Restriktive Foren

Thema:
eröffnet von Merlin_Uther am 18.09.08 22:57
letzter Beitrag von conny am 12.02.09 21:26

1. BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 18.09.08 22:57

Hallo alle zusammen,

was ich mich schon immer gefragt habe, ist warum (scheinbar) alle BDSM-Interessierten bzw. SMler meistens auch Festischisten sind. So gut wie jeder kleidet sich gerne in Lack und Leder, auf SadoMaso-Parties gibt es nur Eintritt in entsprechendem Outfit. Fetischismus wird in einem Atemzug mit SM genannt, die meisten Foren sind Treffpunkte für BDSM und Fetischismus (wie auch dieses Forum).

Darüber wundere ich mich, als jemand der mit dem Thema Lack, Leder und anderen Fetischen eher weniger anfangen kann (außer man würde Bondage auch als Fetisch betrachten). OK,es gibt Frauen, die im hautengen Latexkostum schon sexy aussehen (vorausgetzt, sie haben die entsprechende Figur), weil dadurch betimmte weiblich Regionen besonders betont werden. Das ist aber alles, as ich diesem Theam abgewinnen kann. Meiner Meinung nach, hat das Thema Fetischismus nichts mit BDSM zu tun. Man muss das mal vom Kopkino her betrachten: z. B. Kidnappingspiele. Welcher Entführer würde sich für seine Tat in ein Latx-Kostüm zwängenß

Warum ist also Festischismus so eng mit BDSM verzahnt?

Grüße
Merlin
2. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Mystery am 18.09.08 23:32

Hallo!
Das ist wirklich eine interessante Frage. Eine Antwort habe ich darauf leider nicht. Warum BDSM meistens in Fetischklamotten praktiziert wird? Vielleicht weil diese Kleidung die Figur besonders betont.Latex ist wie eine zweite Haut, man ist nicht nackt, sondern trotzdem angezogen, das gibt sub vielleicht ein sichereres Gefühl und er/sie fühlt sich nicht ganz so ausgeliefert.
Andererseits gibt es genug sexy Wäsche, die die Figur betont und da frage ich mich auch, warum es denn ausgerechnet Latex, Lack und Leder sein muss.
Ich fange erst so allmählich an, mich mit Fetischklamotten zu beschäftigen und den meisten Sachen kann ich, ehrlich gesagt, nichts abgewinnen.
Ich finde es z. B. reizvoll, eine Session in Alltagsklamotten abzuhalten, ganz spontan, ohne große Vorbereitungen.
Liebe Grüße,
Mystery
3. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 19.09.08 01:13

Zitat
Warum ist also Festischismus so eng mit BDSM verzahnt?


Hallo

Zur Beantwortung dieser Frage könnte frau/mann wahrscheinlich eine Doktorarbeit schreiben, weil sie ziemlich komplex ist.

Ein paar Aspekte in Kürze:

Es stimmt nicht, dass alle BDSM-Leute auch FetischistInnen bzw. umgekehrt FetischistInnen automatisch BDSM-Menschen sind. Dies ist nicht einmal scheinbar so.

Du setzt Fetischismus mit LLL (Lack, Leder, Latex) gleich, dabei sind die häufigsten Fetische ganz andere.

Ich habe einmal eine (Spass-)Google-Hitparade der Fetische gemacht.
Die am weitest verbreiteten Vorlieben sind (weibliche) Dessous wie zB BH, Strümpfe, etc, (weibliche) Körperteile wie Haare, Brüste, etc, dann kommt die riesige Gruppe der Schuh-, Fuss-, Bein-, Stiefel-FetischistInnen, danach diverse ABC-Klamotten wie Bikini, Minirock, Jeans, Wetshirt, etc und erst unter ferner liefen kommt LLL.

Es ist auch nicht richtig, dass es auf SM-Parties nur Eintritt in entsprechenden Outfits gibt: Ich war schon im Satin-Babyoutfit, im Mohair-Catsuit, im Stoff-Dienstmädchenkleid, als Schulmädchen, im Transgender-Nuttenlook, als Cheerleadergirlie, etc auf Parties, wo ich neben LLL-Klamotten auch Uniformen aller Art, Transgender in Businesskostümen, Damen in O-Kleidern, Korsetts aus Stoff, Ponies, Hunde, Metallgewand, Zofen, Nonnen, usw gesehen habe.

Ich glaube das Klischee "BDSM und Lack/Leder/Latex gehören zusammen" ist auch eine sehr deutsche Eigenart.

Ich habe einmal die Selbstdarstellung von Profi-Dominas in verschiedenen Ländern statistisch ausgewertet, also in was für Klamotten stellen sie sich zB auf den Fotos ihrer Websites dar.
Dabei kam heraus, dass es nur sehr wenige deutsche Dominas gibt, die wenigstens 1 Bild ohne LLL auf ihrer Website haben.
Dies ist in England, Frankreich, und anderen europäischen Ländern, aber auch in den USA und Japan, völlig anders.
Dort sind sehr häufig Rollenoutfits, aber auch ganz normale Frau-von-nebenan-Alltags-Klamotten zu sehen und es gibt dort Dominas, die genau umgekehrt nicht ein einziges LLL-Bild haben.
Nun heißt das nicht, dass alle deutschen Kunden auf LLL-Klamotten stehen.
Im Gegenteil, mir erzählen Dominas, dass es den meisten Kunden entweder völlig egal ist, was sie an haben oder sie auf völlig durchschnittliche Kostüme, Röcke, Strümpfe, Dessous, usw aus Stoff stehen und nur eine Minderheit wünscht LLL.
Zu ähnlichen Ergebnissen kommt frau/mann, wenn Filme, Zeitschriften, Partybilder, usw verschiedener Länder verglichen werden.

Ich denke, es ist zu differenzieren zwischen der öffentlichen Darstellung von BDSM, auch und insbesonders der einschlägigen Szene-Medien und dem was wirklich passiert und gewünscht wird. Und es ist zu unterscheiden zwischen der öffentlichen Darstellung in deutschsprachigen Ländern und anderen Staaten.

Liebe Grüsse
conny

4. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Nachtigall am 19.09.08 07:10

Interessante Frage, Merlin.

Ich verstehe deinen Ausgangspost zwar nicht so, dass du Fetisch auf LLL beschränkst (womit mein Schatz und ich beide nichts anfangen können), aber irgendein Pläsierchen scheinen wirklich viele zu haben. Bei uns ist es halt die feminine Kleidung an Monika (für mich gibt´s keinen Dresscode). Allerdings können wir auch "ohne". Die Weibchenrolle bleibt Monika aber auch ohne "Ausrüstung" erhalten.

Fesseln oder gefesselt werden empfinde ich übrigens genau so als Fetisch-Element, weil ja die Hilflosigkeit des einen Partners die Erregung beider steigert. Und das Hilfsmittel dazu, also der Fetisch, sind die Fesseln.

Außerdem würde ich BDSM und SM nicht gleichsetzen, sondern SM als Teilmenge von BDSM sehen - und zwar den Teil, der mich nicht betrifft. Schmerzerotik ist nichts für mich, unsere Spiele laufen im Bereich D/S und Bondage. Da kommen Schmerzen höchstens mal als echte Strafe vor.

Wahrscheinlich tritt die häufig beobachtete Themen-Kopplung in den beliebten Foren dadurch auf, dass viele verschiedene Kombinationen der Vorlieben möglich sind und zu den anfänglich diskutierten Fragen der Forumsbetreiber dann nach und nach die für die aktiven User interessanten Themen hinzu kommen. Aber in einem breit gefächerten Angebot wie gerade hier wird es für jeden User einige Bereiche geben, die für ihn nicht in Frage kommen. Klar, man schaut da trotzdem mal rein, aber selber spielen würde ich mit etlichen Elementen nicht wollen.

Toll ist es natürlich für jemanden, dem BDSM ganz neu ist: Man sieht eben schon beim Lesen, was einen anzieht und was einen abstößt. So ging es mir jedenfalls vor einigen Jahren, als ich hier eingetrudelt bin.


Liebe Grüße

Nachtigall
5. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Le Frosch am 19.09.08 09:41

In einem anderen Forum gab es kürzlich eine Diskussion mit ursprünglich anderer Fragestellung, deren Essenz allerdings war: Begrifflichkeiten wie SM, BDSM, Fetisch usw. haben fließende Grenzen und sind nicht allgemeingültig zu definieren, sondern haben für jedes Individuum eine eigene Bedeutung.

Einige waren sogar der Meinung, man sollte deshalb derlei Begriffe überhaupt selten verwenden, denn was für den einen Fetisch sei, sei es für den anderen nicht. Ich bin da noch zu keinem abschließenden Urteil gekommen, finde diese Auffassung aber auch eine Überlegung wert. Letztendlich könnte man daraus weiter schließen, daß auch die Kombination von Fetischen (oder vielleicht besser "Vorlieben"?) eine individuelle Sache ist.
6. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von PAslave am 19.09.08 11:50

Fetische und BDSM sind rein individuelle Angelegenheiten, da hat jeder sicher andere Vorlieben.

Ich persönlich brauche meine Herrin nicht im Fetischgewand, ich finde es in der Alltagskleidung sogar spannender. Wenn ich daran denke wie Herrin im Gummi schwitzt, wie manches Lederzeug einengt und wie unbequem High-Heels zu tragen sind, denke ich, das ist einer Herrin nicht würdig, das ist ja Sklavenkleidung.

Etwas anderes ist es, gemeinsam auf Partys zu gehen. Da wollen viele halt "Erscheinen" das ist dann auch spannend.
7. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von whipped scream am 19.09.08 15:10

Zitat
Kombination von Fetischen (oder vielleicht besser \"Vorlieben\"?)


Fetische und Vorlieben sind schon zwei verschiedene Paar Schuhe.
8. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von whipped scream am 19.09.08 15:17

Zitat


Warum ist also Festischismus so eng mit BDSM verzahnt?



Und warum gibt es bei der Vielzahl der Zutaten eine so deutliche Präferenz für die Farbe Schwarz?
9. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von PAslave am 19.09.08 15:40

weil SM keine Fete-blanche ist
10. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Le Frosch am 19.09.08 19:23

Zitat
Zitat
Kombination von Fetischen (oder vielleicht besser \"Vorlieben\"?)


Fetische und Vorlieben sind schon zwei verschiedene Paar Schuhe.

Ich habe ja geschrieben
Zitat
...denn was für den einen Fetisch sei, sei es für den anderen nicht...

Und WENN man die Begriffe individuell definieren muß, sind die Grenzen zwischen Fetisch und Vorliebe auch fließend. Das wollte ich ausdrücken.

Daher auch die Anführungszeichen, das "vielleicht" und das Fragezeichen...
11. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von sub-u. am 19.09.08 19:58

[quote]
Warum ist also Festischismus so eng mit BDSM verzahnt?
[quote]

Hey merlin,

ich sehe da zwingend keinen Zusammenhang. O.k., meine Königin in unendlich langen Stiefeln mit nem Langarm lederbody, das hat schon was. Aber sie dominiert mich auch inner Jeans beim Einkauf bei Feinkost Albrecht.

Ich meine, es muss fein unterschieden werden, was aus dem BDSM Buffet genommen wird.

Ist es :

- BD
- DS
- oder SM ?

Ist ein riesiges Buffet, und jeder sollte sich dort nach Lust und Laune bedienen.

Welche Fetische noch hinzukommen ? Eigentlich egal, wenn 2 menschen siocvh dabei wohlfühlen.

War selbst hier im Forum überrascht, was es alles so gibt ( Zahnspangen....etc ) .

Durch meine DS Ehe bin ich in der Hinsicht super tollerant geworden... ( und das war ich bis dahin nicht )


vG
12. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von whipped scream am 19.09.08 20:51

Zitat
Zitat
Zitat
Kombination von Fetischen (oder vielleicht besser \"Vorlieben\"?)


Fetische und Vorlieben sind schon zwei verschiedene Paar Schuhe.

Ich habe ja geschrieben
Zitat
...denn was für den einen Fetisch sei, sei es für den anderen nicht...

Und WENN man die Begriffe individuell definieren muß, sind die Grenzen zwischen Fetisch und Vorliebe auch fließend. Das wollte ich ausdrücken.

Daher auch die Anführungszeichen, das "vielleicht" und das Fragezeichen...


Die Grenze ist nicht fließend, sondern für jeden einzelnen absolut. Objektiv betrachtet ergibt sich daraus - eine größere Stichprobenanzahl angenommen - ein unregelmäßiger Grenzverlauf, aber das ist irrelevant. Was ein Fetisch ist, ist alleine für den einzelnen maßgebend. Und wenn ein Gegenstand oder ein Körperteil keine Fetisch-Wirkung mehr hat, dann ist es eben kein Fetisch mehr. Punktum. Grenze. Dann geht es harmlos mit Vorlieben weiter. Da aber die Wirkung, die Betroffene einem Fetisch zumißt, eine gänzlich andere ist, als eine Vorliebe zu bieten vermag, kann man mitnichten von einer fließenden Grenze sprechen.

Oder aber wir sprechen hier gar nicht von einem Fetisch, sondern gehen von einem stark aufgeweichten, schwammig unscharfen Fetisch-Begriff aus, der auf keinen Fall Aufnahme bei Krafft-Ebing gefunden hätte, so er überhaupt diesen Begriff schon auf Lager hatte.

Das ist aber dann was anderes. Für mich gilt bei Fetisch immer die wissenschaftlich zugemessene Bedeutung. Hier scheint aber jedes bessere erotische Spielzeug oder Accessoire als Fetisch zu gelten.
13. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 20.09.08 11:39

Fetisch = BDSM

Ich muss ja immer schmunzeln - wenn sich die SMer im grössten BDSM-Forum (sklavenzentrale) über die vielen Fetischisten ärgern - die mit ihren LLL-Bildern die Galerie "zumüllen"

Warum auf einer SM-Partie ein scheinbarer LLL-Desscode??
Das ist eines der klassischen Missverständnisse in diesem Bereich!!
Nur mit SMern bekommt man die Parties nicht voll und ausserdem möchte man die Stino-Spanner draussen halten...
..ergo lässt man sich einen Dresscode einfallen - den es im privaten Bereich nicht gibt.

Ich kenne hier in Berlin einen Betreiber einer SM-Bar (die auch offen für Transen, Fetis und anderes "schräge" Volk ist) und habe öfters erlebt - wie am Einlass die typischen Proll-Typen (He Alter - kann man hier nicht Kerle beobachten - wie sie ihren NACKTEN Weiber schlagen..) standen!

Die hält man nur eben mit einem "Dresscode" draussen.

Andererseits scheint aber in der "öffentlichen" SM-Szene schwarz eine Art "Erkennungscode" zu sein.

Als ich meinen ersten SM-Stammtisch besuchte (ca. 100 Leute in einem öffentlichen Restaurant!!) - hatte ich das Gefühl - auf einer typischen italienischen Beerdigungsfeier zu sein...
...alle Herren im schicken schwarzen Fummel...
..die Damen eben so!
Ja und ich war die einzigste Transe und als Einzigste in Leder (Latex hatte ich zu hause gelassen)!!

Inzwischen geht es dort bunter zu...
..ich hatte dann konsequent angefangen - farbige Sachen zu tragen und recht schnell hatten sich einige Damen dem angeschlossen

Als Veranstalter von grösseren Parties muss man sich heute schon was einfallen lassen...
..und leider kommt da häufig ein dresscode heraus - der strenggenommen gar keiner ist.

Ich bin heute Abend mit meiner "Schnegge" im KitCat-Club...
..sie in Lack und ich in Latex...
..und wir werden mal wieder die buntesten Fetische beobachten können bis hin zum "Marathon-Läufer-Fetisch" (Sporthemd, -hose, weisse Kniestrümpfe und SPORTSCHUHE!!)

------
Der "wissenschaftliche" Fetischbegriff ist über 40 Jahre alt und strenggenommen vom Leben überholt...
..also was man da in der WHO-Liste (die berühmt-berüchtigten I-Nummern) findet - hat nix mit dem Leben tun - sondern ist eine theoretische Schwarz-Weiss-Schicht.

Zunehmend erkennen dies auch die praktizierenden Psychologen und Psychotherapeuten und passen ihre Einstellung zu den Themen BDSM und Fetisch an.
Leider sind es noch sehr wenige.
Als Transsexuelle brauche ich die Pflichtsitzungen für meinen "Jagdschein" und ich habe jemanden gefunden - für die weder BDSM noch Fetisch das K.O.-Kriterium ist...
..sondern für diese Dame sind es sinnvolle Erweiterungen der menschlichen Sexualität!!
("krank" im eigentlichen Sinne wären ja die "Normalen" - weil sie nicht so vielfältige Möglichkeiten haben - den "zivilisatorischen" Druck abbauen zu können)

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Ich kenne einige Dominas über die private "Schiene"...
..die sind aber eben die Damen - die auch im privaten Leben einen eigenen Fetisch (Korsetts, Latex usw.) haben und auch offen dazu stehen.
Sie sind aber quasi eine Minderheit unter ihren Berufs-Kolleginnen.

Warum nun so viele Studios mit Fetisch-Bildern werben??
Sie zielen nicht nur auf das vorwiegende SM-Publikum sondern u.a. auch auf die LLL-Fetis mit einer nieder-präferenten SM-Neigung.

Eine Freundin von mir arbeitet als Trans-Domina in einem Studio - welches zunächst recht fetisch-frei in der Werbung war...
...lief nicht so gut - also haben sie im LLL-Bereich "aufgerüstet" und nun klappt es besser mit den Kunden.

Ein spannendes Thema - bei dem man niemals auslernt

Miauzi
14. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 22.09.08 17:19

Vielleicht habe ich ja meinen Anfangspost etwas missverständlich geschrieben: natürlich beschränke ich Fetischismus nicht auf LLL, sondern meine damit das ganze Spektrum, wie Dessous-, Fuss-, Wäsche und sonstige Fetischismen. Ich bezeichne als Festisch ein Objekt, auf dass sich die sexuelle Lust konzentriert (so ist auch die offizielle Definition). Wenn conny schreibt:


Zitat

Es ist auch nicht richtig, dass es auf SM-Parties nur Eintritt in entsprechenden Outfits gibt: Ich war schon im Satin-Babyoutfit, im Mohair-Catsuit, im Stoff-Dienstmädchenkleid, als Schulmädchen, im Transgender-Nuttenlook, als Cheerleadergirlie, etc auf Parties, wo ich neben LLL-Klamotten auch Uniformen aller Art, Transgender in Businesskostümen, Damen in O-Kleidern, Korsetts aus Stoff, Ponies, Hunde, Metallgewand, Zofen, Nonnen, usw gesehen habe.


dann bestätigt er damit meine Aussage. Zu SMer-Parties hat man nur Zutritt in entsprechenden Outfit: Sei es in LLL, mit Korsett oder Zofenlock oder sonstiges. Auf jedenfall irgendein Fetischoutfit.

Auch in England und USA gibt es diverse Rollenoutfits: es heißt, dort stehen viele BDSM-Interessierte auf (Nazi) Uniformen. Außerdem brauche ich nur Bilder von BDSM-Aufmärschen beim CSD (sowohl in USA als auch in DL) anzusehen. Das ist schon sehr festischlike. Fussfetischisten scheinen auch sehr häufig in der Szene vertreten zu sein: Highheels und Pumps sind oft das Leitthema in Bondage- und SM-Geschichten.

Früher dachte ich immer: BDSM=Fetischismus ist ein Vorurteil von Außenstehenden, aber mittlerweile glaube ich das nicht mehr.
15. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von whipped scream am 22.09.08 18:07

Zitat
Ich bezeichne als Festisch ein Objekt, auf dass sich die sexuelle Lust konzentriert (so ist auch die offizielle Definition).


Ich fürchte, da wird die Essenz der Aussage überlesen. Mit der Konzentration der sexuellen Lust auf ein Objekt ist wissenschaftlich gemeint, daß das Objekt der Begierde den Sexualpartner ersetzt (im Sinne von Karl Kraus´ Aphorismus: Dem Gesunden genügt das Weib. Dem Erotiker genügt der Strumpf, um zum Weib zu kommen. Dem Kranken genügt der Strumpf.), es zu einem Leidensdruck des Betroffenen kommt, zu Einschränkungen in wichtigen Funktionsbereichen (insbesondere betreffend die soziale Kontaktaufnahme und die Erwerbstätigkeit).
Insbesondere fällt alles, was von vornherin als erotisches Zubehör gedacht und gemacht wurde, nicht unter die Fetische.

Umgangssprachlich wird alles, was erotisch besonders ist, erotisch verstärkend wirkt, als Fetisch bezeichnet. Ich persönlich habe keine Freude mit unscharfen Begriffen.
16. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 23.09.08 20:56

Zitat


Ich fürchte, da wird die Essenz der Aussage überlesen. Mit der Konzentration der sexuellen Lust auf ein Objekt ist wissenschaftlich gemeint, daß das Objekt der Begierde den Sexualpartner ersetzt (im Sinne von Karl Kraus´ Aphorismus: Dem Gesunden genügt das Weib. Dem Erotiker genügt der Strumpf, um zum Weib zu kommen. Dem Kranken genügt der Strumpf.), es zu einem Leidensdruck des Betroffenen kommt, zu Einschränkungen in wichtigen Funktionsbereichen (insbesondere betreffend die soziale Kontaktaufnahme und die Erwerbstätigkeit).
Insbesondere fällt alles, was von vornherin als erotisches Zubehör gedacht und gemacht wurde, nicht unter die Fetische.


Nein, stimmt nicht ganz. Das Objekt muss nicht den Sexualpartner zwangsläufig ersetzen. Das Objekt muss nur die sexuelle Erregung verstärken. Das ist Festischmus. Wird aber der Sexualpartner durch das Objekt erstezt und es kommt zu einem Leidensdruck des Betroffenen (z. B. mit Einschränkungen auf die soziale Kontaktaufnahme),wie whipped scream es beschreibt, dann ist das krankhafter Festischismus. Der medizinische Fachausdruck ist hierfür ist: Paraphilie.

Genauso verhält es sich mit BDSMlern. Diese gelten im medizinischen Sinne nicht als paraphil. Kommt es allerdings bei dem Betroffenem zu einem Leidensdruck, der sich auf die einzelnen Lebensbereiche (z. B. Beruf, Privatleben) auswirkt, dann ist auch diese Person paraphil.
Also: Damit ein BDSMler / Fetischist als paraphil gelten, müssen zwei Dinge erfüllt sein:
1.) Er/sie muss derartige Sexualpraktiken über mindestens sechs Monate ausüben
2.) Der/die Betroffene steht unter einem Leidensdruck, der ein normals Leben verhindert.

Deswegen ist meine Definition von Festischismus richtig. Nachzulesen ist das auch auf Datenschlag.org/Papiertiger. Aber wir sollten nicht von Thema abschweifen.

Viele Grüße
Merlin

17. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 23.09.08 21:34

Zitat

Also: Damit ein BDSMler / Fetischist als paraphil gelten, müssen zwei Dinge erfüllt sein:
1.) Er/sie muss derartige Sexualpraktiken über mindestens sechs Monate ausüben.
2.) Der/die Betroffene steht unter einem Leidensdruck, der ein normals Leben verhindert.


Und genau diese und andere Definitionen sind vom realen Leben längst überholt!!

Aber bitte - wer sich unbedingt selbst als krank einstufen möchte - der soll dies tun...
..aber bitte als medizinischer Laie nicht andere diagnostizieren!!

Ich selbst betrachte "Fetisch" für MICH als Erweiterung meiner Sexualität - sie dient AUCH als "Verstärker".
Klar habe auch auch ohne Fetische Spass am Sex - aber mit wird er nicht so schnell langweilig.

Und ich habe hierbei "Rückendeckung" seitens der Medizin - sprich von meiner eigenen Psychotherapeutin


Zitat
Zu SMer-Parties hat man nur Zutritt in entsprechenden Outfit:

Auch dies ist wiederrum so nicht richtig!!
Man hat in normalen Strassen-Outfit zu solchen Partys keinen Zutritt - z.B. sind Turnschuhe ein absolutes NO-GO

Aber dies hat ganz klar die Funktion - bestimmte "Fraktionen" unserer recht vielfältigen Bevölkerung draussen zu halten!!

Man kann ja mal z.B. auf die Seite vom Berliner KitCat-Club gehen und sich durchlesen - was im Umkehrschluss erlaubte Dresscodes sind...
..da und bei anderen Lokalitäten bzw. Veranstaltungen findet man ellenlange Listen mit z.T. recht amüsanten Bezeichnungen wie:
"TV-Outfit"

Da meint man nicht - dass man als Fernseher kommt - sondern die "Fraktion" der Party-Transen.
Drag-Queens werden übrigens separat angesprochen.

Die wenigstens Partys heute sind reine SM Partys...
..schon mit dem Begriff "BDSM" werden andere Gruppierungen mit einbezogen und letztlich zielt man aber als Veranstalter auf die viel zahlreichere fetisch-Szene ab.

"Reinrassige" SMer fühlen sich da (wo es so bunt zugeht) meistens sowieso nicht wohl und sehnen die guten "Alten Zeiten" herbei - als alles noch schön getrennt war

----

Zitat

Auch in England und USA gibt es diverse Rollenoutfits: es heißt, dort stehen viele BDSM-Interessierte auf (Nazi) Uniformen.


In der deutschen Schwulenszene sind derzeit SA-Uniformen der Hit - da braucht man gar nicht über den Teich zu schielen.
Die Homosexuellen-Szene schüttelt über die Heteros wegen deren Differenzier- und Einteilungs-"Wut" ehe nur den Kopf...
..und meint zu Recht - dass bei alledem man nicht vergessen soll - seinen Spass dabei zu haben

---------------


Zitat

Deswegen ist meine Definition von Festischismus richtig. Nachzulesen ist das auch auf Datenschlag.org/Papiertiger.

Und genau darüber haben wir heute im SZ-Forum schmunzeln müssen - dass jetzt nicht mehr "Die Geschichte der O" die Bibel der Szene ist - sondern das "Datenschlag" dazu avanciert ist

Miauzi
18. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 25.09.08 22:26

Zitat


Und genau diese und andere Definitionen sind vom realen Leben längst überholt!!

Aber bitte - wer sich unbedingt selbst als krank einstufen möchte - der soll dies tun...
..aber bitte als medizinischer Laie nicht andere diagnostizieren!!


GRR!!! Willst du damit mit sagen, dass ich mich selbst und alle anderen User des Forums als krank ansehe? Du hättest meinen Post genau lesen sollen: Diagnosekriterum 1.) und 2.) müssen erfüllt sein. Wenn du dich von meiner Seite als krank eingestuft siehst, dann würde das ja bedeuten, dass du aufgrund deiner Neigungen so unter Leidensdruck stehst, dass du kein normales Leben mehr führen kannst. Übrigens ist die Diagnose, ob jemand paraphil ist, kein rein medizinisches, sondern auch ein sozialwissenschaftliches Problem!

Warum ist diese Definition längst vom realen Leben überholt?? Bitte erläutere dies. Na gut sie ist etwas schwammig, aber dennoch relativ neu.



Zitat

Man hat in normalen Strassen-Outfit zu solchen Partys keinen Zutritt - z.B. sind Turnschuhe ein absolutes NO-GO.


Meine Rede! Ist doch das, was ich kritisiere.

Zitat
Aber dies hat ganz klar die Funktion - bestimmte \"Fraktionen\" unserer recht vielfältigen Bevölkerung draussen zu halten!!


Sind die so schlimm?



Zitat

..schon mit dem Begriff \"BDSM\" werden andere Gruppierungen mit einbezogen und letztlich zielt man aber als Veranstalter auf die viel zahlreichere fetisch-Szene ab.


Der Begriff BDSM ist eindeutig und bezieht auch nicht andere Gruppierungen mit ein. Es ist der Überbriff - wie der Name Bondage&Discipline, Dominance&Submission, Sadism&Masochism schon sagt- für sexuelle Praktiken, die auf Machtausübung bzw. Unterwerfung und Schmerzzufügung bzw. Schmerzerduldung beruht. Nicht mehr und nicht weniger.

Zitat
In der deutschen Schwulenszene sind derzeit SA-Uniformen der Hit - da braucht man gar nicht über den Teich zu schielen.


Echt, wusste ich gar nicht!!!

Grüße
Merlin
19. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 26.09.08 01:21

Zitat
Ich fürchte, da wird die Essenz der Aussage überlesen. Mit der Konzentration der sexuellen Lust auf ein Objekt ist wissenschaftlich gemeint, daß das Objekt der Begierde den Sexualpartner ersetzt


Hallo

Wenn ich mir die Einstellung vieler Männer zu Autos, Fussball, usw überlege und sie in Zusammenhang mit "offiziellen" Statistiken über Frequenz, Intensität, etc des ehelichen Geschlechtsverkehrs in Durchschnittshaushalten sehe, dann könnte frau/mann durchaus den Schluss ziehen, dass zahlreiche Männer schon lange Frau gegen Auto, Fussball, etc als Objekt der Begierde eingetauscht haben und es somit sehr, sehr viele Fetischisten geben muss. Oder sind wir überhaupt gar alle FetischistInnen?

Auch ist durchaus zu hinterfragen, ob die Buchstabenkombination BDSM tatsächlich so eindeutig definiert ist.
zB B steht für die meisten Menschen für Bondage, die damit wieder häufig lediglich "Fesseln oder beengende Zwangspraktiken" verbinden.
Das englische Wort Bondage heißt aber auch Gefangenschaft, Gewahrsam, Hörigkeit, Sklaverei, Leibeigenschaft, Unfreiheit, Verpflichtung, Zwang, usw
Oder macht ein Fussfetischist mit dem Spezialgebiet rote, halterlose Netzstrümpfe, jetzt eine BDSM- und/oder Fetisch-Praktik, wenn er einer entsprechend bekleideten Dame die Beine abschleckt? Klar Fetisch, weil er ja nur das Stoffteil liebkost und ihn die Dame nicht die Bohne interessiert, wenn sie Vintage-Nahtnylons mit Lederstraps tragen würde. Natürlich BDSM, schließlich geht es um Submission, also Unterwerfung, erniedrigende Körperhaltungen und Tätigkeiten, da die Dame erst durch rote Netzstrümpfe für ihn zur ultimativen Domina wird, aus welchen Gründen auch immer.


Ich denke, dass der Threadstarter zu Recht einen Zusammenhang von BDSM und Fetischoutfits zieht, allerdings nur dann, wenn er die optischen Darstellungen auf verschiedenen BDSM-Websites, in Mainstream-Filmen, Zeitungen, etc und die Partydresscodes als Kronzeugen bemüht.
Und natürlich hat er Recht, dass auf Bildern deutschsprachiger Websites überwiegend LLL-Outfits zu sehen sind, dass bei den meisten BDSM/Fetisch-Parties LLL tonangebend ist und whipped scream hat auch Recht, dass auf BDSM-Veranstaltungen ohne Dresscode die Farbe schwarz dominiert.

Für mich stellt sich die Frage, ob diese BDSM-Websites, Mainstream-Medien und Partydresscodes die Wirklichkeit im Sinne von Alltagsverhalten abbilden und ob es eine Art Uniformierung gibt?

Und hier sage ich, natürlich gibt es eine Uniformierung und das ist auch völlig normal.

So bin ich erst unlängst in der Businesslounge der Lufthansa am Flughafen London-Heathrow gesessen und dachte mir, "hier sehen alle Leute gleich aus und sie verhalten sich auch gleich". Die Damen in (weissen) Hemdblusen, in Kombination mit Kostümen oder Hosenanzügen, die Herren in dunklen Anzügen mit Krawatte und alle sind sie mit einer Hand ganz wichtig mit Computern oder sonstigen Geräten beschäftigt, während sie in der anderen Hand mit inkludierten Speisen und Getränken hantieren.

Jede Gesellschaft hat offizielle Uniformen und informelle Uniformen. Es gibt deklarierte Uniformen für Militär, Polizei, Kellner oder Postboten und sich mehr oder weniger ergebende Dresscodes für Lehrer, für SportlerInnen, für Bauarbeiter und Manager, für das Rockkonzert und für den Ball, für das Trendlokal und die Vorstadtkneipe, für die Hochzeit und die Beerdigung.

Dresscodes haben auch einen Sinn: Frau/Mann will dazugehören, etwas signalisieren, aber sich natürlich auch abgrenzen, selbstverständlich gibt es auch wirtschaftliche und andere Interessen.

Warum sollte jetzt der BDSM-Bereich der einzige Lebensbereich unserer Gesellschaft sein, wo es keine Uniform geben sollte?

Und hier haben sich in unterschiedlichen Ländern, abhängig von Mentalität, Traditionen und gesellschaftlichen Gesamtzusammenhängen eben unterschiedliche Trends entwickelt.

Ich wage die These zu behaupten, dass die Gesamtgesellschaft in Ländern wie England, USA oder Japan wesentlich uniformierter in allen Lebensbereichen ist und mit Uniformen jeder Art von Militär über Schuluniform bis zu gleichförmigen Bürooutfits wesentlich unbefangener und gelassener umgegangen wird, als etwa in Deutschland oder Österreich. Dies hat wahrscheinlich historische und andere Gründe.
Wenn in einem Land Schuluniformen völlig normaler Bestandteil des Strassenbildes sind, dann ist es nur logisch, dass diese auch Fetischobjekte sind. Erst in den letzten Jahren steigen immer mehr Schulen auch in Deutschland oder Österreich auf Uniformen um. Ich denke, in 10, 20 Jahren wird auch hier Schuluniform ein wichtiger Fetisch sein.

Weil es in Deutschland keine vernünftig attraktiven Gesellschaftsvorbilder gegeben hat, hat sich eben LLL langsam als Quasi-Ersatzuniform für Parties im BDSM-Bereich herausgebildet.

Nur dies bedeutet nicht, dass alle diese Party-BesucherInnen auch LLL-FetischistInnen sind, so wie BeerdigungsteilnehmerInnen nicht alle Fans der Farbe schwarz sind.
Diesbezüglich gibt es überhaupt keinen Zusammenhang von Fetischismus und BDSM und die Darstellungen auf BDSM-Websites geben natürlich absolut kein Alltagsbild wieder.

LLL ist in Deutschland in den meisten Fällen nichts anderes als eine Art Galauniform der BDSM-Szene für besondere Anlässe wie Parties.
Die häufigste Tagesuniform für Stammtische, etc ist schwarz.
Und ansonsten sind die Leute bei SM-Sessions zu Hause oder anderswo in Bademantel und Feinripp genauso gekleidet, wie in Jeans, Dessous, Anzug, LLL oder sonst was.

Jetzt ist es natürlich legitim zu hinterfragen, warum nicht jemand auch in Jeans und Sneakers auf eine BDSM/Fetisch-Party gehen darf, wo er ja vielleicht sogar Jeans-Fetischist ist und auch noch auf Bondage steht.
Mein Antwort wäre: Weil dann der Reiz des Besonderes weg ist, die Party kein Event, sondern Alltag ist und letztlich tot. Es wäre genauso, wenn die Herren am Wiener Opernball nicht mehr Frack tragen müssen, sondern im Arbeitsanzug herumlaufen würden.

Liebe Grüsse
conny
20. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Nachtigall am 26.09.08 12:59

Zitat
Zitat
Aber dies hat ganz klar die Funktion - bestimmte \"Fraktionen\" unserer recht vielfältigen Bevölkerung draussen zu halten!!
Sind die so schlimm?
Nichts einzuwenden gegen Neugierige, die sich einpassen oder sogar anregen lassen wollen. Aber ich verstehe die Aussage anders: Es sind ja wohl Leute gemeint, die sich da mal die Exoten angucken wollen, die kranken BDSMler, Faszination durchaus gepaart mit Überheblichkeit. Der Hauch des Verruchten aus Sicht eines Spanners. Was heißt da "schlimm"? Sie sind für die, die gern unter sich wären, ein störender Fremdkörper, für die, die die "Normalos" oder "Spießer" (auf "unserer" Seite gibt´s ja auch viel Überheblichkeit!) gerne schocken, kitzeln sie dagegen die Lust am Exhibitionismus.

Ich könnte drauf verzichten. Allerdings tummle ich mich auch nicht auf Fetisch- oder BDSM-Parties, und die letzte besuchte Erotik-Messe fand ich auch nicht spannend genug, um mir das bald wieder geben zu müssen...


Gruß

Nachtigall
21. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 26.09.08 19:05

Hallo Nachtigall,

Zitat

Nichts einzuwenden gegen Neugierige, die sich einpassen oder sogar anregen lassen wollen. Aber ich verstehe die Aussage anders: Es sind ja wohl Leute gemeint, die sich da mal die Exoten angucken wollen, die kranken BDSMler, Faszination durchaus gepaart mit Überheblichkeit. Der Hauch des Verruchten aus Sicht eines Spanners. Was heißt da \"schlimm\"? Sie sind für die, die gern unter sich wären, ein störender Fremdkörper, für die, die die \"Normalos\" oder \"Spießer\" (auf \"unserer\" Seite gibt´s ja auch viel Überheblichkeit!) gerne schocken, kitzeln sie dagegen die Lust am Exhibitionismus.


Gerade die von mir angeführte Turnschuh-Träger stehen häufig für Ärger - da ihnen die Spielregeln unserer "Zunft" völlig fremd sind und sie ein auf Meta-Consens beruhendes Spiel von Menschen mit einer generelle Freiwildjagd auf die Mädels VERWECHSELN.

Es ist ihnen auch definitiv nicht beizubringen!!
Die kulturellen Unterschiede sind da gerade bei Leuten aus dem westasiatischen Raum erheblich - mit unserer "Kultur der Gewalt und Unterwerfung" können sie nichts anfangen!
Sie sind durch ihre Kultur mit z.T. komplett anderen "Vorgaben" versehen worden - wie z.B. die Rolle der Frau in einer Beziehung und das anwenden von körperlicher Gewalt.

Für einen "Unbedarften" sieht es von Aussen gleich aus - im Kern hat aber eine 24/7-Beziehung im europäischen Kulturraum ein völlig anderes Fundament als z.B. eine traditionelle anatolische Ehe.

An der Oberfläche können sich beide Kulturkreise wohl sehr gut austauschen und auch friedlich zusammen leben.
Nur geht es da ans "Eingemachte" (wie Sex in allen seinen Spielarten) - treten mit einem mal oft recht drastisch die Unterschiede zu Tage - was auch schnell von verbalen zu handgreiflichen "Debatten" führen kann.

Der Barbetreiber hat sich aus diesem Grund für einen "Dresscode" entschieden -> vorbeugend

Und wie gesagt - es ist eine Bar und keine Party-Lokation.

-------------
@Merlin_Uther,

in Strassenoutfits auf eine Party??

Tja - würde ich auch nie gehen - weil ich es einfach als UNANGEMESSEN betrachte!!

In eine traditionelle Nachbar kommt man als Kerl auch nicht ohne Schlips oder Fliege am Hals rein.

Angemessene Kleidung steht für einen gewissen Kulturstil und ich bin der Meinung - dass hier nicht jede Schranke fallen sollte.

Auf einem Fest (einer Party) "feiern" die Augen auch mit.

Wenn Mutter ihren 50. hat - wehe den Kindern - die sich nicht angemessen zur abendlichen Feier einfinden

-------------
@conny

Zitat

LLL ist in Deutschland in den meisten Fällen nichts anderes als eine Art Galauniform der BDSM-Szene für besondere Anlässe wie Parties.

Da muss ich Dir wiedersprechen!!

Als LLL-Träger bist Du hier in Berlin auf solchen Partys wie "Kunst&Sünde" eindeutig in der Minderheit!
Es sind alle gängigen Party-Outfits vom schwarzen Nadelstreifen-Massanzug (für Ihn) nebst verspielten Tanzkleidern aus Seide, Taft usw. (für Sie) bis hin zum Latex-Catsuit zu sehen.

Und da wird vom Wiener Walzer über Tango, Foxtrott und Samba alles bis zum neuesten Pop "aufgelegt".

Auf der Empore verlustizieren sich die Pärchen recht intim und in den Spielzimmern hört man die Bullwips klatschen (Vorsicht Klischee).

Auch in einschlägigen Läden für Party-Mode hängt Lack-Leder-Latex unter vielen Materialen.
LL ist längst "beliebig" geworden - also nix mehr besonderes - auch auf BDSM-Partys nicht.

Und die Leute in ihren LLL-"Uniformen" sind oft gar keine "reinen" SMer.
Die überwiegende Mehrheit der reinen SMer kann mit LLL eben nix anfangen

Ich werde zwar immer von meinen Bekannten regelmässig auf meine Outfits angesprochen und sie finden das ja auch an mir selbst schick...
..aber für sie ist dies nix.

Zitat

warum nicht jemand auch in Jeans und Sneakers auf eine BDSM/Fetisch-Party gehen darf, wo er ja vielleicht sogar Jeans-Fetischist ist und auch noch auf Bondage steht.

Auch dies ist prinzipiell möglich

Das hat die betreffende Person aber einen "Sonderstatus" - da man ihn von Stammtischen und Workshops her kennt.

Ich habe ja auch bei "Latex-Only-Partys" vorher angemeldete Gäste in Lack-Outfit reingelassen
(bei einem Anteil von ca. 10% solcher Gäste bei einer Party stört dies auch niemanden)

Miauzi
22. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 27.09.08 02:50

Zitat
@conny

Zitat

LLL ist in Deutschland in den meisten Fällen nichts anderes als eine Art Galauniform der BDSM-Szene für besondere Anlässe wie Parties.

Da muss ich Dir wiedersprechen!!

Als LLL-Träger bist Du hier in Berlin auf solchen Partys wie "Kunst&Sünde" eindeutig in der Minderheit!



Hallo Miauzi

Klar stimme ich Deinem Widerspruch zu, selbstverstänlich habe ich bewusst verallgemeinert, schließlich geht es mir nicht um jede einzelne Party, sondern um so etwas wie eine Tendenz.

Ich kenne die von Dir genannte Partyreihe nicht, aber wenn ich mir die Selbstdarstellung der Veranstalterin im Netz ansehe, dann wird dort von "Polygender-Party - die hedonistische Orgie" gesprochen. BDSM, SM, etc wird auf der Website, mit Ausnahme der Links, nicht einmal erwähnt. Ich glaube Dir sofort, dass es eine interessante, besuchenswerte Party ist und BDSM mag auch vorkommen, dürfte aber zumindest programmatisch nicht im Vordergrund stehen.

Wir müssen sicherlich nicht alles in Dutzende Schubladen packen, aber andererseits macht es auch keinen Sinn, jede wunderbar erotische, hedonistische Party zu einer BDSM-Party zu erklären, nur weil dort BDSM (am Rande) auch vorkommt. Und offensichtlich dürfte bei Deinem Beispiel ja nicht einmal die Veranstalterin einen erwähnenswerten Zusammenhang mit BDSM sehen.

Genauso würde ich übrigens eine gewöhnliche Erotik-Messe nicht als BDSM/Fetisch-Veranstaltung titulieren.

Zitat
Auch in einschlägigen Läden für Party-Mode hängt Lack-Leder-Latex unter vielen Materialen.
LL ist längst \"beliebig\" geworden - also nix mehr besonderes - auch auf BDSM-Partys nicht.



Auch da stellt sich für mich wieder die Frage, von was für einer Art Shop Du sprichst.
Bei Partymode-Shops gebe ich Dir sofort Recht.
Bei Shops, die sich selbst - und nur diese Selbstdefinition der BetreiberInnen ist für mich das wesentliche Kriterium - als BDSM- und/oder Fetisch-Läden bezeichnen, gibt es natürlich auch Korsetts, Rollenoutfits, Dessous, usw, aber dominieren dürfte immer noch LLL.

Ich stimme Dir zu, dass LLL längst beliebig geworden ist, schließlich gab es zumindest Lack auch schon bei H&M oder dem Otto-Versand, und auf einer BDSM-Party - eben wegen des häufigen Vorkommens - nichts besonderes ist.

Zitat
Und die Leute in ihren LLL-\"Uniformen\" sind oft gar keine \"reinen\" SMer.
Die überwiegende Mehrheit der reinen SMer kann mit LLL eben nix anfangen


Da stellt sich die Frage, was ein "reiner SMer" ist?
Diesen Begriff lese ich das erste Mal und kann gar nichts damit anfangen.

Wenn ich das von mir sehr geschätzte Zentralorgan der deutschsprachigen SM-Szene, die "Schlagzeilen", als Beispiel nehme, dann frage ich mich, warum von den letzten 50 Coverfotos, bei ca. 30 Bildern LLL in irgendeiner Form vorkommt. Da ich davon ausgehe, dass Grimme & Co intelligente Leute sind und sie ihre Zeitschrift vor allem an SM-Leute verkaufen möchten, werden sie auf dem Cover in erster Linie das abbilden, was den durchschnittlichen SM-Menschen zum Kauf der Zeitung animiert und nicht etwas, womit er gar nichts anfangen kann.



Zitat
Zitat

warum nicht jemand auch in Jeans und Sneakers auf eine BDSM/Fetisch-Party gehen darf, wo er ja vielleicht sogar Jeans-Fetischist ist und auch noch auf Bondage steht.

Auch dies ist prinzipiell möglich




Ich finde, hier solltest Du Merlin nicht falsche Hoffnungen machen, da er vermutlich kein "gleicherer Szene-Promi" ist, wird er auf mindestens 9 von 10 Parties nicht mit Jeans und Turnschuhen hineinkommen.


Grundsätzlich stimme ich aber in vielen Punkten mit Dir überein. Ich stelle auch fest, dass mittelfristig schon ein Trend zu bunteren, vielfältigeren Party-Outfits gegeben ist, deshalb habe ich Merlin ja auch einige Alternativen, die jenseits von Jeans und Turnschuhen auch möglich sind, genannt.

Liebe Grüsse
conny
23. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 27.09.08 15:40

Hallo Conny,

die von mir erwähnte "Kunst&Sünde" ist eine BDSM-Party reinsten Wassers - nur das sie halt so bunt rüberkommt - wie letztlich die Szene wirklich ist

Sie ist aber von vorn herein nicht als reine Play-Party angelegt - denn dann müsste sie eigentlich in einem grossen Domina-Studio stattfinden.

Randnotiz:- in Berlin organisiert z.B. das Stuio "Avalon" regelmässig solche Play-Partys und auf denen sieht man einen höheren Durchschnitt von LLL-"Menschen".
Dies gilt besonders zu Pfingsten - da dann im Rahmen des GFB-Wochenendes die SMer unter den LLL-Fetischisten im "Avalon" ihre "Po-Verhau- und Fessel-Party" zelebrieren.

Nebenbei - die Veranstalter von "Kunst&Sünde" organisieren auch den "Salon Nior" - den grössten SM-Stammtisch hier in Berlin (mit so 100-120 Teilnehmern pro "Sitzung").
Inzwischen gibt es diese Partys auch in München, Hamburg und im Ruhrpott.

Was mich (mit 46 Jahren) auf vielen BDSM-Partys abschreckt ist die sehr eintönige Musik-Wahl -> letztlich fast ausschliesslich Techno (in allen seinen Varianten) und oft so laut - dass verbale menschliche Kommunikation fast nur noch im Vorraum/Foyer möglich ist...
..und genau auf diesen Partys sieht man zwar viele LLL-"Menschen" - aber so gut wie niemanden "spielen" (also SM Fehlanzeige).

Da steht zwar "BDSM" aussen drauf - ist aber letztlich nur normale Disko mit ein bissel "dresscode" und die wenigen fanatsievoll gekleideten LLLer dienen dann noch als "optische Lockvögel".

So gab es hier einige Zeitlang im Berliner Kitty für in Latex gekleidete Partygäste freien Eintritt!
Ich denke mal - dass sich dies selbst kommentiert

Meine ersten Latex-Sachen habe ich vor über 12 Jahren bei Neckermann bestellt - lange bevor die Lack "entdeckt" hatten.
Ist längst wieder rausgenommen...
..dafür taucht jetzt häufiger die diversen Beate-Uhse-Kollektionen in normalen Versandhaus-Katalogen als "romantische" oder "erotische" Wäsche auf

Einen komplett anderen Weg gehen die Läden der "Gothik"-Szene.

--------
Zitat

Wenn ich das von mir sehr geschätzte Zentralorgan der deutschsprachigen SM-Szene, die \"Schlagzeilen\", als Beispiel nehme, dann frage ich mich, warum von den letzten 50 Coverfotos, bei ca. 30 Bildern LLL in irgendeiner Form vorkommt. Da ich davon ausgehe, dass Grimme & Co intelligente Leute sind und sie ihre Zeitschrift vor allem an SM-Leute verkaufen möchten, werden sie auf dem Cover in erster Linie das abbilden, was den durchschnittlichen SM-Menschen zum Kauf der Zeitung animiert und nicht etwas, womit er gar nichts anfangen kann.


Die gleiche Frage kannst Du übrigens auch in der SZ (sklavenzentrale) stellen!!
Für ein Startseiten-Bild (quasi das Pendent zum zeitschriften-Cover) braucht es:
- Modell nicht älter als 25 Jahre
- möglichst lange Blonde Haare
- Konfektionsgrösse nicht über 36
- unbedingt müssen nackte Titten oder der Po nebst offener Spalte zu sehen sein
- und auf keinen Fall irgendwelche SM-Praktiken

Alternativ geht noch ein reinrassiges Fetisch-Bild - auf Hochglanz per Photoshop nachbearbeitet...
..quasi ein reines Katalogbild.

Das mach mehr als 75% aller Startseiten-Bilder aus...
..und wer sich darüber am heftigsten aufregt - sind eben die "reinrassigen" SMer - die mit Fetischen nix am Hut haben

Das betonen sie immer wieder.. als haben sie quasi eine innere Abscheu vor "Berührungen" mit Leuten - die SM als ERGÄNZUNG aber nicht alleinigen Lebensinhalt betrachten.
Oh man - welche Diskussionen dazu hatte ich schon in "HenrisBar" zu diesem Thema *kicher*

Wenn wir unsere Latex-Party in dieser Bar machen - haben die SMer eine Stasse weiter ihre monatliche Play-Party (Quälgeister).
Die viel einmal aus und sie standen quasi den Abend im Freien. Deren Chef rief in der Bar an - ob wir ihnen (trotz unseres Dresscodes) "Asyl" gewähren könnten.
Haben wir auch gemacht und ich hatte mich schon auf einige sehr verblüffte Gesichter gefreut...
..was ja dann auch eintrat -> SM meets Latex-Fetisch.
Da waren einige SMer doch sehr verblüfft (diplomatisch ausgedrückt) - wie "komisch" angezogen andere Menschen rumlaufen können *schmunzel*

Daswegen sage ich seit der Zeit auch immer "reine SMer".
(diese halten oft auch nix von der Kontenkunst eines Herr Grimme *mal anmerk*)

--------
Warum jetzt die Schlagzeile mit klassischen fetisch-Bildern wirbt??
Na - man möchte sich breiter aufstellen!!

Das war ja schon an den Versuchen eines Fetisch-Magazins wie "Marquis" zu sehen - immer neue Fetisch-Nischen zu entdecken und wir sich aufzubereiten...
..bis es dann zum "HeavyRubber"-Magazin kam - welches Latex sehr gut mit BDSM verbindet.

Klar gibt es eine nicht unbeträchtliche Schnittmenge zwischen BDSM und Fetisch - einige bedienen dies schon - andere haben dies gerade für sich als verbreiterte Plattform entdeckt.

Ich persönlich finde dran nix schlimmes - da ich mich als latex-tragende natur-dominante Transe so wunderbar zwischen den "Welten" bewegen kann.

LG Miauzi
24. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 27.09.08 17:13

Zitat

Da stellt sich die Frage, was ein \"reiner SMer\" ist?
Diesen Begriff lese ich das erste Mal und kann gar nichts damit anfangen.


Da haste recht, Conny. Ich glaube auch nicht, dass es "reine SMer" gibt. Das wäre dann per Definition jemand, der sich aus dem BDSM-Bereich nur auf SM beschränkt, also sprich er/sie hat nur Spaß an Schmerzen. Sicherlich ist jeder BDSM-Interessierte breiter aufgestellt, als dass er/sie nur SM betreibt. Jeder macht ein bisschen mehr, als nur eine Sache. So wie Miauzi den Begriff in ihrem vorherigen Thread erklärt hat, würde ich eher vom "reinen BDSMlern" sprechen. Aber gerade die gibt es ja meiner Meinung nach nicht (oder nur sehr selten), so wie ich in meinem Anfangspost zur Diskussion gestellt habe. OK, vielleicht bin ich die Aussnahme, oder habe ich andere Aussnahmen noch nicht getroffen?

Außerdem bezweifle ich, dass sich viele Leute in der SZ über Fetisch-Bilder ägern. Das ist mir noch nie aufgefallen.

Zitat

Ich finde, hier solltest Du Merlin nicht falsche Hoffnungen machen, da er vermutlich kein \"gleicherer Szene-Promi\" ist, wird er auf mindestens 9 von 10 Parties nicht mit Jeans und Turnschuhen hineinkommen.


Na ja, ganz so wichtig ist das für mich ja nicht. Ich kann auch ganz gut Leben, wenn ich auf keine Szene-Parties gehe.

Zitat

Einen komplett anderen Weg gehen die Läden der \"Gothik\"-Szene.



Was soll denn die "Gothik-Szene" sein? Du meinst whol eher die "Gothic-Szene". Aber das ist dann doch etwas anderes.


Viele Grüße
Merlin
25. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 27.09.08 20:34

Hallo Merlin,

ich kenne mehrere Schreibweisen für "Gothic-Szene"

Und Du glaubst nicht - wie viele dort ausgeprägte Fetischisten oder BDSMer sind.

Ich war Anfang letzten Jahres in der Nähe von Bonn auf eine Gothic-Party (mehr durch Zufall -> sprich wurde eingeladen).
Auf der sah ich mehr Leutchen (eben "Schwarze Kinder") aktiv bei heftigen SM-Spielchen als bei vielen "klassischen" SM-Play-Partys.
Da wurden auch keine Türen geschlossen oder Vorhänge zugezogen


Zitat

Außerdem bezweifle ich, dass sich viele Leute in der SZ über Fetisch-Bilder ägern. Das ist mir noch nie aufgefallen.

Gibt schon den einen oder anderen tread dazu - kommt mindestens 1-2 mal in Monat vor.

Davon mal abgesehen:
Etliche Besucher unserer "Salon Noir" mögen zwar in der SZ "registriert" sein - nehmen aber schon lange nicht mehr aktiv am Forum teil.
Einige sagen - dass es ihnen zu fetisch-lastig wäre - auch wegen der Bilder - die nix mit SM zu tun haben

Ich kann letztlich nur wiedergeben - was man mir da in Gesprächen mitteilt...

LG Miauzi
26. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 28.09.08 18:31

Zitat


ich kenne mehrere Schreibweisen für \"Gothic-Szene\"

Und Du glaubst nicht - wie viele dort ausgeprägte Fetischisten oder BDSMer sind.


Doch, sicherlich ist das so. Ist auch meine Beobachtung. Auch wenn das 2 paar Stiefel sind, so ist doch die eine Szene affin mit der anderen. Verhält sich vermutlich so wie mit den Rollenspielern.

Grüße
Melin
27. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von m_MP am 28.09.08 21:38

Hallo all,

Zitat

Das mach mehr als 75% aller Startseiten-Bilder aus...
..und wer sich darüber am heftigsten aufregt - sind eben die \"reinrassigen\" SMer - die mit Fetischen nix am Hut haben


Mit meinem Hang zu Stahl, Leder und teilweise Gummi bin ich demnach kein reinrassiger Smer.
In der Tat nerven mich dennoch die ewig gleichen Bilder, aber das tun sie in den normalen Printmedien auch. Um lebendige BDSM-Bilder zu sehen, muss man schon tief in die Antikkiste greifen.

Die SZ hat in irgendeiner Ausgabe mal angemerkt, dass sie im Prinzip gar keine andere Wahl mehr haben ohne sich u.U. Ärger ins Haus zu holen. Ich überfliege die Ausgaben meist nur noch. Auch die Texte sind kaum noch ohne Weichspüler oder Zeigefinger zu haben.

Zitat

Das betonen sie immer wieder.. als haben sie quasi eine innere Abscheu vor \"Berührungen\" mit Leuten - die SM als ERGÄNZUNG aber nicht alleinigen Lebensinhalt betrachten.



No problem, wenn die lifestyler denn auch auf Parties das smigere Gegenüber sich selbst sein lassen. Es hat zugenommen, dass die lifestyler willkürlich bereits länger laufende, sehr tiefergehende Sessions stören. Dass sie das völlige Abgetauchtsein wahrscheinlich nicht nachvollziehen können, gibt Ihnen nicht den Freibrief zu schlechtem Benehmen, meine ich.

Wir persönlich bevorzugen klar definierte (dresscode) und auf uns zugeschnittene leisere Playparties in nicht zu großem Rahmen. Bietet sich nichts an, bleibe ich eben zu Hause.


LG miriam_MP
28. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 29.09.08 01:28

@Merlin,

ich kann Dir zur "Verbandelung" Fetisch&BDSM-Szene mit der Gothic-Szene nur eigene Beobachtungen schildern.

Wenn ich da nachdenke - wieviele Latex-"Freaks" zuauf das WGT nach Leipzig fahren und nicht auf den parallel stattfindenden GFB in Berlin - kommt man schon ins grübeln.
Die gleiche Tendenz sehe ich z.B. bei den Messeausstellern...
..speziell bei SM-Möbeln findet man mehr Hersteller in Leipzig als in Berlin.

Schaue ich so in meinem Bekanntenkreis herum - stellte ich fest - dass viele SMer und Fetis strenggenommen "schwarze Kinder" sind

Also finde ich eigentlich - dass die Frage anders formuliert gehört:
statt
BDSM=Fetischismus

müsste es lauten
Sind BDSM und Fetischismus Teilmengen des "Schwarzen" Lebensstils??

LG Miauzi
29. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 29.09.08 12:32

Zitat
Wenn ich da nachdenke - wieviele Latex-\"Freaks\" zuauf das WGT nach Leipzig fahren und nicht auf den parallel stattfindenden GFB in Berlin - kommt man schon ins grübeln.

Schaue ich so in meinem Bekanntenkreis herum - stellte ich fest - dass viele SMer und Fetis strenggenommen \"schwarze Kinder\" sind

Also finde ich eigentlich - dass die Frage anders formuliert gehört:
statt
BDSM=Fetischismus

müsste es lauten
Sind BDSM und Fetischismus Teilmengen des \"Schwarzen\" Lebensstils??



Hallo

Gothic ist zunächst einmal eine Form von (Jugend-)Kultur, die mit BDSM/Fetisch gar nichts zu tun hat.

Da geht es um Anders-Sein als die Mainstream-Jugend und -Erwachsenenwelt, ein bisschen auch um Provokation, um Abgrenzung, sowie Ablehnung des Mainstream, es geht um Suche, Neugier und Entdeckung anderer Welten, es geht um andere Musik, um andere Optik, um (teilweise) andere Werte, Einstellungen, usw
Es gibt viel mehr Verzahnungen der Gothic-Szene zur Life-RollenspielerInnen-Szene (nicht zu verwechseln mit BDSM/Fetisch-Roleplay), zur Mittelalter-Szene und anderen Szenen, als zu BDSM.

Die Verknüpfung von BDSM/Fetisch zu Gothic ergibt sich zunächst vor allem durch die Musik. Viele Gothic-Gruppen und deren Liedtexte thematisieren BDSM/Fetisch-Themen, sowie düstere Inhalte wie Tod, Schmerz, Leiden, Blut, etc. Bei manchen Gruppen ist eine Verbindung auch optisch bei ihren Bühnenshows oder CD-Covern, -bildern zu sehen.

Die Uniform-Farbe der Gothic-Szene ist schwarz, wodurch sich hier eine weitere Verbindung zur BDSM-Szene ergibt.
Und nachdem es bei Gothic auch um Anderssein geht, sind viele Gothic-Leute auch auf der Suche nach einer anderen (Nicht-Mainstream-)Sexualität, wodurch sich BDSM/Fetisch als eine mögliche andere Form anbietet, wobei es allerdings vor allem um Neugierde und Ausprobieren geht.
Dauerhaft dürfte der Anteil von BDSM/Fetisch-Leuten bei Gothic-Leuten kaum höher sein, als bei anderen Gruppen.
Hinzu kommt, dass sich der Großteil der Leute mit zunehmenden Alter von Gothic zumindest optisch und in der Lebensweise irgendwann abwendet, weil es eben doch in erster Linie eine Jugendkultur ist und als 30jährige/r sieht frau/mann auch ziemlich alt aus unter mehrheitlich 15-20jährigen. Ich stelle laufend fest, wie sich Gothic-Leute verändern, wenn sie in der Mainstream-Realität ankommen, wenn sie zB Kinder bekommen, Ausbildungen beenden, einen anderen Job haben, etc
Manche entfernen sich ganz, bei anderen bleibt lediglich die Musik und etwas Nostalgie und einige wechseln zB zur Mittelalter-Szene oder natürlich auch zur BDSM/Fetisch-Szene.

Insoferne ist Deine Einschätzung der "schwarzen Kinder" durchaus zutreffend, nur quantitativ würde ich sie auch nicht überbewerten. Sie machen auch in der SM-Szene nur eine Minderheit aus.

Ich kenne auch einige Leute, die jedes Jahr zum WGT nach Leipzig fahren und die zum Teil auch häufiger Latex anziehen und/oder auf BDSM stehen. Bei denen hat das WGT absolut nichts mit BDSM zu tun (obwohl es jetzt auch eine SM-Party am Rande des WGT gibt) und sie würden das WGT auch nicht als BDSM/Fetisch-Veranstaltung bezeichnen bzw. überhaupt keinen Zusammenhang sehen und kämen gar nicht auf die Idee, irgendeine Parallelität oder gar Konkurrenz zum GFB in Berlin herzustellen. Für sie sind das zwei völlig unterschiedliche Welten.
Sie fahren zum WGT, um FreundInnen und Bekannte aus der ganzen Welt wiederzusehen, um Musik zu hören, um zu sehen, was es Neues gibt oder um gemeinsam Party zu feiern. Da mag es auch BDSM/Fetisch/Sex geben, aber wenn überhaupt, dann nur sehr am Rande.

Und dann gibt es noch einen kritischen Punkt der vermeintlichen oder tatsächlichen Verzahnung von BDSM/Gothic, der häufig in einschlägigen Gothic-Foren formuliert wird:
Manche SM-Menschen, die mit Gothic gar nichts am Hut haben, glauben, im Gothic-Bereich leicht "Beute" - besonders bei jungen Frauen/Mädchen - zu machen, da sie vermuten, dass sich dort viele junge Leute herumtreiben, die auch im sexuellen Bereich (noch) auf der Suche sind.
Was für Dich, Miauzi, Männer mit moslemischem Migrationshintergrund sind, entspricht in etwa dem in Verhalten, usw, was für viele Gothic-Leute, SM-Meister mit Bierbauch und Halbglatze sind.


Liebe Grüsse
conny
30. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 29.09.08 17:55

Gothic = Jugend-Kultur??

Das mag mal so gewesen sein

Und vielleicht wird es von vielen noch so wahrgenommen - weil halt die jungen Gothics in entsprechenden "Gewandungen" nebst Frisur bzw. MakeUp "identifizierbar" sind.

Inzwischen hat aber das WGT einen eigenen Kindergarten (siehe Mittelalterdorf) und ich treffe immer wieder Menschen meiner Altersklasse Ü40 - die sich mir gegenüber als Gothics "outen".
Und das ist auch normal - wenn man bedenkt - seit wann es diese Sub-Kultur gibt!!

Die Fetisch-Party in Leipzig hat mehr Besucher als der Ball zeitgleich in Berlin...
..da mag allein auch daran liegen - dass bei 20-30.000 WGT-Besucher genügend Minderheit (10% reichen ja schon) für BDSM bzw. Fetisch vorhanden ist.
Die Party findet nicht "am Rande" statt *lächel*

Zitat

Sie fahren zum WGT, um FreundInnen und Bekannte aus der ganzen Welt wiederzusehen, um Musik zu hören, um zu sehen, was es Neues gibt oder um gemeinsam Party zu feiern.

Jep...
..und nicht gerade wenige frönen ihrem Korsett-Fetisch dabei - oder ihrem Mittelalterkleider-Fetisch oder...

Merkste was - wir reden hier nicht über Fetisch als "psychologische Krankheit" - sondern über ein sehr intensiv und leidenschaftliches betriebenes "Hobby"

Und da sind wir wieder am Ausgangspunkt!!
Wer z.B: "Fetisch" als "Krankheit" betrachtet und nicht als eine "leidenschaftliche Passion" - wird immer wieder bestimmte Aspekte anders sehen müssen

Insofern reden/schreiben wir beide hier über die selbe Sache - nur benutzen wir 2 völlig verschiedene "Sprachen"

LG Miauzi
31. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 30.09.08 01:36

Zitat
Gothic = Jugend-Kultur??

Das mag mal so gewesen sein

Und vielleicht wird es von vielen noch so wahrgenommen - weil halt die jungen Gothics in entsprechenden \"Gewandungen\" nebst Frisur bzw. MakeUp \"identifizierbar\" sind.

Inzwischen hat aber das WGT einen eigenen Kindergarten (siehe Mittelalterdorf) und ich treffe immer wieder Menschen meiner Altersklasse Ü40 - die sich mir gegenüber als Gothics \"outen\".
Und das ist auch normal - wenn man bedenkt - seit wann es diese Sub-Kultur gibt!!


Hallo Miauzi

Natürlich ist es normal, dass Du auch über 40jährige Gothic-Leute triffst. Ich kenne auch welche, die sind über 50 und gehen auf die 60 zu.

Es gibt auch 50jährige Punks oder 40jährige BesucherInnen von Boy-Group-Konzerten.
Deswegen ist Punk trotzdem eine Form der Jugendkultur und die Boy-Group bleibt eine Teenie-Band.

Genauso verhält es sich mit Gothic. Der überwiegende Teil dieser Szene sind schon eindeutig Leute, die jünger als 40 sind.
Dies kannst Du auch im Fall vom WGT zB auf den offiziellen Fotogalerien der BesucherInnen relativ leicht überprüfen.

Was Du so wenig charmant als "Kindergarten" bezeichnest, das ist das WGT, da fahren auch tatsächlich Leute mit Kindern hin.
Denn das WGT ist zuerst einmal ein Musikfestival, welches über 4 Tage geht und pro Tag ca.40 Konzerte umfasst, wo sehr viel, was im Gothic-Bereich Rang und Namen hat, aufspielt.
Dies ist der erste Hauptgrund, warum dort 20.000 Leute Jahr für Jahr hinkommen und Eintritt bezahlen, weil sie diese Konzerte besuchen möchten.

Zitat
Die Fetisch-Party in Leipzig hat mehr Besucher als der Ball zeitgleich in Berlin...
..da mag allein auch daran liegen - dass bei 20-30.000 WGT-Besucher genügend Minderheit (10% reichen ja schon) für BDSM bzw. Fetisch vorhanden ist.
Die Party findet nicht \"am Rande\" statt *lächel*



Nun, ich weiss ja nicht, wie Du "am Rande" definierst.
Aber wenn es ein Festival mit 20.000 BesucherInnen gibt, bei dem es ungefähr 150-160 Einzelveranstaltungen, darunter 1 Fetishparty, dann ist das für mich am Rande dieses Festivals.
Parallel zur Fetish-Party gab es beim letzten WGT 9 andere Veranstaltungen, darunter Konzerte von Weltenbrand, Fields of the Nephilim, Persephone, usw - Das klingt nicht gerade nach zentraler Bedeutung der Fetish-Party.

Und ob die Fetisch-Party überhaupt eine Fetisch-Party ist und/oder was viele TeilnehmerInnen mit dieser Art Fetisch-Party verbinden, das ist zum Teil nicht sehr schmeichelhaft für die "Fetisch-Szene", gar nicht bei mir, sondern bei den Gothic-Leuten, denn die Kritiken sind dort zum Teil vernichtend, auch nachzulesen im offiziellen WGT-Forum.

Zitat
..und nicht gerade wenige frönen ihrem Korsett-Fetisch dabei - oder ihrem Mittelalterkleider-Fetisch oder...


Ich denke, viele Mittelalter-Leute würden es - zu Recht - als Beleidigung auffassen, wenn Du sie flapsig als FetischistInnen bezeichnest.
Die meisten Leute dort tragen nicht Mittelalterkleider, weil sie einen (sexuellen) Fetisch diesbezüglich haben.
Hier geht es auch nicht in erster Linie um Kleider, sondern auch und vor allem um Lebensweisen des Mittelalters, um dessen Kultur, Gebräuche, Sitten, Traditionen, Musik, Literatur, etc - mit Sexualität hat dies absolut nichts zu tun. Ich kenne gerade einige Mittelalter-Leute, für die all dies ein ernsthaftes Anliegen, mit dem sie sich intensiv beschäftigen, ist und die sich dagegen verwahren würden, wenn sie oberflächlich auf ihre Bekleidung reduziert werden oder gar als FetischistInnen beschimpft werden, denn bei ihnen ist der Begriff "Fetisch" sehr wohl negativ besetzt.


Zitat
Merkste was - wir reden hier nicht über Fetisch als \"psychologische Krankheit\" - sondern über ein sehr intensiv und leidenschaftliches betriebenes \"Hobby\"



Da bin ich wieder bei Dir, auch ich betrachte Fetisch nicht per se als Krankheit, allerdings hat für mich Fetisch, so wie vermutlich für die meisten Menschen, schon einen sexuellen Zusammenhang, denn wenn jede Vorliebe und jedes Hobby als Fetisch bezeichnet wird, dann wären tatsächlich alle Menschen irgendwie FetischistInnen. Das verwässert den Begriff wieder derartig, dass sich am Schluss wirklich niemand mehr auskennt.

Ich denke, zwischen den Welten und Szenen zu wandeln ist großartig, aber deshalb müssen ja nicht alle Begriffe in einen Topf geschmissen und solange umgerührt werden, bis alles ein konturenloser Einheitsbrei ist. Dies würde letztlich alles gleich machen, wodurch irgendwann das Wandeln auch keinen Spass mehr macht, weil es die verschiedenen Welten auflöst.

Liebe Grüsse
conny

32. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 01.10.08 21:08

Zitat
Gothic ist zunächst einmal eine Form von (Jugend-)Kultur, die mit BDSM/Fetisch gar nichts zu tun hat.

genauso verhält es sich mit Gothic. Der überwiegende Teil dieser Szene sind schon eindeutig Leute, die jünger als 40 sind.
Dies kannst Du auch im Fall vom WGT zB auf den offiziellen Fotogalerien der BesucherInnen relativ leicht überprüfen


Ich würde auch sagen, dass Gothic keine Jugend-Kultur ist. Auch wenn ein Großteil jünger als 40 ist - als Jugendlcihe bezeichnet man die Altersgruppe zwischen 14 - 21 Jahren. Im allgemieinen ist die Gothic-Musik viel zu düster um als Jugendkultur sich durchsetzen zu können. Jugendliche hören Popp.



Zitat
Es gibt viel mehr Verzahnungen der Gothic-Szene zur Life-RollenspielerInnen-Szene (nicht zu verwechseln mit BDSM/Fetisch-Roleplay), zur Mittelalter-Szene und anderen Szenen, als zu BDSM.



Ich würde so gar die Behauptung aufstellen, dass Rollenspieler BDSM-Affin sind. Bin selbst einer - wenn auch nur p&p und kein LARPER. Gut ich sollte nicht von mir auf andere schließen. Aber auch Rolenspieler haben Gewaltphanatasien und träumen von geilen Elfentussen, die von bösen Schurken in dunklen Höhlen angekettet wurden.


Zitat

Ich denke, viele Mittelalter-Leute würden es - zu Recht - als Beleidigung auffassen, wenn Du sie flapsig als FetischistInnen bezeichnest.
Die meisten Leute dort tragen nicht Mittelalterkleider, weil sie einen (sexuellen) Fetisch diesbezüglich haben.
Hier geht es auch nicht in erster Linie um Kleider, sondern auch und vor allem um Lebensweisen des Mittelalters, um dessen Kultur, Gebräuche, Sitten, Traditionen, Musik, Literatur, etc - mit Sexualität hat dies absolut nichts zu tun. Ich kenne gerade einige Mittelalter-Leute, für die all dies ein ernsthaftes Anliegen, mit dem sie sich intensiv beschäftigen, ist und die sich dagegen verwahren würden, wenn sie oberflächlich auf ihre Bekleidung reduziert werden oder gar als FetischistInnen beschimpft werden, denn bei ihnen ist der Begriff \"Fetisch\" sehr wohl negativ besetzt. .



Du hast du recht. Mittelalter-Leute haben nichts mit Fetischismus zu tun. Das sind wirklich 2 paar Stiefel. Aber ich möchte doch betonen, dass Mittelalter-Festvials nichts mit dem historischen Mittelalter zu tun haben. Bei diesen Eventes ghet es nicht um die historisch korrekte Darstellung des Mittelalters, sondern um das spezielle Ambiente und Atmosphäre.
33. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Merlin_Uther am 01.10.08 21:16

Zitat
Merkste was - wir reden hier nicht über Fetisch als \"psychologische Krankheit\" - sondern über ein sehr intensiv und leidenschaftliches betriebenes \"Hobby\"

Und da sind wir wieder am Ausgangspunkt!!
Wer z.B: \"Fetisch\" als \"Krankheit\" betrachtet und nicht als eine \"leidenschaftliche Passion\" - wird immer wieder bestimmte Aspekte anders sehen müssen.


Sollte das wieder ein Seitenhieb auf mich sein? Du hättest meine Threads besser lesen sollen. Außerdem - wie schon gesagt- die Diagnose von Paraphilie ist auch kulturelles Problem.


Gruß
Merlin
34. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von hink am 06.10.08 16:06

Ein paar Bemerkungen zu der Frage: BDSM = Fetisch?.
Dieses Thema erschöpfend zu behandeln, braucht es eine wissenschaftliche Arbeit, dazu fehlen mir die Kenntnisse, so daß es, wie üblich, nur eine rhapsodische Sammlung von Bemerkungen dazu gibt.

@Miauzi
Der Fachbegriff Fetischismus ist ganz sicher nicht überholt, zur Erinnerung:
Fetisch hat wenigstens zwei Bedeutungen:
1. etwas, dem irrationale Kräfte zugeschrieben werden, und das verehrt werden soll. Beispiele: Der Wachstumsfetischismus in unserer Gesellschaft, der Konsumfetischismus etc.

2. der sexuelle Fetischismus, das bedeutet, der sexuelle Reiz geht von irgendeiner Sache aus, oder von einem Körperteil. In extremen Fällen läßt den denjenigen eine Frau total kalt, jedoch „das Ding“ erregt ihn total. (Ich weiß sehr genau, wovon die Rede ist.) D. h. der Fetisch ist keine „Liebhaberei“ sondern echte Notwendigkeit.
Ich weiß allerdings nicht, ob das nur eine männliche Angelegenheit ist, oder ob es das bei Frauen auch gibt.
Damit ist das Ganze sicher eine psychische Eigenschaft (->Paraphilie), ob das als krankhaft zu bezeichnen ist, weiß ich nicht. Man kann es so oder so sehen.
Therapiert werden kann man nur, wenn man dabei mitmacht und wenn ein Leidensdruck besteht. Therapie kann nicht „verordnet“ werden.

Ich weiß natürlich auch nicht, ob die „Bekleidung“ ein „echter Fetisch“ ist. D.h. macht die Kleidung die Erregung, oder, das was drinsteckt, das ist sicher nicht so einfach zu trennen.
Vielleicht ist es so, daß die Bedeutung für Fetisch dabei ist, sich zu verändern. Das ist ja z.B. bei „geil“ auch schon passiert. Zu Goethes Zeiten gab es die Bezeichnung „geiler Pflanzenwuchs“ später war das die Bezeichnung für „sexuell leicht erregbar“ oder im sexuell erregten Dauerzustand. („Geiles Weib“ -> rette sich, wer kann, sie zerrt ihn sofort ins Bett.) Heute bedeutet es nur noch besonders, ja was eigentlich? Jedenfalls nicht irgendwie besonders sexuell.

Sado/Maso ist wohl auch noch nicht verstanden, denn dabei scheint es ja Erregung durch beherrschen und erniedrigen zu geben, wenn man den Herren Masoch, Sade & Co glauben soll.
(Der Ritter Masoch kannte im Prinzip schon den Cuckold, ich erinnere mich dunkel an einen Text von ihm, in dem so etwas ähnliches vorkam.)
SM muß nicht notwendigerweise körperlich spürbar sein, sondern es kann auch rein auf der Beziehungsebene laufen, ich glaube, dafür gibt es massenhaft Beispiele.

Ich glaube nicht an eine zwangsläufige Verknüpfung von BDSM und Fetischismus, wahrscheinlich hängt das von der Art des Fetisches ab.

Aber es kommt sicher vor, daß beides verknüpft ist.

Beides könnte durch eine Konditionierung entstanden sein (der sattsam bekannte Pawlow).
Es gibt aber auch das Erzeugen von paradoxen Reaktionen (Stichwort Gehirnwäsche)
Da sind natürlich Kombinationen von beidem vorstellbar.

Diese Dinge laufen wahrscheinlich in sehr früher Kindheit ab und sind deshalb oft im Gedächtnis nicht mehr ohne weiteres zugreifbar.

Vieles, das in den Kinderzimmern läuft, wird gar nicht als so schlimm wahrgenommen, wie es wirklich ist.
„Warum weinst du denn? Ich hab doch nur Spaß gemacht.“ Der „Spaß“ war dann vielleicht die Drohung der totalen Vernichtung oder die Drohung allein gelassen zu werden oder ähnliches.
Keiner „bekommt den anderen richtig mit“ d.h. die einen sehen nicht, daß sie vier Meter große allmächtige Riesen sind und die anderen sehen nicht, daß sie nicht richtig in ihrer Kleinheit wahrgenommen werden. Was bleibt, ist beim einen blankes Entsetzen und Horror, beim anderen nur die Verwunderung darüber.

Heutzutage werden sie oft total allein gelassen mit irgendwelchen Playstations etc, das führt sicher auch zu einer Verkümmerung, Einschränkung der Wahrnehmung und des Denkvermögens. (zu einer Verdummung)

Diese Effekte können dann auch zu einer „Erstarrung“ führen, man spürt gar nichts mehr.
Mir kommt es so vor, als wären teilweise die starken Reize nötig, weil sonst zu wenig gespürt wird.
Die genannten Dinge sind die „harten“ Sachen, der Übergang zu anderen Dingen ist fließend.
Ich habe denn Eindruck, daß „LLL“ meistens nur ein Acessoir, ein Erkennungszeichen ist.
BDSM ist im Grunde paradox: „Ich gebe freiwillig meine Freiheit auf...“
Das ist dasselbe wie: „Ein Kreter sagt: alle Kreter lügen.“
Außerdem bestimmt der/die SUB oft, was gemacht wird -> dto.

Noch eine allgemeine Bemerkung:
Ich lese manchmal „Stinos“ (Woher kommt die Bezeichnung?) und Vanilla, kommt mir manchmal etwas abwertend vor (Vielleicht täusche ich mich. Hoffentlich.)

Und weiter, kommt es mir vor, als wenn man sich in der Szene „fortschrittlicher“ fühlt. Teilweise sogar „elitär“.
Ob das angemessen ist, weiß ich auch nicht.

Die Behauptung die „Normalen“ seien „krank“ finde ich, mit Verlaub, tollkühn. (Mir sind die Anführungszeichen nicht entgangen, d.h. die Behauptung wird schon, zu recht, relativiert.)
Wie dem auch sei, die meisten, auch die „normalen“ haben sicher längst noch nicht alles, was es in dem „normalen“ Bereich gibt, z. B. Stichwort „Tantra“ etc. total ausgelotet. (Chakren aktivieren, „innere Flöte spielen“ etc.)

Ich selber bin leider nicht in der glücklichen Lage, derlei Dinge ausprobieren zu können, dazu braucht man die passende Partnerin, und die sind sehr, sehr schwer zu finden.
Ich selber rechne mich zu den Fetischisten, SM im eigentlichen physischen Sinn ist für mich nur eine Randerscheinung.
35. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von private_lock am 12.10.08 16:24

Hallo!

Es wurde schon gesagt, dass es eine nicht unerhebliche Schnittmenge zwischen BDSM und LLL gibt. Mich würde interessieren, wie es dazu kommt? Hat ein LLLler schon BDSM-Sex, nur weil er seine Kluft anlegt? Ist ein BDSMler schon auf dem Gebiet des LLL, weil er sich gründlich auf die Session vorbereitet und seiner Meinung nach "angemessene" Kleidung anlegt?

Es wurde angeführt, dass kaum BDSM-Seiten zu finden sind, die sich nicht mit LLL-Bildern präsentieren. Ich behaupte mal kühn, das liege daran, dass diese Bilder so einfach verfügbar sind. Ein Model in Klamotten zu stecken und abzulichten ist so viel einfacher, als ein ansprechendes BDSM-Foto zu schießen. Wenigstens bei mir findet extrem vieles im Kopf statt, unsichtbar für die Kamera. Anders gesagt würden vielleicht die BDSMigen Feinheiten im Foto untergehen, würde man sie nicht mit einem deklarativen Outfit kennzeichnen. Nimmt man sich mal ein Foto her und stellt sich die Personen in Feinripp vor, rümpft man doch gleich die Nase, weil es nicht "ansprechend" aussieht. Umgekehrt kann ein Latexkleid auch nicht über Speckröllchen und Cellulite, sowie die schäbigen Möbel und den Staubsauger im Hintergrund wegtäuschen. Ein Foto ist eine Komposition vieler Zutaten, jede einzelne davon muss für den Zusammenhang abgeschmeckt werden, damit das Resultat dem Gourmet-Gaumen mundet.

Schließlich differenziere ich zwischen dem, was ich tatsächlich tue und dem, was ich mir ansehe. Bilder mit LLL sind hübsch anzuschauen. Aber bei Hochglanzbildern sind die Flecken auf dem Leder wegretuschiert. Das Latex ist makellos und bestens eingeölt ... nicht so weiß angelaufen, wie es im Schrank hängt. Der Fetischist freut sich auf das schwitzige Gefühl, der BDSMler erträgt es mehr schlecht als recht. Während der Fetischist das Anziehen zelebriert und sich von einer Schale in die nächste wirft, wird der BDSMler es als Mittel zum Zweck sehen, um am lästigen aber notwendigen Türsteher / Dresscode vorbei zu kommen. Was für den Fetischisten Selbstzweck ist, dient dem BDSMler nur einem höheren Ziel.

LG
private_lock
36. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Miauzi am 22.10.08 23:12

Das Thema hatten wir gerade letzte Woche auf der Fetisch-Party zur "Venus".

Wenn ich da hätte zuordnen sollen...
..der ist jetzt vorwiegend ein LLL-Mensch oder der da ein BDSM-Mensch...
...wäre ich echt ins Grübeln gekommen

Aber um mal mit einem Gerücht aufzuräumen:
Zitat

Das Latex ist makellos und bestens eingeölt ... nicht so weiß angelaufen, wie es im Schrank hängt.


Kein professioneller Fotograf möchte beim "Knipsen" das Latex auf Hochglanz verspiegelt vor seiner Kameralinse haben!!
Da wird keine einzige Aufnahme etwas
(hatte dazu Rücksprache mit einigen Szene-Fotografen geführt)

Da wird vor den Aufnahmen das Öl abgewischt - so das es komplett matt ist.

Der "Glanz" und die "Spiegeleffekte" entstehen ausschliesslich durch die Bildbearbeitung!

Deshalb sind ja so viele Latex-Fetis so verblüfft - dass es bei ihren "Knipsereien" niemals ein ähnliches Ergenis entsteht - wie in den Hochglanz-Magazinen

Das ganze bitte nur als Anmerkung verstehen
37. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Mme Sade am 03.12.08 06:23

Darf ich dieses Thema kurz wieder aufleben lassen?

Für mich persönlich gehören Lack und Leder zum BDSM dazu. Ich möchte von mir nicht behaupten, dass es ein Fetisch ist, aber ich mag die Kleidung, weil Lack, Leder, Stiefel meine "Rolle" gut unterstützt. Ich fühle mich darin wohl, alles ist mit den Outfits rund, wenn ich spiele.
Weg von z.B. Alltagsjeans. Alltagsklamotten verbinde ich zu sehr mit realem Leben. Die haben in meinem Spiel einfach nichts zu suchen. Mein Spiel ist nicht Alltag.

Besten Gruß
Mme Sade
38. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 06.12.08 16:44

Zitat
Für mich persönlich gehören Lack und Leder zum BDSM dazu. Ich möchte von mir nicht behaupten, dass es ein Fetisch ist, aber ich mag die Kleidung, weil Lack, Leder, Stiefel meine \"Rolle\" gut unterstützt. Ich fühle mich darin wohl, alles ist mit den Outfits rund, wenn ich spiele.
Weg von z.B. Alltagsjeans. Alltagsklamotten verbinde ich zu sehr mit realem Leben. Die haben in meinem Spiel einfach nichts zu suchen. Mein Spiel ist nicht Alltag.



Madame,

Ich denke, dass das vermutlich viele Leute so sehen werden. Lack, Leder oder Stiefel haben in deutschsprachigen Ländern ein "dominantes Image" und machen aus praktisch jeder Frau (zumindest optisch) eine Domina.
Dies entspricht dem gängigen Rollenbild, genauso wie zum klassischen Brautrollenbild ein weißes Kleid gehört oder der richtige Dresscode bei Begräbnissen hierzulande schwarz ist.

Nun ist dagegen überhaupt nichts einzuwenden, andererseits frage ich mich, woher dieses Rollenbild kommt und - noch wichtiger - entspricht dieses Bild auch in jedem Fall den tatsächlich inneren Bedürfnissen oder werden hier lediglich gesellschaftliche Konventionen und traditionelle Erwartungsvorstellungen anderer Leute befriedigt?

Von den SM-Namensgebern, den Herren de Sade und von Sacher-Masoch, kann dieses Rollenbild nicht stammen, da es zu deren Zeit zB Lack noch gar nicht gab oder das meistzitierte Werk des Zweiteren "Venus im Pelz" lautet.
Auch in der weit verbreiteten "Geschichte der O" wird eine andere Optik propagiert oder aus anderen Ländern dürfte dieses Rollenbild auch nicht importiert sein, weil von dort eher Schottenröckchen oder Kimonos als BDSM-Outfits zu uns herüberschwappen.

Meine These zum Ursprung von Lack, Leder und Stiefeln als Dominauniform lautet, dass es letztlich ganz simpel eine Marketingstrategie und auch Notwendigkeit im Bereich der professionellen Dominas war.
Nicht von ungefähr wurden professionelle Dominas im letzten Jahrhundert auch "Stiefelfrauen" genannt.
Schließlich war es notwendig, dass es eine Art Uniform gab, um sich einerseits von Sexworkerinnen in typisch weiblichen Dessous abzugrenzen und andererseits gleichzeitig dem Kunden Mann auf den ersten Blick und in attraktiver Form zu signalisieren, was hier angeboten wird.
Diese Outfits wurden dann in Dominadarstellungen in den Medien weiterverbreitet und letztlich auch im privaten Bereich übernommen.
Mittlerweile werden Lack, Leder und Stiefel auch gerne von weiblichen Subs oder in BDSM-fernen Bereichen getragen, ja sind praktisch schon mainstreamig beliebig geworden, wodurch der Dominauniformcharakter immer mehr verloren geht, was zu einer - meiner Meinung nach - begrüßenswerten optischen Vielfalt im Bereich der Profi-Dominas von heute, aber auch im privaten BDSM-Bereich, führt und wahrscheinlich immer mehr führen wird.

Wenn ich also wieder zu meiner Ausgangsfrage zurückkehre und mit dem Ursprung des optischen Rollenbildes verknüpfe, dann ergibt sich, dass das Lack-, Leder-, Stiefel-Bild jedenfalls als Uniform und Schublade zur Befriedigung der Männer gedacht und gemacht wurde, möglicherweise sogar von Männern selbst kreiert wurde, die Wünsche der Frauen spielten dabei so gut wie keine Rolle.

Und da frage ich mich, hat die dominante Frau von heute ein Rollenbild, welches ihren inneren und eigenen Vorstellungen entspricht und kommt deshalb zum Lack-, Leder-, Stiefel-Bild oder vollzieht sie oft Gesehenes und Gehörtes nach? Wobei ich hier hinzufügen muss, dass ich das nicht wertend meine und beide Varianten für legitim halte.

Mit besten Grüßen
conny
39. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Mme Sade am 06.12.08 22:01

Hallo conny!

Ich denke es ist viel abgekupfert. Ursprünglich empfinde ich nicht mal die Geschichte der O dem BDSM zu Grunde liegend. Ich denke eher dass BDSM, ohne dass das Kind einen Namen hatte, schon vor Christi Geburt stattgefunden hat. Knien, Beten, Sündenvergebung, Buße tun, Anbetung, Keuschheit, Opfergaben, Selbstkasteiung, etc., etc., etc. ...
Der Mensch ist halt n Nachmacher.

Zu mir: Ich mag die Klamotten einfach, finde sie stehen mir gut, kaschieren hier und da n paar Fehlerchen etc..
Jeder, der eine Rolle im Theater spielt, trägt rollen-entsprechende Kleidung. Ähnlich geht es mir. Ich fühle mich im BDSM- Theater sehr wohl. Und das geht mit den klischeehaften Stiefeln und was dazugehört bei mir am Besten.

Nicht, dass ich nicht auch schon in Jeans gespielt hätte. Das ist für mich allerdings sehr, sehr neu und erst mit meinem jetzigen Spielpartner aufgetreten. Es geht. Aber irgendwie gibt es mir selbst nicht so den Kick wie bei der 100% Verwandlung. Ich weiß nicht wieso, aber ich fühle mich tatsächlich, wenn ich so darüber nachdenke, einen kleinen Hauch noch dominanter mit den ollen Klamotten. Mist, ja! Der Verwandlungswunsch geht aber ganz und gar nicht von meinem Spielpartner aus. Er will mich im Spiel in Normaloklamotten und ungeschminkt. Daher trifft die Aussage bei mir momentan nicht zu:
Umgezogen als Wichsvorlage für M/mann fungieren.

Dennoch behälst du Recht:

-Alles ist halt n bisserl Klischee und sicher auch Marketing! Ausgenommen sind hier die echten Fetische! Dahinter steckt sicher keine Klischeedenke und kein Marketing-Irgendwas.

-Kleidung macht nicht unbedingt die Domina.

Das alles ist aber zweitrangig, findest nicht?
Wenn es zweien gefällt, dann ist alles okay so.

Besten Gruß und auch dir einen schönen 2. Advent, falls du es noch rechtzeitig liest.
Mme Sade
40. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 07.12.08 13:43

Madame,

Zitat
Der Verwandlungswunsch geht aber ganz und gar nicht von meinem Spielpartner aus. Er will mich im Spiel in Normaloklamotten und ungeschminkt. Daher trifft die Aussage bei mir momentan nicht zu:
Umgezogen als Wichsvorlage für M/mann fungieren.



Ich denke, dass es in punkto Stellenwert der Bekleidung als Bestandteil einer Gesamtinszenierung zum Teil völlig unterschiedliche Perspektiven von Frau und mann gibt. Das ist aber natürlich eine Verallgemeinerung und gilt sicher nicht nur im BDSM-Bereich.

Meiner Erfahrung nach, steht die Mehrheit der submissiven männer auf dominante Frauen in 0815- und/oder in Alltagsrollen-Klamotten(Berufe, Haushalt, etc).
Ich vermute, dass hier drei Aspekte eine Rolle spielen könnten.
Zum Einen denken männer tagsüber wesentlich häufiger an Sex. Die Frauen, die ihnen dabei (Arbeit, Straße, usw) begegnen und sie zu diesen Gedanken "animieren" und quasi als Wichsvorlagen dienen, sind in der Regel alltagstauglich angezogen.
Zum Anderen träumen viele subs von einer funktionierenden Kombination von Alltag und Sex/Fetisch/BDSM und wollen gerade nicht, dass BDSM ein besonderes Ereignis ist, weshalb logischerweise auch keine besondere Kostümierung notwendig ist. Die Realität sieht natürlich oft anders aus.
Und schließlich spielt sicherlich eine Rolle, was das individuelle dominante Ursprungs-Rolemodel (zB Mutter, Schwester, Tante, Lehrerin, erste Freundin) an hatte.


Zitat
-Alles ist halt n bisserl Klischee und sicher auch Marketing! Ausgenommen sind hier die echten Fetische!


Ja, das stimmt. Die Diskrepanz zwischen Klischeevorstellungen bzw. BDSM-gesellschaftlichen Konventionen und tatsächlichen Wünschen scheint im BDSM-Bereich allerdings besonders groß zu sein.
So habe ich im Laufe der Jahre bestimmt ein paar hundert BDSM-Leute kennengelernt.
Von den angeblich so gängigen Fetischen sind mir tatsächlich zahlreiche Latex-Fetischistinnen und -Fetischisten begegnet und auch viele Fuss-/Strumpf-/Schuh-/Stiefel-Fetischisten, aber noch nie ein bekennender Lack- oder Leder-Fetischist.
Dafür kenne ich Leute, die oberarmlange Opern-Handschuhe, Jeans, Overknees, Strickjacken, gerippte Tanktops, Kniestrümpfe und Legwarmer, Rollkragenpullis, natürlich Crossdressing, alle möglichen Formen von Dessous und (meist weiblichen) Körperteilen, Amputee, Piercings, Tattoos, Zwangsjacken, Korsetts, diverse Pet- oder Rollenvarianten, Windeln, Living Furniture, Gipsbeine, usw, usw ... als ihren Fetisch bezeichnen.

Mit besten Grüßen
conny

41. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von private_lock am 07.02.09 14:21

Hallo!

Gestern lief Paycheck / Zahltag mit Mel Gibson.

Darin kommt eine selten schiefe und falsch verstandene Interpretation einer Prügel-Domina vor, die in den Handgreiflichkeiten auch selbst ordentlich einstecken musste. Natürlich steckt sie in LLL-Uniform. Dabei kam mir der Gedanke, ob LLL wirklich ein von BDSM-lern selbst gewähltes Erkennungsmerkmal ist, oder ob es uns von den Vanillas in ihrem Bestreben, uns in eine Schublade zu drängen aufgezwungen wurde? Ist es gar ein Stempel, der möglicherweise anfangs gedacht war, sich zu belustigen?

LG
private_lock
42. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 08.02.09 01:15

Zitat
Dabei kam mir der Gedanke, ob LLL wirklich ein von BDSM-lern selbst gewähltes Erkennungsmerkmal ist, oder ob es uns von den Vanillas in ihrem Bestreben, uns in eine Schublade zu drängen aufgezwungen wurde? Ist es gar ein Stempel, der möglicherweise anfangs gedacht war, sich zu belustigen?


Hallo private_lock

Ich glaube zwar nicht, dass es beim Ursprung der LLL-Domina-Uniform um Belustigung ging, aber ich stimme Dir zu, dass Schubladisierung ein wichtiger Aspekt war.

Latex und Lack sind ja erst später dazugekommen, aber die Begriffe "Leder-", „Stiefel-„ oder "Peitschen-Fau" waren lange vor "Domina" oder den heute verwendeten Begriffen wie Lady, Mistress, etc, übliche Bezeichnungen bzw. Erkennungsmerkmale für die ersten Damen, die entsprechende Serviceleistungen im professionellen Sinne (halb)öffentlich anboten.
Und die Verwendung von Leder oder Stiefeln hatte ja durchaus einen Sinn, um sich von 0815-Praktiken anderer Sexarbeiterinnen abzugrenzen, denn so konnte der männliche Kunde auf den ersten Blick erkennen, welche Frau SM-Praktiken anbot oder nicht.
Dabei ging es logischerweise weniger um Neigung, als um eine wirtschaftlich sinnvolle Effizienzsteigerung durch Vereinfachung des Geschäftsanbahnungsprozesses, die vermutlich von den Damen selbst und/oder diversen Marketing-Beraterinnen und -Beratern ersonnen wurde, also wahrscheinlich mehrheitlich eher von Nicht-SM-Leuten gemäß heutiger Definition.

Diese Outfits wurden als „dominatypisch“ von Film- und Fernsehmacherinnen und –machern übernommen. Die ersten Darstellungen dominanter Frauen in Leder sind bereits in den 1950ern zu finden, etwa in „Devil Girl from Mars“ aus dem Jahr 1954 oder im Erotikbereich durch die legendäre Bettie Page.
Bis in die 70er wurden FemDoms allerdings überwiegend in anderer Bekleidung gezeigt (zB in der Sexploitation-Welle der 60er und 70er oder die dominante Mimi in La Matriarca von 1968.)
Der Durchbruch von Leder, Stiefeln, etc als Domina-Uniform dürfte dann in der 2.Hälfte der 70er und in den 80ern liegen mit Filmen wie zB Maitresse 1976, Die Flambierte Frau 1983, usw.

So kehrte die Uniform als Bumerang von den Mainstream-Medien in die langsam aufkeimende private Szene und in die Shops als Ausstatter dieser Szene zurück, von da verstärkt wieder zurück, usw.

Mittlerweile ist aber zB Lack derartig mainstreamig und verwässert worden, weil heute das Bild einer Frau in Lack alleine nicht mehr auf den ersten Blick erkennen lässt, dass es sich um eine Domina – egal ob beruflich oder privat – handelt und oft nicht einmal mehr ein SM-Zusammenhang gegeben ist, denn sie könnte genauso gut GoGo in einer Disco, Stripteasetänzerin am Polterabend oder Gast auf einem Kostümball sein.
Eine ähnliche Entwicklung dürfte gerade Latex nehmen.
Dies führt zur Notwendigkeit, dass sich vor allem ProDoms nach einer anderen „Uniform“ bzw. leicht erkennenden Darstellung umsehen müssen.

Ein weiterer interessanter Aspekt sind die Trends in der filmischen Darstellung kommerzieller BDSM-Filme der Adult-Film-Industrie.
So ist deutlich zu erkennen, dass Filme, die mit dem Etikett BDSM verkauft werden, Dominas überwiegend mit LLL ausstatten.
Diese BDSM-Filme mit der Konstellation F/m unterscheiden sich stilistisch und auch inhaltlich bezüglich der gezeigten Praktiken ganz klar von Filmen, die dem Genre FemDom angehören, welches sich als völlig eigenständige Richtung und Spielart versteht, ja sich zum Teil sogar von BDSM distanziert, weshalb ich auch das neumodische Akronym WIITWD für einen Fortschritt halte.
So werden in den Produktionen zB der englischen Cruella-Streifen, die dominanten Damen zwar gelegentlich auch in LLL gezeigt, aber gefühlsmäßig würde ich sagen, dass die Outfits überwiegend aus ABC-Klamotten oder speziellen Rollen-Outfits (Business-Look, Reiterin, Nurse, etc) bestehen. Ähnliches lässt sich von den tschechischen OWK-, amerikanischen MIB-Filmen, usw sagen oder auch bei bekannten japanischen Filmen des FemDom-Genres wie Kitagawa oder Asian FemDom, treten die Frauen großteils in völlig gewöhnlicher und bequemer Alltagsbekleidung auf.
Dies kommt den Bedürfnissen vieler Frauen sehr entgegen, die mit LLL gar nichts anfangen können und da alle diese Filme sehr gute Verkaufszahlen aufweisen und großteils von männern gekauft werden, ist es naheliegend, dass das Gezeigte auch den männlichen Geschmack bedient.
Positiv daran ist, dass diese filmischen FemDom-Trends Hand in Hand mit den Outfits der ProDoms einhergehen, was wieder zu einer anderen (natürlicheren und realistischeren) Darstellung im Mainstream führen wird, um dann auch auf den Privatbereich abzufärben.

Mit besten Grüßen
conny

43. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von M.J. am 09.02.09 16:39

Ich sehe die Sache viel einfacher!

Lederkleidung mag Mann und Frau! Daran ist erstmal nix fetischistisches, also ist Frau nicht pervers, wenn sie ihrem Mann zuliebe mal einen Lederrock oder eine Lederhose anzieht. Leder ist ein hochwertiges Material, fühlt sich gut an.
Die allermeisten Menschen haben Erfahrung mit dem Material entweder als Lederjacke beim Mann oder Handtasche bei der Frau und beide ziehen Lederschuhe alltäglich an.
Also erstmal Daumen hoch!
Trotzdem ist ein Lederrock oder eine Lederhose nicht so alltäglich, eignet sich zum Abgrenzen des Alltags, indem man sich für seine Leidenschaften in Leder wirft. Ist bei den meisten der Einstieg zu LLL, wenns um BDSM geht.
Benötigt wird ein nicht alltägliches Outfit auch schon wegen dem Besuch der diversen Partys und Locations, damit eine Abgrenzung zum sabbernden Normalo im Rentierpulli stattfindet.
Da es einen Dresscode bei den verschiedenen Events gibt (bei den Vanilladiscos ja auch!), ist das untrennbar mit BDSM verbunden. Leider kommt durch eine Selektion die Gruppe der reinen Fetischisten auch rein, obwohl die nur Interesse am Klamottentragen, am Sehen und Gesehenwerden, haben, aber niemals etwas SMiges tun werden.

Bei meinen Parties gab es auch einen Mindestdresscode und der war: Keine Alltagskleidung! Wer normalerweise in Jeans herumlief, konnte im Anzug aufkreuzen, wer im Alltag Schlips- und Anzugträger war, konnte auf der Party in Leder oder wie immer er wollte, kommen. Keine Jeans, keine Rentierpullis.

Mit der Farbe SCHWARZ hatte ich immer meine Probleme als Dresscode. Schließlich sind blaue und rote Gummi- bzw. Latexanzüge an Frauen wunderschön anzuschauen.

Bei einer kleinen privaten Partie kann der Gastgeber nach seinem eigenen Gusto und nach Gesicht/persönlichem Kennen entscheiden.

Bei größeren Events mit Türstehern ist das professionalisiert, führt zu den beschriebenen Problemen.

Ich selbst würde den Bezug nicht zur Pr.s.itution herstellen, was das LLL angeht.

In den 60ern bis einschließlich 80ern gab es zahlreiche Parties, zu denen man nur nach persönlicher Inaugenscheinnahme (bei einem Treffen VORHER!) reinkam, wobei sich um jeden Neuzugang auch gut gekümmert wurde, man hatte auf jeden Fall seinen Mentor, der einen vorstellte.

So sehr viel Möglichkeiten, sich ungewöhnlich zu kleiden, gab es nicht. Einige kamen auf Klepper-Mäntel, einige mit Tauchanzügen, einige mit Reitkleidung usw. Auf den Bildern sieht man sehr oft Leute in Leder, das war aber seltener als man es vermuten würde.

Eine Lederhose für den Mann ging gar nicht im Alltag, war auch nicht erhältlich, ebensowenig ein Lederminirock bei den Frauen.

Da wurde sehr viel selbst gemacht und nur ganz wenige Personen schneiderten für andere SM-Kleidung. Das waren zwar eingetragene Firmen, die aber meistens ganz alltägliche Dinge herstellten.

Eine Prostituierte orientiert sich an den Fantasien der Männer, was sie besonders schnell hochbringt und treibt bestimmte Modeideen auf die Spitze, wie mit den Mikro-Minis und den Overknee-Stiefeln.
Die normalen Minis sind etwas länger und die normalen Stiefel hören deutlich unterhalb des Knies auf.

Business-Klamotten können im Rollenspiel sehr erregend sein, sind es normalerweise per se nicht!

Wobei beiden Geschlechtern eine Neigung zu Uniformen nachzusagen ist. Frau findet Mann in Uniform immer besonders schick, besonders männlich.

Eine Frau in Stewardessen-Uniform wird auch als besonders sexy wahrgenommen und Krankenschwestern in ihren kurzen Kitteln halten auch die müdesten Männer wach und aufmerksam.

Wer die Konventionen durchbrechen will, sollte Parties veranstalten, bei denen der übliche Dresscode nicht gilt. Und dafür sorgen, daß nicht in sämtlichen SM-Handbüchern ein ganzes Kapitel über Dresscodes steht, sondern daß jeder tragen soll, was ihn und dem Sexualpartner scharf macht!

BDSM ohne Feitischismus wird nie gehen, denn Fetischismus ist nix Anderes als besondere Vorlieben zu haben, diese besonders intensiv zu pflegen und hegen.
Wer also gern den Hintern versohlt haben will, wird in seinen Schränken meist diverse Werkzeuge, Literatur und alles mögliche um sein besonderes Thema haben!

Ohne Fetischismus wird es kein einvernehmliches SM-Spiel geben!

M.J.´ doch wieder längere Meinungsäußerung
44. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Beta_Sklave am 09.02.09 19:27

Die Mode versucht einen Spagat zwischen der Kleidung und der Schönheit.
BDSM als solches ist eine Lebenseinstellung, die ich nicht weiter verfolgen will.
Der Fetisch wird zum Verstärken des Sexuallebens bnutzt, bzw. dient zu diesem Zweck.

Warum also soll der BDSMler, der eben aufgrund seiner Aussenseiterstellung auch noch auf den Fetisch, der ihn besonders erregt, verzichten? Es würde keinen Sinn ergeben. Also in die vollen....
L(ack)L(eder)L(atex) ist ein von der Werbung und den Magazinen bevorzugtes Material, das besonders durch Glanzeffekte hervortritt. Daher kann es besonders in der Schwarz- weiss Fotografie zu sehr schönen Effekten führen. Auf der anderen Seite ist zu erwähnen, das Schwarz schon immer mit dem bösen, schlechten in Verbindung gebracht wurde. Und eben mit verruchtem - Analogie Dämmriges Licht, schlechte Sicht....

Unterm Strich ist der Dresscode zum Teil eine Ausgrenzung des normalen von dem des BDSMler, der in der normalen Welt seine Freiraum zu schaffen versucht. Durch Film, Funk und Fernsehen wird der Eindruck erweckt, das ein bestimmtes ´Klischee´ zum Bereich gehört - also wird es aufgenommen und benutzt, um gleichdenkende, aber unbekannte Personen zu erkennen. Dies wird wiederum von den Medien ausgesprochen.....

Im normalen Bekanntenkreis wird auf dieses keine Rücksicht genommen, ausser es dient der Verstärkung des Empfindens - eben dem Fetisch der beteiligten Personen. Deshalb wird jeder nach aussen hin das zeigen, was er will, ausser er will als das erkannt werden, was er ist (Ring der O, Taschentuch), wobei er aber andere Erkennungszeichen benutzt.

Daher ist es meiner Meinung nach unerheblich, innerhalb der BDSM- Szene danach zu fragen. Interessant wäre in dem Zusammenhang eher eine andere Frage: Ist der BDSMler in der Lust im Vorteil, weil er seinen Fetisch genauer beschreiben kann? Eben weil er mehr über sich und sein Lustempfinden nachdenkt und nicht als gegeben hinnimmt?

MfG
.
45. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von private_lock am 09.02.09 23:10

@Beta

Die Glanzeffekte kommen zum größten Teil aus dem Computer. Da wird der Realität etwas auf die Sprünge geholfen. Und gerade wegen der großen Diskrepanz zwischen den Hochglanzfotos und den weiß angelaufenen stumpfen Wurstpellen im Schrank finde ich Latex denkbar deprimierend. So hat halt jeder seine eigenen Vorlieben.

Ist es nicht etwas überheblich, anzunehmen der BDSMler sei im Vorteil, weil er sich viel mit seiner Sexualität beschäftigt? Ich mein, wer ein Kamasutra schreibt oder besser noch zeichnet, wird doch wohl auch schon mal was probiert haben, oder?

LG
private_lock
46. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von Beta_Sklave am 09.02.09 23:44

@ private_lock
Hochglanzfotos von heute haben wenig mit den Schwarz- Weiss Fotos zu tun. Und das Lichtspiel in Lack, Leder oder auch Latex kann auch heute nur schwer vom Computer berechnet werden.....
Kannst du mir glauben.....oder selber ausprobieren.....

Und überheblich finde ich nicht..., denn
der BDSMler geht bewußter mit seinem Sexualleben um. Daher kann er seinen Fetisch auch besser einschätzen....und ihn deshalb auch bewußter zur Lustgewinnung einsetzen!
Bei den Normalos ist es so, das sie teilweise nicht mal angeben können, was sie an einem Bild anregt.... und das Kamasutra lesen und danach lieben, sind zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe.

Seit wann wird ein uraltes Buch gezeichnet oder geschrieben? Und ich kenne niemanden, der das Kamasutra von Anfang bis Ende nachgemacht hat.....

MfG
.
47. RE: BDSM = Fetischismus. Warum ist das so?

geschrieben von conny am 12.02.09 21:26

Zitat
Lederkleidung mag Mann und Frau! Daran ist erstmal nix fetischistisches, also ist Frau nicht pervers, wenn sie ihrem Mann zuliebe mal einen Lederrock oder eine Lederhose anzieht. Leder ist ein hochwertiges Material, fühlt sich gut an.
Die allermeisten Menschen haben Erfahrung mit dem Material entweder als Lederjacke beim Mann oder Handtasche bei der Frau und beide ziehen Lederschuhe alltäglich an.
Also erstmal Daumen hoch!
Trotzdem ist ein Lederrock oder eine Lederhose nicht so alltäglich, eignet sich zum Abgrenzen des Alltags, indem man sich für seine Leidenschaften in Leder wirft. Ist bei den meisten der Einstieg zu LLL, wenns um BDSM geht.



Hallo M.J.

Deine Argumentation zu Leder teile ich in einigen Punkten, erklärt aber nicht den Ursprungszusammenhang mit BDSM, sondern die momentane Ist-Situation.
Außerdem könntest Du etwa mit Seide genauso argumentieren, denn auch Seide ist ein edles Material, nicht alltäglich, viele Menschen haben Erfahrung damit, usw..., trotzdem wird Seide nicht unbedingt in Zusammenhang mit BDSM gesehen.


Zitat
Ich selbst würde den Bezug nicht zur Pr.s.itution herstellen, was das LLL angeht.

In den 60ern bis einschließlich 80ern gab es zahlreiche Parties, zu denen man nur nach persönlicher Inaugenscheinnahme (bei einem Treffen VORHER!) reinkam, wobei sich um jeden Neuzugang auch gut gekümmert wurde, man hatte auf jeden Fall seinen Mentor, der einen vorstellte.

So sehr viel Möglichkeiten, sich ungewöhnlich zu kleiden, gab es nicht. Einige kamen auf Klepper-Mäntel, einige mit Tauchanzügen, einige mit Reitkleidung usw. Auf den Bildern sieht man sehr oft Leute in Leder, das war aber seltener als man es vermuten würde.

Eine Lederhose für den Mann ging gar nicht im Alltag, war auch nicht erhältlich, ebensowenig ein Lederminirock bei den Frauen.

Da wurde sehr viel selbst gemacht und nur ganz wenige Personen schneiderten für andere SM-Kleidung. Das waren zwar eingetragene Firmen, die aber meistens ganz alltägliche Dinge herstellten.

Eine Prostituierte orientiert sich an den Fantasien der Männer, was sie besonders schnell hochbringt und treibt bestimmte Modeideen auf die Spitze, wie mit den Mikro-Minis und den Overknee-Stiefeln.
Die normalen Minis sind etwas länger und die normalen Stiefel hören deutlich unterhalb des Knies auf.



Nun, vorweg muss ich sagen, dass ich ein bestimmtes Spektrum an Dominas gar nicht als Prostituierte betrachte und darüber hinaus auch grundsätzlich Prostitution nicht als negativ sehe, sondern lediglich bestimmte Formen bzw. Begleiterscheinungen derselben. Das wäre aber eine andere Diskussion.
Bei Deiner Schilderung habe ich aber das Gefühl, wobei ich mich natürlich auch irren kann, dass Du Prostitution als etwas Negatives siehst und demgemäß versuchst, allfällig vorhandene historische oder aktuelle Verbindungen von BDSM bzw. LLL zu Prostitution und/oder Dominas möglichst weit wegzuschieben.

Denn selbstverständlich ist die Geschichte von BDSM und LLL im 20.Jahrhundert mit Dominas und/oder Prostitution und/oder der Sex-Industrie untrennbar verbunden.

Denn professionelle, halbprofessionelle oder amateurhafte Dominas oder Sklavinnen, sowie zahlreiche Filmdarstellerinnen und Models der Sex-Industrie prägen die BDSM- und Fetisch-Szene bis heute zu einem nicht unerheblichem Teil.
Oft ist eine scharfe Trennung auch gar nicht möglich, da es viele Frauen gibt, die sowohl als Domina, als auch als Model für Filme oder Fotos arbeiten, sowie eine private Neigung haben, die sie
in den entsprechenden Party-, Location-, Gruppen-, Community-Szenen ausleben.

Und zu Beginn der BDSM-Entwicklung gab es öffentlich wahrnehmbar - und darum geht es ja hier - praktisch nichts anderes als Dominas und deren Umfeld.
Sie organisierten und veranstalteten die ersten regelmäßigen Partyreihen für die sogenannte Privat-Szene oder sie stellten wenigstens ihre Studios als Partylocation zur Verfügung, denn wer hatte zu dieser Zeit schon BDSM-Möbel zu Hause?
Sie stellten ihre Studios für SM-Filme zur Verfügung und traten als Darstellerinnen auf, denn kaum eine Frau aus der privaten Szene hätte zu dieser Zeit ihr Gesicht offen gezeigt.
Sie finanzierten SM-Zeitschriften durch Inserate und die meistverkauften Zeitungen waren oft reine Dominaführer mit ein paar Geschichten darin.
Sie waren oft die Hauptkundinnen für SM-Möbelbauer und die ersten SM-Shops, die dann in späterer Folge wieder eigene Partyreihen veranstalteten.
usw

Und auch heute wäre die private SM-Szene arm dran ohne den kommerziellen Bereich.
Denn natürlich stecken hinter den meisten Parties Shops oder professionelle Eventagenturen.
Denn natürlich stammen die am meisten verbreiteten und gerne als Vorbild geklauten Webbilder von der Sex-Industrie wie dem BDSM-Konzern Kink.com mit seinen mehr als 10 Websites und unzähligen Filmen, worin auch viele ProDoms als Darstellerinnen zu finden sind.
Oder selbstverständlich ist auch die größte deutschsprachige Web-Community ein kommerzielles Projekt.
usw

Im Grunde könnte argumentiert werden, dass ein Ausleben von BDSM ohne mit der kommerziellen Szene in Berührung zu kommen, in der Realität kaum möglich ist, denn irgendwo und irgendwann schaut sich jede und jeder einmal ein Bild an, kauft irgendwelche Toys oder Bekleidungsstücke, etc ... und bewegt sich damit automatisch in der Szene, ob sie will oder nicht.


Zitat
BDSM ohne Feitischismus wird nie gehen, denn Fetischismus ist nix Anderes als besondere Vorlieben zu haben, diese besonders intensiv zu pflegen und hegen.
Wer also gern den Hintern versohlt haben will, wird in seinen Schränken meist diverse Werkzeuge, Literatur und alles mögliche um sein besonderes Thema haben!

Ohne Fetischismus wird es kein einvernehmliches SM-Spiel geben!



Hier setzt Du BDSM generell mit Fetischismus gleich, was aber nur zutrifft, wenn Du zB Masochismus schon allgemein als eigenen Fetisch siehst, was er meiner Meinung nach nicht ist.
Masochismus alleine heißt lediglich Lust durch Schmerz, ohne näher zu definieren, um welchen Schmerz es geht, also an welcher Körperstelle oder durch welche Praktiken dieser Schmerz erzeugt wird.
Masochismus könnte ein leichter Klaps auf den Po genauso sein, wie ein paar Dutzend Nadeln in der Genitalregion.
Deshalb muss der Masochist aber weder Po-Klaps-, noch Nadel-Fetischist sein. Er könnte es sein, muss es aber nicht, wir wissen es einfach nicht, denn die Bezeichnung Masochist alleine gibt keine nähere Beschreibung her.

Deine Argumentation zu Ende gedacht, hieße, dass Homo-, Bi-, A- oder Heterosexualität letztlich auch eine Form von Fetischismus ist, wodurch dann praktisch alle Menschen Fetischistinnen oder Fetischisten wären.

Mit besten Grüßen
conny


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