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eröffnet von Titanic500 am 30.05.18 22:18
letzter Beitrag von Ihr_joe am 02.10.18 21:39

1. EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 30.05.18 22:18

EIN GASTHOF IM NICHTS


„Wir haben noch nie die Version des Teufels gehört,

denn Gott hat das Buch allein geschrieben!“


(Anatole France)


Nebel. Der dichteste, den ich je erlebt habe. Er umschließt meinen weißen Mercedes seit einer guten halben Stunde, und lässt mich nicht mehr los. Hält mich gefangen, als müsse man mich wegsperren. Wegsperren, vor der realen Welt. Nun, vielleicht muss man das ja auch.
Früher mochte ich die Jahreszeiten. Freute mich, wenn das böse Monster mit dem Namen Winter besiegt war und die Blumen begannen zu blühen. Saß bei strahlendem Sonnenschein stundenlang im Biergarten und schaute den jungen Mädchen in ihren engen Minis begierig hinterher. Selbst Regen reizte mich, da mich attraktive Frauen in glänzenden Regenmänteln faszinierten. Aber Nebel? Nein, danke. Vielleicht im Fernsehen, wenn Graf Dracula sich leise einer holden Jungfrau nähert. Klaus Kinski in den Wallace-Filmen die gefesselte Karin Dor verschleppt. Aber bitte kein Nebel in der Realität.
Ich verlasse die Autobahn, um auf die Landstrasse zu gelangen. Nun dürfte ich in einer halben Stunde an meinem Ziel ankommen. Vielleicht noch wenige Minuten mehr, da die Sicht aber auch wirklich eine einzige Katastrophe ist. Der unnatürliche Nebel lässt mich unwillkürlich an den Horrorfilm ‚The Fog – Nebel des Grauens’ denken, welcher mich in meiner Jugend, einer unbeschwerten Jugend, die noch keine dunklen Schatten auf der Seele kannte, so faszinierte.
Mein Rücken schmerzt. Kein Wunder, fahre ja schon – von kleineren Pausen einmal abgesehen - seit acht Stunden. Mitte Vierzig, zuviel Arbeit, zu wenig Bewegung. Logischerweise habe ich es daher im Rücken. Ich hätte den Zug nehmen sollen. Ein kurzer, entspannter Flug hingegen ist leider keine Option gewesen, da ich seit ich denken kann an panischer Höhenangst leide.
Auf jeden Fall ist die anstrengende Reise von München in meinen Heimatort, das idyllische Lemwerder in Norddeutschland, bedauerlicherweise Pflicht für mich, denn mein alter Herr ist verstorben. Die Ärzte werden mir gewiss einen soliden, medizinischen Grund auf dem Totenschein präsentieren, aber ich bin fest davon überzeugt, dass er an gebrochenem Herzen gestorben ist. Er hat eben zuviel Schmerz in seinem Leben einstecken müssen.
Meine kleine Schwester Kira verbrannte mit Anfang Zwanzig bei lebendigem Leibe bei einem schrecklichen Autounfall. Nur einen Kilometer weit entfernt von unserem Elternhaus. Mit mir konnte Vater nach Beendigung meiner Pubertät nichts mehr anfangen. Nein, er schämte sich sogar. Um nicht zu sagen, er ekelte sich vor mir, da ihm bereits während meiner Jugend meine zweifelhaften Gelüste bewusst wurden. Denn während andere junge Männer eine Schwäche für rote Lippen, schwarze Reizwäsche und Oralsex besaßen, interessierte ich mich in erster Linie für Unterwerfung, Erniedrigung und Qualen. Mutters Tod im Spätsommer, ihr gutmütiges aber krankes Herz versagte den Dienst, gab dem gebrochenen Rentner dann endgültig den Rest. Nee, nee, Vater hatte bestimmt einfach keine Lust mehr besessen noch weiterhin zu leben. Gottesfürchtig wie er war, hoffte er mit Sicherheit in seinen letzten Stunden bald wieder mit Frau und Tochter im Himmel vereint zu sein, während sein Sohn weiterhin auf dieser verkorksten Welt wandelte und früher oder später – getrennt von seiner irdischen Familie – in der Hölle schmorte.
Hat mein verstorbener Vater Recht? Sollte es tatsächlich eine Art Gott geben, würde mich dieser nach meinem Tod in die Hölle schicken? Oder würde ich zumindest eine zweite Chance erhalten? Eine Chance, ein besserer Mensch zu sein. Was würde ich doch für so eine Chance geben? Ich würde vieles … wahrscheinlich sogar alles anders machen.
Neben mir auf dem schmalen Fahrradweg sehe ich kurz ein paar dunkle Gestalten durch die nebelige Nacht irren. Vermutlich ein paar Jugendliche, die zu einer Halloweenparty wollen, denn wir haben den 31. Oktober.
Um der unheimlichen Einsamkeit zu entfliehen möchte ich etwas Musik hören. Der Mensch fühlt sich nicht mehr ganz so allein, wenn er andere Stimmen hört.
‚Radio Bremen 1’ spielt den Stimmungssong ‚How do you do?’, mit dem ich aufgewachsen bin. ‚NDR 2’ sendet etwas Ähnliches. Es sind die ‚Village People’ mit ‚Y.M.C.A.’. Augenblicklich wechsele ich zu ‚Antenne Hit Radio’, wo mich eine lachende, quasselnde Moderatorin nervt. ‚FFN’ liefert ‚The Tiger’ von ABBA.
Verärgert schalte ich wieder ab. Ein gefühlskalter Zombie, der keine Lust mehr hat zu leben, besitzt kein Interesse an fröhlichen Liedern oder lachenden Moderatoren. Nein, mir schwebte eher ein Frustsong von dem legendären Johnny Cash vor. Oder – optimal bei diesem Wetter – ‚Fade to grey’ von der Gruppe ‚Visage’. Ja, so etwas würde zum Horror meines Lebens passen und keine Stimmungslieder.
Einige Minuten später kommt dann allerdings zumindest eine minimale Freude bei mir auf, denn die Scheinwerfer meines Mercedes lassen das Schild ‚Altenesch’ erleuchten. Dieser kleine Ort – fast alles nur Bauernhöfe und Felder - liegt nur drei Kilometer vor meinem eigentlichen Ziel Lemwerder. Gleich bin ich Zuhause.
Nun, wahre Freude ist es natürlich nicht, die ich empfinde. Fast gruselt es mich sogar davor, das Haus meiner Kindheit zu betreten, in dem nichts Lebendiges mehr zu finden sein wird. Und das marode Baumhaus im Garten, in welchem ich als kleiner Knirps so glückliche Stunden mit Vati, Coca-Cola, Schokolade von ‚Sprengel’ und Batman-Comics verbrachte, dürfte mich zu Tränen rühren. Damals hasste er mich noch nicht. Ich mich selbst ebenfalls noch nicht.
Dennoch ist ein leeres Haus ohne Glanz besser als eine Fahrt durch den Nebel in der Einsamkeit. Ganz besonders in dieser Gegend. Sie müssen wissen, lieber Leser, bei uns hier im hohen Norden, gibt es von so mancher unheimlichen Spukgeschichte zu berichten. Aber hier, in Lemwerder, sind die Erzählungen ganz besonders grauenvoll.
Vor zweihundert Jahren wurde eine Außenseiterin namens Ricks, in einigen Überlieferungen wird sie ‚Rix’ geschrieben, der Hexerei bezichtigt. Sie soll einen Dämon beschworen haben, mit dessen Hilfe sie einen Golem formte, der Lemwerder dem Erdboden gleich machen sollte. Da die Zeit der lodernden Scheiterhaufen vorbei war, wurde die Alte ‚nur’ geteert und gefedert aus der Stadt gejagt. Der Golem wurde – natürlich – niemals gefunden. Es wird allerdings bis heute behauptet, dass sie den Ort verfluchte. Und dieser Fluch noch heute Wirkung zeigt. Blutige Wirkung.
Um die Jahrtausendwende entführte ein Serientäter, von den Medien ‚R. I. Frieden’ genannt, junge blonde Frauen und folterte sie auf seinem einsamen Bauernhof zu Tode.
Vor einem Jahrzehnt schlachtete ein Psychopath in Frauenkleidern in seinem Haus in der Friedhofsstrasse auf bestialische Weise seine Ex ab. Mit der Axt. Ohne Gnade. Wie in einem billigen Horrorfilm.
Fünf Jahre später, ausgerechnet in dem selben Haus, wurde in der Adventszeit der Freund der neuen Eigentümerin, eine attraktive Horrorautorin mit einer Schwäche für Kleidung in Lack und Leder, im wahrsten Sinne des Wortes in Stücke gerissen. Sie selbst sprang nackt und schwerverletzt durch das geschlossene Fenster nach draußen auf den gefrorenen Rasen. Die Geschehnisse konnten nie eindeutig geklärt werden.
In den Achtzigern verschwand an einem nebeligen Novembertag die wunderschöne Realschülerin Sabine von Kirschstedten während eines Spazierganges an der Weser. Es gab danach nie mehr auch nur die geringste Spur von ihr. Der Fall ist voller Mysterien. Bis heute wird in Lemwerder behauptet, dass ihr Geist im November, wenn der Nebel besonders dicht ist, in ihrem schwarzen Lackmantel an der Weser zu sehen ist. Sie geht am Ufer entlang und sucht. Oder wartet. Auf einen Liebhaber, der sie seit Jahrzehnten warten lässt.
Und dann war da natürlich noch der Serientäter ‚Darksheer’. Er fesselte seine Opfer bis sie vollkommen regungslos waren, nähte ihnen mit chirurgischer Präzision Lippen und Augenlider zu, zog ihnen eine Strumpfhose über den Kopf und ließ sie qualvoll verdursten. Nachdem sich der Apotheker der Stadt öffentlich verbrannte, war er als Täter schnell ausgemacht. Aber es gibt bis heute diverse Ungereimtheiten. Nicht alle Einwohner glauben, dass er tatsächlich der Mörder war. Viele fürchten noch heute, dass der Darksheer eines Tages wiederkommt. Und dann Gnade dem Ort Gott.
Von den weiteren ‚Kleinigkeiten’ wie dem in Lemwerder untergetauchten Nazi aus dem 2. Weltkrieg, dem Kinderschänder auf dem Sommerfest oder der Legende von dem Mann mit dem schwarzen Zylinder will ich gar nicht erst anfangen. Aber mal ehrlich, das ist doch ein bisschen viel Grauen für eine Kleinstadt wie Lemwerder, oder? Verstehen Sie nun, warum ich endlich diesem unheimlichen Nebel entfliehen will?
Anderseits … Passe ich, Martin Winter, der Mann mit den dunklen Trieben, hier nicht bestens hinein?
Wann? ‚Wann’ frage ich mich immer und immer wieder. Wann genau überschritt ich, jahrzehntelang privat und beruflich erfolgreich gewesen, eigentlich jene Grenze, hinter der sich mein glückliches Leben in einen Trümmerhaufen verwandelte? Es fing doch alles so harmlos an ...
Bereits in meiner Kindheit, in einer mir heute unvertrauten Welt ohne jegliche Form von sexueller Begierde, gefielen mir Muttis Haushaltshandschuhe. Wenn meine Schwester und ich uns nach dem Essen um das Geschirr zu kümmern hatten, wollte ich stets abwaschen und drängte Kira zum Abtrocknen, da ich so gerne die Gummihandschuhe trug. Außerdem übte Mutters knallrote Gummischürze damals eine unerklärbare Faszination auf mich aus. Anziehen mochte ich sie jedoch nie, denn ein kleiner Sheriff wie ich – ich vergötterte Gary Cooper – durfte natürlich im Kreise der Familie keine Weibersachen tragen. Umso mehr beneidete ich Kira, wenn sie das rote Ding hier und da einmal trug.
Wie viele andere Jungen auch gefielen auch mir die beliebten Superheldencomics. Während meine Freunde ‚Die Spinne’, ‚Die Fantastischen Vier’ und ‚Die Rächer’ aus dem Marvel-Verlag kauften, war ich erklärter Fan von ‚Superman & Batman’ aus dem DC-Universum. Den Stählernen von dem Planeten Krypton mochte ich, aber vom Dunklen Ritter verschlang ich anfangs wirklich alles. Hefte, Taschenbücher, Superbände, Alben. Ich weiß heute nicht mehr genau wann es war, aber irgendwann bemerkte ich, dass ich mittlerweile doch lieber Superman las. Dies lag allerdings nicht daran, dass ich Supie plötzlich besser fand als die menschliche Fledermaus. Oh, nein. Es lag an Lois Lane. Jener schönen Reporterin, die immer wieder aufs Neue beim Schnüffeln erwischt und gefesselt wurde. Und ich wurde dann doch zum Fan von ‚Die Spinne’. Oder sagen wir besser zum Fan seiner attraktiven Freundin Gwen Stacy. Als mir bewusst wurde, wie häufig die Traumfrau doch entführt wurde und eine Schwäche für Lederstiefel mit hohen Absätzen besaß.
Mit Anfang Dreizehn befriedigte ich mich in einer heißen Sommernacht zum ersten Mal selbst. Knapp eine Woche zuvor sah ich im „Musikladen“ die damals noch vollkommen unbekannte Sängerin Debbie Harry von ‚Blondie’ den Song ‚Denis’ vortragen. Glänzendes Haar, schwarze Lederhose und eine verruchte Stimme. Ich war unglaublich fasziniert. Als die ‚Bravo’ fünf Tage später einen Bericht über sie brachte – das Foto in dem sie einen braunen, hautengen Einteiler aus Gummi trägt habe ich bis heute nicht vergessen - war es um mich geschehen. Mit dem Magazin in der Linken und meinem Penis in der Rechten begann ich meine erste Forschungsreise in eine andere Welt. Eine Welt, dessen Faszination jeder Mann früher oder später erliegt.
Nur kurze Zeit danach begann NDR 3 diverse Folgen von ‚Mit Schirm, Charme & Melone’ im Nachtprogramm zu wiederholen. Eine Traumfrau namens Emma Peel in Leder. Oftmals gefesselt. Besonders die Szenen, in denen sie gefoltert wurde oder dem Tod ins Auge sah, faszinierten mich.
Schon bald verdrängte die schöne Agentin die Musikerin Debbie als meine imaginäre Wichsvorlage. Und falls die singende Blondine doch einmal wieder beim Onanieren vor meinem geistigen Auge auftauchte, war sie – untypisch für eine Sängerin – ebenfalls gefesselt und geknebelt.
Das machte mich stutzig. Seinerzeit fragte ich mich das erste Mal, ob ich womöglich anders war als die anderen Jungen. Auf den Klassenfahrten und in den Pausen zwischen des Unterrichts wurde jedenfalls von Mädchen mit großen Busen, in Unterwäsche oder mit lackierten Nägeln geschwärmt, aber nie ging es um gefesselte Schönheiten.
An ein erdachtes Szenario meinerseits kann ich mich noch heute sehr gut erinnern. Vermutlich war es die erste perverse Idee, die ich jemals hatte. Debbie war eine russische Spionin und hatte die englische Agentin Emma in die arabische Wüste entführt. Die Ärmste wurde regungslos gefesselt und – natürlich trug sie wieder einmal ihren aus der Serie bekannten schwarzen Ledercatsuit – von Debbie bis zum Hals in den glühenden Sand eingegraben. Um das Versteck geheimer Dokumente zu erfahren, ließ die Sadistin aus dem Osten Emma dann leiden. Bis wie aus der Serie gewohnt der gute Steed zur Rettung eilte.
Diese Vorstellung gefiel mir so gut, dass ich sie wohl wochenlang beim Onanieren vor meinem geistigen Auge hatte. Sie wurde allerdings von Nacht zu Nacht variiert, um nicht zu sagen verschlimmert. Anstelle des weißen Sommerkleids, welches sie anfangs trug, steckte Debbie nun – die Wüstenhitze ignorierend – in ihrem brauen Gummieinteiler aus der ‚Bravo’. Die bewegungsunfähige Mrs. Peel bekam einen Salzklumpen als Knebel. Oder nur wenige Zentimeter vor ihr wurde eine Flasche Wasser aufgesellt, um die Verdurstende in den Wahnsinn zu treiben. Ein anderes Mal schor der russische Teufel unter der knallenden Sonne der Agentin den Kopf kahl und rieb die wunde Kopfhaut mit aggressivem Rasierwasser ein.
Meine letzte, ganz entscheidende Veränderung machte mich besonders nachdenklich. Als Steed seine attraktive Partnerin wie gewohnt befreien wollte, erschoss Debbie ihn kaltblütig von hinten. Nach weiteren qualvollen Stunden in der Sonne verriet die anfangs so dominante Superfrau - psychisch und physisch gebrochen - alles, was man von ihr wissen wollte. Zur ‚Belohnung’ spuckte die Schergin des KGB Emma ins Gesicht und überließ sie ihrem grausamen Schicksal. Dieses Szenario gefiel mir von allen am Besten und meine Lust schoss in ungeahnte Höhen.
Seit dieser Nacht fragte ich mich nicht mehr, ob ich anders war als andere Jungen. Ich wusste es.
Das Ortschild ‚Deichshausen’ ist zu sehen. Dieses kleine Kaff liegt genau vor meiner Heimatstadt. Ich bin fast am Ziel.
Bei der gutaussehenden Angie, die nur einige Straßen weiter wohnte, wurde ich mit Fünfzehn zum Mann. Viel lieber hätte ich es mit meiner schönen Lehrerin Frau Eilers getrieben, weil ich ihren schwarzen Ledermantel und ihre Stiefel aus dem gleichen Material so sehr mochte. Oder mit der dominanten Zahnärztin Frau Doktor Meier, die immer so einen erotischen langen Arbeitsmantel in strahlendem Weiß trug. Nun, Angie trug weder Leder noch einen Arbeitsmantel, dafür aber Kittel ihrer attraktiven Mutter Fiona, welche in Lemwerder einen beliebten Schnellimbiss betrieb. Heute denke ich, dass diese Kleidungsstücke der Hauptgrund dafür waren, warum ich mir für mein erstes Mal Angie wählte.
Das Kuriose ist, dass ich die kultigen Kittel der 80ziger eigentlich hässlich finde. Ja, ja, ich weiß, es gibt im Web sogar ganze Kittelforen, weil viele Menschen die Dinger erotisch finden, aber ich mag Frauen in den hässlichen Dingern, weil sie dann so schön devot wirken, und ich mich seit ich meine speziellen Triebe habe, ständig in der Rolle des Herrn und Meisters sehe.
Als wir drei Monate zusammen waren, fiel ein kleiner Schatten auf die Beziehung. Meine Freundin bemerkte meine Leidenschaft für ihre Kittel. Offensichtlich hatte ich sie ein wenig zu oft gebeten, diese zu tragen. Aber zum Glück bestand der Schatten nur daran, dass sie einen Lachanfall bekam, was einem strengen Dom wie mich allerdings sehr ärgerte.
Nach einen schlappen Jahr überwand ich mich, und fragte Angie, ob ich sie einmal fesseln durfte. Die Antwort war wie befürchtet ein ‚Nein’. Aber so leicht ließ ein Martin Winter sich nicht abwürgen. Mit viel Zärtlichkeit, Geschenken und psychologischer Raffinesse gelang es mir, ihre Meinung zu ändern. Über Monate hinweg probierten wir in ihrem Zimmer ungestört – ihr Vater war unbekannt und ihre schöne Mutter frittierte im Imbiss die Pommes – Anfängerpraktiken wie ‚mit der Strumpfhose der Mama die Hände zusammenbinden’, ‚mit dem Seidenschal die Augen verbinden’ oder ‚ein Pflaster auf den Mund kleben’. Solche soften Spielchen reichten mir natürlich nicht. Das Grinsen im Gesicht meiner Sklavin war vollkommen unakzeptabel für mich. Ich begann daher an einem verregneten Novembernachmittag einen entscheidenden Schritt weiterzugehen.
Gesänge. Da sind plötzlich helle Gesänge. Sie erinnern an Gesänge in einem Kloster. Sie setzten ein, kaum dass ich das Ortschild ‚Deichshausen’ passiert hatte.
Unwillkürlich wandert mein Blick zum Radio, welches natürlich immer noch ausgeschaltet ist. Die Fenster meines Wagens sind geschlossen. Ich höre also etwas, das ich eigentlich gar nicht hören kann.
Wieder einmal mehr ist mir klar, dass es in Lemwerder und Umgebung Dinge gibt, die gar nicht sein können.
Zuerst bat ich die wie gewöhnlich grinsende Angie – ohne sie vorher zu warnen, dass es diesmal deutlich heftiger werden würde – den langen, violetten Kittel mit der großen Knopfleiste zu tragen, der im Kleiderschrank ihrer attraktiven Mutter Fiona mein Favorit war. Kein Problem, sie kannte ja meine Schwäche für die hässlichen Dinger schon. Sie zu den gelben Haushaltshandschuhen zu überreden, war schon etwas problematischer. Als sie im devoten Putzfrauenoutfit vor mir stand, setzte ich sie auf einen Stuhl und verband ihr die Augen mit einem Kopftuch ihrer Mama. Um ihr Wohlbehagen zu geben, massierte ich danach ihren Nacken und liebkoste ihre Ohrläppchen. Nach einigen Minuten drehte ich vorsichtig ihre Arme hinter die Rückenlehne und fesselte mit stabilem Tape die gummierten Hände. Dann weitere Lagen um den Oberkörper, die Waden und um die Füße. Mehr. Mehr und immer mehr.
„Tickst du nicht mehr richtig?“ fragte meine Freundin, als das Wohlfühlgefühl nachließ und ihr bewusst wurde, dass sie offensichtlich zu einer Tapemumie geworden war. „Was machst du hier eigentlich mit mir?“
Nun, ich hatte ihr gezielt vorher die Augen verbunden, damit sie nicht sehen konnte, wie viel Unmengen an Lagen Tape ihren hilflosen Körper doch umschlossen.
Diesmal war sie tatsächlich hilflos!
Als ich sie ignorierte wurde sie nervös und zerrte an ihren Fesseln. Noch nie in meinen noch so jungen Leben war ich so erregt wie in diesem Moment. Der Dom hatte es endlich geschafft, dass unakzeptable Grinsen aus dem Gesicht seiner Sklavin zu wischen.
„Bind mich sofort los, du perverses Schwein!“ brüllte sie bereits nach wenigen Minuten. Meine Antwort war eine schallende Ohrfeige.
Ich weiß gar nicht mehr genau, wie alles weiterging, aber auf jeden Fall steckte etwas später ein Slip aus der Waschmaschine als Knebel in ihrem Mund und ihr Kopf war ebenfalls mit Tape umwickelt. Außerdem verschwand dieser, obwohl er ohnehin kaum mehr zu sehen war, unter einer Strumpfhose, die ich ebenfalls aus der dreckigen Wäsche holte. Als es schließlich keine Angie Bromberg mehr gab, sondern nur noch eine gesichtslose Sklavin ohne Identität, haute ich mich vor ihr aufs Bett und holte mir einen runter. Die Selbstbefriedigung mit einem hilflosen Opfer vor mir war zu meiner größten Verwunderung deutlich besser als normaler Geschlechtsverkehr.
Ungefähr eine halbe Stunde später kamen die Schuldgefühle, die Gewissensbisse und vor allem die Angst vor Strafe. Zwar hatte ich bereits vorher gezielt geplant, sie härter rannehmen wollen, aber irgendwie war alles total aus dem Ruder gelaufen.
Schließlich erlöste ich meine Freundin … - nein, mir war klar, dass es ab jetzt ehemalige Freundin heißen musste – von dem Tape, dem Kopftuch, dem Slip und der Strumpfhose und entschuldige mich bei dem heulenden Mädchen. Sie warf mich augenblicklich aus der Wohnung und ich schwitzte wochenlang Wasser und Blut, dass die Polizei bei Vater klingen würde. Aber nein. Angie schwieg.
Als ich wenige Tage vor Weihnachen kurz nach 21 Uhr vom Sport nach Hause kam, stand Fiona, Angies dominante Mutter, an der Eingangspforte unseres verschneiten Grundstücks. Natürlich war mir ganz mulmig zu Mute, doch dann sah ich zu meiner großen Erleichterung, dass sie mir freundlich zuwinkte und entdeckte ein großes, liebevoll eingepacktes Geschenk in ihren Händen.
Die schöne Frau, die mit ihren rotbraunen Haaren und der athletischen Figur mich stets ein wenig an Emma Peel erinnerte, zog mich abermals in ihren Bann. Während sie im Imbiss die hässlichen Kittel trug, war sie privat oftmals in Lack und Leder gehüllt. Jene Materialien, die ich so vergötterte. An diesem Winterabend steckte sie in einen langen Ledermantel mit glänzenden Knöpfen und in Stiefel mit hohen Absätzen. Der Gürtel des Mantels war eng um die Taille zugeschnürt. Wegen der Kälte oder um die tolle Figur besser zu betonen? Ich wusste es nicht, aber auf jeden Fall mochte ich von jeher schmale Taillen.
Was? Was musste es wohl für ein unbeschreibliches Lustgefühl sein, eine attraktive, dominante Frau in Leder zu fesseln und zu knebeln? Auf jeden Fall wäre es noch viel euphorischer, als eine Sechszehnjährige in einem hässlichen Kittel zu dominieren.
„Guten Abend, Frau Bromberg!“ grüßte ich brav. Da in diesen jungen Jahren die Hormone verrückt spielten, hoffte ich doch tatsächlich für einen kurzen Moment, dass Angie doch geplaudert hatte, und die Mutter Interesse besaß, sich mir ebenfalls zu unterwerfen.
Sie lächelte. „Guten Abend, lieber Martin!“ Sie zog an ihrer Zigarette. Sah man einmal von ihrem Schnellimbiss ab, hatte ich sie noch nie ohne ein Stäbchen im Mund gesehen.
Mir wurde heiß und kalt zugleich. Wollte sie etwa mit mir schlafen? Ferner nahm das Lächeln mir die letzten Zweifel, ob ihre Tochter nicht vielleicht doch gepetzt hatte.
Nun, wie erwähnt war ich damals erst Fünfzehn, und ein Teenager ohne große Lebenserfahrung hat Probleme ein aufrichtiges Lächeln von einem diabolischen zu unterscheiden.
Was auch immer in dem Geschenk in ihren Händen war, es musste sehr schwer sein, denn als sie mir den verpackten Karton ins Gesicht knallte ging ich sofort zu Boden.
Völlig perplex starrte ich in den Schnee nur wenige Zentimeter vor meinen Augen. Direkt vor dem beruhigenden Weiß war das bedrohliche Schwarz der schweren Lederstiefel meiner Angreiferin. Bevor ich etwas sagen konnte, bemerkte ich, dass das Weiß rote Punkte erhielt, die aus meiner Nase tropften.
Wuchtig trat Frau Bromberg mit dem rechten Absatz auf meine linke Hand. Es knackte, und mir war klar, dass sie gebrochen war.
„Wenn du kleiner Scheißer dich noch einmal meiner Angie näherst, kippe ich dir Säure in die Jeans!“ drohte sie und brach mir auch die andere Hand.
Die schlimmsten Schmerzen meines Lebens peinigten mich. Doch nur für wenige Sekunden, denn als sie lautstark „Herr Winter! Würden Sie bitte einmal herauskommen? Es ist etwas passiert …“ rief, bekam ich einen gewaltigen Adrenalinstoss, der die körperliche Pein ins Nirgendwo entführte.
„Bitte, bitte nicht …“ bettelte ich. „Mein gottesfürchtiger Vater wirft mich raus! Und meine herzkranke Mutter überlebt so einen Skandal nicht.“
Die Tür ging auf und mein alter Herr kam nach draußen.
„Bitte nicht!“ wiederholte ich. Konnte man mich für das, was ich mit Angie machte, vielleicht sogar in das Jugendgefängnis stecken? „Bitte nicht. Ich tue alles für Sie, Frau Bromberg! Ehrlich …“
Zu meiner Erleichterung folgte augenblicklich ein trockenes „Einverstanden.“ Sie besiegelte ihr Versprechen indem sie ein wenig Asche auf meinen Kopf träufelte.
Nun, sie sagte meinem Vater tatsächlich nicht, was ich mit Angie angestellt hatte. Sondern behauptete gesehen haben, wie ich im Schnee ausrutschte und mir die Hände brach, was ich selbstverständlich bestätigte.
Die kommenden sechs Wochen waren eine Tortur für mich. Die körperlichen Schmerzen hielten sich in Grenzen, aber die seelischen waren schlimm. Versuchen Sie sich einmal vorzustellen wie es ist, wenn beide Hände einen Gips haben. Sie wissen, was ich meine?
Aber Hauptsache die rachsüchtige Frau Bromberg sagte nichts meiner Familie. Nachtragend war sie allerdings auch weiterhin. Im Sommer ‚bat’ sie mich ihren Rasen zu mähen, den großen Zaun zu streichen und die Äpfel zu pflücken. Was ich schlecht ablehnen konnte. Doch muss ich extra sagen, dass ein dominanter junger Bursche wie ich dabei ‚1000 Tode starb’? Wurde im Garten von zwei Frauen herumkommandiert und musste niedere Arbeiten verrichten, während die Beiden sich faul auf ihren Liegen sonnten, die Nägel lackierten und sich über mich lustig machten.
Donnerstags hatte ich sogar immer zu erscheinen. Zum Zigarettendrehen. Musste für die beiden Frauen den ganzen Wochenbedarf sichern. Abschließend fielen diverse weitere Arbeiten an wie Einkäufe machen, im Haushalt helfen oder den Müll herunterbringen. Einmal musste ich der Sadistin sogar die Nägel machen.
Die Höchststrafe für mich im Oktober. Die Furie forderte mich auf, ihr drei Stunden im Imbiss auszuhelfen, da ihre Angestellte Christiane erkrankt war. Heute kann ich es nicht mehr nachvollziehen, wie sie es hinbekam, aber ich brutzelte die Pommes doch tatsächlich in einem ihrer hässlichen Kittel. ‚Nicht, dass du noch deine Kleidung mit Fett beschmierst, Martina …’ grinste sie, als sie mir persönlich den Kittel zuknöpfte.
Es war ein sehr kurzer in einem beißendem Gelb, das an ein verfaultes Ei erinnerte. So widerlich, dass die Bromberg ihn selbst vermutlich noch nie getragen hatte. Aber für mich war er ihr ganz offensichtlich optimal erschienen. Bis heute frage ich mich, ob sie diesen Horrorkittel nicht ganz gezielt für mich gekauft hatte.
Über eine Stunde lang war ich der Lachschlager der Kunden. Dann betrat mein Klassenkamerad ‚Icepig’ den Imbiss und warf sich im wahrsten Sinne des Wortes vor Lachen auf den Boden.
Mir schossen Tränen in die Augen, ich knöpfte mich hastig aus dem hässlichen Frauenkleidungsstück und rannte unter dem Gelächter der Kunden und Frau Bromberg aus dem Geschäft. Danach hatte ich vor der rachsüchtigen Alten meine Ruhe, aber die Geschichte war über Monate hinweg in Lemwerder der Brüller. Ferner muss ich wohl nicht extra erwähnen, dass mein Vater es in keiner Form tolerierte, dass ich mich in so einer Form im Ort blamiert hatte.
Von dem Zeitpunkt an werden meine Fantasien Frauen gegenüber nicht mehr bizarr sondern abartig.
Die hellen Gesänge der imaginären Mönche sind immer noch da. Sie scheinen mir sogar noch lauter geworden zu sein. Zweifel ausgeschlossen. Meine angeschlagene Psyche muss mir einen Streich spielen.
Nun, mein alter Herr hatte Zeit seines Lebens nie von meinem ‚perversen Spielchen’ mit Angie erfahren, aber Zug um Zug wurde ihm doch klar, welche Art von Sohn er doch besaß.
Es begann wohl mit Dreizehn. Da ich allein zu Hause war, zog ich Muttis Haushaltsschuhe an. Vater machte leider aufgrund von Zahnschmerzen früher Feierabend als gewöhnlich. Als ich ihn die Haustür öffnen hörte, konnte ich mir noch geistesgegenwärtig einen Lappen schnappen und täuschte vor, die Fensterbank zu putzen. Er sagte nichts, aber mir war klar, was er sich dachte.
Ein erstes, ernsthaftes Problem gab es mit Sechszehn, als er mich mit meiner ansonsten gut versteckten ‚Schatztruhe’ erwischte.
‚Die Spinne’ Nr. 62, jenes Marvel-Comic, auf dessen Cover die wunderschöne Gwen Stacy gefesselt und geknebelt war. Den ‚Gespenster-Krimi’ Nr. 66, ebenfalls mit einer gefesselten Frau. Eine Seite aus dem Quelle-Katalog mit Frauen in diversen Kitteln. Ein Sexmagazin mit dem Fetischmodel Diana van Laar. Stantons ‚Die Fesselungskünstlerin’. Ein Blatt aus der ‚Hör zu’, eine geniale Werbung für Signalversicherungen, in welcher ein als Indianer verkleideter Junge seine attraktive Mutter – ein blonder Engel in einer blauen Kittelschürze – gefesselt und geknebelt hatte. Das aus der Videothek geklaute Cover von ‚Exzesse in der Folterkammer’. Und natürlich jenes Foto aus der ‚Bild’, welches die entführte Tara Calico zeigte. Ein Foto, welches aufgrund seiner Brutalität noch heute durchs Internet geistert.
Das war zuviel für einen braven Spießbürger wie ihn. Angewidert haute er mir spontan eine runter. So heftig, dass ich sofort zu Boden ging. Doch besonders schlimm für mich waren die seelischen Schmerzen, denn er drohte mir zum ersten Mal, mich aus dem Haus zu jagen, wenn er abermals derartiges finden würde. Ferner ärgerte ich mich, dass er meine Schatztruhe, an die ich wirklich sehr gehangen hatte, verbrannte.
Nur wenige Wochen später die Geschichte, als ich in einem Damenkittel Currywurst und Pommes brutzelte. Es gab zwar diesmal keine Drohung über einen Rauswurf Zuhause, aber Vater war alles andere als begeistert. Und mich wurmte ganz besonders, dass er nun offensichtlich glaubte, dass ich, sein Sohn, von Natur aus dominant, vermutlich eine devote Transe war, die sich gerne in der Öffentlichkeit in Frauenkleidern zeigte und niedere Arbeiten brav erfüllte.
Mit Zweiundzwanzig, kurz nach Kiras grauenvollem Tod, verstieß er mich endgültig. Wie so oft hatte ich mir aus dem Sexshop in Bremen zwei Bondagefilme aus dem Hause ‚Cal Star’ geliehen. Als im noch heute legendären Spielfilm ‚Ponygirl’ eine entführte Schönheit, die in einem Gummianzug schwitzte und unter einer Gasmaske litt, verzweifelt gegen ihre Fesseln kämpfte, stand der Alte plötzlich in meinem Zimmer, während ich mich, erregt von den Geschehnissen auf dem Bildschirm, befriedigte. Ich musste innerhalb von vierundzwanzig Stunden das Haus zu verlassen und durfte nie mehr wiederkommen.
Endlich entdecke ich kurz vor mir das Ortsschild ‚Lemwerder’. Ich bin zurück. Allein, nur begleitet von unheimlichen Nebel und hellen Gesängen, die nicht sein können. In einem Ort, in dem es nichts und niemanden mehr gibt, der sich auf mein Kommen freut. Als Empfangskomitee warten nur seelische Schmerzen, düstere Erinnerungen und unnatürlicher Nebel.
Nach dem Rauswurf kam ich für ein paar Wochen bei einem Kumpel unter. Danach mietete ich mir eine kleine, bescheidene Wohnung, die zwei Kilometer von meinem ehemaligen Zuhause entfernt war. Dort hielt ich es allerdings nur ein gutes Jahr lang aus. Nein, ich musste raus aus dem Ort. Es gruselte mich, wenn ich an der Stelle vorbeifuhr, an der meine Schwester starb, ich konnte nicht einmal in die Nähe unseres Hauses kommen, zu groß war der Schmerz über den Rauswurf, und ich hatte das Gefühl, dass in Lemwerder ständig über mich getuschelt wurde.
In München fand ich so etwas wie Glück. Es gelang dem charismatischen, intelligenten Martin Winter ein kleines Vermögen zu machen. Nun, ich würde finanzielle Unabhängigkeit und beruflichen Erfolg nicht unbedingt als Glück betiteln, aber es gibt einem Menschen die Sicherheit, sich Sorgenfrei seinem Privatleben widmen zu können.
In meiner geräumige Eigentumswohnung vernaschte ich diverse Schönheiten, die ein wohlhabender, gutaussehender Bursche wie ich problemlos in der Münchener SM-Szene kennerlernte.
Die attraktive Vanessa liebte es, in dickem geilen Gummi zu schwitzen. Regungslos gefesselt und mir hilflos ausgeliefert. Nur leider war sie so sehr Fetischistin, dass für sie Geschlechtsverkehr einmal die Woche das höchste der Gefühle war. Als sie sogar anfing, Sex als lästig zu empfinden und mich nur noch als ihren ‚Torwächter’ brauchte, der sie in ihre Gummiwelt rein- und wieder rausließ, war Schluss für mich. Als bizarren Abschiedsgruß ließ ich sie bei ihrer finalen Gummierung deutlich länger schmachten, als vorher mit ihr vereinbart worden war. Viel länger. Nie werde ich vergessen, wie sie panisch versuchte, sich aus dem dicken Gummisack zu befreien und unter ihrer Maske wimmerte.
Obwohl sie nur mittelmäßig aussah, war die devote Carina der Hit! Fesseln, schlagen, quälen. Sie erlaubte mir alles. Genoss es. Der Traum eines jeden Doms. Als sie mich eines Nachts aufforderte, ihren Busen mit Säure zu verätzen, machte sogar ich einen Rückzieher und trennte mich von ihr. Nein. Es gibt Dinge, die dürfen einfach nicht sein.
Die Schönste von allen war zweifelsfrei Traumfrau Sabine. Leider war sie dom und sub zugleich. Da ein Sadist wie ich sich aber nicht fesseln oder gar schlagen ließ, war unser Zusammensein nur von kurzer Dauer.
Neben den Dreien hatte ich über zwei Jahre hinweg eine besondere Art von Beziehung mit der schüchternen, aber gutaussehenden Mandy. Dieses äußerst seltene Exemplar von Sklavin wurde mir in einem besonders bizarren Club von dem Ehepaar Thorwald vermittelt. Die junge Frau hatte an nichts Interesse. Kein Sex. Keine Fetischkleidung. Keine Fesseln. Keine Schmerzen. Nur eins wollte sie: Von einem attraktiven Mann in einem mittelalterlichen Keuschheitsgürtel gehalten werden! Jeden Dienstagabend besuchte ich, ihr dominanter Schlüsselmeister, sie und ließ sie heraus. Nur dann! Sie verschwand stets im Laufschritt im Bad, um sich zu säubern. Danach legte sich die sexuell Ausgehungerte aufs Bett, holte einen ihrer Dildos hervor und befriedigte sich, wobei ich sie lustvoll beobachtete. Mehr erlaubte sie mir nicht. Bevor ich ging, wurde sie dann wieder von mir eigenhändig verschlossen. Irgendwann reichte mir das natürlich nicht mehr und der Sadist gewann die Oberhand. An einem sonnigen Dienstag auf den Malediven teilte ich ihr wahrheitsgemäß telefonisch mit, dass ich für drei Wochen in Urlaub war. Beim ersten Mal weinte sie bitterlich. Beim zweiten Anruf flehte sie mich an, meine Ferien abzubrechen. Beim dritten Mal glaubte ich mit einer Wahnsinnigen zu telefonieren. Nie werde ich das Verlangen in ihren Augen oder den Gestank zwischen ihren Beinen vergessen, als ich endlich wieder in Deutschland war und sie erlöste. Das sie mich danach sofort aus der Wohnung warf und nie wiedersehen wollte war mir gleichgültig.
Mein großer Mercedes passiert die Stelle, an der meine Schwester Kira jämmerlich verbrannte. Mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken.
Trotz meiner finanziellen Unabhängigkeit, dem beruflichen Erfolg und den sexuellen Abenteuern war ich nicht wirklich glücklich. Wahre Liebe fehlte mir. Die fand ich eines Abends in einem kleinen SM-Club in Gestalt meiner späteren Ehefrau Teresa.
Nein, die junge Zahnärztin war nicht gerade eine klassische Schönheit. Brünettes Haar, ein sehr kleiner Busen, drei oder vier Kilo zu wenig. Zumindest ein ansprechendes Gesicht. Auf jeden Fall war mir bereits am ersten Tag klar, dass ich mit dieser Frau mein Leben teilen wollte. Es gibt eben Dinge, die man nicht mit Worten erklären kann.
Wir führten eine glückliche, harmonische Ehe. Unser gemeinsames Sexualleben würde ich allerdings nur als zufriedenstellend bezeichnen, denn während ich die ganz harten Sachen mochte, stand sie nur auf softe Fesselspiele und war bereits erregt, wenn sie in der Öffentlichkeit eine einfache Lederhose oder einen schwarzen Lackmantel trug. Muss ich erwähnen, dass mir das auf die Dauer nicht genügte?
Der erste, riesige Schatten fiel auf uns, als wir angetrunken von einer Feier der bereits genannten Thorwalds zurückkehrten. Das bizarre Paar hatte uns von seinen perversen Praktiken erzählt und ich konnte Teresa doch tatsächlich überreden mir zu erlauben, ihr die bizarre Gummimaske von Vanessa, die ich seit einem Jahrzehnt wie eine Trophäe aufbewahrt hatte, überzuziehen. Eine sehr hohe Materialstärke, aufgeknöpfte Augenmaske, eine dicke Wattepolsterung im Bereich der Ohren und ein eingearbeiteter Penisknebel. Bereits kurz nach dem Anlegen fiel meine ängstliche Partnerin in Panik und wollte sich die Maske vom Kopf reißen, doch ich verhinderte es in einem Anflug von Sadismus. Kein Mitleid! Ich war bei ihr noch nie so erregt gewesen wie in diesem Moment, riss ihr das Kleid vom Leib und besorgte es ihr auf dem harten Fußboden.
Drei lange Tage sprach sie kein Wort mehr mit mir. Am vierten schrie sie mich zusammen. Nannte man einen ‚dreckigen, kleinen Sadisten’. Zu meinem Entsetzen fiel sogar das Wort ‚Vergewaltigung’. Unsere Ehe ging zwar weiter, doch irgendwie war nie mehr alles so wie vorher.
Die Jahre vergingen und Teresas Haut verlor an Geschmeidigkeit und sie legte an Gewicht zu. Da ich meine dunklen Gelüste ständig unterdrückte, fragte ich sie, ob wir uns nicht eventuell eine willige Sklavin im Web oder in einem der Clubs suchen sollten. Mein Verlangen nach einer jungen Frau mit weicher Haut war so groß, dass ich sogar bereit gewesen wäre, das Opfer mit Geld zu ‚überreden’. Mein Schatz lehnte fassungslos ab und wurde in der Zukunft noch schweigsamer.
Knapp zwei Jahre später schickte Werner Thorwald mir per Email eine bizarre Fantasie, die er in einem Forum erfolgreich veröffentlicht hatte. Die geniale Kurzgeschichte gewann sogar einen offiziellen Fetischpreis. In der Shortstory hielten er und seine Frau Jeanette in einem Verlies die blutjunge Florentine gefangen. Eingepfercht in einem Gummianzug, der mit Ketten gesichert war. Sie durfte nur raus, wenn ihre Entführer Folter oder Sex wollten.
Besessen von dieser abartigen Fantasie begann ich, die kleine Abstellkammer in unserem Keller in einen Kerker umzubauen. Bei allem was mir heilig ist: Ich hatte nie vor gehabt ein Mädchen zu entführen! Ganz bestimmt nicht. Natürlich, meine Neigungen sind viel brutaler als bei anderen SM-Freunden, aber ich wählte mir stets nur Spielpartner aus, die auch Interesse besaßen jene Grenze zu überschreiten, die andere Menschen nicht zu überschreiten wagen. Es machte mich einfach geil, eine eigene Zelle zu bauen, obwohl ich wusste, dass diese nicht benutzt werden würde.
Auf jeden Fall las Teresa eines bösen Tages Werners als DOC abgespeicherte Fiktion, zog den falschen Rückschluss und verließ mich.
Den Trennungsschmerz linderten zumindest im sexuellen Bereich diverse Callgirls, die ich nach Absprache und gegen fürstliche Bezahlung fesseln und – zumindest ein wenig – foltern durfte. Nachdem eines Tages bei der attraktiven Armani meine Reaktion auf das vereinbarte Save-Wort ein Ballgag und weitere Qualen waren, besuchte mich ihr Zuhälter. Zwei Wochen lag ich anschließend im Krankenhaus. Noch heute habe ich Schmerzattacken und bin von starken Schmerzmitteln abhängig.
Die Gesänge. Die unheimlichen Gesänge sind so plötzlich wie sie gekommen waren verschwunden. Obwohl Lemwerder so manches dunkles Geheimnis hat, glaube ich eigentlich nicht ans Übernatürliche. Haben vielleicht vielmehr die schweren Medikamente, die mein ständiger Begleiter sind, die Mönche singen lassen?
Mit der jungen Russin Natascha fand ich einige Monate später rein zufällig – sie war Putzkraft in meiner Firma – die perfekte O, die wie viele O’s die bei Kennern bekannten drei A’s besaß: Attraktiv, arbeitsam und arm. Sie war erst ein knappes Jahr in Deutschland, besaß Sprachprobleme und unterwarf sich mir problemlos. Bereits vier Monate nach dem Kennenlernen zog sie bei mir ein. Offiziell sogar mit einem offiziellen Arbeitsvertrag als meine Haushälterin. ‚Ständiges Tragen von Kitteln und Haushaltshandschuhen’, ‚Schwitzen im Gummianzug’, ‚Hiebe auf den nackten Hintern am Pranger’, ‚tagelanges Anlegen eines Keuschheitsgürtels’ oder aber ‚eine Nacht in Ketten im Kerker’. Mit ihr konnte ich alles ohne Widerworte machen.
Bis heute ist mir nicht ganz klar warum, aber mein Sadismus ihr gegenüber wurde immer schlimmer. Nun, einerseits liebte ich die schöne, junge Frau, die scheu war wie ein Reh, auf meine spezielle Art und Weise, aber anderseits sah ich, wenn sie die altmodischen Kittel trug, stets Angie in ihr. Es gab sogar Tage, an denen sie mich an Mutter Fiona erinnerte. Da musste sie dann immer ganz besonders leiden.
Als ich an einem heißen Tag im verendenden Sommer etwas früher als erwartet von einer dreitägigen Geschäftsreise zurückkehrte, erwartete mich zu Hause die größte Überraschung meines Lebens. Meine devote Sklavin war nicht wie üblich im Kittel beim Kochen, Waschen oder Putzen. Nein, sie war in unserem Schlafzimmer. Stark geschminkt, was ich ihr stets verboten hatte. Das Haar hatte sie sich offensichtlich zwei oder drei Tage zuvor beim Friseur stylen lassen. Sie trug ein – heimlich gekauftes – teures Abendkleid.
Ihre kastanienbraunen Augen starrten mich vorwurfsvoll an. Sie streckte mir frech die geschwollene Zunge heraus. Zahlreiche Fliegen fanden in dem von der Zimmerdecke baumelnden, faulenden Körper eine willkommene Gelegenheit risikolos an süßes Blut …
Die Gestalt in dem schwarzglänzenden Lackmantel ist direkt vor meinem Mercedes! Sie ignoriert die Gefahr des Nebels, steht mitten auf der Fahrbahn und zeigt mit dem Finger auf mich. Geistesgegenwärtig reiße ich das Steuer nach rechts. Wie ein Blitz aus einer dunklen Wolke taucht ein riesiger Baum vor mir …
2. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 30.05.18 22:21

Die Story wurde in einer stark überarbeiteten Fassung vor einem Jahr im CHARON-Verlag in den SCHLAGZEILEN veröffentlicht!

Sollte den MODS etwas zu hart sein, gerne in den geschlossenen Bereich verschieben!Ich habe kein Problem damit.

Viel Vergnügen!
3. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 13.06.18 16:29

Nebel. Vor mir. Neben mir. Hinter mir. Über mir. Alles ist voller Nebel. Ich habe keine Ahnung, wo ich mich genau befinde. Weiß nur, dass die Kälte des nahenden Winters wie ein Krebsgeschwür an meinen Knochen frisst, welche nur durch Hose und Hemd geschützt werden. Um nicht zu erfrieren, gehe ich daher planlos weiter, weiter und weiter.
Was ist geschehen? Im Geiste sah ich abermals die schrecklichste Szene meines Lebens vor mir. Als dann in der Realität jene unheimliche Gestalt direkt vor meinen Wagen auftauchte, riss ich abrupt das Lenkrad zur Seite und entdeckte einen Baum vor mir. Dann Filmriss.
Wer ist da nur zu so später Stunde direkt auf der Strasse gewesen? Wahnsinn, gerade bei so einem dichten Nebel direkt auf der Fahrbahn zu spazieren. Obwohl die Person eine Kapuze über den Kopf gezogen hatte und ihre Gesichtszüge im Dunkeln verborgen hielt, war es zweifelsfrei eine Frau. Da bin ich mir ganz sicher, denn obwohl ich sie nur eine Sekunde gesehen hatte, bin ich überzeugt, dass sich ein großer Busen unter dem glänzenden Kleidungsstück abgezeichnet hatte.
Wer ..?
Sabine von Kirschstedten? Ich habe sie doch schon erwähnt gehabt, oder? Die seit den 80zigern vermisste Schülerin trug ebenfalls bei ihrem Verschwinden so einen Mantel. Ihr Geist soll im nebligen Herbst ziellos an der Weser umherstreifen, als würde er etwas suchen.
Aber das ist doch alles Unsinn, denn ich sah die unheimliche Erscheinung ca. 3 Kilometer von der Gegend entfernt, in der Sabine spuken soll. Ferner glaube ich nicht an Gespenster. Vermutlich ist eine Frau angetrunken von einer Halloweenfete zurückgekehrt und hatte sich im dichten Nebel auf die Strasse verirrt gehabt. Anderseits haben vielleicht meine rosaroten Freunde aus der Apotheke mal wieder eine Halluzination bewirkt.
In nicht allzu weiter Ferne vernehme ich das Nebelhorn eines Schiffes. Außerdem glaube ich zu hören, wie das Wasser ans Ufer schlägt. Merkwürdig. Ich bin also doch in der Nähe der Weser. Irre ich etwa schon seit Stunden in meinem dünnen Hemd plan- und ziellos durch die Kälte?
Der mysteriöse Nebel ist so dicht, dass ich nicht einmal bis auf den Boden gucken kann. Alles um mich herum ist dunkel. Kein Sonnenstrahl, kein Mondschein und erst recht keine Laterne. Mir ist dennoch klar, dass ich mich auf keiner Straße befinde, sondern über weichen Boden marschiere. Sollte ich am Außendeich, nahe der Weser, sein?
Obwohl der Landkreis sich hier tagsüber für einen Touristen von seiner schönsten Seite zeigt, wird er von den Einheimischen nach Einbruch der Dunkelheit gemieden. Die Mordkommission ermittelte, dass seinerzeit genau hier der geisteskranke Wolfgang Krone zum ersten Mal seinen Freund Kerry traf. In dieser Gegend soll die verschwundene Schülerin Sabine spuken. Und hier fand man in einem schneereichen Winter das letzte Opfer des ‚Darksheers’. Die junge Krankenschwester steckte in einem Mumienschlafsack und war geknebelt. Unzählige Lagen Klebeband waren um ihren Körper gewickelt gewesen und hatten ein Entkommen unmöglich gemacht.
Plötzlich vernehme ich Schritte. Augenblicklich bleibe ich stehen und lausche.
Klack … Klack … Klack …
Eine Frau. Es sind zweifelsfrei die Schritte einer Frau. Eindeutig. Sie muss Schuhe oder Stiefel mit hohen Absätzen tragen. Die Dame, die weder Nacht noch Nebel fürchtet, scheint sich ca. zehn bis fünfzehn Meter vor mir zu befinden.
Angst, irrationale Angst, befällt mich. Obwohl ich Hilfe brauche möchte ich der Frau nicht begegnen. Zumindest nicht hier, an diesem einsamen und verfluchten Ort.
Genau so plötzlich und unerwartet wie die Schritte setzen hinter mir die Gesänge der Mönche ein. Während sie im Auto noch unheimlich und bedrohlich wirkten, scheinen sie diesmal Trost zu spenden. Wollen mir Hoffnung geben. Oder gar eine Absolution erteilen.
Als ich zu lokalisieren versuchen, wo sie herkommen, sehe ich im tiefen Nebel ein paar Lichter. Lichter, die wie ein Lächeln in der Dunkelheit auf mich wirken.
„Mar-tin …“ höre ich eine heisere Frauenstimme, bedrohlich und dominant, vor mir.
Eine dunkle Silhouette taucht im Dunst auf. Ich bin überzeugt, dass die mysteriöse Frau in dem schwarzen Lackmantel von vorn auf mich zugeht.
Unwillkürlich drehe ich ab und gehe auf die lockenden Lichter zu.
Klack … Klack … Klack …
Die geheimnisvolle Frau folgt mir. Und sie ist schnell. Sehr schnell. Fast wie ein wildes Tier.
Als ich den Duft von frischem Lavendel gemischt mit dem strengen Gummigeruch ihres Mantels wahrnehme, beschleunige ich meine Schritte.
Die Lichter werden größer und größer. Die lockenden Klostergesänge lauter und lauter. Ich erkenne, dass meine kühnsten Erwartungen wahr werden: Vor mir in der Dunkelheit taucht ein Wirtshaus auf!
Kaum dass ich die Herberge gesichtet habe, vernehme ich hinter mir ein heiseres „Ich ging durch einen Wald … ohne Holz!“
Ohne über die Bedeutung der Worte nachzudenken beginne ich zu laufen … rennen. Bis ich schließlich mein rettendes ‚Xanadu’ erreicht habe.
Erleichtert öffne ich die Tür und trete ein.
4. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 09.07.18 20:41

Hallo titanic500,
schöner Beginn der Geschichte. Hoffentlich gibts noch mehr Teile.
LG Alf
5. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 12.07.18 23:30

Hallo, ALF!

Danke für dein Feedback.

Nee, nee, das Ding ist längst fertig. Wollte aber eigentlich nichts mehr posten, da ich in allen drei Foren, in denen ich sie begonnen habe, wenig bis kein Feedback bekam. Ich glaube, die belanglose "Abspritzstory" ohne richtige Charaktere und dramaturgischem Bogen ist einfach in Foren beliebter.

Aber solche Geschichten waren schon vorher nicht mein Fall, und sind es heute erst recht nicht.

Dir zu Ehren jetzt MEHR ...
6. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 12.07.18 23:36

Plötzlich ist alles anders. Von einer Sekunde zur anderen. Es ist, als würde man aus einer Dimension in eine andere treten. Die Kälte, der Nebel, die Einsamkeit, die unheimliche Frau hinter mir. Alles ist weg. Wurden von einem allmächtigen Spieler wie Schachfiguren ausgetauscht gegen Wärme, Licht, Behaglichkeit und drei Frauen. Die eine schöner als die andere.
Die Erste ist noch jung. Sehr jung sogar. Ihr Körper ist vorn sehr flach und vielleicht ein bisschen dünn geraten, aber dafür besitzt sie ein sehr hübsches Gesicht, welches vollkommen ungeschminkt ist. Die Haare sind brünett, bis kurz über die Ohren und den Nacken. Mit einer eher altmodischen Außenwelle. Zu dieser Frisur passt anderseits ihr Outfit, denn sie trägt eine aus der Mode gekommene dreckige Cordhose, einen blauen Kittel mit großen, roten Knöpfen und Gummihandschuhe der gleichen Farbe. Das zierliche Mädchen ist sich nicht zu schade, devot auf den Knien zu sein und den hölzernen Boden vor dem Tresen mit den sechs Barhockern zu schrubben.
Die zweite Schönheit ist Mitte Zwanzig, und steht vor einer großen Tür, die fast wie ein großes Tor wirkt, dessen Wächterin sie ist. Offensichtlich befinde ich mich momentan nur im Eingangsbereich des Gasthauses an der Theke, der Saal für die Gäste scheint hinter der stattlichen Tür zu sein. Das vorteilhaft geschminkte Gesicht der Wächterin ist noch hübscher als das der devoten Kittelträgerin, sie besitzt sehr lange Beine und einen ansehnlichen Busen. Ihre langen, hellblonden Haare scheinen fast zu leuchten. Sie wirkt einem Fetischfilm über Zofen entsprungen, denn sie trägt ein kurzes Minikleid aus Latex und blank polierte High Heels. Schürze, Handschuhe und Häubchen glänzen in einem strahlenden Weiß. Das Highlight ist allerdings der rote Ballgag in ihrem Mund.
Die Gesänge. Die Gesänge der Mönche kommen aus dem Raum hinter der großen Tür. Ich fürchte mich nicht vor ihnen. Ganz im Gegenteil. Sie wirken einladend. Harmonisch. Beschützend.
Jedem Gast, der eintritt, wird augenblicklich klar, wer in dem Gasthof das Sagen hat, denn die Traumfrau hinter der Theke wirkt wie die perfekte Domina. Eine weiße Seidenbluse, ein bis fast auf den Boden gehender schwarzer Lederrock, der in der Mitte durchgeknöpft ist, eine Weste aus dem gleichen Material. Das rotbraune Haar ist zusammengebunden und streng zurückgekämmt. Ein überlegenes, zynisches Lächeln in dem fast schon zu grell geschminkten Gesicht. Wie gern würde ich doch einmal in meinem Leben so einer selbstbewussten Frau meinen Willen aufzwingen. Die Dame vor mir besitzt allerdings einen entscheidenden Makel: Ihr Name ist Fiona Bromberg!
„Willkommen, lieber Martin!“ grüßt sie mit größter Freundlichkeit. Einer Freundlichkeit, der ich seit der Geschichte damals vor meinem Elternhaus nicht mehr traue.
Ihr diabolisches Grinsen lässt erwartungsgemäß vor meinem geistigen Auge Bilder aus der Vergangenheit erscheinen. Böse Bilder. Wie sie mir mit den langen Absätzen ihrer schweren Stiefel ganz gezielt meine Hände brach. Oder als ich schwitzend im Hochsommer bei ihr Gartenarbeit zu verrichten hatte, während sie und Angie mir amüsiert zusahen und sich die Nägel lackierten. Nicht zu vergessen die ultimative Erniedrigung, in welcher sie mich in einen Damenkittel knöpfte und mich zum Gespött der Stadt machte.
Wo bin ich hier? Offensichtlich in einem Nachtlokal. Eine Domina in Leder hinter dem Tresen … Eine geknebelte Zofe in Latex als Türsteherin … Eine devote Putzkraft auf den Knie … Es scheint mir ein äußerst bizarres Nachtlokal zu sein. Mehr ein SM-Club. Aber ausgerechnet hier? Hier im abgelegenen Lemwerder?
„So schweigsam, lieber Martin?“ hakt die Wirtin nach und zieht an ihrer Zigarette. „Du hattest doch sonst immer so eine große Klappe besessen …“
Um mich aus der Verlegenheit zu befreien, grüße ich eilig „Guten Abend, Frau Bromberg!“ zurück. Dann hole ich tief Luft, welche von dem Geruch von Leder und Latex bestimmt wird. Außerdem verspüre ich die Präsenz von dunklen Gelüsten. „Schön, Sie nach so langer Zeit einmal wiederzusehen.“
Lange Zeit. In der Tat. Es ist Jahrzehnte her. Unfassbar, dass sie sich kaum verändert hat.
„Bitte begebe dich in den Clubraum, lieber Martin.“ offeriert die Chefin lächelnd. „Wir haben dich schon erwartet.“ Sie zeigt zu der Tür, vor dem die Latexzofe steht. „Denise wird dich gerne zu deinem Tisch begleiten.“
Ich staune über die Selbstverständlichkeit der Worte.
Bevor ich zu der Schönheit in Latex herübergehe, schaue ich nach unten zu dem Mädchen, das auf den Knien den Holzboden scheuert. „Und wer bist du?“ möchte ich wissen.
Das Mädchen wird verlegen und errötet. „Ich bin die Carola.“ antwortet es. „Aber hier im Club rufen mich alle nur ‚Stinktier’, weil ich so übel rieche.“ Das Rot in ihrem ungeschminkten Gesicht wird noch dunkler.
Putzmittel. Schweiß. Haushaltshandschuhe. Nun, gut riecht die Kleine wirklich nicht. Sie sollte einmal dringend duschen und den schmutzigen, verschwitzen Kittel wechseln. Außerdem nehme ich an ihr den beißenden Gestank von Urin wahr. Offensichtlich ist sie auch für die Toiletten zuständig.
Ohne weitere Konversation gehe ich an ihr vorbei zu der schönen Denise, die mich trotz ihrer strengen Knebelung – ein kleiner Bach aus Speichel tropft ihr auf den gummierten Busen – anlächelt. Es scheint mir ein aufrichtiges Lächeln zu sein. Kein gekünsteltes wie bei der herrischen Bromberg.
Zum Dank wische ich ihr mit dem blutgetränkten Taschentuch in meiner linken Hand die Spucke von der glänzenden Uniform.
Denise lässt mich hinein.
7. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von SCHWESTER ANNIKA am 13.07.18 22:46

Hallo Titanic500.

Deine düstere, schwarze Stors gefällt mir.
Schreibe bitte weiter, und lasse dich durch wenig bis gar keine Kommentare auch nicht entmutigen.
Dann hätte ich meine eigene Geschichte auch schon längst beenden müssen.
Nicht zu kommentieren, heißt nicht, dass man sie nicht gelesen hat.

Also bitte gerne mehr davon.

Gruß Schwester Annika
8. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 14.07.18 08:00

Ja, es gibt viele Leser,
manche lesen nur, melden sich nie!

Manches geht auch unter, ist einfach weg, erst jetzt habe ich Deine Geschichte gelesen!
Deshalb auch erst jetzt mein Kommentar.
Auch mir gefällt es sehr gut! Bislang! Also veröffentliche weiter, da aus der fast grusligen Ausgangssituation jetzt ...
Zitat

Die Kälte, der Nebel, die Einsamkeit, die unheimliche Frau hinter mir. Alles ist weg. Wurden von einem allmächtigen Spieler wie Schachfiguren ausgetauscht gegen Wärme, Licht, Behaglichkeit und drei Frauen.

... etwas anderes wurde. Wirklich?

Der nicht SM kundige Leser, wird wohl kaum den Unterschied erkennen, eine strenge Hausherrin, die ein Mädel als Sklavin hält und es "Stinktier" nennt. Die andere in komischem Gummi eingepackt und dazu mit einem roten Ball im Mund.
Lach, trotzdem ein Albtraum?

Nun egal, warum wird er nach Jahren erwartet?

Danke
Ihr Joe

9. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von mi.mo am 14.07.18 09:10

Michi,

weiter so, endlich wieder a Story von Dir...!!!

Lass uns net so lang auf den nächsten Teil warten...

I mag deine Geschichten...!

mi.mo
10. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 14.07.18 15:04

Hallo Titanic500,
vielen Dank für deine Fortsetzung. Du siehst deine Geschichte wird gelesen und ist absolut spannend und mysteriös. Bitte lass es so nicht enden. Er ist ja offensichtlich im Gasthaus scheinbar in Sicherheit es kann ja noch einiges passieren.
VLG Alf
11. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 14.07.18 17:37

„Vielen Dank.“ nicke ich anerkennend, als die Zofe mir ca. zehn Minuten später meinen Whisky bringt. Als sie geht, klebt mein Blick sekundenlang an ihrem knackigen Hintern, der sich wunderbar unter dem schwarzen Latexkleid abzeichnet.
Den Drink habe ich bitter nötig. Er beruhigt so schön meine angespannten Nerven.
Wir sind Sieben in dem Clubraum. Sieben Gäste. Sieben Gäste, die ganz und gar nicht zu einander passen wollen.
Meiner Natur entsprechend interessiere ich mich natürlich in erster Linie für die große Frau mit den dunkelblonden, zusammengebundenen Haaren, die nur zwei Tische neben mir sitzt. Sie dürfte die Fünfzig bereits hinter sich gelassen haben, ist aber immer noch attraktiv. Gerne würde ich sie in Lack und Leder sehen, doch sie trägt einen langen, weißen Arbeitsmantel. Eine Ärztin? Nun, eine Arzthelferin bestimmt nicht, dafür wirkt sie viel zu dominant. Nur frage ich mich, welche Ärztin in ihrem Kittel ein Wirtshaus im Nirgendwo besuchen würde.
Isoliert in der Ecke eine unscheinbare Frau, die ihren Trenchcoat trotz der angenehmen, wenn nicht sogar überhöhten Wärme des Gastraums anbehalten hat. Selbst Kopftuch, Schal und Handschuhe hat sie nicht abgelegt.
Zu meiner Linken ein seltsamer, aber sympathisch wirkender Geselle, der mich aufgrund seines speziellen Schnauzers und den gelockten Haaren an Jason King, einem Krimihelden aus den 70zigern, erinnert. Seltsam, er kleidet sich sogar wie jemand aus dem vergangenen Jahrhundert.
Hinter mir ein Kerl, der mir suspekt ist. Langer Staubmantel, dunkle Sonnenbrille und ein großer, schwarzer Zylinder. Da mit dem zweifelsfrei etwas nicht stimmt, habe ich mich gezielt so gesetzt, dass ich ihn nicht mehr sehen muss.
Zu meiner Rechten ein stark übergewichtiger Vater mit seinem ca. zehn Jahre alten Sohn. Normalerweise ein ganz gewöhnlicher Anblick. Mit dem kleinen Unterschied, dass man in so einem Lokal keine Kinder findet. Erst recht nicht in einem Club wie diesem.
Der Raum wirkt wie aus einer vergangenen Zeit. Die Möbel sind alt, aber sauber und gemütlich. Runde Tische und einladende Sessel. Gedämpftes Licht. Im Kamin flackert ein wärmendes Feuer. Ein riesiges Bücherregal. Ein Globus mit einer veralteten Weltkarte. Der hintere Teil des Salons ist hinter einem großen, roten Vorhang verborgen.
Die geknebelte Zofe Denise bringt Jason King einen Drink. Es scheint sich um roten Wein zu handeln. Er bedankt sich durch ein ansprechendes Lächeln. Dennoch fällt mir auf, dass die junge Frau mit der Latexschürze Angst vor ihm zu haben scheint.
Der Club ist voller Merkwürdigkeiten. Damit sind nicht nur die Gäste gemeint. Hinter dem Vorhang verstecken sich ganz offensichtlich die Mönchen, dessen angenehmer Singsang meine Ohren streichelt. Unter den Büchern befinden sich zahlreiche Werke vom Marquis de Sade, Bram Stoker und Clive Barker. Ebenso diverse, vergilbte Pergamente. An den Wänden hängen drei Portraits. Lady Bathory, Bela Lugosi und ein Mann, der mir vollkommen unbekannt ist. Außerdem ist da eine große Illustration von Sweet Gwendoline, und außerdem eine Nonne, dessen Gewand aus Latex besteht, sowie ein großes Kruzifix, welches eine nackte, ans Kreuz genagelte Frau mit schmerzverzerrtem Gesicht zeigt. Ferner diverse Peitschen. Im Zimmer verteilt gibt es vier lebensgroße, täuschend echt wirkende Wachsfiguren in Gewändern aus schwarzem Leder. Sie stellen Zenobiten dar. Jünger aus jenem Orden, die sich nie so ganz einig darüber waren, ob sie lieber sich selbst oder andere marterten oder verstümmelten. Auf jedem der Tische steht eine Kerze in der Form eines Mönches, der seine Gesichtszüge in der Kutte verborgen hält. Das größte Mysterium ist allerdings der riesige Spiegel, in dem der bizarre Raum, aber keiner von seinen sieben Gästen zu sehen ist.
„Angenehm hier. Nicht wahr, Pilger?“ fragt Jason King grinsend und hebt sein Glas. „Wie im Wartezimmer einer attraktiven Kieferorthopädin, die dem Patienten diverse Weisheitszähne herausreißen will.“ Der Sarkasmus ist nicht zu überhören.
Der Aufforderung entsprechend nehme ich meinen Whisky und proste zurück.
Was geht hier vor sich? Hier stimmt doch etwas nicht. Alles ist so unwirklich, doch ich bin überzeugt, dass ich nicht träume.
Verlegen greife ich nach der ‚BILD’ auf meinen Tisch, denn ich möchte keine Unterhaltung führen, sondern meinen Gedanken nachhängen und diverse Überlegungen anstellen.
„Darf ich jetzt bitte wieder nach Hause, Onkel Benno?“ fragt der Kleine ängstlich den Mann, den ich offensichtlich fälschlicherweise für seinen Vater hielt.
Der Erwachsene schweigt und fährt dem Jungen sanft durchs Haar, wonach dieser noch mehr zittert.
Die ‚BILD’ ist aus den 80zigern. Nicht besonders verwunderlich. So eine alte Ausgabe passt zum Stil des altmodisch eingerichteten Raumes. Interessiert blättere ich …
Tara Calico! Es ist doch tatsächlich die Ausgabe, in der ich in meiner Jugend ein Foto der gefesselten Tara Calico fand, welches ihr Entführer …
Das Licht flackert. Die Gesänge ersterben. Die Hitze wird unerträglich.
Eine weibliche Gestalt tritt hinter dem großen Vorhang hervor.
Die unscheinbare Frau im Trenchcoat bekreuzigt sich.
Die Besucherin wirkt nicht wie von dieser Welt. Ihr perfekt geformter Körper steckt in einem engen Latexcatsuit aus glänzendem Rot. Die schmale Taille wird mit Hilfe eines streng geschnürten Korsetts bestens zur Geltung gebracht. Schwarze Lederstiefel reichen bis über die Knie. Eine dunkle Haube versteckt das Haar. Über das Gesicht trägt sie eine transparente Gummimaske.
Ich begehre sie. Begehre sie, wie ich noch in zuvor eine Frau begehrt habe.
Die Unbekannte kommt ein paar Schritte näher. Ihr Gang ist wundervoll. Es ist, als würde sie schweben. Sie weiß, wie eine wahre Frau zu gehen hat.
Hinter mir vernehme ich eine Art Klopfen. Der seltsame Zylinderträger stampft mit seinem Gehstock auf den hölzernen Boden. Es wirkt, als würde er den Takt einer Musik begleiten. Eine Musik, die nur er selbst hören kann.
In den Augen der gummierten Frau lese ich Begierde. Ihre Blicke wandern durch das Zimmer. Sie sucht. Sucht eine Person, mit der sie ihre dunklen Gelüste teilen kann.
Zu meiner Irritation guckt Jason King ganz devot zu seinen Schuhen hinunter. Es wirkt, als wäre sie eine gefährliche Medusa, dessen Schönheit besser kein Mann genießen sollte.
Während ich mit dem Gedanken spiele die Initiative zu ergreifen, legt die Geheimnisvolle dem Dicken mit dem kleinen Jungen die Hand auf die Schulter. Er, ein Mann, der aufgrund seiner enormen Leibesfülle ansonsten gewiss nie bei einer schönen Frau gewinnt, steht grinsend auf, interessiert sich nicht mehr für seinen minderjährigen Neffen und verschwindet mit ihr hinter dem großen, roten Vorhang.

12. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 14.07.18 23:11

@ Titanic500

Ja, veröffentliche weiter, noch weiß ich von nichts alles, will schreiben, es bleibt spannend.

Ihr_joe bedankt sich
13. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 15.07.18 17:43

Lieber Titanic500,
es geht weiterhin mysteriös und spannend weiter.
Ich würde mich über weitere Teile sehr freuen und ich denke ein paar mehr auch. Vielen Dank für deine Mühen.
VLG Alf
14. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 15.07.18 19:57

„Willkommen, lieber Martin!“ grüßt Frau Bromberg mit größter Freundlichkeit, als ich das Gasthaus betrete. Einer Freundlichkeit, der ich seit der Geschichte damals vor meinem Elternhaus nicht mehr traue.
Ich hasse die Frau. Seit sie mich als Jugendlicher aufforderte, mich in ihrem Imbiss in einem Damenkittel lächerlich zu machen, stelle ich mir mindestens einmal in der Woche vor, wie ich es ihr zurückzahle. Ein Jahr lang ständig in dickem Gummi verpackt … Zehn Jahre Kerkerhaft in schweren Ketten bei Wasser und Brot … Lebenslänglich im Keuschheitsgürtel … Für die wäre keine Strafe schlimm genug. Keine.
„Guten Abend, Frau Bromberg!“ grüße ich artig zurück, denn ich will keinen Ärger haben. Bin allerdings überzeugt, dass sie ahnt, wie sehr ich sie doch verachte.
Aber besser hier bei ihr in dem Gasthaus, wo es schön warm ist, als draußen in der Kälte der Nacht. Ich bin total durchgefroren. Kam … kam ganz aus München her, um meinen Vater zu … zu besuchen und rammte im dichten Nebel einen Baum. Wich … wich - ich glaube - einem Tier auf der Fahrbahn aus, das plötzlich da war. Dann irrte ich stundenlang in der Dunkelheit umher.
Oder so ähnlich. Ich kann mich leider nicht mehr genau erinnern.
Neben mir putzt eine blutjunge Schönheit in einem kurzen, roten Kittel die Fenster. Sie trägt gelbe Haushaltshandschuhe.
Wurde ich draußen nicht sogar verfolgt? Ich hatte das Gefühl, das Tier, welches ich beinahe auf der Straße überfahren hätte, hätte mich im Nebel verfolgt …
„Denise!“ Die dominante Fiona klatscht gebieterisch in die Hände. Augenblicklich setzt sich die Latexzofe, die vor der Tür zum Eingang des Clubs stand, in Bewegung und kommt auf uns zu. „Bringe Martin an seinen Tisch.“
„Hallo!“ sage ich zu der Sklavin, die sehr sympathisch wirkt.
Die Antwort ist ein anerkennendes Nicken. Sprechen kann sie nicht, denn ein brutales Knebelgeschirr ist stramm um ihren Kopf gezogen worden.
Meine Hände fahren unwillkürlich durch ihr goldenes Haar. Der Duft, der in meine Nase eindringt, ist einfach wundervoll. Teures Shampoo, süßliches Parfum und der unverkennbare Geruch von Latex. Stimuliert fahren meine Hände über ihren Rücken. Bis hinunter an den Po, den ich durchknete. In einer ähnlichen Situation habe ich schon zweimal in meinem Leben von einer Bedienung eine heftige Ohrfeige bekommen, doch nicht so von der jungen Frau vor mir. Nein, ganz im Gegenteil, die stöhnt vor Erregung in ihren fiesen Knebel.
Die Anwesenheit der bösen Bromberg ignorierend, wandern meine Hände weiter unter das kurze Zofenkostüm, denn ich will wissen, ob die Kleine einen Slip …
Nein! Hat sie nicht. Anstelle von Unterwäsche spüre ich Metall.
Das arme Ding wurde in einen eisernen Keuschheitsgürtel gesperrt!
"Jedem seine Hölle ..." kommentiert die Bromberg.
Während sich die Augen der Zofe mit Tränen füllen, lasse ich enttäuscht von ihr ab. Dann bringt sie mich unter dem Gelächter der sadistischen Wirtin hinüber zu der großen Tür, hinter der sich der Clubraum befindet.
„Bitte gleich nicht wundern, Martin …“ ruft die Domina uns hinterher. „Da drinnen steigt eine bizarre Halloweenparty. Die Gäste haben sich alle ... alle verkleidet.“
Denise lässt mich hinein.
15. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 16.07.18 21:01

Hallo Titanic500,
vielen Dank für die Fortsetzung, was ist das für eine Helloweenparty. Hoffentlich kommt bald die Auflösung.
VLG Alf
16. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 16.07.18 23:12

Willst du denn nicht noch ein bisschen grübeln ..?
17. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 18.07.18 16:13

@ Titanic500
Zitat

Willst du denn nicht noch ein bisschen grübeln ..?


Nö, es könnte sich ja als richtig erweisen - Mein Grubeln ä grübeln

Mercy sagt Ihr_joe

oder doch besser an Dich ein anerkennendes Merci
18. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 01.08.18 21:22

„Aua!“ jault die Schönheit in dem mittelalterlichen Pranger vor Schmerzen, als ich den Raum, mit dem lodernden Kaminfeuer, betrete. „Neunzehn …“
Während die anderen Frauen vor Begeisterung grölen, holt die Peinigerin mit der schwarzen Ledermaske, welche nur Augen, Nasenlöcher und Mund freilässt, abermals mit der Gerte aus und schlägt auf den nackten Hintern des hilflosen Opfers.
„Aaaarrrrggghhh!“ Ein erneuter Schrei. Lauter als die Gesänge der unsichtbaren Mönche. „Zwanzig …“ Der Stimme entnehme ich Schmerz, aber auch Erleichterung, denn die Tortur scheint vorbei zu sein.
Während die Damen Beifall klatschen, kleben meine Blick an dem strammen Hintern der Wehrlosen. Er ist voller Striemen und blutet leicht. In dem Club wird augenscheinlich SM der härteren Gangart bevorzugt.
Irritiert von dem Schauspiel setze ich mich wortlos an meinen Tisch. Die vermutlich gegen ihren Willen keuschgehaltene Latexzofe lässt mich unterdessen mit den Gästen allein, um mir meinen Drink zu holen.
Vor der Theke habe ich noch geplant, im Club in Ruhe über einige Mysterien nachzudenken. Aber was ich nun zu sehen bekomme, lässt mich alles andere vergessen.
Wir sind Sieben in dem Clubraum. Sieben Gäste. Die Sechs außer mir haben etwas gemeinsam. Sie sind weiblich, äußerst attraktiv und haben große Ähnlichkeit mit Prominenten, um nicht zu sagen, es sind perfekte Duplikate.
Die erste am Tisch ist die schöne Jean Seanberg. Sie trägt ein blaues Chiffonkleid und ist die einzige am Tisch, die keine besonderen Auffälligkeiten aufweist.
Nummer 2 ist Grace Kelly. Die Fürstin von Monaco macht sich in dem blauen Kittel und den roten Gummihandschuhen vollkommen lächerlich. Vermutlich exakt die Kleidungsstücke, die ich schon … schon … irgendwann einmal an der scheuen Carola sah.
Dann die junge Tara Calico. Sie trägt jenes Sweatshirt, welches sie auf dem Foto trug, das seinerzeit um die Welt ging. Das sie eine Platzwunde an der linken Seite der Stirn hat, scheint weder sie noch sonst jemanden zu interessieren.
Die blutjunge Sharon Tate, gekleidet in dem erotischen Anzug, den sie in dem in Deutschland leider nahezu unbekannten klassischen Horrorfilm ‚Die Schwarze 13’ trug, wird schlimm gequält. Das blonde Haar ist mit einer schwarzen Substanz verklebt und voller Federn. Ihre zarten Hände werden durch Daumenschellen effektiv zusammengehalten. Doch am schlimmsten erscheint mir der brutale Knebel. Es handelt sich um den gefürchteten ‚Spidergag’ aus hartem Metall, den man ihr zwischen die Zähne presste und hinter dem Kopf festzog. Die Zunge wurde anschließend durch die Öffnung in der Mitte gepresst und in eine ‚Zungenschraube’ gequetscht. Kleine Tropfen Blut verlassen den Mund. Ganz zu schweigen von dem Fluss aus Speichel.
Nackt am Pranger leidet Carolyn Bessette. Ihre Kleidung, eine weiße Bluse und ein roter Lederrock, liegt auf dem Boden. Die Stiefel hat die Nackte anbehalten. Das in Deutschland eher unbekannte Model heiratete JFK junior. In den Staaten kennt sie jedes Kind. Spätestens seit dem tödlichen Flugzeugabsturz, bei dem sie und ihr Gatte …
Ich halte kurz inne.
Das ist aber wirklich makaber. Wenn mich nicht alles täuscht, starben alle Frauen, die hier imitiert werden, eines unnatürlich Todes.
Und die maskierte Folterin? Das blaue Abendkleid mit den Perlen, dass so gar nicht zu der bizarren Ledermaske passen will, ich könnte für wetten, dass es in irgendeinem alten Hollywoodstreifen von der Monroe getragen worden ist.
„Guten Abend, die Damen!“ grüße ich freundlich. Zwar etwas spät, aber ich möchte, dass man auf mich aufmerksam wird.
Keine Reaktion. Sie leben in ihrer eigenen Welt. Und im Spiegel sehe ich wie erwartet, dass der Clubraum menschenleer ist. Niemand ist da. Nicht einmal ich.
Antworten. Ich möchte Antworten. Warum habe ich mich verlaufen? Was ist das hier für ein bizarrer SM-Club im Nirgendwo? Warum ist Fiona Bromberg nicht gealtert? Was stimmt nicht mit dem Spiegel? Und wie ist es nur möglich, dass gleich sechs Frauen verstorbenen Berühmtheiten wie aus dem Gesicht geschnitten sind?
Als die vermeintliche Marilyn mit der Ledermaske sich wieder an den Tisch setzt, ruft die noch immer im Pranger eingeschlossene Carolyn „Gebt schon endlich die Karten! Ich will die fünf Runden ‚Strafe stehen’ möglichst schnell hinter mich bringen!“
Nun wird mir einiges klar. Poker! Die Damen spielen eine Art Strippoker. Nur muss die Verliererin kein Kleidungsstück ablegen, sondern wird aufs Brutalste bestraft.
Während Tara die Karten gibt, verschlinge ich mit meinen gierigen Blicken Carolyns makellosen Körper. Der schlanke Hals. Der schöne Busen. Der stramme, durchgeprügelte Hintern. Die langen Beine. Sie ist eine wahre Traumfrau. Besonders für einen SM-Freund wie mich, denn sie ist nackt, wehrlos und ausgeliefert. In einer perfekten Position, um von hinten von mir in eine andere Dimension der Lust geritten zu werden.
Was wäre, wenn ich … Ob sie wohl schreien würde? Und was wäre mit den Anderen? Wäre es ihnen gleichgültig, wenn ich es ihrer Mitspielerin besorgte? Nun, als ich mich im Vorraum mit Denise vergnügen wollte, griff ja auch niemand ein. Ganz im Gegenteil. Nur der gemeine KG verhinderte den Sex.
Die geknebelte Bedienung bringt mir meinen Drink. Obwohl ich junge, devote Frauen in Latex verehre, schenke ich ihr keine Beachtung. Carolyns Nacktheit hat mich in den Bann gezogen.
„Nein!“ brüllt Grace Kelly und wirft wütend die Karten weg, während die Zofe uns verlässt. „Nicht schon wieder ich. Ich trage stinkende Kleidung vom Personal und musste euren süßlichen Sekt trinken. Jetzt auch noch die Stiefelprobe! Warum muss immer ich soviel Pech haben?“ Missmutig holt sie unter dem Tisch ein Paar Lederstiefel hervor.
Die Maskierte beginnt schallend zu lachen und wirft absichtlich ein Glas zu Boden. Augenblicklich nach der Aktion sammelt sie die Scherben auf und steckt sie sorgsam in die Stiefel hinein.
Es wundert mich nicht, als die Fürstin dennoch in die schwarzen Treter steigt. In diesem Club ist eben nichts unmöglich. Erniedrigung, Lust und Schmerz haben eine Grenze übertreten, die in einem anderen Leben stets tabu ist. Es gibt keinen Unterschied mehr zwischen Ekstase und Qual.
Unsicher, aber nicht ängstlich, wie der Jüngling, der zum ersten Mal die ultimative Forschungsreise antreten möchte, stehe ich auf und gehe an den Pranger zu der wehrlosen Carolyn.
Äh … Soll ich tatsächlich? Seit ich Nataschas Leichnam an dem Seil hängen sah, habe ich dem SM abgeschworen. Vielleicht sogar dem Sex überhaupt. Aber dieser perfekte Körper in dieser Position ..? Nun, ich muss einfach. Ich muss.
Grace Kelly – die Wut ist der Angst gewichen – zieht die langen Reißverschlüsse der schwarzen Lederstiefel nach oben.
Obwohl ich mich direkt vor Carolyn stelle, werde ich von ihr und den fünf Anderen ignoriert. Als wäre ich Luft für sie. In meiner eigenen Welt. Auch, als ich ihr durch das goldene Haar fahre, meine Finger in ihre Ohrmuscheln eindringen und ich sanft ihre Nase streichele. Selbst, als ich ihren Busen durchknete, schaut sie auch weiterhin haltungsbedingt devot auf den Boden.
Obwohl die Gesänge der Mönche sehr laut sind, vernehme ich das Wimmern von Sharon Tate. Die Zungenschraube ist selbst bei Hardcorefans aufgrund ihrer Brutalität äußerst umstritten.
Wie von Anfang an geplant trete ich hinter den Pranger und sehe das Ziel meiner Wünsche vor mir. Ich öffne meine Hose und … und halte inne.
Die Verliererin steht auf und prüft, welchen Halt sie in den mit Glasscherben gefüllten Stiefeln mit den hohen Absätzen hat.
Nach einem Moment in der Ewigkeit beschließe ich mein Vorhaben nicht in die Tat umzusetzen, gehe resignierend an meinen Tisch zurück und lasse mich auf den bequemen Sessel fallen.
Nachdenklich trinke ich von meinem Whisky.
Die dunkle Seite der Sexualität hat mein gesamtes Leben bestimmt. War mir stets wichtiger als Familie, Geld oder Macht. Ich habe so ziemlich alles probiert. Die Praktiken waren von ‚soft’, über ‚hart’ bis hin zu ‚unakzeptabel’. Den Spielort zu wechseln ist eine interessante Variante gewesen. Es muss nicht immer ein bequemes Bett sein. Ganz im Gegenteil. Natürlich wechselte ich auch die Partner. Junge Frauen. Damen mittleren Alters. Die attraktive Helena ist sogar schon Zweiundsechzig gewesen. Einmal habe ich es sogar mit einem anderen Mann getrieben. Und es nicht bereut. Es ist schon faszinierend zu wissen, wie viele frustrierte Nervenenden im Hintern warten, um endlich geweckt zu werden.
Dennoch gibt es selbst für jemanden wie mich drei Grenzen, die ich, und in meinen Augen auch jeder andere auf dieser Welt, nicht überschreiten sollte. Keine Tiere! Keine Kinder! Und erst recht keine … Toten!
Nein. Ich muss es akzeptieren. Die wunderschönen Frauen vor mir sind alle tot und längst verfault.
Grace beginnt zu tanzen.

19. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 01.08.18 22:41

Hallo Titanic500,
vielen Dank für die phantastische Fortsetzung. Hoffentlich geht es bald weiter und es gibt für unseren Protagonisten ein Entkommen. Es geht in jedem Fall spannend weiter.
VGL ALF
20. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 01.08.18 23:56

Ja, eine phantastische Welt, nur mit dem Entkommen sehe ich Leichentuch schwarz.
Dabei sind die Dinger doch gar nicht schwarz.
Komische Spiegel hier, aber der Spiegel Nerhegeb, würde alle zeigen. Zeigte er doch auch Harrys Eltern.

Nun denn eine tolle Fortsetzung Dankeschön
Ihr_joe
21. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 02.08.18 16:14

Schlauer JOE ...
22. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 02.08.18 16:17

Zartbesaitete Leser sind gut beraten, sich jetzt doch besser anderen Geschichten zuzuwenden ...
23. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 02.08.18 16:17

Wir sind Sieben in dem Clubraum. Sieben Gäste.
Ich habe in diesem einsamen Wirtshaus am Ende der Welt ja wirklich schon viel erlebt. Ein junge Latexzofe, die ständig neue Knebel präsentiert. Den weiblichen Alptraum meiner Jugend. Verstorbene Berühmtheiten, die sich gegenseitig bis aufs Blut quälten. Einen unheimlichen Mann mit einem pechschwarzen Zylinder. Und nicht zu vergessen die unnahbare Traumfrau in dem knallroten Latex, die hinter dem Vorhang hervortrat. Die sich fast tänzerisch bewegte. Wie die Schwarze Witwe in ihrem Netz, die das Männchen zum Liebesspiel einlud. Doch niemals, niemals ist es bizarrer gewesen als heute.
„Hallo!“ sage ich und setze mich gezielt an einen Tisch nur zwei Meter entfernt von Jason King, der mir heute der einzige halbwegs normale Gast zu sein scheint.
„Willkommen, Pilger!“ erwidert dieser nickend und lächelt. „Da bist du ja wieder.“ Auch er scheint sich über meine Anwesenheit aufrichtig zu freuen. „Es ist schön zu sehen, dass dir immer wieder aufs Neue klar wird, wo du tatsächlich hingehörst.“
Erfreut stelle ich fest, dass er abermals im Gegensatz zu den anderen Besuchern Notiz von mir nimmt. Im Spiegel ist allerdings wieder niemand zu sehen. Kein Gast, keine Bedienung in glänzendem Latex und ich ohnehin nicht. Der Raum ist menschenleer. Wie ein Friedhof nach Einbruch der Dunkelheit.
„Einen Whisky, Denise!“ bestellt der nette Jason für mich.
Sie bestätigt mit einer devoten Verbeugung. Reden kann sie wie üblich nicht. Ihr Mund ist mit einer Nylonstrumpfhose zugebunden, und in ihrem Mund scheint mir eine Socke zu stecken. Als sie den Raum verlässt bemerke ich, dass ihre High Heels heute besonders hohe Absätze haben. Sie humpelt. Vielleicht hat man auch ihr Scherben in die Schuhe gelegt.
„Ihre Arbeit ist beeindruckend, Frau Doktor Simon!“ lobt der Mann an dem dritten, besetzten Tisch in dem Zimmer. „Sie haben meine kühnsten Erwartungen bei weitem übertroffen.“
Die attraktive Ärztin lehnt sich zufrieden in ihrem Stuhl zurück. Obwohl sie erneut ihren weißen Arbeitsmantel trägt und in ihm wirkt, als wäre sie in einer Klinik oder Praxis bei der Arbeit, hat sie sich diesmal äußerst vorteilhaft geschminkt. Außerdem trägt sie ihr Haar offen. „Vielen Dank, Prinz. Ich kann Ihnen versichern, dass jedes Detail so ist, wie von Ihnen und Ihrem Umfeld gewünscht.“
„Davon bin ich überzeugt.“ Der Araber lächelt. Es wundert mich, wie ein Mann mit einem Gesicht voller Hämatome und einer durchschnittenen Kehle noch in der Lage ist zu sprechen und zu lächeln.
Doktor Simon steht auf und stellt sich hinter ihr erstes Geschöpf. Das blutjunge Mädchen beginnt ängstlich zu zittern, als die dunkelblonde Frau ihr die Hände auf die Schultern legt.
„Das ist Virginia. Genannt ‚Vi’.“ erklärt die Ärztin. Der lange Kittel geht bis fast zu den Knien. Mit Freude sehe ich, dass die langen Beine der ca. 50jährigen in einer schwarzen Lederhose stecken und sie High Heels der gleichen Farbe trägt.
Die Sitzende ist eine Schönheit. Das makellose Gesicht ist ebenmäßig geschnitten. Vermutlich wurde mit dem Skalpell nachgeholfen. Das blonde, glänzende Haar ist zusammengesteckt. An dem Schwarz seines Ursprungs auf der Kopfhaut erkenne ich, dass es gefärbt ist. Der Busen hat eine optimal Größe. Sie ist ungefähr 160 cm groß oder sagen wir besser klein. Die einzige Schwachstelle des Mädchens ist meiner Ansicht nach die Haut. Sie ist viel zu blass, um nicht zu sagen weiß. Das Rouge auf den Wangen, der Lippenstift und der rote Lack auf den Nägeln ist im krassen Gegensatz dazu viel zu stark aufgetragen worden. Nein, mein Geschmack ist so ein bizarrer Kontrast nicht.
Ihr Outfit ist einmalig. Ein weißes Kleid aus einer vergangenen Zeit. Ich habe mir noch nie etwas aus Geschichte gemacht, würde aber 18. Jahrhundert schätzen. Schwarze Handschuhe, die allerdings die Fingerkuppen und Nägel preisgeben, sowie kurze Stiefeletten mit den womöglich längsten Absätzen, die ich jemals sah. Ein dunkles Stirnband. Sowie ein seltsames Amulett um den Hals. Das wirklich Auffallende ist jedoch das enggeschnürte Korsett, das Busen und die Taille, die so schmal ist, dass sie eigentlich anatomisch unmöglich ist, optimal zur Geltung bringt.
„Ich habe dem Objekt in diversen Operation den Rippenkasten geöffnet, zwei Rippen verkürzt und zwei weitere für immer entfernt. Sie besitzt seitdem die von Ihnen gewünschten Maße.“ erörtert die Ärztin, so als hätte sie die Verwunderung in meinen Gedanken gehört. „Wie gefordert wurde mit Hilfe von Spritzen und Medikamenten über Monate die Haut gebleicht. Das Objekt wird niemals mehr eine natürlich aussehende bekommen.“
Der Prinz lächelt zufrieden. In seinen Augen ist zügellose Begierde zu erkennen. Seine Verletzungen scheint er gar nicht wahrzunehmen. Im Gegenteil. Ich denke, am liebsten würde er mit der jungen Frau augenblicklich hinter dem großen, roten Vorhang verschwinden.
„Dem Standard der Objekte entsprechend habe ich die Stimmbänder von Vi entfernt.“ Wie selbstverständlich schlägt die Chirurgin die Sklavin unvermittelt, doch nur ein leises Krächzens zeigt den Schmerz des armen Mädchens an. „Die Sehnerven und das Trommelfell wurde in einer weiteren OP wie gewöhnlich beschädigt. Vi kann nur noch schemenhaft sehen und nur laut geschrieene Befehle hören.“ Mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken. „Die Bänder in ihren Beinen habe ich gekürzt und Metallschienen eingesetzt. Sie kann sich nur noch unter größter Anstrengung in Schuhwerk mit hohen Absätzen vorwärts bewegen. Barfuss bricht sie augenblicklich zusammen.“ Die Ärztin … Sadistin beginnt ihrem Opfer sanft die schmalen Schultern zu massieren. Die überraschende Zärtlichkeit wirkt fast wie eine Entschuldigung für all das zugefügte Leid. Ich glaube jedoch, dass sie das arme Mädchen nur verhöhnen will. „Vi erhält seit Monaten Antidepressiva und starke Schmerzmittel, sonst würde sie mit Sicherheit dem Wahnsinn verfallen. Sie ist längst süchtig, was sie natürlich noch gefügiger macht.“
„Du elendes Miststück.“ hauche ich leise. Ich weiß, ich selbst bin in der Erfüllung meiner bizarren Fantasien häufig … vielleicht sogar nahezu immer zu weit gegangen, aber was dieser weiße Teufel auf Wunsch des Arabers mit der Kleinen anstellte, ist in keiner Sekunde diskutabel. Sollte mein alter Herr doch Recht haben und es als Gegenstück zum Himmel eine Art Hölle geben, möchte ich, dass Ärztin und Auftraggeber nach ihrem Tod für alle Ewigkeiten in ihr schmoren werden. „Miststück …“
Die Sadistin lässt von ihrem ersten Opfer ab und stellt sich hinter die zweite Frau.
„Und hier haben wir das Objekt ‚Black Canary’.“ berichtet Doktor Simon. Die Beschreibungen ihrer Kreationen scheint ihr so selbstverständlich, als würde eine Zahnärztin eine Prothese erläutern.
Im Gegensatz zu der kleinen Vi ist die Frau, welche die Chirurgin ‚Black Canary’ nennt, sehr groß. Bestimmt 185 cm, wenn nicht noch mehr. Der Körper wirkt athletisch. Der Busen ist – zumindest in meinen Augen – fast schon zu groß geraten. Sehr lange Beine. Die blonden Haare erreichen fast schon die Brust.
Natürlich bin ich überzeugt, dass auch ‚Black Canary’ eine Schönheit ist, aber eigentlich kann ich sie nicht richtig beschreiben, denn da ist Leder. Leder, Leder und nochmals Leder. Jacke, Hose, Stiefel, Handschuhe, Gürtel. Alles besteht aus dickem, schwarzen Leder. Normalerweise könnte man die Lederne für eine gewöhnliche Motorradfahrerin halten, aber die Augenmaske des gleichen Materials lässt sie wie eine Superheldin wirken. Eine gefangene Superheldin, denn sie steckt in eisernen Hand- und Fußfesseln.
„Die Operationen an dem Objekt ‚Black Canary’ waren nicht …“
Zu meiner Überraschung wird der weiße Teufel von seinem Opfer mit den Worten „Ich bin kein Objekt sondern ein Mensch mit dem Namen Julia, du braunes Dreckstück!“ schroff unterbrochen.
Neben mir serviert die schöne Denise meinen Whisky. Obwohl ich ihre Zofenkleidung aus Latex liebe, ignoriere ich sie dieses Mal. Zu sehr hat mich das Schauspiel vor mir in seinen Bann gezogen.
Faszination des Grauens!
Ohne auch nur den Hauch einer Emotion zu zeigen, holt die Ärztin einen Pumpgag aus ihrer großen Kitteltasche hervor, schiebt den Gummiknebel in den Mund der Aufmüpfigen und befestigt den Gurt am Hinterkopf der Ärmsten. Wie von mir erwartet betätigt sie anschließend die vom Mund herunterhängende Pumpe. Dreimal Drücken genügt bereits, um Julias Wangen zu verformen. Sie beginnt zu Stöhnen Als beim fünften Mal Tränen unter der Ledermaske hervortreten, lässt Doktor Simon von der Pumpe ab.
„Denise! Wirf noch etwas Holz ins Feuer!“ befiehlt die brutale Sadistin gebieterisch der Bedienung neben mir, die aufgrund der Erwähnung ihres Namens vor Schreck fast meinen Whisky umgekippt hätte. Offenbar hat sie große Angst vor der Frau und kommt der Anweisung unverzüglich nach. „Einigen Objekten ist es augenscheinlich nicht warm genug.“
Für einen Moment bin ich irritiert, denn der Raum ist ohnehin schon überhitzt. Als Jason King jedoch „Warum können so viele Frauen bloß nie ihren Mund halten, Pilger? Der Schweiß ist dem armen Mädel bei dem ganzen Leder doch gewiss ohnehin schon bis in die hohen Stiefel hinuntergelaufen …“ sagt, wird mir einiges klar.
„Tut mir leid, Prinz.“ entschuldigt sich der weiße Teufel. „Aber ich habe Ihnen ja vorgeschlagen, dass wir wie üblich die Stimmbänder und …“
„Nein, nein.“ winkt der bizarre Auftraggeber ab. „Ich wünsche ausdrücklich mindestens eine Sklavin, die es noch zu brechen gilt.“ Dann folgt wieder sein diabolisches Lächeln. „Und eine devote Frau wäre doch keine echte Superheldin mehr.“
Ich glaube, ich sah das Outfit von dem armen Ding schon mehrmals im Fernsehen. Ist noch gar nicht so lange her. In der Serie … ‚Arrow’, oder so ähnlich. Heißt die Schauspielerin nicht Katie Holmes … oder Cassidy? Ja, ich denke schon. Die blonde Schönheit Katie Cassidy spielt die Superheldin ‚Black Canary’ aus dem DC Universum. In meiner Jugend trug die Heldin noch eine Corsage, Netzstrümpfen und Stiefel. Alles in Blau.
Die Sadistin fährt fort. „Wie dem auch sei, es gab im Gegensatz zu Vi, bei der praktisch alles künstlich erschaffen wurde, bei ‚Black Canary’ nur diverse kleinere Eingriffe. Ich habe den ohnehin schon beeindruckenden Busen dennoch vergrößert und das Gesicht des Objekts der Schauspielerin aus der Fernsehserie ein wenig angepasst.“
Während das arme Opfer in ihren brutalen Gummiknebel wimmert, reibt der Perverse zufrieden sein Kinn. „Ist der Rest auch wie besprochen?“
„Selbstverständlich. Der eiserne Keuschheitsgürtel kann realistisch gesehen nie mehr entfernt werden. Er ist mit dem Haut- und Knochengewebe fest verankert. Hinten und vorne sind kleine Löcher angebracht, und der dicke Lederanzug besitzt im Schritt zwei praktische Reißverschlüsse. Wenn man sie lässt, kann sie also Darm und Blase notdürftig entleeren. Aber wie ich Ihnen schon sagte, Prinz, der Gestank, und damit meine ich nicht den Schweiß unter der Lederschicht, wird von Tag zu Tag schlimmer werden. Irgendwann sogar unerträglich. Es wird jedoch keine Möglichkeit geben, die Sklavin richtig zu säubern.“
„Wunderbar!“ frohlockt der Araber. „Wunderbar …“
Die wehrlose Frau, die trotz der eisernen Fesseln und ihres brutalen Knebels eine gewisse Dominanz ausstrahlte, verliert diese und beginnt zu wimmern. Virginia schließt entsetzt die Augen. Am Kamin höre ich das Zittern von Denise.
„Frau Doktor Simon hat es echt drauf. Tolles Weib.“ flüstert Jason King begeistert, der das Werk des weißen Teufels offensichtlich genießt, mir zu. „So eine gefallene Heldin hätte wohl jeder DOM gerne in seinem Besitz. Oder?“
Ich schüttele entschieden den Kopf.
Nein! Sie hat es nicht drauf! Und ich bin überzeugt, dass ein wahrer SM-Freund so ein menschliches Spielzeug, das gegen ihren Willen diverse Körpermodifikationen hat über sich ergehen lassen müssen, nicht gerne in seinem Besitz hätte.
„Nun, ‚Black Canary’ bekommt nur leichte Schmerz- und überhaupt keine Beruhigungsmittel, denn Sie wollten ja nicht, dass wir ihren Widerstand brechen, Prinz. Sie ist daher vollkommen klar im Kopf.“ fährt die Sadistin ruhig fort. „Aber wie gewünscht starke Mittel, die den Sexualtrieb einer Frau deutlich verstärken. Ihre ausgehungerte, für alle Ewigkeiten weggesperrte Vagina sehnt sich so sehr nach einem Schwanz, dass ihr zügelloses Verlangen selbst ihre ständigen Begleiter namens ‚Schmerz’, ‚Furcht’ und ‚Ekel’ oftmals in den Hintergrund treten lassen dürften.“
Jason King lehnt sich auf der Armlehne seines Sessels ein wenig zu mir herüber. „Na, Pilger? Sage nicht, dass es dir nicht gefallen würde, so eine blonde Schönheit zu besitzen. Eine blonde Schönheit, die immer in schwarzem Leder gefangen ist. Die immer hilflos ist. Die immer nach Sex giert.“ Er grinst wieder. Das Grinsen lässt ihn unsympathisch wirken. Ich fühle mich in seiner Gesellschaft nicht mehr annähernd so wohl wie vorher. „Na, sei ehrlich, Pilger …“
„Nein! Das würde mir nicht gefallen! Nicht im Geringsten!“ lüge ich, während ich verärgert bemerke, dass zwischen meinen Beinen die dunkle Seite in mir die Überhand gewinnt. Ja, ich bin erregt. Und wie ich erregt bin. Doch ich schäme mich dafür. Nein, so ein abartiges Los hat keine Sklavin der Welt verdient.
Wie vor einigen Minuten bei Virginia beginnt die Ärztin den Nacken ihres hilflosen Opfers zu massieren. Ich bezweifele allerdings, ob die Ärmste unter dem ganzen Leder in der Lage ist, die Zärtlichkeit zu spüren.
„Da ich eine eigene Sklavin besitze, die ich mir direkt aus einem der ankommenden Güterzüge besorgte, wünsche ich für gewöhnlich keinen Sex mit meinen eigenen Kreationen. Doch bei ‚Black Canary’ wurde ich in einer schwülen Sommernacht schwach.“ berichtet die Chirurgin weiter. „Während eines schweren Gewitters ging ich in das Zimmer meines Kunstwerks. Die junge Frau, die damals noch auf den Namen Julia Niehaus hörte, war nackt, verschwitzt und fixiert. Obwohl sie den eisernen Gürtel erst seit wenigen Wochen trug, war sie bereits der Brandung ihres eigenen Verlangens hoffungslos ausgeliefert und strampelte wie ein Ertrinkender.“
Der perverse Araber fängt an zu sabbern. Wer auch immer ihm seine tödlichen Verletzungen zugefügt hatte, ich verbeuge mich vor diesem Menschen.
„Eigentlich kam ich, um ihre zerstochenen Brustwarzen zu begutachten, denn ich wollte am nächsten Tag die großen Piercings einsetzen, doch ich wurde Opfer meiner Triebe und ignorierte ausnahmsweise meine eigenen Regeln.“
Jason King meldet sich abermals zu Wort, doch ich höre ihn nicht. Zu sehr haben mich die Worte der sadistischen Ärztin in den Bann gezogen.
„Als ich den Kittel auszog und sie sah, dass ich aufgrund der Hitze unter ihm nur meine schwarze Unterwäsche trug, wusste sie, was gleich geschehen würde. Zuerst zerrte sie angewidert an den Gurten. Das stolze Fräulein wünschte keinen Sex mit einer anderen Frau. Dafür war es sich zu fein. Als ich sie jedoch berührte, streichelte, küsste, erkannte sie, was es bedeutet, sich dem gleichen Geschlecht hinzugeben. Nach wenigen Minuten bereits genoss sie gierig, was vielen anderen, unwissenden Menschen für immer verborgen bleibt.“ Die Sadistin zeigt abermals ihr diabolisches Lächeln. „Obwohl ich keine Chance besaß in das Zentrum ihrer Lust vorzudringen, gelangte sie schon nach wenigen Minuten in meiner Obhut in unbekannte Dimensionen der Lust, in der sie gewiss noch nie zuvor ein Mann entführt hatte.“
Während ihr Auftraggeber noch gieriger wird, beginnt ‚Black Canary’ gedemütigt zu weinen. Die Dominanz, die sie anfangs trotz ihrer Fesselung und der Ledersauna besaß, ist restlos verschwunden.
Um Jason King nicht zu bestätigen, versuche ich mir nicht anmerken zu lassen, dass ich wie elektrisiert bin. Das Bild vor meinen Augen, wie sich die attraktive Frau Doktor mit der fixierten, sexuell ausgehungerten Patientin auf dem Krankenbett vergnügt, erregt mich außerordentlich. Es ist fast wie damals in meiner Jugend, wenn ich mir Nachts im Bett bizarre Szenarien ausdachte. Als Emma Peel in schwarzem Leder, bis zum Hals in der Wüste im Sand eingegraben, jämmerlich verdurstete. Debbie Harry auf der Streckbank die Knochen aus den Gelenken sprangen. Oder wenn Fiona Bromberg im hässlichsten Kittel der Welt in ihrem kleinen Imbiss von den brutalsten Männern der Stadt überfallen wurde. Wie man sie anpinkelte. Sie vergewaltigte. Und wie sie Schwänze schlucken musste. Bis man sie nach Stunden der Tortur gefesselt, in ihrem von Urin durchtränkten Kittel und mit getrockneten Sperma im Gesicht aus der Stadt jagte.
Nur allzu gern würde ich doch in diese Zeit, die Zeit meiner Jugend, die schönste Zeit im Leben eines Menschen, zurückkehren. Alles Gewesene ungeschehen machen und ein besserer Mensch werden. Meine Perversitäten nur noch in der Phantasie ausleben.
Der weiße Teufel stellt die Massage der Ledernen ein, schlägt dieser noch einmal leicht, aber provozierend auf den Hinterkopf und wendet sich seinem dritten Opfer zu.
„Und das ist Armani!“ Sie zeigt auf das schwarze Etwas in dem Rollstuhl. „Ihr letzter Wunsch, Prinz. So bizarr, dass selbst ich, die in der schwärzesten Dunkelheit Deutschlands Hunderte von menschlichen Versuchspersonen bearbeitete, ein wenig Skrupel bekam…“ Sie trink von ihrem Wein. Dann beginnt sie zu erzählen. Diesmal eher in kurzen, abgehackten und schnell gesprochenen Sätzen. Nicht mehr so ausführlich, euphorisch und stolz wie bei Julia und Virginia. Nein, ihr Kunstwerk ‚Armani’ mag sie nicht. Es gibt ganz augenscheinlich Grenzen, die selbst ein braunes Monster in Menschengestalt nicht überschreiten möchte.
„Ihr schwarzer Ganzkörperanzug ist aus dickem, schweren Gummi. Nie zuvor verwendete ich eine derart hohe Materialstärke wie die vorliegende. Kopfmaske, Handschuhe und Stiefel sind selbstverständlich am Anzug fest angearbeitet worden. Nichts ist mehr entfernbar. Alles direkt in die Haut genäht worden!“
Dickes, schweres Gummi. Unentfernbar! Was muss die arme Armani nur leiden? Wenn mein leichtes Hemd verschwitzt ist, wechsele ich es. Aber sie? Sie kann niemals ihren dicken Gummikokon verlassen.
Ich atme tief durch.
Und bereue es augenblicklich. Der abartige Gestank lässt mich würgen.
Wenn man den düsteren Nebel und die Kälte der Nacht hinter sich lässt, und das Gasthaus betritt, fühlt man sich augenblicklich wohl und geborgen. Die einladenden Sessel. Die unheimlichen, aber beruhigenden Dauergesänge der Mönche hinter dem roten Vorhang. Sowie die Wärme des im Kamin flackernden Feuers. Alles ist sehr einladend. Doch was mir von der ersten Sekunde an missfiel, ist der Gestank. Das Wirtshaus stink nach Moder, Fäulnis, Schwefel und verbranntem Holz. Doch alles – alles – wird heute verdrängt durch Armanis Gestank. Das arme Ding muss unter der schwarzen Gummischicht in ihren Körperausscheidungen schwimmen.
„Im Schritt ist alles genau so wie bei ‚Black Canary’. Das Korsett ist wie zu sehen aus schwerem Metall. Die interne Federung verursacht einen immensen Druck auf den Körper und quittiert praktisch jede Bewegung mit großen Schmerzen.“
Als die Sadistin fortfährt wird es wirklich abartig.
„Die beiden Arme habe ich direkt aus dem Schultergelenk entfernt. Die langen Beine habe ich ihr gelassen, aber die Bänder gekürzt. Seh- und Hörnerven habe ich nicht beschädigt, denn unter der unabnehmbaren Maske, die ihren Kopf versteckt, sind keine Wahrnehmungen mehr möglich. Die Stimmbänder sind zerschnitten. In Höhe von Mund und Nase sehen Sie eine künstliche Vagina. Die Zähne sind natürlich aus Sicherheitsgründen den Benutzern gegenüber gezogen worden. Sie kann also nur noch mit Brei gefüttert werden.“
Mir, jenem Menschen, dem in der Vergangenheit keine Fantasie zu stark sein konnte, wird schlecht. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich glaube fast, dass selbst die unsichtbaren Mönche hinter dem Vorhang für einen Moment innen halten.
Wie muss sich diese mitleiderregende Sklavin nur fühlen? Keine Bewegung mehr möglich … In den eigenen Ausscheidungen schwimmend … Aller Sinne beraubt … Für alle Zeiten verschlossen … Im Mundbereich für jedermann benutzbar … Ich habe in meinem Leben viel Hardcorefreunde kennengelernt. Halte besonders die Thorwalds für regelrecht krank. Aber ich bin überzeugt, dass dieser Wahnsinn niemanden, weder sub noch dom, gefallen würde.
„Ja. Ja …“ stöhnt der perverse Käufer. „Ja, das ist sie. Die perfekte Sexpuppe. Eine Sexpuppe, wie ich sie mir immer gewünscht habe.“ Er reibt sich das Kinn. „Ein Harem. Ja, ein ganzer Harem. Für mich, meine Freunde und Gäste. Ich will einen ganzen Harem voller Armanis.“
Der weiße Teufel lässt von seinem Gummiopfer mit den amputierten Armen ab und lässt sich zurück in seinen Sessel fallen. „Dann genießen Sie ihre persönliche Puppe, Prinz. Ich jedenfalls werde nie wieder eine zweite Armani kreieren. Nicht einmal im Austausch für meine Freiheit.“
Um den Schrecken zu ertränken leere ich in einem einzigen Zug mein Whiskyglas.
„Aber, Pilger …“ grinst Jason King, der mir von Minute zu Minute unsympathischer wird. „Nun sage bitte nicht, dass dir so eine Sexpuppe nicht auch gefallen würde ..?“
Wie kann er mich nur so etwas ernsthaft fragen
„Nein! Würde sie nicht!“ Ich gebe zu, bei der schönen ‚Black Canary’ steckte zumindest noch eine gewisse, wenn auch pechschwarze Begierde in mir. Aber einer Frau für alle Zeiten die Sinne zu rauben und die Arme zu amputieren, spätestens das ist eine Grenze, die man nicht überschreiten darf. „Diese kranke Ärztin und ihre Perversitäten widern mich an! Wie kann man nur unschuldigen Frauen so etwas antun? Ich bin ein anständiger Mensch und hoffe, sie wird dafür in der Hölle schmoren!“
Das Grinsen meines Gesprächspartners wird noch breiter. „Aber was wäre, wenn das Opfer es verdient hätte, bis in alle Ewigkeiten zu leiden, Pilger? Stelle dir nur vor, Frau Doktor Simon würde die Peinigerin deiner Jugend Fiona Bromberg zu einer weiteren Armani formen? Und stelle dir nur vor, du wärst der Besitzer dieser hilflosen Sexpuppe. Das Dreckstück wäre dir bis ans Ende ihrer Tage auf Gedeih und Verderb ausgeliefert.“ Er trinkt genüsslich von seinem Rotwein. „Jedem seine Hölle!“
Ich zögere.
In einem Flashback erscheint mir die dominante Bromberg. Wie sie einen Dom wie mich in einen lächerlichen Damenkittel knöpft. Und wie ich mich gedemütigt, aber dennoch sexuell erregt, beim Pommes brutzeln im ganzen Ort lächerlich mache. Spott wie ‚Hast du unterm Kittel auch ihre Unterwäsche getragen?’ oder ‚Hatte sie dir eigentlich auch die Nägel lackiert?’ waren danach mein ständiger Begleiter im Ort gewesen.
Ich … ich zögere.
„Nun, die Bromberg war nicht so zögerlich wie du …“ Der Mann mit dem Schnauzer stellt das leere Glas zurück und schnippt mit den Fingern. Ein Zeichen, dass Denise zu erscheinen hat. „In ihrer Jugend war Familie Bromberg in Hamburg für eine Bonzensippe namens von Goldstein tätig. Papa Chauffeur, Mama Köchin und die junge Fiona war das ‚Mädchen für alles’ im Hause. Für richtige Bonzen sind Angestellte stets wie moderne Sklaven. Doch der sadistische Sohn, der von Akne entstellte Carl, schikanierte das junge Mädchen immer bis aufs Blut.“
Die schöne Latexzofe erscheint und serviert Whisky und Wein.
„Und weißt du, Pilger, was sich die gedemütigte Fiona nachts, wenn sie im Bett bitterlich weinte, von ihrem Gott, und später dann vom Teufel, wünschte?“
Ich schüttele den Kopf. Habe keine Ahnung. Aber ich genieße die Vorstellung, wie die später so hochnäsige Bromberg erniedrigt wurde.
„Nun, Pilger, die hasserfüllte Fiona wünschte sich eine Frau Doktor Simon. Eine gewissenlose Ärztin, die Carl Hormone spritzte, Veränderungen in seinem Gesicht vornahm, seine Haut verbesserte, an den richtigen Stellen Silikon verwendete, seinen Penis entfernte und ihm eine künstliche Vagina schenkte.“ Er nimmt sein Glas und trinkt von dem roten Wein. „Und so sollte er dann … Äh, ich meinte, so sollte sie dann als Bedienstete der Bediensteten niedere Arbeiten verrichten müssen. Im Damenkittel und in Gummihandschuhen die Fenster putzen, den Boden schrubben und die Toiletten säubern. Die rachsüchtige Fiona war bereit, für diese Fantasie dem Teufel ihre gedemütigte Seele zu verkaufen.“
Eine Gänsehaut läuft über meinen Rücken.
Das wäre für mich persönlich der ultimative Alptraum. Was hatte ich die kurze Zeit ‚als Frau’ in dem Imbiss in meiner Jugend doch gelitten? Aber aus einem jungen Mann gegen seinen Willen auch anatomisch eine Frau zu machen, die dann gezwungen wird, wie die arme Carola aus dem Vorraum, niederste Arbeiten …
Im Moment der Erkenntnis steht die Zeit still. Ist wie Blut, das in den Adern gefriert.
Mein Magen zieht sich zusammen.
„Guter Wein …“ stellt Jason lächelnd fest.

24. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 02.08.18 20:20

Lieber Titanic500,
nach wie vor eine phantastische Geschichte mach bitte baldmöglichst weiter. Eine düstere Geschichte die nach mehr süchtig macht. Es kann ja jederzeit eine Wende geben, wer weis (außer dem Autor)-
LG Alf
25. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 03.08.18 22:21


Zitat

Guter Wein


Ä guter Stoff! ...Lesestoff.

Danke Ihr_joe
26. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 08.08.18 21:51

Das unheimliche Wirtshaus taucht im Nebel vor mir auf. Es ist wie in der Steppe, wenn das hilflose, durstige Tier unter glühendheißer Sonne eine Wasserstelle entdeckt. Wohlwissend, dass in der Nähe hungrige Löwen lauern.
Mir ist kalt. Sehr kalt sogar. Und ich habe Angst. Denn hier, in diesem Gebiet von Lemwerder, ist in der Vergangenheit schon so unendlich viel Schreckliches passiert.
Soll ich eintreten?
Böse Bilder tauchen vor meinem geistigen Auge auf. Ein geheimnisvoller Mann mit einem schwarzen Zylinder auf dem Kopf … Ein weiblicher Teufel in einem weißen Kittel … Ein tödlich verletzter Gast, der dennoch perverse Wünsche besitzt … Längst verstorbene Berühmtheiten, die bizarre Spiele spielen … Eine lebende Gummipuppe, hilfloser als ein Baby …
In der Ferne vernehme ich ein Heulen. Es wirkt wie das Heulen des ‚American Werewolfs’, jenem Filmhit, den ich in meiner unbeschwerten Jugend, in der ich noch nichts von dem Grauen späterer Jahrzehnte ahnte, mit Angie auf Video sah, während wir mit einander schmusten.
Und in dieses Gasthaus soll ich hineingehen? Ist dort drinnen der Schrecken nicht viel präsenter, als hier draußen in der Kälte der Nacht?
Klack … Klack … Klack …
Da ist jemand hinter mir. Zweifelsfrei eine Frau, die Schuhe oder Stiefel mit hohen Absätzen trägt.
Wer?
Die sadistische Bromberg? Der weiße Teufel? Oder gar diese namenlose Traumfrau in rotem Latex, die einen Mann hinter den gigantischen Vorhang entführte?
Der Eingang ist nur noch wenige Meter von mir entfernt. Dennoch bleibe ich zögerlich.
„Ich ging durch einen Wald … ohne Holz!“ flüstert eine heisere Frauenstimme direkt hinter mir.
Der Satz ist mir bekannt. In einer dunklen Jugenderinnerung glaube ich ihn zum ersten Mal gehört zu haben.
„Mar-tin …“
Das hilflose, durstige Tier weiß, dass sich hungrige Löwen in der Nähe befinden, und seit Stunden auf ihn lauern, doch es muss trinken. Es muss. Gleichgültig, ob die Bestien es anschließend zerreißen oder nicht.
Ich trete ein.
27. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 01.09.18 21:27

Hallo titanic500,
es wäre schön wenn es mit dieser Geschichte weitergeht. Spannend und mysteriös.
VLG Alf
28. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 20.09.18 20:44

„Willkommen, lieber Martin!“ grüßt Fiona Bromberg wie bei jedem meiner Besuche, ohne die Zigarette aus dem Mund zu nehmen.
Ihre Rolle in diesem mysteriösen Schauspiel ist stets dieselbe. Sie steht hinter dem Tresen und grinst mich zynisch an. Abermals die helle Seidenbluse und der lange, enge Lederrock, der in der Mitte eine Knopfleiste besitzt. Das rotbraune Haar ist zusammengebunden. Vermutlich, um das übermäßig geschminkte Gesicht noch besser zu betonen.
Einige heftige Herzschläge lang spiele ich mit dem wagemutigen Gedanken zu testen, was wohl passieren würde, wenn ich das bizarre, sich ständig wiederholende Theaterstück durch eine unpassende Aktion entscheidend verändern würde. Wenn ich die Peinigerin meiner Jugend küssen, bespucken oder gar schlagen würde, was wäre wohl die Konsequenz?
Da ich jedoch vermutlich von Geburt an ein jämmerlicher Feigling bin, ist meine Antwort allerdings nur ein passives „Guten Abend, Frau Bromberg!“
Die zweite Frau in dem Gastraum ist erwartungsgemäß die schüchterne Carola, die wie gewöhnlich niedere Arbeiten zu verrichten hat. Diesmal spült sie die Gläser ab. Im Gegensatz zur Kleidung der Wirtin wechselt die ihre bei jedem meiner Besuche. Auch wenn es immer um aus der Mode gekommene Kittel handelt, trägt sie stets einen anderen. Diesmal ist es ein kurzer Gelber mit besonders großen Knöpfen. Jener, in welchen mich damals Angies Mutter steckte, um mich im Imbiss zum Gespött der Leute zu machen.
Wieviele ihrer Kittel kenne ich eigentlich schon? Fünf, sechs oder gar sieben? Wie oft bin ich hier überhaupt schon als Gast gewesen? So sehr ich mir auch das Gehirn zermatere, ich kann mich nicht mehr genau erinnern.
„Hallo, Carola!“ grüße ich das arme Ding. Im Gegensatz zu meinem monotonen ‘Guten Abend’ ist meine Stimme diesmal freundlich. Obwohl ich – seit ich denken kann – eine Schwäche für erniedrigte Frauen besitze, tut sie mir aufrichtig leid. „Alles gut?“
Das schüchterne Mädchen errötet. Es ist anzunehmen, dass sich seit einer Ewigkeit niemand mehr nach ihrem Wohlbefinden erkundigt hat. „Hallo, Martin!“ antwortet es schließlich und fügt zögerlich ein ausweichendes „Geht so …“ hinzu.
Selbstverständlich muss ich an Jason Kings Worte denken. Sind sie tatsächlich die Wahrheit gewesen?
Skeptisch schaue ich die devote Putzkraft an. Nun, eine Traumfrau sehe ich wirklich nicht. Sie ist vollkommen ungeschminkt, das fettige Haar ist unfrisiert und ein bestialischer Geruch von Schweiß und Urin löst Unbehagen in mir aus. Ferner sind kleine, fast unsichtbare Narben im Gesicht auszumachen. Wahrscheinlich böse Erinnerungen an eine hartnäckige Akne. ‚Der hässlichste Kittel aller Zeiten’ gibt ihrer Erscheinung endgültig den letzten Rest. Ich bleibe dabei, das widerliche Ding hatte die Bromberg damals nur gekauft, damit ich es tragen musste. Tochter Angie oder sie selbst wären mit Sicherheit nicht freiwillig in dieses widerliche Gelb, das an ein faulendes Ei erinnert, geschlüpft.
Aber ist sie wirklich von Natur aus hässlich? Wie würde sie in einer Diskothek wirken? Perfekt gestylt. Weiße Bluse und eine schwarze Lederhose. Sie wäre gewiss eine Königin der Nacht. Nein, die junge Frau vor mir ist nicht hässlich. Um sie zu demütigen wird nur gezielt darauf geachtet, dass sie so wirkt.
Carola. Hieß sie immer schon so? Oder ist sie früher tatsächlich einmal ein ‚Carl’ gewesen? Ein junger Mann, den man gegen seinen Willen zur Frau machte und welcher seither für eine skrupellose Sadistin als Sklavin dienen muss? Falls dem in der Tat so sein sollte, bin ich überzeugt, dass es für einen jungen Mann keine schlimmere Strafe geben kann. Ganz bestimmt nicht! Für mich waren ja schon die paar Monate, in der die Alte mich schikaniert hatte, unerträglich gewesen. Nein, lieber würde ich in der Hölle schmoren, als der Bromberg hier, in einem Gasthaus im Nirgendwo, für alle Ewigkeiten in Frauenkleidern dienen zu müssen.
Der Gesang der Mönche im Hintergrund. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich glaube, er ist noch leiser geworden. Ohnehin scheint er bei jedem meiner Besuche an Intensität zu verlieren.
„Beeile dich mit den Gläsern, Stinktier!“ faucht die Frau in Leder ihre Bedienstete an. Ich habe das Gefühl, dass sie wütend ist, weil ich mich für ihre Sklavin interessiere. Sie als Frau und nicht als Objekt behandele. „Das Pissbecken und die Toiletten müssen auch noch gereinigt werden.“ Sie zieht an ihrer Zigarette. „Wenn du nicht in spätestens fünf Minuten mit dem Spülen fertig bist, tausche ich Klobürste und Gummihandschuhe gegen Zahnbürste und Handschellen aus.“
Die junge Frau beginnt das Spültempo anzuziehen. An ihrer Unterlippe ist ein Zittern zu erkennen.
Trotz meiner eigenen Angst bin ich nicht mehr länger gewillt, das gemeine Spiel tatenlos mitanzusehen. Habe soviel Mist in meinem verkorksten Leben gebaut. Aber jetzt will ich endlich einmal helfen.
„Ich gehe jetzt nach Hause zu meinem Vater, Carola.“ sage ich und hoffe, dass meine Unsicherheit nicht zu hören ist. „Möchtest du mich begleiten?“ Mein Angebot ist aufrichtig gemeint.
Selten bin ich über mich selbst so überrascht gewesen wie in diesem Moment. Meiner Natur entsprechend hätte es mich vor … vor … einiger Zeit noch sexuell stimuliert zu sehen, wie eine hübsche Jugendliche von einer dominanten Frau in Leder erniedrigt wird, aber jetzt nicht mehr. Ganz im Gegenteil. Die Sklavin hat mein Mitgefühl. Die Geschehnisse in diesem Club im Nirgendwo haben mich verändert. Ich bin nicht mehr der, der ich einmal gewesen bin.
„Aber erst einmal macht das Stinktier hier sauber!“ befiehlt Fiona Bromberg sichtlich verärgert über meinen Vorschlag und wirft ihre Zigarette auf den Fußboden vor der Theke.. „Los, Stinktier! Hebe sofort die Zigarette auf! Sonst geht es dir wie Denise!“
Unheil ahnend drehe ich mich um fast 180 Grad und schaue zu der stattlichen Tür, vor der die Zofe wie gewöhnlich wacht.
Denise ist kaum wiederzuerkennen! Sie wirkt zwar immer noch – vielleicht nun sogar noch stärker als zuvor – wie eine Maid aus einem Fetischfilm, doch es hat entscheidende Veränderungen an ihr gegeben.
Minikleid. Handschuhe. Schürze. Häubchen. Alles hat seinen Glanz verloren. Aus dem leuchtenden Latex ist dickes, abgenutztes Gummi mit kleineren Rissen geworden. Als hätte man für einen Fetischporno die Produktionskosten senken wollen und ein Outfit auf dem Flohmarkt gekauft. Selbst die High Heels sind ungeputzt und voller Dreck.
Denise Arme stecken in einem Armbinder, der wie bei diesem Fesselwerkzeug üblich stramm auf dem Rücken zugeschnürt wurde und durch zwei Schultergurte gesichert ist. Ihre Knöchel stecken in eisernen Fußschellen, deren auffallend kurze Kette nur ganz kleine Schritte erlauben. Das ganz besonders Gemeine an ihrer radikalen Veränderung ist allerdings der brutale Knebelgeschirr, welches äußerst straff über den Kopf gespannt ist. Man kann nicht genau erkennen, was sie im Mund hat, doch das unbekannte Etwas scheint gigantisch zu sein, denn die Wangen sind nach außen hin stark aufgebläht.
Das Mädchen leidet.
Die sadistische Wirtin klatscht gebieterisch in die Hände, wonach die gepeinigte junge Frau sich automatisch in Bewegung setzt. Aufgrund der engen Fußfesseln watschelt sie uns wie eine devote Geisha entgegen. Vor ihr baumelt ein kleiner Schlauch mit einer Gummipumpe dran, mit der man ganz offensichtlich die Größe des Knebels in ihrem Mund verändern kann.
„Schneller, Sklavin, schneller.“ stichelt ihre Herrin. „Sonst wird die Intensität deiner folgenden Qualen selbst hier bei uns für alle Zeiten zur Legende werden.“ Dann spuckt sie der armen Carola, die sich bückt, um die Zigarette aufzuheben, auf den Rücken ihres Kittels, was diese teilnahmslos über sich ergehen lässt.
Die Gummizofe versucht zu beschleunigen, was jedoch nicht so recht klappt. Tränen treten in ihre Augen. Sie hat augenscheinlich Schmerzen. Mir kommt ein Verdacht.
„Denise ist Dank ihres Keuschheitsgürtels seit einer Ewigkeit sexuell total frustriert.“ erklärt mir Fiona Bromberg. Sie hat von mir unbemerkt ihre Position hinter der Theke aufgegeben, steht jetzt direkt hinter mir und hat ihre Hände fast freundschaftlich auf meine Schultern gelegt. „Doch nun wurden ihr unverrückbar hinten und vorne zwei Spielgefährten mit dicken Gumminoppen eingeführt.“ Sie zeigt abermals ihr diabolisches Grinsen und beginnt mich zu massieren. „Die kleinste Bewegung katapultiert die Sklavin in eine andere Dimension der Lust.“ Ihre zarten, aber doch kräftigen Hände wandern ein wenig nach oben, wo sie die Massage in meinem Nacken fortsetzen. „Nur frage ich mich, ob sie die ihr bisher verwährte Dimension aufgrund ihrer Intensität als Himmel oder als Hölle empfindet …“
Ein dicker Kloß bildet sich in meinem Hals. „Aus welchem Grund quält ihr sie so?“
Die Gesänge der imaginären Mönche verstummen endgültig.
„Grund? Ihr erbärmlichen Menschenkinder braucht immer einen Grund …“ Ihre beiden Zeigefinger dringen in meine Ohren ein. Erforschen Zonen, von denen viele Personen gar nicht wissen, welche Stimulation in ihnen geweckt werden können. „Es gibt keinen Grund. Es liegt in unserer Natur zu martern.“
Endlich ist die Gepeinigte vor uns angekommen. Während ein kleiner See aus Speichel das Gefängnis ihres Mundes verlässt und auf den gummierten Busen tropft, schaut sie uns devot auf Instruktionen wartend an. Vor ihr baumelt lockend die Pumpe herab.
Reflexartig ergreife ich das kleine Gummiding. Ich wollte es eigentlich nicht, denn die junge Frau leidet schon genug. Doch ich tat es unwillkürlich. Meiner dunklen Natur entsprechend. Wie die beiden Finger, die den fetten Eiterpickel ausdrücken. Oder der Daumen, der das Stück Schorf von der Kopfhaut kratzt. Die Zunge, die den faulenden Zahn prüft.
Die leidende Zofe schaut mich angstverzerrt an. Der Schweiß läuft ihr in Bächen über das Gesicht. Vor Angst und weil das gesamte Gasthaus wie gewöhnlich viel zu stark beheizt wird.
Die skrupellose Sadistin zieht die Finger aus meinen Ohrmuscheln. „Einmal drücken und die Sklavin kreischt wie eine Löwin.“ flüstert sie mir fast zärtlich in mein linkes Ohr. „Zweimal drücken und die Sklavin winselt wie eine räudige Hündin.“ Sie drückt mir einen sanften Kuss auf meine ständig blutende Wange. „Dreimal drücken und …“
Ein Kuss! Ein Kuss von Fiona Bromberg! Was hätte ich in meiner Jugend darum gegeben? Doch heute, hier an diesem verfluchten Ort im Nichts, empfinde ich Abneigung, Schmerz und Ekel.
Der Kuss war kalt. Besaß weder Leidenschaft noch Wärme. Dennoch brennt meine ohnehin schon verletzte Wange nun wie Feuer. Es ist wie der Kuss einer Tarantel.
„Dreimal drücken und du brichst der Sklavin den Kiefer …“ beendet sie ruhig ihre Offerte.
Carola verschwindet eilig mit einem Wassereimer in der Hand um die Ecke, wo sich vermutlich die Toiletten befinden. Ganz offensichtlich möchte sie nicht mitbekommen, was auch immer gleich passieren wird.
Eine junge, blonde Sklavin in dickem Gummi gefangen. Devot als Zofe verkleidet. Verpackt in professionellen Bondageequipment. Was hätte ich doch noch vor … vor … vor einiger Zeit darum gegeben, in dieser Situation zu sein. Doch ich … zögere.
„Gib der Sklavin was sie verdient, Pilger.“ drängt die Lederne. „Zeige uns allen, wer du wirklich bist und dein Lohn soll grenzenlos sein .“
Soll ich? Soll ich es tatsächlich tun? Wer bin ich denn, sie so zu quälen? Und vor allem wo bin ich denn? Bin ich denn überhaupt?
Junge Frauen, hilflos, erniedrigt und gequält … Junge Männer, die gezwungen werden das Geschlecht zu wechseln … Menschenverachtende Körpermodifikation, ausgeführt von einer teuflischen Ärztin … Personen, die längst tot sein müssten … Alles in einem unheimlichen Gasthaus im Nebel, dass eigentlich gar nicht sein kann …
Nein! Ich will damit nichts zu tun haben. Auch wenn ich in meinem Leben mit meinen dunklen Fantasien viel zu weit gegangen bin, böse habe ich es nie gemeint. Ach, könnte ich doch die Zeit zurückdrehen. Ich würde ein besserer Mensch werden. Das schwöre ich bei allen was mir heilig ist.
Doch muss ich denn die Zeit zurückdrehen? Ist es wirklich zu spät für einen neuen Anfang? Kann sich nicht auch ein Martin Winter noch einmal ändern?
Demonstrativ lasse ich die Gummipumpe los, was Denise mit einem erleichternden Seufzen quittiert. Ohne mich zu der Wirtin hinter mir umzudrehen, sage ich „Es ist vorbei. Ich will hier weg. Lasst mich in Ruhe. Ich möchte mit der Perversion hier nichts zu tun haben.“
Ohne eine Reaktion der Domina abzuwarten ziehe ich sanft den Kopf der Zofe zu mir herüber, um sie von dem brutalen Knebelgeschirr zu erlösen, welches ihr …
Die Furie hinter mir reißt mich mit animalischer Kraft herum! Sie blickt mich hasserfüllt an. Ihre Pupillen sind schwarz. Aus ihrer Nase tropft Blut. Ein widerlicher Gestank von Moder und Fäulnis kommt mir entgegen. Es ist nichts menschliches mehr an ihr.
„Wer bist du?“ frage ich entsetzt wie noch nie zuvor in meinem Leben.
„Dein größter Albtraum …“

29. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von AlfvM am 21.09.18 13:08

Hallo titanic500,
interessante Fortsetzung, hoffentlich verrätst du uns bald wer der Albtraum ist und er kann irgendwie flüchten. Danke.
LG Alf
30. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 22.09.18 08:18

Hm, gefällt mir immer noch, vielen Dank,
Es freut sich Ihr_joe
31. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 29.09.18 17:09

„Willkommen, lieber Martin!“ grüßt Fiona Bromberg wie bei jedem meiner Besuche, ohne die Zigarette …
Nein! Tut sie nicht. Heute ist alles anders. Kein menschliches Wesen befindet sich im Thekenraum. Da sind nur drei leblose Schaufensterpuppen. Hinter dem Tresen, am Fenster und eine steht vor dem Eingang zum Clubzimmer, welcher diesmal fast zur Hälfte offen steht. Alle haben die gleichen Gesichter. Man kann sie nur durch die Kleidung von einander unterscheiden. Kittel und Gummihandschuhe. Latexkleidchen, Haube und Schürze. Bluse und Lederrock. Und diesmal keine Gesänge. Die imaginären Mönchen singen nicht. Ich vermute, dass sie nie mehr für mich singen werden.
Was ist geschehen? Weshalb gelange ich immer und immer wieder aufs Neue in dieses geheimnisvollen Gasthaus im Nebel?
Zögerlich trete ich an die Puppe, die Carola darstellen soll, heran. Nach einigen nachdenklichen Sekunden überwinde ich meine Angst und streichele ihr über das Gesicht, in der stillen Hoffnung, dass die suchenden Nervenenden in meinen Fingern etwas Warmes, etwas Menschliches finden können, um mir zu zeigen, dass ich nicht das einzigste Lebewesen hier im Nichts bin.
Aber nein. Der Kopf ist wie erwartet kalt. Es handelt sich wie befürchtet um eine leblose Schaufensterpuppe. Ich bin allein an diesem unheimlichen Ort im Nirgendwo.
Unwillkürlich wische ich mir den Schweiß von der Stirn. Das Wirtshaus ist diesmal noch stärker beheizt als je zuvor.
Die Carola-Figur trägt einen braunen Kittel, der bis fast auf die Knie reicht. Kurz spiele ich mit dem Gedanken ihn aufzuknöpfen, um zu testen, ob ich anschließend unter der Kordhose ein männliches, ein weibliches oder wie gewöhnlich bei Puppen kein Geschlechtsteil finden werde, verwerfe den bizarren Plan allerdings wieder.
‚Wieso bin ich abermals hier?’ frage ich mich erneut. Krampfhaft versuche ich mich zu erinnern.
Ich wollte … wollte in der Halloweennacht meinen Vater besuchen. Nein! Nicht besuchen. Er … er ist verstorben und ich wollte mich um seine Beerdigung kümmern (oder?). Da … da war Nebel. Dichter Nebel. Der dichteste Nebel meines von Leid geprägten Lebens.
Im Nebel lief mir eine schwarze Katze … Nein! Eine Frau ganz in Schwarz war plötzlich vor das Auto. Voller Entsetzen wollte ich … wich ich aus, weshalb ich gegen einen Baum knallte. Dann … dann … dann …
Dann irrte ich stundenlang durch den unendlichen Nebel. Und es war kalt. Es war so schrecklich kalt. Wie in einem Grab. Ich fühlte mich so einsam. Wie der letzte Mensch auf der Welt. Doch dann wurde ich von … von brüllenden Bestien, kreischenden Hexen und hungrigen Wölfen verfolgt und fand … finde immer wieder aufs Neue Zuflucht in diesem mysteriösen Gasthaus am Ende der Welt.
Was ich seit … seit … seit langer Zeit hier ständig erlebe, ist für den gesunden Menschenverstand nicht erklärbar. Dieser … dieser düstere Ort kann einfach nicht sein. Die Figuren und Geschehnisse hier hätte ich aufgrund meiner dunklen Phantasien früher für das Paradies gehalten. Doch ich sehe plötzlich alles mit andern Augen. Nein, ich befinde mich nicht im Paradies sondern in der Hölle. Eine Hölle, die vielleicht … vielleicht von meinem eigenen, perversen Hirn erbaut worden ist.
Wenn ich jeweils hier eintrete, ist da hinter dem Tresen eine … eine von mir gefürchtete Person, die mich in meiner Jugend so faszinierte und schikanierte, dass ich bis heute glaube, dass sie es war, welche die Perversion, die vermutlich seit meiner Geburt in mir schlummerte, endgültig erweckte.
Ein bizarrer, überheizter Clubraum mit makaberen Gemälden, einer Bibliothek des Grauens und lebensgroßen Zenobitenfiguren. Alles rief Erinnerungen an die Vorlieben, die ich in meiner Jugend besaß, hervor.
Ein Spiegel, der keine Gäste zeigt. Dennoch sind da Gäste. Bizarre Gäste, die nicht sein können. Berühmte Schönheiten, die sich gegenseitig bis aufs Blut peinigen, obwohl sie schon seit Jahrzehnten tot sind. Bizarre Gummipuppen, die gegen ihren Willen …
Die leise Musik einer kleinen Spieluhr reißt mich aus meinen Überlegungen.
‚Lilom … Lilom …’
Sie steht nur zwei Meter von mir entfernt auf dem Tresen. Wie in Trance verlasse ich die leblose ‚Carola’ und gehe hinüber.
Auf der Dose drehen sich wie von mir vermutet ein Mann und eine Frau. Ein Hochzeitspaar. Gekleidet wie Menschen aus einer vergangenen, einer besseren Zeit. Ich kenne die Dose. Natürlich kenne ich sie. Sie gehörte meiner Schwester Kira.
‚Lilom … Lilom …’
Wundervoll. Die Musik ist einfach wundervoll.
Wie schön ist die Zeit doch damals gewesen? Die glückliche Familie Winter. Der rechtschaffene Vater. Die im Ort beliebte Mutter. Die hübsche Tochter Kira. Der charismatische Sohn Martin.
Da waren diese tollen Urlaube im Schwarzwald. Familienabende, in denen leidenschaftlich bei ‚Monopoly’, ‚Mensch ärgere dich nicht’ oder ‚Spitz, pass auf!’ um die Ehre gekämpft wurde. Abenteuerlustige Ausflüge mit dem Fahrrad. Imbiss bei ‚Schümmelfeder’, wo es die ‚längste Currywurst der Welt’ gab. Nicht zu vergessen, die schaurigschönen Sommernächte in dem von Vater gebauten Baumhaus in unserem Garten, wo wir uns Geistergeschichten erzählten.
Geistergeschichten …
Wie konnte das nur alles in die Brüche gehen? Ich würde meine Seele dem Teufel verkaufen, wenn ich noch einmal die Zeit zurückdrehen könnte, um ein anderer, besserer Mensch zu werden.
Auf einem der Barhocker liegt ein uraltes Romanheft aus der Reihe ‚Doktor Morton’.
Ja, tatsächlich. ‚Doktor Morton’. An den habe ich wohl seit Jahrzeiten nicht mehr gedacht. Die wohl berüchtigste Serie aller Zeiten. Brutal, sexistisch und menschenverachtend. Wurde vom Staat nach 54 Bänden, die ich in meiner Jugend alle verschlungen hatte, aus dem Handel genommen und strengstens verboten.
Vor mir liegt die Ausgabe Nr. 7. Das Cover zeigt wie so oft einen Leichnam auf dem Seziertisch, den teuflischen Arzt selbst, seine ‚rechte Hand’, den Sexualtäter Grimsby, den nur die Schmerzensschreie einer gefolterten Frau zu einer Erektion verhelfen können, und natürlich die attraktive Krankenschwester Cynthia Barrington.
Was hat die hübsche Blondine mich doch damals angemacht? Wenn sie gezielt an ungewöhnliche Orte in der Klinik wie z. B. der Gummizelle oder in den Leichenkeller ging, um es sich dort selbst zu besorgen. Wie sie unter ihrem weißten Kittel schwarze Strapse trug. Ganz zu schweigen von den Szenen, in denen sie sich wiedereinmal nackt, gefesselt und geknebelt in der Gewalt von Doktor Mortons Widersachern befand.
Erregt öffne ich das Band, um die Kapitel, in denen die schöne Cynthia …
‚Lilom … Lilom …’
Aber … aber was tue ich denn da? Skeptisch starre ich auf das Schundheft von Gestern.
Nach einem kurzen, inneren Kampf schließe ich den Roman und zerreiße ihn. Sollen sich doch all die Perversen dieser Welt diesen kranken Scheiß auf dem Flohmarkt oder bei Ebay besorgen. Jedenfalls möchte ich mit diesem Mist nichts mehr zu tun haben. Ich nicht mehr. Die Spieluhr hat gewonnen!
„Martin …“ ruft plötzlich eine Frau nach mir. „Martin …“
Obwohl wir uns an einem einsamen, geheimnisvollen Ort am Saum der Ewigkeit befinden, allen Grund zur Furcht besäßen, wirkt die Stimme ruhig und freundlich. Nein, da ist keine Furcht. Nur eins … Begierde.
Wer?
Eine mir unbekannte Schönheit? Die bisher stets geknebelte Latexzofe Denise? Die teuflische Frau Doktor Simon? Oder gar die unnahbare Traumfrau in dem roten Latex?
„Martin ...“ Abermals. „Wir warten auf dich …“
Wo?
Der Thekenraum ist leer. Keine Türen. Ich entdecke nicht einmal mehr die Tür, durch die ich eintrat. Es kann also nur einen Ort gegeben, an den ich gehen soll. Das Clubzimmer natürlich.
„Martin …“
Um nicht ganz allein zu sein, ergreife ich die Spieluhr meiner verstorbenen Schwester, gehe zu dem Tor, schiebe die Puppe mit Häubchen und Schürze zur Seite und gehe in den Clubraum.
Auch hier ist diesmal alles anders. Keine Beleuchtung. Nur einige Kerzen spenden ein wenig Licht in der frustrierenden Dunkelheit. Es ist heißer als je zuvor. Keine Gesänge. Und vor allem keine Gäste. Nur die Statuen der Zenobiten, die im matten Kerzenschein wie lebendige Dämonen wirken.
Resignierend stelle ich die Spieluhr, mein persönliches Kruzifix, auf einem der Tische ab.
Dann löst sich plötzlich eine Gestalt aus der Wand. Ja, sie springt tatsächlich direkt aus der Wand heraus. Angst verspüre ich jedoch keine, denn obwohl die Erscheinung nur schemenhaft wie ein Geist wirkt, ist sie eindeutig als Emma Peel, die imaginäre Freundin und Heldin meiner Jugend, zu identifizieren.
Die wie so oft einen Catsuit aus Leder tragende Agentin ist an Händen und Füßen gefesselt. Außerdem hat man ihr mit einem weißen Tuch den Mund zugebunden. In ihren ansonsten so coolen Augen ist nackte Angst zu erkennen.
Als ein Roboter, eine in der Serie öfters auftauchende Killermaschine, die man heute als klassischen Terminator bezeichnen könnte, ebenfalls aus der Wand tritt, erkenne ich den Grund ihrer Furcht.
Die Lederne hüpft – gehen oder gar laufen kann sie aufgrund ihrer Fesselung nicht - panisch durch den Raum an mir vorbei und verschwindet in der Wand gegenüber. Bevor ich mir Sorgen bezüglich einer Konfrontation mit der mörderischen Maschine in Menschengestalt machen kann, folgt der Roboter ihr und verschwindet ebenfalls in der Mauer.
Nun erst mache ich in dem Dunkel einer Ecke zwei Nonnen aus. Sie wirken viel deutlicher als die eher schemenhafte Emma Peel. Fast real.
Die beiden Frauen ziehen mich augenblicklich in ihren Bann, denn sie sind bizarr, unheimlich und erotisch zugleich.
Die Roben sind aus schwarzem und weißem Latex! Optimal aufeinander abgestimmt. Dickes Latex! Von ihren Körpern ist nichts zu sehen, denn selbst die Hände sind in dunklen Latexhandschuhen verpackt. Dennoch reichen mir die Gesichter der beiden Damen, um zu wissen, wer sie sind.
Die eine ist Diana van Laar, das in den Neunzigern bekannte Fetischmodel, welches ich als junger Mann vergötterte; die andere ist meine Traumfrau Carolyn Bessette, die ich hier vor … vor … die ich hier irgendwann einmal nackt am Pranger schmachten sah.
Als plötzlich wie von Geisterhand entzündet weitere Kerzen das Zimmer erhellen, bemerke ich an der linken Wand die verstorbene Schauspielerin Constanze Engelbrecht. Ihre tolle Bondageszene in der Serie ‚Cockpit’ sah ich mir in den Achtzigern gewiss ein paar Hundert Mal begeistert auf Video an. Gemeinsam mit ihrer schönen Tochter Julie, die nun ebenfalls in der gleichen Branche erfolgreich ist, schreiben sie etwas mit roter Farbe an die Wand. Die beiden sich ähnelnden Schönheiten tragen den gleichen, langen Kittel. Die Mutter allerdings einen violetten, während die Tochter in einen braunen geknöpft ist. Meinen Vorlieben entsprechend tragen sie Gummihandschuhe.
Diana und Carolyn lächeln mich an. Letztere fährt sich sogar doppeldeutig mit der Zunge über die grell geschminkten Lippen. Dann setzen sie sich in Bewegung und kommen langsam auf mich zu. Ich weiß genau, was sie wollen. Was sie beide von mir wollen.
Mit Gwen Stefani tritt ein weiteres Dreamgirl meiner Vergangenheit aus der Mauer hervor. Obwohl sie einen weißen Pullover, eine schwarze Lederhose und High Heels sprich mein favorisiertes Outfit für Frauen trägt, interessiert mich allerdings in erster Linie die junge Amber Heard zu ihren Füßen. Die blonde Ex-Gefährtin von Johnny Depp, die ich in ihren zahlreichen Kinofilmen bereits so manches Mal gefesselt sah, ist angeleint wie eine Hündin, krabbelt devot auf allen Vieren über den Boden und ist splitternackt. Einmal abgesehen von dem eisernen Keuschheitsgürtel, in welchen offensichtlich ein Großteil der weiblichen Wesen an diesem verwunschenen Ort – wenn nicht sogar alle - gesperrt werden.
In meiner Hose macht sich eine Erektion bemerkbar. Und was für eine! Eine Geheimagentin im Catsuit auf der Flucht. Die dominante Constanze Engelbrecht devot im Kittel. Zwei der schönsten Frauen, die ich jemals sah, sexuell ausgehungert und in dickem Latex verpackt. Und nun die hübsche Gwen in Leder mit einer nackten Sklavin namens Amber Heard. Kann es für einen Kenner wie mich noch größere Begierde geben?
Aus dem geknebelten Mund der menschlichen Hündin, sie trägt eine Art Zaumzeug, tropft Speichel. Die Knie scheinen wund zu sein. Der Rücken ist voller frischer und auch bereits vernarbter Striemen. Kein Wunder eigentlich, denn Gwen Stefani steht seit Jahren in Verdacht SM zu praktizieren, während die bisexuelle Schauspielerin sogar mehrfach öffentlich bestätigte, dass sie in ihrer ehemaligen Beziehung mit ihrer Stammfotografin Tasya van Ree BDSM eine entscheidende Rolle spielte.
Obwohl die beiden Schönheiten nach einer knappen Minute in der Ewigkeit den Raum durchquert haben und wie von mir erwartet in der Wand verschwinden, bin ich in keiner Form enttäuscht, denn nun ist der Weg wieder frei für die beiden Latexnonnen.
Carolyn und Diana werden von Schritt zu Schritt immer realer. Ich kann sogar Geräusche und Düfte wahrnehmen. Sie scheinen untereinander zu flüstern. Und dann ist da das erotische Knistern von Bewegungen in Latex. Erwartungsgemäß der strenge Geruch des glänzenden Materials. Außerdem erreicht etwas meine Nase, das ich als ‚rostendes Eisen’ einschätzen würde. Die Frauen dürften ebenfalls seit einer Ewigkeit keuschgehalten werden.
Lust. Zügellose Lust. Was müssen die beiden Frauen begierig sein? Für einen Augenblick vergesse ich alles um mich herum. Ängste, Sorgen, Ekel. Alles verschwindet. Nein, ich male mir lieber aus, was geschehen würde, wenn ich die beiden Schlüssel zum Zentrum des Universums besäße.
‚Lilom … Lilom …’
Neben mir auf dem Tisch erinnert mich abermals die Spieluhr meiner Schwester an meinen Wunsch, ein Leben in einer glücklichen Familie führen zu können. Ich ignoriere sie.
Im Hintergrund sind Mutter und Tochter Engelbrecht mit ihrem Werk, es handelt sich um das Wort ‚NOT’, fertig.
Die Ältere der Schauspielerinnen stellt sich direkt darunter, hebt ihre Arme und breitet diese – an eine Gekreuzigte erinnernd – in beide Richtungen aus.
Laut knarrend öffnet sich drei Meter neben mir die Tür des Garderobenschranks und eine rothaarige Schönheit krabbelt heraus. Es handelt sich um die Sängerin (Tänzerin?) der Gruppe ‚Visage’, die in meiner Jugend einen Superhit besaß. Minikleid, Korsage und Strapse. Wie damals bei ihren Auftritten im Fernsehen. Nur der arrogante Blick fehlt. Angst ist in ihren Augen zu lesen. Unbeschreibliche Angst.
Der Grund für die Furcht ist ihre Verfolgerin. Der athletische, fast 190 cm große Körper steckt in einem kurzen Kleid aus schwarzem Latex. So kurz, dass zumindest von hinten die Strapse der gleichen Farbe eindeutig zu erkennen sind. Darüber eine weiße, bis fast auf die Knie reichende Latexschürze voller roter Flecken. Sowie ein steifer, äußerst unbequem aussehender Kragen, ebenfalls in Weiß. Das blonde Haar ist zusammengebunden.
Bis heute habe ich nicht den Namen des Models herausfinden können, aber es handelt sich um die Darstellerin der dominanten ‚Rubbernurse’ aus dem gleichnamigen Fotospecial des „O“ – Magazins, welches ich seinerzeit bevorzugte, bis mir klar wurde, dass viele meiner persönlichen Fantasien, Fantasien der härteren Gangart, eher in den tollen Magazinen oder Büchern aus dem Charon-Verlag zu finden waren.
Die verfolgte Tänzerin kriecht so schnell sie kann auf mich zu. Gehen oder gar laufen kann sie nicht, denn ihre Füße wurden amputiert.
Verärgert stelle ich fest, dass den beiden hungrigen Latexnonnen nun abermals der Weg zu mir versperrt ist.
„Aarrghhh …“ schreit Constanze. Julie hat mit Hilfe eines Hammers und eines Nagels die rechte Hand ihrer Mutter an die Wand gezimmert. Direkt unter dem Wort ‚KOT’.
„Bleibe bei mir.“ bittet die Krankenschwester in Gummi ihre ‚Patientin’ ruhig. „Wir haben noch so unendlich viele Spiele zu spielen.“
Die Gejagte ergreift mein Hosenbein und versucht sich an mir hochzuziehen. bettelt mit ihren verweinten Augen um Hilfe. Anwinseln kann sie mich nicht, dann ihre Lippen sind mit chirurgischer Präzision zusammengenäht worden.
Diana und Carolyn bleiben resignierend vor der menschlichen Blockade mit den feuerroten Haaren nur wenige Meter vor mir stehen. Umarmen sich. Küssen sich. Streicheln sich trotz der dicken Handschuhe ausgehungert über ihre gummierten Brüste.
„Aaarrrrrgghhh …“ Julie hat die Kreuzigung, eine der grausamsten Hinrichtungsmethoden, die sich Menschen jemals ausgedacht haben, vollendet. Direkt unter dem gemalten Wort ‚TOD’.
„Ein Wald ohne Holz …“ sagt die große Frau in der blutigen Schürze fast teilnahmslos.
Ihrer Patientin ist es gelungen, sich an mir hochzuziehen. Sie kniet nun.
‚Lilom … Lilom …’
Mit animalischer Kraft beginnt Carolyn sich das strenge Latex, in welchem sie verpackt ist, vom Körper zu reißen. Sie kann ihre Triebe endgültig nicht mehr unterdrücken.
„AAAARRRGGGGHHH …“ Mutter Engelbrecht schreit wie von Sinnen. Ich weiß nicht, ob vor Schrecken, Schmerzen oder vielmehr vor Lust.
Hinter dem großen, roten Vorhang, dem Ende des Universums, tritt die unnahbare Schönheit in dem roten Catsuit hervor.
‚Lilom … Lilom …’
„AARRRGGGHHH …“ Diesmal ist es nicht Constanze, die schreit, sondern ich bin es selbst. Doch nicht vor Schmerz. Ganz im Gegenteil. Ich brülle meine Begierde heraus.
Genervt von der blöden Spieluhr drehe ich mich kurz um und zertrümmere sie mit meiner Faust.
Mein! Sie sind alle mein! Die Latexnonnen. Die Gekreuzigte. Die Rubbernurse. Die gequälte Kleine zu meinen Füßen. Sogar die über allen stehende Traumfrau in Rot. Ihnen allen werden ich es besorgen. Ihnen meinen Willen aufzwingen. Sie dominieren. Hier. In diesem Paradies. Jetzt und für alle Zeiten.
Wie von Sinnen öffne ich meine Hose.
Der Gesang der Mönche setzt wieder ein. Es interessiert mich nicht.
Hastig holte ich meinen riesigen Ständer hervor.
Diana und Carolyn weinen blutige Tränen. Es interessiert mich nicht.
Erbarmungslos ergreife ich das kniende Opfer vor mir bei den Haaren und ziehe es an mich heran.
Die Statuen der Zenobiten entwickeln Eigenleben, umringen mich und applaudieren. Es interessiert mich nicht.
Meiner dunklen Natur entsprechend reiße ich brutal, rücksichtslos und unbarmherzig die Nähte aus den Lippen der Rothaarigen, damit sie mir …
Weg! Dann ist alles plötzlich weg. Die Gesänge. Der Raum. Die Zenobiten. Die Dominas. Die Opfer.
Da bin nur noch ich. In schwärzester Dunkelheit und durchgefroren.
Angst. Ich habe Angst.
Direkt vor mir, nur wenige Millionen von Lichtjahren entfernt, ist das wärmende, leuchtende Rot.
Das lockende Rot ist ein gigantischer roter Vorhang, vor dem sich eine Traumfrau in einem roten Latexcatsuit befindet.
Sie streckt mir eine Hand mit langen, roten Nägeln entgegen.
Ich zögere.
Die Hand mit dem erotischen Rot wird kleiner. Nein, nicht kleiner. Die Frau in Rot verschmilzt mit dem Rot des Vorhangs. Sie werden eins.
Ich will nicht allein sein in der Dunkelheit. Ich möchte ins Rot. Gleichgültig, was mich hinter der letzten Pforte des Seins erwarten wird.
Entschlossen ergreife ich die Hand.
Gemeinsam werden wir von dem glänzenden Rot aufgesogen.



ENDE
32. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Titanic500 am 02.10.18 19:15

Ich hoffe, der eine oder andere von euch hat die Geschichte verstanden ...
33. RE: EIN GASTHOF IM NICHTS

geschrieben von Ihr_joe am 02.10.18 21:39

Doch, lieber titanic500,
Ganz so schwer ist es nicht. Und es hat mir gefallen...
Sehr sogar, Dankeschön Ihr_joe


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