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unisys |
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Sklave/KG-Träger


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Im Dienste der Herrin – Das Leben der Friedericke
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Datum:14.09.25 15:45 IP: gespeichert
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Kapitel 1 - Die Ankunft
Es war ein trüber Herbstnachmittag, als ich – Friedericke – das schmiedeeiserne Tor zum Anwesen der Familie von Schlösskes durchschritt. Der Kies knirschte unter meinen Schuhen, mein Reisekoffer wirkte plötzlich viel schwerer, und mein Herz schlug schneller als sonst. Ich war unterwegs zu meinem neuen Dienst – als Hausmädchen.
Ja, Hausmädchen.
Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte. Die Zeitungen waren voll von Wirtschaftskrisen, Jobs waren rar, und ich hatte mich – eher aus Trotz als aus Not – auf eine ungewöhnliche Anzeige beworben:
„Gesucht: Eine vertrauenswürdige, diskrete Hauskraft mit Sinn für Ordnung, Pflichtgefühl und traditionsbewusster Erscheinung. Geschlecht unerheblich, Anpassungsfähigkeit vorausgesetzt.“
Die Einladung zum Gespräch folgte schnell. Und noch schneller, als ich dachte, war ich angenommen. Man hatte mir sogleich mitgeteilt, dass im Hause von Schlösskes die alten Regeln gälten – und ebenso die passende Kleidung.
Das Herrenhaus thronte inmitten einer parkähnlichen Anlage, bewacht von hohen Bäumen und verwitterten Statuen. Als ich an der schweren Tür klopfte, wurde sie nach wenigen Augenblicken geöffnet – von einer Frau mit kühlem Blick, in strengem Knoten und Seidenbluse.
„Friedericke, nehme ich an?“
Ich nickte und verbeugte mich leicht – unklar, ob das angemessen war.
„Ich bin Lisa, die Gattin der Hausherrin. Komm herein. Deine Einführung beginnt sofort.“
Kapitel 2 - Das Kleid der Pflichten
Das Personalquartier war schlicht, aber sauber. Auf dem Bett lag gefaltet meine erste Dienstkleidung: ein schwarzes Kleid mit weißer Rüschenschürze, Spitzenmanschetten und einer gestärkten Haube. Daneben: blickdichte Strümpfe und feine, schwarze Ballerina. Ich starrte es einen Moment lang an.
Lisa stand in der Tür.
„Es ist wichtig, dass du verstehst: Kleidung ist hier kein Kostüm. Sie ist Ausdruck von Ordnung, Disziplin und Dienstbarkeit. Du wirst sie tragen – nicht nur bei der Arbeit, sondern auch im Hause, zu allen Anlässen.“
Ich schluckte. Und nickte.
Nach dem Umziehen stand ich vor dem Spiegel. Die neue Gestalt, die mir entgegenblickte, wirkte fremd – aber nicht feindlich. Mein Name war Friedericke – zumindest ab jetzt. Und vielleicht war das mehr als nur eine Rolle.
Kapitel 3 - Die Regeln des Hauses
Frau von Schlösskes erschien erst am Abend – eine hochgewachsene Dame mit silberner Brosche, strengem Maßstab und der Aura einer vergessenen Zeit. Ihr Blick musterte mich wie ein Inventarstück.
„Du wirst für Küche, Silber und Ordnung verantwortlich sein. Deine Aufgaben sind klar geregelt, deine Zeiten ebenso. Ich dulde keine Nachlässigkeit. Und was du an dir trägst, muss stets makellos sein. Ein zerknittertes Schürzchen ist wie eine beleidigte Visitenkarte.“
Ich verneigte mich, zitternd.
Dann trat sie näher.
„Doch eines muss dir klar sein, Friedericke. In diesem Haus ist alles, wie es sein soll. Und wer seinen Platz findet – findet auch etwas anderes: eine neue Art zu leben.“
Kapitel 4 - Der erste Tag
Der Morgen begann mit einem Glockenschlag.
Es war kein Wecker – sondern ein kleiner, mechanischer Gong, der über ein verborgenes Leitungssystem vom Hauptflur bis in mein Dienstzimmer geleitet wurde. Der Ton war hell, beinahe kirchlich, aber unmissverständlich. Es war fünf Uhr morgens, und mein erster voller Tag als Hausmädchen im Dienst der Familie von Schlösskes hatte begonnen.
Ich saß aufrecht im Bett, noch halb im Dämmerzustand, das Rauschen des Blätterdachs vor meinem Fenster vermischte sich mit meinem pochenden Herzen. Im Schein der kleinen Nachttischlampe lag meine Kleidung bereits ordentlich bereitgelegt – wie ich es am Abend zuvor gelernt hatte.
Zuerst die blickdichten, anthrazitfarbenen Strümpfe, dann das enganliegende Unterkleid mit seinen feinen Spitzenrändern. Es folgte das schwarze Kleid mit dem weiten Rock – eine klassische A-Linie mit hohen Schultern, weißen Knöpfen und einer Schnürung am Rücken, die ich nur mit Mühe selbst zuziehen konnte. Darüber band ich die weiße Schürze, sorgfältig geglättet und gestärkt, mit doppelter Schleife. Schließlich setzte ich die kleine Haube auf mein Haar, das ich zu einem einfachen Zopf geflochten hatte. Im Spiegel erkannte ich wieder die Gestalt vom Vorabend – und doch fühlte es sich heute… echter an.
Ich war Friedericke. Hausmädchen.
Und ich war spät dran.
Die Küche roch bereits nach geröstetem Brot, als ich sie betrat. Lisa stand am großen Esstisch und polierte silberne Löffel mit einer Präzision, als hingen daran das Schicksal der Nation. Als sie mich sah, hob sie eine Braue.
„Du bist sieben Minuten zu spät, Friedericke.“
Ich wollte etwas sagen – eine Entschuldigung, vielleicht eine Erklärung –, aber sie unterbrach mich mit einem Fingerzeig.
„Keine Worte. Nur Handlung. Nimm die Kanne. Der Tee muss um 6:00 Uhr im Salon stehen – heiß, nicht lauwarm. Und der Toast mit Orangenmarmelade. Ohne Kruste. Fräulein von Schlösskes duldet keine Eile, keine Nachlässigkeit und keine Ausflüchte.“
Ich nickte und verneigte mich leicht, so, wie ich es gestern eingeübt hatte. Dann begann ich mit zitternden Fingern, das Teegeschirr aus dem Schrank zu holen.
Der Haushalt war präzise strukturiert. Alles hatte seinen Platz – jeder Löffel, jede Tasse, jedes Handtuch. Und ich war verantwortlich dafür, dass dieser präzise Mikrokosmos reibungslos funktionierte. Das bedeutete: keine Fehler. Keine vergessenen Ecken. Keine schief gebundene Schleife.
Als ich mit dem Tablett in Richtung Salon ging, begegnete ich zum ersten Mal der Hausherrin bei Tageslicht.
Frau von Schlösskes saß bereits auf ihrem Lehnstuhl, wie ein Admiral auf der Brücke eines alten Schiffes. Ihre Kleidung war tadellos – ein maßgeschneidertes Dirndl in tiefem Blau, Perlenkette, und eine herrliche Schürze.
Ich trat leise ein, verbeugte mich tief und stellte das Tablett ab, wie Lisa es mir gezeigt hatte: Erst die Kanne, dann die Tasse, dann der Toast, zuletzt das Serviettentäschchen. Ich stand still, die Hände vor dem Schürzenband gefaltet.
Sie betrachtete mich über den Rand ihrer Brille hinweg.
„Du hast ordentliche Haltung. Und die Schuhe sind geputzt. Gut.“
Ich wagte ein leises „Danke, gnädige Frau.“
Sie nickte kaum merklich.
„Lisa hat dir sicher gesagt, dass wir alte Standards pflegen. Ich will kein Summen, kein Singen, kein eitles Geplapper. Die Würde dieses Hauses liegt in der Stille, Friedericke. Merke dir das.“
Ich verneigte mich erneut. Und in diesem Moment verstand ich: Diese Welt war nicht grausam, aber sie war gnadenlos geordnet.
Der Tag verging in einem Strudel aus Tätigkeiten. Staubwischen, Silberpolieren, das Bügeln von Stoffservietten mit exakt 35 Zentimetern Kantenlänge, das Erneuern der Blumen in den Vasen – alles nach präzisen Anweisungen in einem kleinen schwarzen Heft, das im Küchenschrank lag: „Der Dienstplan der Stille“.
Lisa war stets in der Nähe. Sie sprach kaum, aber ihr Blick war scharf wie ein Skalpell. Wenn ein Kissen nicht exakt mittig auf dem Sofa lag, hob sie nur die Augenbraue. Wenn ein Wasserglas nicht klar genug glänzte, legte sie es zurück – kommentarlos. Und doch war sie nicht feindlich. Nur… vollkommen pflichtbewusst.
Es gab einen Moment gegen Mittag, da war ich allein im oberen Salon. Ich war dabei, den Kronleuchter zu entstauben – auf einer wackeligen Leiter, mit einer langen Stange und einem weichen Tuch. Durch das Fenster fiel Licht auf den Park, wo zwei Schwäne über den Teich glitten. Es war still. Für einen Atemzug lang war ich nicht Friedericke, nicht das Hausmädchen – sondern einfach ein Mensch in einem seltsamen, schönen Traum.
Dann rutschte mir die Stange aus der Hand. Sie fiel auf den Boden – nicht laut, aber vernehmbar.
Fünf Minuten später war Lisa da.
Sie sagte nichts. Sah nur auf das Tuch, dann auf mich, dann wieder auf das Tuch.
„Du wirst heute Abend den Boden in der Halle knien – mit der Hand, nicht mit dem Mopp. Zum Gedenken an die Wichtigkeit der Sorgfalt.“
Ich wollte etwas sagen – nicht aus Trotz, sondern aus einem Impuls heraus. Doch mein Blick fiel auf den Spiegel in der Ecke. Ich sah mich dort stehen, im Dienstkleid, mit der kleinen Haube, der Schürze, den zusammengenommenen Händen. Und ich begriff: Friedericke würde das tun.
Ich verneigte mich. Und sagte: „Jawohl, Frau Lisa.“
Am Abend, nach dem letzten Kontrollgang durch die Bibliothek, führte mich Lisa zurück in die Küche. Dort lagen Handschuhe, eine Schüssel mit warmem Wasser, ein Korb mit Lappen und Bürsten – und ein Notizblatt, auf dem in feiner Handschrift stand:
„Zur inneren Ordnung durch äußere Reinheit.“
Ich begann zu schrubben. Zentimeter für Zentimeter. Die Fliesen waren makellos – aber das war nicht der Punkt. Der Punkt war, dass ich es tat. Nicht bestraft, nicht gedemütigt – sondern eingewiesen. In eine Ordnung, die nichts verzieh, aber auch nichts vergaß.
Als ich fertig war, war es fast Mitternacht.
Lisa trat in die Halle, betrachtete mein Werk. Dann sah sie mich an.
„Du lernst schnell. Und du bist still. Das gefällt ihr.“
Ich fragte nicht, wer mit „ihr“ gemeint war. Ich hatte es längst verstanden.
Später, in meinem Zimmer, saß ich im Nachthemd am Fenster und blickte hinaus. Der Park war in Nebel gehüllt, das Haus lag schweigend da, wie ein alter Gedanke, der in der Zeit verloren gegangen war.
Ich streichelte über den Stoff meiner gefalteten Uniform auf dem Stuhl. Und sagte leise, mehr zu mir selbst als zu jemand anderem: „Ich bin Friedericke. Und ich bin angekommen.“
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