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DerFeger Volljährigkeit geprüft
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Beiträge: 69

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  RE: Leonora und Alina Datum:28.08.19 21:23 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Sir M
Wirklich sehr schön und fließend geschrieben.
Die Geschichte entwickelt sich, genau meine Richtung, bin halt ein Romantiker

MfG
DF
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SirM
Erfahrener





Beiträge: 97

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User ist offline
  RE: Leonora und Alina Datum:11.09.19 20:06 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 10 – Die Geburtstagsfeier

Am Dienstagmorgen wurde Leonora sehr schön und angenehm mit einem sanften Küsschen auf die rechte Wange von Alina geweckt.

„Alles Gute zum Geburtstag, liebe Leonie“, sagte Alina, die sie sehr fröhlich anstrahlte, als Leonora ihre Augen öffnete.
„Danke dir, Lina“, antwortete Leonora und gab ihrerseits nun auch Alina ein flüchtiges Küsschen auf die linke Wange.

Beim Morgenlauf klappte alles wie von Alina geplant. Alina erzählte Cordelia und Fleur scheinbar beiläufig kurz vor der Bäckerei, dass Leonora heute ihren sechsundzwanzigsten Geburtstag habe. Die beiden Serva nutzen daraufhin die Chance Leonora kurz zu gratulierten und schwatzten zusätzlich noch weiter mit ihr. Alina kaufte während dessen schnell die Brötchen in der Bäckerei und Anna bekam somit keine Chance sich wegen der Torte bei Leonora zu verplappern. Beim anschließenden, gemeinsamen Frühstück gratulierte auch Herr Artur Leonora nur recht förmlich und eher nüchtern, beiläufig zu ihrem Geburtstag. Der Tag schien ein ganz normaler Tag für Leonora zu werden.

‚Schade‘, dachte sich Leonora. Sie hatte insgeheim gehofft, dass Alina ihr vielleicht etwas zu ihrem Geburtstag schenken würde. Und auch wenn sie das nicht von ihrem Herrn erwartet hatte, so wäre auch hier irgendeine kleine Geste, außer der einfachen, nüchternen Gratulation, schon sehr schön von ihm gewesen, fand Leonora.

Am Vormittag reinigte Leonora weiterhin noch die Zimmer des Erdgeschoßes, mit denen sie gestern nicht ganz fertig geworden war. Nach dem Mittagessen schließlich bat Herr Artur sie auch noch, außerplanmäßig die Sportgeräte im Fitnessraum zu reinigen. Leonora bestätigte ihm natürlich seine Anweisung. Das Abräumen in der Küche sowie das Spülen übernahm Alina, und so begab sich Leonora direkt mit den notwendigen Reinigungsutensilien bewaffnet ins Kellergeschoß.

‚Ausgerechnet heute soll ich die blöden Sportgeräte putzen‘, dachte Leonora genervt. ‚Jetzt werde ich den Rest meines Geburtstags bis kurz vor dem Abendessen im Keller ohne Tageslicht verbringen. Ein wirklich toller Geburtstag, aber so ist das Leben einer Serva nun mal eben. Das bist du selbst schuld, Leonie.‘

Artur und Alina begannen nun emsig mit ihren Vorbereitungen. Sie schmückten und dekorierten den kleinen Salon. Alina ging in der Bäckerei die Torte holen, und Artur holte im Blumenladen den Blumenstrauß ab, den er ebenfalls vorbestellt hatte. Alina deckte den Tisch für fünf Personen, kochte Kaffee und steckte die beiden Kerzen auf die Torte. Anschließend betrachteten Artur und Alina zufrieden ihr gemeinsames Werk.

Vor dem großen Fenster hing der «Happy Birthday Leonora»-Schriftzug in großen, bunten Buchstaben. Auch zwei Girlanden hingen von den Ecken des Schriftzugs kommend, jeweils in einem Halbkreis an der Decke und trafen sich wieder genau über dem Stuhl des Geburtstagskindes. Am Regal mit den Sammeltassen hatte Alina ein paar bunte Ballons aufgehangen. Der Blumenstrauß und die Geschenke lagen griffbereit für Artur und Alina auf einem der Sideboards, auch eine leere Vase stand auf dem Tisch bereit. Es fehlten nur noch die beiden weiteren Gäste und schließlich mit Leonora natürlich noch das Geburtstagskind selbst.

Kurz vor fünfzehn Uhr klingelte es an der Tür und Alina öffnete. Es waren Cordelia und Fleur, Alina bat beide ins Haus und führte sie in den kleinen Salon. Als Cordelia und Fleur den Raum betraten, knicksten sie vor Artur.

„Das sind Cordelia und Fleur, Herr“, stellte Alina die beiden Serva ihrem Herrn vor. „Das ist Herr Teichert, Leonoras und mein Herr.“

Artur begrüßte die beiden, reichte jeder die Hand und dankte ihnen, dass sie so kurzfristig der Einladung von Alina und ihm gefolgt waren. Auch Cordelia und Fleur hatten kleine Geschenke mitgebracht und legten ihre Päckchen auf das Sideboard zu den beiden anderen Geschenken.

„Meint ihr drei, wir bekommen ein klassisches Geburtstagsständchen für unsere Leonora hin?“, fragte Artur.
„Ich denke, dass wir das hinkriegen, Herr Teichert“, sagte Fleur verhalten und auch Cordelia, die still geblieben war, nickte zustimmend.
„Au, fein“, kommentierte Alina fröhlich und summte zur Probe schon einmal die allen bekannte Melodie.

Als sie sich alle sicher waren, dass es mit dem Ständchen funktionieren würde, gab Artur ein Handzeichen, dass sie alle still sein sollten. Er tippte auf sein Comm und sagte: „Leonora!“

„Ja, Herr Artur“, erklang Leonoras Stimme leicht genervt.
„Leonora, wie weit bist du mit der Reinigung der Sportgeräte?“, fragte er sie.
„Herr, ich habe ungefähr die Hälfte der Geräte gereinigt“, antwortete Leonora nüchtern.
„Das ist doch sehr gut. Aber bitte hör damit nun auf, und komm mal zu mir in den kleinen Salon.“
„Ja, Herr, ich komme sofort“, sagte Leonora und Artur beendete die Verbindung.
„Alle bereit“, fragte Herr Artur. Er dirigierte die drei in die, der Tür abgewandten, Seite des Raums und stellte die kleine Gruppe schließlich in einem lockeren Halbkreis auf.
Als Leonora an die Tür klopfte, hob Artur, wie ein Dirigent seine Hand als Achtung-Zeichen.
„Komm bitte herein, Leonora“, rief er.

Als Leonora die Tür öffnete und den Raum betrat, ließ Artur die Hand sinken. Die vier sangen ihr ein fast perfektes Geburtstagsständchen. Leonora war, immer noch eine Hand am Türgriff, erstarrt. Sie blickte die vier überrascht an und in ihren Augen sammelten sich kleine Freudentränen. Erst als das Lied geendet hatte und Artur mit einem Blumenstrauß auf Leonora zugetreten war, schloss sie endlich die Tür.

„Aller herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag, liebe Leonora“, sagte er und überreichte ihr die Blumen.

Tränen der Freund und Rührung liefen Leonora die Wangen hinab, sie brachte kein Wort heraus und blicke strahlend ihren Herrn und die drei Frauen an. Alina trat auf sie zu, zeigte auf die vorbereitete Vase auf dem Tisch und bedeutete Leonora den Blumenstrauß hineinzustellen. Als sie die Blumen abgelegt hatte, fiel ihr Alina sofort um den Hals und drückte Leonora ganz fest an sich.

„Alles, alles Gute zum Geburtstag, wünsche ich dir, meine liebste Leonie“, flüsterte Alina ihr ins Ohr.
„Danke, Lina“, flüsterte Leonora zurück, die ihre Stimme wiedergefunden hatte.

Schließlich knicksten Fleur und Cordelia vor Leonora, reichten ihr die Hand und gratulierten ihr auch noch einmal ganz herzlich zum Geburtstag.

„Ich danke euch allen von ganzem Herzen“, sagte Leonora mit belegter Stimme und wandte sich zu Artur. Bevor sich sprach knickste sie vor ihrem Herrn. „Herr Artur, ich danke ihnen ganz besonders, denn ohne sie wäre das hier sicher niemals möglich gewesen. Sie können sich, glaube ich, gar nicht vorstellen, welche große Freude sie mir damit bereiten.“

Erst jetzt bemerkte Leonora die Torte auf dem Tisch, auf der zwei Kerzen in Form einer Zwei und einer Sechs brannten. Auf der Torte, es war eine von ihr heißgeliebte Nuss-Sahne-Torte, stand mit Zuckerguss geschrieben «Alles Gute zum Geburtstag Leonora». Artur deutete allen anwesenden sich doch bitte hinzusetzen. Leonora setzte sich auf den Stuhl für das Geburtstagskind und Alina hielt ihr den Stuhl, anschließend wiederholte Alina dies auch bei Herrn Artur. Schließlich setzte Alina sich selbst als letzte auf ihren Stuhl, nachdem auch Cordelia und Fleur Platz genommen hatten.

Leonora pustete die beiden Kerzen aus und Alina nahm sie vorsichtig von der Torte. Dann griff Alina nach dem bereitliegenden Messer und schnitt die Torte in Stücke. Das erste Stück hielt sie Leonora entgegen, die jedoch unsicher zu Artur blickte, erst als Artur nickte ließ sie Alina das Stück auf ihrem Teller ablegen.

„Das erste Stück der Geburtstagstorte gebührt seit alters her ausschließlich dem Geburtstagskind selbst, Leonora“, sagte Artur. „Und diese erhabene Tradition werden wir hier in diesem Haus garantiert nicht brechen.“

Das zweite Stück der Torte erhielt Artur, es folgten Cordelia und Fleur, sich selbst nahm Alina als letztes ein Stück. Schließlich schenkte Alina allen auch noch eine Tasse Kaffee ein.

Es folgte ein seltsamer, kurzer Moment, in dem alle fünf vor ihrem Stück der Torte und ihrer Tasse Kaffee saßen, bis schließlich Artur sagte: „Bitte Leonora, es ist dein Ehrentag.“

So griff Leonora nach ihrer Tortengabel und kostete endlich das erste Stück von ihrer eigenen Geburtstagstorte. „Köstlich!“, entfuhr es Leonora begeistert und sie machte ein genießerisches Gesicht.

Nun folgten auch Artur sowie die anderen drei Leonoras Beispiel und alle genossen die leckere Torte sichtlich.

„Wer möchte noch ein Stück?“, fragte Artur, dessen Teller als erstes leer war.
„Ich schaffe kein zweites Stück“, sagte Leonora mit etwas bedauern, da die Torte sehr lecker war.
„Na los, traut euch schon meine Damen, im Zweifel lauft ihr einfach morgen früh ein paar Meter mehr“, lachte Artur herzlich.

Schließlich teilten sich Leonora und Alina sowie Fleur und Cordelia jeweils noch ein Stück der Torte. Artur aber bat Alina ihm noch ein ganzes Stück der köstlichen Torte zu geben. Nach dem zweiten, halben Stück schließlich sahen alle vier sehr gesättigt aus, und nur Artur ließ sich von Alina noch ein drittes Stück geben.

„Tja, da schaut ihr was“, sagte Artur und klopfte sich auf seinen Bauch, als er auch das dritte Stück ohne sichtliche Mühe verspeist hatte. „Von nichts kommt nichts, und diese Torte ist einfach zu gut, als das ich widerstehen könnte, auch wenn ich es später ganz sicher wieder bereuen werde.“

Leonora und Alina grinsten deutlich, nur Fleur und Cordelia hatten sich beide nicht getraut auch nur eine Miene zu verziehen.

„Keine Angst, ihr beiden“, sagte Artur zu Cordelia und Fleur, „mit Alina im Haus bin ich schon einiges gewohnt. Macht euch da mal keine Sorgen, außerdem seid ihr Leonoras Gäste.“

Alina wurde etwas rot und ließ beschämt den Blick sinken. „Es tut mir leid, dass ich meinen Mund oft nicht unter Kontrolle habe, Herr Artur“, sagte sie kleinlaut.
Artur lächelte Alina gütig an. „Heute bin ich gut gelaunt, Alina. Aber manchmal, finde ich, könntest du dir schon wirklich ein Stückchen von Leonora oder von einer unserer beiden netten Gäste abschneiden.“

„Herr, ich mag Alinas frechen Schnabel genauso wie er ist“, sagte Leonora völlig unerwartet, aber doch bestimmt und alle Blicke richteten sich auf sie.
„Das darfst du auch, Leonora“, sagte Artur und lächelte. „Und ich darf Alina dann rügen, wenn es mir mal wieder zu bunt wird“, fügte er freundlich hinzu.
„Vielleicht sollten wir das Thema einfach wechseln“, schlug Leonora vor, da Alina immer noch einen ziemlich betrübten Eindruck auf Grund der Kommentare ihres Herrn machte.

Artur nickte. „Ja, du hast recht Leonora. Ich denke, wir sollten dir auch langsam mal deine Geschenke übergeben, was meint ihr drei?“, fragte Artur. „Anschließend könnte ich mich dann auch etwas ins Kaminzimmer zurückziehen, und ihr vier Damen habt den Salon für euch allein.“
„Herr, das hier ist aber doch ihr Haus. Ich möchte nicht, dass sie sich darin ausgeschlossen fühlen“, sagte Leonora sofort.
„Leonora, ich fühle mich nicht ausgeschlossen. Es ist ein Angebot von mir selbst, damit ihr vier jungen Damen euch auch etwas lockerer und lustiger unterhalten könnt, ohne den alten Mann, der ganz sicher die Stimmung in den Keller zieht.“

Artur erhob sich, ging zum Sideboard und winkte die drei anderen zu sich. Nur Leonora blieb auf ihrem Stuhl sitzen. Alle vier nahmen ihre Geschenke wieder an sich und es schien ein wortloser Disput zu entstehen, wer zuerst sein Geschenk übergeben sollte. Schließlich zeigte Artur auf Fleur, Cordelia und dann auf Alina. Er selbst würde als letzter sein Geschenk an das Geburtstagskind überreichen. So überreichten zuerst Fleur und Cordelia Leonora ihre Geschenke. Leonora bedankte sich bei jeder der beiden. Während Leonora die beiden Päckchen auswickelte hielten sich Alina und Artur im Hintergrund.

„Es sind bei uns beiden leider nur einfache Pralinen geworden“, sagte Cordelia als Leonora das Geschenkpapier entfernt hatte.
„Das ist mehr als ihr mir hättet schenken müssen, also stellt eure Geschenke nicht unter den Scheffel“, sagte Leonora dankbar. „Ich freue mich riesig, dass ihr beiden hier seid und, dass ihr mir überhaupt etwas schenkt. Seit mehr als zwei Jahren hat mir niemand mehr etwas zum Geburtstag geschenkt. Vielen Dank!“

Dann trat Alina auf Leonora zu und überreichte ihr das hübsch verpackte Geschenk. „Ich hoffe es gefällt dir, Leonie“, sagte sie erwartungsvoll.

Leonora begann das Papier zu entfernen, unter dem Geschenkpapier kam schließlich eine neutrale Pappschachtel zum Vorschein, die nichts über ihren Inhalt verriet. Also öffnete Leonora auch diese und holte schließlich ein kleines längliches Kästchen heraus, an dem vorne scheinbar wahllos ein paar LEDs leuchteten.

„Eine Uhr!“, rief Leonora erfreut aus und strahle Alina glücklich an.
„Eine Uhr?“, fragten Artur und Cordelia beide zeitgleich als sie das Etwas irritiert ansahen.
„Ja, Herr. Das ist eine binäre Uhr. Sehen sie diese LEDs hier vorne zeigen die Stunden, diese hier in der Mitte die Minuten und hier rechts, da wo es so häufig blinkt, das sind die Sekunden“, erklärte Leonora.
„Aha“, sagte Artur und schaut sich die vermeintliche Uhr eher skeptisch an. „Und du kannst davon tatsächlich die Uhrzeit ablesen?“
„Ja, Herr. Das kann ich“, sagte Leonora belustigt. Schließlich fiel sie Alina um den Hals und bedankte sich bei ihr. „Die Uhr war doch bestimmt teuer, Lina. Das war doch nur für mich gar nicht nötig.“
„Doch, Leonie und wie nötig das war. Es freut mich sehr, dass dir die Uhr so gut gefällt. Ich kenne dich nun schon über zwei Jahre und ich bin sehr froh dir endlich auch mal ein angemessenes Geburtstagsgeschenk machen zu können“, antwortete Alina und lächelte.
„Die Uhr bekommt einen Ehrenplatz in unserer Wohnung“, verkündete Leonora stolz.

Als letzter trat nun auch Artur zu Leonora, er hielt sein Geschenk, es war das größte Paket von allen, in den Händen.

„Leonora, wir beide kennen uns erst seit wenigen Tagen. Ich muss sagen, es ist mir daher nicht leicht gefallen ein passendes Geschenk für dich zu finden. Die Auswahl hat mich an den letzten Abenden viele Gedanken gekostet. Umso mehr hoffe ich nun, dass auch mein Geschenk dein Wohlwollen finden wird. Pass aber bitte auf, es dürfte recht schwer sein“, mit diesen Worten übergab Artur das Paket an Leonora.

Als Leonora das Paket entgegennahm spürte sie das erwähnte Gewicht. Das Paket war in der Tat größer und schwerer als die drei anderen Geschenke zusammen. Leonora legte es vor sich auf dem Tisch ab, und begann langsam und vorsichtig das Geschenkpapier zu entfernen. ‚Was mag es wohl sein?‘, ging es Leonora durch den Kopf. ‚Für Kleidung, Schmuck oder sowas ist es viel zu schwer. Aber würde er einer Serva überhaupt Schmuck schenken? Nein, wohl eher nicht.‘

Was schließlich zum Vorschein kam überraschte und erfreute Leonora zu gleichen Teilen. Es war ein großes und schweres Buch. Auf dem bedruckten Papiereinband war die Silhouette der Kölner Altstadt abgebildet und als Titel stand in einer aufwändigen Schrift darunter: «Köln – 2400 Jahre Stadtgeschichte».

Leonora erhob sich und knickste vor Herrn Artur. „Ich danke ihnen ganz herzlich für das schöne Buch, Herr Artur. Es gefällt mir sehr gut, sie haben eine wirklich gute Wahl getroffen.“
„Leonora, ich freue mich, dass dir das Buch gefällt. Also war mein Eindruck auf unserem kleinen Stadtbesuch letzte Woche korrekt, dass du dich für die Stadt und ihre Geschichte interessierst.“
„Ja, Herr, das ist wahr. Sie sind ein sehr guter Beobachter. Aber so ein wertvolles Geschenk hätte es doch gar nicht für mich sein müssen. Ich hätte mir nie geträumt, dass meine Herrschaft mir so bald so etwas Schönes schenken würde.“
„Leonora hör bitte auf mich zu preisen, das wird mir unangenehm“, sagte Artur verlegen und lächelte sie an.

Leonora knickste noch einmal vor Herrn Artur, bevor sie sich wieder auf ihren Stuhl setzte und sich noch einmal gerührt bei ihren Gästen für ihre Geschenke und deren Anwesenheit bedankte. Schließlich erhob sich Artur und ging zur Tür des kleinen Salons.
„Herr, bitte nicht…“, sagte Leonora.
Doch ihr Herr hob die Hand. „Leonora, ich weiß du meinst es ehrlich. Ich danke dir dafür. Aber ich möchte euch auch etwas Zeit unter euch gönnen, das gehört meiner Meinung nach dazu. Es ist schließlich dein Geburtstag. Ihr findet mich im Kaminzimmer“, sagte er und verließ den Raum.

Die vier schauten sich an. „Ich beneide euch beide so um euren Herrn“, sagte schließlich Fleur. „Er ist so höflich, so zuvorkommend und so verständnisvoll. Also versteht mich bitte nicht falsch, auch über meinen Herrn kann ich nicht klagen. Aber euer Herr ist doch noch eine ganze Ecke anders als meine Herrschaft.“
„Habe ich dir nicht schon immer gesagt, dass Herr Teichert ein ganz besonders höflicher und netter Mensch ist“, sagte Cordelia an Fleur gewandt. „Aber du wollest mir das scheinbar nie glauben. Er ist selbst zu mir auf der Straße immer nett und sehr höflich gewesen.“ Dann wandte sich Cordelia zu Alina und Leonora. „Ich freue mich für euch beide, dass Herr Teichert euch gekauft hat.“
„Danke“, sagten Alina und Leonora gleichzeitig und lachten über sich selbst.
„Eines wollte ich euch aber schon gestern und auch heute fragen. Allerdings habe ich aber keine passende Gelegenheit dazu gefunden…“, sagte Cordelia.
„Was willst du denn wissen?“, fragte Alina.
„Beim Morgenlauf… da habt ihr unter der Sporthose… nun ja, da sieht man halt ganz deutlich…“, versuchte Cordelia den Satz auszuformulieren.

Alina erhob sich von ihrem Stuhl, stellte sich so, dass Cordelia und Fleur sie gut sehen konnten und zog ihre Tunika in deren unterem Drittel auseinander. „Du meinst sicher das hier? Das sind unsere neuen Keuschheitsgürtel!“, stellte Alina fest.
Cordelia wurde etwas rot und nickte. „Ja, ich meine diese Keuschheitsgürtel. Damit hat sich aber auch schon eine meiner nächsten Frage ergeben. Ich wollte nämlich fragen, ob ihr die nur in der Nacht und am frühen Morgen tragen müsst.“
„Nein“, antwortete Alina. „Wir tragen sie seit letzten Freitagmorgen nun durchgängig.“
„Was?! Durchgängig?“, gab Cordelia ungläubig von sich und auch Fleur schaute sehr erstaunt drein.
„Herr Artur wünscht es so“, sagte Alina. „Wir dürfen sie jeden Morgen, nach dem Morgenlauf, wenn wir uns duschen für ein paar Minuten ablegen, damit wir uns ordentlich waschen können. Aber danach müssen wir sie auch schon wieder direkt anlegen.“
„Das ist ja schrecklich“, brach es nun schließlich aus Fleur heraus. „Ich weiß nicht, ob ich das könnte. Und ich dachte doch bis eben noch wirklich, dass Herr Teichert so ein netter und verständiger Herr wäre.“

„Herr Artur ist ein sehr netter und verständiger Herr“, sagte Leonora prompt und hatte das «ist» deutlich betont. „Er wünscht es sich und wir tun es für ihn. Es ist gar nicht so schlimm. Anfangs dachte ich auch, dass das bestimmt schrecklich wird. Aber ich habe mich in den letzten vier Tagen erstaunlich gut daran gewöhnt, wenn ich ehrlich bin. Und das Beste ist, Alina gefällt es sogar seit dem ersten Tag!“
Nun wurde Alina etwas rot und schaute verlegen drein. „Leonora hat recht. Ich finde das total aufregend und es macht mich richtig wuschig. Ja, es gefällt mir, wenn ich wirklich ehrlich bin.“
Cordelia und Fleur schauten die beiden erstaunt an. „Und da kommt man gar nicht mehr dran?“, fragte Cordelia vorsichtig. „Ihr wisst schon…“
„Nein“, sagten Leonora und Alina zeitgleich, was sie wieder dazu veranlasste über sich selbst zu lachen.
„Also ich habe da gestern mal so einiges versucht“, gestand Leonora ohne detailreicher zu werden. „Ich kann euch aber versichern, die Keuschheitsgürtel sind absolut ausbruchs- und zugriffssicher. Da ist einfach nichts zu wollen und nichts zu rütteln dran. Das sind sogar Maßkonfektionen, die sind genau auf unsere Körper angepasst, da passt kein kleiner Finger dazwischen.“

„Darf… darf ich mir das mal näher anschauen?“, fragte Cordelia schüchtern.
„Sicher“, sagte Alina, stellte sich etwas breitbeiniger hin und hob ihre Tunika an, so dass der Gürtel nun komplett frei lag. „Du kannst gerne ganz genau schauen und auch den Gürtel anfassen, wenn du es dich traust“, bot Alina ihr an.
Cordelia trat näher und hockte sich vor Alina. Sie schaute ganz genau und tippte auch mit dem Finger dagegen.
„Spürst du das?“, fragte sie, während sie am Frontschild rumdrückte.
„Kaum“, antwortete Alina.
Auch Fleur war näher an Alina herangetreten und betrachtete das stählerne Accessoire über Alinas Scham.
„Er will euch beide bestimmt nur schneller weichkochen, so dass ihr in sein Schlafzimmer kommt“, mutmaßte Fleur.
„Nein“, sagten Leonora und Alina gleichzeitig, wieder schauten sie sich die beiden lachend an.

„Nein, er hat mir versichert, dass das nicht seine Absicht ist“, sagte Leonora. „Ich glaube ihm das auch. Und auch bei Alina halte ich das für eine absolut unwahrscheinliche Theorie zu den Motiven unseres Herrn. Ich denke, es ist ganz simpel. Es gefällt ihm einfach zu wissen, dass wir verschlossen sind und die Keuschheitsgürtel tragen.“
„Er hat halt so seine Eigenarten“, sagte Alina. „Aber keine davon ist abartig oder wirklich schlimm. Außerdem finden wir beide, dass unser Herr sehr nett und großzügig ist, daher fallen uns seine ausgefalleneren Wünsche schon leichter.“
„Wünsche?“, fragte Cordelia neugierig. „Gibt es da noch mehr davon?“

„Wartet mal kurz“, sagte Leonora und verließ den kleinen Salon. Bald darauf kam Leonora zurück und bat die beiden ihr zu folgen. „Mein Herr hat mir erlaubt euch unsere Wohnung zu zeigen.“
„Eure Wohnung?“, fragte Fleur erstaunt.
„Ja, unsere Wohnung. Wir haben ein großes Bad, zwei Schlafzimmer und eine ziemlich große Wohnküche auf dem Dachgeschoß für uns allein“, erklärte Leonora.

Leonora führte Cordelia und Fleur hoch auf das Dachgeschoss. Sie zeigte beiden die geräumige Wohnküche sowie das große und gut ausgestattet Bad.

„Was sind das für Kästen mit dem Schlauch neben dem beiden Klos?“, fragte Fleur.
„Das sind Reinigungsautomaten, der Schlauch kann an den Keuschheitsgürtel angeschlossen werden, anschließend kann ich dann nach der Toilettennutzung mit warmem Wasser spülen und auch mit warmer Luft im Anschluss trocknen“, erklärte Leonora.

Dann gingen die drei rüber in das gemeinsame Schlafzimmer von Alina und Leonora. Sogar einen Blick in die Kleiderschränke ließ Leonora die beiden werfen, die nun auch die Kleidung, von der sie bisher nur aus der Erzählung von Alina und Leonora gehört hatten, bestaunen konnten. Cordelia und Fleur waren natürlich die Ketten an den Betten sowie die beiden Schlüsselkästchen neben den Betten aufgefallen.

„Was sind das für Kästchen? Und haben die Ketten auch etwas mit seinen besonderen Wünschen zu tun?“, fragte Cordelia an Leonora gerichtet.
„Die Schlüsselkästchen enthalten die Schlüssel für unsere Keuschheitsgürtel. Ihr seht das rote Licht? Das heißt, dass sie zurzeit verriegelt sind, also kann ich den Schlüssel nicht entnehmen. Morgens zwischen sechs und sieben Uhr leuchten sie grün, dann kann ich den Schlüssel entnehmen. Allerdings startet, dann sofort ein Countdown und bevor dieser abgelaufen ist, muss ich den Schlüssel zurückgelegt haben.“
„Und wenn nicht?“, fragte Fleur.
„Dann habe ich gegen eine direkte Anweisung meines Herrn verstoßen und muss halt die Konsequenzen tragen. Alina und ich haben es aber noch nicht darauf angelegt.“
„Verstehe“, sagte Cordelia. „Und die Ketten?“

„Die Ketten sind auch einer der Wünsche von Herrn Artur“, sagte Leonora. „Wir müssen uns ab zweiundzwanzig Uhr an unseren Halsbändern im Bett anketten. Das sind elektronische Schlösser an den Enden der Ketten. Die Schlösser entriegeln erst wieder am nächsten Morgen um kurz vor sechs Uhr.“
„Ist das denn nicht sehr gefährlich?“, fragte Fleur. „Was ist denn, wenn mal was Schlimmes passiert? Wenn es zum Beispiel im Haus brennt? Müsst ihr denn in euren Betten ersticken und verbrennen? Das geht doch nicht.“
„Nein, das müssen wir sicher nicht. Die Schlösser sind, wie gesagt, elektronisch. Sie sind mit der Hausautomation verbunden. Bei einem Alarm- oder Notfall entriegeln sie sofort, auch können Alina und ich über unsere Comms eine Notentriegelung anfordern. Dann müssen wir aber unserem Herrn einen plausiblen Notfall benennen können, hat er gesagt. Ansonst haben wir eben wieder gegen seine Anweisung verstoßen. Und zu guter Letzt haben die Schlösser sogar Sollbruchstellen, wenn wir also in Panik geraten und stark genug daran zerren, so werden die Schlösser auch aufgehen. Ihr seht also, unser Herr setzt uns keiner zusätzlichen großen Gefahr aus“, erklärte Leonora.

Auch Alina war inzwischen hoch in ihre Wohnung gekommen. „Sollen wir uns noch etwas in unsere Wohnküche setzen?“, fragte sie.

So unterhielten sich die vier noch etwas auf der Sitzecke der Wohnküche. Alina und Leonora erzählten aus ihrem Alltag und erwähnten auch noch die fesselnde Vorliebe von Herrn Artur. Gegen viertel nach fünf verabschiedeten sich Cordelia und Fleur schließlich von Leonora und Alina. Sie bedankten sich noch einmal für die Einladung und die Vorführungen. Alina brachte die beiden runter, wo sie sich auch noch einmal höflich bei Herrn Teichert im Kaminzimmer bedankten und verabschiedeten.

Anschließend kamen Alina und Artur beide in die Wohnküche, in der Leonora gerade ihre neue binäre Uhr auf dem Sideboard nehmen dem großen Display positionierte.

„Ich hoffe der Nachmittag hat dir gefallen, Leonora“, sagte Artur.
Leonora dreht sich überrascht um. „Oh, Herr! Ich hatte sie gar nicht bemerkt. Ja, vielen, vielen Dank, Herr Artur. Sie haben mir eine große Überraschung bereitet und eine noch größere Freude gemacht“, sagte Leonora und knickste.
„Der Tag ist aber doch noch gar nicht richtig zu Ende, Leonora“, lächelte Artur sie an. „Wir drei gehen jetzt erst einmal schön gemeinsam Essen. Der gute Jakob und unser Tisch erwarten dich.“
„Mich, Herr?“, fragte Leonora erstaunt.
„Ja, dich, Leonora. Du bist doch hier das Geburtstagskind, oder etwa nicht?“
Leonora nickte und strahlte ihren Herrn überglücklich an.
„Gut, dann folge mir doch mal bitte zu deinem Kleiderschrank, Leonora“, sagte Artur und ging bereits voraus hinüber in ihr Schlafzimmer.

Leonora und auch Alina folgten beide Artur in ihr Schlafzimmer. Dort angekommen, öffnete er Leonoras Kleiderschrank und entnahm ein langes, königsblaues Abendkleid.

„Hier, Leonora, bitte trage dieses schöne Abendkleid für mich heute zum Essen“, sagte er als freundliche Bitte formuliert.

Leonora betrachtete das Kleid, das Herr Artur ihr entgegenhielt. Es war ein schönes, langes Abendkleid. Der königsblaue Stoff war mit aufwändigen floralen Mustern in Jacquard-Art gewebt. Das Kleid war hochgeschlossen, hatte lange Ärmel und als Akzent war ein schwarzer Stoffgürtel, der im Rücken eine große Schleife besaß, dabei.

„Sehr gerne, Herr Artur“, bestätigte Leonora ihm seinen Kleiderwunsch für diesen Abend.
„Und du Alina, trage bitte etwas Elegantes, aber auf jeden Fall dezentes. Kein Kleid, vielleicht eine Hose mit einer passenden Bluse und einem Blazer dazu“, ergänzte Artur seine Anweisung.
„Ja, Herr Artur“, sagte Alina. Nahm eine cremefarbene Hose mit Blazer aus dem Schrank und hielt es sich an. Artur nickte und genehmigte ihr die Kleiderauswahl. Die Bluse wählte Alina in zeitlosem weiß, was fast zu allem passte.
„Ich erwarte euch dann um viertel vor sechs in der Eingangshalle“, sagte Artur und verließ ihr Schlafzimmer.

Die beiden machten sich frisch und Alina half Leonora dabei das Abendkleid anzuziehen. Als sie schließlich pünktlich die Eingangshalle betraten, erwartete Artur die beiden bereits. Auch Artur hatte sich herausgeputzt und stand im Smoking mit passendem Hemd und Fliege vor ihnen. Wie schon am Samstagabend deutete er einen Handkuss bei Leonora an und hielt ihr anschließend dezent seinen rechten Arm entgegen. Leonora hakte sich dankbar lächelnd bei ihm ein. Es wiederholte sich die Prozedur von Samstag, Alina öffnete, vor beiden knicksend, die Haustür und folgte ihnen zum Auto. Bei der Ankunft im Restaurant hielt diesmal auch Alina für beide die Tür auf, und knickste ebenfalls wieder vor beiden. Jakob begrüßte sie, er gratulierte Leonora und führte sie dann zu ihrem Tisch.

An diesem Abend aßen sie zum ersten Mal seit sie mit Herrn Artur sein Stammrestaurant besuchten à la carte. Leonora und Alina bekamen beide ziemlich große Augen, als sie die Preise auf der Karte erblickten.

„Guckt bitte nicht so, ihr beiden“, sagte Artur. „Ihr seid von mir eingeladen, und wehe ihr esst nicht genau das was euch schmeckt oder worauf ihr Appetit habt. Ich erwarte von euch keinerlei Zurückhaltung.“
„Aber, Herr“, brachte Leonora hervor. „Mir war es klar, dass ihr Stammrestaurant ein anderes preisliches Niveau hat, als alles was ich vorher so kannte. Aber ich könnte mir von meinem wöchentlichen Taschengeld nicht einmal die meisten der Gerichte von der Karte leisten, Herr“, sagte Leonora mit gedämpfter Stimme.
„Musst du auch gar nicht, schließlich bist du eingeladen, und jetzt ist Ende der Diskussion“, sagte Artur freundlich aber mit sanftem Nachdruck in der Stimme.

An diesem Abend trank niemand Wein zum Essen. Artur machte sich sowieso nichts daraus, Leonora war noch bedient und Alina fragte gar nicht erst nach der Möglichkeit. Während Artur ein Carpaccio vom Rinderfilet als Vorspeise aß, wählten Alina und Leonora beide einen Winzersalat. Auch wenn Leonora noch keine Zeit hatte in ihr neues Buch zu schauen, so drehten sich die Tischgespräche, auf Leonoras Initiative, um alle möglichen Themen, was man in Köln unternehmen und besuchen könnte. Artur freute sich über das entspannte Gesprächsthema und beantwortete alle Fragen, die Leonora ihm stellte, ausführlich.

Als nächsten Gang hatten sie verschiedene Suppen ausgewählt, Alina eine Spargel-Cremesuppe, Leonora eine Zucchini-Cremesuppe und Artur schließlich eine Schaumsuppe vom Bärlauch mit Schinken. Alina war etwas gelangweilt von den doch sehr faktenlastigen Gesprächen zwischen Leonora und Artur. Zu gerne hätte Alina ein lustiges oder amüsantes Gesprächsthema am Tisch gehabt, doch da es Leonoras Geburtstag war, ertrug sie für Leonora das aktuelle Thema mit Gelassenheit.

Lediglich, wenn Artur und Leonora aßen, schwiegen sie und Alina war froh über diese Momente der süßen Stille. So auch, als ihre Hauptgerichte serviert wurden. Alina hatte sich Perlhuhnbrust an wildem Brokkoli und gebackenen Risotto-Bällchen bestellt. Leonora hatte wahrhaftig ein Gericht auf der Karte gefunden, dass ihren kulinarischen Vorstellungen perfekt entsprach. Zur Verwunderung von Artur hatte sie sich tatsächlich ein Wiener Schnitzel aus dem Kalbsrücken mit Kartoffel- und Feldsalat bestellt. Artur hatte für sich ein Lammkarree mit geschmortem Paprikagemüse und Gnocchi gewählt.

Es folgte der Nachtisch, Alina hatte ein Vanillerahmeis mit heißer Schokoladensauce genommen. Leonora hingegen hatte ein Marmoriertes Kokos-Mango-Eis mit Ananas- und Limetten-Sorbet gewählt und Artur eine Creme Brûlée. Es war ein sehr schöner Abend im Restaurant geworden, alle hatten ihn genossen, sogar Alina, der die Auswahl der Gesprächsthemen nicht wirklich zugesagt hatte. Aber das gute Essen und die schöne Gesellschaft von Leonora und Artur hatten sie jedoch, wie sie selbst fand, mehr als hinreichend entschädigt. Leonora war so glücklich und fröhlich, für diesen Anblick würde Alina jede persönliche Langeweile ertragen.

--

Wieder daheim angekommen, tranken die drei noch gemeinsam ein paar Kaffees in der Küche und unterhielten sich, bevor sie sich alle eine gute Nacht wünschten und sich zurückzogen. Beim Duschen beeilte sich Alina am heutigen Abend wieder besonders, so dass sie bereits Minuten vor Leonora das Bad verließ. Nackt wie sie, bis auf den Keuschheitsgürtel und ihr Halsband, war lief sie in das gemeinsame Schlafzimmer. Dort nahm sie das kleine Päckchen aus ihrem Nachtschränkchen und kniete sich neben Leonoras Bett. Sie ließ ihren Kopf auf die Brust sinken und hielt das kleine Päckchen mit beiden Händen, leicht über den Kopf gehoben, vor sich. In dieser Haltung wartete Alina kniend auf ihre Freundin.

Als Leonora das Schlafzimmer betrat sah sie Alina nackt neben ihrem Bett knien, sie hatte eine demütige Haltung eingenommen und hielt ein kleines Päckchen hoch. ‚Noch ein Geschenk?‘, fragte sich Leonora. ‚Oder hat es vielleicht eher was mit gestern zu tun hat? Wohl eher gestern…‘, dachte Leonora und grinste. ‚Ich stecke ganz tief in deiner Schuld‘, erinnerte sich Leonora an Alinas Worte. Sie beschloss daher spontan Alina noch etwas zappeln zu lassen. Leonora ging zum Kleiderschrank, um sich ein Nachthemd zu holen. Sie öffnete und schloss den Schrank bewusst geräuschvoll. Doch Alina reagierte nicht, weder hatte sie gezwinkert noch den Kopf zum Geräusch gedreht, sie kniete still und bewegungslos neben dem Bett.

Leonora ging um das Bett herum und öffnete das Fenster auf Alinas Seite des Raums, denn kletterte sie von dort in ihr Doppelbett. Sie reckte sich um auch das Fenster auf ihrer Seite zu öffnen und schlüpfte unter ihre Bettdecke. Alina kniete immer noch absolut regungslos neben dem Bett. Ihr Körper jedoch reagierte bereits auf die leichte Kühle des Abends, die durch die offenen Fenster in den Raum eindrang.

Leonora stützte sich auf ihren Ellbogen und betrachtete Alina eingehend, wie sie dort kniete und das Päckchen emporhielt. Das dunkelblonde, lockige Haar fiel Alina sanft und offen auf die Schultern, auf ihrer Haut richteten sich bereits die kleinen Härchen auf und ihre Nippel standen keck hervor. Leonora blickte auf ihr Comm, noch war genug Zeit. Sie würde Alina rechtzeitig erlösen, so dass sie sich noch anketten konnte. Doch im Augenblick genoss Leonora den Anblick der geduldig und demütig knienden Alina noch zu sehr. Sie beugte sich vor und hauchte Alina einen sanften, kurzen Kuss auf die rechte Wange. Alina jedoch bliebt weiterhin vollkommen regungslos neben dem Bett knien und hielt das Päckchen empor.

Wenige Minuten vor zweiundzwanzig Uhr kettete Leonora sich schließlich am Bett fest, doch selbst das deutliche Klicken des Schlosses führte zu keiner Reaktion bei Alina, der klar sein musste das auch sie sich bald anzuketten hätte. Leonora fand, dass sie Alina lange genug hatte schmoren lassen, und nahm das dargebotene Päckchen aus ihren Händen. Alina hob den Kopf und drehte sich so, dass sie Leonora, weiterhin knieend, nun direkt ansah. Sie nahm ihre Arme hinter den Rücken, verschränkte diese und strecke Leonora ihre Brüste mit den aufgerichteten Nippeln entgegen.

Aus dem Päckchen in Leonoras Händen war, als sie es öffnete, ein leises klimpern zu hören. Im Inneren des Päckchens lagen zwei Nippelklemmen mit Glöckchen, genau die mit denen Alina vor mehr als einer Woche im Sexshop gespielt hatte. Leonora klemmt sich eine der Klemmen an den Finger um den Druck zu prüfen. Alina hatte die Augen geschlossen und wartete, ihr weiterhin die Brüste präsentierend. Leonora spreizte die Klemmer wieder und fuhr spielerisch sanft an Alinas rechten Nippel mit der gespreizten Klemme entlang. Alina schauderte.

„Willst du das wirklich, Lina?“, fragte Leonora die kniende Freundin sanft. „Es wird sicher nicht sehr angenehm für dich werden.“
Alina hielt die Augen geschlossen und nickte ganz vorsichtig.
„Du willst das ich das wegen gestern mache? Weil du denkst, dass du mir das schuldig bist?“, fragte Leonora sanft.
Wieder nickte Alina einfach nur, ohne etwas zu sagen oder die Augen zu öffnen.
„Du willst das ich dich mit den Nippelklemmen auch quäle?“, fragte Leonora verunsichert.
Alina schüttelte den Kopf.
„Stimmt, du hast die Nippelklemmen vermutlich schon gestern am Vormittag zusammen mit dem Geburtstagsgeschenk gekauft. Zu dem Zeitpunkt kanntest du das Ergebnis deiner Idee mit dem Ei noch gar nicht“, dachte Leonora laut nach.
Alina nickte deutlich.
„Du hast die Klemmen gekauft, wegen unserem neckischen Gespräch, über das Ei, die Fernbedienung und mich. Da wo ich dir im Laden gesagt habe, dass ich dir niemals die Fernbedienung geben würde. Danach habe ich dir dann angeboten diese Klemmen zu kaufen, was du genauso abgelehnt hast“, sagte Leonora und erinnerte sich an den Montagvormittag vor über einer Woche zurück.
Alina nickte noch deutlicher.
„Dir war aber von vorne herein klar, dass ich nicht glücklich wäre wegen der Fernbedienung. Aber du dachtest natürlich nicht, dass es mit dem Ei so schlimm für mich werden würde? Und deshalb wolltest du dich allein schon wegen der Fernbedienung mit den Klemmen bei mir revanchieren?“, fragte Leonora.
Alina nickte, öffnete die Augen, sah Leonora entschuldigend an und wackelte mit den Brüsten.

Leonora steckte die Klemme in die Schachtel zurück, anschließend legte sie die Schachtel auf ihrem Nachtschränkchen ab. Dann beute sich Leonora zu Alina herunter, küsste sanft ihre beiden Nippel, griff ihr unter die Achsel und zog sie leicht nach oben. Alina sah sie, kurz nach ihren leichten Küssen auf die Nippel, irgendwie ziemlich verträumt an, fand Leonora.

„Bitte Lina, steh auf und komm ins Bett. Ich danke dir für dein Angebot, aber ich möchte dir mit den Nippelklemmen nicht weh tun, auch nicht nur ein bisschen“, sagte Leonora ernst.

Alina ging zu ihrer Hälfte des Bettes, kroch hinein und kettete sich noch rechtzeitig an. Dann rutschte sie, nackt wie sie war, ganz nah unter der Decke an Leonora heran und legte einen Arm um die Freundin.

„Ich bin doch gar nicht mehr wütend auf dich, Lina. Dein Friedensangebot ist zwar verlockend, aber wenn du es nicht wirklich von dir selbst aus willst, sondern es nur als eine reine Wiedergutmachung für gestern über dich ergehen lassen willst, dann werde ich es nicht machen“, sagte Leonora mit Bestimmtheit in der Stimme.
„Danke, Leonie, das ist echt lieb von dir“, sagte Alina, die ihren Kopf auf Leonora Brust gelegt hatte. „Aber, ich glaube, ich möchte es trotzdem irgendwann einfach mal ausprobieren. Und du hast mir gerade gezeigt, dass du umso mehr dafür geeinigt bist, das mit mir zusammen auszuprobieren. Ich vertraue dir absolut und vollständig, Leonie.“
„Wenn du es wirklich einmal ausprobieren willst, dann mache ich das gerne mir dir, aber wirklich nur dann, wenn du es auch ganz sicher selbst so willst.“
„Hmm“, machte Alina und drückte sich an Leonora.

„Aber Lina, ich muss dir, glaube ich, auch noch etwas wegen gestern über mich selbst gestehen“, sagte Leonora etwas ausweichend.
„Was denn, Leonie?“, fragte Alina neugierig und hob den Kopf.
„Ich…“, fing Leonora an, aber dann stockte sie. „Ich.“ Schließlich atmete Leonora einmal tief durch. „Bitte halt mich nicht für seltsam oder abartig, Lina.“
„Warum sollte ich?“, fragte Alina überrascht.
„Weil es mir zum Teil gefallen hat, Lina“, sagte Leonora schnell und war doch rot geworden.
Alina blickte Leonora ein kleinwenig überrascht an. „Es hat dir zum Teil gefallen?“, fragte sie nach.
„Ja“, sagte Leonora und das rot in ihrem Gesicht breitete sich noch weiter aus. „Ich habe es genossen, so hilflos meiner eigenen Lust ausgeliefert gewesen zu sein. Ich sage jetzt nicht, dass ich noch einmal genauso heftige Stunden wie gestern erleben möchte. Aber so ein kleines bisschen unkontrollierte Lust und Erregung, weil du die Fernbedienung hast und ich nichts dagegen tun kann, dass würde mir schon, glaube ich, gefallen, Lina.“

„Aber dann niemals mehr so viel wie gestern und auch nur, wenn ich dabeibleibe und sehen kann, wie du darauf reagierst, damit ich es noch kontrollieren, steuern und dosieren kann“, sagte Alina, wie zur Bedingung.
„So in der Art, ja. Ich glaube, das würde mir wohl gefallen. Und auch ich vertraue dir vollständig und mit meinem Leben, Lina“, sagte Leonora bekräftigend.
„Damit wir keine Probleme bekommen, bleiben dafür aber nur die Samstage. An allen anderen Tagen ist die Gefahr zu groß, dass wir unsere Aufgaben nicht erledigen und uns den Zorn von Herrn Artur einhandeln“, stelle Alina fest. „Das würde aber auch bedeuten, dass wir entweder am Samstag daheimbleiben oder es auch draußen machen.“ Alina grinste schelmisch.
„Du hast schon Ideen, wenn ich dein Grinsen so sehe. Habe ich recht?“

„Ja, damit könntest du recht haben, Leonie. Aber wir sollten uns auch ein Signal ausdenken, damit wir uns unauffällig mitteilen können, wenn es aufhören muss. Meinst du nicht auch?“
„Du meinst sowas wie ein Safeword, Lina?“, fragte Leonora.
„Wenn man das so nennt“, meinte Alina. „Ich kenne mich damit nicht aus, Leonie. Aber wenn es Safeword heißt, dann, finde ich, sollten wir beide eines vereinbaren. Egal wofür, es würde der anderen jeweils eindeutig zeigen, dass sie aufhören soll.“
„Das Wort sollte in der Alltagssprache ideal nicht vorkommen, damit man im Zweifel sicher sein kann, dass es von uns bewusst im Sinne seiner Funktion eingesetzt wurde“, erklärte Leonora.
„So wie Katzenminze?“, fragte Alina spielerisch.
„Äh ja, ich glaube das würde nahezu alle notwendigen Kriterien erfüllen“, sagte Leonora etwas erstaunt.

„Gefällt dir das Wort nicht?“, fragte Alina unsicher.
„Nun ja, wenn ich ehrlich bin, ich hatte nicht mit einem Wort dieser Art gerechnet, Lina.“
„Was hättest du denn gewählt?“, fragte Alina neugierig.
„Ganz spontan? Ich hätte wohl Lochkarte vorgeschlagen.“
„Was ist denn bitte eine Lochkarte?“, fragte Alina erstaunt.
„Ein sehr, sehr altes Speichermedium der ersten richtigen Computer und davor schon von Maschinen“, erklärte Leonora.
„Was du immer alles weißt, Leonie. Du bist mir manchmal unheimlich mit deinem Wissen“, sagte Alina und lachte. „Aber woher kennst du denn dieses seltsame, alte Wort?“

„Das habe ich mal gelernt als ich noch studiert habe.“
„Du hast mal richtig an einer Uni studiert?“, fragte Alina überrascht.
„Ja. Nach der Oberschule hatte ich angefangen Informatik zu studieren“, sagte Leonora ein wenig wehmütig.
„Du hast Informatik, also Computerzeugs, studiert?“, fragte Alina neugierig. „Ich meine, ich weiß ja von dir, dass du dich für Computer und so interessierst. Ich dachte aber bisher immer du hast mal etwas in der Art als Ausbildungsberuf gelernt“, sagte sie erstaunt und fuhr nach einer kurzen Pause fort. „Ich habe noch nicht einmal die Oberschule gemacht, geschweige denn eine Ausbildung“, fügte Alina bedauernd hinzu.

„Das macht doch gar nichts, Lina.“
„Du denkst doch nun bestimmt, dass ich dumm bin“, sagte Alina betrübt.
„Nein!“, sagte Leonora sofort und betont. „Erstens glaube ich das nicht und zweitens hat weder die Schule noch ein Studium oder eine Ausbildung etwas damit zu tun, ob man dumm ist oder nicht.“
„Das ist lieb von dir, Frau Doktor“, neckte Alina Leonora.
Leonora gab ihr einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm. „Ich habe keinen Abschluss, also bin ich auch nur eine weitere gescheiterte Studentin, nicht mehr. Doktorin bin ich also bei weitem auch nicht. Also lass das bitte, Lina.“
„Ja, Leonie. Und welches Wort nehmen wir nun? Lochkarte oder Katzenminze?“, fragte Alina.
„Lass uns Katzenminze nehmen.“
„Echt?“, fragte Alina erstaunt, weil Leonora doch ihren Vorschlag wählte.
„Ja, echt“, sagte Leonora und lächelte Alina an. „Und jetzt lass uns schlafen.“ Leonora löschte das Licht.


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  RE: Leonora und Alina Datum:02.10.19 19:05 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 11 – Das Geschirr

Artur saß in seiner geliebten Bibliothek. Er hatte es sich im Lesesessel bequem gemacht und genoss einem guten Kriminalroman. Leonora hatte ihm gerade erst einen frischen Kaffee und ein paar leckere Kekse gebracht. Genauso stellte sich Artur einen schönen Lesenachmittag vor. Der junge Kommissar in seinem Krimi war kurz vor einer vielversprechenden Spur, die den Kreis der Verdächtigen einengen würde. Artur blätterte um, doch gerade als es richtig spannend wurde meldete sich sein Comm. Ein Blick verriet ihm, dass es sein Neffe Peter war. Er legte das Buch auf den Tisch und seufzte angesichts der Störung seines Lesegenusses.

„Hallo, Peter“, beantworte Artur den Anruf auf seinem Comm.
„Guten Tag, Onkel Artur“, erklang Peters Stimme nun von seinem Arm.
„Es ist selten geworden, dass du dich mal bei deinem alten Onkel meldest. Aber immer noch schaffst du es genau in dem Moment, wo ich eigentlich beschäftigt bin.“
„Ja, das ist wahr. Es ist selten geworden und es tut mir leid, Onkel. Hoffentlich störe ich dich mit meinem Anruf nicht zu sehr. Ich gebe zu, es ist auch diesmal kein Gespräch, um einfach nur locker mit dir zu plaudern. Sondern ich habe ein persönliches Anliegen an dich, bei dem ich auf deine Unterstützung hoffe.“

„So? Was kann ich denn für meinen Lieblingsneffen tun?“, fragte Artur amüsiert.
„Jetzt übertreib mal nicht, Onkel Artur, du hast doch nur einen Neffen soweit ich weiß“, sagte Peter und lachte. „Meine Mutter liegt mir seit Tagen wegen einer Serva in den Ohren.“
„Aha verstehe, daher weht also der Wind“, scherzte Artur. „Und ich soll dir jetzt wohl bei meiner Schwester Sophie aus der Patsche helfen, Junge?“
„Na ja, nicht unbedingt. Ich habe Mutter nur versprochen, dass ich mit dir über das Thema sprechen werde. Sie hätte wohl am liebsten, wenn du mir meine Zweifel nehmen könntest.“
„Zweifel? Was denn für Zweifel?“, fragte Artur.
„Ich bin immer noch unentschlossen, ob ich mir eine eigene Serva zulegen soll oder nicht.“

„Bei der Frage kann ich dir jetzt aber nicht wirklich helfen. Das musst du mit dir selbst und vielleicht noch deiner Mutter ausmachen. Aber bedenke deine Mutter wird nicht jünger, und eine Hilfe, welcher Art auch immer, im Haushalt wäre sicher nicht schlecht für euch.“
„Warum bist du denn jetzt vom Haushalts- und Wäscheservice zu zwei Serva umgestiegen?“
„Na ja, der Haushalts- und Wäscheservice ist schon praktisch, aber mehr auch nicht. Eine Serva ist nun mal darüber hinaus ein echtes Haushaltsmitglied. So habe ich zusätzlich noch etwas Gesellschaft, ich kann mich unterhalten und bin dann nicht mehr so allein im Haus.“
„Verstehe. Es wäre für Mutter sicher ebenfalls besser, wenn sie mehr Gesellschaft hätte. Tagsüber, wenn ich auf der Arbeit bin, ist sie mit Arko auch ziemlich allein. Ich glaube, das Gespräch hat schon etwas bewirkt.“

„Ach?“, fragte Artur erstaunt. „Habe ich deine Unentschlossenheit etwa schon beiseite fegen können?“
„Nein, noch nicht ganz. Am liebsten wäre es mir, wenn ich es jetzt auch noch sozusagen ausprobieren könnte. Du weißt nicht zufällig, wie das mit diesen Probemonaten bei Serva-Schülerinnen läuft? Oder wie ich unkompliziert an eine Serva zur Probe komme?“, erwiderte Peter fragend.
„Peter, warte mal“, sagte Artur.
„Was denn?“, fragte Peter nun neugierig.
„Nun, ich wollte doch eigentlich nur eine Serva haben. Jetzt habe ich mir aber zwei Serva gekauft. Und du willst wiederum wissen, wie es sich praktisch so anfühlt der Herr einer Serva zu sein. Vielleicht finden wir zwei da eine einvernehmliche Lösung, die uns beiden in die Karten spielt.“

„Ah, ich verstehe“, antwortete Peter. „Ich kann dir, ohne vorher mit Mutter zu sprechen, keine feste Zusage geben.“
„Nein, das erwarte ich auch gar nicht von dir. Aber komm du doch einfach mal bei mir vorbei und schau dir Leonora an. Oder noch besser, willst du mich nicht mal wieder mit deiner Mutter besuchen kommen? So wie früher, ein Wochenende oder wenigstens einen Sonntag bei mir?“, fragte Artur vorsichtig.
„Von mir aus gerne. Du weißt es liegt nicht an mir. Aber ich werde Mutter gerne fragen, vielleicht kann ich sie ja diesmal überzeugen. Du weißt ja, seit Vaters Tod war sie nicht mehr wirklich allzu viel gesellschaftlich außer Haus. Aber für einen halben Sonntag bei dir sehe ich da vielleicht eine Chance.“

„Ja, ich weiß. Sag ihr doch einfach, dass ich dir eine meiner beiden neuen Serva für euch angeboten habe. Und, dass sie sich am Sonntag dann auch gerne einmal Leonora und Alina selbst anschauen könnte. Sie wird sicher ein paar Fragen an Leonora haben, so wie ich die gute Sophie kenne.“
„Wenn ich Mutter in Aussicht stelle, dass wir vielleicht bald schon eine eigene Serva bekommen können ist das keine große Kunst mehr. Ich glaube, dafür wird sie ganz sicher auch dich wieder einmal besuchen“, sagte Peter und lachte.
„Gib mir bitte trotzdem Bescheid, ob es klappt. Ich müsste Alina und Leonora dann nämlich ihren halbfreien Sonntag streichen. Je früher ich es den beiden definitiv sagen kann, desto lieber ist es mir. Ich möchte es ihnen nicht erst am Samstag oder so sagen. Natürlich könnte ich das als ihr Herr zwar tun. Aber du weißt, ich bin schon immer für ein faires Miteinander gewesen. Das gilt bei mir selbstverständlich auch für meine beiden, unfreien Serva.“

Die beiden verabschiedeten sich voneinander und Artur widmete sich wieder seinem Kriminalroman. Doch zuvor bestellt er sich über das Comm bei Leonora noch einen neuen Kaffee. Der Kommissar würde sicher in wenigen Seiten die erste Verhaftung durchführen, gespannt vertiefte Artur sich wieder in sein Buch.

--

Nach dem Abendessen am Mittwochabend blieb Artur etwas länger als üblich bei Alina und Leonora in der Küche sitzen. Ihm schien noch etwas auf der Seele zu liegen, doch er sagte erst einmal nichts. Leonora und Alina schauten ihn an und schwiegen ebenfalls. „Habt Ihr beide vielleicht noch einmal Lust einen Abend mit mir im Kaminzimmer zu verbringen?“, fragte er schließlich dann doch recht unvermittelt.

„Ja, gerne, Herr Artur“, antwortete Leonora diesmal schneller als Alina. „Ich würde auch sehr gerne mit ihnen mal dieses Gesellschaftsspiel spielen, das sie uns nun schon zweimal vorgeschlagen haben.“
Arturs Augen strahlten vor Freude als er Leonora anblickte. „Ist das wirklich wahr, Leonora?“, fragte er erstaunt.
„Ja, Herr“, sagte Leonora mit ernsthafter Miene. „Machen sie dann auch wieder ein Feuer im Kamin?“, fragte sie nach einer kurzen Pause.
„Wenn ihr beide das möchtet, dann mache ich natürlich auch gerne ein Feuer für euch. Ich gehe dann schonmal rüber ins Kaminzimmer und bereite alles vor.“
„Wir kommen, wenn wir fertig sind, dann gleich nach, Herr“, sagte Leonora und hatte begonnen die Küche in Ordnung zu bringen, als Artur diese auch schon verließ.

Alina schaute sie fragend an. „Du willst also tatsächlich dieses Gesellschaftsspiel mit ihm spielen?“, fragte sie ungläubig. „Und warum braucht du dafür auch noch unbedingt ein Feuer?“, schob sie mit fragender Miene hinterher.
„Weil wir ihm eine kleine extra Freude machen werden, Eva“, sagte Leonora, den falschen Namen betonend und grinste Alina frech an.
Auch Alina grinste nun wissend. „Ich verstehe, Leonie. Du meinst wohl eher, ich soll ihm heute Abend ein paar schöne Aussichten bieten“, sagte Alina und half Leonora bei den letzten Handgriffen in der Küche.

Als sie alles abgeräumt und in die Spülmaschine gestellt hatten, bereitete Leonora noch ein Tablett mit Knabberzeug und Getränken vor, dass sie dann auf der Anrichte stehen ließ. Danach gingen beide hoch in ihre Wohnung, machten sich frisch und trafen sich schließlich in ihrem Schlafzimmer. Alina hatte bereits für sie beide die Lederarmbänder aus dem Schrank geholt. Leonora jedoch nahm sich ein weißes T-Shirt aus ihrem Schrank, zog es über und krempelte den Saum hoch, so dass ihr Bauchnabel sowie ein gutes Stück ihres Bauchs darüber bis knapp zu ihren Brüsten zu sehen war. Die Narben am Oberkörper waren aber alle noch verdeckt, lediglich die Narben an ihrem linken Arm waren nun deutlich zu sehen. Sie fixierte den umgeschlagenen Saum an drei Seiten mit Sicherheitsnadeln und bat Alina die vierte Sicherheitsnadel am Rücken des T-Shirts zu fixieren.

Alina lächelte ihr zu, als sie ihr im Anschluss nun auch ihre Lederarmbänder reichte. „Ich bin mächtig stolz auf dich“, sagte sie ernsthaft zu Leonora.
„Aber warum denn? Ich habe doch immer noch ein T-Shirt an“, gab Leonora vorsichtig zurück.
„Ja, aber es ist schon, wie ich finde, für dich selbst ein großer Schritt weg von der Vollverhüllung und dem Verstecken. Und das ist das, was hier meiner Meinung nach wirklich zählt, und nicht wie viel Hautfläche du nun zeigst oder nicht. Es ist das Prinzip, Leonie, der erste Schritt. Ich bin froh und richtig stolz auf dich“, sagte Alina, nahm sie in den Arm und drückte Leonora ganz fest.

Beide schlossen sie nun noch ihre Armfesseln vor dem Bauch und gingen nackt, oder im Fall von Leonora halbnackt, wieder ins Erdgeschoss zurück. Leonora holte mit Alinas Hilfe das Tablett aus der Küche und Alina klopfte an die Tür des Kaminzimmers.

„Bitte kommt herein, ihr beiden“, rief Artur von drinnen und Alina öffnete die Tür.

Artur lächelte als er Alina wieder einmal nackt und mit gefesselten Armen sah. Seine Augen wurden jedoch noch etwas größer, als er schließlich auch Leonora mit blanken, gefesselten Armen und nur knapp bis unter die Brüste von einem hochgerafften T-Shirt verhüllt sah. Leonora hielt in ihren gefesselten Armen ein Tablett mit Getränken und Knabberzeug. Sofort stand er auf und ging Leonora freudig entgegen.

„Warte, Leonora, das mit dem Tablett kann ich doch besser, ich habe die Hände frei“, sagte er grinsend und nahm Leonora das Tablett ab. Er stellte das Knabberzeug und die Gläser auf den Tisch. Die Flaschen und das Tablett selbst stellte er an der Seite ab. Dann wandte er sich wieder zu Leonora um und sah sie lange mit einem seiner gütigen Blicke an. „Danke, Leonora“, sagte er lediglich, es klang ergriffen, ermutigend und dankbar zu gleich.

Alle wussten sie was Artur meinte und ausdrücken wollte. Leonora selbst schien nach diesem kurzen Moment ein kleines Stück gewachsen zu sein. Es war eine sehr subtile Änderung ihrer Haltung, doch Alina sah, dass ihre Freundin aus Arturs positiver Reaktion weiteres, neues Selbstvertrauen gewann.

Es wurde ein sehr schöner und lustiger Abend für alle drei. Ihr Herr erklärte ihnen zuerst sehr umfassend die Regeln des strategischen Aufbauspiels und dann begannen sie es einfach drauflos zu spielen. Auch während dem Spiel gab Artur seinen beiden unerfahrenen Mitspielerinnen immer wieder nützliche Tipps und Hinweise, selbst wenn diese Hinweise zu seinem eigenen spielerischen Nachteil waren. Am Ende des Abends hatte er die Partie zwar gewonnen, aber auch Leonora hatte eine sehr gute Strategie verfolgt und so war es doch noch ein Kopf an Kopf Rennen zwischen den beiden geworden.

Bevor sie sich die beiden Serva zurückzogen, drückte Artur noch etwas an seinem Comm und an beiden Lederarmbändern klickte es leise. „Ich danke euch beiden für diesen sehr schönen und geselligen Abend. Ihr dürft auch die Armbänder für die Nacht wieder ablegen“, sagte er und wünschte ihnen eine gute Nacht.

In ihrer Wohnung angekommen, legten sie die Lederarmbänder in den Schrank zurück und nahmen sich beide jeweils ein Nachthemd. Nach einem kurzen Besuch im Bad, legten sich schließlich ins Bett und ketteten sich an. Alina wollte schon das Licht löschen, doch Leonora hielt sie davon ab.

„Lina...?“, fragte Leonora vorsichtig und schaute etwas unsicher zu Alina.
„Ja, was ist denn?“, fragte Alina zurück.
„Ich halte das nicht mehr aus. Seit Montagabend zerbreche ich mir meinen Kopf wegen der Sache mit dem Ei. Ich denke, ich gehe morgen zu Herrn Artur und beichte es ihm. Ich kann das einfach nicht mehr länger vor ihm verbergen.“
Alina machte große Augen. „Leonie, das gibt dann aber bestimmt Ärger für mich und ganz sicher auch Ärger für dich“, sagte sie besorgt.
„Ärger für mich ist kein Problem. Ich werde ihm gestehen, dass ich einfach das Ei genommen habe und es dann den Tag über unter dem Keuschheitsgürtel getragen habe. Wenn er mich dafür bestraft, dann ist das halt so. Dich werde ich ganz einfach nicht erwähnen.“
„Glaubst du, dass das bei ihm durchgeht?“, frage Alina unsicher.
„Na ja, er hat doch gesagt, dass er nie nach Gründen für eine Strafe suchen wird. Oder? Wenn ich zu ihm gehe und ihm beichte, dass ich unerlaubt das Vibro-Ei unter dem Gürtel getragen habe, und dass es meine Idee und Schuld ist, dann sollte es das gewesen sein. Ich werde die Strafe ertragen, mach du dir bitte keine Sorgen.“

Leonora löschte schließlich das Licht und beide kuschelten noch etwas, bevor sie einschliefen.

--

Jessika lenkte das Auto in den Innenhof, um den herum sich ein Wohnhaus, die Werkstatt, eine Garage und eine kleine Lagerhalle gruppierten. Sie und Annika stiegen aus, dann kam Annika vorsichtig um das Fahrzeug herum zu ihr und streckte ihr die linke Hand entgegen. Jessika nahm die große Sporttasche aus dem Auto, ergriff Annikas Hand und beide gingen auf die Werkstatt zu. Auf einer Bank hinter dem Wohnhaus saß ein älterer Mann mit grauen Haaren und langem Bart, er zog genüsslich an einer Pfeife.

„Einen schönen guten Morgen, euch beiden“, sagte er mit tiefer, freundlicher Stimme.
Annika wandte den Kopf und blickte in die Richtung aus der der Gruß gekommen war.
„Guten Morgen, Herr Bergmann“, grüßte Annika den Mann freundlich.
„Guten Morgen, Meister“, sagte Jessika, hob die Hand zum Gruß und nickte ihrem alten Meister ehrerbietend zu.
„Hast du deiner Frau etwas zu zeigen?“, fragte er schließlich. „Oder warum hast du sie seit langem mal wieder mitgebracht, Jessika?“
„Ja, Meister. Wenn sie möchten, dann können wir es ihnen auch gerne im Anschluss zeigen. Es wird aber sicher eine Weile brauchen.“
„Ich warte“, sagte er und nickte mit dem Kopf. „Ich habe ja so oder so nicht viel zu tun heute.“

Sie erreichten das Werkstattgebäude. An der Wand über der Tür hing ein altmodisches Metallschild, es zeigte im Zentrum einen Pferdesattel auf einer Schabracke. Über dem großen Fenster stand in sehr alten geschmiedeten Buchstaben «Sattlerei Bergmann», darunter in modernen Lettern dann «Inh. Jessika Roth». Jessika drückte kurz Annikas Hand und öffnete die Tür, dann betraten beide die große, helle Werkstatt.
Jessika ging mit Annika auf ihr Büro zu. An einer Werkbank saß ein Mann mittleren Alters, der gerade konzentriert mit einem Pfriem die Naht einer Satteltasche stach.

„Guten Morgen, Jessika. Guten Morgen, Frau Roth“, grüßte er die beiden Frauen.
„Hallo, Matthias“, grüßte Jessika ihren Gesellen und warf beiläufig einen prüfenden Blick auf seine Arbeit.
„Guten Morgen, Herr Böhl“, sagte Annika und winkte in die Richtung der Grußworte.
„Heute ist also der große Tag?“, fragte Matthias und lächelte in die Richtung der beiden.
„Ja, Matthias. Ich gehe mit Annika kurz nach hinten in mein Büro, wir kommen dann gleich zur Anprobe wieder. Holst du bitte schon einmal das Modell mit dem Geschirr?“
„Na klar“, antwortete ihr Geselle und erhob sich.

Jessika und Annika gingen weiter in Jessikas Büro. Dort ließ Jessika die Sichtblenden herab und half Annika beim Umziehen. Es war faszinierend, wie sich Annika nicht nur äußerlich verwandelte, wenn sie das Fell trug. Obwohl ihre Ausbildung zum Pony noch gar nicht begonnen hatte, fiel sie bereits in die Rolle. Annika sprach nicht mehr, schnaubte maximal noch und gab nur die vereinbarten Signale über das Auftreten mit ihrem linken Hinterhuf von sich. Ihr ganzes Wesen schien sich durch das Fell zu ändern, sie wirkte freier, entspannter und Jessika spürte, dass Annika alle Verantwortung an sie abgab.

„Komm, Snowflake. Matthias wird schon auf uns warten“, sagte sie, strich ihrer Snowflake über die nun fellbedeckte Wange und nahm ihr Pony am rechten Vorderhuf. Jessika hatte sich gleich zu Anfang bereits angewöhnt Snowflake und Annika erst gar nicht zu vermischen. Annika hatte Hände und einen Mund, aber Snowflake hatte ein Maul und Vorderhufe. Auf Gut Birkenhain hatte man ihr geraten zwischen ihrer Frau Annika und ihrem Pony Snowflake immer klar zu unterschieden. Das würde es ihr später in einigen Punkten leichter machen, hatte eine der Betreuerinnen, bei den Erstgesprächen, während ihrer Anmeldung zu ihr gesagt.

Snowflake nickte, trat einmal mit ihrem linken Hinterhuf auf und folgte Jessika zurück in den Hauptraum der Werkstatt. Snowflake ging schon recht sicher in den Hufstiefeln, denn sie hatte bereits einige Male mit den Hufstiefeln daheim auf dem Laufband mit und ohne Jessika geübt. Zur Sicherheit führte Jessika sie jedoch trotzdem vorsichtig und mit Bedacht durch die Werkstatt.

„Matthias, darf ich dir vorstellen. Das ist meine Snowflake“, sagte Jessika stolz und schob diese an beiden Schultern haltend und gleichzeitig steuernd, langsam vor sich her in die Mitte des Raums.
„Hallo, Snowflake“, sagte Matthias und betrachtete diese eingehend.

Annika, oder nun vielmehr Snowflake, trug ein schneeweißes Fell, das sie komplett einhüllte. Ihr Kopf war ganz und gar unter einer Fellhaube verschwunden, die lediglich die Augen, die Unterseite der Nase und den Mund so gerade noch frei ließ. Ihre richtigen Ohren waren auch ganz durch das Fell bedeckt. Dafür waren einem Pony nachempfundene Ohren an der Fellhaube angebracht, die sich sogar bewegten. Annikas Haar war an der Rückseite der Haube herausgeführt und bildete nun Snowflakes Mähne. Auf der Höhe des Steißbeins war ein Schweif in den Fellanzug integriert. Matthias stellte erstaunt fest, dass sich der Schweif ebenso wie auch die Ohren bewegte. Beide Unterarme und Hände steckten in Handschuhen, die auch von dem schneeweißen Fellanzug überdeckt waren, und in Hufen endeten. Ebenso stecken ihre Beine und Füße in kniehohen Stiefeln, die sich nun unter dem Fellanzug befanden. Die Stiefel waren stramm geschnürt, sie streckten ihre Füße recht weit und endeten ebenfalls in Hufen.

„Du bist wirklich ein sehr schönes Pony, Snowflake. Das sieht absolut klasse aus, und warte nur, was deine Jessika jetzt noch Tolles für dich hat“, sagte er ganz begeistert.

Matthias löste die Riemen des Geschirrs an der Modellpuppe und reichte es zu Jessika rüber.

„Erschrick bitte nicht, Snowflake. Ich werde dir nun dein neues Geschirr anlegen“, erklärte Jessika und war vor Snowflake getreten.

Snowflake nickte, gab ein fröhliches, erwartungsvolles Schnaufen von sich, tänzelte etwas auf der Stelle, bevor sie schließlich zur Bestätigung einmal mit dem linken Hinterhuf auftrat und dann wieder ganz still vor Jessika und Matthias stand.

Jessika legt ihr das Brustgeschirr über den Kopf, dann bat sie Snowflake die Vorderbeine etwas anzuheben und machte die Schulterriemen unter den Vorderbeinen und am Rücken fest. Als nächstes schloss Jessika, ebenfalls auf dem Rücken von Snowflake, den filigranen Bauchgurt. Dann nahm sie sich den breiten und gut gepolsterten Hüftgurt vor, auch diesen schloss sie mit mehreren Riemen auf dem Rücken und verband ihn schließlich mit dem zentralen Rückengurt. Als letztes bat sie Snowflake die Vorderbeine wieder zu senken und die Hinterhufe etwas auseinander zu stellen.

„Bitte erschrick nicht, Snowflake. Ich werde dir nun noch die Schrittriemen schließen, das muss sein, damit nichts verrutscht. Ich hoffe, es ist nicht zu unangenehm, eigentlich müsste es gut passen“, erklärte Jessika, griff ihr von hinten durch die Hinterbeine, zog sanft die beiden Lederriemen nach hinten und verband sie mit dem breiten Hüftgurt. Anschließend reichte ihr Matthias noch einen weiteren breiteren Ledergurt, der mit Druckknöpfen zusätzlich am Geschirr fixiert werden konnte. Im Gegensatz zu den beiden funktionalen Lederriemen im Schritt bedeckte dieser punzierte Ziergurt die Schamregion. Auch diesen zusätzlichen Gurt befestige Jessika nun an Snowflakes Geschirr.

„So, du hast es fast geschafft, meine Schöne“, sagte Jessika und streichelte Snowflake über die Wange. Sofort drückte Snowflake ihren Kopf gegen Jessikas Hand und rieb ihn an dieser. „Ich werde dir nun nur noch das Kopfgeschirr anlegen“, erklärte sie ihrem Pony.

Das Kopfgeschirr hatte Jessika Snowflake zügig angelegt, der Stirngurt, der Nackenriemen, die beiden Schläfenriemen und auch der Kinnriemen waren schnell passend eingestellt. Am Kopfgeschirr waren links und rechts zwei große Scheuklappen angebracht, zwischen den beiden Scheuklappen war ein leicht gewölbtes, getöntes Schutzglas aus Kunststoff vor Snowflakes Augen befestigt. Dieses Schutzglas würde verhindern, das ihr irgendwas in die Augen spritzte oder schlug.

„Gefällt es dir? Fühlt es sich gut an?“, fragte Jessika.
Snowflake nickte und trat einmal mit dem Huf auf.
Es fehlte nur noch ein letztes kleines Detail aus Jessikas Sicht, es würde das Gesamtbild ihrer Meinung nach abrunden. „Mach doch mal bitte dein Maul auf, Snowflake. Aber beiß mich bitte nicht, ja?“, sagte Jessika.
Snowflake legte den Kopf schief, lächelte kurz und dann öffnete sie ihr Maul für Jessika.

„So, ich weiß zwar, dass du bestimmt nicht sprechen wirst, Snowflake“, sagte Jessika amüsiert. „Aber stilecht ist es eben doch nur mit einer schönen Trense. Das ist extra eine Spezialanfertigung, die habe ich auch aus dem Laden, wo wir dein Fell gekauft haben. Damit soll es dir möglich sein zu saufen und zu fressen, aber nicht mehr ordentlich zu sprechen“, sagte Jessika, grinste und drücke ihr die Trense ins Maul, die sie dann am Kopfgeschirr fixierte.

Snowflake untersuchte den Eindringling in ihrem Maul soweit sie es jetzt mit der Zunge noch konnte und machte große Augen vor Überraschung.
„Ist es sehr schlimm, meine Schöne?“, fragte Jessika und sah sich ihre Snowflake und deren Reaktion aufmerksam an.
Snowflake trat zweimal mit dem Huf auf, trat einen Schritt auf Jessika zu, legte ihr die Vorderbeine um den Hals und rieb ihren Kopf an Jessikas Schulter.
„Das freut mich, Snowflake“, sagte Jessika. „Bist du auch bereit meinem Meister das Geschirr einmal vorzuführen?“, fragte sie.
Wieder trat Snowflake einmal mit dem Huf auf.
„Eine klitzekleine Sache noch“, sagte Jessika. „Reich mir doch mal bitte deine Vorderhufe.“

Snowflake hielt ihr ihre Vorderbeine mit den Hufhandschuhen entgegen. Jessika versah nun jedes ihrer Vorderbeine knapp über dem Huf mit einem breiten Lederarmband. Dann trat sie hinter Snowflake, zog sanft beide Vorderbeine hinten Snowflakes Rücken und hakte die Lederarmbänder an deren D-Ringen mit zwei Karabinern an einem Ring des Hüftgurtes ein. Snowflake zog und zerrte spielerisch etwas an ihren nun auf den Rücken gefesselten Vorderbeinen, dann legte sie den Kopf etwas schief und schnaubte einmal leicht vorwurfsvoll.

„Jetzt bist du endlich komplett angeschirrt, Snowflake“, sagte Jessika, lachte und hakte zum Abschluss noch eine Führleine am Kopfgeschirr ein. „Dir war aber schon klar, dass das so kommt, nicht wahr?“
Snowflake schnaubte etwas betrübt, dann aber stellte sie sich stolz und aufrecht hin. Schließlich trat sie zur Bestätigung noch einmal deutlich mit dem linken Hinterhuf auf.
„Gut. Dann komm bitte“, sagte sie und zog ganz vorsichtig an Snowflakes Führleine.

Langsam und vorsichtig gingen Jessika und Snowflake aus der Werkstatt und auf den Innenhof hinaus. Jessika passte auf, das Snowflake nichts im Weg lag oder sonst irgendwas im Weg war, über das sie stolpern könnte. Sie führte Snowflake bis zu Meister Bergmann, der noch mit seiner Pfeife auf der Bank saß.

„Meister, darf ich ihnen vorstellen. Das ist mein Pony Snowflake in ihrem neuen Geschirr, das ich für sie gefertigt habe. Sie ist mein ganzer Stolz.“ Zu Snowflake gewandt fügte Jessika hinzu: „Bitte bleib ruhig stehen, Snowflake. Ich denke, mein Meister möchte sich das Geschirr sicher näher anschauen und anfassen. Ist das okay für dich?“
Snowflake nickte und trat einmal mit dem Huf auf.
„Bitte Meister, sie können sich alles genau anschauen“, sagte Jessika und machte eine einladende Geste zu ihrem alten Meister.

„Ein ungewöhnliches Stück, Jessika. Aber ich sehe schon von hier, dass du es, so wie ich deine Arbeit kenne, mit viel Liebe zum Detail und zur Präzision gefertigt hast. Das Rot mit den weißen Nähten wirkt als schöner Kontrast zur schneeweißen Fellfarbe deines Ponys.“
„Danke, Meister.“

Meister Bergmann umrundete Snowflake, fasste mal hier und mal dort an Gurte oder Riemen, stets nickte er zufrieden.

„Das ist wirklich eine schöne Arbeit, Jessika. Auch die Zierpunzierungen, mit denen du die Gurte versehen hast, sind sauber gearbeitet. Ich gratuliere euch beiden zu diesem gelungenen Werkstück. Wenn ich mir das so anschaue, bin ich mir recht sicher, dass nicht viele Ponys solch ein prächtiges Geschirr besitzen werden.“
„Vielen Dank, Meister“, sagte Jessika erneut.

„Und du, Snowflake, gefällt es dir denn auch?“, fragte er.
Snowflake nickte und trat einmal mit dem linken Hinterhuf auf.
„Sie spricht wohl nicht mit jedem deine Snowflake, was Jessika?“, fragte er.
„Nein, Meister. Wenn Snowflake ihr Fell trägt, wird sie eins mit ihrer neuen Rolle, und ein Pony spricht nun mal nicht. Außerdem trägt sie seit ein paar Minuten zusätzlich ein kleines Geschenk von mir“, erklärte Jessika. „Snowflake mach mal bitte dein Maul auf.“

Snowflake gehorchte und öffnete ihr Maul soweit sie konnte.

„Das, Meister, ist eine spezielle Knebeltrense aus dem Ponyfachhandel. Sie ermöglicht das Fressen und Saufen, verhindert aber eine klare Artikulation. Nicht das meine Snowflake das wirklich bräuchte, aber ich fand es einfach stilechter“, erklärte Jessika und lachte. „Du kannst dein Maul übrigens wieder zumachen, Snowflake.“

„Aber eins musst du mir noch sagen, Jessika“, sagte ihr alter Meister. „Wie bist du auf diese Produktidee gekommen?“, fragte er verwundert.
„Wenn ich ehrlich bin, Meister, das war ich gar nicht. Eine Stammkundin, Frau Lemme, hat mich weiterempfohlen.“
„Aber Frau Lemme hat doch richtige Pferde“, wunderte er sich.
„Ja, das ist richtig, aber eine Bekannte von ihr, Frau Stohr, hatte ein exklusives Geschirr für ihr Pony Pagita gesucht. Ich habe dann mit Frau Stohr gesprochen und ihr angeboten, dass ich zu ihr in den Stall komme, um mir Pagita anzusehen, zu vermessen und dann ihre Wünsche mit ihr zu besprechen. Was meinen sie, was ich gestaunt habe, als Frau Stohr sagte, dass das nicht notwendig sei und sie mit Pagita zu mir in die Werkstatt kommen würde“, sagte Jessika und lachte.
„Das habe ich gar nicht mitbekommen, dass die beiden hier waren“, sagte er verwundert.

„Das konnten sie auch nicht, Meister. Die beiden sich ganz normal bekleidet in die Werkstatt gekommen, erst da hat sich Pagita dann umgezogen. Ich glaube ich habe ziemlich doof geguckt, als ich das Pony gesehen habe, für das ich das Geschirr machen sollte. Na ja, Frau Stohr war sehr zufrieden mit dem Ergebnis und so haben die beiden mich eingeladen, sie auf Gut Birkenhain mal zu besuchen. Schließlich habe ich mir dann vor ein paar Wochen Annika geschnappt und bin mit ihr dorthin gefahren, weil ich doch wusste, dass Annika so gerne auch mit mir draußen laufen würde. Ich dachte, als Pony würde das mit uns beiden vielleicht möglich sein. Annika hat der Besuch auf Gut Birkenhain dann so gut gefallen, dass sie zugestimmt hat mein Pony Snowflake zu werden. Wir sind nun auf Gut Birkenhain auch angemeldet und in den nächsten Tagen beginnen wir beide mit unserer Ausbildung.“
„Na, da wünsche ich euch viel Erfolg und Spaß. Ach, und Jessika, auch alles Gute mit der neuen Produktlinie von exklusiven, handgefertigten Ponygeschirren“, lachte ihr Meister.

Jessika und Snowflake gingen wieder in die Werkstatt. Jessika half Snowflake aus dem Geschirr, brachte sie zurück ins Büro und half ihr auch beim Umkleiden. Anschließend gingen Annika und Jessika noch einmal zu Matthias in die Werkstatthalle. Hier konnte nun auch Annika endlich ihr neues Geschirr ausgiebig erkunden, sie untersuchte die Bänder und Riemen und lobte Jessika für die feine Verarbeitung. Schließlich fiel Annika Jessika dankbar um den Hals, gab ihrer Frau einen langen und intensiven Kuss, der beiden den Atem raubte.

„Ich danke dir, Jess. Das Geschirr ist echt klasse, es gefällt mir sehr gut!“, lobte Annika sie überglücklich.

--

Artur saß an seinem Schreibtisch und las eine Zusammenfassung seines Finanzberaters, über den guten Erfolg seiner letzten Investitionen. Als es an der Arbeitszimmertür klopfte, schaute er von seinem Pad auf, legte es beiseite und rief: „Herein!“

Leonora betrat den Raum, kam langsam auf seinen Schreibtisch zu und blieb kurz davorstehen. „Herr Artur, haben sie kurz Zeit für mich?“, fragte sie mit einem unsicheren Unterton in der Stimme.
„Aber sicher, Leonora. Nimm doch bitte Platz. Was kann ich für dich tun?“
„Danke, Herr“, sagte Leonora und setzte sich in einen der Stühle vor seinem Schreibtisch. „Herr, ich muss noch einmal wegen Montag mit ihnen sprechen“, sagte Leonora und Artur sah ihr das Unbehagen an.
„Ich habe euch beiden doch gesagt, dass das für mich abgehakt ist“, erwiderte Artur.
„Ja, Herr. Aber ich finde keine Ruhe.“

Artur sah sie an und schließlich nickte er.

„Danke, Herr. Ich habe einen Fehler begangen. Ich habe mir am Montagmorgen nach dem Duschen das Vibro-Ei genommen und dann darüber den Keuschheitsgürtel angelegt, weil sie und Alina am Montag doch das Haus verlassen wollten. Da dachte ich mir, ich könnte mir zwischen der Hausarbeit ein paar schöne und entspannende Minuten für mich gönnen“, erklärte Leonora und eine peinliche Röte war ihr ins Gesicht gestiegen.
„Ich hatte so etwas in der Art vermutet, Leonora“, sagte Artur, jedoch lag kein Vorwurf in seiner Stimme.

„Ich hätte das nicht tun dürfen, Herr. Schließlich haben sie uns angewiesen die Keuschheitsgürtel zu tragen. Und da ist es bestimmt nicht in ihrem Sinn, wenn ich darunter das Ei trage. Es tut mir sehr leid, dass ich diesen Fehler begangen habe und damit gegen ihre Keuschheitsanweisung verstoßen habe, Herr“, sagte Leonora und ließ schuldbewusst den Kopf hängen.
„Leonora, ich kann mich nicht erinnern, dass ich euch jemals eine direkte Keuschheitsanweisung, wie du es nennst, erteilt habe. Auch habe ich euch nie ernsthaft verboten euren Spaß zu haben. Ich denke sogar, die zwanzig Minuten, die ich euch jeden Tag für eure Intimhygiene lasse, reichen durchaus für mehr als nur das“, sagte er ein wenig schelmisch grinsend. „Ich habe nur angewiesen, dass ihr die Keuschheitsgürtel tragen sollt, weil es mir persönlich sehr gefällt. Nicht aber um euch zu bestrafen oder euch gar absolut keusch zu halten.“

„Herr, ich...“, begann Leonora, doch Artur unterbrach sie mit einem Handzeichen.
„Das Einzige, was ich nicht verstehe, Leonora, ist; wieso hast du es nur so übertrieben? Du hast gerade einmal das Notwendigste im Haushalt erledigt, und warst auch nicht anwesend, als Alina und ich zurückgekehrt sind. Das empfinde ich vor dem Hintergrund deiner, mir nun bestätigten, Handlungen als ziemlich unhöflich. Auch deine Notiz, ich verstehe ja, dass es ein delikates Thema ist, wirkt nach deinen Schilderungen, nun sagen wir mal, recht locker an die Wahrheit angelehnt. Und du weißt, wie ich zu Ehrlichkeit stehe, Leonora“, sagte er mit sehr ruhiger Stimme und sah sie eindringlich an.

Jeder einzelne seiner ruhig gesprochenen Sätze traf Leonora fast wie ein Schlag. „Herr Artur, es tut mir leid. Ich stehe zu meiner Tat und trage natürlich die volle Verantwortung dafür“, sagte Leonora betrübt.
„Leonora, dein Mut, deine Aufrichtigkeit und deine Reue sprechen für dich. Ich habe von dir auch gar nichts anderes erwartet. Was die Konsequenzen angeht, so ist mein Bild der Vorgänge aber noch nicht rund genug, um eine hinreichend gerechte Entscheidung treffen zu können. Daher erlaube ich mir noch eine weitere Frage. Du hast das Thema wieder angeschnitten, daher erwarte ich nun von dir auch die volle Wahrheit.“
Leonora blickte bestürzt zu ihrem Herrn. „Herr?“, fragte sie verunsichert.

„Alina passt noch nicht so ganz in mein Bild“, sagte Artur und sah Leonora eindringlich an.
Tränen traten Leonora in die Augen, nun würde sie Alina doch mit reinziehen müssen. „Herr, ich möchte nicht, dass Alina wegen meinem Fehler nun auch Schwierigkeiten bekommt“, sagte Leonora und hatte das «meinem Fehler» deutlich betont.
„Leonora, auch das ehrt dich. Aber du hast das Thema, nach meinem Angebot es ruhen zu lassen, wieder aufgewärmt und nun erwarte ich einfach auch alles zu erfahren.“

„Ja, Herr Artur“, sagte sie resigniert und einzelne Tränen rannen ihr über die Wangen. „Ich selbst habe mir das Vibro-Ei genommen. Allerdings habe ich die Schachtel offen in unserem Schlafzimmer stehen gelassen. Ich wusste aber, dass Alina einmal gerne das Ei steuern würde, wenn ich es trage. Ich habe Alina sozusagen durch meine Unachtsamkeit, die Schachtel nicht wieder in den Schrank zu stellen, dazu verleitet sich die Fernbedienung zu nehmen. Da ich an diesem Morgen etwas langsamer als Alina war, ist es mir nicht aufgefallen und ich bin nach dem Anziehen direkt in die Küche gegangen.“

Leonora machte eine kurze Pause, schluckte und wischte sich die Tränen von den Wangen.

„Als sie und Alina das Haus verlassen haben, hat das Ei angefangen zu vibrieren, Herr. Alina musste den Zufallsmodus aktiviert haben. Ich bin noch in unser Zimmer gelaufen und tatsächlich war die Fernbedienung weg. Noch in unserem Zimmer haben mich die ersten Höhepunkte überwältigt. Ich habe mich aufgerappelt und unsere Zimmer in Ordnung gebracht. Das Gleiche habe ich dann mit ihrem Räumen gemacht. Danach habe ich die Wäsche in die Waschküche gebracht und damit begonnen das Erdgeschoss zu putzen. Und dabei hat mich das Ei dauernd mal mehr oder mal weniger gequält. Manchmal hat es mich einfach zur Verzweiflung gebracht und“, Leonora errötete noch mehr als sie es schon war, „manchmal bin ich einfach gekommen, ohne dass ich mich hätte dagegen wehren können, Herr. Es hat mich mehrfach einfach total überwältigt. Ich habe es noch gerade so geschafft die Pfannkuchen für sie und Alina zu backen. Aber irgendwann konnte ich einfach nicht mehr und ich habe aufgeben. Ich habe mich in unser Zimmer geschleppt und habe mich jämmerlich auf mein Bett fallen lassen“, sagte Leonora, die während ihres längeren Monologs öfter die Gesichtsfarbe geändert hatte.

„Ich verstehe“, sagte Artur ruhig. „Also hat Alina doch ihre Finger im Spiel, das passt zu ihrer spontanen Äußerung am Montagabend, dass es alles ihre Schuld und ihre Dummheit gewesen wäre.“
„Herr, es war allein meine Schuld“, bestand Leonora. „Ich habe sie mit der rumstehenden Schachtel überhaupt erst auf die Idee gebracht. Alina wollte bestimmt nicht, dass es so weit kommt. Sie hat aus einer spontanen Idee heraus gehandelt und hat die Folgen nicht wirklich überblickt. Ich vermute, ihr fehlt einfach etwas die Erfahrung. Es hat ihr wirklich schrecklich leidgetan, Herr. Und ich bin auch nicht wütend auf Alina“, führte Leonora aus.
„Du hast keine Wut auf Alina?“, fragte Artur erstaunt. „Wie kann das sein? Ich an deiner Stelle wäre, glaube ich, ziemlich wütend auf meine Freundin.“
„Es tut Alina doch so leid, ihre Absicht war eine ganz andere. Sie hat mir auch ein Friedensangebot gemacht“, sagte Leonora und grinste. „Aber“, sie stockte und wurde deutlich rot, „es hat mir auch irgendwie gefallen. Zwar nicht in dieser extremen Art wie am Montag, aber grundsätzlich glaube ich, dass ich es Alina in einer anderen Art noch einmal erlauben werde mit der Fernbedienung und mir zu spielen.“

„Ich verstehe“, sagte Artur und grinste wissend. „Allerdings möchte ich dich direkt warnen, sollten eure Spielchen noch einmal echte Auswirkung auf die Erfüllung eurer Aufgaben im Haushalt haben, so werde ich das nicht zulassen und euch beide zur Rechenschaft ziehen.“
„Ja, Herr Artur, natürlich“, sagte Leonora und nickte.
„So, und den Fall von Montag vergessen wir jetzt ein und für alle Mal. Ich werde euch beide nicht bestrafen. Ihr habt gegen keine meiner direkten Anweisungen verstoßen. Aber ich hoffe, ihr beiden zieht eure Lehren daraus.“
„Vielen Dank, Herr Artur“, sagte Leonora sichtlich erleichtert und entspannte sich.
„Und was für ein Friedensangebot hat Alina dir gemacht?“, fragte er.
„Sie hat sich Nippelklemmen mit kleinen Glöckchen gekauft, obwohl sie Sorge vor den eventuellen Schmerzen hat. Aber trotzdem möchte sie, dass ich sie bei ihr anwende“, sagte Leonora.
„Das nenne ich mal ein Angebot“, erwiderte Artur lachend. „Das würde mir auch gefallen, aber da kann man noch mehr draus machen. Komm doch mal mit, Leonora“, sagte Artur und ging mit Leonora in den Keller.

Sie blieben vor der Tür stehen, die bisher als einzige Tür im ganzen Haus vor Leonora und Alina verschlossen geblieben war.

„Leonora, bevor ich jetzt gleich diese Tür öffne, möchte ich, dass du weißt, dass ich kein Monster bin. Ich bin genauso, wie du mich in den letzten Tagen kennengelernt hast. Ich bin vielleicht das, was man hin und wieder «kein Kind von Traurigkeit» nennt. Ich kenne fast alle Spielarten zwischen den Menschen. Aber ich würde nie jemandem zu etwas nötigen, was er oder sie nicht auch selbst will. Verstehst du, was ich sagen möchte, Leonora?“
Leonora schaute Herrn Artur eher verwirrt an, sie war sich nicht sicher, was er genau meinte. Aber eine besondere Angst oder höhere Sorge verspürte sie in seiner Nähe nicht. „Herr, ich weiß nicht so genau, was sie mir sagen möchten. Aber ich glaube ihnen, dass sie mir nichts antun wollen. Das ist etwas, dass ich bisher bei den meisten Männern nicht glaubte.“
„Danke, Leonora. Ich öffne jetzt die Tür und bleibe erst einmal hier draußen, wenn es dir recht ist.“
„Herr?“, fragte Leonora. „Warum? Was ist denn in diesem Raum?“
„Bitte schau dich erst einmal in Ruhe um, und wenn du irgendwelche Fragen hast, scheue dich nicht mir diese zu stellen.“

Leonora nickte, griff nach der Türklinke und diesmal öffnete sich die Tür für sie. Als sie den Raum betrat, sprang das Licht von allein an. Der Raum war deutlich größer als der nebenan liegende Fitnessraum mit den vielen Sportgeräten. Abgesehen vom Schwimmbad war es sicher einer der größten Räume im Keller. Leonora ließ die Tür hinter sich zufallen und schaute sich interessiert um.
Ein paar der Sachen die Leonora im Raum sah, kannte sie aus dem erweiterten Sexualkunde-Unterricht aus der Serva-Schule. Aber hier gab es deutlich mehr als sie sich erträumen konnte. Sie kannte nur einen kleinen Teil, so zum Beispiel ein Andreaskreuz, einen Strafbock, einen stählernen Käfig sowie eine gepolsterte Liege mit vielen Ösen und breiten Lederbändern. An der Decke hingen Schienen mit mehreren Flaschenzügen, selbst der Boden besaß an einigen Stellen Ösen. An einer der Wände war ein großes Reck montiert, daneben waren Ösen und Ketten in der Wand verankert. In einem Regal lagen fein säuberlich aufgereiht verschiedenste Schlaginstrumente, Knebel, Klemmen mit Gewichten und auch Plugs. An der kurzen Wand links neben der Tür standen drei schwere, geschlossene Stahlschränke.

Leonora ließ den Raum und die Ausstattung auf sich wirken und drehte sich langsam um die eigene Achse. Die Ausstattung war, wie scheinbar fast alles, was Herr Artur sich anschaffte, sehr umfassend, hochwertig und gerade zu luxuriös.

Leonora öffnete die Tür und verließ den Raum wieder. Herr Artur stand noch immer vor der Tür, er schaute sie angespannt, unsicher und etwas nervös an. Noch nie in den letzten Tagen hatte sie ihren Herrn so gesehen, er schien sich tatsächlich zu sorgen, was sie nun über ihn denken würde. Doch Leonoras Meinung über ihren Herrn war unverändert positiv.

„Da haben sie aber ein wirklich sehr gut ausgestattetes und schönes Spielzimmer, Herr Artur“, sagte Leonora und schaute ihren Herrn ein klein wenig verschämt an.
Er entspannte sichtlich und schien dankbar für ihre Reaktion zu sein. „Du bist nicht erschrocken oder abgestoßen davon, Leonora?“, fragte er noch ein wenig unsicher.
„Nein, Herr. Wir leben im fünfundzwanzigsten Jahrhundert und außerdem gehört ein Teil der Ausstattung auch zum Sexualkunde-Unterricht in der Schule für Serva“, erklärte Leonora ebenfalls erleichtert.
Nun fiel auch der letzte Rest der verbliebenen Unsicherheit von Herrn Artur ab. „Hätte ich deine Reaktion vorher gekannt, ich hätte euch den Raum schon vor einer Woche gezeigt“, sagte er und lachte gelöst. „Aber ich dachte mir, ich würde euch beiden damit nur unnötig Angst vor mir einjagen. Mein Angebot, das ich dir in Bezug auf die Sportgeräte vor einer Woche gemacht habe, gilt gerne auch für dieses Zimmer und seine Ausstattung, Leonora.“

„Danke, Herr Artur. Aber ich weiß nicht, ob ich viel davon nutzen werde“, sagte Leonora unsicher.
„Das musst du nicht, aber wenn du es mal nutzen willst, dann steht es dir, und natürlich auch Alina, frei. Ich bitte nur darum, im Zweifel vorher mit mir Rücksprache zu nehmen, speziell wenn ihr den Raum an Samstagen nutzen wollt“, sagte Herr Artur.
„Ich verstehe“, sagte Leonora, „Samstag nutzen sie den Raum hauptsächlich selbst?“
„Ja, ich habe da ein paar Freunde und Freundinnen, denen ich den Raum auch hin und wieder überlasse oder eben selbst mit ihnen nutze.“

„Dann werde ich noch den Reinigungs- und Haushaltsplan etwas anpassen, Herr. Und dafür sorgen, dass der Raum vor jedem Samstag ordentlich, sauber und hygienisch ist“, sagte Leonora mit einem Grinsen auf den Lippen.
Artur lächelte und nickte ihr dankbar zu. „Willst du Alina den Raum zeigen, oder soll ich das erledigen?“, fragte Artur.
„Ich möchte das gerne selbst machen, wenn sie es mir erlauben, Herr Artur.“
„Aber natürlich, Leonora. Die Tür ist jetzt für euch beide freigeschaltet.“

Beide verließen sie den Keller nun wieder, Artur ging zurück zu seinen Finanzgeschäften und Leonora kümmerte sich um ihre restlichen Aufgaben des Vormittags.

--

Am Freitagnachmittag nahm Leonora Alina dann mit in den Keller, um auch ihr das Spielzimmer von Herrn Artur zu zeigen. Vor der Tür des Raums blieben die beiden kurz stehen. Leonora erklärte Alina, dass nun auch dieser Raum durch die Freigabe ihres Herrn für sie beide zugänglich wäre. Somit stand der Raum nun auch auf dem Reinigungsplan und jeden Samstag, so erläuterte Leonora weiter, habe der Raum in einem makellosen Zustand für ihren Herrn zu sein. Dann schließlich öffnete Leonora die Tür und beide betraten den Raum. Wie am Vortag noch Leonora selbst, so stand nun Alina ihrerseits erst einmal staunend und fasziniert im großen Spielzimmer von Herrn Artur.

„Ich hätte Herrn Artur gar nicht zugetraut so einen Raum zu haben“, kicherte Alina verlegen und schaute sich sehr interessiert die gepolsterte Liege an. „Wobei ganz abwegig ist es bei seinen fesselnden Vorlieben dann vielleicht doch auch wieder nicht, oder?“
„Er hat sich Sorgen gemacht, dass wir kein Verständnis dafür haben könnten und wir uns verängstigt oder abgestoßen fühlen könnten. Das war wohl auch der Grund, dass er uns diesen Raum nicht direkt am ersten Tag gezeigt hat“, erklärte nun Leonora.
„Und wieso hat er dann dir ausgerechnet den Raum gestern doch noch gezeigt?“, fragte Alina erstaunt.

„Ach, das hat sich aus unserem Gespräch über vergangenen Montag einfach so ergeben“, sagte Leonora. „Als ich ihm dann schließlich doch sagen musste, dass du auch deine Finger mit im Spiel hattest.“
Alinas Augen wurden groß und sie schaute Leonora leicht besorgt an. „Du hast was?!“
„Nein, nein. Du musst dir keine Sorgen machen. Seine einzige Ermahnung war lediglich, dass wir unsere Pflichten ihm gegenüber nur nie vernachlässigen sollen. Er hat es echt verdammt gut aufgenommen. Stell dir vor, er hat uns beiden sogar angeboten, dass wir auch diesen Raum genauso wie den Fitnessraum und das Schwimmbad mitbenutzen dürfen. Nur an Samstagen, da ist der Raum meistens schon belegt, so zumindest habe ich Herrn Artur verstanden“, führte Leonora aus.

„Aha“, sagte Alina und inspizierte nun einige der Stöpsel und Dildos, die der Größe nach in einem der Regale lagen. „Vielleicht können wir ja mal gemeinsam was von den Sachen ausprobieren. Ein paar der Sachen hier würden mich schon irgendwie interessieren, glaube ich...“
Nun war es an Leonora erstaunt drein zu blicken. „Du möchtest gemeinsam mit mir Sachen hier aus dem Raum ausprobieren?“, fragte Leonora hörbar erstaunt.
„Ja, warum denn nicht. Schließlich sind wir zwei erwachsene Frauen, oder etwa nicht?“
„Ich hatte Herrn Artur gestern noch gesagt, dass ich eher nicht der Meinung bin das wir viel hiervon nutzen zu werden“, erklärte Leonora ihre Verwunderung.
„Muss ja auch nicht heute sein“, sagte Alina mit einem Grinsen. „Komm, Leonie, wenn wir fertig werden wollen, dann sollten wir mal langsam loslegen und uns die Reinigungssachen holen, damit Herr Artur auch ein ordentliches und sauberes Spielzimmer für morgen hat.“

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DerFeger Volljährigkeit geprüft
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  RE: Leonora und Alina Datum:02.10.19 19:30 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Sir M
Sehr schön geschrieben geschrieben. Einfühlsam und ruhig. Das richtige für einen Romantiker wie mich.

Bei dem Namen snowflake kommt mir die Geschichte von Hemado in den Sinn.
Hat jemand von Hemado etwas gehört?
MFG

DF
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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:02.10.19 19:55 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo DerFeger,

das ist übrigens kein Zufall... die gleiche Snowflake (Annika) und Jessika spielen auch eine kleine Nebenrolle in "Achadh Uaine".

SirM
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DerFeger Volljährigkeit geprüft
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  RE: Leonora und Alina Datum:02.10.19 21:39 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo
Habe ich mir schon gedacht.
Wann geht es denn dort weiter


Df
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HeMaDo
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Immer wenn mir jemand sagt, ich sei nicht gesellschaftsfähig, werfe ich einen Blick auf die Gesellschaft und bin froh darüber.

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  RE: Leonora und Alina Datum:05.10.19 14:37 IP: gespeichert Moderator melden


@der Feger,

im Moment habe ich leider nicht all zu viel Zeit, weshalb ich hier im Forum überwiegend lesend unterwegs bin. Zu passender Gelegenheit werde ich mich in meinem Tread mal dazu äußern.

Ich finde es gut, daß weiterhin Interesse an meinen Geschichten besteht, und antworte dazu auch gerne, aber ich möchte euch bitten, weitere Fragen dazu in dem Tread zu meinen Geschichten zu posten, damit dieser Tread hier für die wirklich schöne Geschichte (ich weiß ja schon, wie es weiter geht ) von SirM frei bleibt.

HeMaDo


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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:23.10.19 17:45 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 12 – Der Besuch

Am Sonntagmorgen beim Frühstück schien es Leonora und Alina, dass Artur etwas nervös war, denn er stellte ihnen viele, ungewohnte Fragen. So fragte er, ob im Erdgeschoss alles wirklich sauber wäre? Ob auch mit dem Essen alles wie besprochen und geplant laufen würde? Alina und Leonora bestätigten ihm alle seine Fragen. Sie versicherten ihm, dass alles wäre in bester Ordnung und genauso, wie er es angeordnet habe.

„Es tut mir leid, ihr beiden“, sagte Artur. „Ihr müsst mich für total überdreht halten, dass ich mich so anstelle.“ Er wirkte recht verlegen und sah seine beiden Serva eher entschuldigend an.

Alina und Leonora sahen ihn schweigend an. Keine von beiden traute sich eine Regung zu zeigen, da sie nicht wussten, wie ihr Herr dies im Moment aufnehmen würde. Beide merkten sie deutlich, dass ihr Herr heute angespannter zu sein schien als sie ihn bisher kennengelernt hatten.

„Nein, Herr. Ich vermute sie freuen sich, dass ihre Schwester und ihr Neffe heute kommen, und da möchten sie natürlich nur den besten Eindruck hinterlassen“, sagte Leonora schließlich in einer ruhigen und sachlichen Stimme.
„Leonora, du bist wie immer sehr höflich. Aber ich merke doch selbst, wie ich mich anstelle und euch beide hinterfrage“, sagte er entschuldigend.
„Sie müssen sich in keiner Weise bei Alina oder mir für irgendetwas erklären, Herr. Es ist ihr gutes Recht als Herrschaft, die Aufgabenerfüllung ihrer Serva zu kontrollieren und zu hinterfragen“, antwortete Leonora weiterhin absolut ruhig.
„Wenn du meine Schwester erst einmal kennst, wirst du wohl auch nicht mehr so ruhig sein, Leonora“, sagte er und grinste schon wieder ein wenig.
„Falls ihre Schwester genau so liebenswürdig ist, wie sie, Herr, mache ich mir da keine Sorgen“, sagte Leonora zu ihm und Alina nickte zustimmend.
„Liebenswürdig? Meine Schwester? Ach herrjeh. Wie erkläre ich das euch beiden nur?“, fragte Artur mehr sich selbst als die beiden Serva.

Alina und Leonora schauten ihn ein wenig verwundert an.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass ihre Schwester so schlimm sein soll wie sie es gerade darstellen möchten, Herr“, sagte Alina vorsichtig.
„Also, ihr beiden. Meine Schwester ist eine sehr kritische Frau. Ich zum Beispiel, als ihr kleiner Bruder, konnte ihr selten etwas wirklich recht machen. Es ist nicht so, dass sie gemein oder gar böswillig wäre. Sie ist halt eine ziemliche Pedantin, mehr noch als ich es vielleicht schon bin. Außerdem hat sie es schon immer genossen, mich als ihren kleinen Bruder zu necken“, erklärte Artur den beiden.
„Herr, wenn man eine wahre Familie hat, dann sollte man auch alles dafür tun, dass alle Mitglieder der Familie gut miteinander auskommen“, sagte Alina mit einem seltsamen, fernen Blick.
„Es ist nicht so, dass ich Sophie nicht wie meine Schwester lieben würde. Es ist halt irgendwie etwas schwieriger bei uns“, sagte Artur und sah etwas irritiert zu Alina.

„Alina, das ist aber nicht immer so leicht, wie du dir das vielleicht denkst oder auch vorstellst“, sagte Leonora und sah Alina etwas kritisch an. „Ich kann Herrn Artur da schon recht gut verstehen, glaube ich, wenn sich seine Schwester ihm gegenüber immer so überkritisch und neckisch verhält.“ Leonora wandte sich schließlich wieder ihrem Herrn zu. „Ich denke, ich habe alles im Griff und werde sie nicht enttäuschen, Herr. Möchten sie sich vielleicht in die Bibliothek zurückziehen? Ich könnte ihnen einen Johanniskraut- oder Baldriantee zur Beruhigung machen?“, bot Leonora ihm fragend an.
„Nein, vielen Dank, Leonora. Ich weiß, dass du es gut meinst, aber das wird nicht notwendig sein“, bedankte sich Artur bei ihr. „Ich bin dann im Kaminzimmer, falls ihr mich sucht“, sagte er und verließ die Küche durch das Esszimmer.

Leonora schaute Alina noch einen Moment an, bis Herr Artur schließlich den Raum verlassen hatte, dann schüttelte sie leicht den Kopf.

„Du und deine mystische, idyllische Familienharmonie. Das ist vielleicht dein heimlicher Traum, aber so einfach ist das eben in den meisten Familien doch nicht“, sagte Leonora und schaute Alina kritisch an.
„Aber er könnte es doch wenigstens ein bisschen versuchen?“, fragte Alina unschuldig und zuckte mit den Schultern.
„Ich denke, die beste Hilfe, die wir unserem Herrn geben können ist, dass seine Schwester nichts an seinem Haushalt und uns beiden auszusetzen hat. Alles andere können wir nicht wirklich beeinflussen, fürchte ich“, sagte Leonora.
„Ja, du hast wahrscheinlich wieder einmal recht, Leonie“, sagte Alina und nickte. „Ich werde mir auf jeden Fall alle Mühe für Herrn Artur geben.“

--

Gleich nach dem Frühstück am Sonntagmorgen waren Jessika und Annika nach Gut Birkenhain gefahren, denn für heute Morgen war ihr erster Termin mit ihrem zuständigen Trainer abgesprochen. So standen die beiden nun um kurz vor zehn Uhr in der für Snowflake hergerichteten Box und warteten. Die Sporttasche mit der Ausrüstung hatte Jessika auf der Liege abgestellt.

Sie waren bereits gestern Nachmittag hier gewesen, eine der Angestellten hatte mit ihnen eine große Gutsführung gemacht. Nun kannten sie alle Paddocks, die Führanlagen, die verschiedenen Reit- und Übungshallen, die Rennbahn, die beiden Trainingsparcours und auch den großen Stall. Sie hatten eine grundlegende Sicherheitseinweisung mit wichtigen Regeln und Verhaltenshinweise zur Nutzung der Anlagen erhalten. Anschließend hatte es sich die Frau, ihr Name war Theresa, nicht nehmen lassen, ihnen auch die Box im Stall zu zeigen.

Diese Box war auf dem Gut nun für Snowflake vorgesehen, denn sie hatte einige zusätzliche Modifikationen erfahren. Die üblichen Gummifliesen im Boden der Box hatten unterschiedliche Härten und dienten so zusätzlich als Orientierungshilfe für Snowflake. Somit war sichergestellt, dass sie sich jederzeit eigenständig und schnell in ihrer Box orientieren konnte. Es war ihr hierdurch möglich sicher den Weg zu ihrer Liege, zur Toilette und anderen Einrichtungen, wie dem Wasserspender, zu finden. Aber auch das Bedienfeld war eine modifizierte Braille-Version, so dass Snowflake ohne Hilfe Zugriff auf dessen Funktionen hatte.

Annika hatte die Box mehrfach langsam und aufmerksam in verschiedenen Richtungen und auf unterschiedlichen Wegen abgeschritten, auch die Toilette hatte sie dabei aufgesucht. Schließlich hatte sie zufrieden verkündet, dass sie nun ein sehr gutes Bild von der Box habe und sich selbst orientieren könnte. Jessika hatte ihr dabei schweigend und aufmerksam zu geschaut. Sie kannte Annikas Methode und war immer wieder aufs Neue erstaunt, wie Annika diese räumliche Orientierungsleistung vollbrachte.

Anschließend hatte Annika sich mit Jessikas Hilfe umgezogen. Danach hatten sie ihren Sulky, der schon seit Tagen in einem der Schuppen auf dem Gut stand, geholt und waren mit diesem zum Schirrmeister des Guts gegangen. Dieser hatte ihnen geholfen den Sulky optimal auf Snowflake einzustellen und vor allem auch den Sulky mit Jessikas Gewicht auf dem Sitz auszutarieren. Darüber hinaus hatte er Jessika auch noch ein paar nützliche und wichtige Handgriffe im Umgang mit dem Sulky gezeigt. Zwar wären sie gestern schon gerne eine Runde mit dem nun einsatzbereiten Sulky gefahren, aber durch die Führung, die Einweisung und die anderen Vorbereitungen war es schon spät geworden. Schließlich hatte Theresa ihnen dann noch mitgeteilt, dass die für sie zuständige Trainerin morgenfrüh ab zehn Uhr bereitstünde und sie an der Box abholen würde.

Gegen zehn Uhr klopfte eine stämmige Frau mittleren Alters gegen die offene Tür der Box. Sie war vor der Box stehen geblieben und wartete bis Jessika sich ihr zuwandte.

„Hallo, ich bin Lora Schirrmacher. Aber bitte sagt Lora zu mir. Ich bin eure Trainerin für die nächste Zeit. Und ja, ich weiß meine Eltern fanden den Namen Lora toll, aber ich bin kein Papagei!“, stelle sie sich vor und lachte auch gleich fröhlich.

Sie trug Stiefel, Bluejeans und ein graues Sweatshirt. Ihre braunen Haare waren am Hinterkopf locker zusammengebunden und reichten bis unter die Schulterblätter. Sie machte einen gutmütigen Eindruck auf Jessika.

„Hallo Lora, ich bin Jessika und das ist Annika, meine Frau“, stelle Jessika sie beide vor. „Für einen Papagei hätte ich dich auch nicht wirklich gehalten“, fügte Jessika mit einem Grinsen hinzu und auch Annika lächelte. Jessika bat sie in die Box und hielt ihr die Hand entgegen.

Lora betrat die Box, ergriff Jessikas Hand und reichte im Anschluss auch Annika zur Begrüßung ihre Hand.

„Freut mich ihr beiden. Ich sage immer mit Humor geht alles besser“, gab Lora zurück. „Ich vermute einfach mal spontan, dass du dann wohl Snowflake bist“, sagte sie zu Annika gewandt.
„Wie bist du denn bloß darauf gekommen?“, fragte Annika gespielt verwundert. „Doch nicht etwa, weil ich so blass wie eine Leiche bin und Haare so weiß wie Schnee habe, oder etwa doch?“
„Oh, bitte entschuldige Annika. Ich wollte dir mit meiner lockeren Art nicht zu nahe treten. Es tut mir leid, wenn das falsch bei dir angekommen ist. Ich möchte euch schon mal direkt warnen, dass kann bei mir öfter passieren. Ich meine das aber auf gar keinen Fall negativ oder abfällig“, erklärte sich Lora nun verlegen.

„Nein, nein, Lora. Es ist alles gut“, sagte Annika beruhigend. „Ich habe kein Problem damit eine klasse Vampir-Schauspielerin abzugeben. Mir macht es nichts aus. Ich bin halt so wie ich bin und das ist ziemlich blass und weißhaarig. Zumindest sagen mir das immer alle, ich habe das selbst noch nie gesehen. Vielleicht lügen mich auch alle einfach an?“, stelle Annika amüsiert fest und musste nun selbst laut lachen.
„Nein, Annika. Ich glaube dich belügt da niemand. Aber ich bin froh, dass du wohl auch eine ordentliche Portion Humor hast“, sagte Lora und klopfe Annika lachend auf die Schulter.
„Na, ihr beide scheint euch ja gut zu verstehen“, sagte Jessika. „Dabei dachte ich es wäre genauso wichtig auch den Partner des Ponys zu Beginn eines Anfängertrainings zu berücksichtigen.“
„Wir beide können uns nachher immer noch ausgiebig unterhalten, Jessika“, sagte Lora. „Aber wenn Annika erst einmal Snowflake ist, dann erwarte ich von ihr keine Gespräche mehr. Ich weiß nicht, wie ihr das dann handhabt, wenn ihr unter euch seid, aber im Training bei mir hat ein Pony zu schweigen. Da dürfen lediglich abgestimmte und festgelegte Äußerungen zum Einsatz kommen. Klar?“, erklärte Lora den beiden.

Annika trat einmal mit dem linken Fuß auf und Jessika nickte.

„Ah, ich sehe. Da hat sich schon jemand etwas vorbereitet“, stelle Lora fest. „Kennst du auch schon ein paar der Kommandos für Ponys?“

Annika trat zweimal mit dem linken Fuß auf.

„Ich verstehe. Du kennst noch keine Kommandos, weißt aber schon, wie das Pony grundsätzlich kommunizieren soll. Sonst noch was?“

Annika trat dreimal kräftig auf.

„Ja, du kannst natürlich sprechen. Immerhin bist du ja noch nicht Snowflake. Das zählt für mich erst ab dem Moment, wenn du deine Ausrüstung trägst. Was habt ihr denn Stretchanzüge oder Fellanzüge?“
„Wir haben Fellanzüge in schneeweiß gekauft“, sagte Annika. „Immerhin bin ich doch Snowflake, da muss es einfach ein weißes Fell sein. Eine andere Farbe kommt da für mich auch gar nicht in Frage.“
„In diesem Fall zählt es für mich ab dem Moment, in dem der Fellanzug komplett angezogen und geschlossen ist. Du musst dafür kein Geschirr tragen, wenn du den Fellanzug und die Stiefel trägst, dann bist du ein Pony. Verstanden?“
„Ja, ich denke, das ist kein Problem für mich“, bestätigte Annika. „Außerdem hat Jessika da so eine spezielle Trense für Snowflake gekauft. Mit dieser Trense im Maul kann Snowflake selbst, wenn sie es wollte nicht mehr verständlich sprechen.“

Lora nickte verstehend und sah Jessika an, die mit den Schultern zuckte und sagte: „Ich fand das einfach stilecht für Snowflake. Und außerdem hat sich meine Snowflake auch noch nie bei mir beschwert, wenn ich ihr die Trense ins Maul stecke.“
„Gut, ich sehe du trennst gedanklich zwischen deinem Pony und deiner Frau“, sagte Lora. „Das macht es dir später auf jeden Fall einfacher. Hast du Snowflake das Ponyoutfit schon öfter angelegt?“
„Nein, nicht wirklich. Nur ein paar Mal zum aus- und anprobieren“, sagte Jessika und fügte hinzu, „aber Annika hat schon öfter das Laufen in den Hufstiefeln geübt.“
„Gut, damit wäre für mich die Vorbesprechung erledigt. Dann zieh dich bitte mal um, Annika. Ich komme dann in ein paar Minuten Snowflake, und auch dich Jessika, abholen“, sagte Lora und verließ die Box.

Jessika half Annika nun ihr Fell, ihre Stiefel, die Handschuhe und auch das Geschirr anzulegen, als letztes steckte sie Snowflake auch die Trense ins Maul und befestigte sie am Kopfgeschirr. Dann fixierte sie mit den Lederbändern ihre Vorderbeine hinter dem Rücken und hakte diese am Geschirr ein.

„Alles in Ordnung, Snowflake?“, fragte Jessika.
Snowflake trat einmal kräftig mit ihrem linken Hinterhuf auf. Bald schon kam auch Lora wieder in die Box, sie hatte eine Führleine und eine Gerte mitgebracht. Lora betrachtete Snowflake und pfiff anerkennend.
„Das ist aber mal ein schickes und edles Geschirr“, kommentierte sie. „Wo habt ihr beiden das denn her?“
„Ich habe das Geschirr selbst hergestellt“, sagte Jessika. „Ich bin Sattlerin. Daher habe ich Snowflake ein besonderes Geschirr versprochen.“
„Respekt, sowas hat nicht jedes Pony“, sagte Lora und dann hakte sie die Führleine an Snowflakes Kopfgeschirr ein.
„Bevor wir jetzt in die Trainingshalle gehen, Snowflake. Möchte ich dir noch ein paar Worte sagen. Wir zwei machen heute ein paar einfache Kommandoübungen. Ich werde dir deine ersten Kommandos beibringen, das werde ich genau wie bei einem echten Pony tun. Ich werde dir die Kommandos also grundsätzlich nicht erklären, sondern ich werde das Kommando nur ansagen und anzeigen. Zusätzlich erhältst du aber von mir leichte Hilfen mit der Gerte oder der Führleine. Hast du das verstanden?“

Snowflake bestätigte Lora ihre Ansage, in dem sie einmal mit dem Huf auftrat. So gingen die drei gemeinsam über das Gelände in die Trainingshalle.

Dort angekommen nahm Lora die Führleine locker in die Hand, hielt Snowflake die Gerte vor die Brust und sagte: „Stand!“
Snowflake stand lässig mit leicht hängenden Schultern und entspanntem Rücken vor Lora. Den Kopf wandte sie erwartungsvoll in Loras Richtung und lies den linken Huf leicht pendeln.
„Nein, nein, so geht das nicht, Snowflake. Ich komme jetzt zu dir und werde dir mal zeigen, wie das richtig ist“, sagte Lora.

Lora trat näher an Snowflake heran, griff nach ihrem Kopf und richtete ihn gerade nach vorn aus. Dann positionierte sie Snowflakes Beine und deutete ihr an, dass sie geradestehen sollte. Schließlich trat sie hinter Snowflake, zog leicht ihre Schultern zurück, so dass nun auch der Rücken gerade war und ihre Brüste hervorstanden.

„Gut“, kommentierte Lora das Ergebnis. Erneut hielt sie Snowflake die Gerte vor die Brust und sagte: „Stand!“

Snowflake stand nun kerzengerade, mit vorgestreckter Brust, erhobenem Kopf und nach vorn gerichtetem Blick vor ihr. Hier und da korrigierte Lora noch leicht mit der Gerte nach, doch das Ergebnis war schon ganz passabel, wie sie fand.

„Gut, Snowflake. Merk dir diese Haltung“, sagte Lora. Schließlich zog sie ganz leicht an der Leine, tippte mit der Gerte zweimal auf Snowflakes Rücken und sagte: „Go!“

Snowflake jedoch blieb stehen.

Lora wiederholte den Vorgang, zog diesmal etwas kräftiger an der Leine, tippe auch etwas kräftiger zweimal auf Snowflakes Rücken und sagte wieder: „Go!“ Diesmal ging Snowflake vorsichtig einen Schritt vor.
„Brave Snowflake“, sagte Lora auch prompt. „Das ist schon fast richtig.“ Und wieder tippte sie zweimal auf Snowflakes Rücken und sagte: „Go!“ Diesmal jedoch hielt sie den Zug an der Führleine leicht aufrecht, und Snowflake ging weiter.
„Sehr gut, Snowflake“, lobte Lora und ließ sie immer weiter gehen.
Dann ließ sie den Zug an der Leine locker, tippte Snowflake zweimal auf die Brust und sagte: „Halt, Snowflake!“

Sofort blieb Snowflake nach diesem Kommando stehen.

„Snowflake, stand“, befahl Lora nun.

Umgehend nahm Snowflake eine gerade Haltung ein, strecke ihre Brust hervor und blickte mit erhobenem Kopf nach vorn.

„Brave Snowflake“, lobte Lora, stecke ihr einen kleinen Honig-Hafer-Keks ins Maul und rieb ihr über die Wange.

Genüsslich kaute Snowflake auf ihrem Keks herum und war stolz, dass sie ihre erste Belohnung von Lora erhalten hatte.

Dann sagte Lora nach einer Weile einfach nur: „Go!“

Doch Snowflake blieb weiterhin still und stur stehen. Erneut versuchte es Lora mit dem verbalen Kommando und einem zusätzlichen, leichten Zug an der Führleine, diesmal ging Snowflake los. Was Lora gleich wieder mit einem Lob bekräftigte. Nach ein paar Schritten tippte sie Snowflake zweimal mit der Gerte vor die Brust und Snowflake blieb stehen.

„Ich nehme an, du hast das Prinzip verstanden, Jessika?“, fragte Lora und Jessika nickte.
„Gut, dann kannst du ab jetzt weitermachen. Ich schaue euch beiden dann zu und helfe im Zweifel nach.“

Nun nahm Jessika die Gerte und die Führleine von Lora. Jessika tippte Snowflake lediglich zweimal mit der Gerte auf den Rücken und Snowflake ging los. Das Lob von Jessika folgte unmittelbar. Nach ein paar Schritten sagte Jessika: „Halt!“ Snowflake bliebt stehen und Jessika strich ihr lobend über den Kopf.

So übten die beiden unter Loras Aufsicht noch bis zum Mittag weiter an Snowflakes ersten drei Kommandos. Mal nutzte Jessika nur das verbale Kommando, ein anderes Mal die Gerte und manchmal auch beides. Snowflake sollte lernen die Kommandos auf Basis der Gerte und des gesprochenen Kommandos zu verinnerlichen. Lora griff nur gelegentlich ein und gab Jessika Tipps.

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Als es gegen viertel vor zwölf an der Tür läutete, gingen Alina und Leonora in die Eingangshalle. Alina stellte sich ordentlich und gerade in der Nähe der Garderobe auf, dann öffnete Leonora die Tür. Sie knickste und sagte: „Guten Tag.“

Vor der Tür stand eine ältere Dame mit lockigen grauen Haaren, sie stützte sich auf einen Stock und schaute Leonora aufmerksam taxierend an. Etwas hinter ihr stand ein Mann mittleren Alters, er hatte dunkelblonde, lockige Haare. Sein Haar war etwas wirr, an den Ansätzen schon leicht ergraut und auch erste Geheimratsecken zeigten sich bereits bei ihm.

‚Das müssen sie sein‘, dachte sich Leonora, auf Basis der Beschreibung von Herrn Artur und der Uhrzeit. ‚Ihr kann man die Ähnlichkeit zu Herrn Artur deutlich ansehen, und auch bei ihm sieht man die Ähnlichkeit zu seiner Mutter und die entfernte Ähnlichkeit zu meinem Herrn.‘

„Guten Tag. Du bist eine der beiden neuen Serva meines Bruders nehme ich an“, sagte die Frau in einem sachlich feststellenden Ton.
„Ja, Frau Schmitz, das ist korrekt“, sagte Leonora freundlich und knickste erneut. „Mein Name ist Leonora. Bitte kommen sie doch herein.“

Frau Schmitz trat an Leonora vorbei in die Eingangshalle und betrachtete nun auch Alina sehr eingehend. Sie beäugte auch die Eingangshalle mit einem kritischen Blick, aus dem weder Alina noch Leonora eindeutig herauslesen konnten, ob das was sie da so sah nun ihr Wohlwollen oder Missfallen erregte.

„Guten Tag, Leonora. Es freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Peter Schmitz, der Neffe“, sagte der Mann freundlich lächelnd und hielt Leonora seine Hand entgegen. Er wirkte auf den ersten Blick deutlich lockerer und sympathischer als seine Mutter, fand Leonora.
„Guten Tag, Herr Schmitz“, sagte Leonora, knickste und schüttelte seine Hand.

Auch Alina begrüßte die beiden nun knicksend und bot Frau Schmitz an, ihr beim Ablegen der Jacke behilflich zu sein. Nachdem Leonora die Haustür geschlossen hatte, bot auch sie Herrn Schmitz an mit seiner Jacke zu helfen. So nahmen die beiden die Jacken der Gäste und hängten diese schließlich ordentlich an die Garderobe.

„So, so, mein Bruder hat es sich also in den wenigen Tagen schon angewöhnt seine Gäste nun hoch herrschaftlich durch seine beiden Serva empfangen zu lassen, bevor er sich selbst mal blicken lässt“, stellte die Frau in einem kritischen Ton fest.
„Der Herr erwartet sie bereits im Kaminzimmer“, sagte Alina schnell und knickste. „Wenn sie mir bitte folgen wollen.“

Während Alina mit Frau und Herrn Schmitz zum Kaminzimmer ging, zog sich Leonora wieder in die Küche zurück. Ihr Herr hatte soweit wohl recht, dass es mit seiner Schwester etwas anstrengend werden könnte. Sein Neffe jedoch schien ein netter, freundlicher Mann zu sein. Leonora stellte ein Tablett mit einer Schüssel Kekse, einer Karaffe Wasser und drei Gläsern bereit. Die Karaffe dekorierte sie schließlich noch mit zwei Scheiben Zitrone, die sie oben am Rand befestigte. Alina würde sicher gleich zurückkommen, um die Getränke zu servieren und je mehr dann schon vorbereitet wäre, um so schneller könnte Alina liefern.

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Alina klopfte an die Tür des Kaminzimmers.

„Herein“, erklangt die Stimme von Herrn Artur.
Alina öffnete die Tür, betrat den Raum und knickste. „Frau und Herr Schmitz sind eingetroffen, Herr Artur“, sagte Alina mit klarer und deutlicher Stimme zu Artur. Alina knickste auch wieder, als die beiden Angekündigten an ihr vorbei in den Raum traten. Dann erst schloss sie die Tür und stelle sich ruhig sowie mit auf dem Rücken verschränkten Armen neben diese. Artur hatte sich vom Sofa erhoben und war auf seine Schwester zugegangen.
„Herzlich willkommen, Züff“, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen.

Sophie ergriff seine Hand, schüttelte diese kurz und trat aber wieder einen Schritt zurück, um ihren Bruder genauer in Augenschein zu nehmen. Dann hielt sie ihre Arme leicht auseinander und schließlich nahmen sich beide in die Arme.

„Schön dich wieder zu sehen, Artur. Du siehst gut genährt aus. Ich vermute deine beiden Serva können gut kochen“, lachte sie und auch Artur lachte nun.
„Bitte nimm doch Platz, Züff“, sagte er und wandte sich zu seinem Neffen. „Peter, es freut mich, dass ihr beide hier seid.“

Beide Männer schüttelten sich ausgiebig die Hände.

„Ich komme immer gerne, wenn auch eher selten. Das weißt du doch“, lächelte Peter.

Als alle drei saßen, fragte Artur nach ihren Getränkewünschen. Beide wollten sie nur ein Glas Wasser vor dem Essen haben. Später, so sagte Sophie wollte sie auch noch einen ordentlichen Kaffee, aber nicht vor dem Mittag. Artur nickte Alina zu, die zur Bestätigung knickste und das Kaminzimmer verließ. In der Küche angekommen sah Alina das fertige, wartende Tablett mit den drei Gläser, den Keksen und der Karaffe Wasser.

„Mensch, Leonie, bist du Hellseherin?“, fragte Alina erstaunt und deutete auf das bestückte Tablett, das auf dem Küchentisch stand.
„Nein. Aber ich dachte mir, vielleicht haben sie ähnliche Vorlieben wie Herr Artur, und da habe ich das einfach schon einmal vorbereitet. Alle anderen Wünsche hätten wir dann noch kurzfristig umsetzen müssen. Brauchst du sonst noch was?“, fragt Leonora.
„Nein, es ist alles perfekt. Ich brauche genau drei Gläser Wasser“, sagte Alina zufrieden und verließ auch schon wieder mit dem Tablett die Küche.

Sie klopfte an die Tür und wartete auf das Signal ihres Herrn, bevor sie die Tür öffnet. Alina betrat den Raum, knickste, schloss die Tür und servierte das Wasser. Zuerst Frau Schmitz, dann Herrn Schmitz und schließlich auch Herrn Artur. Im Anschluss stellte sie noch die Kekse auf den Tisch, bevor sich wieder still neben die Tür stellte.

„Flink scheinen die beiden ja zu sein“, sagte Sophie an Artur gewandt. „Und wie bist du sonst so mit deinen Serva zufrieden, Artur?“
„Ich habe überhaupt keinen Grund zu klagen, Züff. Die beiden machen ihre Aufgaben prompt und gut“, sagte Artur daraufhin.
„Und wo ist Leonora nach unserer Begrüßung hingegangen?“, fragte Sophie.
„Leonora ist vermutlich in der Küche und kümmert sich um das Essen“, sagte Artur. „Ich vermute auch, dass sie für Alina bereits das Tablett mit den Keksen und dem Wasser vorbereitet hatte. Immerhin war Alina auffällig schnell wieder hier. Habe ich recht, Alina?“, fragte er zu Alina gewandt.
„Ja, Herr. Als ich in die Küche kam um die Getränke zu holen, hatte Leonora bereits das Tablett fix und fertig vorbereitet“, sagte Alina.
„Respekt, diese Leonora scheint mir ja ein ganz pfiffiges Mädchen zu sein“, sagte Sophie anerkennend.
„Mutter, du kannst loben?“, fragte Peter gespielt erstaunt und lächelte deutlich.
„Frecher Kerl, natürlich kann ich das“, sagte Sophie ebenso gespielt zu Peter und wackelte mit ihrem Stock in seine Richtung. Sie wandte sich Alina zu, die immer noch neben der Tür zur Eingangshalle stand, und sagte: „Komm doch bitte her an den Tisch und nimm bei uns drei Platz. Ich würde mich gerne etwas mit dir unterhalten.“

Herr Artur nickte.

„Ja, Frau Schmitz“, bestätigte Alina. Dann trat sie an den Tisch heran, knickste und kniete sich an die freie Seite des Tisches.
„Und wie gefällt es dir bei meinem Bruder, Alina?“, fragte Sophie nun und richtete ihren Blick auf Alina.
„Sehr gut, Frau Schmitz. Ich bin zwar erst zwei Wochen bei Herrn Artur, aber es gefällt mir wirklich sehr gut bei ihm“, sagte Alina ehrlich und aufrichtig.
„So, so. Und wegen dir hat er auch noch Leonora erworben, ist das richtig?“, hakte Sophie nach.
„Ja, Frau Schmitz. Ich habe Herrn Artur vor der Versteigerung gebeten, mir diesen sehr großen Gefallen zu gewähren und er war so gütig mir diesen auch zu erfüllen“, sagte Alina dankbar.
„Ein ziemlich teurer Gefallen, findet du nicht, Mädchen?“, bohrte Sophie weiter.

Alina schaute nun ziemlich unsicher zu Herrn Artur, sie war leicht rot auf den Wangen geworden und schien sich nicht sicher zu sein, wie sie auf diese Frage von Sophie antworten sollte.

„Züff, also bitte“, wandte nun Artur ein. „Du bringst die arme Alina ja richtig in Bedrängnis. Was willst du denn von ihr hören? Soll sie dir sagen, dass ich sie gefragt habe, ob sie auch in mein Schlafzimmer kommen wird, wenn ich sie kaufe?“
Sophie sah nun ihren Bruder an und hob die rechte Augenbraue an. „Hast du?“, fragte sie knapp.
„Ja, das habe ich, wenn du es unbedingt wissen willst“, gab Artur prompt und offen als Antwort.

Alina hatte den Blick gesenkt und schien sich nun ziemlich unwohl in ihrer Haut zu fühlen.

„Mutter, ich glaube wirklich, dass das eine Sache zwischen Onkel Artur und Alina ist, die weder dich noch mich etwas angeht. Sieh doch nur, wie du die arme Alina in Verlegenheit gebracht hast“, ergriff nun auch Peter Partei und deutete in Richtung der knieenden Alina. „Es tut mir leid, Alina. Ich entschuldige mich für meine neugierige Mutter“, sagte Peter nun zu Alina gewandt.
„Na, soweit kommt es noch, dass du dich für deine alte Mutter entschuldigen musst“, brachte Sophie hervor. „Kindchen, es tut mir leid. Ich wollte dich wirklich nicht beschämen. Ich wollte nur dä ahle Schmecklecker da“, sie zeigte auf Artur, „nicht so leicht davonkommen lassen.“

„Wie könnten sie mich mit der Wahrheit beschämen, Frau Schmitz“, sagte Alina vorsichtig. „Ich wollte doch nur nicht meinen Herrn in Verlegenheit bringen. Bei mir ist das egal.“ Nachdem sich Alina wieder einigermaßen davon erholt hatte, dass Artur so offen seiner Schwester seine Motive dargelegt hatte, begann sie zu grübeln. Da war dieses Wort schon wieder, sie hatte es vor vielen Tagen schon einmal gehört, als sie das Comm-Gespräch mitgehört hatte. Schon damals hatte es sie interessiert, aber wie hätte sie Herrn Artur fragen sollen ohne sich zu verraten. Doch heute Abend würde sie ihn endlich fragen können.
„Da hat Mutter aber auch ein bisschen recht, oder Onkel? Ich meinte, das riecht schon sehr nach einem Schmecklecker“, sagte nun auch Peter amüsiert.
„Ja, bei mir dürfte diese Bezeichnung dann wohl zutreffen“, gab Artur resigniert zu.

Sophie wirkte triumphierend. „Habe ich es nicht gleich gesagt?“, stellte sie mehr zu sich selbst als zu den anderem im Raum fest.

„Ja, das hast du wohl, Züff. Ich nehme an, du bist nun zufrieden und wir können uns anderen Themen zuwenden.“
„Was gibt es denn heute zu Mittag?“, fragte Peter um einen Themenwechsel einzuleiten.
„Leonora hat extra ein rheinisches Menü zusammengestellt“, verkündete Artur stolz. „Sie hat sich viele Gedanken gemacht und mich sogar noch gefragt, ob es meiner Meinung nach, euren Geschmack treffen würde.“
„Jetzt spann uns aber nicht so auf die Folter“, warf Sophie ein.
„Als Eröffnung en leich Kappeszüppche, dann ene Pääds-Suurbrode ech Kölscher Aat und zum Schluss Klatschkis met Obs“, führte Artur aus.

Peter und Sophie schienen auf Grund der Ausführungen von Artur erfreut zu sein, lediglich Alina fragte sich verwirrt was ihr Herrn, denn da gesagt hatte. Leonora hatte ihr etwas ganz anderes über die Zusammenstellung des anstehenden Essens erläutert.

„Hat deine Leonora das Menü auch so bezeichnet?“, fragte Sophie ihren Bruder interessiert.
„Nein, natürlich nicht“, gab Artur zurück. „Alina, was hat Leonora vorbereitet? Kannst du es nochmal bitte wiederholen?“
„Entschuldigen sie, Herr Artur, ich kann es leider nicht wiederholen. Denn mir sagte Leonora, dass es eine leichte Kohlsuppe, Sauerbraten mit Klößen und danach Obstquark gäbe“, sagte Alina immer noch etwas verwirrt.

Zuerst schauten sich Artur, Peter und Sophie nur an, doch dann brachen alle drei in amüsiertes Gelächter aus, was die arme Alina aber noch verwirrter dreinschauen ließ.

„Habe ich was Falsches gesagt?“, fragte Alina verwirrt und zweifelnd.
„Nein, nein“, sagte Artur, nachdem er sich beruhigt hatte. „Es ist alles gut, Alina. Du hast nichts Falsches gesagt. Du hast recht. Ich habe mehr oder weniger das Gleiche gesagt, nur eben auf Kölsch.“
„Es tut mir leid, Herr Artur. Das von ihnen Gesagte habe ich nicht verstanden und konnte es daher auch nicht wiederholen. Ich wollte ihnen auch nicht zu nahe treten. Bitte entschuldigen sie“, sagte Alina verunsichert.
„Es ist alles gut, Alina. Ich denke, keiner hier im Raum nimmt dir etwas übel. Du bist nicht aus Köln oder dem Rheinland. Wer spricht heute schon noch regionale Dialekte außer ein paar exzentrischen Kölnern“, sagte Artur und machte eine entschuldigende Geste.
„Oh, Onkel, ich glaube in Köln sind das noch mehr Leute als du glaubst. Man hört immer noch hier und da ein paar Brocken Kölsch. Sicher keine ganzen Unterhaltungen, aber den ein oder anderen Wortfetzen hört man immer noch in den Altstadt Kneipen“, erklärte nun Peter.
„Tatsächlich?“, fragte Artur erstaunt. „Das freut mich, und zeigt auch, dass ich kaum noch in die entsprechenden Lokalitäten komme. Ich glaube, ich würde aus den Schuhen kippen, wenn Jakob mich Samstagabends auf Kölsch begrüßen würde“, sagte Artur lachend.

So ging die Unterhaltung der vier noch einige Zeit weiter. Sophie und auch Peter stellten Alina noch die ein oder andere Frage, die Alina aber alle beantwortete, denn keine der Fragen war mehr unangenehm. Alina staunte lediglich, dass die Verwandten ihres Herren, speziell seine Schwester, scheinbar solch ein Interesse an seiner Serva hatten.

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Während Leonora sich um das Mittagessen kümmerte, fand sie auch noch die Zeit um im Esszimmer den großen Tisch für fünf Personen einzudecken. Es wirkte wirklich etwas verloren nur für fünf Personen an diesem großen Tisch einzudecken. Aber Herr Artur hatte ebenso auf dem Esszimmer bestanden, wie darauf das Alina und Leonora mit am Tisch essen sollten. Beide hatten sie selbstverständlich gesagt, dass sie in der Küche nach ihm und seinen Gästen essen würden, doch ihr Herr hatte das strikt abgelehnt.

So stellte Leonora nur fünf Platzteller und ein kleines Blumengesteck, das sie gestern noch im Blumenladen im Ort gekauft hatte auf den Tisch. Die Farbe des Gestecks, zu dem sie ihrem Herrn geraten hatte, und die Servietten harmonierten natürlich. Leonora hatte ihrer Meinung nach auf jedes Detail geachtet. Schließlich platzierte Leonora noch die Gläser und das Besteck ordentlich und akkurat ausgerichtet auf dem Tisch. Als Leonora mit allem zufrieden war, ging sie wieder in die Küche zurück und prüfte die Töpfe. Alles war in bester Ordnung und würde pünktlich servierfertig sein.

Als es gegen zwanzig vor eins war klopfte Leonora an die Tür des Kaminzimmers.

„Ja, bitte“, erklang Arturs Stimme etwas gedämpft durch die Tür.

Leonora betrat den Raum, knickste und sagte: „Herr Artur, das Mittagessen wäre soweit.“

„Danke, Leonora. Geht ihr beiden doch schon einmal ins Esszimmer, wir drei kommen auch gleich.“

Alina und Leonora knicksten. Beide verließen sie das Kaminzimmer und gingen ins Esszimmer, wo sie sich neben der Tür zur Eingangshalle aufstellten und warteten. Bald darauf kamen auch Artur und seine beiden Gäste ins Esszimmer. Während Artur Sophie mit dem Stuhl half, tat Leonora dies bei Peter und Alina hielt anschließend für Artur den Stuhl. Als Leonora in die Küche ging um die Kohlsuppe servierfertig zu machen, schenkte Alina die Getränke ein und ging dann ebenfalls in die Küche. Kurz darauf trugen die beiden schließlich die Suppe auf. Zuerst bedienten sie die Dame, es folgte der männliche Gast, dann ihr Herr und zuletzt bedachten sie sich auch selbst.

Die Suppe schmeckte allen, ein explizites Lob blieb jedoch aus. Leonora störte es nicht, war es ihr doch grundsätzlich eher unangenehm, wenn man ihre Speisen lobte. Als schließlich alle ihre Suppen genossen hatten, trugen Alina und Leonora die Teller ab. In der Küche bereitete Leonora dann noch die Schüsseln, die Saucieren und die Fleischplatte für den Hauptgang vor. Ganz traditionell, wie mit Herrn Artur abgestimmt, gab es Kartoffelklöße und selbstgemachtes Apfelmus zum Sauerbraten. Die traditionelle Art der Zubereitung und die Präsentation des Sauerbratens brachte Leonora dieses Mal sogar ein Lob von Sophie ein. Auch das Hauptgericht mundete allen sehr und Leonora erntete mehr als nur ein Lob.

„Also Leonora, ich muss schon sagen, dieser Sauerbraten… ich selbst hätte ihn wahrscheinlich kaum besser hinbekommen“, lobte Sophie und aß genussvoll ein letztes Stück.
„Vielen Dank, Frau Schmitz“, sagte Leonora schüchtern, weil ihr das Lob doch schon wieder ein wenig unangenehm war. „Ich freue mich, dass es ihnen schmeckt. Das Gericht habe ich extra für ihren Besuch zubereitet.“
„Es war sehr gut. Ich danke dir. Aber sag mal, hast du irgendwelche Verbindungen nach Köln? Ich kann es fast nicht glauben das ein Immi solch einen Suurbrode, verzeih‘ Sauerbraten, zaubert?“, fragte Sophie und tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab.
„Nein, Frau Schmitz, mir ist aus meiner Familiengeschichte kein Bezug zu Köln bekannt. Ich koche einfach nur sehr gern und es macht mir sehr viel Spaß“, sagte Leonora.
„Mutter, jetzt musst du Leonora aber auch noch erklären was ein Immi ist. Wie soll sie das wissen, wo sie nicht aus der Gegend ist?“, sagte Peter zu seiner Mutter. "Oder weißt du was ein Immi ist, Leonora?", fragte er unmittelbar danach an Leonora gewandt.

„Nein, Herr Schmitz. Ich mag die Kölsche Sprache, aber ich verstehe die meisten Begriffe leider nicht. Was ein Immi ist weiß ich daher nicht“, antwortete Leonora.
„Oh, du weißt nicht was ich mit einem Immi gemeint habe?“, fragte Sophie und lachte. „Ein Immi ist jemand der nicht in Köln geboren ist, der aber nun in Köln lebt. Gut, wir sind hier nicht direkt in Köln selbst, aber so eng sieht man das hier nicht. Der Kölner hatte schon immer ein einnehmendes Wesen, auch was das Umland angeht.“
„Ich verstehe, also bin ich ein Immi“, sagte Leonora mit fragendem Unterton.
„Ja, das bist du. Aber das ist nichts Schlimmes. Du hast auf jeden Fall ein Händchen für die regionale Kölner Küche, Leonora“, sagte Sophie anerkennend.
„Vielen Dank, Frau Schmitz“, sagte Leonora verlegen.

Nachdem alle mit dem Hauptgang geendet hatten, räumten die beiden Serva ab. Nach einem Moment kehrten sie dann mit einer Schale Keksen und fünf kleinen Schälchen mit Obstquark für alle ins Esszimmer zurück. Auch die einfache Nachspeise fand das Gefallen der Gäste und Artur nickte Leonora wohlwollend zu.

„Sag mal, Leonora. Wie gefällt es dir denn so bei meinem Bruder?“, fragte Sophie recht unvermittelt nachdem sie ihren Obstquark gegessen hatte.
„Sehr gut, Frau Schmitz. Ihr Bruder ist ein wirklich guter Herr. Ich hatte mir vor zwei Wochen noch Sorgen gemacht eine männliche Herrschaft zu kommen, aber Herr Artur hat mir bisher keinerlei Grund gegeben diese Sorge zu bestätigen“, sagte Leonora unverhohlen.
„Ich glaube, ich verstehe. Soweit ich weiß kann dir aber eine Herrschaft in diesen gewissen Dingen doch gar nichts befehlen, Leonora. Warum also die Sorge?“, fragte Sophie.
„Juristisch und theoretisch haben sie da natürlich recht, Frau Schmitz. Aber meine Erfahrung sagt mir, dass ein Mann immer Mittel und Wege findet. Er braucht dazu nur etwas entsprechenden Druck aufzubauen, so dass die Serva schließlich doch freiwillig zu ihm ins Schlafzimmer kommt“, sagte Leonora, wobei sie das Wort «freiwillig» besonders betont hatte.
„Du hast aber keine hohe Meinung vom männlichen Geschlecht, oder?“, fragte Sophie und beobachtete Leonoras Reaktion eingehend.

„Nein, Frau Schmitz, die habe ich wohl wirklich nicht“, sagte Leonora sehr knapp und ohne weitere Regung.
„Bitte, Züff, ich glaube Leonora ist das Thema eher unangenehm. Wir beide, also Leonora und ich, hatten da vor vierzehn Tagen ein ähnliches Thema, das war Leonora auch sehr, sehr unangenehm“, warf nun Artur ein und Leonora schenkte ihm einen dankbaren Blick.
„Natürlich, bitte verzeih, Leonora. Es liegt mir fern dir zu nahe zu treten. Ich bin halt manchmal etwas neugierig, vielleicht sogar neugieriger als mein Bruderherz. Ich hoffe das ist kein Problem“, sagte Sophie und lächelte Leonora an. „Wenn dir etwas unangenehm ist, oder du eine Frage nicht beantworten möchtest, so kannst du mir das frei heraus sagen. Ich werde das selbstverständlich akzeptieren.“
„Danke, Frau Schmitz“, sagte Leonora erleichtert und nickte.

„Hast du eine Fahrerlaubnis, Leonora?“, fragte Sophie nun.
„Ja, Frau Schmitz. Ich kann und darf Autofahren. Herr Artur hat mich auch schon mit seinem Auto fahren lassen. Ich hoffe es war zu seiner Zufriedenheit“, gab Leonora zurück.
„Ganz sicher, Leonora“, warf Artur ein. „Du bist eine gute und sichere Fahrerin.“
„Vielen Dank, Herr.“
„Du kannst und darfst?“, frage Sophie etwas verwundert an Leonora gewandt.
„Sie meint mich, Frau Schmitz“, warf nun Alina ein, bevor Leonora antworten konnte. „Ich kann Autofahren, aber mir fehlt trotzdem die offizielle Fahrerlaubnis.“
„Entschuldige bitte, das ist mir rausgerutscht“, sagte Leonora zu Alina, doch die grinste, zuckte nur mit den Schultern und machte eine wegwischende Handbewegung.

„Wie steht es bei dir mit der allgemeinen Hausarbeit, Leonora?“, frage Sophie sie nun.
„Ich denke, dass ich das ganz gut im Griff habe, Frau Schmitz. Es macht mir zwar nicht soviel Freude wie das Kochen, aber ich habe keinerlei Probleme mit Haushaltsführung, Putzen, Waschen und Aufräumen. Hauswirtschaft war eines meiner guten Fächer in der Schule.“
„Das ist schön. Ich hatte bereits den Eindruck gewonnen, dass du recht gut vorausplanen und organisieren kannst. Ich war recht angetan davon, dass du für Alina das Getränketablett vor dem Mittag schon vorbereitet hattest“, sagte Sophie.
„Das war selbstverständlich für mich. Ich wusste, Herr Artur würde ihnen Getränke anbieten. Auch wusste ich, dass Herr Artur sicher für sich selbst Wasser wählen wird. Somit waren die drei Gläser und die Karaffe Wasser für mich schon klar. Alles andere hätten Alina und ich vorbereitet, wenn ich die konkreten Wünsche gekannt hätte.“

„Das ist genau das was ich meine, Leonora. Ich glaube es spricht für eine gute Serva sich genau diese Gedanken zu machen“, lobte Sophie. „Darf ich fragen, wie lange du als unfreie Serva dienen musst?“
„Ja, Frau Schmitz. Ich denke, das ist kein Geheimnis. Herr Artur muss mir erst in fünfzehn Jahren meine Freilassung anbieten, dann werde ich über vierzig Jahre alt sein“, antwortete Leonora.
„Und dann, Leonora?“, fragte Sophie.
„Ich weiß es nicht, Frau Schmitz. Das sind noch sehr viele Jahre. Ich habe mir darüber ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht. Im Augenblick möchte ich meinem Herrn einfach nur eine gute Serva sein und ihm keinerlei Grund zur Unzufriedenheit mit mir geben“, antwortete Leonora aufrichtig.

Sophie hob die Augenbraue nach Leonoras letzter Antwort, kommentierte und hinterfragte diese jedoch nicht. Sie taxierte Leonora wieder eingehend, so als versuche sie ihre Gedanken und ihr Innerstes wie ein Buch zu lesen.

„Aber du weißt, weshalb mein Bruder neben Alina auch dich in Hamburg erworben hat?“, fragte Sophie nun ganz unverblümt.
„Ja, das weiß ich, Frau Schmitz. Herr Artur hat mich erworben, weil Alina ihn darum gebeten hat“, sagte Leonora recht nüchtern und schaute kurz zu Alina.
„Und das stört dich nicht?“, fragte Sophie etwas verwundert.
„Es geht so, Frau Schmitz“, sagte Leonora ehrlich, aber vage. „Aber es steht mir als Serva nicht zu, die Beweggründe meiner Herrschaft in dieser Beziehung zu hinterfragen. Natürlich bin ich persönlich nicht unglücklich, dass es so gekommen ist und ich dadurch bei Alina bleiben konnte.“

„Du magst Alina?“, fragte Sophie und sah die beiden Serva an.
„Ja, Frau Schmitz. Alina ist meine beste Freundin, wir haben uns zwar erst auf der Schule in Hamburg kennengelernt, aber ich glaube wir beide verstehen uns sehr gut“, sagte Leonora und Alina nickte zustimmend. Beiden sahen sie sich in die Augen und lächelten.

„Magst du Tiere, Leonora?“, fragte Sophie sie nun und änderte das Thema, nachdem sie die beiden Serva ein paar Augenblicke beobachtet hatte.
„Grundsätzlich mag ich alle Lebewesen, die mir nichts antun wollen. Meine Lieblingstiere, falls sie das meinten, Frau Schmitz, sind Katzen. Ich mag einfach deren freie und sanfte Art“, gab Leonora offen zurück.
„Und wie ist es mit Hunden?“, fragte nun zum ersten Mal Peter selbst eine Frage.
„Bei Hunden kommt es halt auf den Hund selbst an, Herr Schmitz. Wenn es ein lieber und netter oder aber nur ein kleiner Hund ist, dann habe ich sicher kein Problem mit ihm. Ansonsten gilt auch hier was ich schon sagte, dass ich jedes Lebewesen mag, solange es mir nichts antun will“, sagte Leonora.
„Naja, Leonora“, sagte Peter. „Du bist auf jeden Fall bei meinem Onkel in guter Gesellschaft, er ist auch eher kein Hundefreund. Habe ich recht, Onkel?“

„Was heißt hier kein Hundefreund? Nur weil ich keinen Hund habe, oder wie dein Vater, eine kleine Hobbyhundezucht unterhalten habe, heißt das doch noch lange nicht, dass ich keine Hunde mag“, warf Artur nun ein.
„Würdest du dich denn freuen, wenn ich dir morgen einen Hund schenken würde, Onkel?“, fragte Peter nun offensiver und schaute seinen Onkel auffordernd an.
„Ähm, du weißt doch, dass ich keine Zeit habe mich ordentlich um einen Hund zu kümmern, und die versauen einem doch nur die guten Teppiche und den ganzen Rest des Hauses.“
„Tja, was soll ich nun sagen: «quod erat demonstrandum»!“, sagte Peter und konnte sich ein freundliches Lachen nicht verkneifen.

Zuerst schaute Artur etwas verkniffen drein als wäre er überführt worden. Er sagte aber nichts weiter, sondern fiel nach einem Augenblick in das freundliche Lachen seines Neffen mit ein. Schließlich nickte er in Peters Richtung, so als wollte er sagen, dass Peter im Grundsatz recht habe mit seiner Einschätzung.

Alina schaute etwas verwirrt zu Herrn Schmitz, woraufhin Leonora sich zu ihr beugte und leise sagte: „Was zu beweisen war.“
„Du kannst Latein, Leonora?“, fragte Peter etwas erstaunt und sah Leonora an.
„Nein, Herr Schmitz, nicht wirklich, nur ein paar Floskeln, die man mit der Zeit so aufschnappt“, antwortete Leonora prompt und wich seinem Blick aus.
„Bei mir ist es auch nicht besser. Da sind ebenfalls nur die kümmerlichen Reste in Form von ein paar Floskeln aus dem Studium“, sagte Peter belustigt und konnte sich schließlich ein weiteres, kurzes Lachen nicht verkneifen. „Das gute alte Q.E.D. pflegte mein Mathematik-Dozent stets an jeden Beweis anzufügen, sowas bleibt dann halt doch hängen.“

Leonora nickte, wie zur Bestätigung, in Peters Richtung. Herr Schmitz schien ein wirklich lockerer und lustiger Zeitgenosse zu sein, fand Leonora. Er war ihr mehr und mehr sympathisch, auch wenn sie ihn erst seit knapp zwei Stunden kannte.

Ähnlich wie zuvor bei Alina im Kaminzimmer, stellten Sophie und auch Peter der verwunderten Leonora noch viele, weiteren Fragen. Leonora beantwortete die Fragen und wunderte sich über das eigentümliche Interesse an ihr als einfacher Serva von Herrn Artur. Nach einiger Zeit schließlich beendete Herr Artur jedoch die Fragerunde, in dem er die Tischgesellschaft aufhob.

„Ich denke, wir drei ziehen uns noch etwas ins Kaminzimmer zurück“, sagte Artur. „Leonora, das Mittagessen war vorzüglich. Ich danke dir.“
„Vielen Dank, Herr Artur.“

Als Sophie, Peter und Artur ins Kaminzimmer gegangen waren, räumten Alina und Leonora den Tisch ab. Anschließend gingen die beiden in die Küche um auch dort alles in Ordnung zu bringen.

„Was war das denn für eine Fragestunde beim Mittagessen?“, fragte Leonora an Alina gewandt, als sie die Spülmaschine einräumte.
„Das kann ich dir auch nicht sagen, Leonie. Mich hatte Frau Schmitz vor dem Essen auch schon einige Sachen im Kaminzimmer gefragt. Sie scheint halt, wie sagte sie selbst, recht neugierig zu sein“, sagte Alina und kicherte.
„Das war aber schon irgendwie mehr als nur ein paar neugierige Fragen“, gab Leonora zurück. „Das fühlte sich eher schon so an, als ob sie mir auf den Zahn fühlen wollte.“

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  RE: Leonora und Alina Datum:27.10.19 12:12 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Sir m
Wieder sehr schön geschrieben.
Vor allem der ponyteil ist gut gemacht.
Bitte so einfühlsam weiter schreiben.

MfG
Df
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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:27.10.19 16:13 IP: gespeichert Moderator melden


Danke für das Lob.

Es wird Dich sicher freuen, dass da noch ein bisschen mehr vom Ponyteil im nächsten Kapitel folgen wird.

SirM
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*Gozar*
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  RE: Leonora und Alina Datum:27.10.19 21:31 IP: gespeichert Moderator melden


Na dann wäre es sehr schön wenn wir nicht so lange warten müssen! Auch ich brenne darauf den nächsten Teil zu lesen

Gruß Gozar
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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:13.11.19 18:29 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 13 – Die Wölfin

Während der Mittagspause waren Jessika und Snowflake in die Box zurückgegangen, dorthin brachte eine der Helferinnen einen Servierwagen mit zwei Flaschen Wasser, Gläsern und zwei großen Tellern mit duftendem Gemüseeintopf. Bald schon roch auch Snowflake den Eintopf und wurde unruhig.

„Setz dich bitte auf deine Liege, Snowflake“, sagte Jessika. „Hast du Hunger?“
Snowflake trat zur Bestätigung mit dem Huf auf.
„Gut, dann werde ich dich jetzt füttern“, sagte Jessika und grinste.
Snowflake wandte sich mit einem irritierten Ausdruck in Jessikas Richtung. Sie zerrte etwas an ihren Vorbeinen, die immer noch hinter ihrem Rücken am Geschirr befestigt waren und gab einen unartikulierten Protestlaut von sich.

„Nein, die Vorderhufe bleiben da wo sie sind und das gilt auch für die Trense in deinem Maul“, sagte Jessika streng. „Du gefällst mir so wie du gerade bist nämlich ziemlich gut, meine Schöne.“
Snowflake ließ ihren Kopf und die Schultern hängen, dann schnaubte sie ein wenig enttäuscht.
Jessika setzte sich neben Snowflake, nahm sie in den rechten Arm und drückte sie. Daraufhin rieb Snowflake ihren Kopf an Jessikas Schulter und schien ihr schon wieder verziehen zu haben. Mit der linken Hand zog Jessika den Servierwagen herüber, so dass er mittig vor ihnen stand. Schließlich entfernte Jessika doch noch die Trense und ließ diese seitlich an Snowflakes Kopfgeschirr baumeln.
„Mach bitte das Maul auf“, sagte sie zu Snowflake und schob ihr vorsichtig den ersten Löffel mit Eintopf ins Maul.

Während Snowflake ihren Eintopf kaute und schluckte, nahm auch Jessika sich einen Löffel voll von ihrem Teller. Snowflake aber saß bereits mit offenem Maul neben ihr und gab einen fordernden Laut von sich. Wieder schob Jessika ihr einen Löffel mit Eintopf ins Maul und nahm sich danach selbst einen. Jedes Mal hatte Snowflake bereits das Maul wieder offen, wenn Jessika so weit war. Doch Jessika ließ sich nicht von ihr hetzen und hielt ihr Tempo durch. Jessika genoss es sichtlich ihre Snowflake so zu füttern. Beide aßen sie in Ruhe ihren Eintopf. Als Snowflakes Teller leer war, steckte Jessika ihr wieder die Trense ins Maul und sagte zu ihr: „Du kannst dein Maul wieder zu machen, Snowflake. Du hast die ganze Portion von deinem Eintopf verputzt.“

Zum Dank für das Füttern rieb Snowflake ihren Kopf an Jessikas Schulter.
„Mir hat es gut gefallen dich zu füttern. Und war es jetzt so schlimm für dich?“, wandte sich Jessika an sie.
Zweimal trat Snowflake mit dem Huf auf und rieb ihren Kopf noch intensiver an Jessikas Schulter.
„Es hat dir also auch gefallen?“, fragte sie nach und Snowflake trat klar und deutlich einmal mit dem linken Huf auf.

„Das freut mich umso mehr“, sagte Jessika und gab Snowflake einen Kuss. Snowflake spürte Jessikas Zunge, die ihr Maul erforschte, doch wegen der Trense konnte sie sich nicht revanchieren. Sie war gezwungen den Kuss vollkommen passiv und doch leidenschaftlich hinzunehmen. Es erregte Snowflake, so ungemein abhängig von Jessika zu sein, und sie genoss den Kuss sowie das unbeschreibliche Gefühl ihrer aktuellen Lage sehr. Jessika streichelte sie nun am Bauch, fuhr mit der Hand langsam bis in ihren Schritt und untersuchte ihre freiliegende Scham.

„Du bist ja sogar feucht. Hat es dir tatsächlich so gut gefallen?“, lachte Jessika und schob nun ihre feuchten Finger in Snowflakes Maul, die sofort an den Fingern mit ihrem eigenen Saft saugte.
„Bevor wir jetzt mit dem Training weitermachen, solltest du noch mal schnell aufs Klo. Dann ist auch dein Schritt erst mal wieder trocken. Brauchst du meine Hilfe?“, fragte Jessika.
Snowflake verneinte das Angebot durch zweimaliges Auftreten und ging zur Toilette. Anschließend gab Jessika ihrer Snowflake noch etwas zu trinken, bevor sie beide wieder zurück zu Lora in die Trainingshalle gingen.

Als sie die Trainingshalle erreichten, waren auch wieder andere Ponys mit ihren Partnern dort und trainierten. Lora schien sie schon zu erwarten. Unter ihrer Anweisung trainierten die beiden nun noch weitere Kommandos ein. Wie schon heute Vormittag versuchte Snowflake nicht selbst über die Kommandos nachzudenken, sondern einfach nur auf die Hilfen ihrer Partnerin zu achten. Sie fand es interessant einfach mal nicht denken zu müssen und nur das zu tun, was Jessika oder Lora von ihr wollten.

Jessika nahm wieder die Führleine und die Gerte. Ohne einen Zug an der Leine oder den Einsatz der Gerte, reichte das Kommando „Go!“ und Snowflake setzte sich gemächlich in Bewegung. Jessika ließ sie ein paar Schritte gehen, doch dann tippte sie ihr einmal mit der Gerte auf den Rücken und sagte: „Fast!“

Erst reagierte Snowflake nicht, doch als Jessika die Sequenz aus Gerte und Kommando mit einem zusätzlichen, leichten Zug an der Führleine erneut ausführte schien Snowflake sie zu verstehen und ging schneller durch die Halle.
„Gut gemacht, Snowflake“, lobte Jessika ihr Pony. „Fast!“, sagte sie erneut.
Snowflake beschleunigte ihren Schritt weiter. Und wieder ließ Jessika sie ein paar Schritte gehen, bevor sie ihrer Snowflake mit der Gerte einmal vor die Brust tippte. „Snowflake, slow!“, sagte sie zur Unterstützung der Gerte.

‚Die Gerte wird gegenläufig eingesetzt‘, dachte Snowflake nun doch plötzlich, obwohl sie doch eigentlich gar nicht denken wollte. ‚Wenn sie will das ich losgehe oder schneller gehe, dann berührt sie mich im Rücken. Also abgewandt von der Zielrichtung, so dass ich der Gerte im Prinzip ausweiche. Dabei ist eine doppelte Berührung sozusagen das Start- oder Stopsignal und eine einfache Berührung eine Beschleunigung.‘
Snowflake konnte nichts dafür, sie versuchte zwar wie heute Vormittag ihre aktiven Gedanken abzuschalten, aber ihr Hirn wollte da im Augenblick wohl einfach nicht mitspielen. In diesem Moment hasste sie ihr überaktives Gehirn, sie wollte doch einfach nur abschalten und gar nicht mehr denken.
‚Jetzt soll ich also bremsen’, dachte sich Snowflake.

Snowflake schien dieses Kommando direkt verstanden zu haben, denn sie verlangsamte ihren Schritt wieder und Jessika lobte sie ausgiebig. Jessika ließ Snowflake nun abwechselnd das Kommando für Schneller und Langsamer ausführen, mal nur verbal, dann nur mit der Gerte sowie hin und wieder in Kombination der Gerte und des verbalen Kommandos.
Schließlich sagte sie: „Snowflake, halt!“ Sie hatte die Gerte nicht eingesetzt und trotzdem bleibt Snowflake unmittelbar nach dem Kommando stehen. „Stand!“, schob Jessika schließlich noch hinterher.
Snowflake stand nun die Beine sowie den Rücken gerade, den Kopf erhoben, den Blick nach vorn gerichtet und die Brust vorgestreckt.

„Das hast du super gemacht, Snowflake“, sagte sie lobend, schob ihr einen Hafer-Keks mit Honig ins Maul und kraulte sie am Kopf. Sofort drückte Snowflake ihren Kopf der sie kraulenden Hand entgegen und rieb ihn an dieser.
Die beiden übten nun noch ein paar weitere Sequenzen und Kombinationen aus den fünf Kommandos, mal mit Gerte, mal ohne Gerte und dann wieder mit und ohne Worte, bis auch Lora zufrieden in Jessikas Richtung nickte.

„Ihr zwei macht das schon ganz ordentlich. Ich denke das Lob habt ihr euch beide verdient“, sagte Lora und kraulte Snowflake unter dem Kinn, was diese zu einem lustigen Schnauben verleitete. „Jetzt solltet ihr die nächste Stufe ausprobieren“, sagte Lora und deute mit ihrer Gerte Jessika an, was sie damit meinte.
Jessika nickte, als sie verstand, dass sie Snowflake nun den Richtungswechsel nach links und rechts beibringen sollte. Lora deute ihr dabei an, dass die Gerte bei rechts auf die linke Schulter gelegt wurde und bei links entsprechend auf die rechte Schulter des Ponys gelegt wurde.

„Alles klar“, bestätigte Jessika und wandte sich wieder zu Snowflake. „Snowflake, stand!“
Snowflake stellte sich besonders gerade, aufmerksam und still hin.
„Go!“, sagte Jessika und Snowflake ging langsam los. Nach ein paar Metern legte sie ihr die Gerte auf die rechte Schulter und sagte: „Left!“

Snowflake wollte beinahe nach rechts gehen, wandte sich dann aber ein Stück nach links.
‚Jessy ist nicht zufrieden‘, dachte Snowflake. ‚Weil ich beinahe nach rechts gegangen wäre, oder warum? Ich bin aber doch nach links gegangen, wie sie es wohl von mir wollte.‘
Schließlich nahm Jessika die Gerte von ihrer rechten Schulter und sagte: „Snowflake, halt!“
Snowflake bliebt stehen und war leicht irritiert, denn ihr war nicht klar, was sie nicht richtig gemacht hatte. Dann ließ Jessika sie wieder losgehen und nach ein paar Schritten spürte Snowflake die Gerte nun auf ihrer linken Schulter.

„Right!“, sagte Jessika und zog dabei auch die Führleine leicht nach rechts.
Snowflake ging immer weiter nach rechts, sie lief fast schon eine kleine Kreiskurve. Schließlich nahm Jessika die Gerte von ihrer linken Schulter und unterließ auch den Zug an der Führleine. Stolz es nun richtig zu machen ging Snowflake weiter rechtsherum im Kreis.
„Snowflake, halt“, sagte Jessika und ihre Stimme klang etwas enttäuscht in Snowflakes Ohren.
‚Was hat sie denn nur? Bin ich diesmal nicht richtig und direkt rechtsherum gegangen? Was mache ich nur falsch‘, dachte Snowflake verzweifelt und ließ den Kopf hängen. Sie schnaubte enttäuscht und wirkte etwas niedergeschlagen.

„Du musst nicht enttäuscht sein, Snowflake“, hörte sie Jessika neben sich sagen. „Die Kommandos werden eben nicht einfacher für dich. Du wirst den Dreh schon noch rausbekommen, da bin ich mir ganz sicher.“ Sie kraulte sie hinter dem linken Ohr und Snowflake trat zaghaft einmal mit dem Huf auf. Es tat Snowflake richtig gehend leid, dass sie Jessika scheinbar bei der Ausführung der letzten Kommandos derart enttäuscht hatte. Sie wollte es doch richtig machen für ihre Jessika.
Jessika sah, dass Lora mit dem Kopf in ihre Richtung schüttelte. „Bitte warte mal kurz hier auf mich und ja nicht weglaufen, Snowflake“, sagte Jessika.

Snowflake bestätigte ihre Anweisung und Jessika ging rüber zu Lora. Leise unterhielten sich die beiden etwas von Snowflake abgewandt. In kurzen Worten verdeutlichte Lora ihr nun, dass sie als Partnerin ihrem Pony nie das Gefühl geben sollte sie gerade zu enttäuschen. Wichtig für das Pony war die positive Verstärkung des Lobs, führte Lora weiter aus und negative Emotionen hatten dabei keine gute Wirkung. Jessika nickte, ging zu Snowflake und nahm die Führleine wieder in die Hand.

„Komm, wir versuchen es nochmal. Snowflake, stand!“, sagte Jessika aufmunternd. „Go!“
Snowflake ging los und spürte schon nach wenigen Schritten die Gerte auf ihrer rechten Schulter.
„Left!“, sagte Jessika und zog dabei leicht an der Führleine nach links.
Snowflake ging sofort nach links und lief wieder auf einer imaginären Kurvenlinie. Dann verschwanden sowohl die Gerte von ihrer rechten Schulter als auch der Zug an der Führleine. Aus einer Eingebung heraus brach Snowflake von der Kurvenlinie aus und ging nun wieder geradeaus weiter.

„Sehr gut, Snowflake. Das machst du klasse“, sagte Jessika freudig neben ihr.
Scheinbar hatte sie es diesmal richtig gemacht, und ein wohliges Glücksgefühl durchströmte Snowflake, allein schon auf Grund der freudigen Stimmlage ihrer Jessika. Sie freute sich und ein frohes Schnauben erklang aus ihrem Maul.
„Snowflake, left“, sagte Jessika wieder neben ihr und Snowflake spürte die Gerte auf ihrer rechten Schulter ruhen.
Umgehend ging Snowflake nach links, und weiter nach links. Sie lief wieder auf der imaginären Kurvenlinie linksherum. Dann verschwand die Gerte von ihrer rechten Schulter und sofort lief sie nur noch geradeaus weiter.

„Klasse, Snowflake, das machst du richtig gut“, sagte Jessika begeistert neben ihr her gehend.
Wieder fühlte Snowflake dieses seltsame Glücksgefühl in sich, weil sie Jessika mit dieser Kleinigkeit scheinbar doch so begeistern konnte. Noch während Snowflake in ihrem Glück schwelgte, spürte sie diesmal auf der linken Schulter die Gerte ruhen. Es kam jedoch kein verbales Kommando und so war sie etwas verunsichert. Schließlich entschied sie sich nun rechtsherum im Kreis zu gehen.
„Brave, schlaue Snowflake“, sagte Jessika und Snowflake wusste, die Entscheidung war gut gewesen.
Dann verschwand die Gerte von ihrer linken Schulter und Snowflake ging wieder geradeaus. Doch im nächsten Moment tippte die Gerte zweimal vor ihre Brust. Snowflake blieb stehen und bekam zur Belohnung einen Hafer-Keks ins Maul geschoben.

„Das hast du gut gemacht, Snowflake. Ich bin mächtig stolz auf dich, dass du das so schnell verstanden hast“, lobte sie Jessika.
Sie nahm Snowflake liebevoll in den Arm und Snowflake rieb zärtlich ihren Kopf an Jessikas Schulter.
„Ich möchte euch beide ja nur ungern stören“, erklang die Stimme von Lora hinter den beiden. „Aber das ist nur die halbe Miete, Jessika. Ihr solltet aber auch noch die andere Hälfte der Lektion trainieren. Wenn ich das mal so als eure zuständige Trainerin anmerken darf.“
„Ja, entschuldige, Lora. Es hat mich einfach nur so gefreut, dass meine Snowflake so gelehrig ist. Ich bin einfach nur so stolz auf sie“, erklärte sich Jessika glücklich.
„Deine Snowflake stellt sich schon recht ordentlich an, ja. Aber übertreib es mal bitte nicht mit deiner Begeisterung“, stimmte Lora zu, allerdings eher sachlich als begeistert.

„Komm, Snowflake. Die zweite Hälfte der Lektion schaffen wir beide jetzt auch noch“, sagte Jessika zuversichtlich zu ihrer Snowflake, die einmal zur Bestätigung mit dem Huf auftrat.
Jessika ließ Snowflake wieder losgehen. Nach ein paar Schritten dann tippte sie lediglich zweimal mit der Gerte auf ihre rechte Schulter, zog einmal kurz an der Führleine nach links und sagte: „Snowflake, left!“
‚Was will sie denn jetzt?‘, fragte sich Snowflake. ‚Ich soll auf jeden Fall nach links gehen, das ist klar, aber wieviel?‘ Snowflake machte einen leichten linken Schwenk und ging dann wieder geradeaus weiter.

Wieder wiederholte Jessika das Kommando und die Hilfen, zog dieses Mal jedoch einmal stärker an der Führleine. Snowflake machte daraufhin einen etwas größeren Schwenk nach links, bevor sie weiter geradeaus ging. Doch auch dieses Mal schien Jessika mit dem Ergebnis ihrer Bemühung nicht wirklich zufrieden sein. Es folgte beide Male keinerlei Lob für Snowflake nach dem Richtungswechsel.
‚Irgendetwas mache ich wohl immer noch falsch‘, fuhr es Snowflake durch den Sinn. ‚Die Drehrichtung stimmt auf jeden Fall. Auch das ich die Richtungsänderung grundsätzlich nur als einfache Aktion ausführe scheint korrekt zu sein. Bei einer andauernden Durchführung würde sie die Gerte wohl auch länger einsetzen. Es muss also ein bestimmter Drehwinkel sein.‘

Erneut versucht Jessika ihr Glück, sie tippe Snowflake zweimal auf die linke Schulter, zog einmal kräftig an der Führleine nach rechts und sagte: „Snowflake, right!“
Snowflake machte nun aus dem Gehen heraus eine Richtungswechsel nach rechts, der ungefähr einer viertel Körperdrehung entsprach. Anschließend ging Snowflake geradeaus weiter. Diesmal erhielt sie wieder ein Lob von Jessika.
‚Doppeltes Tippen mit Ansage der Richtung steht also für einen rechtwinkligen Richtungswechsel‘, dachte sich Snowflake. ‚Das kann ich mir gut merken.‘

Jessika ließ sie noch mehrere Male die Richtungen auf diese Art ändern, und Snowflake lief einen ziemlichen Zick-Zack-Kurs durch die Trainingshalle. Aber Jessikas Stimme klang sehr zufrieden, und so freute sich auch Snowflake über die Anerkennung für ihre Lernleistung.
Schließlich ließ Jessika ihre Snowflake anhalten, klopfte ihr mit der Hand auf die Schulter und schob ihr erneut einen Hafer-Honig-Keks ins Maul, den Snowflake dankbar und zufrieden fraß.

--

Sophie, Peter und Artur saßen bei Kaffee und Keksen im Kaminzimmer.
„Habe ich das richtig verstanden, Artur? Du würdest meinem Peter also erst einmal auf unbestimmte Zeit deine Serva Leonora überlassen?“, fragte Sophie ihren Bruder, die bisherige Unterhaltung der drei noch einmal zusammenfassend.
„Ja, Sophie. Das ist das was ich Peter vorgeschlagen habe. Genaugenommen wollte ich auch nur eine Serva haben. Und ich denke, Alina und Leonora werden es auch noch verkraften, wenn ein paar Kilometer zwischen ihnen liegen werden“, erklärte Artur seine Absicht. „Von meiner Seite aus, könnten sich die beiden auch gerne jeden Samstag und fast jeden Sonntag treffen. Ich hoffe, dass auch Peter dazu Leonora die entsprechenden Freiheiten einräumen wird.“

„Selbstverständlich, Onkel Artur. Zumal du ja auch weiterhin Lenoras Eigentümer wärst“, sagte Peter. „Ich würde mich daher an grundsätzliche Vorgaben von dir als Eigentümer halten.“ In Richtung seiner Mutter gewandt fügte er hinzu: „Onkel Artur und ich habe uns auf eine Ausleihe verständigt. Die Ausleihe wird beim Amt für unfreie Bürgerinnen und Bürger auch offiziell registriert, damit wäre ich als zeitweilige Herrschaft sogar amtlich legitimiert. Artur bleibt aber weiterhin Leonoras eigentlicher Eigentümer. Bei meinem ersten Versuch als Herr einer Serva wollte ich nicht direkt soweit gehen und selbst der Eigentümer werden.“

„Und wann wollt ihr die Übergabe, oder wie immer man das jetzt nennen will, von Leonora vollziehen?“, fragte Sophie die beiden.
„Ich muss erst noch bei uns in der Wohnung ein Zimmer für Leonora herrichten“, erklärte Peter. „Ich denke ich werde das Gästezimmer nehmen. Wir haben sowieso noch nie wirklich einen Gast bei uns beherbergt. Allerdings muss ich mir erst den Zustand der Einrichtung noch einmal genau anschauen. Ich gebe zu, ich bin selbst schon länger nicht mehr in unserem Gästezimmer gewesen.“

„Viel braucht es da für eine Serva wie Leonora nicht, ein Schrank und ein Bett ist das Wichtigste. Aber ich bitte euch auf jeden Fall Leonora weiter verpflichtend ihren Keuschheitsgürtel tragen zu lassen. Ich denke der Gürtel gibt ihr auch eine gewisse Sicherheit, selbst wenn sie es so direkt nicht offen zugibt. Bei diesem Thema hätte ich übrigens noch einen weiteren Punkt für euch, da Leonora mit Männern offensichtlich in der Vergangenheit einige Schwierigkeiten hatte“, sagte Artur.
„Das mit dem Keuschheitsgürtel bei Leonora ist für mich überhaupt kein Problem. Du glaubst doch nicht etwa von mir, dass ich über meine Serva herfallen würde, oder Onkel?“, fragte Peter.

„Nein, ich glaube das natürlich nicht von dir. Aber ob Leonora dir das auch glaubt, dass weiß ich ehrlich gesagt nicht. Ich denke, mir hat sie es anfangs auch nicht geglaubt. Zumindest war sie anfänglich in den ersten Tagen ziemlich ängstlich und übervorsichtig. Sie hat vermutlich in ihrem bisherigen Leben keine allzu guten Erfahrungen in dieser Beziehung mit Männern gemacht. Auf jeden Fall wäre es besser, wenn du, Züff, dann den Zweitschlüssel für ihren Gürtel sicher verwahren würdest. Ich denke, dass würde Leonoras Vertrauen in euch beide zusätzlich stärken“, erklärte Artur.

„Das kann ich sehr gerne für Leonora machen“, sagte Sophie freimütig. „Ich finde Leonora sehr sympathisch und ich glaube, ich mag das Mädchen irgendwie jetzt schon richtig gut leiden. Wir beide werden uns sicher ganz prächtig verstehen.“
Artur und Peter schauten Sophie etwas verwundert nach deren Aussage an.
„Was denn?“, fragte Sophie verwundert, als sie die Blicke der beiden auf sich ruhen sah. „Was denkt ihr beide eigentlich nur von mir? Ich bin doch kein Drache.“

„Gut, dann ist es also abgemacht?“, fragte Artur.
„Ja, Onkel Artur“, bestätigte Peter. „Ich freue mich Leonora bald in meinen Haushalt aufzunehmen. Ich denke, sie könnte frühstens ab übernächster Woche bei uns einziehen. Bis dahin müsste ich alles erledigt und vorbereitet haben. Oder wie siehst du das, Mutter?“
Sophie nickte und stimmte zu.
„Ich muss es Leonora und Alina aber auch noch sagen, eine Woche später wäre daher sicher kein Beinbruch für dich, oder Peter? Ich verspreche dir, dass Leonora spätestens am 31.10. bei dir einziehen wird“, sagte Artur.

--

Leonora stand im Esszimmer, sie deckte gemeinsam mit Alina den Tisch für das Abendessen ein. Sie hatte in Abstimmung mit Herrn Artur auch für das Abendessen eher traditionelle Kölner Speisen vorbereitet. Es gab verschiedene Brotsorten und ebenso verschiedene Brötchen, die Leonora extra frisch aufgebacken hatte. Auch eine Auswahl an Aufschnitt und Käse stand auf dem Tisch für die Gäste bereit. Im Zentrum des Tisches stand eine große Platte auf der viele, aufgetürmte Reibekuchen, oder Kartoffelpuffer, wie Leonora sie eher vom Namen her kannte, lagen. Herr Artur nannte die Kartoffelpuffer jedoch «Rievkooche» oder eben Reibekuchen, wenn er sich verständlich ausdrücken wollte. Daneben stand in einer Schüssel von Leonora selbstgemachtes Apfelmus und auch das obligatorische Rübenkraut durfte laut Herrn Artur auf dem Tisch nicht fehlen.

Es war kurz vor sechs Uhr als sie an die Tür des Kaminzimmers klopfte. Nachdem Herr Artur sie hereingebeten hatte, knickste Leonora und verkündete, dass das Abendessen fertig angerichtet war. Anschließend zog sie sich knicksend wieder aus dem Kaminzimmer zurück und ging ins Esszimmer. Dort warteten Alina und Leonora mit auf dem Rücken verschränkten Armen wieder neben der Tür zur Eingangshalle. Als ihr Herr und die Gäste das Esszimmer betraten knicksten die beiden Serva, und halfen, nachdem Artur seiner Schwester den Stuhl gehalten hatte, nun ihrerseits den beiden Herren mit den Stühlen. Anschließend bedienten sie noch die Getränkewünsche der Anwesenden. Auf ihre Stühle setzten sich die beiden Serva jedoch erst nachdem Herr Artur ihnen zugenickt hatte.

„Lasst es euch alle gut schmecken“, sagte Artur und eröffnete mit diesen Worten die Abendtafel.
„Jung, dat süht ävver lecker us“, sagte Sophie. „Das hast du auch wieder alles zubereitet, Leonora?“
„Ja, Frau Schmitz, das habe ich. Das Apfelmus habe ich selbstgemacht, ich hoffe es schmeckt ihnen. Die Reibekuchen, ich kannte sie bisher ja eher als Kartoffelpuffer, habe ich ebenfalls selbst gemacht und natürlich keine Fertigmasse dafür verwendet“, gab Leonora bescheiden und doch ein wenig stolz zurück.
„Du wolltest nicht zufällig einmal Köchin oder Küchenchefin werden bevor du Serva geworden bist, oder Leonora?“, fragte Sophie interessiert.
„Nein, Frau Schmitz. Eine berufliche Karriere in der Küche hat mir nie wirklich vorgeschwebt. Das meiste rund um das Kochen und den Haushalt habe ich bereits von meiner Mutter gelernt, und einiges dann auch noch in den zwei Jahren auf der Schule. Aber ein Berufswunsch war das Kochen bei mir eigentlich nie“, antwortete Leonora ihr.

Alle langten sie gut zu, auch ihr Herr hielt sich wieder einmal in keiner Weise zurück. Leonora freute sich, dass die von ihr zubereiteten Kartoffelpuffer und das Apfelmus so guten Anklang fanden. Alina schielte auffällig oft zu Herr Artur und konnte sich auch schon wieder ihr gefährliches, leichtes Grinsen nicht verkneifen. Leonora gab ihr unter dem Tisch einen leichten Stubs und schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. Alina schien ihren Hinweis jedoch zu verstehen, ihr Grinsen erstarb abrupt und sie versuchte deutlich weniger zu Herrn Artur zu schauen.

‚Puh‘, dachte sich Leonora, ‚da habe ich wohl gerade noch rechtzeitig einen von Alina frechen Kommentaren im Keim ersticken können. Nicht auszudenken, wenn Alina vor den Gästen unseres Herrn ihrem frechen Schnabel bezüglich der Essensmenge von Herrn Artur freien Lauf gelassen hätte. Warum ist sie damit nur immer so leichtsinnig? Sie wird sich sicher irgendwann noch mal große Probleme mit Herrn Artur wegen ihres frechen Schnabels einhandeln. Das muss sie doch endlich einmal verstehen.‘

„Sag mal, Leonora, wie alt bist du eigentlich?“, fragte Sophie für Leonora eher unerwartet und riss sie damit aus ihren Gedanken.
„Ich bin diese Woche sechsundzwanzig Jahre alt geworden, Frau Schmitz“, antwortete Leonora.
„Und du, Alina? Wie alt bist du?“, fragte Sophie nun auch Alina.
„Ich bin zwanzig Jahre und zweieinhalb Monate, Frau Schmitz. Leonora ist gut fünf Jahre, oder fast eher schon sechs Jahre, älter als ich“, sagte Alina.

„Kenngelernt und angefreundet habt ihr euch wirklich erst vor zwei Jahren in Hamburg auf der Schule, richtig?“, wollte Sophie nun noch einmal von den beiden wissen.
„Ja“, sagten Alina und Leonora nahezu synchron. „Ich habe Alina direkt am ersten Tag kennengelernt“, ergänzte Leonora. „Sie hatte im Schlafsaal das Bett neben meinem, so haben wir halt bald viel voneinander mitbekommen.“
„Ich erinnere mich auch noch ganz genau an den ersten Tag in der Schule“, sagte Alina. „Leonora kam am ersten Abend im Schlafsaal direkt auf mich zu, hielt mir ihre Hand entgegen und sagte: «Hallo, ich bin Leonora.» Ich hatte dadurch damals einen sympathischen, offenen und netten ersten Eindruck von ihr. Und außerdem dachte ich noch bei mir, es kann nie schaden sich mit der gefährlich aussehenden und scheinbar stärksten Frau der Gruppe gut zu verstehen.“

Leonora schaute etwas irritiert aus der Wäsche, sie wirkte überrascht und sah Alina fragend an.
Alina wurde rot und sah plötzlich sehr verlegen aus, sie konnte Leonora nicht einmal ins Gesicht sehen. „Habe ich den letzten Satz gerade wirklich laut gesagt?“, fragte sie vorsichtig und beschämt.
„Ja, dass hast du“, sagte Leonora ruhig und nickte zur Bestätigung, während sie Alina weiterhin mit ihrem Blick fixierte.
„Das tut mir leid. Ich wollte dich nicht beleidigen oder verletzen“, antwortete Alina kleinlaut.
„Ich bin nicht beleidigt oder verletzt, höchstens etwas erstaunt. Es gibt also gar nichts zu verzeihen. Es ist alles gut, Alina“, fügte Leonora ruhig hinzu.
Alina wirkte erleichtert und dankbar, sie sah Leonora zwar noch entschuldigend an, aber die Röte begann sich bereits aus ihren Wangen zurückzuziehen.
„Danke“, sagte Alina aufrichtig an Leonora gewandt.

„Ich hoffe ihr beiden seid jetzt nicht wegen mir untereinander verstimmt“, sagte Sophie besorgt. „Das wollte ich mit meinen neugierigen Fragen nämlich auf keinen Fall bezwecken.“
„Nein, Frau Schmitz“, antworteten beide Serva.

--

Bald nach dem Abendessen hatten sich Sophie und Peter dann auch verabschiedet. Leonora und Alina brachten noch das Esszimmer, das Kaminzimmer sowie die Küche wieder in Ordnung. Als die beiden gerade jede noch eine Tasse heiße Schokolade in der Küche tranken, betrat auch Artur die Küche. Er nahm sich eine Tasse aus dem Schrank, ließ sich von seinem Vollautomaten einen Kaffee zubereiten und setzte sich zu den beiden an den Küchentisch.

„Ich danke euch, dass der Besuch meiner Schwester so gut gelaufen ist. Ich hätte euch beiden einfach mehr vertrauen sollen. Ich glaube ich war heute Morgen ziemlich komisch und nervig zu euch, oder?“, fragte Artur offen.
Die beiden Serva schüttelten den Kopf.
„Nein, Herr“, sagte Alina. „Es ist alles in Ordnung. Wenn sie mit uns beiden zufrieden waren, dann sind wir es auch.“
Leonora nickte zur Bestätigung. „Ich hoffe, wir haben ein gutes Bild von ihrem Haushalt und auch von uns vor ihren Gästen präsentiert, Herr.“
„Leonora, macht dir da mal keine Sorgen. Peter, meinen Neffen, habt ihr beide und eure Art gut gefallen. Er war sichtlich von euch angetan. Meine Schwester fand dich, Leonora, besonders sympathisch und hat dich im Lauf des Tages mehr als nur einmal gelobt. Ich glaube, du hast bei ihr bereits einen großen Stein im Brett“, sagte Artur und zwinkerte Leonora aufmunternd zu.
Leonora schaute Artur verwundert an. „Sie hat mich mehrmals gelobt? Aber wofür denn, Herr?“, fragte Leonora erstaunt.

„Ich glaube sie war ziemlich beeindruckt von dir, Leonora. Es fing bereits mit deiner vorausschauenden Planung bei den Getränken an. Das fand sie sehr pfiffig von dir. Deine guten Kochkünste sowohl am Mittag, als auch deine Reibekuchen mit dem selbstgemachten Apfelmus, haben sie auch überzeugt. Ich glaube es hat ihr richtig gut geschmeckt. Sie hat sogar die harmonische Tischdekoration positiv hervorgehoben. Und darüber hinaus findet sie dich halt einfach auch sympathisch“, erklärte Artur.
„Hm“, machte Leonora. „Wenn es sich positiv auf den Gesamteindruck auswirkt, den ich als ihre Serva vor ihr machen konnte, dann freut es mich. Auch wenn es mir ja grundsätzlich unangenehm ist, so gepriesen zu werden. Mein Ziel für den heutigen Tag war, einfach alles nur so gut wie möglich zu erledigen. Ich wollte auf jeden Fall verhindern das sich eventuelle Fehler oder Makel von mir, auf sie als meinen Herrn auswirken“, gab Leonora zurück.

„Das hast du auf jeden Fall hinbekommen, Leonora. Ihr beide habt das gut hinbekommen. Auch du Alina, besonders deine vorwitzige Art hattest du ja fast die ganze Zeit im Griff“, sagte Artur. „Naja, bis auf deine kurze Schilderung zu eurer ersten Begegnung in der Schule“, ergänzte er und lachte.
„Ja, das tut mir auch sehr leid. Zumal die gute Leonie mich auch noch kurz vorher vor einem anderen dummen Ausrutscher bewahrt hat. Und wie habe ich ihr das gedankt, ich habe ihr meine dummen, verletzenden Gedanken von damals einfach so offen vor den Kopf geknallt“, sagte Alina betrübt.
„Aber warum hast du Leonora damals ausgerechnet so eingeschätzt?“, fragte er neugierig.
„Herr, das möchte ich jetzt lieber nicht weiter ausführen, wenn sie erlauben. Es hat etwas mit den Erfahrungen aus meiner Kindheit und Jugend zu tun, dass ich damals diese Einschätzung so getroffen habe“, sagte Alina zurückhaltend.

„Ich vermute, weil meine sichtbaren Narben im Gesicht damals noch viel roter warten. Da hat sie in mir wahrscheinlich eine eignete Verbündete für sich gesehen. Vermutlich wollte sie lieber mit der vermeintlich harten, gefährlichen Frau per Du sein, als ihr mögliches nächstes Opfer zu werden. Aber dabei will ich doch gar nicht so sein und erscheinen“, führte Leonora bedrückt aus.
„Das weiß ich doch jetzt auch. Und es tut mir ja auch wirklich leid, dass ich das mal von dir gedacht habe. Ich wollte dir das doch eigentlich auch gar nicht sagen. Es ist nur, wenn man so vorlaut und schmächtig ist wie ich, und man keinen in der Gruppe hat, der auf einen achtgibt, dann…“, Alina brach abrupt ab und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund.
Artur schaute sie irritiert an und auch Leonora sah aufmerksam zu ihr hinüber.
„Ich dachte du wolltest das Thema nicht weiter ausführen, Alina“, sagte Artur erstaunt.
„Nein, das will ich auch nicht, Herr. Aber mein Mund und sein blödes Eigenleben sind da offensichtlich anderer Meinung, deshalb bin ich jetzt auch lieber bei dem Thema still. Bitte entschuldigen sie, Herr Artur, und auch du, Leonie.“
„Schon gut, Alina. Schon gut!“, sagte Artur und Leonora nickte. „Lassen wir das Thema ruhen“, beschloss er.
Beide Serva nickten und sagten: „Ja, Herr!“

„Herr Artur, es gibt da aber noch eine Sache die mich seit heute Vormittag beschäftigt. Dürfte ich ihnen dazu vielleicht eine Frage stellen?“, fragte Alina.
„Ja, natürlich“, sagte Artur und nickte.
„Herr, darf ich bitte erfahren, was Frau und Herr Schmitz damit meinten, als die beiden sie als einen «ahle Schmecklecker» bezeichnet haben?“, fragte Alina vorsichtig.
Nun schien die Frage Artur doch etwas unangenehm zu sein, denn er drückte sich erkennbar vor einer Antwort. Aber schließlich seufzte er und führt aus: „Ein ahle Schmecklecker, wie man in Köln und dem Umland sagt, ist ein alter Mann, der sich an deutlich jüngere Frauen heranmacht, Alina.“
„Oh“, sagte Alina bloß und schaute ihren Herrn leicht grinsend an.
„Das haben Frau und Herr Schmitz wirklich zu ihnen gesagt?“, fragte Leonora erstaunt.
„Ja“, sagte Artur, „und im Grunde genommen haben sie damit wohl auch recht, ihr beiden.“
Nachdem die beiden ihre Trinkschokoladen ausgetrunken hatten, wünschten sie ihrem Herrn eine gute Nacht und zogen sich in ihre Wohnung unter dem Dach der Villa zurück.

--

Peter saß mit Sophie in seinem Auto und fuhr sie beide nach Hause. Es war eine großzügige und luxuriös ausgestattete, schwarze Limousine, die Peter als Dienstwagen von seiner Firma gestellt bekam.

„Ich fand es war ein wirklich schöner Sonntag“, sagte Peter unvermittelt zu seiner Mutter.
„Ja, das war es sicher“, bestätigte Sophie. „Ich muss sogar zugeben, dass es mir wirklich gutgetan hat, dass alte Haus endlich mal wieder zu besuchen. Aber auch Artur wieder mal in unserem alten, gemeinsamen Heim zu sehen war eine Freude.“
„Das freut mich, Mutter. Wir können das sicher öfter machen. Ich denke Artur hätte bestimmt nichts dagegen dich und mich wieder öfter bei sich daheim zu sehen“, fügte Peter freudig hinzu.
„Wir müssen es jetzt aber auch deswegen nicht gleich wieder übertreiben“, entgegnete Sophie jedoch nüchtern.
„Manchmal verstehe ich dich einfach nicht, Mutter. Erst sagst du, dass es dir gutgetan hat das alte Haus und deinen Bruder wiederzusehen. Und wenn ich dann sage, dass wir es gerne wiederholen können, dann sprichst du gleich von übertreiben“, sagte Peter verwundert.

„Ach, Peter, werde du mal so alt wie ich, dann darfst du auch seltsam und missverstanden werden“, seufzte Sophie. „Ich glaube Artur hat sich gefreut, dass wir gekommen sind. Aber er hat sich ebenso gefreut, dass wir auch wieder gegangen sind.“
„Wie kommst du denn darauf, Mutter?“, fragte Peter.
„Ich kenne meinen Bruder eben schon ein paar Jährchen länger als du. Ich wette er hat die beiden Serva heute Vormittag verrückt gemacht, dass sie alles ordentlich machen sollen und sich bloß keine Fehler mir gegenüber erlauben dürfen“, lachte Sophie. „Er war schon immer so. Er wollte es seiner großen Schwester immer mehr als nur recht machen, dabei bin ich noch pedantischer als Artur es selbst schon ist. Er steht bei mir also auf keinem leichten Posten mit seiner eigenen Einstellung.“
„Das mag stimmen, Mutter. Ich habe es einfach dran gegeben dir alles recht machen zu wollen, und ich denke wir beide kommen doch ganz gut zurecht, oder?“, gab Peter aufrichtig zurück.
„Eben“, sagte Sophie lapidar. „Hin und wieder ein kleiner spitzer Kommentar von mir oder von dir, und alles ist wieder in Butter. Artur konnte das aber nie ertragen. Das war es auch, was Artur an deinem Vater nicht verstehen konnte. Mit meinem Albrecht war es genauso wie mir dir, wir beide haben nie krampfhaft versucht es dem anderen immer recht zu machen.“

„Aber jetzt sag mir endlich, was du von Arturs beiden Serva hältst, Mutter“, forderte Peter sie interessiert auf.
„Alina ist ein nettes und vor allem auch ein sehr hübsches Mädchen. Sie ist sicher eine ganz passable Serva. Ich würde sagen leicht überdurchschnittliche Fertigkeiten in den notwendigen Fähigkeiten. Artur hat sie aber ganz eindeutig nur gekauft, weil er sie sehr schön und begehrenswert findet“, legte Sophie ihre Einschätzung dar.
„Leonora hingegen ist zwar etwas älter, sie ist wohl auch für einige Menschen nicht mehr so hübsch. Aber sie ist ein ganz, ganz aufgewecktes Mädchen. Ich denke, sie hat so einiges auf dem Kasten, was sie uns heute noch gar nicht gezeigt hat. Nachdem was ich heute gesehen habe ist Leonora eine sehr gute Serva. Sie ist eine von wenigen Frauen, die eine wirklich ideale Serva abgeben. Ich bin mir bei den beiden Serva relativ sicher, dass einzig wegen Leonoras Organisationstalent in den letzten zwei Wochen alles so gut und reibungslos in Arturs Haus geklappt hat.“

„Willst du damit sagen, dass Artur mit Alina allein mehr Probleme haben wird?“, fragte Peter erstaunt.
„Nein, ich möchte nicht von Problemen sprechen. Ich glaube nicht, dass Alina ihm Probleme machen wird oder will. Es ist einfach nur so, mit der Villa wird das arme Ding allein wahrscheinlich schnell überfordert sein. Ich denke, Leonora hat da im Hintergrund ganz ordentlich die Fäden in der Hand. Aber das wird Artur sicher auch dann bald bemerken“, sagte Sophie amüsiert.
„Sollten wir Onkel Artur nicht warnen bevor er Leonora zu uns gibt?“, meinte Peter vorsichtig.
„Nein, auf keinen Fall. Er hätte Leonora genauso gut behalten können. Es hat ihn keiner genötigt Leonora abzuschieben. Aber in seinem verbohrten Dickschädel hat er eine Serva geplant und nun passt ihm die zweite einfach nicht ins Schema, auch wenn es mit Leonora eigentlich die ideale Lösung für ihn und sein Haus wäre.“
„Wie du meinst, Mutter“, sagte Peter zustimmend.

„Ich freue mich auf jeden Fall, dass Leonora zu uns kommen wird. Mir gefällt das Mädchen.“
„Mir auch, Mutter. Ich hoffe sie kommt mit Arko klar.“
„Das wird an dir liegen, schließlich ist Arko dein Hund, Junge. Aber normal hört Arko doch aufs Wort. Ich sehe da also kein Problem. Du musst es ihm nur klarmachen“, sagte Sophie.

--

Alina und Leonora hatten gemeinsam in ihrer Wohnküche noch ein wenig ferngesehen, bevor sie sich schließlich bettfertig gemacht hatten.
Gegen zweiundzwanzig Uhr gingen sie dann in ihre Betten und ketteten sich an. Keine der beiden machte jedoch Anstalten das Licht in ihrem Schlafzimmer zu löschen. Sie lagen einfach nur minutenlang still nebeneinander. Jede von ihnen schien noch etwas zu beschäftigen und doch schien keine die passenden Worte zum Einstieg zu finden.

„Du Alina…“, sagte Leonora, während Alina zeitgleich mit „Leonie, ich…“ begann. Beide verstummten sie abrupt wieder, dann drehten sie sich zu einander um und grinsten sich an.
„Du zuerst, Alina“, sagte Leonora amüsiert.
„Nein, du zuerst. Du bist die Ältere, also steht dir das Wort zu“, erwiderte Alina wieder ernster.
„Was hat das denn mit meinem Alter zu tun?“, fragte Leonora irritiert.
„Das hat damit zu tun, dass ich das so gelernt habe, dass immer zuerst das ältere Mädchen vor dem Jüngeren spricht!“, gab Alina, weiterhin noch recht ernst, zurück.
„Wo lernt man denn sowas?“, fragte Leonora neugierig.
„Das sage ich dir, wenn ich dran bin. Jetzt möchte ich aber wissen, was du mir sagen wolltest“, erwiderte Alina.

„Du erinnerst dich an den Samstag vor zwei Wochen, als wir zusammen auf dieser Bank am Rheinufer saßen?“, fragte Leonora vorsichtig.
„Ja, natürlich, aber warum? Was ist damit?“, fragte Alina zurück.
„Du hast gesagt, dass du nicht alles über mich weißt. Und ich habe dir gesagt, dass du das auch nicht musst, weil es da Dinge gibt für die ich mich schäme…“, sagte Leonora zögerlich.
„Ja, das weiß ich noch und…?“, fragte Alina und versuchte die nächsten Worte aus Leonora heraus zu locken.
„Deine erste Einschätzung von mir vor gut zwei Jahren, als die Starke und Gefährliche in der Gruppe… Wie bist du darauf gekommen? Woher hattest du diesen ersten Eindruck von mir? Das will mir einfach nicht in den Kopf?“, wollte Leonora wissen.
„Das ist alles?“, fragte Alina verwundert.
„Nein, das ist nicht alles. Aber das würde mich interessieren. Ich glaube, so ganz falsch war deine Einschätzung wohl nicht. Es kommt natürlich hauptsächlich auf den Blickwinkel an. Ich selbst habe mich nie so gesehen und möchte das auch gar nicht. Außerdem dachte ich immer, ich würde mich ganz normal und offen verhalten. Aber doch hast du diese Seite in mir gesehen, warum nur?“, fragte Leonora und verstummte.

„Und weiter? Oder soll ich jetzt, sozusagen Zug um Zug, mit meinem Anliegen rausrücken?“, fragte Alina neugierig.
Leonora nickte lediglich stumm und sah Alina bittend an.
„Okay“, sagte Alina und atmete tief durch. „Du weißt von mir bereits, dass ich meine echten Eltern nicht kenne und bei Pflegeeltern aufgewachsen bin.“
„Ja“, erwiderte Leonora und nickte mit dem Kopf.
„Was du aber nicht weißt ist, dass ich mehrere Pflegeeltern hatte und zwischendurch auch wieder mal phasenweise im Kinderheim war. Ich glaube ich fiel in die Rubrik schwer vermittelbar und schwer erziehbar, oder sowas, keine Ahnung. Jedenfalls im Kinderheim habe ich gelernt, wie man schnell in einer Gruppe das Mädchen erkennt, dass den Ton angeben wird. Ich nannte sie immer still für mich selbst die Wölfin. Speziell für mich waren sie das auch, weil ich selbst immer eher kleiner, schmächtiger und wohl auch frecher war“, führte Alina aus. „Ja, frech oder vorlaut war ich wohl schon immer. Vielleicht hängt das genetisch alles bei mir zusammen. Auf jeden Fall machte mich das in den Gruppen entweder zum idealen Ziel oder zur vermeintlichen Freundin der Wölfin. Im Heim lernst du auch zwangsläufig die unausgesprochene Rangordnung unter den Mädels kennen und lässt die Älteren zuerst sprechen.“

„Jetzt verstehe ich auch deine, wie ich finde, übertriebene Sehnsucht nach einer vermeintlich heilen Familienidylle. Ich hatte echt gedacht, dass du bei einer einzigen Pflegefamilie aufgewachsen bist. Ich wusste nicht, dass es mehrere, verschiedene Familien waren und auch noch das Kinderheim“, sagte Leonora und klang ziemlich betroffen. Sie strich Alina aufmunternd über den Arm. „Und als du mich an dem Tag gesehen hast, da hat dir dein Bauch gesagt, freunde dich mit der Wölfin an oder leide unter ihr?“
„So ungefähr, ja. Auch wenn ich heute weiß, dass selbst wenn wir keine Freundinnen geworden wären, ich niemals unter dir gelitten hätte. Du warst immer nett und offen, auch zu den anderen Schülerinnen. Du erinnerst dich sicher auch, dass ich dir vor zwei Wochen auf eben jener Bank am Rheinufer gesagt habe, dass ich ganz sicher weiß, dass du ein herzensguter Mensch bist“, sagte Alina und lächelte sie nun an.

„Das ist es, was ich dir noch sagen wollte, Alina“, sagte Leonora und machte wieder einen Eindruck, als sei ihr unwohl in der eigenen Haut. „Ich bin vermutlich, kein so herzensguter Mensch wie du glaubst. Auch du weißt von mir schon, dass ich mal aktiv Kampfsport betrieben habe.“
„Ja“, bestätigte Alina. „Das hast du mal vor langer Zeit in der Schule ganz beiläufig erwähnt, und am ersten Abend mit Herrn Artur hast du es in seiner Fragerunde zum Kennlernen auch noch einmal kurz erwähnt. Aber konkreter bist du mir gegenüber damit nie gewesen.“
„Ich habe das viele Jahre gemacht, und bin wohl auch ziemlich gut gewesen, wenn ich ehrlich bin. Ich habe es bis direkt vor die Ausbildergrade und Meistergrade geschafft. Ich habe den blauen Gurt, darüber gibt es nur noch den braunen und schwarzen Gurt. Zumindest nach den Verbandsregeln, die für meinen Verein seiner Zeit bindend waren, es gibt sicher auch noch andere Gurt- und Gradsysteme. Die kenne ich aber nicht im Detail“, erklärte Leonora.

„Du bist also so ein richtiges Kampfsport-Ass, wie der bekannte Schauspieler Kwai Fong Lee? Ich fand seine Filme übrigens immer total klasse und lustig“, sagte Alina begeistert.
„Nein, ich bin keine weibliche Version von Kwai Fong Lee. Ich habe keinen fernöstlichen Kampfsport gemacht. Ich habe eher praktischen Verteidigungs-Kampfsport gemacht. Das ist nicht ganz so elegant und spirituell wie die fernöstliche Kampfkunst. Hierbei stehen eher die Praxis und die Effizienz im Vordergrund“, führte Leonora aus.
„Aha, und das ist so schlimm, dass du es mir bisher nie gesagt hast?“, fragte Alina nun erstaunt.
„Nein, aber ich hatte befürchtet, dass unsere Gespräche dann auch zu den schlimmen Stellen meiner Vergangenheit kommen würden. Daher habe ich auch diesen Teil lieber gleich mit verschwiegen.“
„Und was genau wären dann die schlimmen Teile deiner Vergangenheit?“, bohrte Alina schließlich neugierig nach.

Leonora atmete tief durch und wirkte unsicher. „Ich habe zweimal in gewissen Situationen die Kontrolle über mich verloren. Zusammen mit meiner Kampfsportausbildung, ist das aber gar nicht gut. Ich bin daher mehrfach wegen unterschiedlichen Körperverletzungsdelikten verurteilt worden. Beim ersten Mal war es noch eine Strafe zur Bewährung, und dann beim zweiten Mal zum Gefängnis oder wahlweise zur Serva. Das ich überhaupt noch die Wahl zur Serva hatte, war wohl allein nur deshalb möglich, weil ich jeweils mildernde Umstände und zusätzlich eine gute Sozialprognose hatte. Aber das ist jetzt meine aller, aller letzte Chance, Lina. Wenn ich noch ein einziges Mal wegen einer Körperverletzung vor Gericht lande, dann ist das Gefängnis wohl die unausweichliche Endstation für mich.“

Alina schaute Leonora still und wachsam an. „Ich verstehe“, sagte Alina nach einem Moment ruhig. „Also hatte mein Bauch doch ein bisschen recht, oder?“
„Ein bisschen recht ist vielleicht sogar untertrieben. Ich würde sagen, du hast mich scheinbar ganz gut durchschaut“, sagte Leonora und rang mit ihrer Fassung. „Ich wollte das doch nicht. Ich weiß doch auch nicht, warum ich das getan habe. Es hat einfach «Klick» bei mir gemacht.“ Leonora liefen Tränen die Wangen herab. „Beim ersten Mal, habe ich selbst die Polizei und den Notarzt gerufen, als ich gesehen habe, was ich da angerichtet hatte. Ich… ich wollte das doch nicht so.“
„Ich glaube dir, Leonie“, sagte Alina und streichelte der weinenden Leonora sanft über den Arm.
„Nach dem ersten Aussetzer habe ich den aktiven Kampfsport-Mist auch sofort an den Nagel gehangen. Ich hatte Abscheu vor mir selbst und dem was ich da angerichtet hatte. Ich hatte total überreagiert und bin komplett ausgerastet. Ich habe dann vor Gericht eine Bewährungsstrafe erhalten. Das war dann auch die Zeit, wo ich mein Studium geschmissen habe. Ich bin irgendwie total aus der Bahn geflogen. Es folgten dann aus heutiger Sicht noch weitere Dummheiten von mir.“

Leonora stockte und weitere Tränen rannen ihr über die Wangen. Alina schaute ihr aufmunternd in die Augen und nickte ihr zu. „Ich bin mir sicher, dass es plausible Gründe dafür gab.“
„Ich weiß nicht, nicht für das was ich alles getan habe. Noch während meiner Bewährungszeit habe, ich die nächsten Körperverletzungen begangen“, sagte Leonora und heulte nun endgültig.
Alina beugte sich zu ihr hinüber und nahm sie in die Arme. „Komm, Leonie. Ich vertraue dir, denn ich weiß, du würdest mir niemals etwas antun. Und ich bin mir auch sicher, dass es ganz schlimme Situationen für dich gewesen sein müssen, dass du so reagiert hast, wie du reagiert hast.“
Leonora weinte weiter an Alinas Schulter und war zu keiner Unterhaltung fähig. Alina hielt sie einfach nur fest und ließ sie es sich von der Seele weinen. Sie drückte Leonora und gab ihr ihre Wärme, Kraft und Nähe. Langsam nach ein paar Minuten beruhigte sich Leonora und das Weinen ließ nach.

„Danke, Lina“, war das erste was Leonora sagte, als sie ihre Stimme wiedergefunden hatte.
„Nicht dafür, Leonie. Ich bin doch deine Freundin. Ich bin für dich da, und ich vertraue dir weiterhin voll und ganz. Du kannst mir keine Angst mit deiner Vergangenheit machen. Zwei Jahre lang, tagein und tagaus, da habe ich dich ganz anders kennengelernt. Ich weiß daher mit Sicherheit, wie die wahre Leonora ist. Ich bin mir sicher, dass es erklärbare Gründe dafür geben muss, was der wahren Leonora passiert ist, dass es so weit kam.“
„Danke, Lina“, sagte Leonora erneut und klang ergriffen davon, dass Alina ihr so viel Vertrauen und Verständnis entgegenbrachte.
„Darf ich dich etwas dazu fragen?“, fragte Alina vorsichtig.
„Ja, natürlich darfst du das“, sagte Leonora und nickte.
„Gehe ich recht in der Annahme, dass du bei diesen Aussetzern immer Männer zusammengeschlagen hast?“, fragte Alina unsicher.
„Ja, es waren immer Männer. Ich habe, außerhalb von offiziellen Turnieren, noch keine Frau ernsthaft geschlagen oder gar ins Krankenhaus gebracht. Aber die Kerle waren danach alle ein Fall fürs Krankenhaus“, sagte Lenora und klang sehr unglücklich.

„Und du hattest auch deswegen Angst davor zu einer männlichen Herrschaft zu kommen, weil du dachtest, dass du dann eventuell nochmal so einen Ausraster bekommst? Zum Beispiel wenn dein Herr dich mit dreckigen Tricks oder durch Druck zum Sex bringen will, was er eigentlich ja gar nicht dürfte“, stellte Alina fest und sah Leonora in die Augen.
Leonora schaute sie einige Moment an, dann nickte sie ganz zaghaft. „Ja, das ist wahrscheinlich auch mit einer meiner Gründe für diese Sorgen. Von der Schule aus musste ich dann auch regelmäßig an einen Kurs teilnehmen, um das, was ich gelernt habe, nicht mehr leichtfertig oder übertrieben einzusetzen. Aber stell dir doch mal vor ich könnte wieder ausrasten und meinen Herrn krankenhausreif schlagen. Spätestens dann wäre alles für mich vorbei. Eine Serva, die die Hand gegen ihre Herrschaft erhebt, verschwindet im Gefängnis“, sagte Leonora unglücklich. „Ich hatte doch schon Glück, dass ich überhaupt noch die Option zur Serva vom Gericht erhalten habe. Daher habe ich mich auch immer in der Schule so bemüht alles richtig und gut zu machen. Ich habe doch schon genug Fehler gemacht. Ich will nicht ins Gefängnis, Lina.“

Alina rückte näher zu Leonora und kuschelte sich an sie. Sie legte ihre Arme wieder um Leonora und drückte sie an sich. „Ich werde immer zu dir stehen und das was du mir heute anvertraut hast, werde ich keiner Menschenseele sagen, das verspreche ich dir hoch und heilig“, sagte Alina bedeutungsvoll.
„Vielen Dank, Lina. Du bist echt meine aller beste Freundin“, sagte Leonora erleichtert und dankbar.


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*Gozar*
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  RE: Leonora und Alina Datum:13.11.19 21:00 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo SirM

Ich habe lange auf den nächsten Teil gewartet und
es hat sich wieder voll und ganz gelohnt.
!!! Respekt !!!

Gruß Gozar
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DerFeger Volljährigkeit geprüft
Fachmann





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  RE: Leonora und Alina Datum:14.11.19 18:14 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Sir M
Der Ponytei war Klasse geschrieben. Richtig gefühlvoll mit viel Verständnis für die beiden.

Dass die beiden Mädchen getrennt werden sollen, stimmt mich etwas traurig.
Ich hoffe doch sehr Artur erkennt sehr sehr schnell seinen Fehler.


MfG
DF
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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:04.12.19 17:53 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 14 – Der Speiseplan

Nur langsam wurden Alina und Leonora vom Piepsen und Vibrieren ihrer Comms wach. Die zu wenigen Stunden Schlaf, die sie nach dem Gespräch über Leonoras Vergangenheit bekommen hatten, rächten sich nun. Darüber hinaus hatten sie anschließend noch lange gekuschelt und wach gelegen.

„Oh, was soll das Gepiepe“, stöhnte Leonora und drückte auf ihrem Comm rum bis das Piepen verstummte.

Auch Alina dreht sich grummelnd um und steckte ihren Arm mit dem Comm unter das Kopfkissen. Langsam aber sicher wurde Leonora richtig wach, setzte sich aufrecht ins Bett und gähnte einmal herzhaft. Sie klopfte mit der linken Hand suchend auf Alinas Schulter.

„Komm! Wir beide müssen aufstehen, es ist schon fast sechs Uhr.“
„Ich will aber nicht“, protestierte Alina verschlafen.
„Dich fragt hier aber keiner und mich genau so wenig. Wenn wir keinen Ärger bekommen wollen, muss das Frühstück bis um halb acht fertig sein“, sagte Leonora ernst.

Sie rüttelte Alina an der Schulter, die nun lauter protestierte, aber schließlich auch ihr Comm zum Schweigen brachte und sich aufsetzte.

„Ist ja gut. Ich bin schon wach, du olle Miesmacherin“, nörgelte Alina missmutig.
„Was denn? Ich bin immer noch freundlicher als Miss Sibylla. Die hätte dich entweder mit der Gerte geweckt oder dir womöglich einen Eimer Wasser über den Kopf gekippt. Also beschwer dich hier mal nicht so“, erwiderte Leonora nachdrücklich. „Außerdem fällt es mir auch nicht leicht, aber ich weiß, dass es meine Pflicht gegenüber meinem Herrn ist.“

So standen sie schließlich auf, zogen sich ihre Sportsachen an und gingen leise aus dem Haus. Das Laufen fiel ihnen nicht so leicht wie sonst, und so trabten sie mehr als das sie liefen. Auf ihrem Morgenlauf trafen sie, wie so oft im Ortskern, auf Fleur und Cordelia, die sie beide amüsiert ansahen und kicherten. Alina und Leonora gaben ein eher mitleidiges Bild ab, sie wirkten immer noch nicht ganz munter und liefen auch mit wenig Elan.

„Na, eine lange Nacht gehabt ihr zwei?“, fragte Fleur mit einem anzüglichen Unterton.
„Ja, hatten wir in der Tat. Aber bestimmt nicht wegen dem was du jetzt von uns beiden denkst“, erwiderte Alina. „Wir haben gestern Abend spät noch was erzählt und dann dabei total die Zeit aus den Augen verloren. Heute Morgen haben uns dann unsere Wecker einfach so aus dem Schlaf gerissen.“
„Ich denke, es ist euch bestimmt lieber vom Wecker geweckt zu werden, als wenn euer Herr das persönlich mit der Gerte übernehmen würde, oder?“, neckte sie nun auch noch Cordelia.
„Der Himmel behüte uns davor, dass sowas jemals passiert“, sagte Leonora erschrocken. „Ich glaube, dass Herr Artur verdammt wütend wäre, wenn er uns um halb acht noch in unseren Betten liegend vorfinden würden. Da weiß ich auch nicht, ob da bei ihm noch die Gerte zum Einsatz käme und nicht gleich sogar schon der Stock oder gar die Peitsche.“
„Ja“, pflichtete Alina ihr bei, „die Gerte hat er schon genommen, als ich mal zehn Minuten zu spät zum Abendessen erschienen bin. Wenn wir um halb acht noch im Bett liegen, würden wir wohl kaum mit der Gerte bei ihm davonkommen.“
„Na, dann könnt ihr doch einfach froh sein, dass ihr jetzt wach und diesem Schicksal somit erfolgreich entgangen seid“, meinte Fleur und kicherte amüsiert. „Ihr beide seht aber trotzdem ziemlich scheiße aus, irgendwie total verschlafen mit Ringen unter den Augen und so. Ich empfehle euch dringend den Kopf mal ordentlich in kaltes Wasser zu halten.“
„Danke“, sagte Alina, „ich glaube das versuche ich nachher im Bad einfach mal.“

Kurz vor der Bäckerei verabschiedeten sich die vier voneinander und liefen in getrennten Richtungen weiter. Alina und Leonora betraten die Bäckerei und begrüßten Anna. Auch Anna sah sie etwas mitleidig an, ersparte ihnen aber einen Kommentar. Sie bestellten nur vier frische Brötchen und heute ausnahmsweise auch einen kleinen, frischen Stuten. Als Leonora die Backwaren bezahlen wollte wurde sie schlagartig blass im Gesicht.

„Herrje, ich habe kein Geld mitgenommen. Was machen wir denn jetzt?“, fragte Leonora besorgt.
„Du hast was?!“, fragte Alina erstaunt.
„Das ist doch nicht schlimm“, sagte Anna. „Ihr könnt morgenfrüh noch bezahlen, oder ich schicke Herrn Teichert eine Rechnung.“
„Nein, nein. Bitte keine Rechnung an unseren Herrn. Wenn er erfährt, dass ich das Geld vergessen haben, dann bekomme ich bestimmt ärger mit ihm“, sagte Leonora erschrocken.
Alina nickte. „Wartet ihr beiden, ich kann das bezahlen“, bot Alina an und setzte sich auf einen der Stühle im angeschlossenen Café-Bereich der Bäckerei.
„Du kannst das bezahlen?“, fragte Leonora sie völlig überrascht.
„Ja“, sagte Alina ziemlich gelassen und zog ihren linken Laufschuh aus. Sie fummelte im Inneren des Schuhs herum und zog schließlich unter der Innensohle einen 5 Dollarschein hervor. „Ich habe mir gedacht, dass mir früher oder später so etwas bestimmt auch mal passieren könnte. Daher habe ich einfach zur Sicherheit einen Geldschein im Laufschuh versteckt.“

Alina zog sich ihren Laufschuh wieder an, ging zur Theke und bezahlte bei Anna die Backwaren. Leonora bedankte sich mehrmals bei Alina und dann verabschiedeten sich die beiden von Anna.

Zuhause angekommen, duschten beide ziemlich zügig und richteten gemeinsam das Frühstück her. Die Zeit war knapp geworden, aber es gelang ihnen noch rechtzeitig alles Notwendige zu erledigen. Leonora schaffte es sogar noch zum Küchenschrank, um aus der Schale mit dem Kleingeld den Betrag heraus zu holen, den Alina ihr vorgestreckt hatte. Sie gab Alina das Geld, die es direkt in der Innentasche ihrer Tunika verschwinden ließ. Kurz drauf betrat Artur, wie immer auf die Minute genau um sieben Uhr dreißig, die Küche. Er setzte sich an seinen Platz am Kopf des Tisches, wo bereits eine frische Tasse Kaffee auf ihn wartete.

„Guten Morgen, ihr beiden“, sagte er gut gelaunt.
„Guten Morgen, Herr“, erwiderten beide nahezu zeitgleich.
„Oh, ihr habt Blatz gekauft“, sagte Artur. „Leonora sei doch so gut und hol mal aus dem Kühlschrank etwas Speisequark. Aber bitte den ordentlichen Quark nicht dieses Magerquarkzeugs, das du da zuletzt gekauft hast.“
„Gerne, Herr“, sagte Leonora und holte für Artur ein neues Päckchen des gewünschten Quarks aus dem Kühlschrank.
„Blatz?“, fragte Alina irritiert. „Oder meinen sie etwa den Stuten, Herr?“
„Ja, das heißt hier in der Gegend Blatz, da sagt fast keiner Stuten. Was habt ihr denn zu Anna gesagt?“
„Ich habe gesagt, dass wir einen kleinen, frischen Stuten möchten“, sagte Leonora.
„Ah, unsere Anna ist einfach international“, sagte Artur amüsiert und lachte.

Dann schmierte sich Artur eine Scheibe Stuten mit viel Quark und dick Marmelade. Alina und Leonora jedoch nahmen sich beide nur etwas Marmelade für ihren Stuten. Nachdem sie alle fertig gefrühstückt hatten, Artur hatte es natürlich nicht bei einer Scheibe Stuten mit Quark und Marmelade belassen, begannen Leonora und Alina den Tisch abzuräumen. Zum Glück, so bemerkte Leonora, hatte Alina mit ihrem frechen Schnabel den Appetit von Herrn Artur auf den Stuten nicht weiter kommentiert.

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Am Montag waren Jessika und Annika nachmittags wieder nach Gut Birkenhain gefahren. Vormittags hatte Jessika arbeiten müssen, so dass ihnen beiden nur der Nachmittag zur Verfügung stand. Jessika nahm an einem Einführungskurs zur Führ- und Lenkerlaubnis im Ponysport teil. Diese Art Kurse wurden speziell für Einsteiger wie Jessika auf Gut Birkenhain angeboten. Man konnte den Kurs freiwillig belegen und absolvieren, um sich auf die Prüfung des Ponysportverbands vorzubereiten. Jessika als Anfängerin, die sie war, hielt es für sinnvoll, da sie im Umgang mit ihrer Snowflake keine gefährlichen Fehler machen wollte.

Da Lora und auch Jessika anderweitig beschäftigt waren, gab es für Snowflake an den beiden Nachmittagen das grundlegende Fall- und Sturztraining. Eine spezialisierte Trainerin war mit Snowflake in einen gesonderten Teil einer der Trainingshallen gegangen. In diesem Teil war der Boden besonders vorbereitet, so dass die Verletzungsgefahr für das anstehende Falltraining nochmals reduziert war. Unter der Anleitung von Maximilia lernte Snowflake mit auf dem Rücken fixierten Vorderhufen sicher zu fallen. Das Training erfolgte langsam und aufbauend. Zu Beginn stützte Maximilia sie noch aktiv, sie ließ Snowflake aus dem Stand hinfallen und gab ihr den ein und anderen Tipp. Im späteren Verlauf musste Snowflake langsam gehen und sich nach einem akustischen Signal direkt hinfallen lassen. Auch, wenn sie sich nicht ernsthaft weh tat, so war sich Snowflake sicher, dass sie am Abend einige blaue Flecken haben würde. Zum Ausklang des Montags und als kleine Trainingseinheit für ihre Ausdauer kam Snowflake abschließend noch in die große Führanlage. So lief Snowflake dann zusammen mit ein paar anderen Ponys, in der großen Führanlage und unter der Aufsicht einer Hilfstrainerin, noch ein paar lockere Runden bis Jessika sie endlich abholen kam.

Am Abend waren sie und Jessika dann heimgefahren, nur um am nächsten Nachmittag nach Jessikas Feierabend wieder nach Gut Birkenhain zurück zu kehren. Auch heute erwartete Maximilia, die Falltrainerin, Snowflake wieder und nahm sie gleich nach dem Umziehen an ihrer Box in Empfang. Jessika besuchte währenddessen den zweiten Teil ihres Lehrgangs. An der Führleine brachte Maximilia Snowflake wieder in die Trainingshalle.

„So, die Grundlagen des sicheren Sturzes aus dem Stand und dem Gehen kennst du nun von gestern schon, Snowflake. Heute werden wir deine Geschwindigkeit vor dem Sturz steigern. Ich werde dich jetzt an die Longe nehmen, das ist eine lange Leine, an der du gleich zügig im Kreis um mich herumlaufen wirst. Ich werde dann wieder, wie gestern, für dich unvermittelt hupen. Du lässt dich dann so schnell wie möglich einfach sicher hinfallen und rollst dich ab. Alles klar?“, fragte Maximilia und demonstrierte Snowflake nochmals die Hupe von gestern.

Snowflake trat wenig begeistert einmal mit dem Huf auf.

„Na, ein bisschen mehr Enthusiasmus, wenn ich bitten darf. Die Übungen sind sehr wichtig für dich, Snowflake“, sagte Maximilia. „Wir wollen doch sicher beide nicht, dass du dich bei einem Sturz ernsthaft verletzt, oder? Da wirst du die paar blauen Flecken vom kontrollieren Fallen schon noch wegstecken können.“ Maximilia streichelte Snowflake über die Schulter und steckte ihr ein Stück Müsliriegel ins Maul.

Snowflake kaute genüsslich auf ihrem Müsliriegel rum und schien bereits ein wenig besänftigt. Als Maximilia dann erneut fragte, ob Snowflake für den zweiten Teil ihres Falltrainings bereit sei, trat sie deutlicher mit dem Huf auf. Maximilia hakte die Longe an Snowflakes Kopfgeschirr ein und trat einige Schritte zurück.

„Snowflake, go!“, rief Maximilia ihr zu, und schon bald auch: „Fast!“ Und direkt nochmal: „Fast!“

Durch die Longe lief Snowflake nun recht zügig im Kreis um Maximilia herum. Dann kam das erste Mal am heutigen Tag die Hupe zum Einsatz, das Zeichen sich hinfallen zu lassen. Erst zögerte Snowflake noch ein wenig, doch schließlich ließ sie sich wie befohlen hinfallen. Maximilia kam sofort zu ihr, half ihr wieder vorsichtig auf die Hufe und fragte, ob alles in Ordnung sei. Was Snowflake mit einem energischen Auftreten ihres Hufs bestätigte. Trotzdem tastete Maximilia die kritischen Stellen an Snowflake ab und prüfte ihre Reaktion.

„Das war schon ganz brauchbar, Snowflake“, sagte Maximilia. „Aber du solltest versuchen dich noch zügiger hinfallen zu lassen. Bei einem echten Sturz hast du auch nur ganz wenig Zeit, um dich ordentlich abzurollen. Meinst du, du schaffst das beim nächsten Versuch?“

Maximilia und Snowflake übten an diesem Nachmittag noch viele weitere Stürze aus dem Lauf an der Longe, und schließlich brachte Maximilia sie auch noch mehrfach unangekündigt zu Fall. Am Abend war Maximilia dann doch noch recht zufrieden mit Snowflake gewesen. Es war immer öfter ein Lob über ihre Lippen gekommen, hin und wieder hatte Snowflake sogar ein Stück Müsliriegel erhalten, wenn sie den Sturz besonders gut abgerollt hatte. Aber Snowflake glaubte dafür auch so ziemlich jeden Knochen in den Schultern, dem Rücken und ihren Hüften zu spüren.

Ohne Gnade brachte Maximilia sie auch an diesem Tag noch in die Führanlage, um zum Abschluss des Tages noch ein paar Runden zu laufen. Snowflake war gar nicht begeistert gewesen auch noch in die Führanlage zu müssen, wo sie doch alle ihre Knochen vom vielen Hinfallen spürte. Aber als braves Pony war sie trotzdem folgsam in die Führanlage gegangen und hatte ihren Runden absolviert. Umso glücklicher war sie gewesen, als Jessika sie wieder abgeholt und in die Box gebracht hatte.

„Ich habe mit Maximilia gesprochen und bin mächtig stolz auf dich, Snowflake“, sagte Jessika und strich ihr über den Kopf. Sie gab ihr einen langen Kuss und Jessikas Zunge spielte neckische Spielchen in Snowflakes Maul, ohne das diese wegen ihrer Trense mitspielen konnte. Wieder einmal genoss Snowflake die neue Passivität, die ihr die Rolle als Pony gegenüber Jessika eingebracht hatte. Es erregte sie unglaublich so sehr an ihre Jessika ausgeliefert zu sein.
„Du hast dir eine zusätzliche kleine Belohnung verdient, findest du nicht auch?“, fragte Jessika.

Snowflake trat einmal mit dem Huf auf und nickte.

Jessika schien sich hinzuhocken, sie machte sich an ihr zu schaffen und schließlich spürte Snowflake etwas gegen ihre Schamlippen drücken. Auf Grund ihrer Erregung war sie sowieso schon feucht und das Ding drang einfach so in sie ein. Anschließend schloss Jessika den Bereich über ihrer Scham mit dem zusätzlichen, breiten Schrittgurt, den sie nun am Geschirr befestigte.

„Wir wollen doch nicht, dass der feine Vibrator gleich wieder aus dir rausrutscht, nicht wahr Snowflake“, sagte Jessika neckisch.
‚Es ist also doch ein Vibrator‘, dachte sich Snowflake. Sie hatte sowas in der Art schon vermutet. Jessika musste ihn heimlich von daheim mitgebracht haben und nun trug Snowflake ihn tief in sich drin, sicher in ihr gehalten vom breiten Schrittgurt des Geschirrs.
„Ich weiß nicht, ob du es schon wusstest, Snowflake“, begann Jessika. „Aber wenn wir uns einmal entschließen sollten auch an den Turnieren des Ponysportverbands teilzunehmen, dann gehört sowas in der Art zur Pflichtausrüstung.“

Snowflake hielt den Kopf schief und machte einen eher fragenden Eindruck auf Jessika.

Jessika hakte wieder eine Führleine an Snowflakes Kopfgeschirr ein, und zog sie sanft aus der Box heraus. Snowflake folgte ihr sehr zögerlich und auf Grund des Vibrators in ihr mit etwas breiteren, langsameren und vorsichtigen Schritten.
„Komm schon, die Turnierregeln schreiben diese Vibratoren vor. Versuch einfach normal zu gehen“, erklärte Jessika und schaltete den Vibrator ein.
Snowflake zuckte und wollte stehen bleiben, doch Jessika zog sie sanft aber bestimmt an der Führleine weiter neben sich her. Sie gingen eine kleine Runde über das Außengelände von Gut Birkenhain.

‚Was hat sie nur mit mir vor?‘, dachte sich Snowflake. ‚Will sie etwa das ich vor allen anderen Ponys und Trainern hier draußen einen Orgasmus bekomme?‘ Neben dem leichten Vibrieren in ihrem Schoß förderten auch diese Gedanken zusätzlich ihre Erregung. ‚Seltsam‘, ging es Snowflake durch den Kopf, ‚ich mache mir gar keine großen Sorgen hier vor allen anderen zu kommen. Ich finde es sogar irgendwie aufregend.‘ Sie wunderte sich über sich selbst, hätte sie das doch nie bei sich für möglich gehalten. ‚Ob das auch mein Fell mit mir macht? Ein Pony kümmert sich da sicher auch nicht drum?‘, fragte sie sich.

„Diese kalibrierten Vibratoren“, hörte sie Jessika, die sie immer noch an der Leine neben sich führte, weiter erklären, „werden je nach Erfolg oder Fehler im Turnier durch die Wettbewerbsleitung angesteuert. In der Regel tragen die Ponys daher auch einen verplombten Keuschheitsgürtel in den die Vibratoren eingesetzt sind.“
Jessika schaltete das Vibrieren eine weitere Stufe höher und Snowflake schnaubte nun deutlich unter ihrer Trense hindurch.
„Geht es noch, meine Schöne?“, fragte Jessika besorgt.
Snowflake trat einmal mit dem Huf auf.
„Wenn es dir zu viel wird, dann tritt bitte dreimal auf, Snowflake. Ich möchte nicht, dass es dir zu unangenehm oder gar peinlich für dich wird“, sagte Jessika nun doch zu ihr.
‚Also will sie gar nicht, dass ich unbedingt öffentlich komme‘, dachte Snowflake. ‚Sie will mir nur etwas deutlich demonstrieren, aber mich nicht blamieren.‘ Irgendwie beruhigte diese Erkenntnis Snowflake enorm, nahm der Situation aber auch einen Teil des Reizes. Die erneute Erkenntnis ließ sie irgendwie vor sich selbst erschrecken. Snowflake trat einmal deutlich zur Bestätigung mit dem Huf auf und nickte.

„Gut“, sagte Jessika, „wo war ich stehen geblieben? Ach ja, bei den Turnieren kommen auch Vibratoren zum Einsatz, diese werden eingesetzt bei Erfolgen und Fehlern. Zusätzlich kommt auch ein schmerzhaftes E-Stim-Gerät zum Einsatz. Das wird für Strafen eingesetzt, wenn sich das Pony regelwidrig verhält und zum Beispiel ein anderes Gespann abdrängt. Es ist in diesem Sport durchaus erwünscht, dass die Ponys vor den Zuschauern einen Höhepunkt erreichen. Das dient als zusätzliches Spannungselement in den Wettkämpfen und vermutlich auch zur allgemeinen Belustigung des Publikums“, führte Jessika weiter aus.

Snowflake atmete immer schwerer, obwohl sie nur langsam über das Gelände gingen. Die Vibrationen in ihrem Schoß feuerten ihre Erregung langsam, aber erbarmungslos immer weiter an.

„Hast du das soweit verstanden, Snowflake?“, fragte Jessika. „Ich denke wir können die Tage noch einmal in Ruhe darüber sprechen. Du musst dann entscheiden, ob das für dich okay ist. Es wird sich dann aber sicher nicht vermeiden lassen, dass du öffentlich und vor Zuschauern den ein oder anderen Höhepunkt erreichen wirst. Das hier sollte eher eine praktische Demonstration für dich sein. Ich hoffe du bist mir deswegen nicht böse.“ Jessika war stehen geblieben.

Snowflake trat einmal mit dem Huf auf, dann trat sich vorsichtig näher an Jessika heran und legte ihren Kopf an ihrer Schulter. Sie rieb mit ihrem Kopf zärtlich über Jessikas Schulter und stöhnte ihr ihre angestaute Lust leise ins Ohr.

„Du bist mir nicht böse?“, fragte Jessika nochmals.
Wieder rieb Snowflake ihren Kopf deutlich stöhnend an Jessika und trat zweimal mit dem Huf auf.
„Komm, dann lass uns mal schnell in deine Box zurückgehen“, sagte Jessika, löste sich von Snowflakes Liebkosung und zog sie wieder an der Führleine neben sich her.

Sie gingen auf schnellstem Weg zurück in Snowflakes Box. Auf dem Weg dorthin gab Snowflake immer wieder leichte Seufzer von sich. Dort angekommen, schloss Jessika die Tür und ließ den Sichtschutz herab.
„So, und nun darfst du auch ungestört loslassen, meine tapfere, brave Snowflake“, sagte Jessika und schaltete den Vibrator in Snowflakes Schoß auf die höchste Stufe.

Snowflake entglitt ein tiefes, lautes Stöhnen und sie keuchte durch die Trense. Ihr Beine begannen zu zittern und sie ließ sich zur Sicherheit auf die Knie sinken. Mit einem lustvollen Aufschrei erlebte Snowflake ihren ersten Pony-Orgasmus. Jessika schaltete den Vibrator jedoch nicht ab, und so folgte bald schon der zweite Höhepunkt für Snowflake, der sie förmlich von den Knien riss. Snowflake ließ sich nach vorne auf die linke Schulter kippen, rollte sich auf die Seite und lag schließlich zuckend auf dem Boden ihrer Box. Jessika legte sich neben die zuckende Snowflake. Sie gab ihr einen langen und intensiven Kuss auf ihr Maul. Während Jessikas Zunge in ihrem Maul umher wanderte, massierte sie zärtlich Snowflakes fellbedeckte Brüste. Erst nachdem Snowflake ihren dritten Pony-Orgasmus in Jessikas Mund geschrien hatte schaltete Jessika den Vibrator endlich ab. Beide lagen sie am Boden und Jessika streichelte der ziemlich mitgenommenen Snowflake sanft für den Bauch.

Nachdem sich Snowflake wieder einigermaßen erholt hatte, half ihr Jessika beim Aufstehen. Dann entfernte Jessika den Vibrator, befreite ihre Vorderbeine und schließlich half sie Snowflake auch beim Umziehen. Im Anschluss verließ eine sehr glückliche Annika mit ihrer zufriedenen Jessika das Gut Birkenhain und beide fuhren sie in Jessikas Auto nach Hause.

--

Die Einrichtung des Gästezimmers war im Großen und Ganzen noch ganz ordentlich gewesen, befand Peter nach seiner Inspektion. Es gab sogar eine, aus einem Zweiersofa, einem Sessel und einem kleinen Tisch bestehende, gemütlich Sitzecke im Raum. Ein Bett, ein Schrank und sogar noch sein alter Schreibtisch, den er fast schon vergessen hatte, komplettierten das Mobiliar des Gästezimmers. Lediglich eine Grundreinigung würde Peter die Tage noch beauftragen bevor Leonora das Zimmer endgültig beziehen konnte. Das Gästezimmer verfügte sogar über ein eigenes angeschlossenes, kleines Badezimmer mit WC, Dusche und Waschtisch.

Mit seinem Onkel hatte er die notwendigen Anpassungen im Bad und auch bezüglich der Schlüsselverwahrung für Leonoras Keuschheitsgürtel am frühen Montagvormittag abgestimmt. Onkel Artur hatte ihm zugesagt, dass er sich sofort darum kümmern würde, dass ein Techniker die notwendigen Installationen des passenden Zubehörs durchführen würde. Sein Onkel Artur hatte ihm vorgestern kurz nach ihrem ersten Gespräch gleich noch den Termin für die heutigen Installationen der Teile genannt. Peter hatte sich daher extra für den heutigen Vormittag Home-Office eingeplant und seinen Kollegen in der Firma Bescheid gegeben.

Nun saß Peter in seinem Arbeitszimmer und las seine dienstlichen Mails. Es gab keine besonderen Vorkommnisse, alles schien ruhig und geordnet in seiner Abteilung zu laufen. Arko sein treuer Schäferhund lag, wie so oft, neben seinem Herrchen und döste entspannt vor sich hin. Seine Mutter Sophie war nicht im Haus, sie wollte heute Vormittag eine ihre Freundinnen aus ihrer Damenrunde besuchen. Peter schaute auf sein Comm, bald müsste der Techniker eigentlich kommen, es war schon kurz vor zehn Uhr. Er ging in die Küche um sich einen Kaffee zu holen und Arko lief ihm hinterher. Gerade war er mit seiner frischen, dampfenden Tasse Kaffee wieder im Arbeitszimmer angekommen und gab Arko ein Leckerli, da meldete sich auch schon sein Comm.

Peter zog das Comm aus der Hosentasche und warf einen Blick auf das Display. Es war die Concierge vom Empfang des Hauses. Peters Wohnung lag im zweiten Stockwerk eines gehobenen Wohnblocks im Kölner Süden, mit eigener großer Tiefgarage und eben auch den sehr angenehmen Vorteilen eines eigenen Hausmeister- und Concierge-Dienstes. Er nahm das Gespräch an.

„Guten Tag, Herr Schmitz. Hier ist Erika Ziegler vom Empfang“, erklang die ihm bekannte Stimme von Erika aus dem Comm, auf dem Display sah er sie mit ihren roten Haaren in ihrer Concierge-Uniform.
„Guten Tag, Erika“, sagte nun auch Peter.
„Hier ist eine Kundendiensttechnikerin einer Boutique aus der Innenstadt. Sie sagte mir, dass sie um zehn Uhr einen Termin mit ihnen hat wegen der Installation von irgendwelchen Zubehörteilen in der Wohnung“, erklärte Erika.
„Ja“, bestätigte Peter. „Das ist korrekt, ich erwarte in der Tat einen Servicetechniker, der in meinem Gästezimmer ein paar Anpassungen vornehmen soll.“
„Gut“, sagte Erika ebenfalls bestätigend. „Ich sende ihnen Frau Kaußen dann hoch in die zweite Etage, Herr Schmitz.“
„Danke, Erika“, sagte Peter und beendete das Gespräch an seinem Comm.
Peter trank noch einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse, dann wandte er sich an seinen Hund der neben seinem Schreibtisch lag: „Arko, Platz! Du bleibst hier und wartest.“

Arko hob seinen Kopf, sah Peter einmal treuherzig mit seinem geübten Hundeblick an. Anschließend legte er wieder seinen Kopf auf die Vorderpfoten und schien einfach nur weiter ungestört vor sich hin dösen zu wollen.

Als es an der Tür klingelte, verließ Peter das Arbeitszimmer und ging zur Wohnungstür um diese zu öffnen. Vor der Tür stand eine Frau im grauen Overall, unter dem linken Arm hielt sie ein paar neutrale Pakete und rechts neben ihr auf der Fußmatte stand eine große Werkzeugtasche.

„Guten Tag, Herr Schmitz. Mein Name ist Regina Kaußen“, stellte sich die Frau freundlich und umgehend vor.
„Guten Tag, Frau Kaußen. Ich vermute sie kommen im Auftrag von Lindas Erotik-Boutique?“, fragte Peter.
„Ja, Herr Schmitz, das ist korrekt. Ich habe den Auftrag ein Schlüsselkästchen und einen Reinigungsautomaten hier bei ihnen zu installieren“, erläuterte Regina ihren Auftrag.
„Dann kommen sie doch bitte erst einmal herein“, sagte Peter. „Ihre Sachen können sie hier direkt an der Garderobe stehen lassen. Darf ich ihnen etwas zu trinken anbieten? Vielleicht einen Kaffee oder ein Glas Wasser?“
„Nein, vielen Dank, Herr Schmitz. Das ist wirklich nicht notwendig. Wo sollen denn die Installationen durchgeführt werden?“, frage Regina und sah sich im Flur um.
„Das ehemalige Gästezimmer wird das neue Zimmer für meine Serva“, sagte Peter. „Dort sollen auch beide Teile installiert werden, der Raum verfügt über ein eigenes Badezimmer mit WC. Bitte hier entlang.“

Peter führte Regina, die paar Schritte von der Wohnungstür, direkt links durch die Tür in das ehemalige Gästezimmer. Er zeigte ihr die Stelle neben dem Bett, an der er das Schlüsselkästchen installiert haben wollte und auch das WC im Badezimmer zeigte er ihr. Regina sah sich alles aufmerksam an und nickte jeweils zur Bestätigung.

„Darf ich dabei ihnen zusehen?“, fragte Peter schließlich interessiert.
„Wenn sie die Zeit dazu haben, mich stört es jedenfalls nicht, Herr Schmitz“, antwortete Regina freundlich.

Sie begann mit der Installation des Schlüsselkästchens an der Wand oberhalb des kleinen Nachttischschränkchens neben dem Bett. Regina öffnete den Karton, entnahm das Kästchen und schaute es sich kurz an. Sie schien etwas zu stutzen und warf auch noch einmal einen etwas längeren Blick zu Peter hinüber. Schließlich entnahm sie aus dem Karton auch eine Installationsschablone und zeichnete sich die Positionen an der Wand ein. Mit wenigen Handgriffen hatte sie das Schlüsselkästchen an der Wand fixiert und machte eine erste kleine Funktionsprobe. Dann erhob sie sich und ging auf Peter zu.

„Bitte entschuldigen sie, Herr Schmitz. Es ist eigentlich sonst nicht meine Art, aber dieses spezielle Schlüsselkästchen ist graviert. Der Name Leonora ist für meinen Geschmack auch nicht unbedingt sehr verbreitet hier in der Gegend. Außerdem habe ich auch noch das Gefühl, dass sie einem anderen Kunden von uns entfernt ähnlichsehen. Sie kennen nicht zufällig einen Herrn Teichert?“, fragte Regina schließlich.

Peter grinste. „Oh doch, Frau Kaußen. Ich kenne einen Herrn Teichert und auch seine beiden Serva Alina und Leonora. Herr Teichert ist mein Onkel. Das Schlüsselkästchen und der Reinigungsautomat, den sie hoffentlich gleich noch installieren werden, sind beide für eben jene Leonora an die sie vermutlich gerade denken.“
Regina schaute Peter erstaunt an. „Wie klein die Welt doch ist... Also hatte ich mit meinem Gefühl schon recht, dass sie Herrn Teichert entfernt ähnlichsehen, Herr Schmitz. Ich hoffe sie können mir meine Neugier und Indiskretion entschuldigen. Ich habe alle drei, Herrn Teichert und seine beiden Serva, als sehr liebenswürdige und nette Menschen kennengelernt. Vielleicht wären sie so nett und grüßen die drei bei nächster Gelegenheit von mir?“
„Das kann ich gerne für sie machen, Frau Kaußen“, sagte Peter freundlich.

Regina installierte nun noch den Reinigungsautomaten im WC neben dem Gästezimmer. Anschließend gab sie Peter eine Einweisung in die Programmierung des Schlüsselkästchens und erklärte ihm wie er das Kästchen mit seinem Comm verband. Peter konnte nun mit Hilfe seines Comms die Programmierung der Zeitfenster vornehmen. Er erhielt grundsätzlich den Status sowie eine Protokollliste aller Öffnungs- und Schließvorgänge, inklusive der jeweilige Entnahmedauer des Schlüssels. Er unterzeichnete Regina noch ihren Arbeitsbericht und erhielt von ihr eine Visitenkarte mit der Anmerkung, wenn es mal ein Problem gäbe solle er sie direkt anrufen. Auf Peters Frage, ob das ein üblicher Kundenservice sei, antwortete Regina, dass das ein spezieller Gefallen sei, weil es hier um Leonora ginge.

--

Artur, Alina und Leonora saßen am Küchentisch und aßen den reichhaltigen Erbseneintopf den Leonora zubereitet hatte. Artur hatte Leonoras vorgeschlagenen Speiseplan für diese Woche nur mit einigen Änderungen genehmigt. Er hatte für das Mittagessen in dieser Woche jeden Tag einen Eintopf auf den Plan gesetzt. Dreimal, am Montag, Mittwoch und Freitag, sogar Erbseneintopf, den Artur offenbar besonders mochte. Seit es mittags nach seinen Plananpassung nun Eintopfgerichte gab, aß Alina die jeweilige Mahlzeit nur noch ziemlich lustlos.

Leonora machte es grundsätzlich nichts aus was es zu essen gab, schließlich hatte ihr Herr auch das letzte Wort was diese Dinge anging. Zwar würde sie viel lieber deutlich abwechslungsreichere Mahlzeiten für ihren Herrn kochen, aber wenn er Eintopf wollte, dann gab es eben Eintopf. Für ihren Vorschlag zum Speiseplan der nächsten Woche nahm sie sich daher fest vor, schon direkt an mehreren Tagen ein jeweils anderes Eintopfgericht einzuplanen, um von vornherein den Wünschen ihres Herrn entgegen zu kommen.

„Das war köstlich“, sagte Artur zufrieden, „und du siehst ein leckerer Eintopf ist mehr als genug um mich voll und ganz zufrieden zu stellen, Leonora. Ich habe durchaus auch Geschmack an solchen Gerichten.“
„Ja, Herr“, antwortete Leonora, „ich weiß und ich werde mich natürlich darauf einstellen. Bitte verzeihen sie mir, wenn mein vorgeschlagener Speiseplan nicht ihren Vorstellungen und Wünschen entsprach. Ich wollte ihnen lediglich abwechslungsreiche und raffinierte Speisen bieten.“
„Ach, Leonora. Du musst dich doch nicht gleich deswegen bei mir entschuldigen. Deine Kochkünste sind wirklich sehr gut, und ich kann verstehen, dass du meinst mir immer etwas Gutes bieten zu müssen. Aber das muss wirklich nicht für mich sein. Außerdem habe ich dir meine Anpassungen mitgeteilt und du hast jede Anpassung sofort zu meiner vollen Zufriedenheit umgesetzt. Es ist also alles in Ordnung und es gibt gar keinen Grund zur Sorge oder zur Entschuldigung“, sagte Artur in einem beruhigenden Ton und sah Leonora aufmunternd an.
„Mir haben Leonoras wechselnde Speisevorschläge deutlich besser gefallen als ihre blöden, eintönigen Eintopf-Anpassungen, Herr. Das ist die letzten Tage mittags fast schon wie in der Schule“, sagte Alina in einem deutlich frustrierten Tonfall an Herrn Artur gewandt.

Leonora machte große Augen und schüttelte mit dem Kopf in Alinas Richtung. ‚Jetzt gibt es jeden Moment ein großes Donnerwetter‘, dachte sich Leonora und versuchte zu verhindern, was aber wohl nicht mehr zu verhindern war.

Ihr Herr sah Alina bereits mit seinem strengen Blick an. Äußerlich blieb er jedoch ruhig und gelassen, mit dieser besonnenen Reaktion von Herrn Artur hatte Leonora nicht gerechnet.

„Alina! Mäßige deinen Tonfall!“, sagte Artur ruhig aber deutlich betont. „Du darfst gerne deine eigene Meinung zu meinen Änderungen haben. Deine Meinung kannst du mir auch angemessen und sachlich mitteilen. Aber nicht in der Art und dem Tonfall wie gerade eben.“
„Herr, ich…“, stammelte Alina, doch Artur ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen.
„Keinen Ton mehr, Alina“, sagte er an sie gerichtet. „Hast du eine derart unpassende Art der Kritik an meinen Wünschen schon einmal von Leonora gehört?“

Alina schüttelte den Kopf.

„Nein, das hast du auch ganz bestimmt nicht. Leonora weiß nämlich, was sich für eine Serva gehört und was nicht. Du solltest das aber auch genauso gut wissen. Meine Anpassungen sind nicht blöde und Vergleiche zur Schule halte ich hier auch nicht für angebracht. Haben wir zwei uns verstanden?“, führt Artur weiterhin in einer ruhigen Stimme aus.

Alina nickte.

„Gut, dann wollen wir mal dafür sorgen, dass du das auch verinnerlichst“, sagte Artur und atmete einmal tief durch. „Alina, ich will von dir in den nächsten achtundvierzig Stunden keinen Ton mehr hören. Ist das klar? Du hast ab jetzt absolutes Redeverbot. In der Zeit kannst du dir überlegen, wie eine angemessene und sachliche Äußerung deiner Meinung mir gegenüber erfolgen könnte.“

Betrübt blickte Alina zu Herrn Artur, dann nickte sie ihrem Herrn still und bekümmert zu.

„Leonora, du wirst bitte dafür sorgen, dass sich die junge Dame, so wie sie es selbst scheinbar möchte, bis Sonntag beim Essen fast wie in der Schule fühlen kann. Zum Frühstück erhält sie nur ungesüßten Haferbrei und zu den anderen beiden Mahlzeiten gibt es ausschließlich Eintopf für sie, egal was auch immer es für uns beide gibt“, wies Artur an.
„Ja, Herr“, bestätigte Leonora etwas unglücklich und sah Alina vorwurfsvoll an.

Artur stand auf, holte zwei Tasse aus dem Schrank und drückte den Knopf für Kaffee am Vollautomaten. Alina und Leonora saßen beide noch starr vor Schreck am Tisch.

„Kaffee oder Cappuccino, Leonora?“, fragte Artur über die Schulter gewandt.
„Äh, bitte einen Cappuccino, Herr“, sagte Leonora vollkommen überrascht von der Frage ihres Herrn.
Artur kam mit den beiden Getränken zum Tisch und servierte Leonora ihren Cappuccino.
„So, Alina, du darfst jetzt den Tisch abräumen, während Leonora und ich dann noch unsere Heißgetränke in Ruhe genießen.“

Alina erhob sich, knickste still zur Bestätigung vor Herrn Artur und begann abzuräumen. Leonora warf ihr einen mitleidigen Blick zu und rührte nervös in ihrem Cappuccino. Der Kaffee schien Herrn Arturs Laune wieder deutlich zu heben und ihr Herr wirkte wieder entspannter auf Leonora.

‚Ich hoffe, dass ich nicht selbst mal so bei ihm anecken werde‘, dachte sich Leonora. ‚Die arme Alina, sie tut mir richtig leid. Jetzt darf sie wegen ihres frechen Schnabels bis Freitagnachmittag nicht mehr reden. Ihre unkluge Äußerung zum Speiseplan hat sie nun auch noch mit dem verhassten Eintopf zu büßen. Aber wenigstens schlägt er sie dafür nicht. Ich glaube, dass wäre mir so wahrscheinlich auch lieber gewesen.‘

Als Alina alles vom Tisch entfernt und das ganze Geschirr in die Spülmaschine geräumt hatte, spülte sie noch die Töpfe und Kochutensilien von Leonora. Dann stellte sie sich aufrecht mit auf dem Rücken verschränkten Armen neben die Tür zur Eingangshalle und wartete. Artur sah zu ihr hinüber und winkte sie zurück zum Tisch.

„Alina, bitte setzt dich wieder zu uns an den Tisch. Ich möchte euch noch etwas mitteilen“, sagte Artur auffordernd.
Alina knickste still, kam zum Tisch und setzte sich wieder auf ihren Stuhl. Beide Serva sahen ihn nun erwartungsvoll an, Alina weiterhin auch noch ein bisschen verunsichert.
„Am Sonntag wird mein Neffe Peter fünfundvierzig Jahre alt. Er hat mich und auch euch beide daher für Sonntagmittag zum Essen in ein Restaurant eingeladen. Ich selbst werde seiner Einladung selbstverständlich folgen. Euch beiden stelle ich es hiermit frei, es ist schließlich euer freier Sonntagmittag. Wobei ich anmerken möchte, dass Peter und auch ich eine Zusage von euch beiden sehr begrüßen würden.“

„Herr Schmitz hat Alina und mich auch eingeladen?“, fragte Leonora erstaunt und auch Alina wirkte überrascht.
„Ja, das hat Peter. Ich hatte euch doch schon am Sonntagabend gesagt, dass ihr und eure Art Peter gefallen habt. Warum sollte er euch also nicht auch einladen?“, fragte Artur verwundert.
„Weil er uns doch erst seit ein paar Stunden kennt und wir außerdem nur ihre Serva sind, Herr?“, gab Leonora als Antwort zurück.
„Bitte, Leonora. Lass doch dieses nur ihre Serva. Du bist weder für Peter noch für mich ein Mensch zweiter Klasse, schon gar nicht als meine Serva. Du hast vielleicht durch das Gerichtsurteil auf Zeit ein paar deiner bürgerlichen Freiheiten an mich als deine Herrschaft eingebüßt, mehr aber auch nicht“, führte Artur aus.

„Das ist wirklich sehr nett von Herrn Schmitz. Bitte sagen sie ihm auch in meinem Namen zu, Herr.“
Und was ist mit dir Alina? Willst du auch mitkommen?“, fragte Artur an Alina gewandt.
Alina schaute Leonora und Artur an, dann nickte sie schüchtern und machte eine Dankesgeste mit ihren Händen an Herrn Artur gewandt.
„Gut, dann werde ich Peter also für uns drei zusagen. Das wird ihn sicher freuen“, sagte Artur zufrieden.

„Bitte, ich hätte da noch eine Frage, Herr“, sagte Leonora und Artur nickte. „Was sollen wir Herrn Schmitz denn schenken? Haben sie da einen Vorschlag für uns?“
„Ich denke nicht, dass er von euch überhaupt ein Geschenk erwarten würde“, merkte Artur an.
„Aber das geht doch nicht, Herr. Wenn Alina und ich eingeladen sind, dann gehört es sich einfach, dass wir auch ein Geschenk für Herrn Schmitz mitbringen“, erwiderte Leonora entschlossen.
„Wir haben in unserer Familie schon vor langer Zeit aufgehört uns größere Geschenke zu machen“, sagte Artur. „Ich werde ihm eine Flasche Portwein schenken, ich weiß, dass er ihn gerne trinkt. An eurer Stelle wird also ein einfacher, kleiner Blumenstrauß für ein paar Dollar vollkommen ausreichend sein, wenn ihr ihm denn unbedingt etwas schenken wollt.“

--

Jessika öffnete die Wohnungstür, zog sich noch auf der Fußmatte die Schuhe aus und stellte diese ordentlich in den Schuhschrank.
„Nika, Schatz! Ich bin daheim“, rief sie durch den Flur.
„Ich bin im Wohnzimmer, Jessy“, kam Annikas Stimme durch die offene Tür am Ende des Flurs.

Während Jessika in Richtung Wohnzimmer ging, hörte sie ein Plopp gefolgt von einem sanften Zischen aus dem Wohnzimmer kommen. Als sie die Wohnzimmertür erreichte und einen Blick in den Raum warf, fand sie Annika zwischen der Sitzecke und dem großen Tisch stehen. Auf dem Tisch stand in einem kleinen Sektkühler eine offene Flasche Sekt. Annika hielt zwei gefüllte Sektgläser in den Händen und strahlte freudig über das ganze Gesicht.

„Gibt es heute was zu feiern?“, fragte Jessika erstaunt.
„Ja, das gibt es“, sagte Annika glücklich. „Ich habe heute die Ausbildungsplatzzusage von der Justizverwaltung erhalten. Stell dir vor, ich bekomme meinen Wunschplatz hier in Köln zugeteilt. Am Montag, den 3. Januar, fängt der zweite Teil meiner juristischen Ausbildung am Zivilgerichtshof Köln an. Ist das nicht absolut toll?“
„Mensch, super! Das freut mich riesig für dich, Nika“, sagte Jessika und nahm sich aus Annikas linker Hand das Sektglas.

Sie stießen miteinander an und tranken. Anschließend stellte Jessika beide Gläser auf den Tisch, nahm Annika in den Arm und gab ihr einen langen Kuss. Es wurde ein intensiver Kuss, beide genossen es sichtlich und keine wollte den Kuss lösen. Schließlich löst Jessika atemlos den Kuss und sah ihre Annika noch einen Moment stolz und glücklich an.

„Das müssen wir aber ordentlich feiern, da kann das Schlückchen Sekt hier nur der Anfang sein. Was hältst Du davon, wenn wir zwei am Sonntagmittag mal so richtig gut essen gehen. Wir haben deinen Studienabschluss und das sehr gute Examen letzten Monat auch noch gar nicht richtig gefeiert. Ich finde jetzt haben wir einen doppelten Grund das endlich auch mit nachzuholen“, sagte Jessika bestimmt.
„Nur wir beide?“, fragte Annika freudig. „Das würde mir wirklich sehr gefallen. Ich fürchte, wenn ich es erst meinen Eltern erzähle, wollen die das bestimmt auch noch mal mit dir und mir feiern gehen.“

„Dann hast du es deinen Vater noch gar nicht erzählt?“, fragte Jessika erstaunt.
„Nein, natürlich nicht“, sagte Annika bestimmt. „Ich wollte es zuerst dir erzählen, mein Schatz“, fügte Annika hinzu und gab Jessika noch einen Kuss.
„Das ist echt lieb von dir. Das freut und ehrt mich ungemein. Aber meinst du nicht, dein Vater wird ziemlich sauer sein, wenn er es über seine Kontakte vielleicht schon erfährt bevor seine Tochter es ihm erzählt?“
„Ich bin mir verdammt sicher, dass der Oberstaatsanwalt Vogt von seinen Kontakten bereits weiß, dass seine Tochter am Zivilgerichtshof in Köln anfangen wird“, sagte Annika gekünstelt. „Und er wird nun jeden Tag darauf warten, dass ich mich bei ihm melde, um es ihm dann endlich selbst auch zu erzählen.“
„Und wann willst du es Werner dann sagen?“, fragte Jessika neugierig.
„Ich denke am kommenden Montag oder Dienstag. Das ist früh genug für meinen Vater, vermutlich haben wir dann auch schon gleich die Essenseinladung für das nächste Wochenende gesichert“, sagte Annika amüsiert und grinste.

„Hast du denn zur Feier des Tages einen speziellen Wunsch zum Abendessen?“, fragte Jessika.
„Och, wenn du mich so fragst. Ich will was ganz Einfaches zu essen haben. Mach doch bitte deine Spezial-Bratkartoffeln mit Rührei, Jessy“, sagte Annika.
„Wie jetzt? Du willst an so einem Tag wirklich nur meine Bratkartoffel mit Rührei haben?“, fragte Jessika erstaunt. „Nichts Raffiniertes, Ausgefallenes oder besonders Leckeres?“
Annika nickte und gab Jessika einen Kuss. „Ja, bitte. Ich habe da echt einfach total den Hunger drauf. Und etwas Leckeres schwebt mir auch schon noch vor.“

„Okay. Aber sag doch mal, wie geht es eigentlich deinen blauen Flecken und den Knochen vom Sturztraining der letzten beiden Tage?“
„Och, geht schon“, erwiderte Annika lapidar, „es wäre aber trotzdem sehr nett, wenn du mich später noch einmal einreiben könntest. Ich komme da selbst nämlich nicht so gut an alle zwickenden Stellen dran.“
„Das mache ich doch gern für dich. Und dann musst du dich heute Abend sicher auch noch was schonen, wie die letzten beiden Tage, oder?“, fragte Jessika anzüglich.
„Wie kommst du denn jetzt darauf?! Heute Abend bin ich wieder voll im Geschäft. Ich will doch was Leckeres. Ich will nämlich dich, mein Schatz, und ich kriege dich auch, sei dir sicher!“, sagte Annika mit eindeutigem Verlangen in der Stimme.

Beide lachten sie nach Annikas Ankündigung und freuten sich schon auf ihren gemeinsamen späteren Abend.

--

Der Mittwochabend war dann eher still verlaufen. Zuerst hatte Leonora Alina noch ziemlich viele Vorwürfe wegen ihres ewig losen Mundwerks gemacht, doch bald schon hatte Leonora die betrübte Alina einfach in den Arm genommen und festgehalten. Schweigend hatten die beiden, dann Arm in Arm, noch einen von Alina ausgewählten Film geschaut und waren danach auch schon ins Bett gegangen. Alina hatte sich an Leonora gekuschelt und war bald darauf in ihren Armen eingeschlafen. Leonora aber hatte noch einige Zeit wachgelegen und gegrübelt, warum Alina scheinbar nie ihren Mund im Griff hatte, dann war auch sie eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wurde Leonora vom Piepen ihres Comms geweckt. Sie beugte sich über Alina, legte ihr eine Hand auf den Mund und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Alina schlug die Augen auf und wollte wegen der Behandlung schon protestieren.

„Pscht!“, machte Leonora. „Du darfst nicht sprechen, bitte denk daran.“
Alina nickte und stellte, wie zuvor auch Leonora, ihr Comm ab.
„Guten Morgen“, sagte Leonora nun und nahm die Hand von Alinas Mund.
Alina sah sie dankbar an und ihr Mund formte ein stimmloses «Guten Morgen, Leonie».
In ihrem Sportsachen, verließen sie leise das Haus und liefen ihre Morgenrunde. Als sie den Ortskern erreichten, sahen sie Fleur und Cordelia links aus der Straße gelaufen kommen.

„Guten Morgen, ihr beiden“, grüßte Leonora und Alina nickte ihnen zu.
„Morgen“, sagten Fleur und Cordelia beide. Cordelia sah Alina verwundert an, da sie zur Begrüßung nur genickt hatte.
„Was ist los mit dir?“, fragte Fleur sofort. „Du bist so auffällig still, Alina. So kenne ich dich sonst ja gar nicht.“
Alina zuckte mit den Schultern und machte eine entschuldigende Geste. Was ihr von Fleur und Cordelia noch weitere verwunderte Blicke einbrachte.

„Sprichst du nicht mehr mit uns?“, fragte Cordelia verwundert.
„Sie spricht gerade mit niemandem“, sagte Leonora amüsiert.
Alina machte ein beleidigtes Gesicht in Leonoras Richtung und sah dann die beiden anderen Serva betrübt an. Schließlich machte sie eine deutlich erkennbare Reißverschlussgeste über ihren Lippen.

„Aha, aber warum denn?“, frage Cordelia neugierig.
„Ich weiß auch nicht, es hat gestern plötzlich nach dem köstlichen Eintopf zum Mittagessen angefangen“, meinte Leonora belustigt.
Alina machte eine ziemlich rüde Geste in Leonora Richtung. Leonora grinste und sah Alina gespielt unschuldig an.

„Jetzt sag schon, Leonora. Du weißt doch was da war“, lockte Cordelia sie.
„Ja“, gestand Leonora ehrlich, „ich weiß es natürlich. Alina war frech zu unserem Herrn. Jetzt darf sie bis morgen nach dem Mittagessen nicht mehr sprechen. Er hat es ihr auch verboten etwas anderes als Haferbrei oder einfachen Eintopf zu essen.“
Alina nickte, zuckte mit den Schultern und sah alle drei entschuldigend an.

„Sagt mal, habt ihr beide Lust am Samstag mit uns tagsüber nach Köln zu fahren? Samstag ist Alinas und mein freier Tag, da könnten wir vier doch einmal was zusammen unternehmen“, fragte Leonora.

Fleur und Cordelia stimmten dem Vorschlag grundsätzlich zu, mussten aber ihre Herrschaften noch um Erlaubnis fragen. So verblieben die vier, dass man es morgenfrüh definitiv abstimmen würde. Vor der Bäckerei verabschiedeten sie sich dann und Leonora kaufte eben noch vier Brötchen, dann liefen die beiden nach Hause.

Nach dem Duschen bereiteten sie das Frühstück vor, auf Alina Platz stand lediglich eine Schüssel mit ungesüßtem Haferbrei. Für Herrn Artur und sich bereitete Leonora ein Müsli sowie Rührei mit Speck vor. Als Letztes stellten sie an jeden Platz eine Tasse Kaffee, dann stellten sie sich an den Tisch und warteten auf Herrn Artur.

„Einen schönen guten Morgen“, sagte Artur gut gelaunt, als er die Küche betrat.
„Guten Morgen, Herr“, antwortete Leonora.

Alina wandte sich ihrem Herrn zu und knickste zu seiner Begrüßung vor ihm, dann nahm sie nachdem er saß auch ihren Platz ein. Wegen Alinas Schweigen verlief das Frühstück insgesamt ohne größere Gespräche. Still und wenig begeistert aß Alina missmutig ihren Haferbrei. Artur aber schwelgte laut und genüsslich in den verschiedenen Köstlichkeiten. Er lobte Leonora für das Rührei und dankte ihr für den knusprigen Speck. Leonora hielt sich in Verbundenheit zu Alina eher zurück, sie aß nur ein Brötchen mit Marmelade und eine Portion Müsli. Am Ende des Frühstücks hatte Artur wieder gut zugeschlagen, doch heute blieb ihm ein Kommentar von Alina erspart, nicht einmal einen auffälligen Blick warf Alina ihm zu.

‚Vielleicht hat sie es endlich begriffen‘, hoffte Leonora.

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*Gozar*
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  RE: Leonora und Alina Datum:16.12.19 19:09 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo SirM

Wieder mal ein lang ersehntes und um so schöneres Kapitel.
Gut Ding will halt Weile haben!
Einfühlsam und gefühlvoll geschrieben und doch mit der nötigen Portion Humor.
Kurz, gute Unterhaltung, der das Quäntchen Erotik nicht fehlt.

"Spitze"

Gruß Gozar
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N R W


Alles was im Einvernehmen passiert , ist Normal

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  RE: Leonora und Alina Datum:16.12.19 21:32 IP: gespeichert Moderator melden


Mein Weihnachts-wunsch für dieses Jahr

Ein weiteres so schönes Kapitel .

Und dir SirM alles Gute für die Feiertage


95 % der Literatur sind Kopfkino selbst die Bibel denn keiner der Schreiber war dabei

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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:17.12.19 20:22 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Fehlermeldung, hallo Gozar,

danke für das Feedback. Ich denke ein Kapitel vor Weihnachten sollte noch drin sein!

Gruß,
SirM
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*Gozar*
Stamm-Gast





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  RE: Leonora und Alina Datum:18.12.19 20:18 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo SirM

Immer her damit! Es macht Freude so eine schöne Geschichte zu lesen!

Gruß Gozar
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SirM
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  RE: Leonora und Alina Datum:19.12.19 08:40 IP: gespeichert Moderator melden


Kapitel 15 – Die missratene Tochter

Den ganzen Freitag über war Leonora von einer seltsamen Melancholie erfasst. Es war sowohl Artur als auch Alina aufgefallen, wie sie durch das Haus schlich. Selbst beim Morgenlauf hatten Fleur und Cordelia, nachdem sie sich für Samstagmorgen um neun Uhr verabredet hatten, gefragt, ob etwas mit Leonora nicht in Ordnung wäre. Leonora war den Fragen ausgewichen und Alina war noch immer zum Schweigen gezwungen.

Zwar hatte Leonora alle ihre Aufgaben und Pflichten, wie immer gewissenhaft erledigt, aber irgendetwas schien trotzdem mit ihr nicht in Ordnung zu sein. Artur hatte sie schließlich gefragt, ob ihr etwas fehlen würde und ob er irgendetwas für sie tun könnte. Doch Leonora hatte dankend abgelehnt und ihm erklärt, dass er ihr nicht helfen könnte. Was sie beschäftigte wollte sie ihm aber auch nicht sagen und verwies lediglich auf ihr altes Leben, wie sie es nannte. Artur respektierte Leonora Hinweis auf ihr altes Leben und bot ihr an, falls sie doch noch reden wollte, dass er dann für sie da war.

Bald nach dem Abendessen hatte sich Leonora dann auch entschuldigt und sich als bald in die Wohnung unter dem Dach zurückgezogen. Alina war nach dem Abwasch noch kurz zu Herrn Artur in Kaminzimmer gegangen, um sich auch bei ihm abzumelden.

„Ich möchte mich auch gerne zurückziehen, wenn sie nichts dagegen haben, Herr“, bat Alina ihn.
„Ja, das ist in Ordnung. Kümmerst du dich noch etwas um Leonora?“, fragte er interessiert und zugleich auch besorgt.
„Ich werde versuchen mit ihr zu sprechen, Herr. Wenn sie das meinen. Ich weiß aber nicht, ob sie mir sagt, was sie belastet. Sie verrät mir auch nicht alles aus der Zeit bevor sie Serva wurde“, erklärte Alina.
„Schon gut. Du musst dich nicht rechtfertigen. Es würde mich freuen, wenn du Leonora ein wenig aufheitern könntest. Ich wünsche dir eine gute Nacht und viel Erfolg.“
„Danke, Herr. Ihnen auch eine gute Nacht“, sagte Alina und zog sich zurück.

Als Alina in ihrer gemeinsamen Wohnung ankam fand sie die Wohnküche verlassen vor. ‚Also ist Leonora schon ins Bett gegangen‘, dachte Alina und ging ins Badezimmer. Sie duschte sich schnell, warf dann ihre Tunika in den Wäschekorb und ging nackt bis auf den Keuschheitsgürtel und ihr Halsband ins Schlafzimmer. Es war kühl im Zimmer, Leonora hatte beide Fenster gekippt und lag zusammengekauert unter ihrer Decke. Ob sie schon schlief konnte Alina nicht mit Sicherheit sagen. Alina zog sich zügig ihr Nachthemd über und kroch unter die Bettdecke auf ihrer Seite des Betts.

Leonora hatte sich noch nicht angekettet, also würde sie vermutlich noch nicht schlafen, denn sonst hätte sich die pflichtbewusste Leonora sicher angekettet, ging es Alina durch den Kopf. Langsam und vorsichtig rutschte Alina näher und näher an Leonora heran. Bald legte sie ihren linken Arm locker über Leonoras Oberkörper und blieb weiter ruhig neben ihr liegen. Nach ein paar Augenblicken ergriff Leonora ihren Arm und hielt ihn fest, dann rutschte auch Leonora ihr etwas entgegen. Wie einst in der Schule lagen sie still nebeneinander im Bett und hielten sich fest.

Alina wusste, dass zurzeit jedes Wort, das sie sagen könnte fehl am Platze war und so begnügte sie sich damit Leonora ihre direkte Nähe zu geben. Leonora aber rutschte langsam immer weiter zu Alina, bis sie beide wie in Löffelchenstellung eng aneinander geschmiegt im Bett lagen. Immer noch hielt Leonora Alinas Arm fest und drückte ihn an ihre Brust. Schließlich glaubte Alina ein leises Seufzen von Leonora zu hören und schob vorsichtig ihren rechten Arm zwischen dem Kopfkissen und Leonoras Nacken hindurch. Leonora ergriff auch diesen Arm und drückte nun beide Arme von Alina an ihre Brust.

„Danke“, sagte Leonora nach einer ganzen Weile mit schwacher, bedrückter Stimme.
„Ist schon gut. Egal was es ist, ich bin bei dir und für dich da“, versicherte ihr Alina in einem sanften, beruhigenden Ton.

Leonora ließ ihre Arme los und begann sich vorsichtig und etwas mühsam in Alinas Armen umzudrehen. Schließlich lagen sie sich gegenüber und Leonora schlang nun ihrerseits sanft die Arme um ihre Alina.

„Ich danke dir, dass du gerade einfach nur da warst und keine Fragen gestellt hast“, sagte Leonora bewegt.
„Ach, Leonie. Ich würde dir so gerne noch mehr helfen. Wenn ich noch was für dich tun kann, außer dich festzuhalten, dann sag es mir bitte, ja?“, bat Alina eindringlich.
„Willst du wissen, warum ich so traurig bin?“, fragte Leonora schwach.
„Willst du es mir denn sagen?“, frage Alina zurück. „Du weißt, dass ich schrecklich neugierig bin! Aber ich habe dir auch gesagt, dass es für mich zu unserer Freundschaft gehört dein Schweigen immer zu respektieren. Natürlich interessiert es mich, was meine Freundin so sehr bedrückt. Ich möchte aber nicht, dass du dich durch meine Neugier gedrängt fühlst, es mir erzählen zu müssen.“
Leonora nickte. „Das weiß ich. Und ich denke, genau deswegen möchte ich es dir sagen. Eben weil ich weiß, dass du mich nie drängen würdest etwas aus meiner Vergangenheit zu erzählen“, sagte Leonora mit zitternder Stimme.
Alina gab Leonora ein sanftes Küsschen auf die Wange und lächelte sie an. „Wenn du wirklich dazu bereit bist, dann höre ich dir gerne zu.“

Leonora atmete tief durch, schniefte einmal und schien sich noch einen Moment zu sammeln. „Heute ist meine Mama siebenundfünfzig Jahre alt geworden. Ich habe die letzten beiden Jahre nicht an ihren Geburtstag gedacht. Vermutlich, weil ich auch meine eigenen Geburtstage kaum beachtet habe. Aber dieses Jahr, durch eure liebe und nette Überraschungsparty, ist mir mein eigener Geburtstag erst wieder so richtig bewusst geworden. Das hat mich dann auch wieder an Mamas Geburtstag erinnert. Viel schlimmer für mich ist aber, dass ich ihr vor über zwei Jahren das Herz gebrochen habe“, sagte Leonora, dann versagte ihr die Stimme und sie sah Alina unglücklich an.

„Aber wie kommst du darauf, dass du deiner Mutter das Herz gebrochen haben könntest?“, fragte Alina bestürzt.
„Weil ich all diese dummen Fehler gemacht habe und vor Gericht gelandet bin. Jetzt bin ich deswegen Serva und meine Mama ist ganz sicher maßlos enttäuscht von mir“, brachte Leonora entmutigt hervor, doch schon im nächsten Augenblick schien sie aufgebracht zu sein. „Ich hasse mich selbst dafür!“
Alina drückte sie sanft an sich, so dass Leonoras Kopf auf ihrer Schulter ruhte und flüsterte ermutigende Worte in ihr Ohr. Bald beruhigte sich Leonora wieder etwas.
„Ich kann zwar nicht aus eigener Erfahrung sprechen“, sagte Alina. „Aber ich glaube felsenfest daran, dass eine Mutter nicht so schnell von ihrer eigenen, geliebten Tochter enttäuscht werden kann.“

„Das ist lieb gemeint von dir. Aber ich glaube in meinem Fall ist es leider doch so. Meine Mama ist nämlich selbst auch Serva. Mein Vater hat sie damals auf der Auktion gesehen und gekauft. Auch Mama hatte, wie sie es immer nannte, schlimme Fehler in ihrer Jugend gemacht und war deswegen Serva geworden. Sie war so stolz auf mich, als ich die Oberschule abgeschlossen und das Studium in Hannover begonnen habe“, sagte Leonora traurig und niedergeschlagen.
„Na, siehst du. Ich denke nicht, dass sie dich jetzt plötzlich, nur weil du auch Serva geworden bist, nicht mehr lieb hat.“
„Sie hat mir immer gesagt, dass ich fleißig lernen und alles im Leben richtig machen soll. Über zwanzig Jahre hat das auch funktioniert. Mama und ich haben uns immer super verstanden. Ich würde alles für meine Mama tun. Weißt du? Sie war für mich immer der Mittelpunkt der Familie, viel mehr noch als mein Vater oder meine Brüder.“

„Von deiner Familie hast du in der Schule nie viel gesagt. Würdest du mir vielleicht jetzt, aber nur wenn du willst, etwas mehr von ihnen erzählen? Wie viele Brüder hast du? Sind sie jünger oder älter als du“, bat Alina fragend.
Leonora nickte. „Ja, zwei ältere Brüder. Tjark, er ist der älteste und nun dreißig Jahre alt. Mein zweiter Bruder Lars ist ein Jahr älter als ich selbst“, bestätigte Leonora. „Das habe ich dir nie erzählt, nicht wahr?“, fragte Leonora entschuldigend.
„Nein, das hast du nicht. Du hast zwar ab und an mal allgemein von deinen Eltern oder deinen Brüdern gesprochen. Aber du hast mir noch nie mehr von ihnen erzählt“, sagte Alina ohne Vorwurf.
„Tut mir leid.“
„Ist schon okay. Du weißt, ich akzeptiere das. Aber was ist mit deinen Eltern? Deine Mutter ist also Serva und dein Vater? Erzählst du mir auch was zu ihnen? Vielleicht wie sie heißen?“, erkundigte Alina sich vorsichtig.
„Mein Vater heißt Stefan und ist Architekt. Meine Mutter ist seine Serva, sie heißt Susanne. So, jetzt kennst du meine ganze Familie.“

„Ein Bild hast du nicht zufällig von ihnen?“, fragte Alina neugierig.
„Nein, leider habe ich kein Bild. Alle Bilder sind in meinen alten Profilen gespeichert, da komme ich jetzt aber nicht mehr dran“, sagte Leonora entschuldigend.
„Stimmt, das hätte ich mir auch denken können. Bitte entschuldige die blöde Frage von mir“, sagte Alina. „Und deine Mutter ist die Serva deines Vaters geblieben?“, fragte Alina vorsichtig.
„Ja, zumindest bis vor gut zwei Jahren war sie noch seine Serva. Seitdem hatte ich keinen Kontakt mehr zu ihnen. Ich glaube aber auch nicht, dass Mama das ändern möchte. Sie hat immer gesagt, dass ihre Ehe deshalb so gut funktioniert, weil es nie Diskussionen oder sowas gab, denn es war immer vollkommen klar, wer sagt wo es lang geht.“

„Warum rufst du deine Eltern nicht einfach mal an? Ich bin mir sicher, Herr Artur würde es dir erlauben, wenn du ihn fragst und es dir dann besser geht.“
„Nein“, sagte Leonora umgehend und erschrocken. „Nein, das kann ich nicht, Lina. Ich bin mir sicher sie so schrecklich enttäuscht zu haben. Daher könnte ich es im Moment einfach noch nicht ertragen mich ihnen zu stellen. Ich, Leonora, die total missratene Tochter…“, sagte Leonora tief bedrückt.
„Ich finde aber, dass du mit dem Kontakt nicht so lange warten solltest. Meinst du nicht, deine Mutter vermisst dich und wäre froh etwas von dir zu hören?“, fragte Alina vorsichtig.
„Bald“, sagte Leonora vage. „Ich kann es einfach noch nicht.“
Alina nickte, sie wusste Leonora zu drängen würde keinen Erfolg bringen. „Komm, lass uns schlafen gehen, nicht das die Nacht wieder zu kurz wird“, schlug Alina vor.

Beide gingen noch einmal kurz ins Bad und ketteten sich in den Betten an. Schließlich löschte Alina das Licht und beide nahmen sie sich in die Arme.

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Am Samstagmorgen fuhren Jessika und Annika wieder zum Training. Gleich nach ihrer Ankunft auf dem Gut gingen sie zu den Umkleiden und Jessika half Annika beim Umziehen. In Snowflakes Box angekommen prüfte Jessika mit ein paar letzten Handgriffen den Sitz der Riemen von Snowflakes Geschirr. Als es an der Box klopfte blickte Jessika über ihre Schulter, erkannte Lora und grinste.

„Bitte, komm doch rein, Lora“, sagte sie.
„Guten Morgen, Jessika“, begrüßte Lora sie nun, dann ging sie zu Snowflake und kraulte sie unter dem Kinn. „Auch dir einen guten Morgen, Snowflake.“
Snowflake schnaubte fröhlich, da sie bereits umgezogen war und die Trense im Maul hatte.
Aus ihrer Hosentasche zog Lora einen Gurt, den sie Jessika entgegenhielt.
„Heute werden wir Haltung und Gangarten trainieren. Es wäre daher nicht schlecht, wenn du Snowflake zusätzlich damit die Vorderbeine fixieren würdest. Das ist jetzt für das Training nicht nötig, aber in meiner Erfahrung macht es das dem Pony leichter“, erklärte Lora an Jessika gewandt.

Jessika nahm den Gurt von Lora entgegen und betrachtete ihn näher. Am Verschluss des Gurts waren, wie auch an den Karabinern, die Jessika für die Fixierung der Vorderhufe von Snowflake nutzte, starke Magnete. Es waren spezielle Verschlüsse zur Sicherheit, so dass in einem Notfall Snowflake durch starkes Ziehen ihre Vorderbeine selbst befreien konnte.

„Hast du das gehört, Snowflake? Ist es für dich in Ordnung, wenn ich dir diesen Gurt zusätzlich um deine Vorderbeine lege?“, fragte Jessika und strich Snowflake über die Wange.
Snowflake nickte und trat einmal mit dem linken Huf auf.

Vorsichtig zog Jessika den Gurt zwischen Snowflakes Rücken und ihren Vorderbeinen durch, dann begann sie sanft den Gurt zuzuziehen. Sie schaute dabei genau auf Snowflakes Reaktion, doch diese schien bisher keine größeren Probleme zu haben. Ihr Schweif und auch die Ohren zeigten keine Auffälligkeit. Schließlich schloss Jessika den Gurt und schaute sich das Ergebnis an. Snowflakes Vorderbeine lagen auf dem Rücken nun deutlich enger zusammen, ihre Schulterblätter wurden hierdurch nach hinten gezogen und ihre Brust stand deutlich hervor. Im Grunde genommen, war nun fast schon ein Teil der Grundhaltung erreicht und Jessika erkannte den von Lora erwähnten Vorteil für Snowflake.

„Geht das so, Snowflake?“, fragte sie und war vor ihr Pony getreten.
Wieder nickte Snowflake und trat deutlich mit dem Huf auf.
„Du hast fast schon die Grundhaltung durch diesen zusätzlichen Gurt“, stellte Jessika an Snowflake gerichtet fest.
Diese trat einmal mit dem Huf auf.
„Stand!“, befahl Jessika nun.
Sofort blieb Snowflake stillstehen, hob stolz den Kopf, blickte nach vorn und richtete sich gerade auf.
„Das sieht sehr gut aus, Snowflake“, lobte Jessika. „Du kannst sie übernehmen, Lora“, fügte sie an die Trainerin gewandt hinzu.
„Snowflake, hör mir mal gut zu“, begann Lora. „Heute werde ich dir im Lauf unseres Trainings etwas mehr erklären als bei den letzten Einheiten. Das liegt einfach daran, dass ich es dir nicht wie sonst bei mir üblich mit der Hilfe eines ausgebildeten Ponys vorführen kann. Du musst daher heute besonders gut zuhören und aufpassen.“
Snowflake nickte und trat zur Bestätigung mit dem Huf auf.
„Gut“, sagte Lora, „wir werden heute auch an der Longe und mit der Longierpeitsche trainieren. Bisher haben du und ich beides noch nicht im Training benutzt, aber ich glaube Maximilia hat dich schonmal an der Longe laufen lassen, nicht wahr?“
Wieder stimmte Snowflake Lora zu und bestätigte deren Aussagen mit ihrem Huf.

Lora hakte eine Führleine an Snowflakes Kopfgeschirr ein, und forderte sie auf ihr zu folgen. Gemeinsam gingen sie in eine der Longierhallen, die Lora für das heutige Training reserviert hatte. Lora nahm sich eine Longe und eine Longierpeitsche, dann tauschte sie an Snowflakes Geschirr die Führleine gegen die Longe aus.

„So, Snowflake, die ersten beiden Gangarten, die wir heute trainieren werden grundsätzlich aus der Grundhaltung heraus gegangen. Das heißt, versuch möglichst den Oberkörper gerade zu halten, Brust raus und Kopf erhoben, den Blick nach vorn“, erklärte Lora. „Die erste Gangart heißt «Jog», es folgt der Lauf oder «Run» und schließlich der «Galopp», bei dem es dann aber mehr auf die Geschwindigkeit und weniger auf die Haltung ankommt.“
Snowflake trat mit dem Huf auf.
„Ich werde dich mit der Longierpeitsche leicht unterstützen und dir Hinweise geben, wenn deine Haltung nicht sauber ist“, erklärte Lora. „Stand!“
Snowflake trat noch einmal mit dem Huf auf, und nahm dann die Grundhaltung ein. Mit der Gerte zeigte Lora ihr noch ein paar leichte Korrekturen an, dann war sie mit dem Ergebnis zufrieden. Lora entfernte sich von ihr und ging in die Mitte der Longierhalle, sie deutete Jessika ihr zu folgen.
„Jog!“, rief sie ihr nun zu.
Snowflake setzte sich in Bewegung und ging nun zügig an der Longe geführt im Kreis um Lora und Jessika. Lora zeigte Jessika worauf es zu achten galt und gab ihr auch weitere Hinweise, wie sie zukünftig selbst diese Trainingseinheit mit Snowflake absolvieren sollte. Hier und da gab Lora nach einiger Zeit ein paar korrigierende Hinweise und Tipps, als Snowflake etwas nachlässiger in der Ausführung geworden war.
So übte Snowflake unter Loras strengen Blick und Anleitung die Gangarten Jog und Run, sowie die Wechsel zwischen den beiden Gangarten.

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Am Samstagmorgen trafen sich die vier Serva an der U-Bahnstation und fuhren bis ins Zentrum von Köln. Bald standen sie vor der großen und alten Kathedrale im Herzen der Stadt. Leonora, die in der letzten Zeit ein paar Mal in ihrem Buch über die Kölner Stadtgeschichte gelesen hatte, betätigte sich soweit es ihr angelesenes Wissen erlaubte als wandelndes Lexikon.

„Wart ihr schon in der Schatzkammer oder auf dem Turm?“, fragte Cordelia in die Runde.
Die anderen drei verneinten, selbst Fleur war zu Cordelias Verwunderung noch nie dort gewesen. So beschlossen die vier ihren Vormittag der Kathedrale zu widmen. Sowohl die Turmbesteigung als auch der Besuch der Schatzkammer waren grundsätzlich nur gegen Eintritt möglich, als Serva konnten sie beides jedoch ohne Eintritt besuchen. Cordelia riet ihnen mit dem Turm zu beginnen, da es später am Tag dort eher unangenehm voll werden würde.

Über 530 Treppenstufen später und etwas außer Atem standen die vier Frauen nach einiger Zeit endlich auf der Aussichtsebene des Turms. Von dort blickten sie weit über Köln und das Umland, Alina glaubte sogar in der Ferne am Horizont die Villa von Herrn Artur erspäht zu haben. Auch hier konnten Cordelia und Leonora den anderen wieder das ein oder andere zu sichtbaren Landmarken erklären.

Nach dem anschließenden Besuch der Schatzkammer, in der es viele Kunstschätze und historische Utensilien zu bestaunen gab, lud Leonora alle zum Mittagessen ein. Dem leichten Protest der anderen entgegnete Leonora mit der Bemerkung, dass sie sich bei ihnen noch für die Geburtstagsüberraschung bedanken wollte. Alina verzichtete auf ein Mittagessen und trank nur eine Limo, während die anderen etwas saßen. Sie wollte auf gar keinen Fall gegen Herrn Arturs Speiseanweisung verstoßen, und so verzichtete sie lieber ganz auf dieses Mittagessen außer Haus.

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Vor der Mittagspause hatte Lora sie dann auch noch die Gangart Galopp an der Longe üben lassen, so dass sich Snowflake ziemlich erschöpft auf die Liege in der Box gesetzt hatte. Jessika befreite ihre Vorderbeine, zog ihr auch die Hufhandschuhe aus und nahm ihr schließlich noch die Trense aus dem Maul. Sie gab Snowflake etwas zu trinken, was diese dankbar annahm und sich dann auf der Liege sitzend mit dem Rücken an die Wand der Box lehnte.

„Du bist ziemlich erschöpft, nicht wahr?“, fragte Jessika.
Snowflake trat mit ihrem Huf auf und nickte.
„Lora hat dich aber auch ganz schön rangenommen. Nach der Mittagspause machen wir beide nur noch ein lockeres Training an der Longe. Für den späten Nachmittag hat Lora gesagt, dass sie dir eine Massage gebucht hat. Da kannst du dann richtig entspannen“, erklärte ihr Jessika.
Snowflake bestätigte dies und Jessika sah ihr die Dankbarkeit deutlich an.

Gemeinsam aßen sie dann die kräftige Gulaschsuppe, die ihnen eine Helferin mit einem Korb Brot und Getränken auf einem Servierwagen in die Box gebracht hatte. Diesmal fütterte Jessika ihre Snowflake nicht, sondern lies diese ihr Futter allein fressen. Nach dem Essen gab Jessika Snowflake noch einen langen und intensiven Kuss, diesmal ohne Trense. Somit konnte Snowflake sich endlich einmal revanchieren und bald schon umspielten sich ihre Zungen. Dann aber löste Jessika den Kuss und steckte Snowflake umgehend die Trense ins Maul. Schließlich zog sie ihr die Handschuhe wieder an, und befestigte ihre Vorderbeine, wie am Morgen auf dem Rücken.

„Komm, Snowflake, es wartet noch eine Trainingsrunde auf dich“, sagte Jessika, worauf hin Snowflake wenig begeistert wirkte.
Mit der Gerte gab ihr Jessika einen leichten Klaps auf den linken Oberschenkel und hakte die Führleine am Kopfgeschirr ein. Snowflake schnaubte etwas lustlos, ließ sich aber dann doch widerstandslos von Jessika zurück in die Longierhalle führen.
Wie Jessika es ihr versprochen hatte, machte sie nur noch ein leichtes Training der beiden Gangarten Jog und Run, den Galopp ersparte sie Snowflake. Die meiste Zeit über lies Jessika sie im Jog laufen, und gab nur kurze Phase der Gangart Run hin und wieder dazu. Lora beobachtete die beiden immer wieder mal und gab Jessika noch den ein oder anderen Hinweis.

Später dann wies Lora sie darauf hin, dass ihr Massagetermin bald schon anstand. Jessika bedankte sich bei Lora, und führte Snowflake zurück in ihre Box, dort zog sie ihr das Geschirr und die Handschuhe aus. Anschließend legte sich Snowflake auf die Liege und Jessika setzte sich neben sie. Sie streichelte Snowflake den Bauch, die Hüften und die Vorderbeine, was ihr sehr zu gefallen schien, denn Snowflake schnaufte überaus zufrieden.
In ihre Zweisamkeit drang ein Klopfen vom Eingang der Box. Jessika wandte sich um und sah eine Frau in weißer Hose und ebenso weißem Poloshirt dort stehen. Ihre langen, schwarzen Haare waren zu einem Zopf geflochten.

„Hallo, ich bin Miriam“, sagte die Frau. „Ich bin Physiotherapeutin und soll Snowflake massieren.“
„Hallo, Miriam. Ich bin Jessika, Snowflakes Partnerin“, sagte Jessika, die aufgestanden war und Miriam die Hand reichte.
„Oh, da ist aber ein Pony geschafft“, sagte Miriam als ihr Blick auf Snowflake fiel. „War es so anstrengend?“
„Ich denke schon, Lora hat sie den ganzen Vormittag an der Longe laufen lassen, Jog, Run und Galopp. Im Anschluss habe ich dann auch noch hauptsächlich Jog und ein bisschen Run mit Snowflake geübt“, berichtete Jessika der Physiotherapeutin.
„Ah, das kriegen wir wieder hin. Kommst du bitte mit, Snowflake“, sagte Miriam und wollte gerade schon vorgehen.
„Einen Moment“, sagte Jessika, „ich komme mit und begleite euch beide.“

Sie reichte Snowflake eine Hand und dann ging sie mit Snowflake hinter Miriam her. Nach wenigen Minuten erreichten sie in einem der Nebengebäude einen Trakt mit mehreren Behandlungsräumen. Miriam ging zielstrebig auf einen der Räume zu, in dessen Mitte eine große, gepolsterte Massageliege stand. Miriam bat Snowflake sich auf den Bauch zu legen, Jessika führte Snowflake bis zur Liege und dann legte sich Snowflake in Erwartung ihrer Massage auf die Liege.

„Du kannst jetzt hierbleiben Jessika und dich ungefähr eine Stunde langweilen. Oder du gehst drüben im Clubhaus noch einen Kaffee oder sowas trinken und kommst Snowflake dann in ungefähr einer Stunde abholen. Wie du möchtest“, sagte Miriam an Jessika gewandt.
„Ich glaube, dann geh ich einen Kaffee trinken. Ist das okay für dich, Snowflake?“, fragte Jessika.
Snowflake nickte und gab ein bestätigendes Brummen von sich.

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Nach dem Mittagessen waren sie entlang des Rheins nach Süden spaziert. Leonora hatte vorgeschlagen, damit auch Alina an diesem Tag noch auf ihre Kosten kam, das Schokoladen-Museum zu besuchen. Ihr Vorschlag hatte die Zustimmung der anderen gefunden, und so standen sie nun in der Warteschlange vor dem Einlass ins Museum. Nach ein paar Minuten befanden sie sich endlich im Foyer und schauten auf die Wegweiser zu den Rundgängen, auch in diesem Museum mussten sie als Serva keinen Eintritt zahlen. Schließlich entschieden sie sich für den großen Rundgang, der alle Themenfelder des Museums beinhaltete. Auf ihrem Rundgang erfuhren die vier Frauen einiges zur Kulturgeschichte der Schokolade, zur Kakaopflanze selbst, deren Anbau und natürlich auch zur Schokoladenherstellung sowie deren Vermarktung. Nur Cordelia und Fleur nutzten die verschiedenen Nasch- und Probierstationen, die im Museum verteilt in den einzelnen Räumen aufgebaut waren.

Zum Abschluss ihres gemeinsamen Samstags setzten sich die vier nach ihrem Rundgang noch einmal ins Museums-Café. Die Karte fand zwar Alinas Gefallen, doch leider konnte sie keinen der unzähligen Schokoladenkuchen probieren und auch bei den über zwei Seiten mit Variationen von Trinkschokoladen traute sie sich nicht zuzuschlagen.

„Es tut mir leid, Lina. Das war ein dummer Vorschlag von mir hier her zu kommen. Wir können das Museum demnächst nochmal besuchen und dann kannst du dich nach Herzenslust durch die Karte und die Naschstationen probieren“, sagte Leonora betroffen und sah Alina entschuldigend an.
Dankbar lächelte Alina zurück und nickte zustimmend.
Während Alina wieder nur eine Limo trank, tranken die anderen drei unterschiedlichste, heiße Trinkschokoladen und Cordelia bestellte sich zusätzlich ein Stück dunkle Schokoladen-Minze-Torte.

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Am Sonntagvormittag fuhren Alina, Leonora und Artur zu Sophie und Peter. Leonora stellte das Auto auf dem Besucherparkplatz direkt in der Nähe zum Eingang des Gebäudekomplexes ab. Sie befanden sich, wie Leonora fand, in einer recht exklusiven Wohnanlage im Kölner Süden. Die Anlage war nur wenige Kilometer von Herrn Arturs Villa entfernt und mit dem Auto hatten sie keine fünfzehn Minuten hierher gebraucht.

‚Hier wohnen also Frau und Herr Schmitz‘, dachte sich Leonora. ‚Die Wohnanlage ist ziemlich nobel, es ist zwar keine Villa, aber sicher auch nicht ganz billig.‘

Auch Alina schaute sich entsprechend beeindruckt um. Die Rasenflächen und die Wege vor den Gebäuden waren sauber. Hier lag kein Unrat oder auch nur ein bisschen Laub rum, und das im Herbst. Angeführt von Artur betraten die drei das Gebäude durch die großen, gläsernen Doppeltüren und kamen so direkt am Empfangstresen vorbei.

„Guten Tag“, begrüßte sie von dort eine freundliche Frau mit roten Haaren.

Leonora betrachtete die Frau, sie trug eine Uniform, wie in einem feinen Hotel. Sie schätzte das Alter der Frau auf Anfang dreißig ein, auf dem Empfangstresen vor ihr stand ein kleines Schild aus Aluminium auf dem ihr Name stand.

„Guten Tag, Frau Ziegler“, sagte Artur. „Mein Name ist Artur Teichert. Wir möchten gerne zu Herrn Peter Schmitz.“
„Ah ja, Herr Teichert. Herr Schmitz hat sie und ihre Begleitung bereits angekündigt. Sie können also gleich zu den Aufzügen durch gehen. Kennen sie den Weg oder darf ich behilflich sein?“, fragte die Frau.
„Vielen Dank. Ja, ich glaube zweite Etage und dann links, richtig?“, fragte Artur kurz nach.
„Ja, Herr Teichert, zweite Etage und links ist korrekt. Sind sie mit einem Auto hier?“
Artur nickte und deutete auf Leonora.
„Ja“, sagte nun Leonora. „Ich habe das Auto auf dem Besucherparkplatz abgestellt. Ich hoffe das ist in Ordnung?“
„Ja, das ist in Ordnung“, bestätigte die Frau vom Empfang und schien etwas auf einem Pad zu notieren.

Mit dem Aufzug fuhren die drei in die zweite Etage und Artur klingelte an der Wohnungstür. Nach wenigen Augenblicken öffnete sich die Tür und Peter stand vor ihnen.

„Hallo ihr drei!“, begrüßte er sich freundlich. „Kommt doch bitte herein. Schön, dass ihr da seid.“

Alina und Leonora betraten nach Artur die Wohnung und knicksten vor Peter. Nachdem Peter die Wohnungstür geschlossen hatte, nahm Alina Artur die Jacke ab, die sie zusammen mit ihrem Umhang an der Garderobe ablegte. Auch Leonora legte ihren Umhang dort ab, dann folgten sie Peter den Flur entlang in das Wohnzimmer. Dort saß auf einem Sofa vor dem Fenster Sophie und freute sich sichtlich die drei zu sehen.

„Hallo Leonora, hallo Alina“, begrüßte sie zuerst die beiden Serva.
„Guten Tag, Frau Schmitz“, sagten die beiden und knicksten.
„Hallo Artur“, sagte Sophie nun schließlich auch. „Bitte verzeiht mir, dass ich nicht aufstehe. Meine Knie machen wir heute mal wieder etwas Ärger.“
„Hallo Züff“, grüßte auch Artur seine Schwester. „Ja, das leidige Alter. Ich hoffe es ist nicht so schlimm. Wo ist denn Peter hin? Ich habe ihn noch gar nicht gratulieren können!“
„Ich bin hier“, erklang nun Peters Stimme aus dem Rücken der drei. „Ich war nur mal kurz in der Küche.“
„Komm her zu mir“, sagte Artur und überreichte ihm sein Geschenk. „Alles Gute zum Geburtstag, lieber Peter. Ich hoffe das Tröpfchen wird dir schmecken.“
„Danke, Onkel. Lass mich raten, ein guter alter Vintage Port. Habe ich recht?“, sagte Peter und grinste.

Artur nickte Peter zu, dann setzte er sich neben Sophie auf das Sofa. Nun traten auch Alina und Leonora zu Peter und knicksten vor ihm. Sie überreichten ihm die kleinen Blumensträuße und wünschten ihm ebenfalls alles Gute zum Geburtstag.

„Das ist aber wirklich sehr nett von euch beiden. Die Blumen wären aber gar nicht notwendig gewesen. Bitte ihr zwei nehmt Platz“, sagte Peter und deutete auf das Sofa vor dem zweiten Fenster.
„Danke, Herr Schmitz“, sagten beide und knicksten erneut, bevor sie sich auf das Sofa setzen. Alina setzte sich links in die Nähe von Herrn Artur und Leonora an den rechten Rand des Sofas.

„In einer halben Stunde werden wir aufbrechen, wollt ihr vorher noch etwas trinken?“, fragte Peter.

Alle drei lehnten das Angebot höflich ab und so ging Peter mit seinen Geschenken aus dem Zimmer. Kurze Zeit später kam Peter wieder, in jeder Hand hielt er eine Blumenvase. Er stellte sie links und rechts neben dem großen Display auf das Sideboard. Hinter Peter hatte ein großer Schäferhund den Raum betreten und wedelte freudig mit der Rute, als er die drei für ihn offenbar interessanten Besucher sah. Peter beachtete ihn gar nicht und setzte sich auf das dritte noch freie Sofa.

Leonora aber versteifte sich auf dem Sofa und beobachtete angespannt den großen Hund, der nun langsam auf sie und Alina zukam. Kurz vor Leonora blieb er stehen, schaute sie sich einmal genau an und trat dann zu ihrem Entsetzen noch etwas auf sie zu. Leonora saß regungslos auf dem Sofa, der Hund schnüffelte ihr am linken Knie und wandte sich dann wieder ab. Er lief schließlich zu seinem Herrchen und legte sich vor dessen Füße. Leonora entspannte sich wieder sichtlich und hoffte, dass niemand ihre Anspannung bemerkt habe.

„Du musst dir keine Sorgen machen, Leonora“, sagte Peter, der ihre Reaktion doch bemerkt hatte. „Arko ist ein ganz braver und gut erzogener Hund. Er ist der letzte Zuchtrüde meines verstorbenen Vaters.“
„Danke, Herr Schmitz“, sagte Leonora unsicher, „wenn sie das sagen, dann glaube ich das. Aber ich bin bei so großen Hunden lieber vorsichtig, vor allem wenn ich das Tier nicht kenne. Ich habe da schlechte Erfahrungen gemacht und fühle mich deshalb ziemlich unwohl bei großen Hunden.“
„Da brauchst du dir bei Arko wirklich keinerlei Sorgen machen. Er hört aufs Wort und er würde einem meiner Gäste niemals etwas tun“, erklärte Peter.
„Danke, Herr Schmitz, ich fühle mich schon wohler. Sie sagten, Arko sei der letzte Zuchtrüde ihres Vaters. Ihr Vater hatte also eine eigene Zucht?“, fragte Leonora vorsichtig.
„Ja, mein Vater war ein Hobbyzüchter. Aber nicht irgendein Hinterhofzüchter, sondern ein richtig anerkanntes Mitglied im regionalen Schäferhund-Zuchtverband. Seine Zuchtlinie «von Staven» hat sogar ab und zu Preise gewonnen. Nach Vaters Tod haben wir die letzten Tiere verkauft und nur Arko behalten. Hin und wieder fragen mich sogar ehemalige Züchterfreunde meines Vaters, ob Arko noch decken kann“, erklärte Peter.
„Eine Schäferhundezucht mit mehreren Tieren hier in der Wohnanlage?“, fragte Leonora erstaunt.
„Nein“, lachte Peter nun. „Wir hatten ein Haus im Kölner Westen. Nach Vaters Tod haben Mutter und ich uns entschieden das Haus zu verkaufen. Das Züchten von Schäferhunden war Vaters Leidenschaft. Hauptberuflich war er Koch und hatte sein eigenes gut gehendes Restaurant. Wir haben damals alles an einen Kollegen von Vater verkauft, das Haus und das Restaurant.“

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Hand in Hand betraten Annika und Jessika das Restaurant. Vor einiger Zeit hatte ihr alter Meister es Jessika einmal empfohlen und sie fand, dass es für den aktuellen Anlass angemessen war. Beide hatten sie sich in Schale geworfen und trugen nun elegante dunkelblaue Hosenanzüge im Partnerlook.

„Guten Tag, die Damen“, wurden sie gleich hinter dem Eingang von der Empfangsdame begrüßt.
„Guten Tag. Ich habe einen Tisch für zwei Personen auf den Namen Roth reserviert“, sagte Jessika.
Diese schaute kurz auf ein Pad, das in das Empfangspult neben der Tür integriert war und sagte dann: „Bitte folgen sie mir.“

Die Frau führte sie in einen ruhigeren Bereich des Gastraumes, in dem vor einer großen Fensterfront mit Blick auf den Rhein drei runde Tische standen. Alle drei Tische waren bereits eingedeckt, ein Tisch war für zwei Personen eingedeckt. Zu diesem Tisch führte die Frau vom Empfang sie nun und bat sie mit den Worten „Bitte sehr“ Platz zu nehmen.

Jessika wählte den Stuhl für sich, von dem aus sie meinte den besten Überblick zu haben. Sie war zwar nicht so neugierig wie Annika, aber der war es meistens relativ egal wo sie saß und auch diesmal akzeptierte Annika den Stuhl den Jessika ihr anbot kommentarlos. Bald schon kam ein Kellner und fragte sie nach ihren Getränkewünschen. Jessika bestellte für sie beide je einen Kir royal als Aperitif. Mit den Aperitifs kamen auch die Speisekarten und beide studierten diese. Bald aber legte Annika die Karte, die sie mit Hilfe der Texterkennung ihrer Brille und ihres Braille-Comms las, bei Seite.

„Bitte bestell du doch das Essen für uns beide“, sagte sie zu Jessika.
„Das kann ich gerne machen. Hast du einen Wunsch?“, fragte Jessika.
„Nein, du weißt doch was ich mag. Ich vertraue voll und ganz auf dein Urteil, Schatz.“

Sie stießen mit ihren Kir royals an und schließlich legte auch Jessika die Karte beiseite. In der Zwischenzeit waren auch andere Gäste eingetroffen, und so saßen nun zwei Frauen und ein Mann am ersten Tisch. Sie unterhielten sich angeregt in gedämpften Ton, so dass Jessika es gerade nicht mehr verstehen konnte. Annika jedoch hatte ein Lächeln auf den Lippen. Interessiert beugte sich Jessika zu Annika hinüber.

„Ich nehme an deine Superlauscher verstehen die Unterhaltung am übernächsten Tisch noch, oder?“, flüsterte Jessika fragend.
Annika nickte und grinste weiterhin amüsiert vor sich hin.
„Danke, dass du mich auch teilhaben lässt“, gab Jessika leise und ungeduldig zurück.
„Seit wann bist du denn so neugierig, Schatz?“, fragte Annika leise und ein klein wenig erstaunt. Dann beugte sie sich zu Jessika und fuhr ganz leise fort. „Die drei scheinen Entwickler oder sowas zu sein. Jedenfalls sprechen sie über einen Prototyp, der ihnen nach einiger Zeit unerwartet kaputt gegangen ist.“
„Und deshalb musstest du so grinsen?“, fragte Jessika ebenfalls sehr leise.
„Nein, nicht deshalb. Aber die Frau links meinte: «Einen Tag zuvor ging das Teil noch!» Daraufhin hat der Mann geantwortet: «Weißt du, Klara. Rein statistisch gesehen funktionieren 100% aller Dinge, die unerwartet kaputt gehen kurz davor noch.» Da musste ich dann grinsen.“
Auch Jessika grinste nun und blickte aus dem großen Fenster auf den Rhein hinaus.

„Haben die Damen gewählt?“, fragte der Kellner und Jessika wandte ihren Blick vom Fenster ab.
„Ja“, antwortete Jessika. „Wir nehmen vorweg zweimal die Spargelcremesuppe. Als Hauptgericht hätten wir dann gerne das Steak à la Chateaubriand für zwei Personen. Und was das Dessert angeht, da würden wir uns gerne erst im Anschluss entscheiden.“
„Gerne. Darf ich ihnen auch noch einen Wein zum Essen anbieten?“, fragte der Kellner.
„Was empfehlen sie denn?“, erkundigte sich Jessika.
„Zur Suppe einen zart-fruchtigen Chardonnay aus dem Languedoc und zum Hauptgericht einen Cabernet Sauvignon ebenfalls aus dem Languedoc.“
Annika nickte und Jessika sagte: „Gut, dann nehmen wir die.“

Nach wenigen Minuten wurde die Suppe mit dem dazugehörigen Wein gebracht und beide aßen genüsslich ihre Suppe. Während Jessika ihre Suppe aß und verträumt Annika zu sah, wurden weitere Gäste von der Empfangsdame an den noch freien Nachbartisch geführt. Direkt hinter der Empfangsdame gingen eine ältere Dame in einem stilvollen Kleid und ein älterer Herr im Anzug. Sie hatte graues Haar, ging am Stock und er war etwas fülliger mit Halbglatze. Der ältere Herr hielt der Dame den Stuhl als sie den Tisch erreichten, bevor er sich selbst auf den Stuhl links neben sie setzte. Ihnen folgten zwei junge Frauen, eine zierliche Blonde und eine sportliche Schwarzhaarige, die beide elegante, kurze Kleider trugen. Die beiden blieben links neben dem älteren Herrn an den jeweiligen Stühlen stehen und warteten scheinbar auf etwas. Als Letzter erreichte schließlich ein Mann mittleren Alters noch den Tisch, auch er trug einen geschmackvollen Anzug und setzte sich rechts neben die ältere Dame.

‚Das sieht wie eine kleine Familienfeier aus‘, dachte sich Jessika. ‚Die Großeltern, die beiden Enkelinnen und der Vater? Aber wo ist die Mutter?‘

Erst als der ältere Herr dezent nickte, setzten sich die beiden jungen Frauen als Letzte auf ihre Stühle. Nun erst erkannte Jessika ein weiteres Detail, das sie zuvor durch die langen, offenen Haare der beiden Frauen nicht bemerkt hatte. Beide Frauen trugen an ihren Hälsen ein stählernes Halsband mit einem Ring. Die schwarzhaarige Frau, Jessika schätzte, dass sie etwa in Annikas Alter war, hatte überdies noch eine große und recht auffällige Narbe auf ihrer linken Gesichtshälfte.

‚Oh, die beiden sind Serva‘, dachte sich Jessika erstaunt. ‚Sie scheinen es aber gut zu haben, wenn ihre Herrschaft sie so elegant kleidet. Jede Herrschaft würde sie wohl auch nicht mit in dieses feine Restaurant nehmen und sie mit am Tisch sitzen lassen.‘
„Ist etwas, Jessika?“, fragte Annika leise, weil sie eine Unregelmäßigkeit in den Löffelgeräuschen von Jessikas Suppenteller wahrgenommen hatte.
Jessika beugte ich leicht zu Annika. „Nein, es ist alles gut. Am Nachbartisch hat eine kleine Gesellschaft Platz genommen, zwei Männer und drei Frauen, von denen zwei Serva sind“, flüsterte Jessika. „Ich habe sie zunächst für eine Familie gehalten, doch dann sah ich die Halsbänder mit dem Ring. Die beiden scheinen es aber gut zu haben. Sie tragen schöne Kleider und sitzen mit am Tisch.“
„Das freut mich für die beiden“, gab Annika zurück. „Warum sollen Serva es nicht auch einmal gut haben und in so einem Restaurant essen?“
„Du hast recht, ich finde es auch nett von ihrer Herrschaft.“

Am Nachbartisch sprach der Kellner gerade mit dem jüngeren der beiden Männer, er schien der Gastgeber der Runde zu sein, vermutete Jessika. Anschließend brachte ein anderer Kellner die Getränke, zu Jessikas Verwunderung tranken alle am Tisch lediglich Mineralwasser. Auch Speisekarten wurden den Gästen keine gereicht, so dass Jessika vermutete es würde ein vorbestelltes Menü geben.

Während am Nachbartisch der Salat gereicht wurde, brachte man Jessika und Annika die große Platte mit dem Chateaubriand sowie ihren Wein. Jessika legte zuerst Annika und anschließend sich selbst etwas auf den Teller, dann wünschte sie Annika guten Appetit.

„Kroketten auf drei, Steak auf sechs, Erbsen auf neun und überbackene, halbe Tomate auf zwölf“, gab sie Annika schließlich noch als Hinweis zu deren Teller mit.
Annika nickte dankbar und beide begannen zu essen. Nach der ersten Portion, stießen sie mit ihrem Wein an und legten dann eine kleine Pause ein. Schließlich legte Jessika ein weiteres Mal für Annika und sich auf.
„Kroketten nochmal auf drei, Steak wieder auf sechs, grüne Bohnen mit Speck auf neun und Spargelspitzen auf zwölf“, sagte sie wieder zu Annika.
„Danke, Schatz“, antwortete Annika und lächelte Jessika an.

Am Nachbartisch aßen die fünf gerade ihre Suppe, wie Jessika sah. Mittlerweile war sie sich relativ sicher, dass doch eine Verwandtschaft zwischen den beiden Männern und der älteren Frau bestand, denn bei näherem Hinsehen sah man gewisse Ähnlichkeiten. Der ältere Mann schien darüber hinaus der Herr der beiden Serva zu sein, denn von ihm gingen die subtilen Signale an die beiden jungen Frauen aus. Leise und mit gesenkter Stimme berichtete Jessika Annika von ihren Erkenntnissen.

„Das schmeckt wirklich alles klasse“, sagte Annika. „Aber musste es unbedingt so ein teures Restaurant sein, Jessy?“
„Hast du deswegen darauf verzichtet selbst zu wählen?“, fragte Jessika nun einer Eingebung folgend, denn sie wusste, dass Annika eher bescheiden war und eventuell empfindlich auf die Preise reagiert haben könnte.
„Ja“, sagte Annika, “ich war etwas schockiert, wenn ich ehrlich bin. Woher kennst du dieses Restaurant eigentlich?“
„Oh, ich kenne es auch noch nicht wirklich. Meister Bergmann hat es mir vor einiger Zeit empfohlen und ich dachte, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt es mal mit dir auszuprobieren“, antwortete Jessika.

Am Nachbartisch tranchierte der Kellner gerade kunstvoll eine gebratene Ente, und legte den Gästen das Fleisch auf. Dazu gab es Rotkohl und Kartoffelklöße, die in Schüsseln auf dem Tisch für die Gäste bereitstanden. Eine ganze Ente hatte Jessika gar nicht auf der Karte gesehen, wunderte sie sich. Aber wahrscheinlich war das ein Gericht, das es vorzubestellen galt, außerdem hätten sie beide niemals eine Ente geschafft. Annika und sie kämpften bereits mit ihrem Chateaubriand und wie es aussah, würden sie den Kampf wohl verlieren.

Zwar versuchten sie, alles auf zu essen, aber schließlich kapitulierten sie dann doch vor ihrem Chateaubriand und verzichteten auch auf den Nachtisch. Lediglich einen Cappuccino tranken die beiden noch genüsslich und ließen sich damit etwas Zeit. Anschließend bezahlte Jessika und beide verließen Hand in Hand das Restaurant.

--

Sophie und Artur betraten als erste das Restaurant, gefolgt von Alina und Leonora. Noch bevor Peter das Restaurant betreten hatte, legten die anderen bereits ihre Garderobe ab und Sophie sprach mit der Empfangsdame. Während Peter gerade seine Jacke aufhängte, setzte sich der kleine Tross auch schon in Bewegung. Sie wurden zu ihrem reservierten Tisch mit Ausblick auf den Rhein geführt, Artur half Sophie mit dem Stuhl und nahm dann selbst unmittelbar links neben ihr Platz. Leonora und Alina warteten, bis auch Peter den Tisch erreicht hatte und setzten sich als Letzte, nachdem Artur ihnen ein Zeichen gegeben hatte.

Am Nachbartisch sah Leonora zwei Frauen sitzen, dabei fiel ihr eine der beiden besonders ins Auge. Leonora schätze, dass die Frau ungefähr in ihrem Alter war, allerdings war ihr offen getragenes Haar schneeweiß und auch ihre Haut war sehr hell und blass. Die Augen der Frau konnte Leonora nicht erkennen, da diese eine auffällige, elegante Brille mit getönten Gläsern trug. Die andere Frau war erkennbar älter und trug ihre braunen Haare schulterlang. Leonora hätte sie wohl kaum beachtet, wenn sie nicht mit der jüngeren, weißhaarigen Frau gemeinsam am Tisch gesessen hätte. Die beiden aßen eine Suppe und lediglich die große Frau schien gelegentlich zu ihnen hinüber zu schauen.

Auch Alina war die weißhaarige Frau aufgefallen, wie Leonora an ihren verstohlenen und vorsichtigen Blicken zum Nachbartisch erkennen konnte. Schließlich trat ein Keller zu Peter und sprach mit diesem kurz wegen des vorbestellten Menüs. Bezüglich der Getränke fragte Peter in die Runde, ob es spezielle Wünsche gäbe, oder ob alle mit Mineralwasser einverstanden wären. Da es keine Einwände gab, bestellte Peter für alle Mineralwasser. Das Menü hatte Peter vorbestellt, es gab einen kleinen gemischten Salat, eine Kartoffelsuppe und als Hauptgang schließlich eine ganze Barbarieente mit Rotkohl und Klößen.

Kurz nachdem die Salate serviert wurde, brachte ein anderer Kellner eine große Platte mit Fleisch und Beilagen an den Tisch der beiden Frauen. Leonora sah interessiert hinüber und fragte sich, ob die beiden eher schlanken Frauen, diese große Portion überhaupt verspeisen könnten. Alina grinste als sie sah, dass eine üppige Platte mit Fleisch und Beilagen auf dem Tisch vor den beiden Frauen abgestellt wurde.

„Ich denke, das werden die beiden sicher nicht schaffen“, flüsterte Alina mit gedämpfter Stimme zu Leonora und auch Artur warf nun einen Blick zum Nachbartisch.
„Ah, ein Chateaubriand für zwei Personen. Ja, das kann unter Umständen eine gewisse Herausforderung sein“, kommentierte er eher nüchtern.
„Wir beide würden das aber noch schaffen“, warf Sophie ein, „oder Artur?“
Alle vier grinsten sie nun und auch Artur schien den Kommentar seiner Schwester eher belustigt zur Kenntnis zu nehmen.
„Mit deiner Hilfe allemal, Züff“, sagte er amüsiert und klopfte mit der flachen Hand auf seinen Bauch.

Die weiteren Gespräche am Tisch waren eher belanglos und so ließ Leonora ihren Blick durch das Restaurant schweifen. Im Gastraum waren nur wenige Tische besetzt, lediglich die drei Tische, vor dem großen Fenster durch das man den Rhein sehen konnte, waren bereits besetzt. Am dritten Tisch saßen zwei Frauen und ein Mann. Doch immer zog es ihren Blick vorsichtig zu dem Tisch mit den beiden Frauen. Leonora fiel auf, dass die weißhaarige Frau eher wartend verharrte und auch die große Speisenplatte noch mit keinem Blick gewürdigt hatte. Stattdessen legte nun die ältere Frau jeweils einige ausgewählte Speisen auf ihre beiden Teller vor. Anschließend schien sie der Jüngeren etwas zu sagen, dann begannen beide zu essen. Hin und wieder beugte sich die ältere Frau zu ihrer Begleiterin und schien ihr etwas leise zu erzählen.

Die Kartoffelsuppe war vorzüglich, sie schmeckte Leonora sehr gut und auch die anderen aßen mit Genuss. Während Leonora langsam und genüsslich ihre Suppe aß, sah sie am Nachbartisch wieder, wie die ältere Frau ihren Teller und den der Jüngeren füllte. Und wieder schien sie etwas zu ihrer Begleitung sagen, Leonora war sich nicht sicher, glaubte aber einen Satzfetzen wie «…Steak wieder auf sechs…» gehört zu haben.

‚Was will sie ihr damit sagen?! Steak auf sechs. Was soll das sein?‘, fragte sich Leonora in Gedanken, löffelte weiter ihre delikate Kartoffelsuppe und grübelte. Schließlich ging Leonora ein Licht auf, die weißhaarige Frau musste blind sein. ‚Natürlich‘, dachte Leonora, ‚deshalb schaut sie nicht zu uns hinüber und hat sich die große Speiseplatte nicht angeschaut. Steak auf sechs ist die Position des Fleisches auf ihrem Teller. Die andere Frau hat ihr gesagt, was und wo auf dem Teller vor ihr liegt.‘

Als der Kellner an ihrem Tisch die Ente fachmännisch tranchierte, schaute Leonora ihm sehr aufmerksam und interessiert zu. Jeden Handgriff des Mannes schien sie förmlich aufsaugen zu wollen und ihre Augen folgten jeder seiner gekonnten Aktionen. Alina grinste und ihr Blick wechselte immer wieder zwischen Leonora und dem Kellner. Sie wusste nicht, was sie mehr faszinierte, das offensichtliche Geschick des Kellners oder die gebannte Faszination die Leonoras Augen versprühten, als sie den Kellner beobachtete. Auch Sophie und Artur sahen amüsiert zu Leonora, deren Blicke weiter dem Kellner, der die Ente tranchierte, folgten.

Während der Kellner das tranchierte Entenfleisch auflegte, sah Leonora, dass die beiden Frauen am Nachbartisch das Chateaubriand nicht aufgegessen hatten. Ein anderer Keller räumte deren Tisch gerade ab und brachte ihnen anschließend zwei Tassen Kaffee.

Auch die Ente war sehr köstlich und es schmeckte nicht nur Leonora. Selbst Alina schien mehr als nur froh zu sein, nach dem Eintopf der letzten Tage wieder etwas anderes essen zu können. Leonora hoffte, dass es ihr eine Lehre war und sie in Zukunft ihren frechen Schnabel, zumindest gegenüber Herrn Artur, etwas mehr unter Kontrolle haben würde.

Am Nachbartisch hatten sich die beiden Frauen erhoben, und verließen nun hinter einander Hand in Hand das Restaurant. Die Ältere ging achtsam voraus und die Jüngere folgte ihr auf dem gleichen Weg.

Zum Nachtisch erhielt jeder ein kleines gemischtes Eis und wer wollte noch einen Kaffee oder Cappuccino. Leonora und Alina wählten einen Cappuccino, während die anderen sich für Kaffee entschieden. Die fünf blieben noch auf einen weiteren Kaffee, genossen die Aussicht auf den Rhein und unterhielten sich prächtig.



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