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  Das Reich der Megara (Neuauflage)
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M A G N U S
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Erlangen


Warum nur wollen immer alle frei sein!

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  RE: Empfindsamer Schlamm Datum:17.12.22 23:07 IP: gespeichert Moderator melden


Und wieder läuft der nach Lustgefühlen gierende Geist Gefahr, die sprachliche Schönheit beim Lesen dieser literarisch außergewöhnlichen Erzählung zu übersehen; wer hätte gedacht, daß ein Morast in der Lage sei, menschliche Empfindungen willkommen zu heißen:



"...durch den schmatzenden Morast, der sich mit Asche und verbrannter Erde zu einem ekelhaft zähen Potpourri vermischte und Jammer und Schmerz willkommen hieß."

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prallbeutel Volljährigkeit geprüft
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Licentia poetica

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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:19.12.22 19:55 IP: gespeichert Moderator melden


Und auch ein Autor heißt menschliche Empfindungen wie hier dieses Feedback willkommen.
Kommentare willkommen!

Viele Grüße von prallbeutel
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Meine Geschichten:
+++ Die gemeine Miriam +++ Das Unzuchts-Komplott +++ Im Reich der Megara +++ Die Nachtschicht seines Lebens +++ Optional Genetics +++ Venus +++ Regina +++ Inkasso +++
Meine Kurzgeschichten:
+++ Ralfs neues Leben +++ Das Gespräch im Regen +++ Der auferstandene Engel +++ Seine Nummer Eins +++ Amour Libre +++ Die Erben +++ Aller guten Dinge sind drei +++ Das Abschiedspräsent +++ Natascha +++ Friday Talk +++ Tims Schicksal +++ Das Familientreffen +++ Der extravagante Gewinn +++ Lars +++ Der Impftermin +++ Fiesta Mexicana +++ Der Samtbeutel +++ Der Stallsklave +++

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prallbeutel Volljährigkeit geprüft
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Licentia poetica

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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:21.12.22 18:53 IP: gespeichert Moderator melden


Weit im Osten residierte derweil Vesta im königlichen Palast der Cassandra, feierte rauschende Festbankette, genoss das höfische Treiben und kriecherische Speichelleckerei der Adelsfräuleins, die Vesta schmeichelten und diese umgarnten, um sich ihr anzubiedern. Dabei war der Dame bewusst: „Schmeichlermund trägt Gift auf der Zunge.“ Freilich eines war gewiss: Es hätte keine Adelige gewagt, Ränke gegen Vesta zu schmieden, denn dazu war diese mit zu viel Macht ausgestattet. Wer Vesta nur kritisierte, und sei es hinter vorgehaltener Hand, musste mit Kerkerhaft rechnen – oder noch kläglicherem Schicksale.

Tanz und Musik, Wein und erlesene Speisen sorgten bei den Damen in der Residenz der Eitelkeiten für ausgelassene Stimmung. Eine kleine Kapelle aus musizierenden Sklaven spielte Laute, Flöte, Harfe und Schalmei, Maultrommel, Mandoline und Kesselpauke auf einem seitlichen Podest. Hinter ihnen hingen Geweihe an der Wand, die von den animalischen Jagderfolgen der Damen zeugten. Zu dem ausgewählten Kreise gehörten auch die höchsten Maluspriesterinnen, die sich offiziell zwar mit Wein und Lustsklaven zurückhielten, doch war es hinter vorgehaltenem Fächer kein Geheimnis, das die Damen der schwarzen Robe der Begierde und dem Rausche nicht abgeneigt waren. Bei Hofe der Cassandra hielten sie sich vornehm zurück, aber zurück im Tempel würden sie brennend vor Verlangen in die unterirdischen Harems strömen und daselbst ihrer Lust frönen. Manieren und Wäsche fielen gleichermaßen von ihnen ab, sobald sie in ihren Gemächern verborgen ihren ungezähmten Trieben folgten.

Vesta klatschte in ihre reich beringten Hände: „Bringt die Sklaven!“ Sie hatte zur Belustigung einige Leibeigenen mit Glöckchen an deren Männlichkeit versehen lassen. Klingelnd huschten die fünf Nackten in den großen Festsaal und stellten sich in einer Reihe nebeneinander auf. Vesta ließ Bambusstöcke verteilen. Die fünf Damen in ihren bauschenden Ballkleidern aus feinster Seide nahmen sie kichernd entgegen und eilten zu den Objekten ihres Vergnügens. Auf Vestas Kommando begannen sie mit der Züchtigung ihrer Exemplare. Sklaven, die nicht still genug hielten und ihre Glöckchen läuteten, verdienten sich einen Strafpunkt.

Die Edeldamen prügelten wetteifernd auf die nackten Hinterbacken und scheffelten fleißig Strafpunkte für ihr Sklavenstück. Jeder Punkt stand für eine Strafe, die der Leibeigene erleiden musste. Der Züchtigungskatalog war lang. Alle bewunderten die Ästhetik der Prügelkunst. Welch Flair! Welch Ausdruck! Welch Schönheit! Letztlich verurteilte Vesta alle fünf Kreaturen zum drei Tage langen Tragen einer Mundbirne, einem anschließenden dreitägigen Aufenthalt im „Brunnenloch“, wo der Delinquent bis zur Brust im Wasser stand und nicht schlafen konnte, 20 Hieben mit der Geißel und einem Brandzeichen in Form eines stilisierten Glöckchens, dass ihn stets an den amüsanten Festabend erinnern sollte.

Vier der Geschöpfe hatten weitere Minuspunkte gesammelt. Sie sollten danach noch für drei Tage eine Anusbirne tragen und von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang das kantige Eisenpony reiten. Zwei Unglückliche würden zusätzlich noch für sieben Tage ins Eisenbrett geschlossen. Einer von ihnen durfte als Finale lebenslang ein Glöckchen an seinem Gemächt tragen und wurde zu fünf Jahren Minenarbeit verurteilt, in denen er den Schacht nicht verlassen durfte. Den Männern war bereits im Vorfeld klar, was sie erwarten könnte, als Vesta genüsslich die Strafen vorgelesen hatte. Laute „Oh!“ und „Ah!“ waren durch den Saal getönt. Die Edeldamen hatten hinter vorgehaltener Hand oder ganz offen – ganz nach ihrem Naturell – getuschelt und gekichert oder die Schockierte gemimt.

Die Sklaven hatten lange still gehalten; aber die prügelnden Fräuleins hieben so ambitioniert auf die zerschundenen Hintern der Leibeigenen, dass nach und nach die Glöckchen gezwungenermaßen ihre klingenden Töne von sich gaben, und eine Majordoma an einer großen Tafel mit Kreide die Strafpunkte für die einzelnen Exemplare notierte. Nur einige wenige der Bußen wurden direkt und vor Ort ausgeführt. Zunächst erhielten alle Fünf die Mundbirne, dann die Geißel und schließlich das kompromittierende Brandeisen, das den Schmerz gerecht auf heißes Fleisch und heiße Scham verteilte. Waren bei der Geißelung noch durch die Mundbirne unterdrücktes Stöhnen und Keuchen zu hören, gaben sich die Sklaven bei der Zeichnung durch das Eisen wenig dezent. Das ausgelassene Gelächter und der freudige Beifall der Damen konnten sie nicht übertönen. Hin und wieder hörte man vereinzelte Stimmen der Fräuleins.
„Eine angemessene Disziplinierung!“
„Die Punkte sollten großzügiger vergeben werden!“
„Ich würde zu gerne einmal diese Minen besichtigen, um mir ein genaues Bild von der neuen Heimat dieser Kreaturen zu machen. Ich habe gehört, es sei dort behaglich warm.“
„Schade, dass ich nicht die Peitsche schwingen darf! Nun ja, ich werde es in meiner Residenz heute Nacht nachholen.“
„Spreizt die Birne weiter, Majordoma! Noch eine Umdrehung! Bitte!“
„Hört Euch diesen lieblichen Sklaven da vorne an! Wie er rührselig jammert! So etwas habe ich noch nie gehört! Recht amüsant…“
„Es klingt mir wie Honig süß in den Ohren…“
„Schaut nur! Jetzt kommt die Anusbirne zum Einsatz! Hach, ist das ein stattlich Prachtding!“
„Ha! Manch dieser Tölpel zieht die Strafe an wie das Licht die Motten.“

Als nächste Attraktion des Abends traten drei Jongleure in Hüftlaken und einer Art Turban gegeneinander an und wetteiferten um ihre Freiheit: Wer am längsten seine fünf Bälle jonglierte, der durfte ohne Keuschheitsgürtel ins feindliche Ledanien ausreisen. Doch derjenige Künstler, der zuerst einen Fehler machte, der sollte für vier Wochen auf dem Markt in einen Käfig gehängt werden und war abhängig von spendablen Herzen, die ihm Wasser und Brotbrocken brachten. Schweiß gebadet jonglierten die Männer in der Mitte der großen Tanzfläche ihre Kugeln. Gebannt starrten die Fräuleins auf die fliegenden kleinen Lederbälle und wetteten mit ihren Tischnachbarinnen, wer wohl auf dem Markt zu finden sein würde. Eine Pauke trommelte hin und wieder einen Tusch, um die Spannung weiter zu erhöhen. Als die erste Entscheidung gefallen war, fiel der Sklave vor dem Podium der Vesta auf die Knie und berührte mit der Stirn den Marmorboden, hob die Hände flehend so weit wie möglich und bettelte schluchzend um Gnade. Seine Angst durchflutete seinen Leib vom Fuß bis zum Haupte.

Zwei Palastwächterinnen in genieteten Lederrüstungen wollten ihn schon wegzerren, da unterbrach Vesta sie mit einem Handzeichen. „Lasst ihn sprechen!“ Der Sklave flehte und bettelte darum, keine langen vier Wochen im Käfig ausgestellt zu werden. Er habe keine Sippe oder Bekannten, die ihn versorgen würden. Er werde elendig verdursten. Vesta beruhigte ihn mit einem Handzeichen. „Ich sorge schon dafür, dass dir die Zeit im Käfig icht zu schwer werde.“ Der Leibeigene betete Vesta dankschuldigst an, vor Erleichterung bebend. Dann wurde er hinausgeführt. Als auch der zweite Jongleur fehlte, ließ er den Kopf niedergeschlagen hängen. Er hatte sich so sehr die Freiheit gewünscht. Der Konkurrent jubelte stürmisch und drehte sich im Freudentaumel im Kreis.

Kurz darauf winkte Vesta die Majordoma zu sich und wisperte ihr zu: „Der Käfigsklave… Sorgt dafür, dass er die vier Wochen überlebt und nie wieder vergisst! Und dann lasst ihn im Kerker verschwinden. Wer es wagt, mich ungefragt anzusprechen, der hat es verdient, den Rest seines armseligen Lebens in einem Loch zu hausen.“ Die Kreatur sollte nie wieder der Abendsonne Gold oder Blumenwiesen in strahlendem Lichte erblicken. Auch eine gnädige Herrscherin musste hin und wieder ein wenig Autorität zeigen. Zu viel der Gnade machte das Gewürm nur weich oder gar ungehörig. Später torkelte Vesta nach all dem Spektakel vom Wein schwindelig und erschöpft in ihr Gemach und ließ sich berauscht in die seidigen dicken Kissen fallen. Gerade noch fand sie die Kraft, die Kerzen eines Kandelabers auszupusten, bevor sie im Schlaf versank.

Als ein neuer Tag geboren war, lustwandelte sie - nach einem luxuriösen Frühmahl mit frischem Weißbrot, Marmelade, exotischen Früchten und dem inzwischen in Mode gekommenen Kakao, der ursprünglich vom Ostkontinent kam - durch den Ziergarten des Palastes. Die Sonne schien meist schon früh hell und kräftig vom azurblauen Himmel. An einem kunstvollen Springbrunnen rief sie nach ihrer Majordoma und frug nach Aurora. „Wie geht es meiner Schwester?“ Die Majordoma schluckte irritiert. Was sollte sie sagen? „Sie…“, stammelte sie, „befindet sich in den Kellergewölben des Tempels…“ Bewusst vermied sie das Wort „Kerker“. Aber Vesta nahm ihr die Unsicherheit mit einem herzerquickenden Lachen. „Rasiert Ihr ihr hübsches Haupt auch noch fein?“ Die Majordoma rang sich ein erleichtertes Lächeln ab. „Selbstverständlich, hohe Vesta“. So, wie es angeordnet war, werde es durchgeführt. „Kein Härchen befindet sich auf ihrem weißen Leib.“

Vesta nahm gedankenverloren einen Finger an die Lippen. „Nun denn, dies wird sie auch nicht hässlicher machen. Es wird Zeit, ihr einen Besuch in ihrem behaglichen Zuhause abzustatten. Es wäre unhöflich, wenn ich gar nicht zu ihr käme. Oder was meint Ihr?“ Die Majordoma nickte. „So, wie Ihr sagt, hohe Vesta, so sei es. Zweifelsohne seid Ihr sehr beschäftigt, so dass man nicht von Unhöflichkeit, sondern eher von Unpässlichkeit sprechen sollte…“ Vesta kicherte. „Das gefällt mir.“ Dann wurde sie ernst. „Ich werde heute Nachmittag ihr Gast sein. Sorgt dafür, dass eine angemessene Sänfte und eine Maluspriesterin als Führerin bereitstehen.“ Die Majordoma verbeugte sich demütig, aufgrund ihres engen Kamisols ein wenig steif. „Sehr wohl, hohe Vesta.“

Als es so weit war, stolzierte Vesta in Reiterhosen und einem pompösen hüftlangen Gehrock aus edelstem Samtgeschmeide mit Goldpaspelierung, langen Stiefeln und einem schmucken, geflochtenen Zopf, der unter einem Hut mit zwei Pfauenfedern hervorlugte, durch den Malustempel, begleitet von zwei Priesterinnen in schwarzer Robe. Sie führten sie in die Kellergewölbe, die sich scheinbar zu einem schier endlosen Labyrinth ausbreiteten. An einer dicken, mit großen Nieten beschlagenen Tür mit einem starken Riegel blieb die kleine Abordnung stehen. Eine der Priesterfrauen öffnete die Tür. „Am Ende des Ganges liegt die Zelle der Aurora. Wollt Ihr, dass wir Euch begleiten?“ Vesta schüttelte geziert den Kopf. „Nein, wartet draußen.“ Sie wollte den Anblick ihrer Schwester in deren Gruft alleine genießen und mit niemandem teilen. Sie betrat den kahlen Steinkorridor mit der gewölbten Decke. An einer Seite waren in eisernen Fassungen brennende Fackeln angebracht, auf der anderen Seite lagen leere Kammern hinter dicken Gitterstäben. Am Ende des Ganges war eine Einzelzelle im Halbdunkel. Die Gitterstäbe tanzten unheimlich an den Wänden des Bogenganges, als seien sie lebendige Giftschlangen, die auf ihr Opfer warteten. Daselbst hockte eine seltsame Gestalt im schummrigen Licht. Vesta gaffte ihre Schwester an, teils mit fasziniertem, teil mit abstoßendem, teils mit befriedigendem Blick.

Vesta weidete sich an dem Anblick des nackten, kahlköpfigen Geschöpfs, das auf einem Haufen Stroh saß, einen Keuschheitsgürtel um die Lenden, eiserne Manschetten an Händen und Füßen. Und um den Hals trug die Schwester ebenfalls einen massiven Eisenring. Die kreidebleiche Haut bildete einen Kontrast zu den dunklen Augenringen. Hochnäsig trat Vesta näher. „Aurora“, sprach sie sie an. Der Klang ihrer Stimme war liebenswürdig, doch hallte in dieser vermeintlichen Galanterie ein halb verborgener Zynismus mit. Die Gefangene hob ihren Kopf, als hege sie den Verdacht, dass sie gerade halluzinierte. Oder vernahm ihr Ohr wahrlich die Stimme ihrer Schwester? Hierauf drehte sie ihren kahlen Schädel, an dem auch die Augenbrauen fehlten, zum Gitter. „Vesta? Ist es wahr? Oder ist es Trug? Du? Bist du gekommen, um mich zu befreien? Oh, Schwesterherz! Ich war so ungerecht zu dir! Es tut mir Leid, ich… Ich danke dir!“ Vesta gluckste vor sich hin. „Aurora, hübsch siehst du aus in diesem stimmungsvollen Licht! Hat man dich auch gut behandelt?“

Aurora sprang auf und wollte zu dem Gitter, aber eine Kette um ihren Halsring erlaubte ihr nur wenige Schritte. „Schwesterherz! Es war fürchterlich! Du hast mich diesem Biest Cassandra ausgeliefert. Aber ich weiß, du hast es nur aus einer Notlage heraus getan. Du wusstest nicht, was du tatest. Hol mich zu dir zurück aus diesem Martyrium, und ich werde mich ewig erkenntlich zeigen… meine Königin.“ Die Dankbarkeit schimmerte in ihrem Blick. Vesta schnaubte gewurmt. „Von wegen Königin! Weißt du nicht, dass Cassandra die Metropole besiegt hat? Ich bin nur Statthalterin. Aber die Königin ist mit der Hohepriesterin des Maluskultes im Westen auf Kriegszug. Somit herrsche ich hier in der Hauptstadt.“ Aurora stöhnte erleichtert. „Oh, Schwesterherz! Gepriesen seist du! Dann kann du diesen Hexen in ihren Roben, deren wegen ich so darbe, befehlen, mich freizulassen?“ Vesta kicherte belustigt. In ihre Augen trat Amüsement. „Natürlich kann ich das. Ich kann alles! Ich bin weit und breit die oberste Machthaberin. Siehst du nicht den Glanz, den ich deiner Zelle verleihe? Freust du dich nicht ob dieser Ehre, die dich umschwärmt?“

Die Gefangene sah sie mit erwartungsvollem Blick an. „Öffne diese grausamen Gitter. Endlich werde ich die Sonne wieder sehen. Die wunderschöne Sonne!“ Ein kurzer Moment der Stille schob sich zwischen die beiden Schwestern. „Morgen werde ich dich holen lassen“, versprach Vesta in innigem Ton, als beweise sie damit unbedingte Liebe. Doch Aurora war entsetzt. Der Schweiß lief ihr über das schmutzige Gesicht – nicht nur wegen der stickigen Luft. Er brannte in ihren Augen. „Was? Wieso erst morgen? Warum… Warum nicht jetzt sofort?“ Vesta drehte sich um und winkte liebenswürdig. „Ich muss nun scheiden. Morgen, Schwesterherz!“ Dann stolzierte sie mit klackenden Stiefelsohlen und funkelnden Augen den Gang zurück. Auroras Stimme wankte zwischen Empörung, Flehen und Zorn. „Vesta! Lass mich nicht zurück in diesem stinkenden Loch! Geliebte Schwester! Diese Kapuzenfrauen, diese Hexen… Sie sind böse! Sie... Ich...“ Dicke Tränen spülten den Rest des Satzes hinfort und ihre spröde gewordenen Lippen bebten. Aber Vesta kehrte ihr nur noch den kalten Rücken und wies die Priesterinnen an: „Führt mich nach oben. Ich habe genug gesehen.“ Und gerochen. Aurora verschmutzte ihren Kerker mit ihrer Anwesenheit.

Auf dem Rückweg durch die dunklen Gemäuer bemerkte Vesta, dass hinter einem Gitter eines kreuzenden Flures ein Sklave in seiner Zelle stand, die Hände ausgestreckt über dem Kopf an Ketten Richtung Decke fixiert. Bei genauerem Blick erkannte sie, dass dem Sklaven, dessen Kopf nach vorne gefallen war, auch ein schweres Gewicht an seinen Kronjuwelen hing und diese weit nach unten gezogen hatte. Eine Eisenstange zwischen den baren Füßen zwang die nackte Kreatur in einen breiten Stand. Eine der Maluspriesterinnen sah Vestas Interesse und erklärte beiläufig: „Ein renitentes Stück. Es muss gehorchen lernen. Wir helfen ihm dabei, zur Räson zu kommen.“ Die Statthalterin grinste und zwinkerte ihrer Untergebenen zu. „Ihr solltet dies grämliche Gemüt wecken und aufheitern, sonst verpasst es die ganze Gaudi.“ Die Robenträgerin nickte. „Wohl gesprochen! So wird es geschehen.“ Die herzliche Wärme glühender Kohlen hatte noch niemanden kalt gelassen.

Bevor Vesta in ihre Sklavensänfte stieg, wiese sie eine der Priesterinnen an: „Sorgt für ein kühles Bad für meine Schwester. Sie sah so… erhitzt aus.“ Sardonisch setzte sie hinzu: „Eiswasser wirkt zuweilen Wunder.“ Ein ebenso kaltes Lachen brach aus ihrer Kehle hervor. Die von Aurora gewirkte Schuld würde zwar von noch so viel Abkühlung nicht weggespült werden können. Das Joch, dass ihr Vesta auferlegt hatte, würde die Schwester tragen müssen wie Daseinsfesseln für immerdar. Doch Vesta wollte ihr diese belebende Erfrischung herzlich gönnen. Eine Stunde später vergnügte sich Vesta im protzig ausgestatteten Harem der Cassandra und badete in parfümiertem Wasser, das nach Jasmin duftete. Zwei Liebesdiener garantierten ihr höchste Lustgenüsse und massierten ihren verwöhnten Leib anschließend mit warmen, feuchten Tüchern und geschickten Händen und massierten warmes Öl in die geschmeidige Haut. Vesta schloss genießerisch die Augen.

Gleichzeitig badete auch ihre Schwester. Jedoch war das Pläsier dort eher auf der Seite der Priesterfrauen, die Aurora mit Hilfe von zwei kräftigen in Lederharnischen gekleideten Leibeigenen, in einen Zuber mit eiskaltem Wasser tauchten. Aurora schimpfte und wütete wie ein Rohrspatz, als sie wieder und wieder in das Eiswasser getaucht und untergetunkt wurde. Sie schnappte nach Luft und prustete, quiekte und strampelte. Nach einer Weile stülpten die Gehilfen ein Gitter über den Rand, der nur an einer Seite eine Aussparung besaß, so dass Aurora lediglich ihren Kopf aus der Kälte heben konnte. Sie greinte und schrie und keifte Zeter und Mordio. Sie verwünschte den gesamten Maluskult. Und obwohl sie den starken Verdacht hegt, dass diese Fürsorge auf Geheiß ihrer Schwester geschehen war, wagte sie doch nicht, diese lauthals zu verfluchen. Sie war schließlich ihr letzter Strohhalm.

Nach dem unfreiwilligen Bad warfen die Wachen Aurora wieder in ihrer Zelle. Zitternd vor Kälte bibberte sie, dass ihre Ketten rasselten, und klackte mit den Zähnen. Ihre weiße Haut war rot. Ihr Magen knurrte vor Hunger. Warum musste sie noch eine weitere endlose Nacht in dieser Hölle zubringen? Warum holte sie Vesta erst am Morgen? Holte sie sie überhaupt? Die Ungewissheit war grausam. Aurora sehnte sich nach einer warmen Decke. Es musste kein Hermelinpelz sein, keine Seide oder Samt. Eine einfache fadenscheinige Decke aus Flicklappen würde ihr reichen. Und vielleicht ein kleines Feuer. Oder ein Becher mit heißer Brühe. Aber diese Gnade erwies ihr niemand. Einsam und frierend bis in die Knochen kauerte sie in ihrem Kerker und glotzte gegen die dunkle Steinmauer, grämte sich in Herzeleid und heulte auf wie ein waidwundes Tier.

Vesta hatte ein bauschiges Seidenkleid mit Brokatrand angelegt und schob sich ein Diamantdiadem in ihr Haar. Sie blickte aus dem hohen Fenster eines Gemachs, welches sonst nur der Königin Cassandra vorenthalten war, und beobachtete, wie auf einem penibel gepflegten Rasen einige Palastwächterinnen sich die Zeit mit einem Sklavenlauf vertrieben: Vier Leibeigenen hatten sie jeweils eine steinerne Kugel zwischen die Beine gehängt und eine Spreizstange an die Füße geschlossen. Sie ergötzte sich an dem Anblick. Zwar konnte sie aus der Entfernung nicht genau erkennen, woran die Kugelgewichte hingen, aber sie ahnte es und erinnerte sich schmunzelnd an den Sklaven im Tempel der Maluspriesterinnen. Es war wohl zurzeit in Mode, das zweibeinige Vieh auf diese Weise zu trainieren. Die Palastwachen trieben die Läufer mit spitzen Piken an; eine holte immer wieder mit einer mehrschweifigen Riemenpeitsche aus. Vesta griff nach einer Silberschale, die mit delikaten Himbeertörtchen drapiert war, und stopfte sich eine der süßen Schlemmereien in den kleinen Mund. Ihr voller Erdbeermund konkurrierte dabei mit dem Rot der Himbeeren.

Draußen klatschte die schwarze Peitsche. Die schrillen Ausrufe der Läufer ließen nur raten, ob diese Laute durch die Piken im Sitzfleisch oder die schwingenden und zerrenden Kugeln bewirkt wurden. Da erschien eine dickbackige Bedienstete und erlaubte sich die Frage nach Vestas Begehr für die Abendtafel. Sie zählte einige Vorschläge auf: „Gänseleber, gebackene Ente, Fasan und Wildschweinleber mit Pfifferlingen? Oder lieber Hummer in einem Limonensorbet? Dazu Steinbuttfilet in gestoßenem Pfeffer und Kräuterbutter? Langusten mit Trüffelsahne? Auberginenauflauf mit Safran? Rehrücken mit Preiselbeerengelee und Rotweinsauce? Perlhuhnbrust mit Apfelrotkrautstrudel? Als Dessert eine Vanillecreme und Schokoladentropfen in…“ Vesta winkte genervt ab. „Ja! Richte Sie alles an! Und die Obstschalen und Käseplatte nicht vergessen! Und ich will einen heißen und gut gezuckerten Kakao. Und zum Essen natürlich den besten Rebensaft, den Sie in Cassandras Weinkeller findet. Los, los! Mir läuft schon das Wasser im Mund zusammen. Sage Sie dem Koch, dass das Bankett in einer Stunde parat steht. Sonst darf er alles selbst auffressen – aus einem Schweinetrog!“

Die Bedienstete sauste pikiert davon, nachdem sie sich demütig verneigt und rückwärts den Raum verlassen hatte. Vesta hatte im Grunde genommen keinen Appetit auf die dicken Fleischscheiben und allerlei opulenten anderen Delikatessen. Gelangweilt nahm sie sich einen Seidenfächer und wedelte sich ein wenig Luft zu, dann griff sie nach einem Kristall-Flakon und tupfte sich Duftwasser ins Dekolleté. Aromen von Rosenblättern und Sandelholz waberten durch das Gemach. Vermutlich würde sie die kulinarischen Köstlichkeiten verschmähen. Sollte sich der Hofstaat daran völlen bis Kleider und Gürtel rissen. Auch der Gedanke, dass in der Küche absichtlich magere Sklaven arbeiten mussten, die großen Hunger darben, erfreute sie heute nicht. Sie hatte andere Gedanken, als sich dem Festbankett zu widmen. Aurora! Sie würde ihr den Griff nach der Macht nicht konterkarieren. Ihr geliebtes Schwesterlein würde brav ihr feines Schicksal im Kerker erdulden. Vesta lachte glucksend auf, als sie sich das Bild ihrer rasierten kahlköpfigen Schwester in Erinnerung rief. Was ein überaus lieblicher Anblick!








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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:24.12.22 13:39 IP: gespeichert Moderator melden


Anonymos wachte mit pochendem Herzen auf. Was waren das für verräterische Geräusche? Räubervolk? Diebe? Gesindel? Er tastete nach dem Dolch, den er neben dem Bett positioniert hatte. „Insidia“, flüsterte er und streckte den Arm aus, um seine Gefährtin zu wecken, aber… Er griff ins Leere. Wo war sie denn? Machte sie den Lärm? Er stand auf und brannte ein Zündholz an, ließ eine Kerze aufflammen und bewegte sich langsam zur Tür des Schlafraumes. Schritte auf dem Holzboden. Nicht schleichend – eher polternd und laut. Wer wagte es? Insidia trug keine Stiefel, die solchen Krach machten. Anonymos drückte die Tür mit dem Ellenbogen auf, in der einen Hand die Kerze, in der anderen den Dolch. Ein Eindringling konnte was erleben! Schließlich war er in einem anderen Leben als Zelos ein Elitegardist gewesen! Er bewegte sich in den Flur, und unter sich knarrten die Dielen. Kein Laut war sonst mehr zu hören. Angestrengt lauschte er in die nächtliche Stille. Schlagartig verlosch die Kerze, als sei sie ausgeblasen worden. Er spürte einen dumpfen Schlag auf seinem Kopf, doch dann war da nur noch Schwärze. Den harten Aufprall am Boden merkte er schon nicht mehr.

Als er mit dröhnendem Kopfweh erwachte, lagen seine Handgelenke in Eisenschlaufen an Gitterstäben neben seiner Hüfte; nackt bis auf einen Keuschheitsgürtel saß er in dieser erzwungenen Haltung auf dem Boden eines Käfigs. Was war geschehen? Anonymos sah sich um. In der Nähe unterhielten sich zwei Weiber. „Acht Silbermünzen. Ein Schnäppchen! Ein Geschenk der Alten Götter! Heute ist unser Glückstag!“ Sie trugen Reithose, Stiefel und Kurzmantel über einem engen Lederwams mit blanken Zinnknöpfen. An ihren Gürteln, die mit Perlmuttscheiben geschmückt waren, steckten Dolche und Gerten aus geflochtenem Leder. War er etwa an Sklavenhändlerinnen geraten? Wohin würde ihn das Schicksal treiben? Als die Frauen bemerkten, dass ihr „Fang“ wach geworden war, näherten sie sich wohlgefällig. „Sieh an! Anonymos hat seinen Schönheitsschlaf beendet und gewährt uns seine gnädige Aufmerksamkeit.“ Der Gefangene war verdutzt. „Woher kennt Ihr meinen Namen? Lasst mich sofort hier raus! Ich bin kein Vogelfreier! Ich gehöre Insidia. Man hat mich überfallen und…“ Eine der Frauen trat mit ihrem Stiefel scheppernd gegen den Käfig. „Schweig still, du Wurm!“, rief sie mit scharfer Zunge. Dann leuchtete wieder ein Lächeln auf. „Deine Insidia ist deiner überdrüssig geworden und hat dich verschwerbelt.“

Anonymos öffnete den Mund vor Schrecken. „Das ist nicht wahr!“, behauptete er. „Ihr webt ein Lügennetz. Niemals würde sie…“ Die Frau unterbrach ihn erneut. Dieses Mal schlug sie mit der Gerte auf den Käfig, so dass der Insasse unwillkürlich den Kopf einzog. „Seit die Männergesetze verschärft worden sind, hat Insidia ihr Geschäft gegen eine lukrativere Tätigkeit eingetauscht. Und dich gleich mit“, lachte sie. Anonymos protestierte: „Das darf sie nicht! Das ist… Ihr könnt mich nicht einfach… Wo ist sie?“ Die Sklavenhändlerinnen antworteten nicht. Sie verließen den Raum, der wie ein Lager aussah. Anonymos schrie: „Wo ist sie? Wo ist Insidia! Ich will sofort hier raus! Und gebt mir den Schlüssel zu diesem vermaledeiten Keuschheitsgürtel! Ich werde mich fürchterlich rächen! Ich werde…“ Da kehrte eine der Frauen zurück und beugte sich über ihn. Langsam ließ sie ihren Speichel auf Anonymos Gesicht tropfen. Dann sagte sie in herzinnigstem Tonfall: „Hüte deine Zunge, Sklave! Mein Dolch ist scharf. Du brauchst keine Sorge zu haben, dass du in irgendeiner unbedeutenden Mine oder auf einer Plantage schuften musst. Wir haben mit dir etwas ganz Feines vor.“

Der Gefangene schluckte trocken. Sollte er etwa in ein Minnehaus im Osten gesteckt werden? Von dem berühmtesten Bordell hatte er gehört: Hydra, ein grausames Weib, besaß für gewisse Dienste mehrere Dutzend Liebessklaven, die den weiblichen Gästen jeden Wunsch zu erfüllen hatten, sei er noch so abartig. Die Sklavenhändlerin schritt zurück zur Tür. „Gräme dich nicht. Weiber haben ihre Ehesklaven schon für weniger verkauft.“ Zum Abschied winkte sie ihm geziert. „Bis später, Zelos.“ Anonymos sah, wie sich die Tür schloss und sich sein Herz verdunkelte. Murmelnd zerrte er an den restriktiven Eisenschlaufen. Wenigstens einen Lendenschurz hätten sie ihm lassen können! Und plötzlich brach ihm Angstschweiß aus und sein Herz pochte wie wild gegen seine Rippen. Zelos? Woher kannten sie seinen wahren Namen? Sein Antlitz war längst blass wie geronnene Milch und mit einem Mal schwoll er vor Zagen und Bangen über, während sein sonst so festes Kinn bebte.

Nur wenige Wegstunden weit außerhalb des ehemaligen Stadtstaats bauten und schufteten Kolonnen von Arbeitssklaven an den Kriegsmaschinen für die cassandrischen Verbände. Viavir war einer von ihnen und schulterte mit 15 Gleichgesinnten einen langen Eisenträger, der zu einem Schmelzofen getragen werden sollte. Die Anstrengung und der beißende Qualm brachten die Niederen an ihre Grenzen, die von den Aufseherinnen dank ihrer Geißeln in dem wuselnden Treiben Stück für Stück verschoben wurden. Eine junge Einpeitscherin, die noch nicht lange dabei war, staunte. „Was so ein paar Striemen bewirken! Die Sklaven haben die verhängnisvolle Tendenz, sich zu unterschätzen.“ Eine andere lachte. „Was glaubst du!? Ich habe schon so manchen Faulpelz wieder auf die Beine gebracht. Und wenn die Geißel nicht wirkt… Ein fester Griff um die Glocken der Kreaturen hilft fast allen wieder auf.“ Allgemeines Gelächter erscholl. In der Tat hatte solch Kraftgriff schon mehrmals Wunder bewirkt und den Trieb zum Gehorsam hervorgekitzelt.

Doch endlich durften Viavir und fünf weitere Leibeigene eine Pause einlegen. Sofort wurden sie ausgetauscht gegen schmutzige Sklaven, die trotz ihrer Ruhepause ausgelaugt und erschöpft wirkten. Einige Soldatinnen verbanden das Halseisen von Viavir und den anderen mit einer langen Kette und zogen die sechs Gestalten rasselnd hinter einem Streitross her im schneidigen Trab zur Seite zu einer Baracke, wo sie eingeschlossen wurden. Müde und entkräftet fielen sie auf altes Stroh. Ihr Tagewerk war vollbracht. Sie spürten jeden Muskel und jeden Knochen im Leib. Doch schon in wenigen Stunden nach einem unruhigen Schlaf würden sie erneut in die Geschirre gespannt werden. Im Hintergrund hörten sie, wie Hämmer auf Eisen krachten. Es war das Geräusch von Nägeln, die so lang wie eine Elle waren, und in massive Balken getrieben wurden. Nur durch eine Handspanne vom nächsten getrennt, lagen die Männer im Stroh und versuchten ein wenig zu Kräften zu kommen. Bevor er zwei Dutzend Eisenstangen geschleppt hatte, hatte Viavir selbst den Hammer geschwungen und mehrere Bund Nägel in Balken gestoßen. Allein die langen Eisenstifte hatten ein Gewicht von über hundert Lot, der Hammer wog fünfzehn Pfund.

Dabei wirkte er neben dem Werkzeug eines Trolls wie ein Fidibus, denn für einige Arbeiten hämmerten zwei Trolle im Wechsel, deren Schlaginstrumente jeweils ein Saum wog. Viavir hätte so ein Ungetüm nicht einen Zoll anheben, geschweige denn schwingen können. Ermattet schloss er die Augen. An sein Ohr drang, wie zwei Sklaven von geheimnisvollen Wesen aus dem Südland kolportierten. „Diese Krieger haben Waffen, die aussehen wie Sensen mit kurzen Griffen. Und ihre Rüstungen bestehen aus Hornplatten irgendwelcher wilden gepanzerten Tiere aus den Wüstenlanden. Diese Südkrieger haben schwarze Haut wie Ebenholz.“ Der andere Sklave, lang aufgeschossen und hager, stimmte zu. „Ja, das habe ich auch gehört. Und sie sind eine Art Mischwesen aus Mann und Weib.“ Viavir hörte, wie der andere erstaunt innehielt und etwas frug. Der andere Leibeigene fabulierte weiter. „Sie haben das Aussehen wie die Amazonen des Ostkontinents, aber trotzdem ist ihnen ein Gemächt, wie das eines Recken gegeben.“ Mehr erfuhr Viavir nicht mehr, denn war eingeschlafen. Über ihm funkelte die Sternenpracht. Doch für solch Schönheiten waren seine Augen blind.

Der Schlummernde wurde von einem saftigen Tritt in die Rippen geweckt. Der schwere Stiefel, der ihn so unsanft geweckt hatte, gehörte einer Aufseherin. „Los! Wird´s bald? Oder sollen dich deine Kameraden am Halseisen rausziehen?“ Viavir stolperte hoch und bewegte sich eng mit den Leidensgenossen seiner Arbeitskolonne, damit der Zug der Kette nicht unangenehm an seinem Hals zerrte. Jäh stoppte die Gruppe, weil die Aufseherin anhielt. Eine Frau ritt auf einem Rappen herbei und überreichte eine Rolle mit einem roten Wachssiegel. „Unterzeichnet das! Ich bringe zwei Dutzend neue Sklaven.“ Die Truppenanführerin nahm die Rolle entgegen, zog sie auf und las. Dann kontrollierte sie die Anzahl der nackten Männer, die an einer Gemächtkette aneinander gebunden waren. Sie zählte 24 Exemplare. Die Reiterin war eine Sklavenhändlerin aus dem Osten und saß nun ab, um aus ihrer Satteltasche einen Federkiel und ein kleines Tintenfässchen zu holen, mit dem die Aufseherin unterzeichnen sollte.

Die Kauffrau trug schwarze Stiefel, die nicht ganz so hoch waren, wie die der Aufseherin. Der Schaft endete am Bund einer Kniehose. Das Weib trug ein weißes Rüschenhemd unter einer Brokatjacke mit breiter Goldborte und einem Stehkragen. Über der Jacke kreuzten sich zwei Bandoliere, breite Ledergürtel, die über die Schulter getragen wurden. Daran hatte die Händlerin einen Dolch, und etliche kleine, kurze Pfeile befestigt. Interessiert sah die Aufseherin auf die ungewöhnliche Ausrüstung und wunderte sich darüber. Die Reiterin stieg wieder auf ihren Rappen. Sie hatte den fragenden Blick bemerkt und holte an der Seite des Sattels ein langes, dünnes Rohr hervor. Mit süffisanter Stimme erklärte sie: „Sollte eine Kreatur wild werden oder weglaufen, bekommt sie einen Pfeil in den Arsch.“ Die Sklavenwächterin besah sich das Rohr und die kleinen Pfeile. Eine Frage schwebte auf ihren Lippen. Dann grinste sie. „Damit könnt ihr höchstens ein Eichhörnchen erbeuten. Ein kräftiger Sklave wird Euch auslachen!“ Eine steile Falte auf der Stirn der Händlerin zeugte von Unmut. „Ach? Bringt mir Euren stärksten Zweibeiner herbei!“

Die Wachfrau nahm Zeigefinger und Daumen in den Mund und pfiff schrill. Sofort trabten fünf Kampfsklaven in ihren Ledergeschirren und Schienbeinpanzern herbei. Sie hätten das Weib um mindestens einen Kopf überragt, fielen vor ihm aber augenblicklich auf die Knie. „Sucht Euch einen aus, den ihr kitzeln wollt mit Eurem Spielzeug“, bot die Frau großzügig an und breitete einen Arm aus, um die Auswahl an ihren Versuchskaninchen zu präsentieren. Die Reiterin zeigte auf den muskulösesten Kerl, der wahrhaftig 250 Pfund auf die Waage brachte und scheinbar nur aus Kraft und Muskeln bestand. Seine Nase war mit einem großen Metallreif beringt. Die Händlerin rief: „Hör zu, Kerl! Wenn du es schaffst, zu dem Holzgerüst dort vorne zu laufen und dann bis zu mir zurückzukehren, so sollst du vor deinem Keuschheitsgürtel für unbestimmte Zeit gefeit sein.“ Die Aufpasserin sah skeptisch zu der Händlerin. Ein Kampfsklave ohne Keuschheitshose? Das würde Neid und Eifersucht unter den Kriegern hervorrufen. Sie wollte schon dagegen sprechen, aber der Kampfsklave lief lachend und siegesgewiss los. Die Handelsfrau lächelte. „Beruhigt Euch“, sagte sie zu der Soldatin. „Es wird ihm nicht gelingen.“

Die Wächterin zweifelt noch sehr an dem Unterfangen, was immer diese Reiterin mit ihrem zwergenhaften Blasröhrchen vorhatte, sah dem Hünen nach und frug sich schon, wie sie das der Centuria erklären sollte. Kaum am Gerüst angekommen, wollte der Sklave sich gerade umdrehen, um zurückzulaufen, da zischte ein kleines Pfeilchen durch die Luft und piekste in die rechte Hinterbacke des Mannes. Der spürte es kaum, zog den Pfeil nur lachend ab, hielt ihn hoch, warf ihn zur Seite und kam näher. Die Aufseherin grunzte abschätzig. „Da seht Ihr, was Eure Wunderwaffe bewirkt.“ Sie hatte den Satz gerade beendet, da öffnete sich ihr Mund vor Erstaunen weit, denn der Koloss von Mann wankte, stolperte und strauchelte schließlich, so dass er in den Staub fiel, als habe ein dicker Armbrustbolzen sein Herz durchbohrt. Er raffte sich mühevoll halb auf, aber fiel gleich wieder der Länge nach zu Boden und blieb daselbst endgültig liegen wie ein nasser Sack Getreide. Seine Augen schielten. Verwundert sah die Wächterin die Kauffrau an, die grinste. „Eine Substanz, aus einem Tier gewonnen“, erklärte sie lapidar. „Die Rezeptur ist geheim.“

Die Überraschte schritt zu dem Kampfsklaven und befahl ihm streng, aufzustehen. Der Leibeigene war noch bei Bewusstsein, konnte aber kaum die Glieder bewegen. Als die Soldatin die Gerte zog und auf den Liegenden einpeitschte, sagte die Händlerin: „Peitscht nur! Ihr werdet ihn nicht zum Stehen bringen. Das Mittel wirkt etwa eine Stunde lang. Danach wird ihm ein wenig übel sein. Vielleicht hat er auch ein wenig Schädelgrimmen. Aber in einigen Stunden ist er wieder frisch voller Kraft, einem Jungbullen gleich.“ Die Aufseherin nickte fassungslos und steckte die Ledergerte in ihren breiten Gürtel. Dann winkte sie die vier anderen Kampfsklaven herbei und befahl ihnen, das neue Sklavenmaterial der Händlerin mit Halseisen auszustatten. Die Gemächtkette war während der Arbeiten an den Essen zu hinderlich.

Des Weiteren erhielten die zwei Dutzend Novizen jeweils ein Brandeisen mit einer Nummer auf das Gesäß. Dazu wurden sie nacheinander über ein liegendes Fass gebeugt und mit Hanfschlingen an Hand- und Fußgelenken fixiert. Ein Knebel dämpfte das Brüllen der Wehleidigen. Genüsslich drückte eine Soldatin den heißen Metallstempel in das Sitzfleisch der Männer. Hundert Leibeigene bildeten eine Truppenrotte. Diese war die 17. Einheit. Zischend und dampfend zeugte das frische Mal von der glühenden Hitze. Die meisten der Sklaven brüllten widerwillig auf, wenn sie das Eisen traf, manche Hartgesottenen grunzten nur unterdrückt. Ein Kampfsklave schöpfte unentwegt kaltes Brackwasser aus einem großen Zuber und schüttete es über die frisch Markierten. Ein zweiter Krieger band den Neuling ab und brachte ihn zu den anderen. Im Eiltempo kam und ging der nächste Leibeigene.

Einer der Neuen fiel durch eine vergleichsweise helle Haut auf. Auf dem Feld hatte der noch nie gearbeitet, überlegte die Soldatin. War ein Hausdiener seiner Herrin überdrüssig geworden? Oder stammte der Mann aus einem Harem? Die Neugierde hatte sie gepackt. Darob frug sie den Sklaven, als er festgebunden über dem Fass lag. „Sag, woher stammst du?“ Der Kerl brummte widerwillig. Dann fletschte er die Zähne und sprach durch sie hindurch: „Zelos! Ich war Oberster Gardist der Leda. Wenn Ihr mich losbindet, erzähle ich Euch von den Schwachpunkten im Grenzwall.“ Die Soldatin stutzte einen Lidschlag lang. Doch dann lachte sie laut und dreckig. Sie hatte schon so manche Geschichte gehört. Gefangene erfanden alle möglichen Märchen, um ihre Freiheit oder zumindest einen kleinen Vorteil zu erlangen. Doch so eine Dreistigkeit war schon selten und würde wenig ersprießlich sein. Sie knebelte ihn und griff nach dem glühenden Brandeisen. Eigentlich waren bereits die Sklavenhändlerinnen Zelos auf die Spur gekommen. Allerdings hatten sie Insidia die Geschichte nicht geglaubt und den angeblichen Anonymos nur verspottet, als sie ihn Zelos nannten. Doch davon wusste die Soldatin nichts.

Irgendein Bauchgefühl sagte ihr, dass etwas Wahres an dieser Behauptung dran sein könnte. Doch die Vernunft und Erfahrung sprachen das Gegenteil. Also drückte sie ihm herzhaft das Eisen gegen die Hinterbacke und grinste, als der vermeintliche Zelos sich aufzubäumen versuchte und grimmig in seinen Knebel fluchte, als es zischend qualmte. Im nächsten Moment traf ihn ein Schwall salziges Brackwasser, und der Gebundene jaulte auf. Ein mit Muskeln bepackter Krieger mit dunkler Haut und großem Nasenring löste die Schlingen und zerrte ihn zu der Stelle, wo die Halseisen montiert wurden.

Eine Reiterpatrouille trabte in der Nähe vorbei. Jeweils zwei Gerüstete ritten nebeneinander. Die beiden letzten Rösser schleiften eine Art Stellage hinter sich her, auf der ein Kampfsklave gebunden war, der hatte desertieren wollen. Die Schwadron hielt bei einer Befehlshaberin an, die in ihren hüfthohen Stiefeln zu dem Unglücklichen schritt, der splitternackt mit ausgebreiteten Armen und Beinen an dem Gerüst festgebunden war. „Da haben wir ja diesen dummdreisten Ausreißer!“ Sie spuckte ihm ins Gesicht. Die Centuria trug ein Lederbustier und ein enges Obergewand, das mit dicken Stickereien verziert war; die Hose war eng geschnitten und steckte in den hohen Stiefeln. Ihr fester Kragen, der ihren Hals fast komplett verdeckte, glänzte wie mit Gold durchwebt. „Wir haben keine Zeit für viel Brimborium“, monierte die Centuria garstig. „Zieht ihn den Mast hoch, damit ihn alle sehen und bestaunen können!“

So bitter, wie dem Sklaven die forsch vorgebrachten Worte schmeckten, so honigsüß klangen sie in den Ohren der Soldatinnen, die sich über den kurzweiligen Spaß freuten.
Bald schon zogen fünf Arbeitssklaven den Delinquenten hinauf bis zur Spitze des Mastes in 20 Schritt Höhe. Ein dickes Seil war dem Flüchtigen um Hand- und Fußgelenke gebunden. Sein Kopf bewegte sich panisch umher. Was war, wenn die Zugsklaven das Seil losließen? Oder wenn er hier oben unter der brennenden Sonne sein Leben aushauchen sollte!?

Auch eine ranghohe Duxa besah sich das Schauspiel und beschattete ihre Hand, um hinauf zu dem Nackten zu blicken. Schließlich trieb sie ihren Falben mit einem Schenkeldruck an und näherte sich der Brandeisenstation. Sie hörte, wie ein Leibeigener schrie: „Ihr werdet es noch bereuen, dass Ihr mich nicht angehört habt!“ Die Duxa kam näher und hob abwehrend die Hand, als eine Soldatin auf den brüllenden Mann einprügeln wollte. „Wartet! Was will dieses Lumpenpack?“ Die Soldatin entschuldigte sich bei der Duxa für den Krach und erklärte kurz: „Dieser Neuling meint, er habe bedeutsames Wissen über die Wehrmauern Ledaniens. Aber schon viele Narren haben fantasiert, um eine Vergünstigung zu bekommen. Verzeiht das Gezeter. Ich werde den Sklaven zu zähmen wissen und hart bestrafen. Vielleicht sollten wir ihn zu dem Deserteur hängen, damit sie sich gegenseitig Märchen erzählen können und…“ Die Duxa unterbrach: „Kettet ihn von den anderen ab und führt ihn zu mir!“













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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:26.12.22 13:30 IP: gespeichert Moderator melden


Die Soldatin zeigte eine frappante Miene und gab kurze Handzeichen. Sofort eilten mehrere Kampfsklaven in ihren Rüstungen herbei und lösten Zelos aus der Truppe. Die Soldatin beschwor die Offizierin: „Glaubt mir, Hohe Duxa, es ist ein Vabanquespiel, diesem Sklavenabschaum zu glauben. Es wird Euch schier jede Mär erzählen, wenn…“ Erneut hob die Hochrangige ihre Hand. „Ich will wissen, was der Mann zu sagen hat! Mein Gefühl sagt mir, er könnte uns zu Nutzen sein.“ Die Untergebene salutierte und ließ Zelos von den Kampfsklaven herbeizerren. Die Duxa befahl: „In mein Zelt mit ihm! An einen Pfosten. Dann lasst mich allein mit ihm!“ Sie fühlte sich schon als berühmte und geehrte Siegerin. Sie vernahm in ihrem Kopf bereits die Fanfaren und Posaunen zum Sturm blasen. Sie sah schon die Wehrmauer, wie die cassandrischen Truppen eine Bresche schlugen, wie sie einstürzte, Stein um Stein, wie Leda fiel…

Bald darauf stand Zelos mit auf dem Rücken gefesselten Armen an dem Mittelpfosten eines Zeltes der Offizierin. Die Duxa legte einen Teil ihrer Uniform, ein schweres Kettenhemd, ab. Dann stellte sie sich genau vor den Gefangenen. Ihre engen feinen Beinkleider ließen ihre wundervollen weiblichen Kurven mehr als nur erahnen. Zelos sah sie fast lüstern an, doch die Offizierin schien dies nicht zu bemerken oder interessierte sich nicht dafür. Sie klatschte in die Hände. Eine Soldatin erschien und salutierte zackig. Die Befehlshaberin orderte Brot mit Griebenwurst und einen Krug Dünnbier. Zelos lief das Wasser im trockenen Mund zusammen. Und er konnte sein Glück kaum glauben, als die Duxa ihm eine Hand befreite und ihn mit dem gebrachten Gaumenreiz versorgte. „Und nun sprich!“, forderte sie ihn mit einem fast galanten Tonfall auf. „Was weißt du über die Wehrmauern des Feindes?“

Auf einem nahen Flusslauf legte ein halbes Dutzend Treidelschiffe an. Die Zugsklaven in ihren Geschirren waren nassgeschwitzt. Ihre Hinterseiten waren mit roten Striemen bedeckt – der Tribut für ihre Faulheit. Soldatinnen schnallten die ausgelauchten Leibeigenen aus den Geschirren und erlösten sie von den Ketten. Durstig eilten die Sklaven zum Fluss und soffen gierig das erquickende Wasser. Schon trabte eine lange Kolonne Arbeitssklaven herbei, die die Fracht der Kähne auf die Schultern hievten oder auf Transportkarren hoben. Kurz nach der Entladung waren die schuftenden Kreaturen wieder auf dem Weg zur neuen Festung der cassandrischen Angriffsverbände,um die dringend erwarteten Waren abzuliefern. Die trinkenden Treidelsklaven wurden erbarmungslos von den Aufseherinnen vom Fluss weggepeitscht und in Reih und Glied gezwungen, wo sie ihre schweren Geschirre wieder anlegen mussten. Mit knurrenden Mägen stand ihnen noch der ewig lange Rückweg bis zum ehemaligen Stadtstaat der Helena bevor, denn die Kähne sollten wieder beladen werden.

Zwar waren die nun leeren Schiffe leichter, und sie mussten nur noch mit der Strömung gehen, doch hieß es nun, den Kahn zu bremsen und auf der Mitte der Wasserader zu halten. Die Besitzerin der Schiffe saß in ihrer Kabine und zählte die Münzen, die sie mit dem Transport verdient hatte. Ein trefflich Geschäft, freute sie sich, denn die Sklaveneinheiten waren günstig, die Gewinnspannen hoch, und je schwerer sie ihr Boot belud, desto mehr würde sie einnehmen. Sie steckte die Münzen allesamt in eine Schatulle und verschloss sie mit einem massiven Vorhängeschloss. Anschließend kam sie an Deck und schaute, ganz die mondäne Dame, die sie war, umher und gab ein Zeichen, damit die Treidelsklaven zur Eile angetrieben wurden. Die Kähne schwammen jetzt mit der Strömung, und die Leibeigenen marschierten so schnell, dass die meisten immer wieder in einen Laufschritt verfielen.

Die Kapitänin stellte lässig einen Fuß auf die niedrige Reling des Kahns und betrachtete ihre Zugsklaven. Einer von ihnen schien ihr auf eine lustvolle Art zu gefallen. Sie winkte einer Reiterin zu und gab ihr ein entsprechendes Zeichen. Die Treidelsklaven hielten an. Eine Reiterin kettete den erwählten Leibeigenen aus dem Zaumzeug und flüsterte ihm zu: „Gratuliere! An dir hat deine Herrin Gefallen gefunden.“ Mit Wucht warf die Reiterin eine lange Kette bis an Bord des Kahns, wo die Sklavenhändlerin diese einhakte. Das andere Ende war um das Halseisen des Mannes gebunden. „Schwimm an Bord!“, befahl die Reiterin dem Leibeigenen. „Wenn du dich als geschickt erweist, so wirst du eine angenehme Rückreise haben. Anderenfalls…“ Sie sah ihn kalt wie eine Hundeschnauze an und rümpfte die Nase. Der Rest ihrer Worte blieb unenthüllt. Dann wurde der Treidelpulk wieder in Bewegung gesetzt. Schon sprang der Mann ins Wasser.

Der Sklave schwamm auf den Kahn zu. Die schwere Kette ließ ihn fast untergehen, aber dann erreichte er schwer atmend die Reling und versuchte an Bord zu gelangen. Mehrere Versuche misslangen ihm, doch dann kletterte er hinauf an Deck. Doch wo war die Kapitänin? Tropfend sah er sich an Deck um, das, aller Fracht entledigt, einen leeren Eindruck machte. Der Leibeigene näherte sich der Kajütentür. Die Kette war lang genug, dass er hineingelangen konnte. Er schob vorsichtig einen Gazestoff zur Seite und betrat den kühlen Innenraum. Welche Wohltat hier im Schatten zu stehen. Die Luft roch leicht nach Rosenblüten. Die Kette schleifte er scheppernd hinter sich her über die Bohlen. Er zog sie näher zu sich, damit das schwere Eisen nicht so sehr an seinem Halsband zerrte. „Herrin?“, frug er in den Raum hinein, weil ihm sonst nichts anderes einfiel. Links von ihm stand ein Tischchen mit einer Obstschale und einem dekorativen Füllhorn. Ihm lief das Wasser im Mund zusammen. Neben der Schale stand ein Glaskrug mit Wasser. „Komm nur“, rief eine Stimme vom anderen Ende der großzügigen Kajüte.

Hinter einem dunkelgrünen Samtvorhang bewegte sich etwas. Der Sklave trat darauf zu. Das Ende der Kette schleifte hinter ihm her. Der Leibeigene bemerkte, wie das nasse Eisen eine schmutzige Spur auf dem sauberen Dielenboden hinterließ. Da teilte sich der Vorhang und die Kapitänin erschien: Der Mann sah schuldbewusst auf die Dreckspur, doch die Kapitänin winkte lässig ab, als sie die ängstlichen und unsicheren Blicke des Leibeigenen las. „Gräme dich nicht wegen der Abdrucke. Komm näher!“ Der Sklave gehorchte vorsichtig, doch seine Angst war nur ein wenig verblichen. Bald stand er vor der Frau, die so ganz anders aussah, als von Land aus betrachtet. Sie trug keine Straßenkleidung mehr, keinen leichten Waffenrock, keine Reiterhosen, keine Stulpenstiefel, keinen Dreizack aus Filz auf dem Kopf. Nun schmückte ihren Körper lediglich ein leichtes Kleidchen aus edelstem Zwirn. Der Sklave kannte das glänzende Material nicht. War es wohl gar Seide? Er wusste es nicht. Aber seine Gedanken kreisten nur noch um die wundervoll wohlgestaltige Dame und den Rosenduft, den ihre makellose Haut verströmte.

Die Kapitänin reichte ihrem Besuch ein flauschiges Tuch, damit er sich damit abtrocknen konnte. Bis auf einen Lendenschurz und seinen Keuschheitsgürtel, der darunter verborgen war, trug er nichts auf dem Leib. Die Schiffseignerin kam auf ihn zu und strich sanft über seine Kurven: die Schultern, den Oberarm, dann die Brustmuskeln, den flachen Bauch, schließlich das Gesäß. Der Sklave zuckte leicht. Die Frau schmunzelte. Sie trug eine Goldkette, die sie aus ihrem Ausschnitt holte und einen Schlüssel daran präsentierte. Der nasse Besucher war starr vor Aufregung, als die Kapitänin sich vor ihn kniete und den Keuschheitsgürtel öffnete. Auch den Lendenschurz nahm sie ihrem Gast ab. Der Mann spürte, wie sein Luststab wuchs. Er konnte nichts dagegen tun und sein Kopf erblühte puterrot vor Scham, die Wimpern über seine Augen gesenkt. Geziemte sich so ein Verhalten vor einer Dame? Vor seiner Besitzerin? Angst und Anspannung rissen an seinem Leib. Wie würde die Gebieterin darauf reagieren?

Plötzlich spürte er ihre zarten Finger an seiner Männlichkeit, die pulsierte und lebhaft die Berührungen quittierte. Ungewollt stöhnte der Leibeigene auf. Und dann fühlte er, wie sich etwas Feuchtes, Enges um sein Lustfleisch schob, den Schaft hinauf wanderte und daran saugte. Er wagte es nicht, die Augen aufzumachen, denn er konnte nicht glauben, dass er nicht träumte. Seine Lust und sein Begehren in seinen Lenden glühten wie Feuer, und ebenso heiß war die Röte, die sich über sein Gesicht ergoss. Die Kapitänin tauchte wieder auf, drückte ihn mit seltsamem Blick auf einen Diwan und setzte sich mit ihrem Schoß auf seine Lenden. Der Mann stöhnte leidenschaftlich trunken vom Rausch der Sinne, und der junge Busen vor seinen Augen hob und senkte sich im Takt der Liebe, während draußen die Peitschen einen ähnlicher Takt vorgaben, wenn sie auf die Sklaven klatschten.

Nur wenige Meilen entfernt: Zelos verriet alle Geheimnisse der ledanischen Burganlage und der Wehrmauern, geheime Zugänge, Schwachpunkte des Bollwerkes und vieles mehr, was er über Ledas Verteidigung wusste. Sein Treueschwur seiner Königin gegenüber war der Nacht des Vergessens anheimgefallen. Die Duxa jauchzte vor sich hin, als sie den Verräter wieder hatte abführen lassen. „Wenn dieser Sklave freimütig die Wahrheit gesagt hat, und er wirklich der ehemalige Oberste Gardist der Leda ist, dann böte dies die Gelegenheit mit dem nächsten Sturmangriff nach Ledanien einzudringen und bald darauf auch die Festung dieser Enklave dem Erdboden gleichzumachen!“ Die Offizierin lief auf dem schnellsten Weg zum nahen Kastell, um die Kunde der hochwürdigen Hohepriesterin Tagara, der sie unterstellt war, mitzuteilen. Sie versprach sich eine hohe Belohnung für ihre wertvollen Erkenntnisse. Die Imperatorin Cassandra würde sie mit Gold überschütten. Zwischendurch schlichen allerdings Zweifel in ihr Herz. Was wäre, wenn dieser Zelos seine Geschichte nur erfunden hatte? Nein, rümpfte sie ihr Näschen, das würde kein Kerl wagen. So töricht konnte selbst ein frischer Arbeitssklave nicht sein. Er hatte zu viele Details gewusst.

Sie preschte im Galopp auf ihrem Schimmel zum Tor der Kriegsfestung und begehrte Einlass. Die gewaltige Holzpforte aus schweren, dicken Eichenbohlen öffnete sich knarrend. Von außen war sie mit mächtigen Eisendornen besetzt. Um das riesige Tor zu bewegen, mussten je Seite fünf Sklaven kräftig eine massive Kette aufdrehen. Die Duxa ritt beinahe einen Kampfsklaven um, der als Posten im Hof wachte, sprang vom Pferd und hastete durch einen langen Korridor, um zügig zur Hohepriesterin vorgelassen zu werden. Ihre ledernen Beinkleider klebten an ihren Schenkeln, denn die Sonne brannte unerlässlich und erbarmungslos fast senkrecht vom Himmel. Die Kühle in dem Kastell war angenehm, aber die Duxa war auch vor Aufregung erhitzt. Sie musste ihre wertvollen Neuigkeiten so geschwind wie möglich loswerden. Sie rempelte zwei Dienstboten um, die sich beflissen entschuldigten und damit begannen, ein Tablett, mehrere Zinnbecher und eine Schale, die mit Nüssen und Rosinen gefüllt gewesen war, vom Boden aufzuklauben.

Die Offizierin kam nun an die Tür zu Tagaras Gemach. Zwei hünenhafte Kampfsklaven in genieteten Ledergeschirren standen vor dem hohen Eingang, Hellebarden in der Hand, die sie vor dem Türblatt kreuzten, als die Offizierin sich näherte. „Gebt der hochwürdigen Tagara Bescheid. Duxa Victoria möchte die Eminenza sprechen. Es ist von höchster Wichtigkeit!“ Einer der Wächter verschwand hinter der Tür. Wenige Lidschläge später erschien er wieder und winkte die Duxa herein. Die Offizierin folgte ihm durch das Vorzimmer und kam an einen Torbogen, dessen Pforte auf stand. Der Wächter stand stramm und sah zur Seite. Die Besucherin schritt vorbei und fand die Hohepriesterin voller Dignität auf einem prachtvollen Diwan liegen und von einer Schale Trauben naschen. Die Duxa verbeugte sich militärisch exakt und harrte darauf, dass sie das Wort erhielt. Tagara fläzte sich auf dem Möbel und erlaubte ihrem Gast mit einem gnädigen Nicken zu sprechen. Schon nach wenigen Worten erhob sich Tagaras Aufmerksamkeit aus einem Meer lässiger Selbstgefälligkeit. Die Hohepriesterin schien in die Höhe zu wachsen, denn ihr Rücken drückte sich vor Anspannung immer weiter durch.

Als die Duxa die Festung wieder verlassen hatte, um mit ihrem Schimmel ins nahe gelegene Kriegslager zurückzukehren, schmückte ihr Gesicht ein breites Lächeln. Orden, Gold und Beförderung zur Obersten Duxa sowie die Mitgliedschaft im Senat sollten ihr gewiss sein. Sie war so in ihre Vorstellungen vertieft, dass sie gar nicht die vier Sklaven links und rechts des Weges wahrnahm, die nackt und gepfählt auf einem dicken Pflock „saßen“, der nur eine vorbestimmte Tiefe in ihren Unterleib eintauchte, weil die Männer auf Fußtritten standen. Die Hände waren hinter dem Rücken gefesselt und mit einem Seil gen Boden gezogen, wo es verankert war. Vor den Pfählen waren Schilder aufgestellt: Eierdieb, Faulpelz, Lustmolch und Simulant waren die Bezeichnungen für die vier Verurteilten. Die Köpfe der Sünder hingen schlaff auf der Brust. Auch die Staubfahne des Gauls weckte sie nicht aus ihrem Halbschlaf der Erschöpfung und der andauernden Marter. Aber von Reisenden waren eh nur Spott, Gelächter oder Kieselwürfe zu erwarten. Trotzdem hofften die Bestraften noch immer, dass sie wieder erlöst wurden, bevor sie in die Unterwelt reisten. Zwar wohnte im Reich der Toten ebenfalls Erlösung von der Qual, doch eine bittere.

Als die Reiterin am Zeltlager neben den Arbeitsstätten mit den großen Essen anlangte und vom Ross stieg, fühlte sie wieder die drückende Hitze der Mittagsglut. Im flirrenden Glast des großen Feuerballs gewahrte sie seitlich von ihrem Zelt einige Steinwürfe entfernt zwei Soldatinnen, die eine Kreatur an den Handgelenken mit Seilen zwischen zwei Pflöcke gebunden hatten. Auch die Beine hatten sie mit Stricken gespreizt. An der Männlichkeit hingen zwei mehr als faustgroße Bronzeglocken, soweit die Offizierin dies aus der Ferne erkennen konnte – ein beliebtes Spiel der Soldatinnen, um störrische Sklaven zu bestrafen. Die Gerüsteten hatten jeder einen langen Weidenstock und geißelten damit abwechselnd das Gesäß des Delinquenten. Sobald die Glocken erklangen, wurde wieder von vorne begonnen. Aber für solch Pläsier hatte Duxa Victoria nun keine Zeit. Sie wollte mit einem Pokal Rotwein, für den sie einen Faible hatte, auf den kommenden Sieg anstoßen. Tagara hatte ihr aufgetragen, einen Sturmangriff auf die feindlichen Anlagen vorzubereiten. Ihre strahlenden Augen bekundeten die Vorfreude, die sie in selbstgerechtem Wohlbefinden befiel.

Während sie feuchtfröhlich das neue Lorbeerblatt an ihrem Ruhmeskranz feierte, und den um sie versammelten Centurias ihren Plan erläuterte, meldete sich eine Soldatin, die wissen wollte, was nun mit dem Sklaven Zelos zu geschehen habe. Victoria schnaubte anmaßend. „Lasst ihn die sengende Sonne begrüßen“, sagte sie in pathetischen Tonfall und widmete sich wieder den Uniformierten in ihrem Zelt. „Die sengende Sonne begrüßen“ - das war ein weiteres Vergnügen aus dem reichhaltigen Repertoire der im Flore stehenden cassandrischen Armee. Kurz nach dem Befehl wurde Zelos von vier Kampfsklaven abgeführt. Schreiend und geifernd rief er nach der Duxa, der er sich anvertraut hatte. Als die Wächter ihn verhöhnten und ihm aufzeigten, dass es gerade diese Duxa war, die ihn hatte abführen lassen, brüllte und zürnte Zelos. Doch gegen die Kolosse aus Muskelbergen hatte er keine Chance. Er wurde auf einem freien Platz wie ein X an vier Pflöcke am Boden gestreckt und dankte den Alten Göttern in diesem Moment, dass die sengende Hitze bereits abnahm. Doch trotzdem würde er bis zum Abend fürchterliche Qualen erleiden, wenn ihn die Soldaten hier im schattenlosen Staub und ohne einen Tropfen Wasser liegen ließen. Irgendwann würden seine tapfer zurückgehaltenen Tränen fließen. Und noch später würden auch diese vertrocknet sein.

Am nächsten Morgen tauchte eine Soldatin bei Zelos auf und schlug Alarm. Der ehemalige Oberste Gardist der Leda lag leblos wie ein Bündel Dörrfleisch in seinen Fesseln. Kurz darauf standen einige Soldatinnen um ihn herum, gafften und konnten sich das frühe Ableben des Gefangenen nicht erklären. Die Haut hatte wohl der Sonne ihren Tribut gezollt, aber der Sklave hätte den kommenden Tag noch überstehen können. Duxa Victoria ließ den mysteriösen Fall von einer Medica untersuchen. Genauestens prüfte diese, ob etwas Fremdes auf Zelos eingewirkt haben könnte. Schließlich aber war es ihr nicht möglich Beweise hervorbringen, jedoch vermutete sie, dass der Gefangene erdrosselt worden war. Seltsam war nur, dass keine Spuren an seinem Hals zu finden waren. Die Medica konnte sich daher nur ein Kissen oder eine Decke als Meuchelinstrument vorstellen. Und dann bemerkte sie zufällig den seltsamen Belag an Zelos Lippen. Kaum noch zu sehen, aber ihrem Adlerblick entging er nicht. Sie schnupperte daran und nahm einen Abstrich.

Einige Stunden später war ihr ein neuer Verdacht gekommen. Doch den behielt sie dieses Mal für sich. Sie nahm sich den Leib noch einmal vor. Dieses Mal galt ihrem Augenmerk seine Männlichkeit. Ja! Es war schließlich eine recht delikate Angelegenheit, und da wollte sie niemanden beschuldigen. Aber Tatsache war, dass die angetrocknete Feuchtigkeit an Zelos Mund und Nase einer Dame gehörte. Sollte da ein frivoles Liebesspiel missglückt sein? Solche Praktiken waren nicht ungefährlich – besonders, wenn der Partner gefesselt war. Oder hatte eine Soldatin etwa sogar absichtlich… Man munkelte, dabei würde ein Weib den stärksten Höhepunkt der Lüste haben… Nein, das wäre… Schließlich waren die Arbeitssklaven Eigentum der Krone!

Auf jeden Fall war dieser… wie hieß er noch? Die Medica zuckte mit den Achseln. Dieser Sklave war auf jeden Fall Geschichte. Die Hauptsache war doch, dass er sein Wissen bereits ausgeplaudert hatte. Und in seinem letzten Moment hatte er noch einmal seinen Samen vergossen. Ob er davon noch etwas gespürt hat? Oder blieb ihm die finale Sinnlichkeit im Dunkel verborgen? Die Medica stellte sich das definitiv letzte und ultimative Getändel vor, wie es sich vielleicht abgespielt haben mochte. Als sie später in ihrem Zelt auf ihrem Nachtlager lag, träumte sie davon, dass sie die Glückliche gewesen war, die im „Sattel“ saß, und sich am finalen Ritt des nach Luft Gierenden berauschte, während sich unter dem Himmelszelt eine schwarze Wolke vor den versilberten Sichelmond wälzte, als wollte er die unzüchtigen Gedanken ersticken.





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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:27.12.22 00:34 IP: gespeichert Moderator melden


Tolle Fortsetzungen!!! Z.B. die Unterhaltung der Damen....als Beispiel:„Schade, dass ich nicht die Peitsche schwingen darf! Nun ja, ich werde es in meiner Residenz heute Nacht nachholen.“ Grossartig.... Dazu Treidelsklaven etc...Und die Herrin , die sich auf einem der Schiffe vom Arbeitssklaven verwöhnen lässt,während draussen sich die anderen Sklaven unter der Peitsche abschuften müssen , wobei die Schiffseignerin sich durch das Klatschen der Schnüre auf die Sklavenrücken und die zweifelsohne folgenden Schreie sicher noch mehr anregen lässt....Kopfkino...

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von sheeeep am 27.12.22 um 17:38 geändert
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:29.12.22 06:48 IP: gespeichert Moderator melden


... oder auch das:

"... erhob sich Tagaras Aufmerksamkeit aus einem Meer lässiger Selbstgefälligkeit."

Ach, könnte auch ich mich tagaragleich aus meiner Selbstgefälligkeit erheben, um nicht immer und immer wieder mich am Lesen meiner eigenen Geschichte zu ergötzen, während es hier ein Meer an berauschenden Erzählungen gibt, in welches man nur einzutauchen braucht; freilich hat man alsdann größte Mühe, daraus wieder aufzutauchen!
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:29.12.22 09:45 IP: gespeichert Moderator melden


Sehr schön ausgedrückt,Magnus ! Die Geschichte ist nicht nur erotisch höchst anregend sondern auch feingeistig und von geradezu lyrischem Gehalt...ein Meisterwerk !!!



[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von sheeeep am 29.12.22 um 10:11 geändert
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:29.12.22 13:57 IP: gespeichert Moderator melden


Danke an die Kommentatoren für ihr Feedback! Ob Tagara ihre Selbstgefälligkeit auf die Füße fällt, erleben wir demnächst...
Kommentare willkommen!

Viele Grüße von prallbeutel
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:31.12.22 13:07 IP: gespeichert Moderator melden


In Ledanien machte sich der Kriegsrat zu Hofe große Sorgen, und diese Last lag schwer wie ein Alb auf seiner Brust. Die schwarzen Rauchsäulen der feindlichen Essen waren fast verblasst. Dies konnte nur bedeuten, dass alle Waffen und Kriegsgeräte fertig waren. Der Angriff stand kurz bevor, da waren sich auch Königin Leda und Schultheiß Gladius in ihren Bedenklichkeiten einig. Der Berater schlug mit seiner mit Nieten besetzten Lederunterarmschiene auf den dicken Holztisch, um seine Worte zu unterstreichen. „Wir müssen jetzt alle verfügbaren Kräfte an die Wehrmauern verlagern. Sonst können wir einer Attacke nicht widerstehen. Späher haben von 16 Trollen berichtet, die die feindliche Armee verstärken. Die Ungetüme haben neben monströsen Äxten, Hämmern und Keulen auch noch Rüstungen. Ein Gerücht geht um, dass ihnen sogar das Gebiss mit eingesetzten Eisendornen verstärkt worden ist.“

„Die Leute erzählen viel, dass wisst Ihr doch, Schultheiß“, merkte der Königsgemahl Abas sauertöpfisch an und nahm einen kräftigen Schluck aus einem Kelch mit Honigbier. „Das ist nichts als Mückengesumm!“ Der königliche Medikus Aphron betonte: „Mit Verlaub, Hoheit, aber wir sollten die Gefahren wirklich ernst nehmen.“ Königin Leda und Gladius nickten zustimmend. Doch Abas stellte seinen Kelch heftig auf dem Tisch ab, dass der Inhalt hochschaukelte und einige Schlucke auf die Platte spritzten. „Ich nehme die Gefahren ernst! Was will überhaupt ein Heiler hier am Tisch des Kriegsrats?“ Abas lallte bereits vom vielen Gebräu. Wütend wollte er weiter sprechen, doch Leda erwiderte streng: „Lieber Gemahl, beruhigt Euch. Ich muss mir diesen Ton zu meinen engsten Beratern verbitten!“ Abas verzog sein Gesicht zu einer zornigen Fratze. „Dann gehöre ich wohl nicht mehr zum Kriegsrat, was?“ Er stand ruckartig auf, so dass sein schwerer Stuhl polternd umkippte und auf dem Steinboden liegen blieb. „Er oder ich!“, forderte Abas wie von Sinnen und zeigte mit dem beringten Finger in einer dramatischen Geste auf den Medikus.

Aphron stand ebenfalls auf und versuchte die Wogen zu glätten, indem er sich entschuldigte und eiligst aus dem Fahnensaal flüchtete. Leda stützte ihren Kopf mit einer Hand ab und rieb sich eine Schläfe, müd´ von all dem Geplänkel. Der Zank war wie geträufeltes Gift in ihre Ohren. Gladius senkte seinen Blick und konzentrierte sich verlegen auf einen Tropfen des Honigbiers, das bis fast vor ihn geschwappt war. Im Saal herrschte bedrückende Stille ob des Zwists. Der pikierte Aphron eilte derweil durch die Gänge der Burg und ließ eiligst sein Pferd satteln, ritt über die Zugbrücke ins nächste Dorf. Nur weg! Vielleicht würde es ihm vergönnt sein, bei der hübschen Schmiedetochter Forma ein wenig Zerstreuung zu finden.

Als der Medikus das Ziel erreichte und nach der jungen Maid frug, wies ihn ein zahnlückiger Knecht zum Fluss, wo Forma in einem Zuber Leibwäsche wasche. Sie wrang gerade ein weißes Tuch, nachdem sie es im Fluss gereinigt hatte, und wollte es nun in den Zuber werfen, der die übrige Wäsche in einer Lauge bereit hielt, da sah sie Aphron heran reiten. „Sieh an!“, sagte sie spitzbübisch und hob ihr Kinn. „Der königliche Heiler geruht, das arme Waschweib im Dorfe zu besuchen.“ Aphron sprang vom Ross und umarmte sie. „Ich habe dich so vermisst, Liebste. Wo Liebe keimt, da schlägt sie Wurzeln. Und ich will immer bei Euch sein. Meine Sinne sind trunken und meine Leidenschaft berauscht mich ganz und gar“, schwärmte er ihr vor. „Mich vermisst? Wohl eher dieses Kleinod hier?“, frug sie mit milder Lippe und holte einen kleinen Schlüssel hervor, der an ihrer Halskette baumelte – der Schlüssel zu seinem Keuschheitsgürtel. Der kleine Anhänger funkelte im Sonnenschein.

„Ihr seid kein Waschweib, edle Gebieterin. Ich werbe lechzend zu Euren Füßen nach Eurer süßen Liebe“, sprach Aphron und zagte im gleichen Lidschlag, ob er da nicht ein wenig zu dick aufgetragen hatte. „Fürwahr!“, grinste die Maid. „Gebieterin. Das bin ich.“ Aphron nahm sie eng an sich und hob sie mit den Armen an seine Brust. „An deinen Küssen möcht ich mich laben. Küss deines Liebsten Mund bis dass der Morgen graut. Meine Liebe zu dir glüht, sie loht, und mein Herz will Purzelbäume schlagen.“ Aphron mühte sich sehr darum, die Tochter des Schmiedes zu verführen, doch die Maid drohte ihm mit dem Zeigefinger: „Willst du wirklich mich oder deine Wollust lieben? Ich entscheide, wann ich den Schlüssel zu deinem… Herzen verwende. Und jetzo steht mir nicht der Sinn nach einem Recken. Fasse Vertrauen! Murre nicht, sondern schicke dich ins Schicksal, das dir gegeben ist.“ Verschmitzt sah sie ihn an. Pfiffig. Schelmisch. Triumphierend. Aphron seufzte tief. „Also gut. Obwohl mein Sehnen ungestillt bleibt. Ich werde mich fügen und deiner harren bis zum Ende der Ewigkeit.“ Er zog sich mit einer kraftvollen Bewegung das Wams vom Leib und sprang in den kleinen Fluss, um sein Verlangen abzukühlen und seine Enttäuschung zu verstecken, die sich in sein Antlitz gegraben hatte. Das frische Wasser strömte langsam sein Bett entlang, als schliefe es, und ein Blättchen drehte sich träge auf der Oberfläche und spülte an dem erregten Mann vorbei. Die stoische Ruhe schien seine Hektik zu verhöhnen.

Ein winzig schlechtes Gewissen funkte in der jungen Dame auf. Hatte sie mit Aphron Schindluder getrieben? Hatte sie ihn gar verführt? Nein, kam sie zu einem befriedigenden Schluss. Wenn ihrem Aphron seine Beinkleider arg zu eng wurden, so war das nicht ihre Schuld. Glucksend kicherte sie in sich hinein. Das Gemächt eines Mannes war eben Lustspender und Geißel zugleich – so hatten es die Alten Götter geschaffen. So sollte es sein. Und wenn die Mannesfreiheit entflohen war, so wog es doch um so süßer, wenn sie in warmer Flut zurück in seine Lenden strömte, die ihn auf die Knie zwangen. Das sollte der Preis für die Tür zu ihrem Herzen sein, an die er ruhig klopfen durfte, doch ob sie ihm Eintritt gewährte, das war eine andere Frage.

Als die beiden später gemeinsam zur Schmiede ihres alten Herrn liefen, trug Aphron ihr galant die Wäsche in einem großen Korb aus Weidengeflecht. Zusammen mit dem Schmied und einem Gesellen nahmen sie anschließend eine warme Mahlzeit aus Schweinebraten, Bohnen und Erdäpfeln ein. Im Vergleich zu den Festessen zu Hofe war es für wahr ein kärgliches Mahl, dem eine Prise Salz und die kostbaren Gewürze fehlten, doch es machte ebenso satt. Und Aphron musste nicht die Aversion ertragen, die Abas in jüngster Zeit gegen ihn aufbrachte. Vielleicht würde Forma ja doch noch den Schlüssel zücken und sich ihm hingeben. Zunächst sah es danach sogar aus. Die Schmiedtochter zog sich mit Aphron in ihre Kammer zurück. Sie verdunkelte das kleine Fenster und zündete einige Kerzen an. Eine von ihnen kohlte ein wenig, aber zumindest waren es echte Wachszylinder und keine qualmenden Talgfunzeln. Der Medikus hatte gerade einen Arm um seine Angebetete gelegt und ihr kleines Kinn in seine Richtung geführt, um einen zärtlichen Kuss einzufordern, da klopfte es laut an der Kammertür und zerbrach die zauberhafte Stille.

Forma sprang auf. Der Vater reichte ihr einen Sack aus brauner Jute. „Der Händler hat das Flachs gebracht.“ Die Tochter bedankte sich mit einem kleinen Knicks und schloss die Türe wieder. Aphron sah sie fragend an. Forma deutete auf den Beutel. „Daraus spinne ich Leinen. Baumwolle oder gar Seide ist Vater zu teuer.“ Erst jetzt bemerkte Aphron das Spinnrad neben dem Bett. Er versuchte die romantische Stimmung zu retten, aber Formas Fleiß war nun Herr geworden über ihre Liebelei. Sie sortierte einige Spindeln mit Garn und lächelte. Aphron stand vom Nachtlager auf wob einen Plan. „Lass uns in die Burg reiten. Ich werde dich der Königin vorstellen, wenn du magst.“ Seine Angebetete wirkte schüchtern und gar ein wenig ängstlich. „Der Königin?“ Aphron versprach weiter: „Ja. Ich führe dich durch die Zitadelle, zeige dir die Waffenkammer, die große Küche, geleite dich zu meinen alchimistischen Gerätschaften, und auch den ehrwürdigen Fahnensaal wirst du erblicken, wenn die Wachen uns hineinlassen.“ Forma grinste breit und unverschleiert. „Das wäre fein!“

Aphron schöpfte Hoffnung. In der Bastei werde ich sie verführen können, erwartete er mit geschwollener Brust. Das junge Paar verließ die Kammer und verabschiedete sich vom Schmied, der gerade einen groben Holzeimer mit Wasser aus einer Zisterne vor dem Haus zog. Der Medikus befürchtete schon, dass der Alte etwas dagegen haben könnte, doch seine Sorge war grundlos, und so machten sie sich auf dem Ross des Medikus auf den Weg zu Ledas Burg. Die Wachen erkannten den Hofheiler auf den ersten Blick und zogen das Fallgitter hinauf, damit der Ankömmling über die Zugbrücke in die Festung reiten konnte. Stolz präsentierte er einigen der Männer seine Braut, als trüge er einen Beuteschatz mit sich, und führte das junge Ding in sein Gemach. Staunend sah sich Forma um. Mit großen Augen betrachtete sie die starken Mauern aus großen Steinquadern, die Schränke mit reichem Schnitzwerk, die Lederuniformen und Kettenhemden der Wachleute.

Als ihnen einige Gardisten in edlem Zwirn und feinstem Tuch mit dem Emblem der Regentin entgegenkamen, blieb Forma der Mund offen stehen. Peinlich berührt, als sie dies bemerkte, schloss sie schnell ihre Lippen und lächelte Aphron mit gerötetem Hals an. Sie liefen weiter. In der großen Küche der Burg drehte sich ein ganzer Ochse am Spieß über einem breiten Holzkohlefeuer. An den Wänden der Flure und Gänge hingen Gobelins und die Flaggen von Ledanien. Schließlich kamen sie an der Therme der Festung vorbei. Forma zeigte sich interessiert und bat Aphron darum, mit ihm in einem der großen Zuber und Becken zu baden. Ihr Verehrer stimmte zu und schon bald waren die zwei Liebenden nackt, wie sie die Alten Götter geschaffen hatten, in dem warmen Wasserbecken abgetaucht.

Aphron war zwar zunächst bang davor, seinen Keuschheitsgürtel öffentlich zu präsentieren. Davon musste schließlich niemand etwas wissen. Zumindest niemand am Hofe. Aber dann wagte er es doch, denn heute waren alle Soldaten bei einem Manöver und würden erst nach Sonnenuntergang zurückkehren. Den einfachen Bediensteten war der Besuch der Therme untersagt, und Königin Leda verfügte über ein eigenes Badegemach. Außerdem war die Versuchung, mit Forma alleine zu baden, einfach viel zu groß, um der Maid ihren Wunsch abzuschlagen. Der Medikus konnte sich kaum satt sehen an der gebräunten Haut der Schmiedtochter, an dem zarten und doch kräftigen Leib, den er so begehrte. Ihre Schürze lag zusammengefaltet auf einem kleinen Holzschemel, darüber hatte sie ihr Kleid gelegt. Mieder und Leibwäsche lagen daneben. Aphron lechzte förmlich nach der nackten Haut der jungen Frau. Sie war flugs aus ihrem Gewand gestiegen und hatte doch so viel weibliche Sinnlichkeit in ihre Bewegungen gelegt, dass Aphron völlig gebannt war von ihr.

Das Weib hatte die langen Haare mit einer Nadel aus Hirschhorn hochgesteckt, so dass nur vereinzelte Strähnen, die sich nicht bändigen ließen, im Wasser badeten. „Es duftet so herrlich!“, schwärmte sie. Aphron war ebenfalls in das Becken gestiegen und entgegnete: „Das ist Rose und Jasmin. Diese Öle habe ich selbst hergestellt. Selbst die Königin badet darin.“ Oh, von diesem Bade mit der Angebeteten würde er noch Jahre zehren. Forma war beeindruckt. Aphron griff nach einem großen, weichen Schwamm und strich seiner Geliebten damit über Schultern und Rücken. „Du bist das Ebenbild reiner Schönheit.“ Kichernd ließ Forma ihren Kopf in den Nacken fallen und schmiegte sich an ihren Recken. Aphron stöhnte wohlig auf, als er ihre Hand in seinem Schritt spürte. Aus seinem munteren Blick züngelten Flammen der Begierde.

Als die Finger des schmachtenden Medikus an Formas Schlüsselbein entlang strichen und sich dem Lederband näherten, dass die Maid um den Hals trug, und daselbst als Anhänger den Schlüssel für den Keuschheitsgürtel trug wie ein Kleinod, zog sie die fremde Hand beiseite und setzte sich breitbeinig auf den Mann, forderte leidenschaftliche Küsse ein und rieb mit ihren nun aufgerichteten Brustwarzen über die Brust des Geliebten. Er fuhr mit seinen Händen ihren zarten Rücken entlang und spürte die Glut, die in seinen Lenden aufstieg. Endlich fingerte Forma an ihrem Lederschnürchen, um es von ihrem Hals zu nehmen. Jetzt konnte sie den Aufschluss ihres Kämpen kaum noch erwarten, denn ihre Hitze hatte sich wie eine Feuerwalze entzündet und brannte lichterloh wie ein trockener Zunderhaufen. Sie nahm den Schlüssel, kniete im Wasser neben Aphron und wies ihn an, aufzustehen. Der Medikus ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Als die Schmiedtochter gerade den Schlüssel in das Schloss stecken wollte, nahmen die Badenden die knarrende Tür wahr. Schlagartig ließ sich Aphron wieder ins Wasser sinken, um seine Blöße zu bedecken. Wer störte sie?

Aphron wappnete sich bereits, um im Brustton eine Zofe oder andere Dienerschaft streng zurechtzuweisen, doch dann erkannte er den langen Gehrock aus Seide und die darunter eng anliegende Hose mit den unversehrten blanken Stiefeln. „Schultheiß Gladius!“, konstatierte Aphron verdutzt. „Ich glaubte Euch auf dem Schlachtfeld, um eine Defensive einzustudieren.“ Gladius lächelte unverbindlich. „Nein, heute habe ich mir die Formationen vom Nordturm aus angesehen und meiner statt einen Stellvertreter hinaus geschickt. Doch an den Zinnen der Mauerkrone ist es recht windig und kalt geworden. Da wollte ich mich ein wenig im heißen Zuber aufwärmen. Doch ich sehe, dass er bereits… eine feine Dame beherbergt...“ Forma sah überrascht und stumm zu dem edel gewandeten Mann. Aphron blieb ebenfalls stumm und presste seine Lippen zusammen. Schließlich zwang er sich zu einer Erwiderung. „Gladius. Dies ist Forma… die Schmiedtochter aus dem Dorf…“

Gladius näherte sich dem Zuber und deutete eine Verbeugung an. Forma machte noch größere Augen, als ihr Antlitz schon besaß. Als Gladius seine rechte Hand aus seinem Handschuh zog und sie ihr reichen wollte, reagierte Forma zögerlich und streckte auch ihren Handrücken hervor, so dass der Schultheiß ihn küssen durfte. „Verehrte Forma“, hauchte Gladius mehr, als er sprach. „Welch kleine Hand voll Anmut!“ Die Schmiedtochter kniete noch immer im Zuber und starrte den Schultheiß mit offenem Mund an. So viel der Ehre und des Schmeichels hatte sie nicht erwartet. Eher war sie davon ausgegangen, dass sie als dummes Liebchen des Medikus mit Schimpf und Schande aus der Burg geworfen würde wie faules Gesinde. Sie schloss ihre Lippen, als ihr bewusst wurde, dass sie den Besucher unverwandt anstarrte und schluckte. „Gnädig Hochwürden“, sprach sie, weil sie nicht wusste, wie sie ihn anreden sollte. Gladius lächelte sie nonchalant an. „Ob denn wohl noch Platz neben der wunderschönen Holden frei wäre?“

Aphrons Mut sank, und er machte gute Miene zum bösen Spiel, obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte. Erkannte der Schultheiß denn nicht, dass hier ein Liebespaar ungestört sein wollte!? Doch dafür war des Satyrs Auge wohl blind und sein Ohr taub. „Warum reitet Ihr eigentlich nicht auf dem Felde?“, wollte Gladius von dem Heiler wissen. „Auch bei einer Kampfübung gehört Ihr an die Seite der Truppe. Oder wankt Eure Treue etwa?“ Aphron brummte. „Davon hat mir niemand etwas gesagt.“ Missvergnügt bemerkte er, wie sich Gladius, nachdem sich dieser schamlos entkleidet hatte, zwischen die Badenden drängte und den Zuber mit Begierde überschwemmte. Der Schultheiß griff nach dem Schlüssel, den Forma noch in der Hand hielt und warf ihn aus dem Zuber. „Was benötigt eine Schönheit wie Ihr solchen Tand? Kein Juwel kann sich mit Eurem Leib messen.“ Schließlich frug Gladius, dessen Augen tief in die der Schmiedtochter versunken waren: „Aphron – warum sorgt Ihr nicht für einen trefflichen Tropfen für unsere ausgetrocknete Kehlen? Ein Honigwein wäre doch genau das Passende für diesen hübschen Anlass.“

Der Medikus stöhnte leise auf. „Jawohl, Schultheiß.“ Was sollte er auch anderes als willfährig gehorchen? Auch, wenn ein dummer Bock, der blökte, ihn zum Lakai degradierte, so war er doch ein Schultheiß. Er stieg, betrübt, um des Vergnügens beraubt, mit dem Rücken zu den beiden aus der behaglichen Wanne und wickelte sich flink ein Leinentuch um die Hüften. „Oh“, lachte Gladius, „seht ihn Euch an! Unser guter Alchimist ist schüchtern und verschämt wie eine frisch erblühte Jungfer. Ob er bang ist, dass das holde Weib ihm etwas wegschaut?“ Das Pärchen im Zuber kicherte. In Aphron öffnete sich ein gähnender Abgrund aus Demütigung, Schimpf und Schande, während ein rauschender Fall aus Blut in seinen Ohren dröhnte und seine Kehle wie zugeschnürt war. Ein schales Gefühl begleitete ihn hinaus.

Nicht weit entfernt riefen Pauken und Fanfaren zum Kampfe. Leda führte auf einem kräftigen Schimmel ihre Garde an. Mehrere Kampfeinheiten auf Rössern und in schwere Rüstungen gesteckt ritten von den Flanken herbei, einige Fußsoldaten, die meist aus freiwilligen Ledaniern bestand, formierten sich zu diversen Figuren und stürmten tapfer vorwärts. Banner und Fahnen flatterten knatternd im Wind an langen Standarten. Hoch am Himmel wiegten sich Bussarde in der Luft und verfolgten den Aufruhr am Boden unter ihnen mit ihren großen Schwingen gelassen und kommentierten ihn ab und zu mit einem Schrei. Noch kämpfte die Armee nur gegen einen imaginären Gegner, doch schon bald sollte aus dem Übungsmanöver bitterer Ernst werden, denn die cassandrische Streitmacht stand bereit, um Ledanien dem Erdboden gleichzumachen. Es konnte sich nur noch um wenige Tage handeln, die der Aggressor ihnen gewährte, bevor er zuschlug und wie eine vernichtende Flut über die Lande fegte.

Nur wenige Steinwürfe entfernt lagerte das größte Heer, dass der Alte Kontinent jemals gesehen hat. Im Führungsquartier, einer eilig errichteten Bastei, berieten Regentin Cassandra, die Statthalterin Prodita und die eigentliche Herrscherin Tagara, die Hohepriesterin des Maluskultes, den großen Angriff auf den Feind. Die Priesterin, die in Wahrheit die alte Tyrannin Megara war, schloss die Konferenz mit den Worten: „So soll es im Namen der Götter also geschehen! Morgen ist der große Tag des Sturms. Bei Sonnenaufgang setzen wir die Kampfsklaven in Bewegung und führen einen Scheinangriff an der nördlichen Mauer durch. Wenn die Kräfte der Ledanier dort gebunden sind, folgen vier Einheiten je vier Trolle mit schwerer Bewaffnung mit einer Attacke auf das Haupttor. Gleichzeitig nähern wir uns mit der zweiten Hälfte der Soldaten, sie sich mit Ruß schwärzen, heimlich dem Südtor und nutzen den geheimen Öffnungsmechanismus, den uns dieser Dummkopf von Zelos in seiner geistigen Verlumptheit verraten hat. Eine kleine Einheit wird mit Blasrohren ausgestattet, die unseren Schlafmohn verschießen können. Damit werden die äußeren Wachen überwältigt. Wenn die Wehranlage erst einmal gefallen ist, so wird Ledas Burg eine Petitesse, ein Kinderspiel sein! Und ich schwöre euch allen hier und heute: Noch bevor die Sonne wieder erlischt, werden wir die neuen Herrscher über den gesamten Kontinent sein. Wir werden nach dem Rausch der Schlacht blühen und gedeihen. Wir sind die Zukunft der Lande.“






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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:06.01.23 19:33 IP: gespeichert Moderator melden



Die Meisterin des Maluskultes verschwand mit stolzem Schritt, der ihr einen gefälligen Anstrich von Würde verlieh, in ihr privates Gemach und stellte sich inmitten eines Pentagramms aus Alabasterintarsien in den Raum, beschwor mit einer alten Formel Geistwesen aus der Unterwelt und trachtete danach, sie in ihren Bannkreis zu fesseln. Mit ihrer Willenskraft und einer magischen Geste saugte sie ihnen die schwarze Energie aus, um sie dem höchsten Nachtdämon zu opfern. Der sollte den Cassandriern am morgigen Tage auf dem Schlachtfeld mit seinem Wirken zu Hilfe kommen. Es galt den Sieg zu garantieren. Und als zusätzliche Belohnung würde er die Seelen der Besiegten fressen dürfen, die dem Untergang geweiht waren. Tagara lachte grausam, und ihre Stimme hallte an den kalten Steinwänden schrill wider, wie die Klingen, die sich auf dem Schlachtfeld kreuzten. Daraufhin sank sie in ihrem schwarzen Gewand in der Mitte des Pentagramms nieder auf die Knie und verfiel in eine Art Trance, schaukelte mit ihrem Torso in kreiselnder Bewegung und schloss die Augen.

Cassandra lustwandelte derweil in einem edlen Damastkleid im Hof der Bastion und schaute vergnügt zu, wie zwei Soldatinnen zwei Sklaven dazu anhielten, einen Wettkampf der besonderen Art durchzuführen: Die Leibeigenen hatten eine Kette zwischen ihren Brustwarzen hängen, die mit Klemmen an ihnen befestigt waren. Zwischen den Ketten spannte sich ein dünnes Seil. Die Soldatinnen peitschten auf die Gesäße der Geschöpfe ein und schrien ihnen zu, sie sollten rückwärts marschieren. Die Brustnippel der Gepeinigten waren so lang, wie Cassandra noch nie welche gesehen hatte. Das Seilziehen faszinierte nicht nur die Königin. Auch Duxas schauten zu und wetteten eifrig auf den einen oder anderen Athleten. All das Jammern der Niederen wurde von Beifall und Jubel der aufgestachelten Frauen übertönt, obwohl die quiekenden Laute denen von Schweinen beim Schlachter in nichts nachstanden.

Ein wenig Gaudium am Abend vor dem großen Sturmangriff sollte den Soldatinnen gegönnt sein und ihnen vortrefflich munden, denn morgen würde sich das Schicksal um den Alten Kontinent erfüllen. Der morgige Tag sollte in die Chroniken der Lande eingehen. So gab es auch in den Heerlagern für die Uniformierten reichlich Rotwein, Met und Dünnbier. Außerdem drehten sich an zahlreichen Spießen duftende Braten. Nur die Kampfsklaven gingen leer aus. Ihnen blieb Wasser, das sie aus den so genannten Sklaventränken schöpften, und der spärlich schmackhafte Haferbrei, der ihnen als Vieh zustand. Sie waren gemacht, bedingungslosen Gehorsam zu lieben, nicht eigenen Willen oder Bedürfnisse zu fühlen. Sie brannten hell und kurz wie ein Holzspan und waren ebenso nützlich, denn es galt nicht, ihren Daseinsdurst zu tilgen, sondern ihrer wahren Bestimmung zu dienen.

Für den großen Angriffstag standen hinter den Lagern viele kleine Käfige bereit, die mit Gefangenen gefüllt werden sollten – nur mit denen, die geheimes Wissen bei sich trugen. Exzellent geschulte Befragerinnen der großen Cassandra würden meisterlich eine Symphonie der Schmerzen auf ihnen spielen, um verborgene Erkenntnisse, die hinter fest versiegelten Lippen verborgen waren, zu erlangen, um die Elenden danach mit einem Schierlingstrunk zu erlösen, der durch ihre dann nutzlosen Kehlen der bald Entschlafenen fließen würde.

Im weit entfernten Osten ahnte Vesta noch nichts vom bevorstehenden Einfall nach Ledanien. Freilich war ihr über den Kriegszug berichtet worden, aber das genaue Datum war ihr nicht geoffenbart. Sie war völlig damit beschäftigt, rauschende Feste zu feiern, in Saus und Braus zu leben, sich an Delikatessen, Sklavenspielen und Orgien zu laben, und schließlich auch potentielle Mitstreiter zu gewinnen, um die fern von ihr regierenden und verhassten Hoheiten vom Thron zu stoßen. Denn nichts wünschte sich Vesta mehr, als eines Tages selbst das große Reich zu regieren. Cassandra, Prodita, Tagara… alle sollten sie im Kerker enden – wie ihre Schwester Aurora. Das Volk musste doch erkennen, wer die einzige und wahre Herrscherin des Kontinents war und sie wertschätzen, ehren und huldigen, wie es ihr gebührte!

Bei dem Gedanken an die Darbende im Gewölbe lächelte sie breit und jauchzte vor Freude. Sie leckte sich in Vorfreude über die rosafarbenen Lippen, ihr Schwesterherz im Verlies, tief unter dem Palast, zu besuchen. Die Quell ihres Frohsinns. Auf ihren Befehl hin wurde Aurora täglich rasiert und ihre Weiblichkeit aufs Genaueste kontrolliert. Vesta stöhnte auf vor Wolllust. Aurora musste in ihrer frustrierenden und unbefriedigten Geilheit schmoren wie eine brünstige Stute im verriegelten Stall, während sie in den feinen Gemächern des Palastes jeden saftigen Jüngling vernaschen konnte, den sie haben wollte. Und so ging auch dieser Tag zuneige, während Vesta sich von zwei Liebesjünglingen, auf Seide gebettet, verwöhnen ließ, während Aurora wütend schrie und sich gegen die rauen Gurte wehrte, die sie hielten, während zwei Aufseherinnen ihren Leib blank scherten und mit ihren frivolen Fingern die Geilheit der Gefangenen sinnbetörend ins Unermessliche trieben… nur, um im entscheidenden Augenblick zu früh aufzuhören und sie wieder in den grausamen Keuschheitsgürtel zu stecken. Für die Gemarterte war es jedes Mal aufs Neue wie ein Fall ins dunkle Bodenlose einer endlos tiefen Klippe.

Die Sonne tauchte blutrot am Horizont auf und kündigte symbolträchtig den Tag der großen Schlacht an, während der Mond vom Firmament flüchtete. Der Medikus stieg auf den Nordturm der Bastei und suchte seinen Gesichtskreis nach Feinden ab. Die meisten Fußsoldaten, die sich aus dem einfachen Volk Ledaniens rekrutierten, hatten die Wehrmauern besetzt, die an der Ostgrenze des Landes Schutz vor Eindringlingen bieten sollten. Aphron lehnte sich an die Steinbrüstung und versuchte sich auf seine Aufgaben zu konzentrieren. Sobald die Attacke der Cassandrier begann, würde er im Dauereinsatz mit Mut und Herzblut die Verletzten versorgen müssen. Aber trotz des Ernstes der Lage schweiften seine düsteren Gedanken ab. Er konnte die Demütigung nicht aus dem Kopf bekommen, die ihm Gladius bereitet hatte.

Gestern hatte der Schultheiß mit Forma geturtelt und sie völlig in seinen Bann gezogen, die Holde mit Tand behängt und ihr süße Verheißungen ins Ohr geflüstert. Er freite um sie wie ein liebeshungriger Ziegenbock, brütete der Heiler über dieser Schmach bitter. Aphrons Herabsetzung schien dem Weibertollen, diesem eitlen Gockel, gleichgültig, und was noch herzzerreißender war: Auch Forma beachtete ihn nicht mehr. Dagegen schmachtete sie den Schultheiß mit leuchtenden Augen an, als lege er ihr ein Königreich zu Füßen. Ihr Betragen hatte sie völlig aus den Augen verloren. Die honigsüßen Versprechungen des Schürzenjägers hatten ihr Gebaren, die Schicklichkeit und alle Zucht verklebt statt sich ihrer zu erwehren.

Aphrons Augen blitzten unbemerkt den zeihenden Konkurrenten so scharf an, als wollten sie dem Mitbuhler dessen Männlichkeit zerreißen und die Augen wie faule Stellen eines Apfels herausschneiden. Der Medikus fröstelte bei der galligen Erinnerung an den gestrigen Tag. Die aufkeimende Liebe war zerstört worden von dem gesäuselten Süßholzraspeln eines Grobians, noch bevor sie in voller Pracht erblühen konnte. Noch zwei weitere Male hatte der Schultheiß ihn wie einen niederen Laufburschen weggeschickt. Schließlich hatte Aphron nicht mehr gewusst, wie er wieder in den Zuber steigen konnte, ohne dass der Schwerenöter sein Geheimnis bemerkte. So hatte er daneben gestanden und sich schließlich zurückgezogen, als das frivole Paar immer näher rückte und sich nicht darum scherte, ob ein Zaungast ihrem tollen Verlangen nach Wonnerausch im Honigland beiwohnte. Der Nebenbuhler wusste die Qual eines einsamen Herzens wahrlich zu lindern und ließ den Heiler in brennender Eifersucht zurück. Wie vergänglich doch die Liebe des Weibes war! Es war nur Schein und Hexenwerk! Kein Hauch davon war wahr gewesen.

Aphron seufzte tief. Könnte er diesem Hurenbock doch ein Mittel in den Wein schütten, der ihm die Manneskraft raubte! Aber der Verdacht würde sofort auf den Heiler fallen. Jäh bemerkte er ein glockenhelles Kichern hinter sich. Blitzartig dreht er sich herum: Forma stand am Ausstieg, einer quadratischen Falltür, die auf die oberste Plattform des Nordturmes führte, und sah den Medikus amüsiert an. „Du bist… noch hier?“, frug Aphron. Oder war sie erneut hier? Hatte sie etwa des Nachts bei Gladius gelegen? Sie war die Konkubine des Schultheißen geworden! Jetzt bemerkte er auch, dass Forma nicht ihr Magdkleid, sondern feinste Seide trug. Sie hatte ihm nicht nur die kalte Schulter gezeigt und sogar Hörner aufgesetzt, sondern sonnte sich auch noch dafür vor ihm. Er wollte sie packen und schütteln ob dieser Demütigung, doch da hielt sie auf einmal ein Lederriemchen mit einem Schlüssel daran am ausgestreckten Arm, lief zur Brüstung und hielt die Tür zu Aphrons Gemächt über den tiefen Burggraben, der mit brackigem Wasser gefüllt war. Ihre Lippen tönten ihm steif entgegen: „Wenn du nur ein Scherflein Manns bist, dann nähere dich noch einen Schritt.“

Jetzt provozierte sie ihn auch noch! Diese Dirne! Der Medikus zitterte vor Grimm entbrannt, aber er wagte keinen noch so kleinen Schritt mehr auf sie zu. Er stand händeringend da wie festgewachsen und durchbohrte sie stattdessen mit seinem Blick. „Was willst du von mir, du…?“ Forma konstatierte kühl: „Mein Treu, solange Ihr mir trefflich als wackerer Zungenakrobat dient, habt Ihr kein Ungemach zu befürchten. Wenn Ihr mich brav bittet, öffne ich Euch vielleicht hin und wieder den Keuschheitsgürtel….“ Aphrons Herz pochte ihm bis zum Hals und schien ihm von innen gegen die Rippen zu treten. Dieses Weib hatte ihn in der Hand und wollte einen Lustsklaven aus ihm machen. Welch Schmach ihm da entgegenschlug! Formas Locken fielen ihr wie windende Schlangen auf die Brust. „Was soll ich sonst mit einem Heiler, der nicht viel mehr Münzen nach Hause bringt als ein Kalkbrenner oder fahrender Kesselflicker? Geschmeide und Macht gibt mir dagegen Gladius. Und sein Luststab ist im Vergleich zu Eurem schmeichelhaft…“ Aphron musste tief durchatmen. Er wusste, dass die Lüge auf ihrer Zunge lag, aber es machte ihn rasend und gab seiner Wut neue Nahrung. Er wollte sich verzweiflungsvoll gegen alle Vernunft auf das junge Weib stürzen, da ertönten tiefe Rufhörner überall vom Grenzwall. Der Feind griff an!

Forma und Aphron starrten gebannt und schreckensbleich auf die weit entfernte Wehrmauer, die von cassandrischen Kampfsklaven attackiert wurde. Von innen besetzte die ledanische Infanterie mit allen Kräften die gefährdeten Bereiche, um den übermächtigen Feind abzuwehren, doch schon bald zeigte sich, dass gewaltige Trollhorden am Haupttor den Durchbruch versuchten. Den gigantischen Kolossen, die auch noch über dicke Panzerungen und Waffen verfügten, war kaum standzuhalten. Selbst die zwei Ellen dicken Eichenholztore, die mit vier Balken verriegelt, und deren Außenseite mit daumendicken Eisenplatten verstärkt waren, knackten und barsten, als die Trolle voll Groll mit einer Ramme heranstürmten, die sogar für zwei Dutzend kräftige Kämpen zu schwer gewesen wäre. Selbst ein Maschikuli, aus dem Wachsoldaten siedendes Pech schütteten, beeindruckte die Trolle kaum, denn ihre Panzerungen und ein mobiles Dach schützten sie vor der kochenden Masse. An der Nordmauer wurden Verteidiger in die Tiefe gerissen, als mächtige Felsbrocken von knarrenden cassandrischen Tribocks, großen Hebelarmschleudern, gegen die wegbrechenden Zinnen geworfen wurden, die bald aussahen wie der Mund eines beinahe zahnlosen Greises.

An anderen Stellen fielen cassandrische Kampfsklaven in Scharen in die tiefen und gespickten Fallgruben. Myriaden von sirrenden Pfeilen hagelten wie ein schwarzer Teppich vom Himmel und nagelten gnadenlos jedes Ziel fest, durchbohrten Leder, Kettenhemden und Leiber, spickten Wände, Dächer und Wege. Strohhaufen brannten, ein hölzerner Wachturm stand lichterloh in Flammen, und wieder und wieder folgten neue Pfeilschauer aus beiden Richtungen. Lanzen splitterten oder durchbohrten ihr Ziel auf grausige Weise. Die Opferwilligkeit des Feindes war schier maßlos. So maßlos wie ihre kaum enden wollende Anzahl. Die Oberste Gardistin Nike, die in ihrem Waffenrock eine Formation anführte, wagte den Ausfall, um die Trolle zurück zu zwingen, doch gegen 16 der Giganten waren auch diese Elitekämpfer machtlos. Unter schweren Verlusten mussten sie die Flucht ergreifen. Nur zwei Trolle fielen vor dem großen Eingangstor hunderten Pfeilen der Bogenschützen zum Opfer. 14 der Kolosse jagten jedoch ungehindert ins ledanische Reich und griffen nun Wachsoldaten aus dem Hinterhalt an. Einige der riesigen Bestien rannten weiter ins Landesinnere. Einer der Trolle schwenkte brüllend einen Balken, dessen anderes Ende brannte wie eine riesige Fackel und fauchende Funkenregen versprühte.

Königin Leda wurde von ihrer Leibgarde in die Burg eskortiert. Die Oberste Gardistin Nike, die selbst eine Wunde erlitten hatte, als ein Troll sie wild durch die Luft gewirbelt hatte, jagte mit ihrem schäumenden Ross und einer sechsköpfigen Begleitung samt Majestät in die Burgfeste. Aber trotz der Eindringlinge konnten die Ledanier die Hauptstreitkräfte der Cassandra aufhalten und hatten somit einen verheißenden Teilsieg erkoren, der ihnen Hoffnung einhauchte. Der Kampf hatte Nikes Knopfaufschlag an der Brust zerfetzt, und doch war sie den feindlichen Klingen haucheng durch eine gewagte Pirouette entkommen. Nur ihre Rippen schmerzten fürchterlich durch den Wurf des Titanen. Vereinzelt hatten es feindliche Einheiten geschafft, die ledanische Grenze zu übertreten, aber der Großteil der cassandrischen Armee staute sich vor dem Grenzwall, denn immer noch leisteten die Verteidiger trotz des Jochs tollkühnen Widerstand. Doch schon ertönten dumpfe Trommelschläge, in deren Takt weitere feindliche Krieger heranmarschierten, bereit, alles niederzuwalzen, was ihnen im Wege stand.

Und da sendete das Schicksal die nächste Hiobsbotschaft: Große Truppenverbände waren am Südwall fast ohne Verluste nach Ledanien eingedrungen. Verwüstung und Mordbrand breiteten sich aus. Prekärerweise war ihnen irgendwie der geheime Öffnungsmechanismus in der Mauer gewahr geworden. Die Soldaten auf der anderen Seite hatten, durchtränkt mit Feiglingsblut, ihre Schwerter fahren lassen und waren geflüchtet wie ein Hühnerhaufen, in dem ein Fuchs schmauste. Mancher Kämpe musste es teuer zollen, die schnelle Flucht versäumt zu haben und wurde vom Getümmel ganz und gar verzehrt. „Eine Katastrophe!“, urteilte Leda totenblass. „Was können wir noch tun?“ Unter ihren Worten barg sich tiefe Verzweiflung. Der Schultheiß Gladius atmete seufzend tief aus. „Wir hoffen, dass die Infanterie und die berittenen Soldaten den Feind von hinten attackieren. Es gibt immer noch Regimenter, die sich unmittelbar an der Burg befinden. Wenn sie dem Feind entgegen reiten und gleichzeitig vom Grenzwall unsere Truppen die Aggressoren in die Zange nehmen, könnten wir noch siegen.“

Leda schüttelte resignierend den Kopf, alle Glauben an einen Sieg zu Grabe tragend. „Die Wehranlage hatte mich angefüllt mit trügerischer Hoffnung. Die Cassandrier sind in so großer Überzahl, auf dass in wenigen Tagen das Schicksal Ledaniens besiegelt sein wird.“ Sie runzelte in Sorgen ihre Stirn. „Mein armes Volk! Diese Bestien werden brandschatzen und marodieren, sie werden alle Männer, die sie finden, versklaven oder sogar schänden. Der Alte Kontinent geht unter in ein radikales Matriarchat, dass sich wie ein eiterndes Geschwür ausbreitet.“ Mit trotzig vorgestrecktem Kinn sprach sie erstarkt gegen ihren Schwermut an: „Die Niederlage ist unser, wie mich dünkt, aber auch wenn mein Leben hier enden sollte, so wird meine Überzeugung zum Wohle der Menschen doch niemals weichen.“ Eine Träne rollte ihre Wange hinab, als ihr Stolz ihren Lippen diese Worte entlockte.

Ledas Befürchtungen bewahrheiteten sich. Durch den Durchbruch in der Südmauer konnten die cassandrischen Kampfsklaven die wehrhaften Ledanier in die Zange nehmen und aufreiben. Schwerlich entkamen wenige Gerüstete dem beidseitigen Ansturm. Wer nicht auf dem Schlachtfeld blieb, wurde in Ketten in die Leibeigenschaft nach Osten geführt. Lange Karawanen der Kriegsgefangenen bildeten sich auf den staubigen Straßen und steinigen Wegen zur ehemaligen Hauptstadt und auch noch weiter nach Osten zur Metropole und dem in der Umgebung liegenden ursprünglichen Cassandria. Am Himmel zeigten sich einige Aasgeier und Krähen, die auf Nahrungssuche über den Menschenschlangen kreisten. Auf Geheiß der Duxas gingen die meisten Gefangenen für ein Scherflein an Sklavenhändlerinnen über, die ihre Ware weiter an Plantagen-, Minenbesitzerinnen und zivile Galeeren verhökerten.

Einer unter ihnen war Boreas, der als treulich Fußsoldat an der Wehrmauer seine Klinge geschwungen hatte. Zwei Kampfsklaven hatten ihn niedergeschlagen und in die eigenen Reihen verschleppt. Unter zahlreichen anderen Gefangenen war Boreas auf dem Weg nach Osten, zunächst in den ehemaligen Stadtstaat. Sein Weib Maia, das ebenfalls unter den Soldaten am Grenzwall mit wonnigem Mute versucht hatte, den Ansturm der Cassandrier zu unterbinden, schaute mit gebrochenem Blick zum Himmel. Zwei Pfeile ragten aus ihrer Brust, und der Schwertstreich eines Berserkers hatte sie endgültig ins Reich der Unterwelt reisen lassen. Nun saß eine Krähe auf ihrer Brust und wetzte ihren Schnabel an einem Knopf ihres Wamses. Boreas und Maia hatten sich einigen Wohlstand auf einer Kate erarbeitet, doch dies sollte nun alles der Vergangenheit angehören. Ledanien war gefallen. Die dräuenden Furien aus dem Osten waren über das Land mit Tosen hereingebrochen wie eine teuflische Plage. Und eitel wäre das Hoffen auf ein hehres Mirakel, das den Feind noch aufhalten könnte.

In den folgenden Wochen versehrten die Truppen der Kampfsklaven und Kavalleristinnen das ganze Königreich der Leda. Nur wenige kleine Bollwerke, darunter die königliche Burganlage, waren gewappnet und konnten sich noch gegen Feuer und Stahl halten. Von den 14 überlebenden Trollen waren nur sechs zu ihren Herrinnen zurückgekommen, acht blieben verschollen. Man vermutete, dass sie ungezügelt durch Ledanien liefen und in ihrer zerstörerischen Wut alles zermalmten, was den tumben Unholden in den Weg geriet. Die frohe Kunde kam per Briefraben auch in die Metropole und die anderen östlichen Teile Cassandrias. Vesta jauchzte vor Vergnügen und schlug ihr Händchen zusammen, dass die vielen feinen Goldreifen an ihren dünnen Handgelenken rasselnd erklangen. „Welch Freude! Welch Wonne! Hoffentlich wird diese Leda endlich im Feuer enden – wo sie hingehört! Oder auf das Rad geflochten, wie es sich geziemt! Und die paar lumpigen Kampfsklaven, die ihr Leben lassen durften, interessieren doch nicht im Massengrab des Weltenschicksals. Einfach wundervoll, diese Botschaft des nun kommenden Friedens! Endlich dürfen die Waffen schweigen.“ Ihre gleisnerische Zunge troff vor Scheinheiligkeit und trotzdem schmeckte sie Süße.






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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:09.01.23 10:00 IP: gespeichert Moderator melden


Mag der lustgierende Geist ganz andere Höhepunkte in dieser Episode ausgemacht haben, wage ich als einen der vielen Glanzstücke höchster literarischer Qualität diesen sprachlichen Leckerbissen herauszustellen, welcher im Fortgang der Handlung im Brausen des Kampfgetümmels schnell aus der Erinnerung hinfortgedrängt zu werden droht:

"Exzellent geschulte Befragerinnen der großen Cassandra würden meisterlich eine Symphonie der Schmerzen auf ihnen spielen, um verborgene Erkenntnisse, die hinter fest versiegelten Lippen verborgen waren, zu erlangen, um die Elenden danach mit einem Schierlingstrunk zu erlösen, der durch ihre dann nutzlosen Kehlen der bald Entschlafenen fließen würde."

"Und eitel wäre das Hoffen auf ein hehres Mirakel", das auch meiner Tastatur einmal solche schriftstellerischen Meisterleistungen entspringen ließe...
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:09.01.23 19:45 IP: gespeichert Moderator melden


Das Ende der großen Invasion befleckte ihre Zukunft allerdings auch mit dem Wermutstropfen, dass ihre Putschversuche, Cassandra vom Thron zu stoßen, wohl erfolglos bleiben würden, denn die Königin war gewisslich schon auf dem Heimweg. Ganz zu schweigen von Tagara, der mächtigen Hohepriesterin des Maluskultes. Das sollte aber nicht ihre Laune verderben. Die wohlgemute Vesta wies sofort die Höflinge an, ein superbes Freudenfest zu organisieren. Neben einem verschwenderischen Festbankett mit Pasteten und Küchleins in Saus und Braus sollten auch lustige Spiele in der Arena stattfinden. Leibeigene würden Loblieder und Tänze präsentieren. Dabei musste zum Ausdruck kommen, wie sehr Vesta, die geliebte Statthalterin, verehrt wurde. Auch an Opferungen hatte sie gedacht, doch Beraterinnen hatten ihr diese Gedanken flugs ausgetrieben, „da es zu Tumulten führen könnte“. Vestas Kompromiss war eine Massenauspeitschung, bei der sich die Sklaven selbst oder gegenseitig geißelten – als Treuebeweis für die Hochwürdige Vesta.

Auch sollte ein Sklavenrennen auf allen Vieren unterhalten, Gewichte würden gezogen werden, die mit den Gemächten der Leibeigenen verbunden waren. Vesta hatte noch viele schillernde Vorschläge, zum Beispiel einen Wettkampf zwischen Sklaven um den dicksten Zapfen, den ein Teilnehmer versenken konnte… Wo, dass benötigte wohl keiner genaueren Beschreibung. Und zu guter Letzt durften auch die Damen bei einer Tombola mitmachen: Jede Lady erhielt eine Losnummer auf einem kleinen Stück Pergament. Jede Zahl war einer der Kreaturen zuzuordnen. Die Leibeigenen hatten die Ehre ihrer neuen Eigentümerin eine kleine Vorführung nach den Wünschen der Grazie zu präsentieren. Den Fräuleins entwuchsen gar reichhaltige Ideen.

Eine ließ ihren Gewinn einen Handstand machen und dann in die Hände klatschen; eine junge Dame wollte ein quiekendes und grunzendes Schwein, dass mit der Nase im Boden wühlt; eine dritte Lady ließ ihren Leibeigenen einen Lobgesang über sie anstimmen; eine weitere Edelfrau verlangte, dass sich der Sklave so schnell wie möglich im Kreis drehte. Ein anderer Sklave fand sich kopfüber an einem Seil baumelnd, ein weiteres um seine Männlichkeit, an der ein Fräulein zog und ihn in Schwingung brachte; ihre Freundin knallte mit ihrem Stock auf das Gesäß, sobald der Hängende sich ihr näherte. Später wechselten sie ihre Positionen. Die Einfälle waren so vielfältig wie es unterschiedliche Seidenkleider und bunt funkelnde Edelsteine an Ketten und Ringen der jungen Damen glitzerten. Die Kapriolen waren ansteckend wie ein Pockendecke, nur gefielen sich die Ladys in ihren Eskapaden wohler als in einem kratzigen Mantel.

Im Anschluss bewertete die Eigentümerin dann mit dem ausgestreckten Daumen die Darbietung: Ein nach oben zeigender Daumen bedeutete, dass der Leibeigene Mahl und Kleidung erhielt; ein nach unten deutender Finger jedoch besiegelte das Schicksal des Mannes. Verlierer wurden über ein liegendes Fass gespannt, gegeißelt und mit einer Spreizbirne im Gesäß aus der Arena gejagt. Dabei konnten die Sklaven nur breitbeinig und unter Schwierigkeiten watscheln, während sie mit Stöcken und langen Peitschen traktiert und mit Schmährufen und Gelächter verjagt wurden. Eine Kakophonie aus silbernem Lachen, Stimmengewirr der plaudernden Ladys und fröhlichen Melodien bildete sich als Hintergrund der Szenerie des Festes. Was danach mit ihnen geschah, erfuhr das Publikum nicht, doch munkelte man von einem drakonischen Straflager im Osten des Kontinents, wo die Sklaven sühnen durften, bis ihre Abbüßung von den Priesterinnen des Maluskultes als abgetragen galt – und das war ganz willkürlich nach Monaten, Jahren oder nie der Fall. Die rechte Gunst der Geistlichen zu genießen, war ein teuer verdientes und seltenes Gut.

Forma blieb in der königlichen Burg, meist in einem für sie eingerichteten Boudoir, wie Gladius ihr empfohlen hatte. Mit Aphron sprachen die beiden fortan kein Wort mehr. Der Medikus brütete über der Demütigung, die ihm Forma angetan hatte. Dann kam auch noch zu allem Überfluss der Königsgemahl Abas in seine Stube gepoltert und blaffte ihn an. „Ich brauche eines seiner Elixiere gegen die bösartigen Wichte, die in meinem Kopf herumhämmern! Beeile er sich!“ Aphron konnte sich nicht beherrschen und brüllte: „Lasst mich in Ruhe! Ich bin gerade dabei…“ Da bemerkte er seinen Fauxpas und versuchte zu retten: „Ach, Ihr seid es, werter Königsgemahl. Verzeiht. Ich glaubte, der Stiefelknecht…“ Abas unterbrach ihn schroff. „Unsinn! Er hat genau gesehen, dass Ich es bin! Aber Ich bin ja nur ein Krüppel, der im Kerker der Megara gehockt hat und halbtot zurückgekehrt ist. Er glaubt wohl, Ich bin der Manneskraft beraubt? Glaube Er das ja nicht!“ Abas schrie immer lauter, schäumte und seine Stimme überschlug sich. Er hatte offenbar mehr Wein getrunken, als er vertrug. Aphron flog eine Wolke aus säuerlichem Alkoholgeruch entgegen.

Im nächsten Moment, als zufällig gerade eine blassgesichtige Zofe eintrat, um einige gespülte Glasphiolen zu bringen, da packte Abas sie an der Schulter und verkrallte seine Finger in dem Stoff des Kleides. „Komm her, Maid“, befahl er schnarrend und stieß das junge Weib grob vorwärts gegen einen wurmstichigen Tisch. „Beug dich vor!“, wies er sie an und drückte ihren Oberkörper über die Platte. „Dein Schoß soll mir Paradies sein.“ Jetzt wandte sich Abas wieder dem Medikus zu. „Ich werde ihm beweisen, dass meine Manneskraft ungebrochen ist! Er hat mir gefälligst Respekt zu erweisen! Und alle anderen Höflinge und Diener in dieser armseligen Burg auch!“ Er zerrte und riss an der Schürze der armen Zofe, die den Medikus entsetzt ansah. Abas geiferte dem Medikus zu: „Da schau nur genau hin, Quacksalber, und sei geläutert! Ich besorge es jedem Weib tausend Mal besser als du!“

Aphron war fassungslos und bestürzt. Hatte der Königsgemahl den Verstand verloren? Die Zofe sah den Medikus hilfesuchend und ungläubig an. Aphron durfte es sich nicht erlauben, den Königsgemahl zu kritisieren oder gar Hand an ihn zu legen. Er lief aus der Kammer. Vielleicht würde er Gladius irgendwo treffen. Der Heiler rannte aufgebracht durch den Gang der Burg, sein Gewand flatterte dabei durch die Luft. Und da fand sein Auge ihn: Vor ihm erschien der Schultheiß. Aphron kam mit brennenden Lungen bei Gladius an und berichtete hastig, dass der Königsgemahl außer Sinnen schien und eine Zofe auf seinem Arzneitisch… Den Rest seiner Worte vernuschelte er, da er die tadelvolle Wahrheit nicht wagte.

Es war nicht leicht, die pikante Wahrheit diplomatisch über die Zunge entschlüpfen zu lassen, doch Gladius merkte, wie aufgelöst der Medikus war, und eilte mit klapperndem gerüstetem Wams in großer Unruhe durch den Gang. Als der Schultheiß die Alchemiekammer betrat, sah er die Zofe völlig entsetzt mit zerrissenem Kleid an dem Arzneitisch stehen. Doch weniger wegen der schändlichen Tat war sie verstört; vielmehr konnte sie kaum glauben, was danach geschehen war: Der Königsgemahl war, nachdem er sich in ihr ergossen hatte, weinend und schluchzend vor ihr auf die Knie gefallen und hockte nun ihr gegenüber auf dem Steinboden, wimmerte vor sich hin wie ein kleines Balg. Gladius räusperte sich und schickte die Zofe hinaus, die hinfort eilte, als sei ein Dämon hinter ihr her.

Zur gleichen Zeit war Königin Leda in den dunklen Gemäuern unter der Burg unterwegs. Zwei Gardistinnen begleiteten sie mit lodernden Fackeln. Schnapphähne, Beutelschneider, Totschläger und vielerlei finstere Gestalten waren in den Kellern eingekerkert. Doch für zusätzliche Esser würde Leda bald keine Verwendung mehr haben. Die cassandrischen Truppen zogen ihre Kreise immer enger um die Burgfestung. Bei einer Belagerung würden schon genug Mäuler gestopft werden müssen. Gefangene waren da überflüssig wie ein Kropf. Die Regentin verlas ein gerolltes Pergament mit rotem Wachssiegel, auf dem sie die Häftlinge für vogelfrei erklärte. Sie entließ sie in die Freiheit, doch gleichzeitig mussten sie die Burgmauern verlassen. Hatten sie Glück, so schlugen sie sich in Ledanien durch und konnten den cassandrischen Kampfsklaven und ihren Anführerinnen entkommen. Der Norden des Alten Kontinentes war wild und unerkundet, so dass sie daselbst untertauchen konnten – falls sie bis dorthin gelangten. Leda war dies einerlei. Die Kreaturen waren keine unschuldigen Lämmer, die sie der Hut der Raubtiere überließ; sie waren übel Sünder, die unter Ihresgleichen leben sollten.

Der Wachmann Winand öffnete einen quietschenden Gitterverschlag nach dem nächsten und schaute grimmig drin, denn ihm wurden seine liebsten Spielzeuge genommen. Vermutlich musste er nun Dienst auf der Wehrmauer tun. Ein gefährlicher Ort - besonders zu begebnisreichen Kriegszeiten wie diesen. Lieber wäre er mit einer Fackel in eine Flachskammer gelaufen. Das gefiel ihm gar nicht. Die Gefangenen wurden nach oben in den Burghof geführt. Sie trugen nur schmutzige Fetzen am Leib und waren ausgemergelt. Wenige besaßen noch Schuhwerk. Eine Reihe aus gerüsteten Wächtern schob die Geächteten mit silberfarbenen Schilden zum Fallgitter. Einige der Männer jammerten und fielen auf die Knie, denn sie ahnten, welche Gefahr ihnen nun drohte. Andere sahen nur den blauen Himmel und die Sonne über sich und konnten nicht schnell genug hinaus gelangen. Manche von ihnen hatten viele Jahre lang keine Wolken und den freien Himmel oder grüne Bäume gesehen. Und selbst die, die nur wenige Wochen unter dem sadistischen Wächter Winand hatten leiden müssen, waren verzweifelt genug, um in der ungewissen Reise durch die feindlichen Reihen ihr Glück zu suchen, selbst die Barfüßigen.

Bald schon waren sie wie flüchtende Hasen hinter einem Hügel verschwunden. Winand beobachtete den Auszug des Pöbels und verächtlich spuckte er aus. „Die Ratten verlassen das sinkende Schiff.“ „Würdest du mit dem Geschmeiß tauschen wollen?“, frug eine dunkle Stimme plötzlich neben ihm. Winand drehte sich zu dem unerwarteten Besucher und blieb die Antwort schuldig. Es war Bertram, sein Wachkamerad, ein schlaksiger Kerl mit einem leichten Buckel, aber doch hochgewachsen. „Sieh an! Bist du nun auch für die Mauer eingeteilt, da der Kerker leer ist?“ Bertram nickte. Dabei knarrte sein dicker Lederbrustharnisch. „Ja, und mir behagt es hier an der frischen Luft sogar besser. In den modrigen Verliesen siecht man selbst als Wärter vor sich hin. Dort herrscht der Tod. Und irgendwann frisst er an dir.“ Winand rümpfte seine Nase und zog den Rotz hoch. „Na ja, mir hat´s daselbst gut behagt.“ Er grinste schmierig. Er würde sich ein neues Opfer für seine dunklen Neigungen suchen müssen. Vielleicht den jungen Pferdeknecht. Der hatte einen trefflich süßen Arsch – fest und weich zugleich wie seine Lederkappe. Allerliebst.

Die Oberste Gardistin Nike schritt herbei, und die beiden Männer standen augenblicklich stramm. „Haltet sorgfältig Ausschau auf die Hügel! Sobald ein Feind naht, meldet ihr Alarm mit diesem Horn!“ Sie reichte Bertram ein Signalhorn, das an einem Lederriemen befestigt war. Dann ging sie forschen Schrittes zur Falltür und stieg hinab in den Burghof. Der Soldat hängte sich den Rufer um und lugte in das dicke Ende, als erwarte er hier wie in einem Trinkhorn einen guten Schluck Bier. Statt zu den Waffen zu greifen würde er gewiss lieber hinter einem Krug voll kühlem Gerstenbräu sitzen und dem Sieger zuprosten. Fahnentreue und Feigheit hießen die beiden Herzen in seiner Brust. Nike wurde bereits von einer Ehrenformation kräftiger Gardisten ersehnt, die salutierten und ihr dann im Gleichschritt folgten. Die Oberste steuerte die Rüstkammer an. Dort besprach sie mit den leitenden Soldaten den Wachplan und Verteidigungsstrategien für den Fall eines direkten Angriffs auf die königliche Burg. Jeder erhielt genaue Aufgaben und Anweisungen. Nicht weniger als ihr aller Leben hing davon ab.

Bei einer anschließenden Beratung im Fahnensaal mit Königin Leda und Schultheiß Gladius beschlossen sie ihr weiteres Vorgehen. Viel Hoffnung gab es nicht, denn die cassandrische Übermacht war überwältigend. Es war nur eine Frage der Zeit, bis auch die letzte Bastion Ledaniens fallen würde. Das Volk war bereits großteils versklavt worden. Innerlich bekümmert, aber nach außen stark, saß die Majestät auf ihrem lichtumflossenen Thron und wusste sich keinen Rat. „Wir werden uns so teuer wie nur möglich verkaufen“, schwor sie in vollem Trotz. „Wir werden bis zum letzten Mann und zum letzten Weibe kämpfen! Wir werden niemals aufgeben!“ Ihr Antlitz war unnachgiebig wie Stein, nur die tiefen Schatten unter ihren Augen verrieten ihre Müdigkeit.

Abas war nicht bei der Beratung anwesend gewesen, denn sein Gemütszustand war völlig durcheinander. Er fieberte und fantasierte von Hochverrätern, Waldgeistern und Giftmördern. Aphron hatte ihm einen Schlaftrunk aus Mohn bereitet, der den Königsgemahl beruhigte, so dass die Stille seines Leibes nun nur noch von seltenem Zucken und Ächzen unterbrochen wurde. Gladius berichtete Leda von Abas` Zusammenbruch. Dabei sparte er die frivole Tat des Königsgemahls feinfühlig aus der Schilderung aus. Aphron wisperte später in seiner Medikuskammer seinem Spiegelbild zu: „Abas hat den Verstand verloren. Aber wie sage ich es der Königin?“ Er nahm einen großen Schluck aus seiner Brandweinflasche. Alles war verloren, sinnierte er. Abas war am Ende. Das Königreich war am Ende. Er selbst war am Ende. Forma hatte ihm Hörner aufgesetzt. „Solange habe ich als Liebessklave bei diesen Furien verbracht! Und nur, um jetzt wieder in einem Keuschheitsgürtel zu hocken? Diese Verräterin Forma hat den Tod verdient! Und Gladius ebenso!“ Er biss sich voll Groll auf die Lippen, bis er Kupfer schmeckte.

Sollte er alles auf eine Karte setzen und eine Giftmixtur auf den Festtisch schmuggeln? Oder sollte er Forma zwingen, ihm den Schlüssel zu geben und aus der Burg flüchten? Gar gen Norden, wo die cassandrischen Truppen nicht die Umgegend unsicher machten? Doch wer würde ihn dort in der Wildnis erwarten? Sein Gemächt quälte ihn von Tag zu Tag mehr. Wie konnte Forma nur so grausam sein!? Warum hatte sie ihm das angetan? Und wenn sie für den Schultheiß ihre Schenkel spreizte, so sollte sie ihm wenigstens den Schlüssel zu seinen Lenden zurückgeben!

Doch es sollten erbarmungslose Woche folgen. Während sich die cassandrische Armee eng und in mehreren Ringen um die Burg zog und inzwischen kein Fluchtweg mehr offen stand, erwartete Leda jeden Tag den definitiven Sturmangriff, der ihr den Garaus machen sollte. Indes unterblieb er noch. Vielleicht wollten Cassandra, Tagara und Prodita sie aushungern. Vielleicht wollten sie sie lebendig ergreifen, um an ihr ein Exempel zu statuieren. Nur die Alten Götter kannten die Zukunft. Leda grübelte und vertiefte sich immer mehr in dunkle Vorstellungen. Aphron quälten jedoch andere Gedanken. Seine Manneskraft zeterte um Aufschluss und peinigte ihn Tag und Nacht. Der Medikus nahm bereits täglich einen Sud aus Kräutern, die den Trieb dämpfen sollten, doch der Gepeinigte merkte nichts von der angeblichen Wirkung. Im Gegenteil: Sein Verlangen wurde größer und größer. Immer wieder sah er Forma in den Armen des Schultheißen, bei dem sie logierte. Ihre Blicke waren schadenfroh und gemein. Am liebsten wäre er ihr an die Kehle gesprungen ob dieser Gemeinheit.

Es war der Tag, an dem alle Nerven blank lagen, denn die Mahlzeiten waren inzwischen streng rationiert. Kaum jemand wurde davon noch satt. Aphron war durch die dunklen Gänge der Burg gewandelt, um auf andere Gedanken zu kommen und war die Wendeltreppe hinab in die Kerkergewölbe geschritten. Dort hörte er merkwürdige Geräusche. Der Gemahl der Leda näherte sich dem Gefangenentrakt mit vier Zellen. Im Schein der Fackeln, die in schmiedeeisernen Halterungen an den Wänden loderten, sah er den nackten Hintern eines Mannes, wie er über eine zierliche Gestalt gebeugt war, und sich offensichtlich der Lust hingab. Spasmisch zuckten seine Lenden, als er sich in die Person ergoss. Es konnte sich nicht um den Schultheißen handeln, denn die herabgelassenen Beinkleider des Mannes waren eher die eines einfachen Wachmannes. Und das Wams aus altem, speckigem Leder erinnerte ihn an die Wächteruniformen. Sollte es ein Soldat etwa hier unten in den nun leeren Verliesen mit einer Magd treiben?

Aphron schlich näher. Doch dabei tauchte er in den Lichtschein eines Feuerkorbes, der neben den beiden Liebenden stand. Jäh schrie die kleinere Person, die Aphron bemerkte. Der Heiler stand wie gebannt da: Unter dem Wächter tauchte ein jungenhafter Mann auf – der Pferdeknecht. Und das narbige Gesicht des Wachmannes kannte er doch auch! Das war Winand, bekannt für seine ausufernde Zügellosigkeit. Dabei war es dem Wächter offenbar gleich, ob er mit Weib oder Recke seiner Lust frönte! Aphron gedachte zur Wendeltreppe zu eilen, aber Winand hastete hinterher und zog ihn am Gürtel. „Wartet! Wo wollt Ihr hin? Kann das… nicht unser Geheimnis bleiben?“ Der Heiler war in höchstem Maße erregt von seinen Beobachtungen. Sein Gemächt stemmte sich mit aller Kraft gegen den Keuschheitsgürtel. Neid wuchs in seiner Brust. „Ich muss das melden!“ Winands Stimme wurde fast winselnd. „Ich bekomme Ärger. Bitte! Untertänigst bitte ich Euch!“ Er zeigte auf den Jüngling. „Der da hat mich gezwungen! Ja, der Bengel hat mich gefügig gemacht! In ihm wohnen böse Geister.“

Der flachsblonde Pferdeknecht hatte seine hellbraunen Leinensachen zusammengerafft und seine Blöße bedeckt: „Das ist nicht wahr! Genau andersherum wird ein Stiefel daraus! Er hat mich bedrängt.“ Winand schickte dem Jüngling blitzende Blicke. „Halt dein Maul! Was wagst du für Worte? Ich werde dir Milchbart wieder…“ Er verstummte. Den Moment nutzte Aphron, um hinfort nach oben zu eilen. Die beiden ungleichen Männer konnten ihm nur hinterher starren. Winand knirschte mit den Zähnen. Der Knecht zitterte vor Angst. Was würde der Medikus den Oberen berichten? Was würde geschehen? Er hatte gehört, dass Mordbrand, Hexerei, Münzfälschung und Unzucht mit dem Scheiterhaufen bestraft wurde.










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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:15.01.23 16:06 IP: gespeichert Moderator melden


Am nächsten Tag wurden zwei Pranger im Burghof aufgestellt. In einem steckte Winand, im anderen der junge Knecht. Leda, in ein hochgeschlossenes Kleid aus dunkelgrünem Seidentaft gewandet, richtete ihre Augen von einer Holz-Brüstung hinab auf den Hof. Neben ihr saß Abas, der mit fiebrigem Blick ins Leere starrte und sich unruhig am Hals kratzte. Auf der anderen Seite hatte der Schultheiß in einem prachtvollen Wappenrock mit Goldstickerei Platz genommen. Neben ihm schmiegte sich Forma unverhohlen an Gladius. Aphron stand im Hof in der Nähe von der Obersten Gardistin Nike, die eine kleine Abordnung Gardisten in Reih und Glied an einer Seite der Pranger aufgestellt hatte. Der Medikus schaute eifersüchtig hoch zur Brüstung. Forma trug Tand und Geschmeide. „Sie hat sich kaufen lassen wie eine billige Hure!“, grummelte er in sich hinein, so dass es niemand hören konnte, doch tief in ihm brüllten die schmutzenden Fantasien, in denen Formas Schoß sich schamlos für den Gockel öffnete.

Zwei zottige Jünglinge schlugen mit ihren Stöcken im Gleichtakt auf ihren Pauken. Auf ein Zeichen der Königin verstummten die Trommler, und Nike verkündete laut das Strafmaß. „Wegen Unzucht werden der Wächter Winand und der Stallbursche Jeremias zu jeweils zwei Dutzend Rohrstockhieben auf das blanke Gesäß verurteilt.“ Ein leises Aufraunen drang bis zu Leda empor. Nike sprach weiter. „Des Weiteren sollen sie für ihr unziemliches Verhalten im Pranger stehen bis zur nächsten Morgenröte.“ Die Oberste schritt eine Reihe Gardisten ab und wies zwei ausgewählte Büttel an: „Im Namen der Königin. Waltet eures Amtes!“ Die Männer waren zuvor aus den Reihen der Soldaten ausgesucht worden. Sie trugen schwarze Kutten und passende Gugeln aus Wolle. Von der gegenüberliegenden Seite schauten einige Neugierige der Bestrafung zu: Mägde, Knechte, Soldaten, die Freigang hatten. Mit kraftvollen Griffen rissen die beiden Büttel den Delinquenten die Beinkleider hinab und schoben das Wams den vorgebeugten Torso hoch. Vereinzelt erschallte helles Kichern, als die weißen Ärsche der Öffentlichkeit preisgegeben wurden.

Die Oberste war zurück geschritten und stand nun breitbeinig mit den Händen hinter dem Rücken verschränkt da und wippte auf ihren Fußballen. Der Kragen ihres Uniformrocks zeigte feinste geklöppelte Spitze. Ihre Schultern waren mit Lederplatten verbreitert. Ihre engen Beinkleider steckten in hohen Stulpenstiefeln. Sie war eine respektvolle Erscheinung und verzog keine Mine in ihrem stolzen und ehernen Gesicht, als die Büttel zur Tat schritten und abwechselnd die Streiche verteilten. Die frischen Haselnussruten waren lang und prasselten mit bewunderungswürdigem Eifer und laut auf das Sitzfleisch der Männer. Zu Anfang versuchten diese noch ihre Würde zu wahren, doch nach dem sechsten Hieb drangen ihre haltlosen Schreie in die Ohren der Umstehenden, deren Faszination durch die Schmerzenslaute genährt wurde. Der Pferdeknecht wimmerte nach zwölf Schlägen wie ein Knabe am Busen seiner Mutter. Doch auch das zweite Dutzend führten die Kapuzenträger stoisch kraftvoll aus.

Mägde und Zofen hielten sich erschrocken die Hände vor das Gesicht, lugten aber neugierig zwischen den Fingern hindurch. Bei einigen Männern und Weibern war ein schadenfrohes Grinsen nicht zu übersehen. Einige der Zuschauerinnen sahen eher grimmig, aber voller Genugtuung drein. Denn Winand hatte sich schon mit so mancher Maid und gar einigen jüngeren Recken vergnügt. Dabei hatte die Freude nicht immer auf beiden Seiten geglüht. Eine ältere Magd murmelte: „Da bekommst du sie, die wahrlich heißen Küsse der Rute, die deine verderbte Seele verdient!“ Ein junger Bursche mit feuerrotem Schopfe und spindeldürrem Leib nickte und schaute gebannt der Züchtigung zu. Eine Magd starrte auf das Geschehen und flüsterte: „Was er gesät, er nun erntet.“ Nach der offiziellen Maßregelung durch die sausende Geißel marschierte die Garde paradierend hinter Nike ab, und auch die anderen Schaulustigen gingen wieder ihrer Wege. Leda stand wortlos auf und zog sich in ihre Gemächer zurück. Gerade in diesen schweren Zeiten war Disziplin und Autorität das wichtigste Gut, das nur rar gesät - obwohl Prügelstrafen gewöhnlich nicht nach ihrem Gusto waren.

Während der Stallbursche kraftlos in seinem Pranger hing und wie ein Häuflein Elend und leise das Tal der Tränen durchwanderte, rätselte er darüber, wie er die lange Nacht überstehen sollte. Das Weinen hatten schmutzige Bahnen in seinem Gesicht hinterlassen. Winand sah abschätzig zu seiner Seite und prophezeite: „Warte nur, Bursche! Heute Nacht kommt die eigentliche Strafe!“ Jeremias schaute mit großen Augen ängstlich hinüber. „Was sollen deine Worte bedeuten?“ Winand grunzte abschätzig. „Was wohl? Glaubst du, wir bleiben bei Dunkelheit alleine im Burghof?“ Er lachte gehässig und resignierend. „Wenn die Sonne schlafen geht, erwachen die Incubi und Succubi – Dämonenwesen, die es dir so richtig besorgen werden.“ Wieder brach er in ein freudloses Lachen aus. „Und glaube mir, es wird auch weltliche Lüstlinge geben, die sich an einem Wehrlosen gütlich tun wollen. Und widerliche Faune nicht zu vergessen.“ Der Pferdeknecht schluckte schwer und brach erneut in Tränen aus. Hatte er nicht schon genug gelitten?

In den nächsten Stunden durchlebte der Jüngling die fürchterlichsten Szenen vor seinen inneren Augen. Und als die Dämmerung eintrat, betete er leise vor sich hin zu den Alten Göttern. „Die werden dir auch nicht helfen, du Dummkopf!“, kreischte Winand hysterisch und lachte wieder. Danach wurden beide still. Die Geräusche aus der Burg wurden leiser, seltener. Ein Licht nach dem anderen wurde gelöscht und tauchte den Burghof in immer tiefere Schatten. Nur das Flattern einer Fledermaus war zu vernehmen. Oder war es ein Greif gewesen? Und dann blieb das Herz des Jünglings vor Schreck fast stehen: Leise Schritte knirschten über den Kieselsteinen eines Weges am Rand des Hofes. Sie kamen näher… Das Herz des Stallburschen hämmerte ihm von innen gegen die Rippen. Seine Atmung wurde hektisch. Er biss seine Zähne zusammen und verkrampfte am gesamten Leib. Kalter Schweiß bildete sich auf seiner Stirn. Lag die Hand des Todes bereits auf ihm? Das fremde Wesen verbarg sich just hinter ihnen stehend und betrachtete ihre blanken Hintern…

Doch statt sich am Jüngling zu vergehen, vernahm der junge Mann einen unterdrückten Laut von Winand. Jeremias drehte seinen Kopf so weit es ihm möglich war. Über Winands Schädel war eine alte Wolldecke gelegt worden, und den dumpfen Geräuschen nach zu urteilen, hatte jemand ihn geknebelt. Was ging hier vor? Nun wackelte der Pranger, als würde der Dämon Unzucht mit Winand treiben… Jeremias betete wieder zu den Alten Göttern, dass er verschont bleiben möge. Nach einer Weile endeten die Laute und Bewegungen, aber nur, um kurz darauf wieder einzusetzen. Dies wiederholte sich mindestens ein Dutzend Mal. Als Jeremias es wagte, wieder zur Seite zu schauen, hatte Winand keine Decke mehr über dem Kopf und auch keinen Knebel mehr im Mund. Der Pferdeknecht konnte sogar trotz der Dunkelheit erkennen, dass Winand puterrot war. Als sich die Blicke der Männer trafen, schaute Winand zu Boden. Beschämt und jammervoll. So hatte Jeremias den gemeinen und frechen Wächter noch nie erlebt. Auch, wenn sich der Jüngling das Vorgehen zusammenreimen konnte, ahnte er noch nicht, wie peinlich heiß Winands Wangen glühten, weil er sich während der peinigenden Besuche selbst zwischen seine Beine ergossen hatte.

Von einem offenen Wandelgang aus sah eine zwölfköpfige Gruppe auf den Innenhof hinaus. Die letzte Person war gerade erst vom Hof erschienen und stellte sich nun dazu. Sie reichte den Holzzapfen, den sie über ihrer Magdschürze gegürtet hatte, mit dem Geschirr weiter. Es wirkte wie eine Zeremonie. Niemand sprach ein Wort. Jemand zog dem Kolben den Schafsdarm ab. Der hölzerne Phallus war noch ganz warm und feucht. Er ging durch alle Hände bis zur ersten Person, die ihn in eine kleine Binsenmatte einwickelte. Dann schritten alle leise in die Burg zurück und gingen ihrer Wege, als sei nichts geschehen. Der Gerechtigkeit war genüge getan in dieser schwülen Nacht. Winand würde sich so schnell wohl keine Maid mehr oder einen Burschen schnappen, um seine verderbten Neigungen an ihnen zu sättigen.

Derweil lag Forma willig geöffnet unter Gladius und genoss die mit Verve geführte Hüfte ihres Liebsten. Ihr warmer und üppiger Busen wackelte im Takt. Das pralle Schwert des Schultheißen war von gutem Wuchse und rauschte in die enge Spalte – rein und raus und rein und raus – wie es auch ein dicker Holzpflock, mit Butterschmalz eingerieben, zwischen zwei lasterhaften Arschbacken tun würde. Ein sanftes Beben führte die Liebenden ungestüm und voll Wonne in ein entzückendes Paradies als sich der Recke ergoss, und Formas Herz glühte vor Leidenschaft. Für einen kostbaren Augenblick verdeckte ihre pulsierende Glückseligkeit die bösen Kriegswirren.

Zu dieser späten Stunde befahl Despotin Cassandra auf Weisung der Hohepriesterin Tagara eine hochrangige Duxa in die Festung an der ehemals ledanischen Grenze. Bereits im Vestibül hieß sie sie willkommen. „Lasst sieben Briefraben nach Osten zur Metropole fliegen. So schnell wie möglich soll Unsere Galeerenflotte über das Nordkap ins Westmeer manövrieren.“ Die Duxa stand in ihrem mit Troddeln verzierten Waffenrock stocksteif vor der Herrscherin und öffnete erstaunt den Mund. Über das Nordkap? Das hatte noch keine Flotte gewagt. Schiffe im Westozean waren in den Redereien der Westküste gebaut worden. Die Ostflotte würde einen gefährlichen und unerkundeten Weg fahren müssen. Cassandra, geschmückt mit einem aufwändigen Kleid aus Goldmoiré, sah die Zweifel der Uniformierten und sprach: „Die Galeeren werden durch das Eis müssen! Und sie werden es schaffen oder drakonisch bestraft werden!“ Die Offizierin verbeugte sich zackig, salutierte und verschwand.

Sie ahnte, warum dieser gewagte Schachzug von der Imperatorin gefordert wurde. Es sollte in jedem Falle vermieden werden, dass die besiegte Leda erneut über das Meer flüchten könnte, wie sie es ihr vor Jahren schon einmal mit ihren letzten loyalen Mitstreitern gelungen war. Doch die Duxa wusste auch von der gefährlichen Route über das Eismeer, wo Sturm und Kälte den Galeerensklaven Unmenschliches abverlangten. Und sollten sie den Westozean erreichen, so wartete daselbst der Legende nach ein wütender Leviathan mit gärendem Brodem, der alle Schiffe, die sich zu weit von der Küste entfernten, in die schwarze Tiefe zog, um ihnen ein nasses Grab zu bescheren. Ob Garnspinnerei oder nicht, Furcht kroch ihr ins Gebein. Nicht mal einige tiefe Schlucke aus der Weinkaraffe konnten ihre Furcht zerstreuen.

Noch am selben Tage flogen sieben Briefraben gen Osten, um den Befehl der Königin zu überbringen. Auch Vesta würde ihn erhalten und einige Befehlshaberinnen an die Küste schicken müssen. Ansonsten hielt sie sich aus der Politik heraus. Bald schon würde Cassandra zurückkehren in ihr altes goldenes Heim. Vielleicht dürfte Vesta darauf hoffen wieder in der Metropole Stadthalterin zu werden. Im Westen war bereits Prodita an der Macht und regierte im Terrain des ehemaligen Stadtstaates. Sollte sie zum alten Palast ihrer Mutter Fama zurückkehren, so würde sie ihre Schwester Aurora mitnehmen, um ihr eben da in den Kerkern ein neues Heim zu bieten, wo diese weiterhin hungern und dürsten dürfe – auch nach Gesellschaft.

Ihr versuchter Putsch war missglückt. Hoffentlich verriet sie keine Duxa an Cassandra. Doch sie wusste, wenn Wort gegen Wort stand, so würde die Herrscherin wohl eher Famas Tochter glauben. Und die Denunziantin würde als verlogene Schlange der Henkerin überantwortet. Zuvor würde sie dafür sorgen, dass ein Büttel ihr öffentlich mit einer heißen Zange das Falsch stahl. Genüsslich suhlte sich Vesta bei der Vorstellung, wie die Zunge der Duxa in einen Weidenkorb fiel. Sie würde den Inhalt als Talisman aufhängen, der ihr zur Zierde gereichen würde wie der Drudenfuß aus Gold, den sie trug. Oder ihr Respekt beim Pöbel verschaffen. In Cassandria wurde nicht lange gefackelt. Zwar war eine Verurteilung einer Dame nicht so einfach und schnell zu bewerkstelligen, wie bei den Schnellverfahren bei niederen Mannsbildern, aber Hochverrat war da etwas ganz anderes. Die Richtstatt hieß Sünder schneller willkommen, als die Axt den Gänsehals.

Einen Scharfrichter hätte sich auch Leda im Falle des Renegaten Zelos gewünscht. Im Nachhinein konnte sie sich verfluchen, den Abtrünnigen ins Exil verbannt zu haben, wo er weiteres Ungemach entfesseln konnte. „Hätte er sein Leben ausgehaucht oder wäre er im Kerker unter der Burg verreckt, dann wäre der Grenzwall nicht gefallen!“, war sich die Königin sicher und rümpfte verärgert ihr Näschen. „Mich deucht, der geheime Zugang und die Schwachstellen in der Mauer sind durch Verrat an den Feind gefallen. Und wer sonst hätte diesen gewissenlosen Treuebruch begehen können, wenn nicht Zelos!?“ Die Frucht des Verrats war der Niedergang Ledaniens; die Frucht des Verräters war der Tod. Und das ahnte Leda. „Wer sich mit dem Bösen einlässt… Fürwahr! Wie konnte er sich so erfrechen? Er wird seinen gerechten Lohn erhalten haben. Verderben soll kommen über sein Haupt!“ Und über das Antlitz der Königin zog ein harter Ausdruck der tiefen Enttäuschung.

Der Todesstoß für Ledas Burgfeste war jedoch zunächst aufgeschoben, denn der finale Angriff sollte erst erfolgen, wenn die Westküste vor cassandrischen Galeeren nur so wimmelte. In den folgenden Tagen und Wochen kam Trubel und Leben in die Osthäfen des Kontinents. Cassandrische Centurias statteten die Kampfgaleeren mit frischen Sklaven aus, organisierten breitbäuchige Schiffe für Proviant und Waffen, und unterschrieben großzügige Heuer-Verträge mit Soldatinnen und weiblichen Seeoffizieren. Nur die Schlangen aus Galeerensklaven waren noch länger, als die der Rekrutierungsstellen. Die Rümpfe einiger Dutzend Schiffe mussten eilig überholt, Tonnen von Segel genäht und verstärkt werden. Einige Transportkähne waren bis zum Deck mit Wurfgeschossen beladen. In sämtlichen Osthäfen hämmerten, zimmerten, schmiedeten und schleppten Sklaven Transportgut und Schiffsteile.

Und schon bald machten sich die ersten Galeeren auf den weiten Weg, um die Wogen des Schicksals über Ledanien hereinbrechen zu lassen. Immer mehr schlossen sich dem gewaltigen Verband an. Als die Flotte komplett war, besiedelte das Ostmeer eine Armada, die vor lauter Segeln und Schiffsrümpfen so weit das Auge reichte die Wellen verdeckte und die schäumenden Wogen durchfurchte. Vielen Duxas war unverständlich, warum Cassandra eine so große Streitmacht in den Westozean schickte, denn es hieße doch lediglich eine Flucht der Königin Leda zu verhindern. Aber die Armada sollte auch einem symbolischen Zwecke dienen. Cassandra – und damit auch Hohepriesterin Tagara – wollte ihre Macht demonstrieren, um die Bevölkerung der Westküste einzuschüchtern. Wankelmütige Untertanen durfte es nicht mehr geben. Einzig und allein Cassandras königlicher Wille zählte. Jeder, der sich gegen sie stellte, würde ihren scharfen Stahl schmecken.

Zumindest ließ Tagara sie in diesem Glauben. Sobald jedoch die Machtergreifung über den Alten Kontinent abgeschlossen war, würde sie offenkundig ihre Rechte ergreifen wie ein Habicht mit seinen Krallen eine leichtsinnige Feldmaus. Die Hohepriesterin würde sich krönen und zur neuen allumfassenden und einzigen Herrscherin des Großreiches ausrufen lassen. Dankte Cassandra nicht freiwillig ab, so würden die Schergen des Maluskultes dafür sorgen, dass die Tyrannin von der Bildfläche verschwand und ihr Schicksal besiegeln.

Im Nordmeer kämpften sich die Galeeren durch die vom Wind gepeitschte See. Die Rudersklaven stemmten sich mit aller Kraft in die Riemen. Die anstrengende Arbeit an Bord hielt sie warm, so dass sie auch bei dem nun rauen Wetter splitternackt auf den Holzbänken angekettet waren. Nur während der Ruhezeiten, wenn andere Leibeigene ihre Plätze annahmen, und die Erschöpften ins enge Unterdeck liegend angekettet wurden, erhielten sie dicke Wolldecken zum Schutz gegen die eisige Kälte. Der ununterbrochene Schlagrhythmus der großen Stand-Trommel trieb die Ruderer weiter und weiter in enormem Tempo an. Hin und wieder hatte die Schiffsführung ein Einsehen und gönnte den Sklaven ein oder zwei Stunden langsamere Fahrt voraus. Aber wer aus dem Takt geriet, weil er aufzehrt war, schmeckte die lange Peitsche der Aufseherinnen, die zwischen den Reihen der Niederen entlang stolzierten, um den Ruderern ihr Leder zu gerben, denn Ermattung war nicht gern gesehen.

In den kurzen Pausen gingen Kampfsklaven mit Eimern durch die Reihen und reichten den Ruderern Wasser aus einer Kelle. Das erfrischende Gut war streng rationiert - zumindest für die Leibeigenen. Die Kapitänin saß währenddessen in ihrer Kajüte, gewärmt von einem Hermelinpelz, dicken, edlen Stoffen, einem Hut mit bauschigen Federn und einem Ofenfeuer in ihrem Rücken. Sie nippte an einem Kristallglas und genoss den süßen Rebsaft. „Morgen werden wir in engerer Linie fahren müssen. Nur einige wenige Meilen sind eisfrei. Wir sollten das Nordkap tunlichst zügig umqueren, denn in wenigen Wochen wird auch die letzte Fahrrinne zugefroren sein.“

Nur wenige Schiffe konnten die Spitze des Konvois bilden, denn gefährliche Eisschollen im Meer mussten zunächst von eisernen Rammspornen aus dem Fahrwasser geschoben oder zerbrochen werden. Über solche kräftigen Bugvorrichtungen verfügten längst nicht alle Galeeren. Das Weib in Lederrüstung und hohen Stiefeln salutierte. An der Kajüttür hielt sie die Kapitänin zurück: „Wartet! Bringt mir einen ausgeruhten Recken. Mir steht der Sinn nach ein wenig Kurzweil, bevor mich morgen die Navigation einnimmt.“ „Aye, aye“, entgegnete die Centuria. „Ein Rudersklave oder wieder ein Krieger?“ Überraschenderweise verlangte es der Kapitänin nach einem Riemensklaven. Die Centuria suchte aus dem Unterdeck einen wohl gebauten Jüngling, ließ ihn mit Seewasser übergießen und den frierenden und schlotternden Mann anschließend zur Kapitänskajüte bringen. Er trug die Hände an eine kurze Eisenstange geschmiedet. Bevor die Centuria ihn ablieferte, raunte sie dem Recken zu: „Mach mir keine Schmach und Schande! Sonst wirst du es bereuen!“

Der junge nackte Mann wurde von zwei Soldatinnen in die Kajüte gestoßen, dann schloss sich hinter ihm die bewachte Tür aus Kirschholz. Es war angenehm warm in dem Raum, doch zitterte der Sklave noch immer – vor Kälte und vor Furcht. Vor einem kleinen Feuer saß die Kapitänin. Sofort fiel der Leibeigene demütig auf die Knie und senkte seinen Blick zu Boden. „Was sehe ich da?“, rief die Skipperin aus. „Mir dünkt, ich hätte einen Heißsporn verlangt. Stattdessen kommt mir ein kalter Fisch gekrochen! Vielleicht sollte ich ihn zurück ins Meer werfen.“ Der Sklave schlotterte noch mehr. „Sieh mich an!“, forderte sie in befehlsgewohntem Tonfall. Der Mann, dessen zartes Kinn ein feiner Flaum umfloss, gehorchte aufgeregt.




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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:21.01.23 13:32 IP: gespeichert Moderator melden


Die Kapitänin trug eine bequeme Uniform aus weichem Hirschleder und Wolle sowie hohe Stiefel. Ihr Wams hatte einen Stehkragen. Das Weib trug ihre langen dunkelblonden Haare zu einem kunstvollen Zopf gebunden. Ihre hohen Wangenknochen sorgten für ein würdiges, fast schon erhabenes Aussehen; die großen und scharfen Augen blickten mit Überheblichkeit auf den Sklaven hinab. Sie schmückte sich fürwahr mit eitel Selbstherrlichkeit. Dünkelhaft bohrte sie ihren Blick in die angstvollen Augen des nackten Galeerenruderers. „Wir wollen sehen, ob wir dein Feuer noch entfachen können.“ Sie griff beinahe zärtlich nach einer kurzen Peitsche mit sieben Lederriemen und wenige Wimpernschläge darauf floh die Stille aus der Kajüte und machte dem Timbre des Jünglings Platz, als wohne ihm entsetzte Pein inne.

Die Zahlmeisterin stand auf dem Achterdeck unter einem weißen horizontal gespannten Sonnensegel mit cassandrischem Wappen und horchte auf die klatschenden Peitschenhiebe und das unterdrückte Stöhnen des Sklaven. Sie holte ein Büchlein aus der Innentasche ihres Gehrocks aus edlem Zwirn hervor, der unter einem Pelzumhang geschützt war. Stolz nahm sie einen Bleistift dazu, ein modernes Schreibgerät, das viel einfacher als die Tinten-Feder zu handhaben war. Sie setzte der Kapitänin eine Sklaveneinheit auf ihre private Rechnung. Die Leibeigenen waren Eigentum der königlichen Cassandra. Wenn die Skipperin einen Lustjüngling haben wollte, musste sie die Einheit auch berappen. Außerdem erinnerte sich die Zahlmeisterin daran, was in der Hafenschänke erzählt worden war: Die Schiffsführerin war berüchtigt für ihre Lustburschen auf hoher See – von denen aber keiner wieder das Ufer betreten haben soll. Man munkelte, das Weib habe ein Teufelsmal am Schenkel, und alle Mannsbilder, die es gesehen haben, wurden von ihr zum Schweigen gebracht. Aber das war vielleicht auch nur Seemannsgarn, das an langen Tagen auf See gesponnen wurde.

An der Kimm ragten imposante weiße Eisberge in den hellblauen Himmel. Die Zahlmeisterin fröstelte trotz ihres dicken chamoisfarbenen Stoffes und des Pelzes aus Luchs. Als sie ihre gebundenen Papierblätter wieder einsteckte und unter Deck gehen wollte, wäre sie fast über einen Sklaven gefallen, der mit einem Feudel die Planken schrubbte. „Pass doch auf, wo du herumkriechst, du Hundsfott!“, schalt sie, eine Wolke aus Odem ausatmend, und versetzte dem zitternden Nackten einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten.

Am nächsten Tag war der Galeerensklave noch immer in der Kajüte. Nun mussten die Ruderschichten neu eingeteilt werden. Eine Aufseherin murmelte unzufrieden mit schlecht verhehlt garstigem Tone: „Nur weil die hohe Dame ihrem Pläsier nachstellt, ist uns nun eine Einheit verlustig gegangen.“ Dann zuckte sie fatalistisch die Schultern. Sie würde die faulen Hunde schon in fleißigen Rhythmus bringen. Doch genau nach diesem Streben hakte es unter Deck offenbar, denn eine der Einpeitscherinnen - oder offiziell auch Treiberinnen – spie just einem Ruderer ins Gesicht und schlug auf ihn ein. „Wirst du wohl im Takt bleiben, du faules Stück Dreck!“ Kurz darauf erschienen zwei kräftige und wenig sanftmütige Kampfsklaven in ihren Ledergeschirren, lösten klirrend die Ketten des Ruderers und brachten ihn aufs Achterdeck. Sie trieben ihn mit spitzen Piken auf eine Planke, die an der Heckreling angebracht war und sieben Ellen über das eisige Wasser reichte.

Der Sklave - mit einem Ausdruck aus Panik auf seinen Zügen - balancierte angestrengt auf dem nur eine Elle breiten Holz. Die Piken zwangen ihn bis zum Ende, wo er wackelnd versuchte, das Gleichgewicht zu halten. Die Zahlmeisterin und zwei Offizierinnen schauten zu und ließen sich von der Treiberin das Versagen des Sklaven schildern. Die Zahlmeisterin zückte erneut ihr Büchlein, setzte den Stift aufs Papier und notierte: „1 Einheit – Schwund“. Der Leibeigene jammerte und bettelte um Gnade. Die Treiberin schrie ihn an. „Was soll ich mit einem Ruderer, der den Takt aus Schwäche oder Blödheit nicht halten kann? Hier ist mannigfaltig Rudervieh vorhanden. Du bist ein unnützer Ballast und Fresser an Bord. Da halten wir es lieber andersherum und machen aus dir Grütze für die Fische.“ Sie grinste breit und hämisch. Die anderen Offizierinnen und weitere Soldatinnen, die aufmerksam geworden waren, schauten interessiert zu und weideten sich an der Angst des nackten Mannes, die sich mehr und mehr nährte. Sein bedauernswerter Leib zitterte vor Kälte und Furcht zugleich. War sein Todestag gekommen?

Auf ein Nicken der Treiberin stachen die Kampfsklaven mit ihren langen Piken vorwärts zwischen die Füße des Sklaven, rissen die Stangen dann auseinander, und die Schenkel des Sklaven spreizten sich unter der Einwirkung, so dass die Füße von der Planke rutschten. Mit Wucht landete der Mann auf seinem Gemächt und stöhnte auf. Lautes Gelächter erschallte an Bord. Die Treiberin befahl: „Auf die Füße mit dir!“ Als die Kreatur wieder wackelnd und zitternd auf der Planke stand, wiederholten die Kampfsklaven ihre gemeine Blitzaktion, und erneut landete der Leibeigene unsanft auf seiner empfindlichsten Stelle. Endlich durfte er zurück aufs Deck. Die Zahlmeisterin hob die Augenbrauen: „Doch kein Schwund?“ Die Treiberin brachte den Sklaven zurück an die Ruderbank. „Du sollst noch eine letzte Chance erhalten“, meinte die Frau gönnerhaft mit hochgereckter Nase. „Enttäusche mich nicht!“ Dabei blickte sie die armselige Gestalt vor sich an, als wolle sie sie durchbohren. Ein kräftiger Kampfsklave in Brustgeschirr und düster umwölkter Stirn packte den Ruderer und schob ihn auf seinen Platz. Mit einem Belegnagel trieb er den Mann eifrig an.

Einige der Galeerensklaven trugen Hand- und Fußketten, mit denen sie auf ihrer Sitzbank angebunden waren, andere jedoch waren mit einem perfiden Hodenring und einer kurzen Kette direkt an der Bank oder dem Schiffsboden verankert. So auch dieser Sklave: Der hünenhafte Krieger schloss dem Ruderer eine eiserne Schelle um die Männlichkeit und trieb mit einem Schmiedehammer einen Eisenpflock in den Boden, an den eine Kette angebracht war. Sie war gerade so lang, dass der Unglückliche das Ruder führen konnte. Die Treiberinnen zwischen den Sklavenreihen grinsten dreckig und lachten über zotige Scherze, wie sie sonst nur in schmutzigen, dunklen Tavernen und Schänken ertönten, wo sich Soldatinnen mit blutrotem Wein, frischem Met und Jünglingen auf äußerst frivole Art vergnügten. Doch dann begann erneut der Schlag der Trommel, der von einem kahlköpfigen Krieger mit zwei großen Paukenschlägeln geführt wurde, und die Riemen bewegten sich in Einklang des vorgegebenen Taktes. Knackend und quietschend quälten sich die Riemen in den Dollen und die Ruderblätter im kalten Salzwasser. Auch das Gestöhne und Geächze der Leibeigenen war allgegenwärtig. Waren in sonnigeren Gefilden Abkühlungen für die Ruderer üblich, indem Krieger Pützen und Zuber voll Meerwasser über die Schwitzenden schütteten, so wäre dies bei dieser Kälte tödlich gewesen.

Nach einigen weiteren Tagen verteilten die Treiberinnen sogar alte, zerlumpte Decken, denn mit blau gefrorenen Fingern und Beinen war der beste Ruderer wertlos wie Spreu. Manche Einpeitscherin bedauerte die Anweisung der Duxa, denn nun waren die wegen der Kälte klein geschrumpelten Gemächte nicht mehr zu sehen, über die sich die Treiberinnen so gerne lustig machten. Aber die Stimme der Vernunft raunte ihnen warnend ins Ohr, keine Offizierin zu kritisieren. Die Luft war so bitterkalt, dass der angestrengte Atem der Galeerensklaven dicke sichtbare Wolken bildete. An Deck durften die Leibeigenen, die die Segel bedienten, sich ebenfalls Decken umhängen. Eine Gruppe, die mit Ketten an ihren Halseisen verbunden waren, zog im Gleichtakt an einem dicken Seil, um das Hauptsegel aufzuziehen. Der Frost war überall: an der Reling, der Takelage, den Segeln, den Tauen, den Planken und den Ruderblättern – und mehr und mehr kroch er auch in die Knochen der Männer.

Dagegen war die Hitze in der cassandrischen Hauptstadt, in der Vesta kommissarisch regierte, fast unerträglich – unerträglich für Sklaven; die feinen Damen ließen sich frische Luft zufächeln und tranken gekühlte Limonade und den in Mode gekommenen Trunk Kakao, um sich zu erquicken. Vesta stand im Zentrum des cassandrischen Palastes, einer Rotunde mit Mosaikboden, Marmorwänden und weißer Stuckdecke. Die feine Dame positionierte sich einer goldenen fast zwei Mann hohen Statue der Cassandra gegenüber, die auf einem Podest thronte, und träumte voll freudiger Rührung davon, wie die Plastik ihr eigenes Konterfei tragen würde. Sie stolzierte versonnen auf ihren hochhackigen Stiefeln einen weißen Säulengang entlang, um zu einem der Lustgärten zu gelangen, wo kleine Zierbrunnen und Wasserspiele die Sinne erfreuten. Hinter ihr schleifte eine buntseidene Schleppe über den glänzenden Boden. Ihre langen Haare hatte sie sich von einer Zofe zu einem makellosen Turm aufbinden lassen. Prunkgeschmeide kleidete ihren Hals, ihre Handgelenke, ihre Finger.

Ihr Weg führte sie in einen der protzigen königlichen Räume, in denen Leibeigene sich bereithielten, um den zarten Körper der Vesta zu pflegen, zu verwöhnen und zu baden. Die Vertreterin der Cassandra ließ dort ihr teures Kleid von zwei Zofen ablegen und positionierte sich auf eine weiche Liege, nur mit einem hauchdünnen Seidenschal um die Lenden, um ihren Rücken, den Nacken und auch die Beine mit einem parfümierten, warmen Öl einmassieren zu lassen. In einen Tagtraum versunken stellte sie sich dabei vor, wie sie nach dem großen Kriegszug einige Trolle in der Metropole als Reittiere dressieren würde: Prächtig geschmückt wie Streitrösser würden sie ihre Trolle tragen, Glöckchen an den Brustwarzen, vielleicht einen Stab mit großem Schweif im Gesäß ausstaffiert, denn die Kreaturen würden auf allen Vieren laufen lernen müssen. Seufzend genoss sie die Massage.

Aber bis zum Sieg würde sie sich mit ihren drei Lieblingssklaven als Rösslein abgeben müssen. Lächelnd dachte sie daran, wie sie gleich in das große Harem der Cassandra gehen würde, wie sie ihre drei persönlichen Lustjünglinge wählen würde, die jeden Fingerbreit ihres edlen Leibes kannten und jede Regung einzuschätzen wussten. Zwei von ihnen sollten einen Aufschluss aus ihren Keuschheitsgürteln erhalten und sich gegenseitig befriedigen. Auf diese demütigende Art liebte Vesta es, zuzusehen. Der dritte Jüngling dagegen würde erneut verschlossen bleiben. Das focht die Herrscherin nicht im Geringsten an. Sein frustrierter und bettelnder Blick war für Vesta im Gegenteil das reinste Fest der Freude. Ein Genuss. Eine delikate Köstlichkeit. Besser als so manche herrliche Leckerei, der sie sich anschließend widmen würde, schwelgte sie mit wölfischem Grinsen. Vielleicht würde sie seine Brust mit heißem Wachs versiegeln, vielleicht die Peitsche oder den Stock über seinem Leibe schwingen. Ach, es gab so viele schöne Spiele mit diesem zitternden und wehklagenden Fleische!

Am Nachmittag wollte sie hinab in den Kerker wandeln, wenn sie fein getafelt hatte, um dort einigen ausgemergelten Gefangenen Brotkrumen zuzuwerfen, die diese Kreaturen auflesen durften. Und Aurora sollte auch die Gnade einer Audienz bekommen. Während sich das warme Öl über Vestas vollendeten Leib ergoss, standen zwei Wächter vor der Tür stramm in Habachtstellung. Sie trugen schwarze Stiefel mit dicker Sohle sowie Eisenrändern, ein Ledergeschirr mit Schultergurten, ein enges und kurzes Lederhöschen, metallene Armschienen, die bis fast zu den Ellenbogen hinaufreichten, und einen Cassis, der den rasierten Schädel und die Seiten des Gesichtes bedeckte und oben mit einem Federbusch geschmückt war. An den äußeren Oberschenkeln prangten große schwarze Tätowierungen, die in einer alttraditionellen Sprache von „ewiger Treue für Cassandra“ zeugten. Die kräftigen Schultern waren mit schwarzen Mustern verziert. Bewaffnet waren sie mit einem Krummschwert, das in einer Art Wehrgehänge um die Hüfte hing, und einem schlanken Dolch sowie einer Hellebarde, die sie senkrecht vor sich positioniert hielten wie ein Phallussymbol.

Ihre Augen schauten exakt geradeaus und ließen sich auch nicht davon ablenken, als zwei Centurias, die zur Palastwache gehörten, zügig vorbei schritten und mit ihren langen Piken zwei Sklaven in Hand- und Fußketten klirrend vor sich hertrieben. Sicherlich würden diese Exemplare zur großen „Empore der Geißel“ gebracht, wo von Morgengrauen bis Sonnenuntergang Unwillige, Faule, Ungeschickte oder Bösartige ihrer Sühnung entgegengingen. In diesem Falle waren es zwei Unglückliche aus dem Kerker, die am gestrigen Tage zur Unterhaltung der Statthalterin gedient hatten – und zwar nicht gut genug, wie Vesta befunden hatte. „Die Turteltäubchen in meinem Garten gurren hübscher, wenn ich ihnen Krumen zuwerfe. Ihr beleidigt meine edlen Ohren!“ Diese Aussage hatte den zwei Männern zwar eine volle Stunde an der frischen Luft eingebracht. Und nach neun Monden ohne Sonne zuvor war das ein vortrefflicher Genuss – obwohl die Helligkeit anfangs geschmerzt hatte, als hätten glühende Schürhaken ihre Augenäpfel geküsst. Doch die unbequeme Kunde folgte für sie noch: Der Weg führte direkt zur Geißelempore, wo allerhand Werkzeug der Maluspriesterinnen auf sie wartete – erfindungsreich und fantasievoll geführt.

„Fürbass“, grollte eine sommersprossige Uniformierte gebieterisch. Beim Anblick der vielen Gerätschaften der Tortur wurde den Sklaven übel vor Angst, und sie wähnten sich bereits im Reich der Schmerzen. Hätten sie sich doch mehr Mühe dabei gegeben, wie eine Turteltaube zu gurren! Sie hatten den Unbill der hochwürdigen Herrin auf sich gezogen. Ihr Fortune war hinfort. Nun war ihr Schicksal besiegelt! Eine Gruppe junger Edel-Fräuleins in prächtigen Kleidern und Goldgeschmeide schaute bei den Züchtigungen zu – ein beliebter Zeitvertreib. Einige der Damen kicherten verlegen und bewegten aufgeregt ihren Seidenfächer vor dem geschminkten Antlitz, einige forderten selbstbewusst lautstark eine harte und gerechte Bestrafung, einige wirkten gelangweilt und feilten sich die gepflegten Fingernägel, spähten aber hie und da zu dem Podest der Schmerzen.

Später nahm eine Uniformierte aus dem Publikum den Ruf einer anmutreichen Edeldame wahr. „Was kostet der da am rechten Pflock mit den gekreuzten Striemen auf seinem süßen Arsch? Mich dünkt, den will ich haben!“ Die Interessierte hatte auffallend blonde Wimpern und güldenes Haar, geheimnisvolle blaue Augen und ein Stupsnäschen. Sie klimperte schon mit ihrem prallen Säckel und suchte nach einer kleinen Münze für ihr neues Spielzeug. Eine Centuria, die daselbst offenbar das Sagen hatte, erwiderte: „Ich setze den Sklaven auf Eure Rechnung, gnädige Frau. Ihr könnt ihn mitnehmen, sobald er rein von Sünde ist. Wir werden sie ihm ausmerzen.“ Bei diesen Worten nickte sie einem Weib mit grausamen Zügen zu, die ein Brandeisen in eine Feuerschale warf, so dass alle die Flammen aufstieben sahen. Der Käuferin ging das Herz auf. Sie liebte das Brennen wie Zuckerwerk und wurde ihm nicht satt.

Gladius und Forma standen nebeneinander an den mit Moos und Flechten bewachsenen Burgzinnen des Nordturmes. Der Himmel zeigte ein verwaschenes Grau. Vor dem Horizont türmten sich zahlreiche Belagerungsmaschinen und Unheil versprechende Angriffsgerüste in die Höhe wie mystische Obelisken oder monströse Monolithen in schwarzen Umrissen. Vereinzelt zogen Rauchfahnen in den Himmel. Außerhalb der Reichweite von ledanischen Bögen und Armbrüsten stand eine Zeltstadt der cassandrischen Armee. Zum Teil versteckt hinter Felsen waren die höchsten Türme einer neuen Festung des Feindes zu erkennen, wo dieser Tage Cassandra, Prodita und Tagara residierten. Hinter den Hügeln vermuteten die Ledanier noch weitere kampflustige Truppenverbände aus Kriegssklaven, Trollen und cassandrischen Reiterinnen. Letzte Gewissheit hätten nur todesmutige Späher gebracht.

Der Umhang des Schultheißen flatterte in dem wispernden Wind. Unter dem Stoff trug Gladius ein ledernes Wams mit zahlreichen Nieten. Er zeigte nach Osten. „Sieh dort, Forma! Der Belagerungskreis wird immer enger gezogen. Ich weiß nicht, worauf die Cassandrier noch warten. Sie könnten jederzeit zum großen Sturmangriff blasen.“ Forma legte ihre flache Hand auf die Brust des Recken und schaute zu ihm sorgenvoll auf. „Ich glaubte, die Burg sei nicht zu erstürmen?“ Gladius presste die Lippen zusammen. „Unter gewöhnlichen Bedingungen hat ein Angreifer keine Chance. Und einer Belagerung könnten wir mehrere Monate standhalten. Aber diese höllische Übermacht ist so unglaublich überlegen, dass keine Mauer und keine Bewaffnung standhalten können. – Aber wir werden nicht kapitulieren! Nimmer!“ Forma frug verängstigt: „Dann ist das Reich endgültig gefallen?“ Gladius nickte grimmig, obwohl er sich immer noch sträubte, sich die Wahrheit einzugestehen.

Er fühlte sich wie eine Ameise, über dem der schwere Kampfstiefel eines Ritters schwebte. Er frug sich, warum Cassandra noch zögerte. Eine Belagerung war nicht notwendig. Wozu hatten die Aggressoren sonst die vielen Kriegsgeräte für eine Stürmung herbeigeschafft? Forma machte große Augen. „Und wir? Sind wir auch verloren?“ Gladius blieb stumm und nahm Forma in die Arme, hielt sie an der schlanken Taille fest und hüllte sie mit einem Kuss in Schweigen. Sollte er ihr Honig triefende Reden über glorreiche Helden der wilden Schlacht halten? Nein, er würde sie nicht belügen. Die Flamme des Kriegsmutes war dabei zu erlöschen. Die Schmiedtochter schloss die Augen, aber dann schaute sie zum Fahnenmast, an dessen Ende in schwindelerregender Höhe die ledanische Flagge flatterte: Noch blickte die aufrechte Löwin auf dem Wappen scheinbar stolz über das Land. Doch, oh Jammer, würde sie wohl schon bald zerfetzt zur staubigen Erde sinken…




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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:22.01.23 17:44 IP: gespeichert Moderator melden


Wilhelm Busch schreibt von dem lieben Federvieh, mit welchem sich Mancher viele Müh gäbe, und zu meiner Jugendzeit, vor 50 Jahren, sprach man vom Spannvieh, wenn keine Unterscheidung getroffen werden sollte, ob es das Pferd sei oder der Ochse, der vor das Fuhrwerk oder vor den Pflug gespannt wird; neu ist mir der Begriff des Ruderviehs, welcher hier am Anfang der vorstehenden Episode eingeführt worden ist, und wieder einmal gibt uns der Autor neben den brillanten Formulierungen eine phantasiereiche Wortneuschöpfung, Sklavenmaterial, Rudervieh, was wird noch alles auf uns zukommen!
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:24.01.23 13:12 IP: gespeichert Moderator melden


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Wilhelm Busch schreibt von dem lieben Federvieh, mit welchem sich Mancher viele Müh gäbe, und zu meiner Jugendzeit, vor 50 Jahren, sprach man vom Spannvieh, wenn keine Unterscheidung getroffen werden sollte, ob es das Pferd sei oder der Ochse, der vor das Fuhrwerk oder vor den Pflug gespannt wird; neu ist mir der Begriff des Ruderviehs, welcher hier am Anfang der vorstehenden Episode eingeführt worden ist, und wieder einmal gibt uns der Autor neben den brillanten Formulierungen eine phantasiereiche Wortneuschöpfung, Sklavenmaterial, Rudervieh, was wird noch alles auf uns zukommen!


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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:24.01.23 13:31 IP: gespeichert Moderator melden




Winand und Jeremias waren unehrenhaft aus den Reihen der Wachmannschaft entlassen worden. Die Oberste Nike hatte verkündet: „Dient fortan im Stall und der Küche mit den niedersten Arbeiten, die euch ebenbürtig sind – oder verlasst die Burganlage auf alle Zeiten!“ Winand und Jeremias blieb keine Wahl, denn eine Flucht aus der Festung hieße einen sicheren Tod sterben, solange die cassandrischen Aggressoren vor den Toren lauerten. Da war selbst ein Latrinendienst die klügere – wenn auch nicht mutigere - Wahl. Winand ging zaghaft der närrische Gedanke im Kopfe umher, zu den feindlichen Truppen überzulaufen. Doch als Mannsbild fände er bei einer matriarchischen Kultur kein stattliches Auskommen. Da blieb er lieber Küchenjunge und schleppte für den Koch das Tragejoch mit Milchbutten oder Kübeln voll Hühnersuppe.

Sie erschienen in einfacher Leinenkluft in der Küche und meldeten sich zur Arbeit. Nachdem sie einen riesigen Bottich Kartoffeln geschält hatten, wurden sie auf den Innenhof gerufen, wo sie Pferdemist kehren sollten. Winand, der einen runden Bauch vor sich über seinem alten speckigen Ledergürtel hertrug, schaute neidisch auf die vier athletischen Ritterpaare, die in voller Rüstung mit blanken Schwertern und Schilden für das Feld der Ehre übten. Klirrend und krachend knallten die Klingen aufeinander, auf Rüstpanzer und Schilde; einer führte einen gewagten Streich mit seinem Schwert, der andere parierte die Parade und warf sich in eine Riposte. Die Männer gehörten zur königlichen Garde unter dem Befehl der Obersten Nike. Sie selbst war eine der wenigen Weiber in diesem Regiment auserwählter Soldaten und war eine Meisterin der Klinge voll Tüchtigkeit und Geschick. Geringere Körperkraft machte sie mit Schnelligkeit und Technik mehr als wett.

Als Winand und Jeremias noch den Mist kehrten und auf einen Karren warfen, beendeten die Gardisten ihre Übungen und nahmen ihre Helme ab. Einer der Männer kam herbei, dabei stolzierend wie ein eitler Gockel, und nickte Jeremias arrogant zu. „Bursche mit den struppigen Haaren! Komm her und putz mir die Stiefel!“ Jeremias entgegnete: „Ich habe Befehl den Mist wegzuschaffen. Deshalb habe ich keine Zeit…“ Der Rittersmann schritt geschwind auf den jungen Mann zu und packte ihn am leinenen Wams. „Willst du gehorchen, Bengel!?“ Dann rümpfte er die Nase. „Du stinkst wie ein Kübel voll Scheiße.“ Jeremias schluckte und nickte angelegentlich. Er sah sich nach einem Tuch um. Der Gardist riss mit einem kraftvollen Ruck am unteren Ende des Wams des ehemaligen Wachsoldaten ein Stück ab, spuckte darauf und reichte es seinem Gegenüber: „Nimm das!“

Winand kicherte über die Behandlung seines Kameraden. Nun wurde der Gardist auch auf ihn aufmerksam. „Du da, Dickwanst! Komm her! Was ist so ulkig, Kerl?“ Der ehemalige Wächter eilte beflissen herbei. „Nichts, mein Herr. Gar nichts.“ Der Gardist drehte sich zu zwei anderen Gerüsteten um, die noch im Hof verblieben waren, um ihre Schwerter zu ölen. Einer von ihnen meinte: „Lass den Fettsack da deine Stiefel säubern!“ „Ja“, mischte sich der andere süffisant ein. „Mit seiner Zunge. Gewiss ist dies eine Ehre für diesen Wurm.“ Die meisten Gardisten wussten, was Winand für ein verkommener Spießgeselle war, und was er schon so manchen Schwächeren angetan hatte. Und so sah Jeremias mit aufgerissenen Augen zu, wie Winand auf allen Vieren vor dem Gerüsteten krabbelte und mit seiner Zunge den Staub von den Stiefeln leckte. „Nicht so zaghaft, oder ich feuere dich ein wenig an!“, gelobte der Ritter und legte demonstrativ eine Hand auf das Heft seines Schwertes. Er lachte grölend. „Lass uns tauschen. Ich gebe dir ein paar Hiebe, und du mir dafür deinen Stolz.“

Die beiden anderen Gardisten hatten sich teilweise aus ihren schweren Rüstungen befreit und das schwere Wehrgehänge abgelegt, aber aufgeplustert und mit vor der Brust verschränkten Armen standen sie um den Stiefellecker herum und amüsierten sich plaudernd. Hin und wieder spien sie vor ihm aus, um ihre Abfälligkeit gegenüber dem Diener zu zeigen. Winand stellte sich indes vor, wie er auf der Zugbrücke stand, und die Ritter in ihren schweren Rüstungen im brackigen Burggraben versanken: Langsam… Und bevor sie gänzlich in dem schwarzen Dreckwasser untertauchten, grinste und winkte er ihnen zu… Durch eine schmerzhafte Kopfnuss wachte Winand aus seinem Tagtraum auf. Der Rittersmann strich sich gockelhaft mit dem Finger über den spitzen Bart und betrachtete seinen polierten Stiefel. „Wenigstens dazu bist du zu gebrauchen, Speckbauch!“

Als dann auch noch die zwei Zuschauer ihr Schuhwerk gesäubert haben wollten, kam Nike herbei und frug streng, was es hier für ein Getümmel gebe. Kleinlaut machten sich alle Beteiligten aus dem Staube. Jeremias und Winand kehrten zuvor nur hastig den Rest zusammen und schoben und zogen den quietschenden Karren dann Richtung Stall. Die Oberste hatte genau gesehen, was sich im Hof abgespielt hatte, aber Winand gönnte sie die „Heilkur“. Doch eigentlich glaubte Nike nicht daran, dass irgendetwas Winand den Garaus machen könnte. Bodensatz blieb Bodensatz, egal wie sehr sich selbst ein Alchemist auch bemühen würde, etwas Edleres daraus zu zaubern. Trotzdem: Sollte sie den Kerl erneut bei einer Untat erwischen würde er das Spießrutenlaufen schmecken. Vielleicht war das dann die geeignete Medizin für diesen Grobian.

Nur wenige Meilen weiter westlich nahe der Küste trieben sich zwei Trolle durch den Wald, brachen grob und rücksichtslos Bäume auseinander, um sich freien Weg zu erzwingen. Dann sahen sie auf einer Lichtung eine Kate, die mit einem angespitzten Palisadenzaun geschützt war. Hier würden Menschen sein. Die Ungeheuer brüllten laut und dröhnend auf und jagten trottend auf die Behausung zu, während unter ihren massiven Füßen der Boden zu beben schien. Doch die Giganten fanden nur eine verlassene Kate vor. Entweder hatten sich die Bewohner vor den Invasoren an der Küste aus dem Staub gemacht, oder waren bereits gebrandschatzt worden. Die Trolle zertrümmerten und zerschlugen alles, was zwischen ihre mächtigen Pranken und stampfenden Füße geriet. Darunter war kein Mensch. Keine Kuh. Keine Ziege. Nicht einmal ein winziges Huhn!

Einer der Trolle riss grollend einen mannslangen Dachbalken vom First und rammte anschließend so lange gegen eine Mauer, bis das ganze Gebäude staubend zusammenkrachte. Mit dem Balken als Keule lief er weiter über die Lichtung und zurück in den Wald. Seine Nase roch bereits das salzige Meer. Dort würde er Opfer finden. Für Furore sorgen bei Fischern und ihrer Brut. Der Hunger trieb den Riesen an. Sein Begleiter folgte ihm breitbeinig. Er hatte zuvor noch eine Pferdetränke aus der Verankerung gerissen, mit beiden Händen angehoben und daraus wie aus einer Schale getrunken. Zurück zu den bösen Menschenfrauen, die ihn dressiert und gequält hatten, wollte er niemals wieder. Wenn er doch diesen elenden mehrere Pfund wiegenden Metallring um sein Gemächt abstreifen könnte! Dafür hasste er dieses Hexenvolk am meisten! Aber er war nun ansonsten frei! Er hatte aufbegehrt und war den Truppen davon gelaufen. Niemals wieder sollte ihn eine Wurfkugel dieser Furien fällen. Niemals wieder würde er Befehle entgegennehmen.

Wenige Stunden später hatten die Untiere die Küste erreicht. Wild brüllte der Troll neben seinem Kumpanen am Rand einer tiefen Klippe, an dessen Fuß das Meer dröhnend gegen den Fels schlug und hohe Gischtfetzen in die Luft peitschte. Eine Windbö versuchte den Riesen zu ergreifen und die steile Felswand hinabzuschleudern, doch der schwere Leib widerstand dem hinterhältigen Angriff, stemmte seine Beine in den Boden, und sein Blick schweifte die Küste entlang. Nach Süden hin senkte sich die Felskante bis zu einem Strand. In der Ferne war ein kleiner Hafen mit einer Besiedelung zu sehen. Der Troll grunzte laut und machte sich mit seinem Gefährten auf den Weg. Zerstören, zermalmen, zertreten, fressen - das war sein instinktives Verlangen, nach dem er gierte. Die gewaltigen Zweibeiner trampelten ihrem Ziel entgegen. Nichts würde sie aufhalten auf ihrem Weg zum Menschenvolk.

Allerdings fand er in dem ehemals pittoresken Fischerdorf ebenfalls nur verlassene Holzhütten und einen verwaisten Hafen vor. Die cassandrische Armee hatte auch hier schon gewütet, die Männer verschleppt ins Landesinnere gen Osten, um sie als Sklaven zu nutzen, die Frauen umgesiedelt oder in den ehemaligen Stadtstaat gebracht, wo die Weiber in großen „Schulen“ begreifen sollten, dass sie die Krönung der Schöpfung darstellten - ganz im Gegensatz zum ehr- und wertlosen Mannsbild, das keine Rechte besaß. So ward es vom Maluskult dogmatisch verkündet. So war es von Regentin Cassandra gewünscht.

Der Troll stampfte vor Wut auf ein Kettenhemd, das im Staub vor dem Kai lag, so dass die Eisenringe auseinanderspritzten und sich rasselnd auf dem Boden verteilten. Dann sah er neben einer halb eingefallenen Hütte, die offenbar von einem cassandrischen Wurfgeschoss getroffen war, ein Laken aus Leine hängen. Er nahm es mit seinen gewaltigen Pranken von der Schnur und versuchte es sich ungeschickt um die Lenden zu wickeln. Seit er in den Händen der Cassandrier war, hatte er Schamhaftigkeit kennen gelernt und probierte nun eine Art Lendenschurz zu knoten, der sein Gemächt und den Ring um seine dicken Nüsse verdecken würde. Nach einer Weile gelang es ihm, und zufrieden schaute er auf den Stoff, der ihn nun kleidete.

Der zweite Troll, der in der Nähe gerade krachend die Rippen einer toten Kuh auseinanderbrach, sah die Gewandung und verspürte plötzlich ebenfalls das brennende Bedürfnis, sich zu bedecken. Seine Nacktheit war ihm zum ersten Mal wahrlich bewusst. Er leckte sich die dicken Finger ab, brach in ein Haus ein und schleuderte einen Eichenschrank durch den Raum, so dass er gegen die getünchte Steinmauer prallte und zerbarst. Eine braune Wolldecke fiel ihm ins Auge, die er nach dem Vorbild seines Gleichen um die Hüften und durch die Schenkel wickelte. Ein Seil verwendete er dabei als Gürtel. Als er seine Beinkleider an sich sah, lächelte er zufrieden. Doch ein Außenstehender hätte diese Darstellung wohl eher als gefährlich bleckendes Raubtiergebiss bezeichnet. Die Trolle brachen noch in die eine oder andere Hütte ein, dass die Schieferplatten von den Dächern nur so hinab prasselten, wühlten in den zurückgelassenen Kisten, Schränken und Truhen und suchten nach Futter. Großteils vergeblich. Nur ein alter Vorrat Stockfisch und einige Portionen Trockenfleisch bekamen sie in ihre Klauen, doch dies konnte kaum ihre Mägen füllen.

Später standen sie am Strand und kniffen die wimpernlosen Augen zusammen, um nicht von der Sonne geblendet zu werden, die das Wasser des Westozeans zu einer spiegelnden, glänzenden Fläche verzaubert hatte. Eine Meile vor der Küste ragte eine Insel aus den Fluten heraus. Es roch bis zum Ufer aufreizend nach Menschenfleisch. Trolle konnten nicht schwimmen, daher war das Eiland für sie unerreichbar. Genau aus diesem Grund hatten sich einige ledanische Weiber dort zurückgezogen. Sie waren von den cassandrischen Centurias auserwählt worden, die Insel zu besiedeln. Die meisten Weiber waren in den Stadtstaat gebracht worden, doch diese etwa zwei Dutzend Weiber hatten auf die cassandrische Fahne und den Maluskult geschworen, dem neuen Großreich ewig treu zu sein und die matriarchalische Kultur zu übernehmen. Ihre Männer waren ihnen zwar genommen worden; dafür hatten die Soldatinnen ihnen zahlreiche Sklaven überlassen.

Anfänglich war den Frauen die Situation widernatürlich vorgekommen, und insgeheim wollten sie, sobald die Streitmacht abgezogen war, den Mannsbildern die Freiheit schenken, doch schon bald waren sie der Versuchung des gemütlichen Lebens erlegen. Innerhalb weniger Tage führten sie ein strenges Regime auf der Insel. Die Leibeigenen fühlten sich wie zu Hause. Sie kannten es nicht anders. Kleine Äcker, Viehzucht und vor allem Fischfang sorgte für das Überleben der Bevölkerung. Luxus gab es zwar auf der Insel nicht, doch lebten die Weiber ein angenehmes Leben ohne Schufterei. Die Leibeigenen aus dem Osten waren trefflich dressiert, so dass Ungehorsam äußerst selten vorkam, doch konnte es geschehen, dass ein Sklave die Aufgabe, die ihm von seiner Herrin gestellt worden war, nicht ausreichend gut genug nachkam. Die Weiber, die auf die cassandrische Flagge geschworen hatten, zeigten sich in der Bestrafung ihrer Arbeitskräfte bald schon als sehr einfallsreich: Es gab Flutkäfige am Strand, Brandeisen, Strafpflöcke, Halsgeigen, Stachelgürtel und Strafsitze, auf denen der Delinquent entweder auf einer Pyramidenspitze oder dem Ende eines Stocks Platz nehmen durfte und von seinem eigenen Körpergewicht gequält wurde, um ihn Fleiß und Gehorsam zu lehren.

Die berüchtigte „Grotte der Finsternis“ war ein auch als „Angstloch“ bezeichneter tiefer Spalt an einem felsigen Strandabschnitt, in den bei Flut eine gewisse Menge Meerwasser floss. Die Vertiefung war etwa zehn Mann tief. Die steilen und glatten Wände verhinderten eine Flucht aus dem Hohlraum. Sünder wurden mit einer Kette hinab gelassen. Ob sie Brot und Wasser erhielten, entschied täglich aufs Neue eine Malus-Zeremonie: Die Frauen warfen Runensteine aus einem Beutel auf den Boden. Konnten sie daraus den Willen der Alten Götter lesen, dem Gefangenen gnädig zu sein, so warfen sie ihm altes Brot und einen Schlauch Wasser hinab, doch sollte der Übeltäter zur Ehre der Götter Hunger und Durst leiden, so musste er dieses Opfer bringen und sich als Löhnung seiner Sünden mit einem knorrigen Leibe zufrieden geben. Es war die Fügung der Alten Götter, die niemand infrage stellte.

Nicht allzu weit von der Küste entfernt ragte eine steinerne Bastion in den Himmel empor. Im letzten ledanischen Refugium, der Burgfestung der Königin Leda, hielten sich die Wachmannschaften und Soldaten zur Verteidigung bereit. Das Warten zermürbte die Gemüter mehr und mehr. Worauf wartete der Feind noch? Vom höchsten Turm, dem Nordturm, konnte der Königsgemahl Abas die entfernten Formationen und Schlachtordnungen sehen, wenn er gen Osten und Norden schaute. Des Nachts leuchte dort ein Lichtermeer aus Lagerfeuern. Auch im Süden waren Regimenter aus Kampfsklaven postiert. Nur im Westen schien Ledanien noch nicht ausgeplündert und gebranntschatzt. Doch Abas wusste, dass auch dort schon Truppen lagen, versteckt im Hinterhalt. Die Burg war längst eingekreist. Es gab kein Entkommen. Ihr Schicksal war besiegelt.

Selbst dicht gedrängte Verteidiger auf den Wehrgängen der Zitadelle, die Salve um Salve Pfeilhagel auf den Feind würden abschießen können, waren kein Garant dafür, dass sie die Burg lange hielten. Es waren kleine Stiche, die sie den Cassandriern einbrachten, aber sie glichen eher den Mückenstichen, die einen Kämpen nervten, bevor er die kleinen Insekten mit der flachen Hand zerquetschte. Einen Wimpernschlag sann Abas, nur zu träumen. In den vergangenen Tagen fiel es ihm immer schwerer, zwischen Tag und Traum zu unterscheiden. In der letzten Nacht hatte er geglaubt neben der alten Tyrannin Megara in einem dunklen Verlies tief unter der Erde eingesperrt zu sein. Doch die Despotin trug die Robe einer Malus-Priesterin aus dem Ostreich der Cassandra. Sie trank aus einem Schädel den roten Lebenssaft ihrer Opfer und stach jäh mit einem goldenen Dolch auf ihn ein… Da war er mit kaltem Schweiß überströmt und schreiend erwacht, hatte nach der Wunde getastet und erleichtert festgestellt, dass er unversehrt in seiner Bettstatt lag.

Zu Beginn des Traumes, der ihn schon mehrfach gepeinigt hatte, trug sie ein fremdes Gesicht. Doch dieses blätterte ab wie alte Farbe, das Fleisch löste sich von den Knochen und rubinrote Augen strahlten ihm entgegen. Dann entwickelte sich Megaras Antlitz auf dem Schädel. Sie grinste ihn an, als sei sie immer noch nur ein Totenschädel. „Komm, mein Abas! Mein Goldlöckchen! Komm zu mir! Wurm! Du willst mich doch freien!“ Jedes Wort war wie gehauchtes Gift, das in seinen Ohren süß und verlockend klang. Abas wischte sich den Schweiß mit dem Laken vom Körper. Wie lange seine erste Begegnung mit der alten Hexe in Wahrheit her war! Damals war er als naiver Bauernjunge in die Hauptstadt gereist, um im Palast des verstorbenen Talos vorzusprechen. Überall im Reich hatten Herolde von der Suche verkündet. Die Suche nach einem Nachfolger, einem Gatten für die königliche Witwe Megara. Doch was er dann erlebt hatte, war der Beginn eines wahnsinnigen Nachtmahrs.

Im dreckigen Kerker fern von Bequemlichkeit hatte er sich wiedergefunden – als Lustsklave der Tyrannin. Wäre er nimmer in die Hauptstadt gezogen – vielleicht hätte es die Geschicke des Alten Kontinents zum Guten verändert. Vielleicht schätzte er sich aber auch nur als zu wichtig für die Geschichte des Reiches ein. Die Alten Götter hatten den Kontinent in ein Fiasko gelenkt. Sie hatten sich für den Untergang Ledaniens entschieden. Sie wollten ein matriarchalisches Reich, eine Welt, in der Weibsbilder die Männer dominierten, versklavten und ihnen jegliches Recht auf ein freies Leben oder einen eigenen Willen absprachen. Ein dröhnendes Geräusch weckte Abas aus seinen betrüblichen Gedanken. Was war das? Es hörte sich an, als sei ein gewaltiges Gebäude zusammengestürzt. Oder eine Felswand. Ein Erdbeben? Ein Geschoss? Oder… Jetzt erkannte er es: Es war das mächtige dunkle Brüllen eines Trolls. Abas eilte auf den Wehrgang hinter den dicken Zinnen der Zitadelle und suchte den Horizont nach den Untieren ab.

Hinter einer Hügelkuppe, die Abas seinen Blick verwehrte, war einer der desertierten Ungetüme von cassandrischen Soldatinnen und Kampfsklaven eingefangen worden. Ein abgedecktes großes Loch war dem Troll zum Verhängnis geworden. Er war durch die dünnen Äste gebrochen und in einem Netz aus dicken Seilen und Ketten aufgefangen und schließlich mit einer riesigen Winde in die Luft gezogen worden. Nun hing der Koloss zwischen zwei Baumriesen, die sich unter dem Gewicht des Kolosses bogen und knarrten. Centurias auf ihren Rössern pieksten mit langen Lanzen auf den Hintern des Flüchtlings ein, damit er Ruhe gab und keine Faxen machte. Endlich merkte das Urtier, dass Gegenwehr keinen Sinn ergab und ergab sich seinem Schicksal. Eine Reiterin auf einem Grauschimmel grinste grausam. Ihre lederne Augenklappe und harten Gesichtszüge verstärkten ihre Miene noch. Sie zog einen Säbel und zeigte damit auf ihren Fang. „Lasst ihn hinab und bringt das Vieh auf den Wagen!“



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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:24.01.23 17:07 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Prallbeutel,
nach wie vor eine Geschichte die mich begeistert. Vielen Dank dafür.
VG Alf
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  RE: Das Reich der Megara (Neuauflage) Datum:28.01.23 12:21 IP: gespeichert Moderator melden



Der Karren war ein gewaltiges Fuhrwerk mit einer großen Ladefläche, auf der ein mächtiger Käfig befestigt war. Selbst ein Troll würde diese schwere Konstruktion nicht zerbrechen können. Zwei Dutzend Kampfsklaven zwangen den Gefangenen mit ihren Piken vorwärts. Noch immer befand sich der Troll in dem Netz. Eine Seilwinde zog das Gefängnis aus Seilen und Ketten auf den Transporter, vor dem mehrere Dutzend Sklaven in ihren Geschirren standen. Unter knallenden Peitschen setzte sich das massive Gebilde von Fahrzeug in Bewegung. Dicke und fast mannshohe Räder, die mit Eisen ausgeschlagen waren, drehten sich und zermalmten unter ihrem Gewicht jeden Ast und jede Wurzel, die im Weg lagen. Dieser imposante Wagenbau war für schwerste Lasten geschaffen.

Der Troll tobte mittlerweile im Käfig, doch vier Kampfsklaven mit Lanzen bestraften ihn für sein wildes Zappeln. Trotzdem wollte sich der Troll sich seinem neuen Schicksal dieses Mal nicht fügen. Daraufhin kletterte eine cassandrische Centuria auf das Fuhrwerk und schleuderte ihre Bola zielgenau durch das Gitter auf das Gemächt des Trolls. Aufheulend dröhnte sein Brüllen durch die Landschaft. Doch anschließend beruhigte sich der Koloss und sah mit einer fast unterwürfigen Miene auf die Reiterin. Die Bola hatte es wie ein wundervoller Zauber geschafft, dem Wüterich eine erholsame Ruhe anzuschmeicheln.

Die Kolonne hatte nach wenigen Stunden die neue Trutzburg der cassandrischen Armee erreicht. Die Festung, in der Cassandra, Prodita und Tagara residierten, war in Windeseile aus dem Boden gestampft worden und schaute nun mit ihren hohen Türmen bedrohlich auf die Ebene hinab. Hunderte Arbeitssklaven hatten Tag und Nacht geschuftet, um die Bastion zu bauen. Nahe zur Grenze des früheren Ledanien gelegen, bot sie strategisch eine gute Lage, um die letzte Rückzugsmöglichkeit der alten Regierung zu entmachten. Das dreifache Machtgespann aus der Imperatorin Cassandra, der Statthalterin Prodita und der Malus-Priesterin Tagara wartete auf die Ankunft der größten Armada, die der Alte Kontinent je gesehen hatte. Sobald die Flotte aus Galeeren an der Westküste eintrafen, würde der finale Schlusspunkt gesetzt: der Ansturm auf die Burg der Leda. Die Duxas und Centurias dürsteten bereits seit langem nach Kampf, nach Sieg, nach dem Kopf der Leda und ihrem Gefolge.

Der Troll rollte auf seinem massiven Transportfuhrwerk in den Hof der Festung. Von einer Balustrade sahen die drei Führerinnen auf ihn mit Genugtuung hinab. Zumindest einen der flüchtigen Trolle hatten sie gefangen. An ihm würden sie ein Exempel statuieren. Er sollte vor den Augen der anderen Kriegstrolle streng gezüchtigt werden. Tagara befahl einer Duxa: „Schickt Briefraben über die See nach Norden. Ich will wissen, wo die Galeeren sich befinden. Sie müssen das Eismeer inzwischen durchbrochen haben.“ Die Offizierin salutierte zackig und verließ die Balustrade. Kurz darauf ging auch die Hohepriesterin mit wehender schwarzer Robe in ihre Gemächer, um einer rituellen Zeremonie zu frönen.

Die edle Cassandra begab sich in Begleitung der Statthalterin Prodita auf den höchsten Turm der Festung und schaute auf einen Teppich aus Kampfsklaven hinab. Schwer gerüstet und bis auf die Zähne bewaffnet brüllten sie Kampflieder, skandierten Jubelrufe der „edelsten und einzigen Herrscherin Cassandra“, und die Flut aus Heeresscharen bewegte sich nach den Befehlen Dutzender Centurias auf ihren Rössern, die mit ihren Säbeln und Degen die Richtung wiesen. Sechs Trolle in dicke Eisenplatten gerüstet und mit gigantischen Streitkolben bewaffnet, warteten ungeduldig auf ihren wilden Waffengang. Es dürstete sie nach dem Gegner. Noch ging ein Manöver vor sich, doch schon bald würden die Massen an Kämpfern auf Ledas Zitadelle zustürmen und keinen Stein mehr auf dem anderen belassen. Der Untergang der letzten Bastion Ledaniens stand kurz bevor.

Tagara befand sich derweil in ihrem Tempelraum und stand vor einer großen runden Schale mit blakenden Flammen. Die Meisterin des Maluskultes hatte ihre Robe auf den Steinboden gleiten lassen und entblößte ein weißes Seidengewand, durch das ihre feingliedrige Silhouette schimmerte und atemberaubende Einblicke gewährte. Goldfäden zogen sich durch den edlen Stoff. Am hohen Kragenansatz bauschte sich die Seide wie eine Stola. Schlagartig drehte sie sich vom Feuer weg und sah nun links und rechts vor ihr an jeweils eine dicken Marmorsäule einen nackten Sklaven mit Ketten gebunden. Tagara streckte ihre Arme in ihre Richtungen. Die Ärmel ihres Kleides hingen weit geschnitten hinab. Die Hohepriesterin schloss die Augen und flüsterte einen geheimen Zauber.

Vor ihren Augen entstanden Visionen der nahe Zukunft: surrende Pfeile, die den Himmel schwärzten und den gefiederten Tod brachten, auf Ledas Burg anstürmende Horden von Kampfsklaven, bewaffnet mit Bihändern, Streitäxten, Kriegshammern, Breitschwertern und runden Schilden mit großem Dorn in der Mitte. Unter der vorpreschenden Masse an brüllenden Kriegern ragten sieben Trolle heraus, mit gewaltigen Plattenpanzern gewandet, die mit zwei Mann langen Streitkolben armiert waren und die Wehrmauer der ledanischen Anlage zerschmettern würden. Riesige Ungetüme von Angriffstürmen und weiteren Konstruktionen wurden von ächzenden Sklaven herbei geschoben. Zahlreiche Feuer brannten, als die entflammten Pfeile der Angreifer auf Dächern und im Hof der Burg landeten.

Dem ersten Ansturm hielten die Mauern noch stand, und kaum ein Krieger erreichte die hohen Zinnen an dem äußeren Wehrgang. Die ledanischen Soldaten verteidigten ihr Refugium mit aller Kraft, die ihnen verblieb. Sturmleitern wurden mit langen Stäben und Spießen von der Mauer gedrückt. Die darauf kletternden Krieger kippten schreiend in ihre Kameraden oder spritzten in den Burggraben. Schwarze Rauchsäulen stiegen in den Himmel. Eine Truppe Sklaven, von oben geschützt durch eine Holzkonstruktion, die zuvor mit Wasser übergossen war, um gegen Flammen geschützt zu sein, schleppte eine schwere Platte aus Balken herbei und schob sie über den Wassergraben der Burg. Jetzt war die hochgeklappte Unterseite der Zugbrücke erreichbar: Zwei gewaltige Trolle schlugen wie monströse Berserker auf die dicken Bohlen ein und rissen armdicke Stücke heraus. Bald würde sie zerfetzt zur Seite kippen. Dann mussten die Cassandrier lediglich noch ein Fallgitter und die letzte Pforte durchdringen, um ins Innerste der Festung zu gelangen.

Im Hof versammelten sie die Elitegardisten unter der Führung der Nike. Sie würden dem Feind gegenüberstehen, falls er eindringen sollte. „Standhaft bleiben!“, rief Nike. Die Gardisten schlugen sich rhythmisch mit ihrem Schwertheft an den wappenformigen Schild. „Hoch lebe Königin Leda!“ Die Rufe waren so laut, dass selbst die Trolle sie hören mussten. Doch dann verschwamm die Vision undeutlich in einem Nebel, und Tagara konnte nichts mehr erkennen. Die Eroberung der Burg würde schwerer werden, als sie gedacht hatte. Aber Leda würde fallen. Früher oder später. Die Hohepriesterin konzentrierte sich erneut, murmelte magische Sprüche und warf einige Runensteine in eine Schale, doch es erschien keine Vision mehr. Verärgert verließ sie den Tempelraum und hinterließ zwei ängstlich zitternde Sklaven in ihren Fesseln, die um ihr Leben fürchteten.

Noch viele Meilen entfernt näherte sich eine gewaltige Armada aus Galeeren und anderen Schiffen der Westküste von Norden her. Nur wenige Verluste hatte das Eis den Cassandriern beschert. Die Alten Götter hatten nur vereinzelte Opfer geerntet. Die Duxas waren zufrieden. Mit Briefraben hielten sie Kontakt zu ihrer Königin Cassandra. In wenigen Tagen würden sie die Westküste Ledaniens erreichen. Zu Kämpfen würde es für die Kampfsklaven künftighin nicht mehr kommen, denn die Landstriche waren bereits befriedet worden. Doch bis zu ihrem eigentlichen Ziel waren es für die Rudersklaven noch anstrengende Meile um Meile durch die dunkelblauen Wellen des kalten Meeres. Ruderschlag um Ruderschlag eine Plackerei mit gekrümmten Rücken unter der Knute der Anpeitscherinnen, die mit ihren langen Lederriemen nicht sparten, um die Leibeigenen im Takt des Trommlers anzutreiben.

Erst nach und nach vertrieb die kräftigere Sonne die frostige Luft, das Eis und den Schnee, aber bald schon wurde aus der angenehmen Wärme eine unerträgliche Hitze unter Deck. Schweißtreibend stützten sich die Sklaven in ihre knarrenden Ruderriemen. Die Decken, die vor der Kälte geschützt hatten, waren ihnen wieder genommen worden, so dass sie splitternackt auf ihren harten Bänken hockten. Einige Sklaven waren mit Hand und Fußketten am Boden oder der Bank gefesselt, andere mit einem Eisenring, der ihnen um das Gemächt geklemmt worden war. Das forderte seinen Tribut: Die Niederen klagten über ausgeleierte Haut, blieben aber so wortkarg wie möglich, um den beißenden Geißeln zu entkommen. Dabei konnten sie von Glück sprechen, dass die alte Mode im Reich der Forma nicht mehr zeitgemäß war, Sklaven durch schwere Gewichte um ihre Männlichkeit diese zu verlängern. Manche Besitzerin meinte es damals für wahr zu gut, denn einigen Leibeigenen steckten die Damen regelmäßig mehr und mehr Ringe an, bis die Mannsbilder kaum noch laufen konnten. So manche Träne perlte vor Scham über die Wangen der Geschöpfe, doch für die Fräuleins war es schön anzusehen.

Ein Zuckerschlecken war das Leben als Galeerensklave trotzdem keineswegs. Während die Ruderer schufteten, saß die Kapitänin mit einer Duxa auf dem hohen Achterdeck auf gepolsterten Möbeln und labte sich an gesüßtem Zitronentee. Ein weißes Sonnensegel spendete den beiden angenehmen Schatten, seit die Sonne wieder mit ungebremster Kraft herunterbrannte. An den Rändern des Segels waren Taue angebracht, um es am Deck oder dem Mast festzuzurren, doch stattdessen hielten zwölf Sklaven das Schattendach an Ort und Stelle. Der Vorteil dabei war, dass die Position des Leinenstoffs schnell geändert werden konnte, denn sobald die Galeere den Kurs wechselte, stach der Feuerball am Himmel aus einer anderen Richtung hinab. Für die Leibeigenen war ihre Aufgabe zwar ermüdend, und sie standen dabei die meiste Zeit schwitzend in der prallen Sonne, doch dafür waren sie den Ruderriemen und den Peitschen entkommen – was sicherlich die bessere „Wahl“ war, als im Unterdeck auf den Bänken zu schuften und sich zu placken. Aber wehe dem, der in der Hitze schwächelte und strauchelte! Die schmalen Wasserrationen machten es nicht einfacher.

Am besten hatten es während der Reise noch die Kriegssklaven, denn bis auf einige militärische Übungen und Waffengänge hatten sie nicht viel zu tun. Für die Führung der Segel und der Ruder gab es genügend Schiffssklaven. Die Krieger sollten ihre Kraft sparen. Plötzlich rief der Ausguck mit rauer Stimme: „Land in Sicht auf Südost!“ Die Kapitänin und Duxas sahen in die angezeigte Richtung. Tatsächlich: Ein feiner grauer Streifen am Horizont war zu erkennen – die Westküste Ledaniens! Das Schiff war eines der führenden Fahrzeuge und ließ sofort Fahnen hissen, die die Folgenden über ihre Ankunft informierten. Durch die Seemanöver unterbrach man auf allen Schiffen vorgesehene Bestrafungen. Einige Leibeigene waren gerade an der Gräting festgebunden worden, um eine Züchtigung zu erhalten, doch die Ankunft an der ledanischen Küste änderte alles. Die Kreaturen wurden unter dem Murren der Soldatinnen wieder abgebunden und zurück in ihre Quartiere oder auf die Ruderbänke gestoßen. Aufgeschoben war nicht aufgehoben, versprachen sie den Delinquenten.

Einer der Geschöpfe sollte auf einer Galeere zwei Dutzend Peitschenhiebe mit einer siebenSchw***nzigen Riemengeißel erhalten, weil er beim Rudern aus dem Takt gekommen war. Er hatte gefleht: „Ich habe mir doch nur über das Gesicht gewischt“, denn eine Treiberin hatte ihn angespuckt, aber seine Worte verhallten an einer sturen Offizierin, die ihn erneut zielsicher mit ihrem Sabber bespritzte. „Das ist kein Grund, du faules Schwein!“ Verärgert, dass durch die Fahnensignale alle Züchtigungen unterbrochen wurden, trat sie dem Leibeigenen wuchtig mit ihrem Lederstiefel in sein Gesäß: „Bringt ihn zurück! Und markiert ihn, damit wir ihn nicht vergessen!“ Die Soldatin salutierte und befolgte den Befehl. Bald darauf schrillten Bootsfraupfeifen über die Decks. Die Kampfeinheiten stellten sich in voller Montur auf. In wenigen Stunden sollten sie anlanden. Die Kapitänin der führenden Galeere, einem monströsen Schiff mit drei Mal so hoher Anzahl an Ruderplätzen wie bei den anderen Halbseglern, stand auf dem hohen Achterdeck und überragte alle anderen Cassandrier.

Mit fein gedrehten Locken, die keck unter ihrem bauschigen Federhut hervorlugten, stellte sie einen Stiefel auf den Rücken eines vor ihr kriechenden Sklaven, um eine bequeme Haltung einzunehmen, als sie die Küste musterte. Eine Hand spendete ihr zusätzlichen Schatten zu dem Hut und einem Sonnensegel. „Lakai!“, befahl sie ihren persönlichen Leibsklaven herbei. Er trug nach der aktuellen cassandrischen Mode für Lakaien kniehohe Riemensandalen, ein knappes Lendentuch, dass dünn genug war, um seine Männlichkeit äußerst deutlich allen Augen zu präsentieren, einen breiten Ledergürtel mit einem Geschirr aus Leder und runden Metallringen. Um den Hals stützte den Lakai eine Art breites Korsett aus steifem Leder, so dass sich der Mann nur hocherhobenen Kopfes bewegen konnte – ein Tribut, der den Stolz symbolisieren sollte, für eine cassandrische Edeldame, in diesem Fall sogar der Flottenführerin, zu dienen. Um die Stirn war ein breites Stoffband gebunden, an dem zahlreiche dünne Ketten hinab hingen. Sie klingelten und rasselten hell bei jeder Bewegung.

Nur tief vorgebeugt oder während einer schwungvollen Bewegung störten sie das Sichtfeld des Lakaien nicht. Doch der Leibeigene wollte nicht klagen, denn wer wusste schon, was die nächste Mode an Schrullen schaffen würde? Mit Schaudern dachte er an die Zeit zurück, als jeder Sklave schweren Gewichtsschmuck an seinem Beutel zwischen den Beinen trug - und die vornehmen Ladys sich gegenseitig mit dem Gewicht überbieten wollten. Welch abgeschmackte Vorstellung! Die Kapitänin forderte in messerscharfem Ton: „Bring mir und meinen Offizierinnen einen Kelch mit Wein. Den guten Roten. Wir wollen den Landgang feiern.“ Der Lakai stolperte davon. Eine Duxa berichtete pflichtbewusst: „In wenigen Stunden wird die Flotte plangemäß Aufstellung genommen haben. Einige Steinwürfe vor der Küste werden die kleinen Galeeren und Boote ankern. Die Kriegssklaven landen an. Eine Meile auf See positioniert sich die Armada und bildet wie befohlen drei Sicherheitsringe. - Hier wird es kein Durchkommen für Flüchtlinge geben.“

Die Kapitänin nickte zufrieden und hob eine Augenbraue. „Davon gehe ich aus. Sollte im Verantwortungsbereich einer Galeere eine Lücke entstehen, rollen Köpfe.“ Sie ließ eine Kunstpause nach ihrem Versprechen und sah hochnäsig zu der Offizierin. Die Duxa wirkte nicht besonders beeindruckt. Was interessierte sie ein paar hundert Kreaturen mehr oder weniger. „Alle Köpfe an Bord“, präzisierte die Flottenführerin. Die Duxa schluckte und salutierte zackig. „Wo bleibt der Wein?“, rief die ungeduldige Kapitänin in ihrer mit Brokat besetzen Uniform und fügte hinzu: „Mein Lakai leidet unter lahmen Beinen. Er sollte sie besser drillen. Bootsfrau!“, sprach sie ein Weib in Seglerkluft an, „sorgt dafür, dass ihm Muskeln wachsen!“ Die Bootsfrau verneigte sich, salutierte und verließ das Achterdeck. Für den Lakai hieß dies wohl, dass er heute noch einige Male die Takelage am Mast hochklettern sollte, vielleicht auch Kniebeugen oder den Watschelgang über das Deck hin und zurück und hin und zurück…

Eine andere Kapitänin auf einer Galeere in Luv zum Führungsschiff, betrachtete die Küste. „Welche Hinterwäldler, die Ledanier! Nur winzige Fischerhäfen. Keine Befestigungen. Kein Kastell, um einen Landgang feindlicher Schiffe zu verhindern. Wenn ich das hier mit den gigantischen Festungen in unseren Osthäfen vergleiche… Riesige Ketten sichern unsere Häfen, Felsschleudern beherrschen die See davor. Kein Wunder, dass die Ledanier untergegangen sind. Fischer!“ Das letzte Wort spuckte sie förmlich aus.
Aber der Landstrich und das Hinterland waren bereits von armierten Truppen der Cassandrier befriedet worden. In Gefechte würde die Marine sowieso nicht mehr verwickelt werden. Die Uniformierten auf den Schiffen freuten sich stattdessen auf zärtliche Minnespiele in Liebeshäusern. Doch gab es die überhaupt schon im Westen? Ledanien hatte kulturell vieles nachzuholen.

An Leibeigenen sollte es bald nicht mehr fehlen, waren die Damen optimistisch. Denn die Schwemme der gefangenen Mannsbilder würde den Sklavenpreis weit nach unten schrauben, wie es schon einmal zu Formas Zeiten der Fall war. Hinzu kam, dass die meisten Kriegssklaven nach dem Großen Feldzug nicht mehr benötigt würden. Eine Duxa hatte erfahren, dass an der Westküste keine Affen lebten. Eine zwei Offizierin sah sie an. „Was ist mit Euch? Ihr wirkt niedergeschlagen.“ Die Duxa zuckte mit den goldfarbenen Schulterklappen ihres Waffenrocks. „Ich habe meiner Nichte versprochen, ihr ein Äffchen mitzubringen, mit dem sie spielen kann.“ Die Offizierin wollte wissen: „Warum bringt Ihr ihr nicht einen Prügelsklaven mit? Oder ist sie noch nicht zur jungen Dame gereift?“ Die Duxa lächelte unverbindlich. „Doch, fürwahr! Sie ist eine junge Schönheit, die zur vollen Blüte erstrahlt ist und allen männlichen Bediensteten im Hofe den Kopf verdreht. Aber einen belanglosen Prügelsklaven hat sie schon. Sie möchte ein Äffchen.“ Die Offizierin schlug vor: „Warum richtet Ihr nicht einen Ledanier ab? Schmiedet ihn in Eisen, so dass er sich nur gebückt fortbewegen kann, und lehrt ihn, wie ein Äffchen zu tönen und sich zu bewegen.“ Die Augen der Duxa glänzten. „Oh, fein! Das ist eine prächtige Idee! Habt tausenden Dank! Das wird meine Nichte begeistern!“








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