Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von BaldJean am 07.03.10 21:29
letzter Beitrag von RicoSubVonLadyS am 16.11.16 04:23

1. Eigenleben

geschrieben von BaldJean am 07.03.10 21:29

Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber in meinen Geschichten (ich schreibe auch auf anderen Foren, alllerdings auf Englisch, meiner Muttersprache) entwickeln die Figuren nach einiger Zeit eine Art Eigenleben. Sie lassen sich nicht einfach in eine beliebige Richtung modellieren, sie "sträuben" sich, so seltsam das auch klingen mag, als ob sie sagen wollten: "Das bin ich nicht". Ich hatte zum Beispiel in der Geschichte "Institut Mädchentraum" Frau Weisshaupt ganz anders geplant gehabt, aber sie hat "rebelliert" und macht nun Dinge, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Geht das anderen Autoren auch so mit ihren Figuren?
2. RE: Eigenleben

geschrieben von Black Panter am 07.03.10 21:37

Zitat
Ich weiß ja nicht, wie es Euch geht, aber in meinen Geschichten (ich schreibe auch auf anderen Foren, alllerdings auf Englisch, meiner Muttersprache) entwickeln die Figuren nach einiger Zeit eine Art Eigenleben. Sie lassen sich nicht einfach in eine beliebige Richtung modellieren, sie \"sträuben\" sich, so seltsam das auch klingen mag, als ob sie sagen wollten: \"Das bin ich nicht\". Ich hatte zum Beispiel in der Geschichte \"Institut Mädchentraum\" Frau Weisshaupt ganz anders geplant gehabt, aber sie hat \"rebelliert\" und macht nun Dinge, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Geht das anderen Autoren auch so mit ihren Figuren?


Ja.

Das macht das ganze ja auch so schwierig.

Black Panter
3. RE: Eigenleben

geschrieben von SmartMan am 07.03.10 22:36

Kurze Zeit nachdem ich mit dem Schreiben von Geschichten begann, gab ich den Vorsatz auf, deren Verlauf (und auch die Charaktere der Figuren) bereits vorab allzu konkret festzulegen.

Die Eigendynamik, die ich dann zuließ, ermöglichte eine flüssigere und stimmigere Erzählung, als würde ich unbedingt verbissen darum ringen, einer zuvor festgelegten Schablone zu folgen.

Unmittelbar auf den jeweiligen punktuellen Verlauf der Story einzugehen erlaubt das Entwickeln von Nuancen, die bei einer vorauseilenden groben Festlegung noch gar nicht dermaßen detailliert berücksichtigt werden können.

Ich habe den Eindruck, dass somit der Erzählfluss stimmiger und evtl. auch unterhaltender ist, als würde ich starr an einer Grundidee festhalten.

So wie der Verlauf des Lebens stets auf die jeweilige aktuelle Situation aufbaut, lasse ich es auch zu, dass "sich" meine Geschichten flexibel entwickeln.

LG

SmartMan
4. RE: Eigenleben

geschrieben von MIrador am 09.03.10 18:32

so wie meinem vorschreiber geht es mir auch
das tagesaktuelle geschehen nimmt immer wieder einfluss auf mein geschreibsel und natürlich auf die entwicklung der charaktere
ich zeichne zwar die eigenschaften grob vor, aber alles andere entwickelt sich erst im laufe der story

Mirador
5. RE: Eigenleben

geschrieben von Dark Marvin am 11.03.10 20:21

Ich kann das echt gut nachvollziehen, denn auch die Figuren in meinen Geschichten tun mittlerweile was sie wollen und lassen sich von mir nichts mehr vorschreiben. Meistens habe ich eine grobe Idee von der Story, aber wenn ich dann versuche sie zu schreiben, will ich es realistisch halten und lasse dann die Figuren so handeln, wie sie es wollen.

Ich glaube mittlerweile, dass die einzige Chance für mich eine kosistente Geschichte zu schreiben ist, dass ich einfach drauflosschreibe, und wenn sie fertig ist sie dann komplett überarbeite, damit die Figuren dann die ganze Zeit konsistent bleiben.

Viel schlimmer ist, dass die Figuren(meist Frauen) Zugang zu meinen Unterbewusstsein haben und dann zwar nicht tun was sie sollen, oder was ich will. Aber sie tun, was ich BRAUCHE. Fast wie eine Freundin. Die Figuren wachsen mir dadurch sosehr ans Herz, dass ich es nicht fertigbringe sie zu töten. Ich schaffe es nichtmal die Geschichte abzuschließen, sondern meine Figuren zwingen mich immer weiter zu schreiben, damit sie leben können.
6. RE: Eigenleben

geschrieben von MIrador am 11.03.10 21:30

Ich schaffe es nichtmal die Geschichte abzuschließen, sondern meine Figuren zwingen mich immer weiter zu schreiben, damit sie leben können.
--------------------------------------------------------------------------------
..na da gibts wohl schlimmeres...
7. RE: Eigenleben

geschrieben von drachenwind am 12.03.10 01:44

Ich schreibe eigentlich nur so vor mich hin und zwar alles, was mir einfällt. Dann beginnt
eigentlich die richtige Arbeit beim mehrfachen Überarbeiten und Umformulierungen der
Geschichten.

Erst an dieser Stelle tauchen die Figuren aus dem Reich der Phantasie auf und zwingen
die Protagonisten der neuen Geschichten den Autor ihr Eigenleben auf.

Manchmal sind es nur Kleinigkeiten die aber die Geschichte erheblich in Richtungen lenken,
an die ich ursprünglich nicht gedacht habe.

Beginne ich die neue Geschichte zu posten, spuken die Hauptpersonen der Geschichte noch
immer weiter im Kopf herum und zwingen manchmal, einen ganzen Abschnitt neu zu schreiben
und alles geht von vorne los.

Man kann nun wirklich behaupten, das die Figuren der Geschichte in der Phantasie ihr
besonderes Eigenleben führen, das manchmal der Autor selber leben möchte.
8. RE: Eigenleben

geschrieben von Franny am 06.05.10 22:32

Viel schlimmer ist, das da auch noch immer andere Figuren um die Ecke kommen und fragen: "Was ist mit mir? Hab ich dir etwas getan? Warum schreibst du nicht über mich?"
9. RE: Eigenleben

geschrieben von Ambi Valent am 07.05.10 00:08

Hallo Dark Marvin

Zitat
... Fast wie eine Freundin. Die Figuren wachsen mir dadurch sosehr ans Herz, dass ich es nicht fertigbringe sie zu töten. Ich schaffe es nichtmal die Geschichte abzuschließen, sondern meine Figuren zwingen mich immer weiter zu schreiben, damit sie leben können.


Schon seltsam, dass hier so viele so ähnliche Erfahrungen machen.

Jetzt fängt schon eine meiner Heldinnen selber an, Geschichten zu schreiben ...

10. RE: Eigenleben

geschrieben von Roger_Rabbit am 08.05.10 18:46

> entwickeln die Figuren nach einiger Zeit eine Art Eigenleben.

Jain
Oftmals sind es bei mir in den Geschichten ungeplante Gegebenheiten, die fünf Folgen später doch wieder eine Handlung begründen. Selbstverständlich schreibe ich viele Kapitel vor, damit ich nachträglich nichts mehr einfügen oder löschen, gar umschreiben muß, aber Kommissar Zufall hilft mir da unbewußt.
So auch in meiner aktuellen Geschichte. Ich schicke meine Protagonistin in den folgenden Kapiteln völlig deinformiert und ich selbst ahnungslos an einen Ort, der ihr aber einen neuen Spitznamen gibt. Das ist so von mir nicht beabsichtigt gewesen, eher Zufall, mit deiner Beschreibung in etwa vergleichbar.

Andererseits, wenn man einen Schurken hat –und dafür gibt es ein ganz klares Ja zu deiner These– wird er noch mehr Verbrecher, als er ohnehin schon ist.

11. RE: Eigenleben

geschrieben von Dark Marvin am 24.06.14 22:26

Zitat
Ich schaffe es nichtmal die Geschichte abzuschließen, sondern meine Figuren zwingen mich immer weiter zu schreiben, damit sie leben können.

..na da gibts wohl schlimmeres...


Der Nachteil bei meinem Schreibstil ist aber, dass ich nicht ein fertig geglaubtes Kapitel liegen lasse, sondern dass ich permanent merke, dass ich frühere Kapitel nicht glaubwürdig/detailliert genug dargestellt habe und diese überarbeite. Was in einer endlosen Überarbeitungsschleife endet.

Bei "Selenes neue Partnerin" habe ich bei den ersten Überarbeitungsdurchgängen nur Details ausgebaut, mal hier und da eine Szene oder Kapitel eingefügt und an der Sprache gefeilt.

Ich hatte aber lange Schwierigkeiten zu erklären, wie Selene es schafft, die Welt zu erobern, warum sie das macht und warum sie am Ende doch devot wird.

Bis mir Anfang des Jahres eine Idee kam: Ich verknüpfe die Geschichte mit der Geschichte, welche ich als Abschluss(von derzeit 5 Geschichten sowie diversen Kurzgeschichten) plane. Und mixe eine Geschichte unter, welche ich seit langem plane, aber nicht sexuell ist. (Natürlich verrate ich diese Idee nicht. Das wird erst in der 5. Geschichte veröffentlicht, welche ich sicher bis 2042 soweit fertig habe, dass an ein Veröffentlichen zu denken ist.)

Der Vorteil ist, dass ich jetzt abgesehen von einem Mittelteil auch ein Anfang und ein Ende habe. Der Nachteil ist, dass ich ca. 100 Seiten (also der mittlerweile ausgebaute Teil der Geschichte, welcher schon veröffentlicht ist) wegwerfen muss und komplett neu schreiben muss. (natürlich in einer deutlich längeren Fassung.)

Im Moment bastle ich je nach Stimmung an Kapitel 2, 10, 29 und 36 rum. Und manchmal schraube ich zwischendurch auch an den Fortsetzungen rum. Nur Kapitel 1 wird so erstmal nicht fertig, und ich werde wahrscheinlich noch Jahre brauchen um die Geschichte beginnen zu veröffentlichen. Nicht grundlos habe ich den Start der Geschichte schon mal von 2004 nach 2028 verlegt…

Auch spannend finde ich wie sehr die Geschichte meine Fantasien beginnt aufzusaugen:
Als ich 2007 begann die Geschichte zu schreiben wollte ich vor allem eine Szene darstellen, welche die beiden schönsten Frauen meiner Fantasie beinhaltete und letztlich eine Fanfiction-Geschichte zu Underworld und Batgirl war.

In der zweiten Runde begann die Geschichte dann ein Eigenleben und wollte mehr Handlung und begann weitere Fetische von mir zu integrieren.

Mittlerweile saugt die Geschichte alle meine Fantasien auf. Sexuelle, physikalische, wirtschaftliche und politische. Ich verbringe bei der Recherche manchmal Stunden um nur einen Absatz zu schreiben. Und manchmal finde ich heraus, dass manche als selbstverständlich geglaubte Sachen einfach nicht wahr sein können. Z.B. als ich bemerkte, dass Blut zu wenig Kalzium enthält, um Knochen in Vampiren wachsen zu lassen.

Jetzt wo die Geschichte bei knapp 500 Seiten(240.000 Worte) steht kann ich sagen, dass sie demnächst veröffentlicht wird. Also so etwa in 5 Jahren.
Weitere Updates kommen bei erreichen der 1000 Seiten Marke….

Zitat
Wait for it.

12. RE: Eigenleben

geschrieben von Volker_Racho am 15.11.16 21:02

Tach zusammen!

Ich habe jetzt in verschiedenen Trööts von der Schwierigkeit des Schreibens gelesen und auch selber gepostet. Um es-für mich-noch mal zusammen zu fassen:

Ich schreibe seit gut 40 Jahren,mal kann ich davon leben,meistens nicht."Lohnschreiberei" (ich sollte mal für Bastei-Lübbe Groschenromane schreiben ) habe ich immer abgelehnt.

Ergo bin ich Literaturvermittler geworden. Und "Schreibarbeiter" für Menschen,die der Deutschen Sprache nicht so mächtig sind.

Aber zum Thema und ich spreche nur für mich:

Wenn ich nicht zumindest einen groben Plan für die Geschichte habe dampft sie meistens zu einer Short-Storie oder einem Gedicht zusammen. Daß sich eine Figur "selbstständig" macht kenne ich auch. Aber ich trete ihr und mir dann solange in den Arsch bis sie macht was ICH will. Schlimmer finde ich,wenn ich das Ende nicht kenne,oder dazwischen gequäkt wird.

Ich hatte mal eine Storie,da stand ein Mann auf einer Tretmine die erst dann losgeht,wenn er heruntertritt. Ich wollte ihn am Ende in die Luft fliegen lassen. Ein Jahr ging es mit dem Verlag hin und her und ich habe mir die absurdesten alternativen Enden anhören müssen. Das ging soweit,daß eine paramilitärische Amanzoneneinheit ihn unterirdisch rausbuddelt und rettet. Ich liebe ja Surrealität,aber mit der eigentlichen Storie hatte das nix mehr zu tun. Im Endeffekt habe ich dem Verlag abgesagt.

Seit dem gilt bei mir die eiserne Regel:

Wenn die Storie fertig ist und ICH damit zufrieden bin,erst dann gebe ich sie,wo auch immer heraus. Ist für mich die beste Vorbeugung gegen Magengeschwüre. Aber jeder Schreiberling muß natürlich seinen eigenen Weg finden.

Schreibende Grüße,

Volker
13. RE: Eigenleben

geschrieben von Wölchen am 15.11.16 22:36

Eigenleben.

Das kenne ich.Meine Weihnachtsponygeschichte sollte eigendlich nur eine Kurzgeschichte sein.Die dan etws länger wurde und noch 3 weiter Folgen nach sich zog.

Tja und meine Mode-Geschichte.Hm ein Ende ist nicht wirklich in sicht.Da ich immer neue Ideen habe die ich mit einbauen möchte.Also wird es noch lange weiter gehen.

Aber was sollst es ist trotzdem recht schön.
14. RE: Eigenleben

geschrieben von RicoSubVonLadyS am 16.11.16 04:23

Hm ja das kenne ich auch das Geschichten und die Figuren ein Eigenleben entwickeln.

Die Rico Geschichte, also der erste Teil sollte nur ein Paar Seiten lang sein und eigentlich nur für meine Liebste sein. Damals fingen wir damit an und weil Sie einige Schwierigkeiten hatte dachte ich mir "Schreib doch einfach mal was auf." Tja nun Einfach mal auf Schreiben das daraus aber gleich eine Roman Story werden kann hätte ich nicht gedacht. Meine Liebste meinte damals als sie sah wie ich wild rum Tippe und Schreibe. "Schatz was machst du da?? Du wolltest doch nur was kurzes Schreiben."

Es entwickelte sich, es ging einfach weiter, ohne das ich Aufhören wollte. Die Figuren ja auch die hatten und haben immer noch Ihren Eigenen Kopf.

Ich habe eine Idee im Kopf wie es weitergehen könnte, fange an zu Schreiben ohne großartig zu überlegen was kommt. Wenn es gut läuft Schreibe ich einige Seiten zusammen und wenn es mir am ende gefällt lasse ich es so stehen.

Gerade bei Rico kam mir die Figur in die Quere, Rico sollte eigentlich nichts mit Windeln zu tun haben, und bäm kam es doch so.

Rico sollte selbst Bewusster sein und was war ab und an wahr er einfach nur Ängstlich.

Anja sollte eigentlich nur Devot sein und keine Dominanten Züge aufweisen und doch stand sie da und hat die Domse gemacht. So nach dem Motto. "Ey Schreiberling, ich lasse mich doch nicht nur Fi*** und Prügeln. Ich will es zurück geben also mach mich Dominant ab und an."

Aber das gibt der Geschichte auch keinen Starren Ablauf oder festen Rahmen, sondern eine Geschichte hat dann die Chance sich zu Entwickeln, und interessant zu werden. Ein Story Board gibt es natürlich, das grobe worum es geht und wo. Aber das ändert sich im Laufe der Geschichte. Das tolle ist doch das so eine Dynamik entsteht das man denkt die Charaktere Leben und Entwickeln sich, entdecken neue Seiten und so.

Natürlich kommen so auch Sachen und Seiten zusammen die ich am ende beim noch mal Lesen nicht so belassen will, ändere oder Lösche. Das geht sogar so weit das ich Stundenlange Schreib Arbeit einfach lösche weil es mir nicht gefällt. Dann Lösche ich mal eben über 30 Seiten, und denke kurz nach. Und fange wieder an.

Probleme eine Geschichte Abschlussschließen und zu Beenden kenne ich auch, Rico Welt sollte gar nicht so Umfangreich werden. Ich finde fast nie die richtige Stelle um es enden zu lassen. Gerade denke ich "Hey das wäre doch ein tolles Ende." Dann aber kommen einfach neue Ideen udn Sachen dazu. Und dann dauert doch noch länger das Ende zu finden.

Aber ich mag es wenn diese eigen Dynamik da ist, und man diese auch zum LEsen bekommt.

Gruß Der RicoSubVonLadyS


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