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10.01.24 21:05
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 Autor Eintrag
Neuschreiber63
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:07.03.24 22:08 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Windelmeister,

Zitat
Auf die Teile freue ich mich bereits. Nach dem Caro Fanclub bin ich auch dem Clara Fanclub beigetreten

dem Fanclub würde ich auch gerne beitreten, wo gibt es das Antragsformular?
Ich fürchte allerdings, dass es im Clara-Fanclub nur ein einziges VIP-Ticket gibt – und das verkauft Herr El Haji gerade für einen absoluten Wucherpreis...
Allen anderen (inklusive mir selbst...) bleibt nur die Zuschauer- und Fanrolle…




Hallo jonnyf,

Zitat
Für manche ist es heute möglicherweise besser ausgegangen als befürchtet


da hast Du natürlich vollkommen Recht.
Man könnte diese Geschichte viel, viel härter schreiben. Aber wie bereits an anderer Stelle öfters geschrieben – harte Geschichten liegen mir nicht, das können andere besser. Ich schreibe doch am liebsten sanfte Liebesgeschichten…
Nichtsdestotrotz würden Elise, Katharina und zumindest zwei der Afrikanerinnen Deine Aussage vermutlich nicht unterschreiben. Die vier haben die A…karte gezogen.

Zitat
wobei wir wahrscheinlich von den diversen Charaktere nichts mehr lesen werden.


Ich weiß nicht, ob das ein Wink mit dem Zaunpfahl sein sollte?
Du hast natürlich vollkommen Recht, in den letzten zwei Kapiteln haben sich die Wege der Gefangenen getrennt.
Aber Al Kharsun ist ja klein, da ist es zumindest nicht ausgeschlossen, dass Clara mal wieder einer/m ihrer Mitgefangenen über den Weg läuft.

Tatsächlich ging mir das Thema auch schon durch den Kopf. Ursprünglich war meine Idee, nur bis hierher zu schreiben und dann eine Abstimmung zu machen, über welchen Charakter ich eine Fortsetzung schreiben soll. Aber inzwischen habe ich Claras Geschichte beendet, während mir zu den anderen noch nicht so viel einfallen ist, daher war das mit der Abstimmung auch hinfällig.

Zumindest bezüglich Fenja, hatte ich eine kleine Idee, wie es weitergehen könnte. Daher habe ich jetzt zwei Exkurskapitel über Fenja eingeschoben, bevor ich Claras Geschichte zu Ende erzähle.

An die sicher auch nicht uninteressanten Geschichten von Elise und Catharina habe ich mich dagegen noch nicht getraut. Wie zuvor geschrieben tue ich mich mit harten Geschichten schwer…

Eigentlich wollte ich das erst später schreiben, aber weil es gerade passt:
Wenn es jemand in den Fingern kribbelt, kann er diese Geschichte auch gerne fortsetzen, z. B. wie es Claras Mitgefangenen ergeht.
Oder bestimmt wäre es auch nicht uninteressant zu erfahren, ob Isabella wirklich mit einem Lösegeld freigekauft wird. Oder vielleicht bietet doch irgendein afrikanischer Fürst für sie viel Geld und sie muss in Afrika bleiben? Oder vielleicht kauft sie irgendein sadistischer Portugiese? Diese dürften auf die Holländer auch nicht gut zu sprechen gewesen sein, nachdem sich die beiden Nationen sich im 17. und 18. Jahrhundert einen erbitterten Kampf um Ostindien und den Seeweg dorthin geliefert haben.

Falls ich irgendwann mal später noch Lust auf eine Erweiterung bekommen sollte, überlege ich es mir vielleicht auch noch, ob ich hier noch ein oder zwei Kapitelchen anfüge. Aber momentan ist nichts geplant.
Wie geschrieben, nur zwei Exkurskapitel über Fenja kommen noch, mehr ist mir zum weiteren Schicksal der anderen noch nicht eingefallen.

Zitat

Für die Hauptakteurin befürchte ich, dass sie maßlos enttäuscht werden könnte.....

Also wenn Du neugierig bist, wie es mit Clara weitergeht, hätte ich als Autor tatsächlich alles richtig gemacht. Ich versuche schon seit dem 5. Kapitel dadurch Spannung aufzubauen, dass Clara nicht weiß, was mit ihr passieren wird…
Eigentlich ist dies das Hauptthema von 2/3 der Geschichte...
Zumindest werden wir im 22. Kapitel (also nach den 2 Exkurskapiteln) dann wirklich erfahren, wer Clara kaufen wird.
Dann folgt das letzte Drittel mit dem Thema, was der neue Besitzer von Clara (also der mit dem VIP-Ticket) so mit ihr anstellt



[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Neuschreiber63 am 08.03.24 um 18:39 geändert
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Neuschreiber63
Stamm-Gast

Deutschland




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  Auswanderin unter Kontrolle Datum:10.03.24 15:40 IP: gespeichert Moderator melden


Wie angekündigt wechsle ich für die nächsten beiden Kapitel kurz die Perspektive und erzähle noch ein wenig, wie es mit Fenja ergeht.


21a. Fenja, Teil 1 (Exkurskapitel)


Nicht in meinen schlimmsten Albträumen hätte ich mir ausmalen können, was für ein schreckliches Ende diese Reise nehmen würde.

Zusammen mit meinem frisch vermählten Mann Damian war ich so guter Hoffnung gewesen, als wir Stolp verlassen hatten.

Wir waren so überzeugt gewesen, dass wir es zusammen schaffen würden, dass wir zusammen alle Schwierigkeiten in Batavia überwinden könnten und uns dort ein neues, besseres Leben aufbauen könnten.

Das Leben in unser Heimat an der Ostsee war nicht leicht gewesen. Der Große Nordische Krieg war vor kurzem zu Ende gegangen, aber die Folgen waren immer noch spürbar. Der Handel mit Schweden und anderen Ländern an der Ostsee war größtenteils zum Erliegen gekommen und die Abgaben für den Krieg belasteten das Volk. Das Königreich Preußen, unsere Heimat, gehörte zwar zu den Gewinnern, die kleinen Leute waren aber auch in diesem Krieg die Verlierer, egal auf welcher Seite.

Große Hoffnung auf eine Besserung der Lage hatten wir zugegebenermaßen nicht, die „da oben“ rüsteten bestimmt schon für den nächsten Krieg, gegen wen auch immer. Daher hatten wir beschlossen, Europa den Rücken zu kehren und gemeinsam einen Neuanfang in der Ferne zu suchen, weit weg von allen Kriegen.


Unsere Familien wollten nicht mitkommen, sie waren optimistisch, dass sich die Zeiten auch in Pommern bessern würden, jetzt da der Krieg vorbei war. So hatten wir uns nur zu zweit auf den Weg nach Amsterdam gemacht und uns dort eingeschifft. Viel mehr als uns beide und etwas Optimismus hatten wir auch nicht gebraucht, wir waren so verliebt ineinander gewesen.

Mit dem Nachwuchs hatte es bei uns noch nicht geklappt, aber wir waren ja auch gerade erst ein paar Wochen verheiratet gewesen, als wir Pommern verlassen hatten. Das wollten wir dann in Ostindien nachholen. Dort eine Familie gründen und zusammen glücklich sein.

Das waren die Blütenträume.

Dann kam der Überfall.




Und nun?

Nun war Damian weg. Das letzte Mal hatte ich ihn auf dem Schiff im Hafen von Sansibar gesehen, als die Piraten mich von Bord geführt hatten. Was war aus ihm geworden? Wo war er jetzt? Immer noch in Sansibar? Oder vielleicht auf irgendeinem Schiff, auf dem Weg in die Sklaverei in Arabien, in Afrika oder in Indien? Lebte er überhaupt noch?

Ich stand jedenfalls hier nackt und allein auf einem Podest in einer gottverlassenen Stadt im Oman und musste mich von fremden, fremdartigen Männern begrapschen lassen.

Wie gerne hätte ich diesen gesagt, dass sie ihre dreckigen Pfoten von mir lassen sollten. Zum einen war ich schon verheiratet, zum anderen war ich doch kein Flittchen, das Männern für ihre Gelüste zur Verfügung stand.

Aber das wäre wohl keine gute Idee gewesen, wie ich inzwischen gelernt hatte.

Mit Omars Rohrstock hatte ich bereits in Sansibar schmerzhafte Bekanntschaft machen müssen.


Auch auf dem Schiff war dies ein paar Mal vorgekommen, wenn ich meinen Mund nicht unter Kontrolle gehabt hatte. Oft aber nicht, ich hatte sehr schnell lernen müssen, dass es besser für mich war, wenn ich mich beherrschte und nicht ungefragt etwas sagte.

Eine der ersten Regeln, die ich als Sklavin lernen musste, war diese, dass ich in Anwesenheit der Sklavenhändler nur reden durfte, wenn es mir erlaubt worden war.

Ich tat mich sehr schwer mit dieser Demütigung.

Ich war weiß Gott nicht die Person, die zu allem „Ja und Amen“ sagte und sich den Mund verbieten ließ. Aber die schmerzhaften Hiebe waren mein Stolz dann auch nicht wert. Diese taten wirklich sehr weh. Am entwürdigendsten war es, wenn ich zur Strafe mein Kleid hochheben und mich nach vorne beugen musste und Omar mir dann auf den nackten Hintern schlug.

Ich hatte fast das Gefühl, dass Omar es genoss, mich zu „erziehen“ und mir meine vorlaute Art aufzutreiben. Zugegebenermaßen war ihm dies auch recht schnell gelungen.

Genauso genoss er es, mir mit einem Grinsen über den Hintern zu streicheln. Ich musste mich jedes Mal zurückhalten, ihm nicht ins Gesicht zu sagen, dass er seine schmutzigen Griffel von meinem Po lassen sollte. Das hatte ich genau einmal gemacht und dies dann mit zehn Hieben auf den selbigen bezahlt. Ich hatte teilweise das Gefühl, dass er mich absichtlich provozierte, um danach wieder einen Grund zu haben, mich dann dafür zu bestrafen, dass ich ungefragt etwas sagte. Aber diesen Gefallen tat ich ihm nicht, dafür hatte das erste Mal zu sehr weh getan.

Ich hatte mir oft überlegt, ob ich mich über nicht diese unsittlichen Provokationen beschweren sollte. Eigentlich war mir klar, dass dies sinnlos war.

Aber als Omar mich eines Morgens wieder einmal unanständig gestreichelt hatte, hatte ich meine Zunge dann doch nicht unter Kontrolle gehabt und ihm angedroht, dass ich mich bei Herrn El Haji über sein unanständiges Verhalten beschweren würde.

Das Ergebnis war dann, dass mich Omar mit einem Grinsen an dem Eisenring um meinen Hals ergriff und mich daran hinauf auf das Deck zog. Dort legte er meine Hände von links und rechts um den Mast und verband meine Handschellen mit einer kurzen Eisenkette, so dass ich mit dem Gesicht zum Mast an diesem angekettet war. Dann zog mein Kleid hoch und verabreichte mir vor der ganzen Mannschaft wieder zehn Schläge auf meinen nackten Po. Diese taten höllisch weh, die Demütigung war aber noch viel schlimmer gewesen. Omar band mich wieder los und meinte danach noch süffisant, dass ich mich nun beschweren könnte, jetzt hätte ich zumindest einen echten Grund dazu. Und morgen könne ich mich gerne nochmals beschweren.

Die Beschwerde hatte ich dann doch gelassen. Mir war doch klar, dass diese außer einer weiteren erzieherischen Maßnahme durch Omar keine weiteren Folgen gehabt hätte. Vor allem weil Herr El Haji meine grundlose Bestrafung auch mitbekommen und dabei zugesehen hatte, ohne einzugreifen.

Ein Recht auf Beschwerde hatte eine Sklavin ebenso wenig wie ein Recht auf ungefragtes Sprechen. Jedenfalls nicht an Bord der Dhau des Sklavenhändlers, auch das hatte ich schnell gelernt. Besser wäre es allerdings gewesen, wenn ich das gelernt hätte, bevor ich den Mund aufmacht hatte. Dann hätte ich mir den Schmerz und die Demütigung am Mast erspart.

Zumindest hatte ich auch diese Lektion sehr schnell gelernt, so dass dies das erste und das letzte Mal gewesen war, dass ich am Mast angebunden worden war. Vermutlich hatte Omar dies ein wenig bedauert, jedenfalls sah er mich in den nächsten Tagen jedes Mal grinsend an, nachdem er mir mal wieder über den Po gestreichelt hatte und fragte, ob ich mich heute beschweren wollte.
Ich sagte dann jedoch nichts weiter und ärgerte mich lediglich jedes Mal über diese Demütigung.


Anscheinend wusste Omar auch, dass wir Sklavinnen für ihn und die anderen Helfer „tabu“ waren, Herr El Haji ein paar „Streicheleinheiten“ aber tolerieren konnte, ebenso wie die eine oder andere „erzieherische Maßnahme“. Letztere hatte ganz offensichtlich zur Erheiterung der Mannschaft beigetragen und den – für die Sklavenhändler – angenehmen Nebeneffekt gehabt, mir und den anderen Gefangenen Demut und Gehorsam zu lehren. Soweit ich das mitbekommen hatte, war danach niemand mehr auf die Idee gekommen, sich zu beschweren. Vermutlich wussten Omar und die anderen Helfer durchaus, wie weit sie gehen konnten, ohne mit ihrem Chef Ärger zu bekommen.

Mit Sicherheit hatte Omar auch bemerkt, wie unangenehm mir seine Berührungen waren und genoss diese daher sogar doppelt. Einmal ließ er sich sogar zu der Bemerkung hinreißen, dass er mich von seinem Lohn vielleicht selbst kaufen würde. Dann könnte er mich für den Rest meines Lebens streicheln, gerne den ganzen Tag lang. Vielleicht könnte er mich dazu auf die nächste Reise mitnehmen und für deren Dauer an den Mast anbinden.

Ich sah vermutlich sehr missmutig drein, biss mir aber auf die Zunge und ertrug stumm diesen demütigenden Kommentar. Wenn ich das gesagt hätte, was ich mir dachte, hätte ich das vermutlich bei nächster Gelegenheit, vielleicht sogar wieder am Mast, bereut.

Eine Sklavin hatte die Befehle, die man ihr gab, ohne Widerrede auszuführen und was auch immer man ihr antat, stoisch zu ertragen. Dann wurde sie nicht geschlagen oder anderweitig bestraft. Mehr konnte eine Sklavin nicht erwarten.


Offensichtlich waren Omars „erzieherischen Maßnahmen“ auch sehr erfolgreich gewesen, sodass ich all die unsittlichen Berührungen, welche ich hier auf dem Sklavenmarkt ertragen musste, stumm über mich ergehen ließ.


Zugegebenermaßen waren Omars „Streicheleinheiten“ an Bord aber auch nichts, gar nichts gegen das, was ich und die anderen Frauen in Sansibar und nun hier auf dem Sklavenmarkt von Al Kharsun mitmachen mussten.

Manche Männer kannten wirklich überhaupt keinen Anstand und fassten mir scheinbar mit Freude an die Brüste, an den Po oder sogar zwischen die Beine. Als ob ich wirklich ein Flittchen wäre.

Besonders ausgiebig hatte dies ein seltsamer junger Mann gemacht, der sich anscheinend überhaupt nicht zwischen mir, Katharina, Elise und Veronica entscheiden konnte – oder wollte. Letztlich hatte dieser sich dann zum Glück doch für Elise entschieden. Jedenfalls zum Glück für mich, Elise dürfte über die Entscheidung nicht so glücklich gewesen sein. Zumindest musste sie so nicht mehr mitansehen, welches schlimme Schicksal ihrer großen Schwester zuteilwurde. Mit ihr hätte Elise vermutlich auch nicht tauschen wollen. Und ich auch nicht.

Welcher Horror schlimmer war, der in Sansibar oder der hier in Al Kharsun? Keine Ahnung in einer Skala von 1 bis 10 hätten beide mindestens eine 20 erhalten.


Ich hatte mich mit Elise, Catharina, Veronica und Clara ein wenig angefreundet, während wir diese schreckliche Reise von Sansibar hierher zusammen machen mussten.

Zu sehen, wie sie nun nacheinander verkauft wurden, brach mir das Herz. Auch Veronicas Mutter und die schwarzen Gefangenen waren sehr nett gewesen. Auch über meine männlichen Mitgefangenen hätte ich nichts Schlechtes sagen können, auch wenn ich diese nur selten zu Gesicht bekommen hatte.

Und nun waren sie einer nach dem anderen vor meinen Augen verkauft worden.

Nur noch Clara war da und leistete mir noch als letzte Gesellschaft. Soweit man das so nennen konnte. Sie saß in der Ecke des Podests und schien irgendwie abwesend.

Das arme Ding. Vielleicht dachte sie ja an den jungen Mann, der sie zuvor begutachtet und anscheinend „reserviert“ hatte. Ob dieser wohl zurückkam? Irgendwie hoffte ich es für Clara, der junge Mann schien sie zu mögen. Während andere Männer, wie zum Beispiel der ältere Herr, der Catharina mitgenommen hatte, anscheinend in uns nur eine Sache sahen, mit der man sich auch noch vergnügen konnte.


Um Clara hat es mir irgendwie besonders leid. Sie war wirklich sehr nett und wenn man so wollte, waren wir inzwischen unsere jeweils beste Freundin geworden. Für eine kurze, schreckliche Zeit.
Zwei versklavte junge Frauen, die versucht hatten, nicht verrückt zu werden, während sie auf dem Schiff eines Sklavenhändlers nach Arabien gebracht wurden. Eine schrecklichere gemeinsame Zeit konnte man sich wohl kaum vorstellen. Und trotzdem – oder gerade deswegen – war es schön gewesen, Clara kennenzulernen.

Clara war bereits ein Jahr älter als ich, 24, aber noch so unerfahren und naiv wie eine 18 oder 19jährige.

Vielleicht lag das an ihrem strengen Vater, der seine Töchter zweifellos liebte, aber auch immer noch wie Kinder behütet hatte. Jedenfalls solange er es gekonnt hatte.

Oft hatte ich ihn auf der Dhau nicht getroffen.
Aber jedes Mal, wenn ich ihn traf, hatte ich das Gefühl, dass er sehr darunter litt, seine Töchter nicht mehr beschützen zu können. Dass nun andere über seine Töchter bestimmten. Er machte sich schwere Vorwürfe, dass sie diese Reise angetreten hatten und er damit seine ganze Familie ins Verderben gestürzt hatte.

Dabei war es ja nicht seine Schuld gewesen, dass unser Schiff überfallen worden war.

Aber Vorwürfe machte er sich trotzdem, er liebte seine Familie wirklich sehr. So wie Clara auch ihren Vater liebte, auch wenn er sehr streng mit ihr war.

Sie hatte mir auch ihr Halskettchen mit dem Amulett aus Elfenbein gezeigt. Glück hatte ihr dieses nicht gebracht, aber sie meinte, dass das Kettchen sie zumindest an ihren Papa erinnern sollte, wenn sie diesen bald nicht mehr sehen konnte.

Sie war so kindlich naiv. Aber zumindest hatte sie noch etwas, an das sie sich klammern konnte. Ich hatte nichts und niemanden mehr. In dieser Hinsicht beneidete ich sie schon.

Allerdings, ihre Jugend war vorbei.

Denn sie war nicht nur kindlich naiv wie eine 19jährige, sie war auch eine bildhübsche junge Frau im besten Alter. Das war natürlich auch all den Männern nicht entgangen, welche auf das Podest gekommen waren. Und so musste die arme Clara viele unsittliche Berührungen über sich ergehen lassen, selbst in den paar Minuten, bevor sie reserviert worden war. Und immer noch schien das Interesse an ihr groß zu sein, obwohl sie sich am Rand des Podests zusammenkauerte. Vermutlich hätte sie längst irgendein Käufer mitgenommen, wenn Herr El Haji nicht so oft den Kopf geschüttelt hätte.

Vielleicht täuschte ich mich auch, aber mir schien, als ob manche Interessenten versuchten, Herrn El Haji noch umzustimmen, vielleicht indem sie bereit waren, noch über den geforderten Kaufpreis hinauszugehen. Der Sklavenhändler blieb jedoch bei seinem „Nein“ und Clara durfte bzw. musste weiter in der Ecke sitzen bleiben.

Im Gegensatz dazu schien das Interesse an mir nicht so groß zu sein. Dabei war ich eigentlich auch nicht hässlich, zumindest hatte mir Damian oft Komplimente gemacht, was für eine hübsche Frau er habe. Lag das geringere Interesse an mir vielleicht daran, dass ich keinen roten Punkt auf der Stirn trug?

Irgendwie war ich auch froh darum. Die Sklavenhändler konnten mir alles nehmen, meine Freiheit, mein Leben, alles. Aber nicht meine Unschuld und nicht meine Liebe, denn diese hatte ich bereits vergeben, an meinen lieben Mann Damian.

Wo dieser wohl nun war? Ich würde ihn nie mehr wiedersehen, damit hatte ich mich abgefunden. Aber ich würde ihn immer im Herzen tragen. Und meine Unschuld würde kein arabischer Mann bekommen, wieviel Geld auch immer dieser für mich bezahlen würde.

Ich weiß, Clara hatte mich an manchem Abend auf dem Schiff darum beneidet. Aber so schön die Zeit mit Damian auch gewesen war, nun war sie auch eine Bürde. Die Sehnsucht nach ihm fraß mich manchmal fast auf. Dieses Problem hatte Clara nicht.


Ob es daran lag, dass - bis auf Clara – alle anderen Mitgefangenen vor mir verkauft worden waren? Dass ich nun ganz allein hier stand? Ich wollte nicht ein weiteres Mal verkauft werden. Andererseits war auch klar, dass mir Herr El Haji ganz gewiss nicht dir Freiheit schenken würde, wenn er hier und heute keinen Käufer für mich finden würde.


Ich muss zugeben, ein bisschen Angst hatte ich schon vor der Frage, was dann passieren würde.

Würde Herr El Haji mit mir weiter nach Muscat segeln, wie er es in Sansibar angekündigt hatte?
Für eine einzelne, noch dazu anscheinend schwer verkäufliche Sklavin würde sich der Weg kaum lohnen. Allerdings hatte ich auch keine Ahnung, wie weit weg Muscat von hier war. Würde er mich für sich selbst behalten oder an einen seiner Helfer, vielleicht an Omar, abgeben? Oder mich vielleicht an irgendeinem Plantagenbesitzer verscherbeln? Oder vielleicht sogar mit der nächsten Fahrt nach Sansibar zurückbringen, um mich dort weiterzuverkaufen? Einige schwarze Männer hatten dort schon Interesse an mir gehabt.
Zum Glück (?) war ich diesen ebenso wie die anderen Europäerinnen zu teuer gewesen. Aber mit einem entsprechenden Rabatt würde mich einer dieser Gestalten bestimmt „nehmen“.

Kein schöner Gedanke.

Von allen Plätzen, die ich auf dieser Welt bisher gesehen hatte, war die Steinhalle auf Sansibar mit Sicherheit der schrecklichste gewesen. Dorthin wollte ich auf gar keinen Fall zurück.


Ich machte mir vermutlich viel zu viele Gedanken, denn tatsächlich stand ich wohl noch keine 45 Minuten nackt und gefesselt dort oben auf dem Podest. Es kam mir aber wie Stunden, wie Tage vor.
Auch war es nicht so, dass sich niemand für mich interessiert hätte.

Womit wir wieder bei den dreckigen Pfoten wären.

Zwei davon gehörten einem jungen Mann. Er war etwas älter als ich, vielleicht 30 Jahre alt.

Unsympathisch sah er nicht aus, zumindest im Vergleich zu manch anderem Mann, der zuvor hier gewesen war. Zugegebenermaßen begrapschte mich der Mann auch nicht so schamlos wie manch anderer zuvor.

Dennoch war mir jeder Blick, jede Berührung eine zu viel. Außer Damian hatte mich gar niemand zu berühren.

Mit dieser Meinung stand ich aber natürlich ziemlich alleine da.


Auch den jungen Mann interessierte dies anscheinend nicht. Vermutlich wusste er noch nicht einmal, dass ich bereits verheiratet war.

Er schien sich auch näher für mich zu interessieren, denn ich musste ihm auch meine Zähne und meine Zunge zeigen. Den Männern, die mich nur aus Spaß, ohne echtes Kaufinteresse begrapschten, waren diese egal, soviel hatte ich bereits gelernt.

Offenbar war der junge Mann zufrieden mit dem, was er sah und fühlte, denn er schien dann mit Herrn El Haji zu verhandeln. Über mich.

Was sie besprachen, konnte ich nicht verstehen. Aber was es bedeutete, dass ein kleines Säckchen mit Münzen den Besitzer wechselte, verstand ich allzu genau: Der junge Mann hatte mich gekauft, ich war nun sein Eigentum. So wie ein Hund oder ein Pferd. Oder ein afrikanischer Sklave. Oder eine Sklavin aus Pommern.

Ich versuchte stark zu sein.

Aber es war vergeblich.

Ich musste bitterlich weinen, als Herr El Haji das Säckchen entgegennahm.

Natürlich war mir seit Wochen klar, dass meine Ehe mit Damian am Ende war, auch ohne dass wir uns hätten scheiden lassen oder einer von uns gestorben wäre. Eigentlich waren wir doch immer noch verheiratet, oder nicht?

Bis das der Tod uns scheidet…

Allerdings konnte ich nicht einmal wissen, ob Damian noch lebte. Und würde es vermutlich nie erfahren. Diese Ehe bestand – vermutlich- noch, allerdings nur noch auf dem Papier.

Aber zu wissen, dass ich nunmehr einem anderen Mann gehörte, dass ich nun dessen Eigentum, dessen Sklavin war, war trotzdem eine bittere Erkenntnis.

Wenn Damian wüsste, was in diesem Augenblick mit mir passierte… Vermutlich wäre ihm das Herz gebrochen. Vielleicht war es besser, dass er nicht wusste und auch nie erfahren würde, was hier und heute geschehen war.

Die bittere Wahrheit war, dass es auch niemanden interessierte, dass ich immer noch verheiratet war. Herrn El Haji nicht, Omar und die anderen Helfer nicht, all die anderen Männer nicht, welche mich hier auf dem Podest betatscht hatten. Und auch dem jungen Mann, der mich gekauft hatte, schien dies egal zu sein.


Nachdem der junge Mann den Kaufpreis für mich entrichtet hatte, kam er zu mir herüber und sagte etwas zu mir, was wohl bedeutete, dass er Hasan hieß. Ich versuchte ihm zu antworten, dass ich Fenja hieß.

Ihn anzuzicken, dass mein Name ihn überhaupt nichts anginge, er seine Finger von mir lassen und wieder gehen sollte, würde mich wohl auch nicht weiterbringen.

Maximal wäre Hasan dann vom Kauf zurückgetreten und ein anderer Mann hätte mich gekauft. Oder Herr El Haji hätte mich in die Steinhalle nach Sansibar zurückgebracht. Am wahrscheinlichsten war es jedoch, dass ich für diesen Kommentar erst einmal von Omar oder Hasan selbst ein paar Hiebe bekommen hätte und Hasan mich danach trotzdem mitgenommen hätte. Nein, ich musste wohl den Tatsachen in die Augen sehen, dass ich nun die Sklavin dieses Mannes war, ob ich wollte oder nicht.


Hasan nahm meine Antwort dann auch wohlwollend zur Kenntnis. Herr El Haji öffnete das Vorhängeschlosses, welches meine Hände mittels der Kette mit meinem Hals verband. Es tat gut, meine schmerzenden Arme wieder bewegen zu können.
Auch durfte ich mein weißes Sklavinnenkleid wieder anziehen.

Was als nächstes kam, war mir auch klar, ich hatte dies ja schon mehrfach mitansehen müssen: Herr El Haji befestigte die Kette, welche zuvor meine Hände gefesselt hatte, mittels des bekannten Vorhängeschlosses an meinem Halseisen und gab das Ende der Kette an Hasan. Ein paar Schlüssel wechselten ihren Besitzer.

Hasan blickte zufrieden drein und sagte etwas zu mir, das wohl hieß, dass wir gingen.

Ob ich auch mitkommen wollte, fragte er natürlich nicht, das stand nicht zur Disposition.

Ich warf Clara noch einen Abschiedsgruß zu. Ungern ließ ich sie hier allein. Ich hoffte für sie das beste und hoffentlich würden wir uns einmal wiedersehen.

Clara erwiderte den Gruß, ihr standen ebenso wie mir Tränen in den Augen.

Aber es half nichts. Dieser Mann, Hasan wie er wohl hieß, hatte mich gekauft und nahm mich nun mit. Wohin auch immer.


So folgte ich dem Zug der Kette an meinem Halseisen. Diese Demütigung kannte ich leider bereits zur Genüge.

Heute war es jedoch nicht mehr Herr El Haji oder Omar, sondern ein Mann, der mich für sich gekauft hatte. Wofür auch immer.

Unten auf dem Marktplatz drehte ich mich nochmals um und sah zu Clara hinauf. Wer weiß, vielleicht war dies das letzte Mal, dass ich eine der Mitreisenden sah, die mit mir in Amsterdam dieses Schiff bestiegen hatten?

Würden sich unsere Wege hier und jetzt für immer trennen, so wie sich die Wege von mir und Damian in Sansibar getrennt hatten?

Alle anderen waren bereits weg, die meisten in Sansibar, der kleine Rest nun in dieser Stadt. Und nun war auch für mich der Abschied gekommen.

Zumindest gab mir Hasan noch eine Minute Zeit, während ich mich nach Clara umdrehte und ihr zwei, drei Tränen nachweinte.

So viel Rücksicht hatten weder die Piraten noch die Sklavenhändler gezeigt.

In Sansibar oder auf dem Weg vom Schiff hierher hätte ich diesen Stopp wohl mit einem Würgen an meinem Hals, im schlimmsten Fall mit einem Hieb von Omars Rohrstock bezahlt.

Aber Hasan blieb auch kurz stehen, in diesem Moment war ich ihm tatsächlich sehr dankbar für seine Rücksicht.

Ich wollte Hasans Geduld aber auch nicht überstrapazieren und ließ mich dann auch weiterführen. Weinend hier auf dem Marktplatz zu stehen, hätte wohl auch niemandem weitergeholfen.

Zugegebenermaßen war ich auch etwas neugierig, wo mich Hasan nun hinbringen würde, wie dieser Albtraum weitergehen würde…



[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Neuschreiber63 am 14.03.24 um 19:28 geändert
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:12.03.24 00:01 IP: gespeichert Moderator melden


SCHÖN auch mal etwas aus Sicht von Fenja zu erfahren.

Auch sie ist mir ans Herzen gewachsen und wie mit Clara leide ich natürlich auch mit ihr mit
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Neuschreiber63
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:13.03.24 07:40 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
SCHÖN auch mal etwas aus Sicht von Fenja zu erfahren.

Auch sie ist mir ans Herzen gewachsen und wie mit Clara leide ich natürlich auch mit ihr mit



Danke für Deinen Kommentar.

Tatsächlich gibt es in dieser Geschichte ziemlich viele Leute, mit denen man mitleiden kann.
Zumindest sieht es mit den Weihnachtsgeschenken für die Kinder von Herrn El Haji gar nicht so schlecht aus...

Wie früher geschrieben sind die zwei Kapitel über Fenja eine Art Test, ob man die Geschichte noch etwas erweitern könnte.
Bin mir aber nicht sicher, ob das Sinn macht.
Einerseits gäbe es natürlich noch ganz, ganz viel zu erzählen. Andererseits bläht das die (eh schon nicht besonders kurze) Geschichte weiter auf. Und ein paar Wiederholungen sind auch nicht zu vermeiden.

Was meinen meine geschätzten Leser/*_Innen?


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jonnyf
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:13.03.24 16:04 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Neuschreiber63,

eine Konzentration auf die Familie würde oder wird schon den Umfang sprengen.

Vielleicht dass eine oder andere einfließen lassen, was möglicherweise aus irgendwelchen Quellen zu erfahren ist.

Separate Kapitel wie bei Fenja führt mgl. zu weit.




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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:13.03.24 18:27 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Hallo Neuschreiber63,

eine Konzentration auf die Familie würde oder wird schon den Umfang sprengen.

Vielleicht dass eine oder andere einfließen lassen, was möglicherweise aus irgendwelchen Quellen zu erfahren ist.

Separate Kapitel wie bei Fenja führt mgl. zu weit.


Vielleicht hast Du Recht.
Den 2. Teil des Exkurses werde ich aber noch posten, geschrieben habe ich das Kapitel schon und für den Müll wäre es dann doch zu schade...
Danach geht es wieder zurück zu Clara und ich werde Claras Geschichte ohne größere Umwege zu Ende erzählen, versprochen

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Neuschreiber63
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  Auswanderin unter Kontrolle Datum:13.03.24 18:34 IP: gespeichert Moderator melden



21b. Fenja, Teil 2 (Exkurskapitel)


Hasan führte mich durch einige Gassen der Stadt.

Ich überlegte, ob ich mich vielleicht wehren sollte oder einen Fluchtversuch starten sollte.
Vielleicht in einem Überraschungsmoment…? Aber selbst wenn es mir gelungen wäre, mich loszureißen, hätte ich nicht gewusst, wohin ich dann hätte fliehen sollen. Mit dem Eisenring um meinen Hals und der daran befestigten Kette konnte jeder auf einhundert Meter Entfernung erkennen, dass ich eine entflohene Sklavin war. Und wenn ich wieder eingefangen wurde, würde es mir wohl schlecht, sehr schlecht ergehen.

Ich bräuchte einen besseren Plan, um von hier wegzukommen.

Wohin? Nach Batavia wollte ich nicht mehr, ohne Damian. Dann doch lieber zurück nach Stolp.

Damian Familie konnte ich vermutlich nicht mehr unter die Augen treten, auch wenn es natürlich nicht meine Schuld gewesen war, dass Damian- so wie ich – versklavt worden war.

Aber meine eigene Familie würde mich sicherlich wieder aufnehmen, diese war schon sehr traurig gewesen, als ich ihr erzählt hatte, dass wir in Batavia ein neues Leben beginnen wollten.
Tatsächlich hatten sie mich auch vor dieser Reise abhalten wollen. Vielleicht hätte ich besser auf sie gehört.

Was wohl inzwischen in Pommern passiert war? Gab es bereits einen neuen Krieg? Oder hatten sich die Verhältnisse dort wirklich verbessert, wie es meine Familie erhofft hatte?

Nur, wie sollte ich dorthin zurückkommen?

Zu Fuß auf keinen Fall, viel zu weit. Und wie hätte ich mich durch Arabien durchschlagen sollen? Vermutlich wäre ich gleich auf dem nächsten Sklavenmarkt gelandet.

Blieb dann nur das Schiff. Aber welches Schiff würde eine Sklavin von hier wegbringen?

Irgendwie war das fast genauso hoffnungslos.

Vermutlich bestand meine einzige Hoffnung darin, dass sich irgendwann eine plötzliche Chance ergeben würde. Welche auch immer.


So folgte ich Hasan bzw. dem Zug an der Kette, bis wir zu einem kleineren Haus kamen.

Er klopfte und eine ältere Frau, vielleicht so Mitte 50 öffnete die Türe. Vermutlich war dies Hasans Mutter.

Sie begrüßte Hasan und warf mir einen interessierten Blick zu. Dann begrüßte sie auch mich und bat mich – so hätte ich ihre Geste verstanden - einzutreten.

Hasan nahm mir die demütigende Kette an meinem Halseisen ab. Das Halseisen selbst nahm er mir aber ebenso wenig ab wie die Schellen um meine Hände.

Ich war mir nicht sicher, ob ich das Haus wirklich betreten wollte. Aber vor der Tür stehen bleiben war wohl auch keine Alternative. So kam ich der Aufforderung von Hasans Mutter nach und trat in das Haus ein.

Mir schwante, dass dies wohl ab sofort mein neues Zuhause war.

Hinter der Eingangstür lag ein Flur, von dem aus eine Treppe in den ersten Stock hinaufführte.

Wir gingen jedoch gerade aus und betraten durch eine weitere Türe eine Küche. Hasans Mutter bot mir ein Glas Wasser an, das ich auch gerne annahm. Von der Hitze draußen und dem Weg hierher war ich doch etwas durstig geworden.


Ich hatte gerade erst ein paar Schlücke getrunken, als ich Lärm hörte, als ob jemand die Treppe herunterkam. Kurz darauf wurde die Tür geöffnet- und zwei kleine Jungs kamen herein. Ich hätte sie auf 6 und 3 Jahre geschätzt, vielleicht auch ein Jahr älter. Hasan begrüßte diese herzlich und hob sie hoch.

Ganz offensichtlich waren dies seine Söhne.

Als Hasan die Kinder wieder abgesetzt hatte, betrachteten mich diese neugierig und fragten ihren Vater etwas, das ich jedoch nicht verstand.
Es war jedoch offensichtlich, dass es um mich ging.

Hasan antworteten etwas. So ganz schien die Neugier der Kinder aber noch nicht befriedigt, denn sie zeigten nun auf mein Halseisen und fragten ihren Vater erneut etwas. Vermutlich wollten sie wissen, warum die neue Haushaltshilfe einen Eisenring um den Hals trug.

Kinder können so gnadenlos ehrlich sein.

Hasan war diese Frage anscheinend ebenso peinlich wie mir. Wir wurden beide ziemlich rot und Hasan erklärte seinen Kids erneut etwas, was ich aber wiederum nicht verstand.

Auch wenn es mir als Sklavin wohl eigentlich nicht erlaubt war, ungefragt zu sprechen, so hatte ich meinen Mund mal wieder nicht unter Kontrolle und fragte Hasan, wo die Mutter der Kinder sei.

Hasan hatte die Frage anscheinend verstanden. Er machte ein Schlafenszeichen und zeigte dann zum Himmel. Er sah auf einmal sehr traurig aus und ein paar Tränen liefen ihm aus den Augen. Auch seine Mutter sah sehr traurig aus.

Es war wohl klar, was das hieß. Ich war mit meiner vorlauten Art wohl gerade in ein sehr, sehr großes Fettnäpfchen getreten. Ich versuchte Hasan zu sagen, dass mir dies leidtäte.

Betreten schwiegen wir einen Moment.


Es waren dann die Kinder, die wiederum etwas von ihrem Papa wissen wollten und so das Schweigen brachen.

Hatte mich Hasan als Babysitterin für seine Kinder erworben? Oder vielleicht sogar als Ersatzmutter?

Ich wollte weder das eine noch das andere sein.

Ich wollte durchaus Kinder, allerdings eigene. Zusammen mit Damian.

Aber direkt nach unserer Hochzeit hatte es noch nicht geklappt, sonst hätten wir diese Reise nicht angetreten. In Batavia hatten wir es jedoch nochmals versuchen wollen.

Aber dazu würde es nie kommen. Von Damian würde ich nie ein Kind bekommen.

Bei dem Gedanken liefen mir wieder ein paar Tränen aus den Augen.

Vielleicht wunderten sich die anderen, warum ich auf einmal weinte. Aber den Grund konnte und wollte ich nicht sagen.

Stattdessen sahen mich die zwei Jungen mit großen Augen an.

Irgendwie waren diese Kinder schon süß. Wie Kinder halt so sind, wenn sie nicht quengeln und sich nicht streiten.


Vermutlich war ein Leben als Haushalts- und Babysitter-Sklavin auch um Welten besser denn als Sklavin auf einer Plantage, wie es uns Herr El Haji angedroht hatte. Und zurück nach Sansibar wollte ich auch nicht.

Bis sich irgendwann, irgendwie eine Gelegenheit zur Flucht ergeben würde, blieb mir also wohl wenig anderes übrig, als mein Leben hier als Haussklavin zu akzeptieren.

Da half es sicherlich, dass Hasan und seine Mutter freundlich zu mir waren. Hasans Vater konnte ich nirgends sehen, nach dem Fettnäpfchen zuvor wollte ich auch nicht fragen, ob es diesen noch gab.
Anscheinend lebten vier – mit mir nun fünf – Personen in diesem Haus.

Hasans Mutter führte mich dann auch kurz herum. Im Erdgeschoss gab es eine Küche und ein Esszimmer, im zweiten und dritten Stock ein Zimmer für die Kinder, je ein weiteres wohl für die Mutter und Hasan und ganz oben noch zwei Kammern. Eine davon vermutlich für mich.

Das Haus war insgesamt eher einfach eingerichtet, Hasan gehörte vermutlich nicht zu den reichsten Bewohnern der Stadt.

Vermutlich hatte er für seine Verhältnisse viel Geld für mich ausgegeben.

Und das erste woran ich dachte, war eine Flucht. Fast schämte ich mich ein bisschen für diese Gedanken.


Danach führte mich Hasans Mutter langsam in meine Aufgaben hier ein. Ich verstand noch nicht allzu viel von dem, was sie sagte. Aber was Hausarbeit war, wusste ich natürlich schon, von daher konnte ich das meiste durchaus nachvollziehen.

Der Tag verging, es gab viel Arbeit, aber auch die eine oder andere Gelegenheit, sich mit Hasan oder seiner Mutter zu unterhalten. Soweit man von Unterhaltung sprechen konnte, allzu viel Arabisch hatte ich auf der Dhau nicht gelernt.

Immerhin schien Hasan die Regel nicht so genau zu nehmen, dass ich als Sklavin ungefragt nicht sprechen durfte. Sonst hätte ich heute wohl bereits viele Hiebe erhalten. Aber zumindest bisher musste ich hier keine Bekanntschaft mit einem Stock oder einer Peitsche machen. Im Gegensatz zur armen Katharina.

Hoffentlich blieb dies auch so.

Jedenfalls waren Hasan und seine Mutter freundlich und behandelten mich für eine Sklavin auch gut, wesentlich besser als die Piraten und auch durchaus besser als die Sklavenhändler auf dem Schiff.

Nein, ich wollte keine Sklavin sein, aber an dieser Tatsache konnte ich zumindest momentan nichts ändern. Und vermutlich hätte es auch viel, viel schlimmer kommen können…

Damian war Geschichte. Stolp war Geschichte. Batavia war Geschichte.

Nun würde ich mich irgendwie mit meinem neuen Leben als Sklavin hier in Al Kharsun arrangieren müssen…


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Windelmeister
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:13.03.24 23:30 IP: gespeichert Moderator melden


Ich glaub wir dürfen Fenja gratulieren. Der Verkauf als Sklavin ist in gewisser Weise eine Art Lotterie und Fenja dürfte von dem was wir bisher erfahren haben richtig Glück gehabt zu haben.

Mich würde freuen wenn wir zwischendurch immer mal was von Fenja erfahren würden. Vieleicht treffen sich Fenja und Clara ja doch nochma. Vielleicht sind ihre neuen Besitzer ja sogar Freunde? Du schaffst es immer wieder neue Neugierde zu wecken und freue mich deshalb schon jetzt auf weitere Fortsetzungen
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windelfohlen
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:14.03.24 00:20 IP: gespeichert Moderator melden


Oh da hat die Fenja viel glück gehabt.

Bin jetzt ein wenig zwiegespalten, einerseits bekommt man einen kleinen Einblick wie das neue Sklaven leben beginnt.
Anderseit würde das so ziemlich den Rahmen sprengen, wie es schon geschrieben wurde.

Ich selber würde glaub ich ein zwischen ding wählen nur von gewissen Leute ein eigenständiges Kapitel aber dann halt 2 Kapitel maximal 3, und wen geplant ist das die sich treffen können sie ihr erlebtes gegeseitig erzählen.

Lange rede gar kein sinn,
Tolle Fenja Kapitel sehr gut Geschrieben.
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Neuschreiber63
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:14.03.24 19:27 IP: gespeichert Moderator melden


@Windelmeister, windelfohlen

Freut mich, wenn Euch diese Geschichte immer noch gefällt. Ihr seid wirklich hart im nehmen

Ich versuche ja nach wie vor, mit meiner Geschichte halbwegs an der Realität zu segeln, auch wenn die erzählerischen Elemente in der zweiten Hälfte der Geschichte mehr werden. Zumindest in meiner Vorstellung war es für die armen Seelen, welche auf einem Sklavenmarkt verkauft wurden, wirklich eine Lotterie, welches Schicksal sie zukünftig erwartete. Das wollte ich so auch rüberbringen.
(allerdings gab es sicherlich auch Sklavenmärkte, auf denen es nur schlechte Lose gab)

In meiner Geschichte haben jedenfalls Fenja, Veronica, ihre Mutter und die beiden flämischen Brüder eher gute Lose gezogen, Elise dagegen ein ziemlich schlechtes und das allerschlechteste Los haben Catharina und die zwei Afrikanerinnen gezogen (die Leser meiner ersten Geschichte können vielleicht erahnen, wie schlecht Catharinas Los sein könnte).

Ob Clara ein gutes oder schlechtes Los zieht, werde ich berichten…

Ich habe mir tatsächlich überlegt, ob ich die zwei Exkurskapitel hier einfügen soll und damit den Erzählfluss etwas unterbreche. Dass ich es letztlich getan habe, hatte ein paar Gründe: Zum einen fand ich den Perspektivwechsel auf Clara von außen ganz nett. Zum anderen hatte mir eine Leserin geschrieben, dass ihrer Meinung nach die Sklavinnen auf dem Schiff zu gut behandelt werden. Auch wenn ich deswegen natürlich nicht meine komplette Geschichte ändern will, so bin ich doch immer bereit, Anregungen der Leser*/_Innen einfließen zu lassen. Fenja musste dann als „Opfer“ herhalten. Zum dritten fand ich Fenjas Fortsetzung zwar ganz nett, aber wenn ich diese erst nach dem Ende von Claras Geschichte (die ich ja noch ausführlich erzählen werde) angefügt hätte, wäre das wohl ein müder Abklatsch geworden. Dann lieber vor dem eigentlichen Hauptteil/Schluss der Geschichte. Und last but not least haben mir selbst die beiden Kapitel mit Fenja gefallen, was bei aller Wertschätzung für meine Leser erstmal das wichtigste ist .

Weitere Exkurskapitel wird es aber wie geschrieben aller Voraussicht nach nicht geben. Wie geschrieben, eventuell hat ja jemand (oder ich selbst) irgendwann mal Lust auf eine Fortsetzung, dann könnte man mehr über Fenja, Catharina, Elise, Veronica und die anderen schreiben.

Es ist allerdings auch nicht ausgeschlossen, dass Clara noch ein paar ihrer Mitreisenden in einem der letzten Kapitel (genauer gesagt im vorletzten Kapitel) über den Weg laufen wird. Wie gesagt, Al Kharsun ist ja klein…

Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass Hasan Claras neuen Besitzer kennt. Ob diese dann Freundinnen bleiben können – mal sehen. Zumindest die beiden Personen aus meiner ersten Geschichte, die für Fenja und Clara Pate stehen, sind ja beste Freundinnen geworden, von daher wäre es auch nicht ganz unwahrscheinlich, dass dies bei den beiden auch der Fall sein wird.

Wie so vieles wird dies aber vermutlich der Fantasie des/r Lesers/In überlassen bleiben, denn allzu lange geht diese Geschichte auch nicht mehr...


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Neuschreiber63
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  Auswanderin unter Kontrolle Datum:16.03.24 07:48 IP: gespeichert Moderator melden


22. zum zweiten Mal verkauft


Während sich das Podest nach und nach leerte, saß ich weiterhin am Rand und hoffte, bangte und betete.

Vermutlich war dies die längste Stunde meines Lebens.

Schließlich wurde auch Fenja verkauft und mitgenommen. Sie war die letzte gewesen, die mir von meinen Mitgefangenen noch Gesellschaft auf dem Podest geleistet hatte. Leisten musste. Sie war so etwas wie meine beste Freundin gewesen, seit ich mich von Isabella auf Sansibar verabschiedet hatte. Auch ihr weinte ich einige Tränen hinterher.

Die letzten Abschiedstränen, denn nun war ich ganz allein mit dem Sklavenhändler und seinen Helfern auf dem Podest.

Fenja drehte sich noch ein letztes Mal auf dem Marktplatz um und warf mir einen traurigen letzten Gruß zu. Dann wandte sie sich zurück und folgte an der Kette ihrem neuen Besitzer. Wohin auch immer.

Ich fühlte mich so allein.

Ich war so allein.



Weiterhin versuchte ich, mich so klein wie möglich zu machen.
Vielleicht würden die Sklavenhändler ja einfach gehen und mich hier vergessen?

Aber das passierte natürlich nicht, dazu war ich eine viel zu wertvolle Ware, dazu hatte Herr El Haji zu viele Goldstücke für mich bezahlt, um mich einfach hier zu vergessen. Entsprechend ließen mich die Sklavenhändler auch nie aus den Augen.

Inzwischen hatte sich auch der Strom der „Interessenten“ gelegt, es gab ja nichts mehr zu kaufen.

„Ausverkauft“ sozusagen.

Bis auf mich.

Tatsächlich kamen immer noch vereinzelt Männer auf das Podest, blickten zu mir herüber und sprachen Herrn El Haji an. Dieser schüttelte jedoch weiterhin den Kopf. Ich konnte mir denken, worum es in den kurzen Gesprächen ging.

Die Minuten vergingen weiterhin quälend langsam.

Ich wusste immer noch nicht warum, aber irgendwie hoffte ich weiterhin, dass der junge Mann zurückkommen würde.

Gleichzeitig stieg, warum auch immer, von Minute zu Minute meine Angst, dass der junge Mann nicht mehr zurückkommen würde und er es sich anders überlegt hätte. Oder dessen Eltern nicht bereit waren, ihm weiteres Geld für mich zu geben.
Was würde dann mit mir passieren?

Ich konnte es mir denken. Der Sklavenhändler würde mich an einen der Männer verkaufen, die er zuvor mit seinem Kopfschütteln abgewiesen hatte.

Während ich so bangend wartete, machten Herr El Haji und seine Helfer einen ganz zufriedenen Eindruck. In kürzester Zeit hatten sie 9 Sklavinnen und 6 Sklaven verkauft. Und auch für die 10. Sklavin würden sie einen Käufer finden, so viel war klar. Die weite Reise nach Sansibar und zurück hatte sich für sie vermutlich gelohnt.

Was man für die 16 anderen „Passagiere“, die auf der Rückfahrt zwangsweise mitgereist waren, nicht unbedingt behaupten konnte.

Entsprechend standen die Männer ganz zufrieden auf dem Podest herum und unterhielten sich. Jedoch weiterhin, ohne mich aus den Augen zu lassen.


Vermutlich waren sie glücklich, wieder wohlbehalten in ihrer Heimat angekommen zu sein.
Vielleicht winkte Herrn El Hajis Helfern auch eine Bonuszahlung für die erfolgreiche Reise.

Omar hatte uns irgendwann auf See erzählt, dass es durchaus nicht so selbstverständlich war, dass alle Sklaven die Reise überlebten und dann auf den Sklavenmärkten Arabiens verkauft werden konnten.

Tausende, vielleicht auch hunderttausende Sklaven waren bereits auf dem Weg von Ostafrika nach Arabien gestorben, weil sie die Strapazen der Reise nicht überstanden hatten. Insbesondere Sklavinnen und Sklaven, welche zu Fuß durch die afrikanische Savanne und die Saharawüste getrieben wurden. Die genaue Zahl kennt niemand.

Aber zugegebenermaßen hatten Herr El Haji und seine Helfer uns auch – für Sklaven – relativ gut behandelt, so dass alle seine 16 Hänsel heil im Oman angekommen waren. Und die Reise per Schiff war wohl wirklich ein Luxus gewesen im Vergleich zu den Fußmärschen, welche andere Sklavinnen und Sklaven auf sich nehmen mussten.

Vermutlich hatte uns Omar sagen wollen, dass wir uns glücklich schätzen sollten, als Sklavinnen auf Herrn El Hajis Schiff unterwegs sein zu dürfen.
Selbst wenn wir von früh bis spät dort arbeiten mussten und jeden Abend in unsere Gefängniszellen eingesperrt wurden.

Omar hatte leicht reden.

Aber ganz Unrecht hatte er wahrscheinlich auch nicht. Wahrscheinlich hatten wir – wie damals auch der Piratenanführer in der Steinhalle in Sansibar vermutet hatte – wirklich das „Glück“ gehabt, dass wir als weiße Sklaven so wertvoll waren und daher von einem „Premium-Sklaven“-Händler gekauft worden waren, der auf seine teure Ware gut achtgegeben hatte. Sicherlich hätte es ihm – zumindest finanziell – weh getan, wenn eine(r) von uns, für die er in Sansibar so viel Geld bezahlt hatte, Al Kharsun nicht erreicht hätte.

Irgendwie schauderte mir trotzdem bei diesem Gedanken. Ich wollte weder eine „normale“ noch eine „Premium“-Sklavin sein.

Zumindest war ich noch am Leben, ganz selbstverständlich war dies wohl nicht.

Allerdings hatte es heute bereits den ein oder anderen Moment gegeben, in dem ich dies tatsächlich bedauert hatte und ich mir gewünscht hätte, dass ich in einem unbeobachteten Moment über Bord gesprungen wäre. Vermutlich wäre ich dafür dann in die Hölle gekommen. Aber dort war ich nun auch so gelandet. Nur in der Hölle auf Erden. Jedenfalls soweit nicht noch ein Wunder geschehen würde und mich ein Engel oder ein Prinz aus dieser Hölle, aus diesem Elend erretten würde.

Aber für einen Sprung über Bord war es nun sowieso zu spät. Maximal hätte ich hier vom Podest springen können und hätte mir „im besten Fall“ den Fuß gebrochen. Vermutlich aber nicht einmal das, denn das Podest war kaum eineinhalb Meter hoch.



Das Treiben auf dem Marktplatz ging wieder seinen gewohnten Gang. Von hier oben sah Al Kharsun wie eine ganz normale Stadt aus. Etwas orientalisch, exotisch, aber eigentlich nicht so viel anders als Hannover, nur heißer und trockener. Und mit dem Unterschied, dass ich nun als Sklavin in dieser Stadt leben musste. Dies war meine neue Heimat.

Auch im Gegensatz zu Hannover trugen die Frauen hier alle Schleier oder zumindest Kopftücher. Auch die Männer bedeckten ihren Kopf aufgrund der Hitze meist mit einem weißen Tuch, manchmal auch einer Art Turban. Beides kannte ich aber bereits von Sansibar und den Stopps in Mombasa und Merka. Auch „meine“ Sklavenhändler trugen eine solche Kopfbedeckung.

Am Rand des Marktplatzes entdeckte ich auch ein paar Kamele. Große, majestätische Tiere, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Trotz ihrer Größe waren diese wohl genauso unfrei wie ich.
Eigentlich interessiere ich mich aber auch nicht groß für die Kamele. Vielmehr kreisten meine Gedanken weiterhin darum, was aus der „Premium“-Kuh werden würde, die auf dem Podest immer noch zum Verkauf stand bzw. saß.



Ich sah dem Geschehen auf dem Marktplatz weiterhin zu, als ich auf einmal den jungen Mann von vorhin wieder entdeckte.

Er sah zum Podest herauf und kam direkt auf uns zu.

Hatte er tatsächlich Geld von seinen Eltern bekommen und würde mich nun kaufen?

Oder kam er nur, um Herrn El Haji abzusagen, damit dieser mich anderweitig verkaufen konnte?


Der junge Mann, Muhamet, wie er wohl hieß, stieg auf jeden Fall die Stufen des Podests hinauf, wo Herr El Haji ihn bereits erwartete. Auch er hatte Muhamet anscheinend bereits bemerkt. Vermutlich freute er sich bereits darauf, auch seine letzte Sklavin zu verkaufen und damit die Reise nach Sansibar zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen.

Sie besprachen etwas, das ich nicht verstand, dann gab der junge Mann dem Sklavenhändler ein Säckchen. Was dort drin war, konnte ich mir vorstellen. Der Kaufpreis für die Kuh, die sich immer noch reichlich erfolglos am Rand des Podests versteckte. Auch Muhamet hatte mich sofort „entdeckt“ und blickte mit einem Strahlen zu mir herüber. Ich wurde wohl etwas rot, als ich seinen Blick registrierte.

Anscheinend war sein Bittgang bei seinen Eltern erfolgreich gewesen und er hatte endgültig beschlossen, mich zu kaufen. Das hieß dann wohl auch, dass es nun auch für mich soweit war. Auch ich hatte nunmehr einen neuen Besitzer, einen neuen Herrn, dem ich zu dienen hatte. Ich gehörte nunmehr diesem jungen Mann, ob ich wollte oder nicht. So wie die Kamele dort unten auch irgendjemandem gehörten und diesem zu Dienst sein mussten. Auch die Kamele hatten sich ihren Besitzer wohl nicht ausgesucht. Zumindest Muhamet hatte sich aber auch nicht groß für die Kamele dort unten interessiert, sein Interesse hatte offensichtlich ausschließlich der Kuh gegolten, die immer noch gefesselt hier oben saß…


Herr El Haji blickte in das Säckchen, holte eine Münze heraus und war offensichtlich zufrieden.

Dann klopfte er dem jungen Mann noch auf die Schulter und sie schienen noch ein paar freundliche Worte zu wechseln. Wie zwei gute Bekannte. Oder wie zwei Männer, die gerade ein für beide Seiten gutes Geschäft abgeschlossen hatten.

Über eine dritte Person, die allerdings nicht gefragt worden war.

Der junge Mann strahlte und blickte wieder zu mir herüber.

Ich wusste nicht so recht, ob ich diesen Blick erwidern sollte und so sah ich nur ganz kurz hinüber und senkte dann wieder den Kopf. Irgendwie war mir aber klar, dass mich dieser junge Mann in nächster Zeit noch öfters anblicken würde, ich war ja jetzt seine Sklavin.



Als die Männer ihr Gespräch beendet hatten, kam Herr El Haji zu mir herüber und hieß mich aufzustehen:


„Clara,

ich glaube, Deine Gebete wurden erhört, Muhamet hat Dich tatsächlich erworben.

Das freut mich für Dich.

Wenn Du ihm gehorsam bist, wird er Dich sicher gut behandeln, er ist ein freundlicher junger Mann.

Ganz sicher hättest Du es schlimmer treffen können.

Vielleicht sehen wir uns ja sogar irgendwann einmal wieder, unsere Familien sind wie ich vorher schon gesagt hatte befreundet.

Mache das Beste auf Deinem Schicksal und sei Muhamet eine fleißige und treue Sklavin.

Wie ich schon öfters gesagt habe, ergeht es aufsässigen Sklavinnen nicht gut, ich hoffe wirklich für Dich, dass Dir dies erspart bleibt. Dein Leben wäre wirklich zu schade, um es auf irgendeiner Plantage oder in einem Bergwerk zu vergeuden.

Also sei eine gehorsame Sklavin, dann wirst Du sicher auch gut von Muhamet und seiner Familie behandelt werden.“



Mit diesen Worten zog Herr El Haji mein Kleid nach oben, so dass er wieder meinen nackten Körper sehen konnte. Wiederum schämte ich mich so.

Dann nahm er einen Schlüssel und öffnete das Schloss, mit welchem die Kette zwischen meinem Hals und meinen Händen fixiert war.

Ich konnte endlich wieder meine Hände nach unten nehmen und meine Arme ausstrecken, das tat gut.

Herr El Haji ließ mein Kleid wieder nach unten fallen, mit meinen befreiten Händen konnte ich wieder in die Ärmel des Gewands schlüpfen. Dann nahm Herr El Haji jedoch wieder die Kette und befestigte diese mit dem Vorhängeschloss wieder mit dem Ring an meiner Halsschelle. Zumindest diesmal ohne meine Hände noch zusätzlich daran zu fesseln.

Dann zog er mich an der Kette wie eine Kuh hinüber zu dem jungen Mann, der auf mich wartete.

Er übergab das Ende der Kette an Muhamet und wechselte noch ein paar freundliche Worte mit ihm.

Auch gab er ihm einen Beutel, in welchem sich mein Keuschheitsgürtel und das einzige, was mir noch geblieben war, befand, nämlich mein altes Kleid und die kleine Kette mit dem Elfenbeinamulett. Ich war froh, dass ich den Keuschheitsgürtel nicht wieder anziehen musste.


Muhamet bedankte sich bei Herrn El Haji und sah mir dann in die Augen und strahlte dabei.

Keine Ahnung warum, aber irgendwie konnte auch ich ein kleines Lächeln nicht verhindern. Eine Träne lief mir aus den Augen.

Romantisch war dies nicht gerade, wie eine Kuh angekettet auf einem Podest einer fremden Stadt zu stehen und von einem Mann, dessen Besitz ich nun war, angesehen zu werden.

Und dennoch hoffte ich irgendwie, dass dies der Beginn meines persönlichen Märchens vom Aschenputtel war. Dass dies mein Prinz wäre, der mich aus meinem Elend befreien würde.

Was sollte ich auch anderes tun, als mich an diese naive Hoffnung auf ein glückliches Ende dieses Horrors zu klammern.

Bei diesem Gedanken lief mir eine weitere Träne aus den Augen.


Der junge Mann, Muhamet, bemerkte offensichtlich diese Träne und wischte diese zärtlich mit einem Tuch ab.

Dann sagte er fast schüchtern etwas auf Arabisch, was so etwas wie „Hallo“ hieß. Dazu noch etwas Anderes, das ich aber nicht verstand.

Ich erwiderte den Gruß, so viel Arabisch konnte ich bereits nach ein paar Wochen auf dem Schiff eines arabischen Sklavenhändlers.

Das Niederländisch, das ich auf dem Weg nach Sansibar gelernt hatte, konnte ich nun wohl endgültig wieder vergessen, dieses würde ich wohl nicht mehr brauchen. Stattdessen würde ich wohl in nächster Zeit Arabisch lernen müssen.

Auch die seine anschließenden Worte „Gehen wir“ verstand ich bereits und so folgte ich ihm an der Kette an meinem Halseisen hinunter vom Podest und hinein in mein neues Leben…




[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Neuschreiber63 am 16.03.24 um 17:27 geändert
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Neuschreiber63
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  Auswanderin unter Kontrolle Datum:20.03.24 20:56 IP: gespeichert Moderator melden



23. Die müffelnde Kuh


Irgendwie war es ein sehr, sehr seltsames Gefühl, als der junge Mann leicht an der Kette an meinem Halsband zog und mich vom Podest hinabführte.

Einerseits fühlte ich mich erneut wie eine Kuh.
Andererseits war ich doch auch irgendwie froh, bei diesem jungen Mann gelandet zu sein, froh, dass dieser nun mein Besitzer war.

Es hätte wohl viel, viel schlimmer kommen können. Vermutete ich zumindest, wenn ich zum Beispiel an Catharinas Abschied zurückdachte. An die Schläge mit dem Rohrstock, welche sie von ihrem neuen Besitzer gleich zur Begrüßung bekommen hatte. Mit ihr hätte ich nicht tauschen wollen.

Und warum auch immer klammerte ich mich immer noch an die naive Hoffnung, dass nun alles gut werden würde, dass ich das schlimmste überstanden hätte.


Aber zunächst führte dieser junge Mann auch mich wie eine Kuh an der Kette über den Marktplatz.

Leute sahen mich an, irgendwie war mir das sehr unangenehm, obwohl ich diese Blicke von Sansibar bereits zur Genüge kannte.

Zumindest ging Muhamet langsam genug, dass ich ohne Probleme mitkam und nicht an meinem Halseisen gewürgt wurde. Fast schien es, als ob er extra vorsichtig ging, um mir nicht wehzutun.

Auch drehte er sich öfters um, um zu sehen, ob bei mir alles in Ordnung war. Ich war etwas überrascht, so etwas kannte ich bisher nicht. Für Herrn El Haji war es völlig selbstverständlich gewesen, dass ich und die anderen Frauen ihm folgten, egal wie, das war unser Problem gewesen.

Dabei sah Muhamet mir auch jedes Mal in die Augen und strahlte. Und ja, er hatte ein hübsches und sympathisch aussehendes Gesicht, das konnte ich nun aus ungefähr eineinhalb Metern Entfernung noch besser erkennen als zuvor. Irgendwie war es schön, wie er mich anlächelte, sein Lächeln tat meiner geschundenen Seele gut. Ein Mann, der mich anlächelte und mich nicht begaffte und begrapschte, sondern wie einen Menschen ansah, so etwas hatte ich schon lange nicht mehr erleben dürfen.

Ich glaube sogar, ich errötete etwas, jedes Mal wenn er mich strahlend ansah.

Allerdings war es auch so, dass es mir irgendwie peinlich war, nunmehr sein Besitz zu sein und an meinem Halsring angekettet hinter ihm zu herzulaufen. Daher konnte ich seinem Lächeln – so schön es auch war – nicht allzu lange standhalten und senkte den Blick meist ziemlich schnell, nachdem ich ihm in seine braunen Augen gesehen hatte.



Wie gesagt, dieser Gang an der Kette über den Marktplatz war seltsam, irgendwie anders als meine vorherigen. „Schön“ wäre sicherlich das falsche Wort gewesen, aber so unangenehm und schmerzhaft wie die vorherigen war er auch nicht.

Trotzdem beneidete ich etwas die beiden flämischen Brüder, welche zuvor ohne Kette an ihrem Halseisen „frei“ (naja, allerdings auch mit gefesselten Händen) über den Marktplatz gehen konnten.
Warum gönnte mir Muhamet nicht auch diese Freiheit?

Weglaufen hätte ich eh nicht können, wohin auch in dieser fremden Stadt? Hätte ich überhaupt weglaufen wollen, wenn ich es gekonnt hätte?

Seltsamerweise war ich mir dessen momentan gar nicht so sicher.


Allerdings, anscheinend war es hier üblich, dass Sklaven an der Kette vom Sklavenmarkt weggebracht wurden, so war es – bis auf die beiden Flamen – bei allen gewesen, auch bei meinem Bruder, meinem Vater, meiner Mutter, meiner Schwester, Elise, Catharina, Fenja und den sechs Afrikanern.

Ich war nun eine, seine Sklavin, daran gab es keinen Zweifel, egal wie mir der junge Mann in die Augen sah, wenn er sich wieder umdrehte.


Und irgendwie hatte ich mein Dasein als Sklavin schon so halb akzeptiert, was hätte ich auch sonst machen sollen. Bereits in Sansibar hatte ich feststellen müssen, dass niemand kommen würde, um mich zu retten.

Vielleicht würde es mir ja auch – so wie es Herr El Haji gesagt hatte – hier nicht so schlecht gehen. Nur meine Freiheit, die hatte ich verloren, für lange Zeit, vielleicht auch für immer.

Aber vielleicht war es sogar besser, ein unfreies, aber gutes Leben als Sklavin zu haben, denn als freie Frau ein schweres Leben zu haben? Die Schweren des Lebens hatte ich bereits in Hannover kennengelernt, sonst wären wir nicht von dort fortgegangen. Nein, es war bestimmt nicht immer schön gewesen, dass wir jeden Monat aufs Neue sehen mussten, wie wir über die Runden kamen. Und ob uns in Batavia wirklich ein besseres Leben erwartet hätte, war auch in den Sternen gestanden.
Zugegebenermaßen war es vor allem eine Hoffnung gewesen.

Wie auch immer, eine Wahl hatte ich nicht, ich war nun hier in Al Kharsun und musste versuchten, das Beste aus meinem neuen Leben zu machen. Meinem neuen Leben als Sklavin.


Auch das Gefühl, an der Kette irgendwohin laufen zu müssen, kannte ich ja leider bereits zur Genüge, weshalb ich zumindest versuchte, auch diesen peinlichen Gang über den Marktplatz irgendwie mit fast stoischer Gelassenheit zu ertragen. Eine Wahl hatte ich wie gesagt sowieso nicht.

Mit einem Anflug von Sarkasmus dachte ich mir, dass diese Gänge an der Kette immer wieder spannend waren, denn ich wusste nie, wo ich als nächstes hingeführt wurde. Vielleicht zu einem Sklavenmarkt, auf dem ich verkauft wurde, vielleicht zu einem Schiff, das mich nach Arabien brachte, vielleicht zu einem chinesischen Schmied, bei dem ich einen Keuschheitsgürtel angelegt bekam. Schön waren die Ziele jedenfalls meistens nicht gewesen. Eigentlich konnte es fast nur besser werden.


Muhamet führte mich also an der Kette über den Marktplatz. Wir überquerten diesen komplett, dann kamen wir auf der anderen Seite des Platzes zu einem größeren Haus, aus welchem ein angenehmer Duft kam.

Dem Geruch nach war dies ein Badehaus. Fand Muhamet, dass ich zu sehr müffelte? Ein bisschen peinlich war mir dieser Gedanke schon.

Aber Recht hatte er wohl durchaus, seit Sansibar, also schon seit Wochen, hatte ich mich nicht mehr gewaschen. Ein bisschen wunderte es mich fast, dass er für so ein müffelndes Häufchen Elend so viel Geld bezahlt hatte.

Muhamet führte mich um die linke Ecke des Hauses und blieb dort an einem Eingang stehen. Dort stand eine junge arabische Frau und begrüßte Muhamet. Sie trug ein Kopftuch und hatte ein hübsches Gesicht. Die beiden unterhielten sich kurz, aber vermutlich waren sie sich schnell einig, worum es ging: Um die müffelnde Kuh hinter ihm. Wie peinlich.


Muhamet gab der jungen Frau sodann ein Geldstück und das Ende der Kette, an welcher ich hing.

Die junge Frau sagte freundlich etwas zu mir, was ich jedoch nicht verstand.

Dann führte sie mich an der Kette in das Haus, Muhamet blieb draußen.

Drinnen war ich in der Tat in einem Badehaus, in einem arabischen Hamam. Auch innen roch es sehr angenehm in diesem Badehaus. Es gab verschiedene Räume, welche hauptsächlich mit weißen und blauen Fliesen verkleidet waren. Ein sehr schöner, exotischer Ort. Ein ganz klein wenig fühlte ich mich wie in einem Märchen aus 1001er Nacht.

Die junge Frau zog mir mein Kleid aus, meine Fesseln an den Händen und am Hals entfernte sie jedoch nicht. Konnte sie vermutlich auch nicht ohne Schlüssel. Zu wundern schien sie sich auch nicht. Die Kette zu meinem Halsring durfte ich selbst in der Hand halten.

Danach wusch sie mich mit Wasser ab und seifte mich danach mit einer wohlriechenden Lauge ein. Anschließend wurde ich nochmals mit warmem Wasser abgewaschen und abgetrocknet. Auch meine Haare, welche nach der langen Reise schon sehr zerzaust waren, wusch sie mit einer Lauge und kämmte diese anschließend. Vermutlich unnötig zu sagen, dass mir diese Berührungen deutlich lieber waren als das Begrapschen durch die Männer zuvor auf dem Podest.

Besonders gründlich wusch sie meine Stirn und behandelte diese auch zwei oder dreimal mit einer Seife. Anscheinend entfernte sie meine Markierungen dort. Diese hatten ihren Dienst getan. Trotzdem war ich natürlich froh, diese los zu sein. Ob die junge Frau wusste, wofür die beiden Markierungen auf meiner Stirn gestanden hatten? Zumindest bei der einen vermutlich ja, sie sagte aber auch nichts dazu.


Die ganze Prozedur dauerte vielleicht eine halbe Stunde, dann durfte ich mein Kleid wieder überziehen und die Frau führte mich an der Kette wieder hinaus zu Muhamet.

So gewaschen und duftend war ich seit Monaten, seit Hannover nicht mehr gewesen. Und auch dort hatten wir uns einen solchen Besuch im Badehaus nur sehr selten geleistet, dieser war nicht ganz billig und unser Einkommen reichte für solche Vergnügungen eher selten.

Ja, trotz der Handschellen und dem Ring um meinen Hals fühlte ich mich irgendwie gut nach diesem Bad. An diesen Ort würde ich gerne öfters kommen.
Anscheinend war auch Muhamet sehr erfreut, als mich die junge Frau ihm wieder übergab.

Statt einer müffelnden Kuh hatte er nun eine wohlriechende Kuh an seiner Kette. Und vermutlich war die Kuh frisch gewaschen und „abgeschminkt“ auch etwas hübscher als zuvor.

Entsprechend strahlte Muhamet noch mehr als zuvor, als er mich ansah.


Ich bekam wieder ein freundliches „Hallo“ und etwas Anderes, das ich nicht verstand, zugeworfen. Vermutlich war es irgendeine Art von Kompliment gewesen und ich konnte ein kleines Strahlen und eine leichte Röte in meinem Gesicht nicht verhindern.

Vielleicht meinte es dieser junge Mann ja wirklich gut mit mir?


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windelfohlen
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:20.03.24 23:48 IP: gespeichert Moderator melden


Schön das Sie es geniessen kann ein wenig Wellnes zu bekommen.
Intressant glaube so langsam findet Sie sich ab mit dem Sklavenstatus, ist sicherlich auch besser je früher man damit sich arrangiert und sich sogar damit anfreunden kann.
Bin gespannt wie es mit den beiden weitergeht und wie die Zwei die Sprachbarriere überwinden.
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:21.03.24 20:22 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Schön das Sie es geniessen kann ein wenig Wellnes zu bekommen.
Intressant glaube so langsam findet Sie sich ab mit dem Sklavenstatus, ist sicherlich auch besser je früher man damit sich arrangiert und sich sogar damit anfreunden kann.
Bin gespannt wie es mit den beiden weitergeht und wie die Zwei die Sprachbarriere überwinden.


Jepp, ich glaube diese kleine „Wellness-Behandlung“ war ein win-win für beide Seiten. Unsere Clara wurde endlich mal wieder gewaschen und Muhamet freut sich wie man liest wie ein Schnitzel über seine aufgehübschte Sklavin. So eine müffelnde Sklavin nach Hause zu bringen, würde vermutlich auch einen schlechten Eindruck bei seiner Familie hinterlassen. Ich weiß nicht, ob er sich bei seinen Eltern für diese große Ausgabe rechtfertigen muss, aber so kann er diesen vielleicht leichter erklären, warum er einem Sklavenhändler die halben Ersparnisse der Familie ausgehändigt hat .

Vielleicht hat der eine oder andere auch mal wieder eine kleine Parallele bemerkt: Unsere Caro mochte ja auch gerne baden. So oft wie Caro wird Clara aber sicher kein Wellness bekommen. Ich weiß tatsächlich auch nicht, wo die in der arabischen Wüste überhaupt das Wasser herhatten, um sich zu waschen, aber irgendwie haben sie es auf jeden Fall geschafft. In Punkto Körperhygiene waren die Araber den Europäern wohl über Jahrhunderte voraus. Vielleicht war auch das ein Grund, warum Muhamet seine neue Sklavin erst mal unter die Dusche gesteckt hat…

Ja, sicherlich hat Clara ihr Leben als Sklavin halbwegs akzeptiert – etwas Anderes bleibt ihr auch gar nicht übrig.
Vielleicht kann man es sogar „anfreunden“ nennen. Genießen wird sie ihr Sklavendasein wohl nicht. Sie ist durchaus gehorsam (was damals wohl der Normalfall war), weniger aufsässig als beispielsweise Fenja, aber devot ist sie eher nicht. Aber ihr ist wohl bewusst, dass es – nach aktuellem Stand – auch schlechter ginge.

Was ich eigentlich zum Ausdruck bringen wollte:
Bestimmt ging es Sklaven und Sklavinnen manchmal besser als freien Menschen. Für 90% der Bevölkerung bestand das Leben wohl bis ins 20. Jahrhundert hinein auch nur aus Arbeiten von früh bis spät, um am Ende des Tages ein Dach über dem Kopf und ein Brot auf dem Teller zu haben. Dazu vielleicht noch ein paar Kinder in die Welt setzen und freitags/sonntags in die Kirche/Tempel/Moschee gehen und hoffen, dass nicht wieder ein Krieg kommt. Das war’s (nach meiner Vorstellung) für große Teile der Bevölkerung. Und wenn man keine Arbeit hatte, dann waren selbst diese Dinge schwierig (Hänsel und Gretel lässt grüßen). Da hatte es so manche/r Haussklave/in bei einer reichen Familie vermutlich besser, diese mussten sich dann zumindest nicht um ihr täglich Brot sorgen.

Ich bin mir sicher, die beiden werden sich irgendwie „verstehen“. Es dürfte aber klar sein, wer die Sprache des anderen lernt. Eine emanzipierte Beziehung wird das zwischen den beiden ganz sicher nicht werden, diese Geschichte versucht immer noch, halbwegs realistisch zu bleiben…
(wer einen absolut unrealistischen Unsinn lesen möchte, dem seien die Geschichte von den schönen Prinzessinnen Pipa und Bella ans Herz gelegt )
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:21.03.24 20:45 IP: gespeichert Moderator melden


Das ist dir auf jedenfall gelungen mit dem Aspekt das Sklaverei eine "sicheres" leben ermöglicht, wen kein Krieg kommt, und dann ist aber die Frage wie gut überlebt man als Sklave wen der Krieg ausbricht.

Oh da muss unsere Clara einen sehr guten Eindruck
hinterlassen, wen die hälfte jetzt weg ist vom vermögen.
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:21.03.24 21:44 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Das ist dir auf jedenfall gelungen mit dem Aspekt das Sklaverei eine \"sicheres\" leben ermöglicht, wen kein Krieg kommt, und dann ist aber die Frage wie gut überlebt man als Sklave wen der Krieg ausbricht.

Oh da muss unsere Clara einen sehr guten Eindruck
hinterlassen, wen die hälfte jetzt weg ist vom vermögen.


Ich bin mir nicht ganz sicher, ob wir uns richtig verstanden haben.
Natürlich ist niemand freiwillig Sklave geworden, um ein angenehmeres Leben zu haben. Auch Clara nicht.
Aber wenn man schon mal Sklave/in war (und an dieser Tatsache nichts ändern konnte), so hat vermutlich der ein oder andere Sklave vielleicht auch die Vorteile zu schätzen gewusst (könnte ich mir vorstellen).
Im alten Rom (vermutlich dem Sklavenhalterstaat, der uns kulturell am nächsten steht) könnte vielleicht auch der ein oder andere Sklave in Rom glücklich gewesen sein, nicht wie die jungen freien Römer nach Germanien oder Persien marschieren zu müssen, um dort auf Leben und Tod gegen irgendwelche Barbaren kämpfen zu müssen...
(könnte ich mir vorstellen)

Aber Du hast natürlich auch völlig Recht, wenn die Zeiten schlechter wurden, wurden die Zeiten für Sklaven noch schlechter, diese waren dann die ersten die "über die Wupper" (sorry für die Wortwahl) gingen. Wie gesagt, erstrebenswert war das Leben als Sklave bestimmt nicht, aber aussuchen konnte es man sich in aller Regel nicht. So wie auch Clara sich bestimmt nicht gewünscht hatte, dass ihr Schiff gekapert worden war...


Jepp, das mit dem guten Eindruck werde ich Kapitel 26 nochmals kurz thematisieren
Ob es wirklich die halben Ersparnisse waren, weiß ich natürlich auch nicht, so genau kenne ich die Vermögensverhältnisse der Chersonis auch nicht, aber wäre denkbar. Ich will ja nicht besserwisserisch sei (oder vielleicht doch), aber ich meinte auch die Hälfte der Ersparnisse (= des Bargelds), nicht die Hälfte der Vermögens, das wäre doch etwas viel für eine Sklavin. Die Chersonis haben bestimmt zumindest noch ein Haus, vielleicht noch ein paar Rennkamele, eine Dhau, eine Finca auf Mallorca, eine vermietete Wohnung in Berlin oder München, ein paar Aktien von DAX-Unternehmen, ein paar Bitcoins etc. So genau weiß ich das aber auch nicht, aber wir werden zumindest das Haus der Chersonis noch gemeinsam besuchen...

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von Neuschreiber63 am 23.03.24 um 15:15 geändert
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  Auswanderin unter Kontrolle Datum:24.03.24 09:51 IP: gespeichert Moderator melden



24. Die Kuh wird immer hübscher


Muhamet strahlte mich an und nahm dann wieder das Ende der Kette zu meinem Halsring und führte seine nunmehr wohlriechende und frisch gewaschene Kuh weiter.

Wiederum schien Muhamet sehr vorsichtig zu gehen, so dass ich ihm ohne Probleme und ohne schmerzhafte Züge an meinem Hals folgen konnte.
Und fast schien es, als ob er sich nunmehr noch lieber zu mir umdrehte als zuvor. Und ich wurde wieder jedes Mal etwas rot dabei und senkte dann schüchtern den Blick, nachdem ich in seine braunen Augen gesehen hatte.

Wir liefen auch nicht allzu weit. Ein paar Mal bogen wir links und rechts ab, irgendwie hatte ich es mir schon lange abgewöhnt, mir den Weg zu merken, wenn ich an der Kette irgendwohin geführt wurde. Daran ändern konnte ich sowieso nichts.

Zumindest war das letzte Ziel das erste schöne gewesen, an das man mich angekettet geführt hatte.
So wie Muhamet auch der erste Mann gewesen war, der sich mit einem freundlichen Lächeln zu mir umgedreht hatte, während er mich an der Kette geführt hatte.


Nach ein paar Minuten blieben wir vor einer Werkstatt stehen und traten ein.

Wiederum befand ich mich in einer Schmiede.
Allerdings in keiner wie in Sansibar, sondern anscheinend in einer Silberschmiede, denn ich konnte diversen Schmuck aus diesem schönen Metall sehen. Ich kannte Silberschmuck auch aus Hannover, allerdings war dieser zu teuer gewesen, als dass wir uns diesen hätten leisten können. Ich muss zugeben, dass ich aber doch ab und zu einen Blick riskiert hatte, wenn ich in Hannover an einer Silberschmiede vorbeigekommen war. Hübsch sahen die Sachen schon aus.

Meine Mutter hatte von meinem Vater auch einmal eine Silberkette bekommen, damals, als unsere Geschäfte noch besser liefen.

Irgendwie konnte ich mir aber nicht vorstellen, dass ich als Sklavin zur Begrüßung erstmal eine Silberkette bekam.

So naiv war nicht einmal ich.



Tatsächlich begrüßte der Schmied, welcher in der Werkstatt stand, Muhamet und sie beredeten etwas, das ich mal wieder nicht verstand. Offenbar ging es aber wieder um die Kuh hinter ihm.

Es hatte den Anschein, als ob sich die beiden Männer auch schnell handelseinig geworden waren.

Dann nahm Muhamet einen Schlüssel und schloss damit zuerst das Vorhängeschloss an meinem Eisenring und dann diesen selbst auf. Vermutlich hatte er die Schlüssel von Herrn El Haji bekommen.

Es war ein ungewohntes Gefühl, den Ring nicht mehr an meinem Hals zu spüren, musste ich diesen doch seit Sansibar ohne Unterbrechung tragen.

Allzu lange sollte ich diese Befreiung aber auch nicht genießen dürfen.

Der Schmied nahm ein Maßband und legte mir dieses um den Hals.

Unangenehme Erinnerungen an Sansibar wurden in mir wach, auch musste ich daran denken, dass Muhamet meinen Keuschheitsgürtel auch noch dabeihatte. Ob ich diesen nochmals tragen musste? Oder war dieser nun, da ich verkauft war, obsolet?

Ich traute mich nicht zu fragen und die Worte dafür hätte ich auch nicht gehabt, aber dass er diesen mitgenommen hatte, war wohl kein gutes Zeichen.


Ähnlich wie in Sansibar musste ich dann etwas warten. Zumindest diesmal nicht nackt in der Mitte des Raumes.

Der Schmied machte sich ans Werk und einige Zeit später präsentierte er Muhamet sein Werk: Ein silberglänzendes, ungefähr 3 cm breites Halsband.

Ich war mir nicht sicher, ob dieses wirklich aus Silber war, das wäre wohl sehr teuer gewesen.
Eventuell war das Halsband auch aus einem anderen Metall, Kupfer, Bronze oder etwas Ähnlichem und hatte einen silbernen Überzug. Im Grunde war das mir aber auch egal, denn etwas Anderes gefiel mir an dem Halsband ganz und gar nicht:

Nämlich der Ring, der sich vorne an dem Halsband befand. Ein kleiner Ring, wie ich ihn von dem Eisenring, den ich seit Sansibar tragen musste, kannte. Wofür dieser war, wusste ich leider inzwischen zur Genüge. Es war ja gerade erst ein paar Minuten her, dass Muhamet die demütigende Kette von diesem entfernt hatte. Auch schmerzten meine Arme immer noch etwas davon, dass diese den halben Vormittag an diesen gefesselt gewesen waren.

Meine Gefühle waren gespalten. Einerseits wollte ich kein Halsband tragen, egal ob aus Eisen, Silber oder sonst etwas. Andererseits war dieses Halsband sicher schöner und angenehmer zu tragen als der hässliche Eisenring, den ich nun seit Wochen, seit Sansibar tragen musste.

Aber mal wieder war es ja auch nicht so, dass mich irgendjemand gefragt oder ich irgendeine Wahl gehabt hätte.

Muhamet hatte mich gekauft und konnte damit nun bestimmen, ob und was ich um den Hals trug.

Und auch, ob ich nochmals ein Gefängnis über meinem Unterleib tragen müsste. Momentan lag dieses jedenfalls in dem Beutel, welchen Muhamet auf einen Stuhl gelegt hatte.


Der Schmied gab Muhamet das Halsband, dieser hob meine langen Haare hoch und legte mir dieses vorsichtig um den Hals und verschloss dieses mit einem kleinen Schlüssel.

Das Ganze dauerte nur wenige Sekunden, diese genügten jedoch, um mir klarzumachen, dass Muhamet nun mein Herr, mein Besitzer war.

Das Gefühl, eine Metallfessel um meinen Hals zu haben, kannte ich leider bereits allzu gut. Aber wie vermutet fühlte sich dieses Halsband doch etwas besser an als der Eisenring. Das Band lag fest um meinen Hals, allerdings auch nicht so fest, dass es mir die Luft genommen hätte.

Der Druck an meinem Hals war jedoch ausreichend, um mich nunmehr ständig an meine Situation als Muhamets Sklavin zu erinnern.

Ich musste zugeben, dass auch dieser Schmied – ebenso wie der in Sansibar – seit Handwerk verstand, das Halsband passte wohl nahezu perfekt.

So wie ein Halsband wohl liegen muss, um einer Sklavin allzeit ihren demütigenden Status als Eigentum ihres Herrn zu vergegenwärtigen.

Zu meiner Überraschung schloss Muhamet dieses jedoch nach der Anprobe wieder auf und gab es dem Schmied zurück. Sie unterhielten sich kurz, dann begann der Schmied damit, in das Halsband noch arabische Schriftzeichen einzugravieren, welche ich jedoch nicht lesen konnte.

Ich konnte mir jedoch denken, was diese bedeuteten. Viel hatte ich von der Unterhaltung nicht verstanden, jedoch hatte der Schmied Muhamet irgendetwas mit „Sklavin“ gefragt und dieser hatte irgendetwas mit „Clara“ und „Muhamet Chersoni“ geantwortet.

Also vermutlich würde auf dem Halsband in Kürze nun mein Name und der meines neuen Besitzers stehen.

Das war wieder einer dieser Momente, in denen ich mich vor Scham zu gerne in Luft aufgelöst hätte. Und es bedauerte, dass ich kurze Zeit später immer noch da war.

Nein, dieses Halsband war kein Liebesbeweis wie die Silberkette, die meine Mutter damals von meinem Vater bekommen hatte. Dies war ein Kontrollwerkzeug, eine Plakette, auf der jeder Mann und jede Frau der Stadt lesen konnte, dass ich eine Sklavin war und nun Muhamet gehörte. Eine Versicherung, dass ich – sollte ich auf die Idee kommen wegzulaufen – als Sklavin identifiziert und zu meinem Besitzer zurückgebracht werden konnte.

Muhamet hatte mich nicht gekauft, um mich zu befreien. Von diesem naiven Tagtraum musste ich mich spätestens jetzt verabschieden.

Er hatte mich gekauft, damit ich ihm als seine Sklavin diente.

In diesem Moment beneidete ich meine Mutter, welche das Glück gehabt hatte, einen Ehemann zu haben. Von Gleichberechtigung konnte man bei meinen Eltern zwar beim besten Willen nicht reden, aber zumindest war meine Mutter nicht das Eigentum meines Vaters, so wie ich jetzt Muhamets Eigentum war.

Erst jetzt gehörte sie, ebenso wie meine Schwester, einem fremden Mann. Ebenso wie mein Vater und mein Bruder. Und ich. Wie furchtbar.



Entsprechend fühlte ich mich elend, während der Schmied seine Gravurarbeiten ausführte und Muhamet ihm interessiert dabei zusah.

Ich war ein Aschenputtel - und würde es auch bleiben.

Ich überlegte, ob ich vielleicht die Augen schließen sollte, um mir diesen Anblick zu ersparen. Aber das hätte die Sache nicht besser gemacht. Tatsächlich konnte auch ich meine Augen nicht von dem Schmied abwenden, während dieser meine Demütigung vollendete.

Als der Schmied mit der Gravur fertig war, gab er das Halsband erneut an Muhamet und dieser legte mir dieses erneut um den Hals und verschloss dieses wiederum. Nunmehr endgültig.

Klick.

Mein neuer Besitzer sah sich das Halsband nochmals genau an und war anscheinend zufrieden. Er befühlte nochmals sowohl das Metall als auch meinen Hals und strahlte wieder übers ganze Gesicht. Vermutlich war er sehr glücklich, dass ich nun sein Besitz war und dies nun auch jeder lesen konnte.

Meine Freude hielt sich dagegen in Grenzen. Dieses Halsband war das demütigende Symbol für meinen Status als Sklavin.

Der Schmied gab mir dann eine Art Spiegel, so dass auch ich sehen konnte, was nunmehr meinen Hals zierte.

Ich hatte das Gefühl, dass der Schmied fast ein wenig stolz auf sein Werk war.

Zugegebenermaßen sah das Halsband mit seinem Silberglanz nicht schlecht aus. Egal ob es ganz oder nur teilweise aus Silber war, würde Muhamet ein kleines Vermögen dafür ausgeben. An den Seiten befanden sich die arabischen Schriftzeichen, diese sahen eigentlich sehr hübsch aus, aber der – vermutliche – Inhalt war natürlich in höchstem Maße erniedrigend. Auch auf den kleinen Ring vorne und das Schloss auf der Rückseite hätte ich gerne verzichten können.

In gewisser Weise war das Halsband auch ein Symbol, dass ein neuer Abschnitt in meinem Leben begann. Ich war nunmehr nicht mehr im Besitz des Sklavenhändlers, sondern im Besitz des jungen Mannes, ich war nun Muhamets Sklavin, nicht mehr die von Herrn El Haji. Das konnte nunmehr wohl auch jeder lesen, der das Halsband genauer betrachtete.

Ob auch mein Leben nun zumindest etwas schöner werden würde, so wie das Ding um meinen Hals?

Das stand in den Sternen, aber ich hoffte es irgendwie.

Das silberglänzende Halsband war jedenfalls ein Schmuckstück und gleichzeitig ein Kontrollwerkzeug, eine Fessel und eine Demütigung. Zumindest eine schönere als der Eisenring zuvor.


Die Kuh wurde immer hübscher. Und blieb doch eine Kuh.


Muhamet bedankte sich bei dem Schmied und gab diesem ein paar Münzen für seine Arbeit. Wie viele genau konnte ich nicht sehen und wollte ich eigentlich auch gar nicht wissen. Die Kuh wurde nicht nur immer hübscher, sondern auch immer teurer. Dann steckte er meinen alten Eisenring in den Beutel zu dem Keuschheitsgürtel und verband die Kette nunmehr mit meinem neuen silbernen Halsband.

Dieses sah schöner aus, erfüllte aber genauso seinen Zweck, mich als Sklavin herumzuführen.

Als erstes führte mich mein neuer Besitzer zurück auf die Straße.

Obwohl Muhamet wieder sehr vorsichtig war und nur ganz sanft an der Kette zog, schauderte mir trotzdem bei dem Gedanken, dass er mich nun mittels meines neuen Halsbands überall hinbringen konnte, egal ob ich wollte oder nicht.

Und ganz sicher hatte mich Muhamet nicht nur deswegen für viel Geld gekauft, um mich im Badehaus waschen zu lassen.

Was er wohl mit mir vorhatte?



Wir gingen zurück auf den Marktplatz und bogen dann nach rechts in eine Gasse ein. Vielleicht die gleiche Gasse, durch welche zuvor meine Mutter und Veronica verschwunden waren.

Ich war doch froh, als wir in diese Gasse einbogen. Zum einen war es hier schattig und damit nicht mehr so heiß wie auf dem Marktplatz, zum anderen standen hier nicht mehr so viele Leute herum, die mich neugierig betrachteten. Auch frisch gewaschen und mit einem neuen Halsband schämte ich mich noch immer, wie eine Kuh an der Kette über den Marktplatz geführt zu werden.

Wiederum war es so, dass Muhamet sich öfters zu mir umdrehte und seine duftende und nunmehr auch noch mit einem silbernen Halsband aufgehübschte Kuh anstrahlte.



Nach ein paar hundert Meter bog Muhamet dann nach rechts in eine Gasse ab und dann nochmals nach links in eine weitere Gasse. Jedenfalls vermutete ich das, genau aufgepasst hatte ich mal wieder nicht. So wie sich eine Kuh ja auch nicht den Weg zum Markt oder vom Markt zu ihrem neuen Eigentümer (oder zum Schlachthof?) merken muss.

Dann blieb Muhamet vor einem Haus stehen.

Er sagte erneut etwas, das ich nicht verstand und strahlte mich wieder an. Vermutlich wollte er sagen, dass dies sein Zuhause war.

Und auch mein künftiges Zuhause.


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  Auswanderin unter Kontrolle Datum:26.03.24 19:05 IP: gespeichert Moderator melden


25. Das neue Zuhause, Teil 1


Wir standen also vor einem Haus in der Altstadt von Al Kharsun. Kein Palast, aber das Haus machte einen gepflegten Eindruck.

Muhamet klopfte und einen Moment später öffnete uns eine Frau mit Kopftuch und begrüßte ihn herzlich. Dem Aussehen nach war dies seine Mutter.
Dann warf sie auch mir einen interessierten Blick zu. Vermutlich war sie auch neugierig, wofür ihr Sohn zuvor so viel Geld von seinen Eltern erbeten hatte.

Wieder wäre ich zu gerne im Boden versunken, wie ich so angekettet vor ihr stand. Auch wenn ich nicht freiwillig hier war, so schämte ich mich doch irgendwie für meine Situation. Zumindest müffelte ich nicht mehr so wie zuvor und der demütigende rote Punkt auf meiner Stirn war zum Glück auch weg.

Muhamets Mutter warf mir jedoch einen freundlichen Blick zu und sagte etwas wie „willkommen“.

Ich antworte schüchtern auf Arabisch „Guten Tag“, viel mehr konnte und auch wollte ich momentan nicht sagen.

Dann traten wir in mein neues Zuhause ein.


Muhamet entfernte auch die Kette an meinem neuen Halsband, anscheinend war er der Ansicht, dass diese hier nicht mehr notwendig war. Meiner Meinung nach wäre diese eigentlich von Anfang an nicht notwendig gewesen, aber das traute ich mich nicht zu sagen, abgesehen davon, dass ich eh nicht gewusst hätte, wie ich dies auf Arabisch hätte sagen sollen. Auch die Schellen um meine Hände entfernte er, sodass ich „nur noch“ das neue Halsband trug.

Tatsächlich konnte ich mein Glück kaum fassen, endlich diese demütigenden Handschellen los zu sein. Das erste Mal seit Sansibar, eigentlich seit dem Überfall vor Lydsaamheid waren meine Hände wieder frei von irgendwelchen Fesseln. Vielleicht war heute doch mein Glückstag.

Meine naive Hoffnung, dass er mir vielleicht auch noch das Halsband abnehmen würde, erfüllte sich jedoch nicht. Dieses blieb fest um meinen Hals.
Mir war auch nicht entgangen, dass Muhamets Mutter dieses betrachtet und den dort eingraviert Text gelesen hatte. Ich kann kaum beschreiben, wie unangenehm mir dies war. Vorstellen musste ich mich vermutlich nicht mehr, sie wusste nun ja bereits wie ich hieß. Und dass ich die Sklavin ihres Sohns war.

Warum konnte ich mich nicht einfach in Luft aufzulösen?


Da mir dieser Wunsch einmal mehr verwehrt blieb, sah ich mich ein wenig um.

Als erstes konnte ich erkennen, dass das Haus einen Innenhof hatte, in diesem stand eine Palme und unter dieser eine Bank. Ein hübscher Ort.

Keine Ahnung, was mich hier noch erwarten würde, aber irgendwie war dieser Ort ein angenehmer Kontrast zu all den schrecklichen Plätzen, welche ich in den letzten Wochen gesehen hatte – das Deck unseres Segelschiffes in Ketten, dann die Steinhalle in Sansibar, die Schmiede dort, die Gefängniszelle auf dem Boot des Sklavenhändlers, das Podest auf dem Marktplatz von Al Kharsun.
Dagegen machte dieser Ort einen idyllischen und friedlichen Eindruck. Wiederum hoffte ich, dass ich den schlimmsten Teil dieses Horrors hinter mir hatte und mein Leben nun zumindest ein klein wenig besser werden würde.


Wir gingen durch den Innenhof und dann nach rechts und kamen in eine Küche.

Zu meiner Überraschung war dort auch gerade eine schwarze Frau am Arbeiten, vermutlich eine weitere Sklavin der Familie. Sie trug ebenfalls ein silberfarbenes Halsband, so wie ich nun. Auch an ihrem Halsband waren auf der Seite arabische Schriftzeichen eingraviert. Lesen konnte ich diese nicht, aber ich konnte mir denken, was diese hießen. Auch an dem Halsband der schwarzen Frau war vorne ein Ring befestigt, so dass man auch diese Frau so wie mich an eine Kette hätte fesseln können.

Weitere Fesseln an den Händen oder Füßen konnte ich aber nicht erkennen, sie konnte sich frei bewegen. Dennoch war auf den ersten Blick klar, dass sie eine Sklavin war. So wie ich nun auch.


Die schwarze Frau war groß gewachsen und ein paar Jahre älter als ich, vielleicht Mitte oder Ende 30.

Sie begrüßte mich und stellte sich als Zuri vor. Ich grüßte zurück und versuchte zu sagen, dass ich Clara hieß. Für viel mehr reichte mein Arabisch nicht, abgesehen davon, dass ich ungern gleich meine ganze Leidensgeschichte von Lydsaamheid bis hierher erzählt hätte.

Es war aber sofort klar, dass wir nunmehr Kolleginnen, Leidensgenossinnen waren.

Zuri machte auch einen sympathischen und zufriedenen Eindruck, trotz des demütigenden Metallbands um ihren Hals. Vermutlich war ihr bewusst, dass es ihr hier in diesem Haushalt besserging als vielen anderen Afrikanerinnen, welche für Europäer, Araber oder Inder auf deren Plantagen schuften mussten. So sah es zumindest auf den ersten Blick aus.

So wie sie mit Muhamet und dessen Mutter sprach, hatte ich das Gefühl, dass sie in gewisser Weise schon zum „Inventar“ des Hauses gehörte. Was genau sie sprachen, konnte ich jedoch nicht verstehen, Zuri schien perfekt Arabisch zu sprechen.
Vermutlich würde auch mein Arabisch in ein paar Monaten besser sein als heute, denn hier gab es ganz offensichtlich niemanden, der deutsch sprach und ob und wann ich meine Familie wieder treffen würde, war doch sehr ungewiss.

Ich muss aber zugeben, dass ich zumindest die leise Hoffnung hatte, diese irgendwann wiederzusehen. Meine Schwester und meine Mutter wohnten nun vermutlich gar nicht weit weg von hier und falls Muhamet es wirklich gut mit mir meinte, würde er mir vielleicht eines Tages den Wunsch erfüllen, diese wiederzusehen. Hoffentlich.

Hier in meinem neuen Zuhause wurde jedenfalls Arabisch gesprochen.

Wahrscheinlich hätte ich mich Zuri auch gar nicht vorstellen müssen, wahrscheinlich hatte auch sie bereits meinen Namen und meinen Status lesen können.

Ich überlegte, warum Muhamet mich gekauft hatte, obwohl die Familie doch bereits eine Sklavin hatte. Vielleicht hatte die Familie beschlossen, dass nunmehr auch Muhamet eine eigene Haussklavin bekommen sollte? Vielleicht war er deswegen zum Sklavenmarkt gegangen um dort eine afrikanische Sklavin wie Zuri zu kaufen. Vermutlich hatte er genug Geld für eine afrikanische Sklavin dabeigehabt.


Aber dann… naja, dann hatte er mich gesehen und … naja, irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Muhamet sich nicht mehr für die afrikanischen Sklavinnen interessiert hatte, obwohl es ja zu diesem Zeitpunkt noch vier durchaus hübsche Afrikanerinnen, sogar mit rotem Punkt, zu kaufen gegeben hätte… Diese wären vermutlich deutlich billiger als ich gewesen… Und für die anderen Europäerinnen auf dem Podest hatte er sich genauso wenig interessiert…

Es war kaum zu übersehen gewesen, er wollte mich. Mich oder keine…


Naja, der Rest ist Geschichte und da war ich nun in meinem neuen Leben als Muhamets Sklavin hier in diesem Haus…


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Windelmeister
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:28.03.24 00:53 IP: gespeichert Moderator melden


Herzlich willkommen im neuen Zuhause und neuem Leben liebe Klara. Ich bin gespannt wie dein Leben als Sklavin weitergeht. Vom ersten Eindruck her hab ich das Gefühl du hast mit deinem Besitzer Glück gehabt ich bete und drücke die Daumen das ich mich nicht täusche
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  RE: Auswanderin unter Kontrolle Datum:28.03.24 20:02 IP: gespeichert Moderator melden


Ich stimme Dir zu, aktuell sieht es wirklich so aus, als hätte auch Clara ein - relativ- gutes Los gezogen.
Ob das auch so bleibt? Ich muss zugeben, das weiß ich auch nicht. Ich werde noch die ersten zwei Tage von Claras neuem Leben erzählen, wie es danach weitergeht, bleibt mal wieder der Phantasie des Lesers überlassen...
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