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Thema:
eröffnet von hajo am 23.12.09 06:34
letzter Beitrag von drachenwind am 30.06.10 20:43

1. Goldgräber

geschrieben von hajo am 23.12.09 06:34

Hallo,

dies ist der Anfang von einem neuen Roman, den ich angefangen habe, zu schreiben.
Ich werde ihn im neuen Jahr Kapitelweise veröffentlichen...

Gruß

hajo


Kapitel 1: Informationen

RONTON7 IST EIN ELEMENT, DAS ZUR PRODUKTION VON HOCHLEISTUNGSCOMPUTERN GEBRAUCHT WIRD. PROZESSOREN, DIE AUS DIESEM ELEMENT GEFERTIGT WERDEN, VERHALTEN SICH SUPRALEITEND UND DAS ÜBER DEN TEMPERATURBEREICH VON -273° CELSIUS BIS 270° CELSIUS. DIESER UMSTAND MACHT DIE PROZESSOREN VIELSEITIG EINSETZBAR, AUCH UNTER DEN EXTREMEN UMWELTBEDINGUNGEN, WIE SIE IN DER PLANETENERFORSCHUNG VORZUFINDEN SIND.
ENTDECKT WURDE DAS ELEMENT BEI DER ERFORSCHUNG DES PLANETEN SERXIUS IM SONNENSYSTEM NORBAS 3. NACH DEN AKTUELLSTEN ERKENNTNISSEN KOMMT RONTON7, IN DEN DER MENSCHHEIT BEKANNTEN SONNENSYSTEMEN, NUR AUF DIESEM PLANETEN VOR. DIE VORKOMMEN AUF DEM PLANETEN WERDEN AUF 30 KILOGRAMM GESCHÄTZT. DER ABBAU VON RONTON7 ERWEIST SICH ALS BESONDERS SCHWIERIG, DA DER PLANET LEBENSBEDROHLICHE UMWELTBEDINGUNGEN AUFWEIST.
DA DIE AUS RONTON7 GEFERTIGTEN PROZESSOREN UNVERZICHTBAR SIND, IST DIESES ELEMENT DAS TEUERSTE IM BEKANNTEN UNIVERSUM. MIT 3 GRAMM DIESES ELEMENTES (ERGIBT 8 PROZESSOREN) ERZIELT MAN EINEN VERKAUFSERLÖS VON 12 MILLIONEN KREDITEINHEITEN. DAS REICHT AUS UM DEN REST SEINES LEBENS SORGENFREI ZU VERBRINGEN.
VON TAUSEND MENSCHEN, DIE IHR GLÜCK AUF DEM PLANETEN SERXIUS VERSUCHEN, KEHRT EINER ZURÜCK, MIT DURCHSCHNITTLICH 11,6 GRAMM. DER REST STIRBT BEI DER SUCHE NACH DIESEM ELEMENT ODER MUSS AUF DEM PLANETEN BLEIBEN, DA DIE RÜCKREISE NICHT BEZAHLT WERDEN KANN. DIE LEBENSERWARTUNG AUF SERXIUS BETRÄT IM SCHNITT 0,8 JAHRE. DIE REISE ZU DIESEM PLANETEN DAUERT 3,2 JAHRE.

SUCHPARAMETER: RONTON7 – BASICS
User: Roger Merz
WORLD-DATABASE 2609-08-12 22:36:16

Die Informationen waren ihm eigentlich bekannt. Aber die Überlebenschancen hatte er doch höher eingeschätzt. Er gab weitere Suchbegriffe ein: Serxius – leben

DIE ATMOSPHÄRE AUF SERXIUS IST HOCHGRADIG TOXISCH. DAS GIFT WIRD ÜBER DIE HAUT ABSORBIERT. DAS LEBEN IST NUR IN, SPEZIELL FÜR DIESEN PLANETEN ENTWICKELTEN, CONTAINERN MÖGLICH. DA DIE LUFTFILTERSYSTEME NUR 99,997% DER SCHADSTOFFE HERAUSFILTERN KÖNNEN, MUSS AUCH INNERHALB DER CONTAINER EINE BASIS-SCHUTZKLEIDUNG GETRAGEN WERDEN. DA IMMER NOCH 0,00004% DER SCHADSTOFFE IN DEN KÖRPER GELANGEN, IST ES NOTWENDIG SPEZIELLE MEDIKAMENTE EINZUNEHMEN. DIE MAXIMALE AUFENTHALTSDAUER IST MIT 10 MONATEN FÜR EINEN MENSCHEN MIT DURCHSCHNITTLICHER LEBENSERWARTUNG SPEZIFIZIERT. DANN IST DIE, EIN OPTIMALER SCHUTZ FÜR DIE GESAMTE AUFENTHALTSDAUER AUF DEM PLANETEN VORAUSGESETZT, GIFTKONZENTRATION IM KÖRPER NICHT MEHR ABBAUBAR UND FÜHRT ZUM TODE. DIE ERSTEN ANZEICHEN EINER IRREPARABLEN VERGIFTUNG SIND EINE ERHÖHTE SEXUELLE AKTIVITÄT, EINHERGEHEND MIT WAHNVORSTELLUNGEN. DAS MACHT ES SEHR SCHWIERIG ZU ERKENNEN, WANN EINE EVAKUIERUNG VON DEM PLANETEN NOTWENDIG IST. DESHALB GEHEN IMMER NUR EINZELPERSONEN AUF DEN PLANETEN SERXIUS.
PAARE ODER GRUPPEN (AUCH GLEICHEN GESCHLECHTS) HATTEN IN DER VERGANGENHEIT KAUM ÜBERLEBENSCHANCEN, DA EINE VERGIFTUNG ZU SPÄT ERKANNT WURDE.

SUCHPARAMETER: SERXIUS – LEBEN
User: Roger Merz
WORLD-DATABASE 2609-08-12 22:45:12

Er hämmerte weitere Suchbegriffe in die Tastatur: >Serxius – Schutzkleidung<

DIE BASIS-SCHUTZKLEIDUNG, DIE INNERHALB DER CONTAINER GETRAGEN WERDEN MUSS, BESTEHT ZWEI HOCHDICHTEN LATEXSCHICHTEN, ZWISCHEN DENEN EINE ABSORBER-FOLIE EINGEBETTET IST. DIE GESAMTSTÄRKE DES MATERIALS BETRÄT 2,1 MM. DAS MATERIAL IST, TROTZ DER DICKE, HOCHFLEXIBEL. DIESER BASIS-SCHUTZANZUG IST IMMER INNERHALB UND AUSSERHALB DER CONTAINER UNTER DEN SCHUTZANZÜGEN ZU TRAGEN. DAS SCHLAFEN IST NUR MIT DER BASIS-SCHUTZKLEIDUNG MÖGLICH, DIE UNTERBRINGUNG IN SPEZIELLEN SCHLAFKABINEN VORAUSGESETZT. ZUM SCHUTZ DER BASIS-SCHUTZKLEIDUNG VOR MECHANISCHEN BESCHÄDIGUNGEN WIRD IN DER REGEL EIN SCHUTZANZUG DES TYPS 3L GETRAGEN. DIESER BESTEHT AUS EINEM LEDERARTIGEN, REISS- UND STICHFESTEN, MATERIAL.
AUSSERHALB DER CONTAINER IST EIN SCHUTZANZUG DER KLASSE 5 ZU TRAGEN. DIESER WIRD ÜBER DER BASIS-SCHUTZKLEIDUNG UND DEM SCHUTZANZUG DES TYPS 3L GEZOGEN. ER ERMÖGLICHT EIN ARBEITEN VON MAX. 8 STUNDEN IN DER ATMOSPHÄRE DES PLANETEN. DANACH SIND DIE FILTERSYSTEME ERSCHÖPFT UND MÜSSEN REGENERIERT WERDEN.

SUCHPARAMETER: SERXIUS – Schutzkleidung
User: Roger Merz
WORLD-DATABASE 2609-08-12 22:59:45

Das las er nicht gerne. Er würde sehr in seinen Bewegungen eingeschränkt sein, das schmeckte ihm nicht. >Serxius – Hinreise – Rückreise - Kosten< tippte er.

DIE HINREISE ZUM PLANETEN SERXIUS DAUERT 3,2 JAHRE MIT EINEM RAUMSCHIFF DER STANDARDKLASSE. DIE REISE WIRD ÜBERWIEGEND SCHLAFEND IN TIEFSCHLAFKAMMERN DER 6. GENERATION VERBRACHT. IM VERGLEICH ZU DEN KAMMERN DER VORHERGEHENDEN GENERATIONEN FALLEN BEI DIESEN KAMMERN DIE NEBENWIRKUNGEN, WIE MUSKELSCHWUND UND VERKÜRZUNGEN DER BÄNDER, GÄNZLICH WEG. DAS TRAUMPROBLEM WURDE WEITER VERRINGERT. DIE KOSTEN FÜR DEN TRANSPORT ZUM PLANETEN SERXIUS BELAUFEN SICH AUF 130.000 KREDITEINHEITEN.
DIE RÜCKREISE ZUR ERDE DAUERT BEI ERFOLGREICHEM FUND VON RONTON7 2 MONATE IN EINEM RAUMSCHIFF DER HYPERKLASSE. DIE KOSTEN FÜR DIE RÜCKREISE BELAUFEN SICH AUF 1,35 MILLIONEN KREDITEINHEITEN. EINE RÜCKREISE, OHNE EINEN FUND VON RONTON7, IST NICHT VORGESEHEN.

SUCHPARAMETER: SERXIUS – Hinreise – Rückreise – Kosten
User: Roger Merz
WORLD-DATABASE 2609-08-12 23:06:24

Um 23:15 endete seine Terminalzeit. Er musste diese Zeit noch nutzen um weitere Informationen zu sammeln.

DAS MEDIKAMENT SOLL, NEBEN DER REPARATUR DER ZELLSCHÄDEN IM KÖRPER, DIE NEBENWIRKUNGEN DER VERGIFTUNG (ERHÖHTER SEXUALTRIEB, WAHNVORSTELLUNGEN) DURCH DIE ATMOSPHÄRE DES PLANETEN SERXIUS MILDERN. DIE SYMPTOME SIND SCHWER ZU ERKENNEN, DA SIE SICH IM ANFANGSSTADIUM NICHT ODER NUR SEHR WENIG VON DEM NORMALEM SEXUALTRIEB UNTERSCHEIDEN. DAS ERKENNEN DER SYMPTOME GELANG BISHER NUR BEI PERSONENGRUPPEN MIT EINGESCHRÄNKTEM SEXUALVERHALTEN (ANGEHÖRIGE VERSCHIEDENER GLAUBENSGRUPPEN, DIE IN SEXUELLER ENTHALTSAMKEIT LEBEN). DESHALB GEHÖREN 70 % DER RONTON7 SUCHENDEN DIESEN GRUPPEN AN. DIE WAHNVORSTELLUNGEN ALS NEBENWIRKUNGEN TRETEN ZWAR ETWAS SPÄTER AUF, LASSEN ABER DAS ZEITFENSTER ZUM ERKENNEN DER KRANKHEIT SEHR KLEIN WERDEN.
DIE WAHNVORSTELLUNGEN SIND MEIST VON SEXUELLER NATUR. REALITÄTSVERLUST IST DIE FOLGE. GINGEN IN DER VERGANGENHEIT OFT PAARE AUF DIE SUCHEN NACH RONTON7, SO ERGÄNZTEN SICH BEI IHNEN DIE WAHNVORSTELLUNGEN GEGENEINANDER. SIE VERLOREN SICH IN NICHT ENDEN WOLLENDEN WAHNHAFTEM SEXUALTRIEB.

SUCHPARAMETER: SERXIUS – Medikament – Nebenwirkungen
User: Roger Merz
WORLD-DATABASE 2609-08-12 23:10:43

Er war jetzt 31 Jahre alt und wenn alles gut gehen würde, dann wäre er mit 35 Jahren ein gemachter Mann. Schluss wäre es dann mit dem Leben, so wie er es kannte. Das Leben in dem unteren Teil der Stadt, wo nur die Versager und Taugenichtse lebten. Er wäre dann jemand, der sich ein Leben in dem oberen Teil, wo die Reichen und Schönen es sich gut gehen ließen, leisten könnte.
Er hatte alles auf eine Karte gesetzt. Sein halbes Leben sich jeden Bissen vom Munde abgespart und alles in die Ausrüstung gesteckt. Diese war jetzt in einem Container verpackt und befand sich bereits auf dem Schiff, dass in nach Serxius bringen sollte.
Aber eines wusste er. Bei dem, was er vorhatte, ging es um alles oder nichts und zu diesem Abenteuer gab es nur eine Rückfahrkarte, und die hieß Ronton7!
2. RE: Goldgräber

geschrieben von johelm am 23.12.09 08:17

....ist das ein neuer Schätzing?....
3. RE: Goldgräber

geschrieben von drachenwind am 23.12.09 13:25

Hört, äh liest sich gut. Ein Nachschlag (Fortsetzung) ist erwünscht!
4. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 23.12.09 17:05

Hallo HaJo !

Ein interessanter Anfang.
Weit in der Zukunft um nach einem unbekannten
Material auf einem weit entfernten Planeten zu
schürfen. Wird aber nicht in 600 Jahren die Reise-
geschwindigkeit etwas mehr als heute erhöt sein ?

Hmmmm wie wird die Schutzkleidung sein? Etwa aus
Gummi-Latex mit metallisch-eingewirktem Schutz ?

Viele weihnachtliche Grüße SteveN


5. RE: Goldgräber Kapitel 2: Aufbruch

geschrieben von hajo am 03.01.10 16:26

Kapitel 2: Aufbruch

Merz wartete geduldig in der Schlange, bis er an der Reihe war. Das Schiff der Standardklasse hatte nur einen Zugang und die Kontrollen waren peinlich genau. Zunächst wurden die Bordpapiere geprüft, dann das Gepäck. Jedes einzelne Gepäckstück wurde geöffnet und jeder Gegenstand intensiv untersucht und gescannt. Parallel dazu wurde geprüft, ob alle Rechnungen und Verbindlichkeiten auf der Erde beglichen worden waren. Gab es auch nur eine einzige, auch noch so kleine, offene Rechnung, so wurde einem der Zugang zum Schiff verweigert. Die bereits gezahlte Passage verfiel.
Aber er hatte dafür gesorgt, dass alle Rechnungen als bezahlt galten. Hierfür gab es genug Hacker, die einem das für 30% der noch offenen Beträge zuverlässig erledigten. Roger war als Nächster dran. Nachdem bereits zwei Personen der Zugang verwehrt wurde, ging es doch schneller, als er zunächst dachte. Bei ihm lief alles glatt und er konnte einchecken.
Das Schiff war nicht sehr groß und mit ihm befanden sich noch sechzehn weitere Passagiere, neun Frauen und sieben Männer, an Bord. Alle hatten das gleiche Ziel wie er, Serxius. Sie waren also auch hinter dem begehrten Stoff Ronton7 her und somit seine Konkurrenten.
Frauen, so hörte man, waren besser für die Suche geeignet. Sie hatten sich von Natur aus besser unter Kontrolle und das war von Vorteil auf dem Planeten Serxius. Aber das war durch nichts bewiesen, keine Studie konnte das belegen. Vielleicht lag es daran, dass es nicht genügend Probanden für eine Untersuchung gab. Er begab sich in sein zugewiesenes Quartier. Er verstaute seine Ausrüstung in die dafür vorgesehenen Boxen und bereitete seine Kryo-Kammer vor. Merz hatte dafür beim einchecken eine Checkliste erhalten. Diese musste er jetzt abarbeiten. Sobald sich das Schiff im Raum befand, kam der Kryotechniker und nahm die letzten Einstellungen an der Kammer vor. Dazu mussten verschiedene Parameter, wie Gewicht, Größe und Alter in den Kryocomputer eingegeben werden. Der Bordarzt erledigte dann den Rest.
Aber bis dahin dauerte es noch. Merz ging in den Konferenzraum. Hier sollte noch ein Briefing stattfinden. Der Kapitän, der Sicherheitschef, der Schiffsarzt und ein Vertreter der Firma CPI (Create Prozessor Industrials) würden noch einige Worte an die Passagiere richten.
Er war einer der Letzten, die im Konferenzraum eintrafen. Er setzte sich in die hinterste Reihe. Dort hatte er alle im Blick und konnte sie studieren. Er wusste, dass dies womöglich die letzte Gelegenheit war, das in Ruhe zu tun. Alle seine Konkurrenten machten einen durchtrainierten Eindruck. Aber das hatte er nicht anders erwartet. Eine gute körperliche Verfassung war eine unbedingte Voraussetzung für einen erfolgreichen Ablauf der Mission. Und er war in guter Verfassung. Sein Körper war durchtrainiert und durch ein spezielles Training abgehärtet. Merz hatte eine militärische Ausbildung genossen und er war jemand, der sich durchbeißen konnte. Das hatte er schon zur Genüge bewiesen.
Merz lies den Blick umherschweifen. Einige der Frauen waren nicht unattraktiv. Auch sie machten einen durchtrainierten Eindruck. Allerdings war das bei einigen Frauen, übrigens auch bei vielen der Männer, das Ergebnis von körperformenden Medikamenten. Das hatte Merz noch nie gemocht. Diese künstliche Stärke. Auf sie konnte man sich im Notfall nicht verlassen. Hatte man einmal damit angefangen, so war man abhängig von ihnen. Er bevorzugte eine Stärke, die man sich erarbeiten musste, so wie er es getan hatte. Er kannte seinen Körper genau und wusste, was er im zumuten konnte.
Die Frau, links vor ihm, sie schien vom gleichen Schlag wie er zu sein. Durchtrainierter Körper, schwach zeichneten sich ihre Oberarmmuskeln ab. Sie waren nicht künstlich aufgepumpt, ihre Muskeln würden nur unter Belastung hervortreten. Ihr Gesicht wirkte natürlich. Das mochte Merz. Er konnte mit Frauen nichts anfangen, die ihre Gesichtszüge mit Operationen verändert und unter einer Maske aus Puder und Farbe versteckten. Aber Roger Merz war nicht zum flirten hier. Diese Frau war, wie alle anderen, nur aus einem Grund hier: Ronton7 zu finden und zur Erde zurück zukehren. Und wenn das bedeutete über Leichen zu gehen, dann würden es wohl alle hier tun. Mitgefühl und Rücksichtnahme bedeuteten den Tod ebenso, wie sexuelle Begierden. Er hatte sich zu lange auf dieses Abenteuer vorbereitet, zu viel Schweiß hineingesteckt um sich jetzt durch solch ein Gesicht ablenken zu lassen. Darauf würde er nicht reinfallen. Er hatte schon davon gehört, dass Frauen, kurz nachdem sie auf dem Planeten angekommen waren, sich an die Männer heran machten, die sich schon einige Monate auf Serxius befanden und fündig geworden waren . Meist zeigten sie schon erste Symptome der Krankheit und waren ein leichtes Opfer. So würde es ihm nicht ergehen. Er hatte sich unter Kontrolle und würde jeden Versuch sofort durchschauen.
Der Kapitän kam mit seinem Gefolge herein. Er hatte trug ein Headset, damit er sich besser verständlich machen konnte. Er erzählte einige belanglose Worte, wie das eben die Kapitäne so machten, bevor er das Wort an den Sicherheitschef weiter gab.
Der baute sich nicht minder wichtig auf und erzählte was von Sicherheitsvorschriften und von seiner Sicherheitstruppe, die hier peinlichst genau auf die Einhaltung der Regeln achten würden.
Bla Bla Bla, dachte Merz. Als ob sie genügend Zeit und Gelegenheit hätten, die Regeln zu brechen. In wenigen Stunden würden alle Passagiere in der Kryo-Kammer liegen und friedlich schlummern. Aber es konnte ja durchaus sein, dass es einige Schlafwandler gab. Aber hierzu gehörte er, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, nicht.
Nach dem die nicht enden wollende Rede des Security-Mannes zum Stillstand kam, gab der das Wort an den Schiffsarzt. Jetzt würde interessant werden. Der Mediziner erzählte zunächst kurz von der Kältetechnik der 6. Generation, die dafür sorgte, dass sie ein frostiges Nickerchen machten. Aber das interessierte ihn nicht weiter. Er wollte wissen, wie das mit den Risiken des Kryoschlafes aussah.
„Nun komme ich zu den Nebenwirkungen des Kryoschlafes“. Der Doktor baute sich wichtigtuerisch auf und sprach dann weiter: „Die Muskelverkürzungen, wie sie noch bei der Vorgänger-Generationen auftraten, sind praktisch nicht mehr feststellbar. Das Risiko einer Muskelverkürzung tritt erst bei einer Kryoschlafzeit von mehr als 8 Jahren wieder nennenswert in Erscheinung und dann nur in dem Verhältnis von eins zu zehntausend. Sie brauchen sich bei Ihrer Schlafzeit von drei Jahren und 36 Tagen keinerlei Sorgen zu machen.
Nun zu dem umgangssprachlich bezeichneten Traumproblem. Auch hier ist das Restrisiko fast Null. Bei einer Schlafzeit zwischen zwei und vier Jahren liegt das Risiko bei eins zu siebzehntausendreihundert. Also auch nicht sonderlich hoch. Ich möchte hier mit aller Deutlichkeit betonen, dass sich das Traumproblem nicht auf den Körper, sondern nur auf die Psyche auswirkt. Aber wie schon gesagt, das Risiko ist sehr, sehr gering.
Ganz allgemein weise ich hier ausdrücklich auf unsere Transportbedingungen hin. Sollte eine der hier genannten Symptome bei ihnen auftreten, liegt die Haftung immer bei ihnen. So, und jetzt gebe ich das Wort noch an den Vertreter der CPI weiter. Er wird dann ihr Ansprechpartner sein, wenn sie fündig werden. Herr Plotnowsky, bitte.“
Das mit dem Kryoschlaf scheint ja wirklich relativ sicher zu sein, dachte sich Merz. Jetzt trat ein etwas schmächtiger Mann, Mitte vierzig vor. Die Brille auf seiner Nase und die Uhr an seinem linken Handgelenk sagten Merz, dass er zwar wohlhabend war, aber noch nicht reich. Wenn er zu den Reichen gehörte, dann wäre er nicht hier auf dem Schiff und würde den Lusern, die hier ihr Glück versuchten, erzählen, wie toll die Aussichten in ihrem Leben sein würden, natürlich nur, wenn sie genug Ronton7 fanden.
CPI hatte in den Anfangszeiten noch selbst Mitarbeiter nach Serxius geschickt. Aber die Sterblichkeitsrate war extrem hoch und die Angehörigen der Verstorbenen überzogen die Firma dermaßen mit Schadensersatzklagen, dass sich die Firma genötigt sah, den eigenen Abbau von Ronton7 zu unterlassen. Sie vertrauten jetzt auf den freien Markt und es funktionierte. Die Firma sparte sich die Ausrüstungskosten, die Transportkosten und natürlich die Beerdigungskosten, die Schadensersatzansprüche wurden der Einfachheit halber zu den Beerdigungskosten hinzugefügt.
Nachdem er einige allgemeine Begrüßungsfloskeln von sich gegeben hatte, kam der CPI-Vertreter dann zur Sache.
„Wir weisen darauf hin, dass der Preis für ein Gramm Ronton7 sich im letzten Monat verdreifacht hat. Das heißt für sie, dass sie ihre Gewinnzone deutlich früher erreichen und somit die Aufenthaltsdauer auf dem Planeten abkürzen können.“
So ein Idiot, dachte sich Merz. Er hatte zwar recht, dass sich der Preis für Ronton7 im letzten Monat explosionsartig nach oben entwickelt hatte, aber das lag wohl daran, dass die Vorkommen für diesen begehrten Stoff sich langsam erschöpften. Der „einfache“ Abbau war nur noch möglich, wenn man mächtig Glück hatte und zufällig eine Ader aus Ronton7 entdeckte. Aber das war in den letzten sechs Jahren nicht mehr der Fall gewesen. In der Wirklichkeit dauerte es heute viel länger bis man fündig wurde, der Abbau war schwieriger und es regierte, seit die Firma CPI nicht mehr selbst auf dem Planeten Vorort war, das Recht des Stärkeren. Aber vielleicht fand jemand in den nächsten drei Jahren ein großes Vorkommen Ronton7 und dann würde der Preis wieder für Monate oder vielleicht Jahre fallen. Also blieb einem nichts anderes übrig als die maximal mögliche Zeit auf dem Planeten mit dem Abbau von Ronton7 zu verbringen. Es sein denn, man war selbst der Glückspilz, der eine solche Ader entdeckte.
„Ich möchte sie darauf hinweisen, dass unsere Raumschiffe der Hyperklasse für ihre Rückreise ihnen jeden erdenklichen Komfort bieten und sie könnten zu den Ersten gehören, welche die Rückreise in einem Schiff antreten, das den, jetzt noch in der Testphase befindlichen, neuen XV3-Antrieb besitzt. Mit einem solchen Schiff dauert ihre Rückreise dann nur noch Stunden und das bei gleichem Preis.“
Davon hatte er gehört. Aber er dachte, dass der Antrieb wohl erst in 5-10 Jahren einsatzbereit sein würde. Wenn sich der Heini von CPI nicht irrte, dann wäre das eine gute Nachricht. CPI war nur nicht der größte Prozessorhersteller, sondern auch die Firma, die in der Entwicklung von Hochleistungsantrieben für Raumschiffe führend war. Vielleicht lag es daran, dass in den Antrieben Prozessoren aus Ronton7 ihren Dienst verrichteten und CPI der einzige Hersteller dafür war. Die Vormachtstellung von CPI war beherrschend. Aber es gab in der Vergangenheit schon viele riesige Konzerne, die plötzlich vom Antlitz des Marktes gefegt wurden. Man brauchte nur an das 21. Jahrhundert denken. Zuerst der Microsoft-Konzern, dann die Ölkonzerne mit der Erfindung der Superenergiezelle, welche Licht und Wärme in Strom umwandeln konnte. Mit Ihrem hohen Wirkungsgrad konnte man mit einer Fläche von einem Quadratmeter ein Haus komplett mit Energie und Wärme versorgen und das über das gesamte Jahr.
Zum Schluss erzählte er noch, wie toll sie doch alle wären und das der Pioniergeist, so wie wir ihn zeigten, heute nur noch sehr selten anzutreffen wäre. Blablabla, alles quatsch. Jeder, der einigermasen bei Verstand war, würde auf so eine Reise verzichten, dachte Merz. Er lies sich nicht nur wegen des Profites auf dieses Abenteuer ein, sondern, wenn er ganz ehrlich war, auch wegen des Abenteuers selbst. Er war nicht der Typ, der sich gerne herum kommandieren lies und mit seiner Ausbildung konnte man dem nur entgehen, wenn man viel Geld hatte und damit unabhängig war. Er verdrängte diese Gedanken wieder, er konnte das an sich nicht leiden. Dieses ständige Nachdenken. Er brauchte Abwechslung, den Kampf um das Überleben. Vor körperlicher Erschöpfung in den Schlaf fallen, nach einem harten Tag, der ihm keine Zeit zum nachdenken ließ.
Jetzt räumte der CPI-Mensch das Feld und Merz konnte sich wieder um seine Sachen kümmern. Auch die Schönheit links vor ihm machte auf ihn den Eindruck, dass sie erleichtert schien, endlich dem blablabla entkommen zu sein. Unbewusst musterte er sie, als sie sich von ihrem Platz erhob. Sie war fast so groß wie er, trug ein weißes Trägershirt und eine braune, enge Lederhose. Sie trug Boots der Marke Finder. Sie schien Sachverstand zu besitzen. Die Boots waren die besten, aber das wussten nur wenige. Ihre schulterlangen Haare waren schwarz und zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden.
„Stopp!“, rief die innere Stimme von Merz. Er war nicht hier um in irgendeiner Weise zu flirten oder Kontakte zu knüpfen. Sie war nur eine Person, die mit ihm um den Erfolg konkurrierte. Er musste gerade bei den Frauen besondere Vorsicht walten lassen. Sein Überleben hing davon ab, niemandem zu vertrauen und das wollte er auf jeden Fall so durchziehen.
Jetzt wollte er in den Laderaum des Schiffes. Er hatte noch 12 Stunden Zeit, ehe der Kryotechniker zu ihm kam. Der Start des Schiffes sollte in 2 Stunden sein und er wollte nochmals alle Ausrüstungsgegenstände prüfen. Er hatte den Bord-Plan in der Hand und wollte jetzt seinen Container nochmals checken. Er hatte das vor dem Verladen auf das Schiff bereits zweimal gemacht, aber man wusste ja nie. Sein ganzer Besitz war in diesem Container, seine Schutzkleidung, die praktisch sein Überleben auf dem fremden Planeten sicher stellen sollte, zumindest für eine gewisse Zeit.
Ob das alles so funktionierte, wie es sollte, konnte er nicht wirklich sagen. Die Schutzanzüge, die er erstanden hatte, konnten nicht testweise angezogen werden. Sie wurden anhand der Messdaten von einem Laserscan seines Körpers computergesteuert gefertigt und steril verpackt geliefert. Die Basisschutzkleidung verschweißte sich nach dem Anlegen selbst und konnte, ohne den Anzug zu zerstören, nicht wieder entfernt werden. Merz hatte seinen Aufenthalt auf Serxius für maximal vier Monate geplant. Für diesen Zeitraum war seine Ausrüstung ausreichend, aber es durfte nichts schiefgehen. Wenn einer seiner vier Basisanzüge vorzeitig beschädigt werden würde, dann sähe es für ihn schlecht aus. Die Schutzanzüge der Typen 3L und 5 waren sehr robust und strapazierfähig. Da würde er mit je zwei Exemplaren auskommen, hatte ihm der Berater in dem Laden, der natürlich ebenfalls der CPI-Gruppe angehörte, vertraulich versichert. Hätte er sich vorschriftsmäßig ausgestattet, dann hätte sein Geld nur für die halbe Zeit auf Serxius gereicht. Aber Merz hatte sich unter Kontrolle. Er würde mit dem Ausrüstungsmaterial über die geplante Zeit auskommen. Er rechnete eher damit, früher als geplant fündig zu werden. Empfohlen wurden vier bis sechs Stunden Aufenthalt in der Atmosphäre, Merz wollte die acht Stunden voll ausnutzen. Er traute sich das zu, denn er hatte ein Leben hinter sich, das ihm nichts geschenkt hatte. Und das hatte ihn hart gemacht. Er wollte nichts geschenkt haben und er hatte auch nichts verschenken. Wo er jetzt war, dass hatte er nur sich selbst zu verdanken und sonst niemanden. Und darauf war er stolz.
Den Container zu checken war nicht nur ihm eingefallen. Auf dem Weg zum Laderaum stieß er auf die Schönheit aus dem Konferenzraum. Sie lief einige Meter vor ihm.
„Toller Hintern“, dachte Merz. Er liebte es, wenn Frauen eine sportliche Figur hatten. Und wenn diese Figur dann noch so gut in Leder verpackt war, darauf sprang er an. Das Deckenlicht wurde von dem glatten braunen Leder der Hose interessant in seine Augen reflektiert. Gerne hätte er ihren Hintern mit seinen Händen berührt.
Er erreichte den Lagerraum. Lagerplatz 14 auf der ersten Ebene. Das hatte er schnell gefunden. Er blickte sich um. Nicht um nach der Schönheit auszuschauen, sondern nach unliebsamen Beobachtern, die vielleicht seinen Zugangscode für den Container ausspionieren wollten. Aber es war niemand zu sehen und er gab den Code über die Tastatur in das Schloss des Containers ein. Er öffnete die Tür und blickte in den Container, dessen Beleuchtung sich gerade einschaltete, hinein. Alles schien in Ordnung zu sein.
Der Container war dreimal vier Meter groß und knapp drei Meter hoch. Der würde auch gleichzeitig sein Zuhause auf Serxius sein. Feste Gebäude gab es auf diesem Planeten nicht mehr, seit sich CPI aus dem direkten Abbaugeschäft verabschiedet hatte. Es war einfach zu teuer die Gebäude instand zuhalten und zu entgiften.
Die Container waren so konzipiert, dass sie ein Jahr auf Serxius Schutz boten. Danach lies man sie einfach stehen. Die Leute, die Glück hatten und fündig geworden waren, flogen einfach zur Erde zurück, die Anderen fristeten ihr jämmerliches Dasein in den Containern bis zu ihrem Ende. Da es keine Beerdigungen gab, blieben sie einfach in den Containern liegen und verrotteten.
Der Verkäufer aus dem Laden gab ihm noch den Tipp, dass in jeden Container das Herstelldatum eingraviert war. Falls mal etwas von der Ausrüstung ersetzt werden musste, dann könnte es sich lohnen, mal in einen Container jüngeren Datums hineinzuschauen, ob es dort noch zu gebrauchende Ausrüstung gab. Merz hätte den Verkäufer für den Vorschlag am liebsten erwürgt. Er hatte nichts übrig für Plünderungen, auch wenn es sich bei den geplünderten um Tote handelte. Auf der anderen Seite war Merz Realist genug um nichts auszuschließen.
Er verschloss den Container wieder und prüfte im vorbeigehen unauffällig das Herstelldatum einiger anderer Container. Das, was der Verkäufer im gesagt hatte, schien zu stimmen. Aber er wusste auch, dass der Verkäufer es bestimmt auch den anderen gesagt hatte. Da machte er sich nichts vor. Jetzt zurück zur Kabine und die Checkliste für den Start des Raumschiffes abarbeiten, dass waren jetzt seine nächsten Punkte auf seiner im Kopf geführten Todo-Liste. Er war kein Mann der sich Notizen machte. Alles was für ihn wichtig war hatte er im Kopf und wenn er mal etwas vergessen hatte, dann war es unwichtig gewesen. Er hasste es, wenn sich Leute alles aufschreiben mussten und ständig dann Dinge taten, nur weil sie auf einem Zettel standen und die eigentlich völlig unwichtig waren. Dinge die notwendig waren und die man tun musste, ergaben sich aus dem Leben selbst, dass war Merz Überzeugung und damit war er immer gut gefahren.
Er schloss seine Kabine auf und trat hinein. Checkliste abarbeiten. Alle Gepäckstücke in die Transportbehälter, nichts durfte während dem Start herumliegen. Sitz ausklappen, Tisch wegklappen. Gurte prüfen. Alles bestens, dachte Merz. Er hatte jetzt noch fünfzehn Minuten bis zum Start. Das Bordinformationssystem BIS hatte es gerade durchgegeben. Er setzte sich auf den Stuhl und gurtete sich an. Vermutlich hätte er keinen Gurt gebraucht, er hatte aus seiner Militärzeit genug Erfahrung mit Starts von Raumschiffen sammeln können. Aber er wusste auch, dass viele Fehler einfach auch deshalb passierten, dass man sich nicht an die Vorschriften hielt und dachte, man weiß es besser.
Er dachte an die Schönheit, während er auf den Start wartete. Sie hatte ihn beeindruckt und er stellte sich die Frage, warum sie ein solches Abenteuer mitmachte. So wie sie aussah, könnte sie doch auf der Erde ein gutes Leben führen. Als Lebenspartnerin einer reichen Person mit einem netten Gehalt oder als Kontaktperson einer großen Firma, wie CPI. Beides wäre für sie erreichbar gewesen. Vielleicht war sie aber auch ein bisschen wie er. Sie wollte es aus eigener Kraft schaffen.
Noch eine Minute bis zum Start. Das BIS begann den Countdown zu zählen. Bei zehn spürte er leichte Vibrationen. Bei Null wurde er eher sanft in den Sitz gedrückt. Das Schiff hob ab. Nach weiteren zwei Minuten befanden sie sich im Raum. Das BIS meldete, dass alles in Ordnung sei und man sich wieder innerhalb seiner Kabine frei bewegen konnte. Ein Aufenthalt außerhalb der Kabinen sei nicht gestattet, da man den reibungslosen Ablauf des Schiffes nicht stören sollte.
Merz wartete jetzt auf den Kryotechniker. Noch zehn Stunden, dann würde er für die nächsten drei Jahre schlafen. In dieser Zeit würde die Kammer, in der er lag, für ihn sorgen. Ihn ernähren, seine Ausscheidungen entsorgen und alles Lebensnotwendige für ihn erledigen. Es war im etwas unwohl zumute, wenn er daran dachte, für die nächsten drei Jahre von einem Apparat abhängig zu sein.
Schon wieder ging ihm die Schönheit durch den Kopf. Er musste diese Gedanken verdrängen. Merz musste sich klarmachen, was sie eigentlich war: eine Konkurrentin, die sich nicht für ihn interessierte, sondern nur für Ronton 7. Und sie würde dabei, wie jeder andere auch, nur ihre Interessen im Auge haben.
Merz versuchte sich zu entspannen. Er dachte daran, was er als erstes auf Serxius machen wollte. Er ging alles nochmals durch. Wenn das Schiff den Lichtsprung machen würde, würde er sich bereits im Tiefschlaf befinden, ging es ihm durch den Kopf. Er hatte noch nie einen Sprung bei vollem Bewusstsein mitgemacht. Man brauchte hierfür ein spezielles Training, hatte er gehört.
Dann klingelte es an seiner Tür. Der Kryotechniker war da. Er ging mit Merz seine Checkliste durch und überspielte dann das speziell für Merz erstellte Steuerungsprogramm in den Computer der Kryo-Kammer.
Jetzt sollte sich Merz hineinlegen. Er zog sich komplett aus und legte sich in die Kammer. Der Techniker bereitete alles für den Bordarzt vor. Der würde dann die Kanülen für die künstliche Ernährung setzen und die Kammer auf ihre Funktion prüfen und sie letztendlich auch in Betrieb nehmen.
Der Arzt kam noch während der Techniker mit den Abschlussarbeiten zugange war. Das Setzen der Kanülen spürte Merz kaum. Der Arzt sprach noch einige belanglose Worte mit ihm und deckte ihn mit der Termodecke zu, die die Körpertemperatur von Merz kontrollieren und regeln sollte. Dann sollte er von zehn an rückwärts zählen. Merz kam nur bis neun, dann schloss der Arzt den Deckel der Kryo-Kammer und verließ mit dem Techniker die Kabine.
6. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 06.01.10 18:47

Hallo Hajo !

Jetzt ist Merz unterwegs im Kryo-Schlaf. Träumt er
von der Lady mit dem Leder-Knack-Arsch? Wenn er
irgendetwas träumt ?
Nicht, das er während des Fluges eine Gehirnwäsche
verpaßt bekommt, damit er nur eine Arbeiter-Drohne
wird?

Viele Grüße SteveN


7. RE: Goldgräber Kapitel 3: Erwachen

geschrieben von hajo am 13.01.10 14:57

Kapitel 3: Erwachen

Merz wollte eigentlich weiterschlafen, aber irgendetwas zwang ihn, seine Augen auf zu machen. Wie feststeckende Rollläden fühlten sich seine Augenlieder an, als er sie einen Spalt öffnen wollte. Am besten wäre es, er würde sie zulassen. Mit geschlossenen Augen fühlte er sich wohl. Das war alles was er wollte, weiterschlafen, nichts weiter, nur schlafen. Jetzt schienen sich seine Augen wie von alleine zu öffnen. Etwas Licht drang in seine Augen, nicht sehr hell, aber es reichte um schemenhaft Gestalten um ihn herum zu erkennen. Etwas drang in seine Ohren. Ein Geräusch, unangenehm fordernd. Langsam begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. Es war eine Stimme, die in seine Gehörgänge einströmte. Sie war allerdings sehr weit entfernt. Er hatte Mühe sie zu verstehen.
„Merz, wachen sie auf! Na los, kommen sie schon!“
Es war die Stimme des Bordarztes, das erkannte er jetzt. Sie war jetzt für ihn gut verständlich gewesen. Da war aber noch eine weitere Stimme. Die war leiser. Er verstand sie kaum.
„Wenn das bei allen solange dauert, kommen wir in Zeitdruck! Los kommen sie, der ist wach. Gehen wir zum nächsten“, sagte die weiter entfernte Stimme. Der Bordarzt murmelte etwas wie – sie haben recht – und dann lauter:
„Merz, los aufstehen. Wir sind in der Umlaufbahn von Serxius. Sie haben lange genug geschlafen, los hoch mit ihnen!“
Das Licht wurde jetzt sehr hell und es wurde ihm kalt. Der Arzt hatte ihm wohl die Decke weggezogen. Es ärgerte ihn, dass er so lange brauchte um hoch zukommen. Aber jetzt war er soweit wach, dass er wieder klar denken konnte und das bedeutete sofort aufzustehen, sich anziehen und das Gepäck aus den Stauräumen zu holen. Er spannte seine Bauchmuskeln an, um sich aufzurichten. Sie fingen an zu brennen, aber das war normal, darauf war er hingewiesen worden. Das Brennen ignorierend richtete er sich auf. Er konnte nicht glauben, dass er über drei Jahre im Tiefschlaf gelegen hatte. Er fühlte sich jetzt wieder ganz gut. Die bleierne Müdigkeit, die er noch vor einigen Minuten verspürt hatte, war fast gänzlich verschwunden. Etwas unbeholfen stieg er aus der Kammer.
Er streckte seine Glieder, bewegte seine Muskeln, so wie er es sich beigebracht hatte, wenn er stundenlang eingepfercht in einen Truppentransporter, das Ziel erreichte hatte und ausstieg. Er war niemand, dem man etwas beibringen konnte. Er hatte sich schon immer das Wichtige selbst beigebracht. Die Schule fand er grauenhaft. Das stundenlange Sitzen und zuhören. Das war im so zuwider, dass er in den ersten Klassen so aggressiv wurde, dass man ihn aus dem regulären Unterricht herausnahm und in eine Schule für schwererziehbare steckte. Aber auch dort kam man mit ihm nicht lange aus. Das Militär wurde auf ihn aufmerksam. Mit neun Jahren wurde er auf eine Militärakademie geschickt.
Das war mehr sein Ding. Hier konnte er sich austoben und seine Aggressionen loswerden, auch wenn er sie an anderen Mitschülern ausließ. Aber das schien man hier zu akzeptieren, ja sogar wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen. Im Unterricht war er aber immer noch schlecht. Er hatte Mühe sich länger zu konzentrieren. Das war auch der Grund, warum er nicht für eine Offizierslaufbahn vorgeschlagen wurde. Das war ihm aber egal. Er brauchte Bewegung, er brauchte den Kampf und darin war er gut, sehr gut sogar. Obwohl er es nicht geschafft hatte, in der Militärakademie die Offizierslaufbahn zu erreichen, stieg er später, einfach durch Bewährung im Kampfeinsatz, zum Captain auf. Er war ein Mann der Tat und verlies sich auf seinen Instinkt. Er machte selten Pläne, sondern verlies sich auf sein Gespür für die Situation und er hätte es auch noch eine Weile beim Militär ausgehalten, aber er konnte manchmal eben nicht seinen Mund halten. Er sagte was er dachte und damit war er schwierig zu kontrollieren.
Er nahm dann, als er wieder einmal die Schnauze von dem ganzen Militär voll hatte, seinen Abschied. Er wollte in Zukunft nur noch für sich selbst verantwortlich sein und nicht mehr für andere, besonders wenn es darum ging, sie in den Tod zu schicken, nur weil die da oben keinen Bezug mehr zur Realität hatten.
Aber das lag lange hinter ihm. Sein Körper, auf den er sich immer verlassen konnte, begann wieder zu funktionieren. Er spürte wieder die Kraft in seinen Muskeln, das Verlangen nach Bewegung, dass ihn sein ganzes Leben immer auf Trab gehalten hatte, seine Antriebsfeder, die ihn immerzu weiter trieb und die ihn schließlich zu diesem Abenteuer geführt hatte. Das Abenteuer der Abenteuer, wo die Chance zu gewinnen im Vergleich zum verlieren kaum nennenswert war. Das war aber genau sein Ding. Er hatte sich noch nie groß um sein Leben gekümmert. Es war einfach da. Er nutzte es, wie man einen Kugelschreiber zum schreiben benutzt und er hatte sich noch nie die Frage gestellt, wann sein Leben zu Ende geht.
Er begann sich anzuziehen. Merz verspürte ein intensives Hungergefühl. Er dachte an die letzte Mahlzeit, die es noch an Bord gab. Eine Art Galadinner, eine Henkersmahlzeit für diejenigen, die sich auf dem Planeten absetzen lassen würden und als die letzten Goldgräber der bekannten Galaxie galten. Aber wie es sooft bei solchen Feierlichkeiten war, der wahre Grund dafür wurde wie immer überspielt und der war im Grunde ganz simpel. Man war froh, dass sich immer wieder Leute fanden, die für einen die Kohlen aus dem Feuer holen würden. Das hatte er schon früher immer wieder erlebt. Ordensverleihungen nach einer gewonnenen oder auch verlorenen Schlacht. Im Grunde machten sie das nur, um die Leute bei der Stange zu halten und um neue für ihre Ziele zu gewinnen. Falls dann mal einige Opfer zu beklagen waren, wurde tiefstes Bedauern ausgedrückt und in besonders schweren Fällen auch mal die Fahne auf halbmast gesetzt. Roger Merz hasste das verlogene Pack in den oberen Etagen und wollte nicht mehr ihr Spiel mitspielen. Jetzt war er fast vierzig Lichtjahre von der Erde entfernt. Auf Serxius gab es keine obere Etage mehr. Hier stand jeder für sich und es war jeder für sich verantwortlich.
Ein Blick in den Spiegel ließ Merz wieder aus seinem Sumpf der Gedanken auftauchen. Seine stahlblauen Augen blickten ihn aus dem Spiegel durchdringend an. Roger warf sich die Kleidungsstücke über, die er vor etwas über drei Jahren bereitgelegt hatte. Es würde für eine sehr lange Zeit das letzte Mal sein, das er mit Baumwolle in Berührung kam. Nach dem Dinner hatte er noch knapp einen Tag Zeit, um seinen Container und sich für das Absetzen auf den Planeten vorzubereiten. Merz hatte den Tag genauestens geplant. Etwas Training, durchgehen der Ausrüstung und das Anlegen der Schutzanzüge.
Das war etwas, was er nicht Trainieren konnte. Andere hatten es da besser, als er. Sie verfügten über sogenannte Sponsoren, welche ihnen die Reise finanzierten und ihnen auch die teuren Schutzanzüge für eine Art Trockentraining zur Verfügung stellten. Das hörte sich zunächst gut an, aber wenn Merz an die Beteiligung dieser Sponsoren an der Beute dachte, konnte er diese Leute nur bedauern. Neunzig Prozent waren der normale Anteil, den sich diese Herren vom Kuchen abschnitten, manchmal sogar mehr. Das hieß für die Finder nicht selten, dass sie es sich meist ein bis zwei Jahre auf der Erde gut gehen lassen konnten, aber dann verarmt in der Gosse ihr restliches Leben fristeten. Manchmal konnten sie ihre gute Zeit auf der Erde noch etwas verlängern, indem sie einige von ihren Organen verkauften, nicht selten an ihre früheren Sponsoren.
Merz schüttelte es bei dem Gedanken, sich fast auch an eine solche Sponsorengruppe verkauft zu haben. Verlockend war das schon. Gute Ausrüstung, man brauchte sich um nichts zu kümmern. Nette Wohnung für die Zeit bis zur Abreise und auch für Frauen wurde gesorgt. Das einzige was man zu tun hatte war, hartes Training und alle Kurse zu besuchen, die einen auf das Leben auf Serxius vorbereiten sollten. Aber gesponsert wurde nicht jeder. Nur die Besten erhielten den Zuschlag. Und das sie ihn in Boot haben wollte, bestätigte das, was Merz schon immer gewusst hatte: Er war einer der Besten.
Und die Headhunters der Sponsoren waren gut. Sie kamen nicht einfach zu einem und sagten: „Hey, willst du nicht für uns nach Serxius fliegen?“
Nein, sie gingen subtiler vor. Zunächst machten sie sich schlau und befassten sich mit dem Opfer. Dann wurde eine Strategie festgelegt, wie man das Opfer locken konnte und man konnte kaum Ahnen, was sich über einem alles erfahren lies, in dem Spinnennetz der Datenbanken, die absichtlich und unabsichtlich, für wen auch immer, gewoben worden waren.
Und was über Merz im Netz zu finden war, musste mehr gewesen sein, als sein Name und sein Geburtsdatum, denn kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Militär lernte er ganz zufällig seine Traumfrau kennen. Groß, sportlich, schwarzhaarig und eine gute Figur. Sie wohnte seit einiger Zeit mit ihm auf dem gleichen Flur. Hätte er sich damals besser unter Kontrolle gehabt, dann hätte er sich bestimmt die Frage gestellt, was will denn so eine Frau hier in so einem heruntergekommenen Wohnsilo und er hätte bestimmt früher Verdacht geschöpft. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte er auch noch nichts von diesen Headhunters gehört, die sich auf die Jagd nach Typen wie ihn machten, um sie an Sponsoren zu vermitteln. Der Lohn, den diese Jäger erhielten, war meisten ein fester Betrag, der am Tage des Abflugs ausgezahlt wurde und eine prozentuelle Beteiligung am Erlös vom Verkauf des Ronton7. Nach Abzug aller Unkosten, versteht sich.
Der feste Betrag deckte in den meisten Fällen gerade einmal die Unkosten der Kopfjäger, die Beteiligung am Verkauf des Ronton7 war das eigentlich interessante. Hatte man einen vermittelt, der auf Serxius fündig geworden war, dann hatte man in den meisten Fällen für Jahre ausgesorgt. Während die sogenannten Goldgräber ihr Leben und ihre Gesundheit auf das Spiel setzten und ein bis zwei Jahre ein gutes Leben auf eine der oberen Etage dafür erhielten, konnten es sich die Kopfjäger gemütlich auf der Erde machen und in aller Ruhe hoffen, dass ihre Glücksritter es für sie schon richten würden. Nicht selten erhielten die Headhunters am Ende mehr als die, welche die Drecksarbeit erledigen mussten. Aber das war ja schon immer so, kam es Merz in den Sinn und das machte ihn wütend.
Noch wütender machte es ihn, wenn er an Miranda dachte. Dieses schwarzhaarige Luder. Was ihm noch wütender machte, war die Tatsache, dass Miranda eigentlich kastanienbraunes Haar hatte und es sich nur für ihn schwarz färben ließ. Wie überlegen musste sie sich ihm gegenüber gefühlt haben, dachte Roger. Sie hatte alle erdenklichen Informationen über ihn, seine Vorlieben in Sachen Frauen, Essen, Kleidung und natürlich Sex. Ja, Sex war der Schlüssel schlechthin um jemanden an Land zu ziehen und damit in eine Abhängigkeit zu bringen, in weich zu klopfen, ihn empfänglich zumachen für die Offerte der Sponsoren. Wenn dann die Offerte dann kam, hatte man kaum noch eine Chance diese abzulehnen. Meist hatte man schon seinen Lebenswandel an ein gehobenes Einkommensniveau angepasst und schon einiges an Schulden angehäuft. Damit war schon alleine eine Abreise nach Serxius ohne fremdes Geld meist unmöglich geworden. Aber, Gott sei Dank, gab es die Sponsoren. Sie boten dann bereitwillig ihre finanzielle Hilfe an, natürlich nur, wenn man zuvor einen Vertrag unterschrieb. Und dann war es zu spät für eine Umkehr.
Aber Merz hatte das Spiel gerade noch rechtzeitig durchschaut und war ihnen von der Schippe gesprungen. Er hatte Miranda wirklich gemocht. Sie hatte alles, was er an einer Frau schätzte. Ihr Äußeres, die Art, wie sie sich anzog, die Art wie sie Sex mit ihm hatte. Er wurde wieder wütend, wie einfach es war, Männer herum zu kriegen. Nur die richtigen Tasten auf dem Klavier spielen und schon tanzten die Männer, wie die Spielerin es wollte.
Bei ihm waren es viele Tasten gewesen, die Miranda gedrückt hatte. Ihre sportliche Figur, die langen schwarzen Haare, die Sachen aus Leder, die sie für ihn trug, einfach so und während dem Sex, die Spiele, die sie mit ihm spielte.
Als ihm das so durch den Kopf ging, dachte er an seine Schönheit hier auf dem Schiff. Vielleicht war sie ja eine Mitarbeiterin von Miranda. Vielleicht wollte sich Miranda durch sie an ihm rächen, denn schließlich hatte Miranda ja eine Menge Zeit und Geld in ihn investiert und das Ende ihrer Jagd ging für sie auch nicht sonderlich gut aus. Dafür hatte sie ihn zu sehr in seiner Würde verletzt. Merz hatte sie am Ende nicht gut aussehen lassen und hatte es genossen, als sie vor ihm auf dem Bett gefesselt lag, in ihrem heißen Lederoutfit, dass er so gemocht hatte. Normalerweise lag er gefesselt auf dem Bett, aber als er Mirandas Absichten erkannt hatte, drehte er den Spieß einfach mal um.
Zuerst zierte sich Miranda ein bisschen, aber schließlich willigte sie ein, sein Spiel zu spielen, nachdem er ihr ziemlich eindeutig zu erkennen gab, dass er nach der Suche nach einem Sponsor für sein Serxius-Abenteuer war. Sie hatte ihm in sein Ohr gesäuselt, dass sie vielleicht jemanden kennen würde, der ihm weiterhelfen könne. Er meinte nur, dass er gerne mit ihr darüber reden würde, nachdem er sie einmal verführt hatte, ohne dass sie eingreifen könne.
Ja, dann plötzlich zierte sie sich nicht mehr. Anscheinend hatte sie die Krediteinheiten in den Augen, die sie noch mit ihm verdienen könnte. Sie hatte sehr wohl seine Kämpferqualitäten erkannt und sein hohes Potential auf Serxius fündig zu werden.
Sie verabredeten sich in ihrer Wohnung, dort konnte er sein Vorhaben besser umsetzen. Sie versprach ihm, dass sie ihn mit ihrem verführerischsten Lederoutfit empfangen würde und dass sie es ihm nicht leicht machen würde, sie zu fesseln. Wenn Miranda damals gewusst hätte, dass er sich, als das Spiel noch anders herum lief, stark zurück gehalten hatte, dann hätte sie das Ganze wohl nicht mitgemacht. Merz konnte seine Kräfte gut kontrollieren und wenn Miranda ihn im Bett überwältigte und ihn mit Handschellen an die Bettpfosten fesselte, dann hatte er immer die Kontrolle über das Geschehen. Er hatte die Kraft und die Geschicklichkeit sich jederzeit aus ihren lederverpackten Schenkeln zu befreien, in denen sie ihn umklammerte. Die Handschellen und die Ledergürtel mit denen sie ihn auch gerne fesselte, konnte er in weniger als fünf Sekunden öffnen, das war Teil seiner Ausbildung gewesen. Flucht ist die oberste Pflicht eines Soldaten in Gefangenschaft, wurde ihm bei der Militärausbildung immer wieder eingebläut.
Sie wurde bei frostigen Temperaturen gefesselt vom LKW geworfen oder in einen See. Natürlich standen immer Rettungskräfte bereit, falls einer es nicht schaffen würde, sich selbst aus der misslichen Lage zu befreien. Aber sie hatten die Anweisung erst im letzten Moment einzugreifen, damit die Kadetten Bekanntschaft mit der Todesangst machten, einer Angst, die noch einmal das Letzte aus ihnen herausholte. Aber bei Roger Merz musste niemand eingreifen und damit beeindruckte er seine Ausbilder.
Miranda hielt ihr Versprechen. Sie öffnete ihm, an ihrem letzten gemeinsamen Abend, die Tür und sah einfach Atemberaubend aus. Ihr langes, schwarzes Haar trug sie offen, es fiel auf ihr rotes, ledernes Top und bedeckte ihre Schultern. Sie trug noch einen langen, engen schwarzen Lederrock der mit einer Knopfreihe geschlossen war und, wie er erst später bemerkte, als er ihr den Rock von der Hüfte riss, superlange schwarze Lederstiefel, die ihr fast bis zum Schritt reichten. Man, dass wäre die Frau gewesen, mit der er alles geteilt hätte, dachte er noch für einen kurzen Moment. Dann schob sich Merz mit seinem durchtrainierten Körper in Mirandas Wohnung. Seine muskulösen Arme umfassten ihre Hüften. Er liebte es, das glatte Leder anzufassen, wenn es sich über einem gut gebauten Frauenkörper spannte. Mühelos hob er sie hoch. Obwohl sie nur ungefähr fünf Zentimeter kleiner als er war er, wog sie bei ihren knapp einhundertundachtzig Zentimetern Körpergröße wohl nicht mehr als fünfundsechzig Kilogramm. Miranda schien in diesem Augenblick seine waren Kräfte zu erkennen. Roger konnte es in ihren Augen lesen.
Aber noch war er zärtlich zu ihr. Noch war es auch für Miranda ein Spiel und sie wollte spielen. Sie schlug ihn spielerisch auf die Schultern und in sein Gesicht. Wenn sie wüsste, was er schon in seinem Leben an Schlägen hatte einstecken müssen. Vielleicht kamen ihm Mirandas Schläge auch nur so vor, als wären sie gespielt. Vielleicht hätte sie jemand anderes mit ihren Schlägen sogar außer Gefecht setzen können, aber Merz setzte sein Spiel mit Miranda unbeirrt fort. Jetzt war er an der Reihe, jetzt wurde das Spiel nach seinen Regeln gespielt und er würde nur aufhören, wenn das Spiel von ihm zu Ende gespielt war.
Er küsste Miranda und sie erwiderte seinen Kuss leidenschaftlich. Sollte er sich womöglich doch getäuscht haben in ihr? Hatte sie sich während ihres Auftrages vielleicht doch in ihn verliebt? Merz war schon nahe dran, dass zu glauben. Er warf sie in einen Ledersessel. Das Leder knarrte, als sie auf ihm landete. Gerade wollte er ihr noch eine Chance geben, als Miranda im zeigte, dass es für sie immer nur ein Geschäft war und er nie als Partner für sie in Frage kam.
„Ich habe für dich einen Sponsor gefunden, Roger. Wir haben in zwei Stunden einen Termin bei ihm. Wenn du so langsam weiter machst, wie bisher, dann schaffst du es noch nicht einmal, mir die Handschellen anzulegen!“
Jetzt wusste Merz, was er zu tun hatte. Fast wäre er schon wieder auf Miranda hereingefallen. Zu süß schmeckte der Kuss von ihr. Er fasste sie an dem Bund ihres Lederrockes und riss sie aus dem Sessel. Die Knöpfe des Rockes hielten der Belastung nicht stand und wurden abgerissen. Miranda fiel wieder zurück in den Sessel und Merz hatte nur noch den Rock in der Hand. Das weiche dünne Leder fühlt sich gut an, dachte er. Jetzt konnte er Mirandas Lederstiefel sehen. Sie räkelte sich auf dem Sessel und das Leder quietschte und knarrte. Sie war unten nur noch mit einem kleinen Lederstring bekleidet.
„Na, schneller bist du nicht gerade geworden!“, hänselte sie ihn.
„Gut, sie hat noch keinen Verdacht geschöpft. Das macht die Sache noch leichter für mich“, dachte Merz. Er packte sie den Armen und zog sie hoch. Dann umfasste er ihre Hüfte und zog sie an sich ran. Er hatte ihren Geruch schon immer gemocht. Eine Mischung aus ihr und einem Parfum, dessen Namen sie wie ein kleines Geheimnis hütete. Sie trommelte mit beiden Fäusten gegen seine Brust. Merz drehte sich mit ihr, so dass sie mit ihrem Rücken in Richtung Bett zeigte. Dann hob er sie etwas an und trug sie zum Bett. Dort angekommen warf er sie einfach darauf. Jetzt sprang er auch auf das Bett und nahm sie zwischen seine Beine und drückte mit seinem Hintern auf ihre Beine. Mirandas Handgelenke hatte er sogleich wieder mit seinen großen Händen gepackt und nach oben gezogen. Dann nahm er beide Handgelenke in seine linke Hand und riss dann mit der freien Rechten ihr das Top vom Laib.
Ihre festen, nicht zu kleinen Brüste, steckten noch in einem Leder-BH. Sie hatte ihm nicht zu viel versprochen. Das war ihr verführerischstes Lederoutfit. Hatte er zu Beginn der Aktion immer nur im Auge gehabt, Miranda kalt eins auszuwischen, spürte er jetzt, wie sie ihn sexuell erregte. Ihr spezieller Duft und der Geruch des Leders machten Merz an. Er spürte, wie sich sein Penis anschwoll. Auch Mirandas Widerstand wurde stärker.
„Es ist ja noch ein bisschen Zeit. Miranda soll jetzt ersteinmal ein kleines Erfolgserlebnis haben“, dachte sich Merz. Er tat so, als ob er mit der linken Hand nachlässig geworden wäre und Miranda nutzte es auch sofort, um ihre Hände zu befreien. Sie wandte sich unter ihm heraus und umklammerte ihn dann mit ihren Beinen. Innerlich musste Roger lachen, als sie ihn zwischen ihre Lederstiefel nahm. Sie hatte zwar Kraft in ihren Beinen und ein normaler Mann hätte jetzt kaum noch eine Chance gehabt sich zu befreien, aber das galt nicht für ihn. Er ließ es geschehen. Es machte ihm Spaß mit Miranda zu kämpfen, besonders wenn sie ihn zwischen ihren Beinen hatte und er das kühle Leder ihrer Stiefel um seine Hüften spürte. Er konnte das Leder ihres Tangas riechen, ihren Schweiß, Miranda eben. Sie wand sich vor ihm, ihre Bauchmuskeln traten unter der Belastung deutlich hervor.
Das war früher der Zeitpunkt, an dem sich Merz geschlagen gab. Er fing dann an mit seinen Händen über ihren Bauch zu streichen und danach ihren Oberkörper an sich zu ziehen. Das war der Zeitpunkt, an dem ihr eigentliches Liebesspiel begann. Roger war schon ganz gespannt auf Mirandas Gesicht, wenn er sich jetzt gleich, ohne Anstrengung, aus ihrer Umklammerung befreien würde. Aber noch genoss er es Miranda so vor sich zu sehen, leicht schwitzend, ihre Brüste noch in ihrem Leder-BH gefangen. Er strich, wie sie es von ihm erwartete, mit den Händen über ihren Bauch und riss dann einfach den BH in der Mitte entzwei. Nun lagen ihre Brüste vor ihm. Er begann sie in seine Hände zu nehmen und leicht zu drücken. Merz musste sich zurück halten, gerne hätte er mit seinen Händen fester zugedrückt. Aber er hielt sich zurück. Er kontrollierte sich. Miranda riss mit ihrer rechten Hand an dem Reißverschluss seiner Hose.
Nun wurde es ihm zu gefährlich. Er spürte, wie die immer stärker werdende Lust in ihm seine Kontrolle über seine Aktionen raubte. Merz musste nun handeln, wenn er sein Vorhaben noch umsetzten wollte. Er ergriff Mirandas linke Hand und lege ihr die eine der Handschellen an. Blitzschnell zog er ihre linke Hand an der oberen Bettrand, umschlang die Verbindungskette der Handschellen um die mittlere Metallstrebe des oberen Kopfteils, riss ihre rechte Hand nach oben und rastete die noch offene Schelle um ihr noch freies Handgelenk ein. Er hatte das Ganze blitzschnell und ohne große Mühe erledigt. Miranda hatte nicht die geringste Chance und sie schien das gemerkt zu haben. Er konnte in ihren Augen einen Anflug von Angst und Überraschung erkennen.
„So, ist das schnell genug für dich?“ Dies war der erste komplette Satz, den er an diesem Abend zu ihr gesprochen hatte. Er machte nie viele Worte und wenn er etwas zu sagen hatte, dann war es für ihn auch wichtig, für Smalltalk hatte er nichts übrig.
Merz griff nach hinten, umklammerte Miranda´s Fußknöchel und befreite sich aus der Umklammerung ihrer Beine. Sie begann mit den Füßen heftig zu strampeln. Merz hatte mit einem Griff sich einen breiten Ledergürtel, der auf dem Bett lag, geschnappt und fesselte damit Mirandas Füße. Dann nahm er einen zweiten Gürtel und band die gefesselten Füße an der mittleren Metallstrebe des unteren Bettteils fest. Miranda konnte sich zwar jetzt noch in ihren Fesseln winden, aber mehr auch nicht.
„Okay, Okay, du hast gewonnen!“
Mirandas Gesicht wirkte etwas verstört. Innerhalb von dreißig Sekunden hatte Roger sie an ihr Bett gefesselt, damit hatte sie nicht gerechnet.
„Roger, du bist ja stärker als ich dachte. Komm, mach mich wieder los! Ich will dich auch nochmal ein bisschen Fesseln und mit dir spielen.“
Roger hatte sich auf Mirandas Unterlaib gesetzt und seine Hände lagen auf ihrem Bauch. Er konnte den kalten Schweiß auf ihrer Haut spüren, ein Zeichen für ihn, dass Miranda unter Stress stand.
„Komm, nimm mich jetzt!“
Miranda schien ihre Taktik zu ändern. Sie schien begriffen zu haben, dass sich Merz nicht mehr von ihr fesseln lies oder eines ihrer Spiele spielen wollte. Roger hörte Miranda´s sirenenhafte Stimme, wie sie ihn einlud in sie einzudringen. Vor einigen Tagen, als er noch nicht Miranda´s Spiel durschaute, dann hätte er dieses Angebot liebend gerne angenommen. So wie sie vor ihm lag, in den langen Lederstiefel, die ihr fast bis zum Schritt reichten, in dem knappen Lederstring, der ihn geradezu einlud, ihn ihr vom Laib zu reißen.
Nur dieses Mal würde er seinem Verlangen nach ihr nicht nachkommen. Wenn es darauf ankam, dann hatte sich Merz unter Kontrolle, dann konnte er seine Gefühle abschalten.
„Leb wohl Miranda!“, sagte er nur, dann erhob er sich von ihr. In einem letzten Blick in ihr Gesicht sah er Erstaunen und Wut.
„He, was soll das denn? Mach mich los, wir haben gleich einen Termin!“
Am liebsten hätte er ihr noch ein paar ins das Gesicht geschlagen, damit sie Ruhe gab, aber er hatte das Kapitel Miranda jetzt ein für alle Mal abgeschlossen. Sie interessierte ihn nicht mehr.
„Mach mich los, du Blödmann! Hörst du mich denn nicht? Bist du Taub?“
Sie schrie und wand sich panisch in den Fesseln. Merz zog einfach die Tür hinter sich zu und ging ruhig in sein Appartement, wenn man das hier so nennen durfte. Morgen würde er sich auf dem Schiff befinden und dann wenig später im All.
Roger Merz war nun bereit zum Gala-Dinner. Hier gab es noch einmal etwas Richtiges zum Essen und die Möglichkeit alle Mitstreiter ein letztes Mal abzuchecken, bevor es hinunter auf den Planeten ging. Merz verspürte leichte Kopfschmerzen. Die müssen wohl vom Kryoschlaf herrühren, dachte sich Merz. Es wurde Zeit. Er machte sich auf den Weg zur Messe.
8. RE: Goldgräber

geschrieben von drachenwind am 13.01.10 16:01

Du hast meine Meinung nach dem ersten Teil bestätigt.
Deine Geschichte ist gut und lesenswert. Ich hoffe,
nach einer kurzen Werbepause eine weitere Fortsetzung
zu lesen!
9. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 13.01.10 22:58

Hallo Hajo !

Nun ist Friedrich Merz aus Mirandas Fängen entkom-
men. Wird sie ihn weiter verfolgen oder ist er außer
Reichweite ?
Immer diese Fragen in der Werbepause ... ... ...

Viele Grüße SteveN


10. RE: Goldgräber Kapitel 4: Dinner

geschrieben von hajo am 24.01.10 23:05

Kapitel 4: Dinner

Es waren schon einige vor ihm in der Messe, als er dort ankam. Die Messe war nicht sonderlich groß. Sie bot im Normalfall nur den Offizieren des Schiffes Platz. Dadurch, dass die Wände aus Spiegeln bestanden, wirkte die Messe sehr viel größer, als sie in Wirklichkeit war. Die Leute standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich. Sie schienen sich zu kennen oder hielten ein bisschen Smalltalk, beides konnte man annehmen. Vielleicht checkten sie die andere Person auch nur ab, versuchten durch geschickt platzierte Äußerungen vielleicht die eine oder andere Schwäche des Gegners aufzudecken.
Aber vielleicht genossen sie es einfach noch einmal ein Gespräch zu führen, in einer sicheren Umgebung unter geschützten Bedingungen, hier auf dem Schiff. Die Messe war zwar nicht mit einem netten Restaurant auf der Erde zu messen, aber im Vergleich zu dem, was sie auf Serxius erwartete, würde dieses Etablissement hier mit der Bewertung von fünf Sternen mit dem Zusatz Superior in den gängigen Restaurantführern aufgenommen werden. Hier war es immerhin möglich, sich ohne Schutzkleidung zu bewegen. Es würde das letzte Mal sein für sie alle, die sich nach Serxius begaben.
Merz lies den Blick weiter umherschweifen. Seine Schönheit war noch nicht anwesend. Den anderen Frauen in der Runde konnte er nichts abgewinnen. Zugegeben, einige sahen nicht schlecht aus, aber sie waren nicht sein Typ.
Auf dem Tisch waren schon die Essbestecke, Servietten und Platzteller mit Gläsern gedeckt. Das Ganze wirkte doch besser, als er sich das vorgestellt hatte. Es sah aus, wie ein kleines Galadinner. Aber das war ja auch das mindeste. Die Betreiber der Raumschiffflotte, die den Transport zu Serxius übernahmen, verdienten nicht schlecht an der Sache. Zum einen hatte sie quasi eine Monopolstellung auf diesem Sektor des Transportwesens und bestimmten den Preis für ein Hinflugticket. Zum zweiten wurden sie noch von CPI gesponsert und bekamen Kopfprämien für jeden, den sie dort auf den Planeten setzten.
Merz wischte die Gedanken aus seinem Kopf fort, denn eben betrat seine Schönheit die Messe. Sie trug das Gleiche, wie bei dem letzten Mal, als er sie sah. Weißes Trägershirt, braune Lederhose, Boots der Marke Finder, ihre schwarzen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden.
Er versuchte sie nicht anzustarren. Roger drehte sich etwas von ihr weg und musterte sie über die Spiegel an der Wand unauffällig weiter. Sie ging leicht federnd in die Messe hinein. An ihren Bewegungen merkte Merz, dass sie gut trainiert war. Sie waren präzise und im Ablauf optimiert. Vielleicht hatte sie, genau wie er, eine militärische Ausbildung genossen. Roger wollte mehr über sie in Erfahrung bringen, nur wollte er das nicht so plump und durchsichtig machen, wie die anderen hier im Raum. Eine Strategie festzulegen, dazu kam er nicht mehr, denn der Kapitän, sein erster Offizier und der Schiffsarzt betraten die Messe. Sie gingen direkt zum oberen Kopfende des Tisches.
„Meine Damen und Herren, ich darf sie bitten jetzt Platz zu nehmen. Bitte setzen sie sich auf die ihnen zugewiesenen Plätze, die sie an den Platzkarten erkennen können.“
„Platzkarten? Was soll den dass! Wir sind doch nicht auf einem Kindergeburtstag!“, dachte sich Merz als er sich zum Tisch bewegte. Er hatte Glück und musste nicht, so wie viele andere, ganz um den Tisch herum gehen. Seinen Name konnte er auf der Platzkarte direkt vor sich lesen. Missmutig nahm er Platz und streckte die Füße unter dem Tisch weit aus. Lässig hing er nun in seinem Stuhl, äußerlich betrachtet. Im Innern war er aber angespannt und wachsam, seine Sinne arbeiten auf Hochtouren. Er blickte auf die Plätze ihm gegenüber. Sein Blick fiel auf einen breiten muskulösen Mann, etwas zu klein für seine Breite, wie Merz fand. Dieser grinste ihn an. Roger fielen seine schlechten Zähne auf, einige fehlten ihm. Der Mann stellte für ihn keinen erstzunehmenden Konkurrenten dar. Wenn er nicht soviel Disziplin besaß seine Zähne in Ordnung zu halten, wie wollte er dann auf Serxius über die Runden kommen, dachte Merz, wo man peinlichst genau die verschiedensten Protokolle einhalten musste für Entgiftung, Reinigung und Regeneration. Merz wurde aus seinen Gedanken gerissen, denn der Stuhl rechts neben ihm wurde bewegt. Ein drahtiger, auch für seine Begriffe, gutaussehender Mann nahm auf ihm Platz.
„Hallo, ich bin John Winter. Freut mich sie kennenzulernen!“
John Winter, genauso gut hätte er auch John Doe sagen können. Merz wusste gleich, dass er diesen Kandidaten besser im Auge behalten sollte. Auf den ersten Blick wirkte Mr. Winter wie ein Sonnyboy, der nur seinen Spaß wollte. Aber irgendetwas bei ihm lies bei Merz die Alarmglocken klingeln.
„Merz ist mein Name!“, kam es ihm knapp über seine Lippen. Mit seinem Ton wollte Winter ihm gleich zu verstehen geben, dass er keine weitere Konversation wünschte. Aber das schien den anderen nicht sehr zu interessieren.
„Angenehm! Sie können mich John nennen. Ihre erste Fahrt nach Serxius?“, fragte Winter in lachend. Toller Witz, dachte sich Merz, als sich neben ihm der linke Stuhl in Bewegung setzte.
Mehr reflexartig schaute er nach links und hatte eigentlich schon die Gegenbewegung seines Kopfes wieder nach rechts geplant, als er jäh diese stoppte. Neben ihm nahm die Schönheit Platz.
„Hallo“, sagte sie nur und setzte sich. Merz war so überrascht, dass er nichts sagte. Er nickte ihr nur kurz zu und versuchte sich wieder unter Kontrolle zu bringen. Er zwang seinen Kopf wieder geradeaus zusehen. Es ärgerte ihn sehr, dass er so tollpatschig reagiert hatte. Aber er hatte, in dem kurzen Moment, wo er sie angesehen hatte, ihr Bild abgespeichert. Sie hielt von nahem betrachtet das, was er von der Ferne aus gesehen hatte. Ihre Figur war einfach perfekt. Sie war schlank, aber nicht zu dünn. Drahtig wäre bei einem Mann der richtige Ausdruck gewesen, aber nicht so bei ihr. Sie bewegte sich eleganter und sie hatte an den Stellen, wo es bei einer Frau ankam, die richtigen Proportionen. Ihre Brust konnte man als nicht üppig bezeichnen, doch sie war aus Merz Sicht optimal. Sie hatte einen schönen langen Hals und lange Finger, so etwas mochte Merz. Ihr Gesicht wirkte auf ihn edel, ihre Wangenknochen klassisch und wenn sie nicht hier in Lederhose und Shirt sitzen würde, sondern in einem eleganten Abendkleid, dann hätte man sie niemals mit solch einem Abenteuer in Verbindung gebracht. Und ohne dass es Merz wollte, fragte er sich, was so eine Frau hier zu suchen hatte. Schon ihr kurzes Hallo sagten ihm, dass er es hier mit einer gebildeten Frau zu tun hatte. Für ihn gab es nur zwei Möglichkeiten, entweder sie war eine Abenteurerin so wie er, oder sie hatte andere Motive, vielleicht war sie auch ein schönes Abschiedsgeschenk von Miranda.
Das hieß aber, dass Miranda es schon länger geplant haben müsste. Zwischen seiner Verabschiedung von ihr und seiner Abreise hatte nur etwas mehr als ein Tag gelegen. Selbst wenn sie, nicht wie von ihm geplant, von dem Sicherheitsdienst nach drei Tagen befreit worden wäre, sondern sich selbst nach einigen Stunden befreit hätte, dann wäre es für sie unmöglich gewesen, dass alles noch zu planen und die nötigen Papiere zu besorgen, um seiner Schönheit die Reise zu ermöglichen. Auch hatte sie nicht gewusst, wann er nach Serxius fliegen würde. Das Miranda das Ganze als Plan B schon weit im Voraus entwickelt hatte, konnte sich Merz nicht vorstellen. Er verwarf den Gedanken wieder und blickte auf seinen Teller, der vor ihm stand. Sein rechter Tischgenosse scherzte mit seinem rechten Tischpartner. Offensichtlich schien der empfänglicher für Winter’s Humor zu sein.
Merz fühlte sich im Moment nicht wohl. Die Situation, in der er sich befand, war für ihn unangenehm. Die Schönheit saß links neben ihm an der oberen Tischecke, neben dem Schiffsarzt. Dem schien ihre Anwesenheit nicht auszumachen, im Gegenteil. Er fing gleich an, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Er schien es geradezu zu zugeniesen, eine solche Frau einmal neben sich sitzen zu haben und nicht die üblichen Abenteurer, die entweder nichts oder nur sehr wenig sagten oder wenn sie sich gesprächig zeigten, nur Schwachsinn von sich gaben, weil sie meistens nicht viel Wert in ihrem Leben auf Bildung gelegt hatten.
Merz war da anders. Obwohl er für Schule und lernen nie viel übrig hatte, so legte er doch viel Wert darauf, das er sich bildete. Er war Autodidakt, er brachte sich alles selber bei, was er wissen musste. Das unterschied ich von den meisten anderen. Er verließ sich niemals nur auf Ausrüstung und Stärke, nein, er informierte sich über alles, was man wissen musste, um ein solches Projekt wie Serxius erfolgreich zu absolvieren. Überraschungen gab es bei solchen Unternehmungen eh schon genug und da wollte er solche, aus eigenem Verschulden heraus, vermeiden.
„Darf ich mich verstellen, Mark Ryan, Schiffsarzt hier auf diesem Schiff und wie ist ihr Name?“.
Geschmeidig fing der Doc an, die Schönheit in ein Gespräch zu ziehen.
„Nenne sie mich einfach Mayra“, entgegnete sie ihm. Einen Blick auf ihr Namensschild sagte ihm, dass sie dem Arzt offenbar ihren Vornamen genannt hatte. Auf ihren Schild stand Mayra Morankow.
„Mayra, ein schöner Name“, hechelte der Mediziner. Merz mochte die Art nicht, wie er sich an Mayra ranmachte. Ryan sah eigentlich nicht schlecht aus. Er hatte seine Ausgehuniform angezogen und hatte, obwohl er bereits an die fünfzig sein musste, noch eine relativ sportliche Figur, wenn man einmal von seinem leichten Bauchansatz absah. Alles in allem machte Ryan noch was her und er konnte auf Frauen noch wirken. Vielleicht mochte ihn deshalb Merz nicht. Im Gegensatz zu dem Doc war Merz deutlich größer und sportlicher, aber sein Gesicht wirkte kantig und das Leben und der Kampf hatten bereits einige tiefe Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Das Leben hatte es mit dem Doc gut gemeint. Er schien sich nicht alles selbst erkämpft zu haben, dass konnte man schon an seinen gepflegten Händen sehen. Vielleicht stammt er aus eine wohlhabenden Familie, vielleicht aus einer Ärztedynastie. Dann aber hatte er sich wohl nicht zu sehr in seinem Leben angestrengt, denn sonst wäre er wohl nicht auf so einem Schiff gelandet. Merz wurde in seinen Gedanken unterbrochen, denn Maya richtete plötzlich das Wort an ihn.
„Und sie, wie heißen sie?“, wandte sie sich ihm zu. Auch der Arzt, der richtete nun seinen Blick auf ihn.
„Roger Merz ist mein Name“, kam es hölzern aus seinem Mund. Er blickte in die grünsten Augen, die er je gesehen hatte.
„Ich heiße John Winter“, plärrte es von der rechten Seite an seinen Ohren vorbei. Roger hätte am liebsten dem Mann zu seiner rechten einen Schlag mit der Faust in sein Gesicht gegeben. Jetzt war ihm wieder klar, warum er solche Banketts hasste. Man konnte sich seine Tischnachbarn nicht aussuchen.
„Sie sehen aus, als ob sie schon einiges mitgemacht haben, Roger?“, fragte Mayra ihn, bevor er in seine negativen Gedanken abdriften konnte.
„So einiges“, erwiderte er kurz.
„Und was hat sie hierher verschlagen?“, beeilte sich der Doktor zu fragen. Er schien etwas bedenken zu haben aus dem Gespräch heraus gedrängt zu werden.
„Die Herausforderung!“, antwortete sie, ohne den Blick von Merz zu nehmen. Der war immer noch fasziniert von ihren grünen Augen, die schier unergründlich schienen.
„So, die Herausforderung“, wiederholte Ryan. „Ich denke deswegen verschlägt es die wenigsten hierher. Die meisten kommen wegen der Aussicht auf einen gewaltigen Profit. Ich denke, ihr Nachbar zu ihrer rechten ist auch nur wegen des Profites hier.“
Er hatte den letzten Satz direkt an Merz gerichtet. Der dachte aber nicht im Geringsten daran, ihm zu antworten.
„Naja, wie auch immer. Was haben sie den vor dem Ganzen hier gemacht, Mayra?“, bohrte der Doc weiter.
„Ich hatte meine eigene Firma. Und was hat sie als Mediziner auf dieses, sie entschuldigen den Ausdruck, zweitklassige Schiff verschlagen, mein lieber Mark?“
Das hatte gesessen. Leicht hüstelnd nahm der Doc sein Glas und trank einen großen Schluck Wasser. Noch bevor er antworten konnte, stand der Kapitän auf und klopfte mit seinem Messer mehrmals an sein Glas.
„Ich möchte, bevor ich den Stewards das GO gebe, das Essen zu servieren, sie zunächst begrüßen, hier, in unserer Offiziersmesse. Ich möchte, dass sie das Essen heute nochmals in allen Zügen genießen, denn ab morgen gibt es für sie dann nur noch Fertignahrung.“
Einige der Anwesenden fanden das offenbar lustig und fingen an zu lachen und verhalten zu klatschen. Der Kapitän schien diese Rede schon öfters gehalten zu haben, denn er hatte diese Unterbrechung bereits eingeplant, dass hatte Merz schon an seiner etwas zu lang geratenen Pause nach dem letzten Satz gemerkt.
„Ich möchte mich und im Namen der gesamten Crew bei ihnen bedanken, dass sie mit uns geflogen sind und wir hoffen und wünschen ihnen Erfolg auf ihrem schwierigen Weg, den sie eingeschlagen haben. So, nun genug der Worte und wie sagt man so schön: Hauen sie rein!“
Der Kapitän hatte gut reden. Er verdiente in den sieben Jahren, die er hier auf dem Schiff verbrachte soviel, dass er davon vier bis sieben Jahre sorgenfrei auf der Erde leben konnte, je nach seinem Lebensstandard. Nach drei bis vier Flügen hatte er seine Schäfchen ins trockene gebracht und hatte für den Rest seines Lebens ausgesorgt. Oft bekamen sie noch einen Posten in der Verwaltung bei CPI.
Aber trotzdem konnte sich Merz nicht vorstellen, diesen Job zu machen. Sieben Jahre bei vollen Bewusstsein auf diesem Schiff, dass stellte er sich grauenhaft vor.
Die Stewards betraten die Messe. Sie trugen große Tabletts, auf denen dampfende Teller standen. Darin schien sich Suppe zu befinden. Mehr gelangweilt als motiviert stellten sie jedem hier einen Teller vor die Nase. Lediglich bei den Offizieren schienen sie sich etwas mehr anzustrengen. Vielleicht lag es daran, dass sie die zahlenden Gäste hier am Tisch niemals mehr wiedersehen würden.
Merz hatte Hunger. Ohne groß auf die anderen zu warten, fing er an seine Suppe auszulöffeln. Sie schmeckte nicht schlecht und war sehr heiß, so wie er es mochte.
„Sie haben recht! Wozu warten. Ich falle um vor Hunger“, Mayra nickte ihm zu und begann auch zu essen. Der Doc blickte etwas irritiert in die Runde und begann dann zögerlich auch mit der Nahrungsaufnahme. Der Kapitän beeilte sich noch schnell ein „Guten Appetit, allerseits“ in den Raum zu rufen, bevor seine Stimme im Löffelgeklapper unterzugehen drohte.
Merz beobachtete Mayra aus den Augenwinkeln. Sie hatte zweifellos gute Tischmanieren, sie führte den Löffel zum Mund und nicht wie fast all hier, einschließlich ihm, den Mund zum Löffel und vielleicht noch beides über dem Teller, damit die Suppe wegen des zu vollen Löffels, gleich wieder in den Teller tropfen konnte. Die Einzigen, die hier noch mithalten konnten, waren der Kapitän, der erste Offizier und der Doc. Roger selbst wusste zwar, wie man richtig aß, aber er hatte dazu keine Lust. Er wollte sich beim Essen wohlfühlen und sich nicht unbedingt wegen der Etikette verkrampfen.
Schweigend flößte sich Merz die Suppe ein. Mayra´s Hände waren sehr gepflegt, aber sie wirkten nicht zerbrechlich, sondern schienen trainiert zu sein. Er konnte kleine Vernarbungen und Schwielen an ihnen erkennen. Sie hatte lange Finger, darauf stand er. Lange dünne kraftvolle Finger. Er stellte sich vor, wie sie ihm über den Rücken fuhren, wie sie sanft seine Brust streichelten.
„Na, wie schmeckt denn die Suppe, Merz?“, kam es von rechts. Der Winter nervte ihn. Vielleicht sollte er ihm einmal den Löffel etwas tiefer in den Rachen stecken, dann würde etwas mehr Ruhe am Tisch herrschen. Aber Merz unterdrückte sein Verlangen diesbezüglich und brachte ein halbwegs freundliches „Gut“ hervor.
„Na, dass kann man ja auch bei dem Preis erwarten, nicht war, Merz?“
Winter nervte ihn. Er war bestimmt einer von der Sorte, die ganz naiv taten und dann unvermittelt erbarmungslos zuschlugen. Merz musste ihn im Auge behalten, er stellte eine Gefahr dar. Er konnte nur hoffen, dass Winter sich nicht im gleichen Quadranten absetzen lies, wie er.
Vor der Abreise musste man sich einen Quadranten auf dem Planeten heraussuchen, auf dem das Schiff den Container absetzen sollte. Der Container auf diesem Quadranten bildete dann die Ausgangsbasis für die Suche nach Ronton7. Natürlich war die Entscheidung für einen solchen Quadranten von äußerster Wichtigkeit und davon hing auch direkt das Gelingen der Operation ab. Suchte man sich den falschen Quadranten aus, so hatte man schon verloren. Man scheiterte nicht selten an den dann zu langen Wegstrecken zu den vermeintlichen Ronton7-Flözen. Deshalb gab es auf der Erde Karten mit vermuteten Vorkommen von Ronton7, die auf der Auswertung von Satellitenfotos oder ähnlichem beruhten. Sie waren natürlich nicht gerade billig und das sie praktisch jeder kaufte, waren diese Informationen dann auch kaum noch etwas Wert, denn es bildeten sich an den ausgewiesenen Stellen richtige Containersiedlungen aus, die zur Folge hatten, dass es einen sehr hohen Wettbewerb um die vermeintliche Flöze gab und die Kriminalität extrem anwuchs, ein nicht zu vernachlässigendes Detail.
Aber das Schlimmste an diesen Karten war es, wenn sich die Lage der Flöze als falsch herausstellte. Dann war die Siedlung sehr schnell dem Untergang geweiht. Chaos, Plünderungen, sexuelle Übergriffe und Mord waren die Folge, denn eine Polizei gab es nicht mehr. Es regierten die Stärkeren und das uneingeschränkt, bis auch diese dann dem Wahnsinn verfielen und starben. In der Regel lebte so eine Containersiedlung zwischen drei und zwölf Monaten. Dann waren alle tot.
Wenn man unglaubliches Glück hatte, dann konnte man von einem erfolgreichen Ronton7 Finder die Information ergattern, wo sie fündig geworden waren und wo sie noch weitere Vorkommen vermuteten. Die ließen sich das natürlich gut bezahlen, aber die Informationen waren meist besser als die unsicheren frei erhältlichen, oder die dubiosen Karten, die von einer Art Ronton7 Wahrsagern in Umlauf gebracht wurden.
Merz hatte seine Informationen von Miranda mehr oder weniger gestohlen. Er sah das natürlich nicht als Diebstahl an, sondern als Entschädigung für seine Zeit, die er mit Miranda verbracht hatte, als sie ihm noch etwas vorgespielt hatte. Roger wollte mal Winter abklopfen, vielleicht konnte er erfahren, welchen Quadranten der sich ausgesucht hatte.
„Ich glaube, die Chance hier eine gute Suppe zu bekommen ist wesentlich höher, als den richtigen Quadranten“, meinte er zu Winter.
„Das können Sie laut sagen, mein Freund. Übrigens, vielleicht werden wir ja Nachbarn. Worauf basierend haben sie den ihren Containerplatz ausgesucht? Auf Grund der neuesten CPI-Karte oder einer Karte von einem unabhängigen Anbieter?“
Merz merkte sofort, dass Winter ihm eine Falle stellen wollte.
„Von der allerneuesten CPI-Karte. Planquadrat 47654“, antwortete Roger ihm. Obwohl er die Karte kannte, nannte ihm Merz einen falschen Wert.
„Na, dann. Auf gute Nachbarschaft!“, erwiderte ihm sein rechter Tischnachbar.
Na, dass ging ja gründlich daneben, dachte Merz. Aber eines wusste er jetzt. Winter hatte es faustdick hinter den Ohren. Man hatte Serxius der Einfachheit halber in Planquadrate eingeteilt, um die Absetzung der Container zu vereinfachen. Die Abmessungen der Planquadrate selbst waren dann, genau wie auf der Erde, genau spezifiziert durch ein Gradnetz, welches man über Serxius gelegt hatte. Das hatte für die Raumschiffe, welche die Container absetzten den Vorteil, dass die Genauigkeit des Absetzens nicht sonderlich hoch sein musste, jedoch für die Abgesetzten den Nachteil, dass nie genau wussten, wo sie innerhalb des Planquadranten abgesetzt wurden und ein Planquadrat war immerhin vier Quadratkilometer groß. Und da entstand dann wiederum ein kleiner Basar. Mann konnte unter gewissen Bedingungen Einfluss auf den Containerstandort innerhalb des Planquadrates nehmen und diese Umstände hießen Krediteinheiten und besserten die Heuer der, für diese Entscheidung relevanten Crewmitglieder, nicht unerheblich auf.
Wenn Miranda herausbekommen würde und das musste sie bereits haben, dass Merz ihr Firmenkonto benutzt hatte, um von dort aus eine nicht rücknehmbare Barüberweisung auf das Konto des Kapitäns und des, für die Absetzung der Container, verantwortlichen Navigators veranlasst zu haben, dann würde er ihrer Rache sicher sein. Aber er hoffte, dass die lange Zeit seiner Abwesenheit von der Erde genügend Gras über die Sache wachsen lassen und Miranda in einfach vergessen würde. Aber, wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann räumte er dieser Möglichkeit kaum Chancen ein. Realistischer war es, dass Miranda in ihrer Wut vor sich hin kochte und nur darauf wartete, dass er in einem Schiff der Hyperklasse als erfolgreicher Ronton7 Finder auf die Erde zurückkehrte. Er konnte nur hoffen, dass er dann wachsam genug sein würde, um eventuelle Racheakte seiner Miranda frühzeitig zu erkennen und zu verhindern.
Aber das lag noch weit in der Zukunft und der schwierigste Teil der ganzen Mission lag noch vor ihm. Jetzt wollte er sich erste einmal sein Essen schmecken lassen. Die Stewards begannen schon mit dem abräumen der Suppe. Merz goss sich etwas von dem Wasser, welches auf dem Tisch stand, in sein Glas. Den Wein mied er, er wollte nicht noch durch den Alkohol seine Kopfschmerzen verstärken. Er blickte kurz zu dem Kapitän und der nickte ihm kaum merklich zu. Also schien alles klar. Merz konnte davon ausgehen, dass alles von ihm geplante auch wirklich umgesetzt wurde. Natürlich konnte ihn der Navigator einfach so auf dem Planeten absetzen und sich nicht an die Vereinbarung halten nach dem Motto „Die sterben ja sowieso“, aber die Koordinaten der Absetzpunkte wurden von einen automatischen System gespeichert und sofort in eine autonome Datenbank überspielt. Damit konnte eine dritte Person, zum Beispiel ein Anwalt, kontrollieren, ob der Absetzpunkt des Containers auf Serxius auch wirklich eingehalten wurde. Merz hatte zwar keinen Anwalt beauftragt, aber er hatte es bei der Überweisung der Krediteinheiten so aussehen lassen, dass bei einer Nichteinhaltung des Absetzpunktes gewisse Personen sich um seine Vertragspartner, nach deren Rückkehr auf der Erde, besonders intensiv kümmern würden. Die Chance, dass der Kapitän oder der Navigator herausfanden, dass das Ganze ein Fake war, war sehr gering und es war wesentlich billiger als ein Anwalt, der zudem noch an Recht und Gesetz gebunden war.
Der Hauptgang wurde serviert. Es gab Hühnchen auf Reis mit Gemüse. Die Suppe hatte Merz erst richtig Hunger gemacht. Mit vollen Gabeln schaufelte er sich das Essen in den Mund.
„Na, da hat aber jemand Hunger!“, bemerkte Mayra, die ihn scheinbar schon etwas länger beim Essen zugeschaut hatte. Dies war ihm völlig entgangen und er fand es höchst alarmierend, sich von einem Teller voll Hühnchen so ablenken zu lassen, dass er seine Umgebung nicht mehr wahrnahm. Er schob das auf den langen Kyroschlaf.
„Tja, nach so einem Nickerchen habe ich immer etwas Hunger“, versuchte Merz zu scherzen.
„Na, wenn es nur das ist“, entgegnete ihm Mayra. Ihm gefiel ihr Humor und Direktheit. Roger schlang jetzt nicht mehr ganz so schnell das Essen herunter. Er bemühte sich ein wenig und lächelte seiner schönen Tischnachbarin zu. Offenbar tat er das so gut, dass sie ihm ein Lächeln zurück gab.
Merz wollte aber das Essen so schnell wie möglich hinter sich bringen. Er hatte noch viel zu tun und er befürchtete, dass jeder weitere Kontakt zu der Schönheit seiner Objektivität nicht sonderlich gut tat. Er vermied es, im weiteren Verlauf des Hauptganges aktiv Konversation zu betreiben und beschränkte sich nur noch auf die Fragen mürrisch mit Ja oder Nein zu antworten. Da alle Fragen von der rechten Seite an ihn gestellt wurden, fiel ihm das besonders leicht und seine Methode schien Erfolg zu haben, denn die Häufigkeit der Fragen nahm kontinuierlich ab.
Lediglich bei dem Dessert machte er noch eine Ausnahme. Auf die Bemerkung des Schiffsarztes „Mir wäre ein anderes Dessert lieber“ und seinem unverhohlenen Blick auf Mayra, stellte Merz nur trocken fest „Manche können sich ihr Dessert eben nicht aussuchen, die müssen nehmen was sie vorgesetzt bekommen“, aber diese Ausnahme bereute er sogleich wieder. Der Kapitän verfiel in lautes Gelächter und kurze Zeit lachte der halbe Tisch. „Gut, dass ich den Kryoschlaf schon hinter mir habe“, dachte Merz. Ihn überfiel das dumpfe Gefühl, dass im anderen Falle für ihn der Schlaf vielleicht etwas länger, vielleicht für immer, gedauert hätte. Aus seinen Augenwinkeln heraus nahm er war, dass Mayra ihn anblickte, das dachte er zumindest. Den Blick erwidern mochte er jetzt nicht.
Den letzten Löffel des Desserts hatte er noch im Mund, da erhob er sich und machte Anstalten zu gehen. Er spürte eine Hand auf seinem linken Arm.
„Danke!“, hörte er Mayra sagen. Er blickte sie an und sah direkt in ihre tiefgrünen Augen.
„Das hätte ich für jeden getan“, kam es erstaunt cool aus ihm hervor. Aber er wusste, dass das gelogen war. Er hatte es für sie getan und das war für ihn schon schlimm genug. Er hatte seinen Vorsatz verletzt, sich nur auf sein Projekt zu konzentrieren. Wenn er so weiter machte, dann setzt er alles auf das Spiel, was er sich lange und hart erarbeitet hatte.
Er zog seinen Arm unter Mayra´s Hand weg und verließ die Messe.
„Na, schon wieder Müde, Merz? Sie haben doch erst einem drei Jahresschlaf hinter sich, da kann man doch mal ein bisschen länger durchhalten als sonst“, tönte Winter, als Merz an ihm vorbei ging. Einige Sekunden später war Merz aus der Messe und in Richtung seines Quartieres unterwegs. Auf halbem Weg entschied er nochmals im Lagerraum vorbei zu schauen. Er ging den nächsten Korridor links und gelangte dann, den farbigen Bodenmarkierungen folgend, zum Lagerraum der Container.
Die Tür zum Lager war verschlossen, aber mit seiner ID-Karte erhielt er zutritt. Fast geräuschlos öffnete sich die Tür und er trat ein. Seinen Container hatte er schnell gefunden. Er wollte gerade seinen Code auf der Tastatur seines Schlosses eingeben, als er hinter sich Mayra`s Stimme vernahm.
„Du must mehr darauf achten, was hinter deinem Rücken passiert, Roger.“
Es gab nur sehr wenige, die sich so lautlos bewegen konnten, dass Merz sie nicht kommen hörte. Es mussten die Kopfschmerzen sein, die Merz seit dem aufwachen hatte.
„Hast du auch noch Kopfschmerzen, die vom Kyroschlaf herrühren?“, fragte Merz direkt.
„Nein, nicht mehr. Ich habe gleich die empfohlenen Tabletten genommen, dann waren sie innerhalb einer halben Stunde völlig weg.“
„Ach ja, die Tabletten. Die habe ich völlig vergessen und so schlimm sind die Kopfschmerzen nun auch nicht. Ich habe schon Schlimmeres gehabt!“, begann er etwas zu scherzen.
„Dir scheinen solche offiziellen Dinner auch nicht sonderlich zu gefallen. Ich war froh, dass du mit dem Aufstehen den Anfang gemacht hast. Nach dir sind noch viele mehr aufgestanden und haben die Messe verlassen.“
Mayra holte zwei Gläser und eine Flasche Wasser hervor.
„Na, wollen wir auf die gelungene Flucht aus der Messe anstoßen. Ich habe allerdings nur eine Flasche Wasser mitgehen lassen. Der Wein war leider schon alle, aber ich will wie du einen klaren Kopf behalten.“
Roger nickte ihr zu und sie setzten sich auf dem Boden vor seinen Container. Mayra hatte sich, mit etwas Abstand, neben ihn gesetzt, aber doch so dicht, dass er das knarren ihrer Lederhose hören konnte. Er musste kurz an Miranda denken, aber er verdrängte sie gleich wieder aus seinem Kopf.
„Du redest nicht gerade viel, wenn es nicht sein muss. Das gefällt mir an dir, Roger!“
Dann saßen sie still nebeneinander und tranken Wasser. Was ein Glas leer, dann schenkte Mayra einfach nach. Das stille Nebeneinandersitzen gefiel Merz. Er lies sich einfach mal treiben, ohne groß nachzudenken und sein Kopf wurde wieder klarer. Seine Kopfschmerzen verringerten sich auf ein vernachlässigbares Maß, vielleicht waren sie auch Flüssigkeitsmangel zurückzuführen.
„Morgen werden wir Konkurrenten sein“, ergriff nach einer Weile Mayra das Wort und blickte Merz von der Seite an. Merz erwiderte ihren Blick. Zehn Sekunden später war Merz aufgestanden, zog sie zu sich hoch und drückte sie mit ihrem Rücken gegen seinem Container. Merz schob seine Hände unter Mayra´s Po und hob sie etwas an. Er konnte ihren festen kleinen Hintern unter dem Leder ihrer Hose gut spüren. Sie schlang ihre Beine um seine Hüften, legte ihre Arme um seine Schultern und zog ihn an sich heran. Merz nahm eine Hand von ihrem Po und öffnete seine Hose. Mayra nahm ihre Hände von seinen Schultern und zog ihm die Hose etwas runter. Sie spürte seinen Penis durch das Leder ihrer Hose an ihrem Schritt.
Merz versuchte ihre Hose zu öffnen, aber er kam nicht an den Reißverschluss.
„Reiß sie einfach auf!“, hörte er Mayra keuchend an seinem Ohr. Mit einem Ruck hatte er den vorderen Teil der Hose aufgerissen. Der Riss ging fast bis nach hinten durch, die Lederhose wurde jetzt nur noch durch den Bund über dem Po zusammengehalten. Mayra spürte sein Glied an ihrer Spalte. Seine Hände schoben sich unter ihre Oberschenkel. Das Leder ihrer Hose war sehr dünn. Er fühlte Mayra´s Wärme an seinen Handinnenflächen durch das Leder. Noch war Merz nicht in sie eingedrungen, aber er würde es bald tun.
11. RE: Goldgräber

geschrieben von drachenwind am 25.01.10 02:12

Danke für die Fortsetzung, hoffentlich kommt bald die Nächste!
Bin gespannt, wie es auf den pkaneten aussieht.
12. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 25.01.10 10:58

Hallo Hajo !

Mann das ist ja ein richtiges Epos !!!

Jetzt sind Merz und Mayra in scheinbarer Sicherheit.
Bald wird der Container gelandet und die Ausgrab-
ungen können starten. Hat Mayra eigentlich das
gleiche Planquadrat gebucht wie Merz ?

Viele Grüße SteveN


13. RE: Goldgräber Kapitel 5: Landung

geschrieben von hajo am 03.02.10 14:15

Kapitel 5: Landung

Roger befand sich gerade mitten in den Vorbereitungen zur Landung. Er prüfte nochmals, ob alle Gegenstände in dem Container richtig festgezurrt waren. Dann ging er die Vorratsliste erneut durch, es war bestimmt schon das dritte oder vierte Mal. Aber es stimmte alles, genau wie bei den letzten Durchgängen.
Das erste Signal für das Absetzen der Container ertönte. Jetzt dauerte es nur noch zwei Stunden. Merz hatte zwar schon sein Quartier restlos leergeräumt, aber jetzt war es an der Zeit sich in den Schutzanzug zu werfen. Er wollte das im Container machen. Zwar hatte er schon einige andere während der Containerkontrolle in den Schutzanzügen gesehen, aber er wollte seinen erst kurz vor dem Absetzen anziehen, damit minimierte er die Gefahr einer Beschädigung bereits vor dem eigentlichen Einsatz. Ein frühzeitiger Ausfall eines Anzuges hätte verheerende Auswirkung auf die gesamte Mission.
In seinem Container zog sich Merz komplett aus. Als er sein Shirt über den Kopf zog, nahm er noch schwach Mayra`s Geruch war. Die Erinnerung an sie, löste bei ihm Erregung aus. Der letzte Abend kam ihm wieder in den Sinn. Sie waren wie Tiere übereinander hergefallen, so als ob es das letzte Mal gewesen wäre und in gewisser Weise war das ja auch zutreffend. Statistisch gesehen hatte kaum einer von denen, die sich heute auf Serxius absetzen ließen, eine Chance fündig zu werden und wieder auf die Erde zurückzukehren. Auf gar keinen Fall würden es zwei von ihnen gleichzeitig schaffen. Das wussten alle, auch Merz und Morankow und sie wussten auch, dass dieses kurze Intermezzo der Lust nur ein Zeichen ihrer Angst war, zu versagen.
Sie wollten beide gestern noch einmal Mensch sein, Mensch sein in der einfachsten und schönsten aller Formen, in der Vereinigung ihrer Körper. Und beide hatten es genossen. Sie saßen danach noch eine Weile zusammen und trennten sich dann wortlos. Aber Worte hatten beide nicht mehr gebraucht, sie hätten den Moment trivial gemacht.
Merz holte einen versiegelten Basis-Schutzanzug aus einem Containerfach hervor und packte ihn aus. Im Kopf hatte er sich schon viele Male vorgestellt, wie er ihn anziehen musste. Der Verkäufer seiner Ausrüstung hatte ihm ein Exemplar der Anziehanleitung des Anzuges bereits im Vorfeld ausgehändigt, ein besonderer Service des Hauses, wie er noch versicherte. Jetzt stellte Merz fest, dass die Anleitung nicht der entsprach, die dem Anzug selbst beigelegt war. Den Verkäufer verfluchend, las er sich die neue Anleitung durch. Sie war, wie er feststellte, nur in wenigen Punkten abweichend von seiner ursprünglichen Version. Das versöhnte ihn wieder etwas.
Er nahm den Anzug heraus. Er bestand aus Latex, indem eine aktive Absorber-Folie eingebettet war, die von winzigen nachladbaren Knopfzellen, welche im gesamten Anzug verteilt waren, gespeist wurde. Ein kleines Display am rechten Ärmel zeigte den Ladezustand der Knopfzellen und den Allgemeinzustand des Anzuges an. Merz wusste, wenn das gesamte Display rot Leuchten würde, dann war die Reinigungsfunktion des Anzuges erschöpft und er musste ausgetauscht werden.
Der Anzug fühlte sich sehr weich an und das Material hatte bestimmt nicht mehr als zwei Millimeter Gesamtstärke. Innen war er mit einer Spezialbeschichtung versehen, die zum einen das Anziehen erleichtern sollte und zum anderen dafür sorgte, dass die Haut gereinigt und sich besser die innere Latexschicht um die sie legen konnte. Die Beschichtung war so konzipiert, dass sie nach höchstens einer Stunde restlos vom Körper absorbiert wurde. Ein Ausziehen des Anzuges war auf ein absolutes Minimum zu beschränken. Dem Anzug beigelegt war eine Spraydose, die mit dem Beschichtungsmaterial gefüllt war. Bevor man den Anzug wieder anziehen wollte, war dieser unbedingt mit diesem Spray innen zu besprühen. Ein häufiges Ausziehen des Anzuges hatte erhebliche Auswirkungen auf dessen Lebensdauer.
Merz schlüpfte mit den Füßen in den Anzug hinein. Die Sohlen der Füßlinge waren verstärkt, um ein gehen in dem Anzug ohne Schuhe zu ermöglichen, in einer Fußnote der Anziehanleitung riet der Hersteller allerdings davon ab.
Roger´s Füße glitten ohne Probleme in den Anzug hinein. Durch die Beschichtung wirkte der Anzug nicht kalt, sondern angenehm. Merz spürte schon beim anziehen, dass die Beschichtung eine Wirkung auf seine Haut hatte. Er zog den Anzug hoch, bis kurz vor den Schritt. In dem Anzug war eine Art Penishülle angebracht, die er nun über seinen Penis rollte. Aus der Spitze der Hülle führte ein Schlauch, der für den Abtransport des Urins sorgen sollte. Über eine verschließbare Öffnung konnte er dann den Beutel mit dem Urin herausnehmen und ihn leeren, dass durfte aber nur innerhalb des Containers geschehen.
Hinten, am Po, gab es eine Öffnungsmöglichkeit für das, wie Merz es gerne nannte, große Geschäft. Zwar war durch die spezielle Nahrung, welche man auf Serxius zu sich nahm, ein großes Geschäft kaum wahrscheinlich, aber es konnte vorkommen, besonders in der Anfangszeit. Die Ränder dieser Klappe konnte man mit dem Inhalt der beigelegten Tube wieder mit dem Anzug verschweißen. Jetzt schlüpfte er mit den Händen in die Ärmel des Anzuges und zog ihn dann gleichzeitig mit dem hineingleiten seiner Arme in die Ärmel über seinen Oberkörper. Seine Finger glitten fast wie von selbst in die Handschuhe, welche aus dem Anzug herauswuchsen. Dann nahm er die Kapuze des Anzuges und zog diese über seinen Kopf. Jetzt waren nur noch seine Augen vom Anzug nicht bedeckt. Der Anzug ließ nur zwei weitere kleine Öffnungen für die Nasenlöcher und eine etwas größere für den Mund. Um die Kopfbedeckung verlief ein Spezialreißverschluss, der die Kopfmaske mit dem Anzug dicht verschloss, Voraussetzung war allerding, dass man diesen vor dem Schließen mit dem beigelegten Tubeninhalt einrieb. Das war allerdings bei dem ersten Schließen nicht nötig, ebenso bei dem vorderen Hauptreißverschluss des Anzuges. Merz zog ihn nach oben und ein kurzes akustisches Signal informierte ihn, dass der Anzug von jetzt an dicht war und alle Funktionen ordnungsgemäß funktionierten. Ein Blick auf das Display an seinen rechten Arm bestätigte diese Information. Alles zeigte grün.
Das Ganze hatte ungefähr 10 Minuten gedauert. Für das erste Mal nicht schlecht, dachte Merz und holte den Schutzanzug mit der Bezeichnung 3L hervor. Dieser fühlte sich an wie echtes glattes Leder, nur mit dem Unterschied, dass es kein Leder war. Der Anzug war innen und außen glatt mit einer narbenartigen Struktur, ähnlich dem Nappaleder. Das künstliche Leder hatte Vorteile, es war wesentlich fester und undurchdringlicher als natürliches Leder und es war sehr viel dichter und beständiger gegen Flüssigkeiten und Chemikalien und das bei einer Materialstärke von nur einem Millimeter.
Der Anzug 3L war ähnlich gearbeitet wie der Basisschutzanzug aus Latex. Füßlinge und Handschuhe waren ebenso vorhanden, wie die maskenähnliche Kapuze. Die innere Oberflächenbeschaffenheit, die durch spezielle Herstellungsverfahren erreicht wurde, erlaubte ein gutes Einsteigen in den Anzug. Die Reibung der Latexaußenhaut mit dem Innenleder des 3L war fast Null. Merz hatte den Anzug innerhalb von nur drei Minuten übergezogen.
Jetzt fehlte nur noch der Schutzanzug, der über den beiden anderen getragen wurde. Er war für den Außenaufenthalt in der Atmosphäre von Serxius5 unerlässlich. Der Anzug sorgte für einen Temperaturausgleich und war für die Grobfilterung der schädlichsten Giftstoffe verantwortlich. Kurz gesagt, er war Roger`s erste Verteidigungslinie gegen die schädlichen Auswirkungen des Planeten.
Einen Schutzanzug der Klasse 5 anzulegen war nicht so komfortabel, wie das Anziehen der anderen beiden. Er war sperrig, hatte eine ziemlich feste Außenhülle und vorne und hinten eine Art Behälter, in denen Batterien und lebenswichtige Maschinen für die Filterung der Atemluft und die Klimaregelung des Anzuges untergebracht waren. Er gehörte der höchsten Dichtigkeitsklasse an und das war für andere Umweltbedingungen auch völlig ausreichend. Aber hier, in der besonders giftigen Umgebung auf Serxius, reichte das nicht aus. Die drei tausendstel Prozent Durchlässigkeit des Anzuges waren hier ein riesiges Problem und dieser Umstand machte eine permanente Anwesenheit auf Serxius unmöglich.
Merz brauchte fast fünfundzwanzig Minuten, bis er das Ungetüm angelegt hatte. Er setzte den Helm auf und dessen unterer Rand glitt in eine Aussparung des Anzuges hinein. Durch Unterdruck wurde der Helm dann in die Aussparung hinein gesaugt und hermetisch dicht mit dem Anzug verbunden. Merz musste dann nur noch die vier Sicherungsbolzen verriegeln, die den Helm mechanisch auf seinen Schultern stabilisierten.
Er prüfte die Statusanzeige, die im unteren Bereich des Helmes angebracht war.
>Filter: 100% / Luft: 100% / Energie: 100% / Zeit verbleibend: 8h 01m, Displayfarbe Grün<
Alles grün. Batterien voll geladen, Filtersysteme und Sauerstoff hatten noch 100 Prozent Restkapazität.
Das zweite Signal ertönte. Noch 15 Minuten bis zum absetzen. Er begab sich auf den Sicherheitsstuhl in der Mitte des Containers. Obwohl die Absetztechnik sich immer weiter verbessert hatte, war sie noch sehr ruppig. Ohne eine sichere Sitzposition konnte man durch den Container geschleudert werden, eine Beschädigung des Anzuges war in diesem Fall sehr wahrscheinlich.
Er legte die Sicherheitsgurte an. Wie mochte es wohl Mayra ergehen. Sie würde keine Probleme bei der Absetzung haben, dachte Merz. Er wusste, dass sie sehr clever und stark war. Er hatte es bei ihrer Verbindung genau gespürt, die Muskeln ihrer Oberschenkel, die er unter dem dünnen, braunen Leder ihrer Hose spürte, die er aufriss, um in sie eindringen zu können. Die feste Umklammerung ihrer Beine, die er um seine Hüften spürte. Aber das war Vergangenheit. Jetzt galt es sich auf die Absetzung zu konzentrieren.
Das dritte Signal hatte er soeben wahrgenommen. Noch eine Minute, dann begann das Absetzen. Wer jetzt nicht im Container war, hatte keine Chance mehr auf den Planeten zu kommen. Das vierte Signal. Nichts ging mehr.
Jetzt begann das computergesteuerte Absetzen der Container, nach dem Programm, welches der Navigator, der für das Absetzen der Container verantwortlich war, erstellt hatte. Hatten mehrere Goldgräber das gleiche Planquadrat gewählt, dann wurden diese vom Computer absetzoptimiert verteilt. Der Navigator hatte aber die Möglichkeit, den Containern Flags hinzuzufügen. Das veranlasste den Computer, diese Container genau an der gewünschten Stelle zu platzieren, die anderen, ohne Flags, wurden dann absetzoptimiert um diese Stelle herum gesetzt. Da die Planquadrate sehr groß waren, konnte das schnell einige Kilometer Abstand von einem vermuteten Ronton7-Flötz bedeuten und in den Anzügen konnte man nur zwei Kilometer in der Stunde zurücklegen. Ein entscheidender Nachteil, da sich dadurch die Grabungszeiten reduzierten.
Jetzt begann das Warten. Merz wusste nicht, wann er mit seinem Container an der Reihe war. Es konnte in wenigen Sekunden sein, oder auch erst in einigen Stunden. Er spürte ein Vibrieren. Das Schiff musste in die Atmosphäre des Planeten eingetaucht sein. Das Vibrieren nahm zu. Einige Gegenstände in seinem Container begannen zu klappern. Das Schiff neigte sich etwas nach rechts, offensichtlich flog der Kapitän eine Rechtskurve. Die Erschütterungen nahmen etwas ab. Die Eintrittsphase in die Atmosphäre des Planeten schien abgeschlossen zu sein. Dieses Mal schien das Schiff nach links zu fliegen. Roger vernahm die Geräusche von der Hydraulik, welche die Bodenluke öffnete.
Jetzt bremste das Schiff und schien zu schweben. Der erste Container wurde abgesetzt. Ein Kran hatte den Container oben, in einer dafür vorgesehenen Öse, ergriffen und ihn angehoben. Dann wurde der Container über die Bodenluke bewegt und nach unten abgelassen. Das Schiff schwebte bei dieser Aktion ungefähr fünfzig Meter über der Planetenoberfläche. Merz konnte die Geräusche der Winde hören, als der Container herabgelassen wurde. Der gesamte Absetzvorgang hatte nur knapp zwei Minuten gedauert. Die Winde zog das Halteseil wieder ein und der Kran bewegte sich zum nächsten Container. Insgesamt mussten siebzehn Container abgesetzt werden. Das Schiff nahm wieder an Fahrt auf. Nach vier Minuten wurde es wieder gestoppt und der nächste Container war mit dem Absetzen an der Reihe.
Merz rechnete hoch. Zwischen dem Absetzen von zwei Containern vergingen ungefähr sieben Minuten, also selbst wenn er der Letzte war, dann würde er sich in ungefähr zwei Stunden auf der Planetenoberfläche befinden.
Merz hatte immer noch leichte Kopfschmerzen. Er hätte mehr Flüssigkeit zu sich nehmen müssen. Aber jetzt war es zu spät. Er musste warten, bis er in seinem Container abgesetzt war. Er hatte zwar die Möglichkeit über einen Schlauch in seinem Helm isotonische Flüssigkeit zu sich zu nehmen, aber diese Quelle wollte er vorerst noch schonen.
Wieder hörte er den Greifarm. Der nächste Container wurde angehoben, dieses Mal war es der direkt neben ihm. Er musste an Mayra denken. Ob er ihr auf dem Planeten nochmals begegnen würde? Eher unwahrscheinlich. Serxius war etwas größer als die Erde und seinen Absetzpunkt hatte er nicht aus den frei erhältlichen Karten ausgesucht. Roger ging nicht davon aus, jemanden so schnell wiederzusehen.
Der siebte Container wurde angehoben und herunter gelassen. Das Schiff beschleunigte wieder. Dieses Mal dauerte es fast eine viertel Stunde bis es wieder abgebremst und der nächste Container vom Kran angehoben wurde.
Merz hasste es zu warten. Es machte ihn nervös. Am liebsten hätte er seine Sicherheitsgurte gelöst und wäre in seinem Container etwas herumgelaufen. Aber er wusste, dass das zu gefährlich war.
Wieder beschleunigte das Schiff. Dieses mal nur für knapp eine Minute. Jetzt wurden die Container im Minutentakt abgelassen. Das mussten die sein, welche sich mit dem Standard-Kartenmaterial versorgt hatten. Insgesamt sechs Container wurden jetzt relativ nah zueinander abgesetzt.
Weiter ging es. Nach zwölf Minuten spürte er einen Schlag an der Oberseite seines Containers. Der Container begann zu wackeln, als er angehoben wurde. Merz spannte seine Muskeln an, so als könne er dadurch das Absetzen beeinflussen. Er spürte, wie er in verschiedene Richtungen beschleunigt wurde. Jetzt wurde er abgebremst und sein Container schwebte über der Bodenluke. Dann wurde er abgelassen. Nach ungefähr einer Minute berührte sein Container die Planetenoberfläche.
Merz war gelandet auf dem unwirtlichsten Planeten des bekannten Universums, den ein Mensch je betreten hatte. Er hörte, wie das Trageseil vom Container abgekoppelt wurde. Jetzt gab es kein Zurück mehr. Die letzte Verbindung zur Zivilisation war endgültig unterbrochen. Eine Rückkehr gab es nicht mehr, es sei den, Merz fand Ronton7.
Er löste die Gurte und erhob sich aus seinem Sitz. Die Schwerkraft war, aufgrund der fast identischen Masseverhältnisse, ähnlich der auf der Erde. Die Ladung auf dem Planeten war besser verlaufen, als Merz es sich vorgestellt hatte. Jetzt galt es, den Container vorzubereiten. Dazu musste Merz den oberen Schutzanzug ausziehen, aber um das zu tun musste er einen Blick auf das Containerkontrolldisplay werfen. Hier wurde der Status des Containers angezeigt, die Dichtigkeit, der Sauerstoffvorrat, die Luftzusammensetzung, kurz alles, was zum Überleben wichtig war. Neben den Einzelanzeigen, die jeden Parameter des Containers exakt anzeigten, gab es noch eine Statusmeldung, die den kompletten Zustand anzeigte und diese zeigte grün. Also hatte der Container das Absetzen gut überstanden. Um einen unsicheren Halt auf der Planetenoberfläche zu vermeiden, war der Container an der Unterseite mit einem formbaren Spezialboden ausgestattet. Er war ungefähr einen halben Meter dick und wurde durch das Eigengewicht des Containers auf die Planetenoberfläche gedrückt. Der Boden glich dann alle Unebenheiten aus. Dass man nicht auf einer Bergspitze oder einem steilen Abhang ausgesetzt wurde, dafür sorgte schon der Navigator des Schiffes und im Übrigen gab es nur ein nennenswertes Gebirge auf Serxius und da war eine Landung völlig unmöglich.
Merz begann, den Schutzanzug auszuziehen. Er war froh, dieses Ding loszuwerden. Jetzt galt es, den Container einzurichten. Da das Bett, die Dusche, der Tisch und alles andere modulartig in ihn integriert waren, musste Merz jetzt alles auf Funktion prüfen. Die Schlafkabine war aus der Wand ausklappbar, genau wie ein Stuhl, den Tisch konnte man von oben herunterziehen, so dass er vor dem Stuhl stand. Um zu duschen musste man in der hinteren rechten Ecke, vom Eingang aus gesehen, rechts und links zwei Magnet-Stäbe aus der Wand ziehen, die auf Gleitschienen im Boden und der Decke geführt, in der Mitte zusammengesteckt wurden. Mit diesen Stäben zog man rechts und links je eine Folie aus der Wand, die aus einem Aufrollmechanismus in der Wand stammten. Oben gab es dann einen Wasserauslass und unten eine Art Abfluss, der das Wasser wieder aufnahm und dem Recyclingprozess zuführte.
Und da kam dann das Zauberwort Recycling in das Spiel. Es spielte hier auf dem Planeten eine große Rolle. Strom zu produzieren war nicht das Problem. Serxius hatte zwei Sonnen und es gab immer ausreichend Licht, damit die Solarzellen genug Energie produzieren konnten. Zwar war es nie so hell wie auf der Erde am Tage, eigentlich glaubte man immer, dass es später Nachmittag war, doch durch den hohen Wirkungsgrad der Zellen war das kein Problem. Nahrungsmittel hatte Merz in als Paste in Tuben oder flüssig in Trinkbeuteln für über ein Jahr mitgebracht. Das reichte auf jeden Fall.
Wasser, das war hier, und nicht nur hier auf Serxius, ein Problem. Zwar gab es Wasservorkommen, aber es war hochgradig toxisch und musste aufwändig entgiftet und gereinigt werden. Das verschlang sehr viel Energie. Aber das war nicht das entscheidende. Das Wasser musste meist von sehr weit her geholt werden und wenn man Wasser holen musste, dann konnte man nicht nach Ronton7 suchen. Also versuchte man alles vorhandene Wasser mit einem möglichst hohen Wirkungsgrad zu Recyceln. Das Duschwasser und der Urin waren hier als Hauptquellen für die Recyclinganlage zu nennen. Doch auch das Schwitzwasser wurde im speziellen Beuteln der Basisschutzkleidung gesammelt. Am Ende des Tages leerte man dann diese Beutel in die Recyclinganlage, die daraus dann wieder trinkbares Wasser machte. So erreichte man eine Recyclingquote von fast 99 Prozent. Um den Verlust von Wasser auszugleichen, wurden zu jeden Container noch ungefähr fünfzig bis sechzig weitere externe Wassertanks, ausgerüstet mit einem kleinen Peilsender, von dem Schiff in der Nähe abgeworfen, die, zusätzlich zu den 2000 Litern Wasser, die der Container selbst beinhaltete, jeweils weitere 50 Liter Wasser zur Verfügung stellten. Merz musste, nach dem er den Container vorbereitet hatte, sich dann zunächst um die Tanks kümmern. Sie waren Überlebenswichtig. Er konnte nur hoffen, dass nicht zu viele der Tanks durch den Abwurf beschädigt worden waren. Die Unversehrten musste er zusammensuchen und zum Container bringen. Das war nicht ganz einfach und war die reinste Schwerstarbeit. Jeder Tank wog an die sechzig Kilogramm und sie lagen nicht einfach so neben dem Container rum. Die Wasserbehälter konnten in einem Umkreis von fast 500 Metern verstreut liegen.
Aber Merz konzentrierte sich jetzt darauf, den Container herzurichten. Es klappte alles so, wie er es immer wieder im Kopf durchexerziert hatte. Jetzt musste er nur noch die Schleuse für den Eingang des Containers ausfahren. In dieser Schleuse fand dann die Entgiftung des Außenanzuges statt, wenn er von Außen wieder in den Container gelangen wollte. Das hieß, dass der Anzug von allen Fremdpartikeln, die vom Planeten stammten, gereinigt wurde. Dann wurde der Anzug gescannt und wenn die Anzeige grün zeigte, konnte Merz den Container wieder betreten. Achtete man hier nicht peinlichst genau auf Sauberkeit, dann schleppte man sich Teile der vergifteten Planetenoberfläche in das Innere des Containers und setzte damit sein Leben auf das Spiel.
Die Schleuse installierte sich vollautomatisch und die Anzeige zeigte, dass die sie einsatzbereit war. Nun war es an der Zeit, den Klasse 5 Anzug wieder anzulegen. Merz brauchte hierfür immer noch fast zwanzig Minuten. Seit dem Aufsetzen auf der Planetenoberfläche waren schon über drei Stunden vergangen.
Jetzt galt es die Wassertanks zu bergen. Merz drückte den Türöffner. Die Schiebetür öffnete sich und er stand vor der Schleusenkammer. Er betrat die Kammer und verschloss hinter sich wieder die Containertüre. Dann drückte er den Öffner für die äußere Schleusentür. Sie öffnete sich und Merz trat nach draußen.
Jetzt stand er auf Serxius und obwohl er wusste, dass dieser Planet mit seinen Giften sein größter Feind hier war, fand er ihn schön.
14. RE: Goldgräber - Teil 5

geschrieben von SteveN am 04.02.10 14:37

Hallo Hajo !

Ein fremder Planet ist eine bizarre Schönheit.

Jetzt muß er nur die Wassertanks finden. Hoffen wir
das sie unverletzt sind ... ... ...

Wird in seinem Planquadrat vileicht die Miranda vom
Schiff auftauchen ?

Viele Grüße SteveN


15. RE: Goldgräber Kapitel 6: Vorbereitung

geschrieben von hajo am 12.02.10 15:17

Kapitel 6: Vorbereitung

Obwohl es keinerlei Pflanzen auf Serxius gab, fehlte die Farbe Grün hier nicht. Der feste Boden bestand überwiegend aus klei-nen Steinen, grobem Sand und Geröll. Der Boden war flächenartig verfärbt, ähnlich der kultivierten Erde, wenn man über das Land schaute und sich die bebauten Äcker aneinanderschmiegten, unterbrochen von brachliegenden Flächen, auf denen eine Wiese herangewachsen war. Der Blick wurde durch keinerlei Bäume oder Wälder gestoppt, auch Hügel gab es nicht. Man kam sich fast wie auf einem Ozean auf der Erde vor, der Blick verlor sich im Horizont.
Das matte Licht der gelben Sonne, so wurde die eine der beiden Sonnen des Planetensystems Norbas 3 bezeichnet, lies alles so erscheinen, als hätte jemand die große Deckenleuchte einge-schaltet, irgendwie künstlich. Die Temperatur auf dem Planeten schwankte zwischen 16°C und 24°C, je nach Sonnenkonstellation. Luft gab es, doch sie setzte sich nicht so zusammen, wie auf der Erde. Nur 4% Sauerstoff, der Rest Stickstoff und giftige Gase, wie Kohlenstoffmonoxid in hohen Konzentrationen. Lediglich der Luftdruck war fast identisch mit dem auf der Erde. Die 4% Sauerstoff waren gerade ausreichend, um eine Atemluftgewinnung für den Container und dessen Systeme zu ermöglichen.
Doch der Blick über das Land, das wie ein farbiger Teppich aus-sah, berührte Merz. Wie kann so ein lebensfeindlicher Planet, so schön sein, fragte er sich. Sein Gehirn assoziierte einen Fliegenpilz. Merz versuchte sich auf seine Basisaufgabe zu konzentrieren: Die Bergung der Wassertanks.
Ein Blick auf die Anzeige seines Anzuges:
>Filter: 97% / Luft: 98% / Energie: 100% / Zeit verbleibend: 7h 35m, Displayfarbe Grün<
Also alles bestens, dachte sich Merz und machte sich an die Ar-beit. Er hatte sein Peilgerät eingeschaltet, um die Tanks zu orten. Das Gerät zeigte im seine jetzige Position in der Mitte des Schirmes an. Die Koordinaten sagten ihm, dass der Navigator in auf seiner Wunschposition abgesetzt hatte. Die kleinen grünen Punkte zeigten ihm die Wassertanks an. Die in der Nähe liegenden ignorierte er zunächst. Er hatte geplant, zuerst die weiter entfernten Tanks zu bergen. Das hatte das den Vorteil, dass Merz das umliegende Gelände Auskunden und feststellen konnte, ob es womöglich weitere Containerabsetzungen in der Nähe gab. Auf den ersten Blick hatte er das zwar nicht erkennen können, aber das hieß noch nicht viel. Die Container waren in Tarnfarbenfarben gehalten und man konnte sie leicht, trotz des freien Sichtfeldes, in dem fahlen Licht übersehen. Der weiteste Tank war laut Peilgerät 345 Meter in südlicher Richtung zu finden.
Der Planet hatte zwar keine magnetischen Pole, aber die Firma CPI hatte, als sie noch alleine nach Ronton7 suchte, an zwei ge-genüberliegenden Punkten des Planeten je einen Sender instal-liert, die eine Art Nord- und Südpol markierten. Mit de, im Orbit kreisenden, Satelliten hatte man zudem die Möglichkeit geschaffen, eine Art Funkpeilung auf dem Planeten vorzunehmen. Dieses Netz war unverschlüsselt und konnte von jedem benutzt werden. Es war so eine Art Willkommensgruß der CPI und eine Erinnerung daran, an wen man sich wenden musste, wenn man fündig geworden war.
Merz kam mit dem Boden gut klar. Unter der dünnen Sand-schicht war fester Boden zu spüren. Man hatte fast das Gefühl auf einem Teppich zu laufen. Die kleinen Steine unter seinen Füßen spürte Merz kaum. Die speziellen Sohlen seinen 5er Anzuges glichen kleine Unebenheiten aus. Die Ausrüstung, die Merz sich zugelegt hatte, stammte aus der neunten Generation. Merz konnte sich kaum vorstellen, wie schwer es die ersten Pioniere hier auf dem Planeten gehabt haben mussten. Ihre Ausrüstung war, im Vergleich zu seiner, steinzeitlich.
Er brauchte nicht lange, um den ersten Wasserbehälter zu errei-chen. Er deaktivierte den Sender und hob ihn an. Man konnte ihn auf zwei Arten transportieren, wie einen Rucksack oder wie einen Koffer mit Rollen. Merz probierte die zweite Möglichkeit aus. Er erfasste den Griff und versuchte den Tank hinter sich herzuziehen, mit mäßigem Erfolg. Der Sand war so fein, dass die Räder sich nicht drehten. Er zog den Tank wie einen Schlitten hinter sich her. Das war eine sehr schwierige Methode. Roger versuchte die Methode Rucksack.
Auch hier gab es Probleme. Der hintere Behälter für die Batterien und Versorgungseinheiten des Anzuges störten und Merz hatte Bedenken, diesen beim Aufsetzen des Tanks zu beschädigen. Also entschied sich Merz für die Schlittenmethode, wie er dieses Vorgehen jetzt nannte.
Er kam gut voran. Zwei Stunden war er jetzt schon mit dem ein-sammeln des Wasser beschäftigt. Acht Tanks hatte er bereits bergen können. Bisher gab es keine Ausfälle, alle Tanks, die er geborgen hatte, waren intakt. Sein Bergungsradius hatte sich bereits auf 230 Meter verringert. Wenn er Glück hatte, dann konnte er alle Tanks in einem Arbeitsgang bergen.
>Filter: 73% / Luft: 81% / Energie: 90% / Zeit verbleibend: 5h 28m, Displayfarbe: Grün<
Die Anzeige seines Anzuges schien das zu bestätigen. Trotz der anfänglichen Unbequemheit seines Anzuges, konnte man sich besser auf Dauer in ihm bewegen, als Merz es anfangs vermutet hatte. Die Temperaturregelung seines Anzuges war optimal. Er fühlte sich wohl und seine leichten Kopfschmerzen, die er immer noch hatte, waren kaum noch zu spüren. Er nahm seinen ersten Schluck der isotonischen Flüssigkeit über den Versorgungsschlauch. Es tat ihm gut und er merkte, dass er zu wenig getrunken hatte. Gierig saugte er weiter. Er hatte ja noch genügend Vorrat, denn der Behälter in seinem Anzug fasste fast vier Liter.
Behälter Nummer neun stand an. Entfernung 218 Meter, west-lich. Als er den Behälter erreichte, stellte er fest, dass dieser Weg umsonst gewesen war. Der Tank war auf einer Seite komplett ausgerissen und das Wasser war bereits vollständig im trockenen sandigen Boden versickert. Merz deaktivierte den Sender und machte sich gleich weiter auf den Weg zum nächsten Tank.
Von hier aus waren es 30 Meter südwestlich. Er konnte den Tank aber schon mit bloßem Auge sehen. Innerhalb von zwei Minuten war er Vorort. Dieses Mal war der Tank in Ordnung. Gleich neben ihm lag noch ein zweiter. Auf dem Ortungsgerät konnte er aber nur einen erkennen. Die Auflösung des Gerätes war wohl zu schlecht, um zwei, sehr nahe beieinander liegende, Wassertanks anzuzeigen.
Merz stellte sich in die Mitte der Tanks und zog den einen auf der rechten Seite und den anderen auf der linken Seite mit sich. Es klappte. Zwei auf einen Streich, ging es ihm durch den Kopf.
Am Container angelangt stapelte er die Tanks in der empfohle-nen Weise. Maximal fünf Stück durften übereinander gestapelt werden, zehn Behälter hatte er bereits geborgen, einer war verloren. Merz peilte den nächsten an und machte sich auf den Weg. Es zahlte sich jetzt schon aus, dass er in glänzender körperlicher Verfassung war. Er konnte sich auf die Kraft und Ausdauer seines Körpers verlassen. Mayra schien seinen Körper auch gemocht zu haben. Ein bisschen hatte er das Gefühl, Mayra´s Hände noch auf seinen Armen und seiner Brust zu spüren. Das Gefühl musste wohl der innere Anzug auslösen. Er hatte es schon beim anziehen bemerkt. Dieses glatte Material, dass sich um seinen Körper legte, ja fast schmiegte. Zuerst dieses ganz leichte, ja man konnte fast sagen, brennen auf der Haut, als sie für den Kontakt mit dem Latex durch die Beschichtung vorbereitet wurde. Danach dieses warme Gefühl und dann ein leicht kühles umschließen des gesamten Körpers.
Merz wollte es sich nicht eingestehen, es war erregend den Anzug anzulegen und, wie er es jetzt feststellte, auch sich in ihm zu bewegen. Er stellte sich Mayra in ihrem Basis-Schutzanzug vor. Ihren perfekten Körper umhüllt von dem schwarzen Latexmaterial, wie von einer zweiten Haut. Und ihr Körper war perfekt. Als sie sich geliebt hatte, konnte Merz zwar nicht ihren Körper genau sehen, zu dicht, zu eng hatten sie sich aneinander gepresst, aber er hatte mit seinen Händen ihren Körper erkundet. Er ertastete ihre Brüste, nicht zu groß, aber auch nicht zu klein, perfekt eben, dachte Merz. Ihr flacher Bauch und ihre, unter der Haut, arbeitenden Bachmuskeln, die er spürte, wenn sie sich mit ihrem Unterkörper vor und zurück bewegte, als Merz in sie eingedrungen war.
Der nächste Tank war erreicht. Merz zog ihn, genau wie die anderen, zum Container. Knapp 5 Stunden später hatte er alle Wassertanks eingesammelt und hatte seine erste Aufgabe auf Serxius erfolgreich erledigt.
>Filter: 8% / Luft: 15% / Energie: 32% / Zeit verbleibend: 0h 28m, Displayfarbe: Grün blinkend<
Das Display zeigte ihm an, dass es jetzt langsam an der Zeit war, für die Dekontamination. Der erste Tag auf Serxius konnte Roger als Erfolg verbuchen. 56 Wassertanks hatte er bergen können, zwei waren nur durch den Aufprall auf der Planetenoberfläche zerstört worden. Weitere Tanks hatte er nicht orten können, aber er hatte Tanks, weit über der durchschnittlichen Bergungsrate, neben seinem Container stapeln können.
Der Erfolg gab ihm ein gutes Gefühl. Er öffnete die äußere Schleusentür und ging dann hinein. Nachdem er die Schleusentür geschlossen hatte, aktivierte er die Dekontaminationsanlage. Zischend entwich Druckluft aus Tanks von allen Seiten durch Düsen und traf auf Merz. Er spürte den Druck der Luft durch die drei Anzüge, so stark war sie.
Nachdem die mechanische Reinigung des Anzuges abgeschlossen war, wurde die Außenhülle des Anzuges noch mit einem flüssigen Reinigungsgemisch besprüht. Danach wurde der 5er Anzug noch mit hochintensivem UV-Licht bestrahlt, das zum einen dafür sorgte, dass der Anzug schnell trocknete und zum anderen noch eventuell vorhandene Giftstoffe unschädlich gemacht wurden. Der ganze Vorgang lief vollautomatisch ab und konnte nach dem Start nicht mehr unterbrochen werden. Danach erfolgte ein Scan des Anzuges und wenn dieser dann sauber war, konnte man die Tür des Containers öffnen. Falls der Anzug durch den ersten Ent-giftungsgang noch Verunreinigungen aufzeigte, musste man die Reinigungsprozedur wiederholen. Man konnte zwar die Zugangssperre zum Container manuell deaktivieren, aber das barg die Gefahr, dass man kleinste Teile giftiger Stoffe in das Innere des Containers einschleppte, diesen dauerhaft verseuchte und sich somit einer schnellen Vergiftung aussetzte. Mit einer zunehmenden Aufenthaltsdauer konnte aber das Entseuchungssystem fehlerhaft werden und ein manuelles Überschreiben der Sicherheitsprotokolle unvermeidlich machen, es blieb trotzdem sehr gefährlich.
Aber Rogers System war auf dem neuesten Stand und unverb-raucht. Mit dem ersten Entseuchungsvorgang schaltete die An-zeige auf grün und er konnte den Container betreten. Er entrie-gelte den Anzugshelm und der Anzug führte einen Druckaus-gleich durch. Es zischte leicht und Merz konnte den Helm nun abnehmen. Das Ausziehen des 5er Anzuges ging gut vonstatten und er schloss diesen dann an die Wartungsstation an, in der die Akkus und die Tanks für den Sauerstoff wieder aufgeladen wur-den. Die Filterkartusche entnahm er der vorderen Versorgungs-einheit. Sie war in einer extra versiegelten Box hermetisch von der Außenwelt versiegelt, um das Innere des Containers nicht zu dekontaminieren. Merz steckte den Filter in das dafür vorgesehene Reinigungsgerät, um ihn zu reinigen und zu regenerieren. In fünf Stunden war er wieder Einsatzbereit, solange dauerte es auch, um den Anzug komplett wieder einsetzbar zu machen. Merz wollte diese Zeit nutzen um zu essen, besser gesagt seine Pasten zu vereinnahmen und sich auszuruhen.
Er hatte einen guten Start gehabt, dachte er sich. Mit einem optimalem Wasservorrat ausgestattet, keine Defekte an seinem Container und, das war für ihn das Wichtigste, genau auf seiner Wunschposition geparkt, hatte er optimale Voraussetzungen für einen Erfolg seiner Mission.
Jetzt kam es nur noch auf ihn an und wenn er ein bisschen Glück hatte, dann würde er erfolgreich sein. Auch hatte er keine anderen Container in seiner Nähe ausmachen können. Das musste zwar nicht bedeuten, dass es keine in seiner Nähe gab, aber es gab ihm ein Gefühl von Sicherheit, keinen Container in seiner Nähe zu vermuten. Was er jedoch sicher sagen konnte, in einem Umkreis von ungefähr einem Kilometer gab es definitiv keinen weiteren Container.
Merz ging zum, wie er es nannte, Kühlschrank. Es war eigentlich kein Kühlschrank, sah aber so aus. In ihm waren die Essensvorräte untergebracht, die Tuben mit den verschiedenen Nahrungspasten und die Beutel mit der Flüssignahrung. Merz suchte sich eine der Tuben aus, auf der Hühnchen stand. Erwartungslos öffnete er die Tube und drückte einen Teil der Paste in seinen Mund. Er kannte solche Pasten aus seiner Militärzeit. Sie beinhalteten alles, was der Körper so brauchte. Ferner bekam man von diesem Zeug keinen Stuhlgang. Am Morgen, vor dem Absetzen, hatte Merz sich auf dem Schiff noch einer Darmreinigung unterzogen, damit er nicht gleich die Recyclinganlage seines Containers mit den Resten des Dinners belasten würde.
Er war mit sich zufrieden und hatte an alles gedacht. Lediglich die Sache mit Mayra hätte nicht sein dürfen. Er hatte seine Unternehmung damit unnötig in Gefahr gebracht. Klar, im Nachhinein schien es nicht geschadet zu haben, sich mit Mayra einzulassen, aber es hätte auch anders kommen können. Sie hätte doch eine von Mirandas Leuten sein können, hätte ihm bei der ersten besten Gelegenheit ein Messer in die Rippen stoßen können, Möglichkeiten hatte sie ja genug. Vielleicht hätte sie, nachdem er in ihr gekommen war, einfach ein kleines, scharfes Messer in seine Halsschlagader gesteckt. Vielleicht hätte in das nicht getötet, aber er wäre damit aus dem Spiel gewesen.
Miranda hätte aber, außer der Befriedigung ihrer Rachegelüste, nichts davon gehabt. Vielleicht würde sie warten, bis er wieder auf der Erde war oder Mayra würde hier auf Serxius warten, ihn beobachten und dann, wenn er fündig geworden war, eiskalt abservieren.
Er nahm wieder einen Drücker aus der Tube. Der Geschmack nach Hühnchen war schwach zu schmecken. Er ging zum Wasch-becken, in Anbetracht einer Alternative konnte man das so nen-nen, und füllte sich Wasser in einen Becher. Er trank ihn auf einen Zug leer. Merz hatte noch Reste der Hühnchenpaste im Mund, als er sich daran machte den Lederanzug auszuziehen. Er war mit seiner Ausrüstung sehr zufrieden. Der Basisanzug und der 3L behinderten in kaum, ja er fühlte sich darin sogar wohl. Als er den 3L ausgezogen hatte, kam er sich sogar etwas verloren vor.
Er entnahm dem Basis-Schutzanzug die Beutel, in denen der Urin und der Schweiß gesammelt wurden. Er entleerte diese dann in eine Befüllungsöffnung der Recyclinganlage, desinfizierte sie und setzte diese dann wieder in den Anzug ein. Es war doch mehr in den Beuteln, als er zunächst gedacht hatte. Besonders der Inhalt der Schweißbeutel beeindruckte ihn. Merz hatte geglaubt, kaum geschwitzt zu haben. Er stellte fest, dass er mehr Flüssigkeit über Schweiß und Urin verloren hatte, als er während des Aufsammelns der Wassertanks aus seinem Vorratsbehälter getrunken hatte. Dieses Flüssigkeitsdefizit machte sich wieder in Kopfschmerzen bemerkbar. Er nahm sich vor, sein Flüssigkeitsmanagement zu verbessern.
Jetzt war es an der Zeit auszuruhen. Merz hatte sich vorgenommen seine Ruhezeiten dem Recyclingzyklus anzupassen. Das bedeutete für ihn acht Stunden Arbeit und fünf Stunden Ruhezeit. Ob er das so durchhalten würde, konnte Merz noch nicht absehen.
Er klappte die Schlafkabine aus und öffnete den Deckel. Die Kabinen stellten sicher, dass er während des Schlafes fast völlig von Giftstoffen geschützt war. Man bediente sich hier des Kaskadenprinzips. Mit der Hülle und der Dekontaminationsschleuse des Containers erreichte man, dass maximal 0,01% der Giftstoffe in das Innere gelangten. Die Schlafkabine erreichte auch einen ähnlichen Wert, allerdings auf der Basis des Containerwertes und das hieß 0,01% von 0,01%. Mit dem Tragen des Anzuges lies sich der Wert nochmals um 0,4% verringern, das bedeutete, dass man lediglich 0,00004% der ursprünglichen Schadstoffemission des Planeten ausgesetzt war. Was aber trotzdem noch ausreichte, um den Körper auf lange Sicht zu vergiften. Das konnte man mit Medikamenten, die dem Essen und dem Wasser beigemischt wurden, ausgleichen. Würde Merz sich nur innerhalb der Schlafkabine aufhalten und die Filtersysteme nicht einem Alterungsprozess unterliegen, dann könnte er fast unbegrenzt auf dem Planeten bleiben. Aber er wusste, dass das nur eine rein hypothetische Überlegung war. Er war nicht hier, um sich, natürlich nur rein hypothetisch, auf die faule Haut zu legen.
Roger legte sich in die Schlafkabine und schloss den Deckel. Als er etwas zur Ruhe kam, konnte er, kaum wahrnehmbar, das leise Summen der Ventilatoren hören, die für den Luftaustausch und die damit verbundene Entfeuchtung der Kabine sorgten. Merz schlief aber gleich ein mit einem sehr optimistischen Gefühl, hier auf Serxius erfolgreich zu sein.
16. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 15.02.10 10:35

Hallo HaJo !

Jetzt heißt es für Roger Merz. Buddeln und nochmals
buddeln und das ganze Zeugs abbauen. Wird er in
seinem Abschnitt alleine bleiben ?
Oder werden feindlich Gesinnte über ihn herfallen?
Oder aber wird seine Luft kontaminiert und er denkt
nur noch an das Eine ? Sex, sex, sex?

Viele Grüße SteveN


17. RE: Goldgräber Kapitel 7: Suche

geschrieben von hajo am 23.02.10 15:06

Kapitel 7: Suche

Das Fertigsignal des Recyclingprozesses seines 5er Anzuges weckte ihn. Merz schreckte auf und stieß sich mit dem Kopf am Deckel der Schlafkabine.
„Mist, schon wieder Kopfschmerzen“, fluchte er vor sich hin. Merz dachte, na das fängt ja früh an, mit den Selbstgesprächen. Er öffnete den Deckel der Kabine und klappte sie nach oben. Er stieg aus ihr heraus und blickte nach unten. Deutlich zeichnete sich sein erigiertes Glied in der Latexhülle seines Anzuges ab. Morgenlatte, dachte er. Er fühlte sich frisch und ausgeschlafen, fit für die nächste Schicht.
Wieder ging ihm Mayra durch den Sinn. Vielleicht lag es an seiner morgendlichen Erregtheit, dass er an sie dachte. Er sah Bilder von ihrer nächtlichen Vereinigung vor seinem inneren Auge. Er hatte auch wieder das Gefühl, ihre Schenkel durch das Leder ihrer Hose zu spüren. Merz konnte nur hoffen, dass er gegen die erotisierende Wirkung des Latexanzuges bald immun werden würde. Es lenkte ihn ab und das war etwas, dass er auf keinen Fall hier gebrauchen konnte.
Roger verspürte Hunger. Also schloss er den Deckel der Kabine und klappte sie dann wieder hoch in die Aussparung in der Con-tainerwand. Es machte kurz klick und die Schlafkabine war in der Wand arretiert. Eine rote Kontrolllampe zeigte ihm, dass sich die Koje jetzt im Reinigungsmodus befand.
Merz legte den 3L an. Er fühlte sich wohl in der festen Hülle die-ses Anzuges. Der Anzug gab ihm Sicherheit und das war nicht nur ein Gefühl, das er hatte, sondern es entsprach der Realität. Der 3L würde ihn gegen fast alles schützen, was ihm hier in dem Container passieren konnte. Ob er sich an einer scharfen Kante stoßen oder stürzen würde. Gegen solche und andere mechanischen Beanspruchungen war der 3L gut geeignet.
Merz ging zum Kühlschrank und holte sich eine Tube mit der Aufschrift Eier und Speck heraus. Gierig drückte er den Inhalt der Tube in seinen Mund. Während er das machte, ging er zum Waschbecken, um sich einen Becher Wasser zu holen. Flüssig-keitsmanagement, das war der Punkt, den er verbessern musste, um seine latent vorhandenen Kopfschmerzen in den Griff zu bekommen.
Heute wollte er mit der Suche nach Ronton7 beginnen. Heute, wie plötzlich die gebräuchlichsten Redewendungen und Ausdrücke ihre Gültigkeit verlieren, wenn man seine Lebenssituation verändert, ging es Merz durch den Kopf. Ein Heute, wie es auf der Erde galt, war hier nicht vorhanden. Die zwei Sonnen, die das System Norbas 3 mit Licht und Wärme versorgten, waren dafür verantwortlich, dass es auf Serxius keine Nacht gab. Die gelblichere Sonne, welche Merz schon kennengelernt hatte, wechselte mit der rötlicheren Sonne immer nach vierzehn Stunden. Der Wechsel der Sonnen war auch die dunkelste Zeit des Rotationszyklus des Planeten und dauerte nur eine halbe Stunde. Das Licht der roten Sonne ließ alles noch fremdartiger aussehen, als unter der gelben.
Das Frühstück war beendet und Merz kontrollierte den Klasse 5 Anzug. Alle Anzeigen der Servicestation, an der der Anzug ange-schlossen war, zeigten auf grün. Merz füllte den Trinkbeutel des Anzuges auf, dieses Mal würde er ihn leer trinken.
Er nahm den Anzug aus der Station und zog ihn an. Sieben Minuten, das war sein neuer Rekord. Er setzte den Helm auf und aktivierte den Anzug. Saugend wurde der Helm mit dem Rest des Anzuges verbunden. Merz schloss noch die vier Sicherungsbolzen und blickte auf das Helmdisplay:
>Filter: 100% / Luft: 100% / Energie: 100% / Zeit verblei-bend: 8h 01m, Displayfarbe Grün<
„Alles OK“, sagte er zu sich selbst und trat vor die innere Schleu-sentür. Er betätigte den Öffner und trat in die Schleuse ein. Nach einer weiteren Minute stand er wieder auf dem sandigen Boden des fremden Planeten, der jetzt, unter der roten Sonne, für ihn noch schöner und fremdartiger aussah. Alle Farben waren jetzt leicht rotstichig, so als ob man durch eine leicht rot getönte Folie blicken würde.
Jetzt würde es für Merz an die Arbeit gehen. Aus einer Tür auf der Außenseite des Containers holte er einen kleinen Handwagen hervor, indem sich verschiedene Utensilien befanden, die für die Suche und den Abbau von Ronton7 gebraucht wurden. Man konnte es nicht orten, sondern man musste Graben und immer wieder den Boden untersuchen. Ein kleiner mobiler Scanner war in der Lage, Ronton7 aus dem Abraum zu erkennen. In diesem Punkt kam man sich wirklich vor, wie ein Goldgräber aus vergangenen Zeiten, als Gold auf der Erde noch etwas wert war. Aber seit man es viel billiger künstlich herstellen konnte, war die Suche nach Gold nur noch eine Sache der Nostalgiker.
Ronton7 war nicht mit bloßem Auge zu sehen. Es war meistens im Innern von kleinen Steinen zu finden. Der Scanner war in der Lage, Ronton7 dort aufzuspüren. Merz musste einfach eine steinige Stelle suchen und anfangen zu graben. Er hatte, bevor er sich für dieses Abenteuer entschied, sich die Frage gestellt, warum man die ganze Ronton7-Suche nicht einfach von automatisch gesteuerten Maschinen erledigen ließ. Aber das war auf Serxius nicht so einfach. Zum einen fielen die immensen Transportkosten für die Förderanlagen an, was als einmaliger Betrag zu verkraften wäre, und zum anderen, und das war der wichtigste Punkt, die giftige Atmosphäre griff das Metall der Förderanlagen an. Die Wartungskosten wären immens hoch. Ein weiterer Punkt, der gegen eine maschinelle Ausbeutung des Planeten sprach, waren die beiden Sonnen. Sie erzeugten ein derart konfuses Spektrum von elektromagnetischen Wellen, das die hochspezialisierte technische Systeme oft ausfallen ließ und damit unzuverlässig machte. Die ganze Technik, die in den Containern und den Schutzanzügen steckte, war robust und einfach, im Vergleich zu den komplizierten Abraummaschinen, von den ganzen Sekundärsystemen, wie zum Beispiel den Mühlen, die zur Zerkleinerung der Steine dienten, ganz zu schweigen.
In so einem Fall zeigte sich wieder einmal die Leistungsfähigkeit des Menschen. Überall da, wo es schwierig wurde, war der Mensch als steuernde und auch ausführende Komponente nicht weg zudenken.
Merz suchte die Stelle, wo Miranda´s erfolgreicher Goldgräber seinen Fund gemacht hatte. Diese lag nur wenige Meter von seinem Container entfernt. Nichts deutete darauf hin, dass hier jemand gegraben hatte. Aber das hieß nicht viel. Seit dem Fund waren schon fast fünf Jahre Vergangen. Vielleicht hatte er ja auch die Stelle getarnt, jede Spur, die auf den Abbau von Ronton7 hindeutete, wurde vielleicht verwischt.
Aber Merz war kein Mensch, der erst groß zu Diskutieren anfing, wenn es was zu tun gab. Er nahm die Schaufel, grub ein kleines Loch, bis er auf handgroße Steine stieß. Er nahm einige der Steine auf seine Schaufel und verfrachtete sie in den Analysebehälter seines Scanners. Er schloss den Deckel und schaltete ihn ein.
Der Scanner war sehr einfach gehalten. Es gab lediglich zwei Anzeigen auf der Oberseite des Gerätes. Rot für eine Niete und grün für den Jackpot. Jackpot hieß, die Ladung im Behälter beinhaltete mindestens 0,5 Gramm Ronton7. Dann galt es die Steine einzeln nochmals zu analysieren und wenn man großes Glück hatte, dann befand sich die ganze Menge Ronton7 im Kern eines Steines.
Eine Analyse dauerte circa 8 Minuten. Merz wartete. Der erste Eindruck der Stelle, die Mirandas Informant genannt hatte, war nicht gerade positiv. Vielleicht hatte er Miranda überschätzt. Er hatte angenommen, dass Miranda über sehr gute Kontakte verfügen musste. Vielleicht war er hier einem Irrtum erlegen.
Er konnte sich erinnern, dass sie ihm einmal, als sie ihn noch fesseln durfte, von ihren Kontakten erzählt hatte. Sie war gesprächig geworden, als er ihr, mit Handschellen an das Bett gefesselt, zum ersten Mal von seinen Plänen erzählt hatte, auf Ronton7-Suche zu gehen.
Sie hatte ihr Spiel mit ihm gespielt, war in an diesem Abend zu ihm gekommen, komplett in schwarzes Latex gehüllt, dass nicht das Geringste von ihrer Figur verbarg. Die Brustwarzen zeichne-ten sich unter dem Latex-Shirt ab, ebenso das Piercing an ihrem Bauchnabel. Er konnte sich noch genau erinnern, wie beindruckt er damals von ihr war. Ihr makelloser Körper, verpackt in glän-zendem Latex. Ein Anblick der ihn schwach werden ließ. Sie stieß ihn nach hinten und ihre hochhakigen Stiefel klackten, als sie ihn verfolgte. Immer wieder stieß sie ihn nach hinten, solange, bis er mit seinen Beinen an dem Bett anstieß. Der nächste Stoß ließ ihn nach hinten auf die Matratze fallen. Jetzt saß er auf dem Bett.
„Du bewegst dich nicht!“, hatte sie ihm befohlen. Sie öffnete seinen Gürtel und zog in aus den Schlaufen der Hose heraus. Kalt Lächelnd schlang sie den Gürtel mehrfach um seinen Hals und schloss ihn dann im Nacken.
Ein weiterer Stoß beförderte seinen Oberkörper auf die Matrat-ze. Sie öffnete seine Hose und zog sie bis zu den Knien nach unten. Jetzt setzte sie sich auf seinen Penis und ergriff seine Arme. Miranda zog sie nach oben und legte Merz um seine Handgelenke Handschellen an, die sie am oberen Bettrand befestigte. Sie stand auf und holte etwas aus eine Schublade. Was konnte Merz nicht sehen, denn seine Arme waren in ziemlicher Streckung am das Bett gefesselt. Den Kopf konnte er auch nicht heben, der Gürtel hinderte ihn daran.
Zwar hätte Merz jederzeit sich befreien können, aber er war sehr erregt und wollte sehen, was Miranda mit ihm anstellen würde. Er sah sie zwar kommen, aber was sie in der Hand hielt, konnte er nicht sehen. Plötzlich spürte er etwas Kaltes an seinen Inneschenkeln, dann hörte er ein schneidendes Geräusch. Miranda schnitt ihm gerade die Short mit einer Schere auf. Dabei vermied sie es nicht, seinen Penis immer wieder mit der kalten Schere zu berühren.
Merz wurde fast wahnsinnig vor Lust. Als Miranda die Hose ent-fernt hatte, sprang ihr sein Penis regelrecht entgegen. Sie setzte sich einfach auf ihn drauf und begann nun das Hemd von Roger aufzuschneiden. Sie drückte die untere Klinge der Schere so fest auf seine Haut, dass sie leicht mit der Spitze seine Haut aufritzte. Mit schneidenden Geräuschen näherte sich die Schere seinem Hals.
Merz war innerlich auf das Äußerste angespannt. Auf der einen Seite befand er sich in einem absoluten Erregungszustand und auf der anderen Seite machte sich ein unsicheres Gefühl bei ihm breit, ob er Miranda vertrauen konnte.
Aber die Lust hatte ihn unter Kontrolle. Er lies Miranda Geweh-ren und sie weiter sein Hemd zerschneiden. Der Schmerz, den sie ihm mit der Schere zufügte, heizte ihn weiter an. Jetzt hatte sie das Hemd aufgeschnitten und klappte es nach rechts und links auf. Seine Brust lag nun entblößt vor ihr. Sie lies die geschlossene Schere über seine Brustwarzen gleiten, dann wanderte die Schere zu seinem Bauchnabel. Die Spitzen der Schere umkreisten in mehrmals, dann bohrte sie mit der Schere leicht in die Nabelöffnung hinein.
Merz fing unbewusst an zu keuchen. Sein Penis drückte mit aller Macht gegen den Latex von Mirandas Hose. Sie musste es an ihrem Schritt spüren, denn sie begann jetzt ihren Unterkörper leicht nach vorne und nach hinten zu bewegen. Sie war ein klei-ner Teufel, wenn es um Sex ging und sie hatte gerne die Kontrolle bei der Sache und nicht nur bei der. Sie war jemand, der sich nur sehr ungern die Sachen aus der Hand nehmen lies. Aber sie war gut, indem was sie machte. Der Sex mit Miranda gefiel Merz außerordentlich gut.
„Na, Roger, was hast du für Geheimnisse. Erzähle mir mal eines, sonst kommst du hier nicht mehr lebend heraus“, sagte sie, als sie so auf ihm saß, sich rhythmisch bewegend, ihre Fingerspitzen zwirbelten seine Brustwarzen. Sie lachte dabei etwas und Merz entschloss sich in diesem Augenblick ihr die Sache mit Serxius zu erzählen, er konnte nicht anders. Zu sehr hatte die Lust von ihm Besitz ergriffen.
„Nach Serxius? Man du hast ja Mut!“, tat sie erstaunt, so als würde sie von nichts wissen.
„Ich kann dir vielleicht dabei helfen. Ich habe gute Kontakte und ich kenne einen, der schon mal da war und der Erfolg hatte.“
Merz war damals wirklich interessiert, aber er wollte keinen Sponsor für sein Vorhaben. Zu diesem Zeitpunkt dachte er wirk-lich, dass Miranda ihm helfen wollte, weil sie ihn mochte.
Als er ihr sein Interesse bekundete, da ging der Ritt auf ihm erst richtig los. Sie verstand es, Merz immer wieder bis kurz vor den Höhepunkt zu bringen und ihn dann etwas zurückzunehmen. Sie erreichte damit, dass Merz oft über eine Stunde unter Strom stand, bevor er seinen erlösenden Orgasmus bekam.
Sie ging dabei immer sehr bestimmt vor. Meist erst im letzten Moment durfte er in sie eindringen. Auch hier war das so. Kurz vor seinem Höhepunkt öffnete sie den Reißverschluss an ihrem Schritt und sein Penis durfte sich den Weg in sie hinein suchen. Merz hatte dabei immer den Eindruck, dass auch sie auf ihre Kosten kam, aber rückblickend wusste er, dass sie ihm alles nur vorgespielt hatte.
Vielleicht war das mit ihren Kontakten genauso. Alles nur Schein und Trug. Die Informationen von „ihrem“ Goldgräber nur Köder. Ausgestreut um ihn in die Falle zu locken..
Eine pulsierende Tonfolge des Scanners riss ihn jäh aus seinen Gedanken. Er konnte es kaum fassen, die Anzeige blinkte grün. Die Hände von Merz begannen zu zittern. Das Gerät musste eine Fehlfunktion haben, schoss es ihm durch den Kopf. Er nahm den Behälter aus dem Scanner, entleerte den Inhalt vorsichtig in ein Gefäß und füllte ihn dann nur mit Sand und kleinen Steinen. Er schob ihn zurück in das Gerät und startete erneut den Analysevorgang. Lange acht Minuten später leuchtete die Anzeige rot, also kein Ronton7.
„Unfassbar!“, schoss es Merz durch den Kopf, „Das gibt es doch nicht!“
Der Scanner war in Ordnung. Roger schüttete den Sand aus dem Scanbehälter und legte nun den größten Stein aus dem positiv getesteten Material hinein. Er startete den Scanvorgang.
„Dieses Miststück!“, schrie er laut in seinen Helm, „Dieses ver-dammte Miststück!“
Merz war wie von Sinnen. Nervös beobachtete er die Anzeige des Scanners. Acht Minuten konnten eine Ewigkeit sein. Der Zweifel, an der Zuverlässigkeit von Miranda´s Quelle, war von der Wirklichkeit weggefegt worden. Das bedeutete aber auch, dass Miranda gefährlich war. Sie würde nicht einfach so Merz den Erfolg überlassen. Er musste jetzt alles neu überdenken, wenn er hier lebend heraus kommen wollte. Ohne Ronton7 ließ man einen hier auf Serxius verrotten, mit Ronton7 war jeder hinter einem her.
Immer noch kein Ergebnis, es waren ja auch erst vier Minuten vergangen. Merz versuchte sich zu beruhigen. Am liebsten hätte er den Scanner geschüttelt, wenn es die Analyse beschleunigt hätte. Er ging vor dem Scanner auf und ab, wie ein ausgehungertes Tier im Zoo, vor dessen Käfig der Wärter genüsslich das Futter zubereitete.
Miranda ließ ihn auch gerne warten. Manchmal hätte er gerne schnellen und harten Sex mit ihr gehabt, aber mit ihr lief das so nicht. Miranda lies ihn nur unter ihren Bedingungen mit ihr spie-len. Das machte ihn aber, wenn er ehrlich zu sich war, erst richtig an. Sie übte eine Art Kontrolle über ihn aus, so wie es keine andere bisher tun durfte. Sie verstand es eben meisterhaft bei Männern die richtigen Tasten zu drücken und sie damit zu manipulieren, damit sie ihre Ziele erreichte.
Wieder eine pulsierende Tonfolge. Merz glaubte fast wahnsinnig zu werden.
„Scheiße!“, brüllte er mit heiserer Stimme in seinen Helm. In dem größeren Stein waren mindestens 0,5 Gramm Ronton7.
Merz nahm den Stein aus dem Behälter und legte ihn in eine Vorratsbox, in der die positiven Funde gelagert wurden. Jetzt nahm er den nächstgrößeren Stein aus dem Gefäß und legte ihn in den Scanner ein. Wieder war warten angesagt.
Merz musste sich beruhigen. Sollte das wirklich wahr sein. Hatte er den absoluten Jackpot, hier auf Serxius, geknackt. Hatte ihn dieser Planet, der die Schönheit eines Fliegenpilzes hatte, in sein Herz geschlossen und ihm das freiwillig gegeben, nachdem alle suchten, bereit waren dafür zu sterben und die meisten es auch taten.
Merz konnte es nicht richtig glauben. Er, der sich alles im Leben hart erarbeiten musste, bekam von einem hochgradig toxischen Planeten einfach so, eine Ladung Ronton7 frei Haus geliefert.
Wieder ertönte das Signal, wieder wurde Anzeige grün. Wenn der Scanner nicht auf irgendeine teuflische Art und Weise mani-puliert worden war, so war Merz jetzt im Besitz von mindestens 1 Gramm Ronton7.
Merz nahm den Stein aus dem Scanner und beförderte ihn ebenfalls in die Vorratsbox. Der nächste war an der Reihe. Dieser war nur noch halb so groß wie der Erste. Er schaltete den Scanner ein, nachdem der Stein eingelegt war. Wieder acht Minuten warten, aber diese Wartezeit wurde Merz sehr gut bezahlt.
Blöde Gedanken gingen ihm durch den Kopf, dass er vielleicht die Wassertanks ganz umsonst zum Container geschleppt hatte, dass er womöglich zu viel in die Ausrüstung investiert und zu viele Nahrungsmittel mitgenommen hatte. Aber Merz musste sich beruhigen. Noch hatte er sein Ziel nicht erreicht. Mindestens 3,5 Gramm wollte er finden, 5 Gramm waren sein eigentliches Ziel.
Wieder leuchtete die Anzeige grün, wieder ertönte das Signal. Merz fühlte sich jetzt unbesiegbar. Wenn in dem kleinen Stein schon 0,5 Gram Ronton7 waren, dann mussten in dem Größeren noch wesentlich mehr sein. 5 etwas kleinere Steine waren noch in dem Gefäß. Er nahm den nächsten und der war wieder positiv.
Wenn ihn jetzt Miranda sehen könnte, sie würde bestimmt wahnsinnig werden. Die ganze Mission lief absolut problemfrei, wenn man einmal die Sache mit Miranda außen vor lassen wür-de. Aber ohne Miranda, hätte er nicht diesen Erfolg gehabt und schließlich hatte er ja auch seinen Spaß mit ihr.
Die anderen 4 Steine waren auch alle positiv. Der ganze Rest in dem Gefäß wurde negativ getestet. Das sprach für einen funktionierenden Scanner. Merz teilte jetzt die beiden größeren Steine und testete sie nochmals. Bei 3 Stücken schlug der Scanner an, eines wurde negativ getestet.
9 Steine positiv, dass hieß mindestens 4,5 Gramm Ronton7. Merz schrie mit aller Kraft in seinen Helm. Er schrie über eine Minute lang. Die Anstrengung beruhigte ihn etwas. Er musste jetzt so schnell wie möglich wieder einen klaren Kopf bekommen.
Verdammt, er hatte völlig die Zeit vergessen. Er musste das Display seines Anzuges zu kontrollieren.
>Filter: 56% / Luft: 63% / Energie: 71% / Zeit verbleibend: 4h 11m, Displayfarbe Grün<
Noch über vier Stunden. Er war jetzt erst knapp vier Stunden auf der Suche nach Ronton7 und hatte schon sein Mindestziel von 3,5 Gramm mehr als erreicht. Aber er musste jetzt wieder klar denken. Die vergessene Kontrolle des Anzugdisplay, das durfte nicht wieder passieren. Wenn er den Rückkehrzeitpunkt verpasst hätte, dann wäre er hier als reicher Mann gestorben.
Aber er hatte noch gut drei Stunden Zeit, um seine Suche fortzusetzen, den Rest der verbliebenen Zeit brauchte er, um zum Container zurückzukehren. Er hatte jetzt eine Glückssträhne und die wollte er bis zum Schluss weiterverfolgen.
18. RE: Goldgräber

geschrieben von Herrin_nadine am 23.02.10 16:13

hallo hajo,


ich bin überwältigt von diesem abenteuer. davon möchte ich gerne noch mehr lesen. vielen dank fürs schreiben.
19. RE: Goldgräber Kapitel 8: Sichern

geschrieben von hajo am 11.03.10 14:46

Kapitel 8: Sichern

Merz war wieder zu seinem Container zurückgekehrt. Er hatte sich zwingen müssen, mit dem Graben aufzuhören. Mindestens 22 Gramm Ronton7 hatte er in seiner Vorratsbox. Die Box wog nicht mehr als vier Kilogramm und war aber ein Vielfaches mehr wert, als die britischen Kronjuwelen.
Jetzt galt es den Fund zu sichern vor unliebsamen Personen, die nur allzu gerne sich in gemachte Nester setzten. Aber er hatte einen Vorteil. Roger war sehr früh fündig geworden. Keiner konnte ahnen, dass er schon im Besitz seiner Rückfahrkarte in der First Class war. Bei dem Fund würden sie ihn schnellstens von diesem Planeten holen und falls der neue XV3-Antrieb schon einsatzbereit war, dann könnte er schon in ein oder zwei Tagen wieder auf der Erde sein und einige Tage später dann sein neues Quartier in den oberen Etagen beziehen. Aber irgendwie kamen ihm Zweifel, ob er für ein Leben in den oberen Etagen geschaffen war. Vielleicht kaufte er sich auch ein größeres Stück Land, würde ein Haus darauf bauen, am besten selbst, und sich dahin zurückziehen.
Merz hatte den Jackpot, aber ihm kamen Zweifel, ob er nicht mehr wegen des Abenteuers hier war. Jetzt, da er einen schnel-len Fund hatte, war sein Aufenthalt hier auf Serxius fast schon beendet, bevor er richtig begonnen hatte.
Merz musste aber zunächst wieder durch die Schleuse und das Dekontaminationsprotokoll durchlaufen. Er versiegelte die Vor-ratsbox. Die Entgiftung klappte, wie beim ersten Mal, schon bei dem ersten Durchlauf. Er betrat den Container und begann den Klasse 5 Anzug auszuziehen. Er hatte jetzt plötzlich keine Eile mehr. Er schien jetzt nachdenklich, seine Aufregung wegen des Fundes hatte sich gelegt. Routine begann wieder bei ihm zu greifen. Den Anzug hängte er vorschriftsmäßig in die Wartungsstation, damit alle Systeme wieder regeneriert werden konnten.
Danach steckte er die Vorratsbox in die dafür vorgesehene Auf-nahmevorrichtung des zweiten Scanners, der mit einem Funkgerät verbunden war. Dieser würde die genaue Menge von Ronton7 ermitteln und, bei einer Menge von mindestens 3 Gramm, einen codierten Funkspruch zur einer Relaisstation im Orbit des Planeten schicken. Dort würde der Funkspruch dann umgewandelt und in einem speziellen Übertragungsverfahren zur Erde gesandt. Dieses Übertragungsverfahren, dass sich das Prinzip der Raumfaltung zu eigen machte, erlaubte es, die Übertragungsdauer der zusendenden Nachricht auf nur wenige Sekunden zu begrenzen.
Merz schaltete das Funkgerät ein. Der Scanner nahm seine Arbeit auf. Dieses Mal würde der Scanvorgang fast 20 Stunden dauern. Die Restzeitanzeige des Scanvorganges war nie sehr genau. Es wurde immer der Maximalwert angegeben. Aber aufgrund von Lufteinschlüssen oder Variationen in der Dichte der Gesteinsproben konnte der Scanvorgang auch wesentlich kürzer sein, als zunächst angezeigt. Aber trotzdem genug Zeit für Merz, eine kleine Feier für sich auszurichten. Er wollte in dieser Zeit sich besinnen und zur Ruhe kommen. Das war alles sehr schnell auf ihn eingestürzt. Der rasche Fund, mit dem niemand auch nur im Entferntesten rechnen konnte. So etwas hatte es noch nie gegeben, es war zumindest noch nie dokumentiert worden.
Roger drohte wieder kurz in eine sehr euphorische Stimmung abzugleiten. Immer wieder sagte er sich, die Untersuchung der Steine mit dem Hauptscanner war noch nicht abgeschlossen, dieser war versiegelt und hatte eine spezielle Eichung im Gegensatz zu dem Handscanner, den er außen benutzte. Es konnte sich immer noch um eine Fehlfunktion des Außengerätes handeln und wenn dem so war, dann war Merz immer noch am Beginn seines Abenteuers und nicht, wie es jetzt schien, an seinem Ende.
Er wollte es sich jetzt gemütlich machen. Seine Stimmung war gut und er versuchte sich abzulenken. Seinem „Kühlschrank“ entnahm er heute, quasi zur Feier des Tages, oder besser zur Feier des Tages an dem die roten Sonne schien, Paste mit der Geschmacksrichtung Rinderfilet. Für den Fall der Fälle hatte sich Merz auch noch eine Dose Bier mitgebracht. Jetzt, dachte er, wäre ein guter Moment diese zu trinken.
Er klappte den Stuhl aus und lies den Tisch von der Decke herab. Die Bierdose stellte auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl. Das Filet schmeckte heute besonders gut. Er spritzte sich eine große Portion in den Mund und öffnete die Dose. Es zischte etwas beim öffnen, Merz setzte die Dose an seinen Mund und nahm einen kräftigen Schluck von dem Bier.
„Man, tut das gut!“, seufzte er vor sich hin. Eigentlich war es absolut unvernünftig jetzt Alkohol zu sich zu nehmen, dachte er. Seine Kopfschmerzen waren immer noch latent vorhanden und der Alkohol dürfte da kaum eine Hilfe sein, diese weg zubekommen. Besser er hätte erst einmal Wasser zu sich genommen. Aber Merz wischte diese Gedanken schnell bei Seite und entschuldigte das alles mit der besonderen Situation, in der er sich befand. Andere würden an seiner Stelle bestimmt durchdrehen, aber er saß einfach nur hier und genehmigte sich ein einfaches Bier mit etwas Rinderfiletpaste.
Wieder kam ihm Miranda in den Sinn. Dieser Fund würde ihm so viele Krediteinheiten bescheren, dass er Miranda einen guten Anteil anbieten könnte. Schließlich kam ja die Informationen, wo er das Ronton7 gefunden hatte, von ihr, dass hatte er nicht vergessen. Bei allem, was zwischen ihnen vorgefallen war, fand er, dass sie einen fairen Anteil verdient hätte und das würde ihm den Rücken freihalten. Er müsste keine Sorge mehr haben, dass Miranda sich irgendwann an ihm rächen würde.
Vielleicht könnte er auch Mayra ausfindig machen und ihr vor-schlagen, einfach mit ihm den Planeten zu verlassen. Kreditein-heiten hatte er ja jetzt mehr als genug, es würde für sie beide reichen. Abenteuer gab es auch noch auf der Erde, wenn man genügend Kleingeld zur Verfügung hatte und das war ja jetzt der Fall.
Aber Merz musste erst den letzten Scan abwarten, der ihm Ge-wissheit verschaffen würde. Gewissheit, dass er fündig geworden war, auf diesem tödlich, schönen Planeten. Der Counter zeigte eine Restzeit von 17 Stunden und 11 Minuten an. Also war nichts gegen ein Nickerchen in der Koje einzuwenden.
Roger Merz klappte die Schlafkabine aus der Wandhalterung herunter. Er öffnete seinen 3L und legte ihn ab. Er hätte in gerne anbehalten, zu sehr hatte er sich an die feste, aber doch geschmeidige Hülle des künstlichen Leders gewöhnt. Er strich mit seinen Händen, die in den Latexhandschuhen des Basisanzuges steckten, über das Material. Trotz der Handschuhe konnte er die feine lederartige Struktur des 3L mit seinen Fingerspitzen ertasten.
Er musste wieder an Mayra denken. An ihr gemeinsames Spiel vor der Landung auf Serxius. Ihre trainierten Schenkel, die er unter dem dünnen Leder ihrer Hose spürte. An das Geräusch der Lederhose, als er sie aufriss, um ihn sie einzudringen und an das Leder, dass er zuerst mit seiner Penisspitze fühlte, bevor er in sie eindrang. Er spürte, wie seine Penis in der Latexhülle des Basisanzuges wuchs. Die Gedanken an Mayra erregten Merz, das Leder erregte ihn, die Latexhülle des Basisanzuges, in der sein Penis steckte, erregte ihn. Roger´s Puls beschleunigte sich. Er legte sich in die Schlafkabine und bedeckte mit dem oberen Teil des 3L seinen Körper. Den unteren Teil des Anzuges klemmte er sich zwischen seine Beine und presste sie fest zusammen. Er begann seinen Unterkörper vor und zurück zu bewegen, erst langsam, dann immer schneller.
Er stellte sich Mayra vor, dann kam ihm Miranda in den Sinn. Merz fing an zu keuchen. Immer schneller bewegte er seinen Unterleib. Sein Penis drückte gegen die Latexhülle und gegen den 3L. Jetzt dachte wieder an Mayra und als er sich erinnerte, wie er in sie eingedrungen war, da hatte Merz einen sehr intensiven Orgasmus, so wie er ihn noch nie erlebt hatte.
Es dauerte noch eine Weile, bis sich seine Atemfrequenz wieder normalisiert hatte. Merz wurde jetzt sehr schnell Müde. Er zog den Deckel der Kabine zu, eigentlich hätte er zuerst die Beutel des Basisanzuges entleeren müssen, aber daran dachte Merz jetzt nicht mehr. Er dachte noch an Mayra und Miranda. Wie ähnlich sie sich doch waren. Nicht nur äußerlich, nein auch vom Temperament her. Es lag bestimmt an seinem Beuteschema, dass ihm immer wieder einen ähnlichen Frauentyp bescherte, oder, dämmerte es ihm kurz vor den einschlafen, es lag daran, dass Miranda Mayra auf ihn angesetzt hatte, um ihn zunächst beobachten zu lassen und im Falle eines Fundes diesen vielleicht abzujagen.
Merz fiel in einen tiefen Schlaf, aus dem ihn auch das Fertigsignal des Recyclingprozesses des 5er-Anzuges nicht weckte. Er wachte erst auf, als ihn das automatische Wecksignal der Schlafkabine weckte. Dieses Signal wurde automatisch ausgelöst, sobald die Kabine mehr als zehn Stunden geschlossen war oder die Auffangbehälter der Entfeuchtungsanlage voll waren. In diesem Fall traf das erste Ereignis zu. Roger konnte zunächst das Geräusch, das wie durch Watte zu ihm drang, nicht zuordnen, aber bald war er soweit wach, dass er merkte, woher das Signal kam.
Merz hatte zehn Stunden geschlafen und er hatte einen leichten Brummschädel. Es war nicht gut, solange in der Kabine zu schlafen. Man verlor auf Dauer zu viel Flüssigkeit und dehydrierte, der Hersteller empfahl, die Schlafzyklen auf maximal 8 Stunden zu begrenzen und zwischen den Zyklen mindestens 10 Stunden zu pausieren.
Er klappte den Deckel hoch und atmete tief ein. Sein Kopf schmerze, Merz stieg aus der Kammer und holte sich einen Be-cher Wasser. Er trank ihn in einem Zug aus und füllte seinen Becher gleich wieder. Der Blick auf den Scanner zeigte ihm, dass der Scanvorgang immer noch gut 6 Stunden dauern würde. Missmutig kratze er sich am Kopf.
„Ich muss etwas gegen meine Kopfschmerzen tun. Das verdammte Bier! Du Idiot!“, fuhr er sich selber an. Es ärgerte Ihn, dass er so nachlässig geworden war. Das war nicht sein Stil. Die Aufgabe war erst beendet, wenn er wieder auf der Erde stand und sich seiner Krediteinheiten freuen konnte, vorher nicht. Noch mehr Nachlässigkeiten dürfte er sich nicht mehr erlauben, nahm er sich im Stillen vor.
Er kramte in den kleinen Notfallkasten nach Kopfschmerztablet-ten und wurde schnell fündig. Es war das gleiche Mittel, wie es auf dem Schiff angeboten wurde, um die Nachwirkungen des Hyperschlafes zu kompensieren.
Er nahm eine und schluckte sie, mit etwas Wasser, hinunter. Er entleerte dann noch die, mit Köperflüssigkeiten gefüllten, Beutel seinen Basisanzuges und zog sich dann wieder seinen Lederanzug an. Einen Riss in seinem Basisanzug, im letzten Moment, wollte er sich ersparen. Miranda und Mayra kamen ihm wieder in den Sinn. Es konnte alles kein Zufall sein. Innerhalb sehr kurzer Zeit liefen ihm zwei Frauen über den Weg, die genau seinem Typ entsprachen. Sie hatten sogar eine gewisse Ähnlichkeit. Sie hätten Schwestern sein können und vielleicht waren sie es auch!
Merz kam innerlich nicht zur Ruhe. Seine Gedanken verfolgten die Spur weiter. Dass sie Schwestern waren, würde einiges erklären, auch, dass Mayra zufällig mit ihm hier auf Serxius gelandet war. Ja, dass muss es sein, dachte Merz, Mayra war Mirandas Schwester und war zunächst unabhängig von ihm auf dem Schiff. Mayra war sozusagen Maranda´s unabhängige Erfolgschance gewesen, neben ihm. Ja, dass musste es sein. Miranda wusste, dass ihre Quelle absolut zuverlässig war. Sie schickte ihre Schwester nach Serxius und, falls es ihre Schwester nicht schaffen sollte, Merz gleich mit. Sozusagen eine zweite unabhängige Gewinnoption, die ihr Risiko praktisch halbierte. Nur hatte er ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht. Mayra war bestimmt von Miranda über ihn informiert worden, das sah Merz als sicher an. Nur, wenn Mayra über die gleichen Informationen verfügte, wie er, wo war dann ihr Container. Im Umkreis von gut einem Kilometer hatte er keinen ausmachen können.
Wenn Mayra´s Container aber mindestens einen Kilometer von hier abgesetzt wurde, dann hieß das, dass Miranda und Mayra ihn die Arbeit machen lassen würden, um dann, im geeigneten Moment, ihm das Ganze wieder abzujagen und ihn vielleicht zu töten. Nur wann war der geeignete Moment? Diese Frage stellte sich Merz und er hatte darauf keine Antwort, noch nicht.
Das Medikament schien zu wirken. Merz Kopfschmerzen ließen nach und er verspürte Hunger. Aus seinem „Kühlschrank“ holte er sich einen Beutel Flüssignahrung.
„Besser als der Tubenkram“, sagte er zu sich, als er den Schrank wieder schloss. Er öffnete das Trinkventil des Beutels und saugte ihn auf einen Zug leer. Es schmeckte besser, als er dachte, natürlich kein Vergleich zu dem Dinner an Bord des Schiffes.
Die Essen mit Miranda kamen ihm in den Sinn. Oft bestellten sie sich was zu ihr oder zu ihm nach Hause. Aber sie gingen auch ab und zu zum Koreaner, der gerade wenige Minuten von ihren Wohnungen entfernt lag. Das waren die Höhepunkte in der Beziehung zu Miranda. Miranda´s Outfit war mindestens genauso scharf, wie das Essen, dass sie sich auf dem Tischgrill im Restaurant zubereiteten.
Sie hatte immer was aus Leder an, sie tat es für ihn, weil sie ihn liebte und es auch selber mochte, so sagte sie es ihm jedenfalls. Sie wusste ganz genau, was und wie sie etwas tun musste, um ihn für sich und ihre Sache zu gewinnen. Das scharfe Essen trieb beiden den Schweiß durch die Poren ihrer Haut. Sie hatten viel Spaß bei dem Essen, sie lachten und nahmen sich gegenseitig hoch.
Aber wenn Merz jetzt so daran dachte, dann wurde ihm bewusst, dass Miranda immer nur im Sinn hatte, ihn für sich zu gewinnen und das mit allen Mitteln ihrer weiblichen Durchtriebenheit. Damals hatte er es nicht bemerkt. Dieses versteckte Nachfragen, diese hinführen zu einem bestimmten Thema und wenn er es noch richtig im Kopf hatte, landete fast jedes Gespräch früher oder später bei dem Thema Ronton7.
Auch damals, als sie das letzte Mal gemeinsam bei dem Koreaner waren. Dort schöpfte er den ersten Verdacht. Sie trafen sich immer dort. Sie gingen nie gemeinsam von ihren Wohnungen dorthin.
„Komisch“, sagte Merz zu sich selbst, „dass fällt mir erst jetzt auf.“
Sie kam natürlich auch immer zu spät, sie war ja Miranda und wenn sie kam, dann stand sie im Mittelpunkt. Merz brauchte nicht den Eingang zu beobachten, um sie kommen zu sehen. Wenn sie den Laden betrat, dann wendeten sich die Blicke von fast jedem in dem Restaurant zum Eingang.
Merz hielt demonstrativ seinen Kopf gesenkt und studierte lässig die Speisekarte. Eigentlich kannte er sie fast auswendig, aber was sollte es. Wenn sie mit ihm spielen wollte, dann wollte er kein Spielverderber sein.
Das Klacken ihrer Absätze näherte sich. Jetzt stand sie vor seinem Tisch.
„Ist hier noch frei?“, fragte sie ihn herablassend.
„Wenn sie den Platz ausfüllen können, dann bitte sehr!“
Merz versuchte seinen Blick auf ihr nur so kurz wie möglich zu lassen. Der kurze Blick reichte aber schon aus, um ein Platzprob-lem in seiner Hose entstehen zu lassen. Dass sie ihre kniehohen Stiefel trug, hatte er bereits an ihren Gehgeräuschen erkannt. Aber den superengen Stiftrock in schwarzem Leder hatte er noch nie bei ihr gesehen. So etwas konnte nur Miranda tragen, ohne dass es gleich nuttig wirkte. Die nicht minder enge Lederkorsage war nicht gerade freizügig, aber das sehr dünne Leder, aus dem sie gefertigt war, zeichnete ihren Oberkörper fast so, als ob sie nackt daher kam. Merz gelang es gerade noch so, ein zu offensichtliches Schlucken zu verhindern.
„Ich werde mich bemühen, ihnen ein ebenbürtiger Tischpartner zu sein“, konterte Miranda.
Sie beugte sich beim hinsetzen besonders tief vor ihm und er konnte einen Blick auf ihre Brüste werfen. Das half ihm aber nicht gerade, das Platzproblem in seiner Hose zu beheben. Mi-randas Brüste waren in den Augen von Merz perfekt. Sie wippten leicht, als sie sich setzte. Das superdünne Leder schien kaum in der Lage zu sein, sie ihm Zaum zu halten. Merz konnte deutlich ihre Brustwarzen unter dem Leder erkennen.
Und dann bestellten sie, beide mochten es sehr scharf. Die Flamme am Tischgrill heizte ihnen gut ein. Merz warf das erste, hauchdünn geschnittene, Stück Fleisch auf die heiße Platte, unter der sich die Flammen von allen Seiten empor leckten. Es zischte, als das Fleisch auf der Platte landete.
„Die Platte hat jetzt die richtige Temperatur“, bemerkte er.
„Die Platte schon, aber du?“, entgegnete Miranda mit einem zweideutigen Lächeln.
„Ich denke, du brauchst noch ein bisschen“, fuhr sie fort und warf ebenfalls ein Stück Fleisch auf den Grill.
„Na, dann wollen wir mal hoffen, dass die Platte nicht zu heiß wird und wir uns daran verbrennen!“
Merz wendete sein Fleisch, es war schon fast gar. Miranda wen-dete auch ihres und nahm sich dann einfach das Stück von Merz und steckte es sich genüsslich in den Mund.
„Ich mag es, wenn es noch ein bisschen roh ist!“ Sie blickte Merz tief in die Augen, während sie auf seinem Stück Fleisch herum kaute.
„Wusstest du, dass sie die Kühe, von denen das Fleisch stammt, massieren, damit das Fett so spinnenwebenartig im Fleisch ver-teilt wird“ fuhr sie fort. „Das haben die von den Japanern über-nommen.“
Jetzt nahm sie sich auch noch das zweite Stück vom Grill. Roger legte unbeeindruckt mehrere Stücke Fleisch nach. Er mochte das, wenn Miranda so war, alles oder nichts. Dass es ihre Lebensphilosophie war und kein Spiel, wurde ihm erst später richtig klar.
Merz wendete wieder das Fleisch und Miranda hielt schon ihre Stäbchen bereit, schnappte sich ein Stück. Doch sie hatte die Rechnung nicht mit der außerordentlichen Reaktionszeit von Merz gemacht. Noch bevor sie mit dem Fleisch zwischen ihren Stäbchen den Bereich der heißen Platte verlassen hatte, ergriff Merz das Fleisch und zog es aus ihren Stäbchen heraus.
„Manchmal sind die Männer einfach zu schnell“, konterte sie. Aber statt es sich in den Mund zu stecken, fütterte Merz Miranda mit dem Fleisch aus seinem Stäbchen.
„Ich denke, der Abend verspricht sehr interessant zu werden“, sprach Miranda mit vollem Mund.
Merz spürte, durch den dünnen Stoff seiner Hose, das glatte Leder ihres Stiefels an seinem Schienbein. Sie begann ihren Stiefel auf und ab zu bewegen. Roger stellte sich vor, dass er jetzt über den Tisch springen und Miranda von ihrem Sitz reißen würde. Er würde sie zu Boden drücken und ihren engen Lederrock nach oben schieben. Falls sie noch etwas darunter hatte, dann würde er es zerreißen und sofort ihn sie eindringen. Er fragte sich, wie sich das Leder ihres Rockes wohl anfühlen würde, es sah sehr weich und glatt aus, bestimmt gut.
Doch Merz wusste, dass er sich zusammennehmen musste. Miranda wollte erobert werden und nicht einfach so genommen. Also hieß es für Merz, sich zurückzunehmen und ihr Spiel mitzuspielen. Am Anfang hatte er damit Schwierigkeiten. Er war jemand, der schnellen und harten Sex bevorzugte, was den Frauen nicht immer gefiel. Vielleicht lag es daran, das Merz den Sex immer nur als das Stillen eines Bedürfnisses ansah, so wie man den Durst stillt, mit gierigen Schlucken. Miranda hatte ihm aber gezeigt, dass es auch anders ging und dass es anders auch ihm vielmehr brachte.
Sie aßen noch eine Weile und es machte Merz auch wirklich Spaß. Dieses Katz-und-Maus-Spiel gefiel ihm. Er schätzte Miranda dafür sehr, weil sich nicht so leicht zu kriegen war, wie die anderen Frauen, die er in seinem Leben bereits hatte.
Nach dem Essen saßen sie noch eine ganze Weile da und tranken Soju. Das war schon fast für sie beide Tradition, nach dem Essen dieses alkoholische Getränk zu sich zu nehmen. Aber aus Andong musste es stammen, darauf legte Miranda Wert. Miranda hatte Merz viel beigebracht. Das Essen nicht gleich Essen war. Das Soju nicht gleich Soju war. Für ihn, als Soldat, war Essen immer nur die Zufuhr von Nährstoffen gewesen, die seine Einsatzfähigkeit sicher stellen sollten. Geschmack war dabei Nebensache.
Miranda war mit dem Umgang von Worten sehr talentiert. Sie verstand es meisterhaft, ein Gespräch dahin zu lenken, wohin sie es wollte. So auch an diesem Abend. Sie hatte mit Merz leichtes Spiel. Das alkoholische Getränk, das hauptsächlich aus der Süßkartoffel hergestellt wurde, schmeckte ihm. Seine sexuelle Erregung und der Alkohol ließ seine Aufmerksamkeit schwinden, Miranda nutze diese Schwäche aus.
Mit zwei Fragen hatte sie ihn soweit, dass er ihr von seinen Plä-nen, nach Serxius zu fliegen, erzählte. Sie tat so, als ob sie das nicht sonderlich interessierte, ja sie schaffte es sogar, dass sie auf ihn einen verletzten Eindruck machte, weil er sie verlassen würde.
Schnell befand er sich dann in der Defensive und fing an, sich zu erklären. Warum er das machte, alles über seine Vergangenheit und noch vieles mehr, an das er sich nicht mehr erinnern konnte. Genauso schnell, wie sie ihm ein schlechtes Gewissen gemacht hatte, vermittelte sie ihm dann, dass sie stolz auf ihn sei. Wie er sein Leben gemeistert hatte, welche herausragenden Fähigkeiten er doch hatte, um das Abenteuer Serxius zu bestehen.
Dem folgte eine heiße Nacht. Kurz, nachdem sie den Koreaner verlassen hatten, nahm sie Merz in einer stillen Ecke einer Ne-benstraße. Jetzt im Nachhinein wusste er, dass sie das alles in-szeniert hatte. Jetzt, wo sie offiziell wusste, was er vorhatte, musste sie ihn nur noch überzeugen, sich ihrem Sponsor anzuvertrauen.
Merz drängte sie in die Ecke. Sie gab ihm eine kräftige Ohrfeige. Er nahm sie kaum war. Die permanente sexuelle Erregung, der sie ihm im Restaurant ausgesetzt hatte und der Alkohol taten ihre Wirkung. Keuchend vor Lust packte Merz ihre Brüste. Das dünne Leder, welches sich über sie spannte, nahm er nicht mehr war. Er suchte jetzt seine Befriedigung und Miranda wollte sie ihm geben, aber nicht sofort, ein bisschen Widerstand musste sein.
Seine rechte Hand schob sich unter ihren Rock. Wieder schlug sie ihn in sein Gesicht. Sein Mund presste sich auf den ihren. Sie biss ihn in die Unterlippe. Er schmeckte sein Blut, welches aus seiner Unterlippe sickerte. Merz fühlte, dass Miranda einen Slip trug. Ein kurzer Ruck und er fiel zu Boden. Sie drückte ihn etwas weg, um seine Hose zu öffnen. Sein Glied sprang ihr entgegen. Sie umfasste seinen Hintern und zog Merz an sich heran. Als er in sie eindrang, hatte er die eine Hand noch auf ihrer Brust, die andere hatte ihren Po umfasst. Sekunden später war es vorbei.
Merz zog seine Hose hoch und Miranda zog ihren Lederrock nach unten. Etwas derangiert gingen sie nach Hause. Lediglich der am Boden liegende Slip deutete darauf hin, dass hier etwas stattgefunden hatte. In dieser Nacht liebten sie sich noch zweimal.
Am nächsten Morgen, als Merz leicht verkatert wach geworden war, erinnerte er sich an den vorherigen Abend und zählte eins und eins zusammen. Sein Misstrauen war geweckt worden und er würde in Zukunft auf der Hut sein. Dann verschaffte er sich, als sich sein Verdacht immer mehr bestätigte, Zugang zu ihrer Wohnung. Er durchsuchte sie vorsichtig und stieß auf umfangreiche Beweise dafür, dass Miranda mit einem großen Inverstor zusammenarbeitete. Allerdings deutete damals nichts auf eine Schwester hin. Aber das konnte er ja übersehen haben.
Der Scanner piepste leise. Er schaute auf die Countdown-Anzeige des Gerätes. Nur noch 10 Minuten. Eigentlich hätte es noch 5 Stunden dauern müssen, bis ein Ergebnis vorliegen würde. Aber jetzt noch 10 Minuten, es ging alles sehr viel schneller als erwartet.
In Merz machte sich Spannung breit. In 10 Minuten würde er mit absoluter Wahrscheinlichkeit wissen, ober er es geschafft hatte, die Rückfahrkarte erster Klasse zur Erde in seinem Besitz zu haben.
Immer wieder blickte er auf die Anzeige. Jetzt nur noch 4 Minuten. Merz dachte an Miranda und an den geeigneten Moment. Wie würde er es wohl anstellen, wenn er in Mirandas Lage wäre. Woran konnte man erkennen, ob jemand fündig geworden ist?
Merz zermarterte sich sein Gehirn. Noch 1 Minute bis zum Ende des Scans. Dann wurde es ihm klar. Das Funksignal des automatischen Senders!
20. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 11.03.10 18:48

Hallo Hajo !

Toll, wieder ein klein wenig vom großen Roman !

Superfortsetzung !

Viele Grüße SteveN


21. RE: Goldgräber

geschrieben von drachenwind am 12.03.10 01:27

Was lange währt, wird gut, heisst es manchmal und es stimmt.
Wieder hast du uns eine gute Fortsetzung vorgelegt, die ich in
einem Zug mit Vergnügen gelesen habe.

Neugierig bin ich schon wieder auf die nächste Fortsetzung.
22. RE: Goldgräber

geschrieben von Cinderella am 12.03.10 09:23

Eine sehr Spannende Geschichte die mir sehr gut gefällt auch vom Stiel her.

Aber meckern muß ich trotzdem das ausgerechnet an der Spannensten Stelle eine Werbepause ist, bin schon gespannt wieviel Ronton7 er tatsächlich gefunden hat.
Hoffentlich bekommt keiner mit das er soviel gefunden hat und niemand versucht ihm seinen Fund streitig zu machen.

ich bitte um baldige Fortsetzung der Geschichte
23. RE: Goldgräber Kapitel 9: Planung

geschrieben von hajo am 21.03.10 14:43

Kapitel 9: Planung

Er riss den förmlich den Behälter mit den Gesteinsproben aus der Scanvorrichtung. Keine Sekunde zu spät. Die Countdown-Anzeige blieb bei 2 Sekunden Restzeit stehen. Eine Rote Lampe zeigte ihm, dass der Scanvorgang unvorschriftsmäßig unterbrochen worden war und wiederholt werden müsse.
Roger hatte Mirandas Spiel durchschaut. So gut wie ihre Informationen zur Lage von Ronton7 hier auf Serxius waren, hatte sie bestimmt weitreichende Verbindungen auf der Erde, auch zur Funkleitstelle der CPI. Sie würde auf jeden Fall über einen Fund von Merz informiert werden. Vielleicht war Mayra ja mit einem extra Funkgerät ausgestattet, mit dem sie mit ihrer Schwester in Verbindung bleiben konnte. Dann, ein kurzer Funkspruch von der Erde nach Serxius und Mayra wüsste Bescheid. Es fehlten dann noch ein kurzer freundschaftlicher Besuch und ein kleiner Hinterhalt, vielleicht beim Sex in der Schlafkabine, und er wäre Geschichte. Mayra und Miranda wären reich.
„Ohne mich!“, schrie Merz laut in seinen Container, „ohne mich!“
Merz sagte sich immer wieder, dass er Ruhe und einen klaren Kopf bewahren müsse. Er brauchte eine Strategie, wie er hier mit seinem Fund heil rauskommen würde, zurück zur Erde. Dass Miranda das Funksignal abhörte, daran konnte er nichts ändern. Er musste sich genau überlegen, wie er es anstellen konnte zur Erde zu kommen, wenn er davon ausging, dass Miranda die Informationen über seinen Fund hatte. Den Container könnte er verschließen, dachte er weiter, da würde niemand hineinkommen. Das Schiff würde ihn abholen, dann wäre er vor Mayra in Sicherheit. Vielleicht würde aber Mayra auch an der Stelle schürfen, wo er fündig geworden war. Sie würde dann nur etwas später wieder auf die Erde zurückkommen. In der Zeit müsste er mit Miranda fertig werden, damit er den Rücken frei hätte, um sich dann um Mayra zu kümmern.
Das war alles sehr kompliziert. Merz überlegte, ob er hier schon mit Mayra abrechnen sollte, dann den Funkspruch zur Erde senden, aber nicht aus seinem Container, sondern aus Mayra´s. Miranda würde denken, dass Mayra den Jackpot geknackt hatte und dann wäre die Überraschung auf seiner Seite, wenn er die Erde erreichen würde. Den Kapitän des Schiffes konnte man bestimmt bestechen, damit er einen anderen Landeplatz, als den offiziellen, ansteuern würde. Alles Weitere würde er dann schon regeln.
„Ja, so könnte es funktionieren“, sagte Merz zu sich selbst. Da gab es jetzt nur ein Problem: Er musste Mayra erst einmal finden. Aber er stand ja nicht unter Zeitdruck. Er hatte genug Zeit, um den Container von Mayra zu suchen. Sie konnte ja nicht so weit weg sein, denn mit den gleichen Informationen wie er hätte sie schon dafür gesorgt, dass sie nicht allzu entfernt von Merz abgesetzt worden wäre.
Roger freute sich insgeheim auf das Wiedersehen mit ihr. Am Ende würde sie das Schicksal ihrer Schwester teilen. Sie würde gut verpackt in seinem Container seiner Abreise zur Erde beiwohnen. Er hatte sogar vor, ihr einen Hinweis auf den Ronton7-Flöz zu hinterlassen, damit hatte sie dann die Möglichkeit, sich ihre Rückreise zu verdienen. Sie könnte genug dieses Stoffes gewinnen, um ihr und ihrer Schwester Miranda einen sehr hohen Lebensstandart für den Rest ihres Lebens zu ermöglichen. Vielleicht würde sie das dann besänftigen und sie würden sich beide als gute Verlierer verhalten.
Aber jetzt galt es zunächst für Merz alles nochmals durchzudenken. Er hasste es, wenn ein Plan schiefging, nur weil man die Planung schlampig durchgeführt hatte.
Also verordnete sich Merz 48 Stunden Ruhe. Er wollte sich jetzt nicht selbst unter Druck setzen. Die Ausrüstung galt es zunächst komplett zu überprüfen und noch einmal intensiv zu warten. Wenn es darauf ankam, musste man sich unbedingt auf sie verlassen können. Eine Dusche könnte auch nicht schaden, dachte Merz weiter.
Wie wohl die Recyclinganlage mit seinem Sperma umgehen würde, dieser Gedanke kam Merz gerade in den Sinn, als er an die Dusche dachte. Also, wieder raus aus dem Leder und Latex. Er war noch nicht einmal 48 Stunden auf dem Planeten und wollte schon unter die Dusche, das war nach seiner ersten Planung viel zu früh, aber seine ursprünglichen Pläne galten nun nicht mehr. Er würde jetzt seine Pläne an die neue Realität anpassen.
Das Ausziehen des Basisanzuges war nicht gerade einfach. Ganze 30 Minuten brauchte Merz, um sich aus dem Latex herauszuschälen. Dabei musste er höllisch aufpassen, den Anzug nicht zu beschädigen. Aber dann war es geschafft und Roger war jetzt wieder völlig nackt. Maximal 45 Minuten sollte man sich ohne Schutzkleidung im Container aufhalten, in einem Zeitraum von 96 Stunden. Nach einem längeren Aufenthalt ohne Schutzkleidung sollte man ein bis zwei Tabletten aus der roten Röhre zu sich nehmen, um den Körper von innen her zu dekontaminieren.
Er wollte die schutzlose Zeit so kurz wie möglich halten. Merz zog die beiden Duschwände aus den Wänden und schob sie in der Mitte zusammen. Er öffnete ein Ventil und lauwarmes Wasser fiel aus dem Wasserablass in der Decke auf ihn herab.
Es tat ihm sichtlich gut, als das Wasser zuerst seine Haare und dann seinen Körper benetzte. Er musste sich zur Eile zwingen, denn er merkte, wie er das entspannende Gefühl zu genießen begann, welches das Wasser bei ihm auslöste.
Er rieb seine Haut mit einer Spezialseife ein. Sie befreite die Haut von jeglichen Verunreinigungen und bereitete sie wieder auf den Basisanzug vor. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, sprühte er seinen Basisanzug innen mit dem Beschichtungsspray ein. Jetzt konnte in wieder anziehen. Mühelos glitt er in den Anzug. Lediglich als er seinen Penis in die Latexröhre schieben wollte, hatte er Probleme. Sein erigiertes Glied, das er bei dem Anziehen des Anzuges bekommen hatte, als sich das Latex um seine Beine schmiegte, lies sich nicht so einfach in den Schlauch einschieben. Merz musste erst einmal eine Pause einlegen, um sich wieder etwas abzuregen. Dann ging das Anziehen des Anzuges reibungslos, wenn man mal davon absah, dass sein Penis sofort, nachdem er ihn in der Röhre eingeführt hatte, wieder anschwoll. Jetzt kam der 3L an die Reihe. Er spürte das kühle Leder durch seinen Basisanzug und er empfand es sehr erregend.
Roger versuchte sich abzulenken. Er wollte sich zunächst mit der Suche nach Mayra´s Container beschäftigen. Ein Suchmuster anzulegen, war jetzt sein nächster Schritt. Er würde sich jetzt eine Karte des umliegenden Geländes anfertigen. Als Basis konnte er die mitgebrachte Standardkarte benutzen, die jeder auf dem Schiff bekommen hatte. Sie umfasste das umliegende Gelände der Absetzkoordinaten in einem Umkreis von 25 Quadratkilometern. Mehr war nicht sinnvoll, da man mit einem vollständig aufgeladenen 5er-Anzug höchsten in der Lage war, 20 Kilometer zurückzulegen.
Merz wollte zunächst in direkter Linie weiter, von seinem Container zu dem Ronton7-Flöz, nach Mayra´s Container suchen. Er vermutete, dass sie bei der Wahl ihres Containerstandortes das Flöz einfach zwischen seinen und ihrem Containerstandort gelegt hatte. Er musste davon ausgehen, dass Mayra der Standort seines Containers bekannt war. Dieses Suchmuster war für Roger Merz logisch und das Naheliegendste.
Jetzt galt es den Plan in die Tat umzusetzen und Merz wollte auch nicht mehr viel Zeit verstreichen lassen. Wenn er einen Plan hatte, dann viel es ihm sehr schwer seine Zeit mit warten zu verbringen. Also, dachte er sich, rein in den Schutzanzug und losmarschieren. Die Zeit war auf seiner Seite, niemand konnte ahnen, dass er schon mit seiner Suche erfolgreich gewesen war.
Er wollte schon den 5er einsteigen, als er ein Geräusch an der Containerwand vernahm. Seine Sinne waren plötzlich hellwach. Sein Körper spannte sich und die leichten Kopfschmerzen, die er immer noch hatte, wurden von seinem Körper ausgeblendet.
„Was oder wer hat dieses Geräusch verursacht?“, fragte er sich still. Aber um hierfür eine Antwort zu bekommen, musste er nach draußen. Stärkeren Wind, der einen Stein oder was auch immer gegen die Außenwand des Containers hätte schleudern können, gab es hier auf Serxius nicht. Es gab hier lediglich leichte Luftströmungen, die den Temperaturausgleich hier auf Serxius sicherstellten.
Plötzlich wieder ein Schlag gegen die Außenwand.
„Was zum Teufel ist das?“, sagte er leise zu sich selbst. Er wendete sich gerade seinen 5er zu, als die Containeranzeige das Öffnen der Außentür zur Dekontaminationsschleuse anzeigte. Diese Tür war nicht abschließbar. Man wollte offenbar immer sicherstellen, dass sich jemand von außen jederzeit Zutritt in die Schleuse verschaffen konnte. Das mochte wohl zu Zeiten der CPI noch notwendig gewesen sein, aber jetzt empfand das Merz als Eingriff in seine Privatsphäre. Er wollte selbst bestimmen, wem er seine Ressourcen zur Verfügung stellen wollte und wem nicht. Die Innere Schleusentür war aber mit einem Codeschloss versehen und konnte verriegelt werden. Diese Tür hielt er immer verschlossen.
Merz konnte sehen, dass die Dekontaminationsphase angelaufen war. Sie würde in wenigen Minuten beendet sein. Bis dahin sollte er sich eine Strategie überlegt haben, wie er mit dem unbekannten Gast verfahren wollte. Zunächst nahm er den Scanbehälter und stellte ihn ein verschließbares Fach unter dem Funkgerät.
Die Dekontaminationsphase wurde erfolgreich beendet. Jetzt würde Merz, falls er in der Schleuse wäre, der Zutritt zum Container gewehrt. Aber die Tür war verschlossen. Wer immer da draußen war, er musste sich jetzt bemerkbar machen.
Es herrschte angespannte Stille. Merz lauschte und hielt sein linkes Ohr in Richtung Schleuse. Dann klopfte es an die Tür.
Roger hatte 3 Schläge gezählt. Dann wieder Stille. Dann wieder ein Pochen an der Tür und er hörte eine Stimme von einer Person, die offensichtlich unter enormen Stress stand.
„Roger, bitte mach auf! Schnell! Ich bin es, Mayra! Beeil dich!“
Mayra war an der Containertür. Blitzschnell ging Merz alle Optionen durch. Was konnte ihm schon besseres passieren. Mayra stand vor der Tür und ersparte ihm die aufwendige Suche nach ihr. Auf den seinen Lippen zeichnete sich ein leichtes Lächeln ab. Erst der schnelle Fund und jetzt steht eines seiner beiden noch offenen Probleme direkt vor der Tür, dachte Merz. Besser konnte es gar nicht laufen.
Noch während er das dachte, öffnete er die innere Schleusentür. Fast geräuschlos öffnete sie sich und eine Gestalt in einem 5er-Schutzanzug fiel ihm entgegen. Reflexartig fing Merz die Person auf und half ihr in das Innere des Containers hinein. Da sich die Person von selbst nicht mehr auf dem Beinen halten konnte, legte sie Merz auf den Boden. Ein Blick durch das Helmvisier zeigte Merz, dass es wirklich Mayra war. Mit aufgerissenen Augen und weitgeöffnetem Mund sah sie ihn an. Sie schien keine Luft zu bekommen. Merz löste die Sicherungen ihres Helms und öffnete ihn. Er zog ihn ab und hörte ein gieriges Einatmen von Mayra. Sie war offensichtlich noch nicht in der Lage zu sprechen, sie versuchte zunächst mit tiefen Atemzügen den Sauerstoffmangel ihres Körpers auszugleichen.
Merz lies ihr die Zeit und wartete ab. Die Atmung von ihr wurde mit der Zeit ruhiger und wieder flacher. Der leicht blaue Schimmer in ihrem Gesicht verblasste und Mayra bekam wieder eine normale, durch die Anstrengung leicht rötliche, Gesichtsfarbe.
Roger Merz wollte vorsichtig an die Sache herangehen. Es war schon komisch, dass Mayra plötzlich hier bei ihm auftauchte. Außerdem hatte sie ihn noch in der Schleuse mit seinem Namen angesprochen. Er konnte sich nicht erinnern, an seinen Container ein Namensschild angebracht zu haben.
„Was ist passiert?“, fragte er Mayra mit gut gespielter Fürsorglichkeit.
„Roger, danke dass du mir hilfst. Du kennst doch noch diesen Winter. Der ist voll durchgedreht und ist hinter mir her!“
Ihre Worte überschlugen sich und sie brach in Tränen aus.
Merz hatte John Winter schon wieder vergessen. Er war für Merz nicht mehr wichtig genug gewesen, da die Gefahr für ihn eindeutig von den beiden Schwestern ausging. Mayra benutzte ihn offensichtlich als Ablenkungsmanöver, nach dem Motto: „Ein gemeinsamer Feind verbindet und erzeugt Unaufmerksamkeit gegenüber den scheinbaren Verbündeten“. Dieses Vorgehen kannte Merz nur allzu gut. Oft nutzen, die scheinbar treuen Verbündeten, eine Allianz nur, um den Partner in Sicherheit zu wiegen und ihn dann, in einem geeigneten Moment, von hinten zu erledigen und das nur, weil sie in einem ehrlichen, offenen Kampf unterliegen würden.
Aber Roger hatte das doppelte Spiel von Mayra durchschaut, bevor es überhaupt begonnen hatte. Aber, wie schon bei ihrer Schwester Miranda, wollte er das Spiel zunächst mitspielen.
„Was ist passiert?“, fragte er mit geheucheltem Interesse.
„Winter´s Container wurde offensichtlich beim Absetzen beschädigt. Er tauchte plötzlich bei mir auf, als ich im Begriff war, die restlichen Wassertanks zu bergen. Er bat mich, ob er seinen 5er bei mir wiederaufladen dürfte, um die noch notwendigen Reparaturen an seinem Container durchführen zu können. Ich erlaubte es ihm natürlich, denn die Restkapazität seines Anzuges lag schon unter 45 Minuten. Er wollte dann wieder zu seinem Container zurückkehren, um die noch notwendigen abschließenden Reparaturen vornehmen zu können. Dann wäre sein Container wieder funktionstüchtig. Er sagte auch, dass sein Container nur etwa eine Stunde von meinem entfernt wäre.
Also ging ich mit ihm zu meinem Container und er konnte seinen 5er wieder regenerieren. Er verhielt sich die ersten beiden Stunden in meinem Container völlig normal, wenn man mal von den recht eindeutigen Komplimenten bezüglich meines Aussehens absah. Aber dann wurde das Verbale immer eindeutiger und anzüglicher und er versuchte mich immer wieder zu berühren. Am Anfang konnte ich ihn mir noch ganz gut vom Leib halten, aber dann plötzlich und unvermittelt wurde er handgreiflich und schlug mich. Er beschimpfte mich als Hure und Schlampe, die immer nur das Eine im Kopf hatte, die Männer aufzugeilen, scharf zu machen und sie dann kalt abzuservieren. Er wollte das Spiel nicht mehr mitspielen und würde sich jetzt nehmen, was ihm zustehen würde.
Er versuchte mich in eine Ecke zu drängen und wollte mich an den Armen festhalten. Ich verteidigte mich mit allen Kräften, aber Winter war wie ein Tier, völlig außer sich und war unheimli-che stark. Mir gelang es aber, den Scanbehälter vom großen Scanner zu ergreifen und ihm auf den Kopf zu schlagen. Das machte ihn aber nur leicht benommen, ich schlug daher noch einmal zu und wieder und wieder…“, sie fing wieder an zu wei-nen.
„Schhhhh, ganz ruhig, Mayra. Du bist jetzt in Sicherheit. Was ist mit Winter? Ist er tot?“
„Ich weiß es nicht. Er brach zusammen und blieb am Boden liegen. Er bewegte sich nicht und an seinem Kopf bildete sich eine große Blutlache, der Anzug war beschädigt. Ich hatte Angst und schlüpfte sofort in meinen 5er. Dann habe ich den Container verlassen und bin losgelaufen. Mein 5er hatte noch eine Restkapazität von knapp 4 Stunden. Ich hatte Glück, dass ich deinen Container zuerst gefunden habe.“
„Ja, klar, was für ein Glück und was für ein Zufall!“, dachte sich Merz.
„Wie konntest du wissen, dass es mein Container war?“, fragte Merz sich unvermittelt.
„Ich kannte deine Containerkennung noch von unserem letzten gemeinsamen Abend auf dem Schiff. Ich muss jetzt erst einmal aus dem 5er raus. Hilfst du mir dabei?“
„Aber sicher!“, antwortete Merz. Merz kam ins Grübeln. Jede andere hätte die Frage in Mayra´s Zustand nicht sofort beantworten können. Entweder war Mayra sehr taff oder sie hatte sich das alles nur ausgedacht und spielte ihm hier etwas vor. Aber immerhin hatte sie ihm eine Erklärung abgeliefert, warum sie seinen Container kannte. Roger war nun eines klar, Mayra war genauso verschlagen wie ihre Schwester Miranda. Er musste auf der Hut sein.
Roger durfte sich nicht von Mayra´s Anblick beeinflussen lassen. Sie sah in dem 3L wirklich super aus. Ihre gute Figur wurde von dem künstlichen Leder noch mehr hervorgehoben, am liebsten hätte er sie umarmt und an sich gedrückt und mit seinen Händen ihren gesamten Körper erkundet. Es musste ein unglaubliches Gefühl sein, ihrem warmen Körper unter dem Leder zu spüren.
„Danke!“, sie drängte sich an ihn, als sie das zum ihm sagte. Seine Arme umschlossen ihren Oberkörper und seine Hände glitten über ihren Rücken. Es fühlte sich noch besser an, als er zunächst gedacht hatte. Die dünnen Handschuhe, in denen seine Hände steckten, schienen sein Tastgefühl noch zu verstärken. Seine Hände glitten an Mayra´s Rücken tiefer nach unten, aber Merz löste die Umarmung, kurz bevor sie ihren Po erreichten.
„Halte dich zurück“, sagte er warnend im Geiste zu sich selbst.
„Ich werde deinen Anzug erst einmal wieder Regenerieren. Du musst in der Zwischenzeit etwas Essen und dich ausruhen. Hol dir was aus dem Kühlschrank, ich kümmere mich jetzt um deinen 5er. Alles Weitere können wir dann besprechen.“
Merz hob den 5er vom Boden auf und trug ihn zur Wartungsstation. Sein Anzug war bereits komplett regeneriert und konnte aus der Station genommen werden. Er nahm Mayra´s 5er und schloss ihn an zum regenerieren an die Anlage an. Eher beiläufig fiel sein Blick auf das Helmdisplay.
>Filter: 9% / Luft: 17% / Energie: 35% / Zeit verbleibend: 0h 38m, Displayfarbe: Grün blinkend<
Merz stockte der Atem. Dass war der absolute Beweis dafür, dass er mit seinem Verdacht, was Mayra anging, recht hatte. Alles andere waren nur Indizien gewesen, Hinweise, die man fehlinterpretieren konnte, Aber das hier bewies alles, was Merz vermutet hatte. Mayra´s Anzug hatte noch genügend Luft für 38 Minuten gehabt. Merz schäumte vor Wut. Als er Mayra in den Armen hatte, kamen ihm Zweifel auf, ob er mit seinen Gedanken richtig lag. Aber jetzt kam er sich von ihr veralbert vor. Er wäre fast auf ihr Theater hereingefallen, das sie fast erstickt wäre. Sie war eine gute Schauspielerin, aber Merz hatte sie Gott sei Dank durchschaut. Sie hatte bestimmt in ihrem Anzug für sehr lange Zeit die Luft angehalten, die bläuliche Farbe in ihrem Gesicht war echt gewesen, dass wusste er. Sie musste einen unbändigen Willen haben und damit ihren Körper so kontrollieren können. Mayra hatte ihre Atmung so eingeschränkt, dass es für ihn so aussehen musste, dass sie kurz vor dem ersticken gewesen war.
Merz hatte in Mayra eine ebenbürtige Gegnerin gefunden, das war ihm nun klar. Einfach würde es nicht werden, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Er musste behutsam vorgehen, damit Mayra nicht bemerkte, dass er bereits alles wusste, von ihr und ihrer Schwester und von ihren Plänen. Zunächst musste er Mayra in Sicherheit wiegen. Sie durfte keinen Zweifel darüber haben, dass er sich noch in der Opferrolle befand.
Merz entnahm die Filterkartusche aus dem Anzug und stellte diese in die Reinigungseinheit. Dann wandte er sich wieder Mayra zu.
„Na, bist du fündig geworden? Hühnchen schmeckt am besten“, versuchte er möglichst locker zu sagen.
„Danke, ich habe mir irgendetwas genommen“, sie blickte auf die Tube, „Bolognese steht drauf. Ist auch O.K.“
„Hier, nimm noch was zu trinken!“ Er stellte ihr seinen Becher mit Wasser hin.
„Danke!“, sagte sie nur und trank ihn, ohne abzusetzen, leer.
„Sie hat einen schönen Kopf“, dachte Merz, als er ihr beim Essen zusah. Ihr Anblick erregte ihn, ohne das er es wollte. Gut, dass er den Lederanzug anhatte, hätte er nur den Basisanzug angehabt, dann wäre Mayra bestimmt ihre Wirkung auf ihn aufgefallen. Vielleicht wäre das aber nicht schlecht. Wenn sie sehen würde, wie Merz auf sie reagierte, dann würde sie bestimmt etwas unvorsichtiger werden, da sie glauben musste, dass Merz abgelenkt war. Ihre Schwester hatte den gleichen Fehler begangen.
Der Sex mit Mayra auf dem Schiff hatte ihm Spaß gemacht. Was spräche dagegen, es wieder zu tun, aber dabei die Kontrolle zu behalten.
„Willst du dich etwas ausruhen, Mayra? Ich kann dir die Schlafkabine vorbereiten“, fragte Merz sie.
„Ja, etwas Schlaf kann ich gebrauchen. Du bist sehr lieb zu mir!“
Sie schlüpfte aus dem 3er und Merz klappte die Schlafkabine herunter. Er öffnete sie und Merz half ihr beim Einsteigen.
„Ruhe dich aus. Wenn dein Anzug wieder vollständig regeneriert ist, schlage ich vor, dass wir uns auf den Weg zu deinem Container machen, um mal nach dem Rechten zu sehen.“
„Ja, können wir machen. Nochmals, danke Roger!“
„Du musst dich nicht immer bei mir bedanken. Du würdest das Selbe bestimmt auch für mich tun.“
Er klappte den Deckel der Kabine herunter. Sie hatte ihre Augen geschlossen und Merz schaute auf ihrem Körper.
„Wie sie daliegt, in dem schwarzen glänzenden Latexanzug“, dachte er, „fast wie Schneewittchen!“
Noch von ihrem Anblick erregt, ergriff Merz Mayra´s Lederanzug und untersuchte ihn. Er war unbeschädigt, von Kampf keine Spur.
24. RE: Goldgräber Kapitel 10: Manöver

geschrieben von hajo am 05.04.10 10:14

Kapitel 10: Manöver

Das Signal der Reinigungsstation des 5L lies Merz aufschrecken. Er hatte sich auf den Stuhl gesetzt um nochmals seinen Plan durchzugehen. Ein ständiges Wiederholen im Kopf machte die Ausführung eines Planes sicherer, dass hatte er immer wieder feststellen können. Vermutlich war er dann dabei eingeschlafen. Mayra lag noch in der Schlafkabine. Der schwarze Latex ihres Basis-Anzuges über ihrer Bauchdecke hob und senkte sich regelmäßig. Merz ertappte sich wieder dabei, wie er sie insgeheim anstarrte. Er spürte auch sofort wieder die Auswirkungen seines Verhaltens. Wenn er aus dieser Sache erfolgreich und vor allem lebend herauskommen wollte, dann durfte er sich Gefühle nicht leisten, egal welcher Art. Bei der Sache mit dem Sex war es aber anders. Er musste hier das Spiel mitspielen, um keinen Verdacht bei Mayra zu erwecken. Sie sollte bis zum Schluss der Auffassung sein, dass sie es hier mit einem unwissenden Trottel zu tun hatte, der ihr Spiel nie und nimmer durchschauen würde.
Mühsam nahm er den Blick von Mayra und erhob sich von dem Stuhl. Jetzt wurde auch Mayra durch das Signal wach. Sie räkelte sich und wollte die Arme ausstrecken. Der Deckel der Schlaf-kammer hinderte sie daran. Sie öffnete sie und setze sich auf. Verschlafen und etwas verwirrt blickte sie sich um. Als sie Merz sah, erschien ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht.
„Hallo Roger, ich habe geschlafen wie ein Stein“, begrüßte sie ihn.
„Hätte ich nicht ihr Spiel durchschaut, dann würde ich glauben, dass sie mich mag“, dachte Merz, als er ihren Blick erwiderte und in ihre grünen Augen sah.
„Ich glaube, den Schlaf hattest du bitter nötig. Wenn du Hunger hast, bitte bedien dich. Du kennst dich ja aus.“
„Ja, so langsam finde ich mich hier zurecht. Mein Container ist wesentlich größer und hat viel mehr Zimmer, als der hier und hat natürlich eine ganz andere Innenausstattung“, entgegnete sie ihm und ein Lächeln umspielte ihre Lippen, dem er sich nicht entziehen konnte. Er lächelte zurück und irgendwie wurde aus seinem Lächeln ein lautes Lachen, offenbar war Mayra´s Scherz doch lustiger als er zunächst dachte. Sie lachte mit ihm und sie kamen beide erst Minuten später wieder zur Ruhe.
„Danke nochmals, Roger, dass du für mich da bist“, sie war be-reits aufgestanden und stand dicht vor ihm, als sie das zu ihm sagte. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn. Die Masken, die beide trugen, störten beim Küssen auf den Mund nicht. Aber das war schon die einzige Stelle des Körpers, neben den Augenliedern, wenn sie geschlossen waren, die direkt erreichbar war, alles andere war mit dem Latex des Basisanzuges abgedeckt.
Merz umfasste ihre schmale Taille. Trotz der Latexschichten, die ihre Taille und seine Hände umschlossen und bei ihm nochmals das Leder des 3er Anzuges, konnte er Mayra´s pulsierendes Leben spüren, dass unter dem Basisanzug für Wärme sorgte. Er spürte ein nur schwer zu bändigendes Verlangen, sie an sich zu drücken und dann zu nehmen, so wie er es mit Miranda nach dem Besuch des Koreaners gemacht hatte.
Aber ein heftiger stechender Kopfschmerz vertrieb diese Gedanken.
„Was ist mit dir?“, fragte Mayra.
„Ach nichts, ich bekommen nur diese Kopfschmerzen nicht los. Aber es geht schon wieder.“
So schnell, wie der Kopfschmerz kam, so schnell war er wieder verschwunden. Jetzt waren wieder die leichten, latent andauernden, Kopfschmerzen da.
„Ich glaube, hier ist noch jemand, der etwas Ruhe braucht. Willst du dich nicht auch ein bisschen hinlegen?“, fragte Mayra.
„Nein, nein, geht schon wieder. Ich habe auf dem Stuhl, als du schliefst, ein kleines Nickerchen gemacht. Ich bin nicht Müde.“
Im Geiste fügte er hinzu: „Das hättest du wohl gerne, dass ich mich jetzt hinlege.“
Er nahm seine Hände von ihrer Taille und drehte sich etwas von ihr weg.
„Hey, wo willst du denn so schnell hin. Ich habe mich bei dir noch nicht einmal richtig bedankt.“
Merz hatte geglaubt, dass Mayra seine Erregung durch den 3er Anzug nicht bemerken würde. Aber sie schien sein erigiertes Glied durch die Latex- und Lederschichten gespürt zu haben.
Jetzt hieß es für Merz sich richtig zu verhalten. Würde er sagen, dass er immer noch Kopfschmerzen hätte und nicht in Stimmung wäre, könnte sie Verdacht schöpfen. Sein Penis sagte nämlich genau das Gegenteil. Auch, dass es nicht gerade gut war, hier auf Serxius sexuell aktiv zu werden, könnte ebenfalls verdächtig sein, zumal sie noch nicht lange genug hier waren.
Also musste er wohl oder übel ihr Spiel mitspielen. Er ließ sich auf ihren Annäherungsversuch ein. Er drehte sich wieder zu ihr und seine Hände fanden den Weg zurück, zu ihrer Taille.
„Nun, wie stellst du dir…“, weiter kam er nicht, denn sie presste ihre auf seine Lippen und ihre Hand wanderte nach unten und legte sich auf seinen Penis. Sie begann seinen Penis zu massieren. Es war so, als ob sie ihre nackte Hand direkt auf seinen Penis legte. So intensiv spürte er ihre Berührung. Vielleicht empfand Merz es durch den Latex und das Leder noch intensiver, als es normaler Weise war. Jedenfalls überraschte ihn die Intensität der Berührung derart, dass sofort ein, für ihn unkontrollierbares, Stöhnen über seine Lippen kam, noch während Mayra ihn küsste. Die Berührung war für ihn so überwältigen, dass er sofort einen Orgasmus bekam. Solch ein Gefühl hatte er noch nie erlebt, selbst die Vereinigung mit Mayra auf dem Schiff kam nicht annähernd da ran.
„Hey, du scheinst das ja richtig gebraucht zu haben“, staunte Mayra.
„Du bist eben eine sehr erotische Frau und ich hatte genügend Zeit, dir beim Schlafen zuzusehen“, erwiderte Merz, noch etwas außer Atem. Selbst über seine Antwort überrascht, schob er noch schnell nach, um von Thema abzulenken: „Na, wenigstens sind meine Kopfschmerzen jetzt weg.“
Und es war wirklich so. Zum ersten Mal hatte er keine Kopfschmerzen mehr, seit er aus dem Kryoschlaf aufgewacht war.
Merz löste sich von Mayra, füllte sich den Becher mit Wasser und trank einen Schluck.
„Magst du auch?“, fragte er sie und hielt ihr den Becher hin.
„Ja, gerne“, erwiderte sie und nahm den Becher von Merz.
„Wie wollen wir jetzt weiter vorgehen?“, fragte er sie.
„Wir haben da noch eventuell ein Problem, das Winter heißt. Auch müssen wir uns um deinen Container kümmern. Wenn wir hier überleben wollen, dann brauchen wir ihn in einem funktio-nierenden Zustand. Wenn du ihn bei deiner Flucht verschlossen hast, dann stehen die Chancen gut.“
Merz spielte jetzt den Ball geschickt in Mayra´s Spielhälfte. Wenn sie jetzt Merz vorschlug, sich auf den Weg zu ihrem Container zu machen, dann hatte er schon fast gewonnen. Hatte sie aber den Container nicht richtig verschlossen, dann war er kontaminiert und somit verloren.
„Ja, ich habe ihn verschlossen und ich denke du hast recht. Wir sehen am besten gleich nach Winter und meinem Container. Ich muss nur noch schnell den 3er anziehen und dann können wir uns fertig machen, um nach draußen zu gehen. Vielleicht sollte wir eine Waffe mitnehmen?“
„Hmm, ja du hast recht. Während du dich anziehst, gehe ich auf die Suche nach einer Waffe“, schlug Merz vor.
Es war gar nicht so einfach, hier im Container eine Waffe zu fin-den. Es war nicht erlaubt, Waffen mit aus Serxius zu bringen, die Kontrollen waren sehr streng und es war auch kaum vorstellbar, dass es jemanden hier gelang, etwas einzuschmuggeln. Merz musste sich etwas bauen, dass er als Waffe einsetzen konnte. Aber das einzige was er fand, war ein Ersatzrohr aus Kunststoff, um die Wasserleitung zu reparieren. Man konnte es bestenfalls als Schlagwaffe einsetzen, aber besser als nichts war es allemal. Merz drehte sich nach Mayra um. Sie hatte ihren 3er-Anzug schon angezogen und sah, ganz in dem Leder verpackt, sehr erotisch aus. Merz spürte, wie es seinem Glied in der Latexröhre wieder zu eng wurde. Aber fast hätte er es, wegen seiner sexuellen Erregung, die ihn ablenkte, nicht bemerkt, Mayra starrte auf den Scanner, der an das Funkgerät angeschlossen war.
„Na, hast du schon was gefunden?“, fragte sie.
„Mist“, schoss es Merz durch den Kopf. Er hatte vergessen, die Meldung über den abgebrochenen Scanvorgang zu quittieren. Mayra musste sie beim anziehen ihres 3er-Anzuges gelesen haben.
„Ja, ich denke schon. Ich habe den Scan abgebrochen, als ich Geräusche von draußen gehört habe.“
Das Mayra jetzt dieser Umstand bekannt war, machte für die Durchführung seines Planes keinen Unterschied. Im Gegenteil. Merz dachte, wenn er so offen wie möglich zu ihr war, dann wähnte sie sich in Sicherheit und er würde es dann leichter ha-ben, seinen Plan umzusetzen.
„Und, wie viel, von dem Ronton7, denkst du, dass du gefunden hast?“, fragte Mayra weiter.
„Kann ich nicht genau sagen. Vielleicht ein bis zwei Gramm, mehr wäre ein Wunder, nach so kurzer Zeit.“
„Freut mich für dich. Ich hoffe, du findest noch mehr.“
Roger dachte, dass Mayra eine hervorragende Schauspielerin war. Sie hatte das gesagt so, als ob sie ihm wirklich den Erfolg gönnen würde. Aber, wenn man ihre Lehrerin namens Miranda kennengelernt hatte, dann wusste man, zu was alles Mayra in der Lage war und warum man ihr nicht vertrauen durfte.
Sie begann nun den 5L anzuziehen. Merz beobachtete sie aus den Augenwinkeln und stellte fest, dass sie besser mit dem 5L zurechtkam, als er selbst. Sie setzte sich den Helm auf und der Unterdruck sog den Helm fest in die dafür vorgesehene Aussparung hinein.
Plötzlich begann sie zu röcheln. Panisch versuchte sie die Release-Taste für den Helm an ihrem Anzug zu finden. Merz sprang ihr zur Seite und konnte sie gerade noch auffangen, als sie zu torkeln begann. Er drückte die Release-Taste und der Unterdruck wurde ausgeglichen. Merz konnte den Helm abnehmen und Mayra bekam wieder Luft.
„Verdammt, der Anzug muss defekt sein!“ kam es hustend aus ihr.
Merz schaute auf das Helmdisplay:
>Filter: 100% / Luft: 100% / Energie: 100% / Zeit verblei-bend: 8h 05m, Displayfarbe Grün<
Der Anzug schien wirklich defekt zu sein. Die Wartungsstation schien den defekt auch nicht festgestellt zu haben, denn sie zeigte an, dass der Anzug zu 100% funktionstüchtig war. Merz war verunsichert. Er untersuchte den Anzug, konnte aber auf die Schnelle nichts feststellen. Irgendwie schien der Luftzufuhr blockiert zu sein.
„Nimm meinen Reserveanzug, hier im Schrank“, sagte er zu Mayra. „Ich sehe mir den Anzug später genauer an. Jetzt müssen wir erst einmal zu deinem Container und dieses Mal haben wir noch einen Grund mehr, schnellsten dorthin zu kommen. Ich habe nur zwei 5L´s!“
„Ich habe noch 4 Außenanzüge in meinem Container. Ich kann nur hoffen, dass sie noch in Ordnung sind. Du hast Recht, beeilen wir uns. Mein Container ist ungefähr 3,5 Stunden von hier. Viel Zeit bleibt uns nicht. Wenn Winter in zerstört hat, dann müssen wir sofort wieder zurück, denn sonst holen wir uns schwere Vergiftung.“
Mayra hatte recht. Die Anzüge waren so ausgelegt, dass sich zuerst der Filter erschöpfte. Mann hatte dann zwar noch genug Luft zum Atmen, aber man vergiftete sich mit jedem Atemzug mehr. Schon 20 Minuten, nachdem der Filter erschöpft war, war die Vergiftung permanent und nicht mehr heilbar.
„Na, dann lass uns los gehen und keine Zeit mehr verlieren!“, drängte Merz. Beide hatten in der Zwischenzeit ihre 5L´s angezogen und waren nun bereit zum Abmarsch. Er würde kein Spaziergang werden, dass war ihnen beiden klar. Merz hatte das Rohr in der Hand und Mayra öffnete die innere Schleusentür. Sie gingen hindurch und, als sich hinter ihnen die Türe wieder geschlossen hatte, öffneten sie die Außentüre. Sie blickten sich kurz durch ihre Helmvisiere an und traten dann nach draußen.
„Alles klar?“, fragte Merz.
„Ja, alles klar“, antwortete sie ihm über die Sprechanlage des Helmes.
„Na, dann geh mal los. Ich folge dir unauffällig!“, versuchte Merz zu scherzen.
Mit schnellen Schritten, jedenfalls für die Planetenverhältnisse hier, ging Mayra los. Merz folgte ihr, ihr Tempo überraschte ihn. Er durfte zwischen ihnen keinen zu großen Abstand entstehen lassen, denn die Sprechanlage hatte nur eine begrenzte Reichweite von ungefähr 50 Metern. Außerdem war es ratsam, den Sprechverkehr auf das Notwendigste zu reduzieren. Viel reden hieß nicht nur den Stromverbrach des Anzuges zu erhöhen, sondern auch den Luftvorrat unnötig zu verbrauchen. Also war schweigen angesagt.
Merz ging die Sache mit Mayra´s Anzug nicht aus dem Kopf. Was, wenn ihr Anzug wirklich einen Defekt hatte? Was würde das ändern? Diese und andere Fragen gingen ihm durch den Kopf. Nüchtern betrachtet hatte er nicht einmal einen Beweis dafür, dass sie wirklich die Schwester von Miranda war. Wenn sie aber nicht ihre Schwester war, dann wäre sie schlechtesten falls eine Konkurrentin oder vielleicht doch eine Verbündete oder vielleicht noch etwas mehr. Vielleicht die Partnerin, die er schon so lange gesucht hatte, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte. Sie machte auf ihn nicht mehr den Eindruck, dass sie ihm Schaden wollte. Sie lief vor ihm her, obwohl sie wusste, dass er ein langes Kunststoffrohr an der Hand trug. Es war zwar nicht schwer, aber man konnte mit dem Rohr zumindest das Helmvisier so schwer beschädigen, dass dieser dann undicht wurde und die Atemluft aus ihm austrat. Innerhalb von Minuten wäre dann der Luftvorrat entwichen und man würde ersticken.
Sie schien ihm zu vertrauen, aber vielleicht war das alles nur Teil ihres Spieles. Vielleicht hatte sie den Anzug auch so hinterhältig manipuliert, dass sie sich damit zunächst selbst in Verdacht brin-gen und sich dann wie von selbst wieder von ihm befreien würde. Diese Gedanken kreisten in Merz und er begann wieder Kopfschmerzen zu bekommen. Er nahm einen Schluck aus dem Trinkvorrat seines Anzuges.
Er war bestimmt nicht wehleidig, aber so langsam nervten ihn die ständigen Kopfschmerzen. Kopfschmerzen waren zwar als seltene Nebenwirkung des Kryoschlafes bekannt, aber es gab dafür gute Medikamente, man hatte es damit im Griff. Von so lange andauernden Kopfschmerzen hatte er noch nie etwas gehört.
Mayra schien das schnelle Tempo, mit dem sie gestartet war, durchzuhalten. Sie waren jetzt schon fast eine Stunde unterwegs und sie zeigte noch keine Ermüdungserscheinungen.
Merz dachte für sich, was für eine tolle Frau Mayra doch war. Sie wäre genau die Richtige für ihn gewesen, aber sie war die Schwester von Miranda und das machte sie für ihn gefährlich. Merz hatte die letzte halbe Stunde alle 5 Minuten einen Schluck aus dem Versorgungsschlauch genommen. Er wollte mit einem besseren Trinkverhalten seine Kopfschmerzen in den Griff bekommen. Das schien auch zu klappen, denn die Schmerzen wur-den schwächer und Merz konnte sie fast ignorieren.
Mayra stürmte unbeirrt weiter. Sie schien Zeit herausholen zu wollen, damit sie sich beide länger sich um ihren Container kümmern konnten, falls in ihm ein Recyceln der Anzüge nicht mehr möglich war.
In der ersten Stunde hatten sie fast 3 Kilometer zurückgelegt. Das war schnell und zeigte, dass sie sich beide in einer guten körperlichen Verfassung befanden.
Merz wunderte sich darüber, dass Mayra, nach allem was sie durchgemacht hatte, noch so fit war. Er wollte ihr schon glauben, aber vieles passte einfach nicht zusammen. Aber er versuchte seine Zweifel zu verdrängen und erst einmal abzuwarten, was sie in Mayra´s Container vorfinden würden. Falls dort Winter´s Leiche liegen würde, dann spräche das für sie. Falls nicht, dann müsste er Mayra wieder in seinen Container locken und sie dort festsetzen, notfalls mit Gewalt. Irgendwie erregte ihn der Gedanke, Mayra mit Gewalt in seinem Container festzusetzen. Vielleicht sollte er sie an den Stuhl binden oder gefesselt in die Schlafkabine legen. Eine List, wie er sie bei Miranda angewendet hatte, schloss er nicht aus. Ja, ihm gefiel der Gedanke Mayra nach einem Liebesspiel einfach gefesselt zurückzulassen. Er spürte, wie ihn diese Vorstellung mehr und mehr erregte. Mayra gefesselt in ihrem 3L oder auch nur in ihrem Basisanzug. Wie sich ihr gefesselter Körper in dem hautengen Latex wand, den Ausdruck des Entsetzens in ihrem Gesicht darüber, dass sie letztendlich die Betrogen, dass sie am Ende das Opfer und nicht mehr der Jäger war.
Merz musste die Gedanken verdrängen, die ihn so erregten. Seine Kopfschmerzen wurden wieder stärker. Ein kühler Kopf war jetzt das Wichtigste. Gelassenheit und Ruhe die Garanten für ein Gelingen seine Planes. Mayra hielt immer noch ihr Tempo. Er ertappte sich wieder dabei, dass er sie bewunderte. Den 5er Anzug konnte man bestimmt nicht als topmodisch bezeichnen, aber trotzdem machte Mayra darin eine gute Figur.
Nach zwei Stunden hatte sie fast 6 Kilometer zurück gelegt.
>Filter: 69% / Luft: 71% / Energie: 76% / Zeit verbleibend: 5h 41m, Displayfarbe Grün<
Der Blick auf sein Helmdisplay bestätige, was Roger vor dem Abmarsch von seinem Container, bereits vermutet hatte. Ein solch hohes Tempo würde die Ressourcen des Anzuges schneller aufbrauchen. Statt der gut 8 Stunden, die ein Anzug normalerweise durchhielt, hätten sie vielleicht nur 7, bestenfalls 7,5 Stunden. Das würde verdammt eng werden, falls sie Mayra´s Container nicht einsatzfähig vorfinden würden.
„Wie weit ist es noch?“, fragte er Mayra.
„Ich denke noch knapp eine Stunde. Wir kommen gut voran.“
Dann würde ihnen eine sehr knappe Stunde bleiben, für die Untersuchung des Containers, überlegte sich Merz. Aber vielleicht waren ja Mayra´s Reserveanzüge noch intakt. Dann mussten sie nur die 5er wechseln und hätten dann noch genügend Zeit, vielleicht doch noch den Container wieder in Betrieb zu nehmen. Wichtig war es, dass die Schleuse unbeschadet war. Falls Mayra sie doch nicht richtig verschlossen hatte, als sie zu ihm geflüchtet war, dann wäre alles umsonst gewesen. Dann konnten sie auch nicht die Anzüge wechseln und falls Winter nicht tot war, dann mussten sie auch noch mit ihm rechnen. Das alles konnte Merz noch nicht genau überblicken. Da waren zu viele unbekannte Variablen im Spiel, die seinen Plan stören oder sogar vereiteln konnten.
Eine Frage würde sich klären, wenn er Mayra´s Container sah. Konnte er ihr Vertrauen oder nicht.
25. RE: Goldgräber Kapitel 11: Verwirrung

geschrieben von hajo am 15.04.10 15:13

Kapitel 11: Verwirrung

Nach gut 3 Stunden geriet ein Container in ihr Blickfeld. Mayra hielt direkt auf ihn zu.
„Stopp, was hast du vor?“, bremste Merz Mayra.
„Ich will zu meinem Container, was denkst du denn?“, antwortete Mayra etwas außer Atem.
„Ich denke es ist gut, etwas Vorsicht walten zu lassen.“
Obwohl es praktisch keinerlei Deckung im umliegenden Gelände gab, konnte es nicht verkehrt sein, sich dem Container langsam zu nähern. Sie hatten dann genügend Zeit das umliegende Gelände zu beobachten und einen potentiellen Angreifer früh zu erkennen.
Merz hatte schon oft beobachtet, wie sich solche Angreifer in scheinbar offenem Gelände durch kleine selbstgeschaffene Hügel tarnten. Diese Hügel mussten nicht hoch sein, lediglich eine Höhe von 40cm reichte aus, um einen dahinter liegenden Soldaten so lange zu verstecken, dass er, das Überraschungsmoment auf seiner Seite, plötzlich vor einem lag und seinen Angriff startete. Auch hier war das möglich. Die verschiedenen Farben des Bodens und das dämmrige Licht boten eine gute Ausgangsbasis für einen solchen Angriff. Zwar war der einzige Angreifer, der hier in Frage kam, John Winter, vermutlich war er auch noch verletzt, aber Merz war lieber etwas übervorsichtig. Er hatte viel zu verlieren und es wäre dumm, jetzt durch ein zu schnelles vorgehen alles aufs Spiel zu setzen.
Mayra wartete auf ihn. Nur wenige Sekunden später war Merz zu ihr aufgeschlossen.
„Wo lag Winter, als du den Container verlassen hast?“, wollte Merz wissen.
„Hinter der inneren Schleusentür, linke Seite, vor dem Funkgerät.“
„Dein Container sieht innen genauso aus, wie meiner?“
„Ja, ich habe das gleiche Modell“, antwortete sie.
„Na gut, dann mal los. Wir werden uns langsam nähern. Achte auf jede Bewegung und gib sofort Bescheid, wenn du was gesehen hast. Gehe auf keinen Fall ein Risiko ein. Wir werden uns dem Container nebeneinander nähern, in einem Abstand von 20 Metern. Alles verstanden?“
„Ja, klar, Roger!“
Merz hatte unbewusst die Führung dieser Unternehmung übernommen und Mayra schien das auch so zu akzeptieren. Wieder dachte er an Miranda. Sie würde das nicht so einfach geschluckt haben, wie Mayra. Darin unterschieden sich die Schwestern, dachte Merz.
Sie teilten sich und gingen nun in 20 Metern Abstand in Richtung des Containers, der noch ungefähr 250 Meter von ihnen entfernt war. Der Boden unter ihren Füßen war hellrot, vielleicht lag das auch an der, inzwischen wieder scheinenden, roten Sonne.
Jetzt waren sie nahe genug an den Container herangekommen, so dass Merz die Schleusentür erkennen konnte. Sie war geschlossen, damit hatten sich ihre Chancen deutlich verbessert. Er blickte zu Mayra, aber sie starrte angespannt in Richtung ihres Containers. Beide hatten jetzt noch ungefähr 20 Meter bis zur äußeren Schleusentür.
Roger erreichte sie zuerst. Alles sah völlig unverdächtig aus. Keine Spuren von Gewalt. Er schaute zu Mayra.
„Scheint mir noch alles O.K. zu sein.“
„Von außen wird man auch nichts sehen können, der Kampf hat innen stattgefunden“, hörte Merz Mayra´s Stimme durch die Kommunikationsanlage seines Helmes.
„Also dann öffne ich mal die Tür!“
Merz drückte auf den Öffnungstaster und die Tür glitt zur Seite hin auf.
„Ich denke wir gehen getrennt hinein, falls Winter uns eine Falle stellen will. Ich gehe zuerst, du kommst dann 5 Minuten später nach. Ist das O.K. für dich?“
„Ja, guter Vorschlag. Dann viel Glück und pass auf dich auf, Roger!“
Er betrat die Schleusenkammer und schloss hinter sich die Tür. Er startete den Kontaminationsprozess und wartete, bis er abgeschlossen war. Die Anzeige zeigte grün und er konnte die innere Schleusentür öffnen. Mit dem Rohr in der erhobenen rechten Hand betrat er das Innere des Containers. Er hatte das Gefühl seinen Container zu betreten, denn Mayra´s sah genauso aus wie seiner.
Leicht gebückt und unter körperlicher Anspannung schaute er sich um. Von Winter keine Spur, auch kein Blut war zusehen. Merz schloss die Tür hinter sich, damit Mayra auch in den Container gelangen konnte.
Merz untersuchte den Scanner. Der Scanbehälter, mit dem Mayra angeblich Winter niedergeschlagen hatte, stand völlig unversehrt auf seinem Platz. Merz nahm ihn in seine Hand, aber er konnte keinerlei Kratzer oder Beschädigungen erkennen. Überhaupt war im gesamten Container nicht die kleinste Spur eines Kampfes zu sehen.
Die Containeranzeige meldete, dass sich die äußere Schleusentür öffnete. Mayra war jetzt auf dem Weg. Merz hatte jetzt noch ungefähr 5 Minuten Zeit, den Container alleine zu untersuchen. Blitzschnell öffnete er kurz alle Schränke und Schubladen. Er konnte nichts Ungewöhnliches erkennen. Nur in der letzten Schublade fand er ein kleines Buch. Es schien eine Art Log- oder Tagebuch zu sein. Merz hatte aber jetzt keine Zeit es durchzulesen und steckte es in eine der Beintaschen seines Anzuges.
Dann nahm er, nachdem er einen Blick auf die Containeranzeige geworfen hatte und sah, dass die Anzeige für den Container grün war, seinen Helm ab. Er öffnete seinen 5er-Anzug und schlüpfte heraus. Das logistische Problem, dass entstanden wäre, wenn der Container verseucht oder defekt gewesen wäre, hatte sich in Luft aufgelöst. Jetzt galt es für Merz, sich um Mayra zu kümmern. Sie schien gelogen zu haben, was den Kampf mit Winter anbetraf. Aber warum hatte sie gelogen, sie hätte doch wissen müssen, dass, sobald Merz den Container betreten hatte, ihr Schwindel aufflog. Das war natürlich egal, wenn es nur darum ging Merz zum oder in den Container zu locken. Aber was hatte sie davon? Merz zermarterte sich sein Gehirn und konnte keine schlüssigen Antworten auf seine Fragen finden.
Mayra musste jetzt bald kommen. Er beobachtete die Containeranzeige und sah, dass der Dekontaminationsvorgang fehlerhaft war. Mayra musste sich einem zweiten Intervall aussetzen, um in den Container zu kommen. Aber warum? Roger begriff das nicht. Mayra hatte einen neuen 5er-Anzug von ihm bekommen. Sie hatten beide den gleichen Weg hierher zurückgelegt. Warum musste bei ihr der Dekontaminationsvorgang wiederholt werden? Es sei denn, es sind zwei Personen in der Schleuse!
Merz zwang sich zur Ruhe. Arbeiteten vielleicht Mayra und Winter zusammen? War das alles vielleicht schon von Anfang an ein abgekartetes Spiel? War schon die Sitzordnung bei dem Dinner auf dem Schiff manipuliert worden?
Der Kopf von Merz war voll von diesen Fragen und seine Kopf-schmerzen meldeten sich wieder verstärkt zurück.
Der zweite Entgiftungsdurchgang musste bald zu Ende sein. Merz fragte sich, wie er feststellen konnte, ob sich eine zweite Person in der Schleuse befand. Aber es fiel ihm keine Lösung für das Problem ein. Er musste jetzt alles auf eine Karte setzen. Er postierte sich neben der Schleusenkammer und hob das Kunststoffrohr. Die erste Person, welche durch die Tür kam, würde von ihm niedergeschlagen werden. Ein Schlag mit voller Wucht in Bauchhöhe, dann, wenn die Person nach vorne zusammenbrach, ein zweiter Schlag in den Nackenbereich. Vielleicht konnte Merz dann noch das Überraschungsmoment für sich nutzen um die zweite Person zu überwältigen oder zumindest zurück in die Schleusenkammer drängen. Merz sah auf dem Display, dass die Entseuchung dieses Mal erfolgreich verlaufen war. Jetzt wurde die Tür geöffnet.
Merz stand mit dem Rohr bereit. Merz sah zuerst ein Bein und dann kam der Oberkörper der Person in sein Blickfeld. Merz schlug mit voller Wucht zu. Wie erwartet brach die Person nach vorne zusammen und landete auf den Knien. Merz holte zum zweiten Mal aus und schlug nun mit dem Rohr in den Nackenbereich der Person. Sie fiel jetzt endgültig nach vorne hin um und blieb bewegungslos liegen.
Merz sprang vor die Tür und wollte nun der zweiten Person mit seiner Waffe einen Stoß versetzen, der sie wieder zurück in die Schleuse drängen sollte. Aber da war niemand, die Schleusenkammer war leer. Überrascht blickte Roger sich um, als ob er es nicht glauben konnte. Aber es stimmte, es war definitiv niemand mehr in der Schleusenkammer. Merz trat von der Kammer zurück und zog den bewegungslosen Körper in die Mitte des Containers. Er drehte den Körper um, so dass er sehen konnte, um wen es sich handelte. Eigentlich wusste Merz genau, dass es Mayra war, aber er konnte das alles immer noch nicht verstehen und wollte Gewissheit haben.
Als er durch das Helmdisplay Mayra Gesicht sah, beeilte er sich, ihr den Helm abzunehmen. Er kontrollierte ihre Atmung.
„Tot bist du nicht“, sprach er mehr zu sich als zu ihr.
„Jetzt helfe ich dir erst einmal aus dem Anzug heraus. Dann müssen wir reden.“
Als Merz Mayra den Anzug ausgezogen hatte und sie so vor ihm lag, ihre Figur umhüllt von dem glatten künstlichen Leder ihres 3L´s, spürte Merz, wie ihn der Anblick erregte. Er war innerhalb sehr kurzer Zeit so erregt, dass er kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte.
„Warum hast du mich denn so belogen!“, schrie er sie an. Er war nicht nur sehr erregt, sondern auch rasend vor Wut. Wie ein verletztes Raubtier ging er in dem Container auf und ab. Er verspürte starke Kopfschmerzen. Dunkel erinnerte er sich daran, dass die Kopfschmerzen, nach dem Mayra in sexuell befriedigt hatte, verschwunden waren.
„Wenn nur die Kopfschmerzen nicht wären!“, rief er laut.
Er blickte wieder hinunter zu Mayra. Sie war wach geworden und blickte ihn an.
„Komm zu mir. Leg dich auf mich. Ich will dich jetzt!“, rief sie ihm fordern zu.
Merz legte sich auf ihren Körper und begann sie zu küssen. Er spürte ihre Hand auf seinem Penis, wie sie ihn massierte. Seine Hände glitten über das glatte Leder, dass sie umgab, strichen über ihre Brüste und liebkosten ihr Gesicht. Der Orgasmus ließ nicht lange auf sich warten und Merz zuckte am ganzen Körper, bis es vorbei war. Er drehte sich seitwärts von Mayra´s Körper herunter auf den Boden und blieb neben ihr liegen. Seine Kopf-schmerzen waren nun völlig verschwunden. Er begann zu lächeln und drehte sich zu Mayra.
„Tut mir Leid, dass ich dich niedergeschlagen habe. Ich… “, weiter kam er nicht, denn Mayra konnte ihn nicht hören. Sie hatte offenbar wieder das Bewusstsein verloren.
„Na, dann entschuldige ich mich später eben nochmal“, sagte er zu ihr und klappte die Schlafkabine aus der Wand. Dann hob Merz sie hoch und legte sie hinein. Dass sie schwere Verletzun-gen davon getragen hatte, glaubte Merz nicht. Dazu war das Kunststoffrohr zu leicht und Mayra hatte 3 Schutzanzüge angehabt.
Merz nahm seinen 5er und wollte ihn aufladen. Als er in an die Station anschloss, fiel ihm wieder das kleine Buch ein, dass er in einer der Schubladen gefunden hatte.
„Na, da habe ich ja was zum Zeitvertreib, während ich darauf warte, dass du aufwachst“, begann er wieder eines seiner Selbstgespräche.
„So, jetzt nur noch die Filterkartusche in die Reinigungseinheit und fertig!“
Er klappte sich dann den Stuhl heraus und setzte sich darauf. Das Buch hatte er schon in der Hand und er schlug es auf. Der Einband war aus Leder, Merz befühlte ihn intensiver und stellte fest, dass er aus echtem Leder war.
„Das findet man heute nur noch selten.“
Auf der ersten Seite stand handgeschrieben mit großen Buchstaben –Logbuch-, weiter unten dann, in kleinerer Schrift -Mayra Morankow-.
„Na, dann wollen wir doch mal sehen!“
Merz blätterte weiter. Der erste Eintrag war mit dem Datum vom 17.01.2609 versehen. Merz begann laut für sich vorzulesen:
„17. Januar 2609: Ich habe mich heute entschlossen das Wagnis einzugehen. Ich werde nach Serxius aufbrechen und Ronton7 suchen. Ich tue das nicht wegen des Geldes, sondern wegen der andauernden Unruhe in mir. Viele meiner Freunde werden mich für verrückt halten, da ich materiell ganz gut aufgestellt bin und ich mich deswegen eigentlich nicht dieser Gefahr aussetzen müsste.
Ich sehe aber keine Alternative mehr, zu diesem Vorhaben. In der letzten Zeit ist mir meine Karriere immer unwichtiger geworden und das ganze Drumherum auch. Ich spüre eine Art Unruhe in mir, die ich auch durch Fallschirmspringen oder andere spezielle Sportarten nicht kompensieren kann.“
Merz blätterte weiter. Die nächsten Seiten brachten nicht viel Neues, Mayra erzählte von den Vorbereitungen, den Einkauf der Ausrüstung bis hin zum Lösen der Bordkarte für den Raumtransport. Alles las sich völlig unverdächtig. Es war der Bericht über das Leben einer Frau, die mehr wollte, als nur durchschnittlich zu sein. Eigentlich war es auch die Geschichte seines Lebens. Mayra war genau aus demselben Grund hier, wie er selbst. Sie war mehr auf der Suche nach dem Abenteuer, als aus Gier nach Reichtum.
Merz blätterte weiter. Das Logbuch war sorgfältig geführt. Es gab auf den ersten Blick keinen Tag, den sie ausgelassen hatte. Er blätterte vor, bis zum Tage der Abreise.
„13. August 2609: Ich habe vor 30 Minuten auf den Raumtransporter eingecheckt. Es verlief alles glatt. Einigen vor mir wurde der Zutritt verweigert, weil sie offensichtlich noch offene Rechnungen hatten, aber das war ja bei mir nicht zu befürchten. In Kürze wird hier auf dem Schiff ein Briefing stattfinden. Mal sehen, ob sich da etwas Neues für mich ergibt. Hier habe ich auch die Gelegenheit einmal einen Blick auf meine Mittstreiter zu werfen.“
Merz blätterte um.
„Das Briefing hat nicht wirklich etwas Neues gebracht, aber ich habe mal einen Blick auf die Anderen geworfen. Viele können, denke ich, noch nicht einmal einen Scanner von einem Funkgerät unterscheiden. Wie groß muss ihre Verzweiflung sein, sich auf so ein Unternehmen einzulassen. Mir ist einer aufgefallen, der mir immer so aufdringlich zulächelte. Ich glaube er nennt sich Winter oder so ähnlich. Den muss ich unbedingt im Auge behalten.
Ein anderer Typ gefiel mir schon besser. Einer von der ruhigen, zurückhaltenden Sorte, die einen versteckt anschauen. Er ist ungefähr 1,90m groß, hat schöne blaue Augen und ist gut in Form. Schade, dass ich ihn hier, unter diesen Umständen, kennengelernt habe. Auf der Erde hätte ich mir ihn mal etwas genauer angesehen. Er scheint auf jeden Fall Interesse an mir zu haben, denn auf dem Weg zum Containerlager ist er ein Stück hinter mir her gelaufen. Ich konnte förmlich seine Blicke auf meinem Hintern spüren.“
Merz ärgerte es, dass er sie so offensichtlich angestarrt hatte und sie seine Blicke bemerkt hatte. Er blätterte weiter.
„14. August 2609: Wir haben gerade abgehoben und bald wird der Doktor kommen und mich in das Land der Träume schicken. Ein bisschen mulmig ist mir schon, jetzt einfach mal so mehr als 3 Jahre zu schlafen. Ich kann nur hoffen, dass alles gut geht und ich noch einigermaßen bei Verstand wieder aufwache. Ich werde jetzt noch einmal die Ausrüstung hier in meiner Kabine kontrollieren, bis der Arzt kommt. Das mache ich nur, weil ich zu nervös zum schreiben bin und mich das ablenkt.“
An dem Datum des Eintrags auf der nächsten Seite, konnte er erkennen, dass der Kryoschlaf schon vorüber sein musste.
„9. Oktober 2612: Ich bin vor ungefähr 20 Minuten geweckt worden. Ich hatte Mühe meine Augen aufzubekommen. Die Lieder gingen so schwer auf, als ob sie festgeklebt worden wären. Aber so langsam kehren meine Lebensgeister wieder in meinen Körper zurück. Ich werde jetzt noch ein paar Dehnungsübungen machen, damit auch noch der letzte Rest von Schlaf aus meinem Körper vertrieben wird. Die mir vom Doktor bereitgelegten Tabletten haben die Kopfschmerzen, die man nach dem Aufwachen aus dem Kryoschlaf meistens hat, gut vertrieben. Ich habe jetzt seit dem Erwachen auch die von ihm empfohlene Flüssigkeitsmenge von 2 Litern getrunken und fühle mich jetzt wirklich wieder sehr gut.
Meine Gedanken sind noch ein bisschen durcheinander. Das letzte, an was ich mich noch dunkel erinnern kann, ist der blöde Kommentar des Doktors, kurz bevor ich eingeschlafen bin. Er hat irgendetwas gefaselt, dass er sich am liebsten hier auch ein bisschen schlafen legen wollte und der letzte Gedanke war, dass ich froh war, dass die Kryokammer nur für einen Platz bot.
Ich werde mich jetzt beeilen, da es noch eine Art Kapitänsdinner in der Schiffsmesse gibt, so eine Art Henkersmahlzeit. Ich werde am besten wieder meine Lederhose anziehen, darauf scheint ja mein blauäugiger Verehrer ja abzufahren.“
Merz konnte es nicht glauben, so eine Scheiße, dachte er. War das so einfach, ihn zu durchschauen, oder lag das daran, dass die Frauen generell die Männer durchschauten.
Die Tabletten gegen die Kopfschmerzen hatte ihm der Arzt aber nicht gegeben und von den 2 Litern, die er trinken müsse, daran konnte sich Merz auch nicht erinnern. Vielleicht lag es daran, dass Mayra eine attraktive Frau war und er eben nur ein Mann. Wäre der Herr Doktor eine Frau gewesen, dann hätte vielleicht Mayra immer diese Kopfschmerzen gehabt, da ihr die guten Ratschläge vorenthalten worden wären. Aus Mayra´s Richtung kam ein leises Geräusch. Roger blickte auf, aber Mayra lag immer noch Bewusstlos in der Schlafkabine. Er richtete seinen Blick wieder auf das Logbuch.
„10. Oktober 2612: Ich habe gerade die aufregendste Nacht hinter mir, seit langem. Roger und ich haben uns nach dem Essen in dem Containerlager geliebt. Es war sehr aufregend und ich denke nicht, dass er es nur wegen meiner Lederhose mit mir getan hat. Mit ihm könnte ich mir eine Beziehung vorstellen. Er ist unabhängig und strahlt eine Stärke aus, die mich fasziniert. Auch ist er ein Mann, der nicht immer reden muss. Er kann auch mal den Mund halten, im Gegensatz zu John Winter. Dieser Mann ist wirklich gefährlich und ich kann nur hoffen, dass ich ihm nie auf dem Planeten begegnen werde.
Aber wie es eben mal so ist, oft ist der Zeitpunkt entscheidend, wann man jemanden trifft und das hier ist der ungünstigste Zeitpunkt für den Beginn einer Beziehung. Roger scheint das genauso klar zu sein, wie mir. Ich kann ihm nur viel Glück wünschen.
Ich weiß nicht, wann ich wieder zum schreiben komme, denn es liegt jetzt eine Menge Arbeit vor mir. Ich muss noch den Container prüfen, bevor er mit mir auf Serxius abgesetzt wird. Ich hoffe, mit dem Absetzen klappt alles und ich werde so bald wie möglich mein Logbuch fortführen.“
Merz war erstaunt von dem, was er da las. Das passt alles nicht in das Bild, was er von Mayra hatte. Er musste sich was zum trinken holen, denn seine Kopfschmerzen begannen wieder stärker zu werden.
Er fand eine Tasse und lies sie mit Wasser voll laufen. Mit einem Zug trank er sie leer. Er füllte sie gleich wieder und stellte sie neben dem Stuhl auf dem Boden. Dann setzte er sich wieder und las weiter in Mayra´s Logbuch.
Der nächste Eintrag musste etwas nach der Landung geschrieben worden sein.
„10. Oktober 2612: Das Absetzen auf dem Planeten ging für mei-nen Geschmack etwas ruppig von statten. Mein Container wurde sehr unsanft aus dem Hangar gehoben und dann folgten die wackeligsten 3 Minuten meines Lebens. Als ich dann eher hart auf der Planetenoberfläche abgesetzt worden bin, war ich froh, alles überstanden zu haben, zumindest was die Landung auf Serxius betraf. Ich habe dann, wie es das vorgeschlagene Landungsprotokoll vorsieht, meinen Container komplett durchgecheckt und ich hatte Glück: Ich konnte keine Fehler feststellen. Das Ausfahren der Schleuse klappte wirklich gut und nach gut einer Stunde war mein Container betriebsbereit. Das mit den Anzügen muss ich noch besser in den Griff bekommen. Für das Anlegen des 5er´s brauche ich noch zulange. Aber das Anziehen des 3L´s klappt wirklich hervorragend und ich fühle mich sehr wohl und beschützt in ihm. Ich werde jetzt den 5er nochmals komplett Recyceln und dann beginnen die Wassertanks einzusammeln. Vorher stelle ich noch die genaue Position meines Containers fest. Mal sehen, ob sich die Investition für die Karte mit möglichen Ronton7-Vorkommen gelohnt hat.“
Ja, jetzt wird es interessant, dachte sich Merz. Seltsam, dass sie nicht schon früher über die Karte geschrieben hatte. Das war doch ein nicht gerade unwichtiges Detail, dachte er weiter, aber vielleicht wollte sie ihre Informationen vor neugierigen Lesern schützen, falls ihr Logbuch vor der Landung in falsche Hände fiel. Er hätte es bestimmt genauso gemacht, wenn er ein Logbuch geschrieben hätte. Aber ein Logbuch geschrieben, dass hätte er niemals getan, denn alles was man aufschreibt, kann in die fal-schen Hände fallen, das war Roger´s Überzeugung.
„10. Oktober 2612: Ich habe ein bisschen das Zeitgefühl verloren. Wenn ich nicht auf den Chronometer meines Containers geschaut hätte, dann wüsste ich nicht, ob wir jetzt vielleicht nicht schon den 11. haben. Aber es ist jetzt 23:12 Uhr irdischer Zeit und es scheint die rötliche Sonne.
Serxius ist ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt habe. Als ich zum ersten Mal die äußere Schleusentür öffnete und nach draußen getreten bin, war ich total von dem Farbenteppich, der sich mir darbot, überwältigt. Ich hatte zwar schon vorher einige Bilder von Serxius gesehen, aber solch einen schönen Anblick hatte ich nicht erwartet. Fast wollte ich mir den Helm vom Kopf reißen und ausgelassen umher toben, in solch einer euphorischen Stimmung war ich. Ich musste an mein Erlebnis mit Roger dabei denken. Ich frage mich, wie auf ihn der erste Blick auf Serxius gewirkt hat.
Ich konnte leider nicht alle Wassertanks bergen. 43 Tanks habe ich neben meinem Container gestapelt. Wenn mein Anzug wieder aufgeladen ist, dann werde ich die restlichen Tanks aufsam-meln. Sie sind schwerer als ich dachte und die Tanks lassen sich nicht gut auf dem sandigen Boden bewegen. Tja, Roger wird es bestimmt leichter fallen, mit seiner Kraft. Ich hätte auch noch gut 10 Tanks mehr schaffen können, aber ich musste immer mal wieder pausieren und habe mich ein bisschen in den Anblick von Serxius verliebt. Ein wirklich schöner Planet, wenn er nur nicht so giftig wäre.
Ich werde mich jetzt ein bisschen ausruhen, damit ich nachher wieder genügend Kraft habe, die restlichen Container einzusammeln.“
„11. Oktober 2612: Ich bin gerade aufgewacht und fühle mich wie gerädert. Alle meine Muskeln tun mir weh, anscheinend sind mir neue Muskeln über Nacht gewachsen, da ich an Stellen Muskelkater habe, wo ich noch nie welchen hatte. Aber mein Humor ist mir noch geblieben. Ich werde jetzt noch eine Kleinigkeit essen und dann mit dem Sammeln der Wassertanks fortfahren. Ich hoffe, dass ich es heute schaffe, alle Tanks zu bergen.“
Von da an hörten die Einträge in das Bordbuch auf. Bei dieser Aktion musste Winter auf Mayra gestoßen sein, dachte Merz. Vielleicht aber ist das Buch auch eine geschickte Täuschung und nur dazu da, ihn auf eine falsche Fährte zu locken. Merz wog das Für und Wider gegeneinander ab. Für Mayra sprach, dass sie alleine in der Schleuse war und das Tagebuch. Gegen sie sprach aber, dass es keinerlei Spuren von Winter oder eines Kampfes in ihrem Container gab. Auch dass mit ihrem anscheinend defekten Anzug war immer noch nicht abschließend geklärt.
Er blickte hinüber zur Schlafkoje. Mayra lag immer noch bewegungslos in ihr. Merz erhob sich und ging zu ihr. Sie war immer noch Bewusstlos. Er schaute in ihr Gesicht. Ihre gleichmäßigen Gesichtszüge und die leicht hervorstehenden Wangenknochen, die sich unter der Maske des 3er abzeichneten, gefielen ihm.
Es erregte Merz, wie sie so, in dem glatten Leder des Anzuges, vor ihm lag. Er wendete den Blick von ihr ab, um nicht noch mehr in Erregung zu geraten. Merz nutze die Gelegenheit, um den Container etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Irgendwie kam es ihm seltsam vor, dass Mayra in so offensichtlich angelogen hatte. Er kniete sich vor dem Funkgerät auf den Boden, um sich die Unterkante des Schrankes anzuschauen, auf dem es stand. Es konnte ja auch sein, dass Winter wieder zu sich gekommen war und seine Spuren verwischt hatte. Winter hatte immerhin eine schwere Kopfverletzung davongetragen und war deswegen bestimmt noch etwas benommen gewesen beim saubermachen, deswegen hatte er vielleicht etwas übersehen und dann sollten aber noch kleinere Restspuren von seinem Blut zu finden sein.
Merz holte eine kleine Stablampe aus seiner Hosentasche und leuchtete den Rand des Schrankes ab. Aber er konnte nichts finden, nicht einmal Staubablagerungen waren zu erkennen. Merz für mit dem Finger an einer weiter hinten liegenden Stelle über die Unterkante des Schrankes. Hier gab es Staubablagerungen, zwar nicht viele, aber es gab sie. Die Container standen unter einem leichten Überdruck, sodass, wenn man die Containertür öffnete, eine Luftbewegung nach draußen erzeugt wurde. Das verhinderte, dass Staub von außen in den Innenraum gelangte. Aber eine gewisse Restmenge an Staub war schon bei der Auslieferung der Container im Innenraum vorhanden. Dieser entstand bei der Produktion und wurde auch von außen eingeschleppt, wenn der Container nicht aktiv geschaltet war, wie zum Beispiel auf dem Schiff.
Hier musste einer vor kurzem die Stelle sorgfältig gereinigt ha-ben. Das würde zu Winter passen. Er war durchtrieben und intelligent genug, seine Spuren vollständig zu verwischen, egal in welchem Zustand er sich befand.
Trotzdem suchte Merz weiter. Mayra hatte erzählt, dass sie mehrmals auf Winter´s Kopf eingeschlagen hatte. Vielleicht fanden sich an den Wänden Spuren von Blut, das aus einer seiner Kopfwunde gespritzt war. Geduldig suchte Merz die Wände ab.
Was tat er eigentlich hier, kam es ihm plötzlich in den Sinn, was wollte er beweisen? Mayra´s Schuld oder Unschuld? Was, wenn er Hinweise finden würde, die ihre Geschichte bestätigen würden? Oder wenn er keine finden würde? Würde das schon gegen Mayra sprechen. Im Logbuch gab es keinen Hinweis auf Miranda oder eine Schwester.
Seine Kopfschmerzen machten ihm zu schaffen. Das Denken tat ihm nicht gut. Er war nicht hier um Sherlock Holmes zu spielen, er war hier um Ronton7 zu finden und wegen der Herausforde-rung den Kampf gegen den Planeten zu gewinnen. Serxius das Teuerste aus den giftigen Händen zu reißen, was es im Universum gab. Jetzt fand er sich hier in einer Art Soap wieder. Wer ist mit wem zusammen, wer ist hier der Böse und wer der Gute. Warum hatte nicht Mayra an einen anderen Container geklopft, 100 Kilometer weit weg von seinem?
Er konnte sich kaum noch richtig konzentrieren, denn egal was er finden würde, es würde ihm keine weitere Klarheit bringen, wie er mit Mayra weiterverfahren sollte oder wo sie, im Bezug auf ihn, stehen würde.
Merz brach die Suche ab. Vielleicht gab es Spuren, aber er würde sie in seinem Zustand jetzt nicht finden. Er blickte wieder hinüber zu Mayra, denn ein Geräusch kam aus ihrer Richtung. Sie schien aufzuwachen und er konnte ein leises Stöhnen von ihr vernehmen.
Roger ging zu ihr. Ihre Auge fingen an zu blinzelt und dann öffneten sie sich ganz. Mayra blickte zuerst zur Decke. Sie schien noch nicht ganz bei sich zu sein. Dann blickte sie Merz mit ihren grünen Augen an.
„Was ist passiert?“, fragte sie mit leiser Stimme, immer noch leicht benommen.
„Ich habe dir, im wahrsten Sinne des Wortes, eins übergebraten“, antwortete Merz, der sich entschlossen hatte, das Versteckspiel jetzt unter seinen Bedingungen weitergehen zu lassen.
„Was, wieso denn?“
„Ich dachte du wärst nicht alleine.“
„Wie kommst du denn darauf?“, Mayra´s Stimme wurde wieder fester und sie versuchte sich etwas aufzurichten.
„Du hattest einen zweiten Entseuchungsdurchgang gebraucht. Da dachte ich, es wäre noch jemand mit dir in der Schleuse.“
„Ich habe die äußere Schleusentür nochmals geöffnet, da ich das Gefühl hatte, draußen etwas gesehen zu haben. Aber da war nichts. Deshalb der zweite Durchgang.“
„Es tut mir wirklich leid, dass das passiert ist, aber ich konnte nicht das Risiko eingehen, dass sich Winter mit dir in der Schleuse befand und dann uns beide gefährdet hätte. Ich musste hier auf Nummer sicher gehen. Wie geht es dir?“, wollte er nun wissen.
„Bis auf das Gefühl, dass mir ein Pferd in den Bauch getreten hat und ein Holzbalken in meinen Nacken gefallen ist, ganz gut. Wie lange war ich den weggetreten?“
„Eine knappe Stunde, mit einer kurzen Unterbrechung.“
„Was meinst du mit kurzer Unterbrechung?“
Sie scheint sich an nichts zu erinnern, dachte Merz, nicht an das kurze Intermezzo auf dem Boden des Containers. Aber konnte er ihr das wirklich glauben. Sie schien so klar bei Verstand zu sein, als sie ihn bat, sich auf sie zu legen. Aber das konnte auch ein Teil ihres Plans sein, ihn auszunehmen, sich an ihm im Namen ihrer Schwester zu rächen.
„Ach, eigentlich nichts. Du schienst einmal kurz wachgewesen zu sein. Nichts von Bedeutung. Kannst du aufstehen. Komm, ich helfe dir hoch.“
Merz nahm mit seiner Rechten Mayra´s Hand und griff ihr mit seiner linken Hand unter den Arm und stützte sie damit. Mayra kletterte, immer noch etwas benommen, aus der Schlafkabine und Merz musste sie, als sie wieder auf dem Boden stand, stüt-zen, um zu verhindern, dass sie umfiel.
„Komm setz dich noch ein bisschen auf den Stuhl, bis dein Kreislauf sich wieder mehr stabilisiert hat.“
Mayra setzte sich und Merz bemerkte, wie sie am ganzen Körper zitterte. Er holte ihr etwas Wasser in einem Becher und gab ihn ihr.
„Komm trink das, es wird dir gut tun!“, forderte er sie auf.
„Wenn es dir wieder etwas besser geht, dann darfst du mir auch mal mit dem Rohr eins überbraten“, versuchte er zu scherzen, womit er auch etwas erfolgreich war. Merz konnte in Mayra´s Gesicht so etwas wie ein Lächeln erkennen.
„Ich werde dich beim Wort nehmen, Roger“, gab sie zurück und hielt sich den Bauch.
„Aber bitte keine Scherze mehr in der nächsten Zeit. Das Lachen tut mir weh.“
„Winter scheint noch am Leben zu sein, im Container war er jedenfalls nicht mehr.“
Merz wollte Mayra´s Zustand noch ausnutzen und sie schnell noch mit einigen Fakten konfrontieren. Vielleicht erwischte er sie auf dem falschen Fuß und sie antwortete unbedacht.
„Darauf bin ich mittlerweile auf sehr schmerzhafte Weise auch gekommen. Ich stelle mir jetzt nur die Frage, wohin ist er verschwunden und wie schwer ist er verletzt. Er hat ziemlich viel Blut verloren, wie du…“
Weiter kam sie nicht, denn während sie den letzten Satz formu-lierte, lies sie ihren Blick in Richtung des Funkgerätes schweifen.
„Verdammt, wo ist denn das ganze Blut geblieben?“
Entweder ist sie, nach Miranda, die beste Schauspielerin oder sie ist wirklich erstaunt darüber, dass das Blut verschwunden ist, dachte sich Merz.
„Tja, das habe ich mich auch schon gefragt. Ich konnte nicht die kleinste Spur eines Kampfes oder von Blut finden. Wenn das Winter alles weggemacht haben soll, dann ist er vermutlich weniger schwer verletzt, als du es annimmst. Kopfwunden bluten oft sehr stark, auch wenn sie nicht besonders schwer sind.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich habe ihm mehrmals mit dem Scanbehälter auf seinen Schädel geschlagen und das nicht nur leicht, sondern mit aller Kraft. Wenn du willst, kann ich dir das einmal auf deinem Kopf demonstrieren!“
„Okay, lass es gut sein“, beschwichtige Merz. Kraft hatte sie, dass war ihm schon auf dem Schiff aufgefallen. Er hatte ihr eine goldene Brücke gebaut, mit den stark blutenden, leichten Kopfwunden. Warum ist sie da nicht rüber gegangen? Merz konnte das nicht verstehen. Wieder hatte er eine heftige Kopfschmerzattacke. Sie war aber nach wenigen Sekunden wieder vorbei und der latent vorhandene leichte Kopfschmerz trat wieder in den Vordergrund.
„Ich werde mal unsere Ausrüstung prüfen und du ruhst dich noch etwas aus“, sagte Merz zu Mayra, „dann sehen wir weiter.“
26. RE: Goldgräber Kapitel 11: Verwirrung

geschrieben von Wolfsgesicht am 19.04.10 14:33

Klasse Geschichte! Du übertriffst dich selbst.
Was ich besonders mag, sind die vielen logisch vertrackten Verzweigungspunkte in der Handlung. Respekt vor der Leistung, dies alles ohne Plausibilitätsbrüche hinzubekommen!

Was wäre übrigens, wenn Merz die Abwesenheit von Blut und Kampfspuren damit begründet hätte, dass er diese selbst entfernt hätte, während sie außer Gefecht war?
Wenn sie gefaked hätte, wüsste sie dann, dass er es weiß...
Freue mich auf den nächsten Abschnitt.
27. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 19.04.10 18:11

Hallo Hajo !

Da tun sich für Merz Abgründe auf. Was ist am
Funkgerät mit dem Blut passiert. Und mit Winters
Körper ?
Das kann sich Roger nicht zusammenreimen.

Viele Grüße SteveN


28. RE: Goldgräber Kapitel 12: Powerplay

geschrieben von hajo am 24.04.10 15:20

Kapitel 12: Powerplay

Merz hängte seinen 5er zuerst in die Ladestation. Dann öffnete er den Schrank, wo die Ersatzanzüge aufbewahrt wurden. Dort lagen, genau wie es Mayra gesagt hatte, vier 5er Anzüge, alle noch verpackt. Mayra war gut ausgestattet nach Serxius aufgebrochen. Sie hatte neben den 5er Anzügen noch vier Anzüge des Typs 3L und fünf Basisanzüge. Merz wusste, was so ein Anzug kostete.
„Wow, du bist ja sehr gut ausgestattet, Mayra!“
„Was du hier siehst, ist mein ganzes Vermögen. Ich bin zwar nicht das, was man Reich nennt, aber ich bin auch nicht gerade arm, zumindest war ich das nicht auf der Erde. Aber ich bin hierhergekommen nach dem Motto: Alles oder nichts und ich denke, dass trifft auch auf dich zu.“
Merz war zutiefst verunsichert. Das was Mayra ihm sagte, deckte sich mit ihrem Logbuch und es war auch für ihn nachvollziehbar.
„Ich sehe hier vier 5er, vier 3L und fünf Basisanzüge. Ist das richtig?“
„Ja, es scheint nichts zu fehlen. Warum hat Winter alle seinen Spuren so perfekt verwischt? Ich muss mir selbst einmal ein Bild machen. In meiner Ausrüstung ist noch ein Universalscanner. Mit dem kann man auch kleinste Blutreste nachweisen.“
„Ruhe dich doch noch ein bisschen aus. Ich kann das ja machen. Wo kann ich ihn finden?“
Jetzt würde sich entscheiden, ob Mayra etwas zu verbergen hatte. Sollte sie darauf bestehen den Test selbst zu machen, dann würde das seine Theorie bestätigen, dass Mayra nicht zu trauen war.
„Dort unten, in der Schublade links, da müsste der Scanner sein.“
Merz schaute in die Richtung, wo Mayra´s Finger hinzeigte. Er öffnete die Schublade und zog ein kleines längliches Gerät, mit der Aufschrift Multiscan 3WB heraus.
Merz war wieder verunsichert. Das war alles zu einfach. Es gab bestimmt einen Grund, warum sie ihm das Scannen nach Blut überlassen hatte. Vielleicht war das Gerät manipuliert worden, aber das waren nur wieder alles Spekulationen.
„Das Gerät wird auf der linken Seite eingeschaltet. Es braucht ungefähr eine Minute für den Selbsttest, dann ist es Betriebsbereit. Wähle bitte im Menüpunkt Scan Eisen aus. Du musst die Scanöffnung sehr dicht über der Stelle platzieren, die du untersuchen willst. Berühren solltest du sie nicht, da du sonst den Scankopf verunreinigen würdest. Wenn du damit nicht zurechtkommst, dann kann ich das auch machen. Mir geht es soweit wieder ganz gut.“
„Nein, ist schon O.K., ich schaffe das schon. Du weißt ja Männer und Technik, zwei Welten treffen aufeinander.“
Merz versuchte zu scherzen, aber ihm war nicht danach. Warum hatte Mayra so einen Scanner dabei? Diese Frage stellte er sich sofort. Er wollte aber zunächst einmal den Scan abwarten, vielleicht war er ja negativ.
Er schaltete das Gerät ein. Nachdem die Statusmeldungen auf dem Display zu sehen waren, wurde dann, nach kurzer Zeit, „Bereit“ angezeigt. Danach wählte er Eisen aus und platzierte die Öffnung unmittelbar über dem Boden und fuhr dann systematisch diesen ab. Die Scananzeige zeigte nun „Negativ“ an, also kein Eisen vorhanden. Der Container war aus einer Speziallegierung hergestellt, die kein Eisen enthielt. Scannte man also nach Eisen, das war im Hämoglobin des Blutes enthalten, so musste man mit dem Scanner selbst die winzigsten Reste davon aufspüren können. Aber selbst an der Stelle des Bodens, wo laut Mayra´s Aussage Winter gelegen haben musste, konnte Merz nichts finden.
Er brauchte zunächst einmal einen positiven Scan, damit er wusste, ob der Scanner funktionierte.
Er scannte zunächst den Fußboden einer Ecke des Containers, der Scanner zeigte nach wie vor „Negativ“. Dann suchte er sich aus dem Erste-Hilfe-Koffer eine sterile Spritze und stach sich damit in den kleinen Finger seiner linken Hand. Er musste fest drücken, damit er die beiden Handschuhe der Anzüge durchstoßen konnte.
Merz wusste, dass Anzüge in der Lage waren, solche kleinen Defekte wiederverschließen konnten. In knapp einer Stunde würde die kleine Öffnung verschwunden sein.
Er drückte einen Tropfen seines Blutes heraus und lies ihn in die Ecke auf den Boden tropfen. Jetzt wiederholte er den Scanvorgang. Die Anzeige zeigte nun „Positiv“ an. Der Scanner funktionierte auf den ersten Blick also. Dann wischte Merz das Blut weg und desinfizierte die Stelle. Er scannte die Stelle noch einmal. Wieder zeigte das Display „Positiv“ an. Jetzt hielt er den Scanner wieder an eine andere Stelle des Fußbodens, Anzeige „Negativ“.
Nun scannte Merz alle, in der Nähe von Winters letzter Position gelegene, mögliche Orte, wo dessen Blutreste hin gespritzt sein konnten. Aber immer wieder die gleiche Anzeige auf dem Display: „Negativ“!
Merz desinfizierte noch einmal die Stelle, wo er seinen Blutstropfen fallen ließ. Er scannte die Stelle erneut. Wieder positiv.
„Hast du noch irgendwo ein Desinfektionsmittel, außer dem hier?“, fragte er Mayra und hielt die Sprühflasche hoch.
„Ja, schau mal in der 2. Schublage vor dir auf der rechten Seite nach. Da ist eines drin.“
Merz öffnete die Schublade, aber sie war leer.
„Da ist nichts!“, stellte er fest.
„Muss aber, ich habe es, seit ich hier bin, schon einmal benutzt.“
„Die Schublade ist leer, bitte schau selber nach!“
Mayra kniete neben ihm und tastete ungläubig mit der rechten Hand in der leeren Schublade umher.
„Komisch, ich dachte ich hätte es hier hineingelegt.“ Sie öffnete die darüber und die darunter liegende Schublade. Aber in keiner war ein Desinfektionsmittel zu finden.
„Weißt du noch, welche Marke es war?“, wollte Merz wissen.
„Nein, aber ich habe noch eine Flasche davon. Ich hole sie dir.“
Sie stand auf und ging nach hinten zu einer Vorratsbox. Merz scannte in der Zwischenzeit die Schublade, in der sich eigentlich die Flasche befunden haben müsste. Plötzlich sprang die Anzeige auf „Positiv“. Das war der Beweis, das Mayra´s Geschichte war zu sein schien. Winter musste das Mittel entdeckt haben und den ganzen Bereich um ihn herum gesäubert und desinfiziert haben. Bei der Schublade allerdings schien er etwas schlampig gewesen zu sein.
„Ich habe Blutspuren gefunden, Mayra“, rief er.
„Na, Gott sei Dank. Ich dachte schon, ich hätte mir das alles eingebildet. Das Desinfektionsmittel kann ich leider nicht finden.“
„Ist ja jetzt auch egal. Ich glaube ich muss mich jetzt erst einmal etwas hinlegen. Ich habe das Gefühl, dass mein Kopf gleich platzt.“
„Ich habe ein gutes Schmerzmittel, das hilft dir bestimmt“, bot Mayra Merz an.
„Ich kann es ja mal ausprobieren.“
Merz konnte kaum noch einen klaren Gedanken fassen, so lange hatte eine Kopfschmerzattacke dieser Stärke noch nie gedauert. Normalerweise ging so etwas nach längstens einer Minute wieder weg. Seine Blicke fielen wieder auf Mayra. Wie sie sich reckte, um an die Tabletten im oberen Fach des Schrankes heran zukommen. Er spürte, wie ihr Anblick ihn erregte. Seine Augen folgten ihrem Körper von oben nach unten.
Merz erhob sich und ging zu Mayra. Er trat dicht neben sie. Er musste sich stark zurückhalten, um nicht über sie herzufallen. Dieser Körper in der künstlichen Hülle aus Leder, seine Hände wurden unter dem Latex seines Anzuges feucht.
„Kann ich dir helfen“, kam es ihm zwischen den Zähnen hervor. „Nein, ich denke ich habe sie schon.“
„Na, dann gib mal her.“
Der Klang ihrer Stimme lies in etwas ruhiger werden. Er trat etwas von ihr zurück, sodass sie sich zu ihm umdrehen konnte.
Sie hielt ihm eine Tablette hin.
„Danke!“, sagte er nur kurz. Sie stellte das Döschen mit den Tabletten wieder zurück in den Schrank.
„Moment, ich hole dir noch etwas Wasser.“ Sie drehte sich um und füllte einen Becher mit Wasser. Merz hatte offensichtlich die Tablette schon geschluckt und spülte mit dem Wasser nach.
„Komm, leg dich etwas hin, Roger. Wenn du dich etwas auf die Seite drehst, dann kann ich mich hinter dich legen. Zieh deinen 3L aus, ich werde noch meinen 5er an die Station zum Aufladen anschließen, deiner scheint schon fertig zu sein. In einigen Minuten bin ich dann bei dir.“
Merz war schon dabei, seinen 3L auszuziehen. Er hatte den Anzug kaum noch richtig wahrgenommen, aber als er ihn auszog merkte er, dass er sich fast nackt fühlte, obwohl er noch von dem gut 2mm dicken Material des Basisanzuges umgeben war.
Er kletterte in die Schlafkabine hinein und legte sich auf seine linke Seite. Er hörte im Hintergrund noch, wie Mayra den 5er an die Station anschloss. Dann hörte er ihre Schritte näher kommen. Die Koje wackelte leicht, als sie einstieg. Sie kuschelte sich von hinten an ihn und ihr Arm legte sich um seinen Oberkörper. Mayra`s Hand suchte seine und er nahm sie. Er streichelte sie, sie hatte schöne Hände, lange Finger, genauso wie er sie mochte, das konnte er auch durch ihre Handschuhe erkennen. Dass war ihm auch schon beim Dinner auf dem Schiff aufgefallen, dort hatte sie allerdings noch keine Handschuhe an. Schöne, schlanke Hände und… Merz traute seinen Augen nicht. Das, was er da sah, wirkte wie paralysierend auf .
Mayra´s Lederhandschuh wies eine kleine Unregelmäßigkeit am kleinen Finger auf, es war eigentlich keine Unregelmäßigkeit, sondern mehr ein rundes Loch, sehr klein, aber aus seiner Position, ihre war Hand nur wenigen Zentimeter von seinen Augen entfernt, konnte er es klar zu erkennen. Es war ein Einstich und der war noch nicht sehr alt. Vermutlich genauso alt wie sein eigener, den er sich vor kurzen erst zugefügt hatte.
Merz überlegte fieberhaft, mit welcher Hand Mayra die Schublade abgetastet hatte. War es die linke oder vielleicht die rechte Hand. Merz hatte Mühe nachzudenken. Mayra war Rechtshänderin und mit dieser Hand hatte sie auch die leere Schublade abgetastet. Jetzt konnte er sich daran erinnern.
„Zum Glück habe ich nur so getan, als ob ich die Tablette genommen hätte“, dachte Merz. Er blieb trotz seiner Anspannung ganz ruhig liegen. Sie sollte nichts von seiner Entdeckung merken. Ruhig liegen bleiben und warten bis sie eingeschlafen war, das waren jetzt seine Gedanken.
Die Kopfschmerztablette war bestimmt eine Schlaftablette gewesen, diesen Verdacht hatte er schon gehabt, als sie ihm diese angeboten hatte. Aber er hatte auf seine innere Stimme gehört und die hatte ihn in der Vergangenheit noch niemals getäuscht. Jetzt aber galt es für ihn ganz schnell seinen Plan wieder weiter zu verfolgen. Fast wäre er wieder auf diese Frau hereingefallen. So etwas, wie bei Miranda, durfte nicht wieder geschehen und seine Geduld hatte Grenzen. Obwohl sie mit ihm ein böses Spiel trieben, hatte er bis jetzt immer noch vorgehabt, das Ganze für beide Seiten so zu beenden, dass keiner das Gesicht verlieren würde und mit seinem Fund, wäre das auch kein Problem gewesen.
Aber Mayra, wie auch vorher ihre Schwester Miranda, ging so skrupellos vor, dass es ihm jetzt reichte. Jetzt würde er nur noch seinen Vorteil suchen, egal ob dabei jemand drauf gehen würde.
Sein Schädel pochte, die Kopfschmerzen waren fast unerträglich geworden, aber er musste Ruhe bewahren. Mayra musste erst wieder in seinem Container sein, dann würde er sie überwältigen und dort festsetzen.
Er bemerkte, dass Mayra ruhig und regelmäßig atmete. Sie war eingeschlafen, jetzt noch einige Minuten warten und dann könnte er sich aus der Koje stehlen. Die Zeit verging sehr langsam. Er spürte ihre Wärme im Rücken, es war sehr angenehm und es erregte ihn. Sie hatte ihren 3L angelassen und er hatte es schon bemerkt, als sie ihn von hinten umfasst hatte.
Er spielte noch einige Varianten für seinen Plan durch. Er könnte auch Mayra hier schon in seine Gewalt und sie dann in seinen Container bringen. Das hätte den Vorteil, dass er vor bösen Überraschungen von ihrer Seite sicher war, würde aber den Weg zu seinem Container beschwerlicher machen. Gefangene hatten die Eigenschaft, sich nur sehr langsam zu bewegen und man musste sie ständig unter Kontrolle halten, auch würde es vermutlich ein Schlafproblem geben. Mayra musste dann als seine Gefangene ständig bewacht werden und er war alleine. Während sie schlafen konnte, wann sie wollte, musste er ständig wachsam sein. Selbst wenn er sie fesseln würde, bestände doch die Möglichkeit, dass sie sich befreien könnte. Vielleicht hatte Mayra ein Schlafmittel hier in ihrem Container, mit dem konnte er sie ruhig stellen. Mayra gefesselt und betäubt, das wären die Bedingungen, die ihm einen Schlaf ermöglichen würden.
Jetzt aber galt es für Merz sich aus der Mayra´s Umarmung zu lösen. Vorsichtig hob er ihren Arm an und legte ihn nach hinten ab.
Mayra schlief und schien nichts zu bemerken. Jetzt legte Merz sein rechtes Bein und seinen rechten Arm über den Rand der Koje und lies sich mit seinem Körper über den Rand zum Boden hin fast geräuschlos abgleiten. Unten angekommen richtete er sich auf. Ein Blick zu Mayra zeigte ihm, dass sie nichts von seiner Aktion mitbekommen hatte. Sie schlief immer noch und ihre Atmung war ruhig und regelmäßig.
Merz ertappte sich dabei, wie er seinen Blick von Mayra nicht abwenden konnte. Wieder überkam ihn eine starke Erregung bei ihrem Anblick.
„Reiß dich zusammen!“, befahl ihm die Soldatenpersönlichkeit in seinem Kopf. Mühsam wendete er seinen Blick von Mayra ab und ging um die Koje herum zu dem Schrank, wo noch die Tabletten stehen mussten. Geräuschlos öffnete er ihn und nahm das Tablettendöschen heraus. Er drehte es in seinen Händen, bis er das Etikett lesen konnte.
„Korazinol“ stand auf dem Etikett. Merz wusste, dass dies kein reines Schmerzmittel war. Es war ein neuartiges Schlafmittel, das auch als Nebeneffekt Schmerzen unterdrücken konnte, aber in der Hauptanwendung war es ein Schlafmittel. Wieder quälte ihn eine Kopfschmerzattacke.
Mit leicht zitternder Hand stellte er das Döschen wieder zurück und wollte sich gerade umdrehen, als ihn ein Schlag mit einem harten Gegenstand am Kopf traf.
Reflexartig riss er seine Arme zum Schutz seines Kopfes nach oben. Keine Sekunde zu spät, denn wieder traf ihn ein Schlag, diesen konnte er allerdings mit seinen Armen abfangen.
Merz drehte sich leicht benommen um. Seine Muskeln waren auf das Äußerste angespannt. Der nächste Schlag traf ihn in der Magengegend. Der Angreifer versuchte offenbar Merz mit diesem Schlag dazu zu bringen, seine Hände herunter zu nehmen. Merz behielt sie aber oben. Der Schlag tat ihm zwar weh, aber der Schmerz war nur oberflächig, seine angespannten Bauchmuskeln verhinderten, dass dieser Hieb seine Lungenfunktion beeinträchtigte.
Das Überraschungsmoment hatte der Angreifer jetzt verpasst, dazu waren seine Schläge zu schwach und unkoordiniert. Die Kampfmaschine Merz war jetzt zum Leben erwacht und bereitete instinktiv den Gegenangriff vor. Von nun an lief bei Merz alles automatisch ab, so wie er es in der Kampfausbildung und in unzähligen Kämpfen gelernt hatte. Die Arme, die noch vor kurzen sich schützend um seinen Kopf gelegt hatten, gingen nun vor seinem Oberkörper in Stellung, die linke Hand ging nach vorne, bereit für die Verteidigung und die rechte Hand hielt sich in der Nähe des Körpers, bereit um blitzschnell zuzuschlagen. Seine Füße ordnete er leicht seitlich und in der Tiefe versetzt an, um seine Position zu stabilisieren.
Seit dem ersten Schlag waren nur knapp 3 Sekunden vergangen und Merz hatte noch nicht die Identität des Angreifers festgestellt, dass würde dann erfolgen, wenn sein Körper bereit war für den Gegenangriff und das war er jetzt. Sein Gehirn wusste bereits, mit wem er es zu tun hatte, es fehlte nur noch die Bestätigung durch einen Blick seiner Augen.
Mayra stand vor ihm, mit dem Kunststoffrohr in der Hand und holte erneut zum Schlag aus. Deshalb war der erste Schlag so schwach gewesen. Das Rohr hatte kaum Masse und war dadurch sehr leicht. Da der Schlag dann auch von einer Frau geführt wurde, hatte er nicht die Wucht die er gebraucht hätte, um einen Mann, wie Merz, außer Gefecht zu setzen.
Merz sah fast gelangweilt aus, als er den Schlag abfing und ihr das Rohr aus der Hand schlug. In Mayra´s Gesicht konnte Merz aber weder Wut noch Wahnsinn feststellen, sondern eher ein besorgter Blick und als er sie entwaffnet hatte, kam Angst noch hinzu. Das war bestimmt auch der Grund, dass der erste Schlag, den sie ihm verpasst hatte, nicht so hart war. Eine wütende oder auch wahnsinnige Frau hätte bestimmt viel fester zugeschlagen und vor allem während des Angriffes geschrien. Aber Mayra´s Angriff lief leise ab.
Für einen Bruchteil einer Sekunde hielt Merz mit seiner Gegenmaßnahme inne. Mayra´s Gesichtsausdruck warf bei ihm Fragen auf, lies ihn über das Motiv ihres Angriffs zweifeln. Aber noch bevor Mayra es schaffte, ihre Arme schützend vor ihr Gesicht zu halten, traf sie die geballte und ungebremste Faust von Merz direkt auf ihr Kinn. Sie wurde nach hinten geschleudert, fiel gegen die Schlafkoje und sackte dann in sich zusammen. Regungslos blieb sie am Boden liegen. Roger Merz betrachtete durch seine blauen Augen, die jetzt nur noch eisige Kälte ausstrahlten, Mayra´s am Boden liegenden Körper.
„Jetzt hast du dein wahres Gesicht gezeigt. Ab jetzt werde ich dir meines zeigen!“, sprach er zu ihr. Dass sie ihn nicht hören konnte, war ihm egal. Sie war jetzt nur noch ein Teil seines Planes, eine Marionette, die er nach Belieben manipulieren konnte und würde. In seinem Kopf bildete sich ein neuer Plan.
„Warum“, dachte er, „soll ich jetzt schon den Planeten verlassen. Ich habe hier alles was ich brauche. Zwei Container mit genügend Ausrüstung und Proviant. Ich muss nicht mehr in der giftigen Atmosphäre des Planeten nach Ronton7 suchen, ich habe hier eine Frau, die sich früher oder später, wenn ihr klar ist, dass ihr Plan endgültig gescheitert ist, in ihr Schicksal einfügen wird. Dann wird sie mir die Liebe entgegen bringen, die sie mir zuvor verweigerte.“
Merz suchte nach Dingen, mit denen er Mayra fesseln konnte. Er fand einige Kabelbinder in der Werkzeugkiste und Gummischläuche in dem Verbandsset.
„Damit lässt sich doch ein nettes Packet aus dir machen, Mayra!“
Er redete mir ihr so, als ob sie bei Bewusstsein wäre. Zuerst wollte er sie in die Schlafkoje legen und sie dann fesseln, aber er entschloss sich, die Koje zunächst für sich alleine zu nutzen, Mayra sollte sich dieses Privileg bei ihm zu liegen zuerst wieder verdienen. Er legte sie auf dem Containerboden auf den Rücken und fesselte mit den Kabelbindern zunächst die Hände.
In seinem Kopf machten sich wieder rasende Kopfschmerzen breit und Mayra´s Anblick, wie sie so wehrlos auf dem Boden lag, erregte ihn. Er legte sich neben sie und strich mit seiner rechten Hand über ihren Anzug.
„Wozu brauche ich denn hier die Handschuhe?“ Merz sprach jetzt alles, was er vorher nur gedacht hatte, laut aus. Er holte sich aus dem Verbandsset eine Schere und schnitt die Handschuhe seines Basisanzuges ab. Jetzt waren seine Hände wieder frei und er strich erneut über Mayra´s Körper, der noch in dem 3L steckte. Das Leder fühlte sich sehr gut an. Merz ließ seine Hand länger auf ihrem Bauch liegen. Die Oberfläche des Leders erwärmte sich langsam durch Mayra´s Körperwärme. Merz wurde fast wahnsinnig vor Schmerzen und Lust. Er rückte näher an Mayra heran und presste sein Glied an ihren Körper.
„Ja, ich will es auch, Roger!“, hörte er Mayra sagen.
Merz begann sich an ihr zu reiben. Erst langsam, dann immer schneller. Ein schier unbeschreibliches Lustgefühl überkam ihn, die Kopfschmerzen waren gänzlich verschwunden.
„Ja, Roger, ich gehöre jetzt dir, für immer!“
Mayras Stimme klang unterwürfig und voller Bewunderung für ihn. Er hatte seine Augen geschlossen und genoss dieses bisher unerreichte Lustgefühl, das seinen Körper durchströmte.
Dann entlud sich seine Lust in einem nicht enden wollenden pulsieren seines Penis. Merz keuchte, rang nach Luft. Er fühlte sich absolut gut, wie in Trance, keine Kopfschmerzen mehr, absolut fit. So gut gefühlt hatte er sich, seit seinem Erwachen aus dem Kryoschlaf, nicht mehr.
Er blickte in Mayra´s Gesicht, ihre Augen waren geschlossen.
„Bist du wieder eingeschlafen? Ich würde jetzt auch gerne etwas schlafen, aber zunächst werde ich noch deine Füße fesseln und dich an der Wand festbinden.“
Er band nun mit den Gummischläuchen ihre Füße zusammen und zog sie dann in Richtung der Dusche. Dort gab es einige geschlossene Ösen, die in die Containerwand eingelassen waren. Sie waren stabil genug, um Mayra dort festbinden zu können. Er löste den Kabelbinder, mit dem er ihre Hände gefesselt hatte und drehte sie, nach hinten, auf ihren Rücken. Dann fesselte er ihre Hände erneut mit dem Kabelbinder, führte dann, durch den ersten Kabelbinder, einen zweiten durch und führte diesem dann durch eine der Ösen an der Wand. Dann zog er den Kabelbinder zu, damit war Mayra fest mit der Containerwand verbunden.
„So, dass hätten wir geschafft. Du gehst so schnell nirgend wo mehr hin, ohne meine Erlaubnis.
Merz blickte in Mayra´s Gesicht. Ihre Unterlippe war schon ziemlich geschwollen und ein feines Rinnsal aus Blut quoll aus ihr hervor.
„Du wolltest es ja nicht anders. Keiner hat dich aufgefordert, meine Pläne zu durchkreuzen. Es hätte niemand ernsthaft zu Schaden kommen müssen!“
Merz sprach zu ihr, als ob sie bei Bewusstsein wäre.
„Du und deine Schwester, ihr denkt wohl, dass ihr euch alles erlauben könnt. Aber nicht mit mir. Jetzt bin ich am Zuge und ich habe noch einiges mit dir vor, meine liebe Mayra.“
Er wendete sich von ihr ab und ging in Richtung der Schlafkoje. Merz war spürte, wie eine bleierne Müdigkeit in ihm hervorkroch und er wollte sich etwas hinlegen. Jetzt, wo Mayra sicher verpackt war, konnte er sich eine kleine Auszeit gönnen.
Er legte sich in die Koje und schloss seine Augen. Sekunden später war er eingeschlafen.
29. RE: Goldgräber

geschrieben von Herrin_nadine am 24.04.10 21:48

hallo hajo,

das sind rauhe sitten. wie kann er die frauen in schach halten?
30. RE: Goldgräber

geschrieben von Keuschling am 27.04.10 00:43

Hallo hajo,

eine wirklich absolut besondere Geschichte - auch wenn bisher keine richtigen KGs darin vorkommen. Geprägt von viel Phantasie und insgesamt gut durchdacht, vielschichtig und hintergründig.

Ich finde es für Merz ziemlich schade, daß offenbar sein Mißtrauen gegen Miranda berechtigt erscheint - wo sie doch in anderer Rolle und Situation sicherlich seine Traumfrau gewesen wäre. Aber das scheint mir in der Geschichte auch das Grundthema zu sein, eben das Mißtrauen vor den Reizen der Frau. Insbesondere, wenn man als Mann erfolgreich ist.

Ich würde Merz wünschen, daß sich doch alles anders aufklärt, und er am Ende wirklich glücklich werden kann, in berechtigtem, tiefen Vertrauen seine Geilheit voll ausleben kann, mit der Frau, die ihn anzieht und das auch verdient (so wie ich es mir im wahren Leben ebenfalls wünschen würde - aber das ist eine andere Geschichte...).

Keusche Grüße
Keuschling
31. RE: Goldgräber Kapitel 13: Strategie

geschrieben von hajo am 04.05.10 14:49

Kapitel 13: Strategie

„Roger, wach auf!“
Dumpf hörte er Mayra´s Stimme. Er wollte seine Augen öffnen, aber seine Augenlieder schienen auf seinen Augäpfeln festgeklebt zu sein.
„Roger, hörst du nicht? Du musst mich losbinden!“
Obwohl die Stimme sehr fordernd klang, vermochte er nicht seine Augen zu öffnen. Merz war sehr müde und wollte nur noch weiterschlafen. Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, wie lange er schon in der Koje lag, vermochte er nicht zu sagen. Zäh gingen ihm die Gedanken durch den Kopf.
„Roger!“
Immer wieder diese Stimme, fordernd und sie hinderte ihn am weiterschlafen.
„Roger, wach auf! Ich brauche deine Hilfe.“
Merz konnte sich der Stimme nicht entziehen. Es gab kein Kopfkissen, in das er seinen Kopf hätte pressen und sich damit der Stimme entziehen könnte. Er wollte einfach nur schlafen, nichts weiter. Schlaf bedeutete für ihn keine Kopfschmerzen.
„Roger! Binde mich los. Du brauchst Hilfe!“
Schon wieder diese Stimme. Hatte sie denn kein Mitleid mit ihm. Wusste sie nicht, dass sie ihn in seinem Schlaf störte, dass sie verantwortlich war, wenn er wieder Kopfschmerzen bekommen würde.
„Sei ruhig und lass mich schlafen!“, mit Mühe formte er die Worte in seinem Kopf und irgendwie schaffte er es auch, mit seinen Stimmbändern die Luft in Schwingungen zu versetzen und seine Worte an Mayra zu senden. Er wollte ihr nichts tun, aber er würde es, wenn sie keine Ruhe gab.
„Bitte Roger, ich habe Schmerzen und Durst!“
Merz spürte, wie er wütend wurde. Er hatte auch Schmerzen, nur schien das hier niemanden zu interessieren. Alle dachten nur an sich. Mayra und ihre Schwester Miranda waren besonders gut darin, nur an sich zu denken. Aber das hatte jetzt ein Ende.
Er spürte, wie die Müdigkeit langsam von ihm abfiel. Wieder versuchte er seine Augen zu öffnen. Langsam, wie ein Tor, dessen Scharnieren durch jahrzehntelangem nichtgebrauch festgerostet waren, öffneten sich seine Augenlieder. Das Licht blendete ihn. Er musste gegen einen starken Drang ankämpfen, seine Lieder wieder zu schließen.
„Roger, bitte wach auf!“
Wieder diese Stimme. Er begann sie zu hassen. Die Stimme fügte ihm Schmerzen zu. Sein Kopf schien zu explodieren. Mühsam richtete er sich auf. Er blickte um sich und sah Mayra, festgebunden an der Duschwand.
„Was ist los?“, fragte er leise in den Raum. So langsam wurde ihm bewusst, dass die Stimme, die ihn fast zur Weißglut gebracht hatte, von Mayra kam. Warum lag sie eigentlich dahinten und war gefesselt? Wo war Winter? Hatte er vielleicht Mayra überwältigt und ihn bewusstlos geschlagen? Merz war völlig verwirrt.
„Roger, alles in Ordnung?“
„Was ist los? Wo ist Winter?“
„Winter ist nicht hier. Mach mich bitte jetzt los, Roger!“
„Hat er dich festgebunden?“
„Roger, mach mich bitte erst einmal los. Dann können wir reden.“
Mayra´s Stimme klang verlangend, aber auch ängstlich. Das Selbstbewusstsein, das immer in ihrer Stimme mitschwang, war verschwunden, aber Merz fiel das nicht auf. Er machte einen verwirrten Eindruck. Immer noch vom Schlaf halb betäubt, konnte er sich kaum orientieren. Merz musste erst einmal einen klaren Kopf bekommen. Er richtete sich auf und versuchte aus der Koje herauszukommen. Es war sehr anstrengend für ihn, aber die Anstrengung bewirkte, dass sein Kreislauf wieder in Gang kam. Das Blut begann wieder zu zirkulieren und versorgte seinen Körper wieder mit mehr Sauerstoff.
So langsam konnte er sich auch wieder erinnern, wie sie bei Mayra´s Container ankamen, aber dann verschwanden alle Erinnerungen im Nebel. Er konnte sich nur noch an Winter erinnern, an Blut und einen Angriff auf seinen Kopf, das aber nur, weil er eine Beule an seinem Schädel fühlte.
„Roger, mach mich jetzt bitte los!“
„Ja, gleich. Gib mir noch einige Minuten.“
Er schaffte es aus der Koje zu klettern. Fast wäre er umgefallen, so wackelig war er auf seinen Beinen. Mit beiden Händen hielt er sich am Rand der Koje fest und atmete mehrfach tief ein und aus. Dann begann er seine Beine und Arme zu strecken. Jetzt war er auf einem guten Weg. Er fühlte, wie seine Kräfte zurückkehrten. Seine vernebelten Sinne wurden wieder klarer und die Erinnerungen kamen wieder zurück. Den Schlag auf seinen Kopf hatte er von Mayra erhalten und nicht von Winter, wie er noch anfangs dachte. Er selbst hatte Mayra gefesselt, das fiel ihm jetzt alles wieder ein, auch das Mayra eine Schwester hatte, die Miranda hieß.
„Roger, bitte mach mich jetzt los!“
„Du musst mir noch etwas Zeit geben, Mayra. Ich bin noch etwas benommen und sehr unsicher auf den Beinen.“
Merz versuchte Zeit zu gewinnen um nachzudenken. Wenn er sich jetzt ahnungslos gab, dann könnte er Mayra losbinden, er würde sie ja jederzeit, wenn es notwendig erschien, wieder unter seine Kontrolle bringen. Dadurch hätte er die Möglichkeit sie zu überreden, mit ihm zu seinem Container zu kommen. Es war einfacher, wenn sie freiwillig mitging. Er könnte sie dann wieder dort festsetzen und in Ruhe zu ihrem Container zurückkehren. Hier würde er seinen mitgebrachten Fund scannen und in Mayra´s Container sicher zur Erde zurückkehren. Ja, das war ein guter Plan, dachte sich Merz.
Er ging, noch etwas unsicher, zu Mayra und löste die Fesseln.
„Was ist passiert? Ich kann mich an kaum noch etwas erinnern. Ich weiß nur, dass ich einen Schlag auf den Kopf von Winter bekommen habe. Ist er noch da?“
Merz präsentierte sich Mayra in einem verwirrten Zustand. Es musste ihm jetzt gelingen, sie davon zu überzeugen, dass er für sie keine Gefahr mehr darstellte. Der Schlag, mit dem er sie zu Boden streckte, musste wie ein Unfall erscheinen. Was lag da näher als ein Schlag, der aus Versehen passiert war. Wenn Mayra das schluckte, dachte Merz, dann hatte er gewonnen. Das mit Winter war seine goldene Brücke, die er für sie gebaut hatte. Jetzt musste sie nur noch über sie hinüber gehen.
„Nein, er ist weg!“, antwortete Mayra kurz.
„Zum Glück hat er dir nichts getan, wenn man mal von dem Schlag in dein Gesicht absieht. Ich hole dir mal ein feuchtes Tuch, damit du die Stelle ein bisschen kühlen kannst und einen Becher Wasser.“
Merz wollte jetzt den Fürsorglichen spielen. Wie würde Mayra weiter reagieren. Würde sie seine Geschichte mit Winter übernehmen oder würde sie ihn damit konfrontieren, dass sie von ihm niedergeschlagen worden war. Er reichte Mayra den Becher Wasser und hielt ihr ein feuchtes Tuch an ihre geschwollene Unterlippe.
„Weist du, was Winter jetzt vorhat? Hat er irgendwelche Andeutungen in deinem Beisein gemacht?“
Mayra nahm die Tasse und setzte sie an den Mund. Sie trank sie in einem Zug leer. Sie begann zu husten, denn sie hatte sich beim Trinken verschluckt. Es dauerte einen Moment, bis sie sprechen konnte.
„Roger, du hast mich niedergeschlagen und ich denke, du hast mich auch gefesselt. Dir scheint es nicht gut zu gehen. Der Schlag auf deinen Kopf kam von mir, denn ich hatte Angst vor dir und wollte mich schützen.“
Während sie das sagte, brach sie in Tränen aus.
„Ich wollte dich nicht schlagen, es war eine reine Reflexhandlung. Mir war nicht klar, dass du das warst.“
Merz hatte eher damit gerechnet, das Mayra die Geschichte mit Winter von ihm übernehmen würde. Es erstaunte ihn etwas, dass sie ihm sagte, dass er sie niedergeschlagen habe. Jetzt galt es ihr plausibel zu machen, dass sie ihm wieder vertrauen konnte. Merz wollte das mit der Wahrheit machen, aber nur so viel wie nötig und so präsentiert, dass sie von sich aus auf den Schluss kommen würde, der für ihn Vorteilhaft war, nämlich ihm wieder zu vertrauen oder ihn für jemanden zu halten, der für sie keine Gefahr darstellen würde.
„Was ist los mit dir? Du bist so anders, als auf dem Schiff.“
„Ich war etwas verwirrt. Du sagtest, dass du Winter niedergeschlagen hättest und er eine Menge Blut verloren hatte. Aber hier ist kein Blut zu finden, nicht einmal mit deinem Scanner hier. Das verunsicherte mich. Aber warum wolltest du mich niederschlagen? Wir hätten doch reden können.“
„Vermutlich hast du recht. Ich weiß auch nicht, wo das Blut geblieben ist. Vielleicht ist auch der Scanner kaputt. Lass uns am besten die Sache vergessen. Kannst du mir mal hoch helfen?“
Merz umfasst ihren Arm und zog sie nach oben. Von wegen, dachte er, der Scanner ist in Ordnung, das habe ich selbst getestet. Sein Plan schien aufzugehen. Mayra schien wieder etwas beruhigt zu sein.
„Das der Scanner kaputt sein könnte, auf diese Idee bin ich nicht gekommen. Das erklärt natürlich alles“, beeilte er sich das noch nachzuschieben. Jetzt musste er den Scanner nur noch aus der Welt schaffen, damit diese Geschichte von Bestand war.
„Ich hole dir mal den Scanner, damit du ihn prüfen kannst.“
Während Merz das sagte, ging er schon zu der Ablage, wo er den Scanner hingelegt hatte. Er nahm ihn in seine Hand und drehte sich zu Mayra wieder um. Während er sich umdrehte, stieß er mit dem Scanner an eine Schrankkante. Der freiliegende Sensorkopf des Scanners wurde aus der Halterung herausgerissen und landete auf dem Boden, wo er zerbrach.
„So ein Mist!“, fluchte Merz.
„Ist nicht so schlimm. Der Scanner muss eh defekt gewesen sein, denn sonst hätte er bestimmt was von Winter Blutresten gefunden. Zeig mal her!“
Merz gab ihr den defekten Scanner. Sie schaute sich den Scanner genau an.
„Ich glaube der Scanner war in Ordnung gewesen, er war nur falsch eingestellt. Statt Eisen war Blei gewählt. Hier sieh selbst!“
„Dieses durchtriebene Miststück“, dachte Merz, als er den Scanner von ihr nahm und prüfte. Wenn sie dachte, dass er darauf hereinfallen würde, dann lag sie voll daneben. Jetzt galt es aber den naiven zu spielen, auch wenn es ihm bei so viel Dreistigkeit schwer fiel.
„Ja, du hast recht. Man bin ich ein Trottel. Klar, dass ich dann damit nichts gefunden habe. Hast du vielleicht noch ein zweites Gerät, mit dem man den Scan noch einmal wiederholen könnte?“
„Nein, natürlich nicht. Du weißt ja, diese Dinger sind sehr teuer.“
Jede andere Antwort hätte ihn auch überrascht. Jetzt brauchte Merz Mayra nur noch dazu zu bringen, freiwillig wieder mit ihm in seinen Container zu gehen. Auch dafür hatte er schon einen Plan.
„Ich habe dir nicht alles gesagt, Mayra. Jetzt wo, alles geklärt ist und ich weiß, dass ich mich total blöd verhalten habe, möchte ich es dir nicht weiter vorenthalten. Ich habe vermutlich einen riesen Fund Ronton7 gemacht. Ich war gerade dabei den letzten Scan zu machen, als du bei meinem Container ankamst. Da ich zunächst nicht wusste, wer da draußen war, brach ich den Scan ab. Mayra, das Ronton7 reicht für uns beide. Ich vermute, dass ich über 20 Gramm von dem Zeug gefunden habe. Lass uns zu meinem Container zurück gehen, den Scan abschließen und dann gemeinsam zur Erde zurückkehren und das ohne weitere Bedingungen. Du kriegst die Hälfte und kannst, wenn du willst, deiner Wege gehen.“
Merz konnte sich kaum vorstellen, dass Mayra auf dieses Angebot nicht anspringen würde. Es war aus seiner Sicht zu verlockend für sie. Sie könnte in ein bis zwei Tagen als reiche Frau wieder zurück auf der Erde sein, da musste sie schwach werden.
„Ich bin etwas sprachlos“, begann Mayra, „das du mir so etwas anbietest. Wenn du wirklich so viel Glück hattest, freue ich mich für dich und würde dein Angebot auch gerne annehmen, denn genau wie du, möchte ich so schnell wie möglich wieder zur Erde zurück. Der Planet, so schön er auch ist, er verändert uns und nicht zum Guten. Ich hatte geglaubt, das hier wäre das ultimative Abenteuer, aber dem ist nicht so. Man hat eigentlich keine Chance, das hier zu überstehen. Man ist nicht nur den direkten Auswirkungen des Planeten auf einen selbst, sondern auch den indirekten, die auf die anderen hier lebenden Menschen wirken mit denen man in Kontakt kommt, ausgesetzt. Das hatte ich völlig unterschätzt.
Lass uns unsere Ausrüstung kontrollieren und noch was Essen und trinken, dann können wir zu deinem Container aufbrechen. Bitte verzeihe mir, dass ich dich niederschlagen wollte. Das alles ist ein Missverständnis gewesen und es war mein Fehler. Ich hätte zuerst mit dir reden müssen. Es tut mir wirklich leid!“
Einige Tränen traten aus ihren Augen aus und liefen über das künstliche Leder, das ihre Wangen umschloss. Sie trat an Merz heran und umarmte ihn.
„Du musst dich nicht bei mir entschuldigen. Der Fehler lag genauso gut bei mir“, schob Merz noch nach. Innerlich freute er sich, wie leicht es doch gewesen war, Mayra zu seinem Container zu locken. Er hatte nur den richtigen Köder ausgelegt in Form von Geld, den musste sie praktisch schlucken. Wenn er sich auf etwas verlassen konnte, dann war es die Tatsache, dass Mayra so war wie ihre Schwester, nur auf Geld und Wohlstand fixiert.
„Komm, lass uns die Ausrüstung prüfen und dann gemeinsam Essen. Dabei kannst du mir erzählen, was du mit deinem Ronton7-Anteil anfangen willst!“
Merz gab sich betont kommunikativ und interessiert, damit wollte er Mayra ablenken, damit sie weniger Zeit hatte, sich über ihre eigenen Pläne Gedanken zu machen und womöglich Merz noch einen Strich durch seine Rechnung zu machen.
Er spielte ihr jetzt einen glücklichen Mann vor, der alles für sie tun würde, auch sein Vermögen mit ihr teilen.
Die 5er Anzüge waren praktisch voll regeneriert und aufgeladen.
Mayra ging zu einem Schrank und holte einen Basisanzug heraus.
„Hier, zieh den an, Roger. Ich kümmere mich um unser Essen.“ Sie hielt ihm den Anzug hin und blickte auf seine freiliegenden Hände. Er nahm in wortlos und packte ihn aus. Dann begann seinen Basisanzug auszuziehen. Nach einigen Minuten war er nackt und zog den neuen Anzug an. Er spürte, dass seine Haut durch die Innenbeschichtung des Anzuges wieder angepasst wurde. Es erregte ihn und sein Penis, der bereits wieder in der Latexröhre des Anzuges steckte, schwoll an. Er wand sich von Mayra etwas ab, da sie das nicht bemerken sollte. Er zog nun die Latexhaube über seinen Kopf und nun waren nur noch seine Augen und seine Lippen zu sehen. Schnelle ergriff er seinen 3L und schlüpfte hinein. Damit war sichergestellt, dass Mayra nichts von seiner Erregung mit bekam. Er durfte sie nur nicht so dicht an sich heran lassen.
„Bist du schon so weit?“, fragte ihn Mayra.
„Ja, eben bin ich fertig geworden!“
„Ich habe für uns beide Hühnchen bereitgelegt. Ich fand das immer am besten.“
Mayra saß bereits auf dem ausgeklappten Stuhl. Merz musste sich auf den Containerboden setzen, da es nur einen Stuhl gab.
„Nun Mayra, was willst du tun, wenn du wieder zurück auf der Erde bist?“
Merz versuchte die aufkommende Stille vorzeitig zu unterbrechen. Er wollte ihr keinen Moment der Ruhe gönnen, keinen Augenblick der ihr Zeit gab, ihre Situation zu reflektieren. Mayra sprang aber sofort auf seine Frage an.
„Nun, wenn ich wieder auf der Erde bin, oder vielleicht besser wenn wir wieder auf der Erde sind, will ich erst einmal richtig lange ausspannen und nichts tun. Viel gutes Essen genießen und viele gute Sachen trinken, viel Baden und schwimmen und möglichst wenig schlafen!“
Merz musste lachen. Mayra´s Humor gefiel ihm. Für einen Moment vergaß er seinen Plan. Ja, genau das konnte er sich auch sehr gut vorstellen, wenn er wieder auf der Erde war und er konnte sich das sehr gut mit Mayra vorstellen. Mayra´s träumerischer Zustand, in der sie sich jetzt befand, griff auf Merz über.
Er stellte sich einen einsamen Südseestrand vor, ein kleines Haus direkt am Meer, vielleicht etwas höher gelegen, auf einer kleinen Klippe, mit einem atemberaubenden Ausblick. Mit ihr am Strand, im warmen Wasser herumtollend, dann in Ufernähe, im flachen Wasser liegend, sich umarmen und sich von dem leichten Wellengang ihre Körper mit Wasser umspülen lassen. Vielleicht gemeinsam tauchen, abends dann, auf der Veranda, über die weiten des Meeres schauen, in reinen mit sich selbst. Ja, das konnte er sich jetzt vorstellen. Vor seiner Abreise nach Serxius wäre so etwas für ihn nicht vorstellbar gewesen. Aber er war jetzt nicht mehr der gleiche Mann, der er vor der Abreise war. Er hatte sich verändert und er konnte sich jetzt eine Partnerschaft mit einer Frau vorstellen, mit einer Frau wie Mayra.
„Ja, du hast recht. Geschlafen haben wir beide ja bereits genug. Hast du eigentlich Geschwister?“
Diese Frage platzte nur so aus ihm heraus. Er war im völlig schleierhaft, warum er ihr jetzt diese Frage stellte. Er gefährdete seine ganzen Plan, vermutlich war es die ausgelassene Stimmung Mayra´s, von der er sich hatte anstecken lassen. Vielleicht war es auch die Absicht Mayra´s gewesen, ihn mit ihren Träumen aus seinem geistigen Bunker zu locken, dorthin, wo er angreifbar war, wo man ihm seinen Pläne und Gedanken entlocken konnte.
„Ja, ich habe noch Geschwister, einen Bruder. Aber den habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen. Wir haben uns nie richtig verstanden und irgendwann ist dann der Kontakt abgebrochen. Und du? Hast du noch einen Bruder, der genauso gut wie du aussieht?“
Merz wunderte sich, wie locker und leicht sie die Frage nach den Geschwistern beantwortet hatte.
„Nein, ich habe keine Geschwister. Fast mein ganzes Leben habe ich beim Militär verbracht und das war dann auch meine Familie, wenn man das so nennen kann.“
Merz schwieg. Seltsam, er empfand im Moment sehr viel für Mayra. Sie wirkte auf ihn offen und er fühlte sich sehr zu ihr hingezogen. Er musste auf einen raschen Aufbruch zu seinem Container drängen und zwar so, dass Mayra sich nicht fragte, warum er das tat.
Er versuchte möglichst, ohne gehetzt zu wirken, seine Tube Hühnchen zu verspeisen, auch trank er noch zwei weitere Becher voll Wasser. Mayra schien sich mehr Zeit lassen zu wollen.
„Ich kann es kaum noch erwarten, bald wieder auf der Erde zu sein“, startete er seinen Versuch, sie zum Abmarsch zu drängen.
„Wenn ich bedenke, dass der Scan des Fundes nochmals zwanzig Stunden dauert, dann werde ich schon etwas kribbelig.“
Dass der Scan in Wahrheit nur gut 12 Stunden dauern würde, verschwieg er ihr lieber, aber mit dieser Aussage hatte er bei Mayra Erfolg.
„Das hättest du mir auch schon früher sagen können, dann hätte ich mich ein bisschen beeilt. Ich will lieber jetzt als später von diesem Planeten weg, auch wenn er noch so schöne Farben und Sonnen hat.“
Sie drückte sich den Rest des Tubeninhaltes in den Mund.
„So, ich bin mit dem Essen fertig. Also rein in die 5er, hoffentlich zu letzten Mal, und dann los. In gut 3 Stunden können wir an deinem Container sein.“
Mayra war voller Elan und Merz hatte Mühe mit ihrem Tempo mitzuhalten. In ihrem 5er steckte sie wesentlich schneller als Merz.
„Na, brauchst du Hilfe?“, fragte sie leicht ihn leicht scherzend.
„Keine Angst, ich bin am Anfang immer etwas langsamer, dafür aber am Schluss schneller!“, konterte er.
„Na, dann wollen wir doch mal hoffen, dass der Anfang sich nicht so lange bei dir in die Länge zieht!“
Wieder kam ihm die Vorstellung in den Kopf mit der Veranda und dem Haus am Meer. Die langen Abende, die genügend Zeit boten, solche Gespräche zu führen.
Jetzt musste Merz nur noch den Helm aufziehen. Er hörte das Zischen der Luft und dann sicherte er den Helm mit den Sicherungsbolzen. Jetzt war auch er bereit zum Abmarsch. Mayra wollte zuerst durch die innere Schleusentür. Merz ließ sie und folgte ihr sofort. Nachdem die innere Tür wieder verriegelt war, öffnete Mayra das äußere Schott nach draußen zur Planetenoberfläche. Mayra ging wieder vor und Merz folgte ihr.
Vor ihnen lag ein Marsch von gut 3 Stunden. Von den Strapazen der letzten Zeit war bei Mayra nichts mehr zu spüren, auch schien sie den harten Schlag von Merz gut weggesteckt zu haben. Bei ihm sah das etwas anders aus. Er spürte eine andauernde Müdigkeit in seinem Körper, auch hatten die Kopfschmerzen wieder eingesetzt. Zwar hatte er vor dem Abmarsch noch genügend Wasser zu sich genommen, er nahm aber trotzdem einen tiefen Schluck der leicht isotonischen Flüssigkeit aus seinem Anzug.
Mayra legte ein ziemliches Tempo vor und Merz hatte Mühe mitzukommen. Sie zu bitten, langsamer zu gehen, kam ihm nicht über die Lippen. Dazu war er eben doch zu sehr Mann.
32. RE: Goldgräber

geschrieben von Herrin_nadine am 04.05.10 16:13

hallo hajo,

kann er seine müdigkeit besiegen und wachsam bleiben?

hat maja ihm eine falle gestellt?
33. RE: Goldgräber Kapitel 14: Verteidigung

geschrieben von hajo am 17.05.10 15:02

Kapitel 14: Verteidigung


Für Merz war der Marsch sehr anstrengend gewesen. Mayra hielt das hohe Tempo die ganze Strecke über bei. Die Aussicht auf eine baldige Rückkehr zur Erde schien sie zu beflügeln.
Ihm ging das hohe Tempo an die Substanz. Als sie fast an seinem Container angelangt waren, hatte er den ganzen Flüssigkeitsvorrat seines Anzuges aufgebraucht. Merz war froh, dass sie am Ziel angekommen waren. Viel länger hätte er nicht durchgehalten, ohne zu pausieren. Das kam aber für ihn nicht in Frage, da er vor Mayra keine Schwäche zeigen wollte. Jetzt, zum ersten Mal seit er auf Serxius war, fühlte er sich in den Anzügen nicht mehr so wohl. Er hatte das Gefühl, dass er kaum noch Luft bekam, dass der Latex seines Basisanzuges an ihm klebte.
Der Container lag vor ihnen, im roten Licht der Sonne. Er wirkte unverdächtig. Die Wassertanks waren noch an ihrem Platz und es deutete nichts darauf hin, dass jemand sich an dem Container zu schaffen gemacht hatte. Sie näherten sich langsam und jetzt zum ersten Mal, seit sie losgegangen waren, sprach Mayra zu ihm über die Kommunikationsanlage ihres Anzuges.
„Sieht gut aus, meinst du nicht auch?“
„Ja, nichts verdächtiges zu erkennen.“
Insgeheim dachte er sich, wenn Winter wirklich seine Spuren so gut verwischen konnte, dann mussten sie sehr auf der Hut sein. Vielleicht war Winter schon in den Container eingedrungen oder hatte ihn vielleicht verseucht. Vielleicht lag er auch irgendwo und beobachtete sie. Wartete ab, um dann im geeigneten Moment zuzuschlagen.
„Lass uns trotzdem vorsichtig sein, man kann ja nie wissen“, schob Merz über die Sprechanlage noch nach.
Sie gingen weiter. Noch knapp 100 Meter bis zum Container. Alles blieb ruhig. Merz ließ den Boden nicht aus den Augen. Er suchte nach Spuren, die eventuell auf einen unliebsamen Besucher schließen lassen würde. Aber er konnte nichts Verdächtiges erkennen, keine Fußspuren, keine Anzeichen von Spuren, die verwischt wurden. Merz würde das erkennen. Aufgrund seiner militärischen Ausbildung war er besonders geschult in der Spurensuche. Bei vielen Einsätzen hatten sich seine Kenntnisse auf diesem Gebiet schon bestens bewährt.
Jetzt waren sie nur noch 50 Meter vom Container entfernt. Es wurde etwas dunkler. Die rote Sonne ging gerade unter. Sie berührte schon den Horizont, aber die gelbe Sonne war schon zu sehen. Jetzt färbte sich das rote Licht langsam zu orange. Trotz der Anspannung, unter der die beiden standen, hielten sie inne. Zu phantastisch war der Anblick, der sich ihnen jetzt bot. Die rote Sonne ging unter und ihr Licht wurde jetzt fast tiefrot, gleichzeitig ging die gelbe Sonne auf. Beide standen in einem Winkel von fast neunzig Grad zueinander, von Roger und Mayra aus gesehen. Links die rote Sonne und rechts die gelbe Sonne. Es gab alle Farbschattierungen zwischen tiefrot von links und gelb von rechts zu sehen, fast sah es aus wie ein Regenbogen, nur viel differenzierte in den Farbschattierungen.
Nur wenige Minuten später war alles vorbei und das Licht der gelben Sonne dominierte. Merz unterbrach die Stille, die zwischen beiden geherrscht hatte.
„Komm, lass uns weitergehen!“
Mayra ging ohne ein Wort zu sagen weiter. Wenig später standen sie vor der äußeren Schleusentür. Roger öffnete sie und blickte in die Dekontaminationsanlage. Sie war leer.
„Wer geht zuerst?“, fragte Merz.
„Ist mir egal. Wenn du mir deinen Zugangscode gibst, gehe ich, ansonsten du.“
Den Code wollte ihr Merz nicht geben, vielleicht konnte das für ihn später einmal von Vorteil sein. Seine Ausbildung hatte ihn gelehrt, immer nur so viele Informationen preiszugeben, wie es für das Erreichen des Zieles notwendig war.
Merz ging zuerst in die Kammer.
„Wir können auch zusammen hineingehen?“, fragte er Mayra noch, obwohl er wusste, dass das keinen Sinn machte.
„Nein, schon gut. Geh du zuerst. Ich folge dir dann.“
Er schloss die Tür hinter sich und startete den Kontaminationsvorgang. Die Druckluft strömte an seinem Körper vorbei. Er geriet dabei leicht ins Wanken. Dann begann die chemische Reinigung. Das Reinigungsmittel fiel, wie feiner Nieselregen, auf seinen Anzug herab. Düsen, die im Boden angebracht waren sorgten dafür, dass der Anzug auch von unten mit dem Mittel benetzt wurde. Dann strahlten die UV-Licht Lampen und trockneten den Anzug.
Minuten später war der Reinigungsprozess beendet, doch die Anzeige der Zugangskontrolle leuchtete rot. Er musste einen zweiten Durchgang durchlaufen, um in das Innere des Containers zu gelangen. Widerwillig drückte er die Starttaste. Die ganze Prozedur begann von neuem. Zuerst die Luft, dann der Regen und danach das Licht. Der erste Durchgang hatte für Merz schon sehr lange gedauert, doch der zweite schien sich endlos hinzuziehen.
Dann, endlich, war er zu Ende. Doch immer noch leuchtete die Lampe der Zugangskontrolle rot. Merz wollte nicht länger warten. Er deaktivierte die Zugangskontrolle mit seinem Code und die Anzeige sprang auf grün.
„Du bist dran!“, rief er Mayra zu, als er die innere Containertüre schloss. Kurz danach hörte er die Druckluft durch die Düsen pfeifen, Mayra hatte den Reinigungsprozess gestartet.
Nach einigen Minuten öffnete sich die innere Containertüre und Mayra trat ein. Sie schien nicht die Probleme bei der Dekontamination gehabt zu haben, wie Merz. Das machte Merz etwas stutzig. Beim ausziehen seines 5er-Anzuges untersuchte er ihn unauffällig, konnte aber nichts feststellen. Als er ihn schon weghängen wollte, sah er zufällig auf die Sohlen des Anzuges. In der rechten steckte ein kleiner Stein fest. Merz versuchte in gerade aus der Sohle herauszulösen, als ihn ein kräftiger Schlag auf den Hinterkopf traf. Dieser Schlag war präzise und wuchtig ausgeführt worden und nicht mit Mayra´s Schlag in ihrem Container vergleichbar. Merz kämpfte gegen die aufkommende Ohnmacht an. Dieses Mal hob er nicht seine Arme über den Kopf, um diesen zu schützen. Der Schlag war zwar wuchtig gewesen, aber er würde bei Bewusstsein bleiben. Merz wollte einer direkten Konfrontation jetzt aus dem Wege gehen, da er diesen Kampf im Moment in seinem Zustand nicht gewinnen konnte, auch wusste er noch nicht, gegen wen er antreten musste.
Er ließ sich einfach zu Boden fallen, so als ob er wirklich das Bewusstsein verlieren würde. Auf dem Weg nach unten, drehte er sich etwas zum Angreifer hin, um vielleicht zu erkennen, um wen es sich handelte. Mayra konnte es nicht sein, das wusste er jetzt schon. Aber Merz sah nur eine Gestalt in einem 5er-Anzug. Wer sich darunter verbarg, vermochte Merz nicht zu erkennen.
Als er auf dem unten auf dem Boden ankam, blieb er einfach liegen. Der Gegner musste jetzt nur noch glauben, dass er das Bewusstsein verloren hatte, dann würde die Zeit für ihn arbeiten. Falls der Gegner ihm seine Bewusstlosigkeit nicht abkaufen würde, dann hätte Merz schlechte Karten. Seine Ausgangposition für einen Kampf war unten liegend schlechter als oben stehend. Aber er würde es gleich wissen.
Merz hielt seine Augen geschlossen und wartete. Es waren höchstens zwei Sekunden seit dem Schlag vergangen. Merz regte sich nicht. Er versuchte möglichst flach zu atmen.
Er zählte die Sekunden. Es waren bereits fünf Sekunden vergangen, seit er auf dem Boden lag. Offensichtlich hatte er mit seiner Taktik Erfolg. Ihm wäre so etwas nicht passiert, vermutlich hatte der Angreifer keine gute Ausbildung in Sachen Kampftechnik genossen. Der Schlag war zwar hart und kraftvoll ausgeführt worden, aber auch unpräzise. Er hatte den Kopf von Merz etwas seitlich getroffen und war dadurch nach links abgerutscht. Dadurch ging viel von der Kraft des Schlages verloren. Ein geübter Kämpfer hätte das bestimmt bemerkt und hätte sofort ein zweites Mal zugeschlagen. Dann hätte Merz nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Jetzt lag er schon über 10 Sekunden auf dem Boden und nichts weiter war geschehen. Vermutlich musterte ihn der Angreifer gerade. Jetzt spürte er einen Tritt in der Seite, fest aber auch nicht zu fest. Der Angreifer schien prüfen zu wollen, ob Merz noch bei Bewusstsein war. Doch Merz blieb weiter regungslos liegen.
Jetzt hörte er ein leises zischen. Der Angreifer hatte vermutlich seinen Helm abgenommen.
„Mayra, du kannst jetzt hereinkommen!“
Merz hatte es geahnt, aber so richtig glauben konnte er es nicht. Er erkannte sofort die Stimme von Winter, daran gab es nicht den geringsten Zweifel. Jetzt wurde ihm alles klar. Der Stein hatte sich nicht zufällig in seine Sohle gedrückt. Jemand musste den Stein dort platziert haben. Es hatte ihn auch schon gewundert, denn die Sohlen waren so konzipiert, dass möglichst nichts darin hängen bleiben konnte. Man wollte ihn damit länger in der Schleuse festhalten, das gab dann Winter die nötige Zeit aus seinem Versteck in der Nähe seines Containers zur äußeren Schleusentür zu gelangen. Dann ging Winter statt Mayra durch die Schleuse und konnte Merz so überraschen. Clever gemacht, sehr clever, dass musste Merz Winter lassen und damit bestätigte sich auch sein erster Eindruck von Winter, den er beim Dinner vom ihm gewonnen hatte.
Jetzt vernahm er wieder das Geräusch der Druckluft in der Schleuse, die durch die Düsen gepresst wurde. Mayra hatte den Reinigungsvorgang gestartet. Sie musste also mit Winter unter einer Decke stecken, das bedeutete aber, dass sie sich kennen mussten und das schon auf dem Schiff. Das bedeutete aber weiter, dass Mayra ihm nur Theater vorgespielt hatte, das Dinner und auch die Sache im Containerraum auf dem Schiff. Merz konnte es nicht fassen, dass er so blöd gewesen war. Er hätte auf seine innere Stimme hören und seine Vorsätze ohne Ausnahmen umsetzen sollen, aber wie schon so oft hatte er nicht mit dem Kopf gedacht, sondern mit seinem Penis. Wut stieg in ihm auf und das ließ den letzten Rest seiner Benommenheit verschwinden. Sein Verstand war jetzt ganz klar und sein Körper war bereit zum Gegenangriff.
Der Reinigungsprozess, den Mayra noch zu Ende bringen musste, dauerte noch mindestens 3 Minuten. Bis dahin musste sich Merz entscheiden, ob er Winter jetzt gleich angreifen würde oder ob er abwarten sollte, bis Mayra in den Container kam.
Für einen schnellen Angriff sprach, dass Merz es jetzt nur mit einem Gegner zu tun hatte. Mayra stellte alleine gesehen keine wirkliche Gefahr für ihn dar, aber sie konnte doch im Kampf gegen Winter entscheidend sein.
Die Entscheidung war gefallen, Merz musste jetzt handeln. Er wollte jetzt nur noch den richtigen Moment abwarten, um seinen Angriff zu starten. Er versuchte an den Umgebungsgeräuschen zu erkennen, was Winter gerade machte. Solange Winter ihn beobachtete, würde er es schwer haben hoch zu kommen. Vielleicht konnte er ihn, mit einem gezielten Tritt, von seinen Beinen holen. Das war sehr schwierig, denn der Container war nicht sehr groß und bot eine Menge von Möglichkeiten, wo sich Winter festhalten konnte.
„Du hast noch gut zwei Minuten, dann ist der Reinigungsprozess beendet.“
Darauf hatte Merz gewartet. Winter musste von ihm abgewandt sein, das konnte er an seiner Stimme hören. Merz sprang auf und stand nun genau hinter Winter. Mit voller Kraft schlug er mit beiden Fäusten Winter gleichzeitig in beide Nieren. Ohne eine weitere Reaktion von Winter abzuwarten, trat Merz ihm jetzt mit seinem rechten Fuß in die rechte Kniekehle. Winter knickte sofort ein, während er zu Boden ging, versetzte Merz ihm einen weiteren Doppelschlag in die Nieren. Winter sackte röchelnd auf seine Knie. Merz ließ Winter nicht die geringste Chance. Er umschloss seinen Hals mit seinen Unterarmen und drückte erbarmungslos zu. Das röcheln von Winter verstarb, denn er bekam keine Luft mehr. Kraftlos versuchte er mit seinen Händen aus der Umklammerung zu entkommen, er hatte nicht die geringste Chance. Merz war jetzt kein Mensch mehr, sondern ein Elitesoldat, der keinerlei Gefühle mehr hatte und nur noch die Vernichtung seines Gegners kannte. Bei Merz war alles, seit dem er vom Boden aufgesprungen war, automatisch abgelaufen. Der Angriff auf Winter und auch das Töten würde so ablaufen, automatisch und ohne jegliche Gefühle.
Das Gesicht von Winter lief schon blau an. In wenigen Sekunden würde er das Bewusstsein verlieren, dann eine halbe Minute später würde er tot sein.
Merz begann wieder zu denken. Er überlegte sich, ob es ihm einen Vorteil bringen würde, Winter am Leben zu lassen. Wenn ihm nicht bald ein Grund einfallen würde, dann wäre Winter tot. Das Bewusstsein hatte er schon verloren. Leblos hing er in Winters Umklammerung, aber Merz fiel kein Grund ein, Winter am Leben zulassen. Sekunden später war Winter tot.
Merz löste seinen Griff, mit der er Winter festgehalten und erwürgt hatte. Sein Körper fiel leblos zu Boden. Jetzt drehte sich Merz in Richtung der inneren Containertüre. Mayra musste wohl bald den Container betreten, es konnte sich nur noch um Sekunden handeln.
Jetzt öffnete sich die Türe und Mayra trat ein. Merz hatte sich direkt neben der Tür platziert. Er rechnete damit, dass Mayra´s Blick zuerst auf Winter´s leblosen Körper fiel und sie Merz, auch aufgrund der Blickwinkeleinschränkung des Helmes, nicht bemerken würde und er hatte recht. Mayra ging an ihm vorbei in Richtung des am Boden liegenden Körpers. Jetzt erst schien sie zu erkennen, dass es sich um Winter handelte. In aller Eile nahm sie den Helm vom Kopf und kniete sich vor der Leiche hin. Sie brach in Tränen aus. Merz hatte sich noch nicht bewegt, aber selbst wenn er es getan hätte, Mayra hätte ihn bestimmt nicht bemerkt. Sie schien alles um sich herum vergessen zu haben. Völlig aufgelöst kniete sie am Boden und begann laut zu schreien.
Merz löste sich aus der Ecke und näherte sich ihr.
„Na, ist euer Plan nun endgültig gescheitert!“
Mayra´s Schreie verstummten und gingen in ein leises Wimmern über.
„Du Schwein, musstest du ihn gleich töten?“
Merz beantwortete die Frage nicht. Er wusste, dass Winter ihn getötet hätte, wenn er ihm nicht zuvor gekommen wäre.
Mayra nahm Winters rechte Hand und küsste sie. Dann plötzlich und unvermittelt sprang sie auf, drehte sich um und schlug Merz ins Gesicht. Sie sprang ihn förmlich an und umklammerte mit ihren Beinen seine Hüften, ihre Fingernägel bohrten sich in seine Wangen. Merz torkelte völlig überrascht von ihrem Angriff etwas nach hinten, fing sich aber dann sofort wieder. Mit beiden Fäusten schlug er Mayra seitlich auf ihren Oberkörper. Sie fiel röchelnd von ihm ab auf den Boden.
Sie rang nach Luft. Merz wollte noch nachsetzen, aber etwas hielt ihn zurück, vermutlich seine Gefühle für Mayra, vielleicht aber auch, weil er sie noch brauchen konnte. Er schwieg zunächst, weil er sie nicht weiter provozieren wollte. Er konnte es noch nicht richtig fassen, das Mayra mit Winter gemeinsame Sache gemacht hatte. Wenn er an den letzten Abend auf dem Schiff dachte, das Dinner und dann noch der Containerraum. Merz spürte, wie ihn eine unbändige Wut überkam. Am liebsten hätte er Mayra so lange geschlagen, bis er vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Aber er war ja kein Tier und er hatte sich unter Kontrolle. Schlagen konnte er sie immer noch. Wenn er es jetzt tun würde, unüberlegt voller Zorn, dann könnte sie davon sterben. Tat er es aber später, ruhig und kontrolliert, dann war die Gefahr minimal, dass Mayra einen permanenten Schaden davon tragen würde. Denn er wusste, dass er sie noch schlagen musste, denn freiwillig würde sie ihm nicht sagen, was er noch von ihr wissen wollte.
Merz lies Mayra wieder zu Atem kommen. Sie saß jetzt vor ihm, zusammengekauert und mit einem verweinten Gesicht. Dieses Mal empfand Merz kein Mitleid mehr für sie, anders noch als bei ihrer ersten Begegnung, hier auf Serxius.
„Nun, willst du nicht einmal anfangen mir alles zu erklären. Ich bin ganz Ohr!“
Sie blickte nicht zu ihm hoch, als er zu ihr gesprochen hatte. Sie hielt ihren Blick gesenkt, vermutlich dachte sie, dass sie ihn provozierte, wenn sie ihn anblickte und er sie dann schlagen würde. Vielleicht hatte sie damit auch recht, denn Merz hatte Mühe sich unter Kontrolle zu halten.
„Nun, willst du nicht reden? Ich denke ich habe einige Erklärungen verdient.“
Merz versuchte möglichst mit ruhiger Stimme zu ihr zu sprechen. Er wollte den Eindruck vermitteln, dass man mit ihm vernünftig reden konnte und eine Chance für Mayra bestand, aus der Sache noch einigermaßen heil herauszukommen. Mayra schien mit sich zu kämpfen. Sie setzte zum reden an, brach aber vorher wieder ab, ohne ein Wort zu sagen.
„Gut, ich gebe dir noch etwas Zeit, sagen wir 5 Minuten!“
Merz bemaß das Ultimatum möglichst kurz, um ihr nicht noch mehr Zeit zu geben, über ihre Situation nachzudenken. Er wusste noch aus seiner Militärzeit, dass die besten Informationen mit dem höchsten Wahrheitsgehalt innerhalb der ersten halben Stunde nach Gefangennahme einer Person von ihr preisgegeben wurden. Auch verzichtete er auf Androhung einer bestimmten Konsequenz, denn nichts war bedrohlicher als das Unbekannte.
Da Mayra für ihn keine Gefahr derzeit darstellte, holte er in der Zwischenzeit den Scanbehälter mit den Gesteinsproben hervor. Es war alles noch an seinem Platz. Offensichtlich war es Winter nicht gelungen in seinen Container einzudringen. Jetzt machte es sich wieder einmal bezahlt, sich an alte Gewohnheiten zu halten, egal mit wem man es zu tun hatte.
Merz holte sich einen Becher Wasser. Er spürte jetzt wieder den Durst, den er seit seiner Ankunft hatte. Er wollte gerade den Becher ansetzen, als Mayra anfing zu sprechen.
„Warum hast du ihn umgebracht?“
Merz war schon etwas verblüfft. War sie so naiv oder vielleicht nicht mehr richtig bei Verstand.
„Was hattet ihr den mit mir vor? Wenn Winter´s Schlag richtig gesessen hätte, dann läge ich wohl hier, anstatt seiner Person, am Boden.“
„Wir hatten nie vor dich umzubringen!“
„So, was dann? Vielleicht hättet ihr mich mal in eure Pläne einweihen sollen, dann hätte ich es vielleicht gemerkt, dass ihr mich nicht umbringen wolltet. Rede nicht so einen Schwachsinn!“
Merz spürte, wie er die Kontrolle über sich zu verlieren begann. Am liebsten hätte er ihr in ihr schönes Gesicht geschlagen. Er durfte sich nicht auf solche Gespräche einlassen, das machte ihn wütend. Am besten war es, er würde sie einfach reden lassen. Das würde ihm am meisten Informationen bringen. Solange sie noch so stark emotional aufgewühlt war, war die Chance groß, dass das, was sie sagte, auch der Wahrheit entsprach.
Merz setzte wieder seinen Becher an den Mund und trank ihn dieses Mal leer.
34. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 17.05.10 15:43

Hallo Hajo !

Mayra denkt nur an Winter und an sonst nichts
Anderes. Das er nur K.O. ist daran kann sie nicht
denken.
Merz wird beide jetzt gut fesseln müssen, damit
Beide nicht mehr freikommen. Kann Merz Hilfe rufen?
Oder ist er ganz auf sich alleine gestellt?

Viele Grüße SteveN


35. RE: Goldgräber

geschrieben von Herrin_nadine am 17.05.10 23:38

hallo hajo,

wird er jemals rausbekommen was genau winter und sie geplant hatten? ist es ein risiko für ihn sie am leben zu lassen? kann er sie unter kontrolle halten?
36. RE: Goldgräber

geschrieben von Wolfsgesicht am 18.05.10 22:53

Zitat
hallo hajo,

wird er jemals rausbekommen was genau winter und sie geplant hatten? ist es ein risiko für ihn sie am leben zu lassen? kann er sie unter kontrolle halten?


Ich fürchte, der Bordarzt ist mit von der Partie.
Irgendwas ist faul mit Merz und seinen Kopfschmerzen.
37. RE: Goldgräber Kapitel 15: Wahrheit

geschrieben von hajo am 22.05.10 15:10

Kapitel 15: Wahrheit

„Er war mein Bruder!“, kam es unvermittelt aus Mayra´s Ecke.
„Du hast meinen Bruder ermordet! Dafür hasse ich dich!“
In ihrer Stimmer war nun keine Verzweiflung mehr zu hören, sondern nur noch Hass. Merz musste auf der Hut sein. Er durfte Mayra nicht mehr unterschätzen. Körperlich war er ihr zwar überlegen, aber sie würde auf einen geeigneten Moment für ihre Rache warten und diese dann auch nutzen. Dessen war sich Merz voll Bewusst und er würde dieses Mal nicht mehr die Fehler machen, wie er sie in der Vergangenheit begannen hatte.
Die Tatsache, dass Winter Mayra´s Bruder war, überraschte ihn. Vielleicht hätte er von selbst darauf kommen können. Jetzt, wo er es wusste, konnte er doch viele Gemeinsamkeiten zwischen den beiden erkennen, besonders was das Aussehen betraf. Beide waren drahtig und schlank gewachsen. Auch in ihren Gesichtszügen wiesen sie eine gewisse Ähnlichkeit auf. Wenn sie nicht so gut Theater gespielt hätten, dann wäre es Merz bestimmt schon früher aufgefallen. So war auf der einen Seite Winter, unsympathisch und untergründig gefährlich wirkend, auf der anderen Seite Mayra, nett, gutaussehend, sympathisch und sexy, da waren auf den ersten Blick zu viele Gegensätze gewesen, als das Merz die Gemeinsamkeiten hätte auffallen können.
„Warum hattet ihr es denn gerade auf mich abgesehen?“, fragte Merz. Mayra schwieg zunächst.
„Es konnte wohl nicht aus einer spontanen Laune oder aus einem Zufall heraus geschehen sein, oder?“
Mayra schwieg immer noch. Merz konnte aber spüren, dass sie sich sehr zusammenreißen musste, damit sie nicht anfing zu reden. Jetzt galt es sie noch etwas zu provozieren, damit sie ihre Kontrolle verlor.
„Dass Winter dein Bruder war, kann ich immer noch nicht glauben. Er war ein Arschloch, das habe ich schon gleich gespürt!“
Obwohl Merz ihr das mit dem Bruder glaubte und auch spürte, dass es wahr war, sagte er ihr das in einem sehr verächtlichen Ton. Er hatte Erfolg.
„Du bist selbst ein Arschloch und ein blödes noch dazu Merz und ja, es war kein Zufall, dass wir dich ausgesucht hatten!“
Mayra wollte aufspringen, doch Merz stieß sie wieder nach unten.
„Lass das sein! Ich möchte dir nicht noch mehr weh tun. Bleibe am besten da, wo du jetzt bist!“
Merz sagte das in einem sehr ruhigen Tonfall, der aber Mayra unmissverständlich zu verstehen gab, dass er ihr ohne zu zögern wehtun würde, wenn sie nicht gehorchen würde.
„Nun Merz, du denkst wohl du hast gewonnen, aber es ist noch nicht vorbei. Du wirst diesen Planeten nicht verlassen, du nicht, dafür werden wir schon sorgen!“
Mayra schrie in hasserfüllt an. Ihre schönen Augen und Lippen waren vor Hass verzerrt, ihre Stimme klang schon ein wenig heißer. Merz konnte sie fast nicht verstehen, so schrill war ihre Stimme, von der angenehmen Tonlage, die ihre Stimme noch in ihrem Container hatte, war nichts mehr hören.
Deshalb war es Merz auch nicht gleich aufgefallen. Mayra sprach immer noch vom wir. Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten, wenn man lange mit einem Menschen zusammen lebte und er dann aus dem eigenen Leben getreten war, dann blieben viele Dinge noch immer so, wie sie vorher waren. Den Tisch für die Person mit zudecken oder für diese Person mit zu kochen, dass waren nur einige Beispiele dafür. Genauso verhielt es sich mit dem Wort WIR. Manchmal dauerte es eine Zeit, bis man gewisse Redewendungen, wie – dafür haben wir uns entschieden -, aufgab und der Realität anpasste. Der Verlust des Bruders war für Mayra noch sehr frisch. Vielleicht kam daher noch das - WIR -, aber vielleicht auch nicht. Konnte sich da noch eine dritte Person mit auf dem Spielfeld befinden?
Mayra war jetzt für ihn nur noch eine bekannte Größe in seinem Spiel. Er hatte sie da, wo er sie haben wollte. Zugegeben, die Sache mit Winter war überraschend für ihn gewesen, aber der lag jetzt tot auf dem Boden des Containers. In einem musste Merz aber jetzt seinen Plan ändern, Mayra durfte nicht wieder zur Erde zurückkehren und das war gleichbedeutend mit ihrem Todesurteil, denn hier auf dem Planeten zu bleiben hieß langsam zu sterben. Er wollte ihr diesbezüglich bald reinen Wein einschenken und wenn sie ihn um ihren Tod bitten würde, dann würde er ihr diese Bitte nicht abschlagen. Er hatte sie schließlich einmal gemocht und hier auf dem Planeten dahinzusiechen, dass würde er niemanden wünschen. Aber Merz wusste, wenn sie nur halb so Taff war wie er dachte, dann käme dieser Wunsch wohl nie über ihre Lippen.
Er musste jetzt alles für seinen Rückweg zu Mayra´s Container vorbereiten. Dazu brauchte er einen freien Rücken und Mayra war in ihrem Zustand unberechenbar. Er musste sie zunächst erst einmal Bewegungsunfähig machen. Der Platz an der Dusche war auch in seinem Container am besten dafür geeignet, sie zu fesseln. Kabelbinder und Gummischläuche gab es hier auch und Merz musste nicht lange danach suchen. Das war der Vorteil von standardisierten Containern, alles war überall an seinem Platz.
Mayra kauerte noch immer in der Ecke. Sie schien aber zu ahnen, was Merz mit ihr vorhatte. Nur viel tun konnte sie nicht, denn Merz ließ sie keinen Moment aus den Augen. Nun schien er alles beisammen zu haben. Jetzt gab es nur noch ein kleines Problem für Merz. Mayra würde sich bestimmt nicht freiwillig von ihm fesseln lassen.
„Los, steh auf und geh zur Dusche!“, befahl er ihr.
„Wenn du keine Schwierigkeiten machst, dann kann ich es dir leichter machen. Du könntest den 5er ausziehen und dich so hinsetzen, wie es für dich am bequemsten ist. An den Fesseln geht kein Weg vorbei. Ich mache es mit deiner oder ohne deine Hilfe. Egal welchen Weg wir gehen, am Ende wirst du gefesselt in der Dusch liegen. Du hast die Wahl!“
Merz konnte nur hoffen, dass Mayra´s Hass auf ihn sie nicht so verblendet hatte, dass sie den Weg der Gewalt einschlagen würde. Sie schien sich aber in ihr Schicksal einfügen zu wollen. Sie erhob sich langsam und begann ihren 5er auszuziehen.
„Stop!“, sagte Merz, „zuerst zur Dusch gehen, dann kannst du den 5er ausziehen!“
In Mayra´s Augen sah er Wut und brennenden Hass. Sie schien sich nur schwer kontrollieren zu können, aber sie tat es. Sie ging langsam in Richtung Dusche. Merz blieb auf Abstand, so gut es in dem kleinen Container ging. Bei Winter wäre er nicht dieses Risiko eingegangen. Ihn hätte er kurzerhand bewusstlos geschlagen und dann sofort gefesselt. Aber er hatte ihn getötet und er konnte nur hoffen, dass er es nicht bereuen würde, Mayra vorläufig am Leben gelassen zu haben.
Sie war jetzt an der Dusch angelangt.
„So, jetzt kannst du deinen 5er ausziehen!“
Mayra begann den Anzug abzulegen. Sie bewegte sich sehr langsam und stöhnte ab und zu. Die Bewegungen schienen ihr schwer zu fallen. Das könnte eine List sein, dachte Merz, diese Taktik hatte er auch schon des Öfteren angewandt, zuletzt bei Winter. Wenn der Gegner darauf hereinfiel, dann wurde er unaufmerksam, ließ seinen Gefangenen länger aus den Augen als es sein durfte. Das würde Merz nicht mehr passieren. Die Schwächen, die er in der Vergangenheit gerade bei Frauen gezeigt hatte, durfte er sich nicht mehr erlauben. Jetzt galt es seinen Plan zu Ende zu bringen und in diesem Plan kam nur noch eine Person vor, nämlich er selbst. Alle anderen waren unwichtig und deren Tod vertretbar. Aber das durfte Merz Mayra noch nicht sagen. Es würde sie nur zu sinnlosen Aktionen hinreißen und das würde ihm die Ausführung seines Planes unnötig erschweren.
Mayra hatte den Anzug nun fast komplett abgelegt. Merz hatte sie keinen Augenblick dabei aus den Augen gelassen. Der Lederanzug glänzte für Merz verführerisch bei jeder ihrer Bewegungen. Es erregte ihn, dass Mayra unter seiner Kontrolle stand. Er sah die Bewegungen ihres Körpers, wie sie sich aus dem 5er herauswand, wie sich ihr Po ihm entgegen streckte, umspannt von dem glatten Material. Merz spürte, wie sich sein Penis von innen gegen die Latexhülle seines Basisanzuges presste.
Seine Kopfschmerzen machten sich wieder stärker bemerkbar. Jetzt, wo er etwas zur Ruhe kam, spürte er seinen Körper wieder. Er betastete seinen Kopf. Seine linke Seite wies eine dicke Schwellung auf und sein linkes Ohr war blutverschmiert. Seine beiden Wagen brannten und die Kratzwunden, die Mayra ihm zugefügt hatten, waren ziemlich tief und schienen noch zu bluten.
„Los, leg dich auf den Bach und winkele deine Beine an, Hände auf den Rücken!“
Die Stimme von Merz lies keine Zweifel aufkommen, dass er zu allem bereit war, wenn Mayra nicht kooperieren würde. Sie kniete sich hin und legte sich dann flach auf den Boden.
„Jetzt die Beine anwinkeln und die Hände auf den Rücken“, wiederholte Merz.
Still folge Mayra seinen Anweisungen. Merz spürte aber, dass sie im Inneren verzweifelt überlegte, wie sie sich aus dieser Lage befreien konnte.
Aber Merz war ein Profi. Er würde Mayra nicht die geringste Chance lassen, sich seinem Willen zu entziehen. Merz trat hinter sie und fesselte ihre Knöchel mit einem starken Kabelbinder.
„Roger, komm lass uns reden. Ich war als ich meinen Bruder tot am Boden sah, völlig außer mir. Das kannst du doch bestimmt verstehen und ich verstehe auch, dass du ihn getötet hast. Es war mehr ein Unfall, das weiß ich jetzt.“
Während sie sprach ging Merz seitlich an ihr vorbei und fesselte ihre Hände. Dann nahm er einen dicken Gummischlauch und verband ihre Fußgelenke mit ihren Handgelenken. Jetzt lag sie in einer klassischen Hogtie-Fesselung am Boden.
Merz musste sich zusammenreißen, denn als er Mayra so da liegen sah, erregte es ihn. Aber dies war kein Teil eines sexuell motivierten Spiels, das musste sich Merz immer wieder vor Augen halten. Hier ging es um sein Überleben.
„Roger, bitte! Rede mit mir. Ich weiß, dass du jetzt sauer auf mich bist und da hast du vollkommen Recht. Aber das auf dem Schiff und hier auf dem Planeten war nicht alles gespielt. Ich habe wirklich Gefühle für dich und ich hatte schon darüber mit meinem Bruder gesprochen. Wir hatten uns schon entschlossen, mit dir zusammen zu arbeiten. Bitte, das musst du mir glauben, es ist die Wahrheit.“
Wenn Merz das Wort Wahrheit schon hörte, dann wurde er misstrauisch. Nichts war in seinem Leben so zuverlässig eingetreten, wie die Aussage, dass, wenn jemand betonte, es wäre wahr, es sich immer um eine Lüge handelte. Das war schon in seiner frühesten Kindheit so gewesen und hatte sich fortgesetzt bis hin zu Miranda und Mayra. Alle logen sie, um sich etwas anzueignen, was ihnen nicht gehörte und da waren alle Mittel nur recht. Seit er mit dem Wort Sexualität etwas anzufangen wusste und diese auch zu fühlen begann, hatten sich immer wieder Frauen über die Sexualität Zugang zu ihm verschafft. Merz war schon klar, dass er dabei nicht ganz unschuldig war. Sein sexuelles Verlangen war sehr stark und er hatte ein gewisses Beuteschema bei der Auswahl seiner Frauen. Das machte es den Frauen nicht gerade schwer ihn zu manipulieren. Merz mochte es gerne von Frauen umschmeichelt zu werden und dann noch von denen, die genau seinem Typ entsprachen. Die Tatsache, dass diese Art von Naivität, der er wieder und wieder unterlag und die er nicht kontrollieren konnte, immer wieder bei ihm zum Vorschein kam, machte ihn wütend. Diese Wut richtete sich immer gegen die Frauen, obwohl er in seinem Innersten wohl mehr auf sich selbst wütend war. Wenn er es recht überlegte gab es immer zwei Seiten, die eine die jemanden ausnutzen will und die andere, die sich ausnutzen lässt. Und das Schlimmste für ihn war, dass er auf Mayra hereingefallen war, obwohl er gerade die Sache mit Miranda hinter sich gebracht hatte. Immer wieder das gleiche Schema, eine sportliche Figur, lange schwarze Haare, taffes Auftreten und die unterschwellige Befriedigung seines insgeheimen Fetisches. Es war jedes Mal dasselbe und Merz musste sich von diesen Gedanken losreißen, um nicht in einem Tobsuchtsanfall zu geraten.
Er wollte jetzt überlegt handeln und ausgeglichen auf Mayra wirken. Diese inneren Konflikte und Selbstzweifel störten nur bei der Umsetzung seines Planes. Dieses Mal war er der Gewinner und er würde mit all seinem Ronton7 zur Erde zurückkehren und keiner würde ihm je wieder etwas wegnehmen oder ihn ausnutzen.
„Vielleicht hättest du vorher einmal mit mir darüber reden können, dann wäre dein Bruder noch am Leben und wir wären vermutlich alle drei schon auf dem Rückweg zur Erde.“
Merz wusste nicht, ob der Zeitpunkt für das, was er zu Mia sagte, der richtige war, aber er konnte sich das nicht verkneifen. Zu wütend war er. Alle versuchten ihn auszunutzen und dann, wenn es für die Beteiligten daran ging, die Rechnung dafür zu zahlen, war das Geschrei immer sehr groß. Es wurde ihm meist mit Rache gedroht, aber dass er nur, um sich selbst zu schützen, lediglich reagierte und sich verteidigte, spielte dabei offenbar keine Rolle. Vermutlich dachten sie, Merz sei ein gutmütiges Stück Vieh, das sich selbst dann noch nicht werte, wenn man es zur Schlachtbank führte.
„Ja Roger, ich weiß es ja selbst und ich mach mir deswegen auch die größten Vorwürfe. Aber ich kann es jetzt nicht mehr ändern. Komm mach mich los und wir reden darüber, wie es weiter gehen soll. Vielleicht gibt es noch die Möglichkeit einer gemeinsamen Zukunft für uns beide.“
Merz konnte die Lügen gut erkennen, die Mayra ihm auftischte. Sie hatte sich schon wieder gut unter Kontrolle, der Schmerz von dem Verlust ihres Bruders war aber noch zu frisch, als das sie ihn total verbergen konnte. Er schwang immer noch leicht in ihrer Stimme mit, nicht sehr deutlich, aber doch noch hörbar für Merz.
„Lass mir ein bisschen Zeit. Ich muss darüber nachdenken.“
Merz wollte Mayra jetzt erst einmal ruhig stellen und beschäftigen. Mit diesem Satz hatte er Mayra Hoffnung gemacht, ihn doch noch um den Finger wickeln zu können. Vielleicht würde sie in Kürze wieder frei sein und weiter ihre Intrigen spinnen können.
„Gut Roger, das kann ich verstehen. Die Lage, in der ich mich gerade befinde, ist zwar sehr unangenehm für mich, aber ich kann sie noch etwas aushalten und da ich jetzt wieder Hoffnung habe, was uns beide betrifft, kann ich die Fesseln besser ertragen.“
„Du denkst wohl, dass ich total bescheuert bin!“, dachte Merz, aber er hatte erreicht was er wollte. Mayra war jetzt zunächst mit Warten beschäftigt und sie würde das neu wachsende Vertrauen seinerseits, nicht mit Fluchtversuchen zerstören.
Merz hatte seinen Plan inzwischen an die neue Situation angepasst. Sein 5er brauchte noch knapp vier Stunden, bis er wieder voll Einsatzbereit war. Er würde dann seinen mit Ronton7 gefüllten Scanbehälter nehmen und zu Mayra´s Container marschieren, dort die Analyse abwarten und dann zur Erde zurückkehren.
Alle 5er-Anzüge und die dazugehörigen Filterkartuschen, hier in seinem Container, würde er unbrauchbar machen. Dass würde eine Verfolgung von Mayra´s Seite verhindern und auch ihr Todesurteil bedeuten.
Merz schaute zu Mayra hinüber. Sie lag gefesselt am Boden in ihrem Lederanzug. Sie bewegte sich kaum, aber sie erwiderte seinen Blick.
„Soll ich dir was sagen, Roger? Du wirst mich für verrückt halten, aber das Gefesselt sein und die spezielle Lage in der ich liege, erregt mich. Der Basisanzug und der Lederanzug haben mich schon immer in Erregung versetzt. Weißt du noch, die Sache mit uns hier im Container. Ich habe damals genau gespürt, dass dich die Anzüge auch in Erregung versetzen. Obwohl es damals sehr schnell bei dir ging, hatte ich auch dabei meinen Spaß. Ich genoss es deine starken Hände auf meinem Körper zu spüren, wie sie über den Latex meines Anzuges glitten. Es machte mich total an und damals habe ich mir auch vorgestellt, von dir in diesem Anzug einmal gefesselt und dann am ganzen Körper gestreichelt zu werden, ganz dir ausgeliefert zu sein.“
Merz wusste nicht, was er ihr jetzt erwidern sollte. Am liebsten hätte er sie geknebelt, damit sie ruhig sein würde. Er gab es nur ungern zu, aber ihr Gerede hatte bei ihm eine Erektion ausgelöst. Mayra wusste genau, wie sie mit ihm umgehen musste, wie sie ihn weichkochen konnte. Aber dieses Mal war er damit nicht herumzukriegen. Aber vielleicht sollte er ihr Spiel mitspielen, so wie er es am Ende bei Miranda gemacht hatte. Es sprach nichts dagegen, dass er noch ein bisschen Spaß mit ihr haben könnte, zumal seine Kopfschmerzen wieder stärker zu werden begannen. Ein bisschen Sex mit Mayra würde ihn zumindest davon befreien, dachte Merz. Für die abschließenden Tätigkeiten zur Umsetzung seines Planes brauchte er nur etwa dreißig Minuten, den Rest der Zeit würde er sowieso nur mit Warten verbringen.
„Ja, du hast recht. Die Anzüge erregen mich auch und es erregt mich, dich hier gefesselt in deinem Lederanzug am Boden liegen zu sehen.“
„Also wenn es nicht zu viel vor dir verlangt ist, dann streichele mich doch etwas. Ich werde dir auch bestimmt nichts tun, ich bin dir wehrlos ausgeliefert. Tu mit mir, was du willst!“
Merz dachte, als er Mayra so reden hörte, dass er sich nicht hier auf Serxius befand, sondern in einem Freudenhaus auf der Erde. Glaubte Mayra wirklich, dass er auf dieses durchschaubare Manöver hereinfiel.
Merz näherte sich ihr. Beim Annähern kontrollierte er mit einigen wenigen unauffälligen Blicken, Mayra´s Fesselung. Alles schien in Ordnung zu sein. Er setzte sich neben sie.
„Na, was willst du jetzt mit dieser wehrlosen Frau anstellen?“, fragte Mayra lasziv. Mayra lag vor ihm auf dem Bauch, ihren Kopf hatte sie zu ihm gedreht und schaute ihn aus ihren tiefgrünen Augen an.
Merz legte seine Hand auf ihren Oberschenkel und fuhr mit ihr über ihren Po nach oben. Mayra begann zu leise stöhnen. Merz spürte, wie ihn das auch erregte, wenn er mit seiner Hand ihren Körper entlang fuhr, der in dem Lederanzug steckte. Das Gleiten seiner Hand über das Leder, die leichte Narbenstruktur, die er durch seine Handschuhe ertasten konnte. Er hatte Mühe sich zu kontrollieren und er wollte auf keinen Fall, dass Mayra es merkte.
Seine Kopfschmerzen wurden stärker. Sex war das Einzige, was ihn für eine gewisse Zeit von den Kopfschmerzen befreien konnte, das hatte er jetzt begriffen. Also warum dann nicht dieses, bestimmt nicht selbstlose, Angebot von Mayra annehmen. Was konnte schon passieren? Mayra war nicht in der Lage aus dieser Situation einen nennenswerten Vorteil zu erlangen oder sich gar zu befreien. Merz legte sich neben sie, seinen Penis presste er an ihren Körper. Er streichelte ihre nach oben gefesselten Unterschenkel und ihre gefesselten Arme.
„Hey, du machst das gut! Presse dich noch fester an mich!“, forderte in Mayra auf weiterzumachen. Mayra versuchte näher an ihn heranzukommen. Das Leder ihres Anzuges knarrte und ihm gefiel es, wie Mayra sich hilflos in ihren Fesseln wand. Er rieb sich seitlich an ihrem Körper und strich mit seiner linken Hand über ihre Po. Er begann zu keuchen vor Lust und dann entlud er sich in seinem Anzug. Schlagartig hörten die Kopfschmerzen auf und entspannt ließ sich Merz auf den Rücken rollen.
„Na Roger, war es schön für dich. Wenn du willst, dann kann ich dich noch etwas massieren und streicheln. Ich denke das würde dir bestimmt sehr gut tun.“
Merz wartete nur noch darauf, dass sie sagte: „Du musst mich nur noch losbinden!“
Aber das sagte sie nicht.
„Aber vielleicht legst du dich noch etwas hin und ruhst dich aus und wenn du später mich dann vielleicht losbinden würdest?“
„Gut, du hast recht. Ich lege mich noch etwas hin, dann werde ich dich auch losbinden!“
Merz log Mayra an um ihr Hoffnung zu geben, denn eines hatte er immer wieder in seinem Leben festgestellt: Die größte Gefahr ging von denen aus, die keinerlei Hoffnung oder Perspektiven mehr besaßen. Sie hatten nicht mehr zu verlieren und waren zu allem fähig und somit unberechenbar. Das konnte Merz auf keinen Fall gebrauchen. Unberechenbare Faktoren erschwerten die Ausführung eines Planes, oft ließen sie ihn auch scheitern.
Roger erhob sich und ging zur Schlafkabine. Er klappte sie herunter und öffnete den Deckel. Nach einem kontrollierenden Blick auf Mayra legte er sich hinein. Er fühlte sich müde und ausgelaugt. In 3 Stunden würde sein 5er fertig recycelt und somit wieder einsatzfähig sein. Merz starrte die Decke des Containers an. Der Anblick der gewellten Deckenstruktur machte ihn schläfrig. Seine Augen konnten das Bild immer öfter nicht mehr scharf stellen und kurz darauf fielen seine Augen zu. Er fiel in einen tiefen traumlosen Schlaf, aus dem ihn erst wieder der helle Piepton der Recyclingstation weckte.
38. RE: Goldgräber

geschrieben von Herrin_nadine am 22.05.10 22:22

hallo hajo,
hat er das richtige gemacht? was wird er nach seinem schlaf vorfinden? hat mayra einen platz in seinen plänen. wird er sie im container zurücklassen? danke fürs schreiben
39. RE: Goldgräber

geschrieben von AK am 24.05.10 19:27

Hammer Geschichte. Sehr spannend, kann fast nicht warten bis es weiter geht.

Bitte lass uns nicht zulange leiden
40. RE: Goldgräber

geschrieben von Keuschling am 24.05.10 22:37

Hi hajo,

total hammermäßige Geschichte, mein absolutes Kompliment.

Könnte durchaus sein, daß er nun allein in seinem Kontainer aufwacht, Mayra und Winter weg sind, mit seinem Ronton7-Fund, und er nur noch zerstörte Anzüge hat...

Keusche Grüße
Keuschling
41. RE: Goldgräber Kapitel 16: Überraschung

geschrieben von hajo am 27.05.10 09:36

Kapitel 16: Überraschung

Seine Augenlieder schienen wieder wie an den Augäpfeln festgeklebt zu sein. Er bekam sie nur unter großen Mühen auf. Verschwommen nahm er das Bild der Decke war, sie schien eine graue Fläche zu sein, die Struktur konnte er nicht erkennen. Er rieb sich mit seinen Händen die Augen, langsam wurde das Bild schärfer und jetzt erkannte er auch wieder die absolut regelmäßige Deckenstruktur. Warum war er immer so Müde, schoss es ihm durch den Kopf. Jedes Mal, wenn er aufstehen wollte, hatte er große Mühe seine Augen zu öffnen. Vielleicht lag es an der Luft im Container, aber das Problem hatte er schon, seit er aus dem Kryoschlaf aufwachte. Vielleicht lag es generell an der künstlichen Atmosphäre, die sowohl hier im Container, als auch auf dem Schiff herrschte.
Mühsam richtete sich Merz in seiner Schlafkabine auf. So langsam begann sein Gehirn wieder zu arbeiten. Er blickte zu Mayra hinüber. Sie lag noch da, von ihm gefesselt. 3 Stunden hatte er wohl geschlafen. Mayra schien sein erwachen bemerkt zu haben.
„Na endlich, Roger! Du bist wach. Bitte mach mich jetzt los. Ich glaube meine Arme und Beine sind schon abgestorben.“
Ja, jetzt dämmerte es ihm wieder. In der anderen Ecke lag ihr Bruder, John Winter, oder wie sein Name auch immer lauten mochte. Er lag ebenfalls noch so, wie ihn Merz in Erinnerung hatte, aber er war tot. Getötet von ihm und getötet aus dem Grund der Selbstverteidigung. Jetzt war Merz wieder voll bei Sinnen und sein Plan lag klar vor ihm.
Er musste jetzt seinen 5er anziehen und zu Mayra´s Container marschieren. Zuvor würde er aber alle restlichen 5er unbrauchbar machen, damit Mayra ihm nicht folgen konnte. Dass das ihren Tot bedeutete, war Merz jetzt egal. Sie konnte zwar in dem Container noch einige Monate überleben, aber dann würden die Wasservorräte aufgebraucht und die Filter des Containers sie nicht mehr richtig vor dem Gift des Planeten schützen können. Am Ende würde sie von Wahnsinn befallen sterben.
Merz stand auf. Noch etwas unsicher auf den Beinen ging er zur Recyclingstation, an dem sein Außenanzug angeschlossen war. Die grüne Anzeige sagte ihm, dass er jetzt wieder Einsatzbereit war.
„Roger, was ist? Willst du mich denn nicht losbinden?“
Mayra´s Stimme hatte jetzt einen flehenden Unterton und dieser Unterton nervte Merz. Er ergriff sich eine Rolle Reparaturband und ging zu Mayra. Sie konnte ihn nicht sehen, aber sie hörte ihn kommen.
„Endlich, Roger! Danke dass du mich losmachen willst“, kam es aus ihrem Mund, nicht wissend was Merz jetzt mit ihr vorhatte. Erst als sie das Geräusch vernahm, dass Klebeband erzeugte, wenn es von der Rolle abgezogen wurde, wurde sie leicht panisch.
„Roger, was machst du denn da? Bitte mach mich los oder rede mit mir wenigs…“
Weiter kam sie nicht. Merz drückte ihr das Klebeband auf den Mund und umschlang dann damit viermal ihren Kopf. Das Klebeband hielt gut auf der Ledermaske, die Mayra´s Kopf umschloss.
Sich wild in den Fesseln windend brachte Mayra jetzt nur noch unverständliche Geräusche hervor. Sie schien es jetzt begriffen zu haben was Merz mit ihr vorhatte oder besser nicht vorhatte. Er würde sie nicht losbinden und er würde sie nicht mit nehmen. Er würde sie hier in den Container zurücklassen. Sie versuchte sich zu ihm zu drehen, so dass sie den Eingangsbereich des Containers sehen konnte.
„Wenn ich den Container verlasse, werde ich dir den Knebel wieder abnehmen. Auch werde ich deine Fesseln so lockern, dass du dich selbst wieder befreien kannst! Jetzt verhalte dich ruhig, sonst werde ich die Bewusstlos schlagen!“
Merz sagte das wieder seinen ruhigen Tonfall, der klar und unmissverständlich seinem Gegenüber sagte: Es wird keine weitere Warnung geben!
Mayra verhielt sich jetzt wieder still, sie hatte es aber geschafft sich so zu drehen, dass sie Merz beobachten konnte. Vielleicht schöpfte sie wieder Hoffnung, doch das sollte sich bald ändern, denn Merz begann die restlichen Außenanzüge unbrauchbar zu machen. Er zerriss die Luftleitungen und zerstörte die Filterkartuschen. Er nahm die Steuereinheiten aus den vorderen Anzugsbehältern und zerbrach sie. Damit waren die 5er-Anzüge definitiv unbrauchbar geworden.
Mayra wusste jetzt erkennen, dass das gleichbedeutend mit ihrem Todesurteil war. Merz erwartete jetzt, dass Mayra jeden Augenblick alles daransetzen würde, sich zu befreien, koste es was es wolle. Denn wenn Merz den Container verließ, war sie dem Tode geweiht.
Aber nichts passierte, sie verhielt sich ganz ruhig. Weder wand sie sich in ihren Fesseln, noch versuchte sie zu schreien oder andere Laute von sich zu geben. Merz war etwas irritiert über ihr verhalten. Vielleicht hat sie jetzt die erkannt, dass es keinen Sinn mehr macht Widerstand zu leisten, dachte Merz. Er kontrollierte nochmals den 5er.

>Filter: 100% / Luft: 100% / Energie: 100% / Zeit verbleibend: 8h 07m, Displayfarbe Grün<

Der Vorratsbehälter der Trinkeinheit war gefüllt und Merz machte sich daran, den Anzug anzuziehen. Einige Minuten später hatte er ihn angelegt. Bevor er den Helm aufsetzte, ging er zu Mayra. Er entfernte das Klebeband, das ihrem Kopf umschlang. Jetzt hätte Mayra wieder die Möglichkeit gehabt zu reden, aber sie schwieg. Sie blickte Merz nur stumm an.
Er lockerte etwas ihre Fesseln, so dass sie mit etwas Geschick sich von ihnen nach einiger Zeit befreien konnte. Er versuchte dieses Mal nicht auf das glatte Leder zu achten, welches ihren Körper eng umhüllte. Er wollte einen schnellen Abschied von ihr, ohne noch ein weiteres Wort an sie zu verlieren.
Er wand sich von ihr ab und ging zum Eingangsbereich. Er nahm den Helm und setzte ihn auf. Nach dem der Helm sich in die Aussparung des Anzuges eingesaugt hatte, sicherte ihn Merz. Jetzt war er abmarschbereit. Er nahm den gefüllten Scanbehälter und drückte den Türöffner. Dann betrat Merz die Schleusenkammer, ohne sich nochmals zu Mayra umzusehen.
Er schloss die Tür hinter sich und öffnete die äußere Schleusentür. Er trat aus der Kammer hinaus. Vor ihm lag die Weite von Serxius, ein endloser Horizont von Farben. Die gelbe Sonne hatte gerade die rote Sonne besiegt. Fast war es so, als ob er gerade erst hier angekommen wäre. Er konnte nicht anders und hielt inne. Er blickte um sich und er fühlte sich frei, so als ob er alle Probleme, die er hatte, hinter sich gelassen hätte. Aber dieses Gefühl hielt nur für einen kurzen Moment an, dann meldete sich sein Verstand wieder und sagte ihm, dass er jetzt unbedingt zu Mayra´s Container aufbrechen musste. Er stapfte los, zunächst etwas zögernd, er dachte noch an sie, dann schneller, immer schneller. Er verfiel kurzzeitig in einen leichten Trab, reduzierte aber dann wieder seine Geschwindigkeit. Er wollte von dem Container weg, weit weg. Aber in Wirklichkeit wollte er nur von Mayra weg, die bestimmt immer noch gefesselt in seinem Container lag. Das mit Winter war ein Schock für ihn gewesen. Er hatte ja mit allem gerechnet, nur nicht damit. Mit einer Schwester, namens Miranda, hätte er sich irgendwie arrangieren können, aber nicht mit einem Bruder vom Typ Winter. Bis zuletzt hatte er noch nach einer vernünftigen Lösung für alle gesucht, mit dem Vermögen, das er hier auf Serxius gemacht hatte, wäre das kein Problem gewesen. Es wäre genügend für alle da gewesen und so manche Verletzung ließ sich mit Geld heilen.
Aber jetzt hatte Merz den Bruder von Mayra getötet und den Schmerz und den Hass, den sie zeigte, als sie Winter tot am Boden liegend gesehen hatte, war real, dieses Mal kein Schauspiel. Mit dem Tod des Bruders, hatte Merz gleichzeitig Mayra getötet und damit auch ihre gemeinsame Zukunft, die er für sie beide gesehen hatte.
Er spürte eine Mischung von Wut, Hass und Trauer in sich. Sie ließen ihn seine Kopfschmerzen für den Moment vergessen.
Jetzt verfiel Merz wieder in einen leichten Trab. Er brauchte jetzt die körperliche Anstrengung, es half ihm seine Gefühle etwas in den Hintergrund zu drängen, die ein hin und her in seinem Kopf verursachten.
Dann, als sein Kopf etwas klarer wurde, kam ein weiteres Gefühl hinzu. Mayra war eine sehr schöne und begehrenswerte Frau und damit übte sie auf Merz eine sehr starke sexuelle Anziehungskraft aus. Es kam ihm wieder das Bild von ihr den Kopf, wie sie gefesselt, bis auf die Augen und den Mund, komplett in Leder vor ihm auf dem Boden lag. Etwas in ihm ließ ihn langsamer werden. Er verspürte wieder die Kopfschmerzen, die dumpf im Hintergrund pochten. Es war fast eine leise Stimme, die er in seinem Hinterkopf zu hören glaubte. Sie sagte ihm, dass er doch noch einmal umkehren könne und mit der Hilfe von Mayra sich seiner Kopfschmerzen entledigen könnte. Er würde dabei keinerlei Risiko eingehen, denn Mayra könnte ja gefesselt bleiben. Ja, es spräche doch auch nichts dagegen noch etwas länger in seinem Container zu verweilen. Mit Mayra hätte er bestimmt noch eine ganze Weile seinen Spaß. Zu Mayra´s Container konnte er immer noch gehen, der liefe schon nicht weg.
Merz verschärfte sein Tempo wieder, um die lästige Stimme aus seinem Kopf zu bekommen. Sein Herz pochte wie wild und seine Atemfrequenz war jetzt schon so hoch, dass die hydraulische Pumpe der Luftversorgung seines Anzuges am oberen Limit war. Bald würde er den Sauerstoffmangel in seinen Oberschenkelmuskeln spüren, aber er wollte noch weiterlaufen. Dass er jetzt so an seine körperlichen Grenzen ging, half ihm, diese Stimme aus seinem Kopf zu verdrängen. Nach einigen weiteren hundert Metern war sie gänzlich verschwunden. Merz fühlte sich Müde, aber gut. Die Endorphine, die jetzt sein Körper produzierte, blendeten sogar seine Kopfschmerzen aus.

>Filter: 73% / Luft: 71% / Energie: 60% / Zeit verbleibend: 4h 27m, Displayfarbe Grün<

Der Blick auf die Statusanzeige seines Anzuges verriet ihm, dass er die Ressourcen seines Anzuges nicht gerade optimal nutzte. Er war jetzt etwas mehr als eine Stunde unterwegs und der Computer prognostizierte ihm nur noch eine Restlaufzeit von gerade mal 4,5 Stunden, bei der derzeitigen Beanspruchung.
Merz musste sein Tempo reduzieren, damit er im Notfall noch Reserven hatte. Aber eigentlich dürfte es keinen Notfall mehr geben. Winter und Morankow, er versuchte jetzt in seinen Gedanken ihren Nachnamen zu benutzen, wenn er an sie dachte, waren aus dem Spiel. In etwas mehr als einer Stunde würde er Morankow´s Container erreichen, dann würde er sofort den Inhalt des Scanbehälters analysieren lassen. In 48 Stunden könnte er wieder auf dem Weg zur Erde sein.
Was ihm immer noch im Kopf herum ging, war das Verhalten von Mayra als er sie verließ. Kein Wort an ihn, kein bitten oder betteln, dass er sie nicht zurück lassen sollte, kein flehen und kein hasserfülltes Schreien. Entweder war sie stärker als er dachte und hatte sich mit ihrer Situation abgefunden oder sie sah noch irgendwo eine Chance um zu Überleben. Vielleicht hatte sie die Hoffnung sich zu befreien, diese Möglichkeit hatte Merz ihr sowieso gelassen. Aber was hatte sie dann vor zu tun? Aus dem Container konnte sie nicht heraus. Aller 5er-Anzüge waren von ihm unbrauchbar gemacht worden und dass sie einen der Anzüge reparieren konnte, hielt er für nicht realistisch.
Je mehr er darüber nachdachte, desto wahrscheinlicher wurde es für ihn, dass Morankow mit Würde abtreten wollte, ohne zu betteln oder in sinnlose Wutausbrüche zu verfallen. Das schätzte er an ihr und das war auch der Grund, warum er Mayra mochte. Trotz allem was passiert war und was sie ihm angetan hatte, fühlte er sich zu ihr hingezogen. Wieder hörte er die leise Stimme in seinem Hinterkopf, die ihm sagte, er möge doch umkehren. Aber dieses Mal musste er nicht wieder sein Tempo erhöhen, um die Stimme aus seinem Kopf zu verdrängen. Er ignorierte sie einfach, denn jetzt dachte er wieder wie ein Elite-Soldat, kühl und berechnend, nur seinen Plan verfolgend, nur sein Leben schützend. Alles andere wurde zur Nebensache, andere Personen konnte geopfert werden, wenn es der Plan verlangte. Für ihn war jetzt Winter und Morankow tot. Jetzt gab es nur noch ihn und sein Ronton7, dass ihm ein ruhiges und entspanntes Leben auf der Erde sicherstellte.
Das einzige Problem, dass er jetzt noch hatte, war Miranda. Aber mit ihr konnte man sich einigen, denn was war denn schon passiert. Merz hatte sie gefesselt zurückgelassen, etwas ihren Stolz, sofern sie so etwas hatte, angekratzt und sich einige Krediteinheiten von ihrem Konto geholt. Das war aber dann schon alles. Die Krediteinheiten würde sie, mit einem dicken Profit, wieder zurück bekommen und der verletzte Stolz, der ließ sich mit einer kleinen Extrazahlung schon wieder heilen. Also, wenn Merz so darüber nachdachte, waren die Aussichten, gut aus der Sache herauszukommen, gar nicht so schlecht. Das John Winter der Bruder von Mayra Morankow war stellte sich, bei näherer Betrachtung, sogar als Vorteil heraus. Mit deren Ausscheiden waren jetzt alle eventuell auftretenden persönlichen Gefühle, die die beteiligten Personen immer wieder zu unüberlegten Handlungen hinreißen konnten, aus dem Spiel und somit stand einer Vernünftigen Lösung nichts mehr im Wege.
Roger fühlte sich gut. Er nahm einen großen Schluck Flüssigkeit aus seinem Anzug und bewegte sich weiter auf Mayra´s Container zu. Er hatte noch gut 30 Minuten vor sich. Er blickte sich um, aber es war weit und breit nichts Verdächtiges zu erkennen. Er begann sein Tempo zu reduzieren. Bald musste der Container in seinen Sichtbereich kommen.
Nach weiteren 5 Minuten konnte er ihn dann am Horizont ausmachen. Er war noch ungefähr 400 Meter von ihm entfernt und Roger näherte sich jetzt mit einem normalen Schritttempo. Er war vorsichtig geworden. Zwar rechnete er nicht mehr damit, mit anderen Ronton7 Suchern in Kontakt zu kommen, aber man wusste ja nie. Die ganze Mission war schon seit dem Abflug von der Erde nicht gerade überraschungsarm verlaufen und wenn er in der Vergangenheit geglaubt hatte, dass müsste es jetzt aber gewesen sein, dann wurde er kurz darauf wieder eines besseren belehrt.
Noch 100 Meter, dann würde er vor der äußeren Schleusentür stehen. Der Container sah unverdächtig aus, nicht deutete daraufhin, dass sich eine fremde Person ihm genähert hatte. Merz beobachtete angestrengt das Gelände rings um den Container, aber er konnte nichts erkennen, was auf eine potentielle Gefahr hinweisen würde, keine Bodenverwerfung, keine Spuren, einfach nichts.
Merz stand jetzt vor der Tür. Er drückte auf den Schalter und sie öffnete sich. Er betrat die Schleuse und schloss die Tür hinter sich wieder. Dann startete er den Dekontaminationsprozess. Luft wurde durch die Düsen gepresst, dann folgte das Besprühen des Anzuges mit einem Reinigungsgemisch. Kurz danach wurde Merz in ein helles Licht getaucht. Das UV-Licht trocknete den Anzug, dann sprang die Anzeige auf grün. Der Zugang zu dem Container war nun frei. Merz drückte den Türöffner und fast geräuschlos öffnete sie sich.
„Geschafft!“, sagte Merz zu sich selbst und betrat den Container.
Als er den Schritt in den Container getan hatte, kam ihm noch der Gedanke, dass er zuerst einmal das Innere des Containers in Augenschein hätte nehmen müssen. Auch den Selbstvorwurf, dass das nachlässig gewesen war, konnte er noch in seinem Kopf für sich formulieren. Instinktiv wollte er sich noch ducken und seine Muskulatur in Spannung bringen, aber es war schon zu spät, denn er wurde von einem mächtigen Schlag auf seinen Bauch getroffen, der ihm die Luft raubte. Merz drohte nach vorne einzuknicken, aber er wusste, dass er das nicht tun durfte. Der nächste Schlag würde ihn dann auf den Kopf oder in sein Genick treffen. Merz versuchte sich rückwärts in die Schleuse fallen zu lassen, dort wusste er, war er vor einem weiteren Schlag zunächst sicher.
Ein weiterer Schlag traf ihn wieder auf seinem Bauch, zudem spürte er zwei Hände, die ihn in das Innere des Containers zogen. So wie die Schläge ausgeführt wurden und wie die Hände ihn fassten, hatte er es mit Profis zu tun. Den zweiten Schlag hatte Merz durch das Anspannen seiner Bauchmuskulatur gut abfangen können, jetzt galt es aber sich dem Einflussbereich der beiden Angreifer zu entziehen.
Merz ging etwas in die Knie und spannte seine Oberschenkel an. Er wollte mit einem überraschenden Sprung in den Container hinein seine Angreifer verwirren. Vielleicht brachte es ihm die nötige Zeit, um eine Verteidigung zu etablieren.
Er sprang und tatsächlich schienen seine Gegner nicht damit gerechnet zu haben. Er rollte sich auf dem Containerboden ab und drehte sich gleichzeitig, sodass er, als er sich wieder aufrichtete, den Gegnern zugewandt war. Der Anzug hatte ihn zwar bei dieser Aktion behindert, aber es klappte trotzdem alles so, wie er sich das vorgestellt hatte. Ohne diesen Anzug wäre er natürlich schneller gewesen und hätte mehr Zeit gehabt sich um seine Verteidigung zu kümmern. Aber es reichte ihm auch so. Fast automatisch lief jetzt alles bei ihm ab.
Der Angreifer, der die Schläge ausgeführt hatte, war gerade dabei gewesen, zu einem neuen Schlag auszuholen. Deshalb war der Weg frei für Merz ihn mit einem gezielten Schlag auf seinen Kehlkopf auszuschalten. Mit unvorstellbarer Wucht traf den Angreifer der Handballen von Merz an seiner Kehle und drückte seinen Kehlkopf ein. Röchelnd brach er zusammen. Merz hatte den anderen Angreifer die ganze Zeit nicht aus den Augen gelassen. Dieser war gerade dabei, seinen Angriff auf Merz vorzubereiten. Seine Faust war schon auf dem Weg in Rogers Gesicht. Roger hätte zwar noch ausweichen können, aber in der Enge des Containers barg das unvorhersehbare Risiken. Merz wartete den Schlag ab, denn der Angreifer schien nicht bedacht zu haben, dass Merz immer noch einen Helm trug, dessen Visier man mit einer Faust nicht durchdringen konnte. Merz musste nur mit seiner Nackenmuskulatur den Schlag abfangen, das stellte für seinen durchtrainierten Körper allerdings kein Problem dar.
Die Faust des Angreifers krachte auf sein Visier. Merz hörte das splittern von Knochen. Offenbar hatte sich das Handgelenk des Angreifers in seine Bestandteile aufgelöst. Ein Aufschrei von ihm schien das zu bestätigen. Noch während Merz das Splittern der Knochen seines Gegners hörte, krachte sein Handballen von unten gegen dessen Nase. Wieder splitterten Knochen und mit verdrehten Augen brach der Unbekannte tot zusammen.
Plötzlich spürte Merz einen Stich in seinem Bein. Etwas hatte ihn von hinten getroffen. Aber es schien kein Messer oder so zu sein, denn der Schmerz war sofort wieder vorbei. Merz würde zu viel Zeit verlieren, wenn er sich jetzt umdrehen würde, um zu sehen, wer da hinter ihm stand. Das hätte dieser Person Zeit verschafft, um eine weitere Attacke auf ihn zu starten.
Merz entschied zunächst, mit einem Sprung in die Schleusenkammer, sich in Sicherheit zu bringen. Wieder ging er etwas in die Knie, aber als er den Sprung ausführen wollte, versagten ihm seine Muskeln den Dienst. Seine Beine fingen an zu zittern, dann knickten sie einfach unter ihm weg und es wurde ihm schwarz vor den Augen. Den Aufschlag auf den Boden merkte er nicht mehr, denn er verlor das Bewusstsein.
42. RE: Goldgräber Kapitel 17: Schock

geschrieben von hajo am 04.06.10 09:45

Kapitel 17: Schock

Merz hörte dumpfe Stimmen im Hintergrund, verstehen konnte er sie nicht. Seine Augenlider klebten wieder auf seinen Augäpfeln fest. Er konnte sie nicht öffnen, aber vielleicht war es besser, sie geschlossen zu halten. Es tat ihm gut, die Dunkelheit, in der er sich befand. Am liebsten würde er einfach nur so da liegen, die Augen für immer verschlossen, einfach nur so da liegen, dass war sein größter Wunsch. Aber ihm Hintergrund hörte er eine Stimme im Kopf, die ihm zunächst ganz leise sagte, dass er die Augen jetzt öffnen müsse. Merz konnte sie ignorieren, aber mit der Zeit wurde sie immer lauter und drängender. Schließlich war sie so laut in seinem Kopf zu hören, dass er seine Augen zu öffnen versuchte. Es gelang ihm zunächst nur, seine Augen einen kleinen Spalt zu öffnen.
Sie juckten etwas. Er versuchte seine rechte Hand zu seinem Auge zu führen, aber es gelang ihm nicht. Irgendetwas hielt sie fest, das Gleiche war mit seiner linken Hand. So langsam kamen ihm die Erinnerungen wieder zurück. Der Kampf im Container gegen die beiden Gegner, die er aber ausschalten konnte. Durch das eingeschränkte Sichtfeld des Helmes hatte er aber offensichtlich einen weiteren Gegner im hinteren Bereich des Containers übersehen. Dann der Stich in seinem Bein, vermutlich hatte man ihn betäubt.
Jetzt war er wieder hellwach, vermied aber seine Augen ganz zu öffnen. Durch die schmalen Schlitze seiner etwas geöffneten Augenlieder, durch die er etwas sehen konnte, erkannte er die Deckenstruktur des Containers. Er versuchte nochmals vorsichtig seinen Arm zu bewegen. Aber wieder ohne Erfolg. Durch das Betäubungsmittel gelähmt waren sie nicht, denn seine Muskeln ließen sich anspannen. An seinen Handgelenken spürte er jetzt auch etwas, was ihn in seinen Bewegungen hinderte. Vermutlich war er gefesselt worden. Einen Helm trug er auch nicht mehr, man hatte ihm vermutlich den 5er ausgezogen. Da die Decke ihm sehr nahe vorkam, vermutete Merz, dass er gefesselt in der Schlafkoje lag. Er spannte vorsichtig sein rechtes Bein an, auch an den Beinen war er gefesselt.
„Das sieht nicht gut aus!“, dachte Merz. Jetzt versuchte er etwas seinen Kopf zu drehen. Das schien zu klappen. Die Stimmen im Hintergrund schienen sich aufgeregt im Flüsterton zu unterhalten. Offenbar schienen die Personen ihn nicht zu beobachten, denn sie hatten seine Bewegungsversuche nicht bemerkt. Ob das ein Vorteil für ihn war, konnte Merz noch nicht beurteilen. Vieles war noch unklar für ihn und in seinem Kopf tauchten Fragen über Fragen auf. Wer waren die Angreifer und wie viele von ihnen gab es und vor allem, was war ihr Motiv? Hatte man das Motiv der Angreifer erkannt, dann konnte man sich eine Verteidigungsstrategie überlegen.
Merz versuchte den Stimmen zu lauschen. Da sie flüsterten konnte Merz nicht erkennen, ob es sich bei den Angreifern um Männer oder Frauen handelte. Er versuchte die Grundgeräusche des Containers, die durch Lüfter und Pumpen verursacht wurden, auszublenden. Es war ihm zuvor nicht aufgefallen, dass diese Geräusche so laut waren. Er fokussierte sein Gehör auf eine der beiden Stimmen. Ja, es waren zwei Personen, die Merz jetzt ausmachen konnte. Die eine Stimme, auf die er jetzt seine ganze Aufmerksamkeit richtete, schien zum Anführer zu gehören. Sie schien dem anderen Vorwürfe zu machen.
Langsam konnte er einige Gesprächsfetzen verstehen.
„Ich habe Profis engagiert und kei.. A..teure!“
Merz konnte allerdings jetzt die gehörten Fetzen zu ganzen Sätzen vervollständigen.
„Ihr habt euch total dilettantisch verhalten und euch regelrecht abschlachten lassen!“
„Sie hätten uns besser über die Zielperson informieren müssen! Schauen sie sich die beiden an, er hat sie mit nur einem Schlag getötet und das, obwohl er in einem 5er-Anzug steckte und in seiner Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt war, von den beiden Schlägen, die er einfach so weggesteckt hatte, ganz zu schweigen“, gab die andere Stimme zurück.
„Ich hatte euch gewarnt, dass ihr es hier mit einen Mann zu tun bekommen würdet, der immer für eine Überraschung gut ist. Und ganz nebenbei hatte ich euch auch sein Dossier gegeben, wo auch seine militärische Vergangenheit drin stand. Aber ihr ward einfach nur überheblich, nur weil ihr aus irgendeiner Eliteeinheit stammt, besonders der, mit dem Nasenbein, das jetzt in seinem Gehirn steckt. Was hatte er gesagt? – Einen Mann wie ihn könne man nicht mehr überraschen – dieser Trottel!“
„Nun mal ganz ruhig, wir haben ihn ja jetzt und wir haben zwei weniger, die einen Anteil haben wollen. Also ich habe damit kein Problem. Hätten wir ihn gleich töten können, dann wäre uns das hier erspart geblieben.“, erwiderte der andere auf das, was ihm der Anführer gesagt hatte. Die Stimme des Anführers hatte sehr ärgerlich geklungen, Merz konnte das erkennen, obwohl die beiden flüsterten.
Jetzt der Anführer wieder.
„Aber eines verstehe ich nicht, wo sind Mayra und John geblieben. Ich will nur hoffen, dass sie noch am Leben sind.“
„Also, wenn sie mich fragen, dann habe ich, nachdem was ich hier erlebt habe, keine große Hoffnung mehr, die beiden lebend wiederzusehen.“
„Es muss einer zu seinem Container und nachschauen. Vielleicht sind sie ja nur verletzt und brauchen dringend unsere Hilfe. Mayra´s Peilsender scheint noch zu funktionieren, ich habe jedenfalls empfang. Ich schlage vor, sie machen sich auf den Weg. Nehmen sie genug Ausrüstung mit, um für alles vorbereitet zu sein.“
„Und was ist mit ihnen? Wollen sie mit dem allein bleiben?“
„Der ist gut verpackt und ich werde mit ihm noch meinen Spaß haben. Glauben sie mir, dass wollen sie nicht miterleben. Also, dann gehen sie mal los!“
Jetzt hörte Merz, wie etwas herum geschoben wurde. Offenbar wurde eine Materialkiste gepackt. Jetzt hatte Merz die Chance, seine Fesseln zu prüfen. Die Geräusche, die das Packen verursachte, überdeckten das Belastungsgeräusch seiner Fessel. Zyklisch spannte er seine Arme und Beine an um festzustellen, ob einer oder mehrere der Fesseln sich lockerten. Die Fesseln an den Beinen gaben nicht nach, aber an Hand des Druckes, den sie auf seinen Knöchel erzeugten, vermutete er, dass es sich hier um Kabelbinder handeln musste. Wenn es die gleichen waren, die er bei Mayra eingesetzt hatte, dann konnte er sie durch eine starke Reißbewegung seiner Beine diese sprengen. Der 3L, den er immer noch trug, würde ihn vor Verletzungen schützen
Bei den Fesseln seiner Handgelenke sah es anders aus. Sie schienen flexibel zu sein. Sie gaben zwar etwas nach als er seine Arme anspannte, aber sie zogen sich auch wieder zusammen, wenn er die Belastung zurücknahm. Das mussten Gummischläuche sein, mit denen sie seine Handgelenke festgebunden hatten. Ob er sie zerreißen konnte wusste er nicht, doch eines wusste er, dass die Gummischläuche nicht kalkulierbar waren und somit waren sie ein Problem. Vielleicht konnte er sie so stark wie möglich dehnen und dann seine Hände unter den Schläuchen herausziehen. Ja, dachte er sich, so könnte es klappen.
Er spannte seine Arme an und testete, wie hoch er sie nehmen konnte. Die Schläuche waren straff und unter hoher Spannung um seine Handgelenke gelegt, dann mit dem Rahmen der Koje verknotet wurden. Merz hätte die Schläuche mehrfach um das Handgelenk gewickelt, um ein herausziehen zu verhindern. Das schien aber bei ihm jetzt nicht der Fall zu sein. Als er seinen Arm anspannte, spürte er nur den Druck des Schlauches an der Oberseite seiner Handgelenke. Das war zweifellos ein Vorteil.
Die beiden hantierten immer noch mit der Kiste.
„So, dass müsste es gewesen sein. Nun also los, verlieren sie jetzt keine Zeit mehr!“, drängte der Anführer.
Merz hörte noch ein rascheln und knistern, dieses Geräusch kannte er mittlerweile. Es schlüpfte jemand in einen 5er-Anzug. Merz wollte noch warten, bis die Person den Container verlassen hatte, dass würden seine Chancen sich zu befreien erhöhen. Merz rechnete, dass die Person, die jetzt zu seinem Container aufbrach, mindestens 4 Stunden dorthin brauchte. Dann müsste allerdings der Anzug wieder recycelt werden, das würde weitere 5 Stunden dauern, der Weg zurück zusätzlich 4 Stunden. Bis die andere Person wieder zurückkahm, würden wohl mindestens 12 Stunden vergehen. Genug Zeit um sich ein Bild über die Lage hier zu machen und herauszufinden mit wem er es hier wohl zu tun hatte.
Die innere Schleusentür wurde geöffnet. Kurz darauf schloss sie sich wieder. Jetzt hatte es Merz nur noch mit einem Gegner zu tun und der näherte sich gerade.
„So, du elendes Miststück. Ich hoffe du bist bald wach, damit ich mich ein bisschen um dich kümmern kann!“
Merz musste sich sehr stark kontrollieren, damit er nicht irgendein Geräusch von sich gab. Blankes Entsetzen machte sich in ihm breit, die Stimme die er gerade gehört hatte, war die von Miranda. Er konnte es nicht fassen, Miranda war ihm auf dem Planeten gefolgt. In seinem Kopf rasten die Gedanken. Was, wenn alles, seit er Miranda kennengelernt hatte, nur eine Inszenierung gewesen war? Alles, selbst die letzte Begegnung mit ihr, sein vermeintlicher Sieg? Merz geriet in Panik. Er konnte kaum noch seine Atmung kontrollieren, er begann zu schwitzen.
„Na, du scheinst wach zu sein. Dachte ich es mir doch!“
Er spürte, wie Mirandas Finger über seine Stirn strich und dann hörte er sie, wie sie den Finger ableckte.
„Hmmm, schön salzig!“
Sein Schweiß hatte ihn verraten. Es machte nun keinen Sinn mehr sich zu verstellen. Merz schlug die Augen auf und drehte seinen Kopf in Mirandas Richtung. Er spürte sofort ein brennen auf seiner Wange.
„Das ist nur mal so, weil ich gerade Lust dazu hatte!“
Und wieder schlug sie ihm in sein Gesicht. Wenn Miranda gewusst hätte, dass sie, als sie Merz in sein Gesicht schlug, ihm damit einen Gefallen tat, hätte sie das wohl besser gelassen. Merz halfen die Schläge wieder klar zu denken und wieder die Kontrolle über sich zurück zugewinnen. Er war zwar immer noch geschockt, aber er hatte jetzt wieder seine Körperfunktionen im Griff, seine Atmung verlangsamte sich wieder, das Hitzegefühl verschwand und sein Kopf wurde wieder klar.
Miranda stand vor ihm und was er da sah, verschlug ihm den Atem. Sie sah gut aus, indem Leder des 3L. Merz versuchte das Bild aus einem Kopf zu eliminieren und richtete den Blick wieder zur Decke.
Miranda würde ihn jetzt bald damit konfrontieren, dass Mayra ihre Schwester war. Es musste so sein, dachte sich Merz und das war es auch, was Mayra in seinem Container mit dem –wir- meinte. Jetzt machte es für ihn alles einen Sinn. Miranda, Mayra und John arbeiteten Hand in Hand, ein richtiges kleines Familienunternehmen, das sich darauf spezialisiert hatte, sich einen Trottel zu suchen, der für sie nach Serxius fliegt, das Ronton7 findet und wenn man es clever anstellt, dann tut er es in dem festen Glauben, es nur für sich zu tun. Und sie hatten es Clever angestellt, zumindest was den Anfang betraf. Aber sie hatten nicht alles vorher sehen können, dass John jetzt tot auf dem Boden seines Containers lag, war nur ein Beispiel dafür.
„Na, Miranda! Ich wusste, da wo was los ist, ist auch meine Miranda nicht weit.“
Merz versuchte cool zu wirken und stark. Miranda sollte spüren, dass er sich noch nicht geschlagen gab. Vielleicht konnte er sie damit provozieren und aus der Reserve locken. Schließlich wollte er noch einige Antworten von ihr, die er für seine Flucht gebrauchen konnte. Wie war sie hierhergekommen? Vielleicht mit einem Schiff, das sich jetzt im Orbit des Planeten befand oder war sie auf dem gleichen Schiff, wie er, hierhergekommen? Das war aber für ihn nur sehr schwer vorstellbar, Miranda würde sich wohl nie die Sache dem Kryoschlaf angetan haben.
„Na, jetzt hast du noch eine große Klappe, mein lieber Roger. Wenn ich mit dir fertig bin, dann wirst du darum betteln, einen schnellen Tot vor mir zu bekommen.“
„Sie wollen mich also hier auf dem Planeten zurücklassen“, dachte Merz und bedankte sich innerlich bei Miranda für diese Information. Mit einem Akt der Gnade konnte er bei ihr also nicht rechnen, aber das war ihm auch vorher schon klar gewesen.
„Die Chancen standen eh nie besonders gut, dass Ganze hier zu überleben. Und glaubst du, dass du hier lebend heraus kommst, meine liebe Miranda?“
Sie lachte laut auf.
„Roger, Roger, Roger, ich glaube du verkennst die Situation hier!“
„Na, dann kläre mich doch einmal auf, damit ich meine Stimmung auch der Situation anpassen kann.“
Es lief gut für Merz. Er war Miranda ausgeliefert, das gab ihr ein Gefühl der Macht und das war von Vorteil für Merz. Machtgefühle machten einen unvorsichtig, man hatte dann meistens das Bedürfnis, dass derjenige, über den man Macht ausübte, es auch wirklich richtig in allen Einzelheiten erkennen sollte und begann zu plappern. So wie Miranda es jetzt bald tun würde.
„Hättest du nur damals mein Angebot angenommen. Dann wäre alles gut geworden und ich hätte mir die Reise zu diesem vergifteten Drecksplaneten sparen können. Aber nein, Roger Merz, der Einzelgänger, musste ja immer nur sein Ding durchziehen. Es hätte für uns alle gereicht und du musst zugeben, dass meine Informationen über den Ronton7-Flöz mehr als gut waren.“
„Ich bin noch gar nicht richtig zum Graben gekommen“, warf Roger ein.
„Aber sicher, du hast genau 24,34 Gramm Ronton7 gefunden. Wir wissen Bescheid. Während du schön auf dem Hinweg nach Serxius geschlafen hast, ließen wir ein bisschen deinen Container manipulieren. Dein Scanner hat uns immer schön alles gemeldet, wenn er in Aktion war und das noch bevor er es dir meldete, was glaubst du eigentlich, warum Mayra so schnell und wie zufällig bei dir gewesen ist. Und das Beste war die Tatsache, die automatische Meldung über deinen Ronton7 Fund wäre nicht an die zentrale Leitstelle im Orbit gegangen, sondern direkt zu mir. Ich hätte dich dann mit deinem Container in Empfang genommen.“
„Da hast du ja eine ganze Menge in diese Unternehmung investiert?“
„Ich hatte bei dir immer das Gefühl, wenn es einer schafft, den großen Fund zu machen, dann bist du das. Du bist einer der zielstrebigsten Menschen, außer mir vielleicht, die ich kenne, das muss ich dir lassen und dafür habe ich dich bewundert. Aber, bitte verzeih mir, in Punkto Naivität bist du auch kaum zu überbieten, allerdings was deinen Verfolgungswahn anbetrifft, den habe ich völlig unterschätzt. Das war ein Fehler, der mir aber nicht mehr passieren wird. Was ist mit Mayra und John?“
„Na, was glaubst du wohl?“
„Ach weißt du, im Grunde sind mir die beiden egal. Die hielten eh immer zusammen, nach dem Motto, bei dreien ist einer zu viel. Wenn du sie getötet hast, auch gut, sie lagen mir immer nur auf der Tasche. Miranda kann ich das bekommen, Miranda kannst du mal das für mich tun, so geht das schon mein ganzes Leben lang.“
Miranda trieb schon wieder ihr Spiel mit ihm. Das ihr Verhältnis zu ihren Geschwistern nicht ganz so schlecht war, hatte er ja noch vor kurzen belauschen können. Merz wollte jetzt versuchen den Spieß umzudrehen. Vielleicht musste er sich nicht selbst befreien, Miranda würde es vielleicht tun.
„Also, was mich angeht, ich trage dir nichts nach. Wenn du offen zu mir gewesen wärest, dann würden wir in wenigen Tagen ein ruhiges Leben auf der Erde beginnen können, mit dem nötigen Luxus, versteht sich. Wenn nicht zusammen, dann doch jeder für sich. Das, was ich dort in dem Scanbehälter habe, reicht locker für uns beide bis an unser Lebensende, selbstverständlich erstatte ich dir deine Unkosten, die du ja schon hattest, von meinem Anteil. Nun, was meinst du?“
„Ich glaube nicht, dass du etwas hast, das mich noch interessieren könnte. Sie dich an, du liegst hier gefesselt vor mir und ich kann mit dir tun und lassen was sich will.“
Sie fuhr, während sie das sagte, mit ihrer Hand über die Brust von Merz und dann weiter nach unten. Als sie an der Stelle angelangt war, wo sich der Penis von Merz befand, drückte sie zu. Merz musste sich zusammenreißen, um nicht vor Schmerz zu stöhnen.
„Tja und dann“, fuhr Miranda fort, „ist da noch dein Scanbehälter, der bis zum Rand mit Ronton7 gefüllt ist. Und nun sage mir, was hast du, dass mich noch interessieren könnte?“
Während sie die letzte Frage an ihn stellte, verstärkte sie den Druck ihrer Hand. Merz entließ einen Laut des Schmerzes aus seinem Mund, nicht weil der Schmerz ihn übermannte, nein, er wollte Miranda jetzt ein Gefühl der Macht schenken, in der Hoffnung, dass sie überheblich wurde und dadurch unvorsichtig.
„Na, du superharter Soldat. Du scheinst doch Schmerzen zu spüren und glaube mir, wenn ich mit dir fertig bin, wirst du wie ein kleines Kind jammern und winseln und mich bitten, dass ich dir ein schnelles Ende bereiten soll.“
Merz konnte sich nicht vorstellen, dass Miranda in der Lage war ihn richtig zu foltern, dafür hatte er schon zu viel erlebt. Sie konnte ihn zwar umbringen, aber was es hieß, jemanden zu foltern, davon hatte sie bestimmt keine Ahnung. Das konnte Merz aber für sich nutzen. Er würde ihr gegenüber zwar den harten Mann weiterspielen, aber trotzdem ihr das Gefühl geben, seine Persönlichkeit brechen zu können, denn darum ging es in Wirklichkeit bei einer Folter.
„Du wirst mich nicht kleinkriegen!“
Merz fing an, sie jetzt etwas zu provozieren, er durfte es ihr nicht zu leicht machen, damit sie keinen Verdacht schöpfen würde.
„Nun, ich sehe, ganz der alte Roger, der harte Soldat, der sich von nichts und niemand kleinkriegen lässt. Nun, da will ich doch mal sehen, was ich da für dich tun kann.“
Sie öffnete ihre Hand mit der sie immer noch den Penis von Merz quetschte. Sie wand sich von ihm ab und ging zu einer kleinen Box, die sich neben dem Eingang befand. Es war eine Art Werkzeugbox, Merz hatte so etwas schon gesehen.
Er nutze die Zeit um sich nochmals an den Fesseln zu versuchen. Er war jetzt sehr zuversichtlich seine Handgelenke aus den Gummischläuchen herausziehen zu können.
Miranda kramte in der in der Box und kam mit einem Messer zurück.
„Na, willst du mir jetzt die Kehle durchschneiden, Miranda?“
Sie erwiderte nichts. Sie setzte das Messer an seiner Brust an und Schnitt runde Löcher in seine Anzüge hinein, so dass seine Brustwarzen jetzt im freien lagen. Das Gleiche tat sie weiter unten und legte seinen Penis frei.
„Und jetzt, willst du mir nun alles abschneiden und mich dann verbluten lassen. Ein zugegeben etwas schmerzhafter Tot, aber es geht doch relativ schnell.“
Merz gab sich abgebrüter, als er tatsächlich war. Er hatte mit Schlägen jeglicher Art gerechnet, aber das verunsicherte ihn nun doch etwas. Er hatte Miranda offensichtlich unterschätzt, schon wieder!
43. RE: Goldgräber

geschrieben von Herrin_nadine am 04.06.10 13:23

hallo majo,

geht der plan von miranda auf? kann er nochmals die oberhand gewinnen?
ist das jetzt spannend.


danke
44. RE: Goldgräber

geschrieben von SteveN am 04.06.10 18:56

Hallo Hajo !

Es dauert ja mehr als 12 Stunden bis der 4te im
Bunde von Merz Container zurückkommt. Bis dahin
sind Merz und Miranda alleine. Und anscheinend
will Miranda ihre Phantasie spielen lassen ... ... ...

Viele Grüße SteveN


45. RE: Goldgräber Kapitel 18: Duell

geschrieben von hajo am 14.06.10 12:27

Kapitel 18: Duell

Viel Zeit blieb im nicht mehr. Miranda war für ihn nicht durchschaubar und was er nicht durchschauen konnte, barg ein Risiko. Merz musste sobald wie möglich handeln und das hieß, sich zu befreien und das Zepter wieder selbst in die Hand nehmen. Noch schien sie mit ihm nur zu spielen, vielleicht wollte sie ihn auch nur etwas schocken, mürbe machen, aber eben nur vielleicht.
Sie strich ihm mit ihrer Hand über seine Brustwarzen und zwirbelte sie leicht. Früher hatte er das genossen, wenn sie ihn mit einem Lederhandschuh streichelte, aber jetzt war es ihm unangenehm. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass sein Penis sich versteifte.
„Ah, so ganz gefühllos scheinst du ja nicht zu sein, was mich anbetrifft. Ich komme mir vor, wie ihn alten Zeiten, als ich dich noch fesseln durfte.“
Merz zerrte eher spielerisch an den Fesseln. Miranda sollte denken, dass sie vor ihm absolut sicher war. In Wahrheit setzte Merz seine Tests der Fesseln fort.
Miranda glitt mit ihrer Hand tiefer und legte sie auf seinen Penis. Er wollte es nicht wahrhaben, aber Mirandas Spiel mit ihm erregte ihn und je mehr es ihn erregte, desto mehr verunsicherte es ihn. Was hatte sie mit ihm vor? Das war die Frage, die sich ihm drängend in seinen Gedanken stellte. Bestimmt würde sie ihn hier nicht sexuell Befriedigen wollen, aber warum tat sie das? Wollte sie ihn einer sexuellen Folter unterziehen. Ihn immer wieder bis kurz vor den Höhepunkt bringen und dann dort halten, bis er nicht mehr klar denken konnte. Nur zu welchem Zweck, was hatte sie davon?
„Na, gefällt es dir? Wenn ich mir das hier so anschaue, dann glaube ich schon!“
Jetzt strich sie ihm über seine Oberschenkel. Das Reiben von Miranda´s Handschuh auf dem Leder seines 3L´s erzeugte ein leicht knatschendes Geräusch. Miranda schien alle Register zu ziehen, um Merz so richtig anzumachen. Es gelang ihm nicht, weiter einen auf cool zu machen, denn Miranda konnte genau sehen, was die Auswirkungen ihrer Handlungen waren.
Merz versuchte sich abzulenken. Er holte Erinnerungen aus Kriegseinsätzen hervor, als man ihn gefangen nahm und folterte. Damals war er durch die Hölle gegangen, doch er hatte nie seine Selbstachtung dabei verloren. Es ging immer nur darum die Schmerzen auszuhalten und dem Feind zu zeigen, dass er niemals schreien würde. Je besser er sich kontrollieren konnte, desto mehr setzte er seinem Feind zu. Aber hier, das kannte er so nicht. Hier gab es keine Schmerzen die er aushalten musste, keinen Schrei, den er unterdrücken konnte, keinen gleichgültigen Gesichtsausdruck, mit dem er dem Feind in sein Gesicht spucken konnte. Miranda hatte etwas gefunden, das er nicht kontrollieren konnte und das war seine Lust, seinen Penis. Hätte sie ihm diesen nur einfach abgeschnitten, dann hätte Merz einen Schmerz gehabt, mit dem wäre er schon klar gekommen, gegen den hätte er ankämpfen können. Aber das jetzt nahm ihm seine Würde und Miranda wusste es.
Jetzt kam sie mit ihrem Mund ganz nahe an sein Ohr und flüsterte ihm zu.
„Roger, kannst du dich noch an unsere letzte Begegnung auf der guten alten Erde erinnern. Da bin ich gerade so schön in Fahrt gekommen und du hast leider gekniffen und mich einfach so liegen gelassen. Ich hatte mich extra für dich so richtig in Schale geworfen und es hatte dir bestimmt damals sehr gefallen, das habe ich gemerkt. Du hattest Mühe dich zu kontrollieren, am liebsten wärst du wohl gerne über mich hergefallen, aber offensichtlich hattest du damals einen starken Moment.
Mir, für meinen Teil, gefiel das Ganze auch sehr gut und ich muss dir gestehen, Roger, es hat mich auch scharf gemacht. Deine Kraft zu spüren, als du mich gefesselt hast und willst du wissen, was mich besonders scharf gemacht hat, so scharf, dass ich fast von alleine gekommen wäre?“
Sie hielt inne, so als ob sie darauf zu warten schien, dass Merz sie danach fragen würde, aber den Gefallen tat er ihr nicht.
„Deine Blödheit, Roger! Deine Blödheit!“
Merz gab sich alle Mühe sich nichts anmerken zu lassen. Die ganze Zeit über lag ihre Hand auf seinem erigierten Penis.
„Du hast nicht das Geringste bemerkt, du Trottel. Ich wusste ganz genau, was du vorhattest. Ich hatte dich die ganze Zeit überwachen lassen. Ich wusste wann und wo du deine Ausrüstung gekauft hattest, deine Containernummer und wann der Termin deiner Abreise war.
Aber was das Beste war und was du leider nicht mehr mitbekommen hattest, mein Lieber, da du ja unbedingt zu diesem Giftplaneten musstest, im Nebenzimmer warteten zwei meiner Männer, um Notfalls einzugreifen. Und als du mich verlassen hattest, war dieser Notfall eingetreten. Ich war so scharf, dass sie es mir dann gleich besorgen mussten und ich muss dir sagen, ich habe es genossen!“
Der Penis von Merz war jetzt ganz entspannt, keine Spur mehr von einer Erektion. Miranda hatte sich so ereifert an ihren Ausführungen, dass sie es nicht bemerkte, obwohl ihre Hand noch auf ihm lag. Wenn sie es bemerkt hätte, dann wäre sie bestimmt vorgewarnt gewesen und würde mit einer Reaktion von Merz gerechnet haben.
So aber war sie völlig überrascht, als Merz die Muskeln seines gesamten Körpers blitzschnell anspannte und die Kabelbinder, die seine Beine umschlossen, zerriss. Seine Hände zog er unter den gedehnten Gummischläuchen heraus. Fassungslos und für einen Moment unfähig sich zu bewegen schaute Miranda Merz an. Ihre Augen waren vor Entsetzen weit aufgerissen und nur sehr langsam begriff sie, was jetzt hier vor sich ging. Merz saß schon aufrecht und ergriff mit seinen Händen die seitliche Umrandungsschiene der Koje, um sich aus hier heraus zu stemmen. Die Trizepse seiner Arme spannten sich schon an, als Miranda, mehr reflexartig und mit voller Kraft, mit ihrem Handballen gegen seine rechte Hand schlug. Das schmerzhafte Gefühl in seinen Fingern ließ Merz seine Hand für einen Augenblick sich öffnen. Er rutschte seitlich ab und verlor dadurch das Gleichgewicht. Er kippte von der Liege und krachte unsanft auf dem Boden.
Miranda schien selbst überrascht von dem Erfolg ihrer Aktion zu sein und versuchte zu der Werkzeugbox zu gelangen, neben der sie die Betäubungspistole abgelegt hatte.
Merz kam nicht so schnell auf die Beine, wie er zunächst gedacht hatte. Die Nachwirkungen des Betäubungsmittels bremsten ihn in seinen Aktionen. Miranda hatte jetzt fast die Pistole erreicht, als Merz sie am linken Fuß zu fassen kriegte. Sie verlor das Gleichgewicht und ging zu Boden. Sie drehte sich aber sofort auf den Rücken und trat mit ihrem rechten Fuß zu. Er landete im Gesicht von Merz, doch er steckte den Tritt einfach so weg. Sie versuchte noch einen weiteren Tritt zu platzieren, doch Merz wischte ihn mit einer Handbewegung einfach weg. Sie spürte nun, wie Merz sie zu sich heranzog. Mit einem Schwung drehte sie sich auf den Bauch und versuchte wieder von ihm wegzukriechen. Dabei trat sie mit aller Kraft nach hinten. Doch Merz hatte sich jetzt etwas aufgerichtet und fing ihren rechten Fuß mit seiner noch freien Hand ein. Miranda spürte die Kraft seiner Hände um ihre Knöchel und wie die Bewegungen ihrer Beine erlahmten. Nur wenigen Zentimeter war ihre Hand noch von der Waffe entfernt, als sie unerbittlich zurückgezogen wurde. Mit letzter Kraft versuchte sie sich nochmals zu winden und zu drehen um ihre Beine aus der Umklammerung zu befreien, aber ihre Kräfte reichten nicht aus, um sich Merz zu entziehen.
Mit einem Satz saß Merz plötzlich auf ihrem Rücken und ergriff ihre Arme. Er drehte sie nach hinten, nun konnte sie sich kaum noch Bewegen. Ihr Brustkorb wurde durch sein Gewicht fest auf den Boden gedrückt, das Atmen fiel ihr schwer. Nun spürte Merz keinerlei Gegenwehr mehr von Miranda, sie schien sich in ihr Schicksal gefügt zu haben. Merz blieb noch eine Weile auf ihr sitzen, um sich wieder etwas zu regenerieren. Auch er war fast am Ende seiner Kräfte. Schlimme Kopfschmerzen setzen ihm zu und die machten es ihm schwer, einen klaren Gedanken zu fassen.
Jetzt musste er zunächst einmal Zeit gewinnen. Wenn er jetzt Miranda aus seinem Haltegriff entließ, musste er damit rechnen, dass sie sich wieder zu wehren begann. Da er nicht wusste, wie viel Kraftreserven sie noch besaß, konnte das problematisch für ihn werden. Er war ziemlich angeschlagen und hatte diesen Kampf nur mit viel Glück zunächst für sich entscheiden können.
Kurzerhand ergriff er die Betäubungspistole, die vor ihm lag, und jagte Miranda einen Betäubungspfeil in ihrem Arm. Sie bäumte sich noch einmal kurz auf und blieb dann erschlafft unter ihm liegen.
Merz stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Er setzte sich neben Miranda auf den Boden, legte die Waffe seitlich neben sich und hielt zunächst inne. Sein Blick erfasst Miranda. Sie lag am Boden, die Arme seitlich neben sich. In ihrem Lederanzug sah sie schon sehr erotisch aus. Das Betäubungsmittel hatte bei ihr fast sofort gewirkt. Das war auch kein Wunder, denn sie war bestimmt 20 Kilogramm leichter als er und bei ihm hatte es nur wenige Sekunden gedauert, bis er bewusstlos wurde. Merz ließ seinen Blick im Container umherschweifen. Außer einigen kleinen Boxen, die am Boden standen, war nichts Offensichtliches am Containerinneren verändert worden. Er drehte sich zu der Werkzeugkiste und öffnete sie. Merz erkannte sofort, dass er es hier mit Werkzeugen zu tun hatte, die bestimmt nicht ganz billig gewesen waren. Nur das Beste vom Besten befand sich in der Box. Er wühlte etwas in ihr, allerdings ohne groß nach etwas zu suchen. Er wollte sich nur ein Bild von dem Inhalt der Box machen, vielleicht brauchte er diese Informationen irgendwann einmal später.
Jetzt nahm er die Betäubungspistole und öffnete sie. Es war noch ein Betäubungspfeil in ihr. Anhand des Farbringes konnte er feststellen, dass die Betäubung noch mindestens 1 Stunde bei Miranda anhalten würde, eher noch etwas länger. Auch die Waffe war vom Feinsten, komplett aus Kunststoff, nicht erkennbar für Detektoren. Während seiner Militärzeit hatte er es auch einmal mit solchen Waffen zu tun gehabt und zwar immer bei Spezialeinsätzen, wo es auf Geräuschlosigkeit ankam. Allerdings nahmen sie damals keine Betäubungspfeile, sondern Pfeile, die mit einem schnellwirkenden, tödlichen Nervengift präpariert waren, frei nach dem Motto: ein Betäubter kann wieder erwachen und Probleme bereiten, ein Toter nicht.
Merz erhob sich und durchsuchte noch die anderen Boxen. Neben einigen Ausrüstungsgegenständen fand er noch eine Box mit einer Auswahl von Betäubungspfeilen, darunter 3 tödliche. Merz entnahm der Waffe den einen Betäubungspfeil und lud dann die 3 tödlichen Geschosse nach. Jetzt war er im Besitz einer richtigen Waffe, das brachte ihm den Vorteil, den er brauchte, um von dem Planeten zu kommen.
Merz überlegte sich, dass er es jetzt mit nur noch 3 Gegnern zu tun hatte: Miranda, den Söldner, den sie engagiert hatte und Mayra, die wohl dann mit dem Söldner zurückkommen würde. Mit den beiden müsste Merz allerdings erst in 12 Stunden rechnen.
Auf der Ablage neben dem Scanner stand sein Behälter mit dem Ronton7, etwas seitlich lag ein flaches Gerät. Merz nahm es an sich und stellte fest, dass es sich hier um ein Remote-Commander Modul handelte, mit dem man einen Raumtransporter fernsteuern konnte. Er kannte das aus seiner Militärzeit. Bei riskanten Einsätzen, die unter strenger Geheimhaltung liefen, war es ratsam, möglichst wenige Menschen darüber zu informieren, am besten nur die, die unmittelbar für den Einsatz gebraucht wurden. Einen zusätzlichen Piloten, der nur die Leute zum Einsatzort bringen und wieder abholen sollte, war unnötig, wenn einer oder mehrere der eingesetzten Soldaten einen Gleiter fliegen konnten. Also gab man ihnen einfach einen Remote-Commander mit. Das hatte noch weitere Vorteile. Zum einen brauchte man kein Rendezvous für die Abholung zu vereinbaren und zum anderen entfiel der gesamte Funkverkehr, der zur Kommunikation mit Schiff dem Schiff diente.
Die Karten waren neu gemischt worden und dieses Mal schien Merz ein sehr gutes Blatt erhalten zu haben. Der Commander schien darauf hinzudeuten, dass im Orbit ein unbemanntes Schiff wartete. Es stellte sich nur die Frage, was für ein Schiff und wie es ausgestattet war. Wenn es ein moderner Raumgleiter war, dann hatte Merz schon gewonnen. Die Navigation eines solchen Gleiters war simpel. Man wählte einfach sein Ziel an und der Computer erledigte den Rest. Merz musste davon ausgehen, dass es ein moderner Typ war, denn alles andere, das Werkzeug und die Waffe, waren alles andere als altmodisch.
Merz schaltete den Remote-Commander ein. Das Display zeigte nach einer kurzen Zeit >READY< an. Er drückte auf STATUS und auf dem Display erschien: >HORNET756H-READY<. Merz jubelte innerlich. Das Schiff im Orbit war mehr als modern, es war das Neueste was es auf dem Markt der kleinen, schnellen Raumgleiter der Hyperklasse gab. Mit diesem Schiff würde er keine Probleme haben. Er selbst hatte einmal eine Hornet geflogen, allerdings war es damals eine des Typs 650 gewesen.
Merz drückte die Taste COMMAND und es erschien eine Meldung auf dem Display, die Merz überhaupt nicht schmeckte:
>ENTER CODE<.
„Mist, so eine Schieße!“, schrie er laut in den Container. Merz hatte gehofft, noch vor Miranda´s erwachen den Container verlassen zu haben. Jetzt saß er hier fest und musste darauf warten, dass sie aufwachte und ihm den Zugriffscode für das Schiff nannte und ob sie das tat, war sehr fraglich. Merz kochte vor Wut. Er schrie dauernd das Wort Scheiße und lief unruhig im Container hin und her.
Nach einigen Minuten begann er sich wieder zu beruhigen. Merz musste zunächst Miranda sicher verwahren, am besten dort, wo sie ihn abgelegt hatte, in die Koje. Er hob sie hoch und trug sie zur Schlafkammer. Der Deckel war abmontiert worden, dass hatte er schon bemerkt, als er noch hier gefesselt lag. Er legte sie auf die Liegefläche und band ihre Arme mit den Gummischläuchen fest, er achtete natürlich darauf, die Handgelenke mehrfach mit den Schläuchen zu umwickeln, um so ein herausziehen zu verhindern. Ihre Beine fesselte er ebenfalls mit Gummischläuchen. Dann, sozusagen als besondere Sicherung, fesselte er die die Arme und die Beine nochmals mit Kabelbindern.
„So, davon kannst du dich nicht mehr befreien!“, sagte er zu Miranda. Er verfiel wieder in seine Selbstgespräche. Das Miranda noch eine Stunde betäubt war, kam ihm bis vor kurzem noch entgegen, jetzt aber musste er diese Zeit abwarten, um den Code von Miranda in Erfahrung zu bringen und warten, dass tat er nicht gerne. Eine alte militärische Erkenntnis sagte, stehst du zu lange still, bietest du dem Feind ein gutes Ziel. Merz musste versuchen Miranda wachzukriegen. Vielleicht gelang es ihm einen Nutzen daraus zu ziehen, wenn er sie noch im halbbetäubten Zustand befragen konnte.
Er schlug ihr abwechselnd rechts und links auf ihre Wangen, allerdings ohne den gewünschten Erfolg. Merz holte einen Becher voll Wasser und schüttete das Wasser Miranda in ihr Gesicht. Ihre Atmung wurde etwas unregelmäßig, aber sonst konnte er an ihrem Zustand keine Veränderungen feststellen.
Vielleicht gab es ein Gegenmittel in der Box wo er die Betäubungspfeile gefunden hatte, aber er konnte nichts Derartiges finden. Merz überlegte was er noch tun könnte, um Miranda vorzeitig aus ihrer Bewusstlosigkeit zu holen. Vielleicht gab es in dem Koffer für medizinische Notfälle etwas, das er gebrauchen konnte.
Eine Adrenalinspritze war das Einzige, was er fand. Er musste es einfach ausprobieren. Auf der Packung stand, dass er den Inhalt der Spritze intravenös verabreichen sollte. Merz schnitt mit einem scharfen Messer die Handschuhe an Mirandas rechter Hand ab, damit ihr die Spritze an einer Vene in ihrem Handrücken setzen konnte. Sekunden später machten sich das Adrenalin bei Miranda bemerkbar. Die Atemfrequenz erhöhte sich sprunghaft und ihre Augenlieder begannen zu flattern. Dann verkrampfte sich ihr gesamter Körper und sie schlug die Augen auf. Sie versuchte hochzukommen, aber die Fesseln hielten sie zurück. Panisch blickte sie um sich, so als ob sie nicht wusste, wo sie war. Sie schien wütend und zerrte wie eine Verrückte an ihren Fesseln.
„Ganz ruhig, versuche dich zu beruhigen Miranda!“
Merz versuchte Miranda etwas von ihren Adrenalinschub herunter zu holen, aber er wusste, dass das so kaum möglich war. In knapp fünf Minuten würde sie sich von alleine wieder beruhigen, dann würde das Adrenalin wieder soweit vom Körper abgebaut sein, dass sie vielleicht ansprechbar sein würde.
Jetzt konnte Merz nur hoffen, dass Mirandas Fesseln der erhöhten Belastung standhalten würden, denn Menschen, die einem Adrenalinschub ausgesetzt waren, verfügten über fast übermenschliche Kräfte.
Langsam wurden Mirandas Bewegungen kraftloser. Jetzt musste Merz aufpassen. Wenn er den richtigen Zeitpunkt verpasste, dann konnte Miranda wieder bewusstlos werden, ohne dass er an seine Informationen herangekommen wäre. Jetzt musste er Miranda überrumpeln, nur so würde er den Code von ihr erhalten.
„Miranda, deine Schwester lebt. Sie ist schwer verletzt und es kann ihr nur auf der medizinischen Station des Gleiters geholfen werden. Alles was ich hierfür brauche ist der Zugangscode des Schiffes, damit wir es hierher holen können. Schnell, Mayra´s Zustand ist sehr ernst!“
Das was sich Merz da ausgedacht hatte, war sehr plump, das wusste er, aber so auf die Schnelle hatte er keinen besseren Einfall.
Miranda schien verwirrt und ohne Orientierung zu sein. Das Narkosemittel schien wieder zu wirken.
„Was? Was ist mit meiner Schwester? Ja, gute Idee. Was für ein Code?“
Miranda war schon fast wieder bewusstlos. Merz schüttelte sie.
„Miranda, deine Schwester braucht den Code, sonst wird sie sterben!“
„Code? Was für ein Code?“
Dann war sie wieder weggetreten.
„Mist!“, rief Merz in den Container hinein. Das war gründlich schiefgegangen, dachte er sich, dabei war er sich sehr sicher gewesen, dass Miranda im den Code sagen würde. Sie hatte auf ihn den Eindruck gemacht, dass sie ihm seine Geschichte abgekauft hatte.
Fieberhaft überlegte Merz, was er jetzt wohl noch tun könnte, um an den Code zu kommen. Miranda schien wirklich nichts von einem Code zu wissen oder sie hatte sich, trotz ihres Zustandes, immer noch genug unter Kontrolle, um nichts auszuplaudern. Wenn das Letztere zutraf, dann wäre eine Pattsituation eingetreten. Merz kam nicht so einfach von dem Planeten herunter, wie er zunächst geglaubt hatte. Auf Miranda´s Hilfe war er zwar nicht zwingend angewiesen, aber er würde den Planeten nicht verlassen können, bevor der andere mit Mayra wieder zurück kam. Das bedeutete, dass er sich auch noch um die beiden kümmern musste.
Merz gingen dauernd Miranda´s letzte Worte durch den Kopf: > Was für ein Code? < Vielleicht gehörte ihr das Raumschiff nicht, sondern den Söldnern. Diese Hypothese war zwar etwas abwegig, aber durchaus möglich. Richtige Söldner hätten sich ein anderes Schiff genommen, vielleicht eines aus der Koloss-Klasse, die hatten einen größeren Frachtraum, sehr robust und waren für diese Art von Missionen besser geeignet. Das Schiff, welches im Orbit den Planeten umkreiste, war vergleichbar mit einem kleinen Sportwagen, sozusagen um ganz zwanglos ein bisschen im Raum herumzuschippern, mit jedem erdenklichen Komfort.
Merz wollte zunächst aber die wahrscheinlichste Möglichkeit in Betracht ziehen und von der aus seine Überlegungen ausgehen lassen.
Wenn das Schiff also Miranda gehörte, dann müsste sie auch wissen, ob und mit welchem Code die Kommandoebene des Schiffes vor unbefugtem Zugriff geschützt wurde. Wenn Merz dann weiter annahm, dass Miranda in dem verwirrten Zustand, in dem sie sich zuletzt befand, nicht in der Lage gewesen war, zu lügen, dann musste er annehmen, dass sie die Wahrheit sagte und wenn dem so war, dann wusste sie nichts von einem Code oder besser, sie hatte bewusst keinen Code eingegeben. Da es aber einen Code gab, dann bestünde die Möglichkeit, dass sie es nicht als Code ansah, sondern als normale Eingabe, um Kontakt zu ihrem Schiff aufzunehmen.
„Ich kann es kaum glauben! Soll es wirklich so einfach sein?“
Merz murmelte den Satz leise vor sich hin. Wenn sich seine Vermutung wirklich bestätigte, dann wäre dieses Mal das Glück auf seiner Seite und Miranda, die wirklich alles bis auf das Kleinste bedacht hätte, wäre ein fataler Fehler unterlaufen. Merz konnte sich gerade noch so den Satz verkneifen >Typisch Frau<. Den wollte er sich für nachher aufheben, wenn sich seine Vermutung bestätigten würde. Jetzt galt es sich zunächst zu erinnern und zu hoffen, dass manche Dinge sich nie ändern würden. Wie war der nochmal der Standardcode bei der Auslieferung einer Hornet?
46. RE: Goldgräber

geschrieben von Flinx am 20.06.10 08:13

Uaaaaaaaahhhhh, das kann ja eigentlich nicht sein!!!
Das es so wenig Feedback gibt.
Ich habe diese Story bis hier her verschlungen.

Ich finde sie grandios!
Noch ein zweiten parallelen Handlungsstrang, dass in Buchform mit 300 bis 500 Seiten und ich würde es sofort kaufen.

Bitte weiter schreiben, ich finde die Mischung aus SiFi mit Sex and Crime extrem gelungen. Endlich eine Story bei der es nicht nur um das eine geht und den Leser (zumindest mich) fesselt.

So verbleibe ich mit einem Chapeau in der Hoffnung das es so spannend weitergeht

Flinx
47. RE: Goldgräber

geschrieben von Keuschling am 20.06.10 22:19

Hallo zusammen,

also in einem mag ich mich Flinx anschließen: Es ist eine super Story, und ich warte auf jeden weiteren Teil mit Ungeduld, da er immer eine neue Überraschung bereithielt bisher - und ich denke, das wird sich nicht ändern.

Nun, zur mangelnden Resonanz, da kann ich allenfalls mutmaßen. Vielleicht erwarten die User in diesem Bereich eher Stories zu Männern und KGs - und dieser Aspekt ist hier in der Story noch nicht vorgekommen. Persönlich hätte ich eine solche Story auch eher unter der Rubrik "Fetisch-Stories" erwartet, gemessen an den geilen Outfits der Agierenden. Aber das ist Ermessenssache, und ob meine Mutmaßung stimmt, weiß ich nicht.

Über eine weitere Fortsetzung freue ich mich schon jetzt.

Keusche Grüße
Keuschling
48. RE: Goldgräber

geschrieben von Wolfsgesicht am 21.06.10 14:29

[quote Vielleicht erwarten die User in diesem Bereich eher Stories zu Männern und KGs - und dieser Aspekt ist hier in der Story noch nicht vorgekommen.

Keuschling[/quote]

Ist ja noch nicht aller tage abend. Die Gefährlichkeit des Unob.. äh, Rontons ist ja noch garnicht thematisiert worden (oder doch?). Auch das Szenario in Bezug auf die handelnden Personen ist nocht längst nicht vollständig. (Piloten der Material- und Containerabsetzfähren, Bordarzt, etc.) Ich bin jedenfalls gespannt.
Grüße,
Wg
49. RE: Goldgräber Kapitel 19: Flucht

geschrieben von hajo am 22.06.10 17:43

Kapitel 19: Flucht

Es war schon lange her, vielleicht fünf oder sechs Jahre, als Merz eine Hornet geflogen hatte. Das Kennwort, er wusste, dass er diese Stelle im Handbuch gelesen hatte, aber er hatte die Hornet nie in einem Einsatz geflogen, es war mehr ein Flug nur so zum Spaß gewesen. Sein früherer Kommandeur hatte sich einen solchen Gleiter angeschafft und bat Merz um seine Meinung zu dieser Hornet. Deshalb kam der Remote-Commander damals bei ihm nicht zum Einsatz, aber er konnte sich dunkel erinnern, er hatte die Stelle gelesen.
Vielleicht schleppte Miranda ja in ihrem Gepäck die Bedienungsanleitung für den Gleiter mit, aber eine solche Anleitung wäre ihm bestimmt beim durchsuchen der Boxen aufgefallen. Merz setzte sich auf den Boden und versuchte einen ruhigen Punkt für sich zu finden. Er wollte nachdenken, sich erinnern, den Zeitpunkt in sein Gedächtnis zurückrufen, als er das Handbuch der Hornet damals studiert hatte.
Er konnte sich noch gut an seinen Kommandeur erinnern, wie er Merz in sein Büro kommen ließ. Als Merz das Büro betrat, saß sein Kommandeur stolz und freudestrahlend in seinem Sessel, hinter seinem Schreibtisch.
„Merz, setzt dich!“, befahl er ihm. Sie duzten sich, wenn sie unter sich waren. Der Oberst hatte Merz sein Leben zu verdanken und seit dieser Zeit hatte sich zwischen den beiden so etwas wie Freundschaft entwickelt. Wenn Merz so daran dachte, dann konnte er wohl sagen, dass seine Beziehung zu dem Oberst wohl einer Freundschaft am nächsten kam. Das Ende dieser Freundschaft war das Einzige, was er bei seinem Abschied aus der Armee bedauert hatte.
Der Oberst warf Merz ein Buch hin.
„Na, was sagst du jetzt?“
Merz nahm das Buch und ein leichtes Lächeln erschien in seinem Gesicht.
„Du hast dir das Ding tatsächlich gekauft! Man, du musst ja im Geld schwimmen!“
„Ach, ist schon etwas älter, das Teil, aber noch ganz gut in Schuss. Ließ dir doch mal das Handbuch durch und morgen werden wir dann mal einen kleinen Probeflug absolvieren. Ich will deine Expertenmeinung hören, ob das Schiff was taugt oder nicht. Nächste Woche läuft die Frist aus, in der ich Mängel noch geltend machen kann. Also alter Knabe, das ist ein direkter Befehl. Durchlesen, Fliegen und mir sagen, dass mit dem Ding alles in Ordnung ist!“
Der Oberst lachte und Merz salutierte grinsend.
„Jawohl, Herr Oberst!“
Es war für Merz eine willkommene Abwechslung gewesen. Seit fast einem halben Jahr saß er hier in der Kaserne fest und wartete auf seinen nächsten Einsatz. Langeweile war angesagt, die Routine der Kaserne drückte auf seine Stimmung. Das hier brachte etwas Abwechslung in seinen Alltag. Merz spürte wieder das Leben in seinem Körper.
Er konnte sich noch gut daran erinnern, als er auf seiner Pritsche lag und in dem Handbuch blätterte. Bisher hatte er es immer nur mit militärischen Gleitern zu tun, die Hornet war ein kleiner ziviler Flitzer, und das Handbuch las sich, gegenüber den Büchern der militärischen Schiffe, fast wie ein spannender Roman. Luxus pur. Sitze aus echtem Leder, verkleidete Instrumententafeln, die mit einem extra dafür designten Licht beleuchtet wurden und eine Remote-Commander-Einheit, die sich nicht darauf beschränkte, dass Schiff autonom auf einer bestimmten Koordinate zu landen, sondern mit der man sogar die Temperatur des Innenraumes von der Ferne aus steuern konnte.
Ja, jetzt konnte er sich wieder erinnern!
„Diese Zivilisten!“, hatte er noch laut gerufen und sich köstlich amüsiert, wie einfach dieser Standard-Code aufgebaut war.
>HORNET650< stand in den Handbuch, natürlich mit dem Hinweis, diesen sofort nach der Inbetriebnahme des Schiffes zu ändern.
„Wie konnte ich das nur vergessen“, dachte sich Merz und wenn sich in den letzten Jahren nichts an den Standarteinstellungen für diese Art von Schiffen geändert hatte, dann müsste das Kennwort für den Remotezugriff des Gleiters >HORNET756H< lauten.
Er ergriff die Command-Einheit und tippte den Code ein. Er drückte die Enter-Taste und gut 20 Sekunden später erschien: >CODE INCORRECT-FIRST ATTEMPT<
Jetzt hatte er noch zwei weitere Versuche, den richtige Code zu finden. Danach war das Schiff für Befehle über die Remote-Einheit für 24 Stunden gesperrt. In Merz machte sich eine Unsicherheit breit. Hatte Miranda ihn doch belogen? Einen Versuch wollte er noch wagen, dann müsste er darauf warten, dass Miranda aufwachen würde.
>HORNET756< gab er ein und drückte dann die Enter-Taste. Die Sekunden vergingen quälend langsam, bis auf dem Display >CODE ACCEPTED – ENTER COMMAND< zu lesen war.
„Ja!!!“, jubelte Merz euphorisch. Jetzt war der Weg frei. Mit dem Zugriff auf den Gleiter hatten sich fast alle seine Probleme gelöst. Selbst wenn er jetzt nicht die genauen Befehle zum Steuern der Hornet kannte, dann brauchte er nur noch mit dem Hilfebefehl sich aus dem dann angezeigten Befehlsindex den richtigen Befehl aussuchen.
Merz versuchte es mit einem Standardbefehl. >STATUS< gab er ein. Auf dem Display erschienen nach kurzer Verzögerung verschiedene Bordparameter, wie Höhe der Umlaufbahn, Füllstände der Luftversorgung und des Treibstoffvorrats. Das Schiff schien in einem tadellosen Zustand und schien regelmäßig gewartet zu werden. Das konnte er an dem Datum der Firmware des Gleiters erkennen, die gerade mal 10 Tage alt war. Das würde aber heißen, das der Gleiter schon über den XV3-Antrieb verfügte, denn sonst wäre der Gleiter nicht so schnell hier gewesen. Merz konnte nur hoffen, dass er mit dem Antrieb zurechtkam. Erfahrungen hatte Merz damit noch keine machen können, aber er vertraute darauf, dass auf einem zivilen Schiff alles automatisch ablief oder zumindest sehr einfach zu handhaben war.
Er gab den Standardbefehl für Landung ein und hatte dann die Wahl zwischen frei definierbaren Koordinaten oder einer Landung in der unmittelbaren Nähe der Remote-Einheit. Merz wählte die Landung in der Nähe der Remoteeinheit aus und bestätigte die Sicherheitsabfrage des Gleiters mit >OK<.
Jetzt hieß es für Merz warten. Der Gleiter würde nun in die Atmosphäre des Planeten eintauchen und sich vollautomatisch den ersten möglichen Landeplatz in unmittelbarer Nähe der georteten Remote-Einheit suchen. Der Computer des Gleiters sendete die Koordinaten an die Remoteeinheit, die sie dann auf dem Display anzeigte. Merz verglich diese mit der Anzeige des Peilgerätes, welches für die Suche der Wassertanks in jedem Container vorhanden war. Sie stimmten beide überein.
Er schätzte, dass die Hornet nicht mehr als 30 Minuten brauchen würde, bis sie neben den Container auf dem Boden aufsetzte. Vielleicht hatte er Glück und Miranda würde seine Abreise einfach verschlafen. Obwohl Merz heftige Kopfschmerzen plagten, wurden diese von den enthusiastischen Gefühlen, die ihn jetzt überschwemmten, verdrängt. Die Aussicht auf eine unmittelbar bevorstehende Rückkehr zur Erde putschte ihn regelrecht auf. Wenn jetzt alles gut verlaufen würde, dann würde er in wenigen Stunden in die Umlaufbahn der Erde einschwenken. Vielleicht noch ein paar Umkreisungen in der Warteschleife, bis ihm die Flugkontrolle einen Landeplatzt zuweisen würde.
Merz leerte eine der Boxen, die auf dem Boden standen, aus. In die Box wollte er dann den Scanbehälter mit dem Ronton7 und verschiedene andere Dinge packen, die er für die Rückkehr zur Erde noch brauchen würde. Etwas Proviant und Wasser gehörten auch dazu. Er konnte sich zwar nicht vorstellen, dass diese Dinge auf dem Schiff fehlen würden, aber man wusste ja nie. Im Hintergrund hörte er ein stöhnen. Miranda schien wach zu werden.
Merz drehte sich um und ging zu Miranda. Sie hatte schon die Augen geöffnet und blickte starr zur Decke.
„Na, wie ist dir der Cocktail aus der Betäubungspfeil bekommen. Ich hoffe du hast jetzt keinen Kater!“
Miranda drehte ihren Kopf zu Merz und versuchte so etwas wie ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern.
„Na, wer bin ich denn, dass ich jetzt vor dir jammern werde.“
Sie spielte vor ihm die Starke, aber Merz konnte an Hand ihrer Stimme, die noch etwas zittrig klang, spüren, dass es Miranda noch nicht sehr gut ging.
„Vielleicht sollten wir einmal unsere Masken fallen lassen und uns direkt und ohne Filter unterhalten. Ich werde anfangen!“
Merz war von sich selbst überrascht, was er da zu Miranda sagte. Vielleicht lag es daran, dass er für sich alles geregelt hatte. Der Gleiter war unterwegs, Miranda lag gefesselt vor ihm auf der Liegefläche der Schlafkammer, der Söldner war unterwegs zu seinem Container, vermutlich würde er erst in gut zehn Stunden wieder hier sein.
„Ich werde in wenigen Minuten in deinen Gleiter steigen und diesen Planeten mit dem Ronton7 verlassen. Ich werde dafür sorgen, dass du und deine feine Truppe den Rest eures Lebens hier auf Serxius verbringen werdet. Vielleicht kommt ja dein Söldner wieder zurück, eventuell bringt er deine Schwester mit, dann könnt ihr, wenn euch dann langsam der Wahnsinn erreicht, schön miteinander spielen. Deinen Bruder habe ich getötet. Ich werde dann schon längst mir ein schönes Plätzchen auf der Erde gesucht haben und es mir gut gehen lassen.“
„Glaube nur nicht, dass du damit durchkommst. Das Rennen ist erst zu Ende, wenn einer durch die Ziellinie gelaufen ist. Den Ausdruck Schwester höre ich nicht so gerne. Wir sind eher Geschäftspartner. Mein Bruder war immer nur für die groben Sachen gut. Leute unter Druck setzen und sie bei Bedarf zu Seite schaffen, dafür konnte ich ihn gut gebrauchen, zu mehr aber auch nicht.
Mayra war immer schon zu weich und zu empfindsam. Was ich auf sie einreden musste, bis sie bei der ganzen Sache mitmachte, aber schließlich lockte sie auch die Aussicht auf den großen Profit. Aber wie in jeder guten Firma, ist jeder ersetzbar, bis auf mich natürlich.
Was dich betrifft, da muss ich zugeben, dass ich dich gründlich unterschätzt habe und dass ich jetzt hier so vor dir liegen muss, ist der Beweis dafür. Vielleicht hältst du mich jetzt für verrückt, aber dafür bewundere ich dich und das meine ich ernst.
Jetzt aber zum Geschäft! Wie weit, glaubst du, kommst du auf der Erde, wenn du mit meinem Gleiter dort landest. Vielleicht habe ich vor meiner Abreise Instruktionen hinterlassen, die alles regeln, wenn ich nicht mehr zurückkomme. Vielleicht wartet ein kleines Empfangskomitee mit schönen Blumen auf den glücklichen Piloten, der mit meinem Schiff im Raumhafen landet.“
Daran hatte Merz auch schon gedacht, aber damit würde er schon fertig werden. Vielleicht pokerte Miranda jetzt mit ihm, das Gleiche würde er in ihrer Lage auch versuchen. Er ging zum Schein auf ihr Spiel ein um vielleicht die eine oder andere Informationen noch aus ihr heraus zu locken.
„Nun, was schlägst du vor?“, fragte er Miranda.
„Du bindest mich los, wir fliegen gemeinsam zurück zur Erde und teilen den Gewinn. Dann gehen wir jeder unserer Wege.“
„Und wie sieht es mit meiner Sicherheit aus, wenn wir die Erde erreicht haben?“
„Nun, Roger, da musst du mir wohl vertrauen, genauso wie ich dir vertrauen muss. Ich denke, dass du auch Freunde hast, die sich um dein wohlergehen sorgen.“
Merz wusste nur allzu gut, dass das in seinem Fall nicht zutreffend war, aber er konnte es sich bei Miranda auch nicht vorstellen. Warum sollte jemand ihn bei seinem Eintreffen auf der Erde umbringen wollen, wenn der Auftraggeber nicht mehr am Leben war? Selbst wenn der Auftrag im Voraus bezahlt worden wäre, warum sollte sich dann noch jemand die Hände schmutzig machen?
Merz konnte das alles nicht mehr schrecken, er hatte es bis hierher geschafft, dann würde er es jetzt auch noch kompromisslos zu Ende bringen. Auf Mirandas Vorschlag einzugehen, hieße für ihn, sich mit dem Teufel persönlich einzulassen, wobei der sich bekannter Maßen immer an seine Verträge hielt, bei Miranda war das nicht sicher.
Seit der Landeanforderung an den Gleiter waren jetzt schon über zwanzig Minuten vergangen. Merz rechnete jeden Augenblick damit, dass der Gleiter landen würde.
„Wie sagtest du noch vor kurzen zu mir: Ich glaube nicht, dass du etwas hast, das mich interessieren könnte. Schau dich an, du liegst hier gefesselt vor mir, das Schiff, das mich auf die Erde bringen wird, ist auf dem Weg. Das Ronton7 in meinem Besitz und ich kann tun und lassen mit dir, was ich will.“
„Du elendes Schwein! Glaubst ja nicht, dass du den Planeten hier verlassen wirst. Ich hätte dir das Messer in deine verdammte Brust stoßen sollen!“, schrien ihn Miranda an und spuckte in seine Richtung. Ihr Speichel traf ihn nicht und wenn, dann wäre es Merz egal gewesen.
Jetzt war es raus. Miranda hatte niemanden auf der Erde, der auf ihn wartete. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt, wie alle die solche Drohungen ausstoßen.
Jetzt musste nur noch der Gleiter kommen. Merz zog den beschädigten 3er und den darunterliegenden Basisanzug aus. Miranda schien zu begreifen was er vorhatte. Sie versuchte sich aus ihren Fesseln zu befreien, schaffte es aber nicht. Merz hatte sich schon einen neuen Basisanzug gegriffen, als Miranda sich plötzlich beruhigte.
„Du hast gewonnen, Roger. Ich gebe es nur ungern zu, aber es ist so. Ich kann verstehen, wenn du jetzt mit meinem Schiff von hier abhaust, ich würde das auch tun. Aber vielleicht hörst du mir noch einmal kurz zu. Auch wenn man nicht viel Gutes über unsere Beziehung im Nachhinein sagen kann, bei einem waren wir uns doch einig: Der Sex war zwischen uns immer gut gewesen, wir kamen dabei beide voll auf unsere Kosten. Also, sozusagen in Gedenken an alte Zeiten, liebe mich noch einmal. Ich weiß, dass dich das anmacht, so wie ich da liege. Gefesselt, ganz in Leder, wehrlos. Also, erfülle mir einen letzten Wunsch. Besorge es mir!“
Dass, was sie sagte stimmte. Der Sex mit ihr hatte ihm immer Spaß gemacht. Es war genau sein Ding gewesen und mit einer anderen Sache hatte sie auch recht: Es machte ihn an, so wie sie da lag. Gerne würde er mit seinen Händen über ihren, in Leder verpackten, Körper streichen. Ihre Kurven spüren, ihre Brüste umfassen.
Ohne dass er es merkte war er an sie herangetreten und nackt stand er jetzt neben ihr. Einen Blick auf seinen Penis zeigte, dass er sehr erregt war. Miranda schien das zu bemerken, schwieg aber, um Merz nicht aus seiner Stimmung herauszureißen. Er legte seine rechte Hand auf ihren flachen Bauch und strich über ihre Bauchdecke. Dann glitt er höher und umfasste sanft ihre rechte Brust. Das Abtasten ihres weichen Körpers, der mit einer Lederhülle umgeben war, ließen seinen eigenen Körper erbeben.
Miranda wand sich leicht in ihren Fesseln. Sie wollte Merz zeigen, dass auch sie erregt war. Sie begann leicht zu stöhnen, als Merz mit seiner Hand wieder tiefer glitt und ihren Oberschenkel entlang fuhr.
Sie hielt die ganze Zeit über ihre Augen geschlossen, nun aber öffnete sie ihre Lieder und schaute Merz an. Was sie sah, ließ sie erschauern. Sie kannte die Blicke aus Rogers Augen, wenn sie früher mit ihm Sex hatte. Seine Augen strahlten sie damals in einem leuchtenden Blau an, sie hatte deutlich seine Leidenschaft und sein Verlangen nach ihr erkennen können. Sie konnte sich gut erinnern, dass es ihr ein Gefühl der Macht über ihn gab und dass sie sich auch geschmeichelt fühlte. Was sie aber jetzt sah, machte ihr unmissverständlich klar, dass sie es jetzt mit jemand zu tun hatte, der keine Gnade mehr kannte und rücksichtslos nur noch den eigenen Vorteil suchte. Sie wusste, dass sie Merz nichts mehr vorzuspielen brauchte. Er würde sich einfach das nehmen, was er wollte.
Miranda hielt seinen Blicken nicht mehr stand. Sie schloss wieder ihre Augen und erwartete für sich nichts mehr Gutes. Merz keuchte leise. Er schien es zu genießen, dass seine nackte Hand über ihren Körper glitt und es schien ihm auch zu genügen. Nach kurzer Zeit wurde sein keuchen heftiger und dann hatte er einen Orgasmus. Miranda atmete innerlich auf, aber sie wusste, dass ihre Zeit abgelaufen war. Der Mann, mit dem sie es hier zu tun hatte, war nicht mehr der, den sie noch von der Erde her kannte. Dieser Merz, dem sie vor kurzen noch in die Augen sah, war dem Wahnsinn nahe. Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte sie Angst und innerlich war sie froh, dass Merz ihr Angebot ausgeschlagen hatte. Wenn Merz sie hier auf dem Planeten zurücklassen würde, dann war das für sie wohl die beste Lösung. Das würde zwar auch ihren Tod bedeuten, aber sie würde nicht durch irgendwelche Wahnsinnstaten von Merz sterben.
Ein leises Summen wurde hörbar.
„Ah, da ist ja mein Gleiter!“, rief Merz. Er nahm den Basisanzug, den er vorhin fallen ließ, wieder auf und zog ihn an. Dann nahm er noch einen neuen 3er. Nachdem auch er angelegt war, griff er nach einem 5er.
„Na Miranda, ich überlege gerade, ob ich dich nicht doch mitnehmen soll, sozusagen als meinen kleinen Zeitvertreib, der mir die Wartezeit etwas abwechslungsreicher gestalten würde. Ach ja, ich habe es ja ganz vergessen, die Rückreise dauert ja nur einige Stunden. Sorry, dann must du wohl doch hier bleiben!“
Miranda blieb fast das Herz stehen. Das Schlimmste was ihr jetzt passieren konnte, war eine Rückreise mit Merz, als seine persönliche Sexsklavin. Aber da hatte sie offenbar noch einmal Glück gehabt.
Sie vermied es in seine Richtung zu blicken, aber die Geräusche, die sie jetzt aus seiner Richtung hörte, machten sie neugierig. Sie sah, dass Merz den Scanner zerstörte, der für sie die einzige Möglichkeit noch darstellte, den Planeten zu verlassen. Obwohl sie damit gerechnet hatte, spürte sie, dass sich der letzte kleine Hoffnungsschimmer, der sich noch unbemerkt in ihr befand, in Luft auflöste.
Merz tippte etwas auf der Tastatur des Türschlosses.
„Damit dich niemand stört, habe ich noch den Zugangscode zum Container geändert! Und nun lebe wohl!“
Miranda war geschockt. Merz ließ sie hier gefesselt auf der Liegefläche der Schlafkabine zurück, von außen war sie jetzt nicht mehr zu erreichen, wenn sie es nicht schaffte sich zu befreien und den Code des Schlosses zu deaktivieren.
Merz setzte sich jetzt den Helm auf. Ein leises zischen war zu hören, dann klackten die Sicherungsbolzen. Merz ergriff den Remote-Commander und die Box, die er für die Rückreise zur Erde gepackte hatte. Die innere Schleusentür öffnete sich und Merz trat in die Dekontaminationskammer. Die Tür schloss sich hinter ihm und ließ Miranda alleine im Container zurück.
Als Merz die äußere Tür öffnete, sah er den Gleiter, nur wenige Meter entfernt, vor sich stehen. Das Schiff war ungefähr dreißig Meter lang und an der breitesten Seite maß es wohl fünfzehn Meter. Mit einer Höhe von 8 Metern erschien die Hornet Merz doch mächtiger, als er sie sich vorgestellt hatte.
Die rückwärtige Seite des Gleiters war im zugewandt und er ein kleines blinkendes Licht zeigte ihm, wo sich der Taster zum öffnen der Laderampe befand. Die Luke öffnete sich fast geräuschlos. Merz betrat die Rampe und stellte die Box auf den Boden des Schiffes. Dann drückte er die Taste zum Schließen der Luke und wartete, bis sie geschlossen war. Jetzt wurde das Dekontaminationsprotokoll automatisch gestartet. Nach wenigen Minuten war der Prozess beendet. Merz wurde der Zutritt in den reinen Bereich des Gleiters gewährt. Jetzt musste er nur noch den Orbit erreichen und dann hatte er es geschafft. Niemand konnte ihn jetzt noch aufhalten. Er schloss die Luke und sicherte sie, dann entledigte er sich zunächst des 5er Anzuges.
„Dich werde ich wohl nicht mehr brauchen!“, sagte Merz, als er den Anzug ablegte. Er führte wieder Selbstgespräche, aber das bemerkte er nicht weiter. Die Hornet war für Schiffe, welche intergalaktische Reisen ermöglichten, nicht sehr groß, aber trotzdem sehr viel komfortabler. Man brauchte keine Rücksichten auf große Lagerräume oder Mannschaftsquartiere nehmen. Die Hornet war eher mit einer kleinen, aber schnellen Luxusjacht zu vergleichen, die einen auf den Ozeanen des Raumes an jeden bekannten Hafen bringen konnte und das sehr schnell und mit allem erdenklichen Luxus.
Merz verlies den Laderaum und betrat einen kleinen Gang, der zu der Brücke und den einzelnen Schiffssektionen führte. Der Maschinenraum lag in der unteren Ebene, die Messe, vier Schlafkabinen, die Bordküche und die verschiedenen Mannschafträume für das Personal lagen im hinteren Teil des Gleiters. Merz ging direkt nach vorne zur Brücke. Die automatische Tür öffnete sich und vor Merz lag das Schaltzentrum der Hornet.
Er blickte vier mächtig bequem aussehenden Sessel in den Rücken. Sie waren alle mit braunem Leder bezogen und luden einen ein, sich in sie hineinfallen zu lassen und sich dann nie mehr aus ihnen zu erheben. Mit so viel Luxus hatte Merz nicht gerechnet. Offensichtlich handelte es sich hier um eine Hornet, die als Sonderanfertigung bestellt worden war.
„Was will eine Frau, die das Geld für ein solches Schiff hat, eigentlich noch?“, fragte er in die Brücke hinein. Er konnte es nicht verstehen, warum Miranda und ihre Geschwister, die offensichtlich sehr wohlhabend waren, das Ganze hier veranstaltet hatten. War es die Sucht nach immer mehr, vielleicht nach dem Kick der Gefahr? Wäre er in dieses Abenteuer aufgebrochen, wenn er über diese finanziellen Mittel verfügt hätte? Vielleicht ja, aber er hätte nicht die anderen die Suppe für sich auslöffeln, geschweige denn die Drecksarbeit für sich machen lassen. Es musste noch einen anderen Grund für Miranda geben, den er jetzt noch nicht erkennen konnte.
Merz ließ ich in den linken der vorderen beiden Sessel fallen.
„Wow, die sind ja, wenn man sich reinsetzt, noch bequemer als sie aussehen“, kam es erstaunt über seine Lippen.
Jetzt galt es als nächstes den Start vorzubereiten. Wie er vermutet hatte, waren fast alle Funktionen mit dem Autopiloten gekoppelt. Das Navigationsdisplay war sehr übersichtlich und nur die aktuell relevanten Funktionen waren als Optionen eingeblendet. Die Hornet, die er früher einmal geflogen war, hatte ihn schon schwer beeindruckt in Sachen optimierte Steuerung und Bedienung, aber das hier war noch einmal eine Klasse besser.
Nach einer kurzen Orientierungsphase wusste Merz, was zu tun war. Er gab die Koordinaten der Erde ein, die er noch aus seiner militärischen Ausbildung her kannte. Alternativ hätte er auch ohne Kenntnisse der Koordinaten die Route zur Erde plotten können. Die Programmierung des Kurses war hier ein Kinderspiel.
Das Ziel der Reise war eingegeben und der Bordcomputer berechnete jetzt den genauen Kurs der Route.
Jetzt musste Merz der Technik vertrauen, denn er hatte keinerlei Ahnung, wie ein XV3-Antrieb funktionierte, geschweige denn, was er bei der Kursprogrammierung beachten musste. Aber der Computer war am arbeiten und ein Fortschrittsbalken zeigte ihm an, dass es noch zwölf Minuten und dreiundzwanzig Sekunden dauerte, bis die Kursberechnung abgeschlossen sein würde.
Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte durch das für einen Raumgleiter relativ große Sichtfenster. Bei den meisten Raumgleitern gab es nicht einmal ein kleines Fenster, das lag an den horrenden Preisen für transparentes Metall. Glas war, in welcher Form auch immer, den hohen Belastungen der intergalaktischen Raumfahrt nicht gewachsen. Während des Lichtsprunges war das ganze Schiff dermaßen hohen Scherkräften ausgesetzt, dass man lange Zeit keinerlei Möglichkeiten der direkten Sicht nach draußen schaffen konnte, nur der indirekte Weg über Kameras war möglich und auch nur dann, wenn der Lichtsprung vollzogen worden war. Die Kameras wurde während der kritischen Phase des Sprungs einfach in das Innere des Raumschiffes gefahren und danach wieder heraus.
Merz ließ seinen Blick über den Horizont des Planeten schweifen. Er spürte, wie die Anspannung, in der er sich die letzte Zeit befunden hatte, von ihm abfiel. Er fühlte sich gut und spürte keinerlei Kopfschmerzen mehr. Die rötliche Sonne ließ alles in einer dämmrigen Atmosphäre erscheinen, er dachte an den Sonnenuntergang auf einer Veranda, die dem Meer zugewandt war. Nur dieses Mal saß er alleine in einem Stuhl und blickte auf den Ozean hinaus, keine Miranda und keine Mayra saß neben ihm. Er fühlte sich befreit und ohne Ballast.
Ein leiser Summton riss ihn aus seinem Tagtraum, der Computer hatte seine Berechnungen beendet und der Kurs lag an. Er musste nur noch bestätigt werden und dann würde der Gleiter eine Umlaufbahn im Orbit einnehmen und nach einigen Umkreisungen des Planeten zur Erde durchstarten.
Merz bestätigte den Kurs und kurz darauf hob der Gleiter ab. Langsam gewann er an Höhe. Der Gleiter drehte sich etwas um die eigene Achse und der Container geriet in das Blickfeld von Merz. Er nahm gerade noch war, dass neben dem Container ein kleines Bodenfahrzeug parkte, dann wurde es ihm schwarz vor Augen.
50. RE: Goldgräber Kapitel 20: Handel (vorletzter Teil)

geschrieben von hajo am 30.06.10 10:21

Kapitel 20: Handel

Merz erlangte langsam wieder das Bewusstsein. Er versuchte sich zu bewegen, aber er hatte nicht die geringste Chance. Seine Hände und seine Beine waren gefesselt und dieses Mal so, dass er keine Chance sah, sich daraus zu befreien. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Er dachte an das Bodenfahrzeug neben dem Container. Daran hätte er denken müssen. Er konnte sich auch jetzt wieder gut daran erinnern, dass er in dem Manual der Hornet seines Freundes davon gelesen hatte. Als Option boten sie ein Bodenfahrzeug an, mit dem ein schnelles Fortkommen auf moderaten Planetenoberflächen garantiert wurde. Klar, dass diese Hornet mit einem solchen Fahrzeug ausgestattet sein würde und dann war es auch klar, dass der Söldner nicht 12 Stunden brauchen würde, bis er wieder zu Mayra´s Container zurückkehrte, sondern nur einen Bruchteil davon. Dann hatte er unbemerkt den Gleiter vor Merz betreten.
Aber das alles war jetzt passiert und Merz konnte das nicht mehr ändern. Sie hatten ihn festgesetzt und er musste sich jetzt der neuen Situation stellen. Er schlug die Augen auf und der Söldner saß vor ihm.
„Na, wieder bei Bewusstsein“, sagte er fast freundschaftlich zu Merz. Merz schwieg und sein Gegenüber fuhr fort.
„Du dachtest wohl, du hättest es geschafft und, das muss ich neidlos anerkennen, du warst dicht davor. Aber jetzt ist der Ball wieder in unserer Spielhälfte und wir bestimmen jetzt, wo es langgeht. Hier ist jemand der sie unbedingt sprechen will.“
Der Mann stand auf und jetzt wurde die Sicht auf Mayra frei, die hinter dem Söldner gestanden hatte.
„So sieht man sich wieder!“
Mit diesem Satz wollte Merz in die Offensive gehen, soweit man das so sagen konnte. Er wollte damit auch demonstrieren, dass er keinerlei Angst verspürte.
„Auf der einen Seite bin ich sehr erfreut dich wieder zusehen, aber nicht weil ich dich so mag, sondern weil ich jetzt weiß, dass ich überleben werde und du nicht. Jetzt wirst du den kläglichen Rest deines Lebens auf den Planeten fristen und langsam Wahnsinnig werden, sofern hier noch eine Steigerung bei dir möglich ist. Und weist du was, Roger, ich werde es genießen, wie du in meinem Container noch einige Monate damit verbringen wirst, an mich zu denken, wie ich in meinem neuen Haus am Strand mit Meeresblick den Sonnenuntergang genieße. Aber, wie kann ich nur so blöd sein, du hast ja hier sogar zwei Sonnen die untergehen, die werden dich trösten.“
Sie lachte leise in sich hinein.
„Wir werden gleich landen“, rief der Soldat von der Brücke. Sie hatten Merz in den kleinen Gang gelegt. Die Tür zur Brücke war offen, Merz konnte aber nicht sehen, was dort vor sich ging. Er spürte, wie das Schiff sich etwas zur Seite neigte, vermutlich wurde gerade das Landemanöver eingeleitet. Einen Moment später setzte der Gleiter auf der Planetenoberfläche auf.
„So, nun sind wir wieder bei dir zuhause, Roger!“
In Mayra´s Stimme klang unverhohlen große Schadenfreude mit. Sie war sich bewusst, dass sie jetzt alle Trümpfe in der Hand hatte, doch Merz hatte noch ein Ass im Ärmel, von dem Mayra noch nichts wissen konnte.
Die Treibwerke verstummten und kurze Zeit später stand der Söldner in einem 5er vor ihm.
„Ich gehe jetzt raus zum Container und sehe nach Miranda!“, sagte er militärisch knapp zu Mayra. Er ging den Gang hinunter und öffnete den Laderaum und verschwand darin.
„Ich hoffe, du hast meiner Schwester nichts angetan. Wir sind zwar nicht immer ein Herz und eine Seele gewesen, aber sie hat sich immer irgendwie um mich gekümmert.“
Merz schenkte es sich mit Mayra zu reden, er versuchte Mayra´s Worte auszublenden. Es störte nur, ihr zuzuhören. Er saß still da und nutzte die Zeit um sich geeignete Gegenmaßnahmen zu überlegen. Merz wollte nicht glauben, dass er es, gegen alle Intrigen die gegen ihn gesponnen worden waren, bis hierher geschafft hatte und dann im letzten Moment sozusagen, kalt erwischt worden war.
Er testete immer wieder die Fesseln, aber da war nichts zu machen. Auch wenn der Söldner bisher nicht gerade auf Merz professionell gewirkt hatte, das Handwerk der Fesselkunst schien er jedoch zu beherrschen. Seine Fesseln lockerten sich nicht im Geringsten, also blieb nur noch die List als Option. Da wurde es dann schwierig für Merz. Er wusste, dass er noch einen Trumpf in der Hand hatte, aber in wie weit der stechen würde, dass konnte Merz noch nicht genau erkennen. Er rechnete jeden Augenblick damit, dass der Söldner wieder auf das Schiff zurückkehren würde. Jetzt galt es alles auf eine Karte zu setzen.
„Nun, freust du dich mich wieder zusehen? Ich überlege gerade, wie es in dir aussehen mag. Vielleicht ist deine Ruhe, die du so schön nach außen präsentierst, nur aufgesetzt. In deinem Innern ist vielleicht gerade die Panik ausgebrochen. Den Kurs einprogrammiert und fast schon auf dem Weg nach Hause und jetzt, diese spontane Kursänderung. Also, wenn mir das passiert wäre, dann würde ich fast wahnsinnig werden.“
Merz ließ sie plappern. Solange sie nichts Wichtiges zu sagen hatte, waren ihm ihre Ausführungen egal. Vielleicht konnte er ihre Stimmung für sich nutzen, um mehr über ihr Verhältnis zu ihrer Schwester herauszufinden, diese Informationen waren für ihn sehr wichtig.
„Tja, mit deiner Schwester hatte ich einige schöne Momente noch in deinem Container. Wir kamen uns wirklich wieder sehr Nahe und sie hat mir einiges über dich und deinen Bruder erzählt. Wie sehr ihr beiden ihr immer am Hals gehangen habt, wie leid sie es ist, immer für ihre Geschwister da sein zu müssen und das ihr immer die Drecksarbeit für sie machen musstet, dazu konnte sie euch wirklich gut gebrauchen. Aber, nachdem was ihr hier auf Serxius so zum Besten gegeben hattet, war sie sich nicht mehr so sicher, ob sie in Zukunft die Drecksarbeit immer noch von euch machen lassen wollte. Zeitarbeiter wären zuverlässiger und billiger. Der größte Vorteil von diesen Söldnern wäre, wenn der Job erledigt ist, dann ist man sie los.“
Merz schien Mayra´s Achillesferse getroffen zu haben, das fiel aber nur einem geübten Beobachter auf. Ein kaum wahrnehmbares Zucken des linken Mundwinkels, ein etwas zu übertriebenes Lachen, bei dem ihre Augen nicht mit lachten.
„Deine Versuche uns gegeneinander aufzuhetzen werden nicht funktionieren. Ich kenne Miranda besser als du!“
In ihrer Stimme schwang kaum wahrnehmbar etwas Trotz mit. Jetzt musste Merz am Ball bleiben.
„Ich glaube, deine Schwester braucht man nicht lange zu kennen, um zu wissen, was sie will und was sie braucht. Geld, Macht und Sex, das sind die drei Dinge, die bei ihr oberste Priorität haben. Wenn sie nur etwas für dich und deinen Bruder empfunden hätte, dann hätte sie für euren Job Leiharbeiter beauftragt. Eine Söldnerin, die jetzt im horizontalen Gewerbe arbeitet, wäre nicht schwer zu finden gewesen und für deinen Bruder gäbe es Söldner genug auf dem Markt. Nur die müsste sie bezahlen, vielleicht würden die auch noch auf einen Anteil bestehen, zehn Prozent und eine nicht zu kleine Kostenpauschale. Und wie viel hat sie euch versprochen? Wenn ich Geschwister hätte und etwas für sie empfinden würde, dann hätte ich einen Typ namens Merz hierher geschickt, der das Ronton7 für mich holt, ihm einem fairen Anteil überlassen und meine Geschwister aus der Sache herausgehalten.“
Mayra sagte nichts, als Merz eine längere Redepause einlegte. Sie starrte nur so vor sich hin. Merz konnte in dem schummrigen Licht nicht erkennen, ob sie aus Langeweile in das Leere blickte, oder ob sie in Gedanken versunken war. Merz beschloss nun alle Karten auf den Tisch zu legen.
„Dein Söldner wird bald hier wieder unverrichteter Dinge auftauchen. Ich habe die Tür zum Container mit einem Code gesichert. Deine Schwester liegt gefesselt in dem Container eingesperrt und nur ich kenne den Code. Man kann die Tür zwar von innen heraus öffnen, aber dazu müsste sich deine Schwester erst einmal befreien und das halte ich für nahezu ausgeschlossen. Ich mache dir nun folgendes Angebot: Du bringst mich jetzt sofort zur Erde, setzt mich dort ab und ich gebe dir dann den Zutrittscode für den Container. Dann fliegst du wieder zurück und holst deine Schwester ab. Wenn du schlau bist, dann besorgst du dir auf der Erde noch einiges an Ausrüstung, damit ihr hier auf Serxius selbst noch ein bisschen nach Ronton7 graben könnt. Dort wo ich fündig geworden bin, liegt bestimmt noch mehr von dem Zeug herum und ihr könnt es innerhalb kürzester Zeit finden.
Egal wie du dich entscheidest, eines musst du wissen. Den Code kriegt ihr mit Gewalt nicht aus mir heraus. Wir haben jetzt eine Patt-Situation. Keiner kann ohne den anderen jetzt noch irgendetwas erreichen. Nur, eine Frage hätte ich da noch. Wieso seid ihr denn nicht selbst mit eurem Luxusschiff hierhergekommen und habt auf ganz auf eigene Rechnung nach Ronton7 gesucht? Ihr hatte eine gute Quelle, was den Fundort von Ronton7 anbetraf. Ihr hättet es doch selber holen können, ohne diese ganzen Verschwörungsszenarien hier.“
„Wir wussten nicht, ob die Quelle sich als zuverlässig erweisen würde. Miranda meinte, bevor…“
„…bevor sie ihr Geld für nichts ausgeben würde, dann könnte sie doch euch schicken“, setzte Merz Mayra´s angefangenen Satz fort, „nach dem Motto, meine Geschwister kosten ja nichts. Hast du dir einmal Gedanken gemacht, was passiert wäre, wenn ich kein Glück bei der Suche gehabt hätte? Wärest dann du und dein Bruder auch von eurer Schwester von diesem Planeten abgeholt worden?“
Mayra schwieg. In Merz keimte die Hoffnung, in Mayra den Samen des Mistrauens erfolgreich gesät zu haben. Jetzt galt es am Ball zu bleiben.
„Also, was hältst du von meinem Vorschlag? Du bringst mich zurück zur Erde, dann kehrst du hierher zurück. Deine Schwester und du holt euch euer Ronton7 und dann geht es für euch wieder ab nach Hause. Die Koordinaten und der Code, den du für die Befreiung deiner Schwester benötigst bekommst du, wenn ich mit meinem Ronton7 sicher auf der Erde gelandet bin. Und glaube mir, wenn wir erst einmal den satten Gewinn eingestrichen haben, sind wir so reich, dass wir dann über unseren Streit nur noch lachen können. Natürlich jeder für sich. Also, wenn du dich jetzt für meinen Vorschlag entscheidest, dann kannst du in knapp einem Tag wieder hier sein. Deine Schwester wird es überleben, ich habe sie so verpackt, dass auch bei längerer Fesselung bei ihr kein permanenter Schaden entsteht. Und, falls du ein Problem mit der Rückkehr nach Serxius hast, dann gebe ich dir die Hälfte von meinem Gewinn. Du bleibst dann auf der Nordhalbkugel und ich beschränke meinen Aufenthaltsradius auf die Südhalbkugel.“
Jetzt war für Merz alles gesagt. Er hatte alle Karten auf den Tisch gelegt und die Entscheidung lag jetzt ganz alleine bei Mayra. Die Zeit dehnte sich ins Unendliche für Merz. Er versuchte möglichst gelassen zu wirken, aber er ließ keinen Moment Mayra aus den Augen. Er hatte es bewusst vermieden ihrem Bruder noch einmal zu erwähnen. Merz wollte nicht in frischen Wunden bohren und sie dadurch aufreißen.
„Gut, Roger. Ich nehme deinen Vorschlag an und zwar auch den letzen Teil. Von mir aus, kann meine Schwester hier verrotten. Der Planet ist eigentlich fast noch zu schön für sie. Also ich werde dich jetzt losbinden und dann fliegen wir zur Erde zurück. Wir verkaufen das Ronton7, teilen und dann gehen wir getrennte Wege. Nur eine kleine Änderung des Planes: Du bleibst auf der Nordhalbkugel und ich gehe in den Süden!“
„Damit kann ich leben!“, antwortete Merz, der es noch nicht ganz glauben konnte, das Mayra seinem Vorschlag angenommen hatte.
Aber sie begann ihn nun loszubinden. Zuerst seine Beine, dann seine Arme. Die Fesseln waren sehr gut angelegt und Mayra hatte Mühe sie zu öffnen. Deshalb dauerte es fast zwei Minuten bis Merz befreit war.
Jetzt standen sie sich gegenüber. Einen Moment verfielen sie in eine Art abwartende Starre. Sie warteten wohl darauf, dass einer von ihnen über den anderen herfallen würde. Aber nichts dergleichen geschah.
„Danke für dein Vertrauen, Mayra“, unterbrach Merz die Stille, „du wirst es nicht bereuen, das Verspreche ich dir!“
Mayra nickte ihm zu. Weiter zu reden machte jetzt für beide keinen Sinn, denn zu viel hatten sie sich gegenseitig angetan. Es war für Mayra ein großen Schritt gewesen, Merz ihr Vertrauen zu schenken. Er selbst hatte damit kaum gerechnet und er würde sich jetzt an die Vereinbarung halten, das war der Beitrag, den er jetzt für ihren gemeinsam geschlossenen Pakt erbringen musste.
„Ich werde jetzt zur Brücke gehen und den Kurs neu programmieren. Bitte gehe du zur hinteren Ladeluke und sichere sie. Wenn du fertig bist, dann komme bitte auf die Brücke. Ich werde dann die Triebwerke starten und wir können in den Orbit aufsteigen. Ist das okay für dich?“
„Ja, hört sich gut an. Ich gehe dann mal los.“
Mayra drehte sich um und ging in Richtung Laderaum. Merz blickte ihr hinterher. Es tat im nun Leid, dass alles so gekommen war. Gerne hätte er mit ihr neu angefangen, aber er bezweifelte, ob das überhaupt noch nach alledem möglich war. Wenn sie auf der Erde waren und Mayra ihren Anteil in der Tasche hatte, dann würde er sie um einen Neubeginn bitten. Aber bis dahin würde er alles tun, damit sie beide sicher auf die Erde zurückkehren konnten.
Merz drehte sich um und ging auf die Brücke. Er brauchte den Kurs nicht neu zu programmieren, denn er war noch im Navigationsspeicher vorhanden. Er führte die üblichen Kontrollen vor einem Start durch und reaktivierte den Kurs. Eine Minute später meldete der Computer Startbereitschaft.
Jetzt musste er nur noch auf Mayra´s Rückkehr warten, dann konnte der Countdown für den Start begonnen werden. Merz setzte sich in einen der Sessel und wartete. Nach weiteren zwei Minuten wurde Merz etwas unruhig. Jetzt waren schon vier Minuten vergangen, seit Mayra in den Laderaum gegangen war. Roger stand auf und verließ die Brücke. Nach wenigen Metern stand er vor der Tür zum Laderaum. Sie war geschlossen und Merz drückte die Taste zum öffnen. Die Tür schwang leise auf und Merz sah Mayra leblos vor der verschlossenen Ladeluke liegen.
Er näherte sich ihr vorsichtig, suchte den rechten und linken Bereich der Rampe sorgfältig ab. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren. Was konnte passiert sein? Die wahrscheinlichste Erklärung war die, dass der Söldner es geschafft hatte an Bord zu kommen, noch bevor es Mayra gelungen war, die Luke zu verriegeln. Nur, wo war er jetzt?
Merz tastete sich an Mayra heran. Er stellte fest, dass er sich um sie sorgte.
„Verkehrte Welt!“, dachte er und ging weiter. Zentimeter für Zentimeter näherte er sich ihr. Merz war jetzt schon gut zwei Meter in den Frachtraum eingedrungen, als er ein Geräusch von seiner linken Seite vernahm. Unter einer Abdeckplane sprang der Söldner hervor und holte mit seinem rechten Arm aus. Merz hatte keine Zeit mehr sich umzudrehen. Der Söldner hielt etwas in seiner Hand, Merz konnte nicht erkennen was es war, vermutlich ein Messer oder ein scharfer Gegenstand. Er hechtete nach vorne zur Ladeluke. Damit hatte sein Gegenüber nicht gerechnet. Vermutlich hatte er auf eine Abwehrreaktion gewartet, sein Angriff ging ins Leere. Der Söldner hatte seine ganze Kraft in den Stoß hineingelegt und musste zunächst wieder sein Gleichgewicht herstellen. Das gab Merz die Zeit die er brauchte, um sich zu drehen und seine Verteidigung vorzubereiten. Er brachte seine Füße in Stellung und hob seine Hände etwas an.
Jetzt sah er auch, was sein gegenüber in der Hand hielt. Es war ein langes Messer mit einer fast zwanzig Zentimeter langen Klinge. Der Söldner hatte sich jetzt vor ihm aufgebaut und sie standen sich jeder den anderen abschätzend gegenüber.
Merz blieb immer etwas in Bewegung, so wie sein Angreifer. Eines war Merz klar, nach der Schlappe, die der Söldner im Container erleben musste, würde er jetzt wohl besonders auf der Hut sein und das machte in umso gefährlicher. Auch schien er mit einem Messer umgehen zu können. Die Art des Messers ließ darauf schließen, dass es sich um eine Sonderanfertigung handeln musste. Solche Messer waren sehr teuer und nur Profis ließen so etwas machen.
Merz wusste, dass er sein Gegenüber nur in einem überraschenden Angriff besiegen konnte. Merz versuchte die Tür zum Raumschiffinneren hinter sich zu bekommen. Er bewegte sich etwas nach rechts vorne und wie erwartet machte es ihm der Angreifer nach. Merz verschleierte seine Taktik mit einigen Scheinangriffen auf sein Gegenüber. Obwohl Merz versuchte den Stichen seines Gegners auszuweichen, musste er einen Stich in seinen Unterarm einstecken, aber es war eigentlich nur ein Kratzer, nichts bedrohliches. Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte Merz sein Ziel erreicht. Der Söldner hatte jetzt die äußere Ladeluke im Rücken, vor der immer noch Mayra lag.
Jetzt war es Zeit für Merz seinen Plan umzusetzen. Er blickte öfters in Mayra´s Richtung, aber so, dass der Söldner glauben musste, dass Merz die Blicke zu verschleiern versuchte. Roger spürte den Druck, der auf dem Mann nun lag. Er konnte fühlen, wie das Verlangen des Gegenübers wuchs, den Kopf kurz nach hinten zu drehen. Merz musste jetzt nur noch den Zeitpunkt abwarten, besser noch, er musste es im Voraus erahnen, wann es soweit sein würde. Das war dann sein Moment, in dem ein Gegenangriff am erfolgversprechendsten schien.
Jetzt musste es bald soweit sein. Der Söldner hatte schon zulange diesen Moment hinausgezögert. Falls von hinten eine Gefahr für ihn lauern würde, dann wurde es höchste Zeit, den rückwärtigen Raum sich anzusehen.
Blitzschnell drehte er seinen Kopf nach hinten, aber der Fuß von Merz war schon auf dem Weg. Seine Fußspitze traf den Soldaten mit voller Wucht am Handgelenk, das Messer wurde ihm aus der Hand geschleudert und landete unter einem der Regale. Jetzt waren die Chancen im Kampf der beiden wieder gleich. Mayra lag immer noch regungslos am anderen Ende des Laderaumes. Sie musste noch am Leben sein, denn sonst hätte wohl sein Gegner nicht nach hinten geschaut.
Merz sah, dass sein Gegenüber ebenfalls über eine gute Kampfausbildung verfügte. Die Beinarbeit und die Haltung seiner Arme ließen darauf schließen. Das hieß für Merz, dass er auf Angriffen, die auf standardisierten Manövern beruhten, verzichten konnte. Damit würde er kaum erfolgreich sein. Roger entschied sich auf einen schnellen, frontalen Angriff, mit allem was er hatte. Da sein Gegner etwas breiter und massiger war als er selbst, dürfte er ihm an Schnelligkeit überlegen sein.
Blitzschnell startete er los. Er rammte seinen Gegner mit seiner Schulter von unten her in den Oberkörper und schob ihn in Richtung der Bordwand. Doch dieses Mal hatte sein Gegner die Nase vorn. Er ließ sich von Merz ohne große Gegenwehr nach hinten drängen und drehte sich kurz vor der Wand etwas seitlich. Die Schulter von Merz glitt von seinem Oberkörper ab, und Merz rammte mit voller Wucht mit seiner Schulter gegen die Bordwand. Ein heftiger Schmerz durchzog seine Schulter und Merz hatte Mühe sich rechtzeitig umzudrehen und seine Verteidigung wieder aufzubauen. Doch sein Gegner war schneller, als Merz dachte. Gerade als Merz sich umgedreht hatte, landete die Faust des Söldners in seinem Gesicht. Obwohl der Schlag nicht sehr präzise ausgeführt worden war, drückte dessen Wucht Merz erneut gegen die Wand des Schiffes. Merz geriet etwas ins taumeln. Zwei kurze und harte Schläge trafen ihn im Magen, dann ein weiterer Schlag am Kinn. Die Wahrnehmungen von Merz wurden unscharf und er versuchte mit seinen Armen seinen Kopf zu schützen. Aber vergebens. Er spürte schon die Ohnmacht kommen, denn es wurde langsam dunkel um ihn herum. Dann hörten die Schläge plötzlich auf. Merz konnte gerade noch sehen, wie sein Gegner in sich zusammen sackte. Dann verlor er das Bewusstsein.
51. RE: Goldgräber Kapitel 21: Ernüchterung (letzter Teil)

geschrieben von hajo am 30.06.10 10:26

Kapitel 21: Ernüchterung

„Aufwachen Merz! Aufwachen!“
Dumpf vernahm er in der Ferne eine Stimme. Er spürte mehrere Schläge auf seinen Wangen. Wieder hatte er Mühe, seine Augen zu öffnen. Sie schienen auf den Augäpfeln wie festgeklebt zu sein.
„Merz aufwachen!“
Jemand schüttelte ihn.
„Mayra, was ist passiert?“, fragte er völlig benommen mit immer noch geschlossenen Augen.
„Wir verlieren ihn schon wieder! Merz, wachen sie auf!“
Jemand schlug ihn mit voller Kraft in sein Gesicht. Er würde geschüttelt. Merz konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Aber er begann sich wieder zu erinnern. Der Söldner sackte plötzlich zusammen und er verlor das Bewusstsein. Mayra musste seinen Gegner niedergestreckt haben. Aber die Person, die jetzt zu ihm sprach, war ein Mann.
„Geben sie mir die Spritze dort aus meiner Tasche!“, hörte er in weiter Ferne die Stimme sagen. Spritze bedeutete Gefahr. Er musste jetzt so schnell wie möglich wieder auf die Beine kommen. Merz konnte sich nicht erklären, warum er es nicht schaffte seine Augen zu öffnen. Er war schön öfters niedergestreckt worden, aber ihm war es noch nie so schwer gefallen, wieder hoch zu kommen.
Mit aller Mühe schaffte er es seine Augen etwas zu öffnen. Unscharf sah er einen Mann, der eine Spritze in der Hand hielt und die Spritze näherte sich Merz. Er nahm alle seine Kraft zusammen und ergriff die Kehle des Mannes.
„Haltet ihn fest, der bringt mich sonst noch um!“, hörte er eine röchelnde Stimme. Merz spürte, wie sein Arm von der Kehle des Mannes gelöst und nach unten gedrückt wurde. Merz geriet in Panik. Was war passiert? Woher kamen die ganzen Personen plötzlich her.
Er spürte einen Stich in seiner Armbeuge. Dann begann er am ganzen Körper zu zittern.
„Ihr müsst ihn gut festhalten! Das was ich ihm gespritzt habe, reicht für einen Elefanten, aber in einer Minute ist das schlimmste vorbei.“
Merz fühlte sich elend. Er zitterte am ganzen Körper, seine Muskeln verkrampften sich. Dann plötzlich hörten das Zittern und die Krämpfe auf. Der Druck auf seine Augenlieder ließ nach und die bleierne Müdigkeit begann sich aufzulösen.
„Ich glaube wir haben es geschafft! Merz, schauen sie mich an. Wer bin ich? Können sie mich erkennen?“
Merz konnte jetzt seine Augen öffnen. Er blinzelte und das helle Umgebungslicht blendete ihn noch etwas. Er schaute in die Richtung, woher die Stimme kam. Nach einigen Sekunden wurde das Bild, das auf seine Netzhaut projiziert wurde, scharf.
„Sind sie der Schiffsarzt?“, fragte er völlig verstört.
„Ja, der bin ich. Endlich haben wir sie wieder. Sie haben uns ziemliche Sorgen bereitet. So, jetzt müssen sie aber aufstehen. Wir müssen ihren Kreislauf wieder in Schwung bringen. Los hoch mit ihnen!“
Merz spürte, wie er von mehreren Personen an den Armen gefasst und aufgerichtet wurde.
„Wo bin ich und wie kommen sie hierher?“
„Eines nach dem anderen, Merz. Jetzt möchte ich zunächst, dass sie wieder so richtig wach werden, sonst schlafen sie uns gleich wieder ein. Also raus aus den Federn!“
Jetzt erst merkte Merz, dass er in einer Kryo-Kammer lag des gleichen Typs, wie sie auf dem Transportschiff benutzt wurden, das ihn zu Serxius gebracht hatte. Jetzt wurde er aus dem Kammer gehoben und wurde auf seine Beine gestellt. Langsam ließen die Hände, die ihn gepackt hatten, los und er begann auf eigenen Füßen zu stehen. Merz fühlte sich sehr unsicher auf seinen Beinen, doch die Hände, die er an seinen Armen spürte, gaben ihm das notwendige Gleichgewicht schnell wieder, als er es zu verlieren glaubte.
Jetzt wurde sein Blick klarer. Er konnte jetzt den Bordarzt klar vor sich erkennen, auch den ersten Offizier. Die Männer, die ihm am Arm festhielten, kannte er nicht.
„So, Merz! Das sieht ja schon wieder ganz gut aus. Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken versetzt. Jetzt hielt der Arzt sein linkes Augenlied fest und leuchtete mit einer kleinen Lampe in seine Pupille.
„Ja, sieht gut aus, mein Lieber. Ich glaube, sie weilen wieder unter uns. Gehen sie ruhig ein paar Schritte, damit ihr Kreislauf wieder in Schwung kommt“, forderte ihn der Arzt auf.
Merz wurde praktisch an den Armen durch den Raum geführt. Er konnte es einfach nicht richtig fassen. Ungläubig blickte er um sich.
„Das sie jetzt etwas desorientiert sind, ist völlig normal. Also hier kommt die Kurzfassung: Sie befinden sich auf dem Transportschiff OUTBOUND 7, auf dem sie vor 5 Tagen eingecheckt haben. Sie sind, wie geplant in den Kryoschlaf versetzt worden. So weit, so gut. Kurz bevor wir zu Serxius durchstarten wollten, kam die Meldung herein, dass auf einem neuentdeckten Planeten, ich kann den Namen nicht aussprechen, erhebliche Mengen von Ronton7 entdeckt wurden. Dieser Planet gibt sich im Vergleich zu Serxius wie ein idyllischer Urlaubsplanet.
Diese Meldung hatte zur Folge, dass auf den Rohstoffmärkten der Preis für Ronton7 ins bodenlose stürzte. Also was tat unser Kapitän? Er ließ den Lichtsprung in das System Norbas 3 ausfallen und alle Passagiere wieder wecken. Das war dann vor 2 Tagen. Das hat auch alles bestens geklappt, bis wir sie wecken wollten.
Sie waren sozusagen der Erste auf unsere Weckliste. Klar, wir waren alle ein bisschen wegen der Nachricht aufgeregt und wir hätten etwas länger noch bei ihnen bleiben sollen, aber wir befanden uns etwas in Zeitdruck. Also sagen wir mal, wir dachten sie wären richtig wach geworden und wir gingen dann zum nächsten Passagier. Dass sich ein Kerl wie sie gleich wieder hinlegen würde, damit hatten wir nicht gerechnet. Jedenfalls sind sie, nachdem wir ihre Kabine verlassen hatten, wieder teilweise in den Kryoschlaf zurückgefallen und wir habe es erst ein paar Stunden später bemerkt und dann war es fast zu spät.
Aber jetzt sind sie ja wieder da und ich habe mit der Rederei gesprochen. Wir werden ihnen, natürlich völlig freiwillig und ohne Anerkennung jedweder Schuld, eine kleine Summe an Krediteinheiten zahlen, sozusagen ein kleines Trostpflaster.
Desweiteren bekommen sie von uns Gutscheine für therapeutische Maßnahmen, die sie bei einem unserer Ärzte einlösen können. Wir wissen, dass sie eine sehr lange Zeit in einem komatösen Kryoschlaf verbracht haben, in der es zu heftigsten traumatischen Erlebnissen kommen kann, dafür möchte ich mich im Namen unserer Rederei entschuldigen. Aber ich möchte ihnen auch versichern, dass es für sie keine bleibenden körperlichen Schäden geben wird.
So, nun genug der Rede. Jetzt kümmern wir uns zunächst einmal um ihr Wohlergehen, Einzelheiten klären wir später.“
Der Arzt wandte sich dann zu den beiden Männern, die ihn immer noch am Arm fest hielten.
„Sie sorgen mir dafür, dass Merz so schnell wie möglich wieder fit wird. Gehen sie mit ihm solange auf und ab, bis er sicher auf den eigenen Beinen stehen kann. Dann bringen sie ihn zu Kapitän und sehen sie zu, dass er sich vorher duscht und etwas anzieht!“
Die beiden nickten, der Arzt und der Erste Offizier verschwanden aus dem Blickfeld von Merz. Merz konnte es nicht glauben, was ihm da der Arzt erzählt hatte. Aber Fakt war, das der Arzt und der Erste Offizier hier in seiner Kabine mit ihm gesprochen hatten, auch befand er sich wieder auf dem Transportschiff, welches er bestiegen hatte, um zu Serxius zu fliegen. Aber es war alles so real für ihn gewesen, so logisch, so passend. Er konnte jetzt wieder sicher auf seinen Beinen stehen.
„Lassen sie mich alleine!“, wies er die beiden Männer an.
„Aber wir sollen do…“
„Sie können ja draußen auf mich warten. Wenn ich in 15 Minuten nicht bei ihnen vor der Tür erscheine, dann können sie mich holen.“
„Ist für mich okay“, sagte der eine und die beiden verschwanden aus der Kabine.
Merz blickte in den Spiegel, der sich an seinem Spind befand. Er sah fürchterlich aus. Seine Augen waren glasig, sein Körper aschgrau. Seine Schamhaare in den Genitalien waren vom Sperma völlig verklebt. Rote linienförmige Druckstellen zeichneten wirre Muster auf seine Haut.
„War das alles nur ein Traum?“, fragte er die Person, die ihm aus dem Spiegel ansah. Merz stellte sich unter die Dusche und drehte das Wasser an. Feine Tropfen fielen auf seinen Kopf und liefen an den Haaren zum Körper hinunter. Es tat Merz gut zu spüren, wie das warme Wasser seinen Körper entlang lief. Nach kurzer Zeit regelte er die Wassertemperatur herunter und ein kalter Schauer regnete auf ihn herab. Es machte seinen Körper wach, aber nicht seinen Kopf. Er fühlte sich schlecht und etwas orientierungslos.
Nach dem er sich abgetrocknet hatte, zog er das an, was er vor seinem einschlafen für sich bereit gelegt hatte. Er blickte noch einmal in den Spiegel und trat dann aus der Kabine.
Der Kapitän empfing ihn fast schon freundschaftlich, wie man einen alten Kumpel begrüßt, den man lange nicht mehr gesehen hatte. Er erzählte Merz, dass sie sich schon seit über einem Tag wieder im Raumhafen auf der Erde befanden und alle Passagiere von Bord gegangen waren. Er würde, im Gegensatz zu den anderen, natürlich seine Kosten für die Bordkarte ersetzt bekommen und der Navigator hätte bemerkt, dass fälschlicher Weise ein Betrag bei ihm gelandet sei, der wohl offensichtlich von ihm stammen würde. Diese beiden Beträge und das Trostpflaster zusammen genommen, ergäbe doch ein nettes kleines Sümmchen, mit dem man gut für die nächste Zeit über die Runden kommen könnte.
„Was ist mit meinem Container?“, wollte Merz noch wissen.
„Ach ja, gut dass sie das erwähnen. Ihre Freundin hat sich schon um ihn gekümmert und lassen sie es mich direkt und von Mann zu Mann sagen: Das ist vielleicht eine heiße Frau. Respekt, mein Lieber!“
Der Kapitän schob ihm ein kleines Päckchen zu.
„Hier ist sind ihre Krediteinheiten. Da wir morgen schon wieder auf Reisen gehen, muss ich sie leider bitten, ihr Quartier umgehend zu räumen und das Schiff zu verlassen. Ihre Freundin bat mich, dass ich sie informieren solle, wenn sie von Bord gehen. Vielleicht wollen sie das aber lieber selber tun, sozusagen um sie zu überraschen. Hier ist die Nummer ihres Anschlusses, nur so zur Sicherheit, falls sie sie vergessen haben.“
Der Kapitän erhob sich und reichte Merz die Hand. Reflexartig schüttelte Merz sie und verließ dann die Kabine.
Das mit dem Anruf verschaffte ihm einen kleinen Vorteil. Vielleicht gelang es ihm das Schiff zu verlassen, noch bevor sie es bemerken würde.
Er konnte nur hoffen, dass Miranda nicht zu lange nachtragend sein würde.

ENDE

Dies war der letzte Teil meines Romans Goldgräber. Ich hoffe, es hat allen gefallen und ich danke denjenigen, die bis zum Schluss mitgelesen und immer wieder etwas dazu geschrieben haben.

Gruß
Hajo
52. RE: Goldgräber

geschrieben von drachenwind am 30.06.10 20:43

Ein sehr unerwartetes Ende!
Danke für deine spannende Geschichte!
Wann kommt die Nächste?


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