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TheLargeEmptY
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Forge your heart into something strong, unbreakable.

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  Rilliana und Trisha Datum:20.11.25 13:40 IP: gespeichert Moderator melden


Vorwort:

Diese Geschichte war die erste, die ich geschrieben und im Internet geteilt habe. Ich habe sie vor nun über zwei Jahren aus dem Internet entfernt, da ich in einer schwierigen Zeit steckte und dachte, ich könnte mir so vielleicht den Traum eines Autors erfüllen. Nun bin ich aber zu der Erkenntnis gekommen, dass ich meinen anderen Traum – ein recht stabiles Leben zu haben und einen Job, den ich lieben kann – erfüllt habe.

Nun, heute, an meinem Geburtstag, möchte ich euch etwas schenken, das ich euch genommen habe: die Reise von Rilliana und Trisha. Ich spielte seit einer Weile mit dem Gedanken, sie wieder zu veröffentlichen, und fasste den Entschluss, als ich am diesjährigen Kinktober Rillianas Teile schrieb.

Natürlich lade ich aber nicht einfach nur die Geschichte erneut hoch, sondern habe einige Sätze flüssiger gemacht (und vermutlich einige Schachtelsätze hinzugefügt, sorry dafür) und Neuerungen eingebaut, sodass sie mit meinen Erfahrungen, die ich seitdem mit dem Schreiben gemacht habe, zumindest auf einem ebenbürtigen Niveau sind.

Die Geschichte von Rilliana und Trisha hat es verdient, von euch gelesen zu werden, und ich danke euch, dass ihr mich stets in Leon City begleitet habt. Nun hoffe ich, dass ihr euch auch in Zukunft in Leons Keep zurechtfinden werdet.


Willkommen in der fantastischen Welt von Leons Keep ...
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TheLargeEmptY
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:20.11.25 13:42 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 1
Der Beginn von etwas Fesselnden


„Dolche? Check! Leerer Geldbeutel und leerer Magen? Check! Leon’s Keep großer Markt? Direkt vor meiner Haustür! Ich denke, es wird Zeit für die Ernte“, sagte Rilliana breit grinsend, hüpfte durch ihr kleines Zimmer und durch die Tür. Ihr blonder Zopf wehte hinter ihr her, während sie durch die geheimen Tunnel lief. Es war stockdunkel, aber sie war so oft durch die Kanalisation gelaufen, dass sie noch nicht mal ihre guten Augen brauchte, um den Weg zu finden. Rilliana kletterte eine Strickleiter nach oben und schlüpfte durch einen Spalt in der Mauer. Sie kam hinter ein paar großen Büschen hervor und trat von dort auf die Straße, wo sie sofort von der Menge verschlungen wurde. Der Markt war im vollen Gange. Rillianas geschultes Auge machte sofort ein paar leichte Ziele aus, da die Bewohner von Leon’s Keep viel zu sehr damit beschäftigt waren, dem bunten Treiben der Schausteller und Verkäufer zuzusehen. Ein Paradies für jeden Taschendieb. An einem Stand mit Schmuck konnte Rillianas einen Mann ausmachen, der sich gerade eine Goldkette begutachtete, und ihre geschickten Finger versanken in seiner Jackentasche. Sie spürte seinen Geldbeutel und griff zu.
Leicht verdientes Geld. Dachte Rilliana und ließ den ergatterten Geldbeutel in ihre eigene Tasche gleiten. Blitzschnell verschwand sie in der Menge, nur um kurz darauf zu hören, wie der Mann laut fluchte.
Die junge Elfe war allerdings schon längst über alle Berge und auf dem Weg zu ihrem Lieblingsstand. Er gehörte dem Bäcker Olaf, und wie immer an Markttagen erfüllte der Geruch seiner süßen, warmen, Brötchen die ganze Straße. Rillianas Magen knurrte laut, als sie dem Geruch folgte, bis sie mit glänzenden Augen vor dem Stand zum Halt kam.
„Hey Rilliana, du siehst mal wieder halb verhungert aus. Hier nimm dir eins“, rief ihr Olaf zu und warf eins der verformten Brötchen in ihre Richtung. Rilliana fing es geschickt auf und zischte auf, als sie sich daran verbrannte.
„Ah, Shit! Danke Olaf, aber sag doch, dass es heiß ist!“, rief Rilliana zurück und jonglierte das Brötchen in ihren Händen, bis sie es gefahrlos anfassen konnte. Der Bäcker grinste breit und beäugte sich zu ihr hinunter.
„Der einzige Weg, deine Hände von meinen Kunden fernzuhalten.“
„Frech“, murmelte Rilliana zurück und biss in das Brötchen. Es schmeckte traumhaft und sie rollte mit den Augen.
„Ist es so gut, dass du im Gegenzug nicht meine Kunden bestielst?“, fragte Olaf.
„Würde ich nie machen“, sagte Rilliana mit einem unschuldigen Lächeln und gespielter Entrüstung. Olafs Mundwinkel verzogen sich, amüsiert, und er winkte sie weg.
„Los, verschwinde, du kleine Tagediebin“, sagte er lachend, während Rilliana noch einen Bissen nahm und winkend um die Ecke lief. Sie lief unter einem Torbogen hindurch und bemerkte gerade noch rechtzeitig, dass sie beinahe mit zwei Wachen zusammengestoßen wäre. Sie machte einen Sprung zur Seite und nahm eine nahegelegene Treppe hoch auf die Mauer. Normalerweise war der Wehrgang für das gemeine Volk geschlossen, allerdings wurde er an Markttagen geöffnet, um für mehr Platz zu sorgen. Hier waren ebenfalls Stände aufgebaut, aber sie waren spärlich gesät und boten seltsame Produkte aus teils fremden Ländern an. Nichts, was Rilliana interessierte. Die Elfe kletterte über die Zinnen und ließ sich auf ein nahegelegenes Gebäude fallen. Das Dach hielt, knarrte aber bedrohlich, und sie ging vorsichtig an den Rand, um sich zu Boden gleiten zu lassen. Es gab einen lauten Knall, als sich ein Fenster des Hauses öffnete und eine Frau zum Vorschein kam.
„Bist du wahnsinnig, du Tagedieb?“, rief sie, sodass der ganze Marktplatz es hörte.
„Entschuldigung!“, rief Rilliana zurück, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, und mischte sich wieder unter die Leute. Ihre Augen suchten die Menschen nach einem weiteren wohlhabenden Ziel ab. Jemand, der nicht unbedingt weinen würde, wenn ihm ein paar Münzen fehlten, und tatsächlich entdeckte sie einen dicken Mann, der sich an einem halben Schwein satt aß.
Er wird sich wahrscheinlich viel leisten können. Dachte Rilliana und schlich sich an ihn heran. Sie prallte gegen einen Betrunkenen, als dieser rückwärts gegen sie stieß, doch schaffte Rilliana es, zu dem Mann vorzudringen. Seine Aufmerksamkeit war komplett dem Schwein gewidmet, und Rilliana nutzte die Gelegenheit, als er genüsslich in das Fleisch biss. Ihre Finger wanderten zu einer Ausbuchtung in seiner Tasche, doch plötzlich wurde sie am Handgelenk gepackt und herumgerissen.
„Hey, du Made, was machst du da?“, rief ein Wachmann in Zivil und hob sie ohne große Mühe eine Handbreit vom Boden hoch.
„I … Ich wollte nur ein Insekt verscheuchen, das sich auf dem feinen Mann niedergelassen hat“, stotterte Rilliana panisch und wehrte sich gegen den Griff, aber seine Hand hielt ihre wie ein Schraubstock.
„Willst du mich verarschen, Elfe? Ich zeige dir, was wir mit Dieben machen!“, bellte der Wächter, knallte Rillianas Hand auf den Tisch und zog einen Dolch.
„Markus, lass sie los“, sagte der dicke Mann zwischen zwei Bissen, „ich will nicht, dass du hier eine Sauerei machst. Außerdem wäre es eine Schande, wenn diese Schönheit von Elfe unschuldig ist. Wenn du Arbeit suchst, komm zu mir, ich kann mich um dich kümmern. Harharhar!“
Er lachte laut auf und der Wächter schleuderte Rilliana zu seinen Füßen in den Dreck.
„Verpiss dich, bevor ich es mir anders überlege, Dieb!“
Rilliana nickte schnell und rappelte sich auf. Sie atmete erleichtert und suchte, so schnell sie konnte, das Weite.
Das war knapp gewesen, zu knapp. Mein Glück ist wohl für heute aufgebraucht. Dachte Rilliana und suchte sich eine stille Ecke am Rande des Marktes, neben ein paar gestapelten Strohballen. Sie zog den Geldbeutel aus ihrer Tasche und zählte die Münzen. Mit dem Geld würde sie einige Tage zurechtkommen können, doch fand sie im Beutel ein kleines Wappen, das das Emblem von Leon’s Keep darstellte. Ein goldener Schild, der von Rosen eingerahmt war. In ihm die Fackel, welche die Reisenden durch den Nebel leitete, und ihr gegenüber der Adler, welcher mit seinen Schwingen über die Bewohner von Leon’s Keep wachte.
„Über mich hat er nie gewacht“, murmelte Rilliana und ließ das Emblem unachtsam in den Beutel zurückfallen. Ihre Augen wurden kurz trüb, als sie an ihre Vergangenheit dachte. Ihre Zeit im Waisenhaus dann auf den Straßen von Leon’s Keep. Immerzu am Kämpfen, bis ihre Mentorin sie gefunden hatte.
„Ich sollte mal Arissa besuchen …“, murmelte Rilliana und steckte den Geldbeutel wieder in ihre Tasche. Das Emblem würde mit Sicherheit einen guten Preis erzielen können.
„Das sollte wohl für ein paar Tage reichen“, murmelte sie und trat aus den Schatten heraus. Für heute hatte Rilliana genug und sie wollte nicht noch mehr riskieren. Sie schloss sich wieder den Massen an und ließ sich in Richtung ihres Versteckes treiben, als sie erneut angerempelt wurde. Sofort spürte sie, dass etwas anders war und etwas nicht stimmte. Schnell tastete sie nach der Geldbörse und stellte fest, dass sie fehlte.
„Wer …!?“, fauchte sie und drehte sich um. Gerade noch rechtzeitig sah sie, wie eine Frau mit langen, dunklen Haaren die Geldbörse in ihre Tasche steckte und weglief.
„Nicht mit mir!“, rief ihr Rilliana hinterher und nahm die Verfolgung auf. Immerzu damit bedacht, die Diebin nicht aus den Augen zu verlieren, schlängelte sie sich zurück in die Massen. Gerade dachte sie, Schritte gutzumachen, als ein breit gebauter Mann sich in ihr Blickfeld drängte und Rilliana daran hinderte, weiterzulaufen.
„Hey, wo willst du denn so schnell hin, Kleine?“, fragte er amüsiert und blockierte aktiv ihren Weg, als sie versuchte, vorbeizukommen. Rillianas Puls schoss in die Höhe und auf ihrer Schläfe erschien eine Ader. Sie wollte nicht noch mehr Aufmerksamkeit erregen, doch als er nach ihr greifen wollte, hatte sie genug. Rilliana wich seiner Hand aus und rammte ihr Knie in seine Weichteile. Stöhnend klappte er zusammen und Rilliana stieg einfach über ihn und rannte weiter. Gerade noch rechtzeitig sah sie, wie die Diebin in einer Gasse verschwand, und sie blinzelte, als sie meinte, einen Schweif gesehen zu haben.
„Ist sie eine Shifterin?“, murmelte Rilliana und ging in einen Sprint über, als sie nicht mehr Gefahr lief, jemanden umzurennen. Sie musste die Ecke erreichen, bevor die Shifterin ihren Fehler bemerkte und die Sackgasse verließ. Rilliana schlitterte um die Ecke und rannte in die Gasse. Was sie allerdings sofort verunsicherte, war, dass die Shifterin vor ihr stand. Von Ohr zu Ohr grinsend. Rilliana hatte nur einen Bruchteil einer Sekunde Zeit, ihren Gegenüber zu studieren. Die dunklen Haare der Shifterin fielen sanft auf ihren Rücken und aus ihrem Haupt ragten Katzenohren. Eins von ihnen war mit einem goldenen Piercing versehen. Ihre gelben Augen und der Schweif rundeten das Erscheinungsbild eines Katzenmädchens ab.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte die Diebin, doch gerade noch rechtzeitig durchschaute Rilliana das Ablenkungsmanöver. Ihre Augen sprangen zu Boden und dort entdeckte sie einen Stolperdraht, den sie im letzten Moment überwand. Sofort verschwand das Grinsen aus dem Gesicht der Shifterin und sie griff nach einer Peitsche, die an ihrer Hüfte hing. Rilliana nutzte den Schwung und versuchte, die Shifterin mit ihrer Schulter zu rammen. Unbeeindruckt wich das Katzenmädchen aus und ließ Rilliana ins Leere laufen. Sofort nutzte die Shifterin den Fehler und ließ ihre Peitsche in Richtung Rilliana schnellen. Die Waffe wickelte sich fest um ihr Handgelenk und mit einem Ruck landete Rilliana erneut im Dreck. Zitternd vor Wut sprang Rilliana auf und griff nach der Peitsche, um es der Shifterin zu erschweren, erneut damit anzugreifen.
„Gib mir mein Geld zurück!“, knurrte Rilliana und zog ihren Dolch.
„Das ist doch nicht wirklich dein Geld, oder?“, fragte das Katzenmädchen kichernd. Rillianas Augen wurden zu Schlitzen.
„Letzte Chance.“
„Komm und hol es dir, Süße“, sagte der Shifterin und fing erneut an zu grinsen. Mit erhobenem Dolch sprang Rilliana auf sie zu. Das Katzenmädchen zog in einem silbernen Bogen ihren eigenen Dolch und blockte die Klinge ab.
„Du hast Feuer in dir. Das gefällt mir!“, sagte sie und schwang ihre Waffe. Ein kleiner Schnitt erschien auf Rillianas Arm, der sofort zu bluten begann.
„Hoppla, tut mir leid.“, sagte die Shifterin und leckte sich die Lippen. Rilliana fing an zu zucken und schlug erneut zu. Sie hatte genug von den Spielchen der Shifterin. Abermals wich die Shifterin mit Leichtigkeit aus und grinste amüsiert.
„Versuchst du es überhaupt, mich anzugreifen? Ich frage nur, weil ich sonst noch andere Dinge zu tun habe.“
Bevor Rilliana etwas Bissiges erwidern konnte, zog das Katzenmädchen kräftig an der Peitsche, wodurch Rilliana erneut das Gleichgewicht verlor und stolperte. Unsanft prallte die Elfe gegen die Hauswand und plötzlich fand sie sich zwischen einem Stein und einem harten Ort wieder. Die Shifterin packte Rillianas Arm und drehte ihn schmerzhaft auf ihren Rücken. Gleichzeitig wurde sie gegen die Wand gepresst und spürte den rauen Stein in ihrer Wange.
„Du hast Glück, Elfe. Aus irgendeinem Grunde scheine ich dich zu mögen. Wie heißt du, Blondchen?“
„Rilliana“, presste die Elfe durch zusammengebissene Zähne hervor.
„Schön, dich kennenzulernen … Rilliana … Ich muss zugeben, du hast Potenzial. Keine Frage, aber du lässt dich von deiner Wut beherrschen, kämpfst ohne Verstand. Versuch das nächste Mal, dich zu zügeln. Dann hast du vielleicht eine Chance, dein Geld zurückzubekommen. Ich werde dich jetzt loslassen und ich will nicht, dass du dich bewegst. Verstanden?“, fragte sie mit verspielter Stimme.
„Mhm, mhm!“, murmelte Rilliana zähneknirschend.
„Ich habe gefragt, ob du mich verstanden hast!“, fragte die Shifterin erneut und hob Rillianas Arm schmerzhaft an.
„JA!“, antwortete Rilliana sofort und atmete erleichtert auf, als die Shifterin ihren Griff lockerte. Langsam löste die Shifterin die Peitsche, beobachtete die Elfe aber weiterhin. Sie sah, dass Rilliana ihr nächstes Handeln überlegte.
Vielleicht kann ich mich wegducken und …, dachte Rilliana aber Trisha schien ihre Gedanken gelesen zu haben.
„Naa!“, sagte der Shifterin bevor Rilliana überhaupt zucken konnte, und drückte ihre Finger in ihren Hals. Die Elfe spürte etwas Spitzes in ihre Haut stechen, und jeder Gedanke an Flucht verschwand.
„Wir wollen doch keine Sauerei machen, oder?“
Rilliana knirschte mit den Zähnen und nickte kaum merklich.
„Das habe ich mir fast schon gedacht. Hier ich helfe dir“, sagte die Shifterin, nahm Rillianas Hände und streckte sie an der Häuserwand aus.
„Ich erzähl dir jetzt, was wir machen werden. Ich werde jetzt gehen, während du bis hundert zählst und weiter diese wunderschöne Wand umarmst. Verstanden?“
„Ja.“
„Braves Mädchen“, sagte die Shifterin und streichelte Rillianas Haar, „na dann, bis zum nächsten Mal.“
Sie wandte sich zum Gehen, blieb aber nach drei Schritten stehen, und Rilliana konnte sie fluchen hören.
„Habe dich endlich gefunden, Shifter“, sagte eine kalte Männerstimme.
„Faluden? Wie hast du …?“, fragte die Shifterin und Rilliana hörte Panik in ihrer Stimme.
„Es ist nicht gerade schwer, wenn du mit einer Diebin um die Wette rennst und dir dann auch noch die Zeit nimmst, mit ihr zu spielen.“
„Ich mache nur ein paar neue Freunde … so wie dich“, sagte Trisha mit gespielter Zuversicht, „Du könntest mir übrigens helfen, wenn du die Zeit findest“, flüsterte die Shifterin Rilliana zu. Rilliana gluckste nur.
„29 … 30 … 31 …“, flüsterte Rilliana und die Shifterin fluchte erneut.
„Männer, schnappt sie euch“, sagte Faluden, und Rilliana spürte, wie der Boden bebte, als seine Männer auf sie zukamen.
Mein Geld werde ich nicht zurückbekommen, aber wenigstens bekommt die Shifterin, was sie verdient. Dachte Rilliana und grinste vor sich hin, bis sie eine Stimme hinter sich hörte.
„So sieht man sich also wieder, Elfe! Vielleicht können wir uns später amüsieren als kleine Wiedergutmachung!“, flüsterte der Söldner in Rilliana Ohr. Das Blut der Elfe gefror, als sie die Stimme wiedererkannte. Es war der Mann, den sie noch vor wenigen Minuten zuvor zu Boden geschickt hatte. Er packte grob in ihre Haare und schmetterte ihren Kopf gegen die Wand. Augenblicklich wurde es schwarz vor Rillianas Augen und sie brach ohnmächtig zusammen.

Rilliana öffnete schwach ihre Augen. Es war dunkel, aber nichts, was ihr Sehvermögen nicht ausgleichen konnte.
„Wo bin ich?“, murmelte Rilliana und wollte sich aufsetzen, doch bemerkte sie, dass ihre Hände hinter dem Rücken gefesselt waren. Im nächsten Moment stellte sie fest, dass auch ihre Beine zusammengebunden waren. Als sie gegen die Seile kämpfte, spürte sie, dass neben ihr eine weitere Person lag. Sie drehte sich um und sah die Shifterin, die ebenfalls gefesselt war. Sie schien aber noch nicht bei Bewusstsein zu sein.
Rilliana wandte sich wieder ab und beobachtete die Umgebung, während sie leise an ihren Fesseln arbeitete. Sie befand sich in einem Käfig, den die beiden Frauen nahezu vollständig ausfüllten. Ansonsten sah sie nur ein paar übereinander gestapelte Kisten, Regale und eine Tür am Ende des Ganges, hinter der sie Licht sah. Die Freiheit musste dahinterliegen.
„Als Erstes muss ich die Fesseln lösen und dann so weit wie möglich weg von dieser wandelnden Katastrophe“, murmelte Rilliana und versuchte, ihre Hände aus den Seilen zu ziehen. Jedoch waren die Schlingen zu eng gezogen und anstatt dass das Seil lockerer wurde, schien es nur fester zu werden.
„Komm schon!“, flüsterte Rilliana ungeduldig und stieß versehentlich mit der Shifterin zusammen, die daraufhin aufschreckte.
„Was zum …! Wo sind wir?“, fragte sie und sah sich nervös um.
„Ich dachte, das könntest du mir sagen“, antwortete Rilliana trocken und arbeitete weiter an ihren Fesseln.
„Naa, keine Ahnung. Bin neu in der Stadt und nachdem du schlafen gelegt wurdest …“, fing die Shifterin an, doch unterbrach Rilliana sie.
„Ja, schon klar. Kannst du mir hier mal helfen?“, fragte sie ungeduldig, während die Shifterin sich weiter umsah.
„Das würde ich gerne, aber mir sind die Hände gebunden.“
Rilliana hielt inne und starrte die Shifterin fassungslos an.
„Jetzt hör auf, Witze zu machen, und hilf mir, klar?“, sagte sie gereizt.
„Ich habe keine Witze gemacht. Schau“, sagte die Shifterin und zeigte ihre Hände, die von einem engen Lederfäustling umschlossen waren.
„Oh … das macht es ein wenig komplizierter“, sagte Rilliana und wurde rot. Sie kehrte ihre Aufmerksamkeit zurück zu ihren eigenen Fesseln, die zum Glück nicht so extrem waren, und schaffte es endlich, ihr Handgelenk daraus zu lösen.
„Endlich“, sagte Rilliana erleichtert und schlüpfte aus dem Seil. Dann löste sie die Knoten um ihre Knöchel und wollte sich gerade die Käfigtür ansehen, als die Shifterin sagte: „Hey, wenn du schon dabei bist, kannst du auch meine Beine losbinden?“
Rilliana rollte mit den Augen, kam der Bitte aber nach und befreite zumindest die Beine der Shifterin. Die Fäustlinge waren mit mehreren Schlössern gesichert.
„Wer sind diese Typen? Die scheinen dich ja echt zu hassen“, sagte Rilliana als sie die Fesseln sah. Wandte sich aber dann ab und fummelte an ihrer Halskette herum. Die Shifterin hob eine Augenbraue.
„Das war Faluden einer der Unterweltbosse von Leon’s Keep? Wohnst du hier auch erst seit Kurzem oder …“
„Ich arbeite wohl in einem anderen Stadtteil als er“, sagte Rilliana und drückte zwei Metallstifte aus der Halskette.
„Aha … Nun, unsere Wege haben sich kürzlich gekreuzt, und seitdem will er mich in seinem Team haben. Aber das kann er sich abschminken. Ich kann den Kerl nicht ausstehen. Er hat allerdings ein paar Informationen, die ich brauche, deswegen bin ich bei ihm eingebrochen. Es ist allerdings nicht alles nach Plan gelaufen. Tut mir übrigens leid, dass du da mit hineingezogen wurdest.“
„Mhmmm“, antwortete Rilliana, doch hörte sie nur mit halbem Ohr zu. Sie wollte sich gerade nicht die komplette Lebensgeschichte der Shifterin anhören. Rilliana richtete sich mühsam im engen Käfig auf und begann mit den Metallstiften, das Schloss zu bearbeiten. Leider war ihr Fluchtversuch von wenig Erfolg gekrönt, denn das Schloss war widerspenstiger als gedacht.
„Nichts funktioniert heute“, murmelte Rilliana, während sie erfolglos im Schloss herumstocherte.
„Hey, wenn du da fertig ausprobiert hast, könntest du vielleicht meinen Notfall-Universalschlüssel nehmen.“
„Deinen, was?“, fragte Rilliana und wandte sich der Shifterin zu.
„Meine Dietriche. Wenn du damit umgehen kannst, solltest du damit besseren Erfolg haben, als mit deinen Zahnstochern. Er ist in der Ferse meines Schuhs versteckt.“
Rilliana untersuchte ihre Stiefel, und tatsächlich, sie sah etwas Glänzendes in deren Sohle. Vorsichtig zog sie die Dietriche heraus und versuchte erneut, das Schloss zu knacken. Sie drehte das Metall und es knackte laut. Rilliana zuckte zusammen und die Shifterin zog zischend Luft ein.
„Mädchen, du hast heute aber auch gar kein Glück.“
„Ich hatte Glück, bis ich dir begegnet bin!“
„Ohne Witz. Es ging bergab, als du versucht hast, Big Little John zu bestehlen.“
„Wie lange hast du mich beobachtet?“
„Lange genug.“
Rilliana schüttelte den Kopf und lehnte sich zurück.
„Und was jetzt?“, fragte sie und sah die Shifterin an.
„Warten, da unser letzter Ausweg halb auf dem Boden und halb im Vorhängeschloss steckt.“
„Haha“, sagte Rilliana trocken und zog die Beine zu sich heran.
„Wie heißt du eigentlich?“, murmelte Rilliana in Gedanken versunken.
„Trisha“, antwortete die Shifterin wie aus der Pistole geschossen.
„Normalerweise würde ich sagen, dass ich mich freue, deine Bekanntschaft zu machen, aber ich gebe dir immer noch ein bisschen die Schuld, dass ich hier überhaupt drinstecke“, sagte Rilliana und schloss die Augen, während sie sich gegen das Gitter lehnte.
„Kein Problem, das kann ich voll und ganz nachvollziehen … hey Rilliana?“, sagte Trisha.
„Ja?“
„Du schuldest mir einen neuen Dietrich.“

Rilliana saß gefühlte Stunden mit Trisha in dem kleinen Käfig, und nachdem Langeweile von beiden Besitz ergriffen hatte, fing die erste die erste Eisschicht an zu schmelzen. Rilliana erfuhr, dass Trisha erst vor ein paar Wochen in Leon’s Keep angekommen war und sich direkt mit den falschen Leuten angelegt hatte.
„Was ist so wichtig, dass du Faluden bestehlen wolltest?“, fragte Rilliana stirnrunzelnd.
„Mein Adoptivvater sagte mir, Faluden hätte Informationen über den Verbleib meiner leiblichen Eltern. Ich will nur Gewissheit, verstehst du?“, antwortete sie und verstummte. Rilliana sagte nichts. Sie wusste nur zu gut, was sie meinte. Ihre eigenen Eltern hatten sie verlassen, als sie noch ein Baby war, und seitdem lebte sie allein in Leon’s Keep. Erst in einem Waisenhaus, dann auf der Straße, und es verging kein Tag, an dem sie nicht an sie dachte.
„Ich muss gestehen, ich habe lange keine anderen Shifter mehr gesehen … oder andere Elfen …“, murmelte Rilliana und Trisha nickte.
„Vater meinte, die Elfen hätten sich in die Wälder zurückgezogen. Haben wohl keine Lust mehr auf den Schwachsinn der Menschen gehabt.“
„Kann ich verstehen. Und sie haben mich dabei vergessen“, sagte Rilliana und sah auf, als sich die Türe öffnete und mehrere Männer eintraten. Faluden stellte sich vor den Käfig und studierte die beiden Frauen darin.
„Hier war aber jemand fleißig“, kommentierte Faluden und untersuchte das Schloss, in dem noch der abgebrochene Dietrich steckte, „Tut mir leid, dass du in die Sache hineingeraten bist, Elfe, aber ich bin immer etwas gründlicher, wenn es um meine Geschäfte geht.“
„Hey, du könntest mich immer noch einfach gehen lassen und …“, fing Rilliana an, doch er ignorierte sie und wandte sich an Trisha.
„Ich habe mich immerzu gefragt, warum du ausgerechnet bei mir einbrechen wolltest, bis ich heute endlich die Antwort gefunden habe, und sie ist hier drin.“
Er zog etwas aus seinem Anzug und wedelte mit einer Rolle Pergament vor Trishas Nase herum.
„Und da es dir wichtig zu sein scheint, würde ich sagen, wir bewahren es an einem sicheren Ort auf, nicht wahr?“, sagte er und reichte die Schriftrolle einem seiner Männer. Trisha sah ihr nach, ohne zu blinzeln, als hätte sie Angst, dass sie sich im nächsten Moment in Luft auflösen würde.
„Tu es“, sagte Faluden und sein Gefolgsmann ließ eine Flamme in seiner Hand entstehen, die das Pergament vollständig verschlang.
„Du Bastard!“, sagte Trisha und presste ihr Gesicht gegen die Gitterstäbe. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Wären ihre Hände nicht noch immer in dem Sack gefangen gewesen, hätte sie sicher versucht, Faluden das Gesicht zu zerkratzen.
„Keine Sorge, mein Kätzchen, ich habe die Rolle auswendig gelernt und du kennst meinen Preis.“
„Niemals werde ich für Abschaum wie dich, arbeiten!“
„Tja, wie schade, dann kann ich dich wohl auch nicht gebrauchen, wenn deine Meinung über mich so gefestigt ist.“
Er wandte sich zum Gehen. Der Magier blieb zurück und zündete ein paar der Kisten an, die sich im Lagerhaus befanden.
„Meine Damen“, sagte er grinsend und verbeugte sich vor ihnen. Dann drehte er sich um und lief zum Ausgang. Die Tür wurde geschlossen und Rilliana hörte, wie ein Riegel vorgeschoben wurde.
„Das war’s dann …“, murmelte Rilliana und sackte in sich zusammen, während um sie herum die Flammen immer größer wurden.
„Noch nicht ganz“, sagte Trisha und versuchte, sich hinzuknien. Dabei rieb sie ihr Schienbein gegen ihren Stiefel, bis dieser sich von ihrem Fuß rutschte.
„Was machst du da?“, fragte Rilliana.
„Ich wollte das eigentlich nicht tun, aber wir haben wohl keine andere Wahl. Siehst du meine Fußkrallen? Ich möchte, dass du eine für mich herausziehst.“
Rilliana starrte auf ihren entblößten Fuß und die scharfe Kralle an ihrem Zeh. Dann sah sie hoch zu Trisha.
„Was?“
„Stell keine dummen Fragen und tu es, wir haben nicht viel Zeit.“
„Wie bin ich da nur reingeraten!“, fluchte Rilliana und nahm vorsichtig eine Klaue in die Hand.
„Vorsichtig. Du willst dich nicht daran schneiden“, murmelte Trisha, schloss ihre Augen und atmete tief durch.
„Musst du mir nicht zweimal sagen“, antwortete Rilliana deren Finger gefährlich nahe an der scharfen Seite ruhten.
„Auf drei … eins … zwei“, sagte Rilliana und zog mit aller Kraft. Trisha zog zischend Luft ein, als die Elfe sie überraschte, und wurde bleich.
„VERFLUCHTE SCHEISSE!“, brüllte Trisha als Rilliana eine blutige Kralle hochhielt.
„Was jetzt?“
Trisha keuchte vor Schmerz und nickte zu ihren Händen.
„Schneid … schneid damit den Sack auf, dann kann ich versuchen, mich durch die Gitterstäbe zu quetschen.“
Sofort tat Rilliana, wie ihr geheißen, und durchtrennte die Lederriemen der Fäustlinge. Sofort spreizte Trisha ihre Finger und atmete erleichtert auf.
„Endlich … das fing an, weh zu tun.“, murmelte Trisha und ließ kurz ihre Arme kreisen, um wieder Gefühl in sie zu bekommen.
„Bist du sicher, dass du da durchkommst?“, fragte Rilliana ungläubig.
„Ziemlich. Shifter haben so einige Tricks auf Lager und es gibt nur einen Weg, um es herauszufinden, oder?“, antwortete die Shifterin und drückte sich zwischen die Gitterstäbe, aber diesmal überlegter und mithilfe ihrer Hände. Rilliana staunte nicht schlecht, als Trishas Kopf zwischen den Gitterstäben hindurchrutschte und dann der Rest ihres Körpers.
„Warum haben wir das nicht gleich gemacht?“, fragte Rilliana und schaute auf zu Trisha, die sich den Staub von der Kleidung klopfte und zischend nach Luft schnappte.
„Weil das hier“, sagte sie und zeigte auf ihren Fuß, „höllisch weh tut und ich es noch wochenlang spüren werde.“
„Tut mir leid“, sagte Rilliana und senkte den Kopf, um ihre Verlegenheit nicht zu zeigen.
„Ist schon in Ordnung. Warte einen Moment, ich hole dich sofort da raus.“
Rilliana beobachtete, wie Trisha hinter eine Ecke humpelte, und hörte, wie sie etwas vom Boden aufhob.
„Damit hole ich dich raus!“, sagte Trisha als sie mit einem Brecheisen zurückkam und es an das Schloss setzte. Es knackte laut und das Schloss brach entzwei.
„Komm jetzt, lass uns hier verschwinden, bevor wir zu viel von dem Rauch einatmen!“, sagte sie zu Rilliana. Beide Frauen gingen zur Tür. Rilliana stützte Trisha dabei. Sie versuchten, die Tür zu öffnen, aber ein Riegel machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
„Was nun?“, fragte Trisha und schaute sich in der brennenden Halle um.
„Vielleicht können wir den Riegel mit dem Brecheisen heraushebeln?“, überlegte Rilliana laut. Trisha nickte und setzte das Brecheisen an.
„Lasst es uns versuchen.“
Sie drückte, und wie durch Zauberhand sprang der Riegel sofort weg. Beide Frauen drängten sich hindurch und keinen Augenblick zu spät. Denn im nächsten Moment krachte ein brennender Balken hinter ihnen herunter.
„Das war knapp“, murmelten sie beide gleichzeitig und grinsten einander an.
„Nun … ich danke dir für dieses kleine Abenteuer … Trisha. Ich würde mich jetzt allerdings verabschieden …“, sagte Rilliana und sah hinunter auf den blutigen Fuß der Shifterin, „Sag … Hast du ein Versteck in der Nähe?“
Trisha verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf.
„Auf der anderen Seite der Stadt“, antwortete Trisha trocken und blickte auf den Fluss und den Hafen.
„Dann komm, lass uns zu meinen gehen.“
„Echt? Aber …“
„Komm einfach, bevor Faluden zurückkommt“, schnitt Rilliana ihr das Wort ab und fing erneut an, Trisha zu stützen.

„Halt still, ich muss mich um deine Kralle kümmern“, sagte Rilliana, während sie versuchte, die Wunde mit starkem Alkohol zu waschen.
Tapfer hielt Trisha still und biss sich auf die Unterlippe.
„In einer Minute ist es vorbei“, sagte Rilliana und wickelte einen Verband um die Kralle.
„Hier wohnst du also?“, fragte Trisha und versuchte sich mit der Frage von den Schmerzen abzulenken.
„Klar. Keine Miete. Versteckt vor ungewollten Blicken und eine wunderschöne Aussicht“, antwortete Rilliana zeigte nach oben zu einem Loch in der Wand, welches von einem Tuch überdeckt war. Die Elfe verknotete den Verband mit einer kleinen Schleife und setzte sich neben die Shifterin.
„So, das sollte fürs Erste reichen.“
„Danke“, murmelte Trisha und lehnte sich zurück.
„Gern geschehen.“ Erwiderte Rilliana und lächelte sie an.
„In deinem Zustand solltest du wahrscheinlich nicht herumlaufen. Du kannst hier übernachten, bis es dir besser geht.“
„Das kann ich nicht annehmen. Wie soll ich das je wiedergutmachen?“, fragte Trisha und versuchte aufzustehen.
„Bleib liegen!“, befahl Rilliana, drückte sie mit einer Hand in die Strohmatte und stützte sich mit der anderen auf dem Bett ab. Trisha schlug ihre stützende Hand zur Seite und beide liefen rot an, als Rilliana auf sie fiel.
„Du wirst schon einen Weg finden“, sagte Rilliana sanft.
„Eine Sache fällt mir sofort ein“, sagte Trisha, schloss die Augen und schürzte die Lippen. Rilliana tat es ihr gleich und schloss den Abstand zwischen ihnen.

Die junge Elfe Rilliana rollte sich leise aus ihrem Bett, nachdem ihre neue Freundin Trisha, die Katzenshifterin, endlich eingeschlafen war. Nach dem anstrengenden Tag hatten sie beide die Nähe des anderen gebraucht. Ein offenes Ohr und eine Seele, die zuhörte. Auch wenn sie sich erst seit ein paar Stunden kannten, fühlten sie sich einander unglaublich verbunden. Rilliana schaute der Shifterin noch einen Moment beim Schlafen zu, kletterte dann die Leiter hoch und schlich zum großen Spalt in der Wand. Sie öffnete das schwere Tuch und fing erschöpft an zu lächeln. Vor ihr erstreckte sich Leon’s Keep. Ihre Heimat, ihr Zuhause. Die Hafenstadt war dunkel, doch ihre Augen machten das nichts aus. Es wurde ihr ein ungehinderter Blick auf Leon’s Keep bei Nacht geboten. Leichtfüßig kletterte sie auf ihren Schreibtisch vor dem Loch und setzte sich im Schneidersitz darauf, um die Stadt zu bewundern. Sie ließ ihre Augen über die Straßen ihrer Stadt wandern, doch wie erwartet war niemand mehr unterwegs. Mit einem Blick zur riesigen Turmuhr bestätigte Rilliana ihre Vermutung: Es war drei Uhr morgens.
„Wie wohl die Aussicht von dort oben ist?“, murmelte sie, strich ihre blonden Haare zur Seite und schloss letztlich ihre Augen. Sie stellte sich vor, wie sie oben auf dem Turm stand und raus auf den Fluss schaute, während das Licht des Mondes sich im Wasser spiegelte. Rilliana konzentrierte sich auf das Geräusch des Windes und das sanfte Rauschen des Flusses, der gegen die Hafenmauern schlug. Die Geräusche halfen ihr, tiefer in ihre Meditation einzutauchen und das Erlebte zu verarbeiten. Gestern war viel passiert, und sie waren beide nach einem holprigen Start nur knapp mit dem Leben davongekommen. Wäre Trisha nicht da gewesen, dann wäre von ihr wahrscheinlich nur Asche übrig geblieben, aber ohne den Shifter wäre sie auch nie in diese Situation geraten. All das spielte allerdings im Moment keine Rolle. Sie waren entkommen und Faluden hielt sie für tot. Jetzt mussten sie nur noch untertauchen und warten, bis sich der Staub gelegt hatte.
Der Mond wanderte über den Nachthimmel und verschwand, während Rilliana meditierte, um sich von den Strapazen zu erholen. Erst als die ersten Sonnenstrahlen ihr Gesicht wärmten, öffnete sie ihre Augen und streckte sich. Rilliana hörte, wie ihr Bett leise knarrte, und sie hörte ein leises Gähnen.
„Morgen, Schlafmütze, wie geht es deiner Kralle?“, fragte Rilliana hüpfte vom Schreibtisch herunter und glitt die Leiter hinunter. Sie drehte sich zu der Shifterin die sich gerade ihr linkes Auge rieb und versuchte, mit ihrer anderen Hand ihre wilden Haare zu bändigen. Sie schienen über Nacht ein eigenes Leben gehabt zu haben und standen in alle Richtungen ab.
„Oh, das wird schon wieder“, murmelte Trisha und klappte die Decke beiseite, damit sich Rilliana zu ihr legen konnte. Die Elfe folgte der Bitte und kuschelte sich an sie.
„Du bist so warm …“
„Und du dafür eiskalt … was hast du da oben gemacht?“, fragte Trisha und legte einen Arm um die Elfe.
„Am offenen Fenster meditieren … ich muss nicht unbedingt schlafen und dort oben kann ich es besser. Gute Aussicht auf die Stadt, verstehst du?“
„Ich … denke schon?“, murmelte Trisha gerade in dem Moment, als ihr Magen knurrte.
„Ich nehme an, du hast Hunger?“, fragte Rilliana belustigt und sah zu Trisha auf.
„Etwas …“, murmelte Trisha und ihre Aussage wurde durch ein weiteres, lauteres Knurren unterstrichen.
„Ein bisschen also“, lachte Rilliana und Trisha wurde rot, „Schauen wir mal, was ich noch habe“, sagte die Elfe, rollte sich wieder aus dem Bett und öffnete einen heruntergekommenen Schrank. Eine Schachtel mit Keksen war das Einzige, was sich darin befand.
„Aha! Wir haben Glück!“, rief Rilliana und griff nach der Schachtel. Doch als sie diese anhob, wurde sie stutzig. Die Kekse waren schwerer, als sie erwartet hatte. Sie schüttelte sie leicht und hörte ein Quieken.
„Ach, komm schon, Nibbel? Ich habe dir doch gesagt, du sollst mein Essen nicht anrühren“, murmelte Rilliana und zog eine Maus aus der Schachtel, die sich durch die Kekse gefressen hatte.
„Haben sie wenigstens gut geschmeckt?“
Die Maus quiekte zustimmend und krabbelte über ihren Arm auf ihre Schulter.
„Du hast mir nicht gesagt, dass du ein Haustier hast“, sagte Trisha.
„Nun, zwischen der Seitenstraße, in der du mich ausgeraubt hast, der Nummer im Käfig und der wunderschönen Nacht habe ich nicht die Zeit gefunden, dir von Nibbel zu erzählen. Er ist auch nicht wirklich mein Haustier. Er kommt nur vorbei, um sich an meinen Vorräten zu vergehen und um mir Gesellschaft zu leisten“, erklärte Rilliana und nahm die Maus von ihrer Schulter, um sie Trisha zu zeigen.
„Keine Sorge, ich tue dir nichts, Kleiner“, flüsterte die Shifterin und streichelte sanft den Kopf der Maus. Nibbel beschnupperte ihre Hand und kletterte nach kurzem Überlegen auf ihre Schulter. Rilliana lächelte, als sich ihre Freunde vertrugen, doch ihre Miene wurde ernster, als sie den Verband an Trishas Fuß sah.
„Ich nehme an, du kannst noch nicht laufen, oder?“, fragte Rilliana und Trisha sah sie belustigt an.
„Willst mich wohl loswerden, was?“, fragte Trisha grinsend und schwang ihren Fuß aus dem Bett.
„Nein, so meinte ich das nicht“, erwiderte Rilliana.
„Ich zieh dich nur auf. Versuchen wir es einfach“, antwortete sie, schwang ihre Beine aus dem Bett und versuchte aufzustehen. Sofort wurde Trishas Gesicht bleich und sie riss ihren Mund zu einem stummen Schrei auf.
„FUUUUUCK! ICH DACHTE, DAS SOLLTE BESSER WERDEN UND NICHT SCHLIMMER!“, schrie Trisha und Nibbel fiel erschrocken von ihrer Schulter und krabbelte sofort unter die Decke.
„Lass mich mal sehen“, murmelte Rilliana, kniete sich hin und begann vorsichtig, den Verband zu lösen. Trishas Zeh war geschwollen und rot angelaufen.
„Tut mir leid, ich muss einen Fehler beim Verarzten deiner Wunde gemacht haben. Dein Zeh hat sich entzündet. Ich hole dir Medizin, damit es nicht noch schlimmer wird, in Ordnung?“, erklärte Rilliana und band einen neuen Verband um Trishas Zeh.
„Habe wohl keine andere Wahl“, murmelte Trisha und zog eine Schnute.
„Ich bin bald wieder da und bringe auch etwas zu essen mit.“
Rilliana zog sich ein weites Hemd über und eine mehrmals geflickte Hose, schulterte eine kleine Tasche und drehte sich zu Trisha.
„Pass auf dich auf, Rilliana“, sagte die Shifterin und streckte der Elfe ihre Arme entgegen.
„Ich geh doch nur ein paar Besorgungen machen. Pass du besser auf, dass du dich nicht zu Tode langweilst“, lachte Rilliana und erwiderte die Umarmung mit einem Kuss.
„Ruh dich aus, damit es nicht schlimmer wird“, sagte Rilliana sanft, als sie den Kuss löste.

Mit dem Morgen kamen auch die Bewohner der Stadt auf die Straßen. Mehr als einmal musste sich Rilliana zwischen den Menschenmassen quetschen, um weiterzukommen, und der köstliche Geruch von Brötchen erfüllte die ganze Straße.
„Morgen, Rilliana“, grüßte der Bäcker, als er sie sah.
„Morgen, Olaf“, sagte sie und bewunderte die Köstlichkeiten vor ihr, „Könntest du mir vier davon geben?“, sagte sie und deutete auf die Brötchen.
„Klar …, wenn du bezahlen kannst“, lachte er und hob eine Augenbraue.
„Natürlich“, sagte Rilliana knapp und kramte in ihrer Umhängetasche nach ein paar Münzen. Nach dem Tausch beugte sich Olaf zu ihr herunter und Rilliana horchte auf.
„Könnte es sein, dass du die falschen Leute verärgert hast?“, flüsterte er leise und mit ernster Stimme. Rilliana biss sich auf die Unterlippe.
„Könnte sein. Wer hat nach mir gefragt?“, fragte sie.
„Ein alter Typ, graue Haare, langer Mantel. Sucht nach einer blonden Diebin.“
„Du weißt aber schon, dass einige Diebe in Leon’s Keep blond sind, oder?“
„Er vermutete, dass die Diebin eine Elfe war“, sagte Olaf und sah sie besorgt an.
„Nun, das grenzt die Suche schon etwas mehr ein. Danke für die Warnung.“
„Pass auf dich auf“, sagte Olaf. Rilliana nickte ihm dankend zu und verschwand in der Menge.

Nachdem Rilliana in der Apotheke eine Salbe und Medizin gekauft hatte, machte sie sich auf den Weg zurück zu ihrem Versteck. Sie achtete darauf, Umwege zu nehmen, um mögliche Verfolger abzuschütteln. Letztlich betrat sie den staubigen Flur und erstarrte. Etwas war anders. Jeden Tag ging sie durch diesen schmalen, dunklen Korridor hinaus und wieder zurück, aber jetzt, nach der Warnung, die Olaf ihr gegeben hatte … etwas machte sie unruhig. Sie konnte nicht genau sagen, was es war. Ein Geruch, den sie unterbewusst wahrnahm. Vielleicht ein Flüstern hinter den Wänden. Sie konnte ihre Wohnungstür problemlos sehen, sodass sie sicher sein konnte, dass im Korridor keine Fallen aufgestellt worden waren. So leise wie möglich ließ sie ihre Tasche auf den Boden gleiten. Rilliana selbst schlich sich zur Tür, bereit, jeden zu überwältigen, der sich hinter der Tür befand. Sie holte aus und trat mit aller Kraft gegen die Tür, die sofort aufsprang. Rilliana stürzte in ihr Versteck und blieb sofort wie angewurzelt stehen. Trisha schien bewusstlos und sie lag gefesselt auf dem Bett. Seile reichten von ihren Handgelenken bis zum Kopfende. Auch ihre Knöchel waren gefesselt und fest am Fußende des Bettes verankert. Mit einem Blick konnte Rilliana erkennen, dass der Eindringling Trishas Verletzung ausgenutzt und sie so gefesselt hatte, dass sie unglaubliche Schmerzen in ihrer verletzten Kralle verspüren würde, wenn sie sich zu sehr gegen ihre Fesseln wehrte. Ohne weiter nachzudenken, eilte Rilliana zu Trisha und machte sich an den Knoten zu schaffen.
„Trisha! Wach auf, was ist passiert, wer hat das getan?“, fragte sie bestürzt und tastete nach ihren Dolchen. Leider hatte Faluden ihr diese gestern abgenommen, also arbeitete sie fieberhaft daran, die Knoten von Hand zu lösen. Zu spät bemerkte sie, dass sich jemand hinter ihr angeschlichen hatte. Eine muskulöse Hand packte sie von hinten und ein Tuch wurde ihr über das Gesicht gedrückt. Vor Schreck atmete Rilliana tief ein und roch einen süßlichen Duft, der sofort ihre Sinne trübte. Ihr Denken wurde langsamer, während sie versuchte, sich mit Leibeskräften gegen die kräftige Hand zu wehren. Doch bald musste sie einsehen, dass sie verloren hatte. Rillianas Arme wurden schwer und sie fielen auf ihre Seite. Mit einem letzten Blick auf Trisha sackte ihr Kopf nach vorne und sie wurde bewusstlos.

Rillianas Kopf pochte, als sie aufwachte. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen hatte sie das Bewusstsein verloren, und das schien ihrem Kopf überhaupt nicht zu gefallen. Sie stöhnte und aus ihrem Mund kam nur ein gedämpftes Brummen. Etwas steckte in ihrem Mund und konnte nicht heraus. Der Grund dafür war ein Tuch, welches in ihre Mundwinkel schnitt. Rilliana versuchte, das Tuch herunterzureißen, aber ihre Hände gehorchten ihr nicht. Erst jetzt bemerkte sie, dass ihre Hände gefesselt waren, und als sie endlich ihre Augen öffnete, konnte sie absolut nichts sehen. Einen Moment später spürte sie die Augenbinde und ein mulmiges Gefühl in ihrem Bauch. Ihre Augen waren ihre mächtigste Waffe. Ohne sie fühlte sie sich mehr als nur schutzlos. Sie konnte nicht aufstehen. Ihre Beine waren an den Knöcheln und über und unter ihren Knien zusammengebunden. Verärgert schrie sie in ihren Knebel, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie vernahm ein leises Wimmern von Trisha, die immer noch über ihr ans Bett gefesselt schien.
„Ah, du bist endlich wach“, sagte eine raue Männerstimme, und Rilliana spürte, wie sich jemand neben ihr auf den Boden setzte. Rilliana versuchte blindlings, von ihm wegzukriechen, nur um mit einer Steinwand Bekanntschaft zu machen. Sofort fing ihr Kopf wieder an zu pochen und der Fremde kicherte. Er zog sie von der Wand weg und zu sich.
„Hör zu, ich will dir und deinem kleinen Freund nichts Böses. Es ist nur so, dass ihr etwas von meinem Klienten gestohlen habt und er es gerne zurückhaben möchte. Ich würde es vorziehen, wenn wir das so gewaltfrei wie möglich lösen könnten, meinst du nicht auch?“
Rilliana nickte vorsichtig.
Wie hat er mein Versteck gefunden? War ich zu unvorsichtig? Wird er uns gehen lassen? Dachte die Elfe und lauschte auf, als er weitersprach.
„Gut. Kommen wir zur Sache“, fuhr er mit heiterer und freundlicher Stimme fort, „mir wurde gesagt, dass eine diebische blonde Elfe durch Leon’s Keep gestreift ist und gestern etwas Wertvolles von meinem Kunden gestohlen hat. Du weißt nicht zufällig, wo ich seinen Besitz finden kann, oder?“
Rilliana zuckte mit den Schultern und murmelte in ihren Knebel.
„Oh, Entschuldigung, das hatte ich vergessen, Mylady“, sagte der Fremde und löste den Knoten in ihrem Nacken, um den Knebel zu entfernen. Rilliana atmete ebenfalls erleichtert auf und bewegte vorsichtig ihren Kiefer, um die Steifheit, die sich langsam gebildet hatte, loszuwerden.
„Lässt du uns gehen, wenn ich es dir sage?“, fragte die Elfe. Sie versuchte, tapfer zu klingen, aber sie glaubte sich selbst nicht.
„Du hast mein Wort, wenn du mir sagst, wo die Geldbörse ist, die du gestern entwendet hast“, sagte der Mann erneut mit seiner sanften Stimme.
„Der Beutel ist in dem Kleiderstapel in der Ecke beim Fenster!“
Rilliana spürte, wie der Fremde aufstand und zum Fenster ging. Sie konnte hören, wie er ein wenig in ihren Kleidern wühlte, bis er freudig aufschrie.
„Ich denke, das war gute Arbeit von uns allen!“
Er kam zu Rilliana zurück und setzte sich wieder hin.
„Du hast Glück, Elfe. Mein Kunde ist nicht an dem Geld interessiert. Er weiß noch nicht mal, wie viel er dabei gehabt hatte, also kannst du den Rest behalten. Nur das Wappen will er zurück“, sagte er und leerte den Beutel über ihr aus. Münzen regneten auf Rilliana herab und rollten über den Boden und unter das Bett.
„Sag mal, wie gelenkig bist du eigentlich?“, fragte er neugierig. Verwirrt drehte die Elfe ihren Kopf in seine Richtung, als er plötzlich ihre Beine mit einem weiteren Seil anhob und sie mit ihren Händen verband, sodass sie in einem engen Hogtie auf dem Boden lag.
„Ich dachte, du lässt uns gehen?“, fragte Rilliana entsetzt und zerrte an dem Seil, was sofort in ihre Handgelenke schnitt.
„Tue ich auch. Hier.“
Rilliana hörte, wie ein Messer auf den Boden geworfen wurde, und vermutete, dass es in einer der Ecken gelandet war.
„Dein Schlüssel zur Freiheit. Und bevor ich es vergesse“, sagte er und wollte sie gerade wieder knebeln, als sie sich abwandte.
„Komm schon, wir haben es doch fast geschafft“, sagte der Mann enttäuscht, wartete aber ab, was sie zu sagen hatte.
„Bitte warte … Meine Freundin ist verletzt, könntest du ihr etwas von der Medizin geben, bevor du gehst, sie liegt draußen im Flur“, flehte Rilliana und betete zu allen Göttern, dass der Mann wirklich ein Herz hatte. Nach kurzem Zögern stand der Mann tatsächlich, auf und ging in den Flur. Kurze Zeit später kam er zurück und verabreichte der wimmernden Shifterin ihre Medizin und verteilte sogar die Salbe auf ihrer Verletzung.
„Yeeah, sah schon echt übel aus, die Verletzung. Hast Glück, dass ich dich irgendwie mag, Elfe“, sagte der Mann und stopfte ihr den Knebel wieder in den Mund, den sie diesmal widerstandslos akzeptierte.
„Nun denn, meine Damen. Auf Wiedersehen“, sagte er und schloss schwungvoll die Tür. Trisha stöhnte erleichtert auf, während Rilliana versuchte, in Richtung der Klinge zu kriechen. Ihr Körper rieb unangenehm über den Boden und scheuerte über die Münzen.
Das Messer müsste in diese Richtung gefallen sein, oder? Dachte Rilliana und robbte sich nach vorne, nur um im nächsten Moment Bekanntschaft mit ihrem Schrank zu machen. Sie stöhnte in den Knebel und unterdrückte einen Schrei, als ihr Kopf sich anfühlte, als würde er platzen. Dies würde eine lange Nacht werden.

„Endlich kann dieser blöde Verband weg“, seufzte Trisha erleichtert und ließ sich auf Rillianas Bett fallen, bevor diese ihr den Verband abnahm.
„Jetzt musst du nur aufpassen, dass du deinen Fuß nicht zu sehr belastest“, sagte Rilliana und legte sich zu ihrer Freundin.
„Ach komm schon, ich habe mich für … einen Monat ausgeruht!“
Rilliana drehte sich stirnrunzelnd zu ihrer Freundin.
„Trisha … du wohnst erst seit einer Woche hier und ja, ich meine es ernst“, erwiderte Rilliana, „ich verbiete dir, zu viel zu laufen!“
„Erwartest du, dass ich auf allen Vieren durch die Stadt krieche? Wie eine gewöhnliche Katze?“, fragte Trisha und zog eine Augenbraue hoch. Rilliana fing breit an zu grinsen und Trisha sah sie verständnislos an.
„Was?“, fragte Trisha doch dann klickte es, „Nein!“
Sofort versuchte sich Trisha wegzurollen, und rief: „NEIN, NEIN, auf keinen Fall!“
„Aber das ist doch die Idee! Wir haben doch noch diese Seile!“, sagte Rilliana und rutschte hinter ihr her. Trisha gefror zu Eis, als sie die Kante des Bettes unter sich spürte und nun drohte, herunterzufallen.
„Hast du mir nicht gerade gesagt, ich solle es ruhig angehen lassen?“, fragte sie als letzten Ausweg, doch etwas regte sich in ihr. Trishas Neugier lauschte auf, und sie musste wissen, was Rilliana vorhatte. Die Elfe sah sofort das Glitzern in Trishas Augen und wusste, dass sie gewonnen hatte. Das würde ein toller Streich werden.
„Jaaaa, du hast vermutlich recht“, sagte Rilliana theatralisch und stand auf, „und wir haben hier ohnehin nicht genug Platz.“
Rilliana seufzte gekünstelt und drehte sich weg, um ihr breites Grinsen zu verstecken. Trisha biss sich auf die Unterlippe. Sie murmelte etwas Unverständliches.
„Wie bitte?“, fragte Rilliana und drehte sich, nun mit einem ernsten Gesicht, zurück zu Trisha.
„Ich sagte, wir könnten zu mir gehen!“, sagte sie laut, nur um sich im nächsten Moment den Mund zuzuhalten, als hätte sie etwas Falsches gesagt. Rilliana lächelte. Sie ging auf Trisha zu und beugte sich über sie. Die Haare im Nacken der Shifterin stellten sich auf, als sie das lüsterne Grinsen ihrer Freundin sah, und sie schluckte.

Rilliana drückte einen Ast des Busches beiseite und schaute nervös die dunkle Straße rauf und runter. Das Ganze war zwar ihre Idee gewesen, aber sie hatte keine große Lust, der Stadtwache zu erklären, was sie mitten in der Nacht mit der Shifterin auf der Straße machte.
„Die Luft ist rein, komm raus“, flüsterte Rilliana, trat aus dem Busch und zog an einem Seil in ihrer Hand. Der Busch raschelte und Trisha steckte ihren Kopf knapp über dem Boden durch die Blätter. Ihr tiefrot angelaufener Kopf studierte die Straße fieberhaft, doch Rilliana hatte recht. Die Luft war rein. Dennoch hatte sie keine große Lust auf das, was folgen würde. Ihr Schweif steckte zwischen ihren Beinen und ein leichtes Zittern durchfuhr ihren Körper.
„Mmmmhppp …“, murmelte Trisha in das Tuch, das als Knebel diente, um erneut Bedenken zu äußern, doch Rilliana zog einfach fester an dem Seil. Trisha stolperte aus dem Busch hervor und starrte mit weit aufgerissenen Augen zu Rilliana hoch. Das Seil in der Hand der Elfe war mit einem Gürtel verbunden, welcher um Trishas Hals geschlossen war. Ihre Beine waren an ihren Knien gefaltet und mit weiteren Seilen fixiert und mit Tüchern ausgepolstert. Dasselbe galt für Trishas Arme.
„Wie kommt es, dass du ein Versteck in der Oberstadt finden konntest?“, fragte Rilliana neugierig und ohne Trisha anzusehen, um ihre Nervosität zu überspielen.
„Mmmh… nnn… mih b’fei’n… kmmh ih dmm… z’mm, w-mm ih wmmh!“, antwortete Trisha durch den Knebel. Rilliana kicherte.
„Du klingst süß, wenn du geknebelt bist“, sagte sie und kraulte Trisha hinter den Ohren. Sie lehnte sich in die Hand ihrer Freundin und begann kurz zu schnurren, bis sie ein Windstoß traf und sie sich daran erinnerte, wo sie war: Draußen, mitten auf der Straße und hilflos gefesselt. Rilliana bemerkte Trishas Panik und zog sie schnell tiefer in die Schatten. Sie kniete sich neben ihre gefesselte Freundin und begann, sie sanft zu streicheln.
„Hey, du musst dir keine Sorgen machen, uns wird nichts passieren. Ich kenne die Stadt in- und auswendig und wir kommen sicher zu dir. Ich verspreche es“, sagte sie ruhig und sah Trisha voller Zuversicht in die Augen. Die Shifterin zögerte, nickte und krabbelte voraus. Rilliana lächelte und ging ihr hinterher. Trisha versuchte, den kürzesten Weg zu ihrer Wohnung zu nehmen, doch machten die Bewohner der Stadt ihr einen Strich durch die Rechnung und Rilliana zog sie immer wieder auf eine andere Straße. Letztlich kamen sie an eine Häuserecke, ein paar Meter von einer Taverne entfernt. Lautes Gelächter und der Gesang von Betrunkenen erfüllten die Straße. Fragend sah Trisha zu Rilliana auf.
„Mmmh… w-mm… mah’n w’r… jezz…?“, sagte Trisha und lugte ängstlich aus ihrer Deckung hervor, um zu sehen, ob jemand auf der Straße war.
„Du klingst wirklich süß, aber ich verstehe dich immer noch nicht. Müssen wir da vorbeigehen?“
Rilliana spürte, wie Trisha versuchte, sie zu treten, und warf selbst einen Blick die Straße hinunter.
„Könnte schwer werden, da vorbeizukommen, aber …“, murmelte Rilliana und erkannte ein verlassenes Haus am Ende der Straße, welches einen Eingang durch die unterirdischen Gänge der Stadt hatte. So konnten sie sicher die Taverne umgehen.
„Komm hier lang, Kitty“, sagte Rilliana und zog sanft an der Leine. So schnell sie konnten, rannten die beiden Freundinnen über die Straße. Rilliana legte die Leine beiseite und suchte die Schatten nach einem Gitter im Boden ab.
„Irgendwo hier …“, murmelte Rilliana und zog ein Holzbrett beiseite. Dahinter fand sie das Gitter und drückte es auf, sodass es aufschwang. Vorsichtig kletterte Rilliana hindurch und streckte ihre Arme aus, um Trisha herunterzuheben. Trisha zögerte und sah zweifelnd auf Rillianas dünne Arme.
„Komm schon, bevor jemand um die Ecke kommt und uns sieht. Ich kann dich tragen“, flüsterte Rilliana. Trisha nickte zögernd und kroch zum Gitter. Rilliana ergriff ihre Hüfte und kletterte mit ihrer Freundin herunter.
„Fuck. Bist schon schwerer, als ich gedacht habe!“, murmelte Rilliana als sie auf dem Boden des Tunnels ankamen. Trisha fauchte laut und versuchte, Rilliana durch den Knebel zu beißen, doch war sie schnell außer Reichweite, als sie auf dem Boden abgesetzt wurde.
„Aus! Böse Katze!“, lachte Rilliana und gab ihr einen Klaps auf den Hintern. Trisha wurde sofort rot und drehte ihren Kopf beiseite.
„Soo. Pass ein bisschen auf dich auf, Trisha, hier unten könnte es größere Mäuse als Nibbel geben … Obwohl die Mäuse wohl besser auf dich aufpassen müssen, oder? Hier, als kleine Belohnung“, sagte Rilliana und löste das Seil von Trishas Halsband. Zögernd ging Trisha ein paar Schritte nach vorn und schaute dann wieder zu ihrer Freundin.
„Na komm, lass ein bisschen Dampf ab, bevor wir wieder durch die Stadt schleichen müssen. Keine Sorge, diese Gänge benutzt keine Menschenseele. Aber bleib in Sichtweite!“
Trisha ließ sich das nicht zweimal sagen und rannte auf allen Vieren los, als hätte sie nie etwas anderes getan. Sie sah eher wie ein Welpe aus, der nach einem langen Tag froh war, endlich herauszukommen, als wie eine gefesselte Shifterin. Rilliana fand, dass Trisha erstaunlich schnell gelernt hatte, sich effektiv auf allen Vieren zu bewegen. Lag es vielleicht daran, dass Shifter und Katzen sehr eng miteinander verwandt waren, oder daran, dass Trishas Sch****z ihr half, das Gleichgewicht zu halten? Rilliana machte sich innerlich eine Notiz, Trisha nach ihrem Abenteuer zu fragen. Rilliana griff in ihre Tasche und zog etwas heraus.
„Hey Trisha! Fang!“, rief Rilliana plötzlich, und die Shifterin wirbelte herum. Die Elfe hatte einen Ball mit nach draußen geschmuggelt und warf ihn Trisha zu. Freudestrahlend stürzte sich Trisha auf den Ball, als er auf sie zurollte, verfehlte ihn aber knapp mit den Armen, und der Ball rollte unter ihr hindurch in die Dunkelheit. Unbeholfen drehte sich Trisha auf der Stelle um und rannte ihm hinterher, tiefer in den Tunnel. Der Ball prallte an einer Wand ab und in einen Seitengang, der tiefer in das Labyrinth führte. Rilliana machte große Augen und wollte schnell hinterher. Sie wollte gerade Trisha warnen, als sie über einen Stein stolperte und der Länge nach hinfiel. Sie fluchte laut und rappelte sich wieder hoch, doch von Trisha fehlte jede Spur.
„Nein … nein, nein, nein! Trisha!?“, rief sie, und rannte los, als sie keine Antwort bekam.
„Trisha?“, fragte sie erneut. Keine Antwort. Kalter Schweiß lief ihr den Nacken hinunter, als sie sich ausmalte, was mit Trisha passieren könnte. Sie ignorierte den Schmerz in ihren Knien und rannte zu der Ecke, wo der Ball verschwunden war. Rilliana bremste noch nicht mal ab, sondern schlitterte um die Ecke, und ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie Trisha mit fragendem Blick vor ihr kroch. Tränen liefen über Rillianas Gesicht und sie unterdrückte ein Schluchzen.
„Oh verdammt, Trisha!“, schluchzte sie und umarmte die Shifterin die nur ihren Kopf verwirrt schieflegte. Ihre Stimme überschlug sich, als sie versuchte, sich zu erklären.
„Ich … Ich dachte, du wärst zu tief in die Gänge gelaufen. Ich hä häää hääätte dich verloren und dir wäre etwas zugestoßen. Ich bin gestürzt und … und du warst plötzlich weg … das hätte ich mir nie verziehen!“, schluchzte sie und drückte Trisha fest an sich. Trisha ließ es über sich ergehen und stupste Rilliana mit ihrer Nase an.
„Es ist besser, wenn wir es für heute sein lassen“, sagte Rilliana zwischen ihren Tränen und wollte Trisha gerade losbinden, als sie sich gegen ihren Griff wehrte und sich aus Rillianas Griff entzog.
„Hey, was soll das? Komm her, damit ich dich losmachen kann!“, sagte Rilliana und folgte ihr. Trisha wich ihr aus und schüttelte den Kopf.
„Möchtest du … möchtest du weitermachen? Möchtest du das wirklich durchziehen?“, fragte Rilliana ungläubig und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Trisha nickte entschlossen und blickte trotzig zu der Elfe auf. Während Tränen Rillianas Wangen herunterliefen und sie schluchzte, fing sie an zu lachen.
„Wie … wie du willst. Komm her“, murmelte Rilliana und setzte sich auf den Boden. Die Shifterin strahlte, legte sich neben sie und bettete ihren Kopf auf Rillianas Bein. Die Elfe streichelte Trishas Rücken, bis sie erneut zu schnurren begann.
„Darf ich … darf ich dir den Knebel abnehmen?“, fragte die Elfe vorsichtig, und Trisha nickte nach kurzem Zögern. Rilliana löste den Knoten und entfernte das Tuch aus Trishas Mund. Die Shifterin stöhnte leise, als sie ihren Kiefer bewegte, um wieder Gefühl darin zu bekommen.
„Trisha … diese letzte Woche mit dir waren die beste, die ich seit Langem hatte … und … als ich dich gerade aus den Augen verlor … hatte ich Panik, verstehst du? Ich …“ Wieder kullerten Tränen über Rillianas Gesicht, während sie um Worte rang. Trisha sah ihre Freundin mitfühlend an und hob einen Arm, so gut sie konnte, und legte ihn auf Rillianas.
„Du brauchst nichts zu sagen … es war dumm von mir, so weit vorzurennen und dich mit so viel zu belasten“, sagte Trisha und lächelte Rilliana an.
„Du belastest MICH? Wer von uns beiden hat die andere in ein hilfloses Kätzchen verwandelt?“, fragte Rilliana und wischte sich die Tränen weg.
„Ich habe dir die ganze Verantwortung übertragen und keine Rücksicht auf deine … Unerfahrenheit genommen, und das tut mir leid“, sagte Trisha ernst und rückte etwas näher an Rilliana heran.
„Aber ich habe dich aus den Augen verloren, es ist meine Schuld“, sagte die Elfe.
„Unser beider Schuld …“, korrigierte Trisha. Rilliana sah nicht überzeugt aus.
„Außerdem habe ich ein wenig mehr Erfahrung auf diesem Gebiet, würde ich sagen“, fügte Trisha hinzu und versuchte, sich wieder aufzurichten, „Komm, wir müssen ankommen, bevor es hell wird. Wir haben ein gemütliches Bett, das auf uns wartet.“
Rilliana wollte gerade fragen, was sie meinte, doch Trisha war bereits ein paar Schritte nach vorne gelaufen und warf einen auffordernden Blick über ihre Schulter.
„Komm schon!“
Rilliana nickte und wischte sich die Tränen weg, bevor sie aufstand und zu Trisha lief.

Die Shifterin wich nicht mehr von Rillianas Seite, bis sie an einem Loch ankamen, das in den Keller der Ruine führte. Mit der Taverne im Rücken machten sich die beiden Freundinnen auf den Weg zu der Mauer, die die Oberstadt von der Unterstadt trennte.
„Sind wir bald da?“, fragte Rilliana und blickte nervös zum Mond, der bereits gefährlich niedrig stand.
„Sofort“, antwortete Trisha schwer atmend und verschwand hinter ein paar Büschen. Rilliana schob einige Äste beiseite und stand vor einem schweren Gitter, welches ihnen den Weg versperrte.
„Und jetzt?“, fragte die Elfe.
„Drück auf den Stein dort“, sagte Trisha und deutete mit ihrem Ellbogen auf einen Stein mit einem kleinen Katzensymbol darauf, den sie in ihrer Lage aber nicht erreichen konnte. Rilliana drückte darauf, und das Gitter schob sich zur Seite, sodass die beiden sich hindurchzwängen konnten. Sie gingen einen Korridor entlang, bis sie vor einer Holztür standen.
„Nimm meinen Schlüssel“, sagte Trisha und bot Rilliana ihren Hintern an. Rilliana gab ihr einen Klaps und Trisha zuckte erschrocken zusammen.
„ICH MEINTE MEINEN WOHNUNGSSCHLÜSSEL!“, fauchte Trisha, während ihr Puls in die Höhe schnellte.
„Die Gelegenheit konnte ich mir nicht entgehen lassen“, erwiderte Rilliana und grinste breit, während sie nach dem Schlüssel suchte. Schnell wurde die Tür geöffnet, und Rillianas Kinnlade fiel herunter, als sie sah, was Trisha ihr Zuhause nannte. Im ganzen Raum war ein roter Teppich verlegt worden, und an der Wand stand ein Himmelbett. Mehrere Schränke, die zweifellos mit unzähligen Kleidungsstücken gefüllt waren, säumten die gegenüberliegende Steinwand, die nur von einer Tür unterbrochen wurde.
„Mach es dir gemütlich, Rilliana“, sagte Trisha und versuchte, auf das Bett zu klettern. Vergeblich.
„Was, wie? Warum?“, fragte Rilliana schockiert und schob ihre Freundin auf ihr riesiges Bett.
„Können diese Fragen nicht bis später warten? Ich bin schon ein wenig müde.“
„Ja … ja. Natürlich,“ sagte Rilliana immer noch verwirrt, und setzte sich neben Trisha.
„Wer bist du?“, fragte Rilliana und sah ihre immer noch gefesselte Freundin nervös an. Trisha verdrehte nur die Augen.
„Holt mich aus den Fesseln, dann erkläre ich es dir!“, forderte sie und versuchte vergeblich, sich auf dem weichen Bett auf den Rücken zu drehen. Sie ächzte vor Anstrengung, zappelte kurz und lag dann schwer atmend einfach nur da.
„Ein bisschen Hilfe, bitte!“, jammerte sie und sah flehend zu Rilliana auf.
„Natürlich, hier.“
Rilliana half ihr, sich umzudrehen, und begann, die Knoten zu lösen. Kurze Zeit später lagen die beiden unter einer kuscheligen, samtig roten Decke und wärmten einander.
„Also …?“, fragte Rilliana schließlich und wartete neugierig darauf, was Trisha zu sagen hatte.
„Also …“, sagte Trisha und schien nach Worten zu ringen, „wo soll ich überhaupt anfangen? Im Grunde ist es so … Du und ich sind uns sehr ähnlich in der Art, wie wir aufgewachsen sind. Der einzige Unterschied ist, dass ich von einem wohlhabenden Mann aus der nächsten Stadt adoptiert wurde. Er … mein Vater und seine Tochter wurden meine neue Familie und … es mangelte uns an nichts. Er lehrte mich und ich spielte mit seiner Tochter Celine und … mmmh.“
Rilliana sah, dass etwas Trisha sehr bedrückte, und sie drückte ihre Hand unter der Decke.
„Trisha … du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde dich nicht verurteilen.“
Trisha sah auf und wirkte gequält.
„Mein Vater ist einer der Lords von Goramag und er hat mir nicht nur das Kämpfen beigebracht, sondern auch andere Dinge.“
„Andere Dinge?“
„Schau, Rilliana ich möchte nicht wirklich darüber reden … ich … mach das nicht mehr.“
Rilliana nickte. Sie verstand, dass, egal was es war, es Trisha sehr beschäftigte und sie besser nicht mehr danach fragte.
„Tatsache ist, dass ich gerne bei ihnen war. Auch nachdem seine Tochter umgezogen war, behandelte er mich immer noch mit Liebe. Ich besuchte auch gerne Celine und …“
Trisha verstummte plötzlich und fing an zu zittern.
„Trisha?“, murmelte Rilliana bestürzt und drückte Trisha fest an sich.
„Es ist alles gut … Celine kann dir nichts tun!“
Das schien Trisha zurückzuholen, und sie sah Rilliana verwirrt an.
„Was? Nein meine Schwester ist … komisch, aber … sie ist okay, nur …“
„Hey. Alles ist gut, Trisha. Machen wir erstmal einen Bogen um das Thema Schwester.“
Trisha nickte und räusperte sich.
„Bei all der Liebe, die ich von meiner neuen Familie erfuhr, fragte ich mich trotzdem, wo meine leiblichen Eltern waren. Warum hatten sie mich allein gelassen? Die Fragen, die du dir auch immer gestellt hast. So kam es, dass mein Vater mir half, Informationen zu sammeln, und wir fanden heraus, dass einer seiner Rivalen, Faluden, wahrscheinlich etwas mit dem Verschwinden meiner Eltern zu tun hatte oder zumindest etwas über sie wusste. Allerdings wurde ich von ihm erwischt. Er war von meinen Fähigkeiten beeindruckt und wollte mich rekrutieren, aber wie du weißt, habe ich abgelehnt.“
Trisha hob einen Arm und deutete auf die reiche Einrichtung des Zimmers.
„Das hat mein Vater für mich eingerichtet, damit ich in Leon’s Keep einen Platz zum Leben habe, während ich mich mit Faluden beschäftige. Er hat gute Beziehungen, was vieles vereinfacht hat.“
Trisha beendete ihre Erzählung und wartete darauf, was Rilliana zu sagen hatte. Sie sah sie nur mit ausdruckslosem Gesicht an. Trisha wurde langsam nervös.
„Bitte … sag etwas.“
Rilliana öffnete ihren Mund, schloss ihn aber sofort wieder.
„Trisha … was willst du von mir hören? Glaubst du, ich würde dich verurteilen oder dir den Rücken zukehren, weil du die Tochter eines Lords bist? Außerdem habe ich auch ein paar Geheimnisse und Kontakte in der Stadt und ich bin weit davon entfernt, ein Unschulds-Lamm zu sein. Komm her“, sagte sie und drückte Trisha fester. Die Shifterin erwiderte die Umarmung und atmete erleichtert auf.
„Du musst mich später herumführen. Ich wette, wir können hier eine Menge Spaß haben.“
Trisha kicherte.
„Wenn du wüsstest“, erwiderte sie und schloss die Augen, „aber bitte lass mich erst ein paar Stunden schlafen.“
„Natürlich …“, sagte Rilliana und versuchte, selbst die Augen zu schließen, um in ihre Meditation zu versinken.

Rilliana blinzelte. Sie lag immer noch in dem Himmelbett neben Trisha, die ruhig und zufrieden atmete. Die Elfe lächelte und schlüpfte vorsichtig aus dem Bett, ohne Trisha zu wecken. Sie zog sich ihre enge Lederhose an und streifte sich ihr Shirt über, das ihr locker über den Körper fiel.
Trisha wird doch nichts dagegen haben, wenn ich mich jetzt schon ein wenig umsehe, oder? Überlegte Rilliana und öffnete einen der Schränke. Darin befanden sich unzählige Kleidungsstücke in verschiedenen Farben. Der andere Schrank enthielt dunklere Gewänder, die sich perfekt für nächtliche Diebstähle eigneten, sowie Messer und Dolche in verschiedenen Formen und Längen. Es fehlte nur noch die Tür, die sich zwischen den beiden Schränken befand. Rilliana öffnete sie einen Spalt und warf einen Blick hinein. Ein Korridor mit zwei Türen auf der linken und zwei auf der rechten Seite kam zum Vorschein. Rilliana schaute zu Trisha, die immer noch fest schlief.
„Es wird ihr schon nichts ausmachen“, flüsterte Rilliana und verschwand hinter der Tür. Sofort öffnete sie die erste Tür zu ihrer Linken und fand sich in einem großen Raum mit unzähligen Büchern und einem großen Sofa wieder. In der Ecke des Raumes stand ein Schreibtisch, auf dem sich ein Dutzend Schriftrollen stapelten. Rilliana konnte nicht glauben, wie groß Trishas Wohnung sein musste und wie viele Mittel ihr Vater eingesetzt hatte, um das alles zu ermöglichen. Hastig schloss sie die Tür, da sie nicht dabei erwischt werden wollte, wie sie in den wichtigen Unterlagen herumschnüffelte. Stattdessen öffnete sie die gegenüberliegende. Rilliana fiel die Kinnlade herunter, als sie Trishas Badezimmer entdeckte, das größte, das sie je gesehen hatte. Alles war mit weißen Steinplatten ausgelegt, und in der Ecke stand eine Badewanne, in der mindestens vier Personen Platz gefunden hätten. Eine Toilette und ein Waschbecken vervollständigten das Bild. Rilliana überlegte, ob sie ein Bad nehmen sollte, hielt sich aber zurück. Sie würde lieber mit Trisha baden, wenn diese aufwachte. Sie verließ das Zimmer und ging weiter den Flur hinunter. Rilliana öffnete wieder die linke Tür und fand sich in einem leeren Raum wieder. An der gegenüberliegenden Wand war eine Tafel mit eingravierten Symbolen angebracht. Rilliana konnte die seltsame Schrift nicht lesen, aber ihre Neugierde übermannte sie und sie ging hin und drehte an einem Knopf, aber es passierte nichts, also drückte sie auf eines der Symbole. Sofort begann die Tafel zu leuchten und zu blinken. Zögernd zog Rilliana ihre Hand zurück und fragte sich, ob sie gerade etwas falsch gemacht hatte, als das Licht immer schneller zu blinken begann. Plötzlich schlug die Tür zu und Rilliana war eingesperrt.
„Trisha?“, fragte Rilliana ängstlich, aber sie erhielt keine Antwort. Der Raum leuchtete auf und Rilliana hielt sich die Hände vors Gesicht, um ihre Augen zu schützen. Als das Leuchten verschwand, hörte Rilliana einen Piepton, als ob der Raum ihr mitteilen wollte, dass er fertig war. Rilliana ließ die Arme sinken, und wieder wusste sie nicht, was geschehen war. Überall im Raum waren knopf¬große Löcher in den Wänden erschienen, die kreuz und quer verteilt waren. Auf der geschlossenen Tür flackerte eine Zahl auf, die langsam herunterzählte. Hilfesuchend wandte sich Rilliana der Tafel zu, aber die Symbole sagten ihr immer noch nichts. Rilliana bekam es mit der Angst zu tun und sah sich panisch um, doch fand sie weder einen Ausschalter noch einen Fluchtweg. Die Zahl Null erschien auf der Tür und Rilliana wappnete sich für alles, doch nichts passierte.
„Ähm … kann ich jetzt gehen?“, fragte Rilliana doch plötzlich schoss aus einem der Löcher ein Seil in Rillianas Richtung, das sie nur knapp verfehlte und an der Wand hinter ihr hängen blieb.
„Was zum …?“, fragte sie und duckte sich unter einem weiteren Seil hindurch, das ihr entgegenschoss. Aus den Augenwinkeln sah sie, dass eine weitere Zahl an der Tür erschienen war, und ihr Herz rutschte ihr in die Hose, als sie eine 179 sah, die nicht abwärts zählte, zumindest nicht sekündlich.
„Das ist nicht dein Ernst, Trish“, sagte Rilliana. Sie rannte zur Tür und versuchte vergeblich, diese zu öffnen. Nach mehreren Zugversuchen merkte sie, dass sie verschlossen war, und ließ hastig los, als weitere Seile in ihre Richtung schossen und sich an und neben der Tür verankerten. Inzwischen waren die Seile wie ein Spinnennetz über den ganzen Raum gespannt, und Rilliana wollte nicht herausfinden, was passieren würde, wenn sie eines berührte, geschweige denn, sich darin verfangen würde. Es gelang ihr, noch einmal knapp auszuweichen, aber dann hatte sie ihr Glück aufgebraucht. Ein Seil schoss knapp an ihrem Kopf vorbei und sie duckte sich erneut. Rilliana bemerkte zu spät, dass von der Tür aus ein weiteres Seil auf sie geschossen wurde, das sie so hart am Rücken traf, dass es sie vom Boden fegte und sie ungehindert in den Dschungel der Seile schleuderte. Es kam, wie sie befürchtet hatte, und von einem Moment auf den anderen war sie hilflos in den Seilen verheddert. Der Raum schoss munter weiter Seile in ihre Richtung, um ihre Chancen, sich zu befreien, zu minimieren. Rilliana kämpfte, so gut sie konnte, aber jede Bewegung schien ihre Lage noch hoffnungsloser zu machen. Plötzlich spürte sie, wie ein Seil zwischen ihren Beinen festgezurrt wurde, woraufhin sie ihre Fluchtversuche sofort einstellte und rot anlief. Das Einzige, was sie jetzt noch bewegen konnte, war ihr Kopf, und so blieb ihr nichts anderes übrig, als wie eine Marionette eine Handbreit über dem Boden in den Seilen zu hängen. Ihre Arme und Beine ragten in verschiedenen Winkeln von ihrem Körper ab und jede Bewegung spannte die Seile mehr.
„Trisha?“, fragte Rilliana ängstlich, und Schweiß tropfte von ihrer Stirn, als sich das Seil zwischen ihren Beinen immer tiefer in ihre Lederhose drückte. Sie hatte allerdings keine Zeit, sich auszuruhen, als ein weiteres Seil in Richtung ihres Kopfes geschossen wurde, und lehnte sich nach hinten. Das Seil zischte knapp an ihrer Nase vorbei und sie spürte, dass sie niesen musste. Mit aller Kraft versuchte sie, dem Reflex zu widerstehen, aber es war ein hoffnungsloses Unterfangen, als sie schließlich niesen musste und ihr ganzer Körper bebte. Rilliana kreischte laut auf, als sich die Seile um sie herum strafften und das Seil zwischen ihren Beinen noch tiefer in sie eindrang. Das Seil vor ihre Nase presste sich in ihre Augen und wickelte sich um ihren Kopf.
„Trisha!“, schrie Rilliana nun in blanker Panik. Das nächste Seil könnte sich um ihren Hals wickeln, und sie wollte sich nicht ausmalen, was dann mit ihr passieren würde. Sie stöhnte erleichtert auf, als sie endlich die Schritte ihrer Freundin hörte. Es gab ein Klicken, und die Tür öffnete sich hinter ihr. Rilliana fiel ein Stein vom Herzen.
„Rilliana? Bist du da drin? Ich kann die Tür nicht ganz öffnen. Bitte sag mir, dass du nichts angerührt hast“, kam Trishas nervöse Stimme von der Tür.
„Sagen wir es mal so … Ich habe etwas angefasst und jetzt hänge ich hier ein wenig rum. Wozu brauchst du einen Raum, der mit Seilen auf dich schießt?“
Trisha lachte laut auf.
„Das ist unter anderem mein Trainingsraum. Da drin kann ich alles Mögliche einstellen. Was glaubst du, warum ich dich so leicht besiegen konnte?“
Rilliana stöhnte auf, als sie sich erneut an die klägliche Niederlage erinnerte, und lenkte das Gespräch wieder zu dringlicheren Problemen.
„Und wann kann ich hier raus?“, fragte Rilliana genervt.
„Kommt drauf an. Welche Nummer steht denn gerade an der Tür?“
„Ich weiß es nicht. Das letzte Mal, als ich sie sah, stand da 179“, sagte Rilliana nervös und befürchtete das Schlimmste. Trisha lachte erneut.
„Du hast es also geschafft, meinen Trainingsraum so einzustellen, dass er dich fesselt und für die nächsten drei Stunden nicht mehr loslässt. Respekt!“
„Drei Stunden?“, fragte Rilliana entsetzt, „kannst du mich nicht früher herausholen?“
„Nun, das schon, aber dann müsste ich mich durch die Tür quetschen, quer durch den Raum und zur Tafel gehen, aber leider muss ich meine Kralle noch ein wenig schonen und ich habe keine Lust, wegen eines kleinen Ausrutschers drei Stunden neben dir zu hängen. Ich komme später wieder. Viel Spaß!“, rief Trisha, lachte abermals und schloss die Tür. Rilliana war aufs Neue sprachlos. Sie wollte gerade etwas hinter Trisha her schreien, als sich ein Seil um ihren Mund schloss und sie effektiv knebelte. Mit letzter Kraft versuchte sie, sich zu befreien, aber der Raum hatte andere Pläne und Rilliana gab auf, als sich die Seile noch enger um sie legten. Verärgert atmete sie durch ihre Nase aus.
Sie wusste, dass Trisha nicht schuld an ihrer Lage war, dennoch fühlte sie sich ein bisschen betrogen und hoffte, dass sie sich irgendwie rächen konnte. Rilliana fing leicht an zu zittern, als das Seil in ihrem Schritt tiefer in sie glitt.
Vielleicht ist es doch nicht so schlecht hier drin.

Trisha schüttelte lächelnd den Kopf und ging zurück ins Schlafzimmer. Sie war kurz in Panik geraten, als sie Rilliana nirgends sah, doch dann bemerkte sie die offene Tür zum Flur und hörte, wie die blonde Elfe sie rief und wimmerte.
„Verdammt, Rilliana. Was machst du nur für Sachen“, murmelte sie und kuschelte sich zurück in ihre Decke.

Rilliana hatte einen verträumten Gesichtsausdruck, nachdem Trisha sie endlich sicher aus dem Trainingsraum herausholte. Sie lag regungslos auf dem Boden und reagierte kaum auf Trisha, die sie vom Boden aufhob und ins Bad brachte. Die Wanne war bereits mit heißem Wasser gefüllt und der Schaum stieg über den Rand. Vorsichtig entkleidete Trisha ihre Freundin und setzte sie in die Badewanne. Rilliana stöhnte auf.
„Ich bin im Himmel“, sagte sie leise und ließ sich tiefer ins Wasser sinken.
„Nicht ganz“, lachte die Shifterin und kletterte selbst hinein und legte sich neben Rilliana. Nach ihrem letzten Abenteuer waren überall auf Rillianas Haut deutliche Seilspuren zu sehen. Trisha bewunderte die Abdrücke und strich mit ihren Fingern über eine von ihnen. Sie verzierten die Elfe wie Ornamente.
„Du siehst aus wie ein Kunstwerk“, flüsterte sie und begann, die Elfe zu massieren, „mein Kunstwerk.“
Rilliana biss sich auf die Unterlippe und genoss die Berührung ihrer Freundin und die Wärme des Wassers. Die beiden Freundinnen hatten ihre Augen geschlossen und Trisha hatte ihre Arme von hinten um Rilliana geschlungen.
„Trisha?“
„Mmmhmm?“
„Es ist kein Zufall, dass du einen Raum hast, der Seile auf einen scheißt, oder? Du magst das?“
Trisha kicherte leise.
„Du doch auch.“
„Schon, aber … warum? Ich … Ich verstehe es nicht. Ich mein, als dieser Fremde uns überfallen hat, hatte ich Angst um dich … um uns. Aber es war dennoch …“
„Interessant? Komisch? Spannend?“
„Er … erregend. Aufregend und …“
Rillianas Stimme wurde zu einem Flüstern und sie wurde rot. Letztlich räusperte sie sich und sagte: „Du sagtest auch in den Tunneln, ich wäre unerfahren, aber in was bin ich unerfahren? Ich dachte, es wäre nur ein lustiger Streich, dich in eine Katze zu verwandeln, aber es hat … anders Spaß gemacht.“
„Nun, Rilliana. Ich denke, du bist ein bisschen auf den Geschmack von Bondage gekommen. Und steckst schon richtig tief in einem Sumpf voller Seile.“
„Bondage?“, fragte die Elfe und ließ das Wort auf ihrer Zunge zergehen, „Ich denke schon? Kannst du es mir beibringen?“
Trisha kicherte.
„Ich glaube, du bist bereits auf dem besten Weg, um mehr über Bondage zu lernen. Ich wollte dich sowieso darauf ansprechen nach unserem kleinen Abenteuer, letzte Nacht.“
„Mmmmmh“
„Liegt noch etwas auf deiner Seele?“
„Kannst du mich trainieren?“
„Du hattest doch schon gerade ein Abenteuer mit Seilen“, sagte Trisha und Rilliana schüttelte energisch den Kopf.
„Nein! Ich meine das Kämpfen! Mir beibringen, wie ich so kämpfen kann wie du! Ich will so gut werden, dass ich all diesen Seilen ausweichen kann!“
Trisha öffnete eines ihrer Augen.
„Ich habe mir angesehen, was du in meinem Trainingsraum angestellt hast … glaub mir, ich bin nicht SO gut“, erwiderte Trisha.
„Trotzdem! Als wir uns das erste Mal trafen, hast du mich auch wie eine Anfängerin aussehen lassen.“
„Ja, das war eine ziemlich peinliche Vorstellung, die du da geboten hast.“
„Ach, komm schon“, sagte Rilliana, löste sich aus der Umarmung und ließ sich auf die andere Seite der Wanne treiben, „so schlecht war ich auch nicht.“
Trisha zog ihre Augenbrauen zusammen und verschränkte ihre Arme.
„Na jaaaaaaa …“
„Halt! Stopp! Ich will keine Antwort darauf. Ich verstehe schon. Kannst du mir jetzt das Kämpfen beibringen oder nicht?“
„Heh. Ich denke, das wird eine ganz schön schwierige Aufgabe.“
„Übertreib es nicht.“
„Aber ich nehme diese SCHIER UNMÖGLICHE Aufgabe an!“
„Trisha …“
„Es könnte gefährlich werden! Sehr gefährlich!“
„Dein Ernst?“
„Wir fangen noch heute an!“
„Moment, heute?“, fragte Rilliana doch Trisha schien ihr nicht zuzuhören und erhob sich aus der Badewanne. Mit hoch erhobener Faust stellte sie sich vor Rilliana auf und das Wasser tropfte von ihren nackten Brüsten. Rillianas Mund klappte jetzt auf und sie starrte ihre Freundin sehnsüchtig an.
„Am besten, wir machen es jetzt! Sofort!“
„Moment … was?“, fragte Rilliana als Trisha aus der Badewanne sprang und die Elfe hinter sich herzog.
„Moment, Trisha! Was meinst du?!?“, rief Rilliana während Trisha sie verrückt lachend hinter sich her schleifte.

„Trisha? Ich dachte, du wolltest mir das Kämpfen beibringen und nicht Bondage“, fragte Rilliana. Sie blickte nervös auf das Gerät, an dem Trisha herumhantierte. Sie konnte nicht genau sehen, was Trisha da tat, und sie konnte auch nicht über ihre Schulter sehen, da sie hilflos auf einem Stuhl, mit Seilen gefesselt, war und immer nervöser wurde.
„Trisha? Komm schon, sag was …“, sagte Rilliana und sah zu, wie Trisha einen Zeiger am Gerät zurückstellte.
„Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, als ich dich gegen die Wand gedrückt habe?“, fragte sie, nickte kurz dem Gerät zu und drehte sich zu ihrer Freundin.
„Dass ich mich zu sehr von meinen Gefühlen leiten lasse?“
„Richtig, ich will jetzt sehen, wie du unter Druck reagierst, damit ich mir ein genaues Bild machen kann. Emotionen sind gut in einem Kampf, aber zu viele davon und du wirst verlieren, dasselbe gilt für Stress“, sagte Trisha und deutete auf das Gerät.
„Dieses Gerät wird aktiviert, sobald ich den Trainingsraum verlasse. Danach hast du eine Stunde Zeit, um dich zu befreien, sonst explodiert sie und es gibt eine ziemliche Sauerei.“
Rillianas Blut gefror ihr in den Adern.
„Das ist nicht dein Ernst, oder? Trisha, hol mich sofort hier raus!“, forderte Rilliana und blickte verängstigt auf die Bombe.
„Keine Sorge, Rilli, ich habe volles Vertrauen, dass du dich befreist und die Bombe entschärfen kannst. Du musst nur diesen Knopf hier drücken“, sagte Trisha und zeigte auf einen großen roten Knopf oben auf der Bombe. Rilliana schaute an ihrem Körper hinunter und untersuchte ihre Fesseln. Ihre Hände waren hinter dem Stuhl fixiert und ein Seil führte von ihnen zu ihren Füßen, sodass sie den Boden nicht berührte. Andere Seile waren um ihren Körper gewickelt und drückten sie gegen die Rückenlehne des Stuhls. Außerdem gab es ein Seil, das Trisha durch Rillianas Schritt führte und mit den übrigen Fesseln verband. Ungläubig blickte Rilliana zu Trisha auf, die nun auf sie zukam.
„Trisha können wir nimmmh, hmmhh!“
„Naaahh, mach dir keine Sorgen. Versuch einfach zu entkommen. Eine Stunde ist mehr als genug Zeit“, unterbrach Trisha und steckte ihr ein Tuch in den Mund, das sie mit einem weiteren verschloss und in Rillianas Nacken fixierte. Sie lauschten beide auf, als die Glocke von Leon’s Keep siebenmal läutete.
„Oh! Perfekt. Wir sehen uns dann in weniger als einer Stunde“, sagte Trisha fröhlich, ging eilig zur Tür und winkte der Elfe zum Abschied. Rilliana blickte ihr mit einer Mischung aus Wut und Angst hinterher, aber es blieb ihr nichts anderes übrig, als zu versuchen, die fast unmögliche Aufgabe zu bewältigen. Die Bombe begann zu ticken, und sofort erfasste Panik Rillianas Herz. Zuerst versuchte sie, die Seile zu zerreißen, und kämpfte mit aller Kraft dagegen an. Aber sie schienen nur noch fester zu werden, genau wie vor ein paar Stunden. Wieder wurde sie sich des Seils zwischen ihren Beinen bewusst. Ihr Kopf lief rot an, als es in ihre Hose drückte.
„MMHHMMAAA!“, schrie sie durch ihren Knebel, aber die Shifterin zeigte sich nicht.
In Trishas Arbeitszimmer setzte sich das Catgirl in einen kuscheligen Sessel an ihrem Schreibtisch. Ihre Finger wanderten über ein paar Knöpfe, bis sie den richtigen fand und die Wand vor ihr durchsichtig wurde. Durch die Glasscheibe hatte sie freie Sicht auf Rilliana und ihren Kampf gegen die Seile. Trisha sah amüsiert zu.
„Zuhören und planen ist wohl nicht ihre Stärke“, murmelte Trisha grinsend und legte ihren Kopf auf ihre Arme.
Im Trainingsraum führte Rilliana einen vergeblichen Kampf gegen die Seile. Jedes Ziehen, jede Drehung und jedes Aufbäumen ihres Körpers wurde mit einem Zug zwischen ihren Beinen bestraft. Erschöpft ließ sie sich in den Seilen hängen und warf einen Blick auf die Bombe. Fünfzehn Minuten waren bereits vergangen und sie hatte keine Fortschritte vorzuweisen. Schweiß rann ihr über das Gesicht und kitzelte sie. Verärgert schüttelte sie den Kopf, um die Tropfen loszuwerden, aber ohne Erfolg.
Trisha würde mich nie in Gefahr bringen, oder? Ich benötige eine andere Strategie. Dachte sie und versuchte, sich zu beruhigen. Rilliana begann, ihre Fesseln abzutasten und zu fühlen, ob sie einen Knoten fand. Erleichtert atmete sie auf, als sie einen spürte.
„Mmmmh?“, murmelte sie und versuchte, die Seile über ihrer Schulter zu sehen. Der Knoten war steinhart und Rilliana wurde bleich, als sie ihren Fehler erkannte.
Ich bin so ein Idiot. Dachte Rilliana und begann mit ihren Fingernägeln, den knochenharten Knoten aufzupicken. Ihr Gezappel hatte ihn festgezogen, und jetzt fürchtete sie, dass auch alle anderen genauso waren. Ihren Fingern fanden kaum eine Schwachstelle. Trotzdem ließ sie sich nicht beirren und versuchte es weiter, bis er sich lockerte. Sie atmete zufrieden aus, als sich eines der Seile löste, und warf einen Blick auf die Bombe. Sie erstarrte. Eine weitere Viertelstunde war vergangen. Die zuvor mühsam errungene Ruhe war mit einem Schlag dahin, als sie wieder fieberhaft nach einem Knoten suchte, da sie nun mehr Bewegungsspielraum hatte. Mit jedem neuen gelockerten Knoten konnte sie sich mehr und mehr bewegen, bis sie nur noch ihre Hände und ihre Beine lockern musste. Ein Glockenschlag ertönte und Rilliana sah angsterfüllt auf.
FUCK, FUCK, FUCK! EINS! Zählte Rilliana in ihrem Kopf und kämpfte weiter mit den Seilen, denn nach all den Bewegungen hatten diese sich besonders festgezogen.
ZWEI! Würde Trisha hereinkommen und sie retten?
DREI! Nur noch ein kleines Stückchen und ich bin frei.
VIER! Geschafft! Ich kann die Beine später losbinden!
FÜNF! Sie hat meine Beine nochmal zusätzlich an den Stuhl gebunden?
SECHS! Trisha bitte!
SIEBEN! Geschafft! Jetzt nur noch den Knopf!
Auf der anderen Seite der Wand saß Trisha mit einem teuflischen Grinsen und zählte jeden Glockenschlag laut mit.
„Sieben … Acht!“
Ein lauter Knall schallte durch die Wand, und selbst Trisha zuckte vor Schreck zusammen, als der ganze Raum weiß wurde. Die Tür flog auf und Schaum strömte heraus. Trisha konnte sich nur knapp das Lachen verkneifen, als sie bloß das leise Platzen der Schaumblasen hören konnte und dann:
„TRISHAAA!“
Die Tür zu Trishas Arbeitszimmer knallte auf und eine mit Schaum bedeckte Rilliana stand im Türrahmen. Trisha konnte es nicht länger zurückhalten und begann laut zu lachen. Dabei schlug sie mit der Faust auf den Tisch und hielt sich ihren Bauch. Rilliana wischte sich den Schaum aus dem Gesicht und sah finster zu dem Catgirl welches sich nicht einzukriegen schien.
„Bahahahahahaha! Dein Gesicht! Und der ganze Schaum! Oh, du hättest das sehen müssen!“
„War das alles nur ein dummer Scherz für dich?“, fragte Rilliana wütend und schlug den Schaum von ihren Armen.
„Was? Nein! Das ist alles Teil des Trainings!“, sagte Trisha ernst. Doch fing sie eine Sekunde später wieder an zu lachen. Rilliana starrte sie nur finster an.
„Komm, setz dich hin. Ich werde es dir erklären“, sagte Trisha rasch und wies auf das Sofa neben ihr. Grummelnd und fluchend ging Rilliana auf Trisha zu und wischte den Rest des Schaums ab.
„Jetzt bin ich aber gespannt“, murmelte Rilliana und setzte sich.
„Im Grunde war das eine Wiederholung unseres Kampfes … nur weniger blutig, aber du hast es aus den gleichen Gründen nicht geschafft wie damals. Du hast unüberlegt gehandelt und die Knoten so festgezogen, dass du es dir nur noch schwerer gemacht hast. Außerdem hast du deine Umgebung nicht im Auge behalten, sonst hättest du die ganze Zeit sehen können, dass ein Messer hinter dir lag. Du hättest einfach den Stuhl umkippen und dich damit befreien können. Kurzzeitig dachte ich, du hättest es gesehen, aber … na ja.“
Rilliana kam sich wie eine Idiotin vor.
„Aber dafür üben wir ja. Damit du deine Fehler in einer sicheren Umgebung machen kannst.“
„Und dass ich mich zum Gespött mache, ist nur ein winziger Bonus, oder?

„Fünfundzwanzig Prozent. Kleine Rache dafür, dass du mich gefesselt durch die Stadt geschleift hast.“
„Haha“, sagte Rilliana trocken und legte sich auf das Sofa. Trisha unterdrückte ein Lachen, als der Schaum von Rillianas Rücken links und rechts unter ihr herausquoll.
„Keinen Pieps.“
„Ich sage gar nichts.“
„Mmmmhmm, sicher.“
„Komm schon, du hast dir etwas Leckeres zu essen verdient. Wie wäre es mit Fisch?“, fragte Trisha, stand auf und ging ein paar Schritte zur Tür. Rilliana lief das Wasser im Mund zusammen. Wenn Trisha Fisch zubereitete, war dies immer ein Festmahl. Sofort war ihre Wut verflogen und sie ging eilig zu Trisha und wollte an ihr vorbei.
„Rilliana, hast du nicht etwas vergessen?“, fragte Trisha und zog fest an dem Seil in Rillianas Schritt. Die Elfe fluchte laut, als ihre Beine unter ihr nachgaben und sie mit hochrotem Gesicht zu Boden fiel.




[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von TheLargeEmptY am 20.11.25 um 13:43 geändert
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:30.11.25 19:08 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo EmptY,

erstmal noch, Alles Gute nachträglich zum Geburtstag.
Zum zweiten einen schönen ersten Advent.
So nach einer längeren Zeit von stressiger Arbeit (ich hasse die Vorbereitung auf den Jahreswechsel in der IT), freue ich mich sehr das du die Geschichte von Rillina und Trisha hier wieder veröffentlichst und ich sie nochmal von vorne lesen kann und den Stress von der Arbeit hinter mir zu lassen. Ich bin sehr gespannt was du in der Geschichte angepasst, eventuell umgeschrieben, hast. Ich freue mich sehr die Vorgeschichte von LeonCity zu lesen.
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:30.11.25 19:36 IP: gespeichert Moderator melden


Dankeschön, Hunter

Ich habe hauptsächlich Kleinigkeiten angepasst, besonders im ersten Kapitel hier. Es wird ein wenig mehr in den Folgekaptiteln, aber es ist nun mal in meinen Augen eine solide Geschichte, die halt ihre Macken hatte, weil ich zu kompliziert dachte oder in dem Korsett von Kinktober steckte. In Kapitel drei habe ich sehr viel hinzugefügt und jetzt in vier muss ich eine ganze Menge ändern. Einfach Dinge, die ... sagen wir, zu kompliziert waren, in dem Sinne von: Warum nicht einfach alles in Leons Keep spielen lassen? Warum muss ich eine weitere Stadt dazunehmen? Verstehst du? Warum ist das Ferienhaus so weit weg? Kann es nicht näher liegen? Ect.

Wie auch immer

Ich hoffe, dir und allen anderen gefällt die Rücker, und ich hoffe selbst, dass ich nun einen besseren Plan vom Schreiben habe und wohin die Story gehen soll ^^
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:19.12.25 14:37 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 2
Ernst und Spaß, Hass und Liebe


„Was ist nun? Gehst du mit oder nicht?“, fragte Rilliana und sah ihre Freundin böse lächelnd an.
„Ich sagte: Lass mich überlegen!“, wiederholte Trisha und trommelte auf den Tisch.
„Mädel, ich muss langsam mal ins Bett, könntest du dich bitte entscheiden?“, nörgelte Arissa Berryriver und begutachtete abermals ihr Blatt. Rilliana grinste die klein gewachsene Frau an. Sie wusste, dass Arissa nicht müde war, sondern Trisha nur noch nervöser machen wollte. Die Shifterin seufzte letztlich und schob ihr Geld in die Mitte des Tisches.
„Alles klar, wie ihr wollt. All in. Zeigt mir, was ihr habt.“
Arissa und Rilliana wechselten einen Blick.
„Ich bin raus“, sagten beide wie aus einem Munde. Trisha schnaubte enttäuscht.
„Und wieder gewonnen. Ernsthaft, Leute. Erst drängelt ihr mich so und dann geht ihr raus? So macht es doch keinen Spaß“, sagte Trisha und zog den kleinen Pott zu sich.
„Wie wäre es denn mit einem anderen Spiel?“, fragte Rilliana.
„Von mir aus gerne, aber ich werde euch auch dort schlagen.“
„Oh, nein, nicht mit mir. Ich meinte das gerade ernst“, sagte Arissa und sprang von ihrem Stuhl.
„Ich glaube, unser Gastgeber beabsichtigt, uns loszuwerden, Rilliana“, sagte Trisha belustigt, stand aber ebenfalls vom Tisch auf, um besser ihren Gewinn in die Taschen zu stecken.
„Kannst du es ihr verübeln? Du hast uns ausgenommen“, sagte Rilliana.
„Nein, ehrlich, Mädels, ich muss morgen früh raus“, wiederholte Arissa, streckte sich und gähnte, „aber könntet ihr den Auftrag nächsten Monat übernehmen?“
„Verlass dich auf uns!“, sagte Rilliana und salutierte.
„Kein Problem, Frau Berryriver, es hat mich gefreut, ihre Bekanntschaft zu machen“, sagte Trisha und verbeugte sich.
„Die Freude war ganz meinerseits, Trisha Liebes, und nenn mich bitte Arissa. Pass mir solange gut auf meine Rilliana auf“, erwiderte sie und geleitete sie zur Tür.
„Keine Sorge, ich halte sie an der kurzen Leine.“
„So genau wollte ich das gar nicht wissen. Also dann gute Nacht, ihr beiden“, sagte Arissa und öffnete die Tür.
„Gute Nacht, Arissa“, sagten sie, umarmten die Frau und gingen zurück zu Trishas Wohnung.
Sie hat dir also beigebracht, auf der Straße zu überleben?“, fragte Trisha neugierig.
„Ja, das Waisenhaus konnte nicht immer für uns alle sorgen. Also nahm ich das selbst in die Hand, bis ich mal erwischt wurde. Arissa konnte mich glücklicherweise aus dem Schlamassel herausreden. Danach brachte sie mir viele Tricks und Kniffe bei“, sagte Rilliana und blickte nachdenklich in den dunklen Himmel, „Ich denke, sie war, bis ich dich traf, die Einzige, die ich Familie nennen konnte.“
„Aww Rilli, ich wünschte, wir hätten uns viel früher kennengelernt“, murmelte Trisha und legte einen Arm um ihre Freundin. Die Elfe sagte nichts und küsste stattdessen ihre Wange.

„Rilliana, kommst du ins Bett?“, fragte Trisha, während sie ihr Kopfkissen aufschüttelte.
„Nein!“, hallte es zurück aus Trishas Arbeitszimmer.
„Nein? Was soll das denn heißen?“
„Komm her, wir müssen noch was klären.“
Trisha runzelte die Stirn. Hatte sie auf dem Nachhauseweg etwas Falsches gesagt?
„Hat das nicht bis morgen Zeit?“, fragte die Shifterin und ging ins Arbeitszimmer. Doch als sie die Tür öffnete, blieb sie wie angewurzelt stehen und ihr Mund klappte von selbst auf.
„Dein Ernst?“, fragte Trisha Rilliana die nur in einem violetten, halbtransparenten Nachthemd bekleidet auf ihrem Arbeitstisch saß, welchen sie in die Mitte des Raums geschoben hatte. Ihre Beine hatte sie überkreuzt und in den Händen hielt sie ein Kartendeck, welches sie verspielt mischte. Hinter ihr auf dem Tisch lag ein Stapel Seile, fein säuberlich aufgereiht.
„Ich habe eben bei Arissa gescherzt. Ich bin auch schon recht müde und ich kann nicht wie du einfach 4 Stunden meditieren und bin dann topfit.“
„Dann schläfst du halt heute eine Stunde länger. Ist ja nicht so, als würdest du das nie machen. Komm, setz dich. Ich will ein Spiel spielen.“
„Rilliana, bitte, machen wir das morgen, in Ordnung?“, sagte Trisha und wollte sich gerade umdrehen, als Rilliana sagte: „Ich setze zwei Wochen.“
Trisha blieb wie angewurzelt stehen und überlegte. Zwei Wochen Rilliana ihr Hilflos ausgeliefert, hörten sich schmackhaft an, aber sollte sie verlieren …
„Naa, ist mir zu riskant.“
„Wenn du dich jetzt hierhinsetzt und wir spielen, werde ich der Köder in Arissas Mission sein.“
Trisha zögerte. Selbst wenn sie verlor, was waren schon zwei Wochen im Vergleich, nicht den Köder spielen zu müssen? Trisha leckte sich die Lippen und grinste schelmisch. Es war ein Win-win für sie. Trisha ließ ihr Lächeln verschwinden und drehte sich zu ihrer Freundin.
„Ich bin dabei. Sieht aber so aus, als müsste ich dir noch einiges über das Verhandeln beibringen. Arissa hat da wohl ein paar Lektionen ausgelassen“, sagte sie und setzte sich an den Tisch.
„Wieso? Ich habe doch bekommen, was ich wollte, oder?“, sagte Rilliana und setzte sich ihr gegenüber. Trisha zog eine Augenbraue hoch.
„Richtig …“, murmelte sie und sah Rilliana beim Mischen zu, bevor ihr Blick an den Seilen hängen blieb.
„Ich nehme an, die liegen nicht nur zur Dekoration hier?“, fragte Trisha und deutete auf die Seile.
„Die sind da, um es etwas interessanter zu machen. Wir spielen bis zu neun Runden. Mit jeder verlorenen Runde wird eine neue Fessel angebracht und diejenige, die fünf Runden verliert, wird am Ende geknebelt“, erklärte Rilliana aufgeregt und teilte aus, „jede Runde ein All-in.“
Trisha starrte sie an und schüttelte dann ihren Kopf.
„Du hast echt einen Narren an Bondage gefressen, oder? Was kommt als Nächstes? Trainierst du eine Mimic damit du dir mit ihr immer einen schönen Abend machen kannst?“, fragte Trisha und räusperte sich, bevor sie anfing zu singen. „Rilliana hat ’ne Mimic und die hat sie nicht ohne Grund. Abends springt sie in die Kiste rein und dann geht es ruuuuund …“
Jetzt lag es an Rilliana ihre Freundin mit offenem Mund anzustarren. Ihr Kopf wurde rot und sie schnappte nach Luft.
„Trisha!“
„Ich mach doch nur Witze“, lachte Trisha müde und warf einen kurzen Blick auf ihre Karten, „Los, deck auf.“
„Du … haaaa! Du bist echt unmöglich!“, sagte Rilliana und versuchte, den Gedanken an ihre Haustiermimic zu vertreiben. Die Elfe schüttelte den Kopf und legte den Flop, Turn und River verdeckt auf den Tisch. Ihre eigenen Karten legte sie offen daneben und lächelte böse Trisha an.
„Zwei Könige! Na? Schon nervös?“
„Nein, nein. Der Schlüssel bei Hands of Fate ist, nicht nervös zu werden und dann den Gegner zu überraschen“, sagte Trisha und legte ebenfalls ihre Karten auf den Tisch.
„Zwei und vier? Du wirst so untergehen“, sagte Rilliana und deckte die Karten auf dem Tisch auf. Ihr Gesicht erfror.
„Scheint, als hätte ich eine Straße“, sagte Trisha fast beiläufig, nahm sich ein Seil, kniete sich neben Rilliana zu Boden und fesselte eins von ihren Beinen an den Stuhl.
„Teilst du schon mal aus, ich bin hier noch ein wenig beschäftigt. Es soll ja nicht locker werden.“
Rilliana schluckte. Das hätte nicht passieren dürfen. Hatte sie einen Fehler beim Mischen gemacht? Die Elfe mischte die Karten erneut und teilte die Karten aus, während Trisha den letzten Knoten zuzog und das Bein ihrer Freundin streichelte.
„Das war erst eine Runde, dein Glück ist nun vorüber.“
Trisha lächelte nur in sich hinein und sah sich noch nicht mal ihr Blatt an.
„Und los“, sagte die Elfe, „zwei Asse!“
„Ich hab’, oh, nur … zwei Zweien“, sagte die Shifterin, sah allerdings wenig überrascht aus.
„So weit, so gut“, sagte Rilliana und deckte die Tischkarten auf,
„Ass, acht, sieben, oh, eines Mitleids zwei. Keine Sorge, mal gewinnt man, mal verliert man, Trisha.“
Die Shifterin sagte nichts und wies mit ihrem Finger nur auf die letzte Karte.
„Das heißt wohl, wir haben Gleichstand …“
Zwei.
„WAS?!?“, sagte Rilliana und ihre Kinnlade klappte hinunter.
„Weißt du, vielleicht wäre es besser, wenn ich dich sofort knebel, dann würde es nicht so peinlich für dich werden“, überlegte Trisha laut und begann, Rillianas anderes Bein am Stuhl zu fixieren. Währenddessen sah sich Rilliana fieberhaft die Karten an.
Was soll das? Ich habe es doch geübt und …, überlegte Rilliana und zuckte zusammen, als Trisha ihre Hände auf ihre Schultern legte.
„Stimmt etwas nicht?“, hauchte Trisha und drückte die Elfe sanft.
„NEIN! Nein, alles gut.“
„Gut … dann Teil aus“, befahl die Shifterin und setzte sich wieder auf ihren Platz. Die Elfe tat, wie ihr geheißen, und legte ihnen die Karten langsam und bedacht.
„Ich habe einen Buben und eine Zehn.“
„Zehn und wieder eine Zwei. Komm, deck auf, solange du noch kannst“, sagte Trisha und gähnte. Sie wusste, dass dieses Spiel bald vorbei war. Rilliana deckte die Tischkarten auf und atmete erleichtert auf.
„Ha! Eine Straße! Jetzt bist du dran, mit gefesselt werden!“
„Rilli Schatz … ich habe einen Flush …“
„Was?“, fragte Rilliana ungläubig, und tatsächlich: Trisha hatte mit der letzten Karte fünf Mal Herz bekommen.
„Ach komm schon!“, stöhnte Rilliana und verschränkte bockig ihre Arme.
„Hand her!“, forderte Trisha und zog die Hand der Elfe an die Armlehne. Schnell war sie fixiert und Rilliana zog probehalber an dem Seil.
„Hier, ich übernehme das jetzt“, sagte Trisha, nahm das Kartendeck auf, mischte es sorgfältig durch und teilte aus. Ohne viel Gerede drehten sie ihre Karten um und keine fünf Sekunden später stöhnte Rilliana laut auf, als sie erneut verlor.
„Ich beende das jetzt, mein Schatz, in Ordnung?“, sagte Trisha und fesselte auch das letzte Glied von Rilliana fest an den Stuhl.
„Nein, nein, nein! Du hast zwar den Matchpoint, aber ich habe immer noch eine Chance.“
„Rilliana? Ich muss mich, ununterbrochen zurückhalten, um nicht zu lachen. Weißt du, warum? Du hast ausgerechnet mein magisches Kartendeck genommen, welches Schummler bestraft.“
„Bitte was?“
„Hier.“
Erneut teilte Trisha aus und deckte danach ihre und Rilliana Karten auf.
„Royal Flush …“, sagte Rilliana und verstummte.
„Jupp … du hast geschummelt und das Deck hat dich damit bestraft, diese Runde Hands of Fate zu verlieren.“
„Dann lass uns erneut spielen, diesmal mit einem normmmhmm!“
Trisha hatte einen dicken Knebel in Rillianas Mund geschoben und verknotet.
„Rilli, das glaubst du doch selbst nicht, oder? Ich habe gewonnen und Strafe fürs Schummeln muss sein. Wir sehen uns morgen früh … Sklavin“, fügte sie hinzu. Trisha gab Rilliana einen Kuss auf die Stirn und ging zur Tür.
„Mhhhmmh! Mh mmmhmh mhmhm!“
Trisha drehte sich abermals um und sah ihre Freundin nachdenklich an. Dann nickte sie, ging zu einem Schrank und nahm einen länglichen, glatten Kristall heraus. Dazu nahm sie noch ein Seil.
„Das hier wollte ich dir eigentlich erst zu unserem Halbjährigen schenken, aber ich glaube, jetzt ist der perfekte Augenblick dafür.“
Sie drückte auf den Kristall und er fing an zu zittern. Rillianas Augen wurden groß wie Teller. Trisha steckte den Kristall in Rilliana und befestigte ihn mit einem Schrittseil, welches sie erbarmungslos festzurrte.
„Strafe muss sein“, flüsterte Trisha, Rilliana erneut ins Ohr und biss ihr Ohrläppchen.
„Schlaf gut“, murmelte die Shifterin, löschte das Licht und schloss die Tür hinter sich.
Der gedämpfte Schrei der Elfe, der durch die Tür drang, war wie Musik in Trishas Ohren. Sie lächelte nur in sich hinein und legte sich ins Bett.
„Hach … was ich wohl alles die kommende Woche mit dir anstellen kann?“

Rilliana schrie in der Dunkelheit nach Leibeskräften, doch stieß es auf taube Ohren, wenn Trisha sie überhaupt hören konnte. Wenn sie es schaffen könnte, sich zu befreien, könnte sie vielleicht Trisha überrumpeln und das Blatt wenden. Sie suchte nach einem Knoten, wie sie es von Trisha gelernt hatte, doch vergebens.
„Mmmmh!“, fluchte Rilliana und warf ihren Kopf nach hinten, als der Kristall begann, sie zu stimulieren.
Ich habe es so verdient. Dachte sie und versuchte, die Augen zu schließen, doch das Schrittseil in Kombination mit dem Kristall machte es ihr nicht leicht, sich zu konzentrieren.
Ich bekomm’ dich noch eines Tages, Trisha, warte nur ab!
Sie bezweifelte, dass sie diese Nacht dazu kam, ihre Meditation durchzuziehen, geschweige denn zu schlafen.

Als Trisha aufwachte, wunderte sie sich im ersten Moment, wo Rilliana abgeblieben war. Dann erinnerte sie sich. Sofort sprang sie aus dem Bett, eilte zur Tür zum Arbeitszimmer und lauschte. Sie vernahm nur ein leises Wimmern. Sie öffnete behutsam die Tür, sah aber davon ab, das Licht anzuschalten, und ließ stattdessen das Licht aus dem Flur ihr Arbeitszimmer erleuchten. Rilliana war ein Wrack. Ihr ganzer Körper war nass geschwitzt und ihr blondes Haar klebte in ihrem Gesicht. Sie war so erschöpft, dass sie nach vorn gebeugt im Stuhl saß. Das Einzige, was verhinderte, dass sie aus ihm herausfiel, waren ihre Fesseln an ihren Handgelenken und Beinen. Ein leichtes Summen war zu hören, als Trisha sich näherte.
„Ach, du arme Maus“, flüsterte Trisha, drückte Rilliana sanft zurück und löste ihre Fesseln. Als Nächstes entfernte sie den Kristall und schaltete ihn aus. Trisha glaubte, die Elfe kurz erleichtert aufatmen zu hören, doch es hätte auch Einbildung gewesen sein können. Sie entfernte das durchgeschwitzte Hemd und hob Rilliana vorsichtig aus dem Stuhl. Trisha legte die Elfe in die Badewanne und fing an, sie mit warmem Wasser zu füllen. Trisha zog sich aus und stieg ihrer Freundin hinterher. Sie achtete ununterbrochen darauf, dass Rilliana nicht vor Erschöpfung umkippte. Sie wusch ihre Freundin gründlich von oben bis unten und spülte ihre Haare mehrmals durch.

Eine halbe Stunde später lag Rilliana in Trishas Himmelbett und war von dicken Decken bedeckt. Die beiden hatten nicht mehr miteinander gesprochen, doch hatte Rilliana zufrieden gelächelt, als Trisha sie ins Bett gelegt hatte.
„Ruh dich aus, wir haben einen anstrengenden Tag vor uns“, flüsterte Trisha und küsste ihre Freundin auf die Stirn.
„Danke, Herrin“, murmelte Rilliana kaum hörbar und schlief augenblicklich ein.
„Kannst also doch schlafen, wenn du willst“, murmelte Trisha grinsend. Sie beseitigte leise alle Spuren des gestrigen Abends und packte ihren und Rillianas Rucksack. Zusätzlich stellte sie einen Käfig daneben und warf eine Decke darüber. Obendrauf legte sie einen Haufen schwarzer Lederriemen. Als Letztes stellte sie, Rilliana einen Teller mit etwas zu essen hin sowie einen Brief mit Anweisungen, sollte sie noch nicht zurück sein, wenn die Elfe aufwachte. Sie schnappte sich ihren Umhang und verließ ihre Wohnung.

Langsam kam Rilliana wieder zu Bewusstsein und starrte aus leeren Augen die Zimmerdecke an. Erst nach und nach kamen ihre Sinne zurück und sie vernahm den Geruch von Käse. Vorsichtig richtete sie sich auf und nahm den Teller in die Hand. Sofort lief Wasser in ihrem Mund zusammen und sie verschlang das vorbereitete Käsebrot in vier mächtigen Bissen. Erst dann sah sie den Brief, entfaltete ihn und las.

Hallo Sklavin,
Wenn du diesen Brief liest, treffe ich momentan noch Vorbereitungen. Ich möchte, dass, sofern du dich dazu imstande fühlst, die Lederriemen anziehst, die neben den Rucksäcken liegen. Danach will ich, dass du dich auf den Boden kniest und auf meine Rückkehr wartest, Hände auf den Knien und mit gesenktem Blick. Ich werde bald wieder da sein.
In Liebe
Trisha

Hinter Trishas Unterschrift konnte Rilliana sehen, dass ihre Freundin den Brief geküsst hatte. Die Elfe umarmte ihn und sie konnte sogar noch den leichten Duft von Trisha Parfüm an ihm riechen. Sie legte ihn beiseite und stieg mit zittrigen Beinen aus dem Bett und zu den Lederriemen. Sie war sich nicht sicher, ob sie vor Vorfreude zitterte oder wegen der letzten Nacht.
„Trisha, wo bekommst du so etwas?“, fragte Rilliana, als sie probehalber die Gurte an ihren Körper legte. Es passte, wenn auch nur knapp.
„Besser, wenn ich es sofort anlege“, murmelte sie und biss sich auf die Unterlippe. Zuerst hatte sie Schwierigkeiten, herauszufinden, wie sie den Harness anziehen konnte, bis sie ein paar Schnallen löste und hineinschlüpfen konnte. Das Leder legte sich kühl über ihren Körper, erwärmte sich jedoch rasch und schmückte sie mit einem Zickzackmuster. Die schwarzen Riemen betonten ihren schlanken Körper, drückten in ihre Haut und hoben ihre Brüste an. Rilliana schluckte, als sie sich im Spiegel betrachtete.
„Wunderschön …“, murmelte sie und strich mit einer Hand über das glatte schwarze Leder. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie nicht bemerkte, wie Trisha wieder nach Hause kam.
„Na, gefällt dir deine neue Kleidung?“, fragte Trisha belustigt, und Rilliana schreckte auf. Sofort wirbelte sie herum und legte sich auf den Boden, wie der Brief sie angewiesen hatte.
„Ja, Herrin, ich liebe sie!“, antwortete sie prompt und verspürte wieder das warme Prickeln in ihrem Bauch.
„Warte ab. Du hast noch nicht alles gesehen“, sagte Trisha und hob die Decken vom Käfig zur Seite. Im Käfig selbst waren noch mehr Ledergurte.
„Schließ deine Augen!“, forderte Trisha und Rilliana tat, wie ihr geheißen. Die Elfe spürte, wie die Shifterin ein Halsband um ihren Hals legte und mit einem kleinen Schloss versiegelte. Rilliana konnte es nicht sehen, aber in dem Moment, als das Schloss einrastete, huschte ein gemeines Grinsen über Trishas Gesicht. Als Nächstes holte Trisha das Ledergeschirr aus dem Käfig und legte es auf den Boden vor Rilliana.
„Leg dich hin!“
Der Elfe lief es vor Aufregung kalt den Rücken hinunter, als sie sich auf das Leder legte. Trisha verschwendete keine Zeit und klappte Rillianas Arme und Beine ein, sodass sie in die Taschen des neuen Geschirrs passten. Sie vollendete ihr Werk, indem sie die beiden Leder-Harnesses miteinander verband. Rilliana konnte sich jetzt nur noch auf allen vieren bewegen und weder etwas greifen noch sich aus den Fesseln befreien.
„Du kannst deine Augen wieder öffnen. Was sagst du?“, fragte Trisha sanft und half ihr, aufzustehen. Rilliana öffnete zögernd ihre Augen und starrte in den Spiegel vor sich. Zurückblickte eine hilflose Elfe mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, doch kam kein Wort über ihre Lippen. Sie versuchte es noch einmal, doch wieder mit demselben Ergebnis. Panisch sah sie zu Trisha hoch.
„Ah, das habe ich glatt vergessen. Dieses Halsband verhindert, dass du sprechen kannst. Das Einzige, was es zulässt, sind Tiergeräusche wie die einer Katze oder eines Hundes“, sagte Trisha und schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. Rilliana sah ihr sofort an, dass sie es nicht vergessen hatte, und hob eine Augenbraue.
„Hey, hey. Sei froh, dass ich ein gutes Herrchen bin. Mit diesem Armband könnte ich einstellen, dass du jedes Mal einen Schock bekommst, wenn du unerlaubt redest“, erklärte Trisha und wedelte mit ihrem Arm vor Rillianas Nase herum. An ihm war ein schwarzes Armband mit einem grünen Kristall.
„Komm, bell einmal für mich, ich wollte schon immer einen Hund haben“, sagte Trisha und sah die Elfe erwartungsvoll an. Diese schüttelte nur den Kopf und versuchte mit ihren nutzlosen Armen, das Halsband zu lösen.
„Gut, wie du willst. Freche Haustiere kommen in den Käfig! Wir müssen ohnehin jetzt los“, sagte Trisha und zog Rilliana am Halsband in den Käfig. Die Elfe konnte selbst nichts gegen Trishas Kraft ausrichten, wenn sie frei war, und so wurde sie einfach über den Boden gezogen und in den Käfig geworfen. Trisha verschloss ihn mit einem weiteren Schloss und legte eine Decke darüber, sodass Rilliana in Zwielicht getaucht wurde. Sofort drückte Rilliana mit ihren neuen Pfoten gegen die Gitterstäbe und begann zu wimmern und zu bellen.
„Jetzt ist es zu spät dafür, Rilliana. Ruh dich am besten noch etwas aus, wir fahren in wenigen Minuten in den Urlaub“, flüsterte Trisha durch die Decke.
Urlaub? Fragte sich Rilliana und blinzelte.
Was zum Teufel ist ein Urlaub?

Rilliana war es schleierhaft, wie Trisha es geschafft hatte, sie im Käfig und das ganze Gepäck in eine Kutsche zu verladen, ohne dass jemand sie bemerkte, aber hier waren sie nun und schaukelten langsam gen Süden. Die Elfe dankte den Göttern, dass niemand sie gesehen hatte, sonst wäre sie vermutlich vor Scham im Boden versunken.
So muss sich vermutlich Trisha gefühlt haben, als ich sie durch die Stadt geschliffen habe. Dachte Rilliana und klopfte zum erneuten Male gegen die Gitterstäbe. Trisha schien das jedoch zu ignorieren und sagte stattdessen: „Weißt du, eigentlich wollte ich mit dir ‚normal‘ in den Urlaub fahren, aber die Kutsche wäre vermutlich schon etwas zu eng für uns beide gewesen.“
Rilliana hörte, wie Trisha ihre Beine auf den Käfig absetzte und laut gähnte. Die Elfe winselte demütig und drückte ihren Kopf gegen die Käfigtür.
„Ich lasse dich raus, wenn wir da sind. Ich will nicht, dass du verloren gehst.“
Aus dem Käfig war ein dumpfes Geräusch zu hören, als Rilliana gegen ihn trat, um ihren Unmut zu äußern.
„Oi! Das ist immer noch Teil deiner Strafe fürs Schummeln. Außerdem hast du verloren und gehörst die nächsten zwei Wochen mir, also sei ein braver Hund, bevor ich entscheide, dass du hinter der Kutsche herlaufen darfst und dir jede Minute einen Stromschlag verpasse. Und der Weg ist nicht so weit, dass dies eine leere Drohung ist, glaub mir!“
Sofort machte Rilliana keinen Mucks mehr und schluckte. Sie legte sich auf ihre Arme und schmollte, während das Rütteln der Kutsche ihr ständiger Begleiter war.

Drei Stunden später hielt die Kutsche endlich an.
„Wir sind da, junges Fräulein“, sagte der Kutscher und öffnete die Tür.
„Danke, Jeffrey. Könntest du mein Gepäck ins Haus tragen?“, sagte Trisha, sprang aus der Kutsche und streckte sich.
„Natürlich, junges Fräulein“, sagte der Kutscher, nahm ihren und Rillianas Rucksack und entfernte sich. Rilliana streckte sich ebenfalls, so gut es ging, in ihrem kleinen Käfig und sah gespannt die Decke an. Sie wunderte sich, was dieser Urlaub nun sei und ob sie wirklich im Urlaub angekommen waren. Sie wimmerte leise, damit Trisha nicht sauer auf sie wurde, und Trisha klopfte sanft gegen den Käfig.
„Bleib noch ein wenig still, Rilli. Ich will nicht, dass Jeffrey einen Herzinfarkt bekommt, wenn er dich sieht“, sagte Trisha und verstummte, als sie Schritte hörte.
„Soll ich das auch nach drinnen tragen, junges Fräulein?“
„Nein, danke, Jeffrey. Das schaffe ich allein, danke für die Fahrt.“
„Es war mir eine Ehre“, sagte der Kutscher. Rilliana hörte das Knallen einer Peitsche und Jeffrey fuhr ein Stückchen weiter in eine Scheune, bevor er sich selbst in ein kleines Gästehaus begab. Trisha winkte ihm unschuldig hinterher und wartete, bis er sicher nicht mehr rauskam. Dann hob sie die Decke vom Käfig und öffnete ihn. Sofort wurde Rilliana von der strahlenden Sonne und dem gewaltigen Anwesen vor ihr geblendet. Es hatte mehrere Stockwerke und war so breit, dass sie nur knapp den Wald dahinter sehen konnte. Langsam kroch sie aus ihrem Käfig und starrte nach oben.
Das gehört Trisha? Ist das, was die vermögenden Leute Urlaub nennen? Überlegte Rilliana mit offenem Mund.
Etwas so Gewaltiges gehört nur uns beiden?
Rilliana sah ungläubig hoch zu der Shifterin, die sie nur anlächelte. Trisha kniete sich zu ihr hinunter und streichelte ihren Rücken.
„Na komm, tobe dich aus!“, befahl Trisha und sofort stürmte Rilliana aus ihrem Gefängnis und stolperte auf allen vieren über den gepflasterten Boden in die Villa. Trisha ging ihr lachend hinterher und erklärte, wohin sie Rilliana entführt hatte.
„Dies ist eines der Anwesen meines Vaters. Normalerweise wohnt meine Schwester hier, aber die ist gerade auf Geschäftsreise. Also haben wir hier genügend Ruhe und vor allem Platz, um alles machen zu können, was wir wollen.“
Rilliana bellte fragend.
„Ja, alles“, bestätigte Trisha und Rilliana fing an zu strahlen. Trisha lächelte und sah dabei zu, wie ihre Freundin versuchte, sich ungelenk, auf den Rücken zu legen. Als sie es endlich geschafft hatte, präsentierte sie stolz ihren Körper, der von den schwarzen Riemen geschmückt wurde. Sie wimmerte leise und sah Trisha bettelnd an.
„Na gut, eine Stunde Pause, aber vorher …“, sagte Trisha, hob ihre Hände und kniete sich mit einem bösen Grinsen zu Rilliana herunter. Sofort wusste die Elfe, was ihr bevorstand, und versuchte vergeblich, vor Trishas Krallen zu entkommen.
„Wenn du dich mir so bereitwillig präsentierst, glaubst du doch nicht, dass ich mir solch eine Gelegenheit entgehen lasse. Du entkommst mir nicht!“, sagte Trisha und fing an, Rilliana durchzukitzeln. Sofort heulte Rilliana vor Lachen auf und wehrte sich nach Leibeskräften, aber sie hatte keine Chance, als Trishas Hände jede freie Stelle ihres Körpers bearbeiteten. Innerhalb kürzester Zeit schnappte Rilliana schwer nach Luft. Aber selbst dann machte Trisha weiter, bis Tränen in Rillianas Augen zu sehen waren. Zufrieden strich sie ein letztes Mal über die Brüste der Elfe und fing an, den Harness zu lösen, welcher Rillianas Arme und Beine festhielt. Als Letztes löste sie das Halsband, ließ aber das restliche Leder Rillianas Körper verzieren.
„Oooh Trisha, hier ist es wunderschön! Und deine Schwester hat nichts dagegen?“, fragte die Elfe, immer noch im Flur liegend und sich langsam streckend.
„Pfff. Was sie nicht weiß … bleib aber auf dem Gelände und geh am besten nicht zu Jeffreys Hütte. Er mag seine Ruhe und ist nicht besonders erpicht darauf, eine nackte Elfe zu sehen“, erklärte Trisha und drückte ihr einen Kuss auf den Mund.
Trisha zeigte Rilliana die nächste Stunde lang fast das komplette Haus. Es besaß mehrere Schlafzimmer, ein gewaltiges Badezimmer, in dem eine noch größere Wanne stand als bei Trisha sowie eine erstklassig ausgestattete Küche und einen großen Garten mit Teich. In ihm wuchsen Gemüse und alle möglichen Pflanzen, die Rilliana noch nie gesehen hatte. Ein paar Türen waren allerdings abgeschlossen, was Trisha sehr zu stören schien. Für Rilliana jedoch war es egal. Für sie war dieses Anwesen wie ein Palast. Erst als Rillianas Magen laut knurrte, kehrten sie zum Flur zurück. Trisha schloss sie wieder in die liegengebliebenen Lederfesseln ein und führte sie am Halsband in den Garten.
„Ich werde etwas zu essen für uns machen, tobe so lange noch etwas herum. ABER NICHT ZU WEIT WEG UND VOR ALLEM NICHT IN DAS BEET!“
Rilliana nickte ernst, doch ein breites Grinsen zierte sofort ihr Gesicht und keine Sekunde später stürmte sie los. Sie rannte, so schnell es ihr gefesselter Körper erlaubte, über das weiche Gras. Obwohl sie gefesselt war, verspürte sie eine unglaubliche Freiheit. Eine Freiheit, die sie niemals bei sich zu Hause oder bei Trisha hätte spüren können. Fern von engen Steinmauern und vor allem fern von fremden Augen, konnte sie tun und lassen, was sie wollte.
Das ist also dieser Urlaub! Dachte Rilliana glücklich und fiel prompt ins Gras, als sie ihr Gleichgewicht verlor. Mit Matsch bedeckt rappelte sie sich wieder auf und sah an ihrem Körper entlang.
Nun … Hunde werden manchmal schmutzig … und dann müssen sie sauber gemacht werden!
Rilliana grinste, rannte erneut los und ließ sich absichtlich fallen. Sie rutschte erneut durch das Gras und innerhalb kürzester Zeit war sie von oben bis unten mit Erde und Dreck bedeckt.
„Rilli, essen ist fertig!“, rief die Shifterin und stellte der Elfe zwei Näpfe auf die Terrasse.
„So kommst du mir aber nicht ins Haus“, kommentierte Trisha mit hochgezogener Augenbraue und säuberte Rillianas Gesicht, damit diese nicht den Schlamm mit aß. Die Elfe schaute sich die Näpfe an. Einer war mit Wasser befüllt, der andere mit einem Brei, den Rilliana nicht vermochte, zu identifizieren.
„Das ist alles, was du bekommst. Gewönne dich dran“, sagte Trisha, als sie den fragenden Blick von der Elfe bemerkte, und ging zurück ins Haus. Rilliana knurrte der Magen erneut, also seufzte sie und steckte zögerlich ihre Zunge in den Brei. Es war ein warmes Gemisch aus Kartoffeln und Äpfeln.
Essbar. Dachte Rilliana und leckte sich die Lippen. Sie verschlang den Inhalt des Napfes in Rekordzeit und schlabberte etwas von dem Wasser in ihren Mund. Letztlich fühlte Rilliana sich allerdings noch nicht satt. Sie nahm den Napf zwischen ihre Zähne und trug ihn in die Wohnung.
„Ooh, will die kleine Rilli mehr?“, fragte Trisha gedankenverloren, während sie ein Buch las, und stellte noch einen Teller vor die Elfe, ohne aufzublicken.
„Hier, mein Schatz“, murmelte sie, während sie weiterlas. Rilliana bellte freudig und versenkte erneut ihr Gesicht in dem Essen, da sie in unabsehbarer Zeit nicht ihre Hände benutzen konnte. Trisha deutete das Bellen als Zeichen, dass Rilliana auch noch Durst hatte, sah von ihrem Buch auf, um eine Schüssel zu füllen. Als sie einen Fuß auf den Boden setzte, rutschte sie weg und konnte sich gerade noch am Küchentisch festhalten.
„Was zum …“, murmelte sie und sah dann die Schlammspur, die Rilliana hinterlassen hatte. Ihr Mund klappte auf, und als Rilliana aufblickte, konnte sie sehen, dass ein kleiner Geist Trishas Mund entwich.
„Verdammte … Rilliana … ich habe dir doch gesagt, du sollst draußenbleiben …“, rief Trisha erbost und stemmte ihre Hände in die Hüfte, „du hast den halben Garten mitgebracht!“
Trisha deutete auf die schlammigen Abdrücke, die Rilliana hinterlassen hatte, und die Elfe duckte sich demütig und fing an zu winseln.
„Haaaaa, schon gut … muss ich dann wohl sauber machen“, sagte Trisha und hockte sich neben Rilliana. Die Elfe senkte noch mehr ihren Kopf, doch Trisha hob ihn wieder an, um ihr einen Kuss zu geben.
„Alles gut, Schatz. Immerhin bist du nur mein liebes kleines Haustier, oder?“, fragte sie und Rilliana nickte.
„Machen wir dich erstmal sauber und dann dein Schlachtfeld“, sagte Trisha und hob Rilliana auf, als wäre sie nicht schwerer als eine Stoffpuppe.

Rilliana gähnte laut und rieb sich ihr Gesicht an der Ledertasche, in der seit bereits einer Woche ihr Arm steckte. Mit Ausnahme einiger Pausen, die Trisha ihr genehmigte, hatte sie in dem Geschirr meditiert, gegessen und gebadet. Inzwischen hatte Rilliana so viel Übung, auf allen vieren durchs Haus zu laufen, dass Trisha Schwierigkeiten bekam, sie einzufangen, wenn sie zusammenspielten. Die Elfe erhob sich von ihrem weichen Kissen, das ihr als Bett diente, und ging ums Trishas Bett herum, um zu schauen, ob ihre Freundin bereits wach war. Diese schlummerte aber noch tief und fest und Rilliana sah davon ab, sie zu wecken. Stattdessen krabbelte sie in die Küche und nahm einen Schluck Wasser aus einem ihrer Näpfe. Während sie trank, überlegte Rilliana, was Trisha in der zweiten Hälfte des Urlaubs mit ihr vorhatte. Sie konnte es kaum abwarten, es zu erfahren, aber sie musste sich noch ein wenig gedulden. Da sie sonst gerade nichts zu tun hatte, beschloss Rilliana etwas frische Luft zu schnappen, und öffnete geschickt die Tür zum Garten. Türen in ihrer Verfassung zu öffnen, war kein einfaches Unterfangen, aber sie hatte es im Verlauf der Woche gelernt und nahezu perfektioniert. Sie hörte die Frösche im Teich quaken, und vereinzelnd waren schon Vögel wach, die ihr bezauberndes Lied trällerten. Rilliana krabbelte über das Gras und atmete die kühle Nachtluft ein. Sie hätte sich nie erträumt, dass sie jemals so glücklich sein könnte, wie sie es in diesem Augenblick war. Sie blickte zur Villa zurück und sah, wie in Trishas Schlafzimmer das Licht anging. Freudig strahlend krabbelte Rilliana zum Haus zurück, als sie plötzlich stehen blieb. Etwas stimmte nicht, etwas fehlte.
„Die Tiere …“, dachte Rilliana, „sie sind verstummt. Aber warum?“
Neugierig blickte sie sich um, doch nirgends war etwas zu sehen. Sie blickte wieder zum Haus und sah Trisha, deren Gesicht von freudig zu angsterfüllt sprang, als sie etwas über Rilliana erspähte. Eine Gestalt hatte im Mondlicht einen Schatten in die Nähe von Rilliana geworfen, und ihr Herz rutschte in die Hose, als sie sah, dass er immer näher auf sie zukam.
„RILLI, LAUF!“, schrie Trisha und rannte auf ihre Freundin zu. Rilliana ließ sich das nicht zweimal sagen und sprintete ihr entgegen. Sie setzte alle Kraft in ihre Glieder und forderte ihrem Körper alles ab. Nur wenige Meter trennten sie voneinander. Doch dann spürte sie, wie sie den Boden unter sich verlor und über Trisha hinwegflog. Ihr Gesicht war von Angst verzerrt und sie starrte der Elfe in Schock hinterher. Rillianas Mund bewegte sich, doch kein Ton kam heraus. Das Halsband blockierte ihre Stimme. Der Erdboden entfernte sich immer weiter von Rilliana, als sie von einer Riesenfledermaus in die Dunkelheit gehoben wurde. Trisha kniete auf dem Rasen und sah gen Himmel. Rillianas ängstliches Gesicht war in ihr Gedächtnis gebrannt. Tränen liefen Trishas Gesicht herunter und sie ballte ihre Hände zu Fäusten. Sie wischte sich die Tränen weg. Dabei fiel ihr die Farbe ihres neuen Armbandes auf. Es war gelb, und solange es sich nur wieder grün färbte, war Rilliana in Sicherheit. Trisha wusste: Sie hatte keine Zeit zu trauern, keine Zeit für Angst, keine Zeit zu zögern. Sie stand auf und lief zurück zum Haus und hoch ins Schlafzimmer. Sie wühlte in ihrem Rucksack herum, bis sie ein zusammengerolltes Ledertuch fand, und legte dieses auf ihr Bett. Trisha entrollte es und zum Vorschein kam ein dunkler Dolch. Trisha schüttelte den Kopf, als sie ihn sah.
„Hätte nicht gedacht, dass ich dich hier benutzen müsste“, murmelte sie und versuchte, sich zu konzentrieren. Ihr Körper begann sich zu verwandeln und nahm eine wildere Form an. Ihre Arme und Beine wurden muskulöser und ihre Zähne länger. Gleichzeitig schossen ihre Krallen aus ihren Fingern und wurden so scharf, dass sie mit ihnen die Luft durchschneiden konnte. Sie öffnete ihre Augen. Ihre Pupillen hatten sich zu katzenhaften Schlitzen verändert und waren voller Energie.
„Rilliana … hab keine Angst, ich bin bei dir!“, sagte sie, warf sich ihren Umhang über und rannte mit unnatürlicher Geschwindigkeit, in die Richtung, in der die Fledermaus verschwunden war.
Rilliana zitterte vor Angst und der brennenden Kälte, der Nachtluft. Sie betete zu jedem Gott, der gerade zuhören wollte, dass Trisha sie wieder sicher nach Hause bringen würde oder sie durch Eingreifen der Götter selbst, die Fledermaus überlebte. Sie glitten über die Bäume des Waldes und es sah aus wie ein grünes Meer. Rilliana wurde schlecht und sie sah hoch. Die Fledermaus hielt sie mit seinen messerscharfen Krallen fest und seine Zähne waren wie Dolche, an denen Speichel herunttertropfte. Sie schluckte. Doch eine plötzliche Wärme ließ sie aufschauen. Die Sonne stieg über den Bäumen auf und erwärmte Rillianas Körper mit ihren Strahlen. Keine Sekunde später kreischte die Fledermaus auf und wurde schneller. Die Sonnenstrahlen schienen die Fledermaus zu verletzen und sie wollte so schnell wie möglich zu ihrem Hort. Rilliana blinzelte, als sie eine alte, verfallene Festung ausmachen konnte, auf welche die Fledermaus zuflog.
Ist das der Hort der Fledermaus? Überlegte Rilliana und sah zu ihr hoch. Warum diese nicht schon längst ihre langen Fänge in sie geschlagen hatte, war ihr schleierhaft, doch hinterfragte sie es nicht. Jede Sekunde mehr war ein Geschenk. Die Fledermaus schrie erneut vor Schmerz auf, als die Sonne vollends aufging, und Rilliana wünschte sich, sie könnte sich ihre Ohren zuhalten. Ihr Entführer fing an zu trudeln und immer mehr an Höhe zu verlieren. Die Elfe schloss die Augen, als sie auf ein Loch im höchsten Turm zuschossen. Es zischte laut, als sie knapp an der Mauer vorbeiflogen und die Fledermaus im Hort Schutz vor der Sonne nahm. Rilliana spürte, wie sie losgelassen wurde und die Schwerkraft Besitz von ihr nahm. Sie riss wieder ihre Augen auf, gerade noch rechtzeitig, um sich für den Aufprall zu wappnen. Durch die enorme Geschwindigkeit rollte sie wie eine Puppe über den Boden und blieb dann regungslos auf dem Rücken liegen.
Autsch. Dachte sie und sah zur Decke des Turms. Dort hatte die Fledermaus sich kopfüber aufgehängt und schien ihre Verbrennungen zu lecken. Sie spürte, wie ihr Puls in die Höhe schoss und erneut Panik ihr Herz ergriff, doch da war etwas anderes.
„Trisha …“, sie erinnerte sich an ihr Training und was ihre feline Freundin ihr beigebracht hatte. Zuerst Ruhe bewahren, dann Lage beurteilen und dir ein Bild deiner Umgebung machen. Sie zwang sich, ruhig zu atmen, und sah sich vorsichtig um. Rilliana sah Tierknochen, die sie vielleicht als Dolch benutzen könnte, sofern sie einen Weg fände, sich von dem Geschirr zu befreien. Rilliana schaute runter auf ihren nackten Körper, der von dem Harness und den Taschen, in denen ihre Glieder steckten, gefangen war.
Das kann ich wohl vergessen. Dachte sie und schaute sich weiter um. Im Raum standen morsche Möbel, doch sie bezweifelte, dass der Tisch sie beschützen konnte. Doch dann schrie sie einen stummen Schrei der Freude, als sie einen Kamin sah, der in die Wand eingebaut war. Er war tief genug, dass sie glaubte, dass die Fledermaus sie nicht darin erreichen konnte. Wäre ihre Stimme nicht magisch verstummt, hätte man im ganzen Turm ein freudiges Rufen gehört. Vorsichtig versuchte sie, sich auf ihren Bauch zu drehen, was ihr ohnehin Schwierigkeiten machte, aber in so einer Situation? Mit Schwung schaffte sie es dennoch, blieb regungslos liegen und lauschte. Die Fledermaus schien allerdings nicht an ihr interessiert zu sein und leckte weiter an ihren Verbrennungen. Zögerlich stand Rilliana auf und schlich in Richtung Fels. Sie sah nach oben und stellte erleichtert fest, dass sie unbeobachtet blieb. Es knackte laut. Rillianas Blut gefror in ihren Adern und ihr Kopf wirbelte zu Boden. Ein Knochen war unter ihrem Ellbogen zerbrochen. Die Fledermaus schrie auf und stürzte sich zu Boden. Rilliana wartete nicht ab, was als Nächstes geschah, und stolperte über die Knochen Richtung Sicherheit. Sie spürte einen Luftzug und warf sich zu Boden, um das letzte Stück über den Boden zu schlittern. Sie prallte gegen das Innere der Kaminwand und zog eilig ihre Beine hinter sich und keinen Moment zu früh. Im nächsten Moment kratzten Krallen über den Boden, wo sie gerade noch gelegen hatte. Die Kreatur heulte auf und versuchte, Rilliana aus dem Kamin zu holen, doch die Elfe drückte sich in die Ecke und hielt vor Anspannung den Atem an. Erst als das Kratzen aufhörte und Rilliana Flügelschlagen hörte, wagte sie, nach Luft zu schnappen.
Das war knapp. Dachte sie und entspannte sich. Sie hätte nicht gedacht, dass das Training diese Woche ihr dabei helfen würde, den Klauen einer Fledermaus zu entkommen. Vorsichtig sah sie aus dem Kamin hervor nach oben. Die Fledermaus starrte in ihre Richtung und hatte ihre Augen boshaft verengt.
Immerhin mache ich auch im Urlaub neue Freunde. Dachte Rilliana und legte sich zurück in den Kamin. In diesem Moment spürte sie einen Widerstand in ihrem Oberkörper und sah hinunter.
Fuck …
Ein Knochen hatte sich in ihren Körper gebohrt und von ihm tropfte langsam Blut auf die Asche. Rilliana schluckte und wurde bleich im Gesicht. Noch spürte sie die Wunde nicht, doch sie wusste aus Erfahrung, dass dies nicht lange anhalten würde und sie Hilfe benötigte. Und zwar schnell.
Trisha bitte … beeil dich …

„Wenn ich … nein, sobald ich … dieses Mistvieh … in die Finger bekomme … drehe ich ihm den Hals um!“, murmelte Trisha außer Atem, nachdem sie den Wald hinter sich gelassen und die Festung gefunden hatte. Sie stieß eine Tür auf, fand eine Treppe und stieg sie in Windeseile hoch. Sie konnte Rilliana riechen. Ganz nah. Die letzte Tür am Ende der Treppe. Ihr Armband war blutrot. Trisha schluckte und holte aus.
Rilliana zitterte. Inzwischen hatte sie eine Menge Blut verloren und es wurde immer schwieriger für sie, wach zu bleiben. Sie schluckte und nahm tief Luft. Atmen schmerzte sie und jeder Atemzug wurde schwerer. Sie fragte sich, ob es an ihrer Verletzung lag.
„Trisha …“, war ihr letzter Gedanke, dann umarmte sie die Finsternis.
Die Tür schlug auf. Die Fledermaus kreischte überrascht auf und breitete ihre Flügel aus. Trisha von Wand zu Wand. Wie ein schwarzer Blitz zischte ihr Dolch nach oben und durchtrennte den Flügel. Das Monster stürzte zu Boden, prallte gegen die Wand. Trishas Dolch sauste knapp an seinem Hals vorbei. Ein dumpfes Rumsen hallte durch den Raum, als Körper, Flügel und Kopf auf den Steinboden krachten. Trisha landete geschmeidig auf allen Vieren und rannte zu Rilliana.
„Fuck, fuck, fuck. Rilliana hörst du mich? RILLIANA?!?“
Trisha kam schlitternd neben ihr zu stehen. Ihr Herz raste. Sie drehte Rilliana auf ihren Rücken. Das Blut der Elfe beschmierte ihre Hand. Zog zischend Luft ein und hob Rilliana hoch. Blut tropfte auf den Boden, doch die Elfe war noch am Leben.

„Ehrlich, Trisha! Du kannst doch nicht einfach …“
Die Frau wurde von einem Rumsen unterbrochen und Trisha und sie sahen hoch.
„Bitte …“, murmelte Trisha und die Frau wedelte mit ihrer Hand.
„Geh schon.“
Trisha ließ sich das nicht zweimal sagen und eilte die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer. Sie öffnete die Tür und da lag Rilliana auf dem Boden. Ein Verband war um ihren Oberkörper gewickelt und sie kämpfte sich auf ihre zittrigen Beine.
„Rilli? Du bist bereits wach?“, fragte Trisha und kam besorgt ins Zimmer geeilt. „Bei den Göttern, bleib doch liegen“, murmelte Trisha und half Rilliana hoch und zurück ins Bett.
„Trisha, ich …“
„Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit und dir kann nichts mehr geschehen“, sagte Trisha und umarmte Rilliana vorsichtig. Tränen rollten über ihr Gesicht.
„Trisha, bitte weine nicht … ich bin in Ordnung. Du hast mich gerettet.“
Sie drückte ihre Freundin fester an sich.
„Wie lang war ich weg?“, fragte Rilliana.
„Nur ein paar Stunden …“, sagte Trisha und schluchzte. Rilliana tätschelte sanft ihren Rücken.
„Dann können wir wohl weitermachen, oder?“
„Was?“, fragte Trisha schluchzend und löste die Umarmung. Sie verstand nicht, was die Elfe meinte.
„Ich schulde dir noch eine Woche, erinnerst du … dich …?“, fragte die Rilliana. Doch verlor sie ihre Stimme, als sie das entsetzte Gesicht ihrer Freundin sah.
„Du willst … weiter machen?“
„Nun … ja? Das war doch unsere Wette …“, sagte Rilliana kleinlaut, doch hätte sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen, als Trisha explodierte.
„HAST DU NICHTS ANDERES IM KOPF?! RILLI ICH DACHTE, ICH HÄTTE DICH VERLOREN! DU HAST SO VIEL BLUT …“
Trisha verstummte und wandte sich ab. Ihre Hand legte sich über ihr Gesicht und sie schloss ihre Augen.
„Aber du hast mich gerettet … und beschützt …“, fing Rilliana an, doch Trisha hob ihre andere Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
„Rilliana … ich … ich brauch’ eine Pause … das ist mir gerade … ich kann das nicht!“, murmelte die Shifterin und verließ das Zimmer.
„Trisha …“, sagte Rilliana schwach, als sie ihrer Freundin hinterher sah.

Rilliana starrte mit leeren Augen an die Holzbalken über ihr. Sie fühlte eine sich immer weiter ausdehnende Leere, seit Trishas Kutscher Jeffrey sie nach Hause gebracht hatte.
Habe ich alles zerstört, was Trisha und mich verband? Dachte sie und rollte sich zur Seite. Sie sah das Halsband, welches sie noch vor ein paar Stunden angehabt hatte. Sie nahm es in die Hand und rollte sich zusammen. Tränen rollten ihr Gesicht herunter, als sie anfing zu weinen. Es klopfte.
„Trisha, es …“, sie verstummte, als sie Arissa in der Tür stehen sah. Schnell wischte sich Rilliana die Tränen weg und sprang vom Bett auf.
„Arissa! Was kann ich für dich tun?“, fragte sie, während sie sich ihre Augen rieb und versuchte, ihre Trauer zu verbergen.
„Das … ist jetzt zweitrangig … Alles in Ordnung bei dir, Schätzchen?“, fragte Arissa und ging auf sie zu.
„Ja, ja, alles bestens“, log Rilliana und zog ihre Nase hoch, „bin nur ein wenig verschnupft.“
„Oh … verstehe … schwieriges Thema“, murmelte Arissa und legte den Kopf schief. Sie wusste, dass sie Rilliana nicht weiter bedrängen sollte.
„Fühlst du dich fit genug für die Mission? Es gibt eine kleine Planänderung und deswegen müsste ich dich schon heute einschleusen.“
„Ja, kein Problem“, log die Elfe und setzte ein gezwungenes Lächeln auf.
„Mhmmmmh“, murmelte Arissa zweifelnd, „komm heute Abend zu den Ställen im Osten und zieh dir das an. Das ist nicht gerade mein Geschmack, aber ich glaube, nach allem, was du mir … von euch beiden … erzählt hast, könnte es dir gefallen“, murmelte Arissa und legte ein braunes Päckchen auf das Bett. Der Satz war wie ein Dolch in Rillianas Herzen, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
„Ähm … Ruh dich noch ein wenig aus. Ich brauche dich in Bestform.“
„Ver … Verlass dich auf mich!“, sagte Rilliana.
„Das mache ich, Liebes, das mache ich, aber …“
Arissa seufzte, sagte jedoch nichts und verließ Rillianas Unterkunft. Die Elfe ließ sich zurück ins Bett fallen und griff nach dem Paket. Sie hörte etwas in ihm klirren, als würde Metall darin sein, allerdings fühlte sie auch Stoff und öffnete es neugierig. Zum Vorschein kam ein blaues Gewand, das mit goldenen Plättchen verziert war.
„Was für eine Planänderung soll das sein?“, fragte sie sich und zog das Gewand an.

„Ist das dein Ernst, Arissa?“, rief sie, als sie sich im zerbrochenen Spiegel betrachtete. Das Gewand ließ keine Fantasie zu. Nicht nur, dass der wenige Stoff den Großteil ihres Körpers nicht bedeckte, zudem war er durchsichtig und man konnte ihre nackten Brüste darunter sehen. Nur ihr Schritt war verborgen. Zudem musste sie das Kostüm um ihre Knöchel und Handgelenke mit goldenen Fesseln verschließen. Wenigstens war ein kleiner goldener Schlüssel im Paket gewesen und sie konnte es nach der Mission wieder ausziehen.
„Ausgerechnet jetzt …“, murmelte sie und blickte zum Halsband, welches immer noch auf dem Bett lag. Ein Gedanke schoss in ihren Kopf.
Sollte ich nicht doch die Mission abblasen? Ich bin nicht wirklich in der richtigen Verfassung … aber Arissa.
„Ich darf Arissa nicht enttäuschen, sie verlässt sich auf mich …“, murmelte sie und ließ sich zurück aufs Bett fallen. Rilliana nahm erneut das Halsband auf und drehte es gedankenverloren in ihrer Hand. Plötzlich durchströmte sie eine ungewohnte Wut, welche einen roten Schleier vor ihr Gesicht schob. Sie packte das Halsband fester und warf es mit voller Wucht gegen ihren Schrank. Es blitzte kurz auf, als die Magie in ihm entwich, und es landete klappernd auf dem Boden. Eine Sekunde später krabbelte Nibbel erschrocken aus dem Schrank, mit einem Keks in seinem Mund, und verschwand in einem Loch in der Wand.
„Nibbel, warte! Ich wollte nicht … Ich …“
Rilliana verstummte und sank zurück auf ihr Bett.

Der Abend nahte und Rilliana hatte sich zu den Ställen begeben. Ein Umhang verbarg ihre exotische Kleidung und sie wartete auf ihre Kontaktperson.
„Hey Kleine, lange nicht gesehen“, sagte eine männliche, ihr vertraute Stimme. Sie konnte ihr kein Gesicht zuordnen und sie wirbelte erschrocken herum. Sie erblickte einen groß gewachsenen Mann mit grauen Haaren. Er lächelte, als er ihr verwirrtes Gesicht sah.
„Was? Erinnerst du dich nicht an mich? Und dir habe ich meinen Dolch dagelassen“, sagte er entrüstet, und da erhellte sich Rilliana.
„Du?!?“, fragte sie entsetzt und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn.
„Weißt du, wie lange ich nach diesem verdammten Dolch gesucht habe?“
„Reg dich ab, Arissa meinte, du und deine Shifter-Freundin habt Gefallen daran gefunden. Wie geht’s ihr? Ich dachte, sie wäre mit von der Partie“, fragte er und verstummte, als er ihr Gesicht sah.
„Oh … verstehe … schwieriges Thema“, murmelte er und zog zischend Luft ein.
„Egal, worauf warten wir hier?“, fragte Rilliana und drehte sich wieder zu den Stellen, wo gerade eine Kutsche fertig gemacht wurde. Der Mann stellte sich neben sie.
„Darauf, dass eine Kutsche hier vorbeikommt und wir dich da reinbringen. Ich hoffe, du hast diese komischen Klamotten an. Die Zielperson hat ausdrücklich danach verlangt und es sollte dir als gute Tarnung dienen, wenn du nach dem Kelch suchst.“
„Gute Tarnung?“, fragte Rilliana aufgebracht und entblößte ihren Umhang, um ihr Kostüm zu zeigen. Er grinste amüsiert und pfiff anerkennend.
„Das sagten zumindest Arissas Informanten“, sagte er.
„Also … dieser Kelch …?“
„Sollte nicht zu übersehen sein. Sehr wertvoll, mit dem Wappen der Stadt darauf. So ähnlich wie das Emblem, das du bereits gestohlen hast.“
„Ich weiß, wie das Wappen von Leon’s Keep aussieht!“
„Sicherlich“, murmelte er.
„Wie auch immer … wo …“, fragte Rilliana.
„Sag mal, hat Arissa dir gar nichts erzählt?“
Er rollte mit den Augen, als die Kutsche losfuhr.
„Steig gleich einfach in die Kutsche ein. Der Rest ist fürs Erste egal. Lass dich einfach nicht erwischen.“
Jetzt rollte Rilliana mit den Augen.
„Wie heißt du eigentlich?“, fragte sie und drehte sich zu ihm, doch er war verschwunden. Genervt versteckte sie sich hinter einer nahen Kiste. Sie hörte, wie die Kutsche näherkam, dann ein Wiehern der Pferde und ein kurzes Aufschreien, als ihr Partner den Kutscher betäubte. Der Mann winkte Rilliana zu sich und bedeutete ihr, still zu sein. Sie folgte ihm und er öffnete die Kutschentür für sie.
„Nach Ihnen, junge Dame“, sagte er und half ihr die Stufen in die goldverzierte Kutsche hoch.
„Vielen Dank, vielen Dank“, sagte sie lächelnd und nahm auf dem mit rotem Samt bespannten Kissen Platz. Ihr Partner setzte sich hinter die Pferde und ließ die Peitsche kurz knallen, damit sie sich in Bewegung setzten.

Sie schaukelten in Richtung Oberstadt. Rilliana drehte sich der Magen um, als sie an Trishas Wohnung vorbeifuhren. Doch senkte sie ihren Blick und ließ sich zurück in die Kissen fallen. Das Kapitel Trisha war vorüber, für immer. Ihre Hand ballte sich zur Faust, doch horchte sie auf, als die Kutsche anhielt. Ihr Partner sprang herunter und redete mit jemandem, bevor sich die Kutschentür öffnete.
„Meine Damen“, murmelte er, und Rillianas Mund klappte auf, als eine Schönheit nach der anderen die Kutsche betrat. Alle trugen dasselbe Kostüm wie Rilliana nur in anderen Farben. Als Letzte stieg eine große, schlanke Frau ein, mit mitternachtsschwarzen Haaren und einem dunkelvioletten Gewand. Sie musterte Rilliana mit scharfen Augen, sagte jedoch nichts. Die Elfe schluckte, als sie von oben bis unten begutachtet wurde, doch wandte die Frau sich ab, als die Kutsche sich wieder in Bewegung setzte. Rilliana atmete erleichtert aus und sah aus dem Fenster. Sie fuhren an einem Haus vorbei, an dem in großen Lettern stand: Terras Mondschleier Pavillon. Sofort zuckte Rillianas Kopf zu der dunkelhaarigen Frau und die fing an zu lächeln.
„Du …“
Die Frau hielt sich einen Finger vor den Mund, um Rilliana zum Schweigen zu bringen. Dann schloss sie ihre Augen und lehnte sich zurück in die gemütlichen Kissen.

„Na endlich, warum hast du so lange gebraucht? Lord Dekar wartet schon und sein Gast wird langsam ungeduldig.“
„Qualität hat eben ihren Preis und benötigt primär Zeit“, sagte Arissas Freund und stieg von der Kutsche.
„Hey Mädels, wir sind da!“, sagte er und hämmerte gegen die Tür. Vorsichtig öffnete eine der Frauen die Kutsche und stieg aus. Eine nach der anderen verließ das Gefährt, bis Rilliana sich als Letzte der kühlen Nachtluft aussetzte. Rilliana öffnete ihren Mund, um sich darüber zu beschweren, dass es viel zu kalt war und sie so schnell wie möglich reinmussten. Aber sie verstummte, als sie sah, wo sie stand. In der Mitte von Oberstadt, direkt vor den Toren zum Bergfried, der bis auf den Glockenturm alles überschatten konnte.
Ich sollte mich echt besser vorbereiten. Dachte Rilliana, die nun schluckte. Dieser Ort war vermutlich der bestbewachteste in ganz Leon’s Keep. Ein Fehler und es wäre für sie vorbei.
„Moment, Lord Dekar hat nur sieben Frauen bestellt, das sind aber acht.“
„Ja, die hier ist ein kleines Geschenk für die Herren als Dank für den Auftrag und als Entschuldigung für die Verspätung.“
Die Wache runzelte die Stirn über diese Planung.
„Also … wusstest du, dass ihr zu spät kommt, und habt vorsorglich eine Frau mehr eingepackt?“
„Hey, was weiß ich. Ich habe nur die Kutsche gefahren.“
„Natürlich …“, murmelte die Wache und winkte die Frauen zum Bergfried.
„Viel Erfolg“, flüsterte Arissas Freund Rilliana zu und setzte sich zurück auf die Kutsche.

Wenn Trishas Villa, Rilliana bereits wie ein Schloss vorkam, so war der Bergfried wie eine neue Welt. Überall waren Reichtümer. Von den goldverzierten Bilderrahmen bis zu Vitrinen, in denen Waffen und Artefakte schlummerten. Ein Diener führte sie an dem Kelch vorbei, neben dem zwei Wachen standen. Er bog ab in einen Gang, auf dem mehrere Türen links und rechts verteilt waren. Am Ende von ihm war eine Doppeltür und er öffnete sie für sie.
„Hier rein, meine Damen, und wartet, bis der werte Gast kommt“, befahl Lord Dekars Diener. Rilliana betrat den Raum als Erste, und sofort schlug ihr heiße, feuchte Luft entgegen. Sowas hatte Rilliana noch nie verspürt und der schnelle Temperaturwechsel machte sie benommen.
„Hey, alles in Ordnung?“, fragte Terra und hielt Rilliana an der Schulter fest, damit sie nicht umkippte.
„Ja … ja, es geht gleich wieder, danke.“
Sie lächelte Rilliana aufmunternd zu.
„Das ist überwältigend, oder?“
„Die Temperaturen, der Reichtum auf dem Weg hierhin oder dass ich die Spinne von Leons Keep höchstpersönlich getroffen habe?“, fragte Rilliana und Terras zuckte bei den Namen zusammen. Ihr mitfühlendes Lächeln wurde schief, doch sie fing sich schnell wieder.
„Du kennst also mein zweites Standbein? Ich mag allerdings den Namen nicht besonders …“, sagte sie fast flüsternd und deutete vor sich in den Raum, „ich meinte auch eher unseren Aufenthaltsort.“
Rilliana sah auf und erstarrte, als sie all den Reichtum sah, der in dem Raum verteilt war.
Wie konnte jemand so viel Geld besitzen, dass er sich Wasserfälle in sein Haus baut, die einen kleinen Teich befüllen? Fragte sich Rilliana kopfschüttelnd.
Und dafür mussten wir im Weisehaus hungern?
Sie ballte ihre Hand zur Faust, aber Terras Hand an ihrer Schulter brachte sie zurück.
„Entspann dich, Liebes, du bist hier unter Freunden“, sagte Terra und zeigte auf ihre Angestellten, die sich bereits auf dem gewaltigen Bett streckten oder im warmen Wasser planschten.
„Mmmmhmm“, murmelte Rilliana und blickte zu ihr auf, „Tut mir leid. Es ist gerade ein bisschen schwierig für mich.“
„Oh? Du musst mir alles erzählen. Wie heißt du, Liebes?“
„Ril …“, fing Rilliana an, doch verstummte sie und fügte rasch hinzu: „Rike. Mein Name ist Rike.“
„Aha, Rike also?“, fragte Terra und geleitete sie zum Bett zu den anderen Frauen. „Hat dein schwieriges Leben etwa mit einem gewissen Catgirl zu tun?“
Rilliana sah zu ihr auf.
„Oh … verstehe … schwieriges Thema“, murmelte Terra und half Rilliana auf das Bett, bevor sie sich neben sie setzte. Rilliana machte sich bereits darauf gefasst, von Terra und den anderen mit Fragen durchlöchert zu werden, doch schienen sie zu spüren, dass sie nicht sprechen wollte. So kam Rilliana aber in den Genuss vom neusten Klatsch und Tratsch aus Leon’s Keep. Welcher Ehemann seine Frau diese Woche betrogen hatte, welche magischen Wesen jemanden im Wald verhext hatten oder Gerüchte über verschwundene Frauen im Westen. Rilliana hörte nur mit halbem Ohr zu und sah erst auf, als die Tür zu ihrem Zimmer sich öffnete. Sie hörten Stimmen.
„Da wir nun endlich die Verträge abschließen konnten, möchte ich Ihnen noch für den heutigen Abend ein kleines Geschenk überreichen. Ich hoffe, ich habe euren Geschmack getroffen.“
Ein Mann betrat den Raum, welcher in weißen Gewändern gekleidet war, und sah wenig begeistert zu der Szenerie und den Frauen.
„Vielen Dank, Lord Dekar. Wenn ihr verzeiht, ich würde mich nun gerne in den von ihnen bereitgestellten … Harem … zurückziehen“, sagte er mit starkem Akzent.
„Natürlich, Prinz Al Alabischahad, wenn ihr etwas braucht, meine Diener erfüllen euch jeden Wunsch.“
Die Tür schloss sich und sofort gingen ein paar der Frauen zu dem Prinzen und fingen an, seine Gewänder zu entfernen.
„Stopp, lasst das. Ich will einfach nur … lasst mich lediglich in mein Bett“, sagte er verdrossen und scheuchte die Frauen beiseite. Rilliana und Terra stiegen vom Bett herunter und machten ihm Platz.
„Aber mein Herr, wir sind hier, um ihnen den Abend zu versüßen. Eure Reise war doch bestimmt sehr beschwerlich und ihr müsst euch von den Strapazen erholen. Lasst uns euch unterhalten und beim Entspannen helfen“, flüsterte Terra mit honigsüßer Stimme und streichelte seine Brust. Der Prinz schnalzte missbilligend mit der Zunge.
„Nicht anfassen“, murmelte er und Terra zog sofort ihre Hand zurück. „Wenn ihr mich unbedingt unterhalten wollt, dann auf meine Art. Geht in das Bad und nehmt euch einen Partner. Ich erkläre euch gleich, was ihr machen werdet.“
Der Mann ging zur Tür zurück und sprach mit dem Diener, während die Frauen zum Bad schlenderten und in das knietiefe Wasser stiegen.
„Komm Rike, du bist jetzt mein Partner“, sagte Terra und zog Rilliana ins Becken.
„Moment? Was ich muss, nicht unbedingt. Hey, warte!“, rief Rilliana und krallte sich panisch am Bett fest. Terra lachte nur und zog sie mit Leichtigkeit an ihren Beinen zum Teich. Sie rutschte über den glatten, nassen Boden und landete letztlich im Wasser, inmitten der anderen Frauen. Sie fingen an zu lachen, als Rilliana ihre Haare aus dem Gesicht zog und dann ihre Brüste versteckte, die nun deutlich durch den nassen Stoff zu sehen waren.
„Ach komm schon, ich bin nicht wirklich in Stimmung …“, sagte Rilliana doch ihre Worte gingen in den Gesprächen der anderen unter, als der Prinz mit Seilen in den Armen zurückkam.
„Habt ihr euch aufgeteilt? Gut, die Regeln sind einfach: Ihr kämpft jetzt gegeneinander, bis nur noch eine von euch übrig ist. Bitte achtet darauf, dass ihr euch nicht verletzt. Die Letzte, die noch steht, bekommt einen Bonus, sobald die Nacht vorüber ist.“
„Und was hat es mit den Seilen auf sich, mein Herr?“
„Die Verlierer jeder Runde werden verschnürt und können den Rest der Zeit gefesselt verbringen. Irgendwelche Fragen? Keine? Gut, ihr könnt anfangen“, sagte der Prinz knapp und legte sich aufs Bett.
„Moment, ich habe …“, wollte Rilliana gerade anfangen, als Terra sich auf sie warf und in den Schwitzkasten nahm. Völlig überrumpelt versuchte Rilliana Terras Griff zu brechen, doch die Frau schien für ihre schlanke Gestalt überraschend stark zu sein. Zumindest stärker als Rilliana. Die Elfe wehrte sich mit Leibeskräften, doch hatte sie nie besonderen Wert auf Muskeln gelegt. Ihr Kopf lief rot an und ihr ging langsam die Luft aus, sodass ihr langsam schwarz vor Augen wurde. Ihre Finger krallten sich in Terras Arm, doch letztlich konnte sie nicht anders, als auf ihren Arm zu klopfen. Terra verstand sofort, dass sie aufgab, und ließ Rilliana frei. Hustend sackte Rilliana zurück ins Wasser und krächzte ein „Danke“ aus ihrem Hals. Terra half ihr zurück an Land, und gerade wollte Rilliana nochmal für die Hilfe danken, als Terra die Seile in die Hand nahm.
„Du gibst mir wirklich keine Pause, oder?“, fragte die Elfe, die gerade hin- und hergerissen war, die Seile zu empfangen oder wegzulaufen.
„Nur eine kleine“, lachte Terra und fing damit an, die Seile um Rillianas Handgelenke zu wickeln. Sie spürte, dass die Seile sehr locker gezogen wurden, und sie sah auf zu Terra. Die Frau lächelte auf sie hinunter.
„Ich glaube, du bist für heute raus ... Rike“, sagte Terra und wuschelte durch die blonden Haare der Elfe. Ungläubig sah die Elfe auf ihre Fesseln.
„Nun … ich danke für die Pause, aber … ist das alles? Ich bin jetzt schon ein wenig enttäuscht“, sagte Rilliana und befreite sich mit einer schnellen Handbewegung aus den Fesseln. Terras Auge zuckte.
„Wie du willst …“
Zehn Minuten später war Rilliana verschnürt wie ein Schinken. Seile fesselten ihre Knöchel, Knie und ihren Oberschenkel aneinander, und ihre Arme waren so fest hinter ihrem Rücken gebunden, dass sich ihre Ellbogen berührten. Das Seil war so fest gespannt, dass es in ihre Haut presste. Zusätzlich hatte Terra, das von Rilliana geliebte Schrittseil, gebunden, und die Elfe stöhnte laut, als sie es festzog.

Drei Kampfrunden später war das Spiel zu Ende und natürlich hatte Terra gewonnen. Rilliana war aber aufgefallen, dass sie deutlich sensibler mit ihren Angestellten umgegangen war als mit ihr.
„Gut gekämpft, meine Dame. Werft nun die Verlierer ins Bad und habt ein bisschen Spaß mit ihnen.“
„Wie ihr wünscht, eure Hoheit“, sagte Terra und verbeugte sich vor dem Prinzen. Sie tat, wie ihr geheißen, und eine Frau nach der anderen landete kreischend im Wasser, wo Terra wie ein Haifisch grinsend sich über sie hermachte und sie kitzelte, küsste oder sie kurz unter Wasser hielt. Währenddessen fragte sich Rilliana, ob sie es sich einbildete, doch glaubte sie, dass mit jeder verstreichenden Minute ihre Fesseln enger wurden.

Bis in die späte Nacht hinein spielten Terra und die Frauen miteinander, bis der Prinz sagte, er habe genug und er wolle nun schlafen.
„Allein“, wie er betonte. Eine nach der Frau wurde von Terra befreit und verließ das Zimmer. Rilliana sah einer nach der anderen hinterher, und die Frage, wann sie nun endlich befreit wurde, brannte immer stärker in ihrem Bauch, vor allem da die Seile sich tief in ihre Haut geschnitten hatten und es langsam anfing zu schmerzen. Doch letztlich stand Terra über ihr und lächelte.
„Könntest du mir bitte zur Hand gehen? Die Seile ziehen ein bisschen“, murmelte die Elfe und lächelte zurück.
„Mmmmhh … nein, noch nicht, ich will noch ein bisschen Spaß haben. Vielleicht frage ich einfach den Prinzen, ob ich dich als Belohnung haben kann“, überlegte Terra laut und hob Rilliana mit Leichtigkeit hoch.
„Ich nehme an, ich habe kein Mitspracherecht?“
„Du hast gleich dein Recht aufs Sprechen verwirkt“, antwortete Terra lachend und ging in eines der Zimmer direkt auf dem Gang, welches ihnen zur Verfügung gestellt wurde.
„Bei den Göttern! Ist das kalt hier!“, rief Rilliana, als sie das Zimmer betraten.
„Keine Sorge, ich sorge dafür, dass dir gleich viel, viel wärmer wird“, sagte Terra und legte Rilliana ins Bett, „aber zuerst …“
Sie nahm ein Stück Stoff und stopfte es in Rillianas Mund.
„Schön drin behalten!“, befahl sie der Elfe und vollendete den Knebel mit einem weiteren Tuch, welches sie in ihrem Nacken verknotete.
„Also … ich hätte da ein paar Fragen an dich, kleine Elfe. Und es wäre weise, wenn du sie wahrheitsgemäß beantwortest, verstehst du?“, sagte Terra und kitzelte Rillianas Füße. Die Elfe zuckte zurück, aber die strengen, nassen Seile verhinderten nahezu jede Bewegung.
„Frage Nummer eins. Bist du aus einem anderen Grund hier als wir?“
Rilliana schüttelte den Kopf. Terra schloss ihre Augen.
„Komm schon, Rike. Lügen kann ich überhaupt nicht leiden. Das solltest du doch wissen, oder?“, sagte sie und kitzelte die Elfe. Rilliana stemmte sich nach Leibeskräften gegen die Seile und versuchte vor dem Angriff der Finger zu fliehen. Sie schrie vor Lachen in den Knebel und wand sich in ihren Fesseln.
„Zweite Frage“, sagte Terra, während sie weiter kitzelte, „heißt du wirklich Rike?“
Rilliana nickte, während Tränen vom Lachen ihr Gesicht herunterliefen.
„Und wieder gelogen. Ich bitte dich. Allein wie du eben gezögert hast, ist Rike niemals dein richtiger Name. Aber kommen wir zur letzten Frage“, sagte Terra plötzlich mit ernster Stimme. Sie hörte auf, Rilliana zu kitzeln, und zog ein Messer unter dem Bett hervor. Sie legte die Klinge an den Hals der Elfe, die sofort verstummte.
„Bist du hier, um mich oder eines meiner Mädchen in Gefahr zu bringen?“
Rilliana zögerte und schüttelte letztlich ihren Kopf.
„Oho, die Elfe kann also doch die Wahrheit sagen. Also weswegen bist du wirklich hier?“, fragte sie und zog den Knebel herunter. Rilliana spuckte das Tuch aus und sagte: „Ich dachte, das wäre deine letzte Frage gewesen.“
Terra kitzelte Rilliana erneut und diese kicherte.
„Ich stelle hier die Fragen! Also …?“
Rilliana rollte mit den Augen und lehnte sich zurück.
„Ich soll den Kelch im Flur mitgehen lassen. Heute war anscheinend die einzige Möglichkeit, hier sicher hereinzukommen. Tut mir leid, dass ihr da hineingezogen wurdet.“
Terra zuckte mit ihren Schultern.
„Wir sind doch alle nur Figuren auf dem Spielbrett von irgendwelchen größeren Mächten, oder?“, sagte sie und zerschnitt die Seile, die Rilliana festhielten. Rilliana nickte, doch der Frau entging nicht, dass etwas anderes auf dem Herzen der Elfe lag.
„Sag mal, was hältst du davon, für mich zu arbeiten? Du schienst die Einzige zu sein, die ihre Fesseln richtig genossen hat. Das ist selten, du wärst die Attraktion im Mondschleier Pavillon.“
„Danke, aber ich bin zufrieden“, murmelte Rilliana und massierte sich die Glieder. Die Seilspuren waren deutlich über ihren ganzen Körper zu sehen.
„Das Angebot steht. Du kannst auch gerne mal für eine Tasse Tee vorbeikommen“, sagte Terra und lachte.
„Gerne. Es hat mir heute Spaß gemacht, Terra. Hoffentlich sieht man sich bald mal wieder. Ich muss jetzt aber wirklich los“, sagte Rilliana und stand auf, nur um sofort zu Boden zu fallen.
„Nicht schon wieder …“, murmelte sie und bemühte sich aufzustehen.
„Ich glaube, ich habe die Seile etwas zu fest gemacht, oder?“, fragte Terra und hob sie zurück ins Bett.
„Das ist absolut korrekt“, sagte Rilliana genervt und massierte ihre Beine, um wieder ein Gefühl in ihnen zu bekommen.
„Was wäre, wenn ich dir den Kelch beschaffe und du dafür den Rest der Nacht bei mir verbringst?“, fragte Terra und schmiegte sich an Rilliana.
Rilliana zögerte. Wich dann aber von ihr zurück.
„Ich bekomme, was ich will, und eine Nacht mit dir? Ich fühle, dass da irgendwo ein Haken ist“, sagte Rilliana und zog ihre Augenbrauen zusammen.
„Ach, Haken schmaken, sag ich immer“, lachte Terra und legte ihre Hand auf Rillianas Bein, „Du musst mir nur ein bisschen was über dich erzählen.“
Ihre Hand wanderte ihre Hüfte hoch.
„Über die Tunnel unter der Stadt.“
Rilliana sah Terra verbittert an, während ihre Hand weiter nach oben wanderte, bis unter ihr Kinn.
„Oder über deine kleine Freundin und ihre Schwester …“
Rilliana drückte Terras Hand beiseite.
„Tut mir leid, ich … ich kann das nicht …“, flüsterte Rilliana und drehte sich weg.
„Oh, tut mir leid, Rike. Ich wollte dich nicht verärgern … Das hätte eine schöne Nacht werden können, aber ich will jetzt nicht so sein. Ich habe einen Fehler gemacht und beabsichtige, mich zu revanchieren.“
„Was meinst du?“, fragte Rilliana und drehte ihren Kopf zu Terra.
„Ich werde dir den Kelch besorgen, immerhin bin ich schuld, dass du dich nicht bewegen kannst. Und vielleicht überlegst du dir doch, für mich zu arbeiten?“
Rillianas Miene verfinsterte sich.
„Gut, dann nur den Kelch“, sagte Terra grinsend und stellte sich vor einen großen Spiegel, der mit Juwelen und Gold bedeckt war.
„Der sollte passen“, murmelte Terra und streckte ihre Hand nach ihm aus. Sofort begann er zu schmelzen und sich zu verformen, bis vor ihnen ein Ebenbild des Kelches stand, dessen Original nur wenige Meter von ihnen entfernt im Flur bewacht wurde.
„Was zum …“, sagte Rilliana fasziniert und starrte Terra mit offenem Mund an, als diese den Kelch vom Boden hob.
„Du kannst Zaubern?“
„Natürlich. Du doch auch, oder?“, sagte Terra, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.
„Ich …“, fing Rilliana an und senkte ihren Blick.
„Sag bloß, du weißt nicht wie?“, fragte Terra und stemmte ihre Hände in die Hüfte.
„Was für eine Elfe bist du, dass du nicht zaubern kannst?!?“
Beleidigt starrte Rilliana Terra an, die entschuldigend ihre Hände hob.
„Tut mir leid, ich dachte nur, alle …“
„Anscheinend nicht alle“, murmelte Rilliana und verschränkte ihre Arme. Terra kratzte sich am Kopf. Sie wusste, dass sie gerade jedes Fettnäpfchen mitgenommen hatte, das es gab.
„Naja, ääähm ich besorge dir dann mal den Kelch …“, sagte sie und verließ das Zimmer. Immer noch mit dem nassen Kostüm bekleidet, ging Terra auf den Flur und klopfte an das gegenüberliegende Zimmer. Rilliana war neugierig, was sie vorhatte, und ließ sich zu Boden gleiten und kroch zur Tür. Sie sah, wie Terra und ein paar der anderen Frauen zu dem Kelch gingen. Während die Wachen von den Damen in ihre jeweiligen Zimmer gezogen wurden, um sich zu amüsieren, machte Terra sich am Kelch zu schaffen. Breit grinsend kam sie zurück. Ein Kelch in der Hand und ein anderer auf dem Podest.
„Bitte sehr“, sagte Terra knapp und warf Rilliana den Kelch zu. Verdutzt fing Rilliana ihn auf und begutachtete ihn. Ohne Zweifel, es war ihr Auftragsgegenstand.
„Liege nicht die ganze Zeit auf dem Boden und komm ins Bett. Wenn du dich schon nicht vergnügen willst, so kannst du mir zumindest Gesellschaft leisten“, sagte Terra und schaute auf die Elfe hinunter, die sie mit zusammengezogenen Augenbrauen anstarrte.
„Rein freundschaftlich … nicht geschäftlich. Du siehst so aus, als hättest du eine Menge auf dem Herzen. Wir können darüber reden, wenn du willst.“
Rilliana sah den Kelch an und dann hoch zu Terra.
Vielleicht hat sie sich ein bisschen Vertrauen verdient. Überlegte sie und kletterte zurück ins Bett.
„Danke …“, murmelte Rilliana lehnte sich an Terras Schulter an.
„Gern geschehen“, sagte sie. „Also … erzähl Terra, was passiert ist.“

Am nächsten Morgen schmuggelten die Frauen, Rilliana und den Kelch sicher zur Kutsche und von dem Gelände.
„Also denk dran, wenn du mal in der Nähe bist, besuch uns mal“, sagte Terra, und die anderen Frauen nickten zustimmend.
„Ich … ich werde es versuchen. Und nochmals danke für die tolle Nacht und dein Ohr, Terra“, murmelte Rilliana und umarmte alle, bevor sie ausstiegen und die Kutsche verließen. Kurz darauf setzte sich die Kutsche wieder in Bewegung und Arissas Freund fuhr sie fast bis vor ihre Haustüre. Sie sprang von der Kutsche ins Gebüsch, damit sie nicht von den anderen Bewohnern gesehen wurde, drehte sich aber noch zu dem Mann um.
„Ich nehme an, du hast noch was für mich?“, fragte er breit lächelnd, und Rilliana zückte den Kelch, der in ein Tuch eingewickelt war. Grinste aber, als sie mit dem Tuch zu spielen begann.
„Komm schon, Kleine … oder soll ich dich heute Abend wieder besuchen?“
„Naa, passt schon“, sagte Rilliana und warf ihm den Kelch zu.
Er fing ihn geschickt auf und nickte anerkennend.
„Hab ich mir gedacht. Ich lass Arissa wissen, dass sie dir einen Bonus ausstellen kann“, sagte er lachend.
„Besuchen kommen kannst du mich dennoch. Könnte die Ablenkung gebrauchen“, sagte sie.
„Mal schauen, Kleine, mal schauen“, antwortete er, nickte ihr zum Abschied zu und ließ die Pferde loslaufen. Schaukelnd fuhr die Kutsche zu den Stallungen und verschwand hinter einer Ecke. Die Elfe zog sich in das Gebüsch zurück und kletterte durch den Spalt, um zu ihrer Wohnung zu gelangen. Doch als sie im Flur ankam, stutzte sie. Wie damals, als Arissas Freund auf sie aufgelauert hatte, spürte sie, dass etwas nicht stimmte.
„Heute nicht. Nicht jetzt“, murmelte Rilliana und sah an sich hinunter. Das exotische Kleid gab ihr nicht gerade den Schutz, den sie jetzt vielleicht benötigte, und schränkte sogar ihre Bewegungen ein. Dennoch ballte sie ihre Hände zu Fäusten und schlich zur Tür. Sie stand offen. Rilliana warf sie auf und erstarrte. Auf ihrem Bett saß Trisha. Das zerstörte Halsband lag in ihren Händen. Sie zitterte. Noch bevor Rilliana etwas sagen konnte, erhob Trisha die Stimme. Sie klang erschöpft und ängstlich.
„Das Halsband und mein Armband sind miteinander verbunden … es kann mir zeigen, wo der Träger des Halsbandes ist, ob er sich wohlfühlt, in Gefahr ist, verletzt ist …“, sie sah auf und Rilliana sah Trishas von Tränen überströmtes Gesicht und ihre geschwollenen, roten Augen, „oder Tod“, endete sie und hob ihren Arm. Rilliana sah den Armreif, und dessen Kristall in seiner Mitte, der sich schwarz verfärbt hatte.
„Erst dachte ich, du wärst …“, sie schluckte, „als ich dann das Halsband fand, dachte ich, du hättest es zerstört, um mich hierhin zu locken.“ Aber dann warst du nicht da und ich … Ich hatte Angst … panische Angst … um dich! Und jetzt stehst du hier in diesem Kostüm, unverletzt.“
Sie schüttelte den Kopf, stand auf und stellte sich Rilliana in den Weg.
„Sag was!“, forderte sie und schubste die Elfe. Rilliana öffnete den Mund, aber kein Wort verließ ihre Lippen.
„Irgendwas!“, sagte Trisha und schubste sie erneut. Rilliana fing nun auch an zu zittern und hielt ihre Hände vor ihr Gesicht.
„Bitte …“, flüsterte Trisha und rutschte vor Rilliana zu Boden.
„Trisha …“, begann Rilliana und kniete sich vor sie und umarmte sie,
„Es tut mir alles so unendlich leid, meine Ignoranz dir gegenüber und deinen Gefühlen, meine Sucht. Ich wünschte, ich könnte alles zurücknehmen, was ich gesagt habe, und wenn ich irgendwie …“
Sie fing an zu weinen und drückte Trisha noch fester an sich.
Trisha, ich … ich liebe dich! Und ich …“ Sie wurde unterbrochen, als Trisha ihren Mund auf Rillianas presste.
„Ich dich doch auch, du Dummerchen …“, flüsterte Trisha, als sie sich voneinander lösten.

Ein paar Tage später lagen Rilliana und Trisha im Bett von Rillianas Wohnung. Die Shifterin tat so, als würde sie schlafen, und wartete geduldig, dass ihre Freundin endlich aus dem Bett schlich, um zu meditieren oder zur Abwechslung mal zu schlafen. Rilliana schien sich für ersteres zu entscheiden. Sie verschwand unter der Bettdecke und Trisha hörte, dass Rilliana endlich nach oben kletterte. Die Shifterin wartete noch einen Augenblick, bis sie selbst leichtfüßig aus dem Bett stieg und klammheimlich einen Brief küsste, den sie auf den Nachttisch legte. Sie sah kurz hoch zu der Elfe in Trance und verließ die Wohnung.

Rilliana streckte sich genüsslich, als sie aus ihrer Meditation erwachte, und sah nach draußen. Die Sonne, die sie sonst weckte, war hinter dunklen Wolken verborgen und ein rauer Wind fegte durch die Straßen. Auch waren nicht viele Menschen auf den Straßen. Vermutlich, weil sie keine Lust hatten, vom Regen erwischt zu werden.
„Hey Schlafmütze, wir sollten mal langsam aufstehen“, rief Rilliana und streckte sich erneut. Sie bekam keine Antwort und sah die Leiter hinunter, nur um festzustellen, dass anstelle von Trisha ein Brief auf sie wartete. Rilliana Herz rutschte in ihre Hose, als sie das Schlimmste befürchtete, und sie sprang fast auf ihr Bett, um den Brief aufzureißen. Als sie die ersten Zeilen las, beruhigte sie sich allerdings schnell und ließ sich auf ihr Bett fallen.
„Trisha, verdammt. Mach doch nicht sowas …“, murmelte sie und las weiter.

Meine liebste Rilliana,
Wenn du diesen Brief findest, bin ich bereits bei mir zu Hause und warte auf dich. Aber zuvor musst du drei Aufgaben erfüllen, um dir den Zutritt zu verdienen.
Als Erstes: Fessel dich selbst, so, wie ich es dir auf der Rückseite dieses Briefs skizziere, und zieh nur die Kleidung an, die ich in deinen Schrank gehängt habe, nichts anderes!
Als Zweites gehe zu dem Ort, an dem wir uns zum ersten Mal trafen, und finde ein Paket, welches ich dort versteckt habe.
Deine dritte Aufgabe findest du dort.
In liebe
Trisha

Rilliana biss sich auf die Unterlippe, als sie die Zeilen las, und drehte den Brief um. Darauf war eine Zeichnung, welche Schritt, für Schritt erklärte, wie sie sich selbst einen Harness aus Seilen fesseln konnte. Ohne weiter darüber nachzudenken, machte sie sich ans Werk. Rilliana nahm ein Seil, welches sie in der Mitte halbierte und über ihren Nacken hing. Danach verband sie das Seil mit mehreren Knoten vor ihrer Brust bis runter zu ihrem Schritt. Sie leckte sich die Lippen, als sie die nächsten Anweisungen auf der Skizze las, und beschloss, die Warnhinweise zu ignorieren, und zog das Seil durch sich selbst an ihren Nacken und straffte es. Fest. Sofort lief Rillianas Gesicht rot an.
Nun kam der spaßige Teil. Las Rilliana und führte das Seil nach vorn und fädelte es in die durch die Knoten entstandenen Lücken. Erneut zog sie es fest und merkte bereits, wie einer der Knoten sich tief in ihren Schritt versenkte. Sie stöhnte zufrieden auf und wiederholte den Vorgang, bis sie keine Lücken mehr im Seil hatte und es straff um ihren Körper gezogen war, als hätte sie wieder das Ledergeschirr an.
„Wow“, war alles, was sie sagte, als sie sah, wie ihr Körper von dem Seil umarmt wurde. Sie streichelte über ihre Brüste, die von dem Seil angehoben wurden und sich stolz präsentierten. Sie musste sich zwingen, sich vom Spiegel zu lösen und zu ihrem Schrank zu gehen. In ihm hing ein weites, weißes Kleid, welches bis zu ihren Knöcheln ging und ihren Körper verhüllte, sodass niemand auf der Straße sehen konnte, dass sie gefesselt war.
„Mmmhh, Trisha, das wiederum ist ein wenig langweilig, oder?“, murmelte sie und zuckte zusammen, als sie einen Schritt auf das Kleid zumachte und das Seil noch tiefer in sie eindrang.
„Andererseits, ein bisschen Langeweile wäre vielleicht nicht schlecht …“, flüsterte sie mit rotem Kopf und zog vorsichtig das Kleid an.

Rilliana trat vor ihr Versteck und sofort wurde sie von einer Windböe begrüßt, die versuchte, ihr Kleid anzuheben. Vor Schreck zog sie es eilig runter und fluchte leise, als das Seil sie erneut erröten ließ. Ein paar Seeleute, die vorbeiliefen, sahen sie neugierig an, sagten aber nichts. Rilliana nickte ihnen schüchtern zu und eilte, so schnell sie konnte, ohne dem Seil nachzugeben, in Richtung der Gasse, in der sie ihre schicksalhafte Begegnung mit Trisha hatte. Der Wind machte es ihr nicht einfach, voranzukommen, und immer wieder musste sie verhindern, dass er ihr Kleid anhob, um ihren nackten Körper vor ganz Leon’s Keep zu präsentieren. Rilliana war sich bis zum Schluss nicht sicher, ob sie es geschafft hatte, ihre „Unterwäsche“ vor der ganzen Stadt zu verbergen. Denn viel zu oft schienen die Bewohner der Stadt ihr mit ihren Blicken zu folgen. Erschöpft kam sie an der Gasse an und lehnte sich an eine Mauer, während sie ihren Blick schweifen ließ. Unter einem Stapel Holz konnte sie ein Paket ausmachen und sie lief schnell zu ihm. Sie bemühte sich, es herauszuziehen, doch schien es festzustecken, und sie schnalzte missbilligend mit der Zunge. Das Seil war dabei keine große Hilfe und sie merkte schnell, dass es ihren Brustkorb einschnürte und somit ihre Atmung einschränkte. Verärgert machte sie eine kurze Pause, um wieder zu Atem zu kommen, und lehnte sich an den Holzstapel an. Sie zuckte zusammen, als etwas Nasses auf ihren Nacken fiel. Irritiert hob Rilliana ihre Hand und wischte es weg.
„Es wird wohl gleich regnen, ich sollte mich beeilen, bevor …“, murmelte Rilliana und plötzlich riss sie ihre Augen auf, „BEVOR DER REGEN MEIN KLEID FÜR ALLE DURCHSICHTIG MACHT!“
Hektisch zog sie an dem Paket, und mit ihrer neu gefundenen Kraft hatte sie es mit einem Ruck in der Hand. Der Holzstapel schwankte bedrohlich, doch Rilliana drückte ihn zurück und atmete erleichtert auf. Das Paket war schwer und auf ihm war ein Brief geklebt. Rilliana riss ihn ab und entfaltete das beschriebene Papier.

Liebste Rilliana
Dieses Paket ist für deine alte Freundin Arissa, bring es ihr. Außerdem gibt sie dir eines für mich mit. Und sei doch so gut und befestige noch den beiliegenden Schmuck an dir.
Bis gleich
Trisha
PS: Ja. HINTER deinem Rücken.

„Schmuck?“, fragte sie und stülpte den Briefumschlag um. Heraus fielen Hand- und Fußfesseln. Rilliana stöhnte laut auf, überlegte aber nicht lange und schloss die Fesseln um ihre Knöchel und Handgelenke. Sie kniete sich hin und nahm das Paket in ihre Hände. Es lehnte an ihrem Rücken und Rilliana hoffte, dass es zumindest die Kette ihrer Handschellen verbarg. Dank der Fußfesseln, konnte sie auch nur noch kleine Schritte machen, und so stolperte sie in Richtung von Arissas Haus. Vorher war Rilliana vielleicht nur paranoid gewesen, jetzt wusste sie ganz genau, dass ihr alle Blicke auf der Straße folgten. Sie starrten Löcher in ihr Kleid. Zogen es mit ihren Blicken von ihrem Körper. Mit jedem Schritt, der mit dem Klackern der Ketten zwischen ihren Füßen begleitet wurde, wusste sie, dass sie aufgeflogen war. Jede Person, die sie traf, könnte ihr Geheimnis aufdecken. Jede leichte Brise, die sanft ihre gefesselten Knöchel umspielte. Ihr immer röter werdendes Gesicht fühlte sich so heiß an, dass sie dachte, dass die Tropfen auf ihrem Kopf verdampften. Rilliana beschleunigte ihre Schritte, als der Regen stärker wurde, und glücklicherweise verließen viele Menschen die Straße. Als es richtig anfing, zu schütten, wurde Rillianas Kleid komplett durchnässt. Sofort wurde ihr Kleid durchsichtig und jeder auf der Straße hätte ihre Seile darunter entdecken können, doch schienen sie anderes im Kopf zu haben. Außer Atem, erschöpft und halb erfroren kam Rilliana schließlich an Arissas Haus an. Das Seil war inzwischen deutlich durch ihr Kleid sichtbar und schien noch enger zu werden, je mehr Wasser es aufnahm. Rilliana klopfte mit ihrem Kopf gegen die Tür und zuckte zusammen, als sie darin einen stechenden Schmerz spürte. Sie sog zischend Luft ein, aber fing sofort an zu lächeln, als Arissa die Tür öffnete.
„Oh Rilliana, welch wunderbare … warum Mädchen?“
„Hallo Arissa, schön dich zu sehen. Ich habe ein Paket für dich“, sagte Rilliana hölzern und drehte sich um, sodass die Frau ihr das Paket abnehmen konnte. Arissa öffnete es, während die Elfe immer noch im Regen stand.
„Kann ich hereinkommen?“, fragte Rilliana.
„Nein. Du machst den Boden nass“, bekam sie zurück an den Kopf geworfen. Sie las den beigefügten Brief und zog aus dem Paket einen Regenmantel, den sie über Rillianas Schultern warf. Sofort fiel ihr ein Stein vom Herzen.
„Hier, ich soll dir das geben“, sagte Arissa knapp und drückte Rilliana ein anderes längliches Paket in die Hand.
„Sag Trisha, aber das war das erste und letzte Mal, dass ich bei einem eurer Spiele mitmache, in Ordnung?“
Die Elfe nickte hastig und verabschiedete sich.
„Letzter Halt: Trishas Unterschlupf.“

Ohne weitere Zwischenfälle erreichte sie die Mauer und öffnete die Tür zu Trisha Wohnung. Rilliana stockte der Atem, als sie ihre Freundin entkleidet und geschmückt mit roten Bändern auf dem Bett liegen sah. Ein Herz war auf ihren Mund geklebt und diente als Knebel. Ihre Beine waren zusammengefaltet und mit Bändern gefesselt und ihre Arme waren hinter ihrem Kopf verschränkt und mit weiteren Bändern verknotet. Die Elfe bemerkte einen Schlüssel, der um dem Hals ihrer Freundin hing und vermutlich für ihre Fesseln war.
„MMHMM MHM HM HMMMHMM MMHMM!“, sagte Trisha mit erwartungsvollen Augen.
„Warte, ich verstehe kein Wort“, sagte die Elfe lachend und ging zu ihr. Umständlich drehte sie sich mit dem Rücken zu ihr und riss das Herz von ihrem Mund.
Alles Gute zum 21. Geburtstag, Rilli“, sagte Trisha schließlich, „Ich hoffe, dir gefallen deine Geschenke“, sagte sie und wackelte verführerisch mit der Hüfte.

„Ooooh, den hatte ich komplett vergessen! Vielen, vielen Dank, Trisha!“, sagte Rilliana strahlend und hätte sich am liebsten gegen die Stirn geschlagen.
„Komm, lass dich drücken!“
Sofort wurden Trishas Augen groß.
„Wie wäre es, wenn du dich vorher abtrocknest?“
Als Antwort überging Rilliana die Frage, sprang, nass wie sie war, auf Trisha um ihr einen Kuss zu geben.
„Du mmmmh bist echt aaah unmöglich und … nass!“, murmelte Trisha zwischen ihren Küssen.
„Danke, Trish“, flüsterte Rilliana und rollte sich von Trisha hinunter. Den Schlüssel für ihre Handschellen zwischen den Zähnen.
„Wenn du nichts dagegen hast, würde ich, bevor ich meine Geschenke auspacke, ein warmes Bad nehmen. Du verstehst?“ fuhr Rilliana fort und spuckte den Schlüssel geschickt in ihre Hände. Sie öffnete ihre Fesseln, streifte sich den Regenmantel und das Kleid vom Körper und warf es auf Trisha.
„HEY!“
Rilliana verschwand im Badezimmer und ließ die Wanne volllaufen, während Trisha im Schlafzimmer von der Kleidung durchnässt wurde. Erst als die Wanne voll war, ging Rilliana immer noch mit den Seilen gefesselt, zurück ins Schlafzimmer.
„Eigentlich habe ich keine Lust, allein baden zu gehen“, sagte sie und hievte Trisha schwer atmend vom Bett hoch, um mit der Shifterin in der Badewanne, Spaß zu haben.

Nachdem sich beide aufgewärmt hatten, löste Rilliana ihre beider Fesseln und hing die Seile auf, während Trisha im Schlafzimmer verschwand. Als Rilliana dazustieß, hatte Trisha das Paket von Arissa in der Hand und reichte es ihr.
„Das ist das gemeinsame Geschenk von Arissa und mir. Ich hoffe, es gefällt dir.“
Neugierig machte Rilliana es auf, und zum Vorschein kam ein geschwungener Bogen, der kunstvoll mit eingravierten Ästen und Blättern verziert war. Er saß perfekt in ihrer Hand und er schien zu ihr zu sprechen.
„Er … er ist wunderschön“, murmelte Rilliana stirnrunzelnd und ergriff ihn fester. Sie hatte noch nie wirklich einen Bogen in der Hand gehabt, aber sie wusste, dass sie etwas Besonderes in den Händen hielt. Die Elfe legte den Bogen beiseite und umarmte Trisha.
„Ich dachte mir: Welche Elfe hat keinen Bogen?“, flüsterte Trisha und umarmte ihre Freundin zurück, „Schön, dass er dir gefällt.“
„Das tut er. Vielen, vielen Dank, Trish!“, flüsterte Rilliana zurück, die mehr als nur einen Bogen geschenkt bekommen hatte. Sie erhielt auch ein kleines Stück ihrer Kultur.

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  RE: Rilliana und Trisha Datum:20.12.25 21:09 IP: gespeichert Moderator melden


Irgendwie habe ich das Gefühl, das hier die Schreiber der guten Geschichten ihre Sadistischen Adern ausleben!
Immer diese Werbepausen an Stellen wo der/die Leser/in wissen will, wie es weitergeht und dann warten muss, bis die nächsten Häppchen Online sind...
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:20.12.25 21:30 IP: gespeichert Moderator melden


Kann ich nur teilweise unterschreiben

Tatsache ist das ich zügig das 3. Kapitel hochladen wollte um euch nicht so auf die Folter zu spannen. Als ich jedoch 2000 Rechtschreibfehler mir gegenüber sah wurde mir allerdings ein bisschen schlecht XD
Vermutlich hauptsächlich , Fehler abeeeer wir wollen es ja ordentlich machen oder? ^^

Freut mich aber sehr das dir das 2. Kapitel so sehr gefällt
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TheLargeEmptY
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:22.12.25 14:30 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 3
Die rote Hexe

Trisha überflog noch einmal den Brief, den sie erhalten hatte, und schüttelte wie die zehn vorherigen Male den Kopf.
„Willst du mir jetzt endlich sagen, warum wir wegen eines Briefes deiner Schwester, zu ihr fahren müssen?“, fragte Rilliana, während sie aus dem Fenster der Kutsche schaute und die Szenerie der Natur bewunderte. Trisha seufzte.
„Wie der Zufall so will, hat sie am selben Tag Geburtstag wie du, und ich vermute, sie ist ziemlich enttäuscht darüber gewesen, dass ich lieber deinen gefeiert habe, als bei ihr zu sein. Wir betreiben jetzt Schadensbegrenzung und fahren zu ihr, aber ich werde dafür auf die eine oder andere Art bezahlen müssen. Sie ist da sehr nachtragend“, antwortete Trisha.
„Uuuund deine Schwester ist …?“
„Wie ich bereits erwähnt habe, heißt sie Celine und sie ist die leibliche Tochter von Vater. Früher haben wir uns gut verstanden, aber … unsere Beziehung wurde … schwieriger. Hat nicht geholfen, dass ich mir ihr Haus ausgeliehen habe und du dann ihr Bett vollgeblutet hast“, murmelte Trisha. Rilliana verzog ihr Gesicht, als sie an den Knochen dachte, der sich in ihren Körper gebohrt hatte. Sie schüttelte ihren Kopf, um es zu vergessen, und räusperte sich.
„Ich hoffe, sie hat es mir nicht übel genommen“, murmelte Rilliana doch Trisha schüttelte den Kopf und winkte ab.
„Also fahren wir jetzt nur zu deiner Schwester, weil du Angst vor ihr hast?“, fragte Rilliana. Trisha schüttelte erneut den Kopf, dieses Mal energischer.
„Ich habe doch keine Angst vor ihr!“, sagte Trisha erbost, und Rilliana gluckste.
„Klar … Na dann steht euch beiden ja nichts im Weg, um euch zu vertragen.“
Trishas Lippen fingen an zu zittern und sie schaute aus dem Fenster.
„Ich wünschte, es wäre so einfach.“
„Was ist denn mit euch passiert? Was hat sie so Schlimmes getan?“
„Nichts.“
Rilliana sah sie verwirrt an.
„Aber …“
„… Aber das ist das Problem“, murmelte Trisha als sie die Lichtung der Villa befuhren und die Kutsche vor dem großen Haupthaus anhielt.

„Junge Fräulein, wir sind da“, sagte Jeffrey und sprang von der Kutsche, um den beiden die Tür zu öffnen.
„Danke, Jeffrey. Wenn du nichts mehr von uns hörst, könntest du Vater Bescheid sagen, dass wir Gefangene von meiner lieben Schwester sind und Hilfe benötigen?“
„Das junge Fräulein beliebt zu scherzen. Fräulein Celine sagte mir ausdrücklich, dass sie sich sehr auf das Treffen freut.“
Trisha sah Jeffrey an, als würde er sie auf den Arm nehmen.
„Und genau das macht mir Angst“, flüsterte Trisha so leise, dass nur Rilliana es hörte.
„Soll ich vielleicht kurz mit dem Gepäck hier warten und du kannst in Ruhe ein Wort mit deiner Schwester reden?“, fragte Rilliana, während der Kutscher zur Scheune fuhr und dann in seinem kleinen Haus verschwand. Trisha zögerte. Sie sah aber keine Gefahr für Rilliana, wenn diese nur ein paar Schritte hinter ihr stand. Sie nickte zustimmend, ging zur Tür und klopfte. Nervös sah sie zu Rilliana zurück, die ihre Daumen hob, um ihr viel Glück zu wünschen. Nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich endlich die Tür und die Shifterin blickte in die Augen ihrer rothaarigen Schwester Celine.
„Trisha! Endlich bist du da. Schön, dich zu einem noch schöneren Zeitpunkt wiederzusehen“, rief Celine und drückte Trisha, die verdutzt die Umarmung erwiderte.
„Hey Celine … herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag … … nachträglich … tut mir leid, dass ich es nicht geschafft habe.“
„Ach, mach dir keinen Kopf. Komm rein, ich habe Kuchen gemacht und Tee aufgesetzt“, sagte Celine und löste die Umarmung.
„Übrigens, das ist“, sagte Trisha, drehte sich um und stockte. Rilliana war verschwunden und nur ihr beider Gepäck stand in der Einfahrt.
„Dein Gepäck bringe ich sofort hoch, mach dir keinen Kopf und komm rein, bevor der Tee kalt wird“, sagte Celine und machte einen Schlenker mit ihrer Hand. Die Koffer und Taschen bekamen einen Augenblick später kleine Füße und stolperten an ihnen vorbei und die Treppe hoch. Celine drehte sich zurück in den Flur. Ein verschlagenes Grinsen lag auf ihren Lippen.
„Celine, wo ist Rilliana?“, fragte Trisha mit unterdrückter Panik. Celine drehte nur ihren Kopf zu ihr um und lächelte unschuldig.
„Alles zu seiner Zeit, Schwesterherz. Zuerst lass uns ein wenig in Erinnerungen schwelgen.“

Rilliana blinzelte ungläubig und sah sich in ihrer Gefängniszelle um, in der sie gelandet war. Eine Falltür hatte sich direkt unter ihren Füßen geöffnet und sie auf eine weiche Matratze fallen lassen. In der Ecke stand eine Pritsche mit einem Kissen und einer Decke und an den Gitterstäben ihrer Zelle stand eine Tasse mit kaltem Wasser.
„Hallo? Kann mir hier jemand hinaushelfen?“, fragte sie hoffnungsvoll durch die Gitterstäbe. Niemand antwortete ihr.
„Ich verstehe … Deswegen hatte Trisha Angst.“
Sie rollte mit den Augen und setzte sich auf die Pritsche.
„Na ja, dann kann ich mich wenigstens noch ein wenig von der Fahrt erholen“, murmelte sie und schloss die Augen.

Trisha war ihrer Schwester ins Esszimmer gefolgt und starrte sie mit offenem Mund an, während Celine sich seelenruhig an den Tisch setzte und ihren Tee süßte.
„Wo ist meine Freundin?“, fragte Trisha erneut. Celine nippte an ihrem Tee und sah zu ihr auf.
„Setzen“, befahl sie ruhig und stellte ihre Tasse ab. Trisha schluckte und setzte sich ihr gegenüber.
„Weißt du, warum ich dich herbestellt habe?“
„Um deinen Geburtstag nachzufeiern?“, fragte Trisha.
„Nun ja, aber eigentlich nicht. Ich mach’ mir Sorgen um dich aufgrund deiner Auseinandersetzung mit Faluden.“
„Ich habe alles unter Kontrolle. Faluden denkt, ich bin tot, und hat uns seit unserem letzten Zusammentreffen nicht mehr belästigt“, sagte Trisha und verschränkte die Arme. Celine ballte eine Faust und stützte ihr Kinn darauf ab.
„Also, damit ich das jetzt richtig verstehe: Du glaubst, dass er denkt, du und deine kleine Freundin seid tot. Nachdem deine Elfenfreundin dich keine Woche später nachts an einer Leine auf allen vieren durch die Stadt geschliffen hat?“
Trishas Kinnlade fiel herunter.
„Die Worte, die dir gerade nicht einfallen, heißen: ‚Woher weißt du das?‘ Denkst du, ich lasse meine kleine Schwester unbeaufsichtigt in Leon’s Keep herumspazieren, wenn sie einen der mächtigsten Männer in besagter Stadt hinterherjagt? Und nein, meinen Quellen zufolge weiß er es nicht, noch nicht. Aber komm schon, Trisha … Ich dachte, Vater hätte dich zu mehr Diskretion erzogen.“
„Was willst du von mir hören?“, fragte Trisha letztlich, als sie sich gefasst hatte.
„Ich will nur, dass du vorsichtig bist … und diese Spielchen mit deiner Freundin vielleicht nicht auf offener Straße machst. Dafür gibt es viel geeignetere Orte. Warum sonst glaubst du, hast du diesen Trainingsraum bekommen?“
„Deine Idee?“
„Vaters auf jeden Fall nicht. Er glaubt, aus den Löchern können nur Pfeile schießen oder so was.“
Trisha schürzte ihre Lippen, nickte aber.
„Danke … und wir werden uns zukünftig zurückhalten“, murmelte Trisha. Sie setzte die Tasse an ihre Lippen, aber setzte sie sogleich wieder ab.
„Hast du noch was auf dem Herzen?“, fragte Celine mitfühlend und reichte mit ihrer Hand über den Tisch, um sie auf Trishas zu legen.
„Die Dämonin …?“, fragte Trisha doch ihre Stimme versagte und ihr Körper fing an zu zittern, als alte Erinnerungen erwachten.
Celine zog schwer Luft ein. Sie sah zur Seite und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. Als sie wieder zu Trisha sah, konnte die Shifterin sehen, dass die Frage sie mindestens genauso schmerzte.
„Tod … seit … einigen Jahren schon.“
Trisha nickte und atmete erleichtert aus. Als sie jedoch sah, dass Celine nun noch betrübter aussah, öffnete sie ihren Mund, doch ihre Schwester hob ihre Hand.
„Du musst dich nicht entschuldigen oder dein Beileid aussprechen. Du bist mir wichtiger, das habe ich eingesehen.“
Trisha sah Celine mit großen Augen an und lächelte leicht.
„Danke, Celine … das bedeutet mir viel …“, sagte Trisha und nahm die Tasse Tee in die Hand. Sie nahm einen Schluck und Celine sprang erschrocken auf.
„Ach scheiße! Trink das doch nicht jetzt, nachdem wir einen solchen Durchbruch hatten!“
„Was?“, fragte Trisha überrascht und fing an zu blinzeln, als ihre Augenlider auf einmal sehr schwer wurden.
„Ach, ich wollte dir einen Streich spielen und ein wenig mit euch beiden … spielen“, sagte Celine, peinlich berührt, und kratzte sich am Hinterkopf.
„Naja, ähm, ich denke mal, ich muss sicherstellen, dass wir beide unser Vertrauen stärken und du keine Schwierigkeiten mehr in der Stadt machst.“
„Aber … das wird nicht nötig … sein“, murmelte Trisha und wollte aufstehen. Sie stolperte direkt in Celines Arme und sah an ihren Brüsten vorbei, hoch in das Gesicht ihrer großen Schwester.
„Der Tee? Schon wieder?“, fragte Trisha als ihre Augen sich schlossen und sie friedlich in Celines Armen einschlief. Sie setzte Trisha zurück auf den Stuhl und stöhnte genervt auf.
„Trisha musste natürlich den Tee trinken. Und natürlich hätten wir dieses Gespräch nicht später führen können … Na dann versuche ich, euch wenigstens einen guten, anständigen Urlaub zu bieten“, sprach Celine mehr zu sich selbst als zu der schnarchenden Trisha.
„Wenigstens wird es dieses Mal mehr als doppelt so lustig wie früher.“

Trisha lag auf einem Bett und starrte die Decke an, als sie aufwachte.
„Wenn du spielen willst, Celine, frag doch einfach!“, rief sie laut, und ihre Stimme hallte im ganzen Kerker wider. Sie stand schwankend auf und sah durch die Gitterstäbe. Hinter ihnen saß ihre Schwester, die sie nun belustigt angrinste. An ihr vorbei konnte Trisha Rilliana sehen, die auf einer Pritsche saß und neugierig zu ihnen herübersah.
„Nun, vor unserem Gespräch hielt ich es so für viel lustiger. Ich kann doch nicht ahnen, dass du ein solches Thema anfängst und danach den Tee in deinen Hals schüttest, als wäre es Zuckerwasser. Aber wie auch immer … Möchtet ihr direkt anfangen oder soll ich euch Turteltauben noch etwas Zeit zum Entspannen lassen?“
„Anfa …“, wollte Rilliana sagen, wurde aber unterbrochen, als Trisha sagte: „Eine kleine Pause wäre vielleicht nicht schlecht. Danach gehören wir ganz dir.“
Trisha kannte die Spiele ihrer Schwester noch von früher und wusste, dass sie und Rilliana ihre ganze Kraft dafür benötigen würden. Trisha verschränkte ihre Arme, während Rilliana ein wenig enttäuscht aus der Wäsche schaute. Celine jedoch grinste von einem Ohr zum anderen.
„Deine Freundin gefällt mir. Sie kommt direkt zur Sache“, sagte Celine, hob ihre Hand und zeigte mit dem Daumen auf die Elfe hinter sich, „aber fein, ihr bekommt eure Pause, aber nicht umsonst.“
Sie stand auf und ging zu einer Truhe außerhalb des Sichtfelds der beiden Freundinnen. Celine nahm einen Stapel Kleidung aus ihr heraus und legte ihn in Trishas Zelle. Danach öffnete sie Rillianas Zelle und schob die Elfe in Trishas.
„Zieht euch um und legt eure Kleidung außerhalb der Zelle. Ich komme gleich wieder und wir fangen an. Ach ja … und falls ihr daran denkt, das Schloss zu knacken, lasst es“, sagte Celine freundlich und verließ ihren Kerker über eine steinerne Treppe. Rilliana wartete, bis die Schritte von Celine verklungen waren und sich eine Tür geräuschvoll schloss.
„Also knacken wir das Schloss?“, fragte sie, grinsend und vor Vorfreude zitternd.
„Würde ich lassen … Das letzte Mal habe ich einen Stromschlag abbekommen und nachdem ich aufgewacht war, verbrachte ich den Rest des Tages in Ketten an einer Wand hier unten. Lustige Zeit“, murmelte sie und fing an, sich zu entkleiden.
„Echt?“, fragte Rilliana und hielt inne. „Aber deine Schwester scheint nett zu sein.“
„War eine andere Zeit …“, sagte Trisha schlicht und reichte Rilliana eines der bereitgestellten Kleidungsstücke.
„Willst du …“, fing Rilliana an, doch Trisha schüttelte den Kopf.
„Dann ähm … Was ist das für ein Zeug?“, fragte Rilliana und fühlte die Kleidung, bevor sie einen schwarzen Ganzkörperanzug entfaltete. Der Stoff war glatt und floss über ihre Haut, als wäre er aus Seide gefertigt. Der Anzug wirkte jedoch viel zu klein für ihren eigentlich bereits sehr schlanken Körper.
„Das ist ein kleines Nebenprojekt meiner Schwester. Sie entwirft gerne Kleidung oder Rüstungen und gelegentlich macht sie … etwas mehr Extravagantes. Komm, zieh dich um, damit wir noch ein bisschen Zeit für uns haben, die kommende Woche … wird interessant“, sie zuckte zusammen, während sie ihre Hose und ihr Hemd zu Boden warf, „bei den Göttern, mir läuft es jetzt schon den Rücken hinunter.“
Trisha öffnete einen kleinen Reißverschluss im Nacken des Anzuges und stieg hinein. Es sah für Rilliana fast so aus, als würde Trisha von dem Anzug verschlungen werden, und er schmiegte sich an ihren Körper wie eine zweite Haut. Nur ihr Kopf, ihre Hände sowie ihr Schweif, der aus einem kleinen Loch im Anzug herausschauten, waren von dem Stoff nicht bedeckt. Rilliana lief das Wasser im Mund zusammen, als sie ihre Freundin sah.
„Na komm schon, Hophop!“, sagte Trisha und klatschte zweimal in die Hände. Rilliana ließ sich das nicht zweimal sagen, warf ihre eigene Kleidung auf den Boden und öffnete den Reißverschluss ihres Anzugs. Sie hatte es so eilig, in den Anzug zu steigen, dass sie auf einem Bein herumhüpfte und beinahe umkippte, bis Trisha sie festhielt. Er glitt Rillianas glatte Beine mühelos hoch und dehnte sich über ihren Körper. Trisha verschloss den Anzug in ihrem Rücken und sie zupfte an ihrem schwarzen Kostüm. Doch er saß ihr einfach perfekt. Weder kniff er sie noch störte er eine Bewegung.
„Das ist unglaublich. Es ist so, als würde mich die Kleidung umarmen!“, sagte sie und streichelte ihren Körper.
„Hebt dir das für später auf und komm endlich her“, sagte Trisha, die sich auf das Bett gelegt hatte und auf die freie Stelle neben sich klopfte. Rilliana ging langsam auf ihre Freundin zu und strich über ihre Hüfte.
„Na, gefällt dir, was du siehst?“, fragte sie. Trisha verkniff sich das Lachen, als sie sich an die ersten Worte erinnerte, die sie zu Rilliana gesagt hatte.
„Darauf kannst du Gift nehmen, also komm jetzt, bevor …“
Die Tür zum Kerker knallte auf und Schritte eilten die Treppe hinunter. Das Geräusch von hochhackigen Stiefeln hallte von den Wänden wider.
„Wisst ihr, mir wurde schnell langweilig, nachdem ich mich umgezogen habe, also fangen wir jetzt an. Hoffentlich habt ihr die Zeit gut genutzt. Ich denke, ich werde euch nun für eine Weile trennen.“
Trisha sah Rilliana kopfschüttelnd an.
„… Celine kommt …“
Celine baute sich breitbeinig vor der Zellentür auf. Ihre Stiefel machten sie gut einen halben Kopf größer und ihr Körper war in einem glänzenden, hautengen Kostüm bedeckt. Es war aus einem Material, welches Rilliana noch nie gesehen hatte, und verlieh Celine eine atemberaubende Figur. Das Korsett, welches sie darüber trug, gab ihrem Körper eine verboten schöne Sanduhrfigur. An ihrer Hüfte war eine Peitsche befestigt, nicht unähnlich der, die Trisha benutzte. Ihre langen scharlachroten Haare hatte sie in einem strengen Zopf gebändigt, der über ihrer Schulter hing. Trisha stand auf, kniete sich vor ihr nieder und bedeutete Rilliana es ihr gleichzutun.
„Anziehen!“, befahl Celine und warf den beiden einen Haufen Metall vor die Füße. Sofort machte sich Trisha an die Arbeit und legte sich selbst Hand-, Fuß- und Halsfesseln an, die mit Ketten verbunden waren. Sie waren lang genug, dass sie aufrechtstehen konnte, aber wegrennen oder etwas greifen, was über ihrer Brust war, war nun unmöglich.
„Na komm schon, Elfe, oder benötigst du eine kleine zusätzliche Motivation?“, sagte Celine und entrollte ihre Peitsche. Rillianas Gesicht wurde bleich und sie legte sich zögernd die Fesseln an.
„Scheint mir, als hättest du sie nicht ordentlich trainiert, Schwesterherz“, sagte Celine und öffnete die Zellentür, um Rilliana herauszuholen.
„Wir sind gleichberechtigt, Herrin …“, antwortete Trisha ohne aufzusehen.
„Verstehe. Nun ja, Elfe, ich mache die Dinge ein wenig anders als Trisha, aber ich denke, es wird dir gefallen. Sag auf Wiedersehen, Trisha.“
„Auf Wiedersehen, Trisha“, wiederholte Rilliana mit vor Aufregung zitternder Stimme. Celine befestigte eine weitere Kette an Rillianas Halsband und führte sie den Kerker entlang durch eine Tür in einen dunklen Raum.
„Geh, fünf Schritte nach vorn, Elfe, ich mach’ sofort das Licht an.“
Auch ohne Licht konnte Rilliana ausmachen, was im Raum war, und sie staunte nicht schlecht, als sie einen Thron sah, der vor ihr emporragte, und einen Teppich, der sanft ihre Füße umschmeichelte. Celine schloss die Tür, als die magischen Fackeln entzündet waren, und atmete erleichtert auf. Rilliana runzelte die Stirn. Das hörte sich für sie ein wenig untypisch an für die Rolle, die Celine gerade innehielt. Sie ging an Rilliana vorbei und setzte sich auf ihren Thron. Sie zeigte auf einen nahen Hocker und bedeutete Rilliana, sich dazuzusetzen. Die Halskette band sie an ihren Thron und überkreuzte ihre Beine. Sie fing an, zu lächeln. Nicht das hämische Grinsen von zuvor, sondern ein ehrliches, warmes, welches nicht zu der aktuellen Situation passte.
„Wie geht es deiner Brust?“, fragte Celine.
„Meine … meine Brust?“, fragte Rilliana verwirrt und sah auf ihr schwarzes Gewand hinunter. Sie fragte sich, ob sie etwas mehr fühlen sollte als nur samtiges Reiben auf ihrem Körper durch den Anzug.
„Deine Verletzung von vor ein paar Wochen. Der Knochen steckte ziemlich tief. Tut sie noch weh?“, fragte Celine besorgt und deutete auf Rillianas Oberkörper.
„Oh … das …Nein, da habe ich keine Probleme. Die Wunde ist erstaunlich schnell verheilt“, sagte Rilliana wahrheitsgemäß.
„Gut“, sagte Celine und nickte, „du hattest Glück, dass ich früher nach Hause gekommen bin und dich heilen konnte.“
Rilliana sah die Frau blinzelnd an, bis ihr ein Licht aufging.
„Du … du kannst zaubern? Und hast mich geheilt?“, fragte Rilliana und Celine nickte, „Oh … ich … ich wusste nicht. Danke. Vielen, vielen Dank!“
„Hey, gern geschehen. Und klar, natürlich kann ich zaubern. Du nicht?“, fragte Celine lachend, „Ich dachte eigentlich, dass ich dich damals dann schon näher kennenlernen würde, aber …“
Rilliana senkte beschämt ihren Blick. Celine aber kniete sich zu ihr hinunter und hob ihr Kinn an, damit die Elfe in ihre Augen sehen musste.
„Aber dafür sind wir ja jetzt hier. Also! Was treiben du und meine liebe Schwester in der großen Stadt? Erzähl mir alles“, forderte Celine freundlich, als wollte sie den neusten Klatsch und Tratsch aus Leon‘s Keep hören.

Celine lauschte gespannt den Erzählungen von Rilliana und hatte dabei ihr Kinn auf ihrer Hand abgestützt.
„Nicht schlecht, Rilliana. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr beide das mit dem Gleichberechtigtsein durchhaltet. Zugegeben, du sahst meistens am kürzeren Hebel, aber dass sie sich aus freien Stücken für dich, selbst fesselt? Sie wollte dir wirklich eine Freude machen.“
„Und das hat sie auch …“, murmelte Rilliana und lächelte. Celine lächelte zurück.
„Wie ist das eigentlich bei euch? Trisha schien Angst zu haben, hierhinzukommen.“
Celine lehnte sich zurück. Sie sah zum ersten Mal bedrückt aus, als würde sie sich an etwas Unangenehmes aus ihrer Vergangenheit erinnern.
„Ich … habe vor ein paar Jahren den falschen Leuten vertraut und Trisha … sie wurde durch meine Gutgläubigkeit verletzt. Aber ich denke, das ist eine Geschichte für ein andermal, wir haben jetzt schon lang genug geredet. Jetzt fangen wir mal langsam an, findest du nicht auch?“, sagte sie, klatschte in die Hände und stand auf.
„Aber bevor es losgeht, habe ich ein paar kleine Regeln, die ich dich bitte einzuhalten. Erstens: Wenn ich etwas mache, was zu viel für dich ist, sag dein Sicherheitswort.“
„Mein was?“, fragte Rilliana stirnrunzelnd. Celine sah nicht begeistert aus.
„Willst du mir sagen … ihr habt das alles ohne eine Absicherung gemacht?“, fragte Celine, und Rilliana hätte schwören können, dass Dampf aus ihren Ohren stieg. Sie schloss die Augen und fasste sich an die Stirn, schien sich aber zu zwingen, ruhig zu bleiben, und fuhr mit unterdrückter Wut fort.
„Habt immer ein Wort oder eine Geste, etwas, womit der andere weiß, dass es ein Problem gibt. Trishas ist zum Beispiel Sonnenblume. Bitte überlege dir auch eins, bis ich wieder da bin, während ich Trisha für gleich vorbereite.“
Die Elfe nickte eifrig und Celine fuhr fort: „Als Zweites möchte ich, dass du mich mit ‚Herrin‘ ansprichst, solange wir spielen, und dich hinkniest, wenn ich dir keinen anderen Befehl gebe.“
Sofort ließ sich Rilliana auf ihre Knie nieder und schaute erwartungsvoll hoch. Celine musste wegschauen und verbarg ihr Grinsen hinter ihrer Hand.
„Scheint … scheint so, als hätte Trisha dir doch ein paar Sachen beibringen können.“
„Ja, Herrin“, sagte Rilliana und grinste selbst. Celine streichelte ihren Kopf und ging an ihr vorbei.
„Und die dritte Regel lautet: Hab Spaß! Wenn dir etwas nicht gefällt, sag es einfach und wir schauen, ob wir es ändern können. Und jetzt warte kurz hier. Ich komme sofort zurück, nachdem ich mich um mein liebes Schwesterherz gekümmert habe.“
Rilliana lief es kalt den Rücken hinunter, als sie das hörte, sagte aber nichts und blieb, wo sie war. Die Tür schloss sich hinter Celine und Rilliana konnte nur noch ihren eigenen Atem hören.

Trisha hörte, wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss, und sofort sprang sie vom Bett auf, um sich für Celine hinzuknien. Sie ahnte Böses, als sie hörte, wie ihre Schwester ihre Peitsche löste und knallen ließ. Trisha schluckte. Celine stellte sich vor die Zelle und blickte auf ihre Schwester herunter.
„Trisha, Schatz. Kannst du vielleicht erraten, warum ich gerade sauer auf dich bin?“, fragte sie mit brodelnder Stimme.
„Nein, Herrin. Es tut mir leid, Herrin“, antwortete Trisha rasch und versank vor Furcht im Boden.
„Ich gebe dir einen kleinen Tipp: Es hat mit meiner Lieblingsblume zu tun.“
„Deine Lieblings …“, Trisha wurde bleich, „das Sicherheitswort.“
„Und wir haben einen Gewinner. Steh auf!“, forderte Celine und öffnete den Käfig, „Hol aus der Truhe alle Seile und Ketten und leg sie auf die Pritsche.“
Trisha stellte sich eilig auf und lief so schnell, wie ihre gefesselten Glieder es erlaubten, zur Truhe, um die Sachen zu holen, die ihre Schwester verlangte. Als sie auf einem Haufen vor ihr lagen, öffnete Celine Trishas Fesseln, nahm aber sofort ihre Hände und fesselte sie hinter ihrem Rücken.
„Ich hoffe, du bist immer noch gelenkig genug dafür“, sagte Celine und benutzte ein weiteres Seil, um Trishas Ellbogen zusammenzuzurren, bis sie sich berührten. Trisha stöhnte auf, sagte aber nichts. Als Nächstes warf sie ein Seil über einen Querbalken an der Decke. Sie befestigte ein Ende des Seils an Trishas Händen und zog am anderen, bis die Shifterin auf Zehenspitzen stehen musste, um den Zug an ihren Händen auszugleichen.
„Keine Sorge, wird gleich noch besser. Die Frage ist nur … ach komm, wann benutze ich die Seile sonst?“, fragte Celine sich selbst und nahm zwei schwarze Seile vom Stapel, die sie jeweils um Trishas Knöchel band.
„Diese Seile habe ich ähnlich behandelt wie eure Anzüge. Sie können sich gut dehnen, aber ziehen sich immer wieder zurück zu ihrer Ursprungslänge“, sagte Celine und lächelte böse. Trisha sagte nichts und versuchte sich auf ihr Gleichgewicht zu konzentrieren.
„Ich komme gleich wieder, versuch nicht … umzukippen“, sagte Celine und verschwand aus dem Dungeon.
Trisha zählte die Sekunden, bis ihre Schwester wiederkam, dieses Mal mit einem Teppich unter ihrem Arm. Sie entrollte ihn auf dem Boden und zog ihn unter Trishas Füße.
„Weißt du, was das ist, Trisha?“
„Nein, Herrin.“
„Das ist eine meiner neusten Kreationen. Ein Teppich, der jede Oberfläche imitieren kann, die ich ihm vorgebe. Ich demonstriere es dir, ich hoffe, du hast dich ausreichend aufgewärmt.“
Sie löste das Seil, welches Trishas Arme unangenehm nach oben zog, um ihr ein wenig mehr Spiel zu geben. Erleichtert atmete Trisha auf und Celine verkniff sich ein Lachen, während sie sich daran machte, die schwarzen Seile links und rechts von Trisha zu befestigen, sodass ihre Beine auseinandergezogen wurden. Zum Schluss ließ Celine etwas ihrer Magie in den Teppich fließen, trat zurück und lehnte sich an die Gitterstäbe. Sie beobachtete Trishas Rücken.
„Herrin?“
„Ja, Trisha?“
„Der Teppich wird kalt.“
„Das war der Plan, Schwesterherz. Er kühlt sich ab bis …“
„Bei den Göttern!“, rief Trisha, als sie spürte, dass ihre Füße von den Seilen auseinandergezogen wurden und über den kalten Teppich rutschten, als wäre er aus Eis. Angestrengt versuchte Trisha ihre Beine zusammenzuhalten, damit der Zug auf ihren Armen nicht zu stark wurde.
„Celine, ist das EIS?“, fragte Trisha panisch und versuchte, mit ihren Fußkrallen an dem Teppich festzuhaken, doch sie rutschte nutzlos darüber.
„Du hast es erneut erfasst, Trisha, heute hast du ja einen richtigen Lauf“, sagte Celine fröhlich und klatschte in die Hände, „und dafür, dass du mich bei meinem Namen genannt hast, muss ich mir für morgen erneut eine Strafe für dich ausdenken.“
Trisha stöhnte, während sie versuchte, ihr Gleichgewicht zu halten und nicht über die Kälte an ihren Füßen nachzudenken.
„Ich hol’ jetzt deine kleine Freundin und mach sie fertig für die Nacht. Ich hoffe, bis dahin hast du genug über deine Verfehlungen nachgedacht.“
„Ja, Herrin, danke für die Bestrafung, Herrin“, sagte Trisha eilig und biss sich auf die Unterlippe. Sie würde es niemals zugeben, aber die Herausforderung machte ihr Spaß.

Rilliana horchte auf, als sich die Tür zum Thronraum öffnete, und kniete sich neben den Thron.
„So, Rilliana, Trisha ist fürs Erste versorgt, und ich hoffe, du hast dir ein schönes Sicherheitswort ausgedacht. Sonst kannst du dir bei Trisha ansehen, was ich gleich mit dir machen werde.“
„Ja, Herrin, habe ich, es lautet Tagedieb.“
„Mmmmh. Das sollte seinen Zweck erfüllen. Dann wollen wir mal zu Trisha gehen, oder? Und denk dran: Wenn es dir zu viel wird, sag „Tagedieb“ und wir hören sofort auf. Bereit?“
„Ja, Herrin“, sagte Rilliana zitternd vor Aufregung, und folgte Celines Führung. Als die Tür zum Kerker von Celine geöffnet wurde, hörte Rilliana bereits von Weitem das angestrengte Stöhnen ihrer Freundin und machte große Augen, als sie das Dilemma sah, in dem sich die Shifterin befand.
„Herrin, tut ihr das nicht weh?“, fragte Rilliana besorgt.
„Solange sie stehenbleibt, nicht“, erklärte Celine gerade, als Trisha wegrutschte und sie kurz an Höhe verlor, „in diesen Momenten vielleicht dann schon. Klappt das, Trisha?“
Trisha warf einen kurzen Blick zu ihnen und nickte nur kurz, bevor sie fluchte, als sie erneut ausrutschte.
„Siehst du, Rilliana? Trisha hat alles unter Kontrolle und kann immer ihr Sicherheitswort benutzen. RICHTIG?“
„Ja, Herrin!“, antwortete Trisha prompt.
„Kein Grund zur Sorge also. Sie hat schon Schlimmeres überstanden. Kommen wir erst zu dir.“
Sie löste nun Rillianas Schellen um Hände, Füße und Hals und ließ die Ketten zu Boden fallen. Celine setzte sich aufs Bett und tätschelte den freien Platz neben sich, um Rilliana zu sich zu holen. Nun hatten beide einen guten Blick auf Trisha, die immer verzweifelter versuchte, halt auf dem Eis zu finden.
„Wunderschön, oder?“, fragte Celine und nahm ein paar der Seile in die Hand, „Ihr Körper, der langsam schwächer wird und gegen das Unvermeidbare ankämpft.“
Rilliana nickte nach etwas Zögern und ließ zu, dass Celine ihre Beine nahm. Sie umwickelte sie schnell mit dem Seil und knotete es fest, während sie ihre Augen nicht von Trisha nahm. Rilliana wollte erst fragen, ob es nicht gefährlich für Trisha war, doch sah sie in Celines Blick, dass sie genau auf ihre Schwester achtete, bereit, jederzeit einzuschreiten.
„Herrin?“

„Ja, Rilliana?“
„Könnte ich bitte ein Schrittseil bekommen?“
Celine prustete los, als sie in die bittenden Augen der Elfe sah.
„Natürlich, das darf ja nicht fehlen, oder? Aber erst zum Schluss, mir ist da gerade ein Gedanke gekommen.“
„Danke, Herrin.“
Sie fesselte weiter und webte Rilliana einen Oberkörper Harnes, welcher ihre kleinen Brüste vorteilhaft anhob. Zum Schluss fesselte sie Rillianas Hände und Ellbogen hinter ihrem Rücken. Celine rieb sich die Hände und sah zu Trisha, die sie bittend ansah.
„Meinst du, sie hat ausreichend gelitten?“, fragte Celine Rilliana.
„Ja, Herrin!“, sagte Rilliana sofort und sah ihre Freundin mitleidig an.
„Ja, Herrin, habe ich! Scheiße!“, sagte Trisha verzweifelt, als sie erneut den Halt unter ihren Füßen verlor und versuchte, wieder nach oben zu kommen.
„Wie ihr wollt, dann machen wir morgen früh weiter“, sagte Celine, und mit einem Schlenker ihres Handgelenkes war das Eis auf dem magischen Teppich verschwunden. Sie befreite die erleichterte Trisha aus ihren Fesseln, nur um sie kurz darauf genauso zu verpacken wie Rilliana.
„Fast fertig“, murmelte Celine und legte die Elfe auf ihre Schwester. Sie nutzte die Seile, die ihre Schützlinge bereits fesselten, um weitere Seile anzubringen, sodass beide aneinanderkleben. Zum Schluss fertigte sie für beide Schrittseile an, die zur gefesselten Hand des jeweils anderen führten. So konnten sie einander ein bisschen Spaß gönnen.
„Mmmh, ich nehme an, hier könnte es immer noch etwas kalt werden … eine Decke? Na, die rutscht herunter, und dann werdet ihr wieder kalt“, murmelte Celine und kratzte ihr Kinn, „Ah, natürlich!“
Sie hob ihre Hand, die kurz anfing zu leuchten.
„Und … jetzt?“, fragte Rilliana neugierig, was ihr einen entsetzten Blick von Trisha einbrachte und ein Schmunzeln von Celine.
„Du bist ziemlich neugierig, Elfe.“
„Wer von uns beiden wurde gerade mit Fragen durchlöchert … Herrin?“, fragte Rilliana.
„Ich merk schon, du hast dir etwas von Trishas Schlagfertigkeit abgekuckt“, murmelte Celine, als ein langes und dickes Stück Stoff von oben in ihre Hand flog.
„Nein, das hatte ich schon vor ihr“, sagte Rilliana und Trisha nickte.
„Da haben sich wohl zwei gefunden“, sagte Celine und fing an, die Beine von Trisha und Rilliana in den beschworenen Schlafsack zu stecken und ihre Körper heraufzuziehen. Die beiden Freundinnen wurden noch stärker gegeneinandergepresst, aber ihnen wurde schnell warm und kuschelig.
„So, das sollte euch bis morgen warmhalten. Meine Damen, ich hoffe, ihr erholt euch gut, denn morgen legen wir erst richtig los, und Trisha Liebling, erinnere mich, dich nochmal zu bestrafen.“
„Ja, Herrin“, sagten beide wie aus einem Munde, während sie sich in die Augen sahen und langsam in ihnen verloren gingen.
„Gute Nacht, ihr beiden“, flüsterte Celine sanft, verließ die Zelle, schloss ab und ging aus dem Kerker.
„Und? Was sagst du?“, fragte Trisha nervös.
„Ich finde deine Schwester klasse, Trish … und ich denke, sie machte sich einfach Sorgen um dich.“
„Da magst du recht haben … Hey Rilli?“
„Ja?“
„Diese Anzüge von ihr sind auch klasse, oder?“, sagte Trisha und rieb ihren Körper gegen Rillianas. Sofort lief Rillianas Kopf rot an.
„Ich glaube nicht, dass wir die Nacht schlafen kommen, Trish“, erwiderte Rilliana und zog verspielt an Trishas Schrittseil.
„Sehe ich genauso …“
„Nicht, dass ich schlafen müsste, im Gegensatz zu dir, hehehe.“

Celine schloss die Kerkertür hinter sich und lehnte sich an sie an. Auch wenn der Tag nicht so ganz ihren Vorstellungen entsprach, hatte sie doch wichtige Fortschritte gemacht und endlich die Elfe kennengelernt.
„Sie scheinen sich wirklich zu lieben … gut, dass sie sich wieder vertragen haben“, murmelte Celine und ging in eine Tür weiter in ihr Labor. Hier lagerte sie Materialien, die sie mit ihren Erfindungen veredelte und dann in nützliche Rüstungen oder sexy Kleidung verwandelte. Celine wollte den beiden eine Freude machen und ihnen ihre neueste Kreation schenken. Anzüge, die so schwarz waren wie die Nacht, dehnbar und leicht. Vielleicht war es nicht das widerstandsfähigste Material, aber mit den richtigen Zaubern konnte sie diese Schwäche mehr als nur wettmachen.
„Dazu brauche ich nur …“, sagte Celine und verstummte, als sie vor einem leeren Fass stand, „leer … und die Seide? Auch alle … bist ja wieder top vorbereitet, du alte Hexe.“
Celine stöhnte genervt und wollte sich gerade in den Wald aufmachen, als ihr ein Gedanke kam und sie breit grinste.
„Warum muss ich mir selbst die Finger schmutzig machen, wenn ich zwei bezaubernde Diener habe, die das für mich machen können? Celine, du bist ein Genie.“

Rilliana und Trisha wachten, vom rhythmischen Geräusch von Absetzten auf, die immer näherkamen.
„Na? Wie hat meinen beiden Sklaven ihre erste Nacht in meinem Kerker gefallen?“, fragte Celine und öffnete die Kerkertür. Mit einer wischenden Bewegung ihrer Hand zog ihre Magie den Schlafsack von ihnen herunter.
„Wie es scheint sehr gut“, flüsterte sie und verbarg ihr Lächeln hinter ihrer Hand, als sie den großen, feuchten Fleck um Trishas und Rillianas Hüfte bemerkte.
„Guten Morgen, Herrin“, murmelten beide, und Trisha gähnte laut.
„Oh, scheint, als bräuchte jemand noch ein paar Stunden Schlaf, aber leider ruft die Arbeit nach euch“, sagte Celine und begann damit, die beiden Freundinnen von den Seilen zu befreien.
„Ich wollte nämlich gestern Nacht an ein paar neuen Anzügen arbeiten. Da ist mir aufgefallen, dass ich kaum noch Materialien habe, um diese zu verwirklichen. Also werdet ihr nun das Sammeln davon übernehmen.“
Trishas Gesicht wurde bleich.
„Hast du nicht Angestellte dafür?“, sagte sie verzweifelt, und Rilliana spürte durch die Anzüge hindurch, wie sich der Puls ihrer Freundin drastisch beschleunigte.
„Nicht wirklich, Trisha Liebes. Jeffrey fährt nur die Kutsche. Normalerweise mache ich das selbst, aber da ihr nun mal hier seid …“
„Was ist denn so schlimm daran, ein paar Sachen für Celine zu besorgen?“, fragte Rilliana ihre Freundin, aber als Trisha antworten wollte, schnitt ihr Celine das Wort ab.
„Wirst du schon früh genug erfahren, Rilliana“, sagte Celine und kniff in ihre Wange, „aber sei versichert, euch wird nichts Schlimmes geschehen, und als kleine Belohnung vergesse ich deinen und Trishas Fehler, mich nicht Herrin genannt zu haben. Ich bin sicher, ihr werdet eine Menge Spaß haben, und ich denke, du kannst das Training gut gebrauchen.“
„Training?“, fragte Trisha ungläubig und starrte ihre Schwester fassungslos an. Celine sah nicht amüsiert, über diesen Ausbruch aus, setzte allerdings kurz darauf ein zuckersüßes Lächeln auf, welches Rilliana einen Schauer über den Rücken jagte.
Nachdem Celine ihre Sklaven befreit und ihnen Zeit zum Essen und zum Frischmachen gegeben hatte, führte sie die beiden Freundinnen hinter ihr Haus. Trisha sah den kurzen Weg über unglücklich aus, Rilliana war sich aber nicht sicher, ob es an der Aufgabe selbst lag oder daran, dass sie es geknebelt machen musste. Celine hatte Trisha einen Ballknebel in den Mund gesteckt, nachdem die Shifterin fertig gegessen hatte, und ihn auf magische Weise verschlossen. Zumindest zeigte Trisha keine Anzeichen von Angst, nachdem sie gesehen hatte, wo ihre Schwester sie hinführte. Zwischen den Blumen und dem hohen Gras zeichneten flach eingelassene Steine einen Kreis, der eine fünf Schritt breite Grube umgab. Rilliana beugte sich vor und blickte hinunter, doch der Grund war nicht zu erkennen.
„Herrin? Müssen wir darunter?“
„In der Tat, Rilliana. Dort unten leben ein paar meiner Haustierchen. Ich möchte, dass ihr sie … melkt? Ich denke, Melken ist da das richtige Wort, und den Ertrag hier reinlegen“, sagte Celine und trat gegen einen Bottich, in den die drei Frauen hätten baden können.
„Was sind das für, Tierchen?“
„Das ist eine kleine Überraschung für dich. Deswegen ist Trisha auch geknebelt. Sie soll ja nicht den ganzen Spaß verderben. Aber wie ich bereits sagte: Ihr habt nichts zu befürchten. Ich habe sie selbst gezüchtet und sie werden euch nichts tun … zumindest nichts, was euch verletzt.“
Rilliana war gerade am Rätseln, wie sie am besten hinunter in die Grube gelangen konnte, als sie den letzten Satz von Celine hörte und aufhorchte: „Bitte was …“, war alles, was Rilliana noch über die Lippen brachte, als sie von Celine geschubst wurde. Sofort nahm die Schwerkraft von ihr Besitz und jegliches Rudern ihrer Arme kam zu spät. Rilliana schrie auf, als sie dem Boden entgegen schoss, und verschränkte ihre Arme vor ihrem Gesicht. Sie schloss die Augen und … sie spürte, wie sie auf dem Boden aufprallte, aber abgefedert wurde, als wäre sie auf Trishas weicher Matratze gelandet. Schlamm spritzte in alle Richtungen und sie rappelte sich hoch.
„Eine kleine Warnung wäre nett gewesen!“, rief sie grummelnd nach oben und beruhigte ihr rasendes Herz.
Als Erstes die Umgebung untersuchen. Dachte Rilliana. Sie fand sich in einem 20 mal 30 Schritt großen Raum wieder und sie stand waden-tief im Schlamm. Sie wischte sich den Dreck aus dem Gesicht und schabte ihn mit ihren Händen von ihrem Anzug. Gerade als sie fertig war, fiel Trisha neben sie und bespritzte sie erneut. Ihre blonden Haare waren mit dem Morast bedeckt und Rilliana schürzte ihre Lippen.
„Danke, Trish“, murmelte die Elfe, während Trisha sich aufrappelte und ihr den Vogel zeigte. Der Bottich schwebte auf magische Weise neben die beiden und versank im Schlamm, bis er auf dem Boden aufsetzte.
„Ich komme sofort wieder. Ich denke, ich habe etwas, was euch helfen könnte, aber fangt schon mal an. Viel Spaß, Mädels“, rief Celine die Grube hinunter und verschwand. Rilliana sah zu Trisha.
„Und was jetzt?“, fragte die Elfe, immer noch ratlos, was sie machen sollten. Trisha deutete abwechselnd auf den Schlamm vor ihr und auf ihre Augen. Rilliana sah genauer auf den Schlamm und diesmal sah sie Bewegungen in ihm. Hunderte Bewegungen, um genau zu sein.
„TRISH, WAS IST DAS?“, fragte Rilliana panisch, wich zurück und stolperte über eine Unebenheit im Boden. Sie fiel nach hinten über und sie spürte, wie sich ihre linke Hand in etwas Warmes und Schleimiges versenkte. Die Elfe machte große Augen, als sie sah, was Celines Haustiere waren. Es waren pinke Schleime. Einer von ihnen hatte sich hinter ihr versteckt und versuchte nun, ihren Arm hochzukriechen.
„Trishaaaaaa?“, rief die Elfe entsetzt und versuchte aufzustehen, um sich so vom Schleim zu lösen. Ihr Angreifer stellte sich jedoch als hartnäckig heraus und klebte sie auf den Boden fest. Trisha watete zu ihr herüber, und Rilliana wusste: Wäre ihre Freundin nicht geknebelt, würde sie laut lachen. Trisha kniete sich neben dem Schleim und begann, ihn sanft zu streicheln, ohne die dünne Membran zu durchstoßen. Dieser zitterte kurz auf und ließ den Boden los. Rilliana spürte, dass sein Griff sich lockerte, und sie konnte ihn abstreifen. Zurück blieb eine farblose Masse, die Trisha mit ihren Händen aufnahm und in den Bottich fallen ließ. Rilliana starrte sie mit offenem Mund an.
„Mhm?“, fragte Trisha durch ihren Knebel.
„Das ist ja absolut eklig …“, sagte Rilliana und hielt nach anderen Schleimen Ausschau. Trisha zuckte nur mit den Schultern und suchte selbst den Boden ab, bis sie eines der Monster fand und den Glibber, den es absonderte, in den Bottich warf. Rilliana kniete sich zu einem der Schleime hinunter und betrachtete ihn. Er schien auf sie zu reagieren und kroch langsam auf sie zu. Angewidert stand Rilliana schnell auf und stapfte zurück zum Bottich, damit keiner der Schleime sich ihr von hinten nähern konnte.
„Trisha, ich glaube, ich setze diese Runde aus. Ist das in Ordnung?“
Ihre Freundin hob eine Augenbraue und deutete nach oben zum Eingang der Grube. Die Elfe schaute hoch und sah Celine, die einen Beutel zu ihnen hinunterwarf. Der Beutel zerplatzte und stieß roten Staub aus, der sich in der ganzen Grube verteilte.
„Ich glaube, ich erlaube dir, wieder zu sprechen, Trisha Liebes“, rief Celine die Grube hinunter und schnippte mit den Fingern. Ein Klicken war zu hören und sofort hatte Trisha den Ballknebel gelöst und in den Bottich geworfen.
„Danke, Herrin“, rief Trisha hoch und wischte sich den Speichel vom Mundwinkel.
„Oh, dank mir nicht zu früh. Ich würde sagen, ihr habt gleich alle Hände voll zu tun, und Rilliana? Aussetzen geht jetzt vermutlich nicht mehr.“
Rilliana wollte gerade fragen, warum, als Trisha sie anrempelte und zu Boden warf. Der Schleim, der noch eben langsam auf Rilliana zugekrochen war, machte einen Satz und flog um Haaresbreite über sie beide hinweg.
„Mögen die Spiele beginnen!“, rief Celine von oben herab und nippte von einem Glas, welches ohne Zweifel mit Wein gefüllt war. Trisha hob ihre Freundin vom Boden auf und duckte sich erneut unter einen Schleim hinweg.
„Siehst du jetzt, warum ich keine Lust hatte, für sie zu arbeiten?“, fragte Trisha und zog sie zu einer nahen Wand. Rilliana zitterte. Ihr Herz war am Rasen. Ihre Hand wanderte zu ihrer Brust und sie krallte sich in ihre Haut, als sie einen stechenden Schmerz darin spürte. So etwas hatte sie noch nie in ihrem Leben gespürt. Selbst der Knochen hatte sich angenehmer angefühlt. Sie sah hoch zu Trisha die gerade einen Schleim beiseiteschlug und einem weiteren wegtrat.
„Ttttt … Trisha ist das eeeeiin Momomomoment, in dem ich das Saafff … Safeword benutzten soll … te?“
Trisha runzelte die Stirn und wollte fragen, ob das ihr Ernst war, doch dann sah sie Rillianas Gesicht und sie zählte eins und eins zusammen.
„Oh, Liebling …“, murmelte Trisha, lächelte ihr aufmunternd zu und umarmte Rilliana fest, „wenn dir das zu viel ist, natürlich. Jederzeit. Celine wird auch nicht böse auf dich sein. Aber … aber du brauchst keine Angst zu haben. Celine würde uns niemals in Gefahr bringen.“
„Wiiiie kannst du dir da so sicher sein? Wawawas ist, wenn sie auf unsere Gesichter springen und wir … ersticken?“, fragte Rilliana und drückte Trisha fester. Sie roch ihre Freundin, spürte ihre Nähe und Trishas ruhigen Herzschlag.
„Das sind Celines Schleime. Harmlos. Selbst wenn sie dich erwischen, kannst du durch sie durchatmen, und ihre übliche Säure ist nicht mehr ein Kitzeln auf der Haut.“
Rilliana öffnete ihre Augen einen Spaltbreit. Es waren so viele Schleime, die sie gerade umzingelten.
Die Elfe beobachtete die Schleime, die immer näher rückten, und atmete tief durch.
„Ich … verstehe … aber wie bekommen wir den Bottich voll, jetzt, da die so aggressiv sind?“
„Gar nicht“, kam es von oben herab, „Ich warte einfach, bis die Schleime ihren Spaß mit euch hatten, und wringe euch dann über den Bottich aus.“
„Beruhigend …“, sagte Trisha und fing an zu lachen. Auch Rilliana kicherte leise.

Celine hatte ihre Hand zu einer Faust geballt, als sie sah, dass Rilliana eine Panikattacke bekommen hatte. Glücklicherweise hatte Trisha genau das Richtige getan, um die Elfe zu beruhigen.
„Wow … nicht schlecht, Trisha. Du bist wirklich stark geworden“, murmelte Celine mit einem sanften Lächeln. In ihrer Brust breitete sich eine Wärme aus und ihre Hand wurde lockerer. Sie räusperte sich und rief hinunter: „Ich habe euch ja versprochen, dass dies ein Training für euch sein wird, aber es bringt nichts, wenn ihr nur in der Ecke steht. Machen wir doch einen kleinen Wettstreit daraus! Die erste von euch, die sich nicht mehr bewegen kann, muss morgen in den Wald!“
Trishas Augen weiteten sich vor Schock. Sie sah zu Rilliana und sagte: „Entschuldige Rilli, das ist nichts Persönliches.“, und schubste die Elfe in Richtung der Schleime und rannte davon. Sofort sprangen die Monster zu der Elfe und versuchten, sich auf sie zu setzen. Blitzschnell rollte sie sich zur Seite und die Schleime landeten neben ihr.
Rilliana fing breit an zu lächeln. Ihre Panik war komplett verschwunden. Dies war kein Kampf, dies ist ein Spiel, und ein Spiel würde sie auf jeden Fall gewinnen.
„Das fühlte sich aber sehr persönlich an!“, rief Rilliana ihr hinterher. Sie nahm eine Handvoll Schlamm vom Boden auf und bewarf Trisha damit. Der Schlamm traf sie perfekt am Kopf und sie verlor ihr Gleichgewicht. Trisha fiel direkt auf einen Schleim, der sich im Schlamm versteckt hatte. Die Elfe grinste hämisch, bis sie erneut zu Boden gerissen wurde, als ein Schleim ihr hinterrücks ins Kreuz sprang. Schlamm spritzte auf, als Rilliana erneut mit dem Gesicht voran im Morast landete. Sie spürte, wie sich der Schleim rasch über ihren Rücken und Hintern ausbreitete, und sprang panisch auf. Vergeblich versuchte Rilliana den Schleim von sich zu lösen, wie sie es noch bei Trisha gesehen hatte, doch scheinbar war dieser nicht so kitzlig wie der erste. Sie drehte sich um und suchte irgendeine Möglichkeit, um das Monster von sich abzuschaben, und stolperte vor Schreck zurück, als drei weitere Schleime auf sie zukrochen. Ohne auf ihre Umgebung zu achten, trat sie auf eins der Kreaturen, welches hinter ihr auf sie gelauert hatte, und blieb kleben. Sie sah nach unten und versuchte mit ihren Armen, ihren Fuß zu lösen.
„Hast du nicht was vergessen, Rilliana?“, fragte Celine von oben herab. Rilliana erstarrte und sah wieder nach vorne. Celine lachte laut auf, als sie sah, wie Rilliana von den drei Schleimen gleichzeitig angesprungen wurde. Sie trafen ihren Kopf, ihre Brust, erneut ihre rechte Hand und warfen sie um. Rilliana geriet in Panik, als sie merkte, dass einer der Schleime ihr Gesicht umschloss und ihre dominante Hand über ihrem Kopf am Boden festklebte. Ohne weiter nachzudenken, hob sie ihre linke Hand, um ihren Mund zu befreien, doch blieb diese einfach im Schleim stecken.
Das war’s. Dachte Rilliana und erneut ergriff Panik ihr Herz. Ihre Lunge fing an zu brennen, als ihr Körper nach Luft rang und sie einatmete. Sie rechnete damit, dass der Schleim ihre Atemwege blockierte, aber stattdessen spürte sie frische Luft in ihrer Lunge. Erleichterung machte sich in ihr breit und sie blieb liegen. Celines Haustiere waren also tatsächlich nicht tödlich und sie konnte sich beruhigen. Die Schleime hatten sie nun überwältigt, die Frage war nur, wie es Trisha erging. Rilliana spürte, wie immer mehr Schleime sich über sie hermachten und miteinander verschmolzen und heranwuchsen. Sie spürte das leichte Kribbeln, welches ihre Freundin beschrieben hatte, am ganzen Körper. Überall, wo Rilliana hinsah, sah sie nur Pink, und langsam fingen die Schleime an, sie anzuheben, bis sie mitten in einem Würfel steckte, der sich langsam zu einem weiteren pinken Ungetüm bewegte.

Fasziniert sah Celine vom Eingang der Grube zu, wie die beiden Schleimwürfel sich immer weiter nährten, bis sie sich berührten und mit einem leisen ‚Flop‘ miteinander verbanden. Trisha und Rilliana saßen nun gemeinsam in einem gewaltigen Würfel fest und konnten sich nicht mehr bewegen. Ihre Körper wurden in die Mitte transportiert, bis sie sich berührten, und ihre Gesichter wurden in den jeweils anderen Schritt gedrückt.
„Ich bin so stolz auf euch beide“, sagte Celine, obwohl sie sich nicht sicher war, ob ihre Sklaven sie hören konnten, „Wenn meine Kleinen genug von euch haben, hole ich euch da raus. Es sollte in ein paar Stunden so weit sein und das Beste ist, da ihr beide euch nicht mehr bewegen könnt, dürft ihr morgen zusammen in den Wald. Ist das nicht großartig?“

Die Sonne schien hell und erwärmte die Kostüme der drei Frauen. Celine führte Trisha und Rilliana einen Weg entlang, der hinter ihrem Anwesen verlief und zum Wald führte. Trisha hatte die Nacht kaum ein Auge zu gemacht, nachdem ihre Schwester sie von den Schleimen befreit hatte und sie erfuhr, dass sie beide in den Wald mussten. Doch hatte sie keine große Wahl, denn Celine zog ihre Sklavinnen mit an Halsbändern befestigten Ketten hinter sich her.
„Trisha Schatz, ich verspreche dir, dass dir nichts passieren wird. Wie immer“, sagte Celine, als sie erneut an Trishas Kette zog, als diese langsamer wurde.
„Das ist mir egal, Celine! Ich hasse diese Viecher!“, konterte Trisha und sträubte sich gegen das Halsband. Celine atmete genervt aus und drehte sich zu ihr um.
„Trisha, ich brauche diese Seide unbedingt. Kann ich was tun, um es dir zu versüßen?“
„Nein!“, antwortete Trisha knapp und setzte sich auf den Boden, um ihren Standpunkt zu bekräftigen. Rilliana kniete sich neben sie und legte einen Arm auf ihre Schulter.
„Weswegen möchtest du nicht rein, Trish?“, fragte sie die Shifterin leise.
„Weil ich keine Lust habe, erneut hilflos zwei Tage lang im Wald abzuhängen, weil meine liebe Schwester nicht weiß, wo ihre dämlichen Spinnen mich hingebracht haben!“
„Spinnen?“, fragte Rilliana verwirrt und sah zu Celine hoch, die nur mit den Augen rollte.
„Ja, natürlich diese verdammten Spinnen! Aber die sind nicht das Problem! Natürlich tun sie uns genauso wenig wie die Schleime, aber wenn Celine uns nicht finden kann, können es genauso gut normale Spinnen sein!“
Rilliana runzelte die Stirn.
„Und was ist, wenn Celine uns auf jeden Fall finden kann?“, sagte sie und tippte auf ihr Halsband. Trisha sah sie fragend an, bis ihr einfiel, was sie meinte, und sofort erhellte sich ihre Miene.

„Dass ich selbst nicht darauf gekommen bin …“, murmelte Celine und löste die Ketten von Trisha und Rilliana, nachdem sie ihre Halsbänder verzaubert hatte.
„Wer hätte gedacht, dass eine fesselnsüchtige Elfe ohne einen Funken Magie in sich, eher auf den Gedanken kommt, Halsbänder mit Aufspürzaubern zu versehen, als meine berühmte Schwester, die ihren Reichtum mit Magie und Kleidung verdient hat?“, sagte Trisha lachend und hielt sich ihren Bauch fest.
„Rilliana? Könntest du schon mal in den Wald gehen? Ich würde gerne noch ein paar Sätze mit meiner lieben Schwester reden“, sagte Celine mit einem falschen Lächeln. Rilliana ließ sich das nicht zweimal sagen und ging ohne zu zögern in den dunklen Wald. Sofort vermisste sie die warme Sonne, die gerade noch ihren Ganzkörperanzug aufgewärmt hatte, doch lächelte sie und ging zu einem besonders großen Baum. Sie atmete die Luft des Waldes ein und schloss zufrieden die Augen. Zwar ist sie in der Stadt aufgewachsen, dennoch spürte sie eine Verbundenheit zu den Bäumen. Eine unsichtbare Kraft, die besonders hier mitten im Wald ihren Körper mit neuer Kraft füllte. Bevor sie Trisha traf, hatte sie sich oft gefragt, wie ihr Leben verlaufen wäre, wenn sie in einem Wald mit anderen Elfen aufgewachsen wäre. Allerdings hätte sie dann je Arissa, Trisha oder Celine kennengelernt?
„Es ist schon besser so“, murmelte Rilliana und strich über die Rinde des Baumes.
„So alt …“, murmelte sie und drehte sich um, als sie die Schritte von Trisha hörte. Rilliana prustete laut auf vor Lachen, als sie sah, was Celine mit ihrer Schwester gemacht hatte. Trisha hat von Celine zwei zusätzliche Arme an den Anzug genäht und eine Brille aufgesetzt bekommen, die an die Augen einer Fliege erinnerte. Ein paar Flügel auf Trishas Rücken rundeten das Bild ab. Sie flatterten sanft, mit jedem ihrer Schritte. Trisha sah genervt ihre Freundin an, wartete aber, bis sie sich beruhigt hatte.
„Können wir dann jetzt loslegen? Je früher wir damit durch sind, desto früher kommen wir zurück nach Hause“, sagte Trisha und ging voran.
„Tut mir leid, das war einfach zu unerwartet“, gestand Rilliana und lief ihr immer noch kichernd hinterher, „aber du musst zugeben, dass du schon sehr lustig aussiehst.“
Trisha gluckste.
„Ja, schon. Ich wünschte nur, sie hätte die Brille weggelassen, ich kann kaum etwas dadurch sehen.“
„Sobald wir die Spinnen gefunden haben, spielt das dann überhaupt noch eine Rolle?“
„Na klar! Ich will doch deinen wunderschönen, eingewickelten Körper bewundern“, sagte Trisha und gab Rilliana einen Klaps auf den Hintern.
„Macht deine Schwester das eigentlich immer so? So die Materialien sammeln, mein ich?“
„Eigentlich nicht … Aber sie findet es lustig und sie meint, so bekommt sie auch mehr Ertrag. Sie hat mich gelegentlich hier reingeschickt und gewartet, bis die Spinnen mich gefangen haben. Allerdings ist das, das letzte Mal schiefgegangen und ich wäre fast verdurstet … … das war auf jeden Fall mit einer der Gründe, warum ich keine große Lust hatte, sie zu besuchen.“
„Ist denn bei euch alles wieder gut?“, fragte Rilliana vorsichtig. Trisha atmete laut aus ihrer Nase aus.
„Ich denke schon … zumindest ist es wieder wie früher, mehr oder weniger.“
„Mehr oder weniger?“, fragte Rilliana.
„Es macht jetzt, mit dir zusammen mehr Spaß. Früher hatte Celine eine Freundin, die … Tut mir leid, ich will mich eigentlich nicht an die Zeit erinnern.“
Rilliana legte mitfühlend ihre Hand auf Trishas Schulter und drückte sie sanft.
„Du musst nicht darüber reden, aber ich werde immer ein offenes Ohr für dich haben, wenn du es brauchst.“
„Danke, Rilli“, sagte Trisha und drückte die Hand auf ihrer Schulter.

Sie gingen tiefer in den Wald hinein. Sie redeten nicht viel, bis Rilliana auf einen Baum zeigte.
„Hey, schau mal“, flüsterte Rilliana und zeigte auf deren Äste, die mit Netzen geschmückt waren.
„Rilliana, ich enttäusche dich ja nur ungern, aber diese Fliege hier“, sagte Trisha und strich mit ihren Fingern über ihren im Ganzkörperanzug gefangenen Körper, „passt nicht in diese kleinen Netze. Die Spinnen meiner Schwester machen größere Netze. Also keine Sorge, wir verfehlen sie bestimmt nicht.“
Trisha machte noch einen Schritt nach vorne und es knackte. Plötzlich versank sie kreischend im Boden, als die Äste unter ihr nachgaben und sie in einem Loch verschwand. Sie rutschte ein kurzes Stück in die Tiefe, bis sie an einer Rampe ankam und von ihr nach oben, in die Luft katapultiert wurde. Sie wedelte wild mit ihren Armen, als die Schwerkraft wieder Gewalt über sie nahm, und sie landete genau in der Mitte eines gigantischen Netzes, welches in einer Grube gespannt war.
„Trisha? Alles in Ordnung?“, fragte Rilliana. Ihre Stimme hallte von den Wänden wider.
„Ja, alles in Ordnung“, rief Trisha zurück, „und ich habe sogar ein größeres Netz gefunden. Ich weiß aber nicht, ob …“
Sie unterbrach sich, als Rilliana in das Loch sprang und einen Augenblick später durch die Rampe in die Luft geworfen wurde. Die Elfe landete neben Trisha im Netz und es riss augenblicklich. Sie fielen weiter nach unten, bis sie erneut von einem Netz aufgefangen wurden, welches auch nachgab, und erst das dritte Netz stoppte ihren Fall.
„Da muss wohl jemand abnehmen“, murmelte Trisha mit einer nervigen Singstimme.
„Sagt die, die vermutlich die fetteste Fliege der Welt darstellt“, konterte Rilliana und versuchte sich aufzusetzen, was aber durch die vielen Fäden, die sich bereits um sie schlangen, als nahezu unmöglich herausstellte.
„Und was jetzt?“, fragte sie und blieb liegen, als ihre Glieder, zum erneuten Male zurückgezogen wurden.
„Naja, entweder wir warten und hoffen, dass die Spinnen bald kommen und uns abkaufen, dass wir uns nicht wehren können, oder wir haben ein bisschen Spaß und zappeln, bis wir ihnen tatsächlich hilflos ausgeliefert sind.“
Trisha und Rilliana warfen sich einen Blick zu und grinsten von Ohr zu Ohr. Sofort fingen sie an, in den Fäden zu strampeln, als würde ihr Leben davon abhängen. Es wurde für sie immer schwieriger, sich zu bewegen, als immer mehr Seide sich an ihnen verfing. Erst als das Netz erneut riss, diesmal unter Trisha und sie kopfüber in einem Sack unter Rilliana baumelte, hörten sie auf. Die beiden Freundinnen atmeten schwer und auch ohne die Spinnen war von ihren schwarzen Anzügen kaum noch was zu sehen.
„Wie ist die Aussicht von da unten?“, fragte Rilliana lachend und versuchte vergeblich, ihren Kopf zu drehen.
„Ganz gut. Ich habe einen perfekten Blick auf deinen Hintern!“, erwiderte Trisha und seufzte genüsslich.
„Oh! Schau mal, wir bekommen Besuch, Trish“, sagte Rilliana und beobachtete, wie eine melongroße Spinne vorsichtig in die Grube zu ihnen hinunterschaute. Sie klickte nervös mit ihren Greifzangen und trippelte von einem Ende der Kante zur anderen, während sie nach unten auf ihre Beute schaute.
„Worauf wartet sie?“, flüsterte Rilliana.
„Meine Schwester hat sie so gezüchtet, dass sie zwar große Beute fangen und ohne Ende Netze spinnen können, aber gleichzeitig sind sie nicht besonders gefährlich, also vergewissern sie sich, dass wir ihnen nichts tun können“, flüsterte Trisha zurück und versuchte, an Rilliana vorbei, die Spinne zu erspähen. Sie sah, wie die Spinne langsam die Wand hinunterkroch und bei der Elfe Halt machte. Die Spinne ging zögernd auf sie zu und stupste sie vorsichtig mit einem ihrer fluffigen Beine an. Rilliana beobachtete sie neugierig und bewunderte ihr flauschiges, pinkes Fell.
„Die sieht ja knuffig aus“, hauchte Rilliana. Die Spinne schien von dieser Aussage verwundert zu sein, denn sie legte ihren Kopf schief. Sie krabbelte auf das Bein der Elfe und begutachtete die Situation. Geschickt entfernte sie das unordentliche Netz und legte beide Beine nebeneinander. Als Nächstes fing sie an, Rillianas Beine mit ihrer Seide zu umwickeln. Die neuen Spinnweben fühlten sich feucht durch den Anzug an und drückten ihre Glieder leicht zusammen. Rilliana spürte, dass die Fäden anfingen, sich zusammenzuziehen, als die Fäden an der Luft trockneten. Bevor die Spinne sie weiter einwickelte, machte sie allerdings an Rillianas Hüfte halt.
„Sag mal, Trisha, ist die eigentlich giftig?“, fragte Rilliana.
„Joa, schon, aber wie gesagt, nicht gefährlich. Du wirst gleich sehen, was das Gift macht.“
„Ich bin mir nicht sicher, ob ich das herausfinden will …“
„Pech gehabt, sie setzt gerade, zum Biss an.“
Rilliana zuckte kurz zusammen, als die Spinne ihre Fänge in ihrem Fleisch versenkte.
„Au!“, sagte Rilliana und spürte eine angenehme Wärme, die sich von ihrem Hintern in ihrem ganzen Körper ausbreitete. Mit der Wärme spürte sie den Verlust ihrer Kontrolle über ihre Glieder. Ihr Mund verzog sich zu einem entspannten Lächeln und ein Seufzen entkam Rillianas Mund, als ihre Augen zufielen.
„Schlaf gut, Rilli“, murmelte Trisha kaum hörbar und beobachtete, was die Spinne als Nächstes tat. Diese arbeitete dort weiter, wo sie aufgehört hatte, und verpackte die Hüfte ihrer Freundin in Seide. Die Spinne arbeitete sich weiter nach oben vor, überkreuzte Rillianas Arme vor ihrer Brust und besprühte auch ihren Kopf mit Seide. Letztlich war nichts mehr von Rilliana zu sehen außer ihren geschlossenen Augen. Trisha lief das Wasser im Mund zusammen, als sie den eng eingesponnenen Körper ihrer Freundin sah. Der Ganzkörperanzug war schon sehr figurbetont geschnitten, doch die Seide verstärkte den Effekt noch weiter und wirkte wie ein Korsett, das der Elfe eine bezaubernde Sanduhrfigur gab. Die Spinne wirkte auch zufrieden mit ihrem Fang und senkte sich zu Trisha herunter, die sie nur anlächelte.
„Mach das Beste draus, kleiner Freund“, sagte sie zu der Spinne, die sofort ihre Zähne in Trisha versenkte.

Celine stand am Rande der Grube und schaute hinunter auf die beiden Kokons, in denen Rilliana und Trisha steckten.
„Endlich habe ich euch gefunden. Pinky du musst auch immer die hinterhältigsten Fallen bauen, oder?“, fragte sie und streichelte die pinke Spinne neben ihr. Die Spinne quiekte zufrieden und krabbelte die Felswand hinunter, zu ihrer Beute, um sie von den Netzen zu lösen und ihrer Herrin zu bringen. Währenddessen stellte Celine eine Schüssel auf den Boden und befüllte sie mit Futter, um Pinky für ihre Mühe zu entlohnen. Sie hielt kurz inne und schaute auf die beiden Frauen in ihren weißen Gefängnissen.
„Ach, was soll’s. Du hast es dir verdient“, murmelte sie und schüttete den Rest der Tüte in die Schüssel, bis diese überquoll. Mit einem Schlenker ihrer Hand nahm ihre Magie, der Spinne die Körper ab und ließ sie aus der Grube herausfliegen.
„Guten Hunger, Pinky iss aber nicht alles auf einmal“, sagte Celine und streichelte die Spinne erneut.

Rilliana erwachte langsam aus ihrem durch das Gift ausgelösten Schlummer. Normales Schlafen ließ sie immer verwirrt zurück. Gewollter oder auch ungewollter. Sie schüttelte ihren Kopf, als sie sich keinen Reim machen konnte, wo sie sich befand, doch als sie einen Kokon neben sich hängen sah, fiel es ihr ein. Sie und Trisha hingen eine Handbreit über dem Boden. Sie biss sich auf die Unterlippe, als sie Trishas weiße Gestalt vor sich sah. Sie sah so unschuldig und perfekt in ihrem Gefängnis aus. Weiße Seide, die sich eng um ihren Körper wand.
Das müssen wir nochmal machen. Dachte sie und zappelte fröhlich, um ihren Kokon in vollen Zügen zu genießen.

Am nächsten Tag wurden Trisha und Rilliana von Celine aus den Kokons befreit. Beide bebten vor Aufregung in Gedanken darüber, was ihre Herrin als Nächstes mit ihnen vorhatte.
„Was machen wir als Nächstes, Herrin?“, fragten beide gleichzeitig, als sie vor Celine niederknieten.
„Steht auf, meine Lieben. Ich muss euch leider mitteilen, dass ihr den heutigen Tag ohne mich auskommen müsst. Jetzt, da ich dank euch, die nötigen Materialien habe, muss ich mich so schnell wie möglich daran setzen, den Auftrag zu Ende zu bringen, damit ich mir um nichts anderes Sorgen machen muss als um euch. Das heißt im Klartext, dass ich euch mein Haus zur Verfügung stelle, samt Kerker und all seinem Inhalt. Aber bitte übertreibt es nicht, in Ordnung?“, sagte Celine und sah die beiden streng an.
„Keinesfalls, Herrin“, sagte Rilliana
„Ich werde auf sie aufpassen“, fügte Trisha hinzu, und alle drei lachten.
„Fein … ich nehme an, Trisha ist so lange der Chef? Ist das in Ordnung für dich, Rilliana?“
Die Elfe nickte begierig und fiel Trisha in die Arme.
„Ich kann es kaum erwarten!“
Celine lächelte und verwuschelte die Haare ihrer Lieblinge.
„Alles klar. Ich schaue heute Abend, wie es euch ergangen ist. Trisha, wenn du dich umziehen möchtest, im Thronsaal sollten ein paar Sachen sein, die dir passen könnten. Tobt euch aus“, sagte Celine augenzwinkernd und verließ den Kerker.
„Was machen wir als Erstes?“, fragte Rilliana und hüpfte vor Aufregung auf der Stelle.
„Als Erstes sorge ich dafür, dass du nicht wegläufst“, sagte Trisha und kramte in der Truhe mit Utensilien nach Handschellen, die sie benutzte, um Rillianas Hände auf den Rücken zu fesseln, „und danach schaue ich mir ein paar schöne Kleider an.“
Dann schloss sie die Zellentür hinter sich und ließ Rilliana allein in der Zelle zurück. Die Elfe presste ihr Gesicht gegen die Gitterstäbe und rief ihr hinterher: „Ich bin übrigens kein Fan von Handschellen!“
Trisha lachte.
„Dann versuch doch, das Schloss zu knacken. Das hat ja letztes Mal, so gut funktioniert“, rief Trisha ohne sie eines Blickes zu würdigen. Rilliana seufzte laut und setzte sich auf das Bett.

Als Trisha den Schrank in Celines Thronraum öffnete, schlug ihr ein süßlicher Geruch entgegen, und sie atmete ihn zufrieden ein. Sie wusste genau, wonach sie suchte, und griff nach ein paar Kleidungsstücken im Schrank, die sie über den Thron legte. Trisha öffnete ihren Ganzkörperanzug und zog ihn aus. Es irritierte sie, nackt zu sein, nachdem sie den Anzug tagelang getragen hatte, und deswegen zog sie sofort den von ihr bereitgelegten an. Er war auch schwarz, aber aus einem viel elastischeren und glänzenderen Material. Sie vermutete, dass ihre Schwester ihn aus den Schleimabsonderungen herstellte. Der neue Anzug machte schmatzende Geräusche, als er sich eng um ihren Körper legte und sie fest umarmte.
„Bei den Göttern!“, rief sie, als er sich vollständig um sie geschlossen hatte, und atmete schwer vor Lust. Die weinroten Stiefel folgten als Nächstes. Sie gingen knapp unter ihre Knie. Die Absätze waren ungewohnt hoch für sie, aber sie war zuversichtlich, dass sie schnell lernte, in ihnen zu laufen. Ihre schwarzen Haare band sie in einen strengen Pferdesch****z. Als Letztes zog, sie ein ebenfalls weinrotes Korsett an, welches sie allerdings nicht allzu eng zog, was aber dennoch ihre Brüste vorteilhaft anhob. Der Anzug raubte ihr ihren Atem schon zur Genüge. Neben dem Thron lag Celines Peitsche. Trisha befeuchtete mit ihrer Zunge ihre Lippen und griff nach ihr.

Rilliana saß währenddessen immer noch auf ihrem Bett und starrte gelangweilt die Wand an. Sie lauschte auf, als sie eine Tür hörte.
„Na endlich“, murmelte sie, als sie Absätze hörte, und eilte neugierig zu den Gitterstäben, um einen Blick auf Trisha zu erhaschen.
„Hast mich ja lange genug warten lassen, Trish! Ich hoffe, es hat sich gelohnt“, rief sie ihrer Freundin entgegen.
„Gefällt dir, was du siehst?“, fragte Trisha und ließ die Peitsche knallen. Die Elfe zog zischend Luft ein, als sie ihre Freundin sah, und sank ehrfürchtig auf ihre Knie, unterbrach aber keine Sekunde den Blick auf ihre Herrin.
„Jeden Tag ein bisschen mehr“, flüsterte Rilliana was Trishas Herz zum Schmelzen brachte, aber sie musste das Spiel aufrechterhalten und räusperte sich.
„Umdrehen!“, forderte Trisha während sie die Zellentür öffnete. Rilliana zögerte. Zwar wollte sie gehorchen, aber der Anblick ihrer Freundin war einfach zu verlockend.
„Interessant … Sind wir heute ein bisschen ungehorsam, oder liegt es daran, dass du keinen Respekt mehr vor mir hast, da meine liebe Schwester uns beide zu ihren Sklaven gemacht hat?“
Rilliana zwang sich, ihren Blick zu senken, und drehte sich mit dem Rücken zu ihr.
„Nein, Trisha. Ich war nur verzaubert von deinem Glanz“, antwortete sie wahrheitsgemäß. Trisha trat an ihre Freundin heran und legte ihre Hände auf Rillianas Schultern. Sie beugte sich so nah zu ihrem Ohr hinunter, so dass die Elfe Trishas Atem spüren konnte.
„Das kann nicht alles sein, Sklave … und ich werde es mir zur Aufgabe machen, es bis heute Abend zu korrigieren“, flüsterte sie Rilliana ins Ohr und biss in ihr Ohrläppchen. Die Elfe öffnete den Mund, um ihren Schmerz und ihre Überraschung mit einem Schrei zum Ausdruck zu bringen, wurde aber unterbrochen, als Trisha ihr die Peitsche in ihren Mund steckte wie einen Knochen.
„Festhalten!“, befahl sie und Rilliana biss instinktiv zu. Trisha löste Rillianas Handschellen und tauschte sie gegen ein langes Seil aus.
„Die Peitsche könnte vielleicht ein bisschen stören, wenn ich dich fessle“, sagte Trisha und wickelte sie um Rillianas Hals. Nicht fest genug, um ihr komplett die Luft abzuschneiden, aber zweifelsohne fest genug, dass sie unangenehm auf ihren Hals drückte. Rillianas Puls stieg in die Höhe, als ihr Atem eingeschränkt wurde.
„Keine Sorge“, murmelte Trisha ihr ins Ohr und streichelte über Rillianas Hals. Der Anzug von Trisha streifte, über Rillianas Haut und sie erschauderte bei der Berührung. Die Shifterin führte die Arme der Elfe zu ihrer Brust und fing an, sie an ihrem Oberkörper zu binden. Rillianas Arme wurden, überkreuzt und sie hatte keine Möglichkeit mehr, ihre Hände zu senken. Als Nächstes nahm, Trisha die schwarzen, elastischen Seile und band sie um Rillianas Knöchel. Zum Schluss fesselte Trisha ein Seil um ihre Hüfte, band allerdings nicht nur ein Schrittseil, sondern webte um ihre Hüfte herum einen Harness.
„Bist du bereit für deine Lehrstunde, Sklavin?“, fragte Trisha und legte wieder ihre Hände auf Rillianas Schultern. Die Elfe nickte einmal und wartete ab, was ihre Herrin mit ihr vorhatte. Trisha nahm ein weiteres Seil, warf es über einen Deckenbalken und befestigte es an Rillianas Oberkörperharness und an ihrer Hüfte. Sie verknotete die schwarzen Seile in Ösen am Boden und fing an, Rilliana hochzuziehen, bis sie in der Luft hing und ihre Beine durch die flexiblen Seile nach unten gezogen wurden. Trisha ging um Rilliana herum und streichelte ihren Körper. Dabei zog sie die Peitsche von Rillianas Hals hinunter und verschwand aus ihrem Blickfeld. Nervös versuchte Rilliana ihren Kopf zu drehen, um zu sehen, was ihre Freundin machte.
„Zähl mit“, sagte Trisha und die Elfe blinzelte, als sie die Peitsche knallen hörte. Ein brennender Schmerz breitete sich in einer geraden Linie von ihrer rechten Schulter zu ihrer linken Pobacke aus. Rilliana riss ihren Mund zu einem stummen Schrei auf und hielt den Atem an. Alle Gedanken in ihrem Kopf wurden zur Seite gefegt, als die Peitsche sie zeichnete. Ihr Atem beschleunigte sich, als sie den Schock überstanden hatte, und sie ließ den Kopf hängen.
„Rilliana, alles in Ordnung?“, fragte Trisha besorgt, „Habe ich zu fest zugeschlagen?“
„Nein!“, sagte Rilliana sofort und drehte sich so gut es ging zu ihrer Freundin.
„Mach weiter …“, murmelte sie.
„Dann zähl.“
„Eins!“, sagte Rilliana und sofort landete ein weiterer Schlag auf ihrem Rücken, der ihr erneut die Luft raubte.
„Zwei!“
Trisha erwischte diesmal nur ihren Hintern und der Schmerz durchstieß ihren Körper wie ein Pfeil.
„Drei!“
Wieder berührte die Peitsche, sie am Rücken, und Rilliana zog ihre Beine an, in der Hoffnung, den Schmerzen zu entkommen. Doch wurden sie erbarmungslos von den schwarzen Seilen zurückgezogen.
„Vier!“
Trisha schlug erneut zu und diesmal stöhnte Rilliana laut auf.
„… Fünf!“
Trisha zögerte. Sie ging um die Elfe herum und sah in ihr Gesicht. Eine einsame Träne rollte hinunter.
„Wollen wir aufhören?“, fragte sie und wischte die Träne weg.
Rilliana runzelte die Stirn und sah verwirrt ihre Freundin an. Sie schluckte schwer, holte Luft und sagte: „Ich habe fünf gesagt, Trish … Ich werde mich nicht wiederholen …“
Sie lächelte auf ihre Freundin herab und streckte ihr zögernd die Zunge heraus. Trisha öffnete empört den Mund, schloss ihn aber direkt wieder, ging um die Elfe herum und sagte: „Fein, wie du willst.“
Ohne Vorwarnung landete die Peitsche schwer auf Rillianas Rücken und schlang sich nach vorne auf ihren Bauch.
„SECHS!“, zischte Rilliana zwischen ihren zusammengebissenen Zähnen hervor.
… „SIEBEN!“

Als sie die Dreißig erreichten, merkte, Trisha mit jedem neuen Peitschenhieb, dass Rilliana immer leiser mitzählte, bis sie zu flüstern schien und bei fünfzig komplett aufhörte. Besorgt nahm Trisha die Peitsche herunter und holte die Elfe zu Boden. Sie nahm Rilliana in den Arm und streichelte sie sanft. Die Elfe wirkte auf Trisha so, als wäre sie in Trance, und erleichtert atmete sie auf.
„Willkommen in Subspace, Rilli“, flüsterte Trisha und legte Rilliana vorsichtig in das Bett und deckte sie zu.
„… Danke … Herrin“, murmelte Rilliana und stöhnte erleichtert auf, als die Wärme der Decke sie umarmte. So leise wie möglich zog Trisha ihr Kostüm aus und legte sich neben sie.
„Soll ich deine Fesseln lösen?“
Rilliana schüttelte kaum merklich ihren Kopf und kuschelte sich tiefer in die Decke und an Trisha.
Am späten Abend lehnte sich Celine in ihren Abseitsstuhl zurück und schaute zufrieden auf ihre vollbrachte Arbeit. Die Materialien, die die Mädchen für sie gesammelt hatten, waren mehr als genug. Sie hatte sogar so viel übrig gehabt, dass sie Schleimanzüge für ihre beiden Schützlinge hergestellt hatte.
„Ich muss mir dringend einen Namen für das Material einfallen lassen“, murmelte sie und strich drei von vier Bezeichnungen durch, die sie sich ausgedacht hatte, und fügte ein Fragezeichen am letzten Begriff auf ihrer Liste hinzu. Celine schaute gedankenverloren aus dem Fenster und sah zu, wie die Sonne langsam hinter den Bergen unterging und mit letzter Kraft ihr Anwesen in rotes Licht tauchte.
„Was die beiden wohl gerade treiben?“, murmelte sie, erhob sich von ihrem Arbeitstisch und schlich in den Kerker. Sie hörte ihre beiden Lieblinge leise atmen und schaute vorsichtig um die Ecke in die Zelle. Sie schliefen gemeinsam unter einer dicken Decke. Trisha hatte die Arme um Rilliana gelegt und die Elfe lächelte zufrieden. Eine Wölbung unter der Decke verriet Celine, dass die Arme der Elfe gefesselt waren. Kopfschüttelnd ließ Celine, die beiden in Ruhe und ging wieder aus dem Kerker. Sie schloss die Tür und lauschte auf, als sie ein Klopfen an der Haustür hörte.
„Besuch?“, wunderte sie sich. Sie öffnete die Tür und vor ihr standen acht in Schwarz gekleidete Männer. Keiner von ihnen kam ihr bekannt vor und alle sahen sie finster an.
„Meine Herren, kann ich Ihnen helfen?“, fragte sie kühl und rieb mit ihren Daumen ihre Finger spitzten entlang. Kleine Blitze flogen zwischen ihnen hin und her. Celine spürte eine gewaltige Feindseligkeit ihr gegenüber. Etwas, womit sie in der Vergangenheit oft zu tun hatte.
„Sind Sie Celine, von der man sagt, dass sie die besten magischen Rüstungen unserer Zeit herstellt?“, fragte einer der Männer und ging auf sie zu.
„Kann sein … Wer will das wissen?“, fragte sie.
„Mein Meister will eure Fertigkeiten für einen Großauftrag in Anspruch nehmen und er wünscht, euch zu sprechen. Wir sind hier, um euch zu ihm zu bringen.“
Er wies auf eine große Kutsche hinter ihm.
„Leider bin ich im Moment ein bisschen ausgebucht. Jedes meiner Stücke fertige ich in kleinster Handarbeit an, und bedauerlicherweise ist die Warteliste sehr lang. Auf Wiedersehen“, sagte Celine und schloss die Tür. Der Mann stellte seinen Fuß in den Eingang und drückte die Tür auf.
„Hör zu, Schlampe, ich zähle jetzt bis drei, und wenn du bis dahin nicht auf dem Weg in die Kutsche bist, schleife ich dich an deinen …“
„Drei!“, unterbrach Celine ihn und ließ ihre Magie gegen die Tür prallen. Es krachte laut, als die Tür aus ihren Angeln gesprengt wurde und den Mann mit sich riss. Die Wucht von Celines Zauber war so gewaltig, dass die Tür samt Rüpel bis zur Kutsche flog und gegen sie schepperte. Die Tür fiel zu Boden und der Mann sackte bewusstlos auf ihr zusammen. Celine starrte die nun nervös gewordenen Banditen an und zeigte Blitze, die ihre Hand umkreisten. Die Luft knisterte, während die Hexe auf die Männer hinunter sah. Ein selbstsicheres Lächeln war auf ihren Lippen erschienen.
„Und wie kann ich euch weiterhelfen?“, fragte sie. Sofort flohen drei der Männer zurück zur Kutsche, die sofort losfuhr und hinter Celines Anwesen verschwand. Sie leckte sich die Lippen, als die restlichen Männer vor ihr Schwerter zogen und bedrohlich auf sie zukamen.
„Oh, wenn ich euren Anführer erwische, werde ich sehr viel Spaß mit ihm haben!“, rief sie und entlud einen Blitz auf den nächsten Angreifer.

Trisha erwachte von einem lauten Knall, der das ganze Haus zum Beben brachte. Rilliana war noch so tief in ihrer eigenen Welt und schien nichts bemerkt zu haben. Vorsichtig, um ihre Freundin nicht zu stören, ließ sich Trisha aus dem Bett gleiten und sah den Kerker entlang. Sie runzelte die Stirn, als sie Staub von der Decke rieseln sah. Sie hob ihren geliehenen Schleim-Catsuit vom Boden auf und zog ihn so leise wie möglich an. Zwar wollte sie Rilliana nicht stören, aber ihrer Schwester nicht nackt über den Weg zu laufen, war ihr schon wichtiger. Die Elfe war immer noch in tiefer Trance und murmelte nur etwas Unverständliches. Trisha strich ihr sanft über das Haar.
„Alles gut. Ruh dich noch ein bisschen aus“, flüsterte Trisha ihr zu und verließ den Kerker, um zu sehen, warum Celine so einen Krach machte. Sie ging in den Flur und spürte einen Luftzug. Als sie ihm folgte, fand sie ein Loch, wo mal Celines Haustür gestanden hatte. Sie warf einen Blick hindurch. Sie sah ihre Schwester schwer atmend. vor ihr lagen zwei Männer leblos am Boden und zwei weitere standen bedrohlich mit erhobenen Schwertern vor ihr.
„Celine! Ich helfe dir!“, rief sie ihrer Schwester zu, sprang durchs Loch und kam neben einen der Toten zum Stehen. Sie hob eines der Schwerter auf und hielt es den beiden Männern entgegen.
„NEIN! Geh zurück nach unten und beschütze Rilliana! Ich komme hier klar!“, schrie Celine und warf einen Blitz auf einen der Schwertkämpfer, der ihm aber im letzten Augenblick auswich. Trisha riss entsetzt die Augen auf. Celine hatte recht. Rilliana war vollkommen schutzlos im Keller. Ein gewaltiger Knall ertönte und sie rannte zurück ins Haus. Sie stolperte fast die Treppe hinunter, fing sich jedoch und hörte Rufe. Hörte fremde Stimmen.
„Nein …!“, flüsterte Trisha und sprintete die Treppe hinunter. Sie kam schlitternd im Flur zum Halt. Drei Männer standen vor ihr. Sonnenlicht strahlte durch ein Loch in der Decke auf sie herab. Sie hörte Schreie. Hörte Rufe und sie packte das Schwert fester. Drei weitere Männer zogen Rilliana aus der Zelle, die sich nach Leibeskräften wehrte. Mit ihren gefesselten Armen war es ein fruchtloser Kampf. Die Elfe wurde auf ihre Knie gedrückt und sah ängstlich zu Trisha.
„Lasst sie los!“, flüsterte Trisha doch jeder konnte es hören. Eine Drohung, die selbst Rilliana das Blut in den Adern gefrieren ließ. Trisha hob das Schwert, während ihre animalischen Wurzeln von ihr Oberhand ergriffen und sie ihre Shifter-Form annahm. Ihre Arme wurden kräftiger, ihre Haare länger und ihre Pupillen wurden zu Schlitzen. Zwar hatte sie ihren Dolch nicht bei sich, aber sie würde nicht viel Zeit für die Banditen benötigen.
„Denk lieber nochmal nach, Shifter!“, sagte einer der Männer, zog Rillianas Kopf an ihren Haaren nach hinten und hielt eine Klinge an Rillianas Kehle. Tränen liefen Rilliana Gesicht hinunter und sie fing an zu wimmern.
„Lass das Schwert fallen und ergib dich, oder der Kopf der Elfe geht auf deine Rechnung!“
Trisha verengte ihre Augen zu Schlitzen. Ihre Verwandlung sollte ihr genügend Kraft und Geschwindigkeit geben, um zu ihnen zu sprinten und sie zu töten, bevor er Rilliana schaden konnte, doch sollte sie auch nur einen Fehler machen, könnte sie es sich nie verzeihen.
„Was soll’s sein, Shifter?“, fragte der Bandit erneut und schnitt Rilliana leicht in den Hals. Blut rollte die Klinge entlang und tropfte zu Boden. Trisha stieß Luft aus ihrer Nase aus und ließ ihr Schwert klirrend fallen.
„Alles wird gut, Rilli …“, sagte Trisha und verwandelte sich zurück. Einer der Männer kam auf sie zu, bewaffnet mit Seilen, und innerhalb kürzester Zeit lagen beide Frauen gefesselt und geknebelt auf dem Boden. Tücher wurden auf ihre Gesichter gedrückt und beide verloren ihr Bewusstsein, als sie einen süßen Geruch einatmeten.

Als Trisha wach wurde, blieb sie regungslos liegen. Sie spürte, dass sie an Händen und Füßen gefesselt war. Ihr Mund war immer noch mit einem Knebel versiegelt. Vorsichtig öffnete sie ein Auge. Sie sah Rilliana die neben ihr lag und ebenfalls gefesselt war. Sie schien nicht bei Bewusstsein. Trisha sah sich im Raum um, doch nichts schien ihr vertraut. Die grauen Steine der Zelle waren teilweise mit Moos bewachsen und waren nur durch ein kleines, vergittertes Fenster erleuchtet, durch das die letzten Strahlen der Abendsonne schienen.
„Was für Idioten“, dachte Trisha und nutzte ihre Krallen, um kurzen Prozess mit ihren Fesseln zu machen. Schnell war sie wieder auf den Beinen und sah nach Rilliana. Sie hatte ihre Augen fest verschlossen, als wolle sie nicht wahrhaben, dass das gerade passierte, und erst als Trisha ihr sanft über die Wange strich, öffnete sie die Augen.
„Mmmhmhh!“, schrie sie durch den Knebel, wurde aber still, als Trisha ihren Finger auf den Mund legte. Sie zerschnitt Rillianas Fesseln und drückte sie an sich.
„Ich werde uns hier rausholen, Rilli“, flüsterte sie fieberhaft und drückte noch fester. Die Elfe nickte nur und erwiderte die Umarmung.
„Wer sind die?“, fragte Rilliana nervös, während Trisha sich am Schloss der Tür zu schaffen machte.
„Weiß ich nicht, es könnten Feinde von Vater sein oder von Celine selbst …“, sagte sie und griff instinktiv nach ihren Schuhen, um ihren Dietrich herauszuholen, doch schloss sie genervt die Augen, als ihr auffiel, dass sie keine anhatte und nur mit dem Catsuit bekleidet war.
„Scheiße …“, murmelte sie und schnalzte missbilligend mit der Zunge. Trisha lehnte sich an der Wand an und ließ sich an ihr nach unten gleiten, bis sie auf dem Boden saß.
„Wird das hier eine Wiederholung von unserem ersten Treffen?“, fragte Rilliana, setzte sich daneben und legte einen Arm um sie.
„Es scheint so“, sagte Trisha und sah sie schwach an, „Tut mir leid, dass dein Abenteuer im Subspace so geendet hat. Wie geht es deinem Rücken?“
„Mir geht’s gut … Der Anzug hat mich vor dem Schlimmsten beschützt“, murmelte Rilliana und legte ihren Kopf auf Trishas Schulter.
„Ich verspreche dir, ich hole uns hier irgendwie raus!“, schwor Trisha der Elfe und sah hoch zum kleinen Fenster, in dem sie den dunkler werdenden Himmel sehen konnte. Schweigend saßen die Freundinnen nebeneinander. Während Rilliana sich von dem Schock erholte, ratterte Trishas Kopf. Sie musste sich etwas einfallen lassen, wie sie sicher nach Hause kommen würden. Suchte Celine bereits nach ihnen? Ging es ihr überhaupt gut? Die Fragen drehten Trishas Magen um und sie unterdrückte ein Zittern. Sie wollte Rilliana nicht beunruhigen. Glücklicherweise konnte sie es überspielen, als ihre Katzenohren etwas hörten.
„Da kommt wer!“, sagte Trisha zähneknirschend und stand auf. Sie zog ihre Krallen aus und drückte Rilliana hinter sich, bereit, jeden zu blenden, der es wagen würde, die Zelle zu betreten. Ein Schlüssel drehte sich klappernd im Schloss und die Tür sprang auf. Die Freundinnen wurden von den Spitzen der Schwerter begrüßt, doch Trisha stellte sich ihnen mutig entgegen.
„Wenn ihr den morgigen Tag erleben wollt, würde ich euch raten, uns sofort gehen zu lassen!“, knurrte Trisha.
Einige der Banditen lachten, bevor einer von ihnen vortrat und sagte: „Große Worte für jemanden in deiner Position, Shifter! Und jetzt zieh deine Klauen ein, bevor ich dir deine Hände abschlage. Du willst doch sicher an einem Stück zurück zu Celine?“
Trisha sah ihn finster an und machte keine Anstalten, seiner Forderung nachzukommen. Er holte zwei Paar Handschellen aus seiner Tasche.
„Also, was darf es sein?“, fragte er, doch bevor Trisha antworten konnte, drückte sich Rilliana an ihrer Freundin vorbei und hob ihre Hände in seine Richtung.
„Mach, was er sagt, Trish“, murmelte sie ihrer Freundin zu, „ich bin mir sicher, wir können das Problem klären und werden sicher nach Hause kommen. Solange natürlich nicht der Schlüssel zu den Handschellen verloren geht“, fügte sie hinzu und lächelte schüchtern den Mann vor ihr an.
„Keine Sorge, mein Engel. Ich habe ihn sicher verwahrt“, lachte der Mann und tätschelte seine innere Jackentasche, „nimm dir ein Beispiel an deiner Freundin, Shifter dann seid ihr schnell wieder zu Hause und könnt … was auch immer in diesem Kerker machen.“
Er schloss die Handschellen um Rillianas Hände mit einem Klicken. Trisha sah missmutig zu ihrer Freundin, aber fuhr letztlich ihre Krallen ein.
„Braves Mädchen …“, sagte er und packte grob ihre Hände, bevor er die Handschellen auch um ihre Hände schloss. Die beiden Frauen wurden durch ein Labyrinth aus Gängen zu einem großen Saal geführt, der mit zwei langen Tischen bestückt war. Bänke standen jeweils links und rechts neben ihnen und einige ihrer Entführer aßen oder sprachen an ihnen. Ein gewaltiger Sessel war am Ende der Halle platziert, auf dem ein ebenso großer Mensch saß und sie ungeduldig zu erwarten schien. Trisha und Rilliana wurden unsanft auf die Knie gedrückt und ihre Wachen gingen, ein paar Schritte zurück. Der Mann im Sessel lehnte sich nach vorne und begutachtete die beiden Frauen vor ihm.
„Meine Männer sagten mir, dass eine von euch beiden in Celines Kerker gefangen war. Was hat es damit auf sich?“
„Das geht euch nichts an!“, sagte Rilliana sofort und sah ihn angriffslustig an. Trisha warf ihr einen irritierten Blick zu. Sie hatte nicht erwartet, dass Rilliana so aufmüpfig werden würde, nachdem sie sich gerade noch hatte fesseln lassen. Oder war sie so Bondage-süchtig geworden, dass sie einfach nicht mehr ohne Fesseln auskommen wollte?
Nein … das ist Wahnsinn. Dachte Trisha und schüttelte ihren Kopf.
„Spielt auch keine Rolle, um ehrlich zu sein“, murmelte der Mann, „ich wollte ihr nur eine Partnerschaft vorschlagen. Ihr beide seid jetzt meine Geiseln, bis sie einlenkt und für mich arbeitet.“
Trisha wollte gerade den Mund öffnen, als Rilliana sie unterbrach:
„Frauen als Geiseln nehmen, um das zu bekommen, was ihr wollt. Ihr bedient ja absolut jedes Klischee. Wo habt ihr das her? Aus dem Buch „Entführungen für Anfänger“? Ach, vergesst es, ihr könnt bestimmt noch nicht mal lesen, oder?“
Der Anführer sah nicht amüsiert aus und winkte dem Mann, der Rilliana und Trisha die Handschellen angelegt hatte. Dieser ging auf die Elfe zu und stieß sie zu Boden. Er trat nach ihrem am Boden liegenden Körper und es verschlug ihr den Atem.
„LASS SIE IN RUHE!“, brüllte Trisha und stand auf, um dem Mann mit ausgefahrenen Krallen an die Kehle zu springen.
„Alles gut, Trish“, sagte Rilliana schwer atmend, „das war nichts gegen unseren ersten Tanz. Außerdem hat er wohl gewaltige Probleme zu Hause und muss sich hier nun groß machen“, fügte sie hinzu und lächelte der Shifterin zu. Ihr Kerkermeister blickte verwirrt zu seinem Meister, der nur den Kopf schüttelte und sagte: „Bring der Elfe ein paar Manieren bei.“
Der Mann über Rilliana beugte sich zu ihr runter und flüsterte: „Und dabei dachte ich, du wärst die Vernünftige von euch beiden.“, bevor er ihr einen Hieb gegen ihre Wange gab und ein zweiter in ihre Magengrube ging. Als er zum dritten Mal ausholte, nutzte Rilliana seine Unachtsamkeit und trat ihm mit voller Wucht in den Schritt. Quiekend kippte der Mann zur Seite und blieb regungslos liegen, während er wimmerte und stöhnte. Sein Meister lachte kurz auf.
„Idiot. Bringt sie zurück in ihre Zelle, ich werde morgen nochmal mit ihnen sprechen“, sagte der Meister und winkte sie weg. Sie wurden zurück in den Kerker geschliffen und unsanft in ihre Zelle geworfen. Die Tür wurde laut zugeschlagen und die beiden Freundinnen waren wieder allein. Trisha sah fassungslos in Rillianas geschundenes Gesicht.
„Was zur Hölle sollte das, Rilliana?“
„Der erste Akt unserer Flucht“, murmelte Rilliana und öffnete ihre Hand, in der ein Schlüsselring lag. Trisha machte große Augen. Rilliana lächelte nur, zuckte aber zusammen, als die Schmerzen sie an den ersten Schlag erinnerten.
„Das hast du nur gesagt, damit du an die Schlüssel kommst?“, fragte Trisha während sie ihre Handschellen öffneten.
„Natürlich … wie sonst hätte er seine Deckung so offengelegt?“, antwortete Rilliana und lauschte an der Tür.
„Niemand zu hören … lass uns hier verschwinden!“, murmelte Rilliana, schloss die Tür auf und hielt sie für Trisha auf.

Bis sie einen Riss im Mauerwerk fanden, war die Nacht bereits eingebrochen. Rilliana und Trisha quetschten sich hindurch und die Elfe sagte: „Lass uns schnell zurück, bevor deine Schwester den Forderungen nachkommt.“
Trisha nickte und warf einen Blick über ihre Schulter. Im Schatten der Nacht konnte sie die alte Festung ausmachen, aus der sie bereits Rilliana vor der Fledermaus gerettet hatte.
Anscheinend lässt sich dort immer Ungeziefer nieder. Dachte Trisha und sah nach vorne.
„Ich glaube, da müssen wir uns keine Sorgen machen“, sagte Trisha lächelnd und deutete auf eine Figur, die am Rande eines Waldes stand und ihnen zuwinkte. Sie rannten zu ihr und fielen Celine in die Arme, die sie sogleich umarmte und an sich drückte.
„Ihr habt es herausgeschafft! Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin, dass es euch gut geht“, flüsterte sie.
„Oh Celine“, murmelten Rilliana und Trisha wie aus einem Munde und klammerten sich an sie.
„Ihr seid jetzt in Sicherheit“, sagte sie und streichelte über ihre Köpfe, bevor sie sich von ihnen löste. „Würdet ihr mich kurz entschuldigen? Ich möchte diesem Abschaum meine besten Grüße ausrichten.“
„Moment. Was hast du …?“, fragte Rilliana, doch wurde sie schnell von Trisha weggezogen.
„Natürlich“, sagte Trisha eilig und zog ihre Freundin zur Straße, wo Jeffrey in seiner Kutsche bereits auf sie wartete. Trisha drückte Rilliana durch die Türe, doch die Elfe erhaschte noch einen Blick auf die Hexe. Ihre Hände zeichneten rot brennende Schriftzeichen in die Luft. Rilliana wurde in einen Sitz gedrückt, gerade in dem Moment, als der Nachthimmel sich rot verfärbte und den Wald verfärbte, als würde er brennen. Rilliana sprang zum Fenster, doch Trisha drückte sich zurück auf den Sitz.
„Lass dich mal ansehen“, forderte Trisha und strich die blonden Haare aus ihrem Gesicht, um die Verletzung offenzulegen.
„Trisha, mir fehlt nichts. Was macht Celine noch da oben?“, fragte Rilliana und fing Trishas Hand ab, die über eine Prellung strich. Trisha schwieg einen Augenblick, bevor sie den Mund öffnete: „Meine Schwester wird dafür sorgen, dass diese Mistkerle uns nie wieder anrühren werden …“
„Ja, aber …“, fing Rilliana an, wurde aber unterbrochen, als der Erdboden erbebte. Rilliana konnte Steine hören, die schwer auf die Erde krachten, und das Zischen von Flammen, die alles verzerrten, was ihnen im Weg stand.
„Was zum …“, fragte Rilliana als sie nicht mehr die Mauern der Festung ausmachen konnte, selbst als der Wald rot erleuchtet wurde. Nach ein paar Minuten öffnete sich die Türe und Celine betrat die Kutsche. Sie war außer Atem und wirkte geschwächt, aber zufrieden.
„Geht es euch gut?“, fragte Celine erneut und schaute erst Trisha von oben bis unten an, bevor sie sich Rillianas Schrammen zuwandte. Sie hob ihre Hand, doch Rilliana wich ihr kaum merklich aus.
„Ich kann machen, dass es dir besser geht. Kann ich mir bitte deine Schramme ansehen?“
Rilliana schluckte, schob ihre Haare beiseite und zeigte Celine ihre Wange. Behutsam legte sie ihre Hand auf die Verletzung, und Rilliana spürte, wie sich ihre Wange erwärmte und die Schmerzen vollständig verschwanden.
„Besser?“
Rilliana nickte zögernd.
„Ist wirklich alles in Ordnung bei dir, Rilliana?“, fragte Celine erneut, als sie die nachdenkliche Miene der Elfe sah. Rilliana sah kurz aus dem Fenster, als müsste sie erst die richtigen Worte zwischen den brennenden Trümmern finden.
„Hast du sie …“
„Ja. Sie werden uns nicht mehr belästigen“, sagte Celine sanft, „Ich … Tut mir leid, ich wünschte, ich könnte es dir erklären. Ich habe schon einmal einen Fehler begangen und möchte diesen niemals wiederholen.“
Sie legte dabei eine Hand auf Trishas Knie und sah Rilliana in die Augen.
„Ich kann dir aber versichern, dass ich meine Magie niemals dafür verwenden würde, um euch wehzutun. Und ich könnte mir niemals verzeihen, wenn euch etwas unter meiner Obhut zustoßen würde.“
„Aber …“, fing Rilliana an, doch sprach nicht weiter. Sie wusste, dass Celine recht hatte. Sie schüttelte ihren Kopf und zwang sich zu einem Lächeln.
„Da ist ja meine kleine Bondage-Prinzessin“, flüsterte Celine und streichelte Rillianas Wange. Sie lehnte sich in die Berührung und drückte mit ihrer Hand Celines.
„Ruht euch aus, bis wir zu Hause ankommen“, sagte Celine, nahm eine Decke aus einem Fach in der Kutsche und deckte ihre Schützlinge zu. Während Trisha sofort ihre Augen schloss, lag Rilliana wach. Sie starrte auf den Wald, der ihr neues Zuhause geworden war. Jetzt war sie sich aber nicht mehr sicher.

„Ich würde heute gerne eine Kutschenfahrt über meine Ländereien machen und würde mich freuen, wenn ihr mich begleiten würdet“, kündigte Celine am Frühstückstisch an und sah erwartungsvoll Rilliana und Trisha an. Als sie zurück im Anwesen waren, hatte Celine sie weitestgehend in Ruhe gelassen, damit sie sich erholen konnten. Rilliana war weitestgehend still gewesen. Sie fragte noch nicht mal, ob Trisha Lust hatte, etwas zu unternehmen. Jetzt jedoch schaute sie auf und wartete gespannt, was Celine zu sagen hatte.
„Wo ist der Haken?“, fragte Trisha.
„Vergiss den Haken, ich schlucke die ganze Angel“, sagte Rilliana und biss auf ihre Unterlippe. Das Funkeln in ihren Augen verriet den Schwestern, dass sie endlich bereit für ein neues Abenteuer war.
„Du willst Rilliana doch nicht die Überraschung verderben, oder, Trisha?“, lachte Celine, „Unten in den Kerkern habe ich euch ein kleines Geschenk bereitgestellt. Kommt in die Scheune, wenn ihr bereit seid“, sagte Celine und stand auf, um ihre Nachtrobe gegen geeignetere Kleidung auszutauschen. Rilliana und Trisha tauschten einen Blick aus.
„Na geh schon“, sagte Trisha und fing an, das Geschirr wegzuräumen, während Rilliana nach unten in den Kerker sprintete.
„Manchmal frage ich mich, wer von uns beiden mehr von einer Katze in sich hat“, murmelte Trisha und lächelte über die kindliche Neugier ihrer Freundin.

Trisha stieg die Stufen zum Kerker hinab und ging zu ihrer Zelle.
„Wow …“, war alles, was sie sagen konnte, als sie Rilliana in einem von Celines Schleimcatsuits sah. Es war, als wäre Rilliana bis zum Hals in ein Fass mit Tinte getunkt worden. Er klammerte sich um ihren Körper wie eine zweite Haut und funkelte dunkel im Licht der magischen Fackeln. Selbst ihre Hände steckten in Handschuhen und die Elfe schien vor Aufregung zu zittern.
„Na, gefällt dir, was du siehst?“, fragte Rilliana und strich mit ihren Händen über ihren Körper. Trisha schluckte.
„Darauf kannst du Gift nehmen“, antwortete sie und ging auf Rilliana zu.
„AH! Zieh dich erst um, ich will auch was zu sehen haben!“, sagte Rilliana, wich ihrer Freundin geschickt aus und verschwand um die Ecke.
„Hey!“, rief ihr Trisha hinterher, doch sah sie nur noch das blonde Haar der Elfe und ihren glänzenden schwarzen Hintern.
„Heute Nacht gehörst du mir!“, rief sie Rilliana hinterher. Zurück kam ein irres Kichern. Sie wandte sich ihrem Geschenk zu und fand ebenfalls einen exakt auf ihre Maße zugeschnittenen Anzug.

Wenig später standen Trisha und Rilliana am Stall. Beide hatten aber nur Augen für die jeweils andere. Sie bemerkten noch nicht mal, dass Celine sie beobachtete.
„Woher hat deine Schwester unsere Maße?“, fragte Rilliana und streckte einen Arm Richtung Sonne. Der Anzug schimmerte im Licht und reflektierte die Strahlen.
„Ich vermute, sie hat deine genommen, als du verletzt warst, aber meine … Gruselig, oder?“, lachte Trisha und warf einen Blick ihren Rücken hinunter zu ihrem Schweif, der aus einem Loch im Anzug herausschaute.
„Ich bin nicht umsonst die beste magische Schmiedin“, sagte Celine, die nun aus den Schatten trat und ein Konstrukt hinter sich herzog, welches an einen Streitwagen erinnerte.
„Aber ich hoffe doch, euch gefallen die Catsuits?“, fragte Celine und grinste von einem Ohr zum anderen. Im Gegensatz zu ihren Sklaven hatte Celine relativ normale Kleidung angezogen. Sie trug flache Stiefel, die unterhalb ihrer Knie Halt machten, und eine enge Lederhose, die in ihren Stiefeln verschwand. Eine weite Reiterjacke war über eine weiße Bluse gezogen und ihre roten Haare waren zu einem strengen Dutt zusammengebunden. In ihren Reiterhandschuhen hielt sie eine Reitgerte, die sie verspielt in ihren Händen drehte.
„Sie sind unglaublich, Celine!“, sagten Trisha und Rilliana wie aus einem Munde und umarmten ihre Herrin. Celine streichelte ihre Köpfe und drückte sie an sich.
„Dann wollen wir sie doch mal ordentlich einweihen, oder? Hier, legt die darüber an“, sagte Celine und legte zwei Paar weiße Ledergeschirre vor ihre Sklaven.
„Irgendwie glaube ich, dass wir erneut arbeiten müssen“, sagte Trisha und untersuchte die Riemen vor ihr.
„Da hast du absolut recht, Trisha und ich glaube, du redest zu viel für eure kommende Aufgabe“, sagte Celine fröhlich und fischte aus dem Berg Leder eine Stange heraus, die sie in Trishas Mund stopfte. Sie verschloss die Riemen unter Trishas Kiefer und führte weitere Riemen an der Seite ihres Kopfes und ihres Gesichtes entlang nach hinten und verschloss alles in ihrem Nacken. Einen normalen Knebel hätte Trisha einfach mit etwas Mühe herunterziehen können, aber mit dem zusätzlichen Leder um ihren Kopf war dies unmöglich.
„Herrin, ich glaube, ich rede auch zu viel“, sagte Rilliana als sie ihre Freundin sah, und öffnete begierig ihren Mund. Celine schüttelte ihren Kopf, während sie Rilliana denselben Knebel verpasste, und half ihren Schützlingen, sich einzukleiden. Das weiße Leder spannte sich über Trishas und Rillianas Körper und drückte sie fest. Celine gab ihnen zusätzlich Stiefel, die allerdings keinen Absatz besaßen und hufförmig endeten, sodass sie fast auf Zehenspitzen laufen mussten. Während Rilliana Schwierigkeiten hatte, ihr Gleichgewicht in ihnen zu halten, schien Trisha nicht sonderlich eingeschränkt von den Schuhen zu sein. Ihr Sch****z gab ihr die nötige Balance und sie tänzelte um Rilliana herum, bis Celine sie einfing und vor den Karren einspannte. Sie steckte Trishas Hände in Handschuhe, die ebenfalls an Pferdehufe erinnerten, und band zwei Gürtel um sie, sodass ihre Arme an ihren Ellbogen zusammengefaltet waren. Celine drehte sich wieder zu Rilliana. Die Elfe kämpfte immer noch mit ihren Stiefeln und wackelte auf die Hexe zu.
„Vielleicht ist das noch zu viel für dich.“, überlegte Celine, doch Rilliana schüttelte den Kopf und hob beschwichtigend ihre Hand. Sie zeigte auf sich und danach auf Trisha um Celine zu verstehen zu geben, dass sie bereit war.
„Bist du sicher, Schätzchen? Du wirkst auf mich wie ein neugeborenes Rehkitz.“
Rilliana nickte zuversichtlich, ging vorsichtig zu dem Karren und stellte sich direkt neben Trisha. Die Elfe hatte bemerkt, dass es, wenn sie sich in den Schuhen bewegte, für sie einfacher war, das Gleichgewicht zu halten, als wenn sie stillstand, wie sie es zuvor getan hatte.
„Wie du willst“, sagte Celine und spannte die Elfe genauso ein wie Trisha. Sie setzte sich in den Streitwagen, nahm die Zügel in die eine und ihre Gerte in die andere Hand.
„Aber wenn du schlappmachst, bekommst du eins mit der Peitsche, verstanden? Nun seid ihr bereit?“, fragte Celine, und Rilliana und Trisha nickten, „Na dann los!“
Die beiden Ponymädchen spürten einen kurzen Schlag mit der Gerte auf ihren Hintern und sie begannen loszulaufen. Ihre Hufe schlugen auf dem harten Steinboden im Stall auf und einige der richtigen Pferde schauten neugierig aus ihren Boxen zu ihnen. Gerade als sie aus dem Stall hinausfuhren, sahen Rilliana und Trisha wie sich das Haus von Celines Bediensteten öffnete und Jeffrey, der Kutscher, hinausging. Er blieb wie angewurzelt stehen, lief rot an und verschwand wieder im Haus, während Celine anfing zu kichern wie ein kleines Kind. Rillianas und Trishas Köpfe wurden rot vor Scham und sie wurden einen Augenblick langsamer.
„Na los, ihr habt schon lang genug getrödelt!“, sagte Celine und ermunterte sie mit einem scharfen Schlag der Gerte, wieder die Fahrt aufzunehmen.
„Immer schön die Beine heben, Rilliana!“, ermahnte Celine die Elfe und leitete die Freundinnen mit einem sanften Zug der Leine Richtung Wald. Ein Pfad führte sie an dessen Rand entlang und die warmen Strahlen der Sonne schienen durch die Blätter der Bäume und erwärmten ihre Anzüge angenehm. Gelegentlich musste Celine ihre Ponys erneut mit der Gerte Bekanntschaft machen lassen, aber je länger sie liefen, desto geschickter wurden Rilliana und Trisha in ihren Stiefeln. Celine musste, die beiden sogar zurückhalten, damit sie nicht zu schnell fuhren und Gefahr liefen, sich zu verletzen.
„Hier in den Wald, meine Lieben“, sagte Celine schließlich und zog an den Zügeln nach links, auf einen Weg, der von Bäumen gesäumt wurde. Sofort merkten die Ponymädchen, dass es kälter wurde, als der Wald die Sonne verschluckte, doch sie liefen unbeirrt mit Celines Gerte im Nacken weiter. Die Allee führte sie bis zu einer Lichtung, auf der ein einsamer Baum stand. Celine steuerte die Kutsche neben ihn und zog an den Zügeln, um ihre Ponys zum Halten zu bewegen. Erschöpft und außer Atem sackten Rilliana und Trisha zusammen und lehnten sich aneinander.
„Och ihr Armen, ihr habt euch eure Pause redlich verdient“, sagte Celine und löste ihre Ponys von dem Karren und entfernte ihre Fesseln und Knebel.
„Wenn ihr zu Atem gekommen seid, nehmt den Korb und die Flasche Wein aus der Kutsche und folgt mir“, befahl Celine mit einer Decke unter dem Arm und ging um den Baum herum.
„Was machen wir hier?“, fragte Rilliana und Trisha sah verwirrt zu ihrer Herrin.
„Was meinst du? Weißt du nicht, was ein Picknick ist?“
Rilliana schüttelte ihren Kopf. Einen Moment sah Trisha ihre Freundin an, bevor sie schmunzelte und sagte: „Es wird dir gefallen, komm mit.“
Sie nahm den Korb in ihre Hand, während Rilliana ungeschickt die Flasche Wein in ihre Hufe nahm.

Rilliana hatte ihren Kopf auf Trishas Beine gelegt und beide lauschten einer Erzählung von Celine, wie sie ihre ersten Erfahrungen mit Seilen gemacht hatte.
„Da lag ich also, konnte weder vor noch zurück und musste warten, bis jemand zufällig vorbeikam und mich befreite. Und ich danke den Göttern, dass mich weder die Diener gefunden haben noch Vater, sondern meine kleine Schwester Trisha …“
„Danach waren wir unzertrennlich und halfen uns gegenseitig, wenn wir mit Seilen herumexperimentierten“, sagte Trisha und strich eine Strähne hinter Rillianas Ohr.
„Wir machten sogar eine Art Wettstreit daraus, wer wen besser dominierte, den ich meistens gewann. Deswegen fahre ich nun die Kutsche und Trisha muss sie ziehen“, fügte Celine hinzu.
„Es könnte aber auch vielleicht daran liegen, dass ich es mehr genieße, gefesselt zu sein, als du, und ab und an absichtlich verloren habe?“, sagte Trisha und schaute belustigt ihre Schwester an.
„Red dir das ruhig ein, Schwesterherz“, sagte Celine und legte sich hin,
„Entspannt euch noch ein bisschen, bevor wir zurückfahren. Ich will ja nicht, dass ihr einen Krampf bekommt.“
Trisha lehnte sich zurück und streichelte Rillianas Kopf.
„Das haben wir gebraucht, oder?“, fragte Trisha sie leise. Rilliana nickte und sah ihrer Freundin in die Augen. „Ich bin glücklich, dass ihr wieder eine Familie seid“, sagte sie.
„Hey, du bist auch Teil meiner Familie, Rilliana. Ich liebe dich und ich kann mir keine Welt ohne dich vorstellen“, flüsterte Trisha.
„Ich liebe dich auch, Trisha …“, flüsterte Rilliana zurück, setzte sich auf und legte sich neben ihre Freundin, um ihr einen langen Kuss zu schenken.

Der Schatten des Baumes, unter dem die drei Frauen lagen, war weitergewandert, und sie lagen nun in der Sonne und genossen die Wärme. Rilliana und Trisha Dösten immer noch in ihren Catsuits nebeneinander, während Celine ein Buch über magische Materialien las. Der Wind frischte auf und ließ eine kühle Brise aus dem Wald über sie hinwegwehen. Rilliana nahm einen süßlichen Geruch in der Luft wahr, setzte sich auf und nieste mehrmals, als hätte sie Staub eingeatmet.
„Alles in Ordnung, Rilli?“, fragte Trisha und Celine sah von ihrem Buch auf.
„Ja, alles gut. Habe nur etwas in die Nase bekommen“, sagte Rilliana und beugte sich vor, um sich noch ein Glas Wein einzuschenken.
„Was? Der Wein ist schon leer?“, fragte sie überrascht, als sie die Flasche anhob.
„Verzeihung, Rilliana. Ich habe mir ein paar Gläser genehmigt“, sagte Celine und lief rot an, „aber es sollten noch ein paar Flaschen im Wagen sein.“
„Dann hole ich mal eine neue für dich“, sagte Rilliana und zwinkerte Celine zu. Die Elfe stieg über ihre Freundin, die auch rot angelaufen war, und ging zurück zum Streitwagen. Sie öffnete eine kleine Klappe und holte eine darin liegende Flasche heraus.
„Zandris Eis-Wein?“, murmelte Rilliana als sie die Beschriftung der kunstvoll geformten Flasche las.
„Celine, ist das der Richtige?“, rief sie, drehte sich um und hielt die Flasche hoch. Rilliana blinzelte verwirrt, als ihre beiden Freundinnen nicht mehr auf der Decke lagen. Nervös suchte sie die Lichtung ab und fürchtete, dass ein paar der Banditen zurückgekommen waren, um sich zu rächen. Beruhigte sich aber sofort, als sie sah, dass Celine und Trisha gerade dabei waren, die Lichtung zu verlassen.
„Leute?“, fragte sie laut, aber keiner der beiden schien auf sie zu reagieren. Besorgt stellte sie die Flasche wieder in den Wagen. Sie bemerkte einen Dolch, der neben Celines Sitz versteckt war, und nahm ihn vorsichtshalber mit. Die Schwestern waren bereits tiefer in den Wald gelaufen, als Rilliana am Rand angekommen war, und sie konnte sie nicht mehr sehen. Nur die zurückgelassenen Fußspuren und der ein oder andere abgebrochene Ast wiesen ihr den Weg. Rilliana folgte ihnen, und obwohl die Sonne noch hoch oben stand, wurde es immer dunkler im Wald. Sie machte sich zwar keine Sorgen, sich zu verlaufen, dank ihrer Dunkelsicht, dennoch verspürte sie, je tiefer sie in den Wald ging, ein immer zunehmendes mulmiges Gefühl. Erneut nahm sie den süßlichen Geruch wahr und schüttelte den Kopf. Er war äußerst aufdringlich und schien sich in diesem Teil des Waldes komplett ausgebreitet zu haben. Rilliana schloss ihre Augen, als der Geruch sie zum Niesen brachte, und übersah dadurch, was vor ihr im Gras lag. Halb blind und fluchend stolperte sie und fiel zu Boden. Verwirrt sah sie sich um und sah das überall im Gras verteilte Celines Kleidung und Trishas Catsuit.
„Leute? Ich bin zwar ein großer Befürworter von nackten Überraschungen, aber können wir das zu Hause machen?“, fragte sie hoffnungsvoll mit einem ängstlichen Unterton. Niemand antwortete ihr, doch hörte sie Bewegungen hinter einer Gruppe dichter Büsche. Rilliana schob ein paar Äste zur Seite und betrat eine Lichtung, die in Zwielicht getaucht war. Eine gigantische Blume mit roten Blüten wuchs dicht am Boden, und Rilliana stellte fest, dass der süßliche, nun fast faulige Geruch von ihr rührte. Das Gras auf der Lichtung fühlte sich feucht und glitschig unter Rillianas Füßen an. Sie bückte sich und strich mit ihrer Hand hindurch. Schleim hing an ihrer Hand und tropfte ins Gras zurück. Leicht angewidert streifte sich Rilliana den Schleim von der Hand und sah auf. Trisha und Celine waren beide nackt und gingen langsam auf die gewaltige Blume zu.
„Oh nein …“, sagte Rilliana entsetzt und rannte ihnen hinterher. Sie bemerkte Ranken, die sich durch das Gras schlängelten und an den Beinen ihrer Freundinnen hochkrochen. Sie griff nach ihren beiden Händen und zog sie mit aller Kraft zurück. Sofort drehten sich beide von den Pollen verzauberte Frauen um und fielen auf Rilliana. Der Zauber der Pflanze schien sie willen- und kraftlos zu machen, und das Ziehen von Rilliana hat ihnen das Gleichgewicht geraubt. Der Elfe lief ein Schauer den Nacken herunter, als sie in die leeren Augen von Trisha und Celine schaute. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Münder standen halb offen.
„WACHT AUF!“, schrie Rilliana doch stieß sie auf taube Ohren, als Trisha anfing, sie zu küssen, und Celine versuchte, ihren Catsuit zu entfernen. Die Ranken krochen über die Körper ihrer Freundinnen und weitere kamen dazu, um Rilliana zu umschließen.
Tut mir leid, Trish! Dachte Rilliana und löste sich von dem feuchten Kuss ihrer Freundin, indem sie Trisha beiseiteschubste. Eilig kroch die Elfe von der Blume weg und Celine fiel zu Boden, als sie versuchte, nach ihr zu greifen. Rilliana rappelte sich auf und zog den Dolch. Sie sah, dass Celine und Trisha immer noch versuchten, zu ihr zu kommen, doch nun langsam von den Ranken zurück in die Blume gezogen wurden. Rilliana rannte zu ihnen und zerschnitt kurzerhand ihre Fesseln. Sie steckte den Dolch wieder weg, ergriff erneut die Hände ihrer Freundinnen und zog sie vorsichtig von der Blume weg. Rilliana ging rückwärts und so bemerkte sie zu spät, dass noch mehr Gefahren auf der Lichtung lauerten. Sie trat auf etwas Weiches im Boden und ein grüner Schleier schoss nach oben und schlug ihre Hände beiseite, sodass der Kontakt mit Trisha und Celine abbrach. Der Schleier umschloss sie vollständig und Rilliana wurde in dunkelgrünes Licht getaucht.
„Oh nein! Ich habe doch nicht alles bis hierhin überstanden, um als Dünger zu enden!“, schrie sie und griff nach dem Dolch. Als hätte die Pflanze gespürt, dass es ihr Ende nahte, zog sie sich zusammen und presste die Arme der Elfe an ihre Seite. Sofort stieg der Puls von Rilliana in die Höhe, als die Pflanze ihr die Luft raubte. Panisch packte sie die Klinge fester und winkelte sie an, in der Hoffnung, dass die Pflanze sich durch das Zusammenziehen schneiden würde. Plötzlich spürte sie, wie der Druck um ihre rechte Hand nachließ und sie wieder zu Atem kam. Sie nutzte den Freiraum ihrer Hand und zerteilte die hungrige Pflanze einmal in der Mitte. Hustend und mit Schleim bedeckt stolperte sie hinaus und fiel zu Boden. Ihr Körper schrie nach einer Pause, doch zwang Rilliana sich, nach oben zu schauen. Sie riss ihre Augen auf, als sie sah, dass Trisha kurz davor war, wieder in die gigantische Blume gezogen zu werden, während Celine in derselben Situation steckte wie Rilliana zuvor. Die Membran der Pflanze hatte sich fest um ihren Körper gezogen und versuchte, sie nach unten in die Erde zu ziehen. Rilliana zückte den Dolch und stieß ihn durch die Erde in die Wurzeln der Pflanze. Diese erzitterte kurz und sackte zusammen. Blitzschnell schnitt sie Celine heraus und zog sie an den Rand der Lichtung. Celine versuchte erneut, Rilliana zu verführen, doch hatte diese genug und verpasste Celine eine harte Ohrfeige. Celine wurde von dem Schlag umgeworfen. Geschockt starrte sie auf den Boden und hielt sich ihre brennende Wange. Sie blinzelte verwirrt und sah sich um, bis sie Rilliana sah.
„Was geht hier vor?“, fragte sie schwach, ängstlich, und sah zu Rilliana hoch. So hatte sie die Hexe noch nie gesehen. Zu diesem Zeitpunkt war sie nicht die mächtige Hexe, sondern eine verletzte und verwirrte junge Frau.
„Erkläre ich später! Halte dein Gesicht bedeckt und atme so wenig wie möglich von diesem Duft der Blume ein!“
Rilliana wartete keine Antwort ab und sprintete in Richtung der roten Blume. Aus dem Gras schossen Ranken hervor, die nach ihr greifen wollten, doch zerschnitt sie diese mit einem schnellen Schlag ihrer Waffe. Rilliana sah, wie die dunklen Haare ihrer Freundin hinter der Blüte der Blume verschwanden, und warf sich zu Boden, als Tentakeln von oben auf sie hinabstießen. Sie verlor ihren Dolch, als sie über das feuchte Gras rutschte, und schaffte es im letzten Moment, nach Trisha zu greifen, bevor sie vollends in der Blume verschwand. Rilliana wünschte sich zum ersten Mal, mehr für ihre Muskeln getan zu haben, als sie an Trisha zerrte, doch schaffte sie es, ihre Freundin aus der Blume zu hieven. Dabei zerrissen etliche Ranken, die Trisha gepackt hatten. Eine dieser Ranken war so gespannt, dass sie zurückschnellte und Trishas Stirn traf. Der Schmerz brachte Trisha zurück.
„Was ist passiert?“, fragte sie und sträubte sich gegen die Ranken der Blume.
„Halt die Luft an! Sie ist vergiftet!“, schrie Rilliana und warf Trisha mit letzter Kraft in Richtung Bäume. Die Shifterin schlitterte über den nassen Boden und konnte nur zusehen, wie mehr Ranken von der Blume heraussprossen und die Elfe packten. Rilliana stäubte sich kurz, doch es war ein auswegloser Kampf. Die Ranken pressten ihre Arme an ihren Körper und sie stöhnte, als die Luft aus ihren Lungen gepresst wurde. Sie spürte, dass sie den Boden unter den Füßen verlor, und sie schenkte Trisha ein letztes Lächeln. Die Ranken ließen Rilliana in den Schlund der Blume fallen, und sie rutschte einen glitschigen Gang entlang, bis sie in einem Beutel landete und grüne Flüssigkeit um sie herum aufspritzte. Sie versuchte aufzustehen, aber sie fand an den glatten Wänden der Pflanze keinen Halt und sie rutschte weg. Verzweifelt kniete sie sich hin und schlug auf die Pflanze ein, doch schien diese nichts davon zu merken. Tränen rollten ihre Wange hinunter, als sie ihre Stirn gegen den Beutel schlug und ihre nutzlosen Fäuste auf die Membran der Pflanze legte. Das Letzte, was sie spürte, als sich ihre Augen schlossen, war, wie der Sack um ihr herum enger wurde und sie zu erdrücken schien. Sie dachte an Trisha und betete, dass sie und Celine sich in Sicherheit bringen konnten.

Rilliana erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen. Sie stöhnte laut.
„Götter, kann nicht mal eine Woche vergehen, in der ich nicht ohnmächtig werde?“, fragte sie und warf die Decke beiseite. Schwankend stieg sie aus dem Bett und stolperte zur Tür. Rilliana wollte sie gerade öffnen, als sie aufgestoßen wurde und Trisha ihr in die Arme fiel. Celine stand hinter ihr mit einem großen Glas Wasser in der Hand und lächelte sie an.
„Du hast uns gerettet!“, schluchzte Trisha und Tränen strömten ihr Gesicht hinunter. Rilliana tätschelte sanft ihren Rücken.
„Du warst mir eine gute Lehrmeisterin …“, sagte Rilliana und drückte die Shifterin fester an sich, „was ist passiert? Ich weiß noch, dass ich im Inneren der Blume feststeckte und dann …?“
„Nachdem ich wusste, womit wir es zu tun hatten, habe ich Trisha an einem Seil befestigt und hineingeworfen. Danach habe ich euch beide herausgezogen. Die Magie in euren Anzügen hat euch vor der Säure der Pflanze geschützt. Du solltest nur mit ein paar schlimmen Kopfschmerzen wegen der Dämpfe davongekommen sein. Die Wunden in deinem Gesicht habe ich bereits geheilt“, sagte Celine und reichte ihr das Glas Wasser.
Rilliana löste die Umarmung und trank das Glas in einem Zug aus.
„Was hat so eine Lichtung in deinem Wald verloren? Bitte sag mir nicht, dass du etwas damit zu tun hast“, fragte Trisha während Rilliana ins Bett zurückfiel.
„Bei den Göttern, nein! Da musst du dir keine Gedanken machen, dass ich so etwas in meinem Wald dulden würde. Aber … leider passiert das manchmal. Ich kann das nicht verhindern … Ich muss aber gestehen, so eine Pflanze habe ich noch nie gesehen. Normalerweise, wenn ein Magieherz korrumpiert, kann ich es schnell finden und es zerstören, bevor es die Natur so stark pervertiert, aber hier … Ich hoffe, dass so etwas nicht mehr vorkommt. Wie dem auch sei. Nachdem ihr beide in Sicherheit wart, habe ich alles angezündet, bis nur noch Asche übrig war“, sagte Celine und nahm den geleerten Becher zurück.
„Glücklicherweise warst du da, Rilliana. Ohne eine Elfe, die immun gegen die aphrodisierenden Pollen ist, wären Trisha und ich …“ Celine erschauderte und schüttelte den Kopf.
„Moment … Ich bin immun gegen was? War das dieser süßliche Geruch?“, unterbrach die Elfe, und Celine nickte.
„Als du den Wein geholt hast, haben Celine und ich wohl eine große Menge davon eingeatmet. Erst als du uns davon befreit hast, konnte Celine einen Zauber wirken, der uns vor dem Einfluss der Pollen schützte“, sagte Trisha. Rilliana sah ihre beiden Freundinnen kurz nachdenklich an, bis sie in die Hände klatschte.
„Was für ein Tag, oder? Also“, sagte die Elfe, „was machen wir als Nächstes?“
Celine starrte sie mit großen Augen an, während Trisha nur den Kopf schütteln konnte und lachte.

„Also, was ist meine Aufgabe, Trisha?“, fragte Rilliana und hüpfte aufgeregt auf der Stelle. Heute war ein weiterer Trainingstag und da Celine in den Wald gegangen war, um etwas für sie vorzubereiten, wusste Rilliana, dass es erneut kein normales Training werden würde. Der schwarze, hautenge Schleimanzug war auch ein Indikator dafür, auch wenn sie einen grünen Kapuzenumhang darüber trug.
„Ganz einfach. Im Wald haben Celine und ich Fallen und 20 Ziele aufgestellt. Zerstöre die Ziele und weiche den Fallen aus.“
„Das ist alles?“
„Das ist alles.“
„Mmh.“
Celine ging zu ihr und verwuschelte Rillianas Haare.
„Keine Sorge, meine Bondage-Prinzessin. Du wirst auf deine Kosten kommen, wenn du dich dumm anstellst. Aber Ziel soll es sein, dass du die Ziele zerstörst, nicht dass du stecken bleibst. Verstanden?“, fragte Celine.
„Ich … denke schon …“, murmelte Rilliana unsicher, „aber was mach ich, wenn ich wirklich feststecke und nicht mehr weiterkomme?“
„Ah! Natürlich“, sagte Celine und legte ihr ein Halsband um, „solltest du stecken bleiben, werde ich es merken und kann dich finden. Hier noch dein Rucksack mit allem, was du brauchen könntest, und dein Bogen.“
Celine warf ihr förmlich alles entgegen und Rilliana schulterte eilig die Tasche, doch blickte sie auf, als das Gewicht sie überraschte.
„Wie lange soll ich bitte im Wald bleiben? Was habt ihr da alles reingeworfen?“
„Alles, was du brauchen könntest. Ist auch ein bisschen Überlebenstraining für dich“, sagte Trisha und küsste ihre Freundin.
„So, Schluss jetzt, du musst los!“, sagte Celine und zog die beiden Freundinnen auseinander. Rilliana hatte ein bisschen das Gefühl, dass nicht nur sie damit gemeint war.
„Verstehe. Ihr plant, mich zu beschäftigen, damit ihr was zusammen machen könnt.“
„Nein“, sagten Celine und Trisha wie aus einem Munde.
„Klar … Wie auch immer, wir sehen uns in 20 Zielen“, murmelte Rilliana geknickt und winkte ihren Freundinnen zu, bevor sie den Rucksack zurechtrückte und in Richtung Wald ging.
„Meinst du nicht, wir hätten es ihr sagen sollen?“, flüsterte Celine.
„Nein … das muss ich alleine machen. Sie würde nur mitkommen wollen und … es ist noch zu gefährlich für sie. Ich hätte sie mitgenommen nach unserer Entführung letztens. Sie hat Mut bewiesen und schnelles Denkvermögen, aber … ihr Gesicht, als du dich um die Banditen gekümmert hast … ich denke, sie ist nicht bereit, das Nötige zu tun.“
„Ich hoffe, das wird sie auch nie sein müssen“, murmelte Celine.
„Ich auch …“, flüsterte Trisha und winkte Rilliana hinterher, die sich ein letztes Mal umdrehte, bevor sie im Wald verschwand.

„20 Ziele … wie sehen die überhaupt aus?“, murmelte Rilliana als sie tiefer in den Wald ging und langsam das Licht hinter den Blättern der Bäume verschwand, „Sollten eigentlich nicht so weit weg sein. Es sei denn, Celine hat sie mit ihrer Magie verteilt.“
Rilliana blieb stehen und spähte mit ihren Augen in die Ferne. Sie konnte sehen, dass ein paar Äste abgebrochen waren, als wäre etwas hindurchgeflogen. Zwischen den Blättern konnte sie eine rote Zielscheibe sehen.
„Nun … die ist richtig mies versteckt“, murmelte Rilliana, hielt ihren Bogen in einer Hand, zog einen Pfeil und spannte ihn. Sie wusste nicht warum, aber erneut fühlte es sich vertraut an, die Sehne zurückzuziehen. Das Ziel anzuvisieren. Das Holz festzuhalten. Rilliana ließ die Sehne los und der Pfeil wurde von ihm mitgerissen, nur um zehn Schritte vor ihr in den Boden zu schießen.
„Oh … gut, dass das niemand gesehen hat“, murmelte sie, peinlich berührt. Rilliana ging die wenigen Schritte auf den Pfeil zu, doch verlor sie plötzlich den Boden unter den Füßen. Sie flutschte unter die Erde, bis nur noch ihr Kopf herausschaut. Die weiche Erde legte sich um ihren Hals und drückte ihre Arme gegen ihren Körper. Es fühlte sich für sie so an, als wäre sie gerade in einen sehr engen Schlafsack gefallen.
„Okay? Falle Nummer eins“, murmelte Rilliana und wackelte mit ihren Schultern. Sie spürte, dass sie die Erde wegdrücken konnte, und langsam schaffte sie immer mehr Spielraum für ihre Arme. Sie verschwendete unzählige Minuten, um sich frei zu kämpfen. Rilliana schaffte es letztlich, sich zu befreien, und hievte sich aus dem Loch, welches sich hinter ihr schloss. Der Boden sah nun so aus wie der Waldboden.
„Kein Wunder, dass ich die Falle nicht gesehen habe“, murmelte Rilliana und klopfte sich den Dreck von ihrem Umhang und dem Anzug. Sie ging wieder auf den Pfeil zu, nur um im nächsten Moment, erneut im Boden zu versinken. Rillianas Augen wurden sehr schmal.
„Witzig, Celine … Sehr witzig …“

Nachdem Rilliana erneut unzählige Minuten gebraucht hatte, sich zu befreien, ging sie ihr Vorgehen noch vorsichtiger an. Jeder Schritt wurde nur noch überlegt und mit äußerster Vorsicht gesetzt. So konnte sie zumindest zwei weiteren Fallgruben ausweichen und den Pfeil aufheben.
„Langsam glaube ich wirklich, dass die beiden mich nur loswerden wollten“, überlegte Rilliana laut und spannte ihren Bogen. Die Zielscheibe hatte sie lang genug verspottet. Die ließ die Sehne los und der Pfeil trudelte ins nächste Gebüsch. Rilliana starrte ihm hinterher und ihre linke Augenbraue fing an zu zucken. Blitzschnell zog sie einen neuen Pfeil und schoss. Er wich von der Flugbahn ab und versenkte sich im nächsten Baum.
„ALSO! Mache ich was falsch? Bin ich vielleicht aus dem Gleichgewicht?“, fragte Rilliana und legte ihre Tasche auf den Boden. Gerade wollte sie erneut schießen, als es hörbar klickte und ihre Tasche kaum merklich im Gras versank.
„Äh?“
In diesem Moment klappte eine Armbrust aus einem Baum und schoss auf Rilliana. Anstatt eines Bolzens flogen allerdings rote Seile in ihre Richtung. Sie warfen Rilliana um und wickelten sich wie Schlangen um ihren Körper. Es fühlte sich atemberaubend an, wie die Seile sie fesselten, doch wollte sie sich nicht geschlagen geben und griff nach ihnen. Als Reaktion wurden ihre Handgelenke umwickelt und auf ihren Rücken gezogen.
„Nein! Komm schon, Celine, was ist das denn für eine Falle!“, rief Rilliana verzweifelt. Das Seil presste sich in ihre Arme und spannte sich über und unter ihre Brüste. Es band einen Knoten auf ihren Bauch und zog sich durch ihren Schritt. Rilliana stöhnte und ihr Widerstand verebbte.
„Vielleicht eine kleine Pause“, nuschelte sie und wurde rot.

„Ich hatte gehofft, dass Vater nicht mehr auf deine Hilfe angewiesen ist … besonders bei so etwas Gefährlichem“, flüsterte Celine und drückte ihre Schwester an sich.
„Es … es ist schon in Ordnung, Celine. Vater hat mich immerhin großgezogen.“
„Schon, aber …“, fing Celine an, doch Trisha löste sich aus der Umarmung.
„Zeig mir lieber, wie es Rilliana geht, bevor ich aufbreche.“
„Du hast dich doch gerade erst von ihr verabschiedet“, lachte Celine und nahm einen Handspiegel aus einer Kommode heraus. Sie wedelte mit ihrer Hand vor ihm und sofort erschien ein Bild der Elfe. Rilliana schien gerade gegen ein magisches Seil zu kämpfen.
„Aww, und schon in eine Falle gelaufen“, lachte Trisha und schüttelte den Kopf.
„Sie hat noch nicht mal eine Zielscheibe zerstört“, merkte Celine an und schüttelte den Kopf, bevor sie Trisha den Spiegel gab, „Hier. Damit du ein bisschen Unterhaltung für unterwegs hast.“
Trisha dankte ihr mit noch einer Umarmung und winkte ihr kurz.
„Danke … und ich bin ja bald wieder da“, sagte Trisha und stieg in die Kutsche. Sie schaute noch einmal in Richtung Wald und zu ihrer Schwester, die ihr sanft zulächelte. Die Kutsche setzte sich in Bewegung und Celine atmete zufrieden aus.
„Haaaa … da fährt sie“, murmelte Celine und winkte ihr hinterher, bevor sie den großen Spiegel aus dem Flur abhängte und ins Wohnzimmer trug. Sie legte sich auf ihr Sofa und wirkte einen kleinen Zauber, sodass sie ebenfalls Rilliana beobachten konnte.
„Dann zeig mal, was du kannst, Rilliana. Ich werde es dir nicht einfach machen, damit wir beide auf unsere Kosten kommen“, sagte Celine und lachte böse.

Rilliana atmete schwer. Die ersten paar Minuten hatte sie richtig genossen, sich in dem Seil zu winden. So zu tun, als wäre sie in Trishas oder Celines Klauen, doch nach einer Weile musste sie einsehen, dass es nicht das Gleiche war. Leider konnte sie auch nichts dagegen machen. Das Seil war so fest um ihren Körper gewickelt wie zuvor. Sie fand noch nicht mal einen Knoten oder konnte es mit einem Messer zerschneiden, als wäre es aus Stahlfäden gewebt worden. Jetzt war sie sich auch wirklich sicher, dass Trisha und Celine einfach alleine sein wollten.
„Fein! Spielt halt ohne mich! Ich werde meinen eigenen Spaß haben!“, rief Rilliana nahm ihren Bogen mit einer Hand auf und griff mit der anderen nach dem Gurt ihres Rucksacks. Frustriert wollte sie so ihre Taschen Richtung Zielscheibe schleppen, doch verengte sie ihre Augen und starrte auf den Waldboden vor ihr.
„Na … nicht mit mir. Behalte einen kühlen Kopf, Rilliana“, murmelte sie zu sich selbst und tastete sich vorsichtig mit ihren Füßen vorwärts. Sie ging auf die Zielscheibe zu und wich dabei dutzenden von weiteren Fallen aus. Manchmal sah Rilliana die Fallen oder löste sie aus, nur um sofort zurückzuspringen, um weiteren Seilen und Ketten auszuweichen. Letztendlich kam sie an dem Baum mit der Zielscheibe zwischen den Ästen an und sah missmutig zu ihr auf.
„Bringt nichts … ich muss warten, bis das Seil mich loslässt.“
Sie setzte sich grummelnd auf den Boden und starrte weiter nach oben.

„Was?“ Komm schon, Rilliana! Ich habe mir so viel Mühe gegeben, diese Aufgabe für dich zu kreieren, und du setzt dich hin! Na warte, du kleine faule Elfe!“, sagte Celine und streckte ihre Hand in Richtung des Waldes. Ein paar Fallen waren, „rein zufällig“ genau da, wo Rilliana gerade saß, und lösten alle samt aus.

Rilliana zog geräuschvoll ihre Nase hoch. Sie hatte nur einmal zu laut aufgeatmet und plötzlich war die Hölle ausgebrochen. Ihre Hände steckten in engen, ledernen Handschuhen und drückten sie zu Fäusten zusammen. Mehr Seile hatten ebenfalls ihr Ziel gefunden (im Gegensatz zu Rilliana) und hatten ihre Beine mehrfach umschlungen. Da die übrigen Seile anscheinend nicht wussten, was sie danach noch fesseln konnten, hatten sie sich in die bereits vorhandenen Fesseln eingewebt und ließen Rilliana nun von einem Baum hängen. Die Zielscheibe komödiantisch genau auf ihrer Augenhöhe.
„Haha, Celine. Wirklich eine ausgezeichnet lustige Idee!“, rief Rilliana frustriert. Sie konnte sich genau vorstellen, wie Trisha und Celine sich auf ihrem Sofa kaputtlachten. Und das alles auf ihre Kosten!
„Sobald ich hier rauskomme, könnt ihr euer blaues Wunder erleben!“, tobte die Elfe und schwang hin und her wie ein Pendel, bis sie einsah, dass es keinen Sinn hatte, und ihren Kopf hängen ließ.
„Ha … hallo?“, fragte eine weibliche Stimme schüchtern, und Rilliana sah sofort auf. Hinter einem Baum konnte sie eine blonde Frau erkennen, die mit Pflanzen bekleidet schien. Blätter bedeckten ihren Körper und Blumen schmückten ihr Haar und ihren Arm.
„Hallo?“, fragte Rilliana neugierig und lächelte die Fremde freundlich an, „Kann ich dir helfen?“
Die Frau lächelte verlegen zurück und versteckte ein kurzes Lachen hinter ihrer Hand.
„Bist du sicher, dass du nicht eher meine Hilfe brauchst?“
„Was? Ach das? Nun, ich hoffe, dass ich mich hier in absehbarer Zeit befreien kann. Zu einer kleinen helfenden Hand kann ich allerdings auch nicht nein sagen.“
Die Frau fing breit an, zu lächeln.
„Nun, diese kleine Nymphe will dich nur zu gerne befreien. Für eine kleine Gegenleistung, versteht sich.“
Rilliana verengte ihre Augen.
„Klingt fair, was könnte ich dir denn anbieten?“
„Och, nichts allzu Teures. Und ich bin sicher, du hast eine Menge, von dem du dich trennen könntest. Vielleicht … Och … Deine Stimme für eine Feenwoche? Oder dein Schatten? Wofür brauchen wir schon einen Schatten, oder? Vielleicht auch etwas noch Unwichtigeres? Deinen ersten Kuss?“
Rilliana hatte ihre Augen nun so schmal gezogen, dass die Nymphe glaubte, sie wäre gerade eingeschlafen. Sie wusste nicht, wie lang eine Feenwoche war, doch spürte sie, dass sie bei weitem länger war als eine normale Woche.
„hey! Nicht einschlafen. Ich wäre auch mit deiner Aufmerksamkeit zufrieden, weißt du?“
„Aha“, sagte Rilliana trocken, „du bist ja eine echte Geschäftsnymphe! So viele unwichtige Dinge … aber leider … haaaa …“
Rilliana machte eine dramatische Pause und sah nun betrübt aus.
„Was ist los? Ich würde mich auch mit deinem Erstgeborenen zufriedengeben.“
„Naaa, das ist es nicht. Leider darfst du mich nicht befreien, bis alle zwanzig Zielscheiben zerstört sind. Das ist meine Aufgabe, und wenn du mich vorher befreist, verliere ich sie“, sagte Rilliana betrübt und sah zur Seite auf ihre Fesseln.
„Aber wenn ich die Ziele für dich vorher zerstöre …“
„Kannst du mich befreien und ich gebe dir das Recht …“, Rilliana holte tief Luft, als ob sie ihre Gedanken sammeln müsste, „mir einen Rat zu geben, denn ich befolgen muss.“
Die Nymphe sah Rilliana verwundert an.
„Einen Rat?“
Rilliana nickte ernsthaft.
„Genau! Einen Rat. Einen klugen Rat, der mir guttut und den ich strikt befolgen muss!“, erklärte Rilliana und nickte wissend, während die Nymphe ihren Kopf schieflegte und man fast die Zahnräder darin arbeiten sehen konnte.
„Also … ich darf dir irgendwann … irgendwas raten und … du musst es tun?“
„Korrekt!“
Die Nymphe sah für einen Moment Rilliana erst verständnislos, an, dann erhellte sich ihre Miene.
„Einverstanden!“
Aus ihrer Hand wuchs eine lange Ranke, die sie kurzerhand als Peitsche benutzte, um die erste Zielscheibe zu zerstören.
„Ich bin sofort wieder da!“, sagte sie strahlend und rannte davon, während Rilliana zurückblieb. Nicht dass sie eine Wahl gehabt hätte.
„Wenn du mogelst, kann ich das auch, Celine“, murmelte Rilliana und schloss ihre Augen. Die Seile drückten sie nur ein wenig, und auch wenn sie immer noch wünschte, Trisha oder Celine hätten sie persönlich angelegt, so konnte sie dennoch erneut Gefallen daran finden. Vielleicht sogar darin meditieren.

„FERTIG!“, rief die Nymphe und schreckte Rilliana auf. Sofort zuckte die Elfe zurück, als die Frau direkt vor ihrem Gesicht stand. Immer noch durch die Seile gefangen, schwang sie nach hinten, nur um dann noch näher im Gesicht der Nymphe zu hängen.
„Ah, fuck! Erschreck mich doch nicht so, aber wow. So schnell fertig geworden? Und hast du auch alle Ziele zerstört?“, fragte Rilliana.
„Natürlich! Das heißt, ich darf dich jetzt befreien und dann gibst du mir das Recht, dir einen Rat zu geben.
„So wie besprochen“, fügte Rilliana hinzu, und mit einem Schnippen lösten sich die Seile von der Elfe. Sie wurde sanft auf den Boden abgesetzt und stand lächelnd auf.
„Also?“, fragte die Nymphe ungeduldig, während sie dabei zusah, wie Rilliana sich Staub vom Umhang klopfte. Sie räusperte sich und hob ihre Hand.
„Hiermit gewähre ich dir das Recht, mir einen Rat zu geben, den ich nicht ablehnen darf und der nachweislich zu meinem Vorteil ist.“
„Ich nehme den Tausch an!“
Die Nymphe grinste breit und zeigte ihre spitzen Zähne. Sie streckte ihre Hand in Richtung von Rillianas Hals in einer greifenden Bewegung und wollte etwas sagen, doch kein Wort kam heraus.
„Äh? Was soll das …?“, fragte sie und versuchte es noch mit demselben Ergebnis, „Was …?“
„Oh? Wolltest du mir etwas raten, was zu meinem Nachteil ausgelegt werden könnte?“
„N … NEIN! Ich rate dir …“
Stille.
„WAS SOLL DAS?!?“
„Ganz einfach. Du darfst mir raten, was du willst, aber leider … muss der Rat eindeutig sein und klar und vor allen Dingen, zu meinem Vorteil.“
„Aber … ich wollte dir raten, meine Sklavin zu werden!“
Rilliana zog zischend Luft ein.
„Tjaaaa, leider ist dies nicht zu meinem Vorteil, oder?“
Die Nymphe starrte Rilliana fassungslos an, bis die Wut anfing, in ihr zu kochen. Ihre Haut wurde bleich und die Blätter ihrer Kleidung verwelkten. Braun und leblos. Ihre Haare wechselten von einem strahlenden Blond zu einem schaurigen Dunkelblau, fast Schwarz. Selbst die Ranken wurden mit Dornen bestückt und sahen nun richtig schmerzhaft aus. Das Gras unter ihren Füßen starb augenblicklich und wurde so braun wie ihr Kleid.
„DU HAST MICH BETROGEN!“
„Nein“, sagte Rilliana schnell und hob mahnend ihre beiden Zeigefinger vor sich, „ich habe nur alle Bedingungen klargestellt. Es ist nicht mein Problem, wenn du nicht weißt, was ein guter Rat ist. Schau mal, du könntest mir eher raten, wie ich besser im Bogenschießen werde.“
Die Nymphe schäumte nun vor Wut.
„Als wenn ich dir jetzt rate, dass du dich stabil hinstellen sollst, dich auf den Schussablauf konzentrieren sollst und gezielt üben und trainieren sollst!“
Rilliana hob eine Augenbraue.
„Oh? Guter Ratschlag. Ich werde ihn befolgen. Danke dir“, sagte Rilliana ging an der Nymphe vorbei und tätschelte ihre Schulter.
„Was …?“, fragte sie und drehte sich zu Rilliana um, die nun ihren Bogen und ihre Tasche aufhob.
„Ich sagte, das war ein guter Ratschlag. Ich werde ihn sofort befolgen, wenn ich wieder trainiere. Also dann … man sieht sich!“, sagte Rilliana und winkte freundlich zum Abschied, während Schaum aus dem Mundwinkel der Nymphe austrat. Eins war sicher. Die nächste Person, die auf die Nymphe traf, würde nicht so einfach davon kommen. Rilliana hoffte nur, dass es jemand anderes als sie, Trisha oder Celine sein würde.

Rilliana saß mit verschränkten Armen am Frühstückstisch und starrte Celine böse funkelnd an. Nicht dass sie eine andere Wahl hätte. Ihre Arme steckten nutzlos in einer von Celines Kreationen. Sie nannte es eine Zwangsjacke, und Rilliana vermutete, sie bestand aus einem Gemisch aus den Fäden ihrer Spinnen sowie den Schleimabsonderungen. Aufstehen konnte sie auch nicht, da sie mit Gurten am Stuhl festgeschnallt war und ihre Beine in einem Sack steckten, der aus dem gleichen Material wie die Jacke bestand. Beides war eng um sie geschnallt, sodass sie keinen Schritt ohne Celines Erlaubnis machen konnte. Zuerst hatte Rilliana gedacht, dass Trisha sich gerade umzog, so wie sie, doch nachdem Celine die letzte Schnalle ihrer Fesseln geschlossen hatte, rückte sie mit der Wahrheit raus. Trisha war zurück nach Leon’s Keep. Allein. Auf Bitten ihres Vaters, um eine gefährliche Mission durchzuführen. Und anscheinend hatten sie es für nötig befunden, Rilliana auszuschließen. Das war der Grund für ihr „Training“ gewesen. Die unzähligen Fallen und ihre anschließende Sicherheitsverwahrung bei der Hexe. Letzteres war auf jeden Fall eine weise Entscheidung gewesen, da Rilliana sofort befreit werden wollte, um Trisha hinterherzurennen. Celine hatte kurzerhand die Zwangsjacke noch ein bisschen enger gemacht, sodass sie nun auf Rillianas Körper klebte wie eine inzwischen dritte Haut, da sie darunter ihren neuen Anzug trug. Ihr Recht zu sprechen hatte sie kurz darauf auch verloren, da sie anfing, Celine wüst zu beschimpfen. Nachdem Rilliana nun aber die dritte Nacht als Celines persönliches Körperkissen verbracht hatte, schien sie sich beruhigt zu haben. Zumindest ein bisschen. Beide saßen sich erneut morgens gegenüber, und während Celine genüsslich einen Tee trank und in einem Buch blätterte, konnte Rilliana nichts weiter tun, als ihr mit geknebeltem Mund zuzusehen und zu warten, bis Celine sich dazu herabließ, ihr etwas Nahrung zukommen zu lassen.
„Ohoo oho ooo, OOOHOOO!“
„Spar es dir, Rilliana“, sagte Celine und würdigte die Elfe keines Blickes, während sie eine Seite umschlug, „du kannst froh sein, dass ich dich in mein Herz geschlossen habe, sonst hätte ich dich einfach kopfüber in meinem Kerker aufgehängt und dich an einem Stück Seife lutschen lassen.“
„Ohio?“
„Ja, Seife“, bestätigte Celine und seufzte, als sie ihr Buch beiseitelegte, „Bitte versteh doch, dass Trisha das alleine machen muss. Es ist essenziell für unseren Vater, dass alles glattläuft, und wenn Trisha sich Sorgen um dich machen muss, dann ist das ein zu hohes Risiko für euch beide.“
„Oho Hooge oh Hooge!“, murmelte Rilliana in den Knebel und schaute missmutig auf den Tisch.
„Oh, Schätzchen. Ich glaube dir, dass du auf dich selbst aufpassen kannst, und glaub mir, Trisha weiß das auch, aber … du bist dennoch so unerfahren, so … unschuldig.“
Rilliana ließ ihren Kopf hängen und Celine rutschte zu ihr herüber.
„Das ist aber nichts Schlechtes, Rilliana … Ich will, dass du noch lange so bleibst.“
Rilliana nickte zögernd.
„Haben wir uns jetzt beruhigt?“
Die Elfe ließ besiegt ihren Kopf auf ihre Brust fallen und lehnte sich an Celine.
„Ihr werdet euch bald wiedersehen. Das verspreche ich dir.“
Celine löste Rillianas Ringknebel und hielt ihr einen Löffel mit Brei hin, den sie noch aus Trishas und ihrem Urlaub kannte. Eine Mischung aus Kartoffeln und Äpfeln.

Nachdem die Schüssel ausgekratzt war, fühlte Rilliana sich schon etwas besser und öffnete bereitwillig ihren Mund, um den Knebel wieder entgegenzunehmen.
„Sehr löblich von dir, aber ich denke, der wird nicht mehr nötig sein, oder?“, fragte Celine und hob eine Augenbraue. Rilliana schüttelte den Kopf und lächelte sie an.
„Da ist ja wieder meine kleine Bondage-Prinzessin“, sagte Celine, streichelte ihren Kopf und deckte den Tisch ab.
„Kannst du mich hier rauslassen? Ich würde gerne …“
„Gerne deiner Freundin hinterherjagen? Rilliana ich bitte dich, du bleibst gut verpackt, wie du bist. Ich hatte heute vor, ein paar Tests durchzuführen, aber dafür brauchst du weder deine Arme noch Beine. Tatsächlich ist die Zwangsjacke nahezu perfekt für das, was ich vorhabe“, sagte Celine, löste Rilliana vom Stuhl und legte sie auf den Boden, „Na komm, du wirst in meiner Werkstatt benötigt.“
Celine schritt davon und Rilliana hörte, dass sie eine Tür öffnete und hineinging. Da sie keine andere Wahl hatte, fing sie an, über den Boden zu kriechen wie ein Wurm.
„Celine, ich mag wirklich diese Jacke, aber es wäre praktischer, wenn ich zumindest zu dir hüpfen kann“, rief sie angestrengt ihrer Gastgeberin hinterher.
„Dann würde ich aber nicht so viel zu lachen haben. Wie du dich über den Boden robbst, ist einfach zu lustig“, hallte Celines Stimme durch die Villa, „und jetzt Bewegung! Sonst hänge ich dich tatsächlich im Kerker auf.“
„Führe mich nicht in Versuchung, ich will sehen, was du da Treibst!“
Celine prustete laut auf und sagte: „Verzeihung, ich habe vergessen, mit wem ich rede.“

Erschöpft tauchte Rilliana endlich in der Tür zu Celines Werkstatt auf und war erstaunt, da es aussah wie das Badezimmer von Trisha. Der ganze Raum war mit denselben weißen Steinen ausgelegt. Selbst die Wände und die Decke blieben nicht von ihnen unberührt. Werkbänke und Podeste waren im ganzen Raum verteilt und auf jedem von ihnen war ein anderes Material oder ein anderer Gegenstand zur Schau gestellt.
„Da bist du ja endlich! „Hier, ich helfe dir“, sagte Celine, hob Rilliana hoch und setzte sie an den Rand einer quaderförmigen Kiste.
„Hier arbeitest du also?“, fragte Rilliana und bestaunte eine Apparatur, die die Spinnweben zu Stoff zu verarbeiten schien.
„Unter anderem. Viele Materialien, mit denen ich arbeite, sind sehr empfindlich, bis ich sie veredelt habe, also habe ich mir einen sauberen Ort gebaut, der außerdem schnell zu reinigen ist. Hier teste ich auch die meisten meiner Erfindungen und du hilfst mir nun bei einer davon“, sagte Celine und suchte etwas in ein paar Schubladen.
„Was bekomme ich dafür?“, fragte Rilliana und leckte sich die Lippen. Celine hielt inne und drehte sich zu ihr um.
„Du erwartest, dass ich dich dafür bezahle? Rilliana du sitzt hier hilflos in einer Zwangsjacke …“
„Eben! Mach es mir schmackhaft oder lass mich im Keller ein bisschen baumeln.“
„Das ergibt keinen Sinn, Schätzchen. Aber sei es drum. Ich biete dir das hier an“, sagte Celine und griff nach einem Parfümfläschchen, welches mit rosa Flüssigkeit gefüllt war.
„Ich muss dir eine Kleinigkeit beichten“, sagte sie und hielt das Parfüm hoch, „ich habe gelogen, als ich sagte, ich hätte alles von der Pflanze restlos verbrannt. Das hier habe ich aus ihren Überresten herstellen können.“
Rilliana sah sie finster an.
„Celine? Was ist das?“
„Eine weniger potente Variante der Pollen, welche Trisha und mich zu der Blume gelockt hat. Ich gebe dir die Flasche, wenn du mir erlaubst, an dir meine neue Erfindung zu testen.“
„Was bewirkt es genau?“, fragte Rilliana misstrauisch.
„Mit nur einem Spritzer auf dir stände dir eine unvergessliche Nacht mit Trisha bevor. Allerdings funktioniert es nicht, wenn sie nicht in der Stimmung wäre. Es verstärkt nur die bereits vorhandene Lust, könnte man sagen.“
„Woher weißt du, wie es funktioniert?“, fragte Rilliana mit hochgezogener Augenbraue.
„Ich habe es nicht an euch getestet, wenn du das meinst. Nein, ich habe es an mir selbst ausprobiert und sagen wir so: Das war eine heiße Selfbondage-Erfahrung. Schade, dass du immun gegen die Wirkung bist. Obwohl, ich denke, du brauchst es auch gar nicht.“
„Und es ist sicher?“
Celine nickte.
„Solange es nur ein Spritzer ist. Glaubst du, ich würde das Leben meiner beiden Lieblinge aufs Spiel setzen?“, fragte Celine.
„Wie war das nochmal? Warum wollte Trisha nicht in den Wald?“
Celines Augenbraue zuckte.
„Wird wohl wieder Zeit für deinen Knebel“, sagte sie und nahm einen Ballknebel aus einer Schublade und schob ihn in den Mund der vorlauten Elfe, die ihn schon sehnlichst erwartete.
„So, dann wollen wir mal anfangen“, sagte Celine, als hätte sie gerade erfolgreich ein Geschäft abgeschlossen, „du sitzt gerade auf meiner neusten Erfindung, aber davor ziehen wir dir das hier auch an!“, sagte sie und zog eine Maske aus der gleichen Schublade. Sie bestand aus demselben Material, aus dem auch Rillianas Catsuit bestand. Celine zog die Maske über Rillianas Gesicht und sofort war die Elfe in absolute Dunkelheit getaucht.
„Passt dir die Maske gut?“, sagte Celine, und die Elfe nickte, „Gut, dann mache ich weiter!“
Celine half Rilliana kurz aufzustehen, um die Kiste zu öffnen. Das Innere war ausgepolstert und sollte als weiche Unterlage für die Elfe dienen. Celine hob die Elfe an und legte sie vorsichtig hinein. Rilliana wunderte sich, was sie mit ihr machte, doch spürte sie selbst durch ihre vielen Lagen Fesseln hindurch, dass die Polsterung erneut aus den Absonderungen der Schleime war.
„Jetzt bitte nicht erschrecken, Schatz, es könnte etwas eng werden“, sagte Celine zu der blinden Elfe, schloss den Deckel und sicherte die Kiste mit drei Vorhängeschlössern. Rilliana fragte sich, was Celine meinte, da sie sich zwar in einer recht engen Kiste befand, aber sich immer noch gut bewegen konnte.
„Klopf bitte einmal, wenn nichts passiert“, hörte sie die dumpfe Stimme von Celine durch die Kiste. Rilliana klopfte einmal mit ihren Füßen.
„Warte mal.“
Rilliana rollte mit den Augen. Was sollte sie sonst gerade machen?
„Immer noch?“
Rilliana hob erneut ihre Füße, doch blieben sie auf halber Strecke stecken. Verwirrt versuchte sie zu sehen, was los war, doch fiel ihr ein, dass sie immer noch die Maske anhatte. Es spielte aber keine Rolle, da ihr im nächsten Moment ihr Kopf von der Polsterung nach unten gedrückt wurde. Einen Augenblick später spürte sie am ganzen Körper denselben Druck, und er wurde immer stärker, bis sich das Material auf ihren ganzen Körper legte und jegliche Bewegung von ihr verhinderte.
„Rilliana?“
„MMMMH MMMHHH!“, schrie die Elfe in den Knebel.
„Ah, es scheint zu funktionieren! Perfekt!“, sagte Celine und klopfte auf die Kiste.
„Ich muss dir noch etwas gestehen, Rilliana. Ich habe heute Morgen einen Brief von Trisha erhalten und ich soll dich zu ihr nach Leon’s Keep schicken. Ich denke, ich werde dies nun tun. Grüß Trisha von mir, wenn du da bist, und kommt mal vorbei, wenn ihr wieder ein bisschen Abstand von der Großstadt braucht. Auf Wiedersehen, Rilli.“
Rilliana blinzelte unter ihrer Maske.
Warum bin ich nicht überrascht, dass sie mich per Post zu Trisha schickt? Na, wenigstens habe ich es gemütlich. Dachte Rilliana und schloss ihre Augen. Außerhalb der Kiste stand Celine und lächelte.
„Gönne dir eine kleine Pause vor dem Sturm, kleine Elfe“, flüsterte sie und sah auf den Brief ihrer Schwester.

Celine hob die Kiste mit ihrer Magie an und verlud sie mitsamt Rillianas und Trishas restlichem Gepäck auf Jeffreys Kutsche.
„Pass gut auf das Gepäck auf, Jeffrey!“, forderte sie den Kutscher auf, der sich vor ihr verbeugte.
„Mit meinem Leben, Fräulein Celine“, sagte er, stieg auf die Kutsche und trieb die Pferde zum Gehen an.








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  RE: Rilliana und Trisha Datum:25.12.25 21:50 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 4
Alte Freunde, alte Feinde


Trisha sah stirnrunzelnd abwechselnd zu dem Gepäck, der Kiste und zu Jeffrey.
„Jeffrey … ich meine, es ist wunderbar, dass du mir meine Sachen und diesen Staubfänger von meiner Schwester mitgebracht hast, aber wo zur Hölle ist Rilliana?“
„Lady Celine gab mir nur euer Gepäck, mit der Anweisung, gut darauf aufzupassen, und diesen Brief.“
Er überreichte ihr einen Brief, verbeugte sich und verließ Trishas Wohnung. Trisha öffnete das Papier und las zwei Worte: Viel Spaß! Ein kleiner Schlüssel war an ihm befestigt.
„Was soll das denn heißen, Celine?“, fragt Trisha laut und dreht sich zu der Kiste. Erst jetzt bemerkte sie an der Seite der Kiste eine Konsole, wie sie eine in ihrem Trainingsraum hatte.
„Mehr Druck, weniger Druck? Celine, was ist das?“, fragte sie und fing an, die drei Schlösser zu öffnen, die den Inhalt der Kiste unzugänglich machten. Als sich das letzte Schloss öffnete, platzte der Deckel der Kiste wie von selbst auf und zum Vorschein kam eine von der Polsterung eingequetschte, weibliche Person, die verdächtig nach Rilliana aussah. Trisha machte große Augen und drehte sofort an der Konsole, um den Druck in der Kiste zu senken. Trisha vernahm, wie ihre Freundin erleichtert aufstöhnte, als ihr Körper von dem Druck der Polsterung erlöst wurde. Vorsichtig hob sie Rillianas Kopf an und streifte die Maske ab. Unter ihr fand sie eine ins Licht blinzelnde Elfe.
„Da ist ja mein Schatz … Na, wie war die Reise?“, fragte Trisha und löste Rillianas Knebel.
„Eng“, war das Einzige, was die Elfe herausbrachte, und sie versuchte, ihren Kiefer zu schließen.
„Du bist sicher durstig. Warte einen Moment“, sagte Trisha und verschwand in ihrer Küche, wo sie Rilliana ein Glas Wasser einschenkte und es an ihre Lippen führte. Vorsichtig nippte die Elfe an dem Wasser.
„Das werde ich Celine heimzahlen“, murmelte sie.
„Hey, vorsichtig, was du sagst. Das ist immer noch meine Schwester, von der du redest!“, sagte Trisha lachend und half ihr hoch.
„Und wenn nicht?“
„Rilliana, ist das dein Ernst? Du warst gerade, wie lange in der Kiste gefangen? Bist immer noch in einer Zwangsjacke gefesselt und riskierst eine dicke Lippe, indem du versuchst, mich zu provozieren?“, fragte Trisha.
„Was willst du von mir, Trish? Wie du bereits sagtest, ich bin eine fesselsüchtige Elfe und Celines kleine Bondage-Prinzessin. Also steck mich zurück in diese Kiste, bevor ich die Gelegenheit bekomme, dich und Celine reinzustecken!“
„Das könnte noch ein bisschen dauern, Schatz“, sagte Trisha und hob Rilliana aus der Kiste, um sie von der Zwangsjacke zu befreien.
„Wir werden Celine wohl eine Weile nicht mehr wiedersehen. Dafür haben wir noch ein paar Tage für uns bis zu meiner nächsten Mission.“
„Darf ich denn diesmal mit? Oder muss ich dann wieder zu Hause bleiben?“, fragte Rilliana und ahnte Übles.
„Ich denke, ich kann dich tatsächlich mitnehmen, aber alles zu seiner Zeit. Wie wäre es, wenn du erst mal deine Muskeln ein wenig entspannst und ein schönes Bad nimmst?“, fragte Trisha als sie es endlich geschafft hatte, Rilliana aus ihren Fesseln zu befreien und den Catsuit von ihrer Haut zu schälen.
„Es fühlt sich irgendwie sehr seltsam an, ohne den Anzug zu sein“, murmelte Rilliana und strich über ihre nackte Haut.
„Wie lange hattest du ihn denn an?“
„… Seit unserem Ausflug zur Lichtung …“, flüsterte Rilliana kleinlaut. Trisha sah sie entsetzt an.
„Gut, dass Celine die Catsuits mit einem Reinigungszauber versehen hat, sonst hätte ganz Leon’s Keep deine Ankunft gerochen. Jetzt ab mit dir in die Wanne! Celines Magie, gut und schön, aber zu viel ist zu viel!“, sagte sie und scheuchte die Elfe in den Flur, damit sie ins Badezimmer ging.
„Ich kann nicht glauben, dass sie immer noch nicht genug hat“, murmelte Trisha vor sich hin, nachdem sie die Zwangsjacke in Celines Kiste verstaut hatte, und setzte sich in ihr Arbeitszimmer, in dem sie diverse Pläne auf ihren Schreibtisch verteilt hatte.
„Wie schleicht man sich am besten dort hinein?“, fragte sie sich selbst und studierte eine Blaupause, welche ihren nächsten Auftragsort zeigte. Sie ließ ihren Blick durch ihr Arbeitszimmer schweifen, als würde sie etwas suchen, und blinzelte verwirrt, als sie ihre Truhe mit Fesselutensilien sah.
„Hatte ich dich nicht geschlossen?“, fragte sie, stand auf und ging zu der Kiste.
„Und waren da nicht mal mehr Seile …“
Genervt stöhnte sie auf.
„RILLIANA?“, rief sie und stürmte mit rotem Kopf ins Badezimmer. Die Elfe war gerade dabei, den letzten Knoten ihres Harness zu schließen, und zuckte schuldbewusst zusammen.
„Jetzt reicht es aber wirklich!“, sagte Trisha schnappte ein paar der übrig gebliebenen Seile und stürmte auf ihre Freundin los, die zwar äußerlich ein ängstliches Gesicht aufgesetzt hatte, innerlich aber breit grinste.

„Kennst du das Ding hier noch, Rilli?“, fragte Trisha die auf dem Boden kauernde Elfe. Rilliana versuchte, hochzusehen, um zu schauen, was Trisha in der Hand hielt, doch die Seile, die sie in einem strengen Hogtie fesselten und ihren Kopf fixierten, hinderten sie daran, auch nur einen Muskel zu bewegen. Trisha hatte sogar Seile durch Rillianas Mund gezogen und dienten ihr so als Knebel.
„Heiiinnn“, war alles, was Rilliana hervorbringen konnte.
„Das ist dein kleiner Freund, der dich die gesamte Nacht nach deinem Schummeltversuch an unserem Hands-of-Fate-Abend wachgehalten hat. Er hat allerdings noch ein paar andere sehr lustige Funktionen. Pass gut auf.“
Sie steckte den Kristall in Rillianas Schritt und befestigte ihn mit einem weiteren Schrittseil. Danach befühlte sie die Wanne mit kaltem Wasser und holte aus der Küche einen Eimer mit Eis, den sie einfach in die Badewanne schüttete. Trisha befestigte weitere Seile an Rilliana und hievte sie mit deren Hilfe und einem Flaschenzug hoch, so dass sie genau über der Badewanne baumelte.
„Ich schalte jetzt den Kristall ein“, kündigte sie an, und sofort fing er an, in Rilliana zu vibrieren. Die Elfe fing an, freudig in den Seilen zu zappeln. Warum gab Trisha ihr auf einmal genau das, was sie wollte? Fragte sie sich. Bis sie spürte, dass sie nahe an der Schwelle zum Orgasmus war und der Kristall mit einem Mal aufhörte. Enttäuscht stöhnte sie auf und versuchte, sich mithilfe des Schrittseiles zum Höhepunkt zu rubbeln, doch spürte sie plötzlich, wie die Seile aufhörten, sie oben zu halten. Sie klatschte ungebremst in das eiskalte Wasser, als Trisha das Seil losließ. Panisch versuchte sie, an die Oberfläche zu strampeln, um nach Luft zu schnappen. Doch sie konnte sich wegen der Fesseln nicht bewegen. Nach ein paar Sekunden zog Trisha an den Seilen und Rilliana erhob sich, hustend und zitternd, aus der eiskalten Badewanne. Sofort waren ihre Lust und Laune im Keller, doch der Kristall erwachte erneut zum Leben und fing wieder an, sie zu stimulieren. Rillianas nasse Haare klebten in ihrem Gesicht und sie funkelte Trisha böse an, als die Shifterin ihr Kinn nahm und sie zu sich drehte. Trisha sah in ihre Augen und sagte: „Bereit für Runde zwei?“
„WWEEIII?!“, sagte Rilliana entsetzt.
„Die zweite von vielen, bis du deine Lektion gelernt hast.“
Rilliana riss die Augen auf, als sie spürte, dass der Kristall sie wieder an ihre Grenze trieb, und sah Trisha flehend an. Sie versuchte sich zu konzentrieren und an etwas anderes zu denken, doch wurde sie von ihrem eigenen Körper betrogen. Sie kniff ihre Augen fest zusammen, ihre Atmung wurde schneller und dann … der Kristall hörte wieder, kurz bevor sie fertig war, auf. Sie machte ihre Augen wieder auf und sah gerade noch Trisha, die sie anlächelte. Im nächsten Moment ließ ihre Freundin das Seil los und Rilliana landete erneut kreischend im Wasser.

„Und? Können wir uns jetzt ein bisschen zügeln?“, fragte Trisha ihre Freundin, die erschöpft und zitternd in den Seilen hing. Rilliana rührte sich nicht und Trisha fasste das als ein Ja auf. Sie ließ Rilliana über der Badewanne tropfen, während sie das kalte Wasser mit warmem austauschte. Danach ließ sie Rilliana erneut in die Wanne hinunter, diesmal aber langsamer, und sicherte das Seil, sodass ihr Körper unter Wasser war, ihr Kopf allerdings über der Oberfläche. Trisha entkleidete sich und stieg zu ihr in die Wanne, um sie zu waschen. Sie löste den Seilknebel und hielt dabei Rillianas Kopf hoch.
„Alles in Ordnung?“, fragte Trisha besorgt. Rilliana sah, schwach zu ihr hoch, nickte leicht und sagte: „Danke … für die Lektion, Herrin.“
Sie lächelte Trisha mit geschlossenen Augen an.
„Braves Mädchen“, lobte Trisha. Sie holte tief Luft und tauchte unter Wasser, um das zu beenden, was der Kristall begonnen hatte. Rilliana dachte, sie würde dahinschmelzen, als sie endlich von ihrer Freundin die Erlaubnis bekam und von ihr höchstpersönlich über die Kante gestoßen wurde.

Rilliana glühte, nachdem Trisha mit ihr fertig war. Die Shifterin stieg aus der Wanne und legte sich ein Handtuch um. Sie löste das Seil, welches Rilliana über Wasser hielt, und hob ihre Freundin aus der Wanne, auf ein weiteres Handtuch auf dem Boden.
„Soll ich dich da herausholen oder möchtest du noch ein bisschen liegen bleiben?“, fragte Trisha die immer noch im Hogtie gefesselte Elfe.
„Lass mich bitte noch ein wenig liegen“, flüsterte Rilliana, „aber könntest du die Fesseln ein bisschen lockern?“
Trisha kam der Bitte mit Freude nach und legte ihrer Freundin zusätzlich ein zusammengerolltes Handtuch als Kissen hin und ein weiteres auf sie als Decke. Rilliana hauchte ihr ein leises „Danke“ zu. Trisha schaltete das Licht im Bad aus, ließ allerdings die Tür offen und ging zu ihren und Rillianas Gepäck, welches Jeffrey ihr gebracht hatte. Rilliana atmete nun ruhig und regelmäßig. Sie genoss die Fesseln, so lange sie noch konnte, denn sie wusste, dass Trisha recht hatte: Sie musste sich langsam zusammenreißen, oder?
„Trisha?“, rief die Elfe.
„So heiße ich“, rief die Shifterin zurück.
„Haha … Findest du wirklich, dass ich mich zügeln sollte? Ich habe in der Wanne ein paar unterschiedliche Signale von dir erhalten.“
Sie hörte die Shifterin laut seufzen.
„Rilli … Ich liebe dich und ich liebe, dass du Bondage liebst … Ich will nur nicht, dass du dich verletzt … und ich habe einfach das Gefühl, dass wir, wenn wir so weitermachen, in Schwierigkeiten geraten könnten. Verstehst du?“, sagte Trisha.
„Ich verstehe Trish … tut mir leid, ich werde mich etwas mehr zurückhalten.“
„Etwas?“
„Einen Schritt nach dem anderen, Trish.“
„Sehr witzig, Rilli. Sag mal, hat dir meine Schwester Parfüm mitgegeben? Riecht es gut?“
Rilliana fragte sich erst, was Trisha meinte, als es ihr mit einem Schlag klar wurde.
„TRISHA NICHT ANFASSEN!“, schrie Rilliana aus voller Kehle, und ihre Stimme hallte durch die ganze Wohnung. Rilliana hörte Glas zerspringen und dann Trishas Stimme: „Ach, Scheiße! Musst du mich so erschrecken? Jetzt muss ich … muss ich …?“
Trisha verstummte und Rilliana ahnte das Schlimmste, als sie den süßen Geruch wahrnahm, den sie das letzte Mal auf der Lichtung mit den fleischfressenden Pflanzen gerochen hatte.
„Trish? Alles in Ordnung?“, fragte Rilliana und versuchte vergeblich, ihre Fesseln zu lösen. Sie fand allerdings keine Knoten und saß wie auf dem Präsentierteller für das, was folgte. Rilliana hörte, wie sich ihr leise Schritte näherten. Ein lautes, tiefes Atmen mischte sich dazu und Rilliana sah eine Hand, die sich an den Türrahmen krallte. Die Elfe blinzelte, als Trishas Kopf in der Tür auftauchte, und sie hätte schwören können, für einen Moment Herzen in ihren Augen gesehen zu haben.
„Trisha? …“
„Mhm?“, sagte sie und lehnte sich am Türrahmen an. Sie entledigte sich ihres Handtuches und tastete nach dem Lichtschalter.
„Könntest du mich von den Seilen befreien? Ich würde gerne so langsam ins Bett gehen“, fragte Rilliana hoffnungsvoll.
„Ich glaube nicht, dass ich das machen werde, Rilli …“, sagte Trisha und schaltete das Licht im Bad ein. Rilliana zog zischend Luft ein. Trishas Wangen waren stark errötet und sie atmete schwer durch ihren Mund, als hätte sie ein Fieber. Ihre wilden Augen waren auf Rilliana fixiert.
„Ich glaube, Rilliana war eine böse Elfe und muss von mir bestraft werden“, sagte Trisha und stolperte in den Raum. „Immer hat sie den ganzen Spaß für sich alleine, und das ist so unfair!“
„Trisha, Liebes, vielleicht solltest du dich hinlegen, du bist nicht bei klarem Verstand!“, sagte Rilliana verzweifelt.
„Ich bin nicht Trisha!“, sagte Trisha verführerisch, ließ sich zu Boden fallen und krabbelte auf allen vieren auf Rilliana zu. Dabei machten ihre Hände tiefe Kratzer in den Stein und verursachten ein schabendes Geräusch, als würde sie Messer darüberziehen.
„Ich bin eine Bestie! Ich bin deine Herrin! Und ich werde dir deine kühnsten Träume erfüllen“, sagte Trisha und war mit ihrem Gesicht nun so nah an der Elfe, dass diese ihren heißen Atem spüren konnte. Sie zog Rilliana zu sich und drückte ihr einen Kuss auf, der ihr den Atem raubte. Im Kopf der Elfe explodierte ein Feuerwerk und sie gierte nach Trishas Zunge, als diese den Kuss löste.
„Und Albträume!“
Trisha stand auf, nahm ein Seil und befestigte es an Rillianas Schrittseil.
„Komm, und ich will nichts von dir hören!“
Sie ging los und zog am Seil. Durch das Ziehen drehte sich die Elfe mitsamt dem Handtuch unter ihr über den Boden und rutschte Trisha hinterher. Das Schrittseil drückte sich tief in sie hinein und sie stöhnte laut auf.
„Habe ich nicht gerade gesagt, ich will nichts von dir hören?“
„Verzeihung, Herrin, aber das Seil …“
Trisha unterbrach sie: „Und jetzt sprichst du auch noch! Na warte, ich habe genau das Richtige für eine vorlaute und ungezogene Sklavin wie dich!“
Sie zog Rilliana in ihr Arbeitszimmer, die krampfhaft ihre Zähne zusammenbiss, während das Seil immer schmerzhafter und tiefer in ihr versank. Im Arbeitszimmer angekommen, atmete die Elfe erleichtert auf, als Trisha aufhörte, sie über den Boden zu schleifen.
„Keine Sorge, es geht sofort weiter!“
Sie zog einen Stuhl zu sich heran und kletterte auf ihn. Trisha streckte sich, bis sie einen Haken in der Decke fand, und fädelte das Seil hindurch. Sie zog kräftig, bis Rilliana erneut gequält aufstöhnte und ihr Hintern eine Handbreit vom Boden entfernt schwebte.
„Und das war die Drei! Warte hier, bis ich alles zusammengesucht habe, und bis dahin hab ein bisschen Spaß mit deinem alten Freund!“, sagte Trisha und drückte den vibrierenden Kristall in Rilliana hinein. Rilliana biss sich auf die Zunge, um zu verhindern, dass ein Geräusch aus ihr herauskam. Trisha verschwand aus dem Zimmer und fing an, diverse Sachen aus ihren Schränken zu holen, während der Kristall Rilliana zur Weißglut trieb, als er sie bis an ihre Grenze brachte, sich dann allerdings wie zuvor, über der Badewanne, ausschaltete und sie frustriert zurückließ.
Wie kann es eigentlich sein, dass Celine ALLES verzaubert, aber nicht diese verdammte Glasflasche! Dachte Rilliana als sie Schritte in hochhackigen Stiefeln hörte. Rilliana zuckte vor Schreck zusammen, als neben ihr ein Stapel Fesselutensilien landete. Trisha tauchte in ihrem Blickfeld auf und Rilliana versuchte angestrengt, hoch zu ihrer Freundin zu sehen, doch vor ihr stand eine dunkle Göttin der Liebe. Sie hatte erneut ihren Catsuit an, der sich um ihren Körper gelegt hatte wie eine zweite Haut. Die Stiefel, die sie trug, waren glatt und glänzten schwarz, als wären sie auf Hochglanz poliert worden. Ihr Brustkorb wurde von einem Korsett verengt, welches ihre Brüste anhob. Als Letztes waren ihre Haare zu einem strengen Zopf zusammengebunden und über ihre Schulter gehängt.
„Entschuldige dich, Sklavin, dann kann ich vielleicht über ein paar deiner Fehltritte hinwegsehen“, forderte Trisha und baute sich vor ihr auf.
„Verzeiht mir, Herrin … diese Sklavin hat es nicht verdient, in eurem Glanz zu baden.“
Trisha seufzte genervt auf.
„Und wieder geredet …“, sagte sie und klopfte ungeduldig mit ihrem Stiefel vor Rillianas Nase auf den Boden. Der Elfe wurde sofort klar, was Trisha wollte, spitzte ihre Lippen und lehnte sich nach vorne. Ihre Lippen gingen jedoch ins Leere, als Trisha ihre Stiefel zurückzog.
„Zu spät, Sklavin“, sagte sie. Trisha schnitt ohne Vorwarnung das Seil durch, an dem Rilliana von der Decke hing. Die Elfe schrie überrascht auf, als ihre Hüfte auf den Boden krachte.
„Autsch! War das wirklich nötig …“, sie verstummte, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Herrin sah.
„Gut, dann lass uns anfangen, ja?“, fragte Trisha und befreite Rilliana aus ihrem Hogtie.
„Auch wenn ich gerne deinen nackten Körper bewundere, muss ich sagen, dass dir dein Catsuit sehr gut steht“, sagte Trisha und unter ihren wachsamen Augen stand Rilliana langsam und vorsichtig auf.
Die Shifterin drückte der Elfe den Catsuit in die Hand, und sie verlor keine Zeit damit, ihn anzuziehen. Dank des Parfüms wollte sie nicht herausfinden, welche anderen Bestrafungen Trisha in der Hinterhand hatte.
„Also, was machen wir mit dir?“, fragte Trisha und umkreiste ihre Beute. Sie strich über Rillianas Körper und der Elfe lief ein Schauer über den Rücken, als sie die Hände ihrer Freundin spürte. Rilliana wusste nicht genau, warum, aber zum ersten Mal fühlte sie sich nicht geborgen. Wie ein Stück Fleisch. Trisha legte ihr ein Halsband an, welches vorne mit einem D-Ring versehen war. Ihre Hände blieben im Ring des Halsbandes hängen und sie zog sanft an ihm, sodass Rilliana ihr in die Augen sehen musste. Der Kristall erwachte wieder zum Leben und Rilliana zuckte von der unerwarteten Bewegung in ihrem Unterleib zusammen.
„Ich glaube, ich weiß, was ich mit dir mache“, sagte Trisha und grinste böse, „jetzt bin ich an der Reihe, Spaß zu haben!“
Sie nahm ein paar Handschellen und schloss sie um Rillianas Handgelenke. Als Nächstes band sie ein Seil um ihre Fessel und befestigte es an der Decke. Trisha zog daran, bis Rilliana auf Zehenspitzen stehen musste, um nicht alles Gewicht mit ihren Handgelenken zu tragen.
„Trisha, ich glaube nicht, dass ich das lange durchhalte!“, sagte Rilliana verzweifelt. Es klatschte laut, als Trisha ihr mit der flachen Hand und voller Wucht auf den Hintern schlug. Rilliana stockte der Atem. Trisha hatte zwar nur mit ihrer Hand zugeschlagen, doch übertraf der Schmerz alles, was sie bisher in ihren Spielen erfahren hatte. Sei es von Celines Gerte oder von Trishas fünfzig Peitschenhieben. Er durchfuhr sie wie ein Speer und die Handschellen schnitten tief in ihre Gelenke, als sie ihr Gleichgewicht verlor.
„SCHEISSE, TRISHA!“, schrie Rilliana und versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten. Erneut krachte Trishas Hand auf ihren Hintern und dieses Mal fing sie an zu schluchzen.
„TRISHA, DAS MACHT KEINEN SPAß MEHR! MACH MICH LOS!“
Trisha lehnte ihren Kopf ganz nah an Rillianas Ohr und flüsterte: „Mir macht es aber Spaß.“
Rilliana konnte den Wahnsinn in ihrer Stimme hören. Trisha holte erneut aus und …
„TAGEDIEB!“
Rilliana und fing an zu weinen. Die Tränen rollten ihr über das Gesicht und fielen auf ihren Catsuit und den Boden. Trishas Hand war nur eine Haarbreite von Rilliana entfernt. Sie blinzelte mehrmals, als wäre ihr gerade etwas klar geworden. Ohne eine weitere Sekunde zu verschwenden, schnitt sie das Seil durch, welches Rilliana an der Decke hielt, und fing sie auf, bevor ihre Beine unter ihr nachgaben. Sie trug sie zurück ins Schlafzimmer, öffnete die Handschellen und warf sie achtlos in die Ecke. Rilliana konnte durch ihre geschwollenen Augen Trishas besorgtes Gesicht sehen und sah, dass jeglicher Wahnsinn des Giftes verschwunden war.
„Es tut mir so leid, Rilliana! Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. In meinem Kopf war einfach alles so …“
Rilliana unterbrach sie mit einer Umarmung. Zögernd erwiderte Trisha sie und drückte sie fest an sich.
„Willkommen zurück“, flüsterte Rilliana erschöpft.

Trisha hatte kein Auge zugetan, nachdem Rilliana angefangen hatte zu meditieren, oder nach so einer Erfahrung, vermutlich eingeschlafen war. Eigentlich wollte sie ihrer Freundin nur eine kleine Lektion erteilen und dann weiter über den Blaupausen brüten, aber nach dem Fiasko mit dem Parfüm schwirrten ihr immer noch lüsterne Gedanken und nun auch Schuldgefühle durch den Kopf. Sie war zu weit gegangen. Unter dem Einfluss von Drogen stehend oder nicht. Trisha hörte hinter sich ein Gähnen und drehte sich zu ihrer Freundin, die sich die Augen rieb und auf sie zustolperte. Ein Hemd hing lose auf ihren Schultern und drohte mit jedem Schritt, hinunterzurutschen.
„Rilli, leg dich doch wieder hin, ich komme gleich nach“, murmelte Trisha leise und drehte sich wieder zu ihren Plänen. Die Elfe umarmte sie von hinten und küsste sie auf die Schläfe.
„Trish, es ist bereits morgen … Hast du die ganze Nacht kein Auge zu gemacht?“
Die Shifterin rieb sich die Stirn und kniff die Augen zusammen.
„Scheiße. Dieses verdammte Gift!“
„Es tut mir leid, Trish, ich habe es völlig vergessen, und Celine sagte, es wäre sicher.“
„Du musst dich nicht entschuldigen, Liebling … Celine und du tragt keine Schuld. Ich war einfach zu neugierig … Aber ich muss dieses Problem lösen, bevor unsere Mission losgeht, und in meinem Kopf schwirrt so viel Zeug herum, dass ich mich nicht konzentrieren kann! Ich muss Vater sagen, dass ich es nicht schaffe, dort reinzukommen, und wir einen anderen Tag suchen müssen. Diese Villa ist noch eine besser geschützte Festung als der Bergfried von Leon’s Keep!“, sagte Trisha und drückte Rillianas Arm an sich.
„Was ist das denn für eine Festung und warum ausgerechnet an dem Tag?“, fragte Rilliana und schaute auf die Pläne.
„Der Lord von Leon’s Keep lädt seine Geschäftspartner zu seiner Villa in den Bergen ein. Mein Vater will, dass ich ihm Informationen über ihn und ihre Geschäfte beschaffe, aber ich finde keinen Weg herein. Keine Lücken in der Verteidigung! Er ist einfach zu paranoid. Zu viele Wachen, zu viele Bögen und Schwerter …“
„Ich kenn vielleicht jemanden, der uns weiterhelfen würde und genauso an diesen Informationen interessiert ist wie du“, murmelte Rilliana und grinste von einem Ohr zum anderen.

Ein paar Stunden später saßen Rilliana und Trisha auf einem gemütlichen Sofa. Beide hatten eine heiße Tasse Tee vor sich auf einem kleinen Tisch stehen. Auf der anderen Seite saß eine große, schwarzhaarige Schönheit. Ihre langen Beine waren lässig überkreuzt, und sie lächelte verspielt Rilliana und Trisha an.
„Schön, dass du mal vorbeikommen konntest, Rilliana und sogar deine hübsche Freundin mitbringst“, sagte Terra und studierte Trisha von oben bis unten, „Kein Wunder, dass du dich nicht mit mir vergnügen wolltest.“
Trisha warf Rilliana einen Blick zu.
„Was? Sie hat doch gesagt, es ist nichts passiert.“
„Mmhmmmmm.“
„Es ist wirklich nichts passiert, Süße, keine Sorge“, bestätigte Terra erneut.
„Wie überaus beruhigend“, murmelte Trisha und Terra und Rilliana schüttelten ihre Köpfe.
„Also, was verschafft mir die Ehre von meiner Lieblingselfe und ihrer Freundin?“, fragte Terra und stützte ihren Kopf auf ihren Händen ab.
„Wir haben eine geschäftliche …“, fing Trisha wurde aber unterbrochen, als Terra laut aufstöhnte.
„Immer geht es um das Geschäft“, sagte sie genervt, stand auf und goss sich ein Glas von etwas anderem als Tee ein.
„Ich hoffe, ihr könnt mir ein gutes Angebot machen. Ich bin nämlich solchen Gesprächen mehr als überdrüssig.“
„Das tut uns leid zu hören, Terra … aber vielleicht könnte für uns alle etwas herausspringen. Wir suchen einen Weg, um auf das kommende Treffen der Lords zu gelangen. Die Einladungen sind ein bisschen schwer zu bekommen. Rilliana dachte, du könntest uns helfen“, sagte Trisha und nippte an ihrem Tee. Terra schwenkte ihr Glas und beobachtete, wie die Flüssigkeit, sich darin hin und her bewegte.
„In der Tat habe ich eine Einladung für besagten Ball bekommen und euer Anliegen klingt interessant genug, um es mir anzuhören, sofern ihr mir auch ein paar dieser … Informationen besorgen könntet. Aber ich bin noch nicht überzeugt, euch zu helfen. Was könnt ihr mir im Gegenzug bieten?“
„Die Informationen?“, fragte Trisha hoffnungsvoll. Terra lachte laut auf.
„Hahaha, süß, Shifter. Es steht halt viel auf dem Spiel. Ihr versteht sicherlich, dass ich ein bisschen mehr brauche“, sagte Terra und schaute die beiden belustigt an.
„Wie können wir dich überzeugen? Brauchst du Gold, oder etwas anderes?“, fragte Trisha nervös.
„Gold ist langweilig, aber ich glaube, Rilliana hätte eine viel spannendere Idee“, sagte Terra und sah zu der Elfe.
„Du willst, dass wir für dich arbeiten, oder?“, fragte Rilliana. Terra grinste, als wäre ihr gerade das Geschenk ihres Lebens in den Schoß gefallen.
„Du hast es erfasst“, sagte Terra und setzte sich wieder hin.
„Moment, du willst, dass wir in deinem Lusthaus arbeiten? Dir ist aber schon aufgefallen, dass Rilliana und ich ein Paar sind. Ich bin außerdem nicht erpicht darauf, mich von deinen Kunden anfassen zu lassen“, bellte Trisha erbost und stand auf.
„Ich denke, du hast einen ganz falschen Eindruck von mir. Ich habe genügend Mädchen, die meine Kundschaft versorgen, aber nur die Zwillinge wollen Bondage ausprobieren. die anderen nur, wenn sie es unbedingt müssen. Aber, hier ist der Deal: Wenn ihr möchtet, dass ich euch helfe, dann macht Bondage meinen Angestellten schmackhaft. Zeigt ihnen, wie schön es sein kann“, erklärte Terra. Trisha schien zu überlegen und setzte sich letztlich hin.
„Wir haben leider nichts an Ausrüstung dabei“, sagte sie und verschränkte ihre Arme.
„Das lasst mal meine Sorge sein. Seit meinem Zusammentreffen mit Rilliana habe ich mich ein wenig schlau gemacht. Außerdem sieht deine Freundin so aus, als würde diese Aussage nicht ganz stimmen.“
Trisha sah zu Rilliana die knallrot angelaufen war.
„Was hast du mitgenommen?“, fragte Trisha und schloss die Augen, um sich für die Antwort zu wappnen.
„Ich denke, es ginge schneller, wenn ich dir aufzuzählen, was nicht, Liebling …“

„Also, wo sind deine Mädchen?“, fragte Trisha ungeduldig, nachdem sie sich in ihren Catsuit gekleidet hatte, und sah sich im Keller von Terras Etablissement um.
„Die kommen bestimmt noch“, sagte Terra verunsichert, „aber wir könnten ja schon mal anfangen.“
„Haben wir das nicht schon längst?“, fragte Rilliana die kopfüber von der Decke baumelte, nachdem Trisha die Tasche der Elfe geöffnet hatte und die Seile darin ihr entgegengesprungen waren. Die Anzüge, die sie von Celine geschenkt bekommen hatten, waren auch nicht weit weg gewesen.
„Natürlich nicht! Das ist Teil deiner Bestrafung!“, sagte Trisha und schlug ihrer Freundin auf den im Catsuit eingehüllten Hintern. Rilliana stöhnte auf und biss sich auf ihre Unterlippe. Terra lächelte zufrieden.
„Schön, dass ihr beiden schon in der richtigen Stimmung seid.“
„Rilliana ist immer in der richtigen Stimmung“, sagte Trisha augenrollend und drehte sich zu Terra mit verschränkten Armen, „Also, du meintest, du hättest dir bereits ein paar Sachen besorgt, Terra? Dann zeig mal, was du dir da hast andrehen lassen. Ich könnte wetten, du wurdest über den Tisch gezogen.“
„Ich sage dir was, Trisha. Ich fessle dich damit und du versuchst, dich zu befreien. Wenn du es nicht schaffst, bleibt ihr noch ein wenig länger in meinem Geschäft als meine persönlichen Sklaven“, sagte Terra und setzte ein böses Lächeln auf.
„Was ist, wenn ich rauskomme?“
„Dann komme ich mit zu euch und werde deine Sklavin für … sagen wir eine Woche?“
„Klingt nach einem guten Deal, Trisha … AU!“
Die Elfe kassierte erneut einen Klaps auf ihren Hintern, der sie hin und her baumeln ließ.
„Fein …Versuch dein Bestes. Ich werde mich aber nicht zurückhalten“, sagte Trisha mit gerunzelter Stirn. Terra lächelte und sagte: „Anders hätte ich es auch nicht gewollt.“
Sie ging zu einem Schrank und holte eine lange Ledertasche heraus.
„Dies ist ein Schlafsack, der extra nach meinen Angaben hergestellt wurde. Ich hoffe, er genügt deinen hohen Ansprüchen“, sagte Terra und legte ihn auf einen Tisch vor ihnen. Trisha rümpfte die Nase und strich über das glatte Leder. Sie sah auf einen Blick, dass der Schlafsack viel zu groß war. Vermutlich eher für Terras Kunden.
„Ich wollte momentan eigentlich kein Nickerchen machen. Aber sei es drum, du kannst dich schon mal entkleiden.“
Terra verbäugte sich höflich vor Trisha und öffnete den gewaltigen Schlund des Schlafsacks. Trisha kletterte auf den Tisch und steckte ihre Beine in die Öffnung, die Terra ihr darbot. Ihre Gastgeberin half Trisha ihre Hände in die seitlichen Taschen zu stecken und immer tiefer in den Schlund des Sackes zu rutschen. Terra schloss den Sack bis zu Trishas Nacken mit Schnüren und die Shifterin war nun komplett in Leder eingeschlossen.
„Ist das alles?“, fragte Trisha gelangweilt, „Ich habe hier noch so viel Platz, dass Rilliana hier noch reinpassen könnte.“
„Keine Sorge. Er wird gleich ein bisschen kuscheliger“, sagte Terra und strich mit ihren Händen über das Leder. Sofort fing der Schlafsack an zu schrumpfen und Trisha riss entsetzt die Augen auf.
„DU KANNST ZAUBERN?“
„Hat Rilliana dir das nicht erzählt?“, fragte Terra und leckte sich die Lippen.
„Muss mir wohl entfallen sein. Entschuldigung, Trish“, sagte Rilliana und streckte ihr die Zunge heraus. Mit einem Mal konnte Trisha sich kaum noch bewegen, als sich das Leder eng an sie legte und ihr jegliche Hoffnung raubte, sich schnell zu befreien.
„Keine Sorge, es wird noch besser!“, sagte Terra, als sie Trishas verzweifeltes Gesicht sah. Sie nahm Riemen, die sie durch Laschen im Schlafsack zog und so Trisha noch zusätzlich fesselte. Zum Schluss befestigte sie um jeden Gurt ein kleines Vorhängeschloss, sodass niemand außer ihr die Shifterin befreien konnte.
„Na, was sagt ihr?“, fragte Terra die Freundinnen und klopfte auf das Gefängnis, in dem Trisha steckte.
„Scheint, als müssten wir unseren Aufenthalt in deinem Netz verlängern“, sagte Rilliana und Terras Augenbraue zuckte. Sie räusperte sich aber schnell und fing sich wieder.
„Es scheint so …“, sagte Trisha weniger begeistert, nachdem sie feststellte, dass sie keine Gewalt mehr über ihren Körper hatte.
„Nun gut, nachdem ich die Wette gewonnen habe, werde ich mal schauen, wo meine Mädchen bleiben, und vielleicht sollte ich dich mal runterholen, Rilliana. Möchtest du vielleicht auch mal in einen Schlafsack?“
Rilliana nickte eifrig.

Innerhalb weniger Minuten lag Rilliana neben Trisha auf dem Tisch, und während die Elfe von Ohr zu Ohr grinste, schaute die Shifterin finster an die Decke.
„Verdammte Magier“, murmelte sie.
„Deine Schwester kann doch auch Magie anwenden, oder nicht?“
„Warum glaubst du, ich hätte damit nicht auch meine Schwester gemeint?“, fragte Trisha bissig. Rilliana drehte ihren Kopf zu ihrer Freundin, die zähneknirschend stur nach oben schaute.
„Trisha, was ist wirklich los? Seit wir hier angekommen sind, wirkst du sehr gereizt“, sagte Rilliana. Die Shifterin schien ihre nächsten Worte gut zu überlegen, bevor sie den Mund öffnete und sich zu ihrer Freundin wand.
„Diese Mission ist unglaublich dringlich für meinen Vater und er verlässt sich auf mich … aber wir liegen gerade hilflos auf einem Tisch in einem Keller von einem Lusthaus, dessen Besitzerin nicht gerade den besten Ruf hat. Sie trägt den Namen Spinne nicht ohne Grund. Außerdem hat Terra …“ Trisha verstummte. Es schien ihr unangenehm, den Satz zu vervollständigen.
„… Neben mir geschlafen?“, vollendete Rilliana den Satz und sah ihrer Freundin tief in die Augen. Trisha nickte nur und Tränen tropften auf den Tisch.
„Trish, ich weiß nicht, was ich sagen könnte, um mein Verhalten damals zu entschuldigen, aber ich möchte, dass du weißt, dass ich dich liebe. Das habe ich seit unserem ersten Kuss. Terra ist eine Freundin … aber nicht meine Freundin, das bist einzig und allein du“, sagte Rilliana und holte zitternd Luft, „Ich war verletzt und verwirrt, nachdem wir auseinandergegangen sind, und ich weiß, ich hätte Terra sagen sollen, dass ich mein eigenes Bett wollte, aber als ich da lag … ich fühlte mich von allem Guten dieser Welt verlassen und wollte nur, dass jemand bei mir ist und mir zuhört“, endete Rilliana und wandte sich von ihrer Freundin ab. Nun liefen auch ihr Tränen über das Gesicht und sie biss ihre Zähne zusammen, um keinen Laut von sich zu geben.
„… Rilli verzeih mir, das war nicht fair von mir … Ich bin eifersüchtig gewesen und habe es an Terra und dir ausgelassen“, sagte Trisha und blickte auch Richtung Decke.
„Ich wünschte, ich wäre damals mitgekommen. Terra scheint eine tolle Frau zu sein“, sagte Trisha nach einer Weile und zog geräuschvoll ihre Nase hoch.
„Nicht so toll wie du … aber ich denke, sie wird mal eine tolle Mum“, murmelte Rilliana.

Terra stand an der Treppe und versuchte, nicht an ihrem eigenen Speichel zu ersticken, als sie hörte, was Rilliana gesagt hatte. Sie versuchte, stumm zu husten, während ihre Mädchen auf ihren Rücken klopften. Letztlich winkte Terra sie wieder weg und sagte mit rauer Stimme: „Ich denke, wir sollten den beiden ein wenig Ruhe gönnen. Bei den Göttern, diese Göre … Ich? Eine Mutter? Könnt ihr euch das vorstellen, Mädels?“
Sie erntete leises Gelächter.

Am Tag der großen Mission saßen Rilliana und Trisha in Terras Wohnung und starrten sie mit offenem Mund an, nachdem Terra ihnen ihren Plan erklärt hatte. Selbst Rilliana konnte ihren Ohren nicht trauen, so wahnwitzig war Terras Idee.
„Damit ich das richtig verstehe“, sagte Trisha und man sah, wie an ihrer Schläfe eine Ader hervortrat, „du willst Rilliana und mich in Statuen verwandeln und uns so auf der Feier einschleusen? Als Gastgeschenke?“
„Naja, Verwandeln ist nicht ganz richtig. Ich mein, ich kenne den Zauber dafür, aber das wäre übertrieben. Nein, ich will das von Hand erledigen. Natürlich achte ich darauf, dass euch nichts zustößt, und ich werde euch befreien, sobald wir drin sind. Danach könnt ihr ganz einfach eure Informationen sammeln und mit mir die Feier verlassen, da sie niemanden nach seiner Einladung fragen werden, der die Villa verlassen will“, sagte Terra und zeigte auf einen Bottich mit Wasser, sowie mehrere Säcke Lehm.
„Gibt es wirklich keinen anderen Weg rein?“, fragte Rilliana nervös und blickte abwechselnd zu ihren beiden Freundinnen.
„Anscheinend nicht“, sagte Trisha und stand auf, „Also fangen wir an?“
„Sobald ihr euch entkleidet habt“, sagte Terra und stand auf, um die restlichen Materialien für ihr Vorhaben zu holen.

„Wie kann es eigentlich sein, dass seit wir zusammen sind, alles, was ich tu, in so was endet?“, fragte Trisha und begutachtete ihre untere Körperhälfte, die bereits mit Lehm überzogen war.
„Ich glaube, ich bin einfach dein Bondage-Glücksbringer, Schatz“, sagte Rilliana. Terra hatte sie beide auf ein Marmorpodest gestellt und ihnen gesagt, sie sollen sich gespiegelt hinknien.
„Als Nächstes möchte ich, dass ihr eure linke Hand auf die Hüfte eures Lieblings legt und eure rechte Hand nach oben streckt, sodass ihr diese Sphäre hochhalten könnt“, erklärte Terra und legte eine steinerne blaue Kugel in ihre Hände.
„Wofür ist die?“, fragte Rilliana neugierig und wunderte sich über das geringe Gewicht.
„Ich denke, sie gibt eurer Statue das richtige Etwas. Außerdem befinden sich in ihr Ballkleider, die ihr anziehen könnt, sobald ich euch befreit habe“, antwortete Terra und fing an, ihre Oberkörper mit Lehm zu bedecken.
„Ich hoffe, das funktioniert, Terra“, sagte Trisha nervös.
„Das wird es, Trisha. Ich habe mir das bereits überlegt, bevor ihr mich darauf angesprochen habt, aber keines meiner Mädchen wollte sich überzeugen lassen, sich von mir versteinern zu lassen, aber glücklicherweise seid ihr gekommen!“, lachte Terra und massierte Trishas und Rillianas Brüste mit der feuchten Erde ein. Beide wurden augenblicklich rot. Rilliana fand als Erste ihre Worte wieder und räusperte sich.
„Terra, tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber deine künstlerischen Fähigkeiten könnten vielleicht ein bisschen Übung vertragen“, sagte Rilliana und runzelte die Stirn, als sie die unebene Lehmhaut von sich und Trisha sah. Terra rollte mit den Augen.
„Ich werde natürlich Magie verwenden, um euch ein bisschen hübscher zu machen. Außerdem schmeißen die mich von der Feier, wenn ich dort mit Lehmstatuen auftauche. Und jetzt halt die Klappe, bevor ich Erde hineinschaufle“, sagte Terra und klatschte Lehm über Rillianas Mund.

Terra stand mit verschränkten Armen vor ihrer fertigen Kreation.
„Rilliana, du hattest recht. Ihr seht aus, als wärt ihr gerade aus einer Schlammpfütze gekrochen“, murmelte Terra und hörte ein Murren aus beiden Statuen.
„Aber nichts, was ich nicht beheben könnte!“
Sie hob ihre Hände in Richtung der Statuen und ließ ihre Magie wirken. Langsam verfärbte sich der Lehm, angefangen von dem Boden des Podests. Er nahm die Farbe von Marmor an und wurde ebenso hart. Zusätzlich wurde der Stein glatt und alle Unebenheiten wurden entfernt. Terra hörte, wie Rilliana laut Luft durch ihre Nase einatmete, als sich der Stein über ihr Gesicht zog.
„Schon viel besser“, sagte Terra, als sie die Alabasterhaut ihrer Statuen bewunderte, „Am liebsten würde ich euch behalten und in meinem Haus ausstellen … vielleicht nach der Mission?“
Sie machte ein paar Schritte zurück und sah sich ihr Meisterwerk an. Zwei Frauen aus Marmor, die vor einer blauen Sphäre knieten und sie gleichzeitig hochhoben, als wäre es ihre heilige Schöpfung.
„Erotisch und doch geschmackvoll, genau wie ich es mag und schätze! Ihr beide werdet alle anderen Geschenke überstrahlen!“, sagte Terra zufrieden und streichelte über Trishas versteinerten Hintern und betastete Rillianas Brüste. Die beiden Freundinnen spürten nichts von all dem. Sie steckten in einem steinernen Gefängnis, und hätte Terra ihre Augenpartien nicht von innen durchsichtig gemacht, wären sie in völliger Dunkelheit eingeschlossen gewesen, aber so konnten sie nichts anderes sehen als die perfekten Gesichtszüge ihrer liebsten Person.

Terra warf ein weißes Tuch über ihr Werk und lud es in Jeffreys Kutsche ein. Sie hatten noch eine lange Fahrt vor sich, die in die Berge außerhalb von Leon’s Keep führte. Von hier konnte man die ganze Festungsanlage übersehen und den Fluss sowie die lange Brücke darüber. Terra hatte aber keine Zeit, sich an der Aussicht zu ergötzen, und ging sofort mit ihrer Einladung durch das gewaltige Tor in der Mauer zum ebenso gewaltigen Anwesen des Lords von Leon’s Keep. Sie wurde ohne Verzögerung durchgelassen und betrat den Maskenball. Kaum hatte sie eine große Doppeltür durchschritten, wurde sie von einer Traube Menschen umgeben, die sie trotz ihres verschleierten Gesichtes sofort erkannten. Terra trug ein elegantes, dunkelrotes, seidenes Kleid, mit dem sie definitiv in der Masse herausstach. Passend dazu trug sie lange Handschuhe, die sich eng um ihre Haut legten. Ihre Füße steckten in unmöglich hohen High Heels, die ihre langen Beine betonten, und mehr als ein Mann verrenkte sich den Hals, um ihr einen Blick zuzuwerfen, zum Missmut ihrer Frauen. Zur selben Zeit wurde die Statue in einen Raum abseits der Feier gebracht und das Tuch entfernt.
„Wow, ich wusste gar nicht, dass Lady Terra künstlerisch begabt ist“, sagte einer der Träger, als er die Körper der beiden Mädchen begutachtete.
„Ich denke, sie hat ihre Magie dafür verwendet. Aber ja, sie hat wahrhaftig ein edles Kunstwerk geschaffen“, sagte ein anderer und grinste. Sie verließen den Raum und ließen die Statue zwischen den anderen Geschenken stehen.

Es dauerte eine halbe Ewigkeit, bis sich Terra entschuldigen konnte, um kurz zu verschwinden und in den Geschenkeraum zu schleichen. Ihre Magie befreite Trisha und Rilliana und setzte die Statue wieder zusammen, als wären nie Frauen in ihr gefangen gewesen.
„Danke, Terra“, sagte Trisha während sie sich die Abendgarderobe überwarf, die Terra für sie und Rilliana in der Kugel versteckt hatte. Die Shifterin wählte das weiße Kleid, welches eng um ihren Oberkörper lag und einen weiten Rock besaß, welcher sanft um ihre Knöchel wehte. Rilliana hatte eine Schwarzversion des Kleides, sodass ihre blauen Augen und ihre blonden Haare unter der Maske zu strahlen schienen, „Wir stoßen zu dir, sobald wir fertig sind.“
„Bringt mir was Schönes mit“, sagte die Magierin und winkte den beiden zum Abschied.
„Bereit?“, fragte Trisha die Elfe, und diese nickte. Sie schlichen durch die Villa und wichen dabei vereinzelnd Wachen aus.
„Gut, dass die Bewachung des Geländes höchste Priorität hat, sonst hätten wir hier drin vermutlich Probleme bekommen, oder?“, sagte Rilliana und grinste breit.
„Terra sei Dank. Ich hätte es alleine nie hier reingeschafft“, sagte Trisha und warf einen Blick aus dem Fenster, wo sie Dutzende Wachen sehen konnte, die das Gelände patrouillierten.
„Wonach suchen wir eigentlich?“, fragte Rilliana und schaute um eine Ecke, während sich Trisha an einer Tür zu schaffen machte. Es klickte leise, als diese sich öffnete.
„Danach“, sagte sie und sah sich in einem gewaltigen Arbeitszimmer um, welches von Bücherregalen gesäumt war. Rilliana ging ihr hinterher und lehnte die Tür an, um nach draußen spähen zu können. Trisha ging zum Schreibtisch, auf dem Papiere und eine große Schnapsflasche lagen, und fing an, seine Schubladen zu durchsuchen.
„Das ist alles unnütz“, murmelte Trisha als sie die Papiere durchblätterte.
„Vielleicht gibt es im Schreibtisch ein Geheimfach?“, fragte Rilliana ohne den Blick vom Flur zu wenden.
„Habe ich schon überprüft. Hier ist nichts! Ich bin schon ein wenig enttäuscht, sogar ich habe ein Geheimfach in meinem Schreibtisch!“, antwortete Trisha und schlug genervt die Schubladen zu.
„Lass mich mal sehen“, sagte Rilliana und wollte zu ihrer Freundin gehen, als sie innehielt.
„Erklär mich für verrückt, aber irgendetwas stimmt hier nicht“, murmelte die Elfe und runzelte die Stirn, als sie den Raum begutachtete.
„Was meinst du? Bitte sag mir nicht, dass gleich Seile aus den Wänden springen.“
„Hehehe, nein, leider nicht“, murmelte Rilliana und ging zu einer Büste, welche ihr ins Auge fiel. Sie drückte sie nach unten und es rumpelte kurz, als sich eine versteckte Tür im Bücherregal neben ihr öffnete und den Weg zu einer Treppe freilegte.
„Wie hast du das gesehen?“, fragte Trisha und ging zu ihr.
„Zufall … Mir ist aufgefallen, dass diese Büste höher stand als alle anderen“, sagte sie und blickte die Treppe hinunter.
„Das war kein Zufall, Rilli. Deine Augen liefern einfach gute Arbeit ab. Ich würde sagen, du gehst wieder zur Tür und ich schaue, was da unten zu finden ist.“
Schnell war Trisha die Treppe hinuntergeeilt, während Rilliana wieder Stellung bezog.
„Beeil dich“, flüsterte Rilliana und sah hinaus in den Flur, gerade als sie Stimmen hörte. Ihre Adern gefroren zu Eis, als sie realisierte, dass sie immer näherkamen.
„… Keine Sorge! Ich weiß, wo der gute Schnaps ist“, sagte eine Wache, und Rilliana drehte sich panisch zum Schreibtisch, auf dem eine Flasche stand. Ihr Puls fing an zu rasen und sie schritt nach draußen. Sie musste Zeit für Trisha erkaufen und hatte nur eine Chance. Rilliana stolperte in Richtung der Stimme und fing an, unsicher zu laufen, als wäre sie betrunken. Sie bog um die Ecke und stieß mit einer Wache zusammen, die sie zu Boden warf.
„Oh, Verzeihung, junges Fräulein, habt ihr euch verirrt? Ihr dürftet eigentlich nicht hier sein“, sagte er sofort und bot ihr seine Hand an, um ihr aufzuhelfen.
„Denn Göttern sei Dank, ihr habt mich gefunden! … Hicks“, nuschelte Rilliana und stand schwankend auf.
„Ich habe nach den … den Waschräumen geschaut und scheine mich verirrt … hicks zu haben“, sagte Rilliana und lehnte sich schwer gegen ihn, „ich habe schreckliche Angst im Dunkeln. Die Götter müssen euch gesandt haben, um mir … beizustehen!“, sagte sie und klammerte sich an ihm fest, während ihre großen blauen Augen unter der schwarzen Maske verführerisch klimperten.
„Sofort, Fräulein. Ich muss nur eben in das Arbeitszimmer meines Herren, könntet ihr so lange hier warten, und ich bin sofort wieder bei euch“, sagte er und versuchte, sich aus ihrer Umklammerung zu lösen.
„NEIN, BITTE! Lasst mich nicht allein! Ich spüre, dass die Dunkelheit nach mir ruft … Hicks, nur euer Mut kann sie zurück in die Schatten drängen! Bitte, ich flehe euch an!“, sagte Rilliana schluchzend und klammerte sich nur noch fester an ihn. Die Wache verdrehte die Augen und zog sie hinter sich her, als er sich geschlagen gab. Nachdem ihre Schritte verklungen waren, schlüpfte Trisha mit einem Stapel Papier unter den Armen, hinter der Tür hervor und ging in die andere Richtung. Ein breites Grinsen auf dem Gesicht, nachdem sie gefunden hatte, wonach sie suchte, und hoffentlich auch ein paar Sachen, die Terra gefallen würden.

Nachdem Trisha und Rilliana ihre Mission abgeschlossen hatten, gingen sie sofort mit Terra zurück zur Kutsche, die sich sogleich in Bewegung setzte. Während Terra sofort in den Papieren herumblätterte, sonnten sich Rilliana und Trisha im Glanz ihres Erfolgs.
„Wirklich unglaublich, dass er dir das abgekauft hat, Rilli! Ich habe kurz gedacht, jetzt sind wir aufgeflogen, aber diesen Augen kann man wohl einfach nicht widerstehen“, sagte Trisha und streichelte sanft über Rillianas Gesicht, welches immer noch unter der Ballmaske verborgen war.
„Du sagst das so, als wärst du überrascht“, sagte Rilliana mit gespielter Entrüstung und drehte sich empört weg, nur um sich im nächsten Moment zurück zu ihrer Freundin zu drehen und laut loszulachen. Trisha stimmte mit ein, doch verstummten beide langsam, als sie merkten, dass Terra ganz und gar nicht zu lachen war.
„Terra, alles in Ordnung? Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen“, fragte die Shifterin besorgt und setzte sich neben sie, um ebenfalls die Papiere zu sichten.
„Wir … wir müssen in die Stadt zurück … so schnell wie möglich“, sagte Terra und klopfte gegen die Holzwand zu Jeffrey, der sofort verstand und die Pferde antrieb.
„Was ist denn los?“, fragte auch Rilliana.
„Faluden. Er hat einen Deal mit dem Lord geschlossen und sich unter meiner Nase bei den anderen mächtigen Leuten aus Leon’s Keep eingeschleimt. Er hat die Absicht, sich mein Geschäft und meine Netzwerke unter den Nagel zu reißen. Ich muss sofort zu meinen Mädchen und sie in Sicherheit bringen, verdammt … ich wusste, dass etwas nicht stimmt.“
„Was meinst du?“, fragte Trisha in dem Moment, als sich ein Pfeil neben Rillianas Kopf in die Kutsche bohrte. Bleich drehten sich alle Insassen zu der glänzenden Spitze und die Elfe schluckte.
„JEFFREY! SCHNELLER!“, bellte Trisha und sie hörten ein Knallen und das Wirren der Pferde. Rilliana und Terra wurden von den Rumpeln der Kutsche fast aus den Sitzen geworfen, aber die Shifterin schien sich daran nicht zu stören und öffnete eine Klappe über der Elfe. Heraus fielen ihre beiden Catsuits und ihre Waffen. Trisha schlitzte sofort ihr Kleid auf und riss es von ihrem Körper, während Rilliana nur zusehen konnte. Ihr Gesicht war bleich und sie zitterte leicht. Sie hörte, wie etwas gegen die Kutsche schlug. Ob es mehr Pfeile waren oder Dreck, den die Pferde aufwühlten, vermochte sie nicht zu sagen.
„Rilliana? Hey Rilliana!“, rief Trisha die nun in dem Schleim Catsuit gekleidet war, und schüttelte die Elfe. Rilliana sah blinzelnd zu ihrer Freundin auf, „Ich sagte, zieh dich um! Ich werde dich brauchen, wenn wir das hier überleben wollen!“
„Ja … Ja klar!“, rief Rilliana rasch und streifte das Kleid von ihrem Körper, während Trisha aus der Kutsche kletterte, um Jeffrey zu unterstützen.
„Die enge Straße kommt uns gelegen, aber das wird nicht ewig so weitergehen. Halten die Pferde das aus?“, fragte Trisha und Jeffrey nickte.
„Sie müssen sich keine Sorgen um meine Pferde machen, Fräulein Trisha. Sie können die Geschwindigkeit halten, aber wenn wir den Bergpfad verlassen und auf offener Fläche fahren …“, sagte Jeffrey und warf einen besorgten Blick nach hinten. Er konnte nur schwer etwas im Dunkeln ausmachen, aber Trisha konnte die Angreifer sehen. Sechs vermummte Gestalten mit Schwertern und Bögen, die ihnen auf Pferden hinterherjagten.
„Rilliana! Ich hoffe, du hast viel mit deinem Bogen geübt!“, rief Trisha und drückte Jeffrey herunter. Ein Pfeil schoss zischen über ihre beiden Köpfe.
„Danke … Ich hoffe, ihr habt einen Schild eingepackt?“, fragte Jeffrey.
„Das nächste Mal“, antwortete Trisha während Rilliana aus der Kutsche kletterte und sich auf das Dach kniete. Ihre Beine zitterten, und es lag nicht nur an dem Rappeln der Kutsche.
„Rilliana, schieß die Typen ab! Ich weiß, es ist schwierig, aber wenn wir sie nicht loswerden …“
„Ich … ich weiß!“ Stotterte Rilliana und legte den ersten Pfeil an. Sie spannte ihren Bogen, nahm einen der Reiter ins Visier. Ihre Hand zitterte. Die Spitze ihres Pfeils zuckte hin und her. Sie wollte gerade loslassen, als ihre Verfolger zuerst schossen. Die Spitze streifte Rillianas Wange und sie zuckte beiseite. Ihr Pfeil flog ins Nichts und sie fiel fast von der Kutsche. Rilliana fing sich rechtzeitig und spürte einen brennenden Schmerz. Sie hob ihre Hand an ihre Wange. Der Schmerz wurde stärker und sie verzog ihr Gesicht.
„Rilliana!“
Die Elfe sah nicht zu ihrer Freundin, stattdessen stand sie auf.
„Ich muss handeln“, sagte Rilliana zu sich selbst und erinnerte sich an den weisen Rat, den sie erhalten hatte.
Stabiler Stand. Rilliana rührte sich nicht auf der ratternden Kutsche. Sie war wie ein Fels und blickte ihren Angreifern entgegen.
Schussablauf. Ihre Hand glitt wie von selbst in ihren Köcher und zog einen Pfeil heraus. Er spannte sich wie von selbst.
Zielen. Rillianas Atmung wurde flacher. Ihr Herz schien leiser zu schlagen. Sie blendete die Welt um sich herum aus. Nur sie, der Reiter vor ihr und der Pfeil.
Ziiiiischhhh
Der Pfeil verließ ihre Hand und traf keinen Augenblick später sein Ziel. Der Reiter hatte noch nicht einmal Zeit zu schreien. Er brach auf seinem Pferd zusammen und rammte einen seiner Mitstreiter. Dessen Pferd verlor die Balance und beide fielen schreiend den Berghang hinunter. Die Stimme bohrte sich in Rillianas Kopf, doch bevor sie es wusste, hatte sie bereits einen weiteren Pfeil gespannt.

Noch bevor sie den Bergpfad verlassen hatten, waren alle ihre Angreifer tot. Rilliana kletterte, ohne ein Wort, zurück in die Kutsche. Terra sagte etwas, aber Rilliana hörte sie nicht. Ihr Herz pochte bis in ihren Hals, aber ihr Körper war dennoch ruhig. Sie musste ruhig sein. Musste bereit sein für das, was vielleicht noch kommen mag. Sie sah nach draußen. Die Bäume verwandelten sich in einen grünen Schleier, und als die Sonne aufging, konnten sie die Stadt sehen.
„Rilliana? „Hey, Rilliana!“, sagte Trisha und rüttelte die Elfe, die wie eine Statue aus dem Fenster gestarrt hatte.
„Mmmh?“
„Komm schon, Rilli, bleib bei der Sache“, sagte Trisha scharf, „ich sagte, dass du deine Sachen packen sollst. Wir bringen Terra für einige Zeit zu meiner Schwester. Wir treffen uns in zwei Stunden am Südtor. Hier ist ein wenig Geld. Besorg uns Frühstück.“
„Klar“, sagte Rilliana knapp, zog sich einen Mantel über den Catsuit und stieg aus der Kutsche. Trisha hatte sie genau vor ihrem Versteck rausgelassen. Rilliana wusste also genau, wo sie hinmusste, um Frühstück zu holen.
„Na schau mal einer an! Wenn das nicht meine Lieblingselfe ist!“, sagte Olaf der Bäcker und begrüßte Rilliana herzlich.
„Hallo Olaf. Könnte ich ein bisschen von allem haben?“, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. Sie ließ es aber schnell fallen und starrte lieber auf die Waren vor ihr.
„Habe dich ja lang nicht mehr gesehen! Was treibst du zurzeit?“, fragte er neugierig und packte einen Beutel voll mit Broten und süßem Gebäck.
„Ach, dieses und jenes. Ich bin auch nicht lange hier“, wich sie der Frage aus, „Hier dein Geld“, sagte sie knapp und gab ihm ein paar Münzen.
„Dann pass gut auf dich auf, Rilliana“, sagte er und fing an, den nächsten Kunden zu bedienen. Rilliana wollte sich noch ein wenig in ihrem Versteck ausruhen und wandte sich zum Gehen. Doch als sie sich umdrehte, wurde sie von einer Frau angerempelt.
„Passen Sie doch auf!“, schnauzte Rilliana sie an und ließ die Frau und Olaf einfach stehen, der ihr mit schiefgelegtem Kopf hinterhersah.

Rilliana ließ sich auf ihr Bett fallen. Doch noch nicht mal ihre eigenen vier Wände konnten das Gewicht von ihren Schultern nehmen. Sie spürte eine Unruhe, welche sie nicht loszulassen schien. Durch diese Unruhe richtete sie sich wieder auf und nahm ihren Bogen in die Hand. Sie strich über die Verzierungen. Die Blätter und Ranken, die in ihm eingeschnitzt waren, wirkten für sie nun wie Spott. Doch verhöhnte die Wunderschöne die Verarbeitung, die Elfe oder die Toten? Sie schloss ihre Augen und hielt ihren Kopf. Sie spürte einen Schmerz in ihrem Hals und Tränen wollten ihr Gesicht herunterrollen, aber sie schluckte sie hinunter und räusperte sich.
„Keine Zeit zum Weinen“, murmelte sie mit kratziger Stimme und schüttelte ihren Kopf. In diesem Moment klopfte es an ihrer Tür. Rilliana sprang sofort auf und richtete im Bruchteil einer Sekunde einen gespannten Pfeil auf die Tür. Diese öffnete sich und Ihre älteste Freundin Arissa kam zum Vorschein.
„Vorsicht, Elf, bevor du noch jemanden ein Auge ausstichst“, sagte sie und schloss die Tür hinter sich. Rilliana brauchte einen Moment, bis sie der Aufforderung nachkam und die Waffe senkte. Rilliana ließ sich aufs Bett zurückfallen und atmete tief durch.
„Olaf sagte, dass du wieder in der Stadt bist, auch wenn nur für kurze Zeit“, sagte Arissa und setzte sich neben ihre Freundin.
„Hat er das?“, fragte sie geistesabwesend und strich erneut über ihren Bogen.
„Ist alles in Ordnung bei dir, Rilliana?“, fragte sie vorsichtig und legte einen Arm um sie.
„Ja klar. Wie kommst du darauf?“, erwiderte die Elfe.
„Ich habe von Olaf gehört, dass du eine Frau wegen einer Kleinigkeit angefaucht hast.“
„Das war ein Versehen. In letzter Zeit …“
Rilliana verstummte und stand auf.
„Tut mir leid, Arissa ich muss gehen. Trisha wartet auf mich“, sagte sie knapp und verließ ihr Heim. Der Blick einer besorgten Freundin, folgte ihr.

Nervös sah sich Rilliana um. Es sah Trisha nicht ähnlich, zu spät zu kommen, und nun wartete Rilliana bereits eine halbe Stunde. Jedoch kam in diesem Moment die Kutsche zum Vorschein und sie atmete erleichtert auf.
„Da seid ihr ja endlich“, sagte Rilliana und stieg in die Kutsche, um die Vorräte zu verstauen. Terra saß immer noch in ihrer Ecke, doch von Trisha fehlte jede Spur.
„Wo ist Trisha?“, fragte Rilliana. Terra sah sie verwirrt an.
„Ich dachte, sie wäre bei dir. Sie sagte, sie bräuchte noch ein wenig und wir sollen schon mal zum Tor fahren“, sagte Terra nun sichtlich besorgt. Rilliana runzelte die Stirn und stieg aus der Kutsche. Sie sah sich kurz um, bevor sie sich zum Kutscher wandte.
„Jeffrey, fahr mit Terra zur Brücke und warte dort auf uns. Sollte ich nicht … zurückkommen, bring sie zu Celine und erkläre ihr, was passiert ist“, sagte Rilliana.
„Sehr wohl. Bitte bringt das junge Fräulein wohlbehalten zurück“, sagte der Kutscher und trieb die Pferde an. Rilliana sah der Kutsche hinterher, bis sie hinter den Häusern der äußeren Stadt verschwand. Sie wandte sich ab und lief zu Trishas Heim. Rilliana betete zu allen Göttern, dass ihrer Freundin nichts zugestoßen war.

Trisha stöhnte vor Schmerz. Ihr ganzer Körper schien zu brennen, als sie erwachte. Doch konnte sie kein Unbehagen äußern, da ein großer Ballknebel ihren Mund versiegelte. Ihre Augen waren verbunden und ihre Arme steckten in der Zwangsjacke, die Celine Rilliana mitgegeben hatte. Sie war so straff um ihren Körper gespannt, dass sie Trisha zu erdrücken schien. Ihre Beine waren an ihren Knien gefaltet und schrien vor Schmerz, nachdem sie, wer weiß wie lange, auf dem harten Boden gekniet hatte. Sie konnte ihre Position nicht wechseln, da sie an der Jacke hochgezogen wurde und ihre Waden am Boden festgekettet waren. Vergeblich versuchte sie, ihre Fesseln zu sprengen oder sich in eine bessere Position zu bewegen. Aber dies schien ihre Schmerzen nur schlimmer zu machen. Ihre Krallen glitten vergeblich über den Stoff der Jacke, sie schienen ihr noch nicht mal einen Kratzer zuzufügen. Trisha überlegte kurz, ihre Shifterform anzunehmen, um so mit mehr Kraft gegen die Jacke zu kämpfen, aber sie fürchtete sich dann selbst, zu erdrücken. Entmutigt senkte sie ihren Kopf. Speichel sammelte sich an ihren Lippen und tropfte am Knebel vorbei auf die Zwangsjacke. Sie hörte, wie sich eine Tür öffnete und eine Person vor sie trat. Unsanft wurde ihr Knebel entfernt.
„Bist du endlich wach?“, fragte eine boshafte Stimme, und Trisha lief es kalt den Nacken hinunter.
„Faluden?“, fragte sie entsetzt und schluckte.
„Hallo Trisha. Lange nicht gesehen“, sagte Faluden und nahm ihr Kinn in die Hand und schüttelte es leicht, „offen gesagt dachte ich, du und diese dumme Elfe wärt zusammen verbrannt, aber natürlich habt ihr es irgendwie geschafft, zu entkommen. Hat euch jemand geholfen?“
Trisha ließ ihren Mund verschlossen. Sie würde den Teufel tun und ihm irgendetwas verraten.
„Ich habe Gerüchte gehört, weißt du? Dass die Spinne zum großen Ball geht, mit einer außergewöhnlichen Statue als Geschenk. Ausgerechnet von einer Elfe und einer Shifterin. Da wusste ich, dass ihr überlebt und euch neue Freunde angeschafft hattet. Freunde, die ich noch weniger mag als dich. Freunde, die meinen Plänen im Weg stehen. Das kann ich natürlich nicht zulassen. Diese Stadt gehört mir und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ich alles und jeden kontrolliere …“
Faluden ging um sie herum. Seine Schritte hallten im engen Raum, der gerade noch Platz für ihn bot.
„Aber deine Reise muss nicht hier enden, Trisha. Wie der Zufall so will, habe ich wieder ein Jobangebot für dich. Aber diesmal musst du dir keine Sorgen machen, dass es verfällt. Du kannst es jederzeit annehmen. Solange kannst du hierbleiben und es dir durch den Kopf gehen lassen. Ich habe es nicht eilig. Es steht, solange du hier bleibst. Wenn du es dir überlegt hast, werde ich wiederkommen und wir besprechen die Einzelheiten.“
„Ich wiederhole mich nur ungern, aber für dich mache ich eine Ausnahme! Ich werde niemals für Abschaum wie dich arbeiten!“, fauchte Trisha und spuckte aus, in der Hoffnung, Faluden zu treffen.
„Sehr amüsant, dann richte dich auf einen langen Aufenthalt hier ein“, sagte Faluden lachend und ging hinaus. Hinter der Metalltür hörte Trisha wie ein schwerer Riegel zugeschoben wurde. Das helle Geräusch hallte in Trishas Ohren wider.
Wenigstens hat er vergessen, mir den Knebel wieder in den Mund zu stecken. Rilli ich hoffe wirklich, du machst nichts Dummes und bringst Terra sicher zu Celine. Dachte sie und ließ wieder ihren Kopf auf die Brust sinken.

Rilliana öffnete vorsichtig die Tür zur Wohnung ihrer Freundin und erstarrte, als sie das Chaos darin sah. Trishas Bett war zerschmettert worden und Holzstücke waren über den ganzen Boden verteilt. Ihre Schränke waren umgekippt. Die nun verteilten Kleidungsstücke und Messer wurden dadurch zu tödlichen Stolperfallen. Spuren von Blut bedeckten den Boden und zerstörte Möbel. Rilliana hoffte, dass es nicht Trishas war.
„Das ist schlecht“, murmelte Rilliana als sie einen von Trishas Dolchen fand, dessen Klinge zerbrochen war, „aber … das ist nicht ihr schwarzer Dolch … Wo ist der?“, wunderte sie sich und sah sich im Raum um. Die Kampfspuren führten in Trishas Arbeitszimmer. Sie folgte ihnen und sah, dass die Tür ebenfalls zerstört war, nachdem Trisha ein Bücherregal davorgeschoben hatte und die Eindringlinge sie aufgebrochen hatten. Sofort fiel ihr auf, dass Trishas Schreibtisch ungewöhnlich aufgeräumt war und alle Schriftrollen fehlten, die sonst darauf lagen. Ihr schwarzer Dolch steckte in ihm und vertrocknetes Blut war an der Klinge und auf dem Tisch. Rilliana ging zu ihm und zog ihn mit einem Ruck heraus. Sie erinnerte sich daran, was Trisha auf dem Maskenball zu ihr gesagt hatte.
„Ich bin ein bisschen enttäuscht, sogar mein Schreibtisch hat ein Geheimfach!“, wiederholte sie Trishas Worte und begann damit, den Schreibtisch zu untersuchen. Sie fand schnell, wonach sie suchte. Einen kleinen Schlitz in der Seite des Schreibtisches, in den Trishas Dolch perfekt passte. Sie steckte ihn hinein und drehte. Der Tisch klickte leise und es öffnete sich ein Fach, welches sonst unsichtbar geblieben wäre. Im Innern waren ein paar Akten verstaut und ein Stück Papier, welches an sie adressiert war.

Rilli
Wenn du das liest, bin ich geschnappt worden. Such nicht nach mir und bring dich und Terra sicher zu Celine. Meine Schwester weiß, was zu tun ist.
In liebe
Trisha

Rilliana faltete den Brief zusammen und steckte ihn in ihre Tasche.
„Sorry Trish aber ich werde dich nicht zurücklassen …“, murmelte Rilliana und stutzte, als sie zwei Stimmen hörte.
„… „Unglaublich, das nenne ich mal ein Versteck.“
„Ja, oder? Eine echte Schande, dass Faluden keine Beweise zurücklassen will. Ich würde das am liebsten in mein Liebesnest verwandeln.“
„Du kannst ihn ja fragen.“
„Mach dich nicht lächerlich, wenn wir die Hütte nicht abfackeln, schickt er die nächsten und nimmt uns als Anzünder.“
Rilliana hörte, wie die beiden Männer eine Flüssigkeit auf dem Boden ausgossen, und nahm ihren Bogen in die Hand. Sie schlich um die Ecke und spannte leise einen Pfeil. Durch die Tür konnte Rilliana zwei Männer sehen, die Öl über den Boden und die Möbel verteilten. Glücklicherweise hatte keiner von ihnen bisher eine Fackel entzündet. Sie ließ die Sehne los und einer der Eindringlinge fiel sofort zu Boden. Blitzschnell zog sie einen weiteren Pfeil und nahm den anderen ins Visier.
„Hey, wir können über alles reden!“, sagte der Mann und hob die Hände.
„Wo habt ihr die Shifterin hingebracht?“, zischte Rilliana mit kalter Stimme.
„Shifterin? Welche Shifterin?“, fragte er und erstarrte, als Rilliana auf seinen Kopf zielte und noch ein wenig fester an der Sehne zog.
„Ach DIE Shifterin“, sagte er und Schweißtropfen erschienen auf seiner Stirn.
„Ja … DIE Shifterin! WO!?“
„Die kam mir entgegen, als ich gerade eins der Verstecke vom Boss verlassen hatte!“, sagte er und schluckte laut.
„Ich fragte: WO!?“
„Das kann ich nicht sagen …“
Rilliana atmete genervt aus.
„Ich nehme an, das bedeutet, du stirbst lieber sofort, als mir zu helfen und anschließend als freier Mann hier rauszugehen?“
„Ähm …, wenn du es so sagst! Das Versteck befindet sich in Sewer Keep, aber es ist wirklich hart zu finden und du brauchst eine ganze Armee, um dort reinzukommen!“
„Lass das mal meine Sorge sein!“, sagte Rilliana die bereits einen Plan in ihrem Kopf zurechtlegte. Kein besonders guter, aber sie hoffte, dass er ausreichen würde. Sie senkte ihren Bogen, um ihn zu schultern.
„Eine Sache noch!“, sagte der Mann, und Rilliana konnte etwas in seiner Hand blitzen sehen. Gerade noch rechtzeitig schaffte sie es, einem geworfenen Dolch auszuweichen, welcher ihren Kopf knapp verfehlte, zog Trishas Messer und warf es auf den Angreifer. Der schwarze Stahl traf, sein Ziel perfekt und der Mann sackte neben dem anderen Eindringling zu Boden. Rilliana schüttelte kaum merklich den Kopf und ging zu ihm, um den Dolch aus seinem Schädel zu entfernen.
„Idiot“, murmelte sie und verließ die Wohnung, um in den Süden von Leon’s Keep zu gehen und ihre Freundin zu retten.

„Wachen? Hey, ihr Idioten, ich rede mit euch!“, rief Trisha.
„Was?“, fragte einer ihrer Wärter genervt und öffnete eine Klappe in der Tür, um zu sehen, was sie wollte.
„Ich habe Durst, gebt mir was zu trinken! Außerdem bringen mich meine Knie noch um! Wenn ihr nicht wollt, dass Faluden euch den Wölfen zum Fraß vorwirft, würde ich euch raten, mich vom Boden loszumachen!“, forderte Trisha.
„Sie hat recht“, sagte eine Stimme hinter der Tür, „der Boss wäre nicht begeistert, wenn ihre Beine nicht mehr mitmachen würden. Fessel sie mit dem anderen Zeug, was noch in der Kiste war.“
Die Stahltür öffnete sich und einer der Wachleute drängte sich in die Zelle. Er drückte grob einen Becher an Trishas Mund und die Hälfte des Wassers rollte ihr Gesicht herunter, während sie gierig trank. Danach wurden ihre Beine losgemacht und an den Ketten hochgezogen, sodass sie in ihrer Zwangsjacke hing.
„Mach es ordentlich! Ich habe gehört, sie ist eine Entfesselungskünstlerin.“
„Keine Sorge, ich habe mich mit dem Zeug von ihr ein wenig beschäftigt“, sagte die andere Wache und steckte Trisha wieder einen Knebel in den Mund, „die geht nirgendwo hin.“
Trisha bereute fast, dass sie die Wachen angesprochen hatte. Zusätzlich, dass sie in der Luft hing, waren ihre Beine an ihren Knöcheln und ober- sowie unterhalb ihrer Knie mit Seilen gefesselt. Ein Legbinder war ihr darüber angelegt worden und mit der Zwangsjacke verbunden. Als Letztes wurde der Sack am Boden befestigt, sodass sie gestreckt wurde.
„Ich hoffe, das ist besser, Shifter. Morgen probieren wir dann was anderes aus. Aber sei versichert: Solange du nicht mit unserem Boss einer Meinung bist, ist jeglicher Gedanke an Flucht sinnlos und vergeudet. Ich wünsch dir eine gute Nacht.“
Die Wache lachte hämisch und knallte laut die Zellentür zu.
Wartet nur, bis Celine kommt. Dachte Trisha und legte ihren Kopf auf die Brust.

„Meinst du, die Shifterin knickt ein?“, fragte eine der beiden Wachen. Die andere lachte verächtlich.
„Vermutlich nicht. Zumindest nicht so“, sagte er und deutete mit den Daumen auf Trishas Zelle, „das Zeug, was in ihrer Wohnung gefunden wurde, ist das Beste, was ich je gesehen habe. Man muss schon ein Liebhaber sein, um so viel Geld für das Fesselzeug auszugeben. Ich wette, ihr geht sogar einer ab … hast du das gesehen?“
Die erste Wache drehte sich nach hinten, um zu sehen, was sein Kamerad gemeint hatte. Er sah in den dunklen Gang hinein, doch sah er nichts.
„Jetzt werde nicht paranoid. Woher soll irgendjemand wissen, wo wir …?“
Er wurde unterbrochen, als ein Pfeil seinen Hals durchbohrte, und spuckte Blut.
„Carwel!“, rief die andere Wache und sprang mit erhobenem Schwert auf, als ein weiterer Pfeil aus der Finsternis herausschoss und ihn niederstreckte. Rilliana trat aus den Schatten und beugte sich zu dem nach Atem ringenden Mann. Sie zückte den schwarzen, mit Blut überströmten Dolch und beendete sein Leben mit einem schnellen Schnitt. Sie ließ den Dolch wieder in der Scheide verschwinden und ergriff die Schlüssel auf dem Tisch. Sie stieg über die Toten, ohne sie eines Blickes zu würdigen, und schloss die Tür auf. Die Zelle öffnete sich quietschend und die Elfe stürmte zu ihrer Freundin, die hilflos in der Luft schwebte.
„Alles in Ordnung bei dir, Trisha?“, fragte Rilliana während sie den Knebel und die Augenbinde löste.
„Mir geht’s den Umständen entsprechend gut …, aber warum bist du hier? Hast du meine Nachricht nicht erhalten?“, fragte Trisha während sie zu Boden gelassen wurde.
„Doch, aber ich konnte dich nicht zurücklassen.“
„Rilli … ich danke dir, aber was ist mit Terra?“
„Der geht es gut. Sie wartet mit Jeffrey an der Großen Brücke auf uns. Wir sollten uns beeilen, bevor sie ohne uns zu Celine fahren!“, sagte Rilliana und zerschnitt Trishas Fesseln, die nicht von Celines Magie verstärkt waren. Die Zwangsjacke löste sie mit ihren Händen und warf sie zur Seite, um Trisha zu umarmen. Trisha erwiderte die Umarmung, zuckte aber zusammen, als sie in etwas Nasses an Rillianas Seite fasste. Sie sah ihre Hand an und sah Blut.
„Rilli, du blutest!“, sagte die Shifterin und löste die Umarmung. Die Elfe schüttelte den Kopf.
„Ist nicht meins“, murmelte sie, stand auf und half Trisha hoch, „Komm, wir müssen hier raus und zur Kutsche, bevor Faluden auffällt, was ich getan habe.“

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  RE: Rilliana und Trisha Datum:27.12.25 18:36 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 5
Verloren

Der Abend brach an, als die Kutsche endlich zum Halt kam. Jeffrey half seinen Passagieren, aus der Kutsche zu steigen, und stützte Trisha die immer noch schwach auf den Beinen war. Rilliana klopfte an Celines Tür und sah sich nervös um.
„Alles in Ordnung, Rilli?“, flüsterte Trisha und strich über den Arm ihrer Freundin.
„Ja … ja, alles in Ordnung, ich bin nur … müde“, murmelte Rilliana und zog ihren Arm weg, als Trisha sie berührte. Die Shifterin runzelte ihre Stirn, sagte aber nichts, als sich die Tür einen Spaltbreit öffnete. Celines Gesicht schaute heraus, aber mehr konnten sie nicht von ihr sehen.
„Trisha, Rilliana was macht ihr denn wieder hier?“, fragte Celine überrascht, und sie konnten sehen, dass ihre Anwesenheit ihr äußerst unangenehm war.
„Wir sind nach der Mission in Schwierigkeiten geraten, können wir hereinkommen?“, fragte Trisha. Celine atmete schwer aus und sagte: „Könntet ihr nicht später …“
„Jetzt, Celine!“, sagte Rilliana energisch und drückte gegen die Tür. Celine hielt überrascht dagegen, doch ließ sie letztlich nach.
„Na schön, aber wehe, einer von euch lacht!“, sagte Celine widerwillig, lief rot an und öffnete die Tür. Sofort war ihnen klar, warum Celine nicht wollte, dass sie hereinkamen. Sie trug ein schwarzes Kleid, dessen Rock so weit war, dass es den ganzen Flur versperrte. Es war an den Ärmeln gepuffert und ihre Arme steckten in Opernhandschuhen, die über ihre Ellbogen gingen. Ihre roten Haare, fielen wie ein Wasserfall auf ihren Rücken und um ihren Hals war ein schwarzes Kropfband, in dessen Mitte ein roter Stein leuchtete.
„Das ist unerwartet“, sagte Trisha und versuchte im nächsten Moment ein Lachen zu unterdrücken. Terra lief rot an und Jeffrey drehte sich schnell um und eilte schnell zu seiner Kutsche.
„Rein mit euch, bevor ich es mir anders überlege … und Sie sind?“, fragte Celine an Terra gewandt.
„Ich bin Terra, eine Freundin von Rilliana und Trisha und der Grund, warum wir hier sind … Verzeihen Sie mir bitte, dass wir Sie stören bei … was auch immer“, sagte Terra und verbeugte sich mit hochrotem Kopf.
„Jaaaa, kommt einfach rein. Und keine Sorge, ihr stört nicht, ich teste nur ein paar meiner neusten Produkte“, sagte Celine und drückte so gut es ging ihr Kleid zur Seite, um ihren Gästen Platz zu machen. Trisha führte Terra an ihrer Schwester vorbei ins Wohnzimmer, während Rilliana bei Celine stehen blieb.
„Hättest du einen Raum, in dem ich mich ein wenig ausruhen könnte?“, fragte Rilliana. Celine sah die Elfe besorgt an.
„Alles in Ordnung bei dir, Schatz?“, fragte sie und hob ihre Hand, um eine Strähne aus Rillianas Gesicht zu streichen. Rilliana drückte ihre Hand zur Seite und schaute den Flur entlang.
„Mir geht es gut. Bitte, ich brauche nur einen ruhigen Ort.“
Celine sah sie nachdenklich an.
„Hier, nimm den und geh in den Kerker … Der Thronsaal sollte der ruhigste Ort im ganzen Haus sein“, flüsterte sie und gab Rilliana ihre Schlüssel. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ging Rilliana nach unten und schloss die Tür zum Thronsaal auf. Als sie den Raum betrat, bekam sie eine Gänsehaut, als sie den süßen Geruch von Celines Kleidung wahrnahm, aber sie konnte sich nicht daran erfreuen. Sie ließ sich gegen die Wand fallen und gleitete an ihr hinab, während Tränen ihre Wangen hinunterliefen.


Celine kam mit einem Tablett, auf dem Tassen und eine Kanne standen, ins Wohnzimmer getapst und servierte ihren Gästen Tee. Trisha fiel sofort auf, dass ihre Schwester nur sehr kurze Schritte machen konnte, und vermutete, dass es etwas mit dem ungewöhnlichen Gewand auf sich hatte.
„Celine, was ist das für ein neues Produkt, das du gerade ausprobierst?“
„Wäre es nicht besser, wenn wir erst mal über deine Freundin reden, die gerade in meinen Thronsaal sitzt und wer weiß was macht, als über meine Arbeit zu reden?“, fragte Celine und sah Trisha streng an, „Was ist mit euch passiert?“
Trisha wurde still, wich den Blick ihrer Schwester aus und schaute auf den Boden vor ihr.
„Das wäre wohl meine Schuld“, murmelte Terra, die nervös ihre Hände knetete, „Durch die Mission, die Rilliana und Trisha abgeschlossen haben, sind mir einige Dokumente in die Hände gefallen, die mir zeigten, dass ein Mann namens Faluden an meinem Geschäft interessiert war. Er … hat mir Straftaten angehängt und wollte mich aus dem Weg räumen. Allerdings habe ich es den beiden zu verdanken, dass ich rechtzeitig erfuhr. Dennoch hatte Faluden seine Männer bereits auf uns angesetzt und sie haben uns vom Maskenball aus verfolgt. Rilliana und Trisha haben mich beschützt und sicher hergeleitet.“
„Das erklärt immer noch nicht, was mit Rilliana los ist, und ich will das von meiner Schwester hören!“, sagte Celine ungeduldig und sah immer noch auf Trisha hinunter. Trisha rang mit ihren Worten und öffnete mehrmals den Mund, nur um ihn wieder zu schließen.
„Sprich!“, forderte Celine und drückte Trisha im Sessel zurück, sodass sie ihrer Schwester in die Augen sehen musste.
„Als wir geflohen sind, hat Rilliana zum ersten Mal getötet“, murmelte Trisha schließlich, „und als wir in Leon’s Keep ankamen, haben wir uns getrennt, um Vorträte zu besorgen. Ich habe nicht richtig aufgepasst und wurde geschnappt. Faluden hatte mich in eins seiner Verstecke gebracht und Rilliana hat mich daraus befreit, aber als wir das Versteck verlassen haben …“ Trisha unterbrach sich und verstummte.
„Was?“
„Faludens Versteck … es war wie eine Festung in der Kanalisation von Leon’s Keep. Celine … dutzende Wachen … alle tot. Rilliana hat sie alle …“
Celine schloss die Augen und ließ sich nach hinten in einen Sessel fallen.
„Und keiner von euch beiden kam mal auf den Gedanken, mit ihr zu reden?“, fragte sie, während sie ihre Schläfen massierte.
„Ich habe es versucht, aber sie wollte nicht zuhören. Kannst du vielleicht …“, sagte Trisha verzweifelt.
„Da bin ich der falsche Ansprechpartner für Trisha. Nachdem ich eure Entführer gegrillt habe, konnte sie mir kaum in die Augen sehen.“
„Ich … weiß nicht, was ich ihr sagen könnte. Sie hat das Richtige getan. Faludens Männer sind Abschaum. Ich verstehe nicht, wie sie so betrübt darüber sein kann“, sagte Trisha und schüttelte ihren Kopf. In diesem Moment hörten sie ein leises Räuspern von der Tür und sie blickten erschrocken hoch, da sie dachten, dass es Rilliana war, doch Jeffrey stand vor ihnen.
„Mit Verlaub, junge Damen, wenn ihr es gestattet, würde ich mich um das Fräulein Rilliana kümmern und mit ihr reden“, sagte er und verbeugte sich vor ihnen.
„Meinst du, du kannst ihr helfen, Jeffrey?“, fragte Celine zweifelnd.
„Ich denke, ich weiß genau, was sie gerade braucht, Herrin. Überlassen Sie sie ganz mir und machen Sie … was auch immer Sie machen“, sagte er und hob seine Hand und zeigte auf Celines Kleid. Celine lief erneut rot an, sammelte sich aber sofort wieder und nickte ihm zu.
„Sie befindet sich im Keller in meinem Zimmer.“
„Sehr wohl“, sagte der Kutscher und verbeugte sich erneut, bevor er in den Kerker ging und wenig später mit einer weinenden Elfe auf dem Arm, verschwand. Trisha stand auf und wollte hinterher, doch Jeffrey schüttelte den Kopf und Celine zog sie zurück auf ihren Platz.
„Jetzt, da meine Bondage-Prinzessin versorgt ist, was mache ich mit euch beiden?“, fragte Celine und sah über den Rand ihrer Teetasse Trisha und Terra an.
„Deine Schwester sagte, du wärst eine vorzügliche Handwerkerin. Ist das, was sie damit meinte?“, fragte Terra und begutachtete das mit Rüschen bedeckte schwarze Kleid.
„Bei den Göttern! Ich teste! Kommt mit, ich zeige es euch“, sagt Celine und stand genervt auf. Sie führte ihre Gäste in ihr Labor und wies auf mehrere Kropfbänder in verschiedenen Farben, jeweils mit einem roten Kristall in der Mitte.
„Ich teste momentan diese Halsbänder. Sie sollen imstande sein, Kleider nach den Wünschen ihrer Träger zu erstellen“, sagte Celine und gab Terra und Trisha jeweils eines der Bänder.
„Wie funktionieren sie?“, fragte Trisha.
„Das ist es ja. Sie funktionieren noch nicht, zumindest nicht wie ich es will. Ich habe aus Versehen einen Zauber darauf gewirkt, der verhindert, dass der Träger Magie wirken kann. Nun muss ich warten, bis das Ding keine Energie mehr hat und ich es abnehmen kann“, sagte Celine genervt und nahm Trisha das Halsband wieder ab. Hinter den Schwestern leuchtete etwas auf und plötzlich stand Terra in einem weißen Kleid vor ihnen, nachdem sie das Band umgelegt hatte. Sie sah nun aus wie eine Prinzessin am Altar. Das Band hatte ihr sogar ein kleines Diadem gegeben.
„Unglaublich!“, rief Terra aus, als sie ihre eleganten Handschuhe begutachtete.
„Terra … hast du nicht zugehört?“, fragte Trisha und schüttelte den Kopf.
Wie bitte?“, fragte Terra und sah verdutzt die beiden Schwestern an.
„Wie lange?“, fragte Trisha und wandte sich an Celine, die nur mit den Achseln zuckte. Terra wurde augenblicklich ihr Fehler bewusst.
„Willst du sie nicht auch mal probieren, wo wir schon dabei sind?“, fragte Celine ihre Schwester, während Terra verzweifelt versuchte, das Kropfband zu lösen.
„Oh nein. Die letzte Nacht hat mir gereicht!“, sagte Trisha lachend und schaute sich Celines andere Projekte an.
„Zieh nicht zu viel an dem Band, sonst könnte es ein bisschen unangenehmer für dich werden, Terra“, sagte Celine, und in dem Moment leuchtete Terras Gewand erneut auf und sie trug plötzlich ein weißes Korsett über dem Kleid, welches ihr den Atem raubte.
„Zu spät“, murmelte Celine amüsiert, während Terra erschrocken nach Luft schnappte.
„Komm mit, ich würde euch gerne noch ein paar andere Sachen zeigen“, sagte Celine, nahm Terra bei der Hand und zog sie sanft hinter sich her. Trisha konnte ihr Lachen nicht unterdrücken, als sie sah, wie die Fürstin der Dunkelheit die unschuldige Prinzessin tiefer in den Kaninchenbau zog, was ihr sofort einen kalten Blick von Celine einbrachte. Trisha wusste, dass sie es diesmal bereuen würde, gelacht zu haben.
„Trisha Schatz, weißt du, was das hier ist?“, fragte Celine und deutete auf einen Bilderrahmen, in dessen Mitte eine glänzend schwarze Leinwand gespannt war, die verdächtig danach aussah, als wäre sie aus demselben Material wie Celines Schleim-Catsuits. Die große Schwester versenkte ihre Finger in Trishas Schulter und drückte die Shifterin in Richtung des Rahmens.


Rilliana saß neben Jeffrey auf der Kutsche. Sie war von ihm, in eine warme Decke eingewickelt worden und lehnte sich gegen seine Schulter, während sie die Straße entlangfuhren.
„Wohin fahren wir?“, fragte die Elfe kalt und starrte aus leeren Augen nach vorne.
„Trainieren“, sagte der Kutscher knapp und mit grimmiger Stimme.


Erst als die Sonne untergegangen war, hielt Jeffrey an einer freien Fläche außerhalb des Waldes an. Er kletterte die Kutsche herunter und half Rilliana sich von der Decke zu befreien. Aus dem Inneren der Kutsche holte er zwei Schwerter.
„Ich nehme an, Fräulein Trisha hat dir gezeigt, wie man damit umgeht?“, fragte Jeffrey und warf Rilliana ein Schwert zu, welches sie geschickt auffing. Die Elfe nickte und schwang das Schwert probehalber ein paar Mal hin und her.
„Hier und da“, murmelte sie, als sie mit ihrer Waffe zufrieden schien.
„Dann los … greif mich an!“, forderte er und hob seine Klinge.
„Bist du sicher, Jeffrey? Ich kann im Gegensatz zu dir sehr gut im Dunkeln sehen und die Klinge scheint scharf …“, sagte Rilliana als Jeffrey auf sie zugestürzt kam und nach ihr schlug. Instinktiv blockte die Elfe sein Schwert und sah ihn entsetzt an.
„Ich sagte: Greif mich an!“, wiederholte er und schubste sie nach hinten. Rilliana stolperte zurück und fiel über einen Stein, der hinter ihr lag.
„Ausweichen!“, brüllte er und sprang ihr hinterher. Sein Schwert schwang er hoch über seinen Kopf und ließ es auf den Boden krachen, wo gerade noch Rilliana gelegen hatte, wäre sie sich nicht im letzten Moment zur Seite gerollt.
„Bist du wahnsinnig?“, fragte Rilliana und rappelte sich auf, während Jeffrey sein Schwert aus dem Boden zog.
„Oho, mir geht es ausgezeichnet“, sagte Jeffrey und begutachtete seine Klinge, um zu sehen, ob der Boden sie beschädigt hatte, „du bist die, um die ich mir Sorgen mache.“
„Dein Schwert sendet da eher andere Botschaften. Außerdem sagte ich doch, dass es mir gut …“
Erneut wurde sie unterbrochen, als Jeffrey ihr einen Hieb versetzte und sie den Schlag mit ihrem Schwert parierte und umlenkte. Ihre Klinge begann zu vibrieren und ihre Hände fingen davon an zu zittern.
„Wo ist die Kriegerin, die mich letzte Nacht begleitet hat?“, fragte Jeffrey und setzte ihr mit einem weiteren Schlag zu. Rilliana versuchte erneut, den Schlag zu blocken, doch verlor sie den Halt an ihrem Schwert und es flog im hohen Bogen aus ihrer Hand in den Dreck. Rilliana schnalzte enttäuscht mit der Zunge und bückte sich nach dem Schwert, als sie aus dem Augenwinkel die Klinge von Jeffrey sah. Er traf sie mit voller Wucht mit der flachen Seite, und Rilliana verschlug es den Atem. Ihre Beine gaben unter ihr nach und sie begann zu husten. Eine ihrer Hände ergriff ihre Brust und sie versuchte, zu atmen, während ihr Körper panisch nach Luft schrie.
„War das wirklich nötig?“, spuckte Rilliana ungehalten aus und sah ihn anklagend an. Jeffrey würdigte, die Frage nicht mit einer Antwort und sagte: „Hebe dein Schwert auf und mach dich bereit!“
Rilliana schluckte. Ihre Finger tasteten nach dem Schwert. Sie hob es auf und stellte sich auf ihre wackligen Beine. Diesmal forderte er Rilliana nicht auf, ihn anzugreifen, und übernahm die Initiative. Jeffrey schlug mit seinem Schwert zu und Rilliana musste beide Hände benutzen, um seine Klinge zu blocken. Blitzschnell positionierte er seine Klinge neu und erneut flog Rillianas Schwert aus ihren Händen. Diesmal wich die Elfe seiner Klinge aus, die erneut in ihre Richtung schnellte. Sie schaffte es allerdings nicht, seinem Fuß auszuweichen, der sie im Bauch traf und nach hinten schleuderte. Rilliana rollte über den Boden und blieb zitternd im Dreck liegen.
„Hebe dein Schwert auf und mach dich bereit!“, wiederholte er und wartete ab, bis sie schwankend aufgestanden war und ihre Klinge erhoben hatte. Diesmal hatte Rilliana genug und setzte ihre letzte Kraft in einen Hieb, den er aber mühelos blockte. Er täuschte einen Schlag auf ihre rechte Seite an und änderte im letzten Moment die Richtung, als sie ihr Schwert bereithielt, um den Schlag zu parieren. Rilliana ging zum dritten Mal zu Boden und blieb mit dem Gesicht nach oben liegen. Tränen liefen ihr Gesicht herunter, als er über ihr stand und das Schwert neben ihr im Boden versenkte.
„Was sollte das werden? Wenn du einen einseitigen Kampf haben wolltest, hättest du mir auch gleich ein Buttermesser geben können!“
„Hätte ich dich lieber fragen, ob alles in Ordnung ist, damit du mich anlügen kannst? Mir wäre es lieber, wenn wir jetzt miteinander reden. Dir nicht auch?“
Rilliana sah zu ihm auf, schnalzte mit der Zunge, aber nickte letztlich.
„Wir können reden“, murmelte sie und nahm seine Hand entgegen. Jeffrey führte Rilliana einen Hügel hinauf, auf dessen Spitze ein großer Fels stand. Er half ihr hinauf und kletterte hinterher. Jeffrey setzte sich hin und bedeutete Rilliana es ihm gleichzutun. Die Elfe sah auf zum Vollmond, der inzwischen prächtig schien und die dunkle Nacht mit seinem kalten Licht erhellte.
„Wunderschön, oder?“, fragte Jeffrey und sah ebenfalls auf. Rilliana sagte nichts. Sie wartete ab, was er ihr mitteilen wollte.
„Wenn du wissen willst, ob ich irgendeinen Zauberspruch kenne, der dir hilft, muss ich dich leider enttäuschen. So etwas gibt es nicht, aber ich kann dir helfen, es zu verarbeiten, sodass du selbst voranschreiten kannst“, sagte er, während er weiter dem Mond beim Steigen zusah. Rilliana wandte sich vom Mond ab und sah zu ihm. Sie wusste nicht so recht, was sie sagen sollte, aber sie wusste, wenn sie jetzt nicht sprach, würde er garantiert noch mehr mit ihr trainieren.
„Diese Menschen, die ich … sie hatten Freunde und Familien, und ich habe sie ihnen genommen“, murmelte Rilliana.
„Ja, das hast du, aber was wäre, wenn du es nicht getan hättest? Dann hätte Celine nun keine Schwester mehr. Ich käme nicht zurück zu meiner Frau und meinen Kindern. Lady Terra könnte niemals ihren Namen reinwaschen und du? Du könntest niemals diese Welt bereisen, sie retten, ihre Wunder und Geheimnisse erforschen.“
„Aber meine Opfer können das jetzt auch nicht mehr!“
„Ja … aber sie haben sich auch entschlossen, ihr Leben einem Mann, ohne Ehre zu widmen.“
„Und was ist mit denjenigen, für die du arbeitest? Celine … Trisha … und ich nehme mal an, ihrer beider Vater auch. Sie können einfach töten, ohne Reue … ohne …“
Jeffrey schnaufte kurz auf.
„Sie fühlen immer noch Reue. Ich habe Lady Celine und Trisha schon früh das Kämpfen gelehrt und auch den Tod. Aber beide wissen, was nötig ist, um ihre Liebsten zu schützen. So auch der werte Lord. Ich stehe tief in seiner Schuld und kämpfe seit jeher für ihn, aber ohne Zwang. Es ist meine eigene Entscheidung. Faluden stattdessen herrscht mit Angst. Der werte Lord mit …“
„Sicher mit etwas ganz anderem …“, unterbrach Rilliana ihn und warf ihm einen Blick von der Seite zu.
„Nun … beide haben vermutlich ihre schlechten Seiten und eines Tages werde ich vielleicht durch meine Treue zum Lord mein Leben verlieren, aber es waren meine Entscheidungen, die mich dorthin gebracht haben. Genauso wie die der Männer, die du in den vergangenen Tagen getötet hast.“
„Das hilft mir weniger, als du vielleicht gerade denkst.“
Jeffrey lachte laut.
„Das habe ich auch nicht erwartet, aber du hast gefragt. Nein, was ich sagen möchte, ist, dass du ein gutes Herz hast, Rilliana. Dass es dir so schwerfiel und du dir nun solche Gedanken darüber machst, ist der Beweis dafür.“
„Wird es den irgendwann einfacher?“
„Bei den Göttern, nein! Aber solange du die Lebenden, die dir wichtig sind, beschützt und die Toten ehrst, kannst du weiterleben und dieses mit Trisha zusammen genießen.“
Rilliana atmete schwer aus. Jeffrey legte seine Hand auf ihre Schulter und drückte sie sanft.
„Wollen wir wieder zurück?“
„Ich weiß nicht, ich … ja … und, ähm … danke, Jeffrey“, murmelte Rilliana zögernd. Sie wusste nicht, ob das Gespräch wirklich das war, was sie benötigt hatte, aber zumindest hatte sie nun eine ganze Menge zum Nachdenken bekommen.


Es war tiefe Nacht, als Celine auf ihrem Sofa lag und ein Glas Wein in der Hand hielt. Sie blätterte in einem Buch und versuchte herauszufinden, wo ihr Zauber fehlgeschlagen war, nachdem die Magie in ihrem Kropfband nachgelassen hatte und sie es endlich abnehmen konnte. Statt des Kleides, welches sie gezwungenermaßen tragen musste, hatte sie sich nun einen ihrer neuen dunkelroten Catsuits angezogen, welcher im Kerzenschein dunkel glänzte und keinen Raum für Fantasie ließ. Sie schwenkte ihr Glas, als sie eine Passage übersprang, die ihr nicht weiterhalf.
„Mmmmhhmmm!“, sagte Trisha um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen, doch ignorierte Celine sie und nippte von ihrem Wein, als wäre ihre Schwester nicht anwesend. Es klopfte an der Tür. Celine atmete schwer aus und klappte ihr Buch zu.
„Ich komme!“, rief sie und gähnte laut, als sie die Tür öffnete. Vor ihr standen Rilliana die ein bisschen mitgenommen aussah, aber einen fröhlicheren Gesichtsausdruck hatte als noch vor wenigen Stunden, und Jeffrey, der, als er Celines Gewand sah, rot anlief und sich schnell abwandte.
„Miss Celine, muss ich Sie daran erinnern, dass ich für Ihren Vater arbeite, seit Sie ein kleines Kind waren, und ich kein Interesse daran habe, Sie SO zu sehen?“, sagte Jeffrey, und man konnte sehen, dass er krampfhaft versuchte, das Gesehene aus seinem Gedächtnis zu löschen.
„Verzeihung, Jeffrey. Wird nicht wieder vorkommen“, sagte sie lachend und zog Rilliana in ihre Arme.
„Wenn es nur so wäre“, sagte er und brachte die Pferde in die Ställe, um ihnen endlich ein wenig Ruhe zu geben.
„Wie geht es dir, Schätzchen?“, fragte Celine, Rilliana und streichelte sanft über ihren Kopf.
„Besser … glaube ich. Ich bin mir noch nicht sicher, aber … ich habe eine Menge, über die ich nachdenken muss“, murmelte Rilliana in Celines Schulter hinein und zog geräuschvoll ihre Nase hoch, „Was macht ihr gerade?“, fügte sie hinzu, als sie sich aus Celines Umarmung löste und ihren Catsuit betrachtete.
„Den habe ich mir kurz übergeworfen. Ich war nur froh, dass ich endlich aus dem Kleid raus konnte. Terra wird vermutlich noch ein wenig davon haben, sie ist oben und schläft.“
„Und Trisha?“
„Trisha? Ach so, du meinst mein neues Kunstwerk! Es sieht wahrhaft atemberaubend über meinem Sofa aus!“, sagte Celine und ging ins Wohnzimmer.
„Kunstwerk?“, fragte Rilliana belustigt, schloss die Tür und folgte der Hexe ins Wohnzimmer. Celine stand vor ihrem Sofa, ihre Arme in ihre Hüfte gestemmt, und sah freudestrahlend die Wand an. Rilliana betrat das Wohnzimmer und öffnete erschrocken ihren Mund, als sie sah, was Celine mit ihrer Freundin gemacht hatte. Ein Bilderrahmen war über Celines Sofa befestigt und Trisha wurde von einem großen, Schleimlaken, welches in seiner Mitte gespannt war, an die Wand gedrückt. Rilliana konnte jede Einzelheit ihrer Freundin durch die schwarze Schicht sehen. So fest umschloss das Material die Shifterin.
„Celine, was ist das?“
„Habe ich doch bereits gesagt“, sagte Celine und kitzelte Trishas Fußsohle. Sofort fing die Shifterin an zu kreischen und zu zucken. Beides wurde jedoch von der Leinwand unterdrückt und Celine machte einfach weiter, ohne auf ihre Schwester zu achten. Erst als die Schreie von Trisha anfingen, gequält zu klingen, hörte Celine auf und sah Rilliana mit ihrem breiten Lächeln an. Die Elfe wusste nicht, was sie sagen sollte, bis Celine das Wort ergriff.
„Das, meine kleine Bondage-Prinzessin, ist ein Vakuumbett. Nachdem Trisha gestern Abend so herzhaft über Terras und meine Kleidung gelacht hat, habe ich beschlossen, sie in ein überteuertes Kunstwerk zu verwandeln. Also … wie findest du es?“
Rilliana strich mit ihrer Hand über Trishas Oberschenkel und ihre Freundin fing wieder an zu zittern.
„Tut ihr das weh?“, fragte Rilliana.
„Nein, nein. Das Bett verstärkt die Berührungen unsererseits, und gleichzeitig übt es über ihren ganzen Körper einen Druck aus, nachdem ich alle Luft aus ihm herausgesaugt habe.“
Rilliana sparte sich die Frage, ob ihre Freundin dann nicht ersticken müsste, und kniff durch die Lacke hindurch Trisha in den Bauch. Die Shifterin quiekte laut auf.
„Celine?“
„Mmmh?“
Hast du noch so eins?“
„Ich dachte, du fragst nie.“


Celine entfernte den Esstisch aus dem Wohnzimmer und stellte stattdessen einen schwarzen Würfel zwischen die Stühle. Rilliana hatte sich erneut ihren Catsuit angezogen und begutachtete ihr baldiges Gefängnis.
„Das ist aber ein anderes als Trishas“, merkte sie an, als sie von Celine durch eine kleine Öffnung an der Seite gedrückt wurde.
„Immer dasselbe ist langweilig. Außerdem brauche ich einen neuen Tisch. Ich wollte mir Terras Geschichte genauer anhören und ein paar Ideen diskutieren. Vielleicht das ein oder andere Geschäft abschließen.“
„Was meinst du mit Tisch? Was ist mit dem, den du rausgetragen hast?“, hörte Celine die Elfe mit gedämpfter Stimme fragen.“
„Ganz einfach. Du bist mein neuer Tisch!“, rief Celine und fing an, mit ihrer Magie die Luft aus dem Würfel zu holen. Rilliana merkte davon nichts. Sie runzelte verwirrt die Stirn, als sie sich im Dunkeln hinkniete und die Wände sowie den Rahmen betastete.
„Celine passiert da auch noch was?“
„Mach es dir bequem, das dauert ein bisschen!“, hörte Rilliana die Stimme ihrer Herrin. Die Elfe drückte probehalber gegen die Wände und spürte, dass sie mit jeder Sekunde auf mehr Widerstand stieß.
Kommen die Wände näher? Dachte Rilliana und spürte, dass die Wände versuchten, sich zwischen ihre Hände zu drücken. Dann spürte sie, wie der Boden gegen ihren Hintern drückte. Gleichzeitig hob das Latex sie leicht an, dann drückten die Wände unaufhaltsam gegen ihre Arme. Sie schaffte es gerade noch, die Stangen zu ergreifen, dann schlossen sich die Wände um ihren Körper. Von einem Augenblick auf den nächsten konnte sie sich nicht mehr bewegen. Rilliana war wie eingefroren zwischen den Schleimschichten. Jede Bewegung wurde absorbiert und die Elfe zurück in Position gedrückt. Rilliana stockte der Atem. Sie fühlte sich von allen Seiten gleichzeitig umarmt. Ein Gefühl, das sie noch nie verspürt hatte. Probehalber versuchte sie, sich zu befreien, doch ihr Zappeln bewirkte nichts. Ihr Körper schwang nur immer wieder zurück in die Mitte des Würfels.
„Wie fühlt es sich an?“, hörte Rilliana, Celine sagen.
„MMMHMMMH!“, war alles, was Rilliana sagen konnte, da ihr Mund zugedrückt wurde.
„Fein! Dann wollen wir doch mal sehen, wie du mit einer kleinen Auszeit zurechtkommst“, hörte Rilliana Celine sagen, bevor sie plötzlich verstummte.
„Mhmmhh?“
Rilliana hörte keine Antwort, doch spürte sie, wie jemand über ihren Körper streichelte, und sie bekam sofort eine Gänsehaut.
Das fühlt sich unglaublich an! Dachte Rilliana und spürte, wie die ganze Anspannung, die sich über die letzten Tage in ihr angesammelt hatte, verflog, als Celine ihren Körper massierte. Die allumfassende Dunkelheit. Kein Geräusch drang zu ihren Ohren durch. Nur sie, Celines Hände, die ihren Körper streichelten, und ihre eigenen Gedanken. Rillianas Augen entspannten sich. Die Worte, die ihr Jeffrey mitgegeben hatte, hallten in ihrem Kopf wider. Nun hatte sie Zeit, darüber nachzudenken.


Celine hatte sich auf ihr Sofa gelegt, nachdem die Elfe sich kaum noch rührte. Nur ihre Brust bewegte sich gleichmäßig. Celine vermutete, dass sie eingeschlafen war.
„Hoffentlich hat sie einen schönen Traum“, murmelte Celine und schloss ihre Augen, nur um sie gleich wieder zu öffnen. Zumindest dachte sie es zuerst, doch war die Sonne gerade am Aufgehen. Sie fragte sich kurz, warum sie wach geworden war, als sie das Klackern von High Heels auf der Treppe hörte. Celine stand von ihrem Sofa auf, und lächelte Terra entgegen, die gerade herunterkam. Sie war immer noch in einem Kleid gefangen und starrte nun mit offenem Mund auf Trishas und Rillianas Gefängnisse.
„Was ist das?“, fragte Terra und ließ ihre Hand über Trishas Waden gleiten.
„Das sind meine neusten Kreationen. Ich nenne sie Vakuumbetten … wobei das hier eher ein Würfel ist. Ich baue sie aus ein paar einfachen Materialien, sowie meinen Erfindungen und einem Hauch Magie“, sagte die Hexe und stellte eine Glasplatte auf den Würfel, sodass sie Rillianas Gefängnis als Tisch benutzen konnten.
„Können sie uns sehen?“, fragte Terra und wedelte mit ihrer Hand vor Rillianas Gesicht herum.
„Gerade nicht. Ich könnte das mit meiner Magie ändern, aber gerade sollen die beiden noch ein bisschen schlafen. Ich würde aber gerne einen Blick auf sie haben“, merkte Celine an und wedelte mit ihrer Hand. Das Schwarz verblasste und zeigte Rillianas und Trishas gefangenen Körper. Sie schien immer noch zu schlafen.
„Sie können uns gerade weder hören noch sehen, also können wir in Ruhe miteinander reden“, erklärte Celine und streichelte der Elfe über den Kopf. Rilliana schien sich allerdings nicht daran zu stören.
„Ich muss das für mein Geschäft haben!“, sagte Terra und bewunderte die glänzenden Körper von Trisha und Rilliana.
„Was meinst du, warum ich Rilliana in einen Tisch verwandelt habe? Setz dich, wir haben viel zu besprechen.“


Rilliana wachte aus ihrer Trance auf, als ihr Gefängnis Druck verlor und ein schmatzendes Geräusch machte. Celines Hand erschien im Würfel und zog die Elfe vorsichtig heraus.
„Das hast du gut gemacht, Rilliana. Ich habe mit Terra das Geschäft meines Lebens abgeschlossen … sobald sie wieder sicher ist, versteht sich“, sagte Celine und half Rilliana sich auf das Sofa zu legen, auf dem bereits Trisha lag. Sie wickelte, ihre Schützlinge in eine dicke Decke ein und drückte beiden einen Kuss auf die Stirn.
„Danke, Herrin“, nuschelten beide und kuschelten sich aneinander.
„Das sind schon zwei Liebe“, flüsterte Terra, die von der Tür aus zugesehen hatte. Celine sagte nichts und nickte nur, während sie ein warmes Lächeln aufgesetzt hatte. Sie gingen in die Werkstatt und wie aufs Stichwort erlosch die Magie in Terras Kropfband, sodass sich ihr Prinzessinnenkleid in Luft auflöste und sie wieder ihre normale Kleidung trug.
„Na endlich!“, stöhnte sie und zog das Halsband aus, um es Celine zurückzugeben.
„Wie hat es dir gefallen?“, fragte Celine, die das Halsband nahm und zurück zu den anderen legte.
„Kommen wir zu der Frage zurück, wenn du die Dinger repariert hast“, sagte Terra, hatte aber einen Hauch von Rot auf ihren Wangen.
„Hahaha. Das hört sich nur fair an. Ich denke, als Entschuldigung und für den gelungenen Geschäftsabschluss habe ich ein kleines Geschenk für dich“, sagte Celine und kramte in einem Kleiderschrank herum, bis sie einen Catsuit herausgeholt hatte und ihn Terra reichte.
„Das kann ich nicht annehmen“, sagte Terra und ging ein paar Schritte zurück.
„Ich bitte dich. Du hattest doch nur noch Augen für die Anzüge, seit jeder von uns einen angezogen hatte und du noch im Kleid feststecktest. Komm, probiere ihn an.“
Terra biss sich auf die Unterlippe und nahm vorsichtig den Anzug entgegen.
„Du kannst dich hier umziehen. Ich mache uns so lange etwas zu essen. Viel Spaß“, sagte Celine und zwinkerte ihr zu.


Terra stand in Celines Werkstatt und bewunderte ihren in Schwarz getränkten Körper. Ihre mitternachtsschwarzen Haare fielen auf ihren Rücken und verursachten ein prickelndes Gefühl, wenn sie mit dem Anzug in Berührung kamen.
„Bei den Göttern … Jetzt weiß ich, warum Trisha so abwertend über mein Fesselequipment geredet hat“, murmelte sie. Der Catsuit passte ihr wie angegossen und sie stellte sich vor, was man noch alles mit dem seltsamen Material herstellen könnte.
„Celine? Kann ich mich hier ein wenig umsehen?“, fragte sie laut, doch bekam sie keine Antwort.
Sie wird schon nichts dagegen haben. Dachte sie und sah sich Celines Erfindungen näher an. Sie machte einen großen Bogen um die Kropfbänder, mit denen sie bereits Bekanntschaft gemacht hatte, und entdeckte auf einem der Podeste einen Schlafsack, der aus demselben Material bestand wie ihr Anzug. Er war viel enger geschnitten als ihre eigenen aus Leder. Terra vermutete, weil das Material so dehnbar war und nicht darauf angewiesen war, mit Magie geschrumpft zu werden. In einem großen Bottich entdeckte sie eine schleimige, pinke Substanz. Ein Stück Papier war daran angebracht, auf dem verschiedene Namen für die Substanz draufstanden, aber immer wieder durchgestrichen waren. Am Ende der Liste stand „Latex?“. Celine hatte wohl Probleme, einen Namen für ihre Erfindung zu finden, doch Terra mochte den Klang von „Latex“ und nahm einen Stift von der Arbeitsfläche und durchstrich das Fragezeichen hinter dem Namen. Als sie den Stift zurücklegte, stieß sie mit ihrer Hand gegen eine apfelgroße Kugel, die auf dem Tisch lag. Sie hatte eine schwarze Färbung und neben ihr lagen drei weitere Sphären: eine weiße, eine in Weinrot und eine silberne. Sie nahm die schwarze Kugel in die Hand und untersuchte sie. Sie schien vollkommen glatt zu sein, abgesehen von einer Rille, die sich einmal um sie herumzog.
„Vielleicht kann man sie öffnen?“, fragte sie sich und versuchte, die Kugel aufzudrehen. Die Kugel ließ sich tatsächlich drehen, doch anstatt sich zu öffnen, fing die Linie an, in einem blauen Licht zu pulsieren. Terra legte die Kugel neugierig zur Seite und drehte an den anderen Kugeln. Die weiße bekam eine rote Linie, die rote eine schwarze und die silberne eine goldene. Fasziniert legte sie die Kugeln nebeneinander und bewunderte Celines Arbeit, bis ihr auffiel, dass die Lichter immer schneller pulsierten. Terra runzelte nervös die Stirn und hob die schwarze Kugel auf, um zu versuchen, sie wieder auszuschalten, doch ließ sie sich nicht mehr zurückdrehen. Stattdessen klebten ihre Finger nun an der Kugel fest.
„Celine?“, fragte Terra besorgt, als sie verzweifelt versuchte, ihre Finger zu lösen. Das Licht der Kugel pulsierte immer schneller, bis es dauerhaft erstrahlte. Blaue Flüssigkeit trat plötzlich aus der Kugel aus, die sich an ihre Hände heftete und sich über ihre Arme verteilte. Terra riss ihre Augen in Schock auf und versuchte, die Flüssigkeit am Tisch abzustreifen, doch kroch diese unaufhaltsam ihre Arme hinauf, bis sie ihre Schultern erreichte und sich anfing, über ihren Oberkörper zu verteilen. Panisch schlug Terra mit der Kugel auf den Tisch, was dazu führte, dass die anderen Kugeln herunterfielen und Richtung Tür rollten. Terra wollte ihnen gerade folgen und Celine um Hilfe bitten, als die Flüssigkeit sich über ihren Unterkörper ergoss und sie daran hinderte, zu laufen. Ihre Beine klebten aneinander und schienen miteinander zu verschmelzen. Sie verlor ihr Gleichgewicht und fiel zu Boden. Die Flüssigkeit schien ihren Fall abzufangen, trotzdem verschlug es ihr den Atem, als sie aufprallte.
„Celine …!“ war das letzte, was Terra schreien konnte, als die blaue Masse ihren Hals hochkroch, ihren Mund verschloss und ihr das Augenlicht nahm. Sie spürte, wie sich die Kugel endlich teilte und ihre Arme von den Halbkugeln verleitet wurden, sich über ihren Brüsten zu kreuzen.


„Terra, das Frühstück ist fertig. Alles klar bei dir?“, fragte Celine, die mit einer Kochschürze über ihrem Catsuit bekleidet ihre Werkstatt öffnete. Sie erstarrte, als sie Terras Körper vor sich auf dem Boden liegen sah. Celine sah, wie die blaue Masse jede Faser ihres Körpers bedeckte und sie verzweifelt versuchte, sich davon zu befreien. Zu spät fiel Celine auf, dass die drei anderen Kugeln auf sie zurollten und die silberne sie ansprang wie einer ihrer Schleime. Die Sphäre bespritzte ihre komplette Vorderseite mit goldener Flüssigkeit, sodass sie keine Warnung ausrufen oder einen Zauber wirken konnte. Celine stolperte zurück, an die Wand, als die silberne Kugel sich teilte und sich in ihren Handflächen setzte. Mehr Gold ergoss sich aus den Halbkugeln und klebte die Magierin an die Wand. Ihr Körper war innerhalb kürzester Zeit bedeckt, verklebt und mumifiziert. Ihre Hände wurden ebenfalls über ihren Brüsten verschränkt. Als die Flüssigkeit fertig mit ihr war, zappelte sie eine Handbreit vom Boden entfernt an der Wand und merkte langsam, wie das Gold immer zäher wurde, bis sie sich kaum noch bewegen konnte.
Terra … warum kannst du nicht deine Finger bei dir lassen? Fragte sich Celine genervt und hoffte, dass wenigstens ihre Schützlinge nicht ihren Erfindungen zum Opfer fallen würden.


Trisha und Rilliana lagen immer noch Arm in Arm auf dem Sofa und ruhten sich von ihren Erfahrungen in den Vakuumbetten aus. Rilliana blinzelte, als sie Lärm im Flur hörte, und schaute über den Rand des Sofas hinweg. Sie sah allerdings nichts. Vorsichtig glitt sie unter der Decke heraus, um Trisha nicht zu wecken, und streckte sich gähnend. Sie übersah eine Falte im Teppich und stolperte ungeschickt darüber, konnte sich jedoch fangen. Rilliana schnalzte mit der Zunge und ging weiter durch die zweite Tür direkt in die Küche, anstatt erst durch den Flur zu laufen. Sie vernahm den Geruch von Celines Essen und das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Auf dem Ofen brodelte ein Topf und der Deckel drohte bereits heruntergeworfen zu werden. Rilliana eilte schnell zu ihm und hob ihn von der Feuerstelle. Sie löschte das Feuer und schaute sich in der Küche um.
„Celine? Terra?“, fragte Rilliana, doch bekam sie keine Antwort. Sie zuckte mit den Schultern, stellte Teller für alle hin und gab jedem eine Portion des Eintopfs. Ihr Magen knurrte laut, als sie das Essen auf ihrem Teller sah, sie hielt sich allerdings zurück und schaute in den Flur. Rilliana bemerkte, dass die Tür zu Celines Werkstatt offenstand.
„Ehrlich. Seid ihr so in den Erfindungen vertieft, dass ihr das Essen vergessen habt?“, fragte Rilliana laut. Sie gähnte erneut laut, als sie in den Flur trat, und kniff fest die Augen zusammen, sodass sie nicht bemerkte, dass neben ihr an der Wand Celine in einem goldenen Kokon gefangen war. Erst als sie die Augen wieder öffnete und Terras blaues Gefängnis auf dem Boden der Werkstatt sah, schoss Adrenalin in ihren Körper und sie vernahm hinter sich ein leises Stöhnen. Rilliana wirbelte herum und sah Celines mumifizierten Körper. Ihr blieb allerdings keine Zeit, um zu versuchen, sie zu befreien, da eine rote Kugel auf sie zusprang und Rilliana ihr nur knapp ausweichen konnte. Sie rollte sich zur Seite und rannte ins Wohnzimmer, um Trisha zu warnen. Rilliana kam schlitternd zum Halt, als sie Trishas Körper in Rot mumifiziert sah.
Trisha zappelte nicht wie Terra oder Celine. Rilliana vermutete, dass sie noch schlief. Rilliana sah sich nach etwas Scharfem um, sie zu befreien.
„Die Messer in der Küche!“, sagte sie und wollte gerade loslaufen, als sie hinter sich etwas über den Boden rollen hörte. Instinktiv duckte sie sich zur Seite. Unglücklicherweise schien die Kugel ihr Ausweichen bedacht zu haben und klebte sich an ihr Bein fest. Panisch stand Rilliana auf und versuchte, die Kugel abzustreifen, während eine schwarze Flüssigkeit aus ihr austrat und ihre Bewegungen mit jeder Sekunde mehr einschränkte. Sie stolperte erneut über die Teppichfalte, konnte sich diesmal aber nicht abfangen. Sie fiel zu Boden und blieb sofort auf ihm kleben. Genervt gab sie sich geschlagen und blieb liegen, während sie darauf wartete, dass die schwarze Masse sie vollkommen verschlang. Sie spürte, wie sie auf den Rücken gedreht wurde und die Kugel ihre Arme verschränkte. Rillianas Magen knurrte erneut auf. Jetzt wusste Rilliana, warum Trisha Magier nicht gut leiden konnte, beschloss aber, das Beste aus ihrer Lage zu machen, und zappelte in ihrem Kokon. Ein sinnliches Stöhnen war im Wohnzimmer zu hören, als Rilliana verspielt versuchte, aus ihrem Gefängnis zu entkommen.


Jeffrey schloss die Tür des Gästehauses hinter sich und ging zum Haupthaus. Er zog an einer Pfeife und atmete genüsslich den Rauch ein, als er gedankenversunken einen Brief aus seiner Tasche zog, der an Trisha und Rilliana adressiert war. Ein eiliger Bote hatte den Brief Jeffrey gegeben, nachdem er erfolglos am Haupthaus geklopft hatte. Jeffrey nahm seinen Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Er öffnete die Tür und zog scharf durch seine Pfeife Luft ein, als er Celines Körper in einem hautengen, goldenen Kokon vorfand.
„Ich brauche eine Gehaltserhöhung“, murmelte er, drehte sich um und ging mit hochrotem Kopf zurück.


Rilliana saß in einem kleinen Raum, den Arissa ihr gegeben hatte, und meditierte. Sie ließ die vergangenen Tage vor ihren Augen noch einmal Revue passieren und dachte über die kommende Mission nach. Nachdem Trisha, Terra, Celine und sie selbst einer von Celines Erfindungen zum Opfer gefallen waren und erst abends von Jeffrey befreit wurden, hatten sie und Trisha einen Brief von ihm erhalten. Ihre Freundin Arissa hatte ihnen geschrieben und ihnen einen Auftrag angeboten, welcher Faluden ruinieren könnte. Ein Informant wollte ihr sensible Informationen zukommen lassen, erwartete vorerst aber eine Gegenleistung. Wenn alles gut lief, würden sie alle zufrieden nach Hause gehen können. Rilliana und Trisha konnten wieder ihre Verstecke in Leon’s Keep beziehen, Terra konnte zurück in ihren Mädchen und Arissa ihre Geschäfte in der Stadt ausbreiten.
„Falls alles gut geht“, murmelte Rilliana als sie Schritte hörte. Sie öffnete ihre Augen und zog ihren Dolch. Es klopfte in einem bestimmten Rhythmus an der Tür, und sofort wusste die Elfe, dass es ihre Freundin war, und öffnete die Tür für sie. Trisha hatte sich mit dem Informanten getroffen, um zu erfahren, worum es genau in der Mission ging.
„Hey Rilli“, sagte Trisha und drückte Rilliana einen Kuss auf die Wange.
„Hey Trish. Ist alles Glattgelaufen?“
Trisha nickte und sie setzten sich an den kleinen Tisch.
„Er sagte, das wird eine ganz einfache Mission.“
Sie rollte mit den Augen,
„Als ob ich das zum ersten Mal hören würde. Wir müssen für den Informanten nur so ein magisches goldenes Ei aus Faludens Lagerhalle stehlen und es ihm bringen. Danach würde er Arissa alles geben, um Faluden zu Fall bringen zu können“, sagte Trisha.
„Klingt in der Tat zu einfach. Wo ist der Haken?“, fragte Rilliana.
„Naja, wir müssen eigentlich nur auf Faludens Handlanger und auf die Stadtwache aufpassen, der Rest ist eigentlich kein Problem. Schnell rein, schnell raus, so wie ich es mag.“
„Ich nehme an, du gehst hinein, während ich den Außenbereich im Blick behalte?“
Trisha nickte und fing an zu grinsen.
„Deinen Augen entgeht nichts und ich weiß, dass du mir immer den Rücken freihältst“, sagte sie und umfasste Rillianas Hände.
„Verlass dich auf mich!“, sagte Rilliana und streichelte mit ihren Daumen über Trishas Hände.
„Wir hätten tatsächlich noch ein bisschen Zeit, bis wir losmüssen“, sagte Trisha und drückte die Hände der Elfe fester, „hättest du Lust, vorher noch ein bisschen zu spielen?“
„Wer ist jetzt die Bondage-Süchtige von uns beiden?“, fragte Rilliana lachend, „Lass uns das lieber für danach aufheben, dann habe ich was, worauf ich mich freuen kann.“
„Wie du willst, Prinzessin“, seufzte Trisha übertrieben.


Rilliana und Trisha lagen zusammen auf dem Bett und warteten darauf, dass die Bewohner der Stadt zu Bett gingen. Weniger Augen hieße weniger Ärger.
„Trisha? Was machen wir eigentlich nach der Mission?“, fragte Rilliana während sie Trisha streichelte.
„Was soll das denn heißen, Rilli? Zunächst möchtest du dir unsere Spielchen für nach der Mission aufheben, und jetzt soll ich dir sagen, was ich vorhabe? Vergiss es!“, antwortet Trisha lachend. Rilliana lachte nicht, sie sah ihre Freundin nur ernst an.
„Nein, ich meinte, wie unsere Zukunft aussehen wird.“
Trisha verstummte und ihr Lächeln verschwand.
„Ich weiß …“, murmelte sie, „Arissa hat angeboten, dass wir mit ihr auf Abenteuerreise gehen. Sie will in ein paar Wochen aufbrechen und den Nebel durchqueren … sehen, was hinter dem Wasser liegt.“
Rilliana nickte langsam.
„Nicht für mich … ich bleib lieber hier bei dir und Celine“, murmelte Rilliana.
„Gerade, wo du es erwähnst. Da meine Wohnung vermutlich jetzt ein Haufen Asche ist und ich nehme mal an, deine auch, könnten wir vielleicht zu Celine ziehen. Sie braucht immer Hilfe, um Materialien zu sammeln oder ihre Erfindungen zu testen. Da Faluden bald Geschichte ist, kann Terra wieder zurück und mit Celine als Sponsor kann ihr Laden nur Profit machen“, sagte Trisha.
„Wir könnten auch für Terra arbeiten“, schlug Rilliana grinsend vor.
„Ja … nein. Ich denke, ich habe mich schon genug dazu geäußert“, sagte Trisha trocken und schüttelte sich bei dem Gedanken.
„Mmhh … und wir?“, fragte Rilliana.
„Wir bleiben zusammen, Rilli. Was auch kommen mag!“, sagte Trisha zuversichtlich und sah ihrer Freundin fest in die Augen.
„Yeah … das wäre schön …“


Im Schutze der Dunkelheit sprangen Rilliana und Trisha von Dach zu Dach. Die Anzüge, die Celine ihnen geschenkt hatte, boten sich perfekt für nächtliche Spaziergänge an, und so konnten sie unbemerkt zu den Docks gelangen. Die Lagerhalle von Faluden war nur einen Steinwurf von ihnen entfernt, aber beide spürten, dass ihnen etwas Großes bevorstand, und blieben ehrfürchtig stehen.
„Da sind wir also“, sagte Rilliana nervös und mit gedämpfter Stimme durch die Maske hindurch, die Celine ihnen mitgegeben hatte.
„Nur rein und raus“, murmelte Trisha, um Rilliana zu beruhigen.
„Klar … ich denk nur an alles, was schiefgehen könnte“, sagte Rilliana.
„Das ist mein Job, Rilli und wir sind gut vorbereitet. Mit deinem Bogen in meinem Rücken kann mir nichts passieren“, sagte Trisha und legte eine Hand auf Rillianas Schulter. Rilliana nahm die Waffe von ihrer Schulter und schoss ein Seil, welches an einem speziellen Pfeil von Celine befestigt war, über die Straße zu Faludens Lagerhalle. Er hakte sich fest ins Dach, sodass Rilliana das Seil an einem Kamin festmachte, damit sie herüberklettern konnten. Rilliana zählte ihre Munition zum zehnten Mal, während Trisha das Dachfenster öffnete und ein Seil hinuntergleiten ließ. Danach kletterte sie durch das Fenster, hielt sich allerdings noch an der Kante fest.
„Halt mir den Rücken frei“, erinnerte die Shifterin die Elfe.
„Für einen Kuss“, forderte die Elfe und beugte sich vor. Trisha gewährte ihr diesen Wunsch und sie küssten sich durch die Masken hindurch. Trisha rutschte das Seil hinunter und fing an, die Kisten nach dem Ei abzusuchen. Rilliana ließ währenddessen ihren Blick über die Straßen und Häuser gleiten und warf ab und an einen Blick durch das Fenster, um zu sehen, ob niemand Trisha im Dunkeln der Halle auflauerte. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Trisha am Seil zog, um Rilliana das Signal zu geben, dass sie das Ei hochziehen konnte.
„Man, ist das schwer!“, murmelte sie, als sie es hochzog. Trisha hatte es in eine Tasche gelegt und am Seil festgebunden. Rilliana zog verstört das Ei heraus. Es war kaum größer als ihre Hand, aber bestimmt tausende Male schwerer als ein normales Ei. Das Gold schimmerte selbst im Dunkeln und Rillianas Augen klebten an den Juwelen, die in ihm eingelassen waren. Mit seinen kunstvollen Verzierungen war es wahrlich ein prachtvoller Schatz. Fast zu schade, es wegzugeben, aber sie hatte eine Aufgabe. Rilliana zögerte nicht weiter, wickelte das Ei in Tücher und steckte es in eine Umhängetasche.
Jetzt nur noch Trish und weg hier. Dachte Rilliana und warf das Seil zu ihrer Freundin hinunter. In diesem Moment flackerten in der ganzen Halle Lichter auf und Rilliana wurde von dem plötzlichen Licht geblendet. Sie schnalzte mit der Zunge und drehte sich weg. Und keinen Moment zu früh, denn in diesem Moment zischte ein Messer an ihrem Kopf vorbei und bohrte sich in das Dach hinter ihr. Rilliana riss ihre Augen panisch auf und ließ sich hinter das Fenster fallen, kurz bevor mehr Messer in ihre Richtung flogen.
Das war knapp. Dachte Rilliana und lauschte in die Nacht, während sie aus dem Fenster Faludens kalte Stimme hörte.
„So, so, so, wen haben wir denn hier? Eine kleine Katze, die sich in meinen Hallen verlaufen hat?“
„Ich war gerade dabei zu gehen“, erwiderte Trisha und Rilliana hörte, wie sie ihre Waffen zog.
„Ich bitte dich, Trisha steck die weg. Glaubst du wirklich, ich komme alleine?“, fragte Faluden und schnippte mit den Fingern. Rilliana hörte Schritte, viele Schritte.
„Ich nehme an, dass du auch nicht alleine bist? Hier irgendwo treibt sich doch sicher deine kleine Elfenmörderin herum“, sagte er und begutachtete die Halle, „Ist aber auch egal, ich habe einen Spezialisten auf sie angesetzt, und sie ist vermutlich bereits tot.“
„Noch nicht ganz“, murmelte Rilliana und schaute aus ihrer Deckung hervor. Ihre Augen suchten fieberhaft das Dach ab, aber zum ersten Mal in ihrem Leben wurde sie von ihnen im Stich gelassen. Sie sah nur die Finsternis der Nacht, bis erneut ein Messer aus dem Nichts auf sie zuflog. Sie rollte sich zur Seite und das Messer bohrte sich neben sie in das Dach.
Wo zum Teufel kam das her? Schoss es Rilliana durch den Kopf und sie kniete sich vorsichtig hinter die Brüstung des Fensters. Sie wollte dem Angreifer nicht noch eine Chance geben. Sie musste etwas tun und sie sah auf das Messer neben sich.
„Vielleicht …“, murmelte Rilliana und schluckte. Trisha würde sie für diese dumme Idee köpfen. Plötzlich sprang sie aus ihrer Deckung hervor und spannte gleichzeitig ihren Bogen. Sie nahm ein metallisches Blitzen wahr und ließ die Sehne in einer fließenden Bewegung los. Der Pfeil zischte nach vorne, während gleichzeitig erneut ein Messer auf Rilliana zuflog. Zwei Schmerzschreie zerschnitten die Nacht. Vor Rilliana flackerte der Umriss eines Menschen. Er kippte nach hinten über. Eine Sekunde später war ein Körper zu hören, der auf dem Erdboden zerschellte. Währenddessen konnte Rilliana nicht fassen, was sie gerade gesehen hatte, bis ein beißender Schmerz von ihrem Bein sie wieder zurückholte. Rilliana biss sich auf die Lippe, als sie das Messer in ihr stecken sah.
„Scheiße!“, murmelte Rilliana sie zwischen zusammengebissenen Zähnen und zog das Messer mit einem Ruck aus ihrem Bein. Erneut entkam ein spitzer Schrei ihren Lippen und Tränen sammelten sich in ihren Augen. Das Messer fiel klappernd auf den Boden, während Rilliana versuchte, sich zu sammeln und einen Verband aus ihrer Umhängetasche zog. Sie wollte ihn gerade anbringen, als ihr Anzug sich über die Wunde schloss und so die Blutung stillte. Rilliana machte eine innerliche Notiz, um sich später bei Celine zu bedanken, und humpelte zurück, um ihre Freundin zu unterstützen. Doch wurde sie unterbrochen, als eine Explosion im Innern der Halle das Fenster sprengte und Rilliana von den Füßen fegte. Sie rutschte über das Dach und konnte sich gerade noch an einer Regenrinne festhalten.
„TRISHA!“, schrie Rilliana und versuchte sich verzweifelt hochzuziehen, als eine weitere Explosion das Gebäude erzittern ließ, sodass sie den Halt verlor und in die Tiefe stürzte. Sie schloss fest ihre Augen und zog ihre Glieder zu ihrem Körper. Rilliana erwartete jeden Augenblick einen schmerzhaften Aufprall auf den Boden, doch blieb dieser aus. Stattdessen landete sie sanft auf einer weichen Matratze. Vorsichtig öffnete sie die Augen, als sie nicht mehr das Rauschen der Wellen vernehmen konnte, welche gerade noch gegen die Hafenmauern von Leon’s Keep geschlagen hatten. Licht erhellte die vertraute Gefängniszelle in Celines Keller. Sie lag auf ihrem weichen Bett und über ihr war ein Loch in der Decke, welches die brennende Lagerhalle von Faluden zeigte und den Nachthimmel über Leon’s Keep.
„Celine“, murmelte Rilliana als sie die mächtige Magie der Hexe erkannte. Das Portal, welches sie in den Kerker gebracht hatte, machte ein schmatzendes Geräusch, als es sich schloss, und an seiner Stelle erschien die gewohnte Decke des Kerkers. Rilliana beruhigte sich, auch wenn nur für einen Augenblick.
„Trisha!“, schrie Rilliana und sah in die gegenüberliegende Zelle, wo ein weiteres Portal erschienen war, doch von der Shifterin fehlte jede Spur. Aus dem Portal selbst schossen stattdessen Funken und es schien instabil zu sein, da es ständig seine Größe und Form veränderte und kein Bild von Leon’s Keep zeigte, stattdessen nur ein dunkles Farbenspiel. Letztlich knallte es laut und das Portal verschwand.
„Irgendetwas ist schiefgelaufen“, schoss es Rilliana durch den Kopf, und sie sprang sofort vom Bett auf. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge, als sie feststellte, dass die Tür ihrer Zelle verschlossen war. Sie hob ihren Stiefel an und zog aus seiner Sohle einen versteckten Dietrich. Sofort fing sie an, im Schloss herumzupicken, da sie bezweifelte, dass Celine sie hier unten hören konnte. Sie spürte, dass der Dietrich sich erwärmte, und erinnerte sich daran, dass Trisha sie gewarnt hatte, nicht das Schloss zu knacken, aus Angst, dass sie einen elektrischen Schlag abbekam, doch scheinbar schien ihr Anzug sie vor der Magie zu schützen. Endlich klickte es leise, als das Schloss nachgab, und schnell warf Rilliana den Dietrich zur Seite, als dieser sich bedrohlich erhitzte und im nächsten Moment ihre Hand verbrannt hätte. Sie trat in den Kerkergang und rannte in Richtung Treppe, um Celine von Trishas Situation zu berichten, doch blieb sie wie angewurzelt stehen, als sie es an den Wänden klicken hörte. Nervös sah sie sich um und bemerkte, dass Dutzende Röhren auf sie gerichtet waren und ihren Bewegungen zu folgen schienen. Ein dumpfes Geräusch war zu hören, als eins der Rohre etwas nach ihr schoss, und Rilliana schaffte es gerade noch rechtzeitig, zur Seite zu springen. Eine schwarze, schleimige Kugel schlug in dem Boden neben ihr ein und fing an, sich zischend aufzublähen.
„Celine, was zum … warum?“, fragte Rilliana schwach und sprintete wieder in Richtung Treppe, während alle Kanonen anfingen, auf sie zu schießen. Aus ihrem toten Winkel traf sie eine der Kugeln an der Schulter und brachte sie aus dem Gleichgewicht. Rilliana stürzte und landete mit ihrer rechten Hand auf einem weiteren Ball. Sofort rappelte sie sich hoch, nur, um festzustellen, dass ihre Hand festklebte. Sie zog mit aller Kraft, während die Kugeln sich immer weiter aufblähten. Rilliana schaffte es, die Kugel vom Boden zu lösen, diese weigerte sich jedoch, ihre Hand loszulassen.
Ich muss hier so schnell wie möglich raus, bevor ich von den Dingern begraben werde. Dachte Rilliana panisch und wollte erneut loslaufen, als ein weiterer Schuss ihre rechte Schulter traf. Instinktiv griff sie mit ihrer linken danach, um sie abzureißen, nur um festzustellen, dass sie nun beide ihrer Hände an Celines neuer Erfindung verloren hatte.
„Idiot!“, tadelte sie sich selbst und sprang ungelenk in die Luft, um mehreren Kugeln auf dem Boden auszuweichen. Ein Fehler, wie sie feststellen musste, da sie während des Sprungs nicht ihre Richtung wechseln konnte. Eine Kombination aus fünf Geschossen bedeckte ihren Körper und sie fiel unsanft zu Boden. Sofort verschlangen die Bälle mehr und mehr ihres Körpers, während sie sich zischend aufblähten.
„CELINE!“, brüllte Rilliana aus Leibeskräften, als die Kanonen sie weiter eindeckten und ihr keine Chance zum Entkommen gewährten. Das Zischen raubte ihr jegliche Chance, etwas anderes zu hören, doch sah sie kurz, bevor eine der heranwachsenden Kugeln ihr die Sicht nahm, zwei Paar hoher Stiefel. Der Druck auf Rillianas Körper machte es ihr nicht leicht, zu atmen. Panik machte sich in ihr breit und sie verlor kurz darauf ihr Bewusstsein.


Ein paar Minuten zuvor. Innerhalb der Lagerhalle.
In der ganzen Lagerhalle flackerte Licht auf und Trisha blinzelte mehrmals, als sich ihre Augen an die neuen Lichtverhältnisse anpassten.
„So, so, so, wen haben wir denn hier? Eine kleine Katze, die sich in meinen Hallen verlaufen hat?“
Natürlich war das eine Falle gewesen. Dachte Trisha und zog ihren schwarzen Dolch.
„Ich war gerade dabei zu gehen“, antwortete sie Faluden und lächelte, als sie bemerkte, dass Rilliana ein freies Schussfeld auf ihn hatte. Ihr Lächeln verschwand aber augenblicklich, als er sagte: „Ich bitte dich, Trisha. Glaubst du wirklich, ich komme alleine?“ und mit den Fingern schnippte. Sofort erschienen neben ihm ein Dutzend Handlanger.
Chance verpasst. Dachte Trisha.
„Ich nehme an, dass du auch nicht alleine bist? Hier irgendwo treibt sich doch sicher deine kleine Elfenmörderin herum“, sagte er und begutachtete die Halle, „Ist aber auch egal, ich habe einen Spezialisten auf sie angesetzt und sie ist vermutlich bereits tot.“
Trisha Herz sackte in die Hose, als sie Faludens Aussage hörte. Sie konnte sich allerdings keine Blöße geben und verengte ihre Augen zu Schlitzen.
„Unterschätze sie nicht, sie wurde immerhin von mir unterwiesen“, sagte Trisha und hob ihre Waffe kampfbereit in Richtung Faluden. Gleichzeitig ließ sie ihre angeborene Kraft ihren Körper übernehmen. Ihre Arme und Beine wurden muskulöser und ihre Pupillen wurden zu Schlitzen. Trisha fing wieder an zu lächeln und zeigte ihre langen Fangzähne.
„Und diesmal bin ich besser vorbereitet. Ich werde die Informationen über meine Eltern aus dir raus Prügeln!“
„Dann zeig’s mir, Shifter“, lachte Faluden und spuckte aus, „schnappt sie euch!“
Faludens Männer rannten ohne zu zögern auf Trisha zu. Die Shifterin atmete einmal tief durch, lehnte sich leicht nach vorne und stieß sich vom Boden ab. Unter ihr zersplitterte der Stein und innerhalb eines Wimpernschlages rannte sie an einem der Männer vorbei und rammte ihm ihre dunkle Klinge in den Oberkörper. Fassungslos blickte er zu ihr herab und öffnete seinen Mund zu einem stummen Schrei, bevor er zusammenbrach. Trisha zog ihren Dolch mit einer flinken Bewegung heraus und rannte zum nächsten. Sie ließ sich zu Boden fallen, um einem Schwertschwung eines weiteren Handlangers auszuweichen, und rutschte durch seine Beine hindurch. Trishas Dolch fand eine ungeschützte, Stelle an seinem Oberschenkel und trieb seine Klinge hinein. Er knickte ein und spürte, kalten Stahl an seiner Kehle. Trisha zog ihre Waffe im hohen Bogen zurück und wandte sich zu Faludens anderen Männern, die geschockt zurückwichen, als hinter der Shifterin die beiden Männer tot zusammensackten. Ein blutiger Schleier breitete sich um Trisha aus, der langsam zu Boden sank und ihn rot färbte. Kaum eine Handvoll Sekunden waren vergangen und die anderen Männer mahlten sich aus, welche Chancen sie im Vergleich hatte.
„Wer will als Nächstes?“, fragte Trisha und drehte lässig ihren Dolch in der Hand. Die Männer machten keine Anstalten, ihr näherzukommen, und Faludens Miene verfinsterte sich, als er die Angst in ihren Augen sah. Trisha wollte gerade die Chance nutzen, um alles sofort zu beenden, als sie einen Aufschrei vom Dach hörte. Sie sah besorgt nach oben und vergaß kurzzeitig, dass sie nicht alleine war.
Ich muss das hier schnell beenden. Dachte sie, als sie hörte, wie etwas über den Boden rollte und neben ihren Stiefeln zum Halt kam. Trisha sah nach unten und ihre Adern gefroren, als sie eine faustgroße Kugel entdeckte, aus der eine brennende Lunte herausragte. Sie überlegte nicht lange und trat nach der Granate. Diese flog im hohen Bogen auf ein Regal, auf dem mehrere Kisten standen.
„Da müsst ihr euch schon was Besseres einfallen …“, sagte Trisha und verstummte, als sie sah, dass Faluden nun selbst die Angst ins Gesicht geschrieben stand und er eilig aus seiner Lagerhalle rannte. Eine Sekunde später zerriss ein riesiger Feuerball das Regal und verschlang die Kisten, die nun ebenfalls explodierten. Das Feuer breitete sich mit der Schockwelle aus und Faludens Handlanger wurde sofort von ihr verschlungen. Trisha selbst wurde von der Druckwelle zurückgeworfen. Sie hielt ihre Arme schützend vor ihr Gesicht, doch ihr Anzug schützte sie vor dem Schlimmsten, und sie bereitete sich innerlich auf den Aufprall vor. Dann spürte sie, wie sie an Geschwindigkeit verlor und sanft auf einer weichen Oberfläche abgesetzt wurde. Sie schlug ihre Augen auf und sah über sich ein instabiles Portal, und sie zuckte, als Funken aus ihm auf sie hinunterregneten. Es knallte laut, als es verschwand, und Trisha war alleine in einem quadratischen Raum, dessen Boden und Wände ausgepolstert waren. An der Decke leuchtete ein magisches Licht, welches den Raum spärlich erleuchtete. Trisha sah nirgends eine Tür, geschweige denn einen Spalt in der Polsterung. Ihr erster Gedanke war, sich herauszuschneiden, doch bemerkte sie erst jetzt, dass sie ihren Dolch verloren hatte. Trisha vermutete, dass die Explosion ihr die Waffe aus der Hand gerissen hatte.
„Hallo? Kann mich hier jemand rausholen? Ist da jemand?“, fragte sie, doch niemand antwortete. Sie schnalzte missbilligend mit der Zunge und tastete die Wände nach einem versteckten Durchgang ab.
„Ist das einer von Faludens Tricks?“, murmelte Trisha ratlos und setzte sich an eine der Wände. Sie zog ihre Beine an sich heran und starrte auf die gegenüberliegende Wand. Ihre Gedanken waren bei Rilliana als eine Welle der Erschöpfung über sie hereinfiel und sie zwang, ihre Augen zu schließen.

Rilliana schreckte aus ihrem Schlaf auf und zog panisch Luft ein, als hätte sie Angst, im nächsten Moment unter Wasser gedrückt zu werden. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter und wich zurück. Neben ihr saß Celine. Sie hatte eine besorgte Miene aufgesetzt, nahm ihre Hand hinunter und knetete sie in ihrem Schoß, als wäre ihr etwas sehr peinlich.
„Rilliana, es tut mir so unendlich leid. Terra und ich haben ein neues Sicherheitssystem getestet und vergessen, es abzuschalten. Ich habe nicht daran gedacht, dass ihr in den Keller teleportiert werden könntet“, murmelte Celine und wurde immer leiser, während sie sprach, „Ich habe bereits einen Brief nach Leon’s Keep geschickt, um Trisha darüber aufzuklären, wo du bist. Sie wird sich sicher …“
Sie verstummte, als sie Rillianas Tränen sah, die in Strömen ihr Gesicht herunterliefen.
„… Was ist passiert?“, fragte sie, mit ernster Stimme.


Als Rilliana ihre Erzählung beendet hatte, sah Celine sie mit zusammengekniffenen Augenbrauen an. Sie stand von ihrem Stuhl auf und deckte Rilliana sanft zu.
„Was hat das zu bedeuten, Celine? Wo ist Trisha?“, fragte Rilliana ängstlich.
„Das weiß ich noch nicht genau … Bleib noch etwas liegen, ich muss ein paar Sachen prüfen. Wenn du etwas brauchst, wird sich Terra um jeden deiner Wünsche kümmern. Und könnte ich einen Blick auf dieses Ei und deinen Anzug werfen?“, fragte Celine und deutete auf Rillianas Tasche sowie ihren schwarzen Einteiler, die neben ihrem Bett lagen.
„Ja, natürlich …“, murmelte Rilliana und schloss ihre Augen. Celine hob beide Sachen auf und ging leise aus dem Zimmer. Sie zog lautlos die Tür ins Schloss und drehte sich zu Terra um, die besorgt vor der Tür gewartet hatte.
„Was ist mit den beiden passiert? Ich wusste, ich hätte mir nicht von den beiden helfen lassen sollen, das ist alles meine Schuld“, sagte sie düster.
„Nein, es ist nicht deine Schuld. Meine Anzüge haben die beiden beschützt, wie sie sollten. Rilliana sogar hierhin hinteleportiert, als es zu gefährlich wurde, aber … ich … ich muss einen Fehler in Trishas Anzug gemacht haben … aber … das kann eigentlich nicht …“, sagte Celine und biss sich in den Daumen. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn Trisha etwas zugestoßen wäre. Aber zunächst musste Celine herausfinden, was mit ihrer Magie passiert war. Celine sah auf, als sie immer noch Terras Blick auf sich spürte, und legte beschwichtigend eine Hand auf Terras Schulter.
„Kannst du dich um Rilliana kümmern, solange ich den Anzug überprüfe? Schau, dass sie nichts Dummes anstellt“, flüsterte Celine.
„Das ist das Mindeste, was ich für Rilliana tun kann“, sagte Terra und eilte Celine voraus in die Küche, um etwas Nahrhaftes für die Elfe zuzubereiten. Celine verschwand in ihrem Labor, breitete Rillianas Anzug auf dem Tisch aus und legte vorsichtig das goldene Ei daneben. Sie spürte in ihm eine sanfte Magie. Was es genau machte, vermochte sie nicht zu sagen.
„Noch nicht“, murmelte sie und hielt ihre Hand darüber. Sie vernahm ein leichtes Prickeln auf ihrer Haut. Es fühlte sich fast so an, als würde seine Magie ihre Hand säubern.
„Äääääh … okay?“, murmelte Celine und wandte sich dem Anzug zu.


„DAS ERGIBT DOCH GAR KEINEN SINN!“, schrie Celine, als sie zum zehnten Mal Rillianas Anzug überprüft und keinen Fehler in ihrer Magie gefunden hatte. Sie hatte beide gleichzeitig verzaubert, also konnte es nicht an einem Fehler von ihr liegen. Auch das Ei hatte ihr weiterhin nichts über sich verraten und langsam verlor sie ihre Geduld. Celine fing aus Sorge, um ihre kleine Schwester sogar an, auf ihren Fingernägeln herumzukauen. Sie starrte das Ei böse an, in der Hoffnung, auf eine Idee zu kommen. Sie nahm es in die Hand und überprüfte es noch einmal, ohne Ergebnis. Ihre linke Augenbraue zuckte.
„NUTZLOS!“, schrie sie und warf das Ei zurück auf den Tisch. Es rutschte über die Arbeitsplatte und fiel zu Boden. Celine rollte mit den Augen, als das Ei in Richtung Flur verschwand, und stand genervt auf, um es zurückzuholen. Sie berührte dabei versehentlich Rillianas Anzug und zuckte zusammen, als sie auf einmal fremde Magie in ihm spürte.
„Was … wie …?“, fragte Celine und sah zur Tür, wo das Ei lag.
„Terra? Kannst du mir eben das Ei bringen? Es liegt im Flur!“, rief sie durch das ganze Haus und wartete mit ihrer Hand am Anzug ab.
„Hättest du es nicht selber holen können?“, fragte Terra mit dem Ei in der Hand und wollte es gerade auf den Tisch neben Celine legen, als diese ihr bedeutete, stehen zu bleiben. Sofort verschwand die Spur des Zaubers, als würde er von dem Ei vertrieben werden.
„Bring es bitte in die Küche“, sagte Celine aufgeregt, ohne zu ihr aufzublicken. Terra hob eine Augenbraue, tat aber, wie ihr geheißen. Sofort spürte Celine erneut die fremde Magie. Ein Zauber, der nicht ihr gehörte und leicht zu übersehen war, wenn man nicht danach suchte. Das Ei schien anscheinend nicht nur Celines Hände zu reinigen, sondern auch magische Unreinheiten zu vertreiben. Seine Magie hatte die fremde Magie unterdrückt, und so war sie sicher in den Kerker teleportiert worden, als es zu gefährlich wurde.
„Hätte Rilliana es nicht dabeigehabt, wäre sie … ja … wo wäre sie jetzt …“, murmelte Celine und untersuchte den fremden Zauber genauer. Erst zuckten ihre Augenbrauen, dann runzelte sich die Stirn, bis ihr Atem stockte. Eine einsame Träne rollte ihre Wange hinunter und sie musste schlucken.
„Du bist am Leben?“, flüsterte Celine und ballte ihre Hände zu Fäusten. Eine Mischung aus Trauer und Wut breitete sich in ihrem Körper aus. Sie schlug mit ihrer Faust auf den Tisch und er zerbarst krachend in zwei Hälften.

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  RE: Rilliana und Trisha Datum:29.12.25 10:13 IP: gespeichert Moderator melden


Ist absolut super und sehr leicht zu lesen ich frage mich nur ob du die Geschichte aktuell geschrieben hast oder schon vor einiger Zeit damit begonnen hattest und Diese jetzt so peu à peu einstellst. Denn der Umfang ist schon enorm.

Ciao Tom

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Fazer-Tom am 29.12.25 um 10:14 geändert
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:29.12.25 12:12 IP: gespeichert Moderator melden


Hey Tom,

vielen Dank für deine netten Worte. Die haben mir heute Morgen ein Lächeln beschert ^^
Die Geschichte von Rilliana habe ich im Jahr 2022 angefangen zu schreiben, im Rahmen des Kinktobers von Pyperhaylie auf Deviantart. Deswegen ist dir vielleicht aufgefallen, dass es manchmal ein paar Sprünge gab mit plötzlich einer anderen Thematik. Zumindest bis zum Ende von Kapitel 5. Von dort habe ich dann "normal" weitergeschrieben. Allerdings hatte ich im Jahr … 23? gedachte, ich könnte Rillianas Geschichte zu einem richtigen Buch machen, habe nun aber eingesehen, dass dies nicht funktionieren wird und ich eigentlich sehr viel Freude an meinem neuen Beruf habe, sodass ich nicht mehr hoffen muss. Deswegen habe ich Rillianas Geschichte seit ~November überarbeitet und stelle sie jetzt wieder nach und nach online. Ich muss sagen, einige Sachen musste ich stark zurückschneiden und im Nachhinein verändern, weil sie mir nicht mehr gefielen oder nicht mit meinen anderen Geschichten übereinstimmten. Auch das Gerüst von DnD welches ich mir als Leitfaden genommen habe, habe ich komplett abgerissen.

Insgesamt habe ich noch 2 Kapitel, die ich habe. Danach werde ich mich wieder daransetzen und neue Kapitel schreiben. Für LCs und Rilliana.

Wenn du nach mehr suchst, schau doch gerne in den Leon-City-Storys vorbei oder in den Side-Storys. Könnten hier und da ein paar Spoiler drin sein. Aber meistens sind es Sachen, die bis jetzt nicht mal auf dem Papier stehen.

Freut mich auf jeden Fall, dass du Gefallen an Rillianas Geschichte gefunden hast, und ich hoffe, du genießt die schöne Zeit in Leons Keep oder City. ^^
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:29.12.25 15:23 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 6
Gefallene Engel

Trisha schreckte aus einem unruhigen Schlaf auf, als sie spürte, dass sich eine der Wände ihres gepolsterten Gefängnisses öffnete und ein hell erleuchteter Gang dahinter zum Vorschein kam. Sie konnte Stimmen vernehmen und sprang auf ihre Füße. Kampfbereit wartete sie darauf, dass Faludens Handlanger in ihre Zelle eindrangen, um sie zu überwältigen, doch ihre Krallen würden ihnen das nicht einfach machen.
„Kommt schon, ihr Feiglinge!“, schrie sie den Gang hinein, doch niemand antwortete ihr. Trisha runzelte die Stirn und leckte sich über trockene Lippen. Sie ging vorsichtig zur Tür und schaute links und rechts in den Gang hinein. Ihre Zelle war am Ende eines langen Flurs positioniert und sie konnte weitere Türen sehen, die allerdings verschlossen waren. Der Flur selbst wies dieselbe Sauberkeit auf wie Celines Labor und war aus weißen, glatten Steinen gefertigt worden. Sofort kam ihr der Gedanke, dass ihre Schwester dahintersteckte. Trisha fing an, sich zu beruhigen. Vermutlich war das eine Art Notfallunterkunft von Celine, und ihr Anzug hat Trisha hierhergebracht, um dem Feuerball zu entgehen. Sie setzte ein Lächeln auf und ging auf eine nahe Biegung zu, hinter der sie Stimmen vernahm.
„Schnell, lad das auf! Wenn sie mitbekommt, dass wir hinter dem Zeitplan hängen, füllen wir bald diese Zelle!“, zischte eine panische weibliche Stimme, und Trisha verlangsamte ihren Schritt, als sie der Stimme kein Gesicht zuordnen konnte.
„Glaubst du, ich habe dazu Lust? Hilf mir gefälligst, oder ich sag’ ihr, dass es deine Schuld ist!“, erwiderte eine andere, ihr ebenfalls unbekannte Stimme. So leise wie möglich schlich Trisha zur Biegung und schaute vorsichtig um die Ecke. Zwei Frauen knieten neben einem Rollwagen, auf dem diverse Putzmittel lagen. Um ihn herum lagen einige Flaschen und Besen, welche beide so schnell wie möglich auflasen. Trisha hatte erst Zweifel, ob dies wirklich eine Einrichtung von Celine war, doch als sie die glänzenden Uniformen der Frauen sah, wusste sie, dass ihre Schwester nicht fern sein konnte. Die beiden Frauen trugen türkise Krankenschwesterkleidung, die aus demselben Schleimmaterial war wie ihr eigener Anzug. Zudem trugen sie Masken, die ihre untere Gesichtshälfte verdeckten.
„Sie wird uns …“, fing eine der beiden an und blickte auf, als sie Trishas Gesicht an der Ecke bemerkte. Sie wurde bleich und erstarrte.
„Warum hörst du auf, du weißt genauso gut wie ich …“
Die andere folgte ihrem Blick und entdeckte Trisha.
„Was macht sie außerhalb ihrer Zelle?“, flüsterte sie und wurde genauso bleich wie ihre Kollegin.
„Was fragst du mich? Du bist für die Türen zuständig!“, fauchte die andere, und beide standen vorsichtig auf und liefen langsam rückwärts von Trisha weg.
„Hey, wartet, ich tue euch nichts, das ist alles ein Riesenmissverständnis!“, rief Trisha hinterher, doch die beiden Frauen schienen nur noch unruhiger zu werden.
„Celine ist meine große Schwester, sie hat euch sicherlich von mir erzählt!“
Trisha konnte in den Augen der Krankenschwestern sehen, dass sie ihr nicht zuhörten. Sie drehten sich um und rannten davon, als wäre Trisha ein Monster, welches drohte, sie zu verschlingen.
„Das ist wohl nach hinten losgegangen“, murmelte Trisha und begann, ihnen mit Abstand zu folgen, da sie die Frauen nicht weiter erschrecken wollte. Erneut hörte sie panische Stimmen und laute Rufe zu ihr schallen und dann mit einem Mal Stille. Trisha atmete tief aus, als sie erneut an einer Biegung ankam.
„Keine Sorge, ich bin NICHT bewaffnet“, sagte sie und ging um die Ecke. Sie betrat einen gewaltigen Raum, der die Größe von Faludens Lager um das Hundertfache in den Schatten stellte. Die Wände und die Decke der Halle bestanden aus demselben glatten, weißen Material wie die Flure und boten keinerlei Halt zum Klettern. In regelmäßigen Abständen, waren Gittertüren in die Wände eingelassen, die vermutlich ins Innere der Anlage führten. Eine große, gläserne Kuppel war an der Decke montiert und bot eine ungehinderte Sicht auf den kompletten Platz. Alles wurde mit magischen Lichtern hell erleuchtet, doch wirkte es kalt, nicht einladend. In Trisha wuchsen Zweifel, aber dies konnte immer noch eine Einrichtung ihrer Schwester sein.
„Oder?“, fragte sie und richtete ihre Aufmerksamkeit nach vorne und begutachtete die fünf Frauen vor ihr, welche den Weg versperrten. Vier von ihnen trugen jeweils einen hellblauen Catsuit, die Mittlere, wie Trisha vermutete ihre Anführerin, einen in Dunkelblau. Alle hatten Schlagstöcke in der Hand und sahen so aus, als wollten sie diese auch benutzen. Hinter ihnen waren die beiden Krankenschwestern, die wie Espenlaub zitterten.
„Bitte, ich will nur zu meiner Schwester Celine“, sagte Trisha und hob beschwichtigend ihre Hände. Trisha hörte ein leises, dumpfes Geräusch, und etwas verschlug ihr keine Sekunde später den Atem, als hätte jemand ihr gegen die Brust geschlagen. Sie wurde durch die enorme Kraft nach hinten geworfen und krümmte sich vor Schmerz. Erst als die Frauen neben ihr standen und sie auf den Boden drückten, schaffte sie es, wieder einen klaren Gedanken zu fassen.
„War das wirklich nötig?“, stöhnte Trisha, während ihre Hände unsanft auf den Rücken gedrückt und mit Handfesseln fixiert wurden.
„Schweig, Gefangene, und identifiziere dich!“
„Das sagte ich doch bereits, ich bin Celines Schwester Tri … !“, presste die Shifterin durch ihre Zähne hervor, bevor die Wachen ihren Griff verstärkten und Trisha durch die Schmerzen verstummte.
„Deine Nummer, Gefangene!“
„Was für eine Nummer? Lasst mich los, wir können doch über alles reden!“ Trisha versuchte aufzustehen und wehrte sich gegen den Griff der Frauen.
„Das hat keinen Sinn, schalt sie aus.“
„Bitte was?“, sagte Trisha und drehte ihren Kopf zur Seite, um zu sehen, worüber sie sprachen. Ein Schlagstock schnellte nach vorne und traf ihren Kopf. Sofort sackte sie zusammen und verlor ihr Bewusstsein.
„Bringt sie in Verhörzelle A, ich werde mich dort mit ihr befassen, und weckt die Direktorin. Ich denke, sie will auch ein Wörtchen mit der Shifterin reden.“
„Jawohl, Aufseherin Rabea!“
Die Wachen verbeugten sich vor der in Dunkelblau gekleideten Frau, und während zwei von ihnen Trisha hinfort schleiften, liefen die beiden anderen zum Quartier der Direktorin.
„Nun zu euch“, sagte die Anführerin und drehte sich zu den Krankenschwestern, „meldet euch im Büro der Direktorin.“
Beide Frauen sahen sie entsetzt an, doch wagten sie es nicht, ihren Mund zu öffnen. Sie verbeugten sich vor Rabea und gingen mit gesenkten Häuptern Richtung Büro.

Rilliana spürte ein gewaltiges Beben durch das Haus gehen. Verwirrt stand sie aus ihrem Bett auf und rieb sich die Augen. Rilliana ging leise die Treppe hinunter und hörte, wie Terra anfing zu diskutieren.
„Was zur Hölle war das, Celine?“
„Mein Tisch …“, sagte Celine kalt, und Rilliana hörte, wie sie in den Flur ging und an Tea vorbeischritt. Ihre Absätze klackerten über den Steinboden, bis sie die Treppe hinaufstieg. Sie ging an Rilliana vorbei, aber sah sie noch nicht mal an.
„Celine, ich …“, fing Rilliana an, doch schien sie die Elfe nicht zu sehen. Unsicher sah sie ihr hinterher, als sie noch die anderen Stufen nach oben nahm und die Tür zu ihrem Zimmer zuknallte.
Sie gibt mir die Schuld …, dachte Rilliana und spürte, wie erneut Tränen ihre Augen hinunterliefen. Sie rannte selbst in ihr Zimmer und schloss sich darin ein. Terra konnte nur zusehen. Zusehen, wie ihre neuen Freunde von Wut, Trauer und Angst zerfressen wurden.

Trisha erwachte erneut und fluchte über die Kopfschmerzen, die sie nun plagten. Sie sah sich blinzelnd um und sah, dass sie sich diesmal nicht in einer weichen Zelle befand. Stattdessen hing sie an ihren Handgelenken, eine Handbreit über dem Boden. Grelles Licht schien in ihr Gesicht und blendete sie, sodass sie nur zwei Schatten ausmachen konnte, die sie zu beobachten schienen.
„Es war nicht nötig, mich bewusstloszuschlagen!“, knurrte sie die Schatten an und kniff die Augen zusammen, um mehr Einzelheiten ihrer Wärter zu erspähen.
„Wie lautet deine Nummer, Gefangene?“, fragte jemand, und Trisha erkannte die Stimme der Anführerin.
„Wie ich bereits sagte: Ich habe KEINE Nummer und ich bin keine Gefangene!“, sagte Trisha genervt und biss ihre Zähne zusammen.
„Wenn du keine Gefangene bist, wieso warst du dann in einer der Zellen?“
„Ich weiß es nicht. Ich bin hier irgendwie reingefallen!“
„Irgendwie reingefallen …“, wiederholte Rabea und sah stirnrunzelnd die andere Frau im Raum an. Diese ließ sich nichts anmerken und beobachtete weiter Trisha.
„Wie lautet dein Name?“
„Wie wäre es, wenn ihr mich erstmal losmacht, bevor ich noch irgendetwas anderes beantworte?!“, fauchte Trisha und zog an ihren Fesseln, die sich nur noch tiefer in ihre Handgelenke schnitten.
„Direktorin?“, fragte Rabea und blickte erneut zu der anderen Person. Trisha sah, wie sie den Kopf schüttelte und mit ihrem Handgelenk eine drehende Bewegung machte, wie Celine, wenn diese eine ihrer Erfindungen anschaltete. Ein kleiner Blitz erschien an Trishas Handschellen, doch die Shifterin schien ihn nicht zu bemerken. Fragend sah Trisha beide Schatten an.
„Sollte da jetzt irgendetwas passieren? Wenn ja, bist du die schlechteste Magierin, die ich je gesehen habe … Vielleicht kann ich meine Schwester Celine fragen, ob sie dir ein paar Tipps geben kann.“
Die Direktorin zuckte zusammen und die beiden anderen Frauen warfen ihr einen fragenden Blick zu.
„Direktorin?“, fragte Rabea.
„Lass uns allein“, flüsterte die Direktorin kaum hörbar.
„Natürlich, Direktorin, wenn Sie mich brauchen, ich bin in meinem Büro.“
Sie verbeugte sich und verließ den Verhörraum. Als die Tür ins Schloss fiel, hatte Trisha das Gefühl, als würde die Temperatur im Zimmer um zehn Grad sinken. Sie schluckte.
„Hör mal … Wenn du mich nur erklären lassen würdest, könnten wir alle nach Hause gehen und noch heute Abend darüber lachen. Das ist nämlich alles nur ein gewaltiges Missverständnis.“
„Sag Trisha, wer hat dir diesen Anzug angefertigt?“
Trisha blinzelte. Woher wusste sie ihren Namen? Und warum die Frage zu ihrem Anzug?
„Woher kennst du meinen Namen?“, wich Trisha der Frage aus.
„Ich kenne dich von früher.“
„Tatsächlich? Na dann kannst du mich doch einfach hier rauslassen, oder? So als kleinen Gefallen unter alten Freunden.“
„Nach all den Jahren hast du immer noch so ein großes Mundwerk. Celine hat da sicher häufig einen Knebel reingesteckt.“
Trisha wollte erst etwas erwidern, schloss dann allerdings ihren Mund.
„Falls du dich tatsächlich nicht erinnern kannst, mache ich dir keinen Vorwurf. Immerhin ist es lange her …“
Die Direktorin stand von ihrem Stuhl auf und ging auf Trisha zu. Sie drückte das Licht beiseite und Trisha zog zischend Luft ein, als sie erkannte, wer die Direktorin war.
„Ich dachte, du wärst tot!“, stammelte Trisha als sie die Dämonin erkannte, die ihr vor Jahren das Leben zur Hölle gemacht hatte. Erinnerungen sprudelten nun wieder hoch. Erinnerungen, die sie in die tiefsten Ecken ihres Kopfes verbannt hatte.
„Tod? Naaa, Celine hat dir wohl nicht alles erzählt, was damals passiert ist. Sie hat mich fast getötet, zugegeben, ich war selber schuld und ich bin ihr noch nicht mal böse deswegen, aber jetzt, da ich dich so sehe in einem meiner Anzüge …“
Jinara verstummte kurz und strich mit ihrer Hand über Trishas Bauch und ließ sie unterhalb ihrer Brüste wandern.
„Würde ich ihr am liebsten die Augen auskratzen!“
Ihre Hand kniff in Trishas Anzug und die Shifterin unterdrückte einen Schmerzensschrei, als sie ihre Brustwarze zwischen ihren Fingern knetete.
„Deine Anzüge?“, fragte Trisha und versuchte, sich wegzudrehen.
„Natürlich hat sie das auch nie erzählt, oder? Ich war es, die Schleime zu etwas Nützlichem umgewandelt hat, nicht deine diebische Schwester.“
Jinaras Hand wanderte weiter auf Trishas Rücken und diese atmete erleichtert auf.
„Nun weiß ich auch, wie du hier reingekommen bist. Vor nicht allzu langer Zeit wollte ich Celine besuchen, mich vielleicht sogar entschuldigen. Doch sie war nicht da. Nur ein großes Loch in der Wand, wo mal ihre Tür war. Ich wollte auf sie warten und mir ansehen, woran sie gerade arbeitete. Doch dann sah ich auf ihrem Tisch zwei meiner Anzüge, eben jenen, den du gerade trägst. Wie du dir sicher vorstellen kannst, war ich mehr als nur wütend, doch beschloss ich, einen kühlen Kopf zu bewahren, und webte in die Anzüge eine Einladung in mein bescheidenes Heim ein. Ich dachte, Celine würde ihr irgendwann folgen und mich finden. Doch stattdessen bist du nun hier“, sagte Jinara und gab Trisha einen leichten Klaps auf den Hintern.
„Ich könnte Celine für dich holen, wenn du willst“, fragte Trisha nervös.
„Wie ich deine lose Klappe hasse“, antwortete Jinara und schüttelte den Kopf, „du wirst nie wieder das Tageslicht sehen, Trisha. Wie alle anderen meiner Gefangenen. Niemand weiß, wo du bist, und niemand wird dich je finden.“
Trishas Puls beschleunigte. Rilliana würde einen Weg finden, um sie hier herauszuholen. Doch vielleicht hat Jinara recht: Woher sollte ihre Freundin wissen, wo sie sei? Rilliana könnte glauben, dass sie im Feuer umgekommen sei, wie Faludens Handlanger.
„Ich werde mich nun wieder zu meinem Büro begeben und ich wünsche dir einen erholsamen Aufenthalt in meiner Anstalt. Ich bezweifle, dass du mich jemals wiedersehen wirst, aber sei unbesorgt, ich werde immer ein Auge auf dich haben“, sagte Jinara und ging in Richtung Tür.
„Warum tust du das? Ich habe dir nie etwas getan!“, platzte es aus Trisha heraus. Sie hatte immer gewollt, dass sie Freunde wurden. Stattdessen hatte sie nur Hohn und Spott erfahren. Schmerzen und Strafen. Jinara blieb stehen.
„Du hast recht. Das hast du nicht“, sagte sie lächelnd. Sie warf einen Blick, zurück auf Trisha und begutachtete sie von oben bis unten.
„Aber ein besonders seltenes Exemplar wie du es bist, wird sich hier drinnen sehr nützlich machen. Oohh wie ich unsere Experimente vermisst habe.“
Trisha erstarrte, als eine eiskalte Hand sich um ihr Herz schloss.
„Willkommen im Gefängnis gefallener Engel“, sagte Jinara und zog die Tür hinter sich mit einem leisen Klicken zu. Trisha blieb alleine zurück in dem kargen Verhörzimmer. Es fiel ihr schwer zu atmen und Schweiß stand auf ihrer Stirn.

Jinara atmete tief und zufrieden aus, als die Tür ins Schloss fiel, und lächelte zufrieden. Das erste Mal seit langem spürte sie eine Freude in sich, die ihren ganzen Körper zu beleben schien und ihre Schritte beflügelte.
„Beruhige dich, Jinara“, ermahnte sie sich. Sie hatte schließlich, ein gewisses Maß an Professionalität zu wahren. Ihr Lächeln wurde von einem gleichgültigen Gesichtsausdruck abgelöst und sie schritt zügig zum Büro von Aufseherin Rabea, damit diese so schnell wie möglich Trisha ins Gefängnis eingliedern konnte. Jinara klopfte an der Tür und öffnete sie. Sofort erhob sich Rabea von ihrem Schreibtisch und salutierte.
Frau Direktorin?“
„Aufseherin Rabea, kümmern Sie sich bitte persönlich um unsere neueste Gefangene. Sie ist ab heute mein wichtigster Gast und ich fände es jammerschade, wenn sie einen falschen Eindruck von meiner Einrichtung erhalten würde.“
„Sehr wohl, Frau Direktorin. Darf ich fragen, welchen Farbcode sie bekommen soll?“, fragte Rabea. Jinara hielt inne und überlegte kurz.
„Ich denke, rot würde ihr ausgezeichnet stehen. Finden Sie nicht?“
Rabea runzelte die Stirn, fragte aber nicht weiter nach und verbeugte sich.
„Wie Ihr wünscht“, sagte sie. Jinara ging weiter zur Glaskuppel, hoch oben über ihrem „Spielplatz“, wie sie ihn nannte. Ein Meisterwerk an Magie und Technik und perfekt für die täglichen Spiele, die ihre Gefangenen absolvieren konnten, sofern sie etwas essen wollten. Sie bebte vor Aufregung, als sie die Tür öffnete, und fing an, diabolisch zu grinsen, als sie ihr Kontrollpult sah, mit dem sie ihr gesamtes Gefängnis steuern konnte.
„Ooooh, wir werden so viel Spaß haben“, murmelte Jinara und strich über ihr Pult, setzte sich an ihren Stuhl und rieb sich ihre Finger. Sie wollte gerade die heutige Attraktion erschaffen, als sie eine Bewegung in ihrem Augenwinkel wahrnahm.
„Was tut ihr hier?“, fragte sie barsch, als sie die beiden Krankenschwestern sah, die demütig ihre Köpfe auf den Boden gedrückt hatten und angsterfüllt quiekten, als sie angesprochen wurden.
„Herrin, Aufseherin Rabea hat uns zu euch geschickt, nachdem die Gefangene ausgebrochen war. Es war unsere Schuld und wir bitten euch vielmals um Verzeihung!“, sagte eine der beiden und machte sich noch kleiner. Jinara würdigte sie keines weiteren Blickes und manipulierte das Kontrollpult mit ihrer Magie, um Wände und Hindernisse auf ihm entstehen zu lassen. Zeitgleich hörte man auf dem Platz unter ihnen laute Geräusche, die in der ganzen Halle widerhallten.
„Es war nicht eure Schuld, dass sie entkommen ist“, murmelte die Direktorin gedankenverloren.
„Oh danke, Herrin, vielen Dank!“, sagten beide wie aus einem Munde und erhoben sich vorsichtig vom Boden.
„Ich habe euch allerdings nicht erlaubt, aufzustehen.“
Die beiden Frauen warfen sich einen nervösen Blick zu und knieten sich wieder hin.
„Das sollte für Trisha ein würdiges Willkommensgeschenk sein“, sagte Jinara und gab der Konsole einen letzten Befehl. Zufrieden nickte sie und erhob sich von ihrem Stuhl. Jinara streckte sich und ging zu der Glasscheibe, die sie von der Halle trennte. Unter ihr erstreckte sich ein Labyrinth, welches sie mit Fallen und Hindernissen bestückt hatte. Sie biss sich auf die Unterlippe und setzte wieder ein diabolisches Lächeln auf, als sie ihr Lebenswerk betrachtete.
„Mal sehen, ob du heute Abend immer noch so eine große Klappe hast, Trisha … Ihr da! Herkommen!“, befahl sie den beiden Frauen. Jinara wollte die Aussicht genießen und eine bequeme Sitzgelegenheit haben. Die beiden Frauen kamen ihr dabei gerade recht.

Trisha wusste nicht, was sie erwarten würde, und sie wollte es auch nicht herausfinden. Sie musste verschwinden, und zwar so schnell es nur irgendwie ging. Sie hob vorsichtig ihre Beine an und biss ihre Zähne zusammen, als ihre Fesseln tief in ihre Handgelenke schnitten. Als ihre Stiefel in Griffreichweite ihrer Hände kamen, atmete sie erleichtert auf und zog ihren Dietrich heraus. Langsam ließ sie ihre Beine wieder sinken und stieß zischend Luft aus.
„Bei den Göttern, kein Wunder, dass Rilliana damals ihr Safeword gerufen hat!“, murmelte sie und fing an, ihr Schloss zu bearbeiten. Trisha spürte, Wärme an ihren Fingerspitzen und sah irritiert nach oben. Der Dietrich schien zu glühen, nachdem sie ihn ins Schloss der Handschellen gesteckt hatte, und sie ließ ihn hastig los, als er drohte, ihre Finger zu verbrennen. Klappernd landete der Dietrich neben ihr auf dem Boden.
„Scheiße.“
Die Tür zum Verhörraum öffnete sich und die Aufseherin kam herein, gefolgt von zwei Frauen in hellblauen Catsuits.
„Ich sehe schon, wir waren fleißig“, sagte die Frau, als sie den immer noch glühenden Dietrich auf dem Boden sah.
„Ich bin Oberaufseherin Rabea und du befindest dich im Privatgefängnis gefallener Engel. Wie du sicher bereits festgestellt hast, laufen hier die Dinge etwas anders als in gewöhnlichen Gefängnissen. Dank der Magie der Direktorin verfügt ihr Gefängnis über die höchste Sicherheit …“
„Könnt ihr mich hier runterholen, meine Hände beginnen einzuschlafen“, unterbrach Trisha Rabeas Rede und starrte sie unbeeindruckt an. Sie hatte keine Angst vor einer Möchtegern-Wärterin. Rabea hob eine Augenbraue, nickte aber ihren Angestellten zu. Die beiden Frauen in den helleren Catsuits holten Trisha herunter und zwangen sie, sich auf den Boden zu knien.
„Du hast ein loses Mundwerk, Shifter“, merkte Rabea an und drückte ihren Schlagstock unter Trishas Kinn.
„Kommt darauf an, wen man fragt“, erwiderte Trisha und sah der Aufseherin stur in die Augen. Sie hätte schwören können, den Hauch eines Lächelns auf Rabeas Lippen sehen zu können.
„Die Direktorin möchte dich so schnell wie möglich bei den anderen Gefangenen wissen. Kann ich mich darauf verlassen, dass du gehorchst und keinen Aufstand machst, damit wir das schnell hinter uns lassen können?“
„Löse doch die Fessel und finde es heraus.“
Rabea schüttelte den Kopf und gab den beiden Frauen ein Zeichen. Trisha wurde grob von hinten gepackt und erneut auf den Boden gedrückt, während Rabea eine metallische Brosche aus ihrer Tasche zog. Sie drückte sie auf Trishas Hals, und die Shifterin spürte, wie diese sich ausbreitete und sich in ein enges Halsband verwandelte.
„Ziehe den Anzug aus, Shifter“, sagte Rabea, als die beiden Frauen Trisha losließen und ihre Handfesseln lösten. Trisha lächelte verschlagen und wollte mit ihren Krallen kurzen Prozess mit ihren Wärtern machen, als ein Stromschlag ihr jegliche Kontrolle über ihren Körper raubte und sie zuckend zu Boden ging.
„Holt sie da raus“, sagte Rabea fast gelangweilt und beugte sich zu Trishas Gesicht hinunter.
„Schon blöd, wenn man nur vom Strom geschützt wird, wenn der Anzug dazwischen ist, oder? Jegliche Gewalt gegen Wachen wird mit dieser Erfindung im Keim erstickt“, sagte sie und tippte gegen Trishas Halsband, welches oberhalb ihres Anzugs festsaß. Kurze Zeit später hatten die Wachen Trisha ausgezogen und ihr ihren Anzug genommen. Vorsichtig stand sie mit gerötetem Gesicht auf und sah Rabea finster an.
„Was jetzt? Laufen alle Gefangenen nackt durch das Gefängnis?“, fragte Trisha gereizt und bedeckte ihren Körper so gut es ging mit ihren Händen.
„Wenn ich dir einen Tipp für die Zukunft geben darf … meine Untergebenen sind weitaus … sagen wir, energischer in der Ausführung ihrer Pflicht und könnten dich vielleicht nicht so amüsant finden wie ich.“
„Oh, vielen Dank auch“, antwortete Trisha zähneknirschend. Rabea schüttelte erneut den Kopf und sagte: „Aktiviere Halsband. Code rot. „Gefangennummer 5703.“
Das Halsband um Trishas Hals piepte kurz und die Shifterin spürte, wie eine warme Flüssigkeit sich über ihren Körper ausbreitete. Trisha sah an sich hinunter und verfolgte fasziniert, wie roter Schleim ihren gesamten Körper unterhalb ihres Halses bedeckte, abgesehen von ihrem Schweif.
„Hätte ich nicht meinen Anzug behalten können, wenn ihr mir sowieso einen nahezu identischen gebt?“, fragte Trisha doch bemerkte sie kurz darauf das Material. Es wurde viel dicker und schien sich gegen sie zu wehren. Er schränkte ihre Bewegungen ein, zwang ihren Körper, aufrechtzustehen, mit ihren Armen an ihrer Seite. Ihre Krallen schafften es auch nicht, den neuen Anzug zu durchstoßen. Rabea lächelte zufrieden über den angestrengten Gesichtsausdruck von Trisha, als diese unter Kraftaufwand versuchte, ihren Arm zu heben.
„Code-Rot-Anzüge sind normalerweise für unsere Stärksten und gefährlichsten Gefangenen, und ich dachte erst, dass die Direktorin übertreiben würde, als sie dir auch einen gab, aber ich denke, er wird dir ausgezeichnet stehen“, sagte Rabea und befestigte eine Leine an Trishas Halsband.
„Ich bin noch nicht überzeugt. Könnte ich vielleicht meinen Anzug wieder haben?“
Rabea zog Trisha an der Leine zu sich.
„Du hast noch nicht alles gesehen. 5703 Zwangsjacke zwei!“
Trisha spürte, wie der Anzug über ihre Finger hinauswuchs, und sie zwang ihre Arme, unter ihrer Brust zu überkreuzen. Hinter ihren Rücken verbanden sich die Ärmel miteinander und machten die Shifterin hilflos. Zusätzlich spannte sich ein Seil zwischen ihren Knöcheln und unterband jeglichen Gedanken, wegzurennen.
„Besser?“, fragte Rabea. Trisha sagte nichts und starrte mit leerem Blick ihren Körper hinunter.
„Ihr beide bringt sie in eine Zelle, damit sie sich noch ein wenig ausruhen kann. Ich habe das Gefühl, die Direktorin hat heute ein großartiges Spektakel für sie geplant“, fügte sie zu ihren Wachen gewandt hinzu und drückte ihnen die Leine in die Hand, bevor sie den Raum verließ. Die beiden Damen in den hellblauen Anzügen hatten kein Lächeln auf den Lippen und starrten Trisha emotionslos an. Irgendetwas sagte der Shifterin, dass sie besser ihren Mund halten sollte, und sie wartete darauf, von ihren Wärtern abgeführt zu werden.
„Sie mal einer an, sie weiß also doch, was Schweigen bedeutet“, sagte eine von beiden und zog grob an der Leine, um Trisha zum Folgen zu bewegen. Diese stolperte ihr hinterher, so gut es ihre Beinfessel erlaubte. Zu dritt gingen sie durch die weißen Gänge des Gefängnisses und liefen an diversen Türen vorbei. Eine der Wachen erklärte Trisha den Tagesablauf, doch die Shifterin hörte nicht zu und studierte stattdessen die Lage der Räume und Wege, um einen möglichen Fluchtweg auszumachen.
„Da sind wir also“, sagte die Wache schließlich und öffnete die Zelle, in die Trisha hineingefallen war, „Du hast noch ein bisschen Zeit, bis die Spiele beginnen. Viel Vergnügen auf dem ‚Spielplatz‘, 5703.“
Trisha wurde unsanft in die Zelle geschubst und fiel auf den weichen Boden. Die Tür schloss sich hinter ihr und ihre Fesseln lockerten sich, sodass Trisha wieder ihre Arme und Beine benutzen konnte. Sie drehte sich auf ihren Rücken und starrte an die Decke. Gegen den Anzug ankämpfend hob Trisha ihre Hände und tastete nach ihrem Halsband, welches fest um ihren Hals lag. Wenn sie von hier fliehen wollte, musste sie es zuerst loswerden, doch sie fand weder ein Schlüsselloch noch eine andere Schwachstelle im Ring und ließ enttäuscht ihre Arme sinken.
„Scheiße“, flüsterte sie, als ihr klar wurde, dass sie eine lange Zeit hier verbringen würde.

Eine junge Dämonin hüpfte aufgeregt in ihrem kleinen Zimmer herum und betrachtete ihr neues Kleid im Spiegel. Das schwarze Kleidungsstück lag eng auf ihrer Haut und glänzte im Licht. Jede Einzelheit ihres Oberkörpers war durch das veredelte Material der Schleime zu sehen, und an der Seite hatte sie einen Schlitz eingearbeitet, durch den man einen Blick auf ihre verführerisch langen Beine werfen konnte. Ihr Schweif wedelte fröhlich hinter ihr durch die Luft. Jinara grinste. Sie hatte es endlich geschafft, aus diesen nutzlosen Kreaturen etwas bisher Einzigartiges zu erschaffen. Während sie sich in ihrem Abbild verlor, dachte sie an die Zukunft und all die Möglichkeiten, die ihrer Schöpfung ermöglichen könnte. Die Maschine von Celine und ihr funktionierte endlich, dank ihrer neuen Formel, und sie konnte es kaum abwarten, sie der Welt zu präsentieren.
„Ich muss das zuerst Celine zeigen!“, schoss es ihr durch den Kopf, und sie eilte aus ihrem Zimmer. Sie vergaß vor Aufregung, sich zu ducken, sodass ihre Hörner über den Türrahmen kratzten, und eilte in den Keller von Celines Haus, in dem sie ihre Freundin und Mentorin zurückgelassen hatte. Vorsichtig ging sie an der, immer noch feuchten Leinwand vorbei, die Celines momentane Situation darstellte, und schaute ehrfürchtig zu ihrer Freundin hinauf, die wie eine Göttin über ihr schwebte. Auf den ersten Blick sah es so aus, als würden Ranken und Blumen ihren Körper verzieren und sie über den Boden halten. Wenn man jedoch genauer hinsah, konnte man feststellen, dass unter den Pflanzen Seile um Celines Körper gewickelt waren. Sie waren in einem komplizierten Muster um ihre Beine geflochten, wanden sich um ihren Körper nach oben und streckten ihre Arme auseinander. Ihre scharlachroten Haare waren mit einem weiteren, von weißen Rosen geschmückten Seil verflochten und nach hinten gezogen, sodass Celine gezwungen war, die Decke anzustarren.
„Celine, ich habe es geschafft!“, rief Jinara freudig aus und löste die Seile, die Celine an der Decke festhielten. Sie landete wie ein Engel auf dem Boden und die Fesseln lösten sich wie von selbst. Celine stöhnte kurz auf, als sie wieder die Gewalt über ihre Arme erlangte, und begann, diese zu massieren.
„Was meinst du, Jinara?“, fragte Celine mit zusammengekniffenen Augen, als sie spürte, wie ihr Blut zurück in ihre Glieder floss.
„Mach doch mal die Augen auf!“, forderte Jinara und posierte vor ihrer Freundin. Celine machte erschöpft ein Auge auf und schaute zu ihrer dämonischen Freundin hoch. Sie fing an, ungläubig zu blinzeln, als sie das schwarz glänzende Kleid von Jinara sah, und ihre Kinnlade klappte herunter.
„Du hast es Geschafft!“
„Das sagte ich doch bereits!“, sagte Jinara mit gespielter Entrüstung und drehte sich im Kreis, um ihren Körper der Hexe zu präsentieren.
„Wie hast du das angestellt?“
„Das erkläre ich dir, sobald du dich angezogen hast“, sagte Jinara und warf Celine Hose und Hemd hin, während sie aufstand und über ihren eigenen Körper streichelte.
„Stell dir nur vor, was wir alles damit herstellen könnten!“, murmelte die Schülerin und leckte sich über die Lippen.
„Nur mal langsam. Wir sollten noch einige Tests durchführen“, sagte Celine und zog das Hemd an und führte ihre Haare aus dem Kragen.
„Ich teste es doch bereits und meine Lösung ist perfekt! Komm jetzt, ich muss es dir zeigen!“, sagte Jinara und reichte Celine ihre Hand, um sie nach oben zu ziehen. Celine konnte gerade noch ihre Hose schließen, bevor sie hinterherlief. Die ganze Zeit starrte sie auf den glänzenden Körper ihrer Freundin, bis sie in Jinaras Arbeitszimmer angekommen waren und vor der Maschine standen.
„Was hast du an unserer Maschine verändert?“, fragte Celine und untersuchte die Apparatur, „Sie sieht nicht anders aus als bei unseren letzten Versuchen, oder?“
„Es war ganz einfach“, sagte Jinara und zeigte auf einen Trichter an einem Ende der Maschine, „Dort kommt das Material hinein und am Ende kommt verarbeitbares stabiles Material hinaus und es lag permanent vor unserer Nase!“
Celine runzelte die Stirn.
„Das ist mir klar, Jinara. Ich meine, wie hast du es geschafft, das Material nicht seine Form verliert, sobald du es in das Kleid verwandelt hast?“
„Nun … gar nicht“, sagte Jinara mit einem Grinsen, welches Celine immer wieder aufs Neue einen Schauer über den Rücken jagte. Sie ließ sich aber nichts anmerken und wartete auf Jinaras Erklärung.
„Ich habe mich gefragt, wie die Schleime selbst in ihrer Form bleiben können, obwohl sie nur gehirnlose Kreaturen sind, doch dann habe ich mich gefragt: Was wäre, wenn ich sie einfach komplett an die Maschine verfüttere und nicht nur die Absonderungen, wie wir es sonst immer tun?“
Celines Augenbrauen zogen sich ernst zusammen, als sie das hörte.
„Du hast meine Schleime in die Maschine geworfen?“, fragte sie mit zitternder Stimme, doch Jinara schien es nicht zu bemerken.
„Ja, dumm, dass wir nicht schon vorher darauf gekommen sind“, sagte Jinara und streichelte über das glänzende Material.
„Das wird die Welt verändern. Stell dir vor, endlich können diese ekligen Monster für etwas nützlich sein! Kein Kleidungsmangel, Rüstungen, die Wunden ihrer Träger verarzten können. Und wenn wir sie gut genug verzaubern könnten, wir sie vielleicht zu mächtigen Kampfanzügen verwandeln! Unzerstörbar und mit unendlich vielen Einsatzmöglichkeiten! Also, was sagst du?“, fragte Jinara und drehte sich zu Celine um, als sie merkte, dass diese nicht antwortete. Sie stockte, als sie die Tränen in Celines Augen sah.
„Wie konntest du nur?“, fragte Celine mit bebender Stimme und unterdrückter Wut.
„Wie ich nur konnte?“, fragte Jinara aufgebracht und schlug mit einer Hand auf die Maschine, während die andere sich in ihr Dekolleté festkrallte.
„Ich habe hier die Zukunft erschaffen!“
„Nicht so. Nicht, wenn wir dafür meine Haustiere opfern müssen“, sagte Celine und schüttelte angewidert den Kopf.
„Ach, tu doch nicht so, als hättest du ihnen allen einen Namen gegeben! Sie sind abscheulich und warten nur darauf, dass ich sie in etwas Wundervolles verwandle, so wie das Bild unten oder deine Shifter-Schwester!“
KLATSCH
„Raus!“, sagte Celine. Ihre Stimme zitterte vor Wut. Jinara hatte ihre Augen weit aufgerissen und ihr Mund stand entsetzt offen. Ihre Hand hielt den roten Abdruck in ihrem Gesicht. Fassungslos starrte sie Celine an.
„Du setzt das Leben dieser Monster …“
KLATSCH
„Raus, und zwar sofort! Ich will … ich kann dich nicht mehr sehen! Jetzt wird mir alles klar! All die Zeichen, die ich ignoriert habe!“
Stille breitete sich im Zimmer aus, während Tränen Celines Wangen herunterrollten. Wortlos ging Jinara zu ihrem Bett und kramte einen Rucksack unter ihm hervor. Sie warf Bücher, Kleidung und andere ihrer Habseligkeiten hinein und ging durch die Tür. Sie stieß unsanft gegen Celines Schulter, als sie an ihr vorbeiging, und verließ das Haus. Celine folgte ihr und wollte gerade die Tür hinter ihr schließen, als Jinara erneut das Wort ergriff: „Das hast du von Anfang an geplant, oder? Sobald ich den Durchbruch geschafft habe, den du nie erreichen konntest, nimmst du mir alles.“
„Das ist nicht wahr!“, sagte Celine und ballte ihre Hände zu Fäusten.
„Oh doch, von Anfang an ist das doch dein Ding gewesen! Selbst wenn ich dich gefesselt habe, konntest du nicht anders, als die Kontrolle zu behalten! Jedes Mal, wenn ich eine Idee hatte, musste ich dich um Erlaubnis bitten! Als wäre ich nichts weiter als deine Dienerin! Nein! Sklavin! Schließlich ist es deine Schuld, dass ich nie wieder nach Hause kann! Aber die Zeit der Sklaverei ist vorbei! WIR SIND VORBEI! Gib mir meine Maschine, ich werde ohne dich weiter machen!“
Celine schüttelte nur den Kopf, während in ihr immer noch ein Sturm wütete, den sie versuchte zu unterdrücken.
„Meine Schuld? Ja … deine Maschine? Nachdem, was du meinen Haustieren angetan hast? Was du … bei den Göttern …“, Celine fing an zu schluchzen, als sie endlich verstand, was Trisha erleiden musste.
„SOFORT!“, rief Jinara und hob drohend eine Hand und ließ Magie in sie hineinfließen. Celine verzog gequält das Gesicht und hob ihre eigene Hand.
„Mach das nicht, Jinara … Wenn du das tust, gibt es für uns kein Zurück mehr!“, sagte Celine kalt.
„Zurück? Zurück in deinen Schatten? Mach dich nicht lächerlich! Ich werde die Zukunft erschaffen!“, schrie Jinara und ein Feuerball schoss aus ihrer Hand auf Celine. Wie in Zeitlupe, sah Celine den Feuerball auf sich zuschießen, doch fühlte sie mit einem Mal keine Wut mehr, nur noch Trauer. Sie wirkte ihren eigenen Zauber und warf ihn gegen den Feuerball. Die beiden Zauber prallten zusammen und explodierten mit einem ohrenbetäubenden Knall. Celine wurde zurück ins Haus geschleudert und rutschte über den Flur. Sie machte keine Anstalten aufzustehen und blieb einfach liegen, während es vor ihrem Haus lichterloh brannte. Tränen liefen nun in Strömen über ihre Wangen und sie hatte das Gefühl, dass sie jegliche Kraft verloren hatte. Ihre Schreie hallten durch das ganze Haus.

Die Sonne ging auf und tauchte Celines Schlafzimmer in rotes Licht. Ihre Strahlen trafen ein Gemälde an der Wand, welches eine Frau zeigte, deren Körper von Ranken überwuchert war. Sie schien gen Himmel zu fliegen und ihm hoffnungsvoll entgegenzusehen. Celine saß auf ihrem Bett, einen Arm fest um ihre Beine geschlungen und in dem anderen eine Weinflasche. Sie starrte das Bild an und versuchte, sich einen Reim aus allem zu machen.
„Zehn Jahre Jinara, zehn Jahre bist du weg. Zehn Jahre, in denen du mich in dem Glauben gelassen hast, dass ich dich getötet hätte … meine beste Freundin. Und jetzt, da ich weiß, dass du noch lebst, entführst du meine Schwester? Wie konnte ich nur so dumm sein“, murmelte sie und nahm einen großen Schluck aus der Weinflasche.
„UND WAS JETZT? SOLL ICH AUF KNIEN ZU DIR HINGEKROCHEN KOMMEN, MICH ENTSCHULDIGEN?“, schrie sie das Gemälde an und warf ihre Flasche nach ihm. Sie verfehlte das Bild und die Flasche zerbarst an der Wand. Scherben verteilten sich im ganzen Raum und rote Flecken besprenkelten Wand und Boden. Ihre Finger krallten sich in ihr Bett und hinterließen Kratzspuren, bis sie eine Welle der Schwäche überrollte und sie ihren Kopf abstützen musste. Celine sah nicht auf, als es klopfte, und sagte nur mit trüber Stimme: „Herein.“
Celine ließ sich nach hinten auf ihr Kissen fallen. Terra öffnete die Tür und sah ihre Freundin an.
„Muss ich mir Sorgen machen, Celine?“, fragte sie.
„Nein. Ich überlege nur mein weiteres Vorgehen.“
Terra sah sich im Zimmer um und begutachtete die Scherben und die Weinflecke auf dem Boden und an den Wänden.
„Sieht ganz danach aus … Celine, du musst das nicht alleine machen. Rilliana und ich können dir helfen. Rilliana hat die ganze Nacht nach dir gefragt, nachdem du wortlos in dein Zimmer gestürmt bist.“
„Hat sie das?“, fragte Celine emotionslos und starrte weiter die Decke an. Terra seufzte leise und ging zurück zur Tür.
„Ich habe versprochen, auf Rilliana zu achten, aber ich weiß nicht, ob ich sie aufhalten will, wenn sie beschließt, auf eigene Faust nach Trisha zu suchen. Sie braucht dich“, sagte Terra und schloss die Tür hinter sich, als sie wieder nach unten ging. Als sie an Rillianas Zimmer vorbeiging, vernahm Terra ein Schluchzen durch die Tür. Besorgt griff sie nach der Klinke, zögerte aber.
„Was mach’ ich hier nur?“, murmelte sie und ließ ihre Hand sinken. Sie ging weiter ins Wohnzimmer und ließ sich in den Sessel fallen.
„Könnte ich wenigstens meine Kontakte erreichen, dann könnte ich vielleicht herausfinden, wo Trisha abgeblieben ist. Verdammter Faluden“, murmelte sie und faltete ihre Finger unter ihrem Kinn. Sie ließ ihren Blick durch den Raum schweifen und bemerkte ein kleines, gerahmtes Bild auf dem Kaminsims. Es zeigte Celine, Trisha, Rilliana und Terra, Arm in Arm.
Sie alle hatten ihre Catsuits an und strahlten vor Freude. Celine hatte ihre Magie benutzt, um den glücklichen Moment einzufangen.
„Alles meine Schuld“, murmelte sie und legte das Bild auf sein Gesicht. Terra hörte, schritte hinter sich und sah Celine die Treppe herunterschwanken.
„Ist dir was eingefallen?“, fragte Terra, doch sie bekam keine Antwort. Celine verschwand in der Küche und tauchte kurze Zeit später mit einer neuen Weinflasche in der Hand wieder auf.
„Ist das dein Ernst?“, fragte Terra, stürmte auf Celine zu und drückte sie gegen die Wand.
„Ist das dein Plan? Dich mit Wein abschießen und warten, bis Rilliana abhaut? Was hast du herausgefunden? Lass uns endlich helfen!“
Celine sah sie an und öffnete ihren Mund, doch kein Wort kam heraus. Stattdessen hob sie die Flasche, um einen Zug aus ihr zu nehmen. Terras Augenbraue zuckte und sie schlug Celine die Flasche aus der Hand.
„Schluss jetzt! Du hast genug getrunken!“, ermahnte sie Celine und starrte sie Wütend an.
„Was willst du von mir hören, Terra? Dass ich weiß, wo meine Schwester ist? Das tue ich nicht! Ich habe keine Ahnung! Das Einzige, was ich weiß, ist, dass Jinara sie mir genommen hat! Verdammt! Sie könnte ihr erneut etwas Abscheuliches antun. Wäre dieses Ei nicht gewesen, wüsste ich noch nicht einmal, dass sie weg ist. Trisha sie …“
Celine verstummte. Terra roch eine Weinfahne aus ihrem Mund. Sah, wie ihre Lippen zitterten. Doch sie horchte auf.
„Jinara?“, fragte sie ruhig, und man sah, wie es in ihrem Kopf anfing zu rattern.
„Meine … eine alte … ich weiß nicht, was sie jetzt ist, Terra. Ich dachte, sie sei tot, und jetzt … ich kann das nicht, Terra, sie war …“
Celine verstummte erneut, diesmal, um sich von Terras Griff zu lösen. Terra ließ sie gewähren und blickte Celine hinterher, als sie nach oben verschwand.
„Jinara“, murmelte Terra und leckte sich die Lippen, als der Name ihr bekannt vorkam.
Aus den Dokumenten vom Treffen der Lords? Von zuhause? Überlegte Terra und streichelte nachdenklich ihr Kinn.
„Wenn ich es schaffe, mit meinen Mädchen Kontakt aufzunehmen, könnte ich …“, murmelte Terra.

Schweigend saß Rilliana an der Tür und lauschte, wie Celine wieder die Treppe hochstolperte.
„Jinara also“, murmelte Rilliana und ging zu dem Schrank, in dem sie ihren Bogen aufbewahrte. Jetzt hatte sie einen Namen. Jetzt konnte sie etwas tun. Was genau wusste sie nicht, aber jetzt konnte sie nicht einfach rumsitzen.
Ich brauche meine Sachen. Meinen Anzug, meine …, dachte Rilliana doch wurde ihre Gedanken unterbrochen, als es klopfte. Rilliana sah auf, als die Tür sich öffnete und Terra vor sie trat. Sie sah sie mitleidig an.
„Alles in Ordnung, Rilliana?“, fragte sie, als sie das tränenverschmierte Gesicht der Elfe sah. Sie nickte nur, setzte ein falsches Lächeln auf und ging zu ihrer Kommode, um ein paar Dietriche daraus herauszunehmen. Terra setzte sich auf Rillianas Bett und tätschelte den Platz neben sich, um die Elfe dazu zu bewegen, innezuhalten. Rilliana schüttelte nur den Kopf und zählte stattdessen die Pfeile in ihrem Köcher.
„Du hast mitgehört, oder?“, fragte Terra und seufzte, „Hast du zumindest einen Plan?“
Rillianas Lächeln verschwand.
„Brauche ich nicht. Einen Namen ist alles, was ich brauche, um herauszufinden, wo Trisha ist.“
„Ich habe den Namen Jinara vielleicht schon mal in meinen Unterlagen gesehen. Vielleicht kann ich Kontakt mit …“
„Tut mir leid, Terra, aber das sind mir zu viele Vielleicht. Ich denke, ich habe bessere Chancen, diese Jinara zu finden, wenn ich jetzt gehe. Leon’s Keep wird mir das geben, was ich brauche.“
„Das hört sich für mich aber auch an wie ein Vielleicht. Außerdem sucht dich Faluden und …“
„Ich kann nicht hierbleiben“, wiederholte Rilliana und schulterte ihren Bogen.
„Rilliana … ich kann dich nicht gehen lassen ohne einen Plan! Bleib hier und überlege dir mit uns …“
„Terra, so bin ich nicht. Ich kann nicht auf ein Vielleicht warten und bis dahin nichts tun. Ich muss zurück.“
„Bitte … lass uns einfach unsere Kräfte sammeln und …“
„Wie lange? Eine Stunde? Ein Tag? Eine Woche? Trisha hat diese Zeit vielleicht nicht.“
„Wir müssen warten. Wo willst du überhaupt anfangen zu suchen?“
„Wie ich sagte: Leon’s Keep und von da aus …“ Rilliana unterbrach sich, als Terra aufstand und sich ihr in den Weg stellte. Rilliana sah sie finster an und hob warnend einen Finger.
„Terra, geh mir aus dem Weg“, zischte sie.
„Das willst du nicht wirklich, Rilliana.“
„Nein, aber Trisha braucht mich und niemand wird mich davon abhalten, sie jetzt zu retten!“
„Hörst du dir überhaupt zu? Wie willst du sie retten? Du weißt noch nicht mal, wo sie ist! Du wirst verlieren. Gegen Jinara! Gegen Faluden und gegen mich, wenn du jetzt hier die falsche Entscheidung triffst“, prophezeite Terra, machte aber keine Anstalten, sich zu verteidigen.
Rilliana funkelte sie böse an, ließ dann allerdings ihre Hand sinken.
„Du hast recht, das wäre die falsche Entscheidung …“, murmelte sie und legte eine Hand auf ihr Bett.
„Vertrau mir. Nicht mehr lange und Trisha wird wieder …“, sagte Terra, als Rilliana die Decke ihres Bettes griff und sie mit Schwung über Terras Kopf warf. Genervt stieß diese die Decke beiseite und stellte fest, dass Rilliana die Chance genutzt hatte, um an ihr vorbei in den Flur zu rennen.
„In Ordnung! Das war’s, Rilliana!“, sie hob ihre Hand in Richtung der Elfe und wirkte einen Zauber. Sofort blieb Rilliana wie angewurzelt stehen und versuchte verzweifelt, nach vorne zu laufen. Mit einem Blick auf ihre Beine sah sie, wie ihr Körper grau wurde und sich ihre Haut verhärtete. Sie drehte sich angestrengt zu Terra und starrte sie anklagend an.
„Es tut mir leid, Rilliana, aber du lässt mir keine andere Wahl“, flüsterte Terra beschämt, als ihr Zauber vollends Besitz von Rilliana nahm und sie in eine Steinstatue verwandelte.

Rilliana blinzelte, als Licht in ihre Augen fiel, nachdem sie, wer weiß wie lange, ihr Dasein als eine Statue verbracht hatte. Sie sah sich verwirrt um und stellte fest, dass sie wieder in ihrem Zimmer war. Neben ihr saß Terra, die einen der Gurte festzurrte, die Rillianas Körper an ihr Bett banden. Rilliana hob ihren Kopf, um ihre Fesseln zu begutachten. Ihre Arme und Beine waren an die vier Ecken ihres Bettes gezogen. Weitere Gurte waren über und unter ihren Brüsten gespannt sowie über ihrem Becken, sodass sie effektiv in ihre Matratze gepresst wurde.
„Ein Zauber in den Rücken? Linkes Ding, Terra!“, sagte Rilliana und ließ ihren Kopf zurück in die Kissen fallen. Terra antwortete nicht auf ihren Kommentar und zog stattdessen Rillianas Hüftriemen noch ein bisschen fester, sodass sie eine Fingerbreite weiter nach unten sank.
„Wie lange war ich weg?“
„Acht Tage.“
„TERRA, WENN ICH DICH IN DIE FINGER BEKOMME, DANN KANNST DU WAS ERLEBEN. MACH MICH SOFORT LOS!“, fauchte Rilliana und stemmte sich erfolglos gegen die Fesseln. Terra sah ruhig auf die Elfe hinunter und fand noch die ein oder andere Schwachstelle in den Fesseln. Sie legte ihre Hand auf Rillianas Mund, um sie zum Schweigen zu bringen, und sagte: „Beruhige dich, ich wollte nur sehen, ob die Fesseln für dich ausreichen. Es waren nur eine Stunde. AUUU! SCHEIßE, RILLIANA!“, schrie Terra auf und zog hastig ihre Hand zurück, als Rilliana ihr in die Hand biss.
„Das hast du dir verdient!“, sagte Rilliana und drehte ihren Kopf von Terra weg.
„Mag sein, dennoch war das absolut unnötig! Auch wenn dir das nicht gefällt, du bleibst, so lange im Bett, bis ich dir wieder vertrauen kann. Ich kann nicht riskieren, dass du dein Leben für ein Vielleicht riskierst, auch wenn du mich dafür hassen wirst. Wir brauchen Informationen und einen Plan, bevor wir handeln. Hat dir Trisha das nicht beigebracht?“, appellierte Terra an Rilliana.
„Sag ihren Namen nicht!“, presste Rilliana aus zusammengebissenen Zähnen hervor. Terra seufzte kaum hörbar und stand auf.
„Wenn du etwas brauchst, ruf mich“, sagte Terra, strich über Rillianas Haare und verschwand aus dem Zimmer. Rilliana hörte, wie Terra in die Küche ging, um ihnen etwas zu essen zu kochen. Sie sah wieder zur Decke.
„Ich hasse dich nicht, Terra, du hast recht, aber dennoch muss ich hier raus“, murmelte Rilliana als in ihrem Kopf die wildesten Pläne entstanden, und keiner von ihnen würde Terra beruhigen. Aber zuvor musste sie der Magierin entkommen. Sie musste nur auf einen geeigneten Moment warten, um, sich zu befreien und Terras Magie auszuschalten. Probehalber zog Rilliana an ihren Fesseln, doch sie hätte genauso gut in Celines Vakuumbett liegen können, so unnachgiebig waren sie gespannt.
„Irgendwann wird sie schon einen Fehler machen, und dann bin ich da, Trish.“

Der Tag wechselte in die Nacht und die Nacht wieder zum Tag, und Rilliana musste feststellen, dass Terra bei ihr immer auf Nummer sicher ging. Rilliana verbrachte den Großteil der Zeit gefesselt im Bett. Ihr war erlaubt, auf Anfrage ins Bad zu gehen, um sich frisch zu machen, und sich einmal täglich im Garten die Beine zu „vertreten“.
„Terra, das ist doch lächerlich! Würde es nicht reichen, meine Hände auf meinem Rücken zu fesseln, und du machst noch eine Leine daran fest?“, fragte Rilliana während sie sich abmühte, unter den wachsamen Augen von Terra eine Runde durch den Garten zu laufen.
„Ganz ehrlich, Rilliana? Wenn ich wüsste, dass deine mickrigen Muskeln mehr Gewicht tragen könnten, würde ich dich in einen Brustpanzer stecken und Celine bitten, ihn um dich herum zu verschweißen. Ich habe bereits vier deiner Dietriche im Bad und im Bett gefunden. Wo bekommst du die Dinger her?“
„Berufsgeheimnis!“
„Berufsgeheimnis am Arsch! Wenn du in den Garten willst, bekommst du das volle Paket von mir. Ende der Diskussion.“
Rilliana zog eine Schnute. Wäre die Situation nicht so angespannt gewesen, fände sie das Ganze sogar lustig, aber stattdessen humpelte sie mürrisch durch den Garten, mit einem halben Dutzend Ketten zwischen ihren Beinen. Ihre Arme steckten in einer engen Ledertasche, die ihre Hände in den Nacken drückte und verhinderte, dass sie auch nur einen Finger rühren konnte. Zum Abschluss hatte Terra ihr ein Halskorsett angezogen, welches verhinderte, dass sie ihren Kopf drehen, geschweige denn einen Blick auf die Schlösser der Fesseln werfen konnte. Sie musste ihren ganzen Körper drehen, um dahinzugucken, wo sie wollte. Eine anstrengende Aufgabe mit dem Gewicht der Fesseln, aber als sie beide im Haus ein Glas zerbrechen hörten, drehte sich Rilliana dennoch um. Terra rollte genervt mit den Augen und zog an der Leine, um Rilliana hinter sich her ins Haus zu ziehen.
„Ich schwöre, Celine, du bist als Nächstes dran!“, fluchte Terra, als diese zurück ins Wohnzimmer ging und vor Celine haltmachte. Rilliana stellte sich neben Terra und beide blickten auf die Hexe, die in einer Lache aus Wein auf dem Boden lag.
„Sie schläft nur … oder?“, fragte Rilliana besorgt, und Terra nickte.
„Sie hat keine Verletzungen und atmet. Bei den Göttern, wenn sie aufwacht, muss ich ein ernstes Gespräch mit ihr führen. Pass bitte kurz auf sie auf, während ich einen Besen suche.“
Terra verschwand und ließ Rilliana mit Celine allein.
„Jetzt oder nie“, murmelte Rilliana und stupste Celine mit ihrem Fuß an.
„Mmmh, jetzt nicht …“, murmelte Celine und drehte sich um.
„Celine, ich brauche deine Hilfe! Wenn dir Trisha und ich dir noch irgendwas bedeuten, dann steh gefälligst auf und schau mich an!“, zischte Rilliana und trat ihrer Herrin in den Hintern.
„Rilliana, ich …“
„Du kannst das nicht, ist mir klar, aber jetzt ist nicht der Zeitpunkt, in einer Weinlache seinen Rausch auszuschlafen! Steh auf und nimm mir die Fesseln ab! Ich weiß, wie ich Trisha finden und vor dieser Jinara retten kann!“
Celine rührte sich nicht und Rilliana verließ ihre Hoffnung, als Terra mit einem Besen in der Hand wieder in den Flur gelaufen kam.

„Wie geht es Celine?“, fragte Rilliana Terra, als Terra sie abends nach dem Toilettengang wieder an das Bett kettete.
„Ich … weiß nicht. Jinara hat ihr wohl richtig hart in der Vergangenheit zugesetzt. Ich hoffe, das kommt alles wieder in Ordnung, wenn wir wissen, wo Trisha ist.“
„Hoffen wir es“, sagte Rilliana und drückte ihren Kopf in die Kissen.
„Oho? Heißt das, du bist zur Vernunft gekommen?“, fragte Terra.
„Selbst wenn, du würdest mir ohnehin nicht glauben, oder? Ich kann nur das Beste draus machen und versuchen, meinen Aufenthalt hier so schön wie möglich zu gestalten, während meiner Freundin …“
Rilliana verstummte und drehte ihren Kopf wieder von Terra weg.
„Rilliana, es tut mir wirklich leid, aber …“
„Spar es dir. Lass mich einfach schlafen.“
Terra senkte beschämt ihren Blick und verließ das Zimmer. An der Tür blieb sie kurz stehen und öffnete ihren Mund, um etwas zu sagen, doch nichts, was sie sagen konnte, würde ihr Verhalten entschuldigen können. Sie zog die Tür ins Schloss und ging ins Wohnzimmer. Rilliana schaute zum Fenster und beobachtete, wie die Sonne langsam hinter Celines Wald verschwand, bis ihre Augen schwerer wurden und sie ins Reich der Träume fiel.

Eine Sirene heulte in der ganzen Anlage auf und riss Trisha aus ihrem Schlaf. Sie wollte mit einem Satz aufspringen und den ersten, der in ihre Zelle kam, windelweich schlagen. Doch wie sie feststellen musste, ließ ihr neuer Anzug dies nicht zu, sodass sie es erst unter großen Mühen schaffte, aufzustehen. Glücklicherweise kam niemand in ihre Zelle, doch hörte sie diesmal Gespräche, Rufe und vereinzelnd auch Gelächter. Vorsichtig ging sie zu ihrer Tür und warf einen Blick nach draußen. Dutzende Frauen liefen in Richtung des Platzes, an dem Trisha die Nacht bewusstlos geschlagen wurde. Trisha sah, wie eine der Frauen sie bemerkte und eine weitere auf sie aufmerksam machte. Als sie sahen, dass Trisha sie anstarrte, wandten sie sich schnell ab und fingen an, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln. Ihr fiel auf, dass keine von ihnen einen roten Catsuit trug, sondern meist welche in Grün, manchmal einen in Gelb. Trisha schmunzelte.
„Mein erster Tag im Gefängnis und ich steche direkt in der Masse heraus. Zumindest scheinen die anderen nicht verängstigt zu sein“, murmelte Trisha und folgte den Frauen. Sie bog um die Ecke, in der sie letzte Nacht die Krankenschwestern getroffen hatte, und stieß direkt mit einer groß gewachsenen, muskulösen Frau zusammen, die zurück Richtung Zellenblock lief. Trisha wurde zu Boden geschleudert, während die Frau, ebenfalls in Rot, sie wütend anstarrte.
„Pass auf, wo du hinläufst, Shifter oder es setzt was!“, fauchte sie Trisha an, schien sie allerdings nicht weiter zu beachten und lief an ihr vorbei.
„Alles klar, das nächste Mal schau’ ich vorher durch die Wand“, murmelte Trisha und stöhnte, als ihr Anzug sich erneut gegen sie wehrte, als sie aufstand. Plötzlich spürte sie eine Hand an ihrem Kragen. Sie wurde im nächsten Moment herumgewirbelt und gegen die Wand gedrückt. Die Frau sah sie finster an und hatte ihre Augen zu Schlitzen verengt.
„Du hast eine große Klappe für jemanden in meinem Zellenblock!“
„Und du einen miesen Fall von Mundgeruch! Bekommt ihr hier keine Zahnbürsten?“, erwiderte Trisha die zwar wusste, dass sie dank ihres Anzuges ein wenig unterlegen war, aber herausfinden wollte, wie ihre Mitinsassinnen tickten. Trisha verzog keine Miene und hielt dem Blick der anderen Frau stand.
„Ich hab keine Zeit für so einen Scheiß!“, murmelte sie und ließ Trisha los, um weiter in Richtung Zellenblock zu laufen.
„Das hatte ich jetzt nicht erwartet“, sagte Trisha und sah ihr stirnrunzelnd hinterher. Sie drehte sich zum Gehen und bemerkte, wie ein paar der anderen Frauen sie mit offenem Mund anstarrten.
„Hey, alles klar bei euch?“, fragte Trisha nervös und winkte ihnen. Sie erntete eine Mischung aus Gelächter und Kopfschütteln, als sie weiterging.
„Wenigstens verstehen ein paar Leute hier Spaß. Dann wollen wir mal sehen, was diese Teufelin für mich vorbereitet hat“, murmelte Trisha besorgt. Sie ließ die Gänge hinter sich und betrat erneut den großen Platz. Dachte sie zumindest. Statt einer großen freien Fläche ragten nun, unüberwindbare Wände vor ihr auf. Trisha konnte hier und da Lücken erkennen, die in ihnen eingelassen waren, und einige Gefangene, die hineingingen.
„Vielleicht hätte ich gestern doch etwas zuhören sollen“, murmelte Trisha mit zusammengezogenen Augenbrauen.
„Mach Platz, Shifter!“, hörte Trisha eine bekannte Stimme und wurde angerempelt, als die andere in Rot gekleidete Frau an ihr vorbeilief. Trisha fiel sofort auf, dass sie eine Leine in der Hand hatte und etwas hinter sich herzog. Trisha erstarrte, als sie eine Frau in einem grünen Anzug sah, die sich verzweifelt gegen ihre Herrin wehrte. Ihr Anzug hatte sich in einen Petsuit verwandelt, sodass sie auf Knien und Ellbogen laufen musste und keine Chance hatte, sich gegen das Zerren ihrer Herrin zu wehren. Ihre Hände waren nutzlos im Anzug versiegelt und eine ebenfalls grüne Maske verbarg ihre Haare und untere Gesichtshälfte. Zweifelsfrei war sie darunter geknebelt, da man eine Beule erkennen konnte, wo ihr Mund hätte sein sollen. Tränen standen in ihren Augen und man sah deutlich die Verzweiflung in ihnen. Die Zeit schien für Trisha stillzustehen, als sie das Gesicht der Frau sah und sich an die Nacht erinnerte, in der Rilliana ihr Safeword benutzt hatte. Sie hatten beide dieselbe Angst in den Augen. Wut kochte in ihr auf, und von einem Moment auf den anderen stand sie in ihrer Shifterform über der Frau in Rot, die Leine in der Hand und hinter sich die Frau im Petsuit.
„WAS FÄLLT DIR EIN, SHIFTER! DAS WARS, DU BIST DRAN!“, sagte sie und rappelte sich auf, nur um im nächsten Moment von Trisha zurück auf den Boden geschubst zu werden.
„Wenn du noch einmal deine Hand an diese Frau legst, reiß’ ich dir die Kehle auf!“, fauchte Trisha und zeigte ihre Spitzenzähne. Ihre gelben Katzenaugen schienen ihren Gegenüber zu durchbohren. Die Frau wurde bleich und stand langsam auf, um den Rückzug anzutreten. Trisha atmete tief durch und beendete ihre Verwandlung. Viel länger hätte sie diese eh nicht halten können.
„Hey, alles in Ordnung bei dir?“, fragte sie und kniete sich zu der hilflosen Frau, um ihre Maske und ihren Knebel zu entfernen. Zum Vorschein kam eine Menschenfrau mit prachtvollen blonden Haaren.
„Ja, mir geht es gut, aber hast du überhaupt ausreichend Credits?“
„Credits? Geld spielt jetzt keine Rolle. Sag mir lieber, wie du heißt.“
Die Frau sah sie an, als würde sie an Trishas Verstand zweifeln, sagte dann aber: „Mein Name ist Epolia. Aber ich glaube, du verstehst nicht, was du getan hast. Jonete hat mich gekauft, und wenn du mich ihr wegnimmst, dann … oh Scheiße.“
Epolia machte sich plötzlich ganz klein und versteckte sich hinter Trisha. Der Shifterin lief ein Schauer den Nacken hinunter, als sie spürte, wie jemand sich hinter ihr aufbaute.
„Bleib hinter mir, ich regle das“, flüsterte Trisha und drehte sich um.
„Aufseherin Rabea, schön, Sie wiederzusehen“, sagte sie und trat einen Schritt zurück, als Rabea unangenehm nah vor ihrem Gesicht stand.
„5703. Ich dachte eigentlich, dass meine Untergebenen dir den Ablauf in unserer Einrichtung erklärt hätten“, sagte Rabea und ging einen Schritt weiter auf Trisha zu.
„Nun, vielleicht ist nicht alles hängen geblieben“, sagte Trisha und stieß mit Epolia zusammen, als sie noch weiter nach hinten ging. Rabea verdrehte die Augen.
„5703, Petsuit“, seufzte sie. Sofort verwandelte sich der Anzug um Trisha herum und zwang sie, genau wie Epolia, über den Boden zu kriechen. Verärgert schnalzte Trisha mit der Zunge und blickte trotzig nach oben in die Augen der Aufseherin.
„Hör mir jetzt genau zu, 5703. Dieses Gefängnis arbeitet mit einem System, womit ihr Gefangenen euch Nahrung kaufen könnt oder Annehmlichkeiten für eure Zellen, wie diesen Feigling dort“, sagte Rabea und nickte zu Epolia hinüber.
„Bekommen könnt ihr Credits, indem ihr zum Beispiel in den täglichen Herausforderungen der Direktorin gewinnt oder sie euch anderweitig verdient, wie deine kleine Freundin. 1680, richtig?“, fragte sie an Epolia gewandt.
„J … ja, Herrin“, sagte Epolia ängstlich. Rabea fuhr fort.
„Dadurch, dass du 1680 von … wie auch immer ihre Nummer war, genommen hast, musst du eine Gebühr bezahlen.“
„Ich … habe aber noch keine Credits, richtig?“, fragte Trisha zögernd.
„Noch weniger als keine, jetzt da du dir 1680 gekauft hast.“
„Ich habe sie aber …“
„Ich stoppe dich gleich hier. Hast du und wenn du die nötigen Credits nicht bis zur Nacht begleichst, stehst du ab morgen auch als Haustier für die anderen zur Verfügung. Ist das klar?“
Trisha nickte.
„Gut, dann viel Spaß beim Versagen. 5703, Lösen.“
Sofort gewann Trisha wieder die Gewalt über ihren Körper, als der Anzug sie losließ. Rabea lächelte sie hämisch an und schritt davon. Trisha blieb noch auf ihrem Bauch liegen und starrte ihr hinterher, bis Epolia sich in ihr Blickfeld drückte.
„Tut mir leid“, murmelte sie.
„Muss es nicht. Auch wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich genauso gehandelt. Du könntest mir allerdings aushelfen. Wie sehe ich, wie viele Credits ich noch beschaffen muss?“
„Steht auf deinem Oberarm“, murmelte Epolia und setzte sich unbeholfen neben sie. Tatsächlich konnte Trisha eine schwarze 4900 ausmachen, angeführt von einem dicken Minus.
„Und wie bekomme ich am schnellsten 4900 Credits?“
„Das sagte Rabea doch bereits … dort“, sagte Epolia und zeigte mit ihren Ellbogen Richtung Mauern, „Sieht aber so aus, als würdest du heute Pech haben, Labyrinthe sind mit das Fieseste, was sie uns entgegenwerfen.“
„Und was muss ich da drin machen?“, fragte Trisha.
„So weit wie möglich kommen.“
Trisha wusste nicht, ob Epolia sie ärgern wollte, indem sie so minimalistisch wie möglich antwortete, doch wusste sie, dass sie so schnell dort reinmusste.
„Ich nehme an, Haustiere sind nicht im Labyrinth gestattet?“
„Sehr witzig. Ich nehme nicht mehr an den Veranstaltungen teil, deswegen stecke ich ja hier drin. Ab und an für ein schlechtes Herrchen, Männchen machen zu müssen, ist nichts gegen das, was ich teilweise auf dem ‚Spielplatz‘ erdulden musste.“
„Dann wartest du, solange … wo?“
„Warten ist aber sooo langweilig und wir könnten so viel Spaß miteinander haben“, sagte Epolia verführerisch und legte ihren Kopf auf Trishas Bein.
„Tut mir leid, ich habe schon eine Blondine, die zu Hause auf mich wartet“, sagte Trisha und verstrubbelte Epolias Haar, „Wie wäre es, wenn du in meiner Zelle wartest, bis ich mit den Credits zurückkomme, und du mir dann weiter ein paar Fragen über diesen Ort beantwortest?“
„Tja, ist dein Geld“, sagte das Petgirl und krabbelte fröhlich summend Richtung Zellen. Trisha sah ihr noch einen Moment hinterher und stand dann auf. Ihre Verwandlung hatte ihr kurz geholfen, den widerspenstigen Anzug zu ignorieren, doch nun konnte sie sich nicht mehr darauf verlassen. Ohne ihren Dolch war es zu anstrengend, die Form zu halten.
„Ich hoffe, der Anzug versaut mir nicht meine Chancen. Hätte ich doch nur meinen Dolch …“, murmelte sie und schritt zielstrebig in Richtung des Labyrinths. Trisha schluckte, als sie Schreie im Inneren vernehmen konnte, und überlegte kurz, ob sie noch eine Chance auf Flucht haben würde, sollte sie ein Petgirl werden.
„5703? Willst du jetzt rein oder noch ein wenig die Architektur bewundern?“, fragte eine Wache am Eingang und gähnte laut.
„Tut mir leid, ich bin neu hier … Mmmh … Mir wurde erklärt, ich könnte hier Credits gewinnen? Wie mache ich das?“
Die Wärterin sah sie gelangweilt an.
„Da drin sind Fallen und Schätze zu finden. Die Schätze können deinen Aufenthalt hier angenehmer machen, oder du kannst sie später gegen Credits eintauschen. Erreiche das Ende und gewinne den Hauptpreis. Wenn du von einer Falle erwischt wirst, kommst du zurück in deine Zelle und wirst bestraft“, erklärte sie knapp und verschränkte die Arme, um Trisha zu bedeuten, endlich hineinzugehen und sie in Ruhe zu lassen. Trisha sah noch einmal auf ihren Oberarm, um einen Blick auf ihre Schulden zu werfen. Sie seufzte und ging hinein.
„Ich spiele dir genau in die Karten, oder, Jinara?“, murmelte Trisha. Vor ihr waren drei Wege, denen sie folgen konnte, und keiner von ihnen gab ihr das Gefühl, der richtige zu sein. Wie der Rest des Gefängnisses waren die Wände und der Boden aus einem weißen Material gefertigt und boten keine Anhaltspunkte, wohin Trisha gehen musste.
„Fangen wir doch einfach mit der goldenen Mitte an“, sagte Trisha und folgte dem Gang bis zu einer Abbiegung nach rechts. Sie fand sich in einer Sackgasse wieder, mit einer Truhe am Ende, die nur darauf wartete, geöffnet zu werden.
„Jinara, ist das dein Ernst?“, fragte Trisha und blickte hoch zur Glaskuppel und erwartete fast, das diabolische Grinsen der Dämonin in einem der Fenster zu sehen, „Ich mache keine zehn Schritte hier rein und schon setzt du mir eine Kiste vor die Nase? Vergiss es!“
Sie wandte sich ab, um einen anderen Weg zu nehmen, als ihr eine mitgefangene in einem gelben Catsuit entgegenkam und sie fast zu Boden schubste, als sie die Truhe sah
„Verschwinde,Shifter, das ist meine Beute!“, fauchte sie und kniete sich vor die Kiste.
„An deiner Stelle würde ich das nicht machen“, sagte Trisha doch die Frau ignorierte sie und öffnete den Deckel. Zum Vorschein kamen pinke, fleischige Zähne, von denen Speichel tropfte. Die Frau kreischte laut auf und wich zurück, doch aus der Mimic schossen Tentakel, die sich fest um ihre Knöchel banden und sie zurückschleiften.
„Shifter! Hilf mir! Bitte!“, schrie sie, und Trisha ließ sich das nicht zweimal sagen und sprang zu ihr, um nach ihrer Hand zu greifen.
„Ich hab dich! Halt durch!“, feuerte Trisha sie an und zog nach Leibeskräften. Doch die Mimic hatte andere Pläne und mehr Tentakel kamen aus ihr heraus. Sie packten die Frau an ihrer Hüfte und schlangen sich um ihren Hals. Weitere versuchten, Trisha zu erwischen, doch die Shifterin schaffte es jedes Mal, um Haaresbreite auszuweichen.
„Ich weiß nicht, wie lange ich dich noch halten kann“, rief Trisha als sie sah, dass noch mehr Tentakeln die Frau erfassten und über ihre Arme wanderten, um Trisha zu zwingen, loszulassen oder mit in die Kiste gezogen zu werden. Die Frau öffnete ihren Mund, doch kein Wort kam heraus, als die Mimic ihr langsam die Luft abschnürte und sie rot anlief.
„Tut mir leid“, sagte Trisha als die Mimic nach ihren Handgelenken greifen wollte, und ließ los. Die Frau streckte ihre Hand, nach Hilfe bittend, zu Trisha aus, doch ein weiterer Tentakel schlang sich um ihren Arm und zog ihn mit dem Rest ihres Körpers zurück. Das Letzte, was Trisha sah, war das tränenüberströmte Gesicht der Frau, als der Deckel sich über ihr schloss. Die Shifterin stolperte zurück, bis sie gegen die Wand stieß, und rutschte an ihr herunter. Trisha starrte entsetzt die Truhe an, die nur darauf wartete, den nächsten Gefangenen in sich hineinzuziehen. Ihr Herz schlug so schnell, dass sie dachte, es würde ihren Brustkorb sprengen, als erneut längst vergessene Erinnerungen erwachten. Erinnerungen an Jinara die ihr Blut in den Adern gefrieren ließen. Nun wusste Trisha, dass Jinara immer noch dasselbe Monster war wie früher und es ein Fehler gewesen war, das Labyrinth ohne Plan zu betreten.
„Ich muss hier so schnell wie möglich raus“, murmelte Trisha fiebrig und lief den Gang zurück, aus dem sie gekommen war, doch vom Eingang fehlte jede Spur. Zitternd stützte sie sich an der Wand ab. Sie schluckte, als ihr klar wurde, dass Jinara sie nicht nur in ihre Falle gelockt hatte, sondern sie auch eigens für sie entworfen hatte. Hier drin konnte Trisha nicht planen, hier drin zählte nur ihr immer weiter schwindendes Glück.

Enttäuscht ließ sich Jinara wieder auf ihren weichen, neuen Sessel sinken. Er stöhnte leise durch den Knebel, als sie sich anlehnte. Zu gern hätte Jinara gesehen, wie Trisha mit in die Mimic gezogen worden wäre, doch wäre das vermutlich noch zu früh gewesen. Trisha hatte noch nicht alles gesehen und sollte bis zum Schluss im Labyrinth verbleiben.
„Dann muss ich so lange wohl mit dir spielen“, murmelte Jinara und ließ ihre Finger über das Gesicht ihres Beistelltisches wandern, bis sie dessen Nase gefunden hatte, und drückte sie zu. Sofort fing er an zu zucken, bis Jinara mir ruhiger, aber gefühlloser Stimme sagte: „Wenn du auch nur einen Tropfen meines Tees verschüttest, findest du dich noch heute Abend in einer Zelle neben Trisha wieder.“
Panik erschien in den Augen ihres Tisches, doch das Zucken wurde zu einem leichten Beben, als der Tisch versuchte, trotz des Luftmangels die Ruhe zu bewahren, was allerdings mit jeder weiteren Sekunde schwieriger wurde.
Endlich geht sie weiter!“, sagte Jinara entzückt und ließ die Nase los. Augenblicklich zog ihr Tisch gierig Luft ein, während Jinara ihre Tasse nahm und sich einen Schluck genehmigte.
„Ich hätte zu gern ihr Gesicht gesehen, du nicht auch?“, fragte sie und blickte boshaft auf ihren Sessel hinunter. Das ängstliche und erschöpfte Gesicht der anderen Krankenschwestern sah zu ihr empor. Jinara hatte es sich auf ihr Gemütlich gemacht, nachdem lederne Fesseln sie zwangen, ihre Arme hinter ihrem Rücken in der Reverse Prayer-Position zu halten. Ihre ebenfalls fixierten Beine dienten ihrer Herrin als Rückenlehne. Die Krankenschwester war in einem Metallgestell gebettet worden, welches sie zusätzlich in ihrer Position festhielt und auf eine angenehme Sitzhöhe hob. Jinara Finger krallten sich um den geknebelten Mund ihres Sessels und schüttelten ihn leicht.
„Du machst allerdings auch ein hinreißendes Gesicht, meine Liebe“, sagte sie fast flüsternd, „Erinnere mich daran, jemand Neues für dich einzustellen. Ich denke, ich habe deine wahre Berufung gefunden!“
Jinara warf einen abfälligen Blick auf ihren Beistelltisch, der immer noch zitterte.
„Bei dir bin ich noch unentschlossen“, murmelte Jinara und drückte erneut die Nase der zweiten Krankenschwester zu. Das Zittern wurde stärker, trotz des Stahlrahmens, der ihren Körper festhielt, und Jinaras Tee schwappte bedrohlich bis knapp unter den Rand der Tasse.

Langsam spürte Trisha dass ihre Kraft zurückkehrte, nachdem sie ihren Schock überwunden hatte, und ging zögernd weiter durch das Labyrinth. Nach wenigen Schritten, fand sie sich erneut in einer Sackgasse wieder und erneut war an der Wand eine Truhe, die verlockend nach ihr rief.
„Es können doch nicht alle Truhen Mimics sein, oder?“, murmelte Trisha und ging vorsichtig auf sie zu. Sie ballte ihre Hand zu einer Faust und schlug mit voller Wucht auf die Truhe, nur um im nächsten Moment eilig zurückzuweichen. Sie rührte sich nicht, doch Trisha sah sie weiter argwöhnisch an.
„Vielleicht hatte ich bei der ersten einfach nur Pech“, sagte sie und ging wieder auf die Truhe zu und öffnete sie. Sie atmete erleichtert auf, als sie sah, dass es sich tatsächlich nicht um eine Mimic handelte, und fand in der Truhe ein großes, weißes Kissen. Einen kurzen Augenblick später war die Truhe samt Kissen verschwunden und Trisha vermutete, dass sie es später in ihrer Zelle wiederfinden würde.
„Wie viel ein Kissen wohl wert ist?“, überlegte Trisha während sie einen anderen Gang entlanglief und sich kurz darauf auf einem langen Flur wiederfand, der leicht abfiel. Sie konnte in der Ferne erneut eine Truhe ausmachen, vermutete aber, dass der Flur bis zum Anschlag mit Fallen gespickt war. Sie biss sich auf die Unterlippe und überlegte, ob sie lieber einen anderen Weg einschlagen sollte, als sich neben ihr eine Wand öffnete und zwei Frauen aus ihr heraus stolperten. Beide sahen nahezu identisch aus, von ihren rabenschwarzen Haaren bis zu ihren dunklen Augen. Der einzige Unterschied bei ihnen war ein Schönheitsfleck auf ihren Wangen. Eine hatte ihn auf ihrer linken und die andere auf ihrer rechten. Trisha stützte beide in Gelb gekleideten Frauen, damit diese nicht zu Boden fielen.
„Hey, vielen Dank, Shifter!“, sagte eine von ihnen und rappelte sich hoch.
„Keine Ursache“, sagte Trisha und grinste die beiden an, „ihr beide scheint ja richtig in Eile gewesen zu sein.“
Die Zwillinge fingen an, breit zu grinsen.
„Naja, wir hatten keine große Lust, von einer Spinne gefangen zu werden, künstlich oder nicht. Mein Name ist Pina und das ist meine Schwester Rebecca. Wie heißt du?“, fragte sie neugierig und beäugte Trisha von oben bis unten.
„Mein Name ist Trisha. Schön, eure Bekanntschaft zu machen. Meint ihr, wir können ein Stück zusammenlaufen? In der Gruppe sollte es sicherer sein, oder?“ fragte Trisha nervös.
„Tausendmal besser als alleine“, lachte Rebecca und ging voraus den langen Gang hinunter, während Pina, Trisha zulächelte und ihr bedeutete, mitzukommen.
„Wie kommt es, dass ihr beide so selbstsicher hier entlanglauft? Nachdem ich gesehen habe, wie eine Gefangene von einer Mimic gefangen wurde, habe ich mich kaum getraut, einen weiteren Schritt zu machen.“
„Mmmmh, ich würde sagen, dass wir schon einiges hier erlebt haben und die meisten Fallen recht berechenbar sind. Besonders hier in dem Gang. Vermutlich ist er bis oben hin bestückt, aber solange wir auf keine Druckplatte treten, ist alles in Ordnung. Und selbst wenn, man hat meistens genügend Zeit, um auszuweichen“, erklärte Pina und verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken und beäugte sich leicht nach vorne. Nachdenklich neigte Trisha ihren Kopf zur Seite. Das sah Jinara überhaupt nicht ähnlich und die Mimic schien auch plötzlich nach der Frau gegriffen zu haben.
„Hey, Kopf hoch, selbst wenn du erwischt wirst, ist die Bestrafung fürs Versagen meist nicht sonderlich schlimm“, sagte Pina.
„Ich weiß nicht. Ich habe das Gefühl, Jinara hat etwas Gemeines für mich vorbereitet.“
„Jinara? Wer soll das …?“, fragte Rebecca, doch unterbrach sie sich, als ihr Fuß ein Stück im Boden versank.
„Falle!“, schrie sie und wich zurück, als der ganze Gang erbebte. Die Zwillinge ließen ihre Blicke umherschweifen und spannten ihren Körper an, um auf alles gefasst zu sein, doch nichts passierte.
„Vielleicht ein Blindgänger?“, fragte Rebecca hoffnungslos. Trisha zog ihre Augenbrauen zusammen. Sie glaubte nicht daran, dass Jinaras Fallen einen Fehler haben konnten. Trisha schaute über ihre Schulter und schluckte. Einen riesigen schwarzen Ball rollte in ihre Richtung und nahm an Geschwindigkeit zu.
„Lauft!“, schrie sie und sprintete los. Die Zwillinge ließen sich das nicht zweimal sagen und rannten ihr hinterher.
Wäre dieser verdammte Anzug nicht, wäre das alles kein Problem! Dachte sie und warf einen Blick nach hinten. Panisch riss sie ihre Augen auf, als sie sah, dass die Kugel immer näher kam, und forderte ihrem Körper alles ab.
„Scheiße!“, hörte Trisha, Pina rufen und sah, wie sie zu Boden fiel, als sie über ihre eigenen Füße stolperte. Sofort blieb Trisha stehen und drehte um, während Rebecca weiterlief.
„Was tust du! Lauf!“ schrie Pina, als Trisha ihr aufhalf.
„Zusammen haben wir bessere Chancen!“, erwiderte Trisha. Sie wollte Pina hinter sich herziehen, als sie eine Spalte in der Wand bemerkte, welche sie fast übersehen hatte.
„Hier rein!“, bellte Trisha und drückte Pina und sich selbst in die Lücke. Keinen Augenblick später rollte die Kugel donnernd an ihnen vorbei.
„Glück gehabt“, murmelte Trisha und trat zurück in den Gang. Sie sah der Kugel hinterher, die unaufhaltsam weiterrollte, bis sie an der Truhe ankam und an der dahinterliegenden Wand zerschellte. Schwarzer Schleim spritzte in den Gang zurück und machte die Truhe unzugänglich.
„Ich hoffe, deine Schwester hat auch noch eine Lücke in den Wänden gefunden“, sagte Trisha zu Pina, als diese sich neben sie stellte und die Schleimspur an Wänden und Boden begutachtete.
„Ich hoffe nicht“, sagte Pina und streckte die Zunge raus.
„Was? Wie meinst du das?“, fragte Trisha entsetzt.
„Meine Schwester und ich machen jeden Tag bei diesen Events mit und wetten, wer von uns beiden am weitesten kommt. Sieht so aus, als hätte ich nach einer Woche endlich mal wieder gewonnen.“
Trisha schüttelte ungläubig den Kopf.
„Komm, wir sollten weitergehen“, sagte sie und zog Pina hinter sich her. Als sie sich der Truhe näherten, konnten sie Rebecca an der gegenüberliegenden Wand sehen. Sie war unter Massen von Schleim begraben und versuchte sich verzweifelt aus der klebrigen Substanz zu befreien.
„Hey Schwesterherz. Freut mich, dass du mir auch mal wieder einen Sieg schenkst. Ich werde mich dann mal mit unserer neuen Freundin aufmachen und das Labyrinth erobern. Ich sehe dich dann später in der Zelle!“, sagte Pina und winkte Rebecca zum Abschied. Ungläubig sah Trisha abwechselnd die Zwillinge an, die eine gelassen lächelnd, die andere hatte ihren Mund zu einem stummen, wütenden Schrei geöffnet.
„Komm, Trisha, hier geht es weiter“, sagte Pina und öffnete eine Tür an der Seite.
„Sollten wir ihr nicht helfen?“, fragte Trisha.
„Glaub mir, es ist sinnlos. Steckt man einmal in einer Falle, gibt es kein Entkommen mehr. Rebecca und ich haben in unseren ersten paar Tagen hier dauernd versucht, einander zu retten. Jedes Mal mit demselben Ergebnis. Versteh mich nicht falsch, wir helfen einander, wo wir können, aber bei so etwas“, sagte sie und zeigte mit ihrer Hand auf ihre Schwester, „können wir nichts machen, außer selbst stecken zu bleiben.“
Zweifelnd blickte Trisha zu Rebecca, die sich beruhigt zu haben schien. Trisha wusste nicht, ob sie sich das nur einbildete, aber sie glaubte zu sehen, wie Rebecca mit ihren Schultern zuckte, wie um ihr zu sagen: „So läuft das hier halt.“
„Na gut, dann will ich mal hoffen, dass wir nicht auch in so einer Zwangslage landen“, murmelte Trisha und trat durch die ihr angebotene Tür. Statt eines weiteren von hohen Mauern umgrenzten Ganges fanden sich Trisha und Pina in einem finsteren Korridor wieder. Dank ihrer Katzenaugen hatte Trisha keine Probleme, im Dunkeln zu sehen. Pina jedoch konnte ihre eigene Hand nicht vor ihrem Gesicht erkennen und musste auf die Führung der Shifterin vertrauen.
„Hätte ich gewusst, dass diese Tür in eine Dunkelkammer führt, wäre ich hier nie reingegangen“, grübelte sie und tastete sich blind an der Wand entlang.
„Keine Sorge. Hier vorsichtig herübersteigen“, murmelte Trisha gedankenversunken und half Pina über einen Stolperdraht, welcher über den Boden gespannt war.
„Worüber denkst du nach?“, fragte Pina.
„Ich versuche mir einen Plan zu überlegen, wie wir hier heil herauskommen“, antwortete Trisha und zog Pina weiter hinter sich her.
„Aus dem Labyrinth? Könnte schwierig werden. Die Wände verschieben sich, fallen, die uns trennen könnten, andere Mitgefangene. Wie willst du dir bei so vielen Faktoren einen Plan ausdenken?“
„Ich rede von dem Gefängnis selbst. Mir etwas für das Labyrinth auszudenken, habe ich nach der ersten Falle aufgegeben. Jinara weiß einfach, wie sie mir zusetzen kann, also warum ihr einen Gefallen tun, und unnütze Pläne schmieden?“
„Jinara? Diesen Namen hast du eben schon gesagt. Wer soll das sein?“, fragte Pina und stieß hart gegen Trishas Schulter, als diese sich ungläubig zu ihr hindrehte.
„Jinara? Die Direktorin?“, fragte Trisha ungläubig.
„Autsch … nein, keine Ahnung“, sagte Pina und rieb sich die Nase, „wir wurden hier reingeworfen und sind seit jeher das Spielzeug für die Wachen oder die Direktorin, wie es scheint. Keiner von uns hat sie bisher gesehen, sofern du die Wahrheit sagst. Wer ist denn diese Jinara?“
„Sie ist eine alte Freundin meiner Schwester und war mein … Babysitter. Sie hat mir mein Leben zur Hölle gemacht mit ‚Experimenten‘, wie sie es nannte. Ich nannte es Folter. Das Loch in meinem Ohr habe ich ihr zu verdanken. Immerhin habe ich jetzt ein cooles Piercing. Aber … da waren noch die Elektroschocks, Atemkontrolle und Schlafentzug. Bei den Göttern … ich wollte eigentlich nie wieder daran denken. Wo wir gerade davon sprechen“, sagte Trisha und gähnte laut, als ihr klar wurde, dass sie bereits seit über einem Tag nicht mehr richtig geschlafen hatte.
„Bestimmt nicht das erfreulichste Wiedersehen gehabt.“
„Nein, bei weitem nicht“, murmelte Trisha.
„Wie bist du überhaupt hier reingekommen?“, fragte Pina.
„Jinara hat anscheinend die Kleidung meiner Schwester verhext und dabei einen Schutzzauber beeinflusst. Dadurch bin ich nicht in Sicherheit, sondern in ihr Gefängnis teleportiert worden“, antwortete Trisha.
„Also bist du auch unschuldig hier, wie so viele von uns.“
„Naja, unschuldig würde ich nicht sagen, aber ja, ich wurde nicht verurteilt“, sagte Trisha lachend, „und wie bist du hier gelandet?“
Verlegen sah Pina zur Seite, als wäre ihr unangenehm, darüber zu reden.
„Du musst es mir nicht sagen, wenn du nicht willst“, beruhigte sie Trisha.
„Nein, nein. Schon gut, du hast es mir ja auch erzählt. Meine Schwester und ich arbeiteten in einem Bordell in Leon’s Keep. Nachdem der Besitzer wechselte, haben wir uns allerdings geweigert, für ihn zu arbeiten, und wollten uns etwas anderes suchen. Er war allerdings der Meinung, dass wir nun auch ihm gehören. Als wir uns weiterhin weigerten, hat er uns hierhin verfrachten lassen“, sagte sie und seufzte.
„Dieser Mann, wie lautete sein Name?“
„Er stellte sich uns als Faluden vor.“
Trisha spuckte aus, als sie seinen Namen hörte.
„Du kennst ihn?“, fragte Pina.
„Leider … Er hat einer Freundin von mir ein Verbrechen in die Schuhe geschoben, um ihr Bordell und … nun … um ihr Bordell zu übernehmen“, antwortete Trisha.
„Du sprichst von Terra, oder?“
Trisha brummte zustimmend und bog um eine Ecke. Erleichtert atmete sie auf, als vor ihr eine Tür erschien, und öffnete sie.
„Das ist also vorgefallen“, schlussfolgerte Pina und blinzelte, um sich an das Licht zu gewöhnen, „Ihr Verschwinden hat Faluden unglaublich wütend gemacht.“
„Schön zu hören, dass unsere Flucht ihn so aufgeregt hat“, lachte Trisha.
„Du warst das?“
„Mit der Hilfe meiner Freundin Rilliana“, sagte Trisha und runzelte die Stirn, als sie erneut in einem langen Gang standen. Links von ihnen führte eine Abbiegung in einen anderen Teil des Labyrinths.
„Der Direktorin gehen wohl die Ideen aus“, sagte Pina und lächelte Trisha an.
„Vielleicht …“, murmelte Trisha, „ich denke, wir sollten lieber links lang gehen.“
Sie wollten gerade den Gang hinter sich lassen, als sie zwei Stimmen hörten, und Trishas Miene verfinsterte sich, als sie eine davon erkannte.
„Hast du ihr Gesicht gesehen, als die Pflanze sie gepackt hat? Einfach unbezahlbar! Selbst wenn es die Preise nicht gäbe, würde ich allein dafür hier reingehen und …“, sagte die mitgefangene in Rot, welche Trisha bereits übel aufgefallen war, und blieb wie angewurzelt vor ihnen stehen. Sie verzog ihr Gesicht, als wäre ihr ein übler Geruch in die Nase gestiegen.
„Ich hätte nicht gedacht, dass du dich ohne deine Verwandlung hier reintraust, Shifter“, sagte sie. Trisha ließ ihre Zähne aufblitzen und lächelte sie an.
„Ich wollte euch anderen eine faire Chance aufs Gewinnen geben.“
„Hey, hey, hey, wir müssen uns doch nicht gleich an die Kehle gehen, oder?“, fragte Pina und stellte sich zwischen sie.
„Sie hat recht, Jonete, wir sollten lieber ein Stück zusammenlaufen“, sagte die Frau in Gelb neben Jonete und machte sich ganz klein, als sie einen strafenden Blick von ihr erhielt.
„Wenn ihr uns nichts ausbremst“, antwortete Jonete und ging an Pina und Trisha vorbei.
„Scheint so, als würden wir doch den Gang entlang gehen“, sagte Pina und legte eine Hand auf Trishas Schulter. Trisha sagte nichts und die drei verbliebenen Frauen folgten Jonete.
„Und Shifter? Hattest du schon ein wenig Spaß mit Epolia?“, fragte Jonete beiläufig, während die vier Frauen den Gang entlang gingen. Trisha überlegte, was sie mit dieser Frage beabsichtigte, kam jedoch zu dem Schluss, dass sie nur ein Gespräch aufbauen wollte, um Vertrauen in dieser feindlichen Umgebung zu schaffen.
„Offen gesagt noch nicht. Jemand wartet zu Hause auf mich und ich möchte mir die Vorfreude nicht verderben“, antwortete sie.
„Du glaubst, du kommst hier nochmal raus? Da wärst du die Erste.“
„Nur eine Frage der Zeit“, murmelte Trisha kaum hörbar und stoppte, als Pina ihre Hand ausstreckte und auf die Wände zeigte.
„Sind das Körper?“, fragte sie entsetzt. Die vier Frauen sahen sich die Wände genauer an und tatsächlich konnten sie Frauen sehen, welche in den Wänden strampelten. Trisha erinnerten die Fallen an Celines Vakuumbetten, welche sie und Rilliana ausprobieren durften.
„Wir sind wohl nicht die ersten gewesen, die hier durchgekommen sind. Lasst uns weitergehen, bevor wir genauso enden“, sagte Jonete und zog ihre Freundin hinter sich her. Trisha und Pina warfen sich einen Blick zu, folgten ihr aber weiter.
„Du glaubst also nicht, dass ich es hier rausschaffen werde?“, fragte Trisha um den Gesprächsfaden erneut aufzunehmen. Jonete warf, einen arroganten Blick nach hinten und schien Trishas Figur zu studieren.
„Noch nicht einmal, wenn du meine Muskeln hättest und in einem grünen Anzug stecken würdest“, antwortete sie und fing an zu lachen. Trisha unterbrach das Lachen, als sie aus den Augenwinkeln eine Schleimwand sah, die auf Jonete und ihre Freundin zuschoss. Ohne zu zögern warf sie sich auf die beiden und riss sie zu Boden. Die Falle zischte über Trishas Schweif hinweg und schlug gegen die Wand.
„WOFÜR WAR DAS DEN SHIFTER …“, schrie Jonete Trisha an und wollte ihr gerade ein paar Manieren beibringen, als sie sah, dass die Falle sie nur knapp verfehlt hatte und nun leer an der Wand klebte.
„Keine Ursache“, sagte Trisha knapp, klopfte sich den Staub von ihrem Anzug und ging, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, an ihr vorbei. Pina machte einen Bogen, um die beiden und schloss zu Trisha auf.
„Ich bin mir ziemlich sicher, sie hätte das nicht für dich getan“, flüsterte sie der Shifterin zu und warf einen Blick nach hinten.
„Nicht schlimm. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, dass ich sie brauche und sie sich daran erinnern wird. Sie hat recht, ohne meine Verwandlung und in diesem roten Anzug bin ich auf Hilfe angewiesen“, antwortete Trisha, „Könntest du vielleicht mit ihrer Freundin ins Gespräch kommen? Ich würde mich gerne mit Jonete unterhalten.“
Ein wenig enttäuscht sah Pina sie an, doch ließ sie sich zurückfallen und tat, wie ihr geheißen. Jonete schien schnell gelangweilt von dem darauf entstandenen Gespräch zu sein und machte ein paar schnelle Schritte, bis sie zu Trisha aufschloss.
„Wenn du jetzt einen Dank erwartest, weil du mich gerettet hast, kannst du das vergessen“, sagte sie mürrisch.
„Habe ich nicht. Wie gesagt: keine Ursache. Du hättest dasselbe für mich getan.“
„Ja … genau.“
Trisha lächelte innerlich, als sie die Lüge hörte.
„Wie bist du hier gelandet?“, fragte Trisha um die peinliche Stille zu durchbrechen.
„Habe die falschen Leute verärgert, und als sie feststellen mussten, dass normale Gefängnisse mich nicht lange halten konnten, beschlossen sie, mich in diesen Verfügungspark zu stecken. Es ist zumindest sauberer als das letzte, wo ich war, so viel kann ich dir versichern“, antwortete Jonete und wedelte mit ihrer Hand, als wollte sie die schlechten Erinnerungen daran verscheuchen.
„Mir gefällt es hier besser als in den Steinfestungen, in denen ich vorher saß, allerdings fände ich es gut, wenn du mir mein Spielzeug wiedergeben würdest“, sagte Jonete und starrte auf die Shifterin hinab. Trisha hielt ihren Blick stand und erwiderte kalt: „Es gibt ein paar Regeln, wenn man mit jemandem in Epolias Lage ‚spielt‘, die man beachten muss. Solange ich nicht sehe, dass du diese befolgen kannst, bleibt sie bei mir.“
Jonete lachte laut auf.
„Regeln? Ich bitte dich. Nicht mehr lange und ich kaufe euch beide! Dann kannst du dein blaues Wunder erleben“, sagte sie und zeigte auf ihren Oberarm. Trisha schluckte, als sie die vielen Zahlen auf ihm sah, fing sich aber schnell wieder und sagte: „Nicht wenn ich hier gewinne.“
„Das bezweifle ich“, antwortete Jonete hämisch und schubste Trisha mit voller Wucht in Richtung Wand. In diesem Moment aktivierte sich eine Falle und Trisha entkam ihr um Haaresbreite, als sie sich auf den Boden warf und die Schleimwand über sie hinwegschoss. Jonete rannte lachend voraus und verschwand in einer kaum wahrnehmbaren Lücke, welche sich augenblicklich hinter ihr verschloss. Eine Hand erschien in Trishas Blickfeld, als Pina ihr hochhelfen wollte.
„War das auch Teil deines Plans?“, fragte sie grinsend.
„Nicht wirklich“, antwortete Trisha und stand mit Pinas Hilfe auf, „aber zumindest weiß ich jetzt, was mir blüht, wenn ich versage.“
Jonetes Freundin stand entsetzt neben ihnen und gab keinen Laut von sich, bis Trisha sie ansprach.
„Und was ist mit dir? Hättest du nicht mit Jonete abhauen sollen? Oder wartest du eine passende Gelegenheit ab, um mir auch einen Dolch in den Rücken zu jagen?“
„Offen gesagt bin ich froh, dass Jonete endlich weg ist. Unsere letzte Begleitung wurde von ihr in eine Falle geschubst“, antwortete sie und lief rot an. Schnaubend drehte sich Trisha um und bedeutete ihr, zu folgen.
„Du siehst gestresst aus“, flüsterte Pina.
„Ich bin hier gerade mal einen Tag und habe mir Wachen und Häftlinge zum Feind gemacht, weiß nicht, ob ich meine Freundin je wiedersehe, und bin der rachsüchtigen Ex meiner Schwester hilflos ausgeliefert. Außerdem bin ich so verdammt müde, dass ich gleich im Laufen einschlafe! Also ja, ich bin gestresst. Lass … lass uns einfach weitergehen, ja?“, murmelte Trisha ungehalten.

Mit jedem Schritt, den Trisha tiefer ins Labyrinth tat, hasste sie Jinaras Gefängnis mehr und mehr. Hinter jeder Biegung und in jedem Gang wartete eine Falle oder ein Monster auf sie, welches ihr an den Kragen wollte. Während Pina, Trisha vor jeder Falle rettete oder aufklärte, war das neuste Mitglied ihres Teams, Vasha, mehr ein Klotz am Bein. Trisha vermutete, dass Jonete ihr die Aufgabe gegeben hatte, sie so lange wie möglich aufzuhalten.
Hab bitte ein Auge auf Vasha“, flüsterte Trisha Pina zu.
„Du musst dir keine Sorgen um sie machen. Ich habe mich doch mit ihr unterhalten und sie ist richtig nett.“
Trisha verzichtete darauf, ihr zu erklären, dass Menschen die Fähigkeit besaßen, zu lügen. Sie hielten an, als sie an einer Grube ankamen, die mit einer schwarzen, blubbernden Flüssigkeit befüllt war. Der einzige Weg zur anderen Seite war ein schmaler Balken, der kaum Platz für Fehltritte zuließ.
„Das ist neu“, murmelte Pina, als sie die schwarze Masse vier Schritte unter ihnen begutachtete. Die Substanz schien ihren Bewegungen zu folgen und versuchte, die glatte Oberfläche nach oben zu kriechen.
„Sollten wir vielleicht einen anderen …“, fragte Vasha, wurde allerdings von Trisha unterbrochen: „Vasha nach dir!“, befahl sie und drückte Vasha auf den Balken, dicht gefolgt von Trisha und Pina, die über das Verhalten der Shifterin den Kopf schüttelte. Als sie die Mitte des Balkens erreicht hatten, räusperte sich Trisha und sagte: „Tut mir leid, Vasha, aber ich kann mir keine Umwege erlauben. Egal wie ich es drehe und wende, ich darf nicht als Haustier von irgendeiner Mitinsassin enden, wenn ich es schaffen will, hier herauszukommen. Dafür muss ich diesen Hauptpreis gewinnen.“
„Mmh. Verstehe … warum sagst du das nicht gleich?“, sagte Vasha und blieb unerwartet stehen, sodass Trisha fast in sie reingelaufen wäre.
„Scheiße, Vasha, pass doch auf! Wenn wir hier herunterfallen …“, sagte Trisha und unterbrach sich, als sie aus ihren Augenwinkeln Vashas Arm auf sich zuschnellen sah. Dadurch, dass sie keinen Platz hatte, um auszuweichen, traf die Attacke Trisha mitten in die Brust und sie stolperte nach hinten gegen Pina. Pina verlor ihr Gleichgewicht, fiel vom Balken und klammerte sich im letzten Moment an ihm fest.
„Jonete ist diejenige, die den Preis gewinnen wird, und ich werde mir, hier und jetzt, einen Anteil verdienen!“, rief Vasha, während Trisha versuchte, ihr Gleichgewicht zurückzugewinnen und gleichzeitig nicht auf Pinas Hände zu treten. Trisha warf einen Blick nach unten und sah, wie Pina verzweifelt versuchte, sich hochzuziehen, während die schwarze Masse unter ihr sich aufbäumte, um ihre Knöchel zu packen.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, dass Jonete den Preis mit dir teilen wird?“, warf Trisha ihr entgegen und hob ihre Fäuste. Zu gerne hätte sie jetzt ihre Krallen ausgefahren, aber durch das dicke Latex war dies nicht möglich.
„Ich muss dich ja nur herunterstoßen und finde es danach selber raus“, sagte Vasha und schloss die Distanz zu Trisha mit zwei großen Schritten. Trisha verfluchte erneut ihren hinderlichen Anzug, der sie zwang, ihre Hände runterzunehmen, und sträubte sich gegen seinen Zug, als Vasha einen Hieb gegen sie austeilte, und konnte ihn nur mit Mühe blocken. Ein weiterer Schlag verfehlte sie nur knapp, als sie sich unter ihm hinwegduckte. Trisha nutzte die entstandene Lücke in Vashas Deckung und stieß sie nach hinten. Beide schwankten bedrohlich.
„Weißt du, mir ist gerade ein Gedanke gekommen, Trisha“, sagte Vasha und setzte ein boshaftes Grinsen auf.
„Dass du es bereust, Pina und mich in diese Lage gebracht zu haben?“, fragte Trisha hoffnungsvoll.
„Eigentlich muss ich es ja nur schaffen, dich hier runterzuwerfen. Ich muss noch nicht mal oben bleiben.“
Trisha erstarrte. Vasha rannte auf sie zu und Trisha stolperte über die Hände von Pina, die fluchend losließ. Trisha fiel nach hinten auf ihren Rücken und trat mit voller Wucht gegen Vashas Knie. Die Angreiferin knickte zur Seite und landete kreischend mit dem Gesicht voran neben Pina in der Grube. Trisha rappelte sich sofort auf, um Pina herauszuhelfen, doch war es zu spät. Die schwarze Substanz hatte sich bereits an ihr festgekrallt und zog sie immer tiefer in sich hinein.
„Pina, es tut mir leid!“, rief Trisha verzweifelt, als Pinas Hände nach unten gezogen wurden und in der Masse verschwanden.
„Ach, mach dir keinen Kopf, Trisha wir sehen uns morgen“, sagte Pina lächelnd und zwinkerte Trisha zu, kurz bevor der schwarze Schleim ihren Hals hochkroch und ihr Gesicht vollständig bedeckte. Während Pina ihr Ausscheiden gelassen nahm, wehrte sich Vasha nach Leibeskräften gegen die Substanz. Immer wieder zog sie ihre Arme fast heraus, nur um im nächsten Moment noch tiefer hineingezogen zu werden. Trisha vernahm die gedämpften Schreie durch die Substanz und schüttelte angewidert den Kopf. War es das, was Jinara wollte? Wut und Verzweiflung zwischen den Häftlingen sähen? Trisha knirschte mit den Zähnen. Jinaras Idee von Spaß hatte nichts mit dem zu tun, was Celine ihr beigebracht hatte. Mehr noch. Es war eine Perversion dessen, was Trisha liebte und schätzte. Trisha blickte hoch nach oben zu der Glaskuppel. Sie spürte, dass Jinara sie genau in diesem Moment beobachtete und sich teuflisch über Trishas erneuten Verlust freute. Sie hob ihren Arm nach oben und zeigte mit dem Finger auf die Kuppel.
„Ich werde dafür sorgen, dass du untergehst, Jinara!“, schrie sie, „BALD!“, fügte sie mit Nachdruck hinzu. Sie wandte sich zum Gehen und stutzte, als sich vor ihr auf einer der weißen Wände schwarze Wörter bildeten.
„Herzlichen Glückwunsch, Trisha du hast es weit geschafft, aber leider bin ich für heute deiner überdrüssig. Viel Spaß bei deiner Bestrafung, es wird noch ein langer Tag für dich werden“, las Trisha laut und runzelte die Stirn.
„Was soll das bedeuten, ich bin doch noch nicht raus!“, sagte Trisha. Sie hörte etwas zischen und spürte im nächsten Moment einen dumpfen Schmerz, der ihr die Luft aus den Lungen fegte. Erneut hörte sie ein Zischen und kurz darauf erneut den dumpfen Schmerz, diesmal an ihrer Schulter. Trisha riss ihre Augen auf, als sie endlich sah, was ihr bereits in der Nacht so zusetzte. Eine winzige schwarze Kugel fiel von ihrer Schulter in die Grube. Sie blickte zu der Kuppel und den Wänden über ihr und erspähte lange, dünne Röhren, welche auf sie gerichtet waren. Zum dritten Mal erklang das Zischen und sie verlor ihr Gleichgewicht, als eine weitere Kugel ihr Bein traf.
„Immer noch dieselbe schlechte Verliererin“, presste Trisha zwischen ihren Zähnen hervor, als sie in die Grube fiel und von der bereits freudig wartenden schwarzen Masse empfangen wurde. Sie schloss ihre Augen.
„Wenigstens kann ich jetzt ein wenig schlafen.“

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  RE: Rilliana und Trisha Datum:30.12.25 17:08 IP: gespeichert Moderator melden


Rilliana und Trisha
Kapitel 7
Hexen, Teufel, Engel und Dämonen

Rilliana riss ihre Augen auf, als keine halbe Stunde später Terras Stimme durch das ganze Haus hallte und sie wie eine Furie nach Celine suchte. Die Tür zu Rillianas Zimmer schwang auf und krachte gegen die Wand.
„WAR CELINE HIER?!“, schrie Terra die Elfe an, und Rilliana schüttelte erschrocken den Kopf.
„SIE HAT EINEN NACH WEIN STINKENDEN ZETTEL LIEGEN LASSEN, AUF DEM STEHT, SIE GINGE IM WALD SPAZIEREN! STOCKBESOFFEN! Ich schwöre dir, Rilliana, sobald ich Celine in meine Finger bekomme, wird das hier eine Doppelzelle!“, fauchte sie, nahm sich einen Stuhl und setzte sich schnaubend neben Rilliana.
„Hey, sie kommt schon zurück. Sie besucht sicherlich nur ihre Haustiere“, versuchte Rilliana sie zu beschwichtigen und setzte ein aufmunterndes Lächeln auf.
„Ihre Haustiere? Du meinst ihre Schleime? Schätzchen, die sind nicht im Wald. Jetzt bekomm nicht auch noch Gedächtnisschwund“, murmelte sie und rieb sich ihre Schläfen. Rilliana öffnete ihren Mund, um zu erwidern, dass sie nicht die Schleime meinte, als sie unten die Tür aufgehen hörten.
„Stell ja nichts Blödes an!“, befahl Terra und stürmte aus dem Zimmer, während Rilliana die Stirn runzelte und sich fragte, ob Terra diejenige mit Gedächtnisschwund war, da sie immer noch hilflos gefesselt im Bett lag.
Terra stellte sich Celine in den Weg und erhob ihre Stimme: „Celine, das hat jetzt ein Ende! Du kommst jetzt zu Rilliana ins Zimmer, wo ich dich besser im Auge behalten kann, bist du bei klarem Verstand bist!“
Sie stürmte auf Celine zu und griff nach ihrem Arm.
„Keine Sorge, bei diesem Spaziergang ist mir einiges klar geworden“, nuschelte Celine. Mit einer unglaublichen Schnelligkeit schoss ihre Hand nach oben und ergriff Terras Hals. Erschrocken wich Terra von der betrunkenen Frau zurück, doch es war bereits zu spät.
Ihre Kleidung leuchtete auf und verschwand, als einer von Celines magischen Chokern sich um ihren Hals schloss. An dessen Stelle erschien ein hautenges Kleid, welches bis zu ihren Knöcheln reichte und ihr das Laufen erschwerte. Terra starrte sie fassungslos an.
„Warum?“
Celine setzte ein fröhliches Lächeln auf und streckte ihre Zunge an ihrem Mundwinkel heraus.
„Damit du ein wenig mit Pinky spielen kannst, während ich mit Rilliana über ihren Plan sprechen kann“, nuschelte sie und schwankte bedrohlich.
„Alles klar! Das wars jetzt endgültig, Celine! Ich springe jetzt bestimmt nicht noch einmal in die Grube zu deinen Schleimen und besonders nicht in diesem Kleid. Ich lass’ dich am besten erst mal im Kerker ausnüchtern, bevor ich dich zu Rilliana ins Zimmer Stecke!“
Terra tippelte erneut auf Celine zu, doch blieb sie wie angewurzelt stehen, als sie hinter Celine eine pinke, melonen große Spinne entdeckte. Entsetzt riss Terra ihre Augen auf und wich zurück. Der Rock sorgte dafür, dass sie stolperte, und sie fiel unsanft auf ihren Hintern.
„Darf ich vorstellen?“, fragte Celine und trat beiseite, um der Spinne Platz zu machen, „Pinky!“
Zögernd krabbelte die Spinne auf Terra zu, welche verzweifelt versuchte, so viel Abstand wie möglich zwischen sich und Pinky zu gewinnen. Terras Flucht, hatte jedoch ein schnelles Ende, als sie eine Wand hinter sich spürte. Tränen traten in Terras Augen und sie biss vor Wut ihre Zähne zusammen.
„Keine Sorge, sie will doch nur spielen“, sagte Celine und stolperte die Treppe zu Rillianas Schlafzimmer hoch, „Pinky sei doch bitte so gut und halt sie ein bisschen für mich hin, ja?“
Panisch hob Terra ihre Hand, um einen Zauber auf die Spinne zu wirken, doch nichts geschah.
„CELINE, DAS IST NICHT LUSTIG! PFEIF SOFORT DEIN MONSTRUM ZURÜCK UND NEHM MIR DIESES VERDAMMTE HALSBAND AB!“
Von der Treppe kam ein amüsiertes Glucksen und Terra hörte, wie sich eine Tür öffnete und wieder schloss.
„CELINE!“, brüllte Terra, und ihr Schrei hallte im ganzen Haus wider. Verzweifelt versuchte sie, die herankrabbelnde Spinne mit ihren Beinen zurückzutreten, doch die Spinne wich geschickt aus und rammte ihre Fangzähne durch das Kleid in ihre Wade. Mit einem Mal fühlte Terra eine Wärme, die sich von der Bissstelle in ihrem gesamten Körper ausbreitete. Sie verlor jegliches Gefühl in ihren Gliedern, und das von der Panik verzehrte Gesicht wich einem entspannten Lächeln, als sie die Welt um sich herum vergaß. Statt der zuvor vernommenen Schreie entwich Terras Lippen nun ein zufriedenes Stöhnen, als der ganze Stress der letzten paar Wochen ihren Körper verließ. Terra schloss ihre Augen, als das Gift seine volle Wirkung entfaltete und sie Augenblicke später einschlief. Pinky tippte gegen Terras Bein, um sich zu vergewissern, dass sie wirklich schlief. Sie zögerte kurz und begann damit, Terras Füße einzuspinnen. Um sich die folgenden Aufgaben zu vereinfachen, schlang sie ihre Fäden um Terras Knöchel und zog sie an die Decke. Erst als Terras Haarspitzen über den Boden strichen, fing Pinky an, ihre Beine und Oberkörper mit Seide zu verpacken. Ihre Arme wurden von der Spinne auf ihrem Rücken verschränkt, festgeklebt, und innerhalb kürzester Zeit waren nur noch Terras geschlossene Augen zu sehen. Ihr restlicher Körper sowie ihre schwarzen Haare waren unter einer dicken Schicht weißer Seide verborgen. Nur um sicherzugehen, befestigte Pinky mehr Fäden an Terras Füßen und hob ihren Kopf auf dieselbe Höhe an. Zufrieden nickte die Spinne Terra zu und machte es sich auf ihrem Bauch gemütlich. Auf ihrer weichen Hängematte wartete Pinky auf Celine, um ihre Beute gegen die köstlichen Leckereien ihrer Herrin einzutauschen.

Wenige Sekunden nachdem Celine die Tür geschlossen hatte, breitete sich eine gespenstische Stille im Haus aus. Rilliana starrte fassungslos Celine an, die schwankend über ihrem gefesselten Körper stand und auf sie hinunterlächelte.
„Meine kleine Bondage-Prinzessin hat also einen Plan, wie sie meine Schwester retten könnte“, murmelte sie und ließ sich neben Rilliana aufs Bett fallen. Sie benutzten den Arm der Elfe als Kopfkissen und sah ihr tief in die saphirblauen Augen.
„Was brauchst du dafür?“, flüsterte sie.
„Als Erstes wäre es schön, wenn du mich losmachen würdest“, sagte die Elfe, als sie den Geruch von Wein in Celines Atem wahrnahm. Celine schien angestrengt zu überlegen und schüttelte dann den Kopf.
„Neeee, sonst wärst du doch nicht meine kleine Bondage-Prinzessin“, sagte sie in einer kindlichen Sing-Sang-Stimme und strich mit ihrem Finger Rillianas Bauch entlang. Rilliana verdrehte die Augen.
„Ich muss so schnell wie möglich nach Leon’s Keep. Dann brauche ich natürlich meine Waffen und vor allem meinen Anzug.“
„Sollst du haben. Jeffrey ist allerdings momentan nicht hier. Er ist mit Vater unterwegs, irgendwas Geschäftliches“, sagte sie und fuchtelte mit ihrer Hand in der Luft herum, „Ich hoffe, du kannst reiten?“
„Ich lerne schnell.“
„Musst du wohl. Jeffrey ist nicht da, Terra passt auf Pinky auf und ich bin zu besoffen.“
Rilliana lächelte sie unbehaglich an.
„Also dann, worauf wartest du noch, Prinzessin?“, flüsterte Celine, als hätten die Wände Ohren. Rilliana schaute auf ihre Fesseln, die ihren Körper in die Matratze drückten, und bedeutete Celine, dasselbe zu tun. Die Elfe konnte die Zahnräder in Celines Kopf rattern hören, bis es klick machte.
„Oh, ach so“, murmelte sie verlegen und schnippte mit den Fingern. Sofort sprangen Rillianas Fesseln auf und die Elfe stöhnte erleichtert auf, als sie nach so langer Zeit wieder Gewalt über ihre Glieder hatte. Bevor Rilliana noch irgendetwas sagen konnte, wurde sie bereits von Celine am Arm gepackt und in die Werkstatt gezogen. Die Spinne quiekte fröhlich, als die Frauen in den Flur traten, und Rilliana winkte ihr zu.
„Terra wird dich hassen, wenn sie aufwacht“, kommentierte die Elfe, und Celine winkte ab.
„Ich werd’ sie schon beruhigen“, murmelte sie und öffnete die Tür zu ihrer Werkstatt. Der vertraute süßliche Geruch von Celines Anzügen stieg Rilliana in die Nase und sie schloss ihre Augen, um in dem Geruch zu baden.
„Hier liegt dein Catsuit, aber … Ich habe es nicht geschafft, den Fluch, der darauf liegt, zu entfernen.“
„Ich verlasse mich darauf“, sagte Rilliana zog ihr Nachthemd aus und begann sich vor Celine umzuziehen. Die Hexe sah die Elfe angestrengt an.
„Was hast du vor?“
„Trisha finden …“, murmelte Rilliana knapp, was Celine fürs Erste zu reichen schien.
„Wenn du dich doch umziehen willst, nimm noch das mit“, sagte Celine und reichte Rilliana zwei der Choker, an denen sie gearbeitet hatte.
„Ich dachte, sie funktionieren nicht?“, fragte Rilliana überrascht und drehte die Halsbänder in ihren Händen.
„Doch, doch. Sie funktionieren jetzt, wie Terra feststellen musste, hoff’ ich zumindest. Wenn du sie anlegst oder jemanden anderen anlegst, musst du dir nur vorstellen, was du tragen möchtest. Aber sie blocken immer noch Magie. Aber das sollte Trisha ja nicht betreffen …“, erklärte Celine, und Rilliana sah, dass es ihre volle Konzentration kostete.
„Mich ja auch nicht …“, brummte Rilliana, legte sich allerdings einen der Choker an. Sofort leuchtete die Elfe auf und Augenblicke später trug sie über ihrem Catsuit einen Kapuzenumhang, der ihren Körper unter einer matten Schleimschicht verbarg.
„Wenn Diskretion dein Ziel war, dann ist das vielleicht noch zu viel Latex“, sagte Celine und hob eine Augenbraue.
„Meinst du?“, fragte Rilliana, streifte ihren Umhang zurecht und schulterte ihren Bogen.
„Wohin gehst du zuerst?“, fragte Celine, als Rilliana ihren Köcher festzurrte und zwei Dolche unter ihrem Umhang versteckte.
„Nach Leons Keep eine Freundin aufsuchen. Ich hoffe, sie ist noch da“, antwortete Rilliana und lächelte Celine schwach an. Celine lächelte zurück und kippte fast zur Seite, fing sich jedoch im letzten Augenblick. In diesem Moment sah Rilliana wieder das warme, glückliche Lächeln ihrer Herrin. Eine Sekunde hatten sie sich in den Armen und Celine streichelte über Rillianas Kopf.
„Bitte bring mir meine Schwester zurück und kommt wohlbehalten nach Hause“, flüsterte sie.

Rilliana streichelte den Kopf ihres Pferdes. Es hatte sie sicher nach Leon’s Keep gebracht, kürzer als mit der ganzen Kutsche, aber die Elfe spürte den Ritt dennoch in ihrem ganzen Körper. Es wieherte erschöpft, als es sich im Stall einer Gastwirtschaft hinlegte, um zu schlafen.
„Und will das junge Fräulein wirklich kein Bett für die Nacht?“, fragte der Wirt Rilliana als sie sich aufrichtete.
„Nein, danke. Kümmern Sie sich nur um das Pferd, bis ich wiederkomme oder einer meiner Freunde es abholt“, sagte die Elfe. Er schnalzte enttäuscht mit der Zunge, als Rilliana mit flatterndem Umhang den Stall verließ und in der Nacht verschwand.

Rilliana durchquerte das Südtor von Leon’s Keep und spürte, wie die Blicke der Wachen ihr folgten. Sie hoffte, dass keiner der beiden auf der Gehaltsliste von Faluden stand, und glitt in eine Seitengasse. Ein Kanaldeckel, der in den Untergrund führte, versperrte ihr den Weg, doch mit ein paar Drehungen ihres Dietrichs öffnete Rilliana das Schloss und ließ sich hinuntergleiten. Sie bereute sofort, dass sie nicht einen anderen Gang genommen hatte, als ihr ein widerwärtiger Geruch in die Nase stieg.
Ausgerechnet einer dieser Gänge. Dachte, sie ging aber weiter. Dank ihrer Augen konnte sie perfekt im Dunkeln sehen, und sie atmete erleichtert auf, als sie, kurz nachdem sie um eine Ecke bog, einen Kanal vor sich sah, der mit Unrat aus Leon’s Keep gefüllt war und gemächlich alles zum Fluss transportierte. Hätte sie nicht im Dunkeln sehen können, wäre sie garantiert badengegangen.
„Gut, dass ich da nicht reingefallen bin, Celines Anzug hin oder her“, murmelte sie. Ein Knacken war durch den ganzen Kanal zu hören und Rilliana duckte sich, als sie Schritte und Gespräche hörte. Sie schlich weiter den Gang entlang und lauschte.
„Warum müssen wir eigentlich ständig hier unten auf Patrouille gehen? Können das nicht die Neulinge machen?“
„Und wie stellst du dir das vor? Turner, du und ich sind die einzigen, die sich hier unten auskennen. Die neuen würden sich einfach nur verlaufen und Futter für die Ratten werden, und Turner hat eine wichtigere Aufgabe als das hier.“
„Ach komm schon, die Neuen haben einfach keinen Bock, die Wege zu lernen.“
„Was weiß ich? Du kannst ja mit dem Boss reden und ihm das stecken. Die anderen finden diese Nachricht bestimmt so großartig, dass sie dich hier unten versenken. Außerdem ist er nach der Nummer am Lagerhaus viel zu paranoid, um den neuen eine Patrouille zuzuweisen!“
„Ach komm schon. Diese Shifterin ist verbrannt und Berryriver ist geflohen, noch bevor wir ihr Haus angezündet haben. Die Deadeyed Witch müsste wahnsinnig sein, sich nochmal in Leon’s Keep blicken zu lassen.“
Rilliana neigte ihren Kopf, als sie den Namen Deadeyed Witch hörte, und runzelte die Stirn.
„Du hast doch gesehen, was sie in Sewer Keep angestellt hat. Glaubst du ernsthaft, sie braucht Verbündete, wenn sie das alles alleine angestellt hat?“
„Ach komm schon. Sie hat sie alle hinterrücks erschossen, das kann doch jeder!“
„Hätte ‚jeder‘, auch Turners Sohn, bei Nacht, trotz seiner Magie, einen Pfeil zwischen seine Augen setzen können?“
Der andere verstummte bei dieser Anmerkung, während Rilliana geschockt im Schatten hockte und versuchte, zu verarbeiten, was sie gerade gehört hatte. Sie war so abgelenkt, dass ihr entging, dass sich jemand von hinten an sie heranschlich. Rilliana spürte, wie ein Tuch über ihr Gesicht gedrückt wurde, und atmete erschrocken einen süßlichen Geruch ein. Sofort hielt Rilliana den Atem an und wehrte sich aus Leibeskräften gegen ihren Angreifer, der angestrengt versuchte, sie festzuhalten.
„Hey, hörst du das?“, fragte einer der beiden.
„Ach, das ist bestimmt nur eine Ratte, nicht der Rede wert“, antwortete der andere.
„WENN IHR BEIDEN NICHT SOFORT HIER AUFTAUCHT UND MIR HELFT, STOPFE ICH JEDE RATTE IN LEON’S KEEP IN EURE ÄRSCHE!“, brüllte der Mann, der Rilliana gepackt hatte. Panisch sah sich Rilliana im Gang um und versuchte verzweifelt, ihre Waffen zu ziehen, doch der Arm ihres Angreifers hatte ihre Arme an die Seite ihres Körpers gepresst, als wären sie in einem Schraubstock gefangen. Langsam ging ihr die Luft aus und sie nahm einen weiteren Atemzug. Ihr Blick verschwamm und sie verlor die Kraft, sich gegen ihren Angreifer zu wehren. Sie atmete nochmal ein und ihre Augen schlossen sich. Das Letzte, was sie sah, war, wie zwei Fackeln um die Ecke bogen und auf sie zueilten.
„Ich hoffe, ihr Idioten habt die Seile dabei! Verpackt sie ordentlich, sie hat sehr viel Übung darin, sich zu befreien!“

Es klatschte laut, als Rilliana unsanft aus ihrem durch das Gift ausgelösten Schlaf gerissen wurde. Über ihr stand einer der beiden Untergebenen und grinste, als er noch einmal ausholte, um ihr eine weitere Ohrfeige zu verpassen.
„Bist wohl doch nicht die große Nummer. Deadeyed Witch, das ich nicht lache“, sagte er und trat beiseite. Rilliana lag auf einem roten Teppich, der von der Doppeltüre aus bis zu einem leeren Thron führte. Mehrere Säulen stützten die Decke und an ihnen waren Fackeln angebracht, die den prächtig eingerichteten Raum erhellten.
„Ich muss hier raus!“, dachte Rilliana und überprüfte ihre Fesseln. Ihr Gesicht versteinerte sich, als sie sah, dass ihr weiter Latexumhang ihr zum Verhängnis wurde, da ihre Entführer ihn kreativ in ihre Fesselung eingebaut hatten. Er war um ihren Körper gewickelt worden und mit mehreren Seilen an Oberarmen, Hüfte, Knien und Fußgelenken fixiert. Unter ihm war die Elfe noch weiter gefesselt worden. Sie spürte, dass ihre Arme an ihren Handgelenken und ihre Ellbogen schmerzhaft von Seilen zusammengezogen wurden. Ihre Beine waren an ihren Knöcheln, Waden, Knien und Oberschenkeln verbunden. Jeglicher Versuch, einen Knoten zu finden oder eine Lücke in ihren Fesseln, wurde von ihrem Latexumhang unterbunden. Nervös ließ sie ihren Blick durch den Raum schweifen, doch nichts hätte ihr helfen können, sich schnell zu befreien. Rilliana schluckte, als ihr bewusst wurde, dass Terra sie genau davor gewarnt hatte.
„Was treibst du in meiner Stadt, Elfe?“, fragte eine kalte, ihr bekannte Stimme, und Rilliana drehte sich erschrocken zu Faluden. Er betrat den Raum durch eine kleine Tür neben dem Thron, auf den er sich sogleich setzte, und blickte angewidert auf sie hinunter. Neben ihm stellte sich ein weiterer Mann auf, dessen Gesicht und Haare von einem Tuch verhüllt waren.
„Ich wohne übrigens in Leon’s Keep aber um deine Frage zu beantworten: Ich wollte nur eine alte Freundin besuchen, das ist alles“, antwortete Rilliana und setzte das mutigste Lächeln auf, was sie gerade zustande bringen konnte.
„Du sprichst von Berryriver? Die hat die Stadt verlassen, noch bevor ich mich für das abgefackelte Lagerhaus bedanken konnte.“
„Welch eine Schande … Nun, wenn das der Fall ist, würde ich mich dann auch wieder auf den Weg machen. Wenn du mich losmachen würdest, ich finde den Weg alleine hinaus.“
Die beiden Männer wechselten einen Blick und der Vermummte schüttelte den Kopf. Faluden zuckte mit den Schultern und zog einen schwarzen Dolch, der verdächtig nach Trishas aussah.
„Viel Spaß, Turner“, sagte er und reichte dem Mann das Messer. dieser ging auf Rilliana zu. Er blickte angewidert auf sie hinab, während die Elfe panisch versuchte, von ihm wegzukriechen. Ihre Flucht hatte allerdings, ein jähes Ende, als er sein Knie auf ihre Hüfte absetzte. Rilliana biss die Zähne zusammen, als ihr Körper zwischen ihm und dem Boden gequetscht wurde.
„Warum sollte ich die Deadeyed Witch in Frieden ziehen lassen, nachdem sie so viele meiner Männer getötet hat? Meine Männer in Sewers Keep und Turners Sohn auf dem Dach meiner Lagerhalle.“
Rilliana schluckte, als er sie an jede ihrer Tötungen erinnerte.
„Ich tat es, um mich zu verteidigen und die zu retten, die mir wichtig sind“, murmelte sie kleinlaut und wich Turners Blick aus.
„Turner, hörst du das? Die Deadeyed Witch hat tatsächlich ein Gewissen! Dein Sohn wird nun sicher in Frieden ruhen können“, lachte Faluden abfällig und haute auf seinen Thron.
Der Mann namens Turner hob das Messer und drückte es an ihre Kehle. Rilliana spürte, wie er ihre Haut verletzte und ein Bluttropfen ihren Hals herunterrollte.
„Wenn du mich sowieso töten wolltest, warum mich erst hierherbringen?“, rief Rilliana verzweifelt und riss überrascht ihre Augen auf, als die Klinge von ihrem Hals verschwand und der Druck auf ihrer Hüfte. Turner stellte sich über sie auf, starrte aber immer noch abfällig auf sie hinab.
„Bist ja doch nicht so dumm, wie ich gedacht habe“, murmelte er, und Rilliana blinzelte, als sie die Stimme erkannte.
„Du?“, fragte sie entsetzt. Er rollte mit den Augen und zog sein Kopftuch ab. Zum Vorschein kam Arissas grauhaariger Freund, der Rilliana vor so langer Zeit in ihrem Versteck überfallen und später ihr bei der Beschaffung eines Kelches geholfen hatte.
„Du hast Glück, dass Faluden dich braucht, sonst hätte ich dich so lange in den Kanal gedrückt, bis du mich angefleht hättest, dir das Leben zu nehmen!“, sagte Turner verbittert und warf den Dolch neben Rilliana. Er wandte sich ab und verließ den Thronsaal, um Faluden und sie alleine zu lassen.
„Hat dir Trisha je erzählt, warum ich sie in meiner Organisation haben will?“, fragte Faluden, verschränkte seine Finger und stützte sein Kinn auf ihnen. Rilliana schüttelte den Kopf. Sie überlegte, ob sie es schaffen konnte, sich von ihren Fesseln mithilfe des Dolches zu befreien, kam allerdings zu dem Schluss, dass sie ihn durch den stramm gezogenen Umhang nicht packen konnte.
„Sie soll jemanden für mich töten, aber jetzt, da sie tot ist, wirst du das erledigen“, sagte Faluden und Rilliana erstarrte.
„Ich bin kein Auftragsmörder“, sagte sie und starrte in seine kalten Augen.
„Sehe es nicht als Auftragsmord an. Eher als einen Tausch, dein Leben für seines.“
Rilliana schüttelte sich bei dem Gedanken und unterdrückte das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
„Wo war dieses Gewissen, als du meine Männer abgeschlachtet hast, Deadeyed Witch?“, fragte Faluden, „Ich sage dir was: Wenn du diesen Auftrag erfüllst, erfülle ich dir einen Wunsch. Alles, was du willst. Als kleinen Bonus.“
Galle stieg Rillianas Hals hoch und sie schluckte sie mühsam hinunter. Sie drehte sich angewidert von ihm weg.
„Ich kann auch gerne Turner wieder reinholen. Ich glaube, er hat irgendwas davon gemurmelt, dich am Hafen aufzuhängen, direkt neben dem besten Fang des Tages.“
„Nein, nein … schon gut, ich mache es. Ich will nur eine Sache wissen“, sagte Rilliana und drehte sich zu ihm.
„Und das wäre?“, fragte er lächelnd.
„Wo finde ich Jinara?“
Faludens Lächeln verschwand augenblicklich und seine Miene verfinsterte sich.
„Was willst du von ihr?“
„Das war nicht Teil der Abmachung, oder?“, fragte Rilliana und spürte, wie sich Wärme in ihrem Körper ausbreitete. Endlich hatte sie eine Spur zu Trisha gefunden und sie konnte mit der Information sich sogar einen richtigen Plan überlegen. Vielleicht sogar mit Celine und Terra, Trisha befreien. Faluden setzte wieder sein Lächeln auf und zückte eine kleine Rolle Pergament sowie eine Feder, um etwas darauf zu kritzeln. Anschließend rollte er es wieder zusammen und versiegelte es.
„TURNER!“, rief er, und sofort öffnete sich die Doppeltür hinter Rilliana.
„Faluden?“, fragte er, während er erneut kalt auf Rilliana hinuntersah.
„Unsere Deadeyed Witch macht es. Ich würde dich bitten, das hier so lange aufzubewahren und sie auf ihren Auftrag zu begleiten.“
Er hielt Turner das Stück Pergament entgegen. Er biss die Zähne zusammen und nahm es entgegen. Anschließend nahm er erneut den Dolch vom Boden auf und befreite Rilliana von ihren Fesseln.
„Viel Erfolg, Deadeyed Witch, und ich hoffe, du erfüllst den Auftrag zu meiner vollen Zufriedenheit.“
Rillianas Blut gefror in ihren Adern, als sie Faludens arrogantes Lächeln sah und Turners versteinerte Miene, die voller Abscheu jeden ihrer Schritte beobachten würde.

Die Straßen von Leon’s Keep waren wie leergefegt. Das Wasser des Flusses schlug sanft gegen die Kaimauern des Hafens und Rilliana drehte nervös einen Pfeil in ihren Händen, während sie ein Gasthaus beobachtete. Gegenüber von ihr lehnte Turner an einer Häuserwand und beobachtete sie stumm. Nachdem sie Faludens Versteck verlassen hatten, hatte er sie mit Schweigen gestraft. Mehrmals hatte Rilliana etwas sagen wollen, um ihr Mitleid mit ihm auszudrücken oder sich zu entschuldigen, doch jedes Mal schloss sie ihren Mund. Tief in ihr wusste sie, dass nichts, was sie sagen konnte, das Leid des Mannes hätte lindern können. Sie wusste, der einzige Grund, warum sie noch lebte, war die Mission, und sie fürchtete, was danach passieren würde.
„Das ist er“, murmelte Turner und zeigte auf einen groß gewachsenen Mann im Anzug und mit schwarzen Haaren, der in diesem Augenblick das Gasthaus verließ und in Begleitung von fünf anderen Personen die Straße entlang schritt.
„Ich habe kein freies Schussfeld, vielleicht sollten wir noch ein bisschen warten“, flüsterte Rilliana und biss sich auf die Unterlippe. Turners Augen verengten sich zu Schlitzen und es kostete ihn seine gesamte Willenskraft, die Elfe nicht hier und jetzt einen Kopf kürzer zu machen.
„Mach, was dir aufgetragen wurde! Wenn du kein freies Schussfeld hast, dann erschieße die anderen oder geh näher ran und benutze diesen verfluchten Dolch!“, zischte Turner sie an und gab ihr mehrere murmelgroße Kugeln, „Das sind Rauchbomben, die sollten dir das Überraschungselement sichern und dir genügend Deckung geben.“
Turner wandte sich ab.
„Wo willst du hin?“, fragte Rilliana und sah ihm fassungslos hinterher.
„Was meinst du, warum Faluden diesen Auftrag jemand Fremdem anvertraut? Denkst du, er möchte dann, dass ich zusammen mit dem Mörder gesehen werde? Bring es zu Ende und treff mich dann auf dem Glockenturm, dann bekommst du deine Schriftrolle, und denk nicht mal dran, Faluden zu verraten, sonst werde ich dich und jeden, den du kennst, töten. Angefangen bei den Kindern aus deinem alten Waisenhaus!“, murmelte er kalt und verschwand hinter einer Ecke. Rilliana blieb alleine in der Gasse zurück und starrte ihm entsetzt hinterher. Erneut spürte sie Galle ihren Hals hochkriechen und schluckte sie mühsam hinunter. Ihre Hände zitterten, als sie den Pfeil zurück in den Köcher steckte und stattdessen Trishas Dolch zückte.
„Für Trisha“, murmelte sie und drückte ihre Hände an ihren Körper, um das Zittern zu unterdrücken. Rilliana lauschte den Schritten, die immer näher kamen, während ihre Gedanken zwischen ihrem Auftrag und ihrer Freundin hin und her schwankten. Sie sah, wie die Personen an ihrer Gasse vorbeiliefen, und packte Trishas Klinge noch fester. Rilliana warf die Rauchbomben in Richtung der sechs Männer und sprang aus dem Schatten, auf ihr Ziel zu. Die Leibwächter zogen sofort ihre Schwerter, als sie die Elfe sahen, doch hatten sie nicht mit den Bomben gerechnet, die im selben Augenblick explodierten und die Gasse sowie die Straße in dichten Rauch hüllten.
„Lasst den Attentäter nicht zum Boss!“, schrie einer von ihnen, während er sich nahezu blind umsah und versuchte, Rilliana durch den Rauch zu erspähen. Die Elfe rannte an ihm vorbei und stieß ihn und einen weiteren Mann beiseite. Beide Männer stolperten blind zu Boden und Rilliana nutzte die Lücke, um in ihre Mitte zu springen. Dort sah sie ihn. Der schwarzhaarige Mann sah sich orientierungslos im Rauch um, doch erstarrte, als er Rilliana sah, und wurde bleich. Die Elfe rannte auf ihn zu. Rilliana nutzte den Schwung ihres Anlaufs und warf ihn zu Boden, um im nächsten Moment auf ihn zu springen. Sie hob Trishas Dolch. Bereit, das Metall in sein Herz zu rammen, doch hielt sie inne. Um seinen Hals hing eine Brosche, die sich durch den Fall geöffnet hatte und zwei bereits gelbliche Bilder zeigte. Auf dem linken war eine ältere Frau abgebildet mit scharlachroten Haaren und einem bezaubernden Lächeln, während das rechte zwei junge Mädchen darstellte. Eine von ihnen besaß ebenfalls rote Haare, während das andere dunkle Haare hatte, aus denen Katzenohren sprossen. Entsetzt starrte Rilliana den Mann unter ihr an und ließ ihre Klinge sinken. Verwirrt sah dieser zu ihr auf, als plötzlich eine seiner Wachen vor Rilliana erschien. Das Schwert der Wache verfehlte sie knapp, als sie sich zur Seite rollte, um dem Schlag zu entgehen. Hastig rappelte sie sich hoch und durchstieß die Nebelwand und rannte im Schutz der Dunkelheit in die Gasse zurück. Auf der Straße konnte sie die Schreie der Wachen hören.
„Wer zur Hölle war das?“
„Keine Ahnung, aber bleibt wachsam, bis wir in der Kutsche sind!“
„Lord Kerren seid ihr in Ordnung?“
„Ja … ja, mir ist nichts passiert. Bringt mich einfach zur Kutsche.“
Rilliana hörte, wie die sechs Männer sich eilig entfernten, und lehnte sich schwer atmend an eine Wand an.
„Faluden, du verdammter Mistkerl!“, fluchte sie und schlug gegen die Häuserwand. Sie spürte, dass ihr schlecht wurde bei dem Gedanken, was sie fast getan hätte, und zwang sich, an Trisha zu denken.
„Das wird er mir büßen … aber zuerst“, murmelte sie und stolperte aus der Gasse hervor, um einen Blick auf den Glockenturm zu werfen.

Turner überblickte die immer noch schlafende Stadt, als Rilliana hinter ihm die Treppe hochgeklettert kam, und würdigte sie keines Blickes, als sie sich neben ihn stellte. Es war das erste Mal, dass Rilliana Leon’s Keep von so weit oben sah.
„Wow …“, flüsterte sie, als sie die malerische Schönheit der am Fluss gebauten Stadt erblickte und die Berge im Norden sowie die reichen Felder, die sich bis dorthin erstreckten. Das Mondlicht reflektierte sich im Fluss und ließ die aus Marmor gehauenen Brücken in ihrer vollen Pracht erstrahlen. Figuren waren an ihrer Seite eingraviert und zeigten die Legende um die Entstehung von Leon’s Keep. Die Reisenden, die durch den Nebel gekommen waren, Mauern errichteten und die Magie zähmten.
„Hast du es getan?“, fragte Turner und zog Rilliana aus ihrer Trance.
„Nein“, antwortete die Elfe und senkte den Blick.
„Du hattest einen Deal.“
„Ich weiß aber … ich konnte mich nicht überwinden“, sagte sie. Turner schüttelte den Kopf und blickte hoch in den Nachthimmel.
„Ich muss dir danken“, murmelte er, senkte seinen Blick und sah ihr direkt in die Augen. Rilliana sah keine Spur der Wut in ihm, nur noch eine Leere, die seine ganze Seele zu verschlingen schien. Dieselbe Leere, die Rilliana verspürt hatte, als Trisha sie verlassen hatte.
„Wofür willst du mir danken?“, fragte sie zögerlich und zuckte zusammen, als sie seine Hand an ihrer Schulter spürte. Turner lächelte sie an.
„Dass du mir meine Rache gewährst.“
Rilliana riss erschrocken ihre Augen auf, als sie den Boden unter ihren Beinen verlor. Turner hatte sie mit einer Hand gepackt und drückte ihren Körper über die Brüstung des Glockenturms. Rilliana griff verzweifelt seinen Arm und suchte nach sicherem Halt, als sie spürte, wie die Schwerkraft anfing, an ihr zu zerren. Turners andere Hand griff in seine Tasche und holte das Pergament von Faluden heraus, dessen Siegel gebrochen war.
„Da deine Liebe Trisha bereits tot ist, werde ich dir den Gefallen tun und dich zu ihr schicken, und was deine Freundin Jinara betrifft“, sagte er und wedelte mit dem Papier vor ihrer Nase herum, „musst du dir keine Sorgen machen: Ich werde mich prächtig mit ihr amüsieren und sie euch dann hinterher schicken. Genieß deinen Flug!“
Turner ließ sie los und sie rutschte über die Brüstung. Rilliana fiel dem Erdboden entgegen und betete zu allen Göttern, dass zumindest dieser Teil ihres Plans funktionierte. Sie rauschte an den Fenstern des Turms vorbei und sah den Erdboden immer näherkommen. Sie nahm verschwommen ein paar Menschen auf der Straße wahr, die entsetzt in ihre Richtung zeigten. Sie schloss ihre Augen und verschränkte die Arme vor ihrem Gesicht. Rilliana vernahm einen Schrei und dann plötzlich Stille. Sie öffnete die Augen. Unter ihr war nicht mehr der harte graue Steinboden von Leon’s Keep, sondern ein weißer, weich aussehender Untergrund, auf dem sie behutsam abgesetzt wurde. Sofort drehte sie sich auf ihren Rücken und schaute zur Decke des leeren quadratischen Raumes. Über ihr schwebte ein instabiles Portal, welches den Nachthimmel von Leon’s Keep darstellte. Es sprühte Funken auf sie hinunter und brach mit einem lauten Knall in sich zusammen. Zufrieden lächelte Rilliana und atmete tief ein. Sie hatte es geschafft, jetzt musste sie nur noch Trisha finden. Sie zuckte zusammen, als sie ein Geräusch aus der Ecke des Raumes hörte, und zog den schwarzen Dolch, während sie sich umdrehte.
„Trish …“, hauchte Rilliana und steckte sofort die Waffe weg, als sie ihre in der Ecke kauernde Freundin erkannte. Trishas Haare waren zerzaust und hatten allen Glanz verloren. Ihre Katzenohren hingen schlaff herunter und ihre Augen waren fest zusammengekniffen, als würde sie starke Schmerzen leiden. Ihr Körper steckte in einem roten Catsuit und ihre Arme und Beine waren an den Gelenken gefaltet, sodass sie nur auf ihren Knien und Ellbogen laufen konnte. Sie kauerte auf einem von Tränen befleckten Kissen, welches ihrem gefesselten Körper als Bett diente. Ihr Schweif war ebenso zerzaust wie ihre Haare und lag schlaff neben ihr auf dem Boden. Sofort eilte Rilliana zu ihrer Seite und hob sanft ihren Kopf an.
„Trisha! Ich bin es. Hörst du mich, Schatz?“
Schwach öffnete Trisha ihre geröteten Augen. Sie schien durch Rilliana hindurchzusehen. Ihr von Angst verzehrtes Gesicht schien sich allerdings zu entspannen, als die Shifterin ihre Freundin erkannte, und sie schloss langsam ihre Augen. Im nächsten Moment wechselte ihr Gesichtsausdruck wieder zu einem schmerzerfüllten und sie biss ihre Zähne zusammen, als ein Stromschlag durch ihren Körper jagte. Trisha zwang sich, ihre Augen zu öffnen, als die Schmerzen nachließen, und flüsterte: „Habe nie … gezweifelt … dass du kommst. Dachte, du wärst bereits … da, aber jetzt … bist du wirklich da.“
„Ja, Trisha mach dir keine Sorgen, ich hole dich hier raus!“, flüsterte Rilliana hastig und streichelte über Trishas Stirn und Haare. Erst jetzt bemerkte die Elfe, dass ihre Freundin sich eiskalt anfühlte und zitterte. An dem metallenen Reif um den Hals ihrer Freundin blieben Rillianas Augen hängen, und sie vermutete, dass dies der Ursprung allen Übels war. Vorsichtig hob Rilliana Trishas Haare beiseite, um nach einem Schloss zu sehen, welches sie knacken konnte, doch fand sie keine Öffnung. Sie zuckte zurück, als Trisha erneut von Stromschlägen gequält wurde.
„Moment … Strom?“, sagte Rilliana und tastete in ihrer Tasche nach dem Kropfband, welches sie zusätzlich eingepackt hatte, und legte es Trisha an. Sie dachte dabei an einen simplen Latexbody welcher nur Trishas Körper und Hals bedecken sollte und die Arme und Beine freiließ. Das Kropfband leuchtete auf und formte Rillianas Vorstellung unter Trishas Ganzkörperanzug. Die Shifterin stöhnte leicht, als eine zusätzliche Lage Latex ihren Körper bedeckte. Als das Leuchten aufhörte, sah Rilliana eine dünne Latexschicht zwischen Trishas Haut und dem metallenen Halsband.
„Jetzt solltest du Ruhe finden, Trish. Sobald du aufwachst, wird die Welt viel schöner aussehen“, flüsterte Rilliana und streichelte den Kopf der Shifterin. Trisha blinzelte schwach zu ihrer Freundin hoch, doch es dauerte nicht lang, bis sich ihre Augen schlossen. Ein Seufzen entglitt Trishas Mund, als sie endlich friedlich einschlief. Rilliana setzte sich neben ihre Freundin und legte Trishas Kopf behutsam auf ihr Bein. Sie sah sich in der Zelle um. Das schwache Licht an der Decke erhellte die ganze Zelle in einem dunklen Weiß, und Rilliana konnte an den gepolsterten, ebenfalls weißen Wänden keine Tür ausmachen, durch die sie hätte fliehen können. Rillianas Blick fiel auf ihre dünnen Arme und auf ihre schlafende Freundin.
„Nicht, dass ich dich lange hätte tragen können“, flüsterte sie und beschloss, selbst ihre Augen zu schließen, bis sich eine Gelegenheit bot, zu entkommen.

Hoch oben über dem Gefängnis in der Glaskuppel hatte Jinara ihr Kinn auf ihrem Handrücken abgesetzt und betrachtete ihren neuen Springbrunnen, stirnrunzelnd. Sie überkreuzte ihre Beine und der Sessel unter ihr stöhnte leise, als das Gewicht der Dämonin sich verlagerte.
„Du bist aber auch wirklich zu nichts zu gebrauchen“, murmelte sie. Die Statue einer goldenen Frau kniete vor Jinara und bot ihr eine blaue, steinerne Kugel an. Wasser floss oben aus der Kugel heraus und plätscherte hinunter in ein Becken, in dem die Frau kniete. Verärgert stand Jinara aus ihrem Sessel auf und wedelte mit ihrer Hand. Sofort vererbte das Wasser, und Jinara beugte sich unter die Kugel, um in die durch Tränen geschwollenen Augen ihrer unnützen Angestellten zu sehen, das einzige, was noch nicht von Gold bedeckt war.
„Kannst du mir sagen, wie du es schaffst, selbst als Statue zu versagen?“, fragte Jinara die Frau, und erneut liefen Tränen über ihre goldenen Wangen. Jinara schnalzte ungehalten mit der Zunge, hob ihre Hand zum Mund und biss sich leicht auf ihren Daumen, um zu überlegen.
„Diese Statue, die ich in Leon’s Keep gesehen habe, war so viel besser. Ist das Gold vielleicht zu protzig? Vielleicht brauche ich auch nur eine Freiwillige, die dein Dasein teilt“, murmelte Jinara und warf einen Blick über die Schulter zu ihrem Sessel. Schüttelte dann aber den Kopf. Ihre Augen fielen auf ihr Pult und sie schnalzte erneut mit der Zunge, als ihr einfiel, dass sie ihren täglichen Pflichten nachkommen musste, damit ihren Gefangenen nicht langweilig wurde.
„Ich kümmere mich später um dich“, sagte die Dämonin und tätschelte die Wange ihrer lebenden Statue. Langsam kroch Gold über die panisch aufgerissenen Augen der Frau und nahm ihr die Sicht. Jinara ging zu ihrem Pult und rieb sich ihre Finger.
„Ich denke, Trisha hat fürs Erste genug gelitten. Was meint ihr?“, fragte sie in den Raum hinein, und von ihrem Sessel kam ein Stöhnen. Ihr neuer Brunnen sagte nichts.
„Unnütz“, kommentierte sie ihren Brunnen und stellte Trishas Bestrafung ein, „Zwei Nächte ohne Schlaf? Sie wird wohl heute nicht teilnehmen können. Morgen gebe ich ihr, denke ich, eine kleine Chance, zu gewinnen. Ist ja langweilig, wenn sie keine Hoffnung hat. Aber was mache ich heute?“, murmelte sie und tippte motivationslos auf ihrem Pult herum. Lärm war unter ihr zu hören, als die Wände und Hindernisse des heutigen Tages entstanden. Enttäuscht stand Jinara von ihrem Platz auf, um es sich erneut auf ihrem Sessel bequem zu machen.

Sirenen waren in der ganzen Anlage zu hören und rissen Rilliana aus ihrer Meditation. Trisha begann nervös zu zucken und die Elfe legte sanft ihre Hände auf die flauschigen Ohren ihrer Freundin, um sie vor dem Lärm zu schützen. Eine Tür öffnete sich und gab den Weg nach draußen frei. Rilliana vernahm die Stimmen von Dutzenden Frauen, als die Sirenen verstummten. Die Elfe legte den Kopf ihrer Freundin auf den Boden und schlich zur Tür, um einen Blick nach draußen zu werfen. Sie sah mehrere Frauen in grünen und gelben Latexanzügen, welche aus ihren Zellen in den Gang traten und hinter einer Ecke verschwanden. Rilliana schaute auf ihre Kleidung hinunter.
„Schwarz ist wohl zu auffällig“, murmelte Rilliana und nahm das Kropfband ab. Sofort verschwand ihr Cape und die Elfe begann damit, ihren Catsuit auszuziehen.
„Pass gut darauf auf“, flüsterte sie der schlafenden Shifterin zu und versteckte ihren Anzug und ihre Waffen hinter Trishas Kissen. Anschließend legte sie erneut das Kropfband an und stellte sich einen der Anzüge vor, die sie gerade gesehen hatte. Rillianas Körper leuchtete auf, und als es verschwand, trug sie einen grünen Catsuit, der ihren ganzen Körper unterhalb ihres Halses verhüllte. Das Kropfband selbst hatte sich in ein metallernes Halsband verwandelt, wie Trisha es trug, und auf ihrer Brust stand eine Zahlenfolge, der Rilliana keine weitere Beachtung schenkte, als sie aufhorchte. Jemand lief zielstrebig in Richtung von Trishas Zelle.
„Aufstehen, Shifter! Ich hoffe, du bist heute nicht so eine Schlaftablette wie gestern, wenn du weißt, was gut für deinen Nacken ist!“
Vor Rilliana erschien eine Frau, die gut einen Kopf größer war als die Elfe. Ihr roter Catsuit schien durch ihre Muskeln bis aufs Äußerste gespannt zu sein. Die Frau sah verwirrt auf Rilliana hinunter.
„Was treibst du denn hier?“, blaffte sie Rilliana an. Rilliana zögerte. Sie wollte nicht direkt bei der ersten Person, die sie traf, ihre Tarnung auffliegen lassen.
„Dasselbe könnte ich dich fragen!“, sagte Rilliana und schaute trotzig in die Augen ihres Gegenübers. Die Augenbraue der Frau zuckte. Im nächsten Moment holte sie mit ihrer Faust aus und schlug in Richtung der Elfe, die verdutzt auswich.
„Ich lass’ mich doch nicht von einer Grünen verarschen!“, schrie die Frau und setzte der Elfe mit einem weiteren Schwinger nach. Rilliana wich auch diesem aus und runzelte die Stirn. Aus einem ihr unbekannten Grund schienen die Bewegungen der Frau langsamer und angestrengter zu sein, als sie sein sollten. Rilliana machte einen Schritt zur Seite, als ihre Angreiferin auf sie zurannte, und stellte ihr ein Bein. Die Frau stolperte und flog ungebremst Richtung Boden. Rilliana nutzte ihre Chance und setzte ihr Knie auf dem Rücken der Frau ab, während sie ihre Hände packte und auf den Rücken drehte, sodass sie sich nicht mehr wehren konnte.
„Lass mich los, Elfe! SOFORT!“, schrie sie und zappelte wie ein Käfer, unfähig, Rilliana von ihrem Rücken zu werfen. Trisha öffnete schwach ihre Augen, als sie das Geschrei hörte. Doch als sie die Frau erblickte, wurde sie bleich und wich entsetzt zurück in die Ecke.
„HÖRST DU SCHLECHT, ELFE! LASS MICH …“ Die Frau fing an, schmerzerfüllt zu stöhnen, als Rilliana ihre Arme weiter verdrehte und sie kurz davor standen, ausgekugelt zu werden. Rilliana beugte sich zu ihr hinunter, um der Fremden ins Ohr zu flüstern: „Wenn du noch einmal in Trishas Nähe kommst, wenn ich auch nur sehe, dass du sie ansiehst, oder wenn ich auch nur das Gefühl habe, dass du an sie denkst … werde ich dich töten.“
Sofort hörte das Zappeln unter der Elfe auf. Jonete war erstarrt. Sie hatte schon viele Todesdrohungen erhalten, aber diese war anders. Ein kalter Schauer lief ihren Nacken hinunter und sie wusste, dass die Elfe nicht übertrieb oder log. Es schien ihr, als wäre im Atem der Elfe der Tod selbst, der nun an ihren Ohren hängenblieb. Rilliana ließ sie los und Jonete rappelte sich auf, um das Weite zu suchen. Kalter Schweiß war auf ihrer Stirn, als sie fiebrig in Richtung Großer Halle lief, um so viel Distanz zwischen sich und der Elfe zu bringen, wie möglich.
„Nette Freunde, hast du hier gefunden, Trish“, murmelte Rilliana und kniete sich neben die Shifterin die wie Espenlaub zitterte.
„Hey Schatz, Schatz, alles wird gut. Schau, sie ist weg und ich bin bei dir. Ich bin immer bei dir“, redete die Elfe beruhigend auf ihre Freundin ein und kraulte Trisha zwischen ihren Ohren.
Trisha murmelte etwas Unverständliches und knickte sofort wieder weg. Das Zittern verebbte und ihr Kopf fiel auf Rilliana Schoß.
„Ich passe auf dich auf, Trish …“, flüsterte Rilliana und behielt die offene Tür der Zelle im Blick.

Es dauerte nicht lange, bis Rilliana erneut Schritte vernahm. Sie griff hinter Trisha und nahm einen der Dolche in ihre Hand. Sie hörte das Geflüster mehrerer Frauen und packte ihre Waffe noch fester.
„Wartet hier. Ich schaue nach, wie es ihr geht“, sagte eine von ihnen, und kurz darauf erschien ein Kopf hinter der Tür. Verdutzt sah eine schwarzhaarige Frau auf Rilliana und Trisha hinunter, während Rilliana nicht einmal blinzelte, um den Neuankömmling nicht aus den Augen zu lassen.
„Hey, mmmh, Elfe? Hast du sie vor Jonete gekauft? Geht es ihr gut?“
„Ich habe sie nicht ‚gekauft‘!“, sagte Rilliana und spuckte das letzte Wort angewidert aus, „das ist meine Freundin, von der du da redest, also sprich nicht von ihr wie von einem Gegenstand!“
Die Frau wandte sich ab, um über ihre Schulter zu schauen, und wechselte ein paar Worte mit ihrer Begleitung. Die Frau erschien erneut in der Tür, kniete sich in den Eingang und setzte ein Lächeln auf, wie um Rilliana zu beruhigen.
„Verzeih’, ich wollte nicht unhöflich sein. Bist du die blonde Freundin, von der Trisha gesprochen hat? Rilliana, richtig?“
Rilliana runzelte die Stirn, als sie diese Frage hörte, und nickte zögernd.
„Mein Name ist Pina. Ich habe Trisha vorgestern im Labyrinth getroffen und wir haben einander geholfen. Leider kamen meine Schwester und ich gestern zu spät und eine Mitgefangene hat sich Trishas missliche Lage zunutze gemacht“, erklärte Pina und zeigte auf die schlafende Shifterin.
„Beweise mir, dass ihr Freunde seid“, forderte Rilliana unbeeindruckt.
„Nun …“, fing Pina an und überlegte kurz, „sie hat mir erzählt, dass ihr meiner Chefin Terra geholfen habt, zu fliehen. Und Trisha hat … wie heißt du nochmal?“, fragte Pina und drehte ihren Kopf, um in den Gang zu sehen.
„Epolia!“, hörte Rilliana die gekränkte Stimme einer weiteren Frau.
„Genau, Epolia. Trisha hat Epolia vor Jonete gerettet und hat ihr von einer blonden Freundin erzählt, die zu Hause auf sie wartet.“
„Wer ist da noch draußen?“, fragte Rilliana und stand vorsichtig auf, um Trisha nicht aus ihrem Schlaf zu wecken. Das Messer versteckte sie hinter ihrem Arm. Pina winkte in den Gang hinein und zum Vorschein kamen eine Frau, welche genauso aussah wie Pina, und eine Blondhaarige, welche ebenfalls in einem Petsuit gefangen war. Rilliana sah die Frauen nachdenklich an.
„Leider kann ich euch noch nicht zu Trisha lassen. Nicht so lange sie schläft … Wenn sie aufwacht, wird sie eure Geschichte doch sicher bestätigen können.“
„Natürlich. Wie gesagt. Wir wollten sie vor Jonete retten und ihr etwas zu essen bringen.“
Pinas Schwester Rebecca, reichte Rilliana einen Teller, auf dem Brot und Käse lagen sowie ein Apfel und eine Gurke.
„Danke“, murmelte Rilliana, nahm den Teller entgegen und stellte ihn neben ihre schlafende Freundin.
„Sagt … was ist das hier für ein Ort?“, fragte Rilliana, als sie ihren Dolch hinter der schlafenden Shifterin versteckte.

Rilliana lauschte den Erzählungen der drei Frauen, und mit jedem weiteren Satz wurde sie bleicher. Sie wusste, dass hier liebster Zeitvertreib eine dunkle Seite haben konnte, aber dass Jinara es in so abartiger Form missbrauchte, verschlug ihr den Atem.
„Ihr habt vorhin von dieser Jonete erzählt. Ist das diese muskulöse Frau in Rot? Warum hatte Trisha Angst vor ihr?“
Diesmal meldete sich Epolia zu Wort. Sie sah Rilliana nicht direkt in die Augen und wirkte bedrückt.
„Das wird wohl meine Schuld sein … An Trishas erstem Tag hier, hat sie sich meinetwegen mit Jonete angelegt und hat sich dabei verschuldet. Leider konnte sie nicht die nötigen Credits aufbringen und wurde in ein Petgirls verwandelt. Jonete hat sie am folgenden Tag gekauft und hat …“
Epolia verstummte und blickte mitleidig zu der schlafenden Shifterin.
„Was hat sie getan?“, fragte Rilliana und ballte ihre Hände zu Fäusten. Epolia schüttelte den Kopf und ihr Gesicht wurde bleich.
„SPRICH!“
Rebecca legte tröstend eine Hand auf Epolias Rücken und führte sie nach draußen, während Pina, Rilliana ernst ansah.
„Bitte verzeih Epolia … Sie wurde vor Trisha von Jonete misshandelt. Trisha hat mehrmals im Labyrinth erwähnt, dass sie müde sei, und ihre Bestrafung war, dass sie die Nacht darauf nicht schlafen durfte. Jonete hat sie den Tag darauf hinter sich hergeschliffen … geschliffen … Immer, wenn Trisha drohte, einzuschlafen … wurde sie geschlagen, am Schweif gezogen. Ihr Gesicht in ihr Essen gedrückt … Deswegen haben wir zusammengeschmissen“, sagte Pina und zeigte auf das Frühstück neben Trisha. Rilliana zitterte vor Wut und Blut tropfte auf den Boden, als sich ihre Fingernägel in ihre Handflächen bohrten.
„Könntet ihr uns noch etwas allein lassen?“, sagte sie endlich. Pina nickte ihr zu und stand auf.
„Wenn du uns suchst, wir gehen zurück auf den Platz … die Spiele gewinnen sich nicht von selbst“, sagte Pina und ließ die Elfe mit der Shifterin alleine.

Bis in den späten Abend wachte Rilliana über ihre Freundin. Während sie sich nochmal das Gespräch von heute Morgen durch den Kopf gehen ließ, hörte sie Geschrei vom großen Platz. Sie bezweifelte, dass dies etwas Gutes verheißen konnte, und schaute auf ihre Hände, die immer noch die blutigen Wunden aufwiesen. Ein leises Stöhnen ließ sie aufblicken. Sofort eilte sie zu Trisha, die schwach zu ihr aufsah. Ein Lächeln zierte ihre Lippen und Rilliana strich besorgt über Trishas Haare.
„Hey, wie geht es dir?“, fragte Rilliana während Trisha versuchte, schwankend aufzustehen. Ihr Petsuit wehrte sich allerdings gegen ihre Bemühungen und sie gab auf.
„Besser, da du da bist“, murmelte die Shifterin und lehnte sich in Rillianas Hand. Sie schloss ihre Augen und begann zu schnurren.
„Ein paar deiner Freunde waren heute Morgen da, sie haben dir etwas zu essen gebracht“, sagte Rilliana und schob den Teller näher zu Trisha. Die Shifterin öffnete ihre Lider und ließ ihren Blick auf den Teller fallen. Sie starrte ihn eine Sekunde an und riss plötzlich ihre Augen auf. Sie zuckte zurück und drückte sich in die Ecke.
„NIMM SIE WEG!“, schrie sie, und ohne zu zögern, schmetterte Rilliana den Teller auf die andere Seite der Zelle. Die Nahrungsmittel flogen durch die Luft und rollten anschließend über den Boden, während der Käse an der Wand kleben blieb.
„Ist in dem Essen Gift drin?“, fragte Rilliana entsetzt und begann innerlich Pina zu verfluchen. Einen Augenblick lang starrte Trisha die auf dem Boden verstreuten Nahrungsmittel an, bis sie auf ihrem Kissen zusammensackte und rot anlief. Mit peinlich berührter Stimme murmelte sie: „Oh … War nur eine Gurke …“

Rilliana saß auf dem weichen Zellenboden und sah gedankenverloren zur Decke empor. Neben ihr hatte es sich die Shifterin gemütlich gemacht und hatte ihren Kopf auf Rillianas Beine gelegt. Rilliana streichelte sanft über den Kopf von Trisha, die früh am nächsten Morgen aufgewacht war, und nun warteten beide auf das Öffnen der Zellen.
„Worüber denkst du nach?“, fragte die Shifterin und sah zu ihr auf.
„An unseren ersten nächtlichen Spaziergang, als du genauso gefesselt auf meinem Bein lagst, und an ein paar Worte, die mir Terra mit auf den Weg gegeben hat.“
„Das war eine schönere Zeit, oder? … Was hat Terra denn gesagt?“
„Sie sagte, dass ich mein Leben nicht für ein Vielleicht aufs Spiel setzen darf.“
Rilliana sah zu ihr hinunter und lächelte Trisha an.
„Sollen wir den Plan nochmal ändern? Ich gebe zu, es ist nicht mein bester und hat viele Lücken, aber …“, Trisha verstummte, als die Elfe ihre Hand auf ihren Mund legte.
„Ich riskiere mein Leben nicht für ein Vielleicht. Ich riskiere es für uns, dass wir sicher zu Celine zurückkommen. Jinara weiß nicht, dass ich hier bin, aber was ist mit dir? Ich werde schon zu Recht kommen, du aber bist gefangen in diesem Anzug. Ich will, dass das hier alles so schnell wie möglich endet!“
Trisha drückte ihren Kopf tiefer in Rillianas Schoß.
„Wenn alles glattläuft, werde ich bald daraus befreit sein. Jinara wird mir jede einzelne Sekunde zusehen, wie ich mich abquäle. Aber dank deiner kleinen Geschenke wird es diesmal nicht so laufen, wie sie es will.
Dank Celines Kropfband ist der Dolch gut versteckt und ich sollte mit seiner Hilfe alles überstehen können, was sie mir entgegenwirft“, erklärte Trisha überzeugt. Bevor Rilliana eine weitere Frage stellen konnte, heulten die Sirenen im ganzen Gefängnis auf und die Zellen öffneten sich. Trisha rappelte sich auf. Sie sah erschöpft aus, doch in ihren Augen sah Rilliana das alte Strahlen.
„Los geht’s!“, murmelte die Shifterin und krabbelte auf allen vieren zur Tür, während Rilliana darauf wartete, dass sich die anderen Gefangenen ebenfalls zu den Spielen begaben.

Trisha lief um die bereits bekannte Ecke auf den großen Platz und konnte nicht anders, als zu lächeln, als sie sah, dass ein Sportplatz vor ihr aufgebaut war und Banner an mehreren Eingängen prunkten, auf denen stand:
Willkommen zu den großen Petgirl-Gefängnisspielen
„Das läuft fast schon zu perfekt“, flüsterte sie und warf einen Blick hoch zur Kuppel, „Schau genau zu, wie ich deine Spielchen gewinne, während Rilliana dein Gefängnis Stein für Stein auseinandernimmt.“
Aus ihren Augenwinkeln sah sie, wie ihr jemand zuwinkte, und stellte fest, dass die Zwillinge bereits auf sie warteten.
„Trisha, geht es dir besser?“, fragte Rebecca, während Pina ihr einen Teller mit einem kleinen Frühstück hinstellte.
„Könnte besser sein, aber ich … fühle mich inzwischen hervorragend!“, sagte Trisha bevor sie ihre Zähne in das Käsebrot schlug und es gierig hinunterschlang. Die Zwillinge wechselten einen verwirrten Blick.
„Nur weil deine Freundin nun auch hier ist? Sie ist doch genauso eine Gefangene wie wir!“, merkte Pina an, während Trisha verschlagen lächelte und antwortete: „Und wenn ihr als Mitgefangene das glaubt, dann werden das alle anderen auch glauben, und wenn sie sich als Wache ausgibt, wird niemand hinterfragen, was sie im Herzen des Gefängnisses macht. Jinara ist davon überzeugt, dass niemand sich ihren Blick entziehen kann, dass sie alles dank dieser verdammten Halsbänder unter Kontrolle hat. Sie weiß nichts über Rilliana, das ist unser Vorteil. Jinaras Hybris wird ihr Untergang sein.“
„Was meinst du mit …?“, fing Pina an, bis sie eine blonde Elfe aus Trishas Zellenblock herausgehen sah, gekleidet in einen hellblauen Catsuit, wie die Wachen ihn trugen. Sie sah, wie Rilliana seelenruhig zu einer Tür ging, die in das Innere der Anlage führte, und etwas in das Türschloss steckte. Kurz darauf öffnete sich diese und die Elfe verschwand dahinter.
„Wie …?“, fragte Pina Trisha, doch die Shifterin lächelte sie an.
„Jinara ist nicht die Göttin, für die sie sich ausgibt. Und auch wenn Rillianas und meine Göttin momentan nicht hier ist, so hat sie uns doch mächtige Geschenke zukommen lassen, und jetzt kommt mit, ich will Jinara noch eine letzte große Show bieten!“
Rebecca und Pina starrten die am Boden kriechende Shifterin an, als hätte sie, den Verstand verloren. Trisha drehte sich um und schaute zum Sportplatz.
„Wo ist Epolia? Will sie diesmal teilnehmen?“, fragte sie.
„Nein, allerdings kamen eben ein paar Wachen vorbei und haben sie dennoch mitgenommen. Sie murmelten etwas davon, dass jedes Petgirl die Pflicht hat, teilzunehmen. Für uns andere ist es wie immer freiwillig … na ja, sofern wir etwas zu essen wollen.“
Wie aufs Stichwort kam eine Wache auf Trisha und die Zwillinge zu.
„Haltet euch bereit“, flüsterte Trisha ihnen zu und ging der Wache entgegen, die wortlos Trisha eine Leine um den Hals legte und die Shifterin zum Sportplatz begleitete.
„Du kennst sie besser als ich, meinst du, sie hat den Verstand verloren?“, fragte Rebecca ihre Schwester.
„Trisha hat, seit wir uns das erste Mal getroffen haben, ununterbrochen überlegt, wie sie hier wieder rauskommt. Wenn dies ihr Plan ist, sollten wir ihr vertrauen.“

Rillianas Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie durch die von Trisha beschriebenen Gänge marschierte. Vereinzelnd liefen ihr Wachen oder Krankenschwestern über den Weg, und sie betete zu allen Göttern, dass keiner von ihnen sie ansprach.
„Moment … sagte Trisha links oder rechts? Warum ist hier aber auch gar nichts ausgeschildert?“, fragte sich Rilliana nervös, als sie die beiden weißen Gänge studierte. Sie hörte Stimmen im Rücken und lief schnell in die entgegengesetzte Richtung. Rilliana öffnete die Tür, die ihr den Weg versperrte, nur um mit weit aufgerissenen Augen vier anderen Wachen entgegenzustehen. In ihrer Mitte hatten sie ein Hands-of-Fate-Spiel liegen. Rilliana schluckte.
„Verzeihung, falsche Tür“, sagte sie und tastete nach dem Türgriff.
„Stehen geblieben!“, sagte eine der Wachen und stand von ihrem Platz auf. Rilliana Finger gefroren zu Eis und sie blickte zu der Frau in Hellblau.
„Was treibst du hier? Spionierst du uns etwa nach?“
„Nein, nein! Ich habe mich einfach in der …“ wollte Rilliana wiederholen und wurde unterbrochen, als die Wache wieder ihre Stimme erhob.
„Setzten!“
„Scheiße“, flüsterte Rilliana und ließ den Türgriff los, während ihre andere Hand nach dem Dolch tastete.
„Hört mal, ich will keinen Ärger, ich will einfach nur …“
„Ich sagte: Setzen! Du kannst uns nicht bei Rabea fürs Hands-of-Fate spielen verpetzen, wenn du mitspielst!“
Rilliana blinzelte verwirrt, während zwei Wachen breit grinsend auf sie zukamen und sie sanft zum Tisch zerrten.
„Tut mir leid, ich will euch wirklich nicht verpetzen, und außerdem habe ich auch gar kein Geld dabei“, wollte Rilliana sich herausreden, doch die anderen ignorierten ihre Erklärungen und drückten sie auf einen leeren Stuhl.
„Keine Sorge, wir spielen nicht um Geld, wir spielen damit“, sagte eine der Frauen und entleerte einen Beutel Seile auf dem Tisch. Rilliana konnte nicht anders als zu lächeln.
„Diesem Grinsen nach zu urteilen bist du also dabei, Elfe. Perfekt! Du darfst als Erste austeilen.“

Trisha wurde in einen Raum geführt, in dem es vor Petgirls nur so wimmelte. Einige redeten miteinander, während andere versuchten, ihr Gleichgewicht in der ungewöhnlichen Position zu halten.
„Epolia?“, fragte Trisha laut in den Raum hinein, als die Wache die Gittertür hinter ihr schloss.
„Da hinten in der Ecke“, sagte eine Mitgefangene und deutete mit ihrem Kopf grob in die Richtung. Trisha nickte ihr dankend zu und krabbelte in die verwiesene Richtung. Trisha fand schnell das am Boden kauernde Mädchen. Sie zitterte am ganzen Leib und erschrak, als Trisha sie vorsichtig anstupste.
„Dich haben sie auch erwischt?“, fragte sie ängstlich und schaute paranoid über die Schulter der Shifterin.
„Nein, ich bin freiwillig hier. Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Trisha besorgt und setzte sich neben Epolia.
„Nichts ist in Ordnung“, antwortete sie, „Ewigkeiten gehe ich diesen verdammten Spielen aus gutem Grund aus dem Weg, und nun werde ich gezwungen, daran teilzunehmen! Ich geb einfach auf, Strafe hin oder her!“
„Epolia, hör mir jetzt genau zu“, redete Trisha auf sie ein, „du musst alles tun, um so weit wie möglich zu kommen! Ich werde uns hier rausholen, aber wenn du eingesperrt in deiner Zelle bist, könnte das schwierig werden.“
Epolia sah sie von oben bis unten an.
„Bist du verrückt geworden?“, fragte sie, „Wie willst du uns in der Verfassung aus diesem Höllenloch befreien?“
„Rilliana hat die Spielregeln geändert. Jinara wird nicht mehr lange am längeren Hebel sein. Vertrau mir. Kämpfe dich mit mir zusammen durch, und noch heute Abend bist du auf dem Weg nach Hause!“, feuerte Trisha sie an. Epolia schüttelte den Kopf.
„Du musst wahnsinnig geworden sein.“
Trisha wusste nicht, ob sie Epolia überzeugt hatte, und wollte nochmal nachhaken, als plötzlich Wachen den Raum betraten und sie voneinander trennten. Sie wurden aufgeteilt und mussten sich hintereinander aufstellen, sodass acht Schlangen entstanden. Die vordersten wurden in Boxen gesteckt.
„Seid gefälligst still!“, befahl eine der Wachen, und sofort verstummten alle Petgirls aus Angst, einen Elektroschock abzubekommen, „Sobald sich die Klappe der Boxen öffnet, startet ein Rennen! Lauft bis zum Ziel und schafft es, unter den besten vier zu landen. Die übrigen vier werden disqualifiziert. Danach sind die nächsten dran und so weiter. Diejenigen, die sich qualifizieren, kämpfen dann bei den nächsten Spielen weiter, bis nur noch eine von euch übrig ist. Viel Erfolg“, erklärte die Wache und ließ ihren Blick über die Frauen gleiten.
„Einfach nur ein Rennen? Vielleicht gehen Jinara wirklich die Ideen aus?“, überlegte Trisha, während ein Knall ertönte und sich die Boxen für die erste Gruppe öffneten. Sofort krabbelten die Frauen heraus und die Box schloss sich hinter ihnen. Trisha konnte Jubelrufe und Schreie hören, die in den Raum schallten, und wunderte sich über die Beliebtheit eines Wettrennens unter den Gefangenen.
„Verzeihung? Ist das ein normales Wettrennen oder erwarten uns die üblichen Überraschungen?“, fragte das Petgirl vor Trishas nervös. Sie bekam keine Antwort, aber das Grinsen im Gesicht der Wache sprach Bände. Ein weiterer Knall ertönte und wie zuvor öffneten sich die Boxen und die nächsten Frauen verließen den Raum auf die Rennstrecke. Trisha kauerte nun vor der geschlossenen Box, nachdem ihre Vorderfrau darin eingeschlossen worden war. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, als sie einen spitzen Schrei hörte, und einige ihrer Mitstreiter zuckten ängstlich zusammen.
„Ist das auch Teil deines Plans?“, zischte Epolia sie von der Seite an.
„Du musst es schaffen!“, befahl Trisha ihr, als es knallte und sie beide in ihre jeweiligen Boxen geschoben wurden.
„Trisha! Ich schwöre dir, wenn ich hier draufgehe, wird mein Geist dich heimsuchen!“
„Epolia, nicht hilfreich! Du läufst seit Ewigkeiten in diesem Anzug herum, also zeig mir, was du kannst!“, feuerte Trisha sie an.
„Moment, wir müssen gegen Epolia laufen? Wo ist das denn bitte fair?“, fragte die Frau neben Trisha und die anderen Frauen stimmten ihr murrend zu.
„Schnauze da drin, hebt euch euren Atem für das Rennen auf!“, rief eine der Wachen und klopfte gegen die Boxen.
„Danke, Trisha, jetzt wissen alle, dass sie auf mich gehen müssen!“
„Epolia, jetzt mal ohne Spaß …“, fing Trisha an, doch erneut ertönte ein Knall und Trishas Box öffnete sich. Sie krabbelte nach draußen und lief, so schnell es ihre Knie und Ellbogen erlaubten, über die Rennstrecke. Ihren Sch****z nutzte sie, um ihre Balance zu halten. Neben ihr sah sie ihre Mitinsassen auf Tribünen sitzen, die sie anfeuerten und über die Petgirls lachten. Hinter sich hörte Trisha einen Schrei von einer ihrer Mitläuferinnen, doch wagte sie nicht, einen Blick zu riskieren. Sie achtete nur darauf, ihre vier künstlichen Pfoten so schnell wie möglich zum Ziel zu bringen, welches langsam näherkam. Ein weiterer Schrei riss sie aus ihrer Konzentration und sie wagte, doch einen Blick über ihre Schulter. Eine weiße Latexwand hatte sich hinter ihnen abgesenkt und verfolgte die Frauen. Wenn man zu langsam war oder stolperte, wurde man von der Wand verschluckt. Trisha konnte allerdings nicht sehen, was mit ihnen danach passierte. Zwei weitere Frauen schrien kurz auf, als die Wand sie erwischte, während Trisha dicht gefolgt von Epolia, über die Ziellinie stolperte. Die beiden verbliebenen Frauen hechteten zeitgleich ins Ziel, kurz bevor die Wand sie eingefangen hätte. Sie atmeten schwer und sackten auf dem Boden zusammen.
„Natürlich komme ich in die Gruppe mit Epolia und einer Shifterin!“ Fluchte eine von beiden.
„Als ob es unsere Schuld ist, dass du fast von der Wand erwischt wurdest“, sagte Epolia bissig.
„Epolia, lass sie, wir haben unsere eigenen Ziele hier, schon vergessen?“, murmelte Trisha um ihre Freundin zu beschwichtigen. Die Wand erhob sich vom Boden und schnellte zurück zum Start. Gleichzeitig gab sie den Blick auf die vier Frauen frei, die von ihr erwischt worden waren. Trisha lief ein kalter Schauer über den Nacken, als sie sah, dass die Frauen durch das weiße Latex umwickelt worden waren, sodass sie nun wie Bälle gefesselt auf der Strecke lagen. Sie konnten weder vor noch zurück und waren auf die Hilfe der Wachen angewiesen, die sie auflasen und an die Gefangenen auf der Tribüne verteilten. Als sie sah, wie eine der Wachen Jonete einer Frau in die Hände drückte, spürte sie Galle ihre Kehle hochkriechen.
„Das hätte ich sein können“, murmelte sie, als Jonetes Blick ihren traf. Das Gesicht der muskulösen Frau wurde kreidebleich, als hätte sie einen Geist gesehen, und sie wandte sich dem nächsten Ausgang zu, um die Spiele zu verlassen.
„Was ist denn mit der los?“, fragte Epolia, die Trishas Blick gefolgt war und die flüchtende Mitinsassin ebenfalls gesehen hatte. Trisha antwortete nicht und wandte sich ab, um zu den anderen Petgirls zu laufen, die sich bereits zur nächsten Disziplin aufgestellt hatten.

Rilliana lächelte ihre Gegenüber an, die nervös auf ihrer Unterlippe biss, „Warum so nervös? Diesmal hast du bestimmt ein besseres Blatt“, sagte die Elfe und deckte ihre Karten auf. Die Kinnlade der Wache fiel herunter, als Rilliana ihr Full House offenlegte.
„SO VIEL GLÜCK KANN KEINER HABEN!“, schrie sie, „DU MUSST GESCHUMMELT HABEN!“
„Wie soll ich das denn angestellt haben? Du hast doch ausgeteilt, so lange du noch konntest!“, sagte Rilliana mit gekünstelter Bestürztheit, während sie die Hände der letzten Wache mit ihren Füßen verband und es straff zog, bis sie stöhnte.
„Noch eine Runde! Und diesmal …“
Sie wurde unterbrochen, als Rilliana einen Knebel in ihren Mund steckte und fest verknotete.
„Tut mir leid, ich muss mich jetzt wirklich aufmachen, um meine Freundin zu befreien, aber ihr könnt so lange etwas Spaß haben“, sagte Rilliana und zupfte an einem der Schrittseile, die sie den Wachen verpasst hatte, öffnete die Tür und zog sie hinter sich zu. Die vier Wachen sahen ihr verdutzt hinterher. Jede von ihnen war von der Elfe in einen Hogtie gefesselt worden und lag auf ihrem jeweiligen Bett. Alle Knoten waren außerhalb ihrer Reichweite und keine von ihnen konnte einer Kollegin zu Hilfe eilen, da die Elfe sie zusätzlich an ihre Stahlbetten festgebunden hatte.
„Vir fnd fo gefgt!“ sagte eine von ihnen durch den Knebel und versenkte ihr Gesicht in der Bettdecke.

Trisha hatte sich mit den anderen Petgirls um einen großen Schlammsee aufgestellt und wartete darauf, dass die restlichen Gewinnerinnen der Vorrunde dazustießen. Missmutig starrte Epolia neben ihr in den Morast.
„Du glaubst doch nicht, dass sie uns durch diese Suppe schwimmen lassen, oder?“, fragte sie Trisha und versuchte, durch den Schlamm auf den Boden des Sees zu blicken.
„Nein, sie will doch nicht, dass ihre Spielsachen kaputtgehen“, sagte Trisha verbittert und sah zu den Wachen hinüber, die jeder Teilnehmerin eine Brille aufsetzten.
„Andererseits, wer bin ich, dass ich Jinaras Spiele durchblicken könnte?“, fügte die Shifterin hinzu, als ihr unsanft eine Schwimmbrille auf die Nase gedrückt wurde. Eine Wache trat zwischen die Mädchen und räusperte sich laut: „Glückwunsch an die Siegerinnen der ersten Runde! Ihr habt mit eurem Sieg bewiesen, dass ihr euch schnell an schwierige Situationen gewöhnen könnt und euren Körper perfekt unter Kontrolle habt! Dafür werdet ihr mit einer kleinen Menge Credits belohnt, aber gebt nicht alles auf einmal aus!“
Trisha sah auf ihren Arm und beobachtete, wie ihre Schulden langsam der Zahl null näher rückten.
„Klasse, noch 50 Rennen und ich bin aus dem Anzug raus“, rief sie sarkastisch, und einige der anderen Petgirls in der Nähe lachten.
„Aber, Können ist nicht alles! Deswegen testen wir nun euer Glück! In diesem See sind solche Stäbe versteckt“, sagte die Wache und hielt einen roten Stab in die Luft, damit alle ihn sehen konnten, „Sucht sie im Schlamm und bringt sie zurück an Land! Wenn ihr einen habt, seid ihr für die nächste Runde qualifiziert, ihr könnt allerdings auch nach weiteren suchen, um mehr Credits zu verdienen. Die Entscheidung liegt bei euch! Doch seid gewarnt: Wenn ihr nach Ablauf der Zeit noch im Schlamm steckt, werdet ihr disqualifiziert, egal wie viele Stäbe ihr an Land gebracht habt. Ihr habt zehn Minuten! Viel Glück!“
Trisha schloss genervt die Augen, und Epolia sah nervös zu ihr auf.
„Hast du einen Plan?“
„Finde einen Stab und bring ihn an Land. Riskiere nicht, stecken zu bleiben.“
„Das habe ich auch selbst herausfinden können.“
„UND LOS!“, schrie die Wache, und sofort krabbelten alle Petgirls in den Schlamm, um als Erste einen Stab herauszufischen. Trisha antwortete Epolia nicht und sprang den anderen Frauen hinterher. Erleichtert atmete Trisha auf, als sie nur wenige Fingerbreit in den Morast versank und sich eilig von den anderen absetzte, um die besten Chancen zu haben, einen Stab zu finden. Sie sah bereits einige Petgirls wie sie ihren Kopf in den Schlamm steckten und nach wenigen Sekunden der Suche mit einem Stab im Mund wieder auftauchten. Ihre Köpfe und Haare waren bis zur Unkenntlichkeit versaut, aber wenigstens schienen die Schwimmbrillen den Schlamm abzuweisen. Trishas und der Blick der verschlammten Frau trafen sich, sie nickten sich kurz zu und die Stabsträgerin wandte sich zum Gehen. Als sie einen Schritt nach vorne setzte, versank ihr rechter Ellbogen etwas tiefer im Schlamm als normal. Verwirrt sah die Frau nach unten. Im nächsten Moment explodierte etwas unter ihr und bedeckte sie von oben bis unten mit Schlamm und etwas, was verdächtig nach flüssigem Latex aussah. Das Latex klebte sich an ihr und dem Boden fest und verhinderte, dass sie auch nur einen Schritt nach vorne machen konnte.
„Oh, da haben wir bereits eine Unglückliche! Ich bezweifle, dass sie sich bis zum Ende der Zeit aus ihrer misslichen Lage befreien kann! Das wars dann wohl!“, rief die Wache, und von der Tribüne konnte man das Johlen und Rufen der anderen Gefangenen hören. Trisha ließ genervt ihren Kopf sinken und atmete tief aus, während die anderen Frauen ängstlich versuchten, durch den dicken Morast weitere Minen zu entdecken.
„Und wie sieht der Plan jetzt aus?“, fragte Epolia nervös die Shifterin, nachdem sie Trishas Fußabdrücken gefolgt war.
„Möglichst wenig bewegen“, murmelte Trisha und drückte ihren Schweif in den Schlamm, um damit sicher nach den Stäben zu suchen. Sie zuckte leicht zusammen, als ihr geschundener Sch****z hinabtauchte und den Boden abtastete. Sie ging vorsichtig rückwärts, während Epolia weiter ihren Spuren folgte, um ja nicht in eine Falle zu tappen. Als die anderen Gefangenen Trisha sahen, folgten sie ihrem Beispiel, sofern sie konnten. Dennoch explodierte mehr als einmal eine Mine und disqualifizierte weitere Frauen.
„Hab einen!“, rief Trisha glücklich aus und ging ein Stück weiter, um Epolia Platz zum Herausholen zu geben. Erleichtert tauchte Epolia hinab, holte einen Stab heraus und starrte Trisha erwartungsvoll an.
„Was? Geh zurück zum Strand, ich komme schon zurecht! Aber pass auf, dass dir niemand den Stab wegnimmt. Ich weiß nicht, ob ich mit der Methode viel mehr finden kann“, sagte Trisha. Epolia nickte nachdenklich und drehte sich ungelenk um.
„Ich hoffe, du kommst schneller voran, Rilli“, murmelte Trisha und wich einer vermeintlichen Miene aus, die sie auf dem Boden des Sees spürte.

In der Zwischenzeit hatte Rilliana sich noch tiefer in die Anlage begeben. Ihre anfängliche Anspannung hatte sie nach dem Treffen mit den Wachen, die nun gefesselt in ihren Quartieren lagen, überwunden, und sie suchte eifrig nach dem Eingang der Glaskuppel. Laut Trisha war dies der Ort, von dem alles im Gefängnis gesteuert wurde. Rilliana müsse nur Jinara dazu bewegen, ihr Krähennest zu verlassen.
„Leichter gesagt als getan, Trish“, murmelte Rilliana als sie vor einer verschlossenen Tür stand und ihren Dietrich zückte. Rilliana steckte ihn ins Schloss und noch bevor er anfing zu glühen, klickte es leise und die Elfe huschte hinein. Rilliana fand sich in einem weiteren langen Gang wieder. Doch im Gegensatz zu den bisher hell erleuchteten weißen engen Wänden, die das ganze Gefängnis säumten, war dieser Gang von grauen Säulen geziert. In regelmäßigen Abständen, waren magische Fackeln an ihnen angebracht und tauchten den ebenfalls grauen Boden in Zwielicht. Zwischen den Säulen waren Glasscheiben angebracht worden und zwangen Rilliana weiter geradeaus zu laufen. Die Zuversicht, die Rilliana von ihrem kleinen Zwischenfall angesammelt hatte, wich Misstrauen gegenüber der untypischen Umgebung.
„Hat mehr Ähnlichkeit mit Celines Kerker“, murmelte Rilliana und ging zu einer Scheibe, um in die Finsternis dahinter zu spähen. Auf den ersten Blick schien in dem Raum nichts zu sein, doch wurde sie eines Besseren belehrt, als plötzlich ein schwarzer Schleim gegen die Scheibe klatschte. Erschrocken wich Rilliana zurück und stolperte über eine Unebenheit im Boden. Sie landete unsanft auf ihrem Hintern und sah ungehalten zur Scheibe.
„War das wirklich nötig?!“, fauchte sie den Schleim durch die Scheibe an und rieb sich ihre wunde Stelle. Der Schleim drückte sich gegen das Glas und schien sich nicht weiter um Rillianas Frage zu kümmern. Rilliana ging auf ihn zu und wischte über die Scheibe, um den Dreck und Staub, der sich darauf angesammelt hatte, zu entfernen. Sie bemerkte mehr seiner Art, die in der Dunkelheit ihrer Zelle lagen. Sie alle hatten eine kränklich schwarze Färbung und schienen Schwierigkeiten zu haben, ihre Form zu wahren. Auch der Schleim an der Scheibe schien zu zittern und immer wieder in sich zusammenzufallen. Rilliana runzelte, besorgt die Stirn und legte ihre Hand auf das Glas.
„Ich wünschte, ich könnte euch da rausholen und zu Celine bringen …“, murmelte Rilliana und unterbrach sich, als sie Stimmen hörte. Schnell duckte sie sich und fing an zu schleichen. Der Gang öffnete sich ihr und gab den Blick auf eine kleine Halle frei, in der mehrere Arbeiter mit Fässern und Maschinen hantierten.
„Ich sage ja nur. Das Labyrinth war schon eine gewaltige Ressourcenschleuder, und jetzt diese Petgames? Jinara hat keine Ahnung, was hier unten vor sich geht!“
„Willst du ihr sagen, dass die Schleime uns links und rechts verrecken? Das kann sie schön selbst herausfinden! Ich bin nur hier, um die Maschinen mit Schleimen zu befüllen.“
Rilliana hörte ein genervtes Stöhnen.
„Und deswegen wirst du hier niemals rauskommen. Jinara braucht jemanden, der ihr hilft. Sie ist eine große Magierin, aber über die Züchtung ihrer Schleime hat sie keine Ahnung, und es würde unseren Job auch einfacher machen.“
Rilliana sah, wie eine großgewachsene Frau auf die Streithähne zuging und den Kopf schüttelte.
„Hört jetzt endlich auf zu diskutieren und geht zurück an eure Arbeit, oder soll ich kurz nach oben gehen und Jinara sagen, was ihr über sie denkt?“, fragte die Vorarbeiterin und deutete auf eine Wendeltreppe, die hoch durch die Decke führte. Beide Frauen wurden kreidebleich und rollten die Fässer zur Maschine, um sie zu befüllen. Rilliana sah die Treppe hinauf.
„Wenn ich da hochwill, brauch ich eine Ablenkung“, murmelte sie und ließ ihren Blick durch die Halle wandern.
Ich könnte versuchen, die Schleime zu befreien, aber das könnte auch nach hinten losgehen, für mich und sie. Überlegte Rilliana und ihr Blick machte an der gewaltigen Maschine Halt. Rilliana leckte sich über die Lippen und lächelte, während sie an ihren Choker griff, und ihre blaue Uniform verwandelte sich in ihren gewohnten schwarzen Catsuit.

„Ich sag’ dir. Wenn ich nur mal in Ruhe mit ihr reden könnte, würde sich hier unten einiges zum Besseren ändern“, sagte eine der beiden Frauen, die gerade ein neues Fass in die Maschine schütteten. Die andere verdrehte die Augen.
„Halt einfach die Füße still und lass mich da raus! Sobald ich genug Geld zusammenhabe, bin ich weg. Diesen Schwachsinn kann ich mir nicht mehr lange geben.“
„Aber wir könnten hier so viel Gutes … was … was war das?“
„Egal was es war, wir werden nicht genug bezahlt, um nachzusehen. Komm jetzt! Wir müssen das nächste Fass holen.“
„Aber …“
Die andere Frau ging einfach, ohne die verdutzt dreinblickende zu beachten, die angestrengt versuchte, durch die Dunkelheit hinter der Maschine zu sehen. Rilliana gab keinen Ton von sich, während sie darauf wartete, dass die Frau endlich ihrer Kollegin hinterherging.
„HEY, BEWEG DICH ENDLICH! Wenn du nicht sofort arbeitest, schläfst du heute in einer Zelle!“
Die Frau quietschte erschrocken auf und Rilliana hörte, wie sie sich eilig entfernte. Rilliana lächelte in sich hinein, als sie die sensibel aussehende Maschine vor sich sah.
„Ein Schelm, wer hier Unfug anstellt“, flüsterte sie und fing an, wahllos Hebel zu drücken und Knöpfe zu drehen.

Jinara starrte gelangweilt hinunter auf Trisha.
„Wie konnte ich nur ihren dämlichen Sch****z vergessen?“, murmelte sie, während die Shifterin erneut um Haaresbreite einer Mine auswich.
„Egal. Die nächste Runde wird …“ Ein Knall erschütterte die Kuppel und Staub rieselte von der Decke. Rauch stieg in der Halle auf und blockierte Jinaras Sicht auf Trisha. Ihr linkes Augenlid zuckte und sie stand wutentbrannt auf.
„IHR HABT EINEN JOB! EINEN! ABER DENNOCH FINDET IHR WEGE, MEINE SPIELE STÄNDIG ZU VERSAUEN!“, schrie Jinara und ging durch eine Tür, um hinunter in ihr Labor zu gelangen. Die lange Wendeltreppe vor ihr war mit dichtem Rauch gehüllt und Jinara wirkte einen Zauber. Sofort bildete sich um sie herum eine Barriere, die den Rauch draußen hielt. Hastig stieg sie die Stufen hinunter, um den Schaden an ihrer Maschine zu begutachten. Sie hörte Husten und Schreie von ihren Arbeitern. Unten in der Halle war die Hölle ausgebrochen. Ihre Maschine qualmte und verdunkelte ihr ganzes Labor. Der Schleim, der bereits in sie hineingeschüttet war, floss ungehindert auf den Boden und machte das Vorankommen für ihre Arbeiter schwer. Als sie am Ende der Treppe angelangt war, kam ihre Vorarbeiterin zu ihr.
„Was ist hier passiert?“, fragte Jinara mit unterdrückter Wut, während sie ihre Hand hob und den Schleim beiseite wischte, damit sie einen freien Weg zur Maschine hatte.
„Ich weiß es nicht, Herrin. Erst schien es, als würde etwas die Maschine blockieren, doch dann ist das passiert!“, sagte die Vorarbeiterin und deutete auf das umliegende Chaos.
„Wenn ich sehe, dass einer von euch mit meinen Einstellungen herumgepfuscht hat, landet ihr noch heute Nacht in einer Zelle!“, fluchte Jinara und schritt zielstrebig auf die Maschine zu. Sie sah über die Regler und Knöpfe an ihrer kostbaren Erfindung und ihre Nasenlöcher fingen an zu beben, als sie den Schaden sah.
„WER WAR DAS!“, fauchte sie und drehte sich zur Vorarbeiterin, die sie erschrocken ansah.
„Niemand von uns würde es wagen …“
„NUTZLOSE ENTSCHULDIGUNGEN!“, schrie sie und schnippte mit den Fingern. Sofort bewegte sich der Schleim auf die Vorarbeiterin zu und kroch ihre Beine hoch.
„Herrin, bitte! Niemand von uns hat etwas an der Maschine eingestellt, wir haben nur nach euren Anweisungen die Maschine wie immer befüllt“, sagte die Frau verzweifelt, während weiter Schleim ihre Hüfte hochkroch und drohte, sie zu verschlingen.
„Du oder eine deiner Untergebenen hat das getan, wer sollte denn sonst hier sein! Du hast die Verantwortung dafür, dass hier alles glattläuft, und du hast versagt! Denk darüber nach, so lange du noch kannst!“, fauchte Jinara als der Schleim vollständig Besitz von der Vorarbeiterin nahm. Die umstehenden Frauen zitterten vor Angst, als sie die zappelnde Gestalt ihrer Vorgesetzten sahen.
„Bitte, Herrin! Sie ist nicht schuld! Ich habe eben jemanden im Schatten hinter der Maschine gesehen!“, sagte eine Untergebene zu Jinara und warf sich vor ihr in den Schleim.
„Warum hast du das nicht gemeldet?“, fragte Jinara zornig.
„Ich dachte, ich hätte es mir eingebildet …“, sagte die Frau kleinlaut und drückte ihre Stirn in den Schleim. Jinara stieß Luft aus ihren Nasenlöchern aus.
„Unnütz“, sagte Jinara kalt, und mit einem weiteren Schlenker ihrer Hand wuchs der Schleim auch über die andere Frau, die sich erschrocken zurückwarf, als ihr die Luft abgeschnitten wurde.
„Macht den Mist hier sauber und sagt Rabea Bescheid, dass sie sich, um die beiden kümmern soll. Und sagt dem Wachen, die gerade Pause machen, sie sollen nach einem Eindringling suchen“, sagte Jinara und wandte sich zu ihrer Maschine.

Rilliana war im Schutz des Rauches an Jinara vorbeigeschlichen und stieg weiter die Treppe empor, bis sie an einer Tür angelangt war, die sie ohne Mühe öffnete. Ein hell erleuchtetes Zimmer bot sich ihr. Luxuriöse Möbel zierten den Raum und ein Springbrunnen, auf dem eine goldene Frau stand, war in der Mitte des Raumes aufgebaut. Sie ging an einem Sessel vorbei zur Glasscheibe und warf einen Blick hinunter auf den Spielplatz. Zwar versperrte Rauch ihr die Sicht, doch gelegentlich konnte sie Petgirls sehen, welche aus einer braunen Masse heraussprangen.
„MMMH MMMhhmmhmh!“
Erschrocken wirbelte Rilliana herum und zog ihren Dolch in einer fließenden Bewegung. Fieberhaft suchte sie den Raum ab, aber sie sah niemanden. Die Elfe runzelte die Stirn, als die geknebelte Stimme weiterhin zu hören war.
„Wer ist da?“, fragte Rilliana nervös und ging einen Schritt in den Raum hinein.
„MMMH!“
Ihr Blick folgte der Stimme und blieb am Sessel hängen. Rillianas Mund klappte auf, als sie sah, dass in dem Möbelstück eine Frau eingebettet war, die mit tränenverschmierten Augen zu ihr aufsah. Ihr Körper war in einen engen türkisfarbenen Latexanzug gequetscht und von metallenen Bändern in Position gehalten. Ihr Mund war ebenfalls von einem Band umschlossen, und verhinderte, dass Rilliana auch nur ein Wort der Frau verstehen konnte.
„Bist du auch eine Gefangene? Keine Sorge, ich hol’ dich hier raus“, erklärte Rilliana und bearbeitete das Schloss am Mund der Frau. Es klickte und Rilliana entfernte vorsichtig das goldene Metall. Daran angebracht war eine Kugel, die die Zunge der Frau hinuntergedrückt hatte.
„Vie … vielen Dank! Ich dachte, ich müsste für immer hier drinbleiben!“, sagte die Frau schluchzend, während Rilliana nach weiteren Schlössern suchte.
„Keine Ursache, ich hole dich hier raus. Vielleicht kannst du mir dafür ein wenig aushelfen. Weißt du, wie ich die Halsbänder von den Gefangenen öffne?“, fragte Rilliana.
„Du … du willst die Gefangenen befreien? Bist du wahnsinnig? Alle Insassen in diesem Gefängnis sind aus einem triftigen Grund hier!“, rief die Frau entsetzt. Rilliana zog ihren Dietrich aus dem Schloss, welches die Beine der Frau oben hielt, und sah auf sie hinunter.
„Ich bin hierhergekommen, um meine Freundin zu retten, aber die anderen Frauen haben es genauso wenig verdient, hier zu sein. Sie wurden falscher Verbrechen beschuldigt oder von Unterweltbossen hierhin verschleppt! Das hier ist kein Gefängnis, es ist ein Vergnügungspark für eine sadistische Schlampe. Oder meinst du, dass du es verdienst, dein Dasein, als Sessel zu verbringen?“, fragte Rilliana mit hochgezogener Augenbraue.
Sie erntete Schweigen.
„Habe ich mir gedacht“, sagte Rilliana schließlich und begann erneut, im Schloss herumzustochern, „also bitte ich dich, mir so viel wie möglich zu helfen, damit wir es hier alle lebend rausschaffen.“
„Heißt deine Freundin zufällig Trisha?“, fragte die Fremde, und Rilliana nickte. „Dann sollten wir uns beeilen. Jinara sagte, sie hätte etwas Großes mit ihr vor“, sagte sie und stand zittrig auf, als Rilliana das letzte Schloss öffnete. Sie zeigte auf einen Schreibtisch in der Ecke des Raumes, während sie selbst Schritt für Schritt zu der Statue im Brunnen humpelte.
„An diesem Tisch kannst du alles im Gefängnis steuern. Das ist unser Ticket hier raus, und wenn du etwas über einen Springbrunnen findest, löse bitte den Zauber darauf auch.“
„Verstanden!“, sagte Rilliana und setzte sich auf den Stuhl hinter dem Schreibtisch. Sofort leuchtete der Tisch vor ihr auf und zeigte eine Nachbildung des Gefängnisses. Rilliana grinste und murmelte: „Trisha, du hattest absolut recht, Jinaras Hybris ist ihr Untergang.“

„Und damit ist die zweite Runde abgeschlossen!“, rief die Wache laut, als die letzte Sekunde der Zeit verstrichen war. Der Schlamm des Sees, in dem Trisha eben noch gestanden hatte, wurde schwarz und verwandelte sich in flüssigen Latex, welches jedes Petgirl was noch in ihm steckte, ergriff und tiefer in sich hinein zog. Trisha wandte sich von den schreienden Frauen ab und sah hoch zur Kuppel, die von Rauch verhüllt wurde.
„Nicht mehr lang. Rilli du schaffst das!“
„Meinst du, sie war das?“, fragte Epolia neugierig, und Trisha nickte, „Teil deines Plans?“
„Mehr oder weniger, Rilliana hatte schon immer ein gutes Bauchgefühl. Ich vertraue ihr.“
Sie wurden unterbrochen, als die Wache erneut das Wort ergriff.
„Glückwunsch an alle Gewinner der zweiten Runde! Die nächste Aufgabe wird eine der Kraft sein, also …“
Die Wache runzelte die Stirn, als sie keinen Jubel mehr von der Tribüne hörte, sondern Rufe der Verwunderung und glückliches Lachen. Sie drehte sich um und wurde blass, als immer mehr Insassen auf der Tribüne ihren Latexanzug verloren und das Halsband von der Direktorin von ihren Hälsen riss. Auch von den Petgirls kamen nun überraschte Schreie und die Wache schluckte nervös.
„Du hast es geschafft!“, sagte Trisha als ihr Körper von dem Petsuit befreit wurde und sie wie alle anderen nackt auf dem Boden lag. Blitzschnell rappelte sie sich auf und griff nach dem Choker, welcher momentan nur ihr Messer an ihrem Arm befestigte. Sofort leuchtete ihr ganzer Körper auf und um sie herum erschien ein schwarzer Catsuit. Ihren Dolch endlich wieder in der Hand haltend, wechselte sie in ihre Shifter-Form, die ihr zusätzliche Kraft verlieh.
„Leg dich sofort wieder auf den Boden, Shifter bevor …“, fing die Wache an, doch wurde sie von Trisha unterbrochen, als sie auf sie zurannte und ihr einen Schlag versetzte, der sie in hohem Bogen in das flüssige Latex beförderte. Trisha stellte sich breit auf und blickte auf die nackten Frauen vor ihr, die sie mit weit aufgerissenen Mündern anstarrten.
„SCHWESTERN! DAS IST UNSERE CHANCE AUF FLUCHT! WIR SIND BEI WEITEM IN DER ÜBERZAHL UND DIE HALSBÄNDER SIND NICHT MEHR! BEWAFFNET EUCH UND HELFT DEN SCHUTZLOSEN UND FLIEHT!“, rief Trisha und sofort brach Jubel aus. Mehr Wachen wurden von den Häftlingen überwältigt und in Sekunden war Jinaras Spielplatz in der Hand von Trisha und den ehemaligen Petgirls.
„Was jetzt?“, sagte Epolia, die sich aus Scham mit ihren Händen bedeckte und nervös auf einer Stelle hüpfte.
„Die Zwillinge finden, Rillianas Bogen holen und dann nichts wie raus!“

Jinara war außer sich. Ihre geliebte Maschine war kaputt und musste mühselig von ihr repariert werden.
„Ich mache das morgen fertig, Hauptsache, ich kann wieder Trisha zuschauen!“, murmelte sie genüsslich und lächelte bei diesen Gedanken in sich hinein. Sie öffnete die Tür zu ihrem Büro und lief gedankenversunken zur Glasscheibe, durch die sie nun wieder sehen konnte.
„Na, wenigstens gehen die Spiele … … … Was geht da unten vor?“, fragte sie irritiert und wirbelte herum. Ihr Pult würde ihr genauere Auskünfte geben. Sie erstarrte, als sie einen Dolch in ihm stecken sah und ihre empfindliche Schöpfung zerstört hatte.
„WER WAR DAS?“, fauchte sie ihren Sessel an und hob ihre Hand, in der sich Magie gesammelt hatte, doch stellte sie fest, dass er leer war. Auch von ihrem Springbrunnen fehlte jede Spur.
„Wie?“, fragte sie geschockt und blickte hinunter zu ihrem Spielplatz, auf dem die Hölle ausgebrochen war. Eine Shifterin in einem schwarzen Catsuit fiel ihr ins Auge, die voranschritt und eine kleine Traube von nackten Frauen anführte.
„TrishaaaAAAAAAAAA!“, schrie Jinara und ihre Magie entlud sich in den Raum, sprengte die Fenster und zerschmetterte ihre Möbel. Glasscherben regneten auf ihren Spielplatz herab und die Tür zu ihrem Büro flog aus den Angeln.

Trisha hatte Rillianas Bogen und Pfeile geschultert und führte eine kleine Traube von Mitinsassen an. Sie hatten das Wichtigste aus den Zellen holen wollen und sind dabei zufällig auf Rabea und ein paar ihrer Untergebenen gestoßen, die gerade ein paar neue Gefangene in eine Zelle werfen wollten. Trisha grinste, als sie an die Oberaufseherin dachte, die nun gefesselt und geknebelt mit Fetzen von Bettwäsche in einem Hogtie auf dem Boden lag.
„Kann der Tag noch besser werden?“, fragte sie und lächelte Epolia und den Zwillingen zu. Pina und Rebecca grinsten zurück, während Epolia einen Kissenbezug zurechtzupfte, den sie sich übergeworfen hatte, um ihre Körper zu bedecken.
„Sag das nicht, wir müssen immer noch hier herausfinden“, sagte Epolia nervös, gerade in dem Moment, als sie einen ohrenbetäubenden Knall hörten. Die Glaskuppel zersplitterte und Scherben regneten auf sie herab. Trisha erblasste. Sie hörte die Schreie der anderen und panische Rufe.
„ALLE RUNTER!“, schrie Epolia und breitete ihre Hände über ihrem Kopf aus. Ein blauer Schimmer entwich ihren Händen und bildete einen Schleier über ihnen. Als die Scherben auf ihn trafen, zerbröselten sie zu feinem Staub und rieselten auf die Frauen hinunter.
„Du kannst zaubern!?“, fragte Trisha verblüfft und starrte Epolia mit offenem Mund an.
„Ein wenig. Es reicht, um im Alltag zurechtzukommen.“
„Gehörte das etwa zu deinem Alltag?“
Epolia verdrehte die Augen.
„Natürlich nicht, aber erwarte jetzt nicht zu viel von mir, das hat mich sehr viel Kraft gekostet. Also warte mit dem Jubel, bis wir hier raus sind.“
Trisha nickte ihr dankend zu und winkte den anderen Frauen, ihr zu folgen.
„Wo finden wir Rilliana? Habt ihr einen Treffpunkt ausgemacht?“, fragte Pina.
„Nicht wirklich, da ich nicht einschätzen konnte, wie die Situation an ihrem Ende aussieht, aber wir haben abgemacht, dass keiner das Gefängnis ohne den anderen verlässt. Ich werde sie suchen gehen, wenn wir am Ausgang sind, ihr könnt so lange fliehen“, antwortete Trisha zuversichtlich und legte eine Hand auf Pinas nackte Schulter.
„Das wird wohl nicht nötig sein, schau!“, sagte Rebecca und zeigte nach vorne. Rilliana und zwei weitere Frauen waren gerade an einer Tür erschienen und hielten sie für Trishas Gruppe offen. Trisha fiel ein Stein vom Herzen und sie rannte voraus, um ihre Freundin zu umarmen.
„Wie ich es vermisst habe, das zu tun“, flüsterte sie Rilliana ins Ohr, und Tränen rollten ihre Wangen hinunter. Rilliana sagte nichts und drückte Trisha fest an sich. Die Zeit schien, für die beiden stillzustehen, während die anderen Insassen lächelnd an ihnen vorbeigingen und die ihnen gebotene Tür nahmen, um vom Spielplatz herunterzukommen.
„Trisha, ich störe ja nur ungern, aber wir müssen los. Jubeln können wir später, erinnerst du dich?“, sagte Epolia.
„Ja, du hast recht“, gestand Trisha leise und löste sich aus der Umarmung. Mit einer schnellen Handbewegung wischte sie sich die Tränen weg und strahlte Rilliana an.
„Ich glaube, der hier ist deiner“, sagte Trisha und zog Rillianas Bogen und Köcher von ihrer Schulter.
„Lass uns hier verschwinden, Trish“, sagte Rilliana und drückte sanft die Hand ihrer Freundin. Die Shifterin nickte ihr zu und wollte gerade hinter Epolia und den Zwillingen durch die Tür gehen, als sie erstarrte.
„Was ist?“, fragte Rilliana und folgte ihrem Blick und erstarrte ebenfalls. Jinara stand keine zehn Schritte von ihnen entfernt, nachdem sie aus der Glaskuppel gesprungen und mithilfe von ledernen Flügeln gelandet war. Die Dämonin hatte ihr Gesicht zu einer zornigen Fratze verzerrt und ihr langer Dämonensch****z peitschte hinter ihr auf den Boden. Sie hatte ihren Kopf leicht gesenkt, als wolle sie im nächsten Moment auf Rilliana und Trisha zurennen, um sie mit ihren Hörnern aufzuspießen.
„Ihr wart das! Ihr habt mein Lebenswerk zerstört!“, schrie sie und sammelte Magie in ihren Händen. Sofort stellte sich Rilliana vor ihre Freundin, die anfing zu zittern. Trisha ließ ihren Dolch fallen, als die Furcht sie übermannte, und verlor augenblicklich ihre Shifterform.
„Pina! Nimm Trisha und lauf, ich halte sie auf“, sagte Rilliana und spannte ihren Bogen.
„Du kannst sie nicht alleine besiegen“, flüsterte Trisha und stolperte nach hinten. Pina fing sie gerade noch auf, bevor sie zu Boden fiel.
„Trisha, ich habe einen Plan. Jetzt geh, bevor sie dich in die Finger bekommt!“
„Aber …“
„PINA, wird es bald!“, schrie Rilliana und Schweiß rann ihre Stirn hinunter, als die Dämonin ihre Hand hob. Trisha wurde von Pina durch die Tür gezogen, als Jinara einen Zauber auf Rilliana warf. Blitzschnell rollte die Elfe zur Seite, und der Zauber zerstörte die Wand hinter ihr. Staub und Steine regneteten auf den Boden. Rilliana spannte ihren Bogen erneut und schoss einen Pfeil, der von der Magierin mühelos zur Seite gewischt wurde.
„Du glaubst doch nicht, dass deine schwächlichen Pfeile mir etwas anhaben können, oder?“, fragte Jinara schnaubend und bereitete den nächsten Zauber vor.
„Nein, aber sie verdeutlichen meine Meinung über dich!“, warf ihr Rilliana entgegen und schoss einen weiteren Pfeil mit demselben Ergebnis.
„Nutzlos!“, schnaubte Jinara und ließ einen Feuerball auf Rilliana zufliegen. Rilliana warf sich zu Boden und das Feuer rauschte über sie hinweg.
„Deine Zauber sind genauso nutzlos, wenn sie nicht treffen!“, lachte Rilliana gehässig und sprang wieder auf die Füße. Jinaras wurde von der Aussage zur Weißglut gebracht und hob ihre Hände.
„Du hast ohne Zweifel zu viel Zeit mit Trisha verbracht, dein Mundwerk ist genauso lose wie ihres!“, fauchte Jinara und warf eine nahezu durchsichtige Scheibe in Rillianas Richtung. Der Zauber schoss mit enormer Geschwindigkeit auf die Elfe zu. Durch sein Tempo schaffte es Elfe nicht, rechtzeitig wegzuspringen, und der Zauber teilte ihren Bogen in zwei und schnitt ihren linken Arm längs auf. Rilliana verschlug es den Atem, als sie das Blut sah, welches ihren Arm hinunterlief, und sie ließ ihren zerstörten Bogen fallen. Das Latex schloss sich über der Wunde und stillte die Blutung, doch der Schmerz blieb. Jinara grinste hämisch und warf noch eine Scheibe auf sie.
„Das funktioniert nicht zweimal!“, rief Rilliana und duckte sich unter ihr hinweg. Ein paar blonde Haarsträhnen fielen der Magie zum Opfer und landeten neben Rilliana auf dem Boden. Rilliana sah hinunter und zwang sich zu einem schmerzhaften Lächeln.
„Das war wohl der magisch intensivste Haarschnitt, der je gemacht wurde, oder?“, fragte Rilliana und streckte Jinara die Zunge heraus.
„NA WARTEN DU KLEINE …“, schrie Jinara und klatschte ihre Hände fest zusammen. Eine Druckwelle entstand, die den Staub und Sand aufwirbelte und Rilliana wegschleuderte. Sie flog nach hinten gegen die zerstörte Wand und ein Ächzen entglitt ihrem Körper, als sie auf den Boden rutschte. Steine bröckelten hinunter und mehr Staub wurde aufgewirbelt, der die Elfe verbarg. Jinara atmete erschöpft ein und aus und suchte fieberhaft nach ihrem Gegner.
„Hältst du jetzt endlich die Klappe?“, fragte Jinara und versuchte angestrengt, ihren nächsten Zauber vorzubereiten. Plötzlich rauschte Rilliana nackte Gestalt, aus dem Staub heraus. Jinara sah die Elfe geschockt an und ihr Zauber löste sich in Luft auf, als sie die Konzentration verlor. Hastig stolperte sie zurück, doch es war zu spät, als Rilliana die letzten Schritte zu ihr überwand und den Choker an ihren Hals drückte.
„Ein kleines Geschenk von Celine, viel Vergnügen damit!“, sagte Rilliana lächelnd und stolperte schwankend zurück.
„Du glaubst doch nicht, dass dieses Halsband mich aufhalten wird!“, rief Jinara und hob ihre Hand, um der am Boden liegenden Elfe einen Zauber ins Gesicht zu schießen. Sie erstarrte, als nichts geschah und stattdessen ihr Körper aufleuchtete. Der Choker bildete einen Schlafsack um ihren Körper, drückte ihre Arme an ihre Seite und ihre Beine fest aneinander. Sie verlor das Gleichgewicht und fiel unsanft zu Boden. Einen Augenblick lang lag sie stumm auf dem Boden und versuchte, ihre Gedanken zu sortieren, dann fing sie an, wie verrückt in ihrem Kokon zu zappeln.
„Lass mich hier sofort raus, Elfe, bevor ich …“
„Bevor du was? Deine Magie ist versiegelt und du liegst hilflos auf dem Boden“, schnitt Rilliana ihr zornig das Wort ab und stand schwankend auf. Sie ging ein paar Schritte zur Tür und bückte sich zu Trishas Dolch hinunter, der zwischen dem Geröll der Mauer lag. Gedankenverloren drehte Rilliana den Dolch in ihrer Hand, während Jinara fluchte und ihr befahl, den Choker abzunehmen.
„Befehle geben kannst du gut, aber wie sieht es mit Fressehalten aus?“, fragte Rilliana drückte ihr Knie auf Jinaras Brust und beugte sich zu ihr hinunter. Trotz ihrer Schmerzen ergriff Rilliana, Jinaras Kiefer und sofort verstummte die Dämonin, als ihre Finger sich schmerzhaft in ihre Haut bohrten und ihren Kopf auf den Boden drückten. Blut floss aus der Wunde von Rilliana über den Hals von Jinara und tropfte auf den Stein.
„Na los! Beende es endlich! Trisha hat mein Lebenswerk zerstört, dann ist es doch passend, wenn du meines beendest“, presste Jinara hervor.
„ICH SAGTE HALTS MAUL!“, schrie Rilliana ihr ins Gesicht und senkte den Dolch zu Jinaras Kehle, „Trisha hat deinetwegen all die Jahre gelitten, sie wacht schweißgebadet neben mir auf und lügt, dass es ihr gut ginge! Du hast fast die Beziehung zu ihrer Schwester zerstört und das Einzige, von dem du redest, bist du selbst! Ist dir nie der Gedanke gekommen, dass du in diesem Gefängnis unschuldigen schreckliche Dinge antust? Dass sich Celine all die Jahre die Schuld wegen deiner Scheiße gegeben hat?“, fragte Rilliana.
„Ich kümmere mich einen Dreck um Trisha, Celine oder meine Insassen!“, erwiderte Jinara lachend, „Ich habe auch gelitten, nachdem mir Celine alles genommen hat! Meine Forschung, meine Erfindungen – ich musste erneut von Null anfangen! Meine Gefangenen waren einzig und allein Mittel zum Zweck!“
Rilliana starrte sie fassungslos an.
„Du bist verrückt“, schloss Rilliana und packte den Dolch noch fester, sodass ihre Knöchel bleich wurden.
„Verrückt? Wer von uns beiden redet, mit einer Frau, die ein Messer an der Kehle hat? Versuchst du etwa, einen Grund zu finden, mich nicht töten zu müssen? Du bist erbärmlich!“
Rilliana schloss angewidert ihre Augen und schluckte.
„Du hast recht, ich bin erbärmlich, dass ich Trisha nicht vor dir beschützen konnte, aber wenigstens kann sie von nun an beruhigt schlafen!“
Sie öffnete die Augen und blinzelte verwirrt, als vor ihr zwischen den Trümmern eine kleine Gruppe Frauen stand.
„Was treibt ihr noch hier, habt ihr noch nicht …“, fing Rilliana an, wurde aber unterbrochen, als ein Stein sie an der Stirn traf und sie von Jinara runtergeworfen wurde. Benommen sah Rilliana auf und tastete nach der Wunde an ihrem Kopf, die zu bluten anfing und ihr die Sicht erschwerte. Rilliana sah verschwommen, wie sich eine Frau aus der Gruppe löste und anfing zu sprechen: „Dumm gelaufen, Elfe, du hättest mich töten sollen, als du die Chance dazu hattest, aber jetzt, ohne Anzug, werde ich dich zermalmen!“
„Warte, du verstehst nicht! Das ist …“, stammelte Rilliana als sie Jonetes Stimme erkannte, und krabbelte von der muskulösen Frau weg.
„Mir egal, wer das ist! Du hast mir gedroht, und dafür wirst du bezahlen!“
„Jonete, das da auf dem Boden ist …“, wollte Rilliana sagen, doch wurde sie unterbrochen, als Jonete auf sie zusprang und ausholte. Rilliana konnte gerade noch nach hinten ausweichen und spürte hinter sich die Tür. Sie schnalzte frustriert mit der Zunge und zog sich an ihr hoch. Sie starrte durch einen roten Schleier auf Jonete, die ihre Knöchel knacken ließ und sich vor Jinara aufgebaut hatte. Der Dolch zitterte in Rillianas Hand und sie wandte sich ab und rannte durch die Tür Richtung Ausgang. Jonete sah auf die Direktorin hinunter.
„Alles in Ordnung bei dir?“
„Jetzt, da ihr mich vor dieser Wahnsinnigen gerettet habt. Ich danke euch“, sagte Jinara mit zitternder Stimme. Sie grinste innerlich.
Vielleicht muss ich nicht ganz von Null anfangen.

Rilliana rannte durch ein großes Tor nach draußen und wurde als Erstes von der blendenden Sonne begrüßt. Der Wind spielte mit ihren Haaren und streichelte über ihren nackten Körper. Rilliana lächelte zufrieden, als sie Trisha sah, die auf sie zugelaufen kam. Im nächsten Augenblick schlossen sich ihre Augen und sie sackte bewusstlos zusammen.

Trisha hatte Rillianas Kopf auf ihren Schoß gelegt und säuberte die Wunde an ihrem Kopf, während Epolia den Nachthimmel beobachtete und die Zwillinge Arm in Arm schliefen. Weitere Frauen saßen mit ihnen in der Kutsche, tuschelten leise oder schliefen ebenfalls.
„Da habt ihr aber Glück gehabt, dass der alte Vincent euch auf seinen Karren mitgenommen hat!“, sagte der alte Mann und trieb seine Pferde zum Laufen an, „Seltsames geht in diesen Wäldern vor sich, da solltet ihr nicht halb nackt unterwegs sein.“
„Wie können wir dir danken, Vincent?“, fragte Trisha und drehte sich zu dem Mann.
„Ach Kleine, der alte Vincent greift doch keiner nackten Frau in die Tasche. Ruht euch aus, ihr seht aus, als hättet ihr einiges durchgemacht. Wohin kann Vincent euch denn bringen?“
Trisha sah fragend Epolia an, die, ohne ihren Blick von den Sternen zu nehmen, mit den Schultern zuckte.
„Welche Stadt wäre denn am nächsten?“, fragte Trisha nach kurzem Zögern.
„Goramag! Schonmal davon gehört? Der Fisch dort ist der beste auf der ganzen Insel!“, sagte der alte Mann und lachte leise. Trisha blickte runter auf ihre bewusstlose Freundin.
„Hörst du das, Rilli? Ich mach’ dir Fisch, wenn wir in Goramag ankommen, und vielleicht kannst du sogar meinen Vater kennenlernen.“




So das wars fürs erste wieder. Ich hoffe ihr Freut euch über Rillianas Comeback und fiebert mit ihr auf ihrer Reise, während ich nun endlich mir überlegen muss was in Kapitel 8 passieren soll XD

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von TheLargeEmptY am 30.12.25 um 17:09 geändert
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  RE: Rilliana und Trisha Datum:30.12.25 20:38 IP: gespeichert Moderator melden


Mannomann, so viele Handlungen hintereinander. Zeitweise war ich von der Geschichte so gefesselt wie Rilliana 😉.
Gegen die Spiele kann Julius Cäsar mit seinem Zirkus einpacken. ☺️
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