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Thema:
eröffnet von Ambi Valent am 23.02.10 22:24
letzter Beitrag von Keuschling am 27.05.13 23:03

1. Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 23.02.10 22:24

Vorbemerkung

Die Geschichte von Agnes beginnt schon viel früher, und ist zu lesen unter

Agnes, die keusche Hure

Da aber Agnes ihren Beruf an den Nagel gehängt hat, gibt es nun die Fortsetzung hier. Der geneigte Leser wird sicher mehr Verständnis haben, wenn er die Personen in dieser Geschichte zunächst kennen lernt.

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1. Wessen Körper?

Unter der Dusche wurde sie nun vollends munter. Agnes hatte sich den Wecker schon auf halb sechs gestellt. Sie wollte Vicky überraschen, denn die hatte ihr ja ausdrücklich angeboten, richtig auszuschlafen. Da Vicky um sieben mit ihrer Tochter frühstücken wollte, war es erforderlich, dass sich Agnes früh fertig machte, denn sie kannte sich in diesem Haushalt noch nicht so aus.

Unter der Dusche trug Agnes nicht ihren Keuschheitsgurt, sie seifte sich eher nüchtern ab, aber ihre Gedanken begannen zu wandern, als sie schmerzhaft an ihren gestriemten Hintern erinnert wurde. Ihre Hände wanderten geschäftig über ihre Schamlippen, spürten das installierte Keuschheitsgitter. Das Clit-Hütchen saß sicher und fühlte sich eher schmerzhaft an, denn das Piercing, welches das Hütchen fixierte, war ja noch recht frisch. Ihre Hände glitten über ihren Unterleib und massierten die Duschcreme ein. Sie war zwar nicht dick, aber ein paar Kilo weniger könnten nicht schaden. Ihre Taille war nicht das, was sie sich unter einer fraulichen Figur vorstellte. Und auch über ihre Brüste, die nach ihrer Ansicht zu klein geraten waren, war sie nicht glücklich. Sie war versucht, ihren Brustwarzen besondere Aufmerksamkeit zu widmen, aber dass hatte sie sich ja in ihrer Idee von der Keuschheit ja selbst verboten.

Während sie sich also ganz unerotisch weiter wusch, fragte sie sich, was sie sich so oft fragte: Habe ich den Keuschheitswahn, weil ich meinen Körper ablehne? Bin ich ein Geist, der in einem Körper gefangen ist, den ich nicht will? Oder bin ich ganz Körper, der nur mit sich selbst nicht im Reinen ist? Oder gibt es gar noch andere, die Anspruch auf diesen Körper erhoben, zusammen mit der Seele ...

Auf diese Fragen gab es wie so oft keine Antwort. Neu hinzu gekommen ist aber die Erfahrung des Schmerzes. War die Erregung, die sie verspürte, als die Schmerzen sie ganz fest im Griff hatten, so etwas wie ein Orgasmus? Sie hatte je keine Vergleichsmöglichkeiten, weil sie sich ja stets nach dieser Selbstverweigerung ausrichtete. Und wenn es so war? War es, dass dieser Körper sich eben nur holte, was er brauchte? War sie so was wie eine Pain-Slut? War es überhaupt noch ihr Körper? Und war sie, ihre Seele, Eigentum dieses Körpers, der so sein seltsames Eigenleben führte, seinen eigenen Willen zu haben schien. Um so mehr sie über sich nachdachte, um so verwirrender war es für sie.

Aber die Zeit dängte. Sie musste schnell machen, wollte sie noch die frischen Brötchen bei dem nahe gelegenen Bäcker besorgen. Ja, Vicky würde sich sicher freuen, nicht nur über die frischen Brötchen … auch, wenn sie heute die Schlüssel zu ihrem KG Vicky geben wollte.
2. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 23.02.10 23:56

hallo ambi valent,

kann es sein daß ich die geile story im kgforum.de schon gelesen habe?
3. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von folssom am 24.02.10 21:57

Hallo Herrin_Nadine,

kann es sein, dass du die geile story im kgforum.de schon 8 mal kommentiert hast?
4. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 24.02.10 23:16

Zitat

kann es sein daß ich die geile story im kgforum.de schon gelesen habe?


Ich habe schon mal geschrieben, dass ich auch im anderen Forum poste. Offensichtlich sind viele nur in einem der beiden, also ist es gerechtfertigt, auch nicht nur eine Exklusivgeschichte loszulassen.

Eigenntlich wolte ich den Erscheinungstermin auch synchronisieren, damit Neugierige nicht das Revier wechseln müssen. Aber ich hatte hier mehrere Foristen, die wollten, dass ich es hier ruhiger angehen lasse ...

Darum eine Frage an alle Interessierten:

Sollte ich in einem Schwung die Geschichte hier auch auf den Stand bringen ... oder hättet ihr eine ruhigere Folge lieber, damit ihr euch die Spannung nicht verderbt ...

Eines kann ich zumindest versprechen: Es wird noch spannend. Aber es geht langsam los ...

Zunächst mal die nächste Folge
5. RE: Folge 2: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 24.02.10 23:18

2. Frauen unter sich

Die Überraschung war gelungen. Als Vicky gerade Frühstück für Hanna und für sich machen wollte, sah sie schon eine festlich geschmückte Frühstückstafel. Der Duft nach frischen Brötchen und Kaffee löste eine stille Freude aus. Da macht das Fühstücken gleich doppelt Spaß. Auch Hanna kam gerade hinzu. Agnes brachte gerade die Frühstückseier.

Das ist nun wirklich schrill, dachte Hanna, als sie die junge Frau in Dienstmädchentracht mit weißer Schürze und Häubchen so in ihrem trauten Heim vor fand. War das nicht die gleiche, die sie erst vorgestern mit ihrer Mutter in seltsamer Art und Weise im Wohnzimmer vorfand? Seltsame Dinge passierten auf einmal in diesem Haus.

Vicky sah ihr die Irritation an: ´Guten Morgen Hanna, ich wollte dir Agnes vorstellen. Agnes, das ist Hanna. Agnes arbeitet seit heute für mich.´

Immer noch schrill: ´Als Dienstmädchen?´

´Nein, als meine Assistentin. Sie wollte mir nur eine Freude machen und spielt leidenschaftlich gerne Rollenspiele.´

´Und zur Rolle gehört dann auch, dass das Dienstmädchen in der Küche frühstückt?´

Es war nur für zwei gedeckt. Agnes bescheiden dazu: ´Ich wollte nicht stören´.

Vicky lachte, ´Ach tu mir den Gefallen, und hol noch ein Gedeck für uns, und setz dich zu uns.´

Agnes merkte erst jetzt, dass die Situation kompliziert wurde. Hanna hatte sich vielleicht einige Gedanken gemacht, als sie sie letztens kurz so vertraut sah. Aber irgendwie erwachte der Schalk in ihr. Sie wollte die Situation einfach nur genießen, und blinzelte Hanna freundlich zu.

Hanna hatte nachgedacht: ´Rollenspiele? Find ich cool. Einfach mal jemand anderes zu sein. … Da hätte ich gleich eine Idee. Ich wollte heute abend auf so eine angesagte Gothic-Party, aber meine Freundin hat mich im Stich gelassen. Alleine würde ich nicht gerne hin. Hättest du nicht Lust, Agnes, heute abend eine Gothica zu spielen?
… oh, es ist schon spät, ich muss los.´
War eben das Beste, wenn man neue Leute gleich positiv integriert. Hanna war da unheimlich offen, auch wenn sie anfangs etwas irritiert war.

Vicky wirkte auch etwas nervös. ´Ich freue mich, dass da zwischen dir und Hanna das Eis so schnell gebrochen ist. Es ist dir doch recht, wenn du Hanna begleitest? …
Aber irgendwie bin ich ziemlich im Stress. Ich habe mir auch die Tage etwas viel Zeit gelassen. Morgen Abend ist noch ein Empfang, den ich organisiere. Und da ist noch wahnsinnig viel zu tun. Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du einfach die Augen auf machst und mir hilfst. Eigentlich hätte ich am liebsten noch ein wenig mit dir geplauscht – noch wegen gestern - und über den Arbeitsvertrag diskutiert, aber nun werfe ich dich ins kalte Wasser. Ich muss mich wirklich um meinen Job kümmern.´


Agnes merkte, dass jetzt kein guter Zeitpunkt war, über die Schlüssel zu ihrem KG zu sprechen. Sie schwieg und dachte sich: Eigentlich auch gut so. Ich wollte doch auch nicht im Mittelpunkt stehen. Und die Arbeit brachte sie auch von ihren finsteren Gedanken ab. Und noch was viel ihr auf: Vicky hatte sie schon ganz als Freundin und Mitarbeiterin akzeptiert, mit Respekt und Wertschätzung, eben auf Augenhöhe. Eigentlich kannten sie sich doch erst sehr kurz, und Agnes hatte sich eingebildet, dass Vicky sie als Sklavin halten würde … und war auch innerlich damit einverstanden. Denn die Erleichterung, vor dem Abgrund gerettet zu sein, rechtfertigte auch die Hingabe, zu der Agnes bereit war.

So aber war alles anders. Agnes bemühte sich, Vicky die Arbeit abzunehmen, wo sie nur konnte. Und das klappte erstaunlich gut, fast, als ob die beiden bereits ein eingespieltes Team wären. Vicky instruierte sie, welche Leute wie anzutelefonieren waren, was zu machen wäre usw. Am Anfang hörte Vicky noch mit, aber Agnes schlüpfte so schnell in die Rolle der Event-Managerin und traf genau den Ton, dass sie Agnes alleine die Liste abarbeiten lassen konnte. Als ob sie so was schon mal gemacht hätte.

Vicky hatte, nachdem sie heute morgen erschrocken ihren Rückstand feststellte, einen Moment Gedanken des Zweifels, ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, Agnes in ihr Haus zu holen. Dann aber machte sie sich wegen dieser Gedanken sofort Vorwürfe. Sie hatte doch allzu deutlich die Gefahr gespürt, in der Agnes schwebte, und dass sie nun ohne Hilfe verloren wäre. Alleine dass sich Agnes so rührend bemühte, ihr zu gefallen, zeigte ihr, wie abartig derartige Gedanken waren. Und als sie merkte, dass Agnes schnell und unkompliziert sofort helfen konnte und auch die Arbeit sah, erfüllte sie Zufriedenheit: Das war genau die richtige Entscheidung gewesen!

Über die Bedrohungen Meschregis, die ja auch sie selbst betrafen, verschwendete sie nicht einen Gedanken.
6. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 24.02.10 23:57

hallo ambi valent,

poste nur wie du es machen willst.

auf jeden fall freut es mich daß ich diese geschichte auch hier lesen darf.

bitte mach weiter. danke
7. Folge 3: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 25.02.10 20:48

3. Gothic

´Wir müssen uns noch das passende Outfit antun und Schminken´, Hanna entführte um Sechs Agnes von ihrer Arbeit. Vicky wars zufrieden, denn sie sind heute so gut vorangekommen, dass sie nun gut auch ohne Agnes den Rest erledigen konnte. Sie gönnte Agnes auch den Spass auf der Party – hoffentlich mochte sie die Szene. Aber natürlich war ihr auch klar, warum Hanna Agnes so schnell akzeptierte. Denn Hanna wurde erst nächste Woche 18. Bis da hin durfte sie ja noch nicht fahren, auch wenn ein Zweitwagen schon in der Garage stand. Und Agnes verfügte über die Fahrerlaubnis. Ohne Freundin hätte sie sich also nicht nur etwas verloren gefühlt. Natürlich einigte man sich schnell darauf, dass Agnes mit dem Zweitwagen chauffieren sollte. Hanna war da sehr praktisch.

In Hannas Zimmer gab es Mengen an Kleidung der unterschiedlichsten Richtungen. Aber zuerst mussten Hannas Blonde und Agnes braune Haare schwarz werden. ´as gehört so´, meinte Hanna. Hanna hatte ein Mittelchen, dass sich relativ schnell wieder raus wusch, denn so richtig fühlte sie sich nicht der Szene zugehörig. Und Agnes hatte auch nicht das wahre Feeling dafür. Nun aber mussten das Gesicht ein wenig bleicher, die Schatten um die Augen käftiger werden. Der schwarze Lippenstift war Pflicht. Auch wenn es nicht ganz deren Stil war, so hatten doch die beiden Mädchen richtig Spaß miteinander. Hanna suchte sich ein kurzes schwarzes Kleid mit Rüschchen aus, das eher locker geschnitten war. Sie wollte vor allem tanzen.

Agnes blieb an einem schwarzen Korsagekleid mit Spitze hängen, hatte aber Bedenken. ´u hast doch eine viel bessere Figur … ob mir das passt? Und ob es mir steht?´ Agnes war unsicher. Hanna wimmelte ab. ´Unsere Kleidergößen sollten wohl gleich sein. Was wir durch Schnüren nicht wett machen können, nehmen wir was zum Ausstopfen. Und die Taille wird ja durch die Korsage etwas besser. Probiers an!´

Als sich Agnes auszog bekam Hanna große Augen: ´Was ist denn das?´

´Haste noch nie ´nen Keuschheitsgürtel gesehen?´

´Is ja krass, aber du hast doch selber die Schlüssel, oder?´

´Klar´
, Agnes wollte Hanna nichts von ihren Plänen erzählen. Und immerhin war noch die Antwort korrekt.

´Und …. warum?´

´Neugierig bist du wohl gar nicht? Na ja, das ist ja bei der Mutter wohl zu erwarten.´

´Meine Mutter weiß, dass du in so einem Stahlhöschen eingeschlossen bist?´
Hanna war schon etwas irritiert. Zum einen abgestoßen, wegen der perversen Bedeutung, zum anderen angezogen und neugierig, ja, sie wollte es am liebsten auch mal probieren.

Agnes ging auf die Frage nach Vicky nicht ein. ´u bist doch gewiss nicht Jungfrau.´

´Ne, da müsste man sich in meinem Alter ja schämen. Du etwa?´

´Jo, und ich bin auch ein Bisschen stolz drauf.´
Agnes achtete darauf, dass Hanna sie nur von vorne so sah, sonst hätte noch Erklärungen über die Striemen auf ihrem Po und Oberschenkel abgeben müssen. Und das wäre nun wirklich zu viel gewesen.

´So prüde kommst du mir gar nicht vor, auch nicht, als ob du einen religiösen Tick hättest. Was ist denn da los?´

´Eigentlich kann ich fast gar nichts dazu sagen. Wenn ich aber darüber erzählen sollte, dann müsst man schon etwas Zeit mitbringen. Und die haben wir jetzt nicht. Wir sollten uns fertig machen. … doch halt, eins noch: Was ist mit deinem Freund? Ist er auf der Party, und ich soll immer fleißig weg sehen?´
Agnes wollte ein anderes Thema.

´Tommy? Dem hab ich vor 3 Monaten den Laufpass gegeben. Eigentlich eine Null. … und was besseres habe ich bislang noch nicht gefunden.´

Natürlich stand Agnes das Kleid ganz ausgezeichnet und Hanna meinte nur: ´u siehst so süß in dem Kleid aus, richtig zum verlieben.´ Agnes wusste jetzt nun nicht, ob Hanna sie verarschen wollte. So in depressivem Gothic-Look jemanden süß zu nennen, musste misstrauisch machen. Aber Agnes fragte nicht nach, Auch Vicky fand, dass die beiden hinreißend aussahen, auch wenn Gothic nicht Vickys Stil war. ´enkt dran, Hanna ist eben erst nächste Woche 18, und morgen ist Schule. Also – um 12 zu Hause!´

Auf der Fahrt unterhielten sie sich weiter. Beide wunderten sich insgeheim, wie sie so schnell miteinander vertraut waren. Das hatte Agnes sonst nur bei Vicky erlebt, und auch Hanna blieb normalerweise auf Distanz. Aber das Wissen um einige intime Geheimnisse vermittelte das Gefühl der Vertrautheit.

Die Party war laut, die Leute sahen interessant und schrill aus, aber viel mit Reden war in dem Geräuschpegel nicht. Die Musik war nicht ganz ihr Geschmack, aber trotzdem hatte Agnes Spaß an dem Abend, auch wenn sich Agnes beim Alkohol sehr vorsichtig sein musste, so hatte sie insgesamt doch ein gutes Gefühl.

Als sich gegen halb Zwölf Agnes aufmachte,um Hanna zu suchen, fand sie sie mit einem gar nicht übel aussehenden Mitte 20-jährigen. Groß und kräftig schien er aber ´Nein´ für keine gültige Antwort zu halten. Die Lage wurde angesichts des insistierenden Verehrers etwas angespannt, so dass Hanna, die leicht beschwipst war, sehr froh war, dass Agnes sich nun kümmern wollte und sie weg zog.

´Hey, hey. So geht das nicht. Lass mein Mädchen da, wo sie ist. Hier mein Freund findet allerdings gefallen an dir. Spielt doch lieber eine flotte Nummer zusammen.´ Der junge Mann hatte sehr wohl deutlich gemacht, dass er seine Interessen auch durchsetzen würde. Und welche das waren, konnte sich jeder an den fünf Fingern abzählen.

Agnes stellte sich vor Hanna. Und auch der Freund des ersten Gockels erschien. Er war ein Hüne, der sicher nicht so schnell mit der Zunge war, aber alles an ihm war deutlich, dass er wohl kaum zu stoppen war. Agnes Körpersprache war klar. Sie ließ hier keine Übergriffe zu. Der Hüne baute sich direkt vor ihr auf. ´Ich erklär dir jetzt mal was …´

Agnes sah Sternchen. Mit einem Schlag hatte sie nicht gerechnet. Aber sie gewann ihre Fassung schnell zurück. Sie hielt ihre Beschützerposition vor Hanna, die eher eingeschüchtert wirkte. Als der Hüne wieder zulangen wollte, war Agnes besser vorbereitet. Sie wich schnell aus, und trat voll zu - direkt ins Gekröse.

Als der erste Gockel sah, dass sein großer Freund sich krümmte und schon kampfunfähig war, rastete er aus und zückte ein Butterfly Messer. Die Bewegungen dafür hatte er sicher oft genug geübt. Sie saßen perfekt und machten genau den Eindruck den sie machen sollten. Agnes war hellwach und ließ nicht zu, dass sich Bilder der Angst – wie er sie aufschlitzte – in ihrem Bewusstsein Fuß fassen sollte. Der Angreifer, nun auch ganz auf Adrenalin, sah ihr in die Augen. Sie hatte die gleiche Entschlossenheit wie er, war aber unbewaffnet. Wenn er weiter machen wollte, würde es hässlich. Er zögerte noch etwas. Zu viele Zuschauer – vielleicht doch besser beide erst draußen abpassen. Aber dafür war es schon zu spät.

Mittlerweile kämpften sich aber die Security-Leute durch den Kreis der Schaulustigen. Angesichts des blanken Messers gab es keine Wahl. 100 000 Volt lähmten den Angreifer. ´Alles unter Kontrolle – nichts passiert. Entschuldigen sie die Störung … feiern sie weiter.´

Agnes und Hanna bot er an, sie nach Draußen zu begleiten. Als sie im Auto saßen, hatte sich Agnes schon wieder erholt. Ein Gefühl des Sieges. Ein gutes Gefühl, denn so konnte sie sich bei Vicky revanchieren, ihr Küken beschützen. Hanna aber zitterte und sagte wenig. ´Sag aber nichts Mama. Die macht sich sonst nur Sorgen und lässt mich nächstens nicht mehr weg.´
8. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Trucker am 27.02.10 12:15

Na dann wollen wir mal sehen wie es wieter geht mit den 3 Laydys und ihrem Keuscheitsgitter. Bitte schreib schnell weiter es ist sooooo spannend.
9. Folge 4 : Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 28.02.10 19:04

4. Manöverkritik

Zum Frühstück trafen sich die drei Frauen wieder, aber die Stimmung war angespannt. Agnes hatte zwar kein Veilchen, aber man konnte ihre Blessur unschwer erkennen.

‚Ich brauche dich heute Abend, da kannst du dir so eine dicke Backe nicht leisten. Was hast du nur wieder angestellt?‘ Vicky zeigte nicht die Spur von Mitleid.

Agenes war nun doppelt niedergeschlagen: ‚Ich habe mich wohl mit den falschen Leuten eingelassen.‘ Demütig blickte sie nach unten. Aber für Vicky schien das noch nicht genug. ‚Schau dir nur Hanna an, die war auch auf der Party, sieht aber nicht gleich derangiert aus.‘

Hanna war sehr beeindruckt, dass Agnes sich an ihre Bitte hielt und die Geschichte nicht gleich raustratschte. Umso mehr mochte sie nicht, dass Agnes nun in schlechtem Lichte dastand. ‚Sie hat mich verteidigt. Ich hatte mit den falschen Leuten gesprochen‘, gab sie zu. Vicky entschuldigte sich sogleich bei Agnes für ihre Vorwürfe und bat um die Schilderung des Hergangs.

Hanna fing an: ´So ein paar Typen wollten mich anmachen, aber auf „nein“ reagierten sie nicht. Agnes hat sich vor mich gestellt. So ein riesiger Typ hat ihr dann eine gelangt.‘ Vicky wurde wieder ganz neugierig: ‚Und weiter?‘

Agnes erklärte: ‚Na, so wie es in der Bergpredigt steht: Ich habe ihm auch die andere Wange hingehalten.‘
‚Und das funktionierte? Dann zog er ab?‘
Vicky war skeptisch.

Agnes weiter: ‚Nicht ganz. Er holte wieder aus. Die Bergpredigt sagt dann aber nichts mehr, wie es weiter gehen sollte. Da musste ich etwas improvisieren.‘

Vicky wurde ungeduldig. ‚Jetzt mache es nicht so spannend!‘

‚Na , ich wich aus und trat zu. Dahin, wo es Männer am wenigsten mögen. Ich fürchte, der Gute braucht nun ärztliche Hilfe.‘
Agnes lächelte schelmisch.

Vicky in gespielter Empörung: ‚Fromm, aber brutal. Von Mitleid hast du vermutlich noch nie was gehört.‘

Agnes hatte aber auch dazu eine passende Antwort: ‚Zu Gothic passt eben eher Vamp. Vielleicht spielen wir ja ein anderes Mal Damsels in Distress.‘

´Oder Krankenschwester …´
, Vicky hatte auch ein wenig nachgelesen, was es so über Agnes im Internet gab.

Da das Frühstück etwas länger brauchte, hatte Hanna ihren Bus verpasst. Agnes fuhr sie zur Schule. Unterwegs meinte Hanna: ‚Ich glaub, ich weiß jetzt, warum du einen Keuschheitsgürtel trägst. Du bist eine besessene Romantikerin! Du träumst von einem Prinzen, der dich auf seinem weißen Pferd in sein Schloss holen will. Und nur ihm willst du dich und deinen Keuschheitsgürtel öffnen. Einfach süß‘

Agnes lachte, ‚Eine schöne Geschichte. Wenn es doch nur so einfach wäre‘. Dann aber schwieg sie und Hanna musste sich weiter ihre Gedanken machen.

Kaum zurück scheuchte sie Vicky gleich weiter: ‚Ich habe mit meiner Kosmetikerin gesprochen. Sie ist ein Genie und kann wahre Wunder vollbringen. Sie hat nur heute Morgen noch ein Termin frei. Als dann los.‘

Agnes war nicht wirklich begeistert. ‘Moment mal, dann darf ich mir wohl den ganzen Tag nicht das Gesicht waschen?‘

Vicky blieb ungerührt: ‚Vermutlich. Wer schön sein will muss leiden! Unterwegs kannst du dir ja noch ein wenig den Eisbeutel an die Backe halten …‘


Die Kosmetikerin war wahrlich eine Meisterin ihres Faches. Sie hatte die Haut von Agnes gründlich untersucht und gleich ein Programm für sie erstellt. Das aber sollte einige Sitzungen brauchen. Heute aber musste es schnell gehen, denn am Abend fand ja die Gesellschaft statt. Und da war es eben wichtig, dass sie sie gut aussah. Die Kosmetikerin legte darum etwas mehr Puder und Rouge auf, als sie es für gewöhnlich tat, aber es war eigentlich immer noch ziemlich wenig. Chic zeigte sich eher durch dezentes Auftreten. Im Studio wurde sich auch gleich um ihre Haar gekümmert. Eine leichte Wasserwelle, ein wenig geschnitten … Agnes erkannte die elegante Frau im Spiegel fast nicht mehr.

Das Tempo der Veränderungen und Rollenspiele schien nicht abzunehmen. Das war wohl sicher die ehrenvollste Rolle als Gesellschaftsdame, die sie je gespielt hatte. Aber irgendwie hatte sie trotzdem den Verdacht, dass Vicky so ein Püppchen aus ihr machen wollte. Die Rechnung ging auf Vickys Firma.

Vicky war dann auch sichtbar zufrieden. ‚Oho, ein Schwan, kein hässliches Entlein mehr.‘ Sie hatten ja Hanna am Frühstückstisch noch ihre Erlaubnis geholt, dass sie sich aus ihrem Fundus für die passende Abendgarderobe bedienen konnten. Ein dezentes schwarzes Chiffonkleid mit dunkelroten Applikation erschien ihnen beiden als passend.
10. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 28.02.10 20:15

danke dir für das posten
11. RE: Folge 5: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 01.03.10 20:23

5. Irgendwo in Libyen

… saß Sherezade vor ihrem PC und recherchierte über die Lenovers. Sherezade war natürlich nicht ihr richtiger Name, sondern der ‚Ehrentitel‘, den Said Meschregi ihr verliehen hatte. Ursprünglich war die nun 35-jährige auf den Namen Brigitte getauft. Und das mit der ‚Ehre‘ hatte sich damit auch schon erledigt. Ihr selber erschien es eher wie ein Spott. Ja, Said schätzte ihre Phantasie, und ließ sich von ihr gerne Geschichten erzählen. Die Geschichten hatten sich aber im Laufe der Jahre immer mehr auf Varianten reduziert, wie Frauen degradiert und gedemütigt werden konnten, und das meist recht schmerzhaft. Immer wieder forderte er neue Varianten, was man alles an fiesen Dingen zum Thema ersinnen konnte. Und normalerweise war sie das erste Opfer.

Über die Jahre hatte sich die Beziehung von einer romantischen Verliebtheit über eine totale Obsession und Hörigkeit immer tiefer in eine Existenz geführt, die nur noch aus Entwürdigung und Schmerz bestand. Ihr Verstand blieb noch wach, er wollte ihn nicht auslöschen. Aber ihr Wille hatte aufgehört zu existieren. Sie widersetzte sich keiner seiner Anweisungen und war somit selber zur Regisseurin ihres Untergangs geworden. Alles an ihrer Umgebung war ihrer nunmehr deformierten Phantasie entsprungen. So der Sitzstab auf dem sie balancierte: Er war fest im Boden verankert und oben abgerundet, so dass er sie nicht allzu sehr verletzte, wenn er in ihren Schließmuskel eindrang. Eine Querstange in wohl bemessenem Abstand gab dann die Unterstützung für ihre Oberschenkel, dass man ihre Haltung überhaupt sitzen nennen konnte. Tiefer, auf halber Höhe angeschweißt, waren Schellen für ihre Fußgelenke. In beinahe kniender Position konnte sie sich allerdings kaum Erleichterung wegen der zu geringen Sitzfläche verschaffen, denn innen hatten die Schellen kleine scharfe Zacken, die jedes Abstützen sehr schmerzhaft machten.

Eine Lehne brauchte das bizarre Sitzmöbel auch nicht. Sherezade war in ein sehr steifes Korsett geschnürt, dass vom Poansatz bis zum Hals sie in eine gerade Position zwang. Auch Kopfbewegungen waren durch das strenge Design unmöglich. Ihre Arme konnte sie nur sehr eingeschränkt bewegen – eigentlich nur die Hände, denn die Unterarme waren mit breiten Schellen an den Tisch geschraubt. Nur ihre Hände konnten sich noch genügend bewegen, um die Tastatur zu bedienen. Aber die Nutzung der Maus wäre damit unmöglich. Mit der Tastatur kam sie aber mittlerweile auch sehr gut zurecht.

Said Meschregi setzte sich am späten Vormittag an seinen PC in der Suite in Paris. Diese wunderhübsche Französin in seinem Blickfeld hatte eine sehr außergewöhnliche Nacht erlebt, das heißt: Für sie außergewöhnlich. Der faszinierende Mann, dessen Aura Macht und Geld ausstrahlte, hatte sie völlig verzaubert. Sie ging ansonsten nicht gleich am ersten Tag mit einem fremden Mann ins Bett, aber diesmal hatte sie all ihre Vorsätze vergessen. Und sie bereute ihre Entscheidung kein Stück, noch nicht zumindest. Said war ein so sensibler Mann, stark und doch gefühlvoll. Und im Bett harmonierten sie, wie sie es sich kaum von einem Traumprinzen erhofft hatte. Sie räkelte sich in der seidenen Bettwäsche, die ihrem langen Liebesspiel so wunderbare Sensationen beisteuerten. Wie ausdauernd doch so ein feuriger Liebhaber sein konnte …

Meschregi hatte für sie aber kein Auge mehr, denn nach der Authentifizierung der verschlüsselten Verbindung sah er Sherezade, wie sie beinahe unbeweglich ihrer Arbeit nachging. Er sah die Speichelfäden, die aus ihrem aufgespreizten Mund tropften. An dem Zungenring hing die schwere Glocke. Sie hatte Anweisung, dass sie damit läuten sollte, wenn sie der ‚Wartung‘ bedurfte. Der Speichel tropfte auf ihre zarten Brüste, die aus dem Korsett hervorquollen. Deren Knospen waren von zwei Schmetterlingen geziert. Diese waren allerdings Klammern, die recht spitze Zähne hatten. Sherezade arbeitet trotz alledem sehr konzentriert. Meschregi wunderte sich, wie diese Frau ihn nach all den Jahren noch so in Wallungen bringen konnte. Sie war so erfindungsreich. Es waren auch nicht die Andeutungen, dass er sie hätte verschwinden lassen, wenn sie ihm nicht so anregende Geschichten erzählte, so wie ihre berühmte Vorgängerin aus Tausendundeiner Nacht. Jede normale Frau hätte sicher lieber den Tod gewählt, auch wenn er qualvoll und langsam wäre, als dieses jahrelange Martyrium zu erdulden … zumindest, wenn sie nicht so intensiv und langsam auf die Aufgabe vorbereitet gewesen wären. Aber sein zäher und geduldiger Fleiß hatte sie zu dem gemacht, was seiner Lust so sehr entsprach.

Sie hatte anfangs gar kein Interesse an Schmerzen und Demütigungen gehabt. Nur ein romantisches Ding, das von Kerzenschein und feurigen Blicken beeindruckt war. Ihr wacher Verstand hat sich aber schnell als sehr phantasievoll erwiesen. Und so entwickelte sich diese Geschichte, die nun schon so lange ging. Eigentlich nahm er sich jedes Mal vor, sie zu entsorgen. Sie sei ihm lästig und langweilig, und außerdem entwickelte er langsam eine Abhängigkeit von ihr, die ihn selber verwunderte. Und dann wieder siegte seine Leidenschaft, die sich von diesem grausamen Erfindungsreichtum der Sherezade einlullen ließ. Sein größter Triumph über die weibliche Seele … oder war es nur seine Eitelkeit, die ihr diese Gunst gewährte?

Und es gab noch einen weiteren wichtigen Grund, warum er sich Sherezade weiter hielt. Nicht etwas Sentimentalität oder ein weiches Herz, das war ihm fremd. Er hasste Verschwendung. Denn Sherezade hatte sich auch aus einem weiteren Grund als überaus nützlich erwiesen. Da sie sich nicht nur als phantasievoll, sondern auch als technisch brilliant entpuppte, hatte er sie als Hackerin ausbilden lassen. Sie war ja bereits Informatikerin, als sie sich kennen lernten, aber in den vielen stillen Stunden, in denen sich sonst kaum jemand um sie kümmerte, hatte er ihr Aufgaben gegeben, aufgaben, die eben den kommerziellen Teil seiner Unternehmungen betraf. Er ließ sie natürlich erst auf seine firmeneigenen Netze und das Internet los, als er sich ihrer Ergebenheit völlig gewiss war. Und tatsächlich, in ihrer Besessenheit wurden diese Herausforderungen zu einem Ventil, und sie stieg bald in die Oberliga der Hacker auf. Alles was man dazu brauchte, war doch nur ein schneller Zugang zum Internet, und den konnte er auch gut in Libyen bereitstellen. Und eine derartige Ressource wollte er nicht verschwenden.

‚Ich sehe dich … du ziehst mich in deinen Bann. Ich denke an deine feste Rosette, wie sie den Stab umschließt. So, wie sie auch schon meinen Stab umschloss. Ja ich kann es jetzt noch fühlen.‘ so schrieb er ihr in das Chat-Window. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er eine kleine Veränderung sehen, die Augen zuckten, aber der Mundspreitzer ließ keine besonderen Ausdrucksmöglichkeiten zu. Nur ihre Finger ermöglichte eine Antwort, ‚Oh mein Gebieter, ich erachte es für lauter Freude, wenn ich euren Augen Lust bereite.‘

‚Wie weit hast du meiner kleinen Bitte entsprochen? Was hast du über die Lenovers und diese Agnes Trinse heraus bekommen?‘ ,Mein Dossier ist nun fast fertig. Ich werde es Euch in Kürze senden können. Es ist umfangreicher geworden, als ich vermutet hatte …‘ Sherezade hatte einen beinahe geschäftsmäßigen Ton in ihren Worten. Schier unglaublich, dass sie von dieser Person kam, die er da in der Webcam beobachtete.
´Das Herzstück des Lenover-Imperiums ist eine Hightech-Schmiede, da sind einige der unkonventionellsten Köpfe versammelt. Sollte ich da nicht wildern gehen?´

Meschregis Herzschlag beschleunigte sich. Das angenehme mit dem Nützlichen verbinden, ja – das war ganz nach deinem Geschmack. ´Natürlich, mein Liebes. Aber wenn die so gut sind, dass sich der Hack lohnt, dann haben sie vielleicht auch findige Leute bei der IT-Security. Sei vorsichtig.
Wenn du es aber schaffst, dann schenke ich dir einen Orgasmus, wie du ihn noch nie erlebt hast.´


‚Cheri, was tust du da?‘ war die laszive Frage seiner neuen Geliebten aus dem Bett. Ohne weitere Worte baute er die Verbindung nach Libyen ab und ging hinüber zu der verliebten Frau. Sollte er ihr eine Modell-Kariere verschaffen, um sie ganz für sich einzunehmen? Wenn nach wenigen Monaten ihr Stern verblassen würde, wäre sie umso offener für ungewöhnliche Vorschläge. Ja, das wäre eine erfolgversprechende Idee, dachte er. Doch nun konnte er wieder zeigen, was für ein sensibler Liebhaber er doch war.

Sherezade wusste nie, wann er sie sah. Manchmal sandte er Botschaften an den Bildschirm. Sie hatte Anweisung, sich so zu verhalten, als ob er sie ständig betrachtete. Dies war für sie Quelle der Furcht und Lust zugleich. Denn wenn sie unaufmerksam war, ihrer Arbeit nicht konzentriert nachging, dann hatte er es manchmal bemerkt, und Bestrafungen angeordnet. Sie musste sich dann wieder etwas ausdenken, dass sie selber als schlimm empfand. Wenn die selbst gewählten Strafen zu gering ausfielen, dann zeigte er sein Missfallen. Sie sollte sich dann zu ihrer ursprünglichen Strafe noch eine schlimmere ausdenken. Auch wenn ihre Strafen zu einfallslos erschienen, erlegte er ihr eine weitere auf. So saß ihr permanent die Angst im Nacken, es könnte ihr Unheil drohen, wenn sie nicht völlig servil und pflichteifrig war. Rumträumereien konnte sie sich nicht erlauben. Andererseits hatte sie ihre Hörigkeit so weit getrieben, dass es ihr schon viel bedeutete, wenn er sie überhaupt noch sah. Sie genoss das, auch wenn er sie wochenlang nicht besuchte, selbst wenn er im Palast war. Aber ihr höchstes Glück war, wenn er sie wirklich besuchte, sie berührte, sie nahm. Er verbot ihr zwar meist, zu kommen, aber darum ging es ihr schon nicht mehr, das hatte er ihr schon in langen Jahren abtrainiert.

Absurd daran war, dass sie alles genau analysierte. Sie kannte die Kniffe, die er anwendete um sie in diesem Zustand zu halten. Sie wusste, dass es gerade der Entzug war, der ihr Verlangen ins unermessliche steigerte, die Entfremdung, die Alternativlosigkeit ihrer Existenz. In einem Teil ihres Bewusstseins nannte sie ihn ein mieses Schwein, der ihr unmenschliche Dinge antat, und dennoch hatte sie nicht die Kraft, sich seinen Anweisungen zu wiedersetzen. Und dann schlug die Verachtung auf sie selber um. Sie meinte, dass es ihr ganz recht geschähe, und dass sie selber für ihr Los verantwortlich war. Irgendwie erleichterte dies wieder den Schmerz, den sie ertragen musste … war das bereits so was wie ein Glücksempfinden?

Nun aber war wieder eine ‚Wartung‘ erforderlich. Zu sehr verkrampften sich ihre Glieder, dass sie nicht Schaden nehmen würden. Zu sehr waren Zunge und Rachen ausgetrocknet. Sie durfte sich nicht zu kurze Wartungsintervalle leisten, dann das führte wieder zu einer Strafaufforderung. Auch waren die Wartungen an sich schon eine Strafe, die kaum eine untrainierte Frau aushalten konnte. Auch diese Wartungen stammten aus ihrer eigenen Feder. Sie hatte verfügt, dass die Wartungsfrauen unter ihrer Vollverschleierung scharf geknebelt waren. Dass sie sich vor der Wartung klistieren mussten und mit Buttplug zustöpseln mussten. Dass sie immer viel trinken mussten, damit sie in dem passenden Zustand waren, und dass sie diesen unangenehmen BH’s tragen mussten mit Stacheln innen. Natürlich mussten sie auch wissen, auf wessen Idee ihre miserable Situation zurückzuführen war. Es war ausgeschlossen, dass die Wartungsfrauen mit ihr Mitleid hätten.

Ihre Zunge war durch das Gewicht der Glocke schon ganz lahm, Da fehlte die Kraft, sie in Schwingung zu versetzen. Sie schwankte mit dem Oberkörper und nahm es als Erfolg wahr, als schließlich der Glockenton ertönte. Nun würde es noch etwas dauern, bis die Wartungsfrau soweit war, um dieses entsetzliche Ritual zu zelebrieren. Bis dahin musste sie die Glocke am läuten halten. Würde denn dieses erbärmliche Leben nie aufhören? Und was wollte ihr Gebieter von diesen Lenovers und dieser Agnes?
12. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von MartinII am 02.03.10 09:25

Dieser neueste Teil ist großartig - zumal er beide Seiten, Said Meschregi und Sherezade, auch in ihrer gegenseitigen Abhängigkeit schön aufzeigt. Und die Idee mit dem Zungenring könnte fast von mir sein...
13. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Trucker am 02.03.10 17:35

Na da kommt ja einiges auf die drei Frauen zu wenn man das so liest. ich hoffe es geht bald genauso spannend weiter wie bisher.
14. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 02.03.10 21:52

6. Tee, Verträge und Schlüssel

Die Vorbereitungen für den Abend waren durch, und Agnes schwebte mehr als das sie schritt, ihr gesamtes Auftreten hatte sich gewandelt. Immer wieder blieb sie vor dem Spiegel stehen, und konnte sich kaum satt sehen. Ja, es ist Eitelkeit. aber ich gönne mir dieses Fest. Irgendwie erschien ihr Leben vor noch zwei Tagen wie ein böser Traum, der eigentlich nicht mehr wahr ist. Aber dann drückte Doch wieder der Keuschheitsgürtel, und ihr Höhenflug setzte zur Landung an.

Vicky hatte sie zum Tee gebeten: ‚Ich wollte mit dir noch die Verträge durchsprechen. Eigentlich hätte ich das ja schon gestern machen wollen, aber du weißt ja … und heute wollte ich es nicht noch länger vor mir her schieben. Zuerst der Arbeitsvertrag, und dann der Mietvertrag für die Einliegerwohnung. Auch wenn wir beide uns nun wie die besten Freundinnen fühlen, so könnte es ja sein, dass wir uns schwer verkrachen. Dann brauchst du Vertragssicherheit. Und ich will eigentlich deine Abhängigkeit von mir reduzieren.‘

Agnes war irritiert. Warum wollte Vicky nicht, dass sie sich von ihr abhängig fühlte? Auch die Verträge waren selbst nach bester Prüfung nicht zu beanstanden. Ein Grundgehalt von 2600 Euro waren zugesichert, Boni wurden in Aussicht gestellt. Die Tätigkeit war beschrieben als Assistentin der Geschäftsleitung. Eine private Fahrzeugnutzung gegen KM-Geld war eingeschlossen. Der Mietvertrag über 500 Euro war ebenfalls ein Schnäppchen. Alles in Allem äußerst großzügig.

Agnes schob wortlos zwei Schlüssel rüber.

Vicky schaute irritiert, ‚Es sind die einzigen Schlüssel zu meinem KG‘. meinte Agnes ganz nüchtern.

Jetzt wusste Vicky gar nichts mehr. ‚Ich wollte doch extra, dass du nicht von mir abhängig bist, und dann kommt so was? Soll das heißen, dass ich über dich verfügen kann?‘

‚Genau das. Als du mich vorgestern gerettet hast, da hast du mein Leben gewonnen. Meine Dankbarkeit kann ich nicht genügend ausdrücken. Und auch, dass du keinen Vorteil daraus zogst und mir nun so viel Großzügigkeit erwiesest, hat meinen Entschluss nur besiegelt, dir mein Leben anzuvertrauen. Die Schlüssel sind nur das Symbol dafür. Also, wenn du mich jetzt richtig versklavst, wenn du mich weiter als Mitarbeiterin auf Augenhöhe halten willst, oder doch nur als Modepüppchen, es liegt an dir. Ich gebe dir die Macht dazu.‘

Völlig perplex meinte Vicky, ‚Das habe ich nie gewollt. Aber nun bin ich von dir ganz gerührt. Es wirkt auf mich zugleich wie die reine Hingabe und den größten Vertrauensbeweis, den man als Mensch nur bekommen kann. Zugleich aber erscheint vor meinem inneren Auge aber eine andere Geschichte. Ich sehe eine Agnes wie ein kleines Mädchen, das sich vor der Dunkelheit fürchtet und sie zugleich herbei sehnt. Du denkst, ich würde dich übel behandeln wollen, dir Leid zufügen, dich beherrschen und dich demütigen. Vielleicht sind es die schlechten Erfahrungen der letzten Zeit, vielleicht ist es dein submissiver Charakter, der das Dunkel sucht. Irgendwie fühle ich mich von dir in die Rolle der Dom gedrängt.‘

Agnes schwieg. Wie so oft verstand sie Vicky allzu gut. Aber sie wollte doch Vicky zu nichts dängen, am wenigsten jetzt, wo sie vor Dankbarkeit nur so überlief. Nein, jetzt nicht weinen, dann das schöne Make-Up würde es gewiss nicht vertragen.

Vicky hatte sich nun gesammelt. Die angebotenen Schlüssel zurück zu weisen ging nicht. Das hätte Agnes als persönliche Zurückweisung verstehen müssen. ‚Ich werde die Schlüssel nehmen, aber ich werde dich nicht dominieren. Ich werde dich wie meine Adoptivtochter behandeln, du sollst die dir gemäße Lebensweise finden. Ich werde die Schlüssel verwahren, bis du sie brauchst.‘ Sie erschien ihr nun so zerbrechlich, wie ein Hilfe suchendes Kind. Das hatte nun auch nichts mehr mit Sex zu tun, sondern nur noch Beziehung und Vertrauen. Alles Verlangen und Sinnlichkeit schwiegen. Wo war nur die starke Agnes geblieben, die waghalsige Stücke in der Höhle des Löwen aufführt?

Vicky setzte sich neben sie und nahm sie in ihre Arme, so wie eine Mutter ihre Tochter in die Arme nimmt. Ja, es war irgendwie unschuldig, sich einem anderen Menschen zu öffnen und ihm sein uneingeschränktes Vertrauen zu beweisen. Lauteres Licht. Agnes strahlte wie in einem anderen Licht. Und sie hatte gut gewählt. Vicky würde weiter für sie da sein, aber sich auch ihr gegenüber öffnen.

Noch schwelgten beide in einer Seligkeit und ahnten nichts von den dunklen Wolken, die sich über ihnen zusammenbrauten.

Jetzt hieß es wieder auf die Erde zu kommen, denn der Empfang erforderte ihrer beider Aufmerksamkeit. Agnes wies die Gäste auf ihre Plätze, hat ein fast überirdisches Lächeln für jeden übrig, obwohl der Altersdurchschnitt mindestens bei dem Doppelten lag als von der gestrigen Party. Die Menschen strahlten gediegenen Reichtum aus, sie respektierten sie und betrachteten die Freundlichkeit als eine Ehre, diese gerne erwiderten. Sie war nicht nur eine junge Debütantin auf diesen Parkett, sondern stilsicher, und hielt sich eher im Hintergrund. eine natürliche Bescheidenheit verstärkte jedoch nur den Zauber, der von ihrer Person ausging. Selbst bei so mancher Griesgram, den unsichere Finanzanlagen oder die Gesundheit plagten, erschien ein leichtes Lächeln auf den alten Lippen, wenn sie Agnes gegenüber standen. Sie musste nichts sagen, keinen Charme vorspielen, kein Interesse heucheln. Sie verbreitete eben den Flair eines herabgestiegenen Engels ohne den Hauch eines Zweifels. Und alle Anwesenden, die sie auch nur eher flüchtig sahen, nahmen doch das Gefühl mit, dass das Leben etwas Wunderbares war, und dass keine nüchterne Erklärung es jemals erfassen könnte.

Es wurde nach eins, bis sie sich zur Ruhe begeben konnten. ‚Willst du vielleicht heute Nacht in meinem Bett schlafen?‘ Auch wenn Vicky die Frage auch offen meinte, so gab es für Agnes nur eine Antwort. Obwohl es für sie das höchste Verlangen war, sich Vicky hinzugeben, war sie doch etwas enttäuscht. In ihrem Kopf gab es viele Versionen von Vicky. Sowohl die wunderhübsche, begehrliche Frau, die tapfere Kämpferin, die liebende Mutter, die gute Freundin … Irgendwie war Vicky aber zuletzt schon fast zu einer Heiligen geworden, ihr Wunsch war darum etwas ernüchternd. Sie war wohl doch nur eine Frau aus Fleisch und Blut.

Agnes wusste nicht, ob Vicky auch sonst nackt schlief, sie selber durfte es offenbar nicht, denn Vicky machte keine Anstalten, ihren Keuschheitsgürtel aufzuschließen. Vicky machte das Licht aus. Sie genoss offensichtlich die kleinen Zärtlichkeiten, mit denen Agnes sie bedachte. Dennoch schob sie, wohl mit einem gewissen Bedauern, Agnes gefühlvolle Hände weg. ‚Ich wollte eigentlich kein Streicheln, keine Küsschen, und auch sonst keinen Sex. Ich wollte nur deine Nähe spüren, und ich bin sehr müde. Wenn du mehr willst, solltest du vielleicht doch besser gehen.‘ Der Ton zeigte an, dass Vicky hoffte, das Agnes nicht ging. Eng aneinander gekuschelt fielen sie in einen tiefen Schlaf.
15. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 02.03.10 23:48

hallo ambi valent,


die story wird immer besser. bitte mach weiter so
16. Und noch Folge 7.: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 03.03.10 00:10

7. Frau Dr. fehlen die Ergebnisse

‚Agnes, was soll ich denn mit dir machen?‘ Frau Dr. Müller war sichtlich ungehalten. ‚Wir hatten eine Vereinbarung bezüglich unserer Laktationsstudie. Diese schloss regelmäßige Übungen ein.
Jetzt erzählst du mir, dass dein Leben zu turbulent war, um die Übungen durchzuziehen. Und weißt du was, ich glaube dir sogar. Aber das nutzt rein gar nichts. Die Daten fehlen noch immer.
Ich bin versucht, dich zu bestrafen.‘

Agnes druckste so ein wenig verlegen rum. Frau Dr. hatte zwar nicht gesagt, was das für eine Strafe sein würde, aber sie wäre bestimmt schmerzhaft. Ihr Mienenspiel wurde dennoch durchschaut. Sie spielte das Schulmädchen, dass zugleich eine Strafe fürchtet, und sie aber auch erst provoziert.

‚Aber das bringt doch nichts. Eine Masochistin zu bestrafen ist kontraproduktiv. Sie gewinnt Lust aus dem, was andere meiden wollen. Negative Konditionierung. Aber ich will keine Spielchen mit dir durchziehen, sondern Ergebnisse sehen. Was also schlägst du vor, dass wir bei unserer nächsten Sitzung nicht mehr ein solches Gespräch führen müssen?‘

Die Nüchternheit von Frau Dr. schmerzte. Sie hatte sie eine Masochistin genannt. Das wollte sie nicht sein. Allein die Bezeichnung traf sie hart. Und wenn sie recht hatte? Wenn Meschregi, Malicia und nun auch Frau Dr. sie eben genau so gesehen hatte, wie sie wirklich war? Wäre es dann noch richtig, das einfach abzustreiten? Sollte sie sich nicht einfach ihren Bedürfnissen stellen, anstelle sie zu verleugnen? Und schon wieder keine Zeit, darüber nachzudenken.

‚Ich könnte mir einen Plan machen. Genaue Zeiten eintragen. Meinen Handy-Wecker darauf einstellen, und radikal einhalten. Wenn ich in der Arbeit bin, und keinen stillen Ort habe, könnte ich mich auf die Toilette zurück ziehen. Sie haben doch gesagt, 5 Minuten wären im Zweifel genug?‘

Frau Dr. war fast besänftigt. Agnes hatte zwar ihre Erwartungen nicht erfüllt. aber sie ging das Problem pragmatisch an: ‚Etwas länger wäre besser. Und auch das Ansetzen der Milchpumpe ist wichtig. Wenn es aber nicht geht, dann besser ohne Milchpumpe, aber dafür regelmäßig.
Ich könnte deinen Entschluss, hier diszipliniert vorzugehen, durch einen posthypnotischen Befehl unterstützen. Aber ich mache da nichts ohne deine Zustimmung. …‘

Agnes nickte stumm. Sie mochte es zwar überhaupt nicht, wenn ihr Frau Dr. in ihrem Unterbewusstsein rumfummelte, aber sie fühlte sich noch immer irgendwie schuldig. Es wäre auch bei den vielen Ereignissen möglich gewesen, sich ihrer Verpflichtung zu erinnern. Dann musste sie schon etwas auf Frau Dr. eingehen.

Nach der Hypnose bestand Frau Dr. noch auf einer physischen Untersuchung. Sie sollte sich ganz ausziehen bevor sie sich auf den gynäkologischen Stuhl setzte. Denn es ging ja nicht nur um den Unterleib, sondern auch um ihre Brüste. Fr. Dr. lächelte, als sie Agnes dabei beobachtet wie sie den Keuschheitsgürtel aufschloss. ‚Ich denke da an Männer, die sich zu ihrem Gürtel auch noch Hosenträger anziehen. Meinst du nicht, dass meine kleine Installation genug ist?‘

Agnes wurde regelrecht gesprächig: ‚Zum Einen bin ich den KG jetzt gewöhnt. Da will ich meine Gewohnheiten nicht aufgeben. Des weiteren fühle ich mich damit sicher.‘

‚Vor wem? Fremde Angreifern, übermütige Freier oder vor dir selbst?‘

‚Ich arbeite nicht mehr im Club. Es hat da einen Vorfall gegeben, für den ich ihrer Installation sehr dankbar war.‘

Nun war ihre verschlossene Weiblichkeit Frau Dr.s Untersuchungsgegenstand. Zuerst sollte Samira, die Sprechstundenhilfe, alles mit lauwarmen Wasser spülen. Im letzten Spülgang war wohl etwas Duftwasser versetzt. Eigentlich hätte der Geruch auch ein Indikator für ihren Zustand sein können, aber Frau Dr. hatte ein empfindliches Näschen. Da hatte sie auch andere Untersuchungsverfahren. ,Die Clit müsste vom piercen noch dick sein und schmerzen.‘ Frau Dr. entfernte das Clit-hütchen aber nicht. sondern drückte nur von außen daran herum mit ihren Latexhandschuhen. ‚Spürst du was?‘

‚Na ja, der Schmerz vom Piercen lässt nur langsam nach, ich gewöhne mich langsam daran. Aber er wird wirklich ganz verschwinden?‘

‚Ich meinte, ob du die Berührungen spürst. Anscheinend nicht. Und natürlich werden die Schmerzen auch ganz verschwinden, ist es denn so schlimm?‘

‚Nein, eigentlich nicht. Das mit den Schmerzen geht schon klar.‘ Agnes besprach diese intimen Dinge so ohne Scheu. Frau Dr. schaute sie so merkwürdig an. ‚Dachte ich mir.‘ und lächelte. Da war es wieder, die Diagnose Masochistin. Während sie noch das Gitter untersuchte, bzw. die Anker in den inneren Schamlippen, wollte sie Agnes noch ein wenig herausfordern:

‚Es kommen gelegentlich Frauen, die wollen dass ich sie an Clit und Schamlippen de-sensibilisiere. Sie wollen diese Gefühle nicht. Manche meinen, sie wären zu stark. Man könnte hier neuro-chirurgisch vorgehen oder ein rigoroses Training ansetzen. Was meinst du?‘

‚Oder ihre Hypnose-Technik einsetzen‘, Agnes dachte mit. ‚Aber ich hätte hier grundsätzlich Bedenken. Vielleicht steckt die Frau, die so etwas wünscht, in einer kranken Beziehung, wo ihr Partner sie dazu überredete. Ich weiß leider, dass es solche Typen gibt, die einer Frau keinen Höhepunkt gönnen wollen.‘

Frau Dr. war nun erstaunt. ‚Ist das deine Geschichte? Du hattest doch noch nie einen Höhepunkt, oder?‘

Jetzt lachte Agnes: ‚Stimmt, ich hatte noch keinen Höhepunkt. Aber nur, weil ich es nicht wollte. Ich habe auch keinen Tyrannen, der solche Sachen von mir fordert. Ich will auch nicht desensibilisiert werden und finde überhaupt nicht gut, wenn das bei Frauen gemacht wird. Zeitweilig unter Verschluss ist was anderes.‘

Diese Reaktion hatte Frau Dr. nicht vorher gesehen. ‚Aber was ist es dann bei dir?‘

‚Ich weiß es selber nicht so genau. Eine Freundin meinte, ich wäre eine optimistische Romantikerin. Erst wenn der Traumprinz käme, wollte ich mich ihm ganz hin schenken. Und ein Bisschen was ist davon dran.‘

‚Aber es ist nicht die ganze Wahrheit?‘ Agnes antwortete direkt: ‘Gewiss nicht. Aber ich kenne mich selber nicht so gut, dass ich es beschreiben könnte.‘

Schließlich waren die Brüste dran. Agnes war weniger erregt als sie selber dachte. Die Nippel waren fast kaum auszumachen.

‚Samira, komm doch mal bitte ‘rüber. Saug doch mal an ihren Warzen. Das mögt ihr beide doch recht gern, und ich komme mit meiner Untersuchung weiter.‘ Frau Dr. sagte das, als ob es ein ganz gewöhnlicher Vorgang wäre, wenn die schöne Sprechstundenhilfe auf Anweisung der Gynäkologin der Patientin an den Brüsten saugte. Samira aber sah es keineswegs so nüchtern. Sie hatte tatsächlich eine Leidenschaft für interessante Frauen, und natürlich wusste das Frau Dr. Nur selten allerdings bekam sie derartige Aufträge. Samira schaute Agnes verführerisch an. Und auch Agnes ließ diese ungewöhnliche Behandlung gerne über sich ergehen. Sie lächelte ebenso verführerisch zurück. Eine schöne Erfahrung, aber Agnes musste immerzu an Vicky denken. Hinterging sie diese etwa, wenn sie sich so ganz darauf einließ?

Frau Dr. machte sich Notizen. Nach 3 Minuten schon unterbrach sie das Spiel der beiden Frauen. ‚Das ist genug jetzt.‘ Die Untersuchung der Brustwarzen wurde fortgesetzt. ‚Sehr schön…‘ war der nichts sagende Kommentar. Frau Dr. war offenbar zufrieden mit ihren Untersuchungen.

Nicht lange danach war Agnes wieder bei Vicky. Sie erzählte ihr alles haarklein, auch ihre Gefühle und ihre Gedanken. Mit einem sehr warmen Lächeln fragte sie: ‚Und das war jetzt so was wie eine Beichte?‘ Beide kicherten so ein wenig zusammen. Agnes gab selbstverständlich den Schlüssel wieder ab.

‚Und nun noch zur Planung: Das nächste größere Event ist erst in drei Wochen. Mein Insider-Dinner ist schon zur festen Institution geworden. Da bin ich selber Veranstalter. Es ist ein Meeting der Creme de la Creme des Business, oder zumindest die, die sich dafür halten. Das wichtigste ist, dass man sich mit den ‚richtigen‘ Leuten zwanglos treffen kann. Ich habe eine wunderschöne Location dafür gefunden mit einigen Separées, wenn sich zwei ungestört unterhalten wollen. Nein, nicht was du schon wieder denkst. Es geht denen ums Business.

Das Konzept sieht nicht nur das elegante Ambiente und exzellente Menüs vor, sondern auch ein kleines kulturelles Programm, um eben die ungezwungene Atmosphäre zu unterstützen. Entscheidend aber ist das Placement der Gäste. Es melden sich nur Stammgäste an oder solche, die von diesen vorgeschlagen werden. Man muss die Stammgäste allerdings daran erinnern, dass es den Termin gibt. Die Karten habe ich schon vorletzte Woche versendet. Jetzt geht es nicht nur um die Administration der Anmeldungen, sondern dass du dich mit jedem sehr gut vertraut machst. Wer sollte an welchen Tisch? Am Besten sind Leute, die sich noch nicht so gut kennen, aber gemeinsame Interessen teilen. Für manche kann das was mit Anbahnung persönlicher Beziehungen zu tun haben, aber eher geht es um den Aufbau von Geschäftskontakten. Schau dir die Dossiers der Leute an. Wenn du mit der Beurteilung ihrer wirtschaftlichen Verflechtungen überfordert fühlst, dann frag mich lieber. Du hast ja kein BWL-Studium hinter dir.‘

Agnes schluckte ein wenig. Sie war doch gerade mal Abiturientin mit absonderlichen Interessen und bizarren Erfahrungen. Jetzt sollte sie schon die Arbeit einer Business-Frau erledigen?

Vicky deutete ihren Gesichtsausdruck richtig: ‚Mach dir keine Sorgen. Ich erwarte nicht viel von dir. Du hast die Chance, da ganz langsam rein zu schnuppern. Und es ist auch noch Zeit. Kein Grund für Stress.

Daneben wollte ich mich für so ein Selbstverteidigungstraining anmelden. Die Erfahrungen von Vorgestern haben mir zwar gezeigt, dass man auch gute Leute schnell hinzu bekommen kann, aber etwas bessere eigene Fähigkeiten wären sicher hilfreich. Ich würde mich freuen, wenn du mich begleiten würdest.‘

Das war schon eher nach ihrem Geschmack. Die nächsten Wochen würden sicher nicht langweilig werden. ‚Wie geht es eigentlich deinem Mann? Wann kommt er zurück?‘

‚Er wollte eigentlich noch vor dem Insider–Dinner wieder da sein. Warum interessierst du dich dafür? Eifersüchtig?‘

‚Du machst Witze. Er ist dein Geliebter. Damit ist er mir selbstverständlich fast so teuer wie du. Und auch aus der Entfernung hat er vielleicht entscheidend dazu beigetragen, dass ich so unendlich glücklich bin. Ich würde ihn einfach gerne persönlich kennen lernen.‘

Vicky fiel noch was Wichtiges ein: ‚Hanna feiert nächste Woche ihren Geburtstag. Achtzehnten zu werden ist was Besonderes. Da kann man sich doch nicht von seiner Mutter helfen lassen. Mein Küken wird Erwachsen. Und außerdem mag sie keine Chici-Micky Feste. Aber von einer Freundin wird sie sich vielleicht helfen lassen. Ich habe den Eindruck, zwischen Euch klappt das sehr gut.‘

Wo die Frauen nun volles Programm haben, können wir unsere Aufmerksamkeit wieder auf andere Ereignisse lenken, die sich zur gleichen Zeit an anderen Orten dieser Welt ereignen. Und diese Ereignisse sollten sehr deutlichen Einfluss auf das Kommende haben …
17. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 03.03.10 00:33

hallo ambi valent,

da steht ein großes erreignis bevor. wird sie ihre aufgabe erfüllen können?
18. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 03.03.10 20:27

8. Ein kalter Privatkrieg

‚Na Karl, was macht die Oma, wieder Schluckauf?‘
‚Ach Klaus, man könnte sich wirklich Sorgen machen.‘
‚Wieder die Schweinbäuche?‘
‚Nee, die waren im normalen Rahmen, nur drei Stück, und ganz gewöhnlich zubereitet. Die Verdauung wurde dadurch nicht gestört. Es geht um einen neuen Besucher, diesmal aus dem Süden. Leider recht unangenehm.‘

Die Gesprächsteilnehmer hießen natürlich nicht wirklich Karl und Klaus, sondern es ging um den Security-Bericht der Lenover-Gruppe. Georg Lenover war mit Phil Xermann, seinem Chief Intelligence Officer, persönlich befreundet. Nur so konnte er den einstigen Top-Hacker für sich gewinnen. Persönliche Integrität, uneingeschränktes Vertrauen und großzügige Ressourcen waren die Gründe, wie ein so wilder Bursche sich als treuer Verbündeter rekrutieren ließ. Über öffentliche Leitungen hatten sie einfache Codes vereinbart, damit man es einem möglichen Sneaker nicht zu leicht machte. Natürlich waren Oma das Firmennetz, und Schweinbäuche die NSA. Aber auch diese Top-Organisation der Wirtschaftsspionage hatten sie ganz gut im Griff. Nicht unüblich waren Hacker-Angriffe aus China oder Russland, zumeist von einigen pfiffigen Privatleuten, manchmal mit Verbindung zu organisiertem Verbrechen, und dann über mehrere Relays im getarnt. Aber der Süden war ein weißer Fleck auf der Karte der Angreifer. Das war nun wirklich was Neues.


Hier das Gespräch in entschlüsselte Form, also Klartext:

‚Der Eindringling war wirklich gut. Hat sich von Stufe 1 nicht irritieren lassen und ist fast ohne Bemerken auf Stufe 2 gelandet. Da konnte sogar ich noch was lernen. Zum Glück hat er noch einen zweiten Bewacher im Schlepptau. Der war zwar auch deutlich über den Durchschnitt, hat aber wenigstens die Alarme gezündet.‘

Georg Lenover, war nun sehr neugierig. Die Sicherheitsarchitektur seiner Netze hat sich bislang als äußerst robust erwiesen. Auf Level 2 haben es die Wenigsten bislang geschafft, und wenn Phil so respektvoll sprach, dann war es ernst. ‚Konntest du raus kriegen, was die wollten? Privatiers waren sie wohl kaum.‘

‚Das ist ja, was mich ziemlich nervös macht. Die sind nicht nur auf die Projektfolder los gegangen, sondern haben sich die Personaldaten vorgeknöpft. Besonders auf dich und deine Familie schienen sie es abgesehen zu haben. Und nach einer Agnes Trinse haben sie gesucht – aber die gibt es bei uns gar nicht. Kannst du dir einen Reim darauf machen?‘

‚Noch sehe ich da nichts. Wer ist es denn, der uns da attackiert? Du Bluthund hast sicher die Fährte aufgenommen und kannst was dazu sagen.‘

‚Na klar, aber die waren ihrerseits nicht schlecht abgesichert. Ich musste sogar mein Ass im Ärmel ziehen. Du weißt doch, ich habe meinen persönlichen Exploit auf der Cisco-Serie …‘

‚Kein Techno-Babbel. Komm zur Sache.‘

‚Also – Ich konnte es über ein VPN der International SM Trading nachvollziehen. Das scheint das Kerngeschäft mit Hauptsitz in Libyen eines Said Meschregi zu sein, nicht was du wohl wieder gedacht hast.‘ Phil lachte, denn er wusste noch nicht, dass hier eine Doppeldeutigkeit kein reiner Zufall war.

‚Dieser Meschregi ist aber die graue Eminenz von einem riesigen Firmenimperium. Die ISMT beschäftigt sich überwiegend mir Import-Export im Rohstoff-Bereich. Sie vermarktet sich als Broker mit hervorragenden Beziehungen. Das meiste läuft mit Öl und Erdgas, aber auch Edelmetalle und einiges anderes. Bei näherem Hinsehen habe ich raus bekommen, dass Meschregi auch Beteiligungen bei vielen größeren Namen und Venture-Capital Firmen hat, zum Teil über mehrere Strohmänner hat er eine enorme Machtfülle angesammelt. Fast so was wie ein Warren Buffet Under Cover. Der ist uns ein paar Nummern zu groß für uns.‘

Georg wurde es langsam ungemütlich. Wenn dieser Meschregi es auf ihn und seine Familie abgesehen hat, dann musste er sich warm anziehen.

‚Es kommt aber noch ein Bisschen schlimmer. Er hat auch Kontakte zum halbseidenen Geschäft, Prostitution, Russenmafia, Mädchenhandel. Hier genügt es nicht, dass du eine solide Eigenkapitalquote hast und den besten Hacker der Welt deinen Freund nennen darfst. Du solltest dir überlegen, ob du nicht eine Privatarmee aufbauen solltest. ‘

Georg war an Phils Humor gewöhnt. Phil meinte nicht wirklich, dass er der beste Hacker der Welt sei, denn es gibt fast immer einen Anderen, der besser ist - und wenn nicht jetzt, dann später. Eitelkeit macht blind. Das wussten beide, und darum konnte Georg auch über den Insiderwitz auch lachen. Georgs Erfolg lag darin, dass er Situationen schnell erfassen konnte und zügig zu sachgerechten Entscheidungen kam.

‚Du weißt, dass mir Berufsethik und Seriosität etwas Heiliges ist. Hier muss ich wohl meine Grundsätze über Bord werfen und dich von der Leine lassen.
Wir müssen zwei neue Firmen aufbauen. Eine Venture-Capital und eine Security-Firma – beide darf man nicht zu mir zurück verfolgen können. Die Venture-Capital-Company kriegt von dir heiße Tipps für Finanzanlagen, die du aus den Analysen von Meschregis Konzern gewinnst. Die investiert über Strohmänner unterhalb der Radar-Schwelle bevor Meschregi einsteigt, und verkauft dann mit guten Spekulationsgewinnen. Damit finanzieren sie dann die Security-Firma auf den Cayman-Islands, die eine Tarnung für eine hochkarätige Söldnertruppe darstellt.‘

Phil lachte. ‚Du alter Schlawiner. Immer den braven Saubermann raushängen lassen, Aber wenn es ernst wird, sofort einen finsteren Plan aus der Schublade zaubern. Du hast doch nur auf die Gelegenheit gewartet, wann du mit halbwegs gutem Gewissen dir untreu werden konntest. Aber keine Sorge – ich bin dabei.‘

Ein Bisschen fühlte sich Georg ertappt. ‚Ich fürchte, die Bedrohung ist ernster, um sie nur als Rechtfertigung für meine schwarze Seele zu verwenden. Das Spiel können wir auch verlieren. Und das kann böse werden.

Wie ist es denn mit deinem geliebten Feind, dem Meisterhacker? Ist der für uns eine Gefahr?‘

‚Mit Sicherheit. Ich bin bereits ultravorsichtig. Ich habe zwar mehrere Hooks gesetzt, aber ich mache keine weiteren aktiven Schritte in deren Systemen. Unter Eavesdropping meine ich passives Mitschneiden von deren internem Netz-Traffic.‘

‚Ich hab doch extra gesagt: Kein Techno-Babbel!‘

‚Gut.
Ich weiß noch nicht viel über den Superhacker. Er sitzt in Libyen und ist vermutlich eine raffinierte Schwuchtel, die auch gut deutsch kann.‘

‚Wie kommst du denn darauf?‘

‚Er nennt sich Sherezade.‘
19. RE: Folge 9: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 04.03.10 20:26

9. Ruhe vor dem Sturm … oder doch nicht?

Agnes war natürlich völlig ahnungslos über die Ereignisse, die bald auch in ihrem Leben grße Veränderungen nach sich zögen. Bei ihr tröpfelten die Tage vor sich hin. Sie gab sich alle Mühe, ihre Hausaufgaben gut zu machen. Aber auch Vicky und Hanna waren eher mit sich selbst beschäftigt. Bei Hannas Geburtstag war sie dabei. Hanna ließ sich auch helfen, aber obwohl sie altersmäßig gar nicht weit auseinander lagen, so fühlte sich Agnes doch kaum zu der Partygesellschaft zugehörig. War es ihr zu wenig ‚kinky‘? Oder fühlte es sich so an, wie auch damals bei einigen Klassenkameraden – eben nicht ihre Welt. Auch wenn sich Hanna gelegentlich mit ihr unterhielt und ihr offensichtlich freundschaftlich zugetan war, so wusste sie doch, dass die Beziehung nie so eng werden würde wie zu Hannas Mutter.

Mit Vicky normalisierte sich die Zusammenarbeit. Sehr konzentriert planten und organisierten sie gemeinsam. Gelegentliche Küsschen und Umarmungen, aber doch eher zurückhaltend. Agnes wurde innerlich unruhig. Irgendwie fehlten ihr die alten Freunde aus dem Club und einige ihrer Kunden. Immer öfter wanderten ihre Gedanken ab und sie musste sich auf die Arbeit mit Willenskraft konzentrieren. Nicht lange danach griff sie zum Hörer und rief im Club an. Und tatsächlich erwischte sie auch Rosi.

‚Ach Liebes, ihr fehlt mir so, und du am meisten.‘

‚Und du mir erst mal. Hier im Club geht es immer schlechter. Fritz lässt die Zügel schleifen, und Malicia lebt immer ungehemmter ihre verrückten Ideen aus. Sie haben zwar ein neues Mädchen reingenommen, aber die ist eher abgeschmackt. Keine hat hatte auch nicht halbwegs dein Niveau. Und rate mal, wen sich Malicia für ihre Ideen als Opfer aussucht?‘

‚Na, wenn du es so sagst, dann dich..‘

‚Genau. Als ob ich darauf stehen würde, in Gummi gesteckt zu werden. Ab und zu verprügelt sie mich auch vor den Kunden und nennt mich Sklavin, Zofe oder so was doofes. Ich bin drauf und dran, abzuhauen.

Und es kommen auch weniger Gäste. Einige von den Neuen fragen noch nach dir, aber die meisten kommen erst gar nicht mehr. Letzthin war zum Beispiel eine Frau da, die war wohl ganz verzweifelt, dass du nicht mehr da bist. Mit mir wollte sie nicht, wäre auch nicht meine Wellenlänge. Sie hieß Karen und hat mir ihre Nummer gegeben. Hier ist sie …‘

Agnes hatte gleich mitgeschrieben. Denn Karen wollte sie auch unbedingt wieder sehen. ‚Ich finde es ganz toll, dass du dich um Karen gekümmert hast. Auf dich kann ich mich wirklich verlassen. Die Nummer hatte ich wirklich vermisst.‘

‚Ach Agnes, können wir uns nicht noch einmal Treffen?‘

‚Ja, aber dann an einem neutralen Punkt. In den Club will ich nicht mehr.‘

‚Das ist aber irgendwie doof. Du weißt ja worauf ich stehe. Und das sind keine Mädchen, normalerweise nicht. Aber bei dir ist es was anderes. Mit dir aber würd ich gern ein bisschen Schmusen. Und in einem Cafe in der Stadt geht das wohl schlecht.‘

Agnes erzählte noch ein wenig von sich, aber einen Termin für ein Treffen hatten sie nicht ausgemacht.

Auch wenn Agnes Rosi sehr gern mochte, so verblasste doch ihr Bild neben dem von Karen. Eigentlich tat es ihr leid, dass sie Rosi nicht ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, aber nachdem der Name Karen gefallen war, konnte sie sich davon nicht lösen. Kaum dass sie aufgelegt hatte, da wählte sie auch schon Karens Nummer.

‚Hallo, hier ist Agnes.‘

Schweigen … war es doch die falsche Nummer? Aber es war ein gespanntes Schweigen, eine vielsagende Stille.

Nach einer halben Ewigkeit erst hörte sie Karens Stimme: ‚Ich muss dich unbedingt sehen.‘

Keine Einleitung, kein Smalltalk, nur das dringende Verlangen nach Nähe. Ja, es bestand eine ganz besondere Beziehung zu Karen, unglaublich intensiv, aber ganz anders als mit Vicky. Sie sagten fast nichts, sondern einigten sich darauf, dass Karen sie noch am gleichen Abend in ihrer neuen Einliegerwohnung besuchen wollte.

Es war schon dunkel, als Karin klingelte. Sie staunte nicht schlecht, als sie die komfortable Wohnung sah, aber mehr noch erstaunte sie sich über Agnes glanzvolle Erscheinung. Agnes merkt ihr natürlich ihre Neugier an, aber sie erzählte dennoch nicht gleich los. Irgendwie waren beide ganz gut zufrieden, sich einfach nur vielsagend anzuschauen nur unterbrochen von gegenseitigen leichten Berührungen, streicheln an der Wange. Bis es dann an der Tür klingelte. Vicky stand vor der Tür.

‚Agnes, ich muss dich sprechen. Ich hatte ein längeres Telefonat mit meinem Mann … Du siehst aus, als ob ich ungelegen komme?‘

‚Ich habe gerade eine gute Freundin zu Besuch. Aber komm doch rein. …‘

Sofort baute sich eine eisige Atmosphäre im Raum auf. Beide Frauen versuchten, sich ihre Eifersucht nicht anmerken zu lassen. Schon bereute es Agnes, dass sie Vicky nicht abgewimmelt hatte. Nun aber musste sie durch. Agnes tat recht unbeschwert: ‚Vicky, das ist Karen, Karen, das ist Vicky. Ihr seid beide meine besten Freundinnen, und ich würde mich riesig freuen, wenn ihr euch beide zumindest halb so gut verstehen würdet, wie ich mich mit jeder von Euch. Und das werdet ihr auch sicher, wenn ihr euch nur halb so gut kennen würdet wie ich. Da ich aber nur halb so viel wert bin wie jede von Euch, könnten wir eigentlich doppelt so viel Freude haben … ihr versteht was ich meine?‘

Karen war etwas irritiert. Vicky aber schmunzelte. ‚Und du bist weniger als halb so alt wie Bilbo Beutlin. Darum hattest du auch nicht halb so lange Zeit zum Üben solcher Geschichten wie er oder sein Chronist, diesen Tolkien. Und du müsstest noch sehr viel üben, bis du seine Klasse erreichst.‘ Jetzt kicherte Agnes, und auch Karen entspannte sich zu einem leichten Lächeln.

Agnes holte Gläser und den Flaschenöffner. ‚Karen ist ein großer Freund von Rioja. Sie hat mir diese Flasche mitgebracht. Ich habe noch nie was mit so einem Etikett getrunken, aber ich stelle mir jetzt schon vor, wie dunkel und schwer dieser Wein sein wird, gewiss voller Leidenschaft.‘

Vicky war nun ganz locker. ‚Gut, ein Glas trinke ich mit. Aber dann muss ich noch einiges erledigen. Ich habe ohnehin den Eindruck, dass ich eher störe …‘, sie sagte das ohne jede Spitze, nur aus lauter Respekt. Karen lächelte. Durch die Ankündigung des baldigen Rückzugs wurden ihre Gesichtszüge entspannter. Ja vielleicht konnten sie sich doch anfreunden, aber nicht heute Abend.

Vicki lobte den Wein und verabschiedete sich: ‚Der Grund meiner Störung deines freien Abends war leider sehr wichtig, aber das kann jetzt auch bis morgen warten. Kommst du dann hoch, wenn du kannst?‘

Karen wurde gesprächiger, als sie wieder zu zweit waren: Sie hatte sich von ihrem Mann getrennt und wollte zu einem Leben finden, dass weder auf gesellschaftlichen Vorgaben, noch aus dem Zwang zu Kompromissen beruhte. Ihre Vorstellungen waren noch etwas diffus, aber unbedingt heroisch.

Agnes brachte sie wieder auf den Boden zurück:‚Du meinst, ich habe das genau so gemacht, mich eben jenseits der Konventionen gestellt. Und darum bewunderst du mich. Ich aber sehe das ganz anders. Ich habe mich recht blauäugig auf Dinge eingelassen, die äußerst gefährlich waren. Das hat auch nichts Heldenhaftes an sich, sonder ist nur eine andere Schicht von Illusionen, die in mir sind.‘

Karen hörte schweigend zu. ‚Aber was ist die Alternative? Was sollten wir Frauen denn tun? Ich weiß auch nicht viel mehr als du. Ich habe kein fertiges Rezept. Mal träume ich vom trauten Heim, in dem ein liebender Gatte mir die Sicherheit gibt, eine Schar von Kindern groß zu ziehen. Das erscheint mir wirklich nicht schlechter als ein extatisches Leben voller sinnlicher Erfahrungen, das dann mit Katzenjammer endet. Und sag jetzt bloß nichts von Kitsch. Es hat aber zwei Webfehler. Zum Einen sind diese liebenden Männer nicht allzu dicht gesät – ich hab nämlich keinen - , und zum Anderen habe ich ein dunklles Verlangen nach irgendetwas Wildem, und ich kann es selbst nicht greifen.‘

Karen stimmte zu: ‚Ich habe einen anderen Weg versucht, aber jetzt stehe ich vor einem Scherbenhaufen. Mit meinem Ex hatten wir eine offene Beziehung vereinbart. Ich wollte ihn auch gar nicht binden. Wenn doch nur die Verpflichtung da ist, wo bleibt dann die Liebe? Anfangs erzählte er mir sogar von seinen Eroberungen, und liebte mich um so mehr. Ich bildete mir ein, frei zu sein, aber auch das stimmte nicht wirklich. Wir heirateten, als ich schwanger wurde. Danach wurde es immer schlimmer mit uns. Und mit der Fehlgeburt kam ich eigentlich nicht klar. Danach haben wir trotzdem weiter gemacht. Natürlich hatte er mir auch keine eheliche Treue geschworen … aber ich weiß auch nicht, warum ich mit ihm zusammen bleiben soll. Wir haben jeder ein eigenes Leben.‘

‚Weißt du,‘ antwortete Agnes, ‚Ich bin ja noch sehr jung, und ich will auch nicht altklug wirken. Ich habe wahnsinnig viele Bücher gefressen, und irgendwie kommt mir darum so einiges bekannt vor. Als wir uns kennen lernten hat dich noch was anderes getrieben. Du hast auch ein dunkles Verlangen, etwas, dass eben nicht gut in eine Musterbiographie passt. Und du hast gemerkt, dass es bei mir auch so ähnlich ist.

Unsere gemeinsame Erfahrung hat bei dir etwas ausgelöst, das für dich ein Schritt zur Emanzipation darstellt. Du weißt, dass Schmerz auch lustvoll sein kann. Du hast gefühlt wie ich, und darum sind wir irgendwie verbunden. Aber ich habe keine Rezepte für dich und auch nicht für mich. Ich würde es nur nicht so gut finden, wenn du mir irgend was nach machst.‘

Karen hatte nicht von ihrer Phantasie erzählt, dass sie sich auch in einen Keuschheitsgürtel verschließen wollte, und vielleicht als Domina arbeiten wollte. Das war ihr selber zu bizarr erschienen, aber sie hatte die letzten Tage im Web über Keuscheitsgürtel recherchiert. … also, Agnes war dagegen. Hmm.

‚Schönes Dilemma – und wie geht es weiter?‘ Karens Verunsicherung hatte sich nicht gelegt.

Agnes wirkte wieder heiter und praktisch: ‚Ganz einfach – wir verzichten für heute darauf, alle deine Probleme zu lösen, sondern wir ziehen uns aus und gehen ins Bett. Dort schmusen wir miteinander bis wir in den Armen des Anderen einschlafen. Morgen ist dann ein neuer Tag. Und auch das wird ein schöner Tag - ganz gewiss.‘

Karen lächelte, ‚Du bist wirklich so viel jünger als ich, aber ich denke, dein Vorschlag ist richtig gut. Oh ja, ich habe wirklich Lust, dich zu spüren …‘ und dann gab es auch keine Worte mehr.

Eigentlich hatten sie sich sehr viel zu sagen, aber dazu brauchten sie keine Worte. Augen, Hände, Lippen, der ganze Körper ist ein einziges Kommunikationsmedium, und sie sprachen beide die gleiche Sprache. Sie streichelten sich die Wangen, trösteten sich in Umarmungen, liebkosten gegenseitig ihre Brüste. Einfach Zärtlichkeit pur. Als Agnes Karens Clit ganz sanft massierte, genoss diese das, wurde aber doch unruhig.

‚Kannst du nicht mal das blöde Ding ausziehen? Ich will, dass du so fühlst wie ich.‘

Bedauernd sagte Agnes: ‚Geht nicht, Vicky hat den Schlüssel …‘ - ‚Oh‘

‚… und außerdem hätte das nicht viel gebracht. Ich habe noch ein Keuschheitsgitter und ein Clit-Hütchen darunter.‘ Natürlich wollte Karen alles ganz genau wissen. Während Agnes kein Detail ausließ, massierte sie Karens Knöspchen zärtlich weiter. Sie wurde ziemlich feucht und fest. Als sie schließlich zu ihrem Höhepunkt kam, war dieser nicht so exzessiv und laut, wie sie ihn bei ihrer gemeinsamen SM-Session gehabt hatte, sondern eher Lady-like, einfach nur schön.

Schon kurz nachdem dieser abebbte sah Karen etwas traurig in Agnes Augen. ‚Es tut mir richtig weh, dass du diese Erfahrung mit mir nicht teilen kannst.‘

Agnes lächelte. ‚Aber das tue ich doch, ich spüre fast alles, was du spürst, und wenn du einen Höhepunkt hast, dann fühle ich mich so, als ob es meiner wäre.‘ Befriedigt und erschöpft schliefen beide eng umschlungen ein.

Der Wecker klingelte recht früh, denn Karen musste zur Arbeit nun etwas weiter fahren. Sie legte ihr 100 Euro hin: ‚Ich bin im Moment etwas klamm … geht das so?‘

Agnes schmollte ein wenig: ‚Hat es dir doch nicht gefallen?‘ - aber gleich darauf fing sie an zu kichern: ‚Ich bin doch aus dem Gewerbe ausgestiegen, da nehme ich kein Geld mehr, und von dir schon gar nicht, mein Herz.‘ Vielleicht wären andere beleidigt gewesen, wenn man ihnen Geld angeboten hätte, aber Agnes sah es als ein Zeichen des Respekts. Für Karen war dies eine tiefe Erleichterung, denn ihre Liebe zu Agnes war tief und stark. Der Verdacht, dass es doch nur ein äußerst gekonntes professionelles Schauspiel gewesen sein konnte, hatte sie zwar nicht wirklich gehabt, aber der Gedanke ließ sich auch nicht tot kriegen … bis jetzt.

Einen kurzen Kaffee, eine Umarmung, zwei Küsschen, kein Frühstück … und Agnes war wieder allein.
20. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 05.03.10 21:33

10. Frühstück und Vorankündigungen

Es war noch zu früh um zu Vicky zu gehen. Die Laktationsübungen hatte sie nicht vernachlässigt, aber bislang hatte sie keinen Erfolg gehabt. Heute aber war es anders. Ein paar Tröpfchen kamen tatsächlich in die Pumpe. In ihrem Glück wagte es Agnes nicht, selbst zu probieren. Voller Stolz wollte sie die Frucht ihres Leibes Vicky vorführen.

Während sie nach oben ging und für Vicky und Hanna das Frühstück bereitete fragte sie sich, ob sie nicht etwas treulos war. Wie konnte sie die Nacht mit Karen verbringen und dann Vicky so einfach unter die Augen treten? Zu ihrer eigenen Verwunderung hatte sie aber gar kein schlechtes Gewissen. Sie liebte beide jeweils unterschiedlich, Es erschien ihr nicht so, als ob sie einer von beiden untreu wäre. eigentlich wünschte sie sich, dass die beiden sich ebenso gut untereinander verstanden. Und Eifersucht war einfach nicht ihr Ding.

Als die beiden sich schließlich setzten wirkte Agnes ausgesprochen gelöst und heiter, aber so recht wollte kein Gespräch aufkommen. Zu dem Schnapsgläßchen mit der weißen Flüssigkeit darin meinte Agnes nur fröhlich: ‚erzähle ich dir nachher.‘ Und Vicky konnte auch noch nicht loswerden, was sie so bedrückte.

Hanna merkte natürlich, dass die beiden anderen Frauen sich wegen ihr so seltsam verhielten. Sie hatten Geheimnisse, und sie, Hanna, gehörte eben nicht dazu. Aber Hanna hatte ein heiteres Naturell und war deswegen nicht gleich angefressen. Sie musste ja ohnehin gleich weg.

Agnes sah sehr wohl, dass Vicky etwas drückte, aber sie platzte doch erst heraus mit ihrem kleinen Erfolg: ‚Das ist Liebfrauenmilch!‘ Für Vicky waren die Sorgen kurzzeitig wie weggeblasen, sie konnte richtig locker losprusten. ‚Hat es ja endlich geklappt?‘

‚Probier sie erst mal, bevor sie noch sauer wird!‘ … aber Vicky war noch etwas scheu. ‚Wie schmeckt sie denn?‘

‚Das weiß ich nicht. Du solltest die erste sein, Ich habe dir den Vortritt lassen wollen. Aber ich bin selbst ganz neugierig. Ein paar Tröpfchen solltest du mir schon übrig lassen.‘

… Vicky verzog etwas das Gesicht, ‚Es schmeckt nach … ach probier selber‘. Beide kamen aber zu dem Ergebnis, dass die erste Milch nicht ganz nach ihrem Geschmack war, dass sie aber auf Änderungen im Laufe der Zeit hofften.

Aber schnell legte sich die Freude und Sorgenfalten waren bei Vicky zu erkennen. ‚Ich habe gestern mit Georg gesprochen. Es gibt Ärger. Meschregi hatte doch so komische Andeutungen gemacht. Ich fürchte, er hat nicht geblufft.‘

‚Was ist denn passiert?‘

‚Er hat Hacker losgeschickt, um die Firmen meines Mannes auszuspähen. Und er hat nach dir gesucht. Wir haben auch rausgekriegt, dass er nicht nur groß getan hat, sondern dass er wirklich wahnsinnig reich und mächtig ist. Er hat ein Imperium aus renommierten Geschäften und eine kriminelle Organisation. Gegen den ist Georg ein kleiner Fisch. Und er scheint sich auf eine breite Attacke vorzubereiten.‘

Agnes fiel sofort die ganze Kraft aus dem Gesicht: ‚Ich werde heute noch ausziehen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, Euch in etwas Gefährliches hineingezogen zu sehen.‘

‚Beruhige dich mal. Zum Aussteigen ist es sowieso zu spät. Der hat uns bereits im Visier, dich nimmt er dann nur noch als Nachspeise. Und wenn du fort läufst, spielst du ihm nur in die Hände. Und mit den Selbstvorwürfen solltest du dich auch nicht beschäftigen. Ich wusste genau, worauf ich mich einlasse, und ich bereue nichts. Ich würde jederzeit wieder so handeln, auch wenn es jetzt eben gefährlich wird.‘

‚Und dein Mann? Wie kann ich ihm unter die Augen treten …‘

‚Georg hat mich nur bestätigt. Er sagt, man soll nie bereuen, wenn man das Richtige tut – auch wenn es böse Konsequenzen hat. Er sagt, er sei nicht blauäugig, und rechne ernsthaft mit der Gefahr, dass es sehr hässlich werden kann. Aber gerade auch dann wäre es wichtig, sich selber treu zu bleiben. Er zitierte dann noch aus dem Neuen Testament: Widersteht dem Bösen in jeder Gestalt.‘

Agnes war hin und her gerissen. ‚Du hast einen großartigen Mann. Und du bist selber eine phantastische Frau. Umso mehr gönne ich euch euer Glück. Allein die Gefahr kann ich da nicht so leicht aus meinen Kopf schütteln.‘

‚Aber das Glück zeigt sich erst in der Bewährung. Wenn es nur Schönwetter gäbe, wüssten wir nie, ob wir selber auch echt sind.
Bezüglich der Bedrohung können wir nicht viel tun. Wir sollten unsere Selbstverteidigungsübungen intensivieren. Könntest du dich dann noch mal sachkundig machen, wie es mit dem Erwerb eines Waffenscheines ist? Ich glaub nicht, dass wir da noch was auf die Schnelle machen können. Georg wollte mir keine Einzelheiten nennen, aber er sei bereits intensiv mit Schutzmaßnahmen beschäftigt. Er wollte auch früher zurück kommen.

Wir sollten uns ansonsten auf unsere Arbeit konzentrieren. Für das Insider-Dinner gibt es noch was zu tun. Der gebuchte Künstler für das kulturelle Programm hat überraschend abgesagt. Ich habe auch schon eine Idee für den Ersatz.‘

Vicky holte einen Fotoband rüber. Agnes schaute anscheinend gar nicht genau hin sondern schlug sofort die erste Seite auf. Auf Vickys fragenden Blick antwortete sie: ‚Ich wollte nur sehen, ob das meines ist, aber da steht keine Widmung.‘

‚Nein, den habe ich von einem befreundeten Verleger. Der sagt, sein zweiter Band wird wohl in 4 Monaten erscheinen, und da wollte er vorab ein wenig Promotion machen. Du kennst diesen Tom Silling?‘

‚Oh ja, ein ganz liebenswerter, sensibler Mann. Mit dem könnte ich vielleicht auch zusammen leben.‘

Überraschung zeichnete sich auf Vickys Gesicht. ‚Wen du alles kennst … aber der ist doch schon über 50!‘ Agnes lächelte nur.

‚Also … ich wollte ihn für unser kulturelles Programm gewinnen. Einige Exponate aus dem neuen Band sollten in unserem Ausstellungsbereich sein. Ein Interview könnte ein Programmpunkt werden. Er kann dann seine Bücher handsignieren und verkaufen. Aber wenn du ihn kennst, könntest du ja mit ihm Kontakt aufnehmen. Vielleicht klappt es ja noch …‘

Beide saßen dann im Arbeitszimmer und erledigten die PC-Arbeiten. ‚Agnes, das wird dich interessieren. Wir haben gerade eine neue Anmeldung für unser Insider-Dinner rein bekommen: Said Meschregi.‘
21. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 06.03.10 19:31

11. Hauch einer Romanze

‚Guten Tag, Herr Silling, Hier Trinse von Exclusive Business Events. Ich rufe an wegen einem Promotion-Event bezüglich der Erscheinung ihres neuen Photobandes. Herr Flanger, ihr Verleger, hat uns ihre Nummer gegeben.‘ Agnes wollte ganz bewusst sehr Business-like klingen.

‚Äh, sie erwischen mich auf einen ganz falschen Fuß. Ich dachte, dass das erst in 3 Monaten los geht. Wieso wollen sie denn jetzt schon was von mir?‘

‚Bei unseren Business-Events haben wir in der Regel auch einen kulturellen Teil. Der gebuchte Künstler für den 13. Hat allerdings kurzfristig abgesagt. Deswegen wollten wir Sie gerne gewinnen.‘

‚Moment mal … die Stimme kommt mir doch so bekannt vor. Heißen Sie mit Vornamen vielleicht Agnes?‘ Tom war irritiert. Die Frau, die ihn so sehr in seinen Tagträumereien beschäftigte, schien ihn zu verfolgen. Jetzt hörte er schon Gespenster. Überall meinte er sie zu sehen, mal auf der Straße von hinten, mal beim Vorbeifahren schnell vorbeihuschen. Er machte sich schon Sorgen wegen seines Gemütszustandes. Dabei hatte er sich doch extra von ihr ferngehalten. Eine Verliebtheit mit einem so jungem Ding! Er sollte sich in seinem Alter doch nicht zum Esel machen. Und jetzt meinte er, in der Anruferin sie zu erkennen …

Am anderen Ende der Leitung hörte er es ein wenig kichern. ‚Ich mag zwar Rollenspiele, aber manchmal bin ich sehr direkt. Aber das mit dem Business Event ist echt. Wir wollen dich wirklich für unsere Veranstaltung am 13. haben … oder bist du etwa abergläubisch?‘

‚Eigentlich würde ich mit dir lieber erst mal über andere Sachen plauschen, aber zum Wichtigsten zuerst. Ich fliege nächste Woche nach Amerika. Dann kann ich am 13 wohl nicht wieder da sein. Eigentlich schade.‘

‚Och … kein Problem, du buchst einfach um, und fliegst eine Woche später. Mit deinem Honorar machst du da noch ein sattes Plus.‘

‚Bei jeder anderen hätte ich freundlich abgelehnt, aber dir kann ich nichts abschlagen. Wir müssten uns aber sehr schnell treffen, um Details zu klären, und Vertrag und so … natürlich würde ich dich auch wegen anderer Themen gerne sehen.‘

‚ Wie ist es mit heute Nachmittag?‘ Agnes wollte gleich Nägel mit Köpfen machen.
‚Das ist mein einzig freier Termin. Kommst du zu mir? Da könnte ich dir vielleicht einiges zeigen …‘

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Als Agnes Vicky informierte, sagte sie zuerst, dass Silling andere Planungen gehabt hätte … aber dass er ihr auf Grund der persönlichen Beziehung doch zugesagt hatte. So ein Bisschen stolz war sie schon wegen dieses kleinen Erfolges.

Agnes erzählte, dass er auch sie fotografiert hatte, und dass sie vielleicht auch in seinem neuen Band zu sehen sein würde. Vicky wollte erst später zu dem Termin hinzu kommen, da sie noch etwas anderes zu erledigen hatte. Aber sie legte ihre Vorstellungen dar und Agnes sollte das wichtigste alles schon klären. Der Vertrag war vorbereitet.

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Sein Atellier hatte er zusammen mit seiner Wohnung erst vor einem halben Jahr bezogen. Portraitfotos im Studio waren zwar nicht auf seiner Hauptlinie, aber er war trotzdem hinreichend ausgestattet. Charakteristisch war eher, dass er großformatige Abzüge seiner Bilder überall aufgehängt hatte. Agnes staunte nicht schlecht, dass sie anscheinend das Lieblingsmotiv seines Interesses war.

Nach einer kurzen Begrüßung mit Küsschen auf die Wange staunte er über die Veränderungen, die sie in den letzten Wochen erfahren hatte. ‚Ich erkenne dich kaum wieder‘, meinte er.

Agnes bedauerte das, denn auch sie mochte gerne von Tom bewundert werden. Es war mehr als nur Eitelkeit, aber wenn er sie nun so anders sah, dann hatte er wohl immer weniger Interesse an ihr.

‚Nein, die Faszination, die du bei mir bewirkst, lässt dadurch nicht nach. Im Gegenteil, sie vertieft sich nur.‘

‚Ich war eigentlich ein wenig enttäuscht, dass du dich nicht mehr gemeldet hast‘.

‚Ok, ich gebe es zu … ich habe mich in dich verliebt. Aber zum Einen passte dein Lebensstil nicht zu meinem, und zum Anderen bist du wesentlich zu jung, Da habe ich eben bewusst Abstand gehalten‘.

‚Es sie nicht so aus, als wäre deine Liebeskrankheit inzwischen wieder kuriert‘. Agnes betrachtete die Bilder.

‚Ich bräuchte da sicher eine Schwester, die mich wieder gesund pflegt‘. Das Rumgflirte kommentierte er innerlich: Und du machst dich doch zum alten Esel.

‚So ein Pech. Ich habe gerade einen anderen Job angetreten. Vielleicht kann ich aber meine neue Chefin, die übrigens gleich kommt, fragen, ob ich nicht eine Nebentätigkeit für eine hilfsbedürftigen alten Mann ausüben könnte?‘

Agnes konnte schon grausam sein. Sie spielte mit seinen Gefühlen, aber er hatte es ja nicht besser verdient.

Agnes änderte den Ton: ‚Nee, mal ernsthaft. Das mit dem Altersunterschied ist nicht mein Thema. Ich finde dich immer noch attraktiv, sehr sogar. Ich wollte dich nur ein wenig aufziehen.
Frauen sind eitel, und du schmeichelst meiner Eitelkeit mit deinen Bildern. Bei mir geht die Verliebtheit aber darüber hinaus. Ich denke, dass du eine Sensibilität zeigst, die sogar mich versteht. Und ich verstehe dich. Ich kann durch deine Augen sehen … kurz: kein Altersunterschied oder geschmeichelte Eitelkeit kann mich darüber hinweg täuschen, dass es zwischen uns um mehr geht als um eine kleine Romanze.‘

Agnes überraschte ihn immer wieder. Wie konnte so ein junges Mädchen solche Dinge von sich geben? Er fühlte sich hoffnungslos verloren. Oder war er doch von Hoffnung erfüllt? Konnte das etwa gut gehen?

Ihr Gespräch wurde durch Vickys Klingeln unterbrochen: ‚Mein Termin ging doch schneller als erwartet. Komme ich zu früh?‘ Sie drucksten ein wenig rum, und verneinten, aber Vicky merkte sehr wohl, dass sie zu früh rein geplatzt war.

Sie schaute sich das Atelier an. Die Bilder, die fast zur Hälfte Agnes zum Motiv hatten, fand sie äußerst ansprechend. Sowohl der ästhetische Aspekt, als auch die Leidenschaft, die man den Bilder abspürte. Es war ihr sofort klar, dass Tom Silling in Agnes verliebt war. Er wirkte auch auf sie noch recht attraktiv, immerhin war ja auch Georg nicht viel jünger. Und auch Agnes reagierte ganz anders auf ihn, als sie es von anderen Kontakten her kannte.

‚Sumpfblumen‘ war ein passender Titel. Sie hatte eigentlich nie genauer darüber nachgedacht, was Agnes so in diesem Club gemacht hatte. Sie hatte sie ja nur mal in konventionellem Dienstmädchen-Kostüm gesehen. Hier aber war sie in allen möglichen Verkleidungen zu sehen, Mal als Schulmädchen, in Latex-Zofenkleidchen und mehrere Bilder als Gumminonne und als Krankenschwester. Auf allen Bildern konnte man bei Agnes einen starken Ausdruck erkennen, so als ob sie sich ganz mit der Rolle identifizierte, die sie gerade durch ihr Kostüm darstellte. Und nie wirkte es wie eine gestellte Pose. Bei Vicky kam das Fetisch-Thema eigentlich nicht gut an, aber bei Agnes galten eben immer andere Regeln.

Vicky war – kurz gesagt – begeistert. Die Idee, keinen Musiker oder Performance-Artist zu rekrutieren, sondern einen Fotografen, fand sie schon schrill. Ohne die Absage und plötzliche Notlage hätte sie die Idee wahrscheinlich nicht verfolgt. Silling war aber auch eine interessante Persönlichkeit, und das Interview würde sicher gut ankommen.

Vicky meinte zur Auswahl der Bilder scherzhaft, man sollte alle Agnes-Bilder ausstellen, und das, wobei ja auch Agnes in Person bei der Veranstaltung war. Sie fand es dann sogar ernsthaft interessant. Vielleicht sollte man sogar das Interview ausweiten auf: Der Künstler und sein Model.

Aber dann empfand man es doch für zu gewagt. Die Besucher waren meist etwas konservativ. Agnes sollte ja auch weiter die Veranstaltungen administrieren. Und da könnte es sonst vielleicht zu Irritationen kommen. Die Runde entschied sich dafür, nur wenige Bilder von Agnes mit aufzuhängen und diese Beziehung nicht zu thematisieren. Natürlich sollten es keine kompromittierenden Bilder sein.

Als der Vertrag unterschrieben war zog Vicky ab, aber Agnes bleib noch eine Weile. Sie redeten nicht mehr viel, verstanden sich aber dennoch hervorragend.

Als es für sie Zeit wurde zu gehen, bot er ihr noch einen Espresso an. ‚Weißt du, an wen du mich erinnerst?‘

Sie setzte ihre Schmollmine auf: ‚Ich dachte, ich bin einzigartig, da kann ich dich doch nicht an eine Andere erinnern – also wer?‘

‚Betty Page‘

‚Bloß, weil sie vielleicht das berühmteste Fetisch-Model war? Ich sehe ihr doch gar nicht ähnlich, und meine Figur ist auch nicht so gut. Meine Frisur ist auch nicht so … soll ich mir für dich so die Haare schneiden lassen?‘

‚Betty war nicht nur ein Modell. Sie war eine Persönlichkeit. Nach einer üblen Kindheit hat sie ihr Leben selber in die Hand genommen. Sie hat eine Frau dargestellt, die zugleich der Traum vieler Männer war, und doch sehr eigenen Lebensentwürfen folgte, sie hat Designs gemacht, die die Welt veränderten. Ein Pin-Up, ohne Abziehbild zu sein. Manche sagen, dass sie auf die Emanzipation und das moderne Frauenbild enormen Einfluss hatte. Für mich war sie ein faszinierender Mensch. Und sie hat immer wieder überrascht. Lies doch noch mal ihre Biografie nach. Leider erfährt man nur sehr wenig nach 1960 von ihr.

Und du erinnerst mich an sie - nicht wegen dem Aussehen oder der Berühmtheit, sondern weil du auch deinen eigenen Weg gehst, und irgendwie jemand ganz Besonderes bist‘.
22. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 07.03.10 15:15

Nun kommen wieder einige härtere Folgen, die kaommen bestimmt besser an ...
23. RE: Folge 12: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 07.03.10 15:16

12. Tunnel-View
Sherezade war durch den Auftrag der Ausspähung des Lenoverschen Imperiums ziemlich in Beschlag. Die Varianten mit denen sie an ihrem Arbeitsplatz in schmerzhafte Posen gefesselt war, empfand sie weder als anregend, noch als besonders demütigend. Auch die Tatsache, dass es ihre eigenen Ideen waren, die ihr diese Abscheulichkeiten auferlegten, war für sie selber nichts besonderes mehr. Es war einfach nur bizarr, wie sich eine junge Frau selber so entwürdigte, die zugleich mit überragender Intelligenz begabt war und nach Jahren des Schmerzes noch immer nicht wie eine Masochistin empfand. Es war für sie zur Gewohnheit geworden, den Launen ihres grausamen Herren in vorrausschauendem Gehorsam zu dienen.

Jetzt hing sie an zwei Ringen ihres steifen Korsetts auf den Schultern. die Beine nach hinten ganz durchgebogen und soweit als möglich an den Schulterringen festgezurrt. Eine Spreizstange zwischen den Knien, Ihre unteren Löcher gestopft. Ihre Handfesseln waren mit den Nippelringen eng verbunden, in der auch die Glöckchen hingen. Der Tisch mit dem PC hochgefahren, damit sie frei hängend an die Tastatur kam. Ein großer roter Ballknebel verschloss ihren Mund. Die Erschwernis ihrer Haltung war, dass sie zur Bedienung der Tastatur die Ketten, die die Hände mit den Nippelringen verband, immer stramm spannen musste. Das tat nicht nur weh, sondern sie musste auch stets darauf achten, dass die Glöckchen nicht klingelten. Ansonsten kamen die Wartungsfrauen. …

Kaum eine normale Frau hätte eine derartige Behandlung ausgehalten, geschweige denn eine Expertentätigkeit am Computer ausführen können. Auch nicht mit soviel Training, wie sie Sherezade erduldete. Aber Sherezade war auch keine normale Frau. Für sie war es sogar eine Erleichterung gegenüber vieler ihrer sonstigen Set-Ups. Durch den Ballknebel trocknete ihr Mund nicht so schnell aus, und sie brauchte erheblich weniger Wartung. Das war wichtig, denn sie wollte ja ihre Arbeit erledigen. Ihre Ausstattung war gerade scharf genug, um nicht die Kritik ihres Herren zu erregen, falls er sie mal beobachten wollte.

Sherezade wusste nun so ziemlich alles über die Lenovers – zumindest glaubte sie das. Die wirtschaftlichen Verhältnisse, wie sie aussahen, in welche Kirche sie gingen (das taten die wirklich gelegentlich!), welche sexuellen Vorlieben sie hatten und die gesamten beruflichen Aktivitäten. Sogar die Computer bei ihren Ärzten hatte sie gehackt und kannte ihre physischen Daten – aber außer einigen ergebnislosen Vorsorgeuntersuchungen war da nichts.

Sherezade wusste nicht, dass sie von einem Argusauge beobachtet wurde. Den Aufpasser, den Meschregi ihr ans Bein gebunden hatte, war manchmal schon lästig. Sie hätte den natürlich leicht abhängen können, aber das hätte Auflehnung bedeutet. Und für sie war es eine weitere Demutsübung, den zu ertragen. Das Argusauge, von dem sie nichts wusste, verbarg sich unter vielen Identitäten. Sophie war sein Lieblingsnick. Er meinte, dass es ein Wortspiel sei, da sein Hobby doch die Philosophie sei. Also müsste Sophie sein Alter Ego werden. Wenn er sich als Außenstehender selbst beobachtet hätte, dann hätte er vielleicht Homosexualität wegen der Namenswahl vermutet – was allerdings nicht zutraf. Aber auch Phil war nicht perfekt. auch er hatte seinen blinden Fleck. Hier aber war er voll konzentriert. Er ließ Sherezade meist ungehindert an reale Informationen, auch wenn diese kritisch waren. Denn er wollte auf gar keinen Fall auffallen. nur ganz selten zog er eine Notbremse, und auch nur dann, wenn dies sicher möglich war.

Für Phil hatte das ganze eine sehr persönliche Bedeutung. Durch seine Vorsicht waren ihm noch wesentliche Details von Sherezade bislang noch verborgen geblieben. So glaubte er immer noch, dass Sherezade ein Mann sei, denn Frauen traute er nicht wirklich diese Raffinesse zu. Ansonsten dachte Phil aber keineswegs abfällig von Frauen, er verehrte sie aus der Entfernung. Er selber war im wirklichen Leben eher linkisch und hatte sich gelegentlich eine Abfuhr eingeholt, womit er nicht gut klar kam. Außerdem hatte er für Frauen sowieso keine Zeit, seine Arbeit nahm ihn voll in Beschlag. Manche mögen denken, dass für Phil Frauen gar nicht existierten. Nur vielleicht, wenn er sich selber Erleichterung verschaffte oder in feuchten Träumen. Man möge darum einem solch hellen Kerlchen verzeihen, dass er immer noch nicht gemerkt hatte, mit wem er da Versteck spielte. Aber er verehrte geradezu diese Sherezade, obwohl er sie für einen Mann hielt. Denn die Art, wie sie mit den Sicherheitssystemen spielte, war für ihn als Kenner höchst faszinierend.

Scherezade kannte natürlich nichts von ihrem geheimen Verehrer. Sie war es gewohnt, beobachtet zu werden. Sowohl im wirklichen Leben, dass ihr höchst unreal vorkam, als auf ihren Streifzügen im Netz, bei denen sie Meschregis Aufpasser erdulden musste. Und auch so konnte man verstehen, dass es ihr entgangen war, dass sie verfolgt wurde.

Mit ihren Opfern hatte sie Sympathie, fast Zuneigung. Agnes bewunderte sie geradezu. Dieses junge Mädchen ging so offensiv und mutig mit den Herausforderungen ihres Lebens um, wie sie sich es nie getraut hat. Zugleich aber war sie so voller Liebe und konnte kaum einer Fliege was zuleide tun – und stellte sich doch dunkleren Treiben, als es ihr damals je in den Sinn gekommen wäre. Auch schaffte sie es, Meschregi zu entfliehen. Etwas, das ihr nie gelungen war. Diese Bewunderung half aber nicht viel, denn sie war sich über das weitere Schicksal Agnes schon fast gewiss. Meschregi hatte sie beauftragt, einige Szenarien speziell für sie zu stricken, wenn sie denn ganz ihn seiner Hand wäre. Und Sherezade kannte den Geschmack ihres Herrn sehr gut. So hatte sie schon eine kleine Datenbank mit grauenhaften Szenen vorbereitet, in denen Agnes und auch Vicky die Hauptrolle spielen sollte. Sicher waren das zunächst virtuelle Freuden für ihren Herrn, aber ebenso sicher würde er diese bald allzu real werden lassen.

Vicky war auch eine tolle Frau - stark, humorvoll und ohne Furcht. Aber Scherezades Bewunderung für sie hinderte sie auch nicht daran, Pläne zu entwickeln, sie zu zerbrechen. Es erschien ihr wie Schizophrenie pur. Da war zum einen die willenlose Sklavin, die als Erfüllungsgehilfin jede noch so schändliche Idee ihres Herrn bedingungslos erfüllte, und dann das kleine Mädchen, dass sich ihre Menschlichkeit bewahrt hatte. und Mitleid mit den Opfern empfand. Zwischen Beiden bestand aber nahezu keine Verbindung. Manchmal erschien es, als wäre das kleine Mädchen verschwunden, und nur noch die Sklavin übrig, dann aber erwachte eben ihre andere Identität wieder, wenn auch machtlos.

Eigentlich war es jetzt gar nicht dran. Die Wartungsfrauen traten hinter sie und lösten die Gurte an ihren Zehenspitzen. Sherzade musste sich eilends abmelden, denn ihre Arbeit wurde definitiv unterbrochen, da konnte sie gewiss sein. Was das nun sollte? Es war noch mitten am Tag und sie hatte nicht nach Wartung geklingelt, auch nicht versehentlich. Änderungen im Tagesablauf gab es ansonsten seit Monaten nicht. Es brachte sie in Verwirrung. Fragen konnte sie ja nicht, dann sie war ebenso stramm geknebelt wie die Wartungsfrauen.

Sie zogen ihr Ballerina-Sandalen an, das war das bequemste, was sie sich für ihre Füße vorstellen konnte, denn durch die lange Dehnung war es ihr unmöglich die Füße flach aufzusetzen. sie massierten ihre Beine, denn sie waren natürlich etwas eingeschlafen und steif. Auch wenn es nur ein halber Tag war.

Dann wurden die Kettchen gelöst, die ihre Handgelenke mit den Nippelringen verbanden. Die Wartungsfrauen führten sanft, aber bestimmt ihre Handgelenke an ihren Rücken, wo sie in den dafür vorgesehen Ringen an ihrem Korsett festgehakt wurden. Natürlich leistete Sherezade keinen Wiederstand, denn sie war ja an diese Prozedur gewöhnt, ebenso wie sie sich auf die Karre stellen mußte und an dem Butt-Plug festgeschraubt wurde. Der Plug war ja nach dem strammen Aufblasen fest in ihr verankert. Und natürlich kam wieder die Augenbinde.

Aber der Weg, auf dem sie gekarrt wurde, war definitiv ein anderer als üblich? War vielleicht wieder die Zeit der Schur dran? Sie ließen ja immer ihre Hare wachsen, mindestens, bis es Schulterlang war. Dann wurde sie vor einen Spiegel gesetzt und kahl geschoren. Es sollte in ihr das Gefühl der Demütigung wach halten. Darum hatten sie auch nicht die Haarwurzeln dauerhaft entfernt. Aber eigentlich wäre ihr auch beides gleich gewesen. Denn jeder Stolz war in ihr schon vor Jahren erstorben. Ihr war Eitelkeit nun fremd, und diese Versuche der Demütigung berührten sie nicht mehr, zumindest glaubte sie dass, als sie ohne den Hauch eines Widerstandes alles ertrug.

Aber irgend etwas sagte ihr, dass sie heute nicht geschoren werden sollte, obwohl ihre Haare wieder weit länger als Schulterlang gewachsen waren. sie kam in andere Räume und schmeckte andere Gerüche, die sie schon fast vergessen glaubte. Es waren Parfüms und Duftwasser, die zu einer Komposition führte man den Raum durchquerte. Schließlich bekam sie ihre Park-Position. an denen so ziemlich alles an ihr entfernt wurde, was nicht permanent installiert war. Auch das Korsett. Sogar die Arm und Köchelreifen und der Stahlkragen. waren verschwunden. Als letztes kam auch der Knebel und die Augenbinde dran. Nur die Ringe in Nase, Nippel, Clit und Schamlippen blieben dran. So nackt war sie seit 7 Jahren nicht mehr gewesen.
24. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 08.03.10 19:51

13. Shrezades Traum

Der Raum erinnerte sie an eine Vorstellung eines Harems aus dem Märchen. Es war ein Schönheitsalon, in dem alles für ihre Körperpflege bereitet wurde. Sie wurde gebadet und gekämmt, massiert und parfümiert. Langsam, ganz langsam wandelte sich ihr Selbstempfinden von einer ausgeleierten und missbrauchten Sklavin, für die sich niemand mehr interessierte, außer um sie zu demütigen und wertvolle Arbeit zu leisten, zu einer begehrenswerten Frau, die eigentlich noch in ihren besten Jahren war. Sie dachte darüber nach, ob es lauter Freude war, wieder als Mensch behandelt zu werden. Denn das, was die anderen die Realität nannten, war für Sherezade ein irrealer Ort absurder Rituale geworden. Auch die schlimmsten Schmerzen erreichten sie kaum noch. Sie war fast im Zustand eines Buddhisten, der die Welt, wie sie ist, nur als Illusion versteht. Ihr wirkliches Leben fand im Cyberspace statt.

Sie war natürlich zu intelligent, um die Verwirrung nicht aufzulösen. Es muss sich um eine dieser Doppeldeutigkeiten handeln, die ihr Herr so liebte. Durch ihr Zurückholen in die wirkliche Welt erledigte er gleich mehrere Aufgaben. Zum einen konnte er sie so direkt belohnen für ihre Erfolge bei ihrer Web-Recherche. Er achtete stets darauf, dass er seine Versprechungen einlöste. Er konnte die Verliebtheit, mit der er sie band, auffrischen und sich selbst als großer Gönner fühlen. Sicher war damit aber irgend eine Gemeinheit verbunden, sie wusste nur noch nicht welche.

Sie würde sicher einen Orgasmus haben, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr erlebt hatte. Das war auch keine Kunst, denn ihr Leben war darauf ausgerichtet, dass ihr Körper in ständiger sexueller Erregung gehalten wurde, ohne sich je entladen zu dürfen. Wenn sie dann wieder zum Mensch geworden war, und somit ihre Leidensfähigkeit wieder erlangt hatte, würde er sie wieder zu den Grausamkeiten des Kerkers verdammen, die sie sich selbst weiter ausdenken musste. Und dann wären die Gefühle das Leids, des Schmerzes und der Verzweiflung wieder so frisch wie am ersten Tag. Eine perfide Geschichte: Wenn er sich als ‚gnädig‘ erweist, führt das zu mehr Leid.

Auch da sie all dies nüchtern analysierte, wusste sie, dass sie auch dagegen nicht rebellierte. Ihr Körper zitterte gar der Begegnung mit dem Herrn herbei. Die Funktion dieser Konditionierung funktionierte weder mit Einsicht, noch ließ sie sich durch Einsicht einfach wieder auflösen. Sie funktionierte einfach. Aber tief in ihrem Innern, jenseits ihres Verstandes, der sich als Werkzeug für alles Mögliche missbrauchen ließ, glimmte ein Funke ihres Selbst auf, das als Brigitte den Willen zum Leben in sich trug. Wird dieser Funke wieder verlöschen? War er Teil der Konditionierung zu noch mehr Leid? Oder war es der Kern eines Brandes, der die Kraft hatte, sie zur Freiheit zu führen?

Wie so oft ließ sich auch hier ihr analytischer Verstand aus. Wenn dieses Selbst wieder erwachen sollte, dann würde es ein sehr weiter Weg sein. Keineswegs darf sie diese Entdeckung zelebrieren oder zu große Hoffnung hinein setzen. Würde sie das tun, so wäre sie schon mit beiden Beinen in der Falle, die ihr Herr für sie gestellt hat. Im Gedanken konnte sie ihn nur einfach als ihren Herren verstehen. Er war nicht einfach ein Mensch, oder ein widerwärtiges Schwein, sondern ein nicht hinterfragbarer Herrscher, dessen Knechtschaft so tief ging, dass sie noch nicht wirklich an einen eigenen Willen in sich glauben konnte.

Ihre Haare wurden wunderschön aufbereitet. Ihre rohen Stahlringe wurden durch äußerst raffinierte Juwelen geschmückt. Hohlschalen, mit winzigen Brillianten verziert, wurden über die Ringe gesteckt, die somit zum Schmuck verblendet wurden. Und immer wieder wurde sie vor den Spiegel geführt. Die Frauen durften sogar reden und gurrten ihr Lobeshymnen über ihre Schönheit und den Schmuck vor. Auch wenn sie kaum selber Gelegenheit zum Reden hatte, war ihr das Arabische und das Französische beinahe so geläufig wie Deutsch und Englisch. Und die Frauen verstanden ihre Sprache, sie verstanden die Schönheit und das Glück, das doch eigentlich der Traum der Frauen sein sollte. Dass ihr Herr einen solchen Harem hielt, konnte sie kaum glauben. Gab es wirklich noch andere Seiten in ihm, als sich an Demütigung und Schmerz zu ergötzen?

Ihr Körper wurde weiter geschmückt. Goldkettchen und Edelsteine hier und dort. Ein Gewand mit Pluderhosen, Bolero und leichten Gesichtsschleier in Pastellfarben komplettierten ihre Ausstattung. Ja, so könnte man sich eine Sherezade vorstellen, ein Hauch von Frau, erlesen und geistreich, voll von blendender Schönheit und Verführung. Und sogar das Lächeln kehrte auf ihren Mund zurück …

Man führte sie durch die Gänge zu einem mondänen Speisesaal, der märchenhaft geschmückt war. Sie konnte kaum glauben, dass sie ihre so lange maltretierten Beine selber schon wieder so elegant setzen konnte, als schwebe sie.

An der Tafel saßen bereits ihr Herr und eine wunderschöne Französin von vielleicht 22 Jahren, modisch gekleidet. Sie war so offensichtlich von Verliebtheit erfüllt, dass alles an ihr dies herausschrie. Ein Bild des Entzückens. Sherezade dachte zurück, vor 10 oder 12 Jahren musste sie auch so ausgesehen haben. Vielleicht nicht ganz so schön, aber genau so verliebt.

Meschregi erhob sich, um Sherezade zu begrüßen. Perfekte Manieren. Was für eine Farce dies auch war, nur Eingeweihte konnten das erkennen. ‚Sherezade, das ist Amelie, eine Modezeichnerin aus Paris. Sie wollte sich Anregungen für ihre Arbeit holen. Ich hoffe, du kannst sie mit deiner Phantasie gut unterstützen.

Amelie, das ist Sherezade, eine meiner Frauen. Vielleicht sogar meine Lieblingsfrau. Sie dient mir nun schon seit über 10 Jahren, und beschäftigt sich noch täglich mit meinen Ideen. Sie arbeitet diese aus und perfektioniert sie. Ich bewundere kreative Frauen.‘

Sherezade gefror bald das Lächeln unter ihrem durchsichtigen Schleier. Ihr Herr sprach sie im Plauderton arabisch an. ‚Natürlich sprichst du nur, wenn du gefragt wirst, und du sagst auch nur die Wahrheit.‘ Sie nickte lächelnd.

Amelie fragte verwundert: ‚Oh, Sherezade spricht sicher kein Französisch? Da wäre es doch höflicher, wenn wir eine gemeinsame Sprache sprächen‘.

Er antwortete: ‚Französisch ist die gemeinsame Sprache, es war unhöflich von mir, meiner Frau etwas auf Arabisch zu sagen. Sie versteht mehrere Sprachen hervorragend, ist selber aber nicht sehr gesprächig‘.

Es war während all der umfangreichen Gangfolge für Meschregi ein Fest, zugleich mit Amelie zu turteln, und zweideutige Komplimente an ‚seine‘ Frau zu richten. Natürlich spielte er gern mit dem Terminus, der für Dritte als Ehefrau gedeutet werden musste, aber durchaus korrekt als Eigentumsbezeichnung gemeint war.

Meschregie ließ sich Zeit um das Thema immer mehr auf die Erotik zu lenken. ‚Wir haben es hier geschafft, den Zauber von TausendundeinerNacht, den Zauber des Orients, mit der Fantasie und Freizügigkeit des Westens zu verknüpfen. Die perfekte Synthese. Keine Tabus, nur reine Sinnlichkeit und Kreativität.‘

Amelie hing geradezu an seinen Lippen. Sie würde bereitwillig alles machen, was immer er auch forderte. Aber Meschregi ging sehr langsam und gründlich vor, sie einzuwickeln.

‚Für die Krönung unseres Abends stelle ich mir eine Szene zu dritt vor. Sherezade ist eine Künstlerin, wenn es darum geht, in einer Frau Sensationen zu wecken. Ich habe sie gebeten, meine Frauen auch immer reichlich mit erotischen Einfällen zu versorgen, wenn ich mich selber nicht um sie kümmern kann.

Ich würde Ihnen, liebe Amelie, gerne eine hohe Entschädigung zahlen, wenn sie morgen früh nicht bekennen, dass dies die lustvollste Nacht in ihrem Leben war.‘

Amelie war noch nicht so begeistert von dieser Idee. ‚Mit Verlaub, ich hatte gehofft, dass wir ihre Frau gerne zu ihren Freundinnen entlassen würden, wenn es sie selber doch auch dorthin zieht. Mich zieht es in ihre starken Arme.‘

Meschregi gab Sherezade einen Wink mit dem Auge. ‚Cherie, sie verkennen nicht nur die Situation, sondern auch die Möglichkeiten. Ich mag heute Abend nicht auf die Zärtlichkeiten meines Herrn verzichten, aber ich wäre ebenso untröstlich, wenn ich ihm zu einen Verzicht auf ihren delikaten Leib nötigen würde. Diese Menage a trois ist aber alles andere als ein Kompromiss des Verlangens, sondern bietet ein Meer der Möglichkeiten. Ich will mich ihnen nicht aufdrängen, aber es würde meine Freude vertiefen, sie streicheln und verwöhnen zu dürfen, ja sie als Freundin gewinnen zu können. Wiewohl ich weiß, das mein Herr dies nicht nur als Schauspiel genießt, sondern auch durch seine Männlichkeit uns beide bereichert.‘

Amelies Gegenwehr war ohnehin nicht sehr ausgeprägt, und so nahmen die Ereignisse ihren Lauf. Allerdings wurden überwiegend Zärtlichkeiten ausgetauscht und in milde Formen der Bondage eingeführt. Amelie schwamm in ihren Gefühlen hinweg und willigte ein, sich auch solche Ringe, wie sie Sherezade trug, setzen zu lassen.

Bei Sherezade war eher das Gefühl der Bitterkeit da. Sie hatte ihren Orgasmus bekommen, aber nur durch Amelies Zunge, als diese von ihrem Herrn bestiegen war. Er selber berührte sie eher flüchtig und nahm sie nie. Er brauchte auch nichts mehr zu sagen. Sie wusste, dass sie ihm zu alt war und nicht mehr eng genug. Da half es auch nicht mehr, so rausgeputzt zu sein. Diese Schmach, offen vor den Augen der neuen Favoritin zurück gesetzt zu werden, traf sie doch. Ihre Befürchtung, dass er eine Gemeinheit verband, hatte sich also bewahrheitet. Der einzige Trost war, dass ihre Analysequalität so genaue Ergebnisse lieferte.

Am nächsten Morgen wurde sie wieder für ihre Arbeit am Computer eingekleidet. Der Albtraum ging weiter.
25. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 08.03.10 22:54

hallo ambi valent,


wow waren das zwei bombenstarke fortsetzungen.
jetzt bin ich gespannt auf den albtraum.
26. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 09.03.10 21:05

14. Einschneidende Änderungen

Vor der Arbeit ging es aber ab zum Frisör. Die Frisöse hatte selbst eine Lockenpracht und wirkte freundlich und gesprächig‚ eher ein Plaudertasche. ‚Da Sie leider etwas wenig gesprächsfreudig zu sein scheinen, wird es wohl eine einseitige Unterhaltung werden.‘ Sie schaute nach, ob der Aufblasknebel auch richtig saß. Zur Sicherheit betätigte sie noch einmal den Blasebalg, um den Druck zu erhöhen.

‚Wir haben extra für Sie ihren Sitzstab montiert, denn mit den Armen auf dem Rücken und dem steifen Korsett wäre ein gewöhnlicher Friseurstuhl sicher zu unbequem. Ich helfe Ihnen auf den Stab.‘ Jetzt erst fiel es Scherezade auf, dass ein Kammerateam die Szene filmte.

Die Frisöse nahm ihren rechten Nippelring und zog Sherezade in die Position vor das Sitzmöbel, dass sie selbst entworfen hatte. Sie sah, dass die Spitze des Stabes mit Gleitmittel eingeschmiert war. Durch einen saften Zug am den Nippelringen wurde ihr bedeutet, dass sie sich vorzubeugen hatte. und langsam sich langsam die Knie beugen sollte. Die Frisöse dirigierte sie. dass sie ihre Rosette gut in die Aufnahmeposition brachte. Schließlich hängte sie die Schellen ihre Fußgelenke in halbhohen Haken ein. Sherezade saß perfekt gerade vor einem großen Spiegel. Die Frisöse holte einen Umhang herbei, der aus ebensolchen rosa Gummi war wie der Body, den die Frisöse trug.

Der Body war eher weit und unförmig geschnitten. Man konnte nicht wirklich erkennen, was sie darunter trug. In ihren Entwürfen für Frisösen war vorgesehen, das sie ein flexibles Gummikorsett trug, Der Gummschlüpfer sollte innen Spikes haben, damit die Frisösen daran erinnert wurden, nicht im Sitzen zu arbeiten.

‚Wissen sie, wir Frisösen lieben unsere Arbeit. Wir helfen uns gerne bei der Verschönerung unseres Kopfschmucks. Und sie haben so wunderschön glänzende dicke Haare. Ich werde mir extra Mühe geben sie ganz dicht an der Wurzel abzuschneiden. Diese neue Maschine kann selbst kurze Haare genau sortieren, um daraus eine Perücke zu bauen. Vielleicht werde ich einmal Ihre Haare tragen dürfen. Es wäre mir eine Ehre.‘.

Während sie das sagte, fuhr die Frisöse mit der Schurmaschine entschieden über ihren Schädel, die schönen Strähnen fielen zu Boden.

‚Also ich finde geschorene Frauen hässlich. Sie sehen gar nicht mehr weiblich aus. Jeder sieht gleich, dass es eine degradierte, rechtlose Person ist, die so rum läuft. Das war schon mit den Sklaven in der Antike so, und auch in den Frauengefängnissen, wohin sie die Prostituierten des Biedermeier brachten.

Ich bin selber für heute Mittag zur Schur vorgesehen. Wir nennen es ernten.‘ Die Frisöse schaute ein wenig traurig drein.

‚Aber wenigstens darf ich dann eine Perücke tragen. Ich würde mich total schämen, wenn ich mich so geschoren im Spiegel sehen müsste. Sehen sie doch selbst.‘ Die Frisöse wies auf Scherezades Spiegelbild. Und es kullerten Tränen aus Scherezades Augen. Sie staunte über sich selber. Dass sie das überhaupt noch konnte …

‚Sie dürfen allerdings keine Perücke tragen. Ich habe den Auftrag, noch mal gründlich nach zu rasieren und dann spiegelblank einzuölen. Außerdem muss ich ihre Augenbrauen zupfen, - und zwar ganz. Aber sie können mir dankbar sein. Jedesmal bei einer Schur wird diskutiert, ob die Frauen dauerhaft enthaart werden. Bei ihnen wollten es der Herr sogar, dass sie Plastikhaare aufgeklebt bekommen sollten, Sie sollten besonders billig und hässlich aussehen. Ich habe ihn aber davon überzeugt, dass sie außergewöhnlich schönes Haar hätten, das sich sehr gut verwerten ließ. Es wäre doch eine Verschwendung … und davon hat er sich überzeugen lassen. Er bestand aber darauf, dass ich ihnen das genau erzähle. Sie sollten nur wissen, was er von ihren weiblichen Reizen hält. Wenn sie mal nicht mehr so nützliche Arbeit am Computer leisten, würde er sie auch für andere Tätigkeiten einsetzen, sagte er. Dieses Wissen würde sie gewiss in Erregung halten. Sie seien eben eine von den Frauen, die der beständigen Erniedrigung bedürfen.‘

Sherzade wusste nur allzu gut, dass er das von fast jeder Frau behauptete. Für sie selber war es definitiv gelogen. Sie hatte nie einen Lustgewinn aus Schmerzen oder psychischer Erniedrigung gehabt. Aber es gab solche Frauen, arme Dinger. Sie hatte selber sogar versucht, sich auf dieses schändliche Spiel einzulassen. Denn wenn sie die Situation schon nicht ändern konnte, so wollte sie das Beste daraus machen, aber es ging nicht. Und darum konnte sie sich auch nichts einreden lassen. Ihr Rezept war, die scheinbare Realität einfach zu ignorieren, sie zog sich wieder in ihre Welt im Cyberspace zurück.

Die jüngsten Ereignisse nahm sich Sherezade zu Herzen. Sie stellte einen Antrag bei ihrem Herrn, sie zu entweiblichen. Dazu sollten nicht nur ihre Brüste amputiert werden und eine Unterleibstotaloperation durchgeführt werden, sondern auch Clit und Schamlippen abgeschnitten werden. Die Naht zeigte dann nur das Fehlen jeglicher Sexualität. Der Harnleiter solle im Dickdarm enden. Natürlich müsste sie auch permanent enthaart werden. Und sie bekäme statt ihres Namens eine Nummer. Sie bekäme den Auftrag, von sich selber nur noch als ‚es‘ und in der dritten Person zu sprechen.

Als Variante könnte man dieses Neutrum dann zu einer Gummipuppe machen. Falsche große Brüste, ein neues Gesicht, und eine falsche Pussy könnten dann die sexuelle Verwendung ermöglichen. Immerhin wären Mund und After noch echt genug. Die besondere Variante wäre die Modellierung nach alten Fotos von ihr. Oberflächlich betrachtet wäre es eine jung gebliebene Sherezade.

Die Idee gefiel Meschregi anfangs sehr gut, er wurde beim Lesen ganz hart. Aber dann erkannte er den versteckten Plan. In Wirklichkeit wollte Sherezade immer weiter flüchten, ihr Leben immer irrealer werden lassen, sie entzog sich so seinem Zugriff. Er konnte sie dann nicht mehr wirklich berühren. Der Vorschlag hatte etwas suizidales. Es erinnerte an den berüchtigten Keyser Soze, der selber Frau und Kinder erschoss, als er merkte, dass er dadurch erpressbar wurde. Ebenso würde Sherezade ihm kein Pfand mehr übrig lassen, mit dem er sie packen konnte. Sie durfte sich ja schließlich auch nicht selbst töten. Nein, diese Bitte wurde abgeschlagen. Er würde sie stets genug Mensch und Frau sein lassen, dass sie auch den Schmerz erfahren könnte, dass sie Leiden könnte.

Irgend etwas in ihm argwöhnte, dass sie genau diese Gedanken auch schon gehabt habe. Ja durch diese Zurückweisung, mit der sie hatte rechnen müssen, sicherte sie sich gewisse Mindeststandards in der Behandlung, bevor er selber auf diese perfiden Ideen gekommen wäre. Hatte sie ihn über drei Banden doch manipuliert? Ein Gedanke, der ihn mit Unbehagen erfüllte. Und egal was er tat, sie hatte einen Punktsieg erzielt, sie entglitt seiner Kontrolle.

Sein einziger Trumpf war, dass er sie so weit pflegte, dass sie stets eine Spur Hoffnung behielt. Das hielt sie lebendig, damit konnte er sie packen. Er würde die Frisöse zu ihrer Wartungsfrau bestellen. Sie sollte Scrofa heißen. Die sollte dann auch nicht mehr geknebelt sein, sondern eher die vorgebliche Freundin, die ihr viel erzählte. Natürlich musste sie erkennbar machen, dass sie die Perücke mit ihren Haaren trug. Und die kleinen Grausamkeiten sollte sie mit einer menschlichen Attitüde ausüben. Nein die technische Isolierung von Sherezade hatte negative Nebenwirkungen. Ihr weiteres Leben würde weniger krass, aber darum um so wirkungsvoller ausfallen.

Diese neue Perückenmaschine war wirklich phantastisch. Sie nahm alle Haare einzeln, sortierte und katalogisierte sie. Der Bildgeber hatte die Frisur, den Haaransatz analysiert. Aus einem Haufen abgeschnittener Haare machte er ein Perücke mit nahezu dem perfekten Abbild der letzten Frisur. Und die von Scherzade war gerade fertig. Die Haare von Scrofa wurden noch verarbeitet.

Er dachte über Amelies Haare noch nach, als Scrofa eintrat. Ihre Augen waren verquollen. Die Schur hatte sie doch sehr mitgenommen. So kahl in dem unförmigen rosa Gummibody sah sie wirklich lächerlich aus. Er dachte drüber nach, sie auszulachen. Aber dann entschied er sich, einen Ausdruck des Ekels aufzusetzen. ‚Ist das eine geschorene Frisöse oder ein rosa Schweinchen? Was siehst du hässlich aus. Hast du dich mal im Spiegel gesehen?‘ Scrofa konnte sich nicht mehr halten und brach in Tränen aus. Meschregi dachte, dass Finesse oft gar nicht nötig war, um sich zu ergötzen.

Er ging zu ihr hinüber und umarmte sie. Ein sanfter Kuss auf ihre Stirn ließ sie dahin schmelzen. ‚Aber aus einem hässlichen Entlein kann doch ein stolzer Schwan werden …‘ Er zog sie vor den Spiegel, wo er ihr Sherezades Haare aufsetzte. Sie machte große Augen. Ihr schien es zu gefallen. Er öffnete den Reisverschluss an ihrem Body, In einer fließenden Bewegung streifte sie ihn ab. Scrofa trug nur das Gummikorsett. Ihr ganzer Körper glänzte von dem Schweiß, denn ihr Body wirkte mit den abgeschlossenen Bündchen an Hals, Armen und Beinen wie ein Saunaanzug. Und natürlich hatte sie eine hervorragende Figur. Ja, an ihr würde er Sherezades Körper rekonstruieren, Und auch ihr Gesicht würden die Spezialisten neu aufbauen. Ob Sherezade es schätzen würde, wenn sie merkte, dass sie langsam eine neue dumme Zwillingsschwester bekam?

Jetzt aber wollte er sich ganz fleischlichen Gelüsten hingeben. Und die verschwitzte Scrofa traf genau seinen Geschmack. Amelie musste eben warten.
27. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 09.03.10 21:19

hallo ambi valent,

ist die entweiblichung nur ein traum oder wird sie umgesetzt. ich hoffe nicht. sein von der natur vorgebenes geschlecht sollte man behalten.
28. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 10.03.10 20:05

Zitat
hallo ambi valent,

ist die entweiblichung nur ein traum oder wird sie umgesetzt. ich hoffe nicht. sein von der natur vorgebenes geschlecht sollte man behalten.


So was würde ich selbst meinen virtuellen Protagonistinnen nie antun. Sie dürfen darüber nachdenken und schaudern ... mehr nicht.
29. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 10.03.10 22:12

15. Treffen unter Freunden
Eine Chauffeurkappe komplettierte ihre Ausstattung. Mit Anzug, Krawatte, streng gekämmten Haaren und Sonnenbrille übte sie, möglichst cool aufzutreten. So wie Trinity in Matrix vielleicht. Und sie hatte tatsächlich eine androgyne Ausstrahlung. Vicky musste schon etwas lachen, als sie Agnes so sah. ‚Die Überraschung ist dir gelungen.‘

‚Na, ich wollte euren großen BMW auch mal fahren, und außerdem leide ich ja schon unter Entzugserscheinungen als Rollenspieler.‘ Vicky ließ sich gerne auf die Einfälle von Agnes ein. Auf dem Weg zum Flughafen saß sie auf dem Beifahrersitz. Agnes fuhr tatsächlich überraschend gut. Mit Details zum bevorstehenden Event waren sie gut beschäftigt. Über die Bedrohung sprachen sie wenig. Außer dass sie beide sich einen Privattrainer für Selbstverteidigung und Intensivtrainig betrieben, aber auch da wurde nicht über Meschregi gesprochen.
 
Der Flug war fast pünktlich, und Agnes beobachtete Vicky genau, als sie ihren Mann endlich wieder sah. Es war nicht nur eine reife Liebe, es war noch – oder schon wieder? – eine leidenschaftliche Verliebtheit ihr abzuspüren. Es war kein Neid, sondern eher Wehmut, mit der sie dieses Paar, dem sie so verpflichtet war, bewunderte. Nach so langer Zeit eine lebendige Beziehung zu haben, das wäre auch ihr Traum, mehr noch als die leidenschaftliche Extase, die ein feuriger Liebhaber sicher bei ihr auslösen könnte. Dabei hatte Georg Lenover nichts, was Agnes Aufmerksamkeit erregt hätte. Weder Hässlich noch dick, nur leichtes Übergewicht. Auch umgab ihn nicht diese Aura, mit der Sidi Meschregi seine Umgebung in seinen Bann zog. Noch nicht einmal die aufmerksame Lebensfreude, die Tom Silling versprühte.
Die Umarmung der Beiden war auch keineswegs unschicklich, aber dem aufmerksamen Beobachter entging nicht, dass es hier um weit mehr ging als um ein Begrüßungsritual. Agnes tat wohl daran, Abstand zu halten. Als sie sich in Bewegung setzen wollten war Agnes zur Stelle und wollte sich um das Gepäck kümmern. Offensichtlich war Georg irritiert, ein kurzer Blick zu Vicky gab ihm die Entwarnung: ‚Das ist Agnes‘.

Jetzt wandte er sich der jungen Frau zu. Er hatte schon ein gewinnendes, respektvolles Lächeln. ‚Ich freue mich, dass ich Sie nun persönlich kennen lernen kann. Nach dem ich so vieles Gutes von ihren hörte, haben sich meine Gedanken – zugegebener Weise - mit Ihnen beschäftigt. Nun erscheint es mir gar albern, dass ich Vicky nicht um Fotos gebeten hatte, aber die wären ihrer Ausstrahlung sicher nicht gerecht geworden.‘

Agnes war die Aufmerksamkeit um Ihre Person eher peinlich, auch wenn sie sich wegen dieser warmen Worte mehr als geschmeichelt fühlte. Sie drängte dezent auf Aufbruch, wobei sie darauf bestand, dass sie sich um das Gepäck kümmerte.
 

Während der Fahrt saßen die wiedervereinten Eheleute im Fond und schienen sich Vertraulichkeiten auszutauschen. Georg hätte sicher noch Agnes einiges geklärt, aber das bedurfte der angemessenen Umgebung. Zu Hause angekommen gab es mit Hanna kein herzliches Hallo, denn es war mitten am Vormittag, und Hanna war in der Schule. Nachdem sich Agnes das Gepäck versorgt hatte, verschwand sie kurz, um dann als Dienstmädchen gekleidet wieder zu erscheinen. Georg war verblüfft, wie sehr sich Körperhaltung, Bewegungen Blicke der Rolle angepasst haben. Gleichsam war es allzu deutlich, dass Agnes um sich eben keinen Wirbel machen wollte. Sie war sozusagen eins mit der Rolle der guten Dienstbotin, die ganz den Dingen der Herrschaft dienen wollte. Georg nahm an, dass sie ebenso schnell in andere Rollen schlüpfen könnte, aber er verstand Agnes schon richtig. Sie bleib dezent im Hintergrund, besorgte sich um Bedienung und schien nicht die Gespräche belauschen zu wollen.
Nach dem leichten Mittagsmahl, dass Agnes aber festlich mit Kerzenglanz gestaltet hatte, bat Georg Agnes zu ihnen. Sie solle nur das Servierhäubchen und Schürze ablegen, denn er wolle mit ihr als Freundin, nicht als Dienstmädchen, sprechen. Und – wie er vermutet hatte – trat ihm plötzlich eine viel selbstbewusstere junge Dame entgegen.

‚Agnes, Ihnen ist die Bewunderung, die ich für sieh hege, sicher nicht entgangen. Allein die Berichte meiner Frau erregten nicht nur heftige Neugierde und Interesse. Jetzt, da ich sie persönlich sehe, haben sich meine hohen Erwartungen nur übertroffen. Ich bin sehr glücklich, dass wir zusammen hier sind. Dennoch wird es Ihnen vielleicht fremd erscheinen, dass ich sie weiterhin Sieze und auch dabei bleiben möchte. Es drückt aber weniger die Abgrenzung aus, sondern den Respekt, den ich ihnen uneingeschränkt zusprechen möchte.
Ich halte die Distanz vor allem, da ich eher konventionelle Vorstellungen von Ehe habe und nicht zuletzt darum eine Menage à trois ablehne. Jegliche sexuellen Avancen zwischen uns beiden wünsche ich darum nicht. Und das, obwohl ich gegen ihre Reize sicher nicht immun wäre. Ideal wäre es, wenn sie mich eher als väterlichen Freund betrachten würden.

Das betrifft selbstverständlich nicht Vicky und sie, dann unsere Beziehung kennt zwar Werte, die das Band zwischen uns vertiefen, aber diese beruhen nicht auf Pflicht und Zwang. Ich mache Vicky darum keine Auflagen, genieße es aber, wenn sie mich ganz in ihr Leben einbezieht. Vermutlich haben sie das aber bereits erkannt …‘

Agnes lächelte, aber nicht um Georg von sich einzunehmen: ‚Ebenso, wie sie Sie wissen, dass Vicky mich so vollständig gewonnen hat, dass mir nichts ferner wäre, als Ihr, und auch Ihnen, die größte Freude zu bereiten. Ich möchte sie darum bitten, dass sie umgehend Klage vortragen, sollte ich Anlass dazu geben.
Umso mehr bin ich sehr unglücklich, dass es gerade wegen mir Grund zur Sorge gibt. ..‘

Georg wiegelte ab. ‚Heute will ich davon nichts hören. Für morgen habe ich ein Meeting in meiner Firma angesetzt, zu der ihr auch eingeladen seid. Dort geht es um wichtige Maßnahmen. Heute aber werden wir uns nur unseres Lebens freuen. Nachher bringe ich Vicky zu einem Termin bei Frau Dr. Müller, und auch danach wollen wir lieber die Zweisamkeit genießen‘. Georg sagte das eher mit einem Lächeln zu Vicky. Er hatte seinen dezenten Charme wohl behalten.
30. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 10.03.10 23:29

hallo ambi valent,


du postest ja in einem hohen tempo. jeden tag neuen lesestoff und das bei gleichbleibender qualität und spannung.

vielen dank.

freue mich schon auf die nächste fortsetzung
31. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 12.03.10 00:13

16. Gemischte Gefühle

Smart, gutaussehend, kampfmächtig, aber dennoch sensibel - für Phil war Timothy Dalton eindeutig der beste James Bond. Und er ertappte sich dabei, dass er selber jetzt am liebsten ein solcher wäre. Er nannte sich selbst einen Narren, denn er hatte eben nichts von alle dem. Mit seinen 36 Jahren blieb er linkisch, und empfand sich alles andere als gut aussehend. Vor Gewalt im wirklichen Leben schreckte er erfolgreich zurück, außer eher unangenehmen Erlebnissen in der Kindheit kam er nicht mehr mit dieser in Berührung. Die Frauen mied er nach einigen schmerzvollen Erfahrungen. Er meinte, dass sie ihn sofort als Looser einstufen würden, und damit hatte er noch nicht mal unrecht.

Abgesehen von seinen besonderen Fähigkeiten und brillianter Intelligenz war er mittlerweile aber selber reich. Mit seinen gut angelegten Millionen, die Lenover ihm großzügig nach einigen erfolgreichen Jahren zahlte, könnte er jetzt schon an eine vorzeitige Rente denken, was ihm allerdings fern lag. Er hätte sich beeindruckende Outfits und starke Autos leisten können, aber es war ihm schlicht zu albern, diese wunderhübschen Dinger mit solchen Banalitäten zu beeindrucken. Und so blieb er eben allein und machte keine Anstalten, irgend etwas daran zu ändern, jedenfalls bis jetzt.

Denn die Analyse der Video-Streams von ´Sherezade´ hatte ihn aus der Fassung gebracht. Zuerst, als er diese bizarr gefesselte Frau mit schmerzhaften Applikationen sah, ist für ihn eine Welt zusammen gebrochen. Der vermeintliche schwule Hacker hatte hier einen widerlichen Video-Stream zur Tarnung vorgeschaltet, so dachte er zunächst. Immer mehr wurde ihm bewusst, dass es sich bei dem Video um echte lebende Menschen handelte, und dass hier nicht in die Trickkiste des Filmes gegriffen worden war. Er hatte bislang eine fast freundschaftliche Sympathie und Respekt gegen diesen Hacker empfunden. Dann aber diese gequälte Frau zu sehen, zerstörte mit einem Schlag jegliche Sympathie. War er der Verursacher dieser abscheulichen Qualen?

Phil hatte sich zuweilen, und vielleicht zu oft, einige Bilder mit grauseligen Frauendarstellungen angeschaut, die ihn erregt hatten. Aber er hatte es unter dem Etikett ´virtuell´ und ´Fetisch-Kunst´ abgelegt, die ihm von dem schlechten Gewissen entlastete, sich am Schmerz real leidender Menschen zu ergötzen. Jetzt aber schien genau das eingetreten zu sein, er erregte sich an dem präsentierten Elend und erschrak über sich. Natürlich schlug jetzt alle Sympathie an seine Gegenspieler in Hass um, und der Wunsch, sich als Retter zu engagieren, wuchs gewaltig an. Um so mehr, um damit sein mahnendes Gewissen wegen der empfundenen Lust zu beruhigen.

Er brauchte tatsächlich eine Weile um zu erkennen, dass sein schwuler Hacker nicht existierte, sondern dass die gefesselte Frau auf dem Video wirklich Sherezade war. Und dann schlugen seine Gefühle wieder um. War sie so abgedreht, dass sie sich freiwillig so bizarr darstellte? Oder steckte sie unter einem üblen Zwang, der sie so entmenschlichte?

Er klammerte sich an Zweiteres, und das Opfer gewann nun die doppelte Attraktivität. Zum einen identifizierte er sich mit Schrezade, die als Hacker ja immerhin auf seiner Wellenlänge schwamm, zum anderen erregte sie ihn, auch wenn er sich das nicht eingestehen mochte. Verbunden mit seinem Helfersyndrom wuchs das heran, was andere eine intensive Verliebtheit beschreiben würden. Da waren nur zwei Haken.
Zum Einen schien sie unerreichbar fern, von mächtigen Bösewichtern bewacht, eben eine Mission Impossible. Und zum Anderen war hieß er nicht Timothy, James oder Ethan …

Er wertete alle möglichen gespeicherten Streams aus. All die Varianten der Befestigung der Ringe, alles Andere, dass doch geradezu den puren Schmerz bedeuten musste, und dennoch die Konzentration, auf das Ausspähen der Geheimnisse Lenovers gerichtet. Es wirkte bald so, als ob diese Frau gar nicht in ihrem Körper weilte. Er war zum Werkzeug geworden. In ihrer Arbeit entfloh sie der Realität. War das nun ein abscheulicher Plan, sie zu Höchstleistungen anzuspornen, indem sie immer mehr ihrer abscheulichen Realität fremd wurde? Und wessen Plan war es? War es Meschregis Plan? War es doch ihr eigener Plan?

Der Video-Stream schien auch Toninformationen zu beinhalten, aber außer Geräuschen wie quitschendes Gummi, Glöckchengeklingel, Schnaufen oder Stöhnen war anfangs nicht zu erkennen. Später aber beobachtete er eine Sequenz, die erst durch die Tonspur aufschlussreich wurde.

Nach dem Klingeln erschien die Wartungsfrau. Diesmal aber nicht die Vermummten, die scharf geknebelt waren, sondern eine in einen unförmigen rosa Gummibody gekleidete junge Frau mit netter Frisur. Sie erzählte fast pausenlos, zum Glück in Deutsch und nicht Arabisch. Sherezade war allerdings noch durch einen dicken rosa Ballknebel am Sprechen gehindert, so dass es sich um eine einseitige Unterhaltung handelte:

‚Unser Herr hat verfügt, dass ich mich jetzt hauptsächlich um dich kümmern soll. Zunächst einmal soll ich dein übliches Wartungsprogramm fortsetzen. Du seist das so gewöhnt, und zu viel Neuerung auf einmal würde dich noch ganz durcheinander bringen.‘ Beim Erzählen hatte sie den rosa Ball abgeschnallt und sich mit einer Sprühflasche bereitgestellt. Wie erwartet öffnete Sherezade den Mund ganz weit. Die neue Wartungsfrau sprühte damit ihren Mund aus. Dann führte sie den Fütterschlauch ein.

‚So, und jetzt schön schlucken, aber das kennst du ja schon. Du machst das sehr gut. Aber dir kommt das Lob sicher albern vor, da du das ja schon seit Jahren mehrmals täglich geübt hast. Übrigens gibt es kleine Änderungen in deinem Nährbrei. Da er ja durch die Füttermethode zu wenig mit Speichelflüssigkeit versorgt wird, sollte ich dem abhelfen. Du weißt doch, wegen der Verdauungsenzyme. Also musste ich den Brei Löffel für Löffel erst selber in den Bund nehmen und durchkauen, dann wieder ausspucken. Der Brei, der jetzt in deinem Magen ankommt, ist also hochwertigere Nahrung denn je. Naja, so hochwertig vielleicht doch nicht. Er enthält zwar alles, was du brauchst, aber es schmeckt furchtbar fad. Ich wunderte mich, dass da nicht mehr Salz dabei ist, das braucht der Körper doch auch. Dann aber bekam ich den Auftrag, noch mal ein Bisschen Pipi von mir rein zu machen, da sei dann auch wieder das notwendige Salz drin – eben so was wie Würze. Aber du verpasst gar nicht viel, wenn du immer über den Schlauch gefüttert wirst und das ja gar nicht schmecken kannst.

Wie dem auch sei. du findest es vielleicht nicht schön, dass ich deinen Brei durchkaute, ich aber schon. Das vertieft die Beziehung zwischen uns beiden. Unser Herr will, das wir ein Paar werden. Ich soll immer mehr so aussehen wie du einmal ausgesehen hast. Deine Haare hast du vielleicht ja schon wiedererkannt. Und demnächst soll ich verschiedene Operationen mit machen. Er hat mir Fotos von dir gezeigt, wie du einmal ausgesehen hast, und wie ich bald aussehen werde. Nicht schlecht, habe ich gedacht, aber ich gefalle mir eigentlich viel besser wie ich bin. Aber es geht hier ja nicht so, wie ich das will. Dann hättest du vielleicht die Operationen gekriegt und sähest dann so aus wie ich. Das hätte dir bestimmt gut gestanden. Aber es sollte wohl so nicht sein.‘ Die Wartungsfrau seufzte.

‚Mich nennt er ganz neckisch immer „Mein kleines Schweinchen“, und er hat mir einen neuen Namen gegeben, Scrofa. Eigentlich hört sich das ja nicht nett an, aber er nimmt mich dann immer ganz hart, so wie ich es mag. Ich glaube, ich bin jetzt so was wie eine Favoritin. Viele seiner Frauen hat er ja noch gar nicht mal genommen, und manche nimmt er gar nicht mehr. Du hast ihn doch bestimmt schon ganz lange nicht mehr in dir gespürt? Mich aber will er. Bestimmt liegt das daran, weil ich immer viel mit meinen Muskeln da unten geübt habe und das richtig gut kann.‘ Scrofa drang mit ihren Fingern in Sherezades Grotte ein, nachdem sie den dicken Dildo entfernt hatte.

‚Kein Wunder, dass dich da keiner will, du bist ja wegen der dicken Dildos total ausgeleiert. Ist doch klar, dass dich dann keiner mehr will. Mann spürt deine Scheide ja kaum. Ich werde ihn mal fragen, ob du nicht mehr so gestopft wie eine Gans sein musst. Vielleicht könnten wir dann was zusammen üben. Kleine Verbesserungen sind doch gewiss drin …

Ich muss dir zwar noch ein bisschen weh tun, danach darf ich dich aber wieder streicheln und küssen. Das mache ich sowieso viel lieber, aber du weisst ja selber, dass wir eben den Anweisungen entsprechen müssen.‘

Und so ging das Geplapper endlos weiter. Eine seltsame Mischung aus brutaler Folter mitleidloser Erniedrigung und dem Gerede unter Freundinnen ging bei Scrofa so glatt zusammen, dass man meinen müsste, das gehöre sich so. Phil fragte sich, ob Sherezade diese Scrofa als Ablenkung erleben würde, und sogar das auch zum Anlass der Freude nehmen würde? Vielmehr glaubte er aber, dass Sherezade sich vielleicht einen Knebel für Scrofa gewünscht hätte.

Sein Hirn raste, aber er konnte noch keinen Lösungsweg finden. Unabdingbar erschien ihn aber die Kontaktaufnahme. Und das war unter Hackern zugleich leicht als auch unendlich schwer. Er wusste, dass sie von einem Bewacher verfolgt wurde. Und selbst wenn er ihr unbemerkt eine Nachricht zuschieben könnte, dann wäre es möglich, dass sie ihn verriet und somit die gesamte Lenover-Verteidigung auffliegen ließ.
Seine Konzentration auf Sherezade kostete natürlich auch Zeit und Aufmerksamkeit, die es den anderen Dingen zu widmen galt. So rang er mehr als einmal mit sich, ob es denn nur seine bizarre Leidenschaft war, die ihn so gefangen nahm, oder ob es sich um den Schlüssel zur Lösung der Probleme eignen könnte. Er konnte sich nicht so recht entscheiden, aber er verfolgte Shereades Weg genauer. Er sah, dass sie geschoren worden war, und er las ihren Antrag der Entweiblichung.

Er sah, wie die stummen vermummten Frauen von dieser redseligen Frau, die sie nun Scrofa nannten, ersetzt wurde. Es war seltsam, dass sie zugleich fast fürsorglich und liebevoll, dann aber mit einer grausamen Gleichgültigkeit seine Sherezade behandelte. Immer mehr reifte die Überzeugung, dass Sherezade weit besser in das Lager der Opfer als in das Lager der Täter passte.
Ein grelles, schockierendes Spiel, und keiner wusste mit Bestimmtheit, wer welche Motive hatte, wer nun wen manipulierte. Aber es war ein gefährliches Spiel, und der Einsatz war mehr als das eigene Leben. Jeder Fehltritt könnte eine Lawine und damit eine Katastrophe auslösen.
Entsprechend behutsam ging er vor. Er musste die Botschaft und seinen Absender so gut verstecken, dass nur sie sie finden konnte. Und wenn, dann sollte sie auch im schlimmsten Fall nicht dies im Wesentlichen gegen ihn wenden können. Er wollte glatt sein Hacker-Diplom zurück geben, wenn ihm diese Aufgabe nicht gelingen sollte.

Leider müssen wir uns hier mit dem bloßen Erfolg begnügen, denn ein guter Hacker ist wie ein Magier und Illusionist. Der lässt sich auch nicht in die Karten sehen. Phil hatte es jedenfalls geschafft. Auf die Frage ´wanna change condition?´ kam ein vorsichtiges ´too dangerous!´

Die Antwort überzeugte ihn, dass er hier vielleicht eine eingeschüchterte Verbündete gewinnen könnte. Aber er zwang sich, nüchtern zu bleiben. Denn wenn das eigentlich unmögliche trotzdem eintreten würde, dann wäre ja noch immer seine abstoßende Wirkung auf die Damenwelt eine Hürde. Sie würde ihn dann vielleicht auch nicht wollen. Das aber sollte ihn nicht stören, den seine Liebe erklomm bald platonische Höhen, auf denen er nichts für sich selber fordern wollte.
32. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 12.03.10 00:30

hallo ambi valent,

das ist starker tobac und spannend jetzt
33. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 12.03.10 23:27

17. Kriegsrat

Die Runde bestand aus den Lenovers, Phil, zwei weiteren Vertrauten aus Georgs Firma, Jean Lapace, dem Geschäftsführer von Ironstone-Securities und auch Agnes war dabei. Die Anwesenden wurden von Phil umfassend über den Stand des kalten Krieges informiert:

´er feindliche Hacker ist nicht, wie ich anfangs an nahm, ein äußerst geschickter homosexeuller Araber, sondern eine gefangen gehaltene Frau unbekannter Herkunft, die Meschregi hörig zu sein scheint. Die Macht Meschregis beruht allerdings nicht auf freiem Entschluss der Hackerin, sondern auf Konditionierung und / oder Erpressung und Einschüchterung. Hier sehe ich eine schwache Chance …´

Jean Lapace verlor sich nicht in hoffnungsvolle Träumereien, sondern dachte als ehemaliger Fremdenlegionär in militärischen Kategorien: ´Sagen sie uns lieber, was die über uns wissen, und was wir über die wissen.´

´ie wissen sehr viel über uns. Ich habe sie weitgehend gewähren lassen, um bei der Gegenspionage nicht aufzufallen. An sehr wenigen Stellen habe ich ihnen Informationen vorgehalten oder sie mit Falschinformationen gespickt. Natürlich wissen sie nichts darüber, wie viel wir über sie wissen, auch nichts von unserer Söldner-Truppe Thunderbolt. Aber viele Firmen- und persönliche Details habe ich ungefiltert durchsickern lassen.

Wir kennen die Firmenstruktur Meschregis, einschließlich massenhafter Interna sehr gut. Das genügte, dass wir die Finanzierung der ganzen Aktion letztlich aus seinem Imperium gezogen haben. Und das könnten wir verwenden, um einen Gegenschlag auszuüben, der empfindlich treffen kann. Ich würde sogar raten: Angriff ist die beste Verteidigung. Wir sollten den Laden massiv angreifen!´

Georg staunte. Phil war sonst eher als Zauderer und zurückhaltender Mensch bekannt. Böse Zungen hätten ihn mit tituliert. Hier aber schlug er martialische Töne an. Was war mit ihm los?

Bevor der kämpferische Lapace, dem es um Frieden doch so gar nicht gelegen war, die Stimmung noch weiter verschärfen könnte, mäßigte Lenover den Kreis: ´Es gibt eine Reihe von Punkten, die uns zur Vorsicht gemahnen. Erstens, Meschregi verfügt über weit größere Ressourcen als wir. Wir können noch nicht einmal gewiss sein, ob es nicht einen noch besseren Hacker gibt, der hinter ihm ebenso hinterher spioniert, wie es Phil mit Sherezade macht. Persönlich traue ich Phil uneingeschränkt, aber auch er ist nur ein Mensch.

Zweitens kennen wir Meschregis Pläne zu wenig. Dass er uns ausspähen wollte, kann alles mögliche heißen. Vielleicht ist er nur eine Art Spanner, oder jemand, der eben mit grenzwertigen Methoden Geschäfte macht.
Drittens - Wenn wir unter dieser Situation einen Angriff starten, könnten wir nicht nur den Kürzeren ziehen, sondern uns fehlte auch die moralische Rechtfertigung. Ich sehe die schreckliche Bedrohung, aber keinen hinreichenden Grund, Gewalt und Betrug zuerst in großem Stil aggressiv zum Start einzubringen. Wenn wir aber die moralische Überlegenheit verlieren, werden wir nicht wirklich bestehen können. Ich habe kein schlechtes Gewissen, Phil alles ausspähen zu lassen, und von den grauen Geldern und schwarzen Kassen effektive Gegenkräfte aufzubauen. Ich bin nicht blauäugig.
Und Viertens vermute ich, dass Meschregi sich auch bei seiner Niederlage einen vernichtenden Rachezug zurecht gelegt hat, dass versprengte Truppenteile, einzelne Assassinen, oder verzweifelte Menschen, die manche Führer für ihre widerlichen Interessen instrumentalisieren.
Kurz: Ich würde eine direkte Auseinandersetzung möglichst vermeiden.´

Ein Raunen ging durch die Anwesenden. Hier hatte Georg nicht als Chef und Besitzer der Fima, nicht in seiner hierarchischen Rolle, nicht als Betroffener, sondern als Primus inter Pares geprochen. Seine Argumente waren stark und überzeugten direkt.

´Was aber sollten wir dann tun?´ fragte Gerd Kretschmar, Der Entwicklungschef, der Membranforschung. Er war vielleicht der älteste Freund von Georg. Nicht minder brilliant im Denken, aber sehr viel fokussierter auf Forschung kannten sie sich seit Studienzeiten. Lenover war der Generalist, der Stratege, der Kretschmar den Rücken frei hielt und ihn die Möglichkeiten gab, die das Unternehmen letztlich zum Erfolg führte. Gerd gehörte quasi zur Familie. Seine Frage drückte jedoch nur aus, was wohl alle dachten.
Georg behielt die Ruhe, auch wenn er innerlich bei weitem nicht so sicher war. Er spürte aber, dass es von enormer Wichtigkeit war, dass seine Leute vereint und schlagkräftig war: ´Ich halte folgende Strategie für die gegenwärtig beste: Wir bereiten uns defensiv auf möglichst alle Eventualitäten vor. Angefangen von einer möglichen De-Eskallationsstrategie, die uns ermöglichen, aus der Sache gut heraus zu kommen, wenn das auch die Gegenseite will. Möglichen Gefahren sollten wir aber optimal vorbereitet begegnen. So denke ich, dass Jean noch alle Hände voll zu tun hat, die militärischen Operationen lautlos und unauffällig vorzubereiten. Von einer perfekten Defensivposition aus müssen wir in der Lage sein, auch im Ernstfall zu schnellen Strategiewechseln in der Lage zu sein. Vielleicht sogar zu Kamikaze-Vergeltungsschlägen.

Friedbert Carolus kennen manche ja nicht, denn er erledigt seine Aufgabe als meine rechte Hand so unauffällig, wie es kaum hoch genug geschätzt werden kann. Nicht nur seine herausragenden Fähigkeiten als Koordinator, sondern seine Loyalität als Freund haben ihn zu meinem vollen Vertrauen geführt. Immerhin müssen wir damit rechnen, dass auch folgende Szenarien eintreten Können: Ein Scharfschütze nimmt mich vorzeitig aus dem Spiel, oder finanzielle Manöver verhindern eine effektive Geschäftstätigkeit … für all das benötigen wir weitgehend autonome Einheiten, die siech auf jede Art der Bedrohung einstellen kann, seien es nun wirtschaftliche Angriffe oder solche auf Leib und Leben. Friedbert kann mich dann weitestgehend ersetzen. Unsere Feinde müssten dann merken, dass sie der Hydra nur einen Kopf abgeschlagen haben.´

Der Kreis sah ernst drein. Dass es so hart kommen könnte, wollten viele nicht wahr haben. Um so mehr hatten Georgs Worte Gewicht. Es wurden noch viele Details gesprochen. Vicky und Agnes sagten nichts, aber sie waren unglaublich dankbar dafür, dass sie in den Kriegsrat einbezogen worden sind. Sie waren auch schlicht beeindruckt, was sich da im eigenen Lager an Kompetenz versammelt hatte.
34. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 13.03.10 19:03

18. Ein denkwürdiges Dinner

Üblicherweise wurden die Gäste, die meist alleine oder zu zweit eintrafen, mit einem Aperitif begrüßt erhielten am Empfang ihre Namensschildchen. Einige kannten sich natürlich gut und wurden schnell in Gespräche verwickelt. Meschregi lächelte freundlich und einnehmend, keineswegs abschätzig, als er sich bei der Empfangsdame Agnes meldete.

‚Ich bewundere ihre Vielseitigkeit. Natürlich bedaure ich, dass ich sie in meinem ersten Versuch noch nicht als Mitarbeiterin gewinnen konnte. Aber man sieht sich öfter … und vielleicht bekommen Sie eine weitere Chance.‘

‚Sidi Meschregi, wir freuen uns außerordentlich, Sie hier begrüßen zu dürfen. Ein Mann von Welt, ein Mogul der Ökonomie, ist stets willkommen und darf sich als Ehrengast fühlen. Dennoch überrascht es uns, sie so schnell wieder zu sehen. Sagten Sie nicht bei unserer letzten Begegnung vor Kurzem, dass sie diese Stadt auf absehbare Zeit nicht besuchen wollten?‘ Agnes war freundlich und unverbindlich. Sie machte zugleich deutlich, dass sie sehr wohl daran anknüpfte, was zwischen Ihnen vorgefallen war, ohne sich aber zu verraten. Sie konnte seine Charme-Attacke gut parieren.

‚Nun denn, die Umstände wechseln oft unverhofft. Sie haben aber mit ihrer Flexibilität bereits beweisen, dass sie damit ebenso gut umgehen können wie ich. Diese Qualitäten brauche ich … vielleicht können wir uns später, wenn ihre Verpflichtungen es erlauben, uns noch auf ein Wort oder zwei sehen?‘ Meschregi verfügte nicht nur über ein angeborenes einnehmendes Wesen, sondern hatte seine diesbezügliche Fähigkeiten bis zur Perfektion gesteigert.

‚Selbstverständlich, vielleicht nach dem Dessert?‘ Agnes präsentierte ein ebenso perfektes Lächeln, business-like und unverbindlich. Aber sie spürte, wie er sie mit wenigen Worten bereits einwickeln konnte. Ihr war bei dem Gedanken nicht wohl, ihm alleine zu begegnen. Sie musste Vicky zu Hilfe rufen. Agnes hatte diverse Schwächen, aber einen überlegenen Gegner zu unterschätzen, gehörte nicht dazu. Tom wollte sie lieber raus halten. Er ist lieb und nett, aber einem derartigen Mephisto wird er nicht viel entgegen zu setzen haben. Allein die Tatsache, dass Tom und Meschregi hier auf diesem Fest zusammen trafen, machte ihr nun plötzlich doch Sorgen.

Nach dem dezenten Klang eines angeschlagenen Sektglases fanden sich alle auf ihren Plätzen ein und wandten ihre Aufmerksamkeit Vickys Begrüßungsrede zu:

‚Meine Damen und Herren, liebe Gäste, teure Freunde!

Freude und Exitement ist stets bestimmend, wenn ich zu einem Insider-Dinner lade. Und nun ist der Höhepunkt der Vorbereitungen genommen. Außergewöhnliche Menschen haben sich hier eingefunden, um ein erlesenes Mal zu feiern, anregende Gespräche zu führen und Freundschaften zu knüpfen oder zu vertiefen. Mehr noch als jeder Mensch, der – ob arm oder reich – ein Universum in sich darstellt, haben wir hier eine Gesellschaft, die sich durch besonders schillernde Persönlichkeiten auszeichnet. Es wäre nicht das erste Mal, wenn sich im Rahmen dieser Abende lukrative Geschäfte anbahnen würden oder ganz persönliche Beziehungen ihren Anfang nähmen.

Allerdings bedarf ich selber des Trostes, denn die beiden herausragenden Personen dieses Abends sind nicht meine Geschlechtsgenossinen, sondern Männer. Zum einen möchte ich ihnen Tom Silling vorstellen, dessen zweiter Fotoband ‚Sumpfblumen in ihrem Habitat‘ demnächst erscheinen wird. Sie haben hier die Gelegenheit, einige Exponate vorab betrachten zu können. Mich hat an seinen Bildern die Sensibilität beeindruckt, mit der er ein Stück Lebenswelt verdichtet transportieren konnte. Seine Stärke sind nicht die krassen, schockierenden Bilder – obwohl auch solche darunter sind - , sondern die Andeutungen, die Seele, die aus ihnen spricht. Wir werden nach dem Hauptgang die Gelegenheit haben, ihn im Interview persönlich kennen zu lernen. Falls sie ebenso gespannt darauf sind wie ich, dann werden sie später gewiss nicht enttäuscht werden. Als ich ihn nach seinem professionellen Selbstverständnis fragte, bezeichnete er sich als einen „Archivar des Lebens mit Leidenschaft für Frauen“.

Unser anderer Ehrengast ist ein Mann der internationalen Finanzwelt, Sidi Said Meschregi. Bei seinen Erfolgen und zentralen Rollen in vielen internationalen Unternehmen sollte seine Bekanntheit kaum einem Warren Buffet nachstehen, aber er hat es bislang geschafft, die Kenntnis seiner Erfolge lediglich auf Insider-Kreise zu beschränken. Er ist in unterschiedlichen Branchen zu Hause, seine Schwerpunkte bilden der Internationale Energiehandel und Venture-Kapitalgesellschaften. Aber belagern sie ihn bitte nicht allzu sehr, denn auch er soll sich als Gast hier ebenso wohl fühlen wie Sie.

Entschuldigen muss ich mich bei Sabine Nateph-Kain, denn ich kann ihr heute leider kein Konzertformat gewähren. Es ist für eine Pianistin ihres Ranges sicher weniger befriedigend, lediglich als Hintergrund-Musikantin Beachtung zu finden. Desto mehr gebührt ihr unser Dank, sich dennoch dieser undankbaren Aufgabe zu stellen. Wenn Sie sich also der Ohrenfreuden erlesener Chopin-Interpretationen hingeben wollen, so wird es die Künstlerin ihnen danken, wenn sie in ihre Nähe ihr die Wertschätzung erweisen wollen.

Trost wird mir allerdings zu Teil und kommt von zwei mir nahestehenden Menschen: Mein Gatte Georg Lenover ist von langer Reise heimgekehrt, und ich teile gerne mit meinen Gästen das Glück, wieder mit ihm zusammen zu sein. Die strahlende junge Dame am Empfang, Agnes, konnten sie nicht übersehen. Sie ist meine neue Assistentin und bezaubert Sie vermutlich ebenso wie mich. Wenn sie also Fragen oder Anliegen haben, dann dürfen sie sich gerne an sie wenden.

Für vertraulichere Gespräche stehen ihnen mehrere Séparées zur Verfügung. Es dürfte wohl überflüssig sein, auf die kleinen Zeichen hinzuweisen, die zwischen ‚belegt‘ und ‚frei‘ unterscheiden. Sie sollten diese ganz nach Bedarf auch einstellen.

Natürlich sind ihre Tischnachbarn ausgewählt worden, dass sie ihren Interessen gut entsprechen könnten. Also sollten auch jene, die nicht mit einem Übermaß an Kontaktfreude begabt sind, das Wagnis eingehen, jemanden Neues kennen zu lernen.

Nun aber genug der Worte und zu unserer Vorspeise …‘

Meschregi lächelte leicht bezüglich der Eleganz, mit der ihn Vicky kalt gestellt hatte. Seine Ehrung machte es ihm umso schwerer, inkognito seine Pläne zielstrebig verfolgen zu können. Lenover saß mit ihm am Tisch, allerdings nicht in direkter Nachbarschaft. Sie wollten ihn wohl eher aus der Distanz kennen lernen. Meschregi genoss den Abend und die außergewöhnlichen Speisen. Die Bekanntschaften, die er schloss, konnten tatsächlich geschäftlich bedeutsam sein. Und er nutzte die Gelegenheit, sich zu unterhalten und Business zu treiben, bis sein nächster Zug in eigner Sache möglich sein sollte. Natürlich entging ihm nicht, wie Lenover ihm besondere Aufmerksamkeit schenkte. War es nur seine herausgehobene Stellung? Oder seine internationalen Kontakte? Oder nur Meschergis Ausstrahlung? Oder wusste er gar mehr?

Sicher, denn Vicky hatte ihm bestimmt Details aus dem Club erzählt … natürlich sprach er ihn an. ‚Kann es sein, dass ihr internationales Geschäft durch bessere Kontakte einen Dimensionssprung machen könnten? Ich bin selbstverständlich gut über die Produktpalette und Alleinstellungsmerkmale ihrer Firmengruppe informiert … und beeindruckt. Ich sehe außergewöhnliche Chancen für eine Zusammenarbeit.‘

Lenover hob interessiert die Augenbrauen und bat ihn in ein Séparée. Drinnen wurde ihnen sofort klar, warum beide von wirtschaftlichen Erfolgen geradezu getragen waren. Sie schalteten nahtlos in einen sachlichen Verhandlungsmodus, der ihnen Möglichkeiten und Risiken, Chancen und Gefährdungen als ein verwobenes Spiel, das sorgfältig und präzise gespielt werden will, erschien. Für den Zuschauer wäre es überraschend gewesen, wie Lenover trotz seines Wissens über die Hintergründe und Abgründe seines Gegenübers geschäftliche Optionen durchdenken konnte. Auch Meschregi, der eigentlich auf persönlicher Mission war, konnte nicht umhin, ernsthaft über Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu durchdenken, die allzu sehr nach Win-Win aussah. Bei all der Diskussion wäre keinem in den Sinn gekommen, über ihre Privatfehde – und sei sie nur mittelbar verursacht - nachzudenken.

‚Verehrter Herr Lenover, mein Research-Team ist natürlich auch über persönliche Details aus ihrem Leben gestolpert. So habe ich gelernt, dass sie an der Uni im Schachteam mitspielten, und das recht erfolgreich. Dann aber weiß man nichts mehr darüber.‘

‘Das ist ein halbes Leben her. Ich war auf meine 1920 ELO-Punkte damals sehr stolz, aber für den großen Sport nicht genug. Ich habe mit sehr viel Freude gespielt, aber mich gegen eine Fortsetzung meines Schach-Lebens entschieden. Ich musste Prioritäten setzen. Irgendwie bedauere ich es trotzdem. Jetzt habe ich seit Monaten nicht mehr gespielt.‘ Georg lächelte wehmütig.

‚In Vereinen habe ich nie gespielt. Ich kenne auch nicht irgendeinen ELO-Wert, aber ich empfinde mehr als Leidenschaft bei diesem Spiel. Ich meine, der Stil eines Spielers verrät viel über seinen Charakter. Und einen Geschäftspartner sollte man möglichst gut kennen. Darf ich Sie zu einer Partie herausfordern?‘

‚Sie überraschen mich zwar, aber ich bin nicht ganz abgeneigt, nach all den Jahren einem alten Laster nachzugehen. Wie wäre es, wenn wir gegen Ende des Abends nicht nur gegen die Müdigkeit kämpfen, sondern das Wagnis eines persönlichen Duells eingingen? Bis dahin hätte ich gewiss ein Brett organisiert.‘

Meschregi lächelte: ‚Ich bin da besser vorbereitet. Ich habe nicht nur das Brett, sondern auch die Figuren und eine Schachuhr im Gepäck. Jeder 15 Minuten sollte genügen. Und ich freue mich auf dieses Match zu nächtlicher Stunde.‘

Meschregi empfand regelrecht Sympathie für sein Gegenüber. Lenover war nicht der Zauderer, der vor einer kritischen Herausforderung zurück schreckte. Wer würde sich sonst auf ein Duell gegen einen unbekannten Gegner zu später Stunde einlassen? Unter anderen Umständen hätten sie wirklich Freunde und gute Geschäftspartner werden können. Wahrscheinlich wird er ihn töten lassen müssen, aber das wäre ein Jammer. Er dachte an die sprichwörtlichen Tränen der Krokodile, wenn sie ihr Opfer verspeisen.

Lenover war aber alles andere als die Maus, mit der die Katze spielte. Er war sich der Gefahr bewusst und sah ihr mit stoischer Gelassenheit ins Auge. Er rechnete damit, das Schachspiel zu verlieren, aber diese Verspieltheit kostete nichts. Ein harmloses Vergnügen, so dachte er.

Man kam aber nach dem kurzen und intensiven Gespräch überein, sich wieder der großen Gesellschaft anzuschließen, wo der Hauptgang mit seinen kulinarischen Genüssen ihrer harrte.
35. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 15.03.10 21:58

19. Ein Interview

Eigentlich hatte man nach dem Hauptgang und den erlesenen Weinen noch den Espresso nötig, aber das Interview mit Tom Silling sollte ja Anregungen liefern, um wieder munter zu werden.

Vicky stellte den Fotografen kurz vor. ‚Zu Ihrem ersten Band – Seltene Blumen in ihrem Habitat - gab es fast durchweg positive Beachtung in den Feuilletons. Hat sie das überrascht?‘

Tom: ‚Oh ja. Es war ohnehin ein Risiko für meinen Verleger, den Band eines bis dahin unbekannten Fotografen herauszubringen. Mir war es bereits eine enorme Befriedigung meiner Eitelkeit, dieses wirklich gut produzierte Buch in Händen zu halten. Der Titel lässt eher auf ein langweiliges Biologiebuch vermuten. Wer da noch das Titelbild sieht, wird ein wenig lächeln, aber es ist klar der kunstbeflissene Bildungsbürger adressiert.
Kurz, ich glaubte nicht wirklich, dass sich die erste Auflage von 5000 überhaupt verkaufte. Nun ist bald die 2. Auflage fast vergriffen.‘

Vicky: ‚Die Rezeption in den Zeitungen war dann die eigentliche Verkaufsmaschine. So viel Werbung wurde dann gar nicht gemacht. Ich zitiere hier eine Stimme:
… Die Fotos sind in einer Lebendigkeit, wie man sie selten wahrnimmt. Immer schwingt ein Hauch Erotik mit. Selbst das Portrait einer Greisen lässt dies gar begehrlich erscheinen. …
Was ist Ihr Geheimnis?‘

Tom: ‚Ich liebe Frauen, eigentlich alle, und manche ganz besonders. Natürlich habe ich nicht viele Regieanweisungen gegeben. Auch wenn meine Person ganz unwichtig ist, habe ich vielleicht den Frauen dieses Gefühl der eigenen Bedeutung vermittelt, und das lässt sie erblühen. Irgendwie bilde ich mir ein, dass jede Frau eine Magierin ist. Und die Liebe ist die Magie, die sogar toten Bildern Seele einhaucht.

Die genannte Dame war übrigens erst 78, also noch keine Greisin. Ich hatte bei ihr stets den starken Eindruck, dass sie in besonderer Weise die Erfahrungen ihres Lebens präsent erhielt. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, aber ich sah die Verzweiflung, die sie in den Wirren des Krieges erfuhr, die Stärke, alle Härten zu durchstehen, und die Extase in den Armen ihrer Liebhaber. Ich sah sie irgendwie als junges Mädchen. Es war ein reiches Leben, nicht ohne Tiefen. Ich würde sagen: Ein gesegnetes Leben. Diese Dame hatte die Gabe, ihre Erinnerungen lebendig zu halten, und all das konnte man bereits an ihrem Gesicht sehen. Ich bin selbst ein Gesegneter, dass ich sie hatte kennenlernen und fotografieren dürfen.‘

Vicky: ‚Sie vermitteln uns Frauen ein schönes Gefühl. Doch dazu zwei Fragen: Was haben Männer davon? Und wie echt ist ihre Masche als Charmeur – was sagt ihre Frau dazu?‘

Tom: ‚Männer geben sich oft bärbeißig, unnahbar und unsensibel. Das aber ist oft nur ein Schutzpanzer, da Männer mit ihrer Verletzlichkeit schlechter umgehen können als Frauen. Viele sind aber ganz anders, sie passen nicht in ein Klischee. Und diese Faszination von dem Mysterium Frau liegt zum Teil vergraben in ihnen. Meine Bilder mögen beim Einen oder Anderen genau diese schlummernden Gefühle wecken.

Die Frage nach der Echtheit ist wohl eher die Frage nach der Treue. Meine Frau neigte tatsächlich zur Eifersucht. ich habe es um ihretwillen gelassen, die Frauen zu portraitieren. Das änderte sich erst, als sie vor 5 Jahren starb. Seither erfreue ich mich meines Single-Daseins und mache keine Versprechen, die ich nicht halten kann.‘

Vicky: ‚Und es gibt keine besondere Geliebte?

Tom: ‚Nun, es bahnt sich gerade etwas an, aber ich habe das Gefühl, dass sie mir nicht meine Arbeit madig macht. Es ist eine faszinierende Frau, mit der ich eine Seelenverwandtschaft empfinde. Ich bin mir gewiss, dass es nicht die Eitelkeit ist, die uns zusammentreibt, sondern die Sehnsucht nach dem Menschen, der einen ganz versteht. Und daraus erwächst eine tiefe Liebe.‘

Vicky: ‚Sie haben sich selbst als einen Archivar des Lebens bezeichnet. Was meinen Sie damit?.‘

Tom: ‚Mein Medium ist die Fotografie. Das Leben erstarrt, die Geste, der Ausdruck … Alles bleibt in einem Wimpernschlag geronnen, unwandelbar gebannt. Dabei geht es aber nicht darum, das So-Sein abzubilden, sondern die Seele einzufangen. Und dieser Odem erscheint gerade mit dem Medium des starren Bildes unvereinbar auf Kriegsfuß zu stehen. Eine Quadratur des Kreises.

Doch wenn ich gerade den Ausdruck und die Beziehung suche, dann können die beschränkten Ausdrucksmittel gerade das Stilmittel sein, die Idee neu zu beleben. Und da, wo es mir gelungen ist, das Leben zu berühren bin ich zu seinem Archivar geworden.‘

Vicky: ‚Böse Zungen behaupten, ihr Hang zur Fetisch und Bondage-Fotografie seien die vollständige Erklärung für ihren Erfolg. Da sie den Bildungsbürger adressieren, kann dieser unter dem Vorwand der Kunst seinen bizarren Begierden Raum geben. Also doch eher Edel-Porno.‘

Tom: ‚Und wenn es so wäre - wäre das schlimm? Menschen haben ihre Abgründe, und auch die machen ihr Leben aus. Es ist die gleiche Kraft die den Menschen Bedroht und doch sein Leben begründet. Die gleiche Kraft, die ihn aufbaut und zerstört. So hat es Antoine des Saint-Exupéry beschrieben. Der Traum in seinem Wollen mag fragwürdig sein. Man mag die Nase rümpfen, aber auch das ist Teil des Lebens. Und ich sehe keinen Grund, die Leidenschaft durch die wetterwendische öffentliche Meinung zensieren zu lassen.

Wenn es ihre Meinung wäre, dass sich meine Arbeiten mit „Edel-Porno“ zutreffend beschreiben ließen, dann hätten sie mich sicher nicht eingeladen.

Sie denken an das eine Bild, in dem eine junge Frau streng in einem Hogtie gefesselt ist. Sie hat mir davon erzählt, dass sie sonst ausschließlich Self-Bondage betreibt. Sie hat zu anderen Leuten keine hinreichende Beziehung aufgebaut, um ihre Begierden mit ihnen zu teilen. Ich weiß nicht, ob dieser Umstand der tragischere ist als die Schmerzen, die sie offensichtlich durch die Fesselungen erleidet. Sie hatte mir aus einem aktuellem Lied zitiert: Nur wenn es weh tut, ist es gut.

Sie erschien mir, als würde sie letztlich nicht mit ihrer Leidenschaft klar kommen. Es ist auch eine gefährliche Leidenschaft.‘

Vicky: ‚Moment mal, Hogtie. Das ist doch eine Art, die man nicht selber alleine üben kann?‘‘

Tom: ‚Ja, ich habe ihr geholfen, auf ihren eigenen Wunsch hin. Mir fiel die Begegnung dann doch sehr schwer.‘

Vicky: ‚Warum? Sie hatten ihr Bild doch noch.‘

Tom: ‚Wir verstanden uns gut, vielleicht zu gut. Ich fürchte, sie hat sich in mich verliebt. Aber bei Allem, was ich auch für sie empfand, war es doch irgendwie nicht passend. Es lag nicht an ihren Besonderheiten, sondern manchmal ist es eben einfach der Lebensrhythmus, das Naturell. Wenn das nicht passt, dann kann es auf eine Art schmerzhaft werden, wie sie nicht mehr gut ist. Sie spürte das wohl auch, aber sie empfand die Enttäuschung doppelt schwer, da sie endlich jemanden gefunden hatte, der sie beinahe verstand. ‘

Vicky: ‚Helfen sie ihr jetzt nicht mehr, ihre Obsession aus zu leben?‘

Tom: ‚Ich war ernsthaft versucht, ihr gelegentlich meine Unterstützung anzubieten, nicht zuletzt weil durchaus eine gewisse Beziehung da war. Aber es wäre nicht gut gegangen. So wäre sie über die Verliebtheit nicht hinaus gekommen. Ich musst mich von ihr fern halten mit den besten Wünschen, dass sie den richtigen Partner finden möge.‘

Vicky: ‚Ihr neuer Band „Sumpfblumen in ihrem Habitat“ scheint nach demselben Prinzip gestrickt zu sein. Oder ist etwas anders?‘

Tom: ‚Oh ja. Im ersten Band habe ich alle möglichen Eindrücke und Gelegenheiten einfließen lassen. Die Sumpfblumen sind dagegen gesuchte Konzeptkunst. Sie haben ihren klaren Schwerpunkt im Millieu und den Sperrbezirken. Ich wollte die Damen bei ungewöhnlichen Perspektiven zeigen, beim Einkaufen, nach dem Aufstehen, ungeschminkt … oder bei ihren selbstarrangierten Szenen.

Auch Orchideen gedeihen in der Fäulnis und den Rückständen abgestorbener Pflanzen am besten. Und doch sind sie vielleicht die schönsten Blüten. Dabei liegt mir nichts ferner, als Prostitution und Mädchenhandel schöngeistig zu verklären. Aber schlimmer noch ist die Verachtung für die Frauen, die aus den unterschiedlichsten Gründen in diesen Erwerbszweig geraten sind. Wenn mein Band dazu beiträgt, in meinen Bildern die empfindsamen Frauen zu entdecken, die voller Gefühl sind, dann hat es einen guten Dienst getan.‘

Vicky: ‚Herr Silling, ich möchte mich für das Gespräch bedanken. Sie haben sich nicht gescheut, auch sehr persönlich zu werden. Das mag vielleicht dem Einen oder Anderem nicht zusagen, aber sie haben gezeigt, dass ihnen das Leben eben wichtig ist. Wer von den Anwesenden ebenso interessiert an ihrer Arbeit und ihrer Person ist wie ich, der kann sich ja die Ausstellung ansehen. Sie verkaufen leider nur den ersten Band, denn der zweite ist noch nicht erschienen, aber sie nehmen Bestellungen bereits an. Ich würde ihnen, Herr Silling, wünschen, dass sie keinen der Bände wieder mitnehmen müssten.‘
36. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 15.03.10 22:03

hallo ambi valent,

so schnell wie du im nachbarforum postest, so schnell bist du auch hier. nur halt zeitversetzt.

danke für die arbeit. so kann ich die geschichte zweimal lesen.
37. Folge 20: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 17.03.10 07:25

20. Das ausgeschlagene Dameopfer

Agnes half beim Verkauf der Bücher und unterstützte Tom bei dem recht regen Interesse an seinem Programm. Die beiden Bilder von ihr waren ja unverfänglich und unter ganz anderen Umständen entstanden, aber vielen Betrachtern blieb es nicht verborgen. In diesen Kreisen gab es keine frivolen Blicke, aber Neugier und Interesse waren unverkennbar.
Nur eine ältere Dame fragte direkt. ‚Dieses Bild da, das sind doch Sie?‘

Aber auch ohne das war an der Körpersprache zu ersehen, dass es zwischen Tom und Agnes, dem ungleichen Paar, knisterte. Als sich der Ansturm gelegt hatte, suchte sie sich Vicky, um der Zusage an Meschregi zu entsprechen. Wohl war ihr ja nicht, aber kneifen ging auch nicht. Nun aber blockte Meschregie ab; er sei nun wegen einer Schachpartie verhindert.

Tatsächlich wurde im Saal, aber in einer hinteren Ecke das Brett bereitet. Einige Teilnehmer hatten ihr Interesse angemeldet, und so wurde nicht im Separee gespielt. Die 7 Zuschauer waren nicht nur ebenso Schach-Interessierte, sondern empfanden den Reitz, der von herausgehobenen Personen ausging, besonders anregend. Meschregi liebte den Auftritt und sonnte sich in der Aufmerksamkeit. Georg hätte lieber ein entspannendes Spiel ohne großes Aufheben gemacht, so aber wurde der Druck höllisch. Da er aber wusste, dass er sich ganz auf eine Sache konzentrieren konnte, störte es ihn bald nicht mehr. Schon mit dem Beginn der Partie war er ganz im Spiel und 30 Lebensjahre vergessen. Einen gesellschaftlichen Abend schien es nicht zu geben, und auch keine Zuschauer. Nur die Figuren und die Kraftlinien, die sie entfalteten, waren noch wichtig.

Georg spielte Schwarz, ihm lag ohnehin mehr das defensive Spiel, welches durch komplexe Stellungen es den Gegner schwer machte, sich zu entwickeln. Die scheinbar harmlose Aufstellung konnte sich jederzeit zu einem blitzschnellen Konter umbauen. Meschregi verfolgte zwei ineinander verwobene Angriffspläne, die jeder bald seine Brisanz zeigen sollten. Aber er konnte nur durch den Opfer einer Leichtfigur den Verteidigungsgürtel durchdringen.

Tom beobachtete das Spektakel, das schweigend wohl eher in den Köpfen der Kontrahenten stattfand, aus der Halbdistanz. Er hatte nur Grundkenntnisse vom Schach, aber die Situation strahlte eine enorme Spannung aus. Da saßen sich zwei mächtige Männer schweigend gegenüber, ganz in Konzentration versunken, und außer einer schnellen Handbewegung zwischen Figuren und Schachuhr waren sie fast bewegungslos. Mit Zoom versuchte er die Stimmung und Spannung einzufangen, fürchtete aber, dass die Beleuchtung ohne Blitz (der ging gar nicht) kaum hinreichend sein dürfte. Auf der ganzen Seite des Saals verstummten die Gespräche. Die noch in ein Gespräch vertieft waren, zogen sich zurück und senkten die Stimmen. Kurz, der Saal hatte unmerklich eine stille Spannung gewonnen.

Vicky war noch in dabei, sich von einer recht engagierten Personalchefin eines kleineren Konzerns zu verabschieden. Sie dachte über das Schachspiel nach. Nein, es war nicht ihr Ding, irgendwie zu blutleer. Obwohl, sie konnte die Dramatik zumindest ansatzweise verstehen. Der Spieler entwickelte eine komplexe Strategie, er opferte Bauern und hatte die Dame als stärkste Figur auf dem Feld. Verschlagene Springer tauchten mit ihren Winkelzügen unerwartet in seltsamen Positionen auf. Der Gegner ging auf die Bewegungen ein, schmiegte sich dieser an … fast ein Tanz der Gedanken. Manche meinten ja auch, dass Schach in besonderer Weise mit dem wirklichen Leben korrespondierte. Ja, dass in der Symbolik eben mehr lag, als nur Spiel zu sein.

Die gewaltige Offensivstrategie Meschregis schien aufzugehen. Das Bollwerk Lenovers war fast überwunden und die Drohung auf den König schien übermächtig, so dass sich Meschregi gerade mit dem Hauch eines vorgezogenen Triumphes zurücklehnen wollte, da sah er dieses feine Lächeln, und der aufzuckende Blick Lenovers. Hatte er das Loch nicht gesehen?

Plötzlich fiel es Mechregi wie Schuppen von den Augen. Lenover hatte eine Falle aufgebaut, die er übersehen hatte. Um sie zuschnappen zu lassen, musste Lenover nur seine Dame opfern, aber das Spiel war zu seinen Gunsten entschieden. Meschregi hatte verloren, und Lenover kannte den Zug. Meschregi wusste, dass er ein schlechter Verlierer war, aber er hatte sich gut unter Kontrolle und blieb äußerlich gelassen.

Nachdem Georg nun sah, dass auch Meschregi die Möglichkeiten erkannt hatte, verzichtete er auf das Dameopfer. War es nur Freude am Spiel, welches ansonsten ja zu Ende gewesen wäre? Oder war er einfach nur sentimental und wollte seine Dame eben nicht opfern? Oder wollte er ihn doch lieber Meschregi einfach nur gewinnen lassen?

Wie dem auch sei, durch das Auslassen der Chance hatte sich bald die Situation verändert. Meschregi lächelte und hatte bald die Dame, die nicht geopfert werden sollte, dennoch erobert. Diesmal aber nicht unter Vorteil für Lenover. Mit dem Rücken zur Wand entfaltete Georg jedoch wieder seine alte Stärke. Geschickt riegelte er ab und baute Konteroptionen auf, denn sein Material ermöglichte ihm durchaus noch, brandgefährlich zu sein, auch wenn er in der Qualität zurück lag. Das entdeckte auch Meschregi, der doch eigentlich den schnellen Erfolg wollte. Er war genötigt, sehr genau nachzudenken, dass er nicht ins offene Messer lief.

Ein Blick auf die Schachuhr führte zur Bestürzung. Lenover war erst bei 13 Minuten 24, aber Meschregis Zeit stand bereits bei 14:19. Die nächsten Züge waren zäh, beinahe hastig. Er konnte mit Mühe noch verhindern, dass auch seine Dame verloren ging. Die Zeit lief gegen ihn. Lenover trug einen undefinierten Gesichtsausdruck. Ist es seine Art des Triumphes, sich über die Zeit den Sieg zu holen? Aber es schien, als wollte Lenover etwas anderes sagen.

Georg genoss das Spiel. Die letzten Züge führten Meschregi in die Oberhand. Schließlich sah er eine Situation, die dem indischen Problem ähnelte. Meschregi könnte in 3 Zügen gewinnen, aber er musste wegen der knappen Zeit wissen, was er tat. Es war vielleicht weniger Politik oder Großzügigkeit, wenn nun Georg seinem Gegner den Sieg gönnte. Es war eine Frage der Ästhetik. Ein schönes Spiel hatte seinen Wert in sich. Und den Sieg wegen abgelaufener Zeit zu erhalten, war irgendwie schal.

Meschregi konnte aber Georgs Zeichen nicht deuten. Er zeigte Nerven: ‚Nun sagen Sie schon, was sie denken.‘ sagte er mühsam beherrscht. Und Georg gab ihm die Hilfestellung. ‚Indisches Problem. Schnittpunkt auf E3.‘

Weit entfernt davon, diese Information auch verwerten zu können, fand Meschregi unter dem Zeitdruck nicht den kritischen Zug. Im Gegenteil, durch die nicht genutzte Hilfestellung empfand sich Meschregi als vorgeführter Esel. Als das Fähnchen fiel und die Niederlage nun für alle sichtbar war, musste Meschregi alle seine Kräfte bemühen, um nicht ungehalten zu sein. Artig bat er seinem Bezwinger um die Erläuterung. Georg, immer noch von Schachästhetik fasziniert, erläuterte das ohne jede Häme.

‚Aber ich habe trotzdem gewonnen,‘ meinte Meschregi im scheinbar entspannten Tonfall. ‚Ich habe ihre Schwäche herausgefunden. Sie wollen ihre Dame nicht opfern.‘

Schlagartig wurde Georg bewusst, dass es nun nicht mehr um Schach ging. Er saß einem Todfeind gegenüber, der sich nicht mit der Eleganz eines strategischen Spiels begnügen würde. Meschregi war der Mann, der keine Skrupel kannte, wenn er etwas erreichen wollte. Und nun krampfte sich sein Herz zusammen. War das eine Morddrohung gegen Vicky?
38. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 17.03.10 18:53

Wieder ein spannender Abschnitt.

Zitat

Schlagartig wurde Georg bewusst, dass es nun nicht mehr um Schach ging. Er saß einem Todfeind gegenüber, der sich nicht mit der Eleganz eines strategischen Spiels begnügen würde.


Das war zu vermuten, nach allem was man bisher gelesen hat.

Dieser Herr kann einfach nicht verlieren.

So nun will ich schliessen, bevor ich noch aus Unachtsamkeit etwas über die Fortsetzung, die im Partnerforum ja schon weiter ist, verrate.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein
39. Folge 21: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 17.03.10 23:25

21. Abyssus abyssum vocat

Eigentlich war das Dinner doch ein voller Erfolg, dachte sich Vicky. Mit diesem Said Meschregi hatte sie nicht viel gesprochen. Georg hatte sich um ihn gekümmert. Irgendwie wirkte er bedrückt und abwesend. Sie drehte sich zu ihm um: ‚Schläfst du schon?‘ Die Uhr zeigte 2:26 an – ‚schon‘ war da eigentlich nicht das richtige Wort.

‚Wir beide sind da wohl zu aufgedreht. Es ist ja auch viel passiert.‘ Georg hörte sich nicht müde, sondern nachdenklich an. Er nahm sie in die Arme und streichelte sie ein wenig, aber beiden war jetzt nicht nach Zärtlichkeiten zumute.

‚Was hältst du nun von Meschregi. Ich möchte eigentlich nichts mit ihm zu tun haben. Sein Charme prallt an mir ab wie ein Schauer an einem Schirm. Ich habe auch nicht viel mit ihm gesprochen.‘

Georg wirkte etwas erleichtert. ‚Er hat nicht nur ein einnehmendes Wesen und sieht gut aus, sondern bringt auch eine enorme wirtschaftliche Potenz mit. Ich freue mich, dass du nicht auf ihn reinfällst … du bist einfach die Beste.‘

‚Jetzt bitte keine Komplimente und kein Versteck-Spielen. Was ist passiert? Du hast doch das Spiel gewonnen?‘

‚Nicht wirklich. Ich wollte ihn eigentlich gewinnen lassen, eben de-eskalieren. Aber dann hat mich mein alter Eifer gepackt. Ich habe ihn gleich mehrfach ausmanövriert. Jetzt habe ich einen neuen Todfeind.‘

‚Es gereicht sicher jedem zur Ehre, wenn man den zum Feind hat. Aber wegen einem verlorenen Schachspiel wird man doch nicht zum Todfeind!‘

‚Vielleicht hätten wir richtig gute Geschäftspartner werden können. Mit seinen Verbindungen kann man auf einen Turbo-Zug aufspringen. Andererseits – als verlässlich würde ich ihn auch unter besseren Umständen wohl nicht einschätzen.

Der Hintergrund war uns aber von Anfang an klar. Es geht ihm um Agnes, dann um dich. Er kann einfach nicht verlieren. Er bleibt dran, und wird die Sache nicht zu den Akten legen. Dass ich da vielleicht ohnehin nichts hätte erreichen können, spielt nun aber keine Rolle. Jetzt hat er sicher auch was gegen mich. Aber du scheinst mir am stärksten bedroht.‘

Georg wollte Vicky eigentlich nicht das Herz schwer machen, und anfangs doch nicht alles erzählen. Zumindest seine Befürchtungen wollte er für sich behalten. Dann aber merkte er, dass er vor ihr nichts zu verheimlichen brauchte. Sie war so stark, denn trotz der ungeschminkten Gefahr vor Augen, wirkte sie in keiner Hinsicht eingeschüchtert. Er sprach von Entführung und Mord, Erpressung und möglichen wirtschaftlichen Angriffen. Sie sagte nur, dass sie sich so was nun wahrlich nicht herbei sehne. Wenn aber diese Prüfung komme, so wäre es für Sie als Herausforderung des Lebens zu verstehen. Ihm machte es Mut, das sie wieder ihren Lieblingsmotto rezitierte: ‚Der Tapfere stirbt nur einen Tod, der Feigling Tausende.‘

So gestärkt, erläuterte Georg seine nächsten Schritte. ‚Ich rechne damit, dass der kalte Krieg schon bald zu einem heißen Krieg wird. Meschregi verfügt über mehrere Einsatzteams. Er könnte seine Aktionen von Palestinensern als getarnte Terroranschläge laufen lassen. Ich nehme aber eher an, dass er seine russischen Partner einschaltet. Die haben Ex-KGB-Leute und Spezialeinheiten unter Kontrolle.‘

‚Jetzt machst du mir aber schon Sorgen.‘

‚Und wir haben ein paar Ex-Navy-Seals, ziemlich finstere Söldner und Experten fürs Töten im Team. Ich werde gleich morgen einige Einsatzteams einfliegen lassen. Abyssus abyssum vocat.‘

‚Heißt das nicht so viel wie: „Der Teufel ist artig, wenn man ihm schmeichelt.“ ?‘

Georg wunderte sich über seine starke Frau: ‚Das ist eine durchaus gängige Interpretation. Wörtlich heißt das aber nur „Der Abgrund ruft den Abgrund“ – Hier meine ich, dass eben der Dämon sich selber seine Feinde aufbaut.‘

Vicky wirkte nun etwas befremdet: ‚Das ist nicht mehr der Georg, wie ich ihn kenne. Wirst du nun selbst zum Dämon?‘
Seine Antwort klang etwas bange: ‚Ich hoffe doch nicht, aber ich bin entschlossen, uns alle zu verteidigen. Und ich bin nicht zimperlich in der Wahl der Mittel. Aber ich frage mich weiterhin, wie weit ich gehen kann und muss. Ich lasse die Hunde noch nicht von der Leine. Bis jetzt bleiben sie in passiver Position und sind nur zum Schutz abgestellt.

Mein gebildetes Weib kennt doch aber auch die Legenden um meinen Namenspatron. Zum Einen ist da der Märtyrer, der wegen seines Glaubens und der Standhaftigkeit, diesem treu zu bleiben, getötet wird.

Die andere Legende kennt Georg, den Drachentöter. Er stellt sich der Gefahr, und diesmal mit siegreichem Ausgang. Welche der Geschichten ist dir lieber?‘

Mit dem Reden war es aber nun gut. Es war aber nicht die Müdigkeit, die sie an weiteren Gesprächen hinderte.

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Phil hatte den Auftrag, nach verdächtigen Terminplanungen bei Russenmafia und Pali-Connection zu suchen. Es war eine Herausforderung, die ihm Spaß machte. Es dauerte jedoch noch drei Wochen, bis ein auffälliger Termin erkennbar wurde.

Sherezade spielte ihm gelegentlich eine Information zu, wahrscheinlich absichtlich. Sie hatten mittlerweile regelmäßige Kontakte, blieb aber stets unverfänglich. Phil wusste noch immer nicht mit Gewissheit, ob sie es ernst meinte, ob sie wirklich zu gewinnen sei. Soweit er es aber feststellen konnte, hielt sie bezüglich ihrer kleinen Kontakte das Schweigen. Sicher wusste er es aber nicht. Er musste ab einem bestimmten Punkt eben an sie glauben.
40. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 17.03.10 23:29

hallo ambi valent,

du bist ein weltmeister im posten. das ist bald reif für einen eintrag in das buch der rekorde.
41. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 18.03.10 20:12

22. Der Anschlag

Die Details des Kommando-Unternehmens konnte Phil bis zum Schluss nicht herausbekommen, aber der Termin stand fest. Und heute war der Tag. Alle potentiellen Zielpersonen waren informiert. Die Sicherheitsmaßnahmen sehr dezent verstärkt worden. Man wollte ja die Angreifer nicht warnen, dass man einen Informationsvorteil hatte. Die gewöhnlichen Personenschützer wurden durch Spezialisten von Thunderbolt ausgetauscht, als Backup hielt sich ein zweites Team mit Sniper in unauffälliger Distanz.

Die Spannung war unverkennbar. Das Verteidiger-Team war jedoch gut vorbereitet, auch mental. Georg Lenovers Wagen war nur leicht gepanzert. Einer Autobombe oder einer Bazooka hätte es sicher nicht stand gehalten. Aber man muss eben Mut zur Lücke haben, 100% Sicherheit sind eben nicht machbar. Man weiß nur, dass die Gegenseite ein massives Aufgebot von Profis im Team hat. Gegen 11:23 begann die heiße Phase. Das Verteidiger-Team nahm an, dass die Angreifer die Terminplanung kannten, Zeit, Fahrtziel und alles. Alternativrouten trafen sich auf einen Punkt. Dort wäre die beste Möglichkeit, wenn man auf der anderen Seite wäre. Und darum waren dezent sogar zwei Sniper an strategischen Punkten von Thunderbolt platziert worden.

Das Fahrzeug näherte sich unauffällig dem Gefahrenpunkt. Wie zufällig brummte ein Panda in das leicht gepanzerte Fahrzeug und verursachte kaum Schäden, stoppte aber die Weiterfahrt. Eine als Hausfrau getarnte Anfang-Vierzigjährige war schnell aus dem Unfall-Fahrzeug und lamentierte über Versicherung und Vorfahrtsregelung. Der Fahrer wollte sie Ignorieren und weiter fahren, da stellte sich ein schwerer Van in den Weg. Dessen Fahrerin war auch schnell auf der Straße und behauptete Zeugin zu sein.

Der Fahrer handelte gegen die Absprache, als er ausstieg, um auf die Frauen einzugehen. Die eine Frau zögerte nicht lange, zog schnell eine 45er und erwischte den Fahrer am Torso. Der ging zu Boden. Hoffentlich hat die Weste ernsten Schaden verhindert, dachte Lenover. Alles ging dann blitzschnell. Aus dem Van sprangen 3 mit automatschen Waffen ausgestattete Angreifer. Einer trug so was wie eine Haftmiene und rannte auf Lenovers BMW zu. Die Personenschützer konnten sich nun nicht mehr im Auto verbarrikadieren. Beim Herausspringen aus dem Wagen waren sie allerdings unter schwerem Feuer. Einer bekam einen Oberschenkel-Durchschuss, konnte aber durch präzisen Kopfschuss einen Angreifer ausschalten. Der zweite Leibwächter hatte nicht sofort einen Treffer, aber der Sniper hatte nun die Chance, unbemerkt seinen Stich zu machen. Nach wenigen Sekunden waren die beiden Frauen und die drei maskierten Angreifer am Boden – tot oder schwer verletzt. Die Verletzungen der Verteidiger sahen weit weniger dramatisch aus. Aber die Gefahr war noch gebannt.

Die Haftmine war noch gefährlich nahe am Fahrzeug, und der letzte unverletzte Leibwächter bedeutete Lenover, er möge sich schnell auf den vorgesehenen Fluchtweg machen. Er wollte ihm Deckung geben. Der Fahrer, schien sich auch wieder aufzurappeln und der angeschossene Personenschützer bezog eine sichere Position. Als Lenover schnell den Wagen verlassen wollte, passierte es dann. Ein Sniper der Angreifer war in einem unauffälligen Lieferwagen auf Position gewesen und erwischte ihn an der rechten Schulter. Georg ging zu Boden. Die Scharfschützen der Verteidigung hatten dies zwar für den ersten Schuss zu spät bemerkt, waren dann aber auf Zack und zersiebten den Angreifer samt Lieferwagen.

Rings umher waren die Menschen bestürzt. Auf der Straße gab es kleiner Zusammenstöße. Einige versuchten sich schnell in Sicherheit zu bringen. Andere waren Schaulustige und suchten nach den Kameras, mit denen die vermeintliche Filmszene denn aufgenommen werden sollte. Aber die meisten waren starr vor Schreck. Es passierte nach diesen 27 Sekunden Action fast gar nichts mehr. Als ob die Zeit still stehen würde. … minutenlang. Lenover rappelte sich wieder auf. Dank der Schutzweste ist das Projektil nicht eingedrungen, aber es war knapp, denn der Träger der Weste hatte einen weiten Armausschnitt. Ein paar cm weiter und …. Auch wenn er wegen dem Adrenalin nicht viel spürte, so wusste er, dass er zumindest eine schwere Prellung hatte. Vielleicht war sogar ein Knochen gebrochen. Die Gefahr hier schien aber gebannt. Die Schutzmaßnahmen hatten sich, mit einer gehörigen Portion Glück, als hinreichend erwiesen.

Sie wollten ihn tatsächlich töten. Aber so rechte Erleichterung wollte nicht aufkommen, denn er fürchtete, dass auch die Frauen im Visier waren. Sofort war er am Handy und wollte sich mit den anderen Stationen abstimmen. Aber da kam keine Antwort. Er befürchtete schlimmes.

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Zur gleichen Zeit klingelte eine falsche Pizza-Botin an Lenovers Villa. Ein Dienstmädchen in Tracht, eine verkleidete Leibwächterin, öffnete. Präzise mit den Ereignissen abgestimmt raste ein Lastwagen mit aufheulenden Motor auf das Haus zu. Die falsche Pizzabotin wollte nun mit einer 38er Automatik das Dienstmädchen aus dem Weg räumen. Das falsche Dienstmädchen war aber schneller und verpasste der verhinderten Attentäterin in großes Loch im linken Auge – so eines, durch das man durchschauen konnte..
Von drei Seiten drangen nun Zweiertrupps auf das Haus vor. Die Söldner, die zur Verteidigung bestellt in guten Verstecken lagen, hatten sie schon vorher beobachtet - und waren gut vorbereitet. Da half auch die beinharte Vorbereitung der Angreifer bei russischen Spezialkräften nichts, sie waren schnell ausgeschaltet, denn gegen Kopfschüsse konnten die Westen nicht helfen. Der Lastwagen wurde mit einer Bazooka gestoppt, bevor er dem Haus auch nur nahe kam. Alles ging so schnell, dass Vicky und Agnes nur einige Schüsse und Explosionen hörten und dann die Meldung erhielt, dass man 8 tote Angreifer wegräumen müsste. ‚Lassen sie das mal lieber die Polizei veranlassen …‘ meinte Vicky. Ihre Erleichterung war schon fast euphorisch Und noch nicht einmal einen verletzten Verteidiger.

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Hanna saß nichts ahnend in ihrer Klasse, als eine Explosion den Unterricht unterbrach. Ein Blick aus dem Fenster zeigte, dass das Auto der Leibwächter, die zu ihrem Schutz bestellt waren, die Ursache lieferte. Das zweite Team war in einem Schusswechsel verwickelt. Auch hier ging alles blitzschnell. Unterdessen … Die Klasse wurde von zwei Maskierten gestürmt. In den Händen jeder eine Uzi, aber sie schossen nicht. ‚Freeze!‘ riefen sie nur, mit russischem Akzent. Ganz gezielt packten sie sich Hanna und waren mit ihr schon raus aus dem Klassenzimmer, bevor die erschrockenen Mitschüler auch nur Zucken konnten. Hanna bekam davon aber nicht mehr viel mit, denn durch einen Elektroschocker war sie betäubt. Der Angreifer warf sie sich über die Schulter, als ob sie noch wesentlich weniger als ihre 53 Kilo gewogen hätte.

Noch ehe Lehrer und Klassenkameraden realisierten, was passiert war, waren sie schon weg. Wenige sahen noch, wie die zwei Männer und das bewusstlose Mädchen durch den Hinterausgang liefen und in einem Lieferwagen verschwanden, der dann mit hohem Tempo davon brauste.

Die Bilanz der letzten 10 Minuten konnte keine der beiden Seiten befriedigen. Zwei völlig aufgeriebene Kommandoeinheiten seitens Meschregis, alles Spitzenleute – und auch er hatte nicht beliebig viele davon zur Verfügung. Aber die Lenovers hatten Hanna auf der Verlustliste, und das wog schwerer.
42. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Dionysos am 19.03.10 22:15

Hallo Ambi Valent,

Gratulation, mit "Agnes in Licht und Schatten" ist dir eine sehr spannende und nachvollziehbare Geschichte gelungen, trotz der teils außergewöhnlichen Ereignisse, die den Protagonsiten widerfahren, schaffst du es, dass deine Charaktere glaubhaft rüberkommen.

Ich habe schon "Agnes, die keusche Hure" mit Vergnügen gelesen, aber die Fortsetzung finde ich noch besser gelungen, das artet ja richtig in einen Erotik-Thriller aus Ich mag die Schilderungen von Scherezade, die gewissermaßen einen Einblick geben, wie es Agnes ergangen wäre/ergehen wird, wenn sie Meschregis Angebot angenommen hätte/doch noch in seine Hände gerät.

Ich freue mich darauf, weiter über die Abenteuer von Agnes und ihren Freuden und Feinden zu erfahren.

Danke für die tolle Story!
Dionysos
43. Folge 23: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 21.03.10 22:21

23. Aufräumungsarbeiten

Die Polizei war offensichtlich überfordert, die drei Orte der Gewalt in den Griff zu bekommen. Sie klammerten sich an Routine und Vorschriften. Blitzschnell waren Reporter aller möglichen Couleur unterwegs. Und auch Sensationsfotos mit Leichen ließen sich noch schnell machen, denn man konnte dem Chaos nicht schnell genug Herr werden. Die ersten Meldungen sprachen von einer Serie terroristischer Anschläge, andere sprachen von Kleinkriegen rivalisierender Drogensyndikate, Die Mehrheit sprach schlicht vom organisierten Verbrechen. Eine Veröffentlichung meinte, aus gut unterrichteten Quellen von einer fehlgeschlagenen Geheimdienstaktion zu wissen.

Der ermittelnde Kommissar Schneider befragte Georg Lenover mit einer gewissen Skepsis: ‚Und sie haben selber diese Söldnertruppe zur Verteidigung organisiert?‘

‚Natürlich. Uns lagen schon seit Wochen Hinweise vor, dass ein derartiges Szenario drohen würde.‘

‚Auf diese Hinweise bin ich gespannt. Aber warum haben sie dann nicht die lokale Wache über die Bedrohung informiert?‘

Georg Lenover fiel der Kinnladen runter. Nach einer Schrecksekunde, als er etwas perplex aussah, sagte er leise, aber sehr bestimmt. ‚Holen sie mir den Polizeipräsidenten, sofort!‘

Schneider wollte seine bürokratische Staatsmacht ausüben ‚Ich leite hier die Ermittlungen!‘

‚Wenn es die letzten Ermittlungen sein sollten, dann machen sie nur weiter so. Ich habe jetzt schon Mitleid mit ihnen, wenn die Presse diese Ermittlungen durchgehechelt hat. Vielleicht fürchten sie aber auch das Dienstaufsichtsverfahren, dass dann wohl unvermeidlich wird.‘ Lenover schaffe es, das ganze sehr ruhig zu sagen. Innerlich war er aber drauf und dran, aus der Haut zu fahren.

Just in diesem Moment öffnete sich aber die Tür, und Michels, Polizeipräsident, kam energisch rein. Schneider meinte, das nun doch ohne Gesichtsverlust überstanden zu haben.

Michels war gar nicht förmlich, sondern eher jovial ‚Mensch, Lenover, da haben sie aber ein Husarenstück geleistet. Die Anschläge eines solchen Kalibers abzuwehren, das grenzt ja an ein Wunder!‘

Lenovers Haltung war zwar ruhig, aber Michels merkte, dass hier was nicht stimmte. ‚Ihr Kommissar Schneider verhört mich schon eine viertel Stunde, und fragt mich, warum ich die lokale Polizeiwache nicht eingeschaltet habe, als ich von dem Bedrohungszenario erfuhr.‘ Diese Idee war offensichtlich so lächerlich, dass er keiner Diskussion bedurfte. ‚Und dann sagt er mir noch nicht was mit meiner Frau und Tochter ist. Ich will sie sehen!‘

Michels wurde nüchtern. Ein Blick auf Schneider reichte aus, dass dieser sofort erstarrte. In Sekundenbruchteilen sah er seine Karriere im Archiv enden. ‚Sie wussten nicht, dass es auch zeitgleiche weitere Anschläge gegeben hat?‘

‚Ich befürchtete es, aber mir fehlen die Kenntnisse. So reden sie schon!‘

‚Bei ihrer Villa, die sie ja zur Festung ausgebaut hatten, gab es noch einen größeren Anschlag. Es wurden schwere Waffen eingesetzt. Wir haben 8 Leichen, alles nur Angreifer. Ihre Frau und ihre anderen Leute blieben unverletzt.‘

Georg atmete tief durch: ‚Und meine Tochter?‘

‚Da kann ich ihnen leider keine Erfolgsmeldung geben. Ihre Tochter wurde aus dem Klassenzimmer entführt. Zwei ihrer Personenschützer sind tot. Zwei weitere verletzt.‘ Georg Lenover erstarrte.

‚Die Entführer sind professionell und äußerst entschlossen vorgegangen. Unter Androhung von Gewalt sind sie in die Schule eingedrungen und haben ihre Tochter rausgeholt. Offenbar haben sie sie dann betäubt und sind mit einem grauen VW-Transporter und ihr geflohen. Die Fahndung läuft mit Hochtouren.‘

Lenover konnte nichts sagen, er starrte sekundenlang vor sich hin.

Michels schätzte die Lage richtig ein: ‚Ich rechne weiter mit Ihrer Kooperation. Ich kann ihnen zunächst psychologische Hilfe anbieten. Vermutlich wollen sie aber zuerst zu ihrer Frau.‘ Lenover nickte nur stumm.

Zu Hause angekommen, wimmelte es nur so von Polizei und Helfern. Die Lenovers zogen sich in das Schlafzimmer zurück. Agnes blieb als einzige Dritte dabei. ‚Er hat Hanna,‘ sagte er leise. Vicky nahm ihn in die Arme, den Blick selbst tränenverhangen. Agnes war es furchtbar peinlich. Sie fühlte sich schuld, als Auslöser der Ereignisse zu sein. Aber ein Blick von dem gramgebeugten Paar zeigte ihr, dass sie wahrhaft in die Familie integriert war, ohne den Hauch eines Vorwurfs.

Es gab nur einen Gedanken: ‚Er hat Hanna.‘
44. Folge 24: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 22.03.10 23:22

24. Blick in den Abgrund

Als Hanna wieder zu sich kam, war alles merkwürdig. Sie konnte nichts sehen. Sie konnte sich nicht rühren. Sie konnte keinen Mucks von sich geben, denn sie war stramm geknebelt. Alle Glieder taten weh, Arme und Beine waren eingeschlafen, es fühlte sich an, als ob sie in einem Kasten oder Koffer gequetscht war. Die Atmung klappte wenigstens hinreichend. Und Geräusche gab es wie von einem Flugzeug.

Ach ja, die Entführung. Papa hatte doch extra die Leibwächter mitgegeben. Sie hatte das für albern gehalten. Wir sind doch nicht im Film. Und sie hatte den Leibwächtern gesagt, sie sollten vor der Schule warten. Warum haben die bloß auf sie gehört? Vielleicht sind sie deswegen jetzt tot. Und sie ist doch in einem Film, einem Horrorfilm.

Filme, ja, die sah sie gerne. Aber sie wollte nicht in so einem mitspielen, und schon gar nicht eine unfreiwillige Hauptrolle.

Was wollten die von ihr? Lösegeld? Ihr Vater war wohl ziemlich reich. Oder war da noch was anderes? Sie konnte nur warten und hoffen, dass ihre Arme wegen der verschlechterten Zirkulation keinen Schaden davon trugen. Und weiter warten … eine Stunde wurde so zur Ewigkeit.

Sie spürte, wie die Maschine aufsetzte und ausrollte. Die Kiste oder Koffer mit ihr drin wurde ausgeladen. Gedämpft hörte sie Stimmen. Russisch, Französisch und Arabisch. Wo war sie … Nordafrika? Die Stimmen stritten sich. Die Arrabisch-Französische Gruppe schien die Kiste zu übernehmen. Noch mal ins Auto damit, und die Fahrt ging weiter. Wahrscheinlich wieder Stunden.

Nein. Schon nach kurzer Fahrt stoppte es. Ihr Transportbehälter wurde geöffnet, und sie wurde raus genommen. Aber sehen konnte sie noch immer nichts. Ihre Augen waren zugeklebt. Aber ihre Fesseln wurden gelöst. Instinktiv versuchte sie die Arme zu bewegen. Es schmerzte höllisch, als das Blut wieder einströmte. Aber sie konnte nicht an ihren Kopf fassen. Starke Hände umfassten ihre Handgelenke und banden etwas darum.

´Mademoiselle, vous êtes une détenue de maître Meschregi. …´

Sie hatte zum Glück einen Intensivkurs in Paris mitgemacht. Die Schulkenntnisse in Französisch wären wahrscheinlich nicht ausreichend gewesen. So verstand sie jedes Wort.

Es war eine Frauenstimme, die ihr sagte, dass sie unbedingt gehorchen müsse. Sie würde auch so viele Schmerzen leiden, aber sie sollte es nicht ausprobieren, wie sehr man die Schmerzen bei ungehorsamen Frauen noch steigern könne. Die Stimme klang sachlich und bestimmt. Hanna beschloss, keinen Widerstand zu leisten, denn es gab nicht den geringsten Grund des Zweifels an den Worten.

Sie war definitiv nicht bei Freunden oder Leuten, die es gut mit ihr meinten. Aber zumindest saß sie im Auto wohl neben der Frau und einem großen und schweigenden Mann, jetzt mit den Handgelenken auf dem Rücken gefesselt, die Augen noch zugeklebt, noch stramm geknebelt. Die Frauenstimme erzählte weiter Verhaltensregeln:

Immer unterwürfig sein, auf den Boden sehen. Sofort und bereit jeder Anweisung zu folgen. Wenn man von ihr etwas ekelhaftes oder eine sexuelle Handlung fordere, dann habe sie dies sofort ohne zögern, am besten mit demonstrierten Eifer zu tun. Jeder Widerstand sei sinnlos.

Hanna war natürlich schockiert. Keine einfache Entführung wegen Lösegeld. Sie sollte zur Sklavin verwandelt werden. Sie schluckte. Aber sie war nicht umsonst die Tochter ihrer Eltern. Sie verstand schnell und wusste, das sie geschmeidig sein musste. Skrupel oder Zimperlichkeiten würden gewiss zu schrecklichen Strafen führen. Ja, sie wollte eine gute Sklavin sein, sie wollte überleben.

Am Bestimmungsort angekommen wurde sie in einen Raum geführt und auf einem Stuhl festgebunden. Dann wurden ihr die Augen geöffnet und der Knebel entfernt. Sie sagte nichts, sie schrie nicht. Sie sah nur Frauen um sich, und den Spiegel, vor dem sie saß. Sie sah schrecklich aus. Die Haare verschwitzt und verklebt. Die Kleider derangiert, ihr Makup verlaufen. Die Frauen in ihrer Umgebung sahen sehr unterschiedlich aus. Einige in Haremskleidern, so wie man sie sich im Märchen vorstellt. Vermutlich gab es derartige Mode wohl nicht historisch. Die Phantasie stand sicher Pate.

Andere Frauen trugen Fetisch-Mode. Leder, Latex, oder anderen bizarren Kram. Die meisten schienen nicht besonders zu leiden. Waren es nun Sklavinnen wie sie, oder irgend welche Aufseherinnen und ihre Feinde? Wahrscheinlich konnte man das nicht so leicht unterscheiden. Mehrere trugen Armreifen mit Ösen dran, manche aus Metall, manche aus Leder.

Frauen kamen und schnitten ihr die Kleider vom Leib. Nun saß sie nackt und gefesselt auf dem Stuhl. Frauen kamen und wuschen sie. Sie spielten mit ihren jungen Brüsten – und piercten sie. Auch ihre Nasenscheidewand wurde durchbohrt und ein Ring eingesetzt. Die Haare wurden geföhnt und gelockt. Man schminkte sie. Ein hoher Posture-Kragen geht ihren Hals und hielt den Kopf in fester Position auf dem gestreckten Hals. Man reichte ihr einen Zettel. Sie las einen Text: ´Liebe Eltern, es geht mir sehr gut. Ich erhalte hier die Möglichkeit, ganz meiner Bestimmung zu folgen. Ich werde unglaubliche Erfahrungen machen, ja, ultimativer Erfahrungen.´

Sie sah, dass ein Kamerateam anrückte und ein Stativ aufbaute. Sie wusste, was von ihr erwartet wurde. Sie hatte das Gefühl, dass sie instrumentalisiert wurde für eine Geschichte, die mit ihr nichts zu tun hatte. Es war auf keinen Fall die Schuld ihrer Eltern, sie wollte ihnen nicht weh tun. Viel unterschied machte es vielleicht nicht, aber wenn sie vor der Kamera in Tränen ausbräche, dann würde das den Stress unglaublich erhöhen. Sie staunte über sich selber. Sie war gerade entführt worden, und ihrem Körper höchst unfreiwilligen Veränderungen unterworfen worden, dennoch stand sie fast neben sich. Sie war in der Lage, sich selber unter Kontrolle zu halten. Das machte ihr keine Illusionen, dass sie nicht übel missbraucht würde, und das es sicher sehr hart werden würde. Wahrscheinlich würde sie es nicht ganz durchstehen können. Dennoch fühlte sie sich wie die Siegerin, denn noch konnten sie sie nicht aus der Fassung bringen. Sie war stolz auf ihre Eltern. Und jetzt waren sie ihr Vorbild. Wenn sie untergehen würde, dann mit Stil.

Sie lächelte in die Kamera und nahm all ihren Mut auf, den Text fest in die Kamera zu lesen.

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Meschregi sah sich das Video an, bevor er es an die Lenovers senden wollte. Hanna war nicht das typisch 18-jährige Girlie. Man konnte die Piercings und Ringe in Brüsten und Nase gut erkennen. Und der Kragen sah noch perverser aus. Aber das Mädchen war eine Königin, sie stand über der Einschüchterung.

Natürlich, sie ist erst 18, er würde sie genau da hin bekommen, wo er sie haben wollte, aber sie war wirklich erstaunlich. Vielleicht wäre sie doch nicht nur ein Spielstein, ein austauschbares Pfand. Es würde vielleicht auch mit anderen Varianten gehen.
45. RE: Folge 25: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 23.03.10 23:14

25. Demonstration der Instrumente

´Ich liebe es, in zweideutigen Eindeutigkeiten zu sprechen, doch jetzt mal Klartest. Sie haben meinen Respekt gewonnen!
Und das sage ich nur sehr wenigen Männern zu. Sie waren hervorragend vorbereitet und haben fast alle meine Attacken pariert. Mir bleibt nur eine der 3 Damen, oder soll ich besser sagen, ein Läufer, vielleicht nur ein Bauerngewinn?

Die beiden anderen Damen hören doch mit, nicht wahr?´ Immerhin hatte Meschregi ja genau angeregt, dass das Telefon auf Freisprechen gestellt würde.

´Vielleicht ist die Partie gerade erst eröffnet. Wo wir bereits von Klartext reden, brauche ich das Wort Co-Incidents nicht mehr, um die Enthüllungen von 73 Top-Managern ihrer Unternehmensgruppe zu beschreiben. Sie haben vermutlich nicht die genauen Zahlen, der Sturm bricht ja auch jetzt gerade erst los. Diese Fälle von massiven Betrug, aufgedeckten Mordaufträgen und Untreue sind zumeist noch nicht einmal fabriziert. Vieles konnten wir schlicht an die Presse und Staatsanwaltschaft lancieren. Fälle, für die sie wohl weniger Kündigungen aussprechen würden, sondern eher Unfälle arrangieren würden. Immerhin waren es alles ihre engsten Vertrauten. Zugegeben, einigen haben wir auch eine finstere Story untergeschoben, nicht alle haben ihr Vertrauen so übel missbraucht. Aber einen Unschuldigen hat es eigentlich nie getroffen.

Vielleicht interessiert sie auch unser Vorgehen. Wir hatten einen Kreis von 181 Kandidaten. Die Befunde haben wir allerdings fleißig gemischt. Also sind unter denen, die jetzt nicht kompromittiert wurden noch die besonders harten Fälle. Und die Belasteten enthalten auch einige ihrer treuesten Gefolgsleute. Wenn sie die alle abstraften, wären sie nicht nur ungerecht – was sie vermutlich keine schlaflose Nacht kosten würde – sondern sie entledigten sich zugleich ihrer fähigsten Mitarbeiter. Lassen sie aber die ungeschoren, die sie nachweislich hintergangen haben, wird ihre Autorität in ihrer Gruppe nicht mehr viel wert sein. Sie sehen, auch ich habe ein Sinn fürs Perfide. Außerdem dürften sie die nächste Zeit genug beschäftigt sein, in ihrem eigenen Laden aufzuräumen.´

Meschregi kochte. Er hatte bislang nur von drei Auffälligkeiten aus seinem Führungsteam gehört, zweifelte aber kaum an dem Wahrheitsgehalt Lenover´s Rede. Der war kein Mann, der auf Poker und Bluff setzte. Eine Lawine rollte auf ihn zu, die sogar ihn ernsthaft in Schwierigkeiten bringen konnte.

´Ich habe den Eindruck, dass sie meine Videobotschaft nicht erhalten haben. Mein Kompliment für eine so hübsche Tochter. Sie wird mir noch viel Freude bereiten.´ Meschregi versuchte es mit der Brechstange.

Georg blieb ruhig: ´Natürlich haben wir das Video gesehen, und natürlich wollen wir Hanna ohne weitere Verletzungen zurück haben. Sie sollten nur verstehen, was sie dies kleine Entführung wirklich gekostet hat. Wir haben ermittelt, dass der direkte Schaden 23,8 Millonen Euro ausmacht. Die indirekten Schäden schätzen wir auf 380 Millionen Euro. Die Maßnahmen sind mit ihrem Anschlag unmittelbar ausgelöst worden. Sie können nicht mehr zurück gedreht werden.´

´Sollte es mich beeindrucken, wenn sie in ihrem ersten Zug mit einer Breitseite kommen und ihr Pulver verschießen?´ Meschregi wollte sich hinter einer spöttischen Bemerkung verstecken.

´Sie sollten mich als Spieler besser kennen. Das war erst die Stufe 1 der Gegenmaßnahmen. Wir haben 5 Stufen vorbereitet. Die nächste Stufe wird jeweils deutlich schmerzhafter. Und sie haben vielleicht hinreichend Phantasie, um sich da etwas nach dieser Kostprobe vorzustellen, was ihnen nicht nur Peanuts sind. Mit meinem Tod wird automatisch Stufe 5 ausgelöst, davor behalte ich mir eine flexible Antwort vor.´ Aus Georg Lenovers Worten sprach eine tödliche Entschlossenheit.
Meschregi war zum ersten Mal in seinem Leben wirklich eingeschüchtert. Aber er wäre nicht der Tycoon geworden, wenn er sich schnell ins Boxhorn jagen ließe.

´Wirklich beeindruckend, Lenover. Irgendwie freue ich mich gar, endlich auf einen ebenbürtigen Gegner zu stoßen. Ich gebe ihnen sogar den Punktsieg in Runde 1. Aber wir beide wissen, dass ich über die weit größeren Ressourcen verfüge. Ich kann es mir leisten, 5 mal in Folge ein Einsatzteam zu verlieren, wenn das 6. Team mein Problem schließlich löst. Und ihre Drohung mit den 5 Stufen lässt mich nicht wirklich zittern, denn im Zweifel bin ich ein Freund der Kamikaze.

Mein einziges wirkliches Problem dürften sie allerdings bereits erkannt haben: Ich kann nicht verlieren. Und darum kann ich ihnen ihre Hanna nicht einfach zurück schicken. Wie also könnte eine Lösung des Konfliktes sein, bevor wir uns gegenseitig zerstören?

Ihr Europäer nennt es doch „Burgfrieden“, nicht wahr?´

Jetzt kam auch Georg ins stocken. Was könnte er Meschregi anbieten, damit er nicht weiter eskalierte? Meschregi fuhr fort: ´Ich könnte mir vorstellen, dass wir gegenseitig auf aggressive Aktionen verzichten könnten. Wir halten Abstand und schicken weder Killer noch andere unangenehme Menschen in den Kampf – eine Art gegenseitiger Respekt.

Allerdings wird ihre Hanna bei mir bleiben müssen, als Trophäe. Sie wissen doch, mein Ego muss eine Befriedigung haben.´

Agnes hatte alles starr vor Schreck mitgehört. Auch Vicky trug eine versteinerte Mine zur Schau, bis jetzt. Aber irgendwo ist eben doch der Punkt, wo auch Vicky nicht mehr weiter kam. Sie konnte ihre Tochter auf keinen Fall diesem Monster überlassen, auch wenn diese so bewundernswert tapfer in dem Video war.

´Sie wollten doch gar nicht wirklich Hanna, Sie wollten mich´, sprach sie leise in den Freisprecher. Was könnte er mit ´ultimativer Erfahrungen´ gemeint haben?
46. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 23.03.10 23:36

hallo ambi valent,

dankeschön fürs posten. war wieder spannend zu lesen, wie beim ersten mal.
47. Folge 26: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 24.03.10 18:58

26. Agnes entscheidet sich

Na also, dachte Meschregi, mein Trumpf sticht doch. ´Werte Victoria Lenover, sie wollen sich also zum Tausch gegen ihre Tochter anbieten? Haben sie auch darüber nachgedacht was das bedeutet?´

Georg wollte einwerfen, dass das gar nicht ginge. Denn die Schwächung der eigenen Position durch eine Selbstaufgabe konnte nur zum Kamikaze-Verlauf führen. Aber ihm war klar, dass auch er sich nicht zwischen Vicky und Hanna entscheiden könnte.

´Sie wollen eine Befriedigung ihres Ego. Das schließt natürlich einen angemessenen Reiz auf ihrem Niveau ein. Also wäre ihnen eine Nacht der Zärtlichkeiten wohl nicht genug. Vielleicht wollen sie mich langsam und stetig degradieren und demütigen. Oder sie wollen aus mir eine Lustsklavin machen, mit allen möglichen Körperveränderungen und völlig hingegebenem Libido.Vielleicht schwebt ihnen auch nur eine widerliche Snuff-Szene vor. Ich würde nichts darauf geben, ihre aktuelle Meinung dazu zu hören. Ich will nur meine Tochter zurück. Der Rest ist mir egal.´

Der Tod schreckte sie nicht, auch nicht grausame Folter, das war Meschregi klar. Wie aber würde Lenover so etwas weg stecken? Er würde mit keiner Variante leben können. Und er war gefährlich genug, dass da die Ereignisse ganz aus der Kontrolle liefen. So reizvoll diese Vicky auch war, ihre Schönheit und Intelligenz war außerordentlich, so wenig bot sie einen wirklichen Reiz für seine dunklen Triebe. Er hatte schon viele Blumen geknickt, und andere waren von ebensolcher Schönheit, aber eine Märtyrerin, an der er sich seine Zähne vielleicht aus biss, war vielleicht nicht der besondere Kick, der Said Meschregi zufrieden stellen konnte.

Jetzt meldete sich Agnes zu Wort: ´Es geht Sidi Meschregi nicht wirklich um Hanna, und auch nicht um Vicky, sondern um mich. Denn er weiß, dass ich ihm die Lust bereiten kann, die sein Verlangen stillt. Er wollte mich immer, und das war doch der Ausgangspunkt der ganzen Sache. Aber Sidi Meschregie, Sie wollen keine Agnes als Opferlamm. Das würde sie langweilen. Sie wollen ein Mädchen mit mehr als nur mit Haut und Haaren, sie wollen meine Seele.

Ohne dass hier meine treuen Freunde es erwähnten war das doch allen hier klar. Und das was ich leisten muss, um ihren Zorn zu besänftigen ist nicht nur passive Hingabe, sondern ein aktives Ja. Sie wollen Loyalität, die man eigentlich nicht kaufen kann. Und bevor ich sprach, habe ich lange überlegt, ob ich so weit gehen kann. Und das Ergebnis ist: Ich kann und ich will.´

Plötzlich war es so still, das man eine Nadel hätte fallen hören.

Meschregi sprach sie direkt an: ´Und wie kommst du auf die Idee, dass du so wichtig wärst, in einer Fehde auf diesem Niveau überhaupt von Bedeutung zu sein?´

Georg schaltete sich ein. ´Victoria hatte bereits erklärt, dass sie Agnes adoptiert hat. Damit ist sie zu einer Tochter geworden, die unserer Hanna nicht wirklich nachsteht. Ich kann nicht zustimmen, eine Tochter gegen eine andere Tochter einzutauschen. Wir könnten uns nicht mehr im Spiegel sehen, wenn wir Agnes bewusst preis gegeben haben. Dass Hanna trotz unserer Gegenwehr in Ihren Händen ist, bedeutet für uns eine Katastrophe. Aber einem Menschenhandel zu praktizieren, eine willentliche Akzeptanz des Elends, das ist für mich einfach zu viel.´

Agnes hatte damit gerechnet, dass sie nicht nur Meschregi überzeugen musste, sondern auch die Lenovers. ´Mal langsam. Sidi Meschregi hatte immer Macht über mich gehabt, von Anfang an. Ich konnte mich seiner nicht erwehren. Und nun weiß ich, warum das so ist. In mir gibt es ein dunkles Verlangen, über das ich mir selber nicht im Klaren war. Bei unserem ersten Treffen fand ich alles schrecklich. Zuerst wurde ich erniedrigt, einen Blow-Job zu machen. Aber es war nicht nur eklig, da war noch was anderes. Und dann musste ich dieses Gummikleid anziehen, dass wie eine Nonnentracht aussah. Ich fand es widerlich, doch da war noch was anderes. Und dann musste ich mich selbst schlagen und irgend etwas hatte von mir Besitz ergriffen.

Später wurde mir dann dieses widerliche Kleid mit auf den Weg gegeben. Ich wollte es wegwerfen. Ich habe es nicht getan. Es liegt noch in meinem Zimmer. Warum habe ich es nicht weggeworfen?

Ich bin Vicky unendlich dankbar, dass sie mich da raus geholt hat, denn ich wollte da nicht hin. Aber es war nur auf Zeit, denn die Dämonen in mir sind nicht tot, sie schlafen nur. Sidi Meschregi spürt das, und darum verlangt er auch nach mir. Und ich weiß nicht, ob ich die Kraft hätte, mich auch ohne die Geschichte mit Hanna dagegen zu wehren. Also, ganz freiwillig würde ich nicht in Meschregis Obhut gehen, aber das ist nicht unser Punkt.

Ich denke, weder Hanna noch Vicky hat wirklich was mit Sidi Meschregi zu schaffen, und beide können ihm auch nichts geben. Ich aber schon. Darum gibt es auch keine echte Alternative.

Sidi Meschregi, lassen sie Hanna frei. Ich bin bereit zu kommen.´

Und wieder die gespenstische Stille. Die Lenovers wollten nicht wirklich nachgeben, und auch wenn es sich um eine so verworrene Situation handelte. Aber für Hanna schien es keinen Ausweg zu geben. Sie sahen Agnes an, und fühlten, dass die alternative nur die war, dass keiner glücklich sein konnte, solange Hanna bei Meschregi war. Wie unter Schmerzen nickte schließlich Georg. Agnes Züge entspannten sich. Sie wusste nicht, was auf sie zukommen würde, aber es schien nichts gutes zu sein. Agnes erfüllte es mit gemischten Gefühlen. Sie war überzeugt, in einen tiefen Schatten zu fallen, der sie gleichsam anzog. Jetzt aber, da sie mit dieser Tat ihren Freunden helfen konnte, war es für sie eine gute Sache. Sie war zu allem bereit.
48. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 27.03.10 09:09

27. Ehrensache

Said Meschregi nahm die Entwicklung mit Befriedigung zur Kenntnis. Sicher, insgesamt war das ganze Manöver ein sehr teurer Fehlschlag, oder doch nicht? Er hatte Agnes gewonnen, und an ihr lag ihm wirklich etwas. Sie hatte sogar so viel Thrill wie Sherezade, nur ganz anders. Wunderschöne Frauen zu kontrollieren, umzudrehen, zu versklaven, sich in ihrer Hörigkeit zu sonnen – das war langweilig, wenn man es oft genug gemacht hatte. Was übrig blieb war die Herausforderung, das Risiko zu scheitern. Und die Beziehungen, die so unvorhersehbar werden. Es war vom Ende her betrachtet vielleicht doch ein gutes Ergebnis.

´Ich muss allerdings auf einige Vereinbarungen bestehen. Burgfrieden heißt, dass wir uns gegenseitig aus dem Weg gehen. Also, dass ich keine Killertrupps los schicke, und auch dass Sie sich keine Kommandounternehmen leisten. Keine Befreiungsaktionen, keine politischen Spielchen, keinen Wirtschaftskrieg. Wir lassen uns gegenseitig in Ruhe, und Hanna kriegen sie zurück und Agnes bleibt bei mir. Das ist der Deal.´

´Ich stimme unter Protest zu,´ Georg konnte das Opfer immer noch nicht ganz wegstecken. Aber wie können wir wissen, Dass auch die Gegenpartei sich an die Vereinbarungen hält? Meinen sie, es sei Ehrensache?´

´Warum nicht? Ich habe bislang meine Versprechen stets gehalten, aber ich habe ja unsere Hacker-Teams in die Vereinbarungen nicht mit rein gezogen. Ich habe ja ihren Experten nicht verboten, in unser System einzudringen, aber ich werde es nach Kräften zu verhindern suchte, würden sie wahrscheinlich nicht vertraglich binden wollen. Man kann nur das fordern, was man auch durchsetzen kann.´

Was bedeutet das? Sollten wir jetzt ständig unter dem Damokelesschwert sitzen, dass Meschregi die Vereinbarung brechen könnte? Vicky war es gar nicht recht, Agnes diesem Widerling zu übergeben. Abe auch dumm, dass sie wohl kaum mehr so unbeschwert weiterleben könnten. Und die Risiken, Hanna überhaupt halbwegs intakt wieder zu bekommen, blieben unkalkulierbar.

´Wissen Sie, Sidi Meschregi. Ich bilde mir auf meine Erfolge nichts ein. Sie sind von kurzer Dauer. Ich bin mir gewiss, dass unser Leben hier nur verliehen wurde und von kurzer Dauer ist. Jederzeit kann etwas Banales geschehen, dass unserem Leben ein schnelles Ende setzt. Ein Autounfall, eine Krankheit … Ich kann mein leben nicht dadurch sinnvoll verlängern, in dem ich es krampfhaft festhalten will. Ich liebe das Leben, und ich will ein gutes Leben führe. Aber solange ich lebe, will ich mich nicht so weit verbiegen, dass mir das Leben nicht mehr Wert zu sein scheint, es weiter zu verlägern. Sie gehen hier und heute an die Grenzen des Erträglichen. Wenn Agnes nicht selber ihre Entscheidung getroffen hätte, die ich in Dankbarkeit und Erschütterung annehme, dann wäre ich bis zum Äußersten gegangen.

Und auch jetzt setze ich nicht auf Ehrenwort oder andere Dinge. Ich werde meinen Teil der Vereinbarung einhalten. Aber das tue ich weder aus Angst noch aus Repekt vor Ihnen, sondern lediglich meinetwegen. Sie sollten auch nicht auf mein Ehrenwort vertrauen, sondern selbst prüfen, ob ich das tue was ich zusage. Nicht, weil ich mein Wort brechen will, sondern weil ich auch Ihnen nicht das Vertrauen entgegen bringe. Ich erwarte von Ihnen also nicht mehr, als ich ihnen Bericht bin zu gewähren.

Ich Scherze nicht, wenn ich ihnen versichere, dass ich bereit bin, zum Äußersten zu gehen, wenn ich Anlass habe, an ihrer Vertrauenswürdigkeit zu Zweifeln. Sie sind zu mächtig, um mir lange Bedenkzeiten einzuräumen.´

Meschregi wollte sich nicht anmerken lassen, dass er wirklich beeindruckt war. Es war ihm ernst, Georg Lenover nicht weiter zu behelligen. Denn die Risiken waren auch für ihn in der Tat zu groß. Er hatte ihn bereits mehrfach unterschätzt, und das ist für ihn recht schmerzhaft ausgegangen.

´Sie setzen mir die Pistole auf die Brust´, sagte Meschregie, in dem er Sarkasmus vorspielte, ´aber das ist nicht notwendig. Wenn ich doch habe was ich wollte, dann gibt es auch keinen Grund, warum wir uns gegenseitig zerfleischen sollten.

Kommen wir zu den Details des Austausches. Ich stelle mir einen öffentlichen Platz, die Abflughalle B des Flugplatzes Frankfurt vor. Da gibt es keine Überraschungen mit Rollkomandos, weder von Ihrer, noch von meiner Seite. Die Polizei ist da gut präsent.

Meine Mitarbeiterin, die sich um den Austausch kümmern wird, muss natürlich Agnes erkennen. Sie soll sich darum auffällig kleiden. Die Tracht der Gumminonne hatte sie ja schon erwähnt. Andere Kleider wird sie nicht brauchen. Pass und Schlüssel für ihren Keuschheitsgürtel sollte sie Mitbringen - mehr nicht.

Frau Lenover sollte sie begleiten, denn wir brauchen ja auch jemand, der ihre Tochter in Empfang nimmt.´

Jetzt sollte sie also in diesem perversen Fetischkostüm unter die Menschen gehen. Aber dagegen gab es ja kein Gesetz ...
49. Folge 28: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 28.03.10 17:02

28. Was weiß das Chamäleon vom Leben?

Jetzt war sie schon wieder zu einem Päckchen zusammengeschnürt und in einem Koffer verpackt. Hanna wunderte sich über sich selber. Man hatte es ihr genau gezeigt. Sie wurde diesmal auch nicht betäubt, und hatte auch nicht die Augen verbunden. Sie sollte sich soweit als möglich auch selber fesseln. Ihre Beine Band sie erst zusammen, nachdem sie sich den fetten Ballknebel in ihren Mund gestopft hatte. und das Halteband fest angezogen hatte. Aber es blieb schwierig, vor allem wegen dem hohen Streckkragen, der sowohl auf dem Schlüsselbein, als auch auf ihren Unterkiefer drückte. Die anderen Frauen hatten solche Kragen nicht an, aber alle Frauen waren offensichtlich neugierig, was ihren Hals so unbeweglich hielt. Schwarzes Gummi, mit viel Metall verstärkt, und dann vernietet. Der Kragen war offensichtlich nicht dafür gedacht, je wieder abgenommen zu werden. Er war immer unangenehm, da er sie in eine feste und ungewohnte Haltung ihr auferlegte. Im Koffer war es eine Qual.

Sie dachte über Frauenhälse nach. In einem Bericht über Eingeborenenfrauen irgend eines schrillen Eingeborenenstammes sah man so einige Mädchen. Ihre Hälse waren extrem lang und steif. Sie waren mit dicken Kupferdraht umwickelt, der auch nie ab kam. und auf diese Art immer weiter verlängert wurde. Der Kommentar aus dem Off sagte, dass sie auch diesen Halsschmuck nicht mehr entfernen konnten, denn Muskulatur und Knochenbau wären so weit verändert, dass es ohne nicht mehr ginge. In dem Fernsehbericht war sie regelrecht angeekelt. Wie konnten das Menschen oder eben eine Kultur das den Frauen antun? Sie hatte damals schon gleich im Internet recherchiert und nach Vereinen gesucht, die sich um Aufklärung und Abschaffung dieser barbarischen Tradition bemühten. Vielleicht war sie nur deshalb so emotional erregt, weil sie selber sich das Gefühl, so verändert zu sein, intensiv vorgestellt hatte. Und jetzt hatte sie auch so ein Halskorsett um. In der Wirkung müsste es so ähnlich sein. Der Kopf saß so fest, dass sie den Mund nur ein wenig öffnen konnte. Für Blow-Jobs war sie offensichtlich nicht bestimmt.

Ihre Betreuerinnen fanden es vermutlich ganz lustig, dass sie so servil war und alles ganz eifrig befolgte, was ihr aufgetragen war. Vor ihrer Reisevorbereitung hatten sie ihr einen ziemlich robust aussehenden Keuschheitsgürtel gegeben, den sie sich umziehen sollte. Er saß schlecht, drückte an vielen Stellen und war ihr eigentlich zu klein. Die Frau, der die Oberaufsicht zugewiesen war, hatte sich vorher durch schon durch Gemeinheiten hervor getan. Jetzt nahm sie den Schlüssel und legte ihn in ein Glas. Aus einer Flasche goss sie eine Flüssigkeit darauf. Es zischte und dampfte. Die Säure zerfraß den Schlüssel. Sorgsam mit Latex-Handschuhen bekleidet nahm sein eine Spritze und zog ein wenig von der Säure damit auf. Hanna musste sich nun hinlegen. Ein oder zwei Tropfen in das Schloss des Keuscheitsgürtels sollten genügen, um den Schließmechanismus auch für Nachschlüssel unbrauchbar zu machen. Es reichte dieser Hexe aber noch immer nicht. Sie gab ihr eine kleine Tube mit Sekundenkleber. Damit sollte Hanna selber das Schloss versiegeln. Sie tat es. Die Frauen lachten. Sie meinten, dass es eigentlich ein Jammer wäre, da sie doch die perfekte Sklavin sei.

Allerdings sagten sie nicht, was das denn für ein Jammer sei oder wohin sie nun transportiert wurde. Sollte sie nun an einen geheimen Ort gebracht werden, um nur noch gefoltert oder gar getötet zu werden? Oder hatten ihre Eltern was erreichen können und sie wurde wieder freigelassen? Sie wagte es nicht, diese Hoffnung zu intensiv zu durchleben, denn es wäre ihr zu schwer, wenn sich die Hoffnung als falsch heraus stellen würde.

Sie dachte an die kurze Begegnung mit diesem Sidi Meschregi. Nachdem sie die Videobotschaft aufgenommen hatten, so etwa eine Stunde später, kam er rein. Die Frauen benahmen sich ganz merkwürdig. Das Geschnatter verstummte. Aber es war nicht die Atmosphäre der Angst, die hier einzog, sondern eine Art kranker Hingabe. Eine Welle der Verehrung war schon fast körperlich spürbar. Und dann kam er zu ihr. Er sah tatsächlich gut aus, und hatte eine starke Ausstrahlung, unverkennbar persönlicher Charme. Für eine Sekunde hatte sogar sie selber, Hanna. vergessen, dass er für all ihre Schmerzen und Demütigungen verantwortlich war. Er streichelte ihre Wange und machte Komplimente. Er tröstete sie uns erklärte, dass die Piercings schon sehr bald nicht mehr weh täten. Obwohl sie doch nun alles tun wollte, aber diesen Mann nahm sie nicht ernst. Wegen so einem eingebildeten Kerl, der von ihr erwartete, dass sie dahin schmolz, würde sie nicht ihr Herz oder Kopf verlieren. Das aber merkte Meschregi sehr wohl. Seine Primärwaffe gegen Frauen prallte an Hanna ebenso nutzlos ab wie an Vicky, Darauf hatte er nun doch kein Interesse. Wenn es denn sein soll, dann wird man Hanna sehr wohl zu allem machen können, wozu man sie will, aber das benötigt Zeit, die Meschregi jetzt nicht hatte. Er hatte offensichtlich keine rechte Lust auf dieses kleine Mädchen, dass hinter der Fassade der Servilität ein beinhartes Bollwerk darstellte.

Zur Hilflosigkeit verdammt konnte sie nur eines tun – Nachdenken. Und sie war noch immer über sich selber überrascht. Wie konnte sie es schaffen, bei dieser extremen Behandlung und diesen starken Schmerzen und Demütigungen, so gelassen die Sklavin zu spielen. Sie hätte es weit weniger gewundert, wenn sie in Tränen ausgebrochen wäre, wenn jede Kraft aus ihr ausgesogen worden wäre. Oder wenn sie trotzig gewesen wäre, und jeder Anweisung alle Kraft widerstrebt hätte. Auf jeden Fall aber hätte sie schwer traumatisiert sein müssen – sie war es nicht. So hatte sie eine andere Strategie verwenden können. Eine Strategie, die sie alles außer dem Hier und Jetzt ausblenden ließ. Sie registrierte den Schmerz, so wie ein Wissenschaftler und versucht, die Realität distanziert zu beschreiben.

Woher kam diese Fähigkeit, sich so anders zu verhalten? Zum Einen waren es gewiss ihre Eltern. Sie waren immer so gradlinig und schreckten eigentlich vor nicht zurück. Sie ließen sich auf gegebene Situationen ein. Sie sahen hinter die Dinge. Sie fragten sich, was denn die Situation zu bedeuten hatte. Und wenn es eine unerwünschte Situation war, dann überlegten sie sich genau, ob und wie sie die Situation ändern konnte. Und wenn sie nichts zur Änderung tun konnten, dann freundeten sie sich mit der Gegebenheit an. Dennoch wurden sie nicht einfach zum Opfer, sondern beherrschten auf einmal diese Situation – auch aus einer sehr niedrigen Rolle heraus.

Und das war das andere wichtige Stichwort: Rolle! Agnes machte das so hingebungsvoll und phantastisch, das Rollenspiel. Ihre ganze Persönlichkeit war ausgetauscht, wenn sie die Rolle wechselte. Und einmal hatte Agnes sie in das Spiel mit einbezogen. Sie hatte noch ein zweites Dienstmädchenkleid gehabt und damit zusammen mit Agnes ihre Mutter bedient. Als Agnes knicksend das neue Dienstmädchen vorstellte und ihre Mutter bat, doch nicht so streng zu der ‚Neuen‘ (damit war ja sie selber gemeint) zu sein, da sie eben noch viel lernen müsse, musste ihre Mutter offenbar sehr an sich halten, nicht laut loszulachen, aber sie spielte dann mit. Und für sie selber wurde die Rolle des dienstbaren Geistes, der um korrektes Auftreten bemüht war, auf einmal sehr real. Vielleicht, weil Agnes diese Rolle so ernst nahm. Sie zeigte eine Demut, als ob sie wirklich die untertänigste aller Dienstmädchen sei. Den Blick gesenkt, kein schelmisches Lächeln. jede Körperhaltung völlig auf die Rolle eingestellt. Wenn sie, Hanna, sich dann ungebührlich benahm, eine falsche Körperhaltung einnahm, oder ihr Spiel eben nicht so ernst nahm, machte sie dies nur durch Blicke deutlich. Sie zeigte ihre Missbilligung und entspannte sich erst, als sie, Hanna, wieder auf der Spur war. Ein offener Tadel war zumeist nicht drin, denn das ist das Privileg der Herrschaft. Agens war großartig, gerade weil man nicht mehr erkennen konnte, dass es für sie nur ein Spiel war. Und Hanna hatte es neue Perspektiven eröffnet. Sie überlegte sich damals, ob sie nicht Schauspielerin werden sollte.

Zurück zur Gegenwart, zur Gegenwart eines verschnürten Päckchens. Hanna glaubte, so das Geheimnis ihrer Fähigkeit gefunden zu haben, aus den auferlegten Härten trotzdem das Beste machen zu können. Ja, die Kombination aus ihren Eltern und Agnes hatten ihr die beste Ausbildung zu geben, die sie nun auch dringend benötigt hatte. Und sie bildete es sich nicht nur ein, sondern sie spürte, dass sie die Prüfung, die doch zu ihrer Demütigung gedacht war, so gut meistern konnte. Sie hatte sich gebogen, weit gebogen, aber sie ist nicht gebrochen.

Die Frauen irrten sich gewaltig. Denn sie, Hanna, war keineswegs eine perfekte Sklavin, sondern sie war ein Chamäleon auf Agnes Spuren. Sie hatte eigentlich gar nichts mit Machtdemonstrationen, Sklavin-Dasein, Schmerzen und Demütigung zu tun. Das Einzige, was sie daran interessierte war das Spiel, das Annehmen einer völlig fremden Rolle. Und das freute sie. Auch als sie sich die Situation deutlich machte, gefesselt auf den Weg in eine ungewisse Zukunft, die viel Leid bedeuten mochte, eigentlich hilflos – und umso mehr eigentlich über den Dingen stehend. Ihr fiel der Spruch aus ihrem Konfirmandenunterricht ein: „Ob wir leben oder sterben, wir sind in Gottes Hand.“ Der Pfarrer hatte damals gesagt, dass das Menschen in Not viel Trost geben würde. Damals hatte sie mit den anderen Konfirmanden noch diskutieren wollen, dass das doch Unsinn sei. Wenn Menschen leiden sei es doch wohl eher ein Beweis, dass Gott sie nicht beschützt, oder eben nicht existiere. Die anderen Konfirmanden hatten aber gar nicht reagiert, noch nicht mal zustimmen oder widersprechen wollten sie. Ihre Mutter aber hörte zu. Auch sie widersprach nicht oder stimmte ihrer These zu, sondern fragte nur, was sie, Hanna, selber denn erlebe. Eine merkwürdige Frage.

Damals hatte sie nichts verstanden. Heute aber erschien ihr das Leben umso wertvoller und reicher, umso bedrohter es war. Es waren auf einmal keine hohlen Sprüche. Es blieb ein Widerspruch in sich, ein Oxymoron. Ja, das Leben war ein Geheimnis. Und umso merkwürdiger es war, umso schöner wurde es. Sicher war auch die Angst da, dass man ihr sehr viel Schlimmeres antun könnte, oder das sie gerade auf den Weg zu ihrer Hinrichtung sein könnte. Aber es belastete sie nicht wirklich, denn sie konnte nichts daran ändern. Oder ist das bereits ein Stück Wahnsinn, wenn man in so einer Situation heiter bleiben könnte und sich seines Lebens freute?
50. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Jo-Jo am 03.04.10 16:49

super Geschichte,
ich bin gespannt, wie es weitergeht
51. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Jo-Jo am 03.04.10 16:51

hab das falsche Icon erwischt
52. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 03.04.10 17:58

Hallo Jo-Jo
Zitat

ich bin gespannt, wie es weitergeht


Ich fand es auch spannend. Aber als sich so lange nimand gemeldet hat, dachte ich, dass es wohl keinen interessiert ... kommt gleich ...
53. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 03.04.10 18:03

29. Finsternis und Nachtschatten

Die Vereinbarung stand. Morgen schon sollte der Austausch der Frauen geschehen. Beide Lenovers waren gleichermaßen bedrückt. Nicht nur, dass sie ihr, Agnes, nicht den Hauch eines Vorwurfs machten, denn alle Schwierigkeiten hatten doch den Ausgangspunkt bei ihr selber. Sondern die Fürsorge, die von ihnen Ausging war so warm, so sehr das, was sie immer sich gewünscht hatte. Es war ein Band der Liebe, ein kleines Wunder. Agnes fand keine Worte, um das auszudrücken, was sie bewegte. Nur von zwei Menschen, die ihr sehr nahe standen, wollte sie sich telefonisch verabschieden.

Tom war noch nicht auf Reisen. ‚Hallo Tom. Ich wollte mich von dir verabschieden, ich gehe auch fort.‘ Sagte sie mit spürbar gedämpfter Stimme.‘

‚Agnes, dass du Anrufst. Ich habe es pausenlos versucht, nach all dem Wirbel um euch. Aber ihr wart alle hermetisch abgeriegelt. Weder in Person. noch über das Telefon … endlich kann ich dich sprechen. Wenn du weg musst, dann komm doch mit mir. Ich werde für dich sorgen.‘

‚Ach Tom, du bist sehr süß, und in einem anderen Leben wäre es vielleicht eine lange und himmlische Beziehung zwischen uns beiden geworden. So aber … du weißt, ich habe Verpflichtungen. Wir werden uns nie wieder sehen.‘ Ihre Traurigkeit konnte Agnes kaum verbergen.

Tom unterdrückte den Wunsch, sie mit Fragen zu überhäufen. Er spürte, jetzt ging es nicht um Problemlösungen. Die Würfel sind bereits gefallen, und ihm krampfte sich das Herz zusammen. Er spürte mehr, dass sich hier eine Tragödie bei Agnes abspielte, und er konnte nichts tun. Nach einer kleinen Weile des Schweigens sagte er mit leicht gebrochener Stimme. ‚Du scheinst nicht zu glauben, dass ich dir helfen kann. Wahrscheinlich hast du gute Gründe, die vermutlich nichts mit mir zu tun haben. Ich werde wahnsinnig bei dem Gedanken, dass ich dich nicht wieder sehe. Aber es geht gar nicht um mich, sondern um dich. Du wirkst so bedrückt, das es mir um Deinetwillen bange wird.

Wenn du also irgend eine Möglichkeit siehst, dass ich dir helfen kann – ganz gleich ob jetzt, morgen, in einem Jahr oder in 10 Jahren … ich werde alles für dich tun. Melde dich.‘

Sie schwiegen noch eine Weile am Telefon. keiner hatte mehr Worte. Schließlich sagte Agnes leise: ‚Lebe wohl‘, und legte auf.

Drei tiefe Atemzüge, ein leerer Blick aus dem Fenster. Karen war auch sofort am Telefon. Mit ihr verband sie vielleicht mehr als mit jedem anderen die Dunkelheit des Herzens, die auf ihnen beiden lastete. Karen verstand den Schatten, unter dem Agnes nun stand, am stärksten. Auch ihre Zusicherung der Hilfe, wenn immer sie ihrer bedürfte, war so ohne Falsch, dass es Agnes noch mal Mut machte Karen als teure Freundin in ihrer geistigen Nähe zu spüren.

Ihre letzte Nacht in Freiheit war natürlich keine so ganz erholsame, denn trübe Gedanken umfingen sie. Schließlich fiel sie in einen traumlosen Schlaf.

Sie musste sich wieder das schreckliche, schwere Gummikleid anziehen. Und vorher dieses dämliche Spiel mit den Gummis um ihre Brustwarzen. Seit sie laktierte – jeden Tag zwei mal etwa 70 ml – hatte sie keine Gummis mehr um ihre Knöspchen mehr gezogen. Das Gefühl zog sich nun durch den ganzen Körper. und es war kein schönes Gefühl. Am liebsten wäre sie einfach nur davon gerannt. Aber wohin? Was würde aus den Anderen?

Vicky half ihr schweigend bei den schweren Kleidern.. Sie zog auch die Schnürung hinten zu. ‚Fester‘ forderte Agnes sie heraus. Bald war alles an seinem Platz und Agnes schwitzte auch schon gewaltig. Heute sollte sie den Gummischleier tragen. Der fiel wenigstens nicht noch mehr auf, wenn sie in der Haupthalle de Frankfurter Flughafens auf ihren Kontakt warten würde. Die Flügelhaube sollte sie verpackt mitnehmen. Zusammen mit dem Schlüssel für den Keuschheitsgurtel und ihrem Pass. Mehr sollte sie gar nicht mitnehmen.

Es waren nur wenige Beobachtungs- und Schutzeinheiten beordert worden, nur für alle Fälle. Die Fahrt war schweigend verlaufen. Als sie in der Tiefgarage ausstiegen, war sonst niemand zu sehen. Vicky half Agnes aussteigen, was mit dieser Bekleidung gar nicht so einfach war. Vicky fand den Gummigeruch ekelhaft. Aber das hinderte sie nicht, Agnes zu umarmen und zu Küssen. Es waren leidenschaftliche Küsse, als wollten sie die Sehnsucht in jeder Dimension ausdrücken, und zugleich das Zerrinnen der Hoffnungen. Schließlich hörten sie, dass sich andere Menschen näherten. Agnes sagte, ‚Es wird Zeit - wir dürfen Hanna nicht warten lassen.‘

Schweren Herzens machten sie sich auf den Weg zum angegebenen Treffpunkt. Natürlich waren sie bald im Mittelpunkt des Interesse viele Menschen in der großen Halle, so bizarr, wie Agnes gekleidet war. Natürlich war es auch für Vicky peinlich, mit so eine Gumminonne im Arm herumzulaufen, aber sie hielt es für den letzten Liebesdienst, Agnes zu zeigen, dass sie ihr wichtiger war als die Meinung der Öffentlichkeit. Sie standen zirka zwei Minuten, die ihnen wie eine Ewigkeit erschien, als ein Frau unter einer Burka mit einem sehr großen Koffer auf dem Trolly ankam. Sie ließ den Trolly vor Vicky stehen und ergriff Agnes Hand. Sie solle jetzt mitkommen. Sehr unspektakulär. Schnell waren sie im Gewühle verschwunden.

In der Menge waren natürlich auch Meschregis Leute und die der Lenovers. Aber die größte Verunsicherung hatten die Polizisten, die den Vorgang aus der Distanz verfolgt hatten. Natürlich waren die Vorgänge äußerst seltsam, vielleicht gefährlich, aber es gab keinen Grund warum sie hätten einschreiten müssen. Mit den Augen verfolgten sie, wie Victoria Lenover den Trolly mit dem großen Koffer zum Parkhaus schob.

Während dem ganzen Weg hielt es Vicky kaum aus. War in dem Koffer wirklich Hanna drin? Lebte sie, oder fand sie gleich nur ihre Leiche? Und wenn sie lebte, in welchem Zustand wäre sie. Eigentlich hätte sie den Koffer sofort bei der Übergabe öffnen wollen. Zumindest zur Krankenstation wäre sie gefahren. Aber die Anweisungen waren eindeutig. ‚Der Koffer hat starke Schlösser, und es könnte unangenehm sein, ihn gewaltsam zu öffnen. Sie finden die Schlüssel an ihrem Auto.‘

Irgendwie erstaunlich, dass sie doch so viel Aufmerksamkeit auf sich zogen, Dann aber in der Tiefgarage anscheinend allein war. Vicky fand die Schlüssel unter den Scheibenwischern. Sie zwang sich, nicht in Panik zu verfallen, aber die Szene war auch für die starke Vicky kaum erträglich. Schließlich sprangen die Schlösser auf. Hanna war da, sie atmete, war aber ziemlich stramm gefesselt und übel aufgemacht. Es war zwar nicht so hell in der Tiefgarage, aber Hanna musste dennoch blinzeln nach den Stunden absoluter Finsternis. Durch ihr Halskorsett konnte sie den Kopf nicht drehen. Aber als sie ihre Mutter erleichtert aufatmen hörte, wusste sie, dass sie gerettet war. Es war auch zunächst gar nicht so leicht, Hanna aus dem Koffer zu befreien, denn es waren viele Schnüre und Hanna war durch die Fesselung und Verpackung ziemlich steif. Das angenietete Halskorsett bekam sie so schnell nicht ab. Aber als sie Hanna den Knebel entfernt hatte, was ja wegen dem Halskorsett sehr schwierig war, sagte Hanna: ‚Alles gut, Mama, ich bin ok.‘

So langsam setzte auch bei Vicky nun dieses Glücksgefühl ein. sie wollte bald nicht mehr aufhören, in ihre glücklichen Augen zu schauen. Abgesehen davon, dass Hanna immer noch ziemlich bizarr und eigentlich gar nicht richtig bekleidet war, gab es noch einiges zu tun. Hanna legte sich auf den Rücksitz und deckte sich mit einer Decke zu. Der Weg nach Hause war dann eher entspannt.
54. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Dionysos am 04.04.10 00:40

Hallo Ambi Valent,

ich für meinen Teil verfolge deine Geschichte mit großer Spannung. Sie ist sehr atmosphärisch geschrieben und deine Charaktere - zumindest die Guten - muss man einfach lieben!

Nun ist es also passiert - Agnes ist tatsächlich in die Fänge des Bösewichts geraten. Aber kann sich Meschregi wirklich uneingeschränkt über seinen Sieg freuen - immerhin hat Anges sich ihm nicht ganz freiwillig hingegeben. Wird ihm nicht immer die Frage im Kopf herumspuken, ob er sie nicht alleine mit seinem Charme hätte gewinnen können? Immerhin hatte auch er gespürt, dass tief in Agnes dieses dunkle Verlangen verborgen lag. Hmm, deine Geschichte hat mich wieder einmal nachdenklich gestimmt.

Warum sie so wenig Kommentare bekommt verstehe ich auch nicht - vielleicht bietet sie manchen zu wenig "Action", dabei finde ich es gut, dass du die Stimmung langsam aufbaust, die Protagonisten sehr einfühlsam beschreibst, und nicht sofort zur Sache kommst. Man muss sich in die Geschichte eben erst einlesen. Agnes Opfer wird nur deshalb glaubhaft, weil der Leser sie schon "kennt", sie im Laufe der Geschichte begleitet hat. Aber ich schweife ab!

Danke für die tollen Fortsetzungen, und ich bin mir sicher, dass ich nicht dein einziger Leser bin, der auf eine Fortsetzung harrt!

Liebe Grüße,
Dionysos
55. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von chiara am 04.04.10 11:19

hallo,

oder da passiert jetzt noch etwas auf dehn flughafen befohr das arme madchen ganz weg ist.

ich hoffe es doch fur der arme agness
56. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 05.04.10 08:42

Hallo Dionysos

Zitat
Hallo Ambi Valent,

ich für meinen Teil verfolge deine Geschichte mit großer Spannung. Sie ist sehr atmosphärisch geschrieben und deine Charaktere - zumindest die Guten - muss man einfach lieben!


Danke für das Lob. Als Autor ist man meist etwas dünnhäutiger. Denn etwas zu veröffentlichen erzählt auch immer etwas von sich selber. Sicher, ich habe wenig gemein mit den Protagonisten, aber die Kopfgeburten zeigen schon, was einen beschäftigt. Darum ist es fast am schlimmsten, gar kein feedback zu bekommen.

Am schwierigsten ist es, negative Charaktere zu gestalten. Denn wenn diese einfach nur miese Ekel sind, fällt es schwer, diese und deren Handlungen nachzuvollziehen. Also sollten auch die Qualitäten und Gründe des Erfolges der Fieslinge nicht unerwähnt bleiben, man muss zuweilen ihre Sicht annehmen. Fällt aber zu viel verständnis für fragwürdige, böse Typen auf, muss man sich fragen, ob man Böses nicht verharmlost. Der Leser könnte eine Rechtfertigung für üble Taten erkennen. Das aber will ich auch nicht.

In die lieben Charaktere bin ich aber selber ein bisschen verliebt. Sie sind sehr unterschiedlich, aber das macht dann den Reiz des Schreibens aus.

Zitat
Nun ist es also passiert - Agnes ist tatsächlich in die Fänge des Bösewichts geraten. Aber kann sich Meschregi wirklich uneingeschränkt über seinen Sieg freuen - immerhin hat Anges sich ihm nicht ganz freiwillig hingegeben. Wird ihm nicht immer die Frage im Kopf herumspuken, ob er sie nicht alleine mit seinem Charme hätte gewinnen können? Immerhin hatte auch er gespürt, dass tief in Agnes dieses dunkle Verlangen verborgen lag. Hmm, deine Geschichte hat mich wieder einmal nachdenklich gestimmt.


Meschregi ist sicher nicht völlig zufrieden, zumal es ihm sehr viel mehr gekostet hat, als ihm lieb ist. Die Arbeit, seine Führungsriege neu zu besetzen, hält ihn ziemlich lange von seinen ´Hobbys´ ab.

Zitat
Warum sie so wenig Kommentare bekommt verstehe ich auch nicht - vielleicht bietet sie manchen zu wenig \"Action\", dabei finde ich es gut, dass du die Stimmung langsam aufbaust, die Protagonisten sehr einfühlsam beschreibst, und nicht sofort zur Sache kommst. Man muss sich in die Geschichte eben erst einlesen. Agnes Opfer wird nur deshalb glaubhaft, weil der Leser sie schon \"kennt\", sie im Laufe der Geschichte begleitet hat. Aber ich schweife ab!


Ich denke, dass viele Leser einfach eine geile Geschichte lesen wollen. Und wenn die sehr krass rüber kommt, dann kitzelt das an den Punkten, die man sucht. Eine Geschichte, die aufmerksamkeit erfordert ist da schon eher zu anstrengend, das Verhältnis von Honig zu trockenem Brot ist sicher für manche etwas unglücklich. Wenn ich ehrlich bin und mein Leseverhalten betrachte, kann ich das sogar verstehen. Darüber hinaus denke ich, dass ich manchmal etwas manieriert in der Wortwahl und zu Kompliziert im Satzbau bin. Sprachlich ist fraglos noch einiges an Verbesserungspotential.


Zitat
Danke für die tollen Fortsetzungen, und ich bin mir sicher, dass ich nicht dein einziger Leser bin, der auf eine Fortsetzung harrt!


Und danke für das Lab. Ich denke, jeder Autor freut sich vor alllem an differenziertem Lob.

Liebe Grüße,
Ambi
57. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 05.04.10 08:48

hallo chiara

Zitat
oder da passiert jetzt noch etwas auf dem flughafen bevor das arme madchen ganz weg ist.

ich hoffe es doch fur der arme agnes


Ich muss dich leider entäuschen. Auch mir ist die arme Agnes abhanden gekommen. Ich habe sie am Flughafen aus den Augen verloren. Aber ich werde nach ihr suchen. Kann aber leider etwas dauern.

Dein Nick gefällt mir gut. Er erinnert mich an einen tollen italienischen Billard-Film, der sowohl unter dem Titel ´Revanche´, als auch unter ´Ich, Chiara und der Finstere´ lief. Die Heldin war eine ganz süße Saxophonistin.
58. Ende: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 05.04.10 08:59

30. Lessons Learned

Das Finden eines fähigen und verschwiegenen Schlossers war lästig, aber eine lösbare Aufgabe. Gegen einen fürstlichen Zuschlag konnten die Arbeiten schon nach einer Stunde begonnen werden. Diese Idee mit dem nicht mehr zu öffnenden Keuschheitsgürtel war mehr eine Psycho-Spielchen, denn wenn auch das Material gehärtet war, so war es nicht viel mehr als die Mühe, Hanna und Säge in eine passende Position zu bringen, und langsam unter Einsatz von Kühlmittel das Ding zu entfernen. Noch während die Säge lief, wurde auch das bescheuerte Halskorsett entsorgt.

Der Schlosser arbeitet sachkundig und korrekt. Er konnte sich auch jeder Bemerkung enthalten, aber seine Gedanken hatte er weit weniger im Griff. Dieses wunderhübsche Mädchen mit den seltsamen Installationen brachte sein Blut sehr wohl in Wallung. Er musste sich auch die Ringe in den Brüsten genau ansehen. Auch diese hatten keinen zu öffnenden Verschluss. Die Piercings waren noch frisch und leicht entzündet. Es muss ihr höllisch weh tun, aber außer einigen Zucken und leichten Grimassen war ihr nichts anzumerken, kein Herumgejammere. Er bewunderte das Mädchen. Umso mehr hatte er einen Hass auf die, die ihr so etwas antaten.

Die Ringe mussten auch aufgesägt werden. Um das Risiko und Ungemach der Schönen gering zu halten überlegte er sich eine Einspann-Vorrichtung, die er gut improvisierte. Als sie Ringe dann so weit waren, dass sie entnommen werden konnten, fasste er sich ein Herz und die süße Haut vorsichtig selber an. Hanna ließ ihn gewähren und betrachtete ihn dabei genau. Er ging gefühlvoll und professionell vor. Natürlich hätte Hanna das auch noch alleine geschafft, aber sie wollte ihn belohnen für seine gute Arbeit. Er war schon ein süßer Handwerker, der noch innerhalb der Grenzen blieb. Einen Blick, der seine versteckte Leidenschaft verriet, erlaubte er sich doch.

‚Sie sollten das ärztlich versorgen lassen. So große Ringe in frische Piercings einzusetzen ist alleine für sich ein Verbrechen.‘ Hanna lächelte. Es war zwar eine Selbstverständlichkeit, aber seine Anteilnahme fand sie doch rührend.

Hanna hatte die Tage sehr viel über sich gelernt. Und über den Schmerz. An vielen Stellen ihres Körpers tat es auch ziemlich übel weh. Wenn es an einer Stelle kaum zum Aushalten war, versuchte sie sich auf einen anderen Schmerz zu konzentrieren. So etwas wie ein Gegenfeuer.

‚Jetzt noch den Nasenring, dann haben sie es geschafft.‘

Nach drei Stunden Arbeit insgesamt war Hanna von den Installationen befreit. Zum Dank gab sie ihm noch einen Kuss auf die Stirn. Die Erinnerung daran sollte länger halten als das gute Geld, dass er so schnell wie noch nie verdient hatte.

----

Nachdem ihre Mutter sie mit Salben versorgt hatte und der Schmerz langsam abklang, lag Hanna im Bett, aber sie konnte nicht einschlafen. Ihre Mutter saß neben ihr und sah ihr tief in die Augen. ‚Willst du nicht von deinen Erfahrungen erzählen?‘

‚Ach weißt du, ich bin ziemlich stolz auf mich. Ich habe das Gefühl, dass ich so souverän mit dieser Prüfung umgegangen bin. Viel besser, als ich es mir hätte vorstellen können. Ich kann jedes Mädchen gut verstehen, was bei so was den Verstand verlieren würde, aber ich bin nicht mal leicht traumatisiert – soweit ich es erkennen kann. Ich komme mir unglaublich erwachsen vor.‘ Hanna lächelte nicht nur, sie strahlte.

Vicky war auch unglaublich stolz auf ihre Tochter. ‚Dennoch, ich mache mir Sorgen, dass du dich überschätzt und dass du manches zu leicht nehmen könntest.‘

Aber Hanna war wirklich in den letzten 3 Tagen erstaunlich gereift. ‚Sicher weiß ich, dass ich auch mehr als eine normale Portion Glück dabei hatte. Es war wie eine Bewahrung im Feuer. Wenn es länger gegangen wäre oder wenn sie andere eklige Dinge mit mir gemacht hätten … vielleicht hätte dann mein Schutzpanzer nicht mehr gehalten. Ich will es wirklich nicht auf die Probe stellen.‘

‚Erzähle von dem Schutzpanzer.‘

‚Also, ich fand das Thema Rollenspiel extrem hilfreich. Ich habe mich einfach selber in die Tiefe meiner Seele zurück gezogen und ganz so getan, als ob es nur eine Rolle in einem Spiel wäre, die ich auszufüllen hätte. Du hast mir die Grundlage dafür gegeben, aber erst durch Agnes hatte ich gelernt, dass man – wenn man es will – auch eine ganz andere Person sein kann.

Ich hatte ja immer viel Zeit zum Nachdenken. Als ich merkte, wie entschieden meine Entführer mich behandelten, nämlich wie ein Stück Frischfleisch, habe ich alle Varianten des weiteren Ablaufs überdacht.

Sie rechneten sicher mit einem verängstigenden Teenager, der um Gnade winselt. Mit Bitten und Versprechungen kannten die sich bestimmt aus, denn ich war wahrscheinlich nicht das erste Mädchen, das sie so abfertigten. Auch blöde Fragen brauche ich auch dann nicht versuchen, wenn ich mal den Knebel raus habe. Darum habe ich die Rolle der willigen Sklavin gewählt. Die schien mir am ehesten geeignet, weiteren Schaden fern zu halten.‘

‚Hat dir das gefallen, so als Sklavin?‘ Vicky fragte sich, ob es nicht zu direkt war. Immerhin war sie ja ihre Mutter und hatte ihr auch ein gewisses Frauenbild aufgeprägt. Die Rolle der Sklavin gehörte nicht dazu, sondern das der emanzipierten Frau, die zuerst denkender Mensch ist. Sollte sie nun einfach nur der Erwartung gerecht werden wollen? Oder steckte da auch eine Leidenschaft, wie sie sie bei Agnes erkannt hatte?

Aber Hanna war erstaunlich reflektiert. ‚Irgendwie hatte es mir Spaß gemacht, aber ich glaube, es war mehr mein innerer Triumph, dass ich mit der schwierigen Lage klar kam. Sex im klassischen Sinne hatte ich sowie nicht. Ich glaube, es war mehr die fremde Rolle, die für mich exotisch war. Aber mein ganz inneres Empfinden war nicht berührt. Ich glaube, ich bin noch nicht mal feucht geworden, kein einziges Mal. Ich verstehe nur einen Hauch von dem, was die Leute in diese Fetisch- und BDSM-Szene treibt, denn es ist nicht meine Welt.‘

Vicky war beruhigt. Auch wenn sie es nicht wirklich schlimm fand, wenn andere Menschen anders empfinden als sie, so wünschte sie sich doch, dass ihre Tochter mehr auf ihrer Wellenlänge läge.

‚Ich frage mich nur, was ICH wirklich will, wer ICH wirklich bin.‘ Hanna war sehr nachdenklich. ‚Als ich die Rolle der Sklavin spielte, war ich ganz in der Rolle. Die Zeit war dann auch nicht da, mich auf mich selbst zu besinnen. Jetzt aber, wo es vorbei ist, frage ich mich, ob das nicht etwas schizophren ist. Wer bin ich also? Wie kann ich mich selbst erkennen?‘

Diese existenziellen Fragen waren alles andere als rhetorisch, aber es gab dennoch keine Antwort. Es sind die Fragen, mit denen sich Vicky selber ihr halbes Leben trug. Ihre Tochter war ihr mehr zur Freundin und Schwester geworden. Und sie hätte dies sehr beglückend empfunden, wäre da nicht ein schwerer Wermutstropfen gewesen.

‚Agnes ist da ganz anders. Sie hat eine dunkle Ader in sich. Sie will die eigene Unterwerfung. Sie wird von den Schatten angezogen und kann sich kaum vor dem wehren, was in ihr steckt. Zugleich aber will sie doch wieder da raus und als Engel des Lichtes leben. Na ja, vielleicht nicht ganz so unschuldig. Sie kämpft einen eignen Kampf. Als sie nun an deiner statt in die Finsternis tauchte, war es ihr wichtig zu erklären, dass es nicht nur ein fremdes Schicksal ist, dass ihr von außen auferlegt wurde, sondern dass das Abgründige auch Teil ihrer selbst sei.‘

Hanna fing an zu weinen. ‚Weißt du, ich habe die ganze Zeit nicht geweint, als ich gefangen war. Ich hätte allen Grund dazu gehabt. Aber wenn ich an Agnes denke, muss ich weinen. Die behandeln Agnes gewiss noch viel schlimmer als mich. Sie hat sich für mich geopfert.‘

‚Ich fühle so wie du, aber das wäre Agnes nicht recht. Sie wollte unser Glück und erklärte, dass wir uns um ihretwegen nicht grämen dürfen. Denn wenn uns unser Leben verleidet wäre, wenn unsere Sonne verdunkelt sei, dann hätte der Feind gewonnen. Wenn es also nicht anders ging, dass jemand leiden müsse, dann wäre es genug, wenn sie leiden würde. Uns glücklich zu sehen wäre ihr Trost. Sie hatte uns darum beschworen, jeder Trauer abzusagen und uns zumindest um dieses Trostes willen zu freuen. So ganz gelingt mir das zwar nicht, aber um ihretwillen gebe ich mir alle Mühe.

Sie meinte dann weiterhin, es sei ja kein Begräbnis, und vielleicht würde sie auf diesem unerwünschten Weg doch ein unerwartetes Glück finden – ob es nun bizarr sei oder das einer wunderbaren Rettung. Sie wolle jedenfalls offen in die Zukunft schauen. Außerdem, so sagte sie, ist unser Leben auf Erden ja sowieso nicht endlos und … wer weiß wie es weiter geht?‘
59. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Jo-Jo am 08.04.10 17:49

Hallo Ambi Valent,

ich würde auch gerne wissen was mit Agnes passiert

60. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Xanduli am 13.04.10 16:06

Halo Ambi

weiss du hast ja mehrere geschichten hier laufen aber ich halte es nicht mehr aus was ist mit agnes

das ist ja hier so als hättest du uns einen KG angelegt und wir winden uns in unseren qualen bis du uns erlöst!

bitte mach weiter sonst platze ich hier noch

gruss
Xanduli
61. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 13.04.10 22:53

Hallo Jo-Jo und Xanduli


Zitat

weiss du hast ja mehrere geschichten hier laufen aber ich halte es nicht mehr aus was ist mit agnes

das ist ja hier so als hättest du uns einen KG angelegt und wir winden uns in unseren qualen bis du uns erlöst!

bitte mach weiter sonst platze ich hier noch


Ich reagiere tatsächlich auf das Feedback. Zur Zeit bin ich noch ganz bei meinen Lieblingen in der Klinik. Immerhin hat mich ja auch das Feedback dort beflügelt. Am Anfang hatte ich nur eine eher magere Idee, jetzt aber hat sich das zu einem kleinen Roman ausgewachsen.

Agnes habe ich schon leicht aus den Augen verloren. Die versauert bestimmt in Libyen. Auch um Sherezade ist es allzu ruhig geworden. Funkstille. Das beunruhigt mich schon etwas.

Ich glaube, ich müsste nach denen mal recherchieren. Aber ich verspreche noch keine schnellen Ergebnisse.

Nur ganz praktisch: Da es sich ja um einen komplett neuen Abschnitt in deren Leben handelt: Ist da die Fortsetzung dieses Threads sinnvoll? Oder doch besser einen neuen aufmachen?

Man könnte sogar darüber nachdenken, ob sich die Geschichten auch mit der guten Schwester überschneiden könnte. Honoré de Balzac hatte in seinen Romanen auch gerne seine Protagonisten recycled. Ich fand das immer sehr spannend.

62. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Blaubaer43 am 13.04.10 23:26

Hallo Ambi Valent!
Eine Überschneidung der Geschichten (Schwestern und Agnes) fände ich nicht so gut. Sicher kann man die Protagonisten wiederverwenden, nicht nur Balzac war ein Meister darin, aber hier handelt es sich doch um zwei verschiedene Welten. Mit dem Schlagen einiger logischer Haken könnte man die Handlungsstränge zusammenführen, aber schlußendlich würden die Geschichten verlieren. Lieber eine schöpferische Pause. Meine unmaßgebliche Meinung. Ansonsten finde ich beide Geschichten sehr gut (was gibt es denn hier an "Schulnoten"?) und warte sehnsüchtig, daß sie weitergeführt werden.
63. Folge 31: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 14.04.10 01:41

Ich habe doch schon eine Fortsetzung zusammen ...

31. Eine Reise ins Ungewisse

Es ist schwer vorstellbar, wie durch einen öffentlichen Platz eine Frau mit Nikab eilte, dicht gefolgt von einer jungen Frau mit ernstem, aber irrem Gesichtsausdruck in einer altmodischen Nonnentracht aus Gummi, die Stirn verschwitzt. Die Leute waren viel zu verblüfft, um da etwas unternehmen zu können. Einfach nur bizarr.

Agnes wurde von der Verschleierten wortlos und eilenden Schrittes durch die Halle de Flughafens geführt. Eigentlich wäre es ein Leichtes gewesen zu fliehen. Aber sicher steckten nicht nur Meschregis Männer in der Menge, sondern auch der ausgehandelte Friede wäre in Gefahr gewesen. Sie hatte sich innerlich ergeben, und das sollte mal eine Weile vorhalten. Die Überzeugung, dass sie bitter bereuen würde, nicht jede Gelegenheit zur Flucht genutzt zu haben, war permanent vorhanden.

Nun erreichten sie eine Seitentüre. Einige Treppen, und schon stiegen sie in einen kleinen VW-Bus auf dem Rollfeld. Im VW-Bus saß ein Mann arabischen Aussehens.

Die Frau hielt ihm brav ihre Hände hin, die in schwarzen Handschuhen steckten. Ihre Hände wirkten sehr steif. Vermutlich waren die Finger so steif, dass sie nur genau so weit beweglich waren, um den Koffer (mit hoffentlich einer lebenden Hanna darin) auf dem Troley zu schieben. Nun aber steckten sie in Schlaufen aus Gummischnüren. Sie drehte dem Mann den Rücken zu, indem sie die Hände auf den Rücken führte. Der Mann nahm die Schnüre, schlang sie um den Hals und zog die Arme im Rücken hoch. Dann machte er eine Schleife. Das alles ging so schnell, wie eine gut eingeübte Nummer. Die Frau war gut abgerichtet, dass sie alles sofort und effektiv erledigte. Eilends schlug er den Kaftan der Verschleierten zurück. Und zog in bestimmter Reihenfolge Kabel aus einem Kästchen an ihrem Gürtel, an dem eine LED schnell blinkte. ´Just in Time.´ sagte er.

Agnes interessierte es nicht. Es war ihr einfach auch egal, was denn passiert wäre, wenn es nicht ´in Time´ gewesen wäre. Bestimmt keine Bombe. Elektroschocks vielleicht?

Agnes war es gleichgültig. Sicher nur dafür da, sie in Schrecken zu versetzen. Aber sie hatte ohnehin mit dem Leben abgeschlossen, so dass dieser Horror nicht an sie heran kam. Auch nicht, als der Mann den Nikab entfernte. Der Wagen nahm Fahrt auf Richtung Privatflugzeuge.

Die Frau hatte einen dicken roten Ball zwischen ihren Zähnen gedrückt, die ganze Zeit, als sie durch den Flughafen lief. Mit ihrem Gesicht stimmte so einiges nicht. Jetzt erst fiel es Agnes auf, dass die Frau eine Latexmaske trug. Sie war fast menschlich, verlieh ihr aber eher den billigen Ausdruck einer Puppe.

Der Mann hielt ihr schweigend einen roten Knebelball hin. Sie wollte danach greifen, der explodierte fast ihr Kopf, denn der Mann versetzte ihr blitzschnell eine Ohrfeige. Sie hatte verstanden und öffnete den Mund weit. Der Mann presste den Ball zwischen ihre Zähne.

Er nahm zwei weitere Lederschlaufen und hielt sie vor Agnes. Die wusste, was er von ihr erwartete und steckte ihre Hände hindurch und führte die Hände auf den Rücken. Sie wurde gleich behandelt wie die andere Frau.

Der Mann setzte der anderen Frau schwarze, lichtundurchlässige Haftschalen in die Augen. Dann war Agnes dran mit gleicher Behandlung. Die Frauen wurden, nachdem der Wagen stoppte, blind zum Aussteigen bewegt und erklommen die Treppen zu einem kleinen Lear-Jet. Dort wurden sie angegurtet und bekamen Kopfhörer in die Ohren.

Das akustische ´Unterhaltungsprogramm´ war den Umständen entsprechend bizarr. Mal ertönte das Stöhnen einer Frau in einem Liebesakt, bis hin zum Orgasmus. Dann hörten sie, wie eine Frau ausgepeitscht wurde, auch unter Stöhnen. Irgendwie variierten die Programme, so dass der Orgasmus und die Peitschenhiebe zusammen fielen.

Zwischendurch ertönte gewöhnliche Popmusik, z.B. ´Voyage Voyage´ von Desireless:

Zitat
Au dessus des vieux volcans glissent des ailes sous les tapis du vent
voyage voyage eternellement
de nuages en marecages de vent d´espangne en pluie d´equateur
voyage voyage vol dans les hauteurs
au d´ssus des capitales des idees fatales regarde l´ocean
Voyage voyage plus loin que la nuit et le jour
voyage dans l´espace inoui de l´amour
voyage voyage sur l´eau sacree d´un fleuve indien
voyage et jamais ne reviens ...


Nie mehr zurück kehren, ganz ohne Verlangen. Sie verstand den Text nur brockenweise, ihr französisch war in der Schule nie über ein grade noch ´ausreichend´ hinaus gegangen. Aber irgendwie schien ihr der Text bezeichnend für die Situation.

Dann kam noch ´Sweet Dreams´ von Eurythmics:

Zitat
Sweet dreams are made of this
Who am I to disagree?
Travel the world and the seven seas
Everybody´s looking for something
Some of them want to use you
Some of them want to get used by you
Some of them want to abuse you
Some of them want to be abused


Der Text löste so was wie ein Gefühl der Melancholie aus. Ein Fatalismus, der sich nicht mehr wehrt. Die Schmerzen in den Schultern, Arme die verkrampfen, und auch der Krampf im Kiefer, den Blick verdunkelt und eine absurde Gummibekleidung, der Schweiß … tausende Meter über dem Boden einem fremden, furchterregenden Schicksal entgegen gleitend.

Das Gefühl für Zeit löst sich auf, als Frauenstimmen ihr ins Ohr flüstern: ´I will obey. … Ich werde gehorchen …´ und in vielen anderen Sprachen, die sie nicht kannte. Sicher immer der gleiche Inhalt, ständig wiederholt.

Und wieder wurde das Programm von vorne wiederholt. Agnes dämmerte in Gleichgültigkeit dahin, als das Flugzeug zur Landung ansetzte. Wird Meschregi selbst am Flugplatz sein? Oder wird sie zu ihm gebracht? Aber auch diese Frage bewegte sie nicht wirklich.

64. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 14.04.10 22:49

32. Erholung

Georg Lenover entspannte sich. Seine Tochter schien keine bleibenden Schäden davon getragen zu haben, die Reifung, die sie so unfreiwillig erfahren hatte, gaben ihr eine erstaunliche Tiefe. Auch Vicky war gelöst. Sicher, das Schicksal von Agnes belastete sie alle, aber sie hatte sie extra ermahnt, keine Trübsal zu blasen. Das Beste, was sie hinsichtlich Agnes tun konnten, war ihren wünschen zu folgen und sich ihres Lebens zu freuen. Die kleine Familie machte einen Radausflug. Das Sonnenlicht spielte mit den Schmetterlingen auf den Wiesen, die Strahlen brachen sich durch das Geäst der Bäume. Eine so friedliche Szene, dass man nicht einmal mehr die Existenz einer dunklen Welt glauben mochte.

Das Handy läutete, und Georg war dran. ´Ja, Phil?´

´Eigentlich nichts wichtiges. Mir fällt die Decke auf den Kopf und ich brauche jemanden zum Reden.´ Bei fast jedem Anderen hätte Georg seine gute Erziehung vergessen, ihn so einfach bei einem Familienereignis zu stören, aber Phil gehörte ja schon fast dazu. Georg machte sich schlagartig Vorwürfe, Phil nicht eingeladen zu haben.

´Bist du in der Firma? Wir sind nicht weit weg auf dem Rad unterwegs. Komm doch einfach mit raus. Das Sonnenlicht wird dir gut tun.´

Gesagt, getan. Als eine halbe Stunde später Phil sich dazu gesellte, waren auch die Frauen sehr glücklich. In der Zwischenzeit hatte Vicky Hanna über seine Rolle in der Befreiungsaktion aufgeklärt. Sie wußten sehr wohl, dass die Sache auch trotz der genialen Züge des eher unscheinbaren Hackers auf Messers Schneide stand. Der Bund zwischen ihnen ging damit unweigerlich auf tiefem Grund. Dennoch radelten Georg und Phil nebeneinander und besprachen Dinge, die Phil nicht gerne mit den Frauen teilte.

´Weißt du, mir geht diese Sherezade einfach nicht aus dem Sinn. Wie abgeklipst, Sie ist nicht mehr online. Ob ihr was passiert ist?´

´as kann gut sein, denn sie wurde ja entsetzlich übel behandelt. Stell dir nur vor, sie ist geknebelt und muss sich erbrechen. Keiner in der Nähe und die Arme stramm auf dem Rücken gefesselt. Ich würde dann ein Ersticken nicht als Unfall bezeichnen.´

´anke. Du verstehst es, einem Mut zu machen. Du weißt doch, dass ich verliebt bin. Da kommen solche Scherze gar nicht gut. Ich wollte allerdings eher etwas Auferbauung.´

´Irgendwie lief da wohl einiges an mir vorbei. Das bedauernswerte Geschöpf war doch in den bizarrsten Szenen eingebunden, und ich wusste gar nicht, dass du ein waschechter BDSM-Freak bist. Siehst du sie vor dir, mit all den Piercings und Ketten? Oder hat da dein Retterinstinkt deine Gefühle aus der Bahn geworfen?´

Phil merkte, dass er sich noch erklären müsste. ´Beides nicht so ganz.

Mal anders angefangen: Kannst du dir vorstellen, dass ein mathematischer Beweis etwas erotisches hat?´

Georg lachte: ´Eine rhetorische Frage? Natürlich nicht!´

Noch zu Studienzeiten habe ich mich mal in eine ganz süße Doktorandin verschossen. Ich hatte sie bei einer Party erwischt, obwohl sie sonst eine Musterstudentin war, nur lernen und forschen. Sie hatte tatsächlich ein paar Gläser Wein intus und wurde etwas redselig. Ich sprach von Liebe. Sie sagte ja, das beschäftigt sie, seit sie den Beweis von irgend so einen berühmten Mathematiker gelesen hatte. Seit dem sei sie hoffnungslos in ihn verliebt. Und wenn ihr mal wieder danach ist, dann würde sie den Beweis noch mal lesen. Sie bekannte, dass sie dann regelmäßig feuchte Höschen bekäme. Ich glaube, dieser Mathematiker lebte auch noch, aber gegen den war sogar ich eine Schönheit. Trotzdem hatte ich bei der Doktorandin keine Chance.´

Georg stand etwas auf der Leitung. ´Und warum erzählst du mir so eine schrille Geschichte?´

´Mit mir ist es so ähnlich. Ich habe auch ein ganz tiefes Erlebnis gehabt, als ich sie bei einem Hack beobachtete. Es hatte so etwas elegantes. Da hat es mich erwischt.
Wenn sie eine dicke Mutti aus Wisconsin wäre oder eine Bondage-Fee, die das freiwillig macht, es macht für mich fast keinen Unterschied – ich will unbedingt mit ihr zusammen sein.
Aber ich glaube nicht, dass sie das freiwillig macht. Sie ist in diese üble Geschichte eben reingeschlittert.´

´Wunschdenken?´

´Ich bin schon selber sehr kritisch. Aber es gibt ziemlich sichere Zeichen, dass sie es eben nicht aus eigenen Antrieb tut, sondern fremdgesteuert ist.´

´Kann das wirklich sein? Ein Genie, dass sich von einem Kleingeist versklaven lässt?´

´Normaler Weise bist doch du der, der so viel Menschenkenntnis hat. Genies sind das meist nur sehr eng fokussiert. In anderen Lebensbereichen sind diese meist eher linkisch und unbeholfen. Ein leichtes Opfer für jemand, der weiß was er will.´

´Allerdings, verzeih meine dumme Frage.´

´Na und jetzt noch mal. Warum ist sie nicht mehr online?´

´Erste Möglichkeit: Sie hat einfach dicht gemacht, als du sie beobachtet hattest. Seit dem ist sie für dich unsichtbar.´

´Theoretisch möglich aber unwahrscheinlich. Denn ich sehe das gesamte Netz, aus dem sie gewirkt hat, ich sehe die anderen Hacker, die sich da eher unbeholfen bewegen. Und ich sehe den, der sich sonst immer an ihre Fersen geheftet hat. Jetzt scheint er so was wie der Chef-Hacker zu sein. Die Jungs sind gar nicht so schlecht, aber sie spielen eine Liga unterhalb von Sherezade und mir. Sie merken das nur nicht und halten sich für die Größten.

Wenn also Sherezade noch irgendwo online wäre, dann wäre dieses Verhalten nicht zu erklären.´

Georg blieb skeptisch. ´Na, wenn sie so gut ist wie du sagst, dann hat sie für dich eben diese Kulisse aufgebaut.´

´Ich sag ja, es ist möglich, aber sehr unwahrscheinlich. Was für Möglichkeiten gibt es noch?´

´Meschregi hat natürlich verstanden, dass wir ihn vor allem auf der Hacker-Ebene geschlagen haben. Er kann gar nicht beurteilen, wie gut da jemand ist. Für ihn hat sie einfach nur versagt. Da hat er sie aus dem Spiel genommen. Er glaubt, dass ihre Nachfolge so viel besser seien. Er hat keine Ahnung, wie sehr er sich täuscht.´

´as hört sich sehr viel plausibler an. Aber was ist mit ihr, was hat er mit ihr gemacht?´

´Vielleicht hat er sie wirklich endgültig beseitigt. Aber das glaube ich nicht. Sie schien für ihn mehrere Funktionen zu haben. Vielleicht wollte sie sogar sterben, aber das kann er nicht zulassen. Und wenn er sie jetzt tötet, denn wäre es ja wie eine Belohnung. Und das, obwohl sie in seinen Augen eine schlechte Arbeit gemacht hat.

Viel mehr wird er sie anderweitig ausnutzen. Vielleicht demütigen oder quälen. Vielleicht setzt er sie auch anderweitig ein.´

´Warum bin ich eigentlich nicht darauf gekommen? Vielleicht kommt es darauf an, sie möglichst schnell da raus zu holen.´

´Nur ruhig, Großer. Du weißt viel zu wenig, um sie wirksam befreien zu können. Ich hätte wahrscheinlich auch keine Chance. Zudem habe ich mich mit meinem Wort für einen Burgfrieden verpfändet. Und das nehme ich ernst. Alleine kannst du es nicht schaffen. Auch ich würde mir höchstwahrscheinlich die Zähne ausbeißen.´

´Heißt das, dass du mich zurückpfeifst?´ Phil wirkte etwas gereizt.

´Keineswegs. Ich will, dass du so gut als möglich an dem Thema bleibst, ohne entdeckt zu werden. Und denke bitte nicht nur an deine Sherezade, sondern sieh auch nach Agnes. Immer wenn ich an sie denke, bekomme ich Albträume.´

´Von ihr habe ich auch nichts. Wahrscheinlich benutzen sie andere Namen. Und es ist verdammt viel Knochenarbeit, alle Kodes und Besonderheiten zu entschlüsseln.´

´Na, dann wird dir wenigstens nicht langweilig.´

Die sonstigen Gespräche während der lauschigen Fahrradtour waren eher harmlos und nicht genauerer Beachtung wert. Es war ein schöner, erholsamer Tag.

65. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 14.04.10 23:35

Habe eben gesehen, das Die Geschichte weitergeht.

Zu Deiner Frage:

Zitat

Nur ganz praktisch: Da es sich ja um einen komplett neuen Abschnitt in deren Leben handelt: Ist da die Fortsetzung dieses Threads sinnvoll? Oder doch besser einen neuen aufmachen?


Ich finde Du kannst ruhig hier weitermachen, ohne einen neuen Thread aufzumachen.

Aber das ist meine Meinung und ich will nicht vorgreifen.

Jetzt hoffen wir, das der verliebte Phil, alle Kodes und Besonderheiten entschlüsseln kann.

Vieleicht erfährt er dann etwas über das Schicksal von Sherezade und Agnes.

Dann kommt es noch darauf an, das Meschregi erkennt wer der / die bessere Hacker / in ist.

Dann, und wahrscheinlich nur dann, kann Phil etwas erfahren.

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein


66. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von SteveN am 15.04.10 11:17

Hallo Ambivalent !

Tolle Fortsetzung.
Da kann ich mich nach der Frage zu einem neuen
Thread ganz dem Zwerglein anschließen. Schildere
es uns doch ruhig hier.

Viele Grüße SteveN


67. Folge 33: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 15.04.10 17:56

33. Völlig unerwartet

´u kannst die Haftschalen jetzt raus nehmen.´ Die Arme waren etwas steif, und auch mit dem Sehen klappte es gleich auch noch nicht so recht. Aber langsam erholte sie sich.

Vor ihr stand ein PC. Solitär war geöffnet. Ansonsten war der Raum kahl und weiß getüncht. Neben ihr stand ein zweiter Tisch mit PC und eine andere Gestalt saß davor. Es war die Gummipuppe, die bei ihrer Reise assistiert hat, nun aber ganz in Gummi gehüllt.

Eine Stimme ertönte aus einem quäkenden Lautsprecher. ´Üben sie Ihre Feinmotorik. Spielen Sie. Spielen sie schnell!´

Alles hätte Agnes erwartet, Auspeitschungen, Demütigungen und andere Gemeinheiten. Aber jetzt Solitär zu spielen, und auch noch mit ´Sie´ in deutsch angesprochen zu werden … Sie dachte, jetzt sei sie schon völlig durchgedreht.

Ein rascher Blick zur Seite – die Gummipuppe tat wie befohlen. Und sie spielte rasend schnell.

Nach etwa 10 Minuten plärrte der Lautsprecher. ´Stopp! Jetzt Minesweeper.´

Sind die denn komplett durchgeknallt? Aber es half nichts, sie konzentrierte sich auf die gestellte Aufgabe.

Nach weiteren 15 Minuten öffnete sich die Tür. Eine Frau in hohen Schuhen und rosa Gummibody, sonst wasserstoffblond, servierte je einen großen Krug Wasser und eine Schale mit einer Banane, Nüssen und Rosinen. Beide Frauen unterbrachen auf Anweisung das verordnete Spiel und versorgten sich mit Lebensnotwendigem.

Während sie aßen und tranken kam die rosa Bedienung mit zwei Eimern und Toilettenpapier wieder rein. Sogar Toilettenpapier! Alles war sehr merkwürdig.
Natürlich war es entwürdigend, in diesem Zimmer, vor den Kameras sein Geschäft zu erledigen. Aber eigentlich hatte sie mit viel Schlimmeren gerechnet. Also nahm Agnes es mit Gleichmut hin. Etwas schwierig war es schon, in der schweren langen Gummitracht und Keuschheitsgürtel mit dem Eimer klar zu kommen. Wenn auch nicht elegant, so doch eine lösbare Aufgabe. Sie hatte immer noch keine Idee, was das jetzt eigentlich sollte. Es blieb wie die Szene eines surrealen Filmes.

´Schließen sie jetzt die Augen und konzentrieren sie sich.
Die Aufgaben sollten sie mit größtmöglicher Präzision erledigen, aber es wird auch die Zeit gemessen.
Fehler werden selbstverständlich streng bestraft.

Öffnen sie jetzt die Augen. Klicken sie auf das Icon „IQ“ und lösen sie die Aufgaben. Geben sie ihr bestes!´

Der Test war schwierig. Fragen der Logik, der Mustererkennung, Geometrie, Sprache - aber auch Fremdsprachenkenntnisse, ethisch-moralische Dilemmata, Geschichts- und Rechtskenntnisse aus Deutschland – es ging um mehr als nur ein IQ Test. Sie gab alles und fiel nach 3 Stunden fast vom Stuhl. Auf dem Schirm standen verschiedene Auswertungszahlen für die Bereiche. Fett war die Gesamtpunktzahl. 126 – und darunter stand:

´Sie haben damit die Mindestpunktzahl von 125 erreicht und werden in das Management-Trainee-Programm aufgenommen.´

Agnes war fassungslos. Was geht hier ab? Management-Trainee-Programm? Und so eines, wo es auf geistige Fähigkeiten ankommt? Aber sie war glücklich. Der Erfolg überschüttete sie wahrlich mit wohligen Gefühlen. Und wenn es auf ihren Verstand ankommt, dann wird es vielleicht gar nicht so schlimm werden. Oder sollte es den Managern eben einen besonderen Kick geben, wenn sie sich mit schlauen Frauen verlustierten?

Sie schaute rüber zu der Gummipuppe. Diese saß regungslos mit geschlossenen Augen vor dem PC - wie abgeschaltet. Sie muss schon eine Weile fertig sein. Auf ihrem Schirm sah sie die fette Zahl 157.

Agnes Verwirrung steigerte sich noch, aber in ihrem Bewusstsein formte sich ein Name: Sherezade.

----

Auf dem Weg zum Treffen mit dem Innenminister und dem Provinzgouvaneur, den einzigen Menschen, die er seine Freunde nannte, dachte Said Meschregi vor sich hin. Jeder war mächtig genug, um nicht voneinander abhängig zu sein. Jeder konnte dem anderen empfindlich schaden, aber sie hatten sich in der Vergangenheit so gut zu gearbeitet, dass nun ein unerschütterliches Vertrauen zwischen ihnen herrschte, nicht zuletzt auch wegen ihrer gemeinsamen sexuellen Vorlieben.

Agnes hatte er wohl richtig eingeschätzt. Sie hatte ihn nicht enttäuscht. Aber Sherezade hatte er unterschätzt. Er wusste, dass sie gut war, aber nicht, wie gut. Der Gedanke mit dem Trainee-Programm gefiel ihm immer besser. Und mit zwei geeigneten Prototypen konnte er gut durchstarten.
68. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 17.04.10 16:21

34. Konzepte und Pläne

Die Fahrt war lang. Immer wieder gingen Said Meschregis Gedanken auf Wanderschaft. Er stellte sich vor, was Agnes denken und fühlen würde, im Kofferraum verschnürt, eingesperrt in eine Disziplin-Haube, ohne hören und sehen zu können. Die Arme auf dem Rücken im Monohandschuh – würde sie sich immer noch so ergeben fügen? Oder würde sie wahnsinnig werden? Ihm gefiel der Gedanke. Er dachte daran, wie sehr der Ring durch die Nase und Brustwarzen ihr stehen würden.

Leider war Agnes nicht so weit – seine Pläne sahen noch nicht einmal einen Nasenring vor. Sie war jetzt in seinem Palast beim Sprachtraining. Keine Ringe, keine Schmerzen. Keine Agnes im Kofferraum. Aber machte es so einen Unterschied? Sich einfach vorzustellen, es wäre so? Sicher, er hatte die Macht, alles das geschehen zu lassen. Aber musste er es auch umsetzen? Genügte nicht die Vorstellung, seine Lust daran zu befredigen? Sein Gedanken glitten wieder in die dunkle Welt seiner Gelüste, während seine klimatisierte Limousine durch die sonnengleißende Landschaft rauschte.

Die Begrüßung war herzlich. Hamid hatte sich wieder die Mühe gemacht, ein hervorragender Gastgeber zu sein. Er verstand es, eine märchenhafte Szenerie zu gestalten, Springbrunnen, Interieur, die exquisiten Speisen – alles das wurde nur in den Schatten gestellt durch die Schönheit der jungen Mädchen, die mit so viel Anmut aufwarteten, dass sich seine Laune noch weiter hob.

Nach den üblichen Begrüßungen traf auch schon Khaled ein, der Innenminister. Sie nahmen Tee und wandten sich ernsteren Themen zu.

´eine Geschäfte haben einige Rückschläge hinnehmen müssen. Man hört nichts Gutes.´ Khaled war wie immer bestens informiert.

Said spielte herunter: ´Manager, gieriges Pack. Zum Glück haben meine Geschäftspartner geholfen, das korrupte Gesindel ausfindig zu machen.´ Es war schwierig nicht sein Gesicht zu verlieren. Zwar war die Freundschaft belastbar, aber er wollte das so wenig als möglich erproben.

´Geschäftspartner? Du meinst den mit deinen missglückten Kommandounternehmen?´

´Ja, es gab Probleme. Aber jede Krise ist für mich eine Herausforderung. Ich habe ein ganz neues Konzept zur Lösung entwickelt. Frauen.´

Die drei Freunde lachten. ´Wir wissen um deine Vorlieben, aber was hat das mit deinen Unternehmensproblemen zu tun? … oh, lass mich raten: Du gibst deinen neuen Managern einfach einige Sklavinnen zur Belohnung. Diese sind aber so gut abgerichtet, dass du die Manager durch sie kontrollieren kannst.´ Hammid liebte Rätselspiele.

´Nice Try, aber warum so kompliziert? Es gibt sehr viele Frauen, die hoch intelligent sind. Einige haben es auch in Unternehmensführungen geschafft. Dass es nicht noch mehr sind, liegt an traditionellen Machtstrukturen.´

Hammids Mine verdunkelte sich. ´Ich kann dieses Emanzipations-Gewäsch nicht weiter hören. Wir leben doch hier in einem Land, dass derartige Unkultur nicht braucht.´

Aber Khaled amüsierte sich nur. ´Lass ihn doch erst mal ausreden. So ein Libertin wie unser Said wird wohl nicht unter die Emanzipatoren gegangen sein. Wenn da nicht eine Teufelei dahinter steckt, vernasche ich nachher nicht eine Deiner Dienerinen.´ Und dass war eine Drohung, die mit einem ´Ho Ho.´ nur mit weiterem Amüsement quittiert wurde. Natürlich glaubten die anderen beiden nicht, dass sich Khaled dein Spass entgehen lassen würde.

Said fuhr fort. ´Ihr hab doch auch einschlägige Geschichtskenntnisse. In vergangen Zeiten haben es viele Sklaven in Spitzenpositionen gebracht. Im Besonderen die Eunuchen im alten China und im Osmanischen Reich hatten oft Leitungsfunktionen. Verbunden mit sexueller Dominanz und einem Skalvenverhältnis hatte der Herrscher oftmals äußerst loyale und fähige Administratoren.

Die Zeiten ändern sich. Heute haben wir andere Wirtschaftssysteme. Das Problem, gute Manager zu bekommen, ist heute schwieriger denn je. Entweder sie sind schlicht unfähig, die Aufgaben optimal zu bewältigen, oder aber es mangelt an Loyalität. Bei meinem Firmenimperium brauche ich aber fähige Leute, auf die ich mich Verlassen kann. Ich will niemanden, der aus Spielsucht unsere Kassen plündert, oder aus Gewinnsucht mit der Konkurrenz ins Bett steigt.

Und hier kommt mein Konzept der Manager-Sklavinnen ins Spiel. Ich suche mir intelligente Frauen, die ich vollständig versklave und die mir treu ergeben sind. Ich bilde sie aus und setze sie auf zentrale Positionen in meinem Imperium.´

Khaled schaute ungläubig drein. ´Wie willst du diesen Frauen zugleich Macht geben, und dann dennoch sicher sein, dass sie dich nicht verraten?´

´Sicher ist das der springende Punkt. Bevor wir das aber näher betrachten können, sollten wir das Konzept uns im Detail ansehen.

Die Frauen werden sorgfältig ausgewählt, sie müssen die Eigenschaften haben, dass sie zur Unterwerfung bereit sind, aber dennoch hohes geistiges Potential mitbringen dass sie ihre Aufgabe gut erfüllen können. Die Ausbildung ist in unseren Internationalen Unternehmen stark auf sprachliche und Management-Fähigkeiten ausgerichtet. Zugleich werden sie zur sexuellen Enthaltsamkeit und Unterwerfung geformt.´

´Und wo willst du solche Frauen her bekommen?´

´In Europa gibt eine Menge hoch gebildeter Frauen, die zu allem Bereit sind. Für die Bewerbung in einem unserer Unternehmen werden sie umfangreichen Tests unterworfen.

Meine ersten beiden Kandidatinnen habe ich aber auf eine andere Art erworben. Ich habe euch daoch mal von Scherezade erzählt?´

´Nicht nur das! Du hast uns öfters auch nette Filme von ihr gezeigt. Du könntest sie mal zu uns bringen …´ Khalid hatte ein dreckiges Lachen an sich.

´Quatsch, die ist doch schon viel zu alt und ausgelaugt. Die könnten wir höchstens in einer sehr finalen Sitzung, in der es auch sehr blutig zu geht, genießen.´ Hammid war keineswegs der Mann, dem es genug ist, sich an Schönheit und Geschmack zu erfreuen. Er nutzte seine Macht auch gerne, um äußerst geschmacklose Dinge zu tun.

Said winkte ab: ´Sie hat einen IQ von 157. So ein Potential werde ich nicht verschwenden. Meine Idee ist aber, dass ihr sie tatsächlich sehen werdet. Sie sollte mich in einiger Zeit begleiten, elegant in westlicher Business-Mode, euch einen Vortrag über neue Investment-Möglichkeiten halten und euch danach so gut einen blasen, dass ihr es nicht bereuen werdet.

Ist das nicht ein reizvoller Gedanke?´

Khalid lächelte. ´u hast sie in dich verliebt gemacht. Und sie dann unterworfen. Glaubt denn diese Intelligenzbestie, dass du sie liebst?´

´Liebe spielt keine Rolle. Es ist eine Mischung aus Anreizen, Angst und dem Willen zur Unterwerfung. Sie werden weiter Demutsübungen machen müssen um diesen Status zu erhalten.´

Hammid bemerkte ´u sprachst von 2 Frauen?´

´ie andere, Agnes, ist noch sehr jung, und hat nur einen IQ von 126, aber sie bringt hervorragende Anlagen mit. Die bisherigen Ergebnisse rechtfertigen hohe Erwartungen. ´

´as ist die, um die du dich so sehr gekümmert hast. Und die dir den Schlamassel mit deinen Management-Problemen eingebracht hat? Wie willst du sie zu deinem Geschöpf machen?´

´as Trainigsprogramm steht. Sie ist zuerst mit Sprach- und Gehorsamstraing voll ausgelastet. Sie sollte bald Arabisch wie eine Einheimische sprechen.´

´Warum das?´

´Es gehört zum Programm. Sie wird eine neue Identität erhalten. Eine neue Geschichte ein neues Gesicht. Sie wird eine gebürtige Libyerin sein.´

´u willst sie hässlich machen, damit sie nur bei dir etwas werden kann? Und um dich für deine „Missgeschicke“ zu rächen? Und so hat sie keine Fluchtmöglichkeiten mehr?´

´Sie soll mein Geschöpf sein. Sie unter plastischer Chirurgie zu entstellen wäre ein reizvoller Gedanke. Aber ich denke, ihr Erfolg als Managerin wird besser durch ein ansprechendes Äußeres unterstützt. Ich habe sogar darauf verzichtet, ihr einen Nasenring einzuziehen.´

Das Spiel mit Konditionierung ist ja uns bekannt, aber für eine Top-Managerin kann ich keine Menschen gebrauchen, die nur eingeschränkt denken können. Ich werde ihre Kooperation aktivieren.´ Said wusste, dass er sich viel vorgenommen hatte. Und er war sich weit weniger gewiss, dass sein Plan aufging. Aber er hatte sich so sehr in die Idee vertieft, dass er es unbedingt ausprobieren wollte.

69. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 18.04.10 00:37

Da steht Agnes ja noch viel bevor.

Gehorsams- und Sprachtraining, wohl ein bisschen viel für den Anfang.

Obwohl, mit dem Ehrgeiz den Agnes hat, will sie bestimmt auch, die Punktzahl von Scherezade erreichen.

Will er jetzt auf diese Weise, seine neuen Managerinnen im Turbogang erschaffen??

Wir werden sehen (lesen) wie es weitergeht.

Danke Ambi Valent
-----
Gruß vom Zwerglein
70. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von SteveN am 18.04.10 10:48

Hallo Ambivalent !

Agnes soll eine Manager-Sklavin werden ?
Das ist ja mal was Neues. Und bei ihr ist eine Gummi-
Puppe mit einem IQ von 157! Das wird ja ein Gespann
werden !

Viele Grüße SteveN


71. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 18.04.10 13:17

35. Grausige Entdeckungen

´Georg, das musst du dir ansehen!´ Phil war aufgeregt wie noch nie.

´Was ist denn los?´

´Ich habe ein Video von Meschregi gehackt, in dem vielleicht alles klar wird, was mit unseren Lieben los ist. Leg den Hörer auf und komm so schnell wie möglich!´

Kurz darauf saßen beide vor dem Schirm und sahen sich gemeinsam die Aufzeichnung an. Man sah in einem modernen Büro einem Mann schräg über die Schulter, der sich bald als Said Meschregi herausstellte. Herein kamen zwei kahl geschorene Frauen in jeweils einem weißen Kittel. Die Frauen stellten sich vor den Schreibtisch und nahmen die Hände auf den Rücken. Georg konnte es kaum glauben, die eine war Agnes.

´ie da ist Scherezade.´ sagte Phil und deutete auf die andere. Beide Frauen standen ganz still und gehorsam. Kein Zeichen des Widerstandes zu erkennen, aber auch kein Drogeneinfluss.

Man hörte in mäßiger Tonqualität die Stimme Meschregis. ´Meine Damen, sie haben eine besondere Karriere in meinem Imperium vor sich. Darlena Malaoui ´ er nickte Scherezade zu, ´Tabita Rifka´ und nickte Agnes zu. ´Aber …´, Agnes wollte widersprechen, als wollte sie ein Missverständnis aufklären.

Sehr scharf sagte Meschregi: ´Ja? Wie heißen Sie?´

´Tabita Rifka´. Agnes hatte verstanden.

Meschregi nickte und setzte fort. ´Sie Beide werden in jedem Fall eine für mich wichtige Rolle in meinem Unternehmen führen. Ob nun in leitender Funktion, in repräsentierender, in dienender oder in ... unterhaltender. Die Ausprägung ihrer Rolle liegt an ihren Fähigkeiten und ihrer Kooperation. Ich werde ihre Loyalität beurteilen und sie so einsetzen, wie es meinem Urteil entspricht. Aber ganz gleich in welcher Rolle, eines werden sie nicht mehr: Frei sein.

Ihre Fähigkeiten qualifizieren sie bereits für die beste Laufbahn. Ihre Kooperation ist der Schlüssel, mit der sie ihr Schicksal beeinflussen können. Und mit Kooperation meine ich nicht, dass sie pflichtschuldigst Lippenbekenntnisse von sich geben, sondern dass sie ihren Fähigkeiten entsprechend den Sinn und das Ziel einer Aktion verstehen und selbstständig dieses Ziel verfolgen. Ich will nicht nur Gehorsam, sondern ich will ihre Problemlösungskompetenz, ihre Kreativität.

Sie sind Kandidaten für Führungsverantwortung. Das erlegt ihnen Pflichten auf, an denen sie womöglich scheitern. Dann werden sie diese Rolle auch nicht weiter bekleiden können. Glauben sie aber nicht, dass alternative Karrierepfade das Leben ihnen erleichtert. Einige dieser Pfade sind sehr viel weniger anregend, ja wahrscheinlich eher schmerzhaft. Da sie, meine Damen, bereits gezeigt haben, dass sie eine sehr hohe Schmerztoleranz haben, sollte ihnen aber klar sein, dass jede Schmerzgrenze auch überschritten werden kann. Wir sollten über diesen Punkt hinaus sein, an dem eine weitere Demonstration dafür erforderlich wäre.´

Am Schlucken der Frauen konnte Meschregi erkennen, dass sie sehr wohl verstanden hatten. Auch Darlena, alias Sherezade, alias Brigitte, hatte offensichtlich eine Vision des Horrors vor Augen. Das machte Meschregi etwas entspannter, denn er fürchtete, dass sie sich schon so weit jedem menschlichen Empfinden entfernt haben könnte, dass sie nichts mehr berührte. Er fürchtete, dass ihre Persönlichkeit schon so viel irreversiblen Schaden davon getragen hatte, dass sie für ihn unbrauchbar geworden wäre.

Diese Gedanken konnten Phil und Georg beim Betrachten des Videos nur erahnen. Noch weniger jedoch, was in Darlenas Bewusstsein vor sich ging. Denn auch ihr war klar geworden, dass nun ein völlig neuer Lebensabschnitt begann. Neben dem bereits fast vergessenen Leben als Brigitte, mit Schule und Universitätskarriere, und den Trümmern eines Horrors als Sherezade sollte nun etwas neues geformt werden. Das neue verhieß Gutes, sogar sehr Gutes, aber auch Gefahren und die bittere Notwendigkeit, sich ganz aufzugeben, und die auferlegte Identität zu akzeptieren, ja sie sogar aktiv unter Fremden Willen zu befördern. Sie musste ohne Vorbehalte das willige Werkzeug dieses Mannes werden. Aber irgend etwas, tief in ihr, sagte ´Nein´. So lange dieses Nein so tief verborgen blieb, war es gut, denn wenn es sich formte und Gestalt annahm, würde es sie in schreckliche Gefahr bringen.

Meschregi sprach weiter: ´Vielleicht versuchen sie, eine Rolle zu spielen, um im geeigneten Moment auszubrechen. Mit dieser Haltung wollen sie dann ihre Hoffnung nähren. Aber das wäre töricht. Wie wollen sie sicher sein, dass ihr Geheimnis auch einer Tiefenhypnose stand hält? Oh, vielleicht wollen sie keine Tiefenhypnose und sperren sich? Aber dann bräuchten wir keine Hypnose mehr um zu erkennen, dass hier unzureichende Loyalität vorliegt.´

Nicht nur Darlena und Tabita erschraken, sondern auch Phil und Georg, die diese Szene betrachteten. Wie sollte es einen Ausweg geben? Auf der einen Seite der Abgrund, der sich aufs neue beängstigend vor ihnen gierig aufspannte, sollten sie versagen. Auf der anderen Seite die vollständige Selbstaufgabe. In zu hoher Preis, auf beiden Seiten.

Auch Tabita, alias Agnes, spürte, dass dies über ihre Fähigkeiten als Rollenspielerin hinaus ging. Sie musste sich entscheiden, ob sie diesen Weg mit ganzer Konsequenz auch gehen könnte.

´Sie merken, meine Damen, dass ich sie in die Entscheidungsprozesse einbeziehe. Ich erkläre ihnen, was mit ihnen passieren wird. Vor allem, wenn sie meinen Erwartungen erfüllen. Sie werden eine hervorragende Ausbildung erhalten und im Controlling meiner Unternehmen arbeiten. Sie werden Ungereimtheiten und Korruption, Fehlentscheidungen und Nachlässigkeiten messerscharf erkennen und gnadenlos aufdecken. Sie werden durch die Welt reisen. Und es wird keinen Aufpasser geben. Keine Minibombe, die bei grober Pflichtverletzung per Funk wichtige Arterien sprengt.

Aber warum sollte ich ihnen so viele Möglichkeiten und scheinbare Freiheit einräumen? Nur aus einem Grund: Weil ich mich auf Sie vollständig verlassen kann. Weil sie keinen Zweifel lassen, dass sie meinem Willen folgen und keiner eigene Agenda. Dann, und nur dann, wird dies alles geschehen. Sie werden repräsentieren und in höchsten Kreisen verkehren. Sie brauchen sich niemanden zu offenbaren, dass sie nur Sklavin sind und den Willen ihres Herrn folgen. Außer natürlich, ich verlange es von Ihnen.

Natürlich schließt ihre Stellung auch eine permanente Übung in Gehorsam und Demut ein. Dies heißt, dass sie keinen Orgasmus mehr haben dürfen. Aber dass sie sexuelle Dienste ohne zu zögern allen jenen gewähren, die ich ihnen antrage. Sie werden im Gehorsam mir gegenüber foltern und morden ohne zu zögern. …´

´Schalte aus, Phil. Ich brauche eine Pause. Ich kann das nicht ertragen, das ist für mich schlimmer, als eine Auspeitschung meiner Agnes zusehen zu müssen.´

Phil sah Georg ernst an. ´Oh ja. Ich weiß genau, was ich tun würde, wenn ich an Agnes Stelle wäre. Ich würde dem Teufel meine Seele verkaufen.´

Beide schwiegen erschrocken.

Nach einer Weile fasste Georg, nun ganz grau im Gesicht, wieder Mut. ´Schieb mir das Video auf den Stick. Ich muss es Vicky und Hanna zeigen.´

Phil entsetzte sich: ´Hanna? Die ist doch noch ein Kind!´

Georg sagte, ´as war sie, bevor sie Meschregi entführen ließ. Jetzt ist sie reif genug, dass sie mich zu recht anklagen würde, wenn ich dieses Video ihr vorenthielte. Sie ist zu tief in das Schicksal von Agnes verstrickt, als dass ich sie vor den Ereignissen bewahren könnte. Und sei es nur, dass sie für Agnes Bewahrung betet.´

72. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 18.04.10 14:14

Das ist wirklich hart, was Phil herausbekommen hat.

Eine Tiefenhypnose ist das Letzte was sie brauchen können.

Dort wird dann ihr innerstes nach außen gekehrt und unwiderruflich gelöscht.

In solch einer Tiefensuggestion werden sie dann zu willenlosen Wesen,
die nur das Wohl der Firma und ihres Herrn im Auge haben.

Mit der Ausbildung, würde Meschregi so gut ausgebildete Managerinnen- Puppen/Sklavinnen erzeugen.

Das ist die eine Seite, aber wer sagt denn, das es nicht von ihm gewollt war,
das die andere Seite das Video hacken kann?

Dann führt er etwas anderes im Schilde und will die Andern auf eine falsche Spur locken.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein
73. RE: Folge 36: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 19.04.10 14:54

36. Prüfungen

Seine Videosammlung war umfangreich. Alles Möglich fand sich dort. Cineastische Preziosen und mittlerer Trash, moderne und alte Klassiker und völlig unbekanntes. Er suchte etwas bestimmtes. Al Pacino … diese Gedanken musste er aus dem Kopf bekommen. War nicht alles viel zu leicht gewesen? Wie konnte er noch immer im Security-System des Meschregi-Imperiumas stöbern, als wäre es ein Heimspiel? Der Gedanke machte ihn wahnsinnig, dass er einer Honigfalle aufgesessen sein könnte. Fieberhaft prüfte Phil alle Möglichkeiten. Hatten die neuen Sec-Admins ihn durch ihre Unbeholfenheit zur Unvorsichtigkeit animiert – bloß, um sich nachher an seine Fersen zu heften?

Alle Logdateien der Router gecheckt. Jede IP Signatur. Kleine Inkonsistenzen im Trafic-Reporting. Alle Aktionen seiner Gegner. Nichts. Entweder waren die Jungs wirklich ahnungslos, oder sie waren besser als er. Aber in seinem neurotischen Wahn beruhigte ihn der Gedanke nicht. Er musste einen Hack fingieren, um die Reaktionen seiner Gegner zu erproben.

Er drang in das System eines mittelmäßigen Möchtegern-Profis in Recife ein und installierte ein Script, sich nach Ausführung selber löschte und überschrieb. Es machte einen Broadcast in ein Subnetz eines stümperhaft gesicherten Firmennetzes in Kuala Lumpur, in denen einige sensible Daten, die er allerdings kannte, gesendet wurden. Die Pakete kamen zwar auf allen Rechnern an, liefen aber zumeist ins Leere, da sie auf einem unüblichen Port sendete. Nur sein kleines Detektor Programm maß die Reaktionen.

Die Attacke war eher untypisch und nicht sein Stil. Gute Leute hätten sie erkennen müssen. Aber wenn die Sec-Typen nur einen Fake abspulten, dann wäre keine angemessene Reaktion zu erwarten. Der Angriff lief ab, und die Jungs, die er sehr sorgfältig auf einem anderen Kanal überwachte, sprangen an. Sei hielten sich tapfer und brauchten 18 Minuten, um die Löscher zu stopfen. Wahrscheinlich bräuchten sie 6 Stunden, um halbwegs raus zu kriegen, was ihnen da passiert ist … wenn nicht alle Spuren wieder sorgfältig gelöscht wären.

Analyse: Das war kein Robot, sondern sehr gute Arbeit eines findigen Security-Admins. Sehr gut, aber nicht genial. Er war beruhigt. Die haben ihn nicht entdeckt. Die kennen noch nicht die Tore, in denen er die Systeme betritt.

Aber seinen Adrenalinspiegel und seine Perfektionsneurose musste er wieder runter bekommen. Ja, da war er ja, der Film, nach dem er suchte. ´Cruising´ – wie lange war es her, seit er den zum letzten Mal Film sah? Ein finsterer Streifen, in dem Al Pacino in eine finstere Welt von Homo-Strichern als verdeckter Ermittler eindringt, um einen Mörder zu jagen. Aber in der Geschichte verliert sich die Vorstellung, dass der Polizist der Gute ist. Das Finstere ergreift auch Besitz von ihm. Eigentlich ein depressiver Film. Aber nach der Schieße, die er diese Tage erlebt hatte eher ein nettes Filmchen zum entspannen.

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Ihr Interesse an psychologischer Fachliteratur hatte sich in Tagen fast zur Manie gesteigert. Hanna legte erschöpft das Buch weg und löschte das Licht. Ein Murmeln drang über ihre Lippen.

´Oh Gott, du kennst nicht nur meine Not sondern auch die von Agnes und der anderen Frau, die vor so eine schrecklich ausweglose Situation gestellt werden. Nach allem, was ich sehe, eine kann ich keinen Königsweg erkennen. Ich sehe keine Möglichkeit, wie du sie im Sturm bewahren kannst. Aber bei dir sind alle Dinge möglich. Jedes mal, wenn ich an sie denke, kommen mir die Tränen und ich möchte verzweifeln und den Glauben an deine Rettung verlieren. Darum bitte ich nicht für mich, dass meine Seele still wird, sondern dass du deine schützende Hand über diese Seelen in Not hältst. Ohne deinen Beistand haben sie keine Chance. Aber allen Gefühlen zum Trotz will ich mein Vertrauen auf dich setzen, dass du niemanden ohne Beistand versuchst. Und wenn es etwas gibt, was ich beitragen kann, um der Situation abzuhelfen, so zeige mir den Weg und leite mich. Amen´

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Agnes, ihre Gedanken vor dem Einschlafen. Autogenes Training war eine Technik die sie nun einübte. Sie hatte erst im Kontext der Laktationsübungen ihre Fähigkeiten dazu aufgefrischt. Nun musste sie sich auf ein Mantra besinnen, mit denen sie sich selber programmieren konnte. Sie erwog:

A - ´Ich bin eine Weide, die sich im Sturm biegt und sich seiner Kraft nicht widersetzt. Ich breche nicht.´

B - ´Ich bin Tabita Rifka, eine gehorsame Sklavin von Said Meschregie. Ich gehorche ihm wie eine Dschinni in der Flasche – doch mein Herz ist versteckt. Ich weiß nicht, wo es versteckt ist, aber es wird der Tag kommen, da es befreit wird.´

C - ´Ich bin Agnes, doch ich werde vergessen wer ich bin. Ich werde ein gehorsames Werkzeug sein bis zum Tag meiner Befreiung.´

D - ´Ich bin Tabita Rifka und werde alles tun, um meinem Herrn zu dienen. Ich will leben.´

E - ´Ich bin stark und werde aus der Kraft des Lebens schöpfen, um allen Versuchungen zu widerstehen.´

F - ´Meine Seele ist ein Lungenfisch. Der See des Lebens trocknet aus, aber ich atme unter der Schlammkruste weiter. Bis die Flut wieder kommt.´

Jede der Möglichkeiten erschien ihr gut, aber sie widersprachen sich. Und ein Mantra kann man nicht beliebig wechseln. Es muss immer wiederholt werden, um wirksam zu sein. Wenn der Prozess erst begonnen hat, wäre es sehr gefährlich und wohl von Erfolglosigkeit gekennzeichnet, wenn die Richtung geändert wird. Sie sollte also sorgfältig wählen.

Variante E schien ihr zwar Heldenhaft, aber viel zu gefährlich. Auch Variante C erschien ihr zu direkt. Variante A war zwar ein schönes Bild, aber zu schwach um hinreichend vorbereitet zu sein. Ebenso auch Variante F. Variante B war viel zu lang um als wirksames Mantra zu funktionieren. Und Variante D war ihr zu servil. Sie wollte sich nur den Hauch einer Chance offenhalten. Die vollständige Kapitulation hatte nichts heroisches, aber bot die Hoffnung der größten Sicherheit.

Gut, dachte Agnes weiter, dann versuche ich es Variante B Mantra-tauglich zu machen.

´Ich bin Tabita Rifka, eine gehorsame Sklavin von Said Meschregie. Mein Herz ist versiegelt.´

Gut. Das werde ich tun. Es bietet ein winziges Schlupfloch und eine hinreichende Chance, unentdeckt zu bleiben. Sie dachte an die Lenovers, und dass sie gelegentlich was von ihrem Gottesglauben erzählt hatten. Aber ihr war glauben und beten fremd. In dieser Situation hatte sie aber nicht viele Möglichkeiten. Sie wusste, dass sie auf keinen Fall die Lippen bewegen durfte, denn Mikrofone würden sicher mithören. Im Gedanken formulierte sie ohne viel Hoffnung und Glauben eine Bitte an den unbekannten Gott, dass er Schutz und Segen für ihre verzweifelte Lage und ihren Versuch der Autosuggestion gewähren möge.

Sie konzentrierte sich auf ihren Körper. Ihre Gedanken verweilten eine Weile bei ihrer verschlossenen Vulva. Der Keuschheitsgürtel vermittelte ihre ein Gefühl des Schutzes, auch wenn sie nicht mehr über den Schlüssel verfügte. Irgendwie hatte ihre Jungfräulichkeit etwas, dass ihr Zuversicht gab. ´Eigentlich absurd´, dachte sie, ´er kann mich nehmen, wann immer er will´.

Und dann begann sie, gleich einem Ritual, ihr Vorhaben umzusetzen: ´Mein rechtes Bein wird schwer … bleischwer …´

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´Sag mal, siehst du wirklich keine Möglichkeit?´ Vicky konnte nicht einschlafen, aber auch Georg zermaterte sich das Hirn. ´Nein, wir können jetzt nichts tun, außer möglichst viele Informationen zu sammeln.´

´Aber wenn wir zusehen, wie sie innerlich zum Zombi wird … und wir haben eine Chance nicht genutzt. … wie könnten wir das Verantworten?´ Vicky blieb die rastlose Kämpferin.

´Dann mach doch mal einen Vorschlag.´ Georgs Stimme klang resigniert.

´Wir könnten ein Kommando-Team losschicken, dass sie da raus holt.´

´Eher würdest du den dritten Weltkrieg beginnen. Nein, so ein Himmelfahrtskommando hätte keine hinreichenden Erfolgschancen.´

´Gib es zu. Du hast Angst. Du fürchtest dich vor Meschregis Rache.´

´Natürlich. Und ich habe mein Wort zum Burgfrieden gegeben. Aber das ändert nichts daran, dass die Erfolgschancen der besten Planung einfach viel zu gering wären. Es würde schlicht nichts nutzen. Ich sehe nur eine ganz, ganz schwache Chance. Aber die wäre zu verwegen, hätte auch keine gute Erfolgsaussicht und würde extrem viel Zeit kosten und da wäre noch ein Pferdefuß.´

Vicky war nun neugierig geworden: ´Nun sag schon!´

´Wenn Meschregi sie wirklich an der langen Leine hält, könnten wir ihrer habhaft werden. Ich habe die Idee immer wieder geprüft. Wir müssten es als perfekten Unfall inszenieren, bei denen ein argwöhnender Meschregi keinen Verdacht auf uns haben dürfte. Wenn er die Leichen hätte, würde er nicht weiter nach ihnen suchen. In Wirklichkeit aber haben wir sie betäubt und an einen sicheren Ort gebracht. Dann könnten wir sie wider auf Spur bringen und deren Konditionierung brechen.´

´Wie sollte der perfekte Unfall denn aussehen?´

´Das weiß ich noch nicht, aber ich arbeite daran.´

´Und der Pferdefuß?´

´Stell dir vor, du bist über ein Jahr, vielleicht auch zwei oder drei Jahre oder darüber einer Gehirnwäsche der brutalste Weise unterworfen worden. Sie schaffen es nur, wenn sie sich selbst aufgeben. Von ihrer Persönlichkeit wird wohl nicht mehr viel übrig sein.

Da kommen die Befreier vielleicht gar nicht mehr an sie ran. Sie werden wahrscheinlich mit Meschregi weiter kooperieren. Sie sind nicht mehr die Personen, die sie mal waren.´

-----

Wochen später: Tief in der Nacht nach einem intensiven Tainingstag. Die Tür wird aufgebrochen. Gleißend helles licht. Eine junge Frau wird aus dem Schlaf gerissen. Zwei GI´s, bewaffnet, insistieren im breiten Midwestern-Dialekt: ´You are freed. What is your name?´

Noch schlaftrunken erfolgt die Antwort: ´Tabita Rifka´

Die Uniformierten wiederholen: ´What is your Name? Are you a captive?´

Auf Arabisch: ´Tabita Rifka, ich bin hier zu einem Management-Training.´ Die Soldaten lachen und gehen.

´Hervorragend.´ freut sich Said Meschregie beim Betrachten des Videos und plant die Termine für die plastische Chirurgie ein.
74. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von SteveN am 19.04.10 16:04

Hallo Ambi Valent !

Dieser Meschregi muß ein richtiger Sadist sein.
Was hat er blos mit der kosmetischen Operation vor?
Die Mädels verunstalten? Gliedmaßen amputieren?
Klingt alles grauenhaft.

Viele Grüße SteveN

75. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 19.04.10 22:23

hallo ambi valent,

das wird eine harte schule werden. wird die gehirnwäsche wie gewünscht funktionieren?
76. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 20.04.10 01:22


Zitat

Die Mädels verunstalten? Gliedmaßen amputieren?
Klingt alles grauenhaft.

Hallo SteveN!

Die Mädels verunstalten? Gliedmaßen amputieren? glaube ich nicht.

Er wird die Gesichter verändern wollen, um sie für andere Unkenntlich zu machen.

Dann noch die Namensänderung!!!

Aber :

Zitat

Tief in der Nacht nach einem intensiven Tainingstag. Die Tür wird aufgebrochen. Gleißend helles licht. Eine junge Frau wird aus dem Schlaf gerissen. Zwei GI´s, bewaffnet, insistieren im breiten Midwestern-Dialekt: ´You are freed. What is your name?´

Noch schlaftrunken erfolgt die Antwort: ´Tabita Rifka´


Die erste Prüfung hat sie schon Bestanden.
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Gruß vom Zwerglein
77. Folge 37: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 20.04.10 12:33

37. Ein Plaudertee

Stark war der Tee, so wie man ihn eben gern in Nordafrika trinkt, und mit viel Zucker, um die Bitterkeit zu entschärfen. Das Ambiente eher Ausdruck von absoluter Normalität, nichts Mondänes oder Luxuriöses, noch auffällig spartanisch oder bizarr – eher so, wie sich Freunde zum Tee treffen. Darlena Malaoui wirkte aufmerksam und lebendig, ein Ausdruck, der schon fast verloren erschien. Das ging natürlich nicht so weit, dass sie es gewagt hätte, eine Wort, gar eine Frage an ihren Herrn zu richten.

Said Meschregi saß entspannt und souverän auf seinem Stuhl ihr gegenüber, auf Augenhöhe. Er schien die Situation zu genießen, die Darlena verunsicherte. ´Hallo Darlena, du fragst dich sicher, was dieses Gespräch hier soll. Durch deine Intelligenz könntest du es vielleicht erraten, vielleicht sind aber deine sozialen Fähigkeiten auch nach wie vor unzureichend. Du könntest aber sicher schwer zwischen Deutungsmöglichkeiten unterscheiden. Darum will ich dir helfen. Du sagst was du denkst, und ich helfe dir auf dem Pfad der Deutung. Also: Warum bist du hier?´

Die Fortschritte in der Verhaltensänderung waren erstaunlich, dennoch fiel es Darlena schwer ein offenes Wort über die Lippen zu bringen. Allein der Gehorsam, der sie nun tief bestimmte, hieß ihre Lippen öffnen. ´Oh mein Herr, es gefällt euch, eure Sklavin einer anderen Verwendung als bisher zuzuführen. In dieser neuen Aufgabe muss sie mehr als Teil der Gesellschaft auftreten. Sie muss Gefühle und Motive verstehen und selber auslösen können. Sie muss selber handeln, um angemessen zu dienen.´

Darlena macht ein Pause. Meschregi nickte. ´Du verstehst schnell und gut. Und du hast auch nicht verlernt, wie du mich anreden sollst. Das tue stets, wenn wir zu zweit sind. In der Öffentlichkeit aber sprichst du in der ersten und zweiten Person mit mir. Und mit jedem Anderen wie es die Situation erfordert. Das ändert nichts an der Loyalität, die absolut bleibt.

Aber weiter zu den Gefühlen. Sprich über deine Gefühle. Über die Gefühle, die du hattest als Brigitte und als Sherezade. Und natürlich über deine jetzigen Gefühle.´

´Als Brigitte, ich erinnere mich nur noch sehr schwach, war ich voller Träume. Ich sah den starken schönen Mann in Euch, dessen Charme mich verzauberte. Ihr wart alles für mich immer mehr immer tiefer, der Prinz meiner Wünsche, der sensible Held, der mich versteht, der Mann, der selbst die meine Wünsche ans licht holt, die ich selber tief in mir vergraben hatte. Ja ich sah in Euch meinen Befreier aus aufgezwungenen Moralvorstellungen. Ich hatte euch so sehr geliebt, dass ich nichts mehr wollte als nur noch euren Willen zu dienen.´

In der Pause fragte Meschregi: ´Hatte? Wann hattest du aufgehört, mich so zu lieben?´

´Als Sherezade erstarb bald jedes Gefühl in mir. Die unsäglichen Schmerzen und Demütigungen entfernten mich immer mehr von meinem Selbst-Empfinden. Ich hätte so auch nicht überleben können. In mir war eher ein Gefühlsvakuum, eine absolute Leere. Ich merkte, dass das alles mit mir und meiner Person nichts mehr zu tun hatte, auch wenn ihr meine Phantasie benutztet wie ein Werkzeug. Ja, ich wurde zu einem Werkzeug, nicht viel mehr wert wie ein Hammer, eine Gummipuppe oder ein Computer. Mit Gefühlen hatte es immer weniger zu tun. Ich weiß auch heute nicht, was die Freude war, die ich euch damit bereitete.´

Meschregie lächelte. Er hätte sie Lotus nennen sollen. In all den rekordverdächtigen Exzessen, den finstersten Grausamkeiten, die auch durch ihre eigene Phantasie befeuert wurden, schien aller Schmutz und Finsternis von ihr abzuperlen. Der Kern ihrer Seele blieb unberührbar. Er wird ihr – nach all diesen Grenzerfahrungen, die sie ja sehr lange durchlebte – nie das wahrhaft dunkle Verlangen nahe bringen können, so dachte er. Aber zumindest ein Aspekt, eine Facette wollte er ihr bringen.

´Von meiner Seite war es auch eine Obsession. Denn auch in mir regte sich vieles, als ich deine Liebe und Hingabe sah. Ich wollte die Macht, und die Macht über dich. Absolut. Da spürte ich, dass auch ich abhängig von dir wurde. Mein Denken kreist immer mehr um dich. Das durfte nicht sein. Es wurde zum Hass auf meine Schwäche, zum Hass auf dich. Und ich bereue nichts.´

Innerlich zuckte Darlena. Hass? Schwer zu ertragen. ´Als Sherezade nahm ich dennoch wahr, wie bedeutungslos und unwichtig ich für meinen Herrn geworden war, schlicht abgenutzt und verbraucht. Ich rechnete eher damit, dass er mich tötet, vielleicht als grausame Unterhaltung auf einem Fest. Oder als Feldarbeiterin verwendet … aber das wäre schlecht möglich gewesen, denn ich war der menschlichen Gesellschaft mehr entfremdet.

Dann hat mich mein Herr zu diesen Friseusen gesteckt. Andere hätten es sicher mit viel Dankbarkeit genossen, aus eine wahren Hölle in ein halbwegs halbwegs erträgliches Leben geführt werden. Mir aber erschien es als weitere Demütigung, als achtlos Weggeworfene. Nur einmal, als mein Herr diese unsägliche Scrofa, die mein Herr mir als Partnerin bestimmt hatte, vaginal in meiner Gegenwart benutzte, dachte ich, dass er es nur meinetwegen tut. Es war ein Gefühl der Befriedigung, das ich schon lange nicht mehr kannte.´

War es ein Fehler, das gemacht zu haben? Fragte sich Meschregi noch kurz. Stimmte es, dass er Scrofa nur wegen Sherezade begattete? Nein, denn er tat es ja auch, wenn sie nicht dabei war. Irgendwie mochte er öfters mal die einfachen, rustikalen Freuden. Aber wenn sie das dachte … auch gut.

´Nun aber hat mein Herr eine Verwendung für mich, die wohl eher meinen Fähigkeiten entspricht. Mein Herr weiß, dass seine Macht über mich vollständig ist, und das meine Hingabe ebenso vollständig ist. Es scheint, dass Offenheit und Verständnis auf einmal wichtiger ist als Kontrolle und Schmerz. Seine Sklavin kann dies nur in Dankbarkeit und als Zeichen der Wertschätzung verstehen. Und sie wird alles tun, um sich dem würdig zu erweisen.´

´Natürlich wirst du das. Du kannst nicht anders, denn du bist nicht frei und wirst auch nicht mehr frei werden. Aber nach außen hin wirst du ein Leben des Erfolges, des Luxus und der gesellschaftlichen Anerkennung führen. Deine Ketten liegen in deiner Seele.

Dein Herr hat dir aber weitere Hilfen zugebilligt. Zum Einen habe ich dir Tabita beigesellt, damit du wider menschliche Beziehungen führen kannst. Scrofa passte in der Tat nicht zu deiner neuen Aufgabe. Tabita aber ist in gleicher Funktion. Du kannst sie vieles lehren, aber auch einiges von ihr lernen. Sie beherrschst Autosuggestion ganz gut und hat sich in ihre neue Identität sehr schnell eingefunden.

Zum Anderen werde ich dein Aussehen weitgehend verändern. Beine, Bauch, Brüste und vor allem dein Gesicht wird durch die Kunst der besten Chirurgen verschönert und modelliert. Deine Schönheit wird erstrahlen und deine Untergebenen, Geschäftspartner und alle Anderen für dich und meine Geschäfte einnehmen. Es wird dir gefallen, was du im Spiegel sehen wirst. Aber du wirst stets daran erinnert werden, dass du mein Geschöpf bist. Es wird dir helfen, deine neue Rolle gut zu spielen.´

Er nahm aus einer Tasche einen Personalausweis und einen Reisepass. Das Foto zeigte eine junge Frau, die noch deutliche Ähnlichkeit mit Darlena hatte, aber das sollte sich ja bald ändern. Der Name lautete noch Brigitte Kunze, aber Meschregi hatte schon eine robuste Schere in der Hand, mit der er beide Dokumente mehrfach zerschnitt, einem Ritual gleich.

´Deinen neuen libyschen Pass bekommst du nach deiner Erholung von den Operationen, wenn wir aktuelle Fotos von dir machen können. Die alten Papiere wirst du auch nicht mehr wiederherstellen können, denn was ist von deiner vergangen Identität noch übrig? Selbst deine Mutter würde dich nicht wieder erkennen. Und nach Deutschland kämst du nur mit Visum und Arbeitserlaubnis – als gebürtige Libyerin. Du wirst dir auch beim Deutsch-Sprechen einen arabischen Akzent zulegen.´

Meschregi stand auf und ging zu Darlena. Sie ließ sich willig von ihm auf den Tisch legen und wehrte sich selbstverständlich nicht, als er ihren Unterleib untersuchte. Meschregie hatte eine vorliebe für feste Muschis. Doch Darlena war, nach der exzessiven Anwendung gigantischer Dildos so ziemlich das Gegenteil davon. Hier aber ging es mehr um den Kopf. Und dass empfand er als erregend genug.

´Freu dich dran, denn es wird das letzte Mal sein. Dann trägst du auch so einen Keuschheitsgürtel wie Tabita und wirst nur noch deine Zungenfertigkeit unter Beweis stellen können.´

Aber es war alles andere als guter Sex. Es kam bei ihr wohl zu einer gewissen Erregung, aber sie erreichte nicht den Höhepunkt. Vielleicht auch deswegen nicht, weil er zu schnell kam.

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Phil wunderte sich, wieso Meschregi auch von dieser Szene ein Video gemacht hatte. War es so etwas wie ein Dokument als Trophäe? Für ihn war es ein äußerst wertvolles Dokument, denn es könnte, wenn sich noch drei bis vier mittelgroße Wunder ereignen sollten, als wichtiges Glied zur Rückführung von Brigitte erweisen.

Nach nüchterner Einschätzung war diese innere Versklavung allerdings undurchdringlich. Er hatte nicht wirklich Anlass, sich über die Aussicht zu freuen, dass Darlena wohl wieder in die Öffentlichkeit kam, denn es würde ihm nicht viel nützen.

Meschregi war ihm nur dem Anschein nach menschlich. Wie sehr verachtete er dieses Schwein.

Aber warum war die Unterhaltung überhaupt noch in deutsch geführt worden? Darlena sprach bereits gut arabisch … Sicher gehörte es zum Ritual, mit der alten Identität abzuschließen, sie nochmals zu kultivieren. Und seinetwegen würden sie sicher nicht auf englisch beschränkt bleiben. Künftig würde er sicher nichts mehr verstehen. Also mussten seine ersten zaghaften Versuche, arabisch zu lernen, deutlich intensiviert werden. Er durfte sich nicht abkoppeln lassen.
78. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 20.04.10 19:10

Zitat

Phil wunderte sich, wieso Meschregi auch von dieser Szene ein Video gemacht hatte. War es so etwas wie ein Dokument als Trophäe? Für ihn war es ein äußerst wertvolles Dokument, denn es könnte, wenn sich noch drei bis vier mittelgroße Wunder ereignen sollten, als wichtiges Glied zur Rückführung von Brigitte erweisen.


Entweder ist Phil der wesentlich bessere Hacker, oder die Gegenseite ist zu dumm das Einbrechen zu bemerken.

Eine Rückführung wird, nach dieser Gehirnwäsche, selbst bei guter Möglichkeit für eine Entführung, nur schwer möglich sein.

Es muss über eine Entführung laufen, denn freiwillig wird sie nicht mitgehen.

Ob sie jemals wieder Brigitte sein kann, mag ich bezweifeln.

Bin jetzt gespannt wie es weitergeht.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein


79. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von SteveN am 21.04.10 11:42

Hallo Ambi Valent !

Auf (nimmer-) wiedersehen Birgit ... ... ...
Nach der Operation erwacht eine Araberin, die für
Meschregi ALLES tun wird. Die ausgefallendste
Kleidung tragen und gefallen an Bondage hat.
Damit hat Phil nicht gerechnet.

Viele Grüße SteveN


80. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 21.04.10 12:13

Hallo SteveN

Zitat

Auf (nimmer-) wiedersehen Birgit ... ... ...
Nach der Operation erwacht eine Araberin, die für
Meschregi ALLES tun wird.


Genau das denkt Meschregi. Gut, tun wird sie alles, aber ... Ist der Mensch nur die Summe seines Verhaltens? Oder ist da mehr? Eine Seele, die nie ganz versklavt werden kann, nie ganz zunm Objekt der Verfügbarkeit werden kann - ein Kern, der vielleicht versteckt oder vergessen werden kann, aber nach dem Winterschlaf wieder erwacht?

Aber es erfrieren zuweilen auch Winterschläfer.

Zitat
Die ausgefallendste
Kleidung tragen und gefallen an Bondage hat.
Damit hat Phil nicht gerechnet.


Sie hat ja schon die extremsten Sachen hinter sich. Wiederholungen langweilen, auch Meschregi. Ihr ´Gefallen´ ist dabei völlig unwichtig. Meschregi will Macht ausüben, will dass sie funktioniert. Und jetzt hat er eine sehr lukrative Verwendung für sie.

Phil ist zwar realistisch genug, das Problem zu sehen, aber immer noch ein romantischer Träumer, der glaubt, dass es trotzdem eine Lösung geben kann. Und wenn er nicht ein zäher Hund wäre, dann hätte er nie diese Erfolge erzielen können.
81. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 21.04.10 12:22

Hallo Zwerglein
Zitat

Entweder ist Phil der wesentlich bessere Hacker, oder die Gegenseite ist zu dumm das Einbrechen zu bemerken.


Siehe Folge 36.

Zitat
Eine Rückführung wird, nach dieser Gehirnwäsche, selbst bei guter Möglichkeit für eine Entführung, nur schwer möglich sein.

Es muss über eine Entführung laufen, denn freiwillig wird sie nicht mitgehen.


Hat sich hier irgend jemand gedacht, dass es leicht sei, oder der Erfolg garantiert wäre?

Interessant ist hier die Frage der Selbstbestimmung. Kann man jemanden gegen seinen Willen befreien? Auch dann nicht, wenn der Wille ja vorher von anderen verbogen worden ist? Ist der verbogene Wille zu respektieren? Wenn nein, wird dann der Willkür Tür und Tor geöffnet?

Zitat
Ob sie jemals wieder Brigitte sein kann, mag ich bezweifeln.

Bin jetzt gespannt wie es weitergeht.


Ich auch, denn ich weiß selber noch nicht, wie es weiter geht. Das muss ich erst noch heraus finden. Mal bin ich hoffnungsvoll und wundergläubig, mal pessimistisch und allzu nüchtern.

Immerhin, dass vorläufige Ende hatte mich ja auch enttäuscht.
82. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 21.04.10 14:18


Zitat
Zitat

Zitat
Eine Rückführung wird, nach dieser Gehirnwäsche, selbst bei guter Möglichkeit für eine Entführung, nur schwer möglich sein.

Es muss über eine Entführung laufen, denn freiwillig wird sie nicht mitgehen.



Hat sich hier irgend jemand gedacht, dass es leicht sei, oder der Erfolg garantiert wäre?

Interessant ist hier die Frage der Selbstbestimmung. Kann man jemanden gegen seinen Willen befreien? Auch dann nicht, wenn der Wille ja vorher von anderen verbogen worden ist? Ist der verbogene Wille zu respektieren? Wenn nein, wird dann der Willkür Tür und Tor geöffnet?


Das es nicht leicht sein wird ist klar.

Nur ob man den verbogenen Willen, nicht wieder versuchen kann / könnte, gerade zu biegen??

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Gruß vom Zwerglein
83. Folge 38: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 25.04.10 17:27

38. Der BALC tagt

Eigentlich sollte es ein entspannter, gemütlicher Abend werden. Phil war ja als guter Freund ohnehin nicht verpflichtet, und als Schlunz dispensiert, ein Gastgeschenk mitzubringen. Formlos nahm man im Wohnzimmer platz, wo Georg eine kleine Auswahl kredenzte. Auch Hanna hatte sich zugesellt. Früher hatte sie sich lieber exklusiv mit eigenen Freunden beschäftigt, aber seit ihrer Entführung fühlte sie sich den Erwachsenen zugehörig. Darüber hinaus verband sie eine tiefe Sxmpathie mit Phil. Er war zwar fast doppelt so alt wie sie, und auch etwas verschroben, aber Hannas Hochachtung galten nicht nur seinen Verdiensten für die Familie, sie sah schlicht seine persönlichen Qualitäten. Und es war nicht nur die Hochachtung, die sie für ihn empfand. Auch gab es möglicher weise Neuigkeiten von Agnes, und das beschäftigte sie noch mehr als das bevorstehende Abitur.

Vicky gab sich keine besondere Mühe als Gastgeberin, sondern wollte eben schlicht die Gesellschaft genießen, und das war auch gut so. Trotz bester Rahmenbedingungen wollten die Gespräche nur halbherzig in Fahrt kommen. Weder die aktuellen politischen Ereignisse, noch die Entwicklung neuartiger Polymere für Membrane zum Großtechnischen Einsatz – die ja einen Großen teil des Reichtums der Anwesenden begründeten – vermochten die Aufmerksamkeit zu binden. Irgendwie mied man das Thema, das alle wohl am meisten interessierte: Wie geht es mit Agnes weiter (Und mit Sherezade, wenn man Phils Interesse nicht unter den Teppich kehren wollte)? Es gab eigentlich keinen Grund für ein Tabu zu diesem Thema, aber es herrschte eine gewisse Scheu vor dem Ernst, der dieses Thema umrankte.

Hanna erzählte von ihren aktuellen Lesefrüchten in Sachen Psychologie. Ihr Interessensschwerpunkt lag bei Persönlichkeit und Erinnerung. Sofort war ein brennendes Interesse spürbar, auch bevor Hanna die praktische Umsetzung formulierte. ´Meschregi wird sicher versuchen, die originalen Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend durch künstliche Erinnerungen zu überlagern. Und unsere beiden Lieben werden sich nicht wehren, sondern den Prozess so gut wie möglich zu unterstützen. Sie werden ihre eigenen Namen vergessen, ihre Eltern, ihre Freunde – uns.´

´Und das funktioniert? Ganz vollständig?´

´ie Literatur ist da nicht eindeutig. Die meisten Autoren meinen nein, aber man hat wohl noch nie ein derartig brutales Experiment gemacht, um wissenschaftlich gesichert Aussagen zu haben.

Am ehesten scheint hier die Amnesie-Forschung interessante Ergebnisse zu liefern Da haben Patienten auch alles vollständig vergessen. Meistens gelang es aber, die Erinnerungen wiederherzustellen. Unterstützt wird das durch die Erfahrung von Bekanntem. Starke Gefühle helfen, alte Erinnerungen wieder zu aktivieren.´

Das Telefon läutete. Hanna sprang auf, denn sie hatte sich ja auch freiwillig zum Telefondienst gemeldet. ´Mama, eine Frau Karen Nouresse möchte Viktoria Lenover sprechen:´

Vicky war etwas irritiert, den ihr fiel der Name nicht ein. ´Lenover, wie kann ich ihnen helfen?´

´Hier ist Karen, sie erinnern sich gewiss, die Freundin von Agnes.´

´Oh, Entschuldigung, wir waren schon beim Du. Dein Nachname war damals aber nicht genannt worden.´

´Macht nichts, wir haben uns ja eigentlich nur sehr kurz kennen gelernt.

Warum ich anrufe ist folgendes. Agnes hatte sich vor wenigen Wochen so seltsam verabschiedet. Ich habe sehr gelitten, aber ich wollte Agnes Aussage respektieren. Ehrlich. Ich habe die Ersten Tage gelitten, aber es wird sich gewiss legen, dachte ich. Hat es aber nicht. Es wird schlimmer. Ich kann nachts nicht mehr richtig schlafen, und wenn, schrecke ich aus Albträumen hoch.

Kurz, ich würde dich sehr gerne besuchen.´

Vicky zeichnete sich stets durch Entschlusskraft aus: ´Heute tagt gerade der Agnes Fan-Club. Könntest du nicht gerade rüber kommen?´

´In weniger als einer Halben stunde bin ich da.´

Die Anderen hatten das Gespräch so halb mitbekommen, schienen aber nicht begeistert. Als Vicky dann erzählte, dass sie Karen nur kurz kennengelernt habe, meinte Georg trocken: ´as Kennzeichen einer Verschwörung ist die Geheimhaltung. Wir können natürlich Phils Erfolge auch in den Medien publizieren …´

´Sei mal nicht so gallig. Agnes hat mir erklärt, dass sie mit Karen eine Seelenverwandtschaft verbindet, so wie sonst mit keinem Menschen. Selbst wenn sich Agnes in Karen getäuscht haben sollte, so verbindet sie doch sehr starke Gefühle mit ihr. Und wir haben doch gerade noch gelernt, wie wichtig die Gefühle beim Erinnern sind.´

Hanna unterstützte ihre Mutter: ´Genau so habe ich das auch gelesen.´

Phil meinte: ´Es kann Jahre dauern, bis wir die Chance haben, an Brigitte und Agnes heran zu kommen. Wie lange willst du diese Karen denn hinhalten?´

´Hinhalten? Ich will sie in unseren Club aufnehmen!´

Phil blieb kritisch. ´Wenn schon Club, dann aber mit einem passenderen Namen: Ich schlage BALC vor, Brigitte und Agnes Liberation Club.´

Ein Bisschen Schmunzeln gab es nicht nur auf Georgs Lippen. ´u bist ja verliebt, ist es aber ein wirklicher Mensch, oder nur ein Traumbild, dass dich beflügelt?´

Phil lachte auch, ´as Brigitte zuerst kam liegt schlicht an der Aussprechbarkeit unseres Akronyms.´

Nicht lang danach läutete es an der Tür. Karen wurde der Runde vorgestellt, und umgekehrt. Es mangelte etwas an Herzlichkeit, auch war Karen ja nicht besonders redselig und hatte einen sehr eigenen, herben Charme. Aber Vicky versuchte zu vermitteln : ´wir haben hier einige Informationen, die sind äußerst geheim, eher illegal. Und eigentlich müssten wir dir einen Schwur auf Leben und Tod abnehmen, bevor wir dir reinen Wein einschenken.´

Karen verstand sehr wohl, dass der Plauderton keineswegs nur witzig gemeint war, sondern nur den Ernst der Lage kaschieren wollte. Kein Lächeln kam über ihre Lippen. ´en Schwur leiste ich gerne: Ich werde selbst die härtest Folter so lange wie Möglich aushalten.´

Als die Anderen den Ernst in Karens Augen sehen, war das Eis gebrochen. Sie weihten sie weitgehend über die Lage ein. ´Und was kann ich dazu beitragen? Ich würde alles geben, und sei es mein Leben, um Agnes da raus zu holen.´

Vicky sah, dass Karen nicht zu Scherzen aufgelegt war. ´Ich hätte da tatsächlich eine Idee. Meschregi kennt dich nicht und wohl kaum deinen Namen. Du könntest in eine seiner Firmen eine phantastische Karriere hinlegen, so dass du dann mit Agnes in Kontakt kämst, wenn sie auf die Menschheit losgelassen wirst.´

Georg bemerkte: ´Ein kühner Plan. Etwa so, wie einen Sateliten über mehrere Jahre auf die Bahn zum Saturn zu senden. Der kleine Unterschied ist nur, dass man sehr präzise sagen kann, wann der Saturn wo ist. Bei Agnes wäre es wie ein Lotteriegewinn.´

Vicky war da mutiger: ´Ganz so unwahrscheinlich ist das nicht. Sie soll wohl durch die Welt tingeln und die Meschregi-Firmen abklappern. Da ist eine Personalleiterin in einem der größeren Unternehmen sicher ein angemessener Gesprächspartner.´

Karen hatte weniger Zuversicht: ´Ich habe es in meinen 10 Jahren emsiger Berufstätigkeit nur zum Teamleiter im Personalwesen eines mittelständigen Unternehmens geschafft, wie sollte denn sonst eine so strahlende Karriere passieren?´

´Zum einen hattest du keine so klaren Ziele vor Augen, zum Anderen hattest du kein Support Team.´

´Was soll denn das sein?´

´Nun, wir kennen eine ganze Menge Leute, auch international. Da helfen kleine Bemerkungen über drei Ecken manchmal erstaunlich. Und Phil kann dich mit erstklassigen Informationen versorgen, die dir im Intrigenspiel den entscheidenden Vorteil geben. In einem, oder in zwei Jahren bist du vielleicht genau dort.´

´Kann es sein, dass Meschregis Imperium einen Schwerpunkt in Paris hat? Ich wollte schon Immer mal dort arbeiten …´

Phil verdrehte die Augen. Jetzt sollte er sicher neben seinem Intensivkurs Arabisch auch noch Französisch lernen, ganz nebenbei? Wo er doch eigentlich Recherchen nach Brigitte Kindheit und Jugend geplant hatte.
84. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 25.04.10 18:54

Der Brigitte und Agnes Liberation Club wurde jetzt um Karen erweitert.

Aber ob das mit dem steilen Aufstieg in Meschregis
Firmenimperium klappt

Und wenn ja, wird sie z.B. durch das Erkennen von Agnes nicht in eine Falle tappen

Denn Meschregi wird nichts dem Zufall überlassen, und Agnes diskret überwachen lassen.

Freue mich jedenfalls auf den nächsten Teil.
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Gruß vom Zwerglein
85. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 25.04.10 19:07

hallo ambi valent,

da war wieder was los. du läßt dir immer was gutes einfallen. du machst mich süchtig nach dieser geschichte.
86. Folge 39: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 27.04.10 09:48

39. Wochen später …

Said Meschregi war mit sich und der Welt zufrieden. Sicher, es war die letzten Monate sehr anstrengend gewesen. Er hatte fast rund um die Uhr gearbeitet, ständig auf Reisen, Personalgespräche ohne Ende. Einschneidende Entscheidungen … aber er war in seinem Element. Nur selten ging er seinen Leidenschaften nach. Er hatte zwar stets weibliche Begleitung, die alle stets hübsch und willig waren, aber er hatte den Kopf voll, und so bedeuteten sie ihm nicht wirklich viel. Er wollte sich auch gar nicht so sehr mit den Mädels beschäftigen, denn er brauchte seine Kraft für die Arbeit. Und die ging voran.

Die meisten seiner Unternehmen waren wieder auf Kurs. Er hatte das Controlling massiv verstärkt und tatsächlich einige faule Eier unter den Managern gefunden, die nicht Lenoverts Diffamierungswelle zum Opfer gefallen sind. Dieser Managment-Krise musste er kurz- und langfristig begegnen. Kurzfristig hat er sich Leute aus der zweiten und dritten Reihe bedient. Das hatte sogar zu einem Motivationsschub geführt. Als die neuen Führungskräfte ihre Karriere machten, hatten sie noch größere Motivation, ihren Job auch gut zu machen. Es war so etwas wie Dankbarkeit, die die Loyalität beförderte. Und nachher ging es mit den Unternehmen besser als vorher. Sollte er Lenover nachher sogar dankbar sein für seinen Wirbel, den er unter den Managern seiner Unternehmen anrichtete?

Niemand sah, dass Said Meschregi wieder dieses harte Lächeln auf seinen Lippen trug. Ja, er würde ein Treffen mit Lenover einfädeln, ein Dinner in Bankok, oder ein Cafe in Brasilia. Ein paar kleine Freuden würde er sich gönnen.

Seine langfristige Strategie war allerdings der Aufbau einer Kette von Bildungsinstituten, der ´Excelence Management Academies´. Diese sollten mittel und langfristig nicht nur den Nachwuchs seiner eigenen Unternehmen sichern, sondern zugleich eine Reihe anderer Nutzen hervorbringen. Neben der Gewinnerwirtschaftung, die diese private Organisation durch Studiengebühren und Fördermittel erwirtschaftete, waren auch Personalberatungsorganisationen geplant, die Folgegeschäfte mit den so gebildeten Ressourcen machten. Die Bindung, die mit seinen Absolventen erreicht werden sollten, eröffneten ihm nicht nur eine gute Kontrolle über seine eigenen Unternehmen, sondern ließ seine Einfluss-Sphäre auch auf die Unternehmen wachsen, die über das Drittgeschäft seine Leute in Führungspositionen hieften.

Er war sich nur noch nicht im klaren, wie er diese Bindungen aufbauen könnte. Sollte er posthypnotische Befehle in den Köpfen der Absolventen installieren? Ober nur ein konventionelles Netz von Verbindlichkeiten aufbauen? Vielleicht unterstützt von ein wenig Erpressung? Immerhin wird man ja so viele intime Details aller Absolventen haben, dass das nicht besonders schwer sein dürfte. Aber wichtig war, den hervorragenden Ruf der Akademien aufzubauen. Da sollten die unseriösen Praktiken möglichst unterbleiben, bzw. auf einem unsichtbaren Level bleiben. Natürlich würden die persönlichsten Daten der Studenten aufs peinlichste genau registriert. Die persönlichen Beziehungen, sexuelle Präferenzen.

So wäre ja immerhin ein Wohnheim mit bester Ausstattung im Preis mit drin. Die Studenten hätten auch PC-Nutzung frei, mit eingebauter Security und Anonymizer. Nur, es würde ein Anonymizer der besonderen Art sein, der eben Meschregi all die Information lieferte, welche Seiten aufgerufen würden. Also, wer sich durch den Anonymizer sicher fühlt, benutzt um so eher sehr persönliche Interessen. Und welche Seiten da gewählt werden, gibt tiefe Einblicke ...

Ach ja, Studenten – besser hätte er Studentinnen sagen sollen. Denn er plante eine Frauenquote von 60 – 70 %. Nicht nur, dass ihm das Reputation einbrachte bei der Gender-Polizei, sondern es erhöhte auch die Attraktivität für die männlichen Studenten. Und, last but not least: Er hatte künftig ein riesiges Reservoir an Frauen, die er nach belieben benutzen könnte. Denn mit all den Informationen könnte er sich die geeigneten Mädchen gefahrlos herauspicken, die seiner Lust entsprächen.

Die Mädchen würden nicht einfach verschwinden, wenn ihm nach einer persönlichen Sklavin wäre. Das Verfahren wäre einfach. Die Mädchen wären in einen Skandal verwickelt, eine erfundene oder provozierte Unregelmäßigkeit. Sie würden aus der Akademie fliegen und zunnächst sonst wo ihr Glück suchen. Seltsamer Weise würden die seriösen Versuche, einen Platz zu finden, fehlschlagen, und schließlich ein unseriöses Angebot aus dem Ausland nach einige Wochen attraktiv genug erschien. Dann würde sich die Spur des Mädchens verlieren und sie wäre uneingeschränkt sein Eigentum.

Es eröffneten sich phantastische Möglichkeiten. Aber vor den Erfolg war der Schweiß gesetzt. Die Organisation musste zügig und exzellent aufgebaut werden. In der ersten Phase waren zehn Institute, in Europa, eines in Connecticut. eines in Singapur, eines in Kapstadt und eines in Buenos Aires geplant. Bei neun hatte man mittlere Bildungseinrichtungen, die eher schlecht als recht liefen, aufkaufen können und war nun dabei, bauliche Veränderungen zu unternehmen und den Lehrkörper zu durchforsten. Selbstverständlich waren die Lehrer und auch die Leiter nicht über die hidden Agenda informiert. Aber das war auch nicht erforderlich. Die Lehrpläne wurden von einer Kommission nach seinen Vorgaben erarbeitet. Neben einem knochenharten Training in Betriebswirtschaft und internationalem Handelsrecht standen Sprachen und Soft-Skills weit oben auf der Liste der Kernfächer.

Die Zentrale der Akademien sollte in Paris installiert werden. Und da hatte man einen Schwerpunkt in Personalauswahl und Personalverwaltung. Aber sein Bestand an vertrauenswürdigen Mitarbeitern war schon weit überzogen. Er brauchte noch externe Kräfte. Vor ihm lagen die Bewerbungsmappen von Kandidaten für die Personalleitung. Auffällig war ihm die Bewerbung einer Karen Nouresse, die hatte zwar nur eine mäßige Karriere bislang geschafft, aber alles an ihr passte. Sie hatte genau die Stichworte in ihrem Anschreiben, die er wollte. Vertraulichkeit und Loyalität. Darüber hinaus war sie geschieden, ohne Kinder, und wollte ein ganz neues Leben in Paris beginnen, wobei ihr die Karriere das mit Abstand das wichtigste war. Außerdem war sie nicht zu jung, denn die Position musste auch ernst genommen werden. Ja, die wollte er sich anschauen. Wahrscheinlich die stellvertretende Personalchefin.

Was Said Meschregi nicht wusste war, dass Karens Erfolg nicht reiner Zufall war. Phil hatte sehr intensiv die Bewerbungen begutachtet, die internen Vermerke, die Tretminen analysiert und die richtigen Schlüsselworte gefunden. Der Rest war dann Routine, und Karen hatte sehr schnell verstanden. Sie war definitiv auch eine hervorragende Wahl für den Job. Dass auch sie eine hidden Agenda hatte, durfte Meschregi aber nicht ahnen.

Nach erledigter Arbeit war Meschregi todmüde und leistete sich zum Abschluss noch ein Blick in die Berichte seines Lieblingsprojektes. Darlena und Tabita hatten die Operationen wie geplant gut überstanden. Die Gesichter konnte man zwar noch nicht live sehen, denn sie waren unter Bandagen, aber er hatte gerade die Blueprints auf dem Schirm. Oh, was sahen die süß aus. Er hatte das wohlige Gefühl der Vorfreude, als er sich ihre oralen Liebkosungen sehr genau vorstellte. Es waren dann seine Geschöpfe in einer Art, wie er sie vorher noch nie hatte.

Zur Zeit dämmerten die Beiden in einer Art halbwachen Zustand dahin. Die Einspielungen in ihre Kopfhörer war ein arabischer Text, bei dem die Sprecherin nach der Stimmlage ausgewählt worden war. Sie sollten so ähnlich klingen wie die jeweilige Sklavin, so dass sie die Stimme für ihre eigene halten sollte. Die Stimme erzählte nicht nur grob die erfundene Biografie, sondern sehr bildhaft und ausführlich Begebenheiten aus der Vergangenheit der Sklavin, wie genau das Zimmer aussah, als sie einst eine Maus beobachtete. … Er hatte einen Autorinnenwettbewerb veranstaltet mit dem Titel: ´Kindheitserinnerungen´. Es wurden nicht nur die Texte der Siegerin verwendet, sondern ein buntes Kompilat aus vielen der Texte. Die Prämie war lächerlich gering, und die Ausbeute reichlich. Mit dem Gedanken der diebischen Freude der Macht und der Vison des oralen Verkehrs mit Tabita schlief er ein.
87. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 27.04.10 15:12

Karen hat den Einstieg in Meschregis Firmenimperium fast geschafft.

Aber wie will sie dann die beiden erkennen, nachdem ihre Gesichter chirurgisch verändert wurden??

Wenn sie auch noch ein (sein spezielles) Manager
-training bekommt, müsste sie eigentlich chancenlos sein.

Lasse mich überraschen.
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Gruß vom Zwerglein
88. Folge 40: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 28.04.10 13:20

40. Träume

Darlena wachte schweißgebadet auf. Der Schmerz. Es war der Schmerz in ihrem Unterleib. Dabei hatte doch alles so schön begonnen, die heiße Sonne brannte am wolkenlosen Himmel. Mit ihrer Cousine jagte sie den Hühnern nach, die im Hof nach körnern pickten. Ihr Onkel kam und rief Shaida zu ihrer Mutter, sie müsse ihr im Haus helfen. Ihr Onkel kam und sagte ihr, er müsse ihr etwas zeigen. Sie sein nun alt genug. Er ging mit ihr in das Haus, wie alle Häuser im Dorf weiß getüncht, Flachdach, eine große Fernsehantenne darauf. Ihr Onkel kam auf sie zu und zog ihr ihre Kleider aus. Sie hatte Angst. Er schlug sie. Und dann tat er noch viel schlimmeres.

Der Traum war so überaus lebendig, als wäre es gerade erst geschehen. Sie erinnerte sich sonst nur schwach an das Ereignis. Seit diesem Tag trug sie den Niqab, und die Frauen im Dorf lobten sie, weil sie doch so fromm war, eine so gute Muslima. Keinem durfte sie sagen was geschehen war. Nicht mal ihrer besten Freundin. Gerade mal fünf Monate war es her, als ein anderes Mädchen aus dem Dorf, sie kannte sie nur flüchtig, eine schreckliche Geschichte erzählte. Ihr Stiefvater hätte sie angefasst. Dabei sagte sie dieses ´Angefasst´ so seltsam. Und sie weinte dabei. Man redete über das Mädchen, es wäre ein böses Mädchen, ein schamloses Mädchen. Sie sollten den Umgang mit ihr meiden. Zwei Wochen später war sie tot. Sie sei vom Dach gefallen. Keiner redete mehr davon. Einmal fragte sie ihre Mutter, was die denn auf dem Dach gemacht hätte? Ob sie da jemand herunter gestoßen hätte, aber ihre Mutter schaute sie nur böse an: ´So was fragt man nicht.´

Jetzt wusste sie, was das Mädchen gemeint hatte, als sie sagte, sie wäre angefasst worden. Und sie fühlte sich so schmutzig dabei. Sicher war sie selber schuld. Sie war nicht korrekt bekleidet gewesen. Das darf nie wieder geschehen. Der Niqab war ihr so normal geworden, auch wenn ihre Freundinnen meinten, sie wäre noch zu jung dafür. Und sie war klug. Sie wollte Leben. Sie durfte niemals etwas sagen. Nie!

Darlenas Atmung ging wieder ruhiger. Sie entspannte sich langsam. Sie wollte sich rühren, aber sie konnte sich nicht bewegen. Sie konnte die Augen nicht öffnen. Sie war gefesselt. Panik stieg in ihr auf. Dann kam die Erinnerung zurück. Der Autounfall. Sei war schwer verletzt, auch im Gesicht. Aber die Operationen wären gut verlaufen, sie wäre auf dem besten Weg der Genesung. Aber die Verbände zwangen sie eben zur Ruhe. An den Unfall selber konnte sie sich nicht erinnern, aber das sei normal, sagten die Ärzte. Sie sprachen einen merkwürdigen Dialekt. Vielleicht waren sie aus dem Iran.

Dann sah sie vor Augen ein anderes Bild. Eine Frau, kahl geschoren, sitzt aufgespießt auf einer Dildo-Stange. Der Schmerz ist wieder in ihrem Unterleib. Ihre Beine sind nach hinten gebunden, dass sie sich nicht abstützen kann. Sie trägt ein sehr enges und steifes Korsett, aus dem ihre Brüste raus hängen. Die großen Ringe in ihren Brustwarzen sind mit ihren Handgelenken verbunden sie muss daran ziehen, um ihre Arbeit am Computer zu erledigen. Ihre Zunge hängt lang gezogen aus ihrem Mund, denn ein schweres Gewicht ist an dem Zungenring befestigt. Der Schmerz in der Zunge ist überwältigend. So stark, dass sie kaum noch merkt, wie ihre Zunge austrocknet. Aber sie muss sich auf ihre Arbeit konzentrieren. Das hilft ihr, den Schmerz zu vergessen. Darlena sieht dieses Bild im Spiegel. Sie selbst ist die kahle Frau.

Aber ihre Wahrnehmung, ihre Erinnerung ist verzerrt. Gewiss auch nur ein böser Albtraum, bestimmt täuscht sie sich, und sie war nie in der realen Welt in einer darartig bizarren Lage. Warum hatte sie nur diese extremen Träume? War sie krank? Musste sie in Behandlung, oder war sie bereits in solcher? Es fiel ihr schwer, die Realität von ihren Träumen zu trennen. Was gehört denn wozu?

Dann aber fiel ihr immer mehr ein. Meschregi. Ja, er war ihr Herr. Und sie wollte ihm gehorchen. Vollständig.
89. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 28.04.10 22:25

hallo ambi valent,


wird sie das in der zukunft wieder auseinandersortieren können.
wird sie erkennen was realität und was traum ist.

90. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 29.04.10 09:23


Zitat

hallo ambi valent,


wird sie das in der zukunft wieder auseinandersortieren können.
wird sie erkennen was realität und was traum ist.



Ich bin ja kein Psychiater,
Aber die Träume werden eine Folge der Gehirnwäsche sein.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein
91. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Jo-Jo am 09.05.10 22:34

ich bin auch gespannt, wie es weitergeht
92. Folge 41: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 13.05.10 21:05

41. Harte Arbeit und neue Freunde

Eigentlich hatte er nie Probleme mit dem Lernen gehabt. In der Schule, im Studium … alles ging wie von selbst. Und planen und Disziplin waren ihm fast fremd. Phil hatte eben immer Interesse für alles, und dann tat sich das fast von alleine. Jetzt aber war so viel zu tun, dass er weder aus noch ein wusste. Zum glück hatte er sich ein Team vertrauenswürdiger Netz-Admins herangezogen, die schon selber das Routine-Geschäft klar kamen, und bei denen die Tricks der NSA und der Russenmaffia nur ein müdes Gähnen verursachte. Er konnte sich eigentlich ganz auf Meschregi und Brigitte konzentrieren. Er wollte sie nicht mehr mit Sherezade oder Darlena benennen. Denn das erschien ihm nur künstlich, aufgesetzt und nicht real.

Er hatte die neuen Entwürfe für ihr Gesicht gesehen. Ja, sie war dadurch tatsächlich schöner, aber für Phil war es eine Verunstaltung. Denn es war nicht mehr Brigittes Gesicht, und eigentlich auch nicht Darlenas, sondern ´sein´ Gesicht. Meschregi hatte es in Auftrag gegeben, er hatte sie so vollständig eingenommen, dass er sich fast wie ein Frankenstein fühlen musste. Technisch gesehen hatte er Darlena zwar nicht aus Leichenteilen zusammengesetzt, aber er hatte ein neues Menschenleben, mit einem eigenen Gesicht und einer eigenen Vergangenheit geschaffen. Alles künstlich.

Gelegentlich fragte er sich, ob er Brigitte wirklich helfen könnte. Gut, sie war zwar eine Sklavin, aber ihr stand dennoch eine Zukunft vor ihr, für die sie viele beneiden würden. Und manche Frauen machten sich doch selber zu Sklavinnen – sogar Brigitte hatte das getan – und manche wurden gegen ihren Willen versklavt, konnten aber dennoch ein ganz befriedigendes Leben leben. War das Streben des Menschen nicht nach Glück? Und wäre Brigitte nicht als Darlena einfach glücklich? Vielleicht glücklicher, als er seine Brigitte je machen könnte? War es da nicht selbstsüchtiger Retterkomplex, dass er da Himmel und Erde in Bewegung setzten wollte, um Brigitte zu befreien? Oder einfach nur Rachsucht und Missgunst gegenüber Meschregi? Er sollte mit seiner skrupellosen Art eben keinen Erfolg haben. ´Gut´, dachte er sich, ´ich misstraue mir und meinen Motiven. Das ist auch gut so. Aber es ist nicht recht, einen Menschen so zu deformieren und seiner Bestimmung und Selbstbestimmung zu entziehen. Und Brigitte ist eben meine Aufgabe. Vielleicht gibt es ja doch einen Gott, der mich hierfür ausersehen hat. Komisch, diese Gedanken, wo ich doch immer den Gedanken an so einen Gott abgelehnt habe´.

Eigentlich hatte er nie Probleme mit dem Lernen gehabt, aber diese Aufgabe erforderte sorgsame Planung und viel Disziplin. Am schwersten viel ihm, Arabisch zu lernen. Den ersten Crash-Kurs hatte er schon durch, aber sein Privatlehrer konnte sich das Lachen an manchen stellen nicht verkneifen. Er mochte die Sprache nicht, und auch nicht die fremden Schriftzeichen. Freiwillig hätte er sie nie gelernt. So aber war es notwendig. Und das sagte er sich mindestens hundert Mal an jedem Tag.

Seine Recherchen nach Brigittes bürgerlichen Leben waren auch sehr aufwendig. Die Unterlagen der Schulen und Universitäten waren nicht digitalisiert. Ein Retrieval-System für Microfiche half ihm weiter, aber ohne OCR wäre er nie auf ihre Geschichte gekommen. Das läge auch zu lange zurück. Nun hatte er die Wesentlichen Eckdaten, sogar die Passbilder, die sie bei den Bewerbungen für das Stipendium eingereicht hatte.

Als nächstes war der Kontakt mit ihren Eltern dran. Beim ersten Telefonat hatte die Mutter recht schnell aufgelegt. Er musste es noch mal versuchen.

Diesmal war Heinz Schlomberg, Pastor einer kleinen Kirchengemeinde nahe der Lüneburger Heide auf dem flachen Land, dran. ´Meine Frau sagte mir, dass sie wohl schon mal angerufen haben. Aber sie konnte nicht sprechen, denn der Schmerz sitzt zu tief, wenn sie an Brigitte denkt. Was wollten sie eigentlich mit ihr?´

´Nun, ihre Tochter befindet sich in einer sehr schwierigen Lage. Sie wird einer Art Gehirnwäsche unterzogen. Meine Organisation versucht, sie da raus zu holen und zu retten. Ich brauche darum dringend ihre Mithilfe. Es tut mir leid, wenn ich ihnen schmerzliche Erinnerungen wach rufe. Aber ohne Sie komme ich vermutlich nicht weiter.´

Nach einem endlos scheinenden Schweigen kam dann gepresst: ´Natürlich helfen wir so gut wir können. Aber ich kenne sie nicht. Wie sollte es weiter gehen?´

´Ich würde sie besuchen und Ihnen unseren Kenntnisstand mitteilen. Wir sollten einen Termin machen. Wenn sie helfen wollen, dann suchen sie bitte alles heraus, was sie über sie haben, Fotos, Schulaufsätze, Namen von Freundinnen, Anekdoten aus ihrem Leben. Einfach alles. Wir müssen ihr ihre Vergangenheit zurück geben. …´

Der Termin war dann schnell gemacht …

Die Geschichte von Brigitte Schlomberg war nicht spektakulär. Eine Musterschülerin, meist still, hervorragend in Mathe und Naturwissenschaften, immer brav und fromm. Keine Liebschaften oder Parties. Eigentlich die Freude ihrer Eltern. Sie waren so stolz auf ihr wohlgeratenes Kind. Ihr Studium der Informatik setzte die Erfolgsgeschichte fort. Sie war zwar in Hamburg an der Uni, und hatte dort ein Zimmer im Wohnheim, hielt aber immer engen Kontakt nach Hause. Eigentlich war es schon zu viel Sauberkeit, eher das Leben eines Mauerblümchens. Auch ihre Promotionsstelle bekam sie mühelos.

Es muss wohl mit den Bewerbungen zu tun gehabt haben, als sie sich für die Zeit als Expertin für Netz-Sicherheit beworben hatte. Sie veränderte sich spürbar. Ihre Erzählungen wurden knapper. Sie habe da jemanden kennengelernt. Internationales Geschäft. Ein äußerst charmanter Mann.

Ihre Eltern machten sich Sorgen, als sie seinen Namen nicht sagen wollte. Schließlich riss der Kontakt ab. Sie sahen sie auf der Promotionsfeier zum letzten Mal. Nur aus der Entfernung konnten sie sehen, wie sie von einem gut aussehenden Mann in einer imposanten Limousine abgeholt wurden.

Nur noch ein Brief, Wochen später, erreichte sie. ´Liebe Eltern, ich habe mein Glück gefunden. Leider kann ich euch nicht mehr besuchen, zu viele Verpflichtungen. Macht euch keine Sorgen … Brigitte.´

Das war vor sechs Jahren gewesen. Seit dem: Nichts. Eine Ersuchen bei der Polizei war ergebnislos, sie wären dafür nicht zuständig. Es sei doch eine erwachsene Frau, die sich dazu ordentlich abgemeldet habe. Auch eine große Detektei konnte keine Spur von ihr entdecken. Ihre Mutter wurde fast Wahnsinnig vor Sorge. Aber sie konnten nichts tun. Schließlich erwähnten sie sie nicht mehr in ihren Gesprächen. Durch den Anruf und Besuch von Phil brachen alte Wunden auf.

Phil erzählte ihren Eltern nur eine sehr abgemilderte Version der Geschichte. Die Unterlagen, die er einsehen durfte, scannte er direkt ein und nahm nichts mit. Er versicherte ihnen, dass er sich melden würde, wenn er mehr wüsste. Es könnte noch Jahre dauern und wahrscheinlich würden sie ihre eigene Tochter nicht wieder erkennen, aber er wäre sehr intensiv dran. Viel Mut hatten die Schlombergs nicht gewonnen, dafür war auch die abgemilderte Version zu erschreckend. Dennoch waren sie Phil dankbar, denn die Ungewissheit war ihnen noch schrecklicher gewesen.

Auch hatten sie ihren Groll gegen ihre Tochter begraben, denn ihr Schweigen war so verletzend für sie gewesen. Da es aber nicht sie selber war, sondern dass sie unter Einfluss eines Fremden stand, erleichterte ihnen, sie im Gedanken wieder ganz zu lieben. Ihre Mutter sagte: ´Ich konnte noch nicht mal richtig für sie beten, denn ich hatte so eine Wut auf sie. Mein armes Kind. Ist das nicht herzlos von mir, dass ich es um meinetwillen ihr Schweigen für schlimmer hielt als die Kenntnis, dass es sie wirklich so übel erwischt habe. Wäre es nicht besser gewesen, wenn es ihr gut ginge, wir aber keine Kenntnis davon haben?´

Phil konnte ihre Selbstzweifel verstehen. ´Ich weiß nicht, ob es gut ist, wenn ich sie befreie. Dann sie ist wahrscheinlich in ihrem Zustand glücklich. Aber es ist nicht recht, sie so in einem goldenen Käfig zu halten.´

Die Schlombergs hatten ihn nach anfangs kritischer Prüfung doch ins Herz geschlossen. Und wenn es um Hilfe ging, würden sie alles tun. Sie hatten sogar akzeptiert, dass sie einiges nicht erfahren durften, wegen der Geheimhaltung, und dass sie keine weiteren Schritte ohne seine Kenntnis mehr unternehmen sollten. Sie waren nachher so dankbar und meinten, der Himmel schicke ihn. Der Vater bestand darauf, dass er ihn Segnen wolle. Phil war zwar immer noch nicht fromm, aber er ließ es über sich ergehen, und irgendwie war er gerührt. Als er wieder fuhr, hatte er neue Freunde gewonnen.

Auf der Autofahrt ging ihm Brigitte nicht aus dem Sinn. Ihre Kinderbilder ... sie hatte so viel liebenswertes. Und die Genialität, die sich hinter dem unscheinbaren Mädchen verbarg. Und dann die Bilder ihres gefolterten Körpers. Beinahe hätte er einen Unfall gebaut. Er musste sich auf den Verkehr konzentrieren, sonst wäre seine Lebensaufgabe schnell verloren.

So, und nun weiter mit dem Arabisch-Studium … Phil startete wieder die Lern-CD, die ihn noch den Rest der Autofahrt begleiten sollte.
93. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 13.05.10 22:44

hallo ambi valent,

danke für diese super und erreignisreiche fortsetzung. davon will ich noch mehr lesen.
94. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Jo-Jo am 14.05.10 22:55

Danke für die Fortsetzung
95. RE: Folge 42: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 15.05.10 12:24

42. Tabita versus Agnes

Sie konnte sich nicht rühren, überall Bandagen. Was war los? Sie konnte ihre Gedanken nicht fixieren. Ja, da waren dies Fundamentalisten, die ihr Säure ins Gesicht gespritzt hatten, bloß weil sie sich nicht verschleiern wollte. Und dann hatten sie sie mit Eisenstangen maltertiert. Und dann waren da die Leute von Meschregi, die hatten sie gerettet. Die Fundamentalisten abgeschossen wie räudige Hunde. Sie hatten das auch verdient. Aber wie sanft dann Sidi Meschregi mit ihr sprach: ´Wir kriegen das wieder hin, Ich habe die besten Ärzte der Welt. Aber wir müssen dich in ein künstliches Koma versetzen.´

Und jetzt kam sie wieder zu sich. Sie hörte noch die Stimmen in sich die ihr sagten, dass sie dankbar war. So dankbar. Sidi Meschregi ist ihr Retter. Sidi Meschregi ist ihr Herr. Sie muss ihm gehorchen, sie gehört jetzt ihm, ganz ihm, denn er hat sie gerettet. Alles wurde klar, ja, so war es gut. Sie wollte ihm gehorchen und alles wollen, was er wollte. Er hatte sie, Tabita Rifka, erwählt, damit sie ihm dienen konnte. Oh ja, der Herr ist gut.

Es waren wie warme Gedanken, die ihren fixierten Körper wie Wellen durchstömten. Wohlige Wellen. Und die Wellen spürte sie besonders an ihren Brustwarzen und ihrem Kitzler. Sie gebrauchte andere Wörter, denn sie dachte in Arabisch. … bis eine Dissonanz sie aus ihren wohligen Träumen riss.

Ein Gedanke in einer ganz anderen Sprache. Deutsch. Ja, ich bin Deutsche. Ich bin Agnes, und das sind alles Fremdsuggestionen, ich bekomme gerade eine Gehirnwäsche. Ich heiße nicht wirklich Tabita Rifka. Und es gab auch nicht wirklich Fundamentalisten mit einem Säureanschlag. Langsam bekam sie einen klaren Kopf. Es war zwar noch vieles wirr, aber sie hatte die Hauptlinie wieder im Griff. Sie dachte: ´Scheiße, ich wollte mich doch gar nicht wehren. Ich wollte doch Tabita Rifka sein. Denn wenn ich noch Agnes bin, wir er das merken, und dann geht es mir schlecht, sehr schlecht.´

Jetzt durchbebte ihren Körper eine Welle der Angst. Denn sie wusste, wozu dieses Monster fähig war. Die Bilder von der misshandelten Sherezade standen ihr allzu lebhaft vor Augen. Wie sie da korsettiert aufgespießt auf einem Dildo saß, die Handgelenke mit ihren Nipperingen verbunden, den Mund aufgespreizt und Gewichte an ihrem Zungenpiercing. Oder würde er sie dazu verdammen, was sie fast ebenso fürchtete? In einer Zelle als Gumminonne, sich selbst geißeln zu müssen? Mit Sicherheit hatte er diese und ähnlich entsetzliche Vorstellungen, was er ihr auferlegen könnte. Und wenn er herausbekam, dass seine Konditionierung nicht funktioniert hätte, würde er sicher die ganze Palette seiner kranken Phantasien an ihr durchspielen.

Aber sie wollte ihm doch völlig gehorchen. Sie wollte seine Sklavin sein. Sie wollte überleben, sie wollte nicht leiden. Sie wollte nicht weiter gebrochen werden. Warum hat das mit der Konditionierung nicht geklappt? Das Mantra?

´Ich bin Tabita Rifka, eine gehorsame Sklavin von Said Meschregie. Mein Herz ist versiegelt.´

War es zu stark? Das ich mein Herz versiegelte? Jetzt bemitleidete sie sich und verfluchte sich dafür, dass sie überhaupt diese schwache Form des Widerstandes geübt hatte. Sie hätte sich vorbehaltlos aufgeben müssen. Sie hätte nicht mehr Agnes sein wollen. Sei hätte ihre richtigen Eltern, die Schule, den Klub, Vicky, Tom und Karen einfach vergessen sollen. Nur noch Tabita Rifka, die privilegierte Sklavin von Said Meschregi sein. Das hätte eine Art von Glück bedeutet. Aber das war jetzt dahin. Nein, das Mantra konnte es nicht gewesen sein.

Und dann war da die Stimme. Es war nicht die Stimme Meschregis, nicht die Stimmen, die ihr die klebrigen Botschaften über die Kopfhörer ins Hirn säuselten. Es war eine klare Stimme. Eine Stimme, die sie mit ihrem Herzen hörte, nicht mit den Ohren. ´Agnes, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein. Ich werde dich auch in dem finstersten Tal bewahren.´

Agnes schluckte. Es war etwas, was sie in der Bibel mal gelesen hatte, beim Konfirmantenunterricht. Wieso kam das jetzt? Und warum war die Stimme so klar, es war nicht einfach eine Erinnerung. Die Stimme war irgendwie Heilig. Und der Anspruch, sein zu sein war ganz anders als alles, was Meschregi von ihr wollte. Meschregi wollte nicht sie selber. Er wollte sie nur als Rohmaterial, um daraus eine neue Puppe zu basteln, er wollte sich an ihrer Zerstörung weiden. Diese Stimme aber wollte sie bewahren, sie wollte sie schützen und achten, wie eben die guten Eltern, die sie so gerne gehabt hätte. Ein Gefühl der Rührung breitete sich in ihr aus. Sollte es wirklich diesen Gott geben, der sich so sehr verborgen hält, um sie letztlich doch hindurch zu führen? Ihr Herz wurde ganz still.

Nachdem sie diesen Frieden eine Ewigkeit ausgekostet hatte, fasste sie wieder Mut. Wenn es also mit der Selbstaufgabe nichts werden sollte, dann musste sie das Rollenspiel perfekt durchziehen, bis zu dem Tag ihrer Rettung. Sie durfte nur nicht blauäugig sein, und sich diese allzu leicht vorstellen. Denn auch mit der Zusicherung göttlicher Hilfe ist die Gefahr des Absturzes nicht gebannt. Zu viele Menschen sind gefallen, tief gefallen, und auch wenn sie diese Hand Gottes vielleicht in ihrem Leben als Angebot gespürt haben. Mut ist gut, aber er sollte nicht zur Tollkühnheit verführen. Es gilt, klug zu sein.

Sie musste ihre Identität als Tabita Rifka ganz verinnerlichen. Alle falschen Erinnerungen müssen lebendig bleiben, um sich ihrer zu bedienen. Sie darf sich nicht in einer selbstgemachten Schizophrenie verlieren. Sie musste ganz stille werden, sich in den Hintergrund zurück ziehen, und Tabita machen lassen. Sie musste Tabitas Existenz bejahen, willkommen heißen. Und Tabita würde ihre Sache gut machen. Sie würde sie Beide, Agnes und sich, beschützen.

Innerlich musste sie schmunzeln. Da lag nun irgendwo eine vermummte, überall bandagierte Gestalt, die sich nicht rühren konnte. Die Bedrohungen, dass sie als Spielball verloren ging, allzu mächtig, und dennoch fühlte sie sich frei, so frei sich im Sturm zu wiegen und nicht zu zerbrechen. Eigentlich passierte doch gar nichts in dieser Szene, und doch war sie der Weg zum Leben.

-----

Said Meschregi überflog die Berichte über sein Spezialprojekt auf dem Flug von Sao Paulo nach Paris. Er hatte eigentlich genug zu tun aber diese Berichte waren ihm Quelle der Freude. Sozusagen sein Hobby.

Alles ging wie erwartet. Die Heilungsfortschritte waren nach den gelungenen Operationen eher besser als erwartet, keine Komplikationen. Bald schon könnten die Bandagen runter. Aber er wollte ja dabei sein, wenn seine Geschöpfe an das Licht der Welt traten. Es war auch gut, das sie das Koma schon jetzt beendet hatten und die Konditionierung und Ausbildung fortsetzten. Der Bericht sagte, dass stärkere Muskel-Kontraktionen bei Tabita kurz nach dem Aufwachen festgestellt worden waren. Wahrscheinlich erlebte sie ganz, wie dieser Säure-Anschlag auf sie verübt wurde. Er wusste zwar, dass die Instruktionen für die künstliche Erinnerungen nur sehr grob war, aber Tabita hatte eine so wunderbare bildhafte Phantasie. Sie meinte sicher, sich an jedes Barthaar und die hassverzerrten Minen der Angreifer erinnern zu können. Er hatte das Gefühl, dass diese Art, Horror und Schmerzen zu erzeugen, obwohl doch in Wirklichkeit nichts passiert war, besonders subtil war.

Leichte Reizströme sollten ja eine Atrophierung der Muskeln verhindern, aber sie waren sicher geschwächt. Sie mussten dann möglichst schnell das Reha-Programm durchlaufen und dann das Kampfsport-Training. Sie sollten in allem gut sein. Und dann könnte man schon bald damit rechnen, dass sie ihre Aufgaben im Unternehmen ausführen sollten.

Diese Gedanken schienen ihn viel mehr zu bedeuten, als diese Scrofa, die ihn wieder mal in ihrer rosa Latex-Stewardessen-Uniform verwöhnte. Sie trug zwar den farblich abgestimmten Ballknebel, dann sonst konnte man ihr Plappermäulchen nicht still kriegen, aber es schien ihm, als lächele sie trotzdem. Sie war auch eine äußerst willige Sklavin und machte alles mit. Jeden Wunsch las sie ihm von den Augen ab. Aber völlig uninspiriert, nur was für fleischliche Genüsse. Er verachtete sie, auch wenn er sie gerade benutzte.
96. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 15.05.10 13:57

Zitat

„Agnes, ich habe dich bei deinem Namen gerufen. Du bist mein.
Ich werde dich auch in dem finstersten Tal bewahren.“


Da scheint ja bei Agnes noch nicht alles verloren zu sein.

Wahrscheinlich war ihre Psyche zu stark, das die Gehirnwäsche
nicht wie gewollt funktioniert.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob sie es vor den Ärzten
und Meschregi verbergen kann??

Jetzt liegt alles bei Agnes (Tabita) ob sie es durchhalten kann,
oder ob ihr im Schlaf nicht ein Traum, der Erinnerungen, alles zunichte macht.

Danke Ambi Valent, Du verstehst es wirklich
den Spannungsbogen weit geöffnet zu halten.
-----
Gruß vom Zwerglein
97. Folge 43: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 16.05.10 21:24

43. Karen und der innere Kreis

(Said Meschregi - noch immer auf dem Flug von Sao Paulo nach Paris)

Nach dem Statuscheck bezüglich seiner beiden Lieblingsprojekte waren die Berichte über neue Mitarbeiter in Führungspositionen dran. Interessant war diese Karen Nouresse, stellvertretende Personalleiterin für das neue Pariser Bildungsinstitut. Sie sollte auch die Bewerbungen für die neuen Studenten durchsehen. Natürlich hatte er zum Test einige extra drin gelassen, die eigentlich nicht den Kriterien entsprachen, oder aber gefälschte Zeugnisse hatten. Die waren nicht leicht zu erkennen, aber Karen hatte alle faulen Eier erwischt. Enorm fleißig und pfiffig zugleich. Die wollte er sich genauer ansehen, eine Kandidatin für den inneren Kreis.

Der innere Kreis, das waren seine besonderen Vertraten. In die wurden nur die aufgenommen, auf die er sich verlassen konnte. Selbst die Geschäftsführer einiger kleinerer Unternehmen seines Konzerns gehörten nicht dazu. Natürlich nur vorläufig, denn sein Plan war, den Konzern sehr eng zu führen, aber zum inneren Kreis sollen nur die Zugang haben, die durch bestimmte Tests auch ihre persönliche Loyalität unter Beweis gestellt haben. Und gut Ding braucht Weile.

Noch aus dem Flugzeug heraus hatte er einen Tisch in einem Restaurant der gehobenen Mittelklasse bestellt, samt einer Karen, die er vom Büro direkt abholen lassen wollte. Eigentlich hätte er sein Lieblingsrestaurant in Erwägung gezogen, aber Karen konnte sich nicht umziehen und entsprechend vorbereiten. Da wäre das Ambiente für beide kein rechter Genuss gewesen. In dem gewählten Restaurant konnte sie es mit ihrem Business-Kostüm gerade noch aushalten. Der Preis für spontane Entschlüsse …

Er erkannte sie sofort vom Foto her. Sie hatte einen gewissen Reiz, definitiv hübsch und mit Ausstrahlung, aber schon ein wenig alt für seinen Geschmack. Aber es ging ja nicht um neue Liebschaften, sondern um einen Business-Kontakt. Und Karen sollte vor allem eines: Hervorragend in ihrer professionellen Funktion sein.

Sie hatte einen spröden Charme, zurückhaltend und beobachtend, nicht zu verwechseln mit Schüchternheit. Ein dezentes Lächeln und eine feste Selbstsicherheit beeindruckten ihn. Bereits im Wagen kam er zur Sache. ´Die Berichte über sie sind hervorragend. Das Ende ihrer Probezeit wollte ich mit Ihnen zusammen feiern.´

´Sie verzeihen, aber ich habe keine besonderen Leistungen bislang zeigen können. Ein Wirtschafts-Tycoon wird sich kaum wegen einer bestandenen Probezeit derartig ins Zeug legen. Ich bin über Ihre plötzliche Einladung natürlich höchst entzückt und geschmeichelt, aber auch irritiert.´

´Sie irren sich nicht, in manchem aber schon. Unter ihren Routine-Aufgaben wurden ihnen einige faule Eier untergeschoben, zum Test, wie sie Dinge bearbeiten und einschätzen. Diese Aufgabe haben sie bravourös gemeistert. Auch wie sie die Konkurrenz der Personalchefin aufgefangen haben. Sie haben ihre Klasse sehr wohl unter Beweis gestellt. Und natürlich kümmere ich mich nicht persönlich um meine Mitarbeiter. Nur die, die zu zentralen Aufgaben im Konzern berufen sind. Ich nenne sie den „Inneren Kreis“. ´

´Und da sehen Sie mich?´ Karen war ganz verblüfft.

Meschregi schien nicht direkt auf die Frage einzugehen. ´Hier geht es um ein besonderes Vertrauensverhältnis. Um absolute Loyalität. Etwas sehr persönliches.

Wir sind da. Lassen sie uns drinnen weiter reden.´

Der Tisch war in einer Nische, sehr geschmackvoll, mit Kerzenschein. Karen fragte sich, ob er sie verführen wolle. Aber irgendwie passte es nicht. Er kannte sie noch nicht gut genug, nur die Akte, und die war sicher eher Beruflich orientiert.

Nach der Bestellung ging es weiter. ´Nun, mir sind für die Beziehungen im inneren Kreis auch die privaten Kontakte wichtig. Sie haben keinen Lebensgefährten und haben auch keine intime Kontakte zu Frauen. Sie scheinen nur für ihre Arbeit zu leben.´

´Das ist nicht ganz korrekt. Ich bin zwar gerade solo, aber mir ist Sport, Gymnastik und Schwimmen, sehr wichtig. Also loben sie mich wegen meines Fleißes nicht zu viel.´

´Sie bringen es auf den Punkt: Zur Zeit ist das so. Frauen neigen dazu, sich weit auf ihren Liebhaber einzulassen. Und wenn sie einen solchen gefunden haben, wird es bei ihnen nicht anders sein. … womit wir wieder beim Problem der dauerhaften Loyalität wären.´

Karen errötete, sagte aber nichts.

´Von Mitgliedern des inneren Kreises erwarte ich, dass sie keine Liebschaften unterhalten. Das ist sicher sehr hart …´

Karen zuckte nicht mal. War sie wirklich so ein Workaholic?

´… und ich fordere sogar noch mehr. Ich will, dass sie einen Keuschheitsgürtel tragen. Selbstverständlich würde ich die Schlüssel verwalten. Es wäre ein Zeichen ihrer Loyalität, sich so mir anzuvertrauen.´

Jetzt erstarrte Karens Mine. Leichte Sorgenfalten erschienen auf ihrer Stirn. Minutenlang wurde kein Wort gesprochen, Sie sahen sich beide an. Es war wie ein Duell, wer würde das Wort ergreifen?

Schließlich antwortete Karen doch mit einem Lächeln, dass allerdings nicht mehr selbstsicher wirkte, sondern ihren inneren Aufruhr verbergen sollte. ´Sie wollen eine Sklavin, eine Dienerin. Ich soll keine sexuelle Befriedigung mehr haben, und sie wollen sie mir sicher nicht gewähren.´

´Ein kleiner Preis, wenn es den Zugang zum Inneren Kreis bedeutet. Sie werden Macht haben, wie sie es sich wohl kaum vorstellen können.´

´Ich fühle mich wegen ihres Antrages wegen ungemein geschmeichelt. Ich wäre sogar bereit, auf meine sexuellen Freuden zu verzichten, und wäre bereit, alles in meiner Macht stehende zu tun, damit Sie dieser Freuden teilhaftig würden.´

´Sie sprechen im Konjunktiv.´

´Ich muss ihren Antrag leider ablehnen. Denn ich könnte mit einem Keuschheitsgürtel meinen Sport nicht mehr ausführen. Kein Schwimmen, keine Gymnastik, keine Sauna, kein Rad-fahren. Nichts.

Auch wenn ich das alles um Ihretwillen opfern wollte, so kenne ich mich gut genug, dass ich dann in eine Depression fallen würde. Ich könnte meine Arbeit nicht mehr so gut ausfüllen und wäre bald wertlos für den Konzern und für sie.´ Der aufmerksame Beobachter konnte die inneren Spannungen von Karen sehr klar erkennen.

´Ich fürchte, ich habe sie falsch eingeschätzt. Aber ich sehe eigentlich nur eine Beschäftigung im Unternehmen für Sie; Im inneren Kreis oder gar keine Beschäftigung. Sie hatten fälschlich angenommen, dass dies hier ein Kaffeekränzchen werden soll. Ich bedaure das Missverständnis.´ Meschregis Stimme war nun leise und eisig.

Für Karen brach eine Welt zusammen. Sie hatte sich so große Hoffnungen gemacht, vorwiegend wegen Agnes, aber auch sie selber war karrieregeil. Und nun, in einer Sekunde … alle Träume zu Nichte. Oder sollte sie doch? Nein, es ging nicht. Sie konnte sich nicht selbst so demontieren. Ihr Argument war nur allzu zutreffend. Sie würde unweigerlich zu Grunde gehen. Die Tränen schossen ihr in die Augen.

Mit einer abrupten Stand sie vom Tisch auf, gerade, als das Make-Up verlaufen wollte. Ihre Stimme war jetzt so laut, dass wohl das halbe Restaurant es sehr deutlich hörte und die Köpfe wandte: ´Um Ihretwillen hätte ich sogar auf Sex verzichtet, aber es gibt Grenzen. Da mache ich nicht mit!´ Karen ging entschieden Schrittes und erhobenen Hauptes aus dem Restaurant.

Die schweigende Aufmerksamkeit aller Gäste und der Bedienung konzentrierte sich nun ganz auf ihn. Er fühlte sich vielleicht zum ersten Mal als das, was er eben war: Ein mieses Schwein. Eine Welle des Zornes wollte von ihm Besitz ergreifen, aber er lehnte sich nur lächelnd zurück. Eine überaus interessante Erfahrung, dachte er. So viel Mut hatte er bei einer Frau nicht gesehen. Es hätte noch gefehlt, wenn sie ihr Glas Wasser ins Gesicht geschüttet hätte.

Er griff in die Tasche und holte sein Handy heraus, um mit seinem Chauffeur zu telefonieren. Diese schlechten Manieren wurden keineswegs übersehen. Er legte noch einen 50-Euro-Schein auf den Tisch und ging, mehr amüsiert als ein geprügelter Hund.

Sie hatte es versaut. Sie konnte Agnes nn nicht mehr helfen. Aber das? Es ging eben nicht. Nach der Metro-Fahrt, auf der sie viele mitleidig ansahen und dem kurzen Fußweg kam sie dennoch nicht zu ihrer Haustür. Meschregi versperrte ihr den Weg. Er hatte eine Reitgerte in der Hand.

´Was wollen sie noch von mir? Reicht es ihnen nicht, dass sie mich rausgeworfen haben? Dass sie meine Hoffnungen zerstörten?´

Meschregi schien entspannt und selbstsicher, sogar noch immer seinen Charme ausspielend. ´Sie haben mich wieder beeindruckt. Sie haben Mut und Charakter. Ich hätte da einen Vorschlag, wie wir beide ohne Gesichtsverlust weiter kämen.´

Karen war irritiert. Was könnte das sein? Aber sie glaubte nicht mehr an eine gute Lösung. Sie schwieg, war aber unschlüssig.

´Wir sollten es vielleicht besser oben bei Ihnen erörtern.´

´Sie erwarten, dass ich Sie nach dieser Szene in meine Wohnung lasse? Gut ich bin gewillt, mir Ihren Vorschlag anzuhören. Aber nur hier.´

Meschregi dachte, als sie keine Zeichen der Angst zeigte, dass sie ihn eben nicht kannte, und die Gefahr, die durchaus von ihm ausging. Aber dennoch fand er ihre Zurückweisung als Herausforderung. Es lag in seiner Natur, erobern zu wollen. Und diese Karen reizte ihn nun wirklich.

´Es gibt eine Möglichkeit, wie sie meinen Wünschen entsprechen können, ohne auf ihren geliebten Sport zu verzichten. Dabei würde ihnen ein Keuscheitsgitter fest zwischen ihre inneren Schamlippen montiert. Und ihre Klitoris würde durch ein steifes Hütchen geschützt. Sport dürfe damit kein Problem sein. Persönlich mag ich zwar keine Schambehaarung. Mit dieser aber würden sie wohl sogar in einer Sauna kaum auffallen.

Wenn es ihnen also ernst war, auf Sex zu verzichten, dann hätten sie hier ein absolut annehmbares Angebot.´

´Und dann darf ich weiterarbeiten? Und sogar in den inneren Kreis?´ Karen schwankte zwischen Skepsis und Hoffnung.

´Natürlich. Ich schätze sogar ihren Auftritt von gerade eben. Nur sollten sie ihn nicht wiederholen. Vielmehr, ich muss ihr Verhalten natürlich bestrafen.´ Wie spielerisch zog er mit der Reitgerte durch die Luft.

Karen verstand sehr wohl. Sie wusste genau, was auf sie zu kam. Sie dachte noch an ihre Session mit Agnes. Es war ihr, als wäre die Erinnerung ganz frisch. Und irgendwie wollte sie sogar die Schläge, wiewohl sie sie auch fürchtete. Ja, sie war bereit, sich diesem starken Mann zu unterwerfen. ´Wieviele?´

´Fünf, auf den nackten Arsch.´

´Gut. Kommen sie bitte mit.´ Karen ging zur Haustür.

98. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 17.05.10 00:23

Zuerst glaubt sie, alles versaut zu haben.

Doch dann hat sie Meschregi mit Ihrem Auftreten,
mehr beeindruckt, als wenn sie allem zugestimmt hätte.

Zitat

Ja, sie war bereit, sich diesem starken Mann zu unterwerfen. ´Wie viele?´

´Fünf, auf den nackten Arsch.´

´Gut. Kommen sie bitte mit.´ Karen ging zur Haustür.


Hier jedoch musste sie zustimmen, wenn sie versuchen will Agnes zu helfen.

Ob es bei den fünf, auf das nackte Hinterteil bleibt??

Danke Ambi Valent

-----
Gruß vom Zwerglein
99. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 17.05.10 00:25

hallo ambi valent,

bringt ihr nicht gerade diese offenheit und ehrlichkeit die volle sympathie. stimmt sie der diskreten lösung des keuschheitsschutzes zu?



100. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von MartinII am 17.05.10 11:07

Wunderschöne Geschichte.
101. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Annabelle am 18.05.10 08:06

Einen weiteren Maraton hinter mir. Ich muß gestehen das mich die Geschichten um Agnes gefesselt haben und nur Müdigkeit vom weiteren Lesen abhielt.

Dein Schreibstiel hat etwas besonderes für mich und es gibt nicht viele Geschichten die mich von Anfang an so beeindrucken das ich sie fast in einem Rutsch lese.

Ich selbst schreibe seit etwa zehen Jahren und ich muß zugeben so gut bin ich nicht wirklich. Aber das liegt auch am Stil eines jeden Erzählers von Erotischen Fetischgeschichten. Bleib bei deinem Stil.

LG
Annabelle
102. Folge 44: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 20.05.10 20:11

44. Catfight

Das Ambiente wirkte eher kühl, fast steril. Elegant, aber die besondere Note vermisste er. Nur die ausgesprochene Häufung von Miniaturen und Bildern von Katzen schien der Wohnung doch eine gewisse Persönlichkeit zu geben. Er suchte nach Spuren, ob hier eine oder mehrere lebende Katzen herumschlichen. Aber kein Futternapf, Katzenklo oder zerrissene Möbel setzten Makel in die perfekte Ausstattung. Karen war wohl eher eine Katzentheoretikerin.

Nach der erfolgten Abstrafung sagte er scharf. ´Es ist noch nicht vorbei. Knien sie sich vor mich!´

Karen zögerte nicht, sah auch zuerst zu Boden. Scham? Sklavinnen-Verhalten? Dann aber sah sie ihm direkt in die Augen. Und dieser Blick irritierte ihn. Er hatte, nichts verliebtes, nichts ängstliches, nichts unterwürfiges, nichts trotziges, noch nicht mal etwas provozierendes. Kein Interpretationsmuster schien auf Karen zu passen. Nichts schränkte ihren Gehorsam ein. Und er sah, dass sie seinen Anordnungen auch folge leisten wollte. Dennoch war es völlig anders als bei all den abgerichteten Sklavinnen, die den Gehorsam zu ihrer Natur gemacht bekommen hatten.

Erregend fand er das Fehlen der Angst in ihren Augen. Wusste sie noch nicht, wer sie da in seine Gewalt genommen hatte? War sie wirklich voller Vertrauen zu ihm? Nichts passte.

´Das war nicht das erste Mal, dass man Ihre Hinterbacken striemte!´

Die Pause war nur kurz. ´Neugier treibt seine Blüten. Auch wenn es nur zu der Erkenntnis reicht, dass es eben nicht zu mir passt.´ Meschregi fragte sich, ob Karen ihn anlügen wollte. Sie bleib bei dieser ruhigen Art, die unter einem fast vollständigem Gehorsam eine wilde Selbstständigkeit zeigte. Beunruhigend, dachte er.

´Wissen Sie, was Natursekt ist?´ Er wollte sie weiter zu ihrer Grenze treiben.

´Ja´, antwortete sie fast tonlos. Auch hier hatte sie zunächst auf den Boden gesehen, um im nächsten Moment wieder genau in seine Augen zu sehen. Keine Nervosität, keine Verachtung, kein Spott. Aber was war es, was trieb sie an?

´Und?´ Er beobachtete sie ganz genau. Sie nickte, nach einer kurzen Bedenkzeit. Ihre Lippen öffneten sich leicht, aber auch hier: Keine Pose einer Verführerin. Kein Lächeln, nur der stählerne Wille, dem Herrn gefallen zu wollen. Oder war es doch noch etwas anderes?

Er starrte ihr in die Augen. Wer hält es länger aus? Ohne zu blinzeln oder eine Änderung ihres Ausdrucks bemerkte sie: ´Ich könnte ihre Hosen öffnen.´

Er stellte sich vor, wie es wäre. Natürlich würde es keine saubere Sache sein, sondern ihre Haare, ihre Kleider … sie sähe aus wie eine begossene Katze. Ein grausames Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Etwas stimmte jedoch nicht. Es lag eine professionelle Kälte in ihrem Angebot. Kein Ekel, kein Stolz, keine Angst, keine Lust. Wenn sie fertig wären, würde sie sich abwaschen und es würde absolut nichts an ihr haften bleiben. Diese Aussicht frustrierte ihn. Es würde sie nicht demütigen, sondern ihn als unreifes Kind entlarven.

Er sah ihr weiter unbeirrt in die Augen. ´Erklären sie sich. Warum tun sie das? Haben sie Angst? Tun sie es nur für einen vermeintlichen Karriereschritt?´

Karen ließ sich Zeit. Als wäre es völlig normal, vor einem grausamen Mann zu knien. ´Sie haben die Macht. Und sie können es auskosten. Und ich habe kein Interesse daran, ihren Anspruch streitig zu machen.´

´Aber haben sie denn keinen Stolz? Kein Empfinden für Ekel?´ Er wollte sie weiter provozieren, sie aber blieb kühl.´

´Es geht hier nicht um mich.´

´Oh doch! Sie wissen sehr wohl, dass ich sie demütigen und beherrschen will. Und sie lassen sich auf eine ungewöhnliche Weise auf das Spiel ein. Ich könnte verunsichert sein und sie einfach töten. Würden sie sich wehren? Würden sie schreien?´

´Ich fürchte, auf diese hypothetische Frage kann ich ihnen nicht wirklich antworten. Ich denke, ich habe sehr gute Chancen, dass das nicht passiert.´ Sie wirkte noch immer ungerührt.

´Warum? Halten sie mich für harmlos? Glauben sie, dass ich noch nicht Frauen aus der puren Lust getötet habe?´ Meschergi wirkte kämpferisch, und er wollte ihr auch Angst machen.

´Ich denke, dass sie sehr gefährlich sind, und dass sie genau das schon mehrfach getan haben. Und darum fürchte ich sie nun weniger. Denn sie müssen sich nichts mehr beweisen. Und nun denken sie kühl und rational. Ich bin nicht ein Mädchen, dass sie gekauft oder auf der Straße aufgesammelt haben. Sie suchten eine kompetente Funktion in ihrem Unternehmen. Und sie schienen mit meinen Leistungen zufrieden. Ich denke, dass sie sich nicht aus purer Lust ihres Führungsteams entledigen wollen. Wäre dem so, dann wären sie nicht so erfolgreich, wie sie es sind.´

Karen war ihm zu professionell und kaltschnäuzig. Sie interessierte ihn immer mehr, denn hinter der scheinbar kalten Fassade schien ein Vulkan zu schlafen. ´Und was nun? Was wollen sie von mir? Doch nur die Karriere?´

Karen lächelte so leicht, dass er sich fragte, ob es nur seine Einbildung sei. ´Ich will ihren Respekt!´

´Sie glauben, ich würde Sie respektieren, wenn ich ihnen die dreckigste Stellung zuweise und sie sich das gefallen lassen?´

´Sie würden mich deswegen respektieren, weil sie wissen, dass sie mich so nicht berühren können. Es perlt ab wie an einer Lotusblüte.´ Sie sagte es mit dieser Gewissheit, als ob sie schlicht ein unbezweifelbares Faktum erklärte. ´Der Respekt, den ich schon jetzt an ihnen spüre, beruht auf ihrer Erfahrung, mich eben nicht einer Kategorie Frau zuzuordnen. Keine wahre Sklavin, keine „Damsel in Distress“, keine Zimperliese und keine Domina. Ich bin ich.´

Und es stimmte. Sie hatte ihn wirklich beeindruckt, denn sie gab ihm das Gefühl, dass sie ihn verstand. Sie schien ihn nicht zu verachten. Er dachte drüber nach, ober die Nacht bei ihr bleiben sollte, nur als ein guter und feuriger Liebhaber des Blümchensexes.

In einer Hinsicht hatte er recht. Sie verachtete ihn nicht. Sie zeigte auch ihr Mitleid nicht. Denn das würde sie vielleicht nicht überleben. Er hatte trotz all seiner Macht und Reichtum, trotz seines attraktiven Körpers und sein gewandtes Auftreten, trotz der Befriedigung seiner bizarrsten Wünsche genau das versäumt, was das Leben wirklich lebenswert macht: Die Liebe!
Er wird auf ewig unfähig sein zu verstehen, was Liebe wirklich bedeutet. Viele alte Geschichten, Mythen und Märchen, und nicht zuletzt hat Goethe mit seinem ´Faust´ mit dem Gedanken gespielt, seine Seele dem Teufel zu verkaufen. Und das hatte er getan. Er war aus ihrer Sicht nicht mehr zu retten. Und sie selber? Ging sie nicht gerade den selben Weg?

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Didier Laurant war stolz auf seine Erfolge. Er hatte ein starkes Team, aber auch selbst stets ein gutes Gespür für die richtigen Entscheidungen gehabt. Er liebte die subtile Führerschaft. Als Personalvorstand in einem Institut für Human Relationship - so pflegte er sein Institut zu nennen – hatte er eigentlich mehr Rechte als nur der stellvertretende Geschäftsführer zu sein. Er war die graue Eminenz, und der ´offizielle´ Geschäftsführer hatte einen stillen Pakt mit ihm geschlossen. Beide glaubten, vereint den Kapitaleigner im fernen Libyen trotzen zu können. Sie hatten das Netz der Macht sein filigran gesponnen. Natürlich vermieden sie es, irgend eine Anweisung von der Zentrale nicht peinlich genau zu befolgen. Es galt, keine Angriffsfläche zu liefern. Und unter der glatten Fassade konnte er seine Macht entfalten.

Beunruhigt war er allerdings, dass dieser Meschregi tatsächlich seine rechte Hand zum Abendessen ausführte, ganz spontan. Karen war enorm fähig, äußerst loyal, aber stets auch undurchsichtig. Was wollte er von ihr? Sicher, sie war hübsch und strahlte einen spröden Charme aus, aber doch sicher nichts, was er nicht viel besser ständig um sich scharte. Und nun betraten diese Beiden sein Büro.

´Bonjour Didier´, Meschregi hatte ihn vorher noch nie persönlich gesehen, aber die Art, ihn mit seinem Vornamen anzusprechen, wirkte, als wollte er sagen „garçon“.

´Sie haben da aber eine ganz außergewöhnliche Mitarbeiterin. Sehen sie sich die bitte einmal aus der Nähe an.´

Didier Laurant fühlt sich ziemlich unwohl. Es hatte ihm einen schweren Schlag versetzt, mit so wenigen Worten aus der Bahn geworfen zu werden. Wäre dieser Meschregi nicht so ein mächtiger Mann, letztlich sein Chef, dann hätte er … nein, nicht geschlagen …. er hätte ihn hinauswerfen lassen. So aber ging es nicht. Da er sich ohnehin gerade zur Begrüßung erhoben hatte, und nun vor Karen stand, wirkte er wie ein kleiner Befehlsempfänger. Er hasste Meschregi bereits abgrundtief.

Und er sah sich Karen tatsächlich an. Ihre Haltung, ihr Ausdruck – undurchsichtiger denn je. Kein Triumpf, keine Kumpanei mit dem mächtigen Eindringling, aber auch nichts, das auf Loyalität zu ihm hinwies. Was ging in ihr vor?

Meschregi spielten den Regisseur, und die Beiden waren seine Puppen. ´Sie fragen sich gewiss, was die schöne Karen bei einem Tête-à-tête mit dem Konzernfürsten macht? Intrigiert sie? Sägt sie an ihrem Stuhl?´

Das Blut schoss Laurant ins Gesicht. Er versuchte intensiv, Spuren zu erkennen, die Karen verrieten. War sie ihm vielleicht doch treu geblieben? Hatte sie die Pferde gewechselt, diese Schlampe? Aber Karen behielt ihr Pokerface. Laurant glaubte, dass damit ihre Schuld bereits erwiesen sei. Und Meschregi kostete diese Szene aus.

´Sie sind davon überzeugt, dass es einen Grund hatte, warum mich Karen nach dem Restaurant-Besuch in ihre Wohnung gebeten hat … Karen, haben sie mich in ihre Wohnung gebeten?´ Karen nickte leicht.

´Didier, willst du dir das so einfach gefallen lassen? Sie hat zwei Ohrfeigen verdient, schlag sie!´

Karen sah Laurant mit undurchschaubarer Mine an. Offensichtlich rechnete sie damit, sich die Schläge einzufangen, und offensichtlich würde sei sich nicht wehren.

Ein kurzes Zucken, aber Laurant hatte sich wieder im Griff. Er setzte sein selbstsicherstes Lächeln auf und wandte sich an Meschregi. ´Ein Test. Sie wollen mich testen. Und Karen haben sie vermutlich auch getestet. Hat sie bestanden?´

Meschregi lächelte nun auch, scheinbar entspannt. ´Karen, er meint, ich solle dich testen. Das war nicht nett von Didier. Er hat die Ohrfeige verdient.´

Karen zögerte nicht, und ihr Schlag war nicht vernichtend, aber auch keineswegs harmlos. Laurant war nun wirklich aus der Fassung. Er konnte nur noch zuhören als Meschregi ausführte.

´Loyalität muss gelegentlich auf die Probe gestellt werden. Das wissen Sie doch, Didier. Karen ist loyal. Ich kann mich auf sie verlassen. Aber auch ihre Reaktion respektiere ich. Ich bin allerdings für den Rollentausch.´

Der mittlerweile verunsicherte Laurant fragte sich offensichtlich, ob er nun Karen auch eine runter hauen sollte. ´Nein, nein. Ich meine nicht die Rollen in diesem Test, sondern ihre beide Rollen hier. Karen wird zum Personalvorstand und sie, Didier, werden ihr Stellvertreter. Das gilt ab sofort.

Ich mache ihnen keine Versprechungen, wie sich ihre weitere Karriere gestalten wird, Didier. Wenn sie sich loyal erweisen, zunächst mir gegenüber, als auch ihrer neuen Vorgesetzten gegenüber, sehe ich auch Raum für noch größere Aufgaben. Denn ich habe sehr wohl ihr Geschick bei der Leitung dieses Hauses beobachtet. Ich halte sie für fähig, sogar sehr fähig. Sollte aber ihre Loyalität hinter meinen Erwartungen zurück bleiben … nun, es täte mir leid. Ich verliere höchst ungern fähige Köpfe.´

Laurant stand wie ein begossener Pudel da. Zuckerbrot und Peitsche. Und nun war da mehr Peitsche als Zuckerbrot. Wollte dieser Meschregi ihn nur vorführen? Oder wollte er ihn wirklich eine weitere Karrieremöglichkeit eröffnen, wenn er sich denn brav unterordnete? Offensichtlich war mit Meschregi nicht zu spaßen. Und Karen … er würde sehen, wie sich die Lage entwickeln würde. Sicher würde er auch über vertrauliche Gespräche mit Head-Huntern nachdenken. Nun aber galt es, gute Mine zum bösen Spiel zu machen. Er sollte Intrigen gegen Karen erst gar nicht in Erwägung ziehen. Denn das würde sicher schief gehen.

´Madame Nouresse, unter den gegebenen Umständen wäre es sicher angemessen, wenn wir unsere Büros tauschten. Aber das bleibt selbstverständlich in Ihrem Ermessen.´ Meschregi lächelte. Laurant konnte tatsächlich eine große Karriere in seinem Konzern machen. Aber er würde ihn weiter beobachten lassen.
103. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 20.05.10 23:54

hallo ambi valent,

da hast du wieder hervorragend geschrieben. bitte schreibe weiter. ich freue mich jetzt schon auf den kommenden nachschub. danke
104. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Zwerglein am 21.05.10 18:42

Zitat

Er war die graue Eminenz, und der ´offizielle´ Geschäftsführer hatte einen stillen Pakt mit ihm geschlossen. Beide glaubten, vereint den Kapitaleigner im fernen Libyen trotzen zu können. Sie hatten das Netz der Macht sein filigran gesponnen. Natürlich vermieden sie es, irgend eine Anweisung von der Zentrale nicht peinlich genau zu befolgen. Es galt, keine Angriffsfläche zu liefern. Und unter der glatten Fassade konnte er seine Macht entfalten.



Da scheint ja, auch nicht alles mit rechten Dingen zugegangen zu sein.

Armer Didier Laurant, wehe dir wenn Karen, deine neue Chefin, dahinter kommt.

Wenn ich jedoch weiter lese, habe ich den Eindruck, das Meschregi schon irgendetwas davon weiß, oder zumindest Vermutet.

Vor ganz kurzer Zeit hätte sich Didier nicht Vorstellen können, seinen guten Posten zu verlieren.

Geschweige denn, das er sich von seiner rechten Hand, einer attraktiven Dame, eine Ohrfeige einhandeln könnte.

Das wiederum kann für Karen gefährlich werden.

Er wird jetzt alles tun, um heimlich ihre Arbeit zu sabotieren.

Nach diesen Vorfällen nehme ich an, das er nicht nur Meschregi hasst.

Denn Karen, hat ihm nicht nur eine Ohrfeige gegeben, sondern auch seinen Job bekommen.

Jetzt kommt es eigentlich nur noch darauf an, wie sich der wirkliche Geschäftsführer, zu Karen seiner Stellvertreterin verhält.

Danke Ambi Valent
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Gruß vom Zwerglein



105. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 21.05.10 19:12

Hallo Zwerglein

Ich freue mich riesig, wenn du und andere meine Geschichte mitdenken. Doch diesmal liegst du falsch.

Didier wird nicht gegen Meschregi anstinken können, auch wenn er ihn hasst. Er hat nur die Wahl, mit den Wöfen zu heulen - und dann muss er loyal sein - oder sich einen anderen Job zu suchen, und diesen Kindergarten zu verlassen.

Karen droht von Didier keine Gefahr. Ber sieh selbst. Die Fortsetzung ist schon halb fertig.

106. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 21.05.10 20:40

45. Neue Verhältnisse – neue Gesichter

‚Didier, um den neuen Vorgaben zu entsprechen, werden sich unser Arbeitsbeziehungen zwangsläufig ändern. Ich bin gewillt, meinem Auftrag gemäß die Human Resources zu führen und in einigen wenigen Punkten andere Akzente zu setzen, als sie es bislang taten. Im Allgemeinen fand ich die von Ihnen eingeschlagene Richtung sehr gut, und möchte somit auch meine Wertschätzung ihnen gegenüber zum Ausdruck bringen.
Auch die Art, wie sie mich behandelten, fand meine volle Zustimmung. Ich will sie mir zum Vorbild machen, auch sie mit dem selben Vertrauen zu bedenken. Ich hoffe, dass sie mich künftig ebenso gut unterstützen wie bisher und mir mit ihrer Erfahrung und ihrem Rat zur Seite stehen. Sie werden es mir sicher auch nicht übel nehmen, wenn ich nicht immer ihren Vorschlägen folgen werde.

Ihnen werden die vertauschten Rollen sicher schwerer fallen als mir. Aber auch mir fällt es nicht leicht, meine neuen Aufgaben auszufüllen. Sie haben Sidi Meschregi selber erlebt. Es ist ein Mann mit völlig eigener Agenda. Es erübrigt sich also ihnen zu sagen, dass die Ereignisse weder von mir getrieben waren, noch, dass ich in irgend einer Form intrigiert habe. Ich vermute, dass Meschregi über weiter Informanten und Kanäle verfügt, über die er dann mit eigenen Maßnahmen einwirkt. Dieser Informant bin nicht ich. Und dieser Karriereschritt ist auch für mich teurer erkauft, als ich es wollte. Für mich gab es aber als Alternative nur das Ausscheiden. Das soll zur Erklärung genügen.

Natürlich werden die Verhältnisse so sicher nicht lange bleiben. Vielleicht werden sie in nicht allzu ferner Zukunft wieder mein Vorgesetzter sein, oder wir werden auf gleicher Ebene kooperieren. Ich bin davon überzeugt, dass Meschregi sie sehr schätzt, und dass er diese Maßnahme vor allem deswegen macht, um eine bestimmte Beziehung in seinem Top-Management-Team herzustellen. Es wäre mir sehr daran gelegen, dass sie diese Zurücksetzung nicht persönlich nehmen und das Sie mir erhalten bleiben.‘

Laurant nickte nur. Er musste zwar schlucken, aber vermutlich war es die lautere Wahrheit, die Karen, seine neue Vorgesetzte, da von sich gab. Aber er wollte sich selbst noch nicht festlegen, was er tun wollte.

‚Ach ja … Laden Sie bitte in meinem Namen die Abteilungsleiter zu einer kurzen Management-Runde gegen 13:30 ein. Auch wenn sich manche Ereignisse schneller herumsprechen wie ein Lauffeuer, so wollen wir dennoch den guten Stil wahren. Und veranlassen sie bitte den Büro-Umzug.‘

Als Karen denn allein in dem Büro war, griff sie geschäftig zu der Karte, die Said ihr gegeben hatte. Sie rief Frau Dr. Müller an, als ob es ein gewöhnlicher Vorgang wäre. Die Sprechstundenhilfe sagte erst, dass auch Frau Dr. direkt zu sprechen wäre, nachdem sie Sidi Meschregi direkt als Bezugsperson genannt hatte.

‚Si e sollen selber mit der Chastity-Installation versehen werden, oder ist es eine andere Person?‘
‚Es geht um mich.‘

‚Sie kennen die Details? Auch die Besonderheiten des Clit-Covers und die Piercings in den Labiae Minora? Oder haben sie noch Fragen?‘

‚Ich denke, ich weiß bereits fast genug über mein Schicksal, das ich ertragen muss.‘

‚Sie tun es nicht freiwillig?‘ Frau Dr. war skeptisch.

‚Doch – ich habe mich aus freien Stücken dazu entschieden.‘ Karten hätte sich auf die Zunge beißen wollen. Hätte sie ihr sagen sollen, dass sie auch eine neue Arbeitsstelle hätte finden können? Und das Agnes vielleicht auch ohne ihren aberwitzigen Versuch der Hilfe zurecht käme? ‚Nur eine Frage bleibt mir. Ich schwimme leidenschaftlich gerne. Funktioniert das denn?‘
‚Eine kleine Umgewöhnung wird erforderlich sein. Das Gitter kann aber zum Schwimmen mit einer Gummi-Dichtung versehen werden.‘

Der Termin war schon in drei Tagen. Am liebsten hätte Karen ihren Gefühlen freien Lauf gelassen, und einfach nur geweint. Warum machte sie das eigentlich? Über ihre Beförderung hätte sie glücklich sein sollen, aber nun hätte sie am liebsten alles hingeschmissen. Und dann noch die letzte Nacht. Said hatte sich als sehr zärtlicher Liebhaber erwiesen. Seine Liebkosungen fühlten sich an, als würde er ihren weiblichen Körper geradezu anbeten. Er konnte tatsächlich ganz ohne bizarre Praktiken Sex haben und ihn machte es offensichtlich auch sehr viel Freude. Und sie fand es wunderschön. Fast hätte sie sich in ihn verliebt.

Der Zauber war erst heute Morgen verflogen, als er sie noch mal so lieb und zärtlich streichelte. Er flüsterte ihr ins Ohr: ‚Das war das letzte Mal. Schon bald wird deine Grotte verschlossen sein. Und auch dein süßer Kitzler wird unter Verschluss stehen. Bewahre dir diese Erfahrungen gut in deiner Erinnerung. Ich konnte zwar nicht dein erster Liebhaber sein, aber dafür dein Letzter.‘ Wahrscheinlich hatte er die ganze Zeit daran gedacht, als er mit ihr seine Lust hatte. Sie hatte ja schon vorher ausgeschlossen, dass er noch zu normalen menschlichen Regungen fähig war. Wie gerne hätte sie sich getäuscht. Und genau darauf hatte er es abgesehen, denn er fragte noch: ‚Habe ich dich nun berührt?‘

Sie hatte sich dann abgewandt, aber er sah gewiss noch die Träne in ihrem Auge. Es muss wie Nektar für ihn gewesen sein. Noch nie war ihr Wunsch stärker, dass er möglichst bald sterben möge. Erst der Gedanke an Agnes richtete sie wieder auf. Auch wenn es hart für sie war, aber es brachte sie näher zu ihrer Agnes. Denn wenn sie sich wirklich richtig in Said verliebt hätte, wäre sie dann nicht in einen schlimmen Konflikt geraten? Hätte sie dann Agnes noch ganz Freundin sein können? Oder hätte sie sich letztlich sogar so weit auf sein Spiel eingelassen, dass sie ihre Seele verkauft hätte. Eigentlich musste sie Said sogar dankbar für seine Gemeinheiten sein – das machte die Welt für sie klarer. Oder sollte sie nun an Sie als von ihrer ‚Tabita‘ denken? War sie denn noch – ganz gleich welchen Namens, noch dieselbe Person, die sie liebte? Sie klammerte sich an diese Vorstellung. Und außerdem, Agnes trug dieses Gitter bestimmt immer noch. Und das machte ihr dann doch so viel Mut, dass sie sich wieder konzentriert auf das Meeting vorbereiten konnte.
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Der Flug nach Libyen war ereignisarm, Scrofa hat er weg geschickt, er wollte sie nicht sehen. Er freute sich noch nicht einmal an ihren Leiden wegen der Nichtbeachtung. Karen ging ihm nicht aus dem Sinn. Eine seltsame Frau. Sie passte in keine Schublade. Sie mochte tatsächlich romantischen Sex. Aber es war doch nicht Routine. Es war, als ob ihre ganze Person beteiligt war, und da war so viel Geheimnisvolles. Er wunderte sich über sich selber. Fast hätte er sich in sie verliebt. Dabei hatte sie offensichtlich nichts, was ihre Vorzüge so außergewöhnlich machte, nicht ihre Schönheit, ihr Alter, ihre Intelligenz, ihren Liebreiz … das Alles konnte er noch besser haben, nur ihre Persönlichkeit … aber er hatte doch diese Schwäche schnell überwunden. Und sie war bald hinter Gittern.

Die Ärzte meinten schon vor drei Tagen, dass die Verbände ab gekonnt hätten, aber er wollte dabei sein, und das ging erst jetzt. Dann lagen seine Schätzchen eben weiter bewegungslos und bandagiert in ihren Betten. Irgendwie fühlte er sich noch nicht böse genug. Diese Karen hatte ihm schon zugesetzt. Zuletzt hatte er sie doch dahin gebracht, wo er sie haben wollte, aber das mit so süßlichen Gesäusel … das war eigentlich nicht sein Ding.

Er war schon fast über Sizilien als er sich überlegte, sich doch noch um Scrofa zu kümmern. Auch fünf, wie bei Karen. Und sie würde wenigstens für seine Aufmerksamkeit dankbar sein und ihm die Füße küssen, ganz ohne Aufforderung.

Auf der Krankenstation nahm er sich zuerst Darlena vor. Sie war so vollständig sein Geschöpf, dass er beim Anblick des bandagierten Körpers bereits eine Erektion bekam. ´Ist sie wach?´
´Schon seit drei Tagen und bereits wieder im Training. Aber sie kann noch nicht sprechen. Sie hat noch den Tubus zur Ernährung drin.´

Dieses Aufschneiden der Bandagen erinnerte ihn an diese europäischen Bräuche, sich Geschenke zu geben, die vorher verpackt worden waren. Jetzt packte er die Geschenke für ihn aus. Als er ihr Gesicht erblickte, war er begeistert. Die Ärzte waren die teuersten, aber sei waren ihr Geld wert. Sicher, sie war sehr blass, und mit dem Schlauch im Mund wirkte sie auch nicht sehr vital, nur hilflos. Aber man sah keine Narben, und sie sah wunderschön aus. Nichts mehr erinnerte an die Brigitte von einst. Das war jetzt Darlena. Und sie sah ihn so voller Liebe an. Eine Sklavin, die ihren Meister liebt. Der Kick war um so größer, da er wusste, dass sie ihm intellektuell überlegen war, zumindest was die Intelligenz betraf. Aber er beherrschte sie vollkommen. Es war vielleicht der Höhepunkt seines Lebens.

Und Tabita war das Sahnehäubchen auf seinen Tag. Es war nicht der zweite Aufguss, denn als Agnes hatte sie ihm Widerstand geleistet, und mit diesen garstigen Verbündeten ihm mehr als eine herbe Niederlage bereitet. Heute aber hatte er triumphiert. Sie war sein, und er bekam endlich doch, was er wollte. Auch war Tabita eine wahre Schönheit, Agnes würde ihm die Füße küssen … Sollte er das mit Karen auch so machen? Sie hatte das Potential …

Eigentlich war das Schicksal gut zu ihm, denn es gewährte ihm dieses selige Glück vermeintlicher Allmacht. Es war lauter Gnade, dass er nicht wusste, was in Tabita vor sich ging, und was Karen dachte, und welchen Lauf die Ereignisse noch nehmen würden.
107. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Annabelle am 21.05.10 21:14

Hi Ambi Valent,

Es wird immer interesanter und ich Lese deine Geschichte gerne. Freue mich schon riesig auf den nächsten Teil.

LG
Annabelle
108. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 21.05.10 22:58

Hallo Ambi Valent,

tja, was wäre nur alles geschehen, wenn sich gegenseitig Meschregi und Karen wirklich ineinander verliebt hätten Wenn sie es nicht als Schwäche, sondern sogar als die absolute Stärke des Lebens empfunden hätten, die es wirklich ist?

Schön für die Geschichte, daß es nicht so gekommen ist, denn so ist der Spannungsbogen nicht verloren gegangen, sondern eher noch gesteigert worden. Schade aber für die Phantasie-Personen dahinter, denn vielleicht hätten sie so Erlösung erhalten können, nicht zuletzt von sich selbst. Und ob Brigitte damit Agnes nicht indirekt noch viel mehr weitergeholfen hätte, als sie es jetzt oder zukünftig kann, bleibt Spekulation, wäre aber immerhin eine nicht unwahrscheinliche Möglichkeit. Denn wenn es von beiden Seiten wirklich Liebe ist, verkauft niemand mehr seine Seele an den Falschen.

Denn am Ende wird auch der Triumpf über Brigitte und Agnes und der deswegen empfundene, zeitlich aber dennoch begrenzte Höhepunkt Meschregis darüber doch recht fade, da er trotz allem Eindruck von Allmacht unbefriedigend, da doch letztendlich nicht total erfüllend bleiben muß.

Keusche Grüße
Keuschling
109. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 22.05.10 12:49

Hallo Annabelle

Ich lese auch deine Geschichte sehr, sehr gerne. Und ich bin von den Blumen wirklich gerührt.

-----

Hallo Keuschling

Es bewegt mich, wenn andere an dem "Leben" meiner Protagonisten Anteil nehmen. Dass Liebe Wunder bewirken kann ist sicher wahr. Auch wäre nicht völlig ausgeschlossen, dass Meschregi sich bekehrt und einen neuen Weg einschlägt. Es hätte vielleicht etwas Poetisches gehabt, wenn es bei ihm vom Saulus zum Paulus gereicht hätte.

Aber mir selber wäre dies nicht wirklich glaubwürdig vorgekommen. Zu tief hat sich Meschregi in abscheuliche Verbrechen verstrickt, als das er noch einen Weg da raus finden könnte. Es ist ja noch fraglich, ob Phil bei seiner Brigitte erfolgreich sein kann.

Grüße

Ambi
110. Folge 46: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi Valent am 22.05.10 13:03

46. Corporate Women

Tom Silling saß alleine in einer Bar ind San Francisco, und nippte an seinerm Whiskey-Glas. ´Seems you got the blues.´ Eine Frau, noch deutlich unter 40, sprach ihn nett an. Kommerzielle Interessen? So sah sieh nicht aus, eher der Typ Intellektuelle, aber eigentlich ziemlich attraktiv. Er war nicht direkt abweisend, aber auch nicht wirklich erfreut über eine neue Bekanntschaft.

´Ich habe sie vorhin bei der Ausstellungseröffnung gesehen. Ich finde ihre Arbeiten beeindruckend. Und das Interesse hier in Frisco ist doch enorm.´

Tom blieb ein wenig bärbeißig. ´Es gibt hervorragende Fotografen hier. Man wird zugeschüttet mit Bildern, die man nicht aufnehmen kann. Und da kommen tatsächlich Menschen, um sich meine Ausstellung anzusehen? Abgesehen von meiner geschmeichelten Eitelkeit: Ich verstehe die Menschen nicht. Und die Scene der West Coast schon gar nicht.

Und ich? Ich werde alt. Ich habe sie nicht wiedererkannt. Ich hätte eine schöne Frau wie sie nicht übersehen dürfen.´

´Ich war zu spät. Wahrscheinlich gab es eine kleine Ansprache, von der ich nichts hörte. Und es waren viele Menschen da. Aber als ich kam, war sogar der Sekt schon alle.´

Ronda bestellte sich auch einen Bourbon. Sah ihn nicht direkt an, hatte aber ein leichtes Lächeln auf dem Mund. ´Und Sie? Sind sie eine Sammlerin?´ Tom ging in die Gegenoffensive.

Sie lachte. ´Bilder? Fotobände?´

Mit mehrdeutiger Mine antwortete er: ´Was sonst?´

´Nun, es könnten ja auch die Künstler sein. Ich spieße sie auf und konserviere sie unter Glas, wie Schmetterlinge.´

Langsam das Interesse verlierend antwortete er müde. ´Ihnen scheint der Gedanke vertraut zu sein.´

´Sie haben Angst! Vor mir! Dabei wollte ich sie tatsächlich zu etwas überreden. Aber wie fange ich es an? Vielleicht reden wir lieber doch von ihnen.´

´Sie wollen, dass ich sie fotografiere? Sie sehen mir nicht wie die typische Frau aus, die von der Eitelkeit getrieben ist. Vielmehr scheinen sie sich hinter der Brille eher verstecken zu wollen.´

´Ich wollte doch lieber von Ihnen reden. Ihr Blues sieht wie Liebeskummer aus. Sie sind als Künstler enorm erfolgreich. Geldsorgen scheinen sie auch keine zu haben. Alles Gründe, warum sie eigentlich glücklich sein sollten … nur: Sie sind allein. Und ich glaube nicht, dass sie einfach nur Gesellschaft suchen.´

´Genau!´ Tom bestätigte es mit fast beleidigender Entschiedenheit, aber Ronda ließ sich nicht so leicht abweisen.

´Es geht also um jemand ganz bestimmtes. Ich bin sicher, es ist eine Frau, die ihnen Modell gestanden hat.´ Sie holte aus ihrer großen Tasche ein Bildband von den Sumpfblumen. ´Die da!´ Sie hatte ein Bild von Agnes aufgeschlagen.

Tom stutzte. Kann sie in ihm lesen wie in einem offenen Buch? Er liebte doch fast alle Frauen, doch Agnes war etwas besonderes. Und es stimmte, seine Melancholie rührte von dem Gedanken an Agnes. Als er die Bilder für die Ausstellung durchsah, war er an ihr wieder hängen geblieben. Und an ihrem letzten Anruf, der so merkwürdig klang. Aber nun hatte es Ronda geschafft: Sie hatte seine Aufmerksamkeit. ´Nun sagen sie schon, was sie eigentlich wollen.´

´Ich bin tatsächlich interessiert an ihrer Kunst und ich finde sie wirklich faszinierend. Auch würde ich es wundervoll finden, wenn sie mich fotografieren würden, aber darum bin ich nicht gekommen. Auch nicht, dass ich Betterlebnisse mit ihnen sammeln wollte.

Ich bin im Auftrag eines Dritten hier. Zuständig für Public Relations in einer nicht unbedeutenden Firma in L.A.. Diese ist in einen internationalen Konzern eingebunden. Und der Boss dieses Konzerns, Said Meschregi, kennt sie. Er hat mir eine e-mail gesandt, in dem er auf sie hinwies, und dass sie heute eine Ausstellungseröffnung hätten. Ich sollte Ihnen die Idee persönlich nahe legen, die er wohl als sein Steckenpferd entwickelte.

Es geht um einen Bildband mit dem Titel „Corporate Women“. Er zahlt ihnen ein attraktives Honorar für die Erstellung dieses Buches, und will sie an den Verkaufserlösen beteiligen. Er selbst will nur mit dem Vorwort in Erscheinung treten und als Editor gewisse Mitspracherechte an der Gestaltung haben. Aber eigentlich sollten sie freie Hand haben. Das Vorwort ist übrigens schon fertig. Es erläutert die Idee sehr gut.´ Ronda reichte Tom ein Blatt. Toms Neugier war gefesselt.

Zitat
Frauen sind faszinierende Wesen. Sie haben Männer durch die Geschichte hindurch in ihren Bann gezogen. Aber nun sind auch Frauen immer stärker zum Gestand des Interesses anderer Frauen geworden. Frauen verstehen sich heute nicht mehr als Anhängsel eines Mannes. ´Sisters are doing it for themselves´, wie auch schon Annie Lennox und Aretha Franklin es singen. Frauen sind beruflich erfolgreich.

In einem internationalen Konzern ist der Frauenanteil mittlerweile bei über 50 % in den Top-Management-Positionen, und eine weitere Verschiebung zugunsten der Frauen sind zu erwarten. Aber nicht nur die Frauen an der Spitze, auch in den Rängen und in dienender Position sind im Fokus dieses Buches.

Tom Sillings Hommage an das weibliche Geschlecht ist in seinem Lebenswerk durchzogen von der Suche nach dem Leben, nach der Person hinter den Bildern. Immer strahlen seine Bilder eine subtile Erotik aus, ob bei Alltäglichkeiten oder in bizarren Szenen. In diesem Band geht es um einen Streifzug durch die Welt dieses Konzerns. Die Frauen, die sie hier sehen, eint weder Nationalität noch sozialer Status oder sexuelle Vorlieben. Die einzige Verbindung ist, dass sie zusammen in einem großen Konzern arbeiten, der rund um die Welt tätig ist. Es handelt sich nicht um Models, die ihr Geld mit posieren verdienen. Vielmehr, die Frauen sollten keinerlei Vergünstigungen erhalten. Keinen Bonus, keine Aufwandsentschädigung, lediglich das Streicheln ihrer Eitelkeit, dabei sein zu dürfen, veranlasst sie zur Teilnahme. Und nichts was sie sehen ist gestellt, gegen ihren Willen. Es soll das Dokument des Lebens sein. Die Frauen nehmen Tom mit in ihr Büro oder fahren mit ihm ins Grüne, an öffentliche Plätze und in die Privatgemächer ihrer Schlafzimmer. Lassen sie sich auf dieser Reise faszinieren.


Tom war beeindruckt. Ja, er hatte diesesn schillernden Gockel auf dem einen Dinner sehr wohl kennen gelernt. Die Lenovers hatten damals schon so viel Aufheben um seine Person gemacht, aber er hatte es damals nicht verstanden. Meschregi reichte ihm damals nur kurz die Hand und sah ihn durchdringend an. Auch wenn sein Blick durchaus Anerkennung verraten hatte, so war ihm dieser Mensch eher unangenehm. Aber seine Idee war gut. Das angebotene Geld könnte er schon brauchen.

´Sagen sie, diese Geschichte mit meinem Liebeskummer, und das Bild, dass sie aufschlugen … war diese Idee auch von ihm?´

´Ich habe selber Augen im Kopf, und ich wollte sie schon damit beeindrucken, dass ich dinge wahrnehmen kann. Ich bin an diese Position nicht darum gekommen, weil ich Befehle brav erfülle, sondern weil er mich meiner Kreativität wegen schätzt.´

´Sind sie ihm selber begegnet?´

´Nein Sidi Meschregi kommt sehr selten in die Staaten. Ich habe nur e-mails bekommen und bin selbst erst 9 Monate im Unternahmen. Er hatte mir vorgeschlagen, dass ich selbst sie begleite und ihnen sie einige unserer Sites einführe. Ich könne so den Konzern selber ein wenig besser kennen lernen. Er meinte, dafür sollten wir 8 Wochen ansetzen. Die Spesen gingen alle vom Firmenkonto.

Wie lange werden sie brauchen, um sich zu entscheiden?´

Tom lächelte. ´Das sage ich nach den Probeaufnahmen. Bei ihnen zu Hause. Oder geht das nicht wegen einem eifersüchtigen Gatten oder Lover?´

Ronda lächelte nur und fragte nach der Rechnung, für sie beide.

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Said Meschregi saß am Tisch mit Tabita und Darlena. Beide waren wie die Perlen in seiner Krone. Und ihre Tischmanieren waren einwandfrei. Sie konnten auch mit den höchsten Kreisen verkehren und schienen sich tatsächlich angefreundet zu haben. Und ihr Arabisch klang tatsächlich wie das einer Einheimischen. Zum Test sprach er sie sogar auf deutsch an. Aber beide antworteten in Arabisch. Sie sollten auf Deutsch antworten. Er erklärte, das in Deutschland wichtige Unternehmensteile wären, und er darum auch diese Sprachkenntnisse benötigte, sie sollten also Deutsch reden. Sie sprachen nun ein Deutsch mit arabischen Akzent.

Die Schönheit ihrer Gesichter berauschte ihn. Und sie hatten so wenig gemein mit dem natürlichen Aussehen der beiden, eben Kunstpuppen. War es nun Wahnsinn, dass er den Fotografen da haben wollte? Der kannte noch Agnes. Aber er war sich so sicher, dass auch ein Profi sie nicht wieder erkennen würde, dass er dieses Experiment unbedingt machen musste.

Auch konnte er noch mal die Wirksamkeit der Konditionierung überprüfen. Würde Agnes / Tabita ihn wieder erkennen? Er würde die Beiden sehr genau beobachten. Und die Idee mit dem Bildband würde sich ohnehin als großer Erfolg erweisen, mit mächtigem Prestige-Gewinn für die Gruppe und das Interesse an qualifizierten Frauen weiter steigern. Er wusste, was Frauen hören wollten. Aber eine zynische Freude durchzog ihn, als er an seinen Text dachte. Sicher, Frauen faszinierten ihn noch immer, aber er schrieb natürlich nicht, dass er sie auch verachtete und am liebsten degradierte, selbst wenn er sie in die höchsten Positionen beförderte. Das bleib sein privates Vergnügen.


111. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Herrin_nadine am 22.05.10 22:13

hallo ambi valent,


das ist sehr interessant welche entwicklungen hier laufen. davon möchte ich mehr wissen.
danke fürs schreiben
112. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von AlterLeser am 04.10.10 13:37

Hi Ambi Valent,
Kann es sein das du vom großem Verbrecher ``Sidi Meschregi´´ auch gekidnappt wurdest und aus diesem Grunde von dir nichts mehr zu hören ist. da schreib doch wenigstens mal Piep das wir wissen es gibt dich noch in Freiheit.
Natürlich wäre eine Fortsetzung besser, aber wir wollen ja nicht gierig sein.

Es grüßt dich bei guter Gesundheit vermutend,
der alte Leser.

♥♦♦♥
113. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 13.10.10 00:52

Hi zusammen,

Ambi Valent hat sich seit Juni hier nicht mehr eingeloggt - also ich mache mir ernsthaft Sorgen um ihn....

Könnte nicht jemand der Admins ihn mal per mail kontaktieren, daß er vermisst wird - oder ob er überhaupt noch lebt oder inzwischen von Meschregi verschleppt wurde Ist echt ernsthaft gemeint - denn dieses abrupte Ende seiner Beiträge gibt mir doch sehr zu denken....

Keusche Grüße
Keuschling
114. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von heniu am 03.04.13 18:45

Hi Ambi Valent,

habe jetzt beide Agnes-Geschichten in einem Stück gelesen. Sehr gut geschrieben, aber leider hast du nun schon fast 3 Jahre keine Fortsetzung mehr gepostet. Bitte schreibe weiter und lass uns nicht so hängen, wie es Agnes ergeht.

LG

heniu
115. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von confused am 04.04.13 10:07

Lieber heniu,

ich habe eine Bitte an dich. Könntest du vll aufhören, mehr als 2 Jahre alte Geschichten zu re-uppen?

Wenn die Autoren seit mehr als 2 Jahren nicht mehr im Forum waren, werden sie weder die Geschichte fortsetzen, noch deinen Kommentar überhaupt lesen.

Wenn du die Geschichten für dich liest und dich freust, dass sie dir gefallen haben, dann freut mich das, aber so hat niemand was davon, ausser das die wirklich "neuen" Beiträge aus der Liste der neuen Beiträge verschwienden.

Hab Dank

MfG
116. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.04.13 22:09

Zitat
Hi Ambi Valent,

habe jetzt beide Agnes-Geschichten in einem Stück gelesen. Sehr gut geschrieben, aber leider hast du nun schon fast 3 Jahre keine Fortsetzung mehr gepostet. Bitte schreibe weiter und lass uns nicht so hängen, wie es Agnes ergeht.

LG

heniu

Hallo heniu

Dein Wunsch geht in Erfüllung. Ich habe nach langer zeit mal wieder rein geschaut, und bin natürlich geschmeichelt, dass ich noch immer ein Lob bekomme. Es ist sicher nicht rühmlich zuzugeben, dass mir Eitelkeiten nicht fremd sind, aber wozu sollte man sich sonst betätigen, wenn doch andere Anreize fehlen und es ein dokumentiertes Desinteresse anderer gibt.

Natürlich habe ich nach langer Zeit das Login verloren, und auch meine damalige Email-Adresse nicht mehr. Darum habe ich auch einen ähnlich klingenden Login neu gewählt. Wenn die Admins da andere Möglichkeiten sehen, wäre ich sicher aufgeschlossen.

Ich habe die Geschichte weiter geschrieben und werde sie auch hier noch zu einem Abschluss bringen .... in kleinen Häppchen.

Es gereicht dir zur Ehre, dass es nun weiter geht ...
117. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.04.13 22:30

47. Karen und Darlena

In ihrer neuen Funktion gingen natürlich einige Dinge einfacher. Und so schaffte es Karen, nur noch ganz selten an das komische Ding in ihrem Schoß zu denken. Und höchste Vorsicht war von Nöten, denn sicher stand sie unter Überwachung. Natürlich waren dann Suchanfragen nach bestimmten Namen nicht möglich. Sie fand es aber gar nicht so schlimm, die Dinge in den Griff zu bekommen. Zunächst musste sie ja ihre Position festigen.

Der Kontakt zum BARC war nur sehr locker. Sie erhielt eigentlich Mails von zwei Absendern in ihre privaten Mail-Box. Das eine war eine Rundmail einer ehemaligen "Schulfreundin" die gerne Klatsch aus der alten Klicke verbreitete. Sie hatte ein zwei mal gebeten, sie vom Verteiler zu nehmen, natürlich nur pro Forma, denn auch ihr privater Mailverkehr wurde überwacht. Und natürlich öffnete sie auch diese Mails trotzdem. Die lasen sich dann so:

Zitat
Cliquen Klatsch – Die aktuelle Ausgabe

Hättet ihr das gedacht? Miranda, die sich doch immer so abweisend verhielt, hat es nun doch erwischt. Sie ist mit einem Freund händchenhaltend gesehen worden! Und das sah eigentlich sehr nett aus. Aber ihr kennt mich ja, ich rede ja nicht hinter dem Rücken von Dritten, darum habe ich sie gefragt, was ich denn so schreiben dürfte, und sie sagte: \"Er ist so süß, und ich bin super verliebt\".

Karen weigert sich noch immer, uns auf dem Laufenden zu halten. Sie hat jetzt einen Bombenjob in Paris, und will uns einfach nicht teil haben lassen. Ich wette, die Verehrer stehen Schlange, aber von ihr: Kein Wort. Hallo, Karen, wenn du das liest, dann nur so viel: Ich wollte dich nur ein Bisschen reizen. Sicher geht es dir gut und du lebst in gesicherten Verhältnissen. Lass doch uns auch ein bisschen teilhaben, was bei dir so los ist.

Auch Maria und Barbara melden sich nur sehr selten. Aber Gerüchte sagen, dass die auf Urlaub nach Paris fahren wollen, vielleicht schon nächste Woche. Aber so zugeknöpft, wie die sind, würden die höchstens durch reinen Zufall Karen über den Weg laufen.

...
Eure Klatschtante Babsi


Das war nun wirklich spannend. Phil hatte ihr also gesagt, dass in Kürze wohl Darlena und Tabita (Codenamen Maria und Barbara) in Paris aufkreuzen. Aber es war nicht sicher, ob sie auch im Institut aufschlagen, denn es gab ja mehrere Sites des Imperiums in Paris. Trotzdem, Karen fand das sehr aufregend. Und irgendwie brauchte sie das auch.

Es mag ja schön sein, dass ihre Karriere sie so schnell auf diesen Posten befördert hatte, aber das war noch kein hinreichender Ausgleich dafür, ständig unter Überwachung zu leben und mit diesem Keuschheitsgitter verschlossen zu sein. Es war ihr klar, dass Meschregi damit natürlich ihr das Gefühl der Versklavung geben wollte - und sie damit in eine Loyalität der besonderen Art einschloss.

Hier gab es nur zwei Wege: Entweder machte sie mit und der Weg der inneren Bindung wurde immer enger, oder sie begehrte auf. Letzteres wäre der Überwachung aber nicht entgangen. Darum musste sie sich darauf einlassen.

Aber tatsächlich! Sie fand die Namen der beiden Zielpersonen in der Anmeldeliste für den Intensivkurs für Französisches Steuerrecht, der die nächsten drei Monate bei ihr im Institut lief. Am liebsten hätte sie sich selbst da eingeschrieben. Aber das ging ja als Personalleiterin nicht. Sie musste zwar vorsichtig sein, aber sie arrangierte Gelegenheiten, wo sie diese sehen konnte.

Wenn sie keine Bilder in der Teilnehmerakte gehabt hätte, dann hätte sie Brigitte und noch nicht mal Agnes erkennen können. Nicht nur das Aussehen und Namen waren waren verändert, sondern auch sonst fast alles. Das Verhalten ließ keine Erinnerungen aufkommen. Karens Herz krampfte sich zusammen, als sie die beiden kühlen Schönheiten sah: Waren sie in ihrer neuen Identität denn nicht völlig andere, fremde Menschen, die auf ihre Art ihr Glück fanden?

Sie hatte einen Kurzauftritt in diesem Seminar arrangiert. Die Personalleiterin stellte kurz den Konzern vor, und bot Hilfen bei der Karriereplanung an. Eigentlich nicht das Thema des Kurses, aber da eben viele Externe auch eingeschrieben waren eine durchaus zu rechtfertigende Werbemaßnahme.

Karen blieb sehr kontrolliert und suchte keinen verräterischen Augenkontakt mit den Beiden. Darlena konnt sie ja auch nicht kennen, denn hier bestand ja nur der Umweg über Phil, den Darlena vermutlich auch nicht kannte. Dass aber Tabita sie gar nicht zu erkennen schien, machte ihr schon zu schaffen. Sie sahen sich, aber kein Band der Vertrautheit, keine Pupillenreaktion war zu erkennen. Ob die Theorie mit dem Wiedererkennen nun doch nichts taugte?

Für Karen war es vielleicht schlimmer als die Demütigungen durch Meschregi, dass die geliebte Frau so nah und doch so unerreichbar fern war. Sie glaubte schon dass sie es nicht mehr aushalten könne, da geschah es. Sie waren in der Caffeteria, und Karen blieb bei ihrem vorsichtigen unauffälligen Stil, als sich ihre Blicke begegneten. Und plötzlich blitzte es in den Augen von Tabita, als wollte sie in einem Sekundenbruchteil ein lange Geschichte erzählen:

Ich kenne dich und ich weiß auch, dass du mich erkannt hast. Und da du es weißt, ist es vielleicht kein Zufall, das wir uns begegnen. Aber wir dürfen uns nicht kennen und müssen vorsichtig sein.

Bildete sich Karen das nur ein? War hier der Wunsch der Vater des Gedankens? Hatte sie sie wirklich wieder erkannt?
Karen beobachtete sie weiter in den Augenwinkeln. Aber der Moment wiederholte sich nicht. Beide waren sicher nur extrem vorsichtig. Karen spürte aber, dass es hinter ihrem Keuschheitsgitter sehr feucht wurde, und irgendwie gab ihr das Kraft.

Überraschend war allerdings, dass sich Darlena zu einer Karriereberatung einen Termin geben ließ. Denn Karen war sich völlig klar, dass die keinen Karriereplan brauchte. Eine Erklärung konnte sein, dass Darlena eine Beurteilung über Karen erstellen sollte. Damit würden zugleich beide getestet, nicht nur Karen, sondern auch, wie Darlena Leute durchleuchten könnte. Und da sollte Darlena aus Sicht Karens eher Vertrauenspunkte bei Meschregi sammeln. Es wäre nicht gut, wenn Karen Darlena auflaufen ließe, aber auch nicht, wenn sie es ihr zu leicht machte.

Nun wusste Karen ja erstaunlich viel über Brigitte / Scherezade / Darlena … wahrscheinlich viel mehr, als Darlena selbst, die trotz ihrer hohen Intelligenz mit einer falschen Legende so stark gefüttert worden war, dass sie die wirkliche Geschichte nicht mehr kannte. Merkwürdig, dachte Karen, die entwürdigende Existenz von Scherzade, die Schmerzen und emotionale Taubheit, die sie zum Überleben gebraucht hatte, hatte nur Abscheu und fast so großes Mitgefühl in ihr erweckt wie bei Phil.

Nun sah sie Darlena, schön, erfolgreich, angenehmes und selbstsicheres Auftreten, fähig, anscheinend frei und anerkannt und zu Höherem bestimmt. Ein Frau, die sicher viele beneideten.
Dennoch hatte sie selbst gegen Scherezade viel verloren: Ihre eigene Geschichte, ihr eigenes Selbst. Sie war letztlich eine synthetische Person, ein Werk Meschregis, in einer tieferen Weise versklavt, als es die brutalen Bilder ihrer vorigen Lebensphase zeigte. War es nun gut für sie oder nicht? Karen wusste es nicht. Aber eins wusste sie: Sie liebte diese Frau, nicht wegen ihrer künstlichen Schönheit oder ihrer Intelligenz, ihres Eindrucks oder sonst was. Karen liebte Brigitte, denn sie sah sich ihr als Schwester verbunden, fast ebenso Schwester wie Agnes. Und in dieser Gemeinschaft war ihr Schicksal nun auch mit diesem Mephisto verbunden. Karen traf eine Entscheidung: Es geht nicht um das vermeintliche Glück, dass sie vielleicht als Darlena mehr haben könnte als Brigitte. Es geht um das Leben selbst, und auch wenn es eben schmerzhaft war. Sie musste einfach Brigitte helfen, wieder sie selbst zu werden.

Wie kritisch das wäre, war ihr auch klar. Denn einerseits war die Konditionierung und Gehirnwäsche sicher so tief, dass sie nicht wirklich ein Chance hätte, an die Brigitte in ihr heran zu kommen. Und selbst wenn, dann könnte es sowohl für Brigitte, als auch für Karen böse enden. Denn Meschregi war wachsam, intelligent, skrupellos und brutal. Der kleinste Fehler könnte schlimmer als der Tod sein. Darum musst sie völlig auf der Hut sein. Als Darlena war sie als der verlängerte Arm Meschregis zu sehen, und das war schon gefährlich genug, sich nichts anmerken zu lassen.

Andererseits: Wie oft wird sie denn wohl Gelegenheit haben, mit Darlena allein zu sprechen? Wenn sie nicht zumindest die Chance zu nutzen, einen Anker zu setzen, dann wäre dies Chance vertan, und dann bräuchte sie sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Denn auch Agnes Schicksal, die einzige Beziehung Karens zur wirklichen Welt, war nun untrennbar mit Darlenas verknüpft.

War das eigentlich richtig, Meschregi mit Mephisto, zu vergleichen? Sicher, er ist brutal und skrupellos, aber vielleicht liebt er ja, auf seine Weise, Darlena doch? Immerhin hat er sie doch glücklich gemacht, das sieht man ihr doch an. Und er hat sie aus dieser entsetzlichen Scherezade-Folter befreit und ihr ein neues Leben gegeben. In ihrer Erinnerung tauchte wieder dieser gutaussehende Mann auf. Wie sehr hatte er ihr Lust bereitet. Wie schnell hatte sie den Schmerz, den er ihr bereitete, als notwendige Vorbereitung für ihr Liebesspiel akzeptiert. Im Gedanken spürte sie sie seinen harten Penis noch immer in ihrer Scheide. Fast ein wenig Verliebtheit. Und sie selbst saß doch nicht ungern in diesem goldenen Käfig. Denn als Personalchefin in einem multinationalen Konzern fühlte sie sich ungleich wohler gegenüber früher, wo sie nur kleine Sachberarbeiterin war, von ihrem Gatten verlassen.

Aber Käfig war gut, und dar war zwischen ihren Schamlippen nur allzu gut spürbar. Dennoch, so ein Bisschen Schwärmerei für diesen einmaligen Liebhaber, ihrem Chef, war doch ganz gut für das Bild einer hörigen Sklavin, als die er sie sah. Es war ein Spiel mit dem Feuer, aber zu wenig hatte auch seine Gefahr. Alles hat seinen Preis.

Nun aber voll konzentriert, dachte Karen, Darlena öffnet die Tür. Die nächste Runde beginnt.
118. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 10.04.13 22:49

Geniale Fortsetzung, Ambi Valent(ox)!

Schon so lange habe ich auf eine Fortsetzung gewartet hier, und habe sogar Angst um Dich gehabt. Diese Fortsetzung hier erfüllt mich echt mit Hoffnung, daß es wieder weitergeht - da mit Dir alles in Ordnung ist, was meine größte Sorge war. Und ich bin echt gespannt darauf, wie es nun mit Meschregi und den anderen Protagonisten weitergehen wird!

Keusche Grüße
Keuschling
119. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 11.04.13 00:28

Zitat
Geniale Fortsetzung, Ambi Valent(ox)!

Schon so lange habe ich auf eine Fortsetzung gewartet hier, und habe sogar Angst um Dich gehabt.

Ich bin gerührt und geschmeichelt. Und auch sehr anfällig für so was.

Zitat
Diese Fortsetzung hier erfüllt mich echt mit Hoffnung, daß es wieder weitergeht - da mit Dir alles in Ordnung ist, was meine größte Sorge war. Und ich bin echt gespannt darauf, wie es nun mit Meschregi und den anderen Protagonisten weitergehen wird!

Du hast auch allen Grund dazu. Denn ich war selbst überrascht, wie sich die Geschichte entwickelte.

Nur so viel vorab: Es sind noch etwa 50 A5-Seiten in 8 Kapiteln. Vielleicht werden Einige den Schluss nicht mögen, denn wie im richtigen Leben bleibt dann so manches offen. Aber bis dahin passiert noch viel ... und ... wer weiß?

Ich will dich und die Anderen auch nicht mehr so lange warten lassen, aber wir müssen es ja nicht übertreiben. Ich denke, ein paar Tage hebt die Spannung.

Liebe Grüße
Ambi
120. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von heniu am 11.04.13 04:12

Hallo Ambi Valent(ox),

danke das du die Geschichte von Agnes weiterschreibst. Die Fortsetzung ist dir gelungen und steigert die Erwartung und Spannung. Weiter so und hoffentlich nicht wieder mit einer so langen Pause.

LG

heniu
121. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 12.04.13 08:19

Zitat

danke das du die Geschichte von Agnes weiterschreibst. Die Fortsetzung ist dir gelungen und steigert die Erwartung und Spannung. Weiter so und hoffentlich nicht wieder mit einer so langen Pause.

Auch wenn ich langsam bezweifele, dass es mehr als zwei oder drei Leser gibt, so will ich wenigstens euch nicht enttäuschen ....
122. 48. Gefährliche Tests

geschrieben von Ambi.Valentox am 12.04.13 08:37

48. Gefährliche Tests

"Bonjour, Madame Nouresse, je suis très heureux …
(wir glauben mal einfach, dass die beiden der französischen Sprache mächtig sind und bleiben bei der deutschen Übersetzung).

"Bonjour, Madame Nouresse, ich bin sehr glücklich, dass sie mir diesen Beratungstermin einräumen konnten. Ich hoffe, sie haben etwas Zeit, denn mein Fall ist etwas delikat."
Darlena schaffte es ganz gut, das Bild der unbefangenen Studentin zu vermitteln.

Karen schaute sie direkt an, sagte nichts. Darlena versuchte in ihrem Gesicht zu lesen, aber sie wurde aus ihr nicht schlau. Erst als sie fragend die Augenbrauen hob, antwortete die Personalchefin.

"Wir Beide wissen, dass Sie keine Karriereplanung brauchen. Ich habe ihr Dossier, dass wir von allen Studenten haben, gelesen. Und sie wissen auch, dass diese Dossiers bei uns sehr viel aussagekräftiger sind als man es von anderen Unternehmen gewöhnt ist.
Sie kommen aus dem inneren Kreis, und sind über mich wahrscheinlich ebenso informiert wie ich über Sie. Was also ist der wirkliche Grund des Termins?"

Darlena schaltete sofort um. Ihr Gesicht wurde von dem einer arglosen Studentin zu einer harten Managerin in Sekundenbruchteilen. "Das war der erste Test, den hast du hervorragend bestanden: Hausaufgaben gemacht und keine Zeit verschwendet. Im inneren Kreis gehören wir zur Familie. Da ist das Du angemessen.

Zur Agenda:

Wir fangen locker mit einem Rollenspiel an: Ich bin gleich wieder die Studentin, und du berätst mich, als ob ich nur ganz einfach eine Solche wäre. Ich will es aus der Perspektive der Betroffenen erleben.
Der zweite Teil fordert dich dann schon etwas mehr. Ich sage nur: Disziplinübung. Alles weitere später.
Im dritten Teil wirst du dich hypnotisieren lassen und Bericht erstatten."

Karen wollte schon schlucken, aber sie durfte sich nichts anmerken lassen. Auch eine versteinerte Mine wäre gar nicht gut. Locker bleiben, ein weiterer Stresstest. Denn im Rollenspiel dürfte sie nicht eingeschüchtert wirken. Sie war immerhin Personalchefin. Und wenn sie ihre Rolle nicht beherrschte, auch unter Stress, könnte das Konsequenzen haben. Das Testkonzept war erkennbar.

Auch durfte sie durchaus ein wenig Nerven zeigen, den die angekündigte Disziplinübung hörte sich nun nicht gerade nach Zuckerschlecken an. Aber das war Karens Stärke. Und seit dem Erfolg bei Meschregi würde sie sich nicht von seiner Assistentin irritieren lassen. Die Ankündigung der Hypnose war aber fast zu viel für Karen. Denn da hätte sie eben nicht die Kontrolle … aber es machte gar keinen Sinn, sich verrückt zu machen. Sie dachte an die Litanei gegen die Furcht:

Zitat
\"Ich darf mich nicht fürchten. Die Furcht tötet das Bewusstsein. Die Furcht führt zu völliger Zerstörung. Ich werde ihr ins Gesicht sehen. Sie soll mich völlig durchdringen. Und wenn sie von mir gegangen ist, wird nichts zurückbleiben. Nichts außer mir.\"
(Frank Herbert, Dune)


Sie sagte, wieder zurück in der Rolle der Personalchefin: "Also zur Beratung – Was ist ihr Interesse?"

Darlena, nun wieder mit dem Gesicht der engagierten Studentin: "Also, ich habe ja viele Sprachen studiert, auch Deutsch. Und durch die Wirtschaftskraft gerade in Deutschland vermute ich hier ein besonderes Potential. Jede internationale Firma hätte sicher das Interesse, dass das Geschäft dort auch enger in den Konzernverbund so eingebunden wird, dass nicht nur die Ressourcen optimal genutzt werden, sondern dass auch andere Unternehmensteile aus den Push-Faktoren lernen können. Umgekehrt sind Deutsche manchmal viel zu umständlich. Vielleicht könnte man da auch etwas verbessern. Schwierig bleiben aber nicht nur Sprachbarrieren, sondern vor allem unterschiedliche Rechtssysteme.

Und da dachte ich, dass es ein gute Idee für eine Karriere wäre wenn ich mich mit den unterschiedlichen Bestimmungen des Gesellschaftsrechts und Steuerrecht beschäftige. Was meinen sie?"

Karen staunte. Es war nicht nur Pro Forma BlaBla, sondern eine wirklich interessante Idee. Das machte es ihr auch viel leichter, in ihrer Rolle zu bleiben.

"Ein brilliante Idee. Sind sie selbst darauf gekommen? Oder hat Sie jemand darauf gestoßen?"

Darlena war nun selbst ganz bei der Sache: "Nun ja, so neu ist das doch eigentlich nicht, und ich kann eben eins und eins zusammenzählen."

Unverkennbar, dachte Karen, vor mir sitzt eine typisch deutsche Studentin Brigitte, kein Wüstenblume mit nomadischen Wurzeln, in der es zuerst und zuletzt um die Ehre geht.

"Die Idee ist zwar sogar sehr gut, hat aber einen Haken. Wenn Sie zur Rechtsexpertin werden, besteht die Gefahr, dass sie als bessere Sachbearbeiterin gesehen werden. Und das könnte ein Karriere sehr schwierig machen. Sie würden vielleicht gut verdienen, zu wichtigen Entscheidungen beratend hinzu gezogen werden, aber dann lässt man sie aus der Expertenrolle nicht mehr raus. Das wäre ein verstecktes Karriereende.
Wo wir aber gerade von Deutsch sprechen. Dann sprechen wir auch besser Deutsch."

Darlena sprach natürlich fließend deutsch, das hatten sie ihr nicht verlernt. Aber sie hatte nun einen starken arabischen Akzent. "Nein, ich wollte schon in der Hierarchie weiter aufsteigen, und nicht als Spezial-Referentin verkümmern. Also doch nichts mit meiner Idee?"

Karen ermutigte sie: "Die Idee ist gut. Treiben sie sie ruhig voran, aber nur als ein Standbein. Sie müssen aber den Fokus des Management klar im Auge behalten. Das erfordert sowohl solide betriebswirtschaftliche Kenntnisse, vor allem aber klaren Willen zur Führung, Zuverlässigkeit und Geschick in der Politik. Dann kann es auch bis ganz oben reichen."

"Und Beziehungen meinen sie wohl auch. Vor allem: Sex?"

Karen musste schmunzeln. Sie wusste hier einfach zu viel, aber das Lächeln war nicht verräterisch.

"Eher nicht. Mit Sex kann man durchaus einiges erreichen. Aber selbst für eine Chef-Sekrärin wäre es schon schwierig. Da erregen derartige Avancen Bedenken, dass da fachlich und Skill-mäßig nichts dahinter steckt. Sie sehen da schon fast zu gut aus. Man steckt sie in eine Schublade, die der Karriere nicht dienlich ist. Höchstens, wenn man von ganz oben Deckung hat. Als Grundstrategie könnte aber nützlich sein, ein wenig zu flirten, aber nur sehr zurückhaltenden Charme versprühen.

Stellen sie sich nur vor, sie haben mit einen Vorgesetzten eine Liaison, und der wir ihrer überdrüssig. Er wird sie entsorgen. Und dann? Aus der Traum vom CEO"

Darlena nun ganz karrieregeil: "CEO? Da haben doch Frauen keine Chance."

Karen sah nun ihre Chance: "Heute noch, aber der Wind dreht sich langsam. Heute heißen die CEOs in Deutschland noch Thomas, Steffen oder Claus. Morgen vielleicht schon Christiane, Maren oder Brigitte, warum nicht Darlena?"

Da war der Anker. Der Name. Brigitte. Da müsste doch was klingeln. Und unverfänglich genug dazu.

Und tatsächlich, Darlena wirkte auf einmal etwas nervös, als müsste sie sich neu sortieren. Ihr Ausdruck wurde wieder der Eine Mangerin des inneren Kreises.

"Das reicht für den ersten Punkt. Du hast deinen Test als Beraterin bislang hervorragend bestanden. Aber Sidi Meschregi erwartet von den Mitgliedern des inneren Kreises mehr als nur das übliche Business - Gehabe. Absolute Loyalität, Unterordnung und Disziplin! Wie wolltest du ihm die zeigen?"

Jetzt war Karen doch überrascht: "Ich dachte, du sagst es mir." Sie hatte auch ihre Haltung total verändert, auf einmal sah Darlena keine Personalchefin mehr, sondern ein Sklavin, die die Augen nieder schlägt.

Völlig unvorbereitet traf sie dann auch die Ohrfeige. Darlena war nicht zimperlich, aber hier ging es eben nicht um Schmerz, sondern um das Ritual der Macht. Karen half es mehr, als dass es sie aus der Fassung brachte.

Darlena erklärte: "Das hört sich aber gar nicht gut an. Glaubst du, Sidi Meschregi will dir einen Aufpasser vor die Nase setzen, der dir dann sagt, was du tun sollst? Das ist doch die Aufgabe des Managers, dass er – oder sie – weiß was zu tun ist. Wenn du das nicht weißt, dann werde ich das natürlich berichten müssen. … Also?"

Karen brauchte einen Moment, dann mit gesenktem Blick:

"Zuerst inspizierst du meinen Schamverschluss. Dann gibt es 5 mit der da." Karen hatte ein Geißel besorgt, denn sie hatte die Ahnung, dass sie diese noch mal brauchen könnte. Die war aus 3 harten Lederschnüren, in denen sie selbst noch Knoten hinein gebunden hatte. Die war nicht für ein Spiel, sondern die sollten richtig weh tun.

Darlena war fast zufrieden. "Die benutzt du selbst, und ich prüfe die Spuren um zu sehen, ob du es auch ernst meinst. Und auch nicht 5, sondern 10. Und dann schau ich mir dein verschlossenes Döschen an.

Karen hatte ihren Sinn für die Zeremonie nicht verloren. Mit großem Ernst bereitete sie ihre Selbstgeißelung vor. Sie zog Rock, Strumpfgürtel und Schlüpfer fast feierlich aus. Darlena sagte nichts. Schließlich kniete sich Karen in die Mitte ihres Büros, und zog selbst kräftig durch. Der Schmerz hatte für sie nichts lustvolles, Karen war keine Masochistin. Aber sie meinte, nicht zuletzt wegen Darlenas Bemerkung, dass es eben weh tun müsse. Und das tat es auch. Nach den ersten drei Schlägen stand sie auf und griff sich ein Tuch, dass sie zu einem einfachen Knebel wickelte. Der Schmerz war zu stark, dass sie es schweigend ertragen konnte. Mit dem gedämpften Stöhnen ging es dann weiter. Verschwitzt und mit durch Tränen ruiniertem Make-up legte sie über den Schreibtisch und spreizte die Beine.

Darlena sah sich wirklich alles genau an. Mit ihren Fingern fuhr sie die Striemen ab und auch das Keuschheitsgitter fand ihre höchste Aufmerksamkeit. Bei Tabita hatte sie das schon mal gesehen, aber bei Karen konnte sie ihrer Neugier freien Lauf lassen. Sie selbst sollte keines tragen, und sie wusste auch nicht warum. Darlena genoss es, so viel Macht über diese gedemütigte Frau zu haben. Klar, dass der Herr so über die Frauen denkt und diese Methoden eingeführt hat. Die Schamlippen wirkten nur mäßig durchblutet. Darlena streichelte Karen eher zärtlich, aber weder die Geißelung, noch die Zärtlichkeiten machten Karen feucht. Weder maso noch Lesbe … sondern was?

"Und nun zum letzten Teil: Hypnose! Karen, lege dich da auf die Couch …. beobachte genau das Pendel"

Karen war einfach nur fügsam. Nicht den Hauch einer Rebellion, auch wenn die Gefahr so groß war, dass nun alles auffliegen konnte. Denn noch bestand an Darlenas Loyalität nicht der Hauch eines Zweifels. Und klug genug war sie allemal. Wenn ihr irgend etwas auffiel, würde sie nachhaken, und dann war vielleicht alles vorbei. Aber es gab keinen Ausweg. Sie musste einfach darauf vertrauen, dass auch ihr Unbewusstes richtig mitspielte, oder aber, dass doch die Brigitte in Darlena geweckt wurde. Nicht auszudenken, wenn das schief ging.

Sie folgte genau den Anweisungen und wollte sich einfach hingeben. Aber es ging nicht. Darlena war allerdings gut ausgebildet in Hypnosetechniken und wusste, dass sich Karen nicht sperrte oder sonst unkooperativ war. Manche Menschen lassen sich eben einfach nicht hypnotisieren. Dafür gab es auch keine Punktabzüge.

Der Bericht musste dann eben ohne Hypnose gegeben werden. Und der war dann auch recht unspektakulär.

Fazit dieses Treffens:
Karen hatte ihre Tests gut bestanden und bei Brigitte einen Ankerpunkt gesetzt.
Aber für den Rest des Tages konnte Karen an kaum was anderes als an die Striemen auf ihren Hinterbacken zu denken.

123. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von heniu am 12.04.13 16:59

Hallo Ambi.Valent(ox),

ich glaube das mehr als 3 Leser deine Geschichten verfolgen. Aber du weisst doch selber, dass viele sich scheuen einen Kommentar zu schreiben. Lass dich davon nicht entmutigen deine wirklich guten und aussergewöhnlichen Geschichten weiter zu schreiben.

LG

heniu
124. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Unkeusch am 12.04.13 23:10


Ich lese auch hier und ich bin frooh, dass es weitergeht. War ja nur ´ne kurze Pause.
125. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 13.04.13 01:04

Hi Ambi,

sehr spannend, ich habe regelrecht mitgefiebert! Und die Tipps, die Du hier für eine Karriereplanung eingemischt hast, sind wirklich exzellent!!!

Danke Dir für diesen interessanten Teil!!!

Keusche Grüße
Keuschling
126. 49 Ein verheißungsvoller Flug

geschrieben von Ambi.Valentox am 14.04.13 15:41

49. Ein verheißungsvoller Flug

Said Meschregi mochte Linienflüge, ganz normale. Natürlich war das Personal in der 1. Klasse immer besonders zuvorkommend, aber bei weitem nicht der Standard, den er von seinem Harem gewohnt war. Für ihn war dieser Ausflug in die Normalität immer ein wenig notwendig, um nicht ganz abzuheben und sich nicht wie ein Halbgott zu fühlen. Denn Eines wollte er und ein Anderes nicht. Er wollte die Macht, und zwar möglichst umfassend, aber er wollte damit nicht wie jeder Potentat im Wahnsinn enden, dass er sich für unbesiegbar hält.

Nun aber wollte er sich doch seinen ganz speziellen Luxus gönnen, und sich im Firmen-Lear-Jet von seiner Lieblings-Stewardess auf dem Flug von Moskau nach Paris verwöhnen lassen. Er hatte viel gearbeitet, und das Imperium stand besser denn je. Die Rückschläge durch Lenover waren mittlerweile wieder ausgebügelt. Aber wie sollte es weiter gehen? Sollte er Lenover zerquetschen, zum Teufel mit dem Ehrenwort?

Er dachte ernsthaft darüber nach. Sein Plan wäre da mit größter Wahrscheinlichkeit erfolgreich, und verdient hätte es die Ratte schon, immerhin hat er ihn sogar beim Schach geschlagen! Said aber war vor allem stolz auf sich, dass er noch über sich selbst lachen konnte. Derartige infantile Albernheiten wollte er sich nicht gönnen, das war einfach unter seiner Würde. Oder hatte er doch nur Angst, was Lenover noch in der Hinterhand hatte? Immerhin hatte er von 5 Stufen der Grausamkeiten gesprochen. Und die Erste hatte ihn ja bereits ein Jahr zurück geworfen. Vielleicht war er wirklich eingeschüchtert, aber er war ja Spieler. Und da bot das nur eine Rechtfertigung, das hier ein Kick dabei war.

Also auch kein zwingender Grund. Vielleicht sollte er sich den Lenover ruhig weiter als Feind gewähren lassen. Als stille Mahnung, dass er eben doch nicht allmächtig ist.

Mit diesem Gedanken des Burgfriedens betrat er die Abflughalle, wo er bereits erwartet wurde. Eine eher konventionell uniformierte Stewardess, recht hübsch, aber nicht auffällig, lächelte ihn an. Er kannte das Lächeln, es war das Lächeln von Brigitte, der einzigen Frau, in die er sich einst fast verliebt hätte. Aber natürlich war es nicht Brigitte, sondern Scrofa … wie hieß die eigentlich früher, bevor er sie Scrofa genannt hatte? Er wusste es nicht mehr.

Diese Scrofa war auf ihre Art anders als die Frauen, mit denen er sich zumeist umgab. Die hatte er noch nicht einmal hypnotisieren oder Konditionieren müssen. Die war durch und durch devot. Zwar eher nur durchschnittlich intelligent hielt er sie für ein Dummchen, um die er zumeist einen Bogen machte. Und oft genug titulierte er sie auch entwürdigend mit ´kleines Schweinchen´, ´ummchen´, ´Fickloch´, aber sie ertrug das alles ohne zu zucken. Und das, ohne dass sie speziell zur Sklavin abgerichtet worden war. Sie nahm alles hin und genoss es, wenn er sie auf alle möglichen Arten durchfickte.

Brigittes Lippen waren ihm eigentlich zu dünn gewesen, und wie Scrofa vorher aussah, mit sehr vollen Lippen, aber kleinem Mund, war vielmehr seinem normalen Geschmack entsprechend gewesen. Aber bei Brigitte galten andere Regeln. Sie war nicht hässlich. Scrofa war sich der Wirkung völlig bewusst. Und sie ließ sich ihren Stolz, dass sie Brigittes verschmitztes Lächeln so perfekt beherrschte, auch anmerkte. Die Perücke aus original Brigitte-Haaren machten den Eindruck perfekt. Scrofa strahlte bis in die Haarspitzen. Sie wusste, dass sie ihrem Herrn gefiel. Er musste ihr nun einen neuen Namen geben. Scrofa war vorbei.

´Ach Brigitta, schön dass du mich abholst … das wird sicher ein sehr ereignisreicher Flug.´

Brigitta verstand sofort, und strahlte noch mehr. Es war ein Aufstieg, dass er sie nun nicht mehr Schweinchen nannte, die die Zeiten der schmerzhaften Operationen vergessen ließen. Am liebsten wäre sie ihn angesprungen und hätte ihn umarmt, aber sie wusste, was sich gehört. Tatsächlich war es die Frucht eines beinharten Training zur Verhaltensmodifikation. Die wenigen Videos von Brigitte, bevor sie zur Scherezade wurde, hat sie sich bis ins letzte Detail eingeübt. Sie wollte ganz Brigitte werden, um ihrem geliebten Herrn zu gefallen. Sie dachte einfach nicht darüber nach, dass sie ja kein eigenes Leben hatte. Ihr Denken war völlig auf ihren Herrn fixiert. Dafür existierten einfach keine eigenen Wünsche mehr, die nicht völlig auf dieser Linie lagen.

Der neuen Brigitta war auch nicht klar, dass die bizarren Spiele im Harem des Herrn ja nur zum Teil auf Verführung und freiwilliger Sklaverei bestand, sondern dass sich Meschregi daran weidete, Frauen, der er auf die eine oder anderer Art habhaft wurde, brechen konnte. Mal mit harten Bondage und Folterszenen, die er sich immer wieder gerne ansah, oder mit Drogen, Hypnose und anderen Erziehungsmaßnahmen. Das war um so erstaunlicher, da sie selbst bei diesen doch allzu oft assistiert hatte. Es berührte sie einfach nicht, was mit anderen geschah. Aber sie hatte sich nie den Luxus gestattet, eifersüchtig zu sein. Nur der Hauch von Traurigkeit, wenn sie eben nicht im Mittelpunkt des Interesses stand, oder wenn er sie hässlich machte oder verbal demütigte. Sie hatte in ihrem Kopf dafür eine Schublade, eine sehr große sogar: ´Wenn es IHM gefällt, dann ist es gut´.

Ihr devotes Wesen war so extrem, dass sie eben möglichst keine zusätzliche Motivation erhielt. Keine Hypnose, und auch bei Folter nur das übliche, ohne Programm, sie zu brechen. Aber ihr Dasein als Brigitta gefiel ihr außerordentlich gut. Es waren nun nicht mehr nur eingeübtes posieren, mit dem sie aus den Augenwinkeln flirtete, sondern ihr neues Wesen. Früher wäre sie am liebsten sofort über ihren Geliebten hergefallen. Statt dessen nur einige Blicke, die man bestenfalls als romantische Einladung verstehen konnte. Das ihr das nicht zu wenig war, lag an Meschregi, denn dieser brachte ihr nun eine Wertschätzung entgegen, die sie bislang gar nicht kannte. Es war herrlich, und ihr Strahlen vor lauter Glück lag nun nicht nur in der Vorfreude auf den ach so lange herbeigesehnten Koitus, der nun in Kürze auch realisiert würde, sondern in der Art, wie sie überraschend als Mensch behandelt wurde.

Nach dem Start versorgte sie möglichst professionell ihren ´Gast´ (natürlich ihren Herrn) mit Getränken und zog die Ausziehcouch aus und dann das Latex-Tuch darüber. Nachdem sie direkt neben ihn gestöckelt war, fragte sie mit koketten Blick, so wie sei es bei Brigitte gelernt hatte: ´Kann ich dem Herrn noch in irgend einer Sache zu Diensten sein?´

Meschregi zögert nicht, und die Ereignisse nahmen ihren Lauf.



127. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 15.04.13 22:50

Da ja viele andere gute Angebote sind, ist es wenig verwunderlich, dass sich das Feedback in Grenzen hält ...

Ich hoffe nicht, dass jemand meint, dieser böse Meschregi sei weniger böse, weil er mal ein wenig Entschädigung leistete. Da das Kapitel kurz war, und auch das kommende notwendig wenig ergiebig ist,hab ich mich entschlossen, heute schon das nächst Kapitel ´raus zu geben.
Ich dämpfe mal die Erwartungen, da hier nur eine üble Gemeinheiten zu erwarten ist, aber es ist für den Verlauf dennoch wichtig.
128. 50 Spieler, Eroberer, überdrüssig

geschrieben von Ambi.Valentox am 15.04.13 22:58

50 Spieler, Eroberer, überdrüssig

In Sachen Orgasmus stand es 5 zu 1 für Brigitta, und es hatte auch ihm sichtbar Spaß gemacht. Aber es war bei weitem nicht das Besondere, was sich Said so gewünscht hatte. Es war eben doch nicht seine alte Brigitte wieder, und er konnte das Rad der Zeit nicht zurück drehen. Das Phantom, dem er nachjagte, war nicht hier.

Die neue Brigitta war nicht seine Brigitte. Er hielt damals ein vielleicht ungeschliffenen Diamanten von Genie in seinen Armen, jetzt diese dumme Schlampe, die Brigitte spielte, eine Frisöse! Eine Puppe! Und er hatte auch noch Spaß mit ihr. Wie tief war er gesunken!

Früher, als er schon einmal diesen Zornausbruch in sich spürte, hatte er die Puppe einfach erwürgt. Keine Finesse beim Töten, aber er spürte in seinen Händen, wie das Leben unter ihm erlosch. Und auch jetzt hatte er nicht übel Lust dazu. Es gab ihm das unmittelbare Gefühl von Macht. Das Wissen, dass er über den menschlichen Gesetzen stand und alles, wirklich alles tun konnte. Dann aber kam ihm das Gefühl der Leere. Dass er eben nur ein unreifes Kind war, das seine Spielzeuge zerstörte. Dieser Preis, dieses Bewusstsein des Versagens an sich selbst, war ihm jetzt zu hoch.

Statt dessen streichelte er sanft die Wange der so glücklich lächelnden Erschöpften, deren verschwitztes Gesicht auf seiner Brust ruhte. Sie ahnte nicht, dass sie nur einen Herzschlag vor ihrem Tod entfernt gewesen war. Aber sie war so devot, dass sie vielleicht auch das noch willig angenommen hätte.

Was sollte er weiter mit ihr machen? Immer so weiter? Eine Sekunde hatte er einen wirklich bizarren Gedanken: Er könnte sie heiraten und eine monogame Beziehung führen, und dann kamen die Kinder, und er arbeitete brav und fleißig in einer humanitären Stiftung, in dem er die Hälfte seines riesigen Vermögens gesteckt hatte. Sie wäre immer treu, und wäre stets glücklich. Und er würde sich von ihrem Glück nähren. Vielleicht würde das etwas seiner vielen Verbrechen sühnen.

Oder sollte er mit ihr ein Snuff-Video drehen, sehr präzise, langsam und kalt, nicht so emotional wie das spontane Erwürgen?
Das wäre für die Kleine auch nicht viel schlimmer, als wenn er sie als Arbeiterin in eine Fabrik für Sexspielzeuge schickt und ihr sagen, dass er sie nie wieder sehen wollte.

Auch wenn Brigitta nicht besonders helle war, so hatte sie eindeutig etwas, in dem sie ihm weit überlegen war: Sie liebte. Und ein kleiner Funken dieser Liebe ließ ihm die Worte sagen:

´Brigitta, ich muss dir eine sehr traurige und eine sehr gute Sache sagen. Zuerst die Gute:

Du sollst ein Kind von mir bekommen. Und du bekommst ein Haus und eine bescheidene, aber hinreichende Leibrente. Du darfst dann nach belieben Dildos oder auch anderes benutzen. Es wird dir frei stehen, auch nach Wunsch dir Männer oder Frauen zu erwählen.
Und nun das Traurige: Mich wirst du nie wiedersehen.´

Brigittas Herz schien still zu stehen. Sie presste sich noch enger an den geliebten Herrn, der schon vieles von ihr verlangt hatte, und dies auch stets brav ausführte. Jetzt verstieß er sie – Warum?

´u wirst es nicht verstehen, und es liegt auch nicht an dir. Du warst mir eine sehr gute Geliebte. Ich will, dass es dir einfach gut geht. Aber mit uns zusammen geht es nicht mehr.´

Das klang unabänderlich. Brigitta weinte leise. Immerhin, er wollte, dass es ihr gut geht. Und sie könnte dann ja sein Kind lieben. Das tröste sie ein wenig. Was hatte sie denn gedacht? Monate sah sie ihn nicht, stets ungewiss, ob er sich an sie erinnert, und dann das …

Meschregi war noch weiterhin in depressiver Laune. Dass er mal ein wenig Menschlichkeit zeigte, erstaunte ihn selbst, aber er war sich sehr wohl bewusst, dass er sich eine künstliche Scheinwelt aufgebaut hatte. In seiner Allmacht lebte er selbst in einem Puppenhaus. Er hatte sich sein Gefängnis selbst geschmiedet. Für ihn gab es vielleicht kein entkommen aus diesem Fleisch gewordenen Traum. Er war der Macher, andere waren Puppen oder Schaffer, Abhängige. Und andere Macher gab es auch, die waren entweder Partner oder Feinde. So einfach war seine Welt.

Er sehnte sich nach der Möglichkeit ein wenig Gegenüber, echten Widerstand oder eben nur einen anderen Blickwinkel. Mit der originalen Brigitte, nein, jetzt Darlena, würde er vielleicht auch nicht seine wahre Freude haben. Denn die war ja schon lange vorher gebrochen, eigentlich nur ein Schatten ihrer selbst.

Er dachte an Agnes, nein die heißt ja jetzt Tabita. Und die war ja jetzt in Paris. Er bat, sie möge ihn von Orly abholen.

Tabita hatte sich als Chauffeuse gekleidet, und Meschregi erkannt sie erst, als sie ihn direkt ansprach. Welch angenehme Überraschung!

´Tabita, du hast Geheimnisse vor mir. Solltest du Geheimnisse vor mir haben?´

Tabita machte beinahe einen Fahrfehler. ´Oh nein! Nie würde ich es Wagen, vor meinem Herrn Geheimnisse zu haben.´

´och, du hast deine Brüste und deine Mösenlippen gestreichelt.´

Tabita fing an zu weinen: ´as würde ich nie tun, nicht nur, weil mein Herr es doch verboten hat. Denn sonst würden die … wieder kommen.´ Tabita war der Panik nahe.

´Wer sind die? Erzähle mir die Geschichte! Du weißt, meine Tabita hat keine Geheimnisse vor mir.´

´Ich war 12. Meine Mutter hatte beobachtet, wie ich mich selbst gestreichelt hatte. Da unten und an meinen so empfindlichen Knöspchen. Sie war ganz erschrocken. So was macht ein anständiges Mädchen nicht. Das lernte ich.

Und zur Strafe wurden mir meine Hände am Bett gebunden. In der Nacht wachte ich auf. Zwei große Spinnen krabbelten über meine Bettdecke. Vor lauter Angst konnte ich nicht mehr Atmen. Aber sie kamen immer näher. Ich konnte sie nicht verscheuchen oder fliehen, da ja meine Hände festgebunden waren. Sie kamen immer näher. Meine Lippen presste ich zusammen, aber sie schienen irgend etwas an meiner Nase zu machen. Ich dachte damals, dass sie da Eier reinlegten. Ich konnte nicht mehr klar denken. Aber irgendwann müssen sie doch davon gekrabbelt sein.

Am nächsten morgen wusch ich meine Nase bestimmt eine halbe Stunde. Dann kamen auch keine Babyspinnen raus. Aber ich wusste, dass ist alles nur passiert, weil ich mich selbst gestreichelt habe. Jedes mal, wenn ich meine Brüste berühre, und sei es auch nur wegen dem Waschen, dann denke ich an diese Spinnen.´

Langsam beruhigte Tabita sich wieder. Die gleiche Tabita, die hervorragende Abhandlungen über betriebswirtschaftliche Zusammenhänge bei der Gewinnverteilung multinationaler Konzerne schrieb, ließ sich mit dieser kleine Mädchen-Horrorgeschichte wirklich aus der Fassung bringen. Eigentlich schade, dass sie darum zu laktieren aufhörte – kein Milchmädchen mehr, keine süße Liebfrauenmilch. Er hatte selbst diese Geschichte aufgeschrieben, damit sie ihr als falsche Erinnerung implantiert wurde.

Da war es schon wieder: Alles funktionierte wie geplant, aber ihn umgaben nur Puppen, seine eigenen Geschöpfe. Bei Tabita war von Agnes nichts mehr erkennbar. Sie war damit in seinen Augen langweilig geworden. Was sollte er mit ihr machen? Wenn er das Interesse an seinen Geschöpfen verlor, ja was wird dann aus ihnen?

Den Rest der Fahrt sprach er nicht mehr mit der Puppen-Chauffeuse, die ihm nichts mehr geben konnte. Der nächste Termin wartete.

Sicher war Darlena eine eben solche Enttäuschung, aber er musst sie selbst sprechen. ´Berichte!´

„Die Ausbildung ist hervorragend. Wir lernen sehr viel in kurzer Zeit. Danke, mein Herr ...“

Auch Darlena hatte diesen unterwürfigen Sklavinnen-Ton, genau wie Tabita. Das hing ihm mittlerweile zum Hals heraus. Meschregi dachte, dass er eben mit Haut und Haaren Eroberer war. Wenn es nichts mehr zu erobern galt, wurde es schnell uninteressant. Aber er fragte sie noch weiter aus:

„Ich solle mir doch die Personalchefin vornehmen, Karen. Sie ist wirklich eine hervorragende Wahl. Sie ist intelligent, hat Führungsstärke und Organisationsgeschick, einfühlsam, aber kann sich hervorragend unterordnen. Sie küsst sehr gut. Ich glaube, sie mag vor allem Frauen.
Nur eines ...“

Darlena stoppte. Meschregi sah Darlena erwartungsvoll an, sagte aber nichts. Im Gespräch war er geduldig.

„Es ist nur: Ich werde aus ihr nicht schlau. Nicht, dass sie irgendetwas vorspielt, oder nicht loyal wäre, aber sie hat irgend welche Geheimnisse. Nicht verwunderlich, immerhin ist sie ja schon 5 Jahre älter als ich.“

In Darlenas falscher Identität wurde sie um 4 Jahre jünger als Brigitte gemacht, und dachte darum, dass sie erst 31 wäre.

Sicher, Darlena ist noch immer hoch intelligent, fähig und loyal, aber das Besondere, das ihn an Brigitte so fasziniert hatte, fand er nicht mehr. Sie war jetzt zwar viel hübscher geworden, hatte aber ihre ganz persönlichen Eigenarten verloren. Er langweilte sich so, dass er seinen sexuellen Durst lieber unterdrückte.

Karen, ja – die war anders. Vielleicht sollte er sich die noch mal etwas genauer ansehen. Sie war ja eigentlich schon zu alt. Und besonders schön auch nicht. Auch gab es sicher noch Klügere als die. Aber irgend etwas hatte sie …
129. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 16.04.13 01:17

Hi Ambi,

excellente und tiefgründige Fortsetzung, meine Hochachtung!

Ja, Meschregi hat echt ein Problem: Er gestaltet alles nach seinem Willen, aber sieht sich darin dann nur selbst wieder, ohne jede Spannung. Er will eigentlich Herausforderung, aber mit jedem Sieg wird es schaler um ihn herum, langweiliger. Er will echte Gefühle erleben, Extase, Freude, aber will sie eben von keinem Gegenüber unkontrolliert zulassen - so daß sie eben nicht mehr echt erscheinen für ihn, selbst wenn sie es jenseits seiner Kontrolle vielleicht sogar sind, wie vielleicht bei Brigitta, die ja abhängig und konditioniert von ihm ist. Er kann scheinbar alles haben, nur nicht die Freude darüber oder daran. Traut er sich am Ende selbst nicht zu, neben etwas oder jemandem ähnlich Mächtigen oder zumindest Unabhängigem zu koexistieren, daß er so handelt? Bei aller Macht scheint mir das eher ein Zeichen von mangelndem Selbstbewußtsein zu sein. Eben auch etwas Fremdes und Anderes zumindest tolerieren wenn nicht gar lieben zu können, das oder den/die er eben nicht unter voller Kontrolle hat. Und Liebe und Kontrolle/Macht über jemanden schließen sich im Allgemeinen aus. Liebt er sich selbst überhaupt, oder ist er nur zu betrunken von seiner scheinbaren Macht, deren Motivation nur von Selbstzweifeln und Angst kommen kann, die er natürlich nie zugeben würde? Sein eigenes Leben scheint mir deformiert - und dabei glaubt er, er könne andere Leben formen, was er ja auch betreibt, aus seiner selbst verkrümmten Haltung heraus.

Seine Ideen für einen möglichen Ausweg sind im Grunde nicht schlecht, bis auf einen groben Schönheitsfehler: die falsche Motivation. Es wäre alles nur Schein, Flucht, Attrappe, ohne sein Innerstes wirklich zu ändern zum Positiven, ohne diesen Anspruch auf absolute Kontrolle aufgeben zu müssen oder zu wollen. Er müßte auf das verzichten, wovon er denkt, daß es Macht ist. Denn es hält ihn selbst gefangen, macht ihn selbst zur Puppe unter Puppen, läßt ihn nicht genießen oder wirklich leben. Aber er meint, daß es ihn selbst definiert, ihm Schutz gibt. Und das macht es kompliziert, denn er müßte den Mut haben, genau diesen vermeintlichen Schutz vollkommen aufzugeben, der ihm doch scheinbar so sehr nützt - aber dennoch so absolut schadet als Mensch. Und das noch bei der Gefahr, daß dann andere, die er zu seinen Feinden gemacht hat, über ihn herfallen. Es scheint so ausweglos für ihn zu sein, daß ich beinahe mit ihm Mitleid habe. Und doch wäre es nur eine mutige Entscheidung, die er für sich treffen müßte (ähnlich der Entscheidung von Siddhartha Gautama für einen anderen Weg). Was dann kommt, bliebe abzuwarten - aber er wäre am Ende zumindest nicht mehr nur der Sklave seiner eigenen Kreation, gefangen im eigenen Schloß. Und er mag vielleicht sogar sehr positiv überrascht werden, daß keine Katastrophe über ihn hereinbricht, sondern er endlich zu der Freiheit und dem Glück kommt, die/das er sich bis jetzt selbst verwehrt, und die Mehrzahl seiner Mitmenschen doch anders sind als er selbst bisher, er also Vertrauen statt Angst haben darf. Vielleicht würde er dadurch sogar zur Inspiration statt zur Konfrontation für viele.

Vielen Dank für diese äußerst inspirierende Fortsetzung, ich bin schon gespannt darauf, wie es weitergeht.

Keusche Grüße
Keuschling
130. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 16.04.13 23:47

Hallo Keuschling

Danke für dein Mitdenken. Ich denke, du triffst es ganz gut. Dieser Typ hat etwas sehr, sehr böses, zugleich ist er Mitleid erregend. Ist es nicht so was wie ein Strafe, obwohl oder gerade weil er alles hat?

Naja, das Bisschen Überdruss ist keine wirkliche Strafe für seine üblen Verbrechen. Ich denke, er weiß, das er ein Monster ist. Nur darum war er fast menschlich zu Brigitta. Aber ihre Liebe erreicht ihn nicht mehr.

Zitat

Bei aller Macht scheint mir das eher ein Zeichen von mangelndem Selbstbewußtsein zu sein.

Mag sein, aber eher denke ich dass du zu nachsichtig bist. Sei mir nicht böse, aber ich musste da an den Film ´Mars Attacks´ denken. In der Szene als die Marsianer gelandet waren, wurden sie von einer friedlichen Gruppe vom Menschen freudig begrüßt. Einer ließ eine Friedentaube fliegen. Der Marisane griff blitzschnell zu seiner Strahlenpistole und schoss sie ab ... und errichtete ein Blutbad unter den Friedensbewegten.
Der Kommentar von Pierce Bosnan als Experte im Fernsehen: ´Haben sie die Reaktion gesehen? sie war voller Furcht...´

Ich habe mit dem Bösen eigentlich nicht so viel Mitgefühl, auch wenn ich versuche, ihn nicht ganz so überzeichnet aussehen zu lassen.

Zitat

Sein eigenes Leben scheint mir deformiert - und dabei glaubt er, er könne andere Leben formen, was er ja auch betreibt, aus seiner selbst verkrümmten Haltung heraus.

So ist es. Aber ich mache ihn selbst dafür verantwortlich.

Nun könnte man als Hobbypsychologe schnell auf die Idee kommen: Wo kommt den der bedauernswerte Bösewicht denn her?

Und da kommt wohl nur ein Kandidat für in Frage. Es muss eine Projektion meiner selbst sein. Jemanden, der in mir steckt, den ich aber entschieden ablehne.

Oder ich bin einfach nur ein cooler Autor, der einem einfachen Strickmuster folgt, dass ein Bösewicht eben der Spannung gut tut.

Oder eben ... ich bin ein unverbesserlicher Moralist, der eine Negativ-Folie konstruiert, um seine Überzeugungen am ehesten als Gleichnis-Story loszulassen.

Und wenn du nun fragst, wie ist es denn wirklich? Dann muss ich ehrlich bekennen: Ich weiß es nicht ...

Zitat

Er müßte auf das verzichten, wovon er denkt, daß es Macht ist. Denn es hält ihn selbst gefangen, macht ihn selbst zur Puppe unter Puppen, läßt ihn nicht genießen oder wirklich leben. Aber er meint, daß es ihn selbst definiert, ihm Schutz gibt. Und das macht es kompliziert, denn er müßte den Mut haben, genau diesen vermeintlichen Schutz vollkommen aufzugeben,
...
Und doch wäre es nur eine mutige Entscheidung, die er für sich treffen müßte.

Meschrigi ist zu sehr in Schuld verstrickt. Er hat Morde begangen und Menschen aufs übelste manipuliert. Ich glaube nicht, dass ein Mensch so einfach aus diesem Teufelskreis ausbrechen kann. Tatsächlich muss er nun das Bild des smarten dunklen Gottes seiner eigenen Welt aufrecht erhalten. Darum hat er diesen Gedanken an seine ´Bekehrung´ mit der Familie und Hilfsstiftung so schnell aufgegeben. Er war einfach zu sehr in dr Lüge gefangen. Er hätte seine Verbrechen so auchnicht sühnen können. Aber mal ehrlich: Glaubst du, das hätte funktionieren können?

Zitat

ähnlich der Entscheidung von Siddhartha Gautama für einen anderen Weg

Ich glaube auch, dass es so was gibt, aber nur sehr, sehr selten.

Zitat

Vielleicht würde er dadurch sogar zur Inspiration statt zur Konfrontation für viele.

Dann bleib mal weiter gespannt ... ich verrate noch nichts. Alles bleibt möglich ... für die, den den weiteren Verlauf noch nicht kennen.

Aber wegen deinem intensiven Kommentar lasse ich dich nicht lange warten, sondern poste gleich das nächste Kapitel.
Nur einen kleiner Dämpfer: Diesmal geht es nicht um diesen sinistern Typen, sondern zur Abwechslung einfach nur was nettes ...

Gruß
Ambi

131. 51. Frauenwerbung

geschrieben von Ambi.Valentox am 16.04.13 23:53

51. Frauenwerbung

Er mochte Rondas Vorschlag anfangs gar nicht. Karneval in Rio. Bunt und viele Motive. Und abgedroschen. Tom hatte ja einen Ruf zu verlieren. Ronda musste mit Engelszungen ihm vorschwärmen, dass die Frauen der lokalen Konzerntochter extra einen Themenwagen vorbereitet hatte, ´Vogel-Frauen´. So richtig war er zwar noch nicht überzeugt, aber Ronda und Tom, das war schon etwas eigenes. Beide hätten sofort gesagt, dass sie kein Paar sind, auch wenn sie sich das Hotelzimmer nicht nur wegen der Zusammenarbeit teilten und regelmäßig beischliefen.

Sie mochten sich sehr, aber mit der Wellenlänge passte es trotzdem nicht. Anfangs verstand Tom Ronda nicht. Denn sie war eine attraktive Frau, mindestens 20 Jahre jünger als er. Was hatte er ihr denn zu bieten? Ronda fragte nicht danach, ein wenig die Nähe dieses sensiblen Mannes genießen, der die Frauen so vergötterte ... danach stand ihr der Sinn. Und so lange es schön war, warum nicht?

Im Trubel bereute Tom es nicht, sich von Ronda breit schlagen zu lassen. Die Kostüme unterstrichen die Schönheit der Frauen, die sich auch im Büroalltag weit mehr heraus putzten, als er es aus Deutschland gewöhnt war. Die Federmasken erinnerten natürlich an die Geschichte der O, und das war wohl auch bewusst so. Einige Frauen, die sich so präsentierten gaben das unumwunden zu. Auch wenn sie selbst nicht so devot empfanden, so war das Spiel mit dem Begehren für sie offensichtlich enorm reizvoll. Tom blieb aber seinem Konzept treu. Jede der Schönen war auch allzu gerne bereit, eine Fotoserie am Arbeitsplatz und bei sich zu Hause, mit ihren Kindern oder mit ihrem Freund zu zeigen. Für den Konzeptband ´Corporate Women´, musste er aber auswählen, vielleicht 10, aber bestimmt nicht mehr als 15 Bilder konnte er von dieser Location auswählen. Aus den weit über 2000 Bildern waren immer noch über 100 so gut, dass er keines bevorzugen konnte. Gut, dass er Ronda dabei hatte.

Das würde sicher einen weiteren Band ´Rare Birds´ ergeben. Und er liebte diesen Band jetzt schon.

Aber ganz so einfach war es auch nicht. Scheu waren diese Vögel zwar nicht, eher im Gegenteil. Sie versprühten Charme, kokettierten und posierten. Ständig ein wenig als Selbstdarstellerinnen unterwegs. Und auch er erhielt viele Küsschen. Wenn Ronda nicht immer dabei gewesen wäre, hätte er sicher auch erotische Abenteuer sammeln können. Aber so war es auch gut. Ronda ließ ihm kaum genug Ruhe, auch in dieser Hinsicht. Damit sich die Frauen nicht nur in Pose, sondern auch unbefangen fotografieren ließen, brauchte es doch viele Gespräche und schließlich eine Art Beziehung. Und diese Bilder waren dann so viel lebendiger, ganz ohne Kamera-Lächeln.

So verfolgte er - natürlich auf deren Wunsch - das Leben von Maria. Sie hatte einen guten Ruf als Sachbearbeitern, fleißig, gewissenhaft und kompetent. Aber die Arbeitszeiten waren ein Problem. Denn sie brachte morgens ihre Kinder zur Schule, klick, klick. Der Weg durch den Großstadt-Dschungel, Klick. Die überfüllten Busse, Klick. Das Büro, die Konzentration, das Schwätzchen in den Kaffeepausen. Dann wieder die Kinder abholen, bei Freunden. Zu Hause in einem Wohn-Silo, bescheidener Wohlstand. Das geht nur, weil sie ihren Freund, den Vater eines der Kinder, vor die Tür gesetzt hat, berichtete sie stolz. Der versoff doch immer das, was sie mühsam erarbeite. Aber ein Bisschen fehle er ihr schon so für das Bett. Aber auch da hatte Maria ein großes Herz. Sie wollte selber eine Serie von Aktfotos haben. Es wäre ihr größter Wunsch, von einem so großen Künstler, in intimsten Posen fotografiert zu werden. Sie wollte auch kein Geld, sondern nur großformatige Abzüge. Und sie gab auch die Veröffentlichungsgenehmigung.

Der Bilder wurden grandios. Maria hatte so viel sexueller Ausstrahlung bis in die Zehenspitzen, und die Bilder konnten etwas davon einfangen. Während der Aufnahmen hatte sich Ronda verschmitzt lächelnd abgesetzt. So eine Sache hätte doch was intimes, da stören fremde Frauen doch nur, war ihre Begründung. Maria selbst wollte das Bondage-Thema in Bilder fassen. Sie hatte weder sozialisierte Spielzeuge, noch sonstige Szene-Produkte. Einfach Dinge, wie Haushalt-Wäscheleine, eine Kette fürs Moped, und einfache Wäscheklammern taten es auch ... und wirkten viel authentischer.
Auch beim sonntäglichen Besuch der heiligen Messe war er mit der Kamera dabei. Sie hatte ein Spitzentuch auf ihre Haare gelegt, und ihr Gesichtsausdruck war der eines frommen Engels. Irgendwie hatte er sich ein wenig in Maria verliebt, so wie fast in jede der Frauen, die vor eine Linse kamen, nur vielleicht ein bisschen mehr.

Die Bilder machten alle wieder die Wahl zur Qual. Eigentlich müsste noch ein Bildband: ´as Leben der Maria´ her. Ob er dafür einen Verleger begeistern könnte?

Aber auch Magareta, Putzfrau, 45, etwas fülliger, weckte seine Sympathien. er begleitete sie nicht nur bei ihrer Arbeit, sondern auch zurück auf ihren Weg in die Favelas, wo sie wohnte und sich in einen sehr bescheidenen ´Luxus´ einrichtete. Für europäische Augen sicher ein Elendsviertel, für die Bewohner ein Stück Alltag. Und die meisten dieser Bewohner wirkten eher zufrieden als die Menschen in deutschen Großstädten. Margareta haderte auch nicht mit dem Schicksal, sondern meinte das ´El Dios´ es gut mit ihr meine.

...........

Schließlich war es so weit. Nach Wochen des Herumreisens, verabschiedete er sich von Ronda in Paris. Die letzten Aufnahmen verfolgte sie nicht mehr. Ihre Aufgaben in Frisco hatte sie schon lange genug vernachlässigt. Tom könne aber jederzeit bei ihr klingeln. Sie habe immer ein Bettchen für ihn bereit. Und sie wäre beleidigt, wenn er das Angebot nicht nutzen würde, sollte er jemals wieder nach Frisco kommen.

Die "Excelence Management Academie Paris" war das letzte Ziel auf seiner Reise. Ronda hatte ihn noch einer Tabita Rifka vorgestellt, eine der arabischen Elite-Studentinnen. Sie hätte gute Deutschkenntnisse, und wollte das nutzen, um diese zu vertiefen. Beide erkannten sich nicht wieder. Bei Tabita war ihre Neuprogrammierung schuld, die ihre Erinnerungen fast ausgelöscht hätten, zumindest aber tief vergraben. Und er ließ sich von der Kunst der Chirurgen blenden, die eben etwas ganz anders aus Agnes gemacht hatte. Ihr Sprachmuster war ja auch durch ihre neurale Programmierung verändert. Und der arabische Akzent, ließ ihn seine Gefühle, die er in ihrer Gegenwart spürte, als Hirngespinste erscheinen.
Er hatte, trotz Ronda und den viel entzückenden Frauen, seine Obsession für Agnes noch nicht überwunden. Er konnte es nicht erklären, und sah in fast jeder Frau ein wenig Agnes. Aber er wollte sich dieser Manie nicht ausliefern, darum schob er alles bewusst zur Seite, was ihn an SIE erinnerte.

Tabita machte es ihm auch nicht leicht. Zwar fühlte sie sich zu Tom enorm stark hingezogen, ohne ihn zu erkennen, aber ihre neue Erziehung hatte sie Distanz gelernt. Das Konzept war ja, gerade in der Andeutung begehren zu wecken, dass dann aber konsequent verwehrt würde. Auch Tabita ließ sich fotografieren, öfters mit Schleier, einmal sogar mit Burka. Dennoch, die Tage ihrer Nähe verstärkten die Gefühle.

Schließlich frage sie ihn, warum er sie so oft anschaute, auch ohne Fotoapparat. Das klang gar nicht abweisend. „Es sind deine Augen. Die erinnern mich an jemanden. Ich habe diese Frau verloren, aber ich kann sie nicht vergessen. Sie heißt Agnes, Agnes Trinse.“

Tabita war verwirrt, irgendetwas in ihrem inneren spielte verrückt. Sie konnte es nicht einordnen, und verabschiedete sich hastig. Schon war sie in der Menge der Studenten, bzw, der Studentinnen verschwunden. Wie ein Hauch aus seine Vergangenheit. Aber nun kam wieder diese Welle des Gefühls über ihn, das er den ´Blues´ nannte. Es war als ob eine alte Narbe wieder zu schmerzen begann.

Auch die nächsten Wochen blieb er in Paris. Ein renommierter Verlag sollte den Bildband herausgeben, und Meschregi machte Druck, um einen baldigen Erscheinungstermin zu bewirken. Nun war ein Vorabdruck da, und Meschregi sollte ihn frei geben. Tom war ja nicht eingeweiht, und wusste nichts von den Ereignissen hinter verschlossenen Türen, nichts von seiner Agnes, und auch nicht von der Rolle, die Meschregi in ihrem Leben spielte. Für ihn war er eben der reiche Manager und bedeutende Kunstmäzen, der das Angenehme - die Frauen und die Kunst - mit dem Nützlichen - der Image-Werbung für sein weltweites Industrie-Netz - verband. Es war die kultivierte Form von ´Sex sells´, und dabei noch mit einem emanzipatorischen Anstrich. In den vorletzten Redaktionsgesprächen legte Meschregi Wert darauf, dass vor allem die Menge der Managerinnen in den Abbildungen vorherrschte. Die Botschaft war klar: In diesem Konzern konnten die Frauen auch Karriere machen, die ganz bis nach oben ging.

Heute kam Meschregie extra aus Moskau, um sich den Vorabdruck anzusehen.
132. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 19.04.13 22:30

Hi Ambi,

sehr interessante Fortsetzung, vielen Dank dafür, und ebenfalls meinen Dank für Deine Sicht der Dinge bezüglich meines früheren Kommentars.

Tom hat Agnes also eigentlich wiedererkannt, will es aber selbst nicht so recht wahrhaben. Aber durch seinen Kommentar scheint er bei Tabita doch etwas ausgelöst zu haben, was Konsequenzen haben kann. Das klingt sehr spannend!

Nun, es mag auch noch eine andere Motivation für Meschregi zu geben, Tom als Fotograf für seine Zwecke einzusetzen: Tom fängt mit seiner Kamera echte Gefühle ein. Und der Betrachter, wie beispielsweise Meschregi, kann dann daran teilhaben - aus sicherer Entfernung heraus, und auch ohne Einflußmöglichkeit darauf. Das mag für ihn vielleicht manches ersetzen, was er im wahren Leben eben nicht findet oder nicht zuläßt. Beim Betrachten der Fotos hat er aber keine Wahl, und auch keine Macht über die Situation, bei der das Foto entstand. Ich bin entsprechend gespannt darauf, was er zu den Fotos von Maria denkt bzw. fühlt.

Keusche Grüße
Keuschling
133. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 20.04.13 07:59

Hallo Keuschling

Ich dachte eihentlich, ich hätte die Geschichte schon fertig geschrieben. Dann aber schriebst du

Zitat

Nun, es mag auch noch eine andere Motivation für Meschregi zu geben, Tom als Fotograf für seine Zwecke einzusetzen: Tom fängt mit seiner Kamera echte Gefühle ein. Und der Betrachter, wie beispielsweise Meschregi, kann dann daran teilhaben - aus sicherer Entfernung heraus, und auch ohne Einflußmöglichkeit darauf. Das mag für ihn vielleicht manches ersetzen, was er im wahren Leben eben nicht findet oder nicht zuläßt. Beim Betrachten der Fotos hat er aber keine Wahl, und auch keine Macht über die Situation, bei der das Foto entstand. Ich bin entsprechend gespannt darauf, was er zu den Fotos von Maria denkt bzw. fühlt.


Ich fnde es faszinierend wie sehr du das vertieftest, was isch nur andeutete. Darum habe ich mich entschlossen, ein neues Kapitel noch einzufügen. Ich denke nicht, dass es allzu lang dauert, aber ich muss dass erst noch zusammenschreiben. Auf jeden Fall kannst du es dir zugute halten, dass du die Geschichte verändert hast.

Danke
Ambi
134. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 21.04.13 01:18

Hi Ambi,

vielen Dank für Dein Kompliment. Allerdings muß ich es zurückweisen, zumindest teilweise. Mir geht es nicht um den Ruhm, eine Geschichte verändern zu können oder verändert zu haben. Mir geht es darum, bei meinen Kommentaren etwas zurückzugeben an den Autor, der mich inspiriert hat. Wenn das dann so positiv wie von Dir aufgenommen wird, und Du dadurch tatsächlich inspiriert wirst, freue ich mich natürlich. Denn das ist konstruktiv, konstruktiver als jede Kritik es sein könnte, denn es ist eben Inspiration. Aber es gelingt eben nur selten, manchmal habe ich eher den Eindruck, daß meine Kommentare den Autor eher stören, evtl. weil sie zuviel vorweg nehmen, oder wegen des Eindrucks, der Autor wäre auf solche Ideen nicht selbst gekommen. Dabei ist das eigentlich doch vollkommen unnötig, denn der Autor ist das kreative Element, nicht irgendein dahergelaufener Kommentator. Ich habe noch nie eine wirklich bewegende oder interessante Geschichte geschrieben. Aber ich mache mir halt viele Gedanken dazu, wenn ich etwas Interessantes lese - und teile dann meine Gedanken auch mit. Nicht mehr und nicht weniger.

Ich hoffe, Du nimmst meine Entschuldigung an. Nichtsdestotrotz freue ich mich natürlich auf ein neues Kapitel, für das ich Dich inspirieren durfte - aber allein auf Grundlage Deines Schreibens natürlich. Denn Du hast die Inspiration zuerst mir gegeben - ich habe sie lediglich zurückgegeben als Leser. Entsprechend sehe ich keinerlei Gefahr, daß Dein Werk von mir auch nur im Geringsten beeinflußt wurde oder gar leiden könnte. Du hast es aufgebaut, Du hast alle erforderlichen Details hineingelegt, und Du wirst es zur Vollendung bringen. Und wie gesagt, wenn der ein oder andere Aspekt dabei ist, den Du nicht so sehr bewußt schon integriert hast, und ich Dich darauf aufmerksam machen durfte, und Du Dich dann entschließt, diesen dann weiter auszubauen, weil er Dir interessant erscheint, dann freue ich mich - gerade genau so, wie ich mich über jeden anderen Teil Deiner Geschichte oder Geschichten freue.

Keusche Grüße
Keuschling

PS.: Einen Gedanken von mir habe ich vorenthalten, da er nicht so recht zu meinem Posting gepasst hat: Meschregi mag bei dem Betrachten von Bildern, auf deren Entstehung und Situation er keinen Einfluß trotz all seiner Macht hat, auch gerade deshalb eine erhebliche Erleichterung verspüren, die ihn vielleicht dazu bringt, echte Gefühle für sich selbst zuzulassen. Der Mangel an überhaupt möglichem Einfluß mag eine sehr große Last von ihm nehmen - eben diese totale Kontrollsucht, der er möglicherweise selbst schon ziemlich leid ist, da sie für ihn immer besser erkennbar eben nicht zielführend ist, für seine eigentlichen Bedürfnisse. Immer die Kontrolle zu haben, mag eine erhebliche Last für ihn sein. Und er leidet ja auch darunter, daß er eben keine echten Gefühle in seinem selbst-geschaffenen Gefängnis mehr zuläßt, weil er eben die höchste Kontrollinstanz ist. Aber bei Bildern ist das eben anders: Es ist ihm auch vor ihm selbst gestattet, Gefühle zu erfahren und zu erleben, da ihm sein üblicher Einfluß eben genommen ist - was auch jeder verstehen wird. Und von Bildern allein droht erst einmal keine Gefahr, wegen der Distanz - allerdings kann es gefährlich werden, was man dann aus diesen ungewohnten und möglicherweise sehr intensiven Gefühlen macht, besonders, wenn man eben so ausgehungert ist, wie Meschregi es mir zu sein scheint. Denn letztendlich sehnt sich aus meiner Sicht jeder Mensch nach echten Gefühlen und wahrer Liebe, und das Streben nach Macht ist nur der verzweifelte Versuch, dies irgendwie erzwingen zu wollen, was doch nicht erzwingbar ist. Die wachsende Erkenntnis, daß dies dann ein Irrweg ist, kann verbittert machen und letztendlich Bosheiten motivieren - zumindest meine Sicht der Dinge, auch was das "Böse" dann wirklich ist. Aber natürlich ist die Gefahr eines Rückfalls in gewohnte Verhaltensmuster immanent präsent, so daß man wieder nur alles zerstören kann, was man eigentlich doch so sehr zu lieben glaubt...
135. 52. Tom´s Innenwelten

geschrieben von Ambi.Valentox am 09.05.13 13:58

Jeder Raum ist ein Universum für sich, ob es nun ein Welt im Innern eines Menschen ist, die sich durch einen Ausdruck im Gesicht offenbart, oder ob es die Last eines physischen Raumes ist der auf mich wirkt. Dieser Konferenzsaal drückt auf mich, und das schon seit Stunden. Er ist viel zu groß für ein Treffen zwischen zwei Männern. Oder muss er so groß sein, damit all die vielen Frauen hinein passen, um die es eigentlich geht?

Es ist ein Ort der kühlen Eleganz und der geschäftlichen Funktionalität. Alles ist da, das Ambiente des großen Geschäftes. Die Stille des Mobiliars, die Perfektion der Präsentationstechnik. Irgendwie einschüchternd. Es war gut, dass ich schon Stunden vorher in diesen Raum wollte. Es war gut, das er heute frei war. Ich schreite seine Länge ab und denke an die Geschichte, die mich genau hier hin geführt hat, meine kribbelnde Aufregung, als ob ich noch ein Schuljunge wäre. Sicher, ein bedeutender Mann, den ich bei unserer ersten Begegnung so gar nicht einschätzen konnte. Die Rituale der Macht. Aber in Wirklichkeit ging es doch um nichts … dennoch.

Die ehernen Regeln geboten, dass ich zuerst da sein müsste. Ich hätte ihn, als den Mächtigeren, nie warten lassen dürfen. Aber wie viel vorher? Wenn auch er früher kommen würde? Oder wenn er mich warten ließe, und selbst einfach ein Stunde später käme? Einfach, um die Macht des Mächtigen zu zelebrieren?

So fühle ich mich genial, dass ich den Raum okkupiere, ihn in Besitz nehme, zu meinem Reich mache. ICH residiere hier! Und der große Mann erhält die Audienz, die ich in meiner Großzügigkeit gewähre.
Der Beamer säuselt fast unhörbar. Überlebensgroß leuchtet meine Liebe von der Projektionsfläche. Ja, ich liebe sie … alle. Mein Herz schwelgt in Sehnsucht und Wehmut. Wie die Ewigkeit in diesem eingefroren Blick liegt … und jenem. Die Stunden verrinnen und werden zur Zeitlosigkeit, der Termin bedeutungslos.

Versonnen schrecke ich auf, als sich die Tür öffnet. Ich blicke absichtlich nicht zur Uhr. Er wirkt leicht gereizt und hektisch. Sein Blick verrät keine Zufriedenheit, aber mich, den Stoiker, ficht das nicht an, sondern erfüllt mich mit heiterer Gelassenheit.

´Sie haben den Umfang auf 250 Seiten erweitert. Sagte ich nicht 150?´
Die grußlose Direktheit – war es nun einfach eine Ungehobeltheit oder das Ritual, dass den Diener zum Lakaien machen soll? Ich lächele ruhig, aber so dezent, dass er dies nicht als Spott deuten kann. Seine anfängliche Ungeduld legt sich. Er denkt nach und weiß, dass er nun seine Souveränität anders unter Beweis stellen muss. Er entspannt sich langsam.

´Herzliche Willkommen, Sidi Meschregi. Ich freue mich, dass sie Zeit fanden, mich persönlich zu treffen. Und ich bin überrascht, dass Sie auch vorher schon einige Informationen zu unserem Thema sichteten.´

Er spürt die freundliche Ruhe, die ich ausstrahle, denn ich bin gut vorbereitet. Sein Ausdruck wandelt sich schlagartig. Er sieht mich nun auf gleicher Ebene.

´Ich liebe es, wenn man mich mit der arabischen Anrede ehrt, es zeigt Respekt. Sie hatten gute Informanten …´
Auch diese kleine Spitze prallt ab, denn zwischen uns besteht auf einmal eine Beziehung.

´Ich würde ihnen gerne unsere Ergebnisse gerne vorstellen. Ich sage „unsere“, denn die Zusammenarbeit mit Ronda war sehr fruchtbar. Ohne ihre Auswahl wären es sicher 350 Seiten geworden, die ich für unverzichtbar halte. Fast alle Texte sind von ihr. Was wissen sie von ihr?´

Er zögert. ´Ich hielt sie eigentlich für unwichtig. Eben eine Dienstbotin, die Ihnen zuarbeitet. Wenn ich sie nur annähernd für wichtig gehalten hätte, wäre ihre Anwesenheit heute unabdingbar gewesen.´ Aber sein Ton ist alles andere als herrisch.

Ich lasse mir Zeit, ´Aber sie ist hier … gewissermaßen …´ Ich hatte das Bild von ihr sorgfältig ausgewählt. Sie ist hier so geschäftig, völlig präsent als Business-Frau, zielstrebig und professionell, zugleich ein wenig schelmisch … ja, das ist Ronda.

Er betrachtet das Bild erstaunlich ruhig. Ein wenig ängstlich, ihn zu langweilen, bin ich schon. Ich konzentriere mich, seine Körpersprache zu lesen. … Er sieht. Er sieht durch meine Augen. Er versteht. Er wendet sich mir nachdenklich zu.

´Ich glaube, ich habe dir richtige Wahl getroffen … ´ er schweigt.

Langsam schiebe ich ihm das Buch zu, wortlos. Er setzt sich neben mich. Bevor er in dem Buch blättert, habe ich das Licht adjustiert. Er nimmt sich viel Zeit. Er wirkt nachdenklich. Er sieht auf. Sein Blick enthält nun ein Verständnis, dass mir vorher noch nie bei ihm aufgefallen war.

Ich bin von der Entwicklung selbst überwältigt und werde nervös. ´Nun, wir dachten, dass Sie einfach die Entscheidung treffen sollten, was wir da raus streichen sollten. Einzelne Seiten oder Kapitel …´

Er blättert weiter in dem Buch. An den Bondage und Fetisch-Seiten bleibt er hängen. Er lächelt. Das spricht ihn offensichtlich auch an. Dann das Bild, auf dem Maria, gerade noch eine Bondagette, sich in einen Engel aus Fleisch und Blut verwandelt. Er ist fasziniert.

Ich erinnere mich, wie auch der Rhythmus der Präsentation die Aussage macht. Denn gerade, wenn man Maria als devote Frau der Leidenschaft kennen lernt, sie dann aber in frommer Einfalt erblickt, erscheint sie zwar als ambivalente Person, die man nicht leicht wirklich in die Schublade stecken kann, aber sie ist nicht die Heuchlerin, für die man sie halten würde, wenn die Reihenfolge eine Andere gewesen wäre.

Sicher, jedes Bild hat einen Wert an sich, und ich bin durchaus stolz, dass es mir vergönnt war, diese festzuhalten. Die Serie war aber mehr. Sie erzählte ein Geschichte. Und zwar so authentisch, dass es selbst ein Herz aus Stein erweichen müsste.

Er blickt mich ganz ruhig und voller Verständnis an. Auch er lässt sich nun Zeit. ´Wir machen es genau so, wie sie Beide es hier vorgeschlagen haben.´
Er nimmt das Buch, steht wortlos auf und verlässt den Raum. Das ist mehr, als ich zu hoffen wagte.
136. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 24.05.13 23:07

Hi Ambi,

die Hintersinnigkeit in diesem Kapitel gefällt mir besonders. Es geht um Macht - ein spannendes Thema, insbesondere wie man damit umgeht oder ob man sie zuläßt über sich.

Ich schreibe den plumpen Anfang von Meschregi einmal seiner allgemeinen Frustration zu. Nein, die Gefahr, daß Tom ihn gelangweilt hätte, hat nicht bestanden, aus einem zentralen Grund: Tom hat es eben nicht zugelassen, daß Meschregi Macht über ihn bekommt, ohne aber selbst als der Mächtigere dastehen zu wollen. Es ging um das Werk, das Meschregi beeindrucken sollte. Und insbesondere aufgrund der Umstände konnte es dies wohl auch. Tom ist aber klug genug, Meschregi die letzte Entscheidung zu übertragen. So kann Meschregi beruhigt sein, keine Macht verloren zu haben, und sich voll auf das Werk einlassen, über das er auch die letzte Entscheidung glaubte zu haben. Aber war dem auch wirklich so? Vordergründig sicherlich, denn Tom hat es ihm ja angetragen. Aber inzwischen hat Tom´s authentisches Werk Meschregi berührt, und dadurch gewissermaßen Macht über ihn bekommen, die nur noch seine Zustimmung zuläßt.

Echt ein lustiges Thema, die Macht des Menschen, und die Gier mancher danach, obwohl letztendlich eigentlich wertlos an sich, denn am Ende zählen andere Werte und insbesondere Gefühle, denen sich kein Mensch entziehen kann. Ich freue mich über Tom´s Erfolg, und noch mehr darüber, daß Meschregi offenbar immer noch berührbar geblieben ist, wo er doch so ausgehungert nach authentischen Gefühlen zu sein scheint, bei all seiner Macht.

Keusche Grüße
Keuschling
137. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Ambi.Valentox am 26.05.13 18:23

Hallo Keuschling
Zitat
Tom hat es eben nicht zugelassen, daß Meschregi Macht über ihn bekommt, ohne aber selbst als der Mächtigere dastehen zu wollen. Es ging um das Werk, das Meschregi beeindrucken sollte. Und insbesondere aufgrund der Umstände konnte es dies wohl auch.

Sehr feinsinnig, wie du das bemerkst. Du tauchst ja regelrecht in die Geschichte ein. Ich glaube, du könntest vielleicht sogar bessere Geschichten erzählen als ich.

Zitat
Aber inzwischen hat Tom´s authentisches Werk Meschregi berührt, und dadurch gewissermaßen Macht über ihn bekommen, die nur noch seine Zustimmung zuläßt.

Meschregi bleibt aber, obwohl er doch mehr zu bieten hat als ein tumber, dummdreister Machtmensch, in seiner Rolle gefangen. Sein Vergangenheit kann er nicht abschütteln.

Ich hoffe die nächste, eher dramatische Folge enttäuscht dich nicht zu sehr.

Grüße
Ambi
138. 53. Karens überraschende Fähigkeiten

geschrieben von Ambi.Valentox am 26.05.13 18:36

53. Karens überraschende Fähigkeiten

23:02 - Sturmklingeln. Karen lag noch nicht im Bett. Die Gegensprechanlage: „Said ici, Said Meschregi“.
Sie öffnete die Tür wortlos. Als er eintrat, alleine, saß sie im Wohnzimmer. Zwei Gläser Wein standen auf dem Couchtisch. Sie sah ihn schweigend an, lächelte nur so viel, wie es die Höflichkeit gebot.

Er war überrascht. Ja, das war es. Das Abenteuer, eben nicht vorher zu wissen, wie sich jemand verhielt. Dass sie nichts fragte, als er so unangemeldet bei ihr auftauchte? Großartig.

Er grüßte auch nicht, setzte sich langsam. Er versuchte, sie mit einem durchdringenden Blick zu fixieren. Immer noch schweigend kostete er den Wein. Erst als er das Glas wieder abgesetzt hatte, eröffnete er ohne Vorspiel.

„Hast du eine Vorstellung, was ich mit verflossenen Geliebten mache?“
Karen schwieg weiter, aber sein Blick insistierte. Er hob sogar die Augenbrauen.

„Das will ich gar nicht wissen.“

„Ich bestehe aber auf eine Antwort.“

Nach einem weiteren Schluck antwortete sie doch, leise, aber bestimmt. „Du mumifizierst sie, ob nun lebend oder tot.“

Er versuchte aus ihrem Ton zu deuten, ob sie sich denn nun auch für eine Ehemalige hielt, und ob sie denn die Mumifizierung fürchtete. Aber kein Zeichen deutete darauf hin. Beinahe emotionslos.
„... und sonst?“

„Du verwandelst sie. Du gibst ihnen andere Gesichter, andere Namen, andere Vergangenheit.“

Verblüfft stellte er fest: Er hatte nicht zu viel erhofft. Ein triumphales Lächeln bemächtigte sich seiner. „Heute habe ich eine fort geschickt. Nein, nicht in die Wüste.“

Und noch ein Schluck. „Ich habe ihr versprochen, dass sie ein Kind von mir austragen darf. Und ein Haus und eine hinreichende Leibrente. Die Anweisungen zur Umsetzung sind auch schon raus. ... Na?“

Karen lächelte nicht. „Soll das nun ein Beichte sein? Oder sehe ich da einen kleine Jungen, der stolz darauf ist, wenn er mal was richtig gemacht hat?“

So respektlos hatte schon lange keine Frau mir ihm gesprochen, eigentlich noch nie.

„Du bettelst wohl um Schläge?“

„Du tust mit mir sowieso, was du willst. Das Alles hat mit mir doch nicht wirklich was zu tun, und ich werde mich nicht wehren.“

„Eigentlich wollte ich mir nur mal dein Keuschheitsgitter anschauen.“

Karen stand ohne zu zögern auf, trat vor ihn und schob ihren Rock hoch. Sie trug keine Dessous. Mit ihren gut manikürten Fingern zog sie ihre Lippen auseinander. Alles in einer Nüchternheit, die nichts laszives hatte. Keine Einladung, kein wollüstiges Verlangen trieb sie. Warum tat sie es? Sie blieb geheimnisvoll.

Meschregi ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Mit seinen Fingern erprobte er dieses, ganz die Neugier eines kleinen Jungen. Aber er bekam seine Genugtuung, dass sie doch ganz feucht wurde. Sie dachte bestimmt, dass er sie gleich aufschließen würde.

´Heute habe ich mir das bei einem anderen Mädchen angeschaut. Sie erklärte mir, dass das gut dafür wäre, dass die Spinnen nicht in sie hineinkriechen könnten, wenn ihre Hände ans Bett gefesselt sind. Sie hat eine schreckliche Spinnenphobie. Hast du auch eine Spinnenphobie?´

´Nein, die halte ich mir als Haustiere.´

´Ich könnte dir auch eine Spinnenphobie machen. Das geht überraschend leicht.´

´So wie bei Tabita Rifka? Soll ich jetzt zittern?´, mit einem Unterton, der doch ein wenig von ihrem gewaltigen Zorn zeigte.

Meschregi wurde nun sehr erregt - laut: ´Woher weißt du das? Das kannst du gar nicht wissen!´

Karen schaute an ihm vorbei zur Tür, und ihre Gesicht verriet einen Schrecken, Sie riss die Augen weit auf. Meschregi drehte unwillkürlich den Kopf. Da war doch gar nichts. Aber das leise Geräusch, dass er hörte, als Karen das im Sofa versteckte Fleischermesser ergriff, und ihm mit voller Wucht ins Herz stieß, überraschte ihn. Alles, nur nicht das, hatte er erwartet. Es war ihm sofort klar, dass er nur noch Sekunden zu leben hatte. Er schrie nicht. Er spürten den Schmerz und Panik in sich aufsteigen, Todesangst. Das hatte er auf der anderen Seite des Zauns schon öfter gesehen, wenn Menschen starben. Und oft genug war er die Ursache. Nun war er selbst dran.

Erst jetzt, als sie dieses abgestochene Schwein verenden sah, zeigte Karen Nerven. Eine gewaltige Spannung löste sich, und sie weinte. Ein eher leises Schluchzen, keiner tröstete sie.

Nun nagten Zweifel an ihr. Sie wusste, dass Meschregi sie eigentlich auf seine ruppige Art gewinnen wollte, er wollte stets ihre Grenzen testen, und ihr schließlich andeuten, dass er doch vom Saulus zum Paulus geworden sei. Und Süßholz raspeln war eigentlich nur dann seine Art, wenn es Beute zu machen galt. Jetzt hatte er doch was anderes gewollt. Er wollte sie. Das war doch die eigentliche Botschaft hinter der Geschichte von der verlassenen Frau. Er wollte ihr die Sicherheit vermitteln, dass sie es auch nicht bereuen würde, wenn er sie einst verlassen würde. Aber diese Ehrlichkeit zeigte ja bereits, dass er über seinen Schatten gesprungen war.

Sie hatte daran gedacht, war beinahe überzeugt, dass sie auf ihn und seine bizarre Werbung eingehen sollte. Sie verstand ihn gut, vielleicht zu gut. Und natürlich hatte er eine starke Ausstrahlung, eine Attraktivität und Präsenz, die viele Sicherungen in ihr zum Schmelzen gebrachte hatten - obwohl sie nur allzu gut wusste, dass er ein Schwein war. Warum erzählte er ihr dann von Agnes? Nein, sie hatte ihn nicht töten wollen. Und das Messer war nur aus neurotischer Angst da schon lange versteckt.

Aber als sie sich dann verquatscht hatte, war alles zu spät. Er hatte sie beinahe enttarnt. Sie musste handeln. Eine Sekunde gezögert, und er wäre in unangreifbarer Oberhand gewesen. Es war Notwehr. Ja, Notwehr.

Sie stellte sich auf, ja ... es hat einen Kampf gegeben, sie rang mit einem unsichtbaren Feind, der Tisch verrutschte, Gläser kippten und zerbrachen. Eine Lampe wurde umgeworfen. Kurze Spuren eines Kampfes, wie er sie angegriffen hatte. Ob das die Polizei überzeugte? Notwehr, schlimmstenfalls Totschlag.

Oder würde der Staatsanwalt sie doch des Mordes überführen? Eine Falle, die sie sorgsam aufgebaut hatte, und nun war die Falle zugeschnappt. Und hätte er nicht vielleicht recht gehabt? Vielleicht hatte sie die Falle ja nicht bewusst geplant, aber ihr Unterbewusstes war ihr ein mächtiger Begleiter.

Gefängnis, ja, das war eine Sühne für die Tat. Oder sie hatte Glück. ... doch Notwehr, ein Unfall.

Sie könnte sofort die Polizei anrufen. Sicher hatte er noch einen Leibwächter oder zwei, die unten auf ihn warteten. Die Polizei würde sie vor denen beschützen. Aber konnten die das auf Dauer? Hatte Meschregi nicht Vorsorge für einen gewaltsamen Tod getroffen? Ein Rächerteam, das seinen Mörder beseitigen sollte? Weder ein Frauengefängnis, noch sonst ein Ort auf dieser Welt war vor denen sicher.

Die besten Chancen zu überleben hätte sie, wenn sie sich sofort auf die Flucht begibt. Das wichtigste eingepackt, dann auf dem Hinterausgang aus dem Haus, auf Seitenstraßen in der Nacht zum nächsten Taxistand, dann zum Gare de l´ est und der erste TGV nach Frankfurt. Vorher noch das Konto am Geldautomat plündern. Bestimmt würde Vicky ihr helfen.

Aber sie musste sicher sein, dass sie nicht Verfolger, egal von welcher Seite, auf die Spur der Lenovers brachte. Sehr gefährlich. Sie hatte ja noch das Prepaid-Mobile, das sie unter falschem Namen besorgt hatte. Ihr Dienstphone ließ sie in der Wohnung zurück. Da gab es keine verräterischen Spuren. Besser Phil anrufen, der könnte vielleicht am besten helfen.
139. RE: Agnes in Licht und Schatten

geschrieben von Keuschling am 27.05.13 23:03

Hi Ambi,

in dieser Folge sehe ich einen gewaltigen Gegenpol zu der vorhergehenden: Tom hat keine Macht über sich zugelassen, aber auch keine Macht aktiv über Meschregi ausgeübt. Nur sein Werk war vielleicht eine Waffe, der Meschregi ausgeliefert war, die aber keine Bedrohung darstellte. Hier ist dies anders: Karen läßt keine Macht über sich zu, sondern übt sie von Anfang an aus. Sie konfrontiert Meschregi mit der Wahrheit aus ihrer Sicht über ihn, reißt ihm die vermeintliche Maske vom Gesicht. Sie würde sich nicht wehren, aber auch kein Opfer aus sich machen. Sie macht Meschregi zu dem kleinen Jungen, der aber gefährlich bleibt. Und als ihr dann der Fehler unterläuft, der nicht hätte geschehen dürfen, vielleicht aus einer Art Überheblichkeit von Karen, sieht sie nur noch instinktiv einen Ausweg. Einen Ausweg, der nun auf ihr lastet, so übel Meschregi auch immer war - aber vielleicht doch nicht immer geblieben wäre, das kann jetzt niemand mehr sagen. Trotzdem ist sie selbst jetzt zur Täterin geworden, aus welchem Motiv auch immer. Angst und "prophylaktische" Notwehr im Affekt? Sicher, das würde ich durchaus ähnlich sehen - aber sieht Karen das auch so sicher für sich? Ich denke, sie wird noch daran zu knabbern haben - was auch verständlich ist. Durch ihre Flucht macht sie sich sicherlich zur Hauptverdächtigen. Hätte sie lieber die Leibwächter hilfesuchend holen sollen, um sich selbst unverdächtig zu geben? Tja, wäre auch eine Möglichkeit gewesen, die genauso schief hätte gehen können.

Was bleibt, ist die Frage, wie es nun weitergeht. Meschregi hat ja Nachkommen - die hoffentlich nicht die Boshaftigkeit mit seinen Genen geerbt haben. Aber was wird nun aus seinem Imperium? Einen direkten Nachfolger wird er sicherlich nicht herangezogen haben, schon aus Vorsicht. Nachdem die zentrale Führungsperson entfernt ist, fürchte ich, daß nun einiges Chaos ausbrechen wird, und Führungsansprüche im inneren Zirkel geklärt werden müssen, auf die eine oder andere Art. Nur demokratisch wird es dabei wohl nicht zugehen. Und wer weiß, welche Rolle die Lenovers dabei noch spielen werden.

Ich bin jedenfalls äußerst gespannt darauf, wie Du dies nun weiterführst.

Keusche Grüße
Keuschling


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