheiten beseitigt sein.

VG Blue
426. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 23.01.08 00:03

> Globalisierung ist halt nur solange toll, wie man die anderen dabei
> ausbeuten und über den Tisch ziehen kann.

JA!!!

Und am Aufrechterhalten dieser Ausbeuterstellung sind bisher alle, die so eine Position hatten, gescheitert.
Es gab verschiedene Systeme, um Führungspositionen zu sichern.
Bauwerke wie z. B. "Die Mauer" oder den Limes.
Ideologische Barrieren zwischen z. B. Kommunismus und Kapitalismus
Glaubensgrenzen wie Protestanten vs Katholiken (Dreißigjähriger Krieg)
Sprachgrenzen (Französisch und Deutsch)
Natürliche Grenzen wie Flüsse ohne Furten. Wer hatte damals schon Geld für ein Boot?

Langfristig wird jeder Vorsprung wieder eingedampft, weil die Unterlegenen während der Unterdrückung dazu lernen.


> Satire [ ... ] Schiller

Naja, ob das irgendjemand versteht?
Ich halte mich eher an die aktuelle zeitgenössische Definition im Wahrig. Man schaut ja auch nicht bei Dürrenmatt nach, wenn man wissen will, wie der Turm zu Babel aussah.



Heute treiben mich zwei Gedanken um.

Welches Handy werden die Politiker wählen, wenn sie kein Nokia mehr haben wollen?
Wer produziert überhaupt noch in Deutschland?
Nach meinem Wissen können diese Marken ausgeschlossen werden:

AEG Handysparte - Produktion in D eingestellt
Ascom - vermutlich keine eigene Produktion in D
BenQ - Produktion in D eingestellt
Bosch Handysparte - Produktion in D eingestellt
DeTeWe - keine eigene Produktion in D
Dr. Neuhaus - keine eigene Produktion in D
Hagenuk - eingestellt
Mannesmann - keine eigene Produktion in D
Medion - keine eigene Produktion in D
Motorola - Produktion in D eingestellt
Nokia - Produktion in D bald eingestellt
Post / Telekom - nie eigene Handies in D hergestellt
Siemens - Produktion in D eingestellt

Ich finde es scheinheilig, ein Nokia-Handy Made in Germany gegen ein neues Handy Made in Taiwan auszutauschen.
Einfach ein lächerliches Statement der Politik.



Und der zweite Gedanke ...

Die Bankenkrise kann ich nicht nachvollziehen.
Wenn man in Deutschland bei mehreren verschiedenen Kreditinstituten die Preise für Kredite vergleicht, bekommt man automatisch keinen Kredit mehr, weil die Schufa jede Kredit-Preisanfrage als neu erteilten Kredit wertet.

Gleichzeitig kaufen die Banken massenhaft faule Kredite in den USA ein. Kaum einer dieser Kreditnehmer hätte in Deutschland einen Kredit eingeräumt bekommen.

Auf der anderen Seite ist es natürlich lustig.

Die amerikanischen Banken behalten die guten Kredite und verkaufen die schlechten ins Ausland. So kann man die eigene Banken schön sauber halten. Den Schwarzen Peter haben die außeramerikanischen Banken, die den lieben USA böses wollen.

Perfekt für den Verfolgungswahn der USA, der sich seit je her von "Bösen Freunden" umringt sieht. Und dann sind die meisten Banken noch aus dem "alten Europa", das sowieso gehasst wird. Schließlich waren die Spanier, Deutsche, Franzosen und Engländer die "guten alten Feinde" der USA.



Um auf den Titel dieses Threads zurück zu kommen.
"Wir" brauchen den Aufschwung nicht kaputt zu bekommen. Das kriegen die Gewerkschaften, die Banken und die amerikanischen Verbraucher auch alleine hin.
427. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 23.01.08 06:13

Moin Bulli!

> "Wir" brauchen den Aufschwung nicht kaputt zu bekommen. Das kriegen die Gewerkschaften, die Banken und die amerikanischen Verbraucher auch alleine hin.

Wieso die Gewerkschaften? Hätten die Menschen, und zu denen zähle ich, anders als viele Politiker, auch die Hartz IV-Opfer, mehr Kohle in der Tasche, könnte die Binnennachfrage viel an Konjunkturschwächung abfangen.

Interessant finde ich, dass die Wirtschaftskrisen immer von den Finanzmärkten auszugehen scheinen. Erschreckend finde ich, dass die Machenschaften von Finanzspekulanten bis auf die Realproduktion durchschlagen.

VG Blue
428. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 23.01.08 23:07

Hallo bluevelvet,

die Gewerkschaften haben für die nächsten Jahre, die sogenannten "Aufschwungjahre" bis 2010 das Ende der Lohnzurückhaltung angekündigt.
Dieses Jahr ein Abschluss von 5%, in 2009 4% und 2010 3% sind durchaus vorstellbar. Zumindest werden die Öffentlichkeit und damit auch die Mitglieder in diese Richtung gepuscht. Allen voraus durch Einpeitscher von Links.

Man kann also als Arbeitgeber die zukünftigen Produktionskosten in D ausrechnen.


Binnennachfrage ... ist nur dann gut, wenn sie mehr als einen Paketboten für 8 Euro pro Stunde oder einen Verkäufer, der 4 Euro pro Stunde bekommt, beschäftigt.

Überlegen wir mal.
Ein Plasmabildschirm für 1000 Euro wird in D verkauft.
Produziert in China.
Vorfertigung in China.
Einzelteile aus Südostasien.
Das Ladenlokal wurde von einem Immobilienfonds aus irgendwo (GB, USA) gebaut. Miete geht dort hin.
Das Geschäft kann kaum Gewinn machen, weil der Konkurrenzdruck zu groß ist.
Das bisschen Gewinn geht an die Holding der Ladenkette ihrgendwo in Belgien, GB oder sonstwo.
Der Verkäufer braucht durchschnittlich 20 Miunten, um einen Plasmabildschirm zu verkaufen. 1,33 Euro bleiben also hier hängen.

Nur die Mehrwertsteuer von 153 Euro ist eine nennenswerte Einnahme für D.
Vom Rest bekommt der Staat nur wenig.
Von den ca. 1,33 Euro Lohn bekommt der Staat kaum Geld.


Jedes Entwicklungsland weiß, dass es auf Teufel komm heraus um Produktionsarbeitsplätze kämpfen muss, weil Mehrwertsteuer und Lohn nicht genügend Geld abwerfen.
Dieser Leidensdruck ist in Deutschland nicht zu spüren. Auch in Bochum wird lieber bei Opel die Arbeit für einen Sympathiestreik niedergelegt, als dass lukrative Angebote für den Nokia-Standort Bochum gemacht werden.


Die Kommunikationspolitik von Nokia zeigt ganz deutlich, dass die Manager in die Zukunft geblickt haben und aus der Erfahrung mit der Arbeitnehmervertretung handelten.
Wenn ich heute das Ergebnis der Lohnrunde 2008 als viel größer ankündige, als bei der Lohnrunde 2007, dann gebe ich Arbeitgebern Planungssicherheit.
Leider zu Ungunsten der Arbeitsplätze in D.
429. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 27.01.08 07:14

> Leider zu Ungunsten der Arbeitsplätze in D.

So scheint es auf den ersten Blick auszusehen, Bulli. Wenn ich das aber konsequent zu Ende denke, arbeiten wir irgendwann alle für Löhne wie in Bangladesch. Aber spätestens dann sind wir reif für Cockshott/Cottrells Arbeitszeitgutscheinmodell. Ich frage mich, wo die Untergrenze für Löhne und Sozialleistungen sein soll. Wahrscheinlich wirklich das Niveau von Bangladesch. Nokia ist ein absolut gesundes und florierendes Unternehmen mit Rekordgewinnen. Es gibt keinen Grund, hier wegzugehen außer der puren Geldgier.

VG Blue
430. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 27.01.08 20:22

> Es ist heute schon abzusehen, daß Nokia z. B. auch nicht ewig in Rumänien produzieren wird, sondern irgendwann weiterziehen wird.

Richtig, Gerry! Das ist genau das Problem. Große Konzerne sind im Grunde genommen eine Sorte von antisozialen Psychopathen. Sie ziehen weiter, ganz gleich, welche sozialen und auch ökologischen Wüsteneien sie hinterlassen. Sollen andere doch dafür aufkommen.

Das gleiche erleben wir gerade auf den internationalen Finanzmärkten. Da verzocken Spekulanten Milliarden und die Mehrheit zahlt die Zeche in Form von Arbeitsplatzverlusten etc.

Und da denke ich: Wenn die Mehrheit jeweils die Zeche zahlt, soll sie auch sagen, wo es lang geht. Und das heißt konkret: Die großen Konzerne müssten zerlegt und die Mitbestimmung ausgeweitet werden. Die Finanzmärkte müssen unter strikte Kuratel gestellt werden. Divide et impera. Der Diener, der sich zum Herrn aufgeschwungen hat, muss wieder zum Diener werden.

Gerade habe ich im Radio (WDR) eine Sendung über die sozialen und ökologischen Folgen des Biosprit-Booms in Entwicklungs- und Schwellenländern gehört. In einem Land wie Malaysia, auch dort ist man ja "fortschrittlich", gibt es erste Unruhen, weil inzwischen das Speiseöl (!) knapp wird.

Weltweit gesehen wird sich also eine Wirtschaftsweise, die sich ausschließlich über das Prinzip der Gewinnmaximierung steuert, sowohl ökologisch als auch sozial kaum durchhalten lassen. Die künftigen Öko-Katastrophen und sozialen Unruhen sind vorprogrammiert. Deswegen suche ich nach anderen Wegen der Wirtschaftssteuerung, anderen Eigentumformen und anderen Möglichkeiten der Bedarfsorientierung.

Blue
431. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 27.01.08 21:59

> Wenn ich das aber konsequent zu Ende denke, arbeiten wir irgendwann alle
> für Löhne wie in Bangladesch.

Was wäre daran bitteschön verkehrt?
Wir hätten dann nämlich noch ARBEIT.
Nur wo ARBEIT ist, sind auch INGENIEURE.
Nur wo ARBEIT ist, kann man kaufen.

Heute muss sich ein Schüler im späteren Leben nicht nur gegen einfältige Maschinen behaupten, sondern gegen immer intelligenter werdende, immer spezialisiertere Roboter und unsichtbare Computersysteme. Im Augenblick kommen 30 (oder waren es 300?) Microcontroller auf einen Einwohner. In ein paar Jahren werden es 10.000 Microcontroller sein.

Wo liegt der Weg?

Erstmal in:
Produktionsarbeitsplätze behalten.
Das ist allemal leichter, als sich Produktionsarbeitsplätze zurück zu erkämpfen.

Wenn die Produktionsarbeitsplätze weg sind, müssen alle im Dienstleistungssektor unterkommen. Damit gehen die Löhne für die Dienstleistung den Bach herunter. Siehe z. B. Friseure, Maurer, KFZ-Gewerbe. Hier natürlich hauptsächlich durch den Druck aus Richtung Schwarzarbeit.
Gerade der Sektor Dienstleistung, der kathegorisch ausschließt, dass im Ausland erbrachte Dienstleistungen nach Deutschland exportiert werden können, gerät durch die Arbeitslosigkeit im Produktionssektor massiv unter Druck. Schließlich können wir nicht einfach jeden Arbeitslosen ausweisen.

Dann ist da noch der steigende Bereich der Computerisierung.
Heutzutage werden die Briefe per E-Mail geschickt. Keine Dienstleistung mehr notwendig, bis auf den Strom für die Computer, aber den will eine bestimmte Partei ja auch nur noch aus dem Ausland importieren.
Weiter ... viele Registrierkassen werden durch das Internet gewartet. Neue Software, neue Preise, neue Produkte aufspielen macht z. B. ein Zentralrechner in den Niederlanden. Früher brauchte man den Dienstleister vor Ort. Heute reicht ein Teenager in Indien, um per Zentralrechner zehntausende Registrierkassen zu steuern ... und pro Registrierkasse 10 Minuten Dienstleistungsarbeit einzusparen.
Weiter bekommen Theater Konkurrenz durch DVDs und TV-Theaterkanäle. Wer 10 Euro für eine hochklassige Interpretation eines Themas auf DVD ausgibt, wird kaum 40 Euro für eine Aufführung mit mittelmäßigen Schauspielern in einem Kleinstadttheater ausgeben.
Von der Musiksparte möchte ich erst gar nicht anfangen.
Der Dienstleistungsbereich schmilzt also zusätzlich zur Überflutung mit Arbeitslosigkeit auch noch in sich weg, kann also nur durch immer innovativere Ideen einigermaßen gehalten werden. Beispiele sind Workshops zum Thema KG, Beratung zum Thema KG usw.
Aber auf der anderen Seite lohnen sich Workshops, die früher im Frontalunterricht bloßes Wissen vermittelt haben, nicht mehr. Ein Verkäufer für KGs informiert sich einfach in einem entsprechenden Forum und das war´s. Er kann ja schließlich lesen. Geordert wird dann für 20 Euro pro KG in China.



Ein "Arbeitszeitgutscheinmodell" lohnt sich nur, wenn auch Arbeit da ist.

Dieses Modell verhindert aber auch nicht den Druck des Kunden, der sagt: "Aber derunder hat den Rasen immer in 43 Minuten gemäht, ich zahle ihnen für ihre Arbeitszeit von 58 Minuten also nur die 43 Minuten, die das Mähnen wert ist."

> Nokia z. B. auch nicht ewig in Rumänien produzieren wird

Der Kunde ist König.
Der König belohnt seine fleißigen Untergebenen, deren Produkte/Dienstleistungen ihn überzeugen.
Die fleißigen Untergebenen, deren Produkte der König nicht haben möchte, kriegen kein Geld und müssen betteln gehen.

Somit ist der Arbeitnehmer gleichberechtigt zum Arbeitgeber während der Arbeitszeit vom gutdünken des Königs abhängig und außerhalb der Arbeitszeit selber ein König.

Es sei denn, der Arbeitnehmer hält dem Verkäufer eine Waffe an den Kopf und zwingt ihn nur seine Produkte zu vertreiben. Allerdings nur, wenn der Verkäufer seinerseits dem Kunden eine Waffe an den Kopf halten würde und diesen zum Kauf seiner Produkte zwingt.


Die rumänischen Arbeitnehmer können durch ihr Verhalten bei der Wahl der Politiker (Staat bis Kommune) sowie durch die Lohntarife zu 100% mitbestimmen, wann Nokia nach Südostasien umzieht. Das ist die Macht des Volkes.
Und der Käufer könnte auch zwei Mal über seine Kaufentscheidungen nachdenken.


> Sie ziehen weiter, ganz gleich, welche sozialen und auch ökologischen Wüsteneien sie hinterlassen.

Den Kunden freuen aber die günstigen Preise.
Wenn du mich fragst, ist der Kunde der Psychopath.
Auf der einen Seite hohe Löhne fordern und auf der anderen Seite geldgeiler Schnäppchenjäger sein.
Das ist das Übel.
432. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Why-Not am 28.01.08 00:05

Zitat
Auf der einen Seite hohe Löhne fordern und auf der anderen Seite geldgeiler Schnäppchenjäger sein.
Das ist das Übel.

Je geringer der Kaufwert der Löhne ist, desto mehr Arbeitnehmer müssen zum Schnäppchenjäger werden. Das ist ein Teufelskreis, den der einzelne Arbeitnehmer nicht durchbrechen kann.

Andererseits brechen auf diese Weise auch den Firmen ihre Absatzmärkte allmählich weg. Die US-amerikanische Lösung, Konsum auf Pump zu finanzieren, ist (vorhersehbar) inzwischen auch gescheitert. Damit sind auch die Firmen in dem von ihnen angestoßenen Teufelskreis gefangen. Sie müssen ihre Produkte immer billiger machen, da die Kunden immer weniger Geld haben. Die Folgen sind geringe Löhne und Verlagerung in (noch) Billiglohnländer, in der Hoffnung, noch ein paar Quartale Gewinn zu machen.

Natürlich könnte man auch nach alternativen Möglichkeiten suchen, Gewinn und Kosten in Balance zu halten. Aber dafür fehlen den Vorständen die Anreize. Ihre Einkünfte hängen davon ab, wie die Gewinne im aktuellen Quartal - oder vielleicht noch im aktuellen Geschäftsjahr - aussehen. Ob die Firma in ein paar Jahren noch existiert, ist für deren Einkommen irrelevant.
433. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 28.01.08 12:55

Hallo cream,

nur das deine Vergleiche hinken.

Sicher haben wir hier ein höheres Lohnniveau, aber das ist auch erforderlich, damit das höhere Preisniveau bezahlt werden kann. Und nebenbei - ein Assistenzarzt an einer Klinik geht mit knapp 3.000 € brutto nach Hause.

Ebenfalls ist in anderen Ländern die Arbeit auch flexibler. Bei uns werden Überstunden erwartet und als normal vorausgesetzt. In anderen Ländern haben die Menschen 2 Jobs, weil sie von einem nicht leben können. Da hat sich das mit Überstunden erledigt.

Du sagst, die Zeit der Anpassung sei da. Das ist in Ordnung, aber wenn sich die Arbeitnehmer anpassen müssen, muß das Gleiche auch für die Arbeitgeber gelten. Das heißt Abschied nehmen, von einem Arbeitnehmer, der zur Firma hält, Abschied von vielen Dingen, auch vor dem Schutz vor Generalstreik.

Merkwürdig, das selbst die Arbeitgeber dies in diesem Umfang nicht wünschen.

Viele Grüße, Harald
434. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 28.01.08 22:08

Cream - bei allem Respekt, aber ich glaube, du erkennst eines nicht:

Großkonzerne haben den einzelnen Mitarbeiter schon lange aus dem Auge verloren - einige ganz wenige Ausnahmen dabei. NOKIA ist derzeit das beste negative Beispiel dafür.

Was interessieren Mitarbeiter, wenn die Interessen der Aktionäre viel interessanter sind. Von denen wird der Aufsichtsrat gewählt. Und wer den Geldbeutel derer am besten füllt, wird gewählt. Arbeitnehmer verkommen zum Arbeitsmaterial - ist es verschlissen, wird es weggeworfen und ersetzt. Gibt es woanders was billigeres, wird es ebenfalls weggeworfen und durch das Billigere ersetzt.

Was zählt Firmenzugehörigkeit, den Chef stützen, auch in schlechten Zeiten - es zählt einen Schei....dreck, es wird dem AN immer nur vorgegaukelt, er müsse doch die Firma in schlechten Zeiten stützen, verzichten.

Ich sage: NUR VOLLIDIOTEN MACHEN DAS !!! Übgrigens war ich genauso blöd, hab es über Jahre gemacht, verzichtet - für was Für NICHTS! ich fühle mich heute verarscht, ohne Ende und ich bin es auch.

Chefs sollten eines erkennen - sie verkaufen Waren und sind damit Unternehmer - ein Arbeitnehmer verkauft seine Arbeitskraft - und ist damit genauso Unternehmer. BEIDE gewinnorientiert! Genau das ist die Masche der Bosse, die sie seit Jahren immer hemmungsloser ausleben. Es wird Zeit, das die Arbeitnehmer den Bossen zeigen, das diese von IHRER Arbeitskraft leben. Welcher der großen Bosse macht noch was selber? Keiner!!!

Es wird Zeit, das die Methoden der Gewerkschaften den Bossen gegenüber erheblich rüder werden. Entweder, es gibt XY % mehr, oder der Laden wird bestreikt, bis es mehr gibt! Wenn einer dann meint, er muß gehen - Reisende soll man nicht aufhalten!!! Die Konsequenz muß dann eben auch sein, das die Bevölkerung zusammenhält und das Produkt dieser Firma beim Kauf nicht mehr berücksichtigt - oder bei der Verarbeitung ausschließt.

Du kannst vielleicht lachen - ich erlebe das im Kleinen immer wieder bei Kunden. Da heißt es: Das Produkt kommt mir nicht ins Haus, weil die in Deutschland nicht mehr produzieren, ausgestellt haben, ...... ! Es gibt auch andere, die gleich gut sind und hier ihre Steuern bezahlen.

Wir müssen nur alle etwas aufmerksamer werden.

Globalisierung ist etwas Feines - ich werde aber gerne nach meiner produktiven Leistung bezahlt und die liegt einige 100 % über dem, was in China o.ä. erbracht wird. Qualitativ und auch wertmäßig. Nur das meine Bezahlung nicht in der gleichen Prozentzahl darüber liegt.

Findest du das auch so "prima"?

Grüße - Harald
435. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 28.01.08 23:13

Text: Emil Luckhardt
Musik: Pierre Chrétien Degeyter

Wacht auf, verdammte dieser Erde, die stets man noch zum Hungern zwingt! Das Recht wie Glut im Kraterherde nun mit Macht zum Durchbruch dringt. Reinen Tisch macht mit dem Bedränger! Heer der Sklaven, wache auf!
Ein Nichts zu sein, tragt es nicht länger, alles zu werden, störmt zuhauf.

Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht! Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.

Es rettet uns kein hö´hres Wesen, kein Gott, kein Kaiser, noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen, können wir nur selber tun!
Leeres Wort: des Armen Rechte! Leeres Wort: des Reichen Pflicht!
Unmündig nennt man uns und Knechte, duldet die Schmach nun länger nicht!

Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht! Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.
In Stadt und Land, ihr Arbeitsleute, wir sind die stärkste der Partei´n.
Die Müßiggnger schiebt beiseite! Diese Welt wird unser sein;
unser Blut sei nicht mehr der Raben und der nächt´gen Geier Fraß!
Erst wenn wir sie vertrieben haben, dan scheint die Sonn´ ohn´ Unterlaß


Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht! Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Die Internationale erkämpft das Menschenrecht.

Die Internationale
Die Internationale
Die Internationale




[url=http://www.youtube.de/?watch?v=UXKr4HSPHT8[/url]
436. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 29.01.08 00:50

Wohl gesprochen, folssom.

Vielleicht wird es wirklich einmal für den Spruch Zeit
"Proletairer aller Länder, vereinigt euch".

Sicher ist jeder erst mal für sich selber verantwortlich, nur gegen das Großkapital (und das beginnt für einen einfachen Arbeiter/Angestellten sehr schnell), hat ein Einzelner keine Chance. Hier kann und wird nur die Gruppe helfen - nur diese kann eine entsprechende Gegenkraft entwickeln.

Das was ich sage entbindet keinen von der Pflicht, sein möglichstest zu unternehmen, um sein Glück und Auskommen zu suchen.

Es geht mir um das angemessene Auskommen, das cream in seinem Beitrag mit Ländern im Osten und asiatischem Raum verglichen hat.

Um dir einen Vergleich aus dem Bauwesen zu geben:
In Deutschland wird ein Discountmarkt (1.700 m² / 140 Parkplätze / ca. 7500 - 8000 m² Grundstück) innerhalb von 3 Monaten auf die grüne Wiese gestellt - schlüsselfertig, versteht sich. In England dauert das 6 Monate im Ostblock 7-9 Monate. Dies ist nicht geraten, sondern eine Erfahrung, die ich in vielen Jahren gemacht habe. Dabei kostet das Bauvorhaben in Deutschland rund die Hälfte bis 2/3, wie in England.

Was ist also der Arbeitnehmer in Deutschland wert, im Vergleich zu anderen? Ich denke, deutlich mehr! Er erwirtschaftet seinen Chef auch entsprechend mehr Umsatz und damit auch Gewinn. Es gibt meiner Meinung nach keinen Grund, warum dieser Arbeitnehmer nicht entsprechend MEHR verdienen soll - und auch zum Schluß (nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben) mehr in der Lohntüte haben soll, wie andere, die diesen Stress nicht mitmachen.

Damit der Vergleich gezogen werden kann:
Discounter "X": Vor 12 Jahren habe ich einen Markt mit 800 m² Verkaufsraum und 85 Parkplätzen in 6,5 Monaten gebaut - heute den gleichen Markt (erheblich hochwertigere Ausstattung) mit fast 1300 m² Verkaufsfläche und fast 140 Parkplätzen in 3 Monaten - das ist heute Standart!

Nun - wer soll diesen Gewinn einstreichen? Immer nur der Kunde, vieleicht der Chef? Der Arbeitnehmer darf noch dankbar sein, das er Arbeit bekommt??

Da sag ich nein, so nicht! Und da pfeif ich auf die "Internationale". Nicht ich, sondern das Großkapital sucht den Klassenkampf. Von der Bevölkerung ist das nur noch nicht verstanden worden. Die Macht gehört dem Volk - was will den ein Unternehmer machen, wenn die AN ihm erklären, das sie für das Geld, das sie bekommen, ab morgen nicht mehr arbeiten?

Sie vertrauen alle auf die Dummheit und Gutmütigkeit des "deutschen Michels" (Mönsch Michel - du bist nicht persönlich angesprochen), nur ich erinnere an die Zustände während der 20-er Jahre des letzten Jahrhunderts. Warum gab es Unruhen, Schießereien, Kämpfe bis aufs Blut? Die Menschen hatten nichts mehr zu essen, keine Arbeit, keine Perspektive - keine Zukunft!

Wer nicht blind ist erkennt, das wir Schritt für Schritt wieder in diese Richtung steuern. Du kannst mir glauben, ich bin keineswegs begeistert davon.

Grüße, Harald


Edit: Um es klar zu stellen - ich rufe hier nicht zur Gewalt auf, damit das nicht mißverstanden wird. Ich sehe sie als Gefahr, die uns allen droht, wenn nicht wirksame Gegenmaßnahmen getroffen werden. Diese sind in meinen Augen aber nicht Maßnahmen gegen die Bevölkerung, um diese ruhig zu halten, sondern Maßnahmen, die diese Mißstände beseitigen oder zumindest auf ein erträgliches Maß mildern.
437. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 29.01.08 11:47

Ja cream, Du hast völlig recht.
Die Großkonzerne sind Wohltäter der Menschheit, sie bringen Arbeitsplätze in andere Länder.
Und das ist eine selbstlose soziale Wohltat.
Ich meine, die Leute in Bochum sollen sich nicht so anstellen, schließlich werden sie aus der täglichen Frohn befreit, sie brauchen nicht mehr jeden Tag anzutreten.
Das kleine Opfer, ihren eigenen Lebensstandard abzugeben, sollte ihnen doch die Aussicht, daß man in Rumänien Arbeit bekommt, wert sein.
Zumal sich der Konzern mit einem Gewinn von nur 7,2 Milliarden bescheidet.
438. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 29.01.08 13:26

Und nun etwas weniger satirisch:
Es geht um die Globalisierung, das bedeutet das Neandertal erstreckt sich nun auf die ganze Welt, d.h. alle nehmen die Keule zur Hand und der Stärkste überlebt.
Also, warum ist es denn so ein Problem, wenn einige die Keule des Sozialismus schwingen?
Die Konzerne vertreten ihre Gewinninteressen, letztlich tun die Arbeitnehmer das auch.
Es fehlt noch das "Klassenbewußtsein", ein zugegeben veralteter marxistischer Begriff.
Übersetzen wir diesen Begriff in unsere Zeit heißt das auf der einen Seite:
"Wir müssen Gewinn machen, da können wir keine Rücksicht auf irgendwelche Länder nehmen, sondern müssen da produzieren, wo es am billigsten ist. Irgendwelche Rücksichten können wir uns nicht leisten. Wir brauchen das preisgünstigste Humankapital."
(In "großen Zeiten" hieß das: Wir brauchen billiges Menschenmaterial, alles andere ist Gefühlsduselei.)
Auf der andern Seite hieße das:
"Ich bin Arbeitnehmer, mich interessiert eine angemessene Vergütung, sonst nichts. Irgendwelche Gewinninteressen gehen mich nichts an. Ich versuche mit allen Mitteln meine Interessen zu vertreten."
So ungefähr ist das "Klassenbewußtsein" zu definieren.
Das haben aber nur wenige, am ausgeprägtesten ist das beim Kapital (?)
Gäbe es das "Klassenbewußtsein" auch bei den Arbeitnehmern, bekämen bei den Wahlen CDU, CSU, FDP kein Bein an die Erde.
Jeder, auch derjenige, der nichts davon hat, murmelt dann irgendwie: "Ja, ja, irgendwie müssen die ja Gewinn machen..." etc.
Schaut man genauer hin, stellt man fest, daß diejenigen, die die Verlagerung etc. durchführen, gar keine Kapitalisten im eigentlichen Sinne sind, sondern "lohnabhängig" d.h. sie sind Angestellte, die wiederum getrieben sind, den Gewinn zu maximieren und das möglichst schnell (meinen sie.)
Diese Leute sagen mit tiefem Bedauern: "Ja, wenn ich so könnte, wie ich möchte, dann wäre ja alles gaaanz anders... Aber ich muß ja... Und es tut mir ja sooo leid..."
Das führt uns zum eigentlichen Problem:
Man müßte Verantwortung übernehmen.
Ja, ich mache es so, weil ich der Meinung bin...
Und die eigentlichen Mächtigen haben keine Zeit, weil sie ja so viele Aufsichtsratposten haben...
Und die andern müssen an die Konkurrenz denken...
Und wer denkt denn an mich, wenn ich auf den Gewinn verzichte...
(A propos Verzichten:
Nur mal so die Größenordnungen abzuschätzen:
Es geht um 2.300 Arbeitnehmer in Bochum, denen 7,2 Milliarden Gewinn gegenüber stehen.
Macht pro Nase ca. 3,1 Millionen.
Geht man von Personalkosten von 31.000 pro Nase aus, so ergibt sich ein Anteil von ca. 1 %.
Es hieß, daß man nun pro Aktie 0,56 C mehr ausschütten könne. Der Anteil ist nicht mehr darstellbar, mit viel Wohlwollen wäre es 1 C.
Der Anteil wird noch kleiner, da die Leute in Rumänien ja nicht umsonst arbeiten wollen.
Ja, ja die Stein-Hardenbergschen Reformen waren schon ein großer Fehler.)
Aber die "kleinen" wollen auch nichts verantworten, und wollen auch nur raffen.
Wäre das nicht so, wäre das System im Ostblock nicht zusammen gebrochen, und unsere Behörden funktionierten auch viel besser.
Im "Sozialismus" wurde gefordert, "Sowjetmensch" zu sein, der eben Verantwortung übernimmt und auch mal etwas tut, wenn es nicht sofort eine Belohnung gibt, und wenn er nicht sofort mehr als der Kollege bekommt.
(Aber gelegentlich gibt es hie und da doch "Sowjetmenschen", sonst würde überhaupt nichts mehr funktionieren.)
Aber bis wir einen "wirklichen" Sozialismus bekommen, mit Menschen, von denen die meisten "Sowjetmenschen" sind, wird es noch sehr, sehr lange dauern, wenn es denn überhaupt jemals soweit kommt.
Bis dahin leben wir weiter im Neandertal und schwingen wir eben weiter unsere Keulen gegeneinander.
439. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 29.01.08 17:51

Hallo cream,
Muß ich ja mal ganz konkret werden.
Bist Du bereit, auf Deinen Lebensstandard zu verzichten, zugunsten der Leute in Rumänien?
Und stell Dir vor:
Jemand hat zwei Kinder, bei denen Bafoeg nicht möglich ist, wird arbeitslos.
Wärest Du bereit zu sagen, na ja, dann können die eben nicht studieren, Hauptsache, ich gebe etwas ab.


Ich fürchte, es ist nur wieder dieses: "Die sollen mal..." (Nicht so schnell fahren, ich kann nicht und fürchte mich davor. Weniger verdienen, ich bin Beamter...) etc.
Ich weiß selber, das ist verführerisch, man ist leicht bei der Hand damit, ehe man sich´s versieht.

Aber das mit der Aktie ist eine gute Idee. Gleich morgen werde ich eine Aktie kaufen und dann werde ich darauf bestehen, daß der Standort Bochum geschlossen wird, damit ich den extra halben Cent bekomme.

Dabei fällt mir ein Spruch ein:
"Quidquid agis, prudenter agas et respice finem."
Eine Übersetzung erübrigt sich, denn der Spruch ist sowas von aus der Mode gekommen...


Ich entschuldige mich schon im Vorwege, wenn ich Dir Unrecht tun sollte.
Ich bin auf Deine Antwort neugierig
440. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 29.01.08 19:54

Es gäbe eine einfache Regelung, die Konzernen beibringt, das es im Geschäftsleben nicht nur um Geld geht, sondern auch um Menschen:

Wer den vollen Gewinn abschöpfen will, trägt auch das volle Risiko. D.h. er trägt auch die Kosten der Arbeitslosenversicherung für die Menschen, die er aus Gewinnsucht in die Arbeitslosigkeit schickt. Warum soll das die Allgemeinheit bezahlen? Dafür gibt es keinen Grund! Gewinne werden ja auch ins Ausland verlagert und die Allgemeinheit hat hier nichts davon (kein oder nur ein geringes Steueraufkommen, keine Investitionen, ...). Der Konzern ist dann so lange für den Arbeitnehmer haftend, bis dieser einen anderen vergleichbaren Arbeitsplatz gefunden hat.

Ich halte das für eine prima Idee, weil sie auch die Subventionsheuschrecken (bei freenet in einem Artikel gelesen, fand ich gut) abschrecken wird. Jeder Konzern überlegt sich, ob und wo er investiert, weil er Verantwortung übernimmt.

Und eines noch - es sind bei Nokia nicht nur 2.300 Arbeitnehmer von der Arbeitslosigkeit betroffen. Im Durchschnitt dürften ca. 3 Menschen von einem Arbeitsplatz leben. Das macht dann ca. 9.900 Menschen die von dieser geldgierigen Entscheidung betroffen sind. cream - das ist der Umfang einer Kleinstadt hier in Deutschland! Da geht man einfach nicht nach dem Motto vor "wo gehobelt wird, da fallen Späne".

Ein solches rücksichtsloses und menschenverachtendes Verhalten muß international Konsequenzen haben!

Das ist meine Meinung dazu.

Viele Grüße, Harald
441. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 30.01.08 17:26

@ Harald
Du wirst mir immer symphatischer, für Dein Scharfsinn in dieser Sache, aber auch einige andere hier. Aber leider gibs immer noch viel zu viel Leute in Deutschland, die Denken nur von Früh bis Mittag, wenn überhaupt, lassen sich einlullen von der BL*dzeitung, und, und, und. Mit anderen Worten, es geht in Deutschland noch vielen immer noch zu gut, die noch eine halbwegs vernünftig bezahlte Arbeit haben. Dies wird natürlich geschickt (u.a. von Medien) ausgespielt, gegen die, die diese nicht mehr haben.

Aber zurück - Du hast es wirklich sehr gut erkannt, es ist ein Teufelskreis ohne Ende. Jeder neue Erwerbslose, zieht andere kl. Unternehmer, aber auch andere noch Arbeitnehmer in den Ruin, weil der 1. Erwerbslose, keine Kaufkraft mehr hat. Tut mir leid sagt er, ich kann es mir nicht mehr leisten.

Ansonsten ne Klasse Gedanken-Ansatz von Dir!

Schuld an das was bei Nokia passiert, ist allein die Politik, die sowas hat durchgehen lassen mit den Subventionen. Ich als Unternehmer, wär doch auch bescheuert, wenn ich das nicht nutzen würde, wenn mir das angeboten wird. Also gibs sowas nicht mehr und fertig! Und das mit Rumänien ist auch ein Fehler, das da wieder was subventioniert wird aus EU-Mitteln, für den Unternehmer, oder zumindestens für das Konglomerat aus Vorstand/Manager und Eigentümer des Konzerns und Mehrheitshalter der Aktien.

Ich denke ein alteingesesserer Rumäne kommt gut mit 300 Euro aus, man kann die Lebenserhaltungskosten Rumäniens nicht mit Deutschland vergleichen. Das kommt Nokia natürlich mehr recht als billig, dann noch Subventionen - wat will Nokia mehr? Klar noch mehr Profit und Dividende.

Aber ich halt es auch für abartig pervers von Nokia zu sagen, die Deutschen können doch nach Rumänien mitziehen zum Gehalt der dortigen, auch wenn man dort gut von auskommt. Ich bezweifle, das dies jemand nur ernsthaft gedacht, machen würde aus diesem Forum. Ich mein die hierzu Stellung beziehen in diesem Thread.
442. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 30.01.08 18:25

> Aber ich halt es auch für abartig pervers von Nokia zu sagen, die Deutschen können doch nach Rumänien mitziehen zum Gehalt der dortigen, auch wenn man dort gut von auskommt.

Und am besten auch noch die Familie dorthin mitnehmen und bei jedem weiteren Firmenumzug, z. B. nach Bangladesch, ebenfalls.

Kleine Ergänzung: Wenn eine ursprünglich von den EU-Verbrechern geplante Richtlinie Wirklichkeit geworden wäre, hätte Nokia bloß in Rumänien seinen Hauptfirmensitz anmelden müssen, um in Deutschland zu rumänischen Bedingungen (Herkunftsland- statt Gastlandprinzip) arbeiten lassen zu können. Davon träumt natürlich das Kapital, denn dann wäre die Versklavung der arbeitenden Bevölkerung durch das Kapital perfekt - und alles "demokratisch" und rechtsstaatlich abgesichert.

Das wäre dann ja wirklich zum Marxist-Werden!

VG Blue
443. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 30.01.08 21:02

@ Gerry

Dann würden die Arbeitsämter eben Leute als 300 ,- @-Kräfte zur Arbeit verpflichten und den Differenzbetrag zu Hartz IV drauflegen. Entscheidend aus Kapitalsicht ist die Gewöhnung an die gehaltsmäßige Abwärtsspirale, an immer mehr Zumutungen.


Und @ all

Begreift ihr endlich die Genialität der Idee der Bezahlung mit Arbeitszeitgutscheinen?

VG Blue
444. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 30.01.08 22:52

Hallo cream,
Zitat

Ich sehe das positiv, die Anpassung der Menschheit ist erforderlich!

Diese Worte erschrecken mich und ehrlich gesagt, kann ich sie nicht nachvollziehen! Erwartest du allen Ernstes, dass sich die Menschen der Arbeit anpassen müssen? Wenn ja, bist du nicht mehr weit weg von dem daraus logischen Schritt, dass sich die Menschen der Arbeit völlig unterzuordnen haben. Und dann ist die völlige Versklavung Tatsache geworden und genau das erreicht, was das Großkapital will. Ich kann vor einem solchen Gedankengut nur warnen, die Folge ist in meinen Augen dann irgendwann Anarchie. Ich wünsche mir nicht die Zustände zurück, die in Anfang des 20ten Jahrhundert geherrscht haben. Beileibe nicht!

Übrigens wird der Gouda dann auch nicht mehr in Deutschland hergestellt, sondern in Billiglohnländern. Wer dann in Deutschland noch eine Überlebenschance haben will, muß hochintelligent sein und studieren. Die breite Masse der Menschen, die durch ihrer Hände Arbeit ihr Brot verdienen wollen wären gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Was du hier verkaufst, würde eine Völkerwanderung hervorrufen, die diese Welt noch nicht gesehen hat.

Ich sehe also eher, das du deine Wette bildsauber verlieren würdest.

Viele Grüße, Harald
445. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 31.01.08 11:31

Die Attitüde: "Ich habe den Überblick, und die anderen, die irgendwelche sozialistischen Ideen vertreten, sind romatische Spinner..." finde ich gelinde gesagt, befremdlich.
Man muß sich fragen, sind denn die ganzen humanistischen/humanitären Ideen seit der Aufklärung nur noch ein Arschwisch?
Und ich bleibe dabei:
Das "Kapital" verfolgt gar keine Ziele.
Es geht ausschließlich und nur um Gewinnmaximierung und um nichts sonst. Das ist Egoismus pur, es ist, wie schon gesagt, der Neandertaler mit der Keule.
Die setzen sich nicht zusammen und beraten: "Wie können wir die Arbeiter am besten ausbeuten." sondern die Arbeiter sind total unwichtig. Wenn denn dabei herauskommt, daß auch die Arbeiter gut verdienen, macht das nichts. Und wenn dabei herauskommt, daß tausende Arbeiter verhungern, macht das auch nichts.
So etwas als "ausgleichende Gerechtigkeit" hochzustilisieren ist schon sehr seltsam.
Unser Sozialsystem, das die Kapitalisten ein wenig bremst, ist das Resultat der Entwicklung seit der Aufklärung (1848 folgende).
Das und nur das sorgt dafür, daß eben nicht Tausende verhungern, es wäre Nokia & Co total gleichgültig.
Es geht gar nicht darum, ob Rumänen auch ein Recht auf Arbeit haben, oder nicht. Es geht darum, das Zeug in Rumänien billig zu produziern und dann hier zu den hier üblichen Preisen zu verkaufen.
Diese Bewegung läuft aber auf Dauer so nicht, denn wenn hier der Lebensstandard weiter sinkt, ist der Markt futsch.
Und dann muß eben noch billiger produziert werden, z. B. in Bagladesh oder so.
Daß sich der Lebensstandard in Rumänien hebt ist dabei gar nicht vorgesehen, es ist auch total gleichgültig.
An dieser Stelle wird der Unterschied zwischen Betriebswirtschaft und Volkswirschaft deutlich.
Es wird dann immer rgumentiert, dann müssen wir eben hochqualifizierte Entwicklung machen. Dem steht aber die Normalverteilung im Weg.
(Man besorge sich einmal Unterlagen.) Faktum ist, daß Intelligenz (reicht alleine nicht aus, aber lassen wir es hier einmal als pars pro toto) normalverteilt ist. Das bedeutet, daß höchstens ein Drittel der Bevölkerung (ist eigentlich schon zu hoch gegriffen) dazu in der Lage ist.
Was macht man mit den restlichen ZweiDritteln?
(Ein Umstand, der von Politikern geflissentlich ignoriert wird.)
Ein weitere Punkt:
Jedes Verhalten ist eine Botschaft an das Gegenüber, an die Umgebung.
Das Verhalten der Firmen ist die Botschaft:
"Ihr seid völlig egal. Ob ihr schafft, wie die blöden, oder nicht, ist egal. Ob du gute Arbeit leistest oder nicht, du wirst entlassen. Die anderen können es genau so gut und sind billiger."
In etwas qualifizierteren Jobs kommt es noch dicker:
"Wir müssen dich ganz durchleuchten, soziale Kompetenz, und natürlich Arbeitsleistung, Belastbarkeit etc. Aber letztlich bist du auch egal, wenn wir woanders billigere finden, schmeißen wir dich raus."
Ja, was denn nun? Bin ich wichtig mit "durchleuchten" etc. oder bin ich egal? Das ist eigentlich eine "Doppelbotschaft".
Seltsam, die Depression wird zur Volkskrankeit, ja wie kann denn das passieren?
446. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 31.01.08 12:44

Zitat
Hallo Harald,

ich hatte die ganzen Zusammenhänge schon ausgeführt, Deine Denkweise ist mir zu nationalistisch, wir sind im Zeitalter der Globalisierung!

Wie gesagt, es scheint mir so, als ob dieser Prozeß nicht verstanden wird. Die Globalisierung beinhaltet die Entnationalisierung, den Macht- und Bedeutungsverlust eines Nationalstaates.

Insoweit nochmals, ein Rumäne hat das gleiche Recht wie ein Deutscher, für eine finnische Firma Handys zusammenzuschrauen.

Möchtest Du das bestreiten, oder stimmst Du dem zu?


Ich stimme zu, das jeder das gleiche Recht hat, ein Handy zusammenzuschrauben.

Im anderen Punkt stimme ich dir nicht zu! Wenn Globalisierung mit Menschenverachtung gleichzusetzen ist, dann bin ich wohl ein Nationalist. Sicher sind wir im Zeitalter der Globalisierung und diese wird auch nicht aufzuhalten sein. Es wird nur Zeit, das sie in den richtigen Bahnen gesteuert wird und dafür sind die Großkonzerne und der Kapitalmarkt völlig ungeeignet, weil diese ausschließlich gewinnorientiert handeln.

Macht- und Bedeutungsverlust eines Staates, damit seiner Bürger, der Arbeitnehmer und des einzelnen Menschen. Wenn dass das Ziel ist, dann leben wir in keiner guten Zeit - im Gegenteil!

Globalisierung darf nicht heißen, das der Einzelne wenigstbietend verkauft wird. Hink hat das in seinem Artikel nicht schlecht beschrieben. Ich gebe ihm recht, nicht umsonst ist Depression mittlerweile zu einer Volkskrankheit geworden.

Hink gebe ich nur in einem Punkt nicht Recht: Das Kapital verfolgt wohl ein Ziel - es will sich auf dem Haufen, auf dem es liegt, vermehren. Dabei rücksichtslos bis zum Exzess. Wer untergeht, hat Pech gehabt. Wer als "Fettauge" auf der Suppe schwimmt, wird diese Regelung natürlich prima finden, sollte aber nicht vergessen, das morgen wieder ein neuer Tag ist und das was heute gut war sich morgen als Desaster herausstellen kann. Und dann hat das "Fettauge" auf einmal Pech gehabt und geht unter.

Sicher, Konzernchefs sichern sich ab. Ihnen wird im derzeit geltenden System nie etwas existenzbedrohendes geschehen. Der Chef einer kleinen Firma steht da sehr schnell anders da.

Insofern cream, will ich damit deinen Ausführungen nicht folgen. Sie sind mir zu einseitig gewinnorientiert und die soziale Komponente kommt mir deutlich zu kurz.

Viele Grüße, Harald
447. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 31.01.08 14:36

Ich möchte jetzt nicht mehr auf Einzelheiten eingehen - ich sag nur eines, wenn es so weiter geht wie jetzt, kollabiert das ganze System, in nicht allzu ferner Zukunft - was dabei dann heraus kommt - keine Ahnung, möcht ich auch gar nicht wissen, ich hoffe das ich das nicht mehr miterleben muss.

Vielleicht sowas wie die Triologie im Kino/TV "MadMax", was ja nichts anderes als das dies eine Anarchie beschreibt, nach dem Knall, bzw. die den Knall überlebt haben. Ich halte das für vorstellbar.

Gibt da noch andere filmische Leistungen, die in diese Richtung einschlagen.

XR
448. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 31.01.08 19:31

Formulierungen wie "Träume linker Ideologen" sind eigentlich ein Abwehrreflex gegen das Suchen nach wirtschaftspolitischen Alternativen. Wie sagte Thatcher damals: "There is no alternative." Das war natürlich der Versuch, ein Denkverbot durchzusetzen.

In der heutigen wirtschaftspolitischen Diskussion gibt es im Grunde drei Richtungen:

1.) Keynesianismus. Die herrschende Volkswirtschaftslehre der Nachkriegszeit bis etwa 1980, Anfänge schon in Roosevelts New Deal. Stichworte: nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik, staatl. finanzierte Konjunkturprogramme, sozialer Ausgleich (innerhalb der Systemgrenzen des Kapitalismus)

2.) Neoliberalismus. Die gegenwärtig herrschende, von Pinochet, Thatcher und Reagan durchgesetzte Wirtschaftstlehre und Politik. Stichworte: angebotsorientierte Wirtschaftspolitik, Deregulierung, Privatisierung, Sozialabbau, Abbau staatlicher Planungen

3.) Marxismus. Marxistische Wirtschaftsanalyse findet wieder verstärkt Beachtung. Marx` "Kapital" wird wieder gelesen und gewürdigt. Analytische Stichworte: Krisenzyklen, Ausbeutung und Klassenantagonismus im Kapitalismus; demokratische bedarfsorientierte Wirtschaftsplanung, Abschaffung der Geldwirtschaft und der Klassenherrschaft als Grundlagen des Kommunismus


Eine keynesianische Wirtschaftspolitik nach dem (hoffentlich nur vorläufigen) weltweiten Sieg des Neoliberalisms zu machen, ist sicher schwierig. Mitterand ist schon recht früh daran gescheitert. Müssten Marxisten ad hoc Wirtschaftspolitik machen, würden sie höchstwahrscheinlich zunächst auf keynesianische Strategien zurückgreifen.

Der Neoliberalismus ist, wie gesagt, die herrschende wirtschaftpolitische Lehre. Durchgesetzt und international abgesichert wurde er duch Organisationen wie IWF, WTO und Weltbank. Folgen sind neben einer durchaus vorhandenen Wirtschaftsbelebung nach den Wirtschaftsproblemen der siebziger Jahre u. a. eine sich zunehmend öffnende Schere zwischen Arm und Reich, sowohl international als auch innerhalb der Nationen.

Dem Marxismus wurde oft vorgeworfen, nichts zur Lösung aktueller wirtschaftlicher Probleme beigetragen zu haben bzw. beizutragen. Dieses Defizit des Marxismus ist nicht verwunderlich, geht es ihm doch nicht um die Stabilisierung des Kapitalismus, sondern um dessen Abschaffung. In der Analyse des Gesamtsystems des Kapitalismus ist allerdings der Marxismus oder besser Marx unschlagbar. Inzwischen liegen auch marxistisch inspirierte Abhandlungen vor, die sich den aktuellen wirtschaftlichen und ökologischen Problemen auf hohem Niveau widmen. Ich denke etwa an die Veröffentlichungen von Prof. Elmar Altvater. Marx hat sich als wissenschaftlich denkender Mensch hinsichtlich Prognosen der Gestaltung einer künftigen Gesellschaft sehr zurückgehalten. Drei Elemente der von ihm so genannten kommunistischen Gesellschaft habe ich oben erwähnt.

Kleiner Einschub: Der sog. Weltanschauungsmarxismus, für den weniger Marx als vielmehr Engels ("Anti-Dühring", 187, aber auch Korsch, Lenin und zuletzt Stalin ("Über dialektischen und historischen Materialismus", 193 verantwortlich zeichnen, gehört m. E. auf den Müllhaufen der Geschichte. Man sollte Marx als den sehen, der er war und als der er heute noch in erster Linie Bedeutung hat, nämlich als einen exzellenten Wirtschafts- und Gesellschaftsanalytiker.

Ich halte die Probleme des gegenwärtigen weltweit dominierenden Wirtschaftssystems für derart gravierend, dass man durchaus versuchen sollte, über die Systemgrenzen hinauszudenken. Vor allem aber sollte man sich vom herrschenden neoliberalen Ungeist nicht die Klarheit der Begriffe und die moralischen Maßstäbe aus der Hand nehmen lassen. Ausbeutung sollte Ausbeutung genannt werden, Unterdrückung Unterdrückung und Verdummung Verdummung.

Blue
449. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 31.01.08 20:52

@ cream

> Meine These ist nach wie vor, dass Marx noch nicht reif ist, selbst die Leute in Russland oder China wollen keinen Marx, sie wollen Freiheit.

Marx, ich nehme an, dass du "Marx" jetzt einmal synonym für "kommunistische Gesellschaft" setzt, ist kein Ersatz für Freiheit, sondern deren (innerweltliche, ich spreche hier nicht über Befreiung im buddhistischen Sinne) Vollendung durch Ausdehnung der Demokratie auf den wirtschaftlichen Bereich. Das einzige Sozialistische am chinesischen oder russischen (= Stalinschen) Modell war die gesellschaftliche Aneignung des Mehrprodukts. Marx hat in erster Linie die Funktionsweise der kapitalistischen Industriegesellschaft analysiert und sah es als moralische Pflicht an, "alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen" sei. Er gebraucht in diesem Zusammenhang sogar den Kantischen Begriff des Kategorischen Imperativs, der eine unbedingte moralische Verpflichtung ausdrückt.


> Aber mal angenommen, wir hätten jetzt global den Marxismus, was wäre dann?

Ich weiß nicht, was du mit "global den Marxismus" meinst. Was passieren könnte, ist, dass die wirtschaftlichlichen Prozesse derart widersprüchlich und sozial unhaltbar werden, dass eine Demokratisierung und Bedarfsorientierung (statt Gewinnorientierung) von der Mehrheit der Menschen in zunehmend mehr Ländern geradezu erzwungen würde. Für Marx war Kommunismus (von lat. communis = gemeinsam) immer mit einem Mehr an Freiheit und Wohlstand für alle verbunden. Ökologische Probleme, Rohstofferschöpfung etc. waren für Marx noch kein Analysegegenstand. Hier muss mit Marx über ihn hinaus weitergedacht werden. Auch eine wie auch immer geartete demokratische und solidarische Wirtschaft muss mit der ungeheuren Komplexität der heutigen und wohl auch künftigen wirtschaftlichen Verflechtung umgehen und hinreichend innovativ, produktiv und flexibel sein. Das ist völlig klar.

Blue
450. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 31.01.08 21:01

Kleiner Nachtrag:

Lenin hat die berühmte Formel geprägt: Kommunismus = Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes

Das deute ich einmal so: Kommunismus = umfassende Basisdemokratie plus ungeheurer wirtschaftlicher Fortschritt, der allen zugute kommt

Blue
451. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 31.01.08 21:04

Hallo cream,

aber auch blinder Aktionismus führt zu keinem vernünftigem Ziel. Wie bluevelvet empfehle ich die Lektüre des Buches "Kapital".

Sicher ist einiges nicht mehr aktuell, aber es ist in seiner Zeit zu sehen und war gesellschaftspolitisch und auch wirtschaftlich eine Revolution.

Von der globalen Erwärmung konnte Marx nichts wissen, damals war die Forschung noch nicht so weit, es erkennen zu können. Es ihm zum Vorwurf zu machen, geht am Thema vorbei.

Ich würde Marx eher als Vorbild sehen, denn als Verkünder der absoluten Wahrheit. Dieser Mann hat es fertiggebracht, um Jahrzehnte voraus zu denken und nüchtern zu analysieren. Habe ich mich jetzt als Marxist geoutet? Keine Sorge - ich bin keiner, aber ich verschließe auch nicht meine Augen vor seinen Analysen. Übertragt sie in die heutige Zeit und ich glaube, einiges wird verständlicher.

Was Marx anprangerte, entsprach der damaligen Zeit. Erschreckend ist, das die Systematik sehr gut in unsere heutige Zeit übertragbar ist. Nur die Mittel und Wege sind zum Teil andere geworden, die Resultate kann man fast spiegeln.

Es wird von Globalisierung geredet, von Fortschritt. Dabei stelle ich die Frage, ob wir gesellschaftlich nicht in die Anfänge des 20ten Jahrhunderts zurückschreiten. Ich empfinde das Bestreben der Kapitalklasse klar in diese Richtung.

Nur als Hinweis - eine Analyse (wieder mal bei freenet gelesen) besagt, das über 90 % des deutschen Kapitals von nicht mal 10 % der Bevölkerung gehalten werden. Damit ist klar, wer alle weiteren Vorgänge bestimmt. Die Klientel der Lobbyisten ist ein elitärer Club, der genau weiß, in welche Richtung er will. Die Richtung ist nur dann im Sinne der restlichen 90 % der Bevölkerung, wenn es den Mächtigen Gewinn bringt. Wird dieses Ziel nicht erreicht, oder auch nur zufriedenstellend erreicht, wird ausschließlich kapitalorientiert entschieden.

Die Politik hat dies seit Kohl Kanzler geworden ist, bis zum Perfektionismus übernommen. Ich gebe dir 2,-- € nehme dir aber dafür 3,-- € an anderer Stelle. Aber ich reibe dir so lange die 2,-- € unter die Nase, bis du an einen eigenen Gewinn glaubst. Leider sind viele, zu viele mit dieser Schummelnummer einzufangen.

Die Fragen sind, wie lange noch und was passiert, wenn die Mehrheit aufwacht.

Viele Grüße, Harald
452. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 31.01.08 21:12

Cream,

das "Global Warming" ist EIN Problem. Du wirst es duch einen Marxismus alter Schule nicht in den Griff bekommen, weil Analysen und Lösungsvorschlage dort garnicht enthalten sind.

Wenn, dann muß der Marxismuns weiter entwickelt werden. Eine Erkenntnis dürfte selbst der blindeste unter uns erkannt haben, mit dem Kapitalismus funktioniert es jedenfalls nicht.

Also - welchen Weg einschlagen? Auf einem Weg zu bleiben, der uns alle ruinieren, wenn nicht sogar vernichten wird? Nur, weil wir keinen besseren sofort erkennen können?

Na dann danke - prima Zukunft.

Harald
453. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 31.01.08 21:17

Humor on:

"Herr Kapitän, der Rumpf hat Löcher, die Maschine ist bereits ausgefallen - das Schiff sinkt, sehen sie, der Bug ist schon unter Wasser!" - "Danke für die Info. Wir werden prüfen, ob das nicht grad mal eine hohe Welle ist. Wenn es wirklich stimmt, werden wir darüber nachdenken, was wir machen. Kommen sie doch morgen um 12°°-Uhr nochmal zu mir. Vielleicht sind wir dann mit einem Lösungsvorschlag schon einen kleinen Schritt weiter gekommen.

Humor off

454. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 31.01.08 21:22

Wenn alle statt xyz-Spritschluckern Tatataratata oder wie auch immer das Auto heißt, führen, würde die CO2-Bilanz sicher besser aussehen. Wäre aber ein ziemlich langweiliges Straßenbild. - Ich möchte einen ökologisch sauberen Supergeländewagen fahren, und das kostenlos.

> weltumspannender Marxismus

Sprich doch einfach von demokratischer und solidarischer Wirtschaft, dann kommt es nicht zu Verwechselungen mit dem ad acta zu legenden Weltanschauungsmarxismus oder einer Wirtschaftsanalyse im Geiste Marxens.

Natürlich wäre einer ökologischen Katastrophe besser zu begegnen, wenn Wirtschaft stärker geplant würde. Das muss ja nicht gleich eine Planung a la Cockshott/Cottrell (ganz unten den ersten Weblink anklicken) bedeuten; schon Ota Sik hat bei der Entwicklung seines Modells der Humanen Wirtschaftsdemokratie über Möglichkeiten einer wirtschaftlichen Rahmenplanung nachgedacht, die demokratisch vermutlich besser durchsetzbar wäre als das Modell von Cockshott und Cottrell.

Blue
455. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 31.01.08 21:28

No, cream - Marx ist keine olle Kamelle, sondern hochaktuell. Seine ökonomischen Analysen zählen zu den wichtigsten Beiträgen zum Verständnis unserer Wirtschaftweise.

Nichts ist so praktisch wie eine gute Theorie.

Und: Nichts ist so mächtig wie eine Idee, deren Zeit gekommen ist.

Blue
456. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 31.01.08 22:27

Blue nimmt mir die Worte aus dem Mund.

Lesen, nachdenken, Schlüsse ziehen.

Beim Ersten haben Politiker keiner Probleme, beim Zweiten wird es schon schwer für sie und beim Dritten überschreiten sie ihre Kompetenzen.

Hmpf - Harald
457. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von m_MP am 01.02.08 15:57

Hallo all,

.... wenn man bedenkt, dass der Anteil der Europäer an der Weltbevölkerung von heute elf Prozent der Menschheit auf sieben Prozent im Jahr 2050 zurück geht ...

...dass selbst wenn es den Industrieländern gelinge, ihre Kohlendioxidemissionen bis zum Jahr 2050 um 40 Prozent zu reduzieren, dies durch das Bevölkerungswachstum in den Entwicklungsländern wieder aufgehoben wird...

Quelle: DSW

.. dann frage ich mich ob die hier aufgezeigten Ansätze nicht viel zu kleinkariert gedacht sind.

Ich denke, der Mensch wird es nicht rechtzeitig schaffen eine handlungsfähige Weltregierung zu bilden. Zu viele Errungenschaften, Kulturen und Freiheiten und Gepflogenheiten der einzelnen Nationen müssten dran glauben.

LG

miriam_MP
458. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 02.02.08 11:34

Bisher haben wir vor allem über die vom Kapitalismus produzierten Ungleichheiten diskutiert, wobei auch Probleme der Umweltzerstörung und Rohstoffverknappung eine Rolle spielten. Die Probleme werden noch dadurch verkompliziert, dass China und Indien gerade dabei sind, zu Weltmächten aufsteigen, zunächst wirtschaftlich, dann sicher auch politisch-militärisch. Die Folgen sind noch unabsehbar. Ein heutiger Telepolis-Artikel analysiert unter dem Titel Kampf der Giganten sehr sachlich und differenziert vor allem die möglichen Folgen des Aufstiegs Chinas. Dabei wird die Zukunft der Demokratie mit einer gewissen Skepsis betrachtet, da in China das Gruppenprinzip vor dem Individualprinzip dominiere. Klingt ein wenig nach "Du bist nichts, dein Volk ist alles." Aber warten wir mal ab, ob sich nicht der menschliche Freiheitsdrang als kulturunabhängige anthropologische Konstante erweisen wird und nicht irgendwann auch in China der Respekt vor dem Individuum und seinen Lebensentscheidungen machtvoll eingefordert werden wird. Geschichte läuft selten so ab, wie von den vermeintlich Mächtigen geplant.

Wie und mit welchen Folgen sich vor allem die EU angesichts der weltweiten Herrrschaft der Konzerne und der Umwelt- und Rohstoffprobleme vermutlich positionieren wird und mit welchen Schwierigkeiten die USA konfrontiert werden, hat der von mir schon erwähnte Elmar Altvater in einem anlässlich des Erscheinens seines neuen Buches, Konkurrenz für das Empire, geführten Gespräches erläutert und problematisiert:

Gespräch 1

Gespräch 2

Stoff genug also für das eigene Nachdenken.

VG Blue
459. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 02.02.08 17:59

> [...] es geht darum, dass wir keine Zeit mehr haben.

Natürlich haben "wir" im Grunde keine Zeit mehr. Aber von "unseren" vom Kapital gesponserten Politikern wirst du keine sachgerechten, sondern nur marktgerechte, und d. h. kapitalgerechte Lösungsansätze erwarten dürfen. Sachgerechte Lösungen würden natürlich massive Eingriffe in gesellschaftliche Macht- und Besitzverhältnisse erforderlich machen. Nein, ich meine damit nicht die besitzstandswahrenden Hartz IV-Opfer, die wenigstens noch krankenversichert sein möchten.

Ich denke, dass die verschiedenen Probleme in einem Zusammenhang stehen. Und mir stellt sich die Frage, ob sie auf der Basis einer stärker oder größtenteils geplanten Wirtschaft eher lösbar sind als im Rahmen einer kapitalistischen Marktwirtschaft. Das zumindest behauptet Claus Ludwig, der Autor dieses Textes. Mich würde eure Meinung dazu interessieren.

Zu dem oben erwähnten Buch von Altvater/Mahnkopf habe ich noch einen Textauszug gefunden, den ich euch nicht vorenthalten möchte.

VG Blue

Fehlendes Wort eingefügt. - Blue
460. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von SklaveMike am 03.02.08 11:19

Hallo zusammen,

Gerade zum Thema Klimaschutz: Da liest man immer die Politik, die Industrie und hier im Foruma auch "das Kapital" müssten was tun.
Was ist mit jedem einzelnen von uns? Inzwischen gibt es auch schon on kleineren Städten die Kunsteisbahn auf dem Stadtpatz um bei Durchschnittstemperaturen über Null eiszulaufen. Was bedeutet das an CO2? Kein Schnee in den Bergen? Da macht man halt mit hohem Energie- und Wasseraufwand Kunstschnee. Und auf der Hütte wird dann heftig über die Klimakatastrophe und die "böse" Industrie als ihr Verursacher diskutiert. Und ins Skigebiet kommt man natürlich mit dem Auto und nicht mit Bus und Bahn.
Natürlich hängen hier auch eine Menge Arbeisplätze in den Wintersportorten dran. - Keine Frage. Aber das zeigt auch das Dilemma. Es ist zu einfach immer auf die Politik und die Industrie zu zeigen. Wir alle sind mit unserem Konsumverhalten, unserem Freizeit- und Mobilitätsbedürfnis am Klimawandel beteiligt. Von den elementaren Dingen wie Ernährung, Heizung, etc. erst gar nicht zu reden.
Jeder kann mit seinem bewussten Verhalten einen kleinen Beitrag leisten und über ein geändertes Nachfrageveralten auch Reaktionen bei der Industrie hervorrufen, denn ein Produkt, das nicht mehr nachgefragt wird, wird auch über kurz oder lang nicht mehr produziert.

Nachdenkliche Grüße

Michael
461. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.02.08 16:46

Hallo Michael,

was heißt "böse Industrie"?

Zunächst einmal interessiert sich die Industrie nur für die eigene Gewinnmaximierung. Wie es den Menschen und der Umwelt dabei geht, ist ihr völlig gleichgültig. Sie versaut und der Rest der Welt muss säubern, natürlich ohne sie, die Industrie, dabei zur Kasse zu bitten.

Das zweite Problem mit der Industrie ist, dass sich auf ihren Druck hin das kommerzielle Denken wie ein Krebsgeschwür in alle gesellschaftlichen Bereiche hineingefressen hat. Selbst die Universitäten sind mittlerweile zu bloßen Zulieferern der Industrie degradiert. Es gibt, wie Elmar Altvater im zweiten der oben verlinkten Gespräche erläutert, an den Universitäten keine kritische Wirtschaftstheorie mehr.

Fazit: Der Bürger ist zum bloßen Wirtschaftsuntertanen degradiert worden. Ich möchte dem Bürger die Würde des Bürgers wiedergeben, und das geht nur, wenn der Einfluss der Wirtschaft massiv zurückgedrängt wird.

Die Menschen möchten eben nicht die allzeit bereiten und flexiblen Wegwerfarbeitssklaven sein. Sie möchten langfristig sichere Arbeitsplätze, soziale Sicherheit und eine intakte Umwelt. Und das ist nicht zuviel verlangt.

Wie bitter notwendig eine stärkere gesellschaftliche Kontrolle des Wirtschaftsgeschehens ist, kann man an den gegenwärtigen Krisen im weitgehend deregulierten nationalen und internationalen Finanzsektor sehen. Dort hat man sich, verblendet von Geldgier und gesteuert vom Zwang zur Kapitalverwertung, derart tief in die Sch***e hineingeritten, dass einige Experten sogar eine große Rezession befürchten.

VG Blue
462. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.02.08 21:03

Und trotz alledem scheinen die Amerikaner gegen jede Form von Sozialismus seltsam immun zu sein. Die sollen endlich mal vernünftig werden ...

Blue
463. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 04.02.08 21:31

Ist das so unverständlich?
Schließlich gibt es doch den "Amerikanischen Traum".
Wenn man den Sozialismus einführt, geht das doch nicht mehr.
Man darf sich doch den Weg ins große Glück nicht verbauen
464. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 04.02.08 21:35

> Kreditkrise

Vor zwei oder drei Jahren etwa habe ich gehört, dass Kreditzinsen bei Autokrediten von ein paar Prozent auf 17 % springen, sobald man eine Rate verspätet zahlt. Egal warum. Es ging damals um den sozialen Aspekt dieser Regelung. Der Bericht prangerte an, dass dadurch die Reichen bevorzugt wären.
Damals wollte mir der Sinn hinter dieser Regelung nicht klar werden. Mit den heutigen Informationen macht diese Regelung sehr viel Sinn. Diese faulen Kredite wurden anscheinend auf Grund der hohen Gewinnprognosen von 17% von den Banken weiter verkauft. Eine schöne Strategie wäre es. Zumindest logisch wär´s. Dass diese Gewinne bei Kreditnehmern erzielbar sein sollen, die bereits mit Kreditraten in Verzug waren/sind, ist hingegen recht unlogisch.
Diese Art Kredite soll aber nicht den Löwenanteil an der Kreditkrise ausmachen.
Außerdem zeigt die Kreditkrise, dass es besser ist die Staatsverschuldung gering zu halten und die Wirtschaft durch Privatverschuldung zu finanzieren. Privatverschuldung bricht eher zusammen, als Staatsverschuldung ... und der Staat behält seine Bonität gegenüber den Banken.


> Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - auch den Preis von Arbeitskraft.

*zustimm*
Außerdem möchte ich noch sagen, dass der Kunde "Die Gesellschaft" ist.
Du bist "Die Gesellschaft".


> Nokia

Ich weiß nicht, wofür Nokia das Geld braucht, aber Fiat und Jaguar haben so wenig verdient, dass sie für südostasiatische Firmen lediglich kleine Happen sind. Wenn Nokia als einziges europäisches Unternehmen versucht nicht durch südostasiatische Unternehmen verschlungen zu werden ... meine Güte, wie böse.
Schaut euch Siemens an.
Bescheidene Gewinne, bescheidene Lebensdauer, alles weg.
Für ein Unternehmen gibt es drei Optionen:
Wachsen, kurz vorm Liquiditätsverlust aufgekauft werden oder Pleite hinlegen.


> Formulierungen wie "Träume linker Ideologen" sind eigentlich ein Abwehrreflex
> gegen das Suchen nach wirtschaftspolitischen Alternativen.

Ja, und dieser Abwehrreflex resultiert aus den Erfahrungen mit den linken Ideologen, die bis heute vermeiden den Kunden ins Zentrum der Überlegungen zu schieben.
Warum?
Ich kann nur vermuten, dass sie ein falsches Selbstbild haben, niemals selbstständig waren und Marx einfach nur unreflektiert nacheilen.
So lange der Kunde sich nicht ändert, ist ein Umdenken auf der Anbieterseite reiner Nonsens.
Der Erbe des Porst-Imperiums wollte linke Ideen in seiner Firma durchsetzen und ... ging mit Pauken und Trompeten in die Pleite.
Ganz anders Mc Donalds. Das Geschäftsgeheimnis ist inzwischen offen gelegt und hat den Kunden als zentralen Entscheider für die Firmenstrategie etabliert. Die haben dann wohl mehr richtig gemacht, als Porst.
Selbst die Gentechnik kümmert sich im Augenblick nicht um die Umprogrammierung des menschlichen Erbguts zum Marxismus.

Ich wurde auch in der Zeit meiner "unreflektierten Manipulierbarkeit" (Kindheit und Jugend) mit entsprechenden Ideen abgefüllt. Aber irgendwann bekommt man in der realen Welt dann den Praxisschock, und man muss alles neu lernen.

Es ist unökonomisch einem Kind in der Zeit, in der das Kind für das Leben gerüstet werden möchte, Ideen einzupflanzen, die später nicht funkionieren, bzw in die Pleite führen. Gerade das von der Seite der Schule, vor deren Entscheidung die Eltern kuschen und die sich rühmt die Kinder auf das Leben vorzubereiten. Wenn ich mir überlege, die Kinder bekommen heute nur gute Kopfnoten, wenn sie den Marxismus und Sozialismus besser kennen, als den Kapitalismus.
Naja.
Schwamm drüber.
Wenn die Schule die Schüler wirklich auf das Leben vorbereiten wollte, dann würde sie diese nicht auf Individualität und Harz IV trimmen, sondern auf Zusammenhalt und Firmengründung bürsten. Bisher machen das wenige Schulen, aber die gibt es trotzdem. Die wenigen Schulen haben erkannt, dass die, die keiner haben will, immer noch als Existenzgründer die Chance nutzen können, Harz IV zu entkommen.


> Wie sagte Thatcher damals: "There is no alternative." Das war natürlich der Versuch,
> ein Denkverbot durchzusetzen.

Die Weitsicht von Frau Thatcher haben linke Parteien und die Gewerkschaften in den 80ern nicht erkannt, in den 90ern nicht erkannt und 2030 werden sie sie auch nicht erkannt haben.
Wohingegen Lafontaine in zwanzig Jahren vermutlich immernoch mit der phänomenalen Reallohnentwicklung zwischen Thatchers Regierung und heute hausieren gehen wird.
Ein Ritterschlag für Thatchers Politik durch Lafontaines "Die Linke".
Das ist schon was!!
Ich halte den oben zitierten Spruch, wenn er von einem diplomierten Fremdsprachenkorrospondenten richtig und vollständig übersetzt wurde, für eine Aufforderung lieber den Wirtschaftsexperten zu folgen, anstatt sich in irgendwelchen bierseeligen Ideen ohne Gespür für die Globalisierung, zu verheddern. Es geht um die Zukunft der Kinder.
Wenn Thatcher nicht offen und ehrlich gewesen wäre, könnte Lafontaine schließlich nicht mit der tollen Reallohnentwicklung in Großbritannien hausieren gehen. So Stolz, wie Lafontaine auf Thatchers Wirtschaftserfolge ist, da kann mich auch schon mal das Grübeln überkommen, ob Lafontaine nicht vielleicht CSU-Anhänger ist.


> heute flog erstmals ein Jet mit GTL, ein aus Erdgas synthetisch hergestellter
> Kraftstoff

Eine schöne Werbung, um den Ladenhüter A380 wieder mal in die Presse zu bringen. Außerdem werden wieder schöne Subventionen in die "Entwicklung des Kraftstoffes" geflossen sein, wenn ihr versteht, was ich meine.


> da in China das Gruppenprinzip vor dem Individualprinzip dominiere.

Jain. Wie in jeder armen Gesellschaft, in der man nur durch eine weit verzweigte Familie und belastbare Freundschaften überleben konnte, gab es starke Gruppenzwänge. Wanderarbeiter, hohes Arbeitspensum, weniger Partei-Pflichtveranstaltungen und letztendlich der Wunsch, die neuen Reichtümer alleine genießen zu können (MP3-Player, Auto usw) zerstören das Gruppenprinzip nachhaltig. Ferner verhindern immer wieder neue Gerüchte über Korruption, dass ein Gruppenprinzip durchgesetzt werden kann. Die zweite Transrapid-Strecke wurde zwar nicht nur durch die Beschwerden der Anwohner nahe der geplanten Trasse gestoppt, aber so einfach kann man Großprojekte in Wohngebieten nicht mehr durchsetzen.
Ich glaube, dass der Drang zur Individualität immer teurer ist, als sich freiwillig einer Gruppe anzuschließen. Somit glaube ich, dass die Individualität abhängig ist vom Einkommen.


> die Amerikaner jedes Jahr den Militärhaushalt erhöhen, jetzt schon wieder um
> 7,50 %. Gleichzeitig wird der Sozialsektor gekürzt.

Ich vermute mal ins Blaue. Die Militärindustrie ist der Produktionsbereich, der mit dem höchsten Anteil bei der Wertschöpfung in den USA abläuft. Somit erhöht das Geld die Anzahl der Produktionsarbeitsplätze im Inland bzw besticht die Arbeitgeber nicht ins Ausland abzuwandern. Das ganze muss gegenfinanziert werden. Dazu wird der Sozialsektor gekürzt. Das ist eine Privatisierung des Bereichs, in dem die Bürger durch Förderung und Forderung wieder in den 1. Arbeitsmarkt gebracht werden. Entsprechend der Theorie über die "verlorene Generation" soll die Kürzung wohl eher die heutigen Kinder für die Zukunft fit machen.
465. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Black Panter am 05.02.08 01:16

Tja cream,

und genau deswegen sollten wir wieder schleichen lernen...
466. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von unterwürfig am 06.02.08 21:05

Das die Amis nicht von Alternativen verstehn zeigt sich schon an der jetzigen Vorwahl.
Sie hätten auch Mike Gravel oder Dennis Kucinich wählen können als wirkliche Alternativen zum Neubeginn.
Aber grad Mike Gravel wurd ja von den Medien tot zensiert da Ihm so gut wie gar kein Sendeplatz ermöglicht wurde und einfach keine Einladungen erhielt zu Shows.
467. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 14.02.08 23:28

Hi cream,

sieht ja alles super verhightecht aus. Soll aber auch alles buchstäblich auf Sand gebaut sein. Da meine Neigungen zu allem Isl-amischen und Scharianischen (Händeabhacken, Auspeitschen, Steinigen etc.) weniger als gering sind, ist das Ländchen auch und gerade für mich als "kommunistischem" Leistungsträger keine Alternative.

Diese Gigantomanie erinnert mich fatal an den Turmbau zu Babel. (Genesis 11, 1 - 9)

VG Blue
468. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 16.02.08 10:09

Etwas Lustiges:

Oben schrieb ich: "Und trotz alledem scheinen die Amerikaner gegen jede Form von Sozialismus seltsam immun zu sein."

Dazu fand ich heute morgen einen schönen Kommentar, der das Phänomen erklären könnte:

"John Steinbeck meinte einmal, der Sozialismus habe in Amerika niemals Wurzeln geschlagen, weil sich die Armen nicht als ausgebeutetes Proletariat sehen, sondern als Millionäre, die gerade etwas knapp bei Kasse sind." (Ronald Wright: Eine kurze Geschichte des Fortschritts. Edinburgh 2005/Reinbek 2006; S. 123)

Welche Armen haben denn jetzt recht? *gg*

VG Blue
469. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von EXTREM-shop am 16.02.08 17:57

Es gibt so einen Spruch:
Man kann nicht in die Zukunft sehen, nur aus der Vergangenheit lernen.

Mit diesem Vorzeichen mal eine Ansicht aus 2004 von Prof. Hamer, Hannover. Der Welt-Geldbetrug !
( Müssen wir kleine Wichtel sehr viel wuseln , um diese Dimensionen zu erreichen ??!! Ich hoffe, ich habe mit "Wichtel" niemand beleidigt )

Hier der LinkDer Welt-Geldbetrug

Joachim
470. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 17.02.08 21:54

@ cream

In dem Thread Fastenzeit hast du nach deiner Ausstiegsankündigung, von der ich hoffte, dass du sie nicht wahrmachen würdest, den Teilnehmern am Forum, und zwar ausdrücklich allen, folgendes gewünscht:

> In diesem Sinne, einen schönen Sonntag und einen schönen Frühling an Alle...

Das hast du jedenfalls mir gründlich kaputt gemacht. Vielen Dank dafür. Jetzt stehen hier nämlich nach deiner umfassenden Löschung deiner sämtlichen Postings bezugslose Diskussionsbeiträge und unterbrochene Argumentationsketten. Hast du wirklich gut hingekriegt. Hättest dir einen besseren Abgang verschaffen können.

Bluevelvet

Modus-Fehler korrigiert
471. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 17.02.08 22:53

Ich schließe mich blue´s Ausführung an.

Einen Erfahrungs-Thread zu bereinigen, eigene Geschichten zu löschen - beides ist für mich nachvollziehbar. Hier aber wie die Axt im Wald durch die Threads zu ziehen und diese für nachfolgende Leser zu zerstören ist einfach nur eine schwache Leistung.

cream - wenn du die Entscheidung triffst, zu gehen, dann hättest du das anders machen können.
Dieses Vorgehen enttäuscht mich sehr.

Grüße - Harald
472. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 05.03.08 17:28

Nanu der Thread hier am einschlafen

Dem möcht ich mal abhelfen, mit der Frage, bei wem ist denn eigentlich nun schon der vielgepriesene und in allen schönen Frühlingsfarben blumig ausgemalte Aufschwung angekommen Ja wenn überhaupt, warum wird denn schon permanent gestreikt seit Herbst 2007 bis jetzt in Kürze und ab morgen im öffentlichen Dienst?

Im übrigen der öffentliche Dienst ist ja geteilt, einmal in Diätenempfäger = Volksvertreter (werden im übrigen wie Hartz IV-Empfänger auch mit Steuergelder bezahlt - wollt ich nur mal anmerken - nur die monatlich gezahlten Beträge, sind exorbitant unterschiedlich. OK einige legen sich auch für ins Zeug, aber einige mehr, weiss nit wofür sie die Kohle bekommen, innerhalb einer Legislaturperiode Auf Leistungsbasis sicherlich nicht!, eher mehr für dummes Zeug den lieben langen Tag labern und das Volk verarschen) und einmal z.B. in die ab morgen streikenden Angestellten des öffentlichen Dienstes.

Ist das doch nur alles Volksverarschung und Aufschwung nur für ein kl. Teil, für die Manager und Grosskapitalisten, wenn nicht gl. Monopolisten? Ich denke schon. Wenn ich überleg wieviel Grosskonzerne hier die Tore zu machen. Nokia ist es zu teuer in Deutschland, nachdem der Subventionstopf leergeschöpft ist, Siemens macht auch dicht, bzw. baut im 4 stelligen Bereich Stellen ab, weil die gut bezahlten Manager,den Lauf oder Zeichen der Zeit bzw. die Weiterentwicklung verpennt haben - ich hoff die verantwortlichen Manager werden ohne Abfindung mit entlassen, aber das wird wohl eher Wunschdenken bleiben, denn wie heisst es so schön die kleinen henkt man, die grossen lässt man laufen. (B)ring(M)ich(W)erkstatt tuts auch, wg. Absatzschwierigkeiten (haben die etwa auch Probleme mit dem Aufschwung?). Dann oh finster - die ersten Zweigstellen der PIN-AG machen dicht, ich hoffe die armen betroffenen Mitarbeiter finden sofort ein Job bei der Deutschen Post AG. Aber vielleicht zahlt auch Herr Zumwinkel den betroffenen ein kl. zusätzliches Überbrückungsgeld aus den nicht angemeldeten und nicht ganz so legalen angelegten Stiftungsfondus. Und so zieht sich ein langer schwarzer Faden durch die deutsche Unternehmens-Grosskonzernkultur, aber auch durch das Staatsunternehmen, öffentlicher Dienst. Hauptsache den da oben gehts gut, ob nun durch Diäten, die man sich auch im Bedarfsfall selbstgefällig erhöhen kann, oder natürlich auch den Manager-Gehältern, die man sich natürlich ebenfalls auch selbstgefällig aufstocken kann, wo die Diäten der Volksvertreter wie Peanuts wirken.

Und wer ganz clever ist parkt seine vielen Euronen oder Dollars in einer Stiftung im Ausland ab .

Und wo soll das alles Enden und hin führen, bzw. wer soll die Leute einstellen, der Mittelstand und Kleinunternehmer zu einem Appel und ne Ei?

Btw. in der Berliner Zeitung stand ne Posse, da lachen ja die Hühner drüber (reimt sich sogar):

"Kapitalist" als Beleidigung * Die Maschinenbaufirma Ixion sieht sich diaffamiert und geht vor Gericht. Als ich das gelesen hatte, dacht ich, ich bin im falschen Film - voll lächerlich. Der Beitrag ist echt Lesenswert.

So nun gibs wieder reichlich aktuellen Stoff zum diskutieren - wär doch schade wenn das Thema hier totgeschwiegen wird oder, was meinst Du Kollege Blue und die anderen hier?

PS: Hier noch ein intellektueller Nachschlag zum Thema Kapitalsten als Schimpfwort: Glosse! Kapitalisten und Proletarier. No...Sprachpolizei.*, unbedingt lesenswert, da bleibt kein Auge trocken .
473. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 08.03.08 08:27

Hallo xrated,

> bei wem ist denn eigentlich nun schon der vielgepriesene und in allen
> schönen Frühlingsfarben blumig ausgemalte Aufschwung angekommen

Der Aufschwung ist _deutlich_ _fühlbar_!!!

Fast überall.

Sprach man vor dem Aufschwung noch davon HarzVI zu kürzen, die GKV zu kürzen, Kultur zu kürzen sowie Steuern auf Kraftstoffe zu erhöhen um die Finanzierung des Haushaltsloches zu sichern, ließ man die Kürzungen fallen und die Kraftstoffsteuererhöhung wurde ausgesetzt. Außerdem redet man heutzutage endlich, mehr als 20 Jahre nach Kohls Vorstoß in die Richtung, wieder von europaweit ausgeglichenen Haushalten.
Jede Millionen, die heute nicht aufgenommen wird, braucht nicht in 50 Jahren getilgt zu werden von den 50 Jahren Zinszahlung ganz zu schweigen.

Ein kleiner Vergleich der Staatsfinanzen gefällig?

Kapital im Staatssäckel:
China: . . . + 1.000.000.000.000 US$ . Guthaben; . keine Schulden
GER: . . . . - 2.076.000.000.000 US$ . Schulden

Zinsen (4% pro Jahr gerechnet):
China: . . . + 40.000.000.000 US$ . Gewinn/Jahr; . keine Verluste
GER: . . . . - 83.000.000.000 US$ . Verlust/Jahr

Zinsen abgerechnet pro Einwohner:
China: . . . . . + 30 US$ . Gewinn pro Person pro Jahr.
GER: . . . . - 1000 US$ . Verlust pro Person pro Jahr

Wirtschaftswachstum:
China: . . . . . + 12,0 %
GER: . . . . . . + 1,6 %

Vor ein paar Monaten gab es in Heiligendamm ein Treffen, bei dem die Demonstranten u. a. die Verschuldung als größte Gefahr für Staaten und ihre Regierungen ausmachten.

Da frage ich mich doch, warum die Forderung die Schuldenlast von D weiter zu erhöhen, von Der Linken weiter vervolgt wird.
Denken sie, dass D gegen die Probleme, die aus der Verschuldung resultieren gefeit sind, oder ist es das alte Ziel die Demokratie in D mit allen Mitteln in den Ruin zu treiben?



> Dann oh finster - die ersten Zweigstellen der PIN-AG machen dicht, ich hoffe die
> armen betroffenen Mitarbeiter finden sofort ein Job bei der Deutschen Post AG.

Bisher haben die Zusteller von der Post AG die Briefe auch alleine zu den Empfängern bringen können. Dass da plötzlich Zeitungsverlage meinen, sie müssten der DPAG die Arbeit wegnehmen, zudem noch zu einem wesentlich geringeren Stundenlohn unter minimaler sozialer Absicherung und sich dann noch lautstark in ihren eigenen Presseorganen beklagen, wenn nicht die guten Jobs bei der Post AG wegfallen, sondern beim Minimal-Sozialabsicherer P*n, finde ich eine bodenlose Unverschämtheit!!

Aber, wie heisst es doch so schön:
"Frech kommt weiter." oder
"Die Lieben kommen in den Himmel, die Bösen überall hin."

Ich zahle lieber 5 Cent mehr für einen Mitarbeiter der Post AG, der vernünftig verdient und vernünftig sozial abgesichert ist, als 5 Cent weniger für jemanden, der einen Hungerlohn bekommt und keine Familie gründen kann.
Sein wir mal ehrlich. Mit den Investitionssummen wurden massiv Überkapazitäten aufgebaut, weil in der Übergangszeit mit vielen parallel arbeitenden Firmen viel mehr Personal gebraucht wird, als im Monopolbereich.
Massenentlassungen waren so oder so eingeplant. Nur hätten die Verlage in ihren Zeitungen, Radiostationen und Fernsehsendern die Entlassungen bei den Konkurrenten von P*N vermutlich totgeschwiegen. Ich möchte das an folgendem Beispiel erleutern, das sich auf Arbeitszeit und Arbeitskosten bezieht, um das Wort "Überkapazität" und das "Einsparpotential im Postgewerbe" zu verdeutlichen:

Arbeitszeit für
20 Häuser bei
konst. Briefaufk.
Situation
vor der
Liberalisierung
Situation
während des
Umbruchs
Zeit des
ruinösen
Verteilungskampfes
Idealisiertes
Geschäftsziel, am
Beispiel P**
Deutsche Post AG
T**:
P**:
alt. Dienstl. #3:
15 min
0 min
0 min
0 min
13 min
3 min
4 min
2 min
2 min
5 min
9 min
1 min
0 min
0 min
10 min
0 min
Gesamtzeit: 15 min22 min17 min10 min
Lohnkosten bei:
DPAG: 19 Euro/h
T**: 8 Euro/h
P**: 8 Euro/h
alt. #3: 5 Euro/h
.
4,75 Euro
0
0
0
.
4,11 Euro
0,40 Euro
0,53 Euro
0,07 Euro
.
0,63 Euro
0,66 Euro
1,20 Euro
0,08 Euro
.
0
0
1,33 Euro
0
Gesamtkosten: 4,75 Euro5,12 Euro3,29 Euro1,33 Euro


Das Beispiel erleutert hoffentlich sehr gut, dass in Zeiten des Umbruchs viel Arbeitszeit durch paralleles Arbeiten "verbraten" wird, was denkbar ineffizient ist (2. u. 3. Spalte).

Erst, wenn die Arbeitsplätze vom Hochlohn-Anbieter DPAG abgezogen sind, bzw. eine "quasi-Monopolstellung" erreicht ist, wird der Kunde sparen können (3. u. 4. Spalte).
Dafür wird aber sehr viel weniger in die Sozialkassen eingezahlt, was Kürzungen in HarzIV nötig machen wird (3. u. 4. Spalte).
Zum Schluss bleibt z. B. P*N übrig. Als Monopolist könnte die luxemburgische P*N dann sogar die Löhne bis 1 Euro oder sogar noch weniger senken. Drei Euro pro Stunde (umgerechnet, ausgehend von der Vergütung pro abgelieferten Brief und Arbeitsaufwand) war bei einigen kleineren lokalen Anbietern im Herbst letzten Jahres schon erreicht.
Der Kunde will halt einen billigen Anbieter und keinen, der gute Sozialleistungen zahlt oder Menschen über 35 Jahre bei sich arbeiten lässt.
Nur durch die spätere Quasi-Monopolstellung nach einem starken Verdrängungswettkampf mittels Dumpinglöhnen und Übernahme-Schlachten hätte das Prinzip "Verbilligung durch Konkurrenz" auch wirklich für den Dienstleistungsbereich "Briefträger" funktioniert.

Dem hat die Regierung elegant einen Riegel vorgeschoben. Das neue Urteil gegen den Minestlohn ist wieder mal ein Schlag der Medienmacht (Verlage) ins Gesicht der Regierung.

Eine Ausarbeitung wie oben wird leider in den Massenmedien nicht kommuniziert.

Warum auch?

P*N gehörte zu einem Zusammenschluss diverser Verlage, Radio- und Fernsehsendern.

Xrated, lass dich nicht ins Boxhorn jagen!

Vor allem nicht von den Fernsehsendern und Druckerzeugnissen der Verlage, die mit dem P*N-Abenteuer Millionen Verluste gemacht haben. Es hätte sowieso Massenentlassungen gegeben, wie du in der Zeile "Gesamtzeit" sehen kannst. Nur hätten die Medienkanäle des "Siegreichen-Verlagszusammenschlusses" diese Massenentlassungen bei DPAG, T*T und sonstigen Anbietern den Bürgerinnen und Bürgern verschwiegen.

Die Journalisten sind auch nur kleine Rädchen, die die Themen und die Richtung, in die das Thema behandelt werden soll, vorgegeben bekommen. Sonst wären sie nämlich mit einer Beurteilung "unqualifizierter Arbeitnehmer" demnächst dauerarbeitslos.

Bis gerade in diesem Beitrag hast du bestimmt noch nie etwas davon gelesen, dass es T*T genau so geht, wie P*N. Das ist typisch für die Marktmacht der Medien. Der gesamte Diskussionsbereich Mindestlohn im Postgewerbe ist ein einziges Beispiel für die Macht der Medien.

Man kann immer etwas behaupten. Ein gewisser Anteil der Leser fällt bestimmt darauf hinein, denn merke:
"Wenn es in der Zeitung steht, muss ja was dran sein."

Aus der Liste wird auch klar, dass die Mitarbeiter der DPAG-Konkurrenten, weil sie lediglich als Überkapazität eingestellt wurden, nicht alle zur DPAG wechseln können. Daran hat die DPAG keine schuld. Sie hat die Überkapazitäten und damit verbundene Hoffnungen nicht erzeugt.

Die Fehler dem Herrn Zumwinkel anzulasten, finde ich darum ungerecht. Es ist zwar in den Verlagsmedien normal soetwas zu behaupten, aber das sind meist Investoren bei der luxemburgischen P*N-Group, die übrigens ein im Steuerparadies Luxemburg ihren Sitz hat. Zumwinkel hätte die DPAG auch nach Luxemburg verschieben können. Da hätte er viel Geld gespart.

Das schreibt auch keine Zeitung und meldet keine Fernsehstation.

Herr Zumwinkel hätte überdies seine Macht nutzen können und die Postdienstleistungen in das Entsendegesetz aufnehmen lassen können. Dann hätte er die Arbeitnehmer in regionale Beschäftigungsgesellschaften zersplittert und über eine europaweite Ausschreibung diese Beschäftigungsgesellschaften in Konkurrenz zu lättischen, rumänischen usw Personalargenturen gesetzt. Hätte er können. Statt dessen war er so dumm und hat sich für die AN in D stark gemacht.

Außerdem hätte er die ganze DPAG nach Österreich verschieben können, um dem deutschen Fiskus zu entgehen. Hat er auch nicht gemacht. Dieser romantisch veranlagte D-freundliche Du***ödel.

Dafür muss er jetzt die Häme über sich ergehen lassen?!?!

Ich glaube, hätte er vorher gewusst, dass seine beruflichen Entscheidungen für Arbeitnehmer in D so in den Hintergrund geraten, und vor allem von Investoren in die luxemburgische P*N-Group (Zeitungen und Fernsehsendern) so in den Dreck gezogen worden wäre, er hätte sicherlich für das Entsendegesetz und für den Standortwechsel nach Österreich gekämpft.

In D verzeiht man den Kampf für die Arbeitsplätze in D nicht.

Ich kann da nur mit dem Kopf schütteln.

Wenn der Mindestlohn nicht kommt, wird die DPAG vermutlich bekannt als Unternehmen, dass Gewerkschaftsmitglieder, chronisch kranke AN und alte AN kündigt, AN in eigene Gesellschaften auslagert, die AN zu Lohnkürzungen zwingt und mittels Holding ihren Standort verlagert. Eben alles, was ein Unternehmen tun muss, wenn ihm die Kunden weglaufen.
Schon seit Mitte der 90er wurde die Arbeitsbelastung für die Briefträger sukzessive nach oben geschraubt. Auch das wäre ohne die Bedrohung durch die Marktliberalisierung nicht nötig gewesen.


Editiert: . 3. Spalte neu eingefügt; . direkter Bezug auf die Spalten; . eingetragene Marken verfremdet.
474. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 08.03.08 21:15

Wird doch wohl Zeit, dass ich wieder mal auf meine Tomaten(!)-Ketchup-Tube drücke, oder?


Zunächst @ xrated

Du hast leider in allen Punkten recht. Vom Aufschwung hat niemand profitiert außer den Großkonzernen. Aber wie es so im Kapitalismus ist, schwächt sich der Aufschwung wieder ab. Abschwungphasen kündigen sich meist durch Betrügereien an den Finanzmärkten an. Spannend finde ich dabei ja, dass sich nach den ganzen internationalen Bankbetrügereien der Uralt-Kommu-Sozi-Spruch wieder zu bewahrheiten scheint: "Im Kapitalismus werden die Gewinne privatisiert und die Verluste sozialisiert." Und das Schönste: Die Zocker-Manager bleiben in Amt und Würden. Der soziale Absturz bleibt den demnächst "freigesetzten" Mitarbeitern vorbehalten.

Die Ixion-Geschichte ist natürlich Klasse. Man kriegt richtig Mitleid mit den armen Möchte-gern-Nichtkapitalisten. "Kapitalisten aller Länder vereinigt euch!", möchte man denen zurufen.

>Humor on<
Aber da sie schon vereinigt sind und sie samt Spießgesellen (4000er-Clique) die Gesellschaft beherrschen, brauchten wir eigentlich nur zu warten, bis alles unter dem Dacher einer Aktiengesellschaft wirtschaftete. Diese würde dann nach handstreichartiger Enteignung der Aktionäre in einen riesigen volkseigenen Betrieb (VEB) umgewandelt. Der Sozialismus hätte dann gesiegt.
>Humor off<


Und jetzt @ Bulli

> Der Aufschwung ist _deutlich_ _fühlbar_!!!
> Fast überall.

Die Betonung liegt da wohl auf "fast", denn bei mir entdecke ich in erster Linie eine zunehmende Leere im Portonnaie. Benzin teurer, Lebensmittel teurer, Bücher teurer etc. Dass die abzockenden Großkonzerne dabei einen "Aufschwung" zu verzeichnen haben, ist klar, denn in deren Taschen wandern ja meine mühsam erarbeiten Kröten.

> Ich zahle lieber 5 Cent mehr für einen Mitarbeiter der Post AG, der vernünftig verdient und vernünftig sozial abgesichert ist, als 5 Cent weniger für jemanden, der einen Hungerlohn bekommt und keine Familie gründen kann.

War schon immer meine Meinung. Nur holte ich mir die 5 Cent von den Aktionären.

Deine Rechung unten zeigt, dass der Kapitalismus eine riesige unsoziale Verschwendungsmaschinerie ist. Ich würde aus Post, Pin und Co. wieder einen soliden Staatsbetrieb machen. Aus der Post-"Agentur" würde wieder ein Postamt mit sicheren Arbeitsplätzen und vernünftig ausgebildeten Mitarbeitern (statt gecoachten Bäckerinnen) und ich hätte den Briefkasten wieder nebenan. Einen Global-Player im internationalen Casino-Kapitalismus brauche ich nicht.

VG Blue


Fehlende Humorvermerke eingefügt und Modus-Fehler korrigiert. - Blue
475. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 08.03.08 21:20

Weil es thematisch nicht ganz dazu passt, ein neues Posting.

Heute hab ich mir einen kleinen Band mit Aphorismen des kolumbianischen Reaktionärs Nicolas Gomez Davila (1913-1994) gekauft. Was finde ich unter dem Stichwort "Der Demokrat"?

"Die Demokratie ist die politische Regierungsform, in der der Bürger die öffentlichen Interessen denjenigen anvertraut, denen er niemals seine privaten Interessen anvertrauen würde." (S. 134)

Für den gegenwärtigen Zustand der Demokratie stimmt das sicher.

Blue
476. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 08.03.08 22:08

Hallo blue,

von welcher Demokratie sprichst du?

Das wir alle 4 Jahre als Stimmvieh zur Wahlurne gehen und danach unsere Volksverblöder - entschuldige - Volksvertreter machen, was sie wollen?

Wir leben im puren Kapitalismus, der nur als Lüge hinter einer solzialen Komponente versteckt wird.

Viele Grüße - Harald
477. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 10.03.08 15:40

Hallo Harald,

das finde ich jetzt aber gar nicht nett, dass du uns thumben Teuschen jetzt auch noch unsere Demokratie mies machen willst.
Noch nie hat bei uns Demokratie besser funktioniert, als gerade jetzt:
Da verspricht ein vergleichsweise kleines Grüppchen von Möchtegern-Politikern vor der Wahl hoch und heilig, dass man nie im Leben mit der verhassten (weil Konkurrenz treibenden) Linken zusammen arbeiten wird. Egal wie auch immer die Wahl ausgehen wird. NIEMALS MIT DENEN!

Und dann überlegt es sich die (wie sie sich einbildet) Wahl-Gewinnerin, dass sie vielleicht doch an die Macht kommen könnte, wenn man nur....

Und dann kommt die für meine Begriffe zur Zeit einzige Politikerin in Deutschland (ihre männlichen Kollegen eingeschlossen), die Charakter zeigt und sich an das hält, was sie vor der Wahl versprochen hat.
Die einzige politische Kraft mit Anstand, die ich zur Zeit kenne.
Und der hält man dann so was wie Verrat an der großen Sache vor, Und legt ihr den Parteiaustritt nahe, damit sie einem evtl. Partei-Ausschlussverfahren zuvor kommen kann.

Und wenn man als politische Partei dann diese einzig anständige Politikerin im ganzen Verein so richtig schön fertig gemacht und vielleicht sogar ihre politische Zukunft zunichte gemacht hat, um selbst wieder zur alten Verlogenheit und zum üblichen Betrug an Wählerinnen und Wählern zurück zu kehren:

Das ist es dann, was man in diesem unseren Lande Demokratie nennt.
Und die funktioniert doch eigentlich ganz prächtig, oder??

Meint zumindest
nowalic
478. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 10.03.08 16:37

Klar nowalic - genau so funst Demokratie.

Und welche Demokratie ist das hier eigentlich? Es ist die Demokratie des Kapitalismus. Gewinne werde abgeschöpft und die Verluste auf die Beschäftigten und die Allgemeinheit verlagert.

Wenn es nur was besseres gäbe, wie diesen Pfusch von Regierungen, den wir die letzten 20 Jahre haben.

Viele Grüße - Harald
479. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Nachtigall am 12.03.08 08:47

@ nowalic:

Tatsächlich hätte ich eine Ministerpräsidentin Y. einem Ministerpräsidenten K. bei weitem vorgezogen, obgleich mich diese "Linken-Tolerierungs-Geschichte" ebenfalls empört, mit allen unglücklichen Folgen für die von dir erwähnte SPD-Politikerin. Dass sowas möglich ist, bestätigt einmal mehr, dass wir im Prinzip nur die Wahl des "kleineren Übels" haben, solange wir uns an die etablierten Parteien halten. Aber solange Postenschacher und Fraktionszwänge über das individuelle Gewissen einzelner Politiker gestellt werden können, wird es den ehrlichen und idealistischen Vertretern dieses Berufszweigs zunehmend schwerer gemacht, überhaupt in eine Machtposition zu gelangen, in der sie irgendwas bewirken können. Daher können all die vielen Stammtisch-Politik-Professoren nicht mal selber in die Politik gehen, um das besser zu machen, was sie ihrer Meinung nach besser könnten, und dasselbe gilt wohl für diejenigen, die es tatsächlich besser könnten und ihre Ideale (so vorhanden) nicht mit Erhalt eines Mandats ablegen oder entstellend zu beugen bereit sind. Leider bezweifle ich, dass die aktuellen Machthaber daran interessiert sind, diese für die Allgemeinheit unvorteilhaften, für sie selber jedoch lukrativen Umstände zu ändern. Und daher werden wir uns damit wohl noch eine ganze Weile herumschlagen.


Nachtigall
480. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von nowalic am 12.03.08 12:59

Hallo Nachtigall,
ich gebe dir Recht, was die Wahl zwischen A.Y. oder R.K. als Ministerpräsident(in) anbelangt. Da ist auch mir eine(r) so lieb, wie der/die andere.
Und es geht mir auch nicht darum, dass ich eine Meinung zu den "Linken" kundtun wollte - da ist mir inzwischen wahrlich die eine Partei so suspekt, wie die andere und für keine von allen möchte ich auch nur die Hand umdrehen. Verlogen, korrupt und unfähig sind sie alle.
Mir ging es lediglich um die menschliche Seite der Angelegenheit und insbesondere darum, dass es eine Schande ist, wenn eine Partei zulässt, dass ihre angeblich "führenden" Mitglieder vor der Wahl etwas hoch und heilig versprechen und hinterher genau das Versprochene in´s Gegenteil umkehren.
Aber auch hier ist die SPD keinen Deut besser, als die CDU, die FDP, oder die Grünen. Und auch die Linken werden ganz genau so verfahren, wenn sie erst mal soweit etabliert sind, dass die die Möglichkeit dazu bekommen.

Auch mit deiner Einschätzung der nur noch als Stimmvieh missbrauchten Bevölkerung liegst du vollkommen richtig. Wie war das noch? Da haben wir in Deutschland 80 Millionen Einwohner, die wissen, wie man eine gute und richtige Politik macht. Nur ausgerechnet die 100 000, die davon keine Ahnung haben, die sitzen in Berlin und den Landeshauptstädten und regieren unser Land.
Soweit die allgemein verbreitete Meinung. Die mir allerdings nichts anderes, als ein Beweis dafür scheint, dass unser "Karren" inzwischen so festgefahren und so träge und unbeweglich geworden ist, dass vermutlich überhaupt niemand mehr einen Ausweg finden kann.
Niemand außer einem ... (aber das hatten wir 1933 schon mal und das wollen wir alle schließlich auch nicht wiederholen.

Letztendlich ist unser Karren sogar schon so festgefahren, dass wir uns langsam eingestehen müssen, dass wir dringend nach etwas Neuem suchen müssen, nachdem mit Wahlen inzwischen nichts mehr erreicht werden kann und deren Ergebnisse die etablierten Politiker(innen) einen Deut scheren. Da kann eine Wahl ausgehen, wie sie will - die machten trotzdem genau das, was wir nicht wollen.
Schließlich sind sie ja auf die Wähler auch gar nicht mehr angewiesen. Sie haben ja ihre Landeslisten und Ausgleichsmandate und Überhangmandate. Und den Rest wird die Wirtschaft schon irgendwie richten.

Meint fassungs- und ein wenig perspektivlos
nowalic
481. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 13.03.08 19:22

Die Amerikanisierer unserer Gesellschaft haben einen Etappensieg errungen:

Jeder fünfte Deutsche arbeitet für Armutslohn

Das nächste Ziel dürfte sein: "Jeder fünfte Deutsche lebt ohne Krankenversicherung."

Blue
482. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 16.03.08 02:08

Die wohl romantischste Darstellung einer Heuschrecke, welche Ausstrahlung sie auf Frauen hat, welche Kontakte und welche Einflüsse sie für ihre Arbeit benötigt, gibt es am Montag 20:15 Uhr auf Sat1 zu sehen.

Ich habe nur sehr wenig Frauen kennengelernt, die die Heuschrecke nicht anziehend fanden.
483. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 18.03.08 23:16

Hallo blue und Bulli,

blue - ich habs dir ja schon per PN geschrieben - von den 20 % sind wir nicht mehr weit weg und die Zahl der Nichtversicherten nimmt erschreckend schnell zu.
Zynismus on:
Aber ein Politiker braucht sich ja darüber keine Gedanken zu machen, ist doch eh nur der Abschaum, der zählt nicht. Wichtig sind nur die, die die schönen fetten Parteispenden machen.
Zynismus off!

Bulli - Erfolg ist immer erotisch und wirkt. Wer fragt da schon, mit welchen Mitteln dieser erzielt wird. "Heuschrecken" sind erfolgreich. Das dieser Erfolg immer nur auf Kosten anderer erfolgt, ist eine "vernachlässigbare" Begleiterscheinung - zumindest solange, wie es nicht eine/n selber betrifft.

Viele Grüße - Harald
484. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 19.03.08 00:25

Leider schon wieder Polemik oder Unwissenheit,

die Zahl der nicht Krankenversicherten in Deutschland nimmt nicht zu, sondern ab und liegt glücklicherweise bei weit unter einem Prozent.

PS.: Wenn dann ein Lehrer einer öffentlichen Schule über Ziele der angeblichen Amerikanisierer unserer Gesellschaft "Jeder fünfte Deutsche lebt ohne Krankenversicherung" derart unglaubwürdig spekuliert, stimmt mich dieses eher bedenklich, vielleicht hat er von der letzten Gesundheitreform wenig mitbekommen.
485. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 19.03.08 01:06

Zur Info:

http://www.focus.de/finanzen/versicherungen/krankheitskosten_aid_94173.html
Das Bundesgesundheitsministerium geht derzeit von 188.000 Nichtversicherten aus, die Krankenkassen von 200.000 bis 300.000.

Gezählt werden die Versicherungspflichtigen, nicht der damit nicht mitversicherten Angehörigen (z.B. Kinder).
Das dürfte die Zahl der tatsächlich Betroffenen drastisch steigern.

http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,533727,00.html
Der Spiegel spricht in diesem Februar bereits von 211.000.

Der Deutsche Ärztetag spricht von über 300.000.

Die Zahlen schwanken stark und über die Dunkelziffer der nicht erfassten Menschen wird heftig gestritten.

Tatsache aber aller Beiträge, die ich finden konnte (wie gesagt, der aktuellste aus dem Februar 2008 und damit sicher sehr neu) ist die Aussage, das die Zahl der Nichtversicherten ständig zunimmt. Damit folssom widerspreche ich deiner Behauptung, die Zahl würde abnehmen, entschieden.

Liegt diese Zahl unter einem Prozent, oder darüber - unwichtig! Sie steigt und zeigt damit, das die Gesundheitsreform versagt hat. Jeder Mensch, der ohne Versicherung leben muß - weil er sie bei einem Mindestbeitrag von ca. 120,-- € / Monat (je nach Kasse aber auch höher) schlicht nicht bezahlen kann - ist einer zuviel!!!

Gruß - Harald
486. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von folssom am 19.03.08 01:19

Harald,

"von den 20 % sind wir nicht mehr weit weg"

Hab ich doch gesagt, Polemik pur.
487. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.03.08 07:36

Hallo folssom,

Polemik und Spekulation sind doch die Würze der politischen Auseinandersetzung ...

Wenn man sich nicht nur die soziale Herkunft und die "Nebenjobs" der Politiker ansieht, die zusammengenommen schon jeden Anspruch auf Gemeinwohlorientierung unglaubwürdig machen, sondern auch das, was sie in den letzten 20 Jahren im Lande angestellt haben (Stichworte: Umverteilung von unten nach oben, sich öffnende Schere zwischen Arm und Reich, Schaffung eines Heeres wehrloser Arbeitssklaven, (Wieder-)Privilegierung von Bildung etc.), dürfte fast jede Unterstellung mieser Motive ins Schwarze treffen. Leider!

VG Blue
488. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 19.03.08 14:16

Hallo Gerry,

das Ganze in Euro und Cent ausweisen kann ich nicht. Das dürfte auch individuell vom Gesundheitszustand eines jeden einzelnen abhängen.

Generell würde ich sagen:
Jeder der mit seinem Verdienst knapp unter der Beitragsbemessungsgrenze liegt, zahlt zuviel - jeder Arbeitslose und Geringverdiener zuwenig. Diese Aussage treffe ich jetzt nur in Bezug auf den Eurobetrag allgemein.


Das Problem ist jedoch ein anderes:

Unsereiner kann es sich leisten, einen höheren Betrag zu bezahlen. Auch wenn dieser sicherlich weh tut und nach dem eigenen Befinden viel zu hoch ist - wir können ihn bezahlen, ohne das wir in eine solche finanzielle Not kommen, das wir nicht mehr wissen, wie wir das Essen für den nächsten Tag bezahlen sollen.

Es gibt leider genügend (eher zuviele) Menschen, die so wenig verdienen, das sie diesen Mindestbetrag von ca. 120,-- €/Monat einfach nicht mehr aufbringen können. Die Mieten, Mietnebenkosten und Lebenshaltungskosten sind in den letzten Jahren einfach so stark gestiegen, das es nicht mehr geht.

Jeder kann eben nur soviel Geld ausgeben, wie er verdient und wenn der Geldbeutel leer ist, ist einfach Zapfenstreich!

Die Themen "Armutsgrenze" und "fehlende Krankenversicherung" hängen einfach sehr eng zusammen. Deswegen auch mein Widerspruch gegen folssoms Behauptung, das die Zahl der Menschen ohne Krankenversicherung abnimmt. Sie stimmt nicht - leider.

Im Grunde gehört in meinen Augen das ganze System vereinfacht:
Es gibt nur noch EINE Kasse, in die JEDER einen bestimmten Prozentsatz einzahlt - und zwar den gleichen Prozentsatz. Wer mehr verdient, kann mehr zahlen - das trifft mich übrigens genauso. Privatversicherungen sind nur noch dazu da, um bestimmte Leistungen abzudecken, die von der gesetzlichen Kasse nicht abgedeckt werden. Die gesetzliche Kasse leistet dafür aber eine umfassende Grundversorgung in allen Bereichen.
Das wäre in meinen Augen eine Umsetzung im Sinne einer Solidargemeinschaft.

Privatversicherte schmarotzen bei der derzeitigen Regelung am System: Sie bezahlen in eine Versicherung ein, die nur im Leistungsfall Kosten für Krankentransporte, Krankenhausaufenthalte, Arzttermine, etc. übernimmt. Die Einzahler in die gesetzlichen Versicherungen bezahlen dafür dann die allgemeinen Kosten (Vorhaltung und Unterhalt der Krankenhäuser, Rettungsdienste, etc.). Dies ist in meinen Augen ein wesentlicher Grund, warum die gesetzlichen Beiträge so hoch sind und immer weiter steigen. Da hilft es nichts, wenn die privaten Versicherungen im Leistungsfall einen höheren Beitrag bezahlen - der Privatversicherte bekommt dafür auch eine hochwertigere Leistung.

Ich hoffe doch mal, das mir jetzt keine Polemik unterstellt wird.

Viele Grüße - Harald


P.S.: wegen meiner Limitierung weiteres nur als PN - auch wenn ich diese Diskussion sehr interessant finde, werde ich nicht alle meine Posts hier verbraten.
489. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Girgl am 19.03.08 17:44

Zitat
Der viel wesentlichere Punkt ist, daß die GKV einen unglaublichen Verwaltungs-Wasserkopf hat. Es ist nicht ungewöhnlich, daß eine Kasse, die 2 Mio. Versicherte hat dafür über 800 Angestellte beschäftigt - von den netten Glaspalästen der gesetzlichen Kassen und den 6-stelligen Vorstandsgehältern ganz zu schweigen.


Da isser wieder, der Wasserkopf der Krankenkassen und deren Glaspalästen. Ich war mal in Bad Tölz und durfte den neuen Palast der AOK in Augenschein nehmen. Ich bin nur noch kopfschüttelnd raus gegangen.

Die Zahl der gesetzlichen Krankenkassen ist in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. 1991 gab es noch mehr als 1.200, am 1. Juni 2006 noch 252 gesetzliche Krankenkassen, davon 198 Betriebskrankenkassen. Aber der Wasserkopf, wie Gerry in beschrieben hat, wurde trotzdem größer.

Bei den Gesundheitskosten nimmt Deutschland einen internationalen Spitzenplatz hinter den USA und der Schweiz ein. Größter Ausgabenträger ist die gesetzliche Krankenversicherung. Doch trotz der hohen Ausgaben im Gesundheitswesen erreicht Deutschland - verglichen mit anderen Ländern - zu wenig Qualität. Die Effizienz des Gesundheitssystems ist zu gering.

In Deutschland haben sich Strukturen entwickelt, in denen verschiedene Leistungsbereiche des Gesundheitswesens nebeneinander statt miteinander arbeiten. Die ambulante Versorgung durch den niedergelassenen Arzt, die stationäre Versorgung im Krankenhaus und die Rehabilitation in spezialisierten Einrichtungen sind zu wenig miteinander verzahnt.
Dadurch kommt es zum Beispiel zu Doppeluntersuchungen, die Behandlung erfolgt im Einzelfall zu wenig koordiniert. Das verursacht unnötige Kosten. Hinzu kommt ein oft mangelndes Kostenbewusstsein auf allen Seiten: bei den Leistungserbringern, also bei Ärzten, Apothekern, Krankenhäusern, bei den Krankenkassen, aber auch bei Patientinnen und Patienten.

Um die Effizienz des Gesundheitswesens zu steigern, muss das Gesundheitssystem von kostentreibenden Faktoren entlastet werden - durch Anreize für mehr Wettbewerb um die beste Qualität, durch die Entschlackung und Entbürokratisierung von Strukturen.

Hierzu gehört auch eine gewisse Eigenverantwortung.

Gesundheit stellt sich auch durch die besten medizinischen Leistungen allein nicht ein. Ohne dass wir selbst Verantwortung für unsere eigene Gesundheit übernehmen, geht es nicht. Viele Erkrankungen und viele Kosten lassen sich vermeiden, wenn die Bereitschaft zur Eigenverantwortung und Individualvorsorge größer ist. Das erfordert jedoch ein neues Selbstverständnis der Versicherten: stärkeres Engagement für die eigene Gesundheit, die regelmäßige Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen.

Um gesundheitsbewusstes Verhalten gezielt zu fördern, können die gesetzlichen Krankenkassen ihren Versicherten einen finanziellen Bonus gewähren, wenn sie sich für ihre Gesundheit engagieren. Zudem tragen gesundheitsbewusste Versicherte dazu bei, dass mittelfristig Kosten im Gesundheitswesen eingespart werden.

Dann kommen wir zu den Verwaltungskosten.

Die direkten Verwaltungskosten der Krankenkassen umfassen Personal-, Sach- und Werbungskosten, Aufwendungen für die Selbstverwaltung, Kosten für Rechtsverfolgung und Schiedsverfahren sowie Schiedsämter, Beiträge und Vergütungen an Dritte für Verwaltungszwecke sowie die Kosten der Fusion, Auflösung und Schließung von Krankenkassen. Im Jahr 2006 betrugen die Verwaltungskosten ca. 8 Milliarden Euro, dies sind gut 5 % der Gesamtausgaben der gesetzlichen Krankenversicherung. Seit dem GKV-Modernisierungsgesetz werden die Verwaltungskosten der Krankenkassen ab 2007 an die Entwicklung der Löhne und Gehälter in Deutschland gekoppelt.

Auch ich muss follsom recht geben.

Die Zahl der Nichtversicherten in Deutschland hat sich seit Inkrafttreten der Gesundheitsreform am 1. April 2007 stark verringert. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes waren Anfang 2007 etwa 211.000 Personen ohne Krankenversicherung. Nachdem inzwischen über 100.000 Menschen als ehemals Nichtversicherte in die Gesetzliche Krankenversicherung zurückgekehrt sind, einige tausend in die PKV, und dazu viele weitere durch den Aufschwung am Arbeitsmarkt über eine versicherungspflichtige Beschäftigung neuen Versicherungsschutz erhalten haben, hat sich die Zahl der Nichtversicherten bereits mehr als halbiert.

Mir persönlich wäre es auch lieber, wenn jeder arbeitende Bundesbürger einen bestimmten Beitrag an seine Krankenkasse abführt, unabhängig vom jeweiligen Einkommen. Nur weil einer mehr verdient und mehr Beiträge zahlen muss, ist er ja automatisch nicht "besser" versichert. Aber dies umzustellen ist meiner Meinung nach jetzt nicht mehr so einfach möglich.


Gruß



Girgl
490. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 19.03.08 18:22

Ich versteh, ehrlich gesagt, nicht, wieso ihr unbedingt einen sozialistischen Einheitstarif für die Krankenversicherung wollt. Solange wir nicht allesamt im Wesentlichen denselben Lohn, sei er nun in Geld oder Arbeitszeitgutscheinen ausgezahlt, erhalten, ist es nur gerecht, wenn die stärkeren Schultern mehr tragen, i. e. eine höheren Beitrag an die Sozialversicherungen abführen. Aber auch bei einer im Wesentlichen gleichen Vergütung der geleisteten Arbeitsstunden wäre ich für eine Aufrechterhaltung des Prinzips der Proportionalität. Wer, aus welchen Gründen auch immer, nur halbtags arbeitet, zahlt entsprechend weniger ein. Damit würde doch glatt das Prinzip der höheren Stufe des Kommunismus verwirklicht: "Jeder nach seinen Fähigkeiten. Jedem nach seinen Bedürfnissen."

Die Kritik an den Wasserköpfen an Bürokratie und den Glaspalästen kann ich in gewissem Umfang nachvollziehen. Hier darf es gerne etwas bescheidener zugehen. Was den konkreten Abbau von Bürokratie angeht, bin ich aber inzwischen aus Erfahrung skeptisch geworden. Bürokratieabbau bedeutet in der Regel, dass die gleiche Leistung mit weniger Personal zu erbringen ist, d. h.: Es handelt sich lediglich um eine getarnte Arbeitsverdichtung. (In der Schule z. B. erleben wir z. Zt. geradezu eine Explosion an Bürokratismus!)

Als jemand, der in wirtschaftlich-gesellschaftlichen Dingen eher sozialistisch denkt, teile ich natürlich nicht das Vertrauen in Markt und Wettbewerb. Der durch die Universalisierung des Wettbewerbs ausgelöste Kostensenkungsdruck geht in der Regel zu Lasten des Personals oder der Produktqualität. Im Gesundheitswesen bedeutet das z. B. eine Verschlechterung der Hygiene in den Krankenhäusern, die sich z. T. schon in Todesfallen (gesteigertes Sepsis-Risiko etc.) verwandelt haben.

Die Vielfalt an Krankenkassen, die ja auch verstärkt in Wettbewerb zueinander treten sollen, erinnert mich stark an den Unfug mit den Briefzustellern, der auch nur zu einer Mischung aus Lohndumping und Leistungsverschlechterung geführt hat. Eine gut geführte kundenorientierte Post würde völlig reichen. Ebenso würde vermutlich eine effizient geführte GKV völlig ausreichen.

VG Blue
491. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Girgl am 21.03.08 13:13

Zitat
Im Gesundheitswesen bedeutet das z. B. eine Verschlechterung der Hygiene in den Krankenhäusern, die sich z. T. schon in Todesfallen (gesteigertes Sepsis-Risiko etc.) verwandelt haben.


Zu diesem Thema habe ich einen interessanten Link gefunden http://www.medizinauskunft.de/artikel/sp..._08_hygiene.php

Zitat
Das geht so lange, bis am Ende der Ingenieur auswandert, weil er z. B. in Irland ein Nettogehalt hat, was wirklich linear zu seinem Bruttogehalt ist und er endlich das Gefühl hat, daß die Gesellschaft seine Leistungsbereitschaft nicht ausbeutet sondern fair anerkennt.


Ein sehr gutes Beispiel. Ich kenne eine Krankenschwester, die vor 2 Jahren nach Irland ausgewandert ist und dort in ihrem erlernten Beruf arbeitet. Nur mit dem Unterschied zu Deutschland, dass sie mit allen Zulagen wie Sonn-und Feiertags-und Nachtzuschlägen € 3.000,- netto jeden Monat auf ihrem Konto hat.

Ich finde, dass ist speziell für diese Berufsgruppe eine gerechte Entlohnung, wenn man bedenkt wieviele Stunden pro Monat eine Krankenschwester an ihrer Arbeitsstelle verbringt.

Zitat
Ebenso würde vermutlich eine effizient geführte GKV völlig ausreichen


Nein, dem Kunden muss es freigestellt bleiben, bei wem er sich "gut aufgehoben" fühlt. Wenn ich an die Jahre denke, Ende 70er/ Anfang 80er wo die Post das Monopol auf die Telefonanschlüsse hatte und ich im Fernmeldeamt 5 in München Schlange stehen musste um meinen Antrag abzugeben. Vorne saßen 2 griesgrämige Postbeamte, die dich nicht mal anschauten, wenn sie den Antrag entgegennahmen und abstempelten.
492. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von DarkX am 21.03.08 14:26

zum Beispiel der Krankenschwester die nach Irland auswandert sollte man vielleicht auch sagen das Irland in den letzten Jahren durch hohe EU-Subventionen von einer Agrarnation zur am schnellsten wachsenden Industrienation in Europa umgewandelt wurde. Erneut hier schön zu sehen der sozialistische Gedanke, vor wenigen Jahren waren die Durchschnittseinkommen in Irland mit am niedrigsten in Mittel- und Westeuropa, doch das schnelle Wirtschaftswachstum sorgte dafür dass viele neue Jobs geschaffen wurden weshalb dort wie in dem Beispiel, Pflegeberufe unterbesetzt sind.
Unterstelle ich jetzt einfach einmal dass in Deutschland, dem Land das am meisten Geld in die EU einzahlt, deshalb die Abgaben und dadurch auch die Differenz zwischen Brutto- und Nettoeinkommen entsprechend hoch ist. So hätte also stark vereinfacht Deutschland den wechsel nach Irland finanziert.
Genau dieses Problem wurde hier bereits diskutiert.

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass Deutschland gerade für eine Globalisierung bezahlt, deren Gewinner hauptsächlich ausländische Kapitalanleger sind. Auch wenn die hiesigen Unternehmen teilweise recht gut daran verdienen, so stammt mittlerweile ein nicht geringer Anteil der Aktionäre aus Nordamerika und dem Nahen Osten. Somit wandern auch die Gewinnanteile dorthin und ersetzen dort ein Rentensystem das in Deutschland bereits vor Jahren gescheitert ist, an dem aber die Politik festhält weil niemand der Bevölkerung sagen will dass die meisten weit weniger erhalten werden als sie eingezahlt haben (von Verzinsung des über einen so langen Zeitraum gebunden Kapitals mal ganz zu schweigen) und in das auch weiterhin eingezahlt werden muss um überhaupt künftige Zahlungen möglich zu machen.
493. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 23.03.08 16:17

Hallo Gerry,

ich gebe dir völlig recht. Krankenhausärzte sind fast durch die Bank an ihrer Qualifikation gemessen völlig unterbezahlt. Aber das gilt nicht nur für deine Branche:

Nimm meine - ein Bautechniker, von dem unbegrenzt unbezahlte Überstunden verlangt werden (und das ist der Normalfall in diesem Gewerbe) kommt auf einen Stundenlohn, der im Bereich zwischen dem Facharbeiter und dem Vorarbeiter liegt. Vergiss dabei den Tarif, an den hält sich kaum eine mittelständische Firma.

Das geht zu Lasten der Motivation, der Familie (bei immer mehr Überstunden - 60 Stunden in der Woche sind normal, es darf auch mal mehr sein) und zuletzt damit auch der Gesundheit.

Sicher - in anderen Branchen, z.B. bei den Metallern sieht es besser aus. Aber beide Beispiele zeigen, wie krank das ganze System ist. Obwohl die Menschen hier im Land oft schneller und effizienter arbeiten, wie in anderen Ländern, bleibt ihnen zuwenig, um vernünftig zu leben. Das liegt an den schlechten Stundenlöhnen, den hohen Lohnnebenkosten und den hohen Preisen. Ich frage mich, warum ein VW-Passat-Variant hier in Deutschland für ca. 26.000,-- bis 33.000,-- € verkauft wird und in USA ab 16.000,-- €. Nur an einer geänderten Ausstattung kann das auch nicht liegen.

Viele Grüße - Harald
494. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 24.03.08 19:37

Hi Gerry und Harald,

eure Beobachtungen kann ich nur teilen. Das Verhältnis zwischen Qualifikation und Leistung auf der einen Seite und Bezahlung auf der anderen Seite ist in den letzten Jahren völlig ins Rutschen geraten. Ich weiß von einer Firma im Bereich der öffentlichen Versorgung, bei denen junge Bürokaufleute (mittlere Reife, 3 Jahre Lehrzeit) mehr verdienen denn ich als Lehrer (Abitur, 2 Staatsexamen, diverse Fortbildungen). Da laufen einige Dinge schief. Im genannten Fall ist zusätzlich ärgerlich, dass die Geldquelle ja Gebühren für Wasser und Strom sind.

Ich hab mich oft gefragt, ob es nicht am besten wäre, wenn man die Firmen und den Staat per strafbewehrtem Gesetz zwänge, jede Überstunde strikt zu bezahlen. Haste mehr gearbeitet, kriegste mehr. Punkt. Zahlt der Arbeitgeber nicht: Knast. Feierabend. Das wäre radikal, aber fair.

VG Blue

Tipp-Fehler verbessert. - Blue
495. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 26.03.08 00:34

Zitat
Ich hab mich oft gefragt, ob es nicht am besten wäre, wenn man die Firmen und den Staat per strafbewehrtem Gesetz zwänge, jede Überstunde strikt zu bezahlen. Haste mehr gearbeitet, kriegste mehr. Punkt. Zahlt der Arbeitgeber nicht: Knast. Feierabend. Das wäre radikal, aber fair.


Hallo blue,

da wäre ich aber sofort dabei! Was mach ich dann nur mit dem ganzen Geld?? HAAAAAALT!!!! Nicht alle auf einmal, hier wird sich sauber in die Reihe angestellt!!!


Aber Spaß beiseite, das wäre Revolution von unten - die bekommst du von oben (der Politik) nie unterstützt. Oder zumindest würden da soviele Schlupflöcher in den Gesetzen sein, das faktisch jeder Arbeitgeber durchschlüpft - außer er stellt sich zu dumm an.

Leider wird das niemals durchsetzbar sein. Es gelten leider immer noch die Sprüche: "Geld regiert die Welt" und auch "Hast du was, bist du was - hast du nichts, bist du nichts".

Viele Grüße - Harald
496. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 26.03.08 07:11

Hi Harald,

mit der Vermutung, dass die Revolution von unten niemals von "oben", womit du sicher die Politik meinst, unterstützt würde, liegst du sicher richtig. Liegt daran, dass sich das Personal "oben" mittlerweile direkt aus dem Kapital rekrutiert. Man denke an die Externe[n] Mitarbeiter in deutschen Bundesministerien. Was aber bei uns seit einiger Zeit in der Diskussion ist, gibt es, wie wir seit gestern wissen, ganz massiv auch auf EU-Ebene. Auch dort sitzen in den entscheidenden Gremien die Industrievertreter. Infos dazu bei Lobbycontroll und bei Heise.

Übrigens soll das Buch von

Adamek/Otto: Der gekaufte Staat. Wie Konzernvertreter in deutschen Ministerien sich ihre Gesetze selbst schreiben. 2008

die deutschen Verhältnisse näher unter die Lupe nehmen. Urwaldklick

VG Blue
497. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 01.04.08 18:45

Ich hau mal ne Webfind noch mit rauf und ist auch kein Aprilscherz, sondern traurige Realität...

... mal wieder 2 Links zu nachdenklich machend sollenden Beiträgen:

- Der Kampf gegen Armut muss endlich beginnen
- "Sicko" - ein wichtiger Film

Auch wenn die Beiträge schon etwas betagt sind (paar Monate zurückliegen), haben sie an Ihrer Aktualität nichts verloren. Mein Respekt den Beitragersteller und Betreiber der Seite. Auch ansonsten ist der Blog Pfalz-Haus durchgehend bei gesellschafts- und sozialpolitischen Themen spannend und informativ gehalten, auch teilweise bespickt mit schwarzen Galgen-Humor, gewürzt mit passenden Karikaturen/Cartoons, gestaltet und geschrieben.

Viel Spass beim lesen wünscht
Xrated

und hoffend auf weitere heisse & spannend sachliche Diskussionen zum Thema.
498. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Luftmatratze am 01.04.08 19:53

Der Kampf gegen die Armut war schon im Mittelalter mal ein Kampf gegen die Armen... in diesem Land fühle ich mich zunehmend unwohl.
499. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 01.04.08 20:15

Willkommen im Thread, Luftmatratze. Du hast natürlich recht. - Und ich glaube, dass es keinen Kampf gegen die Armut geben wird, weil die Armut von der Politik und der Wirtschaft (als Auftraggeber der Politik) gewollt ist. Die Leute resignieren und werden dem Kapital voll gefügig gemacht. Schließlich steht seit einigen Jahren der soziale Absturz als Drohung im Hintergrund. Und immer mehr Menschen fallen aus der Gesellschaft heraus. Vermittelt wird uns von unserer allgegenwärtigen neoliberalen Propaganda-Maschine natürlich, dass das deren persönliches Versagen sei und sie dafür gefälligst die "Verantwortung" zu tragen hätten!

VG Blue
500. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Harald am 03.04.08 22:06

Zitat
Der Kampf gegen die Armut war schon im Mittelalter mal ein Kampf gegen die Armen... in diesem Land fühle ich mich zunehmend unwohl.


ich gebe dir recht, Luftmatratze - wirklich wohlfühlen kann sich da kaum einer mehr. Unsere Politik ist leider dem Kapital völlig hörig geworden - das auf Kosten derjenigen, die nicht zu 6-stelligen Parteispenden, dem zuschachern von Aufsichtsratsposten, etc. fähig sind.

Das jeder schaut wo er bleibt, ist ja OK - nur wenn das völlig rücksichtslos auf dem Rücken anderer geschieht, die Bevölkerung rotzfrech belogen und betrogen wird und jeden Schaden ausbaden darf, dann stinkt der Fisch vom Kopf weg.

Der deutsche Fisch ist bereits ordentlich am faulen.

Viele Grüße - Harald
501. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 27.04.08 21:27

Schwimmbäder und Stadtteilbüchereien werden geschlossen, das Theater der Stadt verfällt, aber diese Stadt hat offenbar 18 Millionen, um sie in den Neubau einer Musikhalle auf dem Hindenburgplatz - ja, dort, wo man parken kann und 3 x im Jahr der Send, die hiesige Traditionskirmes, stattfindet - zu stecken. Von welcher Stadt ich rede? - Natürlich von Münster i. Westf.

Aber die neoliberale Clique hat die Rechnung ohne den Wirt, sprich den Bürger, gemacht. Trotz wochenlanger Gehirnwäsche und manipulativer Fragestellung haben sich die Bürger heute in einem Bürgerentscheid mit überwältigender Mehrheit gegen den Bau der Musikhalle ausgesprochen. Bei einer für hiesige Bürgerentscheide ungewöhnlich hohen Wahlbeteiligung von 45,1 % gab es folgendes Ergebnis:

- 70,87 % (= 70.281 Stimmen) gegen die Finanzierung der Musikhalle

- 29,13 % (= 28.891 Stimmen) für die Finanzierung der Musikhalle

Das ist ein Sieg der Vernunft. Wir brauchen keine Musikhalle für die happy few des Münsteraner Bürgertums, sondern die Sicherstellung der öffentlichen Grundversorgung aller Bürger mit Schwimmbädern, Büchereien etc. Die Grundbedürfnisse der Mehrheit gehen vor dem Luxus der wenigen. Pressemeldungen dazu in der WN, der MZ und bei Echo Münster.

In Siegeslaune

Blue
502. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von hink am 30.04.08 16:36

Hallo bluevelvet,
Herzlichen Glückwunsch zum Sieg

Es ist wirklich ein Sieg der Demokratie, des gesunden Menschenverstandes und der Normalverteilung. (Anmerkung: Die meisten Effekte auf diesem Planeten sind zumindest näherungsweise, normalverteilt, Körpergröße, intellektuelle Leistungsfähigkeit, Körpergewicht etc.)
Ich denke, wenn derlei Dinge so, wie in diesem Fall, an der Basis entschieden würden, gäbe es diesen ganzen alten Plunder nicht mehr. Denn, was wird man in der Musikhalle tun? Musik von Leuten hören, die schon zweihundert Jahre tot sind. Wen interessiert denn so etwas noch? Oder gar dieses „neue“ Zeug, Stockhausen & Co, unstrukturierter Lärm. Und dafür so ein aufwendiges Gebäude?
Wie sehr die Stadtverwaltungen am Volksempfinden vorbei planen sieht man auch hier in München. Es wird regelmäßig eine Abstimmung mit den Füßen durchgeführt: Vielmehr Leute besichtigen die Allianz-Arena, als irgendwelche Museen. Also wozu das Ganze? Wieso ist es denn wichtig, zu wissen, wie Leute vor 2000 Jahren gelebt haben?
Und dann das, was man als „Allgemeinbildung“ hinstellt. Da soll man dann wissen, daß 1798 in Frankreich Revolution war. Das ist doch nun wirklich nicht mehr wichtig. Wichtig ist doch, wer bei Schalke 04 Trainer ist, und mit welcher Aufstellung Werder Bremen ins nächste Spiel geht.
Und jetzt soll auch noch das Deutsche Museum saniert werden. Man sollte das Ganze lieber abreißen und dahin ein Einkaufszentrum bauen.
Zu Anfang des 20. Jahrhundert gab es die Bewegung der „Futuristen“. Die waren schon auf dem richtigen Weg. Die wollten z. B. den Kölner Dom sprengen. Recht haben sie, das Ding verschlingt Unsummen für die Erhaltung. Die kann man nutzbringender verwenden. Aber leider konnten sie sich nicht durchsetzen.

Also weiter so! Es besteht noch Hoffnung.
Vielleicht gelingt es wirklich, die Städte von diesem alten Schrott, wie Theater, Opernhäuser Musikhallen und dergleichen zu befreien.
503. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 03.05.08 11:50

Zum gegenwärtigen Stand der Globalisierung hat Harald Schumann, Autor von

- "Die Globalisierungsfalle" (1996)

- "Der globale Countdown" (200

in zwei lohnenswerten Interviews differenziert Stellung genommen:

Interview 1

Interview 2

VG Blue

504. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von Bulli31 am 04.05.08 00:36

Zum Thema Globalisierung möchte ich auch etwas beitragen.
Gerade musste ich mir einen Computer kaufen. Nach langem Überlegen und Abwägen, habe ich die Brocken nun abgeholt. Alle Hardware ist Made in China, obwohl die Marken eigentlich nicht automatisch an China denken lassen.

China möchte die preisgünstigste Werkbank der Welt werden,
Indien der billigste Softwarehersteller der Welt,
Brasilien die Low-Cost-Forschunglaboratorien für die Welt.

Und Deutschland ... die Bundesrepublik setzt auf den Export von Produktionsarbeitsplätzen, Export von Forschungsergebnissen, Export von Patenten, Export von Produktionsanlagen und den Import von Fertigprodukten, um sich für die globalisierte Zukunft fit zu machen.
Länder, die solche Strategien verfolgten, nannte man in der Vergangenheit "Entwicklungsländer".

---

Vor ein paar Tagen lief bei Galileo ein Firmenportraitsvergleich. Orion versus Kunzmann.
Die höchstrangige Vertreterin auf der Seite von Orion war eine Lageristin, die das Lager, welches täglich mit Produkten aus aller Welt gefüllt wird, verwaltete. Kein Manager, keine Werbeabteilung, keine Produktion. Einfach nur Palette rein, umpacken in kleine Pakete und raus. Ach, ja, eine Designabteilung gab es noch.
Ganz anders Kunzmann. Höchstrangige Vertreterin war die Seniorchefin, dann die Juniorchefin, eine Angestellte, die die Schnittvorlagen in den Computer eingibt und Schnitte ausdruckt und 4 Produktionsarbeitsplätze (zuschneiden, kleben, Versand usw)

In einem anderen Forum hat man gelacht. Fragt sich bloß, über wen.
Den kleinen Betrieb, der viele Arbeitsplätze bei wenig Umsatz bietet, oder das Lager mit Versandabteilung, das nur wenige Arbeitsplätze trotz hohem Umsatz schafft.

505. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von bluevelvet am 04.05.08 07:03

Hi Bulli,

sicher sollte unsere Zukunft bei den qualifizierten Tätigkeiten liegen, obwohl ja die Tendenz in die entgegengesetzte Richtung geht. So arbeitet hierzulande inzwischen jeder fünfte Arbeitnehmer in Billigjobs und die Tendenz, Arbeitsverhältnisse zu prekarisieren, nimmt massiv zu. Belege dazu in der Netzeitung und bei Telepolis.

VG Blue

506. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von DarkX am 04.05.08 13:25

sorry wenn ich das hier mal so einwerfe aber was ihr hier darstellt sind eher einzelne Auswirkungen der Globalisierung anstatt mal zu hinterfragen warum das ganze so läuft, ob das nicht vielleicht ein schleichender Prozess ist der schon seit Jahrzehnten läuft und jetzt eben immer grössere Ausmaße annimmt? Allgemein sehe ich die Probleme in Deutschland hauptsächlich in der Bürokratie, bzw. Regelungswut und dem Neid auf andere resultierend aus der allgemeinen Unzufriedenheit mit der eigenen Situation. Typisch deutsch ist doch die Schuld prinzipiell bei anderen zu suchen anstatt mal zu hinterfragen was man selbst hätte besser machen können. Deutschland ist seit langem eine der führenden Industrienationen der Welt, doch Weltmeister sind wir nicht nur im Warenexport sondern auch im Jammern. Ob zu recht oder nicht möchte ich einmal dahingestellt lassen, das hängt sicherlich von vielen subjektiven Einzelfaktoren des Einzelnen ab. Tatsache ist jedoch dass wir diesen Status erreicht haben ohne über große Rohstoffvorkommen oder sonstige natürliche Vorteile zu verfügen, einzig durch die Leistungen von Ingenieuren und Unternehmern.
507. RE: Machen wir ihnen ihren Aufschwung kaputt: wir sind das Volk

geschrieben von xrated am 04.05.08 17:03

@ DarkX
Auch Sorry, wenn ich Dir so mal antworte!

Dir geht es doch wohl scheinbar noch zu gut, in diesem Lande (speziell bekannt hierfür Süddeutschland (typisches politisches BW/Bayern-Gewäsch von CSU/CDU)).

Hast Du Dir den Thread auch mal von vorn bis hinten durgearbeitet, bevor hier Dein Beitrag abgesondert hast? Nein? Das hättest mal tun sollen. Ja? Dann haste hier einiges nicht verstanden.

Weil was wir hier am wenigsten wollen, Sprachrohre, oder Vorleser aus der primitiven, und volksverdummenden Boulevard-Presse, wie aka BILD/BZ/Stern.

Und glaub uns, was Globalisierung heisst und warum das so ist, musst Du zumindestens den aktiv mitwirkenden in diesem Thread sicher nicht erklären.

Was ich Dir zu Gute halte, das Du richtig erkannt hast:

* sehe ich die Probleme in Deutschland hauptsächlich in der Bürokratie, bzw. Regelungswut

Wie kommst Du denn hierauf? Das wird doch noch durch Medien angeheizt, das Thema -> Mein Haus, mein Auto, mein Swimmingpool, mein KG, meine hauseigene Putz- und Gummisklavin:

* Neid auf andere resultierend aus der allgemeinen Unzufriedenheit mit der eigenen Situation.

BTW: Ich bin nicht neidisch auf andere, auch wenn meine Lage weniger rosig ist, aber entweder wir leben sozial, dann erwarte ich mehr Grechtigkeit und Ausgeglicheheit, oder wir leben ASOZIAL, auf Basis, nur der stärkere überlebt.

Das letztere hat nichts mit menschlich sozial zu tun, sondern nur mit dem tierischen Instinkt des Überlebens, menschlich verkleidet nennt sich das auch "Ellenbogengesellschaft" = Jeder ist sich selbst der Nächste.

Denk mal drüber nach DarkX

XR - erschüttert ist über DarkX sein palaver ist hier



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