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Thema:
eröffnet von babywerni am 21.09.16 21:14
letzter Beitrag von padis am 25.06.17 19:25

1. Labor

geschrieben von babywerni am 21.09.16 21:14

Vorwort Wichtig bitte alle lesen:

Wer eine Wixvorlage sucht der ist hier vollkommen falsch und sollte diese Geschichte gleich vergessen.
Bei dieser Geschichte ist der Anteil von Pornografie 0 auch Erotik ist so gut wir kaum vorhanden.
Alle die sich davon nicht abschrecken lassen und eine spannende ab und zu auch in die Richtung Krimi abschweifende Geschichte lesen wollen sind herzlich eingeladen weiter zu lesen auch wenn sie nicht so ganz zum Thema Fetisch passt.

Hinweis in Eigner Sache: sollte mein Lektor dieser Geschichte es hier lesen dann würde ich mich freuen wenn er sich mal bei mir meldet.

1.
Immer wieder piepste etwas in mein Ohr. Irgendwie war der Wecker nervig, immer derselbe Ton.
Gedanken: „Wart mal, du hast doch nur dein Radio zum Wecken. Was nervt da eigentlich? Irgendetwas hast du im Mund? Erst einmal die Augen aufmachen und etwas umschauen. Gut, du liegst auf dem Rücken und es ist nicht gerade hell. Warum kann ich nicht meinen Kopf bewegen? Irgendwie bin ich noch vollkommen fertig. Die letzte Party muss voll der Hammer gewesen sein. Obwohl ich mich an keine Party erinnern kann. Ok, so langsam spürst du ja was. Irgendwas ist um meinen Hals. Wenn ich doch nur endlich was sehen könnte. Na endlich. Sieht aus wie grüne Kacheln. Wer hat denn so etwas in der Wohnung? Wohnung? Nein das kann keine Wohnung sein. Ein Krankenhaus? Ja das passt, du liegst im Krankenhaus. Gut, weiter. Dann ist das um deinen Hals wahrscheinlich eine Halskrause. In deinem Mund, ein Beatmungsschlauch. Na prima; was haste jetzt schon wieder angestellt? Was hattest du eigentlich als letztes gemacht? Ich wollte nur noch das eine Plakat aufhängen und dann nach Hause gehen. Also, ich bin aus dem Büro raus und dann mit dem Fahrstuhl runter auf Ebene Vier. Stimmt, bevor ich noch am schwarzen Brett war ging schon die Sirene los. Ach ja die netten roten Leuchten fingen auch noch an zu blinken. scheiße: Das heißt das etwas im S Labor los ist. Für eine Übung ist es viel zu spät. Die meisten sind eh schon zu Hause. Warte mal: „S-Labor“, hoffentlich hatte Anne heute keine Überstunden gemacht. Nicht, das was mit ihr ist. Ok, zurück zum Text: ich war ja im Sicherheitsbereich und somit eingeschlossen. Irgendwie muss ich ohnmächtig geworden sein. Das heißt also, dass irgendwas raus gekommen ist und ich Glückspilz mich gleich angesteckt habe. Dann bin ich also noch im Labor auf Quarantänestation. Warte mal, hatten die nicht weiße Fliesen? Ein normales Krankenhaus? Nee, das würden sie nie machen. Da würde ja auffliegen das sie illegale Forschungen betreiben. Vielleicht ja ein anderes Labor vom Konzern. Genau, und das alte haben sie bestimmt schon abgerissen. Irgendjemand kommt! Hoffentlich Anne.“
Eine Frau betrat das Zimmer; anscheinend eine Schwester. Sie hatte blaue OP-Klamotten an und trug einen Mundschutz. Die Schritte wurden immer lauter und schienen sich dem Bett zu nähern. Plötzlich wurde es ganz hell im Auge. Natürlich kniff unser Patient sofort die Augen zusammen. Den Kopf konnte er allerdings nicht weit weg drehen; da war ja die Halskrause.
„Hallo mein Großer, könntest du bitte zweimal mit den Augen zwinkern?“
Was soll denn das jetzt? Das ist doch nicht Anne! Würde die bitte mal aufhören mir über den Kopf zu streicheln. Na gut, das mit dem Zwinkern mach ich, bevor die wieder die Lampe raus holt.
„Schön dass du endlich aufgewacht bist. Hast uns ja ganz schön auf Trab gehalten. Ich werde dir erst einmal die Windel wechseln, bevor gleich der Doktor kommt und dich untersucht.“
Hatte ich da richtig gehört? „Windeln“ Es musste stimmen. Ich bekam auf einmal einen nicht gerade angenehmen Geruch in die Nase und es wurde kalt um meine Hüfte. Ich fasse es nicht. Eine fremde Frau machte gerade meinen Hintern sauber und wickelte mich. Jegliches sprechen war auch unmöglich da immer noch dieser wirklich dicke Schlauch in meinem Mund steckt. Das mit dem Atmen war auch nicht einfach, da ich gegen diese Maschine ankämpfen musste.
„Ganz ruhig, mein Kleiner, entspann dich. Wenn du brav bist werden wir dir nachher den Schlauch raus ziehen. Lass mich erst mal das hier unten beheben, dann schalt ich die Maschine ab.“
Entspannen, die hat gut Reden. Nun ja, als endlich es um meinen Hintern wieder wärmer wurde, schaltete sie das komische Piepsen aus und trennte die Schläuche. Was für eine Ruhe. Endlich durchatmen. Sie streichelte mir sanft über die Wange. Schon wieder diese Zudringlichkeiten. Irgendwie muss sie es nötig haben. Die sollte sich schleunigst einen Freund suchen. Es dauerte nicht unbedingt sehr lange bis dann endlich der Arzt aufkreuzte. Als Erstes blendete er mich auch gleich wieder. Danach sollten meine Augen seinem Finger folgen. Als letztes kitzelt er mich noch an meinen Füßen. Er schien zufrieden zu sein und nahm mir endlich diese verdammte Halskrause ab. Meine Hände konnte ich nur etwas bewegen; ans hoch heben war nicht zu denken.
„Na wollen wir dir den Schlauch aus dem Mund ziehen?“
Das Nicken fiel mir doch sehr schwer, aber ein Lächeln im Gesicht des Arztes verriet mir, dass er mich verstanden hatte. Ich merkte, wie die Schwester am oberen Ende des Schlauches anfasste und ihn ziemlich schnell herauszog. Dabei musste ich fast kotzen. Nun konnte ich endlich in die Gesichter der beiden sehen, doch bekannt war mir keiner der beiden.
„Na Kleiner, wenn du Schmerzen hast, dann sag es der Schwester. Sie gibt dir dann ein Mittel dagegen. Ich bin Doktor Linde. Kannst mich aber Lothar nennen.“
„Ha hallo“ Das Reden viel mir sehr schwer und so hauchte ich mehr die Worte. Lothar kam mit seinem Kopf einfach näher und ich hauchte es ihm noch einmal ins Ohr.
„Ok. Würdest du mir bitte deinen Namen sagen und wenn du es weißt auch wann dein Geburtstag ist. Vielleicht schenke ich dir auch was zu deinem Nächsten. Aber nur wenn du mich nicht anschwindelst.“
„Matthias, Matthias Schwarz. Neunzehnten April.“
„Kleiner Aprilscherz, was? Na ja, versuche noch etwas zu schlafen. Wenn es dir gut genug geht, werden wir dich morgen auf eine normale Station verlegen. Vielleicht haben wir dann auch schon deine Eltern gefunden.“
Meine Gedanken schweiften. War das der Himmel oder etwa die Hölle? Wozu wollten sie mit meinen Ellis reden? Klar, sie sind meine nächsten Verwandten und wenn ich sterbe, müssen sie benachrichtigt werden. Mir soll es doch besser gehen oder verschweigen die mir etwas? Irgendwann schlief ich wieder ein.

Am Abend weckten sie mich auf. Ich sollte etwas essen. Die Schwester hob mein Kopfteil etwas an und band mir so etwas wie ein Lätzchen um den Hals. Danach gab es giftgrüne Götterspeise. Am Anfang dachte ich noch, das etwas mit meinen Augen sei weil mir alles so groß vorkam. Doch als ich diesen riesigen Löffel im Mund hatte, kamen Zweifel auf. Ich sagte ihr, dass ich Durst habe und sie holte mir Tee in einer Schnabeltasse. Beim Trinken floss mir ziemlich viel daneben und so schaute mich die Schwester etwas sauer an. Sie wollte mich gleich noch einmal wickeln. Es ärgerte mich zwar etwas, doch was sollte ich denn machen. Ich konnte kaum meine Hand bewegen, geschweige denn mich wehren. Dabei entfernte sie auch gleich den Katheter. Ich hatte ihn bisher noch nicht einmal bemerkt. Was mich am meisten ärgerte war, dass ich immer in dieser kindlichen Sprache angesprochen wurde. Sie gaben mir zwar ein Beruhigungsmittel, das half aber auch nicht all zu viel. In der Nacht war ich immer noch unruhig und wachte öfters auf. Bei dem Tag ist das ja auch kein Wunder. Am Morgen wurde ich wieder sanft geweckt. Irgendwie haben die alle Probleme mit ihren Beziehungen. Die neue Schwester streichelt mich über die Wange und Kopf. Sie wechselte mir auch gleich die Windel. Ich hatte mich immer noch nicht daran gewöhnt und bekam einen roten Kopf. Nach dem Waschen bekam ich mein Frühstück. Das was sie mir fütterte schmeckte wie Müsli doch es war zu Brei püriert. Danach bekam ich noch etwas Tee. Die Schnabeltasse hatte sie diesmal weg gelassen. Ihrer Meinung nach konnte ich daraus noch nicht trinken. Ich bekam ne Trink-Lerntasse von NUK. Mir kam sie etwas groß vor. Na ja, war wahrscheinlich ne Sonderanfertigung. Ich hatte am Anfang noch etwas Probleme, doch dann bekam ich den Tee aus der Tasse heraus. Langsam bekam ich auch meinen linken Arm etwas bewegt und versuchte mit meiner Hand die Tasse zu halten. Sie sah etwas aufgequollen aus. Diesmal hatte ich zumindest nicht gekleckert. Das wurde dann auch mit einem „Na also, geht doch“ kommentiert. Der Rest des Vormittags machte ich ein paar Kraftübungen. So konnte ich dann bald wieder meinen Kopf anheben und meinen Arme bewegen. Auch wenn mich bei meiner rechten Hand die Infusion sehr behinderte. Nach dem Mittag (es gab wieder Brei) kam der Doc an mein Bett.
„Du Matthias, wann und wo bist du eigentlich geboren?“
Er hatte einen gefährlichen Unterton an sich.
„Wieso fragen sie?“
„Es gibt keinen einzigen Jungen der Matthias heißt und an 19.04 geboren wurde. Die Polizei hat auch alle Eltern der Umgebung angerufen, die einen acht oder neun Jahre alten Jungen mit deinem Namen haben. Und keiner vermisst dich. Wie heißt du wirklich?“
„Ich heiße Matthias Schwarz und bin am 19.04.1974 in Leipzig geboren.“
Er schrieb das Datum auf und hielt dann inne.
„Dann bisst du jetzt also 26, nein, 27 Jahre alt. Junge, das kannst du deiner Großmutter weiß machen, aber nicht mir. Sind deine Eltern gemein zu dir oder warum willst du nicht zurück? Kannst es mir ruhig sagen. Ich kann dir helfen.“
Meine Gedanken schienen sich förmlich zu überschlagen. Ich musste irgendwie mich selber sehen. Ich bekam dabei wieder richtig Kraft.
„Kann ich bitte einen Spiegel haben?“
Lothar nickte nur zur Schwester und sie verschwand. Da ich jetzt ja etwas aufrecht saß schaute ich mich etwas um. In den Betten neben mir lagen Kinder und sie waren auch an Apparate angeschlossen. So wie es aussah lag ich auf einer Intensivstation für Kinder. Die Schwester kam bald mit dem Spiegel wieder. Was ich sah machte mich stutzig. So sah ich mit acht Jahren aus aber nicht mit 27. So langsam fügte sich alles zu einem Bild zusammen. Meine komischen Hände, das alles so groß aussah und auch, das diese doch bildschöne Schwester bei mir keine Gefühle auslöste. Ich bin wieder ein kleiner Junge. Diese Erkenntnis haute mich völlig um; ich rutschte förmlich in mich zusammen.
„Was ist passiert?“
„Das wüssten wir auch ganz gerne! Eine alte Frau hat dich auf der Straße gefunden. Du warst völlig nackt. Mehr wissen wir auch nicht. Wir sind froh dass du überhaupt noch lebst. Es war nicht gerade einfach. Wir haben einige Einstiche von Nadeln bei dir gefunden. Weißt du, wo die herstammen? Wenn das deine Eltern waren, brauchste keine Angst zu haben. Wir schicken dich dann auf keinen Fall zurück.“
Mir war richtig flau im Magen geworden. Was konnte passiert sein? Irgendwie war ich wieder ein Kind geworden. Das S-Labor, hoffentlich geht es Anne gut. Die hätten mich bestimmt nicht einfach so ausgesetzt. Nein, wenn die etwas damit zu tun haben, dann darf ich das auf keinen Fall sagen. Die bringen mich bestimmt um. In mir kamen solche Gefühle wie Enttäuschung und Wut hoch. Wie bei Kindern nicht anders üblich begann ich zu Weinen. Lothar ließ mich in Ruhe und ging wieder nach draußen. Die Schwester setzte sich an mein Bett und streichelte mir über die Wange.
„Ist es wirklich so schlimm?“
Wie in Trance nickte ich nur noch. Sie nahm mich in ihren Arm und streichelte meinen Rücken. Ich wehrte mich nicht im Geringsten. Mein Wille war gebrochen und ich lies alles mit mir geschehen. Sie stupste mich an. „Na komm, sag’s endlich.“
Unter Tränen: „Wenn ich sage wer ich bin, dann bringen die mich um.“
„Das ist nicht dein ernst?“
Ich nickte nur leicht und sagte danach nichts mehr. Als ich mich dann endlich wieder gefangen hatte, legte sie mich ins Bett zurück und befreite mich von den Apparaten. Es sollte also auf die Kinderstation gehen. Sie schoben mich dann langsam den Gang entlang zum Fahrstuhl. Wir fuhren zwei Etagen nach unten auf Station 2a.
2. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 22.09.16 09:11

Hallo Werni, schön das du die Geschichte hier auch Postest. Bleibt es eigentlich bei dem Ende?
3. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 24.09.16 21:52

Hi Mike
Grundlegend wird es hier bei dem gleichen ende Bleiben nur ein paar schönheitsfehler werde ich ausbügeln.

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Da es bisher keine negativen meinungen giebt denke ich mal das es einigen von euch gefällt deshalb hier der nächste teil der geschichte.


2.
Dort empfing mich eine älter Schwester mit Brille und ein junger Mann mit Aktentasche. Die Dame stellte sich als Stationsschwester vor und der Mann kam vom Jugendamt. Sie brachten mich in ein Vierbettzimmer. Der Mann setzt sich zu mir ans Bett und holte gleich Unterlagen aus dem Koffer.
„So, mein kleiner, du kannst mich Rudi nennen. Wie soll ich dich eigentlich nennen? Matthias, oder willst du mir verraten wie du wirklich heißt?“
Diese Frage ging mir so langsam auf den Wecker. Ich hatte die Schnauze voll. Außerdem wusste ich immer noch nicht, was ich auf diese Frage antworten sollte. Aber was soll’s. Die glauben doch eh alle, dass ich ein kleiner Bub bin. Wieso soll ich mich dann nicht auch so verhalten. Gesagt, getan, ich drehte mich einfach auf die andere Seite und zog die Bettdecke übern Kopf.
„Matthias. Matthias, komm schau mich an. Ich will dir doch nur helfen.“
„Wie?“
„Wenn ich endlich weiß, wer du bist und welche Probleme du hast werd ich versuchen einen Weg für dich zu finden.“
„Das können sie nicht.“
„Matthias. Ich rede ungern mit einer Bettdecke. Komm, schau mich an.“
Was soll ich denn nur machen? Er hat ja irgendwo Recht. Ich drehte mich also wieder auf den Rücken zurück.
„Und, nun?“
„Hilf mir doch etwas. Sag bitte, wie du heißt.“
(Diese Frage regt mich übrigens immer noch auf.)
„Satan! nein, ich habe es schon ein Mal gesagt, iicchh hheeiißßee MATTHIAS.“
„Schon gut, schon gut. So kommen wir nicht weiter.“
„Was wird jetzt passieren?“
„Die Polizei wird erst einmal raus finden, wo deine Eltern sind.“
„Sinnlos, werden eh nichts finden.“
„Dann kommst du ins Heim. Da du ja keine Eltern hast, oder?“
Sicher hatte ich Eltern. Zumindest in meinem früheren Leben.
„Ich will nicht ins Heim.“
„Dir wird aber nichts anderes übrig bleiben.“
„Doch, ich werde einfach verschwinden.“
„Komm, abhauen ist auch keine Lösung. Wir müssten dich dann ständig bewachen.“
„Pflegeeltern? Wäre doch ne Idee, oder?“
„Lass mal, die Polizei wird sowieso deine Eltern finden.“
„Wird sie nicht.“
„Musst du immer das letzte Wort haben?! Na dann tschüss, bin bald wieder hier.“

Rudi ging jetzt wieder. Ich schaute mich nun in meinem neuen Zimmer um. Auf den Wänden waren Bilder von Tieren. Also, diese Tapete hätte mit Sicherheit sehr gut in ein Babyzimmer gepasst. Aber mir gefiel sie nicht so. Vor allem jetzt. Direkt neben mir lag noch ein anderer Junge. Die anderen zwei schienen gerade nicht hier zu sein. Er hatte alles mit angeschaut und grinste nun frech rüber.
„Hi.“
„Hi, ich bin Frank. Bei mir ham se den Blinddarm entfernt. War ne richtige Op. und was ist mit dir?“
„Keine Ahnung, bin einfach auf der Intensivstation aufgewacht.“
„Hab ich richtig gehört du willst deinen Namen nicht sagen?“
„Lass mich in Ruhe.“
Ich drehte mich auf die Seite und versuchte etwas zu schlafen. Was Frank jetzt machte war mir, zugegeben, egal.

Was soll ich denn jetzt machen? Die werden mich bestimmt nicht so einfach hier raus lassen. Der Typ vom Jugendamt nervt jetzt schon. Das wird noch heiß werden. Ich merkte gerade, dass sich meine Windel irgendwie verändert hatte. Sie war dicker geworden und innen war die Haut nass. Das konnte nicht sein. Aber dem Geruch meiner Hand nach stimmte es. Ich hatte gerade in meine Windel gepieselt und das, ohne es zu spüren. Hoffentlich ist das der letzte Schock für heute. Na ja, wie war noch mal Murphys Gesetz? Was ist das denn jetzt wieder? Ein Erdbeben? Nein, nur der nächste der einen nerven will. Immer muss einen einer wachrütteln, wenn man gerade mal etwas schlafen will.

„Hallo Matthias, ich bin Docktor Scholz. Ich werde dich ab jetzt behandeln. Deshalb hab ich auch ne wichtige Frage an dich.“
Bei diesem Satz begann ich zu murren und verleierte die Augen. Irgendwie waren das zu viele Fragen für diesen Tag. Vor allem, wenn man keine Ahnung hat was man antworten soll.
„He, ist was mit deinen Augen? Ich glaub, die sollten wir mal genauer untersuchen.“
„Nein, mit denen ist nichts. Ich hab diese blöde Frage wegen meinem Namen nur satt.“
„Du, dein Name ist mir fast egal. Ich bin nur für deine Gesundheit zuständig.“
„Und was wollen sie dann jetzt wissen?“
„Am liebsten was mit dir passiert ist. Aber da du es ja selber nicht weißt, müssen wir halt raten. Spielst du gerne fangen?“
Was soll jetzt die Frage? Na gut, das letzte Mal war vor rund zwölf, dreizehn Jahren, aber eigentlich hatte ich schon gerne mit anderen rumgetollt. Halt als ich noch ein Kind war.
„Ja wieso?“
„Ist dir aufgefallen, dass du immer als erster aus der Puste bist und nicht mehr kannst, während alle anderen noch fit sind?“
Worauf will der denn jetzt hinaus?
„Jaaa.“
„Mit deinem Herz stimmt etwas nicht so ganz und wir glauben dass du das schon hattest, als du geboren wurdest.“
„Mein Herz?! Ach sie meinen die AI.“
„AI?“
„Aorten Insuffizienz. Sind sie wirklich Arzt?“
„JA, denkste ich lüg dich an. Du weißt was das heißt?“
„Das heißt dass meine Aortenklappe nicht richtig dicht ist und dadurch Blut zurück ins Herz fließt. Sie sind wirklich Arzt?“
„Ja. Ist nur interessant dass du sogar den Fachausdruck kennst. Kannst du mir sagen bei welchem Arzt du wegen deinem Herz in Behandlung bist?“
„Doktor Fa!“ Stopp so blöd kannste doch nicht sein. „Tut mir leid, hab ich vergessen!“
„So kann man es auch nennen. Du machst es einem nicht gerade leicht.“
„Wann darf ich denn aufstehen?“
„Dafür bist du, glaube ich, noch etwas zu schwach. Sobald du ordentlich isst, werden wir dir erstmal den Schlauch aus deiner Nase rausziehen. Danach kannste ja mit den Laufübungen anfangen. Wenn jetzt etwas ist, drückst du einfach auf die Klingel hier. Zum Beispiel, wenn du mal aufs Klo musst. Eine Schwester wird sich dann um dich kümmern. Tu sie aber besser nicht damit ärgern, denn unter uns gesagt, sie können auch ganz schön böse werden.“
„Zu spät.“
„Was?“
„Das mit dem Klo.“
„Ich sag der Schwester bescheid. Bitte melde dich das nächste Mal vorher.“
„Ich … ich hab’s nicht gemerkt.“
„Oh. Du hast es also erst gemerkt als es lief?“
„Nicht einmal das. Die war einfach dicker geworden.“
„Wachst du öfters in einem nassen Bett auf?“
„Nein.“
„Hab keine Angst. Du bist gerade erst aus dem Koma aufgewacht. Da kann das schon mal vorkommen. Das wird bestimmt wieder vergehen.“

Wie hatte er gesagt, man soll die Schwestern nicht ärgern, sonst werden sie böse. Also die, die zu mir kam brauchte ich nicht zu ärgern. Die war schon ziemlich sauer, was ich auch direkt zu spüren bekam. Äußerst lieblos machte sie meinen Hintern sauber und wickelte mir ne Neue drum. Es war eine mit Bildchen drauf. Endlich durfte ich schlafen. Auch wenn es wegen dem Lärm der anderen Kinder etwas schwierig war.

In den nächsten Tagen bekam ich immer mehr Kraft und durfte auch wieder aus einer Schnabeltasse trinken. Auch die Götterspeise wurde erst durch Brei, dann durch normales Essen ersetzt. Aufstehen durfte ich noch nicht, nur Rollstuhl war erlaubt worden. Die Station war im ersten Stock und die Tür am Eingang war verschlossen. So war flüchten nicht möglich. Mal abgesehen davon, dass ich noch nicht einmal wüsste, wohin ich hätte gehen, äh, rollen sollen. Endlich hatte ich auch rausbekommen, welches das genaue Datum war. Seit dem Unfall im S Labor waren schon acht Monate vergangen. Der ganze Winter und Frühling war an mir vorbei gelaufen, ohne dass ich etwas mitbekommen hatte.

Rudi war öfters gekommen und hat mich irgendetwas gefragt. Einmal hatte er sogar ein Paar dabei, das fest der Meinung war, ich bin ihr vermisster Sohn Friedrich Wilhelm. Schon bei dem Namen lief mir ein Schauer über den Rücken. Erst als mein Doc wissen wollte, welcher Arzt mich wegen dem Herzfehler behandelt, flog es auf. Die Frau brach danach mit einem Weinkrampf zusammen. Irgendwie tat sie mir ja leid, doch einfach das Leben eines anderen annehmen konnte ich nicht.

Nach längeren Untersuchungen stellten sie fest, dass bei meiner Blase der Schließmuskel nicht richtig arbeitet. Den Grund konnten sie sich nicht erklären. Sie vermuteten, dass ich das schon seit meiner Geburt habe. Das ich lüge war dabei nur Nebensache; sie waren es ja von mir gewöhnt. Was soll’s, das wird bestimmt noch öfters passieren. Jeden zweiten Tag musste ich zur Psychologin. Sie sind anscheinend felsenfest der Meinung dass ich missbraucht wurde.

Von den anderen Kindern halte ich mich, so gut es geht, fern. Ich bin halt kein Kind. Wie soll ich mich dann wie eins verhalten. Nee, irgendwo hab ich doch auch noch einen Rest Würde. Aus irgendeiner Kleiderkammer hatten sie mir zwei Schlafanzüge besorgt. Auf dem einen war ein Teddy und auf dem andern eine Maus. Auf der Station war auch ein Pfleger der mit mir das Laufen beibringen sollte. Axel war riesig und hatte eine Schulter wie ein Schrank. Von Lauflernwagen wo ich mich festhalten konnte hielt er nun gar nichts. Seine Methode war die Altmodische. Einfach dem Kind unter die Arme greifen und mitlaufen. Bei einer dieser Übungen bin ich an einem großen Spiegel vorbei gekommen. Als ich mich so betrachtet konnte ich auch nicht mehr glauben, dass ich erwachsen bin. Mit dieser Maus auf der Brust dem ausgebeulten Hintern und den riesigen Händen die mich festhielten. Nein so sah ein kleiner süßer Fratz aus, aber kein 27 jähriger. Der Kommentar von Axel gab mir den Rest.
„Na kleiner, eigentlich haste recht, wir müssen dich wirklich mal zum Frisör bringen. So Struppig gehört sich das nicht für einen braven Jungen.“
Wenn der wüsste das ich von einem Jahr noch Lange Haare hatte die bis zur Hüfte gingen. Die hatte ich am meisten vermisst. Sogar noch vor meinem PC. Wo wir überhaupt beim Thema sind, ich muss irgendwie ins Internet kommen. Mal schauen ob meine E-Mail Adresse noch existiert. Insgeheim hoffte ich dass Anne mir eine Nachricht hinterlassen hatte. Leider kam ich nicht hier raus. Immer wenn ich es versuchte, bekam ich Ärger von der Oberschwester und keinen Nachtisch. Der war das Beste an diesem Essen. Alles andere war meistens eher Mittelmaß. Na ja man kann ja nicht erwarten das hier ein drei Sterne Koch Arbeit.2
4. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 25.09.16 01:20

Och schade ich hatte gehofft du hängst noch ein paar Kapitel ran.
Ich finde die Geschichte passt ganz gut in dieses Forum.
Armer Matthias ein Erwachsener Geist im Körper eines kleinen Jungen. Eine junge Ausgaber seiner selbst.
5. RE: Labor

geschrieben von chriske am 25.09.16 09:24

schade das du keine kapitel meer bei geschrieben hast, es ist und bleibt eine tolle geschichte

liebe grusse
6. RE: Labor

geschrieben von gimahani am 25.09.16 15:43

Was für eine tolle Geschichte! Ich freue mich schon sehr darauf, die Fortsetzungen zu lesen
7. RE: Labor teil 3

geschrieben von babywerni am 27.09.16 21:42

3.
Es war Montagmorgen. Die Sonne hatte mich sehr früh geweckt. Da ich nun endlich etwas laufen konnte, versuchte ich auch jetzt wieder zu trainieren. Mein Ziel war, dass ich den langen Gang zweimal hin und zurück schaffe. Ohne Hilfe versteht sich. Im Normalfall hätten sie mich bestimmt schon längst nach Hause geschickt. Doch da meine Blutwerte immer noch nicht in Ordnung waren, durfte ich noch länger auf Station bleiben. Ich persönlich glaube, dass sie immer noch eine Erklärung für mich suchten. Das ganze war insgesamt zu rätselhaft, als das man es einfach unter den Tisch kehren konnte. Bei meinem Lauftraining kam ich gerade am Arztzimmer vorbei als ich nicht mehr konnte und mich fest halten musste. Scheise, ich hatte gehofft, es diesmal zu schaffen. Na ja, fehlt nur noch ein halber Gang. Hey, was ist denn hier los. Hat jemand vergessen abzuschließen? Doktor Scholz kommt doch erst in einer Stunde. Mal nachschauen.

Tatsache; er ist weg und sein Rechner läuft auch noch. Das ist die Idee. Hoffentlich hat er Internet. Ok, kurz ausruhen und dann auf zum Schreibtisch. Bildschirm an und mal schauen. Wo hatte er denn? ach da isser ja. Was hat der als Start Seite? FAZ, na ja, Ärzte sind halt ein komisches Volk. Ok, wie war das noch *http:/www.web.de* nee, da muss ja noch ein */* hin. Mano man. Wenn man nicht jeden Tag dran sitzt vergisst man die hälft wieder. Gut nur noch die Adresse und Passwort. Ach du meine Fresse, gleich vierundzwanzig neue E-Mails. Oh Gott, Werbung, Werbung und dann wieder Werbung. Warte mal, da ist eine. Ne nicht die schon wieder langsam hab ich die schnauze voll von ihr. Ist schon nervig wenn jemand ein NEIN einfach nicht verstehen will. Aber die, die muss es sein. Von einem Remailer und als Betreff *an mein purzelschen* das ist sie, ganz sicher. Irgendwie hab ich Angst, wer weiss, was sie hinein geschrieben hat? Gut tief durchatmen, sie wird mir mit Sicherheit erklären, was mit mir passiert ist und ob es ihr gut geht.

Zitat

An mein Purzelschen.

Hi Großer, wenn du diese Zeilen liest wirst du das Schlimmste schon hinter dir haben und es geht dir gut. Hoffe ich zumindest. Bevor du weiter liest ändere bitte dein Passwort in unser gemeinsames ab. So kann ich wenigstens gleich sehen, dass es dir gut geht.





He, du sollt nicht weiter lesen. Muss man dir immer alles zweimal sagen? *fg*
Los komm, tu mir den gefallen.


Die kennt mich einfach zu gut. Na ja, tun wir ihr mal den Gefallen.

Zitat

Danke schatz.

Also mir geht es gut. Wie du dir denken kannst, musste ich umziehen. Unser Büro war Irgendwie schlagartig baufällig geworden und musste abgerissen werden. Das passiert irgendwie jedes Mal, wenn etwas schief läuft. Wo ich jetzt bin darf ich dir nicht verraten. Du würdest sonst noch hier her kommen und das ist äußerst gefährlich. Ich werde seit neustem überwacht und das auch noch Rund um die Uhr. Du hast sicherlich noch viel mehr Fragen. Leider kann ich dir nicht alle beantworten.

Fangen wir mal am Tag X an: Ich war gerade zu Hause angekommen, als mein Handy losging. Du wirst es vielleicht nicht wissen aber in einem Notfall schickt uns der Zentralrechner ne verschlüsselte SMS. Also bin ich wieder zurück; leider mit einer Vorahnung, dass es diesmal kein falscher Alarm ist. Da aus dem Sicherheitsbereich niemand der Hauptzentrale geantwortet hatte, haben sie von London aus auf Stufe zwei geschalten. Das heißt, dass ich noch auf unseren Chef warten musste, bevor wir rein kamen. Mit unseren Passwörtern kamen wir dann immerhin bis zur Sicherheitszentrale. Auf einem der Monitore hab ich dich dann liegen gesehen. So wie du da lagst hat es mir richtig das Herz gebrochen. Ich wusste ja nicht ob du noch lebst oder nicht. Dieser Moment war das erste Mal das ich meinen Job so richtig verflucht habe.

Lange hatte es nicht gedauert bis wir dann bei euch waren. Für die meisten kam jede Hilfe zu spät. Zusammen mit dir hatte nur noch eine weitere Frau gelebt. Leider haben wir sie nicht retten können. Zwei Wochen nach dem Unfall konnte ihr Körper nicht mehr. Die oberste Chefetage hat es dann über Autounfälle geregelt. Ich habe dir ja schon einmal erzählt wie gut sie im Vertuschen sind. Eine Woche bevor sie den Laden geschlossen haben ist uns aufgefallen das du auch schon einen solchen Unfall hattest. Somit war klar was sie mit dir vorhaben. Ein Glück das keiner wusste, dass wir uns so gut kennen. Sonst hätten sie mich niemals beim Team gelassen. Nach längeren versuchen hatten wir durch Zufall ein Mittel gefunden. Na ja eigentlich war es dein eigener Körper.

Zur Erklärung, unsere Neue im Team hatte, vor dem Unfall, versucht Schnupfenviren ein verändertes Menschliches Gen einzupflanzen. Du bist der Beweis, dass sie es geschafft hat. Dein Immunsystem hat natürlich sofort angefangen den Virus zu bekämpfen. Der ursprüngliche Virus ist dadurch auch nicht weit gekommen. Nur eine Mutation hatte es geschafft sich langsam weiter vor zu arbeiten. Er hat angefangen deine Stammzellen zu verändern. Als zweites hat er alte Zellen vernichtet und das massiv. So hast du ständig an gewicht verloren und bist kleiner geworden. Der Virus war gut, nur dein Großhirn hatte es geschafft sich zu schützen. Als wir raus gefunden hatten wie, war deine Heilung nur noch Formsache. Nun hatte dieser Virus allerdings schon einiges an Schaden angerichtet. Zum Beispiel war dein gesamtes Hormonsystem durcheinander. Es dauerte bis sich das meiste wieder gelegt hatte. Nur war jetzt dein Körper wieder ein kleiner Junge.

Wir konnten dir jetzt nicht mehr weiter helfen. Beim letzten Bericht den wir abgaben, sah ich in den Augen der Chefs, dass es jetzt zu Ende war. Wir simulierten deinen Tot und verbrannten ein Schwein. Die Asche haben die am Ende im Meer verstreut. Eigentlich schade um das Schwein, hätten bestimmt paar gute Schinken abgegeben. Nun wurden wir alle in ein anderes Land versetzt, damit auch wirklich nichts von dem Unfall zurück bleibt. Dass du, noch am Leben bist wissen nur sehr wenige. Wir hatten bei den Wirren des Umzuges geschafft dich raus zu Schmuggeln.

Irgendwie hatte es allerdings einer der Wachleute was mitbekommen und hat uns verfolgt. So leid es mir tut wir mussten dich an einer Ecke auf die Straße legen. Sonst währen wir alle am Ende dran gewesen. Glaub mir bitte, es war notwendig. Erzähl bitte niemandem, wer du wirklich bist. Nicht das die da noch was spitzkriegen und wir und du noch Ärger bekommen. Leider bedeutet das auch, dass wir uns nie wieder sehen oder hören können.

Sie es einfach mal positiv, du kannst deine ganze Kindheit noch einmal mitmachen und viele Fehler von früher vermeiden. So eine Möglichkeit hat nun wirklich nicht Jeder.

Ich hab dich ganz doll lieb, mach’s gut mein Großer.

PS: Ist wohl besser wenn du mich und diese ganze Sache vergisst. So kannst du dich wenigstens nicht verplappern.


Matthias las die letzten Zeilen immer und immer wieder. Er starte wie in Trance auf den Bildschirm. Die Tränen, die ihm übers Gesicht rollten, wischte er schon lange nicht mehr ab. Insgeheim verfluchte er sich selber, warum er das unbedingt lesen wollte. Das liebste was er besaß rät im, sie zu vergessen. Nein, das kann nicht war sein. Sein Kopf sagte, dass sie Recht hat. Doch das Herz rebellierte dagegen massiv. Unbemerkt öffnete sich die Tür. Doktor Scholz ging in Gedanken an seinen Arbeitsplatz. Auf halbem Weg entdeckte er Matthias, der weinend auf seinem Stuhl saß und wie ein Irrer auf den Bildschirm guckte.

Nachdem Herr Scholz Matthias angesprochen hatte, versuchte der sofort den Internet Explorer zu schließen. Doch Herr Scholz war schneller, er nahm ihm die Maus aus der Hand und schob den Stuhl samt Matthias zurück. Matthias versuchte wenigstens noch an die Tastatur zu kommen und stand dabei auf. Leider war er immer noch ziemlich schwach auf den Beinen und fiel somit auf den Boden. Jetzt wo er hier unten war sah er das rote Licht von dem Verteiler. Kurz hingerobbt, auf die Taste gehauen und nach einem leisen Klick war der Rechner sehr ruhig geworden.
„und wenn der Bildschirm schwarz sich färbt dann ist der Rechner abgesterbt“

Erst einmal sortierte jeder seine Gedanken. Matthias verkroch sich als nächstes in die nächste Ecke, zog seine Beine an die Brust und vergrub sein Gesicht zwischen den Knien. Doktor Scholz fing natürlich sofort das Schimpfen an. Was ihm nur einfalle einfach hier herein zu gehen und dass er überhaupt nichts an seinem PC zu suchen hat und so weiter und so weiter. Als der erste Zorn verflogen war kniete er sich zu dem Häufchen Elend runter. Doktor Scholz nahm nach einer Weile Matthias rechten Arm weg um sein Gesicht sehen zu können. Matthias versuchte das zwar zu verhindern, alleine die Kraft dafür hatte er nicht.

Matthias weinte ohne auch nur ein einzigen Ton dabei von sich zu geben. Für Ingo sind solche Momente die schlimmsten in seinem Beruf. Wenn ein Kind schluchzt oder laut heult, dann hilft meistens ne Umarmung und Streicheln. Matthias wollte mit seinem Schmerz anscheinend alleine sein und Ingo wusste noch nicht einmal genau welcher das ist.
„He Matthias.“
Keine Regung.
„Hast du dich gerade irgendwie verletzt? Tut’s irgendwo weh?“
Immer noch wie ein Fels.
„Schon schlimm mit der Jugend, Internet bekommen sie mit der Muttermilch eingeflösst, nur das Sprechen bringt ihnen keiner bei!“
Selbst auf diesen blöden Spruch reagiert Matthias nicht.
„Ok, wenn du nicht reden willst. Dann muss ich das halt machen. Ich schätze mal, dass du genau weißt, wo du im Internet warst. Kann es sein das du eine eigene E-Mail-Adresse hast? Wenn das so ist dann hast du die Nachricht bestimmt von jemandem bekommen den du kennst. Dein Papa vielleicht? Das Beste ist, wenn ich gleich mal unsere Profis anrufe. Die werden schon rausbekommen, wer es ist und dann bekommen wir auch deinen wirklichen Namen.“
„Vergiss es!“
„Wie? Was meinst du damit?“
„Sie hat es über einen Remailer geschickt das knackt keiner.“
„Aha, eine Sie also. Dein Mutter vielleicht? Viel hab ich ja nicht lesen können, aber eins ist mir aufgefallen. Der letzte Satz.“
8. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 30.09.16 20:15

4.
Mit diesen Worten hatte er direkt noch Öl ins Feuer gegossen. Die gerade etwas versiegten Tränen begannen von neuem zu rollen. Ingo rückte näher an ihn heran und nahm ihn in die Arme. Matthias kuschelte sich instinktiv an die Brust des kräftig gebauten Mannes. Matthias merkt wie gut ihm die Berührungen taten. Er konnte es sich selbst nicht erklären, aber ihm wurde richtig warm. Tief im Inneren seines Herzens. Ingo konnte bald nicht mehr knien und wollte aufstehen. Aus Angst und beinahe Reflex klammerte sich Matthias an Ingo. Wenn man genau hinhörte konnte man ein leises aber doch deutliches Aufatmen von Ingo hören.

Er hatte endlich eine Beziehung zu dem kleinen Wurm aufgebaut.
„Komm, schau mich mal an.“
Ganz langsam und mit Unterstützung von Ingo drehte Matthias seinen Kopf nach oben. Durch das Weinen waren seine Augen aufgequollen. Man kann gar nicht beschreiben, was diese Augen für eine Ausstrahlung hatten. Selbst Herrn Scholz, der nun wirklich viel in seinem Leben gesehen hatte, lief ein kalter Schauer über den Rücken.
„Was haben die dir nur angetan?“
Dabei drückte er ihn fest an sich. Eigentlich war er sich gar nicht sicher ob er die Wahrheit wirklich wissen wollte. Die nächste Minute hörte man nur noch das Weinen von Matthias.
„Du Matthias, was hältst du denn davon ins Bett zu gehen? Dort ist es sicher etwas weicher und wärmer als hier auf dem Fußboden. Außerdem müsste deine Windel gewechselt werden. Es riecht nämlich langsam schon.“
Etwas beschämt schaute Matthias zu Boden und nickte leicht.
„Warte, ich trag dich.“
Auf dem Gang stand schon die Oberschwester und fing an zu schimpfen. Matthias hatte ja niemandem gesagt, dass er kurz ins Internet geht.
„Beruhigen sie sich bitte.“
„Immerhin trage ich hier die Verantwortung, wenn er abhaut. Sonst sagen sie uns doch auch immer Bescheid. Warum denn diesmal nicht?“
„Ich wusste es nicht. Der Bengel hat sich einfach in mein Zimmer geschlichen. Ist ja eigentlich auch egal. Matthias hat bis heute Mittag auf jeden fall strengste Bettruhe. Ist das Einzelzimmer eigentlich frei?“
„Ähm, ja.“
„Ich denke, es ist besser, wenn er richtig Ruhe bekommt. Zumindest für heute. Am Nachmittag schauen wir dann weiter.“
„Dem Geruch nach braucht er auch ne neue Windel. Weint er etwa deshalb?“
„Nein, das hat einen ganz anderen Grund.“
„Ok, soll er Frühstück bekommen?“
„Matthias, he Großer, hast du Hunger?“
Kopfschütteln
„Gut, stellen sie ihm einfach ein par Scheiben Zwieback hin das müsste dann bis zum Mittag reichen.“

So rund um elf ist dann Matthias wieder aufgewacht; vor Hunger versteht sich. Die drei Scheiben Zwieback waren schnell verputzt und er hoffte dass es bald Mittag gibt. Ein Par Sachen spuckten in seinem Kopf herum. Als erstes die E-Mail mit dem besonderem Schluss. Er war richtig wütend und total traurig zugleich. Das zweite was ihm zu denken gab, war das Gefühl, als er im Arm vom Doc lag. Es hatte etwas mit Schutz und Geborgenheit zu tun. Was er davon allerdings halten sollte war ihm nicht so ganz klar. Als letztes und wichtigstes ging es um seine Zukunft. Was kann er jetzt machen? Wie geht es weiter? Darf er überhaupt etwas dabei entscheiden?

Als er schon beinahe seinen Kopf zermartert hatte, kam die Jüngste der Schwestern um ihn frisch zu wickeln. Da sie noch in der Ausbildung war, hatte sie noch das unbekümmerte Lächeln eines Kindes. Matthias fing ab und an mit ihr etwas zu flirten. Insgesamt ist es mächtig absurd auf der einen Seite wird sie mit ihm eh nichts anfangen weil er ja nur ein Kind ist und auf der anderen Seite hatte er noch nie etwas mit so „Jungen Dingern“ angefangen. Zum Glück war es ja auch nur ein Spiel zwischen beiden.

„He Matthias, ich soll dir von der Oberschwester sagen, dass du dich nachher benehmen sollst. Bekommst nämlich hohen Besuch.“
Matthias nickte nur leicht. Im Hinterkopf machte er sich allerdings große Gedanken darüber wer da kommt. Doktor Schwarz öffnete die Tür ihm folgten eine schick angezogene ältere Dame die Oberschwester, Rudi vom Jugendamt und noch irgendein Kauz. Ingo setzte sich zu Matthias ans Bett.
„Na Großer, geht es wieder?“
Matthias schaute ängstlich in die Runde und nickte dann leicht. Als nächstes ergriff die ältere Dame das Wort.
„Hallo Matthias. Ich heiße Gabriele Frauendorf und bin Richterin.“
Schluck „Hallo.“
Matthias drückte mit aller Kraft und unbewusst Ingos Hand. Doktor Scholz war in diesem Moment froh, dass er auf der Kinderstation arbeitet. Nicht auszudenken was ein ausgewachsener Bauarbeiter angerichtet hätte.
„Matthias, ganz ruhig. Du brauchst keine Angst zu haben.“
„Weißt du, warum ich hier bin?“
Matthias schaute ängstlich ins Gesicht der Richterin und schüttelte den Kopf. Obwohl er sich sicher war, dass Ingo den Vorfall von heute morgen erzählt hat und es nun mächtigen Ärger gibt.
„Gut, dann erkläre ich es dir. Die Polizei hat es leider nicht geschafft herauszubekommen, wer du wirklich bist. Deshalb muss ich nun entscheiden, was mit dir passiert. Allerdings möchte ich mich noch vorher etwas mit dir unterhalten. Hast du was dagegen?“
Matthias schaute etwas verlegen in die Runde.
„Keine Angst wenn du willst sprechen wir ganz alleine!“
Matthias nickte. Wie wenn sie auf dieses Stichwort gewartet hatten, verließen jetzt alle anderen den Raum. Matthias schaute jetzt aus dem Fenster in den blauen Himmel. Denn eigentlich hatte er überhaupt keine Lust zu reden.
„Was hältst du von einem kleinen Geschäft? Ich sorge dafür, dass wir nach draußen in die Sonne dürfen und du hörst mit dem Schweigen auf, Ok?“
Matthias überlegte und nickte dann.
„Wie war das mit dem Schweigen?!“
„Wir sind noch nicht draußen.“
„Recht haste. Gut, dass du trotzdem mit mir sprichst.“

Sie rief den Doc noch mal herein und er setzte seinen „Großen“ in einen Rollstuhl. Draußen war ein wunderbares Wetter. Matthias brauchte nicht einmal selber zu fahren. Er wurde von ihr geschoben und ab und zu strich sie ihm durchs Haar.
„Los, komm wir gehen rüber zu dem Teich.“
„Ok, Was wird denn jetzt passieren.“
„Für dich wird sich erst einmal nicht all zu viel ändern. Das meiste ist nur Papierkram. Zum Beispiel braucht jeder Mensch eine Geburtsurkunde.“
„Geht das? Sie wissen doch gar nicht wann ich geboren wurde.“
„Wäre schön gewesen wenn du uns dabei etwas geholfen hättest. Aber so müssen wir dir eine Art Ersatz ausstellen. Darin fehlen natürlich deine Eltern und deinen Geburtstag werden wir einfach schätzen müssen. Hast du vielleicht irgendeinen besonderen Wunsch?“
„Neunzehnter April.“
„Von dem Scherz hab ich auch schon gehört. 27 Jahre, wolltest wohl unbedingt erwachsen sein.“
„Nehm se doch was anderes.“
„Brauchst nicht gleich beleidigt zu sein. Nee, mal im ernst, warum hast du dich so alt gemacht.“
„Bitte hören sie auf. Das ganze nervt mich langsam.“
„Ich will doch nur verstehen, was in deinem Kopf vorgeht.“
„Das wollen sie mit Sicherheit nicht.“
„Doch, will ich. Komm, sei kein Frosch.“
„Ok. Kennen sie das Spiel: was wäre wenn?“
„Kann mir was darunter vorstellen. Fang doch einfach mal an.“
„Spinnen wir uns halt mal was zusammen. Angenommen ich bin wirklich 27 Jahre alt und könnte das auch noch beweisen; bin halt wie durch einen Zauber etwas kleiner geworden. Was würde dann mit mir passieren?“
„Ok, du würdest dann einen neuen Personalausweis bekommen und könntest zurück in dein Leben.“
„Gut. Nehmen wir mal weiter an, ich arbeite bei einer Firma, wo halt öfters auch Leute rum spazieren. Die werden doch sofort meinen Chef anzeigen wegen Kinderarbeit. Eine neue Arbeit kann ich dann auch gleich vergessen. Mit meinem Foto lachen die sich doch eher einen ab, als das mich einer einstellt. Nächstes Problem: Wohnung; meine Nachbarn werden mit Sicherheit irgendwann fragen, wo meine Eltern sind und dann sofort beim Jugendamt anrufen.“
„Da gibt es dann ein erklärendes Schreiben vom Gericht wo dein Alter bestätigt wird und gut ist die Sache.“
„Und wie sieht es mit nem Auto aus? An jeder zweiten Kreuzung hält mich ein Bulle an und schleppt mich mit zur Wache. Gut, die direkt in der Stadt wohnen werden es irgendwann wissen, nur darf ich dann nie irgendwo anders hinfahren. Wenn ich mir dann mal ne Flasche Wein gönnen will? Ich glaube nicht dass die Verkäufer glauben, dass mein Personalausweis echt ist. Alleine wenn einer sieht das ich so etwas bekomme.“
„Alkohol ist bei deinem Körper eh nicht das Beste.“
„Und wovon soll ich dann leben? Normale Arbeit bekomme ich bestimmt nicht. Es gibt also nur zwei Möglichkeiten. Die erste ist, dass ich von Sozialhilfe leben muss. Nicht unbedingt mein Ziel.“
„Und was ist dann die zweite?“
„Ich könnte noch auf den Strich gehen. Wenn ich Euer Schreiben, dass ich ja eigentlich erwachsen bin, an die Wand hänge und die Polizei das noch bestätigt, werden mit Sicherheit genügend Kranke kommen. Ist doch für jeden Kinderschänder ein gefundenes Fressen. Ohne Angst vor dem Knast mit mir Spielen zu dürfen.“
„Interessante Idee. Allerdings müsstest du dazu erst einmal 27 sein.“
„Wenn ich nun aber niemanden erzähle das ich so alt bin. Dann bin ich halt ein ganz normaler Junge, der halt keine Eltern hat. Ich werde meine Zeit in der Schule absitzen und dann hab ich Freizeit. Um Essen, Anziehsachen und all solches Zeugs brauch ich mich dann nicht zu kümmern.“
„Stimmt darum werden sich dann deine Eltern kümmern. Nur brauchst du dazu erst einmal Eltern.“
„Richtig. Nur kann ich nicht meine wahren Elis angeben, weil dann ja raus kommt, dass ich 27 bin. Ich kann euch also nicht sagen wer mein Eltern sind.“
„Ok, ich will ehrlich zu dir sein. Ich glaub dir auf keinen Fall, dass du 27 bist. Ich weiß noch nicht, warum du nicht sagen willst, wer du bist aber/?“
„Ich weiß es doch nicht.“
„Könntest du mich bitte ausreden lassen. Vergiss bitte nicht, dass ich Richterin bin. Aber schön, dass wir endlich zum Punkt kommen. Du weißt es wirklich nicht?“
„Nein, Ich hab sie vergessen. Bekomme ich jetzt Ärger?“
„Wenn du mein Sohn wärst, würde ich dich dafür übers Knie legen. Aber was soll’s, ich unterschreibe einfach die Papiere und dann lassen sie dich deswegen in Ruhe.“
„Wo komme ich dann eigentlich nach dem Krankenhaus hin?“
„Am Anfang mit Sicherheit ins Heim.“
„Will ich nicht.“
„Ist halt so.“
„Kann ich nicht zu netten Pflegeeltern? Sie können da doch mit Sicherheit was machen. Biiiiiite, ich werde auch ganz brav sein.“
„Und du willst erwachsen sein. Mal sehen was das Jugendamt dazu sagt. He, wir haben es ja schon Mittag. Ich bring dich schnell rein, damit sie dir nicht alles wegessen.“
9. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 01.10.16 04:44

Eigentlich ist das doch eine Gute Sache die Kindheit neu zu Erleben. Bis auf das Windelproblem halt.
Mit dem Wissen was man schon hat, könnte man ja einige Streiche aus der Kindheit neu Auflegen.
10. RE: Labor 5

geschrieben von babywerni am 10.10.16 20:36

5.
Das Essen war nicht gerade das leckerste. Es gab Eintopf. Matthias nahm trotzdem einen Nachschlag. Da sein Frühstück nur aus Zwieback bestand, hatte er zu großen Hunger. Beim Nachtisch, der bedeutend besser schmeckte, gab es leider nur eine Portion für jeden. Da die Schule immer am Vormittag stattfand, hatte er sie heute verpasst. Traurig war er darüber nun wirklich nicht, zumal man das ganze nun wirklich nicht als Schule bezeichnen konnte. Eine recht junge Lehrerin, gab jedem Kind ein paar Aufgaben. Es sollte ja nur darum gehen, dass sie nicht ganz den Anschluss verpassen. Matthias quälten sie meistens mit Kopfrechnen, schriftlichem Rechnen und Deutsch; halt alles, was ihn schon damals angekotzt hat.

Nach dem Mittag hatte sich die Delegation vom Gericht zusammen mit Rudi ins Zimmer von Doktor Scholz zurückgezogen. Richterin Frauendorf wollte das ganze heute noch zu Ende bringen. Irgendwie nervte sie die viele Arbeit.
Richterin: „Also ich hab mir ja nun selber ein Bild machen können. Im Großen und Ganzen bin ich der gleichen Meinung wie der Psychologische Dienst. Er ist äußerst schlau und versucht uns immer wieder in die Irre zu führen. Beim Festlegen seines Alters werde ich mich auch an das Gutachten halten. Wir nehmen einfach den 19.08.1993.“
Rudi(Jugendamt): „Das bedeutete, dass er in zwei Monaten Neun wird.“
„Richtig, wenn wir mal ehrlich sind ist er eher neun als acht. Ich finde es nicht schlecht, wenn Geburtstage in den Sommer fallen. So kann er länger aufbleiben, weil ja auch noch Ferien sind. Da es sowieso geschätzte Daten sind, können wir ihm ja den Gefallen tun. Die Einstufung, in welche Klasse er gehen soll, überlassen wir dem Schulamt. Jetzt ist nur noch die Frage, wo wir ihn unterbringen, wenn er hier entlassen wird. Herr Just, was haben sie diesbezüglich vor?“
Rudi: „Das Kinderheim der Diakonie hat ein paar Plätze frei. Ich hab sie schon informiert, damit sie sich richtig um ihn kümmern können.“
„Mir gegenüber hat er klar gemacht, dass er auf keinen Fall ins Heim möchte. Bei dem Thema hat er anscheinend richtig Angst bekommen. Ich befürchte, dass er versuchen wird, von dort auszubüchsen. Besteht nicht die Möglichkeit ihn wo anders unterzubringen?“
„Eine Pflegefamilie ist nicht immer das Beste. Vor allem wissen wir noch nicht, wie er sich dort verhalten wird.“
„Herr Just, das wissen wir nie. Ich würde vorschlagen, sie versuchen eine geeignete Familie zu finden. Eine, die auch mit so einem Problemkind fertig werden kann. Matthias wird sich, denke ich, zusammen reißen, da es ja nur einen Versuch geben wird. Wie gesagt, er ist nicht dumm. Wie sieht es eigentlich mit seinen Behinderungen aus, Herr Doktor Scholz?“
Doc: „Sein Herzfehler ist eindeutig angeboren. Bei der Blasenschwäche sind wir uns nicht sicher. Wir wissen ja bis heute noch nicht was mit ihm überhaupt passiert ist.“
„Wie soll ich das verstehen?“
„Bei der Einlieferung wurde er auf sämtliche Drogen und Medikamente untersucht. Das Ergebnis ist erschütternd. Er hatte einen Mix aus rund 20 verschiedenen Wirkstoffen in sich; einige allerdings nur noch in sehr geringen Mengen. Wenn es nicht absurd ist, würde ich sagen, dass er ein Versuchskaninchen war. Wahrscheinlicher ist aber, dass er über längere Zeit mit Medikamenten ruhig gestellt worden ist.“
„Missbrauch?“
„Vermutlich ja, hundertprozentig sichere Beweise haben wir allerdings nicht. Heute früh hatte ich noch einmal eine Art Gespräch mit ihm. Ich bin mir sicher, dass ich dabei das erste Mal richtig an ihn rangekommen bin. Ein richtiges Elternhaus, denke ich, ist immer die beste Lösung. Wegen seiner Windeln wird er bestimmt im Heim gehänselt werden.“
„Ok, wir haben alle Punkte, erstens die Nachbeurkundung und als zweites die Amtsvormundschaft. Noch irgendwelche Fragen? Nein, gut dann können wir ja wieder.“
Die Runde löste sich wieder auf und Ingo war froh, dass er sein Büro wieder für sich hatte.

Matthias war es hingegen irgendwie langweilig. Er entschied sich, mit zu den anderen ins Spielzimmer zu gehen. Leider war da noch das Problem der Bettruhe. Erst musste er die Schwestern überzeugen und die holten sich dann noch die Erlaubnis vom Doc ein. Endlich durfte er aufstehen. Die Schwester setzte ihn in den Rollstuhl und schob ihn rüber. Es standen mehrere Spiele zur Verfügung, wie Bauklötze, Bücher, Schach und Lego um nur ein paar zu nennen. Er wusste nicht so recht, wie er auf die anderen Kinder zugehen sollte. Also ließ er es und nahm sich ein Buch. Nach einer Weile kam ein Junge auf ihn zu. Markus war 13 Jahre alt und viel zu fett.

„Hey, haste Lust mit Schach zu spielen?“
„Weiß nicht. Kann es nicht gerade gut.“
„Macht nichts, dann gewinn ich wenigstens. Los komm, die Regeln bring ich dir beim Spielen bei.“
Matthias bekam Schwarz. Markus gab damit an, dass er in einem Schachclub spielt und man ihn sowieso nicht schlagen kann. Matthias war das eh egal. Er setzte einfach eine Figur nach der anderen; halt so, wie es ihm in den Sinn kam. Gewinnen wollte er sowieso nicht. Sein persönliches Hauptziel war, die weiße Dame vom Feld zu räumen. Nachdem er schon drei Bauern, einen Läufer, sowie einen Springer verloren hatte, stellte er die Dame in den Kasten zurück. Matthias grinste nicht nur innerlich. Markus hörte plötzlich mit dem Labern auf. Auch er grinste, allerdings etwas gehässig. Sein nächster Zug war Springer von C6 nach D3 Schach. Blöde Situation, hatte Matthias doch seinen König völlig vergessen. Er überlegte, was er machen kann. Das Nervigste dabei war, dass Markus wieder mit dem Labern anfing. Gerade, als er schon beinahe aufgeben wollte, fiel es ihm auf.

„He, seit wann kann der Springer drei Felder nach vorne gehen? Der Zug ist falsch, mach nen anderen.“
„Nee, das is richtig, Dumbeudel, noch nie was vom Schachzug gehört?! Wer von uns beiden spielt denn im Schachclub?!“
„Bescheißt du gerne? Los, spiel nach den Regeln oder lass es ganz bleiben.“
„Der Zug ist gültig. Hast bloß Angst zu verlieren.“
„Vergiss es. Ich spiele nicht mit einem der mogelt.“
„Nimm das zurück. Ich mogele nicht!“
„Doch du mogelst.“
„Nein.“
„HEY, ihr zwei hört sofort auf!“
„Matthias, du bist das erste mal hier und schon gibt es Streit. Muss das denn sein? Markus, das ist doch nun wirklich nicht das richtige Spiel für den Kleinen. Nehmt lieber etwas Einfaches.“
„Mit dem spiel ich nicht mehr.“
„Das kannste ja ruhig machen. Ich will allerdings keine Streitigkeiten mehr. Hoffe, dass ihr mich verstanden habt!“
Markus: „Ja“
Matthias: „Er hat wirklich geschummelt.“
„Matthias willst du wieder ins Bett oder hörst du auf dich zu streiten?“
„Schon gut, ich hör ja auf.“
„Brav so.“

Matthias wurde von der Schwester zu den Legobausteinen geschoben. Dort war er zwar auch nicht alleine aber immerhin mit Gleichaltrigen. Seine Wut auf Markus wurde langsam schwächer. Matthias dachte über das gerade passierte nach und ärgerte sich über sich selbst. Wie konnte das ihm nur passieren. Er war doch schon lange nicht mehr so aus der Haut gefahren. Schlimmer noch war die Art und Weise. So extrem Kindisch. Jeder, der das eben mitbekommen hat, wird niemals glauben, dass er eigentlich erwachsen ist. Mit Frank und Melanie verstand er sich allerdings viel besser. Die drei bauten zusammen eine richtige Burg auf. Mit Türmen einem Verlies und hohen Mauern. Die Lego Kiste war der ganze stolz der Station. Sie hatten einmal den Jungen einer wohlhabenden Familie gesund gepflegt. Sein Papa hatte sich dafür mit einer Spielzeugspende bedankt. Das Schlimmste war, am Ende des Tages immer aufräumen zu müssen, bei so viel Zeugs. Matthias fing an, sich wie ein richtiges Kind zu benehmen. Ihm war es nicht bewusst, aber sein Verhalten glich sich langsam dem der anderen an. Zum Abendbrot verabschiedete er sich von den anderen und wurde wieder in sein Einzelzimmer geschoben.

„Darf ich bitte wieder zurück?“
„Nach dem Essen sollst du im Bett bleiben. Außerdem ist für dich sowieso bald Schlafenszeit.“
„Bin noch gar nicht müde.“
„Glaub ich dir. Du hast ja heute den ganzen Vormittag verschlafen. Deine Freunde dürfen jetzt aber auch nicht mehr so viel rumturnen. Also mach dir keine Sorgen. Morgen ist ja auch noch ein Tag.“
„Kann ich dann nicht wenigstens wieder zurück in mein altes Zimmer? Hier ist es langweilig.“
„Ich frag mal die Chefin, was sie dazu meint. Du isst aber erst einmal brav auf.“

Die Oberschwester wollte ihn eigentlich schon nach dem Mittagessen wieder zurück schaffen. Das Einzelzimmer soll ja nur bei ansteckenden Krankheiten verwendet werden oder wenn die Eltern es unbedingt wollen (Geld). Bei dem Stress, der auch durch den Besuch vom Gericht war, hatten sie es leider vergessen. Die Krankenschwester machte Matthias erst noch die Nachtwindel drum und dann durfte er wieder zurück in sein Zimmer. Das linke Bett neben Matthias hatte heute ein Neuer bekommen. So gab es viel zu erzählen. Natürlich wollten alle wissen, wie eine Richterin so ist. Die Schwestern versuchten ihr möglichstes um die Bande ins Reich der Träume zu bringen. Am Ende half, wie immer, nur noch die Androhung ihre Eltern zu informieren und vor allem den Nachtisch zu streichen. Matthias ließ, bevor er einschlief, noch einmal den ganzen Tag ablaufen. Über einige seiner Taten musste er hinterher selber lachen. Ihn ärgerte, dass er sich so kindisch verhalten hatte. Auf der andern Seite ging es im heute Abend aber richtig gut. So unbeschwert war er schon lange nicht mehr. Wie soll er sich denn morgen verhalten? Als Kind oder als Erwachsener? Gut, dass er erwachsen ist, glaubt eh keiner. Allerdings so richtig in die Rolle eines Kindes eintauchen, wollte er nicht. Er kam zu keinem Ergebnis. Da ihm noch die Müdigkeit überkam, verschob er die Gedanken auf morgen.
11. RE: Labor 6

geschrieben von babywerni am 10.10.16 20:39

hier gleich den nächsten teil der Geschichte

6.
Matthias wachte, wie immer, als Erster auf. Es erinnerte ihn an früher. Er war als Kind auch immer ein Frühaufsteher gewesen. Die Anderen schliefen immer noch selig. Der Neue hatte sogar noch seinen Daumen im Mund. Seine Gedanken von gestern kamen ihm wieder in den Sinn. Kind oder erwachsen, was war er nun? Immer, wenn er sich wie ein Erwachsener verhielt, bekam er böse Blicke von den Schwestern, oder wurde erst gar nicht ernst genommen. Gestern war es irgendwie besser. Er bekam sogar fast alles, was er wollte. Blöd war halt nur, dass sie ihm halt immer noch nicht so richtig ernst nahmen.

Wenn er weiter auf erwachsen macht, kann er vielleicht doch noch jemanden überzeugen. Ist es das überhaupt wert? Ihm kam auf einmal das Gespräch mit der Richterin in den Sinn. Das Leben, das ihn als Erwachsenes Kind erwartet, sieht nicht gerade rosig aus. Er sah aus dem Fenster in die Nacht. Endlich kam die Stimme aus seinem Bauch. „Was soll’s, bist halt wieder ein Kind. Genieße es doch einfach.“ Da er ja ein braver Junge ist hört er auf das, was ein Erwachsener ihm sagt; auch wenn es nur der Bauch eines Erwachsenen ist. Er setzte sich in seinen AOK Chopper, landläufig Rollstuhl genannt, und fuhr raus zur Schwester. Bei denen waren schon die Vorbereitungen fürs Wecken im Gange.

„Schon wach, Großer?“
„Ja, könnte ich bitte ne Frische bekommen.“
„Biste nur nass?“
„Ne. War nicht mit Absicht.“
„Schon ok. Wollen wir unser Riesenbaby mal wickeln.“

Dazu wuselte sie Matthias noch durch die Harre. Innerlich ging ihm dies zwar mächtig gegen den Strich. Nach außen grummelte er aber nur etwas. Sie schob ihn ins Badezimmer und machte ihn frisch. Bei der Gelegenheit durfte oder besser wurde er geduscht. Natürlich im Schnelldurchgang; nicht das es ihm noch gefallen könnte. Während die anderen geweckt wurden, übte er Laufen. Nachdem er das erste Mal den Gang hin und zurück geschafft hatte, überlegte er: Sollte er es noch einmal versuchen? Gestern hatte es ja auch nicht geklappt. Nur, wenn er es wieder nicht schafft und auf der Hälfte zusammenbricht, ist das auch nicht gerade schön. Was soll’s. Erst einmal den Gang hin schaffen. Im Notfall muss er halt nach einer Schwester rufen. Er schaffte es sogar wieder zurück. Völlig fertig lies er sich in den Rolli fallen.

„He, wie oft hab ich dir schon gesagt, dass du nicht alleine üben sollst?“
„Hi Axel.“
„Also, wie oft?“
„Keine Ahnung, drei mal?“
„Untertreib mal nicht.“
„Sorry. Haste gesehen, hab’s zweimal hin und zurück geschafft.“
„Nee, ich sehe nur einen unartigen Jungen. Aber keine bange, kannst es mir ja heute zeigen. Oder hast du geglaubt, dass die Stunde von gestern nicht nachgeholt wird?“

Darauf antwortete Matthias nicht mehr. Erstens war er zu fertig und zweitens viel zu glücklich. Auch das Frühstück schmeckte heute besser als sonst, obwohl es ja immer das gleiche gab. Leider hatte er nicht so viel Glück wie gestern. Er musste wieder in die Schule. Na ja, immerhin hat Axel ihn kurz davon erlöst und mit ihm Übungen gemacht. Dass Axel, sich über seine Fortschritte freute, bedeutete ihm fiel. Irgendwie hatte er ihn gerne. Er hat ihn einfach nicht von oben herab behandelt. Sondern eher wie einen Freund. Halt mit Respekt.

Am Nachmittag war er gerade beim Spielen, als Axel kam und ihn einfach abholte. Matthias war immer noch fertig vom Vormittag. Außerdem wollte er noch weiter spielen.
„Axel, bitte lass mich noch etwas spielen. Außerdem ich bin immer noch völlig fertig.“
„Für dich ist Besuch da. Üben werden wir erst heute Abend wieder.“
„Wer?“
„Deine Eltern.“
Schluck. „Komm verarsch mich nicht. Wer ist es?“
„Tschuldige, deine neuen Eltern.“
„Neue Eltern?!“
„Ja, wenn ich mich recht erinnere, hattest du beim Jugendamt neue bestellt.“
Auf diesen Spruch hin kicherten beide.
„Ok Spaß beiseite. Es ist euer erstes Treffen, also Benimm dich.“
„Klar, mach ich doch immer.“
„Lausbub.“

Axel schob ihn ins Zimmer und lies die drei alleine. Am Fenster stand ein Mann, groß und normal gebaut, so ungefähr 1,90 groß, vielleicht sogar noch etwas größer. Er hatte einen normalen Anzug an, nichts Besonderes halt. Außerdem schien er sich nicht besonders für Matthias zu interessieren. Nein, irgendwas im Park hatte seine volle Aufmerksamkeit. Die Frau neben ihm war etwas kleiner aber nicht gerade viel. Sie war sehr kräftig gebaut. Nicht dick, sondern kräftig. Sie musste Gewichtheberin sein oder so etwas Ähnliches. Sie trug ein Kleid und ein Schönes noch dazu. Im Großen und Ganzen war sie sehr schön. Ihre Augen strahlten und gaben ihrem weichen Gesicht den richtigen Kick. Jegliche Schminke hätte dieses Bild nur verunstaltet. Sie kam langsam auf Matthias zu und hockte sich vor ihm hin.

„Hallo Großer. Ich heiße Anita Schmidt. Und du musst Matthias sein.“
Ihre Stimme war sanft und begann schon Matthias einzulullen.
„Ja, hallo.“
„Dort hinten am Fenster ist mein Mann Horst.“
Horst drehte sich langsam herum und musterte Matthias. In seinem Kopf hallte der Name noch nach und brachte so einige Geschichten ins Gedächtnis.
„Hi Horscht.“
„Na, das fängt ja gut an. He Großer, ich heiße Horst. Da gibt es kein „c“ und auch kein „h“ drinnen. Klar?“
„Tschuldigung, ist mir aus versehen passiert.“
„Wer’s glaubt, wird selig.“
„Gut, dann wollen wir das noch einmal üben: Wie sagt man guten Tag?“
„Schönen guten Tag, Herr und Frau Schmidt.“
Anita fing an zu schmunzeln und leise zu lachen.
„Immerhin hat er dich nicht Horscht genannt.“
„Jetzt fang du nicht auch noch an.“
Er war beleidigt und drehte sich wieder zum Fenster. Anita setzte sich auf einen Stuhl neben Matthias.

„Und wie geht es dir so?“
„Na ja, das mit dem Laufen ist noch immer schwer. Aber sonst geht es so.“
„Herr Just vom Jugendamt hatte uns angerufen. Er hat gesagt, dass du eine Pflegefamilie suchst.“
„Ja, ich will halt nicht ins Heim.“
„Warst du schon mal in einem Heim?“
„Nein.“
„Aha. Was ist denn mit deinen richtigen Eltern?“
Matthias überlegte, was er sagen sollte.
„Ist schon ok, wenn du nicht willst, musst du nicht darüber reden. Wir erfahren dann alles vom Jugendamt. Ok, jetzt erst einmal zu uns. Ich arbeite halbtags in einer Fleischerei. Horst arbeitet in einem Büro als Abteilungsleiter. Wir haben noch zwei weitere Kinder. Adriane, sie ist 15 und Marcel er ist 9. Also ungefähr genau so alt, wie du.“

Jetzt kam endlich die Stimme aus dem Hintergrund.
„Wo wir gerade beim Thema sind. Wie alt bis du eigentlich? Acht oder Neun?“
In Matthias kam die Angst hoch. Was soll er jetzt sagen?
„Habt ihr schon mit Rudi gesprochen?“
Anita: „Großer, es ist unhöflich eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten. Aber nein, wir haben noch nicht mir ihm gesprochen. Er wird aber bestimmt gleich kommen.“
Horscht Verzeihung Horst: „Wieso ist dir den dein Alter so peinlich? Ist doch nichts Besonderes. Alle waren ja mal jung gewesen.“
„Na ja, ich weiß es halt nicht.“
Horst: „Wie? Du weißt es nicht? Ich glaube, du schwindelst.“
Anita: „Hast du Angst?“
„JA. Er hat ne ganze Menge Angst. Guten Tag erst mal. Ich bin Doktor Scholz, der Stationsarzt.“
„Schmidt.“

Anita und Ingo gaben sich die Hand.
„Sie sind also seine Pflegeeltern?“
Horst: „Noch nicht. Wir wollten ihn erst einmal kennen lernen.“
Anita: „Ja, wie sieht es eigentlich mit seiner Gesundheit aus? Wird er immer diesen Rollstuhl brauchen?“
Ingo: „Eigentlich nicht. Er macht schon ne Weile Laufübungen. Nach dem Krankenhaus braucht er noch ne Menge Krankengymnastik und dann sollte sich das alles wieder geben. Zwei Sachen werden aber bestimmt bleiben. Erstens hat er einen Herzfehler. Zwar kein ganz schlimmer, aber es reicht, dass er schnell aus der Puste ist. Außerdem braucht er noch Windeln. Wahrscheinlich sein ganzes Leben lang.“
Horst: „Ist das nicht heilbar?“
Ingo: „Bei dem Herzfehler könnten wir ne neue Klappe einsetzen allerdings wird er dann ständig Medikamente brauchen. Eine wirkliche Verbesserung zu jetzt ist also nicht zu erwarten. Bei der Inkontinenz wissen wir noch nicht einmal, wo es herkommt. Von der Sache her wollen wir es erst ein paar Jahre begutachten. Vielleicht legt es sich ja, wenn er älter wird.“
Anita: „Seine Eltern wollen ihn wohl deswegen nicht mehr haben?“
Ingo: „Um die Wahrheit zu sagen, keiner weiß wer er ist. Wir wissen also auch nichts über seine Eltern.“
Horst: „Was ist, wenn er aus dem Ausland kommt? Dann müsste er doch zurück in sein Land?“
Ingo: „Das sind rechtliche Fragen. Da kenne ich mich nicht so aus. Allerdings glaube ich, das er automatisch als Deutscher behandelt wird, bis etwas anderes bewiesen ist.“
Anita: „Wer hat dir eigentlich deinen Namen gegeben?“
Matthias: „Na ich, ich heiß doch nun mal so. Kann ich mir jetzt etwa einen aussuchen?“
Ingo; „Zu spät, der Namen steht jetzt in den Akten und damit bleibt es dann auch so.“
Matthias: „Scheiße.“ „Aua.“
Anita: „Selber schuld, sowas sagt man nicht. Wenn ich das noch einmal von dir höre, gibt es wieder Hörnchen. Allerdings dann aus Kiste B. Klar?“
Matthias: „rrrrrr“
Horst: „Bedeutet das Ja oder Nein?“
Matthias: „JA.“
Anita: „Was hältst du von Mensch Ärger Dich Nicht? Wollen wir ne runde Spielen?“
Matthias: „Na gut, warum nicht.“
Ingo: „Im Aufenthaltsraum ist eins. Fragen sie einfach die Schwester?“
Horst: „Gut ich hol derweil mal die Getränke.“
12. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 10.10.16 23:14

Ich kann Matthias Verstehen, als Kind und auch später hab ich es gehasst wenn mir jemand an die Haare ging. Wurde dann natürlich extra gemacht.
Tja mit Namen aussuchen is nich weil Matthias in den Akten steht und so schlecht ist Matthias nicht.
13. RE: Labor

geschrieben von windel28 am 13.10.16 19:41

Irgendwie scheint Mathias Horst nicht zu mögen. Ist er vielleicht doch von der ehmaligen Firma wo Mathias gearbeitet hat. Freue mich auf die Fortsetzung
14. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 13.10.16 23:59

Wegen Horscht? Nee das kommt von Elefant, Tiger und Co. Das Lama wurde/wird Horst genannt und durch den Sächischen Dialekt kommt da Horscht raus.
15. Labor 7

geschrieben von babywerni am 17.10.16 19:25

Hey Mike nicht immer alles vertaten das ist unfär.

7.
Die zwei verschwanden und Matthias konnte endlich mal durchatmen. Ingo setze sich auf den Platz von Anita und schaute seinem Großen tief in die Augen.
„Hab ich was Falsch gemacht?“
„Glaube nicht. Gefallen sie dir denn?“
„Ich weis noch nicht. Sind etwas streng.“
„Bei so einem Bengel wie dir kann das nicht schaden.“
„Bin kein Bengel.“
„Sicher, wie war das noch gestern früh?!“
„Äh na ja. Danke, das du keinem was erzählt hast.“
„Ich wollte mir das Ganze gerne noch einmal durchlesen. Leider hat selbst unser Admin nichts mehr gefunden. Schade dass du mir nichts verraten willst. Dachte eigentlich, dass du mir vertraust.“
„Nein, bitte nicht gehen.“
„Erzählst du es mir?“
„Das kann ich nicht. Die bringen mich sonst um. Bitte erzähl niemanden was von der Email.“
„He, hier bringt keiner jemanden um. Das glaubst du doch selber nicht.“
„Ich weiß es. Kann ich mich auf dich verlassen?“
„Na ja gut, wenn du unbedingt willst erzähl ich es keinem.“
„Hand drauf!“
„Ok, Ich muss jetzt aber weiter; hab noch ne menge Arbeit.“

Es kam wie es kommen musste. Mattias saß mit einer Tasse Fencheltee am Tisch und die Schmidts tanken Kaffee. Beim Spielen tauten langsam alle Beteiligten auf. Horst nahm auch bald seine Krawatte ab. Ein hässliches Ding, Blau grau Kariert. Ab und zu wuselte Anita Matthias durchs Haar. Vor allem, wenn er mal wieder rausgeflogen war. Den beiden ging es allerdings nicht anders. Er rächte sich für jeden Rausschmiss. Die Zwei erkannten schnell, dass er eigentlich nicht gewinnen wollte. Nein, das Rausschmeißen macht viel mehr Spaß. Zwischendurch fragte Anita immer wieder Matthias. Nichts Weltbewegendes, nein eigentlich nur Unbedeutendes. Halt nach seinem Lieblingsessen oder ob er Tiere gerne hat und auch welche. Er war so in das Spiel vertieft, dass er gar nicht mehr nachdachte, auf was für Fragen er da überhaupt antwortete. So erzählte er, dass er eine Freundin hat und auch, dass sie ihn nicht mehr sehen will. Als Anita das hörte, drückte sie ihn ganz fest an sich um ihn zu trösten. Erst jetzt realisierte auch Matthias was er da eigentlich Preis gegeben hat.

„Ihr fragt mich aus!“
„Ja sicher. Wir wollen dich doch kennen lernen.“
„Ihr seid gemein.“
Horst: „Sind wir nicht. Du kannst uns natürlich auch etwas fragen. Immerhin kennst du uns auch nicht. Oder du erzählst einfach ein paar Geschichten von dir, dann müssen wir es nicht aus dir herauskitzeln. Zum Beispiel warum du mich Horscht genannt hast!“
Matthias: „Tschuldige, kommt nicht wieder vor.“
Horst: „Das hoffe ich. Hätte mich nur interessiert wie du darauf gekommen bist. Kennst du jemand, der Horst heißt? Dein Bruder oder Onkel vielleicht?“
Mattias: „Nein, im Zoo hamse ein Tier so getauft und die Pfleger rufen es halt Horscht.“
Horst: „In welchem Zoo?“
Matthias: „Leipzig.“
Anita: „Und was war das für ein Tier?“
Matthias: „Lama.“

Anita begann zu lachen. Matthias blickte erst einmal gar nichts und sah somit etwas bedeppert in die Runde. Horst setzte einen Todesblick auf und schaute streng zu seiner Frau.
Horst: „S e h ´ i c h v i e l l e i c h t aus wie ein Lama?“
Matthias: „Äh, nein, war doch nur wegen dem Namen.“
Horst: „Und warum lachst du jetzt?“
Anita: „Entschuldige Schatz. Ich hab mir das nur bildhaft vorgestellt. Wie wir im Zoo stehen und du dich umdrehst weil jemand Horscht ruft.“
Horst: „Danke Kleiner. Jetzt wird sie mich wieder wochenlang damit aufziehen.“
Anita: „Hast du denn gar keine Fragen?“
Matthias: „Doch. Seid ihr s t r e n g?“
Anita: „Na ja, so sehr streng sind wir, denke ich, nicht.“
Horst: „Glaub aber nicht, dass du bei uns machen kannst, was du willst. Es gibt bei uns Regeln und an die wirst du dich halten.“
Matthias: „Werdet ihr mich hauen?“
Horst: „Hast du es verdient?“
Anita: „Schatz, wir predigen immer, dass man nicht mit Gegenfragen antwortet. Also halte dich bitte auch selber dran. Schlagen wollen wir eigentlich nicht.“
Matthias durchatmend: „Bekomm ich mein eigenes Zimmer?“
Anita: „Bei Marcel im Zimmer ist noch genug Platz. Allerdings können wir uns über solchen Kleinkram später noch unterhalten.“
Matthias: „Taschengeld?“
Horst: „Das kommt darauf an, wie du dich benimmst.“
Anita: „Und was denkst du über uns?“
Matthias: „Ihr seid ganz nett.“
Anita: „Also willst du zu uns kommen?!“

Matthias antwortete mit einem Nicken. Danach ging es weiter mit dem Spiel. Matthias fing an, sich wohl zu fühlen. Auch genoss er die Berührungen und Streicheleinheiten. Nur den Tee, den konnte er nun gar nicht ab. Noch bevor jemand gewonnen hatte, kamen Axel und Rudi ins Zimmer. Axel wollte noch die ausgefallene Übungsstunde nachholen, wozu er allerdings nicht kam, da die Oberschwester ihn dringend brauchte. Rudi hatte mal wieder den ganzen Aktenberg mitgebracht. Er entschuldigte sich für die große Verspätung und begrüßte alle außer Matthias. Als zweites fragte er gleich nach, ob sie einen so frechen Bengel überhaupt nehmen wollten. Matthias murrte natürlich.
Horst: „So schlimm ist er nun auch wieder nicht. Allerdings würde ich gerne mit meiner Frau das in Ruhe besprechen.“
Rudi: „Ich erkläre ihnen noch ein paar Sachen über ihn und sie können sich das dann in Ruhe überlegen. Rufen sie mich morgen dann bitte so gegen elf an. Vorher und nachher habe ich noch viel zu tun erledigen.“
Anita: „Ich denke, dass wir nicht so lange brauchen werden. Eine halbe Stunde oder so wird bestimmt auch reichen.“
Rudi: „Auch in Ordnung. Ich muss eh noch ein paar Kleinigkeiten mit der Verwaltung klären. Ich erkläre ihnen dann gleich alles und wir treffen uns am besten in einer dreiviertel Stunde wieder hier.“
Horst: „Machen wir. Matthias kann ich mich darauf verlassen das du in der Zeit brav bist?“
Matthias: „Bin ich doch immer!“
Anita: „Na mal sehen.“
16. Labor 8

geschrieben von babywerni am 17.10.16 19:27

8.
Sie ließen ihn alleine in dem Zimmer zurück. Matthias sah auf das Spiel und dachte nach. Er versuchte das Ganze für sich zu erklären. Wieso hatte er so schnell Vertrauen zu den beiden gewonnen? Noch schlimmer, warum ließ er sie so dicht an sich heran? Sie durften ihn streicheln, ihn umarmen und drücken. Hatte er sich in diese Frau verliebt? Nein, das konnte einfach nicht sein. Sie sah zwar gut aus aber war nun wirklich nicht sein Typ. Nur wie passt Horscht dazu? Auch zu ihm hatte er plötzlich Vertrauen. Wenn auch nicht so viel, wie bei Anita. Schwul war Matthias ja nun wirklich nicht. Er wand sich ab vom Spielbrett und rollerte zum Fenster. Draußen war immer noch ein schöner Sommertag. Ein paar Wolken zwar, aber immer noch schön. Unten gingen einige Patienten mit oder ohne ihre Verwandten spazieren. Unter der großen Eiche saß eine ganze Familie. Die Mutter hatte einen Morgenmantel an, also war sie die Patientin. Außer ihrem Mann waren noch zwei Kinder und anscheinend die Oma gekommen. Die zwei Kinder mussten so sechs und sieben Jahre alt gewesen sein und spielten mit zwei Autos Rennen. Diese Bild von Harmonie ließ bei Matthias die Tränen über die Wangen rollen. Jetzt wusste er, was es war. Er hatte sich nicht in SIE verliebt, sondern in die Zuneigung und die Geborgenheit. Auf der einen Seite freute es ihn, dass er endlich wusste, was los ist. Auf der andern Seite merkte er aber auch, dass er ab jetzt abhängig ist. Besser, er ist süchtig nach Geborgenheit. Er musste unbedingt zu den Schmidts kommen, koste es, was es will. Axel kam nun rein um Ihn zu seiner Stunde abzuholen.
„He Großer, warum weinst du denn? Wollen sie dich etwa nicht?“
„Ich weis es nicht. Sie überlegen es sich noch?“
„Da brauchst du doch nicht zu weinen. Komm wir machen in der Zeit unsere Übung. Dann ist das Warten auch viel kürzer.“

Die Übung brachte Matthias wirklich auf andere Gedanken. Und so merkte er gar nicht, dass schon fast eine ganze Stunde vergangen war, als Rudi von der Verwaltung zurückkam.
„So, wo sind eigentlich die Schmidts? Wir wollten uns doch hier treffen.“
Matthias: „Ist es denn schon soweit?“
Axel: „He, wir haben schon beinahe ne dreiviertel Stunde geübt. Es ist besser, wenn wir aufhören. Dein Herz schlägt schon mächtig schnell.“
Matthias: „Sie hatten versprochen wieder zu kommen.“
Rudi: „Na ja. War irgendwie klar, dass die Sache mit den Pflegeeltern schwierig wird.“
Axel: „Nun nehmen sie dem Jungen nicht gleich jeden Mut. Vielleicht haben sie nur die Zeit verpasst oder sie haben sich etwas verlaufen. Ist in dem Haus ja keine Kunst. Bei so vielen Gängen.“

„Schau mal wie sich da einer anstrengt.“
Matthias drehte sich instinktiv zur Tür um und sah Anita und Horst. Durch die Lampe, die hinter ihren Köpfen hing, sah es fast so aus, als hätten sie einen Heiligenschein. Für Matthias war es auf jeden Fall so. Mit dem rechten Arm wischte er die eine Träne von der Wange und strahlte dann übers ganze Gesicht. Horst hatte sein Arme auf dem Rücken verschränkt. Anita hielt lässig ihre Tasche fest.
Matthias: „Und darf ich?“
Lächelnd nickte Anita auf diese Frage. Matthias, der immer noch bei den Übungen war und stand, lief los. Seine Freude war so groß, dass in ihm ungeahnte Kräfte wuchsen. Eigentlich war er immer noch fertig von den Übungen. Die Schmidts waren richtig überrascht. Nach den Äußerungen des Arztes glaubten sie, dass er nur mit Hilfe und vielleicht nur drei Schritte laufen konnte. Als er auf halber Strecke war hockt Anita sich runter und streckte ihre Arme aus. In Matthias überschlugen sich die Gefühle. Das gab ihm noch zusätzliche Energie. Erst als er Anita umschlungen hatte und ganz fest an sie gedrückt wurde schaltete sich sein Gehirn wieder ein. Was hatte er da gerade getan? Er ist doch kein Baby das gerade laufen lernt. Na gut laufen musste er schon lernen. Aber ein Baby ist er trotz der Windel nicht. Vielleicht ist er ein kleines Kind, aber da war er sich auch noch nicht so sicher. Alles im allem gefiel ihm die Umarmung. Dieses Gefühl von Geborgenheit und Schutz war schön. Allerdings war auch klar dass die anderen ihn nun nicht mehr ernst nehmen werden. Wer sich wie ein Kleinkind benimmt wird mit Sicherheit auch so behandelt. Was kann er tun um sich wenigstens etwas Respekt zu verschaffen?

Matthias: „Aber Mama sag ich auf keinen Fall.“
Anita: „Nein, du kannst uns ruhig beim Vornahmen rufen.“
Horst: „Nur bitte kein Herr Schmidt. Bei dir klingt das wie eine Beleidigung.“
Matthias: „Ok.“
Horst: „Mal ne kleine Frage, war er brav gewesen?“
Axel: „Doch war er.“
Horst: „Gut, dann kann ja ne kleine Belohnung nicht schaden.“

Horst holte nun hinter seinem Rücken einen Teddy hervor und reichte ihn Mattias. Er war eigentlich nichts Besonderes. Groß genug zum knuddeln, jedoch nicht so groß das irgendjemand neidisch werden konnte. Matthias Augen begannen zu strahlen. Ob er nun wollte oder nicht, man sah dass er sich freute. Er riss ihn schon beinahe aus Horsts Hand. Anita schmunzelte und klopfte Matthias sanft auf den Po.
Anita: „Du, ich glaube bei dir ist ne neue Windel fällig. Schwester!“

Die Schwester die kam, war nun nicht Matthias Fall. Sie hatte immer eine miese Laune. Vor allem wenn sie etwas machen musste. Matthias bekam das dann auch immer beim wickeln zu spüren. Ganz leise und eigentlich nur für sich selber sagte er „Oh nein, nicht die“.
Anita: „Schwester, unser Großer hier braucht ne neue Windel.“
Schwester: „Das auch noch. Na gut, ich komme nachher.“
Anita: „Wenn sie wollen, kann ich das ja auch machen? Natürlich nur, wenn mein Großer nichts dagegen hat!“

Jetzt hatte Matthias die Wahl der Qual. Entweder nachher wieder lieblos von der Alten eine drumgewurschtelt zu bekommen oder von einer fast fremden wo er immerhin noch die Chance hat, das sie es liebevoll macht. Lange brauchte er nicht zu überlegen um heftig mit dem Kopf zu nicken. Jetzt wo Anitas Vermutung bestätigt war, schaute sie fordernd zur Schwester.
„Von mir aus, wenn sie sich das antun wollen. Dort drüben im Bad ist ein Wickeltisch. Windeln sind direkt darunter.“
Missmutig wie immer stapfte die Schwester von dannen. Anita nahm Matthias jetzt den Teddy weg und gab ihn Horst. Sie stand jetzt auf und hob Matthias hoch. Er erschrak und schlang aus Reflex seine Arme um ihren Hals. Sie schien sich dabei noch nicht einmal groß anstrengen zu müssen. So langsam ist ihm auch alles egal. Er legt seinen Kopf auf die Schulter und genießt es getragen zu werden.

Er wurde nicht auf dem Wickeltisch abgesetzt sondern auf dem Tisch daneben. Der war größer und mit so einem abwaschbaren, grünen Zeugs bespannt. Das Zeugs war eklig. Wenn man sich draufsetzt war es erst Kalt und beim schwitzen klebte es auf der Haut. Na ja da musste er nun einmal durch. Matthias legte sich auf den Rücken und schloss seine Augen.
„Ausziehen kannst du dich doch alleine, oder?“
Matthias schreckt hoch. Das hatte er ja völlig vergessen. Er muss mächtig bedeppert dreingeschaut haben.
„Bleib liegen. Ich mach es schon. Das dauert sonnst bestimmt noch ewig.“
„Tschuldige.“
„Schon Ok. Du sagst mir aber, wenn ich etwas falsch mache. Immerhin ist das letzte Mal schon ne Weile her.“
„Mach ich.“
Sie begann damit, ihm die Hose aus zu ziehen.
„Wie wollen wir das eigentlich später machen?“
„Was?“
„Das mit dem Wickeln meine ich. Willst du es denn nicht lieber selber machen?“
„Doch. Eigentlich schon.“
„Gut wenn du zu Hause bist, werde ich es dir beibringen. Für die Nacht wickeln wir dich aber weiter. Am Anfang meine ich. Ist besser als wenn du dann die ganze Nacht in einem Nassen Bett schlafen musst.“
„Wie lange muss ich denn noch hier beleiben? AUA.“
„Oh Entschuldigung ich wollte dir nicht weh tun.“

Sie war gerade beim Saubermachen und hatte ihn etwas zu grob an den Füssen gepackt. Na ja sie war es ja nur gewohnt kleine Babys zu wickeln und machte es halt auch genau so bei Matthias. Bei ihrer Größe und ihren Kräften war das auch nicht mal für sie schwer. Matthias schmunzelte über diese neue Methode.
„Was gibt es denn da zu lachen, hä? Mache ich vielleicht etwas falsch?“
„Na ja.“
„Komm raus mit der Sprache. Was ist los?“
„Die anderen haben mich nie so hochgehoben.“
„Oh. Wie haben sie es denn gemacht?“
„Sie haben mir immer gesagt wann ich meinen Ar.. äh Po anheben sollte.“
„Na ja, ist immerhin das erste mal dass ich ein solches Riesenbaby wickle. Also gut Po hoch!“
Sie faltete gerade die neue Windel auseinander. Damit sie auch die Richtige nahm hatte sie die Alte genau studiert. Matthias fand dass dies eine fabelhafte Gelegenheit ist. Jetzt kann er Testen wie weit er gehen kann bis es Ärger gibt. Er blieb einfach liegen und hob nichts an.

„Willst du mich ärgern? Ich denke dass die Schwestern es genau so gemacht haben. Also komm heb dein Po an.“
Matthias fing an mit seinen Fingern zu spielen und zeigte dass er sie absichtlich ignorierte. Ein Lächeln konnte er sich dabei nicht verkneifen.
„Na gut, wenn es so nicht funktioniert, machen wir es halt auf meine Weise.“
Schwups und bevor Matthias sich versah hing sein Po samt Beine in der Luft. Er fing an sich etwas zu wehren und Klatsch der erste Klaps hatte sein Hintern getroffen. Es tat überhaupt nicht weh. Nun war klar dass er langsam zu weit ging und wenn es hart wird ist er der unterlegene. Weitere Versuche sich zu wehren lies er lieber bleiben. Nicht, dass sie es sich noch anders überlegen. Am Ende betrachtete sie skeptisch ihr Werk und zog ihm die Schlafanzugshose wieder an.
„Na irgendwelche Beschwerden?“
„Äh nee. Ihr hattet doch gesagt das ihr nicht schlagen wollt!?“
„Genau und du hattest gesagt das du IMMER brav bist! Los komm setz dich mal her.“
Matthias setzte sich neben Anita auf die Liege und schaute schuldbewusst auf den Fußboden. Auch wenn er nicht genau wusste, ob er jetzt eine Predigt bekommt oder nicht.
„Sag mal, was sind eigentlich deine Lieblingsfächer?“
„Na ja, Mathe hatte mir ganz gut gefallen und …“
eigentlich wollte er noch Physik sagen. Nur das kommt ja erst später.
„Aha und wie sieht es mit Deutsch aus?“
„Das kann ich nicht.“
„Du kannst das also nicht! Und das soll ich dir glauben?“
„Ich hab ne Rechtschreibschwäche. Legasthenie halt.“
„Sehr interessant. Du weist nicht, wer du bisst oder wer deine Eltern sind, aber deine Krankheiten kennst du auswendig.“
17. Labor 9

geschrieben von babywerni am 17.10.16 19:29

Da heute einfach so ein scheis tag war kommt noch ein weiterer teil.

9.
Jetzt fühlte sich Matthias erst recht unwohl. Ganz langsam rückte er etwas weg. Anita bemerkte das natürlich und griff nach seiner Hand. Erschrocken stand er auf. Doch bevor er richtig mit bekam was vor sich ging, saß er auf dem Schoss von Anita. Ihre Arme hatte sie um seinen Bauch geschlungen.
„Schhhh, ganz ruhig. Ok was hältst du von einer Abmachung? Du lügst mich nicht an und ich bohre dafür nicht nach, wenn du über deine Vergangenheit etwas nicht sagen willst.“
„Na gut.“
„Ok, testen wir das ganze Mal. Hat dir das wickeln Spaß gemacht?“
„Bissel schon.“
„Dacht ich es mir doch. Spielst du gerne mit anderen Kindern?“
„Weiß nicht!“
„Gut war ne blöde Frage. Weißt du wer deine Eltern sind?“
Anita hatte angefangen langsam hin und her zu wippen und sich an ihn zu kuscheln. Matthias war richtig eingelullt. Sie strahlte so viel Liebe aus und das alles nur für ihn. Er hatte richtige Lust ihr alles zu erzählen. Doch zur Sicherheit beließ er es erst einmal bei einem zaghaften Nicken.

„Geht es deinen Eltern Gut?“
Nicken
„Liebst du sie?“
Nicken
„Willst du wieder zu ihnen zurück?“
„Kann ich nicht, außerdem würde es niemals gut gehen.“
„Verstehe ich nicht.“
„Für sie bin ich tot.“
„Haben sie das gesagt?“
„Nein. Ich bin wirklich tot, so mit Grab und alles. Deshalb konnten die auch nichts rausfinden.“
„Das geht gar nicht. Hatten wir nicht ne Abmachung, dass du mich nicht anlügst?“
„Ich lüge nicht. Bitte glaub mir.“
„Ok, ich will dir mal glauben. Kann es sein das du vor jemand ganz anderem Angst hast?“
Nicken
„Vor deinem Onkel oder Opa?“
„Nein. Bitte frag nicht weiter. Du hast es versprochen.“
„Ja das hab ich. Na gut, mal was anderes. Hast du gerne Sport gemacht? Na ja, jetzt geht es nicht so gut aber vorher.“
„Tischtennis, alles andere war nichts für mich. Viel rennen kann ich ja nicht.“
„Ich dachte das Problem mit dem Laufen ist nur weil du im Koma warst.“
„Ja. Ich hab doch den Herzfehler. Da kann ich halt nicht so viel rennen.“
„Ach so. Hab ich glatt vergessen. Hast du was dagegen, wenn ich dich morgen wieder besuche?“
Heftiges Kopfschütteln.

„Ok, ich komm dann aber erst am Abend.“
„Herr Just hat mir erzählt, das du überhaupt keine Anziehsachen hast!“
„Ja bis auf diese kindischen Schlafanzüge.“
„Was hast du denn dagegen, sieht doch niedlich aus?“
„Eben, ich bin doch kein Baby.“
„Na ja ne Windel haste ja schon und ob du dich wie ein Baby verhältst werden wir noch sehen.“
„Bin kein Baby.“
„Is schon ok. Gut, hast du irgendwelche Wünsche?“
„Wie?“
„Na willst du lieber ein Kleid oder Hose.“
„Äh … HOSE natürlich.“
„Farbe? Form? Muster?“
„Schwarz und bitte nicht so Kindisch.“
„Sollen alle deine Sachen Schwarz sein?“
„Nee nur bitte kein Rosa oder so etwas.“
„Ok, denke ich kann dir morgen schon etwas vorbei bringen. Komm gehen wir zu Papa, nicht das er sich noch Sorgen macht.“
„Du meinst Horscht!“
„Er heißt Horst, merk dir das besser sonst gibt’s Zunder. Zu Hause nennt ihn niemand Horst. Versuche dich besser gleich daran zu gewöhnen. Keine Bange, du musst ihn ja nicht Papa nenne. Deine Geschwister machen es halt so.“

An seine neuen Geschwister hatte er ja noch gar nicht gedacht. Wie werden die wohl sein? Anita hatte ihn wieder zu seinem Rollstuhl getragen. Zusammen mit Horst machten sie noch einen kleinen Spaziergang im Park. Als die zwei sich dann verabschiedeten und nach Hause gingen kam in Matthias Sehnsucht auf. So viel Liebe wie heute hatte er schon lange nicht mehr bekommen. Nach dem Abendbrot ging er gleich ins Bett; neben ihm sein neuer Teddy. Für die Nacht wurde er natürlich frisch gewickelt. Doch irgendwie war es richtig unangenehm. Obwohl er jedes Mal froh war aus den nassen Dingern raus zu kommen. Anita hatte es halt viel schöner gemacht. Sie strahlte so vor Freundlichkeit und Liebe.

Wie so oft in den letzten Tagen dachte Matthias über die nächste Zeit nach. Er merkte erst nach einer Weile, dass er dabei heftig seinen Teddy knuddelte. Als er ihn genauer ansah, kam ihm ein Gedanke: „Oh man, ich bin also wirklich wieder ein Kind.“ So langsam fing er auch an eine kindliche Aura zu bekommen. Er schaute sich um, ob ihn vielleicht jemand beobachtet hatte. Der eine las aber nur heimlich in seinem Comic und der andere hatte schon wieder seinen Daumen im Mund. Dieser friedliche Gesichtsausdruck stachelte Matthias an es auch einmal zu probieren. Irgendwie ekelte er sich aber auch davor. Ist ja klar, als kleines Kind hatte man ihm das mit allerlei Schauergeschichten abgewöhnt und die sind halt immer noch in seinem Unterbewusstsein. Nach längerem hin und her steckte er sich seinen Daumen doch in den Mund und fing an daran zu lutschen. In der einen Hand hielt er nun den Teddy und an der anderen nuckelte er. Es war also klar, er konnte nur ein Kind sein. Als Erwachsener macht man so etwas ja nicht. Lange blieb der Daumen aber nicht drin. Ihm schmeckte es einfach nicht, also zog er ihn wieder raus und versuchte zu schlafen.

Die Nacht schlief Matthias gut durch. Beim Aufwachen merkte er das er dringend aufs Klo muss. Die Schwestern waren auch schon beim wecken und so fragte er eine ob sie mit ihm schnell aufs Klo kommt. Sie machte das natürlich gerne, da sie ja sonst die Sauerei wegmachen müsste. Für Mattias Seelenfrieden war es super. Endlich nicht mehr alles in die Windel zu machen. Mit dem kleinen Geschäft konnte er sich ja noch etwas anfreunden. Vor allem weil ja klar war das er krank ist. Beim Großen sah das völlig anders aus. Mit einer frischen Windel am Hintern schmeckte das Frühstück auch gleich viel besser. Der Tag begann dann auch wie immer, erst einmal ein paar Laufübungen und danach wieder Schule. Für Matthias kam es so vor, dass es mit dem Laufen immer besser ging. Insgesamt bekam er immer mehr Kraft und auch Ausdauer. Nun gut, für einen Marathon reicht es noch lange nicht aber immerhin gab es ihm die Hoffnung, dass er nicht mehr lange diesen Rollstuhl brauchte.

Nach dem Mittagessen kam Rudi wieder zu Besuch. Er hatte wie immer einen Aktenberg bei sich.
„So Großer, du hast es geschafft. Die Schmidts wollen es mit dir probieren. Hoffentlich benimmst du dich bei ihnen. Einen zweiten Versuch wird es so schnell nicht geben. Ok, bevor ich es vergesse. Die Richterin hat deinen neuen Geburtstag auf den 19. Oktober gelegt und du bist noch 8 Jahre alt. Irgendwelche Einwände deswegen?“
„Ist doch eh egal.“
Rudi hatte dabei Matthias Reaktion genau beobachtet. Er hofft irgendwie, dass er vielleicht jetzt verrät, wer er wirklich ist.
„So egal ist das nun auch wieder nicht. Aber ok, wenden wir uns den nächsten Dingen zu. Ich werde auch weiterhin für dich zuständig sein und öfters bei dir vorbeikommen. Frau Schmidt kümmert sich um ein paar Anziehsachen für dich. Deine Schlafanzüge darfst du übrigens behalten. Gut, das waren denke ich die wichtigsten Dinge. Ach ja, noch eins; wenn du Probleme hast, kannst du mich ruhig anrufen. Hier ist meine Karte mit den Nummern. Wie ein Telefon geht weist du ja, oder?“
„Sicher, bin ja kein Baby.“
„Schon ok, Großer, hab ja nur gefragt. Ach ja, die Ärzte werden dich Morgen entlassen. Mach´s gut. Wir werden uns dann demnächst wieder sehen.“
18. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 17.10.16 23:02

Das ist am Mensch Ärgere dich nicht doch das beste, das man die anderen Rauswerfen kann. Gewinnen ist zwar auch nett aber wenn die andeen sich übers rauswerfen Ärgern macht es mehr Spass.
Sollte er nicht im August Geburtstag haben? Also die Richterin meinte doch das es schöner wär im Sommer Geburtstag zu haben.
War schon Witzig wie er seine Grenzen bei Anita beim Wickeln Ausgetestet hat. Nun hat er Pflegeeltern und muss sich dann nur noch an die Neue Familie gewöhnen.
19. RE: Labor

geschrieben von drachenwind am 18.10.16 12:56

Hi Babywerni,

diese deine Geschichte habe ich zufällig schon einmal in einem anderen
Forum gelesen und mir einen Kommentar verkniffen.
Da sie nun hier auch erscheint kann ich sagen, das Du einen guten,
flüssigen Schreibstiel hast. Will damit sagen, dass sie mir gefällt.
Sie ist es wert, ein zweites Mal gelesen zu werden.
Gibt es von Dir noch andere Geschichten?

LG
Drachenwind
20. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 19.10.16 20:39

Mal ein danke an alle die hier noch antworten und nicht nur konsumieren.

hallo Drachenwind
ja in dem von dir besagten Forum gibt es noch zwei weitere Geschichten von mir die eine ist mein Erstlings Werk. Daniel und Susi ich muss da aber allerdings vor warnen diese Geschichte hatte ich angefangen um mit meiner Legasthenie fertig zu werden was damals auch dazu geführt hatte das die Rechtschreibprüfung von Word das Handtuch geschmissen hatte. Somit ist sie schon fast hoffnungslos mit Rechtschreibfehlern überseht. Wenn allso irgend jemand hier ein Sub hat der dringend eine Aufgabe braucht. Kann sich ja bei mir melden Freiwillig tut sich das korrigieren wohl keiner an.

grus benni.
21. RE: Labor

geschrieben von drachenwind am 20.10.16 10:40

Hi Banywerni,

mir ist es egal, ob jemand Schreibprobleme hat. Wichtig ist doch,
das Du den Mut hast, dagegen anzukämpfen und deine Geschichte(n)
anderen zum Lesen anbietest. Dazu gratuliere ich dir und sage nur,
MACH WEITER!
Meinen Kommentar habe ich ja schon abgegeben und bleibe bei meiner
Meinung.

LG
Drachenwind
22. RE: Labor 10

geschrieben von babywerni am 24.10.16 21:23

hier der nächste teil

10.
Irgendwie war Matthias es recht, dass Rudi wieder verschwand. Er konnte ihn einfach nicht leiden. Matthias hatte heute auch noch seine letzte Sitzung bei der Psychologin. Sie machte noch ein paar abschließende Tests und dann war endlich Ruhe vor ihren Fragen. So richtig hatte sie ihm ja eigentlich nicht helfen können. Allerdings konnte er so seine Rolle üben. Er hatte voll begriffen, dass wenn er seine Ruhe haben will, er sich wie ein Kind verhalten muss. Alles andere bringt nur Stress mit sich. Es fiel im zwar langsam leichter, doch so richtig sicher war er sich in seinem Verhalten immer noch nicht.

Er war gerade wieder beim Lauftraining, als eine Stimme aus dem Hintergrund kam.
„Hallo, ihr zwei. Axel, hast du was dagegen, wenn ich mir den Bengel mal ausborge.“
„Kein Problem, Frau Schmidt. Lassen sie ihn aber nachher noch ein bissel laufen. Es wird zusehends besser.“
„Hallo Anita.“
In Matthias Augen funkelte es richtig bei diesem Anblick. Dieses vor Liebe strahlende Gesicht berührte ihn ganz tief in seinem Herzen. Links und Rechts hatte sie einige Taschen mitgebracht und steuerte nun direkt auf Matthias Zimmer zu. Matthias folgte ihr rollend. Im Zimmer waren immer noch die Eltern des neuen Leidensgenossen und bedauerten den armen Kleinen. Anita schmiss förmlich ihre Beutel auf Matthias Bett.
„So Großer, mit was wollen wir anfangen?“
Achselzucken.
„Gut, fangen wir mit den T-Shirts an.“
Anita durchsuchte alle Beutel und legte am ende fünf verschiedene Kleidungsstücke aufs Bett. Einige waren schon etwas ausgewaschen andere noch neu eingeschweißt. Die älteren hatten immer irgendwelche Bilder auf der Brust. So, alle Disney; die neuen waren schon eher Matthias Fall. Eines komplett schwarz ohne jedes Bild, das andere hellgrün mit nur einem kleinen Schriftzug. Es war Chinesisch das kann eh kaum einer lesen. Nun fing die Anprobe an. Als erstes die alten ausgeleierten. Matthias wurde natürlich nicht gefragt ob sie ihm gefallen. Sie mussten nur Anita gefallen. Danach kamen die Hosen dran.

„Matthias, setz dich mal bitte aufs Bett. Dann geht das anziehen besser.“
Matthias sah, was Anita alles so aus den Taschen heraus legte und bekam so langsam das Grauen. Da lag neben völlig kindischen Jeans mit vielen Aufnähern auch noch alte Kordhosen. Insgesamt gefiel ihm nur eine einzige von den vielen. Er hatte sich aufs Bett gesetzt und schaute sich dieses Desaster an.
„Anita. Die vier da mag ich nicht.“
Das Ehepaar am Nachbarbett drehte sich nun zu Matthias um und die Frau sagte leise: „Ich würde mich schämen, wenn mich Daniel bei meinem Vornamen rufen würde.“ Anita hatte diese Spitze mitbekommen, tat aber so als ob nichts wäre.
„Erst einmal schauen, ob sie dir überhaupt passen. Alles Weitere wird sich dann Regeln.“
„Ich zieh die aber nicht an.“
„Leider haben wir vom Jugendamt nicht so viel Geld bekommen das wir dir alles neu kaufen können. Wenn du also etwas zum wechseln haben willst, musst du dass nehmen was kommt.“
Bei dem Wort Jugendamt kam ein neuer Kommentar vom neben an. „Laufen aufgedonnert rum und können sich noch nicht einmal ne Hose für ihr Kind leisten.“

Anitas Kopf wurde leicht rot vor Wut. Allerdings schluckte sie den Ärger noch herunter.
„Entschuldigung, das wusste ich nicht.“
„Ist schon ok. Horst versucht heute noch ein Bett für dich zu organisieren. Mal sehen, wie viel dann noch vom Geld übrig ist.“
Nun war wieder ein Kommentar fällig: „…und sowas bekommt auch noch unsere Steuergelder!“ Das war nun doch zu viel des Guten. Anita drehte sich um und schaute der Frau tief ins Gesicht.
„Würden Sie bitte solche Äußerungen in Gegenwart meines Pflegekindes unterlassen. Nicht, dass er sich an ihnen noch ein Beispiel nimmt. Es ist nämlich nicht gerade leicht ein so flegelhaftes Benehmen einem Kind wieder ab zu gewöhnen.“

Anita wand sich wieder Matthias zu und began ihm eine der Hosen an zu ziehen. Matthias war so von der Situation geschockt, dass er alles über sich ergehen lies. Der Mann der Frau grinste übers ganze Gesicht. Während der Junge überhaupt nichts mehr verstand und nur noch abwechselnd zwischen Mama und Papa hin und her schaute. Der Frau schien förmlich die Spucke weg geblieben zu sein. Sie grummelte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart und verließ eilig das Zimmer. Allerdings kam sie bald mit der Oberschwester wieder zurück. Mit dieser Unterstützung hatte sie auch ihre Sprache wieder gefunden und fing an auf Anita los zu schimpfen. Anita hatte ihre Gefühle wieder unter Kontrolle und lauschte den Anschuldigungen.

„Matthias, eines vorab. Das was du gerade von ihr gehört hast, will ich niemals von dir hören. Ist das klar?“
Matthias nickte und rang sehr mit sich, damit er nicht laut lachte.
„Gut, jetzt so, wie es sich gehört. Gute Frau, ich hatte Sie doch vor einer Minute darum gebeten solch ein Benehmen nicht vor meinem Pflegesohn an den Tag zu legen. Ich bitte sie noch einmal darum, bei allem, was ihnen heilig ist. Mäßigen sie sich.“
Nicht nur ihr Mann, sondern nun auch die Schwester fingen das Schmunzeln an. Die Gute Dame verließ auf ein neues das Zimmer gefolgt von ihrem schwer durchatmenden Mann.
„Der Arme tut mir leid.“
„Frau Schmidt. Ich weiß, dass es nicht gerade leicht ist, aber bitte versuchen sie so etwas einfach zu überhören. Es erleichtert uns etwas das Arbeiten. Und Matthias, gefallen dir die deine Sachen?“
Matthias schüttelte nur leicht mit dem Kopf. Gefolgt von einem bösen Blick der Oberschwester und kurzem durch die Haare wuseln.
„Na komm, machen wir weiter, sonst werden wir nie fertig.“

Nach dieser Aktion traute sich Matthias nichts mehr zu sagen. Im Großen und Ganzen hatte er auch Glück gehabt. Die hässlichsten Hosen passten sowieso nicht über seine Windel. Anita war etwas ratlos und entschied, dass sie das Problem später zusammen in einem Klamottenladen klären. Fürs Erste reichten die vorhandenen Sachen ja auch aus. Es wurde nun alles in Matthias Schrank gelegt der sonst ja eigentlich leer war. Danach hob sie Matthias noch in den Rollstuhl und beide machten noch ihren Spaziergang. Im Park durfte er auch noch einmal etwas Laufen üben. Dazu konnte er sich am Rollstuhl festhalten und Anita ging direkt dahinter und passte auf, dass nichts schief ging.

Immer wieder lobte Anita Matthias, was ihm natürlich sehr gefiel und ihn motivierte, weiter zu machen. Es kam wie es kommen musste. Matthias hatte keine Kraft mehr und fiel nach hinten, direkt in Anitas Arme. Anita gefiel es, sich um Matthias zu kümmern. Je öfters sie sich mit ihm beschäftigte, wuchs er ihr auch mehr ans Herz. Sie konnte sich nicht erklären, warum Rudi so komisch über Matthias redete. Na ja, der Typ war eh nicht Anitas Fall. Leider mussten sie mit ihm klar kommen, da er nun mal für Matthias zuständig ist. Wichtiger war, das alles geklärt ist, bis Matthias nach Hause kommt.

Anita setzte sich auf eine Bank und Matthias auf ihren Schoss. Er war so geschwächt, dass sie ihn festhalten musste. Sie legte Matthias Kopf an ihre Brust und erzählt eine kleine Geschichte. Es war nichts besonderes; irgendein Märchen, was Matthias schon in seiner ersten Kindheit gehört hatte. Irgendwie war es ihm peinlich, so an ihrer Brust zu liegen. Es war nicht unangenehm, nein, nein, ganz im Gegenteil. Das Gefühl, dass er sie ausnutzte und belog gefiel ihm überhaupt nicht. Wenn sie wüsste, dass er erwachsen ist, dürfte er so etwas mit Sicherheit nicht. Die Sache ist einfach verzwickt. Ihm ist bewusst das sie ihn nicht liebt wie Horst. Nein, man kann nur einen Mann in seinem Herzen tragen. Bei Kindern ist das anders. In ein Vater- oder Mutterherz passen viele hinein. Das wissen um sein wirkliches Alter bedrückte ihn doch sehr.

„Freust du dich schon auf zu Hause?“
Schulterzucken
„Wie? Ich denke, du wolltest unbedingt in eine Pflegefamile.“
„Ja schon.“
„Hast du Angst?“
Kopfnicken.
„Vor mir? Oder vor Horst?“
„Nein.“
„Vor was denn dann?“
„Ich weiß nicht. Vor allem.“
Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. So streichelte sie nur Matthias Rücken und drückte ihn an sich.

„Wir haben gestern mit Adriane und Marcel gesprochen.“
„Mit wem?“
„Das sind deine neuen Geschwister. Hast du das schon vergessen?“
„Ähm ja. Irgendwie schon.“
„Na ja, ist nicht so schlimm, wirst sie ja morgen Kennenlernen. Wir haben ihnen erklärt, warum du zu uns kommst. Marcel war zwar nicht gerade begeistert, aber ich denke ihr werdet euch schon zusammenraufen. Mal sehen, vielleicht kommst du ja auch in seine Klasse.“
„Wann muss ich denn wieder in die Schule?“
„Erst einmal nicht. Du hast noch ne Menge Krankengymnastik und Arztbesuche vor dir. Ich möchte aber, dass du noch vor den Ferien deine Klasse kennen lernst.“
„Warum das denn?“
„Damit du ein Par Freunde findest. Macht doch mehr Spaß den Sommer mit Freunden zu verbringen.“

So richtig überzeugt war Matthias nicht, dass er Freunde findet. Wer will schon mit einem Baby spielen?! Mal davon abgesehen das er noch nicht einmal weiß, wie er mit den anderen umgehen soll. Na gut, er hat hier viel üben können und so schnell wird es bestimmt nicht auffallen. Nur sicher ist er sich noch lange nicht. Anita setzte ihn bald wieder in seinen Rollstuhl und fuhr zurück auf die Station. Anita wickelte ihn auch noch einmal frisch. Diesmal allerdings ohne Beine anheben. Matthias half wo er konnte, damit sie es nicht so schwer hat. Anita freute sich auf der einen Seite das sie nicht so viel zu tun hat, auf der anderen Seite missfiel ihr aber, dass Matthias so betrübt aussah. Nach dem sie sich von ihm verabschiedet hatte, gab es Abendbrot, was er allerdings ausfallen lies. Zu viel Gedanken und Ängste gingen ihm durch den Kopf. Das Schlimmste war, dass er nicht wusste, ob er sich auf den morgigen Tag freuen soll oder sich davor fürchten. Die Nacht schlief er dementsprechend unruhig und er wachte öfters auf.
23. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 25.10.16 09:27

Hihi fand ich Klasse wie Anita der Ziege Contra gegeben hat. Der Mann hat zu Hause wohl wenig zu sagen oder er kennt seine Frau gut genug um zu Wissen das Wiederworte sie nur noch mehr in Rage bringen.
Ohman es gibt ja immer noch Cordhosen wie ich grad Festgestellt habe. Die mocht ich schon als Kind nicht. Armer Matthias als wenn die Windel nicht schon schlimm gnug wäre auch noch Cordhosen.gg
24. RE: Labor 11

geschrieben von babywerni am 31.10.16 07:54

11.
Durch die Nacht schlief Matthias am morgen ungewöhlich lange. Die Schwestern hatten diesmal Mitleid und weckten ihn nicht. Er hatte heute ja eh keine Termine mehr. Anita kam so gegen halb neun und setzte sich an Matthias Bett. Sanft strich sie über seine Wange und flüsterte seinen Namen. Sie mochte es nicht, wenn man sie brutal aufweckte. Es heißt ja nicht umsonst „was du nicht willst, das man dir antut, das füge auch keinem anderem zu.“ Als Matthias seine Augen öffnete sah er direkt in ihr Gesicht. Heute schaute sie aber nicht so freundlich wie sonst. Hinter ihrem heutigen Lächeln verbarg sich etwas. Um irgendwas machte sie sich sorgen.

„Guten Morgen Schlafmütze.“
„Morgen.“
„Papa kann leider nicht kommen, er musste in die Firma. Dafür machen wir uns einen Schönen Tag ok.“
„MM.“
„He, komm wach auf, es ist schon fast um neun.“
„Ist was passiert?“
„Nein, du kommst doch heute nach Hause. Hast du das etwas schon wieder vergessen?“
„Nein hab ich nicht. Du bist heute nur irgendwie anders.“
„Kinder merken aber auch alles. Wir haben noch ein paar Probleme. Ich denke aber, dass wir das bis heute Abend noch hinbekommen.“
„Wegen mir?“
„Ja, dein Bett fehlt noch. Und dann halt noch ein paar andere Kleinigkeiten. Mach dir mal keine Sorgen. Das bekommen wir noch auf die Reihe.“

So richtig wohl war Matthias jetzt natürlich nicht mehr. Er wollte ihnen ja keine Probleme auf halsen. Anita brachte ihn aufs Klo. Auch wenn er gestern nicht viel gegessen hatte, musste er mal groß und er wollte auf keinen Fall vor Anita mit einer richtig vollen Windel stehen. Das Kinderklo war zwar mit Spülung und so. Leider hatte die Brille wie bei einem Babytopf so einen Spritzschutz vorne und diese kleine Lehne hinten. Da Anita auch noch daneben stand kam er sich wieder richtig klein vor. Klopapier hing wie immer auch nicht da. Das sauber machen erledigte Anita beim Wickeln. Er durfte sich dann anziehen, während Anita den Papierkrieg erledigte. Als letztes sprachen sie noch mit Ingo und dann war er entlassen.

Anita schob Matthias bis zu einem gelben Kleinbus, der definitiv seine besten Tage schon hinter sich hatte. Ein Vorteil hatte er allerdings. Der Rollstuhl brauchte nicht erst zerlegt zu werden. Matthias wollte instiktiv vorne einsteigen und hatte auch schon die Beifahrer Türe geöffnet.
„Freundchen, so haben wir aber nicht gewettet. Ab nach hinten.“
Matthias grummelte etwas. Eigentlich wusste er ja, das Kinder nicht vorne sitzen dürfen. Matthias machte nun die hintere Türe auf und sah dort zwei Kindersitze. Rechts nur so eine Art Kissen und in der Mitte ein Kompletter mit eigenen Gurten und Kopfstütze. Halt so einer wie bei Kleinkindern benutzt wird. Matthias kletterte über beide rüber und setzte sich auf die Linke Seite. Er schnallte sich auch gleich brav an.
„Und was soll das jetzt bitte werden?! Für dich gibt es extra einen Kindersitz. Also rüber mit dir. Da brauchst du auch gar nicht anfangen zu murren. Gesetz ist Gesetz“
„Na gut, geh ich halt ans andere Fenster.“
„Tut mir leid aber der Sitz ist für Marcel. Deiner ist in der Mitte.“
„Das ist einer für Babys.“
„Nein der ist auch für große Kinder. Irgendwie kann man die Lehne auch abbauen, so dass du dann auch nur einen Sitz wie Marcel hast. Papa schaut sich das heute abend an.“
„Kann ich dann nicht bis heute Abend auf dem anderen Sitzen?“
„Besser nicht. Marcel würde bestimmt ausflippen, wenn er das mitbekommt. Los komm setzt dich rein. Ich helfe dir auch beim Anschnallen.“

Matthias konnte ihr nicht lange böse sein. Erstens weil sie ihm lieb über die Wange streichelte und zweitens weil sie ja recht hatte. So ergab er sich seinem Schicksal. Das sie ihm hilft, war auch bitter notwendig, da die Gurte nur hinten eingestellt werden konnten, wo er ja nicht hin kam. Mit dem Schliessmechanismus gab es auch einige Schwierigkeiten. Diese Kindersicherung war so gut das man sie auch Erwachsenensicherung nennen konnte. Zur Belohnung hatte Anita ihm sogar noch seinen Teddy gegeben. Damit er nicht so alleine ist. Nun ging es nach Hause. Wie das klingt „Hause“. Für ihn ist es ja noch lange kein zuhause; dieses Gefühl muss erst noch wachsen. Na ja, Anita scherzte während der Fahrt etwas. Doch Matthias hörte überhaupt nicht zu. Für ihn war es das erste Mal, dass er mit diesen Kinderaugen die Welt sehen konnte. Die Strassen, die er ja schon früher alleine gefahren ist, waren völlig anders. Er entdeckte Dinge, die er früher nie gesehen hatte, sei es nur ein schönes Haus am Straßenrand. Alleine die plötzliche Größe wirkte einschüchternd.

Sie fuhren in den Norden, wo Matthias noch nie war. Nach mehrmaligem Abbiegen hielten sie vor einem Reihenhaus.
„So, wir sind da. Du steigst rechts aus; nicht, dass dich noch jemand überfährt. Ich hole derweil deine Sachen raus.“
Sie wuselte im Kofferraum und holte schon einmal den Rolli. Darauf legte sie die ganzen Sachen und ging Richtung Gartentür.
„Was ist mit dir? Willst du etwa nicht aussteigen?“
„Ich kann nicht. Das Scheißding geht nicht auf.“
Anita musste etwas schmunzeln.
„Matthias, das Wort möchte ich nicht noch einmal von dir hören. Damit du dir das auch gleich merkst, bleibst du zur Strafe noch etwas hier sitzen.“
Sie kurbelte etwas die Fensterscheibe herunter und brachte dann seine Sachen ins Haus. Jetzt saß er hier und alle die vorbei kamen konnte ihn sehen. Wie er hilflos, wie ein Baby angeschnallt, im Sitz auf seine neue Mutter wartete. Eines war klar: sich mit ihr anzulegen war sehr gefährlich.

Lange ließ sie ihn nicht warten.
„Versprichst du mir brav zu sein?“
„Ja.“
„Geht das auch etwas freundlicher?“
„Anita, ich verspreche das ich auf euch hören werde.“
„Und das du nicht mehr so frech bist.“
„Ja.“
„Na gut, versuchen wir dich zu befreien.“
Mit etwas Kraft und der richtigen Technik klappte das sogar beim ersten Mal. Matthias war heilfroh. Bis zur Tür wurde er noch geschoben. Im Haus allerdings durfte er keinen Rollstuhl benutzen.

Das Haus war sauber und aufgeräumt. Nicht steril oder so, nein, einfach nur ordentlich. Ab und zu lag mal etwas herum, aber nie so, dass es unordentlich aussah, eher wie bewohnt. Anita erklärte ihm im Groben das Haus. Im unteren Bereich war Horsts Arbeitszimmer, das Gästezimmer und WC sowie Wohnstube und Küche. Sie gingen als erstes in die Küche. Sie war groß mit einem ovalem Tisch in der Mitte. Vier Stühle standen um ihn herum. Er setzte sich auf einen und schaute sich die Küche genauer an. Anita setzte sich daneben.

„So nun zu den Spielregeln. Da hinten steht eine Dose mit Süßigkeiten. Aber die sind alle abgezählt und sollte eines fehlen gibt es Ärger. Wenn du eins möchtest dann komm zu mir und ich entscheide ob du eins bekommen darfst. Im Kühlschrank ist fast immer eine Flache Wasser und Saft. Du brauchst uns allerdings nicht fragen wenn du Durst hast, nur nimm bitte einen Becher. Oben im linken Schrank sind sie. Ich weiß nicht wie es bei dir zu Hause war, bei uns jedenfalls wird gemeinsam gegessen. Und mit sauberen Händen. In Papas Arbeitszimmer hast du nichts zu suchen. Wenn Papa drin ist und du ihn was fragen willst ist das ok, aber sonst ist es tabu. Wenn du mit etwas gespielt hast dann solltest du auch daran denken es wieder weg zu räumen. Sollten wir über etwas stolpern dann räumen wir es weg und zwar für immer. Den Rest wirst du mit der Zeit mitbekommen. Hast du alles verstanden?“

Matthias nickte.
„Nachher kannst du dich mal aufs Sofa legen. Ein kleiner Mittagsschlaf tut dir bestimmt gut. Brauchst du eine neue Windel?“
„Weiss nicht.“
„Ok, wie wollen wir es machen? Meldest du dich, wenn du eine Neue brauchst oder muss ich öfters kontrollieren? Merkst du überhaupt wenn du eine Neue brauchst?“
„Denke schon, sie ist dann immer ziemlich schwer.“
„Ok, machen wir es so. Am Anfang werde ich ab und zu kontrollieren und wenn du dich selber wickeln kannst dann hören wir damit auf. Stell dich mal hin.“
Jetzt kam es; wie bei einem Baby wurde ihm die Hose runter gezogen und nachgeschaut. Anita war aber der Meinung das er noch ne ganze Weile durchhalten wird.

„Morgen haben wir ein hartes Programm vor uns. Wir müssen zum Arzt und zum Schulamt. Ein paar Hosen brauchst du ja auch noch. Windeln müssen wir auch noch besorgen. Die paar vom Krankenhaus werden bestimmt nicht lange reichen.“
„Oh Gott.“
„Du sagst es. Willst du etwas trinken?“
„Ja bitte.“
Anita stellte ihm ein Becher mit Saft hin. Es war ein Plastik Becher mit verschiedenen kindischen Aufklebern drauf. Er war zu Hause, was auch immer das zu bedeuten hat. Er bekam auch noch etwas zu essen und musste dann zum Mittagsschlaf. Er brauchte zwar, bis er eingeschlafen war, dafür konnte man neben ihm eine Bombe hochgehen lassen. Erst Horst hatte ihn mit viel Rütteln wach bekommen.

„Aufstehen Großer. Du kannst mir bei deinem Bett helfen.“
*gähn* „Hallo?“
„Schlafmütze. Los komm, wir gehen nach oben, du hast ja erst die Hälfte vom Haus gesehen.“
Horst nahm seine linke Hand und beide gingen langsam die Treppe nach oben. Für Klein-Matthias war es das erste mal, dass er so viele Treppen steigen musste. Oben angekommen schnaufte er auch dementsprechend. Oben war das Bad, das elterliche Schlafzimmer und die beiden Kinderzimmer. Adrianes Zimmer war klar von außen zu erkennen die Türe hatte schon einen weiblichen Touch bekommen. Marcel saß am Schreibtisch und machte anscheinend Hausaufgaben. Matthias sollte sich derweil auf das Bett setzen. Anita kam auch nach oben und schaute gleich nach Matthias Windel. Das war auch nötig, da sie nicht mehr lange stand gehalten hätte. Sie holte alles, was sie brauchte und breitet die Wickelunterlage auf dem Fußboden aus. Marcel schaute sich das ganze Schauspiel missmutig mit an.
„Schatz, bist du mit deinen Hausaufgaben eigentlich schon fertig?“
„Rrrr“
Er drehte sich um und tat so als ob er weiter machte. In Wirklichkeit aber beobachtete er Matthias weiter. Langsam kam Anita besser mit dem wickeln klar und die Routine von früher war wieder da. Leider machte sie es genau wie früher, also mit Bein anheben. In der Zwischenzeit hatte Horst die Einzelteile des Bettes nach oben geholt. Nun fiel Matthias das ganze Ausmaß ins Auge. Es war ein Gitterbett. Zwei ungefähr einen Meter hohe Gitter standen an der Wand. Matthias rollten die ersten Tränen die Wange hinunter. Anita war gerade fertig geworden. Sie wollte Matthias gerade aufhelfen als sie die im Licht schimmernde Träne erblickte.
25. RE: Labor

geschrieben von drachenwind am 31.10.16 19:29

Es macht noch immer Spaß, diese Geschicht
noch mal zu lesen.
Mir gefällt auch, wie Du Mathias Befinden
schilderst. Es erscheint mir so, dass
Einiges selber erlebt wurde oder ein Bekannter
erlebt hat.
Mach weiter so!
26. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 31.10.16 21:24

Tja die Kinder von Heute müssen halt im Kindersitz gesichert mitfahren. Der Kelch ist an mir zum Glück vorbeigegangen.
Ich durfte noch auf der Rückbank nicht Angeschnallt mitfahren. Musste mir nur Später den Platz mit unserem Hund(Pon) teilen.
Hihi Anita ist wieder voll in der Wickelroutine drin.
Matthias mag sein Gitterbett wohl nicht.
27. RE: Labor 12

geschrieben von babywerni am 04.11.16 19:56

12
„Was ist denn los. Hab ich dir weh getan, kneift etwas?“
Kopfschütteln.
„Warum weinst du dann?“
„Bitte nicht?“
„Bitte was nicht?“
„Ich will kein Gitterbett. Bitte tut mir das nicht an.“
„Gitterbett?“
Anita drehte sich herum und sah nun die Einzelteile. Auch Marcel schaute sich um und begann zu grinsen.
„HORST, Horst was soll denn das?“
Mit den letzten Teilen kam er durch die Türe und schaute verwirrt auf seine Frau.
„Ich denke, du wolltest ein Kinderbett mitbringen. Ein Gitterbett ist nun wirklich zu heftig.“
„Schatz, beruhige dich. Das ist eine Kombination. Wir werden natürlich die Gitter weglassen. Wenn man dringend ein Bett braucht, kann man halt nicht so wählerisch sein. Da es gebraucht ist bleibt auch noch ne Menge Geld für anderes übrig.“
„Die Gitter tun wir ganz hinten auf den Boden. Klar?“
„Sicher, Schatz.“
Marcel hatte wider ein mürrisches Gesicht aufgelegt und widmete sich weiter seinen Hausaufgaben. Anita verschwand mit den Wickelutensilien. Matthias hingegen krabbelte zu seinem Bett und half beim Aufbau. Das Ergebnis war ein Jugend Bett mit Plastikauflage. Matthias wusste zwar das es besser sei mit diesem Schutz. Ein langes Gesicht machte er trotzdem. Horst war hingegen voll begeistert.
„So meine zwei Großen, ich las euch dann alleine. Muss nochmal in die Firma. Ihr müsst euch ja eh noch kennen lernen. Keine Streitereien, damit das klar ist.“

Nun war die Türe zu. Matthias saß auf seinen Bett und Marcel schaute in seine Bücher. Über fünf Minuten wurde die Stille nur vom Kratzen des Kugelschreibers unterbrochen.
„Sind Anita und Horst deine richtigen Eltern?“
„Was geht dich das an?“
„Wie bist du den drauf?“
„Lass mich in Ruhe, Baby.“
Wieder Totenstille.
„Hast du Lust was zu spielen?“
„Baby Spielzeug hab ich nicht und meine Sachen fast du nicht an, damit das klar ist.“

Anita kam gerade nach oben und riss unsanft die Türe auf.
„Geht das bitte etwas freundlicher. Marcel, wir haben das doch gestern besprochen.“
„Ich will aber nicht. Er soll verschwinden.“
„Er wird nicht verschwinden.“
„Ich mag ihn nicht.“
„Du kennst ihn ja noch nicht einmal.“
„Ich will nicht mit einem Baby zusammen schlafen.“
„Matthias ist ist kein Baby. Er kann nichts dafür das er Behindert ist. Noch etwas, ich werde sehr böse, wenn du ihn deswegen ärgerst. Außerdem ist er zur zeit weitaus braver als du.“

Anita ging wieder nach unten. Nach fünf Minuten der Stille öffnete sich wieder die Türe.
„Hi, du bist also Matthias, ich bin Adriane.“
„Hallo.“
„Sagt mal, warum ist Mama sauer. Da unten brennt richtig die Luft.“
Marcel brütete weiter über seinen Büchern, ohne auch nur ein Wort zu sagen.
„Er will, dass ich verschwinde.“
„Wenn er so weiter macht wird eher er verschwinden als du. Du hättest gestern dabei sein sollen, als sie das Zimmer umgeräumt haben.“
Sie schüttelte nur mit dem Kopf und verschwand. Matthias konnte diese drückende Stimmung nun auch nicht mehr ertragen und ging nach unten. Na ja, er versuchte es zumindest. Mitten auf der Treppe konnte er nicht mehr und setzte sich zum Ausruhen hin. Hier konnte er auch in Ruhe nachdenken.

Oben knallte eine der Türen ins Schloss und Marcel rannte an Matthias vorbei nach draußen. Bald danach kam auch Adriane herunter. Sie hatte eines ihrer Schulhefte in der Hand.
„Warum sitzt du denn hier?“
„Ich kann nicht mehr. In paar Minuten geht es bestimmt wieder.“
„Wo willste denn hin?“
„Weiss nicht, Küche am besten. Da ist wenigstens jemand.“
„Komm, ich helfe dir.“
Sie zog ihn nach oben und griff unter seinen Arm. Für sie ging das ganze laufen etwas zu langsam, aber machen konnte sie ja nichts dagegen. In der Küche hackte Anita gerade Kräuter. Sie hackte dabei so auf das Brett ein, als ob sie jemanden töten wollte. Auf der einen Seite stand auf einmal ein weiterer Stuhl. Er sah genauso aus, wie die Anderen, nur die Bezüge strahlten in kräftigen Farben. Adriane half ihm auf diesen Stuhl und setzte sich an die Stirnseite.

„Mama, ich bräuchte noch ne Unterschrift von dir.“
„Für was denn?“
„Wir ham ne Arbeit wieder bekommen.“
„In was?“
„Mathe.“
„Und?“
„Was und?“
„Auch wenn ich die Antwort schon weiß, was hast du für eine Note?“
„Fünf.“
„Nicht schon wieder. Also lange kann ich Papa nicht mehr davon abhalten dich zur Nachhilfe zu schicken. Vielleicht solltest du nicht mehr so oft ausgehen und mehr lernen.“
„Bitte kein Hausarrest.“
„Das war eigentlich nur ein guter Rat. Du bist bald 16. Ich hoffe, dass du langsam selber abschätzen kannst, was gut für dich ist.“
„Nächstes Jahr werde ich besser. Versprochen!“
„Gib her, ich unterschreibe ja schon.“
„Danke. Bist die liebste Mama, die ich habe.“
„Und die Einzigste.“
„Ich geh dann mal rüber zu Marion.“
„Vergiss es. Hier gibt es noch genug zu tun. Zum Beispiel Aufräumen oder Lernen oder einfach mal der Mutter helfen.“
„Ok, ich nehme es zurück bist nicht mehr die Liebste.“
„Aber immer noch deine einzigste Mutter.“

Adriane drehte sich rum und verschwand nach oben. Nun saß er da und wusste nicht, was er machen sollte. Ihm war langweilig. Anita war ja auch beschäftigt und irgendwie lag eine drückende Stimmung in der Luft. So saß er da und schaute nur zu. Gerne hätte er ihr geholfen und selber sich an den Herd gestellt. Kochen war einer seiner Leidenschaften. Als dann Horst nach Hause kam gab es auch bald Abendbrot. Selbst Marcel war dazu aufgetaucht. Er würdigte Matthias am Anfang mit keinem Blick. Während des Essens änderte sich das allerdings. Er goss Matthias zum Beispiel Saft in sein Glas und auch sonst wurde er freundlicher, für Matthias an einigen Stellen etwas zu freundlich. Anitas Stimmung hob sich immer mehr und zur Feier des Tages gab es als Nachtisch einen großen Becher Schokoladeneis. In Marcels Augen schien etwas zu funkeln, was Matthias ahnen ließ, dass es da noch viel Ärger geben wird.

Die nächsten Tage waren fasst nur mit Stress gefüllt. Er musst zu einigen Ärzten, Rudi vom Jugendamt kam auch öfters vorbei und bei der Schule musste er auch noch vorbei schauen. Er kam in die Parallelklasse von Marcel, auch wenn er dieses Jahr kein Zeugnis bekommen würde, sollte er so schnell wie möglich kommen um seine Klasse kennen zu lernen. Mit dem Laufen ging es auch immer besser. Gut für lange Strecken reichte es noch nicht, aber im Haus und Garten kam er nun ohne weiteres klar. Mit Verschnaufpausen natürlich. Auch der Windelwechsel hatte sich geregelt. Am Tag machte Matthias es meistens selber. Er hatte dafür extra im Schrank auf dem Klo etwas Platz bekommen, um sie dort lagern zu können. Nur für die Nacht und vor längeren Fahrten erledigte es Anita. Wenn sich Matthias selber wickelte konnte es schon mal vorkommen, dass er etwas auslief. Eine Möglichkeit, dass er schnell wieder trocken wird, sahen die Ärzte leider nicht. Allerdings hatte er kein Problem mehr mit dem großen Geschäft, worüber er auch sehr erleichtert war. Ach ja, eines hatte ich vergessen. Sie waren öfters beim einkaufen und Matthias Kleiderschrank wurde immer voller. Knallenge Hosen suchte man da drinnen allerdings vergeblich. Ein paar Latzhosen konnte er Anita leider nicht ausreden. Aber im großen und ganzen konnte man sich mit den Sachen auf die Straße trauen.

Nach einer Weile hatte er auch vieles über seine neue Familie heraus gefunden. Adriane war die einzigste leibliche Tochter der beiden. Als sie geboren wurde gab es Komplikationen, wodurch Anita keine eigene Kinder mehr bekommen kann. Marcel war ein Findelkind und kurz nach seiner Geburt von den Schmidts adoptiert worden. Sie haben ihm das sehr früh gesagt, damit er sich daran gewöhnt und nicht irgendwann einen riesigen Schrecken bekommt. Anitas Eltern hatten auch schon vorbei geschaut. Sie wollten unbedingt Matthias sehen.

Langsam rückte Matthias erster Schultag näher. Marcel begann immer mehr zu grinsen wenn es um das Thema Schule ging. Auch hatte er immer mehr zwei Gesichter: das freundliche, wenn jemand dabei war und das mürrische, schon beinahe hasserfüllte, wenn sie alleine im Bett lagen. Es war ein regnerischer Sonnabend als es anfing. Irgendwie war bei Marcel ein Spielzeug kaputt. Er verdächtigte sofort Matthias und rannte zu Anita. Es gab eine Menge Gezeter und am Ende war Anita auf beide Sauer. Am Sonntag war auf einmal das ganze Schuhregal ausgeräumt. Alles lag auf dem Fußboden verstreut. Da Marcel bei einem Freund war fiel der Verdacht sofort auf Matthias. Es half keine Beteuerung und kein Schwur auf die Bibel. Er war schuldig und musste heute gleich nach dem Abendbrot ins Bett. Marcel war an diesem Abend viel erfreuter als sonst. Er grinste wie ein Honigkuchenpferd.

Am Montag lag auf Matthias Platz eine kleine Zuckertüte. Keine große, nur eine ganz kleine, aber eine Zuckertüte. Es war Matthias erster Schultag nach so vielen Jahren und er hatte mächtigen Bammel. Auf der Fahrt zur Schule machte Marcel immer wider kleine Witze über Babys und so. Matthias dunkle Vorahnung wurde auch nicht enttäuscht. Alle in der Schule wussten von seinen Windeln und behandelten ihn dementsprechend. Da halfen nicht einmal die ermahnenden Worte der Lehrer. Nach diesem wirklich beschissenen Tag wollte er alles Marcel heimzahlen. Nur kam er nicht sehr weit damit, da Anita ihm dabei erwischte und er gleich eine riesige Standpauke bekam.

Anita und Horst waren nicht mehr so freundlich wie sonst immer. In dieser Höllenwoche häuften sich solche Vorfälle auch immer mehr. Für alles, was passierte wurde Matthias verantwortlich gemacht und bestraft. Das gipfelte darin, dass er am Freitag von Horst den Hintern verhauen bekam und ohne Abendessen ins Bett musste. Durch den brennenden Hintern und dem riesigen Hunger konnte er auch nicht schlafen. Um Mitternacht herum hielt er es nicht mehr aus und machte sich mit seinem völlig tränenverschmiertem Gesicht auf in die Küche. Da er ja wusst wo alles stand, fing er an sich ein paar Eierkuchen zu braten. Als er gerade die Herdplatte ausmachte kam Anita herein.
28. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 04.11.16 20:56

Och so schlecht sind Latzhosen nicht. Auf der Arbeit hab ich auch immer eine getragen.
Sieh an die große Schwester hat ein Matheproblem. Da hat sie gedacht ihre Mutter um den Finger gewickelt zu haben und wurde prompt eines besseren belehrt.
Marcel scheint ja ziemlich Hinterhältig zu sein.
29. RE: Labor

geschrieben von windel28 am 05.11.16 19:18

Marcel ärgert Mathias bestimmt weil er in sein Teretorium eindringt. Er sieht Mathias als gefahr. Vielleicht kommen Horst und Anita dahinter und entschudigen sich bei Mathias. Es scheint mir so als wenn Marcel die ganzen Streiche duirchgeführt hat.
30. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 11.11.16 21:18

danke für die lieben Kommentare.

was soll ich sagen alle die die geschichte schon kennen wissen das es mit marcel und auch mit Adriane noch interesannt wird.

an Hand der Lesezahlen scheint es ja so zu sein das einige es gut finden und sich einfach nur nicht trauen zu antworten. Deshalb giebt es jetzt den nächsten teil der geschichte.

grus benni
31. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 11.11.16 21:27

13

„Hey, was machst du denn nun schon wieder?“
Schnief „Ich hab Hunger.“
„Du sollst doch im Bett liegen und schlafen.“
„Ich kann nicht schlafen.“
„Was hast du dir da eigentlich zusammengerührt?“
„Plinse.“
„Was?“
„Eierkuchen.“
„Und die willst du jetzt essen?“
„Ich will nicht verhungern.“
„Verhungern? Na ja irgendwo hast du ja recht. Ok, ich schneide dir ein paar Schnitten ab und du holst Butter und Wurst aus dem Kühlschrank.“
„Warum darf ich die Eierkuchen denn nicht essen?“
„Ich möchte dich morgen nicht ins Krankenhaus schaffen.“
„Brauchst du nicht. Ich kann kochen. Außerdem hast du gar nicht gekostet.“
„Du willst doch nicht etwa, dass ich das koste?“
„Nein, dann bleibt ja weniger für mich.“
„Ok, ein kleines Stückchen koste ich. Was hast du denn alles rein getan?“
„Ganz normal Mehl, Milch, zwei Eier, etwas Salz und ein bissel Zucker.“
„Hey, die sind gut.“
„Sag ich doch.“
„Seit wann kochst du?“
„Vielleicht acht Minuten.“
„Du willst sagen, dass du das erste Mal kochst?“
„Ach so meinst du das. Nee, ich mach das schon ein paar Jahre. Wenn man nicht verhungern will sollte man halt kochen lernen.“
„Seit ein paar Jahren. Haben dich deine Eltern etwa hungern lassen?“
Ups er ist ja erst 8 da kann er ja kaum sagen das er vor zehn zwölf Jahren das Kochen angefangen hat.
„Na ja, Mutter kam immer spät nach Hause und mir hing halt das aufwärmen zum Hals raus. Darf ich Marmelade drauf essen?“
„Na gut, setz dich hin. Ich bringe es dir.“
„Ne ne, ich esse lieber im Stehen.“
„Nix is. Beim essen wird sich hingesetzt.“

Matthias musste die Zähne fest zusammen beißen, als er sich hinsetzte. Ein paar Tränen rollten auch wieder über sein Gesicht. Anita stellte ihm das Marmeladenglas hin und strich ihm über den Kopf. Sie merkte, wie gut es ihm tat. Irgendwas stimmte nicht. Auf der einen Seite war er so ein lieber Junge, der am Anfang immer wieder ihre Nähe gesucht hatte. Auf der anderen Seite hatte er die letzten Tage so viel Misst gebaut und so oft gelogen. Alleine, dass er es immer auf Marcel schob, obwohl er sich doch so um ihn kümmerte. Eins war ihr klar: wenn es sich nicht bald bessert, werden sie ihn ins Heim geben müssen.

„Matthias ich bitte dich. Lass das Lügen. Wir würden dich eigentlich gerne hier behalten wollen.“
Matthias wusste, dass diese Worte ein Wink mit dem Zaunpfahl war samt Grundstück. Es hieß das er ins Heim kommt, wenn er weiter Misst baut.
„Ich war das doch alles nicht.“
„Wir glauben dir das aber nicht. Du weißt ja, wer einmal lügt dem glaubt man nicht...“
Matthias rollten wieder ein paar Tränen die Wange herunter.
„Außerdem könntest du etwas freundlicher zu Marcel sein. Er tut so viel für dich.“

Jetzt war ihm endgültig klar, dass es egal ist, was er tut oder sagt. Marcel wird immer der Liebe und Gute bleiben. Sie wissen überhaupt nicht, was für ein Aas er ist. Er konnte nichts machen. Marcel ist ihr Sohn und er nur ein Gast. So schwor er sich nicht zu sagen, wer diese ganzen Sachen gemacht hatte. Den letzten Eierkuchen hatte Anita gegessen, da Matthias einfach zu voll war. Er hatte die Menge berechnet nach seinem früheren Hunger. Danach ging er wieder ins Bett. Diesmal mit einem gefülltem Bauch und auch etwas weniger Angst. Anita hatte ihn zuletzt angelächelt und eine Gute Nacht gewünscht. Der Klaps auf den Po blieb heute aus, was Matthias nicht störte bei seinem Hintern.

An diesem Morgen schlief er sehr lange. Als Horst ihn weckte bekam er gleich wieder eine Standpauke. Irgendwie hatte er im Schlaf ein Spielzeug von Marcel kaputt gemacht. Es war eines was oben in der letzten Ecke lag und nie benutzt wurde. Jetzt allerdings tat Marcel so als ob es sein liebstes gewesen war. Sein Frühstück durfte Matthias heute in seinem Zimmer essen und es gab auch nur Brot von Gestern mit etwas Marmelade. Unten gab es im Ofen gebackene Brötchen und schöne sieben Minuten Eier. Matthias war wieder am weinen. Dies tat er nun schon an jedem Tag. Er wollte es immer unterdrücken, aber sein Körper gehorchte einfach nicht. Er dachte in Ruhe nach, was er als nächstes machen könnte. Weglaufen war einer der größten Gedanken, die ihm so vorschwebten. Nur wohin und wie sollte er sein Essen bezahlen. Außerdem war da noch das Problem mit den Windeln. Er konnte ja wohl kaum am Bahnhof sitzen und Fremde um Windeln bitten. Nicht „Hamse mal ne Mark“ sondern „Hamse mal ne Windel.“ So schwer es ihm fiel, so warte er nur noch darauf, dass sie ihn ins Heim steckten. Marcel hatte wirklich ganze Arbeit geleistet. Verprügeln konnte er ihn nicht. Dazu war er zu schwach. Außerdem hätte es Anita nur noch mehr Sorgen bereitet. Das war auch das Schlimmste für ihn. Sie hatten ihn so herzlich aufgenommen und nun waren sie wegen ihm ständig verärgert. Er kann allerdings nichts gegen machen.

Irgendwann ging er nach unten und brachte seinen Teller zurück. Den Tag verbrachte er draußen im Garten. Er hoffte, dass er somit dem Ärger etwas aus dem Weg gehen konnte. Bis zum Abend schaffte er es auch. Er kam vor dem Abendessen in die Küche. Als er drinnen war, kam auch gleich Marcel herein. Er ging an ihm vorbei und schubste ihn in Richtung Küchenzeile. Marcel grinste wie ein Honigkuchenpferd. Sie starrten sich beide in die Augen und ganz plötzlich griff er nach der großen, alten Schüssel. Sie war voller Salat den Anita heute geerntet hatte. Er lies sie nicht nur fallen, nein, er schmiss sie mit voller Wucht vor Matthias Füße. Es war wie Zeitlupe, als hunderte Teile in alle Richtung flogen. Marcel rannte sofort raus und schrie nach Mama. Matthias hatte das ganze noch nicht richtig verdaut da standen auch beide schon im Türrahmen. Die Blicke von Anita und Matthias trafen sich und sagten alles. In ihren Augen spiegelte sich Wut und eine riesige Menge Enttäuschung wieder. Er wusste, dass jetzt eine Standpauke folgen würde, auf die er überhaupt keine Lust mehr hatte. Also kürzte er es ab und fragte nur nach seiner Strafe. Als erstes wurde er ins Kinderzimmer geschickt. Alle anderen begannen jetzt das Essen vorzubereiten. Den ganzen Nachmittag duftete es schon nach Erbseneintopf, eines von Matthias Lieblingsessen. Er machte sich aber keine großen Hoffnungen, etwas davon zu bekommen. Am Ende des Essens, man hörte es daran, das die Teller klapperten, kam Adriane ins Zimmer. Sie stellte einen großen Teller auf den Schreibtisch, in dem duftender Eintopf war und eine große Portion noch dazu.

„Soll ich dir von Mama bringen.“
„Danke... Ist sie sehr sauer?“
„Sie hat gesagt, dass sie dich heute nicht mehr sehen will. Den Teller brauchst du nicht nach unten zu bringen, ich hol ihn nachher.“
Matthias setzte sich jetzt an den Tisch. Seine Gedanken gingen währenddessen auf Reise. Dies war also seine Henkersmahlzeit. Oder wollte sie einfach nur verhindern, dass er wieder in der Nacht aufsteht und was kocht.

Es wurmte ihn, dass er nicht beweisen konnte, wer es wirklich war. Am Anfang hatte er es mal versucht. Doch dies ging total daneben und Marcel rächte sich dafür. Das Zweite, über was er sich ärgerte war seine Unbesonnenheit. Er dachte seltener nach, bevor er sprach. Und sein Unterbewusstsein, das ja dem eines Kindes entsprach, brachte ihn in den schlechtesten Momenten zum weinen oder anderen Sachen die halt Kinder so machen.

So kam es dann auch jetzt wieder dazu, dass ihm einige Tränen die Wange hinunter liefen. Der Eintopf schmeckte sehr gut. Nur der Hunger fehlte noch. Matthias ließ rund ein drittel auf dem Teller liegen und legte sich wieder ins Bett. Adriane sagte nichts als sie den Teller holte. Man hörte nur, wie sie etwas murmelte. Nach einer Weile kam Marcel gut gelaunt ins Zimmer. Es war schon spät geworden und sie mussten jetzt ins Bett gehen.

„Übrigens, du kommst jetzt ins Heim.“
Marcel grinste dabei über beide Ohren. Matthias setzte sich aufs Bett und schaute ihm zu beim umziehen.
„Wieso hast du ihre Lieblingsschüssel kaputt gemacht?“
„Was meinst du? Du warst es doch.“
Und er grinste dabei noch mehr.
„Dich geht das ganze jetzt sowieso nichts mehr an. Bestimmt schaffen sie dich schon morgen hin und dann hab ich endlich wieder MEIN Zimmer für mich alleine.“
„Du hast das nur wegen dem Zimmer gemacht?“
Matthias hatte ein erstauntes Gesicht aufgelegt, obwohl er sich so etwas schon gedacht hatte. Marcel hingegen hörte jetzt auf zu grinsen.
„Nein, immer wieder ging es nur um dich. Selbst als du Mist gebaut hast. Nun nicht mehr. Jetzt sind sie wieder für mich da.“
„Jetzt hast du es geschafft, sei froh.“
„Bin ich auch. Wenn du auf dumme Gedanken kommst dann hau ich dir eine aufs Maul, klar.“
„Wen sie wüssten, wie du wirklich bist.“
„Dir glauben sie das eh nicht, Baby. Los, steck dir deinen Daumen in den Mund und heule noch ein bissel.“
„Ich nuckel nicht am Daumen.“
„Is doch egal, halt einfach deine Klappe und lass mich schlafen. Und wehe, du baust irgendwelchen Scheiß. Ich kann auch ziemlich ungemütlich werden.“

Damit war diese Unterhaltung beendet und beide drehten sich rum. Am nächsten Morgen weckte Anita die beiden, bevor noch der kleine Wecker auf dem Schreibtisch klingelte. Sie wollte, dass heute mal alle am Frühstück teilnahmen. Selbst Horst nahm sich Zeit, weil Anita gestern Abend sehr verschwiegen war. Sie hatte definitiv etwas auf dem Herzen. Nachdem alle sich frisch gemacht hatten und auf ihrem Brötchen herumkauten legte sie los. Ja, selbst für Matthias gab es heute Brötchen. Gerade eben erst vom Bäcker geholt.

„Ihr wisst ja, dass ich gestern sehr sauer war. Und das ich vorhatte Matthias heute ins Heim zu bringen.“
Alle schwiegen und hörten mit dem kauen auf. Bis auf Marcel, der immer noch leicht grinsend abbiss. Bei Matthias war das anders. Er hatte das „vorhatte“ genau gehört und wartete gespannt auf den Rest von dem Satz.
„Papa hatte mir gestern etwas gesagt und mir ist das die ganze Nacht nicht aus dem Kopf gegangen. Dementsprechend habe ich meine Meinung noch einmal geändert und Matthias bekommt hiermit eine besondere Chance. Ich hoffe, er nutzt sie diesmal denn es ist seine Letzte.“
Für Horst kam das jetzt genau so überraschend wie für den Rest der Familie. Keiner dachte mehr daran, dass sich Anita nach ihrem Wutausbruch von gestern Abend noch umentscheidet. Marcel war die Enttäuschung extrem anzusehen. Horst war sich nicht so im Klaren, was er gestern gesagt hatte. Wie um alles in der Welt hatte er Anita umgestimmt.

Matthias war in der Schule überhaupt nicht bei der Sache. Entweder hatte er es schon so oft gehört, dass er es beinahe auswendig kannte. Oder er hatte es schon beim ersten Mal vergessen, somit vollkommen unnötig es sich noch einmal an zu hören. Seine Gedanken kreisten immer um ein und dasselbe Problem. Nur jeder Lösungsweg führte in eine Sackgasse. Er wurde immer und immer wieder ermahnt. Nur half es nichts. In den Pausen ging es ihm nicht viel anders, nur das ihn da immer die anderen ärgerten. In der großen Pause kam dann wieder einmal der Hammer. Marcel stand zusammen mit seinen Freunden vor ihm. Sie kamen auch gleich zur Sache und boxten ihn ein paar Mal in den Bauch. Die letzte Stunde zog sich dann auch noch extrem in die Länge. Es war Deutsch. Endlich klingelte es. Alle packten eilig zusammen und rannten förmlich nach draußen.

„Matthias, schönen Gruß von deiner Mutter sie hat vorhin angerufen. Du sollst draußen vor der Schule auf sie warten. Sie wird dich gleich abholen.“
Matthias schluckte. Da er ja ein Braver Junge ist, setzte er sich auf einen großen Stein und wartete beinahe eine halbe Stunde.
32. RE: Labor

geschrieben von Johni am 12.11.16 01:53

Sehr schöne Geschichte. Schön detailreich geschrieben.
33. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 12.11.16 07:20

Mein Problem ist das ich die Geschichte schon kenne und nicht zuviel verraten will beim Kommentieren.
Marcel ist wirklich ein Aas. Schön beschrieben wie Mathias mit dem Kindlichen Unterbewustsein kämpft.
Mst jetzt hab ich Hunger auf Pfannkuchen gekriegt aber keine Milch im Haus.
34. RE: Labor

geschrieben von RicoSubVonLadyS am 12.11.16 09:30

Ja die Geschichte toll und gut Geschrieben. Und ich Kenne sie auch schon deshalb halte auch mich zurück.

Gruß Der RicoSubVonLadyS
35. RE: Labor 14

geschrieben von babywerni am 22.11.16 21:02

14.
Anita kam von hinten angeschlichen und setzte sich leise neben ihn.
„Wartest du auf was Besonderes?“
Er erschrak natürlich und purzelte vom Stein.
„Hallo Anita.“
„Hi Großer. Komm gehen wir. Wir haben heute noch ne Menge vor.“
„Ja.“
Anita nahm Matthias Schulranzen und beide trotteten Richtung Auto.
„Anita. Was hast du den vor?“
„Wir beide werden nachher den Zaun streichen. Ich habe auch schon alles vorbereitet.“
Im Auto wurde Matthias wieder in seinen Sitz gesteckt und angeschnallt. Mittlerweile hatte Anita begriffen wie das Schloss funktioniert. Auf die Idee, es Matthias zu erklären kam wieder mal keiner. So genoss er die rasante Fahrt nach Hause. Zu Hause brachte Anita als erstes Matthias Schulranzen ins Haus. Danach gingen beide gleich in den Garten, wo säuberlich der Farbtopf und zwei Pinsel bereit lagen. Matthias wurde nun umgezogen. Er bekam ein sehr altes T-Shirt und eine frische Windel. Alle anderen Sachen brachte Anita gleich weg. Sie selbst kam nach zwei Minuten mit einer Radlerhose und einem mit Farbe verschmierten Shirt wieder. Wahrscheinlich hatte sie alles schon drunter angehabt. Sonst währe diese Geschwindigkeit beim Umziehen undenkbar.

Anita drückte Matthias feierlich einen Pinsel in die Hand und los ging es. Durch die leichten Wolken, haute die Sonne einem nicht so auf den Kopf. Es war warm und ein leichter Wind wehte den Duft von frisch geschnittenem Gras durch das Viertel. Matthias rätselte ob das Streichen eine Strafe sein sollte. Aber selbst, wenn es eine ist, gefiel sie ihm. Erstens war er draußen und zweitens nicht alleine. Allerdings wurde er sehr genau beobachtet. Jeder kleine Fleck den er vergessen hatte, bemerkte Anita. Nebenbei redeten sie über alles Mögliche. Auch über die Schule. Anita bemerkte, dass dieses Thema bei ihrem Kleinen nicht gerade beliebt war. Sie hakte nach und nach einigem Drängen erzählte Matthias, wie er immer gehänselt wird. Den Namen Marcel ersetze er durch „der Eine“. Anita vermied, es irgendwelche Tipps zu geben so alla „Da musst du dich halt wehren“. Sie hörte nur zu und fragte bei Gelegenheit etwas nach. Als endlich das Thema beendet war, fing sie an Witze zu erzählen. Matthias versuchte es auch einmal. Anitas Reaktion war heftig. Matthias kannte nun mal nur Witze für Erwachsene und es ist etwas verwunderlich, solche aus dem Mund eines Achtjährigen zu hören. Er beschränkte sich danach wieder aufs Streichen und Zuhören.

Die Sonne stand bald auch ziemlich tief. Sie beschlossen aufzuhören da bald ja auch Horst nach Hause kommen wird. Matthias betrachtete stolz seine Arbeit. Bis auf zwei Zaunfelder hatten sie ja auch den hinteren Zaun fertig. Wie zu erwarten, hatte er nicht nur den Zaun, sondern auch sich selbst gestrichen. Von oben bis unten klebten mal mehr, mal weniger Farbpunkte. Beim aufräumen half er natürlich auch. Es war ja seine letzte Möglichkeit dem Heim zu entgehen. Es war alles im Schuppen verstaut als undefinierbare Geräusche aus dem Haus zu hören wahren. Sie mussten von Horst stammen und sehr laut sein. Immerhin hatten sie es geschafft bei Gegenwind zu ihnen vorzudringen. Anita schob Matthias vor sich her und trieb ihn an nicht so langsam zu sein. Jetzt fiel Matthias auch wieder auf, dass sie ihn nicht aus den Augen lies. Die ganze Zeit hatte sie sanft die Kontrolle über ihn behalten. Wenn er sich mal ausruhte, setzte sie sich direkt neben ihn und beim Streichen huschte immer wieder ein Blick rüber. Auch wenn sie es liebevoll verpackte war es schon sehr lästig. Nicht einmal aufs Klo durfte er. Anita wechselte ihm die Windel direkt im Garten.

Im Haus angekommen rannte Horst mit einem hochrotem Kopf auf die beiden zu. Na ja rennen ist etwas zu viel gesagt, er lief halt zielstrebig.
„Diesmal ist es zu viel. Er geht noch heute ins Heim.“
Horsts Augen strahlten richtig vor Wut. Dieser durchdringende Blick und die Luft ,der leichte Windzug bliesen das gute Gefühl von eben weg. Matthias bekam panische Angst. Würde er ihn wieder hauen? Oder noch schlimmeres. Horst hob schon die Hand und Anita hielt Matthias direkt am Oberarm fest. Weglaufen war unmöglich, aus diesem Griff kann er sich niemals befreien. Außerdem ist er noch viel zu langsam. Also machte er sich auf das schlimmste gefasst und hob seine Hände vors Gesicht. Matthias bewegte sich allerdings gegen seinen Willen. Anita hatte ihn ganz dicht an sich heran gezogen und sie stand nun zwischen den beiden. Mit der einen Hand wurde er immer noch festgehalten. Die andere hatte sie Richtung Horst erhoben.

„Stop. Was ist passiert?“
„Er hat die Pamir zerbrochen. Genau in der Mitte.“
„Die bitte was?“
„Mein Viermaster. Er stand im Fenster. Weist du eigentlich, was du da kaputt gemacht hast? An der Pamir hatte ich fast ein Jahr gebraucht. Ohne Bausatz, nur alte Zeichnungen und Bilder hatte ich. Matthias, du wusste ganz genau, dass du dort nicht einfach so hineingehen darfst. Schatz, du setzt ihn ins Auto und ich hol seine Sachen. Dann können wir gleich los fahren.“
„Halt.“ Sie versuchte ihre Aufregung zu unterdrücken. Allerdings gelang es ihr nicht so ganz.
„Wann hast du das Ding zuletzt ganz gesehen?“
„Heute früh. Bevor ich auf Arbeit gegangen bin.“

Die folgenden Sekunden sagte niemand etwas. Anita sah man richtig an, wie sie grübelte und Horst wartete auf eine irgendeine Reaktion. Umsonst hätte Anita mit Sicherheit nicht diese Frage gestellt. Langsam wich die Anspannung bei Anita und ihr Gesicht wurde immer weißer. Man spürte richtig, wie sie weiche Knie bekam. Ohne ein Wort räumte sie ein paar Schuhe vom Schuhschrank und setzte sich auf selbigen. Auch Horst beruhigte sich jetzt und war mehr um seine Frau besorgt. Natürlich wusste er nicht, was seine Antwort in ihr ausgelöst hatte, aber das war er irgendwo auch gewohnt. Es ist für Männer nicht leicht die Gedankengänge von Frauen nachzuvollziehen. Umgedreht ist das mit Sicherheit ähnlich. Anita schaute nun Matthias direkt in die, mit Tränen gefüllten, Augen. Sie streckte ihre Hand in Richtung Matthias Hand.
„Komm bitte mal her.“
Matthias wusste nicht direkt warum, aber er tat, was sie verlangte. Es gab ja auch keine Anzeichen, dass sie ihm gleich wehtun würde, alla übers Knie legen, oder so ähnlich. Sie setzte Matthias auf ihre Knie und nahm ihn in die Arme. Sie strahlte wieder richtig vor Gütigkeit und Liebe, fast so, wie am Anfang im Krankenhaus. Dass Anita betrübt war, konnte sie dadurch aber nicht verbergen.
Sie flüsterte ihm etwas ins Ohr. Es waren nur drei Worte „verzeihe uns bitte.“
Matthias verstand nicht, was er verzeihen soll und schaute so sie fragend an.

„Können wir dann endlich losfahren. Ich möchte es hinter uns bringen.“
Anita schaute Horst direkt in die Augen. Dazu noch mit einem Blick der jeden Zweifel an ihrer Entschlossenheit zunichte machte.
„Er war es nicht.“
Horst brauchte ein paar Sekunden um es zu verarbeiten. „Natürlich war er es. Kein anderer würde so etwas machen. Sie wissen doch alle, was mir meine Schiffe bedeuten.“
„Matthias war heute den ganzen Tag nicht einmal im Haus. Wir waren seit Schulschluss im Garten.“
„Dann hat er es eben gemacht, als er auf dem Klo war oder direkt als er von der Schule gekommen ist.“
„Nein, hat er nicht. Erstens hatte ich ihn von der Schule abgeholt und zweitens hab ich seine Windel draußen gewechselt. Er war nicht einmal im Haus.“

Matthias kuschelte sich ganz eng an Anita. Nach diesen erlösenden Worten hatte er sich so gesehnt. Er konnte es schon fast nicht glauben, dass Anita ihn wirklich verteidigte. Ihm liefen wieder die Tränen übers Gesicht. Anita streichelte derweil dem Häufchen Elend über dem Rücken.
„Wer soll es denn sonst gewesen sein?“
„Wem ist denn am meisten geholfen, wenn Matthias im Heim ist?!“
„Meinst du etwa Marcel?“
Anita nickte zustimmend.
„Ne, das kann nicht sein. Er weiß ganz genau, wie viel mir meine Modelle bedeuten.“
„Genau deswegen. Die Schüssel von gestern hatte nicht gereicht, also musste heute etwas von dir kaputt gehen.“
„Du glaubst doch nicht etwa dass Er die Schüssel gestern zerschmissen hat?!“
„Schlimmer noch, ich weiß es.“
„Wie?“
„Gestern Abend wollte ich Matthias unsere Entscheidung mitteilen. Allerdings habe ich durch die Türe ein Gespräch der beiden mitgehört. Marcel hatte dabei mehr oder weniger zugegeben, dass er mit voller Absicht die Schüssel auf den Boden geschmissen hat.“
„Und das sagst du mir jetzt erst!“
„Tut mir leid, ich konnte es nicht so richtig glauben und habe deshalb heute einen Versuch gestartet.“
„Welchen versuch?“
„Na, den hier. Ich habe aufgepasst, dass Matthias nicht einen einzigen Fuß ins Haus setzt. Außerdem war klar, dass nur noch ein einziges Ding passieren muss, damit wir ihn ins Heim schaffen. Wenn also nichts passiert, dann könnte ich mich ja getäuscht haben. Allerdings, so wie es jetzt aussieht, haben wir immer den falschen bestraft.“
„Was meinst du mit immer?“
„Ja, glaubst du, dass er sich an dein Schiff wagt, wenn er sich nicht sicher wäre, das wir jemand anderen bestrafen? Das kann er allerdings nur sein, wenn er es vorher schon öfters probiert hat. Oder bist du da anderer Meinung?“

Horst grübelte etwas und nach einer Weile hockte er sich vor Matthias und schaute ihm eindringlich in die Augen. Matthias tat sich schwer damit, diesem Blick stand zu halten. Anitas Hand, die immer noch sanft über Matthias Rücken streichelte half enorm dabei.
„So, mein Großer, stimmt das, was sie gesagt? War das wirklich alles Marcel gewesen? Ich hoffe, du Lügst nicht schon wieder.“
Matthias nickte nur.
„Schatz, glaub ihm ruhig, denn wenn man es richtig betrachtet, hat er die ganze Zeit die Wahrheit gesagt.“
„Ich fasse es nicht. Dann hat Marcel uns etwas vorgespielt. Jedes Mal, wenn er erzählt hat wie er ihn doch gerne hat und das er ihm immer hilft. Ohne, dass er auch nur ein bissel Rot geworden ist.“
„Zu dem Punkt hab ich noch etwas. Schatz, du hast mir doch draußen etwas von einem Jungen erzählt. In der Schule meine ich. Wie hast du noch gesagt „der Eine“. Ich habe heute früh doch in der Schule angerufen und auch gefragt, wie du mit den anderen klar kommst. Sie haben mir erzählt, dass du einen ganz bestimmten Feind hast, der dich ziemlich oft ärgert. Ich denke mal, wir wissen beide von wem wir da sprechen. Oder?“
Matthias schaute auf seine Finger, mit denen er jetzt anfing zu spielen und nickte ganz leicht mit dem Kopf.
„Kannst du mich mal bitte aufklären.“
„Marcel hat ihn nicht nur hier geärgert, sondern auch in der Schule. Er hat ihn sogar verprügelt. Unser Großer tut alles daran, dass Matthias hier verschwindet.“
„Wo ist er?“
„Keine Ahnung. Wahrscheinlich bei seinen Freunden.“
„Ich hole ihn.“
„Schatz, mach es besser nicht. Beruhige dich bitte erst. Mit klarem Kopf geht das besser. Außerdem wird er zum Abendbrot sowieso wieder da sein.“
„Ok, ok hast du schon eine Idee welche Strafe wir anwenden sollen?“
„Ich werde Matthias erstmal in die Wanne stecken und dann können wir das besprechen. Er muss ja nicht alles mitbekommen.“
36. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 22.11.16 22:48

Klar das Anitas Reaktion heftig war als Mathias Erwachsenen Witze erzählte.
Ich habe keine Ahnung wie ich reagieren würde wenn mir ein Knirps von grade mal 8 oder 9 Erwachsenen Witze erzählen würde.
Schön das Marcel endlich Aufgeflogen und Matthias Rehabilitiert ist. Schlau eingefädelt von Anita und toll das sie sich bei Matthias entschuldigt hat.
37. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 24.11.16 20:20

15.

Horst nickte mit dem Kopf und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Als Matthias in der Wanne saß ging auch Anita. Sie hatte ihm alles, was er brauchte, da gelassen. Natürlich nicht, ohne ihn zu ermahnen brav zu sein. Matthias fing nun an das Ganze zu verdauen. Der ganze Tag lief wie ein Film vor seinem geistigem Auge ab. So einige Gegebenheiten machten im nach hinein doch Sinn. Viele Gefühle strömten durch seinen Körper. Als erstes Freude; Freude, dass er nicht mehr an allem schuld war und das er wieder geliebt wurde. Anitas Aura aus Güte, Freundlichkeit und fast überschwänglicher Liebe machte fast alles, was er an Strafen bekommen hatte, ungeschehen. Auf der anderen Seite war noch Schadenfreude. Endlich bekam Marcel seine gerechte Strafe. Na ja, er wusste noch nicht einmal, was für eine Strafe anfallen wird. Aber immerhin bekam Marcel eine und nicht er. Das Marcel sich das mit Sicherheit nicht gefallen lassen wird, war auch irgendwie klar, also kam wieder etwas Angst zurück. Wie wird er sich wohl rächen? Wird er es überhaupt? Und schon wieder diese Ungewissheit!

Er hatte sich das alles viel schöner vorgestellt. Wenn er schon nichts entscheiden darf, wollte er wenigstens auch keine Sorgen mehr haben. Er griff sich eines der Spielzeuge, die Anita mit ins Wasser getan hatte und grinste dabei. Er fing an, ´Schiffe versenken´ zu spielen. Am Anfang nur halbherzig, mit der Zeit allerdings vertiefte er sich in sein Spiel, so dass die Gelbe Ente ein Schlachtkreuzer und das Krokodil zu einem U-Bot wurde. Matthias driftete dabei in eine Traumwelt ab. Eine Welt ohne Schule, ohne Marcel, ohne Eltern und vor allem ohne Windel. Leider konnte er nicht lange darin verweilen, denn die Realität holte ihn wieder zu schnell ein. Adriane riss plötzlich die Tür auf und rannte aufs Klo. Sie hatte es so eilig, dass sie nicht einmal mitbekam, das Matthias in der Wanne lag. Sie schimpfte vor sich her. Nach einer Weile begriff Matthias, dass sie gerade einen niedlichen Jungen kennen gelernt hatte und leider nicht mit ihm weiter flirten konnte, weil ihre Blase drückte. Ihr fiel plötzlich Matthias Windel auf, die zusammengerollt neben dem Klo lag.

„Der Zwerg hat´s richtig gut.“
Matthias konnte sich nun einen Kommentar nicht mehr verkneifen.
„Nimm halt eine, neben meinem Bett steht die Packung.“
Erschrocken blickte Adriane auf und fixierte ihren Blick auf Matthias. Er spielte weiter mit seiner Ente und versuchte so gut es ging, unschuldig auszusehen. Als sie versuchte sich aufzuplustern ging er in die Offensive.
„Keine Angst, ich werde es keinem erzählen und Anita zählt eh nicht nach.“
„Was machst du denn hier?“
„Ähm ... Baden!“
„Kannst du da nicht abschließen?“
„Anita hat mich in die Wanne gesteckt und da ich schon drinnen lag, als sie runter gegangen ist, konnte ich ja schlecht abschließen.“
„Wehe, du erzählst irgendeinem was! Marcel wird sich freuen, wenn er mitbekommt, dass du mit seinem Spielzeug spielt. Mich hat er auch immer angegiftet, wenn ich sein Entchen in der Hand hatte. Mann oh Mann, da gibt es wieder Ärger. Ach, was haste eigentlich diesmal wieder angestellt? Papa und Mama streiten sich da unten über irgendwelche Strafen.“
Bei dem letzten Satz grinste sie etwas hinterhältig.
„Das Spielzeug hat mir Anita gegeben und ich denke mir mal, dass dies Marcels kleinstes Problem ist.“
„Wie? Sie weiß doch, wie er seine Entchen liebt.“
„Sie haben die Wahrheit rausbekommen und die Strafe, über die sie jetzt nachdenken ist für ihn.“
„Welche Wahrheit?“
„Wer wirklich den ganzen Scheiß gebaut hat.“
„Hast es also endlich geschafft, ihm alles in die Schuhe zu schieben.“
„Nein, war er selber. Da du es mir eh nicht glaubst, frag einfach Anita.“
„Meinste, ich kann einfach da unten reinplatzen?“
„Denke schon, zu mir war sie ganz lieb. Warum sollte das bei dir anders sein?!“

Adriane zog sich wieder an und verschwand. Matthias spielte jetzt wieder. Bis Adriane wieder an der Badewanne stand.
„Mann sind die heftig drauf. Also so sauer hab ich Papa noch nie erlebt.“
„Schlimmer, wie gestern abend?“
„Viel schlimmer. Ach übrigens, sorry, dass ich dir nicht geglaubt hab.“
„Schon ok. So sauber, wie er das immer eingefädelt hat....“
„Ein Aas ist das. Also wenn Papa ihn nicht umbringt, mache ich das. Einfach meine Lieblings-CD zerbrechen und dann noch grinsend auf dich schieben.“
„Wenn ich so an meinen Hintern denke, glaube ich nicht das du ihn umbringen musst.“
„Stimmt. Früher war das nie so, na ja ein leichter Klaps gab es schon mal. Aber nie so schlimm, wie jetzt.“

Matthias spielte in Gedanken weiter mit seiner Ente. Dabei spritzte etwas Wasser auf Adrianes Hand. Nach zwei Blickwechseln kam eine kleine Wasserschlacht in Gange, die eindeutig Matthias verlor, als Adriane ihn untertauchte. Er japste nach Luft, als er wieder nach oben kam. In Adriane kam jetzt etwas Mutterinstinkt auf und so unterbrach sie resolut dieses kleine Scharmützel.
„Du Matthias, Mama hat gesagt, dass du langsam aus der Wanne raus sollst. Ach ja, deine Haare sollst du nicht vergessen.“
„Oh man, na gut. Reichst du mir bitte das Waschmittel, nass sind sie ja schon.“
„Wenn du still hältst, dann helfe ich dir.“
In ihrer Stimme lag so etwas Bestimmendes drin. So, dass er sich gar nicht traute zu widersprechen. Sie nahm die bunte Flasche vom Regal und drückte etwas Shampoo auf Matthias Kopf. Es war eins für Kinder, also ohne brennen und ziepen. Das ganze entwickelte sich zu so einer art von Mutter und Kind Spiel, mit klar verteilte Rollen. Als er nun fertig abgeduscht war, half sie ihm noch beim Abtrocknen. Aufräumen musste er allerdings alleine; da war sie dann wieder die große Schwester.

Sie hörten beide, wie die Haustür zu fiel und wussten, wer gekommen war. Adriane wollte das Ereignis auf keinen Fall verpassen und ging nach unten um zu lauschen. Matthias stapfte ihr im Bademantel und Badeschlappen hinterher. Unten hatten sie schon Marcel ins Arbeitszimmer zitiert. Am Anfang freute er sich, als er das kaputte Schiff sah. Als sie ihm erzählten, wer der wirkliche Übeltäter ist, streitet er sofort alles ab. Er hatte angeblich sogar gesehen wie Matthias ins Zimmer geschlichen ist. Damit hatte er noch Öl ins Feuer gegossen. Ein Wort gab jetzt das andere und so schaukelte sich die Wut in Horst höher und höher. Matthias und Adriane hatten die Türe einen kleinen Spalt geöffnet um etwas sehen zu können. Ein Glück, dass Marcel sie beim hineingehen nicht richtig geschlossen hatte. Horsts Kopf nahm schon langsam die Farbe von Tomaten an. Anita konnten sie allerdings nicht sehen. Sie schien neben der Tür zu stehen und sie sagte auch kaum noch etwas.

Als Marcel anfing seine Eltern zu beschimpfen, platzte Horst der Kragen. Er griff nach dem Jungen und zog ihn übers Knie. Bei diesem Wetter hatte Marcel nur leichte Sachen angezogen und so hatte Horst kein Problem, ihm die Hosen runter zu ziehen. Das Klatschen der Hand hallte in Matthias Gehirn richtig nach. Er konnte nichts dagegen tun, aber ihm liefen genau wie bei Marcel die Tränen. Adriane stand wie vom Blitz getroffen da und schaute ungläubig auf diese Szene. In Matthias überschlugen sich die Gedanken. Wird Marcel das etwa später an ihm wieder auslassen? Was ist, wenn das Jugendamt es spitz bekommt, ...., die werden ihn doch niemals bei Schlägern lassen? Was ist, wenn Marcel irgendwelche Schäden behält? Warum hört Horst denn nicht auf? Er muss doch merken das er zu weit geht. Wie in Trance macht Matthias nun die Tür auf und geht auf die beiden zu.

„Hör auf.“
Horst schien ihn nicht einmal bemerkt zu haben.
„Bitte Papa, lass ihn“
Er schaute mit seinen feuchten Augen in Richtung Anita.
„Mama, er soll aufhören.“
„HORST, Matthias hat recht. Es reicht.“
Endlich lies er das Häufchen Elend frei. Marcel rieb sich sofort den Hintern, Er war eigentlich nur leicht rot was immerhin davon zeugte das Horst nicht dolle zugelangt hatte. Für Marcel war es aber eine sehr extreme Erfahrung da er ja noch nie so behandelt wurde. Matthias sah ihm nun in die Augen. Sie waren fast ausdruckslos, richtig leer; nur etwas Unsicherheit spiegelte sich auf dem Tränenfilm.
„Marcel, du gehst sofort auf dein Zimmer und bleibst auch dort.“
Anita hatte einen Ton drauf, als wenn das hier eine Kaserne ist und nicht ein kleines Familienhaus. Marcel wurde immer blasser. Er erkannte, dass er verloren hatte und fügte sich nun seinem Schicksal. Langsam trottete er nach oben. Matthias blickte nun abwechselnd zu Horst und Anita. Anita machte einen betrübten Eindruck, was bei der Geschichte aber ja nicht verwunderlich war. Sie hockte sich zu Matthias hinunter und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. Als nächstes schaute sie verwundert auf den Boden und tätschelte nun Matthias Hintern.
„Schatz, warum hast du denn keine Windel an?“
„Tschuldigung. Hat ich vergessen.“
„Is kein Problem. Adriane tust du mir bitte einen Gefallen und sorgst dafür das er seine Windel bekommt. Ach ja, ihr laßt mir Marcel in Frieden. Am besten, ihr redet erst gar nicht mit ihm. Ich wische derweile die Pfütze auf.“
„OK, Mama, mach ich.“

Marcel lag auf seinem Bett als Adriane die Windel und etwas zum anziehen holte. Er weinte dicke Krokodilstränen. Normal hätte sie ihn jetzt versucht zu trösten, doch dazu war ihre eigene Wut auf ihn noch zu stark. So musste er weiter alleine daliegen und mit seinem Schicksal hadern. Adriane schob Matthias in ihr Zimmer. Sie breitete seine Windel auf dem Fußboden aus und deutet, dass er sich drauflegen soll.
„Ähm, ich kann das alleine.“
„Ich weiß, aber du hast doch Mama gehört.“
„Sie hat nicht gesagt, dass ich mich von dir Wickeln lassen muss.“
„Ich soll mich darum kümmern, dass du eine Windel trägst und das mache ich jetzt. Also, stell dich nicht so an. Ich möchte nicht, dass du noch in meinem Zimmer ne Pfütze hinterlässt.“
Sie meinte es ernst und Matthias hatte nicht mehr den Nerv, sich noch mit ihr zu streiten. Er zog seinen Bademantel aus und legte sich vor Adriane auf den Teppich.
„Wehe, du machst es nicht ordentlich.“
„Was ist den hier los? Babys drohen nicht.“
„Richtig, also kann ich kein Baby sein.“
„Da bin ich mir noch nicht so sicher. Immerhin wickele ich dich ja schon. Ach ja, wenn du nicht mitspielst erzähle ich Mama, das ich dir beim Haare waschen helfen musste, weil du es nicht alleine auf die Reihe gebracht hast.“
„Das ist Erpressung.“
„Willkommen in der Welt, wo Ellis ungerecht und Schwestern Erpresser sind. So bin fertig; kannst dich anziehen.“
„Können Babys sich selber anziehen?“
„Hast du nicht gerade gesagt, dass du kein Baby bist?“
„Du warst dir doch noch nicht sicher. Außerdem kann ich ja zu Mama gehen und sagen, dass du meine Klamotten weggenommen hast, um mich zu ärgern.“ * Zungerausstreck *
„Ok, der Punkt geht an dich. Aber ich gewinne die Schlacht, damit das klar ist.“
Mit etwas Mühe hatte sie ihn endlich angezogen. Er hatte es ihr nicht gerade leicht gemacht. Man muss sich ja als 27 jähriges Baby auch mal wehren dürfen.
38. RE: Labor

geschrieben von drachenwind am 25.11.16 19:11

Nach dem ich schon mal meine Meinung kund getan
habe, melde ich mich noch einmal.
Geändert hat sie sich bei mir nicht. Der einzige
Makel ist immer diese "Lesepause"[ ) ] aber
damit muss eben ein Leser (leider) leben.
Mach bitte weiter.

LG
Drachenwind
39. RE: Labor 16

geschrieben von babywerni am 26.11.16 19:48

so so die lesepausen sind allso ein makel na ja dann wollen wir dem mal etwas abhälfen

16.
Da nun Matthias schon einmal in Adrianes Zimmer war, konnte er sich ja auch ein bissel umschauen. Als erstes nahm er sich das CD Regal vor. Natürlich nur mit den Augen. Er wusste ja, wie sauer sie auf Marcel ist. Ganz unten fand er, was sein Herz höher schlagen lies.
„Du hörst Metalica?“
„Na ja, hatte mal so ne Phase. Sag mal woher kennst du die eigentlich?“
„Können wir die S&M oder die Black mal rein werfen?“
„Welche ist dir lieber?“
„S&M, durch das Orchester klingt das einfach geil. Die Master of Puppets war auch super, aber mir gefällt der Hauch von Klassik einfach besser.“
„Gib her. Finde es komisch, dass deine Eltern dich sowas haben hören lassen. Ach ja, erzähle unsern Ellis auf keinen Fall was davon; die machen mich einen Kopf kürzer.“
„Schon klar. Hau endlich rein.“

Unten hingegen brannte richtig die Luft.
„So etwas dürfen wir auf keine Fall noch einmal machen.“
„Ich konnte einfach nicht mehr an mich halten. So frech war er doch noch nie gewesen. Oder haben wir es einfach nicht bemerkt?“
„Keine Ahnung. Wir haben anscheinend viel vergeigt. Denkst du, wir schaffen es, ihn wieder in die richtige Bahn zu bekommen?“
„Es wird auf jeden Fall hart und das nicht nur für ihn. Meiner Meinung nach soll er die volle Strafe bekommen, mal sehen, ob er gewillt ist überhaupt zu lernen.“
„Ok, dann ist es abgemacht. Gehen wir hoch und erzählen es ihm. Aber diesmal spreche ich. Klar!“
„Schon ok, ich hol derweil schon die Kisten vom Dachboden.“

„So Marcel, wir haben jetzt über deine Strafe entschieden.“
„Strafe? Papa hat mich doch schon verhauen.“
„Das war nur, weil du so frech warst. Für das, was du uns und Matthias angetan hast reicht das noch lange nicht.“
„Bitte, ich werde jetzt ganz lieb sein.“
„Wir haben übrigens auch erfahren, was du so alles in der Schule anstellst und eins ist jetzt klar, so wie früher wird es nicht mehr werden. So, wie du dich jetzt benimmst, können wir dir nicht einen Millimeter mehr vertrauen. Du wirst also ganz von vorne anfangen müssen. Als erstes ist ja wohl klar, dass du lange Zeit auf dein Taschengeld verzichten musst. Alles was du kaputt gemacht hast, muss ja auch bezahlt werden.“
Marcel nickt
„Als weiteres bekommst du Stubenarrest auf unbestimmte zeit und wenn der abgelaufen ist Hausarrest. Einen Monat lang gibt es auch keine Besuche.“
„Mama, bitte nicht. Was soll ich denn meinen Freunden sagen?“
„Die Wahrheit! dass du verdammt viel Mist gebaut hast. Ach ja, da du Matthias immer verboten hast, mit deinem Spielzeug zu spielen kommt jetzt alles auf den Dachboden.“
„Wie alles?“
„Alles bis zum kleinsten Legostein. Nur deine Schulsachen und ein Stofftier darfst du behalten.“
„Nein, ich will mindestens mein Lego behalten.“
„Stop stop stop du willst gar nichts. Wenn, dann möchtest du, und überlege mal, mit was Matthias hier angekommen ist. Er hatte gerade mal das, was er an hatte und selbst das stammte aus der Kleiderspende. Du hast ihm noch nicht einmal mit deinem alten Spielzeug spielen lassen. Sorry, mein Freund, aber so haben wir nicht gewettet. Wir machen das ganz einfach. Dir gehört genau so viel wie Matthias, nämlich nur ein Stofftier. In der nächsten Zeit werden wir euch beobachten und wenn jemand sehr brav war, darf er sich etwas aus den Kisten aussuchen. Solltest du allerdings eher sehr gemein sein, dann darf sich Matthias zwei Sachen aussuchen. Bis alles aufgeteilt ist, darf Matthias schon einmal damit Probe spielen.“
„Nein, ich will nicht, dass er mit meinen Sachen spielt.“
„Wie ich sehe, willst du, dass er sich heute schon zwei Spielzeuge raussuchen darf!?“
„Ok ok.“
„Schatz, ich weiß dass es für dich hart wird. Nur wir wissen nicht, wie wir dir es sonst beibringen können. Beweise uns, dass du dich wirklich geändert hast und es wird auch für dich wieder mehr zu lachen geben.“

Sie streichelte ihm beim letzten Satz über den Kopf. Marcel genoss es sichtlich, aber jetzt war ihm endgültig klar, dass sie es todernst meinte. Horst hatte in der Zwischenzeit die Umzugskartons in den Raum gestellt. Anita ging nun nach unten, um das Abendbrot vorzubereiten. Horst hingegen beaufsichtigte die Ausräumaktion. Erledigen musste Marcel es aber alleine und so flossen wieder und wieder Tränen. Im letzten Karton waren nur alte Spielsachen drinnen und die meisten davon musste man sowieso zu zweit spielen. Und genau aus diesem durfte er sich ein Spielzeug raus suchen. Es war zur Belohnung, weil er ohne zu tricksen und ohne betteln alles ausgeräumt hatte. Er nahm sich ein Ratespiel. Als Horst nun noch den letzen Karton nach oben gebracht hatte bemerkte Marcel erst, dass es ja nur zu zweit gespielt werden konnte. So war er auf sich selbst sauer. Er durfte ja zu niemanden und in der nächsten zeit durfte ja auch keiner mehr zu ihm kommen.

Es gab Abendessen. Anita kam nach oben um, Adriane und Matthias zum Essen zu holen. Sie klopfte an Adrianes Tür und trat dann ein.
„Sag mal, bist du von allen guten Geistern verlassen, ihm so eine Musik vor zu spielen.“
„Mama, er wollte es unbedingt hören. Er kennt sogar die Texte auswendig.“
„Was? Wie oft habt ihr euch das denn angehört?“
„Wir sind noch nicht einmal mit der Ersten durch.“
„Anita, es ist meine Lieblings Band.“
„Das hörst du gerne?! Und du hast diese CD schon vorher gehört?“
„Ja. Mir fehlten nur noch zwei dann hätte ich alle gehabt.“
„Wer um Himmels willen kauft einem Kind solche Musik? Ich glaube es ist wirklich besser, wenn du nicht zu deinen Eltern zurückgehst. Wir reden später über das Thema weiter. Kommt ihr jetzt bitte essen!?“
„Du Anita, Kommt Marcel auch mit?“
„Besser nicht. Wir machen ihm einen Teller fertig und du kannst ihn dann hoch bringen. Ach, sind wir nicht eigentlich schon eine Stufe weiter gekommen?“
„Hä
„Ich meine, vorhin hast du mich Mama genannt.“
„Entschuldigung, war mir so rausgerutscht.“
„Schon klar. Las es ruhig öfters rutschen.“

Matthias brachte Marcel das Essen in das nun leere Zimmer. Er lag immer noch heulend auf dem Bett.
„Ich soll dir den Teller hier bringen.“
„Warte mal.“
„Was ist denn?“
„Erzähl ihnen, dass du es warst und ich werde dich für immer in Frieden lassen.“
„Dank dir glauben sie mir doch eh nichts. Ach ja, du brauchst das Geschirr nicht runter zu bringen. Es wird geholt.“
„Wie du es machst, ist mir egal. Wenn ich den Sommer hier sitzen muss, dann mach ich dich fertig. Immerhin ist bist du auch schuld daran.“
„Versuche es ruhig, sie werden dir sowieso nicht mehr glauben. Und um die Schule mach ich mir auch keine Sorgen. Da haben sie noch ne kleine Überraschung für dich.“
„Was?“
„Darf ich dir nicht sagen. Erfährst es morgen früh. Erzähl auch bitte nichts davon, eigentlich durfte ich dich nicht vorwarnen.“
„Warum hast du es dann gemacht?“
„Sie sind schon traurig genug, ich will nicht das du ihnen noch mehr Kummer machst.“

Das Abendbrot war klasse, auch wenn Adriane immer wieder Spitzen gegen Matthias los lies. So von wegen „Kannst du überhaupt mit einem Messer umgehen, oder soll ich dir das Brot schmieren?“ Anita beschaute sich das Schauspiel auf der einen Seite mit einem lächeln, auf der anderen Seite kam auch öfters ein böser Blick. Adriane sollte nach dem Essen den Teller von Marcel holen. Natürlich versuchte er, auch sie auf seine Seite zu ziehen. Sie antwortete aber nur mit dem Hinweis auf ihre Lieblings-CD. So war er zum letzten Mal abgeblitzt. Was sollte er nun die ganzen Nachmittage machen? Schlimmer noch, was sollte er seinen Freunden erzählen? Eines war ihm klar, er hatte nun einen Erzfeind. Matthias, ja Matthias war an allem schuld. Wenn es ihn nicht gäbe, wäre alles noch beim alten. Er ging gleich nach dem Essen ins Bett. Er wollte Matthias heute einfach nicht mehr sehen. Matthias hingegen half noch beim Abwasch und gesellte sich dann noch zu seinen neuen Eltern. Adrianne wollte noch einmal kurz zu ihrer Freundin und eventuell in die Disco.

Sie saßen auf der Gartenbank. Rechts Horst mit einem Bier in der Hand und links lehnte er an Anita, die ihn streichelte. Horst hatte nach dem Abendbrot feierlich sein Modell in der Mülltonne beerdigt. Es war zu kaputt, um es zu reparieren. Außerdem hätte es ihn immer an diesen, nicht gerade erfreulichen, Tag erinnert. All zu lange konnte Matthias die Streicheleinheiten nicht genießen. Er musste ja morgen wieder in die Schule.
„Gute Nacht Horst. Gute Nacht Anita.“
Anita streichelt ihn über den Kopf und schaute tief in seine Augen. Sehr liebevoll aber bestimmend.
„Dieses Horst und Anita kannst du wirklich nicht ablegen, hmm?!“
„Na gut, ich versuche es. Gute Nacht Mama. Gute Nacht Papa.“
„Träume was schönes. Und bitte streite dich nicht mit Marcel, ihr braucht beide euren Schlaf.“
Seine Windel würde wohl die Nacht überstehen und so brauchte er nur ins Bett zu klettern. Hatte den Vorteil, dass er das Licht nicht anmachen brauchte. Bei dem Wetter zog er freiwillig eh keinen Schlafanzug an. Er lag noch eine kleine Weile wach und schaute zu Marcel rüber. Marcel lag auf dem Bauch und in einem ruhigem Rhythmus hob und senkte sich seine Decke. Er wollte jetzt nur noch einschlafen und nicht über diesen Tag nachdenken. Erstens war er dazu viel zu fertig und zweitens würde nur sein 27 jähriger Verstand ihm die Freude verderben.

An diesem Morgen wurde Matthias von Marcel geweckt.
„Ich muss mit dir reden.“
„Morgen erst mal. Du hast mich aus einem Supertraum geweckt.“
„Was willst du haben?“
„Hä?“
„Ich geb dir alles, was du willst, wenn du nur erzählst, wer deine echten Eltern sind.“
Matthias setzte sich auf sein Bett und klopfte mit der rechten Hand auf die Matratze.
„Setz dich mal bitte.“
Marcel schaute etwas verdattert, aber setze sich dann doch.
„Weisst du, wer dich zur Welt gebracht hat?“
„Was soll die Frage?“
„Du bist doch als Baby gefunden worden und niemand weiss, wer deine richtigen Eltern sind. Bei mir ist es nur ein klein wenig anders. Ich weiß zwar, wer meine Eltern sind, nur wird mir keiner glauben. Offiziell bin ich tot und meine Eltern werden niemals glauben, dass ich ihr Kind bin. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, sah ich auch noch etwas anders aus. Auch wenn du mir das nicht abnimmst. Ich werde die nächsten Jahre hier bleiben müssen und weder du, noch ich können etwas daran ändern.“
„Du hörst dich richtig Erwachsen an.“
„Das ist ja das beste. Sie wissen nicht, wie alt ich wirklich bin. Also könnte ich schon viel älter sein. Nur doof für die Schule. Das was wir jetzt lernen hatte sich alles schon mal.“
„Du spinnst.“
„Kann schon sein. Hast du eigentlich Horst und Anita lieb?“
„Ja sicher sind doch meine Eltern.“
„Sie haben versucht, es vor mir zu verheimlichen, aber ich glaube, sie haben gestern geweint. Vor allem Anita.“
„Glaub ich nicht. Wieso sollten sie geweint haben?“
„Fällt dir denn keiner ein, der ihnen gestern viel Ärger bereitet hat. Bitte lass es dabei. Ich will nicht, dass sie sich noch mehr ärgern müssen. Also, ich geh jetzt ins Bad.“
40. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 27.11.16 10:56

damit ich auch etwas vom nitroaus bekomme will ich mal artig sein und den nächten teil posten

17.
Beim Frühstück sah Marcel niemanden an. Er stocherte nur in seinem Müsli herum. Anita hingegen schaute betrübt in die Runde. An ihren Augen konnte man klar erkennen dass sie nicht viel geschlafen hatte. Matthias fühlte sich unwohl vor allem, weil Anita ihm öfters über den Kopf strich um ihre Zuneigung zu zeigen. Ihm gefiel es irgendwie schon, nur das Marcel es mit ansehen musste war unangenehm. Wie wird er sich wohl dabei fühlen? Mit Sicherheit wird Matthias es noch heraus finden und so wie er Marcel kennt durch irgendeine Gemeinheit. Eigentlich hegte Matthias keinen Hass gegen ihn. Na ja, wenn Marcel es wieder einmal übertrieb, hätte er doch recht gerne einen Baseballschläger gehabt. Im Großen und Ganzen hatte er jetzt eher Mitleid mit ihm. Er bekam jetzt die Liebe, die vorher Marcel bekommen hatte. Anita brachte die beiden nach dem Frühstück noch in die Schule. Mann merkte, dass sie Marcel nicht traute. Vor der Schule redete sie ihm noch einmal ins Gewissen und wünschte beiden viel Spaß. Direkt vorm Eingang sagte Marcel nichts, was wahrscheinlich nur daran lag, dass Anita sie weiterhin beobachtete. Direkt hinter der Tür wartete Marcels Freund. Nach der üblichen Begrüßung sah sein Freund zu Matthias herüber.

"Der ist ja immer noch da. Das von gestern hätte doch klappen müssen. Du musst mir heute Nachmittag alles erzählen. Ich denke, uns fällt noch etwas ein."
"Ach ne, lass mal. Ich hab heute keine Zeit, morgen vielleicht."

In Matthias Kopf wiederholten sich die Worte wie bei einer kaputten Schallplatte. Marcel wollte also nicht, dass seine Freunde die Wahrheit erfahren. Ein Umstand, der sich sicher nutzen lässt. Von Marcels Seite kam noch ein gehässiger Blick, bevor jeder in seine Klasse ging. Die Stunden waren wie immer langweilig. Nur sind auch die langweiligsten Stunden besser zu ertragen ,wenn man weiß, dass man geliebt wird. Somit machte er heute etwas im Unterricht mit. Schnell merkte er dabei, dass er einiges vergessen hatte und sein Ehrgeiz wurde etwas geweckt. Sein Banknachbar, der zu den besten zählte, fing an ihm zu helfen. Zum Teil brauchte Matthias nur einen gedanklichen Schubs in die richtige Richtung, um es wieder zu können. Sein Nachbar allerdings glaubte, dass er nur durch seine Hilfe besser wurde. Es war schon erstaunlich, wie schnell man eine kleine Freundschaft aufbauen kann. Sie war zwar klein und zart wie ein Pflänzchen, allerdings fängt doch jeder Baum einmal klein an. So vergingen die Stunden wie im Flug und es war große Pause. Natürlich fingen die Hänseleien wieder an; so verzog Matthias sich wieder in eine Ecke. Nur diesmal in eine, die sehr gut einsehbar war. Marcel hatte ihn bald entdeckt und kam nun mit seinem Freund auf ihn zu. Am Anfang wollte Matthias abhauen. Nur wusste er auch, dass er viel zu langsam ist. Ihm blieb also nichts übrig, als sie zu erwarten.

„Wollen wir mal sehen ob das Baby weint?“
Marcels bester Freund hatte anscheinend jetzt die Führung des Quartetts übernommen. Er selber hielt sich etwas zurück. Matthias hingegen schaute ständig in Marcels Augen. Marcel versuchte dem Blick zwar stand zu halten, aber aus irgendeinem Grund konnte er es nicht. Die anderen waren irgendwie verunsichert. Von Matthias ging eine Aura von Überlegenheit aus. In seinen Augen war nicht mehr diese Hilflosigkeit oder Angst; nein selbst Wut war nicht zu finden. Ganz anders bei Marcel: In ihm kochte langsam die Wut hoch. Er steigerte sich richtig rein, bis er einen roten Kopf bekam.
„Hey Marcel, was hatte der Kleine gestern noch angestellt? War es nicht das Schiff von deinem Vater?“
„Wie ich merke, erzählst du ihnen nicht alles, deinen besten Freunden.“
„Halt deine Klappe!“
Matthias fing nun an verschmitzt zu lächeln. Die anderen griffen sich Matthias Arme und drückten ihn an die Wand. Marcel entlud nun seine Wut, indem er Matthias in den Magen boxte.

„Jetzt lachst nicht mehr.“
„Macht nichts. Dafür weiß ich was ich heute Abend mache. Ich spiele gerne mit Lego.“
„Lass die Finger von meinem Lego, klar. Wehe du fasst das an.“
„Du hast es immer noch nicht begriffen. Eigentlich kannst du einem leid tun.“
„Warte nur, irgendwie werden wir es schaffen, dass sie dich weg bringen.“
„Halt dich raus, wenn ich mit Marcel red. Sie werden mich nicht ins Heim bringen. Bei dir wär ich mir da nicht mehr so sicher.“
„Hä.“
„Was, glaubst du, denken sie, wenn sie von dem hier erfahren?“
„Vergiss es, du wirst ihnen nichts erzählen.“
„Hab ich nicht gerade gesagt, du sollst dich raus halten. Außerdem brauche ich ihnen nichts zu erzählen.“
Die beiden anderen fingen immer mehr das grübeln an und schauten fragend zu Marcel.
„Ich hatte dich doch gestern gewarnt, dass sie etwas wegen der Schule vorhaben.“
„Ja, und du hast gelogen. Sie hat nichts gesagt.“
„Weiss auch nicht, warum sie es nicht gesagt hat. Aber schau mal nach oben.“
Marcel schaute zum Himmel. Matthias lächelte und schüttelte leicht den Kopf.
„Nicht da hin. Das Fenster im zweiter Stock neben dem Klo.“
„Scheiße, die Alte sieht direkt zu uns.“

Schlagartig ließen sie Matthias los und versuchten, das Ganze wie einen Witz aussehen zu lassen. Natürlich ohne Erfolg, wie man an der Mine ihrer Klassenlehrerin sehen konnte.
„Ihr drei verschwindet jetzt besser. Ich muss mit Marcel reden.“
Das ließen sie sich nicht zweimal sagen. In Marcel hingegen konnte man die Gedanken richtig rattern hören. Matthias setzte sich auf eine der Stufen, die hier zu einem ehemaligem Eingang führten.
„Los, setz dich!“
„Die haben wirklich die Alte aufpassen lassen.“
„Was, glaubst du, werden sie heute Abend sagen?“
„Scheiße. Die geben mir heute bestimmt meine Spielsachen nicht zurück.“
„Bist du blöd. Anita und Horst überlegen, dich zum Psychologen zu schicken und du denkst nur an Spielzeug."
"Wo soll ich hin?"
"Zum Seelenklempner oder auch Bekloppten-Doktor. Je nach dem, wie du ihn nennst."
"Du lügst."
"Glaub, was du willst. Nur eins ist ja wohl klar, wenn du so weiter machst. Dann gibt es kein "unser Spielzeug", sondern nur "mein Spielzeug". Ach ja, erzähl mir nicht, dass du deine Eltern lieb hast. Denn jetzt glaubt dir das keiner mehr."
"Hey, kannst mir nicht helfen, damit ich wenigstens noch ein Spielzeug bekomme. Es ist einfach langweilig."
"Warum sollte ich, du hast mir ja auch nicht geholfen."
"Ok, ich lasse dich ab jetzt in Frieden."
"Vergiß es, das schaffst du eh nicht."
"Doch, das mache ich, Ehrenwort."
"Du hattest dasselbe gestern auch schon gesagt. Und was ist draus geworden?"
"Ok, was willst du dann?"
"Beweise, dass du es ernst meinst. Vielleicht spiele ich dann heute mit dir."
"Wie soll ich denn das beweisen?"
"Sag denen die Wahrheit: Dass du sie bis zum nächsten Jahr nicht mehr sehen darfst."
"Nein, die lachen mich doch aus."
"Na und. das macht ihr doch mit mir auch. Außerdem wäre bei mir die Freundschaft vorbei, wenn mich einer auslacht."
"Du hast doch eh keine Freunde, also halt dich da besser raus."
"Woher willst du das wissen? Du kennst mich doch gar nicht. Noch etwas, mir ist ein Freund, der mir hilft lieber, als fünf die nur lachen wenn was passiert ist."
"Dann hab ich ja gar keinen."
"Siehst du, dann hab ich mehr wie du. Hör auf die anderen immer zu ärgern, und du wirst auch welche finden."
"Das is doch viel zu langweilig."
"Für mich ist Stubenarest sehr langweilig."
"Der geht auch vorbei."
"Am Ende der Ferien."
"So lange halten die das eh nicht durch."
"Genau so, wie sie dich niemals schlagen werden. Träum ruhig weiter! Ich finde es einfach scheiße von dir, dass du sie so fertig machst. Immerhin sind es deine Eltern. Ok, du hast die Wahl. Entweder heute Abend spielen oder die da weiter anlügen."
"Das ist Erpressung."
"Ja. Aber ok, wenn du nicht willst. Ich kann auch alleine spielen."

Matthias stand einfach auf, ohne auf eine Reaktion von Marcel zu warten. in Matthias ging nun einiges vor. Als erstes Genugtuung; Er hatte jetzt eine gewisse Macht Marcel gegenüber. Auch hoffte er, dass er ihn lenken konnte. Etwas Mitleid war auch dabei, weil er ja nun genau wusste, wie es ist, wenn man von Anita und Horst nicht geliebt wurde. Er fühlte sich seit langem endlich mal wieder groß, schon beinahe erwachsen. Leider wurde er gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Marcel schaute verlegen hinter Matthias her und begann nun zu lachen. Matthias drehte sich um und sah das er auf seinen Hintern zeigte. Da sich Marcel nun schon lange an Matthias Windel gewöhnt hatte, konnte dies nur eins bedeuten. Instinktiv fasste er sich an seinen Hintern. Seine Vermutung bestätigte sich; seine Windel war ausgelaufen. Nicht gerade dolle, aber sichtbar war seine Hose mit zwei nassen Streifen verziert. Nach kurzem Abwägen der Möglichkeiten entschied er sich für die schnellste Variante. So ging er zur Pausenaufsicht, natürlich begleitet von Gelächter, und fragte ob er mal aufs Klo darf. Die Lehrerin schaute ihm ersteinmal genervt und ungläubig an. Als sie durch das Gelächter der anderen Matthias Missgeschick bemerkte, schob sie ihn ohne weiteres ins Haus. Drin kam gerade ein Lehrer vorbei, den die Aufsicht bat, sich um Matthias zu kümmern. Er nahm Matthias beiseite und schaute ihn etwas ungläubig an.

„Ja, bist du nicht etwas zu groß, als das du dir noch in die Hose machst?“
„Ich kann doch nichts dafür. Darf ich mir bitte meine Wechselhose holen?“
„Welches Zimmer seit ihr?“
„126.“
„Na, dann komm.“
Sie gingen gemeinsam die Treppe hinauf und er schloss ihm die Tür auf. Als Matthias seinen Beutel aus der Tasche gezogen hatte, ging er wieder nach draußen. An der Tür hielt ihn der Mann auf.
„Woher soll ich eigentlich wissen, dass es dein Beutel ist.“
Matthias überlegte.
„Hier schauen sie rein. Wie viele, glauben sie, haben eigentlich noch Windeln in der Schule an.“
Der Lehrer schaute nicht schlecht, als Matthias ihm eine blaue Windel in die Hand drückte.
„Ach, du bist der Neue. Tschuldige Kleiner, hatte ganz vergessen, dass du so etwas brauchst. Los, ab aufs Klo. Brauchst auch nicht mehr raus. Die Pause is eh gleich zu Ende.“
Matthias hörte noch im Laufen, wie der Lehrer das Zimmer wieder zuschloss. Auf dem Klo ging er in eine Kabine und machte sich frisch. Die nasse Hose packte er zusammen mit der Windel in die Tüte. Nicht, das es noch anfängt zu riechen. Das Getrappel der Füße und die Stimmen, die vom Flur her hinein getragen wurden, machten ihn traurig. Das Glücksgefühl von vorhin war wie weggeblasen. Er traute sich nicht nach draußen. Die anderen werden ihn bestimmt wieder auslachen. Dass sich die Nachricht über seine nasse Hose rumgesprochen hatte, war ja klar.
41. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 30.11.16 07:11

So liegen Freud und Leid dicht beieinander für Matthias. Erst der kleine Erfolg über Marcel und seine Freunde und dann das Malheur mit der Nassen Hose in der Schule.
Das mit dem Spielzeug ist eine gute Idee der Eltern. Bringt bestimmt mehr als der Stuben und Hausarrest.
42. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 30.11.16 12:18

Das ist eine spannende Geschichte.
Das Matthias dann Marcel helfen wollte.
Das finde gut
43. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 01.12.16 20:41

danke für alle antworten so macht es auch den autoren spas geschichten zu schreiben.

hier gleich der nächste teil

18.
Als er sich endlich raus traute, war der Gang schon leerer geworden. Im Klassenzimmer stand ihre Deutschlehrerin schon an der Tafel. So konnte sich Matthias in Ruhe auf seinen Platz setzen, ohne viel ertragen zu müssen. Seinen Beutel verstaute er wieder und holte das Buch und Schreibzeug auf den Tisch. Sein Banknachbar, ach ja, hab ich fast vergessen, er hieß Jonas, beugte sich etwas zu Matthias rüber.

„Is es schlimm?“
„Was? Ähm, nee, alles wieder in Ordnung.“
„Die erzählen, du hast ne nasse Hose.“
„Siehst du irgendwas?“
„Nee. Hattest du nicht vorhin eine andere an?“
„Ja, hab schnell umgezogen. Erzähl es aber keinem.“
„Is geritzt. Sag mal, merkst du wirklich nicht, wenn du musst?“
„Weder merke ich es, noch kann ich was gegen machen. Es ist einfach so. Scheiße, die Alte guckt schon.“

Damit war das Thema erst mal beendet. Beide schauten jetzt wieder an die Tafel und versuchten dem Unterricht zu folgen. Bei Matthias war das schwieriger, da er ja nie gut in Deutsch war. Jonas hingegen war nun einmal ein Musterschüler. Die Freundlichkeit, die er von seinem Nachbarn bekommen hatte, hellte sein Gemüt wieder auf. Die ganze Zeit ging ihm aber Marcel nicht aus dem Kopf. Er hatte es endlich geschafft, mit ihm vernünftig zu reden und dann passiert so etwas. Sie werden wohl wieder beide alleine spielen, da Marcel mit Sicherheit seinen Freunden nicht die Wahrheit sagt. Das war ja die Bedingung, die er nun besser nicht zurück nimmt. Er konnte nichts anderes machen, als die Sache auf sich zu kommen zu lassen. Obwohl ihm schon sehr mulmig war.

Die letzten zwei Stunden waren dann auch bald vorbei und es ging an den Nachhauseweg.
„Du Matthias, was machst du eigentlich in den Ferien?“
„Keine Ahnung, wahrscheinlich nur rumhängen. Kenn mich hier doch nicht aus.“
„Wenn de willst, kannste ja mit ins Freibad kommen. In den Ferien ist es zwar voll, aber auch irgendwie lustig.“
„Ich weiß nicht.“
„Kannst wohl nicht schwimmen?“
„Was... Nee, ich kann schon schwimmen, ist doch nur wegen der Windel. Glaub nicht, dass die mich damit ins Wasser lassen.“
„Wie hast dann eigentlich schwimmen gelernt?“
„Da gab es so einen großen See und halt auch ein paar Ecken, wo es ruhig war. Hat halt keinen interessiert, weil keiner da war.“
„Sag mal, stimmt es, dass deine Eltern nicht mehr leben?“
„Nee, sie leben noch. Aber das erzähl ich dir später mal. Muss jetzt nach Hause.“
„Na dann, tschau Matthias.“
„Tschau Jonas.“

Vor der Schule stand schon Marcel mit seinen Freunden. Sie sahen Matthias und fingen gleich wieder das Lachen an. Etwas widerwillig stellt er sich daneben.
„Marcel, kommst du endlich?“
„Will das Baby an die Hand genommen werden?“
„Ich hab dir doch heute schon einmal gesagt: Halt dich raus, wenn ich mit ihm rede.“
„Weißt du eigentlich, wie die Alte uns wegen dir rund gemacht hat?“
„Anscheinend nicht genug.“
„Eigentlich waren nur wir drei fällig. Marcel hatte sie irgendwie in Frieden gelassen. Ich weiß immer noch nicht wieso.“
„Was ist denn überhaupt heute mit dir los?“
„Ach nichts. Los komm Baby, wir gehen. Tschau, bis morgen.“
„Warte mal. Kommst du dann heute nachmittag zu mir?“
„Ok, ich gehe schon mal los. Ist ja nicht mein Problem, wenn du Ärger bekommst.“
„Franz, ich hab dir doch heute schon gesagt, dass ich nicht kann. Matthias warte, ich komm ja.“
„Du hast es ihnen immer noch nicht erzählt? Na ja.“

Man sah richtig, wie er sich quälte. So einen Druck hatte Marcel wahrscheinlich noch nie gehabt. Auf der einen Seite war er ja immer der Coole, zu dem die anderen auf sahen und auf der anderen Seite wusste er ja, was ihn diesen Sommer erwartete.

„He Baby, erzähl!“
„Matthias, wehe du sagst was!“
„Wie willst du mich denn aufhalten? Na ja, ich bin mal nicht so, sind ja deine Freunde die du anlügst.“
„Ich lüg nicht!“
„Nenn es wie du willst.“
„Was quasselt ihr da?“
„Ach, vergiss es.“

Marcel ging nun los und folgte Matthias, der voraus lief. Franz brauchte nicht lange um sich von den anderen zu verabschieden und dann Marcel einzuholen. Franz fing leise an zu erzählen. Was, konnte Matthias nur erahnen, da nur ein paar Wortfetzen zu seinem Ohr drangen. Es kam schnell raus, dass es um ihn ging und dass es wieder eine Gemeinheit werden sollte. Matthias schaute ab und zu nach hinten zu den beiden. Franz stupste ihn immer wieder einmal von der Seite an. Anscheinend wollte sich Marcel nicht so direkt an dem Gespräch beteiligen. Auch wurde er merklich langsamer, je näher sie ihrem zuhause kamen. Das Haus warf nur einen sehr kurzen Schatten als sie vor der Gartentür standen. Marcel verabschiedete sich noch einmal von Franz und trottete dann hinein. Franz wollte aber noch nicht nach Hause gehen und kam somit hinterher.

„Marcel, sag du es ihm.“
„Was?“
„Na, dass er nicht hinein darf!“
„Vergiss es Baby, ich war schon vor dir hier gewesen und du wirfst mich nicht raus.“
„Marcel, sag es endlich oder willst du noch mehr Ärger?“
„Er hat recht, du darfst nicht mit rein.“
Franz schaute etwas komisch.
„Ok, dann bleiben wir eben im Garten.“
„Vergiss es, da darfst du auch nicht sein. Genau so wenig wie Marcel.“
„Halt die Klappe, wehe, du erzählst es ihm.“
„Soll das heißen, ich darf nicht mal mehr im Garten mit ihm spielen? Oh man, dann gehen wir halt wieder zu mir. Ich warte hier unten auf dich.“
„Marcel, willst du, dass er den ganzen Nachmittag hier unten auf dich wartet?“
„Nein. Franz, geh nach Hause. Ich hab heute keine Zeit und du, mach endlich die Tür auf.“

Matthias kramte nach dem Schlüssel und steckte ihn ins Schloss. Marcel rannte förmlich in sein Zimmer. Franz hingegen hielt Matthias am Arm fest.
„Was ist hier los?“
„Hast du es denn noch nicht geschnallt? Sag mal, wie dumm seid ihr eigentlich?“
„Nenn mich nicht dumm!“
„Mann, er hat Stubenarest und darf erstmal keine Freunde mitbringen.“
„Is ja blöd. Na ja, die paar Tage gehen schon vorbei. Meine halten das auch nie lange durch.“
„Wer es glaubt. Er hat die ganzen Ferien bekommen und ich denke das sie es ernst meinen.“
„Was. Nee, das glaub ich dir nicht.“
„Dann eben nicht.“

Matthias schob die Tür vor einem verdattertem Franz zu, der darauf auch seinen Heimweg antrat. Als Matthias seine Schuhe auszog hörte er, wie Marcel oben die Tür zuknallte. Jetzt saß er da, zwar zuhause und nicht mehr der Böse doch immer noch alleine. Bis Anita oder Adriane kamen, konnte er sich wenigstens erst mal sonnen. So ging er im Garten eine Runde. Am Anfang sah er öfters, dass Marcel vom Zimmer aus ihm zu sah, doch später hatte er dann das Rollo runter gezogen. Beim schlendern fiel ihm der, noch nicht fertige, Zaun auf. Es fehlte ja nicht mehr viel und die paar Latten konnte er auch ohne Anita streichen. Wo die Farbe stand, wusste er noch von gestern. So suchte er alles zusammen und machte sich ans Werk. Als er den Pinsel in der Hand hielt, fiel es ihm auf. Gestern hatte er ja ein altes T-Shirt an. Anita wird bestimmt nicht erfreut sein wenn er seine normalen Sachen mit Farbe bekleckert. Er schaute sich um, ob ihn jemand sehen konnte und zog sich dann vorsichtig bis auf die Windel aus. Fröhlich fing er nun an mit dem streichen. Er konnte so den Schmollenden oben im Zimmer vergessen. Nach Gestern machte es sogar richtig Spaß, nur die Unterhaltung fehlte. Na ja, lange brauchte er nicht für den doch kleinen Rest Zaun und so machte er sich auch bald ans Aufräumen.

„Matthias, was machst du denn da?“
Ups, das war Anita, sie ist also von der Arbeit zurück.
„Ähm, ich hab den Rest Zaun noch gestrichen.“
„Ah ja, eigentlich wollte ich, dass Marcel das macht.“
„Tschuldigung, ich dachte halt.“
„Was dachtest du? Dass wir das nicht alleine hin bekommen?“
„Nein. Mir war halt langweilig und gestern waren wir doch noch nicht fertig.“
„Stimmt auch wieder. Marcels Lehrerin hat mich angerufen.“
„Ich weiß.“
„Was weißt du?“
„Na ja, sie hat uns gesehen und ich hatte gestern zugehört, wie du mit Horst gesprochen hast.“
„Papa! Du hast Papa und mich belauscht?“
„Na ja, ihr habt ziemlich laut gesprochen. Ich wollte es eigentlich ja nicht. Bist du sehr böse?“
„Enttäuscht bin ich. Hast du Marcel etwas davon erzählt?“
„Nur ein bischen aber er hat mir nicht geglaubt.“
„In Ordnung, obwohl ich nicht möchte, dass du uns belauschst. Wenn du mitbekommst, dass wir uns unterhalten, dann komm entweder rein oder geh in ruhe spielen. Ist das ok so?“
„Ja, sorry, ich werde jetzt brav sein, wirklich.“
„Biste doch schon.“
„Du Anita, was macht ihr denn jetzt mit Marcel? Ich meine wegen heute.“
„Stopp, wie heiß ich?“
„Ähm Mama.“
„Erst einmal nichts. Du darfst dir heute eben nur zwei Spielzeuge raus suchen. Ich denke wir werden noch mal mit ihm reden.“
„Sein Freund, Franz, wollte heute unbedingt mit reinkommen.“
„Habt ihr ihn rein gelassen?“
„Nein. ich hab ihm die Wahrheit gesagt. Er war nicht gerade glücklich.“
„Schon ok. Soll ich dir noch beim aufräumen helfen?“
„Nein, bin gleich fertig.“
„Ok. Denk dran den Pinsel in die Dose zu den anderen zu stellen, sonst trocknet er ein. Ach ja und leere nachher noch deinen Windeleimer in der Mülltonne aus. Morgen kommt die Müllabfuhr.“

Anita strich Matthias noch über den Kopf und ging dann ins Haus. Sie nahm auch gleich seine Sachen mit hinein, so dass er wohl oder übel nur mit der Windel herumlaufen musste. Besser war es ja, da sich Matthias wieder selber angestrichen hatte. So tat er, was ihm seine „Mama“ aufgetragen hatte. Beim Müll wegbringen war ihm dann doch mulmig, da man von der Straße aus die Tonnen sehen konnte. Na ja, sie standen etwas verdeckt vor der Garage, doch wenn irgend einer zufällig schaute, musste ihm Matthias ja auffallen. So versuchte er sich zu beeilen. Die erste Tonne war schon fast voll. So musste er weiter nach vorne zur zweiten. Als er seinen Eimer ausgeleert hatte schaute er noch einmal in die Erste. Da lag es ganz oben: Horsts, halt nein, Papas kleines Schiffchen. Er überlegte, was er hätte dagegen tun können, aber ihm viel einfach nichts ein. Er entschied irgendwie, es wieder gut zu machen, auch wenn er noch nicht wusste wie er das anstellen sollte. Hier unten, halb nackt in der Einfahrt zu grübeln ist eh nicht der Hit. Also machte er den Deckel wieder zu und ging nach oben auf den Dachboden. Matthias durfte sich ja heute wieder zwei Spielsachen aussuchen. Wenn das so weiter geht würden ihm bald alle Leckerbissen aus der Sammlung gehören. Vor allem, da sie ja nicht jeden Legostein einzeln verhökern.

Nachdem er etwas mit seinem neuen Lego gespielt hatte ging er wieder nach unten. Adriane war nun auch von der Schule gekommen und half mit beim Abendbrot. Beide schickten ihn sofort, als er in die Küche kam, wieder hoch in sein Zimmer. Ist halt nicht gerade einfach, eine nasse Windel zu verstecken, wenn man nichts anderes anhat als selbige. Bisher hatte er sich ja davor gedrückt in sein Zimmer zu müssen. Doch nun musste er die Zähne zusammen beißen. Er öffnete langsam die Tür und schlich sich ins Zimmer. Marcel hatte seinen Kopf ins Kissen vergraben und atmete ganz ruhig ein und aus. Matthias nahm sich eine Windel und verzog sich ins Badezimmer. Leider kam ein Windzug und die Türe flog mit einem Lauten Schlag ins schloss. Er konnte noch hören wie Marcel drinnen erschrocken aufschrie. Er wechselte nicht nur seine Windel, sondern wusch sich noch die Farbe von der Haut. Nach dem er fertig war ging er noch mal zurück, um sich ein T-Shirt zu holen. Wenigstens beim Abendessen wollte er nicht völlig nackt sein.
44. RE: Labor 19

geschrieben von babywerni am 04.12.16 21:30

19.
„Du wolltest doch mit mir Spielen!“
„Was wollte ich?“
„Du hattest gesagt wenn Franz weiß das ich Stubenarest hab dann spielst du mit mir.“
„Stop ich hatte gesagt „Wenn du es ihnen sagst“ aber dazu warst du ja zu feige.“
„Ich bin kein Feigling!“
„Musst nicht gleich das heulen an fangen.“
„Spielst du nun mit mir?“
„Nur wenn du Bitte sagst.“
„Oh man na gut Bitte.“
Matthias machte es richtig spass ihn da sitzen zu sehen wie er den Tränen nah war.
„Die Sache mit dem küssen der Füße müssen wir wohl noch üben. Das kannst du doch bestimmt besser! Na ja ich will mal nicht so sein. Was wollen wir denn spielen?“
„Ich dachte an Lego. Kannste es nicht von oben runterholen?“
„Weist du wie schwer die Kiste ist? Die kann ich noch nicht mal an heben.“
„Ok wenn wir es gemeinsam machen müsste es gehen. Los komm.“

Marcel hatte schon die Türe auf gemacht als Matthias Halt rief.
„Was ist denn? Du wolltest doch mit mir spielen.“
„Ja. Du weißt doch das du nicht hoch darfst.“
„Ja aber wenn du es ihnen nicht sagst dann sag ich auch nichts.“
„Selbst wenn sie dich nicht sehen. Ich darf mit den Sachen nur oben Spielen. Hat Papa extra gesagt. So dumm sind sie nicht die wissen was los war wenn wir die Legokiste hier unten haben. Dann bekommen wir beide Ärger.“
„Scheiße. Was wollen wir denn dann Spielen?“

„Eins haste doch noch behalten dürfen.“
„Ja, es ist da hinten. Das alte Ding ist doch scheiße.“
„Na ja entweder das oder keins.“
„Papier – Stein – Schere?“
„Gut ok.“
Matthias fing an nach zu denken, wie ging das eigentlich noch? 1-2-3 und dann die Hand ausstrecken. Gut das war ja der einfache nur was gewann gegen was? Na ja sie setzten sich gemeinsam auf Marcels Bett und begann zu spielen. Nach ein paar Runden hatte er es endlich auch wieder raus. Leider etwas schmerzlich weil er mit drei Punkten im Rückstand war. Am Anfang saßen beide noch recht steif neben einander. Mit der Zeit aber lockerte sich das und Matthias hatte sich nun im Schneidersitz gesetzt. Irgendwann allerdings verflog die Freude etwas und das Spiel wurde nun langweilig. Also wurde wieder überlegt was man nun machen konnte. Aus Marcel sprudelten die Ideen nur so raus. Leider waren die meisten mit mehr als zwei Spielern zu spielen und mit den anderen konnte man nicht in einem kleinen Zimmer spielen. Matthias wunderte sich wie viele Spiele er doch in den letzten Jahren vergessen hatte. Besser gesagt Jahrzehnte. Wie schön war es doch als Kind gewesen!

Matthias reichte es bald, immer wieder musste er Marcel enttäuschen weil irgendwas an seinem Plan nicht machbar war. Er Stand einfach auf und ging zum Regal. Marcel machte ein missmutiges Gesicht als Matthias mit der Schachtel zurück kam.
„Nun Komm so schlimm ist es doch auch wieder nicht.“
„Na ja hast ja recht.“
Matthias packte die Schachtel aus. Als erstes las er sich die Beschreibung durch während Marcel das Spiel auf zu bauen. Das Spiel war nach Matthias Geschmack endlich etwas wo es um Logik ging. Am Ende der ersten Runde kam Horst ins Zimmer und brachte Marcel sein Abendbrot. Matthias packte nun zusammen und ging mit Horst wieder nach unten. In der Tür schaute er noch mal zurück in Marcels Gesicht. Die nun tiefer stehende Sonne spiegelte sich in einer Träne. Es war das erste mal wo Matthias so eine Verlassenheit bei Marcel spürte. Die Wut die bisher immer im Vordergrund stand war wie weggeblasen. Ihn so da stehen zu sehen war schlimmer wie gestern Abend, als er geweint hatte. Lag wohl auch daran das er heute ihm näher gekommen war.

Horst hatte seinen Blick kommentarlos aufgefangen. Erst als sie unten am Tisch saßen wurden wieder geredet.
„Mama wie lange wird er noch alleine Essen müssen?“
„Adriane er hat sich heute schon wieder etwas geleistet und das werde ich auf keine Fall noch belohnen.“
„Schatz davon hast du mir ja noch nichts erzählt.“
„Wollte ich erst nach dem Essen. Na gut von mir aus kann ich es ja auch jetzt erzählen. Er hat heute Matthias geschlagen.“
„Wie.“
„In der Schule, seine Freunde haben ihn festgehalten und er hat dann zu geschlagen. Ich hab mit ihm noch nicht darüber gesprochen. Allerdings sollten wir das besser noch machen.“
„He Kleiner stimmt das? Hat er wirklich?“
„Ja.“
„Adriane, Matthias hat einen Namen!“
„Sorry. Vielleicht solltet ihr ihn mal mit ner Windel in die Schule schicken. Die Strafe wird er sich bestimmt merken.“
„NEIN.“
„Schatz könntest du bitte nicht so schreien.“
„Tschuldigung. Nur damit das klar ist wir werden nie eine Windel als Strafe einsetzen.“
„Äm Schatz kannst du mir das erklären?“
„Sicher. Was machen wir wenn die Strafe vor bei ist?“
„Hä?“
„Na was machen wir dann mit Matthias für ihn wird dann die Strafe ein Leben lang dauern. Wir würden ihn damit mehr bestrafen als Marcel.“
„Is ok Schatz. Matthias du hast vorhin mit Marcel gespielt stimmt doch oder.“
Matthias nickte.
„Und hat er dich geärgert?“
Matthias schüttelte den Kopf. Anita merkte das Matthias jetzt nicht direkt darüber reden wollte.

„Adriane weißt du schon wie dein Zeugnis wird?“
„Werd schon durchkommen.“
„Und wie sieht es mit Mathe aus?“
„Manchmal frag ich mich ob sie wirklich meine Tochter ist. Von wem hat sie das nur? Schatz selbst du warst nicht so schlecht.“
„Ihre Stärken liegen halt wo anders. Und sag nicht so was, sie ist deine Tochter ganz sicher.“
„Mama muss das denn jetzt sein können wir nicht in den Ferien drüber sprechen?“
„Ich dachte du könntest dich schon jetzt für einen Ferienkurs anmelden. Irgendwie musst du es doch schaffen und sagst ja immer das es nur an deiner Lehrerin liegt.“
„Das stimmt auch die ist einfach zu blöd.“
„Deshalb sollst du dir ja auch jemand anderen suchen der es dir erklärt.“
„Ich?“
„Ja du bist alt genug. Außerdem wenn wir dich da zu verdonnern könnten wir das Geld genau so gut aus dem Fenster werfen.“
„Darf ich es auffangen?“
Anita konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und Horst fing an leise zu lachen.
„Matthias das ist doch nur ein Sprichwort.“
„Ich weiß.“
„Wenn das ein dezenter Hinweis sein soll das du mehr Taschengeld haben willst vergiss es.“
„Ich wollte doch nur auch was sagen.“

Nun entspannte sich die Stimmung sichtlich und das Essen ging weiter. Adriane bedankte sich für die Rettung bei Matthias in dem sie ihn nicht mehr neckte. Nach dem alle gegessen hatten und ab geräumt war holte Matthias den Teller aus dem Kinderzimmer. Matthias bemerkte sofort den fragenden schon richtig bettelnden Blick von Marcel. Mit Sicherheit hatte er mitbekommen das unten gelacht wurde. Aber wie sollte er ihm die Sache erklären? So etwas geht gar nicht vor allem nicht bei einem Kind. Er tat ihm leid. Aber machen konnte er ja auch nichts. Er hob nur entschuldigend die Schultern und ging dann wieder nach unten.

Auf der halben Treppe sah er Horst. Der Ihm denn Teller nun abnahm und wieder nach oben schickte mit einer Botschaft für Marcel.
„Papa hat gesagt du sollst mit in den Garten kommen.“
„Wieso das denn?“
„Keine Ahnung hat er nicht gesagt. Ich glaub aber nicht das er wütend ist.“
„Na gut ich komm.“
Sie gingen beide nach unten in den Garten. auf dem Flur verhielt sich Marcel als wenn er ein Einbrecher wäre. immer umschauend ob jemand kommt und vor allem sehr leise. Im Garten saß Horst gemütlich auf der Bank und lies sich sein Bier schmecken.

„He ihr könnt euch ruhig setzen. Hier sind noch zwei Plätze frei.“
Marcel setzte sich auf die rechte und Matthias auf die linke Seite.
„Will einer von euch auch ein Bier?“
„Igitt so was schmeckt doch nicht.“
„Hast du ein dunkles da? Das helle is nicht mein Fall.“
„Matthias! Sag bloß sie haben dich Alkohol trinken lassen! Was hast du alles schon getrunken?“
„Ähm ne nichts weiter.“
„Matthias du lügst mich an!“
„Horst ich kann es dir nicht sagen. Anita hat mir versprochen das ihr mich nicht weiter fragt.“
„Ja das hatte ich allerdings unter der Bedingung das du uns nicht anlügst. Ich möchte das du uns die Frage nachher noch beantwortest. Jetzt gibt es glaub ich wichtigeres.“
„Genau. Marcel wir wissen was du Heute in der Schule getrieben hast. Das wir darüber sehr traurig sind kannst du dir bestimmt denken. Na ja immerhin habt ihr heute schon einmal mit einander gespielt. Es gibt also noch Hoffnung das du dich wirklich ändern willst.“
„Also dieses Wochenende werden wir zu Oma fahren. Ja Marcel ich weiß das das dich das freut.“
„Wir sind noch am überlegen ob du mit kommen sollst. Auf der anderen Seite müsste so keiner hier bleiben um auf dich auf zu passen.“
„Wir werden das jetzt nicht direkt entscheiden mal sehen wie sich die Sache entwickelt. Ok ich denke du kannst jetzt wieder nach oben gehen und mach nicht so lange, morgen ist wieder Schule.“

Marcel stapfte missmutig wieder ins Haus und Anita setzte sich an Matthias Seite.
„Jetzt erzähl doch mal bitte was du alles schon getrunken hasst.“
„Und sei bitte ehrlich. Du weißt was unsere Abmachung war?“
„Wenn ich es nicht sagen will?“
„Dann können wir nichts machen außer traurig sein.“
„Anita bitte.“
„Na ja ich dachte wir sind wirklich schon einen Schritt weiter. War wohl eine Fehler meinerseits.“
45. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 05.12.16 17:47

Tja das alte Dilemma, Erwachsener Geist im Kindlichen Körper und er kann Horst und Anita nicht die Wahrheit sagen, das er in Wirklichkeit sehr viel Älter ist und nur durch einen Unfall verjüngt wurde.
Auch schön wie der Erwachsene Mathias dann doch Mitleid mit Marcel hat und die Rachegedanken beiseite schiebt.
Scheint er hat in der Schule schon einen Freund gefunden.
46. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 05.12.16 21:48

20
Matthias wusste nicht warum aber er kuschelte sich nun wieder an sie. So wie früher. Sie nahm ihn in den Arm und strich im über den Kopf. Er schaute nach oben in ihr Gesicht. Es strahlte neben Liebe und Güte auch Enttäuschung und Frust aus. Sie schaffte es das er sein Gesicht schuldbewusst ab wand.
„Anita.“
„Schatz du brauchst nicht weiter zu erzählen. Wenn du so anfängst.“
„Wie?“
„Na mit Anita.“
„Ach so Tschuldige.“
„Brauchst du nicht ich dachte hallt das du schon so weit bist. Na ja wir haben halt nicht die Erfahrung mit so alten Pflegekindern.“

Das war wie ein Stich in Matthias Herz. Er rang mit sich. Er wollte nicht das sie enttäuscht wird vor allem nicht von ihm aber konnte er wirklich weitere Sachen aus seiner Vergangenheit preisgeben. Als ihm die erste Träne über das Gesicht rollte nahm sie ihn hoch und setzte ihn auf seinen Schoß. An ihre Brust gedrückt konnte er nicht mehr.

„Angefangen habe ich mit Bier, Wein, dann halt noch Pfeffi, Baileys, Wodka, noch Malteser am besten war aber Tequila. Na ja guter Tequila halt.“
„Um Gottes willen was haben sie denn mit dir gemacht?“
„Waren das deine Eltern?“
Kopf schütteln.
„Hast du es freiwillig getrunken?“
„Ja.“
„Und hat es geschmeckt?“
„Mal so mal so.“
„Wie war das noch Tequila schmeckt am besten.“
„Aber nur der Beste.“
„Ah ein Feinschmecker beim Bier wolltest du nur Dunkles nicht war?“
„Ja.“
„Noch irgendwelche Vorlieben?“
„Beim Rotwein trockene mit wenig Säure.“
„Warum hab ich nur gefragt? Eins ist wohl klar, so lange wie wir was zu sagen haben bekommst du keinen Tropfen.“
„Da muss ich ihm Recht geben. Ich denke mal dass das kein Problem ist.“
„Is Ok hab ich mir eh schon gedacht. Seit bitte nicht böse auf mich.“
„Du gibst uns immer mehr Rätsel auf. Aber na ja es ist zeit fürs Bett.“
„Muss ich wirklich schon?“
„Ja. So wie du jetzt in meinem Arm liegst, kann ich gar nicht glauben das du schon acht bist. Eher sechs, oder vier, na ja vielleicht sogar drei und so kleine Buben müssen nun mal früh ins Bettchen. Wenn du willst wickele ich dich noch zuvor.“
„Ich bin nicht klein.“
„Is Ok. Los komm ab ins Bett.“

Matthias stand nun auf und ging mit hängendem Kopf zur Tür.
„Hast du nicht was vergessen?“
„Was?“
„Na uns gute Nacht zu sagen.“
„Tschuldigung gute Nacht Hor... äh Papa gute Nacht Mama. Kommst du gleich mit?“
„Wieso mitkommen?“
„Du hast es gerade versprochen.“
Matthias schielte mit einem gespieltem Schmollmund zu den beiden. Horst konnte nun nicht mehr an sich halten und musste laut los lachen. Anita schüttelte nur den Kopf. Beim hochgehen nahm sie ihn an die Hand damit es auch so richtig kindisch aus sah. Irgendwie schien ihr dieses Spiel zu gefallen.

Matthias dachte das es so wird wie die letzten male aber weit gefehlt. Anita war noch etwas in ärger Laune und so wickelte sie ihn wie beim ersten mal im Krankenhaus. Also ganz genau wie bei einem Baby. Marcel schaute von seinem Bett aus zu und ihm klappte sprichwörtlich der Kiefer runter.
„Na Schatz willst du auch eine? Matthias gibt dir bestimmt eine ab.“
„Bitte nicht ich bin kein Baby.“
„Ich auch nicht.“
„Na ja so wie du gerade hier liegst. Ach ja keine Panik Marcel wir werden dich nie zwingen eine Windel an zu ziehen.“
„Danke.“
„So fertig Großer, ab unter die Decke. Marcel du weißt das Matthias nichts dafür kann. Es wäre also nette wenn du ihn nicht deswegen aufziehst. Und du lässt ihn wegen dem Stubenarrest in Frieden. Klar?“

Beide nickten. Anita gab Matthias noch einen Kuss auf die Stirn und setzte sich dann an Marcels Bett.
„So ich Hoffe du träumst was schönes.“
„Muss ich noch lange hier oben bleiben? Ich bin ab jetzt auch wirklich Brav.“
„Nach dem was du dir heute geleistet hast?! Ne mein Großer wir wollen uns sicher sein das du es ernst meinst. Papa und ich haben dich lieb, auch wenn du es jetzt nicht glaubst es ist nur zu deinem besten.“
Marcel verzog sein Gesicht, traute sich aber nicht etwas zu sagen. Nach dem er auch noch einen Kuss bekommen hatte, ging Anita nach draußen und machte das Licht aus.
„Sie sind gemein.“
„Selber schuld.“
„Gar nicht.“
„Gute Nacht.“
„Nacht Baby“
„Du lernst es nie.“

Bevor weitere dumme Bemerkungen noch folgen drehte sich Matthias um und versuchte zu schlafen. Dies war nicht gerade leicht da ihm so einiges durch den Kopf ging. Er hat sich freiwillig von Anita wickeln lassen und dann auch noch vor Marcel. Auch lag er an ihrer Brust und genoss die Wärme. In ihm waren eine menge Gefühle die sich jetzt überschlugen. Er merkte immer mehr das sein Leben nicht von ihm gelenkt wurde. Na ja das andere ihm jetzt sagen was er zu tun hat war ja schon lange klar aber selbst seine Gefühle und sein Verstand wollten nicht mehr auf ihn hören. Es war ernüchternd. Immer wieder ertappte er sich dabei wie er sich schuldig fühlte. Sie gaben ihm so viel Liebe und er konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. So sehr er es auch wollte.

Beim Frühstück sah Anita diesmal besser aus als gestern. Auch war Marcel etwas lockerer na ja geknickt sah er immer noch aus. Lag wohl auch daran das er nicht unbedingt zur Schule wollte. Jetzt wo sein Freund vom Stubenarrest wusste. Na ja Matthias lies er jedenfalls in Frieden. Anita brachte die beiden wie gestern zur Schule. Diesmal gab es einen Unterschied. Horst hatte gestern Abend noch Matthias Sitz umgebaut so das er jetzt sich mit dem normalen Dreipunktgurt festschnallen konnte. Endlich brauchte er keine Hilfe mehr. Marcel schaute in Gedanken aus dem Fenster. Mann merkte ihm an wie schlecht es ihm ging. Matthias konnte sich vorstellen wie er sich fühlte. Diese Ungewissheit was ihn heute erwartete hatte Matthias ja fasst jeden Tag gehabt. Als Anita vor der Schule an hielt drehte sie sich zu den beiden um.

„So ihr beiden, ich erwarte das ihr euch Heute vertragen werdet. Gestern Abend hat es ja auch geklappt. Marcel du sorgst dafür das deine Freunde ihn in Frieden lassen. Oder willst du überhaupt keine Spielzeug mehr haben?“
„Doch möchte ich.“
„Na also, dann ab ihr beiden und seit brav.“
„Tschau Mama.“
„Tschau Anita.“
„Matthias!!!“
„Sorry, Tschau „Mama“.“
Beide schnappten sich ihre Schulranzen und gingen über die Straße.
„Mist da ist schon Franz. Er hat es bestimmt schon allen erzählt.“
„Na ja da musste jetzt durch ob du willst oder nicht. Was meinst du wird es heute sehr heiß werden?“
„Keine Ahnung. Wie kommste denn da darauf?“
„Ach nur so. Würde gerne mal wieder Baden gehen.“
„Na herrlich ich sitze zu Hause und schwitze wie ein Bär und du hast dein Spaß. Na ja die lassen dich mit der Windel eh nicht ins Wasser.“
„Schiet daran hab ich gar nicht gedacht. Na ja wir sehen uns nach der Schule. Viel Glück.“
„Ok Danke.“

Hatte er sich verhört oder war das ein Danke? Nein er hatte sich nicht verhört. Mal sehen was der Tag noch so mit sich bringt. Marcel ging direkt an seinen Freunden vorbei ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Im inneren ging jeder wieder in seine Klasse und so wusste Matthias auch nicht was Marcel so alles durch machen musste. Matthias setzte sich an seinen Tisch und packte aus. Heute gab es als erste Stunde wieder Mathe. Der Vormittag verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Aber eben nur bis zur großen Pause.

Matthias ging gemeinsam mit Jonas auf den Hof und sie suchten sich eine ruhige Ecke. Na ja Matthias befolgte immer noch den Rat von Anita. Eine Ecke zu nehmen die von den Lehrern gut eingesehen werden konnte. Matthias schaute sich um. Wo war Marcel abgeblieben? Wie ist es ihm ergangen? Hat er noch seine Freunde? Vor allem aber, werden sie ihn heute wieder ärgern? Bald sah er die drei sie standen etwas abseits direkt im Schatten einer Eiche. Na ja fasst alle hatten sich ein schattiges Plätzchen gesucht. Bei der Sonne ja nach vollziehbar. Die Drei unterhielten sich. Über was war Matthias klar als Franz auf Marcel zeigte. Sein neuer Bruder saß unter dem Dach am Eingang. Marcels Blick sagte eigentlich schon alles. Sie mussten im ziemlich zugesetzt haben. Matthias rang mit sich sollte er zu ihm gehen? Diese Frage war sehr bald nicht mehr wichtig. Das Trio hatte ihn gesehen und watschelte nun zu Matthias in die Ecke. Dabei schauten sie immer wieder nach oben und suchten die Fenster ab. Na ja nach gestern war diese Vorsicht wohl gesünder.

„He verschwinde. Wir müssen mal mit dem Baby alleine sein.“
Jonas schwankte ob er wirklich gehen soll oder nicht. Matthias freute sich innerlich das er endlich eine Art Freund hatte. Da er aber nichts mit der Sache zu tun hat wäre es unfair wenn er auch dresche bekommt. Matthias nickte Jonas zu damit er sich in Sicherheit bringt. Insgeheim hoffte Matthias er zu den Lehrern geht und Hilfe holt.
„Stimmt das was Franz sagt? Marcel hat Hausarrest?“
„Ähm ... eigentlich nicht.“
„Hä du hast es doch gestern gesagt.“
„Das Haus ist nur falsch. Er hat Stubenarrest.“
„Sag mal wie haste denn das geschafft?“
„Gar nicht. Er war es selber. Jetzt sagt erst mal was ihr mit ihm gemacht habt.“
„He das Baby ist neugierig.“
„Erzählt was ihr wollt und dann verschwindet.“
„Hast wohl lange keine Schmerzen gehabt?“
Matthias bekam jetzt einen Lachanfall.
„Bist du verrückt oder was?“
„Ne ne ich hab mir nur vorgestellt was du mir für Schmerzen machen willst.“
„Da lachst du? Hasst wohl noch nie richtig Schmerzen gehabt?“
„Ganz im Gegenteil. Ich kenne welche gegen die seit ihr kleine Engel. Ihr seit zwar mehr und stärker als ich aber wenn ich die Wahl habe zwischen euch und denen dann seit ihr mir lieber.“

Die Drei wussten nicht mehr was sie sagen sollten auch hatte ursprünglich keiner mehr Lust ihn zu verprügeln.
„Ach ja bevor ich es vergesse. Lasst Marcel in Frieden!“
Er schaute jedem eindringlich in die Augen und das mit einem Blick der ohne Zweifel töten könnte. Sie ließen ihn gehen. Er hatte es geschafft. Sie wussten nicht wo sie ihn einordnen sollten. Ihre Opfer fürchteten sich immer vor ihnen nur er nicht. Er war anders er strahlte etwas unantastbares aus. Matthias war nicht immer so nein es hatte erst seit gestern angefangen und nur er wusste wer daran schuld war. Seine neuen Eltern. Sie hatten ihn lieb und sie zeigten es ihm. Diese glücklichen Momente konnte kein Schuft der Welt zerstören. Na ja seine Vergangenheit hätte es doch schaffen können. Hoffentlich bleibt sie für immer verborgen.
47. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 09.12.16 20:06

21
In Gedanken versunken schlenderte Matthias zum Eingang.
„He wie haste das denn hinbekommen?“
„Was? Wie? Ach Jonas du bist es.“
„Komm sag schon wieso haben die dich in Frieden gelassen?“
„Ach nichts weiter hab denen nur klar gemacht das es nichts bringen wird.“
„Versteh ich nicht. Na ja mich lassen sie wegen meinem Vater in Frieden.“
„Wieso?“
„Er ist bei der Polizei. Als sie angefangen haben mich zu ärgern hat er ihre Eltern besucht. In Uniform natürlich.“
„Ach so.“

Sie hatten beide Marcel erreicht Matthias setzte sich neben ihn während Jonas den Mund verzog und weiter ging.
„War es schlimm?“
„Was ach du bist es.“
„Na sag schon. War´s schlimm?“
„Ging so. Ham die ganze Zeit gelacht. Na ja das wars dann wohl.“
„Vielleicht sind sie halt doch nicht die richtigen für dich.“
„Ach halt die klappe.“
„Dann mach doch was du willst. Wir treffen uns dann vor der Schule.“
Marcel grummelte etwas in seinen nicht vorhandenen Bart und Matthias ging wieder zu Jonas.

„Was gibst´e dich eigentlich mit dem ab?“
„Marcel? Er ist doch quasi mein Bruder.“
„Oh Gott. Bei dem als Bruder würde ich weglaufen.“
„So schlimm is er nun auch wieder nicht. Na ja jetzt zumindest.“
„Du kennst ihn nicht. Mein Vater und seine Mutter sind gute Freunde. Er hatte mich immer mitgeschleppt wenn er sie besucht hat. Früher war er noch ok jetzt ist er nur noch ein Arschloch.“
„Na ja vielleicht wird es ja jetzt besser.“
„Wieso?“
„Horst und Anita sind ziemlich sauer auf ihn.“
„Wer ist denn Horst?“
„Ach ja. Unser Papa.“
„Du nennst sie beim Vornamen?“
„Sind doch nicht meine richtigen Eltern.“
„Ach ja du wolltest noch erzählen was mit deinen richtigen Eltern ist. Haben sie dich rausgeschmissen?“
„Ne ne. Ich weiß nicht wer meine richtigen Eltern sind. Bin vor nem Monat einfach im Krankenhaus aufgewacht. Ich kann dir nichts über sie erzählen.“
„Is ja blöd.“
„Na ja ist ok kann ja eh nichts gegen machen. Los komm gehen wir rein. Drin is es kälter.“

Marcel war als einer der ersten drinnen verschwunden. Irgendwie interessierte es Matthias jetzt überhaupt nicht was mit Marcel los ist. Die folgende Stunde Deutsch machte ihm mehr sorgen. Es ist einfach nicht sein Fach. Am ende des Tages war er fertig einerseits wegen dem Wetter und als zweites hatte ihm Deutsch wieder sehr zugesetzt. Diktate sind nun wirklich nicht sein Fall. Matthias setzte sich draußen auf einen Stein und wartete auf Marcel. Der kam mit hängendem Kopf angeschlichen. Seine Kumpels hatten sich schon vorher aus dem Staub gemacht. Sie schauten sich kurz an und machten sich wortlos auf den Weg. Auf halbem weg wartet Franz an einem Baum.

„So jetzt biste fällig. Hier gibt es keine Lehrer die den kleinen beschützen können.“
Autsch der erste schlag in den Magen sass perfekt.
„Lass ihn in Frieden.“
„Spinnst du? Wegen ihm hast du Hausarrest. Ich weiß immer noch nicht wie er das geschafft hat. Du brauchst ihn nur fest zu halten den Rest mache ich.“
„Marcel du weißt was Mama gesagt hat?“
„Klar weiß ich das.“
„Hört auf so zu reden. Ich verstehe dann immer nichts.“
„Das ist gewollt.“
„Baby halt endlich die klappe sonst stopfe ich sie dir. Marcel halt ihn endlich fest.“
„Nein lass uns endlich in ruhe.“
„He wir sind doch Freunde also hab dich nicht so.“
„Warum hast du dann allen erzählt das ich Hausarrest hab? Und mich damit geärgert?“
„Komm der wird doch vorbei gehen. Hab dich mal nicht so.“
„Lass mich in Frieden. Matthias komm gehen wir.“

Franz holte zum nächsten schlag aus. Doch diesmal war Matthias vorbereitet. Wie war das noch wenn du nicht willst das dich einer Haut dann sei nicht da wo er hin schlägt. Matthias wich dem schlag gekonnt aus und lies Franz ins leere laufen. Natürlich nicht bevor er ihm noch ein Bein gestellt hatte. Franz klatschte elegant mit rudernden Armen auf den staubigen Boden. Marcel schaute erst verdutzt was allmählich in ein schmunzeln über ging.
„Marcel können wir gehen, oder hast du noch etwas mit ihm zu klären?“
„Ne wir gehen.“
sie ließen ihn auf dem Boden liegen und verschwanden um die nächste Ecke.

„Tut dein Bauch schlimm weh?“
„Geht so. Allerdings Brauch ich dringend ne frische Windel. Der Depp hat meine Blasse getroffen.“
„Wirste davon Mama erzählen?“
„Wovon?“
„Na von Franz. Sie hatte doch gesagt das ich auf dich aufpassen soll.“
Matthias musste etwas schmunzeln so wie es aussieht hat Marcel einen Großenbruderinstinkt. Er brauch doch eigentlich nicht auf ihn auf zu passen immerhin ist Matthias drei mal so alt wie Marcel. Marcel verstand das grinsen falsch und war sofort eingeschnappt.
„Keine Bange wenn sie mich fragen werde ich sagen, das du mir geholfen hast. War doch auch so oder?“
„Immerhin hat er dich einmal gehauen.“
„Immerhin haste mich nicht fest gehalten. Komm hören wir auf damit es wird zeit das wir aus der Sonne kommen sonst bin ich durchgebraten.“

Sie brauchten nicht all zu lange bis sie endlich die Haustür hinter sich zu machen konnten. Marcel hatte sich gleich aufs Zimmer verzogen. Während Matthias erst im Bad und dann frisch gewickelt hoch auf den Dachboden verschwand. Dort war es aber wieder ziemlich Heiß so, das er doch bald wieder in die Küche kam um sich etwas zu trinken zu holen. Er dachte mal wieder über Marcel nach. Heute hatten sie ihn in der Schule ziemlich aufgezogen. Auch wenn er so einen Dämpfer mal gebraucht hat war es doch etwas krass. Bei Matthias überwog das Mitleid so schnappte er sich den Eistee und ging hoch zu Marcel. Von Anita bekam er ja immer nur Wasser hin gestellt damit er nicht nach unten musste. Matthias hatte immer noch den drang an zu klopfen bevor er rein ging. Er konnte einfach noch nicht verinnerlichen das es ja sein Zimmer ist und er die selben Rechte hat wie Marcel. Drinnen saß Marcel im Fenster und hatte sein Kuscheltier im arm. Er starte in den Himmel und bemerkte Matthias überhaupt nicht.

„Erde an Marcel.“
„Hä? Was? Wie?“
„Wo warst denn du jetzt? Na ja ich hab Eistee mitgebracht. Willste auch nen Schluck?“
„Na klar. Danke. Denkste nicht das sie Sauer werden.“
„Weswegen?“
„Na ja sie haben mir doch nur Wasser hingestellt.“
„Sie haben dir doch nur verboten runter zu gehen. Und da ich es ja geholt habe hast du doch nichts verbotenes getan.“
„Meinste wirklich.“
„Entweder das oder ich bekommen alleine Ärger. Los trink endlich bevor er warm wird.“

Die zwei spielten nun mit einander. Da die Auswahl immer noch begrenzt war wiederholte sich der gestrige Nachmittag nun noch einmal. Allerdings kamen sie immer besser mit einander klar. Sie konnten öfters miteinander lachen. Marcel fing an über sein bisheriges Leben zu erzählen. Natürlich als erstes die Streiche die er bisher den anderen gespielt hatte. Matthias hörte genau zu um sich die wichtigsten Sachen zu merken. Marcel gab ihm ja dadurch eine Unmenge an Munition in die Hand. So wie er mit seinen Gemeinheiten prallte gefiel es ihm richtig andere zu ärgern. Er wusste, das er nun etwas pädagogische wertvolles sagen sollte. Um Marcel irgendwie auf den Pfad der Tugend wieder zurück zu führen. Leider viel ihm nichts ein was er als 8 Jähriger hätte sagen können. Da er Marcels Begeisterung nicht teilte und ab und zu etwas murrte ging dem Kleinen nun doch ein Licht auf. Mann sah, das in seinem Kopf etwas arbeitete und er sich ab und zu etwas schuldig fühlte.

Bald kam Anita nach Hause und verschwand dann auch kurz wieder. Als sie wieder da war kam sie kurz nach oben um nach den Kleinen zu schauen.
„Na ihr zwei wie war die Schule?“
„Ging so.“
„Wie immer. Na ja fast.“
„Haben sie dich wieder geärgert?“
„Nein nein diesmal war er mehr dran.“
„War es sehr schlimm Marcel?“
„Ja. Ich dachte immer Franz ist mein Freund.“
„Leider ist das nicht immer einfach die richtigen von den falschen zu unterscheiden.“
„Er hat nach der Schule Matthias gehauen. Ich hab ihm gesagt das er es nicht machen soll er hat einfach nicht auf mich gehört.“
„Matthias wo hat er dich gehauen?“
„In den Bauch.“
„Schlimm?“
„Na ja hat schon ein bissel weh getan. Schlimmer war das mit meiner Windel die wäre fast übergelaufen.“
„Was hat das jetzt damit zu tun?“
„Na ja der Doc hatte mir doch gezeigt wie ich meine Blasse ausdrücken kann wenn ich mal auf dem Klo bin. Na ja er hat halt an die gleiche stelle getroffen.“
„Ich hoffe ihr schwindelt mich jetzt nicht an. He was sehe ich denn da. Wieso ist der Eistee hier oben? Marcel?“
„Er war es nicht, ich hab es mitgebracht. Er hat doch sonst nur Wasser. Sei bitte nicht böse auf mich. Ihr hattet ihm doch nur Stubenarrest geben und nicht trocken Brot und Wasser.“
„Du bist mir einer. Na ja irgendwo haste ja auch recht. Und Marcel hat wirklich nicht euer Zimmer verlassen?“
Beide nickten.
48. RE: Labor 22

geschrieben von babywerni am 12.12.16 20:17

so hier der nächste teil meiner Geschichte

22
„Na dann wollen wir mal zur tat schreiten. Kommt ihr mit?“
Anita stand aus der Hocke wieder auf und lächelte. Die zwei kleinen schauten etwas verdutzt sich an.
„Wollt ihr kein Spielzeug? Immerhin könnt ihr beide euch eins raus suchen.“
Marcel war als erstes an der Tür fast wie ein Blitz. Na ja das lag wahrscheinlich daran das Matthias noch immer schwach war. So große Erfolge wie am Anfang seiner Genesung gab es nun nicht mehr. Lange Strecken konnte er nicht ohne die entsprechenden Pausen schaffen. Auf jeden Fall gingen sie nun zu tritt auf den Dachboden. Bei Marcel konnte man die Erwartung richtig spüren. Oben angekommen war diese drückende Schwüle immer noch ob wohl zwei Belüftungslöcher für Frischluft sorgten. Marcel rannte gleich zu den Kartons. Einer stand etwas daneben und genau der zog Marcel magisch an.

„Ich nehm das Lego.“
„Ähm tut mir leid mein kleiner dieser Karton ist schon vergeben. Dort ist alles drin was Matthias gehört.“
„Ich wollte aber das Lego haben. Er hat sich das beste raus gesucht. Das is gemein.“
„Wie gemein warst du denn eigentlich zu ihm?“
„Von mir aus kann er den Gameboy haben spiele eh nicht so gerne damit.“
„Las mal Matthias er muss lernen zu teilen. Auch wenn das weh tut. Schatz wenn du lieb zu ihm bist denke ich das du mit seinem Spielzeug spielen darfst. Immerhin spielt ihr jetzt auch schon zusammen. Such dir doch etwas von den anderen aus.“
„Heißt das ich darf jetzt mein Spielzeug mit nach unten nehmen? Hier oben ist es einfach zu warm.“
„Na gut aber nur das was bisher dir ist. Sollte Marcel ärger machen kannst du in der Stube spielen ok.“
Marcel schaute etwas betrübt. Er merkte, das es noch lange nicht ausgestanden ist. So ergab er sich seinem Schicksal und fing nun an in den anderen Kisten zu wühlen. Nach längerem suchen hatte er auch etwas gefunden. Jetzt durfte Matthias ran an die Kisten. Er suchte fast doppelt so lange wie Marcel aber so richtig konnte er sich für nichts begeistern. Zuletzt kramte er bei den Büchern rum und fand ein riesiges Märchenbuch. Da er ja noch etwas schwach war musste er sich abmühen um das Buch heraus zu ziehen. Er betrachtete es erst einmal. Außen hatte es einen Ledereinband mit goldenen Buchstaben. Man sah, das es schon sehr alt sein musste. Er klappte es auf und fragte sich wie alt es wirklich ist. Auf der ersten Seite stand nur „Gesammelte Märchen“, aber in altdeutscher Schrift. Wie lange hatte er so etwas schon nicht mehr gesehen. Na ja sein Vater hatte so einige Raritäten im Regal stehen. Aber die wird er wohl nie wieder sehen.

„Ich glaube nicht das du dies lesen kannst.“
Anita hatte ihn aus seinen Gedanken gerissen und schaute nun sehr verdutzt.
„Ich will dich damit nicht ärgern nur das ist Altdeutsch sehr schwer zu lesen vor allem wo du doch eh so deine Probleme hast.“
„Ich weiß ja. Marcel kannst du das lesen?“
„Das ne das hat früher immer Papa oder Mama vorgelesen.“
„Ganz früher auch deine Ticktack Oma. Als du noch klein warst.“
„Weiß ich gar nicht mehr.“
„Anita kannst du es noch lesen? Tschuldigung Mama.“
„Sicher kann ich das noch. Willst wohl was vorgelesen bekommen? ... Du bist wirklich sicher das du schon acht bist? So wie du mit den Augen bettelst bist vielleicht gerade mal fünf.“
„Bin nicht Klein.“
„Kein Problem. Sie gibt es aber erst vorm ins Bett gehen und auch nur eine einzige pro Abend. Klar?“
„Jep.“
„Darf ich da auch zu hören?“
„Ok wir machen das so wie früher wer brav ist bekommt eine Geschichte vorgelesen und wer böse war muss ohne ins Bett. Wenn ihr einverstanden seit dann Hand drauf.“

Anita hielt ihre offene Hand zwischen die beiden und einer nach den anderem legten seine Hand darauf. Sie schickte nun beide nach unten. Immerhin hatte sie noch den Haushalt zu schmeißen und Marcel Stubenarrest. Unten angekommen spielte Marcel schlagartig nur noch mit sich alleine. Er hatte ja endlich ein brauchbares Spielzeug gefunden. Er war deshalb nicht direkt fies und gemein geworden. Nein er beschäftigte sich so intensiv mit sich selbst das er alles andere rund herum vergaß. Matthias hingegen hatte ja nur das Buch mit nach unten genommen und wollte weiter mit einander spielen. Nach dem dritten versuch sich bemerkbar zu machen nahm er das Buch und schmiss es mit aller Wucht auf den Schreibtisch. Dann ging er schnurstracks aus dem Zimmer. Marcel bemerkte was los war und rannte hinterher. Leider direkt in Mamas Arme.

„He was ist denn hier los? Hast du nicht Stubenarrest? Und warum ist Matthias so sauer?“
Marcel hob mit gesenktem Kopf die Schulter.
„Matthias kommst du bitte zurück.“
Der genannte erschien.
„Hatten wir nicht gerade eine Abmachung getroffen. Was ist passiert?“
„Ach nichts. Er will einfach nicht mehr mit mir spielen.“
„Ich hatte schon fast vergessen wie es ist zwei kleine Kinder zu haben. Marcel hast du ihn geärgert?“
„Nein, ich wollte doch nur mal das Ding ausprobieren. Hatte es doch schon so lange nicht mehr gespielt.“
„Schon ok Marcel. Matthias du kannst nicht erwarten das er immer für dich zeit hat. Du kannst doch auch alleine spielen. Der Tag ist doch noch lange nicht vorbei. Marcel du gehst wieder ins Kinderzimmer ok.“

Matthias verschwand wieder auf dem Dachboden. Suchte etwas zusammen und ging dann mit einer großen Tüte in den Garten. Der Schuppen war zum Glück nur mit einem Nummernschloss versehen. So musste Matthias nicht erst fragen ob er hinein darf oder nicht. Wie soll er sich denn je heimisch fühlen wenn er vor jedem Handschlag erst einmal fragen muss. Außerdem hatte Anita auf seine gestrige Streichaktion gut reagiert. Anita hingegen fing an den Haushalt zu schmeißen. Adriane kam auch bald von Marion wieder und wollte sich etwas in die Sonne legen. In einem abgeschiedenen Garten kann man immer hin diese blöden Bikinistreifen vermeiden. Sie hatte sich gerade hingelegt als sie ein leises „Aua“ aus dem Schuppen vernahm. Erschrocken saß sie gerade auf der Liege und bedeckte alles was niemand sehen sollte. Sie schaute sich nach allen Seiten um ob irgendwo ein Gebüsch sich bewegte. Doch Fehlanzeige nur zwei Vögel hockten in der Baumkrone und unterhielten sich, wahrscheinlich übers Wetter. Ein warmer Sommerregen war ja nun schon seit Wochen mehr als überfällig. Na ja sie zog sich ihr Top und ihre Radlerhose erst einmal drüber und suchte nach dem Gemütlichkeitsstörer. Wie erwartet fand sie Matthias.

„He was machst du denn da?“
Jetzt war es an Matthias erschrocken herum zu wirbeln.
„Äm äh ich wollte nur etwas basteln. Oder muss ich erst fragen ob ich hier rein darf?“
„Weiß Mama das du hier drin bist?“
„Glaub nicht. Sie hat nur gesagt ich soll spielen gehen.“
„Na ja denke nicht das es ärger gibt. Musst aber hinterher aufräumen. Ach ja zeig mal was du da eigentlich machst.“
„Ne is ein Geheimnis.“
„Lass mal Kleiner ich habs gesehen. Aber das wirst du doch niemals hinbekommen.“
„Ja ich weiß.“
„Warum willst das überhaupt machen?“
„Horst hat doch bald Geburtstag.“
„Welcher Horst?“
„Ähm Papa.“
„Kannst ihn nicht gleich so nennen! Na ja wenn du es eh nicht hin bekommst dann mach doch gleich etwas anderes.“
„Nein ich will es etwas anders machen. Hier hinten mal ich ein Bild und das hier kommt so ungefähr davor. Unten wollte ich etwas Sand und paar Steine machen. Mit dem Holzleim werden die schon halten. Und hier soll noch ne Schatzkammer kommen Goldfarben hab ich ja auch noch gefunden.“
„Na ja die Idee ist gar nicht mal so schlecht. Musst bloß aufpassen, das er es nicht vorher sieht. Bist du dir sicher das du das rechtzeitig hin bekommst?“
„Denke schon ist ja noch etwas zeit.“
„Blöd is nur das ich mich jetzt nicht mehr sonnen kann.“
„Wieso das? Es regnet doch nicht.“
„Ja ich hasse nur Bikini streifen.“
„Hä?“
„Ich sonne mich gerne nackig. ... grins nicht so die Sache ist ernst.“
„Mich Wickeln ist nicht peinlich aber das ich dich nackig sehe. Irgendwie unfair.“
„Grrr. Wie sieht eigentlich deine Windel aus? Biste Nass?“

Matthias kam gar nicht erst zum antworten da Adriane ihn schnappte und über ihr Knie legte. Die einfachste Art ihm am abhauen zu hindern und dabei seine Windel zu kontrollieren. Natürlich war sie Nass. Na ja sie hätte bestimmt noch bis nach dem Abendbrot durchgehalten doch für Adriane reichte es um im eine neue verpassen zu können. Sie stellte Matthias wieder auf seine Füsse.
„Du bleibst hier und ich hol dir ne neue Windel. Wehe du verschwindest dann kitzele ich dich so durch wie du es noch nie erlebt hast. Na ja wenn ich es mir recht überlege lauf ruhig weg hab schon lange keinen mehr durch gekitzelt.“
„Du bist gemein.“
„Das ist das Vorrecht einer großen Schwester.“

Nach einer Weile kam Adriane wieder zurück in der einen Hand die Windel und in der anderen eine gefüllte Tüte. Sie zog ihn nach draußen auf die die Liege. Matthias fühlte sich sichtlich unwohl so in der Öffentlichkeit. Ok es war kaum von außen ein zu sehen aber von oben oder vom Haus aus schon sehr gut. Matthias hatte sich immer noch nicht so richtig vom Komma erholt so, das ihm einerseits die Kraft fehlte sich zu wehren und auf der anderen Seite sein Gewicht viel zu niedrig für sein Alter war. Das Adriane ihn ärgern wollte war ihm schon klar nur viel gegen machen konnte er ja eh nicht. Also ergab er sich dem Schicksal und überlegte wie er es ihr heimzahlen könnte. Als Adriane fertig war wusste er erst richtig was er ihr überhaupt heim zu zahlen hat. Sie hatte die gesamte Prozedur wie bei einem Baby durchgezogen. Also mit sauber machen, eincremen, an den Beinen anheben und dem obligatorischen Klaps auf den Po. Seine Hose bekam Matthias nicht wieder, mit der Bemerkung das sie so besser sehen konnte ob er wieder nass ist. Mit einem Grinsen von einem Ohr zum anderen erlaubte sie im gnädig das er spielen darf. Sie hingegen zog sich jetzt aus und begann sich zu Sonnen.

Matthias überlegte eine ganze Weile wie er es ihr heimzahlen konnte. In seinem Kopf wuchs eine Idee nach der anderen. Einige waren zu gemein um sie durch zu ziehen andere viel zu lasch. Bald hatte er alles für seine Rache vorbereitet und wartete nur noch darauf, das Anita sie zum Essen ruft. Der ersehnte Moment kam und Adriane richtete sich krebsrot von der Liege auf. Noch ein griff zum Hahn und schon wurde sie von einem nicht gerade sanften Strahl Wasser erwischt. Matthias drehte etwas an der Düse um ihn etwas zu fächern. Aber nur ein bissel, weil weh sollte es ihr ja nicht tun. Die Getroffene lief erst einmal weg und versuchte sich zu verstecken. Nach dem das aber kaum geholfen hatte und sie eh nass war lief sie auf Matthias zu. Adriane hatte es gerade geschafft ihm den Schlauch aus der Hand zu nehme als der Wasserstrahl versiegte. Pitschnass stand sie da und schaute zum anderen Ende der Leitung. Da stand Anita mit einem etwas mürrischem Gesicht.
49. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 13.12.16 23:46

Gute Racheaktion von Matthias. Nur warum ist Anita jetzt etwas mürrisch? Eigentlich ollte sie doch eher belustigt sein da Matthias und Adriane Blödsinn treiben.
Gute Idee das mit dem Schiff. Als versunkenes Schiff macht die Pamir bestimmt was her.
Wie es scheint braucht Marcel noch etwas Zeit um Matthiss zu Akzeptieren. Wenigstens hat er Matthias etwas vor seinen "Freunden" beschützt.
50. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 27.12.16 08:50

hallo alle ich hoffe das alle artigen auch reichlich vom Weihnachtsmann Geschenke bekommen haben. Die andern werden schon wissen warum die Rute besser für sie ist.

leider habe ich keine Ahnung warum ich den Nächten teil nicht Posten kann.
Ab einer gewissen Länge blockiert das Forum vielleicht kann mir das ja jemand erklären.

Gruß Benni
51. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 27.12.16 21:56

Vermutlich ist der nächste Teil etwas zu lang. Mach am besten an einer geeigneten Stelle eine Trennung und mach einfach 23a und 23b draus oder 23.1 und 23.2 .
52. RE: Labor 23

geschrieben von babywerni am 19.01.17 20:04

da ich jetzt weiß wie ich auch wieder längere Teile schreiben kann hier der 23 teil komplett

23
„Ihr braucht das Wasser nicht zu verschwenden.“
„Na warte ich krieg dich.“
Matthias lief weg und dank das er, anders als seine Verfolgerin, Schuhe an hatte war er als erstes bei Anita und versteckte sich.
„Mama er hat mit meine Frisur ruiniert.“
„Sie hat mich zu erst geärgert.“
„Hab ich nicht.“
„Doch. Du hättest mir meine Windel nicht wechseln dürfen. Vor allem nicht so.“
„STOOOOOP. Was ist hier los. Matthias was du getan hast hab ich ja gesehen aber was hat sie jetzt mir dir gemacht? Bitte etwas ausführlich.“
„Sie hat meine Windel gewechselt und wenn ich nicht mitmache dann wollte sie mich durch kitzeln.“
„Seine war wirklich nass.“
„Sie hätte noch ne Weile gehalten. Außerdem brauche ich nicht eingecremt zu werden. Mich wie ein Baby zu behandeln war gemein.“
„Fräulein Schmidt. Er ist kein Baby und auch kein Versuchskaninchen. Normalerweise wäre jetzt eine kleine Strafe fällig. Wie ich sehen, kann Matthias sich aber sehr gut selber wehren. Auch wenn das nun wirklich nicht nett ist und ich das nicht noch einmal sehen will. Adriane du gehst dich erst mal abtrocknen und anziehen dann gibt es Abendbrot. Matthias geh und hol Marcel. He und ihr vertragt euch jetzt nicht das ich noch Strafen verteilen muss.“

Mit einem kopfschütteln ging Anita hinter den beiden ins Haus. Adriane konnte es sich nicht verkneifen Matthias ein paar Tropfen entgegen zu spritzen. Aber mehr wurde da auch nicht daraus die Warnung war ja eindeutig. Marcel saß wieder auf seinem Bett er hatte sich das Märchenbuch genommen und schaute sich die Bilder an. Etwas verlegen schaute er schon als Matthias herein kam. Ein Versuch das Buch zu verstecken wäre ja eh kläglich gescheitert.
„Wir sollen runter kommen, Abendbrot ist fertig.“
„Ich auch?“
„Jep. Stell besser noch das Buch ins Regal nicht das sie nachher noch meckern.“
„Ich weiß ich hätte dich fragen sollen. Bist du sauer?“
„Geht so. Los komm.“

Beim Essen gab es wieder eine Menge Sticheleien von Adriane. Allerdings nur so lange bis Anita es endgültig reichte und ihr androhte wenn noch irgendwas kommt das sie dann auf ihrem Zimmer zu ende essen darf. Marcel hingegen war überglücklich und benahm sich wie ein Musterknabe. Horst hingegen war noch irgendwie mürrisch irgendwas muss in der Firma ihm aufs Gemüt geschlagen haben. Fragen wollte Matthias nun auch nicht da alle anderen ihn auch in Frieden lassen.
„So da wir fertig sind kann Adriane jetzt abräumen.“
Die genannte fing auch gleich damit an. Da der Blick von ihrer Mutter kein Wiederwort zu lies.
„Matthias du hast übrigens ein Paket bekommen.“
„Matthias? Schatz ist es vom Jugendamt?“
„Nein es kommt aus dem Kongo und der Absender ist nur Anne. Das komische ist aber es geht Direkt an Matthias Schmidt. Noch kein Monat bei uns und schon hat er unseren Nachnamen. Woher kennst du diese Anne und warum schreibt sie drauf das nur du es aufmachen darfst?“

In Matthias begannen sich die Gedanken zu überschlagen. Er kannte ja nur eine Anne nur die war jetzt wo ganz anders. Aber es kam ja auch aus dem Kongo hatten sie das Labor jetzt dahin verlegt? Ne das war zu abwegig vielleicht hat sie mal wieder eine ihrer Reisen unternommen. Na ja nur woher wusste sie das er jetzt hier wohnte. Gut sie ist eine Profi Hacker vielleicht hat sie ja mal beim Jugendamt vorbei geschaut. Nur was sollte er jetzt Anita sagen? Er wusste es nicht also musste er die Schulter heben. Wenn er keine Ahnung hat kann er das ja auch zugeben. Anita war nicht direkt begeistert von dem Ergebnis ihrer Frage aber machen konnte sie ja auch nichts. So stellte sie Matthias das Päckchen auf den Tisch.
„Gut wenn drauf steht das nur du es auf machen darfst dann ist das halt so. Wäre aber sehr nett wenn wir mit rein schauen dürfen.“
Das letzte war weniger eine bitte als ein Befehl. Neugierig und mit einer gehörigen Portion schiss machte er sich an dem Päckchen zu schaffen. Am Anfang musste Anita auch gleich helfen da er den Strick einfach nicht aufbekam. Als es endlich offen war, kam ne Menge zerknülltes Papier zum Vorschein. Allerdings war jetzt auch klar das es seine Anne war der ihm das Päckchen geschickt hatte. Da neben Zeitungen aus Afrika auch eine Seite aus Deutschland war. Es war eine mit Todesanzeigen und nicht nur irgend welche nein es war die Seite mit seiner Todesanzeige. Um sicher zu stellen das die anderen das nicht auch noch bemerken schmiss er erst mal alles auf den Boden um an den wirklichen Inhalt heran zu kommen. Es kam eine hölzerne Kiste zum Vorschein. Eine die er schon mal gesehen hatte. Damals bei Anne zu Hause. Sie war reich mit afrikanischen Motiven verziert und war ein Mitbringsel ihres Vaters. Das gut an ihr war sie war zum abschließen und hatte ein Geräumiges Geheimfach. Erst einmal ging es darum den Brief der oben drauf Klebte zu öffnen. Ihn hatte eindeutig ein Kind geschrieben so eine krakelige Schrift schafft wahrscheinlich sonst keiner. Na ja darauf wetten wollte Matthias jetzt auch nicht.
Zitat

Hallo Matthias hier ist Anne
tut mir leid das ich dir im Krankenhaus nicht mehr auf wieder sehen sagen konnte Mama wollte gleich weg. Mir geht es jetzt prima hoffentlich geht es dir auch besser. Ach ja Mama hat irgendwie deine Adresse rausbekommen musste sie nur öfters mal nerven.
Hier unten hatte ich die Kiste gefunden und dachte sie könnte dir gefallen. Hab auch noch ein paar Fotos von mir rein getan bitte lache aber nicht darüber. Vielleicht werde ich dir später mal wieder schreiben unsere Weltreise dauert ja noch etwas.

Tschau.

Im Umschlag lag noch der Schlüssel für den Kasten. Den nun Anita rüber reichte. Nicht ohne gegen Leistung denn sie schnappte sich der weilen den Brief und las ihn durch. Natürlich musste sie das Grinsen anfangen. Na ja Matthias machte sich nun über die Kiste her. Viel war nicht drinnen nur ein Tagebuch allerdings ohne Einträge und vier Bilder. Die Bilder waren alles Kinderbilder von Anne, sie musste damals 10 gewesen sein. Zumindest hat sie das immer erzählt. Einige hatten aber neue Hintergründe. Es sah so aus als wenn Anne sich mal wieder ans Photoshop gesetzt hat und etwas zurecht geschnitten hatte. Na ja sie war halt ein As am Rechner. Hätte sie jetzt noch kochen und waschen können wäre sie die perfekte Frau gewesen. Na ja man kann nicht alles verlangen. Nun kamen natürlich die Kommentare die kommen mussten. Angefangen von „ist sie nicht niedlich“ bis hin zu „Matthias hat ne Freundin“. Das letzte kam natürlich von Marcel nicht ohne einen bösen Blick von Anita dafür zu ernten. Nun musste Marcel wieder hoch ins Kinderzimmer und Anita nahm Matthias mit nach draußen auf die Gartenbank.

„So jetzt erzähl mal von ihr.“
„Was soll ich denn erzählen?“
„Na wie sie ist, was sie gerne hat und so was halt. Lass mich doch nicht dumm sterben.“
„Na ja hab sie schon fast vergessen.“
„Wie kann man denn ein so hübsches Mädchen vergessen?“
„Mama.“
„Ist schon ok. Ich finde es nett, das sie dir das geschickt hat. Willst ihr nicht danke sagen?“
„Na ja schon wie soll ich das denn machen sie ist doch immer wo anders?“
„Ach ja sie hatte was von Weltreise geschrieben. Weisst du wo sie vorher gewohnt hat?“
„Nö hat sie nicht gesagt.“
„Weswegen hat sie eigentlich im Krankenhaus gelegen? Ich meine es ist doch schon komisch das sie gleich nach dem Krankenhaus vereisen.“
„Keine Ahnung kann sein das es irgendwas mit ner Impfung zu tun hatte. Ich weiß es doch auch nicht mehr. Wir haben halt meistens nur miteinander gespielt.“
„Ach so und hast du sie gerne gehabt? Oder weisst du das auch nicht mehr?“
„Doch sie war sehr nett.“
„Dir muss man heute wieder alles aus der Nase ziehen. Mal was anderes erzähl mal genauer was Adriane mit dir angestellt hat.“

„Na ja sie hat mich im Schuppen gefunden. Wir haben dann mit einander geredet und sie hat auf einmal meine Hose runter gezogen und nach meiner Windel geschaut. Danach hat sie ne frische geholt und wenn ich weglaufe wollte sie mich durch kitzeln. Na ja ich dachte das sie nur ne Frische drum macht so wie vorgestern halt.“
„Wie sie hat dich schon einmal gewickelt?“
„Ja Vorgestern. Als du gesagt hast das sie sich darum kümmern soll das ich eine an hab. Nach dem Bad mein ich.“
„Damit meinte ich nicht, das sie dich wickelt. Fräulein wir haben uns zu unterhalten.“
„Anita äh Mama lass sie bitte so schlimm ist es ja eigentlich auch nicht. Nur heute hat sie es so wie du gestern Abend gemacht. Sie hat mir sogar den Arsch eingeschmiert.“
„Das heißt Hintern oder Po klar das andere Wort möchte ich nie wieder hören. Hat sie nur deinen Po eingecremt oder noch mehr?“
„Vorne auch. Und sie hat mich an den Beinen an gehoben.“
„Auch wenn du es nicht willst ich muss mit ihr reden. So etwas kann und darf ich nicht dulden. Keine Bange ich werde sie nicht gleich zusammen stauchen.“

„He ihr zwei ich muss noch etwas arbeiten. Braucht ihr vorher noch etwas?“
„Kannste uns die Rommé Karten bringen?“
„Klar ich sag Adriane bescheit sie will bestimmt auch mitspielen.“
Es dauerte nicht lange bis die genannte mit den Karten da war. Anita wischte noch kurz den Tisch ab und los konnte es gehen. Adriane hatte jetzt nicht mehr viel zu lachen gehabt. Durch ihre Mathe Probleme hatte sie nun das nachsehen und sie verlor sehr schnell die Lust.
„Oh man das ist gemein. Lasst mich doch auch mal gewinnen.“
„Ne meine Kleine wer meint das er erwachsen ist muss durch so etwas durch.“
„Noch bin ich nicht erwachsen.“
„Das weiß ich. Warum behandelst du Matthias so?“
„Was meinst du?“
„Das Spielchen mit dem Wickeln.“
„Er brauchte doch ne Frische.“
„Das ist gut möglich. Er kann das aber sehr gut alleine. Außerdem ist es nicht gerade fein ihn auch noch mit kitzeln zu drohen. Und welche Creme hast du eigentlich für ihn benutzt?“
„Penaten wir hatten sie doch noch oben.“
„Ich glaub es nicht. Fräulein sei vorsichtig was Marcel gerade durchmacht kann dir auch passieren.“
Schluck „Meinst du das ernst?“
„So ernst wie bei Marcel. Noch ist es eine Warnung. Also komm, Spiel weiter. Rommé meine ich.“
53. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 19.01.17 22:55

Arme Adriane, Matheprobleme und Romme spielen ist eine schlechte Kombination.gg
Bin mal gespannt wie lange Anitas Warnung an Adriane wegen ihrem Verhalten gegenüber Mathias anhält. War eine schöne Rache von Mathias an Adriane.
Ob Anna auch durch den gleichen Virus verjüngt wurde wie Mathias?
54. RE: Labor 24

geschrieben von babywerni am 23.01.17 20:17

24
Adriane war ziemlich geknickt. Sie spielte aber tapfer weiter auch wenn ein gewinnen einfach unmöglich war. Als die Sonne dann langsam sich dem Horizont näherte beendeten sie das Spiel. Anita gewann knapp vor Matthias, Adriane war die letzte wie zu erwarten. Matthias ging nun nach oben morgen war ja Schule. Als erstes machte er sich Bettfertig bevor er sich mit Annes Geschenk ins Bett legte. Zur Sicherheit hatte er sich noch eine Taschenlampe mitgenommen. Mann weiß ja nicht was noch zum Vorschein kommt. Marcel hatte sich müde gespielt und lag schon in der Falle. Als erstes schaute er sich die Fotos an. Sie brachten ihm viele Erinnerungen zurück. Als nächstes suchte er nach dem Geheimfach. Anne hatte es ihm doch mal gezeigt. In einer ihrer besten Stunden. Er versuchte sich daran zu erinnern warum ihr Vater ihr das Kästchen geschenkt hatte. Ihm wollte es aber überhaupt nicht einfallen. Na ja endlich hatte er das Schloß gefunden. es machte klack und da war der Spalt. Genau wie er es noch in Erinnerung hatte. Hatte sie ihm wirklich noch eine Nachricht hinterlassen? Er traute sich gar nicht hinein zu schauen. So machte er sie mit geschlossenen Augen auf und tastete nach dem Inhalt. Was war denn das? Er schaute sich verwundert die Geldbündel an. Das ganze Fach war voll mit gebrauchtem Geld und davon nicht gerade wenig. Ganz unten lag zusammengeknüllt ein Brief.
Zitat

Hi Purzelchen

ich hoffe mal das du diesen Brief alleine lesen kannst ohne das irgendeiner mit liest. Wie ich schon gedacht habe hast du nichts vergessen. Danke für dein Lebenszeichen (das Passwort mein ich). mir geht es soweit gut auch wenn nur wenige mit hierher gekommen sind. Keine Panik ich bin hier unten nur im Urlaub so weit versetzen sie eigentlich niemanden. Bevor ich es vergesse das Geld ist für dich ist alles was ich heimlich abzweigen konnte. Ich kann es ja nicht ausgeben dafür werden wir einfach zu gut überwacht. Aber dir geben ist kein Problem übrigens sie sind nicht registriert also keine bange dafür hab ich schon gesorgt. Seh es als Abfindung an für dein etwas anderes ausscheiden aus der Firma. Ich werde weiterhin etwas auf dich aufpassen na ja ein Glück das die im Jugendamt nicht denn allerbesten Admin haben. Mal sehen wie lange der Zugang unentdeckt bleibt. Ich hoffe dir ergeht es gut bei deiner neuen Familie.

Machs gut ich hab dich lieb.

Das wars was er jetzt noch brauchte. Mit Tränen in den Augen verstaute er das Geld. Nur den Brief tat er nicht wieder ins Versteck. Das Kästchen schob er nun unters Bett. Den Brief las er immer wieder durch. Was seine Tränen nicht gerade versiegen lies. So ging das fast anderthalb Stunden bis Anita noch mal vorbei schaute.

"He Großer was ist denn los?"
Matthias versteckte unauffällig den Brief unterm Kopfkissen.
"Hat dich Marcel geärgert?"
Kopfschütteln "Er hat schon geschlafen."
"Tut dir etwas weh?"
Kopfschütteln
"Was ist denn los?"

Anita nahm Matthias in den Arm. Sein jetziger Gemütszustand und diese Liebe von Anita brachten noch mehr Tränen zum Vorschein. Er schlang seine Arme um Anitas Hals und steigerte sich richtig in seinen Weinkrampf hinein. Da sie ihn nicht beruhigen konnte hob sie ihn aus seinem Bett. Marcel musste ja nicht unbedingt aufwachen. Matthias nahm das schon gar nicht mehr war. Für ihn gab es nur noch die Liebe von Anita und sein Schmerz. Es war so weit das erste mal wo Anita ihn mit ins elterliche Schlafzimmer nahm. Sie legte ihn in die Mitte und krabbelte daneben. Sie streichelte ihn weiter und er kuschelte sich an sie. Horst schaute etwas verdutzt als er zu Bett gehen wollte. Da aber bereits schon beide schliefen sagte er besser nichts da zu.

Ein eindringliches Piepen weckte Matthias auf. Als erstes viel ihm das Krankenhaus wieder ein. Obwohl das Piepen hier war anders als das auf der Intensivstation. Vor allem hörte es nach einem Grummeln und einem Schlag auf. Als weiteres bewegte Matthias Kopfkissen sich instinktiv krallte er sich hinein und hielt es fest.
„Kleiner lass mich bitte los ich muss zur Arbeit.“
Matthias machte seine Augen auf. Horst lächelte ihn an und wuselte durch Matthias Haare.
„Tschuldigung.“
„Schon ok. Und gut geschlafen?“
Matthias nickte.
„Dann schlaf noch etwas. Wenn ich fertig bin wecke ich euch.“
Matthias bekam noch Horsts Kissen untergeschoben und dann verschwand er.

„Morgen Schatz ich glaube du musst dich mal um unseren Kleinen kümmern. Er riecht schon etwas. Besser noch bevor Marcel und Adriane aufwachen. Ich werde jetzt zur Arbeit fahren tschau dann.“
„Morgen.“
„Ist es wichtig zu wissen warum Matthias die Nacht bei uns geschlafen hat oder kann das bis heute Abend warten?“
„Er hatte nur einen Weinkrampf. Warum weiß ich auch noch nicht. Werde ihn gleich mal fragen.“
„Ist schon herrlich jetzt Marcel aus dem Alter raus da er öfters bei uns am Bett stand und Matthias fängt damit an. Haben wir denn nie unsere Ruhe?“
„Keine bange in zehn Jahren werden sie bis früh um vier feiern sein.“
„Und dann werden wir von zwei gröllenden halbstarken aus dem Schlaf gerissen. Perfekt, ist Eltern sein nicht schön.“

Horst ging jetzt zur Arbeit und Anita ins Bad. Matthias lies sie erst einmal schlafen, er sah so süß aus wie er sich in das Kissen gekuschelt hatte. Nach dem sie sich selber frisch gemacht hatte ging sie wieder ins Schlafzimmer. Sie kniete sich vors Bett und streichelte über Matthias Wange.
„Morgen Großer. Komm wach auf. Ich möchte gerne deine schönen Augen sehen.“
„Morgen.“
Matthias brauchte eine Weile biss er richtig begriffen hatte wo er lag.
„Wieso bin ich denn hier? Ist das euer Zimmer?“
„Ach stimmt ja, du warst ja noch nie hier. Ja das ist unser Schlafzimmer. Gestern Abend hattest du die ganze Zeit geweint und ich wollte nicht, das du Marcel aufweckst. Weißt du noch warum du so geweint hast?“
Matthias holte sich den gestrigen Abend wieder ins Gedächtnis und wusste auch wieder von dem Brief und dem Geld. Allerdings konnte er das nicht Anita erzählen also schüttelte er nur mit dem Kopf.
„Matthias wir haben doch eine Abmachung das du uns nicht anlügst! Ich sehe dir an der Nasenspitze an das du lügst.“
„Tschuldigung.“
„Also erzähle was los is.“
„Kann ich nicht. Du hattest versprochen das ihr nicht nachbohrt.“
„Ja wenn es etwas mit deiner Vergangenheit zu tun hat. Hier geht es aber um gestern Nacht. Ist es wegen dem Paket?“
Matthias nickte verschämt.
„Ok Hat diese Anne etwas mit deiner Vergangenheit zu tun?“
Matthias rollten die ersten Tränen die Wange hinunter er konnte sich trotzdem ein Nicken abringen. Der drang ihr alles zu beichten wurde größer und größer.
„He komm mal her. Keine bange ich bin ja da.“
Sie nahm Matthias in den Arm und streichelte ihm über den Rücken.
„Ok belassen wir es erst mal dabei. Deine Windel ist jetzt wichtiger. Obwohl ich sehr gerne wissen würde was mit dir wirklich los ist. Was dich so sehr bedrückt?“
„Ich kann es nicht sagen.“
„Willst du es denn mir sagen?“
„Ja aber ich kann es nicht.“
„Warum denn nicht?“
„Es darf keiner wissen sie würden mich finden.“
„Und wenn wir es keinem erzählen?“
„Nein Ihr könnt es nicht verstehen. Ihr werdet mich dann ins Heim stecken.“
„Matthias hast du etwas Schlimmes gemacht? Schau mich bitte an.“
„Nein, ich nicht. Ich hab nur etwas gelogen.“
„Du nicht, aber jemand anderes?“
Nicken.
„Sagst du mir bitte was er schlimmes gemacht hat! Oder war es eine Sie?“
„Ich kann es dir nicht sagen. Bitte frag nicht.“
„He ganz ruhig mein Kleiner. Erst einmal kommst du unter die Dusche. So wie deine Windel riecht ist das bitter nötig.“

So langsam bekam auch Matthias den Geruch in die Nase und er schämte sich fürchterlich. Das erste mal das ihn seine neue Mama mit in ihr Bett genommen hatte und er macht auch noch Groß in die Windel. Instinktiv begann er sich dafür zu entschuldigen. Allerdings lies Anita es gar nicht erst richtig zu das er sich dafür selber hasst.
„He mein Großer wir wussten das so etwas passieren kann und wir haben dich trotzdem hier aufgenommen. Außerdem ist überhaupt nichts Schlimmes passiert. Du bist doch sicher verpackt. Wenn wir uns beeilen dann merken deine Geschwister noch nicht einmal das du einen Unfall hattest.“
Sie half ihm beim aufstehen und kontrollieren erst noch ob die Windel ausgelaufen war. Da dies zum Glück nicht der Fall war liefen sie Hand in Hand ins Badezimmer. Er versuchte seine Tränen zurück zu halten doch so richtig ging es nicht. Immer wieder rollten ihm Tropfen über die Wange. Allerdings schluchzte er nicht mehr dabei was auch schon ein Gewinn war.

Das Szenario was sich jetzt abspielte hätte Matthias sehr gerne aus seinem Gedächtnis gestrichen. Seinen Schlafanzug durfte er ja noch alleine ausziehen doch die Windel übernahm Anita. Selbst zusammengeknüllt konnte man den Inhalt erraten. Nun wurde er in die Wanne gehoben und Anita griff nach dem Duschkopf. Genau als sie die richtige Temperatur gefunden hatte öffnete sich die Tür. Völlig schlaftrunken kam Adriane herein gewankt. Sie nahm erst gar nicht war was ihre Mutter da gerade machte. Nein sie ging nur zum Klo klappte den Deckel hoch und setzte sich. Wie sie nun da saß machte sie auch gleich die Augen zu. Anita konnte sich ein breites Lächeln nicht verkneifen. Na so amüsant das auch aus sah sie musste ja sich erst mal um ihren Dreckspatz kümmern. Also duschte sie Matthias ab und gab ihm seinen Bademantel. Bei soviel Wasserrauschen wachte auch Adriane auf und erschrak richtig. Hätte sie nicht schon gesessen wäre sie wohl umgefallen.
„Ähm was machte ihr den hier?“
„Guten Morgen erst einmal. Matthias musste mal kurz geduscht werden mehr nicht. Du solltest vielleicht erst dich umschauen. Bevor du hier hinein platzt.“
„Sorry hab noch geschlafen.“
„Haben wir bemerkt.“
„Oh man hat er etwa ein geschissen?“
„Fräulein die Drohung von gestern gilt immer noch. Du weißt ganz genau das er nichts dafür kann.“
„Ist ja schon gut.“
„Und du sagt auch Marcel nichts davon. Klar?!“
„Ja mache ich.“
„Wehe wenn nicht.“
„Keine bange ich werde schon nichts erzählen. Bist du denn immer noch sauer wegen gestern?“
„Mehr enttäuscht als sauer.“
„Ich werde es nicht wieder machen, versprochen.“
„Deine Versprechen kenne ich. Wie war das noch mit dem Lernen?“
„Oh man müsst ihr denn immer darauf rumkauen?“
55. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 23.01.17 22:23

Arme Adriane.Eltern können ja so Penetrant sein was das Lernen angeht.
56. RE: Labor 25

geschrieben von babywerni am 03.02.17 20:04

25
Adriane wollte sich das jetzt nicht weiter anhören und verschwand in ihrem Zimmer. Anita wickelte Matthias noch fertig und schickte ihn dann zum anziehen. Der Schultag verlief ohne nennenswerte Vorkommnisse. Na ja zumindest für Matthias, Marcel hatte so ein Paar Probleme mit Franz. Der konnte Marcels Verhalten nicht verstehen. Zur großen Pause setzte sich Matthias neben Marcel was beiden irgendwie neuen Mut machte. Am ende der Pause lächelte Marcel schon wieder auch wenn noch etwas gequält. Zu Jonas hatte Matthias immer mehr Freundschaft geschlossen. Na ja wenn es gut geht hatte er so doch jemanden für die Ferien gefunden. Wer weiß schon wie lange Marcel noch Stubenarest hat und alleine draußen herum zu stromern macht auf die Dauer auch kein Spaß. Insgesamt war das Thema Ferien immer wichtiger geworden. Jeder erzählte wo er mit seinen Eltern hin fahren wird. Matthias konnte da nicht mitreden. Er wusste ja nicht wohin es bei den Schmidts ging und ob sie überhaupt in den Urlaub fuhren.

Vor der Schule verabschiedete sich Matthias von Jonas und wartete auf Marcel.
„Matthias. Komm ich fahre dich nach Hause.“
Der angesprochene schaute sich um wer ihn da gerufen hatte. Neben einem wirklich großem und anscheinend auch nicht billigem Auto stand ein Mann mit Jonas. Er winkte ihm und lächelte dabei. Matthias war sehr verwundert. Wer war das und woher wusste er Matthias Namen? So wie Jonas bei ihm stand musste er ihn kennen wahrscheinlich war er sein Vater. Das erklärte aber immer noch nicht woher er seinen Nahmen wusste. Matthias grübelte was er machen sollte. Er ging erst mal hinüber reden kann ja nicht schaden.
„Hallo.“
„Hi weißt du wo Marcel ist?“
„Er müsste noch drinnen sein.“
„Ok warten wir bis er raus kommt. Ihn soll ich auch gleich mitbringen.“
„Wohin?“
„Zu euch nach Hause natürlich. Ach ja hab ich vergessen. Eure Mutter hat mich angerufen sie möchte mit mir mal reden. Wir haben dabei gleich beschlossen das ich euch von der Schule abhole.“
„Ist was passiert?“
„Keine Angst es ist nichts. Sie möchte einfach mal wieder mit mir reden.“

Matthias traute der Sache nicht so ganz. Ein Gefühl ganz von innen sagte ihm das da etwas nichts stimmt. Er hatte diesen Mann noch nie gesehen und nun sollte er gleich bei ihm einsteigen. Ok er hatte so ein kleines Blaulicht im Auto liegen, also musste er bei der Polizei sein. Durch sein Grübeln bekam er gar nicht mit wie Marcel nach draußen gekommen ist und nun zu ihm kam.
„Tag Marcel.“
„Tag Onkel Reinhard. Matthias können wir los?“
„Marcel du brauchst heute nicht zu laufen ich bring euch heim. Also steigt ein sonst wartet eure Mutter noch und ich bekomme Ärger.“
Matthias hatte sich jetzt etwas beruhigt. Wenn Marcel ihn als Onkel bezeichnet musste er ja ok sein. Onkel Reinhard machte den Kofferraum auf und neben den Sachen die er anscheinend für seine Arbeit brauchte stellten sie ihre Taschen ab. Matthias und Marcel durften sich an die Fenster setzen. Jonas wollte zwar sich nach vorne setzen aber er durfte nicht. Matthias hoffte das er wenigstens hier mal auf den Kindersitz verzichtete wurde, aber Fehlanzeige diese Auto hatte schon welche eingebaut. Mit einem einzigem griff hatte Reinhard zwei Erhöhungen aus dem Polster gezaubert. Eins war sicher dieses Auto hatte ne Menge gekostet.

Auf der Fahrt war allen unwohl. Marcel weil er wohl dachte das es wieder Ärger gibt, Jonas weil er neben Marcel sitzen musste und bei Matthias war es nur so ein Gefühl das da noch etwas Dummes folgen wird. Er konnte sich aber nicht einmal ausmalen in welche Richtung das gehen sollte. Reinhard fuhr sehr gesittet nie zu schnell oder ähnlich. Sehr lange brauchten sie auch nicht und er parkte seinen Schlitten vor der Gartentür. Als sie ausstiegen schaute Anita aus dem Fenster und winkte. Matthias wollte schon hineinrennen als er noch einmal von Reinhard zurückgerufen wurde. Er hatte ja seinen Ranzen vergessen. Marcel musste gleich wieder aufs Zimmer gehen. Wodurch sich Jonas erst entspannte. Die beiden machen nun den Garten unsicher und Matthias erfuhr so noch einige Sachen über Marcel. Zum Beispiel zeigte er das Lieblingsversteck von Marcel. Früher hatte er dort so einiges von Adriane versteckt wenn sie ihn mal wieder geärgert hatte. So einiges fand sich darin wieder allerdings nichts wichtiges eine offene Tüte mit Gummibärchen allerdings alle so hart das man sie nicht mal mit einer Kreissäge klein bekommen hätte. Ein paar Dinge konnte man noch nicht einmal mehr identifizierend. Sie alberten rum und spielten in der Sonne bis es passierte.
„He deine Hose ist ja nass. Du hast dir in die Hose gepinkelt.“
„Scheiße sie ist ausgelaufen. Ich hätte mich doch vorhin frisch wickeln sollen.“
„Ach stimmt ja du hast ja ne Windel an. Sorry das ich gelacht habe.“
„Ich muss erst mal rein. Kannst ja hier draußen auf mich warten.“

Matthias lief nur mit einer frischen Windel und seinem T-Shirt über den Gang zu seinem Zimmer. Seine nasse Hose hatte er gleich in den Wäschekorb getan.
„Matthias warte mal. Du sollst mal in die Küche kommen deine Mama wartet. Ach ja wo ist denn Jonas? Ich wollte jetzt eigentlich mit ihm heimfahren.“
„Ähm Jonas ist draußen und wartet auf mich.“
„Ok dann ab in die Küche mit dir.“
„Ich komme ja gleich will mir nur noch was anziehen.“
„Bei dem Wetter? Jonas rennt zu Hause eh meistens nackig rum. Komm du hast doch genug an.“
Irgendwie hatte er ja recht und so überwand er seine Hemmschwelle und ging so wie er war nach unten.
„Ach bevor ich es vergesse wie lange bist du eigentlich schon tot?“
„Hä?“
„Du hast doch deiner Mama erzählt das du beerdigt wurdest so mit Grab mein ich. Also ist das schon lange her oder erst vor ein paar Wochen? Oder hast du sie angelogen?“
„Ein paar Monate.“
„Und woher weißt du das? Wenn du dabei im Sarg gelegen hast, dann wärst ja ein Geist und so siehste mir nicht aus.“
„Sie hat es mir gesagt und in der Zeitung stand es auch.“
„Deine Mutter?“
„Nein. Du fragst mich aus das ist gemein. Ich geh jetzt zu Mama.“

Reinhard rief ihm noch hinterher das sowas ja seine Arbeit ist er nicht darüber sauer sein soll. Matthias nahm das aber nur noch schwach wahr und verschwand in der Küche. Reinhard holte seinen Jungen. Beide verabschiedeten sich noch wobei Jonas etwas über Matthias Aufzug grinste und dann verschwanden die Gäste.
„Mama warum hast du ihm alles erzählt?“
„He jetzt weine mal nicht gleich. Er kann dir ja vielleicht helfen. Auf jeden Fall wird er sich nur inoffiziell umhören. Das bedeutet das nichts passiert er wird nur mir sagen was er heraus findet dieser Herr Just muss nicht alles erfahren. Oder was meinst du soll er es erfahren?“
„Nein nein er soll gar nicht erst suchen. Bitte es soll es nicht machen.“
„Ach Kleiner er wird den finden der dir das angetan hat und dann wird er bestraft werden. Du brauchst keine Angst zu haben. Er ist gut.“
„Hoffentlich nicht. Sonst bringen die ihn um.“
„He mach mal hier nicht so einen Wind. Er ist bei der Polizei so schnell bringt ihn keiner um.“
„Das is denen doch egal. Bitte ich will nicht das ihm was passiert.“
„Na gut. Ich werde noch mal mit ihm telefonieren. Nun komm hör auf mit Weinen und spiele noch etwas. Halt habt ihr Hausaufgaben?“
„Nein es sind doch bald Ferien.“
„Na gut, dann geh ruhig noch etwas an die frische Luft.“

Matthias ging noch nach draußen allerdings war es so warm das er sich nur in den Schuppen verzog. Er hatte ja noch etwas vor. Irgendwann kam Adriane wieder vorbei um ihn zum Abendessen zu holen. Sie staunte nicht schlecht wie weit er in den letzten Stunden gekommen war. Zwar hatte sie immer noch Zweifel ob er es wirklich schaffen würde immerhin ist Horsts Geburtstag gleich nach dem Ferienanfang. Bei der Gelegenheit präsentierte Matthias ihr seine Liste an Dingen die er noch brauchte. Er wusste ja nicht wo er hier etwas besorgen sollte in dieser Gegend war er früher ja nicht. Das sie ihm erlauben durch die ganze Stadt zu wandern glaubte er ja auch nicht. Sie musste ihm helfen sonst hätte er nur noch Anita fragen können und dann wüssten schon zwei weitere von seinem Vorhaben.
„Und du willst das ich dir das jetzt einkaufe.“
„Ich gehe ja schon selber nur weiß ich doch nicht wo her ich es bekomme.“
„Gut bis auf die drei Sachen bekommst ja bestimmt alles unten im Center. Dafür kenne ich allerdings nur ein Laden und er ist in der Innenstadt.“
„Mist da lässt sie mich bestimmt nicht hin.“
„Alleine, nie und nimmer.“
„Und wenn du mitkommst?“
„Vielleicht aber ich will nicht dein Babysitter sein.“
„Dachte ich mir schon. Wenn du mich ärgern kannst dann ja aber wenn ich dich brauche... na ja Schwestern sind halt so.“
„Willst du dich mit mir anlegen?“
„Ich. ... Niemals.“
„Ok was bekomme ich?“
„Ich hab nichts was ich dir geben kann und mein Taschengeld brauche ich für das ganze Zeug.“
„Du kannst ja mein Zimmer aufräumen... ne besser nicht da geht nur noch was kaputt. Was kannste dann für mich machen?“
„Ok ich mache deine Hausaufgaben wenn du mitkommst.“
„Du Meine Hausaufgaben. Du hast doch gar keine Ahnung.“
„Na ja bei deinen Mathe Noten kann ich nicht viel schlimmer sein.“
„Grrr, ok du machst heute meine Mathe Hausaufgabe und wenn wir wirklich gehen dann darf ich dich wickeln wann wo und wie ich will.“
„Das mit den Windeln ist gemein.“
„Wenn du dich benimmst dann werde ich auch nicht gemein sein. Wenn du rumzigst dann mache ich es mitten auf der Straße. Es hängt also an dir.“
„Wenn du das machst sag ich es Mama.“
„Klar aber ich bin vorher dran. Also überlege es dir.“
„Ich brauch das doch.“
„Wirst eh nicht alles bezahlen können dafür reicht dein bissel Taschengeld nie und nimmer. Bevor du jetzt in Tränen ausbrichst. Ich kann ja mal mit Mama reden vielleicht gibt sie mir ja etwas Geld für dich. Aber dann hältst du auch die Klappe.“

Schweren Herzens akzeptierte er die Bedingungen. Wohl wissend das er ihr damit einen Freibrief ausgehändigt hat. Aber eines ist auch klar wenn sie es übertreibt dann bricht er sein Versprechen und petzt. Beim Essen war Marcel wieder dabei. Glücklich sah er nicht aus. Man merkte das ihm der Stubenarest ziemlich auf die Nerven ging. Ein Lichtblick blieb ihm aber immer noch. Heute durfte er sich auch wieder ein Spielzeug aussuchen und da war ja noch der Besuch bei Oma. Das Spielzeug durften sie sich auch gleich nach dem abgeräumt war holen. Matthias tat es zwar leid das er ihm einen Korb geben musst als er fragte ob sie heute noch etwas spielen. Er hatte ja noch etwas bei Adriane zu erledigen. So ging er, mit einem nicht all zu gutem Gefühl, in die Höhle des Löwen.
57. RE: Labor 26

geschrieben von babywerni am 03.02.17 20:32

so hier ist der nächste teil

26
„He was ist denn? Kannst du nicht anklopfen?“
„Du wolltest doch das ich deine Hausaufgabe mache.“
„Du willst das wirklichen durch ziehen?“
„Los gib her so schlimm kann es doch nicht sein. Du bist in der achten da gab es doch meistens nur Geometrie oder so.“
Adriane begann zu Lächeln und stand auf damit Matthias platz hat.
„Na dann bitte Professor, zeig mir wie es richtig geht.“
Matthias schaute sich in Ruhe die Aufgaben an und grübelte erst einmal wie das damals eigentlich ging. Na ja Geometrie hatte er ja bei seiner Ausbildung nun bis zum umfallen gelernt. Nur die Schule will bestimmt das die Sache etwas einfacher angegangen wird. Auch schaute er sich die Aufgaben die Adriane bisher gelöst hatte an. Er erkannte das hier noch eine Menge zu tun ist. Sie war, um es mal sanft aus zu drücken, grottenschlecht. Na ja um sie nicht zu verletzten legte er ihren Zettel weiter weg. Dabei musste er sich überwinden ihn nicht aus versehen in den Mülleimer fallen zu lassen. Auf dem neuen Blatt machte er sich dann sogleich ans Werk. Die Textaufgaben waren nicht schwer zwar mit ein paar Fallen gespickt aber im Großen und Ganzen eigentlich leicht zu verarbeiten. Alls er dann das erste mal etwas schreiben wollte hielt er inne. Nach einem verstohlenen Blick auf Adriane nahm er sich ein zweites Blatt und schrieb dort den Text drauf. Seine Handschrift war nun wirklich von Adrianes zu unterscheiden. Alles was zu zeichnen war übernahm er für sie. Er hatte sogar richtig Spaß dabei. Er konnte so mal wieder etwas sein Gehirn trainieren. Das was er zur Zeit in der Schule machte war für ihn nur langweilig.

Nach einer halben Stunde war er endlich fertig. Er hatte alle Aufgaben geschafft. Sogar die zusätzliche Hausaufgabe. Wobei er bei der dann doch etwas zu knobeln hatte und öfters nachschlagen musste.
„Adriane ich bin fertig. Musst nur noch das hier drüben abschreiben damit sie glauben das du es geschrieben hast. Die Zeichnungen kannst so lassen wie sie sind.“
„He du willst mir doch nicht sagen das du den Kram verstehst.“
Matthias nahm die anfängliche Arbeit von Adriane in die Hand.
„Na ja besser als das hier ist es alle mal.“
Dabei lies er das Blatt demonstrativ in den Papierkorb rutschen. Das brachte ihm auch gleich eine mächtige Kopfnuss ein. Adriane schaute jetzt auf die Uhr und es war Zeit das Matthias ins Bett verschwindet. Also schickte sie ihn rüber und widmetet sich nun ihren arbeiten. Ihr Blatt hatte bei dem Sturz in den Eimer zum Glück keinen Schaden genommen. Nach zwei Minuten hatte sie aber so die Schnauze voll, so das sie jetzt doch Matthias Bogen abschrieb. Dabei las sie leider noch nicht mal das durch was er geschrieben hatte. Na ja immerhin hatte sie etwas. Zumindest bekam sie nun keine Sechs eingetragen ihr fehlte ja nur noch eine vergessene Hausaufgabe. Zwei Striche standen schon im Buch.

An diesem morgen wurde Matthias von Marcel geweckt.
„Morgen.“
Gähn „Morgen.“
„Du? Spielst du heute mit mir?“
„Weiß noch nicht wollte eigentlich noch was für Papas Geschenk holen.“
„Das wird ja wohl nicht den ganzen Nachmittag dauern.“
„Mal sehen.“
„Menno. Du bist blöd.“
Marcel rannte nun ins Bad und Matthias grinste von einem Ohr zum anderen. Beim Frühstück musste Matthias Adriane zwar anschieben aber dann fragte sie doch Anita. Etwas widerwillig gab sie dann doch ihr ok. Allerdings mussten beide versprechen das sie sich anständig benehmen. Adriane das sie aufpasst und nicht gemein ist und Matthias das er auf Adriane hört. Adriane hatte in einem kleine Vieraugengespräch das bissel extra Geld heraus geholt. Wie viel wollte sie nicht sagen nur das Matthias dafür heute sich kein Spielzeug aussuchen durfte. Was ihm dann aber auch egal war. Immerhin kam er nun seit langem mal wieder in die Stadt.

„He was ist denn mit dir los? Ist irgendwas in der Schule passiert?“
„Ach nichts hätte nur fasst ne Eins bekommen.“
„In welchem Fach?“
„Mathe.“
„Du und Mathe ne Eins. Wenn ich das mal erleben dürfte.“
„War ja auch nur fasst. Warum musste die mich auch fragen!“
„So meine Große jetzt erzähl es mal von vorne an.“
„Ach besser nicht.“
„Nichts da ich will es wissen.“
„Du wirst nur sauer.“
„Genau deswegen will ich es ja auch wissen, also was haste nun wieder angestellt?“
„Nicht viel Mama. Mir hat nur jemand bei den Hausaufgaben geholfen.“
„Und wieso soll ich darauf jetzt sauer sein?“
„Na ja bei der Zusatzaufgabe habe ich es einfach nicht kapiert so hab ich es dann einfach abgeschrieben.“
„Na ja fein ist das nicht gerade. Und wie verhält es sich dann mit der fast Eins?“
„Außer mir hatte keiner die Frage richtig. Ich sollte dann erklären warum wie ich darauf gekommen bin.“
„Schon klar. War wohl noch nicht bekannt das du ein Mathe Genie bist?“
„Ja lach du noch. Die Alte hat gemeint das ich soll meinen Freund nicht meine Hausaufgaben machen lassen sondern lieber Nachhilfe bei ihm nehmen. Vor der ganzen Klasse. Jetzt haben die mich alle gefragt wer mir geholfen hat. Mann war das stressig.“
„Der Mensch würde mich allerdings auch interessieren. Vielleicht nimmt er ja nicht all zu fiel für Nachhilfestunden.“
„Ähm ich hab den allen gesagt das Papa war.“
„Lügnerin wir wissen beide was raus kommt wenn er dir etwas beibringen will. Also wer war es?“
„Glaubst du mir wenn ich sage das es Matthias war?“
„Sicher und morgen fliegen hier Kühe vorbei. Also wer war es? Aus deiner Klasse stammt er ja nicht sonst hättest du ja nicht als einzige es richtig. Hast du einen Freund gefunden?“
„Schön wär es ja. Aber da ist es wie mit den Klo´s entweder besetzt oder beschissen. Aber da du mir die Wahrheit ja eh nicht glaubst kann ich sie dir ja auch erzählen. Gestern ist ein Marsmensch gelandet und hat mir geholfen.“
„Ah ja dann sag dem Marsmensch das er dir das beibringen soll und nicht vorsagen klar?“
„Mache ich wenn ich ihn wieder sehe.“
„Ok ich frage dich nicht wer es ist wenn du nächstes Jahr mindestens ein Eins ablieferst. Ist das ok so?“
„Das ist Erpressung.“
„Wie schön ist es doch Mutter zu sein. Ach ja wenn du nachher mit Matthias verschwindest dann nehmt genug Windeln mit. Ich möchte nicht das er mit einer nassen Hose nach Hause kommt.“
Adriane murrte etwas in ihren nicht vorhandenen Bart und ging in ihr Zimmer.

Viel Zeit hatte sie aber nicht da bald schon Matthias an ihre Tür klopfte.
„Was ist denn?“
„Adriane können wir?“
„Ach du bist es.“
„Wenn wir noch etwas bummeln wollen müssen wir langsam los.“
„Hab kein Bock.“
„Adriane du hast es ihm versprochen also musst du da jetzt auch durch. Hier ist das Geld. Ach ja ich will das Restgeld und die Quittungen. Keine bange Papa wird nichts davon erfahren. Will nur nicht das du das Geld für Schmuck oder so was ausgibst und Matthias leer aus geht.“
„Hab trotzdem kein Bock.“
„Du willst doch nicht etwa bei dem Wetter die ganze Zeit im Zimmer sitzen?“
In Anitas Stimme klang etwas bedrohliches durch. Was Adriane sogleich als Androhung von Stubenarest verstand.
„Ok ich beuge mich der Gewallt. Aber dafür darf ich am Wochenende bei Marion schlafen.“
„Darüber reden wir wenn ihr wieder da seid. Mal sehen wer wen am meisten ärgert.“

Missmutig begann Adriane sich fertig zu machen. Als Mädel will man ja auch hübsch aus sehen. Anita gab ihrer Tochter zum Abschied den Rucksack mit Matthias Sachen in die Hand. Draußen meinte sie dann nur das er nicht zu ihrem Outfit passt und drückte ihn Matthias in die Hand. Na ja eigentlich mehr auf den Rücken. So trotteten sie langsam Richtung Bushaltestelle.
„Ist irgendwas?“
„Wieso fragst du?“
„Na ja gestern wolltest noch mit mir los ziehen und jetzt lässte nur den Kopf hängen.“
„Du hast mir ein schönes Ei mit den Hausaufgaben gelegt.“
„Wieso waren viele falsch?“
„Ne eben nicht. Du warst der einzige in der Klasse der die Zusatzaufgabe richtig hatte.“
„He ist doch super oder?“
„Eben nicht die Alte hat mir ne Standpauke gehalten. Ich soll meine Hausaufgaben gefälligst selber machen und nicht abschreiben.“
„Ups daran hab ich nicht gedacht. Nächstes mal muss ich ein paar Fehler einbauen.“
„Sie hat auch gesagt das ich bei meinem Papa lieber Nachhilfe nehmen soll.“
„Ist doch ne gut Idee.“
„Sicher. Du hattest anscheinend noch nie bei Papa Nachhilfe. Das ist echt der Horror. Wo her kannst du das eigentlich.“
„Was?“
„Na Mathe. Das was wir da machen ist doch viel zu hoch für dich.“
„Ähm ...“ (eine Minute Pause) „... Na ja meine Schwester ist halt etwas älter wie du.“
„Und sie hat es dir beigebracht?“
„Ich hab ihr halt etwas über die Schulter geschaut.“
„Du bist echt nicht ganz dicht.“
„Ich weiß deshalb brauche ich ja auch Pampers.“
„Du doof.“
„Immerhin lachste mal wieder. Wie lange braucht denn noch der Bus?“
„Du quengelst ja schon wie ein Baby. Und wenn du so weiter machst dann werde ich dich auch so behandeln.“
„Du bist gemein. Aber wenn du das unbedingt willst dann mache ich da mit. Mal sehen was ich alles für scheiß bauen kann. Und mit einem Baby wird nicht geschimpft das weißt du doch.“
„Im Notfall kann ich dich übers Knie legen.“
„Darfst du nicht. Wird Mama sauer.“
„Sie wird auch sauer wenn du nicht brav bist. Ok, hab ja nicht das erste mal Babysitter gespielt. Hand her!“
58. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 25.02.17 19:55

Das Adriane mit Matthias in die Stadt für das Geschenk

Das ist eine coole Geschichte
59. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 26.02.17 11:33

verdamte grippe hat mich mächtig auf kreuz gelegt.
hier mal die nächsten teile

27
Als die beiden den ersten Laden betraten ging Matthias immer noch an Adrianes Hand. Er lies locker um schnell zu einem Regal zu kommen. Doch hatte er da die Rechnung ohne Adriane gemacht. Sie hielt seine Hand weiterhin fest und so tat ihm auch schon der Arm weh.
„Aua, muss das denn sein. Kannst mich ja wenigstens hier los lassen.“
„Ja Könnte ich.“
„Machst du es auch?!“
„Weiß ich noch nicht. Immerhin hab ich wegen dir Ärger bekommen.“
„HÄäääää?“
„Hausaufgaben schon vergessen?!“
„Musst du denn immer noch darauf rum reiten?“
„So lange wie ich will. Ach ja was macht denn deine Windel eigentlich? Brauchst du schon ne Frische?“
Matthias schaute sich um ob jemand etwas gehört hat. Einige schienen es gehört zu haben, zumindest schauten einige verdutzt herüber.
„Muss das denn so laut sein. Du bist gemein.“
Bei Matthias bahnte sich die erste Träne schon ihren Weg über die Wange.

„Jetzt fang nicht gleich das Heulen an. Ok ok ich mache es ja nicht wieder versprochen. Und Mama wollte das ich mir von dir bei Mathe helfen lasse.“
„Was wollte sie?“
„Ach nichts sie dachte ich hab einen neuen Freund und der soll mir halt Mathe beibringen.“
„Wie kommt sie denn darauf?“
„Hab ihr das mit der Hausaufgabe erzählt. Allerdings hab ich nicht gesagt das du sie für mich gemacht hast. Das hätte sie mir auch niemals geglaubt.“
„Is Blöd.“
„Genau. Sie will eigentlich auch nicht wissen wer meine Hausaufgaben gemacht wenn ich nächstes Jahr bessere Noten schreibe. Das schaffe ich doch nie und nimmer.“
„Was heißt das jetzt?“
„Das ich nun doch Nachhilfe nehmen muss und nur wegen dir.“
„Entschuldigung. Soll ich dir welche geben?“
„Du wenn einer Spitz kriegt das ich von einem Baby Nachhilfe bekomme dann kann ich mich auch gleich umbringen.“
„Stimmt auch wieder. Außerdem kann ich dann eh nicht so viel spielen, dir Mathe bei zu bringen ist ja ne Lebensaufgabe.“
„Du kleines ... äh ... warte mal bleib mal stehen ich muss mal kontrollieren ob deine Windel noch trocken ist.“
„Ähm nein nicht wenn du das machst dann sag ich es Mama.“
„Wehe du sagst noch mal so was. Du tust ja so als wenn ich überhaupt nichts könnte.“
„Ähm ... ok lassen wir das. Also ich brauche noch Goldfarbe weißt du wo wir die hier bekommen?“
„Ok kaufen wir erst mal ein. Aber ich vergesse das nicht. Irgendwann brauchst du ne frische Windel so viel ist schon mal klar.“
„Ähm Adriane wo wir gerade da bei sind, ich müsste mal aufs Klo.“
Ein viel sagendes Grinsen machte sich auf ihrem Gesicht breit.
„Wieso du hast doch ne Windel an? Benutze sie ich mache dich dann auch irgendwann mal sauber.“
„Egal was drin ist?“
„Oh nein. Ok hast gewonnen. Auf geht´s wir müssen nach ganz oben.“

Wie immer gab es eine Schlange und Adriane stellte sich artig bei den Mädels an. Matthias hielt sie immer noch an der Hand. Matthias hatte schon gedacht das dieser Ausflug nicht einfach für ihn wird, aber das es so schlimm kommt, hätte er sich nicht mal in seinem schlimmstem Albtraum ausgedacht. Adriane bemerkte auch die etwas blöden Blicke der anderen Frauen. So schaute sie sich nach einer Alternative um auch wenn sie nicht wusste wo nach sie genau suchte. Einen separaten Wickelraum hatte sie hier noch nie gesehen es gab nur so ein ausklappbares teil hinten auf dem Frauen WC. Ein eigener Raum wäre auch nicht so gut dann könnte Matthias nicht aufs Klo gehen. Und da fiel es ihr ins Auge hinten auf der breiten Tür hing das Rollstuhl Schild. Direkt darunter war auch das Zeichen für den Wickelraum. Warum hatte sie nicht gleich daran gedacht.

„Komm Matthias ich hab es gefunden.“
„Was? Wie?“
„Mist abgeschlossen. Oh da steht es ja wir sollen uns ans Personal wenden.“
„He ihr Zwei das ist nur für welche die es brauchen und kein Spielplatz.“
„Tschuldigung könnten sie nicht doch bitte aufschließen. Er muss ganz dringend.“
„Der Raum ist nur für Behinderte und Babys und du willst mir doch nicht etwa weiß machen das er noch ein Baby ist?“
„Nein. Nur behindert.“
„Wie? was hat er denn?“
„Er kann doch nichts dafür das er noch Windeln braucht.“
Das letzte hatte Adriane sehr leise gesagt so das es nur die Klofrau verstand. Wofür Matthias ihr von Herzen dankbar war. Jetzt musterte die Dame erstmal eindringlich Matthias. Erst als sie die leichte Ausbeulung an Matthias Hintern erkannte hellte sich ihr Gesicht auf. Jetzt konnte man das Mitleid richtig ablesen. Sie wuselte nun Matthias durchs Haar und holte endlich den Schlüssel. Auch wenn es ihm überhaupt nicht gefiel wenn jemand ihn so behandelte, immerhin ist er 27 na ja zumindest innerlich, jetzt aber machte er eine gute Miene zum bösen Spiel. Ihm war fasst alles recht wenn er nur nicht in einer wirklich vollen Windel vor den anderen Stehen muss, wer weiß was sich dann Adriane einfallen lassen wird.

Endlich viel die Tür ins Schloss. Matthias riss sich sofort los und wollte sich aus ziehen.
„He Kleiner so haben wir nicht gewettet. Gut für den Wickeltisch bist du zu groß. Die Liege hier ist aber genau richtig. Los Komm leg dich hin. Wenn du brav bist dann kannste auch gleich aufs Töpfchen.“
„Bist gemein.“
Er murrte zwar aber fügen musste er sich ja. So hilflos ihr ausgeliefert zu sein gefiel ihm überhaupt nicht. Er der als Adriane selber noch Windeln brauchte schon mit Freunden Zelten gefahren ist. Na ja sie zog ihm die Hose, Schuhe und Windel aus. Als er versuchte auf zu stehen drückte sie ihn mit der Hand wieder auf die Liege. Mit der Anderem griff sie unter die Liege und Schob etwas mitten in den Raum. Sie lies Jetzt Matthias los und setzte sich auf den Klodeckel.

„Oh Nein darauf setze ich mich nicht.“
„Wieso ist doch lieb von denen hier ein Töpfchen für dich zu haben. Kleine Babys die noch Windeln brauchen können ja nicht auf ein richtiges Klo gehen. Na mal sehen wie lange du es noch aushältst.“
„Du bist gemein. Das sage ich alles Mama.“
Ihm flossen nun die Tränen wie bei einem Wasserfall. Unfähig an der Situation etwas ändern zu können setzte er sich auf das leuchtend rosane Ding. Da es keine Möglichkeit gab sich mit dem Töpfchen zu verstecken drehte er es so das Adriane nur seinen Rücken sehen konnte. Er hoffte das er sich so einen Hauch von Privatsphäre erhalten konnte. Da er dringend musste brauchte er auch nicht all zu lange bis es verräterisch roch. Da er nicht wusste was Adriane jetzt von ihm verlangte oder überhaupt vor hatte schaute er hilfesuchend zu ihr. Sie sahen sich ein paar Sekunden in die Augen. Adriane erkannte das sie zu weit gegangen war. Sie hatte ihn eigentlich nur etwas ärgern wollen. Doch diese Augen sprachen Bände. Durch ihre Wut wegen der Hausaufgabe hatte sie ihn verletzt und das ganz tief in seiner Seele. Am liebsten wollte sie weglaufen. Nur ging das nicht immerhin musste sie auf ihn aufpassen. Sie konnte ihn nicht alleine lassen, vor allem jetzt nicht. Die nächste Schrecksekunde bekam sie als sie an Anita dachte. Was wird wohl ihre Mutter mit ihr machen wenn sie das heraus bekommt. Sie wusste das sie das irgendwie wieder gut machen musste.

„Bist du fertig?“
Matthias nickte und ihm flossen immer noch die Tränen übers Gesicht. Adriane holte eine neue Windel aus dem Rucksack und breitete sie auf der Liege aus. Matthias wollte so schnell wie möglich die Sache vergessen. Man konnte schon beinahe einen Überschallknall vernehmen als er aufstand und sich dann hinlegte. Seinen Kopf legte er zur Wand und spielte etwas mit seinen Fingern rum. Adriane wunderte sich das er immer noch keinen Ton von sich gab. Er weinte zwar aber halt nur mit den Augen. Adriane wollte ihm gerade die Windel um machen als sie sah das sein Hintern ziemlich verschmiert war. Sie nahm eine paar Blätter Klopapier und reichte sie Matthias.
„Hier wenn du dich selber sauber machen willst.“
Matthias nahm zwar das Papier allerdings trocknete er sich damit die Augen ab.
„Eigentlich war das für ne andere Region bestimmt.“
Matthias regte sich nicht im geringsten. Sie wusste nicht ob er sie verstanden hatte oder nicht. Sie hatte keine Chance er musste erstmal frisch gemacht werden. Danach kann man ja immer noch reden. So säuberte sie ihn, wickelte und zog ihm noch seine Sachen wieder an. Jetzt sah er wieder wie ein achtjähriger Junge aus und saß auf der kannte der Liege. Sie reichte ihm ein frisches Taschentuch und setzte sich daneben.
„Sorry das ich gemein zu dir war. War einfach noch sauer.“
Matthias schaute kurz zu ihr rüber und nahm das Taschentuch. Danach schaute er wieder auf seine Füße. Adriane stieg nun wieder der Geruch in die Nase. Also begann sie das Zimmer aufzuräumen und das Töpfchen aus zu Spülen. Als alles wieder sauber war und durch das Fenster auch der Geruch normaler wurde setzte sie sich wieder zu Matthias.

„Willst du gleich nach Hause? Oder erst noch den Rest einkaufen?“
Matthias nickte nach einer kurzen Pause leicht.
„Ähm du willst wirklich gleich nach Hause?“
Adriane fiel ein kleiner Fels vom Herzen als sie sah das er den Kopf schüttelte.
„Komm hör auf mit dem Weinen ich will jetzt weiter. Sonst werden wir nie fertig.“
Sie streichelte ihm dabei über den Kopf. In Matthias kam ein Gefühl nach dem anderem hoch. Angefangen mit Wut über Enttäuschung, Einsamkeit, Dankbarkeit bis hin zu Liebe. Ja so blöd es auch klingt in ihm kam sogar Liebe auf. Nur Freude war das was überhaupt nicht aufkommen wollte. Seit dem er ins Krankenhaus kam schaltete sich in Extremsituationen immer sein Verstand sich ab und nur sein Unterbewusstsein lenkte sein handeln. So war es auch jetzt ohne eine Vorwarnung kuschelte er sich an Adriane heran. Adriane war völlig überrascht. Sie nahm ihn in den Arm so wie sie es immer machte wenn sie als Babysitter arbeite. Nur wusste sie nicht was sie machen sollte. Matthias war ja ihr achtjähriger Bruder und kein dreijähriger den sie nur ins Bett bringen soll weil seine Eltern auf irgendein Fest wollen. Wie sollte sie ihn jetzt behandeln, noch dazu war sie ja an der Situation schuld? Eine Ausrede hatte sie ja immer noch. Sie konnte ja nicht wissen das der Kleine so empfindlich ist.

„Matthias komm wir müssen langsam. Es gibt bestimmt noch andere die hier rein müssen.“
Der Kleine nickte leicht und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. Seine Augen waren immer noch stark gequollen von den vielen Tränen. Er ging nun zur Tür und schloss auf. Adriane schaute sich noch einmal um und folgte ihm dann. Vor der Tür stand wieder die Frau und machte gerade einen Gast rund weil er den Zwanziger nicht bezahlen wollte. Die Frau hatte wirklich Biss. Am Ende wechselte sie dem Typen einen Zehner weil er kein Kleingeld hatte. Aber sie hatte ihren Lohn nun doch bekommen. Adriane hatte nun einiges an Respekt bekommen und fing an in ihrem Geldbeutel nach ein paar Münzen zu kramen.
„Ach lasst ihr mal stecken. Dein kleiner Bruder hat es bestimmt nicht leicht. Musst doch nicht Weinen kannst doch nichts dafür.“
Die Frau kam näher zu Matthias und steckte ihre Hand nach seinem Kopf aus. Matthias bekam richtig Angst auch wenn er nicht so richtig wusste warum. Das Gefühl wurde so stark das er nach Adrianes Hand griff und sich an sie kuschelte. Adriane bedankte sich bei der Dame und dann verschwand sie in der Einkaufsabteilung. Adriane nahm jetzt Daniels Zettel und suchte alles zusammen was drauf stand. Na ja bis auf zwei Sachen für dieses müssen sie dann doch noch in einen anderen Laden. Alls sie soweit fertig war gingen sie aus versehen durch die Kinder und Jugendabteilung. Das wars, Adriane sah Klamotten. Schon stürzte sie sich auf die ersten Stofffetzen.
60. RE: Labor 28

geschrieben von babywerni am 26.02.17 11:36

28
„Adriane?“
„Hä? Was? Wie? Ach du bist es.“
„Können wir bitte weiter. Das ist jetzt das zwölfte Teil.“
„Spielverderber. Na ja hab eh nicht mehr so viel Geld.“
„Immer hin hast du noch welches Marcel nicht mehr.“
„Bei dem was er gemacht hat. Meine CD wir er auf jeden Fall bezahlen.“
„Können wir jetzt gehen oder willst du das ich quengele wie ein Dreijähriger?“
Das letzte hatte Adriane erstmal als Scherz aufgefasst und wollte schon loslachen. Allerdings sah sie in Matthias Augen und ihr verstarb jedes lachen auf der Zunge. Sie sah das er es ernst gemeint hatte. Die Betonung lag dabei auf Dreijähriger. Sie fühlte sich schlagartig wieder schuldig. Was hatte sie ihm nur angetan? Noch schlimmer was wird Mama jetzt mit ihr machen. Ihr kam nur eine Idee sie musst dem kleinen irgendwie wieder gut stimmen. Wenn er alles petzt würde es Feuer geben.

„Na gut verschwinden wir. Weißt du ich hab richtig Lust auf ein Eis. Hier um die Ecke machen sie das beste Eis der Stadt. Wir müssen eh in die Richtung wegen den letzten paar Sachen.“
Matthias sagte nichts mehr sondern trottete ihr einfach hinterher. In der Masse der Menschen verloren sie sich und erst draußen vor dem Eingang schaffte es Adriane ihn wieder auf zu gabeln. Wie zu erwarten hatte Matthias wieder Tränen in den Augen.
„Mensch da bist du ja. Bitte versuche das nächste mal bei mir zu bleiben. Wüsste nicht wie ich das Mama erklären sollte.“
Beide gingen jetzt weiter und schon fing es wieder an Adriane ging etwas schneller und Matthias musste ihr hinter rennen. Langsam hatte Matthias die Schnauze voll er wollte sie nicht schon wieder verlieren. So griff er nach ihrer Hand und zog etwas damit sie langsamer läuft.
„Oh man zieh doch nicht so.“
„Du bist zu schnell.“
„Marcel ist nicht so lahm.“
„Marcel ist auch nicht behindert.“
„Oh stimmt Entschuldigung hatte nicht daran gedacht.“

Matthias lies jetzt Adriane nicht mehr los, sie würde sonst beim nächsten Klamottenladen sofort vergessen weswegen sie eigentlich hier sind. Bei der Eisdiele angekommen suchte Adriane einen etwas abgelegenen Tisch. Die Speisekarte lag auf dem Tisch und Adriane schnappte sie sich als erste. Während sie langsam die Karte durchsuchte kam der Kellner hinzu. Adrianes Augen begannen zu leuchten und sie bekam so einen verklärten blick. Na ja der Junge sah gut aus nicht zu dick nicht zu viel Muskeln eben genau richtig und vor allem komplett schwarze Haare. Adriane bestellte einen großen Erdbeerbecher für sich. Danach schaute der Kellner Matthias an.
„Na Kleiner was möchtest du?“
„Ich weiß noch nicht. Sie hat mir die Karte noch nicht gegeben.“
„Die Eisbecher sind hier eh viel zu groß für dich. Da ich zahle bekommst du einen Kinderbecher.“
„Will aber Zimteis haben. Nur drei Kugeln bitte.“
„Matthias bitte. Mama wird mich umbringen wenn dir übel ist.“
„Macht sie eh.“
„Ach streitet euch doch nicht. Weißt du ich mache dir einen besonders leckeren Clown mit Zimteis in Ordnung?“
„Na gut.“
„He er wird dir Schmecken obendrauf ist sogar noch ein Kaugummi. Kleiner Tipp iss den als letztes so wird das warten auf deine Schwester dir nicht so lang.“
„Wieso soll er auf mich warten?“
„Glaub mir kleine Kinder sind immer die Schnellsten mit ihrem Eis, egal wie groß die Becher sind.“
„Bin kein kleines Kind.“
„Sorry ist mir so raus gerutscht.“

Es dauerte zwar eine Weile bis das Eis auf dem Tisch stand dafür war es aber wirklich lecker. Wie der gute Mann voraus gesagt hatte war Matthias schnell fertig und warte nun auf seine Schwester. Sie lies sich davon aber nicht ablenken und löffelte genüsslich ihr Eis.
„Wie lange brauchst du noch?“
„Noch ne kleine weile. Wie hat es dir geschmeckt?“
„War gut.“
„Wie nur gut! Also ich finde es Klasse.“
„Du hast ja auch keinen Clown bekommen.“
„Bist du mir deswegen immer noch sauer.“
„Du behandelst mich immer wie ein Baby. Das echt fies.“
„Das mit dem Klo tut mir leid. Ich wollte dich doch nur ein bissel necken. So schlimm war es doch nun wirklich nicht.“
„Doch war es. Kannst ja mit mir tauschen.“
Das saß er hatte mal es geschafft in ihr Schuldgefühle zu wecken. Oder besser er hatte die Schuldgefühle wieder ans Tageslicht gebracht. In Adriane kam jetzt ein Gedanke nach dem anderem hoch. Was wird Mama Sagen? Welche Strafe wird sie wohl bekommen? Ihr kamen so einige Strafen in den Sinn auch die die sie selber für Marcel vorgeschlagen hatte. Sie stellte sich gerade bildhaft vor wie sie mit einer Windel in die Schule müsste und sie von allen ausgelacht wird. So kurz vor den Ferien noch zum Gespött der Schule werden war ein schrecklicher Gedanke. Na ja eine Gefahr das dies passiert bestand eigentlich nicht Anita hatte ja schon damals gesagt das sie so etwas nicht machen wird. Schlimmer war das sie sich gerade in Matthias hinein versetzt hatte. Sie erkannte was sie angerichtet hatte und ihr wurde dabei fast schlecht.

„Matthias erzählst du bitte Mama nichts davon. Du bekommst auch mein Eis.“
„Hm.“
„Es war wirklich so schlimm?“
„Kannst es ja mal selbst probieren!“
„Ne ne muss nicht sein. Hier kannst mitessen. Nimm ruhig meinen Löffel deiner ist ja zu kurz.“
Matthias kostete ein bissel und schob dann den Becher wieder zu Adriane rüber. Er hatte gesehen wie sie auf jeden Bissen von ihm geachtet hatte. Ganz tief im inneren wollte sie ihr Eis wieder haben. Da sie nun mal nicht die beste Schauspielerin ist bemerkte Matthias das voll. Irgendwie kam es ihm auch recht er mochte Erdbeereis eh nicht. Adriane schaute auf den Becher hin und her gerissen zwischen ihren eigenen Wünschen und dem wissen das sie bei Matthias was gut machen muss. Nach einer weile konnte Matthias nicht mehr zu sehen und nahm wieder den Becher an sich. Allerdings huschte ein kleines Grinsen über sein Gesicht.
„So Schwesterchen dann mach mal brav den Mund auf.“
Adriane sah gebannt auf den Löffel der vor ihr schwebte. Mitten im Eis steckte auch noch ein Stückchen Erdbeere. Sie war so perplex das sie nur noch Matthias verdattert anschauen konnte. Bei Matthias blitzte etwas im Auge, das war aber wahrscheinlich nur eine Spiegelung von der Sonne. Na ja da sein Schwesterchen ihren Mund nicht aufmachte griff er zu Plan B.
„Na komm kleine. Also hier ist ein kleines Flugzeug und das möchte sehr gerne bei dir im landen. Ach ja wenn du nicht kleckerst dann kann ich Mama auch sagen das du Heute brav warst.“
Adriane verstand den Wink mit dem Zaunpfahl. Sie schluckte erst einmal ihren Speichel hinunter. Der hatte sich phänomenal vermehrt je länger sie auf das schöne Eis schaute. Als nächste öffnete sie den Mund und schwups war der Löffel drin. Adriane schmeckte es aber diese Tat schrie schon förmlich nach Rache. Beim zweiten Löffel biss sie auf den selbigen und riss ihm Matthias aus der Hand. Alls sie sich auch noch den Becher gekrallte hatte war nun Matthias dran.
„So wer A sagt muss auch B sagen.“
Sie hielt ihm den Löffel kurz vor die Nasse und lutschte dann auf einmal selber das Eis. Mit dem nächsten Löffel war es nicht anders da Matthias immer noch sein Mund geschlossen hielt.
„Na ja wenn du nicht mitspielen willst dann esse ich es halt alleine.“
Beim nächsten machte er dann doch zaghaft den Mund auf. Allerdings tat er es Adriane gleich und riss ihr den Löffel aus der Hand. So ging das dann weiter bis der Becher alle war. Mal war der eine dran und mal der andere.

Als endlich das Eis alle war bezahlte Adriane alles und beide gingen weiter. Matthias nahm schon fast aus Reflex Adrianes Hand. Nachdem sie den Rest noch geholt hatten ging es Heim immerhin wollte Matthias heute noch etwas für Horsts Geschenk machen. Auf dem Rückweg saßen sie sich gegenüber und Adriane konnte ja nun sein Gesicht sehen. Er sah immer noch nicht gut aus. Seine Augen strahlten überhaupt nicht. Er sah fast genau so aus wie auf der Kaufhaustoilette. Adriane kamen dadurch die ganze Geschichte wieder ins Gedächtnis und auch die Schuldgefühle kamen wieder hoch. Sie versuchte sich noch einmal bei ihm zu entschuldigen was aber nicht so einfach war da ja im Bus auch andere Menschen zuhören. Als sie endlich Daheim angekommen sind ging Matthias gleich in den Schuppen und Adriane in die Küche. Anita bereite schon das Abendessen vor. Adriane setzte sich geschafft auf ihren Stuhl und schnaufte.

„Na seit ihr wieder zurück?“
„Ja Matthias ist gleich raus wollte noch etwas basteln.“
„Und Alles geklappt?“
„Na ja wir haben auf jeden Fall alles bekommen was er wollte.“
„Ich war vorhin mal im Schuppen. Er hat sich wirklich was vorgenommen.“
„Hm.“
„Ich werde Papa klar machen das er nicht wühlen soll. Er mag ja eh Überraschungen. Hoffentlich bekommt er es bis dahin fertig. Hast du eigentlich schon dein Geschenk.“
„Seit Dezember.“
„Warum bist du eigentlich so wortkarg? Immer noch sauer wegen der Schule?“
„Ne nicht direkt... Ich hab mist gebaut.“
„DU hast mist gebaut. Also nicht ihr beide?“
„Nein nur ich.“
„Hast du irgendwas mit Matthias gemacht?“
„Ja.“
„Darf ich auch noch erfahren was oder soll ich erst ihn fragen?“
„Ich hab ihn etwas ärgern wollen und etwas übertrieben. Ich war noch sauer wegen der Schule und na ja bin halt zu weit gegangen. Ich habe versucht es wieder gut zu machen.“
„Wie?“
„Wir waren Eis essen und ich hab ihn eingeladen.“
„Eigentlich wollte ich wissen wie du ihn geärgert hast. Obwohl ich da schon eine Idee habe. Seine Windeln. Lieg ich da richtig?“
Adriane nickte nur. Anita legte nun alles bei Seite und ging raus in den Garten.
61. RE: Labor 29

geschrieben von babywerni am 26.02.17 11:45

29
*Klopf Klopf*
„Darf ich rein kommen?“
Anita bekam keine Antwort. So öffnete sie langsam die Tür und schaute durch den Spalt hinein.
„Na Großer darf ich sehen was du für Papa machst? Ich werde ihm auch nichts verraten.“
Matthias zuckte nur mit den Schultern. Sie ging zu ihm und wuselte ihm durch die Haare. Anita nahm sich einen der Klappstühle und setzte sich hinter Matthias. Da er ja nur auf einem Hocker saß konnte sie ihren kleinen richtig gut um Armen und an sich drücken.
„Adriane hat mit mir schon geredet. Sie hat mir auch erzählt das ihr Eis essen ward. Und das nicht alles so ganz glatt gelaufen ist.“
„Ich hab nichts böses gemacht.“
„Das hat sie auch nicht behauptet. Sie hat nur gesagt das sie mist gebaut hat.“
„Echt?“
„Ja und wenn ich mir dich so anschaue dann hat sie mächtig zugelangt. Erzähl mir mal bitte was da Heute vorgefallen ist. Ich möchte gerne beide Seiten kennen.“
„Bitte sein nicht böse.“
„Warum sollte ich den böse auf dich sein? Du hast doch nichts angestellt oder doch?“
„Nein ich meine doch auf Adriane. Sie hat sich ja schon bei mir entschuldigt.“
„Keine Panik mein Kleiner. Ich möchte jetzt aber doch endlich deine Version hören. Ich wäre traurig wenn du mir nicht vertraust.“

Mamas können schon richtig gemein sein. Sie wissen wie sie ihre Kinder beeinflussen können und nutzen das auch noch aus. Matthias lies sich nun richtig in ihre Arme fallen. Die Liebe und Güte die sie wieder ausstrahlte umhüllte ihn und brachte Geborgenheit. Ein Gefühl was ihm Heute sehr oft gefehlt hat. Langsam fing er an all das ganze zu erzählen. Zwar etwas durcheinander aber Anita schaffte es noch das wesentlichste heraus zu filtern. Sie musste sich sehr zusammenreißen damit sie ihn nicht unterbricht. Weil sich so mit der Zeit so einige Fragen aufkamen. Sie wusste aber auch das er jetzt plappern musste damit alles von seiner Seele abfallen konnte. Alls dann endlich auch seine Tränen versiegt waren fing Anita an zu fragen. Allerdings nicht nur wegen der Geschichte auf dem Klo nein sie wollte auch genau wissen wie das Geschenk von Horst aussehen sollte. Na ja einiges konnte sie sich ja selbst denken nur irgendwie musste sie das Häufchen Elend ablenken und wieder aufbauen. Nach gut einer halben Stunde hatte sie ihn wieder zum lachen bekommen. Allerdings war Anita ganz tief drinnen nicht zum lachen. Sie wusste noch lange nicht was sie machen sollte. Irgendwie bewunderte sie Matthias. Adriane hatte ihm nun sehr übel mitgespielt und er wollte nicht das sie deswegen bestraft wird. Er mochte sie immer noch. Als Geschwisterliebe wollte sie es aber noch nicht bezeichnen auch wenn es langsam danach aus sah. Sie saß nun in einer Zwickmühle wenn sie Adriane bestraft würde, könnte das die Beziehung zwischen den beiden stören. Andererseits ist sie aber auch dafür zuständig das Adriane eine anständige Frau wird und sie hat immer viel wert auf die Erziehung ihrer Kinder gelegt.

„Matthias dein Magen knurrt ja schon. Wir sollten langsam mal wieder rein gehen und was essen. Oder?“
„Ok. Ähm ich glaube ich brauche vorher noch ne neue Windel.“
„Als wenn das ein Problem ist. Du weißt doch ganz genau wo alles steht. Übrigens du brauchst dafür auch niemanden um Erlaubnis bitten Adriane fragt mich ja auch nicht ob sie aufs Klo darf.“
„Entschuldigung.“
„Jetzt entschuldige dich nicht auch noch. Am besten du räumst auf und gehst dann nach oben. Ach ja sag dann bitte auch Marcel Bescheid das er runter kommen soll.“

Anita lies nun ihren Kleinen los und ging wieder in die Küche. Matthias tat was ihm aufgetragen wurde. Adriane saß immer noch am Tisch und schaute nun Anita an. Anita überging den wartenden Blick von ihr und machte sich wieder an die Arbeit.
„Mama?“
„Adriane deck doch bitte mal schon den Tisch! Ach ja Papa kommt heute später. Wir brauchen also nur 4 Teller.“
„Soweit kann ich auch noch rechnen.“
„Sicher? Bei deinen Noten.“
„Mama! ... Was hat Matthias gesagt?“
„Viel.“
„Und?“
„Möchtest du das wirklich jetzt besprechen, so kurz vor dem Abendessen?“
„Ähm eigentlich schon. Wird es schlimm?“
„Schlimm!? Interessant ist das er mich gebeten hat dich nicht zu bestrafen oder wenn das nicht geht wenigstens nicht so hart.“
„Echt?“
„Ja nach dem was du mit ihm gemacht hast ist das schon verwunderlich. Ich weiß bloß noch nicht ob es aus Angst ist oder ob er dich lieb hat.“
„Heißt das du wirst mir keine Strafe aufbrummen?“
„Interessante Frage! Ehrlich gesagt hab ich mich noch nicht entschlossen was ich mache. Was hast du eigentlich dir dabei gedacht? Nur weil du die kleine Laura wickeln darfst musst du doch nicht gleich das selbe mit Matthias machen. Hast du dir mal überlegt weshalb er bei uns ist?“
„Ähm ich dachte weil er nicht weiß wer seine Eltern sind.“
„Er sagt das er nicht weiß wer seine Eltern sind. Es gibt aber nur wenige die das glauben. Die Frage ist was wurde mit ihm gemacht? Überlege doch mal was Marcel gemacht hatte. Wieviel Angst muss er vor seinem Leben haben damit er das erträgt. Und du quälst ihn noch.“
„Entschuldigung, ich war halt immer noch sauer wegen der Schule.“
„Ich kann mich immer noch an deinen Vortrag wegen dem Babysitten erinnern und das du die Verantwortung ohne weiteres schaffen wirst. Matthias ist denke ich pflegeleichter als eine 2 jährige Laura oder?“
„Ja ist er.“
„Ich will nicht das du dem Kleinen mal wehtust nur weil irgendeine Laus dir über die Leber gelaufen ist.“
„Was heißt das jetzt?“
„Vorab erst mal kein Babysitten mehr.“
„Das ist gemein ich wollte mir noch das eine Top kaufen.“
„Du bekommst Taschengeld.“
„Ja aber dann hab ich ja nichts mehr für Eis und Kino.“
„Ah ja anscheinend ist dein Taschengeld etwas zu groß bemessen. Wenn du ständig ins Kino gehen kannst. Mal sehen was dein Papa zu dem Thema sagt.“
„Bitte nicht Papa. Du hast gewonnen ich gehe nicht mehr Babysitten.“
„Zumindest so lange bis du dich unter Kontrolle hast egal was am Tag vorgefallen ist.“

Marcel stand plötzlich in der Küche und so ließen sie das Thema erst mal sein und deckten weiter den Tisch. Matthias kam dann auch bald und sie konnten endlich anfangen zu essen. Adriane kümmerte sich so gut es ging um Matthias. Na ja nicht so wie sie sich vorher gekümmert hatte. Sie reichte ihm halt alles was er wollte und stand sogar auf um ihm noch ein Glas Saft einzuschränken. Anita beschaute sich das ganze griff aber nicht ein. Sie wollte so gut es ging mitbekommen ob Matthias vor Adriane Angst hat oder nicht.
„Mama wann dürfen wir heute unser Spielzeug raus suchen?“
„Marcel wenn du willst kannst du nach dem Abendessen hoch gehen. Du hast heute die Wahl zwischen einem Spielzeug und den Rest des Abends mit in den Garten zu kommen.“
„Wie darf ich wirklich raus?“
„Ja, aber dafür gibt es dann heute kein weiteres Spielzeug.“
„Dann schnappt sich Matthias ja das Beste weg.“
„Nein wird er nicht. Er sucht sich heute auch keins aus.“
„Nicht? War wohl nicht brav gewesen?“
„Doch war er. Nur hatte er heute extra Geld bekommen damit er für Papa ein Geschenk basteln kann. Ach ja da fällt mir noch ein Adriane wo ist denn das Restgeld und die Quittungen?“
„Hab ich hier im Geldbeutel. Ich gebe es dir nach dem Essen ok?“
„Ist in Ordnung.“
„Ich will auch Geld haben. Muss auch noch ein Geschenk für Papa kaufen.“
„Du willst?! Wenn du Papa ein wirkliches Geschenk machen willst dann ändere dich. Kein Geschenk was du kaufst kann das wieder gut machen, was du uns allen angetan hast. Ok was möchtest du Spielzeug oder Garten?“
„Ich komm mit in den Garten.“

Adriane half nun sehr mit beim abräumen und die beiden kleinen gingen nach draußen in die Abendsonne. Beim Geld abrechnen nutzte Anita den Moment noch einmal ein Gespräch mit ihrer Großen an zu fangen. Anita war sich nun sicher das Matthias mehr liebe als Angst bei Adriane fühlte. Sie machte das der Großen auch eindeutig klar. Sie sollte sich doch nun etwas besser ihm gegenüber benehmen. Sie braucht ihm ja nicht die Füße zu küssen aber das stänkern soll sie einfach sein lassen. Adriane war nicht wohl in ihrer Haut. Weniger wegen der Predigt ihrer Mutter als mehr wegen Matthias selber. Sie hatte irgendwo den kleinen schon lieb gewonnen und diese Gewissensbisse waren schon heftig. Etwas hatte Adriane zu denken gegeben wenn er nicht wusste wer er wirklich ist warum hatte er dann erzählt das seine Schwester älter ist und er daher Mathe so gut konnte. In ihr war die Neugierde geweckt wurden. Matthias umgab auf einmal so etwas geheimnisvolles und ihre Augen wanderten nun ziemlich oft zu ihm hin. Im inneren wollte sie das Geheimnis lüften wissen was kein anderer weiß. Tief in drinnen war ein Wettkampf entstanden, wird sie es schaffen mehr zu wissen als ihre Mutter?

Draußen im Garten lagen beide im Schatten. Matthias war sehr aus dem Atem, diese rumtoben machte ihn doch noch sehr schnell fertig. Aber immerhin konnte er etwas rennen was schon ein Fortschritt war wenn man überlegt wie lange er doch im Koma lag. Marcel machte endlich wieder ein glückliches Gesicht. Adriane nutzte das auch gleich aus und kitzelte die Beiden erst einmal richtig durch. Na ja Marcel entwand sich sehr schnell ihrem griff und so blieb nur noch Matthias übrig. Allerdings machte sie bei ihm es nicht all zu schlimm nur so das er immer noch seine freute daran haben konnte. Marcel war das natürlich ein Dorn im Auge. Er wollte mitspielen also ging er nun auf Adriane los und wollte sie durch kitzeln. Da Adriane nun Matthias los lassen musste um sich zu wehren konnte sich der Kleine rechen. So kam dann noch ein kleines Scharmützel auf. Ab und zu gewann Adriane und kitzelte beide durch. Allerdings gab es auch Zeiten wo beide auf ihr drauf lagen und sie sich lachend wand.

„Halt Stopp. He ihr Drei hört auf. Gut. Adriane siehst du nicht das Matthias schon ganz weiß ist. Matthias komm setzt dich mal und ruhe dich etwas aus.“
„Och Mama es macht gerade so viel Spaß.“
„Marcel. Dein Bruder ist nun mal nicht gesund und du willst doch bestimmt nicht das ich den Notarzt rufen muss. Du siehst doch wie er schnauft. Wenn es ihm besser geht dann kann er ja wieder mitspielen.“
„Lass mal Marcel, Mama hat recht.“

Adriane half nun Matthias auf die Beine und ging mit ihm zur Bank rüber. Nun kümmerte sich Anita wieder um ihren Kleinen und reicht ihm erst mal etwas zu trinken. Er atmete zwar bald wieder normaler aber man konnte ihm schon ansehen das da heute nichts mehr mit rumtoben drin war.
„Marcel wenn ihr Lust habt dann können wir noch ein Brettspiel spielen. Allerdings sollte dann einer los und eins holen.“
„Au Ja.“
„Aber denke dran nichts was zu lange dauert, kein Monopoly.“
„Mama bitte.“
„Du willst doch morgen mit zu Oma kommen oder?“
„Ja.“ (gequält)
„Na also das heißt aber auch das ihr heute nicht all zu spät ins Bett kommen solltet. Na komm such dir was aus sonnst haben wir noch weniger Zeit.“

Marcel rannte nun ins Haus. Adriane wurde noch in die Küche geschickt um etwas zu trinken zu besorgen. Marcel war schnell mit dem aufbauen und es konnte endlich angefangen werden. Matthias saß die ganze Zeit zwischen Anita und Adriane. Ihm ging es wieder richtig gut so umsorgt wie er jetzt wurde. Na gut beim spielen gab es keine Behinderungsbonus, er musst sich genau so durchbeißen wie alle anderen. Aber das war eine Sache mit dem er leben konnte. Denn immer wenn es schief lief und er wieder auf den letzten platzt landete streichelte ihn einer der beiden über den Kopf. Mit einem Teller in der Hand kam bald Horst in den Garten und schaute seiner Familie zu. Er strahlte richtig als er sah wie alle friedlich miteinander um gingen. Als dann die Sonne untergegangen war mussten die Jungs ins Bett. Matthias lies sich heute gerne tragen er hatte sich einfach zu sehr ausgepowert. Heute las zur Abwechslung Horst die Gutenachtgeschichte vor. Den seligen Ausdruck auf seinem Gesicht verlor er den restlichen Abend nicht einmal. Ein Glück für ihn das er nicht wusste was an diesem Tag alles vorgefallen war.
62. RE: Labor 30

geschrieben von babywerni am 01.03.17 10:02

30.
„Guten Morgen mein größter Schatz. Hast du gut geschlafen?“
„Ging so. Größter Schatz? So hast du mich schon lange nicht mehr genannt.“
„Was dagegen? Wieso hast du schlecht geschlafen? Wegen heute? Wir werden das schon schaukeln und wenn meine Mutter zu blöd wird dann gehen wir einfach heim. Wäre ja nicht das erste mal.“
„Warum muss sie auch immer solche Spitzen los lassen. Na ja eigentlich war es das nicht. Unsere Älteste macht mir etwas sorgen.“
„Worum geht es? Schule?“
„Das auch. Mir geht es darum wie sie mit Matthias um geht. Allerdings glaube ich nicht das du da etwas machen kannst, das ist nun mal eine Sache um die sich dein größter Schatz kümmern muss.“

Lächelnd gab Anita ihrem Mann einen Kuss und stand dann auf. Nachdem sich die Beiden frisch gemacht hatten ging Anita zu Adriane und Horst zu den Jungs um sie zu wecken. Adriane schlief natürlich tief und fest. Anita konnte nicht anders als sich auf ihr Bett zu setzen und zu zu schauen. So lieb und brav wie Adriane jetzt war. Anita wusste das dieser kindliche Gesichtsausdruck verfliegen wird sobald sie wach ist. Na ja irgendwann ist alles zu ende und so weckte sie schweren Herzens ihr ältestes Kind. Horst machte da nicht so ein langes Gezeter er kam rein wie bei der Arme und weckte beide mit einem nicht gerade leisem „AUFWACHEN“. Matthias saß förmlich im Bett - so wurde er ja hier noch nie geweckt. Marcel hingegen hatte seinen Vater schon vorher gehört und tat nun so als wenn er noch schlafen würde.

„Marcel wenn du mitkommen willst dann würde ich an deiner stelle nicht zu lange im Bett liegen.“
Da er ja unbedingt zu Oma wollte war das aufstehen und ins Bad rennen praktisch eins. Matthias saß im Bett und schaute betrübt auf die Hausschlappen von Horst.
„He Großer was ist denn los? Hat dich Marcel die Nacht geärgert?“
„Nein.“
„Schlecht geschlafen?“
„Nein das aufwachen.“
„Das ist jetzt wohl der Wink mit dem Zaunpfahl, dass ich etwas leiser sein sollte. Sorry Kleiner werde mich versuchen zu bessern.“
„Das ist es nicht. Mein ... mein Bett ist nass.“
„Oh. Wieso sitzt du noch im Bett wenn es nass ist?“
„Ähm bekomme ich ärger?“
„Nur wenn du nicht bald aufstehst und dir die nassen Sachen ausziehst. Irgendwie hätte ich ja ahnen müssen das du gestern zu fertig warst um dich richtig wickeln zu können. Ok ich zieh das Bett ab und du gehst zu Mama damit sie dich Sicher verpackt. Immerhin geht es zu Oma und ich will mir nicht ausmalen was sie für ein Gezeter macht wenn ihr gutes Sofa nass wird.“

Horst streichelte noch mal dem Kleinem über den Kopf und dann trottete er ins Bad. Anita hatte noch ein ernstes Gespräch mit Adriane bis dann Matthias kam und seine neue Windel in der Hand hielt. Adriane saß da noch im Bett und war sichtlich betrübt. Sie war auch noch sauer, weil ihre Mutter einfach so hinein geplatzt ist. Immerhin hatte sie zwei Jahre gebraucht bis sie ihre Eltern so weit hatte, dass ihre Privatsphäre respektiert wird. Jetzt war das wieder hin, sie fühlte sich schlagartig fünf Jahre jünger. Na ja in fünfzehn Jahren würde sie sich wünschen wieder jünger zu sein, aber jetzt war das schon hart. Anita versorgte erst mal den Kleinen und schickte ihn wieder zum Anziehen. Sie beendete dann auch das Gespräch mit Adriane. Beim Frühstück war Marcel aufgekratzt wie schon lange nicht mehr. Endlich konnte er mal raus aus seinem Zimmer und spielen. Außerdem war er ja der Lieblings Enkel. Bei den Eltern von Anita war das ausgewogen, sie versuchten nie jemanden vor zu ziehen. Was natürlich bei den Geschwistern so aussah, als ob der andere vorgezogen wird. Nur Horst´s Mutter war da anders, da ihr Mann sehr früh gestorben war kümmerte sie sich viel um ihre Familie. Das bedeutete, dass sie auch immer alles besser wusste und das auch zeigte. So war sie für Anita eher ein Schreckgespenst als eine Freundin. Na ja seit einigen Jahren hatten sich wenigstens die Besuche reduziert, die Gute hatte Probleme mit dem Laufen bekommen. Anita hatte sich seelisch darauf vorbereitet und mehr als sonst ihre Entspannungsübungen gemacht.

Klick und schon starb das Geräusch des Motors. Mann hörte hier am Ende der Sackgasse nur noch wenig von dem Straßenlärm der Hauptstraße. Horst holte tief Luft und stieg dann zusammen mit Anita aus. Marcel wollte auch seine Tür öffnen doch die war mit der Kindersicherung verschlossen. Adriane hingegen schien einen Rekord im langsam aussteigen aufzustellen. Matthias saß ja in der Mitte und musste somit warten bis entweder Adriane es geschafft hat einen Gang zu zu legen oder Mama Marcel raus gelassen hat. Irgendwann standen dann alle fünf vor der Wohnungstür. Marcel war am schnellsten und hatte schon auf die Klingel gedrückt. Stampfend kam Oma und öffnete die Tür. Sie lächelte und sah im großen und ganzen fit aus. Für Matthias war es komisch, entweder hatte sie sich nur gut gehalten oder sie war wirklich so jung. Erst nach einer Weile begriff er, dass da ein kleiner Altersunterschied bestehen muss, immerhin hat sich sein Leben um neunzehn Jahre verschoben. Als erstes wurde Marcel in den Arm genommen und geknuddelt. Danach kam Adriane dran, allerdings wurde sie nur kurz gedrückt genau so wie Horst und Anita. Matthias spürte richtig das diese Freundlichkeit zwischen den beiden Frauen nur gespielt war. Er konnte auch erkennen das Anita sich etwas widerwillig drücken lies. Matthias stand nun etwas verlegen im Türrahmen. Bei Anitas Eltern hätte er sich verstecken müssen um nicht umarmt und geknuddelt zu werden. In ihrem Gesicht las er Kälte und Abneigung. Sie streckte ihm einfach nur die Hand entgegen, so wie man es bei einem Versicherungsvertreter machen würde. Er war höflich und gab ihr auch die Hand. Danach ging er langsam hinein. Horst zeigte ihm die Wohnung und erzählte so manche Geschichte aus seiner Kindheit.

Marcel hatte es sich schon mit der Spielzeugkiste bequem gemacht. Spielen durften sie nur im ehemaligen Zimmer von Horst. Die anderen Zimmer waren ja für die Erwachsenen. Adriane setzte sich in die Stube etwas abseits, sie hatte sich ihr Buch mitgenommen, da sie ja wusste, dass sie vor dem Mittag nicht raus darf. Eine Regel die ihr zwar auf die Nerven ging, aber sich daran hielt, da sie keinen Streit mehr haben wollte. So bekam sie auch mit wie ihre Eltern in die Mangel genommen wurden. Oma wollte erst mal wissen wie es zu dem Familienzuwachs gekommen ist. Die Tatsache das Marcel Probleme mit Matthias hat versuchte Oma auch gleich zu entschuldigen. Der Arme kann ja nichts dafür so sensibel wie Marcel ist. Oma versuchte immer wieder die Schuld auf ihre Schwiegertochter zu lenken. Sie hätte aufpassen müssen oder besser gleich den Unsinn mit Matthias sein gelassen. Die Tatsache das Horst sich ja auch für Matthias entschieden hatte zählte nicht. Was auch beliebt bei Oma war, dass alle den lieben Marcel verkannten, er kann doch nichts dafür so klein wie er ist. Adriane fühlte sich richtig unwohl, so schlimm wie heute war Oma noch nie. Gut, jeder wusste das Oma mit der Heirat nicht glücklich war, sie hatte sich eine andere Schwiegertochter ausgesucht. Erst als die Erwählte auch verheiratet war hörte sie auf ständig das Wort Scheidung zu verwenden. Adriane wunderte es wie gelassen ihre Mutter das Ganze hin nahm. Allerdings konnte sie das bald selber nicht mehr aushalten und verschwand ins Kinderzimmer, zu ihren Brüdern.

„Also heute übertreibt sie es.“
„Wer? Was?“
„Ach stimmt ja, Matthias du weißt es ja noch nicht. Oma hat irgendwie etwas gegen Mama. Jetzt hat sie dich auch schon auf dem Kiecker. Den einzigen den sie gerne hat ist der da, egal was der anstellt.“
„Na ja so wie sie mich begrüßt hat. Wie lange werden wir denn hier bleiben?“
„Bestimmt wieder bis zum Abend.“
„Wie öde und dann noch das Wetter.“
„Hast recht. Na ja ich verschwinde nachher. Meine Freundin wohnt um die Ecke und ich besuche sie. Wirst bestimmt nach dem Essen auch raus können. Und ist er eigentlich brav oder ärgert er dich?“
„Marcel lässt mich in Ruhe. Neben dem kannste jetzt ne Bombe hoch gehen lassen.“
„Wie immer. Wenn er richtig spielt bekommt er nichts mit. Hab ihn früher immer in die Seite gezwickt. War herrlich wie er dann immer in die Luft gegangen ist.“
„Du Adriane tust du mir bitte einen Gefallen?“
„Was willste denn?“
„Gehst du bitte zu Mama und holst meinen Rucksack. Ich glaube ich brauche ne Frische.“
„Soll ich dich wickeln?“
„Grins nicht so, du weißt doch das du es nicht darfst.“
„Stimmt. Na ja musste halt selber zu Mama gehen.“
„Bist gemein.“
„Ich kann sie ja auch rufen dann weiß Oma auch gleich Bescheid.“
„Ok ich geh ja selber.“

Ganz langsam öffnete er die Tür zum Wohnzimmer und schlich sich zu den Erwachsenen. Die Luft war richtig erfüllt von Hass. Es war so drückend das Mattias überlegt bis nach dem Essen zu warten. Nur wusste er auch, dass wenn er ausläuft es mit Sicherheit noch mehr Ärger für Anita gegeben hätte. So setzte er sich neben sie und kuschelte mit ihrem Arm. Matthias schaute in ihre Augen und merkte das sie richtig leer waren. Anita war gar nicht mehr anwesend und hatte auch Mathias nicht bemerkt. Verdenken konnte er es ihr nicht so wie auf ihr herum gehackt wird. Horsts Mutter hingegen hatte genau mitbekommen wie er herein kam und merkte auch das irgendwas los ist. Am Anfang schaute sie nur zu und sagte nichts. Doch als sie sich sicher war das er etwas angestellt hatte legte sie los. Erst fragte sie was er denn kapput gemacht hat. Als nächstes kam in einem noch schärferem Ton ob er etwa den lieben Marcel geärgert hätte. Diese Angriffe auf Matthias gingen zum Glück nicht all zu lange da bald der Wecker in der Küche klingelte und Horsts Mutter aufsprang. Anita hatte anscheinend immer noch nicht viel davon mitbekommen. Auch wenn es Matthias schwer fiel Anita aus ihrem Tagtraum zu wecken so wusste er doch das es notwendig war. Er wollte ja ungern auslaufen. Nach einigem rütteln und mit der Hand vor den Augen rumwinken schien sie wieder bei klarem Verstand zu sein.

„Wo ist denn Oma hin?“
„Ach Schatz sie ist in der Küche. Ihr brennt sonnst noch der Braten an.“
„Gott sei dank. Allso heute! Ne ich weiß auch nicht! ... Eins ist sicher wenn das so weiter geht komme ich nicht mehr mit.“
„Können wir nicht gleich Heim?“
„Ups was machst denn du hier? Willst wohl nicht mehr mit Marcel spielen oder knurrt der Magen?“
„Ne. Ich brauche ne Neue, die hält nicht mehr lange.“
„Ach so stimmt ja, na dann komm, damit wir vor dem Essen noch fertig sind.“
„Wo willst du mich denn wickeln?“
„Im Bad natürlich. Hier nimm schon mal den Rucksack und geh vor.“
„Ok macht ihr zwei das, ich geh mal Oma helfen, und nach den anderen zwei schauen.“

Das Wickeln ging diesmal nicht so flott. Erstens weil es etwas enger war wie zu Hause und zweitens, weil beide rumalberten. Matthias beruhigte es, dass er auf Mamas Lippen ein Lächeln sehen konnte. Sie hatte durch ihn ja genug leiden müssen. Na ja sein Verstand wusste, dass er nicht schuld war nur sein Herz sagte da etwas anderes. Er hoffte das dieser Tag schnell rumgeht und er nie wieder hier her muss. Auch erzählte er was ihm komisch vor kommt. Matthias sagte immer noch Frau Schmidt und nicht Oma und er betonte es wie ein Schimpfwort. Auf jeden Fall konnte er sich nicht vorstellen das Horst der Sohn von diesem Drachen sein soll. Anita hörte auch heraus das etwas Angst mit in den Sätzen lag.

„Hast du Angst?“
Mathias nickte leicht.
„Hast du Angst vor Oma?“
„Geht so, ihr seid ja bei mir.“
„Vor was hast du dann Angst?“
„Das Papa so wird wie die.“
„Keine Bange das wird nicht passieren. Immerhin hab ich da ja auch noch ein Wörtchen mit zu reden.“
„Es heißt doch das die Kinder genau so werden wie die Eltern.“
„Du weißt verdammt viel. Ok ich werde dir etwas verraten. Eins ist klar das wird unter uns bleiben und Oma darf niemals erfahren das wir alle das wissen. Na ja gut Marcel weiß es auch noch nicht. Also Opa hat kurz bevor er gestorben ist mit Papa geredet. Dabei hat er ihm auch erzählt das seine richtige Mama kurz nach seiner Geburt gestorben war. Als Oma dann Opa geheiratet hat musste er ihr versprechen das Papa es niemals erfahren wird. Damals war das eine andere Zeit und Opa brauchte jemanden der sich um das Baby kümmerte also hat er eingewilligt. So richtig glücklich war er allerdings nie gewesen. Na ja nach der Beerdigung hat Papa es dann mir und Anne erzählt. Wir mussten ihm damals versprechen das wir das niemals ihr erzählen. Im Grunde schaffe ich es nur dadurch diese Tage hier durchzustehen.“
„Armer Papa.“
„Keine Bange er ist hart im nehmen. Ok bringst du die alte Windel weg?“
63. RE: Labor 31

geschrieben von babywerni am 01.03.17 10:03

31
Matthias nickte und stand auf. Im Flur traf er dann wieder auf diese bösen Blicke. Unschlüssig stand er da. Anita war ja noch beim Aufräumen und sonst war auch keiner da der ihm helfen konnte. Er überlegte was wohl besser wäre. Sich einfach vorbei zu schlängeln oder wieder zurück zu Anita gehen. Er hätte ja auch nach Anita rufen können doch noch bevor er sich zu etwas entschließen konnte legte die „gute“ Frau schon los.
„He was hast du angestellt?“
„Nichts.“
„Lüg mich nicht an. Ich hab dir schon vorhin angesehen das du was ausgefressen hast. Und glaub mir ich erkenne wenn jemand ein schlechtes Gewissen hat. Also erzähl schon was hast du Bengel gemacht!“
„Ich habe wirklich nichts gemacht.“
„Was hast du da hinter deinem Rücken? Erzähle mir nicht das da nichts ist. Wieso warst du eigentlich so lange im Bad? Jetzt weiß ich es du hast geklaut. Das Wasser ist ja auch nicht gelaufen, wie leichtsinnig von dir. Nicht einmal gut tarnen kannst du es.“
„Ich hab nicht geklaut.“
„Lüg mich nicht an.“
Rums, nach einer halben Sekunde, die Mattias brauchte sich von dem Schock zu erholen, fing seine Rechte Wange ziemlich weh zu tun. Mit Tränen die ihm übers Gesicht liefen holte er seine Windel hervor und sagte das er doch nur seine Windel wegschmeißen wollte. Darauf hin tat ihm auch noch die andere Wange weh. Sie holte auch gleich noch mal zu einem weitern Schlag aus doch der ging ins lehre weil Matthias schon zusammen gekauert auf dem Boden lag.

Alles weitere bekam Matthias nur noch schemenhaft mit. Er hörte noch einen grellen Schrei und merkte das sich jemand vor ihn stellte. Auch das eine Mädchen stimme „Mama“ Rief. Türen klapperten und ein heftige Diskussion war am laufen. Irgendwann nahm ihn jemand hoch und trug ihn nach draußen in den Hausflur. Langsam kam er wieder zu sich und bemerkte das Anita ihn im Arm hielt. Sie sagte nichts allerdings merkte Matthias, dass es ihr nicht gut geht. Ihm war das schon richtig unheimlich geworden wie viel er doch so nebenbei mitbekam. Als er noch erwachsen war hatte es immer mal Streit gegeben und das nur, weil er nicht gesehen hat das seine Angebetete heute einfach nicht gut drauf war. Jetzt als Kind bemerkte er viel genauer wie es jemand anderen ging. Er konnte schon fast genau sagen was der andere fühlt und auf wen jemand sauer war. So viel Feingefühl hätte er gerne früher besessen. Seine beiden Wangen taten ihm immer noch weh, allerdings war das nichts im Vergleiche was seine Seele ertragen musste. Für ihn war natürlich klar das er an der missere schuld war. Na ja sein Verstand sagte da etwas anderes, dummerweise war sein Verstand in der letzten Zeit immer der Unterlegene. Seine Gefühle und das Unterbewusstsein übernahmen immer wieder die Macht. So heulte er auch jetzt wieder los und vergrub sich in Anitas Brust.

„Papa hat sich langsam beruhigt.“
„Ist in Ordnung. Adriane holst du bitte Matthias und meine Sachen und schicke bitte mal Papa raus.“
„Klar mache ich. Willst du mit ihm spazieren gehen?“
„Nicht spazieren. Komplett.“
„Ok ich hol unsere Sachen. Zuhause ist es wirklich schöner wie hier.“
Anita redete sanft auf Matthias ein und versuchte ihn so zu beruhigen.
„Hat er sich etwas beruhigt?“
„Na ja es geht so. Ich werde mit ihm nach Hause fahren, denke das Adriane auch mitkommen will. Bleibst du noch etwas hier und regelst das?“
„Sicher ich komm dann heute Nachmittag auch zurück. Nimm du das Auto Marcel und ich nehmen dann den Bus.“
„Ruf mich an wenn ihr los geht. Am besten wir reden heute Abend darüber.“
„Ist ok Schatz.“

Horst streichelte noch mal über Matthias Haar und gab beiden einen Kuss. Adriane verabschiedete sich auch von ihrem Papa und brachte alle Sachen nach unten ins Auto. Matthias hatte sich in der Zwischenzeit so weit gefangen das er selber die Treppe herunter laufen konnte. Na ja mit der einen Hand klammerte er immer noch an Anita. Im Auto angekommen setzten sich Anita auf den Fahrersitz und Atmete tief ein und aus.

„Adriane kümmerst du dich bitte etwas um Matthias?“
„Klar mach ich. Ähm Mama können wir kurz – ach ne ich ruf dann von zu Hause aus an.“
„Was ist denn los?“
„Jetzt kann ich sie doch nicht mehr besuchen.“
„Ach stimmt ja du wolltest ja noch zu Gabriela. Eigentlich ist die Idee gar nicht mal so schlecht. Ok da ich eh keine Lust habe zu kochen, was hältst du von einer schönen großen Pizza?“
„Aber immer. Du willst wirklich hin gehen?“
„Irgendwann muss man das alte doch mal vergessen. Außerdem sind wir als Gäste dort.“
„Hoffentlich bekommt ihr euch nicht wieder in die Haare.“
„Meine liebe Tochter, sowas möchte ich nicht noch mal von dir hören. Außerdem hatte ich für heute genug zoff.“
„Stimmt. Nach dem was Oma sich heute geleistet hat.“

Matthias war so verwirrt das er aus sah wie eine Kuh wen´s donnert. Adriane fing darauf an zu grinsen. Lange dauerte das aber nicht und sie fing an die ganze Geschichte in Kurzform dar zu bieten. Eigentlich ging es nur darum das Gabriela und ihre Familie früher ihre Nachbarn waren. Zwischen allen gab es eine sehr freundschaftliche Beziehung vor allem bei den Mädels und ihren Müttern. Kurz bevor sie hier den Gasthof übernommen hatten gab es Zoff zwischen Anita und ihrer Freundin. Durch den Umzug hatten sie es nie geschafft den zu klären und folglich reden sie nun überhaupt nicht mehr. Das einzige was gehalten hatte war die Freundschaft zwischen Adriane und Gabriela. All zu oft besuchen sie sich nicht da die Fahrt mit dem Bus doch recht lang ist. Sie haben eher ein Hobby daraus gemacht sich Briefe zu schreiben und so den Kontakt zu halten.

Bald fuhr Anita den Wagen in die Haltebucht und sie stiegen aus. Na ja bis auf Matthias. Matthias war so in Gedanken vertieft das er eine extra Einladung brauchte. Der Gastraum hatte eine rustikale Ausstattung. In der Mitte gab es einen großen Kachelofen, um den herum einige der Tische standen. Die Anderen Tische hatte man in Nischen platziert um den Gästen etwas Privatsphäre zu bieten. Direkt vorne neben dem Tresen ging ein Gang entlang und über der Tür am Ende stand groß Bowlingbahn. Der Laden war schon etwas voll und so gingen sie durch den Raum um noch ein Plätzchen zu finden. Leider stand auf den meisten der Tische das sie Reserviert waren, sodass nur noch ein Tisch übrig blieb. Dort stand zwar in großen Buchstaben Stammtisch da aber nichts anderes frei war setzte sich Anita einfach hin. Immerhin war sie ja mal die beste Freundin der Cheffin. Matthias setzte sich gleich daneben nur Adriane stand noch mit einem „Bitte bitte“ Blick vorm Tisch.

„Warum setzt du dich denn nicht?“
„Mama darf ich bitte erst mal hallo sagen?“
„Nagut aber beeile dich. Langsam hab ich richtig Hunger.“
Adriane entschwand dann auch gleich durch die mit Privat bezeichnete Tür.
„Entschuldigung aber sie können sich leider nicht hier hinsetzen. Der Tisch in der Ecke wird erst in zwei Stunden gebraucht. Wenn sie wollen können sie sich dort hinsetzen.“
„Warum dürfen wir uns denn nicht hier her setzen?“
„Das ist der Stammtisch der Besitzer. Ich bekomme ziemlichen ärger wenn ich sie hier sitzen lasse. Er ist für Stammgäste und Freunde der Familie Reserviert.“
„Dann ist ja alles in Ordnung.“
„Bitte setzen sie sich doch dort drüben hin. Sie haben wohl noch nie eine Italienerin erlebt die wütend ist. Bitte tun sie mir das nicht an.“
„Oh doch ich habe sie schon erlebt und nicht nur einmal. Keine bange es ist egal wo ihr sitze entweder sie schmeißt mich komplett raus oder sie wird mich umarmen. dazwischen gibt es nichts. Also fürs erste möchte ich einen Orangensaft und für meine Tochter bitte eine große Apfelschorle. Matthias was willst du denn trinken, auch ne Schorle?“
„Darf ich bitte ne Cola haben?“
„Nein Schatz, von mir aus ne Fanta oder Saft.“
„Gut wenn ich auch kein Radler haben darf dann nehme ich eine A-Schorle.“
„Radler? Warum nicht! Ok für den kleinen ein Radler allerdings mir alkoholfreiem Bier.“

Die Kellnerin war sich nicht schlüssig was sie tun sollte so nahm sie erst mal die Bestellung auf. Da ihre Cheffin gerade oben war ging sie in die Küche um sich rat zu holen. Nach einer kurzen weile schaute eine Kochmütze hinter der Tür hervor. Gefolgt von einem fast gebrülltem „Anita“?! Mitten in der Türe rief er noch etwas in die Küche hinein und stürmte lächelnd auf den Tisch zu. Nun kam der Italiener durch und so wurde Anita geknuddelte was das Zeug hielt.

„Schön das du es mal geschafft hast vorbei zu kommen. Und, wo sind Horst und deine Kleinen? Ist irgend was passiert?“
„Ruhig ruhig. Horst und Marcel sind noch bei meiner Schwiegermutter. Anita ist bei Gabriela wie du dir denken kannst. Matthias hier ist unser Neuzugang. Mit Oma gab es heute etwas mehr Probleme als sonst, so sind wir drei dann noch vor dem Mittag verschwunden.“
„Neuzugang?“
„Matthias ist unser Pflegesohn. Bevor du jetzt fragst „warum“ Keiner weiß wer er wirklich ist und ob er noch Eltern hat oder was mit ihm passiert ist.“
„Du weist es selber auch nicht?“
„Nein.“
„Entweder will er es nicht sagen, wahrscheinlich aus Angst oder sie haben ihn so übel mitgespielt das er Amnesie hat. Zumindest sagen das die Ärzte.“
„Das tut mir Leid. Armer Kleiner. Ich habe leider nicht all zu viel Zeit, ich muss wieder in die Küche damit ihr was zu Essen bekommt. Ich würde euch ja gerne heute einladen doch ich weiß das meine liebe Frau mir den Hals umdrehen würde.“
64. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 13.03.17 08:36

Adriane hat Matthias geärgert und dann schuldbewusst wass sie angestellt hat. Adriane hat die Schuld auf sich genommen. Bei der Oma ist alles gut gelaufen. Das Anita noch bei alten Bekannten vorbei fährt.
Die Geschichte sehr spannend.
65. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 18.03.17 08:18

32.
Die Kellnerin brachte nun die gewünschten Getränke. wobei sich Matthias etwas über den Geschmack ärgerte, Radler ohne Alkohol war nun doch nicht sein fall. Oder hatte sich sein Geschmack auch geändert? Die Suche nach dem richtigen Essen war bei der Auswahl schon schwierig. Drei Seiten alleine für alle möglichen und unmöglichen Pizzen, bei den Nudelgerichten war es nicht anders dazu noch die deutsche Küche. Kurz um, beide Blätterten vor und zurück und wieder vor, nur sich entscheiden konnten sie kaum. Kurz bevor Adriane mit Gabriela herunter kamen entschied sich Matthias für eine Pizza Diavolo. Adriane setzte sich auf die andere Seite von Matthias. So direkt am Rand war das flüchten leichter. Immerhin hatte sie mit Gabriela ausgemacht so bald Anita sie vom Haken lässt Kegeln zu gehen. Als Tochter der Besitzer hat Gabriela immerhin Sonderrabatt und warum sollte man das nicht nutzen?! Adriane wusste schon bevor sie Eintrat was sie essen Wollte, somit war das Bestellen auch schnell erledigt. Anita hatte sich eine Lasagne und Adriane wie immer eine Pizza ala Chef bestellt. Nun ging es richtig los Anita fragte Gabriela über Gott und die Welt aus. Immerhin hatten sie sich schon lange nicht mehr gesehen.

Mitten beim Essen kam dann auch Gabriela´s Mutter. Als erstes stauchte sie auch gleich ihre Tochter zusammen. Ihre Mutter will nicht das sie im Gastraum isst. Nicht ohne Grund hat ihre Wohnung oben eine Küche. Na ja zum kochen wird sie selten her genommen, wenn man von dem Morgentlichen Kaffee mal absieht. Allerdings wollen Gabriela´s Eltern nicht das ihr ganzes Leben in der Kneipe abläuft, deshalb soll Gabriela auch nur runter kommen wenn sie aus hilft oder etwas wichtiges ist. Als Gabriela ihr Fett weg bekommen hatte schaute sie grimmig zu Adriane.
„Für dich gilt übrigens das gleiche. Also ab nach oben mit euch beiden. Wer bist du eigentlich und wieso sitzt du an diesem Tisch?“
„Mama das ist Adrianes neuer Bruder.“
„Wie, Neuer Bruder?“
„Matthias wohnt seit ein paar Wochen bei uns. Er hat keine Eltern mehr.“
„Ähm guten Tag.“
„Sagt mal spinnt ihr jetzt völlig? Mit so etwas macht man keinen Scherz.“
„Das ist kein Scherz. Matthias ist unser Pflegesohn. Außerdem so lange ich Zahle wird Adriane hier am Tisch essen.“

Anita stand direkt neben dem Tisch und schaute ihrer nun sehr überraschten Freundin ins Gesicht. Matthias spürte die Unsicherheit die beide ausstrahlten. Adriane und Gabriella amüsierten sich nun richtig über die Gesichter ihrer Mütter. Es dauerte nur fünf Sekunden bis beide sich wieder gefangen hatten. Doch in dieser spannungs geladenen Atmosphäre kam es einem eher wie Minuten vor.
„Du bist auch hier!?“
„Ja, und bevor du auf die Idee kommst uns raus zuschmeißen denk dran das ich noch nicht bezahlt habe.“
Matthias spürte wie die Spannung sich ins unendliche steigerte und wusste, woher auch immer, das gleich eine Bombe hoch geht. Irgend was musste er tun oder sagen.
„Mama ähm Mama darf ich bitte nachher noch ein Eis haben?“
„Was wie?“
„Weil es heute doch so heiß ist. Bittttttte!“
„Wenn er Eis bekommt dann will ich auch einen Becher. Hier drüben ist es nämlich genau so warm.“
„Keine bange Mama ich mache die Becher für uns Drei fertig. Du hast bestimmt ne Menge mit Tante Anita zu bequasseln.
Die Mädels standen nun auf damit ihre Mütter hinten platzt haben.

Gabriella bekam auch gleich die Returkutsche und musste ein zweites mal laufen. Die Mütter wollten ungern ihren Kindern beim Essen zuschauen und selber nichts bekommen. Wie erwartet fingen die Beiden an über Gott und die Welt zu plaudern. Da sie dabei nicht unbedingt Zuhörer brauchten erlaubten sie nur zu gerne den Mädels die Kegelbahn zu benutzen. Na ja einen Hacken hatte es, sie mussten Matthias mitnehmen. Beim Kegeln verrenkte Matthias sich immer wieder um überhaupt die Kugel nach vorne zu bekommen. Ihm fehlte immer noch Kraft. Auch, dass er nicht mehr so groß war wie früher machte ihm Schwierigkeiten. Sehnsüchtig dachte er zurück wie Anne mit ihm gespielte hatte. Wie sie sich immer wider gegenseitig versucht haben abzulenken damit der andere eine Ratte wirft. Und wie sie ihm danach immer einen Kuss zur Wiedergutmachung gab, weil sie mal wieder gewinnen musste. Sein eigenes Bild was sich in der Scheibe spiegelte riss ihn brutal aus seinen Erinnerungen. Das war jetzt also sein Leben ein kleiner Junge der für fast alles Hilfe braucht und nicht mal ein paar Kegel umschmeißen kann. Seufzend setzte er sich wieder auf seinen Stuhl. Die Lust am Kegeln war ihm nun auch vergangen, so überließ er die Bahn den anderen und amüsierte sich.

Das gute Essen machte sich bemerkbar und so musste er langsam mal aufs Klo. Da seine Windel mit Sicherheit nicht mehr trocken war wollte er sie auch gleich dabei wechseln. Also suchte er nach Anita sie musste ihm noch seinen Rucksack aus dem Auto holen. Am Tisch angekommen sah er völlig fremde Gesichter. Er konnte auch an den anderen Tischen weder seine noch Gabrielas Mama entdecken. Die Bedienung traute er sich nicht zu fragen. Sie waren zwar zu zweit, hatten aber so viel zu tun das keine im auch nur einen Blick zuwarf. Er ging erst mal nach draußen, vielleicht war sie ja nur mal kurz frische Luft schnappen. Er sah zwar das Auto und auch seinen Rucksack nur konnte er weder die Tür aufmachen noch war Anita in Sichtweite. Panik kam in Matthias auf. Wo konnte er denn noch schauen? Seine Gedanken überschlugen sich förmlich mit Ideen. Wobei eine verworrener war als die Vorhergehende. Am Ende blieb ihm nichts anderes übrig als wieder zurück zu Adriane zu gehen. Sie müsste ihm helfen können. Alls er bei der Kegelbahn ankam leuchtete zwar noch die Anzeige aber von Gabriela oder Adriane war nichts zu sehen. Die Panik die in ihm war wurde immer stärker bis er nicht mehr konnte und anfing zu weinen. Erschwerend kam noch hinzu das seine Windel anfing auszulaufen. Aus Scham verkroch er sich in eine Ecke und weinte immer stärker. So beschissen wie es ihm jetzt ging konnte und wollte er seinen Darm nicht mehr kontrollieren. Sein erwachsener Verstand hatte sich nun vollkommen ausgeschaltet. Nur sein kindliches Unterbewusstsein arbeitete. Wie schon damals im Krankenhaus verkroch er sich in eine Ecke und zog die Beine an den Bauch. Die beiden Mädels kamen bald auch wieder und setzten sich an den Tisch. Sie waren so sehr in ihr Gespräch vertieft das dies Häufchen Elend keinem auffiel. Erst in einer Pause wo beide nicht mehr lachen konnten hörte Adriane das Schluchzen von Matthias.

„He Kleiner was ist denn mit dir passiert?“
„Adriane riechst du das? Stinkt ja wie auf nem Scheißhaus.“
Auf diese Worte hin vergrub Matthias seinen Kopf noch mehr.
„Oh Gott Mama bringt mich um wenn sie dich so sieht.“
„Hä wieso soll sie dich umbringen du hast doch nichts gemacht.“
„Das weist du und ich. Mama wird bestimmt glauben das wir ihn solange geärgert haben biss er in die Windel geschissen hat.“
„Windel?“
„Ach ja hatte ich ganz vergessen. Er braucht Windeln wegen irgend so einer Krankheit. Mama hat mir versucht das zu erklären aber so ganz hab ich es nicht begriffen.“
„Wir bringen ihn besser hoch bevor noch Gäste hier Kegeln wollen.“
„Ich will zu Mama.“
„Bin mir ziemlich sicher das die Beiden oben auf dem Balkon sind. Zumindest ist das der Lieblingsort meiner Mutter geworden.“
„Ok Matthias wir bringen dich jetzt noch oben ins Bad und dann such ich Mama ok?“

Matthias nickt und die Beiden halfen ihm auf die Beine. Durch das sitzen war natürlich alles verschmiert und klebte nun auf der Haut. Die Nasse Hose fühlte sich auch nicht gerade gut an. So watschelte er von den Beiden mehr gezogen als selber laufend, den Gang entlang. Als er in die Nähe der Tische kam wurde ihm wieder bange. Er wollte nicht das ihn jemand so sah oder gar roch. Zu seinem Glück bogen die drei vor dem Gastraum ab und gingen durch die Tür wo Privat drauf stand. Hier ging es eine schwach beleuchtete Treppe hoch zu zu einer art Hausflur. Oben angekommen schloss Gabriela die Wohnungstür auf und sie versuchten so leise es ging Matthias ins Bad zu schaffen. Sie hatten da allerdings die Rechnung ohne den Wirt oder besser der Wirtin gemacht. Denn genau sie kam aus der Küche und sah die Drei. Ihre Weinflasche stellte sie auf die Garderobe und schaute dann Matthias ins Gesicht. Es dauerte nur ein paar Sekunden bis sie anfing vor Wut zu kochen und die die beiden Mädels zusammen zu stauchen. Für sie war klar das die zwei daran schuld waren. Was sie am meisten ärgerte war, dass ihre eigene Tochter so mit einem Gast umging. Matthias war ja das erste mal da und so richtig hatte sie noch nicht realisiert das er zur Familie von Anita gehörte.

Von diesem Lärm angezogen stand auch bald Anita in der Tür. Matthias spürte regelrecht ihre Anwesenheit und flüchtete sich in ihre Arme. Die Liebe und Wärme die sie ausstrahlte Trieb ihm noch mehr Tränen in die Augen. Diesmal eher vor Erleichterung und Freude. Anita bremste erst mal ihre Freundin, bevor sie noch Gabriela enterbt. Die beiden wurden nun auf Gabrielas Zimmer geschickt und sollten dort auch erst mal bleiben.

„He mein Großer was ist denn passiert? Deine Windel hat es ja auch bitter nötig. Soll ich dich erst mal Frisch wickeln bevor wir reden?“
Matthias nickte nur.
„Ähm Theresa könntest du bitte an mein Auto gehen!? hinter dem Fahrersitz müsste ein kleiner bunter Rucksack sein. Dort sind die Windeln und alles was Matthias braucht drin. Mein Schlüssel ist in der Jackentasche.“
„Klar mach ich doch gerne.“
Durch das Streicheln beruhigte er sich auch bald. Theresa kam bald wieder und brachte alles in die Stube.
„Ich glaube es wäre besser wenn ich das im Bad mache.“
„Mach dir mal keine Sorgen, ich hab hier noch die Wickelunterlage von einer Freundin. Sie kommt öfters mal vorbei und hat sie deshalb hier gelassen.“

Normalerweise hätte er bestimmt dabei protestiert vor anderen wie ein kleines Baby mitten im Raum gewickelt zu werden doch jetzt war es ihm egal. Er wollte nur so schnell wie möglich das Klebende vom Körper haben. Da auf der einen Seite seine Hose so einiges abbekommen hatte und auf der anderen Seite Anita angst hatte noch einiges aus der Windel heraus kommt, zog sie ihn komplett aus bis er fast nackig war. Da die Unterlage nicht für achtjähriger gemacht worden war, legte Theresa ihm noch ein Kissen unter den Kopf. Er hätte sonst außerhalb auf dem Boden liegen müssen. Während seine Windel abgemacht wurde fühlte er mit der Hand über die Oberfläche. Sie war Weich und irgendwie fasziniert es ihn auch. Sein Hintern war total verschmiert. Theresa sah die Bescherung und als sie erkannte das Anita ihre Feuchttücher heraus holte schüttelte sie mit dem Kopf.
„Warte mal ich hol dir was du brauchst. Hab auch noch ne gute Babycreme da bevor er noch wund wird.“
Theresa brachte nun Klopapier, Wasser und einen Lappen. Matthias drehte seinen Kopf zur Seite um nicht in die Gesichter der anderen schauen zu müssen.
„Matthias bitte sei ganz ehrlich zu uns, haben dich Gabriela und Adriane geärgert?“
„Nein.“
„Warum hast du dann geweint?“
„Ich hatte dich gesucht, weil ich aufs Klo musste. Die Windeln waren ja noch im Auto. An unserem Tisch saßen andere und ich konnte dich nirgendwo finden. Alls ich dann zurück bei Adriane war waren die auch weg.“
66. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 25.03.17 15:46

Der arme Matthias, den passiert wider ein Unglück. Wass passiert jetzt Gabriela und Adriane ??

Sehr spannende Geschichte
67. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 07.04.17 15:18

Bin gespannt wie die Geschichte weiter geht.
68. RE: Labor

geschrieben von dllars33 am 10.04.17 06:41

Hallo,

eine wirklich gute Geschichte. Habe am vergangenen Wochenende von Teil 1 bis zum aktuellen alle gelesen. Sehr gut geschrieben, man kann sich richtig in die Bilder und Gefühle hineinversetzen die Du malst.

Man merkt besonders, dass Du ein Konzept hast, und kein Flickwerk, dass immer nur ergänzt wird.

Ich bin sehr gespannt wie es weiter geht.

Gruß Lars
69. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 10.04.17 08:35

Schon Irgendwie Witzig die Situation mit Adriane.
Erst Ärgert sie Matthias so als kleine Rache weil die Mathehausaufgabe zu gut war und hat dann doch Gewisssensbisse und beichtet alles der Mutter.
Matthias ist auch nicht Nachtragend und bittet Mama um eine Milde Strafe für Adriane.
Das mit der Mutter vom Vater ist ja echt schlimm. Nur warum mag sie Marcel mehr als Adriane? Weil er auch Adoptiert ist?
Das Zusammentreffen der Mütter in der Pizzeria fand ich Witzig. Nur Adriane war mal wieder Unaufmerksam und hat nicht auf den kleinen Bruder geachtet.
70. RE: Labor 33

geschrieben von babywerni am 10.04.17 19:50

33.
Anita lächelte Matthias verlegen an und wickelte ihn erst mal fertig. Nach dem alles richtig saß bekam er noch sein T-Shirt angezogen. Auf weitere Kleidungsstücke verzichtete Anita. Erstens war die Hose nass und zweitens war es extrem warm. Er war am ende mit den Nerven und wollen nun erstmal nicht mehr spielen. Rein aus dem Bauch heraus hätte sie ihn jetzt zum Mittagsschlaf verdonnert. Nur wusste sie auch, dass ein Achtjähriger nicht gerne Mittagsschlaf macht. So entschied sie sich ihn mit nach draußen auf den Balkon zu nehmen um etwas Sonne zu tanken. Na ja nicht direkt in die Sonne er ist ja kein Brathähnchen aber bei ihr so im Schatten war es angenehm.

Beim Hochheben klammerte sich Matthias an seine Ersatzmama und flüstere leise in ihr Ohr.
„Schimpfst du jetzt mit Adriane?“
„Ach so stimmt ja - die Beiden sitzen ja immer noch im Zimmer. Theresa holst du bitte unsere beiden Großen? Keine angst Matthias, wir werden sie nicht bestrafen.“
Anita setzte sich zusammen mit Matthias in ihren Liegestuhl. Sie streichelte ihm behutsam über den Rücken. Was er sichtlich genoss. Theresa schob beinahe die Beiden auf den Balkon. Mit betrübtem Gesicht standen sie nun da. Gabriela erwartete eine Standpauke, eine Standpauke wie sie nur ihre Mutter verteilen konnte. Ihre Eltern leben nach einem einfachen Prinzip. Wenn sie lieben dann richtig, mit Leib und Seele und genau so war es mit allen anderen Gefühlen auch. Dadurch waren die Strafen meistens nicht harmlos. Zum Glück gab es selten welche. Meistens beließen ihre Eltern es bei einer Standpauke. Adriane hingegen wusste nicht was sie denken sollte. Auf der einen Seite fühlte sie sich ein bisschen schuldig, weil sie ihn alleine gelassen hatte. Auf der anderen Seite konnte sie sich kaum vorstellen, dass alleine nur deshalb Matthias anfing zu weinen. Ihr kam auch in denn Sinn, dass Matthias nur spielt um ihr eins Auszuwischen. Immerhin gab es da ja noch eine art Restschuld vom Einkaufstag.
„Ok, Matthias Geschichte kenne ich nun. Jetzt möchte ich noch eure hören. Halt! Gabriela zu erst.“
„Tante Anita wir haben eigentlich gar nichts gemacht. Ehrlich! Nachdem er zu dir gegangen ist, bin ich mit Adriane kurz hoch um ihr was zu zeigen und als wir dann runter kamen saß der in der Ecke. Mama glaub mir bitte, egal was der gesagt hat, das ist die Wahrheit.“
„Fräulein - Matthias ist kein DER ...“
„Theresa bitte, du kannst sie ja noch zusammenstauchen wenn wir weg sind. Hat meine Kleine dem etwas hinzuzufügen?“
Das Wort „Kleine“ betonte sie noch extra.
„Nein Mama sie hat die Wahrheit gesagt.“
„Wenn das wirklich die Wahrheit ist, warum steht ihr beide dann genau so da, wie damals, als ihr die Scheibe vom Nachbarn eingeschmissen hattet?“
„Ähm na ja ich hätte vielleicht mitgehen sollen als er zu dir wollte. Er kennt sich hier ja nicht so aus.“
„Das wäre eine gute Idee gewesen. Adriane du weißt doch, dass er es nicht leicht hat vor allem nach dem heutigen Tag.“
„Ich weiß.“
„Na ja, das zeigt mir das ich mit meiner Entscheidung zum Thema Babysitten richtig lag. Von mir aus könnt ihr wieder spielen gehen. Ohne Matthias erstmal.“
„Du glaubst uns?“
„Bleibt mir ja nichts anderes übrig da ihr drei das Gleiche erzählt habt.“

Adriane atmete tief durch. Wenn man ganz leise war, hörte es sich so an, als ob ein Felsen herunter purzelte. Gabriela hingegen musste sich noch eine kleine Prädigt von ihrer Mutter anhören. Immerhin war sie verantwortlich für die Kegelbahn und da rennt man nun mal nicht einfach so weg. Die Zwei verschwanden nun gut gelaunt wieder ins Kinderzimmer. Matthias hingegen genoss die Zärtlichkeit. Auf dem Schoß von Anita döste er vor sich hin und dachte an fast gar nichts mehr. Theresa und Anita hingegen redeten über Gott und die Welt. Sie Sprachen sich auch über ihren letzten Streit aus und beschlossen beim nächsten Mal nicht mehr so lange zu warten, bis sie wieder mit einander sprachen. Zur Kaffeezeit musste Theresa mit im Restaurant helfen. Wodurch nun auch Matthias wieder wach wurde. Jedoch hatte er nichts zu tun und so wurde ihm schnell langweilig.
„Tut mir leid, dass ich dir so viele Sorgen mache.“
„Du kannst ja meistens nichts dafür. Ich weiß ja nicht was du jetzt vor hast, aber ich möchte mich gerne mal in die Sonne legen. Kannst dich ja auf die Liege im Schatten werfen und etwas schlafen.“
„Darf ich nach Adriane schauen?“
„Von mir aus, aber bleib bitte hier oben.“
„Mach ich.“
Matthias gab Anita noch einen Kuss auf die Wange und ging ins Wohnzimmer.

Er schaute sich erstmal in ruhe die Wohnung an bevor er an Gabriellas Tür anklopfte.
„Komm ruhig rein. Na Matthias geht’s dir besser?“
„Geht schon. Mama will sich sonnen und deine Mutter ist runter gegangen.“
„Stimmt ja, heute ist die Hölle los da unten. Ich kann froh sein, dass ihr da seit, sonst müsste ich mithelfen.“
„Was macht ihr den gerade?“
„Eigentlich reden wir nur.“
„Na gut dann las ich euch mal in ruhe.“
„Mir kommt da gerade so eine Idee.“
Schwups und schon lag Matthias auf dem Fußboden.
„Adriane halt doch mal seine Beine. Ich kann ihn doch gar nicht richtig durchkitzeln.“

Matthias lacht und windet sich. Er versucht sich auch so gut es geht zu wehren doch ausrichten konnte er nichts gegen die beiden Teenager.
„Stopp. Gabriela hör auf. Er kann nicht mehr.“
„Ups, man bist du schnell aus der Puste.“
„Hab dir doch gesagt, dass er krank ist. Alles ok bei dir?“
„Geht schon. ... Das war nicht Fair. Ihr seid zu zweit und auch stärker.“
Er war sauer und versuchte aufzustehen um Mama zu holen. Leider hatte er sich so sehr verausgabt, dass er gleich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück geplumpst ist. Zum Glück war der Aufprall nicht sehr stark. Er wurde ja vom Teppichboden und seiner Windel abgefedert. So kraftlos wie er nun war fiel er auch gleich nach hinten. Gabriela fing seinen Kopf noch ab bevor er auf dem Boden aufschlug. Es brauchte zwei Sekunden biss sein Blut wieder da war, wo es hingehörte.
„He Kleiner nicht so hastig. Adriane, hat er öfters so was?“
„Na ja gestern war er auch schon ziemlich fertig. Hoffentlich wird er bald gesund.“
„Scheiße. Mensch das wollte ich nun wirklich nicht. Sorry Kleiner. Kann ich dir irgendwie helfen?“
„Kann ich bitte was trinken?“
„Warte mal, da hinten müsste noch Wasser sein. ... Ja genau. Ok ist nicht mehr viel, aber besser als nichts.“

Matthias versuchte die Glasflasche an seinen Mund zu heben. Er merkte, dass sie ziemlich schwer war und brach somit den Versuch ab. Mit viel Anstrengung hätte er es geschafft, aber warum sollte er. Seine Schwester saß betrübt auf dem Boden und machte sich augenscheinlich Vorwürfe. Bei Gabriela war es noch etwas schlimmer, sie versuchte ihre „Missetat“ dadurch wieder gut zu machen, indem sie sich um ihn kümmerte. So lag sein Kopf auf ihren Knien und sie streichelte sanft seine Wange. Diesen Umstand konnte er ja versuchen auszunutzen. Er musste nur weiterhin schwach bleiben und sie würden ihm aus der Hand fressen.
„Warte ich mach sie dir auf. Dein Kopf noch etwas höher und hier ist die Flasche.“
Matthias trank so gut es ging. Gabriela hatte anscheinend keine große Erfahrung was das halten von großen Flaschen betraf. Links und rechts von Matthias Mund schwappte immer wieder etwas herraus und ergoss sich auf sein Shirt.
„Ok das wars. Alle. Willste noch mehr? In der Küche ist bestimmt noch kalter Tee.“
Matthias nickte nur.
„Adriane passt du so lange auf ihn auf, bis ich wieder da bin?“
„Natürlich mach ich das. Du Matthias Erzählst du das Mama?“
„Weiß noch nicht.“
Gabriela drehte sich bei diesen Worten um und schaute Matthias direkt ins Gesicht. Standhalten konnte er ihrem Blick nicht. Viel zu eindringlich und erschrocken schaute sie ihn an. Grübelnd verließ sie nun ihr Zimmer.

„Ok was willst du haben?“
„HÄ?“
„Na ja was willste dafür, das du nichts erzählst?“
„Das du mich nie wieder ärgerst. Vor allem nicht so wie Gestern.“
„Ist dir schon mal aufgefallen, dass ich jedes mal ärger bekomme, wenn wir was zusammen gemacht haben?“
„HÄ?!“
„Wegen der Musik oder als wir draußen gespielt haben.“
„Da hattest du mich ja auch geärgert.“
„Da ist ja auch noch die Sache mit Matte. Du weißt doch wegen den Hausaufgaben. Mama möchte, dass ich Nachhilfe nehme und am liebsten bei dem, der mir die Hausaufgaben gemacht hatte.“
„Ähm. Weiß sie wer es war?“
„Denkst du sie glaubt mir die Wahrheit!? Wenn ich jemanden nenne, dann wird sie mit ihm sprechen wegen der Nachhilfe. Ich musste ihr versprechen, dass ich selber zur Nachhilfe gehe und nächstes Jahr besser werde. Sonst hätte sie mich nie vom Haken gelassen.“
„Na ja Nachhilfe kannst du wirklich gebrauchen.“
„Fang du nicht auch noch an. Als nächstes willst du noch, dass ich zu dir komme he?“
„Warum nicht? Zumindest machst du dann das was Mama wollte.“
„Wenn das einer mitbekommt, dann kann ich mich umbringen. Ne ne, irgendwie wird mir schon noch was einfallen.“

Gabriela öffnete langsam die Tür, weil sie die Hände voll hatte.
„Und will er petzen?“
„Denke nicht, dass er es macht. Außerdem haben wir ja auch nichts gemacht oder?
Die Frage war an Matthias gerichtet. Obwohl es sich mehr nach einer Drohung, als nach einer Frage anhörte.
„Mist, jetzt muss ich noch ein Glas für ihn holen holen.“
„Hä? Warum hast du keins für ihn mitgebracht?“
„Ich dachte mir wenn er petzt dann will ich vorher auch meinen spaß haben. Immerhin hatten wir schon vorhin wegen ihm ärger gehabt.“
„Was hattest du vor?“
„Ach nichts.“
„Ich will es auch wissen.“
„Ach nichts Schlimmes. In der Küche hab ich halt die Sachen von Saskia gefunden.“
„Welche Sachen?“
„Die hier. Saskia ist das Baby von Mamas Freundin.“
„Ihh das ist ja Rosa.“
„Tut mir Leid aber ein blaues Lätzchen haben wir nun mal nicht. Da er vorhin so gesabbert hat, dachte ich es könnte nicht schaden.“
„Schmeiß mal her, mal sehen ob es ihm überhaupt passt.“
„Ich will kein Rosa.“
„Also wenn du jetzt mitspielst, dann schenke ich dir auch ein blaues. Ok?“
„Na gut. Aber nur, wenn du Nachhilfe nimmst und zwar so wie Mama es will. Ich kann natürlich auch petzen, über all das hier.“
„Das ist Erpressung.“
„Richtig, zweimal pro Woche Nachhilfe und ich sag nichts der Mama. Abgemacht?“

Eine richtige Antwort bekam er nicht mehr. Stattdessen band sie ihm das Lätzchen um den Hals. Gabriela nahm währenddessen die Nuckelflasche und setzte sich neben die Beiden. Matthias machte sich nun einen Jux daraus und spielte Baby so gut er konnte. Er sabberte was das zeug hielt und auch sonst machte er den Beiden die Arbeit schwer. Allerdings nur so, wie die Beiden nicht die Lust an dem Ganzen verloren. Das alles war nicht ganz ohne Hintergedanken. Adriane hatte er nun in der Hand, sie muss bei ihm Nachhilfe nehmen und da könnte er ihr dann alles heimzahlen. Mal davon abgesehen, dass es so lustiger ist als wenn er sich ganz alleine beschäftigen muss. Die Mädels hingegen dachten nicht so viel nach, für sie stand der Spaß im Vordergrund. Davon gab es ne ganze Menge. Sie gaben ihm nicht nur die Flasche, nein als nächstes kramte Gabriela in ihren Sachen und holte einen noch eingeschweißten Schnuller heraus.
„Der andere hängt an meinem Rucksack. Bei uns in der Schule ist das so ne Modeerscheinung.“
„Ein bissel klein für ihn.“
„Sorry konnte ja nicht wissen, dass ich mal hier ein Riesenbaby habe.“
„So langsam kommt mir da ne Idee, was ich ihm alles zum Geburtstag schenken kann.“
„Ich denke es weiß keiner wann er geboren ist?!“
„Dasschh.“ >spuck< „Das hat die Richterin festgelegt. Irgendwann jetzt im Sommer soll er sein.“
„Tss tss tss was für ein unartiges Baby. Kleiner du sollst doch deinen Schnuller nicht ausspucken, der wird doch nur dreckig. Hier, Mund auf! So ist brav!“
71. RE: Labor 34

geschrieben von babywerni am 10.04.17 19:58

34.
Wenn Blicke töten könnten wäre Adriane ganz sicher umgefallen. Widerstand leistet er allerdings nicht. Warum auch, so wurde er immerhin beschäftigt und es machte ihm Spaß. Auch wenn die Beiden ihn für einen kleinen Jungen hielten, so wusste er es doch besser. Dieses Wissen genoss er. Auch schaffte er es sie spielerisch zu lenken. Das Ganze ging solange gut, bis Theresa in der Tür stand. Theresas Gesicht verfinsterte sich und nahm ein dezentes rot an. Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen, so ähnlich wie bei einer Raubkatze die kurz davor ist ihr Mittagessen zu erlegen. Die beiden Mädels hingegen sahen aus wie Hasen, die in einer Falle stecken. Sie wurden richtig blass im Gesicht. Matthias saß mit dem Rücken zur Tür, so dass er Theresa erst spät bemerkte. Sein Verstand hingegen arbeitet nun auf Hochtouren. Er malte sich aus was Gabrielas Mutter wohl sieht und denkt. Ein achtjähriger Junge mit Windel um den Hintern, einem Nuckel im Mund, Lätzchen um den Hals und sitzend vor einem Berg Duplosteinen. Er ahnte was jetzt wohl kommen wird. Auch wenn sie die Beiden nicht gleich umbringen wird, so hätten die Mädchen wohl einiges durch zu machen. Er fühlte sich schuldig, warum hatte er das zugelassen.

Matthias legte seinen besten Bettelblick auf den er konnte.
„Tante Theresaaaaa, spielst du mit?“
„Wie ähm. Was macht ihr hier??“
„Wir spielen, wieso?“
„Ihr spielt!? Aha. Und von wem kam die Idee für dieses Spiel?“
Matthias nahm seine Hand und zeigte, wie es bei Babys nun mal üblich ist, auf Gabriela.
Theresa grunzte etwas unverständliches in ihren nicht vorhandenen Bart. „Und das hast du einfach so mitgemacht?“
„Na ja, anfangs wollte Adriane nicht mitspielen. Aber ich weiß ja wie ich sie überreden kann.“
Adriane hörte diesen Satz und war sofort sauer. Sie von einem kleinen Bengel überredet? In ihren Augen funkelte der Zorn. Nur auslassen an ihm konnte sie es jetzt nicht, immerhin stand Theresa noch im Raum.
„Du bist sicher, dass sie lieb zu dir waren?“
„Natürlich, zu Babys ist man doch immer lieb. Sonst schreien sie ja das ganze Haus zusammen.“
Matthias Gesichtsausdruck wechselte dabei von empört bis hin zu vollkommen unschuldig. Alleine schon das zauberte ein Grinsen auf Theresas Gesicht. Für Gabriela war dies das Zeichen zum entspannen. Sicherlich wird sie später, wenn alle aus dem Haus sind einige Fragen beantworten müssen, nur schlimmeres wird wohl nicht mehr passieren. Als Matthias erwähnt hatte, dass es ihre Idee war rechnete sie schon mit dem Schlimmsten.
„Na ja das mit dem Babysitten werden wir wohl dann noch mal üben müssen. Ihr merkt ja nicht einmal, dass euer Schützling nass ist. Matthias geh mal bitte zu deiner Mutter nicht, dass du noch wund wirst.“
„Das können wir doch machen.“
„Nix da, er hat heute schon genug durchgemacht. Ihr könnt hier ja noch etwas aufräumen. Außerdem gibt es gleich Kaffee. Außer ihr wollt kein Eis, dann könnt ihr von mir aus auch hier bleiben.“

Matthias blieb nichts anderes übrig und so ging er zu Anita auf den Balkon. Adriane war hingegen noch sauer und es bedurfte erst ein paar hinweisen von Gabriela bis sie erkannte, dass Matthias die Beiden grade vor einem Donnerwetter gerettet hatte. Mitten beim Kaffee bekam Anita einen Anruf von Horst. Die Beiden wollten anscheinend mit dem Bus nach Hause fahren. Anita lotste sie nun zum Lokal. Bestimmt wollte Horst auch mal wieder mit seinem Nachbarn reden. Irgendwie fühlte Anita sich auch etwas schäbig. Sie konnte es sich hier gut gehen lassen und Horst musste bei seiner Mutter sitzen und alles ertragen was sie von sich gab. Der Kuchen war köstlich, was Matthias durch seinen zweiten Nachschlag eindeutig zeigte. Es blieb aber noch genug für Horst und Marcel übrig. Den restlichen Nachmittag und Abend verbrachten die Fünf zusammen mit Gabriela auf der Kegelbahn. Nur ab und zu kam einer von Grabielas Eltern vorbei um kurz zu plaudern oder für Getränkenachschub zu sorgen. Matthias war allerdings so fertig, dass er nicht mehr mitspielte. Er notierte die Punkte und spielte den Schiedsrichter. Das Verhalten von Marcel bereitete ihm allerdings etwas Kopfzerbrechen. Marcel war schon fast wie ausgewechselt. Ihr braucht nicht denken, dass er auf einmal freundlich zu Matthias war. Nein, da tat er wieder so als wäre er gar nicht da. Aber er freute sich sichtlich und selbst sein mieses abschneiden beim Familieninternen Turnier konnte ihn nicht traurig machen. Irgendwas musste bei Oma noch passiert sein.

Matthias war nach dem Tag so was von müde, dass er schon im Auto eingeschlafen war und auch am Sonntag meistens nur im Schatten lag oder an seinem Geschenk für Horst bastelte. Die Schule am Montag war auch nicht grade aufregend. Erstens war es Montag, zweitens ein herrlicher Sommertag und drittens waren alle in Gedanken schon in den Ferien. Der Nachmittag war da schon interessanter. Kurz nachdem die Beiden zu Hause waren. Durfte Marcel noch einmal nach draußen, obwohl er Stubenarrest hatte.
„Mama hat Marcel kein Stubenarrest mehr?“
„Doch hat er. Er darf nur einmal kurz raus um ein Geschenk für Papa zu besorgen. Dafür darf er sich heute allerdings kein Spielzeug aussuchen.“
„Duu Mammma wegen dem Spielzeug.“
„Ja Matthias was ist damit? Hat dir Marcel etwas weggenommen?“
„Nein ich möchte mir nur nichts mehr aussuchen.“
„Warum denn das? Will Marcel das du das sagst?“
„Nein. Ich habe nur schon genug. Das da oben ist so viel, damit kann ich doch im Leben nicht mehr spielen.“

Anita schaute ihn verwirrt an. Ein Kind das weniger Spielsachen wollte, war ihr vollkommen neu.

„Können wir nicht einiges davon einfach oben lassen? Dann Geht das mit dem Aufräumen auch schneller.“
„Ah ja.“
„Wir können dann ja später was austauschen.“
„Oder wir sortieren gleich etwas aus und spenden es. Wäre das nicht auch eine Idee.“
„Schon ich Glaube aber nicht, dass Marcel mitmacht.“
„Das stimmt auch wieder.“
„Du Mama, darf ich zu Jonas gehen und mit ihm spielen?“
„Welcher Jonas?“
„Aus meiner Klasse. Ähm… Reinhardt heißt glaub ich sein Vater, er hatte uns doch letztens nach Hause gefahren.“
„Ach so, na klar kannst du zu ihm. Ich zeichne dir nur schnell auf, wie du am sichersten hinlaufen kannst. Ach übrigens, das heißt Onkel Reinhardt. Tu mir bitte den gefallen und sei brav bei ihm. Um halb sechs bist du wieder zu Hause Klar?“
„Ja Mama.“
„Hattet ihr Hausaufgaben auf?“
„Mama so kurz vor den Ferien gibt es doch keine Hausaufgaben mehr.“
„Stimmt ja, Übermorgen bringt ihr ja wieder das Grauen mit nach hause.“
„HÄ?“
„Giftzettel Zeugnisse oder wie auch immer du das nennen willst. Jetzt mach dich ab, damit du pünktlich wieder da bist und nimm deinen kleinen Rucksack mit. Nicht das deine Windel noch ausläuft.“

Für Matthias war es ein herrlicher Nachmittag. Er spielte nicht nur mit Jonas, nein sein Papa hatte frei und auch seine kleinere Schwester war mit dabei. Was Matthias noch nie so erlebt hatte war das Reinhardt sich so sehr beim spielen beteiligte. Das er ziemlich neugierig war, lag wohl an seinem Beruf. Ständig fragte er Matthias irgendwas. Ab und zu waren dabei auch Fragen über Matthias Vergangenheit. Einige von denen beantworte er nicht, bei anderen bemerkte er zu spät das er eigentlich schon viel zu viel verraten hatte. Er ärgerte sich zwar darüber aber aus irgendeinem Grund hatte er Vertrauen zu diesem Mann. Sein Verstand hielt ihn zwar zurück aber sein Herz wollte am liebsten alles heraussprudeln lassen. Im inneren überlegte er ob es nicht besser wäre wenn er hier Wohnen würde. Hier weg von Marcel und den Problemen mit ihm. Sicher, er mochte oder besser gesagt, er liebte Horst und Anita und er wusste, dass sie ihn auch liebten. Doch das hier war etwas anderes es war harmonisch und friedlich.

Zu Hause angekommen roch es schon im Gang nach Gebratenem. Von gestern war ne ganze Menge übergeblieben. Es kann auch sein das Anita mit Absicht mehr kocht. Auf jeden Fall hieß das es gibt Klöße mit selbst gemachtem Rotkohl und Braten. Der Rotkohl hatte es Matthias am meisten angetan. Das war immer das Beste. Leider durfte er nicht mit kochen, sonst hätte ihm der Braten bestimmt besser geschmeckt. Anita spart immer etwas bei den Gewürzen. Für Matthias Geschmack könnte da erheblich mehr Knoblauch dran. Marcel grinste beim Essen noch mehr als gestern. So langsam regte es Matthias auf. Er wusste, dass Marcel etwas ausheckt und dass es bestimmt nichts sein wird, was Ihm gefällt.

Am Mittwoch war es endlich so weit. Der Letzte Schultag.
In der Schule gab es nur noch zwei Stunden. Die erste wurde mit einem Scherz begonnen „Klassenarbeit“. Ihre Klassenlehrerin hatte für alle Stifte und zettel ausgeteilt. Einige meinten laut, dass am letzten Tag doch nur die Giftzettel verteilt werden und die Noten schon feststehen. Die knappe Erklärung, dass dies die erste Note für das nächste Jahr sei, brachte auch den letzten zum schweigen. Die Aufgabe war einfach „Was habt ihr dieses Jahr gelernt“ mit dem Zusatz, dass sie 15 Minuten Zeit hätten. Matthias war jetzt klar, dass es darauf keine Noten geben würde, es war anscheinend so eine art Beschäftigungsprogramm. Da jetzt jede Sorge bei ihm abgefallen war schrieb er frei drauf los. Denn er hatte viel gelernt. Die Streber der Klasse schrieben natürlich auf was alles im Unterricht durchgenommen wurde. Nur bei Matthias war davon nichts zu lesen. Er schrieb davon wie es ist ein Kind zu sein wie er lernte sich wie ein Kind zu benehmen. Natürlich auch, dass er das Laufen lernen musste. Er fing an sich einiges von der Seele zu schreiben. Matthias war auch egal ob das was er da schrieb grammatikalisch richtig war oder wie viele Rechtschreibfehler er gemacht hatte. Sogar seine Sauklaue war im egal geworden. Er schrieb damit es ihm besser geht, egal was die Lehrerin dazu meinen würde. Nach den 15 Minuten beendete die Lehrerin ihren kleinen Spaß und klärte die Kinder auf. Der Rest waren dann nur noch Ermahnungen organisatorisches und zu letzt noch die Zeugnisausgabe. Matthias bekam kein richtiges Zeugnis. Da er ja nur ein par Wochen in der Schule war und von seiner vorherigen Schule kein Noten bekannt sind. Wie denn auch Matthias war ja schon Jahre aus der Schule.
Sein Zeugnis bestand nur aus einem Schreiben, dass er in die viert Klasse übernommen wird und sich gut im Unterricht betragen hat.
72. RE: Labor 35

geschrieben von babywerni am 10.04.17 20:07

35
Den Nachhauseweg bestritten Matthias und Marcel gemeinsam. Für Marcel muss wohl das Zeugnis nicht so gut ausgefallen sein, da seine Fröhlichkeit der letzten Tage wie Weggeblasen war.
„Und wie is dein Zeugnis?“
„Geht so.“
„Wieso schauste dann so drüb?“
„Warum wohl?! Ab morgen die ganze Zeit im Zimmer hocken. Du kannst ja machen was du willst.“
„Sicher? glaubst du Mama läst zu das ich bis um 3 morgens weg gehe?“
„Ne das mit Sicherheit nicht, um sechs musste genau so zu hause sein.“
„Siehst nichts mit machen was ich will.“
„Ja aber du kannst wenigstens zu deinen Freunden.“
„Zu wem? Jonas ist der ein zigste! Alle anderen wollen ja nichts mit mir zu tun haben. Dank dir.“
„Wieso denn? Etwa wegen mir?“
„Wer hat denn herum erzähl das ich wie ein Baby bin? Dass ich noch einen Schnuller hätte und so weiter! Als wenn die scheiß Windeln nicht schon schlimm genug sind.“
„Selber schuld warum musste auch unbedingt zu uns kommen.“
„Glaubst du die haben mich wählen lassen? Ich hatte nur eine Wahl entweder euch oder Heim. Außerdem wenn du das so siehst hasste ja selber schuld. Warum hasste auch Pappas Schiff kaputt gemacht?“
„Ich will nicht, dass du bei uns bleibst. Wenn du weg bisst dann wird es wieder so wie früher.“
„´Ha´ Glaubst du das wirklich? Glaubst du sie vergessen was du getan hast, wie böse und gemein du warst?“
„Nein aber sie werden mich wieder lieb haben.“
„Mann kannst du blöd sein. Merkst du nicht, dass sie dich immer noch lieb haben? Sie sind nur traurig weil du so gemein bisst.“
„Erzähl kein Quatsch. Du darfst dir immer zwei Spielsachen aussuchen und ich nur eins. Ist doch klar das sie dich mehr lieben.“
Schweigen.
„Das ist nicht mehr so. Ab jetzt bekomme ich keins mehr.“
„Hä wieso das?“
„Ist doch egal warum.“

Marcel war verwirrt, angestellt hatte Matthias doch eigentlich nichts. Wenn er so etwas Schlimmes angestellt hätte das sie ihm die Spielsachen verweigern dann währen sie niemals so lieb zu ihm gewesen wie sie es jetzt sind. Matthias hatte mit Absicht verschwiegen das er es war der nichts mehr wollte. Die Innere stimme in Matthias sagte das Marcel zu hart bestraft wurde und er ihm Leid tat. Auf der anderen Seite hatte er ein Gefühl von Genugtuung. Wie so oft schien in ihm ein Kampf zwischen seinem neuen und seinem alten Ich ausgebrochen zu sein. Für ein Kind waren diese Rachegefühle wohl normal. Alls Erwachsener würde er wohl eher Mitgefühl für Marcel empfinden.

Sie trotteten beide nach Hause und warfen beide ihre Tasche in die Ecke. Marcel ging gleich nach oben. Er wusste nicht wann Mama nach hause kommt und wenn sie ihn außerhalb des Zimmers erwischt dann würde es noch mehr ärger geben. Sein Zeugnis hatte auch ein paar Punkte die ihm mit Sicherheit böse Blicke einbringen werden. Matthias hingegen ging in den Schuppen um weiter an seinem Geschenk zu arbeiten. Er war zwar schon weit gekommen aber die Feinheiten würden ihn bestimmt noch aufhalten so wollte er sich etwas beeilen. Lieber am ende etwas mehr zeit übrig haben als sich den letzten Tag stressen.

Horst hatte es mit den Zeugnissen sehr eilig. Anita wollte lieber, dass sie erst Abendbrot essen doch Horst wollte es einfach nur hinter sich bringen. Also mussten alle drei noch einmal hoch und ihre Zeugnisse holen. Für Matthias war es am leichtesten da erstens bei ihm keine Noten standen und zweitens eh keiner etwas erwarte hatte. Für Anne und Marcel sah das anders aus. Anne war bei allem was mit Matte zu tun hat schlecht und Marcel hatte eine bescheidene Beurteilung über sein Verhalten bekommen. Beide erwarteten jetzt eine stand predigt doch diese blieb aus. Horst atmete nur tief ein und aus und legte die Zeugnisse bei Seite. Er wollte sie später unterschreiben jetzt erst mal hatte er Hunger. Ruhig ging es beim Essen zu. In den ganzen Raum war eine gewisse Spannung zu spüren als wenn das Haus nicht mehr in dem ruhigen Vorort stünde sondern direkt neben oder besser in einem Kraftwerk.

Am Abend beruhigte sich die Stimmung wieder. So Konnten endlich die Ferien beginnen. Matthias war entweder im Schuppen oder Spielte mit Jonas. Marcel war meistens im Kinderzimmer zwar durfte er sich jetzt im Gazen Haus aufhalten, doch was wollte er den schon in der Küche oder Bad tun. Zwei Stunden vor dem Abendbrot durfte er auch in den Garten, dass war die Belohnung, weil er Matthias nicht mehr ärgerte. Adriane lies sich nur selten blicken meistens war sie mit ihren Freundinnen unterwegs oder ihre Freundinnen waren bei ihr. Wenn sie einmal da war dann nur damit sie sich ungestört in der Sonne Ahlen konnte. Am Sonnabend war dann mal wieder ein bescheidenes Wetter, so dass Matthias sich nicht einmal in den Schuppen wagte.

„Adriane mir ist langweilig.“
„Was kann ich dafür?“
„Nichts. Ich weiß das du erst heute Abend weggehen wirst und somit genug zeit für die Nachhilfe bleibt.“
„HÄ welche Nachhilfe?“
„Denk an letztes Wochenende wir haben eine Abmachung. Oder willst du das ich mit Mama rede?“
„Ach Zwerg. Du kannst mir das doch sowieso nicht beibringen.“
„Aber versuchen kann ich es. Los komm, wenn Mama rein kommt sagen wir einfach das wir zusammen Spielen.“
„Dass du mein Nachhilfe Lehrer bisst glaubt uns sowieso keiner. Is aber auch egal ich hab eh keine Lust.“
„Lust hin oder her du musst was tun sonnst bleibste nächstes Jahr sitzen. Außerdem hasstes Mama versprochen.“
„Musste mich daran erinnern.“
„Soll ich Mama sagen, dass sie dich erinnern soll?“
„Du erpresst mich!“
„Ja, also her mit deinen unterlagen ich will mir erst mal anschauen was du so wissen müsstest.“
„Vergiss es.“
„Ok ich bin dann mal in der Küche wenn du mich suchst.“
„Du meinst das doch nicht etwa ernst damit, dass du Mama was erzählst?“

Matthias drehte sich herum und schaute mit einem so ernsten Gesicht das selbst Horst daneben verblasst währe. Adriane erschrak richtig und so hielt sie es für besser mit zu spielen auch wenn sie sich sicher war das es nur ein Spiel sein würde. Wahrscheinlich wird er ihr ein paar Aufgaben alla 10x23 geben und dann ist auch schon gut. Sie hoffte auch, dass dem kleinen schnell die Lust daran Vergehen wird. Doch da hatte sie sich gewaltig geirrt. Matthias brauchte zwar eine weile biss er sich an das ganze erinnern konnte doch dann ging es hart zur Sache. Schnell merkte er das es nicht nur an dem Stoff des letzten Jahres fehlte sondern auch an Grundlegendem. Also musste er wohl oder übel von vorne anfangen. Nein nicht von 1+1 sondern wie stellt man Formeln um Mengenlehre und so weiter. Weit über zwei Stunden saßen die beiden zusammen und Adrianes Kopf zeigte beinahe Ansätze von Rauchentwicklung.

„He ihr beiden es gibt gleich Mittag.“
„Ok Mama wir kommen gleich.“
„Waaas bitte macht ihr beiden hier oben?“
„Adriane macht ihre Hausaufgaben von der Nachhilfe und ich darf ihr zuschauen. Bei dem scheiß Wetter kann ich doch eh nichts Gescheites spielen.“
„Bitte hör auf solche Worte zu benutzen.“
„Sorry ich meinte unschönen Wetter.“
„Schon besser. Adriane es freut mich, dass du es ernst meinst. Ich hoffe das dieser Eifer anhält.“
„Wenn du willst kann ich sie ja kontrollieren. Macht mir wirklich nichts aus.“
„Ich denke nicht, dass sie kontrolliert werden muss. Kannst sie aber ermutigen. Ähm Matthias Wechsel bitte noch deine Windel bevor wir essen sie scheint schon ziemlich voll zu sein. So wie sie her runter hängt.“
„Mama hast du was dagegen wenn ich das mache. Dann sind wir auch schneller unten zum Essen.“
„Sicher, dass du ihn nicht ärgern willst? Ich denke nach der letzten Aktion von dir ist, dies nicht die beste Idee. Selbst mit Gabriela zusammen hast du nicht richtig auf ihn acht geben können.“
„Du hast doch selber gesagt Übung macht den Meister.“
„Ja aber erstens ist Matthias keine Puppe und zweitens soll er schnell und gut gewickelt sein. Jetzt keine Diskussion mehr er macht es selber. Wenn er mit macht kannst du ja später mal an ihm üben.“

Den Nachmittag verbrachte Matthias wieder im Gartenschuppen das Wetter hatte sich endlich etwas beruhigt. Er war mit seinem Geschenk schon fast fertig. Ein paar Kleinigkeiten mussten noch gemachte werden. Leider musste er dazwischen immer wieder warten bis entweder der Kleber oder die Farbe trocken war. Er hoffte das er biss zum Sonntagabend fertig wird. Leider war das nur ein Wunschdenken von ihm. So saß er dann am besagten Abend auf seinem Bett und überlegte wie er am morgigen Tag alles schaffen kann. Ihm war klar das Horst sich auch schon jetzt über sein Geschenk freuen würde doch Matthias war einfach ein Perfektionist. Schon früher, als er noch Erwachsen war hatte er Probleme damit halbe Arbeiten ab zu liefern. Was leider aus Zeit gründen manchmal unvermeidlich war. Nicht jeder Kunde interessiert es ob alles den Normen entspricht und die Zeichnungen sauber gefaltet und sortiert sind. Für die meisten war nur wichtig, dass alle Informationen vorhanden waren und keine wirklichen Fehler sich eingeschlichen hatten. Hier war es noch schlimmer selbst wenn er noch größer Flächen zu lackieren gehabt hätte oder irgendwas falsch zusammengebaut hätte. Horst würde sich trotzdem freuen und bedanken. Matthias fragte sich sogar ob es sich lohnen würde So viel Arbeit in die letzten Details zu investieren. Die Antwort auf diese frage gab ihn unerwarteter weise Marcel, auch wenn er das unbewusst tat.
73. RE: Labor 36

geschrieben von babywerni am 10.04.17 20:08

36
Es war Sonntagabend als Marcel mal wieder für zwei Stunden frische Luft genießen durfte. Matthias kam gerade aus dem Schuppen und wusch sich seine farbverschmierten Hände am Wasserhahn.
„Was machst du eigentlich die ganze Zeit im Schuppen?“
„Ich bastel Papas Geschenk, wieso?“
„Bekommst du es überhaupt fertig so lange wie du da schon dran bist?“
„Denke schon. Ich muss Morgen, wenn es trocken ist nur noch ein bisschen lackieren, damit die Farbe nicht gleich abgeht. Hast du eigentlich schon was für Papa gemacht?“
„Was ich hab ist super. Das wird ihm mit Sicherheit am besten gefallen. Warte, ich zeig sie dir.“

Marcel rannte nach oben und holte aus seinem Versteck das kleine Etui. Es sah edel aus. Mit einer Samtoberfläche und goldenen Buchstaben. Marcel hielt es Matthias direkt unter die Nasenspitze und wollte, dass er den Inhalt errät. Matthias schaute es sich von allen Seiten an. Anfassen durfte er es auf keine Fall, es war ja Marcels Geschenk. Matthias überlegte erst einmal was so verpackt sein könnte. Ohrringe, Halsketten und Armreifen konnte er ausschließen, immerhin war es für Papa und nicht für Mama. Eine Armbanduhr war die einzige Erklärung die noch übrig blieb. Matthias versuchte sich vorzustellen wie viel Geld Marcel haben konnte und ob es für eine Armbanduhr reichen würde. Immerhin bekam er ja kein Taschengeld mehr und das er etwas zurückgelegt hat war auch unwahrscheinlich.

„Vergiss es, du kommst ja eh nie darauf. Es ist ne Armbanduhr. Oma hat mir das Geld gegeben, weil ich ihr liebster Enkel bin. Willst se mal sehen?“
„Ne lass mal, das Stückel Blech sehe ich ja eh übermorgen.“
„Blech? Du hast ja überhaupt keine Ahnung.“
„Jo mit Sicherheit. Hab ja noch nie ne Omega besessen.“
„Eine bitte was?“
„Nix nix, lass nur.“
„Da guck, das ist sie. Ich find sie schön und Papa mit Sicherheit auch.“

Matthias brauchte nicht lange um zu erkennen, dass sie zwar einiges gekostet hatte aber nicht unbedingt als wertvoll angesehen werden konnte. Sie sah zwar protzig aus, aber das nur auf den ersten Blick. Ein einfaches Digitalwerk ohne besondere Funktionen. Mit Sicherheit war der Name auf der Uhr teurer, als der ganze Rest. Das Etui bestätigte noch seinen Verdacht. Als Marcel ihm dann auch noch stolz den Preis nannte, war er vollkommen baff. Marcel interpretierte das gleich als Sieg. Er hatte etwas das wertvoller und schöner war als so ein blödes Bild von dem Schmarotzer. Er war sich auch ganz sicher, dass es helfen würde Papa zu überzeugen den Hausarrest aufzuheben. Marcel erkannte auf einmal, dass er sich auf dünnem Eis bewegte, immerhin war Papa auch im Haus und konnte somit jederzeit sein Geschenk sehen. Sofort klappte er es wieder zu und rannte nach oben um es sicher zu verstecken. Für ihn war es ein Sieg auf voller Länge. Matthias hingegen machte es nachdenklich. Sein Verstand der ja immer noch Erwachsen war arbeitete auf Hochtouren.

So setzte er sich auf die Bank und schaute betrübt in den Himmel. Er stellte sich gerade vor wie sein Geschenk neben dem von Marcel wirken würde. Genau so dachte er daran, wie Papa wohl darauf reagieren wird. Er wusste, dass Papa erkennt wie viel Arbeit drin steckt und er würde sich mit Sicherheit ziemlich freuen. Als zweites dachte er an Marcel und wusste, dass dies ihn noch tiefer verletzen würde. Eins war ihm klar, wenn die Feindschaft nicht ewig dauern sollte so musste er jetzt über seinen Schatten springen. Marcel kam gerade die Treppe herunter als er den Entschluss gefasst hatte.
„Du Marcel? Bist du dir sicher, dass Papa sich über dein Geschenk wirklich freuen wird? Immerhin weiß er doch, dass du niemals soviel Geld hast. Er wird wissen, dass du es von Oma hast.“
„Na und? Ist doch egal wo das Geld herkommt.“
„Für Papa vielleicht nicht. Wenn du willst, dann können wir ihm mein Geschenk gemeinsam geben und sagen, dass wir es zusammen gemacht haben.“
„Sicher und dann willst du bestimmt, dass ich meins auch teile. Vergiss es Windelpisser, wenn du die Hose voll hast, dann geh zu Mama und lass dir die Windel wechseln. Mit dir mache ich nichts zusammen, irgendwann bist du eh nicht mehr hier.“

Das war zu viel für Matthias. Es war mal wieder so weit und seine kindliches Ich übernahm die Macht. Soll Marcel doch bleiben wo der Pfeffer wächst. Er ging hoch ins Zimmer und ärgerte sich über sich selbst. Warum hatte er auch nur angenommen, dass dieses blöde Baby auch nur im geringsten Verstand worum es ihm ging. Sicher er trug die Windeln, aber im Geist war Marcel mehr Baby als er es je war. Bis zum Abendessen hatte er mit seinem Teddy gekuschelt und überlegt was er jetzt tun sollte. Für ein anderes Geschenk war es nun zu spät und ganz ohne? Nein den Triumph wollte er Marcel nun auch nicht gönnen. Als erstes suchte er nach einer Lösung die Marcel nicht wie ein Trottel da stehen lies. Was schon schwierig genug war, immerhin ist er ein Trottel. Als zweites wollte er aber auch Papa mit seinem Geschenk eine Freude bereiten. Kurz vor dem Essen hatte er, die seine Meinung nach, beste Idee. Egal wie, er musste Morgen seinem Geschenk den letzten Schliff geben und dann noch einpacken damit es auch etwas zu rätseln für Papa gibt. Als zweites musste er noch Adriane auf seine Seite bekommen, sie sollte ihm etwas helfen. Darüber machte er sich weniger sorgen immerhin hat er sie schon erfolgreich zum lernen verdonnert. Da er jetzt einen Plan hatte, war er auch wieder fröhlich. Was im Ganzen zu einer sehr lustigen Stimmung beim Abendessen führte.

Der Montag war nicht allzu Ereignis reich. Matthias war recht schnell mit seiner Bastelei am Ende und widmete sich danach Adrianes Nachhilfestunde. Trotz vielem bitten von Adriane verkürzte er die Lernzeit erst, als sie ihm versprach morgen beim Tragen seines Geschenkes zu helfen.

Beim Frühstück des Dienstags fehlte diesmal Horst. Er wollte extra früh anfangen um abends noch etwas Zeit für die Feier zu haben. Anita ging heute arbeiten und so lud Adriane kurzerhand ihre Freundin ein um gemeinsam die Sonne genießen zu können. Um die Mittagszeit herum stellte sich Matthias vor die Sonne, sodass nur Adriane ihn bemerkte.
„He Kleiner geh mir mal aus der Sonne. Sonst werde ich nicht richtig braun.“
„Du wolltest mir doch helfen beim Tragen.“
„Muss das jetzt sein?“
„Jetzt is Papa noch nicht da. Wenn du nicht willst dann mache ich es alleine. Allerdings holen wir dann die Zeit von gestern nach. Und zwar jetzt.“
„Wie welche zeit?“
„Ich hatte dir Gestern ein paar Minuten von der Stunde erlassen. Und wenn du dein Versprechen brichst, holen wir die gleich nach.“
Adrianes Blick ging rüber zu ihrer schlafenden Freundin. Matthias konnte förmlich die Gedanken und die Angst in Adrianes Gesicht lesen. Vor ihrer Freundin Nachhilfestunden von einem in Windel steckendem Knirps zu bekommen. Ne das hätte mit Sicherheit bis zum Abend die ganze Schule gewusst. Wenn das raus kommt würde sie für alle Zeit gebrandmarkt sein. Ihr blieb also keine andere Wahl als sich den Wünschen Matthias zu beugen. Beide trugen eine eineinhalb mal halben Meter große Platte in Horst´s Arbeitszimmer. Adriane konnte es nicht erwarten und hob das Tuch etwas an um sich die Arbeit mal anzusehen.
„He da fehlt doch noch die hintere Wand. Hast du die denn nicht geschafft?“
„Doch hab ich. Brauchte doch etwas was ich ihm einpacken konnte. Kannst du bitte irgendwie regeln das er heute nicht in sein Arbeitszimmer geht?“
„Das schaffe ich. Warum hasste denn nicht das ganze komplett hingestellt? Die Rückwand sieht doch kaum nach was aus.“
„Eben, ich hab Marcel´s Geschenk gesehen. Es ist besser wenn Papa das hier erst später sieht. Sonst dreht dein Bruder noch vollkommen durch.“
„Verdient hat er es.“

Adriane hielt Wort und passte auf, dass Papa nicht in sein Arbeitszimmer kam. Zur Unterstützung hatte sie ihre Mutter eingeweiht und ihr das Geschenk gezeigt. Sie hatte es sich ein paar Minuten genau angeschaut und meinte dann mehr zu sich selbst als zu Adriane:
„Oh ja wenn das Papa sieht dreht er durch. Dagegen ist selbst mein Geschenk nur Firlefanz.“
„Papa hat es verdient oder? Ich hätte nicht gedacht das der Kleine das überhaupt fertig macht.“
„Ich dachte mir auch, dass er sich da zu viel vorgenommen hat. Aber das hier ist spitzenmäßig. Schau mal da hinten, dass sieht richtig echt aus.“
„Ja. Mama wir müssen, Papa kommt bestimmt gleich. Passt du bitte mit mir auf, dass er hier nicht rein geht?“
„Klar mach ich. Hilfst du mir beim Vorbereiten der Feier?“

Nach einem ausgiebigem Abendessen saßen nun alle im Wohnzimmer und lachten. Horst hatte die Glückwunschkarten geöffnet und las einige witzige vor. Dann war es so weit. Als erstes war Anitas Geschenk dran. Ein Vorrecht, das sie sich heraus nahm, immerhin kannte sie ihn am längsten. Es war ein Gutschein für ein Wellnes Wochenende. In der Zeit in der nun Marcel hoch rannte um seines zu holen, übergab Adriane eine schön eingepackte CD. Klassiker waren nicht so Adrianes Fall, aber sie wusste, dass Papa sich diese einmal gewünscht hatte. Horst hatte schon lange nicht mehr an die CD gedacht und freuten sich somit umso mehr über sie. Matthias hatte seines in eine Ecke gestellt. Er wollte erst mal in Ruhe beobachten wie Horst auf die einzelnen Geschenke reagiert. Marcel hatte sich noch nicht einmal richtig Mühe mit dem einwickeln gegeben. Er kam hereingesprungen und holte freudestrahlend das Kästchen hinter seinem Rücken hervor. Matthias schaute gespannt diesem Schauspiel zu und beobachtete jede Regung ganz genau. In Horst´s Augen konnte er genau lesen wie enttäuscht er war. Nach außen hin lächelte er und machte sich auch gleich die Armbanduhr um. Nun war Matthias selber an der Reihe. Horst durfte ja die letzte Zeit nicht mehr in den Schuppen und wollte nun den Grund dafür sehen. Matthias ging in die Ecke und holte ein in alte Zeitungen eingepacktes Geschenk. Da ihm kein Geschenkpapier in die Hände gefallen war, hatte er versucht die Zeitungen kunstvoll zu falten. So, dass es so aussah, als sei es mit Absicht und nicht aus der Not herraus. Ganz vorsichtig öffnete er das Päckchen. Zum Vorschein kam ein auf Pappe gemalte Bild einer Unterwaserlandschaft. Horst hielt es in den Fingern und betrachtet es aus unterschiedlichen Winkeln.

„Bist du dir sicher, dass es schon fertig ist? Ich denke, da in der Mitte könnt noch ohne weiteres etwas dazu gemalt werden.“
„Ne ne, glaub mir, das ist schon fertig - mir gefällt es so wie es ist am besten.“
„Jetzt wo du es sagst. Dann werde ich wohl morgen einen Rahmen besorgen um es aufzuhängen. Was haltet ihr davon wenn ich es da drüben an die Wand hänge? Da neben dem Foto von Opa.“
„Ähm Schatz ich denke, dass es im Arbeitszimmer besser zur Geltung kommt.“
„Meinst du wirklich. Nein, wir haben alle ersten Bilder unser Kinder hier unten aufgegangen. Wir sollten das jetzt nicht ändern.“
„Doch Papa glaub mir, Matthias Bild passt besser in dein Zimmer.“
„Und Schatz du wirst auch bestimmt nicht lange nach einem platzt suchen müssen. Vertrau mal ruhig deiner Frau. Los kommt lasst uns jetzt mal alle zusammen ein Spiel spielen. Adriane such dir doch schon mal was aus.“
74. RE: Labor

geschrieben von babywerni am 10.04.17 20:44

da jetzt das posten wieder ohne eingriff ins Netzwerkprotokoll möglich ist habe ich euch 4 weitere teile gepostet

ich hoffe sie gefallen euch.

grus benni
75. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 11.04.17 01:19

Schön die Fortsetzungen.
Zitat
Adrianes Kopf zeigte beinahe Ansätze von Rauchentwicklung.
Man stelle sich das mal Bildlich vor.
Arme Adriane bei dem Nachhilfelehrer muss sie wirklich büffeln, zumal der sie auch noch in der Hand hat. Schön das Matthias das Geschenk noch fertig bekommen hat. Auch der Zwiespalt zwischen dem großen und dem kleinen Matthias war sehr Interessant. Nur Marcel hats nicht gerafft das Matthias ihm helfen wollte. Bin auf Horsts Reaktion gespannt wenn er sein komplettes Geschenk sieht.
Zum Glück ist der Besuch in der Pizzeria ohne größere Konsequenzen für die beiden Mädels Abgelaufen.
76. RE: Labor

geschrieben von dllars33 am 12.04.17 06:42

ja, wirklich sehr schöne Teile, bitte schnell weiterschreiben, habe die 4 neuen Teile verschlungen und bin schon sehr gespannt wie es weiter geht. Kann mir schon denken, was Matthias für ein Geschenk gebastelt hat.

Aber bin wirklich auf die Fortsetzung gespannt.

Gruß Lars
77. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 26.04.17 14:55

Ich freue weiter Fortsetzung.

Ich bin gespannt wie auf das wahre geschenkt freut ?

78. RE: Labor 37

geschrieben von babywerni am 01.05.17 17:55

37.
„Kinder ich glaub es ist spät genug. Ab ins Bett mit euch.“
„Oh Papa wir haben doch Ferien. Ich will noch nicht ins Bett.“
„Marcel denke mal bitte daran warum du Hausarrest hast. Schlag also lieber mal einen anderen Ton an. Außerdem ist das doch mein Geburtstag und da ist dein Wille zweitrangig.“
Diese Ansage war so klar, dass selbst er sie auf anhieb verstanden hatte. Im Gegensatz zu sonst war Horst nicht sauer, er wuselte noch einmal kurz durch Marcel´s Haare und schickte alle mit einem „ab mit euch“ nach oben. Adriane gefiel es nicht mit den Jungs zusammen verschwinden zu müssen. Doch hatte auch sie die Blicke zwischen ihren Eltern verstanden und wusste, dass beide noch etwas alleine sein wollten. Ihr war auch klar, dass ihre Eltern nicht von ihr verlangen würden, dass sie sich schlafen legt. Sie wollten einfach nur ihre Ruhe haben und solange sie den beiden nicht in die Quere kam war alles in ordnung. Damit die beiden Kleinen davon nichts mitbekommen entschied sie sich auch schon ihre Zähne zu putzen und den Schafanzug anzuziehen. Aus Platzgründen fing Marcel an mit Zähne putzen und Adriane zog sich um. Matthias ging mit Anita ins Jungs Zimmer. Bei ihm dauerte es ja immer noch etwas länger. Nachdem er das eine mal ausgelaufen war, kontrollierte sie nun ihre Wickelkünste gründlich.

„Und Zwerg biste endlich fertig? Will mir auch noch die Zähne putzen.“
„Klar kannst rein.“
„Warum biste denn noch hier? Du musst dich doch umziehen.“
„Da muss ich jetzt nicht rein. Das Baby bekommt seine Nachtpampers.“
„Musst du ihn denn immer Baby nennen? Er heißt Matthias, aber warum erzähl ich das? Dein Spatzengehirn kann sich ja eh nichts merken.“
„Ich hab kein Spatzengehirn. Gestern wollte er doch tatsächlich, dass wir unsere Geschenke gemeinsam Papa geben. Ich sollte sagen, dass ich bei diesem doofen Bild mitgemacht habe. Und das nur damit er nicht wie ein Baby da steht. Haste gehört was Papa gesagt hat? Das erste Bild, mein erstes Bild was Papa bekommen hat, hatte ich mit einem Jahr gemalt und nicht mit Acht. Dafür hab ich ihm das beste Geschenk gemacht. Hast du gesehen wie er sich drüber gefreut hat? Er hat sie sogar gleich angezogen.“
Spuck „Kann man sich nicht mal in ruhe die Zähne Putzen?! Außerdem regst du mich damit langsam auf. Du hättest wirklich mit ihm zusammen das Geschenk machen können. Papa hätte sich darüber mit Sicherheit mehr gefreut als über das Geld von Oma, was du ausgegeben hast.“
„Aber sie ist trotzdem besser als das doofe Bild.“
„Du kapierst es immer noch nicht. Los komm mit ich zeig dir was.“

„Hier schau mal drunter.“
„Was is den das.“
„Blind ist er auch noch.“
„Bin nicht blind.“
„Das hättest eigentlich du machen müssen. Immerhin hattest du auch Papas Lieblingsschiff kaputt gemacht.“
„Wo hat er denn das gekauft?“
„Depp. Wie hätte er denn das bezahlen sollen? Ich war mit ihm einkaufen für die Farben und Leim. Der Kleine hat es selber gebastelt. Bei so einem Geschenk gehört sich das nun mal. Außerdem was hätte er denn sonst die ganze zeit im Schuppen machen sollen. Das Geschenk wollte er mit dir teilen. Nicht das Bild aber du merkst ja auch wirklich gar nichts. Los komm wir müssen gehen bevor Papa merkt das wir hier drinnen sind. Am liebsten wäre ich ja dabei wenn er es sieht.“

„Wenn ich Matthias wäre hätte ich es direkt gegeben. Deine Armbanduhr is dagegen Mumpitz. Los verschwinde jetzt in dein Bett.“
Marcel stellte sich schlafend als Matthias vom Zähne putzen kam. Matthias hingegen konnte noch nicht schlafen er lauschte ob er Papas Schritte hörte. Die schritte die ihm zu seinem wirklichem Geschenk trugen. Jetzt hier in der Stille kamen im Zweifel. War es wirklich das Richtige. Würde sich Horst wirklich freuen oder würde er damit nur alte Wunden aufreißen. So hielt er den Atem an als Anita mit ihrem Mann das Arbeitszimmer betraten.

„Schatz was hasste denn da drunter versteckt? Etwas nicht Jugendfreies?“
„Sei bitte leise wenn du die Decke weg nimmst. Nicht das die Kinder sich noch erschrecken!“
Horst war erst etwas enttäuscht da er sich was ganz anderes vorgestellt hatte. Doch dann erkannte er was da vor ihm lag und musste sich erst einmal hinsetzten. Ganz behutsam strich er über die Seitenwand des Schiffes. Jetzt sah er die Stelle im Inneren wo er vor vielen Jahren mit der Säge abgerutscht war. Damals hatte es ihn sehr verärgert auch wenn man es später nicht mehr sehen konnte. Er wusste immer hinter welcher Planke der Fehler verborgen lag. Jetzt sah er es wieder und die ganzen Erinnerungen kamen wieder hoch. Die lange Wochen in denen er jede freie Minute davor gesessenen hatte. Die Hilfe seines Vaters. Wie sie gemeinsam die Unterlagen zusammensuchten und studierten. Er war den Tränen nicht nur nahe, nein die ersten Tropfen liefen ihm schon übers Gesicht. Anita reichte ihm Matthias Geschenk. Er schaute gebannt auf das Bild und erkannte, dass es sich um die Rückwand handelte. Er nahm das Stück Pappe und schob es behutsam in Halterung.

„Das hat wirklich Matthias gemacht?“
„Ja hat er. Ich hätte nicht gedacht das er es überhaupt fertig bekommt.“
„Er hätte mich vorher fragen müssen immerhin hab ich das Schiff gebaut.“
„He, er hat es aus der Mülltonne geholt wo du es selber rein geworfen hattest.“
„Meine Frau scharfsinnig wie immer. Komm setz dich auf meinen Schoß.“
„Gerne. Und gefällt es dir?“
„Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll! Die vielen Kleinigkeiten. Auch wenn es nicht so ganz stimmt, Die Pamir war ein Schulungsschiff und hatte definitiv nie den Laderaum voller Gold.“
„Das ist doch egal, ich finde es ist ihm gelungen und so hast du doch noch etwas von dem Boot.“
„Ich könnte jedes mal an die Decke gehen wenn du Boot sagst.“
„Ich weiß. Ach ja pass bitte auf das Marcel davon nichts bemerkt. Matthias will nicht, dass er weiß welches Geschenk du bekommen hast.“
„Matthias will das?“
„Ja. Wenn ich das richtig verstanden habe hat Marcel ihm gestern sein Geschenk gezeigt. Darauf hin hatte er sich dann entschieden es dir heimlich zu geben.“
„Warum das denn? Denkt er das ich mich nicht darüber freue?“
„Ich glaube eher das er Marcel nicht bloßstellen wollte. Leg einfach mal die Armbanduhr daneben und schau mal welches Geschenk Größer und toller ist. Außerdem hast du bei der Uhr keine Träne vergossen. Marcel hätte das bestimmt gemerkt.“
„Matthias kann ein richtig überraschen. Ich werde den beiden mal gute Nacht sagen. keine Angst ich erwähne die Pamir nicht.“

„Na ihr zwei schlaft ihr schon?“
„Sei bitte leise ich glaube Marcel schläft schon.“
„Schade ich wollte ihm eigentlich noch gute Nacht sagen. Nagut dann halt eben nur dir.“
„Ha ICH WUSSTE ES DU HAST IHN MEHR LIEB ALS MICH. Nur weil er dieses blöde Schiff wieder zusammengebaut hat.“
„Erstens hab ich ihn nicht mehr lieb. Zweitens will ich nicht, dass du mich anschreist und drittens woher weißt du von der Pamir?“
„Adriane hat es mir gezeigt.“
Matthias stöhnte leise auf. Da Marcel voll aufgebracht war bekam er es natürlich nicht mit doch Horst hingegen schon.
„Eigentlich wollte ich darüber nicht reden. Aber da du es ja doch weißt brauche ich mich wenigstens nicht zu verstellen. Matthias hat versucht das wieder in Ordnung zu bringen was du kaputt gemacht hast. Aber um ehrlich zu sein würde ich auf alle Geschenke verzichten wenn ihr beiden mir zusammen eines gemacht hättet. Bevor du jetzt grübelst es ist keins was ihr kaufen könnt. So nun gute Nacht ihr beiden und schlafen.“
„Welches?“
„Marcel hast du wirklich noch nicht begriffen über was ich mich Riesig freuen würde?“
„Ähm nein.“
„Über das Gleiche was auch Mama glücklich machen würde. Muss ich dir das wirklich noch ins Gesicht sagen. Wir möchten, dass ihr beide euch vertragt und nicht nur das, wenn ihr Freunde werdet oder gar richtige Brüder, das wäre klasse. Vielleicht hat mein Kollege ja recht und wir sind nicht die richtigen Eltern für dich.“
„Hä du bist doch mein richtiger Papa.“
„Bist du dir da sicher? Ich bin es nicht mehr.“
„Wenn er weg ist, dann ist es wieder so wie vorher.“
NEIN ES WIRD NIE WIEDER SO WIE VORHER. Und bevor ich Matthias ins Heim bringe kommst du in ein Internat. Das ist übrigens mein voller ernst. Mein Kollege hat mir eine Adresse und ein Prospekt gegeben. Es wäre kein Problem dich für nächstes Jahr dort anzumelden. Und jetzt werdet ihr beide Schlafen.“

Horst machte nun noch das Licht aus und die Tür zu. Marcel saß auf seinem Bett und eine Träne nach der Anderem glitzerte im Licht des Mondes. Zu hören war außer dem Wind der durch die Blätter wehte nichts. Nicht mal ein leise schluchzen. Matthias fröstelte bei dem Anblick obwohl immer noch über 22°C draußen waren. Marcel tat ihm richtig leid irgendwie war er ja auch daran schuld. Zumindest fühlte es sich für ihn so an, egal was sein Verstand sagte. Ganz langsam damit niemand etwas hörte ging er nun auf die andere Seite des Zimmers. Das erste was Matthias durch den Kopf ging war das Marcels Bett viel weicher als Seins war. Er wunderte sich was einem alles in solchen Situationen auffällt.

„Mir ist letztens eingefallen wie Mama und Papa mich im Krankenhaus besucht hatten. Sie sahen richtig glücklich und fröhlich aus. Sie hat richtig gestrahlt als Axel mir das Laufen beigebracht hatte. Waren sie früher öfter glücklich?“
„Ja aber seit dem du da bist sind sie nur noch sauer.“
„Sie haben erfahren das du in der Schule die anderen immer ärgerst. Jonas hat mir erzählt wie du früher warst. Bevor du die neuen Freunde hattest. Mensch warum kannst du nicht so sein wie damals? So wie er von dir gesprochen hat wahrste richtig ok.“
Marcel fing an zu schluchzen und fiel Matthias in die Arme. Das schluchzen steigerte sich mit der Zeit in einen richtigen Weinkrampf. Matthias konnte nicht anders und fing an seinen Rücken zu streicheln. Neben ihm saß nicht mehr der kräftige Junge der der Coolste der Schule sein wollte. Marcel war jetzt ein kleiner Junge. Klein und verletzbar.
„Früher hätte Papa mich nie ins Internat geschickt.“
„Das war nur ne Drohung. Er hat nicht gesagt, dass er es tut, nur das er darüber nachdenkt.“
„Früher hätte er nicht mal drüber nachgedacht. Und das nur weil..“
„weil du angefangen hast ein Arschloch zu werden. Zumindest wenn es stimmt das du früher mal ein dufter Typ warst.“
„Bin ich immer noch.“
„Möglich aber zumindest nie wenn ich dabei bin. Oder Jonas. Warum hast du dich eigentlich so mit ihm verkracht?“
„Er... er wollte damals einfach nicht mitmachen. Schlimmer noch er hat uns verpetzt.“
„Hä bei was?“
„Wir waren drüben in der alten Siedlung und haben ein paar Rosen geklaut.“
„Wegen zwei Rosen seit ihr keine Freunde mehr?“
„Es war´n bissel mehr. Die Alte hatte gemeint das wir ihren ganzen Garten verwüstet haben. Die wollte ein haufen Geld von unseren Elis haben.“
„Wie hätte das denn ausgesehen, Papa bei den Bullen und er Klaut. An seiner Stelle hätte ich da auch nicht mitgemacht.“
„Papa war damals auch sauer. Aber er hat mich nie wegschicken wollen.“ Marcel´s Weinkrampf wurde wieder stärker. „Was soll ich den jetzt machen?“
„Ok ich werde dir helfen. Nur damit du es weißt, ich will das Mama und Papa wieder glücklich sind. Ich mach das nicht wegen dir.“
„Wie willst mir denn helfen? Papa hat doch gesagt, dass er dich nicht ins Heim bringt.“
„Damit würde ich dir auch nicht helfen. Denn dann denken sie das du es gemacht hättest und würden dich noch mehr hassen. Wir werden beide so tun als wenn wir Freunde sind. Kannst mich ja dann immer noch hassen wen sie nicht her schauen. Von mir aus kannst auch mit dem ganzen Spielsachen spielen. Wenn es mir zu viel wird geh ich einfach zu Jonas. Sein Baumhaus ist echt Klasse.“

Bei dem ganzen Gespräch streichelte Matthias seinem Bruder immer wieder über Kopf und Rücken. Marcel hatte es am Anfang sehr genossen doch jetzt wo er sich langsam beruhigt hatte kam ihm die Situation sehr suspekt vor.
„Ähm sag mal bist du schwul?“
„Ich? ... Ne Kleiner da musste dir einen anderen suchen. Ich steh auf Mädels und nicht auf dich.“
„Ich bin keine Schwuchtel. Es war nur weil du mich gestreichelt hast.“
„Kleiner du musst noch ne menge lernen. Nur zur info ich hab das gemacht, weil du es gebraucht hast und unsere Elis zur Zeit nicht gut auf dich zu sprechen sind.“
„Ich hab das überhaupt nicht gebraucht.“
„Weißte so langsam kann ich die beiden Verstehen. Du belügst nicht nur alle anderen nein sogar dich selber. Wenn du weiter das Arschloch raushängen lassen willst, dann mach doch. Echte Freunde bekommste dadurch jedenfalls nicht.“
Matthias stand nun auf und ging wieder in sein Bett.
„Ich hab Freunde.“
„Bist du dir da sicher? Ich persönlich hab ja erwartet das sich wenigstens einer deiner Freunde hier her verirrt um mit dir zu spielen. Ich wünsche dir trotzdem eine gute Nacht. Ach ja bevor du weiter darüber nachdenkst, ich bin definitiv nicht Schwul. Der Sex mit Mädels hat mir so gut gefallen, dass ich davon nicht abkommen werden.“
„Was? Wie du hattest schon Sex?“
„Ja aber erzähl es besser keinem. Sonnst glauben die Mädels noch ich sei leicht zu haben.“
„Erzähl keine Mist.“
„Marcel auch wenn es mir keiner glaubt ich hab schon ein paar Jahre mehr auf dem Buckel als du. Hör mir jetzt bitte mal genau zu. ... Mir ist es egal wie alt ich wirklich bin. Und wenn alle denken das ich 8 oder 9 Jahre alt bin dann werde ich das halt für sie sein. Ehrlich gesagt ist mir wichtig, dass sie mich Lieb haben da ist es egal für wie alt sie mich halten. Los gehen wir schlafen.“
79. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 01.05.17 21:35

Da ist er wieder, der Große Matthias der den kleinen Marcel Tröstet. Trotz das der immer so gemein zu ihm ist.
Ich habe beim ersten mal Lesen gedacht das Matthias die Pamir Repariert hat, dabei hat er ein Gesunkenes Schatzschiff draus gemacht.
Klar das sich Horst über das Schiff freut, grade weil er so viele Erinnerungen an den Bau hat.
80. RE: Labor

geschrieben von ronn2321 am 11.05.17 10:54

Das Matthias wieder den Marcel helfen will. Das er das endlich kapiert.
Bin aus die Fortsetzung gespannt.

81. RE: Labor 38

geschrieben von babywerni am 31.05.17 21:32

Tut mir leid das ich so spät die nächsten teile poste. als entschädigung werde ich jetzt erst eimal mehrere posten.


38.
Matthias lies den grübelnden Jungen sitzen und drehte sich um. Marcel hingegen grübelte weiter. Lange brauchte er um in einen unruhigen Schlaf zu versinken. Während Matthias sich gemütlich an seinen Teddy kuschelte wälzte Marcel sich hin und her. Alpträume ließen ihn immer wieder aus seinem Schlaf aufschrecken. Es war so schlimm, dass er sich ernsthaft überlegte zu seinen Eltern zu gehen. Früher hatte er das öfters gemacht, doch seit er seine neuen Freunde hatte, war ihm das viel zu kindlich und er war ja nun groß. Er rang fast eine Stunde mit sich selbst bevor er aufstand und zu Mama und Papa´s Schlafzimmer ging. Langsam drückte er die Klinke runter und es rührte sich nichts. Noch einmal drückte und rüttelte er an der Klinke. Doch vergebens, die Tür wollte sich nicht öffnen lassen. Seine Eltern hatten ihn ausgesperrt. Verzweifelt ging er wieder zurück ins Kinderzimmer. Diesmal war er nicht nur den Tränen nahe sondern er heulte wie ein Schlosshund.

„Mann was ist denn mit dir los? Warum machst du so einen Krach?“
„Alptraum. Mama und Papa´s Tür ist abgeschlossen.“
„Wie du hattest eine Alptraum das Mamas Tür abgeschlossen ist?“
„Nein ich hatte eine furchtbaren Alptraum. Und Mama und Papa lassen mich nicht rein.“
Matthias war müde und brauchte so eine Weile bis er verstanden hatte was sein Zimmergenosse ihm da erklärte. Marcel stand mitten im Raum und bot ein extrem schaurigen Anblick in dem spärlichem Mondlicht.
„Los komm her ich rücke etwas an die Wand. Bitte aber nicht ständig umdrehen ich möchte schlafen.“
„Vergiss es ich Schlaf doch nicht bei dir im Bett.“
„Dann lass es halt bleiben. Ich will jetzt schlafen.“
Marcel legte sich in sein Bett. Doch so sehr er sich bemühte er konnte nicht schlafen. Immer wieder kam die Angst vor neuen Träumen. Er fühlte sich nicht wohl in seinem Bett. So kam es, dass er seinen inneren Schweinehund überwand. Ohne ein Wort zu sagen legte er sich neben Matthias. Hier dauerte es zwar noch etwas bis er schlief aber er konnte schlafen.

Am nächsten Morgen weckte Anita die beiden. Sie streichelte Matthias an seiner Wange biss er wach war. Erst als er ihr erklärte was gestern Abend passiert war, weckte sie auch Marcel.
„Morgen Marcel. Wie ich sehe hast du gut geschlafen. Schade das Papa schon auf der Arbeit ist.“
„Hä?“
„Das Bild hätte er gerne gesehen.“
„Was für ein Bild?“
„Na wie ihr beide miteinander gekuschelt habt. Hast du Appetit auf frische Brötchen oder lieber Pfannkuchen?“
„Brötchen.“
„Na kommt dann macht euch fertig ich gehe der weile zum Bäcker.“
Sie gab beiden noch einen Kuss auf die Stirn. Marcel wartete noch bis das knarren der Treppenstufen verklungen war.

„Geht sie jetzt wirklich Brötchen kaufen?“
„Guten morgen erst mal. Und ja ich denke, dass sie gleich weg is. Geht es dir jetzt besser?“
Marcel wurde rot im Gesicht.
„Ähm ja. Danke.“
Es war ihm augenscheinlich peinlich, aber das Danke kam von Herzen.
„Los komm Brüderchen wir sollen aufstehen. Außerdem laufe ich gleich aus.“
„Wie lange willst die Dinger denn eigentlich noch nehmen? Mir währe das viel zu blöd.“
„Wollen?! Marcel glaubst du wirklich, dass ich mich gerne auslachen lasse? Irgendwas ist bei mir da drinnen kaputt. Richtig erklären tun mir die Ärzte das auch nicht. Denken wohl das ich noch zu klein dafür bin. Allerdings haben sie klar gesagte, dass ich wohl nie auf die Windeln verzichten kann. Außer ich will ständig mit einer nassen Hose rum laufen.“
„Glaub ich dir nicht. Mit so ner Operation kriegen die doch alles wieder hin.“
„Schön wäre es. Vergiss das mal schnell, Ärzte sind auch nur Menschen und wenn du dir deine Finger von einem Hund abbeißen lässt können die sie auch nicht wieder nachwachsen lassen. Ob ich will oder nicht, ich muss mit den Dingern leben. Hast du gesehen, dass Mama richtig fröhlich war.“
„Ja es war fast so wie früher.“
„Los komm beeilen wir uns sonst wird sie wieder traurig.“

In den nächsten Tagen besserte sich das Verhältnis zwischen den beiden. Es war zwar nicht perfekt, aber es reicht um öfters miteinander lachen zu können. Marcel hatte die Nacht mit dem Alptraum schnell vergessen und auch das er bei Matthias Schutz gesucht hatte. Bis endlich der Hausarrest aufgehoben wurde. Seine erste Amtshandlung war bei seinem Freund auf zu tauchen und Blödsinn zu treiben. Der Blödsinn bestand darin sich den schlimmsten Grusel Thriller den sie finden konnten heimlich reinzuziehen. Marcel hatte das Abendessen vergessen, weil er vollkommen gespannt auf die Mattscheibe geschaut hat. So musste Matthias ihn abholen. Kurz nachdem Matthias in der Tür stand kam auch die Mutter von Marcels Freund nach Hause. Hektisch holte er die Videokassette aus dem Recorder und schaute nach einem Versteck. Er hatte keins gefunden was ihm zusagte also versteckte er es in Marcels Rucksack. „Versteck es bei dir zu Hause. Jetzt wo sie da ist kann ich es nicht mehr zurücklegen. Ach ja und wenn du Baby irgendwas davon erzählst dann bringe ich dich um.“ Den Weg nach Hause gingen sie schweigend nebeneinander. Matthias schaute öfters verstohlen zu seinem Bruder. Er sah das ihm der Rucksack schwerer wurde je näher sie ihrem zu Hause kamen. Natürlich gab es gleich Ärger, weil er gleich am ersten Tag nach dem Hausarrest zu spät kam. In der Nacht war es dann wieder so weit. Marcel kam zu Matthias herüber und fragte ihn ob er nicht wieder bei ihm schlafen dürfte. Matthias hatte schon mitbekommen das er geweint hatte und ahnte auch warum der Kleine keinen Schlaf fand. Er rutschte an die Wand und nahm Marcel nun in seinen Arm. Angenehm war diese Nacht für beide nicht Marcel wurde immer noch von Albträumen geplagt und Matthias wachte immer wieder über Marcels unruhigen Schlaf auf. Am nächten Morgen weckte Anita wieder die beiden.

„Guten Morgen ihr zwei. Marcel konntest du schon wieder nicht einschlafen?“
„Nicht nur nicht einschlafen. Er hat sich in der Nacht ständig gedreht.“
„Ich hatte halt Alpträume.“
„Warum denn? Etwa weil ich gestern sauer war für das Zuspätkommen?“
„Nein Mama, ähm ich ich weiß es nicht.“
„Du willst es mir nicht sagen. Also haste wieder Mist gebaut.“
Matthias sah die Traurigkeit in Anitas Gesicht als sie aus dem Zimmer ging. Mit etwas Wut im Bauch schaute er jetzt Marcel an.
„So du weißt es nicht. Ich hab kein Problem damit wenn du bei mir mit pennst. Selbst wenn ich deshalb selber kaum schlafen kann. Aber Mama anzulügen ist doch wohl das Letzte. Entweder du gibst ihr jetzt die Kassette oder ich lass dich nie wieder in meinem Bett schlafen.“
„Das ist Erpressung.“
„Immer noch besser als damit zu drohen jemanden umzubringen.“
„Du willst doch nur, dass sie mich wieder bestrafen.“
„Nein will ich nicht. Ich will nur nicht das du Mama belügst. Hast du nicht gesehen wie traurig sie ist. Außerdem werde ich ein gutes Wort für dich einlegen. Aber nur wenn du ihr jetzt alles beichtest.“
„Und wenn ich das nicht mache?“
„Du weißt wo dein Bett steht. Ich dachte wir sind Freunde aber na ja wenn du nicht willst.“

Das Türschloss schnappte auf einmal laut ein und danach waren Schritte zu hören, welche die Treppe hinunter führten. Es waren Mamas Schritte das war klar. Matthias sprang gleich aus dem Bett und ging Anita hinterher. Er stand nun in der Küchentür und spürte Anitas Traurigkeit.
„Mama bitte verzeih mir. Ich wollte nicht, dass du das mitbekommst.“
„Komm mal bitte her.“
„Ok, bist du sehr traurig?“
„Es geht schon. Hat er was schlimmes angestellt?“
„Ich glaube nicht. Zumindest hat er diesmal niemandem weh getan. Außer sich selber.“
„Wie meinst du das, sich selber? Ist er verletz?.“
Sie konnte nicht verbergen, dass sie sich große Sorgen um Marcel machte.
„Nein nur seine Albträume, er weiß warum er sie hat.“
„Hast du etwas damit zu tun?“
„Nein Mama hat er nicht. Er will nur, dass ich dir das hier gebe.“ Schnief „Mama bitte sei nicht böse auf mich.“
„Was ist das? ... Sag, dass es nicht wahr ist. Du hast diesen Schund doch nicht etwa geklaut.“
„Er sollte es für seinen sogenannten Freund verstecken. Als ich ihn gestern zum Abendbrot geholt habe, waren sie gerade dabei es zu verstecken, weil seine Mutter gekommen ist. Dem Kleinen war es wohl zu heiß die Kassette selber zu behalten.“
„Ok Marcel sag mir bitte die Wahrheit. Wie lange habt ihr das geschaut und wo habt ihr es her?“
„Seine Eltern. Es war seine Idee.“
„Ihr habt es euch komplett angeschaut?“
„Nicht ganz da kam ja dann Matthias.“
Anita beruhigte sich sichtlich. Sie nahm Marcel in ihre Arme und schickte Matthias hoch zum anziehen und Zähne putzen. Beim Frühstück hatte Marcel schon wieder etwas bessere Laune. Ihm war sichtlich eine Last von den Schultern gefallen. Matthias spürte es richtig, dass Mama nicht mehr sauer oder traurig war. Allerdings dachte sie angestrengt nach.

„Matthias wir werden nachher die Kassette wieder zurückbringen. Marcel schau mich bitte nicht so an. Das müssen wir machen es gehört sich nun mal nicht die Sachen anderer zu behalten, ohne dass sie einverstanden sind.“
„Mama könntest du bitte sagen, dass du es bei Marcel gefunden hast.“
„Du willst nicht das rauskommt, dass ihr beiden gepetzt habt!? Und ich kann mir auch schon denken wegen wem. Ok ich lass mir was einfallen.“
„Wird unsere Strafe schlimm sein? Die Nacht war ja eigentlich schon hart genug.“
„Du hattest doch keine Albträume oder?“
„Nein aber er hat ständig gezappelt so das ich immer aufgewacht bin.“
„Ah ja. Und wieso willst du eine Strafe haben?“
„Ich will keine.“
„Matthias du hast gerade gesagt unsere Strafe, also willst du eine.“
„Natürlich will ich keine. Ich dachte nur, dass du böse auf mich bist, weil ich dir nichts von der Kassette erzählt habe.“
„Ok, eigentlich wollte ich das ganze erst mit Papa besprechen. Aber wenn du so drängelst. Bis ich mit Papa geredet habe bekommt Marcel Hausarrest. Mit einer Ausnahme. Er darf überall mit dir zusammen hingehen. Deine Strafe ist das du ihn mitnehmen musst, wenn er es will.“
„Wie ich darf nur noch mit Matthias raus!“
„Ist dir Stubenarrest lieber?“
Ihr Unterton war eindeutig. Matthias dachte angestrengt nach. Er ahnte was sie damit bezwecken wollte. Er Spürte richtig das sie Marcels Freunde nicht mochte. Und sie hoffte wohl , dass Matthias einen guten Einfluss ausübt. Auf der anderen Seite schien es so als wenn sie angst hätte Matthias zu viel auf zu bürden.
„He jetzt schaut bitte nicht so betrübt ihr könnt heute immerhin noch alles machen was ihr wollt halt nur gemeinsam. Jetzt esst bitte euer Frühstück.“
„Und morgen?“
„Mal sehen was Papa sagt. Außerdem müssen wir noch die Kassette zurückbringen. Wer weiß was da noch so ans Tageslicht kommt.“

Damit war dann das Thema beendet. Anita war angespannt gestresst und zeigte den beiden deutlich das sie besser ruhig sein sollten. Nach dem Frühstück packte sie beide ins Auto. Bevor sie Ausstiegen schärfte Anita beiden ein, dass sie sich wie ertappte Übeltäter verhalten sollen. Sie wollte alleine reden und wenn einer von beiden eine leichte Kopfnuss bekommt, muss er mitspielen auch wenn sie nicht weh getan hat. Sie hatte sich einen Plan ausgedacht, damit nicht zu viel ärger auf Marcel kommt. Immerhin hatte er etwas mitgenommen was nicht ihm gehört, das kann man auch als Diebstahl auslegen. Anita hatte ihr Gefühl nicht betrogen es wurde sofort etwas von Diebstahl und anderen Sachen erzählt. Marcel war sauer, erstens auf Matthias weil er ihn verraten hatte. Zweitens auf seinen besten Freund, weil der einfach seine Mutter belog und alles auf ihn schob und zu letzt auch auf Anita, weil sie auf die Anschuldigungen einfach nichts erwiderte. Sie stand zuletzt einfach so da und hörte nur zu.
„Gut wenn es das dann war, kann ich ja mit den beiden gehen. Zwei Punkte beschäftigen mich aber immer noch. Erstens wiso er es geklaut haben soll? Wir haben keinen Videorecorder er hätte es also nicht anschauen können. Und zweitens normalerweise sind Sie verantwortlich dafür, dass Kinder nicht an Ihre Filme heran kommen können. Somit hätte er niemals die Möglichkeit haben dürfen es mitnehmen zu können. Einen schönen Tag dann noch.“
Matthias wusste, dass der Satz gesessen hatte. Als die drei zurück zum Auto gingen hörten sie wie es hinter der Tür lauter wurde.
„Mama bist du noch sauer auf uns?“
„Keine sorgen Matthias, es ist ja alles ganz gut gelaufen. Hoffentlich überlebt der Kleine das. Was meinst du? Sollen wir dem Herrn Just davon erzählen? Er kann ja ab und zu nach dem rechten sehen und muss sich somit nicht mehr so viel um dich kümmern.“
„Von mir aus. Wenn er unbedingt einen ins Heim stecken will, dann doch besser den da.“
82. RE: Labor 39

geschrieben von babywerni am 31.05.17 21:32

39.
Die drei fuhren wieder nach Hause und Anita machte sich fertig um zur Arbeit zu gehen. Bevor sie das Haus verließ ging sie noch mal nach draußen in den Garten.
„Marcel Matthias kommt bitte noch mal her. Marcel schau nicht so bei dem Wetter kannst du auch ein freundliches Gesicht machen. Also ihr beide wisst Bescheid wenn ihr raus geht dann nur gemeinsam und keine Streitereien. Ich hoffe, dass ihr euch daran haltet und ich nicht von irgendjemanden etwas anderes erfahre. Es wäre lieb wenn ihr uns mal keinen weiteren Kummer bereite.“
Matthias sah wie Anita bei dem letzten Satz Tief durchatmete.
„Mama ich werde brav sein ich verspreche es. Und Marcel auch.“
Matthias knuffte dabei leicht Marcel in die Seite.
„Ja ja machen wir.“
Anita ging etwas in die Hocke und schaute Marcel nun direkt ins Gesicht. Mit dem fingerrücken strich sie ihm sanft über die Wange.
„Du weist gar nicht wie glücklich du uns damit machen würdest.“
Resigniert drehte sie sich weg und stand auf. Beide erkannten die Enttäuschung in ihrem Gesicht. Matthias sah wie sein Bruder mit sich rang und unschlüssig war. So ging er zu ihm und flüsterte im ins Ohr.
„Los geh hin und umarme sie.“
Nach einem leichten Schubs kam Marcel der Aufforderung nach. Marcel schlang seine Arme um Anita und vergrub sein Gesicht in ihrem Bauch. Nun fing er an zu weinen und wirres Zeug zu erzählen. Einige Worte waren zu erkennen anderes ging in seinem Weinkrampf völlig unter. Was klar wurde war das er sich für alles Mögliche entschuldigte. Er fing auch an alles Mögliche an Missetaten auf zu zählen. Am Ende des Monologs hatte Anita ihn hoch gehoben und fest ihn ihre Arme genommen.
„Tut mir Leid das ich jetzt zur Arbeit muss. Ich wäre gerne hier geblieben aber trotzdem…Danke. Matthias tust du mir bitte einen gefallen und kümmerst dich etwas um deinen Bruder.“
„Ja Mama mach ich.“
„Gut dann macht euch beiden einen schönen Tag noch. Und Glaubt mir bitte das wir euch beide lieb haben.“
schnief „Papa hat mich bestimmt nicht mehr lieb?“
„Nein Marcel. Er ist enttäuscht, ja.Er ist auch sehr sauer gewesen,aber er hat dich trotzdem Lieb, es ist doch ein Vater und er macht sich Sorgen um dich!“
„Wieso macht er sich sorgen?“
„Er glaubt das wir bei deiner Erziehung etwas falsch gemacht haben. Er hat Angst das du auf die schiefe Bahn gerätst und wir dich irgendwann nur noch im Gefängnis und vor Gericht sehen werden. Diese Vorstellung macht ihn sehr traurig.“
„Ich werde ab jetzt brav sein ich verspreche es wirklich.“
„Du brauchst es nicht zu versprechen es reicht wenn du es tust. So ich muss wirklich los sonnst bekomme ich noch Ärger auf Arbeit.“
Anita gab Marcel noch einen Kuss auf die Stirn und schnappte sich ihre Tasche. Vor der Türe musste sie abrupt bremsen.
„Huch Jonas Mensch hast du mich erschreckt.“
„Entschuldigung.“
„Macht ja nichts kannst ja nichts dafür. Tut mir Leid das ich keine Zeit für dich habe ich muss jetzt zur Arbeit. Geh ruhig rein die beiden sind drinnen.“
„Ähm darf Matthias heute zu mir kommen? Meine Kusine ist heute da und alleine halt ich die nicht aus.“
„Die Idee ist gut. Nimm ruhig beide mit. Da kommen sie hoffentlich auf andere Ideen und brühten nicht schon wieder etwas aus. Schönen Tag euch.“
„Beide? Marcel will ich nicht bei mir haben.“
„Kann ich verstehen. Aber leider hab ich sie dazu verdonnert heute nur gemeinsam nach draußen zu gehen. Könntest mir einen Gefallen tun und versuchen dich mit Marcel versöhnen.“
Schon hatte sie die Autotür zugeschlagen und startete den Motor.

Da die Haustür noch angelehnt war ging Jonas vorsichtig hinein. Drinnen sah er ein Bild das für ihn sehr skurril aussah. Es verschlug im glatt die Sprache. Matthias hatte Marcel in den Arm genommen und Streichelte ihm über den Rücken. Auch erkannte er die vollkommen verheulten Augen von Marcel.

"Hallo was ist denn mit euch beiden los. Eure Mutter hatte gemeint, dass ihr heute nur beide zusammen raus dürft? Eigentlich wollte ich dich heute zu mir nach Hause einladen. Meine Tante und Cousine sind zu Besuch und ganz alleine macht das kein Spaß. Franziska ist ja eigentlich ganz okay nur immer mit ihr alleine rumhängen, ist manchmal etwas öde.“
„Franziska ist deine Cousine richtig?" fragt Marcel.
„Ja. Hat er endlich seine gerechte Strafe bekommen?“
„Jonas bitte hör auf Marcel zu ärgern. Sonst komm ich auf kein Fall mit.“
„Was ist denn mit dir los seit wann beschützt du das Arschloch?“
„Wir haben uns ausgesprochen und ich habe Mama versprochen lieb zu Marcel zu sein.“

Marcel wurde sich bewusst in welcher Situation er sich befand und löste sich aus Matthias Umarmung. Marcel war verärgert über sich selbst, wie konnte er sich nur so gehen lassen. Er der immer so Cool war der immer der größte sein wollte, stand nun betreten neben Matthias und schaute verstohlen auf dem Boden. Jedes bisschen Selbstsicherheit wovon er sonst so viel hatte war wie weggeblasen. Einem inneren Impuls folgend wollte Marcel nach oben ins Zimmer Rennen. Doch kam er nicht einmal zum ersten richtigen Schritt. Matthias hielt ihn plötzlich am Handgelenk fest. Nicht unbedingt stark aber doch bestimmt. Erschrocken schaute er auf sein Handgelenk, ängstlich wanderte sein Blick nach oben biss sich beide in die Augen schauten.

„Rede mit ihm und entschuldige dich. Es ist besser glaub mir Es wird dir gut tun. Ich geh dann mal hoch damit ihr ungestört seid.“
„Nein, bitte geh nicht.“
„Hallo, fragt mich bitte einer mal ob ich mit ihm überhaupt reden will.“
„Du hattest mir doch gesagt, das er mal dein Freund war. Wenn du das nicht meinetwegen machst, dann mach es halt der alten Freundschaft wegen.“
„Entschuldigung für alles was ich in letzter Zeit alles angestellt habe. Bitte verzeihe mir?“
„Wieso sollte ich?“
„Ich weiß das ich Mist gebaut hab. Matthias muss ich wirklich.“
„Müssen musst du Garnichts nicht einmal aufs Klo wenn du dasselbe anziehst wie ich. Du kannst dich jetzt entscheiden ob du wie ein Feigling vor ihm weg läufst oder ob du das ein für alle Mal klärst. Nur bitte beeile dich ich möchte nicht die ganze Zeit hier im Flur herumstehen.“
„Jonas können wir nicht wieder Freunde sein. Bitte.“
„Ich weiß nicht. So ein Riesen Arschloch wie du in letzter Zeit warst.“
„Ich verspreche dir, dass ich das nicht mehr bin.“
„Und wenn doch.“
„Dann kommt er ins Internat. Hat Papa gesagt.“
„Er hat nur gesagt, das er darüber nachdenkt.“
„Echt? Ok wenn das mein Papa sagt würde ich wohl auch heulen.“
„He, ich hab nicht geheult.“
„Marcel vergiss es man sieht es an deinen Augen. Und nach der letzten Nacht kannste mir eh nichts mehr vormachen.“
„Letzten Nacht?“
„Marcel das kannst du ihm ruhig erklären während ich meinen Rucksack packe. Wir sollen doch noch mit kommen oder?“
„Gut ok. Aber erstens will ich wissen warum er so anders ist und zweitens wenn das ein Scherz von euch beiden ist dann hasse ich euch und wir werden niemals Freunde.“
„Ok ich geh dann schon mal packen und lege nen Zettel für Papa hin.“

Nachdem das alles geklärt war gingen die drei zu Jonas nach Hause. Marcel hatte extrem viel Schiss er war regelrecht dankbar das Matthias ihn an die Hand nahm und somit ein wenig Geborgenheit und Sicherheit gab. Matthias fühlte sich jetzt mehr und mehr wie ein großer Bruder und er genoss es regelrecht nicht wegen der Macht die er vielleicht hatte nein er hatte eine Aufgabe. Er hatte jemanden um den er sich kümmern sollte eine Aufgabe die seinem Erwachsenen Verstand eher lag als die den anderen das Kind vor zuspielen. Franziska saß schon ungeduldig im Garten und wartete auf Jonas. Nach der allgemeinen Begrüßung legte Matthias seinen Rucksack in den Hausflur und sie kletterten alle vier in das Baumhaus. Das jetzt zwar etwas überfüllt aber trotzdem noch gemütlich war. Sofort fingen sie an zu beratschlagen welche Spiele man spielen könnte. Matthias hielt sich wie so oft bei solchen Gesprächen zurück da er ja nun sehr lange aus diesem Alter raus war und sich nicht sicher war bei seinen Ideen. Die beiden Jungs hingegen kamen mit immer neueren Ideen die allesamt was mit Fangen, toben, Rennen usw. zu tun hatten. Franziska hingegen hatte so spiele wie "Wahrheit oder Pflicht" oder Seilspringen im Sinn. Da half es dann auch nicht, dass sie meinte als Gast das Vorrecht zu haben… Matthias konnter dies geschickt, da er selbst ja auch Gast sei. Nach mehrmaligem hin und her erfanden die vier ein Spiel in dem Matthias nicht so viel Rennen musste und trotzdem die anderen sich austoben konnten. Alle vier hatten richtigen Spaß und kreischen wild durcheinander. Unterbrochen wurde das ganze durch eine sehr kräftige Stimme. Die von Franziskas Mutter stammte.
„Kann mir bitte einer Erklären was um Himmelswillen ihr heute vorhabt?“
„Wir spielen doch nur.“
„Das mein ich auch nicht. Ich meine das hier.“
Triumphierend hielt sie Matthias Rucksack in der einen Hand und eine Windel in der anderen.
„He, das ist meine Tasche was haben sie darin zu suchen.“
„Jetzt schlägst ja wohl dreizehn, hattest wohl vor Mama Papa Baby zu spielen nur diesmal richtig. Hä!? Wer sollte deiner Meinung nach den das Baby sein Jonas oder Franziska? Na komm sag schon.“
„Super Idee Mama. Also ich Spiel dann die Mama und wer will von euch der Papa sein?“
„Franzi vergiss es mit dem Lustmolch lass ich dich nicht spielen.“
„Mein liebes Schwesterherz Kannst du mir bitte erklären warum du hier so rumschreist?“
„Reinhardt schau dir mal an was die Freunde deines Sohnes so alles mitbringen. Kannst ja raten was die damit spielen wollten.“
„Das sind Matthias Windeln und?“
„Du weist davon?“
„Wenn er länger hier ist braucht er ja welche zum Wechseln. Hallo erst mal. Marcel was machst du hier?“
„Hallo Onkel Reinhardt.“
„Onkel Reinhardt, Mama hat uns beide dazu verdonnert nur noch gemeinsam aus dem Haus zu gehen.“
„Ach so hat sie das. Wie ich dich kenne bist du eh nicht mehr trocken. Kannst mir ja die Geschichte erzählen während ich dich wickele.“
„Wie du willst ihn wickeln er ist doch kein Baby mehr?“
„Schwesterherz Matthias hat nun mal eine Behinderung und brauch die Windeln. Hättest mal besser zu mir kommen sollen bevor du dich aufregst. Komm großer wir gehen ins Büro das Leder Sofa kann ich leichter abwischen. Da wir nun einen Gast mehr haben könntest du dich bitte darum kümmern das noch ein Stuhl zum Tisch kommt und ein Gedeck fehlt denke ich auch noch.“

Matthias erzählt die Kurzfassung der ganzen Geschichte. Am Ende hatte er eine frische Pampers um seinen Hintern und grübelte ob er ihn noch um etwas bitten kann.
„Du weißt wo ich Arbeite und das ich erkenne wenn jemand nicht alles gesagt hat. Also was liegt dir noch auf der Seele, sprich dich aus.“
„Onkel Reinhadt, Könntest du mir einen kleinen Gefallen tun?“
„Welchen?“
„Heute Nachmittag will Mama noch mal mit Papa reden wegen der Videokassette mein ich. Könntest du nicht mit beiden reden und sagen, dass Marcel heute Brav war. Es wäre blöd wenn er jetzt schon wieder eine Strafe bekommt. Immerhin benimmt er sich zur Zeit nicht wie ein Arschloch und Blödmann.“
„Ok ich werde mit ihnen Telefonieren. Aber ich werde nicht lügen. Er sollte sich also am Riemen reißen. Dafür hab ich etwas bei dir Gut. OK?“
„Deal!“

Beiden gingen nun ins Wohnzimmer wo der Tisch ausgezogen da stand und viele Stühle darum standen. Matthias kamen dabei Erinnerungen an seine eigene Kindheit hoch zu der Zeit als noch bei seiner echten Oma immer riesige Feste gefeiert wurden. Mit Essen bis zum Umfallen. Mit verklärtem Gesichtsausdruck lehnte er nun am Türrahmen und leise ran eine einzige Träne seine Wange runter.
„Reinhardt das ist der ein zigste Stuhl den ich bei euch im Schuppen noch gefunden habe. Können wir nicht einfach das Brett hier vorne ab schrauben dann geht er doch.“
„Das ist jetzt nicht dein ernst oder? Den Hochstuhl hatte ich damals als Übergangs Lösung für Jonas gebaut, weil der andere kurz vor dem zusammenfallen stand. Außerdem müssten da noch, oh Schitt die anderen hatten wir unseren Nachbarn geliehen bevor sie in die Flitterwochen gefahren sind.“
„Na ja Stabil ist er zumindest. Wir schrauben einfach das Brett Hier oben ab und dann wird es schon gehen.“
„Das geht nicht er ist fest verleimt und verübelt. Wie gesagt ich brauchte etwas stabiles.“
„Du bist wie Papa wenn der einen Fußweg gebaut hat konnten auch Panzer drüber fahren. Und aus seinem Schuppen kann man ohne weiteres einen Bunker Bauen. Gut wo bekommen wir jetzt noch einen Stuhl her?“
„Ich nehme einfach den Bürostuhl für einmal wird das schon gehen.“
„Wir sitzen jetzt schon wir Heringe in der Sardinenbüchse. Besser ich schaue noch nach einem weiteren Tisch.“
„Ok ich nehme den Stuhl. Aber nur wenn Franziska mich nicht füttert. Rein passen dürfte ich ja so schmal wie ich bin.“
„Nein Matthias du bist kein Baby und ich werde dich nicht wie eins behandeln.“
„Es ist aber die einfachste Lösung. Erstens sitzen dann alle nicht so gequetscht am Tisch zweitens müsst ihr dann nicht weiter suchen und drittens Windeln hab ich doch eh schon an. Ich werde es schon überleben und ich kann dann die Tischdecke nicht voll kleckern.“
„Wenn er so gerne kleckert, sollten wir schauen ob nicht noch irgendwo ein Lätzchen von Jonas noch existiert.“
„Matthias bring sie nicht noch auf dumme Gedanken. Du bist kein Baby also benimm dich auch nicht so. Ok wir nehmen das Kissen hier. Ist zwar nicht so hoch wie das damalige aber wenn wir gar keins nehmen kannste direkt in den Tisch beißen. Los komm her ich setz dich zur Probe mal rein.“
83. RE: Labor 40

geschrieben von babywerni am 31.05.17 21:35

40.
Matthias schmunzelte und grinste innerlich. Er wusste ja wer und wie alt er war, jetzt konnte er mal so richtig auf Baby spielen. Seit er Adrianes Nachhilfelehrer war, in dem er seine Erwachsene Seite ausspielen konnte, hatte er mehr und mehr Lust am kleinsein bekommen. Viel Zeit zum Nachdenken hatte er jetzt aber nicht gehabt da Jonas Mama rein kam und den Tisch deckte. Sie schaute missbilligend auf ihn und dann vorwurfsvoll Reinhardt an.
„Schatz klär dass bitte mit meinem Schwesterherz und Matthias die Idee stammt von den beiden.“
„Schickst du die Kleinen bitte zum Händewaschen, das Essen ist gleich fertig.“
„Matthias warum grinst du dabei?“
„Na ja ich komm hier ja nicht raus also kann ich meine Hände nicht waschen.“
„Warte ich heb dich raus.“
„Nö ist mir zu bequem.“
„MATTHIAS!!“
„Ach man eh. Darf man hier nicht mal etwas Spaß haben?“
Jetzt kam Reinhardts Schwester noch hinzu und mit einem Lappen und einem Wischtuch.
„So verstaubt wie der Stuhl war kannst ihn doch nicht gleich rein setzen, Ich mach den jetzt erst mal sauber.“
„Gut, vergiss den Inhalt nicht.“
„Reinhardt was meinst du damit?“
„Er will sich nicht die Hände waschen.“
„So geht das aber nicht großer. Na komm her. Augen zu.“

Bevor Matthias sich versah war sein Gesicht und seine Hände abgewischt. Jetzt realisierte er das sein Spiel nach Hinten losgegangen war. Schmunzelnd ging Reinhardt in den Garten. Als sie ihm dann noch das Geschirrtuch um den Hals band wollte er wieder auf einen normalen Stuhl sich setzten. Doch schon im ersten Anlauf merkte er, dass er ohne Hilfe hier wohl nicht raus kam.
„Vergiss es das Tuch bleibt dran, du hast gesagt, dass du kleckerst. Also Finger weg, außer du willst das ich nach einem richtigen Lätzchen für dich schaue.“
Grummelnd fügte er sich dem Willen der Erwachsenen. Machen konnte er eh nichts. Er wurde nun noch an eine Ecke geschoben und warte auf das was noch kommen sollte. Franziska fing auch gleich das Lachen an als sie sich an den Tisch setzte. Beim Essen verhielt sich Matthias so gut es ging wie ein großer Junge. Für alles was er wollte musste er ja fragen da ein selbständiges nehme unmöglich war. Zum Abschluss durften die Kinder sich eine Schüssel Pudding aus der Küche holen. Na ja biss auf Matthias er saß ja fest.
„Onkel Reinhardt hebst du mich bitte raus!“
„Was wie? Ach so. Ähm ... warte mal. Marcel komm bitte mal her.“
Marcel kam mit leicht gesenktem Kopf an geschlichen. Es war immerhin seit langem das erste Mal das Reinhardt ihn rief und dann noch mit einem Unterton der nichts Gutes ahnen ließ. Zumindest glaubte Marcel das.
„Ja.“
„Marcel magst du Schokoladenpuding nicht, oder warum hast du für dich keine Schüssel mitgenommen?“
Dabei nahm er Marcel die Schüssel die er in der Hand hielt ab.
„Das war doch meine.“
„Echt?! Ich dachte schon, das du an deinen Bruder gedacht hast. Er kann ja nicht einfach aufstehen.“
„Ach so, Na gut dann hole ich mir eine Neue.“
„Gute Idee.“
„Mama darf ich Matthias füttern?“
„Nein, ihr habt mir versprochen das ich nicht gefüttert werde.“
„Schatz du hast ja gehört, dass er nicht gefüttert werden will.“
„Außerdem ist er kein Baby. Er kann denke ich schon ganz gut alleine Essen. Wenn ihr wollt könnt ihr nach draußen gehen und dort aufessen.“
Die Drei wahren schon weg bevor der Satz geendet hatte. Matthias hingegen saß immer noch gefangen in seinem Stühlchen. In ihm ganz tief drinnen tobte es. Die drei erwachsenen unterhielten sich über Gott, die Welt und den Urlaub der vor der Tür stand. Die drei anderen spielten draußen und er saß hier vor seinem Teller und sollte aufessen. Mürrisch legte er seine Gabel bei Seite. Reinhardt drehte sich langsam um und schaute ihm ins Gesicht. Das Gesicht was Matthias nun vor Augen hatte sah nicht wütend oder traurig aus. Nein nur sehr nachdenklich.
„Matthias du weißt das du noch etwas aufbauen musst. Da ist auch Essen wichtig. Damit du kräftiger wirst braucht dein Körper Energie und die kommt nun mal vom Essen.“
Bei dieser Ansprache Streichelte Reinhardts Schwester Matthias über den Kopf. Ganz sachte und liebevoll.

Matthias nahm nun lustlos seine Gabel wieder in die Hand. Beim Stochern in den Nudeln gingen seine Gedanken auf Reise. Er dachte nach was er wohl noch alles in diesen Ferien erleben wird. Immerhin waren erst ein paar Wochen in seiner neuen Familie vergangen und doch hat er sie so intensiv erlebt. Aufgeschreckt von einem Klirrenden Geräusch schauten jetzt alle auf Matthias. Er selber war auch zusammengezuckt. Schuldbewusst schaute er zum Fußboden auf dem nun seine Gabel lag.
„Wenn ich mich recht entsinne hatte er gesagt das Franzi ihn nicht füttern darf. Jetzt wo die anderen draußen sind scheint das Baby in ihm durch zu kommen. Willst du das wir dich füttern?“
„Vergiss es Matthias wird nicht gefüttert er ist ein Großer Junge und kein Baby. Ich bereue schon das ich das mit dem Hochstuhl zugelassen habe.“
„Danke.“
„Matthias bist du wirklich satt?“
Kopfnicken.
„Ok wenn du willst dann hebe ich deinen Nachtisch auf für nachher. Du siehst müde aus. Was hältst du von einem Kleinen Mittagsschläfchen?“
„Muss das sein?“
„War nur ein Angebot. Du hattest doch gesagt das die letzte Nacht nicht ganz so rosig war. Im Arbeitszimmer kannst du dich aufs Sofa legen. Ich bleib auch bei dir, muss eh noch etwas erledigen.“
„Na toll mir verbietest du ihn zu Füttern und selber willste ihn zum Mittagschlaf zwingen.“
„Ich zwinge ihn nicht ich biete ihm es an. Und ich mache es nicht weil es mir Spaß macht oder weil ich ihn ärgern will sondern weil er müde aussieht.“

Matthias dachte nun intensiv nach. Einerseits hatte Reinhardt recht er war müde auf der anderen Seite wollte er sich nicht so einfach wie ein Kind behandeln lasse er war ja keins oder doch. Viele sahen in ihm das Kind das noch Windeln trägt. Was ist wohl jetzt das richtige Verhalten wenn er zugibt das er müde ist, könnte Reinhardt auf die Idee kommen, dass da etwas nicht stimmt. Allerdings könnte er auch glauben, dass Matthias Brav ist und sich unterordnet wie es sich für ein Kind gehört. Wenn er dagegen durch setzen will das er kein Mittagsschlaf braucht, könnte auch heraus kommen das er älter ist als alle annehmen oder sie sehen das als ganz normales verhalten eines kleinen Kindes an. Das grübeln beobachtete Reinhardt sehr genau was Matthias nun noch misstrauischer machte. Vielleicht machte das lange grübeln Reinhardt misstrauisch. Würde ein Kind so lange darüber nachdenken? Wenn er sich dadurch verraten würde hätte er jetzt schon verloren. Er merkte wie seine Gedanken immer mehr in einer Zwickmühle fest hingen.
„Schatz musst du Matthias so verunsichern du siehst doch das er müde ist. Außerdem ist er keiner deiner Kunden. Er ist ein Kind und seit wann macht ein Kind freiwillig Mittagschlaf?! Matthias du legst dich entweder gleich hoch aufs Sofa oder gehst nach Hause. Was ist dir lieber?“
„OK ich leg mich hin. Aber nicht so lange bin ja kein Baby.“
„Siehst du so macht man das Schatz. Nimm ihn am besten gleich mit hoch wir räumen der weil hier unten auf.“

Matthias war tatsächlich eingeschlafen als Reinhardt ihn hingelegt hatte. Ein Kitzeln an seiner Nasenspitze weckte ihn auf. Gefolgt vom Lachen dreier Kinderstimmen. Reinhardt saß an seinen Schreibtisch und schaute Lächelnd über ein paar Blätter die er in der Hand hielt. Durch die Offene Tür kam seine Frau und brachte eine Tasse Tee.
„Schatz muss das sein das du noch arbeitest? Immerhin wollen wir morgen in den Urlaub. Ach ja ihr vier geht mal besser wieder nach draußen, da spielt es sich doch bestimmt besser oder!?“
„Mach dir mal keine Sorge, dass ist nichts von der Arbeit.“
„Lüg mich nicht an ich sehe doch das es eins von diesen Phantom Bildern ist. Irgendwie kommt mir der Mann bekannt vor.“
„Das liegt daran das es ein Bild von deinem Sohn ist, so ungefähr könnte er mit dreißig aussehen. Wir haben ein neues Programm was Menschen älter werden lässt um Langzeitvermisste besser zu finden. Rein aus Spaß hab ich mal Jonas Bild abgegeben zum Testen In ein paar Jahren wissen wir ob es funktioniert.“
„Echt Papa zeig her. So seh ich aus wenn ich Erwachsen bin?“
„Und das zweite Bild ist das auch Jonas?“
„Nein mein Schatz. Das ist Matthias einige von den Kollegen meinten das wir so vielleicht seinen Papa finden Könnten.“
„Zeig mal her, und habt ihr was gefunden?“
„Hätte ich ihn dann hier Mittagschlaf machen lassen? Schau dir das Bild mal an das kann jeder und auch keiner sein, dafür ist das Programm ja auch gar nicht gedacht. Es soll ja die Kinder Älter werden lassen und nicht Mama oder Papa zeigen.“
84. RE: Labor 41

geschrieben von babywerni am 31.05.17 21:44

41
Jetzt wo Jonas Bild durch die Hände gewandert war schauten alle gebannt auf Matthias älteres ich. Marcel und Franziskas fingen an zu witzeln als sie es sahen. Nur Matthias selber erschrak. Er versuchte es so gut wie es ging zu verbergen doch der schrecken sich selber wieder zu sehen saß tief. Diese Bild war gut bis auf ein paar Kleinigkeiten wie die Haarlänge usw. war es seinem Passbild sehr ähnlich geworden. Seinen Schock schien keiner bemerkt zu haben. So versuchte er gelassen zu wirken und das Bild als unwichtig ab zu tun. Franziska und Marcel wollten sich jetzt auch so sehen. Doch da musste Reinhardt sie enttäuschen diese beiden Bilder waren quasi als Übung und Test genommen worden, alle weiteren würden nur für echte Fälle erstellt werden. So gingen die Vier wieder nach draußen und Spielen bis zum Abendessen.

Das Abendbrot gab es für Matthias und Marcel wieder zu Hause. Wo eine Predigt von Papa als Nachtisch an gehangen wurde. Zur Überraschung beider kam kein Wort über eine mögliche Strafe. Im Anhang gab es sogar einen gemeinschaftlichen Spieleabend der gesamten Familie. Was wohl auch Reinhardts Anruf geschuldet war. Die nächsten Tage sind beide öfters zusammen unterwegs gewesen. Anita hatte es zwar nicht mehr direkt verlangt allerdings auch nicht die alte „Strafe“ aufgehoben. Adrianes Hoffnung, dass Matthias seine Rolle als Lehrer langweilig würde, wurde ganz und gar nicht erfüllt. Matthias fing sogar an, sie immer mehr unter Druck zu setzen, damit sie sich mehr anstrengt. Sie hatte schon länger aufgegeben über das Wissen von Matthias nach zu denken. Es war halt so, dass ein Windel tragender kleiner Bengel ihr Nachhilfe gab und dazu noch gut in Mathe war. Sie musste sich selber auch eingestehen, dass sie den kleinen mochte. Auch verteidigte sie Matthias wenn einer ihrer Freunde etwas böses über ihn sagte. Nach dem turbulenten Anfang in dieser Familie hatte er sich doch sehr gut eingelebt und konnte es langsam als sein Heim betrachten.

Der Himmel hing voll Wolken und es sah sehr nach Regen aus. Matthias hatte sich ins Gras gelegt und grübelte. Die letzten Tage waren so ruhig das ihm Gedanken an früher im Kopf herumschwirrten. Wie würde es wohl Anne gehen? Gefällte es ihr bei der neuen Arbeit? Hat sie einen neuen Freund? Wie geht es wohl seinen Richtigen Eltern und seiner Schwester? Fragen über Fragen die er nicht beantworten konnte und einige auch eigentlich nicht wirklich beantwortet haben wollte. Diese alles machte ihn traurig und eine einzelne Träne suchte sich seinen Weg über seine Wange.
„Matthias kommst du bitte. Wir haben Besuch.“
Anita konnte ihre Anspannung und Traurigkeit nicht verbergen. Matthias spürte richtig, dass hier etwas wichtiges und vor allem nichts Gutes stattfand.
„Mama wer ist es denn?“
„Herr Just vom Jugendamt mit Begleitung.“
Das letzte Wort hatte sie sich merklich über die Lippen gequält. Matthias wurde schlagartig unruhig und suchte die Nähe von Anita. Sie atmete tief durch und nahm ihn dann an die Hand. Vor der Stubentür hockte sie sich zu ihm runter, nahm ihn liebevoll in die Arme und drückte ihn wortlos. Danach gingen sie eng aneinander Geschmiegt hinein. Im Sessel saß Herr Just mit seiner Aktenmappe und sah wie immer ungeduldig aus. Auf dem großen Sofa saß ein Paar im mittleren Alter. Die Dame war zwar schick aber nicht aufgedonnert angezogen und auch nur dezent geschminkt. Bei dem Herrn hingegen viel sofort seine große Narbe auf. Sie reichte von unterhalb des linken Ohres bis zur Mitte der Wange. Matthias erschrak als er sie sah. Ihm war klar, dass es sich um Leute aus der Firma handelte. Die Frau lächelte, dass sie glücklich war, war kaum zu übersehen. Einige Tränen liefen ihr über die Wange. Für Matthias stand fest das müssen seine Killer sein.
„Wolfgang mein Wolfgang.“
Matthias versteckt sich instinktiv hinter Anita. Hektisch schaute er sich um. Waren da noch mehr oder konnte er vielleicht noch fliehen? Seine Angst stieg ins unermessliche. Als die Frau aufstand und auf ihn zu lief gab es nur noch eins weg, ganz schnell weg. Sein Verstand schaltet sich schlagartig aus und er rannte was das Zeug hielt. Er bemerkte nicht wo hin er rannte sondern nur das ihm auf einmal schlecht wurde.

Langsam wachte er auf. Das Gesicht kam ihm sehr bekannt vor, nur woher? Als er sich um sah bemerkte er die vielen medizinischen Geräte. Na klar das war der Doktor von der Kinderstation.
„Was ist passiert wo bin ich?“
„Im Krankenwagen. Was Passiert ist würde ich auch gerne mal wissen. Du hast eine ganze Menge erbrochen und warst vollkommen weg getreten. Da draußen streitet sich gerade ein Paar mit deinem Pflegepapa und deine Pflegemama sitzt auf der Treppenstufe. Völlig in ihren Gedanken versunken. Wenn ich das richtig verstehen sind die andern beiden deine richtigen Eltern.“
„NEIN. Nein das sind niemals meine Eltern.“
„He beruhige dich wieder. Ich bin froh das du endlich wieder aufgewacht bisst.“
„Bitte hilf mir.“
„Keine bange das hab ich doch schon einmal gemacht. Ich wert mal mit den beiden reden mal sehen ob sie wirklich deine Eltern sind.“

Wie Versprochen ging er gleich nach draußen und frage die Beiden über die gesamte Krankengeschichte aus. Leider konnten sie alle Fragen richtig beantworten. Für Matthias war klar die Firma würde ihre Leute vorher genau informieren somit mussten es welche von der Firma sein. Sein Puls stieg bei den Gedanken wieder bedrohlich an so dass der Pfleger Doktor Scholz wieder herein rief.
„Es sind nicht meine Eltern.“
„Ganz ruhig mein Kleiner, ich bekomme das schon hin.“
Besorgt über den Zustand von Matthias telefonierte Herr Scholz mit einem Kollegen im Krankenhaus.
„Ok Matthias ich denke es gibt noch eine Möglichkeit um schnell zu klären ob sie deine Eltern sein könnten oder nicht. Wenn das allerdings nicht funktioniert müssen wir einen Vaterschaftstest machen. Der dauert aber eine paar Tage.“
Matthias hatte sich wieder etwas beruhigt und so ging er wieder nach draußen.
„Hat einer von ihnen einen Blutspendepass dabei?“
„Ja ich bin Blutspender. Ist es so ernst?“
„Kann ich ihn bitte sehen es ist sehr wichtig.“
„Warten sie hier ist er.“

Herr Scholz schaute ihn die Karte und atmete hörbar aus.
„Was ist nun es dürfte doch kein Problem geben immerhin hab ich Blutgruppe 0“
„Stimmt mit ihrer Blutspende gebe es da kein Problem Matthias hat AB.“
„Sie meinen Wolfgang?“
„Tut mir Leid ich meine Matthias. So sehr er ihrem Sohn auch ähnlich ist sie können nicht seine Mutter sein bei ihrer Blutgruppe Kann ihr Sohn nur A, 0 oder B haben. AB ist im normal Fall nicht möglich um sicher zu gehen würde ich eine Vaterschaftstest vorschlagen. Doch mit 98% Wahrscheinlichkeit würde ich darauf tippen das sie nicht seine Mutter sind. Tut mir wirklich leid für sie. Ich habe gerade im Krankenhaus angerufen um noch einmal in der Akte nachlesen zu lassen. Frau Schmidt würden sie bitte zu Matthias gehen ich denke er Braucht sie jetzt dringend. Ich werde ihn auch erst mal zur Beobachtung mitnehmen Nicht das da noch mehr dahinter steckt, als nur die Aufregung.“
„Halt da habe ich immer noch ein Wörtchen mit zu sprechen.“

Doktor Scholz wollte gerade mit einer gepfefferten Antwort auf den Satz von Herrn Just loslegen als der Krankenpfleger ihn herein rief. Nach ein paar Minuten winkte er Anita herein.
„Frau Schmidt würden sie bitte bei ihm bleiben er braucht jetzt denke ich ihre Nähe so als eine Art Anker damit er uns nicht noch einmal absackt. Oder hast du was dagegen?“
„Nein, nein. Ich auf keinen Fall. Was wird nun aus denen da draußen?“
„Wenn du endlich mal bei Bewusstsein bleibst könnte ich mich ja darum kümmern.“
Beim Aussteigen ließ er die Türe etwas offen so das Matthias alles verstehen konnte was draußen passierte.
„Sie waren der Mann vom Jugendamt richtig?“
„Ja Herr Just und ich bin Matthias Vormund Also..“
„Stop ganz ruhig. Haben sie meine Bericht gelesen, den ich damals für das Gericht verfasst hatte?“
„Ja hatte ich. Wieso fragen sie?“
„Ich dachte ich hatte klar und deutlich rein geschrieben, dass er sehr sensibel auf das Thema Leibliche Eltern reagiert. Um es mal vornehm aus zu drücken, panisch ist denke ich das treffendere Wort. Wir vermuten das seine Eltern in den Missbrauch mit involviert gewesen sind. Wir wissen nicht genug über das was passiert ist. Somit kann wenn sie wirklich seine Eltern finden es ihn auch umbringen. Sie haben ja gesehen was passiert ist. Und das ist dann ja wohl nicht im Sinne des Erfinders. Sollten sie also noch einmal so etwas vorhaben dann sagen sie uns bitte vorher Bescheid damit wir ihm schon mal ein Bett vorbereiten können. So ich werde mich jetzt mit ihm auf den Weg ins Krankenhaus machen. Morgen werden wir mehr wissen. Schönen Tag dann noch.“
Der Dock stieg ein machte die Türen zu und klopfte zwei Mal an die Trennwand.

Die ganze Fahrt über schaute Matthias in Mamas Gesicht. Seine Gefühle fuhren gerade Achterbahn. Auf der einen Seite wollte er auf keinen falle diese liebe und Güte wieder verlieren auf der anderen Seite hatte er mörderische Angst das die Firma ihn findet. Zeitweise kam ihm der Gedanke das es für seine Familie vielleicht besser ist er verschwindet heimlich. Dann dachte er aber auch wieder das sie sich wohl alle große Sorgen machen würden. Er merkte, dass er Hilfe braucht.
„Mama bleibst du bitte bei mir?“
Mit einem Seitenblick auf Doktor Scholz „Wenn ich darf, bleibe ich erst mal bei dir.“
Dieser nickte leicht und somit war das auch geklärt. Matthias erkannte in Anitas Gesicht das sie sich große Sorgen machte. Um sie etwas zu trösten nahm er seine Hand und streichelte sanft mit dem Daumen über ihren Handrücken. Als sie es war nahm blickte sie in seine Augen schon fast abwesend sprach sie das was sie gerade dachte.
„Ich würde zu gerne wissen was sie mit dir gemacht haben.“
Matthias konnte nun direkt in ihre Seele blicken und umgedreht sie auch in seine. Diese dünne emotionale Band was seit langem zwischen ihren Seelen geworben wurde verfestige sich und nahm an Kraft zu. Matthias war schon lange nicht mehr seiner selber Herr und sagte etwas was er sich sonst wohl verkniffen hätte. Mit einer emotionslosen und eiskalten stimme die bisher noch nie aus einem Munde kam erschreckte er seine Zuhörer.
„Nein das willst du nicht wissen.“
Nein nicht nur Anita und Doktor Scholz auch er selbst war erschrocken. Er konnte dem Blick von Anita nicht mehr standhalten beim auf die Seite drehen des Kopfes kamen ihm die Tränen. Er beruhigte sich langsam wieder. Sein Erwachsener Verstand fing an wieder die Oberhand zu bekommen und er ärgerte sich mächtig. Er wusste, dass sie dachten, das er Missbraucht wurde mit seiner Aussage hatte er es wohl auch noch bestätigt. Er fühlte sich schlecht im Grunde hatte er sie doch jetzt angelogen. Aber die Wahrheit konnte er ja auch nicht erzählen diese Gewissensbisse machen ihn schon beinahe Wahnsinnig. Er Liebte diese Familie und wollte sie nicht verlieren. Anlügen wollte er sie auch nicht mehr weil man einen geliebten Menschen ja nun einmal nicht Belügt. Ihm viel aber auch keine Wirklich gute Lösung ein um da wieder raus zu kommen so hielt er erst mal den Mund und harte der Dinge die da noch kommen werden.

Die Nacht war Anita die ganze Zeit an seinem Bett geblieben. Somit war die Nacht fast schön gewesen wenn diese blöden Kabel an seinem Körper nicht gewesen wären. Nach zwei Tagen wurde er auch wieder entlassen. Zu Hause musste er Adriane und sogar Marcel alles erklären. Auch wenn er es eigentlich sich nicht einmal selbst erklären konnte. In den Ferien verbesserte sich das Verhältnis zu allen mehr und mehr immer öfter merkte er wie sehr ihm dieses „Familiäre behütet sein“ doch in den letzten Jahren gefehlt hatte. Er überlegte immer wieder was er nun war ein Erwachsener im Körper eines Kindes oder ein Kind mit dem Überbleibsel eines Erwachsenen Verstandes aus seinem früheren Leben. Auch wenn er sich noch nicht einig, war nutzte er seinen Verstand so gut es ging. Vor allem aber um Adriane zu helfen, Ihre Nachhilfestunden wurden langsam zum festen Ritual. Nach Matthias Meinung schienen sie auch langsam zu fruchten und darüber war er sehr stolz. Als Wiedergutmachung für die kleinen Sticheleien die er immer dabei los lies musste er sich ab und zu wickeln lassen. Für Mama war es als Adrianes Babysiterübung getarnt. Nur Matthias wusste genau das sie Ihm einfach zeigen wollte das sie die große Schwester war und nicht umgedreht. Er konnte damit locker leben er wusste ja was es bedeutet Erwachsen zu sein. Er fieberte nicht wie die anderen Kids dem Tag entgegen an dem es heißt endlich 18.

Horst machte zwei Wochen vor Ende der Ferien einen Test mit Adriane. Unter der Maßgabe, dass sie wenn sie den Test nicht mit einer Drei beendet sie noch einen Intensivkurs bis zum neuen Schuljahr belegen muss. Somit war auch Matthias extrem angespannte. Über die ganze Zeit bis zum Ergebnis. Nur mit dem Problem er hatte keine Möglichkeit ein zu greifen. Er musste einfach zusehen und hoffen, dass alles gut ging. Beim Abendbrot hatte Horst dann ein Einsehen und verkündete Lächelnd eine zwei plus. Adriane konnte es kaum fassen und Matthias freute sich sichtlich. Nach dem Essen bedankte sich Adriane mit einer Umarmung bei ihrem Lehrer. Den Stolz in den Augen ihres Vaters zu sehen war ihr die Plackerei wert gewesen.
85. RE: Labor 42

geschrieben von babywerni am 31.05.17 21:53

42.
Das vorletzte Wochenende vor dem neuen Schuljahr hatte begonnen. Horst und Anita waren guter Laune. Matthias kam gerade vom Bäcker mit frischen Brötchen und Adriane hatte angefangen den Tisch zu decken. Schlicht es konnte kaum besser sein. Marcel war allerdings nicht anwesend weil Oma unbedingt ihm noch etwas Gutes gönnen wollte und hatte ihn zu sich eingeladen. Matthias hatte jetzt zwar das Zimmer für sich alleine doch so richtig darüber freuen konnte er sich dann doch nicht. In den letzten Wochen war der kleine Quälgeist im dann doch ans Herz gewachsen. Sie lagen sich nicht jeden Tag in den Armen aber eine kleine Freundschaft hatte sich nun doch gebildet. Das lag wohl auch an den nicht mehr vorhandenen Freunden von Marcel. Einzig und alleine blieb Jonas über nur war das nicht Marcels Freund sondern der Freund beider. Als die drei Mal wieder bei Jonas im Garten spielten nahm Jonas Mutter Matthias bei Seite und bedankte sich bei ihm. Sie erklärte ihm das Jonas doch sehr gelitten hatte nach dem Marcel so fies geworden war. Nicht nur wegen den streichen auch alleine schon weil die Freundschaft ihm wohl wichtig war. Was solls für das Wochenende hatte Matthias seine Eltern für sich fast alleine. Adriane hatte sich für beide Tage abgemeldet um mit ihren Freundinnen noch etwas zu unternehmen. Horst nahm die Gelegenheit des trocken und nur leicht bewölkten Himmels war und wollte etwas in die Natur gehen. Fürs Freibad war es irgendwie dann doch zu Kalt.

Matthias überlegte wie lange es her war das er im Wald einen Spaziergang unternommen hatte. Er konnte sich zwar noch an Erlebnisse aus seiner ersten Kindheit erinnern aber wann der letzte Spaziergang war viel ihm einfach nicht ein. Seine Bedenken das er ja nicht so Top fit ist und sie deshalb eine etwas kürzere strecke aussuchen sollten Zerstreute sein Vater damit das er ihn dann einfach huckepack nimmt, wenn er nicht mehr kann. Bei diesen Worten standen sich beide dicht gegenüber und Matthias hatte seinen Kopf fast in den Nacken gelegt um Horst ins Gesicht blicken zu können. Horst packte ohne Vorwarnung seinen Pflegesohn unter den Armen und warf ihn über die Schulter wie ein Sack Kartoffeln.
„So könnten wir es aber auch machen.“ und ein leichter Kaps landete auf seinem Hinterteil. Der ohne hin schon sanfte Schlag wurde durch die Windel noch einmal deutlich gedämpft, sodass Matthias kaum etwas merkte. Hören hingegen konnte er es deutlich. Diese Situation machte ihm wieder einmal klar, was er jetzt war ein kleiner Windel tragender Bub. Sein größter Trost war das er geliebt wurde. Geliebt von einer herrlichen Familie. Langsam fing er schon an darüber zu fluchen warum sein Verstand nicht mit jünger geworden ist. Er hätte jetzt keine Gewissensbisse gehabt und nicht nur eine arte Rolle gespielt. Obwohl so richtig eine Rolle spielte er ja nun auch wieder nicht sein Körper war doch der eines Kindes. Auch viele seiner Spontanen Reaktionen oder das er schnell das weinen Anfing zeigten das er mehr ein Kind war als ein Erwachsener.

Matthias wurde weil er ja schon so gut auf der Schulter lag zum Auto getragen und durfte dann auf seinem Kindersitz Platz nehmen.
„Schatz meinst du nicht, dass wir ihn bald mal mit dem normalem Gurt anschnallen können. Dann kann er auch alleine wieder Aussteigen und wir müssen ihn nicht immer wie ein Baby erst los machen.“
„Wenn du weist wie dann bau es ruhig um ich hab noch nicht raus gefunden wie ich den Gurt abbauen kann du weißt ja Frauen und Technik.“
„Soll ich mal schauen.“
„Matthias wir möchten, dass der Sitz noch verwendbar ist. Las Papa das mal machen. Kannst du heute noch einmal mit dem alten Leben oder müssen wir es gleich jetzt umbauen?“
„Mich behandelt doch eh jeder wie ein Baby da kommt es auf das bissel auch nicht mehr drauf an.“
„He wir behandeln dich nicht wie ein Baby. Aber wenn du es willst können wir ja damit anfangen. Das heißt dann Essen Trinken Schule und Schlafen. Was anderes machen Babys ja nicht.“
„Babys gehen nicht in die Schule.“
„Horst lass das! Er geht in die Schule also ist er ein Kind und so wird er auch behandelt Ende der Diskussion. Komm, steig ein wir wollten doch los.“
Der Spaziergang selber hatte dann richtig Spaß gemacht auch wenn Matthias schon ab der Hälfte der Strecke die Puste ausgegangen war. Zeitweise Durfte Matthias bei Horst auf der Schulter sitzen was für ihn zwar etwas hoch und wackelig war, aber tapfer hielt er sich fest. Immerhin konnte er jetzt mehr sehen als sonnst. Bei Menschenmassen kamen ihm ja nur Bäuche und Hintern ins Blickfeld. Als Mittagessen gab es ein Picknick bei dem er sich für den Rest des Weges erholen konnte. Immer wieder suchte er unbewusst die Nähe zu seinen Eltern. Er genoss sichtlich die Liebe und die Zuneigung. Jedes Kuscheln oder die kleinen Streicheleinheiten lösten in ihm ein vollkommenes Glücksgefühl aus. Selbst die Einschränkungen die er nun hatte nahm er nun dankbar an. Was ist denn schon wenn man selber entscheiden kann wann man ins Bett geht gegenüber einer Liebevollen Umarmung. Ist es denn nicht schöner sanft an der Hand geführt zu werden als alleine unschlüssig durchs Leben zu stolpern?! Diese Gedanken und Erkenntnisse setzten sich mehr und mehr in Matthias Kopf fest.

Völlig erschöpft aber glücklich kamen sie am frühen Nachmittag wieder zu Hause an. Beim Schuhe ausziehen bemerkte Matthias dann den Zettel, den jemand anscheinend unter der Türe durch geschoben hatte.

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Hallo Anita, Hallo Horst
wenn ihr Lust und zeit habt mit mir heute noch etwas zu quatschen dann ruft mich bitte an. Ich würde dann Heute Abend noch einmal vorbei kommen.
Gruß Reinhardt.
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Horst nahm das Schriftstück mit runzelnder Stirn und gab es Anita.
„Seit wann will Reinhardt quatschen,irgendwas muss doch da vorgefallen sein? Matthias habt ihr euch bei Jonas schlecht benommen oder sonst irgendwelchen mißt gebaut?“
„Nein Papa nicht des ich wüsste.“
„Ich habe vorgestern erst mit ihm gesprochen. Kurz nachdem Matthias zurückgekommen war. Da hätte er mir bestimmt gesagt wenn was gewesen wäre. Wenn er schon einen Zettel schreibt liegt es ihm anscheinend am Herzen. Gut wenn du nichts geplant hast kann er von mir aus kommen. Vielleicht wird es ja auch nur ein gemütlicher Abend mit einer Flasche Rotwein wer weiß.“
„Ok Schatz wenn du willst ruf ich ihn an.“
Nach einer Weile kam er wieder zurück.
„Ist geklärt er will so zwischen 7 und 8 Uhr kommen. Und Matthias du hast recht er hat gesagt das ihr beide Brav gewesen seid. Was Schlimmes ist auch nicht passiert, ich musste einfach mal nachfragen. Raus rücken um was es geht wollte er dann aber auch nicht.“
„Matthias geht doch bitte noch etwas spielen, oder leg dich halt etwas hin wenn du zu kaputt bist. Das Abendessen wird noch etwas dauern.“

Nach dem Abendessen war es dann so weit Reinhardt stand nachdenklich in der Eingangstür. Matthias spürte, dass etwas nicht stimmte. Seine Antennen für solche Sachen hatten sich seit er wieder ein Kind war extrem verbessert. So machte er auch einen leichten Bogen um Reinhardt und versteckte sich zur Hälfte hinter Anita.
„Reinhardt so geheimnisvoll hab ich dich ja selten erlebt. Das letzte mal, war es glaube ich als du mir sagtest das du Heiratest. Aber das kann es ja wohl nicht sein.“
„Nein Anita ich bin wie du weist glücklich Verheiratet. Können wir uns ins Wohnzimmer setzen.“
„Aber sicher. Matthias gehst du bitte in dein Zimmer.“
„Nein ich muss mit euch dreien Reden. Es Betrifft ihn.“
Matthias versuchte einen riesigen Kloß runter zu schlucken, doch er wollte und wollte nicht rutschen.
„Ich denke er war Brav?“
„Es geht nicht um etwas was er gemacht hat oder auch nicht gemacht hat, oder eigentlich doch. Ach Scheiße last es mich bitte in Ruhe erklären. Die Sache ist schon verrückt genug.“
Matthias hatte ein extrem ungutes Gefühl und musste von Anita sanft in die Stube geschoben werden. Reinhardt setzte sich in einen der beiden Sessel. Anita und Horst setzten sich auf das Sofa. Nach kurzem Überlegen nahm Anita Matthias auf ihren Schoss und drückte ihn an sich. So sehr ihm das bisher gefallen hatte merkte er das es sich hier wohl weniger um eine liebevolle Geste als mehr um ein „den kleinen unter Kontrolle“ halten handelte. Reinhardt Holte aus seiner Tasche eine Mappe heraus und legte sie Tief ausatmend auf den Tisch. Sein Gesicht und Haltung änderte sich schlagartig. Matthias hätte schwören können, dass er sich in einen dunklen Kellerraum mit Einweg Spiegel befindet und auf ihn eine helle Lampe gerichtet wurde.
„Ok hier hab ich ein paar Bilder für euch.“

Er reichte zwei Bilder raus die Matthias schon kannte. Es waren die Bilder aus dem Programm das Kinder älter machte.
„Das hier ist Jonas wie er ungefähr in 15 Jahren aussehen könnte. Wir haben es mit einem Speziellen Programm gemacht was helfen soll vermisste Kinder auch nach Jahren noch zu finden. Es war eigentlich ein Test und Spielerei. Das zweite ist Matthias.“
„Reinhardt dafür brauchst du doch nicht so ein aufheben zu machen. Sind recht hübsch die beiden. Meinst e nicht auch Horst?“
Ohne auf diesen Einwurf auch nur ein zu gehen holte er zwei weiter Blätter aus der Mappe. Das eine Bild legte er verdeckt auf den Tisch das zweite Hielt er direkt in Matthias Blickfeld.
„Matthias wer ist alles auf dem Bild?“
Anita die auch genau mit drauf schaute grübelte etwas. Ganz rechts stand ein kleiner Junge der eindeutig Matthias war neben ihm standen noch zwei ältere Mädchen im Hintergrund noch weitere Kinder. War wohl auf einem Kinderfest aufgenommen wurden. Das Bild selber war sehr verblasst und sah alt aus. Auch wahren die Sachen die die Kinder trugen wohl von vor einigen Jahren. So gesehen dachte sie, dass es nun doch nicht ihr Matthias war der da rechts fotografiert war. Sie merkte, dass Matthias extrem unruhig wurde. Es kostete sie einiges an Kraft zu verhindern, dass er aufspringt und weg läuft.
„Du kennst das Bild stimmst? Du hattest mir versprochen das du mich nie anlügst denk bitte daran.“
Matthias liefen nun die Tränen stumm über die Wange. An Reinhardt gewandt brach er sein schweigen.
„Woher weißt du es?“
„Das tut nichts zur Sache. Wie heißt das Mädchen Ganz links?“
Reinhardts Stimme wurde immer distanzierter und kühl.
„Herr Matthias Schwarz ich frag sie nun zum zweiten Mal wie heißt das Mädchen?“
Anita und Horst waren nun sehr erschrocken. Horst wollte gerade eingreifen als ein scharfer Blick von Reinhardt ihn verstummen lies. Matthias erkannte, dass er verloren hatte. Anita musste ihn nun nicht mehr festhalten um zu verhindern, dass er verschwindet nein sie musste ihn festhalten, damit er nicht zusammen Rutscht.
„Ich weiß ihn nicht den habe ich mir nie gemerkt.“
„Ok aber das Mädchen daneben. Den kennst doch sicherlich auswendig.“
„Ja, dass ist Sabi. Ähm eigentlich Sabine.“
Reinhardt drehte sich nun leicht weg und wurde etwas Lockerer. Und konnte sich selbst eine Träne nicht unterdrücken. Anita und Horst schauten sich ungläubig an keiner konnte diese Szene auch nur ansatzweise einordnen. Schon fast flüsternd fragte er weiter.
„Sabine und der Junge was sind sie?“
„Geschwister.“
„Schatz der Junge sieht so aus wie du. Also wahrscheinlich dein Vater also ist Sabine deine Tante richtig?“
„Matthias meinst du nicht, dass du lange genug die Beiden und auch uns alle angeschwindelt hast? Haben sie denn nicht die Wahrheit verdient? Die ganze Wahrheit! Ach übrigens das Gespräch was wir hier führen findet überhaupt nicht statt. Ich bin zur Zeit in meinem Arbeitszimmer und bereite etwas für die Steuer vor, Offiziell. Also was ist Matthias willst du nun erzählen wer der junge auf dem Bild ist?“
„Das bin ich. Bitte erzähl es ihnen nicht das darf keiner wissen vor allem ihr nicht. Die bringen euch um euch alle. Bitte behalte es für dich.“
Seien Worte gingen schon beinahe in dem Weinkrampf unter den ihn nun ergriff.

„Anita du hattest mich mal darum gebeten mich etwas um den Fall zu kümmern. Ich bin fündig geworden. Matthias schau mich bitte an. Ok ich weiß das es für dich jetzt schwer ist aber du sollst das noch erfahren. Deine Mutter ist vor zwei Wochen bei einem tragischen Unfall verstorben. Bei deinem Vater ist der Krebs am Anfang des Jahres wieder ausgebrochen. Er liegt leider schon im Komma und wird wohl auch nicht wieder aufwachen.“
Dass sein Vater wohl nicht allzu lange mehr leben würde war ja schon lange klar aber das seine Mutter auch verstorben ist brachte ihn nun noch weiter an den Rand des Wahnsinn.
„Ich glaube es ist besser wenn ich euch den Rest erkläre zumindest so weit wie ich es selber verstehe.“
„Erkläre mir bitte erst mal warum das Bild so alt aussieht. Das kann doch erst vor ein/ zwei Jahren entstanden sein.“
„Nein das Bild ist tatsächlich Älter. Genau kann ich es nicht datieren da alle die es wissen nicht mehr zu sprechen sind. Nach allem was ich weiß ist es rund 20 Jahre alt.“
Ungläubig schauten sich Anita und Horst an. Nun nahm er das Zweite Bild und drehte es um.
„Das ist das Bild was Matthias für seinen Ausweis benutzt hatte. Vergleicht es mal mit dem Bild was das Programm erstellt hat. Hier sind auch noch weiter die ihn seiner Jugend geschossen wurden. Gut diese Ähnlichkeit kann rein zufällig sein. Allerdings habe ich einen kleinen Gentest machen lassen. Ich habe dazu um sicher zu gehen die Proben von seinen Eltern und seiner Schwester selber genommen. Seine Abstammung ist eindeutig und da seine Mutter nachweislich nur zwei Kinder geboren hat muss er Matthias sein. Ein 27 jähriger Junger Mann. Mit abgeschlossener Berufsausbildung und Führerschein.“
„Reinhardt hör auf mit dem Quark. Du willst mir doch nicht wirklich weiß machen das er wie sagtest du 20 Jahre alt ist.“
„27 Ich hab ihn jetzt eine ganze weile beobachtet und ich bin mir sicher, dass er erwachsen ist. So wie er sich in einigen Situationen verhalten hat würde sich kein Kind verhalten. Da passt so einiges nicht wirklich zusammen.“
Anita drückte den Kleinen noch einmal an sich um ihn danach um zu drehen und direkt in die Augen zu schauen. Sie wurde ernst, tot ernst wenn man es so nenne will.
„Matthias du hast mir versprochen mich nicht an zu lügen. Ich wehre dir extrem böse wenn du es jetzt machen würdest. Stimmt es was Onkel Reinhardt da sagt? “
Matthias versuchte zwar ein paar Worte zu sagen bekam aber nur undeutliche Töne raus. So senkte er seinen Blick und nickte nur noch. Seine Tränen flossen dabei in Strömen.
86. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 01.06.17 20:54

Tja nun ist die Katze aus dem Sack und seine Identität ist Aufgeflogen.Grade jetzt wo Matthias sich anfing wohl zu fühlen und sogar Marcel sich mit Matthias vertrug.
Ob das wirklich Leute aus der Firma waren die ihn Endgültig abservieen wollten?
Schön das die Mathenachhilfe geholfen hat und Adrianes Kopf doch nicht geplatzt oder verkohlt ist.gg
Ganz fieser Cliffhanger.
87. RE: Labor

geschrieben von windel28 am 04.06.17 11:02

Wow. Eine Wendung mit der ich nicht gerechnet habe. Onkel Rheinhardt hat im Hintergrund weiter rechachiert und vieles ans Tageslicht befördert. Wie geht es mit Mathias jetzt weiter? Darf er noch bei seiner Pflegefamilie bleiben oder muß er zurück in sein altes leben. Er ist ja schließlich kein Kind mehr.
88. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 04.06.17 14:26

Körperlich gesehen ist er ein Kind, nur sein Geist ist Erwachsen. Matthias hat ja auch durchaus kindliche Gefühle und bedürfnisse.
89. RE: Labor 43

geschrieben von babywerni am 05.06.17 19:46

Danke für die komentare hier nun der nächte teil.

43
Matthias spürte die Distanz die Anita nun aufbaute. Für einen Außenstehenden wohl kaum zu bemerken schob Anita ihn von sich weg. Matthias Rutschte von ihren Knien runter und ging wie ein geprügelter Hund aus dem Zimmer. Dass Horst ihm etwas hinterher rief hörte er schon gar nicht mehr. Als er wieder zu sich kam stand er in seinem Zimmer. Er sah sich um und nein es war nicht mehr sein Zimmer es war das Kinderzimmer von Horst und Anitas Kindern. Er war hier vollkommen am falschen Platz. Nach kurzer Überlegung war er nun machen könnte und sollte suchte er sich einen Alten etwas größeren Rucksack und packte das nötigste zusammen. Ein paar Klamotten und die Truhe von Anne. Dazu noch etwas zum Waschen und seinen Zahnbürste. Zuletzt sah er im Bad noch seinen Windeleimer, ihm kam jetzt sein Gedanke wegzulaufen schon etwas schwachsinnig vor. Er gab sich einen imaginären tritt in den Hintern und Schnappte sich zwei Pakete seiner Windeln. Im Zimmer packte er zuletzt noch sein Kuschelmonster oben in den Rucksack. Damit war er dann voll gepackt und musste die Beiden Tüten mit den Windeln in der Hand tragen. Im Flur beim Anziehen der Schuhe hörte er was in der Stube alles über ihn geredet wurde. Sein erwachsener Verstand begriff schnell das Reinhardt irgendwo recht hatte. Für immer die beiden an zu lügen hätte seiner Seele nicht gut getan.
„... tut mir leid Anita aber wirklich helfen kann ich euch dabei nicht wirklich. Alles was ich gemacht habe um an diese Infos zu kommen war inoffiziell und zum Teil nicht ganz legal. Wenn das raus kommt kann ich mehr als gefeuert werden. Außerdem habe ich beim Schnüffeln wegen seinem Angeblichem Tod eine eindringliche Warnung bekommen. Ein Kollege musste seine Nachforschungen wohl schon mit dem Tod bezahlt haben. Bei einem anderen Fall und auch in einer anderen Stadt. Einer meiner Amtsärzte hatte da irgendwelche Parallelen gefunden ….“

Matthias war etwas erleichtert, Reinhardt würde also nicht weiter nachforschen. Wenn sie Glück haben hat von dem ganzen bisher noch keiner etwas gemerkt und sie würden somit in Ruhe weiter leben können. Mit einer Jacke bewaffnet machte er sich aus dem Haus. Allerdings nicht durch die Vordertür sondern durch den Garten. Bei der Vordertür hätten sie ihn sehen können. Er musste so schnell wie möglich weit weg kommen. Der erste Gedanke der ihm kam war die Autobahn doch würde überhaupt einer anhalten um einen kleinen Jungen beim abhauen zu helfen oder doch eher ihn gleich zur Polizei bringen. So musste er die zweite Möglichkeit wählen den Zug. Auf dem Weg zum Bahnhof dachte er darüber nach wo er am besten hin sollte. Deutschland währe ungünstig irgendwann würde er eh wieder bei der Polizei landen und zwangsläufig auch wieder beim Jugendamt. Da es wohl nicht viele ausreisende Kinder mit Windeln um den Hintern gibt wird diese Tour dann wohl schnell am Ausgangsort enden. Bei seinem Englisch bringt es auch nichts auf die Insel zu flüchten. Also Schweiz oder Österreich. Er entschied sich für die Schweiz die rücken ja nicht mal die Bankdaten raus also könnte es auch sein, dass sie ihn auch nicht ausliefern. Gut das mit dem Dialekt wird er noch üben müssen aber darüber kann er ja noch auf der Reise nachdenken. Ein anderer Name wäre auch nicht schlecht. Als er schon das Leuchtende DB Schild sah hatte er sich entschieden, Sepp soll sein neuer Name sein. Da unten heißt doch eh jeder zweite Seppel. Im Bahnhofsgebäude suchte er sich eine Tafel mit den An- und Abfahrplänen als er sich eine viel versprechenden Zug raus gesucht hatte. Schaute er nach einem Automaten, die sind anonym und keinerfragt ob er gerade abgehauen ist. Leider konnte er nur für den Regionalverkehr mit Bargeld zahlen und so musste er noch einmal einen anderen Zug raus suchen. Als er endlich seine Karte hatte war der Zug gerade abgefahren. Eine ältere Dame schaute ihn mitleidig an
„Kene sorge klener es is ja nich der letzte Zuch. Fahrn ja noch welche.“
Missmutig und den Tränen sehr nahe, schaute er wann der nächste Zug fährt und setzte sich in eine Ecke um zu warten. Er hatte extra eine ausgesucht die nicht so sehr beleuchtet war. Er war ja auch auf der Flucht wenn man es genau nehmen wollte. Durch die beiden Windelpakete hatte er immerhin einen einigermaßen warmen und vor allem gepolsterten Sitzplatz. Ein Umstand um den ihn so einige Reisenden wohl beneidet hätten.

Die beiden Stunden die er nun hatte, wollte er nutzen um weiter an seiner Zukunft zu planen. Allerdings war das kaum möglich da immer wieder Erinnerungen hochkamen. Als erstes an seine erste Kindheit, an seine leiblichen Eltern und seine Schwester die nun alleine alles Regeln musste. Gut sie bekam dafür das gesamte Erbe aber auch wenn er da gewesen wäre könnte er ihr jetzt nicht helfen. In seinem Zustand brauchte er ja selber genug Hilfe. Diese Gedanken mischten sich mit denen an seine zweite Kindheit. Viele der glücklichen Momente durchlebte er noch einmal und machten ihn trauriger und trauriger. Er fühlte sich leer und hilflos. Nein nicht nur hilflos, alleine das war jetzt das richtig Wort: Mutterseelenallein. Er schaute auf und der Bahnhof der verglichen mit Leipzig winzig war kam im nun wie ein rissiger Irrgarten vor. Mitten in seinem Grübeln stellte sich ein Mann in Uniform in sein Sichtfeld. Matthias war langsam alles scheiß egal geworden und so schaute er nicht einmal ob es ein Schaffner, Polizei oder was auch immer war. Er war in Uniform und so hatte er wohl auch irgendwie etwas zu sagen hier.
„Kannst du mir bitte sagen was so ein kleiner Bengel wie du so spät hier zu suchen hat?“
Im Kopf schossen ihm so einige patzige antworten rum aber immerhin hatte er ja bitte gesagt also versuchte Matthias höflich zu bleiben.
„Ich warte auf meinen Zug der letzte war mir vor der Nase weg gefahren.“
„Ach ja, vor der Nase weg gefahren.“
„Ja leider hatet die Bahn genau heute keine Verspätung. Immer dann wenn man es nicht gebrauchen kann.“
Der Mann konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen so sehr er auch streng aussehen wollte.
„Damit ich dir das glauben kann müsstest du mir eine Fahrkarte zeigen.“
Mit zitternden Händen reichte Matthias ihm seine Karte. Der Mann atmetet tief durch und nickte dann leicht.
„Hm ok. Deine Geschichte scheint zu stimmen. Tut mir leid es hätte ja auch sein können das du hier herumlungerst um nicht nach Hause zu müssen. Eigentlich unverantwortlich das dich deine Eltern jetzt noch alleine fahren lassen.“
Er war schlau genug um nicht weiter auf dieses Gespräch ein zu gehen. Er nahm einfach seine Karte wieder entgegen und sinnierte über sein vergangenes Leben weiter. So in der Ecke hockend bekam er immer stärkeres Heimweh. Heimweh nach Anita und Horst, ja selbst Marcel vermisste er auf einmal. Im kam der Gedanke wieder zurück zu gehen und hoffen das sie ihm verzeihen würden. Auf der anderen Seite kam sein Stolz durch und auch die Angst um seine Familie. Er war ja eigentlich gefährlich für sie. So blieb er sitzen um weiter zu warten auch wenn sein Herz gerade dabei war zu zerspringen.

Endlich hatte der Zeiger der Bahnhofsuhr es geschafft und Matthias Zug würde in rund fünf Minuten einfahren. Von dem Mann in Uniform wurde er wieder beobachtet. Als er sah worauf Matthias gesessen hatte musste er etwas schmunzeln. Hatte dann doch Mitleid und wollte ihm beim tragen helfen.
„Na kleiner komm ich helfe dir. Warum lassen dich deine Eltern eigentlich alleine fahren und dann noch mit der Menge Gepäck?“
Matthias wurden die beiden Tüten aus der Hand genommen.
„Interessantes Gepäck noch dazu. Du siehst nicht gerade glücklich aus. Na los komm dein Zug hat eh zehn Minuten Verspätung da kannst mir die Geschichte auch erzählen. Vielleicht biste auch abgehauen und ich sollte vielleicht besser einen Streifenwagen rufen.“
Matthias merkte wie sich eine Schlinge immer weiter zu zog. Er musste etwas unternehmen sonnst währe seine Flucht schon vorbei bevor sie eigentlich angefangen hätte. Kurz überlegte er welche Lüge wohl am besten wäre doch dann fiel ihm ein das er ja mit etwas zurecht gebogener Wahrheit hinkommen konnte.
„Vati kann nicht mitfahren er liegt im Krankenhaus.“
„Ah ja und deine Mutter wohl auch?“
Matthias merkte, dass er ihm nicht so ganz glaubte. Jetzt wo er noch an seine Mutter denken musste war es um seiner Selbstbeherrschung geschehen und eine Träne nach der anderen rollte ihm über die Wange. Wortlos Schüttelte er mit dem Kopf und zeigte mit seinem Finger nach oben. Der Mann schluckte und sein Stimme wurde nun Freundlicher schon fast väterlich.
„Und du Fährst jetzt wo hin?“
Matthias hatte auf diese Frage gewartet und sich eine Antwort bereit gelegt. „Oma.“
Der Typ war nun beruhigt und brachte ihn bis zum Bahnsteig.

Der Zug hatte sogar etwas mehr Verspätung so wartete er brav am Gleis.
„MATTHIAS DU BLEIBST GENAU DA WO DU BIST. WEHE DU BEWEGST DICH.“
Matthias brauchte sich nicht um zu drehen diese Stimme war eindeutig zu erkennen. Er schätzte, dass sie von einem der Anderen Gleise kam und das Horst nicht lange brauchen würde um bei ihm zu sein. Er schaute sich noch einmal um. Aber seine einzigste Fluchtmöglichkeit die ihm noch übrig blieb war über die Schienen zu laufen. So sehr er auch Angst vor dem hatte was Horst mit ihm machen könnte reichte es nicht aus um den ersten Schritt auf die Schiene zu wagen. In der Zeit seiner Ausbildung ist er sehr oft mit dem Zug gefahren und meistens mit dem ICE. Bei einer dieser Fahrten ist es dann passiert. Eine Person wollte ganz schnell auf die andere Seite um ihren Bus noch zu erreichen, erreicht hat sie ihn aber nie. Der ICE kam damals so zum Stehen das er aus dem Fenster den Aufgerissenen Koffer und eine Menge an herumliegender Kleidung erkennen konnte. Alles was er damals gesehen und gehört hatte brannte sich in sein Gedächtnis ein, sodass eine imaginäre Schranke vor jedem Stück unbewachter Schiene entstand. Mit hängendem Kopf wartete er auf das nun unvermeidliche. Matthias spürte die Wut die auf einmal neben ihm stand. Instinktiv machte er sich kleiner und zog noch weiter den Kopf ein. Aus dem Augenwinkel sah er wie Horst immer wieder mit der Fußspitze wippte. Das Schweigen war für Matthias noch schlimmer als wenn Horst ihn angebrüllte hätte. Mit dem Ärmel wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht.
„Papa bit..“
„NIX PAPA, Du wirst jetzt mit mir nach Hause gehen VERSTANDEN? Solche Sperenzien wie heute kannst von mir aus machen sobald du im Heim bisst.“
„Ich denke dein Vater liegt im Krankenhaus?“
„Das tut er auch, er ist ..“
„Hast du schon wieder Lügenmärchen erzählt?“
Matthias fing mehr und mehr das heulen an.
„Er hat erzählt das sei Vater im Krankenhaus liegt und seine Mutter gestorben ist.“
Horst atmete tief durch. „OK so gesehen hat er ausnahmsweise mal nicht gelogen, Sein leiblicher Vater liegt wirklich im Krankenhaus.“
„Aha und sie sind?“
„Horst Schmidt. Matthias ist, oder besser war bis morgen mein Pflegekind.“
„He, wenn er gerade seine Eltern ..“
„Stopp bevor sie weiter reden, Sie haben keine Ahnung worum es hier geht. Und ich kann es ihnen auch nicht mal eben so erklären. Vom Gesetzt her bin ich zur Zeit noch für ihn verantwortlich und von daher werde ich ihn jetzt mit nehmen. Die beiden Tüten nehme ich. Los komm ich möchte heute auch noch irgendwann ins Bett.“

Matthias lief nun schweigend neben Horst. Innerlich fühlte er sich extrem leer. An einer Brücke hielt er an und schaute runter. Der Bach da unten hatte nicht viel Wasser aber wenn er mit dem Kopf zuerst auf kommen würde wäre er wohl so betäubt, dass es es zum Ertrinken reichte. Matthias ertappte sich beim Nachdenken wie er es anstellen sollte damit es klappt. Horst kam zurück gelaufen und Packte den kleinen im Genick. Matthias wand sich aus dem Griff und versucht über das Geländer zu klettern. Als Horst bemerkte was er vorhatte. Als er noch seinen starren Blick sah ließ er die Beutel fallen um mit beiden Händen zu zugreifen. Ein ziemlich starker Klaps auf Matthias Hintern brachte die Gedanken des kleinen wieder auf die Erde zurück.
„Das kannst gleich wieder vergessen so kommst du mir nicht davon.“
Den Rest des Weges musste Matthias an der Hand laufen. Besser gesagt er wurde von Horst mit geschleift.

Zuhause machte Anita den beiden die Türe auf. Sie hatte anscheinend hinter dem Fenster gestanden und gewartet.
„Wo hast du ihn gefunden?“
„Auf dem Bahnhof. Zum Glück hatte der Zug Verspätung, sonst wäre er jetzt weit weg. Los ab hoch ins Bett mit dir. Hier die zwei Pakete hatte er mitgenommen sollte also etwas Längeres werden. Wahrscheinlich wollte er sich ein Paar andere Dumme suchen. Du bist ja immer noch hier unten.“
„Horst Schrei ihn nicht so an.“
„Was denn. Wir haben ihn auf genommen wir haben ihm ein Zuhause geben wollten. Sie hatten gesagt das er missbraucht wurde, dass er echte liebe braucht. Und dann so etwas.“
„Muss ich erst irgendjemanden seinen Schwanz ab lutschen damit ich das Recht habe geliebt zu werden? Ich hab euch lieb euch alle.“
So schnell wie er konnte rannte er nach oben und schmiss sich aufs Bett. Auch wenn er nicht wusste woher die Flüssigkeit für seine Tränen noch kommen sollte, so weinte er sich in eine unruhigen Schlaf. Unten erzählte Horst alles was passiert war seit er den Bahnhof betreten hatte. Adriane kam nach einer halben Stunde auch Heim. Sie hatte ihn in der andern Richtung gesucht und war erleichtert, dass er nun wieder da war. Sie verstand nicht warum so eine Stimmung herrschte und jede ihrer Fragen wurde ab geblockt. Missmutig ging sie dann auch ins Bett und schmiedetet einen Plan, um irgendwie die Wogen wieder zu glätte. Anitas Gedanken gingen hin und her während sie sich fürs Bett fertig machte. Bisher hatte sie das Ganze auf sich wirken lassen und wenig gesagt. Bevor sie nun ins Bett gehen wollte, schlich sie leise ins Kinderzimmer. Sie roch schnell was Matthias in seiner Hose hatte und wollte ihn wecken. Sie sah auf der Häufchenelend das vor ihr im Bett lag. In einem wohl furchtbaren Albtraum wälzte er sich von einer Seite auf die andere. Sie versucht ihn zu wecken damit er sich ausziehen und vor allem frisch Wickeln würde. Matthias Gesichtsausdruck sah aus als wenn er einen Geist gesehen hätte. Mit offenen und lehren Auge stierte er an Anita vorbei. Seine Haut war blass und von Schweißperlen bedeckt. Anita stach das Bild mitten ins Herz. Sie versuchte ihn durch streichen etwas zu besänftigen aber bei jeder Berührung wich er leicht zurück. Sie hielt es nicht mehr aus und ging vor die Tür. Sie musste mehrere Minuten nachdenken, bis sie sich gefangen und eine Entschluss gefasst hatte. Traurig und auch sauer ging sie zu ihrem Mann ins Arbeitszimmer.
90. RE: Labor 44

geschrieben von babywerni am 05.06.17 19:49

44
„Horst ich war gerade noch einmal bei Matthias.“
„Ist er noch da oder schon wieder abgehauen?“
„Hör mir zu. So langsam reicht es mir mit dir. Ich verstehe, dass du gekränkt bist aber was zu viel ist, ist zu viel. Du hast entschieden ihn ins Heim zu geben und das ohne mit ihm und mir zu sprechen. Außerdem behandelst du ihn wie der letzte Dreck. Gestern hastet du mir noch gebeichtete wie gerne du ihn hast. Er liegt oben in seinem Bett und hatte einen Albtraum nach dem anderen. Er war schon so apathisch, dass er mich nicht einmal mehr wahrgenommen hat. Egal ob 8 oder 28 das hat niemand verdient.“
„Willst du, dass er uns weiter an der Nase herumführt?“
„Ich wüsste nicht, wann er das genau getan hat. Er ist ein Mensch mit Bedürfnissen und Wünschen und man kann nicht ständig spielen ein Kind zu sein, dass hält keiner durch. Reinhardt wusste nicht was mit ihm passiert ist und so wie ich es sehe liebt er uns wie nur ein Kind seine Eltern lieben kann. Heute Vormittag waren wir noch eine glückliche Familie. Ich möchte am liebsten vergessen was Reinhardt erzählt hat. Aber egal ich werde jetzt ins Bett gehen und du wirst dich um Matthias kümmern. Immerhin hast du ihn auch so fertig gemacht. Vorher brauchst du nicht darüber nach zu denken dich neben mich legen zu wollen.“
Ohne auf eine weiter Antwort zu warten ging sie nach oben und legte sich hin. Horst hingegen musste das ganze erst ein Mal verdauen. Er dachte viel nach bis ein Blick auf die Uhr ihn leicht erschreckte. Es war jetzt schon halb eins geworden und mehr und mehr machte sich bei ihm die Müdigkeit breit. Die Aussage seiner Frau war eindeutig und er merkte, dass sie es ernst meinte.

Zaghaft schon beinahe ängstlich schob er die Tür vom Kinderzimmer auf. Das spärliche Licht aus dem Flur ließ die Szenerie noch unwirklicher erscheinen. Matthias Bett sah aus wie nach einer Schlacht. Das Kopfkissen und die Decke lagen halb auf dem Boden. Matthias hatte sich zum Fußende an die Wand gedrückt. Horst setzte sich auf Marcels Bett um weiter nach zu denken. Beim Beobachten des Kleinen kam ihm etwas in den Sinn was er einmal irgendwo gelesen hatte. Bei einem Ureinwohner Stamm war es so, dass die Frau drei Nächte nach einander denn Schlaf des Mannes bewachen sollte. Nach diesen drei Nächten wären sie dann Verheiratet. Grund war das man im Schlaf sich nicht verstellen könnte und somit sein wahres ich zeige. Mitten in einem seiner Albträume drehte er sich Matthias wieder hin und her. Bis ein dumpfer Schlag Horst aufschreckte. Matthias lag mit dem Kopf auf dem Boden und seine Beine lagen noch im Bett. Ohne drüber nach zu denken ging er zu ihm hin und hob ihn hoch. Auch wenn er es bisher erfolgreich ignoriert hatte so stieg ihm nun der Duft einer vollen Windel in die Nase. Ein Lichtstrahl vom Flur huschte über Matthias Gesicht. Jetzt verstand Horst seine Frau und fühlte sich immer elender. Er wusste, dass er etwas tun musste. Sanfte versuchte er den Kleinen zu wecken. Was aber nicht so richtig klappte, so entschied er sich ihn erst einmal frisch zu wickeln. Mit Matthias auf dem Arm ging er ins Bad da dort noch die Wickeltasche vom Picknick stand. Beim Ausziehen merkte er schon das es mit einfach Windel abmachen und neu dran machen nicht getan war. Durch die Albträume hatte sich alles verteilt und an mehreren Stellen den Weg aus der Windel gesucht. Horst kramte aus der Tasche die Wickelunterlage und ihm kamen Erinnerungen aus Adrianes und Marcels Kindheit in den Sinn. Eine ganze Weile hatte es gedauert bis Matthias wieder Sauber und Frisch eingepackt war. Er schlief ja immer noch und konnte somit nicht mithelfen wie sonnst. Auf dem Weg zurück ins Kinderzimmer klammerte sich auf einmal Matthias an Horst. Er wiederum hatte danach mächtig zu tun dem kleinen seinen Schlafanzug an zu ziehen. Er legte ihn ins Bett und deckte ihn zu um sich selber noch um zu ziehen. Als er endlich fertig war und noch die Unordnung im Bad beseitigt hatte schaute er auf dem Weg zum Ehebett bei Matthias vorbei. Matthias schien schon wieder einen Albtraum zu haben. Die Bettdecke war weg gestrampelt und der Kleine lag Quer im Bett. Seufzend setzte er sich zu ihm und nahm ihn in den Arm.

Sanft rüttelte etwas an Anitas Arm.
„Mama, Mama.“
„Was ist den los?“
„Psst Mama nicht so laut. Ich glaube Matthias ist schon wieder ab gehauen.“
„Was wie?“ Anita war Plötzlich hellwach und schaute in Adrianes besorgtes Gesicht.
„Ich wollte ihn gerade wecken damit er mir beim Frühstück hilft. Ich hatte gehofft, dass es Papa und dich etwas freut. Ich möchte nicht, dass er ins Heim kommt. In seinem Zimmer ist er aber nicht. Ich hab im ganzen Haus nach gesehen und seine Schuhe sind noch da. Mama er muss Barfuß da draußen sein.“
Anita atmete tief durch und versuchte das ganze erst mal zu ordnen. Mit einer Hand Griff sie zur Decke ihres Mannes.
„Bitte Mama nicht Papa wecken vielleicht finden wir ihn ja noch.“
Anita lächelte ihre Tochter an und streichelte ihr über die Wange. Sie schob etwas die Deckte bei Seite und nun konnte auch Adriane erkennen wo Matthias war.
„Da du mich jetzt eh geweckt hast können wir ja gemeinsam Frühstück machen. Komm lassen wir die Beiden noch etwas schlafen. Die Nacht war nicht gerade leicht für beide.“
Anita nahm sich ihren Morgenmantel und beide schlichen in die Küche.
„Dann wollen wir unser Männer mal verwöhnen obwohl sie beide es nicht verdient haben.“
„Mama was ist denn nun eigentlich passiert?“
„Tut mir echt Leid Adriane aber so richtig verstanden hab ich es auch noch nicht. Ich denke wir müssen erst noch mal mit Matthias reden. Vielleicht verstehe ich es dann besser. Es hat etwas mit seiner Vergangenheit zu tun. Sachen die vielleicht besser niemand wissen sollte. Wäre es schlimm für dich wenn wir es dir verschweigen würden?“
„Du weißt doch, dass ich ein Geheimnis behalten kann.“
„Sicher immerhin hast du uns ja noch nicht deinen Nachhilfelehrer vorgestellte. Wo er doch so gute Arbeit geleistet hat.“
„Ich hab es ihm versprochen. Ok?“
„Wir haben nichts dagegen, wirklich nicht. Nur bitte las deinen armen Eltern auch ein paar Geheimnisse.“
„Na gut aber nur wenn ihr ihn nicht ins Heim bringt.“
Anita konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.
„Ich wert es Papa sagen. Ich weiß es ist nicht gerade um die Ecke aber könntest du nicht zum Bäcker gehen und frische Brötchen holen.“
„Am Sonntag hat doch nur der in der Bahnhofstraße offen.“
„Ich weiß. Tu mir bitte den gefallen ok. Ich wecke in der Zeit die Beiden da oben.“
Adriane merkte, dass sie elegant aus dem Haus gebracht werden sollte. Trotz ihrer Neugier spielte sie mit es ging ja darum, dass Matthias weiterhin zur Familie gehört. Anita weckte sanft Horst bevor sie ins Bad ging um sich für den Tag fertig zu machen.

Horst strich Matthias sanft übers Haar. Eigentlich wollte er ihn nicht aufwecken so friedlich wie Matthias jetzt da lag. Aber irgendwann muss es ja sein auch weil sie noch vieles mit ihm klären wollen und müssen.
„He Matthias komm aufwachen.“
Er kitzelte ihn etwas an der Nase und am Ohr dabei. Matthias brauchte rund einen Minute um zu erkennen wo er war. Angst kroch von den Füßen aufwärts wie Flammen auf einem Ölteppich. Instinktiv zog er den Kopf ein und dreht sich um. Da Horst ihn immer noch ihm Arm hielt konnte er das Gesicht seines Pflegevaters nicht erkenne. Aber er spürte, dass etwas die Nacht passiert war. Er bettete das Horst anfangen würde etwas zu sagen doch genau den Gefallen tat er Matthias nicht. Nach endlosen Minuten konnte Matthias die Stille nicht mehr ertragen.
„Papa willst du mich wirklich heute ins Heim bringen?“
Horst wischte mit seiner freien Hand dem Kleinen die Tränen von der Wange.
„Ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Erst einmal muss ich mich bei dir Entschuldigen. Es war für mich wohl zu viel was da gestern gelaufen ist. Da ist es einmal wieder mit mir durchgegangen. Wolltest du dich wirklich umbringen da auf der Brücke meine ich?“
„Brücke?“
„Du weist genau was ich meine, komm sei bitte ehrlich.“
„Ich glaube ja.“ Matthias fing dabei wieder an mit weinen.
„Tch tsch, komm hör auf zu weinen. Wir müssen uns unterhalten da hilft es nicht wenn du ständig heulst.“
Er strich dabei zärtlich durch Matthias Haar.
„So ganz habe ich das noch nicht verstanden. Reinhardt meinte, dass du eigentlich erwachsen bist und das du dich oft auch so verhältst. Irgendwie passt das aber nicht mit deiner Heulerei zusammen. Kannst du mir das irgendwie erklären?“
„Willst du wissen, wie alt ich wirklich bin?“
„Ja. Sehr gerne.“
„Ich auch. Ich hab noch die Erinnerungen an früher, also bevor das mit mir passiert ist. Aber Erwachsen fühle ich mich nicht. Trotz der Windeln bin ich aber auch kein richtiger kleiner Bub. Scheiße ich weiß doch selbst nicht was ich bin.“
„Ok bevor Mama wieder da ist hab ich noch eine Frage. Wie sieht es mit Sex aus?“
Matthias brauchte einen kleinen Moment bis er verstanden hatte was Horst da gefragt hatte.
„Du... du ..willst doch nicht .. etwa mit..“
Matthias drehte sich dabei aus der Umklammerung frei und robbte auf Anitas Bettseite. Seine Angst war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
„Was wie, ich. NEIN ich mit dir auf keinen Fall.“ Horst musste tief Luft holen. „Das du mir so etwas überhaupt zu traust. Na ja ok nach gestern kann ich es irgendwie auch verstehen. Nein Matthias es ging mir um Marcel und Adriane. Immerhin hat Marcel ja schon mal bei dir im Bett geschlafen und bei Adriane wahrste auch öfters im Zimmer.“
„Ehm, ach so.“
„Und was ist nu kannst du mir meine Frage beantworten?“
Matthias rang mit sich selbst. Es war ihm deutlich an zu sehen, dass diese Frage sehr unangenehm war.
„Ich bekomme keinen mehr hoch. Und falls es dich beruhigt ich hatte früher schon mehrere Freundinnen gehabt.“
„Auch ernstere Sachen?“
„Ja.“
„Wie ist das mit Adriane?“
„Erstens ist sie meine Schwester und zweitens wäre es ja Kindesmissbrauch so oder so gesehen.“
„Auch wieder war.“
Horst fing etwas das grübeln an winkte dabei aber Matthias zu sich her um ihn wieder in den Arm zu nehmen.
„Großer wenn du alles bekommen könntest was du wolltest was würdest du haben wollen?“
„Hä?“
„Na ja welcher Wunsch wäre dein sehnlichster?“
„Ach so. Das Onkel Reinhardt gestern nicht vorbei gekommen wäre.“
„Du willst nicht wieder erwachsen sein?“
„Ich weiß nicht. Irgendwie fühle ich mich nicht erwachsen. Außerdem mag ich euch.“
Dabei Kuschele er sich ganz dicht an Papa und seine Augen wurden schon wieder feucht.
„Ich hab euch beiden etwas zu gehört. Matthias meinst du das wirklich ernst? Willst du unser Kind sein? Mit allem Drum und Dran? Mit allen Konsequenzen?“
„Denk dran, dass wir dich dann erziehen würden und zwar so wie wir es für richtig halten.“
Matthias schaute abwechselnd in Horsts und Anitas Gesicht. Bis dann sein Blick auf Horsts Hand hängen blieb. Er Legte seine kleine Hand drauf um eine Art Größenvergleich zu haben. Dann rollte ihm wieder eine Träne über die Wange.
„Ja bitte.“ schnief „Würdet ähm könntet ihr mich denn auch noch genau so lieb haben?“
Die letzten Worte sprach er unter Tränen und mit einem sehr ängstlichem Blick.

Anita setzte sich aufs Bett und nahm Matthias zu sich. Sie drückte ihn sanft und strich ihm übers Haar.
„Erst zählst du uns was mit dir Passiert ist?!“
„Bitte nicht, bitte verlangt das nicht.“
„So schlimm? Deine Angst muss ja rissig sein so wie du jetzt zitterst.“
„Komm reiß dich bitte etwas zusammen du bist doch kein Baby.“
„Horst!! Bitte. Das hilft jetzt nun wirklich nicht. Hast du vor uns Angst?“
„Nein. Vor denen.“
„Vor wem?“
„Nein Bitte. Es darf keiner wissen. Reinhardt hat doch gesagt, dass ich Tod bin. Die Glauben das und dabei muss es bleiben.“
„Bist du dir sicher das DIE nicht wisse das du lebst.“
„Sobald sie denken, dass ich lebe bin ich Tod. Die Firma macht keine halben Sachen. Deshalb durftet ihr nichts wissen wenn sie es wirklich heraus bekommen dann würden sie euch sonnst auch.“
„Und was ist mit Onkel Reinhardt?“
„Oh Gott stimmt ja ich muss dringend mit ihm reden. Hoffentlich ist es nicht schon zu spät.“
„Für was zu spät?“
„Ich will nicht, dass ihm etwas passiert. Er darf auf keinen Fall mit irgendjemanden darüber reden.“
„Irgendwie finde ich es traurig, dass du mit Onkel Reinhardt darüber reden willst und wir sollen dann dumm sterben.“
„Mama bitte. Ok aber nur ein klein wenig so ganz verstanden habe ich es ja selber noch nicht einmal. Was wollte ihr wissen?“
„Alles.“
„Oh Gott.“ Matthias atmetet tief durch. „Das Ganze war wohl ein Unfall bei dem ich und andere infiziert wurde. Das Experiment dazu war wohl sogar ohne Wissen und Genehmigung der Chefetage passiert. Ich soll der einzige sein der Überlebt hat. Fragt mich bitte nicht was da genau passiert war ich war dort doch nur für die Tarnung zuständig.“
„Wie für die Tarnung?“
„Papa wie willst du denn ein Illegales Hochsicherheitslabor betreiben? Ich war wenn man es genau nimmt in der obersten Etage beschäftigt also im Erdgeschoss. Der Rest war alles unter der Erde. Ich hab eigentlich in einer ganz normalen Firma gearbeitet, nur mit dem unterschied das es nicht wichtig war, viele Aufträge zu bearbeiten. Es war nur wichtig das alle glaubten wir sind ein einfaches uninteressantes Büro. Offiziell haben wir glaube ich Webentwicklung und Design gemacht. Was da unten wirklich gemacht wurde weiß ich nicht habe immer nur ein paar Gerüchte gehört. Ab und zu hab ich was ans Schwarze Brett hängen müssen, sonst war ich nicht in den unteren Etagen. Beim letzten Mal als ich unten war ist es dann passiert.“
„Und da hast du freiwillig gearbeitet?“
„Denkst du die haben mir beim Vorstellungsgespräch erzählt was die dort treiben! Als ich etwas bemerkt hatte war ich bestimmt schon zwei drei Monate dort. Wenn du einmal drinnen bist, dann war es das. Lebend kommst du von der Firma nicht mehr weg. Deshalb darf ja keiner erfahren das ich noch lebe.“
„Schatz lass es gut sein du siehst doch das er Angst hat. Matthias gehst du bitte dich frisch wickeln nicht das du uns hier Ausläufst.“
„Ja Mama mache ich.“
Mit immer noch zittrigen Knien wankte er aus dem Elterlichen Schlafzimmer. Auf halber Stecke hörte er wie Horst ihn wieder zurück rief. Da er immer noch schiss hatte traute er sich nicht ganz ins Zimmer sondern lehnte sich an den Türrahmen.
91. RE: Labor 45 ENDE

geschrieben von babywerni am 05.06.17 19:51

45
Horst und Anita saßen beide nebeneinander auf dem Bett und schaute Matthias in die Augen. Er dachte das jetzt das nächste Donnerwetter folgt so ernst wie sie Blickten. Horst fing als erstes an zu Sprechen.
„Es gibt so einiges was uns an dir aufgefallen ist. Einige Sachen die, wenn man es so will an deine Erziehung schief gelaufen sind. Immerhin bist du erst Acht Jahre alt.“
„Regel Nummer Eins. Wir werden nicht wieder über das was gestern und heute gesprochen wurde reden. Für uns wirst du fast ein kleiner Junge sein. Gut etwas wird das Wissen in unsere Erziehungsmaßnahmen einfließen.“
„Hast du eine Frage zu dieser Regel?“
„Heißt das, dass ich bei euch bleiben darf?“
„Das war zwar nicht direkt meine Frage aber so ungefähr haben wir uns das gedacht. Nur damit das klar ist, wir sind die Erwachsenen sonst keiner.“
„Mama du hast was von Erziehungsmaßnahmen gesagt. Was genau hast du denn damit gemeint?“
„Belohnungen, Hinweise, Anleitungen und natürlich Strafen.“
„Könnt ihr es denn nicht genau so weiter machen wie bisher?“
„Im Grunde werden wir es nicht viel anders machen nur wollen wir von dir dein Einverständnis haben alles so machen zu dürfen wie wir es für richtig halten. Außerdem haben wir uns noch nicht darüber unterhalten wie alt du dich fühlst. Also wie wir dich in einigen Dingen behandeln sollen, als großer Junge oder eher als kleiner Junge.“
„Wie meinst du das Papa?“
„Ok mein Schatz ein Beispiel. Du musst Windeln tragen willst du sie selber wechseln oder lieber das die Erwachsenen das machen. Für uns ist nur wichtig wie du dich selber fühlst damit wenn wir eine Wahl haben dich nicht mit unserer Entscheidung demütigen würden.“
„Anderes Beispiel wäre wenn beim Einkaufen eine Spielebereich existiert willst du das wir dich dann fragen ob du dort spielen willst?“
„Das ist komisch manchmal fühle ich mich nicht wie acht oder neun. Fragt mich ruhig.“
„Und das zweite. Bekommen wir die Erlaubnis dich nach unseren Vorstellungen zu erziehen?“
„Ja verdammt noch mal, sonst würde ich doch nicht Mama und Papa sagen. Nur bitte nicht wieder übers Knie legen.“
„Das verspreche ich dir besser nicht. In Ausnahmefällen kann das schon einmal vorkommen. Aber das hängt ja immerhin auch stark von dir ab.“
„Ok wir haben unsere Bedingungen gesagt. Wie sieht es mit dir aus, welche Wünsche hast du?“
„Könntet ihr mich denn genau so lieb haben wie bis gestern?“
„Dir liegt viel daran das wir dich wie unseren eigenen Sohn betrachten und lieben hab ich Recht?“
Matthias konnte nur noch heftig Nicken zu sehr hatte diese Gespräch ihn bisher mitgenommen und aufgewühlt.
„Na komm her mein Großer. Lass dich drücken.“
Dieser Aufforderung kam er nur zu gerne nach und schlang seine Arme um Papas Hals.
„Darf ich mich wirklich wie ein richtig kleiner Junge benehmen, mit allem drumm und dran?“
„Was verstehst du den darunter?“
„Na ja halt auch mal etwas über die strenge schlagen oder hallt zu euch ins Bett kommen wenn ich schlecht geträumt habe so was halt und kuscheln natürlich.“
„Wir sollten uns noch überlegen wie wir diesen Packt beschließen. Ein Vertrag denke ich etwas zu unpersönlich meint ihr nicht auch.“
„Muss das denn sein Papa?“
„Es soll ein Zeichen sein ein Symbol was uns erinnert das du zu uns gehörst.“
„So etwas wie eine Adoption? Das wäre doch eine gute Idee und sogar mehr als ein Symbol.“
„Matthias das geht noch nicht dazu müssten deine Eltern zustimmen, was ja nicht geht oder du müsstest 18 Jahre alt sein. Ich meine für die Ämter du verstehst?!“
„Kommt lassen wir das, ihr beide müsst euch noch anziehen und Adriane wird bestimmt auch gleich mit den Brötchen da sein. Gib mir unseren Kleinen damit ich ihn wickeln kann.“

Anita hatte Matthias zwar liebevoll aber auch routiniert und schnell gewickelt. Matthias wollte es insgeheim eigentlich etwas ausgedehnter. Somit noch ein paar Streicheleinheiten oder auch mit einem Kuss auf die Stirn. Sie hatte ihm noch seine Sachen zurecht gelegt und ihn angewiesen sich an zu ziehen. Das anziehen selber ging allerdings langsam von statten da sein Geist weit weg war. Im Kopf kreisten die Erinnerungen der letzten Tage. Er Sortierte für sich persönlich alles in eine brauchbare Reihenfolge und dachte über einiges intensiver nach. Was ihn am meisten auffiel war, dass er sich mehr und mehr wir ein Kind benahm und vor allem auch so fühlte. Tief im inneren wusste und fühlte er schon seit langem wo das hinführen würde. Sein verstand war nun nach dem heutigen morgen auch bereit. Mit einem verschmitzten Lächeln sagte er laut zu sich selbst. „Na komm du Riesenbaby deine Familie wartet.“ Nach dem anziehen, was jetzt schlagartig schneller vorwärts ging, blieb sein Blick an dem Kästchen von Anne hängen. Das Kästchen enthielt die Letzte Bindung an sein altes Leben, sein Geld. Im vielen die Worte von Papa wieder ein. Er wollte ein Zeichen oder vielleicht doch einen Beweis. Einen Beweis dafür, das er mit seinem ganzem Herzen sein Sohn sein will. Ohne weiter nachzudenken öffnete er das Geheimfach und nahm alles raus was drinnen lag. Ungeordnet und leicht zusammengeknüllt nahm er den Stapel in seine Hände. Er hatte nie den Wunsch gehabt zu wissen wie viel er bekommen hatte. Es war ein Geschenk von Anne und es hätte ihm wieder die Tränen in die Augen getrieben wenn er an die vergangene Zeit mit ihr gedachte hätte. Seine Eltern würden schon wissen was sie damit anstellen sollen.

Aufpassend, dass ihm nichts aus der Hand rutschte stieß er auf dem Gang mit Horst zusammen. Horst hatte sich ein Badetuch um die Hüfte gewunden und Pfiff vergnügt ein Liedchen.
„Langsam Matthias. Wäre schön wenn du etwas aufpassen könn... ähm was hast du da?“
„Papa das ist alles was mir von früher noch geblieben ist.“
„Ist das Geld echt?“
Matthias nickte
„Wo hast du das her?“
„Ähm das hat mir Anne geschickt. Sie hatte geschrieben, dass es eine Art Entschädigung ist. Na ja eine von der niemand etwas weiß. Sie hat es wohl irgendwo abgezweigt.“
„Es ist also gestohlen.“
„Na ja mehr oder weniger schon. Allerdings nicht von mir.“
„Du weißt das Stehlen nicht richtig ist.“
„Ja Papa. Hier nimm du es. Das ist das letzte was mir noch geblieben war und ich will nichts mehr damit zu tun haben.“
Matthias rafft alles wieder zusammen und drückte es Horst in die Hände.
„Und was soll ich damit?“
„Keine Ahnung. Na ja immerhin koste ich euch ja auch etwas.“
„Willst du mich beleidigen oder bestechen?“
heftiges Kopfschütteln „Nein nein. Ich kann doch .. ach was Solls verbrenne es von mir aus. Papa bitte, ich hab Angst davor es zu behalten.“
„Du hast vor dem Geld Angst?“
„Es war meine Reserve vielleicht wäre ich nicht abgehauen wenn ich das nicht gehabt hätte. Zumindest nicht so weit weg.“
„Jetzt verstehe ich du willst mir zeigen, dass du es ernst meinst.“
„Ok das auch aber eigentlich brauche ich es doch auch nicht mehr. Ich muss ja nicht mehr weglaufen oder?“ „Gut ich rede mit Mama darüber und vielleicht auch noch mal mit dir. Du putzt dir jetzt jedenfalls die Zähne und dann ab zum Frühstück.

Nach dem Frühstück brachte Horst Matthias zu Reinhardt. Wo ein langer Spaziergang zwischen Reinhardt und Matthias einiges klärte. Reinhardt versprach nicht weiter nach zu
forschen und auch ihn wie ein Kind zu behandeln. Zwar wie ein besonderes Kind, aber immerhin durfte er weiter mit Jonas befreundet bleiben. Über das Geld wurde nie wieder ein Wort verloren. Matthias merkte auch, dass er ab jetzt wirklich wie ein kleines Kind behandelt wurde. Erstens blieb sein Kindersitz so wie er war und zweitens hatte Horst seine Drohung wahr gemacht. Nachdem Matthias das dritte Mal aus seinem Bett gefallen war Schraubte Horst das Bettgitter, was bis dato ja auf dem Dachboden lagerte, wieder an den ursprünglich geplanten Platz. Mit dem Unterschied das mehrere Stangen am Bettende fehlten. Es sollte Matthias ja nur Schutz bieten und nicht gefangen halten. Das einzige was ihn noch an seine alten Tage erinnerte waren die Nachhilfestunden für Adriane. Jetzt allerdings mit Billigung und Wissen von ihren Eltern. Es half ihm auch dabei sein Wissen von damals nicht ganz zu vergessen. Was öfters zu amüsanten Szenen führte wenn Leute dabei waren die in Matthias eher einen behinderten Jungen sahen. Viele wahren dann sprachlos wenn ein Windel tragender Hosenscheiser komplizierte Technische zusammenhänge erklärte.
92. RE: Labor

geschrieben von Gummimike am 05.06.17 23:34

Eigentlich könntest du noch schreiben wie es weitergeht.
Wie läuft die Nachhilfe für Adriane? Fängt ihr Kopf doch noch Feuer und wie läufts für ihn in der Schule?
Ändert sich Marcel dauerhaft oder hängt er doch noch mit den Falschen Freunden ab?
Anitas Aussage das es die Männer nicht verdient hätten verwöhnt zu werden kann ich nicht zustimmen. Eigentlich hat Matthias nichts gemacht er wollte sie ja nur schützen durch das weglaufen. Nur Horst war Ungerecht. Adriane mag Matthias auch und verteidigt ihn auch gegen andere.
93. RE: Labor

geschrieben von fiasko am 06.06.17 00:13

Wirklich schade, dass jetzt ein "Ende" im Titel der letzten Fortsetzung stand!


94. RE: Labor

geschrieben von padis am 25.06.17 19:25

Eine wirklich schöne Geschichte und ein sehr schöner Schluss, gratuliere!


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