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Thema:
eröffnet von Bulli31 am 04.11.07 04:08
letzter Beitrag von Bulli31 am 04.11.07 04:08

1. Diskussion zu "Das Ende"

geschrieben von Bulli31 am 04.11.07 04:08

Morgens, wenn der Wecker nach dem ersten Wecken weitere fünf Minuten bis zum zweiten Wecken wartet, kommen mir die besten erotischen Phantasien.

Eigentlich schade, dass man sie über ein Transferkabel nicht direkt ausdrucken kann.

Zweites Klingeln.
Raus und los.

Nachmittags schnell ins Forum geschaut.
Hier ein Klagen, da ein Schwelbrand, dort wieder eine Spitze.
Erstmal überlegen, wo die Prioritäten sind.
Sacken lassen.
Andere Sachen machen.

Ins Bett.
Tag überdenken.
Erinnern an den Morgen.
Weiterspinnen der Geschichte.
Hand am KG.
Hmmm.
Keine Erlösung in Sicht, die den Traum stoppen würde.
Wie schön.

Der nächste Morgen.
Unerotisch.
Los.
Am Abend wieder ins Forum.
Läuft gerade ganz gut.

Vielleicht interessiert jemanden meine Phantasie.
Texteditor öffnen.
Einfach drauf los geschrieben.
Einfach das Durchdachte eintippen.

Nach zwei Sätzen:
Kann der Leser folgen, oder nehme ich ihn nicht mit?
Wie ausführlich muss ich werden?
Schreibe ich für einen phantasievollen Langsam-Leser (200 Seiten pro 15 Stunden) oder für einen phantasielosen Schnell-Leser (500 Seiten pro 10 Stunden)?
Wie kann ich mein Gefühl dem Leser aufzwingen?
Irgendwie herumkeks, damit es wenigstens weitergeht.

Nach einer Stunde bin ich in der Schreibtechnik gefangen und gehe viel mehr auf Ausstattung (Sessionbeschreibungen), als auf das Schöne an der Situation ein (die Rückmeldung der Traumsequenzen auf meiner Gefühlsebene).

Irgendwie weiter, bis vier Stunden voll sind.
Ab in den Speicher, reifen lassen.

Nach drei Monaten wieder heraushol.
Meine Assoziationen von damals sind verlernt.

Was habe ich mir dabei gedacht ... Wie war das noch ... was wollte ich damit aussagen?

Ich werde zum Leser und merke die Holpersteine und Löcher.

Das große Frickeln beginnt.
Irgendwie muss die Ganze Sache auch noch zu einem Ende kommen.
Die Geschichte wächst zur doppelten Größe.
Am nächsten Tag wieder.
Dreifache Größe.
Am nächsten Tag wieder.
Vierfache Größe.

Die Geschichte nervt.
Ich mag sie nicht mehr lesen.
Fertig muss sie sein, aber immernoch muss ich diese langatmigen Previews, Reviews und sonstigen unnötigen Beschreibungen einfügen, damit der Leser wenigstens folgen kann.

Es ist schwer die Gefühle eines Traums von einer Sekunde länge so zu beschreiben, dass der Leser das Gleiche fühlt.
Ein Hörspiel wäre besser.
Nein, gleich ein Film.

Das Projekt nervt.
Immer wieder neu drüber lesen, Ausdruck hier verbessern, Verständnis dort optimieren.

Sukzessive wird der Text steriler.
Keine Leidenschaft.
Keine Freude.
Simples runterschreiben von Fakten, in der Hoffnung, dass jemand etwas nachfühlt.

Wenn man Fakten runterschreibt, dann muss man aber auch die soziale Beziehung beschreiben, sonst ist es nicht Gesetzeskonform.

Einflicken.
Wo kann man die Beziehung einfügen.
Wie?
Ist doch alles ätzend.
Die Geschichten noch einmal durchlesen, um zu schauen, ob die Bemerkungen von vor 9 Monaten noch zu der Beschreibung der Beziehung passen.
Nein.
Wieder hinterherfrickeln.
Wann hört die Scheiße denn endlich auf?

Ich wollte doch nur meine Phantasie für andere aufschreiben.

Ab in den Speicher.
Beim nächsten System-Crash wird die Geschichte weg sein.
Sie hat sowieso noch kein Ende.


Ich lese kaum Geschichten.
Ich habe genug eigene Phantasien.
Und wenn ich keine neue Phantasien habe, ist es auch nicht schlimm.


Die Chinesen sagen, dass das lebhafte Vorstellen eines körperlichen Erlebnisses den Körper so trainiert, als ob die Situation körperlich durchlebt worden wäre.
Verringert die Phantasie den Wunsch, die Situation in der Realität durchleben zu wollen?


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