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Rainman
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Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!

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  RE: Maria Datum:20.02.17 00:38 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo cag_coll

Spannende Fortsetzung.

Vor allem Sophie überrascht doch etwas. Aber wenn sie nicht bald was trinkt, dann wird sie wohl elendig zu Grunde gehen. Ein Menschlicher Körper kann zwar mehrere Wochen auf Nahrung verzichten, aber nicht auf Wasser.


MfG Rainman
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gag_coll
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  RE: Maria Datum:20.02.17 06:39 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Vor allem Sophie überrascht doch etwas. Aber wenn sie nicht bald was trinkt, dann wird sie wohl elendig zu Grunde gehen. Ein Menschlicher Körper kann zwar mehrere Wochen auf Nahrung verzichten, aber nicht auf Wasser.
Ich muss zugeben, dass ich hier tatsächlich etwas übersehen habe... Aber nachdem es in der alten Dienstbotenwohnung sowohl ein Bad als auch eine kleine Küchenzelle gibt, wird Sophie sicher etwas Wasser zur Verfügung stehen.
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kamikazekifferin Volljährigkeit geprüft
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  RE: Maria Datum:20.02.17 20:02 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo gag_coll,

danke für das 14. Kapitel. Das warten hat sich echt gelohnt Bei der Menge an Text bin ich am überlegen, ob ichs mir als Buch binden lasse

mit fesselnden Grüßen

Eure Kami
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gag_coll
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  RE: Maria - Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Acht Datum:21.02.17 05:54 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Acht
Autor: Karl Kollar

Samstag, 18. September 1984

»Sie ist noch oben.« Mrs. Potter sah Paul entschuldigend an. »Ich habe sie schlafen lassen nach diesem schrecklichen Tag gestern.«

»Ob ich wohl zu ihr gehen könnte?« Paul wollte nicht aufdringlich sein, aber er ahnte, dass Maria sich bestimmt freuen würde, wenn er sie wecken würde.

»Sie freut sich bestimmt, wenn sie dich beim Aufwachen sieht.« Dorothea hatte ein wenig Probleme, ihre latente Eifersucht unter Kontrolle zu halten. »Du solltest aber wissen, das heute ihr letzter freier Tag vor dem Fest ist. Außerdem hat sie Anna und Florian zum gemeinsamen Frühstück eingeladen. Sie müssten eigentlich bald kommen.«

»Okay, ich werde mal nach ihr sehen.« Paul ging zur Treppe.

»Kommt dann bitte herunter, wenn ihr sie hört.« Mrs. Potter blickte ihm hinterher.



Den Weg zu Marias Zimmer war er schon öfters gegangen, doch dieses Mal war er besonders angespannt. Er fragte sich immer wieder, wie es seiner Freundin wohl ergangen war nach dieser schweren Demütigung gestern. Er wäre gern bei ihr geblieben, doch er hatte gespürt, dass sie allein sein wollte.

Vorsichtig klopfte er leise an die Tür und steckte seinen Kopf durch die Tür. »Guten Morgen, mein Schatz«, sagte er, als er sah, dass sie die Augen schon auf hatte. »Wie geht es dir?«

Maria erwiderte den Gruß, dann richtete sie sich auf. »Es hat so weh getan.« Sie seufzte. »Ich war drauf und dran, alles hinzuwerfen.«

»Herr Wetzler hat sich doch bei dir entschuldigt.« Paul hoffte, seiner Freundin damit zu helfen. »Und Morgen sind wir bei ihnen eingeladen.«

»Du hast recht, ich sollte nicht nachtragend sein.« Maria schlug die Bettdecke beiseite und schwang sich aus dem Bett. »Wie spät ist es denn?«

Paul blickte auf seine Uhr. »Schon halb neun.« Nur nebenbei fiel ihm auf, dass seine Freundin neben dem Nachtkorsett noch das Keuschheitsensemble mit Slip und BH trug. Sie schien es wirklich wie Alltagskleidung zu betrachten.

»Ich hatte Anna und Florian zum Frühstück eingeladen, das war aber schon gestern morgen.« Sie sprach nicht weiter.

Paul begriff trotzdem, was sie sagen wollte. Sie hätte die Einladung gern zurückgenommen, wusste aber, dass dies sehr unhöflich wirken würde. So mussten sie sich dieser Pflicht stellen. »Es ist vielleicht auch gut, auf andere Gedanken zu kommen.« Er sprach aus, was er dachte.

»Ich bin dann im Bad.« Sie blickte ihn ein wenig verlegen an. »Magst du mal schauen, ob du ihr beim Tisch Decken helfen kannst?« Sie hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie eingeladen hatte und sich jetzt gar nicht darum kümmerte.

»Gern.« Paul machte sich auf den Weg. Er war erleichtert, dass es Maria doch einigermaßen gut ging.



»Kann ich noch etwas helfen?«, fragte Paul höflich, obwohl er sah, dass der Tisch schon weitgehend gedeckt war.

»Du könntest noch zwei Flaschen Orangensaft aus dem Keller holen.« Mrs. Potter nahm sein Angebot wohlwollend zur Kenntnis. »Die Getränke sind gleich neben Marias Trainingsraum.« Doch dann hielt sie inne. »Wie geht es ihr?«

Paul war schon auf dem Weg zur Tür, als er stehen blieb. In ihrer Frage war ein ganz besonderer Unterton, der ihn aufhorchen ließ. Auf einmal erkannte er, was sie mit der Frage eigentlich sagen wollte. Er musste schlucken. »Sie wussten, dass es passieren würde?« Er blieb stehen.

»Ich bin letztendlich froh, dass es schon so früh passiert ist.« Sie seufzte kurz. »Es ist zwar schmerzhaft, so aus einem Traum aufgeweckt zu werden, doch es war nötig.«

»Sie wollte die Prinzessin sein, und alle Welt würde sich um sie drehen?« Paul dachte laut.

»Genau das meinte ich.« Mrs. Potter faltete die Servietten. »Natürlich darf man träumen, aber es ist auch wichtig, den Kontakt zur Realität nicht zu verlieren.«

»Aber es war doch sehr ungerecht Maria gegenüber.« Paul wollte Marias Standpunkt verteidigen.

»Natürlich war es das.« Dorothea gab ihm Recht. »Aber es hat eben auch bewirkt, dass Maria wieder auf der Erde steht und nicht mehr auf ihrer Wolke Sieben schwebt.«

»Ein tiefer Fall mit einem harten Aufprall.« Paul wunderte sich, warum er es schaffte, so über Maria mit ihrer Erzieherin zu reden.

»Und es ist wie beim Fahrradfahren. Man muss wieder aufsteigen und weiter fahren.« Mrs. Potter blickte auf die Uhr. »Jetzt solltest du aber in den Keller gehen.«

Paul grinste. »Natürlich.«

* * *

Sophie öffnete die Augen, und diesmal wusste sie sofort, wo sie war. Sie vermied es allerdings, sich zu räkeln, denn dabei hätte sie noch mehr Stellen von dieser so ekelhaften Bettwäsche berühren müssen, deren Geruch sie sofort wieder wahrnahm.

In ihrem Traum hatte sie Besuch bekommen von ihrer Mutter, und diese hatte ihr gezeigt, wie sie sich in ihrem Verließ trotz aller Umstände gemütlich einrichten konnte. Sie hatte ihr ein paar einfache Rezepte verraten, mit denen sie ihren kulinarischen Alltag etwas verschönern konnte.

Wieder musste Sophie weinen, weil der Traum so intensiv und real gewesen war. Ihre Mutter stand auf einmal in ihrem kleinen Zimmer und hatte ihr beim Aufstehen geholfen. Dann hatte sie sich die Dosensammlung angesehen und ihr ein paar hilfreiche Tipps gegeben.

Sie hob ihre Hände vor das Gesicht und wischte sich die Tränen weg. Sie musste wieder an den Haushaltsunterricht denken, den sie in ihrer frühen Jugend bekommen hatte. Jetzt wurden ihr auch die Bemühungen ihrer Mutter bewusst, sie zu einer selbstständigen Hausfrau zu erziehen, auch wenn sie dieses sehr bald schon nach allen Regeln der Kunst sabotiert hatte.

Doch ihre Mutter hatte ihr schon verziehen. Das hatte sie ihr in dem Traum deutlich gesagt.



Deutlich roch sie die stickige Bettwäsche, und sie fühlte sich in ihrem Vorhaben bekräftigt, zumindest das Kissen neu zu beziehen, damit sie ihren Kopf etwas angenehmer zu Ruhe betten konnte. Das Laken und auch die Bettdecke auszutauschen, das lag bei Weitem noch nicht in ihren Kräften.

Anfangs hatte sie Angst gehabt, ihre Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie die Ravioli sehen würde. Doch zu ihrer Erleichterung hatte sie ihr sogar dazu geraten. »Sie schmecken auch kalt, wenn man nur hungrig genug ist.«

Trotzdem nahm sich Sophie auch vor, spätestens an einem der nächsten Tage einmal warme Ravioli zu sich zu nehmen. Und natürlich gab es auch noch diverse andere Dosen, bei denen zumindest das Etikett sehr lecker und viel versprechend aussah.



Durch die Wechsel im Dienstplan der Schwestern im Krankenhaus hatte sie einen gewissen Überblick über die Tage, die schon vergangen waren. Doch seit der Gips ab war, lag sie auf einer anderen Station, auf der sie die Schwestern nicht kannte. Und jetzt war sie ganz woanders und das Einzige, was sie diesbezüglich wusste war, dass sie schon zwei Mal übernachtet hatte. Sie fragte sich, ob es wohl möglich war, heraus zu kriegen welcher Wochentag war. Im Krankenhaus hatte sie die Wochenenden immer daran erkannt, dass insgesamt weniger Verkehrsgeräusche zu ihr ins Zimmer drangen.

Durch die lange Unbeweglichkeit war sie gezwungen gewesen, auf ihre Umgebung zu hören und insgesamt waren diese Sinne noch sehr aktiv. Sie fand es insgesamt etwas ruhiger als gestern, doch sie wusste auch, dass das Schloss ihres Vaters eher etwas abseits lag und nicht der komplette Verkehrslärm zu ihr durch dringen konnte.

Aber dafür hörte sie die Vögel im Schlosspark jetzt sehr deutlich, und obwohl sie sich das nicht eingestehen wollte, erkannte sie doch an dem unterschiedlichen Gesang der Vögel, wie spät es an dem jeweiligen Tag sein musste. Sie konnte es zwar nicht mit einer konkreten Uhrzeit belegen, doch es gab ihr zumindest eine grobe Orientierung.



Sechs Nudeln waren noch in der Dose, die sie gestern geöffnet hatte. Wenn sie zum Frühstück zwei davon essen würde und zu Mittag drei, dann wäre eine noch fürs Abendessen über. Und Morgen würde sie wieder den Kampf gegen den Dosenöffner antreten.

Unbewusst blickte sie zu dem kleinen Waschbecken. Ihr Cousin hatte doch tatsächlich daran gedacht, eine Zahnbürste und Zahncreme bereit zu legen. Sophie wusste auf einmal, was sie nach dem Frühstück als Erstes machen wollte. Das Prinzip des Vorabplanens hatte sie mittlerweile schon gut verinnerlicht. Da gab es den kleinen Schemel, auf den sie sich setzen konnte, und damit würde sie alle gut erreichen können.

Sie wusste, dass sie es nicht überstürzen durfte, doch sie sehnte sich danach, wieder selbst gehen zu können und nicht mehr im Dreck herum kriechen zu müssen. Sie nahm es sich als das Ziel für den nächsten Tag vor. Sie wollte aufstehen und mindestens zwei Schritte gehen. Sie war sich zwar unsicher, ob sie das ihren Muskeln schon zumuten durfte, doch die würden sich sicher sofort melden, wenn es ihnen zu viel werden würde.

* * *

Erst als er im Keller war, fiel Paul ein, dass er noch nicht in Marias Fitnessraum gewesen war. Doch es gab zum Glück nur wenig Türen, die er öffnen musste, um ihn und daneben den Raum mit dem Getränkelager zu finden. Auch den Orangensaft hatte er sofort gefunden. Er griff sich zwei Flaschen und ging zurück. Auf dem Weg noch oben hörte er die Türklingel. Das würden Anna und Florian sein.

Er sah es auf den ersten Blick. Annas Augen strahlten wie noch nie zuvor, und auch Florian machte einen sehr glücklichen Eindruck. Doch er wollte sie nicht überrumpeln.

Auch Maria hatte die Ankunft bemerkt und kam die Treppe herunter. Auch ihr fielen sofort die glücklichen Augen der beiden auf. Sie hielt sich nicht zurück. »Was ist los mit euch beiden? Ihr strahlt ja, als hättet ihr im Lotto gewonnen.«

Doch statt einer Antwort begrüßten sie erst einmal ihre Gastgeberin. Florian überreichte einen kleinen Blumenstrauß. »Vielen Dank für die Einladung.«

Mrs. Potter bedankte sich und bat ihre Gäste Platz zu nehmen, dann holte sie eine Vase.

Paul warf einen kurzen Blick auf den Strauß, als Florian grinste. »Ertappt!« Er wischte sich mit der Hand durch das Gesicht. »Deine Oma hat uns geholfen.«

Paul lächelte ebenfalls.

»Greift bitte zu.« Mrs. Potter bat ihre Gäste, es sich gut gehen zu lassen.

* * *

Sophie wollte diesmal etwas weniger schmerzhaft aus dem Bett fallen. Normales Aufstehen lag immer noch außerhalb ihrer Möglichkeiten. Den Kontakt mit der Bettwäsche konnte sie nicht vermeiden, doch diesmal stützte sie sich ein wenig ab, als sie sich aus dem Bett fallen ließ.

Sie hatte sich einen kleinen Plan gemacht, wie sie das Waschbecken erreichen wollte, jetzt hoffte sie, dass es auch genauso funktionieren würde. Sie wusste, dass sie nur die Kraft zu einem Versuch hatte, doch das Bedürfnis, sich die Zähne zu putzen, wurde immer größer.

Natürlich wäre sie auch gern einmal wie früher unter die Dusche gesprungen, doch das lag im Moment noch ganz außerhalb ihrer Reichweite und auch ihrer Möglichkeiten.

Sie versuchte, sich nach dem diesmal etwas sanfteren Fall aus dem Bett ein wenig zu erholen, dann machte sie sich auf den Weg zum Waschbecken. Wieder musste sie durch den Staub kriechen und auch diesmal rollten ihr dabei ein paar Tränen über das Gesicht. Doch sie wusste, dass sie bei weitem noch nicht kräftig genug war, um schon ausfegen zu können.

Trotzdem war sie ihrem Cousin dankbar, dass er ihr wenigstens Zahnbürste und -pasta besorgt hatte. Sie ertrug mittlerweile viel, doch ihren Mund wollte sie unbedingt sauber halten. Sie erschauderte, wenn sie daran dachte, was sie früher so alles in den Mund genommen hatte.

Endlich hatte sie den kleinen Schemel vor dem Waschbecken erreicht. Sie wartete, bis ihr Atem wieder ruhig ging, dann begann sie mit dem Projekt ´Besteigen des Hockers´. Sehr erfreut stellte sie fest, dass ihr Plan, den Hocker gegen den Unterschrank zu drücken und sich dann auf den Schemel hoch zu ziehen, relativ gut funktionierte. Trotzdem musste sie erst wieder zu Atem kommen, bevor sich sich um den nächsten Teil ihres Planes kümmern konnte.

Sie bemerkte sehr schnell, dass sie ihren Arm noch nicht so lange hoch halten konnte. Schließlich versuchte sie sich etwas an das Waschbecken anzulehnen und den Arm auf den Beckenrand zu legen. Sie war dabei, eine eigentlich selbstverständliche Tätigkeit neu zu entdecken.

Immer wieder musste sie von der rechten auf die linke Hand wechseln, weil ihre Handmuskeln ihr ihre aktuelle Schwäche deutlich vor Augen führten.

Als sie fertig war, fiel ihr Blick auf das Bett und sofort überfiel sie der Ehrgeiz, dass Bett neu zu beziehen. Doch dann sah sie in Gedanken ihre Mutter vor sich, die sie ermahnte, es langsam anzugehen und sich erst einmal von den Strapazen zu erholen.

* * *

Nachdem der erste Hunger gestillt war, hielt es Maria nicht mehr aus. »Jetzt möchte ich aber wissen, warum ihr strahlt wie die Honigkuchenpferde.« Sie hatte die Frage natürlich auf Englisch gestellt, nur das letzte Wort hatte sie Deutsch gelassen.

»Wie was?« Anna war verwundert.

»Ach«, Maria winkte nur kurz mit der Hand. »Das sagt man im Deutschen, wenn jemand sehr glücklich ist. Und ich möchte jetzt von euch den Grund dazu hören.«

Anna blickte ihren Freund an. »Magst du es erzählen?«

»Wir haben gestern noch einen Spaziergang gemacht und sind an der Kirche vorbei gekommen. Wir sind hinein gegangen, weil wir uns für die gelungene Flucht bedanken wollten.« Florian nahm einen Schluck Kaffee. »Eine junge Frau hat uns angesprochen, weil sie unser Englisch bemerkt hatte. Wir sind ins Gespräch gekommen, und es hat sich heraus gestellt, dass sie die Pfarrerin an der Kirche ist.«

»Und dann hast du gefragt.« Annas Stimme zeigte, wie glücklich sie war.

»Ich hatte mir gedacht, dass sie bestimmt ´nein´ sagen würde, doch ich wollte es probieren.« Florian sprach etwas leiser.

»Was hast du denn gefragt?« Maria war mehr als neugierig.

»Nun ja.« Er blickte Maria lange an. »Deine Mutter hat uns ja Papiere geben, die sagen, dass wir verheiratet sind.« Er machte eine lange Pause. »Ich hatte sie gefragt, ob wir trotzdem noch kirchlich heiraten könnten.«

Anna lächelte sehr verträumt.

»Sie hat gesagt, dass es Morgen auf dem Bitgottesdienst durchaus eine Gelegenheit gäbe. Sie könne das noch problemlos integrieren.«

»Morgen schon?« Maria war erstaunt.

»Ja, für uns kam das auch sehr überraschend.« Anna lächelte, doch dann wurde sie traurig. »Ich habe leider nichts anzuziehen.«

»Was hattest du dir denn vorgestellt?« Mrs. Potter war auf einmal hellhörig geworden.

»Ich hätte sehr gern in einem weißem Kleid geheiratet.« Anna klang auf einmal sehr enttäuscht. »Aber ich besitze ja nicht einmal mehr ein Abendkleid.«

»Ich muss mal kurz telefonieren.« Mrs. Potter stand auf. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Welche Kleidergröße hast du?«

Anna nannte ihre Größe.

Mrs. Potter war verwundert. »Noch nie gehört.«

Florian erkannte, dass er helfen konnte. »Das sind die amerikanischen Größen.«

»Ach so, dann wird meine Freundin das sicherlich umrechnen können.« Sie ging auf den Flur zum Telefon.

Nach kurzer Zeit kam sie wieder. »Meine Freundin hat ein kleines Geschäft in der Innenstadt.« Sie lächelte geheimnisvoll. »Sie erwartet euch. Wenn ihr euch beeilt, dann kann sie euch sicher noch helfen.«

Trotzdem waren Anna und Florian noch sehr zögerlich. Sie waren irritiert, weil Marias Erzieherin fast so etwas wie ein Geheimnis darauf machte.

»Ihr geht bitte erst zu Selma, sie möchte euch auch noch etwas sagen.« Sie wandte sich an Paul. »Kommst du bitte kurz mit, ich muss dir etwas sagen.«

Paul stand auf und folgte der Erzieherin auf den Flur. »Meine Freundin besitzt ein Brautmodengeschäft, doch wenn Anna das jetzt schon erfährt, wird sie nicht mitgehen wollen.«

Paul verstand sofort, was gemeint war. »Sie soll es nicht vorher wissen.«

»Genau.« Mrs Potter sprach leise. »Du wirst mit Florian bei Selma bleiben, ihr könnt euch um den Garten kümmern. Selma wird Anna begleiten. Das ist Frauensache.«

»Das geht so nicht.« Woher Paul den Mut für den Widerspruch nahm, wusste er nicht. »Ich muss Maria ins Krankenhaus begleiten. Sie will die Baroness besuchen.«

Mrs. Potter ging zu seinem Erstaunen sofort auf seinen Einwand ein. »Das ist auch wichtig.« Sie überlegte einen Moment. »Wie wäre es so: Du und Maria bringt die beiden zu Selma und ihr geht dann weiter zum Krankenhaus. Selma geht dann mit Anna ins Geschäft.«

»Aber ob Anna sich das allein zutraut?« Paul dachte laut.

»Es ist zwar schmerzhaft, aber sie muss lernen, dass sie hier sicher ist.« Mrs. Potter lächelte. »Jetzt beeilt euch. Meine Freundin wartet schon auf euch.«

* * *

Sophie fragte sie sich insgeheim, wie lange sie wohl hier in diesem Kerker zu bleiben hatte. Sie hatte mittlerweile keine Angst um ihr Leben mehr, denn das hätten sie ihr schon öfters auf bessere Weise nehmen können. Sie war überzeugt, dass sie weiter leben sollte. Auch wenn sie im Moment überhaupt keine Idee hatte, wie ihre Zukunft aussehen würde.

So gesehen wollte sie auch gar nicht befreit werden. Sie bereute ihr früheres Leben und wollte jetzt nur noch dafür leiden. Sie sah es wirklich als die gerechte Strafe. Außerdem hatte sie Angst, Ihrem Bekanntenkreis wieder unter die Augen treten zu müssen.

Doch jetzt galt es erst einmal, den Blick nach vorn zu richten. Und da war das wirklich ekelige Kopfkissen, das jetzt einen neuen Bezug bekommen sollte. Heute Abend wollte sie ihren Kopf auf dem frisch bezogenen Kissen zur Ruhe betten.

Zunächst nahm sie den neuen Bezug zur Hand. Bisher musste sie sich nie mit der Bettwäsche befassen, dafür gab es das Personal. Das einzige, auf das sie bisher geachtet hatte, war ob das Kissen richtig herum gelegen hatte. Sie verfluchte sich für ihre Arroganz.

»Jetzt wollen wir uns das Kissen mal genauer ansehen.« Sie sprach mit sich selbst, um eine Stimme zu hören. Sie erinnerte sich dunkel an den Begriff »Kissenbezug« und begann zu überlegen. Es gab anscheinend das Kissen und etwas Stoff darum herum. Sie versuchte sich an die Details aus dem Haushaltsunterricht zu erinnern, doch es war so verdammt lang her.

Fast automatisch begannen ihre Finger, sich mit den Knöpfen zu befassen. Doch nachdem sie den ersten Knopf geöffnet hatte, musste sie innehalten. Die Muskeln ihrer Finger waren an ihrer Beanspruchungsgrenze angekommen. Ein Vorgang, den sie in den letzten Tagen schon oft erlebt hatte, und den sie insgeheim als Strafe für ihr bisheriges Leben angenommen hatte. Sie wusste, dass sie eine Pause machen musste und zu warten hatte.

* * *

»Warum darf ich Anna nicht begleiten?« Florian war vor dem Gedanken, sich von Anna trennen zu müssen, wenig begeistert.

»Florian, komm mal kurz mit.« Paul war froh, dass Marias Erzieherin ihn so gut vorbereitet hatte. Er wartete, bis Annas Freund ihr folgte, dann ging er so weit, dass sie außer Hörweite waren. »Es gibt in Deutschland einen Brauch. Der Bräutigam darf das Kleid seiner Braut vor der Hochzeit nicht sehen.«

»Diesen Brauch kenne ich auch.« Er lächelte kurz, dann realisierte er, was Paul ihm wirklich gesagt hatte. »Anna bekommt ein Brautkleid?«

»Behalte es bitte für dich.« Paul war froh, dass es so einfach war. »Und bitte mache ihr Mut, auch was die Trennung von dir betrifft.«

»Sie muss aber nicht allein in die Stadt.« Florian zeigte etwas Besorgnis.

»Meine Oma wird sie begleiten.« Paul hatte fast so etwas wie Stolz in der Stimme. »Es wird ihr ganz sicher nichts passieren.«

* * *

»Jetzt darfst du die Augen aufmachen.« Selma stand mit Anna vor dem Brautmodengeschäft und hatte den Arm um sie gelegt. Die zwanzig Meter nach der letzten Kreuzung hatte sie Anna gebeten, die Augen zu schließen oder nur auf den Boden vor sich zu schauen.

Anna hatte keine Probleme, sich ihrer Gastgeberin anzuvertrauen. Nur manchmal blinzelte sie auf den Boden vor sich. Jetzt hob sie langsam den Kopf, und als sie sah, was sie erwartete, brach sie in Tränen aus.

Mrs. Potter hatte auch Selma gut vorbereitet, denn diese schob Anna jetzt einfach voran in das kleine Geschäft. Die Inhaberin erwartete sie schon. »Schön, dass ihr gleich gekommen seid. Dorothea hat mir schon alles berichtet.«

Anna war sprachlos. Sie kämpfte mit den Tränen und wollte den Laden wieder verlassen. »Das kann ich nicht annehmen.«

»Das ist die Braut?« Die Inhaberin, die sich gegenüber Anna als Simone vorstellte, reichte ihr die Hand. »Jetzt bleib doch bitte. Mrs. Potter hat mir von eurer Situation berichtet und mich gefragt, ob ich euch ein gebrauchtes Kleid leihen könnte. Und ihr habt Glück, ich habe etwas für euch.«

Anna wurde immer noch von Selma festgehalten, doch ihr Fluchtinstinkt ließ nach. »Wir geben es wieder zurück?«

»Genießt euren schönsten Tag morgen, und ich werde das Kleid dann in den nächsten Tagen bei euch wieder abholen.« Simone wusste, was Anna bewegte. »Es wäre sehr nett, wenn ihr die Reinigungskosten übernehmen würdet.«

»Das machen wir.« Selma hielt Anna immer noch im Arm.

»Dann lass dich einmal ansehen.« Simone blickte Anna an. »Ich denke, wir werden nur wenig am Kleid ändern müssen.« Sie zeigte auf die Schneiderpuppe, die ein Kleid trug.

Als Anna ihren Blick auf die Puppe richtete, begann sie wieder zu weinen.

»Jetzt ist aber Schluss mit den Tränen« Simone gab sich für einen Moment ein wenig resoluter. »Sonst reicht die Zeit nicht.«

* * *

»Was ist so Wichtiges im Garten zu machen, dass Anna allein in die Stadt musste?« Maria ging langsam neben Paul her. Sie waren schon auf dem Klinikgelände, zu dem sie mit dem Bus hingefahren waren.

»Gar nichts.« Paul hatte ein Lächeln in der Stimme. »Aber du weißt doch, dass der Bräutigam das Kleid der Braut vor der Hochzeit nicht sehen darf.«

»Anna bekommt ein Brautkleid?« Maria blieb verwundert stehen.

»Deine Mrs. Potter kennt anscheinend die Inhaberin eines Brautmodengeschäftes, und diese hat zufällig einen Rückläufer in Annas Größe da.« Paul gab das wieder, was er erfahren hatte. »Anna soll es dann auch wieder zurückgeben, weil es ein Ausstellungsstück werden soll.«

»Ich freue mich für Anna.« Maria schmiegte sie etwas Paul.

»Jetzt lass uns weitergehen.« Es störte Paul ein wenig, die besondere Stimmung stören zu müssen.

Maria seufzte. »Wie wird es wohl nächste Woche sein?« Dann gingen sie weiter.



»Weißt du noch, auf welchem Zimmer Sophie lag?« Maria blickte ihren Freund kurz an. »Es ist schon so lange her.« Sie war ein wenig verlegen.

»Fragen wir doch einfach.« Paul ging an den Auskunftsschalter. »Wo finden wir die Baroness Harsumstal?«

»Die ist nicht mehr in dieser Klinik.« Die Schwester musste nicht lange überlegen. Dass die ´berühmteste´ Patientin ihrer Klinik verlegt worden war, hatte sich sehr schnell herumgesprochen.

»Und wo ist sie jetzt?« Paul fragte das Naheliegende.

Die Schwester musste erst in den Unterlagen nachsehen, bevor sie Auskunft geben konnte. Sie nannte den Namen der neuen Klinik. Es war die Klinik des Nachbarlandkreises.

»Das ist zu weit weg.« Maria war enttäuscht und erleichtert zugleich.



»Beim letzten Mal war es richtig gruselig, sie so hilflos zu sehen.« Auf dem Rückweg sprachen sie erst nach einiger Zeit wieder.

»Willst du sie dort noch besuchen?« Paul blickte auf die Uhr. »Das könnte knapp werden.«

»Hätten wir denn ein Auto, um dort hin zu fahren?« Maria schien es abzuwägen.

»Nein, hätten wir nicht.« Paul wusste, dass sie sich sonst auf den Nahverkehr verlassen konnten. »Und mit Taxi ist es zu teuer.«

»Okay, so wichtig ist es dann auch wieder nicht.«


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Machtdom
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  RE: Maria Datum:21.02.17 19:36 IP: gespeichert Moderator melden


... und wieder eine tolle Fortsetzung.

Mir gefällt, wie Du auf der einen Seite das Glück von den 2 Paaren (Anna und Florian, Maria und Paul) und die Fortschritte zum Fest hin zeigst .... und auf der anderen Seite Sophie, die auf die harte Weise Selbstständigkeit lernen muss.

Ich freue mich auf das nächste Kapitel.

Gruß
Machtdom
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  RE: Maria - Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Neun Datum:23.02.17 09:58 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Neun
Autor: Karl Kollar

(noch Samstag, 18. September 1984)

»Na, ihr zwei, wo kommt ihr denn her?« Andrea kam ihnen auf einmal entgegen.

»Wir wollten die Baroness im Krankenhaus besuchen, aber sie war nicht mehr da.« Maria klang etwas enttäuscht.

»Wurde sie entlassen?« Die Reporterin war verwundert.

Paul gab wieder, was er von der Schwester erfahren hatte.

»So so, verlegt in das Sankt-Bernward-Krankenhaus.« Andrea runzelte die Stirn. »Da werde mal ein Telefonat führen. Danke für die Auskunft.« Sie lächelte. »Was macht ihr heute noch?«

»Wir organisieren eine Spontan-Hochzeit.« Marias Augen leuchten, obwohl ihre Stimme zeigte, dass sie gern etwas anderes gemacht hätte. »Möchten sie auch kommen? Wäre nett, wenn sie ihren Freund mitbringen.«

»Wer wird denn heiraten?« Andrea war verwundert. »Ich habe gar keine Aufgebote gesehen.«

»Anna und Florian.« Paul hatte etwas Stolz in der Stimme. »Meine Oma hat das organisiert.« Doch dann wurde er verlegen. »Ich hätte noch eine Frage. Wir würden gern für einige Erinnerungsfotos sorgen. Viel zahlen können wir aber nicht.«

Andrea begriff die Zusammenhänge sofort. »Man müsste ihm einen besonderen Anreiz bieten.«

»Und was wäre das?« Paul hatte erkannt, dass er für Anna verhandeln musste.

Andrea hoffte, dass sie den Bogen mit ihrem Wunsch nicht überspannen würde. »Ich glaube, ein Motiv würde ihn sehr reizen. Dafür würde er es dann auch umsonst machen.« Sie wollte sich vorsichtig an den Wunsch ihres Freundes heran tasten.

»Und welches Motiv wäre das?« Paul hoffte, dass er es im Sinne von Anna richtig machte.

Andrea holte tief Luft. »Eine Braut im weißen Brautkleid und mit weißem Monohandschuh würde ihn sehr reizen.«

Paul musste schlucken, als er es erfuhr. »Ich weiß nicht, ob Anna dazu bereit ist.«

»Aber dafür würde er es sicher umsonst machen.« Andrea verdrehte ein wenig die Augen. »Mit dem Wunsch nervt er mich schon lange.«

»Wie soll ich das Anna bloß beibringen?« Paul war unglücklich, weil er Anna ihren schönsten Tag nicht verderben wollte.

»Ich rede selbst mit ihr.« Andrea hatte schon eine Idee, wie sie es der Braut schonend beibringen konnte.

* * *

»Leonie, hast du einen Moment Zeit?« Selma verfolgte einen Plan, doch dazu brauchte sie Hilfe.

»Frau Mohr?« Leonie drehte sich etwas mühsam um.

»Wie kommst du mit den neuen Fesselungen zurecht?« Selma blickte interessiert auf Leonies Körper, der schon erheblich in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt war.

»Sehr gut.« Leonie wollte ehrlich sein. »Ich hatte es mir schlimmer vorgestellt. Ich dachte, dass ich viel mehr Schwierigkeiten haben würde.«

»Das ist schön zu hören.« Selma war sehr fasziniert von dem jungen Mädchen, welches sich immer stärker in freiwillige Gefangenschaft begab. »Heute steht ein wichtiges Fest an, welches viel Arbeit mit sich bringt. Ich würde dir daher erlauben, die jetzt anstehende Verschärfung auf morgen zu verschieben.«

»Jetzt wäre das Halskorsett dran?« Leonie hatte sich insgeheim schon darauf gefreut, denn diese Art von Restriktionen mochte sie besonders gern.

Selma bestätigte Leonies Vermutung. »Ein schönes Exemplar.« Selma zeigte auf die Kommode, wo es schon deutlich sichtbar bereit stand. »Es enthält viele kleine Korsettstangen und wird deinen Kopf ganz sicher festhalten.«

»Es steht von allein.« Leonie hatte große Probleme, ihre Erregung zu verbergen.

»Ich brauche dich heute Abend als Bedienung.« Selma sprach nicht weiter.

»Ich möchte es tragen müssen.« Leonie hatte Schwierigkeiten, ihre Stimme unter Kontrolle zu halten. »Aber ich würde gern etwas anderes vorschlagen.« Sie hoffte, dass sie eine Option zum Handeln haben würde.

»Und was wäre das?« Selma bewunderte insgeheim dieses Mädchen, welches so fesselverrückt war.

»Meine Schwester sich sich mal ein Tablett machen lassen, bei denen die Handgriffe nach hinten verlängert sind.« Leonie zeigte mit ihren Armen, wie wenig Freiraum sie noch hatte. »Sonst könnte ich immer nur zwei Gläser tragen.«

Selma lächelte, denn sie hatte sich insgeheim auch schon Gedanken darüber gemacht. Eine Lösung war ihr allerdings noch nicht eingefallen. »Ich werde mich darum kümmern.«

»Dann bekomme ich jetzt das Halskorsett?« Leonie blickte geradezu sehnsüchtig auf die Kommode.

»Du scheinst dich ja richtig darauf zu freuen?« Selma war ehrlich fasziniert von Leonie.

»Ja.« Leonie senkte beschämt den Kopf. »Dann kann ich mich bis heute Abend schon daran gewöhnen.« Sie hielt den Atem an, als sie sah, dass Selma zur Kommode ging und das kleine Korsett in die Hand nahm.

»Ich würde dich ja bitte, mit anzufassen, aber ich glaube, du kommst mit deinen Armen nicht mehr dran.« Selma zog das Korsett auseinander und streifte es über Leonies Kopf.

Leonie keuchte, als sie die ersten Berührungen an ihrem Hals spürte. »Wenn ich daheim allein bin, kann ich es mir jederzeit wieder abnehmen, und damit hat es nicht so den Reiz.«

Selma zog langsam die Schnürung zusammen. »Ich mache das sehr vorsichtig. Ich möchte, dass es so streng wie möglich sitzt und du trotzdem noch problemlos atmen kannst.«

Leonie schaffte es nicht, ihr Stöhnen zu unterdrücken, als sie die zunehmende Enge spürte. Trotzdem hielt sie ihren Kopf zunächst einmal ruhig. Nach einiger Zeit hörte sie ein ihr sehr vertrautes ´Klick´ und gleich darauf Selmas Stimme. »So, das war es.«

»Danke, Frau Mohr.« Leonie musste sich setzen. »Haben sie es abgeschlossen?« Leonie wollte wissen, ob sie das Geräusch richtig interpretiert hatte.

»Natürlich.« Selma streichelte ihr über das Gesicht. »Damit du nicht auf den Gedanken kommst, es dir von unseren Gästen abnehmen zu lassen.«

»Ach ja.« Leonie war etwas verlegen. »Wir müssen uns ja um die Hochzeit kümmern. Was ist denn noch alles zu tun?« Leonie gefiel der Gedanke sehr, in ihren so strengen Fesseln arbeiten zu müssen.

* * *

»Ich habe gehört, du heiratest morgen?« Andrea wollte sich ganz behutsam an ihr Anliegen herantasten.

Anna nickte etwas unsicher.

»Du möchtest doch sicher Hochzeitsfotos haben.« Andrea versuchte ihren Köder ganz behutsam auszulegen.

»Das wäre sicher sehr schön.« Doch dann wurde sie traurig. »Aber das kostet doch Geld und ich besitze bisher nur 20 DM.« Sie erinnerte daran, dass dies ihr erstes Taschengeld von der Zeitung war. »Fotos sind jetzt das Letzte, was ich mir leisten wollte.« Sie verdrängte den Gedanken daran, dass sie in einem früheren Leben einmal sehr reich gewesen war.

»Mein Freund ist Fotograf«, begann Andrea. »Und er liegt mir schon länger in den Ohren, weil er mich mit einem ganz bestimmten Motiv sehen möchte.« Sie machte eine bedeutsame Pause. »Du würdest mir einen großen Gefallen tun, wenn für ihn Modell stehen würdest. Er würde euch dann die Fotos auch kostenlos machen.«

»Es wäre schon schön, Erinnerungsfotos zu haben.« Anna schien laut zu denken. »Doch zu welchem Preis? Was will er denn sehen?« Annas Tonfall zeigte, dass sie mit dem Schlimmsten rechnete.

Andrea fühlte, dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. »Er möchte eine Braut im weißen Kleid und mit einem weißen Monohandschuh fotografieren.«

»Mehr nicht?« Anna war etwas verwundert. Sie hatte viel Schlimmeres erwartet.

»Du wärst dazu bereit?« Andrea war ehrlich erleichtert.

Anna fühlte, dass sie Andrea vertrauen konnte. »Ich hatte Nacktfotos befürchtet.«

»Er wird sich sehr freuen.« Andrea gab sich empört, doch insgeheim lächelte sie. Ihre Taktik war aufgegangen. »Er wollte noch einen Ballknebel im Mund sehen, aber das konnte ich ihm schon ausgeredet.«

»Was ist denn ein Ballknebel?« Anna sah nebenbei eine weitere Gelegenheit, sich zu bedanken.

»Ein Ball im Mund hindert dich am Sprechen.« Andrea war insgeheim gespannt, wie weit sie bei Anna gehen konnte.

»Und was ist so schlimm daran?« fragte Anna mit etwas Unverständnis in der Stimme.

Andrea spürte, dass sie ganz dicht am ihrem kleinen Ziel war. »Naja, du trägst ja auch den Handschuh dazu, das heißt, du kannst dir den Ball nicht mehr selbst abnehmen.«

»Es ist ja nur für das Foto.« Anna war in einer Stimmung, in der sie auch weit schlimmere Sachen zugesagt hätte.

»Ich kann ihm also sagen, dass er sein Traummotiv bekommen kann.« Andrea war ehrlich erleichtert. »Das wird ihn sehr freuen.«

»Von mir aus gern.« Anna strahlte. Die Aussicht, neben einer Traumhochzeit auch noch schöne Erinnerungsfotos zu bekommen, ließ ihre Stimmung wirklich in die Höhe steigen.

* * *

Erst gegen Mittag waren alle Knöpfe des Kissens geöffnet. Sophie hatte die Wartezeit auf ihre Finger dazu genutzt, darüber nachzudenken, was wohl die nächsten Schritte sein würden.

Von draußen hörte sie wieder die Kirchenglocken und diesmal konnte sie bis Zwölf mitzählen. Gleich darauf ertönte die Sirene für ihren wöchentlichen Probealarm und damit wusste Sophie endlich, dass heute Samstag war. Sie versuchte, es sich in ihren inneren Kalender aufzunehmen.

Doch zuvor wollte sie sich stärken. Sie griff wieder zur Ravioli-Dose und angelte sich ihre Mittagsportion heraus und ließ sie sich schmecken. Sie spürte, dass ihre Finger dabei weh taten. Sie hatte sie beim Öffnen der Knöpfe stark beansprucht. Sie beschloss, erst einmal eine Pause zu machen und mit den weiteren Schritten etwas zu warten.

Und sie freute sich schon sehr auf die Belohnung all ihrer Anstrengungen. Heute Abend würde sie den Kopf auf das frisch bezogene Kissen legen.

Die Knöpfe würde sie Morgen wieder zu machen. Bis dahin sollten sich ihre Finger erholt haben.

* * *

Es klingelte. Maria lief zur Tür. »Das werden Anna und Florian sein.« Doch als sie öffnete, wunderte sie sich, denn Fritz und Karin standen vor der Tür. Und Karin trug ihre linke Hand im Gips.

»Wir kommen gerade aus dem Krankenhaus.« Fritz Stimme zeigte, wie sehr er aufgewühlt war. »Karin fällt für die Barock-Pfeiffer die nächsten Wochen aus.«

»Was ist denn passiert?« Maria erkannte sofort die Tragweite dieses Unfalls.

»Ich bin gestolpert und unglücklich gefallen.« Karin lächelte etwas verlegen. »Zum Glück ist es nur die linke Hand. Ich kann sogar arbeiten.«

»Aber Flötespielen geht nicht.« Maria seufzte, als sie an die nächsten Wochen dachte. »Ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt.«

»Das kann man wohl sagen.« Fritz´ Miene zeigte neben Verzweiflung auch eine Spur Hoffnung. »Was machst du morgen Vormittag?«

»Wir sind in der Kirche, weil Anna und Florian heiraten werden.« Maria ahnte, was als nächstes kommen würde.

»Außerdem ist es ja der traditionelle Bitgottesdienst für das Fest«, ergänzte Paul. »Und da ist Maria ja nicht ganz unwichtig.«

»Wir würden ja nur zu Beginn und zum Ende spielen, bitte helft uns.« Fritz schaute das Paar flehend an. »Wir müssten den Auftritt sonst absagen.«

»Was wird denn gespielt?« Maria versuchte abzuwägen.

Fritz nannte die Stücke. »Du würdest uns wirklich retten.«

»Ich müsste dann die erste Stimme spielen?« Maria war sich über die aktuelle Situation der Musikgruppe nicht ganz im Klaren.

»Für dich haben wir eine Vertretung gefunden, aber die mag auch nur die zweite Stimme spielen.«

»Ich mache es.« Maria reichte Fritz die Hand. »Wann trefft ihr euch?«

»Wie üblich eine Stunde vorher, damit wir es noch mal in Ruhe durchspielen können.« Fritz war erleichtert.

»Ich werde kommen.« Sie drehte sich zu Paul um. »Erinnere mich bitte daran, dass ich die Stücke noch üben muss.«

Es war Paul sichtbar nicht recht, dass Maria diesen Termin noch zusätzlich angenommen hatte, doch er wagte es auch nicht zu widersprechen, weil er wusste, wie wichtig Maria die Musik war. Außerdem hatte sie seit Beginn des Amerikaaufenthaltes darauf verzichten müssen.

* * *

»Na, habt ihr euren berühmten Patienten schon begrüßt?« Andrea telefonierte oft mit ihrer Schwester Nicole, doch diesmal hatte sie sogar einen konkreten Anlass.

»Wen meinst du?« Nicole wunderte sich etwas. »Wir hatten in den letzten Tagen keinen ´wichtigen´ Neuzugang.«

»Gestern habt ihr doch die Baroness als Verlegung bekommen.« Andrea war ebenfalls verwundert.

»Welche Baroness?« Die Schwester war perplex.

»Na unser aller Sternchen, die Baroness Sophie von Harsumstal.«

»Und die soll bei uns sein?« Nicole nahm sich die Liste der Neuzugänge der letzten Tage zur Hand. »Da steht keine Baroness darauf. Wie kommst du darauf, dass die bei uns sein soll?«

»Bist du dir sicher?« Andreas Stimme zeigte ihre große Verwunderung. »In der hiesigen Klinik haben sie mir gesagt, dass sie zu euch verlegt wurde.«

»Bei uns wurde keiner eingeliefert. Da muss ich dich enttäuschen.« Nicole plauschte gern mit ihrer Schwester. Doch diesmal war es etwas Anderes.

»Und du bist dir ganz sicher?« Andrea hakte noch einmal nach.

»Warte kurz, ich frage noch mal in der Zentrale nach. Ich rufe zurück.« Nicole legte auf.



Andrea musste nicht lange auf den Rückruf ihrer Schwester warten. »Ja?«

»Ganz sicher keine Baroness bei uns.« Nicole bestätigte es noch einmal.

»Vielen Dank.« Andrea verabschiedete sich. »Wir müssen uns bald mal wieder treffen, dann erzähle ich dir, worum es geht.«

* * *

Andrea war sich sicher, dass sie jetzt handeln musste, weil sie genügend Indizien zusammengetragen hatte. Sie war sich sicher, dass die Polizeibeamten ihr zuhören mussten. Trotzdem zitterte sie ein wenig, als sie die Tür des Polizeireviews öffnete.

»Was wünscht die Presse von uns?« Natürlich war Andrea als Vertreter der öffentlichen Meinung auf dem Revier bekannt.

»Ich bin heute als Privatperson da.« Sie legte ihre mitgebrachten Unterlagen auf den Tisch. »Ich möchte Anzeige erstatten.«

Der diensthabende Polizist nahm ein Formular zur Hand und zückte den Kugelschreiber. »Um was geht es?«

»Um Entführung.« Andrea bemühte sich, ruhig zu bleiben. »Entführt wurde die Baroness Sophie von Harsumstal. Und zwar von ihrem Vater.«

Der Beamte ließ den Kugelschreiber fallen. »Von wen?«

»Sie haben mich schon richtig verstanden.« Andrea war sich der Ungeheuerlichkeit ihrer Anschuldigung durchaus bewusst.

»Haben sie irgendwelche Beweise?« Das Verhalten des Beamten zeigte, dass er über Andreas Anschuldigung mehr als erstaunt war.

»Ich glaube, das ist ihre Aufgabe.« Andrea hatte sich vorher etwas über ihre Rechte informiert. Trotzdem war sie bereit, das Revier über Indizien zu informieren.

* * *

»Frau Mohr, hätten sie einen Moment Zeit für uns?« Anna und Florian hielten sich an der Hand, als sie bei ihrer Gastgeberin vor der Wohnungstür standen.

»Aber gern«, Selma bat ihre Gäste herein. Sie wartete, bis sie Platz genommen hatten, dann fragte sie. »Was kann ich für euch tun?«

»Wir sind um vier Uhr bei der Pfarrerin Frau Reger zum Traugespräch geladen.« Florian hielt kurz inne. »Was passiert denn da? Auf was müssen wir uns vorbereiten?«

Selma hatte von dem spontanen Hochzeitstermin schon erfahren. »Nun, sie möchte etwas über euch erfahren, um die Predigt möglichst persönlich gestalten zu können.« Selma blickte das Paar an. »Ihr solltet auf jeden Fall den Brief von Frau Beller mitnehmen.«

»Machen wir.« Florian hielt Annas Hand fest. »Wie viel müssen wir von unserer Vergangenheit erzählen?«

»Frau Reger ist zur Verschwiegenheit verpflichtet, und sie wird nur das von euch verwenden, zu dem sie eure Erlaubnis hat.«

»Wir möchten die Vergangenheit möglichst ruhen lassen.« Anna zeigte etwas Sorgen.

»Oh, macht euch da keine Sorgen. Sie ist gut und sie kann eure Situation schildern, ohne ins Detail zu gehen. ´Bei einem schweren Kampf konntet ihr euch aufeinander verlassen und euch gegenseitig Kraft geben.´«

»Sie hat uns dieses Formular gegeben, könnten sie uns beim Ausfüllen helfen?« Florian reichte ihr das Papier, welches sie von der Pfarrerin erhalten hatten. »Sie hatte leider kein englisches Exemplar.«

»Lasst mal sehen.« Selma nahm das Blatt entgegen und überflog es kurz. »Es ist für sie eine Stütze, um euch besser kennenzulernen.« Sie blickte das Paar einen Moment lang an. »Ihr könnt ihr auch euer Herz ausschütten, wenn euch etwas bedrückt.«

»Wird sie das dann verwenden?« Anna war besorgt.

»Ihr müsst ihr nur sagen, dass sie es für sich behalten soll.« Selma war bemüht, Vertrauen aufzubauen. »Sie ist zwar noch sehr jung, aber sehr zuverlässig.«

»In meiner Jugend hatte ich noch von meiner Hochzeit geträumt.« Anna wurde auf einmal sehr traurig.

Florian nahm seine Verlobte in den Arm und tröstete sie. »Denke nicht mehr daran. Das ist Vergangenheit.«

»Es könnte aber gut für euch sein, wenn ihr einmal euer Herz ausschütten würdet.« Selma wurde auf einmal sehr ernst. »Wenn ihr meint, dass ihr Frau Reger vertrauen könnt, dann traut euch, mit ihr zu reden. Es ist nie gut, solche Sachen allein mit sich herum zu tragen. Schließlich wird sie auch Seelsorger genannt.«

»Ich werde Anna ermutigen.« Florian versprach es.

»Wie viel wird sie denn über meine Familie wissen wollen?« Anna war besorgt.

»Ich denke, wenn sie den Brief von Frau Beller gelesen hat, wird sie in dieser Richtung nicht mehr viel fragen wollen.« Selma versuchte überzeugend zu wirken. »Aber wenn dir etwas auf der Seele liegt, solltest du den Mut haben, mit ihr darüber zu reden. Sie ist zur Verschwiegenheit verpflichtet.« Selma begann, das Formular auszufüllen. Dazu nahm sie die Papiere zur Hand, die Marias Mutter ihnen ausgestellt hatte.



»Und dann wird sie vielleicht auch noch den Ablauf eurer Zeremonie besprechen wollen. Hat sie gesagt, wann ihr dran kommt?«

»Nein, sie sagte nur, dass sie uns problemlos noch dazu nehmen kann.«

»Habt ihr einen besonderen Musikwunsch? Ein Lied, was ihr gern singen lassen wollt?« Selma dachte an die Gottesdienste, die sie schon so oft erlebt hatte.«

»Ein Lied würde mir gefallen.« Anna nannte den englischen Titel. »Ich weiß aber nicht, wie es bei ihnen heißt.«

»Meinst du das hier?« Selma sang die ersten Takte von ´Nun danket alle Gott´.

Anna hatte es sofort erkannt. »Das ist es.«

Selma trug den Wunsch in das Formular ein. »Auch einen Trauspruch könntet ihr euch überlegen.« Sie zögerte einen Moment. »Ich weiß aber nicht, ob sie welche auf Englisch parat hat.«

»Das werden wir sehen.« Florian nahm Anna wieder in den Arm. »Vielen Dank für ihre Hilfe.«



Als Anna und Florian gegangen waren, griff Selma noch einmal zum Telefon. »Dorothea, wir müssen etwas besprechen. Ich habe da eine Idee, wie wir das Wochenende für ein ganz bestimmtes Paar unvergesslich gestalten können.«

»Was schwebt dir denn vor?« Mrs. Potter war sprichwörtlich für jede Schandtat zu haben. »Und für wen?«

Selma berichtete von ihrer Idee. »Ich fände es traurig, wenn sie diese Zeit allein verbringen müssten.«

»Das ist aber sehr kurzfristig.« Mrs. Potter keuchte ein wenig.

»Heute Abend darf kommen, wer Lust hat. Und morgen sind doch sowieso alle in der Kirche wegen des Bittgottesdienstes. Und danach ist gemeinsames Essen in der Wirtschaft.«

»Du hast Recht, das lässt sich ganz gut nutzen.« Mrs. Potter war von der Idee ebenfalls angetan. »Ich werde jetzt auch ein paar Telefonate führen.«

* * *

Paul saß im Wohnzimmer von Marias Haus und blätterte fasziniert in der Anleitung, die er in dem riesigen Karton mit Marias neuem Korsett gefunden hatte. In der Broschüre gab ein paar Skizzen, die zeigten, wie die neuen Arm- und Handkorsetts anzulegen waren. Das Neue daran war die Möglichkeit, Marias Arm nahezu vollständig mit dem Ganzkörperkorsett zu verbinden. Soweit wie er das überblickte, würde man von Maria im Arm- und Handbereich keine einziges Stückchen Haut sehen.

Natürlich wurde er davon sehr in den Bann gezogen, doch er fragte sich andererseits auch, welchen tatsächlichen Zweck so ein ultrastrenges Korsett wohl haben würde. Es war hochwertig gearbeitet und musste ein Vermögen gekostet haben. So etwas ließ man nicht mal eben so nebenbei anfertigen, da musste ein Plan dahinter stehen.

Auch die Stiefel konnten fest mit dem Korsett verbunden werden, so dass Maria, wenn sie es einmal angezogen hatte, sich wohl überhaupt nicht mehr bewegen konnte und zu einer ganz bestimmten Körperhaltung gezwungen wurde.

Paul ließ das Heft sinken. Vielleicht war das ja der Zweck dieses Korsetts, sie würde lange in der gleichen Körperhaltung bleiben müssen. Wofür das gut war, das wusste er nicht, und die Broschüre gab darüber auch keine Auskunft.

Von oben waren die Töne von Marias Flötenspiel zu hören, und er fragte sich immer wieder, wann sie denn endlich fertig sei.

»Ah, hier bist du.« Mrs. Potter stand in der Tür. »Selma hat angerufen, sie bräuchte dringend wegen des Polterabends eure Hilfe. Sobald Maria mit dem Üben fertig ist, könnt ihr gehen.«

»Aber...« Paul stockte. »Aber wir wollten uns doch das neue Korsett ansehen.« Er verschwieg, dass er besonders von den neuen Möglichkeiten für Marias Arme fasziniert war.

Als Antwort blickte Marias Erzieherin auf die Uhr. »Was wollt ihr denn in eineinhalb Stunden machen? Mehr Zeit ist nicht mehr bis zum Polterabend.« Sie machte eine kurze Pause. »Das Anziehen wird mehrere Stunden dauern, und dafür braucht ihr dafür einfach mehr Zeit.«

»Sie haben Recht.« Paul erkannte, dass seine und Marias Pläne so nicht umsetzbar waren. »Doch was soll ich nur Maria sagen? Sie freut sich doch schon so sehr.«

»Ich weiß.« Zu seiner Überraschung seufzte Mrs. Potter. »Ich werde mit ihr reden.« Sie drehte sich um und verschwand aus Pauls Gesichtsfeld. Gleich darauf hörte er ihre Schritte auf der Treppe. Er vertiefte sich wieder in die Anleitung.

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gag_coll
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  RE: Maria Datum:23.02.17 10:02 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Bei der Menge an Text bin ich am überlegen, ob ichs mir als Buch binden lasse
Eure Kami

Hallo Kami,
ich wollte nur anmerken, dass ich plane, die gesamte Geschichte ´Maria´ noch mal ordentlich als PDF zu formatieren und dann zur Verfügung stellen möchte. Meine Schätzung nach müßten dann knapp 900 Seiten DIN A4 oder entsprechend 1800 Seiten im Taschenbuch-Format ergeben.

Und nein, diese Menge war nicht geplant. Es hat sich einfach so ergeben.
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Wölchen Volljährigkeit geprüft
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  RE: Maria Datum:23.02.17 14:39 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo gag_coll. Zu deiner Aussage ich wollte nur anmerken, dass ich plane, die gesamte Geschichte ´Maria´ noch mal ordentlich als PDF zu formatieren und dann zur Verfügung stellen möchte. Meine Schätzung nach müßten dann knapp 900 Seiten DIN A4 oder entsprechend 1800 Seiten im Taschenbuch-Format ergeben.
Da kann ich nur eins sagen.Jeh mehr um so besser.Es können ohne Probleme noch ein paar Hunter Seiten dazu kommen.Da dürftest du von uns keine Beschwerde hören.Vielen Dank für deine Mühe und die Zeitdie du für uns geopfert hast,damit wir unsere Zeit genießen dürfen.

mfg Wölchen
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Machtdom
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  RE: Maria Datum:23.02.17 18:13 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo gag_coll,

ich schließe mich Wölchen an.
Deine Geschichte ist es einfach wert und ich würde mich freuen, sie als PDF zu haben.
Danke für Deine Mühe und die Freude, die Du uns damit bereitest.

Gruß
Machtdom
Meine Geschichte:
Schule für Sklavinnen
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Freak





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  RE: Maria Datum:23.02.17 18:54 IP: gespeichert Moderator melden


Auch ich würde mich darüber freuen, diese klasse Geschichte als PDF zu bekommen.

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N R W


Alles was im Einvernehmen passiert , ist Normal

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  RE: Maria Datum:23.02.17 19:58 IP: gespeichert Moderator melden


Also ich finde deine Geschichte super habe aber auch Bedenken
Fotos von Anna und Florian bei der Hochzeit ?
Sie im Brautkleid mit Monohandschuh und Knebel , das ist doch am
nächtsen Tag im Internet und da sieht es ihre Familie so naiv
ist doch kein Mensch

.
95 % der Literatur sind Kopfkino selbst die Bibel denn keiner der Schreiber war dabei

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  RE: Maria Datum:23.02.17 20:19 IP: gespeichert Moderator melden


Naja wir haben schon mal wegen einen solchen Tread von mir festgestellt.Die Geschichte spielt so um 1980 oder nicht viel späterWeis es nicht mehr so genau.Aber zu mindestens vor den ganzen internetzeug.

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Rainman
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Das Leben ist sch...., aber die Graphik ist geil!

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  RE: Maria Datum:23.02.17 21:42 IP: gespeichert Moderator melden


Hi!

Egal was kommt, oder auch nicht

Maria ist eine Geschichte, die hier immer noch mit zum besten gehört, was es hier gibt.


MfG Rainman.
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  RE: Maria Datum:24.02.17 00:19 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Also ich finde deine Geschichte super habe aber auch Bedenken
Fotos von Anna und Florian bei der Hochzeit ?
Sie im Brautkleid mit Monohandschuh und Knebel , das ist doch am
nächtsen Tag im Internet und da sieht es ihre Familie so naiv
ist doch kein Mensch

.


Ich denke um den Risiko zu entgehen, würde es genügen ´normal´ zu heiraten und die zusätzliche Zierde nur danach für die eigenen professionellen Trauungsbilder anzulegen. Zumal der trauende Geistliche sicher ein "JA" hören möchte!


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gag_coll
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  RE: Maria Datum:24.02.17 05:11 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
... Bedenken
Fotos von Anna und Florian bei der Hochzeit?
Sie im Brautkleid mit Monohandschuh und Knebel, das ist doch am nächtsen Tag im Internet und da sieht es ihre Familie so naiv ist doch kein Mensch
Prinzipiell hatte ich diese Bedenken auch, aber 1984 gab es noch kein Internet, brauchbare Computer waren noch selten und das Netz bestand aus Disketten und Turnschuhen...
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  RE: Maria Datum:24.02.17 05:50 IP: gespeichert Moderator melden


Achja gag_coll.

Wenn Andrea es nicht schaft,die Baroness zu befreien,sollte der Herzog oder sein Neffe mal nach ihr sehen.Den sie müßten doch eigendlich wissen das sie sich noch nicht bewegen kann.Mit anderen Worten sie nehmen ihren Tod billigent im Kauf.Ich hoffe mal das die beiden nicht ganz so große Arschlöcher sind.

mfg Wölchen.

P.S. mal schaun was so passiert.Freu mich schon auf die erste Hochzeit.
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gag_coll
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  RE: Maria Datum:24.02.17 14:56 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Wenn Andrea es nicht schaft,die Baroness zu befreien,sollte der Herzog oder sein Neffe mal nach ihr sehen.Den sie müßten doch eigendlich wissen das sie sich noch nicht bewegen kann.Mit anderen Worten sie nehmen ihren Tod billigent im Kauf.Ich hoffe mal das die beiden nicht ganz so große Arschlöcher sind.
Es wird sich um die Baroness gekümmert, mehr als es ihr lieb sein kann...
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gag_coll
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  RE: Maria - Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Zehn Datum:25.02.17 06:46 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Zehn
Autor: Karl Kollar

(noch Samstag, 18. September 1984)

Bald darauf hörte er Schritte auf der Treppe, Schritte von mehreren Personen. Er stand auf.

»Schade, ich hätte es gern schon einmal ausprobiert.« Maria seufzte, als sie das Wohnzimmer betrat. Doch für das Glück von Anna war sie bereit, ihre Wünsche hintenanzustellen.

»Anna und Florian sind gerade beim Traugespräch.« Mrs. Potter gab wieder, was Selma ihr gesagt hatte. »Wenn sie zurückkommen, soll die Feier beginnen.«

Paul blickte wieder auf die Uhr. »Das wird aber sehr sportlich.«

»Deswegen sollt ihr auch sofort zu Selma kommen.« Mrs. Potter blickte auf den Karton mit dem Korsett. »Schade, ich hätte euch gern noch etwas stöbern lassen, doch die Zeit reicht dafür einfach nicht.«

Nur ganz nebenbei fiel Paul auf, dass Marias Erzieherin doch auch so etwas wie ein Herz für Marias Wünsche hatte. Doch jetzt waren andere Sachen wichtig.

* * *

Gemeinsam standen Anna und ihr Mann vor der Tür des Pfarrhauses. Florian hatte einen Strauß Blumen in der Hand, weil Selma ihm dazu geraten hatte. »Danke, dass sie sich noch so kurzfristig für uns Zeit genommen haben.« Er reichte der Pfarrerin die Blumen, als diese die Tür geöffnet hatte.

»Das ist nett.« Frau Reger lächelte. »Kommt doch bitte herein.« Sie führte das Paar in ihr Wohnzimmer, denn das war etwas persönlicher als das ein wenig kalte Büro. »Nehmt doch bitte Platz.«

Florian griff zu den Papieren, die sie mitgebracht hatten und legte sie auf den Tisch. »Diesen Brief sollten sie lesen.«

Frau Reger nahm das Schriftstück in die Hand und vertiefte sich in dessen Inhalt.

Anna griff nach Florians Hand und hielt sie fest.

Nach einiger Zeit ließ die Pfarrerin den Brief sinken. »Dann auch von meiner Seite ein herzliches Willkommen in Deutschland.« Sie blickte Anna und Florian lange an. »Möchtet ihr darüber reden?«

Anna zuckte etwas zusammen. »Ich wollte meine Vergangenheit eigentlich hinter mir lassen.«

Frau Reger zeigte viel Verständnis. »Gibt es denn etwas, dass ihr euch noch sagen wollt, bevor ihr vor Gott euer Bündnis eingehen werdet? Eure Worte werden diesen Raum nicht verlassen.« Sie ging zu Tür. »Ich hole euch unterdessen etwas zu trinken.«

Anna blickte Florian lange an, dann begann sie mit leiser Stimme zu sprechen. »Lieber Florian...«

* * *

Selma blickte immer wieder heimlich auf Leonie, die dabei war, mit unendlicher Mühe ein paar Brote zu belegen. Einerseits war sie fasziniert von dem so in Fesseln arbeitenden Mädchen, doch andererseits kamen sie auf diese Weise mit der Arbeit so überhaupt nicht voran. »Leonie, so geht das nicht.«

Das Mädchen hob verschreckt den Kopf und wurde rot.

»Du bist viel zu langsam.« Normalerweise hätte Selma so eine Situation mehr als genossen, doch heute war es einfach nicht brauchbar.

»Das geht so nicht schneller.« Bisher hatte Leonie es insgeheim für ein Spiel gehalten, doch jetzt spürte sie den Ernst der Situation.

»Ich muss dir die Arme frei machen, sonst wird die Party eine einzige Pleite.« Das Bedauern war deutlich in ihrer Stimme zu hören.

Wieder rasten die Gedanken durch Leonies Kopf, doch diesmal waren sie ganz anderer Art. »Es tut mir leid, dass ich noch nicht so viel Übung habe.«

»Daran arbeiten wir später.« Selma war für die Brücke recht dankbar. »Jetzt müssen wir erst einmal das Fest vorbereiten.« Sie trat hinter Leonie und öffnete die Kette, die ihre Ellenbogen zusammen hielt.



»Was liegt an?« Paul und Maria standen auf einmal in der Küchentür.

»Leonie, wie siehst du denn aus?« Maria war erstaunt.

»Das kann sie euch später erzählen, jetzt müssen wir erst einmal die Tische aufbauen.« Selma gab sich ein wenig resolut.

»Welche Tische?« Paul krempelte sich die Ärmel hoch.

»Den Wohnzimmertisch stellen wir auf die Terrasse als Buffet.« Selma gab wieder, was sie sich überlegt hatte. »Und dann könnt ihr die runden Stehtische aus der Garage holen, die kommen in den Garten.« Sie blickte sich kurz um. »Maria, du kümmerst dich um die Tischdecken, ich habe da einiges bereitgelegt.« Sie zeigte auf einen Stapel mit weißer Wäsche. »Leonie und Paul. Ihr tragt die Tische.« Sie blickte auf die Uhr. »Wir haben nicht mehr viel Zeit.«



»Ist das nicht lästig, mit den Fesseln zu arbeiten?« Paul ging voran in die Garage. »Hier sind die Stehtische.«

»Schon«, Leonie keuchte etwas genervt, als sie versuchte, einen der Tische hochzuheben. »Können wir die zu zweit tragen?«

Paul spürte, dass Leonie über ihre Leidenschaft nicht unbedingt reden wollte. Gemeinsam trugen sie die Tische auf den Rasen.

»Langsam.« Leonie musste Paul erst bremsen. »So große Schritte kann ich nicht machen.« Sie lächelte etwas verlegen.

»Ich vergaß« Paul grinste.

Maria stand schon bereit und breitete über jeden der Tische eine Decke aus.

»Was ist noch zu tun?« Leonie keuchte ein wenig.

»Die Gläser aus dem linken Schrank bitte alle aufs Buffet an die rechte Seite.« Selma blickte wieder auf die Uhr.

»Wer wird denn alles kommen?« Maria freute sich für Anna und Florian.

»Eingeladen sind knapp zwanzig Leute.« Selma zählte auf. »Jeder bringt ein wenig zu Essen und zu Trinken mit, dann müsste es eigentlich reichen.«

* * *

»Hier sind schon die ersten Gäste.« Selma führte Andrea und ihren Freund Hans auf die Terrasse.

»Und wo ist die Braut?« Hans war aufgeregt, denn Andrea hatte ihm schon erzählt, dass Anna zu den Monohandschuh-Fotos bereit sein könnte. Er sollte sie aber auf jeden Fall noch mal selbst fragen.

»Sie sind noch bei Frau Reger wegen des Traugespräches.« Selma nahm den mitgebrachten Teller entgegen und stellte ihn auf das Buffet. »Ich habe ihr gesagt, dass sie etwas später kommen soll. Sie bringt das Brautpaar mit.«

»Das wird ein lustiger Polterabend.« Andrea grinste. »Keiner kennt die Brautleute und die Gäste müssen ihr Essen selbst mitbringen.«

Selma blickte verwundert auf, doch dann entdeckte sie Andreas Lächeln. »Danke für das Verständnis.«

»Wer kommt denn alles?« Andrea blickte auf die bereitgestellten Gläser.

»Ich habe Schwerterles eingeladen, sie kommen zu viert.« Selma berichtete, dass sie außerdem die Frau vom Brautmodengeschäft eingeladen hatte, weil sie auch eine Freundin von Mrs. Potter war. »Sie kommt mit ihrem Mann. Und Bayers und Greinerts kommen auch.«

»Da ist ja fast der ganze Festvorstand anwesend.« Andrea lächelte.

»Es bot sich an.« Selma grinste. » Es gibt bestimmt das eine oder andere zu besprechen und das können sie auch hier machen.« Selma holte tief Luft. »Nur Herr Steinhagen lässt sich entschuldigen, dafür hat er ein ganz tolles Geschenk vorbereitet.« Sie lächelte geheimnisvoll.

* * *

Maria und Leonie hatten sich an der Haustür postiert, um den eintreffenden Gästen gleich die Mitbringsel für das Buffet abzunehmen. Der Tisch vor dem Wohnzimmerfenster füllte sich rasch.

Doris ließ es sich aber nicht nehmen, ihre Platte selbst auf das Buffet zu stellen. Sie hatte sofort ja gesagt, als sie Selma gefragt hatte, ob sie zusammen mit Leonie beim Bedienen helfen könne.

Besonders glücklich war sie aber erst, als sie erfuhr, dass sie dabei ihre Ketten tragen durfte. »Die Gäste, die kommen, haben alle ein Bezug zum Fest, deswegen geht das.«

* * *

Das Ehepaar Reger kam wie gewünscht etwas später, und sie brachten neben zwei Platten auch gleich das Brautpaar mit.

»Was passiert denn heute?« Florian war verwundert. »Wieder so ein deutscher Brauch?«

»Es nennt sich ´Polterabend´.« Selma erklärte es. »Man feiert es am Vorabend der Hochzeit, und es soll den Brautleuten Glück bringen.«

Anna war sehr verwundert.

»Wie war es bei der Pfarrerin? Seid ihr sprachlich mit ihr zurecht gekommen?« Selma war neugierig.

»Ich hatte ja etwas Angst wegen der Vergangenheit.« Anna blickte zu Boden. »Aber sie war sehr verständnisvoll und wir konnten unser Herz ausschütten.«

»Sie ist gut, auch wenn sie noch so jung ist.« Selma führte das Paar auf die Terrasse. »Nun kommt, eure Gäste warten auf euch.«

* * *

Als Anna und Florian nach draußen traten, blieben sie vor Schreck stehen. Mit so vielen Leuten hatten sie nicht gerechnet.

»Ich freue mich, dass sie alle es so spontan möglich machen konnten, dieser Einladung zu folgen und auch noch etwas für das jetzt so reich gedeckte Buffet mitzubringen.« Selma machte eine Handbewegung in Richtung des Tisches.

Anna schlug die Hände vor das Gesicht.

»Bei einem Polterabend ist es üblich, auch kleine Geschenke zu überreichen.« Selma blickte zu den Gästen. »Wir stellen euch die Gäste vor und sie können euch ihr Geschenk überreichen.«



Selma wartete, bis alle Gäste vorgestellt waren und ihr Geschenk überreicht hatten, dann trat sie vor das Brautpaar. »Herr Steinhagen, der Direktor der hiesigen Sparkasse lässt sich entschuldigen. Er hat mich beauftragt, euch sein Geschenk zu überreichen.« Sie öffnete einen Briefumschlag. »Im Herbst wird eine Wohnung der Sparkasse frei. Er bietet sie euch an und würde euch für ein halbes Jahr die Miete schenken.«

Anna musste weinen.

Auch Florian hatte Probleme, Worte zu finden. »Vielen Dank für alles.«

Selma lächelte. »Und jetzt gibt es etwas zu trinken.« Sie blickte zur Terrassentür. »Leonie, Doris? Kommt ihr bitte?«

Zwei sehr stolze Mädchen traten aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse und trugen jeweils ein Tablett mit Gläsern vor sich. Doch das eigentlich Faszinierende waren die Ketten, die sie trugen. Sehr konzentriert setzen sie ihre Schritte und versuchten, die Tabletts möglichst würdevoll anzubieten.

* * *

»Maria, Paul, hättet ihr einen Moment Zeit?« Pfarrerin Reger stand neben Anna und Florian. Sie sprach zunächst auf Deutsch. »Ich möchte euch bitten, für Anna und Florian die Trauzeugen zu machen.«

Paul ergriff Marias Hand.

»Eigentlich müssten sie euch selbst fragen, aber ich glaube, sie würden sich nicht trauen.«

»Ja, das machen wir.« Maria gab die Antwort. »Ich freue mich so sehr für die beiden.«

* * *

Gegen halb neun musste Maria kurz verschwinden und gleich darauf waren die Klänge von Marias Musikgruppe zu hören. Anna bemerkte die Musiker erst, als sie schon das erste Stück spielten. Sie nahm Florians Hand, und gemeinsam traten sie nach vorn.

Anna war erstaunt, als sie Maria mit einer Flöte bei den Musikern entdeckte. Sofort musste sie an ihre Jugend denken, in der sie selbst auch sehr gern musiziert hatte.



Fritz überreichte dem Brautpaar nach dem letzten Stück ein kleines Geschenk, lobte aber auch Maria, die so kurzfristig für seine Frau Karin eingesprungen war. Doch dann wurde er etwas wehmütig. »Den Auftritt beim Fest müssen wir leider absagen.«

»Warum denn?« Maria erkannte sofort, wie sehr sie das bedrückte. »Kein Ersatz zu finden?«

»Nein, und Karin muss den Gips noch ein paar Wochen tragen.« Er zeigte auf die gebrochene Hand seiner Frau.

»Was ist denn los?« Anna hatte die betrübte Stimmung ebenfalls bemerkt, doch sie hatte nicht verstanden, worum es ging.

»Sie können nächste Woche beim Fest nicht auftreten, weil Karin sich die Hand gebrochen hat.« Maria übersetzte es.

»Vielleicht könnte ich aushelfen?« Anna lächelte verlegen.

»Du spielst Flöte?« Fritz war auf einmal hellhörig. »Magst du mir mal etwas vorspielen?«

»Ich habe bloß keine eigene Flöte.« Anna war etwas traurig. Ihre Flöte war einer der wenigen Gegenstände, die sie gern mitgenommen hätte.

»Du kannst auf meiner Flöte spielen.« Maria lächelte und reichte Anna ihr Instrument.

Anna nahm die Flöte entgegen und wollte schon die ersten Töne spielen, als sie von Fritz unterbrochen wurde. »Warte bitte. Hier ist es zu laut. Können wir zu dir nach oben gehen?«

* * *

Ein wenig später kamen Anna und Fritz wieder zurück. Beide strahlten deutlich. »Du wirst das gut machen.«

»Wann sind die Proben?« Anna war ein wenig aufgeregt «Und welche Stücke werden gespielt?«

»Du kommst Montag zu uns wegen des Kleides für das Fest. Dort können wir alles besprechen und die Stücke durchspielen.« Karin war hinzu getreten. Sie wusste, dass sie sich auf das Urteil ihres Mannes verlassen konnte. »Bestimmt wird dir etwas aus unserem Fundus passen.«

»Du strahlst ja noch mehr. Was ist passiert?« Florian hatte das Glück seiner Frau bemerkt.

Anna erzählte Florian, was sie mit Fritz ausgemacht hatte.

»Und das kannst du?« Er war erstaunt. »Einfach so ohne Probe?«

»Nein, natürlich nicht.« Anna lächelte. »Die Generalprobe für den Auftritt ist am Dienstag, und für mich gibt es am Montag noch eine extra Probe.«

»Und du mutest dir nicht zu viel vor?« Florian zeigte ein besorgtes Gesicht.

»Florian, bitte.« In diesem Moment sah sie sehr energisch aus. »Das ist endlich eine Gelegenheit, um etwas Dankbarkeit zu zeigen. Sie müssten den Auftritt sonst absagen. Und das auf dem wichtigsten Fest seit sieben Jahren.«

Florian erkannte, was Anna bewegte. »Ich bin stolz auf dich.«

* * *

Anna war erstaunt, weil sie Doris und Leonie schon wieder in den Ketten arbeiten gesehen hatte. »Es macht euch wirklich nichts aus, die Ketten zu tragen?«

Doris und Leonie hatten gerade die Getränketabletts abgestellt und waren dabei, sich über das Buffet her zu machen. »Ich liebe es, seine Ketten tragen zu müssen.« Doris Stimme hatte etwas sehr Verliebtes.

Auch Leonies Augen strahlten. »Es war schon immer mein Traum, gefangen zu sein und Fesseln tragen zu müssen. Hier erlebe ich das gerade sehr eindrücklich.«

»Ich bin gerade erst aus einem goldenen Käfig geflohen.« Anna seufzte ein wenig.

»Wer hat dich denn eingeschlossen?« Doris war ehrlich interessiert, doch als sie Annas Miene sah, entschuldigte sie sich sofort. »Ich wollte dich nicht daran erinnern. Ich nehme die Frage zurück.«

»Ach lass nur, vielleicht tut es mir ja auch ganz gut, wenn ich einmal darüber rede.« Sie holte tief Luft. »Bis vor einem Jahr habe ich noch das Leben einer reichen Tochter geführt.« Sie vermied es allerdings, ihren alten Namen zu erwähnen. »Doch dann trat Florian in mein Leben, und ich habe mich sofort in ihn verliebt, sehr zum Ärger meines Vaters.«

»Du sprichst gerade von mir?« Florian trat an ihre Seite.

»Ich erzähle gerade von unserem Kennenlernen.« Anna blickte ihn verträumt an.

»Wir sollen die Vergangenheit ruhen lassen.« Florian erinnerte seine Frau an das, was Marias Mutter ihnen eingebläut hatte.

»Du hast ja recht.« Anna seufzte. »Trotzdem, es war Liebe auf den ersten Blick, und wir sind dann zusammen durch die Hölle gegangen.« Sie machte ein trauriges Gesicht.

»Jetzt sind wir in Sicherheit.« Florian legte seinen Arm um seine Frau.

»Es ist wie ein Traum.« Anna schmiegte sich an ihn. »Ihr seid alle so gut zu uns.«

* * *

Andrea bat Anna zu sich, dann stellte sie ihren Freund Hans vor. »Das ist sie. Bitte sei vorsichtig mit ihr.«

»Du wirst mir meinen Traum erfüllen?« Er nahm sich die Worte seiner Freundin zu Herzen. »Eine Braut mit weißem Kleid und weißem Monohandschuh?«

»So war es vereinbart«, antwortete Anna etwas rätselhaft. Dass sie sich darauf irre freute, wollte sie nicht zugeben. Auch die Aussicht, noch einen Ball im Mund zu tragen und gegebenenfalls sogar sabbern zu müssen, wie Andrea sie gewarnt hatte, machte ihr nichts aus. Sie wollte einfach nur ihre Dankbarkeit zeigen.

Florian stand an ihrer Seite. »Was willst du machen?«

»Er macht uns schöne Hochzeitsfotos.« Anna strahlte.

»Und was ist der Preis?« Florian wusste, dass es fast nie etwas umsonst gab.

»Ich werde ihm bei einem ganz besonderen Motiv Modell stehen.« Anna lächelte etwas geheimnisvoll. »Maria leiht mir dazu ihren weißen Monohandschuh.«

Florian war zunächst sprachlos.

»Bitte erlaube es.« Anna war es trotzdem wichtig, seine Zustimmung zu bekommen. »So können wir uns etwas für die viele Hilfe bedanken.«

Florian wollte erst widersprechen, doch als er die glücklichen Augen seiner Verlobten sah, wusste er, dass er zustimmen musste, sonst hätte er ihr weh getan. Und das wollte er auf gar keinen Fall tun.

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  RE: Maria Datum:26.02.17 10:57 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo gag_coll,

danke für die letzten drei Fortsetzungen bin leider erst jetzt dazu gekommen zu lesen.

Ich finde es schön das Anna und Florian ihren Polterabend für lau bekommen.

Der Baron kommt bestimmt auch in erklärungsnot. Ich lasse mich überraschen.

Schade das die Zeit so eng war und Maria und Paul das Ganzkörperkorsett nicht zusammen begutachten konnten. Die beiden werden mit sicherheit noch ausführlich gelegenheit haben es zu geniessen.

Leonie würde etwas befreit aber wie es ihr mit dem Halskorsett gefällt, hast du nicht geschrieben. Kann sie das Tablett überhaupt sehen?

Schön das Anna sich mit dem Flötenspiel an ihre Jugend erinnern kann und der Musikgruppe den Auftritt rettet.


Gruß marmas71
Meine erste Geschichte über Damen mit KG und Gips. Titel : Arbeitslohn
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gag_coll
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  RE: Maria - Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Elf Datum:27.02.17 05:36 IP: gespeichert Moderator melden


Maria
Kapitel 14 - Das Katerinenfest - Teil Elf
Autor: Karl Kollar

Sonntag, 19. September 1984

»Ich hatte einen Albtraum.« Maria berichtete ihrer Erzieherin von der Nacht, nachdem sie ihr einen guten Morgen gewünscht hatte.

»Was hast du denn geträumt?« Mrs. Potter nahm regen Anteil an Marias Leben.

»Das Kleid.« Maria seufzte laut. »Es war nicht fertig, und der Baron wollte meinen Handschuh nicht zulassen.«

»Und wie ist dein Traum ausgegangen?« Mrs. Potter lächelte.

»Ich bin vor dem Ball aufgewacht.« Maria lächelte ebenfalls, dann schüttelte sie den Kopf, als wolle sie ihren Traum vertreiben. »Heute ist ein wichtiger Tag.«

»Meinst du wegen des Gottesdienstes oder wegen Anna und Florian?« Mrs. Potter warf einen Blick auf den Kalender, auf dem dieser Tag rot angestrichen war.

»Oh!« Maria war verlegen. »Ich hatte jetzt nur an Anna und Florian gedacht.« Es war seit Jahren üblich, dass die Darstellerin der Katerina am Sonntag vor dem Fest das erste Mal den Handschuh trug.

»Hast du dir nicht etwas viel vorgenommen?« Mrs. Potters Gesicht zeigte ein paar Sorgenfalten. »Du trittst mit der Musik auf, stellst dich als Katerina vor und machst auch noch die Trauzeugin.«

»Aber doch nicht gleichzeitig.« Maria verdrehte die Augen. »Das schaffe ich locker.« Sie machte eine Pause. »Außerdem soll der Tag für unsere Braut unvergesslich werden.«

»Willst du dich in der Kirche umziehen oder gleich hier?« Mrs. Potter sah, dass Maria nur ihren Morgenmantel trug. »Du bist vorher noch zum Frühstück eingeladen.«

»Ich wollte mich zusammen mit Anna umziehen.« Maria blickte ihre Erzieherin etwas verunsichert an. »Das müsste doch gehen, oder?«

»Ja, das sollte gehen.« Sie nahm sich Marias Tasche von der Garderobe. »Ich werde schon mal deine Tasche packen, damit du alles dabei hast.«

»Notenständer, Noten, die Flöte und ein Monohandschuh.« Maria grinste. »Seltsame Zusammenstellung für eine junge Dame.«

Mrs. Potter lächelte ebenfalls.

* * *

Paul und Leonie waren schon sehr früh aufgestanden und hatten Pauls Oma beim Herrichten des Frühstücks sowie beim Tischdecken geholfen.

»Hole bitte noch ein paar Blumen für den Tisch, dann kannst du sie wecken.« Selma ließ ihren Blick über den sorgfältig gedeckten Tisch gleiten.

»Ob alles so klappt, wie wir uns das ausgemalt haben?« Paul zeigte eine gewisse Anspannung.

»Das wird sicher ein unvergesslicher Tag für die beiden.« Selma ging zum Tisch und rückte die Bestecke noch mal etwas zurecht.

»Ich gehe dann die Blumen holen.« Paul fragte sich, ob sie an alles gedacht hatten.



Gerade als er wieder hinein gehen wollte, sah er Maria die Straße entlang kommen.

»Blumen für mich?« Maria lächelte, dann gab sie Paul einen Kuss. »Einen wunderschönen guten Morgen.«

»Nein, die sind für den Frühstückstisch.« Paul lächelte ebenfalls, dann erwiderte er den Gruß.

»Sind sie schon wach?« Maria folgte ihm ins Haus.

»Ich wollte gerade nach ihnen sehen.« Paul stellte die Blumen in die Vase, die seine Oma schon bereit gestellt hatte.

»Wir haben die Haustür gehört.« Florian und Anna kamen die Treppe herunter. Es war sofort zu sehen, wie sehr sie diesem für sie so bedeutsamen Tag entgegen fieberten. Sie wünschten allen einen Guten Morgen.

»Nehmt Platz«, Selma zeigte auf den liebevoll gedeckten Tisch. »Und dann lasst es euch schmecken.«

* * *

»Das war sehr lecker.« Anna legte das Besteck weg. »Vielen Dank dafür.«

»Heute ist euer Tag, und er soll unvergesslich werden.« Selma lächelte.

»Wie geht es jetzt weiter?« Florian blickte an sich herunter. Er trug immer noch seine Alltagskleidung.

»Renate öffnet die Kleiderkammer des Festes. Dort werdet ihr sicherlich etwas Feierliches finden.« Selma drehte sich zu ihrem Enkel. »Paul wird dich dann zur Kirche bringen.«

Anna blickte auf, doch sie wagte es nicht, eine Frage zu stellen.

»Simone bringt das Kleid zu Marias Haus.« Selma hatte auch ohne Worte erkannt, was die aufgeregte Braut bewegte. »Wir werden dir beim Umziehen helfen und bringen dich dann zur Kirche.«

»Ich muss mich dann auch noch umziehen.« Maria lächelte ebenfalls. »Wir treten immer in den so schönen Sissi-Kleidern auf. Du wirst es gleich sehen.«

Anna wischte sich eine Träne von der Wange.

Das Telefon klingelte. Selma stand auf und ging dran. »Guten Tag, Frau Reger. Was können wir für sie tun?«

Sie hörte sich an, was die Pfarrerin zu sagen hatte. »Ja, das lässt sich einrichten. Ich sage ihnen Bescheid.« Dann verabschiedete sie sich.

»Leonie?« Selma kam zum Frühstückstisch zurück.

»Ja, Frau Mohr?« Leonie war über den Tonfall etwas verwundert.

»Frau Reger lässt anfragen, ob du und Doris bereit wären, für Anna die Brautjungfern zu geben.« Selma nahm wieder Platz.

»Wir wollten doch die Ketten vorführen.« Leonie fieberte schon lange auf diesen Auftritt hin, und sie war sich sicher, dass es Doris genau so ging.

»Frau Reger meint, dass das nicht stören würde, falls Anna nicht dagegen haben sollte.« Selma übersetzte es für Anna und blickte sie fragend an.

Zur Überraschung aller begann Anna zu weinen. »Ihr seid so gut zu mir.«

Selma übersah Annas Tränen. »Stören dich die Ketten, die sie tragen?«

»Nein, überhaupt nicht.« Anna wischte sich die Tränen weg. »Brautjungfern zu haben war schon immer mein Traum gewesen.«

»Dann sollten wir jetzt aufbrechen.« Selma blickte noch einmal über den Tisch. »Paul, du begleitest Florian zur Kleiderkammer. Frau Bayer wird dort auf euch warten.«

Sie drehte sich zu Leonie. »Du gehst zu Doris und Theo und nimmst sie mit in die Kirche. Doris wird sich bestimmt sehr freuen.«

Leonie lächelte. »Das glaube ich auch.«

»Anna, du wirst mich und Maria begleiten.« Selma stand auf. »Simone wartet bestimmt schon mit dem Kleid.«

* * *

»Herr Wetzler, was wollen sie denn schon hier?« Pfarrerin Reger war überrascht, den sonst so schwer beschäftigten Geschäftsmann jetzt schon in der Kirche anzutreffen. »Der Gottesdienst ist erst in einer Stunde.«

»Ich habe wohl eine große Dummheit gemacht, und ich wollte fragen, ob sie mir einen Rat geben können.« Er war sichtlich verlegen.

»Was ist denn passiert?« Wenn jemand um Hilfe bat, hatte Frau Reger immer Zeit.

Herr Wetzler gab einen Überblick über die Ereignisse, die sich beim Empfang im Rathaus abgespielt hatten. »Wir waren so dumm und haben nur auf den Titel der Baroness geschaut.«

Frau Reger nickte nur, sie spürte, dass er noch weiter reden wollte.

»Wir haben uns noch am Abend für unser Verhalten entschuldigt.« Seine Stimme wurde etwas leiser. »Und ich habe sie auch heute auf unseren Empfang eingeladen, aber ich habe trotzdem noch ein schlechtes Gewissen.«

»Und das wollen sie los werden?« Frau Reger hatte auf einmal eine Idee. Aus dem Traugespräch wusste sie, dass Anna und Florian für den Nachmittag bisher nicht geplant hatten. »Ich hätte da eine Idee.« Sie lächelte.

»Was ist es? Es darf auch gern etwas kosten.« Eigentlich war er es gewohnt, Probleme immer mit Geld zu lösen, nur in diesem Fall kam er damit nicht weiter.

»Heute heiratet ein ganz mittelloses Flüchtlingspaar bei mir im Gottesdienst.« Pfarrerin Reger hoffte, dass sie den Bogen nicht überspannte. »Sie könnten ihnen etwas Gutes tun und sie heute auch auf ihren Empfang einladen. Sie würden sich sicher freuen.«

»Und was soll ich meinen anderen Gästen sagen?« Er hatte noch Schwierigkeiten, sich mit der Idee anzufreunden.

»Sagen sie ihnen, sie wären Freunde ihrer Familie.« Die Pfarrerin blickte ihm tief in die Augen.

»Aber das ist doch nicht die Wahrheit...« Der Widerspruch kam etwas schwach von ihm.

»Sie können es zur Wahrheit machen.« Frau Reger hoffte, dass sie damit nicht nur Annas und Florians Hochzeitstag gerettet hatte, sondern ihnen auch einen guten Weg in die Zukunft gesichert hatte.

»Sie haben Recht.« Er gab ihr die Hand. »Vielen Dank für ihre Hilfe.«

* * *

Es kam Leonie schon etwas seltsam vor, mit den Ketten einfach so durch Landsbach zu gehen, wobei es bis zur Schmiede auch nicht weit war. Sie hielt den Blick weitgehend vor sich auf den Boden gesenkt, denn sie wollte nicht wissen, wie die Leute wohl auf sie reagieren würden. Erst als sie vor der Tür der Schmiede stand, wagte sie es, den Kopf zu heben.

Doris sprang sofort auf, als sie die Klingel hörte. Sie lief zur Tür und öffnete. Theo ging langsam hinter ihr her.

»Frau Reger hat angerufen.« Leonie war sehr aufgeregt. »Wir sollen für die Braut die Brautjungfern machen, mit den Ketten.«

Theo musste seine Verlobte auffangen. »Ich habe dir doch gesagt, dass da noch eine Überraschung auf dich wartet.«

»Du wusstest es?« Doris wurde wieder wach. »Und du Schuft hast mir nichts gesagt?« Sie blickte ihn empört an.

»Wenn du nicht gleich ruhig bist, nehme ich dir die Ketten ab.« Theo lächelte.

Es wirkte als Drohung. Doris schmiegte sie an ihn. »Das ist fast so schön, wie selbst mit Ketten vor dem Altar zu stehen.« Sie wusste, dass ihre Verwandtschaft für ihre Leidenschaft kein Verständnis hatte.

»Ähm!« Leonie räusperte sich. »Können wir dann gehen?«

* * *

»Du bist eine wunderschöne Braut.« Selma rollte einen großen Spiegel herein. »Damit du dich mal ganz sehen kannst.«

»Ob ich ihm so gefallen werde?« Anna war etwas zögerlich, als sie sich langsam dem Spiegel näherte. Nur zögerlich wagte sie einen Blick in den Spiegel. »Danke, danke, danke«, schluchzte sie, dann musste sie sich die Tränen wegwischen.

»Da fehlt aber noch etwas.« Selma grinste, während sie ein Kästchen in der Hand hielt.

Anna hatte Schwierigkeiten, durch den Tränenvorhang etwas zu erkennen.

»Das hier ist der Schmuck, den die Katerina nächste Woche auch tragen wird.« Selma klappte das Kästchen auf.

Anna wischte sich die Augen aus. »Ein Diadem und passende Ohrringe?« Wieder schluchzte sie.

»Es ist nur Modeschmuck« Selma lächelte etwas verlegen. »Das Fest hat keinen so großen Etat.«

Anna war nicht in der Lage, sich den Schmuck selbst anzulegen, ihre Hände zitterten zu sehr. Selma kam ihr zu Hilfe.

»Eine wunderschöne Braut.« Maria kam langsam die Treppe herunter.

Anna musste zweimal hinsehen, bevor sie Maria in dem Kleid erkannte. »Du siehst aber auch aus wie eine stolze Prinzessin.« Sie bewunderte vor allem den weiten Reifrock und Marias schmale Taille.

»Das ist unsere Uniform, wenn wir mit der Musik auftreten.« Maria blieb sachlich. »Nächste Woche wirst du etwas Ähnliches tragen.«

Marias Worte holten Anna ein wenig auf die Erde zurück. »Wir müssen dann gehen?«

Selma blickte auf die Uhr. »Maria trifft sich mit ihrer Musikgruppe etwas früher. Wir können uns noch etwas ausruhen.«

* * *

Wegen des Probealarms der Sirenen von gestern wusste Sophie, dass heute Sonntag war. Sie liebte den Sonntag, denn an diesem Tag wurden die Gläubigen mit Glockengeläut in die Kirche gerufen. Jeder einzelne Glockenschlag erinnerte sie an ihr bisheriges Leben und an ihren Vorsatz, von jetzt ab ein besseres Leben führen zu wollen.

Sie hatte schon öfters darüber nachgedacht, bei wem sie sich zu entschuldigen hatte. Diese Entschuldigungen waren Teil ihrer selbst auferlegten Buße. Dabei war es keine Buße im Sinne der Kirche, im Gegenteil, sie wusste, dass sie sich in der Vergangenheit oft danebenbenommen hatte und viele Leute vor den Kopf gestoßen hatte. Sie wollte alle ihre Vergehen dadurch aus der Welt schaffen, dass sie sich bei jedem einzelnen entschuldigte und versicherte, dass sie ab sofort ein besseres Leben führen würde.

Sie hatte sehr viel Zeit zum Nachdenken gehabt, und es war ihr deswegen auch klar, warum ihr Vater sie so aus dem Verkehr ziehen musste. Sie war sich mittlerweile sicher, dass sie ihm ihren Zustand zu verdanken hatte, und wenn sie zu sich selbst ganz ehrlich war, sie hatte es auch verdient.

Nur in einem Punkt war sie sich nicht sicher. Würde sie ihrem Vater vergeben können, wenn sie ihm wieder einmal in die Augen blicken würde?

* * *

Paul steckte seinen Kopf noch einmal kurz aus der Kirchentür. »Sie sind da.« Er drehte sich zu Florian, der einen sehr eleganten schwarzen Anzug trug. »Jetzt darfst du sie sehen.« Er öffnete die Tür und ließ Florian nach draußen treten.

Der Bräutigam hatte sichtlich Mühe, die Fassung zu wahren, als er seine Braut erblickte, die gerade aus der Limousine des Sparkassendirektors ausstieg. Herr Steinhagen war am Samstag Abend verhindert, hatte aber seinen Wagen für die Hochzeit bereitgestellt. »Anna?« Er hatte Schwierigkeiten, Worte zu finden. »Du siehst einfach wunderschön aus.«

Anna strahlte ihn an. Sie fand vor Glück keine Worte.

Pfarrerin Reger trat zusammen mit Doris und Leonie aus der Kirche. Sie wartete höflich, bis die Brautleute sich begrüßt hatten. »Florian sagte mir, dass er dich zum Altar führen möchte.«

Anna blickte die Pfarrerin etwas verlegen an. In ihrer Familie war es Tradition, dass der Vater die Braut zum Altar führt. Doch sie wollte ihm nicht mehr unter die Augen treten, denn er hätte ihr die Verbindung zu Florian nie gestattet. Im Gegenteil, er wollte sie mit Gewalt zu einer anderen Hochzeit zwingen. Anna war unendlich glücklich, dass ihre Flucht geglückt war.

»Anna?« Pfarrerin Reger blickte die Braut aufmunternd an. Sie ahnte, was Anna in diesem Moment bewegte.

»Ja«, langsam fand sie ihre Sinne wieder. »Florian wird mich führen.«

»Doris, Leonie« Frau Reger drehte sich zu den beiden Mädchen um, die zitternd vor Aufregung hinter ihr standen. »Nehmt ihr bitte eure Position ein?«

Simone, die Inhaberin des Brautgeschäfts zeigte ihnen, wie sie die Schleppe zu halten hatten. »Warum tragt ihr denn die Ketten?« Im Gegensatz zu den anderen wusste Simone nicht, welche Aufgaben Doris und Leonie auf dem Fest hatten. Renate Bayer kam ihnen zu Hilfe und erklärte die Rollen, die sie auf dem Fest einnehmen würden.

»Das wird ein ganz außergewöhnlicher Brautzug.« Sie lächelte etwas verlegen. »Entschuldigt bitte meine Unwissenheit.«

Doris und Leonie sahen sich an der Kirchenpforte verwundert an. »Wenn ich nicht ganz genau wüsste, dass ich wach bin, würde ich meinen, ich träume.« Doris war mindestens genauso glücklich wie die Braut. Sie hätte es sich nie träumen lassen, ihre Ketten einmal so außergewöhnlich präsentieren zu dürfen.

»Seit ihr bereit?« Frau Reger ging zurück zur Kirchentür. »Ich muss dem Organisten ein Zeichen geben.«

* * *

In der Gemeinde hatte es sich schnell herumgesprochen, dass neben dem traditionellen Bittgottesdienst heuer auch eine Hochzeit stattfinden würde. Verwundert waren die Leute lediglich darüber, dass die Hochzeit nicht angekündigt war - so etwas war eigentlich nicht üblich. Und so kam es, dass die Kirche wirklich fast bis auf den letzten Platz besetzt war. Wer nicht wegen des Festes gekommen war, war bestimmt neugierig auf die so spontan angesetzte Hochzeit.

Wie üblich stand die Gemeinde auf, als Braut und Bräutigam langsam unter dem feierlichen Spiel der Orgel langsam nach vorne kamen und kurz vor dem Altar stehen blieben. Erst als sie sich auf die beiden Stühle gesetzt hatten, nahm auch die Gemeinde Platz. Frau Reger gab Fritz ein Zeichen, und gleich nachdem die Orgel verstummt war, begann Marias Musikgruppe mit ihrer vorbereiteten Intrade.



Pfarrerin Reger wartete ab, bis die letzten Töne des Vorspiels verklungen waren, dann begann sie mit der Begrüßung der Gemeinde. »Dies wird ein ganz besonderer Gottesdienst, denn wir wollen nicht nur um einen guten Festverlauf bitten, sondern wir werden auch Zeuge der Hochzeit von Anna und Florian, die sich heute vor Gott die Ehe versprechen wollen.«

Anna legte ihre Hand in die von Florian und lächelte ihn glücklich an.

»Begrüßt wurden wir von den Barock-Pfeifern, die auch nächste Woche auf dem Fest spielen werden.« Sie machte eine kleine Pause. »Sie werden sich vermutlich wundern, dass der Platz, auf dem üblicherweise die Darstellerin der Katerina sitzt, noch leer ist. Es hat einen ganz einfachen Grund. Maria Beller ist bei den Barock-Pfeifern für die Flötistin Frau Bernreu eingesprungen, die sich gestern die linke Hand gebrochen hat.« Sie gab Maria und Paul das verabredete Zeichen.

Paul stand auf und kam zum Altar, wo Maria schon auf ihn wartete. Sie reichte ihm demonstrativ den Handschuh, dann blickten sie kurz zur Pfarrerin.

»Wie sich sicher von den vergangenen Festen wissen, darf die Katerina eine Woche vor dem Fest schon einmal zeigen, dass sie sich gut auf die Rolle vorbereitet hat und den Handschuh, der fest zu der Rolle gehört, tragen kann.« Sie gab Paul den verabredeten Wink.



»Du zitterst ja?« Maria flüsterte leise, als sie Pauls Unsicherheit bemerkte.

»Nun ja, ich habe das ja auch noch nicht in solch großer Öffentlichkeit gemacht.« Er flüsterte ebenfalls. Trotzdem gewann er nach kurzer Zeit seine Selbstsicherheit zurück und konnte Maria den Handschuh für sie bequem anlegen. Als sich Maria daraufhin einmal um sich selbst drehte, war einen Raunen in der Kirche zu hören, denn so eng wie Maria hatte bisher keine Darstellerin den Handschuh tragen können.

»Ich möchte ihnen zwei weitere sehr engagierte Darstellerinnen vorstellen.« Sie bat Doris und Leonie nach vorn. »Frau Schwerterle und Frau Wolkenberg werden die Dienerinnen spielen, die die Katerina bei der Heimkehr von der Schlacht begleiten werden.« Sie machte wieder eine Pause. »Auch sie haben sich intensiv auf ihre Rolle vorbereitet.« Sie bat die Mädchen, einmal ihre Ketten zu zeigen.

»Ich glaube, ich träume.« Doris flüsterte leise.

Leonie war nicht minder fasziniert.

»Frau Wolkenberg wird jetzt auch noch eine weitere Aufgabe übernehmen. Unsere Brautleute sprechen nur Englisch, sie wird ihnen wichtige Teile des Gottesdienstes übersetzen.«

Leonie griff sich den bereitgestellten Stuhl und setzte sich wie abgesprochen hinter die Brautleute, so konnte sie unauffällig übersetzen und erklären, was gerade passierte.

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