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Licentia poetica

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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:15.06.19 19:43 IP: gespeichert Moderator melden


Im Morgengrauen wurde der Königsgemahl von quietschenden Geräuschen geweckt. Im Halbschlaf versuchte er um sich zu schlagen, denn er erwartete einen Angriff von riesigen fetten Ratten. Aber seine Hände waren in Eisen gelegt, und es waren auch keine Nager, die ihn aus dem Schlaf geholt hatten, sondern die Wächterinnen, die das Gitter aufgeschlossen hatten, um ihn zu holen.

Wohin? Wohin wollten sie ihn verschleppen? Die Frage ersparte er sich, denn er kannte die Antwort schon: eine kräftige Ohrfeige oder ein Hieb mit der Reitpeitsche wäre die Belohnung für unerlaubtes Sprechen. Also zügelte er seine Zunge und ließ sich stumm abführen. Hoffentlich rettete Leda ihn bald aus seiner Gefangenschaft!

Die Frauen übergaben ihn an die Miliz. Abas schlurfte in Fußketten und mit Handeisen mitten zwischen den Frauen her aus dem Turmgebäude über den Hafenkai. Der Trupp marschierte auf ein Schiff zu. Eine Galeere, stöhnte Abas innerlich. Über eine Gangway, die aus einem breiten Brett bestand, wurde er an Bord grob gestoßen und dort von anderen Frauen übernommen. Zwei Damen führten ihn unter Deck in einen langen niedrigen Raum, der fast vom Heck bis zum Bug reichte.

Mindestens 30 Rudersklaven hockten dort auf jeder Seite hintereinander. Die also insgesamt 60 armen Kreaturen, nur mit einem schmutzigen Lendenschurz bekleidet, hatten jeder einen Riemen zu bedienen. In der Mitte zwischen der Steuerbord- und der Backbordreihe verlief ein schmaler Gang, auf dem zwei Frauen Abas nun zu einem der Plätze brachten. Er setzte sich auf die harte Holzbank. Die Fußkette schlug eine der Frauen an einem dicken liegenden Balken fest, gegen den Abas seine Füße abstützen konnte, um zu rudern. Die Handeisen nahm ihm die Uniformierte ab.

Als die Schergin gegangen war, sah sich Abas um. Die Männer hatten alle einen leeren Blick. Niemand nahm Kenntnis von dem neuen Kameraden. Abas drehte sich wieder um und besah sich das Ruder. Hier sollte er also seine Zukunft fristen? Als Galeerensklave? Er hatte gräuliche Geschichten gehört, in denen solche Männer nur wenige Jahre überlebten. Wer zu schwach zum Rudern war, wurde „ausgemustert“. Abas konnte sich lebhaft vorstellen, was das bedeutete.

Phoibe und Ceres freuten sich riesig auf ihren ersten Ausbildungstag. Flagella führte sie zu einer kleinen Käfigzelle, in der sieben Sklaven wie Sardinen gequetscht nebeneinander standen. Die Sklavenhändlerin holte einen hoch gewachsenen schlaksigen Mann heraus und verschloss die Tür wieder. Sie führte den Sklaven zu einem Pfahl und kettete ihn dort an. Dann entnahm sie einer Truhe ein Seil und einen Block aus Blei. Flagella band das eine Seilende geschickt um die Männlichkeit des Sklaven und brachte das Bleigewicht an. Als sie den Block sinken ließ, so dass sich das Seil spannte, stöhnte der Sklave auf.

Ceres und Phoibe staunten. Ceres erkundigte sich: „Warum wird das gemacht?“ Flagella erklärte: „Das ist die neueste Mode. Einige Edeldamen möchten hoch gewachsene Sklaven, spindeldürr und mit lang hinab reichenden Klöten. Dieses Exemplar ist bald verkaufsreif. Er muss noch ein wenig mehr abspecken, aber seht nur, wie tief seine Bälle schon hängen! Dafür war ein langes und hartes Training nötig.“

Plötzlich spurtete Flagella einige Schritte zur Seite und rief erbost: „Sofort aufhören damit! Ruiniert mir nicht die Ware!“ Ceres und Phoibe folgten der Händlerin und sahen, wie zwei junge Damen sich einen Spaß daraus gemacht hatten, einen Sklaven mit seinem Gemächt zwischen seine Beine an einem Mauerring zu befestigen und in mit einer Halsschlinge von der Wand wegzuziehen, so dass der Mann sich vorgebeugt zwischen den gespannten Seilen befand, und da seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren, nichts gegen die zerrenden und kichernden Damen unternehmen konnte, die ihm seine Männlichkeit in die Länge zogen.

Als Flagella wütend zum Ort des Geschehens eilte, ließen die zwei Damen das Seil schnell fallen und eilten johlend davon. „So eine Unverschämtheit!“, rief Flagella hinterher. „Das grenzt an Frevel! Wenn ich die erwische, werde ich deren Prügelsklaven in Streifen schneiden!“ Aus ihren Worten klang heiße Wut. Sie untersuchte das Gemächt des Sklaven und brummte zufrieden. Es war alles heil geblieben, wenn der Leibeigene auch die nächsten Stunden Schmerzen haben würde.

Während die Sonne langsam über den Himmel zog, bildete Flagella die beiden ehemaligen Hofdamen aus dem Reich der Megara in der Handhabung der Peitsche aus. Zunächst blickten Ceres und Phoibe ihre Ausbilderin hochnäsig an. IHNEN wollte jemand zeigen, wie man einen Sklaven züchtigt? Aber dann wurden sie schnell kleinlaut, als sie Flagella mit einer vier Mann langen Bullenpeitsche ein kunstvolles Muster auf das Gesäß eines Sklaven zaubern sahen. Ungläubig starrten sie auf die akkuraten Striemen, die exakte Muster auf dem Sitzfleisch bildeten. Eine Gehilfin der Händlerin strich über den geschundenen Bereich einen heißen Kräutersud, der die Heilung beschleunigte.

Den restlichen Tag sollten die beiden Freundinnen mit dem Schlaginstrument üben. Dafür stellte ihnen Flagella mehrere Sklaven zur Verfügung. Bei Dämmerung hatten sie ein Dutzend Männer bearbeitet. Die Übungsobjekte trugen zwar keine so genaue Linien und Verzierungen wie Flagella sie demonstriert hatte, aber die beiden Damen waren mit ihrem Tageswerk zufrieden. Striemen reihte sich an Striemen. Mit jeder Stunde waren sie besser geworden.

Am Abend fragten sie Flagella, ob sie ihnen stumme Übungsobjekte gegeben hatte, denn sie hatten keine Knebel getragen, und trotzdem war niemals ein Schrei zu hören gewesen, obwohl Phoibe und Ceres sich in dieser Beziehung Mühe gegeben hatten, ihnen welche zu entlocken. Die Sklavenhändlerin lächelte hintergründig: „Nein, sie können sprechen und schreien. Aber ich habe es ihnen verboten.“ Ceres und Phoibe sahen sich verwundert an. Was konnte den Sklaven so viel Angst eingeflößt haben, dass sie die Schmerzen still ertrugen? Es musste unglaubliche Willenskraft erfordert haben.

Ceres wollte nachhaken, aber Flagella schritt eilig davon, denn eine Frau hatte sie zu einer Käuferin gerufen, die eine Handvoll Arbeitssklaven benötigte und einen Rabatt aushandeln wollte. Der erste Tag bei der Sklavenhändlerin war sehr interessant, aber auch anstrengend gewesen. Daher ließen sie sich von einer Sklavenkutsche zu ihrer Unterkunft fahren. Für ein paar kleine Münzen fuhr die Frau die beiden Passagiere die gewünschte Strecke und ließ Ceres und Phoibe aussteigen.

Die beiden Damen sahen der Kutsche hinterher: Sechs menschliche „Pferde“ zogen das Gefährt über die Straße. Die Kutscherin musste ihre „Tierchen“ nur hin und wieder mit der langen Peitsche antreiben. Die Sklaven wussten, dass sie kein Futter bekamen, wenn ihre Herrin unzufrieden war. Bei der sowieso schon kargen Kost vermieden sie möglichst jede Unbill und arbeiteten lieber bis zur völligen Erschöpfung.

Ceres stieß Phoibe neckend an: „Gib es zu! Du hast die ganze Zeit auf die knackigen Ärsche der Sklaven gestarrt wie ein geiler Stier auf das Hinterteil einer Färse!“ Phoibe schubste spielerisch zurück: „Und du? Du etwa nicht? Es waren schon leckere Jungs. Ich glaube, ich nehme gleich ein schönes Bad, lasse mich von Nereus massieren und dann… werde ich eine neue Aufgabe für ihn haben…“ Ceres kicherte: „Und ich werde mich um Aphron kümmern.“

Als die Sonne aufging meldeten sich drei Frauen am Hafen, um als Besatzung einer Galeere anzumustern. „Lyka“ und ihre Begleiterinnen stellten sich als erfahrene Seefahrerinnen vor, die bereits auf verschiedenen Sklavenjägerschiffen über das Ostmeer gefahren seien. Die Behauptung wurde nicht hinterfragt, und alles war einfacher, als sie gedacht hatten. Sie mussten lediglich ein Pergament unterzeichnen, erhielten einige Münzen als Heuer und sollten sich am Kai melden, wo drei Galeeren angelegt hatten.

Das Trio begab sich zu den besagten Schiffen und fragte sich, auf welches der Fahrzeuge Abas gebracht worden war. Leider hatten sie nur in Erfahrung bringen können, dass ein „wichtiger Gefangener“ zum Frondienst auf eine Galeere gebracht worden war. Wie diese jedoch hieß, war ihnen nicht bekannt. „Vielleicht sollten wir uns aufteilen“, schlug Lyka vor. „Dann ist einer von uns auf jeden Fall bei Abas an Bord.“ Helena und Abraya waren einverstanden, so dass sie sich trennten und zu den verschiedenen Gangspills gingen, um sich als neues Besatzungsmitglied zu melden.

Eine Offizierin begrüßte sie und wies sie in ihre Aufgaben ein. Es verlief auf allen drei Schiffen etwa gleich: Die Anwärterinnen erhielten eine Uniform, eine Peitsche und einen Schlafplatz im Heck zugewiesen. Auf der Überfahrt zum Ostkontinent würden sie im Wechsel mit anderen Frauen die Sklaven beaufsichtigen. Dazu gehörte es, dass sie darauf achteten, dass diese im richtigen Tempo ruderten. Der Rhythmus würde von einer Trommel vorgegeben. Außerdem wurden regelmäßig frische Sklaven aus dem untersten Deck geholt, und erschöpfte Ruderer nach unten getrieben – oder geschleift.

Die Galeere verfügte über etwa doppelt so viele Leibeigene wie Ruderplätze. Dann zeigte die Offizierin der Anwärterin Helena noch das Schiff: das untere Sklavendeck, die Frachträume, die Messe, in der die Besatzung aß, die Kombüse und sogar die Kapitänin durfte sie besuchen. Die Kabine der Frau war mit edelsten Hölzern verkleidet, die kunstvolle Schnitzarbeiten aufwiesen. Auf dem Tisch stand eine Schale mit frischem Obst neben einer Weinkaraffe aus Kristallglas. Helenas Quartier war dagegen eng und spartanisch eingerichtet.

Lykos musste lustvolle Gedanken niederkämpfen, als er die langhaarige Herrin auf „seiner“ Galeere sah. Was für eine Schönheit! Zwar hatte sie harte Gesichtszüge, die fast grausam zu nennen waren, aber ihre Figur und Ausstrahlung würden so manchen Mann verzaubern, dachte Lykos, der eine sich bildende Verhärtung in seinem Beinkleid verspürte und froh war, dass die Uniform neben einer engen Hose auch eine lange Jacke beinhaltete, die sein Gemächt verdeckte.

Das Antlitz hatte er mit einem Seidenschal bis in Augenhöhe verdeckt, um sein maskulines Kinn und die Bartstoppeln zu verbergen, die schneller wuchsen als ihm lieb war. Diese Gesichtslarve war zwar ungewöhnlich, aber Lyka hatte der Offizierin von einem angeblichen Brandmal vorgeschwindelt, dessen sie sich schämen würde. Die Frau war selbst eitel genug, um ihm ihren Glauben zu schenken.

Helena und Abraya hatten da weniger Probleme. Als echte Frauen benötigten sie dieses Versteckspiel nicht. Bei einem flüchtigen Blick auf die Ruderer hatte keine der Drei den Gesuchten gesehen. Aber er konnte sich ja auch gerade im unteren Deck befinden, wo eine weitere Schicht von angeketteten Leibeigenen auf ihren Einsatz auf den Bänken wartete.

Plötzlich ertönten Posaunen, die schweren Seile, mit denen die Schiffe an der Kaimauer befestigt waren, wurden gelöst, und die Galeeren entfalteten lautstark ihre großen weißen Segel. Diese Arbeit erledigten männliche Matrosen. Bei ihnen handelte es sich zwar auch um Sklaven, doch wurden diese bevorzugt behandelt. Sie trugen kaum Ketten und waren vollständig bekleidet. Ihr Wissen um die Seefahrt machte sie wertvoll. Die Ruderer dagegen waren einfach austauschbar. Viele von ihnen würden das Ostreich nie wieder sehen. Für sie war diese Fahrt über das Meer die letzte Reise…

Schon nach wenigen Tagen hatten sich Lyka, Helena und Abraya gut eingelebt. Einige Stunden des Tages verbrachten sie zwischen den armen Kreaturen im Ruderdeck und peitschten auf diejenigen Nackten ein, die es wagten, aus dem Takt zu kommen. An Deck knatterte derweil das große Segel unter dem rauschenden Wind, die Taue sangen ihr Lied, und der Mast knarrte vor sich hin.

Helena sah am fünften Tag der Überfahrt einen Sklaven, dessen Gemächt an einem Eisenring und einer kurzen Kette am Boden des Schiffes befestigt war. Auf Nachfrage bei der Offizierin, erklärte diese: „Das ist eine Disziplinarmaßnahme. Der Sklave war während der Nachtschicht faul gewesen und wollte sich in eine Ohnmacht flüchten. Aber ich habe ihn wieder aufgeweckt“, grinste sie bei der Erinnerung an das kalte Bad für den Sklaven und die knappe Rettung vor dem gierigen Hai. „Er wird diesen schweren Ring zukünftig tragen müssen. Ein hübscher Schmuck für den Unwilligen, der ihm ein wenig mehr Disziplin lehrt.“

Helena peitsche nur soviel, wie nötig, um nicht aufzufallen. Oft knallte sie mit den Lederriemen auch absichtlich neben die Sklaven. Doch trotzem taten ihr die armen Menschen leid, die um ihre Leben ruderten. Wenigstens war Abas nicht unter ihnen. So viel war inzwischen klar. Ein Problem weniger. Abraya oder Lykos hatten das „große Los“ gezogen. Vielleicht, so hoffte sie, ging es ja auf anderen Schiffen weniger rüde zu.

An Bord von Abraya ähnelte sich der Tagesablauf. Allerdings führte hier eine trinksüchtige Kapitänin das Regime. Sie blieb fast den gesamten Tag über in ihrer exklusiven Kabine, um sich von ihrem Liebesdiener verwöhnen zu lassen; doch wenn sie auftauchte, dann tobte sie meist in einem Wutausbruch über die Decks, beschimpfte die männliche Besatzung, dass sie die Sklaven nicht im Griff hätten und zu lax mit ihnen umgehen würden. Die Matrosen wurden mit überflüssigen Segelmanövern schikaniert. Wer zu langsam war, wurde für Stunden in den Ausguck geschickt, wo er, sich festklammernd, gegen Wind und Übelkeit ankämpfte und des Nachts elendig fror.

Abraya waren die extremen Temperaturschwankungen in dieser Gegend bereits aufgefallen: des Tags Hitze wie im Südreich, aber des Nachts herrschte winterliche Kälte. Wer im Ausguck „Strafsitzen“ musste, wurde von der Kapitänin meist splitternackt hinauf geschickt. Tagsüber litt der Delinquent furchtbaren Durst und musste die brennende Sonne ertragen; nachts dagegen waren die eisige Kälte und der scharfe Wind schneidend wie dutzende Messerklingen, die den ungeschützten Leib quälten. Abraya hatte Abas in all den Tagen nirgends entdeckt. Er war, so vermutete sie, wohl bei Helena oder Lykos an Bord. Wenigstens war dem Gemahl der Königin diese trinksüchtige Furie erspart worden.

Lyka, alias Lykos, konnte seine Überraschung kaum bezwingen, als er den königlichen Gemahl am vierten Tage der Reise auf einer Ruderbank entdeckte. Sein Zustand war erbarmungswürdig. Abgemagert und mit dicken Schwielen an den Händen sowie zahlreichen hässlichen Striemen am Körper bedeckt, machte er einen armseligen Eindruck.

Fast hätte Ledas Agent den Gesuchten nicht erkannt. Das lag allerdings an einer anderen Tatsache: Alle Rudersklaven waren, so ungepflegt sie sonst waren, frisch rasiert – am gesamten Körper. Ohne Haare und in seine Verfassung hatte Abas alle Ähnlichkeit mit Ledas Gatten verloren. Nur sein Keuschheitsgürtel war ungewöhnlich, da die anderen Ruderer keinen trugen. Lykos war beschämt, seinen König nicht früher bemerkt zu haben. Wie oft musste er bereits an ihm vorbeimarschiert sein?!

Nun hieß es, ihn möglichst unauffällig zu schonen. Wenn Lykos zukünftig seine Peitsche in seine Richtung schwingen musste, so würde er versuchen den Vorder- oder Hintermann zu treffen – oder noch besser: die Luft über ihnen. Bei der heutigen Ablösung würde er versuchen, mit Abas Kontakt aufzunehmen. Er würde behaupten, dass Abas trotz harter Schläge nicht mehr den Takt halten könne und abgelöst werden müsse. Dann würde er ihn ins Sklavendeck schaffen und ihm zuraunen, wer ihn schickte.

Als die Sonne sich schlafen legte, setzte Lykos seinen Plan in die Tat um und war für einen kurzen Moment Abas so nahe, dass er ihm zuflüstern konnte: „Tut ganz unauffällig. Ich bin Hauptmann Lykos. Ich erbiete Euch meinen Gruß. Königin Leda schickt mich, Euch zu retten. Wenn wir den nächsten Hafen erreichen, befreie ich Euch.“ Abas hob vor Überraschung den Kopf, doch beherrschte er sein aufwallende Verwunderung und nickte nur kaum vernehmbar. In der Enge des Schiffes war es nicht möglich, alleine zu bleiben. Doch trotzdem schaffte es Lykos dem königlichen Gemahl unbemerkt ein Stück Brot in die Faust zu drücken, das Abas, einen Hustenanfall vortäuschend, schnell in den Mund steckte. Welch Gaumenschmaus nach dem faden Sklavenbrei der Vergangenheit!














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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:07.07.19 10:18 IP: gespeichert Moderator melden


Pluta ließ ihren schweren Zepter auf die Armlehne des Thrones knallen, als sie mit verzerrten Gesichtszügen durch die Halle schrie: „Was? Warum kann der Tanzsklave sein Stück nicht aufführen? Ein verstauchter Fuß? Bringt ihn her! Sofort!“ Die Tyrannin war stinksauer. Heute Abend sollte ein Tänzer zu ihrer Lieblingsmusik eine Darbietung präsentieren, um sie und eine ausgesuchte Gruppe edler Hofdamen beim Abendbankett an der Tafel zu unterhalten. Doch der Sklave hatte sich beim Training den Fuß umgeknickt.

Pluta ließ ihn vorführen, stand von ihrem weinroten Samtkissen auf und zeigte mit dem Zepter wie mit einem Dolch auf den zitternden Leibeigenen: „Wenn er nicht tanzen kann, so soll er den Abend in aller Ruhe verbringen dürfen, damit sein Fuß genesen kann.“ Der Tänzer kniete vor seiner Herrscherin und starrte unbehaglich auf den Marmorboden. Was hatte das zu bedeuten? Die Herrscherin war wütend. Warum nun die unerwartete Gnade?

Später am Abend sollte er es erfahren: Die Wachen führten Plutas Befehl aus, den Mann auf einen stehenden Holzpfosten zu setzen. Die Kantenlänge der quadratischen Sitzfläche betrug weniger als eine Handlänge. So musste der Kerl, nur in einen Lendenschurz gehüllt, verharren, während um ihn herum das Bankett aufgebaut wurde. In Mannshöhe baumelten seine Beine von seinem Ehrenplatz herunter.

Bald schon wurde der harte kleine Sitz peinvoll. Selbst seine Hände, die hinter seinem Rücken gefesselt waren, konnten ihn nicht abstützen und ihm so Erleichterung verschaffen. Das Gleichgewicht zu halten kostete ebenso viel Kraft. Doch damit nicht genug: Während der feuchtfröhlichen Feier hängten Wächterinnen dem Mann auf Plutas Geheiß noch Ketten mit eisernen Kugeln an die Beine, die ihn nun mit größerem Gewicht auf den harten Pflock pressten.

Das Bankett ging dekadent und mit Liedgut, Tanz und Völlerei stundenlang weiter, bis die Feiergesellschaft satt und betrunken auf den Bänken saß – oder großteils eher unschicklich hing. Selbstverständlich waren an den Tischen nur Damen zugelassen. Doch jedes Hoffräulein, das etwas auf sich hielt, hatte einen Lustsklaven mitgebracht, der artig hinter ihr auf dem Boden kniete und wie ein dressiertes Hündchen mit dem Mund nach Essenshappen schnappte, wenn seine Herrin ihm kichernd etwas zuwarf.

Eine junge Lady in einem samtroten Rüschenkleid langweilte sich fürchterlich und trat immer wieder nach dem Sklavenjüngling, der unter dem Tisch hockte. Was sollte sie sonst tun? Sie stocherte in den Delikatessen und rutschte auf dem Sessel herum. Es gab Verpflichtungen bei Hofe, die sie hasste. Sie drehte eine Locke ihrer feuerroten Haarpracht um einen Finger. Dann trat sie wieder zu, und ein dumpfes Stöhnen antwortete ihr unter dem Tisch. Sie suchte mit dem Fuß nach dem Gemächt der Kreatur. Mit einem sardonischen Grinsen stieß sie wieder zu. Dieses Mal war der Schmerzensruf lauter. Die kleine Lady gluckste. Und trat erneut zu.

Manche Damen wurden auch von zwei oder mehr Sklaven begleitet. Je mehr Liebesdiener eine Frau um sich scharte, desto größer ihr Ansehen und die Bewunderung, die ihr sicher war. Dabei zählte jedoch nicht nur die Quantität der Sklaven, sondern insbesondere die Größe ihres Gemächtes. Denn solche Männer waren selten und entsprechend teuer. Um sie zu präsentieren, trugen die Sklaven Hosen, die jedoch in den Lenden ausgeschnitten waren. Vielen der Leibeigenen hatten ihre Besitzerinnen die Männlichkeit mit Schmuck aus Edelmetall oder bunten Bändern verziert, um sie hervorzuheben. Einige trugen kleine Glöckchen um ihren Liebesstab.

Der verhinderte Tänzer war fast vergessen, und litt leise stöhnend auf dem Pflock weiter. Doch er sollte aus seiner lamentierenden Litanei von Pluta geweckt werden: Die Herrscherin ließ die Tische abräumen und klatschte in die beringten Hände. Daraufhin brachten sechs Wächterinnen einige Sklaven herein, die jeweils zwei große Kübel trugen. Diese schütteten eine stinkende Brühe um den stehenden Holzbalken. Erst jetzt sahen die meisten Anwesenden die runde Umgrenzung am Boden, die eine Art niedrigen Zuber bildete. Dieser wurde von den Sklaven nach und nach mit hunderten Litern der Flüssigkeit gefüllt.

Als das flache Becken etwa ellenhoch gefüllt war, schleppten vier weitere Sklaven einen langen großen Korb mit Kohlköpfen herein. Die Damen sahen dem Geschehen interessiert zu. Was hatte sich ihre Majestät für heute zur Belustigung ausgedacht? Vier andere Sklaven schoben ein großes Gerät herein. Es war eine Art Schleuder, die einer Armbrust ähnelte. Sie wurde in 30 Fuß Entfernung zu dem Sitzbalken positioniert. Pluta stand auf und zeigte auf den sitzenden Tänzer, der in luftiger Höhe immer noch seinen marternden Platz besetzte. „Als Höhepunkt des Abends habe ich mir ein unterhaltsames Wurfspiel ausgedacht.“

Die Spielregeln waren schnell erklärt: Jeder Tisch bestimmte eine Schützin. Jede Teilnehmerin hatte einen Schuss, dann war die Nächste an der Reihe. Gewonnen hatte das Turnier natürlich diejenige, die den Tänzer „tanzen“ ließ, nämlich ihn in den Mist schickte. Aufgeregt kreischte und feuerte die Menge die ausgewählten „Athletinnen“ an, während der Mann auf dem Pflock ängstlich um sein Gleichgewicht kämpfte. Ein Kohl nach dem anderen knallte auf seinen Körper, auf Brust, an Kopf und gegen seinen Bauch, und immer öfter strauchelte er, konnte sich aber gerade noch auf seinem unfreiwilligen Sitz halten.

Sollte er der Qual ein Ende bereiten? Er könnte sich fallen lassen. Die Schmach, in die Brühe zu spritzen, war zwar groß, doch sein Hintern brannte inzwischen wie Feuer. Aber was war, wenn jemand bemerkte, dass er sich absichtlich hatte hinabstürzen lassen? Dem Mann wurde die Entscheidung abgenommen, denn im nächsten Moment traf ihn ein Kohl hart an den Kopf, der ihn nach hinten schwingen ließ, und kurz darauf folgte wieder ein Geschoss, das ihn endgültig aus dem Gleichgewicht brachte. Er versuchte noch sich irgendwie zu halten, aber der Körper zog ihn mitsamt den Eisenkugeln hinab in die schwarze Brühe.

Mit einem lauten spritzenden Aufplatschen landete er in dem Dreck. Er bekam kaum den wilden Jubel mit, der aufbrandete. „Schaut ihn euch an!“, rief Pluta. „Das Schwein suhlt sich im Mist! Lasst es uns zu Seinesgleichen treiben!“ Einige der Damen griffen nach ihren kurzen Gerten und kamen auf den Tänzer zu, dessen Körper von oben bis unten mit der matschigen Pampe bedeckt war. „Auf alle Viere, wie es sich für dich gehört!“, befahl Pluta, und sah zufrieden, wie eine Handvoll Fräuleins mit Gerten den Tänzer aus dem Saal trieben, der sich nur auf Händen und Knien vorwärts bewegen durfte. „Grunz wie die Sau, die du bist!“, forderte ein Edelfräulein und knallte ihm ihre Gerte heftig auf das Hinterteil. An dem „Schweinerennen“ hatten in erster Linie die jüngeren Damen teilgenommen. Sie würden dem Mann einen unvergesslichen Tag bereiten.

Am nächsten Morgen schlenderte eine kleine Gruppe Hofdamen durch den kunstvoll angelegten Park des Palastes. Die ausschweifende Feier war verklungen, und der junge Tag verbreitete friedliche Wärme. Die Ladys lauschten dem grüßenden Vogelgesang in der Früh und genossen die ersten angenehmen Sonnenstrahlen und die herrlichen Düfte der Blumen und farbigen Blüten. Auch eine Senatorin schritt durch die Grünanlage und ließ sich von der Sonne streicheln. Doch irgendetwas störte die Harmonie. War das Gestöhne, Gewimmer?

Alekto schritt schneller in Richtung der misstönenden Geräusche. Sie traf auf die Gruppe junger Damen. „Guten Morgen. Was sind das für grausige Laute?“ Eine der Fräuleins zeigte den Weg entlang: „Dort hinten liegt der Tänzer im Trog. Wir… Äh…. Einige Damen haben ihn gestern dort gefesselt.“ Die junge Frau befürchtete einen Tadel von der ehrwürdigen Senatorin. Vielleicht hätten sie den Sklaven gestern noch befreien sollen? Alekto meinte: „Sein Gejammer und Gekrächze stört den morgendlichen Frieden. Ich möchte, dass ihr dem Schwein sein dreckiges Maul stopft.“

Die Dame machte einen schnellen Knicks und sagte erleichtert: „Jawohl. Euer Wille geschehe. Das werden wir sofort erledigen, werte Senatorin.“ Alekto sah sie ernst an und rügte: „Und das mir das nicht noch mal passiert!“ Der Sklave war zwar liebreizender Zierrat in dem sonst so langweiligen Garten, doch ihren Ohren würde guttun, wenn die Kreatur stumm wäre. Dann ging sie erhabenen Schrittes weiter, um sich der Politik zu widmen.

Heute sollte ein Gesetz erlassen werden, dass darüber entschied, was mit Sklaven einer Besitzerin geschah, wenn diese starb und kein Testament hinterließ. Würde ihr Eigentum versteigert, gehörte es der Herrscherin oder würden die Sklaven mit ihrer Herrin in das Reich des Todes hinabsteigen? Alekto musste lächeln, als sie sich daran erinnerte, dass eine Senatorin in einer Vorbesprechung aus Spaß vorgeschlagen hatte, den Sklaven in diesem Fall die Freiheit zu schenken. Natürlich hatte der nicht ernst gemeinte Vorschlag großes Gelächter im Senat hervorgebracht. Alekto lächelte. Ihre schlechte Laune, hervorgerufen durch den krakeelenden Tänzer, war vergangen.

Ceres und Phoibe hatten inzwischen ihr eigenes kleines Heim. Zunächst war es nur gemietet, doch bald wollten sie es erwerben. Heute hatten sie frei und genossen den sonnigen Tag. Aphron und Nereus putzen, wuschen und kochten für ihre Herrinnen. Am Nachmittag diskutierten die Damen darüber, welcher Sklave die bessere Libido habe. Ceres war überzeugt: „Aphron natürlich, denn er ist ein ausgebildeter Liebessklaven und kann mein Lendenfeuer entfachen wie niemand sonst. Nereus dagegen kommt aus dem Westen und gehorcht manchmal nur widerwillig.“

Das wollte Phoibe nicht auf sich sitzen lassen. So stritten die beiden Damen eine längere Zeit und kamen schließlich auf eine Idee: Die beiden Sklaven sollten den Beweis für ihre Potenz vor ihren Augen selbst erbringen. Dazu sollten sie auf Kommando gleichzeitig ihren Samen so schnell wie möglich verströmen. Sie standen nebeneinander und wurden von ihren Herrinnen durch Rohrstockhiebe auf den Allerwertesten angetrieben. Halb ernsthaft und ehrgeizig, halb kichernd und amüsiert, heizten die Damen ihre Sklaven an, während die Leibeigenen ihre Luststäbe wie toll bearbeiteten.

Aphron vergoss als erster den gewünschten Beweis. Ceres jubelte und hob die Arme. „Ich wusste es!“ Phoibe grummelte unzufrieden, schlug Nereus auf die Finger und verschloss ihn wieder in seinen Keuschheitsgürtel. „Dafür wirst du büßen“, sagte sie ihm. Sie nahm sich fest vor, ihren Sklaven so schnell nicht wieder von seiner Lust zu befreien. „Zur Strafe wirst du jetzt…“ Sie drückte seinen Kopf auf den Boden, wo Aphron sich ergossen hatte.

Am nächsten Tag lernten sie bei der Sklavenhändlerin unterschiedliche Halseisen anzuwenden: Würgebänder (mit und ohne Spitzen), Streckbänder und besonders schwere Varianten, die eher einer Maske ähnelten und zugleich wie ein Knebel funktionierten. Interessiert sahen sie zu einem Sklaven, dessen kompletter Kopf in einer hohlen Metallkugel steckte. Flagella erklärte: „Sie ist am Hals sogar wasserdicht. Und ganz oben befindet sich ein kleines Atemloch. Dort können auch Flüssigkeiten eingefüllt werden. Ceres stellte sich fasziniert vor, was das alles sein könnte. Der Träger musste den Inhalt schlucken, um atmen zu können. Fasziniert erfreute sie sich an dem hilflosen Anblick des Mannes. Wie lange er wohl schon in dieser Kugel steckte?

Dann zeigte Flagella noch andere „Sklavenkleidung“, die hauptsächlich der Bestrafung diente und von den Betroffenen eine gewisse Zeit getragen werden musste: eine Halsgeige, diverse Spreizstangen, Dornenbänder, eiserne Masken und Helme sowie Maulsperren unterschiedlicher Art und Weise. Als Phoibe eine „Mundbirne“ begutachtete, warnte Flagella: „Probiere sie ruhig an einem Sklaven aus. Aber sei vorsichtig dabei: Damit kannst du ihm schnell die Kiefer ausrenken!“

Phoibe winkte eine Kreatur herbei, die zum festen „Inventar“ der Sklavenhändlerin gehörte und nicht angekettet war. Der Mann trug nur einen Keuschheitsgürtel und ein Halsband aus Bronze mit den Initialien der Besitzerin. Sofort eilte er herbei und fiel vor Phoibe auf die Knie, den Blick gesenkt, die Hände auf seine Oberschenkel platziert. Die Demut in Person. Phoibe steckte ihm die Maulsperre zwischen die Zähne und drehte langsam die Schraube auf, so dass sich die zwei Teile des Instruments auseinander bewegten.

Bald schon begann der Sklave zu stöhnen und zu jammern, obwohl er auf eine hohe Schmerzschwelle dressiert war. Phoibe erkundigte sich: „Kann man noch weiter spreizen?“ Flagella erklärte: „Das ist nicht sinnvoll. Es wäre dumm, gute Ware zu beschädigen. Wenn du ihn mit der Mundbirne bestrafen möchtest, ist es besser, es mit dem Spreizen nicht zu übertreiben. Stattdessen kannst du die Knebelung lieber eine längere Zeit beibehalten. Das wird ihn hübsch disziplinieren.“

Phoibe fragte: „Kann ich so ein Ding erwerben? Ich würde es gerne bei meinem Sklaven ausprobieren.“ Flagella sagte großzügig: „Sicherlich. Es kostet nicht viel. Ich ziehe es von deinem ersten Lohn ab. Nimm es ruhig mit nach Hause. Ich habe eine ganze Kiste davon.“ Phoibe wirkte richtig stolz und steckte die Mundbirne ein, nachdem sie den Sklaven davon befreit hatte. Gerade noch rechtzeitig war sie dem Schwall Speichel ausgewichen, der aus dem Rachen floss. Ängstlich sah er zu seiner Eigentümerin, ob sie ihn für diese Unart bestrafen würde, aber die Händlerin hatte davon gar nichts mitbekommen.

Ceres sah ein wenig neidisch zu ihrer Freundin hinüber. Sie würde sich auch ein schönes Teil aussuchen, das sie für Aphron nutzen konnte. Auswahl gab es hier reichlich. Viele Funktionen der Gerätschaften erschlossen sich ihr gar nicht. Aber sie wollte nicht als dumm dastehen und wagte nicht zu fragen. Am Abend hatte sie etwas gefunden: Einen breiten Eisenring, dessen Bestimmung Flagella erläuterte: „Der wird um die Männlichkeit geschlossen. Durch das Gewicht und die Dehnung werden die Bälle hinabgezogen. Einige Ladys bevorzugen Liebessklaven mit tief hängenden Dingern. Es ist auch ein schöner Schmuck. Und im Zusammenspiel mit einer Keuschheitsschelle sicherlich auch sehr interessant.“

Ceres drehte den breiten Ring in ihren kleinen Händen. Er war fast fingerlang. Und sehr schwer. Sie konnte ihn fast über ihr zartes Handgelenk stecken, aber der kräftige große Aphron würde ihn in verschlossenem Zustand nicht mehr aus seinem Schoß entfernen können. Ceres nahm sich vor, Aphron zu Hause nur noch nackt herumlaufen zu lassen, um das neue Schmuckstück bewundern zu können. – Und natürlich auch die baumelnden Kugeln… Ceres grinste breit. Phoibe sah sie verwundert an. Was ihre Freundin wohl umtrieb?

Die drei Galeeren waren weit von jedem Gestade entfernt. Keine Wolke trübte den blauen Himmel. Der Wind war eingeschlafen, so dass sich die Rudersklaven kräftig in die Riemen stemmen mussten. Im erbarmungslosen Takt der Trommeln schufteten die nackten Männer schweißgebadet und mit Peitschenstriemen übersäht gegen den Wasserwiderstand an. Unter Deck war es noch heißer als an der frischen Luft.

Zwei Anheizerinnen waren nötig, um die Sklaven im Rhythmus zu halten. Die zwei Frauen trugen hohe schwarze Stiefel, die bis über ihre Oberschenkel reichten. Der oberste Teil der Beine war zu sehen, bevor die Haut unter einem sehr kurzen Rock verschwand, der mit einem breiten Ledergürtel um die Taille befestigt war. Die Schnalle zeigte eine große bronzene Darstellung eines Schlangenwesens. Als Oberteil trug die weibliche Besatzung ein korsettartiges Jäckchen, das ein schönes Dekollete machte.

Abraya peitschte gemeinsam mit einer Aufseherin auf die Ruderer ein, wenn diese – meist aus Erschöpfung - aus dem vorgegebenen Takt gerieten. Zum Glück war auf ihrem Schiff nicht Ledas Gemahl, so dass sie Abas nicht schlagen musste. Anfangs hatten ihr die armen Sklaven ein wenig leid getan, doch inzwischen hatte sie sich an ihre Position gewöhnt und sogar Gefallen daran gefunden. Diese Macht! Diese Autorität! Sie fühlten sich gut! Sie rief den Kreaturen lächelnd zu: „Schreit nur! Jeder, der jammert wie ein Sklave, wird auch gezüchtigt wie ein Sklave.“

Auch Helena hatte sich schnell in ihre Rolle gefunden und dachte darüber nach, ob ihr nicht ein Leben im Ostreich besser gefallen würde als im Vereinten Land unter Königin Leda. Dort ging es ihr zwar ganz gut, sie hatte ihren Sold, der ein ordentliches Auskommen sicherte, aber unter Pluta wurde sie von jedem männlichen Wesen wie eine Göttin behandelt, verfügte über günstige Arbeiter und… ja, auch Liebesdiener würden ihr hier zur Verfügung stehen.

Die Soldatin spürte, wie ihre Gedanken sie feucht gemacht hatten. Sie holte herzhaft aus und peitschte den nackten Rücken eines Sklaven, der nach dem Knall dumpf aufstöhnte.
Helena war beeindruckt, ja geradezu entzückt, welche Gefühle da in ihr wach wurden. Hatten sie all die Jahre tief in ihr geschlummert? Sie stand im wahrsten Sinne des Wortes über den Männern und wurde sich der Erregung bewusst. Hier gehörte sie her! Sollten Lykos und Abraya nach Abas suchen und ihn heimbringen. Sie würde hier bleiben. Oder war das nur eine schwärmerische Träumerei? Sie war sich nicht sicher…

Die Galeeren schnitten weitere 16 Tage durch die See und erreichten endlich ihr Ziel: den großteils unbekannten und wilden Ostkontinent. Hier würden sie frische Sklaven fangen und sie im Bug der Galeeren zusammenpferchen. Das Ostreich benötigte ständig Nachschub. Eine Offizierin hatte ihrer Schwester versprochen, ihr ein nettes „Spielzeug“ mitzubringen. Gerade erst zur Erwachsenen geworden, wollte diese ihren Freundinnen in nichts nachstehen. Und aus Erzählungen wusste die Jungfrau, was eine Dame so alles mit ihrem Sklaven anstellen konnte, um sich die Zeit zu vertreiben…

Lykos hatte es mehrfach versucht, aber bis auf kurze Wortfetzen konnte er sich Abas nicht unauffällig nähern. Er hoffte darauf, in einer Nacht vom Ankerplatz aus mit Abas auf das Land fliehen zu können. Seine Nerven lagen blank, denn sollte der Coup nicht gelingen, so waren er und Abas sicherlich des Todes!

Als die drei großen Anker der Schiffe endlich in einer Bucht in die Tiefe rauschten, schlug Lykos Herz schneller. Bald würden fast alle Besatzungsmitglieder mit Beibooten an Land fahren und die „Ware“ jagen.
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:17.07.19 00:46 IP: gespeichert Moderator melden


Ganz tolle Fortsetzung!! Und immer wieder wundere ich mich wo du die tollen Ideen hernimmst!Spitze!!
Und dann noch Galeeren,eines meiner Lieblingsszenarien......herzlichen Dank wieder einmal.....
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:20.07.19 18:04 IP: gespeichert Moderator melden


In der ersten Nacht teilte die Kapitänin, eine Frau mit langer blonder Mähne und lapislazuli-blauen Augen, die Jagdtrupps ein. Lyka meldete sich freiwillig für den Borddienst, der nicht sehr beliebt war, denn erstens wollten die Frauen endlich wieder an Land, und zweitens konnten sie sich mit der Jagd ein Zubrot verdienen. Für jedes Dutzend erhielten sie eine Silbermünze zusätzlich zu ihrer Heuer.

Im Laufe des nächsten Tages setzten die meisten Frauen mit einigen Besatzungssklaven über, um ein Lager zu errichten. Auch eine große Grube, die mit Palisaden umzäunt war, wurde gebaut – als Zwischenlager für das „Frischfleisch“. Der erste Trupp machte sich bereits am Nachmittag auf die Jagd ins dichte Unterholz, mit dem die Küstenregion bewachsen war. Netze, Schleudern, Lassos, Betäubungspfeile und weitere Jagdausrüstung schleppten die Sklaven mit.

Lyka an Bord der Galeere ahnte nicht, wie schnell die Jägerinnen Unmengen von Männern zusammen getrieben hatten. Weil das Zwischenlager noch nicht fertig war, wurden die Gefangenen in lange Eisen gesetzt: lange Stangen, an denen die Arm- und Fußgelenke von acht Männern eingespannt werden konnten. So mussten diese in der stechenden Sonne am Strand verharren, bis sie an Bord gebracht wurden.

Die Hatz war denkbar einfach: Die Einwohner waren offenbar zu dumm zu kämpfen oder kannten keine kriegerischen Handlungen, denn sie ließen sich fast wehrlos festnehmen. Manche Exemplare liefen auch weg, doch die Frauen waren ihnen strategisch ebenfalls überlegen, denn die Flüchtenden fanden sich bald eingekreist in der Falle. Blitzschnell fingen die Frauen die Männer mit Lassos ein, die sich entweder um den Körper zogen und somit die Arme des Sklaven gleich mitfixierten, oder die die Gejagten mit der Schlinge um die Beine stolpern und stürzen ließ. Weibliche Kreaturen flüchteten tief in die Wälder. Sie waren für die Frauen uninteressant. Nur kräftige Männer sollten geladen werden.

Die Gefangenen wussten kaum, wie ihnen geschah, da trugen sie schon einen Beutel über den Kopf, der am Hals mit geübten Handgriffen schnell zugeschnürt wurde. Die erste Bekanntschaft mit eisernen Fesseln stand ihnen nun direkt bevor. Als praktisch hatte sich der „Lendenring“ erwiesen. Beim Abtransport der Männer waren ihre Hände auf dem Rücken gefesselt, der Kopf mit dem Beutel verdeckt, und gezogen wurden sie in Reihe durch Ketten: Die Jägerinnen zogen den ersten Sklaven an der Kette, die mit einem Ring um seine Männlichkeit verbunden war. An den gefesselten Händen des Mannes war die nächste Kette mit seinem Hintermann verbunden, die wiederum an seinen „Lendenring“ endete.

So marschierte die „Ware“ artig hintereinander in Reihen von etwa 20 Personen. Jede Jägerin leitete eine solche Sklavenschlange zum Strand, wo sie schon von den Verbliebenen ungeduldig erwartet wurden. Die Baströcke, die die Männer trugen, wurden (wenn sie nicht längst abgerissen waren) entfernt. Das war das „Befreiungsritual“, dass einige Seefahrerinnen besonders gern ausführten. Sie verglichen die Größe der Gemächte und kicherten über besonders winzige oder riesige Größen oder ungewöhnliche Formen.

Auch Abraya gehörte zu den Frauen des „Befreiungsrituals“ und wunderte sich über die ausgeprägte Scham, die die Eingeborenen offenbar hatten. Sie versuchten ihr Gemächt zu verdecken und verrenkten sich dabei sehr, doch wegen der Fesseln erfolglos. Aber auch an ihren Gesichtern konnte Abraya deutlich erkennen, dass sie am liebsten wohl im Boden versunken wären. Manche Exemplare stöhnten oder schrien vor Verzweiflung; andere weinten oder zitterten. Wieder andere ließen sogar die Peitsche stoisch über sich ergehen.

So verliefen drei Tage in Folge, in denen auch die Sklavengrube fertig wurde. Es war eine natürliche Vertiefung, die von Felsen umgrenzt war, verwendet worden, so dass die Arbeitssklaven nur wenig hatten graben müssen. Die meiste Schufterei war der Palisadenzaun gewesen, der oben spitze Enden aufwies, um ein Überklettern unmöglich zu gestalten. Im Innern des Sammelortes stapelte sich förmlich die Beute, so voll wurde es bald schon.

Nach und nach brachten die uniformierten Frauen ihre Ladung an Bord der großen Galeeren. Zum Vorteil der Gefangenen mussten sie nicht rudern, denn die Offizierinnen wollten sich nicht mit ungeübten Kräften herumärgern; aber der Nachteil war ihre Unterkunft: Wie die Sardinen in einem Fass wurden sie in enge Zwischenräume gequetscht, gestapelt und gepresst. Hier war es unter Deck noch enger als in der Grube an Land. Manche Offizierin machte sich einen Spaß daraus, die Leibeigenen auf eine Seite zu legen und eng hintereinander zu lagern, dass das Ganze sehr an Männerliebe erinnerte, und die armen Kreaturen dann zu verhöhnen und zu animieren, ihre Hüften zu bewegen.

Abraya konnte und wollte ihre Gefühle nicht unterdrücken: Sie hatte Freude an der Sklavenjagd und konnte es kaum erwarten, morgen erneut in die Wälder zu ziehen. Noch passten einige Dutzend Subjekte an Bord. Bisher war niemandem aufgefallen, dass sie das zum ersten Mal machte, und Lassowerfen hatte sie als Soldatin gelernt; der Rest war schnell abgeguckt. Die Rückkehr zum Schiff war für sie eine besonders schöne Aufgabe, denn dann konnte sie die Gefangenen mit der Spitze des Degens vorantreiben. Wie die nackten Männer dann hüpften und aufjaulten – einfach herrlich!

Helena war genauso erfolgreich. Besonders das Ziehen der Kette auf dem Rückweg zum Lager machte ihr Spaß. Ab und zu zerrte sie die Sklaven näher, ließ dann wieder locker, und schon im nächsten Moment riss sie wieder an ihrem Ende. Das Aufstöhnen der Sklaven war Musik in ihren Ohren. Sie wollte, nein: sie MUSSTE dieses Leben weiter leben. Sie würde Wildbeuterin bleiben, aus Ledas Armee desertieren und sich einen Liebesdiener kaufen, der ihr nach dem Tagewerk die Glieder massierte, sie wusch, sie küsste und seine Zunge…

Aber ihre Gedanken wurden von der Pflicht unterbrochen: Helena war gerufen worden, um die nächste Fuhre Sklaven zu beaufsichtigen, die zur Galeere gebracht werden sollte. Da die Boote sehr klein waren, sparten die Frauen dadurch Zeit, dass die Sklaven zum Schiff schwammen. So konnten mehr Exemplare auf einmal zu den Fahrzeugen gebracht werden. Dazu lösten sie die Handfesseln und verbanden die Ladung nur von Hals zu Hals mit einem Seil. Alle Sklaven konnten schwimmen, wie man Helena erzählt hatte, doch trotzdem schienen sie sich mit Händen und Füßen gegen den nassen Weg durch die Bucht zu wehren, als wären sie wasserscheu.

Eine Offizierin klärte Helena auf: „Das ist ganz normal. Um sie ins Meer zu bekommen, werden wir fleißig mit den Peitschen und langen Bambusstöcken nachhelfen müssen. In dieser Bucht schwimmen ganze Schwärme von Feuerquallen. Das sind kleine Tiere, die ein scharfes Brennen verursachen, wenn man sie berührt.“ Helena staunte, was es für exotische Wesen gab und war gleichzeitig gespannt auf die ersten Reaktionen der Schwimmer. Es sollte nicht lange auf sich warten lassen, da brach Angst und Hektik unter den nackten Männern aus. Doch da sie alle an ihren Hälsen miteinander verbunden waren, unterdrückten sie möglichst ihre aufkommende Panik, um nicht alle miteinander zu ertrinken. Schreie und Rufe, hastige Bewegungen und wirres Wasserschlagen, aufgeregte Laute, furchtsames Absuchen der Wasseroberfläche und der Tiefe unter sich, versuchten die Sklaven, so schnell wie es ihnen gelang, das rettende Deck zu erreichen. Für die Frauen war das eine große Gaudi, die Sklaven in solche Angst zu versetzen. Umso schneller waren sie an Bord.

Helena zeigte ein begeistertes Gesicht. „Da vorne! Mir dünkt, ich sehe welche von diesen possierlichen Feuertierchen. Sie kommen genau auf die letzten Sklaven zu. Ob es alle rechtzeitig an die Strickleiter schaffen?“ Die andere Frau, die im Boot saß, meinte neckisch: „Wenn ich am Seil ziehe, dann wohl nicht…“ Sie ließ ihren Worten schalkhafte Taten folgen und sorgte damit dafür, dass die letzten drei Sklaven, die sich noch im Wasser befanden, die Strickleiter nicht hinaufklettern konnten. Die Quallen erreichten die nackten Leiber und betasteten sie mit ihren langen Fühlern. Sofort schrien die Sklaven auf. Helena und die Offizierin lachten, und ihr Gelächter wurde noch lauter, als sie die rote Haut der Männer sah, wo die Quallen sie erwischt hatten: an den Innenseiten der Oberschenkel, dem Hintern und teilweise sogar am Gemächt.

Einige der Sklaven hatten eine Erektion, als sie aus den Fluten stiegen. Puterrot vor Scham hielten sie schützend ihre Hände vor ihr Gemächt. Eine Offizierin schlug mit ihrer Peitsche auf das Gesäß eines Sklaven ein, so dass eine kräftig leuchtende Strieme erblühte: „Wirst du wohl die Hände hinter dem Nacken verschränken!?“ Der verunsicherte Mann, der ihre Sprache nicht verstand, sah hilflos hin und her, hielt sich abwechselnd die Hände schützend vor seine gewachsene Männlichkeit und seine Hinterbacken. Plötzlich warf eine Sklavenjägerin ein Netz über ihn und zog es zu. Der Gefangene versuchte daraus zu entkommen, wurde von gleich vier Damen aber auf das Deck gedrückt. Wer nicht hören wollte, musste eben fühlen.

Helena stieg nun selbst an Bord und hörte den Sklaven aufbrüllen. Als sie mit ihrem Kopf über die Reling lugte, sah sie, wie die vier Frauen weiterhin auf dem Mann saßen. Sie würden ihm sicherlich Manieren beibringen. Doch Helena konnte das Geschehen nicht weiter verfolgen, denn ihre nächste Aufgabe wartete unter Deck. Sie musste die Essensausgabe an die Rudersklaven beaufsichtigen. Als sie den Geruch des Haferschleims in der Nase hatte, rümpfte sie sie. Daran könnte sie sich nie gewöhnen. Zum Glück gab es für die Besatzung besseres Essen. Die Kreaturen erhielten jeweils eine verbeulte Schale mit einem Schöpflöffel voll. Helena betrachtete fasziniert, wie die Männer den Schleim gierig mit ihren schmutzigen Fingern in sich hineinschaufelten.

So ging es in den nächsten Tagen weiter. Nach und nach siebten einige Offizierinnen die kräftigsten Männer aus, um sie auf die Schiffe transportieren zu lassen. Der Rest verblieb zunächst in der gewaltigen Grube. Erst am letzten Tag der Jagd ließen die Frauen diejenigen wieder frei, die es nicht wert waren, mitgenommen zu werden. Am nächsten Morgen würde die Rückreise beginnen. Die Galeeren waren stark überladen von dem vielen Frischfleisch, aber das Ostmeer war in der Regel ein ruhiges Gewässer, daher hatten die Kapitäninnen keine Sorge vor einer Havarie. Die Rudersklaven mussten sich allerdings auf eine noch anstrengendere Rückfahrt gefasst machen, denn die Rümpfe der Frachtschiffe waren tief ins Wasser gedrückt.

Heute Nacht war der beste und einzig mögliche Zeitpunkt, um mit Abas zu fliehen, war sich Lykos sicher. Er hatte bereits einige Vorbereitungen getroffen. Als es dunkel wurde, und an Bord der Galeeren große Öllampen entzündet wurden, blieb das Wasser um die Schiffe trotzdem schwarz. Die Küste war nicht mehr zu sehen. Auch die Feuer, die während der vergangenen Tage am Strand gebrannt hatten, waren erloschen. Die Grube war leer. Die freigelassenen Männer waren ins Landesinnere geflüchtet, zurück zu ihren Weibern. Doch bald würden sie zurückkehren, denn hier waren ihre Jagdgründe und angepflanzten Felder.

Ceres und Phoibe hatten sich mittlerweile in ihrem Eigenheim eingelebt und einige Zusatzsklaven für die täglichen Arbeiten gekauft, so dass sich Nereus und Aphron ausschließlich auf die Liebesdienste konzentrieren konnten. Die Herrinnen waren mittlerweile auch erfahren im Umgang und der Dressur von frischen Sklaven. Bei der Händlerin arbeiteten sie daher bereits fleißig an dem „Rohmaterial“, das es zu dressieren galt. Und bald schon würde Flagella eine neue Fuhre erhalten, denn drei große Galeeren wurden vom Ostkontinent zurückerwartet. Das gab eine Menge harte Arbeit, die sich aber nach zahllosen Peitschenhieben und Tritten letztendlich auszahlen würde. Außerdem waren sie gern bei Flagella beschäftigt, denn die Tätigkeit machte ihnen ungeheures Vergnügen. Es einfach wunderbar, zu sehen, wie aus einem dummen und widerspenstigen Mann ein willenloser und höriger Leibeigener wurde.

Auch Pluta freute sich auf die Ankunft. Gleich aus zweierlei Gründen: Zum einen war es ihr Vorrecht als Herrscherin sich die zehn besten Sklaven zu nehmen, mit denen sie vorhatte, ihren Harem aufzustocken. Unter so einer Menge an Material würden die Götter sicherlich einige besonders exquisit bestückte Exemplare geschaffen haben. Vielleicht würde sie aber auch statt der Neuen zehn alte Bettsklaven austauschen. Das hatte Pluta schon oft so entschieden. Alte wurden langweilig. Frischfleisch war immer gut. Die Ausgestoßenen verschwanden von der Bildfläche. Kaum jemand wusste, wo die Sklaven verblieben. Bis auf wenige Vertraute…
Der andere Grund, warum die Despotin sich auf das Eintreffen der Schiffe freute, war, weil sie brennend neugierig war, wie sich „ihr“ Abas als Galeerensklave so machte. Sie wollte von einer Kommandantin bestätigt haben, dass der königliche Gemahl des Feindes sicher verwahrt war, auf dass er niemals wieder einen Fuß an Land setzten würde. Hoffentlich war er der Reise gewachsen gewesen. Es wäre doch zu schade, wenn ihn schon die Erlösung durch die Götter ereilt hätte.

Die Nacht war ruhig. Leise plätscherten kleine Wellen an den Rumpf. Lyka ging Wache und wartete, bis nur noch eine zweite Person zu sehen war, die am Heck positioniert war. In einem günstigen Moment machte Lyka einige schnelle Schritte auf die uniformierte Frau zu und versetzte ihr einen Hieb mit einem Knüppel über den Kopf, der sie augenblicklich ins Reich der Träume schickte. Dabei fing Lyka sie auf, damit sie nicht laut auf die Planken polterte. Beinahe wankte Lykas Mut, aber für einen Rückzieher war es nun zu spät. „Sie“ hastete unter Deck und ließ unter einem Vorwand die Luke zu den Rudersklaven öffnen. Als sich die Wärterin umdrehte und die Luke schließen wollte, versetzte Lyka auch ihr einen Hieb, der sie zusammensacken ließ. Sie legte die Frau auf dem Boden ab, eilte aufgeregt durch die Reihen der Sklaven und befreite etwa zwei Dutzend von ihnen. Ein wenig Durcheinander würde die Flucht erleichtern und etwaige Verfolger ablenken.

Abas folgte Lyka, die sich nun die Verkleidung vom Leib riss. Jetzt sah Lykos wieder aus wie ein Mann. Endlich! Was hatte er die Maskerade gehasst! Wie konnten Weiber nur darin leben? Abas folgte Lykos auf das Deck und zu einem Boot. Es war bereits zu Wasser gelassen und dümpelte in den Wellen. Die Beiden brauchten nur noch einzusteigen. Abas übernahm das Rudern. Er war zwar geschwächt, aber dank der unfreiwilligen Übung hatte er die nötige Kraft und drahtige Ausdauer, um sich möglichst schnell vom Schiff zu entfernen und in der Dunkelheit zu entkommen.

Bald schon hörten die Flüchtigen das Chaos ausbrechen: Wilde Stimmen riefen durcheinander, die freien Sklaven brüllten und bewaffneten sich mit Seilen, Knüppeln, Peitschen und Messern, die sie unter Deck erbeuteten. Die Besatzung war mit ihren Degen und Lanzen zwar besser bewaffnet, aber deutlich in der Unterzahl, denn die revoltierenden Sklaven hatten weitere Leidensgenossen von ihren Ketten befreit. Die männlichen Matrosen hielten sich aus der Meuterei weitgehend heraus. Sie waren unsicher, auf welche Seite sie sich schlagen sollten und warteten opportunistisch ab, wer siegen würde, um zu entscheiden, welche Fahne sie schwingen wollten.

Niemand schien bemerkt zu haben, dass sich ein Dingi mit zwei Personen abgesetzt hatte. Viel zu sehr waren alle damit beschäftigt die Oberhand an Bord der Galeere zu gewinnen. Einige Minuten später war die Meuterei auch auf den anderen beiden Schiffen bemerkt worden. Von dort kamen acht Boote mit Frauen herbei, die sich mit Armbrüsten bewaffnet hatten. Jeder widerspenstige Mann an Deck sollte von einem Pfeil niedergestreckt werden, so der Befehl der Ersten Kapitänin, der Kommodorin des kleinen Geschwaders.

Beinahe wären Abas und Lykos entdeckt worden, aber die Boote der beiden Schiffe waren so auf die Kampfgeräusche auf der dritten Galeere fixiert, dass sie das kleine Beiboot im Dunkeln nicht sahen. Nach weiteren bangen Minuten knirschte es unter dem Rumpf auf dem Strand. Abas und Lykos sprangen aus ihrem Gefährt und liefen an Land. „Schnell! Beeilt Euch! Noch sind wir nicht in Sicherheit.“ Abas folgte seinem Retter schnaufend durch das Dickicht der Vegetation.

„So dankt mir dieses Sklavenpack also meine Fürsorge!“, wütete die Kommodorin. „Wir werden alle Meuterer aufknüpfen. Aber zuvor werde ich sie mit meinem Dolch kitzeln!“ Sie warf wütend einen Kelch mit Rotwein quer durch ihre Kabine. Der Inhalt tropfte wie Blut von den Wänden eines Schlachters. „Und die Wächterin, die sich die Schlüssel hat klauen lassen, werde ich auspeitschen lassen!“

Die Erste Offizierin sagte: „Hohe Kommodorin, ich möchte mein außerordentliches Bedauern über diesen unsäglichen Umstand zum Ausdruck bringen und…“ Die Vorgesetzte unterbrach sie unwirsch: „Ruhe mit dem dummen Geschwätz! Worum geht es?“ Die Erste Offizierin räusperte sich. „Es könnte einen Verrat gegeben haben. Ich habe gerade Fahnensignale gelesen. Es fehlen ein Boot und eine Frau aus der Besatzung. Wie viele Sklaven geflüchtet sind, steht nicht fest…“ Die Kommodorin zürnte: „Verrat? Oder haben Sklaven die Frau vielleicht als Geisel genommen?“ Die Offizierin verneinte: „Das halte ich eher für unwahrscheinlich. Einen Augenblick, bitte.“ Sie ging zur Tür und gab einer Wächterin ein Zeichen. Kurz darauf erschien diese mit zwei Frauen. „Das sind Helena und Abraya. Sie haben etwas zu berichten.“





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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:27.07.19 18:53 IP: gespeichert Moderator melden


Die Kommodorin blickte in ihrem edlen Wappenrock erwartungsvoll zu den beiden Frauen, dann zu ihrer Offizierin, dann wieder zu den Frauen. Helena erzählte, dass sie ursprünglich als Spionin mit Abraya und Lykos an Bord gegangen waren. Doch sie hatte sich entschlossen, die Wahrheit zu sagen, um die Flucht des königlichen Gemahls zu verhindern. Die Erste Offizierin sagte: „Leider kam ihr Geständnis zu spät. Aber nun wissen wir, was wir unternehmen müssen.“ Die Kommodorin und Abraya starrten Helena an. Abraya öffnete fassungslos den Mund. Hatte Helena sie gerade ins Messer laufen lassen? Sie hatte ihre Tarnung auffliegen lassen und war zu einer Überläuferin geworden! Zu einer Verräterin!

Die Kommodorin befahl: „Sofort einen Suchtrupp aussenden. Der Verräter wird mit dem Sklaven an Land geflüchtet sein. Und die da“, sie zeigte mit ihrem Finger auf Abraya, als wolle sie sie damit erstechen, „schaff in eine Kerkerzelle unter Deck. Oder nein…“, ließ sie ein grausames Lächeln über ihr Antlitz zucken, „bring sie zu den Rudersklaven. Mögen die sich mit ihr anfreunden…“ Unter lautem Protest wehrte sich Abraya gegen die Behandlung und spuckte Helena ins Gesicht. „Das wirst du büßen, du treulose, dreckige Denunziantin!“

Doch all ihre Gegenwehr nutzte ihr nichts. Sie wurde von gleich vier Frauen grob weggeschleift und tiefer unter Deck gebracht… in die angedrohte Zelle, in der zwei Dutzend Rudersklaven an Ketten gefesselt und lüstern auf die neue Gefangene starrten. Abraya blieben die Ketten vorerst erspart. Ihre Bewegungsfreiheit machte es ihr auch möglich, den gierigen Händen der Männer auszuweichen. Doch sie musste wachsam bleiben. Einmal in die Klauen der Leibeigenen geraten… Sie musste auf der Hut sein. An Schlaf war nicht zu denken.

Plötzlich waren von Deck einzelne Schreie zu hören. Wurden Sklaven ausgepeitscht? Sie konnte sich keinen Reim darauf machen. Helena hatte vom Achterdeck, unter einem gespannten Sonnensegel, beste Sicht auf das Geschehen: Die neuen Gefangenen erhielten Brandmale, damit sie später besser den Galeeren zuzuordnen waren, denn je umfangreicher die Ladung desto mehr Lohn erhielt die Kapitänin von der Hafendirektorin. Eine der Offizierinnen hielt das Brandeisen in den Glutkorb, bis es orange leuchtete. Derweil brachten zwei bewaffnete Frauen einen der nackten Sklaven herbei und beugten ihn über eine Seiltrommel und zogen ihn an Armen und Beinen fest darum. Als der zappelnde Mann an Deck gebracht worden war, hatte Helena ihren Hals fast verrenkt, um dem Sklaven zwischen dessen Beine zu starren. Unglaublich, wie riesig einige der Luststäbe dieses Ostvolkes waren. So einen Liebesdiener würde sie sich im Ostreich auch kaufen, schwärmte sie.

Der Mann wirkte sehr maskulin und kräftig. Würde er den Schmerz des heißen Eisens ertragen, ohne einen Klagelaut von sich zu geben? Er erhielt eine Beißrolle aus hartem Leder zwischen die Zähne geschoben. Doch als sich das glühende Metall in sein Sitzfleisch bohrte, brüllte der Sklave auf. Er wurde wieder abgeführt, um dem nächsten Unglücklichen Platz zu machen. Eine der Frauen peitschte mit einem Tauende auf das geschundene Fleisch, so dass der Mann erneut aufschrie und nach vorne hüpfte, was wiederum einen kräftigen Zug an seinem „Lendenring“ verursachte, den die andere Frau zwischen den Beinen des Mannes hindurchgeführt hatte und ihn gleichzeitig mit einem spitzen Dolch nach vorne antrieb.

Helena musste auflachen. „Der Arme“, sagte sie. Aber irgendwie gefiel ihr die Situation so sehr, dass sie wieder an das große Geschlecht dachte, dass sie ausfüllen würde, wenn sie den Sklaven kaufen würde. Warum eigentlich nicht? Warum sollte es ein Traum bleiben? Solche Kreaturen waren nicht besonders teuer. Vielleicht holte sie sich gleich zwei Exemplare. Sie fragte eine Offizierin danach und bekam eine überraschende und erfreuliche Antwort: „Den da könnt Ihr euch vormerken lassen. Das ist kein Problem. Ich werde eine Wächterin anweisen, ihm ein weiteres Brandmal zu verpassen, damit wir ihn wieder finden. Als Besatzungsmitglied bekommt ihr 50 Prozent Rabatt.“ Helena wollte wissen: „Und wie viel ist das? Kann ich mir das von meiner Heuer leisten?“ Die Frau lachte heiter. „Mit Verlaub! So ein einzelner Sklave hat doch keinen Wert...“

Später machte sie Helena darauf aufmerksam, dass sie den Sklaven kurz vor dem Hafen verstecken musste, denn eigentlich entschied die Hafendirektorin zunächst über die „erste Wahl“, die der Herrscherin Pluta zustand. Und da der Sklave gut gebaut war… Helena nickte. Sie würde den Mann in ihrer Kabine verstecken. In einer Kiste. Sie erkundigte sich: „Und wie erziehe ich einen frischen Sklaven?“ Die Frau empfahl ihr, den Neuerwerb zunächst bei einer Sklavenschule ausbilden zu lassen. Sie nannte ihr ein sehr gutes Haus in der Hauptstadt mit passendem Nimbus.

Schon war der nächste helle Schrei eines Sklaven zu hören, der gebrandmarkt worden war. Helena hörte neben sich eine junge Offizierin sagen: „Ohne diese Kennzeichnungen wäre es sterbenslangweilig auf der Überfahrt. Vielleicht erleben wir ja noch ein paar Auspeitschungen an der Gräting.“ Helena vergewisserte sich bei der Frau: „Als Disziplinarstrafe?“ „Ja“, erklärte sie, „wir müssen Härte zeigen, sonst tanzen uns die Sklaven auf dem Kopf herum. Außerdem: ohne Härte gibt es keine Milde. Aber zuviel des Guten vertragen diese Kreaturen nicht. Undankbar werden sie, faul oder laufen sogar weg. Wir sind gezwungen, Strenge zu zeigen. Die wahre Bestimmung der Sklaven, ihre Natur, ist das Dienen und Gehorchen. Wir führen sie lediglich auf den richtigen Pfad.“
Helena nickte. Das hörte sich einleuchtend an. So hatte sie das noch nie gesehen.

Während sich die Frauen an Deck unterhielten und der Kennzeichnung weiterhin beiwohnten, wütete die Kommodorin in ihrer Kabine: „Der königliche Gemahl entkommen! Wie erkläre ich das der Hafendirektorin? Holt mir die Wächterin, die für den Aufschluss verantwortlich ist! Sofort!“ Es dauerte nur wenige Minuten, dann stand die Angeklagte vor der Vorgesetzten. Sie ließ ihren Kopf hängen und schwieg resignierend. Sie konnte erahnen, was ihr nun blühte. „50 Peitschenhiebe für dieses subversive Objekt!“, bestimmte die Kommodorin und ließ die Verurteilte wegbringen. Die Delinquentin ächzte laut und verzweifelt auf. Ihr wurde beinahe schwarz vor Augen, als hätte sie jemand mit der Seite eines Breitschwerts am Kopf getroffen.

Eine Offizierin kam herein und meldete zackig: „Die Meuterei ist unter Kontrolle. Leider haben wir einen Teil der Ladung verloren. Aber es gibt acht Überlebende. Was soll mit ihnen geschehen?“ Die Kommodorin rieb sich überlegend dem Finger über den Nasenrücken. „Ich habe mich noch nicht entschieden. Am liebsten würde ich sie alle an der Rah baumeln lassen, aber ich will nicht noch mehr Ware verlieren. Schließt sie krumm in Eisen. Jeden Tag werden wir einen an Deck holen und ihm 20 Peitschenhiebe verpassen – bis wir im Heimathafen einlaufen.“ Die Offizierin salutierte und freute sich schon. Da würde es täglich etwas gegen die Eintönigkeit auf See geben.

Am nächsten Morgen war das Geschwader auf dem Nachhauseweg. Kurz vor Mittag fesselten zwei Frauen ihre ehemalige Kameradin an die Gräting und rissen ihr Oberteil hinab. Das Opfer erntete mitleidvolle Blicke. Die Sonne schien angenehm herab und ein klarer blauer Himmel erstreckte sich bis zum flirrenden Horizont. „Weiter!“ forderte die Kommodorin und verlangte, man möge der Verurteilten das gesamte Kleid zerreißen. Nun stand die Frau nackt bis auf ihre Stiefel an Bord und erhielt auf den Befehl der Kommodorin den ersten Peitschenhieb. Schrill stieß die Gefesselte einen gellenden Schrei aus. So qualvoll hatte sie sich das beißende Leder nie vorgestellt. Helena ging es durch Mark und Bein. Seltsam, dachte sie bei sich, als die Sklaven gezüchtigt worden waren, hatte sie es sogar erregt. Aber nun musste sie hart schlucken und hatte Erbarmen mit der Frau, die doch nur „Lykas“ Befehl gehorcht hatte.

Hieb auf Hieb folgte. Zwischen den Schlägen vergingen jeweils mehrere Augenblicke. Die Frau wand sich in ihren Fesseln und schrie in ihren Knebel, den man ihr gegeben hatte, damit sie sich nicht verletzte. Jedes Klatschen schmerzte auch innerlich die umstehenden Frauen. Nach achtzehn Treffern sank die Gegeißelte in eine gnädige Ohnmacht. Die Kommandantin beendete die Bestrafung daher nach 25 Hieben. Die Geschundene hing in ihren Fesseln und sah schrecklich aus. Sie wurde auf einen knappen Befehl hin abgebunden und musste von zwei Wachsoldatinnen gestützt und unter Deck gebracht werden. Eine Medica würde sich um ihren Rücken und ihr Gesäß kümmern müssen. Anschließend schafften zwei andere Frauen die gefangene Abraya nach oben und befestigten sie an der Gräting. Auch sie erhielt eine harte Züchtigung. Auch ihr riss man zuvor die Kleidung hinab und stopfte ihr ein Lederstück zwischen die Zähne. Ein Blick traf Helena aus ihren Augen, der so eiskalt war, dass es sie fröstelte. Erst nach dem fünften Hieb schrie Abraya unterdrückt auf. Aber sie hielt sich wacker und konnte nach der Bestrafung noch eigenständig gehen – zwar wankend, aber selbstständig. Helena wurde mulmig. Sie hatte sich eine Todfeindin geschaffen.

Als dritte Person brachten die Soldatinnen einen der Meuterer. Er erhielt sogar doppelt so viele Schläge. Dazu wurde eine zweite Offizierin benötigt. Den Sklaven peitschten die Damen abwechselnd mit aller Kraft. Die regelmäßigen Auspeitschungen waren für einige der Frauen sehr erregend. Im Gegensatz zu den Geißelungen der verurteilten Damen hatten die Frauen bei den Männern keinerlei Mitleid und erfreuten sich sogar an den gequälten Lauten und dem Knallen der Peitschen. Da dauerte es nicht mehr lange, bis auf dem Schiff der Kommodorin Kreaturen aus der Ladung aus einem ganz anderen Grund an Deck gebracht, in ein großes Netz gesteckt und an einem hölzernen Kran mit einer Winde über Bord geschwungen wurden: um die Leiber im frischen Salzwasser einzutauchen. Sinn des Schauspiels war eine Reinigung der Männer, denn es handelte sich um Sklaven, die sich einige Frauen ausgewählt hatten, um sich mit ihnen zu vergnügen.

Helena staunte, dass bei diesen „Liebesdiensten“ niemand Sorge hatte, dass die Männer flüchten oder eine Waffe ergreifen würden. Aber Aussicht auf Erfolg war minimal. Und die Sklaven waren selbst so erregt bei der Vorstellung bei einer der Offizierinnen unter der Decke zu liegen, dass alle Gedanken an Gegenwehr aufgelöst waren. Für sie war es ein viel angenehmeres Dasein, als zusammengepresst unter Deck als Ware zu liegen. Helena beobachtete, wie die Männer zuvor in dem schwingenden Netz mehrfach im Meer untergetaucht wurden. Die „Wäscherinnen“, wie sich die beteiligten Frauen nannten, übertrieben es ein wenig, und Helena glaubte schon, dass einige ihrer „Fische“ absaufen würden, aber alle Sklaven kamen wohlbehalten – wenn auch einige prustend und hustend – aus dem Netz wieder an Bord.

Und bald war das Deck das reinste Tollhaus. „Ein verkommenes Bordell“, schimpfte eine Offizierin, die sich als Einzige nicht für die Liebesdiener begeistern konnte. Insgeheim hatte sie mehr Interesse an ihren Kameradinnen, doch hatte sie dies noch niemandem gesagt. Daher spielte sie die Züchtige, die dem obszönen Tun nichts abgewinnen konnte. Aber die Kommodorin duldete den Spaß, denn der Dienst an Bord war sonst hart und streng genug. Sollte sich die Besatzung ruhig vergnügen! Die Kommodorin hatte andere Sorgen, als sich über die fleischlichen Gelüste ihrer Untergebenen zu kümmern. Wie sollte sie der Hafendirektorin den Verlust des königlichen Gemahls erklären? Er wurde zwar nicht als Geisel benötigt, aber Pluta wollte stets wissen, wo sich der Mann befand. Und nun war er ausgeflogen wie ein Vöglein, der aus seinem Käfig geflattert war. Auf einen fernen Kontinent geflüchtet. Hinfort aus ihrem Machtbereich. Womöglich für immer verloren. Ihre Sorge vor ernsthaften Konsequenzen stieg mit jeder Seemeile, die die Flotte Richtung Ostreich nahm.

Lykos und Abas schlugen sich durch den dichten Urwald, was ohne Macheten gar nicht so einfach war. Lykos schimpfte sich einen Narren, weil er keine Waffen mitgenommen hatte. Sie waren zwei Tage unterwegs ins Landesinnere des fremden Kontinents und hofften, dass sie mittlerweile alle Verfolger abgeschüttelt hatten. Inzwischen hatte Abas einen Rock aus großen Blättern um die Hüfte geschwungen, um seine Lenden zu bedecken. Das Flechtwerk hatte viel Geduld gekostet und war nicht besonders reißfest, aber für das Erste musste es reichen. Die vielen Schlingpflanzen und Dorngewächse hatten auf seinem gesamten Leib Spuren hinterlassen. Nun war wenigstens sein Schoß geschützt.

Sie folgten seit einigen Stunden einem kleinen Fluss, der sie mit Süßwasser versorgte. Beeren und Früchte wuchsen überall, so dass sie auch keinen Hunger litten. Doch langsam wurde ihnen klar, was das Schicksal für sie bereithielt: Sie waren in einer fremden Welt gestrandet, ohne Kontakt zu zivilisierten Menschen. Wie sollten sie jemals wieder das Vereinte Reich betreten? Wie wollte Lykos jemals seinen Auftrag erfüllen und den königlichen Gemahl zurück in die Hände seiner Königin Leda geben?

Plötzlich hörten die Beiden ein Knacken im Unterholz und blieben wie vom Blitz getroffen stehen. Innerhalb weniger Atemzüge waren sie umringt von einer Gruppe Krieger, die ihre Speere auf sie richteten. Eine Flucht war nicht möglich, denn sie waren eingekreist. Ein Krieger trat vor und sagte überraschenderweise in ihrer Sprache: „Gebt alle eure Waffen her. Ihr seit unsere Gefangenen.“ Der Mann hatte eine sehr hohe Stimme. Und dann fiel es Lykos auf: Es war eine Frau. Der weite Umhang über dem bauschigen Seidengewand hatte ihre Figur verhüllt, das Antlitz war mit schwarzer Farbe mit ungewöhnlichen Mustern verziert. Als Lykos und Abas genauer hinsahen, stellten sie fest, dass alle „Krieger“ Frauen waren. „Wir besitzen kein Schwert und keinen Dolch. Wir sind Flüchtlinge, die…“, fing er an. Eine Kriegerin trat vor und schlug Lykos mit einer Peitsche, die aussah, wie eine von den Galeerenfrauen. Vielleicht hatten sie sie erbeutet. Unter dem brennenden Schmerz verstummte Lykos. Die Anführerin befahl: „Ruhe! Ihr redet nur, wenn ihr gefragt werdet. Flüchtlinge seid ihr nun nicht mehr. Ihr gehört uns und werdet unserer Gottheit geopfert. Unser Volk hat schon zu viele Männer verloren an euch Fremde. Ihr kommt und stehlt unsere Väter und Brüder. Aber nun werden eure Frauen ebenfalls zwei Männer verlieren.“

Abas und Lykos sahen sich an. Jetzt sollten sie ausbaden, was die Ostfrauen angerichtet hatten mit ihren Sklavenjagden! Da waren sie vom Regen in die Traufe gekommen. Was nun? Sie mussten aneinandergefesselt einem Pfad folgen. Vor und hinter ihnen liefen die Eingeborenen. Die Beiden wurden in ein Lager gebracht, in dem fast nur Frauen zu sehen waren. Hatten die Ostfrauen tatsächlich fast alle Männer versklavt und verschifft? „Bevor ihr sterbt“, verkündete die Anführerin, „werdet ihr uns noch behilflich sein, unser Volk zu stärken.“ Sie brachten Lykos und Abas in ein Zelt, wo sie an zwei Pflöcke gebunden wurden. Wie sollten sie die Frauen „stärken“? Was hatte die Kriegerin damit bloß gemeint?

Gegen Abend kam ein Mann zu ihnen – der erste, den sie hier gesehen hatten. Es war ein Greis mit langen weißen Haaren in einem weißen langen Gewand aus Baumwolle. Er trug eine Schale mit rauchenden Ingredienzien vor sich her, stellte sie vor die Gefangenen und fächerte mit einem zusammengebundenen Strauch Zweigen den Rauch durch die Luft, so dass Abas und Lykos husten mussten. Dieses seltsame Aroma hatten sie noch nie gerochen. Irgendwie spürten sie, wie ihre Köpfe und Glieder schwer wurden und zusammengesunken wären, wenn sie nicht gefesselt gewesen wären.

„Ich bin schon sehr alt“, sprach der Greis das Offensichtliche aus, „aber unsere fruchtbaren Weiber brauchen junge Männer, um unser Volk wieder erstarken zu lassen.“ Abas und Lykos sahen sich an. Lykos meinte: „Wir sollen eure Weiber…“ Er war sich nicht sicher, ob er den Alten richtig verstanden hatte. Der Greis nickte langsam wie in Trance. Wenige Momente später wurden Abas und Lykos die Augen schwer. Der Rauch machte sie schläfrig, und dann verloren die Zwei ihr Bewusstsein.

Als Lykos erwachte, wusste er nicht, wie lange er so gelegen hatte. Er befand sich in einem anderen Zelt und lag auf mehreren Fellen. Arme und Beine waren an vier Pflöcken mit Lederriemen festgebunden. Er sah sich um. Wo war Abas? Eine Frau erschien. War es die Anführerin? Er war sich nicht sicher, denn das Weib trug nun keine Kriegsbemalung mehr. Auch ihre bauschige Kleidung hatte sie abgelegt und war nun nur sehr spartanisch bedeckt, dafür aber mit zahlreichen kunstvollen Ketten und Amuletten geschmückt. Im Gegensatz zu ihrem martialischen Auftreten im Wald, wirkte sie nun sehr feminin. Langsam bewegte sich die Fremde auf ihn zu und stellte sich über seinen Körper... Lykos blieb vor Schreck und Scham fast das Herz stehen, bevor es danach dafür umso schneller schlug: Er war splitternackt!

Röte strömte in sein Gesicht. Die Kriegerin senkte sich langsam auf ihn nieder. Ihre Beine waren gespreizt und… Lykos spürte, dass sie unter dem kurzen Rock nackt war – und feucht. Nun wurde er erst recht knallrot. Und er bemerkte erst jetzt, wie steif seine Männlichkeit war. Und dann tauchte sie sein scharfes Schwert in ihre weiche Weiblichkeit, das der Gefangene aufstöhnte vor Lust. Ja, es war die Anführerin! Es war... wundervoll! Oh, wie liebte er diesen Augenblick! Seine Erregung wuchs ins Unermessliche. Die Gedanken an Abas hatten sich verflüchtigt.



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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:18.08.19 15:22 IP: gespeichert Moderator melden


In dieser Nacht sollte Lykos nicht nur diese eine Frau erleben. Nacheinander kamen sechs Weiber zu ihm, um ihn zu nehmen wie weibliche Geistwesen aus den alten Sagen, die die Männer nachts verführten. Nach jeder Frau erhielt er einen Kräutersud zu trinken, der seine Begierde neu anfachte. Diese Weiber mussten die Zauberkunst beherrschen. Er spürte, wie sein Körper immer erschöpfter wurde, aber seine Lust nahm nicht ab und vergoss sich immer wieder aufs Neue in seine Besucherinnen.

Irgendwann mitten in der Nacht sackte er in einen tiefen Schlaf. Waren es fünf, sechs oder sogar sieben Besuche gewesen? Er wusste es nicht. Am nächsten Tag fühlte sich so frisch und erholt, als sei nichts geschehen. Doch er konnte sich an alles erinnern. Wie konnte das sein nach dieser „Nacht der Liebenden“? Eine Frau kam zu ihm ins Zelt und brachte ihm ein Morgenmahl. „Du hast uns fruchtbar und gedeihlich gedient. Die Auserwählten werden unser Volk stärken.“

Lykos erkundigte sich hoffnungsvoll: „Werde ich nun meine Freiheit zurückerhalten? Und was ist mit meinem Gefährten?“ Das Weib sah zu Boden. „Es tut mir Leid, aber wir können Euch Euer Leben nicht schenken. Euch werden wir der Gottheit der Fruchtbarkeit opfern. Erst dann ist das Ritual vollendet. So war es immer. So soll es sein.“ Lykos sah sie erschrocken an und zerrte an seinen Fesseln. „Was habt ihr vor? Wollt ihr mich meucheln für eure Götzen?“ Die Angesprochene schaute ihn an: „Ihr werdet Euer Leben für das eines ganzen Volkes geben. Das ist eine große Ehre.“ Lykos dachte: „Ich spucke auf die Ehre…“ Laut wollte er wissen: „Wo ist mein Kamerad? Muss auch er sterben?“ Die Frau antwortete: „Nein. Er ist bereits wieder frei. Dein Freund kann von keinem Weib beglückt werden. Er ist…. anders.“

Lykos erinnerte sich an den Keuschheitsgürtel. „Was heißt frei? Ist er noch hier?“ Die Frau verneinte: „Er ist aus dem Lager geführt worden. Er ist hier nicht mehr länger geduldet.“ Lykos wurde wütend: „Geduldet? Ihr habt uns doch entführt und hergebracht. Außerdem wisst ihr wohl nicht, dass mein Gefährte in seiner Heimat ein König ist!?“ Sein Gegenüber schien unbeeindruckt. Lykos wollte wissen: „Wann muss ich sterben?“ Das Weib verkündete: „Bei Morgengrauen.“ Dann entschwand es hastig, als habe es Angst vor weiteren Fragen oder nur Lykos Gesicht. Der Soldat zog ächzend an den Fesseln. Sie waren fachmännisch angebracht. Da gab es kein Entkommen. Wie sollte er fliehen? Er hatte nur noch wenige Stunden Zeit, um dem Sensenmann zu entkommen. Danach würde er in die Unterwelt fahren und für die Ewigkeit im Feuer der Toten brennen…

Abas irrte im dichten Grün des Waldes umher. Was sollte er nun unternehmen? Überall waren Feinde. An der Küste lauerten vielleicht noch die Galeeren aus dem Ostreich, und zurück zu den Amazonen konnte er auch nicht. Bald würde es dunkel werden. Alleine in diesem Dickicht horchte er auf jedes Geräusch, jedes Knacken, jedes Pfeifen, jedes Rauschen. Waren es die Feinde? Oder schlich sich ein wildes Tier an? Oder kletterte da nur ein harmloses Eichhörnchen in einen Baum und raschelte an den Blättern?

Abas erinnerte sich an die letzten Worte der Anführerin: „Geh! Und komm nie wieder her! Du bist für mein Volk nicht zu gebrauchen. Dein Gürtel macht dich unnütz.“ Abas sah in seinen Schoß hinab: Ledas Vorsichtsmaßnahme hatte ihm zwar frustrierende Stunden, aber auch das Leben geschenkt. Er war ratlos. Konnte er den Soldaten, der ihn retten wollte, einfach seinem Schicksal überlassen? Nein. Er musste zurück in das Lager der Frauen schleichen und Lykos befreien! Auch, wenn es sein Leben gefährdete.

Viele Meilen entfernt herrschte Königin Leda in ihrer Festung. Sie sah in den Spiegel und entdeckte erste graue Haare. Die Sorge um Abas hatte sie altern lassen. Die Metropole des Ostreiches war uneinnehmbar gewesen. Zwar hatte sie das Vereinte Reich um etliche Meilen nach Osten ausweiten können, aber diese ominöse Diktatorin Pluta herrschte immer noch und trieb ihr Unwesen auch an entfernten Gestaden eines fremden Kontinentes, wie ihr Spioninnen Kunde getan hatten. An den Erfolg ihres Hauptmannes und seine beiden Begleiterinnen glaubte sie nicht mehr. Sie hatte ein ungutes Gefühl.

Sie holte sich daher Rat bei ihrem Alchemisten Caduceus, der seherische Fähigkeiten besaß. Und Ledas Befürchtungen musste Caduceus bestärken: „Ja, Majestät. Die Rettungsaktion ist missraten. Ich sehe Abas aber trotzdem in Freiheit. Er ist in weiter Ferne. Doch noch schwebt eine große Gefahr über ihm. Die Truppe, die Ihr geschickt habt, Majestät, ist zerschlagen worden. Ich sehe eine Person in Ketten… Oh!“ Er brach ab. Seine Nervosität übertrug sich auf den Raben, den er stets auf seiner Schulter mit sich führte. Der Vogel schrie und flatterte mit den schwarzen Flügeln.

Leda sah ihn forschend an: „Was ist? Was seht Ihr? Sprecht!“ Caduceus antwortete: „Mit Verlaub, das Zerrbild ist weg. Ich sehe nur noch dunkle Nebel. Aber ich erkannte die Umrisse einer der Soldatinnen, die Lykos begleiteten. Sie stand bei einer hohen Soldatin des Feindes. Seite an Seite auf dem Deck eines Schiffes.“ Leda forschte: „Verrat? Oder ist sie eine Geisel?“ Caduceus bebte, runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Es ist dunkel, Majestät. Ich kann nichts mehr sehen. Es tut mir Leid, Hoheit. Aber sie sah nicht aus wie eine Gefangene.“

Leda war schockiert. Eine Soldatin war zum Feind übergelaufen! Ein Pakt des Bösen! „Diesen Treuebruch wird sie noch bitter bereuen. Geht jetzt, Seher. Geht! Ich will allein sein.“ Caduceus verneigte sich höflich: „Sehr wohl, Majestät. Wie Euch beliebt.“. Er schwang seinen langen Umhang um sich und zog sich zurück in seine Kammer im Nordturm der Burg. Er musste meditieren. Die Visionen nahmen ihm viel Energie. Er griff nach einem Amulett, in das ein Wolfszahn eingearbeitet war, und rieb es in seinen Händen, schloss die Augen und setzte sich damit im Schneidersitz auf den Boden. Leise murmelte er eine Beschwörungsformel. Wieder und wieder.

Abas folgte seinen Spuren zurück Richtung Lager der Frauen. Vorsichtig näherte er sich bei mittlerweile völliger Finsternis dem kleinen Lagerfeuer, das gerade dabei war, auszugehen, einige Scheite glimmten nur noch. Bald würde nur noch ein wenig rote Glut an die lodernden Flammen erinnern. Aber wo steckte Lykos? Es gab so viele Zelte… War eines besonders bewacht? Abas sah sich um und erkannte eine besonders große Bleibe mit zwei Wächterinnen davor. Das konnte allerdings auch das Heim der Anführerin sein.
Dann entdeckte er noch ein weiteres kleines Zelt, vor dem ebenfalls zwei Wächterinnen aufpassten. Das musste es sein!

Abas wartete noch einige Zeit, bis im Lager vollständige Stille eingekehrt war und die Weiber schliefen. Erst jetzt schlich er sich langsam immer näher an die Rückseite des Zeltes. Kein Feuerschein drang durch die groben Stoffbahnen. Abas kroch auf allen Vieren bis an den Rand des Zeltes und bewegte das dicke Leinen um eine Fingerlänge nach oben und lugte vorsichtig durch den Spalt. Im Innern war es zwar noch dunkler als draußen unter dem fast sternenlosen Nachthimmel, doch er konnte einige Umrisse erkennen: eine Truhe, eine Amphore, vermutlich aus Ton, und eine Bettstatt mit mehreren Fellen, die übereinander lagen. Eine Person lag darauf. Lykos?

Der Königsgemahl quetschte sich unter dem Zeltstoff durch und robbte sachte vorwärts. Die Person schlief. Die leisen Atemzüge waren gleichmäßig und ruhig. Auf dem Boden war ein Brokatteppich ausgelegt. Die edle Ausstattung ließ erahnen, dass hier nicht nur ein Gefangener lebte. Doch Abas Vermutung war falsch. Die Frauen hatten den zum Tode Verurteilten seine letzte Nacht in luxuriöser Umgebung gestaltet, da er immerhin einige Frauen seinen Samen eingepflanzt hatte. So wollte es die Tradition.

Abas war nun mit dem gesamten Leib im Zelt und erhob sich geräuschlos, um sich über den Schlafenden beugen zu können. Lykos wachte just in diesem Augenblick auf, als sich eine Hand über seinen Mund legte. Er wollte schreien. Wer war das? Seine Henkerin? Graute schon der Morgen? Wieso war er überhaupt eingeschlafen? Jemand musste ihm einen Schlaftrunk aus Mohnsaft eingeflößt haben. Doch dann erkannte er plötzlich das Antlitz seiner Majestät! Abas nahm zögernd seine Hand weg und flüsterte: „Schnell, Soldat! Beeilt Euch! Wir müssen fliehen! Aber seit leise!“ Er löste die Fesseln, mit denen Lykos an zwei Pflöcken festgebunden war. Sie verließen das Zelt eilig durch die Rückseite.

Die ersten Schritte in der Nachtluft bewegten sie sich langsam und leise auf den Zehen, aber je weiter sie vom Lager entfernt waren, desto schneller hasteten sie durch den Wald. Trockene Zweige und Laub knackten und knisterten unter ihren Sohlen. Mancher kleine Dorn bohrte sich in ihre Fußballen und Hacken. Wohin sie entflohen, dass wussten sie selbst nicht. Nur erst einmal weg von diesen tödlichen Amazonen! In die schwarze Dunkelheit hinaus. Ins Ungewisse. Zweige peitschten ihnen den Körper, und Wurzeln ließen sie straucheln, aber sie rannten hechelnd und keuchend um ihr Leben. Weiter und weiter.

Ihre Herrlichkeit Pluta erschien des Morgens an einem Hofeingang ihres Palastes, um durch den Lustgarten zu schlendern. Ein Sklave begleitete sie, um einen großen zinnoberfarbenden Sonnenschirm zu halten, der aus einem festen Segelstoff gefertigt war, und die zarte Haut der Herrin beschattete. Die Tyrannin schritt die Stufen unter einem weißen Portikus hinab. An einer Seite der großen Marmorplatten schufteten drei Sklaven auf wunden Knien, um den Boden blankzuwienern. Einen Steinwurf entfernt kam sie an mehreren kleinen Würfeln aus Gittern vorbei. In jede dieser zwergenhaften Kisten war ein nackter Sklave gezwängt. Mit angezogenen Beinen klemmte sein Kopf tief zwischen seinen Schenkeln, um zusammengepresst in den Käfig zu passen. Einer lag auf seiner linken Seite, ein anderer auf seinem Rücken, die anderen hockten mit ihrem Gesäß auf dem Gitterboden.

Pluta selbst hatte sie gestern – oder war es vor zwei Tagen gewesen? - einsperren lassen. Ihr waren die Männer zu langsam bei der Gartenpflege gewesen. Daraufhin hatte sie vorgeschlagen: „Wenn sie müde sind von ihrem Gewerk, sollen sie doch faulenzen dürfen. Packt sie in diese Ruhekäfige, wo sie verschnaufen können und sich der Müßigkeit widmen dürfen.“ Ob sie danach besser in einem Narrenkostüm als bucklige Missgeburten auftreten sollten? Die Zeit würde es zeigen. Pluta schritt an ihnen vorbei, einen grausamen Zug von Schadenfreude um den Mund. Hinter ihr war leises Stöhnen, Jammern und Ächzen zu hören. Die Eingesperrten wussten nicht, was ihnen größere Qualen bereitete: der Durst, der gepeinigte Rücken, die Gelenke? Oder die Angst vor der Zukunft.

Die Kommodorin an Deck murmelte, als wollte sie sich Mut machen: „Wir mussten einfach aufbrechen. So viele Sklaven an Bord benötigen Wasser und Nahrung. Und außerdem wird die Ware dringend erwartet. Dieser Abas wird mit seiner Begleitung in der Fremde umkommen. Pluta wird damit einverstanden sein…“ Wichtiger war jetzt die Fracht, die nicht schöner wurde, wenn man noch länger hier verharrte. Sie blickte zum Himmel und schätzte den Wind ein. Sie würden den Kurs beibehalten können und bald ihren Zielhafen erreichen, wenn das Wetter nicht umschlug. Doch wussten erfahrene Seefahrerinnen, dass dies bei den launigen Meeresgöttern immer ungewiss war. Vielleicht würde ein Sklavenopfer die Herrinnen der Ozeane milde stimmen? Aber dann verdrängte sie den Gedanken wieder.

Während der Überfahrt sah Helena ihre ehemalige Kameradin Abraya nur noch ein einziges Mal: als sie in Ketten und barbusig an Deck geführt wurde, um ausgepeitscht zu werden. Aber ihr einst so makelloser Leib trug bereits Spuren… eines Kampfes? Hatte sie sich gegen ihre Mitgefangenen wehren können? Schnell wendete sich Helena ab. Grausige Bilder entstanden in ihrem Kopf. Männer, die schon seit Monaten keinen Hintern eines Weibes mehr gepackt hatten, waren hungrig und gierig...

Als der Tag der Ankunft bevorstand, schlug Ihr Herz wie wild. Wie würde sie von der Hafendirektorin aufgenommen werden? Diese Frage stellte sie sich schon zum mindestens hundertsten Male. Diese hochrangige Kommandantin würde über ihr Schicksal entscheiden. Eines stand fest: Nach ihrem Hochverrat konnte sie nicht ins Vereinte Reich zurück. Und nun sollte bald die Gewissheit im Hafen kommen. Sie erlebte mit, wie die Ladung gelöscht wurde. Die Sklaven wurden in Ketten an Land gebracht und in verschiedene Verschläge geführt. Die Besatzungsfrauen erhielten von der Zahlmeisterin Heuer sowie Prämien für erfolgreiche Sklavenjagd. Die Rudersklaven blieben an Bord, denn bald sollte es zu einer weiteren Reise nach Süden gehen, wo zwei Frachtschiffe Tabak und Baumwolle stauen würden – wichtiger Nachschub für die Metropole, in der so viele Menschen lebten. Eine Galeere sollte dem Begleitschutz dienen.

Die Kommodorin war bereits seit über einer Stunde im Haus der Hafendirektorin, und kratzte sich nervös an ihrem taillierten Wams. Dann erschienen einige Soldatinnen und ließen die männlichen Besatzungsmitglieder einer der Galeeren an Land in einen Gebäudekomplex bringen, wo ihnen einige uniformierte Frauen Ketten um Hals und Arm- sowie Fußgelenke schmiedeten. Die Hafendirektorin hatte die Männer zu fünf Jahren Steine klopfen verurteilt, weil sie gegen die Meuterei nichts unternommen hatten. Fünf Jahre in brütender Hitze mit schweren Hämmern bewaffnet, unter der Knute der Aufseherinnen und bei karger Kost.

Die rebellischen Sklaven dagegen wurden in eine Baracke gesperrt. Dort mussten sie auf das Urteil warten, welches sie erfahren würden. Jeder wusste schon jetzt, was diese armen Kreaturen erwartete. Da man sie nun nicht mehr bei Kräften halten musste, erhielten sie nur wenig Wasser und kaum Verpflegung. Die Wächterinnen warfen einige wenige Brocken alter Mahlzeiten zwischen die mit Ketten verbundenen Aufsässigen. Schnell entwickelte sich eine hektische Rangelei und dann eine verzweifelte Rauferei um die verdorbenen Portionen. Eine Zeitlang sahen die Wärterinnen dem Tumult schmunzelnd zu, dann begannen sie, mit ihren Geißeln auf das Männerknäuel einzupeitschen, um wieder trefflich Ordnung herzustellen.

Helena wurde blass wie Alabaster, als sie den Blick der Kommodorin sah, als diese aus dem Salon der Hafendirektorin herauskam. Man hatte ihr die Abzeichen so grob von der Uniform gerissen, dass ihr edler Zwirn stark gelitten hatte, und führte sie ab wie einen gemeinen Beutelschneider. Was sollte das nur bedeuten? Helenas Herz raste. Und was wird aus mir, rätselte sie. Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, kommandierte sie eine Soldatin zu der Hafendirektorin. Helena ächzte leise und folgte der Frau gehorsam, die im Stechschritt voranmarschierte. In ihrem Magen schien sich ein Dutzend Wackersteine zu befinden. Jetzt würde sich ihr Schicksal entscheiden…

Sie stand zitternd vor der mächtigen Lady, die auf einer Art Thron hinter ihrem gewaltigen Marmortisch saß. An den Fenstern wehten teure Seidenvorhänge. An der verzierten Decke hingen kostbare Kerzenständer aus Silber. „Ich fühle mich geehrt Euch danken zu dürfen. Ihr habt das Ostreich vor größerem Schaden bewahrt und eine Verräterin entlarvt. Dafür sollt Ihr eine opulente Belohnung erhalten sowie einen angemessenen Rang in der Ostarmee“, sagte die Direktorin. Helena stand sprachlos da, bis ihr auffiel, wie unhöflich das wirken musste. Sie antwortete geschwind: „Ich fühle mich sehr geschmeichelt, Euer Ehren.“ „Leider“, setzte die Direktorin an und hob eine Augenbraue, „ist der Königsgemahl geflüchtet. Aber das ist nicht Eure Schuld. Dafür muss sich diese inkompetente und schändliche Kommodorin verantworten.“ Die Rangbezeichnung spuckte sie förmlich aus wie ein Stück faule Frucht.

Die Direktorin, zunächst die Ruhe in Person, war nun in Rage geraten und aufgestanden. Sie wirkte, als würde sie die Schuldige am liebsten hier vor Ort und höchstpersönlich garrottieren. Doch dann ließ sie sich kraftlos wieder auf ihren Sitz fallen und griff sich an die Stirn, als habe sie Fieber. „Und ich muss Pluta von dem Verlust berichten…“, sagte sie in einem vor Selbstmitleid triefenden Tonfall. „Geht nun dahin“, meinte sie. „Wendet Euch an meine Kadettin. Sie wird Euch das versprochene Gold geben und alles weitere mit Euch besprechen.“ Helena atmete erleichtert aus, als sie die Hafendirektorin verließ. Eine Stunde später hielt sie ein volles Säckchen mit Golddublonen in der Hand und erhielt ihre neue Uniform. Sie würde im Rang einer Kapitänin ein Schiff befehligen! Dabei hatte sie doch gar keine Ahnung von der Seefahrt. Aber die Kadettin hatte sie beruhigt: „Das Schiff wird von der Besatzung gefahren. Die Kapitänin hat nur das oberste Kommando. Das Wissen um die Nautik wird nach und nach schon kommen…“

Als Helena mit der Kadettin unterwegs zu einer Unterkunft war, wo sie wohnen konnte, bis ihr ein eigenes Schiff zugeteilt worden war, kam sie an dem Komplex vorbei, in dem die männlichen Matrosensklaven eingekerkert waren. Helena hörte laute Peitschenhiebe und ging schnell weiter. „Was wird denn aus der Kommodorin?“, wagte Helena die Frage und hoffte nicht zu weit gegangen zu sein. Die Frau machte ein grimmiges Gesicht. „Dieses Weib ist keine Kommodorin mehr und wird zur Ehrwürdigen Herrscherin gebracht. Sie hat die Verantwortung für die Flucht des Gemahls der feindlichen Königin. Pluta wird nicht erfreut sein!“

Helena musste schlucken. „Und…. Was wird aus Abraya? Die Spionin?“ Die Offiziersanwärterin zuckte mit den Schultern, dass ihre Lederklappen daran klackten. „Sie ist unbedeutend. Vermutlich wird sie die übliche Strafe für feindliche Späher erhalten.“ Helena wagte: „Und die wäre?“ Die Uniformierte sah sie erstaunt an, bis sie sich daran erinnerte, dass auch Helena aus dem Vereinten Reich stammte und es nicht wissen konnte. „Sie wird in einen Käfig gesperrt und an einem Mast im Hafen aufgehängt.“ Helena sah die Frau fragend an. Sie wollte erfahren, für wie lange… Aber dann erinnerte sie sich an die Käfige, die sie bei der Einfahrt der Galeere an der Kaimauer gesehen hatte – und die Skelette darin.

Die Offiziersanwärterin war in Gedanken schon dabei, ein kleines Presskommando zusammenzustellen. Es mussten neue Ruderer gefunden werden. Dabei bedienten sich die Seefahrerinnen gern Feldsklaven, die kräftig genug waren, um ihre neue Tätigkeit ausführen zu können. Es war nicht direkt Sklavenraub, weil die Trupps sich den Eigentümerinnen gegenüber zu Ausgleichszahlungen verpflichteten – die allerdings in der Regel geringer ausfielen, als der Wert der Arbeitskraft wirklich war. Die Neuerwerbe erhielten dann ein Halseisen, dass an lange Stangen gebunden wurde, so dass die Männer hintereinander an Bord marschieren konnten. Auf den Ruderbänken erhielten sie Fußeisen, die sie mit dem Schiffsrumpf verbanden, und Handgelenkseisen, die mit den Rudern verbunden waren. Kleidung war für die Männer verboten.

An Land verkündete Kauffrau Flagella ihren beiden Angestellten Ceres und Phoibe: „In wenigen Tagen wird eine große Ladung frische Sklaven erwartet. Das bedeutet viel Arbeit. Wir müssen sie nach Wert und Fähigkeiten sortieren und sie für den Verkauf vorbereiten. Aber ich kann euch versprechen: Es wird sich lohnen. Einige Sklaven wird sich zwar Pluta herauspicken, aber es bleiben noch genügend Sahnestücke für uns übrig, die wir für viele Münzen versteigern werden. Alles starke Kreaturen, kein faulendes oder schwärendes Fleisch. Nur mageres Muskelpack, gesunde Zähne. Selbstverständlich werde ich euch gesondert entlohnen, wenn ihr mir dabei helft, die Flut von Exemplaren zu bearbeiten. Sie müssen ihre Zeichen bekommen, neue Halseisen und vieles mehr.“

Die beiden Damen nickten einvernehmlich und freuten sich schon auf die neuen Sklaven.
„Ich übernehme das Brandmarken“, sagte Phoibe mit einem Leuchten in den Augen. Ceres freute sich: „Und ich untersuche sie nach Krankheiten oder Verkrüppelungen und prüfe ihre Muskeln und Männlichkeit.“ Flagella meinte: „Die Gemächte schaut sich sonst…“ Ceres unterbrach die Händlerin: „Ich weiß. Ich will ihr ihre Lieblingsarbeit ja nicht wegnehmen. Ich übernehme sie nur, falls sie krank ist.“ Flagella grinste. Sie ahnte, dass ihre alte Mitarbeiterin auf ominöse Weise krank werden würde… Aber da würde sie sich nicht einmischen. Sollten das ihre Angestellten untereinander regeln. Sie hatte genug zu tun, eine große Sklavenauktion zu organisieren. Da blieb ihr keine Zeit, in einen Zickenkrieg zu intervenieren.






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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:15.09.19 16:41 IP: gespeichert Moderator melden


Die Zeit, bis die Ware in langen Schlangen ankam, verging wie im Fluge. Und Flagella hatte nicht zu viel versprochen: Es gab eine Menge Arbeit, aber auch viel Vergnügen für alle Angestellten, die nicht angespornt werden mussten, sondern von ganz alleine emsig arbeiteten. Ceres tat überrascht, als Flagella sie für die anatomische Prüfung der Sklaven einteilte, „weil Berana krank geworden ist“. Ceres hatte der Mitarbeiterin am Vortag eine Rizinus-Essenz in den Tee geschüttet, die sie wohl vorerst beschäftigen würde…

Dafür dufte Ceres nun ausführlich die nackten Sklaven „kontrollieren“. Natürlich ließ sie es sich nicht nehmen so manches Gemächt sehr genau, um nicht zu sagen unnötig genau, zu prüfen: Größe, Gewicht und Funktion waren schließlich sehr wichtig, wenn der Leibeigene später beispielsweise als Liebesdiener arbeiten sollte. Ob auch sinnvoll war, dass sie mit einem konisch verlaufenden Stäbchen prüfte, wie tief sie ihn in dem Luststab versenken konnte, war fraglich.

Nach mehreren Stunden der gleichen Kontrollen wurde ihr aber selbst diese erregende Aufgabe langweilig. Derohalben erfand sie neue Methoden der Begutachtung. Dazu gehörten auch diverse Tests zur Schmerzschwelle des Sklaven. Für die „Quetschtechnik“ hatte sie sich zwei Holzbretter mit Schrauben gebaut, die wie eine Schraubzwinge funktionierte. Noch nie war Ceres gen Abend so feucht und wollüstig nach Hause gekommen und hatte Aphron gefordert wie eine ganze Horde „ausgehungerter“ Damen. Wenigstens blieb ihrem Privatsklaven die Zwinge erspart.

Phoibe hatte dagegen den ganzen Tag Brandeisen in der Hand und drückte es der Reihe nach auf hundert nackte Männerhintern pro Stunde. Und doch war es nicht eintönig, denn immer wieder war Phoibe überrascht, wie die Sklaven reagierten. Mal schrieen sie hoch wie ein Weib, mal grunzten sie, einige jammerten schon vorher, andere spielten den harten Kerl, brüllten dann aber, als würde Phoibe sie abschlachten wollen. Ein Schmunzeln ging über die Münder der Sklavenhändlerinnen. „Angsthasen“ drohten sie noch mit allerlei anderen Dingen und amüsierten sich köstlich über die Männer, die zuvor noch groß und stark wie ein Fels dastanden, jetzt dagegen nur noch ein Häufchen Elend waren, flennten und um Gnade flehten.

Flagella bekam derweil Besuch von einem Trupp Steuereintreiberinnen. Die Sklavenhändlerin rümpfte abfällig die Nase. Kaum blitzten ein paar Münzen auf, schon waren die gierigen Schatullenfüllerinnen der Herrscherin nicht weit. Die Uniformierten schienen jedes Geschäft zu riechen, wie eine Jagdhündin eine Leberwurst. Widerwillig gab Flagella ihrem verhassten Besuch den üblichen Zehnten. „Hoch lebe Majestät Pluta!“, stimmten die Eintreiberinnen im Chor ein. Flagella lächelte gekünstelt und dachte: „Und ersticken soll sie an meinem Gold. Dazu stecke ich ihr gern höchstpersönlich noch weitere Münzen in ihren nimmersatten hoheitlichen Rachen.“

Während Phoibe und Ceres fleißig dabei waren, die vielen neuen Sklaven zu markieren, zu sortieren und ihnen bedingungslosen Gehorsam beizubringen, diskutierten die Senatorinnen Alekto und Kerbera im Palast der Potentatin Pluta über die Flucht des Gemahls der Königin Leda. Die Hafendirektorin hatte ihrer Herrin gebeichtet, dass Abas verloren war. Sie hatte es zwar so dargestellt, dass der Gemahl der Königin auf dem fremden Ostkontinent nicht lange überleben würde, aber Pluta war trotzdem außer sich gewesen. Alekto forderte eine drakonische Strafe für die Hafendirektorin. Kerbera stimmte dem zu: „Majestät, schickt die Direktorin in die Steinbrüche. Sie soll dafür büßen.“ Pluta nickte langsam und meinte zynisch. „Ja, diese Tat ist nicht mehr gutzumachen. Aber in der Zwangsarbeit würde sie nur einige Jahre verkraften – wenn sie mit männlichen Sklaven Kontakt hat, würde sie wohl nur wenige Tage ihr wertloses Leben behalten, denn ihr Leib würde den Kreaturen zu süß erscheinen, um nicht davon zu naschen. Sie soll lieber eine Buße erhalten, die sie an ihre Tat noch in vielen Jahren erinnert.“

Die Senatorinnen sahen Pluta fragend an. Was führte die Tyrannin im Schilde? Als Pluta nach einer Schmiedin schickte, ahnten die Frauen, was die Despotin vorhatte.

Seit diesem Tage war die Hafendirektorin in einen Keuschheitsgürtel gesperrt. „Höret! Sie wird für mindestens zehn Jahre darin hausen“, verkündete Pluta im Beisein der Verurteilten später. „Des Weiteren entziehe ich ihr den Rang der Hafendirektorin. Sie soll als einfache Aufseherin im Hafen an der Ostküste arbeiten, so dass alle ihre früheren Untergebenen nun über sie befehlen. Nach Ablauf eine Dekade darf sie um Begnadigung betteln. Vielleicht schließen Wir sie dann auf. Und nun: Schafft sie mir aus den Augen!“
Die Frau wurde von zwei Wächterinnen aus dem Thronsaal geführt.

Zehn Jahre in einen Keuschheitsgürtel gesperrt zu sein! Und die Erniedrigung als Untergebene zu erleben… Die Frau war fassungslos und noch wie benebelt. Als sie hinausgebracht worden war, warf Pluta den Schlüssel der Schmiedin zu. „Einschmelzen!“ Die Schmiedin verneigte sich mit einem Lächeln und zog sich samt Schlüssel zurück.

Inzwischen waren die Vorbereitungen der großen Sklavenauktion beendet worden. Am nächsten Vormittag würde ein Sklave nach dem anderen, manche auch im „Pack“, also eine kleinere Gruppe, versteigert werden. Sklavenhändlerin Flagella rieb sich jetzt schon die Hände. Das Gold würde nur so klimpern, ihre Taschen bauschen und ihre Schatullen füllen. Zur Feier des Tages würde sie den besten Wein entkorken und zechen bis der Krug leer war.

Und dann war es so weit: Von Nah und Fern kamen Landbesitzerinnen, die große Gehöfte, Weinberge, Felder oder sogar eigene Minen besaßen und teilweise hunderte Sklaven beschäftigten. Manche Damen waren auch gekommen, um sich einen Liebesdiener zu erwerben. Manche Ladys suchten weitere Hausangestellte. Flagella bot für jeden Bedarf Leibeigene an. „Jede Dame wird bei uns fündig“, hieß ihr Credo. „1-A-Ware gibt es bei mir“, verkündete Flagella stolz und präsentierte ein Dutzend muskulöse Sklaven, die vor ihren potentiellen Besitzerinnen stramm standen. Besondere Exemplare hatten die Händlerinnen mit Fett eingeschmiert, damit die Muskeln glänzten.

Leider hatte eine Gesandte der ehrenwerten Pluta bereits die „Sahnestückchen“ abgeschöpft, doch blieb noch genug Qualitätsware übrig. Und der restliche „Ramsch“ würde am Ende für Billigpreise weggehen. Flagella war bisher immer alles losgeworden. Einige Ladys warteten sogar auf die Reste, um sie günstig abzunehmen. Es war hierzulande das Gerücht von einem Werwolf die Runde gegangen, der seit einigen Tagen des Nachts einige Schafherden dezimierte. Und so hatten sich zwei Wollfarmbesitzerinnen entschlossen, Sklaven draußen anzubinden, um den Werwolf damit gütlich zu stimmen, damit er sich mit seinen Klauen und Reißzähnen nicht an den geliebten Tieren vergriff.

Die Sklavenhändlerin hörte bereits die Menschenmassen, die sich auf dem großen Platz vor den fünf Bühnen versammelten und drängten, auf denen die ersten Leibeigenen präsentiert wurden. Flagellas Trick war, nicht sofort die gesamte Ware auf die Tribünen zu bringen. Nur nach und nach zeigte sie, was sie im Lager hatte. Fast jede Woche gab es zwar kleinere Auktionen, doch dieses große Ereignis fand nur zwei Mal im Jahr statt, so dass die Bevölkerung der Metropole wie gebannt die Veranstaltung verfolgte. Es sahen sogar Damen zu, die gar keinen Bedarf an neuen Sklaven hatten. Sie ergötzten sich an den nackten Männern in ihren schweren Ketten und den hilflosen Blicken.

Im Hintergrund stand ein Sklave abseits des Geschehens in einem Pranger. Dieses „Korrekturmittel“ wendeten traditionell viele Damen gerne an. Auf einem Schild stand, seit wann und wie lange der Mann noch dort zu verharren hatte. Doch was sonst Anlass war, Zielübungen mit faulem Obst zu absolvieren, blieb fast unbemerkt von der Masse – ein Glück für den Zögling. Die Frauen konzentrierten sich auf die Bühnen mit den präsentierten Sklaven. Flagella eröffnete auf dem Hauptpodest die Versteigerung. Bald schon riefen die Ladys ihre Angebote nach oben, während die Sklavenhändlerin einen großen, muskulösen Sklaven drehte und wendete, um ihn von allen Seiten anzupreisen.

Neben einer kurzen Fußkette trug der Mann auch ein „Gemächt-Band“, also eine Metallschelle in seinem Schoß, an der eine kurze Kette zwischen seine Beine durchführte und sich über seinem Gesäß mit Handfesseln vereinigte. Mit diesem „Sklavenzügel“ war auch ein kräftiger Mann gut zu beherrschen – selbst für eine schmächtige Dame. Eine Teilnehmerin der Versteigerung forderte lautstark, der Sklave solle seine Muskeln anspannen. Flagella ruckte forsch an dem „Gemächt-Band“ und befahl dem Mann zu gehorchen. Die Aktion lohnte sich, denn die Frau aus dem Publikum erhöhte ihr Gebot deutlich.

Noch drei Mal überboten sich zwei Damen gegenseitig, bis die eine Partei zerknirscht aufgab, und der Sklave damit unter die Fittiche der frohlockenden Ersteren ging. Und schon brachten zwei Angestellte von Flagella den nächsten Leibeigenen. So folgte ein Zweibeiner nach dem anderen. Die Preise, die die Exemplare erzielten, waren sehr unterschiedlich, schließlich schwankte auch die Qualität. Phoibe, die bisher auf einer anderen Bühne als Helferin mitgearbeitet hatte, wurde endlich abgelöst. Sie hatte nun ihr Tagessoll erreicht und verfolgte die Versteigerung als Zuschauerin.

Auf der Hauptplattform, wo Flagella unermüdlich ihre Ware anpries, standen nun zwei Helferinnen der Händlerin, die eine seltsame Konstruktion auf Rädern herbeirollten. Phoibe staunte: So etwas hatte sie bisher noch nie gesehen. Flagella betonte, dass dieser Sklave noch vollkommen widerspenstig und wild sei. „Dieses Einzelstück, werte Gesellschaft, ist perfekt für eine Dame geeignet, die noch aus der unverfälschten Natur selbst die Zähmung in die Hand nehmen möchte. Ich empfehle diesen Sklaven allerdings nur an geübte Ladys abzugeben“, erklärte Flagella und präsentierte das Exemplar stolz.

Phoibe drängte sich näher heran. Der Sklave stand gefesselt mit gespreizten Beinen und ausgebreiteten Armen an einem senkrechten Gitter aus Eisen. Zusätzliche Stabilität erreichte die Konstruktion durch einen Pflock, der dem Leibeigenen zwischen seinen Beinen in dessen Torso reichte. Wie tief, darüber konnte Phoibe nur spekulieren, doch sie hatte bei der Erziehung von anderen Sklaven bereits so manches erlebt… Flagellas Sklavenschmiede konnte ein Hort des Schreckens sein. Anfangs hatte sie gar nicht gewusst, was ihre Kameradinnen bei der Arbeit meinten, als sie lachend riefen: „Lasst uns den da hinten ein wenig pfählen.“ Doch inzwischen kannte sie diese Erziehungshilfen, sie sich gut bewährt hatten.

Außerdem trug der Sklave einen Nasenring, der mit zwei Ketten hinter seinem Kopf mit dem Gitter verbunden war, um die Bewegungsfreiheit noch weiter einzuschränken. Den Grimassen nach zu urteilen, die der Mann schnitt, wehrte er sich nach besten Kräften gegen seine Fixierung und Vorführung, aber die perfide Konstruktion ließ ihn hilflos vor den potentiellen Kundinnen stehen. Mehrere Ladys in der ersten Reihe waren entzückt vom Anblick der wilden Kreatur und überboten sich gegenseitig mit hohen Summen.

Einige Damen wollten nur einen Blick auf die Gestalt werfen, um sich an seinen Verrenkungen zu weiden. Sie hatten schon reichlich dem Trunke gefrönt und sangen Spottlieder oder hänselten die Sklaven auf andere Weise. Schließlich bekam eine reiche Großgrundbesitzerin in einem karmesinroten Umhang mit auffälliger goldfarbener Stickerei den Zuschlag. Sofort kam ein Mann, ihr Hausverwalter, zu Flagella gelaufen und brachte zwei volle Säckchen mit Bronze-Münzen. Eigentlich war der Sklave den Preis nicht wert, doch hatte sich die Frau gegen ihre Konkurrentinnen durchsetzen wollen. Hier ging es auch um Ehre und Prestige.

Vier kräftige Sklaven, die ebenfalls ihr gehörten und wie Soldatensklaven der Pluta gekleidet waren, packten die Konstruktion mit dem eingekauften „Wilden“ und schoben sie kraftvoll hinter ihrer Herrin her, die eine kurze Wegstrecke entfernt in eine prunkvolle Kutsche stieg. Für sie war die Auktion ein Erfolg gewesen. Sie freute sich schon auf die Zähmung dieses widerspenstigen Exemplars. Eigentlich hatte sie nicht so viele Münzen ausgeben wollen, aber ihre Felder waren seit letztem Jahr ergiebiger geworden, seit sie einige Soldatensklaven gekauft hatten, die die Feldarbeiter beaufsichtigten. Da wurde jede Pause, jedes Zögern sofort und unerbittlich mit der Peitsche beantwortet. Der Einsatz der Kampfmänner hatte sich schon jetzt mehr als rentiert.

Den neuen Kauf würde sie zu einem artigen Schoßhündchen erziehen, der zu ihren Füßen lag, auf Kommando „Männchen machte“, „Pfötchen gab“, sich auf dem Boden wälzte oder bellte. Und insgeheim überlegte sie, dass es doch erregend wäre, wenn er auf einen bestimmten Befehl oder ein Pfeifen seine Beine breit machte, damit sie ihm sein Gemächt tätscheln konnte. Natürlich würde er über seinen Liebesstab einen Keuschheitsgürtel tragen. Sie liebte solchen Mummenschanz.

Den Willen eines so aufsässigen Sklaven zu brechen war ihr ein Genuss. Auf ihrer prachtvollen Hazienda gab es in einem Kellergewölbe die so genannte Strafkammer. Hier hatte sie schon so manchen Leibeigenen erzogen. Besonders gefürchtet unter ihren Sklaven waren die „Strafbirnen“. Bei einem Vergehen wurde dem Übeltäter eine hölzerne Birne in den Hintern geschoben, die mit einem Stil verbunden war, so dass ihre Strafdamen sie sicherer bewegen konnten. Bei seinem zweiten Fehltritt wurde der Schuldige mit einer größeren Birne bestraft. Die Großgrundbesitzerin hatte vier Größen anfertigen lassen. Obwohl die Rechtsprechung auf ihrem Anwesen sehr streng war, kam die vierte Variante bisher noch nicht zum Einsatz – bisher…

Sollte sie die „Dicke“, wie sie genannt wurde, bei dem Neuling anwenden lassen, wollte sie auf jeden Fall dabei sein und das Spektakel genießen. Selbstverständlich würde sie dann eine fünfte Größe in Auftrag geben. Die Großgrundbesitzerin merkte, wie sie die Vorfreude feucht machte. Sie klopfte an den Rahmen des Wagens, um dem Kutscher zu signalisieren, die Pferde anzuspornen.

Helena stolzierte im Hafen der östlichsten Ansiedlung des Reiches der Pluta umher und bestaunte die großen Schiffe, die Tonnen von Fracht über die Meere transportierten. Bald würde sie auch zu den Seefahrerinnen gehören – und das gleich als Kapitänin! Die Göttin an Bord! Über jeden Zweifel erhaben! Was sie befahl, das war ehernes Gesetz!

Ob sie wohl den Auftrag erhielt im Ostkontinent Sklavenware aufzunehmen? Oder würde sie Gewürze und andere Kostbarkeiten in den dicken Bauch ihres Segelschiffes laden? Die neue Hafendirektorin würde es entscheiden. Vielleicht würde Helenas erste Reise ja auch nicht nach Osten gehen, sondern im Norden oder Süden um den Kontinent führen? Womöglich in Feindesland, wo Ruhm und Ehre warteten? Der Krieg mit dem Vereinten Reich war nur unterbrochen. Es gab keinen Friedensvertrag. Vielleicht würde sie Hundertschaften von Kampfsklaven samt Kriegsgerät irgendwo an der Süd- oder Nordküste des Feindes abladen…

Noch ganz in Gedanken an die Zukunft blieb sie vor einem Stiefelputzsklaven stehen, der so angekettet war, dass er den Tag auf den Knien verbringen musste, und ließ sich ihre Schaftstiefel auf Hochglanz polieren. Anschließend warf sie als Obolus eine Kupfermünze in den rechten Sack, der an einem Holzstab hing. Die Besitzerin des Sklaven nickte als Dank. Helena war noch neu im Ostreich und kannte viele Gewohnheiten noch nicht. So hatte der Putzsklave heute Glück, denn es hatte eine besondere Bedeutung, wenn die Gabe im rechten (und nicht im linken!) Beutel landete. Links hieß nämlich, dass man mit der Leistung des Sklaven nicht vollständig zufrieden war. Und das hätte Schläge für den Mann bedeutet.

Während Helena in rosiger Zukunft schwelgte, saß Abraya in einem düsteren Kerker, angekettet am Boden auf kaltem, feuchtem Stein, und wartete auf ihre Hinrichtung. Vor der schweren rostigen Gittertür saß auf einem schartigen Schemel ein Kampfsklave und wachte über sie und einige weitere Gefangene. Gegen Abend versuchte Abraya es mit einem Trick. Sie simulierte starke Schmerzen im Hals und rief hustend um Hilfe. Der Wächter sah erst nach einiger Zeit auf. Er war eingenickt gewesen. Jetzt schlug er mit dem harten Griff seiner kurzen Peitsche dumpf gegen die Tür: „Ruhe da drin! Oder es setzt Hiebe!“

„Bitte gebt mir einen Schluck Wasser. Ich ersticke.“ Der Kampfsklave war unsicher, wie er reagieren sollte. Die Gefangene durfte nicht sterben. Sie sollte in einem Hängekäfig zu Tode kommen. Er raffte sich ächzend auf und nahm eine verbeulte Kelle, um sie in das Wasserfass zu tunken. Dann öffnete er mit seinem Schlüsselbund die Gittertür. Er bückte sich zu der Gefangenen und hielt ihr die Kelle vor den Mund. Abraya trank gierig. Sie hatte zwar Durst gehabt, aber das war nicht der Hauptgrund, den Wächter in die Zelle zu locken. Abraya starrte auf den kurzen Waffenrock des Mannes: „Habt Dank, Meister! - Oh, Ihr müsst ein gar gewaltiges Gemächt besitzen!“ Der Kampfsklave sah sie verwirrt an. Dann sah er an sich hinab und meinte: „Da zeichnet sich der Keuschheitsgürtel ab, du dumme Dirne.“

Abraya stellte sich dumm: „Ihr müsst einen Keuschheitsgürtel tragen? Wie furchtbar!“ Der Mann grunzte unzufrieden. Musste diese dämliche Kuh ihn an sein Schicksal erinnern? Er wollte sich schon abwenden, da sagte Abraya leichthin: „Ich könnte Euch leicht daraus befreien.“ Der Wächter stutzte. Wie sollte das Weib dies schaffen? Er sah sie skeptisch an. „Und wie?“ Abraya meinte: „Gebt mir zwei dicke Nadeln, und ich erlöse Euch von diesem Fluch.“ Der Kampfsklave lachte humorlos auf. „So ein Unsinn! Willst du mit einer Nadel das Eisen durchbohren, du dummes Ding?“ Abraya lächelte und sagte: „Nein, aber das Schloss öffnen. Vertraut mir. Sollte ich es nicht schaffen, so dürft Ihr mich gerne züchtigen.“
Viele Grüße von prallbeutel
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:21.09.19 10:53 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Prallbeutel,
vielen Dank für das Fortschreiben deiner Geschichte. Mir hat ja die Originalgeschicht schon sehr gut gefallen und bin gespannt welche Änderung und Wendungen du dir noch einfallen lässt.
VLG Alf
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:05.10.19 18:03 IP: gespeichert Moderator melden


Der Mann kniff die Augen zusammen. Konnte das ein Trick sein? Aber was würde sie schon mit zwei Nadeln anfangen können? Die Vorstellung, endlich, und wenn es nur für diese Nacht war, als richtiger Mann zu leben, war überwältigend. Er verließ die Zelle und ging, um das Gewünschte zu besorgen.

Es dauerte auch nicht lange, da kam der tumbe Wächter zurück. „Wehe, du hast mich genarrt, Weib!“, drohte er. Ich kann die süße Frucht auch mit meinem Knüppel lieben, dachte der Wächter. Aber Abraya, als ausgebildete Soldatin einer speziellen königlichen Einheit, hatte tatsächlich das Geschick den Keuschheitsgürtel zu öffnen. Zwar würde ihr dieses nicht gelingen, wenn die eiserne Fessel von Tartaros, dem königlichen Schmied der Leda, geschaffen worden wäre; doch die Ost-Keuschheitsschellen waren für sie leicht zu knacken.

Der Wächter behielt die Gefangene genau im Blick, während sie sich auf den Knien vor ihm an die Arbeit machte. Ihm war gar nicht so wohl dabei, dass die Fremde an seiner Männlichkeit fummelte, denn wie schnell konnte sie dort Schaden anrichten… „Stich mich ein einziges Mal, Weib, und du wirst beten, niemals geboren worden zu sein!“ Die Versuchung der Freiheit war viel zu groß, so dass der Mann das Risiko ausblendete wollte. Angstschweiß bildete sich trotzdem auf seiner breiten Stirn. Zur Sicherheit hielt er einen scharfen Dolch gezückt – scharf, wie sein eigener „Dolch“, dachte er amüsiert.

Was würde er diese Nacht noch erleben! Zwar war die Frau das einzige Weib im Kerker, aber sie würde gleich mehrfach herhalten müssen! Oh, er hatte so viel nachzuholen! So viel! Mitleid hatte er mit der Verurteilten nicht. Schließlich grub sie sich gerade selbst ihr Grab. Und wenn die dumme Gans morgen erst in ihrem Käfig dahinvegetierte, wünschte sie sich vielleicht sogar noch in seinen Kerker zurück. Wer weiß? Ob er ein guter Liebhaber war, wusste er nicht. Auf jeden Fall, und das war die Hauptsache für ihn, war er ein sehr Hungriger! Ein Ausgehungerter! Und er würde dafür sorgen, heute Nacht satt zu werden!

Es dauerte eine Weile, und Abraya benötigte höchste Konzentration. Sie hatte bereits bemerkt, wie aufgeregt der Mann war. Er trat von einem Fuß auf den anderen und leckte sich ständig über seine dicken Lippen. Sogar ein leichtes Zittern bemerkte sie. Seine feiste Visage machte einen tumben Eindruck. Er war wohl nicht der Hellste. Und das kam Abraya zu Gute. Endlich sprang das Schloss wie durch Zauberhand auf. Der Mann starrte ungläubig auf die geöffnete Schelle und nahm sie von seiner Männlichkeit ab. Dieses Weib war wahrlich der Hexerei mächtig! Langsam zeigte sich ein breites Grinsen in seinem schmutzigen Antlitz. Dann wurde das Grinsen zu einem Lachen, das schließlich laut und dröhnend durch den Kerker lärmte.

Obwohl Abraya ähnliches erwartet hatte, schreckte sie zusammen, als der kräftige Mann plötzlich ihre Haare grob am Hinterkopf packte und ihr mit der anderen Hand seine schartige Klinge an den zarten Hals hielt: „Brav gemacht, Maid! Aber jetzt wirst du die Früchte deiner Arbeit ernten.“ Wieder lachte er schallend. „Na, los! Du weißt doch sicherlich, wie du einen Recken glücklich machst! Oder bist du noch Jungfrau? Das wäre noch erfreulicher!“ Abraya griff vorsichtig nach der großen Männlichkeit, die sich ihr entgegenstreckte. Dann begann sie das Liebesspiel, brachte den Wächter schon bald in den Garten Eden. Sie spürte, wie der Druck der Klinge immer mehr nachließ.

Der Mann hielt seinen Dolch nur noch locker fest und war ganz gefesselt von dem so sehnlich herbei gewünschten Gefühl, dass er nun durchlebte. In wenigen Augenblicken würde er nach Jahren zum ersten Mal wieder seinen Samen vergießen! Als der Kerkermeister gerade begann lustvoll zu grunzen, hieb Abraya ihm kräftig in sein Gemächt und entwand ihm den Dolch. Blitzschnell sprang sie auf und stieß den völlig überrumpelten Kerl zu Boden. „Tölpel! Meinst du, ich bin deine Hure? An die Ketten!“

Der Mann gehorchte stöhnend. Geilheit, Schmerz und Überraschung, Demütigung und Erstaunen – alle Gefühle mischten sich wild in seinem Kopf. Er gehorchte fast wie in Trance. Abraya verschloss die Schellen an Armen und Beinen und verließ ohne ein weiteres Wort die Zelle. Glücklicherweise fand sie schnell Gewandung, die ihr fast passte, zog sie an, steckte noch ein kleines Kriegsbeil ein und besuchte den Wächter wieder. „Und? Wie hat es dir gefallen?“, fragte sie sarkastisch. Sie stocherte dem Gefangenen dabei mit dem Stil des Beils zwischen seinen Beinen umher: „Sag schon! Hat es dir gefallen?“

Der Wächter wusste nur zu stöhnen: „Bitte nicht! Ich… Also gut. Flüchtet. Aber…“ „Aber was?“, fragte Abraya spöttisch. Der Mann sah verzweifelt auf seinen allzu lebendigen Liebesstab. „Bringt es bitte zu Ende.“ Abraya grinste: „In wenigen Stunden werdet ihr gefunden. Dann werdet ihr sowieso wieder verschlossen. Es lohnt sich also gar nicht. Außerdem habe ich keine Zeit. Ich brauche einen Vorsprung, um unterzutauchen.“ Der Mann begann zu flehen: „Bitte! Ich war so kurz vor…“ Abraya sah ihn neckisch an: „Wovor?“ Der Wächter seufzte. Seine Männlichkeit ragte noch immer in die Luft, freigelegt von seinem Waffenrock.

Abraya kam auf ihn zu und kniete sich zu ihm. „Ihr habt mich gut versorgt, mir frisches Wasser und nahrhaftes Essen gegeben und eine gute Zelle. Ihr sollt Euren Lohn haben.“
Der Kerkersklave sah zu seiner ehemaligen Gefangenen und stöhnte wohlig auf, als sie seinen Stab zu streicheln begann. Erst langsam, dann schneller… Als der Mann in höchster Erregung den Mund öffnete, ließ Abraya ihn los wie ein heißes Eisen. „Essen? Diese Pampe nennst du Essen? Und in dieses Rattenloch hast du mich gesperrt!“ Sie lief vor die Tür und kam mit einem kleinen Kübel voll mit dem Brei zurück, den die Eingeschlossenen erhielten. Sie tauchte die Kelle voll und hielt sie ihm hin: „Friss den Dreck selbst! Los! Zähne auseinander, oder ich helfe nach!“

Der Wächter ließ sich von der schönen Frau füttern. Immer wieder tauchte Abraya die Kelle in den Kübel, bis er zu zwei Dritteln leer war. Der Mann würgte und spuckte. Er hatte fast drei Liter von dem Brei schlucken müssen. Sein Bauch war nun noch gewölbter als sonst und zum Platzen gespannt. Abraya stand auf und kippte den Rest über dem Kopf des Gefangenen aus. So hatte sich der Mann das Sattwerden nicht vorgestellt…

Abraya verließ den Kerkerkomplex so schnell wie möglich. Auf dem Kopf trug sie eine Gugel. Später wechselte sie die Kleider erneut in einem kleinen Haus, in das sie einbrach. Dort fand sie eine femininere Gewandung mit Kopftuch, das als Verzierung eine breite Brokatborte aufwies. Hohe Stiefel und eine Lederhose wirkten eher reckenhaft, doch waren einige Damen im Ostreich durchaus ritterlich gewandet. Über die Hose zog sie sich einen Waffenrock mit vielen Rüschen an. Im Gürtel steckten noch der Dolch des Kerkermeisters sowie ein schlankes Schwert, dass sie in dem Haus gefunden hatte. Das Kriegsbeil hatte sie dort liegen gelassen, denn es behinderte sie zu sehr.

Schon jetzt graute ihr davor, Leda erzählen zu müssen, dass Helena Hochverrat begangen hatte. Und Lykos und Abas? Sie waren irgendwo in der Ferne in einem unerforschten Land unter einem feindlichen Volk. Aber würde sie es überhaupt schaffen durch das gesamte Ostreich unerkannt zu flüchten? Und wie sollte sie die Front überqueren? Doch von diesem Problem war sie noch viele Meilen entfernt. Sie konnte sich in der nächsten Ansiedlung ein Ross stehlen und jagte aus Angst, man könne sie verfolgen, in rasendem Galopp die hügelige Landschaft entlang. Der Untergrund grub deutliche Spuren ihres Rosses in den Boden. Das war leider nicht zu verhindern.
Nach einer Stunde ließ sie es gemächlicher angehen und machte eine kleine Rast an einem Flüsschen, um sich an dem frischen kühlen Wasser zu erquicken. Sie war ganz allein. Nur Vögel zwitscherten in den Bäumen, und das klare Wasser plätscherte vor sich hin. Dann schwang sie sich erneut in den Sattel. Als sie aus einem dichten Wäldchen geritten kam, erschrak sie, als urplötzlich unweit vor ihr eine Sklavenkolonne auftauchte, die wohl an einer neuen Straße schuftete.

Zwei Wächterinnen begutachteten die Reisende und grüßten lässig, während eine dritte Frau in Lederrüstung auf einige Arbeiter mit einem langen Lederriemen einschlug. Abraya trabte näher und grüßte ebenfalls. In diesem Moment zerschlug ein Sklave mit einem gewaltigen Hammer einen Felsbrocken, der laut knackend auseinanderbrach. Dabei spritzten einige kleinere Splitter in ihre Richtung. Sofort kam eine der Frauen herbei und zog eine Peitsche aus dem Gürtel. Der Sklave erhielt einen saftigen Hieb, der ihn aufheulen ließ. „Hat dich dieser ungeschickte Wurm etwa getroffen?“ Abraya sah das entsetzte Gesicht des Mannes. „Aber nein“, beruhigte sie die Frau. „Kein Problem.“

Die Wächterin machte den Eindruck, als hätte sie das „Problem“, wenn es eines gegeben hätte, samt Sklaven sehr schnell und sehr gründlich beseitigt. Böse sah sie den Arbeiter an, der sofort seinen Blick gen Boden senkte. Erneut grüßte die Frau die Reisende, bevor Abraya ihre Hacken in die Flanken des Rosses ruckte und davon galoppierte.

Die Wächterin der Sklavenkolonne sah grimmig zu dem Sklaven hinüber und befahl ihm: „Weiter arbeiten, du faules Stück!“ Während er den schweren Hammer erneut auf die Felsbrocken krachen ließ und ihm der Schweiß in Strömen vom fast nackten Leib lief, sah er im Augenwinkel sehnsüchtig den halb gegessenen saftigen Apfel, den die Wächterin nach drei Bissen weggeworfen hatte. Doch der würde unerreichbar für ihn bleiben.

Leda wartete dieser Tage unruhig auf Kunde aus dem fernen Osten. Würde ihr Abas bald wieder bei ihr sein? Oder würde Lykos bei seiner Rückkehr böse Nachrichten melden? War ihrem Gemahl etwas zugestoßen? Wie konnte er ihr nur nacheilen?! Dieser Dummkopf! Fast täglich rief sie den königlichen Alchemisten und Seher Caduceus zu sich. Der alte Mann litt bereits unter starken Erschöpfungszuständen, und sein Körper schien fiebrig zu sein. Aber Leda forderte seine Seherkräfte wieder und wieder heraus. Caduceus konzentrierte sich stundenlang über seiner Kristallkugel und nebelte sich mit dem Rauch geheimer Kräutermischungen ein. Doch stets kam er zum gleichen frustrierenden Resultat: Abas war in weiter Ferne… Und Lykos und eine Begleitung ebenfalls. Nur undeutliche Schemen konnte er erkennen.

Aber dann sah er eines Tages ein klareres Bild. Leda sprang auf, als Caduceus die überraschende Neuigkeit verkündete. „Wer ist es? Abas?“, wollte die Königin aufgeregt wissen. Der Seher verneinte. „Es ist eine Eurer Soldatinnen, Majestät. Es ist… Abraya.“ Leda stutzte. „Und was ist mit Lykos und der anderen?“ Caduceus schüttelte sein schlohweißes Haupt. „Ich kann es trotz aller Anstrengung nicht erkennen. Sie sind zu weit entfernt. Aber Abraya scheint mir auf dem Weg zu Euch. Ihre Gestalt wird immer schärfer in meinen Visionen.“

Leda starrte auf die Kristallkugel, obwohl sie keine derartigen Künste beherrschte. Wenigstens ein Lichtblick am Horizont, atmete die Majestät auf. Vermutlich wusste Abraya mehr zu berichten. Aber konnte sie wissen, ob ihre Untertanin nicht als Spionin kam? Caduceus hatte erwähnt, dass eine der Soldatinnen zum Feind übergelaufen sei…Megara hätte die Zurückgekehrte einer peinlichen Befragung unterzogen, um die Wahrheit aus ihr herauszubekommen. Die Foltermeister der ehemaligen Diktatorin hatten ihr Werk vorzüglich verstanden. Aber würde auch Leda zu so einem Befehl fähig sein? Nein, sie würde die Antwort auf andere Weise erhalten. Nur wie?

Helena, die frischgebackene Kapitänin, die jedoch noch kein Schiff hatte, meldete sich derweil im Hafenamt. Sie wollte sich erkundigen, wann ihr ein Frachtschiff oder eine Galeere zugeteilt würde. Dort wurden ihre Zukunftsträume zunächst zerschlagen: Vorläufig, so sagte ihr eine Frau in edlem Zwirn, die die kommissarische Hafendirektorin war, gebe es keine freien Schiffe. Alle Kräfte würden derzeit in der Metropole gebündelt, um die Grenze zu sichern. Sie solle sich lieber einen anderen Beruf suchen. „Werdet Klingen- und Messerschmiedin – die werden gesucht. Oder wechselt zur Armee. Wenn Ihr jedoch mit dem Kriegshandwerk nichts anfangen könnt, so werdet Fischerin oder Sattlerin oder Gerberin oder Glaserin oder Schneiderin oder Steinmetzin oder…“ Helena verließ den Raum und hörte nicht mehr, wie die Frau ihren Satz als Selbstgespräch beendete: „…oder Seilerin oder Weberin oder Töpferin oder Gürtlerin oder Bürstenbinderin oder Drechslerin oder… Hey! Wo seit ihr hin?“ Die Frau stampfte erbost mit dem Stiefel auf die Holzdiele unter ihrem Sitz. „Werdet doch Hure oder Totengräberin – die werden immer gebraucht!“

Helena war aller Illusionen genommen. Kapitänin auf dem eigenen Schiff. Später Kommodorin und schließlich Admiralin. Aus der Traum! Sie überlegte, ob sie aus dieser Hafensiedlung abreisen und in der Metropole ihr Glück suchen solle. Ja, vielleicht sollte sie das tun. Dort würde sie weitersehen. Als ausgebildete Soldatin könnte sie in Plutas Armee dienen. Sie könnte ihr Glück in den Truppen suchen, sich hochdienen bis zu Feldherrin.

Derweil ließ Pluta in ihrem Palast die neuen Sklaven vorführen, die aus dem Osten gekommen waren. Selbstverständlich hatte sie sich die Besten aus der Ladung herausgesucht. Die Männer standen in einer Reihe, splitternackt – nur einen dicken Halsring aus schwerem Eisen trugen sie am durchtrainierten Leib. Eigentlich hatte die Tyrannin genügend Sklaven. Diese Neuen sollten ihr lediglich die Langeweile vertreiben. Und so spielte sie mit ihnen das Spiel „Die Unheilssteine“. Dazu brachte ihr eine Dienerin ein Seidensäckchen mit 20 Steinen. Auf diesen glatt polierten Halbedelsteinen waren Zahlen angebracht. Sie hatte 50 fertigen lassen, benötigte aber nun nur 20 Stück.

Die Despotin nippte an ihrem prunkvollen Kelch, der mit kostbarem Rotwein gefüllt war, und dann griff sie wahllos in das Säckchen und holte einen Stein hervor. Eine Palastwächterin stieß den ersten Sklaven in der Reihe brutal auf die Knie. Ihm galt Stein Nummer 7. Pluta wusste auswendig, was dies bedeutete: Der Mann wurde abgeführt, um gegen sieben Gladiatorinnen abzutreten. Sollte er sie alle übertrumpfen, so würde ihm die Freiheit gehören.

In den zweiten Stein war eine 19 graviert. Der zweite Sklave war bereits auf die Knie gebracht worden. Er würde 19 Minuten in einem großen Kessel stehen, den Plutas Soldatinnen beheizten. Wie eifrig sie dabei zur Tat schritten, war den Kriegsfrauen selbst überlassen. Aber Pluta erinnerte sich noch an ihr letztes Spiel und musste unwillkürlich grinsen, als sie den Sklaven vor Augen hatte, der zappelnd und wimmernd in dem Wasser stand. Was war aus ihm geworden? War er mit roter Haut davon gekommen? Oder… Egal, aus dem Blick, aus dem Sinn.

Der nächste Stein hatte die Nummer 12. Der Sklave würde zwölf Stunden an vier Stricken auf dem Boden gefesselt sein und mit Honig eingerieben. Den Wächterinnen war überlassen, ob sie ihn vor Insekten schützten. Aber wahrscheinlicher war, dass die Frauen sich die Langeweile vertrieben, indem sie allerlei Getier herbeibrachten. Was hatten sie für eine Gaudi beim vergangenen Mal gehabt!

So ging das Spiel der „Unheilsteine“ immer weiter. Ein Mann war dazu verurteilt, 16 Stunden bewegungslos auf dem Hof zu stehen. Dabei durften die Wächterinnen ihren Schabernack mit dem Nackten treiben. Selbstverständlich wurde eine Stunde, in der er sich bewegte, nicht berechnet. So endete es stets gleich: Das Opfer fiel erschöpft um und landete im Matsch. Drei oder vier Mal konnten die Wachfrauen ihn mit ihren Peitschen und Stöcken dazu bringen, wieder aufzustehen, aber alles hatte seine Grenzen.

Ein anderer Sklave würde acht Mal hintereinander seine Männlichkeit unter Beweis stellen müssen. Sollte seine Standhaftigkeit versagen, so galt sein Gemächt als zu schwach. Und Schwäche musste ausgemerzt werden… Manchmal stellte sich eine geile Wachfrau sogar selbst zur Verfügung, wenn der Mann besonders hübsch und gut bestückt war; oft holten sie dafür aber andere männliche Sklaven herbei.

Pluta freute sich schon auf Stein Nummer 1. Der vorletzte Sklave hatte dieses Los gezogen. Der Mann wurde in einen winzig kleinen Käfig gesperrt. Dort musste er verharren, ohne sich bewegen zu können. Mahlzeit und Trunk wurden ihm zur Stärkung gereicht. Einmal am Tage hatte er eine Aufgabe: In einer Kiste lagen 50 Steinplättchen. Nur auf einem von ihnen war ein Kreuz markiert. Jeden Tag durfte der Sklave mit verbundenen Augen in diese Kiste greifen und eine Platte hervorholen. Wählte er das Kreuz, so war er frei. Wählte er falsch, so durften die Wärterinnen für eine Stunde mit ihrem Gefangenen „spielen“. Pluta liebte es, dabei zuzusehen und sich an dem Sklavenschicksal zu weiden. Natürlich war sie auch gespannt, wie lange der Mann in dem kleinen Käfig hocken musste. Vergangenes Mal war es zu lang gewesen. Der Sklave war nicht mehr in der Lage gewesen, aus dem Käfig zu steigen. Nun, allzu oft hatte sie dieses langwierige Spiel noch nicht durchgeführt, aber sie vermutete, dass kaum einer der Männer ein glückliches Ende nehmen würde.

In den Kellergewölben des Palastes waren bereits sieben Männer diesem Unheil ausgesetzt gewesen. Erst ein einziger Sklave hatte es bereits nach 23 Tagen geschafft, die Freiheit zu erlangen. Seitdem hatte Pluta die Wächterinnen angewiesen, erst nach 30 Tagen überhaupt das entscheidende Plättchen in die Kiste zu legen. Aber auch so hatten die Männer alle über 40 Tage benötigt. Drei von ihnen waren nach 41, 55 und 74 Tagen immer noch in ihren Käfigen. Ihr Anblick brachte Pluta jedes Mal fast zu einem Orgasmus. Heute reichte alleine die Vorstellung.







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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:21.10.19 19:17 IP: gespeichert Moderator melden


Schnell eilte sie mit wehendem Umhang in ihr Schlafgemach und klatschte einer Wächterin in ihrer so eigen unverbrämten Überheblichkeit zu, damit sie ihr zwei gut gebaute Liebesdiener aus ihrem Harem schickte. In ihrem erregten Zustand konnte sie dem Sklaven ruhig erlauben, sich nicht zurückzuhalten. Denn sie würde sowieso zuerst ihre Lust erfüllen.
Danach hatte dann der zweite Sklave seine Chance, sich zu erleichtern. Aber Pluta war so hungrig, ihr Verlangen war so verschlingend, dass auch der zweite Sklave kaum zum Zuge kommen würde und unerlöst zurück in seinen Keuschheitsgürtel müsste. „Ach, ich bin so voll Liebe heute“, sang Pluta fröhlich und eilte in ihr flauschiges Bett und tauchte in die dicken Felle und seidigen Stoffbahnen ein. Sie liebte es außerdem, den festen Hintern ihrer Sklaven zu liebkosen, um sie anschließend zu züchtigen, um danach die geschwollenen Striemen zu streicheln und die verängstigten Opfer zu trösten.

Abas und Lykos irrten noch immer durch das fremde Land auf dem Ostkontinent. Nachdem der Soldat den Königsgemahl von der Sklavengaleere gerettet hatte, hatte sich Abas bei ihm mit der Befreiung aus den Händen der Amazonen revanchiert. Nun wussten sie jedoch noch nicht, wie sie zurück ins Vereinte Reich kommen konnten. Es war ein weiter Weg. Viele Tagesstrecken für einen einen berittenen Boten, und unendliche Weite für zwei Gestalten, die vogelfrei durch die Wildnis und Ödnis liefen.

Nachdem sie erschöpft zu Boden fielen, schwer und röchelnd atmeten und dringend eine Rast benötigten, beschlossen sie, noch eine letzte Meile zu gehen, um dort zu lagern. Denn in der Ferne war ein dichter Wald zu sehen, in dem sie sich verbergen konnten. Jeder Schritt marterte ihre kraftlosen Körper. Abas stolperte mehr, als er marschierte. Lykos war schon zwei Mal kurz schwarz vor Augen geworden. Er brauchte dringend einen Schluck Wasser.

Als sie schließlich ihr Ziel erreichten, wurde ihnen erst bewusst, dass ihre Beine sich wie Pudding anfühlten. Völlig ausgezehrt legten sie sich auf die vielen Laubblätter, die ihnen als weicher Untergrund dienten, schnappten nach Atem und massierten sich die Schenkel. Lykos lauschte. „In der Nähe muss ein Fluss sein. Ich höre es rauschen.“
Die zwei Männer rafften sich mit letzter Kraft auf und gingen dem Geräusch nach. Und der Hauptmann hatte sich nicht getäuscht. Bald schon watete das Duo in den erfrischenden Fluten, trank sich satt und wusch danach den Staub vom Leib.

Als Abas längst wieder ans Ufer gegangen war und sich die Tropfen vom Körper schüttelte, bemerkte er, dass der Hauptmann noch immer im Wasser war. „Was ist denn? Kommst du wieder raus? Lass uns ein paar Stunden schlafen. Morgen früh müssen wir zügig weiter.“ Lykos antwortete: „Legt Euch schon zurecht. Ich bin bald da.“ Abas sah verwundert in Lykos Richtung. Aber in der Dunkelheit war nur ein undeutlicher Umriss zu erkennen. Was machte der Mann so lange im Wasser?

Abas stand leise auf und näherte sich dem Ufer des Flusses an einer Stelle, die in Lykos Rücken lag. Der Soldat stand an einer niedrigen Stelle nur bis zu den Knien im Wasser. Und seine Hände waren vor seinem Leib. Sie bewegten sich, wedelten und… War der Hauptmann etwa dabei, seinen Samen zu verströmen? „Lykos!“, rief Abas laut und vorwurfsvoll ob der obszönen Tat. „Was machst du da?“ Der Mann erschrak und tauchte fast komplett unter. „Nichts. Hoheit, Ihr habt mich fast zu Tode erschreckt. Ich dachte, Ihr wolltet schon nächtigen.“ Abas antwortete: „Ja, aber was hast du da gemacht?“ Lykos suchte nach einer Ausrede, fand aber keine und stammelte nur unsinniges Zeug. Abas kam zu ihm ins Wasser und zeigte auf Lykos Gemächt. Der Liebesdolch war hart und groß. Das Corpus Delicti!

Lykos merkte, dass es keinen Sinn mehr hatte, das Eindeutige zu leugnen und senkte beschämt den Blick. „Hoheit, ich… Also, ich weiß, dass Ihr einen Keuschheitsgürtel tragt, aber muss ich deshalb auch abstinent leben? Mir war auf der Galeere schon lange keine Möglichkeit…“ Er verstummte. Die Stille war fühlbar und zerrte an den Nerven. Abas starrte noch immer auf die prächtige Männlichkeit des Soldaten, deren Spitze noch aus dem flachen Wasser schaute, und sehnte sich nach eigener Erfüllung, die ihm schon so lange Zeit versagt war. Er spürte, wie er vor Neid brannte. Er sagte in befehlendem Ton: „Ich erlaube es dir nicht, dich zu erleichtern, bevor wir zurück im Vereinten Reich sind. Verstanden?“ Lykos seufzte: „Jawohl, Hoheit.“

Nun gingen die beiden Männer zu ihrer Schlafstatt unter einem dicken, knorrigen Baum und schlossen die Augen. Beide träumten sie davon, bei einer hübschen Maid ihren Samen zu vergießen… Leider blieb es für beide ein Traum.

Ceres und Phoibe hatten schnell alle wichtigen Handgriffe gelernt, die eine Sklavenhändlerin kennen musste. Heute sollte Ceres ein Dutzend zukünftige Kampfsklaven bei ihrem Training beaufsichtigen. Jeder, der sein Holzschwert verlor oder zu Boden in den Staub gerungen wurde, sollte von ihr einige kräftige Peitschenhiebe erhalten. Dazu führte sie ein hübsches Exemplar in ihrem breiten Gürtel mit sich. Das würde die Verlierer wieder auf den rechten Weg führen. Das schön geflochtene Leder glitt durch ihre schmalen Finger. Fast liebevoll strich sie darüber.

Phoibe dagegen fuhr mit sechs Liebessklaven zu einer reichen Großgrundbesitzerin, die eine der besten Kundinnen von Flagella war. Die Händlerin hatte ihrer Angestellten Phoibe eingeschärft, gegenüber der hohen Lady sehr höflich aufzutreten und ihr alle sechs Sklaven anzupreisen. „Vermutlich wird sie nur drei nehmen“, ahnte Flagella, „das gehört zu ihrer Gewohnheit: alle zwei Monate kauft sie drei Stück und testet sie ausgiebig. Wenn sie genug von ihnen hat, kommen sie auf eines der großen Zuckerrohrfelder ihrer Plantagen. Das macht sie schon seit Jahren so.“

Phoibe staunte: „Dann lag wohl schon jeder ihrer Sklaven mal bei ihr…“ Flagella lachte: „Nein, das schafft selbst Cassandra nicht. Sie besitzt ja über tausend Sklaven.“ Jetzt staunte Phoibe noch mehr. Diese Dame musste sie kennen lernen. Eines Tages wollte sie auch tausend Stück haben. Aber so ein hohes Ziel war in weiter Ferne.

Eine Stunde später war sie mit ihrer Ware unterwegs nach Nordosten, wo das weite Land von Cassandra lag. Ein großes Tor unterbrach den hohen Zaun, der mit Dornen gespickt war. Über dem Eingang trafen sich zwei in den Boden gerammte gewaltige Stoßzähne eines Urtieres, die gemeinsam einen Bogen bildeten, durch den Phoibe nun ritt. Hinter ihr eilten die sechs Liebessklaven in einer Reihe her. Alle waren mit einer Kette verbunden, die durch Ösen an ihren Halseisen lief. Sie hatte sich bei Flagella für die normalen Halsbänder entschieden. Für besonders renitente Exemplare gab es auch eine Stachelvariante, aber die schien ihr hier nicht nötig zu sein.

Am liebsten wäre Phoibe hin und wieder in einen flotten Trab gewechselt, um die nackten Männer ein wenig mehr schwitzen zu lassen. Ab und zu liebte Phoibe es, frische Sklaven zu necken und sie ihre Macht spüren zu lassen. Doch sollten die Sklaven frisch und sauber präsentiert werden. Phoibe hoffte auf eine Tränke auf dem großen Grund und Boden, um den Sklaven befehlen zu können, sich dort zu säubern, bevor die Kundin sie sah. Sie sollten sich von ihrer besten Seite zeigen, um möglichst viel an Verkaufspreis zu erzielen. Flagella hatte Phoibe noch gewarnt: „Lass dich nicht herunterhandeln von dieser dieser arglistigen Vettel!“

Der Weg zog sich mindestens drei Meilen hin, nachdem sie das Tor durchritten hatte. Eine sich schlängelnde Straße ließ nach einem kleinen Bambushain den Palast der Cassandra erstrahlen. Fast so pompös und mächtig wie Plutas Regierungssitz stand der kolossartige Wohnsitz der Großgrundbesitzerin weiß strahlend auf einem flachen Hügel inmitten einer großen Graslandschaft, deren Rasen penibel auf ein halbes Zoll Länge gekürzt war.

Marmorsäulen, die hoch in den Himmel reichten und eine breite leicht geschwungene Treppe, ebenfalls aus Marmor, führten zu dem Eingang. Die Tür war eher als riesiges zweiflügeliges Tor zu bezeichnen. Es reichte schätzungsweise drei Mann hoch. Und darum war ein Bogen aus Blattgold verziert, der den doppelten Platz einnahm. Wer hindurch ging, musste sich kleine und unbedeutend vorkommen.

Doch so weit kam Phoibe gar nicht, denn plötzlich erschienen links und rechts von ihr jeweils sechs Reiterinnen, die aussahen wie ein privates Regiment der Cassandra. Neben den schwarzen, glänzenden Stiefeln, die bis zur Hüfte reichten, den Reithosen, die zur Seite ausgebeult waren sowie der dünnen feinen Lederhemden trugen die Soldatinnen darüber eine Pelerine, auf der ein großes silbernes „C“ eingestickt war. Stirnbänder aus Leder bändigten die langen Haare der Frauen.

„Wer seid Ihr und wer schickt Euch?“, wollte die Anführerin nicht unfreundlich, aber bestimmt wissen. Phoibe informierte die Frau, dass sie von Flagella beste Sklaven brachte. Die Miliz geleitete Phoibe bis zum Palast und wies die Sklavenverkäuferin die Treppe hoch. Phoibes Mähre wurde neben den Palast zu einem Stall gebracht – die Ware marschierte brav hinterher. Zwei bedienstete Frauen öffneten das „Tor“ und luden Phoibe ein, in einem prachtvollen Salon zu warten.

Wie angenehm kühl es hier war! Phoibe wunderte sich, dass Cassandra weibliche Dienstboten hatte. Als habe sie laut gedacht, räusperte sich eine der Frauen und flüsterte ihr ins Ohr: „Die Herrin duldet keine Böcke im Haus.“ Phoibe sah sie verständnislos an. Die Dienerin flüsterte: „Böcke. Es sind nur Damen willkommen. Keine Böcke. Versteht Ihr nicht? Affen. Bullen. Kastraten oder Liebesdiener – auf jeden Fall keine Sklaven.“ Phoibe hob begreifend das Kinn. Der Begriff „Bock“ war ihr für Mannsbilder auch noch nicht untergekommen. „Affen“, musste sie grinsen, als die Dienerin verschwunden war. „Äffchen“, sagte sie leise vor sich hin, „ich verkaufe Äffchen“, und versuchte die Bewegungen eines Affen nachzuahmen.

„Herzlich willkommen in meinem Reich“, ertönte die Stimme einer Frau von irgendwo her. Erschrocken drehte sich Phoibe zu allen Seiten, konnte aber niemanden sehen. Dann bewegte sich ihr Blick nach oben: An der höchsten Stufe einer großen breiten Treppe – nicht ganz so gewaltig wie vor der Tür, aber immer noch so groß, dass vermutlich zehn Personen nebeneinander gehen konnten – stand Cassandra. Phoibe lächelte sie verlegen an und wurde puterrot. Hatte die Hausherrin ihre kleine Pantomimeneinlage etwa gesehen? Phoibe wurde ganz heiß. Sie öffnete den obersten Knopf ihrer Rüschenbluse.

Langsam schritt Cassandra in mondäner Art die Treppe herab. Sie trug nur feinste Stoffe und einen seidigen Umhang, der hinter ihr wie Wasser über die Stufen floss. Als Phoibes Blick zu den Stiefeln der Dame sank, hob sie unwillkürlich ihre Augenbrauen vor Erstaunen. Nie hatte sie eine Lady mit höheren Absätzen gesehen. Phoibe würde damit unweigerlich zu Fall kommen, besonders auf einer Stiege. Phoibe machte einen tiefen Knicks vor der Lady, die eine geheimnisvolle Autorität ausstrahlte. „Die Böcke werden von meinem Personal gefüttert. Die drei besten Exemplare werde ich kaufen. Gilt der gewohnte Preis?“, fragte Cassandra. Phoibe nickte. Sie hatte gar keine Ahnung, wie viel das war. Aber Flagella hatte ihr da freie Hand gelassen. Allerdings hatte sie hohe Erwartungen an das Verhandlungsgeschick ihrer Angestellten.

Dann wagte Phoibe eine Frage: „Edle Cassandra, mir Unwissenden stellt sich da ein Rätsel. Wenn Ihr die… Böcke… nicht ins Haus lasst… Euer Hauptanliegen ist es doch, für Euer Schlafgemach… Ich meine…“ Cassandra lachte. Es klang in der Halle laut, und ein Echo verstärkte die Stimme noch. „Liebesböcke verwahre ich nicht in den Ställen. Die halte ich in meinem Harem, dass hinter dem Haus direkt anschließt.“ Phoibe nickte verstehend. Selbst hatte sie auch einen Liebesdiener, doch ein ganzes Harem… Das wäre ein prachtvoller, gar zauberhafter Gedanke! Vielleicht könnte sie sich eines Tages diesen magnifiken Traum auch erfüllen.

Cassandra ging zur linken Wand des Salons und schaute durch ein kunstvoll gefertigtes Fenster aus Butzenscheiben, als wollte sie nachsehen, ob der Haremanbau noch da war. Dann griff sie mit ihren langen zarten Fingern nach einem Folianten, der in einem Regal stand, legte ihn auf ein schräges Schreibpult und schlug eine bestimmte Seite zwischen den Lederumschlägen auf, nahm einen Federkiel zur Hand und tauchte ihn in ein kleines Tintenfässchen aus Bronze, kratzte einige Zahlen auf das Pergament und streute Sand darüber.

Dann wand sie sich wieder zu Phoibe: „Ich vermerke jede Ausgabe in meinem Buch. Das solltet Ihr auch tun. Meine Majordoma gibt Euch die Münzen, sobald ich mich für drei Böcke entschieden habe. Wollen wir gehen und schauen, was Ihr mir mitgebracht habt?“ Eilfertig nickte Phoibe. Jetzt musste sie die Sklaven präsentieren und sich als gute Händlerin beweisen. „Ich kann euch schon jetzt versprechen, werte Cassandra, dass Ihr begeistert sein werdet von meiner edlen Auswahl an Jünglingen der höchsten Qualität.“

Abas und Lykos marschierten derweil weiter durch das unwegsame Gelände des heißen Ostkontinents. Abas sprach seinen Gefährten an: „Wisst Ihr überhaupt, wohin der Weg führt?“ Lykos sah den Königsgemahl an: „Nein, aber ich weiß, dass es in der anderen Richtung zurück zu den Amazonenweibern geht. Wollt Ihr dahin?“ Abas schnaubte. „Diese verfluchten Stechmücken bringen mich noch um. Es juckt am ganzen Körper!“ Er schlug wild um sich. Lykos musste schmunzeln. Vermutlich juckte es dem Königsgemahl vor allem an einer bestimmten Stelle, amüsierte sich der Hauptmann. Da konnte er nicht für eine Linderung sorgen.

Was den Rest des edlen Leibes anging, gab es einen kühlenden Pflanzensaft, wie er herausgefunden hatte. Lykos riss ein großes Blatt ab und reichte es dem Gepeinigten: „Drückt es fest auf die Stiche. Das wird Euch eine Linderung der Pein verschaffen.“ Schon nach kurzer Zeit klang der Juckreiz wie prophezeit ab. Nun litt Abas „nur“ noch unter dem „Jucken“ seines Gehänges. Das spürte er dafür umso intensiver.

Seit geraumer Zeit kämpften die Zwei sich durch Dornengesträuch, der ihnen fast alle „Kleidung“ vom Leib riss. Als sie endlich die ungeliebten Gewächse hinter sich hatten, waren ihre Körper splitternackt und zerschunden. Lykos bastelte sich aus Zweigen und großen Blättern einen Lendenschurz. Abas, der nicht so geschickt war, gab seine Versuche auf, Lykos nachzueifern und warf verzweifelt seine missratende Anfertigung auf den Boden. „Ich bekomme es einfach nicht hin!“

Lykos sprach ihm Mut zu, und Abas versuchte es unter der Anleitung des Hauptmannes erneut. Fast war er erfolgreich, doch im letzten Moment fiel ihm sein Röckchen von der Hüfte und löste sich zu seinen Füßen in seine Einzelteile auf. Abas bekam einen Wutanfall und sprang nackt in seinem Keuschheitsgürtel umher, als habe er an Rauschpilzen genascht. Lykos musste sich sehr zusammenreißen, um nicht laut zu lachen.

Später, als sich Abas beruhigt hatte – Lykos war inzwischen Feuerholz und Reisig sammeln gegangen – fragte Ledas Gemahl kleinlaut, ob Lykos ihm einen Rock fertigen könne. Lykos half gerne, so dass auch Abas nicht mehr schutzlos umherlaufen musste. Bald prasselte ein kleines Lagerfeuer, und die Männer ließen sich nieder und bereiteten sich ihr Nachtquartier. Erst am nächsten Morgen, als das Feuer in einem Steinkreis niedergebrannt war, bemerkten die beiden Wanderer, dass es nach Seeluft roch. Und tatsächlich: Sie fanden in einer halben Meile Entfernung eine Bucht, die aufs Ostmeer hinauszuführen schien.

„Wir könnten uns ein Boot oder Floß bauen“, schlug Abas vor. „Fein! Dann landen wir genau in der Höhle des Löwen“, warnte Lykos. Abas argumentierte: „Wir müssen es versuchen. Wir werden außerhalb der Küstensicht segeln und erst im ehemaligen Nordland anlanden. So umfahren wir feindliche Landstriche.“ Lykos war skeptisch aber nickte. Es blieb ihnen nur diese eine Chance, den Amazonen wie auch Plutas Häscherinnen zu entkommen.

Cassandra führte Phoibe in eine Art Stallung. Doch statt Pferden fand die junge Sklavenhändlerin ihre sechs – wie nannte Cassandra sie noch? Böcke! – an der Wand stehen. Als sie ihren Blick zu den Gehängen der Sklaven senkte, stellte sie fest, dass dort um ihre Säcke jeweils ein Seil hinter sie an die Wand führte. Auf ein kurzes scharfes Zeichen einer schlanken und großen Frau, die zu ihrer Uniform auch ein Tschako trug, fielen die Sklaven auf die Knie.

Phoibe bemerkte, dass die Länge der Seile um das Gemächt der Männer so bemessen war, dass es nun gespannt war. Sichtbar wurde ihre Männlichkeit zwischen ihre Beine gezogen. Cassandra überließ die Auswahl offenbar ihrer Angestellten, die nun im Stechschritt an den knienden Böcken entlang schritt und dabei auf deren Hinterköpfe tippte. Sofort beugten sich die Sklaven so weit nach vorne, dass ihre Stirn den Boden berührte. Nun waren nicht nur die Hinterbacken der Böcke nach oben gestreckt, auch die Männlichkeit, gefangen in der Seilschlinge, war nun gut zu bewundern.

Phoibe lächelte stolz, denn die Auswahl, die Flagella für sie getroffen hatte, war wahrlich ausgezeichnet. Als Liebesdiener würde das halbe Dutzend hervorragende Dienste leisten – bei dem ausgeprägten Gehänge. Phoibe spürte einen gewissen Neid, diese feine Ware an die reiche Frau abzugeben. Doch Cassandra war verwöhnt. Sie wollte nur das Beste. Die Frau mit dem Tschako zog blitzschnell ihr langes und schmales Schwert. So eine feine Klinge hatte Phoibe noch nie gesehen. Und schon bewies die Frau die Schärfe ihrer Waffe, indem sie mit ihr durch die Luft fuhr und zu Phoibes Verwunderung mit Leichtigkeit ein Hanfseil durchschnitt.

Die Sklavenhändlerin begriff kaum, was jetzt geschah, so schnell ging alles von statten: Durch das zerteilte Seil raste ein Holzbrett hinab, das sich wie eine Guillotine genau über den Nacken der Sklaven befand und die Böcke scheinbar richten würde… Doch das fast neun Fuß breite „Fallbeil“ aus Holz war an den Stellen, an denen sich die Nacken der Sklaven befanden, halbkreisförmig ausgeschnitten. So wurden die Köpfe der Böcke lediglich durch das Brett fixiert wie in einem Pranger. Phoibe machte große Augen: Hätten die Sklaven nicht genau die vorgeschriebene Position eingehalten, wären sie tatsächlich geköpft worden!

Der Schreck war den Böcken deutlich anzumerken, denn ihre Körper zuckten. Auf ein dezentes Kopfnicken von Cassandra holte die Uniformierte mit ihrer scharfen Klinge aus und durchtrennte nur einen Zoll über der Männlichkeit eines Sklaven das Seil, so dass seine Hinterbacken ruckartig zu Boden fielen. Dann wiederholte sie dies beim zweiten Bock. Es folgte der Bock an fünfter Stelle. Die restlichen Exemplare blieben in ihrer ungemütlichen Stellung.

Bei jedem Hieb hatte Phoibe gestaunt, wie exakt das Weib mit seiner Waffe umgehen konnte. Ein winziger Fehler… Dann wären aus den sechs Männern sechs Eunuchen geworden. Cassandras Wahl war getroffen: Die „abgeschnittenen“ Sklaven sollte Phoibe Flagella zurückbringen, die anderen drei waren es würdig, Cassandra zu dienen, bis sie auch diesen Neulingen überdrüssig war und sie auf ihre Plantage schicken würde, wo sie unter der brennenden Sonne Tag für Tag bis zum Umfallen schuften würden.







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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:06.11.19 21:33 IP: gespeichert Moderator melden


Ganz prima !! Herzlichen Dank für die Fortsetzung !!
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:13.11.19 20:06 IP: gespeichert Moderator melden


Cassandra bot Phoibe noch eine Erfrischung an, bevor sie sich mit den drei „Verschmähten“ auf den Nachhauseweg in die Metropole machte. Die Großgrundbesitzerin sah der jungen Reiterin und den drei Sklaven schließlich nach, dann ging sie einen schattigen Säulengang entlang, an dessen Ende in einem mit Ornamenten verzierten Brunnen Wasser beruhigend plätscherte. Cassandra beugte sich einen Moment über einen bronzenen Kübel mit Jasminblüten und sog den Duft der Pflanze ein, dann betrat sie den Flügel des Hauses, in dem ihr Harem untergebracht war.

Neben der mächtigen Eingangstür wachten zwei Soldatinnen ihrer privaten Miliz. Sofort standen sie stramm, als sie ihre Herrin sahen und öffneten die zweiflügelige Tür im exakten Gleichtakt. Cassandra begab sich in ihre Liebeshalle und stellte zu ihrer Zufriedenheit fest, dass ihre drei Bettsklaven zu ihr stürmten und damit begannen, um ihre Gunst zu buhlen. Obwohl die reiche Gutsfrau dieses Verhalten liebte, stieß sie sie grob zurück. Sie würde die drei Neuanschaffungen mit ihren Alten vergleichen und dann drei Versager entfernen.

Ob Flagellas neueste Ware mit ihren Bewährten mithalten konnte? Das würde sie des Nachts sehen, wenn die Dunkelheit längst das Land um ihre Prachtresidenz verschluckt haben würde. Langsam entkleidete sich Cassandra und ließ ihre kostbaren Seidentücher auf den Marmorboden gleiten. Dann schritt sie elegant in ein großes Wasserbecken. Sie entspannte ihre Glieder und ließ ihren Körper auf dem Rücken vom Wasser treiben.
An der Decke zeigte ein großes gemaltes Kunstwerk eine Harpyie, die auf einem gerüsteten Kentauren in eine Schlacht gegen einen Drachen ritt. Leise glitten nun auch die Sklaven in das Becken und hielten sich bereit, alle Wünsche Cassandras zu erfüllen.

Ceres empfing Phoibe mit einer Neuigkeit: „Stell dir vor! Eine hohe Soldatin, die zum Ostreich übergelaufen ist, wird ab morgen bei Flagella arbeiten. Sie wird Kampfsklaven ausbilden.“ Phoibe stutzte: „Aber es gibt doch schon mehr als genug dieser Berserker! Die Metropole platzt ja förmlich vor lauter Schlachtsklaven.“ Ceres flüsterte ihr zu: „Du weißt das Neueste noch nicht! Aber leise! Ich habe es erlauscht, als Flagella von einer Abgesandten Plutas davon berichtete.“ Sie beugte ihren Kopf verschwörerisch vor. Phoibe sah ungeduldig zu ihrer Freundin: „Also was nun?“ Sie sperrte die Ohren auf und fixierte die Freundin mit einem fordernden Blick. Ceres hielt die Hand vor den Mund: „Pluta will eine neue Invasion starten!“ Phoibes Mund öffnete sich. Aber sie war sprachlos. Sie starrte Ceres nur an. Wie aufregend! Ein Kriegszug. Mehr Macht, mehr Reichtum, mehr Sklaven, mehr Land, mehr Ehre.

Sie hatte die drei Sklaven an einem Seil hinter sich hergezogen. Jetzt band sie sie an einen Eisenring fest und verschwand mit Ceres im schattigen Inneren. Sie brauchte nach dem schweißtreibenden Ritt ein kühles Ale und mehr Informationen von dieser angeblichen Invasion. Aber Ceres wusste auch nicht mehr viel mehr. Nur, dass Pluta dieses Mal aus dem Norden kommen wollte. Ihre Armee sollte verschifft werden. Alle verfügbaren Galeeren und Frachtschiffe waren bereits auf dem Weg zum größten Hafen, der in der Nähe der Metropole lag. Ceres verbildlichte die Strategie mit dem Holzlöffel, dem Messer und den Bechern als Symbole für die Schiffe, die Armeen und das Vorgehen der Streitkräfte.

Helena, die als hohe Armeeangehörige – immerhin war sie Kapitänin – von den Kriegsplänen wusste, hatte man ein Kommando auf einem Schlachtschiff versprochen. So schnell konnte sich die politische Lage ändern! Vor kurzem sollte die Flotte noch mehr oder weniger eingestampft werden. Und jetzt war Helena kurz davor, ein gewaltiges Kommando zu übernehmen und ins Gefecht zu ziehen. Doch zunächst sollte sie die Oberaufsicht für die Ausbildung der neuen Kriegssklaven haben. Sie wusste am besten, welche Kampftechniken Ledas Soldaten beherrschten – und welche nicht! So war Helena angesichts ihres Wissens Gold wert für die Tyrannin Pluta.

„Wo ist denn diese Überläuferin?“, erkundigte sich Phoibe. Ceres antwortete: „Sie heißt Helena und ist gerade im Herrscherpalast. Pluta überreicht ihr einen Orden.“ Phoibe blies die Wangen auf: „Da muss sie ja von diesem Weibe sehr viel halten.“ Ceres zuckte mit den Achseln. „Hauptsache ist doch, dass wir vorläufig ausgesorgt haben. Bei der Nachfrage an Frischfleisch werden wir kaum nachkommen mit den Lieferungen.“ Phoibe hob ihre Augenbrauen. „Und Böcke.“ Ceres sah sie verständnislos an. „Was?“ Phoibe winkte schmunzelnd ab. „Einerlei.“

Als sich Phoibe von der Reise erholt hatte und noch eine Weile mit Ceres und zwei anderen Angestellten von Flagella geplaudert hatte, fielen ihr die drei Sklaven ein, die immer noch in der Hitze festgebunden waren und vermutlich schon geschwollene Zungen vor lauter Durst hatten. Phoibe lief nachsehen und brachte die Ware in den Schatten zu einem Trog mit Wasser. Sofort knieten die Sklaven davor nieder und steckten ihre Köpfe unbeherrscht ins Nass.

Phoibe schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. „Sauft nicht den ganzen Trog leer!“ Da hörte sie einen scharfen Ruf von Flagella. Phoibe schritt zu ihr und fragte nach ihrem Begehr. Die Sklavenhändlerin gab ihr einen neuen Auftrag: „Die drei Sklaven, die von Cassandra verschmäht worden sind, bringst du zu Hydra. Vielleicht sind sie dafür gut. Ansonsten können wir sie nur noch billig verramschen.“ Phoibe nickte höflich, hatte aber überhaupt keine Lust, nun schon wieder auf den harten Sattel zu steigen. Zu Hydras Haus war es wieder eine lange und mühevolle Strecke. Ob die Kreaturen es in Hydras Liebeshölle besser hatten als bei der reichen Cassandra? Das würde abzuwarten sein.

Phoibe trieb die Sklaven, die immer noch über dem Trog hingen, weg und ordnete sie hintereinander an. „Los!“, schlug sie mit ihrer braunen Peitsche zu, „Auf geht´s! Ich bringe euch in eurer neues Zuhause!“ Die Männer wankten hinter der im Schritt reitenden Phoibe her und lechzten nach dem Wasserschlauch, den sich die junge Dame unterwegs ab und zu an den Mund hielt. Trocken schluckten die Sklaven statt des erfrischenden Wasser nur eingebildeten Speichel, der längst nicht mehr in ihrem Schlund war – und den Staub des Weges. Ihre Kehlen hatten nach wenigen Meilen bereits wieder furchtbaren brennenden Durst, aber darum kümmerte sich Phoibe nicht. Ihre Gedanken waren bei dem Feldzug, der hoffentlich das Vereinte Reich einnehmen würde.

Die Temperatur hatte weiter zugenommen, und Phoibe glaubte, durch einen Lehmofen zu reiten. Die Sklaven waren nass geschwitzt und hechelten wie Hunde. Endlich erreichte sie Hydras Haus. Schon von weitem rief eine kräftige Frau: „Endlich wieder Frischfleisch!“ Als Phoibe bei ihr aus dem Sattel rutschte, wurde sie herzlich mit Umarmungen und Wangenküsschen begrüßt. „Seid mir willkommen! Was hat Flagella denn da für mich?“ Hydra begutachtete die Ware ausführlich, besonders die Gemächte der Sklaven. Sie klatschte einem der Leibeigenen auf den knackigen Hintern. „Den nehme ich auf jeden Fall.“ Dann ging sie weiter und zeigte auf einen zweiten: „Der ist auch gut. Noch gestern ist mir so einer leider abhanden gekommen.“

Phoibe sah sie fragend an. Hydra lachte laut: „Na ja, eine Dame hatte einen sehr ausgefallenen Wunsch, und anschließend… war er eben nicht mehr zu gebrauchen.“ Phoibe verstand und lächelte. „Und der hier?“, zeigte sie auf den Dritten. Hydra kräuselte ablehnend ihre Nase und meinte: „Ich weiß nicht. Der ist ein bisschen… zwergenhaft.“ Phoibe konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Der Sklave hatte in der Tat das kleinste Gemächt des Trios. Trotzdem war es nicht zu verachten, wie sie fand.

Hydra wehrte mit ihren Händen vehement ab. „Nein, den will ich nicht. So was Winziges kann ich meinen Gästen nicht zumuten.“ Phoibe redete mit Engelszunge auf die Freudenhausherrin ein, und schließlich willigte Hydra ein, „den da zu testen. Aber unverbindlich.“ Phoibe nickte erleichtert. Vielleicht wurde sie ihn ja doch noch los. Der Sklave hatte ja noch eine Zunge, die er hoffentlich geschickt einzusetzen wusste. Und das musste er, denn wenn er nicht um ihre Gunst buhlen würde, wäre es um ihn geschehen.

Hydra lud sie ein, es sich in ihrem Domizil bequem zu machen. Gleich zwei Sklaven huschten herbei und sorgten für den Gast, brachten kühle Getränke, massierten Phoibes verspannte Schultern und badeten ihre Füße. Der Raum, in dem sie von den Hausangestellten empfangen worden war, präsentierte Hydras Reichtum: Marmor, kostbare Kristallamphoren, Rabatte mit edlen Blumen, die in allen erdenklichen Farben strahlten, mit Blattgold verzierte Paneele an den Wänden, Holzschnitzereien an der Vertäfelung und den exklusiven Möbeln, die kunstfertigen Mosaiken an der Decke und dann noch der königliche Diwan, auf dem sie Platz genommen hatte. Das alles war äußerst beeindruckend.

Phoibe faszinierte die Dienstgewandung der Männer: derbe Lederstiefel und ein Lätzchen über ihrem Gehänge sowie ein Lederhalsband mit Öse – mehr nicht. So etwas hatte sie noch nirgends sonst erblickt. Phoibe spürte, wie langsam ein Verlangen in ihr wuchs. Die Sklaven waren ausnahmslos sehr hübsch und verfügten über wohlgeformte Leiber. Ob sie auch noch Zeit hatte, einen der Männer…

Bevor sie die Frage beantwortet hatte, waren die Pferde schon mit ihr durchgegangen. Die Liebesdiener schienen genau zu wissen, was Phoibe mochte und wonach sie gierte…
Als sei sie in eine fremde Welt getaucht, waren alle ihre Grübeleien wie weggeblasen, und sie spürte nur noch wohliges Kribbeln und die Feuchtigkeit, die der Liebesdiener ihr aussaugte, während der andere mit seiner Zunge und seinen Lippen ihren restlichen Körper erforschte…

Dann bahnte sich ein Beben an, doch die Männer verwöhnten sie weiter und weiter… Küsse, wie sie nie zuvor welche erlebt hatte… Schließlich glitt einer der Zwei sanft mit seinem prallen Stab zwischen ihre Schenkel; Phoibe ließ sich unverhohlen treiben, spürte das Beben stärker werden und schließlich brach das Feuer hervor, wie bei einem aufgewachten Vulkan…

Als sie befriedigt war, ließ sie sich wieder massieren und mit einer duftenden Essenz einreiben. Hier ließ es sich aushalten, schwärmte sie vor sich hin. Warum hatte ihr Nereus nicht so viel Fingerspitzengefühl? Und sein Gemächt war auch nicht so ausdauernd… Sie runzelte die Stirn. Ceres hatte ihren ausgebildeten Liebessklaven Aphron. Und sie? Ein Mannsbild aus dem Westen! Der konnte ja nicht so gut sein! Ein Mängelexemplar. Wenn sie heute Abend nach Hause kam, würde sie Nereus beibringen, was er können musste. Dabei würde sie sicherlich nicht allzu feinsinnig vorgehen. Und wenn sie dafür ein Dutzend Stöcke zerschlagen musste!

Schließlich kleidete sie sich wieder an. Phoibe fühlte die Entspannung und wäre am liebsten eingeschlafen, da kam Hydra zurück. „Den kannst du wieder haben!“, spie sie abfällig aus und schubste den Sklaven zu Phoibe. In ihrem Gesicht tobte eine Wut mit einer Gewalt eines tosenden Orkans. Die Sklavenhändlerin sah das verschmierte Gesicht des Leibeigenen. Was hatte Hydra bloß alles mit ihm angestellt? Seine Männlichkeit war rot. Der Sklave atmete schwer. Er sackte vor Phoibe zusammen und starrte zu Boden.

Hydra spuckte auf den nackten Mann. „Der ist zu nichts zu gebrauchen. Nimm ihm seine Männlichkeit weg, damit er keine Lady mehr beleidigen kann!“ Der Sklave, der sonst nie gewagt hätte, Phoibe zu berühren, rutschte nun auf dem Boden zu ihr und umklammerte Phoibes Stiefel. Er sah mit flehendem und ängstlichem Blick zu ihr auf. Sie trieb ihn mit Tritten wieder ein Stück weg und sagte seufzend: „Also gut. Dann zahlt mir die Zwei.“ Hydra reichte ihr einige Münzen. Phoibe zählte nach. Ob Flagella enttäuscht sein würde? Viel war es nicht. Dann meinte Hydra unerwartet: „Von mir aus lasst mir den da auch hier. Mal sehen, vielleicht habe ich Verwendung. Ich gebe Euch eine Münze für diese Missgeburt.“ Phoibe war einverstanden. Sie wollte den Sklaven kein zweites Mal zu Flagella zurückbringen.

Mit einem breiten Grinsen im Antlitz sah Hydra der reitenden Sklavenhändlerin nach. Dann drehte sie sich um zu dem dritten Sklaven und schlug mit einer Gerte auf ihn ein: „Hoch mit dir zu den anderen. Ich weiß schon, was ich mit dir mache!“ Eine Gehilfin der Freudenhausmutter sah sie verwirrt an. Hydra lächelte: „Einige Ladys möchten Sklaven zusehen, wie sie es untereinander treiben. Morgen lasse ich eine Schmiedin kommen und unseren Zwerg hier in einen Keuschheitsgürtel einschmieden. Und dann wird er seinen Arsch hinhalten wie eine Dirne, die die Schenkel spreizt…“ Der Sklave ächzte und schüttelte den Kopf. In seinem verängstigten Antlitz stand ein Flehen. Die Bedienstete lachte glockenhell. „Darf ich ihn erziehen? Bitte!“ Hydra nickte. „Meinetwegen. Ich werde ein paar Liebesstäbe schnitzen lassen. Damit kannst du ihn lehren, wie es geht…“ Nun gackerte die Frau. Bald würde die Kehrseite der Kreatur so brennen, wie das Maul eines Drachen...

Die Tage vergingen, und Abas und Lykos arbeiteten fleißig an ihrem Floß. Sie hatten eine Kajüte auf der Plattform gebaut und einen Mast angebracht. Und sogar ein Segel aus einem groben Leinenstoff, der ein Teil eines Zeltes gewesen war, stand ihnen zur Verfügung. Morgen in aller Frühe wollten sie in See stechen, wenn die Wettergötter ihnen beistanden. Süßwasser und Obst sowie Nüsse hatten sie als Proviant dabei. Als Waffen standen ihnen eine Axt, ein Beil und zwei schlichte Dolche mit Griffen aus Bein zur Verfügung.

All die nötigen Werkzeuge, Waffen und Materialien hatten sie vor einer Woche aus einem verlassenen Amazonenlager entwendet, das Abas auf der Suche nach Nahrung entdeckt hatte. Sie hatten sich sogar Kleidung aus einigen Stoffen fertigen können. Hose und Wams! Endlich wieder gekleidet, wie ein Mensch! Die beiden Männer hatten den Göttern auf Knien für diese Gaben gedankt. Zu guter Letzt hatten sie auch mal Glück! Nun musste nur noch die große Überfahrt über die See gelingen.

In der Nacht vor der großen Abreise und ungewissen Fahrt über das Meer, hörte Abas merkwürdige Geräusche neben sich. Er öffnete ein Auge zu einem Schlitz und konnte erkennen, dass der Hauptmann seine Hose geöffnet hatte und an seiner Männlichkeit spielte. Sein Stöhnen ließ keinen Zweifel! Lykos verstieß gegen Abas Befehl, keusch zu bleiben. So ein dünkelhafter Frevel! Hatte der Kerl nur Flausen im Kopf?

Abas sprang auf, und Lykos erschrak so sehr, dass er ebenfalls eilfertig aufsprang und schrie. „Was ist los?“ Seine Hose rutschte ihm auf die Füße. Sein Lustschwert zeigte spitz und gerade ohne einen Funken Respekt auf den Königsgemahl. „Wie kannst du es wagen!“, rief Abas und kniff wütend die Augen zusammen. Lykos stand da, wie ein Häufchen Elend und wusste nicht, was er sagen sollte. Er stammelte nur herum. Er machte einen Bückling und versuchte, den ungezogenen kleinen Soldaten in seinen Lenden nach unten zu biegen und zu bezähmen. Aber wie ein gespannter Ast federte er wieder nach oben. Abas stieß seinen Untertanen mit beiden Fäusten gegen die Brust - so kräftig, dass Lykos nach hinten fiel. Noch immer stand dieser Lümmel in der Luft! Abas fühlte, wie er seinen Hauptmann am liebsten entmannt hätte. Aber war es nicht nur Neid? Wie gerne hätte er selbst seinen „Dolch“ in die Hand genommen…

Abas biss die Zähne zusammen, knurrte und stampfte mit den Füßen wie ein trotziges kleines Kind auf dem Boden umher. „Von mir aus mach doch, was du willst.“ Lykos lag noch auf der Erde. „Ich…“, begann er und verstummte. Jetzt war ihm die Lust ein wenig vergangen, obwohl… seine Männlichkeit was anderes sagte. Sie stand noch wie eine Standarte der Königin senkrecht.

Als Abas sich wieder hinlegte und Lykos demonstrativ den Rücken hinwendete, lag der Soldat noch eine Weile wach, voller Schuldgefühle, doch dann steigerte sich die Begierde wieder, und schließlich erwischte er seine Hände dabei, wie sie seine Lust hervorkitzelten… Er rang das unbändige Verlangen eine Weile nieder, aber dann verlor er diese Schlacht und kapitulierte vor der unbesiegbaren Übermacht.


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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:23.11.19 17:13 IP: gespeichert Moderator melden


Senatorin Kerbera war mit den Kriegsvorbereitungen in vollem Gange. Mit flatterndem Umhang aus dunkelrotem Samt eilte sie durch die Gänge des Regierungspalastes. Eine Besprechung im Senat, eine Unterredung mit der Herrscherin Pluta, die Truppenverbände koordinieren… Vorerst musste sie ihren Platz im Obersten Gericht des Ostreiches räumen. In Gedanken war sie schon bei einer heimeligen Ölmassage in ihren privaten Gemächern. Anschließend würde sie in einen wohltuenden Schlaf fallen oder noch nach Gutdünken einen Liebesdiener rufen lassen… Bei dem Gedanken musste sie schmunzeln. Vor einer Woche hatte sie ihren bisherigen Liebessklaven wegen seiner fehlenden Standhaftigkeit so sehr zusammen gestaucht und ausgelacht, dass er seither nie wieder mit einer Frau hatte schlafen können. Aber sie hatte schnell Ersatz gefunden: jünger, hübscher, standhafter, geschickter - einfach musterhaft. Das Beste war gerade gut genug für sie.

Bald würde der große Krieg beginnen, der obsiegend das Vereinte Reich in die Knie zwingen sollte. Sie sah sich bereits unter den höchsten Kriegsfürstinnen die Geschicke des Reiches lenken, und sie sah sich in einem weißen Streitwagen den Feind niederschlagen. Die gewaltigen Truppeneinheiten unter den einzelnen Centurias, die jede hundert Kampfsklaven anführte, würden im Vereinten Reich nur Asche und Trümmer hinterlassen.

Kerbera musste sich nun auf eine wichtige Beratung mit einigen gedungenen Duxas konzentrieren. Es waren noch so viele taktische und strategische Fragen zu klären. Doch wenn die Senatorin heute Abend endlich ihre Tür geschlossen hatte, dann würde sie von dem glorreichen Sieg träumen, der den gesamten Kontinent einen würde. Pluta wäre uneingeschränkte Herrscherin über den ganzen Erdteil, und ihre, Kerberas, Macht würde mit der Despotin ins Unermessliche steigen. Trunken von ihrer Freudenpracht leckte sie sich über die Lippen und betrachtete sich in einem runden Spiegel, um ihr edles Antlitz zu bewundern. Selbstverliebt war sie mit dem Bild zufrieden.

Die Tage vergingen, und die Oststreitkräfte waren bereit für ihren Überfall. Die Kampfsklaven, in derbem Leder und Eisen gekleidet, wurden auf die zahlreichen Schiffe der Flotte verteilt. Für zehn der Kämpfer war eine Soldatin zu Ross zuständig, für zehn Berittene hatte eine Centuria das Kommando. Dazu mussten pro Schiff noch eine möglichst kleine Besatzung und einige Seeoffizierinnen sowie eine Kapitänin Platz finden. Auf den besonders großen Schiffen befand sich eine Duxa, die in einem Verband von etwa zehn Schiffen fuhr.

Und dann legte ein Schiff ab, das die fast doppelte Anzahl von Personen an Bord hatte, fast drei Mal so gewaltig, gegen die die anderen Kriegsgaleeren aussahen wie kleine Kähne. Darauf befanden sich auch einige Senatorinnen, darunter Kerbera und Alekto. Gerade Alekto brannte noch auf Rache an Leda, die die Senatorin aus dem Vereinten Land verbannt und sie für fünf Jahre in einen Keuschheitsgürtel gesperrt hatte. Das sollte diese Hexe bitter büßen.

Abas und Lykos hatten zwei Wochen kein Land mehr gesehen und hofften, bald die Küstenlinie des Ostreiches am Horizont erblicken zu können. Doch wollten sie dann wieder außer Sicht Richtung Norden weitersegeln. Die Strömung des Ozeans half ihnen auf diesem Kurs. Aber auch, wenn der Meeresgott Ihnen wohlgesonnen war, befanden sie sich in Gefahr: Sie wussten nicht, dass sie auf der gleichen Route waren, die die Marine der Pluta nahm, um im Norden des Vereinten Reiches anzulanden, um es niederzuwalzen, wie bei einer Stampede von hunderten Büffeln jeder Grashalm und jeder Busch zertrampelt wurde.

Die mächtige Flotte schnitt mit den gewaltigen Rammspornen, die am Bug jeden Schiffes glänzten, durch die Wellen wie riesige Schwertfische auf Raubzug und näherte sich gefährlich der feindlichen Küste. Am Horizont ließ sich das Ufer als dünne Linie bereits erahnen, wenn man im Ausguck des Mastes saß. In Rekordzeit hatte Pluta für Massen von Kampfsklaven mit Morgensternen, Hacken, Lanzen und Schwertern gesorgt. Ein Heer, so groß, wie es bisher nie jemand auf diesem Kontinent gesehen hatte, war an Bord. Sie waren so gut genährt wie trainiert: muskulöse Kreaturen, die nur auf die scharfen Befehle ihrer Herrinnen hörten und sich ohne Todesangst wie Berserker ins Getümmel stürzen würden.

Fast jedes Mannsbild im Ostreich wurde zwangsrekrutiert. Viele Damen mussten auf Leibeigene verzichten, die bisher niedere Dienste übernommen hatten. Ceres war selbst mehrfach mit einem Kommando „Soldatenfängerinnen“ ausgezogen und hatte so mancher Dame ihre Sklaven abgenommen – gegen ein lächerlich geringes Entschädigungsgeld. Dagegen begehrte tunlichst niemand auf, denn das Dekret war von Pluta selbst erlassen worden.

Kopfgeldjägerinnen waren in den vergangenen Wochen wie die Pilze allenthalben aus dem Boden geschossen. Überall im Lande ritten bewaffnete Frauen umher, die entflohene Sklaven einfingen und in den Erziehungslagern abgaben, die aus den Feiglingen tapfere Soldaten machten und dann die abgerichteten Kämpfer unmittelbar auf eines der zahlreichen Schiffe brachte, die immer noch die Häfen verließen. Für jeden konfiszierten Sklaven, der sich als Krieger eignete, erhielten die rekrutierenden Frauen bare Münze, so dass ihre Beutel bald prall gefüllt waren.

Im Vereinten Reich ahnte man nichts von der großen Invasion. Abraya, die ihrer Königin ihre Erlebnisse wahrheitsgetreu berichtet hatte, war auf Argwohn gestoßen. Leda war von ihren Beratern gewarnt worden, der Soldatin zu vertrauen. Der königliche Seher Caduceus hatte von einer Verräterin weisgesagt. Woher sollte Leda also wissen, dass Abraya nicht eine Spionin war? Eine Doppelspionin, die zunächst für Leda und nun für Pluta Informationen sammelte, sabotierte, eine Verschwörung spann und schließlich eine Revolution anführte?

Auf Rat ihres Majordomus Honos war Abraya eingekerkert worden. Tief unter der Burg hauste sie nun hinter einem schweren rostigen Fallgitter in einem dunklen Gewölbe. An ihren Handgelenken trug sie eine Eisenschelle mit einer Kette, die an der Wand befestigt war, gerade lang genug, um sich sich hinlegen und aufstehen zu können. Ihre einzige Abwechslung des Tages war der Wächter, der ihr stumm zwei Mal am Tag eine Holzschale mit Brei und eine Kanne mit Wasser brachte. „Ihr solltet sie der peinlichen Befragung zuführen, Majestät“, hatte Honos nachdrücklich empfohlen; aber Leda schüttelte ihr müdes Haupt. „Es gibt schon genug Leid. Sie wird von alleine reden. Irgendwann.“

Oder sah Leda schon Gespenster? Die bösen Dämonen hatten ihren Geist vergiftet. Die Sorge um ihren Gemahl hatte sie geschwächt. Schlaff hing sie auf ihrem Thron. Sie fühlte sich matt und kraftlos. Hatte sie versagt? Konnte sie ihr Reich fürderhin beschützen? Zumindest hatte sie die hinterhältige Attacke des Ostreiches erfolgreich abgeschmettert. Zwar war ihr Gegenangriff kläglich gescheitert, aber ihre starke und stolze Armee hatte im Osten einige Landstriche erobert und nun einen massiven Sicherungswall gebaut, der die Ostgrenze unüberwindbar für zukünftige feindliche Einfälle machte.

Fama, eine Senatorin, schritt in den Thronsaal der Pluta. „Exzellenz, die Raben haben Botschaft gebracht. Die ersten Schiffe haben die Küstenlinie des Feindes erreicht. Das war vor etwa sechs Stunden. Inzwischen dürfte dort gewisslich die Sonne untergegangen sein. In der Dämmerung wollten sie anlanden.“ Plutas grausames Antlitz strahlte plötzlich vor Freude und Genugtuung. „Mich deucht, dieses Mal werden wir diese verhexte Ziege endlich von ihrem Thrönchen stoßen. Sie wird vor meinen Füßen im Dreck liegen und sich winden wie ein Wurm. Ich werde sie geißeln und… Nein, das soll noch niemand erfahren! Komm her, Fama. Ich werde dir ein Geheimnis erzählen.“ Dann fügte sie streng hinzu: „Doch sollst du mit dem Tode bestraft werden, wenn du es nicht für dich behältst!“

Pluta winkte mit einem beringten Finger. Der eingefasste Edelstein glitzerte im Licht. Fama näherte sich mit gesenktem Kopf demütig, jedoch behielt die edel gewandete Senatorin ihre Vornehmheit und Würde. Pluta hob ihre Hand, um ihre Worte in Famas Ohr zu wispern. Dabei funkelten die sieben Rubine an ihren schweren Goldringen, die das Licht der blakenden Fackeln und Kerzen widerspiegelten. „Ich habe früher einmal im Südland gelebt.“ Fama zuckte leicht, als sie dies hörte. Der verstorbene Herrscher Brackus hatte eine Südländerin geehelicht? Trieb die Hoheit Schabernack, oder hatte sie wahr gesprochen? Das wäre höchster Frevel! Als Pluta nicht weiter sprach und sich abwandte, verneigte sich Fama vornehm und verließ rückwärts und leicht gebückt den Thronsaal. Sie hörte die Despotin hinter sich gackernd lachen. Die Senatorin fühlte einen eiskalten Schauder auf dem Rücken, als säße ihr ein unheimlicher Spuk im Nacken. War das nun wahr gesprochen oder ein Scherz gewesen? Sie runzelte die Stirn und bekam Kopfschmerzen vor lauter Grübelei.

Pluta grinste ihr Spiegelbild in dem goldenen Kelch mit Wein an, den sie in der linken Hand hielt. Ja, sie würde zurückkehren! Und als Megara über den gesamten Kontinent herrschen! Ihre Stunde würde kommen! Bald! Sie verließ geschwind den Saal, um den Göttern zu danken. Sie war sich nur noch nicht sicher wie… Eine Anbetung war so langwierig. Vielleicht suchte sie sich lieber ein paar schöne Jünglinge aus und brachte sie in den Tempel… Das würde die Götter besänftigen und sie auf ihre Seite bringen.

Erst als die ersten Plünderungen und Zerstörungen der Kampfsklaven schwarze Rauchsäulen des Nordlandes in den Himmel schickten, ritten aufgeschreckte Herolde hastig Richtung Süden, um Leda von dem Ansturm des Feindes zu berichten. Leda war eiskalt erwischt worden. Ihre gesamte Verteidigung war gen Osten gerichtet. Im Norden gab es kaum Truppenverbände, die Plutas Armee aus Unholden aufhalten könnten. Sie rief nach ihrem Majordomus. „Schickt Briefraben so schnell es geht zum Ostwall. Meine Paladine sollen so eilig wie möglich nach Norden ziehen. Pluta ist mit einem monströsen Schwarm von Kriegssklaven gelandet und will das Nordland überrennen. Überall nur Vernichtung und Tod! Eilt! Es geht um das Überleben des freien Vereinten Reiches!“

Honos lief rasch aus Ledas Gemächern, um den Befehl dem Falkner zu bringen, der seine Raben mit der Botschaft gen Osten schicken sollte. Als er die Anweisung dem ganz in braunes Leder gekleideten Vogelmann überbracht hatte, sah der Majordomus geängstigt durch ein schmales Nordfenster aus dem königlichen Palast. Noch zeigten sich am blauen Himmel nur vereinzelte kleine weiße Wolken, die friedlich wie Watte über das Land zogen; doch sollte die Meldung aus dem Norden wahr sein, so würde die Idylle bald schon einem Inferno abtreten müssen.

Das unschuldige Treiben eines Marionettenspielers auf dem Markt vor dem Palast würde bald dem Feuer, der Zerstörung, dem Bösen und dem Grauen, der Unterdrückung und dem Tod weichen. Sollte die Tyrannin aus dem Osten das Vereinte Reich erobern, so wäre dies das Ende der freien Bürger. Eine unerbittliche Schreckensherrschaft würde regieren. Honos merkte, dass er bei seiner Vision zitterte. An den warmen Sonnenstrahlen lag das zweifelsohne nicht.

Lykos und Abas hatten angstvolle Tage hinter sich. Vor einer Woche hatten sie am Horizont mehrere Schiffe vorbeisegeln sehen. „Das ist die Marine der Pluta. Was machen die so weit nördlich?“, hatte Lykos gerätselt. Schnell hatten sie ihr Segel eingeholt, um nicht entdeckt zu werden. Nach bangen Stunden durften sie erleichtert aufatmen. Die feindliche Armada blieb auf ihrem Kurs und entschwand den sorgenvollen Blicken. Sie setzten erneut ihr Segel und hofften auf guten Wind.

Mehrere Tage später waren sie in eine günstige Strömung geraten und befanden sich schon bald in nördlichen Gewässern. „Es ist nicht mehr fern“, hatte der Hauptmann gesagt. Abas war erleichtert gewesen, denn ihr Proviant ging so langsam zu neige. Doch es gab noch etwas anderes, was ihn wieder an Land sehnte: Fast jede Nacht wachte er auf, wenn er Lykos stöhnen hörte. Stöhnen vor sündiger Lust. Der Königsgemahl tat stets so, als schliefe er, aber in Wahrheit brannte in ihm der Neid auf den Freien. Warum hatte Leda ihm diesen vermaledeiten Keuschheitsgürtel umgelegt? Jetzt brannte ihm sein Gemächt wie glühende Kohle in einem Eisenbecken. Wenn er nicht bald den königlichen Palast erreichte, würde er sich die quälende Männlichkeit… Nein! Niemals! Er würde sich nicht verstümmeln. Aber wie konnte er die brennende Marter ertragen, wenn selbst der disziplinierte Hauptmann sich nicht im Griff hatte!?

Der Tag, an dem die zwei Flüchtenden die felsige Küste des Nordlandes erreichten, sollte für sie jedoch noch eine böse Überraschung beinhalten. Lykos und Abas navigierten ihr Floß so nahe an die rauen Felsen wie möglich, aber dann verhakte sich ihr Fahrzeug auf den spitzen Riffen unglücklich. Dem Meeresgott sie Dank war der Seegang heute ungewöhnlich schwach. Der Königsgemahl und sein Hauptmann ließen sich also ins salzige Wasser hinab und schwammen von Fels zu Fels bis zum steinigen Strand. Entkräftet ließen sie sich auf die Erde fallen und gönnten sich eine Weile der Ruhe.

Die Sonne verbarg sich hinter dichten grauen Wolken, das Meer war bitterkalt. Als die Gefährten an Land frierend nach einer Besiedlung oder einzelnen Hütte Ausschau hielten, sahen sie sich enttäuscht: Weit und breit war nur eine einsame Grasebene zu sehen. Schlotternd von der Kälte marschierten sie landeinwärts. Als auch noch der Wind auffrischte, verfluchten sie die Göttinnen, die das Schicksal sponnen. Lykos klackerten die Zähne gegeneinander. Er hatte seine Arme um seinen Oberkörper geschlungen. Nach mehreren Meilen erschien hinter einem Hügel ein Häuschen, das sie ansteuerten, um um eine warme Mahlzeit, Kleidung und zwei Pferde zu ersuchen. Doch dann fiel Abas ein, dass sie nichts hatten, womit sie dies bezahlen könnten. Er war zwar Königsgemahl, aber wer sollte dies glauben?

Sie näherten sich dem kleinen Haus aus geschlagenen Granitblöcken und einem Reetdach. An dem Gemäuer wuchsen Flechten und Moose. Hinter dem Gebäude sahen sie nun auch einen kleinen Stall aus krummen Holzlatten. Vielleicht lebte hier ein Schafhirte, der auch ein Ross besaß. Ackerbau betrieb er wohl nicht, doch gab es hier genug Weide für Viehherden. Als sie an die dicke Holztür des Hauses klopfen wollten, stellten sie fest, dass diese nur angelehnt war. Genau genommen hing sie nur noch in der unteren Angel. Lykos ging mit seinem Dolch vorwärts – der einzigen Waffe, die sie bei der Anlandung hatten retten können. Durch ein schmales hohes Fenster fiel Licht auf einen rustikalen Tisch und drei Schemel. An einer Wand war ein schwarzer Ofen mit einem verbeulten Kessel zu sehen, auf der anderen Seite hatte der Bewohner seine Schlafstätte aus Stroh errichtet. Die Feuerstelle war kalt. Sie war seit mindestens Tagen nicht benutzt worden.

Lykos Blick führte weiter in den hinteren Bereich der Hütte. Er schritt auf die dunklen Umrisse zu. Dann erkannte er eine hölzerne Truhe mit eisernen Beschlägen, die bereits rosteten. Von einem Bewohner war weit und breit nichts zu sehen. Auch Tiere hatten sie nicht gehört. Kein Schaf, keine Ziege, kein Schwein oder Rind – nicht mal ein Huhn. „Geh du im Stall nachschauen“, schlug Lykos vor. Abas nickte und verließ die Hütte. Neugierig marschierte er zum Stall. Vermutlich war er leer. Doch alles war ganz anders.

In dem Holzverschlag fand er das Grauen: die Reste einer ganzen Herde Schafe und Ziegen waren auf einem Berg aufgetürmt. „Pluta“, murmelte er erschrocken. Hier hatte sich die feindliche Streitmacht gütlich getan, da war er sicher. Aufgeregt lief er zurück zu Lykos, der nun wie erstarrt vor der geöffneten Truhe stand. Langsam kam Abas näher, um ebenfalls einen Blick hinein zu tun. „Weg!“, sagte Lykos. „Schaut nicht hin.“ Doch es war zu spät. Er drehte sich herum und würgte. Vorgebeugt verließ er das Haus des Schreckens. Niemals würde er diese Gesichter vergessen.

Nach einer Weile trafen sich die Männer mit flauem Magen vor der Hütte. Lykos meinte: „Unsere Vermutung war richtig. Pluta ist im Norden ins Vereinte Reich eingefallen! Königin Leda hat ihre ganzen Kräfte Richtung Osten gebündelt…“ Abas starrte den Hauptmann an. Das war ja ein Desaster! Außerdem waren die verheerenden Horden der Pluta nun zwischen ihnen und der Hauptstadt. Was für ein Unheil!


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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:31.12.19 14:50 IP: gespeichert Moderator melden



Als sie sich am Ofen ausgiebig gewärmt hatten sowie neue Kleidung angezogen hatten, die sie in einem Holzschränkchen gefunden hatten, fühlten sie sich gleich besser. Auch, wenn es Wams und Beinkleid eines Toten war. Nachdem sie die Überreste einer Mahlzeit gekocht und mit wenig Genuss verspeist hatten, machten sie sich frank und frei auf den Weg weiter nach Süden. Doch sie mussten auf der Hut sein! Sie liefen genau in die Arme des Feindes. Aber wie sollten sie sonst jemals zurück zu ihrer Königin gelangen?

Viele Meilen entfernt ließ sich Kerbera von einer großen prunkvollen Sänfte tragen. Es waren acht kräftige Kampfsklaven nötig, um die schwere Konstruktion vorwärts zu bewegen. Auch Alekto gönnte sich einen solchen Luxus. Die uniformierten Duxas verfügten dagegen lediglich über geschmückte Streitrösser, ebenso wie die Centurias. Stolz saßen sie in ihren ledernden Beinkleidern und dem Lederharnisch auf ihren Pferden und riefen Kommandos.

Die Invasionsarmee war in mehrere Arme aufgeteilt und nahm unterschiedliche Wege in den Süden, um einen Mittelteil und zwei Flügel zu bilden. So wollten die Häscherinnen der Pluta das Volk des Vereinten Reiches nach Süden drängen. Längst spielte es keine Rolle mehr, ob Leda gewarnt wurde oder nicht, denn der Feind stand unverblümt kurz vor den Toren. In wenigen Tagen würde die dreigeteilte Streitmacht der Potentatin die Hauptstadt im Süden einnehmen.

Unterwegs hinterließen sie nur Rauch, Asche und Trümmer. Wer überlebte, der war geschändet worden. Weniger von Fortuna geküsste Gestalten glotzten mit ihren Totenschädeln von Spießen hinab und kündeten in der melancholische Landschaft von Tod und Verderben. Die Weiber hatten noch Glück, denn die wenigsten Soldatinnen hatten ein Verlangen nach Maiden. So blieb ihnen diese Schmach erspart. Oft sah man in diesen Tagen daher eher eine Uniformierte auf einem männlichen Nord- und später Südländer sitzen, den Dolch an dessen Kehle haltend.

Phoibe war in den Rang einer Centuria befördert worden und lugte in eine Hütte hinein, in die eine andere Centuria gegangen war: Die Frau ritt sich auf einem Mann, dessen Beinkleider zerschnitten waren, faunisch zu einem frohlockenden Höhepunkt und stieg dann triumphierend ab. Unter größter Angst starrte der Unglückliche auf seinen noch steifen Liebesstab. Wollte die Soldatin ihm seine Männlichkeit nun stehlen? Doch die meisten Soldatinnen begnügten sich mit der Befriedigung ihrer Lust und versetzten dem Mann lediglich einen Tritt in die Rippen als ungemaches Abschiedsgeschenk.

Auch diese Uniformierte lachte ihr anheimgefallenes Opfer nur höhnisch an und verließ flugs das Haus. Sie rief eine Soldatin herbei und befahl das Gehöft niederzubrennen. Später sah Phoibe den Mann mit seinem Weibe über die Ebene flüchten. Sie waren mit dem Leben davon gekommen, doch ihr Zuhause, dessen sich die Brandstifter befleißigt hatten, brannte lichterloh. Schließlich zog der Moloch weiter, alles niedertrampelnd, durch die Lande streifend. Bald schon erinnerte die Landschaft an die triste Unterwelt der Todesgöttin. Nur der Frost und das Eis fehlten.

Inzwischen hatte Leda einige Truppenverbände im Norden der Stadt stationieren können, doch die größte Unterstützung fehlte noch immer. Ein heftiger Sandsturm behinderte im Osten das Vorwärtskommen der eigenen Armee. Dort sah man kaum die Hand vor Augen, wenn die sandigen Wirbelwinde wie von bösen Geistern beseelt tosend durch die Luft jagten. Oft konnten sich die Soldaten nur in ihre Gewänder einwickeln und Schutz in Erdhöhlen, Felsspalten oder Senken suchen. Ein Vorankommen war dann schier unmöglich, solange die Sandsäulen über das Land rasten und alles verheerten, teils schlimmer als Plutas Verbände.
Viele Bürger hatten sich freiwillig als Soldat verpflichtet und trugen den Treueeid stolz auf ihren Lippen. Der königliche Seher Caduceus war in Ungnade gefallen, weil er den Angriff der Einmarschierenden nicht vorhergesagt hatte. Leda hatte ihn in den Kerker werfen lassen. Die Regentin saß auf ihrem mit samt beschlagenem Thron und starrte auf eine Holzwand, auf der aufwändige Schnitzerei eine berühmte Schlacht darstellte, die der alte König Thalos gegen die damals wilden Nordmänner gewonnen hatte. Leda war damals nicht einmal Soldatin gewesen. Doch hatte sie sich schon zu jener Zeit gewünscht, dabei zu sein. Doch als Maid mit den Kriegern kämpfen? Das war seinerzeit undenkbar.

Dann hatte sie sich viele Jahre später durch viel Fleiß, Plackerei und Tapferkeit doch eine Uniform verdient. Müßiggang war ihr fremd. Sie schwang das Schwert wie ein Recke, und fehlende Kraft machte sie mit Geschicklichkeit wett, bis ihr auch die Kämpen gewogen waren. Die Götter webten das Schicksal der Welt, und schließlich war sie sogar Königin geworden… Was wohl die Chronisten über sie, Leda, später schreiben würden? Die Siegreiche oder die Versagerin? Gedankenverloren stand sie auf und kaute auf einer Weintraube. Was da für Hiobsbotschaften aus dem Norden kamen, zermürbte ihren Mut. Plötzlich schmeckte die Traube bitter, und sie spuckte sie angewidert aus.

Weit entfernt im Osten auf dem großen Grundbesitz der reichen Cassandra stolperte eine Dienerin über den Rand eines bunten Teppichs. Ihr fiel ein Silbertablett aus der Hand, und eine Mokkatasse stürzte zu Boden und barst in zig Scherben. Cassandra drehte sich die Stirn runzelnd herum und verzog streng den Mund. Der Dienstmaid war die Angst ins Gesicht geschrieben. Sie zitterte am ganzen Leib. Cassandra hasste solche Ungeschicktheiten. „Dummes Ding!“, entfuhr es der Lady auch gleich schnaubend.

Das veränstigte junge Weib beeilte sich, die Scherben aufzuklauben und sich unter tiefen Verbeugungen zu entschuldigen. „Das wird dir vom Lohn abgezogen“, bestimmte Cassandra. „Hol mir deinen Prügelsklaven. Zehn Hiebe mit der Rute sind angemessen.“ Die Famula versank fast vor Schreck im Boden. „Ehrwürdige Cassandra, mein Prügelsklave wurde konfisziert und auf eine Galeere befohlen. Er kämpft an der Front für unser Reich.“ Cassandra lächelte: „Dann hast du jetzt die gnädige Wahl. Entweder übernimmst du die Strafe persönlich…“ Sie ließ die Worte wirken. Die Dienerin erschauderte. Zehn Hiebe mit der Rute auf ihren jungfräulichen Po… Welch Schmach und auch welche Schmerzen! „…oder wir warten damit, bis dein Prügelsklave aus dem Kriegszug zurückkehrt. Allerdings schuldet er für jede Woche, die vergeht, weitere fünf Hiebe.“

Die Dienerin ächzte. Konnte sie das ihrem Sklaven antun? Aber die Alternative war undenkbar und schürte ihre Furcht. Das zarte, rosafarbene Fleisch ihres weiblichen Pos sollte geschändet werden? Cassandra ergänzte: „Das Tölpelmal wird er selbstredend auch erhalten. Darauf würde ich bei dir verzichten. Es geziemt sich nicht für eine junge Dame.“ Die Dienerin schluckte trocken und spürte, wie sich ihr Hals zuzog, als sei eine Garotte darum gebunden. Das Tölpelmal war ein Brandeisen in T-Form, dass dem Delinquenten auf eine Gesäßhälfte gedrückt wurde. Ein heißer Kuss für die Ewigkeit.

Später saß die Dienerin in ihrem Gemach auf zwei Lammfellen und grübelte. Hatte sie sich richtig entschieden? Wann würde ihr Leibeigener nach Hause kommen? Es würde sicherlich einige Wochen dauern. Und was war, wenn er bei der Invasion fallen würde? Sie schauderte erneut. Schweiß brach ihr aus. Ihr Herz raste. Ob sie sich bei einer Freundin einen Prügelsklaven ausleihen durfte? Ja, vielleicht war das die beste Möglichkeit, überlegte sie. Ein paar Kupfermünzen würden da nachhelfen. Seit die Regentin die große Invasion befohlen hatte, waren Sklaven selten zu bekommen und kostspielig geworden. Eine einfache Dienerin konnte sich kein neues Exemplar leisten.

Pluta war von den neuesten Meldungen ihrer Senatorinnen mehr als zufrieden. Ihre Streitmacht walzte das Feindesland nieder und bewegte sich zügig nach Süden. Ein ausgezeichnetes Omen! Sie dankte den Göttern und ihrer eigenen Genialität. Bald würde sie die Hauptstadt erobern. Die Despotin murmelte: „Eine einfache Soldatin war sie unter meinem Befehl. Und jetzt ist diese Möchtegern-Majestät meine Erzfeindin. Bei meiner Ehr! Ich werde an ihr ein Exempel statuieren!“

Die Monarchin läutete ungeduldig mit einer goldenen Handglocke. Sofort erschien ihre persönliche Wache. „Bringt mir die Goldschmiedin! Meine Krone ist nicht mehr angemessen für mein göttliches Haupt. Wenn ich erst das ganze Land besitze, will ich auch kostbarere Juwelen auf meinen Insignien der Macht haben. Die Schmiedin soll nur die erlesensten Steine mitbringen. Und wage Sie es nicht, mir mit Plunder zu erscheinen! Wer mein Auge beleidigt, der wird mit seinem Auge büßen!“ Die Despotin grinste wölfisch und winkte lässig einem Sklaven, ihr frischen Wein einzuschenken. Doch Pluta nahm nur einen Schluck und spuckte ihn dem Sklaven spritzend ins Gesicht. „Bringt anderen! Besseren Tropfen als diese Gülle! 20 Peitschenhiebe werden dir deine Unfähigkeit vergällen!“

Der Leibeigene, der nur einen Lendenschurz trug, rannte davon. Pluta überlegte, woher ihr der Mann bekannt vorkam. Dann fiel ihr der Festschmaus vor einigen Tagen wieder ein: Sie hatte einen kellnernden Sklaven an eine Wand stellen lassen, um ihren Hofdamen ihre neue Peitsche zu demonstrieren, mit der sie selbst nach einigen Kelchen Wein noch präzise umgehen konnte. Sie hatte dem Mannsbild ein Muster auf den Hintern gezaubert. Pluta grinste befriedigt. „Da bekommt er heute eben noch eine Zugabe.“ Ihre Stimme schnitt schärfer als die Klinge eines Medikus.
Sie hatte laut und vernehmlich gesprochen und einen verwunderten Blick einer hereinkommenden Senatorin geschenkt bekommen, die ihre Herrscherin fragend ansah. Pluta erzählte ihr von dem Sklaven. Fama lachte schallend, während die Flamme einer großen Kerze, neben der sie stand, ihr Gesicht in flackernden Schein warf. „Der Sklave ist auch nicht zum Rumsitzen geboren, sondern zum Arbeiten! Da stört ihn ein wunder Arsch nicht.“ Pluta fiel in das Gelächter mit ein und bot Fama an, mit ihr zu trinken. Weitere Augenblicke vergingen. Wo blieb nur dieser Sklave? Weitere 20 Hiebe für Lahmarschigkeit waren ihm sicher.

Lykos und Abas waren marschiert, bis die Sonne untergegangen war. Ihre Fußsohlen taten ihn bereits eine Weile lang weh. Trotz der langen Zeit hatten sie nur wenige Meilen hinter sich gebracht. Sie brauchten dringend Reittiere. Doch die wenigen Gehöfte in dieser Gegend waren niedergebrannt oder zumindest ausgeraubt worden, meist verlassen, und Pferde waren natürlich von den feindlichen Kriegssklaven mitgenommen worden – als Last-, Reittiere oder Verpflegung. Das gewaltige Heer aus Fußsoldaten hinterließ eine unübersehbare breite Spur der Verwüstung.

„Lass uns nach Westen gehen. Dort treffen wir vielleicht noch auf Landbewohner, die uns weiterhelfen können“, schlug Lykos vor. Gesagt, getan. Sie durchquerten einen Buchenhain, dessen Blätterdach wie ein Parasol vor der stechenden Hitze schützte. Anschließend kamen sie durch eine offene Graslandschaft, wo einige Hasen über die Wiese hoppelten. Lykos lief das Wasser im Mund zusammen. Ein Wildbraten zur rechten Zeit... Aber dafür war eben keine Zeit.
Nach weiteren Kräfte zehrenden Meilen erreichten sie ein kleines Cottage mit einem krummen Giebeldach. Der Bauer und seine Frau waren sehr freundliche Leute. Sie hatten sich zunächst versteckt – mit Mistgabel und Sense bewaffnet, doch als sie merkten, dass sie keine feindlichen Schildmannen der Tyrannin vor sich hatten, kamen sie aus dem Heuschober und teilten ihr warmes Essen mit den Männern, die erfreut über ihre Ränzlein strichen. Eigentlich wollten die Reisenden aus Sicherheitsgründen inkognito reisen, doch Lykos verplapperte sich zwischen zwei Löffeln würziger Gemüsesuppe. Abas stöhnte auf. Sein Gefährte konnte einfach seine Zunge nicht im Zaum halten!
Als der Bauer erfuhr, wen er da vor sich hatte, ließ er sich nicht mehr davon abbringen, ihnen seinen Rappen mitzugeben. Abas könnte ihm ja nach dem Krieg ein anderes Tier zukommen lassen. Der Adelige nahm sich vor, den gastfreundlichen Mann und seine Frau reich zu beschenken. Er sollte gleich drei hervorragende Gäule erhalten sowie einen Korb voller Feinkost, eine Rolle edles Zwirn, einige Silbermünzen sowie ein königliches Dankesschreiben.

Abas und Lykos verabschiedeten sich zwei Stunden später auf dem Rücken des Rosses und mit ein wenig Wegzehrung. Nun kamen sie viel schneller vorwärts. Allerdings war Lykos der bessere Reiter, so dass sie hinter einem Wäldchen, wo die Bauersleute sie nicht mehr sehen konnten, den Platz wechselten. Abas krallte sich unköniglich am Vordermann fest, während Lykos nun die Zügel übernahm und in einen vorsichtigen Galopp wechselte.

An einem idyllischen Weiher machten sie viele Meilen später Rast. Sie aßen eine Kleinigkeit und tranken aus dem ledernen Wasserschlauch. Als sie sich ausgeruht hatten, wollten die Zwei weiter reiten, doch da hörten sie einen hohen Schrei. Eine Maid in Gefahr! Sie liefen dem Geräusch nach, das sich nun panisch wiederholte. Und als sie durch ein Gebüsch gedrungen waren, sahen sie eine junge Frau in einem samtenen Umhang, der am Kragen mit einem Pelz verbrämt war. Es musste sich um eine reiche junge Dame handeln. Unter dem kostbaren Umhang trug sie eine edle Tunika, die reich mit Verzierungen bestickt war. Aber warum hatte sie geschrien?
Da bemerkten sie die große Schlange, die sich mehr als mannshoch aufgerichtet hatte. Ihr Maul war weit geöffnet. Die spitzen langen Zähne schauten hervor wie tödliche Dolche. Die Maid hielt abwehrend ihre Hände vor sich und saß, offenbar gestürzt, auf dem Boden. Abas zog heroisch Lykos den Dolch aus dem Gürtel und stürzte sich todesmutig auf das Ungeheuer.
Mit einem kraftvollen Schnitt enthauptete er das Untier und nahm die Gerettete behände in die Arme. Das Fräulein seufzte erleichtert. „Ich danke Euch, edler Recke“, hauchte die junge Frau und war kurz vor einer Ohnmacht. Abas fühlte behagliche Wärme durch seinen Körper strömen. Oh, dieses weiche zarte Fleisch in Händen zu halten… Was für ein Wohlgefühl! Wie seine Leda… Der Königsgemahl spürte sogar eine Regung an eingekerkerter Stelle. Sanft strich er der erschöpften Dame einige lange Haarsträhnen aus dem Antlitz und bemerkte eine gelbe Blüte hinter ihrem Ohr.

Lykos nahm seine Waffe zurück. Er hätte die Bedrängte ebenso gern gerettet, aber der Wunsch Abas war für den Hauptmann selbstverständlich Befehl. Da durfte er sich nicht vordrängen. Um ihre Gunst zu buhlen war nicht angemessen. Sollte doch sein Herr ihr die Aufwartung machen. Obwohl, kam ihm ein giftiger Gedanke, der Gemahl der Königin kein Weib besteigen konnte, solange er den Keuschheitsgürtel trug. Ein zufriedener Ausdruck breitete sich in seinem Gesicht aus.

Die Reisegefährten beschlossen, am Weiher bis zum nächsten Tag zu lagern. Sie bereiteten sich ihre Schlafplätze um ein kleines Feuer und legten sich zur Ruhe. Jeder versank in seinen Gedanken, solange der Schlaf ihn mied, aber dann kam die Stille und der Schlummer, so dass nur noch die gelben Flammen knisternd an den Scheiten leckten. Irgendwann zerfielen sie zu Asche, und das Feuer wurde zu Glut und erstarb. Als einziger Wächter leuchtete der Mond vom schwarzen Himmelszelt.
Als die Maid aus ihrem Schlaf erwachte, hatten die Männer ein neues Feuer entzündet und ein erlegtes Tier über dem Feuer am Drehspieß, das herrlich duftete. Beim gemeinsamen Mahl berichtete Venus von ihrer „großen Dummheit“: Sie war ihrem Vater, einem reichen Kaufmann aus dem Süden, weggelaufen, weil er sie gegen ihren Willen verheiraten wollte. Und nun hatte sie sich zu weit in den Norden gewagt, ihre Verpflegung war längst aufgebraucht, genauso wie ihr Geldbeutel. Und am Morgen war ihr auch noch ihr Wallach weggelaufen. Sie wollte nur noch nach Hause zurück.

Abas und Lykos entschieden, Venus mitzunehmen. Sie hatte das Schicksal schon mehr als genug herausgefordert. Wie leicht hätte sie den verderbten Scheusalen der Pluta in die Hände fallen können!? Oder Räubervolk aus dem Wald? Am nächsten Morgen würde einer von ihnen wohl marschieren müssen. Die Dame kam dafür nicht in Betracht.
Venus aß beachtlich viel von dem gerösteten Fleisch. Die Männer wunderten sich, wie viel dieses zarte Figürchen verschlingen konnte. Verschlingen – das war das passende Wort, denn auf Manieren achtete die junge Dame dabei nicht, sich ihr Gewand bekleckernd. Zu hungrig war ihr Magen. Lykos leckte sich genüsslich das Fett von den Fingern, und Abas strich sich gedankenverloren durch den Stoppelbart.
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:02.01.20 23:15 IP: gespeichert Moderator melden


Ein schöner Jahresausklang!Herzlichen Dank dafür!
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:21.01.20 19:10 IP: gespeichert Moderator melden




Im Laufe des späteren Abends, als das Feuer langsam zur roten Glut wurde und die Dunkelheit die Reisenden umschloss, schreckte Venus mit trommelndem Herzen einige Male auf, weil sie ein Geräusch im Geäst gehört hatte. Aber Lykos konnte sie jedes Mal beruhigen. Mal war es eine rufende Schleiereule, mal ein krabbelnder Dachs oder verirrter Otter, mal die Stimme des Windes, die sich in den Kronen der Stämme fing.

Venus hatte Blumen gepflückt und eine Kette daraus geflochten, die sie ihrem galanten Retter Abas um den Hals legte. Lykos sah eifersüchtig zu, wie die hübsche Maid sich im Dämmerlicht an den Königsgemahl schmiegte und ihm sogar mit ihrem Erdbeermund ein Küsschen auf die Wange schmatzte. In Anwesenheit der Schönheit meldete sich sein männliches Verlangen. Und dann erwischte er sich wieder dabei, wie er froh lächelte, als ihm Abas Keuschheitsgürtel einfiel. „Ich werde etwas abseits vom Feuer schlafen. Dort hinten unter den tiefen Zweigen der Tanne“, meldete sich der Hauptmann ab.

Ob er heute Nacht Besuch bekommen würde, wenn Venus bemerkt hatte, dass Abas…? Schmunzelnd nahm er die Pferdedecke und breitete sie unter der Tanne so aus, dass noch eine zweite Person bei ihm ruhen konnte. Als vorausschauender Soldat musste man auf jede Eventualität vorbereitet sein…

In einem anderem Landstrich bewegte sich der Moloch der Pluta weiter nach Süden, obwohl der Neumond und eine fast sternenlose Nacht kaum Licht brachten, doch waren auf Befehl der Duxas hunderte Fackeln angefacht worden, die eine unheimliches Stimmung verbreiteten. Die Kampfsklaven stampften durch die Nacht. Jede Stunde kamen sie der Hauptstadt der Königin näher. Bisher waren sie kaum auf Gegenwehr getroffen. „Wie schön“, freute sich Senatorin Kerbera. „Wir werden bald den größten Triumph feiern, den der Kontinent jemals gesehen hat.“

Doch ein Mückenschwarm, der den Weg in ihre Sänfte gefunden hatte, störte sie in ihrem Glücksgefühl. Sie schlug mit den Händen nach den kleinen Stechern, doch brachte das kaum den gewünschten Erfolg. Für jede getötete Mücke erschienen zehn weitere Exemplare. Schließlich ließ sie die Sänftenträger anhalten und rief erbost nach einer Duxa. „Sorgt gefälligst dafür, dass diese lästigen Mistviecher aus meiner Sänfte verschwinden!“ Die Duxa ritt zu einer Centuria und erteilte ihr den Befehl oberster Priorität. Die Centuria gab einer Soldatin die entsprechenden Anweisungen. Die Soldatin bewaffnete sich mit zwei Fliegenklatschen und sperrte sich in den Innenraum der Sänfte ein, um die fliegenden Nervensägen zu töten.

Nach erfülltem Gemetzel tropfte sie Lorbeeröl an verschiedene Stellen. So würden die Plagegeister vertrieben. Sie verließ zügig die Sänfte. Obwohl sie sich beeilt hatte, erhielt sie von der Centuria einen strengen Tadel: „Wie lange brauchst du für ein paar Mücken? Ich hoffe, du erweist dich auf dem Schlachtfeld nicht als genauso langsam!“ Die Centuria beeilte sich, um ihrer Duxa zu melden, dass die Senatorin ihren Platz wieder einnehmen könne.

Die Soldatin, die wegen des Tadels schlecht gelaunt war, ließ ihre Missstimmung an den Kampfsklaven aus. Sobald einer nur minimal aus dem Gleichschritt geriet, erhielt er ihre Peitsche. Immer wieder fuhr der aufgerollte Lederriemen aus, um die Hinterbacken und Beine eines vermeintlich faulen Sklaven zu „streicheln“. Auf Dauer machte sie das allerdings nur noch wütender. Zornig versetzte sie sich selbst eine Backpfeife, um einen der kleinen Plagegeister zu erschlagen.
Als der große Verband endlich für einige Stunden pausierte, griff sie sich wahllos einen der Sklaven heraus und verschwand mit ihm hinter einigen Felsbrocken. Vielleicht würde es dem Kämpen ja auch gefallen. Und wenn nicht, dann eben nicht. Das focht sie so wenig an wie ein Käfer, den sie zertrat. Und wehe, er würde nicht seinen Mann stehen!

Ganz freiwillig hatte sich dagegen Venus in die Arme von Lykos „geflüchtet“, als sie erfahren hatte, dass Abas einen Keuschheitsgürtel trug. Hätte sie gewusst, dass sie den Königsgemahl vor sich hatte, wäre ihre Entscheidung sicherlich anders ausgefallen, aber so widmete sie sich lieber dem Hauptmann. Der war wenigstens ein Mann. Lykos breitete eine Decke über sie aus und nahm das Weib in den Arm, rieb sanft ihren Rücken und drückte ihre Seite. Venus neigte ihren Kopf an seine starke Schulter.

Nachdem sich die beiden unter der Tanne gegenseitig gewärmt hatten, kam das eine zum anderen… Schließlich ging das Paar seinem Verlangen nach, bis sich Lykos Lust entlud und Venus genussvoll aufstöhnte. Abas fühlte sich verletzt und alleine. Sein „Schwert“ bäumte sich erfolglos in seinem Kerker auf. Giftige Eifersucht durchfuhr den Gatten der Königin. Auch morgen würde er Lykos wieder marschieren lassen. Und einen Teil des Gepäcks würde er auch tragen, während die süße, aber so untreue Venus hinter seinem Rücken saß.

Königin Leda machte sich von Tag zu Tag mehr Sorgen. Die Hiobsbotschaften aus dem unterjochten Norden waren beängstigend. Und als sei das nicht genug, erhielt sie eine weitere dräuende Schreckensmeldung von einem Paladin der Ostwache: Pluta hatte einen Angriff aus der Metropole nach Westen gewagt. Ein böser Vorstoß, der sie an empfindlicher Stelle treffen sollte. Offenbar hatte die Despotin noch genügend Kampfsklaven in ihrem Regierungssitz, um die inzwischen großteils abgezogene Vereinte Armee überrennen zu können.

„Diese Hexe!“, kreischte und tobte Leda durch den Thronsaal und riss vor Wut ein Banner von der Wand. Honos, ihr Majordomus, wusste nicht, ob er mehr von der schlechten Nachricht von der Front oder Ledas unüblichem Verhalten schockiert sein sollte. Nach einigen langen schweigenden Augenblicken, als sich Leda wieder gefasst hatte, sagte sie: „Wir müssen etwas unternehmen Sonst müssen wir in wenigen Wochen vollständig kapitulieren.“ Sie seufzte tief vor Gram. „Das Vereinte Reich fiele dann in die Klauen dieser Tyrannin! Die vielen Menschen! Alle würden sie unterdrückt werden. Die Männer würden versklavt oder ausgemerzt werden. – Honos! Veranlasse sofort eine Eilkonferenz mit meinen Beratern.“

Es gab nur eine Chance der Rettung, um die Gunst des Schicksals er erlangen: ein Friedensangebot. Faktisch ein unbegrenzter Waffenstillstand. Leda musste auf die jüngst eroberten östlichen Ländereien verzichten und vielleicht noch einen Teil des Nordlandes abgeben. Diese gallebittere Kröte musste sie wohl schlucken. Aber ob der dünkelhaften Pluta das genügte? Sie schickte einen Friedensverhandler mit einer Delegation an die Ostfront, wo er möglichst schnell mit Pluta Kontakt aufnehmen könnte. Die Abordnung war wenige Stunde darauf auf ihren Falben losgeritten. Königliche Urkunden, Federkiel, Pergament und Siegellack im Gepäck, waren sie legitimiert, mit Pluta eine Lösung auszuhandeln, die auch die Eiferer der Tyrannin überzeugte.

Währenddessen tobte der Krieg vor allem im Norden weidlich. Abas, Lykos und Venus waren mittlerweile fast mitten im Geschehen und mussten sich tagsüber gut versteckt halten, während die Angriffswellen der Kampfsklaven alles überrollten. Selbst hunderte Bogenschützen, die Myriaden von Pfeilen in den Himmel schickten, um die Kolonnen der Kampfsklaven aufzuhalten, konnten nicht viel ausrichten. Zwar spickten die Soldaten mit ihren Geschossen die hölzernen Schilde und zahlreiche Krieger, doch war die Masse einfach zu gewaltig. Die hohen Verluste der Ostarmee schien ihnen nichts auszumachen. Im Gegenteil: Ledas Heer hatte das Gefühl, dass für jeden gefallenen Kampfsklaven zwei Neue dazukamen. Sie steckten klaftertief im Dreck. Hoffentlich war bald ihr Parlamentär aus dem Osten zurück.

Bange Tage vergingen, in denen sich der Himmel vom vielen Rauch und Feuer über dem Vereinten Reich verdunkelte. Und dann erschien die Delegation hektisch und aufgeregt vor der Königin mit einer kleinen eisenbeschlagenen Kiste. „Erhabene Majestät, wir bringen Euch Nachricht von Pluta. Unsere Verhandlungen sind leider fehlgeschlagen.“ Leda runzelte die Stirn. „Wo ist denn mein Parlamentär?“ Keiner schien antworten zu wollen. Die Majestät rief ungeduldig: „Wo? Erleuchtet mich! Hat niemand eine Zunge?“ Einer der Männer, dessen Gesicht von schweren Pockennarben verziert war, öffnete mit fahrigen Bewegungen die Kiste. Leda starrte auf den Inhalt. Der Mann verkündete mit heiserer Stimme, wobei er schaute, als habe er faule Grütze gegessen: „Pluta lässt ausrichten, dass sie kein Interesse an einem Friedensangebot habe.“

Als die Abordnung wie Hasen bei einer Hetzjagd den Thronsaal verlassen hatte, stieß Leda die Kiste mit dem Fuß zwar wütend, aber doch vorsichtig, als würde eine bissige Giftschlange darin kauern, zu. Sie presste ihre Lippen zusammen, um nicht schreien zu müssen. Den Anblick des Parlamentärs würde sie wohl niemals mehr vergessen: die aufgerissenen Augen, den gefüllten Mund, die Manneszier…

„Bereitet Abraya zur Befragung vor“, verlangte Leda entschlossen. Die ehemalige Soldatin musste etwas über den hinterhältigen Überfall des Feindes wissen. Als die Regentin die Folterkammer betrat, sah sie ihre Gefangene gestreckt auf einer Bank liegen. Nackt. Ein Kerkerwächter mit einer schmutzigen Lederschürze stieß eine Eisenstange in eine Feuerschale und heizte das Ende in der roten Glut auf. Dabei knisterte der Funkenflug. Abraya sah panisch zu dem Mann, dann zu ihrer Königin. „Ich habe die Wahrheit gesagt. Ich schwöre es bei allen Göttern! So glaubt mir doch, Majestät. Ich bin noch immer ein loyales Mitglied Eurer Armee.“

Leda tat der Anblick in ihrer Seele weh, und niemals hätte sie erlaubt, einen Menschen zu martern, doch sie musste den Schein wahren und drohte: „Sprich! Solange du noch kannst. Was weißt du über die Invasionspläne?“ Abraya zitterte vor Angst, aber sie wiederholte nur immer, dass sie nichts wisse und aus dem Osten geflohen sei. Auf ein Zeichen der Regentin packte der Kerkermeister das heiße Eisen und näherte sich bedrohlich der Gefesselten. Sein von einer langen Narbe verunstaltetes Gesicht glänzte durch den glühenden Stab. Der Isegrimm schien sich schon zu freuen, seiner Leidenschaft frönen zu dürfen.

Die Königin nahm dem überraschten Mann die Metallstange ab und schob ihn zur Seite. Dann hob sie das Marterwerkzeug an. Abraya verspannte ihren verschwitzten Körper noch mehr und schrie: „Ich schwöre! Ich weiß davon nichts! Ich bin keine Spionin! Ich würde Euch nie belügen, Majestät!“ Leda stand mit erhobenem Stab wie die grausige Totengöttin der Heimsuchung vor der Gefangenen und…
…dann ließ sie das Eisen gnadenlos hinabsausen.

Abraya schrie auf und wandte sich in ihren Fesseln wie in einem Fieberkrampf. Ein lauter scharfer Zischlaut durchfuhr den Kerker wie Gift. Abraya dachte: So hört es sich an, wenn… Ja, wenn was? Kein Schmerz… Ihr Leib war unberührt. Sie hob den Kopf an und sah die Königin vor ihr stehen. Die Hände hatte Leda wie vor Schreck vor den Mund gehalten. Und wo war der Eisenstab? Abraya konnte ein wenig am Rand der Bank erkennen, wie Wasserdampf empor nebelte. Die Königin hatte den Stab in einen Kübel mit Wasser fallen lassen.

Nun sah die Majestät die Soldatin mitleidig an, legte ihr eine Hand auf die Brust und sagte leise: „Verzeiht mir!“ Dann schritt sie aus dem Kerker und befahl dem Wächter: „Bindet sie ab und bringt sie in ein Gemach des Palastes. Alle ihre Wünsche sollen gewährt werden. Ich möchte sie heute Abend zu Tisch bitten.“ Der Kerkermeister sah der Majestät mit offenem Mund nach und stellte erschrocken fest, dass er weder geantwortet noch sich verbeugt hatte, aber die Regentin war schon hinausgeeilt. Dann sah er ungläubig zu der Gefangenen zurück, doch die beachtete ihn nicht. Sie starrte sinnierend auf die Gitterstäbe. Der Wächter suchte den Abort auf und verrichtete seine Notdurft. Anschließend setzte er sich in Sichtweite der Zelle auf einen Schemel und pulte in seinen faulen Zähnen.

Lykos plagten Blasen an den Füßen. Jetzt ein Stiefelknecht, eine kühlende Tinktur und ein heißes Bad! Aber leider sah die Wirklichkeit anders aus. Es war eine elende Schinderei. Trotzdem warfen sich der Soldat und Venus regelmäßig heimliche Blicke zu: lächelnd, verschwörerisch… Abas kochte vor Eifersucht. Während der Reise spürte er die Wärme der zarten Frau in seinem Rücken, doch war es ihm wegen des Keuschheitsgürtels verwehrt, sich ihr weiter zu nähern. Der Königsgemahl wünschte seinem Hauptmann aus schneidendem Neid eine garottierende Halskrause und die Fäule ans Gemächt. Und auch Leda verfluchte er, weil sie ihn eingesperrt hatte.

Fast blieb ihm das Herz stehen, als er darüber nachdachte, dass Leda vielleicht ebenfalls in Gefangenschaft geraten sein könnte… oder gefallen… Und sofort meldete sich wieder das schlechte Gewissen: „Wie kann ich mich nur mehr um den Schlüssel sorgen als um meine Braut!?“ Er drückte dem Ross die Fersen in die Seite, um den Ritt ein wenig zu beschleunigen. Lykos lief ächzend hintendrein.

Plutas Horden walzten Stunde um Stunde das eroberte Land nieder. Sie kamen aus dem Norden und jetzt auch von Osten. Ledas Armee war hoffnungslos überfordert. Schließlich musste Leda in das Auge der Wahrheit sehen: Das Vereinte Reich war gefallen. In wenigen Tagen würden die Kampfsklaven in die Hauptstadt einfallen. „Wir müssen fliehen, Majestät! Es ist der einzige Weg, um Heil zu finden! Wir können das Land nicht mehr retten. Rettet Euch ins Exil!“, beschwor Honos seine Königin. Leda überlegte: „Und wenn ich mich ergebe? Pluta alle Forderungen erfülle?“ „Glaubt das nicht, Hochwürden“, antwortete Honos mit den Händen gestikulierend. „Sie wird wie eine Furie fürbass über alle Mächtigen des Reiches herfallen und danach das Volk aufs Grausamste versklaven.“

Leda seufzte tief. War das das Ende? Würde nun eine rabenschwarze Zukunft folgen? Die Herrscherin ließ sich schwerfällig auf ihren Thron fallen. Erst verlor sie ihren Gemahl, und nun auch noch ihr Reich. „Also gut“, sagte sie, und es waren die schwersten Worte ihres Lebens, „dann packt zusammen. Informiert meine Berater und die Palastwache. Stellt einen kleinen Tross zusammen. Wir reisen morgen bei Sonnenaufgang.“ Honos verneigte sich tief und erleichtert über die Entscheidung seiner Königin. „Sehr wohl, Majestät. Wollt Ihr gen Westen reiten?“ Leda seufzte erneut. „Uns bleibt keine Wahl. Im Süden ist die endlose glühende Wüste, im Norden und Osten kommen Plutas Horden und bringen Tod und Verderben.“

Als der Majordomus gegangen war, nahm Leda ihre Krone vom Haupt und legte sie auf ein rotes Samtkissen neben den Thron. Eine symbolische Geste mit tiefer Bedeutung. Ihre Zeit als Königin war vorüber. Sie blies die bronzenen Kandelaber aus, blieb aber in dem nun dunklen Saal noch lange Zeit resignierend hocken. Der Raum war so düster wie ihre Gedanken. Auf was für ungewisse Wege brachten sie die Götter der Schickung? Sie hätte lieber gegen Drachentiere und Unterweltkreaturen gekämpft, als gegen diese verfluchte Hexe!

Bei Morgengrauen verließen eine Reiterschar und eine Kutsche den Palast. Die Zurückbleibenden wurden jeglicher Verantwortung enthoben. Manche mischten sich unters Volk, andere schworen verbissen Widerstand bis in den Tod und bereiteten sich in ihren Uniformen und Rüstungen auf eine Belagerung oder gar Erstürmung des Palastes vor. Einige wenige suchten einen einsamen Weg in die Freiheit durch den Schierlingsbecher, um den Kalamitäten zu entkommen. Es waren die ehrlosen Feiglinge, die schwarzen Schafe der Armee.

Die fremden Kampfsklaven standen vor der Stadt. Doch die Bewohner weigerten sich, die Tore zu öffnen. Senatorin Kerbera lachte hämisch: „Diese dummen Stadtleute! Sie glauben, uns zurückhalten zu können? Wir werden ihnen behände den Garaus machen!“
Sie befahl einem Teil des Verbandes sich zu einem Angriff auf die Mauer vorzubereiten.
Von drei Seiten wollten sie die Stadt erstürmen. Gewaltige Rammen sollten in allen drei Flügeln zum Einsatz kommen, um die Tore bersten zu lassen. Sturmleitern würden einigen Recken den Weg über die Zinnen auf die Wehrgänge ebnen. Die schiere Masse an Sklaven würde irgendwann auch die dickste Mauer brechen lassen.

Im Osten war das Heer der Tyrannin kaum auf Widerstand gestoßen. Auch dieser Teil der Armee hatte fast die Hauptstadt erreicht. Die männlichen Landbewohner waren bereits verfemt und versklavt worden. Bewaffnete Kolonnen brachten die Kriegsgefangenen in die heimische Metropole. Dort würden Sklavenhändlerinnen wie Flagella gehorsame und nutzbare Leibeigene aus ihnen machen.

Ceres und Phoibe gehörten zu dem Verband, der aus Norden kam. Im Karree schickten die Centurias ihre Einheiten vor die hohe Stadtmauer. Auf den obersten Befehl von Alekto und Kerbera würden sie die brüllenden Männer stürmen lassen. Und schließlich sollte auch der Palast eingenommen werden. Der feindlichen Königin gegenüber stehen – darauf freuten sich die Soldatinnen schon am meisten. Leider sollte die Regentin lebendig gefangen genommen werden. Gerne hätten sie sie persönlich ins Totenreich geführt.

Während die Menschen im Zentrum des Vereinten Reiches in heller Aufregung waren und sich für einen letzten verzweifelten Kampf wappneten, genossen die Damen des Ostreiches in der Metropole das süße Leben. Die Senatorin Fama fuhr gerade mit ihrer vergoldeten Kutsche, in die kunstvolle Intarsien eingearbeitet waren, auf den Hof ihres Anwesens. Sofort sprangen Sklaven herbei, die die Tür öffneten und niederknieten. Zwei andere Leibeigene fächelten der hohen Politikerin mit Palmwedeln frische Luft zu.

Die Sitzung im Rat war anstrengend gewesen. Jetzt wollte Fama ein entspannendes Bad und einen Lustsklaven nehmen. Im Flur hallten die hellen Stimmen ihrer beiden Töchter, die gerade ihr Erwachsenenalter erreicht hatten. Doch sie benahmen sich noch oft wie Kinder, seufzte Fama. „Was ist hier wieder los?“, wollte sie wissen, als plötzlich ein junger nackter Sklave, der ein Würgehalsband trug, an ihr vorbeihuschte. Sein Hintern war frisch gestriemt. Er überbrachte der einen Tochter offenbar eine Nachricht und erhielt erneut Schläge mit einer Gerte. Dann flitzte er zurück in den Raum, aus dem er gekommen war.

Fama runzelte die Stirn. Sie folgte ihm und wäre beinahe mit dem Jüngling zusammengestoßen. „Was soll das?“, verhörte sie ihre Tochter streng, die in einem neuen Kleid und mit einer Gerte bewaffnet am Fenster stand und von einer Silberschale Weintrauben naschte. „Vesta behauptet, ich sei zu fett für das Kleid!“ Fama sah ihre Tochter von oben bis unten an: „So ein Unsinn.“ Sie war eine weibliche Gestalt mit schmaler Taille und ausladender Hüfte, einem hübschen Gesicht und einer kunstvollen Hochsteckfrisur. Ein holdseliges Wesen.

Plötzlich kam der Sklave wieder und gab zitternd weiter: „Die werte Vesta lässt ausrichten, dass Eure Nase hässlicher sei, als meine.“ Die junge Edeldame öffnete empört den Mund und hieb auf das Gesäß des Überbringers dieses „Kompliments“ mehrfach beherzt ein. Der junge Sklave heulte auf und röchelte nach Luft. Das Fräulein wies ihn an: „Sagt ihr, dass Sie eine verlogene dumme Ziege ist!“


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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:21.01.20 19:58 IP: gespeichert Moderator melden


Klasse Geschichte weiter so !!!!!!
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:11.02.20 18:53 IP: gespeichert Moderator melden


Panik trat in die Augen des Laufburschen, aber er gehorchte sofort und raste von dannen. Fama ging kopfschüttelnd in ihre Gemächer. „Wie Kinder…“ Sie hörte noch ein Klatschen und Quieken, dann schloss sie die schwere Eichentür hinter sich. Sie lag längst in angenehm warmem und parfümierten Badewasser, auf dem duftende Rosenblätter schwammen, als Vesta und ihre Schwester Aurora keifend stritten. Vesta schrie: „Ich will aber, dass er den besudelten Boden mit dem Tuch wischt.“ Aurora kreischte: „NEIN! Er soll endlich die Bürste nehmen. Los jetzt! Oder es setzt eine Tracht Prügel!“
Der Sklave hielt in der einen Hand eine kleine Bürste, in der anderen einen alten Hudel aus grobem Baumwollstoff. Er kniete sich wankelmütig auf alle Viere und war dabei, den Boden zu schrubben. Aber die jungen Ladys waren sich mal wieder nicht einig. „Lass die doofe Bürste los, oder ich steck sie dir irgendwo hin!“, drohte Vesta giftig und ging so ruckartig einen Schritt auf den nackten Sklaven zu, dass ihr mehrere Haarsträhnen wild ins Antlitz fielen. Aurora schubste ihre Schwester zu Seite und hieb auf den schon roten Po des Knienden. „Wird es bald? Spute dich! Nimm die Bürste, wie ich es befohlen habe! Oder ich schrubb damit was anderes zu meinem Plaisir!“

Völlig verunsichert wusste der Sklave nicht, wie er reagieren sollte. Abwechselnd machte er mal mit links, mal mit rechts einen Versuch, den Boden zu säubern. Dabei wechselte sein Blick ständig zwischen den wie ihm Spalier stehenden Damen. Seine Augen bettelten um Gnade. Der Streit ging noch eine Weile weiter, bis Aurora verdrießlich nachgab: „Also schön. Aber dann reite ich dabei auf ihm.“ Sie streckte trotzig ihr Kinn vor. Vesta zuckte mit den Achseln, hob ihr Kleid etwas an und lief auf den Flur: „Dann hole ich die Peitsche für unser Putzpferdchen.“ Aurora lachte und schlug dem Sklaven mit ihrer kurzen Gerte aufs Gesäß: „Hüa! Hüa!“

An diesem Nachmittag war das Ächzen und Stöhnen des „Reittieres“ noch lange zu hören. Die beiden jungen Edelfräuleins wurden jedoch noch längst nicht müde. Im Gegenteil: Vesta band dem Erschöpften ihr langes rotes Haarband als Zierrat um sein Gemächt und nutzte es geflissentlich als „Bremszügel“, während Aurora noch immer mit ihrem weiblichen Po fest im „Sattel“ saß und ihr „Ross“ mit der Gerte antrieb, während ihr Kleid wie eine Schabracke über dem Sklaven hing. „Wohlan! Lass uns ein Wettrennen machen“, schlug Vesta vor. Natürlich meinte sie ein „Pferderennen“. Sie rief nach einem anderen Sklaven, der zur Dienerschaft gehörte. Zunächst hatte er sich zu entkleiden. Und dann führten die Damen die zwei Reittiere vor das Haus. Der Weg vom Eingangstor bis zu einem großen Brunnen vor der Tür sollte die Route für den Wettbewerb bilden. Beide Edelfräuleins flüsterten ihren Pferdchen etwas ins Ohr. Es war ein Versprechen, den Verlierer hart zu bestrafen.

Als die wackeren Gefährten Abas, Lykos und Venus fast die Hauptstadt des Vereinten Landes erreicht hatten, war es ihnen nicht mehr möglich unbemerkt zu bleiben, wenn sie noch näher Richtung Stadtmauer vorrückten. Also blieben sie in einem dichten Hasel-Hain verborgen und hofften, dass die Regierungstruppen den wilden Horden der Pluta Einhalt gebieten konnten. Abas konnte es noch immer nicht glauben. Trotz des gewaltigen Heers der Königin hatte die Armee der Pluta fast das komplette Vereinte Land überrollt. Ein unfairer Blitzangriff, aber unbestritten erfolgreich.

In der ersten Nacht hörte Abas im Halbschlaf ein ungewöhnliches Geräusch. Er horchte auf und erhob sich in sitzende Haltung. Zuerst fiel sein Blick auf Lykos und Venus, die Arm in Arm beieinander schliefen wie in einem königlichen Plumeau. Wenigstens hatte sich heute ihre fleischliche Lust zurückgehalten, seufzte Abas, aber schon wurde er wieder von dem seltsamen Geräusch abgelenkt. Da war jemand oder etwas im Wald…

Abas schlich behände vom Lager eine halbe Meile weit in den Wald und versuchte zu eruieren, woher die fremden Laute kamen. Waren es nur Tiere? Oder tummelten sich Waldgnome im Dickicht? In alten Geschichten wurde von geheimnisvollen Völkern erzählt, die seit Jahrtausenden in Bäumen und Höhlen hausten und sich vor den Menschen verbargen. In einem Bogen näherte er sich dem lauter werdenden Geraschel. Als er vorsichtig einige Blätter zur Seite schob, sah er das blakende Licht einer Fackel, die in den Boden gespießt war. Und dahinter war… Sein Mund blieb vor Überraschung offen stehen: Eine Soldatin des Feindes verlustierte sich mit einem Mann. War das einer dieser Kampfsklaven? Bei ihrem schamlosen Liebesspiel rutschten sie auf dem Laub umher und gaben leises Stöhnen von sich.

Der Voyeur war wie hypnotisiert von der Szenerie. Dann wurde ihm die Gefahr klar: Wäre das Pärchen nur hundert Fuß weiter in den Wald gedrungen, so wären sie entdeckt worden. So leise wie möglich kehrte Abas zurück zum Lager und wollte seine Gefährten warnen. Als er am niedergebrannten Feuer ankam, bemerkte er, dass die Beiden wach geworden waren. Sie küssten sich…

„Hey!“, rief Abas. „Da vorne ist ein Krieger mit einer Soldatin im Wald. Was machen wir jetzt?“ Lykos meinte: „Wenn wir sie erledigen können, wäre es Venus vielleicht möglich in der Uniform der Frau bis in die Stadt zu gelangen.“ Abas fragte die junge Dame: „Ja, das wäre eventuell… Traust du dir das zu?“ Venus nickte. „Ja. Ich muss in die Stadt. Meine Sippe lebt dort. Und ihr? Warum wollt ihr eigentlich so dringend hinein?“ Abas stotterte: „Das…. Auch unsere Familien leben dort.“

Lykos drängte zum Aufbruch. Die Männer mussten die Liebenden überrumpeln, während sie noch miteinander beschäftigt waren. Die Zwei schlichen also zu der Stelle, wo Abas die Frau und den Mann beobachtet hatte. Lykos war mit dem Dolch bewaffnet, Abas hielt einen dicken Knüppel. Auf Lykos Zeichen sprangen sie aus dem Unterholz und schlugen auf die Soldatin ein, die zwar den Dolchstoß des Hauptmannes abwehren, doch dann den Knüppel von Abas nicht mehr parieren konnte. Das harte Holz traf ihren Schädel und schickte sie in einen tiefen „Schlaf“.

Der Kampfsklave machte mehr Probleme. Als er aufstand, stellten die Angreifer fest, dass der Mann ein Hüne von bestimmt sieben Fuß war und Muskeln hatte wie ein Bär. Wäre die Situation nicht lebensgefährlich gewesen, hätten die Männer vermutlich gelacht: Wie der Krieger mit seinen Rüstungsteilen und dem verrutschten Lendenschurz dastand, mit einem steifen Liebesstab, und in Verteidigungsposition… Aber der Riese war nicht zu unterschätzen. Der Sklave stürzte sich auf Lykos, obwohl der die Dolchklinge vor sich hielt. Mit einem geschickten Fußtritt schleuderte der Goliath dem Hauptmann die Waffe aus der Hand und versetzte ihm gleichzeitig einen so starken Hieb an den Kopf, dass auch Lykos nun in das „Reich des Morpheus“ eintrat.

Nun stand Abas ganz alleine vor dem Koloss, der sich zu ihm umdrehte und brüllte wie ein wildes Raubtier. Abas nahm seinen ganzen Mut zusammen und holte mit seiner Keule aus, doch ächzte er vor Schreck, als der Knüppel auf dem gestählten Leib des Kriegers zerbrach wie Reisig. Und es sollte noch verheerender werden: Der hünenhafte Sklave zog ein schartiges Breitschwert. Mit einer einzigen wilden Schwungbewegung fällte er mit der schweren Klinge einen jungen Baum und fletschte die Zähne wie eine Raubkatze. Der Königsgemahl schluckte, drehte sich blitzschnell um und raste davon.

Er jagte durch den dichten Hain und hörte hinter sich das laute Stampfen des Berserkers, Äste brechen und eine grunzende wütende Stimme, die einem monströsen Keiler ähnlich war. Abas rannte Richtung Lager, ohne dabei zu erwägen, dass er damit Venus in Gefahr brachte. Doch er war in Panik und konnte nicht mehr klar denken. Jeden Herzschlag glaubte er, dass er von dem Ungetüm eingeholt würde. Seine Lungen brannten, und die Beine schmerzten vor Anstrengung. Obzwar seiner Erschöpfung lief er weiter und weiter über Stock und Stein.

Als er die Ruhestatt erreichte blieben die Geräusche plötzlich hinter ihm zurück. Wo war Venus? Fürwahr! Das Lager war verlassen! Abas sah sich hektisch um. Hatte er das Scheusal abgehängt? Plötzlich hörte er Venus rufen. Das kam ja aus der Richtung, aus der er gekommen war… und in der der Muskelberg irgendwo steckte… Abas riss sich zusammen und ging langsam wieder zurück… Da sah er den Kampfsklaven auf dem Boden liegen. Und Venus stand bei ihm! Abas war sprachlos. Was war geschehen? Sie klärte ihn auf: „Ich habe euch kommen gehört und mich hier hinter dem großen Farn versteckt. Als du vorbeigehastet bist, habe ich einen großen Stein genommen und…“ Sie zeigte auf den Hinterkopf des Mannes, auf dem sich bereits eine dicke Beule bildete. Abas atmete auf. Er nahm dem Koloss sein schweres Breitschwert weg und sagte: „Komm, wir müssen zu Lykos.“

Die Beiden ritten zu ihrem Gefährten, der immer noch bewusstlos neben der Soldatin lag. Venus nahm den spitzen Dolch an sich, Abas versuchte den Hauptmann zu wecken. Als der wieder bei Sinnen war, heckten sie einen Plan aus: Venus zog die Uniform der Soldatin an und stieg auf ihr Ross, das nur einen Steinwurf entfernt angebunden gewesen war. Doch zuvor stiegen Abas und Lykos auf den anderen Gaul und wurden von Venus zum Schein gefesselt. So führte sie ihre zwei lebenden Bündel aus dem Hain eine Händlerstraße entlang.
Der Morgen graute schon, und sie sahen die Stadt vor sich liegen. Die Drei starrten stumm auf das schreckliche Bild: Die Stadtmauer war gestürmt worden. Überall drehten sich schwarze Rauchsäulen in die Luft. Einzelne Truppeneinheiten transportierten gefangene Soldaten ab. Venus ritt mit ihren „Gefangenen“ zum aufgebrochenen Tor. „Auf wessen Befehl bringt Ihr die Sklaven in die Stadt?“, wollte eine Soldatin wissen. Venus wurde heiß. Jetzt musste schnell eine Ausrede her. „Die Senatorin hat es höchstpersönlich angeordnet.“ Das war eine mutige Behauptung. Um nicht zu sagen: leichtsinnig. Denn woher sollte Venus wissen, dass eine Senatorin innerhalb der Mauern zu finden war? „Kerbera?“, fragte die Wache und runzelte die Stirn unter dem Blechhelm. Venus nickte und antwortete barsch: „Natürlich. Wer denn sonst? Wo finde ich sie?“ Abas flehte in Gedanken: „Bitte nicht im Palast. Der Palast darf nicht gestürmt worden sein! Leda lebt und wird nur belagert!“ Aber die Wächterin machte alle Hoffnung zugrunde: „In der königlichen Zitadelle. Reitet einfach die Straße entlang. Am Ende kommt Ihr gewisslich zum Palast.“

Venus grüßte militärisch und ritt trabend in die Stadt. Lykos staunte, wie Venus ihre Rolle mit Bravour mimte. Abas sah erschüttert auf die vielen Ruinen und abgebrannten Häuser. Glücklicherweise sah er kaum Tote. Die Stadtbewohner mussten sich ohne Gegenwehr ergeben haben. Oder fraternisierten sie mit dem Feinde? Konnte Leda überhaupt noch auf Getreue hoffen? So mancher Untertan würde lieber gefallsüchtig der Usurpatorin schmeicheln, statt die Loyalität zur alten Königin unverbrüchlich hochzuhalten.

„Wo sind all die Männer?“, wisperte Abas, denn auf den Straßen waren nur vereinzelte Frauen zu sehen. Lykos flüsterte zurück: „Die Männer werden Richtung Osten abtransportiert sein. Die weiblichen Soldaten hingegen mussten wohl einen Treueid auf Pluta schwören, ihr fürderhin zu Diensten zu sein.“ Abas raunte ihm zu: „Das haben vielleicht nicht alle gemacht.“ Lykos sah ihn spöttisch an. „Und du glaubst, die Senatorinnen haben sie dann laufen gelassen? Putzwunderlich! Wahrscheinlich ist hinter dem Palast auf der großen Wiese eine Fülle von liebevoll geschnitzten Galgen. Oder vielleicht haben sie auch eifrig den Richtklotz gebraucht. Oder…“ Abas raunzte ihn an: „Sei ruhig! Ich will das nicht hören.“ Und einige Zeit später näherten sie sich dem Regierungssitz. Der königlichen Burg. Doch die war nun das Hauptquartier der Senatorinnen. Hatten sie Leda eingekerkert oder gleich exekutiert?

Venus war nun fast vor der gestürmten Residenz angekommen. Sie konnte schon die Pechnase über dem Fallgitter des Tores erkennen. Abrupt bog sie mit den Pferden in eine kleine Seitengasse ein. Sie stieg ab und löste die Fesseln der Männer. „Was wird das?“, fragte Abas verwirrt. Venus antwortete: „Ab hier muss ich alleine weiter. Ich muss sehen, was aus meiner Familie geworden ist. Lebt wohl!“ Kaum hatte sie die Worte gesprochen, war sie schon hinter der nächsten Häuserecke verschwunden.

Lykos fragte den Königsgemahl: „Und jetzt? Jetzt sind wir in der Höhle des Löwen. Und was wollen wir hier?“ Abas sagte inbrünstig: „Ich muss wissen, was mit Leda ist.“ Lykos wollte wissen: „Und wie willst du das herausfinden?“ Abas schlug vor: „Lass uns nachdenken. Wir sind in einer Stadt, die von männerfeindlichen Furien beherrscht wird. Aber es gibt auch Stadtbewohner, die uns Unterschlupf gewähren werden.“ Lykos meinte überheblich: „Sehr optimistisch gedacht, Euer Gnaden.“ Abas schlug vor: „Wir verkleiden uns als Frauen! Das hat im Ostreich auch geklappt.“ Lykos stöhnte: „Im Ostreich! Hier sind wir aber nicht im Ostreich! Wenn wir hier mit Kapuzen und Kleidern rumlaufen, fallen wir auf wie bunte Hunde.“ Abas rief trotzig: „Aber ich muss in den Palast!“ Lykos sprach abfällig: „Viel Glück. Aber ohne mich. Ich werde bei Venus´ Familie unterkommen, solange Plutas Armee noch nicht abgezogen ist. Und dann sehen wir weiter. Wenn wirklich jeder Mann versklavt wird, werde ich eben nach Westen flüchten.“

Abas sah in die dunkle Gasse, in die Venus verschwunden war. „Wie willst du sie finden?“ Lykos grinste: „Sie hat mir verraten, wo das Haus zu finden ist. Am Weberplatz. Das Haus mit dem schönen Fachwerk und den geschnitzten Neidköpfen am Giebel.“ Abas und Lykos umarmten sich. Dann meinte der Königsgemahl: „Jetzt geht also jeder seinen eigenen Weg. Mach es gut. Du bist mir ein guter Freund geworden.“ Lykos klopfte seinem Gefährten auf den Rücken: „Du mir auch. Ich wünsche, dass Leda noch lebt. Gehabt Euch wohl.“ Der Hauptmann marschierte los und war bald hinter einer windschiefen Mauer aus Sandstein verschwunden. Abas starrte ihm nach: Ob er ihn jemals wieder sehen würde? Die Göttinnen des Schicksals würden es entscheiden.

Dann wurde er von Geräuschen überrascht. Es näherten sich zwei offensichtlich betrunkene Soldatinnen. Sie lachten schallend, sprachen lallend und stolperten die Gasse entlang – auf Abas zu. Noch war er von ihnen nicht gesehen worden, denn seine Gestalt war im Schatten verborgen. Doch er täuschte sich. Obwohl die Soldatinnen dem Wein gut zugesprochen hatten, was er nicht nur am wankenden Gang, sondern auch am Odeur der Damen feststellte, bemerkten sie Abas. „Hey, schau mal!“, rief die eine Frau. „Da läuft noch ein Männlein frei rum!“ „Den kassieren wir ein und holen uns das Kopfgeld“, meinte die andere Frau. Die Uniformierten zogen gleichzeitig ihre Degen und kamen auf Abas zu.

Die Senatorinnen Kerbera und Alekto hatten ein respektables Kopfgeld auf jedes Mannsbild ausgesetzt, das noch nicht registriert war. Männer, die sich freiwillig gemeldet hatten, wurden für Frondienste aller Art eingesetzt. Sie durften für die neuen Herrinnen den Acker bestellen und Vieh züchten sowie diverse Handwerksdienste oder Hilfsarbeiten ausüben, mussten aber hohe Steuern zahlen, die ihnen gerade genug zum Überleben ließen. Bei Bedarf waren die Männer verpflichtet jegliche andere Tätigkeit zu erfüllen: beispielsweise Kriegsdienst oder Bauarbeiten am Palast oder einem Schutzwall. Männer, die sich nicht freiwillig gemeldet hatten, kamen grundsätzlich als Sklaven zunächst nach Osten, wo sie ausgebildet wurden – entweder als Kriegskämpfer oder Leibeigener in einem Haushalt.

Ehefrauen, die sich bereiterklärten, auf ihren Gatten zu verzichten oder ihn sogar meldeten, erhielten kostenlos einen eigenen Sklaven, der für den Unterhalt sorgte. Lykos, der Unterschlupf bei Venus gefunden hatte, war schockiert, dass außer ihm kein Mann mehr im Haus war: Die Mutter von Venus hatte ihren Gatten bei der Miliz verpfiffen und ein Säckchen mit Silbermünzen dafür erhalten. Nun ja, er hatte nur gehurt und gesoffen. Lykos machte bange Minuten durch, als die Mutter auch ihn im Haus nicht dulden wollte, doch Venus überredete sie, dass ein Mann als Arbeitskraft gut wäre, solange noch keine Sklaven zur Verfügung ständen.

In der ehemaligen Zitadelle der gestürzten Königin Leda hörten die Senatorinnen Alekto und Kerbera die Überläuferin Helena an, um mit ihr die weitere Vorgehensweise zu diskutieren. Dass Leda mit einem Tross die Flucht geglückt war, fuchste sie ungemein. Für ihre treffliche Zusammenarbeit beförderte Alekto die Verräterin zu einer ehrenwerten Duxa, dem höchsten militärischen Rang. Helena labte sich an der Würdigung und lächelte zufrieden.

Ein Tag später wurden Abraya und Caduceus aus dem Kerker geholt und verhört. Abraya versuchte ihren Kopf zu retten, und wollte den Treueid auf Pluta schwören, doch Helena riet den Senatorinnen davon ab, ihr zu glauben. Also wurde Abraya in einen kleinen Käfig gesperrt und auf dem Marktplatz ausgestellt. „Wir werden mit dir ein Exempel statuieren“, hatte Alekto mit einem grausamen Grinsen gemeint. Und so sollte es geschehen: Abraya hauchte ihr Leben in ihrem Käfig aus, angespuckt und beschimpft von Frauen, die sie nicht kannte. „Früher hätten diese Weiber vor mir gekatzbuckelt“, dachte Abraya finster. Das Letzte, was sie einige Tage später vernahm, war der Schrei einer Krähe, die sich auf ihre Brust setzte…

Caduceus war zu den vielen anderen Männern gebracht und in ein schweres Halseisen gesteckt worden. Dicke Ketten an Füßen und Händen schmiedeten ihm Soldatinnen der Pluta an den Leib. Dann setzte sich die große Sklavenkarawane Richtung Osten in Bewegung. Er war nun nicht mehr der königliche Seher und angesehene Alchemist am Hofe, sondern ein unbedeutender Sklave unter tausenden und ohne Belang. Er marschierte in eine ungewisse Zukunft.

Leda und ihr Tross reisten eilig weiter gen Westen. Sie mussten sich beeilen, denn am Horizont hielten sich feindliche Späher, die sie beobachteten. Neben der Exilkönigin waren einige ihrer Berater sowie ihr Majordomus Honos und der königliche Schmied Tartaros bei ihr. Insgesamt flüchteten 65 Getreue mit ihr. Es war der verzweifelte Versuch, den Krallen der Pluta zu entkommen. Doch wie sollte es ihnen gelingen? Der Westen endete an der Westküste. Eine Armee, die die Truppen des Vereinten Reiches so leicht besiegen konnten, war auch in der Lage, 66 Fliehende zu fangen und zu massakrieren. Dabei war Leda klar, dass ihr selbst kein so leichter Tod bevorstand. Sicherlich würde Pluta ihren Tod regelrecht zelebrieren.

In wenigen Tagen waren sie an der Steilküste. Sollten sie mit einem Boot in den unerforschten Großen Ozean aufbrechen? Gen Westen, wo die Welt zu ende war? Aber welche Wahl blieb ihnen? Doch noch frustrierender war für sie, dass fast alle weiblichen Soldaten sich gegen die Flucht entschieden hatten und lieber unter neuer Herrschaft dienten. In ihrem Tross waren nur drei Frauen von der zwölfköpfigen königlichen Garde, zwei Zofen sowie zwei Mägde und eine Köchin. Unter den 29 Soldaten, die mit ihr geflohen waren, fand sich keine einzige Frau. Irgendwie beschämend, grübelte Leda nach, wie leicht die Damen ihrer Armee ihr Fähnchen nach dem neuen Wind richteten. „Miese Opportunisten!“, grummelte sie, während ihre Zähne knirschten.
Viele Grüße von prallbeutel
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+++ Die gemeine Miriam +++ Das Unzuchts-Komplott +++ Im Reich der Megara +++ Die Nachtschicht seines Lebens +++ Optional Genetics +++ Venus +++ Regina +++ Inkasso +++
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sheeeep Volljährigkeit geprüft
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:12.02.20 19:01 IP: gespeichert Moderator melden


Herrlich,der Streit zwischen den grausamen verwöhnten Gören!Toll geschrieben!
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Grinser
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:13.02.20 22:47 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Hallo Prallbeutel,
vielen Dank für die Fortsetzung. Ich habe mir die 1. Ausgabe zu Gemüte geführt und fand sie gigantisch. Was mir vielleicht noch besser gefallen hätte, wenn sich Leda mit dem Volk mit dem Schießpulver verbündet hätte. Auch hätte ich mir vielleicht auch ein glücklicheres Ende von Leda und Abas gefallen, aber vielleicht fällt dir ja bei der überarbeitung noch was ein. Falls nicht machts auch nichts es ist deine Geschichte und mir hat sie trotz allem was die Helden aushalten mussten super gut gefallen. Bitte mach bald eiter.
Lg Alf


Vielen Dank für die Spoiler.
Wenn euch meine Berichte oder meine Kopfkinos gefallen, erlasst mir doch einfach bei meiner Sitzung ein wenig Zeit. Außerdem brauche ich 30 Leute die HIER abstimmen bevor ich das nächste mal kommen darf.

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