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eröffnet von TARL am 12.03.07 10:31
letzter Beitrag von TomTomTom am 28.05.12 02:19

1. Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 12.03.07 10:31

I.Santa Ana


Der Sturm war unvorstellbar stark und kam unerwartet.

Die stolze Armada wurde von ihm völlig überrascht. Dutzende und Aberdutzende von Schiffen jeder Größe wurden von ihm zermalmt. Die Segel der Schiffe rissen wie Papier, flatterten als bunte Fetzen übers Meer. Die brodelnde Masse aus Wind, Schaum und Wasser wälzte sich über jedes einzelne Schiff, rissen Tausende tapferer Männer in die Tiefe, zertrümmerte die kleineren Boote an den Bordwänden der großen stolzen Segler und Galeeren, riss diesen dabei auch die Flanken auf.
Gierig leckten die Fluten an den vielfältigen Innerein der Schiffe, spülten alles aus ihnen heraus wessen sie habhaft werden konnten, warfen Kisten und Ballen lustig durcheinander, schleuderten sie von Wellenkamm zu Wellenkamm, zertrümmerten sie schließlich wenn sie des Spiels überdrüssig wurden.

Die Böen und Brecher fegten die Decks der Schiffe leer, rissen Aufbauten herunter, warfen die Soldaten in ihren Rüstungen ins Meer. In Sekundenschnelle versanken diese in der finsteren Tiefe, ihnen folgten die tapferen Seeleute die sich verzweifelt gegen die Kraft des Sturmes wehrten. Weinende und betende Männer, an den Masten oder Trümmern der Aufbauten festgeklammert, wurden von den herunterstürzenden Trümmern der Masten erschlagen, die zerschmetterten Glieder ins sturmgepeitschte Wasser gefegt. Manch Schiff kippte einfach um, trieb kieloben dahin bis es mit einem anderen kollidierte und die Planken brachen, die eingeschlossenen Männer kläglich ersaufen ließ. Das Heulen und Pfeifen des Sturm übertönte ihre verzweifelten Hilferufe genau wie die der in den Galeeren angeschmiedeten Rudersklaven, die elendiglich in ihren volllaufenden Booten ertranken.

Unbarmherzig trieb der Orkan sein Unwesen und als er endlich erschöpft verhielt war die langsam sich beruhigende Oberfläche der See übersät mit Trümmern und den sich im Takt der Wellen auf und nieder bewegenden Leichen der Ertrunkenen und Erschlagenen.

Aber nicht alle Schiffe der einst stolzen Armada waren vernichtet. Etliche sammelten sich, versuchten zu retten was noch zu retten war. Andere Schiffe waren vom Sturm vor sich hergetrieben worden, zerstreut in alle Himmelsrichtungen, fern ab vom Kurs und von den anderen. Manche schwer, manche leicht beschädigt fanden sie sich in unbekannten Gewässern wieder oder trieben orientierungs- und steuerlos mit der Strömung dahin.

Eines dieser Schiffe war die große spanische Galeere *Santa Ana*.
Speziell für den Krieg gegen die englische Flotte hergerichtet verfügte sie über geringen Tiefgang für Gefechte in Küstennähe, hatte an Bug und Heck stabile Aufbauten als Schutz für die kämpfenden Soldaten und Mannschaften, verstärkte Seiten, etliche Kanonen, einen stabilen Rammsporn aus Eisen am Bug, ausreichend Platz für die gut 300 Mann zählende Truppe des Kapitän Santos, die Waffenkammer war prall gefüllt genau wie die Verpflegungskammer. Neben den beiden Segeln an den hohen Masten im vorderen Teil des Schiffes erhielt die *Santa Ana* ihre Geschwindigkeit und Beweglichkeit auch bei Windstille durch 140 gefangene englische Matrosen und Freibeuter die als Galeerensklaven im untersten Deck des Schiffes an die Ruder geschmiedet waren und furchtbare Qualen litten, ständig gepeinigt von den beiden sadistischen spanischen Wärtern Miguel und Moriz.

Traurig sah das Prachtstück der spanischen Flotte aus. Ein Mast war im Sturm geknickt, die Segel hingen in Fetzen von den Rahen. Teile der Aufbauten am Bug waren durch herunterstürzende Trümmer zerschlagen und fast jedes der 35 an steuerbord aus dem Leib des Schiffes ragenden Ruder war weggebrochen. Überall an Bord herrschte Unordnung. Alle möglichen Einrichtungsgegenstände waren umhergeschleudert worden, eine in der Pulverkammer hin- und herrollende Kanonenkugel hatte die Bordwandung beschädigt. Ein schmales Bächlein salzigen Meerwassers drang ins Schiff, sammelte sich an den tiefsten Stellen, schwappte hin und her, ließ die Galeere in der sanften Dünung schwerfällig hin- und herrollen, stieg langsam an so das die gepeinigten Rudersklaven bereits knöcheltief in schwarzer fauliger stinkender Brühe saßen.
Auch die spanische Besatzung hatte es schwer getroffen. Von den einstmals 300 Soldaten und Mannschaften waren über 100 während des Sturmes über Bord geschleudert oder von Schiffstrümmern erschlagen worden.

Kapitän Santos erkannte, dass unter diesen Bedingungen an ein sofortiges Rückkehren zur Armada nicht zu denken war, erst umfangreiche Reparaturarbeiten erfolgen mussten.

Der Sturm und die Strömung hatte die *Santa Ana* dicht an die kahlen aus dem Meer aufragenden und von tosender Gischt umspülten Felsen einer Untiefe getrieben. Hier ließ Kapitän Santos Anker werfen und die Mannschaft mit Reparatur- und Aufräumarbeiten beginnen. Jeder der noch lebenden Seemänner packte kräftig mit an, die Soldaten legten ihre schweren eisernen Rüstungen ab, packten mit zu. Der Zimmermann dichtete das Leck in der Pulverkammer ab, verhinderte so das Sinken des Schiffes, machte sich danach an das Herrichten eines neuen Mastes während andere damit beschäftigt waren die Gefangenen an neue intakte Ruder zu schmieden, während andere die Aufbauten wieder instand setzten, aufräumten, letzten erschlagenen Kameraden ein würdiges Seegrab bescherten.

Inmitten dieser geschäftigen Betriebsamkeit nahte das Unglück für die *Santa Ana* in Form eines englischen Kaperfahrers der auf der Suche nach versprengten Schiffen der Armada war.

Kapitän Santos sah das Unheil nahen, bereitete sich mit seinen Männern fieberhaft auf ein Gefecht vor.
Als das englische Schiff schon dicht heran war erkannte er jedoch das Widerstand sinnlos war.
Keine der Kanonen an Bord war einsatzfähig, das Pulver in der immer noch halb unter Wasser stehen Waffenkammer nass. Auf einer Seite noch immer ohne funktionsfähige Ruder und nur einem Mast ohne Segel war auch eine Flucht unmöglich.
Schweren Herzens und aus Sorge um das Leben seiner Männer gab er Befehl zum Hissen der weißen Flagge, verbot Gegenwehr und ließ seine Männer die Waffen ablegen.

Die Rudersklaven unter Deck hörten den Tumult, vernahmen durch die aufgeregten Gespräche der Spanier von der Anwesenheit ihrer Landsmänner. Unbeschreiblicher Jubel brach unter den gepeinigten Menschen aus im Angesicht der nahenden Befreiung.

Und plötzlich geschah das Unfassbare. Der fremde englische Kapitän, getrieben von Gier nach Ruhm und Ehrgeiz nach noch mehr Beute unter den überall in diesen Gewässern herumtreibenden spanischen Schiffen der zerstreuten Armada gab den Befehl zur Versenkung der *Santa Ana*, wohl wissend ob der Anwesenheit der gefangenen englischen Brüder auf den Ruderbänken des Spaniers und die Kapitulation und weiße Flagge missachtend.

Das Gemetzel dauerte nicht lange. Die englischen Kanonen zertrümmerten das Schiff in kurzer Zeit, fegten die um Gnade bittenden Spanier von Deck, zerschlugen die Bordwände über und unter der Wasserlinie, töteten schon viele der Menschen noch vor dem eindringenden Wasser. Die von Bord springenden Männer der *Santa Ana* wurden durch Pistolen- und Gewehrschüsse getötet, so viele das sich das Wasser um die sinkende Galeere rot färbte.

Fassungslos und entsetzt mussten die angeketteten englischen Rudersklaven diesen barbarischen Akt ihrer Landsleute miterleben, bemerkten die einschlagenden und so manche Ruderbank leerfegenden Kanonenkugeln. Der Tumult war unvorstellbar. Das Wasser im Deck stieg sehr schnell, mischte sich mit den Überesten der Zerfetzten zu einer üblen Brühe. Verzweifelte Menschen rissen an ihren Fesseln in der hoffnungslosen Bemühung sich von ihnen zu befreien und dem jämmerlichen Tod des Ersaufens zu entkommen. Ihr in Todesangst und grenzenloser Verzweiflung ausgestoßenes wahnsinniges Geschrei wurde übertönt vom Donner der Kanonen des Engländers und dem Krachen der brechenden Planken des Schiffes.

Einer der gefangenen und um ihr Leben kämpfenden Galeerensklaven war ein alter grauhaariger Mann. Abgemagert und mit keinem Fetzen Stoff mehr am Leib, der Rücken vernarbt von den unzähligen Schlägen der Peitsche, mit durch der Länge der Gefangenschaft rostigen Eisenfesseln an den Gliedern und schon seit vielen Jahren auf der *Santa Ana* war er einer der letzten Lebenden auf dem Ruderdeck.

Bevor das schmutzige Wasser auch über ihm zusammenschlug schrie er mit dem Blick nach oben gewandt und rot glühenden Augen seinen Fluch in das tosende Inferno:

“Ihr, die Ihr euch Landsmänner nennt und uns so schmählich ermordet habt, werdet dafür zahlen!
Wenn eines Tages an dieser Stelle der See, das unser Ende ist ein sprechender Vogel erscheint, wird die *Santa Ana* in all ihrer Pracht und Stärke aus den Fluten aufsteigen und die Jagd auf euch englische Frevler aufnehmen. Sie wird ruhelos und ohne Frieden die Meere durchkreuzen bis wir hier, die gequälten Männer die stets treu und tapfer zur Krone und zu England standen, durch lebendes englisches Fleisch, egal ob Mann oder Weib, ersetzt sind.

Ihr werdet die Leiden kennenlernen die wir zu Lebzeiten erlitten und uns dadurch unseren Frieden bringen.”
2. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Herrin_nadine am 12.03.07 13:51

tarl ich kann nur sagen. eine geschichte die typisch ist für dich.


geht jetzt der schwur in erfüllung?
3. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 13.03.07 08:04

ich bin da ganz optimistisch - nadine
4. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von MIrador am 13.03.07 11:22

liest sich klasse
erinnert mich an meinen historienschinken den ich seit drei jahren am schreibseln bin
würde mich echt interessieren wie du den schwenk in "unsere" Richtung" schafftst.
mach weiter
Gruß Mirador
5. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von sklavin_susi am 13.03.07 20:52

ein wirklich gelungener start. freue mich schon auf die fortsetzung
6. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 14.03.07 00:20

Ein gelungener Auftakt. Das wird eine richtige Tarlgeschichte mit wahrscheinlich mehreren Geisterschiffen.
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Es grüßt das Zwerglein.
7. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 15.03.07 17:51

mirador - der *schwenk* bereitet mir etwas kopfzerbrechen...

weil das prob ist - ich hab das ende im kopf fertig und der anfang steht ja bereits da... aber das ganze dazwischen liegt noch im wahrsten sinne des wortes im nebel...
8. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Charly am 15.03.07 22:34

Hallo TARL,

super angefangen, aber lass dir Zeit. Ein Schwenk in die Neuzeit muß ja auch nicht sein. Nimmst halt a bissel Phantasie (hast du ja) und schraubst einfach an der Story weiter. Dein Ende ist ja relativ - kann sich ja noch ändern (zumindest in Varianten).

Na dann, fröhliches Gestocher im Nebel wünscht dir

Charly
9. II. Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 17.03.07 06:36

II. Legrelle


Herr Legrelle wartete ungeduldig.

Schon am Abend vorher hatte er die Ausrüstung an Bord seines Schiffes geschafft.

Während er etwas ungeduldig auf den schwach beleuchteten Kai des Jachthafens starrte, strichen seine Finger liebevoll über das glattpolierte Edelholz.
Stolz war er auf seine Jacht und glücklich darüber sie sein eigen nennen zu dürfen.

Lange hatte er gebraucht um sich seinen Jugendtraum erfüllen zu können und jetzt mit Mitte fünfzig und einer nicht unerheblichen finanziellen Mithilfe seitens seiner Hausbank war er in Erfüllung gegangen.

Seit 3 Wochen war er nun Eigentümer der Jacht, ausgestattet mit allen nur erdenklichen Spielerein und Bequemlichkeiten die eine 3 Millionen Euro teure Jacht zu bieten hatte.

Herr Legrelle hatte alles genau durchdacht, bot sich und sein Schiff solventen Interessenten für Tagesausflüge zum Tauchen, Hochseefischen oder auch einfach nur zum sonnen und baden an, zeigte Touristen die Schönheiten der bretonischen Küste.
Das Geschäft lief gut an, half ihm damit die nicht unerheblichen Tilgungsraten zu begleichen. Und Herr Legrelle hatte auch noch die Hoffnung bei einer dieser Ausflüge eine nette Frau kennen zulernen, der seine manchmal etwas schrullige Art die Dinge anzugehen gefiel und die bei ihm blieb, seine Liebe für das Meer teilte und mit ihm den Lebensabend auf seinem Schiff verbrachte.

Zwei sich in der Dunkelheit auf dem Bootssteg nähernde Personen ließen ihn aus seinen Gedanken erwachen. Eilig begrüßte er seine Gäste, half ihnen überzusteigen, warf den Motor an, löste die Leinen und verließ den kleinen Hafen in Richtung der offenen See.

Jetzt erst fand er Zeit seine Gäste einzuweisen, ihnen den frischen Kaffee und kleinen Imbiss zu reichen. Die dankbaren Blicke aus den noch recht verschlafenen Gesichtern der beiden zeigten Herrn Legrelle, wie angebracht dieser kleine Service war.

Während es sich seine beiden Gäste in den Sonnenstühlen bequem machten und zu den kleiner werdenden Lichtern des Hafenstädtchens schauten, stieg er wieder auf seine Brücke, gab Vollgas und steuerte in der Dunkelheit den noch fernen Untiefen vor der Küste entgegen, wo seine Gäste ihre wissenschaftliche Tauchexpedition zur Erforschung des bretonischen Hummers im Morgengrauen durchführen wollten.

Nach gut zwei Stunden hatten sie das Ziel erreicht. Schroff und kahl ragten ein paar von den Wellen umspülte schwarze Felsen aus dem Meer, bildeten unter Wasser ein Eldorado für viele Fischarten und reichlich Verstecke für Hummer und andere Schalentiere.
Herr Legrelle warf in sicherer Entfernung von den teilweise scharfkantigen Steinen Anker, half seinen Gästen die Tauchausrüstung anzulegen, reichte ihnen noch die Fotoausrüstung und sah sie in den dunklen, trotz der anbrechenden Morgendämmerung fast schwarzen Fluten versinken.

Entspannt nahm er in einem der Liegestühle Platz, schaute der aufsteigenden Sonne auf ihrem Weg zu, genoss den erwachenden Tag und die Ruhe, das leise Plätschern der heute flachen Atlantikdünung und einen tiefschwarzen starken Espresso.

Plötzlich fiel ihm etwas ein und er sprang recht schnell und schuldbewusst auf, eilte unter Deck. Mit sanften liebkosenden Worten lüftete er das dunkle Samttuch, öffnete die Tür des Käfigs, hielt seine Hand hinein.

Noch verschlafen und etwas langsam krabbelte im sein geliebter Graupapagai auf den Arm, griff die dargebotene Erdnuss und knabberte genüsslich daran herum, um sich danach auf die Schulter seines Herrchens zu bewegen.
Herr Legrelle unterhielt sich angeregt mit seinem Papagai, freute sich über das fröhliche Geplapper das dieser von sich gab, kraulte ihm zärtlich das kleine Köpfchen. Dieser lohnte es ihm, indem er ihm immer wieder in lupenreinem Französisch “Guten Morgen” ins Ohr krächzte.

Ein Kratzen und Schaben an der Bordwand und am Einstieg im Heck des Bootes unterbrach das Spiel der beiden und zeigte die Rückkehr der Tauchgäste an.

Herr Legrelle setzte den Papagai zurück in den Käfig, eilte an Deck und half den beiden beim Verlassen des Wassers. Verwundert registrierte er nebenbei, dass das Wetter in der letzten halben Stunde umgeschlagen war.
Der Himmel war dunkel geworden und Nebel war aufgezogen. Sehr dichter Nebel. Keine 3 Meter Sicht und die Temperatur war merklich gefallen. Auch der Wind war völlig eingeschlafen. Bleierne Ruhe und Stille herrschte rund ums Boot.
Nie zuvor war Herrn Legrelle ein derart plötzlicher Wetterumschwung begegnet.
Seine beiden Tauchgäste nahmen im Moment jedoch seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch und er half beim Ablegen der schweren Tauchausrüstung, betrachtete die aus der Tiefe mitgebrachten beiden Hummer und lauschte den begeisterten Schilderungen über die fantastische Unterwasserwelt.

Ein erst kaum hörbares dumpfes Schlagen einer Trommel, dass jedoch schnell lauter wurde, liess ihn besorgt aufschauen, vergeblich versuchend mit den Augen die graue Nebelmasse zu durchdringen. Deutlich waren die dumpfem Schläge zu hören, begleitet von leisem Plätschern und Rauschen.

Von einer Sekunde zur anderen nahm Herr Legrelle einen riesigen Schatten war der sich direkt auf sein Boot zu bewegte und Momente später erfolgte ein fürchterlicher Schlag.

Das Chaos brach aus. Die entsetzten Schreie seiner Gäste mischten sich mit seinen und dem Krachen und Bersten der brechenden Seitenwand seiner schönen Jacht.
Unterhalb der Wasserlinie bohrte sich ein eisenbewehrter Rammsporn in die Seite seines Schiffes, spießte es regelrecht auf. Er, seine Gäste und sämtliche losen Gegenstände wurden auf Deck hin und hergeschleudert. Hart schlug Herr Legrelle mit dem Kopf gegen einen der Stühle, verlor das Bewusstsein.

Minuten später kam er wieder zu sich, schaute sich mit verschwommenem Blick um.
Seine Jacht hatte bereits starke Schlagseite und die beiden Tauchgäste waren verschwunden. Statt dessen stand ein fremder eigenartig gekleideter bärtiger Mann breitbeinig über ihm, schaute ihn aus merkwürdig brennenden Augen an .
Mit sich überschlagender Stimme fragte Herr Legrelle diesen was passiert sein. Seine schnell ausgestoßenen französischen Worte erreichten das Ohr des Fremden und dieser hob den Arm.

Kaum erkennbar in der noch dichter gewordenen Nebelbrühe blitzte kurz der blankpolierte Stahl eines schweren Entermessers in seiner Hand auf und mit einem schnellen wuchtigen Streich beendete es die Träume und das Leben des Herrn Legrelle.

Lautlos und stumm wendete sich der fremde bärtige Mann um, sprang auf das andere Schiff über während sich dieses langsam rückwärts bewegend mit seinem Rammsporn aus der Jacht zurückzog.

Das jetzt riesige Loch im Schiff lies dieses in Sekundenschnelle vollaufen und sinken, riss die Leiche des Herrn Legrelle und seinen Graupapagai mit in die Tiefe, während das fremde Schiff verschwand und bereits wieder die warme freundliche Sonne durch den sich auflösenden Nebel blitzte.
10. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von urethan am 17.03.07 10:55

Sehr schön! Auch sehr stimmungsvoll!

Nun die Preisfrage: Welcher der Beteiligten trug einen KG? Herr Legrelle, der bärtige Mann, der Graupapgei - oder handelt es sich bei den Tauchgästen am Ende um junge attraktive Wissenschaftlerinnen, die nun neben ihren Studien über den Hummer noch einiges Andere zu sehen und zu spüren bekommen werden...?
11. III. Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 19.03.07 21:48

III. Willkommen

Der Aufprall war heftig gewesen und alles an Bord wurde durch die Gegend geschleudert.
Panisch und überrascht schrieen die beiden Tauchgäste ihre Angst und ihr Entsetzen in den Nebel.

Noch völlig unter Schock stehend kamen sie erst wieder richtig zu Verstand als sie sich auf dem fremden Schiff umringt von einer Unmenge Gestalten befanden.
Am ganzen Körper zitternd starrten sie in die Gesichter von Männern, die von wuchernden Bärten und merkwürdig brennenden Augen dominiert wurden, im starken Kontrast zur graugrünen blassen Haut und sie schweigend musterten. Niemand sagte ein Wort, kein Raunen war zu vernehmen, kein Husten - nichts. Eine fast gespenstige Stille herrschte um die beiden herum, nur untermalt vom leichten Plätschern der Wellen, dem Rascheln der Segel und dem gelegentlichen Knarren des Holzes.

“Hey, was ist hier los? Warum starren sie uns so an? Haben sie schon die Küstenwache alarmiert? Wo sind wir hier? Was ist mit Herrn Legrelle? Verstehen sie uns?”

Wortlos und unbewegten Gesichtes starrten die auch merkwürdig gekleideten Männer die beiden weiter an.

“Hallo, verstehen sie uns den nicht? Wie sehen sie denn aus - drehen sie einen Piratenfilm oder was ist los? Hat jemand ein Telefon dabei?”

Statt einer Antwort traten einige der Männer beiseite, öffneten eine Gasse durch die ein prächtig gekleideter Mann mittleren Alters schritt und dicht vor den beiden stehen blieb.

Deutlich unterschied er sich in Aussehen und Kleidung von der Masse der anderen Männer. In altertümliche aber farbenfrohe Seide, mit breiter Schärpe und einem großen breitkrempigen Hut gekleidet stach er deutlich aus der Masse der anderen heraus, die zumeist in leuchtendrote Hosen und helle Hemden gekleidet waren, manche mit einem silberglänzenden verzierten Brustpanzer und altertümlichen hochgewölbten Helmen auf dem Kopf, jeder verschiedenste Waffen wie Messer, Enterbeile, altertümliche Pistolen und Musketen in den Händen.
Einzig die brennenden Augen und graugrüne Hautfarbe hatte der Mann mit den anderen gemein.

Mit einer eleganten und geübten Art verneigte er sich vor den beiden und hub mit tiefer, grabeskalter Stimme monoton an zu sprechen.

“Mein Name ist Capitano Santos und ich begrüße sie an Bord meines Schiffes, der Santa Ana auch im Namen meiner tapferen Mannschaft.”

“Hey, Herr Kapitän was soll das alles hier. Würden sie uns erklären warum sie unsere Jacht gerammt haben? Und ich möchte sofort ein Telefon und mit der Küstenwache reden. Außerdem verlangen wir Schadensersatz für unsere verlorengegangene Ausrüstung und unseren Laptop. Haben sie überhaupt eine Ahnung wie teuer das alles war und wie viel Zeit uns dadurch bei unserem Forschungsprojekt über die Fortpflanzung des bretonischen Hummers verloren geht? Die Universität wartet schon dringend auf unsere Dissertation zu diesem Thema. Außerdem möchten wir gern wissen, was sie hier für einen komischen Film drehen, sie sehen ja alle sehr merkwürdig aus.”

Mit unverändertem Gesichtsausdruck und der gleichen kalten monotonen Stimme entgegnete ihnen der Kapitän:
“Ich bitte um Entschuldigung für dieses merkwürdige Zusammentreffen, kann aber leider nichts daran ändern. Da sie jedoch diejenigen sind, die uns erweckt haben und somit auch unsere ersten Gäste an Bord, werde ich ihnen alles erklären so dass sie auch die noch folgenden Gäste aufklären können. Aus verschiedensten Gründen werden nämlich weder ich noch meine Besatzungsmitglieder später die Zeit und Muße haben jedem neuen Gast den Sachverhalt darzulegen.”

Erneut verneigte er sich:
“Bevor ich ihnen jedoch unsere missliche Lage schildere, beantworten sie mir bitte eine Frage. Welches Jahr schreiben wir jetzt?”

Verständnislos und von der Frage völlig überrascht kam fast gleichzeitig aus zwei Kehlen: “Natürlich 2007.”

Mit einem kurzen Kopfnicken bedankte sich der Kapitän für diese Antwort.
“Danke für diese Auskunft, meine Damen. Jetzt wundert mich auch nicht euer befremdlicher Aufzug, der sich scheinbar in den letzten Jahrhunderten deutlich von unserer Mode abgesetzt hat. Währet ihr bitte so freundlich und legt diese eigenartige dunkle Panzerung ab während ich euch die Lage erkläre. Diese Kleidung schickt sich nicht für Damen und erst recht nicht an Bord dieses Schiffes!”

Entrüstetes Aufstöhnen der beiden Wissenschaftlerinnen.
“Hören sie mal zu, sie komischer Kapitän. Ich weiß nicht was hier los ist und aus welcher Irrenanstalt sie entsprungen sind oder wo die versteckten Kameras sind, aber wenn sie denken das wir hier vor all den Kerlen einen Strip hinlegen, haben sie sich getäuscht. Ich werde sie wegen Nötigung anzeigen, wenn wir wieder an Land sind. Verlassen sie sich darauf. Ich will jetzt sofort telef... “

Mit einer raschen heftigen Handbewegung versetzte Kapitän Santos der jungen Frau eine schallende Ohrfeige und unterbrach damit ihren Redefluss.
“Schweigen sie still, meine Dame, und kommen sie umgehend meinem Wunsch nach, sonst sehe ich mich gezwungen meiner Mannschaft den Befehl zu erteilen, nachzuhelfen!
Bisher habe ich mich ihnen gegenüber korrekt und mit Respekt verhalten obwohl es eigentlich nicht nötig wäre. Selbstverständlich hätte ich aber wissen müssen, dass das Benehmen englischer Damen zu wünschen übrig lässt. Andererseits schulde ich einen Teil ihres Verhaltens der ungewöhnlichen Situation und ihrer Jugend.”

Begleitet vom leisen Schluchzen der beiden Frauen, die sich langsam aus ihren Tauchanzügen schälten und anschließend mit leicht gesenkten Köpfen in ihren Tangas und vor ihren Brüsten verschränkten Armen im Kreis der spanischen Soldaten standen, schilderte Kapitän Santos ihnen in monotonem Singsang die Geschichte der Santa Ana und des Fluches sowie den Grund ihres Auftauchens.

Mit offenen Mündern und ungläubigen Augen starrten die beiden Frauen den Kapitän an, bemerkten zu ihrem Entsetzen die weiterhin unbewegten graugrünen Gesichter der Besatzung, die auch beim Anblick der durchaus nicht abstoßenden fast nackten Körper der Frauen keinerlei Regung zeigten und ebenfalls keinerlei Körperbewegungen machten. Wie steinerne Statuen umringte die Masse der Männer stumm die beiden und den Kapitän, eine merkwürdige Kälte ausstrahlend die trotz der inzwischen durch die Nebelschwaden blitzenden Sonne die Frauen frösteln ließ.

“... und deshalb sind sie beide als erste hier auf der Santa Ana gelandet um den Fluch zu erfüllen und unseren unglücklichen Seelen endlich Frieden und Erlösung zu bringen.”

Zum ersten Mal an Bord vernahmen die beiden entsetzten Frauen ein Stöhnen und Seufzen aus Hunderten Kehlen. Es kam aus den leicht offenen Mündern der spanischen Besatzung und als schauriges Echo auch aus den Tiefen des Schiffes. Für Momente verstärkte sich das Brennen und Glühen in den Augen der sie umringenden Mannschaft, die ansonsten weiterhin bewegungslos an ihren Plätzen verharrte.

“Selbstverständlich, meine Damen sind sie wie bereits erwähnt nur die ersten. Noch weitere 138 lebende Engländer werden wir an Bord nehmen und sobald sie unter Deck sind, werden zwei von uns für jeden von ihnen erlöst sein so wie in wenigen Minuten bereits die ersten 4 für sie beide. Ich denke, dass ist alles was sie wissen müssen und ich möchte sie jetzt bitten zwei meiner Männer unter Deck zu begleiten wo ihnen alles weitere angedacht wird.”

“Wir gehen nicht unter Deck. Niemals freiwillig. Das ist doch alles nur ein schlechter Witz oder Alptraum. Geister, wieder auferstehen, Fluch - wem wollen sie denn dieses Märchen erzählen? Jetzt ist es aber genug. Schluss mit dem Mummenschanz, machen sie die Kamera aus und geben sie uns etwas vernünftiges zum Anziehen. Hier ist es kalt. Und wegen der Ohrfeige hören sie von meinem Anwalt - Santos!” polterte eine der beiden los.

Kapitän Santos schien langsam ungeduldig zu werden und das Glühen in seinen Augen verstärkte sich etwas.
“Sie wollen einen Beweis? Hier haben sie ihn.”

Mit einer schnellen Bewegung riss er seine altertümliche Pistole aus dem Gürtel, setzte sie dem neben ihm stehenden Soldaten an den Kopf und drückte ab.

Beide Frauen schrieen gellend auf, verstummten dann aber wieder, von blanken Entsetzen gepackt.

Der Knall der Pistole dröhnte in den Ohren der beiden Frauen. Sie sahen den Kopf des getroffenen Soldaten auf der Seite, an der die Kugel austrat, regelrecht zerplatzen. Trotzdem veränderte sich das gefühllose unbewegte Gesicht des Soldaten nicht, kein Ton kam aus seinem Mund. Statt dessen drehte er langsam seinen Kopf, zeigte den Frauen die zerfetzte Seite seines Schädels, die sich in diesem Moment langsam wieder zusammenfügte, keinerlei Spuren hinterließ.

Zwei der spanischen Soldaten waren auf einen lautlosen Befehl des Kapitäns hin an die beiden zitternden panikerfüllten Frauen herangetreten.
Jeder der beiden Soldaten packte eine der Frauen am Oberarm, zog sie in Richtung einer offenen Tür an der eine Treppe schräg unter Deck führte.

Die Frauen spürten den harten Griff der Männerhände und die Grabeskälte, die den Fingern entströmte und Wellen des Frostes durch ihre warmen fast nackten Körper jagte.
Widerstandslos und unter Schock stehend folgten sie den beiden Soldaten zur Treppe. Dort fast angelangt stoppten ihre Begleiter, drehten sie noch einmal in Richtung des Kapitäns.

“Meine Damen, eine Frage hätten ich und meine Mannschaft noch an sie und ich bitte sie inständig sie uns wahrheitsgemäß zu beantworten. “

Beide Frauen nickten stumm.

“Bitte, meine Damen, sagen sie uns doch wie vor über 400 Jahren die Schlacht zwischen unserer unvergleichlichen Armada und der Flotte ihrer Königin ausgegangen ist.”

Sekunden dauerte es, bis die Frauen die Frage überhaupt realisiert hatten, dann aber antwortete wieder die eine, die bisher fast immer das Wort geführt hatte mit einem triumphierenden Beben in der Stimme: “Natürlich haben wir gewonnen und fast die gesamte spanische Armada vernichtet. Es war ein großer Sieg!”

“Danke für diese Auskunft, meine Damen.” kam es monoton und emotionslos aus dem Mund von Kapitän Santos, “aber seien sie versichert, diesmal gewinnen wir!”

Mit einem Kopfnicken beendete er die Unterredung und die Soldaten zerrten die Frauen unter Deck.
12. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Charly am 19.03.07 22:47

Das ist TARL - super!!

Die Frage ist nur, wie wird die erlösung aussehen?
leben gegen Erlösung??

Ich werde gerne weiterlesen, aber nicht in Grabesstimmung *grins*

Viele Grüße - Charly
13. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 21.03.07 01:04

Ein echter Tarl!
Der Fluch der angeketteten englischen Rudersklaven, ging also nach 400Jahren in Erfüllung.

Vierhundert Jahre dauerte es bis der Sprechende Vogel Auftauchte und damit den Schwur erfüllte.

Die beiden Damen sind jetzt die ersten, sogenannten, Gäste an Bord der Santa Ana.

Werden sie jetzt unter Deck gefangen gehalten, bis alle 140 lebende Engländer an Bord sind?

Wie geht dann die Erlösung vor sich? Warte gespannt auf die Fortsetzung.
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Es grüßt das Zwerglein.
14. IV. Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 25.06.07 19:20

IV. Zimmermann

Widerstandslos und entsetzt ließen sich die beiden Frauen unter Deck führen.

Es ging wenige Stufen auf einer schmalen steilen Treppe hinab und dann durch einen niedrigen Gang zum Heck des Schiffes. Die dunklen Wände, der Boden und die Decke waren aus glatt geschliffenem Holz. Spärlich erhellte eine von der Decke hängende Öllampe den Gang, rechts und links erkannten die beiden Frauen je eine Tür. Einer der Soldaten ging vorn, einer hinten, in der Mitte die beiden Frauen.
Auch hier im Inneren des Schiffes spürten die beiden die feuchte Kühle der Umgebung, ein leichtes Frösteln zog vom kühlen Boden durch ihren Körper, verursachte ihnen Gänsehaut.
Lautlos schob der vor ihnen gehende Soldat einen schweren weinroten Vorhang beiseite, welcher den Blick zum hinteren Teil des Ganges verhinderte. Schwach und flackern beleuchtete auch hier eine rußende Öllampe den Rest des Ganges und die ihn abschließende Tür. Ohne Zögern öffnete er diese, trat ein. Vom hinten gehenden Soldaten leicht geschoben, betraten auch die beiden Frauen den Raum. Was sie erblickten war ein scheinbar heilloses Durcheinander verschiedenster Dinge.

Hier am Heck des Kriegsschiffes waren sie im Lager und Magazin. Der kaum zwei Meter hohe Raum war schwach beleuchtet. Neben drei der scheinbar typischen Öllampen drang zusätzlich noch schwaches Tageslicht durch ein Fenster im Heck des Schiffes ein, erhellte den Raum, gab den Augen der Frauen seinen Inhalt preis.
Bis unter die Decke war er vollgestopft mit Fässern, Kisten, Ballen. Ganze Berge von sorgfältig gefaltetem und verschnürtem Segeltuch lagen dort als Ersatz für zerfetzte Leinwand bereit. Spannrollen, Seile, Taue, Holzstücke, Werkzeuge, Bretter, Planken, sogar ein Ersatzruder und Mastteileerkannten die Frauen im gelblichen Schummerlicht. An einer Werkbank stand bewegungslos ein älterer Mann, bekleidet mit Plüschhose und hellem Hemd, die langen für einen Spanier typischen schwarzen Haare zu einem Zopf geflochten.

Langsam drehte er sich zu den beiden Soldaten und ihren Gefangenen um, starrte diese mit den seltsam brennenden Augen im bleichen, wettergegerbten Gesicht an.

Die beiden Soldaten blieben neben der Tür stehen, wortlos und stumm, die Augen auf die leicht bebenden Körper der Frauen gerichtet.
Ohne das zwischen ihnen und dem Schiffszimmermann ein Wort gewechselt wurde, wusste dieser was in den folgenden Minuten seine Aufgabe war.

Prüfend und mit erfahrenem Blick betrachtete er die Frau mit den kurzen dunklen Haaren genauer. Das ängstliche Gesicht und die schützend vor den Brüsten verschränkten Arme schienen ihn nicht zu beeindrucken oder zu stören. Ganz andere Dinge waren für den Zimmermann von Interesse.

Er trat vor, griff die Dunkelhaarige, zog sie neben seinen Arbeitsplatz. Der Griff seiner eiskalten Totenhand ließ die Frau erschauern. Ohne jede Gegenwehr ließ sie sich dirigieren. Die allen Männern auf dem Geisterschiff eigene Grabesstimme des Zimmermannes befahl ihr, sich auf den Boden zu setzen und sie folgte diesem Befehl widerspruchslos. Mit angstgeweiteten Augen beobachtete die Frau den Schiffszimmermann. Die wohlgeformten Beine schützend an die Brust gezogen und mit den Armen umklammernd, den Kopf leicht in den Nacken gelegt, verfolgte sie jede seiner Bewegungen.

Er beugte sich zu der Frau herab, umfasste mit seinen großen Händen kurz deren Fußgelenke, fühlte ihr Erschauern bei seiner Berührung. Der Griff seiner kalten, rissigen Handwerkerhände hinterließ auf ihrer weichen warmen Haut für einige Momente rötliche Abdrücke, die schnell wieder verblassten.

Gesetzten Schrittes ging er in den Teil des Lagers, wo die Ketten, Anker und anderen metallischen Teile lagen und genau wie vor hunderten Jahren zu seinen Lebzeiten blieb er vor den Kisten und Fässern in der Ecke stehen, rieb sich überlegend den Nacken.

Während die beiden Wachen stumm und teilnahmslos vor sich hinstarrten, beobachteten die beiden Frauen den Zimmermann genau, sahen ihn in einem Fass kramen, dann recht unwillig eine kleinere Kiste zur Seite schieben, anschliessend über eine große Kiste beugen, darin herumwühlen, immer mal wieder den Kopf schütteln, etwas herausziehen, betrachten, wieder hineinwerfen. Begleitet wurde diese Sucherei von leichtem Klirren und gelegentlichen Knarren des Holzes. Nach einigen Minuten hatte er das passende gefunden, kam zurück zur Werkbank und der daneben sitzenden Frau, beiläufig noch ein kurzes Stück Balken greifend und neben der Frau hinwerfend. Klirrend landeten ein paar alte, rostüberzogene Eisenschellen mit einer Verbindungskette daran ebenfalls neben der jetzt doch aufbegehrenden Frau. Erst leise, dann lauter, den Kopf zu ihrer Kollegin gewendet und Unterstützung heischend, sprudelten Drohungen mit Polizei, Bitten um Freilassung und verschiedene andere, teilweise wirre Dinge aus ihrem Mund.

Unbeeindruckt und stumm ließen die Wachen und der Zimmermann die verängstigte Frau plappern. Als diese jedoch vom Boden aufsprang und zur Tür drängte, packte einer der Soldaten blitzschnell zu, griff die um sich schlagende Frau im Genick. Mühelos schob er sie zum Platz neben der Werkbank zurück, zwang sie mit einem verstärkten schmerzhaften Griff seiner Hand auf den Boden. Wie eine Katze hing sie in seinem Griff, ließ in den nächsten Minuten ohne weiteren Widerstand alles mit sich geschehen, schluchzte nur leise vor sich hin.

Der Zimmermann kniete vor ihr nieder, bog mit beiden Händen die rostigen Metallschellen auseinander. Schaurig schallte das Quietschen des Eisens durch den stillen Raum, denn nur wiederstrebend folgten die eingerosteten Scharniere dem Druck seiner Hände. Endlich geöffnet packte er das eine Bein der Frau, die auf den Namen Nancy hörte, zog es neben den Balkenrest. Er schob die halb geöffnete Manschette über ihren Fuß bis auf Höhe des Knöchels, störte sich dabei nicht am leisen Aufstöhnen der Frau als die rostige Innenseite der Fessel schmerzhaft über ihre Haut schrammte, rote Kratzspuren darauf hinterließ. Mit deutlichem Kraftaufwand drückte er die Manschette zusammen und wieder begleitet von leichtem Knirschen des Rostes schlossen sich die beiden Hälften um ihr Fußgelenk. Durch das kleine Loch in den abstehenden Enden der Fessel steckte der Zimmermann einen kurzen plumpen Eisenniet, welcher ein schmales Ende und auf der anderen Seite einen breiten Kopf besaß, legte die Manschette auf das Balkenstück. Mit seinem Zimmermannshammer schlug er mehrfach mit kurzen kräftigen Schlägen auf das schmale Ende des Niets ein. Kleine Funken flogen durch die Luft während das weiche Metall der Kraft der Schläge nachgab, sich verbreiterte, die beiden Hälften der Manschette dauerhaft und ohne Werkzeug unlösbar miteinander verband.

Auf die selbe Art und Weise befestigte er auch um Nancy´s anderes Bein eine eiserne Manschette, hieß sie dann aufstehen. Entsetzt und paralysiert folgte sie seinem Befehl, merkte nur nebenbei das der Soldat seinen Griff in ihrem Nacken gelöst hatte, die Kälte seiner toten Hand nicht mehr in ihrem Genick war.

Nancy starrte auf ihre Beine, versuchte das Bizarre der Situation zu verarbeiten, hob prüfend mal das linke, mal das rechte Bein, spürte die Kühle des Eisens an ihren Fußgelenken, den Druck des Metalls, dass Gewicht der unförmigen Kette zwischen den Manschetten die ihr nicht ganz 40 cm Spielraum ließ und jede Möglichkeit zum Ausschreiten oder Laufen nahm, ihr zukünftig nur recht kurze und schmerzhafte Schritte erlaubte.

Sie schreckte auf, hob erst den Blick, als der Zimmermann erneut an sie herantrat. In seiner Hand hielt er einen weiteren Ring, der Nancy jedoch gewaltig groß erschien, eher an die Spannringe alter Eichenfässer erinnerte. Das eine Ende des gut 4 cm breiten Ringes war mit einer abstehenden breiten Lasche versehen, welche genau durch die länglichen schmalen Schlitze passte, mit der das andere Ende des Ringes in regelmäßigen Abständen versehen war. Ein Scharnier in der Mitte ermöglichte das Auf- und Zuklappen des Gerätes. Auf der einen Hälfte des Ringes war neben der Lasche am Ende noch ein großer stabiler Ring angeschmiedet, dessen Funktion den Frauen später klar werden sollte. Die Vielzahl der schmalen Schlitze auf gut einem Viertel der Ringlänge der anderen Hälfte ermöglichte das passgenaue Anlegen bei allen halbwegs normal proportionierten Menschen, angefangen von schmalen Frauentaillien bis hin zu kräftigen Männerhüften.

Er öffnete den Ring, legte ihn ihr um die Hüften. Auf seinen Befehl hin musste Nancy den Bauch einziehen, die Luft anhalten und so verharren. Der Zimmermann klappte den Ring zusammen der sich eng an Nancys Körper schmiegte, griff unter ihn und drückte die Lasche mit deutlicher Anstrengung durch den jetzt gerade noch erreichbaren letztmöglichen Schlitz. Laut schnaufend stieß Nancy die Luft aus, denn länger hatte sie die nicht anhalten können. Eng und etwas schmerzhaft presste sich der Eisenring an ihren Körper, umspannte ihren Bauch dicht oberhalb der Hüfte. Sie stöhnte erneut auf, da ihr der Zimmermann erneut zwischen Ring und Körper griff, eine große flache Zange dazwischen schob. Mit beiden Händen packte er den Griff, drückte sie mit aller Kraft zusammen, bog so die Lasche um. Erst als sie flach und fast ohne Zwischenraum auf dem Eisenring lag hörte er auf.

Kurz betrachtete er sein Werk, rüttelte erst am Ring des Gürtels, zog und zerrte für Momente an den Fußeisen und der Zwischenkette. Zufrieden nickend schob er Nancy nach hinten in Richtung der beiden Wachen, wendete sich Jasmin, der anderen Frau, zu. Und während Nancy sich an den schmerzhaften Druck ihres unnachgiebigen neuen Eisengürtels zu gewöhnen versuchte und die drückenden Fußfesseln mit den nackten Zehen hin- und herschob, musste sie zusehen wie ihre ehemalige Kollegin und jetzige Leidensgenossin den gleichen Körperschmuck erhielt wie sie.
15. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 26.06.07 00:12

Die beiden Damen sind jetzt die ersten beiden Gefangenen bzw. Galeerensklavinnen an Bord.

Sie werden jetzt angekettet mit Fußeisen und Verbindungskette, sowie mit einem Hüftring.

Zitat

die drückenden Fußfesseln mit den nackten Zehen hin- und herschob, musste sie zusehen wie ihre ehemalige Kollegin und jetzige Leidensgenossin den gleichen Körperschmuck erhielt wie sie.

Ich glaube auf diesen Schmuck würden die zwei gerne verzichten.

Was passiert jetzt mit den Frauen? Werden sie auf der Ruderbank angekettet und müssen rudern?

Das kann dann noch ziemlich lange gehen bis die 140 lebenden Engländer zusammen sind.

Danke Tarl, das Du die Geschichte Fortgesetzt hast.
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Gruss vom Zwerglein.
16. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von wncicero am 26.06.07 19:36

Hallo Tarl

Maxima Culpa. Wie konnte ich diese Story von dir nur übersehen.

Ich habe heute zum ersten Mal diese neue Geschichte von dir gesehen und ich war wie immer von deinen Ergüssen total begeistert.

Ein „Fliegender Holländer“ als Aufhänger zu einer SM-Story, das ist schon wirklich ein verteufelt genialer Schachzug. Dein Faible für Historiendramen und deine unglaubliche Phantasie lassen wieder beste Unterhaltung erwarten.

Ich freu mich jetzt schon auf die nächsten Teile. Ich weiß zwar, dass du kein Freund von einem Happyend bist (die Aktion gegen den Jachtbesitzer zeigt schon den Weg), aber ich warte trotzdem immer wieder mal auf ein gutes Ende bei einer Geschichte von dir.

Viele Grüße Wncicero

Noch ganz kurz. Hatte der Zimmermann „rissige“ oder „riesige“ Hände?
17. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 26.06.07 22:44

danke für die lobhudelei

die rissigen hände sind beabsichtigt - kommt vom häufigen arbeiten mit holz u.ä. - auch heute noch bei manchen bauarbeitern

was das schappi ent betrifft kann ich nur soviel sagen -im gegensatz zu praktisch allen meinen anderen geschichten ist bei dieser das ende noch nicht ganz im kopf fertig. ich bastel beim sandmännchenguggen und einschlafen immer mal wieder daran herum... schaun mer mal
18. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von wncicero am 27.06.07 09:31

Hallo Tarl

Ich weiß schon was man unter „rissig“ versteht. Aber in der Textpassage würde eben auch „riesig“ passen. Ich kann mit meinen Händen kein Fußgelenk umgreifen.
Wobei, du hast ja schon vorher von „seinen großen Händen“ geschrieben.
Es war ein wenig zu schnell gelesen von mir, deshalb habe ich die erste Beschreibung seiner Hände überlesen.

Bis bald wncicero
19. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 28.06.07 06:48

schon ok - wncicero!

ich find derartige hinweise sehr gut. es passiert einem ja immer mal wieder ein fehler im bezug auf rechtschreibung und oder grammatik. selber merkt man es oft nicht und kann durch derartige hinweise später doch noch korregieren.
deshalb also ehrlich danke für den hinweis! )

beste grüße TARL

p.s. ich werd demnächst mit meinen riesigen, rissigen Händen derartige verwirrende beschreibungen nicht mehr tippen! *ggg*
20. Reise der Verdammten - Bestien

geschrieben von TARL am 15.10.07 07:28

V. Bestien

Auch Jasmin war nach einiger Zeit mit dem unbequemen Körperschmuck verziert, stand wieder neben Nancy, starrte fassungslos abwechselnd auf die Fesseln ihrer Kollegin und ihre eigenen.

Erneut kam der Zimmermann auf sie zu, in der Hand ein paar schmutziggraue Stofffetzen. Ehe die beiden Mädchen noch die Möglichkeit zum Protest hatten, zerrissen ihnen die beiden Wachen mit einem kräftigen Ruck die bunten Bikinihöschen, warfen die Fetzen weg. Beide Mädchen juchten kurz auf, bedeckten mit den Händen instinktiv ihre Blößen. Der Zimmermann hielt den beiden jeweils eines der Stofffetzen hin und zögernd griffen diese zu.

Die alten ausgefransten Tücher waren Reste einer scheinbar einstmals großen Stoffrolle minderwertigen rauen Leinens und die beiden Mädchen konnten sie sich um die Hüften schlingen, mit einem Knote an der Seite schließen. Sie sahen sich gegenseitig an, wurden etwas rot. Zu peinlich sahen die Fetzen an den nackten Körpern aus, bedeckten nur gerade so Scham und Po, rutschten bei jeder Bewegung hin und her, gaben die Intimstellen der Mädchen dabei ständig fremden Blicken frei.

Nicht lange blieb ihnen Zeit sich zu betrachten. Einer der Soldaten öffnete die Tür, ging vorneweg. Mit einer Handbewegung zeigte der andere den beiden Mädchen an, ihm zu folgen. Widerspruchslos, mit sich überschlagenden Gedanken, ohne klares Bild im Kopf und von der Situation völlig überfordert, gehorchten sie. Die Blicke der beiden wanderten ständig zwischen dem breiten Rücken des vorne gehenden Mannes und der Umgebung hin und her und vorsichtig, mit ungelenken Schritten, begleitet vom leisen Klirren der über den Boden schleifenden Eisenketten, folgten sie ihm.

Mit sehnsichtigen Blicken sahen beide Frauen zur Öffnung an der Treppe. Das Tageslicht drang von dort ein, erhellte die Umgebung. Aber nicht nach oben zurück auf Deck, sondern an ihr vorbei weiter ins Geisterschiff hinein ging ihr Weg.

Schon wenige Schritte ging im düsteren Gang eine Treppe nach unten. Über schmale, ausgetretene Stufen ging es steil in eine weitere Ebene des Schiffes. Während des Abstieges über die Stufen verhedderte sich Nancy in ihrer Kette, wäre aufschreiend die Treppe heruntergestürzt, wenn sie der vorn gehende Soldat nicht aufgefangen hätte. Ihr leises verwirrtes „Danke“ quittierte er nur mit einem unwilligen Knurren, blieb zusammen mit ihr stehen bis auch Jasmin und der andere Soldat den Abstieg geschafft hatten.

Nancy hatte in diesen wenigen Momenten Zeit sich zu bücken, die schon leicht schmerzenden Gelenke zu reiben, dabei mit schnellen Blicken den kahlen kleinen Raum zu überblicken. Es gab jedoch nichts zu sehen außer einer rußenden Fackel an der Wand und einer soliden eisenbeschlagenen Tür mit einem großen Riegel. Sie richtete sich wieder auf, stand leicht gebückt da, spürte die drückende Enge des niedrigen Raumes. Die nur knapp 1,60m hohe Decke zwang die Soldaten genau wie die recht hoch gewachsenen Frauen zu einer etwas gebückten Haltung. Der Soldat machte sich am Riegel zu schaffen, öffnete die noch etwas schmalere kleine Tür. Er fasste Nancy an der Schulter und wieder erschauerte diese. Die Kälte der Hand drang tief in sie ein, ließ sich ihr Herz erneut angstvoll zusammenkrampfen. Gebückt trat Nancy in den Raum hinter der Tür, spürte hinter sich ihre Mitgefangene welche ebenfalls durch die Tür gedrängt wurde, hörte das Klappen der sich schließenden Tür und dann das dumpfe Poltern, als der Riegel vorgeschoben wurde.

Die beiden Frauen gingen zögernd einige Schritte in den Raum, sahen sich um, stöhnten fast gleichzeitig entsetzt auf.

Vor ihnen stand ein kleinwüchsiger, verkrüppelter Mann. Zu seiner nur etwa 1,40m Körpergröße kam sein furchterregendes Aussehen. Unförmige Wulste aus verkrüppeltem Gewebe und Muskelmasse verteilen sich auf den dicken, langen Armen mit den riesigen Händen und seinem ganzen breiten Oberkörper. Der ganze Rumpf stand auf kurzen krummen Beinen, der kahlrasierte Schädel glänzte leicht im Schein der an der niedrigen Decke baumelnden Öllampen. Glasigweiße Augen starrten die Frauen an, ein zu einem widerlichen Grinsen aufgerissener Mund gab Reihen von hauerartigen gelbbraunen Zähnen preis. Die übermäßig stark behaarte Kreatur glich eher einem Gorilla als einem Menschen, obwohl Teile der Brust, seine Geschlechtsteile und seine Oberschenkel von einer Art Lederkostüm verdeckt wurden.

Ganz dicht trat er an die Frauen heran, blitzschnell schnellte sein langer behaarter Arm hoch, griff nach Jasmins Hals. Wie Klauen bohrten sich seine Finger in ihr weiches helles Fleisch, umschlossen ihren Hals mit eisernem Griff. Ruckartig riss er die viel größere Frau zu sich herunter, unbeeindruckt von ihren ohnmächtigen Versuchen mit beiden Händen seinen Griff zu lösen. Er zog die sich sträubende Frau bis wenige Millimeter vor seine Fratze und Jasmin roch seinen Atem aus einer Mischung von Verwesung, Tod und Fäulnis, spürte im selben Moment seine gelbliche pustelbesetzte Zunge über ihr Gesicht gleiten, hörte ihn schmatzen und ihren Geschmack analysieren, vernahm sein heiseres röhrendes „Lecker“. Ehe sie noch zur Besinnung kam, zerrte die Bestie sie hinter sich her, ihren Kopf so tief nach unten drückend das sie ihm auf allen Vieren folgen musste.

Mit sich selber so sehr beschäftigt hörte sie auch nicht Nancys Schreie, die fast auf die selbe Art und Weise von einer zweiten Missgeburt gepackt wurde. Dieser Mensch sah dem ersten zum Verwechseln ähnlich, beide mussten Brüder sein. Einzig am Kopf erkannte man einen Unterschied, da der eine eine Glatze hatte, während sein vermeintliches Ebenbild eine lange Mähne besaß, welche als Zopf bis zu seinem Hinterteil reichte.

Der Glatzkopf zerrte Jasmin einige Meter über die Planken in den Raum hinein, dabei unbarmherzig ihren Hals zusammendrückend. Das Letzte was sie im Moment noch sah waren rechts und links einige Köpfe die ihrer Bewegung folgten. Dann verlor sie das Bewusstsein.
21. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von sklavin_susi am 17.10.07 20:55

wieder eine sehr gelungene, düstere fortsetzung...
22. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Katrin-Doris am 20.10.07 18:17

Hallo TARL,
du schreibst wieder eine sehr gute Geschichte,
ich hoffe nur das sie hinter verschlossenen Türen endet, wie einige vorher.
Auf deine weiteren Inspirationen und Wendungen bin ich schon sehr gespannt....
Viele Grüße aus der Nachbarschaft
fossybaer
23. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 20.10.07 20:45

*schmunzel*... danke für das lob, aber irgendwie auch lustig - du bist einer der wenigen, die meine geschichten im 18er nirvana haben wollen... dabei ist die aktuelle doch weder gut noch im moment grausam oder tödlich oder sonstwas... *ggg*
24. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von sklavin_susi am 20.10.07 21:32

@fossybaer

wieso sollte tarls geschichte denn in den geschlossenen bereich. sie ist doch (bisher) wirklich harmlos und bietet keinen grund für eine verschiebung.
25. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Katrin-Doris am 20.10.07 22:12

Hallo Tarl,
ich hoffe natürlich das sie nicht unter Verschluß
kommt,wie ...
Gruß
fossybaer
26. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 24.10.07 08:31

*schmunzel*... ich dachte mir schon, dass es nur ein schreibfehler war! *ggg*
27. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Katrin-Doris am 03.02.08 14:31

Hallo TARL,
Was ist mit dieser Geschichte geworden,bleibt sie als ...Unvollendete .. stehen ?
Das wäre jammerschade.
Viele Grüße vom Nachbarn.
fossy53
28. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 06.02.08 18:21

hallo fossy - siehe bei andere geschichten mein "Ende".
29. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 11.02.08 15:50

Hm man sollte mal Profesor Zamorra bescheid geben das sich da einige aufmüpfige Spanier rumtreiben oder Inspektor John Sinclair dann ist ruckzuck schluß mit den Spanischen untoten.Tolle Geschichte bislang.Mal was anderes.Sag mal TARL hat dein Name was mit GOR zu tun?
30. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 12.02.08 06:32

hmmm... wenn du so fragst - mike - irgendwie schon ein wenig *feix*

beste grße TARL (der ganz langsam wieder lust bekommt zu schreiben)
31. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Logan am 13.02.08 19:59

Hallo Tarl

Das ist wieder mal eine schaurig schöne Geschichte von dir.
32. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von LarsFrederick am 15.02.08 04:09

Zitat
TARL (der ganz langsam wieder lust bekommt zu schreiben)


Hervorragend. Vielleicht hat das Leben wider Erwarten doch noch einen Sinn. Könntest du diese Aussage "drüben" auch mal bringen ??
33. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von steelmoni am 16.02.08 19:19

hallo TARL,

das ist eine echt super geschichte, weil sie auch perfekt zum thema unserer yahoo-group passt.

falls es jemanden interessiert:

http://groups.yahoo.com/group/HSSL32

der legendäre staat iridio besitzt nämlich unter anderem eine (moderne) galeerenflotte

moni
34. Reise der Verdammten - In Ketten

geschrieben von TARL am 16.01.09 09:09

6. In Ketten © by TARL 2009

Jasmin wurde wach, spürte die schon langsam gewohnte Kühle welche vom Geisterschiff ausging. Fröstelnd richtete sie sich auf, schaute sich um.

Sie befand sich auf einer der tiefliegenden Bänke direkt neben dem Gang. Gerade sitzend ragte nur ihr Oberkörper über den aus ausgetretenen Planken bestehenden Gang hinaus. Das Holz unter ihrem nackten Hintern fühlte sich glatt an. Automatisch wanderte ihr Blick zuerst nach unten, sie zuckte zusammen. Quer über ihren Schenkeln lag eine daumendicke, leicht rostige Kette, durch den Ring an ihrem Hüfteisen gefädelt. Rechts neben ihr am Mittelgang sah sie einen stabilen Eisenring im Balken, auf welchen der Mittelgang gebaut war. Mit einem uralten Schloss war die Kette daran befestigt.

Jasmin sah zur anderen Seite, schrak zusammen. Direkt neben ihr hockte einer der Rudersklaven, starrte sie mit unbewegtem Gesicht an. Kalt blickten seine Augen, kein Wort kam über seine Lippen.

Unwillkürlich wollte Jasmin aufspringen und flüchten. Sie krümmte sich zusammen, sprang hoch. Aber Augenblicke später riss sie die sich straffende Kette zurück und mit einem Schmerzensruf fiel Jasmin zurück auf die Ruderbank. Die Kette war neben ihr mit dem Hüftring des Sklaven verbunden, dahinter fest in der Bordwand eingelassen. Weder alleine noch mit Hilfe des anderen würde sie diese Kette je sprengen können, denn sie war erdacht und gebaut einzig zu dem Zweck, zwei Rudersklaven an ihrem Platz zu halten.

Jasmin verspürte Schmerz und Wärme an ihrer linken Hüfte, sah herunter. Das grobe Eisen ihres Hüftrings hatte beim Hochschnellen eine kleine Wunde verursacht aus welcher ein wenig Blut lief und ihr ein Brennen verschaffte. Mit dem Stofffetzen, den sie trug, drückte sie auf die Wunde, stoppte die Blutung nach kurzer Zeit. Erneut schaute sie dem neben ihr sitzenden Mann ins Gesicht, sah wieder in seine kalten Augen, dann der Bewegung seiner Hand nach.

Langsam bewegte sich die Hand des Mannes auf Jasmin zu, griff den Stofffetzen, zog in zu sich ins Gesicht.

Angewidert und von erneut aufsteigender Panik erfasst schaute sie ihm zu, wie er sich die Stelle des Stoffes, welcher von ihrem Blut durchtränkt war an den Mund hielt. Begleitet von einem heiseren Röcheln atmete der Mann die noch warmen Blutdämpfe ein, ließ den Lumpen wieder sinken.

Tief sah er Jasmin in die Augen und sie glaubte einen Moment eine Art Regung in seinem Gesicht zu erkennen. Mit einer ganz langsamen Bewegung hielt ihr der Mann den Stofffetzen entgegen, nickte kaum merklich mit dem Kopf.

Einer Eingebung folgend griff Jasmin mit zitternder Hand das Tuch, schlang es sich um die Hüften, verdeckte mit zupfen und zuckeln mehr schlecht als recht ihre Scham, dabei in Richtung des Mannes ein leises „Danke“ hauchend.

Langsam beruhigte sich Jasmin, bekam ihre Nerven in den Griff, begann erneut und jetzt beherrscht ihre Umgebung zu betrachten.

Zuerst schaute sie sich den Mann an ihrer Seite genauer an. Er hatte den Kopf wieder nach vorn gewandt, hockte mit gekrümmtem Rücken auf der Bank, die Arme hingen schlaff herab. Sein ausgemergelter, nackter, grauer Leib war überzogen mit Spuren von Misshandlungen. Um seine Hüften trug er einen ebensolchen eisernen Ring wie Jasmin, die Knöchel seiner Beine wurden von Schellen umschlossen, ähnlich derer die auch Jasmin trug. Die Verbindungskette dazwischen war kürzer als ihre und an einem kleinen Ring am Boden befestigt. Jasmin sah an sich herunter, hob prüfend ihre Beine, erkannte das ihre nicht am Boden befestigt waren obwohl ein kleiner Ring auch unter ihr in den Planken eingelassen war.

Am Mann vorbei erblickte sie die leichte Wölbung der Seitenwände des Schiffes und eine Öffnung durch welches das Ruder nach außen ragte. Jasmin versuchte durch die schmalen Spalte zwischen Ruder und Bordwand nach außen zu schauen, etwas zu erkennen. Aber es war nicht möglich etwas zu erspähen.

Ihr Blick ging nach oben, nahm die dunkle Decke aus Planken in gut 2 Metern Höhe war. Dann schaute sie nach vorn, nahm im Halbdunkel der wenigen in eisernen Laternen flackernden Kerzen lange Reihen von Gestalten wahr, sah die paarweise nebeneinander sitzenden gebeugten Rücken, konnte im Dämmerlicht nicht das Ende des Raumes und der Reihen erkennen.

Zur Seite blickend konnte sie über den Mittelgang sehen, welcher sich ebenfalls im Dunkeln verlor. Genau wie auf ihrer Seite waren dort paarweise Gestalten mit gebeugten Rücken zu erkennen.

Jasmin rutschte und drehte sich, schaute nach hinten. Hinter ihr war niemand mehr, knapp anderthalb Meter hinter ihrer, der letzten Ruderbank, war eine Wand aus Holz, das Ende des Ruderdecks.

Gut konnte sie die den Mittelgang an dieser Stelle beendende eisenbeschlagene Tür mit dem kleinen vergitterten Fenster in der Mitte sehen da diese von einer flackernden Öllampe beleuchtet wurde, welche an einer kurzen Kette von der Decke hing.

Jasmin wandte sich wieder nach vorn, sah einige Zentimeter vor sich das Ruder. Langsam und ängstlich griff sie danach, befühlte es. Glatt und kühl war das Holz. Mit einem Fingernagel versuchte sie es einzuritzen, vergeblich. Eisenhart und uralt war es.

Nach einem verstohlenen Blick zu ihrem Banknachbarn, welcher seine Position aber immer noch nicht geändert hatte, griff sie etwas beherzter zu, umfasste probehalber das Ruder. Sie konnte es mit ihren Händen nicht komplett umfassen, einige Zentimeter blieben unberührt. Mit ihren Fingerspitzen strich sie erneut über das Holz, packte wieder zu. Zaghaft und vorsichtig zog und drückte sie daran. Schräg nach unten geneigt in Richtung Bordwand, steil nach oben zum Mittelgang hin ragte das Ruder vor ihr auf.

Etwas kräftiger drückte Jasmin, versuchte den aufragenden Teil nach unten zu bewegen. Deutlich spürte sie das Gewicht, musste mehr Kraft aufwenden. Leicht erhob sie sich von der Bank, legte etwas von ihrem Oberkörpergewicht in den Druck. Ein eisiger Schauer lief ihr über den Rücken, denn ein leises Rasseln und Klirren erklang, verursacht von den aneinanderreibenden Kettengliedern des Eisens an ihrer Hüfte. Verbunden mit dem dumpfen Knarren mit welchem sich das Ruder langsam bewegte entstand im ansonsten lautlosen Raum der Geistergaleere eine Geräuschkulisse, welche Jasmin erneutes Entsetzen einflösste.

Ganz langsam setzte sie sich wieder richtig hin, zog das Ruder etwas zu sich heran. Erst einmal in der Waagerechten folgte es dem Zug ihrer Arme relativ leicht. Auch das Gewicht verteilte sich mit der Verlagerung des Schwerpunktes mehr zur Bordwand hin und der dort befindlichen länglichen Führungsschale in welcher es lag. Jasmin nahm dies jetzt erst beim zweiten Hinsehen war, erkannte nebenbei diese physikalische Regel mit der Art der Wissenschaftlerin, sah jetzt das breite Distanzstück welches ein Herausrutschen des Ruders nach außen verhinderte, dachte über die Wirkungsweise nach.

Minutenlang hielt sie so das Ruder fest umklammert, spürte langsam die dafür doch nötige Kraftanstrengung. Langsam und vorsichtig ließ sie das Ruder los, verfolgte seine Bewegung bis es wieder in der steilen Ausgangsposition zur Ruhe kam.

Nüchtern und objektiv dachte sie einige Zeit über Kraft und Druck und Wasser nach, stellte fest das diese Konstruktion sicherlich für Männer eine Weile aushaltbar war, jedoch diese Arbeit für Frauen kaum oder gar nicht zu leisten war.

Fröstelnd schlang sie sich die Arme um die nackten Schultern, rutschte unruhig hin und her. Die Aussicht auf die sich anbahnenden Qualen in Verbindung mit dem schon recht langen ungewohnten Sitzen auf der harten Holzbank machten ihr Angst, trieben erneut Verzweiflung in ihr hoch.

Mit einer Mischung aus Angst, Wut und Verzweiflung richtete sich Jasmin auf, packte die Kette welche sie an diesem furchtbaren Ort festhielt mit beiden Händen. Sie stemmte ihre Füße gegen den Mittelgang, riss und zerrte am Eisen, versuchte das Schloss zu brechen, trat mit ihren nackten Füssen gegen den Ring und das Schloss bis ihr vor Schmerzen schwarz vor Augen wurde, hämmerte unter wildesten Verreckungen mit den Kettengliedern der Verbindungskette ihrer Fußeisen auf das Schloss und den Ring ein.

Minutenlang tobte Jasmin in ihren Fesseln, bevor sie keuchend auf der Bank zusammenbrach und ihren Tränen freien Lauf ließ.
35. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Bondage_Frau am 19.01.09 22:31

danke - habe mit Begeisterung gelesen!

Grüße BF
36. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 20.01.09 07:02

Interessante Fortsetzung.
Muß Jasmin de tasächlich Rudern?Anscheinend mögen die Zombies blut.Vieleicht kann sie das ja ausnutzen.
37. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 20.01.09 13:41


Zitat

Meine Geschichten - nicht schön, aber oft schön düster!

Das kann man wohl sagen.

Aber gut zu lesen.

Jasmin ist schon auf der Ruderbank festgeschnallt, aber wo ist Nancy?

Jasmin hat sich bereits umgeschaut, konnte aber Nancy nicht entdecken.

Konnte sie nur nicht gesehen werden, weil sie über dem Mittelgang im Dunkeln war?

Bin jetzt gespannt wie es mit Jasmin und Nancy weitergeht.

Danke Tarl
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Gruß vom zwerglein
38. Reise der Verdammten - Leiden unter Deck

geschrieben von TARL am 31.01.09 13:01

7. Leiden unter Deck © by TARL 2009


Die Zeit verging. Jasmins Tränen waren getrocknet, sie war wieder ruhig. Sie hockte auf der Ruderbank, rieb sich die aufgescheuerten schmerzenden Stellen an ihren Hüften und Gelenken. Außer Schmerzen in den Gliedern und einem beginnenden Gefühl des Durstes sowie von Hunger hatte ihr die Toberei nichts gebracht.

Während der gesamten Zeit seit sie jetzt unter Deck war hatte niemand gesprochen. Die Stille war erdrückend. Erneut kam ihr zu Bewusstsein das sie hier alleine war, all die gebeugten Rücken vor und neben ihr Toten gehörten, gefühllos, teilnahmslos, nur dem Fluch verhaftet de auf ihnen lastete.

Nancy, ihre Kollegin fiel ihr ein und sie überlegte wohin man sie wohl gebracht hatte.

Leise rief sie deren Namen, zaghaft erst, dann lauter, dann so laut sie konnte. Klar und hell schallte ihr Ruf durch das Schiffes und sie bekam Antwort. Von weit vorn aus dem Dunkel des Ruderdecks kam sie, kaum verständlich. Jasmin strengte ihr Gehör an, versuchte die Worte von Nancy zu verstehen. Erneut vernahm sie ihre Stimme, dann einen kurzen Schrei, dann war Stille. Auf ihre Rufe bekam sie keine Antwort.

Aber sie nahm eine sich auf dem Mittelgang aus dem Dunkeln nähernde Gestalt war die schnell größer wurde. Nur Sekunden währte Jasmins Freude das es Nancy sein könnte, wechselte zu eisigem Grauen..

Das trübe Licht der Kerzen fiel auf die furchteinflössende Gestalt des kahlköpfigen Wächters welcher neben Jasmin stehen blieb, auf sie herabschaute.

Langsam hob er seine Hand, führte einen seiner krallenartigen Finger an die Lippen, machte Jasmin das Zeichen zu schweigen. Unbewegt sein Gesicht, kalt und tot seine Augen. Seine Hand sank wieder herab und er erstarrte. Jasmin starrte zu ihm auf, fühlte Unwohlsein. Eine Weile versuchte sie seinem Blick standzuhalten, kreuzte immer wieder ihren Blick mit seinem, konnte es aber nicht aushalten.

Nervös rutschte sie auf der harten Holzbank hin und her, rieb sich verstohlen die vom Sitzen schmerzenden Pobacken, hielt eine Weile schützend ihren Arm vor die nackten Brüste. Intensiv und gewissenhaft studierte sie die glattgeschliffenen Planken zu ihren Füßen, begutachtete die Maserung des Holzes, versuchte den über ihr stehenden Kerl zu ignorieren.

Immer nervöser wurde Jasmin, fühlte geradezu körperlich den bohrenden auf sie gerichteten Blick des Unholds.

Irgendwann war es dann soweit, Jasmin flippte erneut aus, schrie ihm ihre ganze aufgestaute Wut, Angst und Verzweiflung ins Gesicht, dabei halb aufgerichtet soweit es ihr die sich straffende Kette an ihrem Hüfteisen gestattete. Sie flehte, drohte, bettelte, schimpfte, brüllte ihn an.

Vergebens.

Minutenlang ließ der Aufseher sie gewähren, erwachte irgendwann jedoch zu Leben. Wieder ging sein Finger zum Mund, Jasmin andeutend Ruhe zu geben, sein fratzenhaftes Gesicht verzog sich drohend.

Die Frau, außer sich, ignorierte dieses Zeichen. Sie rutschte so weit wie möglich an den Mittelgang, stemmte sich mit aller Kraft gegen den Zug an ihrer Hüfte, streckte und reckte sich, versuchte an den Aufseher zu kommen. Mit ihren geballten Fäusten schlug sie auf die Spitzen seiner Stiefel, welche kaum über den Rand des Mittelganges ragten. Sie wollte ihm das Gesicht zerkratzen, ihn in den Bauch schlagen, irgendwohin treten. Aber die Fesseln war zu kurz und einzig seine Stiefelspitzen erreichte sie.

Der Aufseher erwachte vollends zum Leben und ein heiseres Knurren entrang sich seiner Kehle.

Jasmin, mit weit vorgebeugtem Körper den Kopf gesenkt und mit nach unten gerichtetem Gesicht auf seine Stiefelspitzen trommelnd, sah seine schnellen Bewegungen nicht.

Noch ehe sie das helle Pfeifen in der Luft hörte spürte sie den ersten Schlag. Wie ein Stromstoß durchfuhr es ihren Körper, lies sie aufkreischen.

Sekunden später traf es Jasmin erneut. Dieses Mal auf ihrer rechten Schulter. Von oben herab hatte Miguel zum zweiten Male auf die vor ihm liegende Frau eingeschlagen. Von ihrem Rücken, knapp oberhalb der Hüfte bis hoch zu den Schulterknochen hatten die beiden mit voller Wucht geführten Peitschenschläge die weiche Haut der Frau aufgerissen, zwei blutige Spuren hinterlassen.

Jasmin schnellte zurück, riss die Arme schützend nach oben. Dieses Mal hörte sie des helle Pfeifen, spürte den Treffer auf ihren Armen und zugleich ein wenig zwischen ihren Schultern. Wie ein Aal wand sich der beißende Lederriemen um ihren Körper, hinterließ an den Stellen wo er ihn berührte, brennende Stellen.

Jasmin wimmerte, kroch regelrecht in sich zusammen, rutschte bis an den Mann an ihrer Seite, fühlte das schmerzhafte, nie erlebte Brennen auf ihrem Körper.

Miguel hob erneut den Finger zum Mund, machte der zusammengekrümmten und ihn aus entsetzten Augen anstarrenden Frau das Zeichen zu Schweigen.

Jasmin zitterte am ganzen Körper, wimmerte lautlos mit zusammengekniffenen Mund, starrte gebannt auf die Hand des Mannes in welcher die Peitsche baumelte, jeden Moment auf einen neuen Hieb gefasst.

Ruhig und mit gekonntem Schwung steckte dieser sein Martergerät zurück in den Gürtel, griff in einen Beutel an seiner Seite. Mit einem Satz sprang er herunter zwischen die Ruderbänke, direkt zu Jasmin. Ein Ausruf der Angst war ihre Reaktion. Mit einem unglaublich harten Griff packte Miguel den eisernen Gürtel der Frau, schmerzhaft bohrten sich seine kalten Finger in ihre Haut, zerrten sie von Rudersklaven weg zurück auf ihren richtigen Platz.

Todesangst und völlige Panik, zusammen mit den Schmerzen der Schläge waren zuviel für Jasmin. Vor Angst konnte sie sich nicht mehr beherrschen und begleitet von leisem Wimmern und Weinen entleerte sie ihre Blase. Leise plätschernd floss der Urin von ihren Beinen und der Bank, bildete kleine Pfützen auf dem Boden, verbreitete für kurze Zeit eine feuchte Wärme an ihrem nackten Hintern und den Unterseiten ihrer Schenkel.

Unbeeindruckt von ihrem Schmerz und ihrer Angst bückte sich Miquel, packte die Kette zwischen ihren Fußeisen und schloss sie mit dem kleinen Schloss, welches er aus seinem Beutel geholt hatte an dem kleine stabilen Ring welcher im Boden eingelassen war.

Mit einem Satz, welchen man dem verkrüppelten Kerl nicht zugetraut hätte, sprang er zurück auf den Mittelgang, verschwand durch die Tür aus dem Ruderdeck.




39. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 31.01.09 17:57

Tolle Fortsetzung TARL.Also sitzt Nancy außerhalb Jasmins Sichtweise angekettet.
Wird das Blut wieder eine reaktion bei Ihrem Rückenmann auslösen?Frisches Blut scheint ja was Besonderes für die Untoten zu sein.
40. Reise der Verdammten - Jasmin

geschrieben von TARL am 07.02.09 08:57

8. Nancy © by TARL 2009

Nancy sah Jasmin ohnmächtig zusammenbrechen, ihr aber nicht helfen können. Von einem der Soldaten unsanft weitergestoßen hatte sie das Ruderdeck durchquert. Den Blick schamvoll auf den Boden gerichtet, immer darauf bedacht nicht über ihre Fesseln zu stolpern und die Hände schützend über ihre Brüste gelegt war sie weitergestolpert.

Ohne im dämmrigen Halbdunkel etwas genaues wahrgenommen zu haben, war sie vom Wachposten durch eine weitere schmale Tür wieder aus dem Ruderraum geleitet worden, einen kurzen schmalen Gang entlang, stockfinster und kühl, hin zu einer Tür.

Die Tür öffnete sich, ein derber Stoß von hinten, Nancy verlor das Gleichgewicht und krachte der Länge nach auf den Boden des Raumes.

Überrascht und verwirrt rappelte sie sich wieder auf, entwirrte noch schnell mit der einen Hand die Kette, die sich am Scharnier ihres rechten Fußeisens verfangen hatte.

Leise stöhnend rieb sie sich das schmerzende linke Knie, welches sie sich beim Fall geprellt hatte, schaute sich dabei aus gebückter Haltung um, richtete sich dann ganz auf.

Der niedrige Raum gestattete ihr aufrecht zu stehen, einzig die dicken Querbalken waren zu niedrig.

An einer kurzen Kette hing eine Laterne, in welcher eine Kerze brannte, ein mattes gelbes Dämmerlicht erzeugte, Teile des Raumes schwach beleuchtete.

Nancy sah eine dicke Schicht Schmutz und Staub auf dem Boden, in welchem sich deutlich ihre Fußtritte, die Stelle an der sie gestürzt war und auch die Schleifspur ihrer Kette abzeichnete.

Sie nahm Säcke und Kisten an den Wänden wahr, eine Art Kochstelle und riesige Töpfe darauf. Von den dicken Querbalken an der Decke des Raumes hingen Seile und Ketten, daran weitere Töpfe, Pfannen, Kellen, Löffel, Messer und anderes.

Nancy atmete auf, sie war scheinbar in der Kombüse der Galeere gelandet.

Auf einer kleinen Ablage fand sie einen Stapel Kerzen, nahm eine davon, entzündete sie an der brennenden in der Laterne.

Damit bewaffnet untersuchte sie den Raum genauer, leuchtete in die Ecken welche bisher nicht beleuchtet waren, fand weitere Kochutensilien, Säcke, Kisten, Fässer und immer wieder Dreck und Schmutz. Alle Lebensmittel, welche damals zu Lebzeiten der Besatzung existiert hatten waren verdorben und zu Staub zerfallen. Einzig in einigen Säcken im hinteren Teil der Kombüse fand Nancy Bohnen und Erbsen, welche die Zeit überdauert hatten.

Bei ihrem Rundgang durch den Raum gelangte sie wieder an der Tür an, durch welche sie gestoßen worden und nun verschlossen war. Mit aller Kraft rüttelte sie an ihr, ohne Erfolg. Erschöpft ging sie zu dem kleinen Tisch an der Wand, setzte sich auf einen Hocker.

Nancy stützte den Kopf in die Hände, schloss die Augen, versuchte ihre sich überschlagenden Gedanken zu ordnen, die Erlebnisse der letzten Stunden zu verarbeiten, dass Unfassbare ihrer Situation zu verstehen.

Nervös wippte sie dabei mit ihrem Bein, dass Klirren der Kette an ihren Beinen erzeugte ein leises Echo, verstärkt durch die ansonsten sie umgebende Stille.

Ein Geräusch an der Tür schreckte Nancy auf. Sie hatte niemanden kommen gehört, aber trotzdem öffnete sich plötzlich die Tür. Die dunkle Gestalt im Türrahmen ließ sie vom Hocker hochfahren. Ein lautes „Aua“ schallte durch den Raum, denn genau über dem Hocker befand sich einer der tiefliegenden Querbalken, mit welchem ihre Kopf in Moment des Aufspringens Bekanntschaft machte.

Schmerzverzerrten Gesichtes rieb sie sich die Stelle, spürte deutlich die Beule, hörte die dunkle Gestalt sprechen, vernahm dessen Befehle.

„Mach hier sauber, dann koch essen für die Rudersklaven. Im Moment braucht nur eine von denen etwas zu essen, der Rest aus dir bekannten Gründen nichts. In nicht allzu langer Zeit jedoch, wenn wir weitere Menschen an Bord haben, werden es mehr sein die du versorgen wirst. Sei darauf vorbereitet. Wasser zum Reinigen bekommst du durch eine Luke über dir. Dreck, Abfall, Schmutzwasser und alles andere schütte durch die Klappe neben der Kochstelle. Ein Fass Trinkwasser , welches für euch Menschen geeignet ist, steht hinten links in der Ecke, nimm es auch zum Anrichten der Nahrung. Alles andere findest du unter den Vorräten. Fang jetzt an, ich werde nachher kommen und deine Arbeit begutachten. Füge dich in dein Los, ansonsten wirst du bestraft.“

Noch während Nancy die Worte versuchte zu verarbeiten, verschwand der Mann und die Tür schloss sich.

Fast im selben Moment vernahm sie ein Knarren, sah nach oben. Eine Luke über ihr öffnete sich, verbreitete für kurze Zeit fahles Tageslicht in der Kombüse und an einem Tau glitt ein großer gefüllter Eimer auf den Boden. Die Klappe schloss sich und es herrschte wieder Stille.

Nancy ging zum Eimer, roch das frische kalte Meerwasser,. Mit einer Handvoll davon kühlte sie ihre glühende Stirn und die Beule auf ihrem Kopf, ging dann in die Richtung die ihr gezeigt worden war, fand das Fass, öffnete es und trank nach kurzer Prüfung in langen Zügen, stillte ihren Durst.

Erneut sank sie auf den Hocker am Tisch, dachte nach, kam zu einem Entschluss.

Sie konnte und wollte hier nicht bleiben, musste die Flucht versuchen, Jasmin befreien oder Hilfe holen, diesen Wahnsinn beenden.

Systematisch begann sie ihre Fesseln zu untersuchen. Den Ring an ihren Hüften drehte sie langsam, untersuchte jede Stelle daran, besonders das Scharnier und die aufgebogenen Laschen, gab aber schnell auf. Ohne Hilfe war er nicht zu öffnen oder abzustreifen. Zu stabil und zu eng, die aufgebogenen Laschen zu dick. Aber das war aus Nancys Sicht auch nicht so schlimm. Der Reif drückte und scheuerte etwas, war aber nicht übermäßig schwer und würde sie bei ihrer Flucht nicht weiter behindern.

Anders sah das mit den Fußfesseln aus. Nancy glitt auf den Boden, nahm einen Schneidersitz ein, untersuchte erst die linke Manschette, dann die rechte. Genau betastete und betrachtete sie die Scharniere, die Verbindungsbolzen, die Stellen an denen die Zwischenkette angeschmiedet war, die Bolzen welche die Schellenhälften zusammenhielten. Enttäuschung kam in ihr auf. Aussichtslos. Auch diese Fesseln waren ohne passendes Werkzeug nicht zu öffnen.

Blieb ihr noch dir Verbindungskette zwischen ihren Beinen. Jedes einzelne Kettenglied untersuchte sie genauestens, fand endlich was sie gesucht hatte. Im Laufe der Jahrhunderten oder auch schon bei der Herstellung war ein Fehler aufgetreten. Eines der Kettenglieder war gerissen, fast schon komplett entzwei.

Nancy packte die Kette mit beiden Händen, das beschädigte Glied in der Mitte, zog und zerrte mit aller Kraft. Vergebens. Ihre weibliche Kraft reichte nicht aus das Eisen zu zerreißen.
Aber sie ließ sich nicht entmutigen, ging durch die Kombüse, fand nach kurzem Suchen was ihr geeignet erschien. Neben der Kochstelle lagen zwei schmale runde Stangen, wie sie zum Schärfen von Messern benutzt wurden.

Diese nahm sie an sich, steckte beide in das angebrochene Kettenglied. Mit aller Kraft drückte sie die Stangen auseinander, nutzte deren Länge als Hebel.

Nicht lange musste sie sich anstrengen. Dieser rohen Gewalt war das alte Eisen nicht gewachsen, das defekte Kettenglied brach mit einem leisen „Knack“ auseinander, die Teile fielen zu Boden.

Nancy sprang auf, streckte sich, machte erleichtert und glücklich einen Spagat, spürte zwar das Gewicht der Eisen, aber auch das tolle Gefühl wieder hergestellter völliger Bewegungsfreiheit.

Euphorisch packte Nancy ein dickes spitzes Messer, machte sich an der Tür zu schaffen, versuchte sie aufzubrechen.

Urplötzlich erhielt sie einen Schlag, die Tür wurde von außen mit voller Wucht aufgestoßen, warf sie rücklings zu Boden. Im Türrahmen stand eine Gestalt, das Licht der Kerzen im Raum fiel auf ein finsteres Gesicht mit kalten Augen.

Nancy starrte das Gesicht an, begann zu zittern.

Die Augen des Mannes glitten von der beschädigten Tür über die beiden Kettenenden an ihren nackten Beinen zu ihrer Hand, welche noch das Messer umklammert hielt.

Nancy schrie auf, sah eine Hand auf sich zu kommen, hörte noch die Worte:

„Das wirst du bereuen, Sklavin!“



41. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 07.02.09 18:23

Müßte der Teil nicht Nancy heißen TARL?
Nancy hätte noch warten sollen mit dem Befreiungsversuch.
So ging das natürlich schief und vieleicht muß Jasmin jetzt Kochen und Nancy kommt an die Ruderbank.
42. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 07.02.09 20:02

*schmunzel*

bekannterweise poste ich meine machwerke in 3 foren.

du - mike - bist der erste und einzige (pn´s inbegriffen), der meinen kleinen test in der rubrik "Aufmerksamer Leser" bestanden und den "Fehler" erkannt hat.

Glückwunsch!

Damit hast du den "Hauptgewinn" - oder sollte ich besser "Die Höchststrafe" sagen gewonnen!

Du darfst festlegen in welchem Rahmen/Ambiente meine nächste Kurzgeschichte spielt. Anregungen und wünsche im bezug auf personen und handlung kannst selbstverständlich auch sagen!

Das ganze bitte per pn oder mail - entweder hier oder bei if.

Nachdem ich meine anderen projekte soweit "abgearbeitet" habe, werde ich dann die geschichte für dich schreiben (im rahmen meiner eingeschränkten schreiberischen möglichkeiten)!

beste grüße TARL
43. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 08.02.09 11:59

Gummimike Du bist ein aufmerksamer Leser.

Zu meiner Schande muss ich gestehen das es mir erst im nachhinein auffiel.

Allerdings war ich, als ich den neuen Abschnitt gestern Abend las, ein wenig in Zeitnot.
(musste noch dringend weg.)

Allerdings darf das keine Entschuldigung sein.

Ich habe es schlichtweg überlesen.
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Gruß vom Zwerglein
44. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von GeeS am 11.02.09 19:40

wow
geht voll unter die haut
super geschichte
bitte schnell fortsetzen
lg
gees
45. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 11.02.09 22:48

Zitat
*schmunzel*

bekannterweise poste ich meine machwerke in 3 foren.

du - mike - bist der erste und einzige (pn´s inbegriffen), der meinen kleinen test in der rubrik \"Aufmerksamer Leser\" bestanden und den \"Fehler\" erkannt hat.


Oh danke TARL.
Hm also so eine Art Expose.Da muß ich mal überlegen was mir dazu einfällt.
Also so schlecht sind deine Stories nicht.
46. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 13.02.09 11:09

es sei dir verziehen, zwerglein. *g*

in kürze gees.

danke mike - mach mal in ruhe. ich harre entspannt der dinge.
47. Reise der Verdammten - Harte Zeiten

geschrieben von TARL am 21.02.09 10:27

9. Harte Zeiten © by TARL 2009

Nancys vereitelter Befreiungsversuch hatte für sie unerfreuliche Folgen gehabt.

Der Mann hatte ihr die Faust ins Gesicht gedonnert, sie das Bewusstsein verloren. Aufgewacht war sie erst wieder beim Schmied, welcher sich gerade an ihren Fesseln zu schaffen machte.

Mit kurzen kräftigen Schlägen und einem Meißel trennte er die Kettenreste von ihren Fußfesseln. Statt dessen verband er die beiden mit einer gut halben Meter langen Eisenstange, welche an jeder Seite eine Öse besaß. Diese Stange wurde vor Jasmins Augen mit breiten Nieten an den Eisen die ihre Beine umschlossen, befestigt.

Grob griff ein Wachposten sie an den Armen, richtete sie auf. Leicht schwankend und breitbeinig stand Nancy da. Das Eisen zwischen ihren Beinen fixierte sie in dieser Stellung.

Der Schmied stand an einer Werkbank, rief sie zu sich. Im ersten Moment versuchte Nancy aufzubegehren, rief, dass sie so nicht laufen könne. Augenblicke später stieß sie einen schmerzhaften Schrei aus, griff sich mit der Hand an ihre Schulter. Ohne Warnung hatte ihr der Wachposten mit einem kurzen Knüppel einen Schlag auf das Schlüsselbein versetzt.

Breitbeinig staksend ging Nancy die paar Schritte zum Schmied, sich dabei die schmerzende Schulter reibend.

Ohne Umschweife griff der Schmied erst ihre eine Hand, dann die andere, legte ihr je eine enge Eisenmanschette um, verniete beide mit schnellen Hammerschlägen. Genauso schnell verband er auch diese mit einer halbmeterlangen Eisenstange, ließ Nancy für kurze Zeit unbeachtet stehen, kramte erneut in einer Kiste.

Das Mädchen stand derweil hilflos und entsetzt da, starrte auf ihre Fesseln, spürte das Gewicht der Eisen und begriff schmerzlich ihr in diesem Moment manifestiertes absolutes Ausgeliefertsein. Nie wieder würde ihr selber ein Befreiungsversuch gelingen. Diese Fesseln waren ohne Hilfe nicht zu sprengen.

Aber noch war der Schmied nicht mit ihr fertig. Erfolgreich kam er von seiner Suche zurück, zerrte Nancy erneut an die Werkbank. Eine schwere Kette von einem Meter Länge verband er mit ihrem Hüftring und einer Öse in der Mitte der Stange, welche ihre Hände fixierte.

“Fertig” tönte es dumpf aus seinem Mund.

Der Wachposten griff Jasmin, stieß sie zur Tür. “Vorwärts!”

Mit Mühe und Not konnte sie den Stoß abfangen, das Gleichgewicht halten. Steif und stockend, wie ein Roboter, setzte sie langsam ein Bein vor das andere, drehte das andere anschließend nach, musste dabei immer mit einer halben Körperdrehung nachhelfen. Die schwere Stange an ihren Händen zusammen mit dem Gewicht der meterlangen Kette und den Eisen an ihren Gelenken zog sie nach vorn, ließ bereits nach wenigen Schritten ihre Schultern schmerzen. Die alten Manschetten an ihren Fußgelenken wurden vom Gewicht der Spreizstange nach unten gezogen, scheuerten schmerzhaft die Haut auf, verursachten zusätzliche Pein.

Immer wieder trieb sie der Wachposten mit leichten Tritten und Stößen an, ließ sie mehrmals straucheln. Mit Mühe schleppte sich Nancy durch den schmalen düsteren Gang in Richtung Ruderdeck, erreichte dieses endlich, stand schnaufend am Anfang des Raumes auf dem Mittelgang.

Aus dem Dunkel tauchte Miguel auf, packte sie mit seinen affenartigen Armen, hob sie herunter und drückte sie auf eine Ruderbank. Rasselnd fädelte er die Kette durch ihren Hüftring, schloss sie am Mittelgang an. Erneut bückte er sich, packte die Stange zwischen ihren Fußeisen, rückte sie grob in Position, verband den Ring in der Mitte der Stange mit dem in den Boden eingelassenen Ring. Klackend rastete das Schloss ein, fixierte Nancys Beine.

Zufrieden grunzend verschwand Miguel, ließ Nancy neben dem alten Rudersklaven zurück mit dem bereits Jasmin Bekanntschaft gemacht hatte.

Es dauerte einige Zeit bis Nancy sich etwas gesammelt hatte.

Zuerst untersuchte sie ihre Fesseln und aufgescheuerten Beine. Nur mit Mühe konnte sie mit einer Hand an die Eisen greifen, musste dabei die andere Hand nachführen. Mehr wie einen halben Meter Abstand erlaubte die Stange an ihren Händen nicht. Nur einmal versuchte sie ihre beiden Hände an das selbe Bein zu führen, gab schnell auf. Unmöglich. Die Eisen an den Handgelenken saßen zu eng, erlaubten kaum einen Zentimeter verschieben, scheuerten schon bei jeder Drehung des Handgelenkes.

Dann versuchte sie die Beine trotz der Schmerzen zu bewegen. Es gelang ihr die Beine 5 Zentimeter zu heben. Mehr Spielraum ließ das Schloss, welches Stange und Bodenring verband, nicht zu.

Erneut spürte Nancy starkes Brennen an ihren Fußgelenken, fühlte etwas warm über ihren linken Knöchel rinnen. Mit der Hand untersuchte sie die Stelle, fühlte die offene Wunde, sah ein kleines bisschen Blut an ihrem Finger.

Nach kurzem Überlegen und einem Blick zu dem Mann neben sich fummelte sie ihr Tuch von der Hüfte. Die Angst vor einer Blutvergiftung oder Entzündung der Wunden an ihren Fußgelenken war größer als die Scham nackt neben einem Mann sitzen zu müssen.

Mit den starr verbundenen Händen und unter Zuhilfenahme der Zähne gelang es ihr nach einiger Zeit den Fetzen Stoff in zwei Teile zu zerreißen. Mit nur einer Hand und unendlich Geduld, immer mit dem kleinen Finger nachschiebend, schaffte es Nancy die Fetzen unter die Eisenmanschetten zu schieben und als Binde für ihre Verletzungen zu nutzen.

Die nächsten langen Stunden verbrachte Nancy wie Jasmin vor ihr damit ihre Umgebung zu betrachten, die gebeugten Rücken vor sich und den Sklaven neben ihr anzuschauen, trotz ihrer Fesseln das Ruder probehalber zu umfassen und zu bedienen. Ohne das sie es wusste saß sie auf dem Platz, welcher bis zu ihrem missglückten Fluchtversuch Jasmin gehörte und jetzt ihrer war.

Von Durst und aufsteigendem Hunger geplagt, mit Schmerzen in den Gliedern und von schlimmen Gedanken erfüllt, hockte sie dösend auf der Ruderbank, hilflos ihrem Schicksal ausgeliefert und auf das wartend was da Kommen würde.

Ein sich näherndes Klirren von über den Boden schleifenden Ketten ließ sie den Kopf heben. Gespannt sah sie der Gestalt entgegen.

Als sie die Gestalt erkannt, spannte sich ihr Körper, sie richtete sich auf, hob die gefesselten Hände über den Kopf, rief laut den Namen der Person “Jasmin, hier bin ich. Nancy.”

Statt einer Antwort tauchte neben Jasmin eine weitere Gestalt auf, ging schnell auf Nancys Platz zu, blieb dort stehen.

Nancy, an ihrem Ruderplatz stehend, reichte Miguel fast bis zur Schulter, sah ihm mit Trotz direkt in die kalten toten Augen.

Drohend schaute dieser sie an, griff zu seiner Peitsche.

“Schweig Sklavin. Setz dich. Niemand hat dir erlaubt aufzustehen. Hier herrscht Ruhe!”

Nancy sah ihn an, hob schützend die Hände vor die Brust soweit es die Stange gestattete, erwiderte trotzig: “Du kannst mich mal. Ich will mit Jasmin reden. Und stehen tu ich so lange ich will. Weglaufen kann ich ja nicht, aber zumindest stehen.”

Ehe sie weiterreden konnte zuckte Miguels Arm nach vorn, Pfeifen und Klatschen waren eins. Weitere Schläge folgten, mischten sich mit Nancys Schmerzensschreien und dem Klirren ihrer Fesseln in welchen sie sich wand, längst zusammengesunken auf der Bank kauernd und erfolglos mit den gefesselten Händen die Schläge abwehrend, zu einer schaurigen Geräuschkulisse auf dem ansonsten stillen Ruderdeck.

Minutenlang klatschten die Hiebe auf Nancys nackten Körper, längst hing sie nur noch hilflos zusammengesunken über dem Ruder, ließ die Schläge über sich ergehen, quittierte jeden neuen nur noch mit einem kurzen heiseren Schrei.

Endlich war es vorbei, Miguel steckte seine Peitsche weg.

Er drehte sich zu Jasmin um, welche die gesamte Zeit über stumm auf dem Mittelgang gestanden hatte und mit stillem Mitgefühl und Tränen in den Augen tatenlos zugeschaut hatte wie ihre Freundin Nancy auf die brutalste Art von Miguel gezüchtigt wurde.

Er nahm vom Tablett, welches Jasmin die ganze Zeit gehalten hatte, eine hölzerne Schüssel und einen kleinen Krug, stellte beides neben Nancy auf den Boden in ihre Reichweite, gab Jasmin ein Zeichen.

Stumm und gehorsam verließ diese das Ruderdeck, ging zurück in die Küche in welcher sie die Speisen zubereiten musste.
48. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zauberdrachen am 21.02.09 18:56

Hallo TARL,
düstere Geschichte ? Rabenschwarz, möchte ich meinen. Da sind ja die Zombies aus dem ´Fluch der Karibik´ die reinsten Gentlemen.
Aber deine Geschichten machen süchtig. Ich warte auf die nächste Folge
49. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 24.02.09 17:53

diesem wunsch wird sehr bald entsprochen - zauberdrachen! )
50. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 24.02.09 19:35

Dumm gelaufen für Nancy.Jetzt ist Sie an die Ruderbank gekettet und Jasmin darf(muß) für das Essen und wasser sorgen.
51. Reise der Verdammten - Neuzugänge

geschrieben von TARL am 28.02.09 09:25

10. Neuzugänge © by TARL 2009

Die Tage waren vergangen. Jasmin und Nancy sahen sich jeden Tag einmal, immer dann wenn die eine der anderen Wasser und Nahrung brachte. Keine von beiden hatte etwas zu sagen gewagt da Miguel immer anwesend war. Außer ein paar Blicken und einer flüchtigen Berührung der Fingerspitzen beim Übergeben von Krug und Schüssel war nichts möglich.

Nancys Wunden waren teilweise verheilt, manch tiefer von der Peitsche verursachter Striemen jedoch war noch verkrustet und gut sichtbar. Überall hatte Miguels Peitsche getroffen, auf Brüsten, Schultern, Rücken und Schenkeln blutige Stellen hinterlassen, von denen einige ein Leben lang als vernarbte weiße Streifen sichtbar bleiben würden.

Kurz nach der Züchtigung war Miguel nochmals zu Nancy zurück gekehrt, hatte die immer noch halb ohnmächtige mit zwei Eimern frischen Meerwassers übergossen, die offenen Wunden damit desinfiziert. Außerdem hatte er ihr einen alten Holzeimer hingestellt, der ihr zur Verrichtung ihrer Notdurft diente und welchen sie unter Verrenkungen trotz der Fesseln erfolgreich benutzte.

Nancy hatte aufgehört darüber nachzudenken wie lange sie und Jasmin schon als Gefangene auf diesem Schiff waren. Die Stille im Deck, die bewegungslosen stummen Rücken vor und neben ihr, die Schmerzen, die Fesseln, der geschmacklose Erbsen- oder Bohnenbrei, all dieses hatte in Nancy ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Gleichgültigkeit erzeugt. Einzig die kurzen Sekunden von Jasmins Anwesenheit schufen Abwechslung, rissen sie aus ihrem Dahindämmern.

Irgendwann jedoch war es soweit. Nancy spürte eine merkwürdige Unruhe sich breit machen. Die seit ihrer Ankunft stummen und bewegungslosen Gestalten begannen sich zu bewegen, leises Klirren der Ketten erzeugte zusätzliche Geräusche. Nancy fühlte Bewegung im Schiff, leise Erschütterungen, hörte Getrappel auf Deck. Knallen und Geschrei drang dumpf bis hinunter ins Ruderdeck. Dann erschauerte sie bis ins Mark. Ein Raunen und Heulen, Stöhnen und Seufzen schallte durchs Deck und vor ihren Augen löste sich der vor ihr sitzende Mann in Nichts auf und auch der vor diesem sitzende verschwand im selben Moment. Noch an mehreren Stellen verschwanden unter Seufzen und Stöhnen Gestalten soweit Nancy das sehen konnte.

Zeitgleich dazu hörte sie lautes Geschrei auf Deck, Lärm auch unter Deck aus Richtung der Werkstatt. Näher kommende Geräusche, Klirren von Ketten, Geschrei, Weinen, Brüllen überall.

Nancy sah über dem Mittelgang Kerzen und Öllampen aufflammen, konnte zum ersten Mal seit ihrer Ankunft das ganze Ruderdeck überschauen, blickte auf die langen Reihen der Bänke vor sich in welchen gebeugte Rücken hockten. Auf dem Mittelgang standen wie aus dem Nichts Miguel und Moriz, ein weiterer Mann am Ende des Decks auf einer Art Podest.

Miguel kam zu ihr, sah auf sie nieder. Ängstlich zog sie den Kopf ein, starrte auf den Boden und ihre Füße, biss sich auf die Lippen, wagte sich nicht mehr zu rühren aus Furcht vor neuen Hieben.

Aber kein Schlag traf sie, statt dessen hörte sie seine Worte. “Wir haben Glück, es kommen neue Menschen wie du. Die Zeit unserer Befreiung rückt näher.”

Nancy vernahm die Worte, entspannte sich, wagte sogar den Kopf zu heben und Miguel anzuschauen.

Dann war es soweit und Nancy erblickte endlich wieder andere lebende Menschen. Gleichzeitig brach im bisher stillen Ruderdeck regelrecht die Hölle aus. Unter Weinen, Schimpfen, Schreien, Kreischen, Schluchzen wurden die ersten Gefangenen von Wachen hereingebracht. Stumm und mit aufgerissenen Augen verfolgte sie das Schauspiel.

Männer und Frauen, wahllos durcheinander, in Fußketten wie Nancy sie am Anfang auch getragen hatte, mit rostigen Hüftringen an den nackten Körpern wurden von den Wachen einzeln hereingeschleppt, von Miguel und Moriz auf die freien Ruderbänke und Plätze verteilt, dort angekettet. Manche ließen unter Schock stehend alles mit sich geschehen, manche Männer kämpften verbissen gegen die Gefangenschaft an, wurden von den Wachen oder den beiden Aufsehern mit roher Gewalt auf die Bänke gesetzt.

Die Luft war erfüllt von den verzweifelten Schreien, dem hysterischen Kreischen der Weiber, dem Brüllen der Männer, dem Scheppern und Klirren der Ketten an welchen so manch einer verzweifelt riss und zerrte bis die Kraft erlahmte oder Haut und Fleisch an Gelenken und Hüften aufgerissen war und die Verzweiflung und Wut Schmerz und Pein wichen.

Als einer der letzten wurde der Platz vor Nancy besetzt. Miguel schleppte eine sehr kräftige Frau heran, stieß sie nieder, kettete sie fest.
Schluchzend und am ganzen Leibe zitternd hockte sie da, hielt den Kopf gesenkt. Deutlich erkannte Nancy an ihrer Körperhaltung wie sie mit beiden Händen ihre Scham und die Brüste bedeckte.

Vorsichtig beugte sie sich zu der Frau vor, dabei einen Blick zu den Aufsehern werfend, welche aber noch mit dem Anketten der letzten Gefangenen beschäftigt waren.
Mit ihren gefesselten Händen, an deren eingeschränkten Gebrauch sie sich aber im Rahmen der Möglichkeiten gewöhnt hatte, stieß sie die Frau vorsichtig an.

Diese schreckte hoch, drehte sich um, starrte die hinter ihr sitzende mit Striemen überzogene dreckige schwer gefesselte Frau an.

Nancy hob einen Finger an die Lippen, machte ihr das Zeichen zu schweigen. “Seien sie still, sonst wird man sie schlagen. Bitte sagen sie mir aber, woher sie kommen.”

Die Frau blickte immer noch fassungslos auf Nancy, ihre Wunden und Fesseln, antwortete dann abgehackt und stockend: ”Maria, London, Kreuzfahrt, Überfall, Tote, wo bin ich, mein Gott”.

Dann brach sie schluchzend ab, drehte sich um, vergrub ihr Gesicht in den Händen und weinte leise vor sich hin.

Langsam ebbte der Lärm im Deck ab, wich Stöhnen und Wimmern, unterbrochen vom Brüllen und Knallen der Peitschen mit welchen Miguel und Moriz auf die Menschen einschlugen, sie nach und nach zur Ruhe zwangen.

Nancy saß in der letzten Ruderbank und konnte das Schauspiel vor sich genau sehen. Mit leicht gesenktem Kopf betrachtete sie die Szenerie und fühlte trotzdem irgendwie eine Art von Erleichterung darüber, dass sie jetzt nicht mehr allein war mit den Toten.

Die fast gewohnte Stille der letzten Zeit war eingekehrt, unterbrochen nur noch von Schluchzern einiger Frauen. Die Männer hielten sich zurück, praktisch alle Rücken vor ihr hatten die gebeugte Haltung eingenommen. Die Öllampen und Kerzen beleuchteten nackte Rücken mit frischen Striemen, zitternde Frauenkörper kauerten auf Bänken, krümmten sich, versuchten so die Blößen zu bedecken.

Nancy spürte seit dem Eintreffen der neuen Gefangenen auch eine gewisse Wärme im Raum. Die bisher gewohnte Kühle wechselte in eine dumpfe Schwüle. Der bisher sterile Geruch nach Staub und Tod wurde zunehmend überdeckt von den Ausdünstungen der warmen Leiber, mischte sich mit unangenehmen Gerüchen.

Sie schüttelte sich. Der beißende Geruch von Urin drang ihr in die Nase, verbunden mit einem warmen feuchten Gefühl an den Füßen. Die Frau vor ihr hatte sich in ihrer Not nach hinten geschoben und unter Weinen Wasser gelassen. Kurz stieß Nancy die Frau in den Rücken, dabei Miguel nicht aus den Augen lassend, flüsterte: “Nimm bitte nächstes Mal den Eimer. Ich kann meine Beine nicht wegstellen.”

Die Frau drehte sich um, sah Nancy an, dann erst die am Bodenring angeketteten Füße, welche mitten in der Pfütze standen. Knallrot lief die Frau an, flüsterte dann leise Worte der Entschuldigung, drehte sich wieder nach vorn, zog den Kopf ein.

Ein donnerndes “Ruhe” erschallte von vorn und Nancy erblickte auf dem Podest den Kapitän der “Santa Ana”.

In kurzen knappen Sätzen erklärte er den neuen Gefangenen den Grund ihres Hierseins, aufkeimende Zwischenrufe und Proteste einzelner gingen im Knallen der Peitschen von Moriz und Miguel unter.

Der Kapitän erläuterte, dass aufgrund der zunehmenden Zahl an lebenden Menschen das Schiff nicht mehr von selber fahrbereit sei, von nun an wie vor hunderten Jahren durch diese und den Wind angetrieben werden musste. Nur so würden sie vorwärts kommen, weiterhin auf der Suche nach Schiffen und darauf befindlichen Engländern.

Kurz noch ermahnte der Kapitän alle, ihr möglichstes zu geben. Um so schneller sei der Fluch erfüllt und alles überstanden. Dann verließ er das Ruderdeck und überließ sie ihrem Schicksal.

Nancy hatte während der Ansprache die neuen gezählt, war auf 69 gekommen. Zusammen mit Nancy und ihr waren also schon 71 Menschen an Bord dieses Schiffes. Auf jeder der flachen Ruderbänke saß bereits ein lebender Engländer neben einem Verfluchten, teilte sich mit diesem ein Ruder. Wie sie von hinten erkennen konnte und beim Hereinbringen der Gefangenen gesehen hatte war momentan die Mehrzahl der Gefangenen weiblich. Nur gut 20 Männer waren unter den Neuzugängen gewesen, jetzt jeweils 10 auf der linken und 10 auf der rechten Seite des Schiffes platziert.

Ein lautes “Achtung” erschallte und sie sah gespannt nach vorn.
52. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 02.03.09 00:34

Jetzt geht das Rudern los.Bin ja gespannt wie die neuen sich machen an den Rudern.
Wie sieht das eigentlich mit der Verpflegung aus?
Haben die Zombies bei den Kaperungen genug gefunden?
Wieviel Leute werden eigentlich gebraucht bis der Fluch erfüllt ist?
53. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 02.03.09 10:54

die genaue zahl findest du in einem der vorherigen kapitel.

eventuell hilft dir ja ein anderer leser des machwerkes, ansonsten viel spaß beim suchen!
54. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 02.03.09 10:58

noch eine info in eigener sache (hoffe, die admins verzeihen mir die kleine schleichwerbung):

meine hp ist auf dem neuesten stand und wird zukünftig auch min. 14tägig aktualisiert.

dort sind bereits die 2 folgekapitel zu lesen. wer es also nicht abwarten kann - nur reinspaziert.

ansonsten ein klein wenig geduld - natürlich gibt es auch hier im kg alles weitere von mir mit entsprechender verzögerung.

beste grüße TARL
55. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zauberdrachen am 02.03.09 11:44

Also Gummimike, du enttäuscht mich. Eben noch von Tarl als aufmerksamer Leser gelobt und dann dieser Fauxpas.

Tarl, nun sind ja schon über die Hälfte der erforderlichen Lebenden da. Ich bin zwar häufig auf deiner homepage aber ich will mir die Sopannung noch erhalten und lese da nicht weiter. Vllt halte ich das bis heute abend durch
56. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 02.03.09 13:39

Zitat

im vorderen Teil des Schiffes erhielt die *Santa Ana* ihre Geschwindigkeit und Beweglichkeit auch bei Windstille durch 140 gefangene englische Matrosen und Freibeuter die als Galeerensklaven im untersten Deck des Schiffes an die Ruder geschmiedet waren
----
Bevor das schmutzige Wasser auch über ihm zusammenschlug schrie er mit dem Blick nach oben gewandt und rot glühenden Augen seinen Fluch in das tosende Inferno:

“Ihr, die Ihr euch Landsmänner nennt und uns so schmählich ermordet habt, werdet dafür zahlen!
Wenn eines Tages an dieser Stelle der See, das unser Ende ist ein sprechender Vogel erscheint, wird die *Santa Ana* in all ihrer Pracht und Stärke aus den Fluten aufsteigen und die Jagd auf euch englische Frevler aufnehmen. Sie wird ruhelos und ohne Frieden die Meere durchkreuzen bis wir hier, die gequälten Männer die stets treu und tapfer zur Krone und zu England standen, durch lebendes englisches Fleisch, egal ob Mann oder Weib, ersetzt sind.


Ich hoffe das es für Gummimike reicht.

@ Zauberdrachen
Zitat

Also Gummimike, du enttäuscht mich. Eben noch von Tarl als aufmerksamer Leser gelobt und dann dieser Fauxpas.

Hallo Zauberdrachen,
ich will Gummimike nichts unterstellen.

Aber wer wie ich gesehen habe, in letzter Zeit so viele Geschichten liest und kommentiert, kann sich schon mal an was nicht erinnern.

Man muss immer bedenken, das es kein Buch ist welches man liest, sondern viele verschiedene Geschichten oder Fortsetzungen.

Man bleibt also nicht beim gleichen Thema, was wesentlich einfacher für die Erinnerung wäre.

Ausserdem ist Gummimike nicht nur in diesem Forum unterwegs.
Er liest und kommentiert auch woanders.

Darum muss ich Gummimike etwas in Schutz nehmen, weil es mir selbst auch schon so ergangen ist.

Danke Tarl für die Fortsetzung.
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Gruß vom Zwerglein
57. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zauberdrachen am 02.03.09 14:29

Hallo Zwerglein, aber ich möchte ihn doch so gerne etwas ärgern, damit er ordentlich schwitzt. Das quietscht so schön beim Laufen

LG Zauberdrachen
58. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 02.03.09 17:57

Na warte Zaubberdrachen dir schicke ich nen Drachenjäger auf den Hals.
Danke Zwerglein aber das hatt ich schon selber Rausgefunden in dem ich nachgelesen habe.
Ha TARL macht Schleichwerbung.Als Srtafe schlage ich 28tg Keuschheit vor!
59. Reise der Verdammten - Übungsstunden

geschrieben von TARL am 20.03.09 19:37

11. Übungsstunden © by TARL 2009

Genau wie sie war auch der Rest der Gefangenen still geworden, starrte nach vorn. Die abwartende Ruhe im Deck wurde nur unterbrochen von vereinzeltem Kettenklirren und unterdrückten Schluchzern.

Auf dem Podest am Kopfende des Decks stand ein Mann, schaute langsam die Reihen der Ruderer entlang, rief dann mit lauter Stimme.

“Herhören. Ich erkläre es euch nur ein einziges Mal. Dann werden wir üben und später losfahren.”

Die aufkommende Unruhe unterband er mit einem gebrüllten “Ruhe unter Deck!”.

Er wartete noch einen Moment bis wieder Stille eingekehrt war.

“Ich bin euer Deckoffizier und entsprechend Befehl von oben lege ich das Reisetempo fest. Die Trommel hier vorn gibt den Takt an. Bei jedem Schlag wird das Ruder eingesetzt und durchgezogen. Entsprechend der Anzahl der Schläge verändert sich unsere Geschwindigkeit. Ihr sitzt in Richtung des Bugs, also nach vorn gewand. Kommt mein Befehl “Achtung. Ruder auf”, greift sich jeder von euch sein Ruder, zieht es sich vor die Brust, wartet aufrecht und gerade sitzend mit waagerecht gehaltenem Ruder auf meinen Befehl. Als nächstes kommt von mir eine Zahl und die Richtung. Beispiel “10 vor”. Das ist unsere normale Reisegeschwindigkeit und sagt euch das es vorwärts geht.”

Kurz unterbrach er, sah zur Seite. Dort hockte hinter einem Schlagbecken, beleuchtet von einer der Öllampen, ein Mann mit zwei Stöcken in der Hand.

“Er ist der Taktgeber, gibt das Signal.”

Dumpf schallte der Schlag durch das ganze Deck, drang in jede Ecke des Raumes, erzeugte bei Nancy einen Schauer und Gänsehaut.

“Ruhe” donnerte seine Stimme durch den Raum, unterband die entstandene Unruhe.

“Bei diesem ersten Schlag nach meinem Befehl nimmt jeder von euch die Startposition ein. Ihr senkt die Ruder ins Wasser, streckt dabei die Arme aus, beugt euch nach vorn. Nach meinem Befehl “Los!” beginnt der Taktgeber zu schlagen. Mit dem Erklingen des ersten Schlages zieht ihr die Ruder zu euch heran, geht dabei mit den Oberkörpern nach hinten. Nach Abschluss der Bewegung hebt ihr die Ruder aus dem Wasser, geht wieder in die Ausgangsposition, wartet auf den nächsten Taktschlag, zieht erneut durch und immer so weiter. Taktänderungen werden von mir angesagt, die Trommel zeigt es euch an und ihr müsst die Ruderbewegung entsprechend schneller oder langsamer ausführen. Es wird solange gerudert bis von mir “Halt, Ruder ab!” kommt. Erst dann ist es euch erlaubt die Arbeit einzustellen.”

Gemurmel kam auf, verstummte nach einem neuerlichen “Ruhe!”

“Weiter. Wenn wir unser Schiff rückwärts bewegen wollen, führt ihr die Bewegung entgegengesetzt aus. Beispiel “5 zurück!”. Ihr lehnt euch weit zurück, dabei das Ruder eingesetzt und an die Brust gezogen. Im Takt der Trommel drückt ihr es nach vorn, geht dabei die Bewegung mit den Körpern mit, streckt die Arme am Ende durch.”

Für einem Moment schwieg der Deckoffizier, gab den Menschen damit Gelegenheit das gehörte kurz zu verarbeiten.

“Moriz und Miguel kennt ihr bereits. Sie werden dafür sorgen das ihr alle mitmacht. Faulheit, Ungehorsam, Arbeitsverweigerung wird genauso wenig geduldet wie Meuterei oder Fluchtversuche. Da die meisten von euch zum ersten Mal an Bord einer Galeere sind werden wir jetzt üben. Seht zu den an eurer Seite sitzenden erfahrenen Männern, schaut euch die Bewegungen ab, führt sie mit aus. Dann lernt ihr es am schnellsten. Es ist ja auch nicht schwer.”

Kurz räusperte er sich und Nancy fühlte Unruhe in sich aufsteigen. Wie würde das jetzt werden? Im Gegensatz zu allen anderen an Deck war sie schwerer gefesselt, fühlte stets das Gewicht der Handeisen und Verbindungsstange. Auch die Kette von den Eisen zum Hüftring zog nach unten, drückte auf Schultern und Gelenke.

Der laute Befehl des Deckoffiziers schreckte Nancy aus ihren Gedanken auf.

“Achtung. Ruder auf!” und ein Schlag der Trommel ertönte.

Ein allgemeines Rasseln von Eisen verbunden mit Getuschel und Gemurmel setzte ein.

“Ruhe, verdammt!” brüllt der Offizier.

Mehrmals knallten die Peitschen der beiden Aufseher, sorgten schnell für die gewünschte angespannte Stille im Deck.

“10 vor!” und ein weiterer Schlag der Trommel.

Rasseln und Klirren, poltern von Holz.

Nancy hockte vorgebeugt auf ihrer Bank, hielt den hölzernen Griff ihres Ruders umklammert und von sich gestreckt, schaute auf den Rücken der Frau vor sich. Deutlich sah sie im flackernden Licht der Öllampen das nervöse unkoordinierte Zucken der Muskeln, die Schauer der Panik und das Zucken des Körpers mit welchem die Frau einen Weinkrampf unterdrückte.

Nancys Augen glitten über den Mittelgang, verfolgten die langsamen Bewegungen des Deckoffiziers. Dieser ging Reihe für Reihe ab, hielt einen langen dünnen Stock in der Hand. Sie konnte nicht erkennen was das für einer war, aber der Offizier berührte damit die Gefangenen und korrigierte die Körperhaltungen.

Lange dauerte diese erste Inspektion und Nancy spürte das Gewicht ihrer Fesseln, bereute wieder einmal ihren törichten Fluchtversuch, schnaufte tief durch. Ihre Schulterblätter begannen zu schmerzen. Die durch die Eisen erzwungene Haltung der Hände bereitete ihr Pein. Nur schwer gelang es ihr die Hände in den engen Manschetten zu drehen, damit mühsam statt eines Obergriffes das Ruder in einer Art Griff von unten zu packen und zu halten.

Minuten später spürte sie so jedoch das Gewicht ihrer Eisen noch stärker. Erneut drehte sie ihre wundgescheuerten Gelenke in den Eisen, griff das Ruder, spürte die Schmerzen in den verspannten Schultern, wünschte sehnlichst das der Offizier weitere Befehle gab und sie diese anstrengende Position verlassen konnte.

“Ruder ab!” schallte es vom Mittelgang.

Poltern und Klirren. Die Ruder fielen in ihre Halterungen.

Aufatmend ließ auch Nancy das Ruder los, bewegte im Rahmen ihrer Fesseln die verspannten Schultern und drückte den Rücken durch. Nur Sekunden währte ihre Freude.

“Achtung. Ruder auf!” und der Schlag der Trommel.

Erneut schallte ein Rasseln und Klirren durch den Raum und die Ruderer nahmen die Startpositionen ein.

“10 vor!” und ein Schlag der Trommel.

Wieder hielt Nancy wie alle anderen das Ruder umklammert, wartete vorgebeugt auf den nächsten Befehl.

“Achtung, Ruder ab!”

“Achtung Ruder auf.”

“10 vor”
“Achtung, Ruder ab!”

Noch mehrmals kamen diese Befehle bis endlich das Poltern und Klirren beim Aufnehmen und Ablegen fast synchron und nur für kurze Sekunden durch das Deck schallte.

Mechanisch führte Nancy die Bewegungen aus, fragte sich wie lange sie diesen Unfug noch machen musste.

“Achtung, Ruder auf!”

“Bumm”

“10 vor!”

“Bumm”

“Los!”

“Bumm”

Überrascht schreckte Nancy hoch. Packte das Ruder wieder fester, schaute auf den die ganze Zeit stumm neben ihr sitzenden Verfluchten, führte seine Bewegung mit aus, zog am Ruder, ließ sich dabei nach hinten fallen.

Schwer war der Druck welcher vom Ruder ausging und obwohl der Mann an ihrer Seite mitzog musste sie sich anstrengen.

Sie ging aus der Rückenlage nach vorn, tauchte das Ruder erneut ein, wollte über das unerwartete Gewicht und den Wasserdruck nachdenken.

“Bumm”

Schon wieder ein Trommelschlag. Erneut zog sie das Ruder zu sich heran, ließ sich dabei nach hinten fallen, ging wieder nach vorn, schaute zur Seite in das Gesicht des Mannes neben sich.

Seine ausdruckslosen Augen blickten zu ihr und er nickte leicht mit dem Kopf. Sie schien es richtig zu machen.

“Bumm”

Erneut die Bewegungen. Das Ziehen in den Oberarmen und Schultern nahm zu. Nancy fühlte es. Zusätzlich drückte ihr der Hintern und sie spürte das Ziehen in den Oberschenkeln.

“Bumm”

Sie versuchte die Bewegung mit den Beinen zu unterstützen, stemmte die Füße auf dem Boden ab, fand aber auf dem noch immer feuchten Holz keinen richtigen Halt. Die Stange zwischen ihren Beinen und die Fixierung am Bodenring taten ihr übriges. Sie würde die Ruderbewegungen kaum mit ihren Beinen unterstützen können. Neidisch schaute sie zu ihrem Banknachbarn, welcher seine Beine leicht unter die Bank gestemmt hatte, damit seine Bewegungen unterstützte.

Leidvoll kam Nancy erneut die Törichtheit ihres Fluchtversuches zu Bewusstsein und sie begriff langsam was für Qualen ihr in Zukunft durch die Straffesselung bevorstanden.

“Bumm”

Nancy zog, atmete schwer, konnte bereits jetzt ein leises Keuchen nicht unterdrücken.

“Bumm”


60. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 22.03.09 08:54

Danke Tarl für diese Fortsetzung.

Nur:

Zitat

Ihr sitzt in Richtung des Bugs, also nach vorn gewand. Kommt mein Befehl „Achtung. Ruder auf”, greift sich jeder von euch sein Ruder, zieht es sich vor die Brust, wartet aufrecht und gerade sitzend mit waagerecht gehaltenem Ruder auf meinen Befehl. Als nächstes kommt von mir eine Zahl und die Richtung. Beispiel „10 vor”. Das ist unsere normale Reisegeschwindigkeit und sagt euch das es vorwärts geht.”
-----
„Bei diesem ersten Schlag nach meinem Befehl nimmt jeder von euch die Startposition ein. Ihr senkt die Ruder ins Wasser, streckt dabei die Arme aus, beugt euch nach vorn. Nach meinem Befehl „Los!” beginnt der Taktgeber zu schlagen. Mit dem Erklingen des ersten Schlages zieht ihr die Ruder zu euch heran, geht dabei mit den Oberkörpern nach hinten. Nach Abschluss der Bewegung hebt ihr die Ruder aus dem Wasser, geht wieder in die Ausgangsposition, wartet auf den nächsten Taktschlag, zieht erneut durch und immer so weiter


ich bin ja kein Seemann, aber so geht das Schiff normalerweise rückwärts statt vor.

War das jetzt wieder Absicht? **g**
-----
Gruß vom Zwerglein
61. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 27.03.09 17:47

hmmm... absicht sicherlich nicht. ich les mir das ding irgendwann nochmal durch und denk drüber nach.
62. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zauberdrachen am 27.03.09 22:08

TARL hat Momo gelesen, ich glaube mich zu erinnern, dass man da auch schneller ankommt wenn man rückwärts geht

LG Zauberdrachen
63. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 27.03.09 23:42

klar hab ich das gelesen (und gesehen)... wie hieß doch gleich im film die darstellerin... radost brokel oder so.

aber buch und film gefallen mir nicht - weil leider die herrn von der zeitsparkasse zu wenig stundenblumen haben. aber bis zu diesem zeitpunkt fand ich die grauen herrn jedenfalls höchst sympatisch!!!
64. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von MIrador am 28.03.09 10:06

absolut geile geschichte

MIrador
65. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 29.03.09 01:30

TARL kann sich ja bei Moni schlau machen was die Rudertechnik angeht.
Die hat ja die nötige Erfahrung im Galeerenrudern.
66. Bondageawards 2009

geschrieben von TARL am 29.03.09 09:07

guten morgen an alle.

kleine info für die, die es interessiert.

ein wunder ist geschehen und irgendwie bin ich auch etwas überrascht. hab es als einziger deutscher "writer" in die finalrunde beim "bondageaward 2009" geschafft.

nun bin ich mal gespannt wo ich lande - noch 7 tage abstimmzeit.

also erstmal schon ein "danke" an die, die da auch mitgemacht haben und mal sehen was letztlich bei rauskommt.

wer noch klicken will:

http://www.bondageawards.com

gutgelaunte grüße für den rest des tages TARL

p.s. gute idee mike - ich frag mal moni.
@mirador: geile geschichte? welche meinst du - meine oder momo?
67. Reise der Verdammten - Endlose Leiden

geschrieben von TARL am 13.04.09 09:11


12. Endlose Leiden © by TARL 2009

“Bumm”

Nancy zog mit aller Kraft, mechanisch, versuchte an etwas anders zu denken.

“Bumm”

Wie lange waren sie jetzt hier?

“Bumm”

Hatte der Kerl da vorn das Tempo erhöht?

“Bumm”

Verdammt, schon wieder ein Schlag der Trommel.

“Bumm”

Mist Stange. Ich würde so gern mal die Füße ausstrecken.

“Bumm”

Wer war alles mit auf dem Uniball?

“Bumm”

Verdammt, ich kann mich nicht erinnern.

“Bumm”

Die verfluchte Kette, warum ist die nur so schwer?

“Bumm”

Hört das nicht bald auf?

“Bumm”

Moriz kommt. Hoffentlich nicht bis hier hinten!

“Bumm”

Ahh… er bleibt stehen.

“Bumm”

Jasmin hat es gut. Die sitzt gemütlich in der Küche.

“Bumm”

Warum war ich nur so eine Idiotin. Verdammt. Hier komm ich nie wieder raus!

“Bumm”

Es tut so weh. Ich kann gleich nicht mehr. Ist denn nicht bald Schluss?

“Bumm”

Ich könnt einfach nur so tun als ob ich rudere. Wenn ich die Bewegungen mitgehe merkts keiner.

“Bumm”

Na also.

“Bumm”

Verdammt, Moriz schaut mich an.

“Bumm”

Ich mache einfach die Augen zu, sehe ihn nicht, denke an was Schönes. Ob uns schon wer sucht?

“Bumm”

Nancy zuckt zusammen. Schreit auf. Wie Feuer brennt der Schlag. Erneut hebt sie die gefesselten
Hände, packt das Ruder.

“Bumm”

Ein lauter Schrei von ihr, denn wieder hat sie ein Peitschenhieb voll auf dem Rücken getroffen, einen
blutigen Striemen hinterlassen. Sie rafft alle Kraft zusammen, geht den Takt mit.

Ziehen, nach hinten mitgehen, anheben, nach vorn beugen, Arme ausstrecken, ziehen, nach hinten
gehen, anheben, nach vorn …

“Bumm”

Klatschend trifft der Hieb, reißt der scharfe dünne Lederriemen eine weitere blutige Spur in ihre
malträtierte Haut. Nancy zuckte und stöhnt, mobilisiert die letzten Kräfte, versucht den Takt
mitzugehen.

“Bumm”

Ihre Finger können den Rudergriff kaum noch festhalten, sie sieht mit verschwommenem Blick die
Peitsche auf den Schultern der Frau vor sich einen tiefen Riss hinterlassen, hört deren Aufschrei, sieht
das Zucken des Körpers.

“Bumm”

Durst. Unendlich Durst. Und Müdigkeit kommen in Nancy auf. Unbewusst und lautlos beginnt sie zu
beten: “Bitte, lieber Gott im Himmel, lass es endlich aufhören.

“Bumm”

Der nackte Rücken vor ihr glänzt. Schweiß rinnt ihr in die Augen, salziger Geschmack auf den Lippen.

“Bumm”

Ich muss nur einfach ziehen, dann heben, dann drücken, dann ziehen…

“Bumm”

Nancys Arme fallen runter auf ihre Knie, das Gewicht der Fesseln kann sie nicht mehr halten.

“Bumm”

Sie stöhnt, bäumt sich auf. Die dünne Lederschnur wickelt sich um ihre Hüfte, hinterlässt einen roten
Streifen.

“Bumm”

Nancy ringt nach Luft, sieht alles doppelt, greift suchend nach dem Ruder.
Ein weiterer Schlag reißt ihr die Haut der Schulter auf.

“Bumm”

Sie ist wieder im Takt. Mechanisch macht sie die Bewegungen mit.

“Bumm”

“Bumm”

“Bumm”

Es geht doch ganz leicht. Auch die Schmerzen sind weg.

“Bumm”

Alles um sie herum ist wie im Nebel. Die Geräusche der knarrenden Ruder, dass Klirren der Ketten,
dass Klatschen der Peitschen, dass Aufstöhnen der anderen Menschen verschwimmen zu einem sanften
Summen.

“Bumm”

Etwas Dumpfes trifft ihren Rücken, ist gleich wieder weg, hinterlässt ein merkwürdiges Ziehen.

“Bumm”

Mami, ich will nach Hause. Bitte hol mich nach Hause.

“Bumm”

Nancy bricht zusammen, sackt einfach von der Bank, bleibt mit verkrümmtem Körper besinnungslos
liegen, die gefesselten Beine und Arme verdreht, stoßweise atmend und aus etlichen Wunden blutend.

Sie hört nicht mehr die letzten Schläge der Trommel, nicht das erlösende “Halt, Ruder ab”, nicht das
Röcheln und Keuchen der zusammenbrechenden Leidensgefährten.

Erst nach langen Minuten und zwei Eimern kalten Meerwassers kommt sie wieder zu Bewusstsein, fühlt
grobe Arme die sie hochheben.
68. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von sheeeep am 13.04.09 14:24

Sehr schön beschrieben , Tarl!Herzlichen Dank dafür!
69. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 13.04.09 14:36

Jetzt sind sie an der Leidensgrenze angelangt.

Wieder ein schaurig schönes Teil von unserm Tarl.

Danke Tarl
-----

-----
Gruß vom Zwerglein
70. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 14.04.09 09:30

bist du dir da ganz sicher - zwerglein?
71. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 16.04.09 09:13


Zitat

bist du dir da ganz sicher - zwerglein?


Bei Dir überrascht mich nichts.

Aber bei dem Schaurig schönen Teil-Ja
Bei den Leidensgrenzen? Da wirst Du uns bestimmt noch überraschen.

Zwerglein
72. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 16.04.09 19:49

Natürlich sind sie nicht an der Leidensgrenze angelangt.
Weiß ja wie es weitergeht.Kenne den Nächsten Teil.
73. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zauberdrachen am 16.04.09 20:08

@ Gummimike: alte Petze, so was macht man doch nicht

Nun habe ich doch glatt vergessen, TARL zu dieser Fortsetzung zu gratulieren. Aber mir dröhnt das Bumm immer noch in den Ohren, das fördert nicht unbedingt meine Konzentration.

LG Zauberdrachen
74. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 17.04.09 10:42

hmmm... sollte ich dich jetzt bedauern zauberdrachen hmmm... *überleg* hmmm... nö - ich denke mal nicht!!! *ggg*

richtig so - mike! wie heißt es immer so schön:

"Bild" leser... ähmmm.... ich meine "Tarls HP" Leser wissen mehr!
75. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Gummimike am 17.04.09 15:31

Nö TARL infesseln leser wissen mehr
76. Reise der Verdammten- Zeiten der Ruhe

geschrieben von TARL am 16.05.09 08:35

13. Zeiten der Ruhe © by TARL 2009

Nancy brauchte einige Zeit um wieder aufrecht sitzen zu können. Zu erschöpft war sie von der ersten
Rudereinheit.

Die folgenden Stunden waren für sie entsetzlich. Durch die Folgen der körperlichen Anstrengungen und
Misshandlungen lag sie auf der Ruderbank. In unterschiedlichen Anständen klirrten ihre Ketten wenn
ihr Leib von Fieberschüben geschüttelt wurde. Mehrere Bänke weit war ihr Stöhnen zu hören, wenn sie
sich bewegte. Bei jeder Bewegung verursachten ihr die teilweise offenen Wunden auf Rücken und
Schultern furchtbare Pein. Zusätzlich spürte sie jeden Muskel im Körper, die verkrampft und übersäuert
waren, das Gewicht der Eisen tat ein Übriges.

Gierig und mit zitternden Händen hatte sie jeden Schluck Wasser getrunken welcher ihr gereicht
worden war. Sie war so mit sich selber beschäftigt gewesen, hatte dabei nicht einmal den Kopf
gehoben, nicht das entsetzte Gesicht ihrer Freundin Jasmin gesehen, welches diese beim Anblick ihres
gemarterten Körpers gemacht hatte.

Obwohl alle an Deck nach dieser ersten Rudereinheit erschöpft, verzweifelt und von Schlägen
gezeichnet waren, war Nancy von allen am Schlimmsten zugerichtet.

Allmählich ging es ihr wieder besser. Außer täglichen kurzen Übungen am Ruder und regelmäßigen
Übungen für die Durchblutung der Körper welche in mehrmaligem Aufstehen und Hinsetzen bestand,
geschah unter Deck nicht viel. Das Schiff lag still und bewegungslos da, kein Geräusch drang von oben
oder außen zu den Gefangenen. Nicht einmal das Schlagen der Wellen an die Bordwand oder
Geräusche an Deck waren zu vernehmen.

Nur einmal am Tag, jeder vermutete zumindest das es so war, erschien Jasmin. Begleitet von einem
Matrosen drehte sie stets zwei Runden auf dem Mittelgang. Beim ersten Gang verteilte sie mit einer
Kelle Wasser aus den Eimern, welche ihr der Matrose hinterher trug, füllte die ihr hingehaltenen
Schalen. Bei ihrer zweiten Runde verteilte sie den gewohnten Brei, gab jedem eine große Kelle davon
in die Schalen, mit unmerklichem Augenzwinkern Nancy oft etwas mehr. Deren Dank bestand in einem
Kopfnicken, einem leichten Lächeln oder auch der gewohnten flüchtigen Berührung mit den
Fingerspitzen.

Der Deckoffizier ließ sich selten blicken. Nur zu den kurzen verschiedenen Übungen war er anwesend,
gab laut seine Befehle, korrigierte, fluchte, schlug mal hier und mal dort mit seinem langen dünnen
Stock zu. Bereits nach wenigen Übungsrunden fürchteten fast alle Rudersklaven diesen mehr wie die
Peitschen von Miguel und Moriz.

Die beiden waren für die täglichen Kontrollen zuständig. Diese erfolgten kurz bevor Jasmin mit dem
Essen kam und liefen nach einem festen Ritual ab. Gemeinsam schritten die beiden die Reihen der
Ruderer ab. Nach einem lauten “Auf” erhoben sich die beiden Sklaven in der entsprechenden Reihe.
Moriz sprang auf die Bank, ging mit zwei schnellen Schritten zur Bordwand, besah den Ring und die
Kette, zog prüfend daran. Sich umdrehend griff er danach zuerst bei den an der Bordwand sitzenden,
dann bei denen am Mittelgang an den Hüftring, rüttelte daran, sprang anschließend wieder auf den
Mittelgang. Während dessen hatte Miguel das Schloss, die Kette und den Ring am Mittelgang geprüft
sowie die Fußketten in Augenschein genommen. Nach den Überprüfungen ertönte ein lautes “Ab” und
beide Sklaven ließen sich, begleitet von lautem Rasseln der Kette, zurück auf die Sitzbank fallen.
Anfangs dauerte bei manchen der Menschen das Auf und Ab etwas lange, dann taten die Peitschen der
beiden Aufseher erfolgreich ihr Werk. Schon nach kurzer Zeit hatten alle begriffen.

Nach Abschluss der Inspektion verschwanden die beiden, Jasmin kam und verschwand, danach der
Deckoffizier. Den Rest des Tages verbrachten die Gefangenen tatenlos und scheinbar unbeobachtet.
Nur gelegentlich und kurz erschienen Moriz oder Miguel wenn zufiel Unruhe im Deck herrschte,
sorgten für Stille, verschwanden wieder.

Die Gefangenen hatten Zeit sich auszutauschen. Leise flüsternd, als Art stille Post von Reihe zu Reihe
gingen Frage und Antwort hin und her, wurden durch die dazwischen sitzenden Rudersklaven
weitergegeben. Das Deck war ständig erfüllt von einem sich hin und her bewegendem leisen
Geklimper, erzeugt von den Eisen an den Körpern, welche sich vor und zurück lehnten.

Auch Nancy beteiligte sich an den Gesprächen, erzählte Maria, der Frau vor sich, die Geschichte der
“Santa Ana” so wie sie es am Tag ihrer Ankunft erfahren hatte, ließ sich in allen Einzelheiten den
Überfall auf das Kreuzfahrtschiff schildern, hörte sich schaudernd die unterschiedlichen Schilderungen
des Gemetzels an. Nach wenigen Tagen kannte sie fast alle Lebensgeschichten der 34 vor ihr sitzenden
Menschen und so manches über einen der auf der anderen Seite des Mittelganges sitzenden
Gefangenen. Einige der dort angeketteten Menschen waren die Ehemänner oder auch Ehefrauen der
hier auf dieser Seite befindlichen. Diese Paare hatten es besonders schwer, litten sehr unter Trennung,
sahen sich zum greifen nah und doch so unerreichbar von einander getrennt.

Nancy taten die Tage der Untätigkeit gut. Ihre Wunden heilten langsam ab, die Schmerzen waren
abgeklungen. Mehrere lange Narben würden ihr jedoch für den Rest ihres Lebens zurückbleiben, kreuz
und quer auf Rücken und Schultern verlaufend.

Obwohl sie sich besser fühlte war sie realistisch. Mit den Fesseln welche sie trug, konnte sie einen
weiteren langen Rudertörn nicht durchhalten. Zu schwer und behindernd waren die Eisen. Sie konnte
nicht mit den Beinen unterstützen, musste die Kraft aus den Oberschenkeln nehmen. Genauso wenig
war es ihr möglich den von vielen inzwischen favorisierten breiten Griff des Ruders anzuwenden. Ihre
Hände waren und blieben auf eine Spannweite von rund 50 cm fixiert, alle Kraft musste sie aus den
Schultern holen.

Die Angst vor den Qualen des nächsten Ruderganges verdrängte sie so gut es ging, lenkte sich mit
anderen Dingen ab oder döste vor sich hin.

Eine Abwechslung und absolutes Highlight war der Tag an dem alle Gefangenen für kurze Minuten an
Deck durften. Ohne Vorankündigung erschienen die beiden Aufseher und einige Wächter, verteilten
sich auf dem Gang. Miguel und Moriz öffneten zuerst rechts vom Gang die Halteketten der ersten 10
Reihen und Jubelschreie schallten durchs Deck. Alle dachten an ein Ende des Alptraumes und
Freilassung.

Wortlos und grob scheuchten die Wächter die Gruppe von Menschen aus dem Ruderdeck und unruhig
verfolgten der Reste der Gefangenen die Prozession der Leidensgenossen, welche mit vom langen
Sitzen steifen Gliedern an ihnen vorbeitapsten.

Als das Klirren und Scheppern der über die Planken schleifenden Ketten verklungen war öffneten die
beiden Aufseher weiteren 10 Gefangenen die Ketten, schickten sie den ersten hinterher.

Das stetig zunehmende Getuschel unterbanden sie mit Gebrüll und einigen wahllos verteilten Hieben
ihrer Peitschen.

Nach endlos erscheinender Zeit war auch Nancy als Letzte an der Reihe. Sie versuchte zwar zu laufen
aber es ging nicht. Die starre Fesslung und lange Zeit der Fixierung am Bodenring machten es ihr
unmöglich. Zwei Wachen griffen ihr unter die Arme, schleiften sie den anderen nach an Deck.

Hier sah Nancy in enttäuschte und verzweifelte Gesichter, fühlte auch in sich ein Gefühl der Leere und
Hoffnungslosigkeit.

Hintereinander, umringt und beobachtet von bewegungslosen Geistersoldaten mit ausdruckslosen
Gesichtern, tapsten die Gefangenen auf dem Deck im Kreis herum. Der auch hier wieder anwesende
Deckoffizier gab laute Befehle denen die Rudersklaven Folge leisten mussten.

Nancy stand wankend und mit zitternden Beinen die das inzwischen ungewohnte Gewicht des Körpers
kaum noch tragen konnten an der Reeling. Tief zog sie die frische Meeresluft in ihre Lungen, versuchte
den von ihrer Ankunft her bekannten grauen Nebel mit den Augen zu durchdringen. Vergeblich. Wie
einen dicken Schutzmantel umgab dieser Dunst das Schiff, verhinderte die Sicht aufs Meer und das
Durchdringen der Sonne. Einzig die leise gegen die Bordwand plätschernden Wellen konnte Nancy
erkennen.

Sehr enttäuscht gab sie ihre Versuche der Orientierung auf, schaute den Vorgängen auf Deck zu. Selber
leicht mit den Beinen wackelnd, gelegentlich etwas in die Kniebeuge gehend, die Schultern und den
Rücken drehend schaute sie den anderen Gefangenen zu.

Diese mussten immer an der Reeling entlang das Deck umrunden. Mit lautem Kommandoton gab der
Deckoffizier den Takt an und mehr oder weniger im Gleichschritt tapsten die Gefangenen dahin. Die
Blicke waren dabei auf die Schultern des Vorgängers gerichtet, Männer und Frauen in der Reihenfolge
wie sie auch unter Deck an die Bänke gekettet waren. Zwischendurch blieben alle auf Befehl stehen,
machten Kniebeugen oder mussten auf der Stelle hüpfen, begleitet vom lauten Geklapper der Fesseln.
Ein neuerlicher Befehl des Deckoffiziers und die ganze Gruppe setzte ihre Wanderung im Kreis fort.

Nancy schaute von ihrem Platz an der Reeling dem Treiben zu, sah die nackten Körper im düsteren
Grau der Umgebung sich bewegen, schaute auf die Körper der Frauen und ihre wippenden oder auch
schlaff herabhängenden Brüste, betrachtete nicht ganz ohne Interesse die Männer welche dicht an ihr
vorbeizogen und ebenfalls nichts von ihrer Männlichkeit verdecken konnten.

Trotz der schlimmen Lage in der sie sich selber befand kamen ihr bei diesem Anblick für Momente
lustvolle Gedanken und sie musste schmunzeln. Aber diese Regung dauerte nur sehr kurz und sie sah
wieder die Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, gepaart mit Scham und Pein in den Gesichtern der
Gefangenen.

Während der gesamten Zeit über bewegte sich keiner der Wachen und niemand der Besatzung bis zu
dem Moment als eine nicht mehr ganz junge Frau die Beherrschung verlor und aufschreiend zur
Reeling stolperte um sich ins Meer zu stürzen. In diesem Augenblick erwachten die am nächsten
stehenden Wachen zu Leben, rissen die Frau zurück und stießen sie in die Mitte des Decks wo sie
weinend zusammenbrach.

Augenblicke später stand der Deckoffizier neben der Frau und sein langer dünner Stock pfiff mehrmals
durch die Luft, traf die Frau an den Beinen und den schützend erhobenen Armen. Mit drohenden
Worten trieb er sie zurück auf ihren Platz in der Reihe, warnte die anderen Menschen vor Fluchten und
Selbstmorden, drohte mit schweren Strafen und körperlichen Züchtigungen.

Nancy hatte nach den ersten Hieben und dem einsetzenden lauten Geheul der älteren Frau den Blick
abgewandt, zu den schlaff herabhängenden Segeln geschaut, versucht das Geschrei nicht
wahrzunehmen, erst wieder zum Deckoffizier gesehen als das gleichmäßige Schlurfen und Klirren der
über die Planken schleifenden Ketten erneut einsetzte und seine Worte und Drohungen untermalte.

Sie schreckte hoch, sah den Offizier plötzlich dicht vor sich stehen, hörte ihn sie ansprechen während er
die Stange zwischen ihren Händen packte und ihre Arme in die Höhe zog.

“Du da, hast du deine Lektion gelernt das Fluchtversuche aussichtslos?”

Stumm nickte Nancy, hielt den Blick dabei gesenkt.

“Gut!” kam aus seinem Mund und er wandte sich wieder von ihr ab.

Die Reihe der Gefangenen musste stehen bleiben.

Nancy sah neben der Luke die hinunter zum Ruderdeck führte mehrere Besatzungsmitglieder
Aufstellung nehmen. Einzeln wurden die Gefangenen dorthin geschickt, mussten zwischen den
Männern stehen bleiben und die Arme heben. Jeder wurde mit einem Eimer Seewasser übergossen und
durch zwei der Matrosen mit groben Schrubbern kurz abgerieben. Ein weiterer Eimer Wasser spülte
den gelösten Dreck, meist bestehend aus Blut, Schweiß, Kot, Urin und Erbrochenem weg. Nach dieser
entwürdigenden Prozedur wurden die so fertig gereinigten Sklaven durch die Luke ins Innere des
Schiffes gebracht.

Grobe Hände packten Nancy, unterbrachen ihre Beobachtungen. Der ihr schon hinlänglich bekannte
Schmied stand neben ihr, hielt Werkzeug in der Hand. Auf der eisenbeschlagenen Lafette einer der
altertümlichen Bordkanonen entfernte er mit einem Meißel und einigen wenigen schnellen
Hammerschlägen die Stange von Nancys Händen. Mehr Mühe bereiteten ihm die Schellen und nach
einigen vergeblichen Versuchen gab er schulterzuckend auf, winkte ab. Die Manschetten waren zu stark
vernietet, widerstanden den Versuchen mit Hammer und Meißel, verblieben an ihren Gelenken. Die von
der Stange zum Hüftring gehende Kette war schnell entfernt genau wie die Stange zwischen ihren
Beinen. Statt dieser verband er ihre Beineisen mit der gerade von der Hüfte entfernten Kette, klopfte
dazu einfach zwei aufgebogene Kettenglieder zusammen, nickte zufrieden, verschwand.

Nancy fühlte Erleichterung und ein geradezu unbeschreibliches Glücksgefühl. Der wieder neben ihr
stehende Deckoffizier sah sie lautlos weinen. Einer inneren Eingebung folgend sank Nancy vor ihm auf
die Knie, griff seine Hand, küsste sie. Ihr leises “Danke” war kaum zu vernehmen.

Als Antwort kam nur ein unwilliges Knurren und mit Schwung stieß sie der Offizier in Richtung der
wartenden Matrosen.

Glücklich darüber endlich wieder in der Lage zu sein einigermaßen normal laufen und die Hände
vernünftig bewegen zu können, stellte sie sich lächelnd zwischen die Männer, hob die Arme und genoss
die Momente des Gewaschenwerdens bevor sie sich widerstandslos unter Deck bringen ließ.
77. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 17.05.09 00:45


Zitat

Einer inneren Eingebung folgend sank Nancy vor ihm auf die Knie, griff seine Hand, küsste sie. Ihr leises “Danke” war kaum zu vernehmen.


Nach der ganzen Zeit des Angekettet sein´s, muss ihnen der kurze Deckgang mit Übungen und Waschung wie ein Weihnachtsgeschenk vorkommen.

Obwohl bei der Gymnastik, die Muskelschmerzen nicht unerheblich sein dürften.

Danke Tarl
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Gruß vom Zwerglein
78. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von sheeeep am 26.05.09 23:47

Sehr schöne Fortsetzung,Tarl!Spannend!Wann kommt der nächste Rudergang?Kommen irgendwann , irgendwie neue Personen an Board?Noble Damen (und Herren) , die die Rudersklaven beobachten etc...Bin gespannt wie´s weitergeht!Einstweil herzlichen Dank , Tarl , für deine Mühe!

lg
Christian
79. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 28.05.09 08:34

danke christian, aber ich muss leider sagen das ich an der "rdv" im moment nicht weiterschreibe. einen weiteren teil findest du aktuell noch auf meiner hp.

ansonsten bastel ich grad ein wenig an der "anna" und sehr viel an meinem roman (sowas wie GOR von j.norman nur halt etwas mehr "TARL" drin *g*).

ich werde mich aber bemühen in absehbarer zeit auch dieses machwerk hier fortzusetzen.

vertreib dir einfach solange die zeit und liess ein wenig bei den anderen autoren - sind recht gute sachen dabei.

bg TARL
80. Reise der Verdammten - Alltag, Angriff und Geschenke

geschrieben von TARL am 12.06.09 13:28

14. Alltag, Angriff und Geschenke © by TARL 2009

Nancy war wieder unter Deck an ihrem Platz angekettet. Seid ihr die Eisen abgenommen worden waren fühlte sie sich besser. Die Manschetten an ihren Handgelenken störten sie genauso wenig wie das Schloss welches ihre Fußkette mit dem Bodenring verband. Sie konnte jetzt endlich wieder die Arme bewegen, sogar jedes Bein 30 cm heben und strecken, sich an Körperstellen berühren wo sie vorher mit der Stange zwischen den Händen nicht hinkam, ihre Notdurft ohne schmerzhafte Verrenkungen auf dem ununterbrochen zwischen den Bankreihen hin und her wandernden deckellosen Holzkübel verrichten, vernünftig mit beiden Händen die Schüssel halten und essen oder trinken.

Schauderhaft war für sie genau wie für alle anderen nur der Moment gewesen als sie nach dem Besuch auf Deck zurück ins Ruderdeck gebracht wurde. Durch die schmale Tür eintretend war ihr schlicht der Atem weggeblieben. Die schlechte Luft und der unerträgliche Gestank von den verschiedensten menschlichen Ausdünstungen war kaum auszuhalten. Das vom Mittelgang noch bedrückender und flacher wirkende Gefängnis lies sie erschaudern. Die niedrige Decke, die langen Reihen gebeugter Rücken, die nach oben stehenden Griffe der Ruder, die flachen Sitzbänke, dazu das schummrige Licht und der bereits erwähnte unerträgliche Gestank bereiteten ihr Übelkeit. Minutenlang noch nachdem ihre Fesseln verschlossen und die Aufseher verschwunden waren kämpfte Nancy mit Würgreizen.

Nach wenigen Stunden hatte sie aber wieder daran gewöhnt, nahm den Gestank nicht mehr war, griff ohne Ekel oder Scheu zum ihr von Maria hingehaltenen Kübel. Sie hatte es sich schon eine Weile abgewöhnt darüber nachzudenken, gab sich einfach der Situation unter Deck hin die sie nicht ändern konnte.

Die Ernährung machte ihr jedoch Sorge. Als Wissenschaftlerin waren ihr die Folgen von einseitiger Ernährung klar. Der täglich von Jasmin hergestellte und verteilte Brei bestand aus Erbsen oder Bohnen, manchmal auch aus beidem, war mit Meerwasser gekocht und schwach salzig. Neben einem schnellen Sättigungsgefühl sorgte dieser Brei jedoch bei manchen der Gefangenen für starke Blähungen und extremen Durchfall, war sehr vitaminarm und keineswegs als Vollwertnahrung geeignet. Bereits der Geruch des Breis bewirkte bei den Gefangenen Widerwillen und Ekel, einzig der Hunger zwang sie das Zeug jeden Tag erneut zu sich zu nehmen.

Die Zeit unter Deck hatte auch so Spuren hinterlassen. Ihre ohnehin langen Haare waren noch länger geworden, verfilzt und dreckig. Außer den Frauen welche zum Zeitpunkt ihrer Gefangennahme einen modischen Kurzhaarschnitt hatten hingen allen die Mähnen ins Gesicht oder über die Schultern, in den Schambereichen sammelte sich der Dreck. Einige der Frauen und auch der Männer litten sehr unter den unerträglichen hygienischen Bedingungen.

Dem Deckoffizier und den Aufsehern fiel dieser Umstand auch auf, allerdings bei einer anderen Gelegenheit. Das war bei einer der Übungen am Ruder. Eine junge Frau auf der rechten Seite wollte oder konnte dabei nicht schnell genug das Ruder aufnehmen und wieder absetzen. Moriz schlug sie daraufhin, blieb mit der Peitschenschnur in den langen blonden Haaren der Frau hängen, Mehrfach riss und zog er am Peitschengriff, fügte ihr damit mehr Schmerz zu als der Schlag erzeugt hatte, bekam den Lederriemen nicht frei, musste fluchend zu der Unglücklichen hinabsteigen und mühsam per Hand die Peitsche aus den Haaren entwirren.

Noch am selben Tag kurz nach Ende der Übungsstunde, erschienen zwei Matrosen mit alten Scheren, gingen von Reihe zu Reihe, von Bank zu Bank. Mit einer Hand packten sie von jedem und jeder die Haare, rafften sie im Nacken zusammen, schnitten darunter alles übrige ab, warfen die Reste in einen mitgebrachten Korb, verschwanden wieder.

Mit zufriedenem Gesicht schritt der Deckoffizier die Reihen ab, begutachtete das Werk der Matrosen. Bei allen Gefangene waren jetzt wieder Rücken und Schultern frei, offen und gut zugänglich für Treffer mit Stock oder Peitsche.

Unruhe auf Deck, Unruhe bei den sonst regungslosen verfluchten Rudersklaven in den Bankreihen, die Gefangenen und auch Nancy wurden aufmerksam.

Plötzlich und eilig erschienen die Aufseher, der Deckoffizier trat nach vorn, der Taktgeber nahm seinen Platz ein.

Schnell und ungeduldig seine Befehle: Achtung, Ruder auf, 10 vor, Los. Die Trommel unterstützt seine Befehle.

“Bumm”

Nancy stemmte sich ins Ruder, schob die Beine soweit es ihr die Kette erlaubte unter die flache Bank, drückte aus den Beinen unterstützend mit. Seid sie die schweren Eisen nicht mehr tragen muss ging es ihr leichter von der Hand.

Auch die Übungsstunden zahlten sich aus. Schnell und gleichmäßig bewegten sich die nackten Körper im Takt, ein fast gleichmäßiges Klirren der Ketten war zu hören. Ruhig ging auch Nancy die Bewegung mit, atmete dabei tief und gleichmäßig ein und aus. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie dabei die beiden Aufseher auf dem Mittelgang. Diese aber standen ruhig da, hatten keinen Grund einzugreifen.

Minutenlang das Schlagen der Trommel, minutenlang durchziehen. Nancy spürte den Druck des Wassers auf ihrem Ruder, hörte zum ersten Mal das Klatschen einer Peitsche, den lauten Schmerzensschrei einer Frau in den vorderen Reihen.

“Achtung, auf 15 vor erhöhen!” erschallte die Stimme des Deckoffiziers.

Der Schlag des Taktgebers erhöhte sich augenblicklich.

Nancy musste ihren Bewegungsablauf ändern, schneller vor und zurück gehen, schneller und kräftiger ziehen, schneller Luft holen. Fest stemmte sie die Füße auf den schmierigen Holzboden, drückte sich ab so gut es ging, starrte aus zusammengekniffenen Augen nach vorn. Das Klirren der Ketten nahm zu, die nackten Rücken vor ihr glänzten. Auch sie selber begann zu schwitzen, fühlte die Anstrengung. Das Pfeifen der Peitschen von Moriz und Miguel wurde häufiger, anfeuernde und auch zornige Rufe erschallten, mischten sich in das lauter werdende Keuchen und gelegentliche Schmerzensschreie der von den Hieben Getroffenen.

“Achtung, auf 20 vor erhöhen!” tönte es von vorn.

“Bewegt euch, ihr faules Pack! Was, ihr wollt wohl nicht? Die Faulheit prügeln wir euch raus!”

Nancy fixierte den Griff ihres Ruders, folgte seiner Bewegung mit den Augen. Mit aller Kraft zog und drückte sie, stemmte sich ins Ruder, versuchte die langsam erlahmende Kraft irgendwie einzuteilen.

Ein Pfeifen, Klatschen und Aufstöhnen ganz nah bei ihr. Sie hob den Kopf in der Rückwärtsbewegung, hatte vor sich den Rücken von Maria. Deutlich zeichnete sich ein von rechts nach links verlaufender roter, aufquellender Streifen darauf ab. Lautes Keuchen um sie herum, auch sie atmete tief und hastig, versuchte das Tempo irgendwie zu halten und mitzugehen, im Takt der Trommelschläge zu bleiben.

Ihre Arme schmerzten, das Ziehen in den Schenkel wurde unerträglich. Sie spürte wie sich ihr Griff lockerte, die feuchten Finger vom Rudergriff abzurutschen begannen.

Für einen Moment nur hielt sie in der Bewegung inne, hustete und pumpte nach Luft, strich sich mit einer Hand die Scheißperlen aus den Augen., fühlte im selben Moment den ziehenden Schmerz auf ihrer Schulter. Tief duckte sie sich, zog den Kopf ein, griff zu und zog, rutschte mit der nassen Hand vom Griff ab, kam völlig aus dem Takt.

Augenblicklich schrie sie auf. Der Hieb traf sie direkt zwischen die Schulterblätter, riss ihr die Haut zentimeterlang auf, hinterließ einen dünnen blutigen Strich. Dann war sie wieder im Takt, zog und drückte keuchend das Ruder vor und zurück, vernahm nur noch dumpf die Trommelschläge, der Rest vermischte sich zu einem Summen in ihren Ohren.

Dann gab es einen gewaltigen Schlag. Dieser schleuderte Nancy nach vorn. Erst die sich spannende Kette an ihrem Hüftring, die sonst locker auf ihren Oberschenkeln lag, stoppte die Bewegung, riss sie hart zurück. Mit Schwung schlug ihr das Ruder gegen den Oberkörper und die Brüste und sie stöhnte laut auf vor Schmerz. Keuchend und erschöpft von der harten Ruderarbeit und halb betäubt vom Schlag auf den Brustkorb blieb sie über dem Ruder hängen, zu keinem klaren Gedanken fähig.

Wie ihr ging es auch allen anderen. Der gewaltige Rammstoß hatte die Galeere abrupt zum stehen gebracht, die Ruderer allesamt nach vorn geschleudert. Erst die Ketten hatten den Schwung gestoppt.

Nancy richtete sich stöhnend auf, sank zurück auf ihre Bank, sah mit schmerzverzerrtem Gesicht das Chaos vor sich. Manche ihrer Mitgefangenen lagen besinnungslos über den Rudern oder zusammengesunken auf den Bänken. Manche schrieen und weinten vor Schmerz oder Angst.

Es dauerte minutenlang bis es den Aufsehern mit Schlägen und Gebrüll gelang, die Menschen wieder zur Ruhe zu bringen.

Nur kurze Zeit der Erholung wurde den Sklaven gestattet, dann kam der Befehl zum Ruderaufnehmen und es ging mit Schlag 8 zurück. Bis hinten zu Nancy war das Knirschen und Kreischen zu hören als sich der eiserne Rammsporn aus den Eingeweiden des fremden Schiffes befreite.

Dann erst kam endlich der erlösende Befehl die Ruder abzusetzen und die Arbeit einzustellen.

Nancy saß mit zitternden Gliedern auf ihrer Bank, betastete die brennende Wunde auf ihrem Rücken und lauschte auf den Tumult an Deck. Deutlich war Gebrüll von oben zu vernehmen. Ein entsetzter Schrei von vorn und ungläubiges Gemurmel lenkte ihre Aufmerksamkeit auf sich. Schnell zählte sie die beiden Reihen der Verfluchten durch. Vier fehlten, waren von einer Sekunde zur anderen verschwunden, hatten sich in Nichts aufgelöst.

Der Lärm von oben ebbte ab, die Gefangenen hockten still auf ihren Bänken, versuchten sich zu erholen. Zwei Matrosen verteilten eine Extraration Wasser, zwei andere übergossen diejenigen Rudersklaven mit Meerwasser welche von den Schlägen offene Wunden hatten. Auch Nancy bekam eine ordentliche Portion ab, war erleichtert. Nach ihren bisherigen Misshandlungen war sie es bereits gewöhnt und auch dankbar dafür. Das kalte Seewasser kühlte die brennenden Striemen, die offenen Wunden wurden desinfiziert. Solange Nancy sich eine Weile danach nicht stark bewegte, ließ der Schmerz schnell nach und die Folgen der Misshandlungen waren besser zu ertragen.

Nancy sah über den Mittelgang hinweg dem Schiffsarzt und dem Deckoffizier zu wie sie eine ältere Frau untersuchten. Diese hatte stark gelitten, war geschwächt, lag halb besinnungslos auf ihrer Bank. Bedingt durch ihr Alter und eine mögliche Krankheit war sie nicht in der Lage die Strapazen durchzuhalten.

Nach eingehender Untersuchung gab der Arzt Moriz ein Zeichen. Dieser löste die Kette, hob die Frau hoch, warf sie sich über die Schulter und verschwand mit ihr. Wenige Minuten danach kam er zurück, gefolgt von Jasmin. Diese schleppte einen großen Korb mit sich, verteilte an jeden der Gefangenen einen Apfel und eine Zitrone. Der Deckoffizier rief dazu: “Eure Belohnung. Vom besiegten Schiff.“

Im Ruderdeck war Ruhe und jeder genoss die Abwechslung und das frische Obst .

Moriz war bei der Bank stehen geblieben auf der die alte Frau gesessen hatte. Als Jasmin mit dem leeren Korb an ihm vorbei Richtung Kombüse gehen wollte hielt er sie zurück, nahm ihr den Korb weg. Wortlos packte er sie, hob sie runter, drückte sie auf die Bank. Nancy sah erst in diesem Moment wieder auf, war vorher zu sehr mit dem auslutschen der Zitrone beschäftigt gewesen, musste mit ansehen wie Moriz ihrer Freundin die Kette durch den Ring an ihrer Hüfte einfädelte, am Mittelgang anschloss, mit dem leeren Korb verschwand.

Jasmin war zu überrascht gewesen um zu protestieren.

Sie drehte sich kurz zu Nancy um, hob traurig den Arm und Nancy grüßte stumm zurück.

81. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 14.06.09 01:17

Wieder ein ECHTER Tarl.

Die viel zu kurze Erhohlung hat gut getan.

Wieder unter Deck, beginnen die Stapazen von neuem.

Zitat

“Achtung, auf 20 vor erhöhen!” tönte es von vorn.


20 sind natürlich, besonders für die Frauen, ein hartes Tempo, das mit der Peitsche unterstützt werden muss.

Das anschließende rammen kann ich noch verstehen.

Aber mit Schlag 8 zurück, werden sie das Schiff nicht freibekommen.

Denn der eiserne Rammsporn steht schräg nach oben. Somit wird das gegnerische Schiff beim Rammen nach unten gedrückt.

Wobei es immer auf die Größe des andern Schiffs ankommt.

Ist das andere größer und schwerer, hebt sich das Eigene.

Zitat

Im Ruderdeck war Ruhe und jeder genoss die Abwechslung und das frische Obst .


Das muss nach den ganze Breien ,ein Festtag für die Gefangenen gewesen sein.

Nur, Jasmin darf jetzt wieder auf der Ruderbank platz nehmen.**g**

Was wurde aus der alten Frau?

Kam sie auf die Krankenstation, oder wurde sie, ala Tarl, im Meer entsort??
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Gruß vom Zwerglein
82. Reise der Verdammten - Ein neuer Anfang

geschrieben von TARL am 25.06.09 21:50

15. Ein neuer Anfang © by TARL 2009

Die Tage vergingen unter Deck. Innerhalb kurzer Zeit hatte die Besatzung der “Santa Ana” 4 Schiffe gekapert und reiche Beute gemacht. Immer mehr füllte sich das Ruderdeck mit Menschen beiderlei Geschlechts.

Nancy war inzwischen abgestumpft, tat mechanisch und teilnahmslos ihre Arbeit. Nur gelegentlich wenn im Deck durch Neuankömmlinge Tumult herrschte und die Aufseher mit diesen beschäftigt waren, rief sie sich mit Jasmin einige kurze Worte oder Sätze zu, verstummte aber sobald sich einer der Aufseher mit erhobener Peitsche ihr näherte.

Die Arbeit am Ruder war auch härter geworden. Das Schiff bewegte sich nicht mehr so leicht wie am Anfang ihrer Gefangenschaft. Je mehr menschliche Rudersklaven das Deck bevölkerten um so mehr verlor es seine geisterhafte Kraft und Schnelligkeit.

Die Luft wurde immer schlechter aber die Temperatur im Schiff stieg an. Die geisterhafte Kühle war verschwunden, der dumpfen Hitze eines schlechtgelüfteten Raumes gewichen.

Nancy straffte sich. Die Trommeln begannen wieder ihren monotonen Gesang. Neben ihr saß noch immer der teilnahmslose Untote, führte die Ruderbewegungen mechanisch und stumm aus.

Entschlossen packte Nancy den Griff des Ruders, drückte ihren Rücken durch, sah noch einmal die Reihen der Gefangenen entlang. Noch 8 graue Verfluchte waren in den Reihen verstreut, den Rest bildeten bereits alles lebende Menschen.

Die Wochen voll Pein und Leid hatten Nancy zugesetzt und sie gefühllos gemacht. Genau wie ihrer waren die vielen nackten Körper vor ihr in den Reihen übersät mit Striemen von den Schlägen der Aufseher. Manche alt und vernarbt, manche noch frisch und blutverkrustet, manche auch nur als aufgequollene rote Streifen zu erkennen. Auch jetzt wieder mischte sich in das dumpfe Zeichen der Trommeln das Pfeifen und Klatschen, gefolgt von kurzen leisen oder lauten Schmerzensschreien oder auch nur Stöhnen. Teilnahmslos registrierte sie den blutigen Riss auf dem Rücken vor sich, fühlte kein Mitleid, einfach nur Gleichgültigkeit.

Nancy zuckte, biss die Zähne zusammen, ihre Hände krampften sich um den glatten harten Griff des Ruders. Der Schlag war nicht hart gewesen, aber eine Stelle getroffen die bereits gestern Bekanntschaft mit der Peitsche gemacht hatte. Sie spürte das Brennen, fühlte die Wärme des dünnen Blutfadens, welcher aus der erneut aufgerissenen Wunde ran. Mit Wut im Bauch verdrängte sie den Schmerz und auch die Gedanken in ihrem Kopf, welche sie ablenkten und in ihren Bewegungen störten.

Konzentriert lauschte sie dem Klang der Trommel, blendete alles andere aus. Fest stemmte sie die dreckigen Beine auf den schmierigen Boden, spannte alle Muskeln an, welche durch die harte Arbeit als dicke Stränge an ihren Schultern, Nacken und Armen gewachsen und jetzt deutlich unter ihrer Haut zu sehen waren.

Die Zeit verrann, wurde zur endlosen Quälerei bis endlich der von Nancy ersehnte harte Schlag im Schiff kam und alles nach vorn geschleudert wurde bis die Ketten schmerzhaft und unnachgiebig die Bewegung stoppten. Das Schiff hatte wieder ein anderes gerammt und das Geschrei der angreifenden Soldaten schallte bis ins Deck.

Während oben der ungleiche Kampf zwischen friedlichen Menschen und den geisterhaften Soldaten der “Santa Ana” tobte, lag Nancy wie alle anderen keuchend und erschöpft auf ihrem Ruder, mühsam nach Luft schnappend und mit zitternden Gliedern. Innerlich dankbar genoss sie den Schwall kalten Meerwassers mit denen jeder der Rudersklaven und Rudersklavinnen übergossen wurde.

Die Augen geschlossen und unbeteiligt lauschte sie dem Wimmern, Stöhnen und Wehklagen der erst seid kurzem Anwesenden welche noch besonders unter der Tortur litten. Dann bemerkte sie die Ruhe auf Deck, vernahm das altbekannte Schreien und Flehen der Neuankömmlinge welche ins Deck getrieben wurden. Mechanisch zählte sie mit, richtete sich dann auf, wurde unruhig, ihre Gedanken begannen zu rasen.

7 junge Frauen wurden in den Raum gezerrt und gestoßen, auf die frei werdenden Plätze gebracht und dort angekettet.

Enttäuschung stieg in ihr auf. Irgendwie hatte sie gehofft das eine der Neuen zu ihr kam, aber der Untote neben ihr war nicht verschwunden sondern als einziger und letzter der alten Mannschaft noch auf seinem Platz. Aber ihr blieb keine Zeit zum Nachdenken denn der dumpfe Klang der Trommeln schallte wieder durch das Deck.

Erneut ging es los und die Schlagzahl erbarmungslos erhöht. Nach sehr kurzer Zeit bereits hatte die Galeere Angriffs- und Rammgeschwindigkeit. Obwohl die Ruderer vom gerade erfolgten Angriff erschöpft und ausgepumpt waren mussten sie wieder alles geben.

Nancy hatte keine Zeit darüber nachzudenken das nur noch ein einziger Verfluchter übergeblieben war, das Ende des Fluches in greifbare Nähe rückte.

Unaufhörlich knallten die Peitschen der Aufseher auf die schweißnassen nackten Rücken der gequälten Menschen und die Luft war erfüllt vom Wehgeschrei der Gepeinigten. Auch Nancy spürte wieder die scharfen Bisse der Lederriemen, stöhnte und ächzte. Dann gab es erneut einen gewaltigen Schlag im Schiff und Nancy krachte nach vorn gegen das Ruder, fühlte das Eisen des Rings sich in ihre Hüfte drücken und sie abrupt zum Halten bringen.

Stöhnend und mit schmerzverzerrtem Gesicht richtete sie sich auf, versuchte durch den Tumult unter Deck etwas vom Kampfgeschehen auf Deck zu vernehmen.

Sie lauschte und wurde nervös, vergaß Schmerzen und Erschöpfung.

Deutlich vernahm sie das Heulen einer Sirene, leises schnelles Knattern aus automatischen Waffen, einzelne kurze Schüsse, dazwischen das Geschrei der Untoten. Immer lauter wurde das Knallen, wollte nicht enden.

Dann vernahm sie mehrere besonders laute Abschüsse. Sekunden später krachte und rummste es gewaltig im Schiff, ein lautes Poltern auf Deck. Sie sah zur Decke hoch und erstarrte. Mit lauten Krachen brach in der Mitte des Ruderdecks die Decke ein und Teile davon begruben die in unmittelbarer Nähe Sitzenden unter sich. Wie ein gewaltiger Speer bohrten sich die zertrümmerten Teile des Mastes ins Deck. Wieder schüttelte sich die Galeere unter den Schlägen der einschlagenden Geschosse. Krachend und berstend zersplitterte das alte Holz des Schiffes an verschiedenen Stellen.

Jetzt erst begriff Nancy was vor sich ging. Die “Santa Ana” hatte ein bewaffnetes Schiff angegriffen welches sich mit Geschützen wehrte. Die Unbesiegbarkeit des Schiffes war durch den Austausch der Verfluchten mit lebenden Menschen praktisch verschwunden und die modernen Geschosse taten ihr zerstörerisches Werk.

Nancy fühlte wie sich die “Santa Ana” langsam zur Seite neigte, vernahm ein leises Rauschen und Gurgeln. Augenblicke später fühlte sie feuchte Kühle an ihren nackten Füßen, blickte nach unten. Durch die Bodenplanken drang Wasser, stieg schnell höher.

Der Tumult war unbeschreiblich. Die Gefangenen schrieen und brüllten, versuchten sich zu befreien und auch Nancy erfasste die Panik. Verzweifelt zerrte sie an den Fußeisen, versuchte den Ring aus dem Boden zu reißen, schrie ihre Todesangst heraus.

Das Wasser stieg immer schneller und färbte sich rot von Blut. Nancy riss und zerrte immer noch an den Ketten, die eisernen Schellen drangen tief ihn ihr Fleisch bis auf die Knochen. Wahnsinnig vor Schmerz und Todesangst kämpfte und schrie sie gegen ihr Ende an, erfolglos.

Keinem der angeketteten Menschen gelang es sich zu befreien und einer nach dem anderen verstummte je höher das Wasser stieg. Zuerst die Schwachen und Kleingewachsenen, danach die Großen und Starken.

Bevor jedoch das Wasser Nancy´s Mund erreicht hatte drehte sie sich noch einmal zu dem stummen, letzten Untoten um der neben ihr angekettet war, sah in seine Augen und unwillkürlich formte ihr Mund die Worte des alten Fluches:


“Ihr, die Ihr euch Landsmänner nennt und uns so schmählich ermordet habt, werdet dafür zahlen!
Wenn eines Tages an dieser Stelle der See die unser Ende ist, ein sprechender Vogel erscheint, wird die
*Santa Ana* in all ihrer Pracht und Stärke aus den Fluten aufsteigen und die Jagd auf euch englische
Frevler aufnehmen. Sie wird ruhelos und ohne Frieden die Meere durchkreuzen bis wir hier, die
gequälten Männer und Frauen, durch lebendes englisches Fleisch, egal ob Mann oder Weib, ersetzt sind. “



*******************************************************

ENDE
83. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von Zwerglein am 27.06.09 09:50

Ja, mit solch einem "Ende" Habe ich gerechnet.

Tarl wäre nicht Tarl, wenn er die nicht ganze Manschaft sterben ließ.

So haben sie jetzt alle mit ihrem Leben bezahlt, und der Fluch wurde erneuert.

Warum nur ist der Fluch diesmal
Zitat

Sie wird ruhelos und ohne Frieden die Meere durchkreuzen bis wir hier, die
gequälten Männer und Frauen, durch lebendes englisches Fleisch, egal ob Mann oder Weib, ersetzt sind. “

nur auf englisches Fleisch beschränkt??

Wir wissen ja nur, das es ein bewaffnetes Schiff gewesen sein muss.

Wenn sie jetzt aber von Franzosen,Spaniern oder einem Natoschiff mit Internationaler Besatzung, versenkt wurden

Warum zielt der Fluch dann nur auf englisches Fleisch, egal ob Mann oder Weib ab??

Denn unten im Schiffsbauch wussten sie ja von nichts.

Danke Tarl für Deine tolle DÜSTERE Geschichte
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Gruß vom Zwerglein
84. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von GeeS am 28.06.09 09:46

Hallo Tarl,
kann nur sagen ... ganz tolle Geschichte ... hoffe wir lesen hier bald was neues ...
LG
GeeS
85. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TomTomTom am 25.12.11 18:59

Hallo TARL,

ich bin ein großer Fan von deinen Stories. Die detaillierte Beschreibung des Anschmiedens an die Galeere, die harten Auspeitschungen durch die gnadenlosen Aufseher und das traditionelle Nicht-Happy-End sind nur ein paar Punkte, die mich begeistern.

Grüße

Tom
86. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TARL am 23.05.12 09:03

vielen dank für dein lob - tom. und gleichzeitig ein sry dafür das ich in den letzten jahren nicht neues verbrochen hab.
obwohl - ist sicherlich aber auch kein verlust für die menschheit und die "schreibkultur" in deutschland. *schmunzel*

beste grüße Tarl
87. RE: Reise der Verdammten

geschrieben von TomTomTom am 28.05.12 02:19

Na na, nicht so bescheiden, TARL. Deine Stories haben schon echte Klasse, unabhängig davon, dass sie auch inhaltlich genau meinen Nerv treffen.

Vielleicht küsst dich ja irgendwann wieder die Muse.

Grüße

Tom


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