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Nathan_Berlin
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seit 2005 in nathanael umgetauft

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  Identitäts-/Rollenprobleme Datum:01.10.04 20:28 IP: gespeichert Moderator melden


In einem anderen BDSM-Forum, in dem der Ton vor allem von sehr netten weiblichen Subs angegeben wird, kam neulich die Frage auf, ob und wie sexuell unterwürfige Frauen mit ihrem ansonsten emanzipierten Leben und Denken im Konflikt sind oder mal waren. Auch wenn wir wohl alle wissen, dass eins nichts mit dem anderen zu tun haben muss, finde ich das ein interessantes Thema. Aus manchen Wortmeldungen kam raus, dass paradoxerweise eine bestimmte Sorte von Feministinnen ihren Geschlechtsgenossinnen (für deren Befreiung sie ja ansonsten streiten) vorschreiben will, was für sexuelle Bedürfnisse sie gefälligst zu haben haben, was den Mädels auf ihrem Selbstfindungstrip nicht gerade geholfen hat.

Auch wenn natürlich klar ist, dass man so leben sollte, wie man will, solange man niemandem (gegen seinen Willen *g) wehtut, und obwohl die Sache mich nicht wirklich quält oder in die Schizophrenie treibt, finde ich das Thema „Identitätsprobleme/Rollenprobleme“ interessant. Ich denke, ähnliche Konflikte kann es doch bei allen Varianten geben.

Was soll das, dass ich als Mann von meiner Freundin kontrolliert, unterjocht und fies behandelt werden will, und nicht wie jeder richtige Mann darauf aus bin, sie möglichst häufig und möglichst kurz angebunden auf die Matratze zu knallen? Bin ich vielleicht innerlich einer von den Männern, die sich in manchen Kontaktanzeigen als „nichtswürdige, erbärmliche Kreatur mit lächerlichem Mini-Schwänzchen“ beschreiben? Dabei war ich doch immer der Meinung, dass ich super aussehe, gut gebaut und sportlich bin, schlau und kreativ; vielleicht höchstens ein klein bisschen eitel, aber das ist auch meine einzige negative Eigenschaft; und meine Männlichkeit ist nachgemessenermaßen auch 1 cm länger als der offizielle EU-Durchschnitt.
Wenn ich mich nach anderen Rollenvorbildern umschaue, fällt mir vielleicht der klassische Gentleman ein, der die Dame seines Herzens auf Händen trägt und sich ständig darum bemüht, ihre Wünsche zu seinen Befehlen zu machen. Damit kann ich schon eher leben – auch wenn mir das Wort „Lustsklave“ besser gefällt. Aber ein schöner und stolzer Lustsklave, der nur eine einzige „Herrin“ hat und nicht daran denkt, in anderen Bereichen seines Lebens den devoten Obersoftie zu spielen. Und der seine „Herrin“ nicht mit diesem oder einem anderen Titel anspricht, sondern mit ihrem Namen, denn seine Zuneigung zu ihr hängt nicht von solchen Ehrbezeugungen ab; er bemüht sich (zunehmend), Taten statt Worte sprechen zu lassen.
Aber das Klischeebild des devoten Mannes ist trotzdem etwas, mit dem ich ganz wenig anfangen kann und das mich auch lange davon abgehalten hat, offener zu diesen Bedürfnissen zu stehen und meiner Freundin gegenüber mit der Sprache rauszurücken – denn sie kennt diese Bilder ja auch. Würde sie nicht denken: „oh Gott, er ist also ein masochistischer Schlappschwanz, der meine Dessous anziehen und in ihnen die Küche schrubben will“?

Hat sie aber gar nicht gedacht. Einen Mann, der ihr untergeordnet und ganz zu Diensten ist, fand sie alles andere als übel. Sie hatte ganz andere Rollenprobleme: Eine schöne, sanftmütige und sensible, wenn auch bisweilen etwas aufbrausende und ziemlich energische Frau soll sich auf einmal in ein peitschenschwingendes Mannweib verwandeln, sich knallrote Lackklamotten anziehen und in „Sado-Lady Gnadenlos“ umbenennen? Dass die oben schon zitierten Feministinnen ihr nachsagen würden, dass sie jetzt die grundlegende patriarchale Gewaltstruktur einfach umdrehe und damit indirekt affirmiere (im Gegensatz zu den weiblichen Subbies, die sie ja direkt affirmieren) – darauf konnte sie ohne Weiteres pfeifen. Aber ein gewisses Unbehagen ist trotzdem lange geblieben. Und erst allmählich gewichen, als ihr klar wurde, dass sie sich nicht in schlagkräftigem Entertainment für den gelangweilten Lebenspartner versuchen sollte, sondern sich endlich viel stärker und ausschließlicher auf ihre eigenen Bedürfnisse konzentrieren konnte. Und dass der Mann an ihrer Seite sie nicht als „Herrin“ ansprechen würde, sondern eher als schöne Pharaonin oder Fruchtbarkeitsgöttin, und ihr nicht die Füße lecken, sondern sie dort und dann küssen möchte, wo und wann sie es will. Eine echte win-win-Situation für beide Seiten, von denen aber jede sich erst von bestimmten unangenehmen Klischeebildern befreien musste (und noch immer muss).

Wie unschwer zu erkennen, vermische ich hier persönliche Erfahrungen mit allgemeinen „philosophischen“ Überlegungen. Mich würde interessieren, inwiefern auch andere mit solchen Rollenkonflikten mal zu tun hatten oder noch haben. Auch die dominanten/sadistischen Kerle werden ja vielleicht ähnliche Erfahrungen haben, z.B., weil sie mit irgendwelchen brutalen Schlägertypen und anderen zu Recht unbeliebten Zeitgenossen in einen Topf geworfen werden.

Grüße an alle!
Nathan (in herbstlicher Freitagnachmittags-Reflexions-Stimmung)

-----------------------------

Ein Nachtrag, damit keine Missverständnisse aufkommen:
Ich habe natürlich nichts gegen
- Menschen, die ihren Partner als „Herr(in)“ ansprechen bzw sich so ansprechen lassen
- Männer, die in Frauenwäsche Küchen schrubben
- Frauen, die rote Lackklamotten tragen und Peitschen schwingen
(Diese Nachricht wurde am 01.10.04 um 20:28 von Nathan_Berlin geändert.)
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jiva
Sklave





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  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:02.10.04 20:46 IP: gespeichert Moderator melden


lieber nathan,

ja, da schneidest du einen großen kuchen an...
zuerst zu den widersprüchen einiger feministinnen:
so wichtig diese bewegung historisch ist, so richtig die forderungen nach gleichstellung sind - von den suffragetten bis heute hat sich vieles geändert, aber die gleichstellung ist dennoch de facto gesellschaftlich noch nicht ganz erreicht -, so schwierig wird ihre beurteilung von sexualität. s/m mit frauen in der dev-rolle wird ja schnell gleichgesetzt mit unterdrückung, nicht nhur von feministinnen. frauen in der top-rolle werden leicht zu handlangerinnen des machismo, zu erfüllungsgehilfinnen des klassen- oder in diesem fall geschlechtsfeinds gemacht.
der widerspruch ist allerdings heftigst aufgetaucht in der lesbischen s/m-szene...das war für alle, die das machtgefälle von diesem standpunkt aus kritisiert haben, ein katastrophengebiet... und hat zu heftigsten kontroversen geführt. (interessant in diesem zusammenhang die arbeit von pat califia, einer lesbischen bdsm-theoretikerin.)
insgesamt hat jedenfalls meines erachtens diese strömung der gender-diskussion zu einigen geradezu absurden blüten der politischen korrektheit geführt...und sie lässt außer acht, dass menschliche triebe eben triebe sind, elementare ausdrücke unseres wesens, die sich oft genug nicht einmal in ssc hineinquetschen lassen, von komplexen korrektheitsthesen ganz zu schweigen.


aber dies wäre eine diskussion für sich, wie übrigens auch die ansichten, bdsm allgemein als pathologische deviation anzusehen.

zu den  rollenverhalten innerhalb eines bdsm-machgefälles:

niemand von uns erfindet das Dom/dev-rad neu.
und doch ist jede beziehung anders.
und wir tragen alle bilder in uns herum: bilder, wie wir sein möchten, bilder, wie nicht sein möchten.
es ist nahezu unmöglich, eine D/s-situation von anfang an ganz ohne bilder und vorbilder zu leben, wer sich mit dem thema zu beschäftigen anfängt, wird immer wieder auf modelle stoßen, auf anziehende oder abstoßende bilder, stories, konstellationen.
die frage ist eben nur, wieviele bilder übernehme ich und wieviele entwickle ich aus mir selbst? oder besser noch, aus der gemeinsamkeit?
zählen tut letztlich nur deine oder eure gemeinsame welt, eure art, miteinander umzugehen...wobei der klassische gentleman für einen dev-mann schon mal ein sehr guter ansatz ist - ich habe noch keine Domme getroffen, die sich über die traditionellen höflichkeitsformen beschwert hätte (lach).
und es müssen keinesfalls immer klischeehafte bilder von außen sein, die zu stärungen führen: ich stecke gerade mit Penthesilea in einem schönen stück arbeit, mich von bildern und verhaltensweisen meiner früheren D/s-beziehung  zu lösen, also von dingen, die sich keineswegs klischeehaft von außen in mir festgesetzt haben, sondern aus gemeinsamkeit und direkten bedürfnissen entstanden sind. und ich habe lange zeit gar nicht einmal gemerkt, dass das so tief in mir drin steckte und den platz für Penthesilea verkleinerte. (es handelt sich dabei nicht so sehr um fertige bilder, als vielmehr um tiefer liegende herangehensweisen, verhaltensweisen.)

und da wird es echt hart, wenn du dich von einem
subverständnis zu einem neuen bewegst...subbie-schizo (lach)

aber gerade durch diese beschäftigung ist mir das thema "übernommene rollenbilder" eben jetzt sehr präsent.
und noch etwas ist nicht zu unterschätzen: die zeit ändert vieles, auch konstellationen und standpunkte. ich würde es auf längere sicht an deiner stelle gar nicht ausschließen, dass du deine zunge auch mal auf schuhwerk ausprobierst...oder in höchst unvollständiger und auch wenig korrekter kleidung auf dem küchenboden hantierst...(lächel)

und letztlich: das bdsm-verhalten hat nichts oder wenig mit dem restlichen sozialverhalten zu tun. du kannst durchaus sehr selbstbewusst durchs die öffentlichkeit gehen und doch jeden abend vor dem sofa knien..na ja, jeden abend vielleicht nicht...aber oft.
probleme habe ich in dieser rollensituation (für Penthesilea und mich ist das gefälle immer präsent, nur unterschiedlich abgerufen) eigentlich nur dadurch, dass ich sehr schutzbedürftig werde gegen einflüsse von außen. ich lege als dev auch einen panzer ab, der mich tag für tag schützt, setze gewisse aggressive überlebensmechanismen außer kraft, um mich der hoheit meiner Domme zu öffnen, um zugänglich zu werden.
und wenn da einer reinhaut oder manchmal nur ranpustet, tut es gleich weh...eben weil ich in allen bdsm-kontexten nicht meine deckung oben habe.
da war ich schon mal froh, dass Penthesilea eine sehr energische frau ist, die Ihr eigentum genau im auge hält. (an dieser stelle ein dankbares lächeln zu Penthesilea)

das wären meine persönlichen rollenkonflikte.

danke für die interessante anregung, die du mit diesem beitrag geleistet hast.

lieben gruß,
jiva

(Diese Nachricht wurde am 02.10.04 um 20:46 von jiva geändert.)
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Penthesilea
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  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:04.10.04 16:42 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo,
Zum Backlash der 70er Jahre in den eigenen Reihen der Frauenbewegung, zum aktivistischen Fundamentalismus, zu den von jiva erwähnten *Radicallesbians* ... da ließe sich so viel sagen, dass ich es erst lieber gar nicht versuche. Es würde gewaltig ausufern.
Ich wandle aber eine Aussage Simone de Beauvoirs dahingehend ab, dass BDSM für jede Frau sowohl eine Möglichkeit sein kann, ihrer Weiblichkeit zu entfliehen - wie auch eine Möglichkeit, ihre Weiblichkeit anzunehmen. Das wird nur sie selbst psychisch interpretieren können.

Was die von Nathan erwähnten Rollen betrifft:
- zunächst die äußere: da erscheinen mir die beiden aufgeführten Pole *peitschenschwingendes Mannweib* und *masochistischer Schlappschwanz* zu schwarz/weiß gewählt. Der *Gendertrouble* erlaubt seit Jahren, zumindest in den Freiräumen der Metropolen, Frauen wie Männern längst Grenzüberschreitungen, ermöglicht die Freiheit, sich als Frau auch *männlich* , bzw. als Mann auch *weiblich* zu geben. So zwingend starr wie früher ist die Gesellschaft nicht mehr.
- was die innere Rolle betrifft, habe ich für mich einen ganz eigenen Zugang.
Ich wechsle als Domina in keine andere *aufgesetzte* Rolle, so, als würde ich mir etwas Fremdes von außen überstülpen.
Ich lebe meine Dominanz in den Klamotten aus, in denen ich mich wohl fühle (also in keinem roten Lackkostüm), ich verwende die Sprache, die ich auch sonst verwende (also keine verbale Erniedrigung), ich bleibe nah bei mir, spüre das, was in mir wartet, lebe es lustvoll, lebe es aus mir heraus, ganz auf mich und mein Wesen zugeschnitten.
Mit jiva zusammen habe ich die glückliche Möglichkeit, Dominanz/bzw. Submissivität zu unterschiedlichen Zeiten in unterschiedlicher Intensität abrufen zu können.
Letzten Freitag trafen wir uns beispielsweise fast 5 Stunden in einem sehr intensiven Gespräch - ohne jedes Machtgefälle, auf vollkommen gleicher Ebene.
Eine halbe Stunde später küsste er mir im Auto die Hand, ich war wieder *die Herrin* und fühlte mich auch genau so. In diesem schnellen Wechsel sah ich keinen Bruch für mich. Es gleitete gleichsam nahtlos ineinander über.

Ich glaube, ich habe wesentlich mehr mit Identitätsproblemen zu kämpfen gehabt, als ich meine Neigung noch nicht akzeptierte und häufig das Gefühl hatte, völlig neben mir zu leben.

Gruß
Penthe


(Diese Nachricht wurde am 04.10.04 um 16:42 von Penthesilea geändert.)
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Nathan_Berlin
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  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:04.10.04 20:17 IP: gespeichert Moderator melden



Hallo Penthesilea und jiva!

War ja zu erwarten, dass Ihr zwei die Ersten/Einzigen sein würdet, die die Zumutung auf sich nehmen, sich durch mein überlanges Posting durchzukämpfen und dann auch noch zu antworten... Wenn ich in 50 Jahren meinen Enkeln von meinen ersten BDSM-Schritten erzähle („damals, als eure Oma mich Schritt für Schritt versklavte“), werde ich Eures Zuspruchs dankbar gedenken.

jiva hat natürlich Recht: was bei mir noch kommen wird, ist offen. Es kann sich viel ergeben, woran ich jetzt noch gar nicht denke, das ist klar. Sollte ich eines Tages doch anfangen, begeistert Schuhsohlen zu lecken oder in La Perla-Spitzenwäsche Küchen zu schrubben, sag ich bescheid.
Ganz im Ernst: Meine Freundin und ich haben am Wochenende ein paar neue Ideen und Einfälle diskutiert, die für sie und mich noch vor kurzem nie in Frage gekommen wären. Das geht in ganz andere Richtungen, wird aber sicher für manche Menschen genauso komisch (und wieder für andere das Normalste von der Welt) sein.
Das von Dir angeschnittene Thema mit dem „Panzer ablegen“ und der Verletzlichkeit nach außen, die sich daraus ergeben kann, wenn man nicht aufpasst, finde ich interessant. Ich denke, dass es diesen Zwiespalt tendenziell in jeder Liebesbeziehung geben kann, aber bei einer so weitgehenden Hingabe wie im Bereich BDSM verstärkt er sich vielleicht.

Was Penthesilea als „Schwarz-Weiß-Bilder“ bezeichnet, sind natürlich überspitzte Formulierungen, die ich hier als Ausgangspunkt für die Diskussion gewählt habe. (Vielleicht war das nicht so geschickt, ebenso wie der provozierende Unterton, den man aus meinem Posting herauslesen könnte und den ich in dem nachträglichen Edit wenigstens abmildern wollte.) Aber solche S/W-Bilder können eben auch hartnäckig sein, oft hinkt ja das Unterbewusstsein dem Bewusstsein hinterher. Und die unausrottbare Angst des Kleinbürgers vor dem „Anderen“ lauert eben überall.
(Penthe, wir hatten das Thema Klischeebilder ja schon mal in einer PN angeschnitten, und Du hast vielleicht an meiner Wortwahl erkannt, dass einige Deiner Hinweise mich zu diesem Thread angeregt haben.)

Zum Thema „Gender“: Auch wenn ein gewisser akademischer Jargon in der Literaturwissenschaft, mit dem ich studienhalber viel zu tun hatte, mich tierisch nervt, finde ich diese Aufweichungen in der Lebenswelt sehr positiv, auch für mich selbst befreiend. Es gibt sicher viele Lebensbereiche, in denen ich (im klassisch-eindimensionalen Sinne) „weiblich“ und meine Freundin „männlich“ ist. Das können sehr banale, aber eben auch sehr wichtige Dinge sein.
Übrigens habe ich einen schwulen Bruder, der im Gegensatz zu mir ein forciert männliches und teilweise machohaftes Auftreten hat. Wenn wir früher irgendwo hingegangen sind und jemand erzählt hatte: „Nachher kommen noch zwei Brüder, von denen einer schwul ist“, bin meistens ich für den Schwulen gehalten worden. Soviel zum Thema Aufweichung von Rollenbildern und –klischees.

Für mich war es, lange vor allen sexuellen Neudefinitionen, eine sehr befreiende Erkenntnis, dass ich nicht „widerspruchsfrei“ sein muss. Ich kann verschiedene Charakterzüge, Vorlieben und Eigenheiten haben, die auf den ersten (und auch auf den zweiten) Blick nicht zusammenpassen und in den Augen anderer Menschen peinlich sein können. Wohl dem, der immer „Na und?“ sagen kann! Vielleicht sollte ich hier mal einen off-topic-Bekenntnis-Unterthread starten: „Peinliche Charakterzüge und Vorlieben jenseits von BDSM“?

So banal es klingt, es ist doch ein wichtiger Einschnitt im Leben, wenn man begreift, dass man keinem Bild, das andere sich von einem machen und das einem im schlimmsten Falle in Fleisch und Blut übergehen kann, genügen muss.
Aber mindestens genauso wichtig finde ich es, dass man gelassen bleibt gegenüber diesen Bildern, auf die andere einen zwangsläufig reduzieren. Es ist einfach so, dass jedes Bild den Menschen reduziert, ohne alle böse Absicht. Wir kommen zugleich im Umgang mit anderen Menschen nicht umhin, uns bestimmte Bilder von ihnen zu machen, denn das ist die Voraussetzung jeder Kommunikation und menschlichen Beziehung.

Deinen letzten Satz, Penthe, möchte ich hier mal ganz nonchalant einfach wiederholen, denn er drückt nicht nur Deine persönliche Erfahrung aus, sondern rückt auch ein bisschen die Relevanz dieses Threads für mich ins richtige Licht – das von mir hier angefangene Thema ist eher so eine Art Gedankenspielerei, aber kein wirkliches Lebensproblem. Die schwerer wiegenden Probleme liegen natürlich anderswo:
„Ich glaube, ich habe wesentlich mehr mit Identitätsproblemen zu kämpfen gehabt, als ich meine Neigung noch nicht akzeptierte und häufig das Gefühl hatte, völlig neben mir zu leben.“

Ich würde mich freuen, noch andere Meinungen und Erfahrungen kennenzulernen! Oder bin ich der einzige, der in schwachen Momenten in solche Gendertheorie-unaufgeklärten Grübeleien verfällt?

Nathan (auch ohne Damenwäsche mit unendlich vielen weiblichen Zügen, darunter offensichtlich der Eigenschaft, sich nicht kurz fassen zu können)

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Chinolina
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Ein Leben ohne Freunde ist kein Leben

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Angimaus37  Angimaus37  
  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:06.10.04 19:53 IP: gespeichert Moderator melden


Als ich dabei war, meine Neigung zu wecken, dachte ich erst immer, dass dies doch nicht normal ist. Jahrelang durfte ich mir keine Schwachheit leisten und doch wurde in mir die Sehnsucht geweckt, mich einen starken Herrn zu unterwerfen und mich von ihm dominieren zu lassen. Es war für meine Freunde ein hartes Stück Arbeit, altgewohnte Denkweisen aus mit heraus zu bekommen. Tränen? Nein die zeigte ich keinen, denn Frau durfte nicht schwach sein.
Der Gedanken an einen starken Herrn der immer hinter mir steht und zu dem ich aufschauen kann, erregte mich sehr.
Nie hätte ich gedacht, dass es für mich eine Erfüllung sein könnte, von ihm unterdrückt zu werden und seine Peitsche zu spüren, doch gerade dabei fühle ich mich wohl.
Wenn ich vor im knie dann fühle ich mich stark, denn endlich darf ich für ihn schwach sein.
Wenn ich meinen Blick gesenkt halte, dann spüre ich seinen Blick, der über mich gleitet und dabei nehme die Spannung in mich auf, die sich um uns zu einem erotischen knistern aufbaut.
Wenn er mich fesselt, dann fühle ich mich frei, denn ich geniese seine Berührungen.
Wenn er mir die Augen verbindet, dann fühle ich mich sehend, denn ich höre noch intensiver seine Stimme, die ich so mag, höre seinen Atem, der mich sanft streift, und höre in mich hinein - da wo es ihm zuruft: Ja ich will das so, mein Herr.

Angi
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Nathan_Berlin
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  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:11.10.04 12:44 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Angi,

ich finde, Du beschreibst Deine Gefühle in sehr schönen und warmen Worten. Man spürt die Harmonie und die Verschmelzung, die Ihr in einer solchen Unterwerfungsszene erleben könnt.

Echte Hingabe ist sicherlich etwas sehr Schweres, das viel Zeit, Übung, Vertrauen erfordert; ebenso wie echte Dominanz eine große Herausforderung und phasenweise sicher auch Zumutung darstellt.
Du hast Glück, dass Du damals Freunde hattest oder gefunden hast, die sich bemüht haben, "altgewohnte Denkweisen aus Dir heraus zu bekommen", anstatt befremdet oder irritiert zu sein. Ohne die Anerkennung zumindest einiger nahestehender Menschen ist es wohl kaum möglich, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Wenn man sie erfährt, dann wiegt diese Anerkennung viel schwerer als irgendwelche abstrakten Rollenbilder und Idealvorstellungen eines starken Mannes oder einer emanzipierten Frau usw., die auch in der Luft unserer modernen Gesellschaft überall herumschwirren (manchmal da, wo man sie am wenigsten erwartet).

Liebe Grüße!
Nathan
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monsti
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  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:19.10.04 20:45 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Angi,

Du hast das sehr schön und kanpp formuliert. Fast genauso fühle ich mich auch.
Aber mir fällt es immer noch schwer nicht immer die Starke zu sein und mich einfach fallenlassen zu können und das Vertrauen zu haben aufgefangen zu werden (obwohl ich weiß, daß ich aufgefangen und gehalten werde).
Dadurch kommt es immer wieder mal, auch im Zusammenhang mit meiner Position in der "Außenwelt", zu Zweifeln und Überlegungen, ob es wirklich richtig ist, was ich da tue. zeitweise ist es sehr hart da wieder raus zu kommen.

Viele Grüße,
monsti
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Veronique
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alles ist erlaubt, aber es frommt nicht alles

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  Re: Identitäts-/Rollenprobleme Datum:24.11.04 15:39 IP: gespeichert Moderator melden


Hm,
da kann ich 56 gebohren nur sagen,
wo sind sie denn die starken Frauen ?
Nehmen wir mal die Politik, in ganz Europa
wo sind Sie.
Bush hat jetzt mit C.R seine konservative
Ja-Sagerin.
Wenn ich das immer hoehre...Gleichberechtigung,
das ich nicht lache. Ich lebe in France und bin gerade arbeitslos, aber als Fremdenfuehrer oder so
immer das selbe, blond oder mindestens langhaarig bis 26, nur Maenne wie ich, dreisprachig, das funzt nicht.
Peitschenschwingend, nun das ist das Klischee aus dem WWW, von TV, Focus Spigel Stern ganz zu schweigen,
aber dort, wie bei 99.9% aller Pro Dommes ist die Frau nur physisch stark, mental aber Dienerin der Wuensche des Mannes, des Kunden, der Medien, angepasst und, ganz und gar nicht stark.
Stark sein im Domme Sinne heisst Verantwortung tragen, da sein, in jedem Sinne, Werte die heute gar nicht oben auf der Rangliste stehen.
Es braucht immer mindestens zwei und Regel, , spielregeln meinetwegen, und eine kiste Lust, dann koennte es gehen, aber das ist fuer das www etc nicht "geil" genug. Wer will schon sehen, wie sub 15 Minuten mit Schnuller in der Ecke steht, weil er einfach die Klappe nicht halten konnte.
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