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  Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch
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MIrador
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Deutschland


Es gibt nichts gutes, außer man tut es.

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  Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:09.10.09 18:47 IP: gespeichert Moderator melden


Die Akte Schmutzfink“
Von Mirador

Hamburg/Wohnsiedlung
Steilshop

„Peter Tockward“ 38 Jahre. Sauberer Kopfschuss. Wahrscheinlich aus Distanz durchs Wohnzimmerfenster. Über dem Auge sind Reste von Glassplittern. Eintritt des Todes vor etwa drei bis fünf Tagen!<
Erläuterte der Notarzt dem Kommissar vom Dienst Rolf Berger seine Untersuchungsergebnisse.
>Super. Und das am Sonntag. Irgendwelche sonstigen Hinweise?< Der Mann der Spurensicherung kniete am Boden um etwas in einen Plastikbeutel zu legen
>Ich würde sagen: Großes Kaliber. Der halbe Hinterkopf liegt in der Küche verteilt. Und wir haben Kokainspuren an seinen Fingern entdeckt. Der muss im Schnee regelrecht gewühlt haben. Auf dem Tisch und im Schlafzimmer sind Reste von Koks gefunden worden. Alles in allem zirka 100-150 Gramm
>Können sich diese Typen nicht in der Arbeitswoche gegenseitig umlegen? Ich dachte auch Gangster machen mal Feierabend!< Nörgelte ein Polizist der eine Tüte mit Beweismitteln vorbei trug.
>Wer hat die Leiche gefunden?<
>Niemand. Es ging ein Anonymer Anruf ein. Eine Streife wollte nach dem rechten sehen und sprach mit den Nachbarn. Die Feuerwehr hat dann die Tür aufgemacht und die Sauerei gefunden!< Der Arzt verabschiedete sich und machte der Feuerwehr Platz, die einen Zinksarg hereinbrachten. Der Beamte der Spurensicherung reichte Berger ein Formular.
>Wir haben eine Waffe gefunden. Aber es war nicht die Tatwaffe. Wahrscheinlich seine eigene. Smith and Wesson. Kaliber 38. Der Typ war kein unbekannter. Kleindealer mit Zugehörigkeit zum Kiez. In der ganzen Bude sind Reste von Stoff zu finden. Ich würde sagen er hat mit irgendwem eine rauschende Party gefeiert!< Berger schaute auf den Wohnzimmertisch. Die Programmzeitschrift war drei Monate alt.
>Hatte er eigene Nutten?<
>Über seine Gäste können wir noch nichts sagen. In der Spüle haben wir Teller mit frischen Speiseresten gefunden. Vier Gläser mit Wodka-Martini auf dem Wohnzimmertisch. Alle benutzt. Mit Lippenstift drauf. Auf den ersten Blick fehlt nichts. Also kein Raubmord.<
Berger machte sich eine Notiz und sah neidisch wie jemand an der Wodkaflasche Fingerabdrücke sicherte. Den könnte er jetzt auch gut ab. Blutige Tatorte waren noch nie sein Ding gewesen. Einer der Beamten nahm mit einem Holzstab einen winzigen Slip vom Fußboden auf und verpackte ihn sorgfältig. Was für eine Figur musste die Trägerin wohl haben? Er dachte an die Unterwäsche seiner Frau und drehte sich missmutig weg.
>Sieht aus wie ein Milieumord. Wenn man gehässig wäre, könnte man hoffen die Gangster machen eine längst notwendige Flurbereinigung untereinander!< Stellte Oberkommissar Rolle beim hereinkommen fest. Er war Bergers Freund und Vorgesetzter.
>Ich denke du hast frei? Was willst du denn hier?<
>Ich habe es aus dem Polizeifunk. Meine Frau ist in die Klinik gefahren, und Hecken schneiden kann ich später. Wie ist den „Peterle“ nun umgekommen?< Berger brachte seinen Chef auf den Stand der Ermittlungen. Der Tote wurde weggebracht und beide Männer verabschiedeten sich aufs Revier.
>Was denkst du? Eine Vendetta, oder ein neuer Spieler?< Frank Rolle sah aus dem Seitenfenster. Barmbeks Strassen huschten vorbei. Hier war er groß geworden. Früher war es ein Arbeiterviertel gewesen, doch immer neue Glasspaläste ersetzten die alten Häuser. Bald würde es für die Bewohner ein unbezahlbares Pflaster werden.
>Eine Privatfehde. Salamander wäre imstande gleich ein ganzes Stadtviertel einebnen wenn ihm einer gefährlich werden könnte!<
>Ich habe gehört das er einige Leute verloren hat. Der Krieg mit den Albanern hat den King vom Kiez wohl einiges gekostet!<
>Das ist dem doch egal. Der ruft einmal in Moskau an und hat Morgen fünfzig neue Schläger auf der Matte. Hast du schon gefrühstückt?< Sie hielten bei einem Fast Food Restaurant. Der Laden war am Sonntagmorgen um diese Uhrzeit noch fast leer.
>Die Frage ist: Wie passt Peterle ins Bild? Der ist ein zu kleines Licht um den Großen auf die Füße zu treten, und eigentlich zu Blöd um sich richtige Feinde zu machen!< Kommissar Berger dämpfte den Geschmack des Kaffees mit reichlich Milch.
>Ob er eine von Salamanders Nutten gepoppt und nicht bezahlt hat?< Lachte Frank Rolle.
>Das wäre ein Ansatz. Die Spurensicherung meint er wäre nicht allein gewesen. Vielleicht wollte er höher hinaus und hat dem Russen die Mädel ausspannen wollen!<
>Ich weis nicht. Für Peterle würde doch nicht mal ein Hund auf die Strasse gehen. Nee. Aber vielleicht hat er was gesehen und jemand wollte ihn Mundtod machen?<
>Er hatte die Griffeln voller Koks. Eigentlich nicht seine Liga. Ich habe ihn zweimal hoch genommen. Jedes mal hatte er nur Gras dabei. Marihuana war sein Geschäft. Außerdem hat er angeblich überall Schulden. Vielleicht hat er einen Dealer beklaut?<
>Möglich. Wir sollten den Schlangen auf den Schwanz treten um zu schauen wo sie klappern. Wenn viel Koks vom Markt ist fällt das auf!< Die bestellten Burger kamen an den Tisch. Berger sah der Kellnerin mit dem Kopftuch nach.
>Pass auf. Nächstes Jahr gibt es „Döner Burger“. Gammelfleisch mit Salat!<
>Es gibt schlimmeres Zum Beispiel das Zeug das meine Frau kocht!< Oberkommissar Rolle bis mit sichtlichem Appetit in das Brötchen.
>Mit wem wollen wir anfangen? Bei Salamander?< Fragte Berger und fischt ein Haar aus den Pommes Frites.
>Nein. Ich denke ohne eine Spur von Beweis gegen ihn brauchen wir bei Staatsanwalt Münzel nicht mehr auflaufen. Der hat noch vom letzten Mal die Nase dicht. Wir klappern erstmal die anderen Ebenen ab!<
Rolle erinnerte sich düster an das Gespräch das der Staatsanwalt mit ihm und seinem Vorgesetzten geführt hatte. Sie hatten einen „heißen Tipp“ aus der Szene bekommen und alles passte genau in das Bild ihrer langen Ermittlungsarbeit gegen die russische Mafia, deren Hamburger Kopf Boris Wolchow, genannt der Salamander war. Sie stürmten unterstützt von MEK-Beamten ein Lagerhaus im Hafen, und landeten mitten in einer Orthodoxen Weihnachtsfeier. Ein Fiasko sondergleichen. Von Drogen oder den Waffen natürlich keine Spur. Die Presse schlachtete sie wegen Rassismus, und religiöser Intoleranz, und der Innensenator war einem Anfall nahe. Nein. Staatsanwalt Münzel würde Sodbrennen kriegen wenn er die Namen Frank Rolle und Salamander nur hören würde.
>Ob sich die Kayas neuerdings mit Drogen beschäftigen!< Berger kaute an dem letzten Pommes und wischte sie die Fettreste aus dem Gesicht.
>Glaub ich nicht. Koks kommt aus Südamerika und die beschäftigen sich mit dem Nahen Osten. Wenn dann eher Opium oder Heroin. Außerdem sind sie hier bei uns damit noch nie auffällig geworden. Schrotthandel und Autos. Sicher sind auch ein paar geklaute dabei. Aber beweisen konnte man ihnen nie etwas. Die Niederländischen Kollegen waren mal vor Jahren hinter ihnen her, aber wohl auch ohne Erfolg. Ich denke die Libanesen können wir vorerst ausschließen!< Frank Rolle lutschte gedankenverloren an einem Eiswürfel. Wer gab einem Looser wie Peter Tockward einen solchen Haufen Koks? Niemand der den Kleinganoven kannte hätte ihm Stoff für fünfzigtausend Euros anvertraut. Koks zu handeln war lukrativ, aber gefährlich. Die Klientel war ausgesucht. Juppis, Anwälte, Ärzte und neureiche Spinner. Typen die den Kick des verbotenen mehr genossen als die Droge selbst. Diese Leute hätten sich mit Peterle nie abgegeben, geschweige denn von ihm etwas gekauft. Wahrscheinlich hatte er es jemanden schlichtweg geklaut und nun die Quittung dafür bekommen. Trotzdem blieb die Frage warum derjenige sich seinen Stoff nicht zurückgeholt hatte. Es gab wahrscheinlich Zeugen zur Tatzeit. Da niemand Anzeige erstattet hatte kämen die Zeugen vermutlich aus dem Milieu, und hatten hundert Gründe die Klappe zu halten. Aber der Tote lag mehrere Tage unbeaufsichtigt in seiner Wohnung. Der Täter war vermutlich ein Profi, und hätte alle Zeit der Welt gehabt. Sehr merkwürdig.
>Irgendwem fehlt eine große Menge Stoff, und der will sie bestimmt wiederhaben. Irgendetwas wird passieren!<
>Warten wir mal die Ballistik ab. Vielleicht lässt sich etwas über die Tatwaffe raus finden?< Berger erhob sich zum gehen.
>Zehn Euro das es dieselbe Kanone war wie bei den andern?< Lachte Rolle und legte einen Schein auf den Tisch.
>Mit dir wette ich nicht mehr. Du hast unheimliche Ahnungen. Das ist mir zu unsicher. Außerdem verliere ich beim wetten grundsätzlich!<

Hamburg
Reeperbahn, Sb- Waschsalon

Er war müde und die Augen taten ihm weh. Trotzdem untersuchte er das schwarze Brett das neben dem Eingang des Salons angebracht war nach einer bestimmten Nachricht. Wie jeden dritten Tag in der Woche. Hin und wieder stopfte er sogar Wäsche in eine der Trommeln und beobachtete die Leute. Das Waschergebnis war ihm dabei völlig egal.
„Suche meinen Schlüssel. Dringend. Verloren im Restaurant an der Elbtrasse. Finderlohn“. Der Mann riss den Zettel von der Wand und ging über die belebte Reeperbahn auf die andere Straßenseite in eine Bar.
Das Lichtgewitter der Scheinwerfer war selbst durch die Sonnenbrille unangenehm. Seine Augen brannten, und der Lärm den die hier Musik nannten trug auch nicht zu einer Besserung bei. Er würde sich beizeiten eine neue Lokalität suchen.
Die dunkelhaarige Tänzerin hangelte sich eben gerade an der Stange zu ihm herunter. Sie war nackt und ihr rasierter Schoss glänzte wie poliert. Am Tisch neben ihm wurde vor Freude getrommelt und gepfiffen. Seeleute aus Übersee die hier ihr Geld loswerden wollten. Seine Uhr zeigte 23:00 Uhr. Eigentlich war alles erledigt, und er wusste was er wollte. Trotzdem war er sitzen geblieben.
Die Tänzerin nahm mit den Lippen einen zehn Euroschein auf, und lies ihn in der Hand verschwinden. Er fühlte sich leer. Nicht mal die attraktive Tänzerin da oben auf der Bühne deren Rand der Bartresen bildete konnte ihn ablenken. Die Frau setzte sich direkt vor den Tisch der Seeleute auf den Bühnenrand, und forderte sie auf ihr mehr Geld zu geben. Ein zwanziger flog auf die Bühne. Langsam wie in Zeitlupe spreizte sie ihre Beine und gab den Blick auf ihren feuchten Schoss frei. Der Tisch brüllte und johlte. Ein weiterer Schein flog auf die Bühne. Sie rollte sich geschickt zur Seite und tanzte nun auf ihn zu.
>Na Süßer? Hat du nicht Lust mich in meine Garderobe zu begleiten?<
>Und was soll ich da? Meinst du ich passe in deine Sachen?<
Antwortete er leise, und trank aus. Der Spruch war alt. Jedes der Mädels kannte die Antwort. Mittlerweile war es der abendliche Runnig-Gag für alle Tänzerinnen wenn er hier war.
„Ein Lächeln auf das Gesicht vom traurigen Roy zu zaubern“.
So hieß ihr interner Wettbewerb. Natürlich hieß er nicht Roy, aber er lies sie in der Annahme, und wenn er wollte konnte er lächeln. Aber eigentlich hatte er selten genug Gelegenheit dazu. Seine kantige Figur und die altmodische Sonnenbrille vermittelten ihm eine gewisse Ähnlichkeit mit Roy Orbison, dem verstorbenen Sänger. Aber außer der Brille hatten sie nichts gemeinsam.
Der DJ legte ein altes Stück auf. „TNT“ von ACDC. Er hatte es in seiner Jugend oft gehört. Die Tanzfläche füllte sich, und irgendwer lies ein Glas fallen. Es wurde Zeit. Er ging am Rande der Bar entlang und strebte dem Ausgang zu. Seinen langen Mantel trug er trotz der Wärme offen.
Auf der Strasse stand sein Auto. Ein Mercedestaxi. Es parkte mit Warnblinkern vor dem Laden. Taxen wurden in Hamburg so gut wie nie abgeschleppt. Sie konnten praktisch unbehelligt überall halten und es gab tausende davon. Es hatte sogar eine Lizenznummer und ein richtiges Schild, trotzdem nahm er nie jemanden mit wenn die Arbeit es nicht erforderte.
Er fuhr langsam über die Simon von Utrechtstrasse. Zwei Streifenpolizisten gingen über den Gehweg. Er ignorierte sie und bog verbotener Weise in Richtung Altona ab. Der Verkehr war stark.
Ein Rettungswagen überholte ihn, und schleuderte in halsbrecherischer Fahrt über die Kreuzung Palmaille. Er drehte seine obligatorischen drei Runden durch Altonas Gassenviertel um sicher zu sein das er nicht verfolgt würde, und tauschte in der Klopstockstrasse den Mercedes gegen einen Opel.
Ebenfalls ein Taxi. Er hob die Brille und gab den Sicherheitscode in das winzige Display neben der Schaltung ein. Ein langer Piepton meldete das erfolgreiche Abschalten der Sicherheitssysteme. Ein unbedachtes Bewegen des Fahrzeugs, oder gar ein Öffnen der Kofferklappe hätte den Wagen und sein inneres pulverisiert.
Auf der großen Elbstrasse war eine Verkehrskontrolle aufgebaut. Beamte in der Ausbildung standen mit umgehängten Maschinenpistolen auf der Strasse und kontrollierten die Fahrzeuge. Er würde Zeit verlieren. Sie wollten nur seinen Führerschein und die Taxierlaubnis sehen und winkten ihn durch. Ein Touristenbus hielt den Verkehr zusätzlich auf. Unpünktlich zu sein war ihm ein Gräuel. Endlich kam die Kreuzung. Normaler Weise traf er sich nie mit Klienten. Aber hier musste er eine Ausnahme machen. Am liebsten war er allein und beobachtete die Menschen um ihn herum. Auf ihre persönliche Nähe konnte er meistens verzichten.
Auf dem Fischmarkt feierte jemand eine Party. Paare tanzten vor der Auktionshalle und überall liefen betrunkene herum. Er war einen Moment abgelenkt durch einen entgegenkommenden Wagen als plötzlich der Mann vor ihm auftauchte. Es gab einen trockenen Knall und er verschwand vor dem Fahrzeug. Leute schrieen und bis er ausgestiegen war, bildete sich bereits eine Menschentraube um den Verletzten. Jemand rief über Handy die Polizei

Hamburg St- Pauli.
Szenelokal „Die Ritze“

>Na Marga? Kleiner Fight gefällig?<
Die verschwitzte Frau am Sandsack setzte ihren letzten Schlag und nickte.
>Klar Serge. Offen, oder nach Punkten?<
>Nach Punkten wenn du willst. Der Verlierer zahlt den Drink!< Lachte der Mann und drückte für Marga die Seile herunter .
Er zog sein T-Shirt aus und warf es einer Gruppe Mädchen zu die den Anblick seines bloßen Oberkörpers mit johlen und Beifall bedachten. Ein Helfer stülpte ihm neue Kampfhandschuhe über und schnürte sie fest. Der vorige Gegner des durchtrainierten Mannes saß mit einem feuchten Handtuch im Gesicht an der Bar und schaute traurig in sein Bier. Marga machte eine kurze Gymnastik an der Seilen und brachte ihre Atmung zur Ruhe.
Seit zwei Stunden war sie bereits am Trainieren. Ein kleiner Kampf zum Abschluss war genau das richtige, wenn sie sich auch gegen Serge nicht viele Chancen einräumte. Er war der unbestritten beste Kämpfer auf den Kiez. Aber immerhin war er ein echter Gegner.
>Drei Runden, drei Minuten. Hanne soll zählen!< Würgte Marga an ihrem Mundschutz vorbei. Serge nickte und ging in Position. Jemand drehte die Musik leiser. Der Wirt stellte eine Uhr und schlug den Gong.
Die schlanke Frau streckte sich und ging in eine klassische Kampfposition. Sie war nicht mehr jung. Nicht so jung wie ihr Gegner, der ihr mit einem kurzen Kopfnicken den unter Kämpfern üblichen Respekt bekundete. Aber sie war hart und durchtrainiert, und blockte den ersten Angriff mit dem Unterarm mühelos ab. Ihr Kontere warf den Mann zurück in die Ecke. Serge rieb sich mit der Faust über die getroffene Wange. Zwei Männer saßen in einer Ecke und spielten Backgammon. Sie interessierten sich nicht für den Kampf. Zwei Prostituierte sahen ihnen dabei gelangweilt über die Schulter. Die Frau steppte zur Seite und entging der Sprungtechnik nur um Haaresbreite. Der Fuß wischte so schnell über ihren Kopf das Teile ihrer Haare hoch gewirbelt wurde. Der folgende Rückhandhieb traf sie mit elementarer Wucht an der Schulter und lies sie in die Ringseile taumeln. Sie riss den Fuß hoch und traf den nachsetzenden Serge mitten auf die Brust. Der Mann stöhnte und hustete kurz. Sie setzte zwei kräftige Schläge nach und trieb ihn zurück in die Ringecke.
>Mach sie platt Serge!< Schrie ein fetter Mann am Tresen und schlug mit der Hand begeistert auf den Tisch. Marga sprang zurück zur Ringmitte um einem blitzartigen Drehkick auszuweichen. Sie duckte sich weg und sah noch wieder Mann in die Knie ging. Dann schlug er ihr die Beine weg und sie landete schwer auf den Rücken. Ein heller Gong ertönte. Nach Luft schnappend kroch sie in ihre Ecke wo jemand Handtuch und Wasser für sie bereit hielt. Marga trank viel davon.
>Gut gemacht Serge. Weiber haben im Ring eh nichts zu suchen!< Ätzte der Fette am Tresen. Der Kämpfer im Ring spuckte den Mundschutz aus
>Du darfst ihren Platz einnehmen!<
Obwohl er in aller Sachlichkeit ausgesprochen wurde klang, der Satz wie ein Befehl. In dem Lokal wurde es still.
>Also.. Äh...!< Stotterte der Fette und rieb sich über das schüttere Haar.
>Komm hier rauf oder ich hole dich!< Der Mann am Tresen wurde nun sichtlich nervös. Sein Gesicht sah aus als ob er früher geboxt hätte. Allerdings mit wenig Erfolg wie seine platte Nase bezeugte.
>Ist ja gut Serge. Ich will keinen Stress. Ich hab ja nur gemeint das......!<
Der Russe sprang mit einem Satz über die Ringseile. Sekunden später lag der Fette vor der Tür des Lokals und würgte sein Essen hervor. Die Gäste der „Ritze“ nahmen es schweigend zur Kenntnis und warteten auf die zweite Runde.
>Na Marga? Wollen wir weitermachen?< Die Frau nickte und lies sich den Mundschutz einschieben. Ein Pärchen kam herein und schien völlig fasziniert zu sein das hier Menschen miteinander kämpften.
>Erste Runde geht klar an Marga!< Rief der Wirt, und schlug erneut den Gong
In der zweiten Runde konnte sich die Frau gut behaupten und entging nur einmal knapp einem Niederschlag. Aber auch Serge musste einige Schläge und Tritte einstecken die ihm reichlich Luft kostete und blaue Flecken bescherten. In der dritten Runde lief Marga frontal in eine Gerade des Mannes und ging zu Boden. Der Wirt zählte die Sekunden herunter, doch bei sieben stand die Frau wieder. Ihr Gesicht würde spätestens Morgen in allen Farben schillern. Serge griff erneut an. Marga blockte die Attacke und schlug einen Rückhandhieb gegen den Kopf des Mannes. Der Handschuh klatschte gegen die Schläfe, aber Serge ignorierte den Schlag und lies seinen rechten Fuß im Halbkreis hoch wirbeln. Der Tritt traf die Frau auf der Schulter und warf sie erneut zu Boden. Ungerührt zählte der Wirt erneut und polierte dabei seine Gläser. Marga kam erst bei neun wieder hoch und hatte Mühe an den Seilen zu stehen. Serge lies die Handschuhe sinken.
>Okay. Schluss. Wir wissen beide das wir es können!<
>Wie du meinst. Ich trinke Mineralwasser!< Marga atmete schwer. Eine weitere Runde gegen Serge würde sie höchstens in die nächste Unfallambulanz befördern. Das wusste sie. Der Mann lachte, und zeigte auf die Frau.
>Das ist ein Kämpfer. Seht sie euch an. Es gibt nicht viele davon!<






Hamburg
Fischmarkt

>Du blöder Wichser! Mein Bein. Ich trete dir in den Arsch wenn ich dich treffe. Verschissene Taxifahrer.....!< Lallte der junge Mann auf der Trage als ihn der Rettungswagen abholte. Der Polizist der die Aussagen aufgenommen hatte klappte sein Buch zu.
>Tja. Ich würde sagen Pech gehabt. Der Typ ist zwar voll wie Eimer, aber sie haben ihn angefahren. Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht. Hier haben sie ein Aktenzeichen. Das geben sie am besten ihrem Anwalt. Der wird das schon machen!<
>Er ist mir vor das Auto gelaufen!< Brummte er und schob den Zettel in den Mantel
>Ich muss trotzdem eine Anzeige schreiben. Unfall mit Personenschäden sind strafbewehrte Delikte. Aber sie haben keinen Alkohol getrunken, und sind nicht auf Droge. Das ist schon mal gut vor Gericht. Auch ihr Fahrzeug ist nicht defekt. Was denken sie was wir sonst so erleben? Machen sie sich keine großen Sorgen. Viel wird schon nicht passieren. Eine Geldstrafe vielleicht!<
>Ich muss dafür bezahlen das der sich vollaufen lässt. Schön ist das nicht!< Antwortete er leise. Die Leute hatten sich verzogen und die Party ging woanders weiter.
>Wie schon gesagt. Pech!< Die Streife machte noch zwei Fotos von seinem Auto bevor er losfuhr. Ein rangierender Lastwagen blockierte die Abfahrt zur Hafenmole. Auch das noch. Wieder Warten.
Langsam fuhr das Taxi an dem Restaurantschiff vorbei und er prüfte die Umgebung. „Niemals dicht am Ziel“ Ermahnte er sich, und stellte das Taxi hinter einem Gebäude ab. Der Kontakt mit seinem Ring lies das Magnetschlosses unter dem Handschuhfach zurückschnellen, und gab ein kleines Fach frei. Er entnahm ihm eine Waffe und prüfte das Magazin. Sie war nicht neu, aber er liebte sie weil sie absolut präzise schoss. Er besaß auch andere Waffen. Teure und sehr viel bessere. Für verschiedene Zwecke. In dem Fach lagen noch zwei Reservemagazine, und sein spezielles Putzzeug. Er sah auf die Uhr. Der blöde Unfall hatte ihn mehr als eine Stunde gekostet. Aber diese Stadt schlief nie. Warum sollten es also andere tun.
Langsam näherte er sich dem Schiff und wie immer wenn er herkam prüfte er sorgfältig die Umgebung. Ihm entging keine Veränderung. Es standen wenige Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Wie meistens.
Wer speiste schon Libanesisch? Das große Schild über dem Eingang bewegte sich im Wind. Eine Möwe hatte sich mit ihren Excrementen darauf verewigt. Er fand dass man die Küche des „Litani“ ausdrücklich mögen musste. Den Koch jedenfalls hätte er schon längst davon gejagt. Die Gangway schaukelte leicht als er das Schiff betrat.
Er hasste Schiffe. Auf einem wäre er beinahe mal gestorben. Das alte Wohnschiff das man mit viel Aufwand zu einem Restaurant umgebaut hatte knarrte wie ein bösartiger Hund als er es betrat. Im Hafen dröhnte ein Schiffshorn. Ein Containercarrier stampfe vorbei, und brachte das Litani ins Schaukeln. Gläser klirrten und lenkten den Barkeeper kurzfristig ab. Mit zwei Schritten stand er an der Bar.
>Hallo Ali! Sag deinem Boss bitte das ich da bin!< Der Junge Mann hätte vor Schreck beinahe das Glas fallen gelassen. Zwei Gäste wurden aufmerksam, widmeten sich aber sofort wieder ihrem Essen. Ali rannte die Treppe hinauf.
Er schaute hinter denn Tresen. Ein Monstrum aus Stahlplatten das einem Beschuss mit schweren Waffen standhalten konnte. Von außen kaum zu erkennen wegen der feinen Holzarbeiten die es verdeckten Eine phantastische Handwerksarbeit. Eine abgesägte Schrotflinte lag unter der Kasse. Aber er bezweifelte das der junge Barmixer damit richtig umgehen konnte. Dafür gab es bewaffnete Leibwachen an Bord. Er bewunderte die Zierfische in dem Aquarium das sich mitten durch den Gastraum zog. Jeder Fisch war ein Vermögen wert, und unterstrich auf dezente Weise den Reichtum des Besitzers. Er mochte Fische. Sie waren schön und klug, ohne andauernd darüber reden zu müssen.
>Er erwarte sie!< Flüsterte der Barkeeper. Und wies ihm überflüssiger Weise den Weg zum Oberdeck. Die eisernen Treppen waren mit Seidenteppichen belegt, und er wusste dass darunter Bewegungssensoren platziert waren. Das Schiff war ein Musterbeispiel dafür was an High-tech Möglich ist wenn Geld keine Rolle spielte. Es gab einen Störsender der jedes Handy und Funkgerät lahm legte. Eine Überwachung von außen war so undenkbar. Ein unsichtbares Lasergitter umgab das Schiff und tastete jeden Neuankömmling auf seine Körpermasse ab. Alles über der Größe eines Hundes würde einen Alarm zur Folge haben wenn die Anlage scharf geschaltet wurde.
Das Schiff lies sich mit elektrisch betriebenen Schotten nach außen hin abriegeln und in einen schwimmenden Panzer verwandeln. Und das waren nur die passiven Sicherheitssysteme. Wer ungebeten hinein wollte musste sehr gut sein. Oder Lebensmüde.
>Hallo CT. Du kommst spät. Geht es dir gut?< Wurde er von einem stattlichen älteren Mann begrüßt.

Hamburg
Polizeipräsidium/ Morddezernat.

>Wie weit seid ihr in der Sache? Gibt es eine Spur?<
Die Frage von Hauptkommissar Bernd klang freundlich, aber Rolle waren die beiden Boulevardreporter nicht entgangen die aus der Pressestelle gekommen waren. Die Öffentlichkeit wollte antworten, und die Zeitungen konnten einen gehörig nerven wenn sie wollten.
>Der Tote wurde aus großer Distanz erschossen. Ein ähnlich gelagerter Fall vor Wochen in Bremen wird gerade untersucht. Bislang haben wir keinen Zusammenhang feststellen können, außer das die Vorgehensweise ähnlich war!<
>Die Ballistik hat sich heute Morgen gemeldet. Die Opfer wurden mit verschiedenen Waffen erledigt. Kaliber 45 aufwärts. Weichmantel. Vermutlich an der Spitze künstlich abgeflacht. Da wollte jemand ganz sicher gehen!< Sagte Berger, und hielt den Bericht in die Luft
>Ein Dumdum Geschoß? Ein Profi? Könnte ein Auftragskiller sein!< Bernd schenkte seinen Leuten neuen Kaffee ein. Irgendwo auf der Etage dröhnten die Werkzeuge der Handwerker.
>Daran haben wir auch schon gedacht, aber die Toten waren eigentlich Eierdiebe. Ein Beamter ohne besonderen Einfluss und ein Kleindealer. Der Aufwand hätte sich kaum gelohnt!<
>Ein Krieg?<
>Ich denke nicht. Dann hätte es eine Gegenbewegung gegeben. Wir haben immer noch ein Überwachungsteam des LKA an Salamander dran, aber die haben nichts Verdächtiges bemerkt. Eines der Opfer hat vielleicht eine gewisse Ambition zu dem Russen. Schließlich ist er der Boss vom Kiez, aber deswegen einen Krieg?<
>Wer wurde in Bremen ermordet?<
>Ein Zollbeamter. Er starb in seinem Gartenhaus außerhalb der Stadt. Seine Leiche fand man erst nach vier tagen. Auch ein präziser Schuss aus Distanz!<
>Ein ähnliches Vorgehen. Das klingt doch verdächtig? Hatte er etwas mit dem Kiez zu tun?<
>Bisher lässt sich nichts nachvollziehen. Die Kollegen schicken uns erst noch die komplette Akte!<
>Gibt es Fraktionen die sich gerade entwickeln, oder die wir noch nicht kennen?<
>Nicht das wir wüssten. Die Soko Rotlicht hat jedenfalls nichts gesagt. Seit dem letzten Gemetzel zwischen Russen und Albanern war eigentlich Ruhe auf dem Kiez. Die einzige stabile Größe die am Rande mitmischt sind die Araber, und die machen in Autos. Sie kreuzen sich eigentlich nicht mit Salamanders Geschäften. Aber ich bin auch kein Experte. Vielleicht haben die Kollegen vom Drogenderzernat neue Erkenntnisse. Sie wollten den Koks untersuchen den wir in Peterles Wohnung gefunden haben.!< Bernd stand auf und sah aus dem Fenster.
Ein Abbruchhammer ließ den Metallrahmen zittern und die Geräusche marterten seine Ohren. Seit zwei Jahren wurde das Haus renoviert und vom Asbest befreit. Zwei Jahre, Bohrmaschinen, Trennjäger und wer weis was noch alles, das einem konzentriertes Arbeiten fast unmöglich machte. Dabei sollte man täglich die Stecknadel im Heuhaufen finden. Blöde Pressefritzen.
Was hatten die für eine Vorstellung von den Bedingungen unter den sie hier arbeiten mussten. Es gab sicher dritte Welt Länder in denen es besser zuging. Wenn es nach ihm gegangen wäre hätten sie den Schuppen abgerissen und neu gebaut. Im Spiegel der Scheibe sah er das Bild seines Computermonitors. Er hatte neue E-Mails erhalten. Wie schön. Er war kein Schreibtischtyp. Lieber wollte er auf der Strasse sein, aber dieser Papierkrieg fesselte ihn förmlich an den Tisch. Schöne Scheiße. Er goss den Rest Kaffee in den Gummibaum und drehte sich um.
>Gut. Wir werden zunächst mal die Kollegen auf dem Kiez mit einbeziehen. Ich habe schon nach einem Beamten gefragt der uns unterstützen wird. Hr müsstet euch kennen. Überprüft das Umfeld von diesem Peterle. Er hatte Gäste bevor er starb. Vielleicht haben die etwas mitbekommen!<
>Wir sollten Salamander vorladen. Wenn einer etwas wissen könnte, dann er!< Bemerkte Berger schaute sich interessiert das zerdrückte Projektil an das Berners Schreibtisch zierte. Jeder hier im Haus wusste das sie einmal in der Schutzweste des Hochdekorierten Beamten gesteckt hatte.
>Keine Chance. Jedenfalls nicht offiziell. Münzel spricht heute noch kein Wort freiwillig mit mir. Trefft euch mit ihm auf einen Kaffee, oder fangt ihn bei einer Verkehrskontrolle ab. Aber wenn er nicht gerade eine dampfende Waffe über einer Leiche hält, dann lasst ihr ihn in Ruhe!<

Hamburg, Elbstrasse
Restaurant „Litani“

>CT. Mein Freund. Warum rufst du nicht an? Ich habe mir Sorgen gemacht?<
Begrüßte Kamil Tekinel seinen Gast, und bat ihn zur Sitzgruppe.
>Ich hatte einen Unfall. Ein Mann lief mir vors Auto!<
>Wie wäre es mit diesen kleinen praktischen Dingern? Sie kosten fast nichts und du bist immer erreichbar. Hier nimm, da, ich schenke es dir!< Kamil schob ihm ein goldgefasstes Handy über den Tisch zu. Auf den Knöpfen blitzten kleine Schmucksteine die sicher nicht aus Glas waren. Das Ding war ein Vermögen wert.
>Du weist ich besitze keines dieser Handys!< Er lehnte sich zurück und rieb sich die müden Augen.
>Meinst du wir sollten nicht eine andere Kommunikation einführen? Diese Nummer mit den Zetteln kommt mir zu sehr nach einem schlechten Agentenfilm!< Kamil nahm ein Glas und füllte es mit einem speziellen Tee von dem er wusste das CT ihn gerne trank.
>Nein. Wir bleiben dabei. Der Code ist einfach zu übermitteln. Es gibt keinen Grund es zu ändern!<
Normalerweise würde er sich nie mit einem Auftrageber treffen. Zu groß war die Gefahr das sie unbemerkt überwacht wurden, nur bei Kamil und seinen Leuten konnte er eine Ausnahme machen. Dieses Restaurantschiff und seine Umgebung war gesichert wie Fort Knox, und er hatte sich selbst von den Sicherheitsmaßnahmen überzeugen können. Außerdem waren sie keine „Prominenten“ wie Salamander der kaum eine Strasse überqueren konnte, ohne das ihm ein Polizist folgte.
>Und der Typ den du angefahren hast? Ist er Tod?<
>Nein Nur verletzt. Nichts ernstes, aber lästig. Die Polizei sagt das es ein Verfahren geben wird!<
>Brauchst du einen Anwalt? Wir haben eine guten. Der macht aus..!<
>Nein. Das regele ich allein. Kamil? Was willst du?< Der kräftige Patriarch und Vorsteher des Kaya-Clans erhob sich und nahm aus einer Schachtel ein Bündel Geldscheine.
>Zunächst mal dein Geld. Der Auftrag ist erledigt. Wir sind wie immer sehr zufrieden!< Er nahm die Scheine und schob sie sorgfältig in eine Manteltasche. Kamil würde ihn nicht betrügen. Er auf seine Art absolut ehrlich und zuverlässig.
Der Libanese war vor Jahren mit seiner Familie nach Deutschland gekommen und hatte als kleiner Gebrauchtwagenhändler begonnen. Heute gehörten ihnen ein dutzend Geschäfte vom dem der Schrott und Wertstoffhandel in letzter Zeit den größten Anteil ausmachte. Kaya Industries transportierte ganze Schiffsladungen Müll in alle Welt. Dieses ausgediente Wohnschiff war der Firmensitz und über allem herrschte Kamil Tekinel wie ein König.
>Aber in einer Sache machen wir uns sorgen. Die Behörden haben angefangen zu schnüffeln, und wir sind uns nicht sicher ob unsere Geschäftspartner dicht halten werden wenn sie in die Mangel genommen werden!< Er reichte CT einen Umschlag.
>Wie groß und wie eilig ist das Problem?<
>Noch ist es keines. Wir wollen abwarten. Aber du musst auf Abruf bereitstehen. Es kann sein das wir schnell handeln müssen!<
>Du kennst die Regeln. Zweimal die Woche!< Er blätterte die drei Briefbögen durch und prägte sich den Inhalt ein. Das Papier würde er hinterher verbrennen.
>Dann geh halt jeden Tag in den Schuppen. Greif dir eine der Weiber aus der Susibar. Ich zahle , aber..!<
>Lass das Kamil. Du weißt das es mich nicht interessiert!<
>Okay. Aber du arbeitest für mich. Ich kann verlangen das ich dich erreichen kann wenn ich dich dringend brauche!<
>Falsch Kamil. Ich nehme von dir einen Auftrag an. Wenn ich irgendwann keine Lust mehr habe dann lasse ich es. Ich bestimme die Regeln. Niemand sonst. Außerdem ist das beseitigen von Menschen keine Sache die man ungeplant tun sollte. Das führt nur zu Problemen!< Der Libanese gab es auf. Mit Ct zu diskutieren war unmöglich.
Seit er für ihn als Problemlöser arbeitete hatte sich das Geschäft prächtig entwickelt.. Andere Familienclans in Deutschland und in der Heimat machten ihnen das Leben schwer. CT wurde sein Mann fürs grobe. Er war gut. Er tötet präzise und schnell, aber er machte es auf seine Art. Allerdings lies er sich nicht als Schläger anwerben. Menschen die Knochen zu brechen war Aufgabe von Yussuf. Dem Sohn seines Teilhabers und Bruder Aga. Er kümmerte sich um die Handelsgeschäfte mit Fahrzeugen. Yussuf mochte CT nicht weil ihm seine ruhige und bestimmende Art wahnsinnig machte.
Aber das war unwichtig. Kamil allein bestimmte mit wem die Kayas Geschäfte machten. Aga war ein Hitzkopf und selten von einem Streit mit abzuhalten. Aber er war seine Bruder und obendrein absolut zuverlässig was das Geschäft anging.
>Wenn du dem Telefon nicht traust, dann schicke ich dir meinen Sohn!<
>Dann weißt du wo ich wohne. Das ist auch nicht besser!< Er nippte an dem Tee und sah aus dem Panzerglasfenster. Ein Boot der Hafenpolizei fuhr langsam an dem Schiff vorbei.
>Allah! Es ist mein Sohn. Wo endet dein Mistrauen eigentlich?<
>Ich mistraue jedem. Deswegen lebe ich noch. Wir bleiben dabei. Wenn es dir zu lange dauert dann kannst du ja Ekrem schicken und es erledigen lassen. Ich habe gehört er war neulich im Iran um zu Beten.< CT war immer außergewöhnlich gut informiert. Dass er von den religiösen Ambitionen seines Sohnes wusste überraschte ihn nicht.
>Allah stehe mir bei. Er verbringt mehr Zeit in der Mosche als mit der Arbeit. Hoffentlich legt sich dieser Wind bald!<
>Für dich wäre es schade. Ekrem ist ein kluger Mann. Er könnte einmal ein würdiger Nachfolger werden!< Kamil sah ihn scheel an.
>Hat man Sorge um meine Gesundheit? Hat Aga danach gefragt?<
>Niemand hat danach gefragt. Ich habe eben nur laut gedacht. Aga ist so alt wie du. Yussuf ist ein Muskelberg ohne Hirn. Der könnte es nicht. Es bleibt also nur Ekrem!< Kamil nickte bekümmert und legte den Finger auf sein Handy.
>Thema Wechsel: Wie kann ich dich kurzfristig erreichen. Es ist wichtig!<
>Gar nicht! Wenn du es sauber haben willst musst du Zeit mitbringen!<
>Du sturer Hund. Wenn r jemand kalte Füße kriegt könnte ich Probleme bekommen!<
>Sag etwas und ich schaffe ihn weg. Den Tarif kennst du ja!< Kamil stand auf und lief unruhig hin und her.
>Ich brauche ihn. Nein eigentlich geht es gar nicht ohne ihn. Wenn er Tod ist habe ich gar nichts. Nur wenn er lebt rollt der Rubel!<
>Dann steckst du in einer Klemme bei der ich dir nicht helfen kann. Ich verstehe nichts vom Schrotthandel!< Er trank den Tee in einem Zug aus
>Ach Schrott. Du hast ja keinen Schimmer. Es geht um....!< CT stellte die Tasse lautstark auf den Tisch
>Das will ich gar nicht wissen. Gute Nacht Kamil!< Mit zwei flinken Bewegungen war der Mann aus dem Büro verschwunden.



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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:09.10.09 20:24 IP: gespeichert Moderator melden


Das ist ein sehr spannender „Versuchsanfang“ und verspricht sehr fesselnd zu werden. *smile …
Auch die drei Handlungsebenen sind sehr gut herausgearbeitet und ich bin schon auf die verknüpfenden Übergänge gespannt.

Wenn ich auch in letzter Zeit wenig zum Lesen komme – diese Geschichte werde ich bestimmt weiter verfolgen.



liche Grüße Petra-H

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:10.10.09 10:22 IP: gespeichert Moderator melden


Hamburg. St. Pauli.
Polizeikommissariat 15 „Davidswache“

>Das ist Kommissar Braun. Er ist der Bürgernahe Beamte vom Revier. Er kann vielleicht ihre Fragen beantworten!< Stellte der Revierleiter der zuständigen Polizeiwache Hauptkommissar Behnke den Uniformierten Beamten vor.
>Hallo Volker!< Begrüßte Kommissar Berger seinen Kollegen. Beide kannten sich von der Polizeischule. Rolle erklärte kurz ihr Vorhaben wobei Braun ständig schmunzelte.
>Ihr habt Vorstellungen. Ihr wollt die Nutten ausquetschen? Eher spricht die Zitronenjette am Michel mit euch. So erreicht ihr gar nichts. Kommt am besten mit mir auf Streife. Ich zeige euch den Kiez und wir suchen uns jemanden der vielleicht etwas weiß!< Volker Braun zog das Bein leicht nach als sie die Strasse betraten
>Was macht deine Arthrose? Bist du nicht langsam zu alt für Fußstreife?< Bemerkte Berger und zog sich den Mantel um die Schultern.
>Wird nicht besser. Aber ehe ich an einem Tisch eingehe wie eine Blume ohne Wasser krieche ich lieber über den Asphalt!< Die drei Männer bogen in die Erichstrasse ein. Der Wind pfiff kalt durch die Häuserschluchten die den Bombenkrieg überstanden hatten.
>Wir haben hier ungefähr 300 Nutten. Das sind die Offiziellen. Ich tippe auf eine Dunkelziffer die sicher noch dreimal höher liegt. Das Geschäft geht schlecht auf dem Kiez weil die Preise versaut sind. Jeder versucht irgendwie zu überleben!<
Er schob mit dem Fuß eine Flasche aus dem Weg.
>Hey Rufus! Mach mal vor deiner Tür sauber. Hier sieht es aus wie bei Ole unterm Bett!< Rief er durch ein offenes Fenster hinein das zur Strasse offen stand.
>Geht klar Volker. Meine Alte kommt gleich!< Brummte es anonym zurück.
>Deine Witze über den Bürgermeister kosten dich noch mal den Kopf.!<
Lachte Berger.
>Wenn ihr mit den Mädels reden wollt dann müsst ihr abends kommen. Die meisten wohnen außerhalb, weil die Mieten in St. Pauli bald keiner mehr bezahlen kann. Außerdem denke ich das ihr vielleicht zuerst mit den Luden sprechen solltet.!< Berger und Rolle sahen die vielen modernisierten Häuser.
>Vom alten Kiez ist bald nichts mehr übrig. Was die Bomben nicht geschafft haben erledigen nun die Architekten und Makler!< Meinte Rolle und dachte wehmütig an Barmbek
> Wartet mal kurz. Ich muss mal eben Amtshandeln!< Braun zückte grinsend seinen Block und ging zu einem verkehrswidrig abgestellten Mercedes der neusten Baureihe.
>Mein Spezialfreund Poppey. Glaubt er hat den Kiez voll im Griff, und kann die Zufahrt für die Rettungswagen zustellen!< Er nahm sein Funkgerät und gab eine Meldung für das Abschleppunternehmen durch.
>Welchen Luden sollten wir als ersten durch die Mangel drehen? Wer hat die meisten Pferde im Stall?< Wollte Rolle wissen und beobachtete eine Fensterauslage.
>Ganz klar Blonzen Siggi. Siegfried Marx. Der ist Fett im Geschäft, weil er dem Salamander die Frauen abnimmt und weiterverkauft. Er handelt sicher auch mit Stoff, aber bisher haben sie ihm nichts beweisen können!<
>Arbeitet er für den Russen?< Berger bewunderte eine Dessousauslage. Leider nicht die Größe seiner Frau. Der Abschleppwagen polterte bereits den Gehweg hinauf. Kommissar Braun winkte den Fahrer heran.
>Jeder arbeitet hier für die Russen. Diejenigen die nicht mehr für ihn tätig sein wollten sind unter der Erde, oder sonst wohin verschwunden. Aber er hat für Ruhe auf dem Kiez gesorgt. Bisher zumindest. Der Tote ist hier allerdings Thema Nummer eins!< Berger ging aus dem Weg, als der Fahrer den Hebekran abschwenkte. Ein kleinwüchsiger Mann schaute plötzlich aus einem Fenster und verschwand.
>Das war Zwerg Nase, sein Hofhund. Passt auf: Gleich kommt Poppey um die Ecke. Dann wird’s lustig!< Zwei Frauen mit großen Kopftüchern trugen ihre Einkäufe vorbei.
>Wo finden wir diesen Siggi?<
>In der Sonderbar. Am Silbersack. Aber erst ab Neun Uhr. Vorher ist dort kein Leben...!<
>Ihr Ratten! Lasst sofort mein Auto runter! Ich werde dir.... Bullenschweine! Verdammt!.. Ich habe..!< Schrie ein glatzköpfiger Muskelberg wütend, der mit Riesenschritten aus dem Haus stürmte.
>Ist das ihr Fahrzeug?< Grinste Braun und zog seinen Block hervor.
>Ach du wieder. Natürlich ist das meiner du Keks. Das weißt du genau. Was soll das? Ich parke immer hier. Ich habe das ganze Haus gemietet!<
>Das mag so sein, aber das hier ist eine ausgewiesene Feuerwehrdurchfahrt wie man dort vorne an der Strasse lesen kann. Also verboten.<
>Dann häng mir ein Ticket an die Scheibe und zieh ab du Clown. Weswegen fährst du hier gleich schweres Geschütz auf?< Der Fahrer des Abschleppers zog sich in seine Kabine zurück.
>Weil Gefahr im Verzuge ist. Was denn wenn es plötzlich brennt? Vielleicht sogar in ihrem Haus. Hinterher heißt es noch wir hätten nicht dafür gesorgt dass die Wege frei wären. Wollen sie also ihr Fahrzeug nun bitte entfernen!<
>Du Mistk.e.... Na gut. Bevor ich wieder in den Freihafen muss um mein Auto wieder zu kriegen!<
>Sehr klug von ihnen. Sie zahlen natürlich die anteiligen Abschleppgebühren und ein Ordnungsgeld von sechzig Euro!<
>Wie die Geier!< Brummte der Hüne und zog ein Bündel Fünfziger aus der Hosentasche
>Sechzig Euro Ordnungsgeld und zweihundert für das Abschleppen!< Braun stellte sorgfältig den Beleg aus.
>Ausbeuter....Verdammte!< Zeterte der Zuhälter. Rolle und Berger mussten sich abwenden um nicht laut zu lachen. Kommissar Braun wandte sich dem Mann zu und reichte ihm die Quittung. Dann hielt ihn plötzlich am Arm fest.
>Jetzt hör mal zu Poppey: Beim nächsten mal lass ich deine Karre nicht nur Abschleppen, sondern sicherstellen. Dann kannst du deinen Anwalt fragen ob er ihn wieder für dich loseisen kann. Für die Kohle die dann fällig wird müssen deine Pferdchen aber richtig rennen. Verstanden?< Mit durchdrehenden Reifen verschwand der Mercedes aus der Strasse.
>Hast du keine Angst das der dich mal durch die Mangel dreht? Der sieht ja aus als könnte er aus der Dachrinne trinken< Lachte Berger und wich einer Gruppe Touristen aus.
>Angst darfst du hier nicht haben. Respekt ja. Aber Angst? Nein. Dieser Eierdieb schüchtert höchsten die kleinen Mädchen ein. Die Luden wissen ganz genau das wir ihnen dreimal am Abend die Bude auf den Kopf stellen können wenn wir wollen. Wir lassen sie ihr Ding machen und sie respektieren was wir wollen. So läuft das hier!<
>Und was ist mit den Russen?< Fragte Rolle
>Was schon? Sie lenken den Kiez und erledigen in der Regel alles intern. Ab und wann findet man mal einen Unbelehrbaren in der Elbe treibend, aber sonst ist Frieden auf St. Pauli!< Kommissar Braun öffnete die Tür zu einer Bar.
>Das ist der Schwabe. Die beste Informationsquelle auf den Kiez.<
Der Schankraum war leer. Es roch nach kaltem Rauch. Braun schlug mit der Hand auf den Tresen.
>Roland? Komm aus deinem Loch? Du hast Besuch!< Ein kräftiger Mann tauchte hinter einem Vorhang auf, und musterte sie misstrauisch.
>Wie haben geschlossen. Außerdem: Vertreter und Bullen nur Freitags!< Begrüßte er den Beamten lachend und griff unter den Tresen nach seinen Zigaretten. Braun stellte seine Kollegen und ihr Anliegen kurz vor.
>Sehe ich aus wie die Auskunft? Mein Ruf könnte darunter leiden wenn ich euch Typen was erzähle!<
>Soll ich dein Leuchtschild draußen noch mal nachmessen? Hast du Lust auf eine Überprüfung vom Bauamt?< Witzelte Braun. Der Mann winkte grinsend ab.
>Wie groß ist die Not in Hamburg, das du Polizist bist? Arme Stadt!<
Er schenkte allen einen Kaffee ein und blies den Rauch langsam an die Decke.
>Peterle ist hinüber? Na ja. Ist kein großer Verlust. Hier hatte er keinen Deckel. Das heißt ich weis nicht viel über ihn. Angeblich hat er in der letzten Zeit mit viel mit Serge rum gehangen!<
>Serge? Salamanders Schläger?< Fragte Braun
>Genau. Serge sitzt meistens in der Ritze, und spielt dort den Superkämpfer. Meine Kunden haben in dort häufig gesehen!<
>Könnten die Russen ihn umgelegt haben?< Wollte Berger wissen.
>Keine Ahnung. Ich wüsste jedenfalls nicht warum?<
>Er hatte eine Menge Koks in der Wohnung. Haben sie gehört ob es einen Dealer gibt der plötzlich ohne Ware da steht?< Rolle schaute misstrauisch in den Kaffeebecher.
>Nein. Die Junkies gehen hier nicht ein und aus. Solches Pack will ich hier nicht haben. Aber Koks? Der Handel läuft allgemein über die Russen. Vielleicht hat er dem Salamander ein bisschen Schnee geklaut und dafür ins Gras gebissen?<
>Gibt s sonst etwas wo sich die Paten ins Gehege kommen könnten?<
>Paten? Ihr schaut zuviel Fernsehen Jungs. Hier auf dem Kiez gibt es nur einen. Derzeit ist es der Russe. Vor drei Jahren waren es die Albaner. Gott hab sie selig. Aber es hat nie zwei nebeneinander gegeben. Wenn einer kommt muss der andere gehen. Die einzigen die ein bisschen am Rand mitspielen und sich mit den Russen ins Gehege geraten könnten sind die Araber mit ihrem Autohandel. Aber bislang habe ich nicht gehört das sie Stress miteinander hatten!<
>Autohandel sagen sie? Der Zoll hat vor drei Wochen einen großen Posten unverzollte Autos beschlagnahmt. <
>Der halbe Kiez lacht über die Nummer. Die Kayas machen dick in Autos, aber eigentlich verkaufen die nur Alteisen auf Rädern zu ihren Kameltreibern nach Beirut. Vielleicht sind sie auf den Geschmack gekommen und verhökern jetzt auch geklaute Karren!< Der Schwabe drückte seine Kippe aus als vor der Tür laute Stimmen zu hören waren. Mehrere Leute brüllten sich in einer fremden Sprache an. Plötzlich wurde der Vorhang zur Seite gerissen und ein junges Mädchen rannte in die Bar. Ein junger Mann folgte ihr und packte sie brutal bei den Haaren. Beide schrieen sich an. Das Mädchen fing an zu weinen. Offenbar ging es um Ehre und Kontrollverlust. Eine Familienahngelegenheit.
>Lass die kleine los. Jetzt!< Rief der Schwabe und war mit einem Satz über den Tresen gesprungen. Der anwesende uniformierte Polizist schien den Ausländer nicht zu stören. Stattdessen schlug er mit der flachen Hand weiter auf das Mädchen ein und beschimpfte sie. Berger wollte sich erheben aber Braun hielt ihn stumm zurück.
>Du hast wohl was mit den Ohren Dattelfresser?< Der Schwabe packte den Mann an den Haaren und riss seinen Kopf zurück. Einen ungeschickten Hieb des Junges Mannes ignorierter er, und schlug ihm stattdessen einmal kräftig in den Magen. Röchelnd brach er den Kampf ab. Der Wirt schleifte ihn an den Haaren vor die Tür wo er sich vor einem wartenden älteren Ausländer übergab.
>Ist das dein Filius? Nimm den Penner bloß mit und lasst euch nicht wieder blicken!< Der Schwabe kehrte zurück und zeigte dem Mädchen den Hinterausgang.
>Sie haben eine deutliche Handschrift< Bemerkte Rolle grinsend.
>Ich kann mehr als nur Brot Essen!< Der Mann öffnete eine Flasche Mineralwasser.
>Roland war Amateurboxer. Ein Schlag wie ein Pferd, aber schnell wie ein Wandschrank!< Griente Braun und erhob sich von den Hocker.
>Nun aber raus hier Bullenpack. Ich muss schließlich arbeiten und euer Gehalt mit verdienen!< Alle lachten und die Beamten verließen die Bar.
>Autoschieber? Ob die Russen Angst um ihren Nachschub haben?< Fragte Braun.
>Keine Ahnung. Festnahmen gab es keine, und der Platz war keinen Besitzer direkt zuzuordnen. Auch den Kayas nicht. Noch nicht. Aber es würde irgendwie zusammenpassen. Vielleicht war es ein Insider?<
>Wir fangen erstmal mit den Nutten an. Einer weis immer was? Antwortete Rolle


Hamburg-Altona
Amtsgericht

>.... Und verurteilen sie in einem minderschweren Fall von Körperverletzung im Straßenverkehr zu 40 Stunden sozialem Dienst!< CT Hörte der kurzen Urteilsbegründung ruhig zu, obwohl ihm danach war dem „Opfer“ das auf der Zuschauerbank saß ein paar Hiebe zu verpassen war. Zweimal war der Mann von der Richterin zur Ordnung gerufen worden weil er im Gerichtsaal lautstark eine Haftstrafe für ihn gefordert hatte. Ein Idiot wie er im Buche stand. Er hatte ihn noch privat auf Schmerzensgeld verklagt, aber Mann musste keine Genie sein um zu erkennen dass er bei einem Alkoholspiegel von über 2,0 Promille zum Unfallzeitpunkt kaum Chancen auf eine Entschädigung hatte.
40 Stunden? Er überlegte wie er das mit seinem Job vereinbaren würde. Er hatte schließlich seine festen Zeiten in denen er seine Aufträge entgegennahm. Der letzte Auftrag hatte die Polizei in Erregung versetzt und alle verhielten sich auffällig ruhig. Außerdem schadete es seinem Ruf erheblich wenn er nicht mehr omnipräsent war. Er hatte insgeheim auf eine Geldstrafe gehofft, aber in der letzten Zeit war man bei der Justiz offenbar anders eingestellt.
>Herr Clement? Nehmen sie das Urteil an?> Fragte ihn die Richterin. Er stimmte zu.
>Wir haben hier eine Liste von Einrichtungen in denen sie ihren Dienst ableisten könne<
>Was haben sie denn für eine Auswahl?< Fragte er leise
>Wie wäre es als Vorleser in einem Hospiz?<
>Vorleser?< CT nahm die Brille ab und reinigte sie. Die Richterin sah ihn an und schluckte trocken. Sie wirkte kurzeitig irritiert. CT nutzte diese Eigenschaft gerne um Zeit zum nachdenken zu bekommen. Wenn er die Brille abnahm war bislang noch jeder in seiner Umgebung unruhig geworden.
>Ja sie lesen den Leuten dort aus der Zeitung und aus Büchern vor. Viele können nicht mehr lesen, oder sind sonst wie krank das es eine Hilfe für sie ist!<
>Was haben sie sonst noch im Angebot?<
>Im Tierheim Hundeausführen. Ist aber eher was für Leute die gut zu Fuß sind. In der Uni-Klinik Krankenbetten streichen….!<
>Nein danke. Dann lieber den Vorleser!< Unterbrach er sie. Er meldete sich im Gerichtsbüro um nach der Adresse zu fragen..
>Haus „Regenbogenbrücke“ ? Das ist im Gewerbegebiet. Mitten in Billbrook. Hier!< Die Dame zeigte ihm auf dem Stadtplan die Strasse.
>Dort ist ein Krankenhaus? Ich sehe kein rotes Kreuz?< Bemerkte er. Die Gegend war nur für seine Lastwagen und Lagerhallen bekannt.
>Das ist ein Hospiz. Kein Hospital. Viel Erfolg. Und übrigens. Wenn sie mehr als drei Termine verpassen wandern sie für die restliche Zeit ins Gefängnis!<
>Und wenn ich mal nicht kommen kann?< CT faltete den Zettel sorgfältig zusammen und sah sich gleichzeitig um. Falls er hier einmal einbrechen musste waren ein paar Ortskenntnisse nicht verkehrt. Sie müssen sich rechtzeitig bei der Hausleitung abmelden, oder im Gerichtsbüro eine Nachricht hinterlassen. Die Richter in versteht keinen Spaß bei so was. Ich wollte sie nur warnen. Andere vor ihnen haben gemeint das wäre ein Scherz und sind eingeflogen!<


Hamburg St. Pauli
Erichstrasse, Ecke Davidstrasse

>Hör zu Babsi: Wenn du so weitermachst fängst du dir etwas ein. Lass diese Nummern ohne Gummi. Die Freier lachen sich nur Tod über dich wenn du HIV kriegst!< Margas Stimme klang eindringlich, aber es schien als ob diese Babsi zu verzweifelt wäre um logischen Argumenten zu folgen.
>Aber das Geschäft läuft nicht. Es sind einfach zu viele Schlampen da draußen die es tun. Ich muss doch Geld rankriegen. Er wird sonst sauer, und ich...!< Eine Träne gab ihrem Liedschatten den Rest. Die junge Frau in dem rosafarbenen Skianzug lehnte sich gegen die Hauswand und fing an zu weinen. Marga stand daneben und überlegte ob es besser wäre sie für die Nacht in ein Hotel weitab vom Kiez zu bringen. Das Mädchen wirkte völlig übernächtigt, und überdreht. Ihre schmalen Hände zitterten und pulten mit fahrigen Bewegungen die nächste Zigarette aus der Schachtel.
Sie war noch nicht lange hier, und eigentlich gehörte sie von ihrem bildungs- und Geisteszustand in die Hände des Jugendamtes. Aber sie war eben über Achtzehn und damit waren die Behörden aus dem Schneider.
>Komm mit mir. Wir trinken erstmal einen Kaffee. Du bist ja völlig durchgefroren!< Marga nahm sie in den Arm. Babsi heulte nun wie ein Wolf und zitterte am ganzen Körper. Ganz klar. Dieses Mädchen war völlig fertig und musste hier weg. Ihr Nasenausfluss tropfte auf Margas Ledermantel. Passanten gingen vorbei, und ein Mann blieb sogar einen Moment stehen um das Schauspiel zu fotografieren.
>Ich kann nicht. Wir brauchen doch das Geld. Ich muss...!< Babsi versuchte sich aus Margas Umarmung zu lösen, aber sie hielt sie fest.
>Gar nichts musst du. Erst mal einen Kaffee, und dann dorthin wo du mal richtig ausschlafen kannst. Dann sieht die Welt gleich ganz anders aus. So verfroren wie du bist kannst du eh mit keinem Freier aufs Zimmer. Glaubt du jemand bumst gerne einen rosa Eiswürfel?< Das Mädchen lachte unbeholfen.
Ein Auto kam neben ihnen zum stehen. Ein junger Mann südländischer Herkunft stieg aus.
>Hey Alte? Was geht? Lass sie in Ruhe, oder willst du ein Date mit ihr?<
>Verschwinde. Sie ist völlig fertig und gehört ins Bett!<
>Sag ich ja. Also was ist? Zweihundert die Stunde. Ach was. Hundertfünfzig. Mit Weibern hat sie noch keine Erfahrung!< Er lachte fröhlich als hätte er einen guten Witz gerissen und winkte dem Fahrer des Wagen.
>Ich nehme sie jetzt mit. Für heute hat sie Schluss. Und nun geh aus dem Weg!< Marga stellte sich vor der Prostituierten auf, und musterte den jungen Mann eindringlich. Ihn kannte sie nicht. Einer dieser Hartgeldluden aus den Vororten die versuchten hier Fuß zu fassen in dem sie kleine dumme Mädchen anschaffen schickten. Strolche, die glaubten sich auf dem Kiez wichtig machen zu können .
>Brauchst du was auf die Fresse Oma? Ich werde dir..!< Er packte Marga am Ärmel, und zog sie von Babsi weg.
>Das war ein Fehler!< Zischte die Sozialarbeiterin deren Ruf wohl noch nicht zu ihm durchgedrungen war und umfasste mit beiden Händen blitzartig sein Handgelenk. Plötzlich drehte sich die Welt um den Nachwuchszuhälter der nach einer Filmreifen Luftrolle auf den Asphalt klatschte. Marga hatte jedoch seinen Arm nicht losgelassen was sein Handgelenk und der Ellenbogen mit einem scheußlichen Geräusch quittierten. Beiden Gelenke zerbrachen fast zeitgleich. Da ihm der harte Aufprall alle Luft aus den Lungen gepresst hatte unterblieb sein Schmerzschrei zunächst. Ein Passant ging vorbei und machte schnell ein Bild mit seiner Handykamera. Aber da war Marga mit Babsi im Arm schon verschwunden.
Der Fahrer des Wagens gab Gas und folgte ihrem Beispiel. Allerdings ohne seinen Begleiter.




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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:10.10.09 12:11 IP: gespeichert Moderator melden


Einen Cleaner als Vorleser in einem Hospiz – das muss einem erst mal einfallen. Einfach köstlich! *lach …

Ich bin schon sehr auf die weitere Entwicklung gespannt.



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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:10.10.09 22:43 IP: gespeichert Moderator melden


Libanon
Antilibanon Gebirge

Ekrem blickte auf das Tal und fing spontan an zu beten.
So abweisend die Gegend auch scheinen mochte, so sehr wärmte sie sein Herz bei dem Gedanken was hier einst entstehen würde. Eine Steinwüste in der höchstens wilde Ziege und Reptilien überleben konnten. Nicht weit von der nächsten ärmlichen Ortschaft entfernt, in der vorwiegend Muslime wohnten.
>Was sagt ihr? Ist es das das was ihr suchtet?< Fragte der Führer. Ohne auf seine Antwort zu warten ging er weiter voran. Der Jeep der sie hierher gebracht hatte blieb zurück. Bevor das Gebiet erschlossen werden konnte musste eine Strasse bis ins Tal gebaut werden. Der Führer stampfte voran und je tiefer sie ins Tal vordrangen desto höher wurde der Schnee. Es war empfindlich kalt und Ekrem stellte die Grenze der Belastbarkeit von Gore-tex fest. Als er glaubte seine Beine würden jeden Moment am Boden festfrieren erreichten sie endlich den ersten Stollen. Sie schalteten ihre Lampen ein und betraten die schwarzen Löcher die Sklaven vor zig tausend Jahren in den Berg getrieben hatte.
>Seht ihr die Linien. Blei und Kupfererz hat man hier abgebaut. Zuerst die verfluchten Römer und zuletzt die Türken. Sie haben auch die Bahngleise gelegt!< Am Boden verzweigte sich ein Netz von Schienen die ins Innere des Berges führte. Es roch faulig und eigenartig metallisch aus dem Berg.
>Und wie groß ist der Stollen?<
>Das weis niemand so genau. Ich bin oft hier drin gewesen und habe immer noch neue Stollen und Abgänge entdeckt. Wir könnten hier stundenlang herum laufen und würden vermutlich eher Hungers sterben ehe wir ein Ende sehen. Von den eingefallen Stollen die man wieder öffnen könnte gar nicht zu reden. Nach meiner Schätzung geht es mehrere hundert Meter tief in die Erde und verzweigt sich in alle Richtungen. Interessanter Weise ist dies hier offenbar der Bewetterungsschacht. Der eigentliche Eingang liegt mitten im Tal und ist die meiste Zeit des Jahres von Schnee bedeckt!<
>Sie haben ein Loch in der Erde als Eingang genutzt?<
>Es waren die Römer. Sagen wenigstens die Archäologen. Sie ließen die Sklaven an Seilen in die Grube und brauchten so nur einen Eingang zu bewachen. Man kann noch die Fundamente der alten Kräne sehen wenn es getaut hat. In der Antike sollen hier annähernd zehntausend Menschen gearbeitet haben!<
>Sie waren Sklaven. Sie haben geknechtet. Nicht gearbeitet!<
>Ganz wie ihr sagt ehrwürdiger Ekrem.!< Antwortete der junge Mann und zeigte ihm noch weiter Räume und verrottete Anlagen.
>Woher kennt ihr euch so gut hier aus?<
>Abenteurertum. Ich habe mich hier vor den Milizen oder den Bullen versteckt. Als Schmuggler muss man so etwas wissen, oder man wird nicht Alt.<
>Wir können zurückkehren. Das Gelände ist perfekt. Ich denke hier haben wir Potential für hundert und mehr Jahre!<

Hospiz
Regenbogenbrücke

CT lies den Wagen auf der Strasse stehen. Die Zufahrt zu dem Gebäude weckte in ihm auf Grund der vielen Schlaglöcher und des matschigen Bodens wenig Vertrauen. Seinem Instinkt folgend sah er sich um. Es regnete leicht und ein schwerer Lastwagen zog donnernd an ihm vorbei. Nicht gerade die Gegend für ein Krankenhaus.
Es handelte sich um ein altes Lagergebäude das von außen ziemlich heruntergekommen wirkte. Die Fenster waren verschmutzt. Auf einer Rampe entdeckte er zwei Kartons mit Einwegspritzen, und Infusionen. Ein leichtes ziehen durchflutete plötzlich seinen Kopf und er musste sich zwingen wegzusehen. Die Wege waren eine Änderreihung von Pfützen und tiefen Löchern. Es lag ein Paar Schritte von der belebten Strasse entfernt und wirkte so trostlos wie der Rest des Gewerbegebietes. Zwei einsame Birken hatten sich den Weg durch den Schotter ans tageslicht erkämpft und gaben Zeugnis von einem Rest Natur. Vor dem Haus standen einige Fahrzeuge. Der Lieferwagen eines Essenservice fuhr davon. Der Fahrer hatte offenbar Streit mit dem Wagen denn er lies ihn brutal durch die Schlaglöcher hüpfen.
Die alte Kunststofftür stand offen und so wie sie aussah war sie nicht mehr abschließbar. Vergeblich suchte er nach einer Klingel, oder einem Hinweisschild. Auf der Treppe fand er eine Kinderzeichnung. Ein Strichmännchen mit einem Tropfgestell an der Seite. Daneben ein Engel der einen Hund an der Leine führte. Er hörte oberhalb Geräusche und betrat durch eine provisorische Klapptür aus Speerholz einen breiten Flur. Kindergeschrei war zu hören und irgendwo weinte jemand lautstark.
Eine Frau huschte über den Flur, aber ehe er sie ansprechen konnte war sie wieder verschwunden. Seine Augen suchten die Türen nach einem Büro ab.
>Bist du nur zu Besuch, oder holst du heute jemanden ab!< Hörte er plötzlich eine Kinderstimme hinter sich. Es kam nicht oft vor das sich ihm jemand unbemerkt nähern konnte. Langsam drehte er sich um. Ein blasses Mädchen ohne Haare auf dem Kopf stand in einer Türöffnung.
>Nein. Ich hole niemanden ab. Ich suche die Leitung dieses Hauses?<
>Schwester Maria ist im Keller. Das warme Wasser funktioniert mal wieder nicht!< Das Kind hielt einen Teddy im Arm und schien zu frieren.
>Willst du nicht lieber ins Bett gehen? Es ist kühl hier draußen und du trägst nur ein Nachthemd!<
>Nee. Mein Bärli wärmt mich doch, und außerdem? Was macht es noch für einen Unterschied!< Sie wandte sich ab und verschwand in dem Zimmer. Eine Tür wurde geöffnet und zwei Kinder schrieen sich an. Das Bedienpult einer Spielkonsole polterte über den Boden. Dann war wieder Ruhe. Er hörte Schritte auf der Treppe und ging beiseite. Ein Werkzeugkasten drückte die Türflügel beiseite und eine blonde Frau in einem Arbeitskombi betrat den Flur.
>Hallo. Ich bin Maria. Und wer bist du? Kannst du mir mal den Kasten abnehmen?< CT griff nach der Metallkiste und trug ihn der schnaufenden Frau in ein Büro hinterher. Eine Kaffeemaschine röchelte auf der Fensterbank vor sich hin, und verbreitete angenehmen Duft. Eine Katze verschwand von einem Aktenregal als er den Raum betrat. Über der Heizung trocknete Kleidung, und alles sah ziemlich durcheinander aus.
Die Frau schälte sich aus dem Arbeitanzug und steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen. Er schätzte sie auf Anfang Vierzig. Ihre blonden Haare trug sie zu einem Knoten aufgesteckt. Der Mund zu einem leicht zynischen Grinsen verzogen. Draußen auf dem Flur polterte es. Eine Frau keifte und Kinder schrieen zurück.
>Wollen sie hier rauchen? In einem Krankenhaus?< Fragte CT leise.
>Nein. Natürlich nicht. Nur für das Gefühl. Ich will seid Jahren aufhören und nun habe ich endlich den Anfang gefunden!< Sie stand in Unterwäsche vor ihm und wusch sich die Hände in einem winzigen Waschbecken.
>Was kann ich denn nun für dich tun? Brauchst du ein Bett für jemanden? Wir nehmen aber erst ab Stufe drei auf. Vorher müsst ihr in die Klinik gehen Einen Kaffee?< Sie streifte sich einen blauen Schwesternkittel über und schenkte sich einen Becher ein.
>Ich bin wegen eines Urteils hier. Man hat mit dieses Adresse genannt!< Er reichte ihr das Schreiben des Gerichts. Sie gab ihm einen Kaffee, und las den Zettel durch.
>Aha. Da hat uns einer doch nicht vergessen. Du sollst hier den Sozialdienst ableisten? Bist du Arzt, oder etwas in der Richtung?<
>Nein. Ich fahre Taxi!<
>Super. Also ein Fachmann für Transporte. Egal. Ich bin froh über jede Hand die wir kriegen. Wir brauchen wirklich einen Vorleser. Oder kannst du zufällig auch eine Heizung reparieren?<
>Ich fürchte nicht. Sagen sie mir bitte: Was genau ist das hier?<
>Ein staatlich betriebenes Hospiz. Hier landen alle die deren Leben dem Ende entgegen geht. Entweder weil sie Todkrank sind, oder weil ihnen ein Spenderorgan fehlt das sie retten könnte. Früher waren wir in einem Parkgelände untergebracht, aber mit dem Regierungswechsel hat man für staatliche Grundstücke mit Elbblick eine andere Verwendung. Egal. Komm! Ich zeige dir das Gebäude! Wie heißt du eigentlich?<
>Raul. Raul Clement. <
>Gut Raul. Wir haben zurzeit dreizehn Patienten. Alles Kinder. Die Alten werden uns nicht mehr aufs Auge gedrückt. Es gab zu viele Konflikte. Das Haus besteht aus zwei Etagen von denen diese und das nächste Stockwerk als Hospiz eingerichtet sind. Oben wohnen ich und Jochen Stein unser derzeitiger Zivildienstleistender. Die Einrichtung ist auf das notwendigste beschränkt weil Hamburgs Krankenhäuser annähernd pleite ist. Sagen zumindest die Banken. Wir sind der Uni-Klinik in Eppendorf angegliedert. Von dort werden uns die Patienten zugewiesen!<
>Und was tun sie hier?<
>Wir betreuen und Pflegen die Leute hier bis sie wieder von alleine gehen, oder sie sterben!< CT dachte an das Mädchen von vorhin. „ Holst du heute jemanden ab“ Hatte sie ihn für den Tod gehalten? Sah er so fürchterlich aus?
>Wir sind eine Außenstelle der Universitätsklinik. Die Kinder kriegen hier notwendige Medikamente die ihnen das Leben erleichtern und viele etwas Zuspruch, den ihnen die Familie nicht geben kann, oder will!<
Ihre Schritte knallten auf dem Steinfliesen. Sie zeigte ihm die Küche und einen großen Raum der zum gemeinsamen Spielen geeignet war. Es war viel gebrauchtes Spielzeug darin. Das meiste beschädigt.
>Viel eigenes haben wir hier nicht. Die meisten Sachen sind Spenden oder haben anderen Patienten gehört!< Aus einem Zimmer drang plötzlich ein lauter Schrei. Maria lief sofort los und er folgte ihr. Ein kleiner Junge wälzte sich im Bett hin und her und schrie jämmerlich.
>Verdammt! Der Tropf ist ab. Komm. Halt ihn fest damit ich die Infusion neu legen kann!< Vorsichtig als könnte er ihn zerbrechen griff er zu.
>Opa... Wo ist Opa?.... Ich muss ..!< Schrie das Kind unentwegt.
>Das passiert wenn man bei Spielen nicht aufpasst. Er hat sich versehentlich die Nadeln raus gezogen und nun ist Medikamentenspiegel durcheinander!< Maria legt mit geübten Griffen den Tropf neu und gab dem Jungen eine Spritze. In dem Zimmer waren noch drei weitere Kinder. Sie spielten ein Brettspiel und schienen alles um sich herum vergessen zu haben. Die allgemeine Hektik steckte sie nicht im Geringsten an.
Minuten später war der junge wieder ruhig und Maria deckte ihn zu.
>Das ist Ralf Hansen. Neun Jahre. Knochenmarkskrebs im letzten Stadium. Er kriegt große Dosen Morphium und wenn er länger nicht am Tropf ist passier genau das!< Sie machte einen Eintrag auf einer Tafel neben dem Bett.
>Hey Leute. Das ist Raul. Der wird euch eine Geschichte vorlesen. Aber nur wenn ich bald den Fußboden wieder erkennen kann. Räumt mal auf. Die Bude sieht ja aus wie Waterloo!< Rief sie den Kindern zu. Maulig erhoben sie sich begannen den Boden aufzuräumen.
>Also ich dachte wir machen erst einen Termin? Das kommt ein bisschen plötzlich!< CT war es im Angesicht des Kindes unangenehm, aber er hatte Verpflichtungen die sich nicht aufschieben ließen.
>Wie du meinst. Du kannst im Prinzip kommen und gehen wie du willst. Ich bin eigentlich immer da, oder sonst Frau Brinkert. Sie vertritt mich. Die Stunden weist du auf einem Zettel nach den ich ihnen gegenzeichne. Den gibst du einmal im Monat auf dem Gerichtsbüro ab. Vergiss es nicht. Die machen sofort Theater wenn nicht!<
>Was liest du uns denn vor? Ich kenne schon fast alle Bücher!< Sprach ihn ein Mädchen von der Seite an. Ihr Gesicht war Zitronengelb gefärbt.
>Raul hat eben gesagt das er keine Zeit mehr hat. Aber er kommt bald wieder!< Maria nahm ihm die Antwort ab und schob ihn aus der Tür. Ein Schatten der Enttäuschung schwebte über das Gesicht des Mädchens.
>Esther Kern. Sie braucht eine neue Leber, aber eigentlich ist es bereits zu spät. Der Vergiftungsprozess ist zu weit fortgeschritten. Ihre Mutter ist sehr engagiert und hat alles was sie besaß verkauft um eine Spenderleber zu erhalten. Bisher vergebens!<
>Warum sind diese Kinder hier und nicht in einer Klinik?<
>Weil sie als austherapiert gelten und dann nach Hause entlassen werden. Im Krankenhaus zu sein heißt auch Heilungschancen zu haben. Wenn keine Aussicht darauf besteht hat man kein Recht dort zu bleiben Außerdem ist im UKE zu wenig Platz!<
Maria öffnete eine Tür und schaute nach einem schlafenden Kind. Eine Frau lag mit dem Kopf auf dem Bett und schlief ebenfalls.
>Sie kommen hierher weil sie nicht in einem Krankenzimmer sterben wollen. Angeschlossen an Apparate, und ständig umgeben von besorgten Krankenschwester. Hier kriegen sie alles um bis zum Ende keine zu großen Schmerzen zu spüren, und ihre Angehörigen können sich um sie kümmern!<
>Gibt es hier einen Arzt?<
>Natürlich. Doktor Wolter. Ein netter Kerl wenn man Zyniker mag. Er ist in der Zentralapotheke etwas besorgen. Zweimal die Woche kommt das Studentengeschwader mit ihren Professoren um sich weiterzubilden. Für die Kinder allerdings nur eine lästige Pflicht!<
>Sie sagen ich könnte kommen wie ich möchte?< Auf den Flur trottete ein Kind mit seinem Infusionswagen in seine Richtung. Der Bademantel hing an ihm wie ein Leichentuch.
>Im Prinzip ja. Du musst nur darauf achten das die Zeitabstände nicht zu groß sind. Ich bin nicht der Zuträger für die Gerichte und werde dich nicht verpfeifen, aber du musst es dem Richter hinterher erklären wenn er nachfragt. Das kann bisweilen ins Auge gehen. Wir hatten hier vor einigen Monaten einen selbstständigen Malermeister. Der wollte sogar den kompletten Bau streichen. Leider hat ihn Urlaub machen und Geld verdienen in den ersten sechs Wochen davon abgehalten hier zu erscheinen. Der hat die Zeit im Knast abgesessen und eine saftige Geldstrafe obendrauf bekommen!<
>Ich komme Donnerstag wenn es ihnen recht ist!<
>Wie du willst. Du bist der Vorleser. Wenn da bist ist es gut, und wenn nicht ist es eben Pech. Die meisten der Kinder sind Enttäuschungen gewohnt. Man könnte meinen ihr Leben wäre eine einzige Enttäuschung!< Maria lies ihn stehen und folgte dem Kind in einen Raum. Er strebte dem Ausgang zu. Dieser Ort war das trostloseste war er seit langem gesehen hatte.
Was hatte das Kind gesagt? Es kannte bereits alle Bücher? Alles hier war klamm und ungemütlich. Ihm fiel die Heizung ein. Er hatte keinen Schimmer von so etwas. Warum bestellte diese Maria nicht einfach einen Heizungsmonteur? Eine Frau mit einem Tablett voller Medikamente kam ihm entgegen.
>Wer sind sie?< Zischte es unfreundlich. Die Frau erinnerte an eine aufrecht gehende Birne. Ihre Brillengläser wirkten so dick wie das Isolierglas der Fenster. Nicht gerade ein Augenweide und ein Sympathieträger schon gar nicht.
>Jemand der gerade geht!< Antwortete er leise und ignorierte die Frau. Sie keifte noch etwas in seinem Rücken, aber da war er bereits im Treppenhaus

Hamburg-Billbrook
Automarkt

Yussuf schlenderte über den Automarkt und sah sich nach großen Limousinen um. Der Ölpreis hatte die großen Limousinen preisgünstig gemacht und er suchte nach Luxuskarossen. Eine Gruppe Türken verhandelte mit einem Landsmann wegen eines Mercedes. Ein Audi weckte sein Interesse.
>Los. Hol mir den Preis von der Karre!< Schickte er einen seiner jungen Begleiter los. Libanesen, und eingewanderte Araber, die in Yussuf Tekinel ihren Anführer sahen. Er hatte das Geld und war der stärkste unter ihnen. Er trug feine Anzüge und bildete so etwas wie das Zentralgestirn um das sie schwebten. Seine Firma betrieb einen eigenen Sportraum wo sie mit ihm zusammen trainierten.
>Nicht viel los heute. Oder was Alter?< Der junge Mann kickte lässig einen Stein aus dem Weg. Seine weiße Ballonseidenhose war fleckig. Yusssuf hasste Dreck.
>Oder was? Arsch! Idiot. Wir sind nicht zum Spaß hier. Lauf los und such. Wir brauchen noch mindestens zehn Wagen. Übermorgen legt das Schiff ab!< Der Angesprochene rannte davon. Er musste sich Mühe geben. Sein Vater war schon ziemlich sauer weil der Nachschub an guten Fahrzeugen ins stocken geriet. Die Russen kauften den Markt leer.
Er dachte an früher wo er mit Ekrem über die Märkte gezogen war. Er war Achtzehn und Ekrem sechzehn. Sein Cousin war ein geschickter Händler gewesen. Besser als er. Obendrein beherrschte er vier Sprachen.
Leider hatte er den Koran für sich entdeckt. Seit er während eines Besuches in der Heimat mit einem Prediger gebetet hatten war es vorbei mit ihm. Der Iman lud ihn zu Lesestunden ein, und Ekrem machte bald keinen Schritt mehr ohne den Koran bei sich zu tragen. Er verwandelte sich immer mehr in einen kleinen Mullah. Kamil war offenbar machtlos und lies ihn gewähren.
Es gab Streit mit Kamil und Aga. Ekrem stieg aus dem Geschäft aus und reiste oft in die Heimat. Er versuchte mehrmals mit ihm zu sprechen. Einmal schlug er ihn sogar zusammen, aber Ekrem meinte huldvoll das er ihm verzieh und alles blieb wie es war. Dabei könnte die Familie seine Hilfe jetzt gut gebrauchen.
>Der Audi soll vierzehn kosten. Ist ein privater!< Yussuf sah sich den Wagen an und erwarb ihn für Zwölftausend Euros. Ein gutes Geschäft. In Tripoli würde er fast das Doppelte einbringen. Einer der Jungen kam angerannt.
>Ich habe Marik , Serge`s Aufkäufer gesehen. Dort hinten wo die Jugos und die Polen stehen!<
>Dieses Schwein. Los, das sehen wir uns an!< Yussuf stampfte wie ein lebender Turm durch die Autogassen. Für einen Araber war er sehr groß und überaus stark bemuskelt. Auf dem Kiez genoss er den Ruf eines üblen Schlägers. Eines Rufes auf den er Stolz war.
>Yussuf lass das. Die Russen haben alle Waffen. Das ist gefährlich Ich will hier weg!< Nörgelte seine weibliche Begleiterin. Langes schwarzes Haar. Eine pinkfarbene hautenge Hose und ein goldfarbenes Oberteil das den üppigen Brüsten kaum Einhalt bieten konnte. Ein echter Blickfang für die Männerwelt.
>Dann schwirr ab. Ich ruf dich an!< Natürlich würde er sie nicht anrufen. Yussuf rief nie eine Frau an. Die Frauen hatten sich bei ihm zu melden.
Ein Gruppe Männer stand um einen VW Transporter versammelt und beobachtete ihr kommen.
>Hey Russki. Zisch ab. Ihr könnt eh nicht Autofahren. Also verschwinde und las dich nicht mehr sehen. Das ist unser Revier!< Rief Yussuf schon vom weiten.
>Ich wusste gar nicht das hier auch Kamele gehandelt werden. Aber wie ich sehe hast du ja ausreichend Tauschware dabei!< Antwortete ein grobschlächtiger Mann, und schob lässig seine Jacke beiseite um den Griff eines Revolvers blitzen zu lassen. Die Russen rotteten sich zusammen. In den Händen der Libanesen waren plötzlich Messer zu sehen.
>Weg mit den Messern. Das erledigen wir mit den Fäusten. Wie Männer!< Zischte Yussuf. Die Russen lachten .
>Ihr Kanaken seid doch alle bescheuert. Ihr kommt zu einer Schießerei mit Messern bewaffnet. Kein Wunder das ihr vor Verzweifelung sogar die eigenen Mütter fickt!<
Prustete der Russe und verschwand hinter dem Wagen. Die Gruppe der Osteuropäer löste sich plötzlich auf und strebte eilig dem Ausgang zu. Ehe Yussuf sich wundern konnte sah er den Grund. Ein Streifenwagen fuhr langsam auf seine Gruppe zu.
>Was liegt an?< Fragte der Beamte lässig aus dem Fenster. Yussuf antwortete nicht und winkte seinen Leuten ihm zu folgen. Er war hier zu bekannt. Mit den Bullen hatte er auch so schon genug Ärger.
>Wir hätten ihnen endgültig in den Arsch treten sollen. Blödes Kommunistenpack!< Wetterte einer der jungen.
>Halt die Klappe Idiot. Sucht lieber nach anständigen Autos. In zwei Stunden ist hier Schluss und wir haben nichts!< Der Junge entkam eben gerade noch der gewaltigen Pranke die nach ihm schlug. In solcher Laune war Yussuf bisweilen gefährlich.
Gegen Mittag hatte er drei weitere Fahrzeuge erworben und brachte sie zum Sammelplatz. „Kaya Industries -Metall-Recycling.!< Stand über der Zufahrt.
Selbst am Sonntag dröhnte der Brecher und Yussuf ahnte das es morgen wieder Besuch von der Gewerbeaufsicht geben würde. Zum Glück war es feucht. Der Staub war sonst kaum zu ertragen auf dem Platz.
>Sind das alle? Und dann solcher Schrott. Wer hat dir gesagt du sollst Amerikanische Autos Kaufen? Das Ding kann auch gleich in den Shredder. Oh, Allah. Hab Erbarmen. Sieh auf diesen Mann. Was habe ich da nur in die Welt gesetzt?< Rief sein Vater erbost aus dem Bürofenster und raufte sich die Haare. Er schickte die Jungen weg und nahm sich ein Bier aus dem Kofferraum seines Autos. Sein Vater stampfte die Treppen herunter.
>Du blöder Ochse. Einen Dodge. Weißt du wie lange der in Beirut in einem Stück sein wird? Den kauft doch nur ein Lebensmüder. Einen Amischlitten? Was habe ich dir eigentlich beigebracht? Wo sind die BMW und Daimlers? Du wirfst das Geld zum Fenster raus!<
>Es gab nichts mehr. Die Russen ......Sie haben.....!<
>Ach halt den Mund. Wenn ich da schon höre: Die Russen. Die Bösen. Nehmen uns alles weg. Wie schrecklich aber auch. Dann setz dich durch. Nimm du ihnen die Wagen weg. So läuft das. Wozu quälst du dich regelmäßig in deiner Muskelbude? Reiß diesem Marik den Kopf ab und spiel Fußball damit. Dann vergeht ihnen die Lust auf weitere Geschäfte!<
>Sie hatten Kanonen dabei. Außerdem kamen gerade die Bullen!<
>Wegen einer Pistole? Einer? Ach was für ein Versager du doch bist. Schade das wir alt werden müssen. Kamil und ich hätten das Problem schon lange gelöst!<
>Dann geh du doch los und kauf was nicht da ist!< Yussuf war die Flasche wütend gegen einen ausgedienten Bus. Bier und Glassplitter gerieten auf die neuen Fahrzeuge.
>Wenn ich das auch noch mache soll, wozu brauche ich dich dann noch? Also schieb deinen Hintern ins Auto und fahr nach Travemünde oder Rostock. Sieh zu ob du noch bei den Letten oder Weisrussen was abgreifen kannst!<
>Es ist Sonntag! Ich will...!<
>Nimm den Transporter und fahr los. Geh einmal nicht mittags in die Kneipe und arbeite zwischen durch. Erledige erst deine Aufgaben bevor du mit mir streitest. Es ist für die Familie!< Aga Tekinel reichte seinem Sohn eine pralle Geldbörse. Er warf einen flüchtigen Blick auf die drei Autos und schüttelte missmutig den Kopf. Dann brüllte er dem Mann an der Brecheranlage etwas zu, und trottete zurück in sein Büro

Syrien
Stadt Homs

Ekrem rollte die Pläne ein. Sein Vortrag über den Bau der Anlage war beendet doch statt der erwarteten Begeisterung herrschte unnatürliche Stille. Die versammelten Männer sprachen leise miteinander. Achmed sein Kontaktmann legte ihm die Hand auf die Schulter
>Gut gemacht. Sie waren sehr überzeugend!< Flüsterte er. Ekrem hatte seine Zweifel. Die Politiker der Hisbollah waren an den Anzügen gut von den traditionellen Überwürfen der Sheiks zu unterscheiden, trotzdem schienen sie gemeinsam höchst skeptisch. Ein alter Mann erhob sich.
>Ihr wollt den Abfall des Westens bei uns einlagern? Warum bei uns?<
>Weil das Gelände hier ideal ist. Außerdem bringt es Wohlstand für alle!< Antwortete Achmed für ihn.
>Wie bringt Dreck Reichtum? Ziegen und Schafe. Das bringt etwas!<
>Wenn das Land je unabhängig werden soll braucht es stabile Einnahmequellen. Der Wohlstand des Westens ist auch seine Hybris. Er erstickt in seinem Müll. Wir werden sie anständig dafür bezahlen lassen das wir seine Sorgen lösen. Für das Land bedeutet es Geld. Geld das allen zu gute kommt!< Antwortete Ekrem.
>Ach Das Land. Was kümmert mich das Land. Euer Geld wird in Beirut versickern so wie es das von je her tut. Ich bin dagegen!< Der Alte verließ die Versammlung und viele Sheiks schlossen sich ihm an. Nun saß eine Mehrheit aus Hisbollahvertretern Raum.
>An wie viel Arbeitsplätze habt ihr gedacht ehrwürdiger Ekrem?< Fragte ein beleibter Mullah
>Für den Bau der Anlage werden wir sicher dreitausend und mehr Leute benötigen. Wenn die Sortierung funktioniert und wir den Müll flächendeckend einsammeln und verarbeiten, könnten es annähernd zehntausend werden!<
>Wie könnt ihr so sicher sein das euer Prinzip funktioniert? Warum sollten die Industrienationen das Angebot überhaupt annehmen?<
>Ich spreche zurzeit nur für Europa. Dort komme ich her und dort kenne ich mich aus. Sie ersticken bereits in ihren Abfällen. Die EU-Staaten werden bei ihrer eigenen Gesetzeslage in der Zukunft gar keine Alternative haben. Außerdem Entspricht es genau ihren Plänen!<
>Ihr erwähntet Europa. Habt ihr Pläne die über das Maß der Dinge hinausgehen?<
>Die Russen haben bereits Interesse bekundet. Noch im geheimen natürlich. Die Amerikaner werden sicher nicht lange warten um sich ihren Platz zu sichern!<
>Die Amis? Bah. Kein Shiit wird für dieses Gesindel arbeiten wollen!< Ereiferte sich einer der Männer der eine Milizuniform trug.
>Cola ist ein Produkt aus den Staaten Eine ureigenste Erfindung der Amerikaner. Wollt ihr abstreiten das auch Shiiten es trinken? Ihre Dosen und Flaschen wollen auch entsorgt sein!<
>Und ihr glaubt wirklich das man mit dem Material Geld machen kann?<
>Wie ihr wisst handelt Kaya Industries in erster Linie mit Schrott und gebrauchten Industriewaren. Mittlerweile verarbeiten wir aber auch im großen Stil Industriemüll, und fahren gute Erträge mit den Wertstoffen ein. Es ist ein Zusatzgewinn denn der Abtransport des Mülls deckt bereits alle Kosten!< Ein dicker Mullah erhob sich und kratzte sich den Bart.
>Ich gehe davon aus das ihr als Experte es durchgerechnet habt. Sicher wird es ein Erfolg werden. Eine Frage habe ich dennoch. Wer wird die Arbeitskräfte bilden? An welche Volksgruppe habt ihr dabei in erster Linie gedacht?< Ekrem schaute fragend zu Achmed.

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Deutschland


Es gibt nichts gutes, außer man tut es.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:12.10.09 08:32 IP: gespeichert Moderator melden


Hamburg St. Pauli.
Am Silbersack. „Sonderbar“

>Ich liebe meinen Job. Abends im Regen mit dem Abschaum des Verbrechens in die selbe Kneipe zu gehen!< Sagte Kommissar Berger und klappte den Mantelkragen hoch.
>Vielleicht kommst du sogar in die Zeitung. Also freu dich doch!<
Frank Rolle schob sich durch die Tür. Der Laden war leer. Eine Musikbox quietschte blechernd einen Howard Carpendale Hit. Der Wirt kam an den Tresen.
>Wie suchen Siggi. Siegfried Marx. Ist er hier bei ihnen?< Berger lies den Mann seine Dienstmarke sehen. Der kratzte sich auffällig den ergrauten Brustpelz und legte zwei Bierdeckel auf den Tisch.
>Wie wäre es für den Anfang mit einem Bier?< Schmunzelte der fettleibige Mann.
>Cola. Aber nicht warm!< Erwiderte Rolle, und summte das Lied mit.
„Deine Spuren im Sand“. Berger sah auf das Etikett der Flasche und wusste genau das er das Getränk nicht anrühren würde.
>Noch einen Schnaps die Herren?< Der Wirt lachte verschmitzt.
>Schluss jetzt. Wo ist er?< Rolle Stimme war eine Spur lauter geworden.
>Ist ja gut. Er ist hinten den Gang runter .Ihr könnt es nicht verfehlen. Aber er ist nicht allein. Es ist besser ich gehe vor!< Klang es verschwörerisch.
>Nee. Bleib du man wo du bist. Wir finden auch so den Weg!<
Berger öffnete die Tür und fand sich in einem großen Schlafzimmer wieder. Ein Mann lag auf dem großen Bett und lies sich von zwei Frauen bedienen. Eine Videokamera zeichnete alles auf. Die drei waren so sehr vertieft in ihre Tätigkeit dass sie die beiden Polizisten zunächst nicht bemerkten.
>Hallo Herr Marx? ? Wir wollen nicht stören. Aber haben sie mal einen Moment für uns?< Rief Berger laut in den Raum.
>Scheiße! Was? Ihr Penner?....Mist.. Raus hier. Wir sind Online.....Oh Mann. Gott.. Runter von mir ihr Schlampen. Macht die Kamera aus... Was eine Kacke..!< Die Frauen wickelten sich in Decken und Mäntel während der Zuhälter mühsam in eine Hose schlüpfte. Misstrauisch schaute er auf die Ausweise der Beamten. Die Frauen rannten aufgeregt durcheinander. Augenscheinlich Ausländerinnen.
>Ich wusste gar nicht das es hier ein Filmstudio gibt!<
Grinste Berger und wich dem Mann aus der nach seinem Hemd suchte.
>Was wollt ihr?< Brummte er und fingerte eine schmale Brille auf die Nase.
>Wir untersuchen den Tod von Peter Tockward. Bekannt als Peterle. Wir suchen eventuelle Zeugen der Tat?<
>Peterle?Dieser Kacklappen? Deswegen unterbrecht ihm meine Lifesession? Ich habe den Typ ewig nicht gesehen. Keine Ahnung!<
>Er hatte Besuch. Wir vermuten von Prostituierten!<
>Und warum kommt ihr zu mir? Der Kiez ist voller Schlampen die es mit dem Looser treiben würden?<
>Wir haben gehört sie hätten das größte Angebot. Außerdem haben sie Kontakt mit Serge und der wurde erst vor kurzem noch mit Peterle gesehen!<
>Serge und ich zocken ab und wann zusammen. Warum fragt ihr nicht den Russen?<
>Wir fragen aber sie. Haben sie in letzter Zeit ein oder mehrere Mädchen für Peterle abgestellt. Auch im Auftrag von Serge oder sonst jemanden?<
>Nö. Keinen Schimmer wovon ihr redet!< Rolles Augen verengten sich.
>Pass gut auf Siggi. Wir ermitteln wegen Mord. Nicht wegen Ladendiebstahl. Wenn du uns anflunkerst kommen wir wieder und du fährst erstmal in den Kahn. Dort unterhalten wir uns dann erneut. Und das wird nicht so Lustig.<
Der Zuhälter steckte sich in aller Ruhe eine Zigarette an. Berger bewunderte das plüschige Bett. Es bot sicher Platz für mehr als vier Personen. So etwas müsste er auch haben.
>Ihr mich in den Knast stecken? Ihr Penner doch nicht. Mein Anwalt wird euch in kleine Stücke schneiden. So wie er das gemacht hat als ihr Salamander anpissen wolltet. Und nun raus hier. Wenn ihr nicht offizielles mehr habt dann verschwindet. Ich habe zu arbeiten!< Die beiden Polizisten verließen die Bar.
>Der weis etwas? Ich habe es in seinen Augen gesehen als ich den Russen erwähnte. Da war so etwas wie Schuldbewusstsein!< Meinte Frank Rolle und schaute zum wiederholten male aus dem Seitenfenster. Der Jaguar von Blonzen-Siggi stand nach wie vor im Torweg neben der Bar.
>Wenn er wirklich kalte Füße bekommt wird etwas geschehen. Vielleicht sollten wir es einfach aussitzen?<
>Wahrscheinlich. Die Kollegin vom der Soko Rotlicht hat mir nicht gerade Mut gemacht als ich sie um Hilfe gebeten habe. Die meint aus den Nutten kriegen wir so nichts raus. Wenn eine den Mund auf macht ist sie Tod!<
>Meinst du er wird zu Serge laufen und ihn warnen?< Berger spuckte sein überfälliges Kaugummi auf die Strasse. Die Weiße Masse erinnerte ihn an seine Frau.
>Kann sein. Aber eigentlich wäre er blöd wenn er es tun würde. Wenn Serge den leisesten Verdacht hätte das Siggi ihn oder gar Salamander verraten würde, wäre er ruck zuck hinüber. Nein Unser Freund ist sehr selbstsicher. Die Ansprache mit dem Anwalt klang ziemlich auswendig. Offenbar ist er in Salamanders Riege aufgestiegen und darf auf seine Hilfe hoffen!<
Zwei Punker liefen an dem Wagen vorbei. Einer führte eine Ratte mit sich, die auf seiner Schulter turnte. In der Seitenscheibe des Jaguars erschien plötzlich ein wütend bellender Kampfhund der nur aus einem Maul von Reißzähnen zu bestehen schien. Die beiden Punker sprangen erschreckt zur Seite und warfen als Antwort eine Bierflasche auf die Motorhaube.
>Und nun? Murmelte Berger und Schloss für einen Moment die Augen. Observationen bei Nacht hasste er besonders.
>Wir wühlen die Akten durch. Die Gemeinsamkeit ist die Spur! Irgendwo gibt es eine Verbindung.< Frank Rolle starrte in die Dunkelheit.
>Also lassen wir die Nutten in Ruhe?<
>Vorerst. Später kommen wir noch mal darauf zurück!<
>Schade. Einige sahen echt Klasse aus!< Berger gähnte auffällig
>Du kannst ja ins Filmgeschäft einsteigen wie Siggi!<

Hamburg
„Litani“

>Es hat sich eine ernste Lage entwickelt hat. Der Stahlpreis ist in die Höhe geschnellt und wir bekommen zusehends weniger Rohmaterial. Auf zwei Plätzen geht am Monatsende die Arbeit für die Shredder aus!<
Eröffnete Aga Tekinel die monatliche Familienversammlung.
>Was sagen die Lieferanten?< Fragte Kamil.
>Die verkaufen ihren Stahl derzeit lieber woanders hin um mehr Geld zu machen. Wir haben bereits die Ankaufspreise angehoben, aber der ganze Markt ist wie Wahnsinnig. Dieser Chinaboom ist noch unser Ruin!<
>Bruder? Wir haben unsere Lieferanten immer anständig bezahlt. Warum wenden sie uns den Rücken zu.!<
>Das ist nicht die Heimat Kamil. Hier sind keine Leute von Ehre. Jeder ist ein Gangster und versucht für sich raus zuschlagen was geht. Treue und Partnerschaft sind hier Fremdworte!< Aga trank von dem schweren Wein.
>Könnte es dran liegen das du mit jedem herumstreitest Onkel?< Fragte Ekrem und stippte die Gabel in einen Fleischsalat.
>Ich streite nicht. Ich handele, und versuche für die Firma den bestmöglichen Gewinn zu erzielen!< Reagierte Aga gereizt.
>Ich habe mit den Schweden gesprochen. Die sagen etwas anderes. Sie fühlen sich von dir beleidigt und haben ihre Monatsladung an das Hamburger Stahlwerk abgegeben. Zu einem guten Preis!<
>Die Preise des Stahlwerkes können wir nicht bezahlen!<
>Sie waren nicht höher als unsere. Ich habe den Abrechnungsbeleg gesehen. Torstenson hat es sehr bedauert, aber er war es leid mit dir um jeden Cent zu streiten!< Aga wollte eben aufspringen aber Kamil hielt ihn zurück. Er wollte keinen Streit Jedenfalls jetzt noch nicht.
>Wenn deren Ertrag steigt so steigt unser auch. Was ist mit den Abnehmern? Wie entwickelt sich die Lage in der Heimat?<
>Der Verkauf von Fahrzeugen läuft gut, aber wir kriegen keine guten Wagen mehr nach. Der Markt ist leergefegt.
Alles verschwindet derzeit nach Russland. Die letzte Lieferung wurde vom Zoll beschlagnahmt und das Schiff hat mit einem Viertel weniger Wagen abgelegt. Eine finanzielle Katastrophe!<
>Ist absehbar wann die Autos freigegeben werden?<
>Nein. Es läuft ein Ermittlungsverfahren gegen den Spediteur und gegen uns. Unser Anwalt hat sich schon zweimal mit der Behörde gestritten aber nichts erreicht. Wir müssen warten!<
>Yussuf? Das ist alleine deine Schuld. Wie konntest du geklaute Autos auf unseren Plätzen deponieren?< Kamils Stimme klang streng. Sein Neffe sah ihn wütend an Boden.
>Ich war das nicht. Ich habe es dir schon mal gesagt Onkel. Die Kisten hat jemand dort mit Absicht hingestellt. Wenn ich das Schwein erwische stecke ich ihn auf einen Dönerspieß, und sehe zu bis er braun wird!<
>Du hattest die Aufgabe die Plätze zu schützen. Wo hattest du bloß deinen Kopf?< Schlug sein Vater in dieselbe Kerbe. Yussuf rang mit den Armen.
>Wer denkt an so etwas. Einem einen geklauten Wagen unterschieben?<
Vater und Sohn gerieten heftig aneinander. Kamil hob die Hand und sorgte für Ruhe.
>Gehen wir mal davon aus das es ein Einzelfall war. Eine Art böser Scherz auf Russisch. Aber wir müssen für die Zukunft aufpassen. Es steht zuviel auf dem Spiel. Du Yussuf legst dich nicht wieder mit den Russen an, und...!<
>Diese Russen sind nur Dreck Onkel. Lass sie uns platt schlagen und rauswerfen. Sie sind....!< Wetterte Yussuf und blickte mit verdrehten Augen an die Decke.
>Nein. Zum letzten Mal: Du lässt sie in Ruhe. Verstanden?< Der Patriarch warf seine Gabel auf den Teller und schlagartig war es still in dem Raum.
Yussuf war ein Narr. Nicht nur das er dumm war, er hatte auch noch die Behörden auf ihr Geschäft aufmerksam gemacht. Das hatte es in all den Jahren nicht gegeben. Ob Scherz, oder Nicht. So etwas konnten die Kayas nicht dulden.
>Was ist mit dem Exportgeschäft?< Murrte Kamil und trank von seinem Mocca. Der Handel mit Metallschrott war die Stütze des Unternehmens.
>Seit dem Irakkrieg wird mehr als genug Alteisen an die Schmelzen im Nahen Osten geliefert. Wir sind dort zu einem mittleren Anbieter verkommen. Der Schmuggel aus dem Irak schlägt alle Rekorde. Wir müssen uns dringend umorientieren.<
>Wer ist dafür verantwortlich?<
>Der Markt? Die Werke kaufen dort wo es am günstigsten ist!<
>Hast du nicht eben gesagt das es hier keine Leute von Ehre gibt Onkel. Was ist mit der Heimat? Sind dort auch alle ohne Ehre und Anstand?< Ekrem kaute langsam an einem ein Stück Fladenbrot. Aga sah seinen Neffen hasserfüllt an. Einen teuren Anzug mit einem weißen Hemd trug er. Dazu einen Turban, als wäre er ein Ayatollah.
>Sie zahlen immer weniger. Ich habe mich schon bei anderen Aufkäufern umgehört.
>Das Problem werden wir lösen?< Brummte er
>Werden wir das? Wie?< Ekrem lächelte verschlagen.
>Ekrem? Du stellst nur Fragen. Hat du auch ein kluge Antwort?< Rief Yussuf >Vielleicht. Wie wäre es wenn wir das Geschäft auf andere Beine stellen?<
>Und mit was willst du in Zukunft handeln, Sohn?<
>Wir sollten zunächst prüfen was der Markt verlangt.Die lukrativen Dinge suchen. Solche die einem mehr Profit einbringen als Schrotthandel!<
>Und was wäre das? Du heiliger Mann < Giftete Aga
>Ich lese den Koran Onkel. Aber ich bin kein Hellseher. Ich sagte wir sollten zunächst verschiedene Varianten prüfen. Dann entscheiden wir?<
>Also gut. Wir werden nachdenken. Was Ekrem sagt hat etwas für sich. Vielleicht sind wir wirklich zu abhängig von den alten Geschäften. Etwas neues könnte uns helfen!< Kamil lies die Nachspeise auftischen. Aga nahm seinen Bruder an die Seite.
>Bruder? Wir müssen eine Lösung mit diesen Russen herbeiführen. Sie sind wie ein Stein im Schuh der uns am gehen hindert!<
>Ich habe es schon erwogen Aga, aber wir riskieren einen Krieg, und dafür sind wir nicht stark genug!<
>CT soll sich um diesen Serge kümmern. Ich denke wenn er weg ist lässt der Salamander die Finger von den Autogeschäften!<
>Das denke ich nicht Bruder. Der Markt in Russland ist viel zu Groß als das er darauf verzichten würde. Er wird kämpfen und es wird Blut fließen ohne das wir etwas gewinnen. Nein. Wir machen es wie bisher. Wir sind schnelle und bessere Kaufleute als die Russen. Wir zahlen gleich und in Bar. Das ist unser Wettbewerbsvorteil. Und wir legen uns nicht mit dem Gesetz an. Jedenfalls nicht so!<
>Aber wir brauchen den Stahlhandel wie du weißt. Die anderen Geschäfte sind davon abhängig!<
>Ich werde mit unseren alten Zulieferern reden. Wir finden einen Weg. Wir haben immer einen gefunden!< Aga zog seinen Bruder an die Seite und flüsterte.
>Was wird mit Ekrem? Ich sehe schwarz das er je ins Geschäft einsteigt?<
>Mein Sohn braucht Zeit. Er macht eine Phase der geistigen Besinnung durch. Erinnere dich an unsere Mutter? Ihr Bruder tat dasselbe!<
>Ja, und ruinierte seine Familie damit. Aber Ekrem verlies unseren Glauben. Er ist ein Schiit geworden. Ich kann es immer noch nicht glauben. Hast du die letzten Abrechnungen gesehen? Er verpulvert viel Geld mit seiner „Mission“ wie er sie nennt. Sein aberwitziger Plan von einem zentralen Müllsammelplatz in der Heimat der wird uns noch ruinieren!<<
>Soweit sind wir noch nicht Aga. Komm, und nun lass uns Trinken!< Meinte Kamil versöhnlich und umarmte seinen Bruder. Er klatschte in die Hände und zwei leicht bekleidete Bauchtänzerinnen erschienen. Sie setzten sich und genossen die Darbietung bei einer Wasserpfeife.

Hospiz
Regenbogenbrücke

Ct betrat das Hospiz. Das erste was ihm auffiel war das die Heizung offenbar wieder funktionierte. Dafür wer es nun drückend warm. Er hörte zwei Erwachsene miteinander streiten. Die eine Stimme gehörte Maria. Die andere war ein Mann. Er lauschte eine Weile dem Disput. Offenbar eine Familienahngelegenheit. Etwas fiel auf den Boden und zerschellte. Leise betrat er den Flur
>Was heißt kein Geld mehr? Du hast einen Job. Ich nicht. Also musst du mich unterstützen. Der Anwalt hat es gesagt. Wenn morgen kein Geld auf dem Konto ist kannst du etwas erleben, du..!<
>Etwas leiser bitte. Das hier ist ein Krankenhaus!< Sagte er und tauchte unvermittelt hinter dem Mann auf. Der fiel beinahe um vor Schreck.
>Ach halt doch das Maul du ..!< CT nahm langsam er die Brille ab.
>Ich sagte leise. Was war daran nicht zu verstehen?< Der Mann verstummte und lief über den Flur davon. Maria ordnete ihre Kleidung. Hatte er sie angefasst? Egal, nicht sein Problem.
>Tut mir leid dass du das mit anhören musstest. Das war mein Ex-Mann, und wie immer wollte er Geld von mir!< Maria rieb sich über die Augen sie sah müde aus.
>Heute ist Donnerstag. Ich komme zum vorlesen!<
>Ach ja. Wie Schön. Geh bitte in den Spielraum. Ich sage den Kindern bescheid. Nimm dir ruhig einen Kaffee?
>Wo ist das Mädchen mit den dunklen Zöpfen?< Fragte er in die Runde der Kinder. Das einzige an der er Erinnerungen hatte.
>Esther ist Tod. Die hat man gestern weggebracht!<
>Die ist nun ein Engel!< Ergänzte ein Junge die Antwort. CT nahm das abgegriffene Märchenbuch und schlug es auf. Ihm hatte nie jemand etwas vorgelesen. Er hoffte dass er es instinktiv richtig machen würde.
>Was soll es denn sein? Welche Geschichte kennt ihr noch nicht?<
>Ist doch egal. Eine Kurze am besten!< Rief ein Mädchen.
> Bist du der Tod? Fragte plötzlich eine piepsende Stimme neben ihm.
>Nein Morsal. Der Tod hat einen Knochenschädel wie Skulman und trägt eine lange Sense bei sich. Damit haut er dir den Kopf weg und schleppt dich fort!< Rief ein Junge und brachte mit seiner Bewegung seinen Fusionswagen ins taumeln.
>Nein. Ich bin nicht der Tod. Darf ich jetzt anfangen?<
>Wie sieht der Tod denn aus?< Ein zierliches Mädchen erhob sich hinter den anderen Kindern und schien verlegen zu sein. Ihr Nachthemd trug Blutflecke.
>Das weis ich leider nicht.!< CT verschob die Sonnenbrille. Natürlich hatte er den Tod gesehen. Auf seine Weise, und in mancherlei Gestalt. Ein Säbelschwingender Afghane war in seine Rolle geschlüpft. Ebenso ein Wild um sich schießender Araber. Ein Autofahrer der im Drogenrausch durch Sidon raste. Und andere.
>Nun lies schon. Wen interessiert das? Der Knochenmann kommt von ganz allein!< CT erkannte den Jungen als Ralf Hansen wieder. Er sah noch blasser aus als beim letzten mal
>Ich lese die Geschichte vom gestiefelten Kater. Einverstanden?<
Die Kinder diskutierten munter drauflos bis die Stimme des kleinen Mädchens alles übertönte. Sie war nicht mal sehr laut dabei, aber es klang sehr eindringlich
>Tut es weh wenn man stirbt?< CT musste schlucken. Er war hier um aus Büchern vorzulesen, nicht um philosophische Fragen zu beantworten.
>Nein. Man schläft ganz sanft ein!< Er wusste es anders, aber hier waren Kinder. Denen konnte er unmöglich von seinen Erfahrungen mit dem Tod berichten. Er fühle sich unbehaglich. Aber Maria lies sich nicht sehen.
>Mein Opa sagt das der Tod beim manchen schon im Zimmer sitzt bevor er stirbt. Es soll Leute geben die das Spüren können!<
>Ach Unsinn. Mein Vater sagt dass der Tod dich in den Arm nimmt und man zusammen mit ihm weggeht. Und bevor man in den Himmel kommt geht er noch einmal mit einem über den Rummel!<
>Du lügst ja. Dein Vater war noch nie hier.!< Ätzte ein kahlköpfiges Mädchen von der Seite. CT fiel auf das ihre Infusionsbeutel beinahe leer waren.
>Aber er hat es mir früher erzählt. Wo er noch bei uns war!<
>Ich habe deine Mama mit Maria reden gehört. Dein Vater kennt dich nicht mal. Niemand weis wo er ist!< Höhnte das Mädchen. Der Junge fing an zu weinen.
>Soll ich euch nun vorlesen oder nicht?< CT erhob leicht seine Stimme und plötzlich war es still in dem Raum. Das Kind mit der piepsenden Stimme setzte sich wieder.
>Warum trägst du eine Sonnenbrille? Hier ist es doch gar nicht hell?< Unterbrach ihn ein Kind. CT schaute sie an. Sollte das jetzt so weitergehen? War ihre kindliche Neugierde nach einem langweiligen Erwachsenen größer als ein vermeintlich spannendes Märchen?
>Ich sehe so besser. Darf ich jetzt anfangen?<
>Mein Oma hat auch eine dunkle Brille getragen. Aber die konnte damit nichts sehen. Sie ist zuhause überall gegen gelaufen bis Mama und Papa sie in ein Heim gebracht haben!<
>Genau wie dich.< Ätzte ein Ausländerkind von hinten und griente.
>Der gestiefelte Kater...!< begann er .
Er sprach leise wie es eine Art war, und nach der Hälfte der Geschichte waren vier Kinder eingeschlafen. Plötzlich polterte es und die Tür wurde aufgerissen.
>Ab auf die Zimmer. Essen und Medikamente. Beeilung!< Rief die Frau im klassischen Kasernenton. Ct brauchte nicht lange zu überlegen. Er hatte diese Schwester Brinkert vor sich, die ihn allerdings vollständig ignorierte.
Die Kinder wurden wach und alle erhoben sich murrend CT klappte das Buch zu und verlies den Raum. Ein Junger Mann mit einem großen Speisewagen kam ihm entgegen.
>Hai! Ich bin Jochen. Du bist der Neue?< CT nickte
>Kannst mir helfen das Essen zu verteilen? Ich weis nicht wo Maria rumgeistert. Wahrscheinlich pennt sie mal ein paar Stunden!< CT sah auf die Uhr. Er hatte noch Zeit. Schwester Brinkert scheuchte die Kinder in ihre Zimmer wie ein preußischer Feldwebel. Er nahm sich ein Tablett und verteilte die Teller und Schalen an die Kinder.
>Willst du etwas mitessen? Wir haben reichlich!< Maria tauchte hinter ihm auf und übernahm das verteilen der Getränke.
>Danke nein. Ich muss denn auch gleich los!<
>Tja. Niemand bleibt gerne hier. Es ist so deprimierend ständig den Tod vor Augen zu haben, nicht wahr?<
>Ich habe kein Problem mit dem Tod. Wenn es sie glücklich macht speise ich auch mit ihnen!<
>Tu dir keinen Zwang an. Es ist nur schön nicht immer dieselben Leute am Tisch zu haben. Wir leben alle von Kommunikation!< Sie setzten sich ins Büro. Jochen verschwand und Schwester Brinkert war im oberen Stockwerk zu hören.
>Diese Kinder? Gibt es keine Hilfe für sie? Ich dachte es gibt Organspender?< Das Essen schmeckte köstlich.
>Klar gibt es die, aber nicht bei uns vor der Tür. Alle Spenderorgane müssen nach Holland gemeldet werden von dort werden sie nach Bedürftigkeit verteilt!< Sie erklärte ihm die Abläufe und CT wunderte sich über soviel Bürokratie
>Das heißt einige sterben weil die Wege zulange dauern?<
>Auf normalen wege kommt man an den Regeln nicht vorbei. Reiche Leute fahren in dritte Weltländer und erkaufen sich auf illegalen Wegen die Gesundheit. Indien ist der größte Markt für Kinderorgane.. Aber das Hauptproblem ist das viele Leute einfach keinen Organspendeausweis haben. Es ist eben keine Pflicht. Obendrein sind es bei vielen noch ethische oder religiöse Gründe die sie davon abhalten!<
>Was geschieht mit denen die Tod sind und einen besitzen?<
>Es wird geprüft ob und was spendefähig ist und an Eurotransplant in Leiden gemeldet. Dann entnimmt ein Team die Organe und ein Flugzeug bringt sie an den Ort wo der Kompatible Empfänger wohnt!<
>Wenn es also mehr Spender gäbe könnten auch mehr gerettet werden?<
>Natürlich, aber das erleben wir wohl nicht mehr. Wenn sich nur jeder zehnte Deutsche in die Rückenmarkspenderkartei eintragen würde wäre die Todesrate bei Knochenkrebs bald unter 10 Prozent!< Ein älterer Mann erschien in der Tür und grüßte höflich. Unter dem Arm trug er eine Tüte von MC-Donald und einen Teddybären.
>Gibt es etwas neues?<
>Nein. Bisher nicht. Tut mir Wolfgang!< Antwortete sie und der Alte verschwand.
>Der Opa von Ralf Hansen. Er besucht seinen Enkel fast täglich. Sie hängen beide stark aneinander!<
>Und was ist mit den Eltern?< Maria reichte ihm einen Joghurt als Nachtisch.
>Schreckliche Verhältnisse. Der Vater hat hier vor einigen tagen einen Nervenzusammenbruch gehabt weil er mit der Situation nicht fertig wird, und die Mutter hat sich in die Arbeit gestürzt um die Situation zu verdrängen. Beide sind Akademiker und haben mehr Geld wie Gott, aber ihrem Kind können sie nicht helfen!<<
>Aber sie lassen ihr Kind allein?< CT fand es unvorstellbar.
>Sei nicht so hart zu ihnen. So eine Situation verändert dich. Jeder geht auf seine Weise damit um und manche bringen nicht den Mut und die Stärke auf einen geliebten Menschen bis zum Tod zu begleiten. Die meisten sind nach so einem Erlebnis ein Fall für die Psychiater!< Er sah auf die Uhr. In dem Raum war es drückend heiß. Er hatte auf den Mantel verzichtet und ihn im Auto liegen lassen, aber selbst in dem Sakko war ihm noch warm.
>Sie sind offenbar rund um die Uhr hier? Haben sie kein Privatleben?<
>Mein Privatleben haben sie vorhin kennen gelernt. Ich bin seit sieben Jahren geschieden Mein Leben ist diese Arbeit hier!< Maria öffnete ein Fenster und steckt sich eine Zigarette an. Sie war plötzlich sichtlich nervös.
>Warum geht er nicht arbeiten?< CT war sich nicht sicher ob er die Frage stellen sollte. Was die Frau privat tat konnte ihm völlig egal sein. Aber irgendwie hatte sie sein Interesse geweckt.
>Er kann nicht. Er ist Krank, und ich habe ihn nun mal geheiratet. Damit bin ich für ihn verantwortlich!< Die Frau blies kleine Ringe in die Luft. Zusammen genommen bildeten sie einen bizarren Totenschädel.
>Auf mich machte er keinen übermäßig kranken Eindruck!<
>Nicht jede Wunde ist äußerlich sichtbar Raul. Bevor du etwas so schwieriges bewertest solltest du die Hintergründe kennen!< Maria warf die Kippe aus dem Fenster und verschwand in einem der Zimmer.
Für ihn wurde es Zeit. Er war fast am Ausgang als wieder die piepsende Stimme ertönte. Morsal stand hinter ihm. Sie blutete leicht aus der Nase und fügte den Flecken auf dem Hemd weitere hinzu.
>Kommst du morgen wieder?<
>Nein. Erst nächsten Donnerstag!<
>Das ist schade. Dann sehen wir uns wohl nicht mehr. Tschüß!< Das Kind verschwand in seinem Zimmer. Die Hitze in dem Haus war ihm plötzlich unerträglich. Er musste hier raus. Platzangst befiel ihn.
CT rannte die Treppe herunter. Er hatte das Gefühl sich gleich übergeben zu müssen. Dieser Ort kostete ihn noch den letzten Nerv. Er hasste ihn.

Hamburg
Hochhaus an der Mundsburg

Boris Wolchow. Genannt und gefürchtet als der Salamander, sah aus dem Fenster seiner Wohnung im 34. Stockwerk. Unter ihm pulsierten die Lichter der Stadt wie ein lebender Organismus. Seiner Stadt.
Seit er vor Jahren in die Stadt gekommen war und sich nach oben gekämpft hatte war viel geschehen. In Moskau hatte zum Schluss in einem ungeheizten Plattenbau gehaust, und war hungrig ins Bett gegangen. Nach seiner Entlassung aus der Armee hatte er keinen Boden mehr unter den Füßen gefunden. Russland war ein Land in dem die Raubtiere herrschten und entweder man passte sich an, oder wurde gefressen. Er war selbst ein Raubtier, und nach seinem ersten Versuchen sich einen Platz unter den Rudelführern zu sichern, lag er wochenlang im Krankenhaus. Aber sie waren auf ihn aufmerksam geworden und boten ihm an für sie zu arbeiten. Sie ahnten dass er ein Wolf war. Ein unberechenbarer Räuber der jederzeit wieder zuschlagen könnte. Doch sie erkannten seinen Wert und wohl auch die Gefahr ihn hier bei sich zu behalten. Sie statteten ihn mit Geld aus und schickten ihn nach Deutschland um den Drogen und Frauenhandel zu organisieren.
Hinter ihm lief der Fernseher. Valentin sein Freund schaute irgendeine dieser amerikanischen Zeichentrickserien. Die Türanlage meldete sich. Serge war da. Seine beiden Leibwachen würden den Vertrauten hereinlassen.
>Valentin! Wir kriegen einen Gast. Mach mir bitte einen Wodka Lemon, und für Serge das übliche!< Auf dem Bildschirm fuhr ein Eichhörnchen im Raumfahreranzug Wasserski. Blödsinn.
>Ach Mensch. Immer wenn es spannend wird!< Der junge Mann ging an die große Hausbar. Boris öffnete selbst die Haustür und lies seine rechte Hand und Freund in die Wohnung. Er kam direkt vom Training, und hatte eine große Sporttasche dabei. Serge hatte geduscht. Wie üblich, obwohl Boris den Geruch von frischem Schweiß liebte. Besonders bei Männern. Boris ging zur Musikanlage und drehte den Ton höher. Valentin würde es nicht stören und ein Abhören von außen war damit fast unmöglich. Sie setzten sich vor das große Panoramafenster und ließen sich ihre Drinks geben.
Serge war wie immer völlig schwarz gekleidet. Die kragenlose Jacke hatte er an der Garderobe gelassen.Das schwarze Seidenhemd konnte die athletische Figur nur schwer verbergen. Würde er nicht diese hässliche Narbe am Hals tragen könnte er als Model arbeiten.
>Wie läuft es?< Eröffnete Salamander das Gespräch.
>Durchwachsen würde ich sagen. Wir haben gute Geschäfte mit den Frauen aus Moldawien gemacht. Einige sind sogar nach Arabien gegangen. Wir sollten sehen das wir uns eine Option auf die nächste Lieferung sichern. Sie sind hübsch und sagenhaft günstig!< Serge trank sein Mineralwasser in einem Zug aus. Boris schnippte mit den Fingern und Valentin brachte sofort eine neue gekühlte Flasche an den Tisch.
>Der Stoff läuft mittelmäßig. Es ist derzeit nicht viel los in der Stadt.<
>Nimmt uns jemand etwas ab?< Ein Streifenwagen fuhr mit Martinshorn vorbei. Das Blaulicht zuckte in den Scheiben wie ein hektischer Pulsschlag.
>Nein. Die Dealer sind in der Spur. Aber im Hafen ist eine Ladung aus Marokko aufgeflogen. Der Zoll hat verbreitet sie wäre mit Strychnin versetzt gewesen. Das macht alle ein bisschen nervös. Nicht so Wild.<
>Und wo liegt nun das Problem? Du kommst doch nicht umsonst hierher?<
>Die Araber. Sie versuchen den Markt mit Autos an zu sich zu reißen. Ihr Schrotthandel läuft wohl nicht mehr so gut, und nun drängen sie massiv in unseren Markt hinein!<
>Die Araber? Kamil und Aga?<
>Richtig. Yussuf hat sich erst neulich mit Marik anlegen wollen. Der schien richtiggehend verzweifelt. Angeblich bieten sie nun auch deutlich mehr Geld für große Limousinen. Die Polen sind schon unruhig, und wittern das große Geschäft!< Boris winkte ab.
>Ich glaube das nicht. Dazu müssten sie alle ihre geklauten Kisten zurück nach Deutschland bringen. Der Aufwand wäre viel zu groß!<
>Aber sie könnten auf einen Schlag viel Geld machen. Immerhin sind sie in der Lage wasserdichte Dokumente zu produzieren. Sie sind EU Mitglied!<
>Trotzdem. Es erscheint mir nicht logisch. Geklaute Autos gibt es hier auch genug!<
>Aber der Kaya-Clan handelt nicht mit geklauten Karren. Das war immer ihre Maxime. Yussuf ist zwar ein Gangster der es nicht so genau nimmt, aber der alte Kameltreiber schon. Wenn sie richtige Papiere vorlegen können ist für den Alten die Welt in Ordnung!<
Boris erhob sich und sah nachdenklich aus dem Fenster. Den Exportmarkt für Autos konnte er sich nicht aus den Händen nehmen lassen.
Frauen und Drogen warfen zwar deutlich mehr Ertrag ab, aber es ging auch ums Prinzip. Außerdem hatte er Händler in Moskau die sich auf ihn verließen.
>Deine Blokadeaktion hat nicht viel gebracht. Ihre Auto stehen zwar alle beim Zoll unter Verschluss, aber irgendwann werden sie sie wieder rausrücken müssen. Die Kayas haben auch gute Anwälte!< Wie eine Sprungfeder schnellte Serge aus dem Sessel hoch und streckte sich
>Es war einfach zu verlockend. Als dieser Peterle uns verriet wo die Kanaken ihre Fahrzeuge parkten, war ich schon drauf und dran sie alle abzufackeln. Eigentlich hatte ich gehofft der Staat würde sie beschlagnahmen und beizeiten versteigern. Wir hätten auf einen Schlag genügend Top Autos gehabt. Aber mit den Deutschen ist nichts los. Alles Weicheier!<
Ausgerechnet dieser Looser Peterle hatte ihm gegen eine Handvoll schlecht verschnittenen Koks gesteckt wo die Kayas ihre Fahrzeuge parkten. Er hatte per Zufall entdeckt wo der große Autotransporter die Wagen ablud und die richtigen Schlüsse gezogen. Eigentlich gab es rechtlich nichts gegen diese Praxis zu sagen, aber als er den Zoll über ein mögliches Versteck gestohlener Wagen informierte war der Rest ein Selbstgänger. Siggi hatte zwei heiße Autos besorgt und mit Peterle auf dem Platz abgestellt. Eine große Razzia auf dem Gelände, und eine undurchsichtige Eigentumsfrage wegen der Grundstückspacht und die Mühlen der Finanzbehörden begannen zu mahlen. Die Kayas hatten keine Chance. Erfahrungsgemäß konnte es länger als ein Jahr dauern bis die Ermittlungen abgeschlossen waren und sie ihr Eigentum zurückbekamen. Das war ihm das bisschen Stoff wert.
>Hast du schon eine Ahnung wer Peterle umgelegt haben könnte?<
>Wir waren es nicht. Das kann ich sicher sagen. Entweder haben die Kayas raus gefunden wer sie geleimt hat, oder er hatte noch mehr Feinde!<
>Und? Hatte er?<
>Ich zumindest kenne keine. Ein Zocker war er nicht, und wer hätte dem schon was geliehen? Der war dafür bekannt dass er den halben Tag stoned durch die Gegend gelaufen ist, und nicht arbeitet. Vielleicht war es auch ein Kunde von ihm? Was weis ich?<
>Das reicht mir nicht Serge!< Der Salamander zeigte aus dem Fenster.
>Da draußen ist jemand der es weis. Ich will wissen wer es war. Hörst du Serge? Iwaren es die Kayas? Ich will es wissen. Und das bald!<
>Seit wann sorgst du dich um diese Penner?< Sagte Serge verächtlich. Boris drehte sich ruckartig um.
>Ich sorge mich nicht um die toten Penner, sondern darum das sie jemand ohne meine Zustimmung umlegt. Wir knipsen sie aus wenn wir wollen.
Wir. Verstehst du? Und wir lassen sie Leben. Niemand nimmt uns das Monopol darauf. Wenn wir erst anfangen Macht zu teilen sind wir bald weg vom Markt. Also: Finde den Killer, und stelle fest ob ihn jemand angeheuert hat, und wer?!<
>Okay. Du bist der Boss. Was werden wir in Sachen Autos Unternehmen?<
>Erstmal nichts. Wenn die Araber nicht völlig ausflippen bleiben wir in Deckung. Ich habe immer noch die Cops am Hals und will derzeit nichts riskieren!<
Beide Männer schauten auf die belebte Verkehrsader vor dem Haus. Irgendwo da unten hocken sie wie die Geier und warten darauf dass wir einen Fehler machen. Arme Irre. Dachte Serge der eines der Observationsfahrzeuge vor dem Haus erkannt hatte.

Hamburg St. Pauli
Diskothek Kaiserkeller

Yussuf Tekinel stand an die große Bassbox gelehnt und blickte auf die tanzenden Menschen. Seine Begleiter hatten sich unter die Leute gemischt und suchten nach weiblicher Gesellschaft. Cool wippte er mit den Zehenspitzen zu dem Synti-Pop Rythmus. Er hatte ein Auge auf eine bildhübsche blonde Frau geworfen die sich offenbar köstlich mit ihrer Begleiterin amüsierte. Sie kam kaum zum tanzen so viel gab es anscheinend zu Lachen. Der DJ machte eine Durchsage wegen eines Fundstückes. Er ging an die Bar um sich einen neuen Drink zu holen. Yussuf überlegte mit welcher Taktik er vorgehen sollte. Ihr ein Glas Sekt bringen? Abwarten ob einer von den Indern käme und ihr Rosen schenken? Vielleicht mochte sie auch einen Caipi? Wenn Frauen härtere Drinks mochten dauerte es üblicher weise nicht sie lange sie zu kriegen. Eben wollte er den Barmann rufen als einer seiner Jungs auftauchte.
>Hey Yussuf? Marik ist hier. Der fette Sack steht vorne am Eingang und macht sich wichtig. Murat hat ihn schon am Wickel!< Yussuf schob den Jungen aus dem Weg und stapfte zum Eingang.
Der Russische Aufkäufer und Murat standen sich gegenüber und tauschten verbale Attacken aus. Zwei Ordner standen etwas hilflos daneben. Yussuf schob sie beide aus dem Weg, und baute sich vor Marik auf.
>Was liegt an Russki? Bist du unter die Organspender gegangen, oder warum suchst du Streit?<
>Ich suche keinen Stress Ziegenficker. Dein Selbstmordkandidat hier ist das Problem. Bring ihn lieber weg bevor er noch unter die Räder kommt!< Der Russe war nicht allein. Vier Männer und einige Frauen gehörten zu seiner Gruppe.
>Du Haufen Kommunistenscheiße. Wir sollten vor die Tür gehen und das endgültig klären. Ich glaube für uns alle ist nicht genug Platz in der Stadt!< Yussuf lies seine Fäuste knacken. Die beiden Ordner gingen furchtsam aus dem Weg.
>Ja Yussuf. Wisch mit ihm den Fußboden auf!< Ermunterte ihn Murat und grinste.
>Ich habe keinen Bock mich mit dir abzugeben. Wer weiß was du alles für Krankheiten mit dir trägst? Nachher hole ich mir noch was. Kriegen Kamele eigentlich auch Aids?< Die Russen tobten vor Lachen.
Der Raum füllte sich und einer der Ordner drohte die Polizei zu rufen wenn sie nicht verschwinden würden. Aus Yussuf Clique bedrohte jemand die Angestellten. Der Mann an der Kasse griff zum Telefonhörer.
>Los Russenschwein Komm mit. Ich prügele dir den Verstand raus, wenn welcher da ist?< Yussuf packte Marik an der Jacke und drängte ihn gegen die Tür. Es gab ein kurzes Handgemenge in das bald alle Russen und Libanesen verwickelt waren. Yussuf schlug zu und Marik flog wie ein leerer Sack durch die Tür nach draußen auf die Strasse.
>Yeah ! Klatsch ihn weg Yussuf!< Schrie jemand begeistert.
Yussuf Tekinel ging in Boxerstellung und wartete ab bis Marik sich erhob. Er war ein Kämpfer, und vor allem war er fair. Glaubte er. Das der Gegner fast zwei Köpfe kleiner als er war, fiel dabei allerdings nicht ins Gewicht. Wichtig war nur das er endlich verschwand. Der Automarkt hatte nur Platz für einen. Und das war zweifelsohne er selbst. Ein Warnruf weckte ihn und ehe er reagieren konnte traf in ein heftiger Stoß in den Rücken
Er fing sich eben noch ab und drehte seinen Körper auf der Zehenspitze. Einer der Russen verfehlte ihn mit seinem Fußtritt um eine Handbreit. Yussuf schlug dem Mann von der Seite auf das Ohr und sofort war seine Hand in Blut getaucht. Jemand schrie und das Blaulicht des herannahenden Polizeiwagens erhellte bereits die Hauswände. Der Getroffene ging unter dem Jubel seiner Anhänger lautlos zu Boden. Yussuf dreht sich um und winkte den nächsten Angreifer heran.
>Kommt her! Wer ist der nächste Kandidat für den Notarzt?< Dann war der Streifenwagen heran und beendete die Schlägerei.

Libanon
Antilibanongebirge

>Ihr habt viel geschafft. Ich gratuliere euch Achmed!<
Ekrem war ganz fasziniert von der gewaltigen Halle die sich mitten in dem unwirtlichen Tal erhob. In wenigen Monaten war sie unter Einsatz von viel Geld entstanden. Grün gestrichenes Blech das in der kargen Landschaft wie ein außerirdisches Raumschiff wirkte das hier versehentlich gelandet war. Unter dem gewaltigen Blechkleid gähnte ein riesiges Loch das den antiken Zugang zur Mine darstellte. Eine asphaltierte Strasse führte bereits hinein und weiter würde folgen.
>Wir sind eben dabei die Aufzüge in Betrieb zu nehmen. Das Schienenetz in den Stollen war nicht mehr zu retten, aber dafür ist die Strasse schneller fertig geworden.!< Ein Lastwagen brachte Versorgungsgüter für die Bauarbeiter. Überall standen bewaffnete Hisbollahkämpfer und sicherten die Arbeiten.
Eine Ziegenherde angeführt von einem alten Bauern zog am Rande des Tals vorbei. Ein Bulldozer schob die Erde zu einem Haufen und verjagte dabei die Tiere. Der Alte warf einen Stein gegen die Maschine und zog ab.
>Schaut euch den an. Als könnte er uns damit aufhalten!< Lachte Achmed und winkte den Wachen den Alten ziehen zu lassen.
>Verlacht ihn nicht. Auch er ist irgendwann Teil des Staates. Er will gehört werden und sein Leben so leben wie er es gewohnt ist!< Drei Busse mit Arbeitern rollten auf den Platz vor der Containersiedlung. Neue Arbeitskräfte. Vor allem Syrer und Schiiten aus dem Landesinneren. Gemeinsam gingen sie zum Treffen mit den Bauingenieuren.
>Die Arbeiten werden nur vom Nachschub aufgehalten. Wir könnten Tag und Nacht arbeiten. An Kräften mangelt es nicht, doch an Beton. Zement ist Mangelware. Könnt ihr etwas dagegen tun Ehrwürdiger Ekrem?<
>Ich habe ein ganzes Schiff geordert? Habt ihr es etwa schon aufgebraucht?<
>Wahrscheinlich ist ein Drittel davon bereits in Beirut gestohlen worden. Wir haben eine Zunahme bei den Bauten in der Stadt beobachten können kurz nachdem das Schiff angelegt hatte. Verfluchtes Christenpack. Alles Diebe und Mörder!<
>Verflucht sie nicht Achmed. Sie sind nicht minder arm als andere. Ich schicke ein neues Schiff!<
>Euer gutes Herz wird euch noch einmal zum Nachteil gereichen Ekrem. Hörte meine Worte. Gebt acht wem ihr eure Gunst gewährt. Der Libanon ist ein unberechenbares Land geworden in dem jeder Hund den anderen beißt.<
>Genau deswegen sind wir hier. Wir wollen das die Menschen wieder glücklich sind. Wer arbeit hat und Brot dem steht nicht der Sinn nach Krieg und Revolten!<
>Das klingt sehr nach Karl Marx <
>Wenn ihr es sagt. Ich habe seine Werke nicht gelesen. Aber es könnte die Botschaft des Friedens sein!< Der Mullah rief über Lautsprecher zum Gebet.
Die beiden Männer gingen in die behelfsmäßige Moschee um gemeinsam mit den Arbeitern zu beten. Ekrem genoss diese Zeit. Immer dann wenn er von den vielen Gläubigen umgeben war die ihn hoch schätzen empfand er eine tiefe Religiosität.
>Ich glaube an eure Mission. Ich glaube auch an euch Ekrem. Ihr seid ein rechter Mann. Aber an einen Frieden mit den Israelis? Nein. Niemals!<
>Vertraut auf Allah. Seine Botschaft ist der Frieden und unsere Arbeit wird ihm den Weg bereiten.


Hamburg- Finkenwerder
Ortslage

>Ein Anwohner hat ihn gefunden weil der Hund die halbe Nacht gebellt hat!<
Meldete der Polizist den Männern der Mordkommission.
>Mathias Günter. 52 Jahre. Wohnt da hinten in der Nummer zwölf. Allein stehend und verwitwet. Saß offenbar seit dem gestrigen späten Abend auf der Parkbank. Vermutlicher Zeitpunkt des Todes vor etwa sieben Stunden!< Der Mann der Spurensicherung hob die Plane vom Kopf des Toten und Berger musste mal wieder mit dem Brechreiz kämpfen. Der halbe Kopf fehlte.
>Großkaliber. Mitten ins Gesicht. Er war bestimmt sofort Tod. Der Hund hat die ganze Zeit daneben gehockt und gekläfft, bis es einem Nachbarn zuviel wurde und nach dem rechten gesehen hat!<
>Irgendwelche Zeugen?< Kommissar Berger winkte und die Feuerwehr nahm den Leichnam mit.
>Außer dem Mann der ihn gefunden hat, niemand. Wir haben seine Arbeitsadresse. Er ist beim Airbus beschäftigt falls ihr ihn noch befragen wollt. Wir suchen noch in der Umgebung ob wir Hülsen, oder sonst etwas finden, aber es heute Nacht geregnet. Ich denke das wird wohl nichts!<
>Du machst einem Hoffnung!< Sagte Frank Rolle und folgte seinem Kollegen in die Wohnung des Toten.
>Er war beim Hamburger Zoll. Außenwirtschaftsabteilung. Mittlerer Dienst. Wir haben schon seine Dienststelle angerufen. Sein Chef ist auf dem Weg hierher!<
In der Penibel aufgeräumten Wohnung lief noch der Fernseher. Nichts war aufgebrochen oder durchsucht worden. Rolle öffnet den Schreibtisch und fand nichts verdächtiges. Er schien sich nur noch für den Dackel interessiert zu haben. Bilder von Hermann hingen an jeder Wand. Wenig später erschien der Vorgesetzte des Beamten und zeigte sich ernstlich erschüttert.
>Mathias Günther war ein zuverlässiger Charakter. Absolut integrer. Er hatte keine Feinde. Jedenfalls hat er nie etwas verlauten lassen!<
>An was hat er gearbeitet?<
>Er hat Außenhandelsgeschäfte überprüft und zur Genehmigung vorbereitet. Reine Routine!<
>Was für Geschäfte?<
>Alles. Vom Auto bis zur Zahnbürste. Er hat die Papiere auf Vollständigkeit geprüft und mit den Zollbestimmungen der Empfängerländer verglichen. Eigentlich ein aussterbender Job, denn man kann das alles auch per Computer machen lassen. Aber Mathias war sehr gewissenhaft und hat bei vielen Geschäften rechtzeitig Meldung gemacht wo etwas nicht stimmte!<
>Wem hat der die Papiere vorgelegt?<
>Den Fachabteilungsleitern. Die sitzen bei uns im ganzen Haus verteilt. Jeder bearbeitet ein spezielles Gebiet!<
>Was geschieht dann?< Frank Rolle ging ins Schlafzimmer. Der Geruch von Alkohol hing in der Luft.
>Es wird genehmigt, oder wir haben noch Rückfragen und klären diese mit den Spediteuren!<
>Hatte er eine Freundin? Einen Menschen der ihm nahe stand?<
>Nein. Seine Frau starb vor einigen Jahren. Seitdem hatte er nur den Dackel als Begleiter!< Rolle schoss seinen Notizblock und strebte dem Ausgang zu.
>Was geschieht eigentlich mit dem Hund?< Fragte ein Beamter von der Tür her.
>Erstmal ins Tierheim. Vielleicht gibt es Verwandte die ihn nehmen würden!< Rief Berger.
>Das arme Tier. Jetzt hat der Killer auch ihn auf dem Gewissen!<
>Wie kommst du den darauf?< Berger und Rolle verließen das Haus.
>Na weißt du denn nicht? Wenn sie länger als drei Monate dort sind werden sie verseift!<
>Verseift? Was ist das für ein Unsinn?< Frank Rolle sah mitleidig zu dem Hund der an einen Baum gebunden wartete und winselte.
>Hast du dich nie gefragt warum es immer noch kostenlos Seife in den öffentlichen Gebäuden gibt?<

Hamburg. Ortsteil Wandsbek
Wohngebiet Rahlstedter Strasse

CT stand im Treppenhaus des Mietshauses und blickte durch sein Nachtglas auf die Fensterfront des gegenüberliegenden Hauses. In der Küche verlöschte eben das Licht. Im Wohnzimmer flackerte das Bild des Fernsehers durch die Fenster. Der Mann der dort wohnte war ein Pflanzenliebhaber. Die Sicht war durch diverse Palmen erschwert. Eine Person betrat das Wohnzimmer. Eine Frau. Sie war Nackt und schien sich in der Höhe des Appartements sicher vor Zuschauern zu sein. CT sah auf die Uhr. Der Mann erhob sich aus einem Sessel und umarmte die Frau. Er holte das Bild mit dem Fernglas näher heran. Der Mann küsste die Frau sehr leidenschaftlich. Schmunzelnd beobachtete CT das die Frau dabei die Augen geöffnet hielt. Also war es keine gegenseitige Zuneigung, aber das wusste er schon vorher.
Eine zweite Frau erschien und kniete sich vor dem Paar auf den Boden. Das Licht wurde dunkler. Offenbar eine Fernbedienung. CT speicherte seine Beobachtungen im Kopf ab. Oft kam es auf die Details an ob ein Auftrag richtig klappte oder nicht. Er verstellte die Empfindlichkeit des Glases und schaltete seinen Kopfhörer ein. Jedes Wort das in der Wohnung gesprochen wurde konnte nun hören. Es ging um Sex und die Geräuschkulisse in dem Wohnzimmer war entsprechend. Ihnen dabei zu zusehen widerte ihn an und er verlies sich auf sein Gehör.
Schon einmal hatte er in einem Wohnhaus ähnlich wie diesem gehockt und auf ein anders Haus gestarrt. In Iskenderun war es gewesen. In der Türkei. Sein Auftrag war die Beschattung eines Kurdischen Politikers im Auftrag der Syrer. Ein PKK Funktionär. Der Mann ahnte nicht dass er beobachtete wurde, aber CT ahnte damals auch nicht das man ihn beobachtete.
Eine der Frauen gab einen lustvollen Schrei von sich. Der Mann stöhnte und forderte mehr Einsatz von den Damen.
Er sah den Feuerschweif auf sich zurasen und warf sich in Deckung, bevor der Fensterrahmen in einer heftigen Explosion durch den Raum segelte und einen massiven Wohnzimmerschrank zweiteilte. Der Sanitäter holte ihm hinterher zehn Holzsplitter unterschiedlicher Größe aus den Beinen.
Er hörte die Frauen sprechen. Es ging um eine Droge. Silberfolie raschelte. CT sah durch das Nachtglas, aber es war nicht viel zu erkennen. In seinem Kopfhörer waren schmatzende Geräusche zu hören. Ein Kopf war zwischen den Beinen des Mannes zu erkennen. Zeitgleich mit dem Beschuss seines Beobachtungspunktes flog das gesamte gegenüberliegende Stockwerk in die Luft und begrub annähernd dreißig schlafende Menschen unter den Trümmern des Hauses. Der Mann schrie vor Lust und eine der Frauen lachte schrill. CT Maß die Strecke mit seinem Laserentfernungsmesser ab. Eine kurze Distanz. Er würde keine Hilfsmittel benötigen. Die drei Personen lallten zusammenhangsloses Zeug. Etwas klirrte und ging zu Bruch. Der Fernseher wurde umgerissen und der Mann kicherte. Sicher eine Folge der Drogen. Die Lichtverhältnisse wurden schlechter und das Glas war nicht mehr in der Lage zu kompensieren. Eine Frau schrie gellend.
>Sie haben ihre Aufgabe erfüllt. Der Dank unserer friedlichen und Freiheitsliebenden Nation ist ihnen Gewiss!< Stammelte damals ein arabischer Offizier in schlechtem Deutsch. Er hefte ihm und seinem Begleiter einen pompösen Orden an und verzog sich.
Seine Vorgesetzten schickten ihn für einen Monat zur Erholung an die Türkische Ägäis und verlangten dass er nie ein Wort über diesen Einsatz verlieren möge. Ein Gurgeln war zu hören, als wenn eine Flasche auslief. Wieder ein schwerer Knall. Das Licht in der Wohnung unter dem Zielobjekt ging an. CT beobachtete die anderen Wohnungen. Außer in der Unteren tat sich nichts. Ein weiteres Detail das er sich einprägte. Er hatte genug gesehen und verlies das Wohnhaus.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:14.10.09 17:45 IP: gespeichert Moderator melden


Polizeipräsidium Hamburg
Mordkommission

>Wie ich sehe sind wir keinen Schritt weiter. Habt ihr noch etwas in Petto? Eine Spur die eigentlich keine ist, oder etwas in der Richtung?<
Frank Rolle und Rolf Berger schauten ihrem Chef fragend an. Der Fall „Peterle“, wie er inoffiziell betitelt wurde war aus ihrer Sicht nicht gerade das „dringendste“ was sie zu erledigen hatten. Weder die Presse noch sonst wer hatte sich bisher dafür interessiert, das eine außerordentliche Zusammenkunft in diesem Rahmen erklären würde.
Staatsanwalt Münzel stand mit genervtem Blick an der Tür. Ebenso der Leiter der Fachabteilung Organisierte Kriminalität. Behnke . Ein seltener Gast in diesen Räumen. Und eine unbekannte Frau in Jeanskleidung.
>Nein. Wir haben zwei Tote die man mit einem ähnlichen Muster ermordet hat. Eine nachvollziehbare Verbindung bestand zwischen den getöteten nach unseren Ermittlungen nicht. Bei beiden wurde vermutlich dieselbe Munitionsart verwundet. Aber die Ballistik ist sich nicht vollständig sicher. Zeugen für die Taten waren nicht aufzutreiben. Wir haben die Hilfe anderer Abteilungen hinzugezogen, aber bislang ohne Erfolg. Steht alles in den letzten Berichten!< Meldete Hauptkommissar Rolle förmlich und richtete sich auf eine böse Überraschung ein.
>Schon Gut Frank. Alles klar. Ihr habt nichts verkehrt gemacht. Ihr fragt euch sicher warum wir heute hier sind. Es hat neue Erkenntnisse gegeben die wir miteinander besprechen wollen. Dazu ist die Kollegin Kleinschmied vom BKA zu uns abgestellt worden. Sie wird bei der Aufklärung des Falles mitarbeiten!<
Berger nahm die Frau in Augenschein. Ihre Blicke trafen sich und schätzten den Gegenüber ab.
Sie war um die dreißig und Blond. Kräftige Figur bei schwacher Oberweite und nicht geschminkt. Ihre Jeansjacke stand offen und lies das Schulterhalfter blitzen.
>Das BKA? Was hat ein Looser wie Peterle mit dem BKA zu tun?< Wollte Frank Rolle wissen. Bernd nickte der Frau schweigend zu, und die löste sich mit einem Ruck von der Wand.
>Die Kollegin wird sie jetzt einweihen. Macht euch auf eine Überraschung gefasst!<
>Was wissen sie eigentlich über diesen Peterle?< Fragte sie Gruß und formlos
>Ein kleiner Dealer. Eine gestrauchelte Existenz. Ist schon einige Jahre in der Stadt. Lebte vorher in Aschaffenburg, oder in der Gegend wenn ich mich an den Eintrag in der Akte richtig erinnere!< Gab Berger sein Wissen weiter.
>Peter Tockward. Genannt „Peterle“ war in Wirklichkeit Hauptkommissar Klaus Brandt. Ein Undercover Agent des BKA. Mein Kollege. Er hatte keine Spezielle Aufgabe, sondern nur das Ausloten der örtlichen Lage. Vor wenigen Wochen erhielt er den Auftrag einem Fall von illegaler Abfallbeseitigung nachzugehen........!<
>Das war einer von uns? Das gibt es doch gar nicht. Er ist mindestens zehnmal festgenommen worden in den letzten Jahren!<<
>Doch. Er hatte sich freiwillig für diesen Einsatz gemeldet. Und seien sie gewiss: Es ist nicht leicht so lange Zeit seine wahre Identität zu verstellen!<
>Herr Münzel war mit dem Einsatz des Kollegen betraut und hat dafür gesorgt das er nicht zu lange im Gewahrsam blieb. Er und der Kollege Behnke sind die einzigen die von der Existenz des Undercoverbeamten wussten!<
>Also geht es um Müllschmuggel?< Rief Frank Rolle.
>Genau! Wenn sie mich nicht wieder unterbrechen, würde ich gerne weitermachen?< Sagte die Frau leise genug um nicht zickig zu klingen.
Aus dem Europäischen Häfen wird jedes Jahr tausende Tonnen Sondermüll vornehmlich in die dritte Welt exportiert. Illegal, und mit gigantischen Profiten. Wir vermuten einen der Exporteure hier im Umfeld von Hamburg!<
>Und ausgerechnet Peterle hat herausgefunden wer das war?< Kommissar Bergers Stimme klang belustigt. Das dieser Mensch angeblich mehr konnte als ein Loch in den Schnee pinkeln war ihm unvorstellbar.
>Hauptkommissar Brandt hatte eine Spur. Er hat uns leider nicht mehr informieren können wohin sie genau führte, aber wir sind sicher dass er dem Drahtzieher des Schmuggels sehr nahe gekommen ist. Es wird der Grund für seine Ermordung sein!< Antwortete die Frau launisch.<
>Also ein Auftragsmord!< Bemerkte Rolle und sah missmutig zu seinem Vorgesetzten hin.
>Wir sind uns sicher. Das Muster ist identisch mit anderen Tötungsdelikten der Vergangenheit!<
>Nun haben Auftragsmorde die üble Angewohnheit schwer aufklärbar zu sein. Wie sollen wir da helfen?< Sagte Berger. Behnke erhob sich riss die Aufmerksamkeit an sich.
>Sie beide werden der Kollegin Kleinschmied bei der Durchsicht der Akten zu Hand gehen und ihr dort helfen wo es auf internes und Ortskenntnisse ankommt. Ihr werdet als Team arbeiten!< Ein paar lange Sekunden sagte niemand etwas. Berger zog die Augenbraune nach oben. Das hatte ihnen noch gefehlt. Kindermädchen für das allmächtige BKA zu spielen. Sie hätten die Arbeit und den Schweiß auf der Stirn und die den Ruhm und die Pressekonferenz mit anschließender Beförderung.
>Es wird uns ein Vergnügen sein!< Murrt Rolle
>Ich weis das sie nicht begeistert sind, aber dieses mal werden sie über ihren Schatten springen meine Herren. Ich erwarte hundertprozentige Kooperation von ihnen!< Mischte sich Staatsanwalt Münzel ein.
>Was hat das BKA mit Müll zu tun?< Fragte Berger.
>Umweltstraftaten entwickeln sich zu immensen Volkswirtschaftlichen Schäden. Die Franzosen und Holländer geben jedes Jahr Millionen von Euros aus um ihre Küsten von illegal verklappten Abfällen reinigen zu lassen. Ebenso die Ostseeanrainerstaaten. Aber am schlimmsten ist es im Mittelmeer. Der Kampf für eine saubere Umwelt kostet die Länder viel Geld. Mehr als alles andere mittlerweile!<
>Aber illegale Müllentsorgung ist nichts Neues. Wir haben doch schon tausenden Tonnen Plastiktüten irgendwoher aus Afrika zurückgeholt?< Staatsanwalt Münzel mischte sich ein.
>Wir reden nicht vom Plastikmüll. Der ist mittlerweile so wertvoll dass er nach China verkauft wird. Wir reden von Industrieabfällen. Radioaktiv belastete Materialien. Medikamentenverseuchten Flüssigkeiten. Giftstoffe aus der Kosmetikproduktion. Containern voller Gift. Und so weiter!<
>Wer ist der Nutznießer? Der begünstigte? Dann hätten wir einen Anhaltspunkt!<
>In erster Linie die Firmen die das Zeug produzieren. Aber sie geben ihre Stoffe an autorisierte Entsorger weiter, und die lassen das Gift offiziell im Ausland aufarbeiten, oder vernichten!<
>Also sind die schon mal fein raus!< Schmunzelte Berger.
>Aber ich vermute es kommt dort nie an!< Stellte Rolle fest.
>Im ganzen nahen Osten gibt es keine Anlage die Fotochemische Abfälle aufarbeiten könnte. Trotzdem wird der größte Teil dieser Stoffe dorthin exportiert. Das gleiche gilt für Stahl und Metallhaltige Rückstände aus der Produktion von Radioaktiven Geräten. Um diesen Schmuggel geht es!<
>Sie können auf unser volle Unterstützung rechnen. Sämtliche Behörden werden ihnen nach Kräften bei der Aufklärung helfen!< Sagte Behnke fröhlich.
>Und noch etwas. Das ist ein Fall der Länderübergreifende Bedeutung besitzt. Es wäre nicht gut wenn wir wieder ein „Desaster“ erleben!< Merkte der Staatsanwalt an, und erinnerte Frank Rolle schmerzlich daran was er unter „Desaster“ verstand.
Sie gingen zurück in ihr Büro wo jemand vier Aktenkartons auf den Tischen verteilt hatte. Rolle zog einen Stuhl aus dem Nebenraum und stellte ihn an die Stirnseite der drei Schreibtische. Der Platz gehörte eigentlich dem dritten Kollegen auf ihrer Planstelle der aber aus Kostengründen seit Jahren unbesetzt war. Das sie nun der Chef sind Frau Kleinschmied, sollten sie auch dort sitzen wo sie alles im Überblick haben!< Brummte er, und nahm einen Gummibaum von der Tischplatte.
>Ich bin Saskia. Saskia Kleinschmied. Ich bin nicht der Chef. Bestenfalls der Teamleiter. Wo ist hier die nächste Kaffeemaschine? Ich gerate gleich in einen Koffeinentzug!< Sie nahm aus einem der Aktenkartons eine Packung Kaffee heraus und bestückte den Automaten. Die beiden Beamten sahen sich einen Moment fragend an. Berger nickte wohlwollend. Was sollte schon schief gehen.
>Ich bin Frank Rolle. Der Kollege heißt Rolf Berger. Um es vorweg zu nehmen: Wir sind nicht eben die Lieblinge von Polizeirat Behnke und Herrn Münzel!<
>Ist mir Egal. Ich will die Typen ja nicht Heiraten. Wo finde ich hier Tassen?<
Berger erhob sich und brachte alles an den Tisch.
>Es hilft wenig wenn ich sie in die Materie mündlich einweise. Lesen sie bitte die Akten durch. Ich bleibe dabei und beantworte an Fragen was ich kann. Ich denke so kommen wir am schnellsten auf eine Wissensebene!< Rolle nahm sich einen Karton und zog einen dicken Ordner heraus.
>Und womit beginnen wir?<. Geheime Verschlusssache stand auf dem Deckel.
>Europäisches Exportrecht und Umweltschutz. Dann drehen wir eine Runde über das Seerecht und landen wieder beim Europäischen Umweltrecht und den Richtlinien für Ausfuhrlizenzbestimmungen!<
>Hört sich eher nach einem Thema für die Filzstifte an? Ist das nicht Sache des Zolls?<
>Richtig. Wir leisten sozusagen Amtshilfe, aber die Zollbehörden vor Ort sind nicht in unsere Ermittlungen eingeweiht!< Die Kaffeemaschine krächzte wie ein Lungenkranker.
>Suchen wir nach einem Maulwurf?< Fragte Berger und schaute sich die Dienstwaffe der Frau an. Eine Glock 38. Sündhaft Teuer und klein. Eine Waffe für Frauen.
>Ich sehe sie haben den Kern der Dinge erfasst. Wenn sie die Akten durch haben werden sie mir beipflichten das wir es mit einem höchstkomplexen Fall zu tun haben. Einem Fall in dem Rücksichten genommen werden müssen<
>Bis jetzt geht es bei uns in erster Linie um den Mord an einem Kollegen. Da nehmen wir nicht viel Rücksicht. Um nicht zu sagen gar keine!< Raunte Frank Rolle. Er brauchte keine drei Seiten zu lesen um zu wissen das er kein Wort von dem verstand was andere dort zusammengetragen hatten. Saskia Kleinschmied lächelte zum ersten mal.
>Wir machen Fortschritte. Kommissar Brandt ist immerhin kein Looser mehr für sie. Ich bin begeistert!<
Sie trat an den Tisch und klopfte ungeduldig gegen das betagte Modell der Kaffeemaschine. Wasserdampf stieg auf, und tropfenweise floss der Kaffee in die braun gefärbte Kanne.
>Was ist das bloß für eine lahme Maschine? Gott. Gebt dem Ding den Gnadenschuss. Morgen kaufe ich eine neue!<

Hospiz
Regenbogenbrücke

CT wich einem Ehepaar aus das ihn im Flur des Hospiz entgegenkam. Irgendwo schrie ein Kind. Das Paar war in Tränen aufgelöst. Die Frau war geradezu leichenblass und stützte sich an ihren Begleiter während sie das Haus verließen. Er suchte Maria, aber sie war nicht aufzutreiben. Jochen wieselte vorbei und schob einen leeren Rollstuhl in eines der Zimmer. Ehe er ihn ansprechen konnte war er wieder weg. Wieder schrie das Kind. CT legte sein mitgebrachtes Lesebuch auf den Schreibtisch des Geschäftszimmers und ging dem Geschrei nach. Eine Tür stand offen. Schwester Brinkert stand mit verschränkten Armen vor einem Bett in dem sich ein Kind schreiend herumwälzte. Es war der Junge mit dem Knochenkrebs
>Hör auf zu brüllen Ralf. Entweder du lässt dich jetzt anbinden, oder die Infusion bleibt ab!< Rief sie gegen die Schreie des Kindes an.
>Fehlt ihm etwas!< Fragte er von hinten, und die Frau zuckte vor Schreck zusammen.
>Sie? Ach....Müssen sie mich so erschrecken? Der verdammte Bengel hat sich heute schon dreimal die Infusionen rausgerissen. Er träumt beim rumalbern mit den anderen und merkt es nicht einmal. Da kann niemand gegen an arbeiten. Jetzt bleibt er wo er ist, oder er kann weiter schreien!<
>Das ist doch Ralf Hansen, oder? Er braucht sicher sein Medikament. Warum geben sie es ihm nicht einfach damit er sich beruhigt?<
>Bin ich seine Leibsklavin? Der Bengel kann..!<
>Aber er hat Schmerzen?<
>Und ich habe eigentlich schon Feierabend, und will.....!<
Die Bewegung kam so überraschend das Frau Brinkert das Wort praktisch im Halse stecken blieb. Der Zangengleiche Griff um ihr Genick mit gleichzeitigem zusammenquetschen besonderer Nervenpunkte lies sie erstarren, und nach Atem ringen!
>Legen sie ihn wieder an den Tropf, bevor sie selbst einen benötigen. Jetzt!<
Die tonlose leise Stimme des Mannes klang wie aus einem Grab und flösste ihr Todesangst ein. CT lies sie los und half der Frau, die mit bebenden Händen ihre Arbeit tat. Sie vermied es ihn direkt anzusehen. Schweiß stand auf ihrer Stirn. Kurz darauf hatte sich Ralf Hansen wieder beruhigt und schien in einen Dämmerschlaf zu fallen. Frau Brinkert rannte verstört aus dem Zimmer, vorbei an zwei Kindern die anscheinend alles mit angesehen hatten.
>Hallo du? Hast du uns eine Geschichte mitgebracht?< Quietschte ein Mädchen, dessen Kopf ständig hin und herpendelte. Der Vorfall schien hier niemanden aufzuregen.
>Mein Buch ist im Büro. Wisst ihr wo Maria ist?<
>Die kommt bald wieder. Mutter Azis ist da. Sie passt meistens auf wenn Maria nicht da ist!<
>Nicht Schwester Brinkert?<
>Nicht wirklich. Außerdem ist sie immer Böse mit uns. Mutter Azis ist viel netter!<
>Wo ist diese Frau Azis?<
>Bei ihrer Tochter in Zimmer elf. Liest du uns gleich etwas vor?<
CT schickte die Kinder ins Spielzimmer und suchte nach der Frau. Leise öffnete er die Tür. Eine verschleierte Frau saß leise singend vor einem Bett in dem ein Kind lag. Es war an verschiedene Apparate angeschlossen und schien zu schlafen. Es war Morsal.
>Hallo! Ich bin Raul der Vorleser. Ich habe nach Maria gesucht!< Die Frau schreckte hoch und. Das Kopftuch lies nur ihre Augen frei.
>Sie ist in der Stadt. Schwester Brinkert macht die Station!< Klang in gebrochenen Deutsch.
>Ich glaube die ist gerade nach Hause gegangen. Die Kinder sagen sie wären dann für sie da!<
>Sie ist weg? Na ja. Das passt zu ihr. Ich komme. Was muss denn getan werden?>
>Nichts. Bleiben sie nur. Ich lese den Kindern jetzt etwas vor. Ich wollte nur das jemand Verantwortliches davon weiß!< Die Frau setzte sich wieder und setzte ihren leisen Gesang fort.
Ct setzte sich auf den einzigen Erwachsenenstuhl und schlug sein Buch auf.
„Märchen aus tausend und einer Nacht“ Stand auf dem Einband. Er hatte es selbst gekauft. Die Buchstaben waren größer und er mochte die Zeichnung des Einbandes.
>Wollt ihr Ali Baba hören?< Fragte er, und rieb sich die Nase. Die Luft war durchsetzt mit dem Geruch von Desinfektionsmitteln und Medikamenten. Fürchterlich.
>Bist du Blind?< Fragte ein Mädchen das er bislang nicht kannte. Er verneinte
>Warum trägst du denn diese Brille?<
>Weil seine Augen Licht nicht so gut vertragen!< Nörgelte ein Kind von der Seite.
>Sollen wir die Vorhänge schließen?< Manuel konnte auch kein Licht vertragen, aber der ist schon Tod!< Das Mädchen stand auf und zog seinen Infusionswagen hinter sich her.
>Nein Lasst es wie es ist. Darf ich jetzt anfangen?<
Die Kinder waren mehr von der leisen Stimme des Mannes fasziniert als von der Geschichte um den armen Holzfäller. Aufmerksam hörten sie zu während er im Geiste die Stunden zählten.
Draußen rollte ein Wagen über den Flur. Eine Männerstimme rief abwechselnd nach Maria und Frau Brinkert. CT lies das Buch liegen und ging nachsehen. Ein Mann in einem weißen Kittel stand vor der Tür.
>Wer sind sie denn?<
>Der Vorleser? Und sie?<
>Wolter. Doktor Wolter. Maria hat schon von ihnen erzählt. Wo ist sie eigentlich?<
>Angeblich in der Stadt. Frau Brinkert ist auch nicht da. Ich denke sie hat sich den Rest des Tages frei genommen!<
>Er hat sie weggejagt, weil sie den armen Ralf gepiesackt hat!< Quietschte es vergnügt aus den Reihen der Kinder.
>Ja! Am Genick hat er sie gepackt wie einen bösen Wolf und geschüttelt hat er sie dabei. Sah richtig geil aus!< Lästerte ein Junge dessen Gesicht wie ein Totenschädel wirkte und zauberte ein Schmunzeln auf das Gesicht des Arztes.
>Da habe ich wohl etwas versäumt. Schade!< Maria betrat den Flur und der Mediziner lies ihn stehen.

Hamburg- St.Pauli.
Davidswache

>Der Schwabe hat sich für euch umgehört. Es gibt da etwas das solltet ihr euch mal anhören meint er. Vielleicht bringt euch das weiter!<
>Ein anständiger Mitbürger. Lobenswert!< Antwortete Frank Rolle und folgte Kommissar Braun auf die Strasse. Es war kurz vor Sieben Uhr Abends. Der Kiez würde bald zum Leben erwachen.
>Der ist zwar umgänglich, aber umsonst kriegst du bei dem nix. Der ist aus Schwaben. Ein Weißwurstschotte!<
>Und an was hat er so gedacht?< Mischte sich Saskia Kleinschmied ein.
>Das übliche. Strafzettel wegen falsch Parkens und Geschwindigkeitsübertretungen. Geld kriegt er nicht. Das habe ich mit ihm schon durch. Aber er ist zuverlässig, und ich denke ein kleines Opfer wert. Außerdem ist es Oles Geld, und der kann damit eh nicht umgehen!< Sie gingen durch die Herbertstraße und Saskia sah zum ersten mal die bekannte weltbekannte Strasse von innen!<
>Wenn die Sache daneben geht können wir immer noch hier anfangen!<
Lästerte Berger und zeigte auf ein Fenster in dessen Rotlicht eine üppige Dame nach Freiern Ausschau hielt. Die Polizistin warf ihm einen Seitenblick zu.
>Ich stelle mir sie gerade in Strapsen vor. Sie wären Pleite bevor sie angefangen hätten!<
In der Kneipe des Schwaben waren um diese Uhrzeit noch keine Gäste. Der Wirt winkte sie an das Ende des Tresens und gab jedem einen Kaffee.
>Wissen die Bescheid? Ich habe reichlich Staatsaktien gesammelt in letzter Zeit?<
>Wie wäre es mit einhalten der Verkehrsvorschriften?< Lästerte Braun.
>Wie wäre es mit einer Glaskugel? Kaffeesatz soll auch funktionieren, sagt man?< Der Schwabe reichte einen Briefumschlag über den Tisch. Frank Rolle schob ihn Saskia zu.
>Ist sie der Boss?< Sie öffnete den Briefumschlag und sah hinein.
>Und wenn? Macht es einen Unterschied wer ihnen die Strafmandate vom Hals schafft?< Saskia steckte den Umschlag in die Jacke.
>Und nun erzählen sie mal. Aber bitte ausführlich!<
>Vor einigen tagen war Marga hier, und hat erzählt sie hätte Panik vor Siggi, weil sie eines seiner Mädels versteckt hat!<
>Marga? Karate-Marga hat Angst vor Blonzen-Siggi?< Lachte Berger.
>Karate können heißt nicht kugelfest zu sein. Der Kiez ist etwas in Aufruhr und Siggi hat sogar eine Belohnung dafür ausgesetzt das die Nutte wieder auftaucht. Er muss sie richtig lieb haben. Entweder lutscht sie beim Sex einen Tennisball durch einen Gartenschlauch, oder sie weiß vielleicht etwas was Siggi nicht mehr ruhig pennen lässt. Ich hatte gedacht das würde euch interessieren?<
>Wer ist diese Marga?< Saskia hielt den leeren Kaffeebecher in die Luft.
>Eine Sozialarbeiterin. Eine Streetworkerin. Sie betreut hier auf dem Kiez die Frauen und ist bei den Luden nicht eben beliebt. Eine ehemalige Stiefelfrau. Eine Domina. Ein knallharter Brocken. Aber sie macht einen guten Job und die Mädchen sind ihr dankbar. Außerdem hat Serge angeblich verfügt dass niemand sie anfassen darf. Wahrscheinlich weil sie im selben Laden zusammentrainieren.!<
>Interessante Paarung. Wo finden wir diese Frau?< Der Mann schaute sie mit leeren Blick an.
>Was rückt ihr denn raus?< Saskia Kleinschmied grinste plötzlich honigsüß.
>Eine Anzeige wegen Erpressung und Behinderung von polizeilichen Ermittlungen. Zwei Jahre Haft. Vielleicht Drei, wenn der Richter mit sich reden läst. Über den Rest können wir dann noch reden!<
>Autsch! Wo habt ihr die Drahtbürste denn aufgetrieben? Ich will doch nichts für mich. Marga hat Forderungen. Aber nur für die Nutte. Sie braucht eine Arbeitserlaubnis und will hier weg. Eine neue Identität. Schutz. Etwas in der Richtung!<
>Darüber müssen wir erst.....!< Mischte sich Rolle ein, aber Saskia unterbrach ihn.
>Geht klar. Wenn es zu einer Spur führt kriegt sie was sie will. Wo ist sie? Wo können wir uns unterhalten?< Der Schwabe sah die drei Männer abschätzend an.
>Ist Okay. Die spielt in einer anderen Liga als wir Roland. Wenn sie es sagt, kann sie es auch!< Sagte Kommissar Braun ernst. Der Wirt nahm sein Handy und rief eine Nummer an. Das Gespräch dauerte nicht lange.
>Ihr trefft euch in einer Stunde im „Heidenreich“. Aber nur die Frau. Sonst ist sie weg.<
>Das „Heidenreich“? Die Lesbenkneipe? Das ist quer durch die Stadt?< Nörgelte Berger.
>Na und? Haben sie etwas anderes vor?< Lachte die Polizistin. Der Verkehr war die Hölle und sie kamen fast eine halbe Stunde zu spät..

>Sehr klug von ihr. Der Laden hat Fenster in alle Richtungen. Kaum zu überwachen. Außerdem haben nur Frauen Zutritt. Siggi würde hier auffallen wie eine Maus unter Katzen!< Bemerkte Frank Rolle und lies den Wagen etwas entfernt halten. Saskia Kleinschmied reichte Berger ihr Handy und stellte eine bestimmte Funktion ein.
>Das ist eine einfache Form der Überwachung. Sie werden alles hören was gesprochen wird. Das Mikrophon steckt in meinen Hemdkragen und dient normalerweise als Freisprecheinrichtung!< Das Handy knackte und beide Beamten könnten ihre Stimme deutlich hören.
>Wie sollen wir sie decken? Ich bin dafür eine zweite Beamtin hinzuzuziehen. Wer weis was da auf sie wartet?< Fragte Rolle.
>No Risk. No Fun. Bis Später!<

Die Kneipe war zur Hälfte gefüllt. Ausschließlich Frauen saßen allein oder zusammen und tranken oder unterhielten sich. Aus der Musikbox dröhnte Georges Michael. Saskias Augen suchten die Tische ab. Zwei Paare würden in Frage kommen. Eine Ältere Dame saß mit einer jüngeren am Tisch. Sie unterhielten sich angestrengt ohne auf die Umgebung zu achten. An einem Ecktisch saßen zwei Frauen. Eine schaute die meiste Zeit in ihren Kaffee, während die andere sie ständig ansah. Saskia ging auf sie zu.
>Marga?<
>Wer?< Flüsterte die Frau. Die andere hob den Kopf. Saskia sah auf den ersten Blick das sie offenbar beide völlig bekifft waren.
>Ich suche Marga? Sie wollte hier auf mich warten!< Die Musik änderte sich. Neben Saskia tauchte eine schlanke dunkelhaarige Frau auf.
Ihr Gesicht war wie aus Stein gemeißelt. Ein Stück von Depeche Mode quälte sich durch die Lautsprecher.
>Was wollen sie denn von Marga?<
>Das sage ich ihr schon selbst. Aber sie wollte auch etwas von mir!<
Saskia rechnete jeden Moment damit das die Frau sie angriff. Eine stumme Bedrohung ging von ihr aus. Eine Hand hielt sie in ihrem schwarzen Ledermantel verborgen. Eine Waffe?
>Wer schickt sie?<
>Der Schwabe: Ich glaube sie nennen ihn Roland!< Die Frau lies sich den Ausweis zeigen. Von Entspannung keine Spur. Sie gingen in einen Flur der zu den Toiletten führte.
>Dann sind sie von den Bullen. Das ist gut. Bevor wir irgendwas besprechen: Welchen Deal können wir machen?<
>Was sie möchte: Sie kann in ihre Heimat zurückkehren, oder sie kriegt eine neue Identität mit Arbeitserlaubnis!<
>Können sie das zusichern? Sind ihre Kompetenzen so weitreichend?<
>Ja. Dazu bin ich durchaus befugt. Natürlich nur wenn sich ein Ermittlungserfolg aus der Aussage ableiten lässt. Wenn ihr Schützling lügt ist sie Freiwild. Klar?< Die Frau hielt ein Aufzeichnungsgerät hoch und lies einen Knopf einrasten.
>Nur damit es hinterher keine Missverständnisse gibt!< Ihre Lachen war so kalt wie Eis. Sie folgten einer Kellertreppe und betraten einen kleinen wohnlich gemachten Raum.
>Das ist Ludmilla. Ludmilla Bronski. Sie stammt aus Moldawien und wurde vor acht Monaten wie ein Stück Vieh an diesen Siggi verkauft. Er hat sie brutal misshandelt und hinterher anschaffen geschickt!< Die Frau sah sehr jung aus und bebte vor Angst. Ihr Deutsch war kaum zu verstehen und Saskia musste das meiste des Verhörs in englischer Sprache führen. Aber auch das war sehr abenteuerlich.
>Wir mussten mit diesem Peterle in seine Wohnung gehen. Siggi hat gesagt das wir alle mit ihm schlafen und es ihm ein bisschen gemütlich machen sollten. Es wäre eine Belohnung für Peterle, und Serge würde es sehr zu schätzen wissen wenn er sich wohl fühlen würde!<
>Hat er wirklich „Serge“ gesagt? Um was ging es genau?<
>Ja der Russe. Siggi hat uns zuerst in die Ritze gefahren. Da saß Serge und dieser Peterle auf einer Bank und haben geredet. Beiden haben gelacht und sich auf die Schultern geklopft. Dann hat der Russe Peterle eine Tüte Koks gegeben und gesagt dass wir uns alle amüsieren sollten. Siggi hat uns dann in die Wohnung von dem Mann gefahren und allein gelassen!<
>Siggi war nicht die ganze Zeit bei euch?<
>Nein. Wir waren allein mit ihm. Wir haben etwas getrunken und Peterle hat uns allen Stoff angeboten. Zwei der Mädchen haben auch zugegriffen aber ich wollte nicht. Wir haben uns eigentlich nur unterhalten. Plötzlich knallte es und der Mann lag Tod da. Überall war Blut. Dann sind wir so schnell wir konnten abgehauen!<
>Haben sie nicht mit ihm geschlafen?<
>Er sagte immer später, Später. Das war ziemlich merkwürdig. Er hat auch nur ganz wenig von dem Koks genommen und den Rest unter uns aufgeteilt!<
>Wer war noch dabei?<
>Camilla. Wie sie richtig heißt weiß ich nicht. Chantal aus dem Credo-Club, und Juljanka meine Nachbarin!<
>Würden sie bezeugen können was sie sagen?<
>Sie saß ja neben mir. Aber ob sie es tut kann ich nicht sagen!< Saskia behielt die Streetworkerin im Auge die sehr angespannt wirkte.
>Wenn sie aussagt gilt der Deal natürlich auch für sie!< Merkte sie an.
>Ich werde mit ihr reden. Was wird nun passieren?< Marga stand auf und streckte sich.
>Ich werde Ludmilla in Schutzhaft nehmen. Außerdem werden wir diesen Siggi verhaften lassen. Bis zum Prozess werden wir sie verstecken. Dann kann sie irgendwo neu anfangen!< Die Russin sprang auf.
>Ich will nicht verhaftet werden. Siggi hat gedroht dass er uns auch bei den Bullen findet. Ich habe Angst!<
>Aber anders geht es nicht Ludmilla! Wie soll ich sie sonst schützen?<
>Nein. Sie hören es ja. Sie traut den Bullen nicht und ich tue es auch nicht. Ich verstecke sie. Sie zahlen die Miete, und wenn der Prozess steht können sie sie holen!<
>Aber.. !
>Kein Aber. So, oder sie haben gar nichts. Ludmilla hat zu Recht Angst. Diesen Russen ist nicht zu trauen. Für die sind Frauen wie Klopapier das man benutzt und wegwirft!<
>Ich könnte sie jetzt und gleich verhaften. Sie ist eine wichtige Zeugin!<
Schneller als sie es wahrnehmen konnte tauchte plötzlich der Lauf eines kleinen Revolvers vor Saskias Nase auf. Ihre Hand zuckte zum Halfter, aber das bedrohliche knacken des Hahnes lies sie innehalten.
>Bleib wo du bist. Ich lege dich nicht gerne um, aber ich tue es. Ludmilla? Wir gehen!<
>Halten sie das für eine gute Idee?< Saskia erhielt keine Antwort.
Marga schloss sie in dem kleinen Zimmer ein, und ehe sie endlich die Tür eingetreten hatte waren sie verschwunden. Wütend und enttäuscht kehrte sie zum Wagen zurück.
>Wie war es?< Fragte Frank Rolle und startete den Wagen
>Bescheiden. Zuerst brauch ich einen Kaffee. Und dann ins Präsidium. Wir brauchen ein Paar Haftbefehle!< Während der Fahrt erklärte sie was vorgefallen war.
>Wir haben nichts gehört. Sie gingen in den Schuppen und wenig später haben wir nur noch ein Rauschen gehört!< Berger gab die Fahndungsmeldung durch
>Das war bestimmt der blöde Keller. Shit. Aber nicht zu ändern!<
>Es hätte auch ins Auge gehen können Frau Kollegin!< Sagte Rolle leise und bog auf den nächsten MC-Drive ab.
>Ja sie haben recht . Aber manchmal muss man eben was riskieren.!<

Hamburg Freihafen
OZL-Abstellplatz der Firma Kaya Industries

Yussuf rangierte den großen Autotransporter zwischen den abgestellten Containern hindurch und schaltete die großen Arbeitsscheinwerfer auf dem Lastwagen ein. Heute war ein guter Tag gewesen. Er war zwar bis tief ins Ruhrgebiet gefahren, aber es hatte sich gelohnt. Sechs BMW`s, drei Mercedes Limousinen und zwei Geländewagen desselben Typs. Für einen absolut korrekten Kurs. Sein Vater würde ein Fest feiern.
>Yilmaz? Abladen, und mach ja keine Schramme rein. Sonst ziehe ich die das Fell ab!< Ermunterte er seinen jungen Beifahrer.
Während der junge Mann die Fahrzeuge ablud machte er einen Rundgang über das Gelände. Der Wachschutz war auf Draht und hatte ihn schon erwartet. Für viel Geld hatten sie den Zaun erneuert, und eine Kameraüberwachung installiert. So eine Nummer wie auf dem Gelände bei Stade würde ihnen nicht wieder passieren. Yussuf kochte immer noch vor Wut wenn er nur daran dachte. Das war sicher dieser Marik gewesen. Oder Serge. Beide wünschte er zum Teufel. Er ging um die gelben Container herum die den losen Schrott aufnehmen würden.
„Die gelbe Tonne zur See“. Spotteten die Hafenleute wenn sie Container mit Tekinels Aufschrift verluden. Aber was hatten die schon für eine Ahnung.
Sie warfen den Schrott nicht einfach hinein. Vieles wurde in der Heimat noch verwertet und sollte möglichst unbeschädigt sein. Den Zoll interessierte das nicht. Wenn es Schrott war, dann war es Schrott. Nur selten erlebte einer der Container eine Beschau durch den Zoll. Die Lücken zwischen den defekten Waschmaschinen und Fahrrädern wurden mit geschreddertem Material aufgefüllt und machten eine Kontrolle an sich schon schwierig. Die Streife des Wachdienstes drehte eine Runde und winkte ihm zu. Sehr gut. Die Jungs spurten. Er hatte es organisiert. Noch mal würden sich die Russen so eine Nummer nicht erlauben damit sein Onkel ihn zusammenfalten konnte. Kamil. Dieser alte Sack. Es wurde Zeit das er abtrat und das Geschäft jungen und aggressiven Leuten übertrug. Frieden war etwas für schwache. Er hatte es im Griff. Das sollte Ekrem erstmal auf die Reihe kriegen dieser verkappte Heilige. Dank Yussuf war alles in bester Ordnung. Wer nicht mitspielte bekam einen Satz heiße Ohren. So einfach war das. Wenn er doch bloß diese Russen endlich auf Links ziehen dürfte. Zuerst Marik das primitive Schwein. Und dann Serge. Mit dem würde er am liebsten in den Ring steigen und ihn Stück für Stück auseinander nehmen. Der letzte Wagen stand an seinem Platz und sie fuhren zurück in die Stadt.
>Wir fahren in den Keller. Mal sehen was für Schnepfen dort auf uns warten!<
Yussuf war nach feiern zumute. Er lenkte die Goldmetallic farbende Corvette Stingray quer über den Bürgersteig, und zwang mehrere Leute ihm fluchtartig ausweichen.
>Ja Yussuf! Kick sie weg.!< Schrie sein Beifahrer übermütig und zeigte den fluchenden Passanten hinter sich den erhobenen Mittelfinger.
Der Kaiserkeller war mäßig besucht an diesem Abend. Rockmusik ballerte aus den Lautsprechern und Yussuf hatte Mühe in dem Licht nach einer passenden Frau Ausschau zu halten. „We will rock you“ dröhnte es durch den Saal, und die Tänzer klatschen den Takt mit. Er nahm sich einen Fruchtcocktail und stellte sich mit dem Rücken zur Bar auf. Ein Mann berührte ihn fast mit seinem Bierglas, doch Yussuf gab ihm einen kräftigen Schubs das er bis in die Mitte der Tanzfläche rollte.
Ein bisschen Streit käme ihm gerade recht. Eine Nase brechen. Das wäre es doch. Er war einfach gut drauf. Seien Augen blieben an einer schlanken rothaarigen hängen die in einem Ledermini am Rand der Tanzfläche stand. Er suchte nach einem etwaigen Begleiter, fanden aber niemanden. Eben wollte er Yilmaz losschicken ihm Rosen zu besorgen, als er merkte dass er nicht mehr da war. Yussuf ging vor die Tür um nachzusehen wo er abblieb.
Yilmaz steckte im Schwitzkasten eines Russen und winselte wie ein Kind. Marik stand daneben und trat dem Libanesen kräftig in den Bauch.
>Na Kameltreiber. Wieder da? Hast dich ja lange genug versteckt. Komm her und hol dir deine Abreibung ab!< In den Händen der Männer waren Baseballschläger und Eisenrohre zu sehen.
>Ich mach dich platt Dreckfresser!< Der Araber sprang den nächsten Russen blitzartig an und ehe der reagieren konnte hatte er ihm den Knüppel entrissen. Er war wie im Rausch. Sie trafen ihn mehrmals am ganzen Körper, aber er ignorierte die Schmerzen und drosch weiter auf die Russen ein. Blut lief ihm in die Augen und plötzlich traf der Schläger auf Blech. Er hatte ein Auto getroffen. Yussuf hörte die Polizei herankommen. Er wachte wie aus einem Traum auf und sah die meisten Russen auf dem Boden liegen, oder davon kriechen. Einzig Marik stand noch an eine Wand gelehnt und hielt sich den blutigen Kopf. Er war wie ein Wirbelsturm durch die Reihen der Angreifer gefegt. Yilmaz lag in einer Blutlache und rührte sich nicht mehr. Langsam ging er auf den Autoaufkäufer zu. Sein Linker Arm schien in Flammen zu stehen. Sein weißes Hemd war Blutbefleckt. Am Rücken lief es ihm warm herunter. Jetzt würde er es zu Ende bringen. Er würde es für die Familie tun. Für das Geschäft. Sein Onkel würde endlich einzusehen wer in der Firma in Zukunft das Sagen haben sollte. Er war diese Zukunft.
Der Russe tastete nach seinem Schlaginstrument. Yussuf kam näher. Dieser Sack hatten den letzten Furz geschissen. Das Autogeschäft würde forthin den Kayas gehören.
>Hasta la vista Arschloch!< Rief er und hob siegesgewiss den Schläger.
Marik stolperte unbeholfen zur Seite und hatte plötzlich eine Pistole in der Hand. Er feuerte viermal auf Yussuf. Der Libanese war Tod ehe Marik zwischen den Häusern verschwunden war.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:14.10.09 21:29 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Mirador,

ich kann nur sagen fleißig, fleißig, bitte weiter so. Du führst uns wieder durch fremde Kulturen, war schon im ``Job´´ so schön. Wünsche dir viel Erfolg auch für diese Story.

Es grüßt dich
der alte Leser Horst


Gruß der alte Leser Horst
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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:15.10.09 18:26 IP: gespeichert Moderator melden


Hospiz
Regenbogenbrücke

CT fand Maria im Büro. Sie wandte den Kopf ab und putzte sich eifrig die Nase bevor sie ihn ansah.
>Guten Tag. Ich bin wieder da!<
>Schön. Die Mehrzahl der Kinder sitzt gerade zur Visite. Es dauert noch etwas. Willst du einen Tee?<
>Nein Danke. Geht es ihnen gut? Sie sehen aus als hätten sie Kummer!<
>Ralf Hansen ist heute Nacht gestorben. So ein tapferer kleiner Junge.!< Maria schnäuzte sich erneut und verlor erneut Tränen. Der Tee tropfte ihr auf die Aktenordner.
>Er hat die ganze Zeit nach seinem Opa gerufen, aber ich habe ihn nicht erreichen können. Ralf ist in meinen Armen eingeschlafen. Als Wolfgang heute Morgen kam und die Nachricht hörte hat er alles fallen gelassen und ist stumm aus der Tür marschiert. Sorry das ich heule, aber das nimmt einen jedes Mal mit!< Maria riss ein Küchentuch von der Rolle.
>Wissen sie was das schlimmste daran ist? Ralf könnte vielleicht noch am Leben sein wenn dieser Staat die Leute dazu bringen würde sich als Spender registrieren zu lassen. Für einen Führerschein brauchen sie einen Sehtest, Wenn sie Bäcker werden wollen brauchen sie einen Unbedenklichkeits-Nachweis für Hygenie. Alles wird reglementiert. Nur womit man Leben mit retten könnte. Das lassen sie aus.!<
>Was sagen seine Eltern? Waren sie hier?<
>Der Vater. Er war völlig am Ende, und musste vom Arzt behandelt werden. Die Mutter hat sich geweigert nur ans Telefon zu gehen. Sie wird mit der Situation am wenigsten fertig. Die Eheleute leben mittlerweile getrennt. Eine Tragödie ohne Beispiel!< Eine Frau betrat das Büro, und nahm Maria spontan in den Arm.
>Ich habe es eben aus dem Forum gehört. Wie furchtbar!<
>Das ist Lisa Kern. Die Mutter von Esther. Das ist Raul. Unser gerichtlich beigestellter Vorleser!< Beide Frauen flüsterten geraume Zeit miteinander und hielten sich in den Armen. CT kam sich überflüssig vor.
Draußen schlug eine Tür. Leute gingen über den Flur. Die Visite war zu Ende. Ein Team von Ärzten versammelte sich vor dem Büro um mit Maria zu sprechen.
>Kommen sie. Wir gehen zu den Kindern. Haben sie ein Buch dabei?<
CT folgte Lisa Kern in den leeren Gemeinschaftsraum.
>Sie sind die Frau mit den Ausweisen. Nicht wahr!<
>Richtig. Haben sie auch einen?< Er unterließ eine Antwort.
>Was haben sie angestellt das sie hier sind?<
>Einen Mann angefahren. Unabsichtlich!<
>Sie waren schon dreimal hier. Alle Achtung. Die meisten sind nach dem ersten mal im Stadtpark lieber Laub fegen gegangen, als noch mal herzukommen!< Lisa machte sich daran Kissen und Hocker zusammen zu stellen. Der Raum sah als hätte man hier einen Aufstand niedergeschlagen.
CT legte sein Buch beiseite und öffnete einen Fensterflügel. Die Luft war zum schneiden. Ein leerer Infusionsbeutel lag auf der Fensterbank. Erinnerungen an ein Krankenhaus keimten in ihm auf. Draußen vor dem Haus stritten sich Elstern und Krähen um einen Kadaver. Unvermittelt sah er zum stahlgrauen Himmel hinauf ob dort Geier kreisen würden.
Sie brachten ihn als verbranntes blutiges Bündel in das Armenkrankenhaus von Balbek. Wer, hatte er nie erfahren. Vermutlich Zivilisten die gesehen hatten was passiert war. Die Arabischen Ärzte waren gut. Sie taten was sie konnten um ihn zu retten, trotzdem tauchte mehrmals der Klinikmullah bei ihm auf um ihn auf den Tod vorzubereiten. Er war zwar kein Muslim aber das war auch nicht wichtig. Im Angesicht des Todes nicht allein zu sein war das entscheidende. Das Krankenhaus war ein Dreckloch. Ein Relikt postsozialistischer Gesundheitspolitik für Parteigänger der Syrer. Er lag neben einen palästinensischen Bauern dem eine Mine beide Beine abgerissen hatte. Er konnte ihn nicht sehen, weil sein Kopf völlig unter den Verbänden Verborgen war. Damals war er verzweifelt. Die Ärzte hatten ihm keine Hoffnung gemacht das er je wieder sehen können würde. So verzweifelt wie der Mann neben ihm der seine Familie dem Hungertod ausgesetzt sah. Der Bauer starb an einer Wundinfektion und wurde vor dem Haus in ein Massengrab geworfen. Über dem Grab kreisten die Geier.
Als die Ärzte die Verbände entfernten hatte er geschrieen. Es war eine Mischung aus Schmerz, Überraschung, und Freude. Der grelle Lichtschein den sein Gehirn als grauenhaften Schmerzimpuls wahrnahm überwältigte ihn beinahe. Er konnte sehen. Seine Augen hatten überlebt. Trotz der Tatsache dass sie ihn mit dem Gesicht voran in ein Lagerfeuer geworfen, und dort hatten liegen gelassen. Die Folgen der übrigen Verletzungen waren ihm im laufe der Jahre egal geworden
>Wollen sie nicht einen Organspendeausweis?< Lisa wedelte mit einer kleinen Karte in der Luft herum und weckte ihn aus seinem Tagtraum.
>Nein. Ich glaube auch nicht das man von mir noch etwas verwerten möchte!<
>Haben sie eine Ahnung was alles Leben retten kann. Registrieren sie sich. Wenn gar nichts geht ist es schlimm, aber wenn könnten sie Leben damit retten!< CT fragte sich welcher Gedanke ihm mehr Unbehagen einflößte. War es die Tatsache Leben zu retten, oder das er auf einem Seziertisch lag. Sein Profil Spiegelte sich in der der Fensterscheibe. Tod und Leben? Er war das Zerrbild eines Menschen.
>Hier. Vielleicht überlegen sie es sich ja noch. Oder für ihre Freunde. < Lisa stopfte ihm einige Ausweise in die Tasche.
>Esther war ihre Tochter? Ich hörte sie ist Tod. Warum suchen sie eigentlich weiter nach Spendern?<
>Esther starb an Ignoranz. Die Gesellschaft ist träge. Organspende ist ein lästiges Thema das niemand gerne anschneidet. Obendrein gibt es da noch die Pfaffen die etwas vom Leben nach dem Tode faseln und es verfluchen die Menschliche Hülle aufzuschneiden. Alles Penner. Ich kämpfe dafür das einem anderen Kind vielleicht mal geholfen wird. Das es rechtzeitig ein Spenderorgan erhält und nicht sterben muss........ Wie Wie ........meine Tochter!< Die Frau begann zu weinen und verließ den Raum.
Die ersten Kinder kamen und johlten freudig als sie ihn sahen. Der Anblick der Infusionswagen die einige von ihnen mit sich führten lies ihn immer wieder erschaudern. Morsal war auch dabei. Sie hatte einen Finger zwischen die Lippen gesteckt und starrte ihn an. Glaubte sie immer noch er sei der Tod? Sie sah blas aus. Ihr Hemd war sauber, aber in ihrem Arm steckten zwei dicke Kanülen. Was fehlte ihr? War es eine Niere? Eine Leber? Da draußen gab so viele überflüssige Existenzen für die eine Organspende das produktivste ihres gesamten Lebens bedeuten würde.
Was für eine Verschwendung. Er setzte sich, und las die Geschichte von Aladins Wunderlampe.

Restaurant „Litani“
Elbstrasse

>Ich will das er stirbt. Er soll krepieren Dieses Russenschwein hat meinen Sohn ermordet. Wenn du nicht CT schickst, tue ich es selbst. Ich will... Er soll.!< Schrie Aga Tekinel unbeherrscht und tobte durch das Büro. Vor drei Stunden hatten sie Ihm die Nachricht vom Tod seines Kindes überbracht und der Beamte hatte ihm den Tathergang geschildert.
>CT wird es nicht tun. Nicht sofort. Du kennst ihn. Er läst sich Zeit. Aber nun beruhige dich endlich. Der Schmerz über den Verlust macht dich blind für die Realität!<
>Was ist real Kamil? Real ist das dieser Russe noch lebt und Yussuf Tod ist!<
>Dein Sohn hat sich den Streit gesucht. Er hat die Gefahr geliebt, und nun ist er darin umgekommen. Sie den Tatsachen ins Auge. Wir hätten es genauso gemacht. Rache ist hier fehl am Platze!<
>Wie kannst du so reden? Er war dein Neffe. Dein Fleisch und Blut. Die Ehre allein gebietet es Blutrache zu nehmen. Salamander hat uns den Krieg erklärt. Yussuf hat es gewusst. Wir müssen handeln Kamil, oder wir werden untergehen!<
>Onkel? Wusstest du das dein Sohn erst vor einigen Tagen diesen Marik niedergeschlagen hat?< Bemerkte Ekrem. Aga hätte schwören können dass er dabei gelächelt hatte.
>Und? Ist das ein Argument? Wenn du einen Funken Ehre im Leib hättest würdest du losziehen und deinen Verwandten rächen: Aber stattdessen sitzt du hier feige herum und liest diesen Dreck.. diesen…!<
>Ich sehe keinen Grund Rache zu üben um der Rache willen. Der Prophet in seiner Weisheit hat beschieden das Leben zu achten und seines nicht nutzlos wegzuwerfen wie Yussuf es getan hat!< Aga warf seinem Neffen als Antwort einen Leuchter an den Schädel, und ehe er ihn umbringen konnte war Kamil zur Stelle und trennte die beiden.
>Bruder! Lass es die Polizei tun. Komm zu dir. Du machst uns alle unglücklich. Du..!< Aga verlies wütend das Schiff.
Er fuhr nach Hause und nahm die abgesägte Schrotflinte aus dem Schrank. Eine Lupara. Eine Wolfsflinte, wie man sie bei der Camorra benutzte. Er war wie betäubt. Sein Verstand war außer Kontrolle. Yussuf war Tod. Sein Fleisch. Sein Blut. Aus dem Schreibtisch nahm er die Doppel- Null Munition und lud beide Läufe. Seine Frau schrie umher, aber er nahm sie kaum wahr, und als sie ihm die Tür versperren wollte, schleuderte er sie zurück in den Hausflur.
Er raste durch Hamburg und verursachte einen Unfall auf der Stresemannstrasse. Dem gegnerischen Fahrer hielt er die Waffe unter die Nase und fuhr mit quietschenden Reifen davon. Er wusste wohin er musste. Die Russen trafen sich alle bei Serge und der residierte meistens in der „Ritze“. Den Pfosten der die Zufahrt versperrte fegte der schwere Mercedes aus der Verankerung. Aga blieb genau vor der Eingangstür stehen. Zwei gespreizte Frauenbeine bildeten das Logo des Lokals.
Er trat die Klapptür auf und lief hinein. Ein Mann brüllte etwas. Frauen schrieen und einige warfen sich unter den Tischen in Deckung. Der Wirt packte sein Telefon und verschwand so schnell hinter der Bar als hätte er lange dafür geübt. Aga brauchte nicht lange suchen. Mariks Kopfverband leuchtete in dem Laden wie eine Lampe. Männer sprangen von den Bänken und brachten sich in Sicherheit. Mit zwei Schritten war er an dem Tisch
>Stirb du Hund!<
Der Körper des russischen Autohändlers wurde von der Munition regelrecht zerfetzt. Blut spritzte umher. Links von ihm bewegte sich etwas unter einem Tisch. Ein Mann zog eine Waffe und zielte auf ihn. Aga Schuss stanzte ein großes Stück Holz aus der Tischplatte. Der Mann lies die Waffe schreiend fallen und verkroch sich. Polizeifahrzeuge näherten sich. Aga suchte hektisch nach neuen Patronen. Mörder. Sie waren alle Mörder. Jeder von denen hier sollte für Yussuf sterben. Sie hatten sein Kind ermordet. Sie alle. Endlich fühlten seine Finger den kalten Kunststoff. Er lies die Läufe aufspringen und holte die leeren Patronenhülsen heraus. Blut für Blut.
Er nahm die Bewegung nur schemenhaft war, aber eine Abwehr kam zu spät. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich Serge an seiner Seite auf und schlug ihm blitzartig den Fuß unter den Hals. Aga verlor die Waffe aus den Händen und taumelte. Er bekam keine Luft, und eine rote Dunkelheit fing an ihn zu umgeben. Seine Arme gehorchten ihm nicht. Sein Kopf drohte zu platzen. Den Hieb mit dem Ellenbogen des Russen der ihm gezielt das Genick brach bekam er nicht mehr mit.


Polizeipräsidium Hamburg
Mordkommission

>Es war ein klassischer Fall von Notwehr. Wir können ihm gar nichts. Die Aussagen der Gäste waren deckend. Aga hat wie wild um sich geballert weil Marik seinen Sohn umgelegt hat, und Serge hat die Nachladephase genutzt und ihn erschlagen. Ehe wir am Tatort waren lungerten dort schon drei Anwälte herum und haben ihn abgeschirmt!< Sagte Frank Rolle und nahm sich einen Kaffee.
>Und er hat es wirklich ohne Waffe getan?< Bernd ging unruhig in seinem Büro auf und ab.
>Scheint so. Todesursache Genickbruch durch einen Schlag oder Tritt. So steht es im vorläufigen Bericht des Arztes. Wir haben den Laden auf den Kopf gestellt und drei verschiedene Waffen und einige Messer gefunden. Aber keines davon gehörte Serge. Er war so sauber wie ein Baby. Leider!<
>Und Salamander?<
>War nicht mal in der Nähe. Die Kollegen sagen er sei vor drei Tagen in den Flieger gestiegen und nach Moskau abgehauen. Zurück ist er noch nicht!!
>Also läuft ein Krieg auf dem Kiez. Doch um was geht es genau?<
>Die Aussage seines Bruders steht noch aus. Kamil lässt nur über seinen Sohn sprechen. Er hat ein Attest über seinen Anwalt vorgelegt das er einen Herzanfall hatte. Ich vermute es geht um die Vormacht im Autogeschäft. Das würde zu dem Mord an Yussuf passen. Er und Marik waren sich spinnefeind!<
>Das erklärt den Mord an Yussuf, aber nicht den an den Zollbeamten!< Mischte sich Saskia Kleinschmied ein
>Aber vielleicht haben sie auch gar nichts miteinander zu tun?< Merkte Rolle an.
>Haben wir überhaupt eine Gemeinsamkeit, oder müssen wir die Fälle getrennt von einander betrachten?< Saskia hob eine Akte vom Tisch. Es waren ihre gemeinsamen Ergebnisse.
>Der Beamte in Bremen hat sich mit der Genehmigung von hochwertigem Sondermüll zum Export beschäftigt. Es gab keine direkte Verbindung zu den Geschäften der Kayas, was nicht viel heißen mag. Das Firmengeflecht dieser Gruppe ist kaum durchschaubar. Es lief ein internes Ermittlungsverfahren wegen Vorteilsnahme, aber bewiesen ist bisher gar nichts. Kommt wohl häufiger vor bei denen. Der andere Zollbeamte in Finkenwerder war ein Zuarbeiter. Er hatte gar keine Befugnisse etwas zu entscheiden.
Allerdings sind über seinen Tisch auch Ausfuhranträge der Kayas gegangen. Das war bislang das einzige was ihn mit den Arabern in Verbindung brachte!<
>Und diese sichergestellten Fahrzeuge?<
>Ganz andere Abteilung beim Zoll. Eher eine Sache für den Staatsanwalt und die Polizei. Zwei Fahrzeuge waren gestohlen. Der Rest war sauber. Zum damaligen Zeitpunkt war das Gelände kaum gesichert und es hatte praktisch jeder Zugang. Ein Vorsatz gegen die Kayas ist nicht nachweisbar. Die Anzeige wegen Hehlerei wird fallen gelassen werden!<
>Trotzdem. Da ist etwas? Irgendwo in diesem Bereich ist der Haken. Der gemeinsame Nenner. Habt etwas wegen der Zeugin raus gefunden?<
>Diese Marga ist genauso verschwunden wie Siggi und die drei anderen Mädels. Als wir mit unseren Haftbefehlen aufliefen waren sie alle ausgeflogen. Marga hat uns über ein Internetkaffee eine Mail geschrieben und eine Kontonummer genannt. Sie braucht Geld für Miete und Unterhalt!< Meinte Saskia lapidar.
>So ein Miststück. Wer weiß ob sie die Nutte überhaupt noch bei sich hat?<
>Bestimmt. Sie ist zwar ein Aas, aber keine Kriminelle. Außerdem glaube ich das es ihr ein Genuss sein wird Siggi einfliegen zu sehen!< Kommissar Berger blutete an der Hand und suchte nach einem Tuch.
>Und nun? Die Leute sterben wie die Fliegen und wir sind keinen Schritt weiter. Morgen kommt der Senator. Der hat die Presse schon am Hals. Ich hätte gerne etwas zum erzählen gehabt?<
>Wie sieht es aus mit einer Großfahndung nach Marga?< Fragte Saskia
>Bloß nicht. Wenn die Chefetage hört das sie uns durch die Finger geglitten ist , drehen die völlig durch. Nein. Wir haben sie zwar nicht, aber die anderen wissen das nicht. Es ist ein Trumpf den wir immer noch ausspielen können!<
>Und gegen wen? Siggi ist weg, und gegen Serge haben wir nichts in der Hand?< Murrte Rolle. Er sah auf die Uhr. Wieder Überstunden. Seine Frau würde schreien wenn er heute zu spät käme.
>Ich glaube ich weiß was Herr Bernd meint!!<
>Dann erleuchte uns oh Engel der Weisheit.!< Lästerte Berger
>Siggi denkt wir haben ihn am Haken und ist abgehauen. Serge weis nicht was wir wissen und denkt jetzt langsam darüber nach wie gefährlich ein lebendiger Siggi sein könnte. Der Schwabe wird sicher schon dafür gesorgt haben das der halbe Kiez weiß das Peterle, alias Kommissar Brandt einer von uns war, und auch dem Russen ist klar was Polizistenmord bedeutet!<
>Sie haben es erfasst Madame. Meine Hochachtung!< Grinste Bernd und lies sich in den Sessel fallen.
>Also sollen sie sich gegenseitig jagen und aufspüren?< Fragte Frank Rolle.
>Das dürfte am besten sein. Ein Team ist ständig an Salamander dran. Wenn ihr Serge beschattet wird sich zeigen wie nervös er ist. Ich denke das ist das beste!<
>Haben wir inzwischen irgendeinen Hinweis was Peterle, ..äh .. Kommissar Brandt vielleicht gesehen oder gewusst haben könnte?< Der Leiter der Mordkommission war eine Tablette gegen Kopfschmerzen ein. Dieser Fall ging ihm ernsthaft auf den Nerv.
>Nichts. Wir haben Serge befragt, aber sagt dass er ihn kaum kennt und nichts mit ihm zu tun hat!<
>Hatte dieser Lude nicht ausgesagt er hätte beide zusammen gesehen?<
>Ja Das stimmt, aber der Anwalt von dem Russen hat sich halb Tod gelacht als wir daraus ein Indiz stricken wollten. Wenn wir Siggi, oder eines der Mädchen nicht aufspüren können haben wir gar nichts!< Saskia Handy meldete sich.
>Der Zoll hat sich gemeldet. Sie haben vielleicht etwas für uns!<
>Dann gute Jagd. Und denkt daran. Ich brauche zeitnah Ergebnisse. Am besten gestern.<


Hamburg/ Ortsteil St. Georg

Sein Ziel würde heute nicht mehr kommen.
Er merkte sich die Uhrzeit und klappte nachdenklich den Laptop zu. Während er im Auto saß hatte er mehr aus Langeweile denn echtem Interesse über das Thema Organspende gelesen, und war zu dem Schluss gekommen das die Gesetzgebung reiner Wahnsinn war. Wer nicht ausdrücklich Ja sagte, dem durfte nichts entnommen werden. Draußen stürmte es und er überlegte ob er in die Susibar fahren sollte. Ihm war nach Zerstreuung, aber eigentlich wollte er sich lieber verkriechen. Der Gedanke an das tote Kind lies ihn nicht in Ruhe. Wie sagte Maria? Er könnte noch Leben? Genau wie diese Esther. Jeden Tag starben tausende völlig nutzlos und diese Kinder mussten krepieren.
Er verlies den Wagen und ging zum nächsten Fast Food Restaurant in der Wandelhalle des Bahnhofes. Reisende mit teuren Gepäckstücken standen neben Drogenjunkies und ihren Dealern. Der krasse Gegensatz von Arm und Reich. Von der Polizei keine Spur.
Eine Junge Frau in einem kurzem Kleid fiel ihm auf. Sie stand zwischen zwei bunt gekleideten Männern und diskutierte lautstark. Er schlenderte zweimal durch die Wandelhalle, bis er das Restaurant betrat.
Nachdem sich ein Busladung Fußballfans bedient hatte nahm er sein Essen und verlies das überfüllte Lokal. Die Ansagen hallten durch die antike Stahlkonstruktion während er eine Sitzgelegenheit neben den Schießfächern fand. Es roch nach Abort, aber das störte ihn wenig. Er hatte schon an schlimmeren Orten gegessen. Er mochte Bahnhöfe. Sie gaben ihm ein Gefühl von Freiheit. Eine Familie zog vorbei. Der Mann wuchtete einen Gepäckkarren vor sich her, während die Frau mit den lebhaften Kindern schimpfte. Die Kinder waren etwas so alt wie Ralf. „ Österreich“ las er auf den Gepäckaufklebern. Wahrscheinlich Winterurlauber. Ob Ralf so etwas erlebt hatte? Hatte er überhaupt etwas vom Leben gehabt? Oder war das Krankenzimmer sein Leben gewesen?
Der Burger schmeckte nach Pappe, und in der Hektik hatte wohl jemand in der Küche das einzige Gewürz vergessen das die Speise beinhaltete. Er hielt sich lieber an die beigepackte Frühlingsrolle. Die Menschen zogen vorbei und Ct versuchte sie einzuordnen. Normaler Weise taxierte er sie nach Nationaler Herkunft, Wehrhaftigkeit und Widerstandskraft, aber heute fragte er sich ob sie wohl Organe Spenden würden. Bei vielen war allerdings die Frage ob der Betreffende nicht besser dran wäre wenn er kein Organ der Person bekäme. Fettleibigkeit war anscheinend groß im Kommen. Eine Frau blieb neben ihm stehen. Sie war jung. Sicher kaum Zwanzig, aber ihr Gesicht sah verbraucht aus. Krank. Das Kleid endete kurz über ihrem Schritt. Es war das Mädchen vom Eingang. Ct suchte nach ihren Begleitern, aber sie waren nirgends zu sehen. Sie hatten sie vorgeschickt. Waren es ihre Zuhälter?
>Dreißig Euro. Auch ohne. Ich mache alles. Was du willst?<
>Dreißig? Wofür?< Zum Schein spielte er ihr Spiel mit. Der Unterarm des Mädchens sah zerstochen aus. Ein eitriges Geschwür bildete sich am linken Ellenbogen. Ihr Gesicht war stark geschminkt, konnte aber die kleinen offenen Stellen kaum überdecken.
>fi**en, Blasen, Anal. Alles. Aber ich habe wenig Zeit. Ich brauche es ganz schnell, wenn du begreifst was ich meine!< Ihre Hände bebten während sie die selbst gedrehte Zigarette hielt. Am Hals ragte eine schlecht verheilte Narbe unter dem Pulli hervor.
>Kein Interesse. Ich esse wie du siehst!< Einfache Antworten lösten viele Probleme von allein. Dachte er sich und trank von der Cola. Die schmeckte heute irgendwie nach Seife. Dann entdeckte er die beiden Männer. Sie beobachteten ihn. Wie Junkies wirken sie nicht aus. Eher wie kleine Gauner. Sollte sie ihn anlocken? Eine Honigfalle? Er sah das Mädchen an das immer nervöser wurde. Sein Entschluss fiel spontan.
>Okay Dreißig. Wo ist dein Hotel? Mein Zug fährt in zwei Stunden!<
Das Mädchen führte ihn über die Ernst Merk Strasse auf den Holzdamm. Es ging in Richtung Alster. Das einzige Hotel hier in der Nähe war das Atlantik. Kaum ihre Preisklasse. Ct lies sie vorgehen. Er kannte die Gegend und plante im Kopf den bevorstehenden Überfall mit. Der Park auf der linken Straßenseite? Wäre möglich, allerdings dort lagen jederzeit Penner und Stadtstreicher herum. Zu viele Zeugen. Ein schneller Überfall zwischen zwei abgestellten Fahrzeugen? Die Strasse war gesäumt von Autos. Auch möglich. Aber riskant. Der Holzdamm war eine lebhafte Verkehrsader. Sie bog in einen Seitenweg ab der zwischen den Häusern hindurchführte. Aus einem Hauseingang heraus? Das würde passen. Er ging am Rand des Gehweges entlang um mehr Abstand zu gewinnen. Sie passierten einen Torweg. In einem Hinterhof. Ja . So würde er es auch machen. Er blieb stehen und tat so als würde er sich die Schuhe neu schnüren. Er konnte die Nähe der beiden Männer beinahe körperlich spüren. Sie waren ganz nahe.
>Hey? Was ist? Ich denke du hast auch keine Zeit?< Murrte sie schrill.
>Sag mal? Bist du eigentlich gesund? Ich meine so ohne Gummi….?<
>Was?.. Klar. Ich habe .... Nein. Ist alles okay? War erst beim Doc. Alles sauber. Kannst beruhigt sein< Die Frage schien sie zu überraschen. Sie war Nervös und lies entmutigt den Tabak für die nächste Zigarette fallen. Sie ging noch ein paar Schritte, bis sie anfing mit dem Feuerzeug an den schmutzigen Wandfliesen entlang zu streichen. Offenbar das verabredete Zeichen. Langsam zog er seine schwarzen Latexhandschuhe über. CT sah ein Bein hinter einer Hausecke hervorblitzen. Dann griffen sie an.
Es dauert nur wenige Augenblicke, und verursachte kaum Lärm.
Minuten später stand er über den drei Leichen. Der Arzt würde zwei Genickbrücke und einen Tod durch ersticken diagnostizieren. Folge eines eingeschlagenen Kehlkopfes. Das Mädchen traf es als letzte. Mitleid empfand er keines. Sie hatten ihr Leben verschwendet. Er fingerte die Organspenderausweise hervor. Schnell nahm er ihre Ausweise an sich und über trug sie auf die Karten. Wer weis? Vielleicht konnte sie auf diese Weise irgendwem vom Nutzen sein. Er dachte an Ralf und wie er ihn festgehalten hatte als Maria ihm das Morphium gespritzt hatte. Hätten sie ihn retten können? Er schob die Handschuhe in die Tasche zurück und ging zurück auf die Strasse. Irgendwo im Hof klappte ein Fenster. Tauben flatterten davon.
Hamburg Zollfandungsamt
Sieker Landstrasse.

>Man, euer Laden sieht ja noch älter aus als unserer. Das es so etwas noch gibt?< Bemerkte Frank Rolle zu dem Abteilungsleiter der Zollfahndung. Die Einrichtung des Büros schien aus den sechziger Jahren zu stammen.
>Ach was so schlimm ist nicht. Immerhin haben wir jetzt jeder einen eigenen Computer, und hin uns wieder funktioniert sogar das Netzwerk!<
>Der Kaffee ist Spitze!< Schwärmte Saskia Kleinschmied und streichelte den dampfenden Becher in ihrer Hand.
>Jamaica Blue Mountain", Bestes Schmuggelgut. Hochlandbohne. 120 Euro das Kilo. Teuerer geht’s nicht!< Die Beamten gingen in den Besprechungsraum.
>Schmuggelware? Kriegt ihr keinen Ärger deswegen?<
>Wegen einem Eimer loser Bohnen? Nee, das ist Okay. Ein bisschen Spaß ist erlaubt. Selbst für den Zoll.< An der Wand des Raumes waren drei großformatige Fotos aufgehängt.
>Das ist die „Kamal Dschumblat“. Eine der Autofähren die den Kayas gehört. Sie ist auf dem Weg nach Beirut. Bis zur Kante voll mit Fahrzeugen, und Schrott!<
>Und wo ist das Problem?<
>Sehen sie sich mal die Schiffe an. Beachten sie die Wasserlinie?< Die Polizisten konnten nichts erkennen. Der Zollbeamte nahm einen Bleistift und tippte auf ein Bild.
>Das Foto hier entstand kurz nach dem einlaufen in den englischen Kanal. Hier liegt die Dschumblatt noch sehr tief im Wasser. Dieses Bild hier ist aus der Biskaya. Der Tiefgang ist derselbe. Dieses Bild haben die spanischen Kollegen bei der Durchfahrt von Gibraltar aufgenommen. Das Schiff liegt nun nicht mehr so tief!<
>Ich verstehe nichts von Seefahrt. Hat er vielleicht irgendwo angelegt und Ladung gelöscht?< Berger fand die Bilder schlecht entwickelt. Er machte bessere Fotos.
>Nein. Er kann nicht angelegt haben. Wir haben die Zeiten verglichen. Er ist mit 14 Knoten in einem Stück durchgefahren. Er hatte kein schlechtes Wetter oder Maschinenschaden gemeldet!<
>Wie ist es mit Ballast? Ich hörte das Schiffe Wasser aufnehmen um ruhiger im Wasser zu liegen?< Merkte Saskia an!<
>Das stimmt Frau Kollegin, aber die Dschumblat war laut Register bis an die Grenze beladen. Wir haben mal gerechnet. Die Fähre muss unterwegs etliche Tonnen Ladung geleichtert haben um jetzt soweit aus dem Wasser zu ragen!<
>Warum sollten die ihre Autos wegwerfen? Sie haben eh nicht genug davon!< Frank Rolle untersuchte das Bild genauer. Es war kein Fahrzeug zu erkennen. Offenbar waren alle unter Deck.
>Das ist die Frage. Er hat nirgends angelegt. Das sind wir sicher. Aber das ist nicht unsere größte Sorge. Wenn er nur 50 Tonnen Ladung abwirft, dürfte er kaum noch ein Auto an Bord haben. Wir vermuten vielmehr das er die Container abwirft!<
>Diese Dinger. Die „gelben Säcke“? Ich dachte die gehen durch den Zoll und sind als Schrott deklariert. Wertstoff?< Saskia zeigte auf das Oberdeck der Fähre wo zwei Reihen davon gestapelt standen.
>Sehr richtig. Wir haben die Container an Deck gezählt. Sie sind vollständig!<
>Gab es welche im Schiffsbauch?<
>Das nehmen wir an, obwohl es nicht logisch wäre. Die Seeleute könnten sie dort nicht bewegen Diese Fähren haben keine Anlagen um Container selbst zu leichtern. Sie sind darauf angewiesen das die Häfen sie mit der entsprechenden Technik entladen. Es ist uns ein Rätsel!<
>Und das Schiff in Beirut durchsuchen?< Irgendeine Spur wird sich doch finden lassen?< Frank Rolle legte die Bilder zurück.
>Ja sicher. Aber leider ist der Libanon nicht eben der Nabel der Rechtsprechung. Es gibt nicht einmal eine Abteilung für Umweltdelikte. Jeder macht dort was er will. Keine Chance. Von dort kriegen wir nichts!<
>Und Israel? Ich dachte die können eh nicht miteinander!<
>Hatten wir schon. Ein Drama in drei Akten. Das kann ich ihnen sagen. Sie sind dem Schiff immerhin mit einem Zerstörer geraume Zeit gefolgt. Aber da tat sich natürlich nichts. Ich denke auch dass sich alles im Atlantik abspielt. Wenn die Fähre das Mittelmeer erreicht hat ist bereits alles vorbei und erledigt!<
>Woher stammen diese Aufnahmen eigentlich<
>Ein Überwachungsflugzeug der Franzosen. Wir haben die Route des Schiffes bis kurz hinter Oran verfolgt!<
>Also haben die Kayas Dreck am Stecken. Peterle muss der Sache irgendwie auf die Spur gekommen sein, und wurde Mundtod gemacht. Wir sollten uns den alten Kamil greifen und durch den Wolf drehen!< Murrte Rolle.
>Sein sie vorsichtig. Der Kaya-Clan hat Verbindungen bis weit nach oben ins politische Lager. Wir haben es schon probiert. Der ist imstande und ruft den Botschafter oder sonst welche Politiker an weil er sich diskriminiert fühlt. Sein Unternehmen gibt vielen Leuten in der EU Arbeit. Das zieht mittlerweile besser als Bestechungsgeld weil es Wählerstimmen bedeutet. Auf jeden fall ist er ein echtes Arschloch!<
>Und was tun wir nun?< Ächzte Berger und sah aus dem Fenster.
>Wir sind an ihnen dran. Mehr kann ich derzeit nicht sagen!< Meinte der Zollbeamte missmutig. Saskia winkte mit der leeren Tasse.
>Haben sie noch etwas von dem Kaffee? Ich nehme auch nur die Bohnen?<


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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:17.10.09 11:01 IP: gespeichert Moderator melden


Hamburg
Restaurant Litani

Ekrem Tekinel legte das Telefon auf und sortierte die letzten Schreiben und Belege. Für den Tag war alles erledigt. Das nächste Schiff würde demnächst in Bremen ablegen und ihre Ware gen Süden transportieren. Es gab zwar ein Problem mit einem fehlenden Besatzungsmitglied, aber das hatte der Kapitän zwischenzeitlich selbst geregelt. Morgen würde er noch einige Personalentscheidungen treffen, aber dann sollte das Geschäft seinen gewohnten Gang gehen. Er verlies das Büro und ging in die Privaträume seiner Familie. Seine Mutter saß neben dem Bett und hielt seine Hand. Kamil Tekinel war seid dem Tod seines Bruders kaum ansprechbar.
>Er ist ganz kalt Ekrem. Ich denke wir sollten den Arzt verständigen?<
Sagte sie und wischte Kamil über die Stirn .
>Nein. Er ist erschüttert vom Tod des Bruders. Er ist nicht krank am leibe sondern in der Seele. Ich werde mit ihm beten!< Ekrem kniete neben seinen Vater und hielt seine Hand. Sie war von kaltem Schweiß überzogen. Er konnte durch die Finger den unregelmäßigen Pulsschlag fühlen. Ekrem begann einen Koranvers auf Arabisch zu rezitieren.
>Ist er schon gekommen?< Flüsterte Kamil.
>Nein Vater. CT ist noch nicht da. Ich fürchte er wird auch nicht kommen. Du kennst ihn. Er ist ein Wolf der herumstreift und nie lange an einem Ort bleibt!<
>Hast du getan was ich dir aufgetragen habe?< Dem alten Patriarchen fiel das sprechen schwer. Seine Frau ging in die Küche und holte seine Tabletten.
>Ja. Ich habe den Code übermittelt. So wie du gesagt hast!<
Ekrem biss sich auf die Lippen. Er hatte zwar von seinem Vater eine kurze Einweisung in das komplizierte System der Nachrichtenübermittlung erhalten doch beschlossen den Killer nicht zu informieren. CT würde alles nur noch schlimmer machen. Er hasste ihn zwar nicht ausdrücklich, aber seine Unfassbarkeit störte ihn. Der Mann war nicht kontrollierbar. Nicht für ihn. Zweimal war plötzlich in seiner Nähe aufgetaucht, ohne das er ihn bemerkt hatte. Er fragte sich immer ob er ihn im Auftrag seines Vaters überwachte. Von CT selbst erhielt er nie eine Antwort. Er sprach bestenfalls mit Aga, aber eigentlich nur mit Kamil. CT war ihm zuweilen unheimlich. Er sprach Arabisch wie seine Muttersprache, und einige andere Sprachen und es hatte lange gedauert bis er sich daran gewöhnt hatte das ein Europäer seine Gespräche mit der Familie mithören konnte. Kamil und er kannten sich aus dem Libanon.
>Diesen Russen. Du musst ihn töten. ...Ekrem ...Die Ehre. Verstehst ...du? Die Ehre und..!< Kamil wurde ohnmächtig. Die Mutter rief den privaten Arzt der Familie und setzte sich neben ihn.
>Ekrem? Was soll nun werden? Wirst du bald Rache üben?< Die Stimme der Mutter klang besorgt.
>Nein. Jedenfalls nicht vorerst. Das Onkel Aga und Yussuf Tod sind haben sie sich selbst zu zuschreiben. Zuerst muss das Geschäft stabilisiert werden. Ich reise demnächst in die Heimat und dort neue Abschlüsse für uns zu machen. Bevor Vater nicht gesund ist will ich nichts mehr riskieren. Wir sind zu schwach um gegen den Russen offen zu kämpfen, und diesem CT vertraue ich nicht wie du weist!<
>Aber es ist der Wunsch deines Vaters!< Klang es empört.
>Ich werde mich um das Problem kümmern sobald ich es für richtig erachte. Derzeit gibt es wichtigeres!<
>Was kann wichtiger sein? Wir sind Drusen Ekrem. Vergiss niemals deine Herkunft. Der Geist deines toten Onkels wird in Unruhe sein solange nicht Vergeltung geübt worden ist!<
>Und ich bin Schiit Mutter. Ich habe dem Archaischen Glauben meiner Vorväter entsagt und glaube das Blutrache falsch ist. Außerdem zieht jede Rache eine neue nach sich, und du hast selbst zugegeben das wir zu schwach sind um gegen die Russen offen zu kämpfen. Erst werde ich mich um das Geschäft kümmern. Dann um alles andere!<
>Diese Mullahs haben deine Seele vergiftet. Deine Familie in der Not im Stich zu lassen. Wie kannst du nur.....!< Ekrem schlug plötzlich mit der Hand auf den Tisch und sprang auf. Sämtliche Gläser fielen herunter, und roter Wein ergoss sich wie ein Blutstrom über den Boden.
>Schweig Mutter! Ich, der älteste Sohn bin nun das Oberhaupt der Familie. Alle werden tun was ich sage bis sich Vater wieder erholt hat. Du auch!<
>Ekrem? Du vergisst dich!<
>Nein Mutter, du vergisst dich. Das Weib hat zu gehorchen. Lies den Koran und nehme den Platz ein der dir zukommt. Kümmere dich um das Wohl der Familie und misch dich nicht in Dinge ein die dir nicht zukommen!<

Hamburg /Uhlenhorst
Höltystrasse

CT saß im Auto und hörte den Polizeifunk ab. Eine Gruppe Fussballfans die in der Innenstadt herumzog hielt die Beamten in Atem. Es war ausnahmsweise trocken draußen. Ein Mann ging mit seinem Hund vorbei und Er deckte das Display mit der Hand ab. Es war unwahrscheinlich dass er ihn sehen würde. Die Scheiben des Taxis waren mit schwarzer Folie abgedunkelt.
Er beobachtete das Fenster der Altbauwohnung, und schaute auf die Uhr. Noch vier Minuten. Der Polizeifunk berichtete von einem flüchtigen Schwarzfahrer der einen Wachmann angegriffen hatte. CT öffnete das Geheimfach und schraubte den langen Schalldämpfer auf die Waffe, und lies das Spezialvisier einrasten. Die Waffe roch leicht nach Öel und Kordit. Er mochte den Geruch. Er gab ihm das Gefühl von Sicherheit. Noch zwei Minuten. Sein Ziel war ein Schrotthändler. Er hatte minderwertiges Material an die Kayas verkauft, und sich geweigert den Preis zu senken nachdem man ihn überführt hatte. Er hatte die Hohlräume von Schrottfahrzeugen mit Beton ausgegossen und ihr Gewicht manipuliert. Ein ausgesprochen dummer Fall von Betrug, aber es war nicht seine Sache das zu bewerten. Ein Auto fuhr durch die Strasse. In seinen Scheinwerfern wirkten die Reihe der kahlen Bäume wir bizarre Galgen. Schon einmal war durch eine ähnliche Strasse gegangen. Nein geschlichen müsste es heißen.
Es war Nacht gewesen und man sah die Hand kaum vor Augen. Nur die Sterne gaben etwas Licht. Das Zentrum von Beirut war eine Geisterstadt in diesen Tagen gewesen. Der Bürgerkrieg hatte überall seine Spuren hinterlassen. Syrer, Christen, Drusen, und Israelis waren aufeinander losgegangen. Amerikaner waren in Beirut gelandet um ihre Landsleute zu retten. Das Schlachtschiff Iowa hatte mehrere dutzend Granaten aus seinen Vierzig Zentimeter Geschützen in die Schufberge gefeuert um die Kriegparteien einzuschüchtern, und dabei schwerste Verwüstungen angerichtet. Es war der erste Einsatz solcher Geschütze seit dem Ende des zweiten Weltkrieges doch verfehlte er seine Wirkung völlig. Stattdessen waren nun alle Gruppen gemeinsame Feinde der Amerikaner.
Verschiedene Staaten hatten Truppenkontingente entsandt um ihre Bürger und Botschafter aus dem Hexenkessel des Libanons zu befreien. Er gehörte den Deutsch -Französischen Truppen an die eigentlich per Zufall in den Einsatz geraten waren. Zusammen mit einer Sondereinheit der Bundeswehr war er auf der Insel Zypern zu einem Lehrgang gewesen, als die Alarmierung direkt aus Brüssel kam. Ein Flugzeug brachte ihnen in der Nacht die fehlende Ausrüstung, und die Kampfgruppe am nächsten Morgen auf den umkämpften Flughafen. Sie hatten keine Ahnung von dem was auf sie wartete. Es war ein Alptraum.
Vorsichtig und jederzeit darauf gefasst jederzeit einem Bewaffneten zu begegnen bewegte er sich von Ruine zu Ruine. Sein Ziel war eine Wohnung in der Innenstadt. Eine Konsulatsangestellte lebte dort, und war nicht am Sammelpunkt erschienen. Eine Ziege blökte in der Dunkelheit und etwas knarrte in seiner direkten Umgebung. Leise kniete er ab und ging in Deckung. Er schob die Nachtsichtbrille vor die Augen, und sofort erschien der Straßenkomplex schemenhaft in einem grünlichen Bild vor seinen Augen. Aber alles war noch zu verschwommen um richtig zu sehen. Langsam ging er im Entengang vorwärts. Er hatte schließlich nicht ewig Zeit. Nach seiner Karte lag das Haus der Familie in einer Querstrasse die von dieser hier abgehen würde. Glas Knirschte unter seinen Stiefeln. Wieder knarrte es , und er schob den Sicherungsflügel des Schnellfeuergewehres nach unten.
Er regelte die Einstellung der Brille etwas nach, und richtete sich auf. Sein Kopf stieß an etwas Bewegliches und er richtete die Waffe blitzschnell nach oben. Ein paar Kinderfüße hingen über ihm. Dann verstärkte die Brille endlich das Bild. Die Bäume der Strasse hingen voller Menschen.
Es war soweit. Noch fünfzehn Sekunden. Er startete den Wagen. Der Benzinmotor war kaum zu hören. Draußen war alles ruhig. CT warf einen letzten Blick in die Strasse. Niemand war zu sehen. Er lies das Seitenfenster herunter und nahm die Hausfront ins Visier. Noch drei Sekunden.
Wie immer seit er das Ziel observierte ging um diese Zeit das Licht im Badezimmer der Eigentumswohnung an. Das Ziel lebte einen exakten Rhythmus. Das machte es ihm leicht. Das Fensterkreuz tauchte im Visier auf. Ein Schatten erschien und breitete die Arme auf um nach den Vorhängen zu greifen. Die Waffe gab ein leises Plopp von sich und oben zersplitterte das Fenster. Der Auftrag war erledigt.

Bremen Überseehäfen
Ro-Ro Terminal

Pontus Wahibi war Seemann. Weniger aus Überzeugung, als mehr um sich und seiner Familie in Manila das Überleben zu sichern. Er verlies sein Schiff die „Al Hakim“ erst spät in der Nacht, weil sie ewig auf die letzten Container gewartet hatten. Es war nicht seine erste Fahrt mit der Al Hakim, nur dieses mal ging es hektischer zu als sonst. Zunächst mussten sämtliche Autos aus dem unteren Deck auf das zweite Ladedeck gebracht werden. Ein Gabelstapler stellte sie zuweilen übereinander. Nur durch eine Holzplatte von einander getrennt. Der Lack der Fahrzeuge würde Schaden nehmen. Soviel war sicher. Dann rollten die Container heran und wurden auf das untere Deck geschoben. Bis vor einer Stunde hatten sie die gelben Behälter mit Stangen und Ketten sturmsicher verzurrt, und er fühlte sich wie gerädert.
In zehn Stunden würden sie auslaufen. Pontus hatte seit Wochen keinen Landgang mehr erlebt. Er spürte Hunger nach einer Frau. Seine eigene hatte er fast zwei Jahre nicht mehr gesehen und ging die Mole herunter.
Wie nicht anders zu erwarten war morgens um diese Uhrzeit kein Taxi zu kriegen. Der Marsch zum nächsten Bushaltestelle würde eine Stunde dauern, aber es war ihm egal. Er musste den Kopf frei kriegen. Er musste etwas anderes erleben, oder er würde verrückt werden. Plötzlich hielt ein Auto neben ihm.
>Auch in die Stadt?< Wurde er auf englisch angesprochen. Die beiden Männer entpuppten sich als Seeleute von einem Deutschen Frachter der in einem Dock überholt wurde. Sie wollten in eine Bar am Rande des Hafens
>Weiber? Klar gibt’s da Weiber. Sehen zwar ein bisschen abgegriffen aus, sind aber ihr Geld wert!< Pontus zählte seine Barschaft. Er besaß achtzig Euro. Ob das für ein Mädchen und einen Drink reichen würde? Deutschland war nicht nur ein kaltes Land, sondern auch recht teuer. Seufzend stieg er ein und folgte den beiden gutgelaunten Männern In die Bar zur „Hafennixe“
>Du bist bestimmt ein armes Schwein. Wir laden dich ein. Heute war bei uns Zahltag. Was trinkst du?< Rief der kräftige Mann der sich selbst Jonas nannte.
>Whisky. Whisky Cola. Bitte.< Pontus fand das es doch noch ein guter Tag zu werden schien. Spontane Einladungen unter Seeleuten waren ihm nichts neues. Die Musikbox spielte ein Stück von Elvis.
Eine rothaarige Frau mit grell geschminkten Lippen tänzelte auf ihn zu. Das Lokal war mäßig besucht, und sie schlängelte sich wie ein Aal durch die wenigen Leute. Dabei schob sie ihren Minirock nach oben und lächelte anzüglich. Ein Prachtweib. Allerdings schien sie die einzige käufliche Dame hier zu sein. Eine andere Frau saß am Ende des Tresens und starrte zu ihm herüber. Pontus nahm das Glas und prostete den beiden Männern zu. Seine Augen ständig auf die Frau gerichtet. Ihr Busen wogte in der engen Bluse auf und ab, und er spürte Hitze in sich aufsteigen. Sie zwinkerte ihm zu und hatte ihn beinahe erreicht, als er eine Schwäche in den Beinen spürte. Die Bar verschwamm vor seinen Augen. Er wurde unter den Armen gepackt und ehe er in der Ohnmacht versank, sah er die Rothaarige über sich lächeln.
>Gut gemacht. Der schläft. Wo hast du gelernt so mit den Brüsten zu wackeln Gerda?< Fragte der Leiter der Zollfahndung.
>Gelernt ist gelernt. Oder was glaubst wie ich meinen Mann gekriegt habe?< Die Beamtin der Zollsondereinheit OZS zog sich die Perücke vom Kopf und verlies zusammen mit den andern die Bar.
Draußen waren bereits Männer dabei die Reklame abzuschrauben. Morgen früh wäre die Bar wieder das was sie am Abend vorher auch gewesen war. Ein seit Jahren leer stehendes Restaurant, das der OSZ für seine Zwecke in ein etwas heruntergekommenes Lokal verfremdet hatte.
>Ihr bringt ihn ins Krankenhaus. Klaus Pietsch soll sich morgen wie besprochen auf dem Schiff melden. Es wird Zeit das wir vorankommen!< Der Leiter der Aktion sprach in sein Handy und meldete den Kollegen von Europol den Teilerfolg ihrer Mission. Das Handy des Mannes warf er ins Hafenbecken. Es war wichtig das er so schnell keinen Kontakt mit jemanden auf dem Schiff aufnahmen konnte.
>Wie lange werden die ihn aus dem Verkehr ziehen?<
>Der Arzt hat uns zugesagt das er wenigstens drei Tage dort bleibt. Dann müssen wir ihn beobachten. Es ist abgesprochen das er erstmal in ein Hotel gebracht wird und ausreichend Betreuung bekommt. Der wird so schnell nicht mehr an die Al Hakim denken. Da bin ich sicher. Vielleicht schicken wir ihn auch per Flugzeug nach Hause. Das Budget von Europol ist größer als unseres.
>Zum Glück hat Gerda nicht mitbekommen was du über die Frauen der Hafennixe gesagt hast. Die ist imstande und bricht dir was!< Lachte Jonas und stieg ins Auto. Pontus lag schlafend auf dem Rücksitz.


Hamburg
Hotel Vier Jahreszeiten

Boris schaute prüfend durch das Weinglas. Der Tokajer war exzellent. So wie er es gewohnt war. Die Reste des köstlichen Rehrückens war bereits abgeräumt worden. Serge hatte nur etwas Salat gegessen, dabei war die Küche des Hotels absolute Spitzenklasse.
>Und ihr habt gar nichts gefunden? Diese Marga kann sich doch nicht in Luft aufgelöst haben? Und was ist mit dem Typ der diesen Dealer umgelegt hat?<
>Keine Sorge Boris. Dieses Weib haben wir bald. Ich habe unseren Kontakt bei den Bullen angeheizt. Das wird schon. Bei dem Killer von Peterle sehe allerdings schwarz. Ich bin sicher dass es die Kayas waren, aber aus denen kriegen wir wohl erstmal nichts mehr raus!<
>Ja. In der Tat. Sie drohen langsam auszusterben!< Lachte der Salamander leise.
>Was werden wir wegen Siggi unternehmen? Er hat die drei Frauen zwar weggeschafft, aber es bleibt ein Risiko!<
>Wir lassen ihn vorerst in Ruhe. Er ist unser bester Vertriebsmann für die Mädchen. Wenn die Bullen zu lästig werden und er droht umzufallen schalten wir ihn ab. Das hat keine Eile. Was haben die Bullen unternommen wegen Aga?<
>Gar nichts. Die Anwälte haben sie ausreichend beschäftigt, und sie haben nichts gegen mich in der Hand. Klassische Notwehr. So nennen die das hier. Irgendwann muss ich sicher vor Gericht aussagen, aber die Rechtsverdreher meinen das alles gut sein wird<
>Hast du einen Nachfolger für Marik?<
>Wanja, denke ich ist der Beste. Er versteht etwas von Autos und kann feilschen wie ein Zigeuner!< Boris nickte zufrieden.
>Ich habe gehört das Ekrem Tekinel wieder in der Stadt ist. Er hat die Geschäfte der Firma übernommen seit der Alte auf der Seite liegt. Was werden wir mit ihm machen? Ich hörte das er sich zum Ayatollah oder so ausgerufen hat?< Lästerte Serge. Der Ober brachte die Nachspeise.
>Er soll ungewöhnlich klug sein für einen Kameltreiber. Wir werden ihn im Auge behalten. Viel ausrichten kann er eh nicht. Seine paar Leute sind unseren nicht gewachsen!< Salamander beobachtete das auftauchen dreier Lokalpolitiker die ihn verstohlen begrüßten. Sein Geld nahmen sie, aber in der Öffentlichkeit würden sie auf eine Bibel schwören ihn nicht zu kennen. Verlogene Bande. In jedem Land dasselbe Gesindel. Sein Handy spielte leise die Russische Nationalhymne. Also musste es ein wichtiger Anruf sein. Nicht viele Leute besaßen diese Nummer. Er schaute auf sein Display. Keine Rufnummer? Das war mehr als ungewöhnlich.
>Hallo?<
>Hallo Herr Wolchow, oder sollte ich Salamander sagen?<
Boris warf einen besorgten Blick zu Serge. Der überprüfte mit wenigen geübten Blicken sofort den Raum auf Unsicherheiten. Aber alles war ruhig.
>Wer spricht dort?<
>Herr Wolchow. Ich denke wir sollten uns bald möglichst unterhalten um übers Geschäft zu sprechen!< Der Anrufer hatte aufgelegt. Der Salamander schaute wütend auf das Handy
>Finde raus was er will und wer ihm die Nummer gesteckt hat. Und schaffe diese Marga herbei, und ihre kleine Schlampe herbei. Schnell!<

Hamburg St. Pauli
Susibar

Es war eine Ahnung die ihn davon abhielt einfach an seinen Platz zu gehen. Der Laden war mäßig besucht. Ein Mädchen turnte offenbar mehr zu Übungszwecken an der Stange. Er blieb im Dunkel der Eingangsnische und seine Augen suchten das Ladeninnere ab. Zwei Männer tranken Bier und glotzten der Frau auf der Bühne zu. Fette Touristen oder Seeleute. Ein Pärchen schmuste in der Ecke. Ihn kannte er. Ein Aufreißer der für die Russen arbeitete. Nicht gefährlich. Der Kellner an der Bar hatte ihn noch nicht entdeckt. Er polierte gedankenverloren ihre Gläser. Da war der Fremdkörper der nicht ins Bild passte. Eine Frau saß an der Bar. Allein. Noch dazu um diese Zeit. Etwas in seinem Hinterkopf signalisierte ihm Gefahr. Er ging um die Bühne herum und entnahm aus einem Versteck eine kleine Blendgranate. Wenn es die Polizei wäre die ihm auflauerte würde sie der Blitz lange genug ablenken das er fliehen konnte. Jetzt erkannte CT das Profil der Frau und war überrascht
>Guten Abend Samilia? Sagte er leise und trat an ihr Seite. Den Finger auf dem Auslöser. Die Frau zuckte erschreckt zusammen.
>Hallo CT. Ich muss dich sprechen. Können wir woanders hingehen? Diese Geschäft verursacht mir Übelkeit!<
>Was willst du von mir?<
>Hat du nicht gehört was mit der Familie geschehen ist?<
Natürlich stand der Mord an Yussuf und die Racheaktion von Aga in jeder Zeitung. Er hatte sie gelesen und selbst nachgeforscht. Eine klassische Kurzschlussreaktion wie sie zu jemand wie Aga passte. Es gab keinen Grund für ihn mit den Kayas in Kontakt zu treten. Ihre Aufträge waren abgearbeitet. Zuerst wollte er Kamil anrufen unterließ es dann aber doch. Er hatte selbst genügend Sorgen.
>Sicher. Aber was hat das mit mir zu tun?< Er zog die Frau vom Tresen in eine dunklere Ecke neben der Bar.
>Wir haben dir einen Code geschickt. Vor Tagen schon. Du hast dich nicht gemeldet und Kamil..!< CT sicherte die Granate unbemerkt in der Manteltasche
>Halt. Niemand hat nach mir geschickt. Mein System ist zuverlässig!<
>Aber Ekrem sollte dich kontaktieren? Er hat es Kamil versprochen und..!<
>Nein Samilia. Wenn er hier gewesen wäre wüsste ich das. Ich fürchte Ekrem hat dir nicht die Wahrheit erzählt!< Die Frau kämpfte mit den Tränen. CT lies ihr ein Mineralwasser bringen.
>Du musst mit Kamil reden. Er ist krank. So schwach habe ich ihn lange nicht erlebt. Seit damals nicht. Er braucht dich jetzt!<
>Er hat Ekrem!<
>Ich fürchte das hat er nicht. Mein Sohn hat nur die Geschäfte übernommen, aber es kümmert ihn nicht was mit der Familie geschieht. Diese Priester in der Heimat haben ihn uns entfremdet. Er tritt unsere Sitten und Gebräuche mit Füßen und kennt keine Ehre und Anstand mehr!<
>Und was soll ich tun?<
>Komm zu Kamil. Rede mit ihm Er hat dich immer sehr hoch geschätzt. Trotz allem. Ich bitte dich. Rede mit ihm?<
CT sah die Frau schweigend an. Schon einmal hatte sie so eine Mine aufgesetzt. Damals als er durch Beirut unterwegs war und einige Botschaftsangestellten durch das Kreuzfeuer der Kriegsparteien bringen sollte. Er hatte die Strasse der gehenkten Kinder gerade hinter sich gelassen als er Aga auf der Strasse liegen sah. Sein Bein war verwundet und CT kümmerte sich um ihn. Er brachte ihn in drei Strassen entfernt zu einem leidlich intakten Haus und wurde dort von und Kamil und der Familie in einem kaum zugänglichen Keller empfangen. Samilia schaute damals genauso wie jetzt. Ekrem war noch ein Säugling und Yussuf konnte eben laufen. Sie flehten ihn an sie alle durch die Frontlinien zu bringen. Eine Horde Israeltreuer Milizen war dabei die Stadt nach Drusen und Muslimen zu durchkämmen, und die Toten an den Bäumen waren ihr Werk. Es war eine Zeit in der offenbar alle im Libanon wahnsinnig geworden waren. Jeder brachte jeden um. Er hatte das Gewehrfeuer der Erschießungen gehört, und beschlossen die Angestellten im Schutz der Dunkelheit zu retten. Er suchte zunächst die Wohnung der Botschaftsleute auf, aber die waren bereits geflohen. Er focht einen inneren Kampf mit sich aus. Es war verboten Einheimische mit zu den Sammelpunkten zu bringen. Kurzerhand nahm er ein paar zurückgelassen Identitätskarten für Botschaftsangestellte an sich, und führte die Familie in der Dunkelheit langsam Richtung Sammelpunkt. Im Norden der Stadt wo sie mit Hubschraubern ausgeflogen würden.
Die Morgendämmerung begann und mit nahm das Schießen wieder zu. Weit entfernt hörte er das Grollen der Schiffsgeschütze. Die Amerikaner nahmen ihren Beschuss der Drusengebiete wieder auf.
Ein Hubschrauber der Franzosen kreiste über dem Zentrum und feuerte aus den Bordwaffen auf bewaffnete. Sie waren ganz nahe. Einschläge von Mörsergranaten verlegten ihnen den Weg, und zweimal war er kurz davor Aga und seine Frau zurückzulassen. Sie kamen einfach zu langsam vorwärts.
Es war nicht mehr weit. Sie mussten einen großen Platz überqueren, als ein Feuerstoß neben ihnen den Beton eines Hauses splittern lies. Kamil stieß seine Frau in eine Hausnische und wurde am Rücken verwundet. Samilia verlor Ekrem aus den Händen und das Baby rollte auf die Strasse.
Der Gewehrschütze feuerte mit Leuchtspurmunition und die Geschosse tanzen in bösartiger Langsamkeit auf das schreiende Kind zu.
Die Eltern schrieen. Ein zweiter Schütze feuerte durch das Fenster auf die Drusen und zwang jedem im Raum in Deckung zu gehen. Er beobachtete die Situation und sein Kopf raste. Sein Auftrag war ganz klar sich nicht mit den Kriegparteien auf ein Feuergefecht einzulassen wenn er nicht selbst beschossen wurde. Sie führten hier eine Rettungsmission durch. Keinen Kampfeinsatz. Niemand in der Bundeswehr hatte seit ihrem Bestehen in einem echten Kampf gestanden. Er war zwar ein Elitesoldat, sofern man das von der Einheit der Fernspäher behaupten konnte, aber in einem realen Gefecht hatte er nie gestanden. Alles war bisher rein theoretisch gewesen. Er war der beste seiner Gruppe. Als Scharfschütze hatte er mehrere Wettbewerbe gewonnen und seine Leistungen im Sport und anderen Disziplinen waren überdurchschnittlich. Aber den Krieg kannte er nur aus Erzählungen und dem was im Fernsehen lief. Er verspürte furchtbare Angst. Angst hier getroffen zu werden, wo ihm niemand helfen konnte.
Seine Ausbilder hatten ihm wahre Schreckensbilder einer Schussverletzung aufgezeichnet.
Er schloss die Augen und hoffte wie ein Kind das es einfach vorbei sein würde wenn er sie wieder öffnen würde. Dann krachte eine Kugel neben ihm in das Holz einer Hoftür und er hob instinktiv die Waffe.
Es schien als hätte der Luftzug des nahen Projektils alle Furcht weggeblasen.
Der Schütze hockte im Rest eines gesprengten Moscheeturmes und war in der Morgensonne gut zu sehen. CT brauchte nur einen Schuss. Er schrie in sein Funkgerät nach Unterstützung und wurde leicht am Bein getroffen. Der andere Schütze versuchte nun das Kind zu treffen. Er rollte sich mitten durch das Feuer und packte das weiße Bündel. Einen Treffer fing die dicke Splitterweste ab die er trug, doch die schiere Wucht des Einschlags warf ihn zu Boden. Ekrem kugelte in die Sicherheit des Treppenhauses. Ein Schuss traf seinen Rucksack, und badete seine Uniform in Orangensaftkonzentrat. Mühsam und unter Schmerzen rappelte er sich wieder auf.
Aga stand am Fenster und zeigte auf den rechten Rand der Strasse. Er schrie etwas , aber damals konnte er keine Libanesisch verstehen. Mehrere Milizionäre traten aus einem Torweg. Er zog sich ins Haus zurück und sie wurden beschossen. Wieder schrie er in sein Funkgerät, und feuerte auf die Angreifer. Samilia versuchte das Kind zu beruhigen während die beiden Männer mitten im Kugelhagel beteten. Er warf ein neues Magazin in die Waffe, und zwang die Milizen mit gezielten Schüssen vor dem Haus in Deckung zu gehen. Eine Handgrante prallte an der Hausfront ab und die Explosion lies das Haus erbeben.
>Auge 12. Hier spricht Auge 12! Ich liege unter Beschuss. Ich brauche Hilfe! Sofort!< Schrie er in das Funkgerät, aber als Antwort kam nur ein knirschen. Er hoffte das sein Peilsignal in dem Haus funktionieren würde. Irgendwo in der Stadt ging eine Bombe hoch und eine große Rauchsäule stieg über den Dächern empor. Ein Gesicht tauchte vor dem Fenster auf. CT schoss und der Einschlag schleuderte den Mann bis weit auf die Strasse. Geschosse schlugen in der Decke des Raumes ein. Dann war es plötzlich still. Er sah sich zu den Drusen um und beinahe wäre ihm das Herz stehen geblieben. Samilia stand mit einem Dolch über ihrem Sohn. Kamil hielt ihn in den Händen und sah mit geschlossenen Augen zur Decke. Aga hielt Yussuf im Arm, während seine Mutter ein ähnliches Ritual vorzubereiten schien.
>Nein. Das könnt ihr doch nicht..?`<
>Ehe wir unsere Kinder der Gnade der Ungläubigen aussetzen töten wir sie lieber. Verzeih, aber du hast keine Schuld daran< Sagte Kamil. Samilia hob die Waffe.
Er hörte das Pfeifen und plötzlich schien es als würde das Haus von einem Riese geschüttelt. Alle wurden durcheinander gewirbelt. Aga schrie vor Schmerzen. Eine Luft-Boden Rakete war direkt vor dem Haus eingeschlagen. Ein Dröhnen lag in der Luft. Er konnte in dem Staub kaum etwas sehen, aber er hörte die Hubschrauber über den Dächern. Die Franzosen waren da.
Ein Maschinengewehr verscheuchte die Milizen und tötete und verwundete viele von ihnen. Das Geschrei der Verletzten war furchtbar.
>Auge 12. Kommen sie raus!< Ein Lautsprecher rief seine Kennung in gebrochenem Deutsch.
>Los raus hier!< Schrie er mit erstickter Stimme. Die Drusen rannten in Panik hinaus und wurden von Schwerbewaffneten Fremdenlegionären empfangen.
Er humpelte hinterher zum Hubschrauber als das Feuer der Milizen wieder stärker wurde. Mörsergranaten explodierten auf dem Platz. Die Tekinels waren alle in der Maschine als Samilia aufschrie. In ihrer Panik hatte sie ihr Kind liegen gelassen. Die Franzosen wollten starten. Kugeln schlugen in den Hubschrauber ein. Einer der Fremdelegionäre packte ihn um ihm in die Maschine zu helfen, doch er riss sich los. Warum war ihm niemals klar geworden. Er rannte zurück und holte das brüllende Kind aus dem Haus. Die Milizen waren wieder aufgetaucht und schossen sich auf den Hubschrauber ein. Die Legionäre fluchten und brüllten ihn an. Er lief so schnell er konnte und warf einem der Soldaten den Säugling zu.
Dann krachte eine Mörsergrante dicht neben den Hubschrauber und der Pilot zog hoch. Er konnte eben noch eine der Landekufen packen, und wurde schwebend über den Platz getragen. Die Milizen veranstalteten ein Scheibenschießen auf. Plötzlich ging der Helikopter ruckartig tiefer. Rauch stieg aus der offenen Kanzel. Die Franzosen schrieen alle durcheinander. Über ihm ratterte das Gewehr eines Legionärs. Eine Kugel schlug in die Kufe direkt neben seinen Arm ein. Seine Füße berührten fast den Boden als die nächste Kugel ihn in den Rücken traf und er los lies. Er verspürte trotzdem keinen Schmerz. Es war wie ein Schweben. Er sah sich selbst auf den Boden fallen und wie er sein Gewehr verlor. Der Hubschrauber über ihm gewann wieder an Höhe und er sah die Drusen mit entsetzten Gesichtern davon fliegen. Dann war es still. Der blaue Himmel war nur von einem weißen Kondensstreifen unterbrochen. CT fragte sich von welchem Flugzug er wohl stammen würde? Er wünschte sich in dem Flugzeug zu sitzen. Weg von hier. Die Milizen liefen auf ihn zu.
Er sah sich um als wäre er nur Zuschauer. Ein Milizionär stand mit der Waffe über ihm. Er hatte ein Bajonett aufgesteckt und stieß es ihm in die Seite. Doch der Schmerz blieb aus. Ein Fuß traf sein Gesicht, und jemand riss ihm die Armbanduhr ab. Sein Rucksack und die Weste wurden ihm abgenommen.
Sie packte ihn an den Füßen und zogen ihn zu einem abgebrannten Feuer mitten auf dem Patz der wohl mal Teil eines Parks gewesen war. Die Bäume waren gefällt und hatten vermutlich dem Feuer als Nahrung gedient. Jemand wickelte Draht in mehreren Lagen um seine Arme und Beine und brüllte dabei. Ein Gewehrkolben traf sein linkes Schienbein und er spürte den Bruch des Knochens, aber keinen Schmerz. Sie redeten alle durcheinander und ein Messer drang tief in seinen Bauch ein. Er erhielt einen Stoß und landete mit dem Gesicht voran in der Glut des Feuers. Diese stechende Helligkeit weckte etwas in ihm. Jetzt auf einmal spürte er den Schmerz. Er war grausam, und schien ihn im innersten zu verletzen. Er wollte sich herumwälzen aber die Fesseln, und die Gewehrläufe die ihn anstupsten verhinderten es. Seine Beine brannten. Er roch seine verbrannten Haare und die Haut die anfing zu brennen. Ein Stiefel drückte sein Gesicht noch tiefer in die Glut, als plötzlich ein helles sirren zu hören war. Es war so laut das er es trotz seines Brüllens noch wahrnehmen konnte. Dann explodierte der gesamte Platz in einem Feuerregen und mit diesem Bild vor seinem inneren Auge kam er im Krankenhaus von Balbeek Monate später wieder zu sich.
>Ich werde kommen Samilia. Sag ihm das. Aber ich werde nicht für Ekrem arbeiten. Damit es nicht zu Missverständnissen kommt!<
>Das musst du nicht. Arbeite für mich. Aber tue es bald. Hier!< Die Frau reichte ihm einen dicken Umschlag und eine Liste mit Namen. Serge stand ganz oben.
>Ihr wollt einen Krieg führen?<
>Nein. Nur Vergeltung für den toten Bruder!< Ihre Stimme klang plötzlich rau.
>Ist das Kamils Wunsch, oder deiner?< Jetzt hatte sie den selben Blick wie damals in Beirut als sie mit dem Dolch über ihrem Kind stand.
>Ist das wichtig für dich? Du wirst bezahlt. Tue deine Arbeit!< Ihre anfängliche Betroffenheit war verflogen. Sie wirkte nun vielmehr wie ein Raubtier und verließ die Bar.
Kamil war nie aggressiv. Er war ein Patriarch. Ein Pate im klassischen Sinne, der Leute beseitigen lies wenn sie ihm Probleme bereiteten. Aber von Hass hatte er sich nie leiten lassen. Bei Samilia schien es völlig anders zu sein. Hier brach offenbar die Tradition der Drusischen Gesellschaft hervor, die trotz allem nicht durch den jahrelangen Kontakt mit der Zivilisation des Westens abgeschliffen war. Blutrache.
Der Barmann sah zu ihnen herüber, und er zog sich in eine Nische zurück.
Sein Verstand sagte ihm dass es ein Fehler war. Trotzdem nahm er das Geld und verließ die Tanzbar. Hier würde er nie wieder hingehen. Sie hatten ihn mit einem Auftraggeber zusammen gesehen. Er musste sich einen neuen Platz suchen.

Hamburg Untersuchungsgefängnis
Holstenglacis

>Er war auf Ibiza. Die spanischen Kollegen haben ihn hochgenommen weil er am Strand mit einer seiner Mädels gepoppt hat. Das ist dort strafbar. Sie haben die Fahndung gelesen und Siggi gestern Nacht hierher überstellt!< Lachte Frank Rolle und gab seine Waffe an der Personenschleuse des Gefängnisses ab. Berger folgte ihm
>Warte ab. Die Anwälte von diesem Luden sind sicher schon auf dem Weg hierher. Das wird ein kurzes Vergnügen. Wir haben eigentlich nichts. Nur eine Aussage. Das wird dem Haftrichter nicht reichen!< Meinte Hauptkommissar Bernd. Trotz der Frühe am Morgen wartete Staatsanwalt Münzel bereits auf sie.
>Wo ist ihre Zeugin?<
>Gut verwahrt würde ich sagen!< Berger versuchte witzig zu sein, aber Münzel lachte nicht.
>Wenn sie die Frau nicht herbeischaffen platzt die Sache. Wo ist sie?<
>Diese Marga hat gestern Abend bei Frau Kleinschmied angerufen. Sie will sich mit uns treffen. Können sie den Richter nicht vertrösten?< Flüsterte Bernd. Der Jurist stöhnte leise und ging voran ins Vernehmungszimmer.
>Wo sind meine Anwälte? Euch Pennern sage ich nicht mal die Uhrzeit ohne das sie dabei sind!< Empfing sie der Zuhälter böse.
>Hallo Siggi. Lange nicht gesehen. Bist schön braun geworden. Was war es? Die Sonne, oder die Scheiße die du den ganzen Tag laberst!< Frank Rolle zog sich einen Stuhl heran und setzte ein böses Grinsen auf.
>Ich habe dir doch gesagt das wir uns wieder sehen. Weißt du was wir haben? Nein. Wir haben einen Zeugen der dich mit Peterle gesehen hat kurz bevor er starb. Und er hat erzählt dass du dabei warst wie man ihm eine Handvoll Koks überreicht hat. Was meinst du? Was wird der Richter sagen?< Der Zuhälter grinste frech und schwieg
Die Anwälte erschienen zwanzig Minuten später und bombardierten Staatsanwalt Münzel mit dutzenden strafbewehrter Vorwürfe. Er kannte sie alle aus dem Prozess gegen den Salamander. Sie beantragten die Freilassung aus Mangel an Beweisen und obendrein ein Dienstaufsichts-Verfahren gegen die ermittelnden Beamten einzuleiten. Der Haftrichter brauchte nicht lange. Er lies den Zuhälter bei polizeilicher Meldepflicht auf freien Fuß setzen, und ermahnte die Polizei ihre Zeugin alsbald bei zu bringen. Ansonsten würde die gesamte Anklage gegenstandslos.
Ein Verfahren gegen die Polizisten lehnte er ab.
Der Staatsanwalt hielt die drei Beamten auf dem Gerichtsflur auf.
>Ich schreibe diese Marga jetzt zur Großfahndung aus. Ich bin es Leid mich wegen ihnen jedes mal lächerlich machen zu lassen. Der Schmusekurs ist vorbei. Wenn die Zeugin in drei Tagen nicht hier ist, oder sie etwas handfestes gegen diesen Siggi vorweisen können, lasse ich sie von dem Fall abziehen!< Münzel trat wütend einen Plastikbecher über den Gang und verschwand.
>Jetzt komm es darauf an wer schneller ist? Siggi oder wir. Die anderen drei Frauen sind sicher schon außer landes. Wenn er diese Ludmilla vor uns zu fassen kriegt ist sie Tod!< Stellte Frank Rolle fest, und zog sich den Mantel über.
>Dann müssen wir Siggi eben aus dem Verkehr ziehen!< Berger sah aus dem Fenster wo der Zuhälter eben in ein Auto der Anwälte einstieg. Sie lachten
>Wo ist eigentlich ihre Kollegin?<
>Beim Arzt. Eine Frauensache. Sie hat sich für heute Morgen abgemeldet!<
>Sagen sie dieser Marga das sie bis morgen bei mir im Büro auftauchen soll, oder wir lassen sie einlochen wegen Behinderung der Justiz. Münzel hat ganz Recht. Jetzt ist der Spaß vorbei!< Bernd verschwand und Rolle zog einen Notizzettel aus der Tasche.
>Und nun? Wohin jetzt?< Berger öffnete die Autotür.
>Nach Uhlenhorst. Höltystraße. Ein Toter. Erschossen aus Distanz!<
>Das wird wohl langsam zur natürlichen Todesursache in dieser Stadt!<

Hospiz
Regenbogenbrücke

Die Sanitäter trugen jemanden vorbei als er den Wagen parkte. Ein kleiner Körper lag verborgen unter dem weißen Laken.
>Es ist Morsal. Ihre Nieren haben endgültig versagt. Gestern Nacht ist sie ins Koma gefallen und heute Morgen um Vier ist sie gestorben!<
Empfing ihn Maria an der Tür Mutter Azis stand wie versteinert neben dem Rettungswagen.
>Und es war keine Niere aufzutreiben?<
>Nein. Die Ärzte haben alles versucht!< Ein Wagen hielt vor dem Haus und eine Familie stieg aus. Ihnen folgte ein Krankenwagen. Maria lies ihn allein.
CT ging nach oben und Jochen versammelte die Kinder im Spielzimmer. Jemand hatte drei große Kartons mit Spielsachen hineingestellt.
>Du musst dem Stationsbesen aber richtig Angst gemacht haben. Die alte Kuh hat noch drei Tage später gezittert, und sich erst umgesehen ob du da bist bevor sie laut wurde!<
>Es war nicht meine Absicht sie in Panik zu versetzen, aber sie hat die Kinder schlecht behandelt fand ich. Insbesondere diesen Ralf!<
>Die blöde Brinkert ist ein Miststück zu jedem. Ich weis nicht warum Maria sie nicht längst gefeuert hat. Wahrscheinlich weil den Job sonst keiner machen will!< CT fröstelte. Heute war es wieder mal kühl hier. Ob die Heizung wohl repariert war? Er ging ins Büro um sich einen Kaffee zu holen. Die Kanne war leer, dafür saß der Ex Mann der Krankenschwester auf dem Bürostuhl und starrte ihn an.
>Was?< Fragte er aggressiv.
CT antwortete nicht. Eine Weile musterte er ihn und fragte sich warum eine Frau wie Maria diesen Typ wohl mal geheiratet haben mochte.
Er war groß und schlank. Eher hager. Ungepflegtes graues Haar das bis in den Nacken wuchs. Seine Kleidung sah verschlissen aus. Der braune Popelinemantel stand vor Schmutz. Außerdem roch er als ob er in den Sachen geschlafen hätte. Seine Schuhe waren schmutzig und einseitig abgelaufen. Ein Mann der mehr auf der Strasse lebte als in einer festen Bleibe. Er lies ihn und ging zurück ins Spielzimmer.
Es waren drei neue Kinder dabei. Sie alle hatten keine Haare mehr und ihre Gesichter wirkten wie kleine Totenköpfe. Alles Knochenkrebspatienten. Scheu hockten sie sich um seinen Stuhl und hörten der Geschichte vom fliegenden Teppich zu bis es draußen auf dem Gang laut wurde. CT wartete ab ob sich die Sache von selbst lösen würde, bis er Jochen schreien hörte.
Als er die Tür öffnete trat der Ex-Mann von Maria gerade einen Servierwagen quer über den Flur in seine Richtung. Er verfehlte ihn nur um wenige Zentimeter. Jochen würgte und kniete vor der Bürotür.
>Ich habe dich gewarnt. Ich will Geld. Mein Geld. Jetzt, sofort, oder ich trete hier alles zusammen!< Schrie er wie von Sinnen. Ein leerer Fusionswagen kippte um.
Maria fiel ihm in den Arm und drohte mit der Polizei, aber er wischte sie mit einer Bewegung zur Seite. Sie prallte schwer gegen die Wand und ging zu Boden.
>Aufhören! Sofort!< Rief CT und nahm seine Brille ab. Das Neonlicht biss ihm in die Augen. Der Mann trat nach Maria, die versuchte vom Boden aufzustehen. Er drehte ihm kaum das Gesicht zu.
>Verpiss dich du Sack!< Rief er verächtlich und begann Marias Kleidung zu durchwühlen. CT verpasste ihm von hinten einen Tritt zwischen die Beine das er stöhnend nach vorne fiel. Maria kroch unter ihm hervor.
>Alles Okay? Sind sie verletzt?< Er nahm sie vorsichtig in den Arm. Sie zitterte am ganzen Körper und weinte leise.
>Wollen sie nicht die Polizei rufen?<
>Nein.. Lassen sie ..ihn.. nein. Es sind seine Medikamente. Er kann nichts dafür. Lassen sie ihn....!< Maria raffte ihre Sachen zusammen und lief zur Treppe. CT spürte dass er beobachtet wurde. Die Tür zum Spielzimmer stand offen und alle Kinder verfolgten die Szene. Einige Lachten. Anderen staunten mit offenem Mund. Jochen stand wieder auf den Füßen und brachte die Kinder in ihre Zimmer.
Er schaute auf den Mann am Boden herunter. Seine Hände im Schritt vergraben wälzte er sich herum. Die Art von Mensch die nur Schmerzen verabreichen, aber selbst keine aushalten konnten. Eine abscheuliche Kreatur. Seine Stirn war aufgeschrammt und blutete.
CT packte ihn am Kragen und schleifte ihn vor die Tür des Hauses. Dann nahm er einen Metallkugelschreiber aus der Tasche und hielt ihn dem Mann vors Gesicht.
>Hör zu wer immer du auch bist. Ich sage es nur einmal. Komm nicht wieder her. Wenn ich dein Gesicht je wieder sehe, stoße ich dir das Ding durchs Ohr. Dann bist du Tod. Verstanden?< Der Mann starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen stumm an. Er bebte förmlich. CT kannte diesen Ausdruck. Nackte Panik. Dieser Mann war es nicht gewohnt dass man sich gegen ihn wehrte.
>Wenn du mich verstanden hast. Dann sage etwas, oder nicke mit dem Kopf!< Flüsterte er, und berührte mit dem Kugelschreiber leicht das linke Ohr des Mannes.
>Ja... ja. Ich.. Ich....habe verstanden. Ich ..!< Auf der Hose bildetet sich ein feuchter Fleck. CT lies ihn los und verfolgte wie der Mann auf wackeligen Beinen über die Strasse verschwand. Es fing an zu regnen.
Ihm war warm geworden. Der Regen tat ihm gut. Es erinnerte ihn an die Zeit als er zum ersten mal seit langem wieder Regen spürte. Sie hatten ihn auf den Balkon der Klinik geschoben und wohl vergessen. Er lag bewegungsunfähig in seinem Bett, und nur wenig von seiner abgeheilten Haut war zu sehen. Der erste Tropfen der ihn traf fühlte sich an wie ein Messerstich, aber er lies ihn auch spüren das er lebte. CT biss die Zähne zusammen und ertrug den Schauer um sich selbst zu beweisen das noch Leben und Kraft in ihm war. Als sie ihn später tropfnass reinholten und sich tausendmal entschuldigten hatte er unter den Verbänden gelacht. Er war nicht böse. Er war wieder am Leben.

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MIrador
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Deutschland


Es gibt nichts gutes, außer man tut es.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:18.10.09 10:21 IP: gespeichert Moderator melden


xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxPinneberg Fliegerhorst
Ehemaliger Luftschutzbunker

Katrin Senkel, genannt Stella war nackt. Sie hing mit den Füßen in der Luft und schrie wütend in ihren Knebel. Um die Knöchel hatte sie ein schwere rostige Kette gewickelt sie schmerzhaft nach unten zog. Im Licht der beiden Öllampen schillerten ihre kunstvollen Tatoos wie bleiche Mondschatten auf der Haut. Der graue Raum mit den Betonwänden machte ihr Angst. Aber sie war nicht allein. Aus ihren zu geschwollenen Augen erkannte sie Siegfried Marx. Genannt Blonzen- Siggi. Er lehnte grinsend an einer Wand und rauchte in Ruhe seine dritte Zigarette. Die vorigen beiden hatte der Zuhälter auf ihrer Haut ausgedrückt. Er packte sie an den Brustnippeln und zog sie in die Länge. Die Frau stöhnte und biss in den Knebel.
Sie würde sprechen. Es war nur eine Frage der Zeit. Der Holzkohlegrill unter den Füßen der gefesselten Frau verfehlte seine Wirkung nie. Sie war die ehemalige Partnerin von Marga, und wusste ganz sicher wo sich das Weib herumdrückte. Marga war als Domina ausgestiegen, aber Stella hatte als Bizarr Lady weitergemacht. Ihre Adresse herauszubekommen war nicht schwer. Er hatte sie vor ihrem Studio abgefangen, und hierher geschleppt. Ein Ort an dem Fuchs und Hase gute Nacht sagten, und dessen Wände so dick waren das niemand sie hören konnte. Er hatte sie zusammengeschlagen und nackt an den rostigen Deckenhaken gefesselt. Hier hatte er schon manchen Widerstand gebrochen.Der Bunker diente ihm als Unterbringungsort für die widerspenstigen Neuankömmlinge aus Osteuropa. Drei Tage in einer dieser feuchten Zellen mit Stahltür ohne Wasser und Nahrung, kochten die meisten der Frauen weich. Wer dann immer noch nicht spurte für den gab es noch das Spezialprogramm das die Frau hier gerade durchlebte. Stellas Schreie wurde weniger. Vielleicht hatte sie sich auch daran gewöhnt. Gefesselt zu sein war schließlich zuweilen ihr Job.
Er nahm eine alte Autoantenne die er extra für diesen Zweck hier lagerte und verabreichte ihr ein paar Hiebe über Hintern und Rücken. Die Kohlen glühten nun in hellem rot. Mit dem Fuß schob er den Grill unter Stellas gefesselte Füße. Es blieben keine fünf Zentimeter Luft. Die Frau versuchte die Beine anzuziehen, aber ein Hieb mit der Antenne beendete die Übung. Die Tür zum Bunkereingang knarrte und er ging nachsehen. Es war Serge und sein Fahrer.
>Hat sie schon ausgespuckt wo sie ist?< Serge fand das Gebäude furchtbar, und hielt sich von den Wänden fern. Überall war Grünspan und Spinnen krabbelten herum.
>Nein. Wir sind noch in der Phase des heldenhaften Weibes das die Freundin nicht verrät. Blöde Kuh!< Stellas leise Schreie drangen bis zu ihnen vor.
>Es dauert nicht mehr lange. Gleich ist sie reif!< Lachte der Zuhälter und führte sie in den Raum. Zu dritt standen die Männer um Stella herum und sahen ihren verzweifelten versuchen zu den Füßen aus der Gluthitze herauszuhalten. Siggi nahm ihr den Knebel raus, und schlug ihr mit der flachen Hand kräftig ins Gesicht.
>Wenn du uns sagen willst wo Marga ist: Nur zu. Wir sind ganz Ohr. Ansonsten sei leise oder ich stopfe dir wieder das Maul!< Das Fleisch an den Füßen war in diesem Moment dabei von einem krebsroten in ein schrilles Blutrot überzugehen. Stella Schrie wie von Sinnen. Die Antenne pfiff ein dutzend mal über die Brüste der Frau, und hinterließ tiefrote Striemen auf der hellen Haut. Die Russen lachten. Die Haut an den Sohlen begann Blasen zu schlagen. Der Zuhälter lies ihre Füße noch etwas tiefer. Stella brüllte. Blut lief über ihre Lippen.

Serge stellte den Wagen in dem kleinen Feldweg ab und löschte das Licht.
>Dort vorne. Alle Achtung. Das Miststück weiß sich zu verbergen!< Resümierte Der Fahrer und schraubte den Schalldämpfer auf die Makarow-Pistole. Es hatte nur noch wenige Minuten gedauert bis Stella ihnen die wahrscheinlichste Zuflucht von Marga verraten hatte. Sie machten sie los und warfen sie in eine der Bunkerzellen mit dem Hinweis das wenn sie gelogen hätte es weiterginge mit der Befragung.
Serge schloss den Reißverschluss seiner Jacke und zog sich schwarze Handschuhe über, bevor er dem Fahrer die Waffe abnahm.
>Siggi? Du gehst vor. Ivan? Du gehst ums Haus, falls sie abhauen.<
Sie näherten sich dem kleinen Haus das weitab der Strasse im Wald von Schönberg bei Trittau stand. Es machte ihm nichts aus Marga zu töten, aber von allen seinen Kampfpartnern tat es ihm um sie tatsächlich etwas Leid. Serge suchte nach einer Alarmanlage. Er hatte Erfahrung im Häuserstürmen. War er doch in Moskau bei den Sondereinheiten der Polizei ausgebildet worden. Siggi stand unschlüssig vor dem Haus.
>Sie umzunieten halte ich für keine gute Idee. Marga ist auf dem Kiez keine Unbekannte. Sie werden es untersuchen. Lass uns nur diese kleine Schlampe ruhig stellen und Marga ein bisschen den Kopf gerade rücken. Die Bullen können wir beide nicht gebrauchen!< Serge ignorierte ihn und schaute kurz durch das Fenster neben der Tür. Marga war da. Sie telefonierte. Von Ludmilla keine Spur. Er nahm einen Stein aus dem Garten und reichte ihn Siggi.
>Geh und wirf ihn durch das große Fenster!<
>Hey Serge? Mord ist Scheiße. Die Bullen haben mich so schon genug am Wickel. Lass uns.....!< Der Russe winkte herrisch mit der Waffe und der Zuhälter ergab sich in sein Schicksal
Serge sah Marga erschrocken aufspringen. Ihre Hände zuckten nach der kleinen Waffe auf dem Tisch. Er zielte sorgfältig. Marga schoss durch das zerstörte Fenster. Siggi schrie auf und fiel nach hinten in die Rosen. Die Makarow gab ein leises spucken von sich und Marga kippte gegen den Kamin. Serge stieg durch das zerstörte Fenster. Der Fahrer hetzte an ihm vorbei und hatte Sekunden später Ludmilla am Arm aus ihrem Zimmer gezerrt. Ihr Gesicht war bleich vor Angst und starrte ihn entsetzt an.
>Zu Blöd!< Sagte Serge und schoss der Moldawierin durch den Schädel.
Er nahm Margas Waffe und ging in den Garten. Siggi hatte einen Streifschuss an den Rippen abbekommen und winselte wie ein Kind.
>Shit. So eine Schlampe. Ist sie hinüber?<
>Natürlich. Es ist alles in bester Ordnung. Nur eines fehlt noch!<
Serge feuerte aus der kleinen Waffe dem Zuhälter direkt in die Stirn. Mit namenlosem Erstaunen im Gesicht kippte Siegfried Marx nach hinten.
>Leg ihn direkt vor das Fenster. Die Makarow in seine Hände!< Während der Fahrer sich bemühte dem Befehl nachzukommen, drückte Serge Marga ihre Waffe in die Hand. Aus einer Vase nahm er eine Blume und legte sie auf den Leichnam.
>Schade. Du warst eine würdige Gegnerin!<
>Fahr in diesen Bunker und beseitige die Frau. Aber hinterlass keine Spuren!< Sagte er zu dem Fahrer, als er ihn vor der Ritze verabschiedete.


Hamburg Bundeswehruniversität.
Ballistisches Labor

Rolle und Berger standen hinter dem Ballistikexperten und schauten auf den Computerbildschirm. Doktor Riebling, der Experte auf diesem Gebiet justierte das Mikroskop neu.
>Hier. Alle Projektile haben dasselbe Kaliber, aber die Spuren die der Lauf hinterlässt sind jedes Mal anders. Als würde verschiedene Waffen benutzt?<
>So etwas soll es ja geben. Aber was sagt uns das?< Fragte Rolle.
>Das unser Killer ein ganz ausgeschlafener ist. Wenn ein normaler Gutachter den Bezug zwischen Projektil und Waffe feststellen sollte käme er zu keinem rechtsgültigen Ergebnis. Jeder drittklassige Anwalt würde Zweifel an dem Beweis gelten machen können!<
>Auch keine wirkliche Neuigkeit. Da hat sich mal jemand geirrt. Kommt jeden Tag bei uns vor!< Berger Stimme klang respektlos. Den Experten zu rate zu ziehen war Saskias Idee, und er hatte noch nie viel für Ideen übrig die vom BKA kamen.
>Stimmt. Aber ich habe eine Spektralanalyse des Geschossmaterials gemacht und Spuren vom Laufmaterial gefunden. Alle Proben weisen dieselbe metallurgische Zusammensetzung auf. Das heißt alle Opfer wurde mit ein und derselben Waffe getötet!<
>Aber wie kommt es dann zu den Veränderungen?<
>Ich denke er benutzt eine Diamantbürste!< Riebling schaltete den Monitor aus und holte aus einem Schrank eine große Pistole.
>Er dürfte solch ein Modell benutzen. „Desert Eagle“. Es ist eine eher seltene Waffe im Alltagsgebrauch die man sonst nur bei speziellen Einheiten der Armee findet. Die Amerikaner und die Israelis benutzen sie. Allgemein gilt sie als sehr gut, aber teuer.< Der Spezialist holte eine Patronenschachtel und lud die Waffe.
>Kaliber 12,7 mm. Genannt: 50 Express. Galt lange als das stärkste Geschoss für Handfeuerwaffen. Mit der Wirkung als würde ein Lastwagen durch ein Kartenhaus fahren!<
>Was hat es mit dieser Bürste auf sich?<
>Eine spezielle microabrasive Bürste dessen Enden mit winzigen Diamantsplittern bestückt ist. Wenn er sie nach dem reinigen durch den Lauf zieht sind die meisten Spuren verwischt. Es gibt nicht viele Hersteller, aber in ihrer Anwendung perfekt. Sie können keine Vergleiche mit irgendeinem Beschussbild der Waffe mehr herstellen. Deswegen waren sich die Kollegen der Polizei zunächst auch so sicher dass es verschiedene Waffen sein mussten!< Der Experte öffnete eine Stahltür und ein Schießstand tat sich dahinter auf.
>Unser Mann ist also ein Spezialist. Wo könnte er solche Munition kaufen?<
Saskia lies eine Patrone durch die Finger gleiten. Ein mörderisches Kaliber im Vergleich zu ihrer Dienstwaffe. Alle setzten sich Gehörschütze auf. Doktor Riebling klemmte die Waffe in einen Halter und gab einen Schuss auf eine Scheibe ab.
>So ohne weiteres nicht. Diese Munition ist äußerst selten und unterliegt bei uns dem Kriegswaffenkontrollgesetz. Aber das braucht er auch gar nicht. Er könnte die Hülsen wieder verwenden, und sich den Rest problemlos zusammenkaufen. Eine gängige Praxis unter Sportschützen. Mit dem zumessen der Pulvermenge wäre er sogar in der Lage die ballistischen Werte seinen Bedürfnissen entsprechend zu verändern!<
>Ich nehme an bei dem Teil braucht man auch keine Schutzweste mehr?< Bemerkte Berger und schätze die Distanz zur Scheibe.
>Bei der Standartweste der Polizei dürfte das als sicher gelten. Aber selbst wenn sie nicht eindringt. Die Schockenergie könnte bereits ausreichen sie zu töten!<
>Darf ich mal?< Berger lies sich die Waffe aus der Halterung nehmen und wog sie in der Hand. Er nahm eine Patrone vom Tisch und lud die Waffe erneut.
>Ganz schönes Ding. Sehr schwer. Die möchte ich nicht den ganzen Tag mit mir rumschleppen!< Er richtete die Waffe auf die Zielscheibe aus.
>Vorsichtig. Wenn sie nicht oft Großkaliber schießen legen sie die Waffe am besten auf!< Da brach bereits der Schuss.

>Gut gemacht Wyatt Earp. Zum Glück ist das Ding nicht kaputt gegangen. Doktor Riebling wäre glatt durchgedreht!<
Lästerte Saskia während der Diensthabende Arzt das Handgelenk von Berger schiente. Die Waffe hatte einen derartig heftigen Rückschlag das Berger sie aus der Hand verlor und nach hinten stolperte.
>Wer denkt denn an so etwas. Wahnsinn. Ich habe gedacht das Teil bricht mir die Hand!<
>Fertig. Soll ich es als Dienstunfall eintragen? Soll ich sie krank schreiben?< Fragte der Arzt.
>Nein Blos nicht. Bernd springt im Dreieck wenn er hört was er abgezogen hat!< Rolle half Berger in die Jacke hinein.
>Schönen Dank für dein Mitgefühl. Mein Arm ist taub wie Beethoven!< Sie verließen die Krankenstation kehrten zurück ins Büro.
>Entweder unser Killer ist Supermann, oder er hat jahrelange Erfahrung mit solchen Schießprügeln. So ein Ding feuert man nicht untrainiert ab. Der Typ muss Arme haben wie Arnold!<
>Hört, Hört!< Lachte Saskia Schadenfroh. Vorsichtig schlichen sie in ihr Büro um ihrem Chef nicht zu begegnen.
>Wir befragen mal die Computer ob jemand Leute umlegt und so eine Zimmerflak benutzt. Wozu haben wir die klugen Kisten?< Rolle tippte einen Befehl ein. Keine Antwort. Saskia Kleinschmied übernahm den Platz und ging mit ihrer Kennung in das System des BKA. Es gab einen gesperrten Link, aber sonst nichts. Sie versuchten es bei Interpol, Europol und mit einer Anfrage beim FBI. Es dauerte Stunden, brachte aber kein Ergebnis.
>Super. Die Technik versagt. Also muss das Genie einspringen. Haben wir etwas neues vom Drogendezernat?< Berger suchte ein loses Blatt aus den Ordner heraus.
>Ursprungsland vermutlich Kolumbien. Der Stoff war gestreckt. Ziemlich sogar. Ein Profidealer hätte es beim ersten Kontakt bemerkt. Die Konsumenten sicher auch. Peterle hätte sich vermutlich mehr Ärger damit eingefangen als ihm lieb wäre!<
>Also wollte jemand aus der Nummer kostengünstig raus. Das bedeutet es war nicht so wichtig was hinterher mit ihm geschah. Es gab keine Planung für weitere Geschäfte!<
>Peterle war also nicht wichtig. Es hilft alles nichts. Wir müssen das Mädel finden das bei ihm gefeiert hat!<
>Ich werden noch mal bei Braun anrufen. Vielleicht hat er eine Idee? Er kennt den Kiez!< Sagte Rolf Berger.
>Wir sollten versuchen endlich mit den Kayas zu sprechen Dieser Kamil kann ja nicht ewig unpässlich sein!< Saskia trank ihren Kaffe aus und nahm ihren Mantel.
>Hat es eigentlich Erkenntnisse wegen dieser Autofähren gegeben?<
>Der Zoll hält sich bedeckt. Wohl um ihre Undercoverleute nicht zu gefährden. Ich denke wenn sie etwas Neues wissen werden wir es sofort erfahren!< Antwortete sie und rief auf dem Weg in die Tiefgarage die Mailbox ihres Handys ab.
>Und wenn wir diesen Siggi durch die Mangel drehen?< Berger versuchte mit der Hand die Wagentür zu öffnen. Der Arm war immer noch wie gelähmt.
>Das ist die letzte Option. Wir haben nicht die Spur einer Spur, und noch mal mit Münzel ohne Fakten und Beweise herum streiten will ich nicht!<
>Hast du Angst vor seinem Anwalt?< Der Wagen bog auf die Strasse ab.
>Angst nicht. Aber ich will vor der Pension noch mal befördert werden, und das bedeutet nicht zur Verkehrsstaffel, sondern einen Dienstrang nach oben. Der Typ kann einen fertig machen wenn man nicht aufpasst. Ich gehe kein Risiko mehr ein!<
>Wie geht es eigentlich deinem Sohn?< Berger sah einen Radfahrer auf der falschen Seit der Strasse fahren. Er hatte zum Glück keine Kinder.
>Der Entzug macht ihm zu schaffen. Birgit ist einmal die Woche in Zeven, und nur noch ein Nervenbündel. Hoffentlich hält er diesmal durch!<
>Der wievielte Entzug ist es?<
>Der Dritte. Aber sie haben bei ihm Hepatitis C festgestellt. Diesmal hat er etwas bleibendes zurückbehalten!<
>Und? Was wirst du tun?< Berger tat sein Kollege leid. Wer so einen Sohn hatte brauchte keine Feinde mehr.
>Vermutlich wird er wieder zu uns ziehen!< Seufzte Rolle und fuhr auf die nächste Tankstelle.


Hamburg -Tiefstaak
Restaurant Leningrad

CT sah auf die Uhr. Mitternacht. Trotzdem standen noch drei Autos auf dem Parkplatz des Lokals das Teilen der russisch stämmigen Bevölkerung als Treffpunkt diente. Er hörte den Polizeifunk ab. In dem Stadtteil war es ruhig. Er öffnete sein Laptop und wählte sich in einen ungesicherten Hotspot
Die Datenbank des LKA war schnell geöffnet. Eine unvollkommene Verschlüsselung. Er verfolgte die Suche der Beamten nach ihm. Sie waren nicht weitergekommen und suchten nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen. Die Streetworkerin Marga war zur Fahndung ausgeschrieben. Hatte sie eine der Mädels von diesem Zuhälter unter ihre Fittiche genommen? Merkwürdig. Versprachen sie sich einen Hinweis von ihrer Aussage? Er suchte nach Ergebnissen über die Schießerei in der Ritze. Der Fall galt als abgeschlossen. Nur die Aussage von Kamil fehlte noch.
Eine neue Beamtin stand auf den Protokollen. Saskia Kleinschmied. Er wechselte den Modus und hackte sich in den BKA Computer. Es dauerte zwar länger, aber er machte es nicht zum ersten mal. Länger wie drei Minuten am Stück würde er nicht im Netz der Bundespolizei bleiben. Auf die Weise war eine Entdeckung eher unwahrscheinlich.
Er rief die Vita der Beamtin auf. Kleinschmied Saski. 34 Jahre. Unverheiratet. Juristisches Staatsexamen mit Schwerpunkt auf Wirtschaftsrecht. Polizeiliche Diplomarbeit über Organisierte Kriminalität . Fachbereich Wirtschaftsdelikte. Ein Heißsporn die gerne auf eigene Faust operierte. Er prägte sich ihr Bild ein. Als er auf einen Eintrag stieß der den toten Dealer Peterle dem BKA zuordnete war er etwas überrascht.
Herbert Brandt. Kommissar. Arbeitet Undercover. Getötet im Dienst. Er kannte das Datum. Er tötete gemeinhin keine Polizisten wenn es sich vermeiden lies, und fragte sich ob die Kayas ahnten wer ihnen da zu nahe gekommen war. Der „böse russische Scherz“ war offenbar die gezielte Ermittlung eines Bundesbeamten gewesen. Dieser unscheinbare Kleindealer hatte die großen vom Kiez für seine Zwecke genutzt, und den Kayas einen gehörigen Schrecken eingejagt. Jemanden geklaute Autos unterzuschieben um den Platz besser observieren zu können musste erst mal jemanden einfallen. Er klickte zurück zu der Beamtin. Ihre Zugriffe auf die Datenbank war aufgezeichnet worden. CT benutzte einen speziellen Datenschlüssel der ihm aufzeigte welche Seiten sie gesucht hatte. Eine sehr aufschlussreiche Suche.
Draußen wurde die Straßenbeleuchtung heruntergefahren. Es war soweit.
Er stieg aus und knöpfte den Mantel zu. Seine Waffen konnte er durch die Taschen jederzeit erreichen. Er schob seine Hand in die Sakkotasche und spürte plötzlich Papier zwischen den Fingern. Es war einer der Organspendeausweise den Lisa Kern ihm gegeben hatte.. Warum hatte er sie nicht längst weggeworfen? Ein Taxi fuhr langsam über die Kreuzung und bog in Richtung Billbrook ab. Zwei Katzen tollten im Licht der Straßenbeleuchtung über den Rasen. Ihm fiel ein dass eines der Kinder im Hospiz davon sprach gerne eine Katze zu besitzen. Aber ihre Mutter hatte eine Allergie. Er war länger als eine Woche nicht mehr im Hospiz gewesen. Im Kopf überschlug er die Zahl der noch fehlenden Stunden. Vermutlich hatte sich das Problem mittlerweile von selbst gelöst. Das Kind litt unter Mukoviszidose im Endstadium und konnte nur mit einem Sauerstoffgerät überleben.
Die mehrschüssige Schrotflinte vom Typ „Mossberg“ klemmte er sich unter den Arm, und selbst bei näherem hinsehen hätte sie man vor dem Hintergrund des Mantels nicht erkennen können. Von den Zielen waren heute Abend drei hier versammelt. Sie zockten im Hinterzimmer des Restaurants, und sprachen vermutlich über eine neue Lieferung von Mädchen aus Osteuropa. Aber das war nicht seine Sorge. Er öffnete die Hintertür. Der Wirt war schon vor einer Stunde gegangen. Wie jeden Abend. CT schloss die Tür und lies sich in dem dunklen Flur von den Stimmen der Männer leiten. Es roch nach Bohnensuppe, und kaltem Kaffee. Er wartete und lauschte.
Wanja Demetrius und sein Bruder. Die neuen Autohändler der Russen. Der Ersatz für Marik. Er sah sie durch den Türspalt. Der dritte war nicht zu erkennen, aber anhand der Statur blieben keine Zweifel. Viktor Krys. Polnisch stämmiger Schläger und Geldeintreiber der Russen. Sie alle standen auf der Liste. Der Pole war ihm bekannt. Er hat ihn öfters in der Susibar gesehen wo er sich vor den Mädchen auf kindliche Weise produzierte. Den Tänzerinnen war es egal. Sie ließen sich die Scheine überall hin stecken und lächelten ihm zu. Ansonsten konnte ihn niemand leiden. Er war brutal und ohne jedes Mitgefühl für jedermann. Er atmete einmal tief durch und trat die Tür auf. Die Schrotflinte war durch den selbst konstruierten Schalldämpfer so leise das man es kaum bis auf die Strasse hören würde. CT gab drei Schüsse in schneller Folge ab und tötete die überraschten Männer mitten in ihrem Spiel. Jetons und Spielkarten wirbelten durch den Raum wie ein bizarrer Wirbelsturm mit rot-weißen Flocken.
Was für eine Verschwendung. Er dachte an die Kinder im Hospiz und lud das Gewehr nach. Gesunde junge Männer die kaum das vierzigste Lebensjahr erreicht hatten. Tot, weil sie mit ihrem Leben nichts anfangen konnten, außer andere zu bestehlen und zu drangsalieren. Wie gerne hätte eines der Kinder mit ihnen getauscht. Auf dem Tisch lagen mehrere tausend Euros die er an sich nahm. Die Geschäfte der Männer liefen offenbar gut, aber Tote zahlten eh keine Rechnungen mehr. Neben dem toten Polen fand er einen Ausweis.

Hamburg
Polizeipräsidium

>Ich habe in zwei Stunden eine Konferenz mit dem Senator. Sagt mir bitte nicht das das alles war?< Klagte Hauptkommissar Bernd.
>Marga wurde ermordet. Ebenso unsere Zeugin Ludmilla Bronskii. Es hat den Anschein von Siegfried Marx. Der Anruf kam heute Nacht. Ein Jagdhund hat das Blut gerochen und sein Herrchen zu dem Haus geführt. Die Spurensicherung ist noch dabei, aber es sieht so aus als ob Marga den Zuhälter in Notwehr getötet hat!<
>Scheiße. Münzel kriegt einen Anfall wenn er das hört!<
>Wir haben es mit einem ausgewachsenen Krieg zu tun. Heute Morgen haben sie im Restaurant Leningrad drei Kiezschläger gefunden. Durchlöchert wie Küchensiebe. Ich sage die Kayas versuchen dem Salamander ans Bein zu pissen!< Meinte Berger.
>Das ist die Sahnehaube auf dem Kuchen. Fünf Tote in einer Woche. Wir können uns alle darauf gefasst machen demnächst beim Verkehrskasper die Hauptrolle zu spielen!< Ätze Bernd und lief nervös um den Schreibtisch.
>Wir sollten vielleicht noch mal ganz von vorne anfangen. Der Mord an unserem Kollegen ist ohne die Zeugin kaum aufklärbar. Trotzdem hat es alles damit angefangen. Es muss noch mehr geben!< Sagte Saskia.
>Klar. Es gibt immer irgendwas. Wir laufen durch den Wald und sehen wahrscheinlich nur den Baum nicht. Ich denke es wird Zeit für ein Paar Erklärungen Frau Kleinschmied!< Brummte Frank Rolle und erhob sich. Die drei Männer schauten die BKA Beamtin streng an
>Und was....? Was soll ich.... ?
>Hören sie auf mit der Geheimniskrämerei Saskia? Wir waren zweimal gemeinsam auf dem BKA Portal und beiden Male gab es nichts über die Ermittlungen ihres Kollegen zu finden. Als wäre er im Urlaub gewesen. Man hat ihn ermordet. Wir wollen wissen warum, und dafür ist es hilfreich wenn man ein Motiv hat? Wegen dem bisschen Dope, das zudem noch übelst gepanscht war, bringen die Russen keinen um. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer. So blöd ist der Salamander nicht. Und was diese Autoschiebernummer angeht ist mir nicht klar was das soll? Einem einen geklauten Wagen unterschieben! Ein dummer Jungen Streich. Mehr nicht. Kamil Kaya ist sicher keine heiliger, aber dafür töten die niemanden, wenn sie es überhaupt täten. Ich will wissen an was ihr Kollege gearbeitet hat. Und sagen sie mir nicht wieder dass er ohne spezifischen Auftrag hier gewesen ist. Verarschen kann ich mich alleine!< Saskia funkelte Frank Rolle bösartig an, und verschwand mit ihrem Handy nach draußen. Telefon. Bernds Telefon Klingelte.
>Die Gerichtsmedizin. Die drei Toten sind fertig. Sie fragen ob wir sie für eine Autopsie brauchen oder ob sie sie abgeben können?<
>Wegen uns nicht. Die sind definitiv nicht an Alterschwäche gestorben. Wohin sollen sie denn gehen? Zum zerschnippeln für die Studenten?< Fragte Frank Rolle. Er sah zu seinem Kollegen der nicke zustimmend.
>Der Arzt sagt sie alle hätten einen Organspendepass, und die Zeit drängt!<
>Dann tun sie wenigstens etwas Gutes. Wir sind fertig mit ihnen. Also ab!<
Saskia kehrte zurück und drehte sich zum Fenster wie ein beleidigtes Kind. Schweigend schaute sie einen Moment nach draußen. Bernd sprach sie an.
>Und in dem Zusammenhang hätte ich auch gerne etwas gewusst. Wir ermitteln in einem Mordfall, und der einzige Hinweis auf den Gebrauch einer ähnlichen Tatwaffe ist uns versperrt. Warum? Was will das BKA verbergen?<
>Wir verbergen gar nichts!< Zischte die Frau und schaute weiter stur hinaus
>Dann erklären sie mal die Nummer mit der Arbeit ohne Auftrag. Ist das so eine Art Beschäftigungstherapie beim BKA? Was sagt eigentlich ihr Haushaltsplan dazu? Oder hatte der Kollege nur eine Teilzeitstelle? So eine Art Halbtagsbulle?< Ruckartig wandte sie sich Rolle zu. Ihre Augen sprühten vor Angriffslust.
>Kommissar Brandt hat in einem Fall von illegaler Müllentsorgung ermittelt. An dem besagten Abend als der Wagen den Kayas untergeschoben wurde, nutzte mein Kollege die Gelegenheit und brach in das Bürogebäude der Firma ein. Er fand dort Unterlagen die er aber nicht an sich nehmen konnte. Die Kayas schmuggeln wahrscheinlich Müll in ihren Containern, getarnt als Schrott. Mit Genehmigung und Ausfuhrstempel. Sie machen es so gut, das man ihnen bisher nie etwas nachweisen konnte!<
>Und Herr Brandt hat etwas entdeckt was sie entlarven könnte?<
Hauptkommissar Bernd schaute sie fragend an.
>Wir sind sicher. Er hatte nur keine Gelegenheit mehr es jemanden mitzuteilen!<
>Der Vorfall auf dem Platz und der Mord lagen einige Tage auseinander. Er hatte alle Zeit der Welt, oder arbeitet das BKA mit Rauchzeichen?< Fragte Berger.
>Ich denke er hat nach einem handfestem Beweis gesucht. Etwas Unwiderlegbares!< Meinte Bernd und rief in seinem Rechner die Seite des BKA auf.
>Frau Kollegin? Wir wollen die Ermittlungsakten von Kommissar Brandt. Vollständig. Jetzt gleich!< Der Chef der Hamburger Mordkommission stand auf und bot ihr den Platz an. Saskia zog ein Gesicht als hätte sie eine Zitrone verspeist und lockte sich ein.

Hamburg / Immenhof
Kirche der heiligen Gertrud

CT sah auf die Uhr. Wie immer um diese Zeit verließ die Bibelgruppe das Gebäude durch den Seiteneingang. Er wartete och einen Moment. Gleich würde die Straßenbeleuchtung in der Nebenstrasse verlöschen. Auch Hamburg musste sparen.
Eine Möwe kreiste über den parkenden Autos und blieb vor einem Mülleimer sitzen um sich an einem weggeworfenen Schulbrot zu laben. Es war soweit. Der Letzte Besucher schloss die Tür ab und löschte das Außenlicht. CT nahm seinen Rucksack und den Koffer. Das Türschloss war kein Problem. Die Dunkelheit in den Räumen schon. Er war gezwungen die Infrarotbrille benutzen. Es war still. Nicht mal eine Uhr tickte. Der grünliche Strahl des Infrarotgerätes streifte das große Holzkreuz an der Wand. In grausamer Detailtreue war der gekreuzigte zu sehen. Während er eine weitere Tür öffnete dachte er an den Tag an dem er jeden Glauben an irgendetwas Überirdisches verlor.
Er lag immer noch Halbtod im Bett als die drei Männer auftauchten. Zwei von ihnen waren vom Syrischen Geheimdienst und scheuchten mit zwei Handbewegungen alle anderen Kranken und die Ärzte aus dem Zimmer.
Sie erwähnten wie nebenbei das er nun Gefangener der Syrischen Armee sei und wegen versuchten Mordes an Mitgliedern der Streitkräfte angeklagt werde. Der dritte war ein Deutscher. Er nannte sich Hans Müller, und sprach ihn freundlich an. CT merkte viel zu spät das der merkwürdige Akzent des Mannes nicht aus Westdeutschland stammte.
Hans Müller, seinen richtigen Namen hatte er erst spät erfahren, war ein Bürger der DDR. Ein Agent des Ministeriums für Staatssicherheit. Abteilung Auslandsaufklärung. Er eröffnete ihm das man ihn seitens der Nato für Tod erklärt hatte und zeigte ihm glaubwürdige Dokumente. Einen Brief seiner Einheit die ihn während einer Gefechtsübung für umgekommen erklärte, und ein geheimes internes Memo aus dem Nato-Hauptquartier. Darin hieß es dass er gegen einen klaren Befehl verstoßen hatte und sich mit Milizen ein Feuergefecht geliefert hatte. Sogar eine andere Stadt hatten sie angegeben. Dabei wäre eine Französische Einheit beinahe aufgerieben worden. Die Franzosen sprachen von Verrat, und das er sich bei der ersten Mörsergrante feige in eine Haus verkrochen hätte. Deswegen war ein Hubschrauber beinahe abgeschossen, und ein Unteroffizier der Franzosen verwundet worden. Erst eine Intervention der Amerikaner konnte die Lage bereinigen. Eine Schiffgestützte Lenkrakete wurde auf den Kampfplatz abgefeuert, und er im Rahmen der folgenden Explosion für Tod erklärt.
CT schloss die Tür hinter sich und folgte den vielen Stufen nach oben in den Turm.
Er hatte nie erfahren warum man sich innerhalb der Nato nicht zu dieser Rettungsmission bekannt hatte. Sie hatten ihn einfach fallen gelassen.
Wochenlang lag er verzweifelt im Zimmer herum und wollte mit niemanden reden. Einmal riss er sich sogar die Infusionen heraus um seinem Leben ein Ende zu setzen. Sie hatten ihn als Verräter, als Feigling gebrandmarkt. An die Tekinels dachte er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr.
Als die Verbände das erste Mal entfernt wurden brach er zusammen und daraufhin Monatelang von Psychologen behandelt. Sein Körper war praktisch verbrannt und nur einem Wunder zur Folge hatten seine Augen kaum Schaden davon getragen. Die Syrer nahmen ihn mit und pflegten ihn in einem geheimen Komplex außerhalb der Stadt Tadmur. Hans Müller war ständig bei ihm und wurde ihm zu einem Freund. Er verhalf ihm zu den notwendigen Operationen. Unter anderem in Ostberlin. Er fragte ihn ob er seine Fähigkeiten nicht in den Dienst einer Sache stellen wollte die mehr Aussicht auf Erfolg versprach und sich obendrein gegen diejenigen richtete die ihn im Stich gelassen hatten. Es waren lange Gespräche
Spezialisten bildeten ihn aus und bald schon übernahm er kleine Aufträge in aller Welt. Russische Experten brachten ihm vieles bei und er war ein guter Schüler. Er wurde zu einem Computerhacker der in gesicherte Datenbanken einbrach um Geheimnisse auszuspionieren. Seine Treffsicherheit mit verschiedensten Waffen war bald schon Legende. Sie machten aus ihm den perfekten Killer. Den Mann ohne Gesicht und ohne Vergangenheit.
Endlich hatte er die letzte Stufe erricht. Vorsichtig klappte er die Falltür nach oben. Der Staub würde ihm auf dem schwarzen Wegwerfanzug keine Schwierigkeiten machen, aber er kitzelte ihn in der Nase und zwang ihn mehrfach zu niesen. Mit einem Zug stemmte er sich auf die winzige Plattform und baute seine Instrumente auf. Im Sucher des großen Zielfernrohres tauchte der Hochbau auf in dem das nächste Ziel zu finden war. Er fixierte die Fensterfront, und schloss eine Webcam an das Instrument an. Sie würde ihm 36 Stunden via Internet alles senden was sich hinter den Fenstern tat. Er blieb nicht ganz eine Stunde und kehrte Tage später noch einmal mit einem großen Gewehrkoffer zurück.

Brandenburg/Prignitz
Industriegelände „Wilhelm Pieck“

Valery Antonescu warf die sechs leeren Spritzen in den Müllsack und gönnte sich ein Bier. Eben hatte er den Frauen aus Kasachstan und der Ukraine ihre Dosis Rauschgift verpasst, und nun war es Zeit für eine Pause. Die Acht Frauen die mit Handschellen an ihre Betten gekettet waren würden gleich in einen Dämmerschlaf fallen, dann hatte er Ruhe bis zum Essen. Die Tiefkühlgerichte hatte er schon neben dem alten Gasherd auf einen Haufen geworfen. Noch drei Tage. Dann würden die Mädchen süchtig genug sein und ihr Wille soweit gebrochen das sie an ihrem neuen Bestimmungsort kaum noch Schwierigkeiten machen würden. Die besten zehn aus der letzten Lieferung waren an Bordelle in der Schweiz und Norwegen gegangen. Ein gutes Geschäft. Die anderen würde dieser Arsch aus Hamburg übernehmen, und sie vermutlich den Männern auf den Großbaustellen im Land anbieten.
Dieser Siggi hatte immer eine Verwendung für den Rest. Sie würden ihm ein oder zwei Jahre gutes Geld bringen, um dann irgendwo ausgesetzt zu werden. Aber das war nicht sein Problem. Wo blieb nur Anatol dieser faule Sack? Essen holen konnte doch keine Stunden dauern. Nicht mal in diesem blöden Ossiland. Er war seid vier Jahren der Mädchenbeschaffer des Salamanders und verfügte über die besten Kontakte nach Osteuropa. Das Geld das er dabei verdiente schickte er nach Hause wo seine Tochter bald auf eine teuere Universität gehen würde.
Er rülpste und drehte das Radio auf. Irgendwo auf der A24 Richtung Berlin brach gerade der Verkehr zusammen. So ein Mist. Dann würde Serge mit der Ablösung später kommen. Aus einem der Zimmer kam ein Stöhnen. Valerie ging nachsehen
Eva aus dem Donez-Becken zerrte an der Kette und wälzte sich unruhig auf dem alten Unterkunftsbett das sicher schon Generationen von Soldaten als Schlafstätte gedient hatte. Die Alte Industrieanlage war bis zur Wende als Kaserne genutzt wurden. Hier war seinerzeit eines der unbeliebten Baubataillione untergebracht gewesen. Das Gelände lag weitab jeder Strasse und war schon halb zugewuchert. Der Rumäne trat wütend gegen das Bett. Sofort gab die Frau Ruhe. Sie hatte eine schöne Figur. Er nahm die zerwühlte Decke zur Seite und betrachtete sie. Schön geformte Brüste und ein Hintern so rund wie ein Fußball. Sie würde dem Zuhälter gutes Geld einbringen. Schade das er sie jetzt nicht mal so richtig ran nehmen konnte. Die Waren zu sehr zu beschädigen war unprofessionel und der Salamander verstand bei so etwas keinen Spaß. Seinen Vorgänger hatte seine Geilheit den Kopf gekostet.
Valerie ging in den kleinen Raum ohne Fenster neben der Treppe zum Keller. Hier war das Zimmer für spezielle Gäste. Die Wände waren voller Blutflecken, und als einzige Einrichtungsgegenstände gab es einen Flaschenzug an der Decke und ein Gerät um Stromstöße zu verabreichen. Das Zimmer wurde nicht oft benutzt. In der Regel reichte es den widerspenstigen Mädchen den Raum zu zeigen. Wer dann immer noch Schwierigkeiten machte wurde stundenlang kopfüber an die Decke gehängt und mit Stromstößen traktiert. Er liebte diese Tätigkeit. Sein besonderes Faible war es die kleinen Krokodilklemmen an ihrem Brüsten, oder ihren Schamlippen zu befestigen. Wie sie herumschaukelten wenn sich ihre Körper in spasmischen Zuckungen der Stromschläge bewegten. Hauptsache es gab keine sichtbaren Spuren.
Die letzte die er hier bekehrt hatte war eine Weißrussin gewesen die immer wieder nach ihrer Mama geheult hatte. Sie hatte bereits nach den ersten drei Stromstößen eine Herzattacke erlitten, und lag nun unter einem Steinhaufen weitab der Anlage im Wald. Serge war nicht begeistert gewesen und hatte ihm die Frau vom Gewinn abgezogen. In Zukunft würde er vorsichtiger sein müssen. Langsam schlenderte er zum nächsten Flur. Der Anblick des Zimmers hatte ihn erregt, und so kam es ihm gerade recht das Lena aus Tomsk noch immer noch an Händen und Füßen gefesselt auf ihrem Bettgestell lag. Genauso wie er sie gestern Abend dort angebunden hatte um sie leichter „zureiten“ zu können. Die Frau war sein Deputat und er würde sie auf eigene Rechnung verkaufen wenn sie soweit war. Sie war still. Die Dosis Heroin tat bereits seine Wirkung. Bester afghanischer Stoff.
Wer hätte gedacht das in so einem rückständigen Land so etwas wunderbares wuchs. Er lies die Hose fallen und legte sich auf die betäubte Frau. Es dauerte nicht lange bis er kam. Morgen würde er ihr die Dosis erst später geben. Wenn sie so teilnahmslos dalag machte es ihm keinen Spaß.
Auf dem Boden lag ein Pornomagazin das er sich in die Hose steckte. Ein scharfer Geruch stieg ihm in die Nase. Er sollte mal wieder duschen.
Valerie kratzte sich den behaarten Bauch und stieg in seine Filzstiefel um auf die Toilette vor dem Gebäude zu gehen.Der Wind war stark heute Abend. Er lauschte in die Nacht hinein. War das ein Auto? Er hätte schwören können dass er einen Motor gehört hatte. Wurde auch Zeit das Anatol zurückkam. Er schloss die Tür des Baustellenklos hinter sich und blätterte das Magazin durch. Valerie weidete sich gerade an einer nackten Asiatin als ihm die Kunststofftür mit einem vernichtenden Knall entgegen flog.

Hamburg Mundsburg
Hochhauskomplex

Serge schaut abwartend zu Boris hinauf. Der Salamander war zornig.
Bislang hatte er ihn nur einmal so erlebt. Das war der Tag an dem sie die letzten Albaner vom Kiez vertrieben hatten.
Es war ein heftiger Kampf in einem Hinterhof in der Seilerstrasse. Ausgetragen mit Messern und Knüppeln. Zum Schluss entschieden die Russen den Kampf für sich. Boris wollte sie ziehen lassen, aber einer der am Boden liegenden Albaner zog eine Waffe und schoss dem Salamander hinterhältig in Wadenbein. Der nahm daraufhin einen Stein vom Boden und schlug dem Schützen den Schädel ein.
Valentin kam aus dem Schlafzimmer und verzog sich blitzartig ins Bad. In dieser Laune war Boris unberechenbar.
>Was ist los Serge? Unsere Leute fallen wie die Fliegen, und dieser Kameltreiber lacht über mich!<
>Ich weis es nicht. Noch nicht. Es ging alles viel zu schnell als das wir alle Leute rechtzeitig hätten warnen können. Es muss ein bezahlter Killer sein. Die Kajas selbst können nicht mal mehr ein Loch in den Schnee pissen!<
>Ein bezahlter Killer? Ein Profi? Wer kommt in Frage? Ich will eine Antwort Serge. Langsam verliere ich die Geduld!<
>Alle die wir kennen sind weg, oder anderweitig beschäftigt. Die einzigen beiden in der Stadt sind Itaker und beide sitzen im Knast. Keiner von denen dürfte in den nächsten zehn Jahren irgendwelche Aufträge außer Tütenkleben annehmen. Er muss von außen kommen, und die Kanaken müssen ihn beauftragt haben!< Serge stand auf und sah aus dem Fenster.
Der Kiez war in Bewegung. Der Wirt in der Ritze war kein Jammerlappen wenn es um die Wahrheit ging. Er hatte ihm deutlich gemacht dass man es auf sie abgesehen hatte. Alle Luden und Dealer lauerten nur darauf dass er fiel und sie den Salamander schlachten konnten. Er war der starke Arm der Russen und wenn er Schwäche zeigte war es bald vorbei. Fünf tote Leute in sechs Tagen. Dazu noch eine Gruppe bereits bezahlte Weiber die von den Bullen abgeholt worden waren. Sie würden das Geld zurückzahlen müssen. Er hatte schon in Moskau angerufen und um neue Leute gebeten.
Doch bis die sich hier eingearbeitet hatten würde es dauern. Allein die Sprache zu lernen würde Monate kosten. Er hatte die Kayas unterschätzt. Ihnen die Autos unterzuschieben war als Warnung gedacht gewesen sich weiter in der Branche auszubreiten. Er hätte diesen Blödmann von Yussuf beizeiten herausfordern und erledigen sollen. Mit den Händen. Marik hatte ihn zu früh getötet. Noch dazu ohne Erlaubnis. Dieser Idiot.
Regen fiel auf die Strassen und ließen den Asphalt im Licht der Scheinwerfer glänzen wie geölt. Irgendwo da unten standen die Bullen. Immer zwei Fahrzeuge auf der Lauer. Natürlich nie zu weit von Mcdonalds entfernt, denn auch Bullen wollten Essen. Auf der Kreuzung war ein Unfall und der Verkehr staute sich in drei Richtungen. Sogar die Fußgänger warteten. Alle blieben stehen und fluchten, statt über den Grünstreifen zu fahren. Diese Deutschen. Stalin hatte seinerzeit ganz Recht mit seiner Einschätzung. „In Deutschland kann es keine Revolutionen geben, denn dafür müsste man den Rasen betreten“. Wie dieses bemitleidenswerte Volk es geschafft hatte bis vor Moskau zu ziehen würde ihm immer ein Rätsel bleiben. Er beobachtete die Häuser ringsum. Boris hatte diese Wohnung mit Bedacht ausgesucht. Wer so hoch wohnte konnte kaum durch das Fenster beobachtet, oder erschossen werden. Das nächste Gebäude das annähernd halb so hoch war stand einen Kilometer entfernt und war eine Kirche.
>Ob bezahlter Killer oder nicht. Das Problem wohnt auf dem Schiff im Hafen. Schalten wir die Kayas ab, wird der Killer arbeitslos. Wer nicht bezahlt wird sucht sich andere Arbeit!<
>Du willst ihn so einfach davonkommen lassen? Das passt gar nicht zu dir Serge?<
>Wir haben nichts. Wir haben alle ausgequetscht die etwas wissen könnten aber niemand hat eine Ahnung wer der Killer sein könnte. Nicht mal die Bullen wissen etwas. Sie lamentieren über die Morde wie Klageweiber über einem Sarg, und tun wie immer nichts. Wahrscheinlich passt es ihnen in dem Kram das wir angegriffen werden. So müssen sie die Drecksarbeit nicht selbst leisten!<
>Trotzdem. Es schmeckt mir nicht das der Killer so einfach davon kommt!<
>Sehen wir es professionell. Nicht der Killer ist das Problem sondern seine Auftraggeber. Den Killer kriegen wir nicht so leicht. Also halten wir uns an die Wurzel des Übels. Legen wir Kamil und seine Bande um solange wir noch genügend Leute haben!<
>Gut. Dann sammelt die Leute. Wir werden den Kayas einen Besuch abstatten und das Asylproblem auf unsere Weise lösen!< Valentin kehrte aus dem Bad zurück. Er ging zur Bar und mixte für die Männer neue Drinks.
>Wir sollten das Schiff beobachten. Ich denke für den Stahlkasten brauchen wir mehr als nur Gewehre und Pistolen!< Serge nahm das Mineralwasser vom Tablett, und wich Valentin aus der Boris sein Getränk reichte. Dann splitterte das Fensterglas mit einem lauten Knall und Valentins Kopf verteilte sich in einem Blutregen auf Salamanders Schoss.




Atlantik
Mittlere Biskaya

Die Al Kamil stampfte durch die schwere See. Ihr Bug tauchte bei jeder dritten Welle tief ein und große Wassermassen ergossen sich aus den Speigatten zurück ins Meer. Es war tiefe Nacht. So wie immer wenn sie auf dieser Route fuhr. Kein Mond stand am Himmel und die Sturmwolken ließen das Licht der Sterne nicht hindurch. Die Maschine brummte mit Vollast um die Fähre bei dem Wetter auf Kurs zu halten.
>Macht die Anlage klar. Wir erreichen bald das Gebiet!< Befahl der Kapitän
Suleiman der Dritte Offizier ging unter Deck um die Männer zu wecken.
Er ging auf die erste Ladezone. Hunderte von Autos standen fest vertäut auf der großen Fläche. Wasser tropfte von den Wänden. Sein Weg führte in drei Treppen tiefer in die Mannschaftsquartiere. Es stank nach Schweiß und alten Socken. Die Maschine dröhnte, und an echten Schlaf war hier unten kaum zu denken.
>Alles auf. Ladung leichtern!< Rief er in die Kabinen hinein. Müde bewegten sich die Seeleute aus ihren Kojen.
Klaus. Der Neuzugang kratzte sich müde den Schädel. Sein wasserdichter Anzug war fleckig von Farbe und stank zum Umfallen. Trotzdem stieg er hinein und folgte den anderen Männern auf das unterste Deck.
>Die Lastwagen zuerst. Aber einen nach dem anderen. Nicht das so ein Ding noch mal über das Ladedeck rollt. Dann lascht ihr die Container los!< Süleiman dachte düster an die letzte Reise als er auf der „Dschumblat“ mit gefahren war. Ein Lastwagen war in einer schweren See nach vorne geschleudert worden und hatte sich selbstständig gemacht. Er hatte die Lenzpumpensteuerung an achtern schwer beschädigt, und ehe er im Wasser verschwunden war einem Seemann den Arm zerquetscht. In der Folge davon waren sie mit zu wenig Ballastwasser in Algier eingelaufen, und der Vertraute des Reeders hatte wegen der Geheimhaltung getobt.
Klaus wurde angewiesen die großen Zurrketten zu lösen die den alten Anhänger sicherten. Draußen klatschten die hohen Wellen gegen die Bordwände und ließen die Fähre erzittern. Er schaute sich verstohlen um. Die gesamte Besatzung bis auf den Kapitän war nun hier unten. Der erste Offizier ging an ein Steuerpult und ein großer Elektromotor begann zu Summen. Dann öffnete eine Hydraulik das hintere Luk und gab die Sicht auf die tobende See frei.
>Jetzt!< Rief Suleiman und mit einem Hammer wurden die Keile weg geschlagen Sofort rutschte der Anhänger über das Deck und kippte in die See. Es folgten zwei weitere bis der Weg zu den gelben Container frei war.
Klaus sammelte die Verzurrketten ein, als er das Rollensystem entdeckte das von drei Männern an der Ladekante der Fähre befestigt wurde. Es war eine gefährliche Arbeit und alle waren angeleint. Obwohl der Kapitän das Schiff in den Wind gedreht hatte spülten die Wellen weit in das Deck hinein.
Vier Männer machten sich daran die Container nacheinander an eine Hubanlage zu hängen und nach vorne zu dem offenen Luk zu bewegen. Eine Schiene lies den Behälter sich bis über die Ladekante bewegen
Klaus nahm eine winzige Kamera und schoss ein Foto Er sah auf die Uhr. Wenn er die Zeit und die Fahrgeschwindigkeit richtig einschätzte waren sie etwa fünfzig Meilen von der Französischen Küste entfernt. Er musste versuchen die genauen Koordinaten herauszubekommen.
>Jetzt>! Brüllte der Erste und mit dem auftauchen aus dem letzten Wellental wurde der Boden des Container geöffnet und seine Inhalt ergoss sich in die See. Vor allem Fässer verschwanden in der gurgelnden See. Aber auch alte Waschmaschinen, Kühlschränke und Herde die zur Tarnung mit in dem Container gewesen waren. Dazu Schrott der alles zusammen in die Tiefe zog. Das war also das Geheimnis, dachte der Zollagent und hörte die Anweisung sich am Lösen der anderen Behälter zu beteiligen. Schnell machte sich daran die Verschraubungen zu lösen.
Diese gelben Säcke zur See“ waren speziell konstruierte Container dessen Boden sich nach unten öffnen lies. Deswegen war es nie aufgefallen. An Bord waren sie bei Kontrollen immer vollzählig gewesen Ein perfider Plan der eindeutig als organisierte Kriminalität zu bewerten war.
Es war nicht sein erster Einsatz auf Schiffen. Er war Jahre zur See gefahren, bevor er an Land ging um Beamter der Zollbehörden wurde. Undercover zu arbeiten machte ihm nichts aus, aber diesmal hatte der Einsatz eine besondere Qualität. Es stand für den Reeder und den Kapitän viel auf dem Spiel wenn sich der Verdacht beweisen ließe. Die Täter schreckten auch vor Mord nicht zurück. Er beobachtete sein winziges Dosimeter. Es war immer noch weis.
Das Hubgeschirr senkte sich erneut herab. Es war fast neu. Nicht so zerschlissen wie auf anderen Schiffen. Das Geschäft schien viel Geld abzuwerfen. Die Matrosen erzählten nur davon wie gut es ihnen an Bord ginge und was sie für einen fürsorglichen Chef sie hatten. Viele waren Libanesen, und sie schworen das sie auf Kosten der Reederei daheim ein Haus bauen konnten. Jeder von ihnen. Als er an Bord kam stellte man ihm nicht viele Fragen. Er hatte schon zwei Tage an Bord als Ladehelfer des Hafenbetreibers gearbeitet, als er unmittelbar vor dem Auslaufen nach einen Job an Bord fragte. Der Plan der Behörde ging auf. Der Kapitän suchte dringend einen erfahrenen Decksmann, als Verlustersatz für den „verschollenen“ Pontos, und heuerte ihn an ohne viele Fragen zu stellen.
Der nächste gelbe Behälter wurde angehoben und es rumpelte bedrohlich im innersten. Der Beamte nahm plötzlich einen stechenden Geruch wahr. Chemikalien. Sicher eine Phosgenlösung. Er suchte nach einer Pfütze, aber der Container war nach unten offenbar dicht. Die Fähre holte plötzlich schwer über und er fiel nach hinten zwischen die Behälter. Sein Handy fiel ihm aus der Tasche und landete tief unter ihm auf dem Deck.
Der Container wurde in Position gebracht und eine weitere Ladung ergoss sich in den Atlantik. Der Agent dachte darüber nach wie lange sie diese Nummer wohl schon abzogen. Auf dem Meeresgrund musste sich mittlerweile ein wahres Gebirge aus Giftmüll gebildet haben. Als er sein Telefon wieder in den Händen hielt war das Display zerstört. Es war in die Lache einer öligen gelblichen Substanz gefallen die aus einem der Behälter getropft war und innerhalb weniger Minuten halb zerfressen worden. Klaus schob es in eine Nische der Bordwand. Erneut schaute er nach seinem Dosimeter. Es war nun gelb verfärbt. Etwas hier musste eine starke Strahlung absondern.
Sie öffneten eben die Klappen des nächsten Behälters. Weitere Fässer und Schrott fielen in den Atlantik. Also war der Verdacht begründet. Hier bahnte sich eine Umweltkatastrophe ungeheuren Ausmaßes an.
>Hey Klaus. Den Nächsten! Schlaf nicht!< Rief Suleiman. Eine Welle spülte ein Fass noch einmal nach oben bevor es endgültig in der kochenden See verschwand.

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Es gibt nichts gutes, außer man tut es.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:19.10.09 19:01 IP: gespeichert Moderator melden


Hamburg
Polizeipräsidium

Die drei Männer trauten ihren Augen nicht was das BKA zusammengetragen hatten. Hier schien sich ein mittlerer Umweltskandal. So wie es den Anschein hatte nutzten die Kayas ein Netzwerk von Gesetzeslücken, und zweideutigen Zuständigkeiten der Länder für ihre Geschäfte
>Und das sagen sie uns erst jetzt? Was soll das? Sind wir für das BKA die Sitzenbleiber von der Baumschule?< Rolf Berger stand auf und ging ans Fenster.
>Ich hatte meine Anweisungen!<
>Wenn sie einen konkreten Verdacht haben so sollten wir als Ermittler das wissen. Oder sind wir nur Statisten in ihrem Krimi?< Fragte Frank Rolle mürrisch.
>Es geht nur um den Mord an Kommissar Brandt. Er hatte den Auftrag gegen die Kayas zu ermitteln!<
>Wie schön. Wir laufen die ganze Zeit den Luden hinterher und sie hocken auf den richtigen Hinweisen wie Dagobert auf seinem Schatz. Was denken sie sich eigentlich?< Ereiferte sich Bernd und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch.
>Ich hatte meine Anweisungen!<
>Wo haben sie den Satz eigentlich ehr? Aus den Nürnberger Prozessen? Ich habe auch welche Frau Kleinschmied. Stellen sie sich vor. Ich stehe kurz davor gegen sie ein Ermittlungsverfahren wegen Behinderung der Justiz einzuleiten. Staatsanwalt Münzel wird sie anklagen, und wenn sie Glück haben fliegen sie nur raus!<
>Das entscheiden sie nicht Herr Bernd!<
>Da haben sie aber Glück gehabt junge Frau. Und nun zum Thema. Nach diesen Unterlagen ist der Hauptverdächtige Kamil Kaya. Wann gedenken sie ihn zu verhaften?<
>Gar nicht. Solange wir nicht wissen wie und wo der Müll verschwindet haben wir nicht genügend Beweise. Ein Motiv allein für den für einen Mordauftrag. an unserem Kollegen reicht nicht aus.. Fragen sie Herrn Münzel. Wir lassen sie in Ruhe und beobachten sie nur!<
>Was für Unterlagen hat ihr Kollege nun eigentlich auf dem Schrottplatz gefunden?<
>Eine Liste mit Containernummern. Sie war im Computer eingespeichert. Er hat sie leider nichts abschreiben können bevor er den Ort wieder verlassen musste. Offenbar musste alles sehr schnell gehen. Sie wissen dass die Schrottcontainer der Kayas alle gelb gespritzt sind. In der Liste war vermutlich verzeichnet in welchem der Behälter nicht nur alte Öfen und Waschmaschinen, sondern auch Giftmüll gelagert waren!<
>Und wo lässt der den Kram. Ich meine Offiziell?<
>Na wo schon. Im Libanon. Dort gibt es wahrscheinlich einen gigantischen Haufen Schrott der allen als Zielort angegeben wird, und die Gemüter beruhigt.!< Rolle nahm die Computermaus und klickte auf die letzte Suche nach der vermeintlichen Tatwaffe. Wieder erschien der Sperrvermerk.
>Was ist das? Warum kommen wir nicht an diese Daten ran?<
>Es ist ein Eintrag des Militärischen Abschirmdienstes. MAD. Versehen mit einem zusätzlichen Codeschlüssel des Bundesnachrichtendienstes. Ohne ministerielle Erlaubnis kriegen wir keinen Zugang!<
>Was ist an dem Schießprügel denn so brisant?< Berger rieb sich das schmerzende Handgelenk.
>Es wird weniger die Waffe, als mehr der Schütze sein, denke ich. Frau Kleinschmied? Was tun wir nach ihrer Meinung als nächstes?< Der Dezernatsleiter packte seine Sachen zusammen. Die Konferenz wartete. Der Senator würde die morgige Zeitung verfluchen. Hauptkommissar Bernd fragte sich ob er die Valiumtablette in seinen Schreibtisch besser gleich nehmen sollte.
>Wir warten auf die Ergebnisse des Zolls. Und wir vernehmen noch einmal Kamil Tekinel. Notfalls nehmen wir einen Notarzt mit falls es ihm wirklich so schlecht geht wie sein Doktor uns glauben machen will!< Sagte Saskia.
Bernd nickte und ging an die Tür. Bevor er den Raum verlies sagte er noch:
>Und suchen sie den Salamander auf. Seine Leute sind erschossen worden. Ich möchte hören was er dazu zu sagen hat!<

Hospiz
Regenbogenbrücke

CT sah auf die Uhr. Er hatte zwei Geschichten vorgelesen, und die meisten der Kinder waren auf den Kissen eingeschlafen oder waren kurz davor. Der Kleine Muck war wohl eher ein Schlafmittel. Vielleicht sollte er in Zukunft lieber gegen Abend kommen? Er verlies den Spielraum und traf Frau Brinkert die dabei war das Abendessen vorzubereiten. Sie verschwand sofort in der Küche al s hätte sie einen Geist gesehen. Es war wieder kühl im Flur. Ob die Heizung immer noch defekt war? Alle Kinder liefen mit ihren Bademänteln herum. Er ging in das Büro und sah Maria über einen Berg Akten gebeugt. Auch sie trug eine Strickjacke
>Na du? Alles okay mit den kleinen Teufeln?<
>Ich denke schon. Was ist eigentlich mit der Heizung? Es ist kühl hier drinnen?<
>Mal wieder kaputt. Wir brauchen dringend einen Monteur!<
>Und warum kommt niemand?< Maria schenkte zwei Tassen Tee ein. CT hasste schwarzen Tee, aber er lies sie gewähren.
>Siehst du das hier? Ich muss für jeden Furz einen Beleg ausstellen. Wenn ich heute dem Klempner den Auftrag erteile kriegt er im Frühling sein Geld. Hamburgs Behörden lassen grüßen. Ich traue mich gar nicht die Handwerker zu bestellen. Sie machen ihre Arbeit und die Stadt hält sie hin weil die Verwaltung in Zeitlupe arbeitet!< Er setzte sich und nahm sich die gelben Seiten auf den Schoß. Er hasste es zu frieren. Das war nicht immer so gewesen, aber ein Erlebnis hatte in dieser Hinsicht tiefe Spuren bei ihm hinterlassen.
Es war im Hermongebirge. Die Syrer hatten ihn zu Ausbildungszwecken in ein verschlafenes Nest nahe der Baumgrenze verfrachtet. Es war Nachts so kalt das die Wachhunde an den Ketten erfroren. Er konnte sich nicht erinnern je wieder so gefroren zu haben. Hans Müller selbst brach damals die Übung ab, weil ihm zwei Zehen abzufrieren drohten. Damals schlief er in einer kleinen Haus zusammen mit drei Familien die man hierher deportiert hatte. Das Herdfeuer kam nicht einen Tag gegen die Kälte an und er würde nie das Zähneklappern der Kinder vergessen. Morgens waren alle Steif und an einen echten Schlaf war in der Nacht kaum zu denken. Die Kinder weinten immerzu und er schwor sich so etwas nicht noch einmal erleben zu wollen.
Er rief eine Firma in der Nähe an und bestellte den Notdienst für sofort.
>Das gibt bestimmt Ärger. Wenn der hört das er die Rechnung an die Behörde schicken soll, wird er auf Barzahlung bestehen. Die Handwerker lernen auch dazu. Ich habe nicht genug Geld hier. Nicht mal privates!<
Er legte dreihundert Euros auf den Schreibtisch
>Keine Sorge. Ich übernehme es vorerst. Ich mag es nicht wenn die Kinder frieren. Wenn ihre Buchhalter aus dem Winterschlaf erwacht sind geben sie es mir zurück!< Der Tee war bitter. Er kannte Arabische Sorten die schmeckten ebenso und galten im Orient als teuer und Delikat..
>Das ist aber nett. Wir kann ich mich denn bei dir bedanken?<
>Kaufen sie anderen Tee!< CT erhob sich und goss den Inhalt in das kleine Waschbecken. Das Telefon klingelte und nach einem kurzen Gespräch lief Maria hektisch über den Flur in ein Zimmer. Sie rief nach Jochen.
Er schaute auf die Unterlagen. Zu Papier gebrachte Kleinigkeiten. Geschaffen von Beamten um andere Beamten mit Arbeit zu versorgen. Formulare um Medikamente zu beschaffen, oder ein defektes Spezialbett auszutauschen. Eine Welt für sich. Eine Quittung erweckte seine Aufmerksamkeit. Eine Überweisung an ihren Ex- Mann. War er wieder hier gewesen? Offenbar hatte er ihm nicht zugehört? Er verlies den Raum. Es war schließlich Marias Problem, und nicht seines. Maria kam mit einem Kind im Rollstuhl aus dem Zimmer.
>Hast du ein Auto? Wir müssen dringend in die Uni-Klinik!<
>Vor der Tür. Aber wäre eine Rettungswagen nicht besser geeignet?<
>Der käme erst in einer Stunde weil keine Notfall vorliegt, aber ich möchte so schnell wie möglich mit Rainer in die Klinik?< CT dachte an seine Liste, und das er noch einige Aufträge abzuarbeiten hatte. Was hatte er mit diesem Kind zu tun? Verdammt. So weit sollte es gar nicht kommen. Viel zu viel Nähe. Warum hatte er sich hinreißen lassen mit dieser Maria mehr als das notwendige zu sprechen? Noch zehn Stunden dann war der Spuk hier endgültig vorbei. Er half Jochen das Kind in den Wagen zu setzen. Maria packte einige Sachen zusammen und Schwester Brinkert gab sich die größte Mühe nicht in seine Nähe zu kommen.
>Was soll er eigentlich dort?< Er lenkte den Mercedes auf die Eiffeestrasse. Der Verkehr war ziemlich stark um diese Zeit.
>Eine Leber? Es gibt ein Spenderorgan für ihn. Ein Ärzteteam bereitet bereits alles für die Transplantation vor!< Maria war aufgeregter als der Patient selbst. Er beobachtete das Kind im Rückspiegel. Es wirkte irgendwie abwesend. War es nicht ein Grund für Freude?
Die Lübecker Strasse war ein Meer aus Blech und er suchte nach einem Umweg. Eine Kopfsteinstrasse schüttelte den Wagen gehörig durch und das Kind stöhnte. Maria sprach mit ihm, aber das Kind schien wenig Interesse zu haben.
>Es ist seine dritte Operation. Zweimal sind die Organe bereits abgestoßen worden, und Rainer hat den Glauben verloren je wieder Gesund zu werden!<
Es fing an zu regnen und der Verkehr stoppte vor der Kreuzung Mundsburg.
CT dachte an seine Operationen. Es waren Dutzende. So viele das er noch heute bei dem Geruch von Desinfektionsmittel oder Jod mit dem Brechreiz kämpfen musste. Dabei entsprachen die Krankenhäuser in denen er zunächst behandelt wurde ganz und gar nicht europäischen Standards. Als er auf betreiben von Hans Müller in der Berliner Charite` untersucht wurde fragten die Ärzte abfällig welche Tierärzte ihn wohl zusammengenäht hätten.
Ein Polizist regelte den Verkehr an einer Unfallstelle in der Sierichstrasse vorbei. Maria sprach mit dem Kind über die neue Operation und erntete eine leises „Okay“.
Sie gaben ihm Stückweise ein neues Gesicht. Aus Knorpeln seines großen Zehs formten sie eine neue Nase. Es dauerte schier endlos. Oft schlich er Nachts durch die Klinik und hoffte das der Alptraum einfach damit zu Ende ginge das er morgens nicht mehr aufwachte. Er konnte das Kind gut verstehen.
Vor der Klinik wurden sie von den Eltern des Jungen und dem Operationsteam in Empfang genommen. Der Vater war außer sich vor Freude. Beiden Eltern standen die Tränen in den Augen. Er drückte ihm euphorisch einen hundert Euroschein in die Hand, und verabschiedete ihn und Maria wie alte Freunde.
>Ich habe Hunger. Wollen wir zusammen etwas Essen? Ich lade dich ein. Das ist das mindeste was ich tun kann!< Der Wagen stand auf dem Winterhuder Marktplatz vor einer Ampel. Maria zeigte auf ein Restaurant.
>Sie schulden mir nichts!< War das eben ein Versuch ihn näher kennen zulernen? Hatte sie Interesse an ihm? Wenn diese Maria wüsste wie sein restlicher Körper unter der Kleidung aussah, würde sie sich die Sache garantiert noch einmal überlegen.
Die Berliner Ärzte waren gut. So gut wie es der Stand der Medizintechnik ermöglichte, aber für mehr als ein akzeptables Gesicht und Teile der Hände hatte es nicht gereicht. Die Wende in Deutschland besiegelte weitere Optionen, und mit Hans Müller verschwand auch alles Andere seines vorigen Lebens. Er regelte die Lüftung neu. Die Scheiben begannen zu beschlagen.
Eine Zeitlang herrschte erdrückendes Schweigen in dem Taxi. Ein Roller- Fahrer quetschte sich durch die Gasse und berührte den Außenspiegel des Wagens.
>Warum hast du Herbert solche Angst eingejagt?< Ihre Stimme klang plötzlich spröde.
>War das ihr Mann?<
>Stell dich nicht dümmer als du bist Raul. Er ist völlig fertig und traut sich seitdem kaum noch vor die Tür!<
>Ich fand das er ein Arschloch ist!<
>Er ist Krank. Er kann nichts dafür!< Der Verkehr floss zäh dahin. CT behielt die Temperaturanzeige im Auge. Kinder rannten quer über die Strasse und ein Fahrradkurier drängelte zwischen den Autos hindurch.
>Es gibt auch kranke Arschlöcher, aber das macht sie nicht besser in meinen Augen. Er hat sie immerhin geschlagen. Wenn sie das akzeptieren ist das ihr Problem. Ich tue das nicht. Schon gar nicht vor den Kindern.< Maria sah aus dem Fenster und schwieg. Der Regen nahm zu. Er beobachtete eine Gruppe Leute die sich unter einem Bushäuschen zusammenkauerte. Jeder zweite telefonierte und hatte keinen Blick für die Umgebung. Alles fühlten sie sich sicher. Deutschland war ein sicherer Ort. Glaubten sie. Dachte er verächtlich.
>Warum machen sie eigentlich diesen Job?<
>Weil er getan werden muss?< Maria sah stur aus dem Fenster.
>Ich sah sie weinen. Sie scheinen mir ein wenig zu sensibel dafür zu sein!<
Auf der Barmbeker Strasse stand der Verkehr wegen eines Feuerwehreinsatzes. Es gab kein vor und zurück mehr.
>Das dauert länger es zu erklären?< Seufzte sie. CT schaute nach links und sah auf die Uhr. Ein Restaurant schaltete seine Außenreklame ein. Der Abend war eh kaum noch zu retten. Er würde nicht mehr schaffen was er sich für heute vorgenommen hatte.
>Mögen sie türkisch?< Er lenkte den Wagen auf einen Parkplatz.

Hamburg Polizeipräsidium

>Hast du seine Augen gesehen? Der hatte Angst. Der ist in Panik. Der große Salamander hat die Hosen voll!< Rolf Berger sah aus dem Fenster wie Boris Wolchow und seine drei Anwälte in den Wagen stiegen. Die Befragung zum Attentat auf ihn war aus kriminalistischer Sicht nicht sehr aufschlussreich, trotzdem hatte Hauptkommissar Bernd seine Freude an dem Gespräch.
Der Salamander. Der Boss vom Kiez bezichtigte die Polizei ihn nicht schützen zu wollen, obwohl Beamte vor seinem Haus postiert waren.
>Angst oder nicht. Er hat Polizeischutz abgelehnt. Ich bin sicher sie werden es unter sich ausmachen. So wie immer!< Sagte Berger.
Der Chef der Mordkommission nahm missmutig die Akte vom Tisch und blätterte zur ersten Seite. Valentin Kustow. 21 Jahre. Beruf: Keiner. Mit Touristenvisum in die Eu eingereist. Vorstrafen: Keine. Ein armes Schwein. Dachte er.
>Die Ballistik spricht von einem Elefantentöter. Kaliber 357 oder größer. Vom Kopf seines Bettgenossen war kaum noch genug über um eine DNA-Analyse zu machen. Wie zu erwarten gab es keine Spuren. Ich bin sicher das es unser unbekannter Killer war!<
>Eigentlich könnte man von Pfusch reden. Der Schuss galt sicher Boris, und hat doch den Kleinen getroffen< Berger spürte eine Erkältung herannahen.
>Die Spurensicherung hat die Gertrudenkirche als Standort des Schützen ermittelt. Das er aus dieser Distanz überhaupt ins richtige Fenster getroffen hat grenzt an ein Wunder. Über Achthundert Meter, und das bei Nacht. Der Typ ist ganz sicher vieles, aber ein Pfuscher ist er nicht. Die Kollegen vom SEK meinen so einen Schuss kriegen höchstens eine handvoll Leute auf der Welt überhaupt hin.< Antwortete Bernd.
Er sah auf seinen Kalender. In drei Tagen würde er wieder mal persönlich beim Innensenator Bericht erstatten müssen, und das einzige was er vorweisen konnte war ein weiterer Toter. Am liebsten würde er selbst auf der Strasse Jagd nach dem Killer machen, aber in dreißig Minuten wartete die nächste Pressekonferenz auf ihn. Heute war wieder so ein Tag da hasste Hauptkommissar Bernd seinen Job.
>Und wir haben keine Akte über so einen Präzisionsschützen?<
>Nein. In der Form ist es auch dem BKA völlig unbekannt. Es gibt keine Ähnlichkeiten mit anderen Verbrechen!< Sagte Saskia.
>Hat das ihr Computer ausgespuckt, oder ist das eine echte Ermittlungsweisheit?< Fragte Berger misstrauisch.
>Computer haben so an sich das sie in der Regel auf dem neuestes Stand sind. Anders als Handgeführte Akten!<
>Vielleicht hat der Schuss ja auch Serge gegolten. Immerhin hat er den Krieg mit den Kayas angefangen? Was sagen die eigentlich dazu?< Wollte Bernd wissen..
>Der Verhör war ziemlich bizarr. Wir haben mit dem alten Kamil in Beisein eines Arztes und seiner Anwälte gesprochen. Der Arzt verbreitete jede Minute dass sein Patient gleich in die ewigen Jagdgründe eingehen würde wenn wir so weiter machen würden und die Rechtsverdreher haben uns jede Frage dreimal im Mund umgedreht. Der Weis angeblich von gar nichts. Seine Frau hat uns die ganze Zeit angesehen als ob sie uns fressen wollte. Aus der war noch weniger rauszuholen!< Frank Rolle ärgerte sich heute noch, wenn er an das Verhör auf der Litani dachte.
Kamil Kaya lag in einem Krankenhausbett, und im ganzen Zimmer blinkten die Anzeigen der Überwachungsinstrumente wie eine Disko. Dabei schaute er aus von seinem Kissen herunter als wäre er bereits fast Tod. Er hielt es für eine gutgemachte Inszenierung, aber seine Anwälte leider nicht.
Die Stimme des Libanesen war ausgesucht leise und er verstand nur die Fragen die er verstehen wollte. Kamil Kaya war ein gerissener Gangster, der nach Frank Rolles Meinung genau wusste um was es ging.
Sie hatten im Vorwege alles versucht. Seinen E-mail-Verkehr und seine Telefonanschlüsse waren zurückverfolgt worden, aber alles war ohne Belang.
Sie hatten die Angestellten vernommen, aber jeder besaß ein Alibi, oder konnte glaubhaft beweisen dass er nichts mit den Vorgängen zu tun hatte.
Sie sahen sich die verschiedenen Entsorgungsplätze der Firma an. Zwar gab es keinen Durchsuchungsbefehl, aber Saskia meinte dass sie ihn notfalls innerhalb von zwanzig Minuten per Fax bekommen könnte, wenn sich denn etwas finden ließe. Ohne Erfolg. Die vermeintlichen gelben Giftmüllbehälter standen säuberlich nebeneinander aufgereiht und waren zum Teil mit alten Kühlschränken Öfen, oder Autoteilen befüllt.
>Was war mit seinem Filius? Diesem Ekrem?<
>Der ist geschäftlich im Libanon. Wenn er zurück ist greifen wir ihn uns!<
Frank Rolle stand auf und schaute die Beamtin vom BKA an.
>Wir sollten sein Schiff auseinander nehmen. Jetzt gleich. Der Kasten wimmelt von Arabern.. Wenn wir anfangen die richtig ausquetschen kriegen bekommt Kamil kalte Füße. Er wird gezwungen zu handeln!< Saskia winkte energisch ab.
>Nein. Solange wir keine Beweise haben lassen wir ihn in Ruhe. Die Ermittlungen gegen ihn und andere haben Jahre gedauert. Sie leichfertig aufs Spiel zu setzen damit ihr Senator in den Umfragen nicht ganz so tief fällt lehne ich ab!<
>Das lassen sie ihn mal lieber nicht hören. Und wie ist der Ermittlungstand? Haben wir bald neue Beweise?<
>Der V-Mann ist noch auf See und konnte sich nicht melden. Sobald das Schiff anlegt wird jemand mit ihm Kontakt aufnehmen. Dann wissen wir mehr!<
>Da ist noch etwas. Es betrifft Kamil Kaya. Wir haben einen zarten Hinweis aus dem auswärtigen Amt bekommen ihn in Zukunft nur zu behelligen wenn wir echte Beweise gegen ihn haben. Er besitzt einen Diplomatenpass und ist eine große Nummer in der Wirtschaft. Die EU schaut uns auf die Finger. Also Vorsicht mit dem was ihr tut!<

Leibzig/Halle
Flughafen

Serge stand auf der Empore und beobachte wie die aus Moskau angekommenen Fluggäste ihr Gepäck von den Laufbändern nahmen. Es waren viele Geschäftsleute mit ihren Frauen dabei. Die Damen erweckten ihn ihm eher den Eindruck das es die Töchter sein könnten, aber ihm war es egal. Er interessierte sich für anderes.
Der erste den er erkannte war Pawel Kolches. Ein kräftiger Mann und absolut skrupelloser Söldner des Tschetschenien Konflikts. Genau der richtige für das was sie vorhatten. Ihm folgte Andrey Jelzin. Ein Mann der irgendwo östlich von Perm ein altes Bojarenschlos bewohnte und in seiner Freizeit mehr zum Vergnügen als aus Not Kinderpornos drehte. Serge hatte Aufnahmen von ihm gesehen wo er es mit einer Vierjährigen trieb. Er war zwar ein Scheißkerl, aber als Schütze und Knochenbrecher gut zu gebrauchen. Der Bundesgrenzschutz ging mit drei Beamten an den Russen vorbei und beäugte sie misstrauisch. Serge grinste. Immerhin hatten sie den richtigen Instinkt, aber ihre Maschinenpistole zu benutzen trauten sie sich nicht, diese Deutschen Bullen.
„Wlad“ Wladimir Busachow riss mit einer Bewegung seinen großen Seesack vom Band und bahnte sich einem Schneepflug gleich den Weg in Richtung Halle. Er rühmte sich damit in Afghanistan gewesen zu sein, und als Zeichen seiner Siege im Kampf vierzig Ohrenpaare abgeschnitten zu haben. Er arbeitete in Moskau als Leibwächter, und noch niemand konnte davon berichten Wlad im Kampf besiegt zu haben. Eigentlich konnte nach einem gewaltsamen Zusammentreffen mit ihm niemand mehr irgendetwas berichten.
Pjotr Bukowa hinkte leicht als er den Rucksack aufnahm und dem Ausgang zustrebte. Er war schon alt. Älter als es für den bevorstehenden Job gut wäre, und das Syndikat hatte ihm bereits eine Pension ausgesetzt. Trotzdem hatte er sich gemeldet. Pjotr hatte als Kind mit zusehen müssen wie Ukrainische Soldaten auf ihrer Flucht vor der roten Armee seine Eltern erschossen. Seit er für das Syndikat arbeitete hatte er mehr als hundert Menschen ermordet.
Vor allem Ukrainer. Aber Deutsche tötete er ebenso gerne. Serge hatte selten einen Menschen erlebt der so gefühllos Morden konnte.
Er ging zu Rolltreppe und lächelte in die Überwachungskameras. Niemand würde ihn zusammen mit den anderen filmen. Sein Handy meldete sich. Einer nach dem anderen Übermittelte den personenbezogenen Code um seine Ankunft zu melden.
Ivan Sachalin war auch darunter. Serge mochte den Kampfsport erfahrenen ehemaligen Sonderpolizisten des Innenministeriums. Sie beiden hatten einiges zusammen erlebt bevor sie sich entschieden auf die lukrativere Seite zu wechseln. Die Kriminalität in Russland war ein schleichender Prozess. Die eine Seite bereicherte sich an den fehlenden Politischen Regeln, und diejenigen die Regeln umsetzten sollten die es nicht gab nahmen sich was sie kriegen konnten. Die Bevölkerung hatte längst Polizei und Mafia in einen Topf geworfen, in dem nur die Uniform den Unterschied zwischen den Kriminellen machte. Die Männer würden jeder einzeln und mit Taxis den Flughafen verlassen, und außerhalb der Stadt erneut aufeinander treffen wo er sie mit einem Bus erwartete.
Jaroslaw Godunows Signal blinkte auf. Ein ehemaliger Verhörexperte des KGB. Der Schrecken des Moskauer Lubjanka-Gefängnisses.
Er war schon über fünfzig und musste nach der Perestroika ohne Pensionsanspruch seinen Hut nehmen. Trotzdem war er dem Geheimdienst auf verschiedene Weise treu geblieben und die Nachfolgeorganisation des einst allmächtigen russischen Geheimdienstes FSB ihm auch. Sein Gehalt zahlte zwar seid Jahren das Syndikat, aber man tat sich hin und wieder gegenseitig einen Gefallen. Jaroslaw war nicht nur ein Experte für Foltertechniken sondern auch ein ausgesuchter Stratege für Kommandoeinsätze. Er würde die Aktion gegen die Kayas vorbereiten.
Serge stieg in seinen Wagen wo der Fahrer sich eben mit einem Flughafenmitarbeiter herumstritt. In Moskau hätte es so etwas nicht gegeben. Die Fahrzeugmarke allein war in der Stadt schon ein Indiz dafür wen man tunlichst in Ruhe lies und mit wem man Streit suchte.

Hamburg/Winterhude
Türkisches Restaurant „Anadolu“

Draußen ging ein Unwetter nieder. Der Regen floss einem unkontrollierten Strom gleich über die Strasse.
Was auch immer auf den Strassen passieren würde. Es würde länger dauern. CT bestellte für sie beide eine große Fleischplatte, und Wein.
>Du kennst dich aus mit Orientalischen Speisen?< Maria hatte bemerkt das er die Bestellung auf türkisch abgegeben hatte.
>So leidlich. Es reicht um keine üble Überraschung zu erleben!<
>Woher kannst du die Sprache?< Maria trank ihr zweites Glas und schien neugierig. Draußen zuckte ein Blitz und tauchte die Kreuzung in ein bizarres Licht. Er erzählte ihr eine seiner Legenden. Das er viele Jahre als Verkaufsrepräsentant an der Türkischen Küste gelebt hatte, und die umliegenden Staaten bereist hatte. Schwer nachprüfbar und obendrein absolut glaubwürdig. Er beobachtete sie. Die Art wie sie das Glas hielt zeugte von geschliffenen Manieren, aber die Geschwindigkeit in der sie den Wein in sich hineinschüttete strafte das Beispiel Lügen. War sie eine Alkoholikerin? Er selbst nippte nur an dem Glas. Der Wein war gut, aber er hatte ihn nur passend zum Essen ausgewählt. Ansonsten hielt er sich von Alkohol fern.
Ihre Lippen bebten leicht. Als wollte sie Worte formen aber traute sich nicht es zu tun. Ein Donnern hallte durch die Strasse, und lies das Licht flackern. Der Regen riss einen vergessenen Schirm um.
>Hast du Kinder? Bist du verheiratet?<
>Nein. Weder noch. Die Gelegenheit hat sich nie ergeben. Außerdem bin ich zeugungsunfähig!< Normaler weise erledigten sich damit alle Fragen über Familie von alleine. Das ein Mann keine Kinder zeugen konnte war ein Makel den man aus Respekt nicht wieder ansprach. CT beschloss lieber selbst die Konversation zu lenken. Fragen zu seiner Person beantwortete er höchst ungern.
>Warum tun sie diesen Job?< Der Ober brachte die Vorspeise. Käse in Weinblättern. Er schenkte ihr Glas voll und zeigte mit einer dezenten Bewegung auf die fast leere Flasche.
>Er ist wichtig. Und einer muss ihn tun?<
>Das sagen Scharfrichter auch von sich!< Sie hielt das Glas vor ihr Augen und musterte ihn. Ein Feuerwehrfahrzeug fuhr mit lauten Sirenen vorbei.
>So? Tun sie das? Kennst du dich aus mit Scharfrichtern?<
>Nicht so das ich damit angeben könnte!< Er dachte an die Syrischen Gefängnisse und die Verhöre an denen er zusammen mit Hans Müller beteiligt gewesen war. Wenn das Opfer hinterher nur mehr ein zuckendes Bündel Fleisch gewesen war wurde ein schmalgesichtiger Mann gerufen der sich um den Rest kümmerte. Die Vernehmungsoffiziere verließen den Raum und gingen Essen, oder widmeten sich anderen Opfern.
Zuweilen kam der Mann sogar ins schwitzen so oft wurde er gerufen. Er selbst quälte seine Opfer nicht. Er nahm einfach eine Axt und schlug ihnen den Schädel ein bevor er das was von ihnen übrig war auf einen Lastwagen warf der die Leiche irgendwo in die Syrischen Wüste brachte, wo sie verscharrt wurde.
>Du bist ziemlich cool oder? Der Tod macht dir nicht viel aus.< Maria kaute ein Stück der Vorspeise. Ihre Hände zitterten leicht. Ein Fingernagel war abgebrochen.
Sie hatte Narben an den Handgelenken. CT erkannte die typischen Spuren eines vergangenen Selbstmordversuches. Mit Wunden kannte er sich aus. Er schätzte das Narbengewebe auf älter als fünf Jahre.
>Sterben müssen wir alle einmal. Für mich ist es primär nicht eine Frage des Zeitpunktes, sondern vor allem der Art und Weise!< Der Wirt stellte einen Kerzenständer auf den Tisch, aber CT winkte ab. Er hasste Kerzen. So wie er jedes offene Feuer in seiner Umgebung hasste.
>Sie blendet dich? Sind deine Augen so empfindlich?< Das dritte Glas war leer. Aus der Küche roch es bereits köstlich nach gebratenem Fleisch.
>Ich mag keine Kerzen. Ganz einfach!< Maria lächelte und strich sich die Haare aus dem Gesicht.
>Du hast mal schlechte Erfahrungen mit Feuer gemacht? Stimmt? Ich sehe die Spuren an deinen Unterarmen, und die Überbleibsel der kosmetischen Operationen an den Händen. Auch dein Gesicht hat wohl etwas abbekommen!< CT schaute sie schweigend an. Sollte er darauf reagieren? Zuweilen war es besser nichts zu sagen.
>Du kannst dich nicht verstellen Ich bin gelernte Krankenschwester, und habe schon viele solche Verletzungen gesehen. Was war es? Ein brennender Weihnachtsbaum? Ein Verkehrsunfall?< Ihre Stimme klang etwas schriller als sonst. Der Wein schien Wirkung zu zeigen. Draußen lies der Regen etwas nach. CT freute sich das sie ihm die Antwort mitgeliefert hatte. Menschen neigten dazu ihren eigenen Wahrheiten zu glauben.
>Ein Autounfall. Der Wagen in dem ich saß fing Feuer. Ist aber schon lange her!< Der Ober brachte die Fleischplatte
>Was machst du sonst? Du wirkst auf mich nicht wie ein typischer Taxifahrer?<
>Was zeichnet einen Taxifahrer denn aus?< Das Lammfleisch war köstlich.
>Sie sind Fett, Langweilig, und haben ihre Bildung aus der Bildzeitung.<
>Sie scheinen ja viele zu kennen?< CT sah aus dem Fenster. Eine große Limousine fuhr auf den Bürgersteig direkt vor das Lokal. Er witterte Gefahr.
>Genug um mich vor ihnen zu gruseln. Also was ist? Was tust du sonst?<
>Im Augenblick lese ich Kindern etwas vor!< Es klang wohl eine Spur zu sarkastisch, und Maria funkelte ihn plötzlich feindselig an. Sie trank ihr Glas ruckartig leer als würde sie eine Art Elixier zu sich nehmen.
>Nervt es dich? Du hast immerhin noch 10 Stunden vor dir?< Zischte sie
>Nein. Ich denke ich könnte es schlimmer treffen!< Er war erstaunt das sie die Anzahl im Kopf hatte. Er winkte dem Ober und lies eine neue Flasche Wein und Mineralwasser bringen.
>Kannst du auch einmal normal Antworten?< Soße tropfte auf ihr Hemd, aber sie bemerkte es nicht.
>Nein. Es nervt mich nicht. Die Arbeit mit den Kindern bereitet mir Freude!<
Das war zwar stark übertrieben, aber er fühlte dass Maria auf eine gefährliche Emotion zusteuerte. Der Alkohol war nicht ihr Freund.
>Schön. Dann bist du der Erste. Mir macht die Arbeit auch Freude. Weist du auch warum? Sie lenkt ab. Ab von dem was man vermeintlich Leben nennt. Jeden Tag den ich im Hospiz verbringe erklärt mir den Sinn unserer Existenz aufs Neue!<
>Und was ist der Sinn?< Drei Männer in dunklen Anzügen betraten das Lokal. CT spürte die Bedrohung die von ihnen ausging wie einen kalten Luftzug, aber sie schienen es auf den Wirt abgesehen zu haben. Wahrscheinlich Schutzgeldeintreiber.
>Strafe. Was sonst? Der Sinn unseres Lebens besteht darin für ein vergangenes Leben zu Büßen!<
>Sind sie am Ende Buddhistin?<
>Keine Ahnung. Ich glaube jedenfalls nicht an den Gott den sie in den Kirchen anhimmeln?< Ätzte sie. Ihre Stimme wurde undeutlich.
>Was hat sie zu der Ansicht gebracht?< Er erhob ganz sanft seine Stimme um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Aus der Küche kamen Geräusche. Männer stritten miteinander. Es ging um Geld.
Maria nahm sich den Wein und schenkte sich ihr Glas voll. Sie sah eine Zeit lang aus dem Fenster als plötzlich in der Küche Geschirr zu Bruch ging. Das Geräusch lies sie zusammenzucken. Wein tropfte auf ihren Schoß. Es schien sie aus einer Art Tagtraum zu reißen, denn mit einem male war sie wie ausgewechselt.
>Ich habe vor zwölf Jahren mein Kind verloren.
Sebastian litt an einer seltenen Nierenunterfunktion, und ehe ein Spenderorgan zur Verfügung stand starb er!< Es klang wie auswendig gelernt. Maria schaute ihn konsterniert an und stellte ihr leeres Glas beinahe in ihrem Essen ab. In der Küche wurden heftige Beleidigungen und Drohungen ausgetauscht. CT schenkte sich Mineralwasser ein, und warf einen schnellen Blick zur Küche. Sie sollten besser gehen.
>Ist das der Grund? Versuchen sie sich mit der Arbeit im Hospiz von einem Vorwurf rein zu waschen der sie verfolgt?<
>Mein Mann kam nicht mit seinem Tod klar und wurde psychisch krank. Er wurde Manisch und gab mir die Schuld!<
>Und? Fühlen sie sich schuldig?< Die Straßenbeleuchtung ging an, und der Regen wurde weniger. CT winkte vergeblich nach dem Ober. Maria lachte kichernd, und zeigte mit einer weiten theatralischen Bewegung auf sich. Er war sicher dass sie nun völlig betrunken war.
>Ich. Maria Bäumer. Geborene Steinbrenner. Ja, ich bin schuldig. Ich war die Krankenschwester und obendrein die Mutter. Ich hätte mehr tun müssen um ihn zu retten. Ich allein trage die Schuld am Tod meines Sohnes Sebastian!<
>Wie soll ich das denn verstehen? Haben sie eine Transplantation etwa verhindert?< Sie zog ihre Bluse aus dem Rock und zeigte ihm ihre Rückenpartie.
>Siehst du das? Keine Narbe. Ich habe ihm keine meiner Nieren gespendet. Deswegen ist er gestorben. Das ist meine Schuld!< Wieder kicherte sie und trank ihr Glas leer. Obwohl sie lachte wirkten ihre Augen hart wie Glas
>Sie werden ihre Gründe gehabt haben!< CT lauschte dem Gebrüll in der Küche.
>Gründe? Wen interessieren denn die Gründe wenn es um das Leben geht?< Lachte sie und trank diesmal direkt aus der Flasche. Es war an der Zeit zu gehen. Die drei Männer kamen lautstark aus der Küche zurück und einer von ihnen stieß den Ober vor sich her. Direkt auf si zu. Der Mann rollte unglücklich gegen ihren Tisch und lies die Gläser umstürzen. Seine Nase blutete. Es war zu spät um einfach zu gehen. Das Lokal war leer und die drei Gangster wollten den Streit gezielt mit ihnen. Offenbar wollten sie dem Ladenbesitzer damit schaden. CT erhob sich und stellte sich vor dem Tisch auf bevor er dem jungen Türken auf die Füße half.
>Setz dich Arschloch, oder du bist der nächste Dönerspieß!< Brummte ein kräftiger Kurde und winkte ihn lässig beiseite.
>Du störst mich beim Essen Bergtürke!< Antwortete er laut auf türkisch.
Die Männer schauten ihn trotz der für Kurden üblen Beleidigung einige Sekunden verwundert an. CT brauchte nicht viel mehr als das was er in der Umgebung fand. Ehe die Männer sich auf ihn einstellen konnten warf er dem ersten einen schweren gläsernen Aschenbecher ins Gesicht. Dem zweiten zersprang die Weinflasche über dem Schädel, und schickte ihn ebenfalls ins Reich der Träume. Der jüngste der drei Geldeintreiber ging in eine Kung-Fu Position und fuchtelte drohend mit den Armen herum. Ihm flogen die Reste der Fleischplatte entgegen, und ehe er an eine echte Gegenwehr denken konnte zog der abgebrochene Flaschenhals eine tiefe Furche durch sein Gesicht. Er verkroch sich jammernd unter einem Tisch. Der Ober rannte aus dem Lokal und suchte das Weite.
>Ich denke wir sollten gehen!< Sagte er gelassen und warf einen Geldschein auf den Tisch. Maria nahm sprachlos seine dargebotene Hand und stieg über die bewusstlosen Männer hinweg. Bis zum Hospiz redeten sie kein Wort miteinander. Vor der Tür lies er den Motor laufen und wartete dass sie ausstieg, doch Maria starrte ihn ausdruckslos an. Ihr Atem ging schwer. Der regennasse Asphalt glänzte im Licht der Straßenlampen. Ein Lastwagen fuhr schnell vorbei, und lies das Taxi beben. Sie schien nachzudenken. CT wollte sie schon bitten auszusteigen, als Maria plötzlich ihre Hand hob und auf ihn zeigte. Es war wie eine Anklage.
>Du willst den Grund wissen? Ich sehe es dir an das du es nicht verstehen kannst warum ich kein Organ gespendet habe!<
>Sie tragen nach meiner Meinung keine Schuld am Tod ihres Kindes!<
>Blödsinn. Ich sehe dir an das du es nicht ernst meinst mit dem was du sagst. Für dich bin ich wahrscheinlich eine lebenshungrige Rabenmutter die nur ihr eigenes kleinliches Vergnügen im Kopf hat. Die ihr Kind ermordet hat.<
>Ich maße mir kein Urteil an!< Er sah den Ausdruck tiefer Verzweifelung in ihren Augen. Ein Ausdruck den er hunderte male gesehen hatte. Ob in den Verhörzellen des syrischen Geheimdienstes, oder den Gerichtskammern der Iraker. Oder woanders. Dieser Ausdruck größter Hilflosigkeit war bei jedem Menschen gleich.
>Ha. Urteil. Das ist längst gesprochen. Weißt du warum ich kein Organ gespendet habe?< Maria fing an zu weinen, aber es war keine Trauer, sondern Wut.
>Weil ich nur eine funktionierende Niere besitze, und die Ärzte sich geweigert haben sie zu transplantieren. Ich habe alles versucht. Ich habe mich sogar versucht selbst zu töten, damit Sebastian von meiner Organspende profitieren konnte. Aber sie holten mich zurück. Leider.
Ich wurde in einer geschlossenen Klinik wieder wach, und es dürfte wohl der furchtbarste Tag in meinem Leben gewesen sein. Als ich wieder aus dem psychiatrischen Krankenhaus entlassen wurde war Sebastian bereits drei Tage Tod!<
> Sie... Du trägst keine Schuld an seinem Tod. Ein Leben zu nehmen um ein anderes zu retten ergibt keinen Sinn. Für niemanden. Auch für dein Kind nicht. Es hätte sich sein Leben lang Vorwürfe gemacht das wegen ihm seine Mutter gestorben ist. Ich kann nicht glauben das du das gewollt hättest!< Jetzt empfand er Mitleid für sie. Eine Empfindung die bei ihm höchst selten vorkam. Maria schnäuzte sich, und schien plötzlich der Welt entrückt. Sie sah ihn grinsend an und beugte sich zu ihm herüber. Ausfluss tropfte auf ihre Bluse, und erhöhte die Anzahl der Flecken.
>Okay! Ich bin keine Mörderin. Aber eines ist sicher. Du bist auch kein normaler Taxifahrer!< Dann fiel ihr Kopf auf die Seite und CT musste sie nach oben tragen.






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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:23.10.09 22:28 IP: gespeichert Moderator melden


Libanon
Ortschaft Mashgara/ Bekaa-Tal.

Die Worte des Vorbeters hallten in der Moschee der Stadt wie ein Donnergrollen. Ekrem kniete am Boden und hörte der Predigt angestrengt zu. Sein Arabisch war alles andere als vollkommen und entsprechend schwer fiel es ihm den Worten zu folgen. Doch genoss er die religiöse Atmosphäre. Sein Geist tauchte ein in die Worte des Propheten und eine ungeheure Leichtigkeit befiel ihn. Wie lange hatte er das vermisst. Zuhause verstand niemand seine Gefühle. Keiner hatte Verständnis für die großen Weisheiten des wahren Propheten. Alles war nur vom Profit gelenkt. Habgier und Großmannssucht beherrschten das Denken des Westens. Seine eigene Familie war bis ins Mark davon vergiftet.
Die Leute dankten ihm. Für die große Halle in der demnächst eine Sortierungsanlage für Müll aller Art in Betrieb gehen sollte. Natürlich nah den modernsten Technischem Standart. Er hatte eine Schule bauen lassen und viel Geld in die Sanierung von Wohnvierteln investiert in denen die beschäftigten wohnten. Die Anlage versprach einer ganzen Region Arbeit und bescheidenen Wohlstand. Kamil war wenig begeistert davon gewesen hatte es aber geduldet. Seine Mutter und Aga hatten kein Verständnis für seine Taten. Von Yussuf ganz zu schweigen der die Libanesen als Affen ohne Bildung verspottete. Der religiöse Gegensatz der nie eine Rolle gespielt hatte in der Familie wurde immer deutlicher.
Er schüttelte viele Hände und empfing unzählige Segnungssprüche der Menschen.
Nach dem Ende des Gottesdienstes begab er sich verabredungsgemäß in das Zimmer des Vorbeters um den Mann zu treffen der ihm den Weg der wahren Erleuchtung gewiesen hatte.
>Allah sei mit euch ehrwürdiger Safid!<
>Gelobt sei der Prophet der über eure Wege wacht Ekrem!<
Safid al Kurr hatte ihn angesprochen als er auf der Strasse Spenden für die Not der Muslimischen Bevölkerung sammelte. Umgeben von Panzern und feindlichen Milizen stand der Geistliche vor den Resten eines zerstörten Kaufhauses und predigte. Seine offene Art mit den Soldaten umzugehen und der Mut den er trotz der Bedrohungen um ihn herum bewies imponierten Ekrem das er blieb und ihn fasziniert beobachtete. Die Spenden waren nicht eben üppig, aber es reichte um nach drei Stunden eine große Menge Gemüse auf dem Markt zu erstehen. Er folgte Safid ins Viertel der Schiiten und sah mit welcher Barmherzigkeit er die Lebensmittel mit den anderen Menschen teilte. Kaum etwas behielt er für sich. Er lachte und war freundlich zu allen. Selbst zu denen die nicht dem Glauben der Schiiten angehörten.
Seien Ausstrahlung bewegte Ekrem sich mit ihm zu unterhalten. Es waren lange Gespräche.
Er sprach auch mit den Drusen die lange in Beirut lebten und sich an Kamil und seine Familie erinnern konnten. Sie waren ein Clan von vielen gewesen. Große Rivalitäten gab es unter den Familien die nicht selten an Kriege erinnerten. Vielen war der latente Bürgerkrieg im Land eine willkommene Gelegenheit ihre Macht auszuspielen und ihre Vermögen auf Kosten der Anderen zu vergrößern. Die Tekinels gehörten seinerzeit zu den großen Spielern und erst der plötzlich ausbrechende Bürgerkrieg mit all seinen unkontrollierbaren Folgen beendete jäh die Machtposition der Familie.
Ekrem hörte viele Begebenheiten aus der Zeit. Er prüfte sie und musste erschüttet feststellen das vieles davon stimmte. Dann begann er seine Familie zu verachten. Er fühlte sich hin und hergerissen bis er den Wahren Glauben annahm und bald eine seltsame Zufriedenheit spürte.
Nach einem Besuch der örtlichen Geschäftspartner traf er Safid wieder und half ihm Kleiderspenden zu verteilen. Viele Menschen waren vor einer Garage versammelt wo der Geistliche sein Domizil hatte. Irgendwo krachten plötzlich Schüsse. Die Menschen liefen schreiend davon und der Mullah warf sich spontan über ihn um ihn zu schützen. Die Täter verschwanden unerkannt, aber da wusste Ekrem das er in einer falschen haut steckte. Er wurde ein Muslim.
Er folgte dem Mullah in eine große Limousine und sie verließen die Ortschaft.
Beide Männer sprachen kein Wort miteinander. Nur der Mullah telefonierte unablässig auf Arabisch. Sie vertrauten ihm. Bei seinen ersten Besuchen hatte man ihm noch die Augen verbunden bevor sie zum vereinbarten Treffpunkt fuhren.
Sein Familienname war immer noch mit viel Einfluss verbunden. Der Druse Kamil Tekinel kontrollierte weite Teile der Wirtschaft des Landes, und viele Politiker rühmten sich ihn zu kennen und zu ihren Freunden zählen zu können. Ekrem war es egal. Er hielt Politiker für falsche Hunde die nur ihr eigenes Wohl im Kopf hatten und sich bereicherten wo sie konnten. Seit damals hatte sich nichts an der Qualität dieser Leute geändert.
Er war noch ein Baby als sie das Land verließen und seine Familie wie so viele einflussreiche Drusen aus dem Land fliehen mussten. Viele von ihnen wurden damals von Christlichen Milizen und den Israelis einfach abgeschlachtet, während der Rest der Welt zusah. Allen voran die Amerikaner die auf Flüchtlinge schoss die in die Sicherheit ihrer Botschaft flüchten wollten.
Ekrem schaute aus dem Fenster und sah die Landschaft vorbeifliegen. Fruchtbare Felder so weit das Auge reichte. Ein Ort der eigentlich ein Paradies sein könnte. Die Heimat seiner Vorväter. Einst das Land der Drusen. Heute ein Land ohne Gott und ohne Hoffnung. Ihm entgingen nicht die vielen Wracks von Militärfahrzeugen die aufgereiht wie eine Perlenschnur neben der Strasse vor sich hin rosteten. Zeugen eines längst vergangenen und nutzlosen Krieges. Der Krieg war vorgeblich vorbei, aber die Unterdrückung für die Gläubigen war geblieben. Der Wagen durchfuhr ein Schlagloch. Zeugen einer erfolgreich platzierten Mine die wen auch immer zerrissen und zerfetzt hatte. War es ein Syrer der unbekümmert durch das Clansgebiet gefahren war? Ein Palästinenser auf dem Weg zur Arbeit, der Opfer der Vergeltungssucht seiner eigenen Leute wurde? Alle waren sie Wahnsinnig geworden. Wahnsinnig vor Angst, weil sie nichts mehr hatten an das sie glauben konnte. Es war an der Zeit die Ordnung im Land wieder herzustellen und dazu bedurfte es einer starken Macht. Der Macht Gottes.
Das Fahrzeug passierte drei bewaffnete Straßenkontrollen bis es den großen Hof erreichte wo sie von zwei Männern empfangen wurde.
Große Satellitenschüsseln zierten das Dach. Safid ging voran und führte ihn in den Keller des Hauses. In jedem Flur stand ein bewaffneter Mann. Die Wachen sahen stur nach vorn. Um ihre Schulter hingen schwere Maschinenpistolen.
Ekrem betrat erstaunt einen großen angenehm temperierten Raum, an dessen Stirnseite jemand ein großes Gemälde hinterlassen hatte. Es zeigte den Präsident Irans Ahmadinedschad und den verstorbenen Ayatollah Chomenie. In ihrer Mitte stand wie ein behütetes Kind ein weiterer Mullah.
Das Bild faszinierte ihn. Der Blick des großen Chomenie lastete förmlich auf ihm. Er hatte alles über den Mann gelesen dem es gelang das Schah-Regime zu stürzen und den ersten Gottesstaat auf Erden zu gründen. Ein wahrhaft großer Mann dem es nur Kraft seines unbeirrbaren Glaubens gelang gegen die Mächtigen zu siegen.
>Ich grüße euch Ekrem Tekinel. Schön das ihr Zeit findet hier unser Gast zu sein!<
Ekrem drehte sich um. Die Worte hatte niemand geringeres gesprochen als Sheik Hassan Nasrallah. Der vermeintlich mächtigste Mann des Libanon stand vor ihm und reichte ihm die Hand zu Gruß.

Algerien /Oran
Frachtterminal

Klaus legte den schweren Manilahanf an den Poller um das Schiff festzumachen. Es herrschte eine unbeschreibliches Gewimmel auf dem Kai. Teile der Besatzung verhandelten bereits mit den fliegenden Händlern um billige Waren während die ersten Fahrzeuge die Fähre verließen. Der Zollagent sah sich um. Sein Kontakt musste sich bald zeigen. Er musste dringend seine Meldung abgeben, doch sein Handy war von der Säure zerstört. Der Kapitän inspizierte das aus dem Wasser ragende Ruder, und sprach mit dem Ingenieur. Sie hatten vor Gibraltar in der Nacht Berührung mit im Wasser treibenden Containern gehabt. Einer war unter das Schiff geraten und gegen Ruder und Schraube geschlagen. Klaus lief die Gangway wieder hinauf. Zwei Lastwagen wurden mit Gabelstaplern auf den Kai gezogen. Schrottreife Tankwagen mit durchgerosteten Rahmen und defekten Bremsen die demnächst die Strassen von Algier noch ein wenig unsicherer machen würden. Das Deck war leer. Er lief an der Reling entlang und scheuchte eine Gruppe Möwen auf die an einem Stück Brot pickten. Wo blieb sein Kontakt?
>Klaus? Mach die Slipanlage klar. Die große Raupe ist verkauft, und geht hier an Land!< Rief der dritte Offizier. An Abladen war kaum zu denken.
Der Kai war voller Menschen die sich um die Autos stritten. Warum musste er es eigentlich alleine tun? Der Agent löste die Zurrketten der alten Baumaschine, und lies mit der Hydraulik den Ladebaum ausschwenken. Klaus beobachtete das Deck. Der Kapitän war immer noch an Land. Suleiman war im Schiffsinneren verschwunden. Nur Ali hockte achtern vor der Winde des Ankers, und schmierte die Mechanik. Der Syrer war taub und leicht geistig behindert. Klaus wischte sich die fettigen Hände ab und ging langsam an der Reling entlang zum Niedergang der auf die Brücke führte.
Er suchte den Kai ab, aber niemand bewegte sich auf die Gangway zu. Irgendetwas musste passiert sein. Ihm lief die Zeit davon.
Während der Reise gab es keine Gelegenheit allein auf der Brücke zu sein. Dort war das einzige Telefon. Die Besatzung war höflich zu ihm, aber nicht freundlich. Wenn sie sich unterhielten, dann meist auf Arabisch. Sie arbeiteten mit ihm zusammen soweit sie mussten, aber ein Mitglied der Mannschaft im klassischen Sinn war er nicht. Der Kapitän ignorierte ihn weitestgehend und überlies es Suleiman sich mit ihm abzugeben. Seid der Verklappung im Atlantik war er mit den üblichen Arbeiten auf einem Schiff beschäftigt worden. Eine Barkasse näherte sich in schneller Fahrt der Fähre.
Schnell erklomm er die Stiegen und versuchte die Tür zur Brücke zu öffnen.
Niemand war zu sehen. Die Anzeigen der Maschine zitterten leise. Ein Typhon brüllte über den Hafen. Klaus überlegte ob er lieber das Schiff unbemerkt verlassen sollte. Lange konnte er seine Rolle nicht mehr spielen. Er sah aus dem Fenster. Der Kapitän lief eilig die Gangway hinauf. Ihm folgten drei Uniformierte und Männer der Besatzung. Klaus konnte nicht erkennen ob es Zollbeamte oder einfache Polizisten waren. Der Kapitän schrie auf Arabisch. Vermutlich nach Suleiman. Doch dann hörte er deutlich seinen Namen. Er zog seine Waffe und schob die Tür zur Brücke hinter sich zu.

Hamburg , Hafen
Restaurantschiff Litani

CT beobachtete das Schiff das leicht in der Elbe wankte. Die Beleuchtung war ausgeschaltet. Der Parkplatz leer. Die Überwachungskameras standen starr an ihren Positionen. Seit dem Tod von Aga war es geschlossen, was sicher keinem Gourmet der Stadt eine Träne Wert gewesen wäre.
Er hörte den Polizeifunk ab. Auch drei Sonderfrequenzen, aber ein Konzert im Stadtpark schien die Ordnungskräfte heute Abend genügend zu beschäftigen.
Er ging den schmalen Pfad zwischen den Häusern hinunter. In dem schwarzen Mantel war er in der Dunkelheit kaum zu erkennen. Mit schnellen Schritten überwand er die Gangway und drückte die Klingel.
Seine Nackenhaare stellten sich auf, als er wartete er einen Angriff, dabei war es nur der Gedanke an die Möglichkeit dass jemand die Gangway unter Strom setzen könnte. Aber er war angemeldet. Eigentlich sollten sie ihn erwarten.
Ein bewaffneter Leibwächter öffnete die Tür und bat ihn hinauf zu gehen.
Ihm fiel sofort der ekelhafte Geruch von Medikamenten auf der sich durch die Gänge zog. Ekrem kam ihm entgegen. Er nickte kurz angebunden und verschwand in Richtung Küche. Überall hingen Trauertücher.
CT betrat das große Zimmer. Obwohl er schon dutzende von Krankenzimmer gesehen hatte fand er es immer noch abstoßend in ihnen zu sein. Kamil lag in einem großen Bett und schien zu schlafen. Sein Gesicht war eingefallen. Der ganze Körper schien kraftlos. Mehrere Kabel ragten unter der Decke hervor. Er kam er näher. Eine Musikanlage spielte leise arabische Musik. CT erkannte die Melodie aus dem Radio im Libanon. Sie wurde mindestens dreimal am Tag gespielt, und damals dachte er noch dass es so etwas wie die Nationalhymne wäre, bis Hans Müller ihn darüber aufklärte das es sich um ein altes drusisches Volkslied handelte das man vor den Gottesdiensten abspielte. Das Lieblingslied von Kamil.
Wenn man ihn so friedlich daliegen sah konnte man kaum glauben was er für eine Vergangenheit hatte. Der Mann der vor ihm wie Tod in dem Bett lag war ein hoher religiöser Führer der drusischen Volksgruppe im Libanon gewesen. Er konnte Menschen mit seinem Charisma in den Bann ziehen, hatte aber um des puren Machterhaltes den Bürgerkrieg im Land mit angefacht.
Kamil und Aga waren Spieler. Reiche und einflussreiche Spieler. Sie hatten in einem untergehenden Staat versucht nach der Macht zu greifen in dem sie rücksichtslos jeden beseitigten der ihnen im Weg stand. Vor allem Aga war ein brutaler Killer wie er erst später erfuhr. Fast wäre ihr Plan aufgegangen. Die Drusen waren unter Kamils Führung bereit gewesen die Volksgruppen zu vereinen und sich von den Einflüssen der Syrer und den aus Jordanien vertriebenen Palästinensern zu befreien. Vor allem die PLO versuchte vor dem Hintergrund des Schwarzen Septembers in das Machtvakuum des Libanons einzubrechen. Doch sie hatten nicht mit der Entschlossenheit der Israelis und den mit ihnen Verbündeten Amerikanern und Europäern gerechnet. Ein leidlich stabiler Drusenstaat passte nicht in die politische Planung der Westmächte. Sie unterstützten die „Falangisten“, die christlichen Milizen mit Geld und Waffen und das ganze Land versank in einem Meer von Blut und Chaos. Den Tekinels blieb nichts anderes übrig als zu fliehen.
Sein Leibarzt, saß in einem Sessel und las in einem Buch. Sie tauschten einen Blickkontakt aus. Der Arzt verlies sofort das Zimmer.
Kamil öffnete die Augen. Der Raubvogelblick des Drusen war so klar wie einst.
>CT! Schön das du da bist. Du hast dir Zeit gelassen?< Die Worte kamen stockend und heiser.
>Es war viel zu tun. Wie geht es dir?<
>Ich brauche zwei Beipässe, aber sonst könnte es schlimmer sein. Er richtete sich auf und zog eine Zeitung unter dem Bett hervor. Sein Gesicht wurde Rot und der Atem ging in ein röcheln über. Kamil Tekinel ging es schlecht. Viel schlechter als er angenommen hatte.
>Warst du das? Sechs Tote in drei Wochen? Alles Russen. Wer hat das angeordnet?<
>Ich habe ihn gedungen. Bezahlt wurde er auch schon, aber er hat seine Arbeit nicht vollendet!< Rief Samilia von der Tür und kam herein. Ekrem folgte ihr. Mit seinem Turban und dem langen Mantel sah er aus wie ein Priester. Samilia nahm Kamil die Zeitung aus der Hand und drückte sie CT kraftvoll an die Brust.
>Da! Dieser Serge lebt immer noch. Seit wann verfehlst du dein Ziel?<
>Du darfst es gerne selber versuchen. Es war Pech. Aber ich gebe nicht auf wie du weißt!<
>Ich hatte doch befohlen keinen Krieg mit den Russen anzufangen. Warum erfahre ich das erst jetzt?< Schrie Kamil.
>Macht es für dich einen Unterschied ob ein Weib den Krieg führt, oder der Mann? Das Ergebnis zählt. Wir haben unsere Feinde geschlagen. So wie es Tradition ist wenn man angegriffen wird. Kamil? Mir scheint du vergisst deine Herkunft?< Zischte sie und stellte sich neben dem Bett auf.
>Mein Sohn sollte es in aller Stille lösen. Wir haben andere Sorgen. Ekrem? Warum hast du CT nicht informiert?<
>Wie du weißt traue ich ihm nicht, und ihn zu schicken halte ich grundsätzlich für falsch. Außerdem erschien es mir nicht mehr opportun mich in diese Sache einzumischen nachdem sie die Initiative hinter meinem Rücken ergriffen hatte. Mutter tat das was sie für richtig hielt. Eine wahrhaft törichte Tat, aber der Prophet in seiner Weisheit wusste schon warum er dem Weibe den Patz hinter dem Manne zugewiesen hat!<
>Was bildest du dir ein Sohn? Mäßige deine Worte und bezeuge deiner Mutter Respekt, oder du lernst mich kennen!< Ekrem winkte lässig ab und verlies das Krankenzimmer.
>Samilia, wie konntest du nur? Einen Krieg? Ekrem hätte gewusst was zu tun ist?<
>Dein Sohn hat mehr Zeit in der Moschee zugebracht als bei der Familie. Der Firma geht es schlecht, und der Mörder deines Bruders läuft immer noch herum.
Ekrem kümmert sich zu sehr um Ekrem als um das Wohl der Familie. Während du mit dem Tode gerungen hast war er in der Heimat und hat sich mit den Mullahs getroffen. Was hätte ich tun sollen? Warten bis ihn Allahs Eingebung trifft?<
>Kamil? Was soll ich hier? Euch beim streiten zu sehen? Du wusstest dass ich komme. Hast du einen Auftrag, oder sonst etwas Wichtiges? Sonst gehe ich wieder!<
>Niemand hat mir gesagt das du kommen würdest?<
>Ich hatte dir eine Nachricht geschickt. Sie war kodiert. So wie immer!<
Kamil schaute seine Frau an, aber die zuckte nur mit den Schultern.
>Dein Sohn ist ein verschlagener Charakter Kamil. Ich würde dir raten nicht zuviel auf das zu geben was er sagt oder tut!<
CT und Ekrem mochten sich nie. Die Tatsache dass er ihm damals das Leben rettete schien schwer auf dem Jungen zu lasten. Er war völlig anders als die anderen Familienmitglieder. Schon als Kind war er in sich gekehrt, und als er in die Firma eintrat arbeitete er vorwiegend im Hintergrund. Er hatte ihn im Laufe der Jahre etwas aus den Augen verloren. Yussuf allein schien für das Auftreten der Kayas in der Öffentlichkeit zuständig zu sein. Ekrems Büro lag irgendwo an der Küste von wo er die Transporte der Firma organisierte. Das allerdings sehr erfolgreich bis er die Religion für sich entdeckte. Als er aus dem Libanon heimkehrte und verkündete das er nun Schiit wäre, hatte Kamil gehofft das es nur eine Phase wäre. Aber sie wurden enttäuscht. Er bezeichnete CT als gottlosen Charakter und warnte die Familie davor weiter mit ihm zusammen zuarbeiten. Doch der Kaya-Clan wurde nicht von Ekrem gelenkt. Kamil Tekinel bezeichnete ihn als Freund. Eine Eigenschaft die der Rest der Familie nie völlig teilte. Sie hatten bestenfalls eine gemeinsame Erfahrung gemacht, und nur aus einer unterschwelligen Furcht heraus beschäftigten sie ihn als Killer. Sie kannten sein Geheimnis, und er das ihre. Beide Seiten waren über dieses Wissen miteinander verbunden, doch war es eine reine Zweckbeziehung. CT wollte sich verabschieden, aber Kamil hielt ihm am Arm fest.
>Halt bleib noch. Es gibt wichtigeres als einen törichten Sohn. Der Fall über den ich mit dir gesprochen habe ist eingetreten. Du musst den Kontakt abschalten. Dringend. Sie sind uns bereits auf der Spur!< Der Pate nahm ein Laptop zur Hand und rief eine Internetseite auf. Drei Verschlüsselungen mussten per Hand eingegeben werden um an die versteckten Daten zu kommen. Ct speicherte es mühelos in seinem Gedächtnis ab. Sein Jahrelanges Training machte es möglich sich ganze Passagen aus Zahlen und Buchstaben zu merken. Vielleicht war es einmal wichtig. Seine Daten waren im Internet abgelegt. Wer das Codewort nicht besaß konnte nicht an sie heran. Ein immenser Vorteil gegenüber einem eigenen Datenspeicher.
Er schaute auf die Webseite die sich langsam aufbaute, als er spürte wie das Schiff anfing leicht zu schaukeln. Seine Sinne meldeten sich. Gefahr. Das war kein normaler Wellengang. Entweder ein Schiff näherte sich der Litani dichter als es durfte, oder es baute sich eine Springflut auf, was um diese Jahreszeit als eher unwahrscheinlich galt. Mit zwei Schritten war er an dem großen Panzerglasfenster das zur Elbe hin zeigte. Eine unscheinbare Mietbarkasse zog dicht an dem Schiff vorbei und drehte schnell in Richtung Docks ab. Sein Gehör vernahm zusätzlich Motorengeräusche von der Landseite. Irgendetwas ging hier vor. Wo blieb der Alarm?
>Kamil! Du hast ein Problem!< Rief er und schob auf dem Weg in Kamils Büros Samilia aus dem Weg. Die Phalanx der Überwachungsmonitore. waren alle schwarz. Er betätigte mehrer Schalter, aber keine der Anzeigen reagierte. Keine Schrotschussanlagen. Kein Tränengas. Nichts funktionierte. Jemand hatte das komplette Alarmsystem des Schiffes außer Kraft gesetzt.
>Nimm deinen Gatten und raus hier!<
Kamil setzte eben einen Fuß auf den Boden als das Schiff von einer schweren Explosion erschüttert würde. Der Rumpf neigte sich über den Bug und alle drei fielen auf den Boden. Zwei weitere schwere Explosionen folgten. Der Schiffskörper bebte. Samilia rief nach Ekrem, aber ihr Schrei ging im Stakkato von Gewehrschüsse unter.
Kamil kroch auf allen vieren in Richtung Schreibtisch. Unter Deck knatterten automatische Waffen. CT ordnete sie sofort ein. Russische Militärkarabiner. Ein Vergeltungsschlag des Salamanders? Kamil riss eine versteckte Klappe auf und zerrte zwei Pistolen hervor. Wieder explodierte etwas an der Bordwand und die Litani bekam schnell Schlagseite. Rauch stieg in den Niedergängen auf. Irgendwo im Schiff erwiderte jemand das Feuer. Männer brüllten und die Stimmen waren in der Mehrzahl russisch. CT verstand die Sprache leidlich. Sie waren dabei die Leibwachen zu beseitigen. Kamil lies sich von Samilia auf die Beine helfen, als der erste schwarz gekleidete Mann in der Tür auftauchte.
Die Schrotflinte fegte drei ungezielte Salven durch den Raum, bevor der Schütze wieder in der Deckung verschwand. Offenbar ein Mann mit Erfahrung. CT nahm einen Briefbeschwerer und warf ihn in Richtung Tür. Der Rauch nahm ihm die Sicht, während hinter ihm eine Schrotladung das Sofa zerfetzte. Einen Sessel als Deckung vor sich her schiebend lief er quer durch den Raum und fand Samilia über Kamil liegend. Die Blutlache unter ihnen lies keine Fragen offen. Eine der ersten Schrotschüsse musste sie beide getroffen haben. Er verschwendete keinen weiteren Blick an sie, sondern nahm die Waffen.
>Er ist oben bei den Alten. Er ist das Ziel!<
Die Stimme gehörte eindeutig Ekrem. Er hatte sie an die Russen verraten.
CT nahm sich nicht die Zeit um über die Enttäuschung nachzudenken. Verrat war Teil seines Geschäft. Blind feuerte er dreimal in den Eingang. Ein Feuerstoss war die Antwort. Darauf hatte er gelauert. Der nächste Schuss traf genau die Stelle wo das Mündungsfeuer zu sehen war. Ein greller Schrei ertönte.
>Getroffen. Er hat mich getroffen. Los! Räuchert das Schwein aus!< Diesmal klang die Stimme Arabisch. CT zog sich neben die Tür zurück.
Er sah einen Schatten vorbeihuschen. Irgendwo unter Deck prasselte ein Feuer. Das Restaurant brannte. Der Geruch des Feuers bescherte ihm eine kurze Panikattacke. Er lehnte an der Bordwand und versuchte sich zu sammeln.
„Lass dich niemals von der Angst gefangen nehmen. Kämpfe gegen sie, aber gestatte ihr nicht Herr über dich zu werden.“ Dachte er an die Phrase die man ihm bei der Bundeswehr erzählt hatte. Das Schiff neigte sich nun bedrohlich zur Seite, und eine Stimme brüllte auf Russisch.
>Raus hier! Der Pott säuft gleich ab!< CT betrat den Gang und tastete sich zur Treppe vor. Sein Fuß stieß an eine Flasche vor sich her. Sie fiel auf die Stahltreppe und zerprang. Als Antwort fegten Schüsse dicht ihn vorbei. Schritte kamen in seine Richtung.
>Hier ist er. Tötet ihn!< Rief jemand von unten. Im Hintergrund hörte deutlich Ekrems Stimme. Eine arabische Stimme antwortete ihm. Hatte Ekrem die Wachen seines Vaters ebenfalls bestochen? Ein weiterer Kugelhagel zwang ihn zum Rückzug. Der Boden des Schiffes fing an warm zu werden. Ct lief nun an der Wand des Raumes entlang. Irgendwo im Bauch des Schiffes zerplatzte etwas mit einem lauten Knall. Die Litani hatte nun schwere Schlagseite. Das Schiff würde gleich kentern. Etwas schlug gegen Metall und kullerte über den Boden. Seinem Instinkt folgend hechtete er durch die nächste offene Tür. Eine Explosion folgte. Splitter der Handgranate drangen in seine Beine. Schritte kamen die Treppe hinauf.
>Handgrante! Gebt mir noch eine Handgrante!< Die Stimme gehörte einem Araber. CT stand benommen auf. Seine Ohren klingelten. Er tastete nach der Waffe. Blut rann ihm über die Beine. Hinter ihm lief jemand vorbei. Der Rauch zwang ihn zu husten.
>Er ist noch hier. Sucht jeden Winkel ab und seid vorsichtig. Er ist eine Bestie!< Ekrems Stimme klang schrill. Er war ganz nahe. CT hörte die Sirenen der Feuerwehr. Ein Russe drängte zum Aufbruch. Die Litani krängte mit aller Macht über und er verlor den Halt. Sein Kopf schlug gegen den Türrahmen. Der Rauch war so dicht das er kaum die Hand vor Augen sehen konnte. Männer fluchten. Plötzlich tauchte jemand direkt neben ihm auf. CT feuerte drei Schüsse ab und krabbelte auf allen vieren in Richtung Treppe. Ob er getroffen hatte war ihm einerlei. Schnell zog er sich an dem Geländer nach oben. Unter ihm gurgelte das Wasser. Querschläger zirpten umher.
Am Ende der Treppe tauchte ein Körper auf. CT schoss blind und warf die leere Waffe hinterher. Der Getroffene blieb verkrümmt hinter ihm liegen. Das Wasser umspülte bereits seine Füße. Ein Scheinwerfer erfasst das Schiff und ein Fenster blitzte in dem Rauch auf. Über sich hörte er Fußgetrappel. Die Angreifer verließen das Schiff. Er tastete sich an der Wand entlang und bekam eine Klinke zu fassen. Vergeblich. Sie klemmte. Das Wasser hatte seine Knie erreicht, und irgendwo gurgelte es bedrohlich. CT warf sich mit aller Kraft gegen die Außentür und gelangte ins Freie. Er kletterte auf die aus höher aus dem Wasser ragende Ebene des Unterdecks. Vorsichtig sah er sich um. Rauch zog übers Wasser. Auf dem Kai rannten Leute in ihre Autos. Der Überfall war augenscheinlich vorbei. Blaulichter zuckten in der Ferne. Die Polizei war in wenigen Minuten hier.
Er schaute am Schiffrumpf entlang. Zwei große Löcher unter der Wasserlinie waren zu sehen. Sprengladungen. Sicher die Barkasse . Er überlegte wo er an Land schwimmen sollte. Er sah ein Polizeiboot quer über den Elbstrom heranrauschen als ein einzelner Schuss fiel. Der Einschlag war so heftig das er in den dunklen Fluss gerissen wurde.

Serge und Boris sahen wie der Killer in den Fluss kippte und sofort versank. Serge nahm das Präzisionsgewehr von der Schulter und reichte sie dem Fahrer des Wagens. Im inneren warteten Ekrem und seine Leibwachen.


>Der Kameltreiber hatte Recht. Es war klug hier zu abwarten!<
Sagte er und grinste den Salamander an. Pate antwortete nicht. Er winkte ab und sie stiegen ins Auto.
>Und du bist sicher? Dein Alter Herr hatte nur diesen einen? Deine Mutter hatte nicht zufällig noch ihren eigenen Killer?< Lache Serge und gönnte sich ein Mineralwasser. Ekrem nickte stumm und sah aus dem Fenster.
>Schade um ihn. Wir hätten ihn abwerben sollen!< Raunte der Salamander.
>Er war ein Unmensch. Er tötete jeden solange man ihn entsprechend dafür bezahlte!< Merkte einer der Araber an die Ekrem auf Schritt und Tritt begleiteten. Sie hatten sich an dem Überfall beteiligt, aber einer der Ihren war auf dem Schiff umgekommen.
>Wie dem auch sei. Allahs Wille geschehe. Wir haben die Vereinbarung eingehalten. Sie haben ihren Killer und ihre Rache. Nun sollten wir anfangen übers Geschäft zu reden Herr Wolchow!< Flüsterte Ekrem.

Hamburg, Behörde des Inneren
Büro des Innensenators

>Panzerfäuste! Kalashnikow`s, Mienen! Eine regionale Bandenfehde nennen sie das? Die Elbstrasse sieht aus wie nach einem Bombenangriff. Ein Schiff treibt kieloben im Hafenwasser und wir haben bislang ein Dutzend Leichen geborgen. Obendrein ist ein angesehener Bürger der Stadt ums Leben gekommen. Mir scheint sie unterschätzen die Lage meine Herren. Bandefehde? Wir haben es hier mit einem waschechten Krieg zu tun!< Rief Dr. Drewes aufgebracht. Der Innensenator war eben erst aus der Pressekonferenz zurückgekehrt und die Journalisten hatten ihm scheinbar den letzten Nerv geraubt. Hauptkommissar Bernd saß neben dem Polizeipräsidenten in den bequemen Sesseln und schaute stur nach vorne.
Der Anschlag lag keine 24 Stunden zurück, und Drewes verlangte das man bereits alles aufgeklärt hatte. Was hatte der schon für eine Ahnung.
Seine größte Sorge waren doch die Wahlen am Ende des Jahres. Rolf Berger hatte ganz Recht mit seiner Einschätzung. Sie würden es wie immer unter sich ausmachen.
>Wann können wir mit den ersten Festnahmen rechnen? Dieser Russe kann doch nicht die ganze Stadt terrorisieren?<
>Wir haben keine Beweise das er überhaupt beteiligt waren. Das Observationsteam hat den Salamander verloren, und bislang nicht wieder aufgefunden. Wir wissen auch nicht wer die beiden toten Russen sind, und zu wem der ertrunkene Araber gehört. Es war ein Anschlag auf die Kayas, soviel dürfte sicher sein, aber sie den Russen anzustecken dürfte derzeit schwierig sein!<
>Ein Killer wütet in der Stadt, und sie haben nichts? Sie suchen Wochen, ja Monatelang nach einem Mörder ohne eine einzige Spur von ihm zu haben, und nun das?< Dr. Drewes rannte aufgeregt um eine Bananenstaude herum.
>Niemand weis ob der Killer beteiligt war. Die Spurenanalyse dauert noch an, und..!< Flüsterte der Polizeipräsident.
>Dann geben sie Gas Mann. Diese Analyse muss schneller gehen. Die Presse da draußen schlachtet gerade die gesamte Behörde, und schreit was von Unfähigkeit. Gott,wie ich diese Schmierfinken hasse. Ich brauche Ergebnisse, oder hier wird demnächst das Stühle rücken losgehen. Bin verstanden worden!< Bernd sah die Furcht in den Augen des Politikers und fand dass der richtige Zeitpunkt gekommen war. Saskia Kleinschmidt war nicht da um zu alles zu sabotieren, und von Peter Scholz, dem Polizeidirektor waren kaum Einwände zu erwarten. Der hatte ausschließlich seine nahe Pension vor Augen.
>Ich habe eine Frage Herr Senator. Wie sollen wir ermitteln wenn man uns
Wichtige Informationen vorenthält?<
>Wer? Wer hält ihnen etwas vor?<
>Wir haben eine BKA-Akte die einen Sperrvermerk enthält. Wir vermuten das in dieser Akte Hinweise zu finden sind die zu unserem Killer führen könnten!<
>Dann beantragen sie die Öffnung der Akte. Wo liegt das Problem?<
>Es ist ein Datenschlüssel des MAD notwendig. Sie unterliegt der Geheimhaltungsstufe für Staatsgeheimnisse. Das können wir nicht beantragen. Das verlangt eine politische Lösung.!<
>MAD? Militärischer Abschirmdienst? Sind sie sicher?<
>Frau Kleinschmidt hat es bestätigt. Sie hat selbst in Wiesbaden angefragt aber eine abschlägige Antwort erhalten!<
>Und nun soll ich für sie die Sache Regeln nehme ich an?< Drewes grinste plötzlich wie ein Haifisch. Bernd beugte sich dicht zu seinen Vorgesetzten herüber und flüsterte.
>Ich denke das sollten sie. Schließlich sitzen wie doch alle irgendwie im selben Boot und wollen unseren Job behalten, oder?< Der Polizeidirektor hustete vor Schreck. Der Innensenator wirkte konsterniert. Seine Lippen bebten, und die Augenlider flatterten. Zornesfalten legten sich über seine Stirne.
>Gut. Aber wehe es kommt nichts dabei raus!< Zischte er leise.
Dr. Drewes rief nach seiner Sekretärin und verlangte eine Verbindung ins Innenministerium nach Berlin. Das Gespräch dauerte nicht lange.
>Sie werden zeitnah informiert meine Herren. Und nun bringen sie diesen Krieg zu Ende. Ich will in der Zeitung nichts mehr von Schüssen in der Stadt lesen.<

Hamburg, Hafen
Altonaer Jachthafen.

Die Strömung trieb den fast leblosen Körper an der Mauer entlang. Man musste schon genau hinsehen um zu erkennen dass noch Leben in der Person steckte. Die Dunkelheit der Nacht und das schwärze des Flusses hatten sich wie eine schützende Decke um ihn gelegt. Mit Mühe fand er Halt an den Steigeisen die bis ins Wasser reichten, und zog sich langsam nach oben. Bei jeder Bewegung hätte er schreien können. Zitternd erreichte er die Kaimauer und lehnt sich an einen rostigen Poller. Er war weit abgetrieben worden, aber selbst hier konnte er noch den Geruch von Kordit wahrnehmen. Der Liegeplatz der Litani strahlte im zuckenden Licht der Blaulichter, und der Rauch stieg über der Stadt auf. Sein Atem ging schwer, und vor seinen Augen rotierten immer wieder rote Kreise. Am liebsten wäre er auf der Stelle eingeschlafen, aber er wusste dass ihn die Kälte eher umbringen würde, als die Wunde. Er hatte den nutzlosen Mantel im Wasser abgestreift um schwimmen zu können. Das teure Stück aus ballistischem Tuch hatte ihn nicht vor dem Projektil schützen können. Der Schuss war durch den Stoff gedrungen und hatte seine linke Schulter getroffen. Der Schütze musste auf ihn vorbereitet gewesen sein. Für die gängigsten Kaliber hätte der Mantel genügend Schutz geboten, aber das Wissen um seinen Mantel war wohl Teil von Ekrems Verrat gewesen. Seine innere Stimme Mahnte ihn: „Bleibe in Bewegung.“ Er tastete nach der Schulter. Der Einschuss war nicht sehr groß. Es war ein kleines Kaliber gewesen. Ausgerichtet um Schutzwesten gezielt zu durchschlagen. Ein Hochgeschwindigkeitsgeschoss. Einen wenig tiefer und er hätte präzise das Herz getroffen. Seine Brust schmerzte beim Atmen. „Bewege dich. Gefahr!“ CT hoffte das es die einsetzende Schwellung wäre, und nicht die Lunge. Wankend schlich er an den Häusern entlang und fand eine Treppe die ihn hinauf zur Elbchaussee führte. Bei jedem Schritt verfluchte er Ekrem für seinen Verrat, und sich selbst für seine Dummheit die Lage nicht rechtzeitig erkannt zu haben. Aus der Wunde lief kaum Blut, und mit jeder Minute nahm der Schmerz zu. „Weg hier“
Das Geschoss steckte offenbar noch in der Wunde. Er brauchte Hilfe. Hilfe eines Arztes, oder wenigstens jemand der sich mit Schusswunden auskannte. Zu seinem Fahrzeug zu gehen würde er nicht schaffen. Außerdem würden zu viele Polizisten in der Gegend herumlaufen. Er erreichte eine beleuchtete Kreuzung. Der Verkehr floss vorbei, und niemand beachtete ihn. Ein Pizzabote hielt an einer Ampel und er stieß den jungen Mann einfach von seinem Gefährt herunter. Ehe der sich wieder aufrappeln konnte war er mit dem Roller schon verschwunden.
Zweimal wäre er vor Schwäche beinahe in fremde Autos hinein gefahren, bevor er seine Unterkunft im Westen der Stadt erreichte. Die Kellerwohnung war spärlich eingerichtet, verfügte aber über zwei Ausgänge was ihm am wichtigsten war. Er lies den Roller am Anfang der Strasse stehen und erreichte mit knapper Not die Wohnung, ehe er im Flur ohnmächtig zusammenbrach.

Das Versteck der Maronitischen Miliz lag im Dämmerlicht vor ihnen.
Den beiden trainierten Männer waren die Stolperdrähte rund um den Hof ebenso wenig entgangen, wie die Kameras vor dem großen Tor. Er tat aus dem Schatten der Mauer und zielte mit der Pistole nach oben. Der Wächter reagiert zu spät, und fiel ohne Gesicht über den Mauersims. Abu, der Syrer warf den Enterhaken nach oben und beide Männer erklommen lautlos die Wand. Der Hof lag unter ihnen.
Ihr Blick richtete sich auf den angeketteten Körper der neben dem Brunnen lag. Sein Körper zeigte selbst aus dieser Entfernung Spuren von Misshandlungen. CT nahm das Gewehr von der Schulter und sicherte den Hof, während sein Begleiter schnell nach unten lief. Er beobachtete die Fenster. Seltsam das sie nur so wenige Wachen aufgestellt hatten, wo sie einen Agenten des syrischen Geheimdienstes als Geisel genommen hatten? Sie mussten sich sehr sicher fühlen. Abu zog eine schwere Zange aus dem Rucksack und trennte die Kette durch. Der Gefangen bemerkte es nicht. Aus einem Fenster war der Schrei eines Kindes zu hören. Das Gewehr schwenkte in die Richtung. Ein Vorhang wehte zu Seite und eine Frau erschien. Sie trug ein Baby auf dem Arm. Seine Waffe gab ein spuckendes Geräusch von sich. Die Frau verschwand lautlos im inneren des Zimmers. Auch das Kind gab kein Geräusch mehr von sich.
Abu versuchte den Mann aufzuheben, schaffte es nicht. Er winkte ihm. Ct lies die Waffe zurück und betrat den Hof. Ein leises Geräusch. Sein Instinkt meldete sich und er sprang in den Schatten der Hausmauer.
Sein Kampfmesser in der Hand verborgen. Aus einer Kellertür trat ein Mann und gähnte. Er kratzte sich den Bauch als CT neben ihm auftauchte. Mit einem schnellen Schnitt durchtrennte er Kehle und Stimmbänder des Mannes und lies den sterbenden sanft zur Erde gleiten. Er konnte nicht verhindern das ein Blutschwall sich über Teile seiner Kleidung ausbreitete. Aus dem Keller waren Stimmen zu hören, und er machte Abu ein Zeichen. Er hörte fünf Männer miteinander Reden, und den Worten nach zu urteilen hatten sie einen weiteren Mann da unten in ihrer Gewalt. Ein unterdrückter Schrei beendete jeden Zweifel. Ihr Auftrag bezog sich auf den Einen, und Abu haderte mit sich. Er war der Einsatzleiter, und die Befehle waren klar. Sie beschlossen trotzdem es zu versuchen.
CT nahm die Pistole und betrat die Treppe zum Keller. Eine Spinne seilte sich direkt vor ihm ab. Die Stufen knarrten unter seinen Füßen. Es roch nach Abort. Vorsichtig betrat er den Boden. Unrat und Müll lagen in jeder Ecke. Neben ihm war die Toilette, und der Vorhang bewegte sich leicht. Mit einer schnellen Bewegung zog er ihn zur Seite und hielt die Waffe nach vorne. Aber es war niemand zu sehen. Doch der Geruch lies vermuten das die letzte Sitzung nicht lange her gewesen sein konnte. Abu machte eine Zeichen und schlich auf einen schmalen Lichtstreifen am Ende des Kellers zu. Plötzlich war das Geräusch eines Elektrowerkzeuges zu hören, und ein kaum noch menschlicher Schrei hallte durch den Keller. Männer brüllten und jemand lachte wie irre. Abu machte eine Blendgranate fertig als die Tür aufsprang und ein bewaffneter auftauchte. Der Falangist reagierte sofort. Seine Maschinenpistole bellte und Ct sprang zurück in Richtung Treppe. Abu schrie und lies im fallen die Blendgrante fallen. Der Knall kostete CT das linke Trommelfell, und lies den Schützen zurück in das Zimmer taumeln. Ein Mann erschien an seiner Stelle und feuerte blind in den Raum. Die Geschosse zirpten über ihn hinweg. Ein Bein erschien im Lichtschein und er feuerte.
Das Kniegelenk des Schützen flog auseinander. Knochenreste klebten an der Wand. Mühsam zog er sch an der Mauerecke hoch und sah nach seinem Begleiter. Abu lag mit verdrehtem Hals auf dem Gang. Unter ihm bildete sich eine große Blutlache. CT hielt die Waffe nach vorne und drückte sich an die Wand. Das Licht vor ihm veränderte sich und ein Haarschopf tauchte auf. Er schoss sofort und der Mann fiel mit einem großen Loch im Kopf nach vorne.
Sein Funksender knackte. Der Einsatzleiter verlangte eine Bestätigung. Irgendwo in der Nähe wartete in einer Bodensenke ein Hubschrauber auf sie. Vorsichtig ging er weiter und erreichte den Raum in dem das Licht schien. Ein Mann schrie und wälzte sich am Boden. Sein Bein blutete.
Er sah ihn und tastete nach seiner verlorenen Waffe. CT war von dem Anblick der sich ihm bot so abgelenkt das er zu spät reagierte. Auf einem Tisch lag ein Mann festgebunden. Blut floss über die Tischplatte und beide Füße sahen irgendwie deformiert aus. CT stockte der Atem. Im linken Bein des Mannes steckte eine elektrische Säge. Das Instrument hatte sich bereits bis kurz unters Knie hochgearbeitet. Verhörmethoden nach Art der Maroniten. Der Mann am Boden feuerte auf ihn und eine Stichflamme fuhr durch seinen Körper.

Der Schmerz riss ihn zurück aus der Ohnmacht in die Wirklichkeit.
Sein Hemd triefte von Blut und sein Brustkorb hämmerte. Tageslicht fiel durch die kleinen Fenster. Mit größter Willenskraft kroch er ins Bad. Dort stieß er sich eine Spritze mit Adrenalin in die Muskeln und setzte eine starke Dosis örtlicher Betäubung in der Schulter hinterher. CT schaute in den Spiegel. Man brauchte kein Mediziner zu sein um zu erkennen dass er Hilfe bräuchte. Er war leichenblass, und seine Augenlider zitterten.
Doch wohin? Ins Krankenhaus konnte er nicht. Eine Schusswunde war Meldepflichtig. Fahrig riss er die kleine Segeltuchtasche auf.
Er versuchte seine Hände ruhig zu halten als er nach dem kleinen Operationsbesteck griff. Schon zweimal hatte er sich selbst eine Kugel entfernt. Er versuchte ruhig vor den Spiegel zu stehen zu bleiben, aber es war unmöglich. Die Pinzette stocherte nur unruhig in der Wunde herum ohne das Projektil greifen zu können. Er hatte keine Wahl.
Er nahm den Autoschlüssel und fuhr in die Stadt. In weniger als dreißig Minuten würden beide Medikamente versagen und aus sicher eintretenden Ohnmacht würde er wahrscheinlich nicht wieder erwachen. Wo sollte er hin?

Der Wagen der das Essen brachte verließ eben das Hospiz und der Parkplatz war leer. Seine Wunde pochte und es fiel ihm zunehmend schwer zu atmen. Der Weg über die Treppe war kaum zu ertragen. In einen Mantel gehüllt betrat er den Flur. Seine Augen füllten sich zunehmend mit dunkel roten Schatten. Irgendwo schrie ein Kind im Spiel. Das Schmerzmittel verlor nun endgültig seine Wirkung, und er musste sich an der Sitzgruppe ausruhen. Schwarze Striche tauchten zwischen den Schatten auf. Eine Tür klappte aber er sah niemanden kommen. Oder konnte er schon nichts mehr erkennen? Seine Hände tasteten sich an der Wand entlang bis er das Büro erreichte. Es war leer. Wo war Maria? Ein Gefühl von Panik wallte in ihm auf ehe er zu Boden sank.
Hamburg St. Pauli.
Bar zur Ritze

Serge saß vor seinem Drink und studierte die Leute in der Bar. Er hatte drei Stunden trainiert und es fand sich kein Gegner mehr der mit ihm in den Ring steigen wollte.
Er fühlte sich gut. Der Killer war erledigt und das er ihn selbst erschossen hatte gab ihm eine gewisse Befriedigung. Boris hatte ihn unterschwellig für den Anschlag auf ihn verantwortlich gemacht und einige Gestalten vom Kiez witterten bereits Morgenluft. Aber nun dürfte der Status Quo wieder hergestellt sein.
Der Salamander war gemeinsam mit den Männern in der Frühmaschine nach Moskau verschwunden. Die Bullen würden sie vergeblich suchen. Einzig dieser Ekrem und seine Gorillas waren hier geblieben und irgendwo in der Stadt verschwunden.
Wie er die Wachen auf dem Schiff um gedreht hatte blieb ihm ein Rätsel. Die Männer der Kayas galten als treu. Fast wie Hunde. Aber mit dem Tod von Yussuf schien die Bindung lockerer geworden zu sein. Zwei von ihnen widersetzten sich und wurden während des Kampfes erledigt. Wie ein Sohn seine eigenen Eltern derart verraten konnte? Dass er das Sicherheitssystem außer Kraft setzte hatte den Überfall überhaupt erst möglich gemacht. Ekrem Tekinel hatte nur einige wenige Details über die Anlage erzählt, aber sie reichten aus um sicher zustellen das niemand von ihnen das Schiffsinnere ohne seine Hilfe lebend erreicht hätte. Selbstschussgeräte, elektrische Gitter, Sprengfallen unter Wasser, Betäubungsgas waren nur einige der Überraschungen die die Kayas für ungebetene Eindringlinge auf ihrem Schiff bereithielten. Man brauchte die besten Beziehungen um sich solche Sachen zu beschaffen. Es war keine strategische Höchstleistung das Schiff zu versenken, und eigentlich ging es ihm persönlich nicht in erster Linie darum die Kayas fertig zu machen. Marik war ein Idiot gewesen und rechtfertigte diesen Aufwand eigentlich nicht. Aber dieser Kunstschütze war ein echtes Problem für ihn geworden. Innerhalb kürzester Zeit hatte er neun Männer verloren. Alle erschossen. Nur vier davon waren der Polizei bekannt geworden. Um die anderen hatte er sich selbst gekümmert. Der Killer war gut. Es gab keine Spur. Keinen Hinweis, dass er überhaupt dort gewesen war außer den Leichen. Als Ekrem davon erzählte das er an diesem Tag dort zugegen sein würde konnte er tagelang kaum schlafen. In den Nächten lief er aufgekratzt wie ein Kind durch ihr Waffendepot und überlegte mit welcher Waffe er ihn Töten würde. Ekrem erzählte ihm von dem schussfesten Mantel und er hatte die richtige Wahl getroffen. Eine Last fiel von ihm ab, als er sah wie der Killer von dem Molybdängeschoss getroffen in die Elbe fiel. Ekrem schaute dem Tod mit unbewegtem Gesicht zu, als würde dort irgendein Unbekannter sterben und nicht der Mann der als Killer für seine Familie gearbeitet hatte. Serge verstand diese Araber nicht. Egal .Es war vorbei, und Boris würde den Rest machen. In den nächsten tagen würden neue Männer kommen und sie konnten zur Tagesordnung übergehen. Neue Mädchen mussten herangeschafft werden, und der Drogenhandel konnte auch eine Belebung vertragen.
Eine dunkelhaarige Frau in Sportkleidung kam herein. Es war keine der üblichen Nutten die hier ihre Zuhälter suchten oder einen Freier abgreifen wollten. Er hatte sie noch nie hier gesehen. Er vermisste Marga. Sie war zwar gelegentlich eine Nervensäge, aber als Kämpferin einsame Klasse. Schade dass er sie töten musste. Sie legte ihre Tasche auf den Boden und bestellte sich einen Kaffee. Zwei Männer betraten den Ring und fingen einen leichten Boxkampf an. Die Frau blieb stehen und schaute eine Weile am Ring zu.
>Sie verstehen etwas vom Boxen?< Fragte er leise.
>Genug um mich nicht von der Seite an quatschen zu lassen!< Die Frau nahm ihre Augen nicht von dem mäßigen Trainingskampf.
>Es war keine Anmache. Nur eine Frage unter Sportsleuten!<
>Dann bin ich ja beruhigt. Ja, ich boxe gelegentlich, aber die Zwei hier sind wohl eher die Weicheinliga!< Serge beachtete ihre Sportkleidung. Sie trug dieselbe Marke wie er. Gut und teuer.
>Sie mögen es härter? Kämpfen sie in der Liga?<
>Nein. Reiner Amateur. Aber den beiden sollte mal jemand sagen das Boxen ein Kontaktsport ist.!< Rief sie verächtlich und einer der Kämpfer wurde aufmerksam.
>Wenn du so gut bist Schwester, dann komm hier rauf und zeig was du drauf hast. Aber jammere nicht deine Höschen voll wenn’s was auf die Nase gibt!<
Die Frau drückte Serge den Becher in die Hand und stieg in den Ring.
>Hol mir bitte mal meine Handschuhe!< Rief sie ihm zu und Serge tat es mit einem dünnen lächeln. Es war lange her das so jemand mit ihm gesprochen hatte. Marga war die letzte gewesen.
>Drei Runden. Der Verlierer zahlt eine Lokalrunde!< Rief er und erntete laute Zustimmung unter den Gästen. Der Wirt schlug den Gong.
Der Mann griff an, und die Frau unterlief mühelos seinen linken Schwinger. Ihr Kontere traf ihn an der Schulter und brachte seine Schrittfolge durcheinander. Sein rechter haken ging ebenso ins leere wie die nachfolgende linke Gerade. Scheinbar gewichtslos tänzelte sie zur Seite und brachte einen Uppercut in seinem Bauch unter. Der Mann taumelte ächzend nach hinten. Eine Dublette traf ihn zwischen die Augen und beförderte ihn auf den Boden. Das Spiel wiederholte sich noch zweimal bis der Gong die erste Runde beendete. Der Mann lehnte schwer atmend an den Ringseilen und ohne sie wäre er sicher umgefallen. Sein Partner beschwor ihn aufzugeben.
>Sie kämpfen gut. Wo trainieren sie?<
>Womens Gym in Bottrop. Wir haben dort eine gemischte Boxgruppe. Die einzige wo Männer und Frauen gemeinsam trainieren!< Serge reichte ihr Wasser. Sie lehnte ab.
>Sind sie öfters hier?<
>Oft genug um mich zu treffen? Meinen sie das?< Sie spuckte in einen Eimer und streckte sich. Der Gong rief sie.
Die zweite Runde begann sie mit einem trockenen Aufwärtshaken der ihrem Gegner den Kopf nach hinten riss. Ihr folgender Uppercut auf die Leber war bedeutungslos geworden weil der Mann zusammenbrach und sich im Ring erbrach.
>Das schien für sie sehr einfach zu sein. Gehen sie mit jedem Gegner so um?<
>Wenn er sich das gefallen lässt schon. Was ist? Wollen wir es mal versuchen, oder sind sie schon fertig für heute?< Lachte sie hintergründig. Serge winkte und lies sich seine Sportsachen bringen.

Als er den Ring wieder verlies gab es kaum eine Stelle am Körper ihm nicht wehtat. Der Frau schien es zwar ähnlich zu gehen doch sie bestellte in aller Ruhe an der Bar das dritte Mineralwasser und trank. Sie hatten sich nichts geschenkt, und obwohl Serge in der letzten Phase des Kampfes alle Register gezogen hatte, war die Frau kaum zu stoppen. Ihr Körper musste eigentlich ein einziger Schmerz sein, trotzdem griff sie ihn weiter an und deckte ihn mit einem Hagel kraftvoller Schläge ein. Diese Frau gefiel ihm.
>Gratuliere. Sie sind gut. Sogar sehr gut, soweit ich das beurteilen kann!<
>Danke. Sie auch. Aber jetzt brauche ich eine Dusche!<
Serge ging vor und stellte sich nackt unter die Dusche. Die Frau hatte keine Scheu und tat es ihm nach. Sie war gut gebaut. Eine dunkle Linie zierte ihren Oberarm, und oberhalb des Beckens war ein Tong-Zeichen tätowiert.
>Ich bin Serge!<
>Rikarda. Hast du Shampoo? Meines ist leer!<
>Wollen wir zusammen Essen. Ich kenne ein phantastisches Restaurant in der Nähe?< Serge betrachtete sie während sie sich umzogen. Eine Frau ganz nach seinem Geschmack. Hart, trocken und ohne Schnörkel. Ricarda stimmte zu.

Hamburg Polizeipräsidium
Mordderzernat

Frank Rolle legte leise den Aktenberg auf den Tisch und vermied es seinem Chef in die Augen zu sehen. Berger verzichtete auf einen seiner üblichen Kommentare und nahm still Platz. Er war vor wenigen Minuten von der täglichen Konferenz der Polizeiführung zurückgekehrt, und sah nicht glücklich aus.
>Dann erzählt mal was ihr zusammengetragen habt. Aber alles, und nichts beschönigen. Heute kann mich eh nichts mehr erschüttern!< Bernd nippte an einer Tasse Tee, und schien durch seine zwei Mitarbeiter hindurchzuschauen
>Die Feuerwehr hat die Litani gehoben und bisher sieben Tote geborgen. Es handelt sich um Kamil Tekinel und seine Frau, sowie zwei bisher unbekannte Männer. Dem vernehmen nach Angestellte des Restaurants. Alle starben durch Schusswunden. Die Spurensicherung hat dutzende Einschusslöcher verschiedener Kaliber gefunden, sowie zwei Löcher im Schiffsrumpf die von gezielten Sprengungen stammen dürften. Es gibt keine Zeugen außer einem Werftarbeiter auf der anderen Uferseite der auch die Feuerwehr benachrichtigt hat. Aber der Mann stand zu weit entfernt um nähere Angaben über den oder die Täter machen zu können!<
>Und die Ballistik? Seufzte Bernd.
>Nichts. Alle Hülsen und gefundenen Projektile sind Massenwaren. Militärische Standartkaliber. Vermutlich Russland oder GUS Staaten. Keine Waffe ist registriert. Der Sprengstoff ist allerdings ein Sonderfall. Die Spuren deuten auf Semtex hin. Eigentlich muss er laut dem Montreal-Abkommen mit einem bestimmten Mittel versetzt sein damit Hunde ihn orten können, aber bei dem Zeug handelte es sich um unversetzten Sprengstoff. So etwas gibt s nur ab der Fabrik. Ich denke die müssen sehr gute Beziehungen haben um daran zu kommen!<
>Der Salamander geht mit den Bossen von Moskau zum Tennis. Er hat andere Probleme!< Sagte Berger.
>Und der Sohn? Haben sie Ekrem nicht erwischt?<
>Das wissen wir nicht. Er wurde nicht unter den Toten gefunden. Wenn er an Bord war, ist er rechtzeitig abgehauen. An seinem Wohnsitz ist er nicht aufzufinden
und sein Büro hat gemeint das er einige Tage auf Dienstreise wäre!<
>Also weiß er noch gar nicht das seine Eltern Tod sind?<
>Wenn er im Land ist müsste er informiert sein. Es sei denn er liest keine Zeitungen. Das Blödblatt hatte zwei Farbseiten mit dem entsprechendem Text dazu!< Bernd dachte schaudernd an die Ausgaben auf dem Tisch des Senators. Der hatte sie vor Wut in Fetzen gerissen.
>Was ist mit den Russen? Auch wenn wir es noch nicht beweisen können, sieht das klar nach einem Racheakt des Salamanders aus. Wo ist er?<
>Boris Wolchow ist weg. Er ist am späten Abend gemeinsam mit einigen Geschäftsfreunden zu einer überraschenden Visite nach Moskau abgeflogen!<
>Also hat er Dreck am stecken. Um den kümmern wir uns wenn er wieder auftaucht. Was ist mit Serge, seinem Gorilla?<
>Hat angeblich zur Tatzeit mit zwei Nutten zusammen Video geguckt. Als die Kollegen ihn aufgesucht haben war schon sein Anwalt dort. Er hat zwei nackte Russinnen präsentiert die seine Geschichte bestätigt haben und zeigte ihnen seine Pornosammlung. Der ist aalglatt!<
>Na ja. Nicht ganz. Sie haben ihn gefragt ob sie einen DNA-Test mit ihm machen dürften und er hat zugestimmt. Wir warten noch auf das Ergebnis!< Bemerkte Rolle.
>Und was soll das bringen? Es hat geregnet, und das Schiff war untergegangen. Der wird die Leichen wohl kaum geknutscht haben.<
>Keine Ahnung. Der Spurenknatterton meinte das er vielleicht etwas finden würde!<
>Wo ist eigentlich Frau Kleinschmied?<
>Krank. Sie hat mal wieder einen Arzttermin, sagt sie!< Meinte Frank Rolle.
Bernd stand auf und schaute einige Zeit nachdenklich auf die Papiere.
>Ich weis ja nicht was ihr denkt, aber ich finde das sie sich verändert hat seit dem wir diese ominöse Akte zu Gesicht bekommen haben. Als wäre der Fall für sie erledigt!<
>Ja. Finde ich auch. Ihren Kollegen Brandt hat sie auch nicht wieder erwähnt, geschweige denn nach weiteren Hinweisen gesucht!<
>Willst du sie von dem Fall abziehen lassen?< Fragte Rolle und sammelte seine Akten zusammen.
>Das kann ich gar nicht. Sie wurde uns zugeschoben und sie werden sie wohl irgendwann wieder abziehen, wann immer das auch sein mag. Was ist eigentlich mit der Spur beim Zoll?<
>Saskia meinte es wäre noch zu früh um tätig zu werden. Sie meinte es gäbe eine Anweisung auf grünes Licht von der Europäischen Zollbehörde zu warten!<
>Wahrscheinlich wegen ihrem Undercover-Zöllner. Verdammt. Die spielen mit uns, und wir haben nicht die Spur einer Spur. So langsam kotzt mich diese Geheimniskrämerei an!< Hauptkommissar Bernd fegte mit einer Bewegung den Schreibtisch leer. Die halbleere Teetasse zerschellte auf dem Boden, und bescherte dem Teppich einen Fleck mehr.
>Und ich dachte schon ich wäre der einzige der sich ärgert!< Bemerkte Berger und schob zwei Splitter mit dem Fuß beiseite. Die Drei Männer schwiegen sich an bis es an der Tür klopfte. Es war der Chef der Spurensicherung.
>Hallo, Norbert alte Laborratte. Was verschlägt dich in die Welt der real existierenden Depression?< Wurde er von Bernd begrüßt.
>Du mich auch. Ich habe etwas für dich. Ich dachte mir ich versüße dir mal etwas den Tag. So wie dein Büro aussieht scheinst du es auch zu brauchen!<
Er legte einen dünnen Ordner auf den Tisch und zeigte auf einen Plastikbeutel in der Hand. Ein kleines Stück zerknülltes Papier lag darin.
>Weißt du was das hier ist?<
>Keine Schimmer. Der Rest von Hitlers letztes Taschentuch?<
>Das ist die DNA von deinem Russen. Diesem Serge!<
>Ich dachte die macht man mit Wattestäbchen?< Fragte Berger.
>Das dachte er auch und wir haben ihm auch einen in den Mund geschoben. Aber gleichzeitig hat der Kollege von seiner Hand und seinem Haar eine Streichprobe genommen. Man nimmt ein spezielles Tuch und streicht leicht über das betreffende Teil und schon öffnet sich einem die verborgene Welt der Moleküle und Mikroorganismen.<
>Nun mache es nicht so spannend. Was war es?<
>Dein Russe hatte vor kurzem Kontakt mit Munition. Frische Schmauchspuren, und Tombakreste haben wir an ihm gefunden. Es sind dieselben Spuren die wir auf dem Schiff sichergestellt haben. Ob das fürs Gericht ausreicht liegt bei euch, aber der war ganz sicher in der Nähe als sie diese Seeschlacht auf der Elbe veranstaltet haben!<
>Verdachtsunabhängige Ermittlung kann man es wohl kaum nennen, aber das wird Münzels Problem sein. Der kann auch mal in seiner Juristentrickkiste wühlen. Holen wir uns Serge!< Meinte Bernd angrifflustig.


Hamburg
Hospiz Regenbogenbrücke.

Es brummte, und sein Kopf schmerzte. Es schaukelte dröhnte. Er war in einem Flugzeug. Das grelle Licht blendete ihn. Eine Hand tastete nach seinem Bein.und verabreichte ihm eine Spritze. Der Schmerz lies sofort nach.
>Hallo. Du bist etwas zu früh erwacht. Wir landen erst in zwanzig Minuten!<
Hans Müller stand in einem zivilen Anzug neben dem Bett. Ein arabischer Krankenpfleger war dabei einen Karton nach hinten zu bringen. CT brauchte nicht erst in das Gesicht des Mannes zu sehen um zu wissen dass es ihm vor seinem Anblick gruselte.
>Du wirst sehen. Die Ärzte haben dich im Handumdrehen wieder hergestellt. Es sind echte Spezialisten. Sogar aus den kapitalistischen Ländern kommen sie um sich operieren zu lassen!< Der Pilot landete wie ein Albatros auf dem Ostberliner Flughafen und schüttelte sie gehörig durch. Hans Müller brachte ihn sofort in die Berliner Klinik Charite, wo er in einer Spezialabteilung landete die normalen Bürgern nicht offen stand. Jeden Tag kamen Agenten die mit ihm sprachen und auf seine neue Aufgabe vorbereiteten. Parallel bereiteten die Ärzte die ersten Operationen vor.
Es waren Tage der Qual,. Als würden sie ein Puzzle zusammenbauen verpflanzten sie ihm stückweise Haut um ihm zunächst ein neues Gesicht zu geben. Ein Unbekanntes Gesicht das in keiner Datenbank der Welt je aufgetaucht war.
Hans Müller hatte ihm versichert dass man ihn vollständig wiederherstellen würde, aber seine Vorgesetzten hatten andere Pläne mit ihm. Mit dem hergestellten Gesicht schickten sie ihn die ersten Aufträge zu erledigen. Er mordete zunächst nur in Europa. Sie zeigten ihm die Ziele und er schaltete sie ab. Seine Kaltblütigkeit war legendär. CT war während der langen Zeit der Heilung zu einem Mann ohne Nerven geworden wie Hans Müller einmal zitierte. Die Tatsache das man ihn so schändlich verraten hatte war ihm zunächst genug Motivation die Ziele seiner Gönner aus dem Ministerium für Staatssicherheit zu töten. Erst später war es immer öfters eine reine Geldfrage.
Er nahm an Krieghandlungen und politischen Umstürzen Teil, und erhielt im geheimen manche Auszeichnung. Mit Hilfe seiner neuen Freunde bekam er irgendwann die Namen der Verantwortlichen heraus die ihn in Beirut im Stich gelassen hatten. Ein Staatsekretär im Nato-Hauptquartier öffnete ihm arglos die Haustür als er bei ihm läutete. Seine Kinder spielten im Garten und der Duft von Grillwurst strömte ihm entgegen. CT schoss ihm durch den Kopf und lies ihn auf den Stufen seines Hauses liegen.
Der Hauptmann der ihn nach Beirut geführt und im Stich gelassen hatte saß beim Angeln, als er auf ihn aufmerksam wurde. CT fragte ihn ob er einen Soldaten kenne der auf seinen ursprünglichen Namen hörte. Der mittlerweile Hochdekorierte Offizier verneinte und gab sich arglos. Er schoss ihm in den Bauch und sah dem sterben des Mannes ungerührt zu. Aber es befriedigte ihn nicht und er hörte auf an Rache zu denken.
Dann kam der Tag als er feststellte dass die DDR ihrem Ende unausweichlich entgegen ging. Es blieben ihm wenige Tage um Daten zu löschen und seine Akte verschwinden zu lassen bevor der Mob die Zentrale stürmte. Er tauchte in Europa unter und arbeitete für verschiedene Syndikate und Gangster bis er auf die Kayas aufmerksam wurde. Kamil hatte nicht vergessen was er für ihn getan hatte und bot ihm viel Geld als Problemlöser. Er hat keine große Wahl und nahm an. Er führte in den letzten Jahren ein für seine Verhältnisse ruhiges Leben. Zeitgleich spürte er das Ziehen im Magen. Zunächst war es sporadisch. Dann kam es immer öfters. Er suchte einen Arzt auf und nahm die endgültige Diagnose gefasst auf. Der Schmerz war nun sein ständiger Begleiter. Er wachte auf und schaute in Marias Augen.
>Gott sei Dank. Du lebst. Was ist passiert?<
>Ein Fahrgast hat mich angeschossen. Ganz hier in der Nähe. Ich wusste nicht....!<
>Ein Gast? Hast du die Polizei verständigt? Haben sie dich beraubt?<
>Nein. Er wollte den Wagen. Ich muss weg hier und.... Wie lange bin ich schon hier?<
>Jochen hat dich eben vor der Tür gefunden. Du hast uns allen einen schönen Schrecken eingejagt!<
>Sie haben eine Schussverletzung. Ich habe sie notversorgt, aber alles weitere muss ein Chirurg machen!< Sagte Doktor Wolter und kam von Händewaschen zurück. CT sah sich um. Es war das Ambulanzzimmer und der Fußboden wies große Blutflecke auf. Sein Blut. Jochen kam herein und hielt Maria das Telefon hin.
>Die Klinik. Sie fragen ob sie einen Notarzt oder nur den Rettungswagen schicken sollen?<
>Der Rettungswagen reicht. Der Mann ist stabil. Ich werde ihn begleiten!<
Doktor Wolter wirkte aufgekratzt wie ein Kind.
>Entschuldigen sie meine Freude. Wissen sie? Das ist meine erste Kugel. So eine Operation habe ich noch nie gemacht. Eigentlich bin ich gar kein Operateur, sondern Onkologe. Das ist ein bisschen wie im Krimi!< CT stand auf. Seine Blase meldete sich. Er musste unbedingt hier raus. Maria kam und half ihm.
>Ich habe die Polizei angerufen. Sie sind auf dem Weg. Du musst dich wieder hinlegen. Du hast viel Blut verloren. Wie ist es denn passiert?<
Ein Kind schaute aus der Tür seines Zimmers, und hielt sich an seinem Infusionswagen fest. CT schwieg. Er konnte kaum gehen. Alles um ihn herum wankte, und beinahe riss er einen Handtuchhalter aus der Wand um einen Sturz zu verhindern. Aus der Ferne hörte den Rettungswagen. Die Polizei würde sicher gleich hier sein. Maria lies ihn auf dem Klo allein. Der Schmerz war erträglich. Das Fenster stand offen. Es war dunkel draußen. Sein Geist schien alles wie durch einen Nebel wahrzunehmen. Er versuchte sich zu sammeln. Sich auf das wesentliche zu konzentrieren. Es waren etwas mehr als vier Meter bis zum Boden wenn er springen würde. Er sah hinaus. Hamburgs Lichter wirkten plötzlich wie ein überdimensionaler Weihnachtsbaum. Blaue Lichtblitze zuckten von den benachbarten Lagerhallen.

Hamburg Uhlenhorst
Restaurant „Altes Moskau“

>Warst du schon mal in Russland? Es ist wunderschön. Vor allem in St. Petersburg im Winter!< Fragte Serge.
>Nein. Viel zu kalt dort. Mich zieht es eher in den Süden. Malediven, oder Thailand!< Der Wirt hatte nicht zuviel versprochen. Der servierte Stör schmeckte Phantastisch. Ricarda hatte ihr Äußeres mit etwas Schminke übergetüncht, so dass die getroffenen Stellen in ihrem Gesicht kaum mehr sichtbar waren. Sie gab an im Hafen für eine Spedition zu arbeiten und sporadisch in einer Filiale hier oben auszuhelfen wenn Personalnot herrschte. Kampfsport interessierte sie schon sehr lange und war im Besitz eines schwarzen Gürtels im Kickboxen. Genau wie er.
>Ich würde unsere kleine Trainingseinheit gerne wiederholen. Man findet selten solche Gegner!<
>Ich bin nicht oft hier. Ich müsste dich vorher anrufen!< Sagte sie ausgesprochen zutraulich. Hatte sie vielleicht echtes Interesse? Serge gab ihr eine Visitenkarte. Sie stand auf und verschwand auf dem Klo. Sein Handy meldete sich. Es war Boris. Er trank von dem Tischwein und fühlte ein leichtes stechen im Magen.
Sie waren in Moskau angekommen und alles wäre wieder in Ordnung. Die hiesigen Paten lobten ihn für sein entschlossenes handeln und sparten auch nicht mit Lob für Serge. Er berichtete ihm von den Polizeibefragungen und beide Männer lachten. Das sie einen Mann bei der Aktion verloren hatten war schade, aber unvermeidlich. Doch Männer waren ersetzbar. Am wichtigsten schien es den Paten zu sein das der vermeintliche Killer der Kayas aus dem Weg geräumt war. Offenbar war er in Moskau nicht unbekannt.
Er schob den Wein von sich. Er hatte zwar kaum etwas getrunken, aber heute schien ihm der Wein mehr zu zusetzen als sonst. Boris kündigte an das er einige Tage in Moskau und abwarten würde bis Gras über den Vorfall gewachsen war. Ricarda kehrte zurück und wollte gehen. Serge legte auf.
>Ich muss morgen früh hoch. Sorry! Der Hafen hat seine eigenen Gesetze.<
Sie verließ ihn abrupt und ging alleine aus dem Lokal. Serge verbarg seine Überraschung und winkte dem Kellner um zu zahlen. Der Mann schaute ihn mit großen Augen an. Es war das erste Mal der er bezahlte. Er folgte ihr und fand sie vor der Tür. Suchte sie ein Taxi?
>Hier ist es schlecht mit Bus und Bahn. Ich bringe dich nach Hause. Wo müssen wir denn hin?<
>Wenn du willst. Ich habe eine Bude in Tiefstaak. In der Nähe der Containersiedlung!<
Der Mercedes rollte langsam durch die menschenleere Gegend. Der Kanal glänzte wie flüssige Lakritze und roch abgestanden. Er fühlte sich nicht. Seine Stirn war heiß und er wünschte sich ins Bett. Vermutlich das Essen. Der Wirt würde noch von ihm hören.
>Hier ist es. Hier kannst du halten!< Serge lies den Wagen vor einem finsteren Mietshaus halten. Die Gegend erinnerte ihn an Moskaus Vorstädte.
>Hat du eine Kopfschmerztablette?> Fragte er leise.
>Gute Masche. Die kenne ich noch gar nicht. Sonst fragt ihr Typen doch nach einem Kaffee, um mit hoch zukommen!< Lachte Ricarda.
>Keine Masche. Mir dröhnt einfach der Kopf!< Die Frau nickte und stieg aus.
Serge lies die Tür leise zu fallen. Er hasste es wenn sich Menschen derart asozial verhielten und auf diese Weise andere aus dem Schlaf holten. Als er sich umdrehte war Ricarda verschwunden. Seine Augen suchten die Dunkelheit ab. Vergebens.
Ob sie auf kleine Versteckspiele stand?
>Ricarda?< Rief er leise in die Finsternis. Ein Ast knackte, und Metall schlug aufeinander. Serge ärgerte sich das er plötzlich fror. War es Angst, oder seine verdammten Innereien? Er musste dringend aufs Klo. Sollte er ihr überhaupt folgen? So wie er sich fühlte würde heute Nacht wahrscheinlich eh nichts passieren. Er folgte dem kaum sichtbaren Fußweg zu den Häusern, als der das klimpern von Schlüsseln hörte. Was für eine ätzende Gegend. Nicht einmal die Außenbeleuchtung funktionierte. Die Frau hatte doch Stil. Was hatte sie hier zu suchen? Wieder klapperte der Schlüsselbund. Sicher stand sie bereits vor der Haustür und wartete auf ihn. Sein Bein stieß schmerzhaft gegen einen Widerstand und er sah verärgert nach unten. Er hörte etwas leise durch die Luft sirren bevor die Welt vor seinen Augen explodierte.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:02.11.09 01:00 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo MIrador,

jetzt kam ich nach einer kleinen Weile endlich dazu weiter zu lesen und habe die letzten Kapitel richtiggehend verschlungen.
Wow … welch eine Spannung und eigentlich hätte ich abwarten sollen, bis die Geschichte vollständig eingestellt ist, um sie dann in einem durchzulesen.
Es ist schon schlimm gerade an der spannendsten Stelle aufhören und warten zu müssen. *lach …

Also mal ehrlich, wenn diese Geschichte ein Versuch sein soll, frage ich mich was du unter einem „Nichtversuch“ verstehst.

Da ich für meinen Lieblingsprotagonisten die Daumen drücke und mitfiebere wie es weiter geht, kann ich kaum erwarten zu lesen was aus ihm wird. *smile …


liche Grüße Petra-H

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MIrador
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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:02.11.09 18:23 IP: gespeichert Moderator melden


xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxEmden. Hafenviertel,
Kayas Schrotthandel. Büro von Ekrem Tekinel

Ekrem legte drückte den Knopf seines Head-Sets und lehnte sich entspannt zurück. Das Gespräch hatte die letzten Details des Geschäftes besiegelt. Die Ware war bereits unterwegs und würde später übernommen werden. Er stand auf und sah aus dem Fenster. Unter ihm waren große Kräne dabei große Mengen Schrott in die Eisenbahnwagen zu verladen. Der Preis für Altmetall war in den letzten Wochen leicht gestiegen. Die deutschen Stahlerzeuger zahlten jetzt viel mehr. Trotzdem würde einen Teil der Ladung in den nahen Osten schicken wo er eine bessere Verwendung finden würde. Als Tarnung.
Sein Onkel Aga hatte viele Kunden und Lieferanten mit seiner Art vertrieben, und es würde schwer sein das Alte Niveau des Schrotthandels wieder zu erreichen. Aber das war auch nicht geplant. Müll war die Zukunft. Seine Zukunft. Ein Lastwagen stoppte und Ekrem sah die vielen ausgedienten Kühlschränke und Öfen auf der Ladefläche. Seine Leute würden sie Untersuchen und die brauchbaren in die Containerstapel, während die anderen in den Schredder wandern würden.
Ein lohnendes Geschäft weil sie die Geräte in der Heimat fast für den Neupreis zu handeln waren. Eine Staubwolke lenkte seinen Blick auf die große Baustelle auf der anderen Seite der Strasse. Raupen und Bagger waren ihren ehemaligen Abstellplatz für Fahrzeuge einzuebnen. Er hatte ihn an einen Investor verkauft der dort eine Halle bauen wollte. Der Absprache gemäß die er mit dem Salamander getroffen hatte würde sein Unternehmen keine Autos mehr aktiv aufkaufen. Kayas Schrotthandel würde sich wieder auf die elementaren Geschäftszweige beschränken. Der Automarkt gehörte den Russen. Dafür würden sie ihn im Gegenzug mit etwas beliefern was viel profitabler
>Wir fahren in die Moschee nach Köln. Ich möchte wenigstens zum Aschurafest rechtzeitig dort sein!< Rief er seinen Begleitern zu.
Ekrem ging zum Fahrstuhl während die beiden Araber ihm stumm folgten.
Es waren nicht seine Freunde. Sie waren eine Auszeichnung. Sheik Nasaralla hatte sie ihm zugeteilt, weil er nun einer der ihren war. Er brauchte den Schutz weil er sich in einer gefährlichen Mission für den wahren Glauben befand. Als sie hier ankamen waren sie zu viert gewesen, aber einer von ihnen war mit der Litani untergegangen. Ein Werk dieses dreimal verfluchten CT. Er hätte ihm die ursprünglichen vier Hisbollahkämpfer am liebsten auf den Hals gehetzt, aber niemand konnte sagen wo sich der Killer aufhielt. CT tauchte nur auf wenn er es für richtig hielt. Aber nun war er Tod und konnte niemand mehr gefährlich werden. Er hatte ihn selbst in der Elbe untergehen sehen, und Freude durchströmte sein Herz. Das Letzte Hindernis für die Mission
Die Männer waren gute Krieger. Ausgebildet im Iran und angehörige der legendären Queds-Einheiten. Sie erkannten nur den obersten Mullah Chamenei als ihren Befehlshaber an und lebten den wahren Glauben. Sie folgten ihm sogar in die Moschee und bewachten ihn rund um die Uhr. Selbst den großmäuligen Russen verschlug es die Sprache als sie bei ihrem ersten Treffen neben ihm auftauchten. Orcan stammte aus dem Irak, und war vor den Verfolgungen des verfluchten Saddam in den Iran geflohen. Leider war er mit der Litani untergegangen. Hafiz und Nidal waren Syrer, während der ebenfalls getötete Halil in Palästina geboren war. Sie alle vereinigte der unbedingte Hass auf Israel und seine ungläubigen Unterstützer. Europa und Amerika.
>Nidal? Nimm meinen Mantel mit. Es ist Kühl!<

Vor der Moschee herrschte bereits ein großes Gedränge. Der Vorbeter begrüßte jeden per Handschlag und Ekrem umarmte er sogar. Er galt als großzügiger Spender der Gemeinde. Man machte ihm Komplimente für seine Kontakte zu Sheik Nasralla dem Generalssekretär Partei Gottes.
Lächelnd, und nach allen Seiten grüßend betrat er den Vorraum und entledigte sich seiner Schuhe. Ein Mann kam zu ihm und küsst dankbar seine Hand. Er hat ihm Geld gegeben um eine dringende Operation für
seinen Sohn bezahlen zu können. Huldvoll entzog er sich ihm, doch genoss er die Situation wie einen köstlichen Wein. Der Vorbeter machte eine Mikrophonprobe und sein Willkommensgruß hallte durch die Moschee. Ekrem entrollte seinen Gebetsteppich und seine Nachbarn mühten sich ihm Platz zu machen. Jeder hier kannte die Barmherzigkeit des Ekrem Tekinel. Eine Legende unter den Spendern für die Armen und Bedürftigen. Er schaute nach hinten wo seine Begleiter ihre Plätze einnahmen. Wie ein unsichtbarer Schildwall umgaben sie ihn, und konnten von ihren Plätzen die gesamte Moschee überblicken. Die Predigt begann.
Ekrem schloss die Augen und dachte an die Zukunft.
Bald schon würde mit seiner Vison der Nahe Osten befriedet werden. Ein neuer Staat Gottes auf Erden würde entstehen. Ein unabhängiger Staat, in dem die Gerechtigkeit Gottes durch die Sharia gewährleistet würde. Ein Land, frei von Krieg und Zerstörung und vor allem frei von Ausländischen Einflüssen. Die Stimme des Imam hallte von den Wänden wieder.
„Der Dschihad ist vor Gott gerechtfertigt".
Er hatte mit den Russen schon seit längeren verhandelt. Natürlich ohne das Kamil etwas davon ahnte. Mehrmals hatte er den Alten beschworen ihm die Geschäfte zu übertragen, aber Kamil und Aga weigerten sich. Aga weil er Yussuf für den Posten vorgesehen hatte, und Kamil weil er keine Lust verspürte abzutreten. Seine Mutter lehnte es ab für ihn zu sprechen. Seit er den Glauben des einzigen wahren Gottes angenommen hatte war ein Riss zwischen ihnen entstanden.
Er bot dem Salamander Geld für Waffen und Ausrüstung. Waffen waren der Schlüssel für einen sicheren Staat wie es schon im Koran geschrieben stand, und davon hatten die Russen überreichlich. Seine Gewährsleute in Moskau interessierte nicht im Geringsten wofür er sie verwenden würde. Sie wollten nur das Geld. Zu Anfang ihrer Kontakte hielten sie ihn vermutlich für einen der vielen religiösen Fanatiker der sich zu einem weiteren großen Terroristen aufschwingen wollte. Aber so einer war er nicht.
Ekrem Tekinel wusste dass jeder Staat fließende Einnahmen brauchte um zu überleben. Und um diese Einahmen zu sichern machte er den Russen einen Vorschlag den sie überaus interessiert annahmen. Ein Geschäft das beiden Seiten über Jahre hinweg einen gigantischen Profit versprach.
„Bringt die Ungläubigen um, verscheucht die Amerikaner aus Afghanistan, wenn es sein muss mit Gewalt. Wenn sie nicht hören, müssen sie bluten.“
Der Prediger redete sich in rage und einige Männer brachten spontan ihren Zustimmung zum Ausdruck. Es waren viele Junge Männer darunter und sicher würden einige seinem Aufruf zum Dschihad folgen.
„Tod den USA und Großbritannien! Gott möge alle Feinde des Islams und Afghanistans vernichten“
Die Gläubigen beteten für die gefallen Märtyrer, und gedachten gemeinsam der Opfer der zionistischen Eroberungskriege. Nicht mehr lange und das alles wäre vorbei. Ströme von Blut würden fließen um eine gerechte Ordnung herzustellen, aber es war notwendig. Die neue Macht im nahen Osten würde den Aggressoren das Herz erfrieren lassen. Sie würden den Frieden erzwingen. Der Vorbeter rief alle zum gemeinsamen Abschlussgebet.
Der Gottesdienst war vorbei.
Ekrem erhob sich und spendete 20.000 Tausend Euros für den Bau der neuen Moschee in Köln. Ein Vorhaben das die Stadt in zwei Lager spaltete.
Der Imam dankte ihm überschwänglich und sprach von einer Gedenktafel als Ekrems Handy klingelte. Es war der Salamander. Das Gespräch dauerte nicht lange, aber was er hörte erfreute sein Herz. Er war dem Ziel einen großen Schritt näher gekommen. Er winkte und seine Wachen sammelten sich um ihn.
>Zum Flughafen. Chartert einen Privatjet. Wir fliegen nach Hamburg.

Hamburg
Krankenhaus St. Georg.

Frank Rolle sah in Sakia Kleinschmieds geschwollenes Gesicht und schüttelte unverständlich den Kopf. Rolf Berger stand derweil draußen und sprach mit dem Arzt. Die Kollegen der Schutzpolizei hatte sie informiert, und trotz der späten Stunde fuhren sie sofort in die Klinik. Die Frau lag in ihrem Bett und grinste sie beinahe fröhlich an.
Der Aussage nach hatte Saskia den Russen in der Ritze getroffen.
Sie hatten angeblich zusammen trainiert, und sie waren zum Essen gefahren. Er bot an sie nach Hause zu bringen und drehte stattdessen in Tiefstaak in eine dunkle Seitenstrasse ab, wo er sie zum Sex nötigen wollte. Saskia war anscheinend in verschiedenen Kampfsportarten ausgebildet und entschied den folgenden Kampf für sich. Wie, war ihm allerdings ein Rätsel. Er hatte den Russen in Aktion gesehen. Der Mann war eine lebendige Waffe aus Fleisch und Knochen dem selbst die hartgesottensten Schläger aus dem Weg gingen. Trotzdem lag er nun mit einem Schädelbruch im Sicherheitsbereich der Klinik und war noch nicht wieder vollständig zu sich gekommen. Saskia selbst hatte einige Prellungen, vor allem im Gesicht abbekommen, aber noch die Kraft besessen den Notarzt und die Kollegen zu rufen.
>Sind sie eigentlich bekloppt? Sie haben gesagt das sie beim Arzt wären. Ohne Rückendeckung zu ermitteln? Sie gehören in die Klapsmühle! Wie sind sie bloß auf das schmale Brett gekommen?<
>Sie sind der Grund. Sie haben die ganze Zeit zugesehen wie die Russen ihnen auf der Nase rumgetanzt sind, weil sie Panik vor deren Anwälten haben. Manchmal muss man eben was riskieren!<
>Und dann legt man sich mit dem bekanntesten Schläger vom Kiez an? Serge hätte sie umbringen können?<
>Hat er aber nicht. Außerdem bin ich so leicht nicht zu töten. Aber wir haben ihn jetzt wegen versuchter Vergewaltigung am Haken. Gegen diese Fakten können seine Winkeladvokaten nichts tun. Wenn der Richter nicht gerade geschmiert ist sitzt er ein, und wir können ihn auseinander nehmen!<
>Wer ist wir? Sie sehen aus als wären sie gegen einen Bus gelaufen?<
>Man muss auch Opfer bringen. Morgen haue ich hier wieder ab und melde mich zurück zum Dienst. Versuchen sie dass Serge wenigstens solange im Knast bleibt!< Berger kam herein und grinste sie an.
>Ihnen ist schon klar das die Dienstaufsicht sie dafür schlachten wird? Ermittlungen ohne direkten Auftrag. Noch zu Undercover? Ist das beim BKA an der Tagesordnung? Wo waren sie in der Polizeiausbildung als es um Eigensicherung ging? Auf dem Klo?<
>Es gibt schlimmeres. Wie geht es Serge?<
>Der Arzt meint sie kriegen ihn durch. Münzel und Bernd sind bei ihm und fühlen schon mal vor ob er mit uns kooperieren wird. Seine Anwälte sind sicher auch bald hier. Was haben sie eigentlich mit seinem Kopf angestellt? Benutzen sie einen Vorschlaghammer zur Selbstverteidigung?< Frank Rolle stand auf und sah sie ernst an.
>Wenn sein Anwalt vermutet das sie ihn bewusst in eine Falle gelockt haben, so nennt man das Körperverletzung im Amt, und alles was wir gegen ihn haben ist Schall und Rauch. Sagen sie mir hier und jetzt: Wollte er sie tatsächlich vergewaltigen?< Saskia verzog das Gesicht zu einem wölfischen Grinsen. Ihre Eckzähne blitzten.
>Ist das noch wichtig? Zählen sie doch mal eins und eins zusammen. Nur die Fakten. Was haben wir? Eine Frau die weitab von ihrem Wohnort in einer dunklen Ecke von einem Typen genötigt wird sich auszuziehen. Er dringt gewaltsam in sie ein. Sie wehrt sich, und der Typ schlägt sie!< Ihr Finger zeigte auf das blaue Auge.
>Der Typ verliert die Kontrolle und läuft in einen glücklichen Abwehrschlag der Frau, die in Selbstverteidigung ausgebildet ist. Er geht K.o, und die Polizei kommt. Sie finden eine Frau mit zerrissener Kleidung und diverse Prellungen am Körper. Klare anzeichnen für ein Gewaltdelikt. Selbst für Hamburger Polizisten. Ich frage sie als Kriminalisten: Was brauchen sie noch?<
>Sie haben ihn in der Ritze getroffen, und dort mit ihm gekämpft. Jeder mittelmäßige Winkeladvokat wird ihre Prellung auf den Kampf dort zurückführen!<
>Und jeder Gutachter wird sich hüten dazu eine schlüssige Prognose abzugeben. Außerdem hatten wir Zeugen, die mich ohne Verletzung aus dem Lokal haben gehen sehen. Dazu kommt eine Eidesstattliche Erklärung des untersuchenden Arztes das ich penetriert wurde!< Rolle setzte sich auf die Bettkante und rieb sich über die Stirn. Vor der Tür waren Stimmen zu hören. Diese Frau und der Fall brachten ihn noch vorzeitig ins Grab.
>Sie scheinen es lange und gut geplant zu haben. War es rein dienstlich, oder verbinden sie eine persönliche Vendetta mit dem Fall? Und was ist mit uns? Mit der Abteilung? Waren wir nur die Bauern in ihrem kleinen Schachspiel?< Ehe Saskia Antworten konnte füllte sich das Krankenzimmer. Staatsanwalt Münzel kam herein und brachte drei weitere Männer in teueren Anzügen mit. Rolle dachte an die Anwälte des Russen und baute sich schützend vor dem Bett auf.
>Sie ist kaum vernehmungsfähig. Also lassen sie...!< Rief er, aber Hauptkommissar Bernd nahm ihn sofort an die Seite.
>Ist schon gut Frank. Die Herren gehören zu Herrn Münzel. Sie wollen Frau Kleinschmied sprechen. Allein!<
>Darf ich fragen warum wir gehen sollen?< Murrte Berger.
>Nein. Im Augenblick nicht. Wir werden sie zur gegebenen Zeit informieren. Sie haben ihre Sache gut gemacht. Das wird entsprechend vermerkt werden. Lassen sie uns nun bitte mit Frau Kleinschmied allein!< Erwiderte einer der Männer und bat sie höflich aber bestimmt hinaus. Die Polizisten verließen stumm den Raum. Einer der Männer folgte ihnen und blieb wie ein finsterer Wachturm vor der Tür stehen.
>Hast du das gesehen? Münzel stand daneben wie ein Statist beim Film. Der lässt sich doch sonst nicht die Butter vom Brot nehmen. Wo kommen diese Typen denn her?< Berger versuchte dem Kaffeeautomaten einen Becher zu entlocken. Frank Rolle sah seinen Chef an. Wer mischte sich nun diesmal in ihre Ermittlungen ein? Dachte er. Der Leiter der Mordkommission wich ihm betreten aus.
>Bevor du das toben kriegst, und irgendwelchen Mist anstellst Frank: Die kommen nicht vom BKA, obwohl sie Ausweise von dort haben. Ich habe heimlich ihre Kennzeichen abgeglichen. Sie kommen aus Straßburg und sind dem Parlament der EU zugeordnet!<
>Also keine Bullen, sondern Diplomaten? Erst das BKA. Dann der BND, nun diese Schauspieler. Was soll das Theater? Was für ein Film läuft hier eigentlich?<
>Ich weis es nicht. Glaubt mir. Heute Morgen kamen sie zusammen mit Münzel in mein Büro geflattert und haben sämtliche Aufzeichnungen im Fall Peterle beschlagnahmt. Sogar die Computer haben sie mitgehen lassen. Münzel schienen sie frisch aus dem Bett geworfen zu haben. Der hatte nicht mal eine Krawatte um, und zwei verschiedene Schuhe an den Füßen. Er hat zu allem Ja und Amen gesagt. Und beinahe noch tragen geholfen. Außerdem haben sie mich verhört, als wäre ich der böse Bube in dem Spiel!<
>Und was sagt unsere oberste Leitung dazu?<
>Gar nichts. Der Polizeidirektor ist auf Dienstreise und sein Stellvertreter ist gar nicht erst ans Telefon gegangen!<
>Hurra. Wer solche Chefs hat braucht im Prinzip keine Feinde mehr!<
>Kommt. Ich gebe einen Kaffee aus!< Bernd und drückte den Fahrstuhlkopf Draußen kündigte das Martinshorn einen herannahenden Rettungswagen an. Ein Streifenwagen folgte ihm. Es regnete und versprach für den beginnenden Tag nichts gutes. Ein neuer Patient mit einer Brustverletzung wurde eben an ihnen vorbeigerollt als sie die Klinik verließen. Rolf Berger musste mal wieder mit dem Ekel kämpfen als er die blutige Decke sah.

Hamburg
Allgemeines Krankenhaus St. Georg

Metall schepperte auf den Boden, und er schlug die Augen auf. Sein linker Arm war bewegungslos, und mit der Schulter dick verbunden. Ein Monitor stand neben dem Bett und piepte leise und eintönig vor sich hin. Marias Kopf lag auf seinem Bein. Sie schlief. Er fühlte sich völlig erledigt.
Seine Finger kribbelten und die Augen schmerzten. Vorsichtig richtete er sich auf. Seine Rechte tastete nach der Wunde. Der brutale Schmerz in der Schulter war verschwunden. Er war frisch operiert worden. Zum zweiten mal? Er erinnerte sich an Doktor Wolter der ihn als Studienobjekt offenbar sehr schätze. Bis auf das obligatorische Krankenhaushemd war er nackt, und spürte plötzlich Kälte. Maria musste ihn so gesehen haben. Der ganze Körper von Brandnarben entstellt. Was würde sie wohl denken? Draußen auf dem Flur rollte ein Wagen vorbei. Er hörte Frauen miteinander lachen. Er war in einer anderen Klinik. Das war kein gesicherter Raum. Seine Sachen waren nicht zu sehen. Nur ein Bademantel hing an der offenen Schranktür. Offenbar war die Polizei noch nicht hier gewesen. Vorsichtig versuchte er sich zu erheben, aber vergeblich. Ihm wurde sofort schwindelig und er sank zurück in das Kissen. Trotzdem. Er musste hier weg.
Vor der Tür wurde es laut und Maria erwachte. Er stellte sich schlafend, während eine Gruppe Ärzte ins Zimmer strömte.
>Raul Clement. Männlich. 48 Jahre alt. Taxifahrer. Angeschossen im Dienst. Die Kugel traf die obere linke Suprascapularis und drang tief ins Myotomgewebe ein. Sie blieb oberhalb des Aortenbogens stecken. Dem Patient wurde in einer Notoperation das Projektil entfernt. Es gab keine Komplikationen. Vergabe von Sedativum und Kortison zur Vorbeugung von Entzündungen!< Ratterte ein junger Assistenzarzt seine jüngste medizinische Vorgeschichte herunter. Jemand stellte an dem Monitor herum.
>Er ist noch nicht wieder aufgewacht. Ich war die ganze Zeit bei ihm!< Hörte er Marias Stimme. Hände zupften an der Bettdecke. Eine kalte Hand fühlte seinen Puls.
>Das glaube ich ihnen. Wir haben der Polizei gesagt dass sie sich Zeit lassen können. Er hat Morphium bekommen und ist vor Morgen kaum vernehmungsfähig!<
>Haben sie etwas gehört? Wissen sie wer das getan haben könnte?< Marias Stimme klang krächzend. Wie lange war sie wohl hier?
>Nein. Das wird die Polizei klären. Später!< Die Ärzte verschwanden. Nur Maria und eine Schwester blieben zurück.
>Sie sollten sich hinlegen Es wird noch dauern bis der Patient ansprechbar sein wird. Ich werde ihnen ein Bett ins Zimmer stellen!<
>Nein Danke. Ich muss auch zurück ins Hospiz. Meine Stellvertreterin wird sicher schon ziemlich sauer sein!< Die Schwester verlies den Raum. Er hörte wie Maria in ihren Mantel schlüpfte und öffnete die Augen. Der Geruch von Äther erfüllte den Raum.
>Du musst mich hier raus bringen. Sofort!< Flüsterte er und stemmte sich umständlich hoch. Maria blickte ihn an als hätte sie ein Gespenst gesehen.
>Du.....Du bist doch eben erst operiert worden. Ich kann dich nicht wegbringen. Was ist mit dir? ...Was ist passiert?<
>Später. Ich brauche deine Hilfe. Jetzt. Bringe mich hier raus bevor noch wirklich jemand zu schaden kommt!< Maria setzte sich auf die Bettkante und sah ihn kalt an.
>Wer bist du? Erst sagst du mir die Wahrheit über dich, und erzähle nicht das du ein einfacher Taxifahrer ist. Das glaube ich dir nicht mehr!<
>Hilf mir hoch, und gib mir den Mantel!< Er wollte sich aufrichten, aber Maria schubste ihn gnadenlos zurück. Sein Rücken schien plötzlich in Flammen zu stehen und er stöhnte auf.
>Hör auf zu jammern Raul. Ich erlebe jeden Tag Kinder die haben mehr ertragen als du. Noch mal: Wer bist du? Und wer hat auf dich warum geschossen?<
>Glaub mir: Das willst du nicht wissen. Nicht jetzt. Hilf mir einfach hier raus, und lass uns gehen!< Maria lachte verzerrt.
>Das hier ist die Intensivstation. Da geht man nicht mal soeben, ohne dass es einer merkt. Hier sind überall Kameras. Ich will wissen warum du es so eilig hast. Hast du Probleme mit der Polizei?<
Es klopfte, und wie auf Stichwort erschien eine Schwester in Begleitung zweier Polizisten. CT erstarrte im Bett, und blickte nach vorne. War er aufgeflogen? Wie schon einmal? Aber hier hatte er keine Chance zu entkommen.
Sie waren ihm nahe gekommen. Sehr nahe. Algerische Polizisten unterstützt von Interpolagenten waren ihm in ein Hotel in der Kasba von Algier gefolgt. Der Verräter war ein Komplize seines Auftragebers der ihn im Tausch gegen Straffreiheit ans Messer liefern wollte. Damals lag er auch in einem Bett und ruhte als er die Schritte auf der Treppe hörte.
Sie waren zu viert gewesen. Zwei kamen leise über die Feuerleiter, während die anderen beiden vor seiner Zimmertür standen. Einen Tag vorher hatte er auftragsgemäß den Sprecher der Ölindustrie beseitigt, und damit eine kleine Revolte im Landesinneren ausgelöst. Er feuerte blind durch die dünne Holzwand und tötete die beiden überraschten Männer auf dem Flur. Dann riss er die Tür auf um seine Flucht anzudeuten. Es selbst verbarg sich jedoch rechtzeitig hinter einem Vorhang. Es war fast zu einfach. Die beiden anderen Polizisten stürmten mit vorgehaltenen Waffen durch das Fenster und wollten ihm folgen. Er tötete sie ebenso schnell ihre Kollegen.
Die uniformierten Beamten sich höflich vor und baten darum ihnen einige Fragen zu beantworten. Er gab an einen Gast nach Billbrook gefahren zu haben, und als es ums bezahlen ging von ihm angeschossen worden zu sein. Er fror als er hörte dass die Spurensicherung sein Taxi abgeschleppt hatte und untersuchte. Seine Beschreibung des Täters hätte auf tausende junge Männer deuten können, wie einer der Polizisten missmutig bemerkte und die Waffe wollte er auch nicht erkannt haben. Wie viel der Täter erbeutet hatte konnte er nicht sagen da alle Einahmen im Taxi geblieben waren. Er spielte nach wenigen Minuten eine Schwäche vor, woraufhin die Beamten das Verhör abbrachen und sich entschuldigten. Maria hatte die ganze Zeit stumm daneben gestanden. Ihr Gesicht war bleich, nur in ihren Augen glühte ein Feuer.
>Lügen kannst du. Das muss ich sagen. Hast du Übung darin?<
Er versuchte sich erneut aufzusetzen, was ihm unter Schmerzen auch gelang.
>Wer sagt das ich gelogen habe?<
>Deine Geldbörse lag in der Toilette als ich dich gefunden habe. Auf den ersten Blick würde ich sagen war es ein ausgesprochen guter Tag für einen Taxi Chauffeur. Wer immer dich auch angeschossen hat. Des Geldes wegen war es bestimmt nicht!< Langsam setzte er die Füße auf den Boden und versuchte auf die Beine zukommen. Es gelang, und er ging zwei Schritte. Die Medikamente verursachten ihm Schwindel und Übelkeit, so dass er sich am Schrank festhalten musste. Der Schmerz war auszuhalten.
>Raul? Was tust du? Sag mir was los ist? Ich will dir doch helfen. Du kommst nicht mal zur Zimmertür ohne meine Hilfe!<
Sie reichte ihm den Bademantel damit er sich etwas überziehen konnte. Er streifte das Hemd ab und stand bis auf den Verband plötzlich nackt vor ihr. Er beobachtete sie. Es war keine Abscheu zu erkennen. Die meisten Menschen die ihn so sahen kämpften mit dem Brechreiz, oder wandten sich ab.
>Hat es mit deinen Verletzungen zu tun? Bist du deswegen in irgendetwas verwickelt?<
>Bring mich hier weg. Ich werde dir alles erzählen, aber nicht hier. Hier bin ich nicht sicher. Und du auch nicht!< Er löste sich von dem Schrank und wusste nach drei schritten das Maria Recht behalten würde. Alles um ihn herum drehte sich wenn er sich nur etwas anstrengte. Wenn er an die Tür käme wäre seine Reise bereits zu Ende.
>Warte hier!< Maria verschwand aus dem Zimmer und kehrte mit einem blauen Arbeitskombi zurück. Sie half ihm hinein und ignorierte sein Stöhnen. Das Teil war zu eng und drückte auf die frische Wunde. Sie schob ihm einen Wagen mit Besen und Reinigungsmitteln vor die Füße.
>Hier. Ich hoffe du kannst ebenso gut Schauspielern wie du lügen kannst. Halt dich am Wagen fest und gehe langsam hinter mir her über den Flur. Wenn wir den Fahrstuhl erreichen, haben wir es geschafft!<
CT trottete langsam den Gang herunter. Marias Körper verschwamm ein um das andere mal vor seinen Augen. Schwestern und Ärzte gingen an ihm vorbei, beachteten ihn aber nicht. Draußen hörte er eine Polizeisirene. Das Geräusch beflügelte seine Schritte, und beinahe wäre er gestolpert. Maria stand vor dem Fahrstuhl und sah zur Decke. Er blieb hinter ihr stehen und sah zu den Anzeigetafeln. Sie waren nur zwei Stockwerke hoch. Es würde also schnell gehen die Strasse zu erreichen. Eine Schwester mit einem Aktenstapel auf dem Arm gesellte sich zu ihnen. Er konnte nun deutlich den Polizeiwagen hören. Das Fahrzeug hielt vor dem Haus, und eine kalte Hand griff nach seinem Innersten. Hatten sie ihn bemerkt. Die Kameras? Nein. Es gab bislang keinen Grund sie zu überwachen. Fahrstuhltür öffnete sich und sie stiegen ein. Maria drückte zum Ausgang, aber der Aufzug setzte sich nach oben in Bewegung. Durch das Maschinengeräusch konnte er deutlich Männerstimmen hören die vorbei hetzten.


Hamburg Oberlandesgericht
Büro des Staatsanwaltes Münzel

Frank Rolle setzte sich und beobachtete die beiden Männer aus dem Krankenhaus am Tisch die sich leise unterhielten. Münzel kramte in irgendwelchen Papieren während Berger sich still über seinen Kaffee beugte.
Wo blieb Bernd? Eigentlich hatte er heute Frei. Seine Frau hatte ihn gebeten mit ihr zusammen eine neue Zimmereinrichtung für ihren Sohn zu kaufen, und war entsprechend begeistert als er absagte. Mit einem Seitenblick erkannte er die Akten aus seinem Büro. Sie hatten nicht nur Bernds Büro ausgeräumt sondern ihre gleich mit. Sogar ihre Computer waren verschwunden, was bei dem Alter der beiden „Taschenrechner“ kein großer Verlust war.
Die Tür öffnete sich und der dritte der Männer und Saskia kamen herein. Bernd folgte ihnen Das Gesicht förmlich zur Faust geballt. Münzel bat alle sich zu setzen.
>Meine Herren, Frau Kleinschmied. Sie haben sicher viele Fragen und wir werden uns bemühen sie zu beantworten sofern uns das möglich ist. Zunächst möchten wir uns vorstellen. Mein Name ist Spessart. Die beiden Kollegen sind Herr Zoch und Herr Dirks. Wir sind dem Innenministerium zugeordnet und beschäftigen uns als Teil einer Arbeitsgruppe mit politisch motivierten Straftaten!< Saskia war kaum wieder zuerkennen. Sie trug ein konservatives Kostüm und verhielt sich betont unauffällig. Ihre Prellungen waren unter einer Schicht Schminke verborgen als wäre nie etwas geschehen.
>Und warum fahren sie Autos die auf das Europäische Parlament zugelassen sind? Brummte Rolle.
>Es spricht für ihre Kompetenz so etwas zu bemerken, aber in diesem Fall ist es gegenstandslos. Es war nur der Situation geschuldet schnell hierher zu kommen!<
Spessart grinste freudlos. Das Gesicht des Mannes wirkte auf Frank Rolle wie eine undurchdringliche Maske. Mit einer gewissen Affinität zur Ratte.
>Und was war nun so dringend das sie sich genötigt gefühlt haben hierher zu kommen. Die Ermittlungen an sich zu ziehen, und uns stehen zu lassen wie Kinder denen sie gerade den Fußball weggenommen haben?< Fragte Berger, und sah böse zu Saskia hinüber.
>Zunächst mal sollten wir sie über die Person Saskia Kleinschmied aufklären. Ihren Blicken nach zu urteilen Herr Berger, würden sie sie am liebsten fressen. Frau Kleinschmied ist unsere Mitarbeiterin, und ist mit den Vorermittlungen im Fall Peterle beauftragt. Sie hat uns Bericht erstattet und auf unsere Anweisung hin die Situation herbeigeführt die sich jetzt darstellt!<
>Sie hat einen russischen Schläger fast ins Grab gebracht. Wie soll das den Ermittlungen helfen?< Fragte Münzel.
>Es geht gar nicht um den Russen. Es geht um den Mann den er vorgibt erledigt zu haben. Sie wissen das vor kurzem der Clan der Kayas auf ihrem Schiff angegriffen worden sind. Wahrscheinlich waren es die Russen, was aber im Augenblick nebensächlich ist. Wichtiger ist das er gezielt auf einen Mann an Bord geschossen hat den wir seid Jahren versuchen zu fassen. Er nennt sich CT, und ist ein überaus gerissener Killer. Sie erinnern sich das die Ermittlungen mit dem Tode des Kollegen Brandes begannen. Die verwandte Waffe war damals der Aufhänger uns in die Ermittlungen einzuschalten!<
>Die Waffe über die es einen Sperrvermerk in der Akte gab?< Fragte Rolle.
>Genau. Ein bedauerlicher Fehler dass der Vermerk sichtbar wurde. Aber das ist nun nicht mehr zu ändern!<
>Der Vermerk war vom MAD, oder BND. Sind sie vom BND?<
Hauptkommissar Bernd schaute die Männer prüfend an.
>Diese Frage ist unnötig. Wenn wir wirklich Agenten wären würden wir es bestimmt nicht sagen, oder sie würden uns für komplette Idioten halten!<
>Gut. Was hat Serge mit dem Killer zu tun?<
>Dieser Serge ist ein ehemaliger Polizist aus Moskau bevor er für die Russenmafia anfing zu arbeiten. Ein Scharfschütze. Er erhielt im Vorwege der Aktion gegen die Kayas spezielle Informationen um den Mann zu töten. Vermutlich von Ekrem Tekinel persönlich!<
>Und? Entweder der Killer ist in der Elbe ersoffen, und auf dem Weg in die Nordsee, oder er war schlichtweg nicht an Bord. Wir haben in dem Wrack niemanden gefunden der nicht zu identifizieren war!<
>Das Stimmt. Wir haben ihre Akten verfolgt. Trotzdem. Serge muss ihn gesehen haben, und wenn es durch ein Zielfernrohr war. Er muss zur Aussage bewegt werden wie er aussieht. Außerdem haben wir Grund zur Annahme dass der Killer überlebt hat!<
>Was macht sie da so sicher?<
>Zum einen ist der Typ mit allen Wassern gewaschen, und hat sich bislang jedem Zugriff entzogen. Er wurde 1989 in Athen von einem Polizisten nachweislich in die Brust getroffen und entkam trotzdem. Das bedeutet er trägt praktisch täglich eine Kugelsichere Weste, oder etwas in der Art!<
>Was ist aus dem Beamten geworden?<
>Tod. Schuss in die Stirn. Der Mann zielt nie daneben!< Gab Dirks seinen ersten Kommentar ab.
>Aber er hat daneben geschossen. Er hat den Salamander verfehlt<
>Sind sie sicher? Es hat seinen Freund getroffen, aber nur weil er zufällig vor ihm stand. Bei der Distanz ist es müßig seine Zielfertigkeit in Frage zu stellen!<
>Warum fragen sie nicht einfach Ekrem? Wenn er die Informationen von den Kayas hat wäre das doch die einfachste Methode?< Fragte Berger.
>Ekrem Tekinel verfügt neben einem Diplomatenpass.Ausserdem über gute Anwälte die ihn komplett abschirmen. Wir haben ebenfalls versucht zu überprüfen ob er am Tatort gewesen sein könnte, und fanden vier von einander unabhängige Leute die zeitgleich mit ihm gebetet haben wollen. Außerdem hatten wir sechs Stunden später das auswärtige Amt an der Strippe. Sie sehen: Auch wir haben unsere Grenzen. Ekrem Tekinel ist etwas ganz besonderes!<
>Was wissen Sie denn über diesen Killer? Und was viel wichtiger ist: Warum haben Sie uns nicht eingeweiht. Es hört sich an as ob der Typ gefährlich wäre!<
Rolf Berger sah zu Münzel herüber der plötzlich mit den drei Männern flüsterte. Zoch schüttelte energisch den Kopf, während Saskia Kleinschmied offenbar Einwände hatte.
>Dieser CT ist ein bezahlter Killer, der sein Aussehen häufig verändert und seid Jahren die Internationalen Fahndungslisten anführt. Er hat in Europa und anderswo gearbeitet und sich wahrscheinlich vor einigen Jahren etwas zurückgezogen. Das bedeutet die Anzahl seiner Morde wurden weniger. Es besteht der Verdacht das er unter anderem für die Kayas gearbeitet hat!< Rolf Berger entschuldigte sich auf die Toilette, während Bernd Saskia ins Visier nahm.
>Mich würde interessieren warum sie uns ihren Maulwurf untergejubelt haben? Ich vermute sie arbeitet nicht für das BKA? Im juristischen Sinne ist ihre Arbeit demnach für den Fall wertlos, weil die Ermittlungsergebnisse insgesamt anfechtbar ist!< Münzel wollte etwas dazu sagen, aber Spessart hob die Hand.
>Sie haben Recht. Frau Kleinschmied ist nicht dem BKA unterstellt, sondern arbeitet für unsere Behörde im operativen Außendienst. Ihre Aufgabe war es die Ermittlungen im Fall Brandes zu beobachten, und soweit nötig zu forcieren. Doch sie ist kein Maulwurf im klassischen Sinne Herr Bernd. Schließlich arbeiten wir doch alle für das selbe Ziel!< Bernd antwortete nicht sondern sah die Frau streng an.
>Wie konnten sie Serge besiegen? Hatten sie Hilfe?<
>Ich habe seinem Essen ein starkes Abführmittel beigemischt. Den Rest hat ein gezielter Schlag mit meinem Lippenstift an die Schläfe erledigt!<
>Ein Lippenstift? Das erklärt auch den Schädelbruch. Interessanter Trick. Lernt man das bei ihrem Verein? Sie haben ausgesagt er hätte sie vergewaltigt? Im Untersuchungsbericht steht das er in sie eingedrungen sei. Geht ihre Liebe für das Vaterland wirklich soweit? War das echt, oder auch einer ihrer Tricks?<
>Ein Dildo für die Eindringspuren, ein paar seiner Schamhaare, und etwas Schweiß und Blut. Fertig ist die Illusion. Ich sagte ihnen doch: Man muss auch mal was riskieren!< Klang es lapidar. Bernd sah zum Staatsanwalt herüber. Der Jurist kochte vor Wut.
>Na schön. Sie sind also eine ganz Harte. Ich vermute sie heißen auch nicht Kleinschmied, und als die Moral verteilt wurde waren sie wohl gerade nicht im Raum. Ich denke sie sind eine Agentin die auch über Leichen geht um an ihr Ziel zu kommen. Notfalls über die ihrer Kollegen. Kommen sie bloß nicht mehr in meine Nähe!< Spessart schüttelte den Kopf.
>Herr Bernd. Bei allem Respekt, aber sie tun Frau Kleinschmied Unrecht. Sie war es die eine Vernehmung des Russen erst möglich gemacht hat. Missverstehen sie nicht ihren persönlichen Einsatz. Manchmal muss man einfach etwas riskieren!<
>Auch einen eindeutigen Verstoß gegen geltende Gesetze? Ihre Kollegin hat gegen die halbe Strafprozessordnung verstoßen. Der Fall, sollte er tatsächlich öffentlich verhandelt werden ist vor jedem Gericht verloren noch bevor er begonnen hat. Mit diesen Beweisen würde jeder Richter ein Verfahren gegen die Ermittler einleiten. Glauben sie das sie über dem Gesetz stehen?< Argwöhnte Münzel.
>Wir stehen nicht über dem Gesetz Herr Münzel. Wir haben vielleicht nur unterschiedliche Ansichten wie sie anzuwenden sind!< Meinte Zoch und legte Bernd ein Bild vor.
>Diese Foto stammt vom Flughafen Shiphol in Amsterdam. Es ist vier Jahre alt. Wir vermuten dass es sich dabei um unseren Killer handelt. Wie gesagt vermutlich. Das einzige was wir sicher wissen ist das er beständig eine Sonnenbrille trägt.
>Was ist mit dieser Waffe? Wir haben erfahren es könnte eine Desert Eagle sein. Eine großkalibrige Handfeuerwaffe. Sehr selten, wie uns Fachleute berichteten.<
>Stimmt. Seine Lieblingswaffe. Wir wissen von wenigstens drei Dutzend Morden bei denen sie verwendet wurde. Aber er benutzt auch anderes. Gewehre, Gift, Pfeile Sprengstoff oder ein profanes Messer wenn es sein muss. Er ist ein Experte!<
>Ein Experte also. Gut. Wir wissen nicht wie er aussieht und der einzige Zeuge den wir haben schwebt zwischen Koma und Bewusstsein. Ist das alles was sie über den Killer beisteuern können?< Bernd notierte sich etwas und sah zur Tür. Rolf Berger stürmte plötzlich herein.
>Schnell. Eine frische Schussverletzung in St. Georg. Ich habe es eben aus dem Polizeifunk erfahren. Die Kollegen von der Schutzpolizei waren eben dort. Vielleicht ist das unser Mann!< Die drei Beamten liefen aus dem Zimmer, während Spessart hektisch nach seinem Handy griff.
Unter Übertretung aller Verkehrsregeln rasten sie zum Krankenhaus und stürmten die Treppe der Intensivstation hinauf. Ein zweiter Wagen der Schutzpolizei folgte ihnen. Berger zog seine Waffe und gab Rolle ein Handzeichen.
>Auf drei. Wenn er nur ruckartig die Hand hebt. Schieß!< Frank Rolle nickte seinem Partner zu. Mit dem Fuß trat er die Türklinke herunter und schaute aus seiner Deckung in das Zimmer. Es war leer.
>Verflucht! Kann nicht einmal etwas klappen!< Rolle durchsuchte das Zimmer nach Spuren, während Berger ins Treppenhaus lief. Weitere Beamte erreichten die Klinik, und durchsuchten fieberhaft und unter Protest einiger Ärzte den gesamten Krankenhauskomplex. Vergeblich. Der Mann war verschwunden.

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lupo Volljährigkeit geprüft
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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:02.11.09 22:37 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo MIrador,

großes Kompliment.
Ich lese hier gelegentlich und schreibe eher selten. Dies ist einer der seltenen Fälle, in denen ich doch einen Kommentar abgebe. Gute Story, gefällt mir echt gut - Bis jetzt ein guter Krimi, den ich mir auch als Taschenbuch gekauft hätte.
Suchtpotential enthalten

Bitte unbedingt (auf diesem Niveau) weiter schreiben.

Grüße aus dem Süden

Lupo
Manche Leute drücken nur deshalb ein Auge zu, damit sie besser zielen können.
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MIrador
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Es gibt nichts gutes, außer man tut es.

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:03.11.09 18:24 IP: gespeichert Moderator melden


Hamburg
Kleingartenkolonie Horner Marsch

Maria musste ihre ganze Kraft aufbringen um Raul auf die Couch zu legen, wo er die nächsten Stunden in einer Ohnmacht ähnlichem Schlaf lag. Sie fuhr ins Hospiz, nahm sich eine Verbandsmaterial mit und bat in der Klinik ihr eine Vertretung zu schicken. Einen Grund gab sie nicht an. Dann kehrte in ihr Gartenhaus zurück.
Sie untersuchte seine Wunde und spritzte ihm Schmerzmittel nachdem er kurz aufgewacht und ansprechbar war. Sie hatte die Narben gesehen die seinen gesamten Leib bedeckten. Sie hatte als Krankenschwester viele Brandverletzungen gesehen, aber noch nie so eine schwere. Was musste dem Mann passiert sein?
Sie dachte an das gemeinsame Essen, und seinen völlig unerwarteten Gewaltausbruch gegen die Schläger die sie belästigten. Er wirkte auf sie ein bisschen wie Dr. Jekyll und Mrs. Hyde. Eine in sich zerrissene Persönlichkeit, und doch nicht unsympathisch. Er hatte sich verhalten wie ein Gentleman als er sie völlig betrunken nach Hause brachte. Seine Arme waren sanft, und doch kräftig. Alles das war Ihr Ex-Mann nicht war Sie fand sich am Morgen mit Slip und Shirt bekleidet im Bett wieder. Es war an diesem Abend einfach mit ihr durchgegangen. Die Erlebnisse der jüngsten Zeit waren einfach zuviel gewesen. Die sterbenden Kinder, allen voran Ralf Hansen. Die Sache mit Herbert und wie Raul mit ihm umgegangen war. Sie hatte ihn Tage darauf besucht und völlig am Ende mit den Nerven angetroffen. Er weigerte sich sogar das Haus zu verlassen aus Angst Raul wieder zu treffen. Sie verständigte den sozialen Dienst, und beschloss Herbert aus ihrem Leben zu streichen. Die Dachrinne tropfte. Es war zu warm und feucht in dem Haus. Sie war zu lange nicht mehr hier gewesen. Sie drehte den Öelofen eine Stufe niedriger.
Der Garten war ziemlich verwildert, und das Laub lag in mehreren Schichten auf dem Rasen. Ob er ein Mann war der einen Garten pflegen konnte? Sein Stirn war feucht. Vorsichtig zog sie die Decke etwas nach unten. Bis hinauf zum Hals verliefen die Narben. Sie erkannte eine feine Nahtlinie. Jemand hatte das Gesicht mit neuer Haut versehen. Eine gute Arbeit soweit sie das beurteilen konnte. Draußen heulte ein Sturm um die Hütte. Sie hatte erst erwogen ihn in das Hospiz zu bringen, aber Raul hatte gesagt das er nicht sicher wäre, und sie auch nicht. Das klang ein bisschen wie in einem Krimi. Auch wenn es keinen nachvollziehbaren Grund gab hatte sie ihn lieber hierher gebracht um keine Gefährdung der Kinder zu riskieren. Aber vor wem hatte er solche Furcht? Die Polizei? Gangster? Sein Gesicht bewegte sich und ein Auge blinzelte gegen das Neonlicht. Er versuchte sich zu erheben, aber sie drückte ihn sanft zurück.
>Hallo? Du bist in Sicherheit. Du bist bei mir!<
>Wo sind wir?<
>In meinem Gartenhaus. Weit weg von der Klinik und dem Hospiz!<
Sie reichte ihm ein Glas Wasser und ging zu der kleinen Küchenzeile um eine Suppe zu erwärmen. Raul schob seine Beine auf den Boden und fühlte nach der Wunde.
>Bleib liegen. Du bist zu schwach wegen der Medikamente. Außerdem schuldest du mir noch eine Geschichte!<
>Später. Wir müssen hier weg. Hast du ein Auto?< Hustete er.
>Ja habe ich, aber wir bleiben hier. Ich bin einmal mit dir abgehauen. Nicht noch mal Raul. Es geht dir einigermaßen, und wenn keine große Komplikation auftritt bist du in drei bis vier Tagen soweit alleine zu laufen. Solange bleiben wir hier!<
Er stand auf und wankte zum Waschbecken. Wo war seine Sonnenbrille? Das Licht der Neonröhre tat seinen Augen weh. Er lies sie reden und wusch sich das Gesicht bis die Kälte des Wassers anfing zu schmerzen. Ein Gefühl das er schon einmal genossen hatte. Er lebte noch. Die linke Seite fühlte sich taub an, aber auch nicht heiß. Ein gutes Zeichen. Die Ärzte hatten gute Arbeit geleistet. Ohne dass sie es bemerkte sah er sich in der Hütte um. Es genügte ein Blick um sich zu vergewissern das sie hier in einer Falle saßen. Er musste hier weg. Sie musste hier weg. Sicher waren sie bereits auf der Suche nach ihnen. Die Frage war nur, wer wäre der erste der sie fand. Die Bullen? Die Araber und Ekrem? Die Russen? Er brauchte seine Waffen. Seine Ausrüstung. Er musste untertauchen.

Auf dem Gaskocher dampfte eine Gemüsesuppe. Brot und Wurst standen auf dem Tisch. Schon lange hatte niemand mehr für ihn gekocht. Er spürte Hunger, und das war gut. Die Uhr über der Tür zeigte 21:00 Uhr. Wann waren sie aus der Klink weggefahren? Egal. Die Zeit arbeitete gegen ihn. Gegen sie beide. Er spürte Marias Hände an den Schultern. Sie bemühte sich um ihn, und hatte doch keine Ahnung in welche Gefahr sie sich damit brachte.
>Sag mir wer du bist!< Ihre Hand strich sanft an seinem Hals entlang. Beinahe zärtlich. Warum? Sie hatte doch sicher die Narben gesehen. Was wollte sie? Sie schob ihm eine Tasse Tee in die Finger, als würde ihm kalt sein.
>Was immer es ist. Lass mich dir helfen. Ich kenne viele Leute die dir helfen können. Anwälte, Beamte. Die Presse…!<
>Du konntest dir nicht einmal diesen Herbert vom Hals halten!< Lachte er leise. Ct sah nach draußen durch den Regen. Der Weg vor dem Garten war wie ausgestorben.
>Ja und? Aber er hat auch nicht auf mich geschossen. Sie nahm seine Hände in die ihren. Ein angenehm warmes Gefühl durchströmte ihn.
>Raul? Du bist vor irgendetwas auf der Flucht. Nicht allein vor den Leuten die auf dich geschossen haben. Nach dem Erlebnis im Restaurant mit dir würde ich sagen das du mit ihnen wahrscheinlich fertig werden würdest. Du läufst vor dir selbst weg!<
>Und wie kommst du darauf „Doktor Freud“?< Er entzog ihr die Hände und trank den Tee aus.
>Glaub mir: Ich habe jeden Tag mit Menschen zu tun die ihre beständige Gegenwart nicht mehr wahr haben wollen. Eltern die zusehen müssen wie sie ihr Kind verlieren, geraten leicht außer Kontrolle. Sie flüchten sich in Scheinwelten, andere Existenzen oder landen auf der geschlossenen Psychiatrie. Nur weil sie die Geschehnisse um sie herum nicht verarbeiten können. Du trägst etwas mit dir herum. Das habe ich schon gemerkt als du das erste Mal bei uns aufgetaucht bist. Du hattest Freude an den Kindern, aber würdest es nie zugeben um dich nicht angreifbar zu machen. Sie zu schützen war dir ein Bedürfnis. Ich denke es war ein innerer Zwang. Heidrun Brinkert hat es am eigenen Leib erfahren müssen. Gefühlsregungen bedeuten dir Verletzungsgefahr, aber das ist nicht der richtige Weg!<
>Und was ist der richtige Weg?< Er kaute das Brot und fühlte die Belebung durch die warme Gemüsesuppe. Draußen war niemand zu sehen. Irgendwo näherte sich ein Hubschrauber
>Man muss darüber reden. Wer es zu lange in sich trägt wird irgendwann an dem Gewicht zugrunde gehen. Es zieht einen immer tiefer herab. Wie in ein Labyrinth das immer finsterer wird und aus dem man keinen Ausweg mehr findet. < Draußen wurde der Regen weniger. Er lauschte angestrengt, konnte aber nichts Verdächtiges hören. Der Hubschrauber war weitergeflogen.
>Ich sehe du kennst dich aus. Aber das ist nicht relevant. Nicht für mich. Ich habe mein Leben und damit muss ich klar kommen. Eine Flucht aus seiner Existenz gibt es nicht. Bestenfalls ein vor sich herschieben. Die Realität holt dich immer ein. Irgendwann..!< Er fühlte sich müde. Die Nachwirkungen der Medikamente.
Fahrig rieb er sich über das Gesicht. Es wurde Zeit. Er stand auf. Maria erhob sich und nahm ihn in den Arm. Sie fühlte sich gut. So sanft. So zärtlich. Ein lange vermisstes Gefühl. Trotzdem. Sollte er sie lieber beseitigen.
>Du musst dich hinlegen Raul. Du kannst kaum stehen. Sieh dich an…!<
>Wo steht dein Wagen?< Der Regen wurde weniger. Ein Lichtstrahl bahnte seinen Weg durch die Wolken wie der Laser eines Raumschiffes. Sie war eine Gefahr. Gefahren galt es zu eliminieren. Erste Regel für den Selbstschutz. Tausende male hatten sie es ihm eingetrichtert.
Hans Müller schoss einem zwölfjährigen in den Kopf der sie während einer Observation in Paris überraschte. Er hatte ihre Gesichter gesehen als er seinen Ball aus einem Garten holen wollte. Nur so funktionierte dieses Geschäft und die Lektion hatte oft sein Leben gerettet . „Töte sie“. Schrie es durch seinen Kopf. Maria zeigte ihm das Schlüsselbund.
>Am Ende des Weges. Auf dem Parkplatz. Aber du kannst unmöglich….!<
Er verpasste ihr einen kurzen Handkantenschlag gegen den Hals und fing sie auf so gut er konnte. Er nahm ein paar Sachen aus ihrem Schrank und veränderte sein Äußeres. Ein langer gelber Regenmantel würde ihn ausreichend tarnen. Er würde den Wagen holen müssen. Sie mit der verletzten Schulter zu tragen war nicht zu schaffen. Er spähte nach draußen. Es war niemand zu sehen. Der Kleingarten wirkte wie ein Friedhof mit Bebauung.
Über der Stadt kreiste ein Hubschrauber. Er konnte nicht erkennen ob er der Polizei zugehörte und versuchte sich zu beeilen. Die Schritte strengte ihn an und er spürte das Blut in der Wunde hämmern. Neben dem Kleingarten verlief eine Hochstrasse auf der sich ein Polizeifahrzeug näherte. Das Horn war lästig, und würde auch den letzten aus seiner Mittagsruhe reißen. Endlich hatte er den Platz erreicht. Es dauerte bis er den richtigen Wagen gefunden hatte. Maria Auto war ein altersschwacher Ford Fiesta.
Der Zuweg zum Kleingarten Gelände war mit einer Schranke verwehrt, und es verging weitere wertvolle Zeit bis er endlich den passenden Schlüssel gefunden hatte. Der Polizeiwagen nun kam deutlich näher. Er hörte er weitere folgen. Sie waren da. Am Ende der Strasse raste ein großer BMW mit Blaulicht und eingeschalteter Sirene auf den Parkplatz zu. Es war zu spät. Zu spät für Maria. Er öffnete die Schranke und sah noch den drei Männern hinterher die an ihm vorbeirasten. Einen von ihnen hatte er im Krankenhaus gesehen. Er lies Marias Wagen stehen und schlug sich gerade noch rechtzeitig in die Büsche bevor der Kleingarten eine Invasion von Uniformierten Polizisten erlebte.

Mecklenburg Vorpommer/ Möllenbeck
Gutshof „Sachalin“.

Ekrem blieb abwartend vor dem großen Tor der Gerätehalle stehen. Die Fahrt zu dem abgelegenen Bauernhof hatte Stunden gedauert und er fühlte sich etwas Müde. Die beiden Wächter standen abwartend hinter der Limousine und behielten die vier Russen im Auge die aus dem Wagen des Salamanders gestiegen waren. Der Hofarbeiter quälte sich mit dem Vorhängeschloss. Boris Wolchow gesellte sich neben ihn und zeigte auf das Anwesen
>Der Hof ist das perfekte Versteck. Soweit weg, das sich selbst die Bullen verirren!<
Ekrem nickte höflich. Der Russe hatte Recht. Der Weg hierher war ein Abenteuer gewesen. Außerdem warf der Hof sogar Gewinne ab wie der Salamander versicherte. Das er ausschließlich von handverlesenen Russen bewirtschaft wurde fiel hier in der Gegend nicht groß auf. Jeder machte irgendwie sein Ding und kümmerte sich nicht um den anderen.
Das Tor ging auf und ein gepflegter Maschinenpark kam zum Vorschein. Boris winkte und ein großer Mähdrescher wurde nach vorne gefahren. Der Salamander drückte eine Fernbedienung und der Boden senkte sich. Eine breite Rampe führte in die Tiefe.
>Ohne den richtigen Code löst sich das Lager in Luft auf. Nur falls mal einer kommt der keine ehrlichen Absichten hat!< Lachte Boris und steckte die Fernbedienung ein. Was als Witz getarnt, war nichts anderes als eine Warnung an die Araber. Der Arbeiter zog sich zurück.
>Die Stasie hatte hier eine Außenstelle. Irgendeine spezielle Abteilung für die Versorgung von Kampfgruppen. Netterweise haben sie alles hier gelassen! Was fehlte haben wir im laufe der Jahre ergänzt.<
Das Anblick war atemberaubend. Hier lag die vollständige Ausrüstung für eine mittlere Armee. Sie gingen an unzähligen Regalen mit Waffen und Ausrüstung vorbei. Panzerfäuste. Schwere Maschinengewehre. Pistolen allen Kalibers. Granaten und anderes. Seine Begleiter gerieten förmlich ins schwärmen.
>Im Keller ist die Munition untergebracht. Wir hatten auch Phosphorsprengmittel aber die waren überlagert und sind nach Afrika gegangen!<
>Was ist mit dem Anderen?<
>Das kommt direkt aus Moskau. Das Zeug ist zu brisant, Keine Sorge.
Sobald sie angezahlt haben geht es auf die Reise!<
>Wir haben einen Zeitplan. Ist sicher das er eingehalten wird?< Ekrem machte ein Zeichen, woraufhin sich die Leibwächter um ihn sammelten.
>Wenn ihr Dampfer am vereinbarten Treffpunkt pünktlich eintrifft ist alles okay. Ich erwarte keine Schwierigkeiten. Haben sie welche zu erwarten?< Der Salamander musterte ihn fragend.
>Nein!< Ekrem war die Gegenwart des homosexuellen Mannes unangenehm. Er verabscheute die Russen nicht allein wegen ihres Hangs zur Gewalttätigkeit und exzessiven Trinkens. Nein er sah in ihnen die Verkörperung des primitiven gottlosen Menschen schlechthin. Eine Kreatur die es zu bekehren, oder auszurotten galt.
Aber im Augenblick brauchte er sie. Sie und ihre Verbindungen.
Die Araber prüften die Waffen und machten Kreuze auf den Kisten deren Inhalt sie zu kaufen gedachten. Ekrem nickte nur gefällig als würde er Kindern in einem Spielzeugladen eine Freude machen. Es dauerte mehre Stunden bis alles verhandelt war.
>Sie sorgen für einen reibungslosen Transport zum Treffpunkt.Wir übernehmen die Ware und zahlen ihrem Vertrauensmann die restliche Summe aus!< Ekrem reichte dem Russen widerwillig die Hand.
>Kommen sie nicht ohne bares. Und keine Blüten oder getürkte Scheine. Wir prüfen vor Ort, und wenn man uns bescheißen will…!<
Ekrem nickte und lies den Salamander stehen. Drohgebärden gehörten zu seinem Job. Das musste wohl so sein. Er hatte nicht vor jemanden zu betrügen. Dafür war ihm die Mission zu wichtig. Grußlos fuhren sie davon.
Das Land zog vorbei. „Der Neue Osten“ dachte er verächtlich als eine halb verfallende Kirche an der Seite auftauchte. Genauso gottlos wie vor der Wende. Der Wagen rollte auf die Autobahn. Sein Fahrer fingerte sein Handy hervor und zeigte es ihm.
>Wollen wir dem Generalsekretär melden das alles läuft wie geplant?<
Er hatte untersagt das jemand während der Fahrt telefonierte. Ärger mit der Polizei war das letzte was er jetzt wollte. Außerdem gefiel ihm der Ton nicht den der Mann plötzlich an den Tag legte. Es klang Respektlos.
>Nein. Ich tue es, wenn ich es für richtig erachte. Noch sind die Waffen nicht in unserem Besitz!<
>Aber es müssen Vorbereitungen getroffen werden. Der Sheik braucht ....!<
Mischte sich der andere ein. In seinem Blick war etwas Aufsässiges. Glaubten sie das sie ihn nun nicht mehr brauchten?
>Nein. Ich sage wann. Oder wollt ihr die Waffen bezahlen?<
Die Araber sahen sich schweigend an. Seid sie zu nur noch zu zweit waren hatten sie sich von ihm entfernt. Zu Anfang hatten sie noch sein Gespräch gesucht und mit ihm über den Koran oder Glaubensfragen disputiert. Gemeinsam gebetet. Es war fast familiär, und er fühlte sich beinahe wie einer von ihnen. Doch als ihre Kameraden mit der Litani untergingen zogen sie stetig von ihm zurück.
>Wann werden wir abreisen?< Vor der Abfahrt Gudow bildete sich ein Stau.
>Morgen packen wir und fahren mit dem Gepäck nach Emden. Ihr bleibt dort und sichert das Schiff bis die Lastwagen mit der Ware kommen. Ich fahre nach Köln zum Imam um für unsere Sache zu beten.<
>Allein?< Der Araber schien geradezu entsetzt.
>Ja, stell dir vor. Ich bin schon Auto gefahren das seid ihr noch auf Eseln geritten!<
Ekrem lächelte still als er die Zornesfalten auf der Stirn des Fahrers sah.
>Unser Auftrag lautet dich zu schützen. Du kannst nicht allein fahren. Der Sheik würde es nicht gutheißen!<
>Ich bin nicht des Sheiks Sklave. Das hier ist Deutschland. Nicht der Libanon wo man an jeder Hausecke entführt oder ermordet werden kann. Ich fahre. Und allein!< Es ging weiter an der Unfallstelle vorbei. Ein Viehtransporter lag auf der Seite. Die eingeschlossenen Schweine schrieen wie Menschen. Er dachte an die Mission. Bald schon würde viele einen Grund zum schreien haben. Sein privates Handy meldete sich. Es gab nicht viele die seine Nummer hatten.
Der von ihm eingesetzte Geschäftsführer. Einige Geistliche, seine Familie und zwei vielleicht drei wichtige Leute die ihm gefällig waren. Er schaute erwundert auf die Nummer. Ein Informant. Was konnte so wichtig sein?
Der Anrufer sprach nur einen Satz, und er genügte das Ekrem schlagartig übel wurde. Er lies an einem Rastplatz halten und musste sich zwingen sich nicht sofort zu übergeben. Seine Begleiter standen ratlos vor ihm.
>Ekrem Tekinel? Was ist mit dir? Bei Allah. Bist du Krank?< Echte Sorge klang aus den Worten des Fahrers. Allein ging er ein paar Schritte. Er brauchte lange um sich zu sammeln. Die Überraschung der Nachricht schnürte ihm die Kehle zu. Furcht hatte seinen Körper gepackt und sorgte für eine leichte Kreislaufschwäche. Taumelnd erreichte er eine Bank. Die Feuchtigkeit die seine Hose durchdrang spürte er nicht. Er nahm den Kopf in die Hände und schaute zutiefst erschüttert nach unten. Der Boden drehte sich vor ihm. Wie konnte das Passieren? Wie?
>Ekrem? Sprich mit uns. Im Namen des Propheten. Ich beschwöre dich. Du siehst aus als hättest du ein Gespenst gesehen?<
>Er lebt. Es kann nicht sein. Allah? Wie kann das geschehen? !< Flüsterte er

Hamburg
Kleingartenkolonie Horner Marsch

>Als wir kamen war niemand zu sehen. Im Haus rührt sich nichts!<
Meldete Rolf Berger dem Kollegen des SEK-Kommandos seine Beobachtung. Die gesamte Kleingartenanlage war evakuiert worden. Alles war von Polisten in Schutzwesten abgesperrt worden.
>Sie schießen sofort sobald er auftaucht. Das ist eine Dienstliche Anweisung!< Bellte Spessart den Beamten an. Der Mann lachte leise durch seine Gesichtsmaske.
>Hören sie meine Bester: Wir sind bestimmt keine Chorknaben, aber Killer sind wir nicht. Wir machen es wie immer. Nach Recht und Gesetz. Dann sehen wir weiter!<
>Aber er ist gefährlich. Ich will ihnen doch nur…!<
>Gefährlich sind wir auch. Dürfen wir nun……? Staatsanwalt Münzel schob die die drei Männer zurück hinter die Absperrung, und war sofort in eine hitzige Debatte mit ihnen verstrickt. Der SEK Mann winkte und sah erneut in sein Fernglas.
>Dann lasst uns mal. Was sagt das Wärmebild vom Hubschrauber?<
>Eine Person. Sie bewegt sich nicht. Wie gehabt!< Quackte es aus dem Funkgerät. Der Einsatzleiter gab das Zeichen.“ Zugriff“
Drei Beamte in schwarzen Kampfanzügen gingen gedeckt von fünf weiteren auf das Haus zu. Die Waffen im Anschlag.
>Hast du unsere drei Marx Brothers gesehen? Denen steht die nackte Panik im Gesicht. Ich verwette meine Pension darauf das die unseren Killer lieber Tod als lebendig sehen bevor er noch etwas auspacken kann!< Frank Rolle zeigte auf die Männer die unter gemeinsam einem Regenschirm abwarteten. Münzel sah aus als hätte er in eine Zitrone gebissen. Saskia Kleinschmidt war nicht zu sehen.
>Glaubst du das er dort drin ist?< Hauptkommisar Bernd klappte den Kragen seiner Jacke nach oben.
>Keine Ahnung. Es unsere einzige Spur. Nach dem Krankenhaus kann er wer weis wohin sein. Immerhin gehen wir so kein Risiko ein. Wenn er da ist, ist gut. Wenn nicht? Sollen die drei Affen mal ihren Kopf anstrengen. Die kennen ihn besser als jeder andere hier!< Die SEK Männer hatten das Haus erreicht. Berger sah die Scharfschützen auf den Dächern. Der Killer müsste nur schwer atmend und wäre hinüber. Regen tropfte ihm in den Kragen. Er dachte an Zuhause und schaute auf die Uhr. Auch das noch. Seine Frau wollte mit ihm Essen gehen. Vor einer Stunde. Das würde noch spaßig werden. Geburtstag hatte man nicht so oft im Jahr.
>Jetzt. Sie gehen hinein!< Eine Fensterscheibe klirrte.
Frank Rolle wandte sich ab bevor die Blendgranate zündete. Sekunden später war alles vorbei. Der SEK Mann machte ein Zeichen. Keine Gefahr mehr. Jemand rief nach einem Krankenwagen.
Die drei Männer vom EU- Parlament liefen mit Berger und Rolle um die Wette zum Haus. Dirks stolperte auf dem feuchten Grund und ruinierte dabei seinen Anzug. Rauch zog aus der Laube nach draußen ab. Ein Arzt kümmerte sich bereits um die bewusstlose Maria.
>Treten sie zurück. Hier handelt es sich um eine Ermittlung von nationalem Interesse. Wir reden zuerst mit der Frau!< Rief Zoch vom weitem, aber Bernd stellte sich ihnen in den Weg.
>Gar nichts passiert hier. Es ist unsere Ermittlung. Sie sind daran wenn…!<
>Mit der Frau wird so schnell keiner sprechen. Sie hat einen neuralgischen Schock. Ein gezielter Treffer auf den Zentralnerv. Sie werden sich gedulden müssen meine Herren!< Rief der Polizeiarzt lässig dazwischen. Er gab den Trägern ein Zeichen sie ins Krankenhaus zu bringen.
>Und wie lange?< Hechelte Spessart. Laufen war wohl nicht seine erste Disziplin.
>Schwer zu sagen. Sie kann in der nächsten Stunde zu sich kommen, oder in drei tagen. Das ist schwer zu bemessen!<
>Strengste Bewachung. Sie soll ständig bewacht werden. Wir schicken unsere Leute die bei ihr bleiben müssen!< Wetterte Zoch.
>Sie ist wahrscheinlich eher ein Opfer. Keine Täter. Bestenfalls eine Zeugin!< Merkte Berger an.
>Das wird sich noch finden. Im Augenblick ist sie verdächtigt dem Mann zur Flucht verholfen zu haben. Sie wird auf die Isolierstation des Krankenhauses gebracht. Unter Bewachung!< Mischte sich Staatsanwalt Münzel ein und beendete den Disput. Bernd war sauer, aber immerhin nahm der Jurist die drei Männer mit sich.
>Er kann nicht lange vor uns abgehauen sein. Das Essen ist noch warm!< Meldete die Spurensicherung.
>Was schätzt ihr?<
>Vielleicht ein Stunde?< Bernd trat wütend einen Stein über den Rasen.
>Wir müssen direkt an ihm vorbeigefahren sein. So ein Mist. Es hat fast zwanzig Minuten gedauert bis wir in der Hütte waren. Das heißt er könnte uns sogar noch entgegen gekommen sein!<
>Wahrscheinlich der Mann an der Schranke. Der mit dem Friesennerz. Er hat uns selbst eingelassen. Himmel. Der Typ hat echt Nerven!<
>Habt ihr Fingerabdrücke?< Fragte Bernd um sich von dem erneuten Fehlschlag abzulenken.
>Ja Ihre. Von ihm haben nur wir Schweißflecke, aber nichts was wie ein Abdruck aussieht. Entweder hat er Handschuhe getragen, oder ich lerne gerade was neues!< Der Mann der Spurensicherung hielt ein Glas in die Höhe. Bernd sah deutlich die Fingerabdrücke der Frau, währen andere kein Muster besaßen..
>Fahndungsmeldung. Ein Mann. Vermutlich in einer gelben Regenjacke. Verletzt. Brillenträger. Vermutlich zu Fuß unterwegs. Nur melden und beobachten. Kein Zugriff. Höchste Gefahr!< Diktierte er dem Funkgerät die Meldung. Allerdings glaubte er nicht dass der Killer noch in der Gegend war, geschweige dieselben Sachen trug.
Der Mann war nicht nur gut und klug, er war auch gefährlich. Sehr gefährlich. Die Frage war für wen? Diese Typen von der EU mauerten. Die wussten mehr als sie sagten. Er machte sich Sorgen um seine Leute. Waren sie so einem Killer gewachsen?
>Wir fahren zu Serge. Er ist unsere einzige Spur!< Frank Rolle bohrte in der Nase
>Und was ist mit Ekrem? Ich denke das unser Mörder dort viel eher auftaucht!<
>Einen nach dem anderen. Serge hat zumindest keinen Diplomatischen Status. Für Ekrem müssen wir Münzel bemühen und der scheint im Augenblick ziemlich neben sich zu stehen!< Die Männer gingen zu ihrem Wagen.
>Was macht diese Maria eigentlich? Woher könnte sie diesen Killer kennen?<
>Sie ist leitende Krankenschwester in einem Hospiz für Kinder. Ganz hier in der Nähe!<
>Sterbeklinik? Na das passt. Vielleicht hat dieser Knilch dort ein paar Überstunden gemacht!< Brummte Berger und schob sein Reservemagazin zurück in die Innentasche. Frank Rolle wechselte die Spur.
>Wir fahren dort kurz vorbei. Vielleicht erfahren wir ja etwas.!< Er schaute seinen Vorgesetzten an, der gedankenverloren aus dem Fenster sah.
>Alles klar bei dir? Musst du nicht zurück?<
>Ach was. Mein Büro haben diese Typen auf den Kopf gestellt. Da kann man im Augenblick eh nicht arbeiten. Sollen sie doch diese Kleinschmidt schicken damit sie aufräumt. Ich bleibe bei euch. Auf der Strasse ist es am besten. Ich sage euch. Lasst euch nicht befördern. Ihr könnt nur verlieren!<

Hamburg/Ortslage

Er ging über die Bergedorfer Strasse bis zur Trabrennbahn zu Fuß. Jeder Schritt war wie ein Nadelstich der quer durch seinen Organismus ging.
Marias Barschaft reichte für eine Fahrkarte mit dem Bus. Die Bahn mied er schon wegen der vielen Kameras. Mit genügend Pech wussten sie schon dass er eine gelbe Jacke trug und legte sie deswegen einen schnarchenden Stadtstreicher in den Arm bevor er in den Schnellbus stieg.
Der Bus brachte ihn nach Westen. Raus aus der Innenstadt. Zuerst brauchte er Ruhe. Ruhe war eine Waffe. Seinen Wagen hatten sie sicher schon beschlagnahmt. Aber egal. Autofahren konnte jetzt eh nicht. Sein Schädel fühlte sich an als wäre er mit Wackelpudding gefüllt.
Am Berliner Tor stiegen neue Gäste zu. Zwei Punker waren dabei die ihn mitleidig musterten. Einer hielt ihm eine halbvolle Schnapsflasche hin.
>Ey siehst echt Scheiße aus Opa. Willst nen Schluck!< Er dankte leise und tat weiter so als würde er dösen. Der Bus war voll mit Menschen belegt die feuchte Kleidung trugen. Die Fenster waren nach wenigen Minuten komplett undurchsichtig. Eine exzellente Tarnung wenn an auf der Flucht war.
Seine Gedanken schweiften weit zurück. Nach Madrid, wo er schon einmal in einem Bus geflohen war.

Das Ziel hatte es ihm nicht einfach gemacht. Pedro Gonzales Eyrio.
Genannt der „Träumer“ weil er eine weitreichende Verstaatlichung von Agrarland forderte, um der fortschreitenden Bodenerosion im Süden Spaniens Einhalt zu gebieten.
Der Umweltaktivist war in das Visier der spanischen Landwirtschaftsmafia geraten und sollte beseitigt werden. Einer mächtigen Gruppe von Landeigentümern die in der gesamten Eu großen Einfluss hatte.
Er hatte ihn wochenlang observiert. Der Träumer war ständig von wenigstens zehn Leuten umgeben die ihn schützten, denn es hatte schon mehre Anschläge gegen ihn gegeben. Er hatte die Umgebung studiert und festgestellt das man im Madrider Verkehr nur auf drei Wegen einigermaßen vorwärts kommen konnte. Ein Hubschrauber, Zu Fuß, oder mit dem Bus der über eigene Fahrspuren verfügte die vom Autoverkehr nicht genutzt werden durften. Sein Aussichtspunkt war eine Zimmerflucht die dem Bürogebäude des Aktivisten direkt gegenüber lag. Das ganze Haus wurde renoviert und die Wohnungen standen leer. Aber das Haus hatte einen Keller der weit unter die Strasse reichte. In mühevoller Kleinarbeit hatte er die Strecke vermessen und seine Vorbereitungen getroffen
Es war kurz vor Mittag. Gleich würde das Gefolge des Träumers aus dem Haus kommen. Wie immer würden sie einen dichten Korridor bilden damit er unbeschadet ins Auto gelangen konnte. Der Mann trug eine kugelsichere Weste wie er im Fernsehen deutlich gemacht hatte und hielt sich damit für weniger angreifbar. Er hatte sie alle beschuldigt. Die Mafia, die Konzerne, die Regierung und alle hatten sie den Kopf eingezogen denn die Fakten sprachen ganz klar für die Vorschläge des Träumers. Südspanien glich stellenweise einer Steppe bis hin zur Wüstenlandschaft. Aber für eine Profitorientierte Landwirtschaft war das nebensächlich solange aus der EU Subventionen floss. Zu viele hatten zuviel zu verlieren. Wie meistens.
Die großen Glastüren öffneten sich und zwei Polizisten traten auf die Strasse. Ihre Maschinenpistolen locker umgehängt. Misstrauisch beäugten sie die abgestellten Fahrzeuge. Ein Sprengstoffhund lief umher, konnte aber nichts verdächtiges feststellen. Einer der Vertrauten des Träumers winke und fünf Männer erschienen auf dem Gehweg. Der Verkehr floss ruhig vorbei. Er sah auf die Uhr. Pünktlich kam das Ampelsignal. Der Verkehr kam zum stehen und das Ziel erschien auf der Strasse.
Die Polizisten drängten zur Eile, aber Pedro Gonzales Eyrio schaute zum Himmel und schien die Mittagsonne zu genießen. Mit erhobenem Arm zeigte er auf eine Gruppe auffliegender Tauben als er den Fernauslöser drückte. Der Sprengsatz explodierte unter den Füßen des Aktivisten und riss ein annähernd hundert Quadratmeter großes Loch in den Asphalt in dem der Träumer, alle Mitglieder seines Gefolges und die beiden Beamten verschwanden. Zwei der Fahrzeuge vor dem Haus waren von ihm mit Diesel und Benzinkanistern beladen worden und entfachten ein zusätzliches Großfeuer aus dem niemand entkommen konnte. Ohne Hast verlies er das Haus auf der Rückseite und stieg in den Bus der Pünktlich sechs Minuten nach der Explosion in Richtung Hafen abfuhr. Er sah aus dem Fenster die im täglichen Stau herannahenden Rettungsfahrzeuge und verlies das Land am Abend unbehelligt.
Am Rödingsmarkt beobachtete er eine Personenkontrolle an der U-Bahnstation. Zehn Beamte ließen sich von allen Fahrgästen die Ausweise zeigen. Ein nutzloser Versuch in einer Millionenstadt wie Hamburg. Der Bus hielt in der Ost-West Strasse und er stieg um. Der Schnellbus brachte ihn weg. Als er seine Wohnung erreichte schlief in einem Sessel sofort ein.

Als er erwachte fühlte er sich wie gerädert. Kaum ein Muskel der ihm nnicht wehtat. Er zwang sich aufzustehen und zu duschen. Sauberkeit war eine Waffe. So gut es ging erneuerte er den Verband und packte seinen wenigen Sachen. Der größte Teil seiner Ausrüstung lagerte woanders. Das Domizil hier war bestenfalls zum ruhen gedacht. Er würde es aufgeben. Seine Waffen legte er in die Tasche. Dazu ein Buch. Er las es seid drei Jahren. Kleidung war ihm nur insoweit wichtig wie sie ihm bei der Arbeit nutzte. Drei teure Anzüge und der Karton mit den Lederhandschuhen. Schriftliches gab es nicht. Zwei Observierungsgeräte und das große Fernglas waren zu schade um es hier zu lassen. Hausrat gab es keinen. Kochen war Zeitverschwendung. Er ging Essen.
Ein Tuch lag über dem Sessel. Es gehörte Maria. Sie hatte es im Auto verloren als er sie nach oben getragen hatte. Sollte er es mitnehmen? Als Erinnerung? Er lies es liegen. Erinnerungen waren schlecht. Sie konnten einen ablenken, und außerdem woran sich erinnern? Sie hatte ihm geholfen. Gut. Das hatten andere auch schon getan, doch niemand hatte sich ihm mit solcher Zuneigung genähert. Sein Arm pochte. Eine direkte Erinnerung an das was er als nächstes tun sollte.
Er nahm die Sprengladung aus dem Eisfach und warf den Fernzünder in die Tasche. Draußen kündigte sich ein Sturm an. Bäume knarrten, und die ersten Feuerwehren rückten bereits aus. Die Martinshörner erinnerten ihn wieder an Maria. Er hätte sie töten sollen. Sie leben zu lassen war unprofessionel.
Sollte er sein Fahrzeug holen? Er fühlte sich immer noch nicht. Sein linker Arm war wie gelähmt. Es zu holen bedeutete Gefahr. Auch die Polizei schlief nicht. Er beschloss es später zu versuchen.
Er fuhr mit dem taxi in Richtung Glücksstadt und lies den Fahrer in einem kleinen Einkaufzentrum halten. Den Rest des Weges zu dem verlassenes Fabrikgelände ging er zu Fuß. Hier hatte er unter falschen Namen ein Gebäude gemietet, das einem Bunker glich. Es hatte keine Fenster und nur einen bekannten Zugang. Die Stahltür war dreifach gesichert, und mit einer Sprengfalle versehen. Früher war wurden hier Feuerwerkskörper hergestellt und in diesem Räumen unterirdisch gelagert. Das Haus war absolut freudlos, aber es würde eine schwere Explosion überstehen können. Vom Einbruch ganz zu schweigen. Niemand außer ihm kannte diesen Rückzugsort. Auch die Tekinels nicht. Hier verirrte sich niemand her. Er warf die Tasche auf den Boden und setzte sich erleichtert auf das Feldbett, wo er sofort wieder einschlief.

Hamburg Harvesterhude
Hotel Ramadan

>Es war eine Maria die ihn aus dem Krankenhaus abgeholt hat. Unsere Quellen bei der Polizei haben mir verraten das sie in einer Klinik für Kinder arbeitet. Hier ist die Adresse.< Ekrem reichte Hafiz den Zettel den er in Arabisch abgefasst hatte.
>Sie muss befragt werden Wir müssen wissen wohin sie ihn gebracht hat. Was mit ihm geschehen ist!<
>Warum ist das so wichtig? Der Mann ist entweder schon Tod, oder sehr schwer verletzt. Ihn zu jagen wird den Zeitplan durcheinander bringen!< Merkte Nidal argwöhnisch an.
>Den Zeitplan bestimme ich. Wichtiger ist das wir CT beseitigen bevor wird das Land verlassen. Er ist gefährlich!<
>Für wen Ekrem Tekinel? Für Dich oder für die Mission?< Nidal lachte dreckig und schien sich an seiner Furcht zu weiden. Seine Aufsässigkeit nahm stetig zu.
>Für uns alle. Und wenn es dich interessiert: Auch für den Erlauchten. Willst du dem Sheik gegenübertreten und ihm berichten das du die Möglichkeit hast verstreichen lassen den gefährlichsten Killer den die Welt je gesehen zu töten. Der es auch auf den Sheik abgesehen haben könnte?<
Hafiz und Nidal stecken ihre Köpfe zusammen und begannen heftig zu diskutieren. Sie sprachen im Dialekt den er nicht verstand. Offenbar gefiel ihnen die Vorstellung nicht Sheik Nasralla mit der Nachricht entgegen zu treten.
Ct war auch im nahen Osten keine Unbekannter. Dort nannten sie ihn furchtsam „Azrael“. Nach dem Todesengel aus dem Koran. Mehrer Arabische Führer hatten Belohungen auf seinen Kopf ausgesetzt. Einige hatten es nicht überlebt. Ihn zu beseitigen würde jedem Araber großes Ansehen bescheren. Er hatte vorgehabt es dem Sheik als kleine Beigabe zu präsentieren, aber die Russen hatten es irgendwie vermasselt. Wie war ihm unerklärlich. Doch tief in seinem Inneren hatte er es irgendwie geahnt. Ja gefürchtet. Der Killer war nicht so einfach zu töten. Dutzende male war es versucht worden und jedes Mal fehlgeschlagen. Als würde eine böser Geist über ihn wachen. Vielleicht war Ct selbst ein Dämon? Er hatte die Zielübungen von Serge mit verfolgt. Ein sehr guter Scharfschütze dieser Mann der Russenmafia. Als der Killer in die Elbe fiel und nicht wieder auftauchte hätte er auf den Koran geschworen ihn sterben zu sehen.
Hafiz und Nidal schrieen sich nun an. Einer tippte wütend auf seinem Handy herum. Wen wollten sie anrufen? Den Sheik? Er wusste dass sie hinter seinem Rücken mit ihm sprachen. Aber das war ihm egal. Die Wahrheit würde am Ende siegen und die Gerechtigkeit.
Am liebsten würde er selbst zu der Frau fahren und mit ihr sprechen. Er musste Gewissheit haben. Er brauchte Sicherheit. Er und die Mission!<
Hafiz hatte plötzlich Verbindung zu irgendwem. Nidal redete andauernd dazwischen und schrie mehrmals seine Wut heraus. Eines war sicher. Nasralla war es nicht. Der hätte sich so ein Verhalten nicht gefallen lassen. War es einer der Clanführer aus dem Beekatal? Ekrem schob seine Waffe in den Koffer. Es wurde Zeit. Hafiz legte auf und beiden Araber schauten ihn an.
>Wir tun was immer du für richtig hälst ehrwürdiger Ekrem!< Sagte Hafiz und deutete eine leichte Verbeugung an. Ekrem lächelte gönnerhaft. . Anscheinend hatte sie eben erfahren das er auch ein Telefon besaß und wen anrufen konnte.
>Gut. Ihr fahrt zu der Klinik und bringt in Erfahrung was aus dem Killer geworden ist. Wenn ihr wisst wo er ist benachrichtigt mich. Wir müssen ihn ausschalten bevor wir die Mission starten. Versucht es nicht allein.
Es sei denn ihr seid euch absolut sicher. Ich befehle euch mich vorher zu kontaktieren. Denkt an den Abfahrtstermin. Wir sehen uns auf dem Schiff!<

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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:03.11.09 19:35 IP: gespeichert Moderator melden


Hi Miragor,
das Wort ``Versuch´´ kannst du aus deinem Titel streichen, es ist ein richtiger Krimi. Mit vielen Schaupätzen, genau wie in deinem Job, da durften wir mit deiner Protagonistin, die ganze Welt bereisen. In dieser Story streifen wir die vielen Orte.
Dir ist es wieder gelungen uns zum weiterlesen zu animieren. Dafür Dank und nochmals Dank. Ein fröhliches weiter so mit freundlichen Grüßen sagt dir
der alte Leser Horst
Gruß der alte Leser Horst
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Petra-H Volljährigkeit geprüft
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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:03.11.09 20:18 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo MIrador,

Kompliment - es ist dir gelungen schon von Anfang an, eine Spannung aufzubauen, den Spannungsbogen zu halten und sogar noch ansteigen zu lassen.

Allerdings ist die Geschichte nun an einer Stelle angelangt, wo ich als Leser normalerweise ein Buch nicht mehr aus der Hand lege und …
egal wie lange es dauert, bis zum Ende durchlese.

Meiner Neugierde nachgebend habe ich leider nicht warten können, bis du deine Geschichte komplett eingestellt hast und nun hoffe ich sehr, dass die nächsten Kapitel nicht allzu lange auf sich warten lassen. *smile …

Gruß und Bitte einer begeisterten Leserin!


liche Grüße Petra-H

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MIrador
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  RE: Die Akte Schmutzfink- ein Krimi.versuch Datum:04.11.09 21:31 IP: gespeichert Moderator melden


Ich danke euch.
offenbar war der "versuch" so schlecht nicht"

deswegen gibt es das ding auch als Buch:

http://www.amazon.de/s/ref=nb_ss?__mk_de...tag=forennet-21

aber hier geht es trotzdem kolo weiter

Mirador

Hamburg
Hospiz Regenbogenbrücke

>Ich habe den Mann erstversorgt. Er war gelegentlich hier und hat den Kindern vorgelesen!< Antwortete Doktor Wolter auf die Frage des Beamten. Rolf Berger saß auf dem Bürostuhl und blätterte in Marias Terminkalender herum.
>Er kam immer donnerstags. Hatte es einen bestimmten Grund?
>Nein Das hat er selbst festgelegt. Ich habe es gleich gespürt. Ein Unmensch ist er gewesen , und..!< Rief Schwester Brinkert dazwischen.
>Sie mochten ihn wohl nicht? Warum?< Fragte Hauptkommissar Bernd. Auf dem Flur sammelten sich immer mehr Kinder. Frank Rolle stand vor einem kleinen Wald aus Infusionswagen.
>Kommt Maria heute nicht?< Quietschte eine kleines Mädchen. Sie war kahlköpfig und leichenblass.
>Sie ist Krank. Sie kommt aber sicher bald zurück!< Jochen sprach mit den Kindern. Rolle war die Gegenwart der Kinder unangenehm. Er wusste nicht wieder mit ihnen umgehen sollte. Sie erinnerten ihn an seinen eigenen Sohn. Draußen donnerte ein Lastwagen vorbei.
>Er hat versucht mich umzubringen. Nur mit Glück gelang es mir zu entkommen. Aber als Krankenschwester muss man sich so etwas ja wohl bieten lassen!<
>Er wollte sie töten? Warum?< Die Frau erzählte mit einer guten Portion Theatralik. Bernd nahm das Lesebuch das der Killer vornehmlich benutzt hatte und verpackte es sorgfältig in eine Tüte.
>Er war wegen eines Gerichtsurteils hier. Irgendein Verkehrsdelikt. Wir waren ganz froh das er hier war. Die meisten halten es nicht lange hier aus.< Rief Jochen dazwischen und schlürfte lautstark seinen Tee.
>Das kann ich verstehen!< Berger und machte leidlich Ordnung auf dem Schreibtisch. Der Terminkalender gab nicht viel her. Nur zwei Einträge in letzter Zeit. Essen mit Raul, und Arzt mit Herbert.

>Hatte er eine Meldeadresse? Eine Telefonnummer? Irgendetwas unter dem er zu erreichen war?
>Nein. Maria hat mit ihm gesprochen. Eigentlich nur sie<
Ein Wagen hielt vor dem Haus. Der dritte seit sie hier waren. Eltern die ihre Kinder besuchten. Schwester Brinkert musste jedes mal fortgehen um sie zu empfangen.
>Machte sie eigentlich Hausbesuche?
>Nein. Schwester Maria war Leiterin der Station. Sie hat nur hier gearbeitet. Sie hat sogar hier gewohnt!<
>Dürfen wir uns ihre Räume ansehen?<
>Haben sie denn einen Durchsuchungsbefehl?< Fragte eines der Kinder .
>Wer bist du denn?< Wollte Bernd wissen
>Leon. Ich bin neun Jahre alt!<
>Schön Leon? Was weißt du über Durchsuchungsbefehle?<
>Das man so einen braucht wenn man irgendwo hinein will. Habe ich im Fernsehen gesehen!<
>Leo ist doof. Der hat Krebs und sein Kopf ist schon tüdelig von den vielen Pillen die er nimmt.< Rief ein Mädchen dazwischen. Leon rannte weinend davon. Die Nachricht traf den Polizisten wie ein Keulenhieb. Er dachte an seinen Sohn und wandte sich ab.
>Weiß jemand von euch wer Herbert ist?< Fragte Berger.
>Herbert ist der Ex -Mann von Maria. Ein ganz scheußlicher Kerl. Er kam früher ziemlich oft um Geld von ihr zu holen. Einmal hat Raul ihn am Kragen gepackt und vor die Tür gesetzt. Danach kam er nicht wieder!< Lachte Jochen und erzählte detailliert von dem Vorfall.
>Raul Clement nennt er sich also. Wie im Krankenhaus. Ich vermute er hat einen falschen Pass unter dem Namen. Die Daten müssen auf dem Gerichtsbüro vorliegen. Wir lassen in zur Fahndung ausschreiben!< Bernd nahm sein Handy und rief in der Dienststelle an.
>Was hat eigentlich die Untersuchung des Wagens ergeben?<
>Gar nichts. Dieser Zoch hat das Ding beschlagnahmt. Sie haben ihn abgeholt und wer weis wohin gebracht. Ich glaube die wollen gar nicht das wir etwas finden.< Antwortete Bernd resigniert, und notierte etwas in sein Merkheft.
>Das Auto mit dem großen Blutfleck?< Fragte ein Kind dazwischen.
>Genau. Hast du das Auto erkannt? War das der Wagen von Raul?< Bernd musterte das Kind. Zwei große Beutel hingen an dem Gestell.
In einem war eine blaue Flüssigkeit. In dem anderen eine blutig gelbe Mischung enthalten. Die Haut des Kindes war mit braunen Flecken überzogen.
>Nein. Das war nicht sein Auto!< Frank Rolle zuckte zusammen. Alle Köpfe wandten sich dem Kind zu.
>Es war nicht seiner? Bist du sicher?<
>Raul kam immer mit einem Mercedes Taxi. Das weiß ich genau. Einmal haben wir zusammen Pizza für alle geholt. Ganz sicher. Ein Daimler neuerer Bauart!< Sagte Jochen und strich sich über den Kinnbart. Die Beamten sahen sich fragend an.
>Er kam mit einem Opel Zafira hierher. Auch ein Taxi. Könnte er zwei Fahrzeuge besessen haben?< Berger grinste.
>Bei dem ist alles möglich denke ich. Wir haben das Kennzeichen überprüfen lassen. Es gab tatsächlich eine Registrierung bei der Hamburger Taxizentrale, aber die Ermittlungen nach dem Fahrer liefen ins Leere. Eine tote Adresse. Die Kollegen haben es über die Abrechnungen versucht, aber da war nichts zu finden. Er hat fleißig seine Beiträge bezahlt aber ist ansonsten nicht in Erscheinung getreten<
>Ein Mercedes Taxi also. Vermutlich wird es tausende davon geben in Hamburg. Es zur Fahndung auszuschreiben dürfte die Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen gleichen!< Bernd und Rolle sahen sich an.
>Wollen sie sein Nummernschild wissen?< Die Stimme des Kindes war nur ein Hauchen. Sein Hals war wegen einer Krankheit krebsrot. Ein Schlauch hing vorne heraus endete in einem Gerät das es hinter sich herzog. Frank Rolle kniete sich zu dem spindeldürren Jungen hin. Er wirkte wie ein Toter der um sich die Beine zu vertreten aus dem Sarg gestiegen war.
>Du hast das Kennzeichen? Wirklich?<
>Tobias schreibt sich alles auf was vor dem Fenster vorbeifährt. Mehr kann er nicht!< Ätzte eine Kind, und fing sich einen Rüffel von Jochen ein.
>Kinder sind manchmal echte Ratten.< Bemerkte Berger. Ein weitres Auto hielt vor dem Haus. Jochen machte sich auf den Weg zur Tür.
>Und wo hast das aufgeschrieben. Rolle konnte das Kind nicht länger ansehen.
>Komm ich zeige dir mein Büro!< Hechelte der Junge. Bernd folgte ihm.
>Können wir uns inzwischen die Räume von Maria ansehen?< Rolle war froh das Bernd das übernahm. Seine Finger schwitzen. Doktor Wolter nahm einen Schlüssel aus der Schublade.
>Das ist ihr Wohnungsschlüssel. Ich denke das Maria es unter diesen Umständen zulassen würde das sie ihre Räume besichtigen. Sie ist eine gesetzestreue Bürgerin. So kenne ich sie und so würde ich auch für sie aussagen. Sie hat sicher keine kriminellen Absichten gehabt als sie Raul geholfen hat. Ich werde sie begleiten meine Herren!<
Berger und Rolle folgten dem Arzt in das obere Stockwerk. Im Treppenhaus waren laute Stimmen zu hören. Ausländischer Akzent. Schwester Brinkerts Stimme war unüberhörbar.
Marias Reich bestand aus zwei Zimmern und einem winzigen Badezimmer. Alles wirkte ein bisschen verwohnt. Eine große Couch bestimmte das Wohnzimmer. Der Fernseher war alt und wie man dem Staub auf der Fernbedienung ablesen konnte schon länger nicht benutzt. Ein Paar Bücher. Einige alte Zeitschriften. Fachmagazine für Krankenpflege
>Sie schläft eigentlich nur hier. Sie verbringt ihre ganze Zeit mit den Kindern.<
>Hat sie kein Privatleben?< Zwei Bilder standen auf der Fensterbank. Eines zeigte Herbert ihren Ex-Mann. Das andere ein Kleinkind.
>Nicht das ich wüsste!< Doktor Wolter blieb stehen und öffnete die Tür zum Schlafzimmer.
>Hatte sie Kinder?< Berger hielt das Kinderbild in die Höhe. Im Treppenahus wurde es laut. Jemand stritt sich. Eine Tür schlug laut gegen die Wand.
>Eines. Aber es starb kurz nach der Geburt. Hat sie mir einmal erzählt. Mehr weiß ich nicht.< Der Krach wurde immer lauter. Jetzt war deutlich das keifen von Frau Brinkert zu hören.
>Was geht denn da ab?< Rolle lauschte in den Flur.
>Schwester Brinkert hat so ihre ganz eigene Art mit Menschen umzugehen!< Witzelte Der Arzt. Jemand regte sich auf. Die Sprache klang gebrochen deutsch. Dann fiel ein Schuss. Der Schrei des Zivildienstleistenden war deutlich zu hören. Berger warf dem Arzt sein Handy zu.
>Bleiben sie hier und rufen sie die Polizei. Sagen sie die Adresse und Kollegen in Bedrängnis. Schusswaffengebrauch!< Er lief Frank Rolle hinterher. Weitere Schüsse fielen. Eine Automatische Waffe kam zum Einsatz. Im unteren Stockwerk war ein Feuergefecht im Gange. Rolle sah vorsichtig um die Ecke ins Treppenhaus. Ein dunkelhaariger Mann kniete in der Türzarge und gab Feuerstöße aus einer Maschinenpistole ab.
Er verzichtete darauf ihn anzurufen und schoss ihm von hinten in den Arm. Der Mann brüllte überrascht und kippte nach vorne. Ein weiterer Schütze tauchte plötzlich auf und feuerte sofort in seine Richtung. Das Geschoss streifte seinen Hals und schlug direkt neben seinem Kopf ein. Betonsplitter trafen seine Augen. Rolle lies sich zur Seite fallen. Blut lief ihm an Rücken herunter.
>Es sind zwei. Einen habe ich erwischt. Wo ist Bernd?< Stöhnte er. Berger zog an ihm vorbei. Die Waffe im Anschlag.
Zwei Schüsse kamen ungezielt in ihre Richtung. Die Querschläger sirrten durch das Treppenhaus. Kinder schrieen. Er hörte den Zivi durch den Lärm laut stöhnen.
Berger gab eine Serie von ungezielten Schüssen auf den Eingang ab. Der Getroffene Araber hatte sich aufgerappelt und feuerte wieder in den Flur. Die Schüsse konnten nur Bernd gelten. Er war ganz allein bei den Kindern. Berger konzentrierte sich. Wie oft hatte die Pistole des Arabers gefeuert? Vier mal? Oder waren es drei? Der Pistolenschütze gab drei weitere Schüsse ab. Das waren sieben. Es waren maximal neun Patronen im Magazin. Dann musste der Araber nachladen. Er zog seine Jacke aus und lies sie über das Geländer nach unten rutschen. Ein Polizeifahrzeug näherte sich.
Drei Schüsse trafen die Jacke und fetzten die Fütterung auseinander. Das war es. Berger richtete sich auf und trat um die Ecke. Der Araber schob eben ein neues Magazin in die Waffe. Bei der Schnelligkeit mit der der Mann sich bewegte konnte es nur ein gut ausgebildeter Schütze sein. Der Kommissar wartete nicht ab. Der Schuss aus seiner Sig-Sauer Pistole traf Hafiz in die Brust und tötete ihn auf der Stelle. Der zweite Schütze reagierte blitzschnell und gab einen Feuerstoß in das Treppenhaus ab. Berger spürte den Einschlag des schweren Kalibers und wurde wie eine Puppe von der Treppenstufe gehoben. Es war als würde ihm jemand das Herz mit einem glühenden Schürhaken heraus reißen. Er bekam keine Luft. Dann rollte er die Treppen herunter und wurde ohnmächtig.

Nidal zog sich in Treppenhaus zurück und stolperte fast über die bewusstlose Krankenschwester. Er stieß die Haustür auf um zum Wagen zu gelangen.
Hafiz der Idiot. Sie sollten sie nur Fragen und er fühlte sich gleich angemacht. Warum hatte er ihr bloß eine runter gehauen. War es seine Grundeinstellung die besagte das Frauen einem Mann nie respektlos entgegentreten durften? Das hier war Europa. Hier hatten Weiber Macht. Er hätte es wissen müssen. Und dieser junge Mann? Er wollte nicht auf ihn schießen, aber als er Hafiz angriff konnte er nicht anders. Seine Linke hielt das Handy und tippte eine Nummer ein als er scharf angerufen wurde. Erst jetzt erblickte er den quer vor dem Haus stehenden Streifenwagen.
Zwei Beamte zielten mit ihren Waffen auf ihn. War es eine Falle? Hatte Ekrem gewusst das die Polizei hier wartete? Er sah sie an und lächelte. Weitere Wagen näherten sich. Er musste sich beeilen oder er wäre umstellt. Die beiden Beamten hinter ihren Türen machten ihm keine Angst. Sie hatten offenbar zuviel Fernsehen gesehen. Eine Autotür war noch nie eine gute Deckung wenn es um Schusswaffen ging.
Deutsche Polizisten. Sie sprachen erst und schossen dann. Im Libanon wäre er längst Tod. Verweichlichte Ungläubige. Der Lauf einer Maschinenpistole tauchte plötzlich über der Motorhaube des Polizeiwagens auf. Sie waren zu dritt. Blitzartig riss er mit der rechten die Kalaschnikov in die Höhe.
„ Allahu Akbar! Schrie er und drückte ab.


Emden Fischerhafen
Autofähre „Stern von Tyros“

Die Große Autofähre kränkte leicht im Wind. Der Lotse ging eben an Bord. Der Zollinspektor reichte Ekrem Tekinel die Bordpapiere zurück.
>Alles in Ordnung. Ihre Unterlagen sind in Ordnung. Gute Fahrt!<
Der große Sammelordner, rutschte plötzlich aus der Mappe hervor und klatschte auf den Boden. Ekrem zuckte zusammen wie unter einem Stromschlag. Das Geräusch kam ihm vor als wäre es ein Schuss.
Einer der Seeleute hob die Mappe auf und reichte sie zurück. Der Kapitän geleitet die Beamten nach draußen.
>Wir legen sofort ab!< Rief Ekrem herrisch, und verschwand ohne ein weiteres Wort in seiner Kabine. Er verriegelte die Tür und nahm den schweren Revolver aus dem Koffer. Er trank einen Schluck Wasser und betete im stillen.
Es war ihm ein Rätsel wo Hafiz und Nidal blieben. Sie gingen nicht an ihr Handy und meldeten sich nicht. Hatten sie Ct selbst aufgespürt? Ihn versucht zu töten. Dann würde es ihn nicht wundern. Sie wären längst Tod. Eine Winde dröhnte an Deck.
Und wenn sie es tatsächlich geschafft hätten? Ct war sicher ein auch nur ein Mensch, wenn es einem zuweilen auch schwer fiel daran zu glauben. Es wäre ein Grund sich nicht mehr zu melden. Dann wären sicher schon auf dem Weg nach Hause um sich mit der Tat zu brüsten. Manchmal verstand er die Mentalität nicht. Seine Europäische Erziehung konnte mit der blumigen Sprache und dem prahlerischen Getue das vielen Arabern abging nichts anfangen. Er hörte das Geräusch wenn die Gangway eingezogen wird. Gleich würde die Fähre ablegen. Wenn sie bloß erst auf dem Wasser wären? Er war völlig fertig. Die Waffe und die Tatsache dass zwischen ihm und dem Killer ein Dutzend Männer sowie 20 Millimeter Schiffstahl bestanden beruhigte nur wenig.
Der Rundgang der Beamten hatte diesmal sehr viel länger gedauert. Sie hatten sich willkürlich sechs Container öffnen lassen um die Ladung zu inspizieren. In den Containern waren Kühlschränke, Fernseher und Dutzende Fässer übereinander gestapelt. Nichts neues. Er hatte auch nicht mit Schwierigkeiten gerechnet. Das Entsorgen missliebigen Wohlstandsmülls war ein Geschäft das in der gesamten EU florierte und niemand hatte ein Interesse seine Zeit mit allzu peniblen Kontrollen zu verschwenden. Die Papiere waren wie immer direkt in Brüssel abgezeichnet worden.
Alte Filmentwicklungsflüssigkeiten der Bundeswehr zur Weiterverarbeitung nach Jordanien. Sogar mit Einfuhrgenehmigung aus Aman. Dünnsäure-Emulsionen aus Atomkraftwerken die von Industriereinigungsfirmen verwendet wurden. Jede einzelne Tonne zur Aufarbeitung nach Syrien. Für eine Entsorgung in Europa gab nicht einmal einen Betrieb, und das Einlagern in einem Atommüllager lies sich wegen der Kosten nicht rechtfertigen. Nicht wieder Aufarbeitbare Maschinenöle und anderes hochgiftiges Zeug. Insgesamt hundertzehn Container. Dazu noch 1400 Autos aller Klassen und 90 schrottreife Lastwagen. Ekrem rechnete die Kosten gegen die Gewinne. Allein die Lastwagen würden den Transport erwirtschaften. Ersatzteile für die Staaten am Hindukuschs. Auch in Pakistan ging man nicht gerne zu Fuß.
Der Hauptmaschine der Fähre lief hoch. Mit einem Ruck schob das Bugstrahlruder die Stern von Tyros in die Fahrrinne wo sie leicht taumelnd ihre Linie fand. Das Horn ertönte. Ein Abschiedsgruß an den Hafen.
Eine schwere Last fiel von ihm ab. Er ging zum Waschbecken und wusch sich das Gesicht. Draußen begann die Ems gegen die Bordwand zu schlagen.
Er wusste dass der Killer nicht gerne schwamm. Wasser war ihm genauso ein Gräuel wie Feuer. Aber das würde ihn kaum aufhalten. Er nahm den Revolver und spähte aus dem Bullauge, als ob er irgendwo da draußen war.
Ct wäre tatsächlich einer der dem Schiff notfalls hinterher schwimmen würde. Er gab niemals auf. Seid seiner Kindheit hatte er Angst vor diesem Mann ohne Gesicht gehabt. Sein Vater zelebrierte es beinahe wie eine heilige Handlung wenn über ihn gesprochen wurde.

Wenn der Killer sie besuchte, was selten der Fall war suchte er sich eine Ausrede um nicht dabei zu sein, oder verhielt es sich einfach still. Yussuf bewunderte Ct weil er selbst ein Mensch war der die Gewalt anbetete.
In den ersten Jahren als sie das Geschäft in Deutschland aufbauten war Ct nicht dabei. Er hieß er sei im Libanon verschollen. Umso größer war die Überraschung als er plötzlich bei ihnen auftauchte. Er besaß nicht viel und lies sich von der Familie eine zeitlang aushalten. Aber er verfügte über Außergewöhnliche Verbindungen, und schaffte der Firma viele Probleme aus dem Weg. Kontakte weit außerhalb derer zu denen Kamil welche besaß. Jemand klopfte an die Tür. Er schwieg und stellte sich schlafend.
Er betete und legte sich auf das Bett. Manchmal wünschte er sich das sein Vater bei ihm wäre. Kamils Art mit den Dingen umzugehen wirkte auf jedermann beruhigend. Auch auf ihn.
Kamil und CT schafften es dass beide Seiten voneinander profitierten. Im Laufe der Zeit verschaffte sein Vater ihm Aufträge vor allem in Europa und entwickelte sich zu einer Art Makler des Todes. Das Schiff begann leicht zu zittern. Die Strömung der Nordsee machte sich bemerkbar.
Ct hätte ihn nicht beleidigen sollen. Als er aus der Heimat zurückkehrte und den wahren Glauben angenommen hatte erntete er nur Unverständnis. Ct verstieg sich zu der Aussage das Religion ein Narkosemittel der Reichen für die Armen sei. Er sprach von Opium und zitierte dabei Karl Marx.
„Glauben halte die Armen davon ab die Reichen zu erschlagen“. Und anderes. Wollte er ihn provozieren, oder arbeitete er einfach nur Kamil zu der seine religiösen Ambitionen mit Skepsis betrachtete? Er hasste ihn nicht nur wegen seiner Haltung zur Religion, sondern weil er panische Angst vor ihm hatte.
Er war noch ein Junge der eben das Gymnasium besuchte. Eines tages machte eine Gruppe Skinheads Jagd auf Ausländer die vor der Schule standen. Ekrem trug ein Blaues Augen davon und verlor seine Schulmappe.
Als er nach Hause kam saß Ct gerade bei Kamil.
Der Tage später fand man einen der Nazischläger in der Nähe der Schule. Er war nackt und steckte rittlings auf einem Eisenzaun. Die Metallspitze hatte sich in seinen Anus gebohrt. Beide Arme und Beine waren mehrfach gebrochen. Seit damals gruselte es ihn wenn Ct in der Nähe war.
Nervös lauschte er. Draußen schrieen die Möwen. Die Stern von Tyros verließ die Emsmündung und gelangte auf die offene See. Die Maschine wurde nun auf volle Last hochgefahren. Draußen ging das Lotsenboot längsseits. Misstrauisch beäugte er den Vorgang während der Hafenlotse von Bord ging. Der Killer wäre imstande die Situation zu nutzen um an Bord zu gelangen.
Er nahm den Koran aus seiner Tasche und suchte Trost im Buch der Bücher, aber er konnte sich nicht konzentrieren.
Kaya Industries löste die Entsorgungsprobleme der größten Schlüsselindustrien Europas und genossen dafür beinahe Narrenfreiheit was ihre eigenen Geschäfte anging. Ihr Dienstleistungsangebot zum Lösen unangenehmer Fragen in der Umweltpolitik bescherte ihnen bald den Diplomatenstatus, und Verbindungen bis in höchste politische Ämter. Sie wurden einfach gebraucht. Der Kostendruck für die Industrie war immens, und einzelne Quertreiber konnte man sich nicht leisten. Arbeitsplätze und Steuereinahmen im großen Stil standen auf dem Spiel. Überall in Europa. Man musste etwas tun, wollte man nicht eine großflächige Produktionsverlagerung nach Asien in Kauf nehmen. Die Tekinels waren die Lösung.
Kamil Tekinel blieb trotz der immensen Gelder die sein Unternehmen bewegte ein bescheidener Mann und trat nur selten in der Öffentlichkeit auf. Es gab keine Skandale, oder Gründe im Umfeld der Familie herumzuschnüffeln. Und wenn doch löste Ct das Problem mit der Präzision einer Digitaluhr. Verräter landeten schon mal gemeinsam mit einer Ladung Altmetall in der Schrottpresse, wo sie dann irgendwann im Schmelzsofen eines Stahlwerks kurzeitig wieder zum Vorschein kamen. Vier so genannte Enthüllungsjounalisten waren dem Killer in den letzten Jahren zum Opfer gefallen. Einen fand man Tod im Hotelzimmer. Todesursache unbekannt. Zwei andere verunglückten mit ihrem Auto auf einer leeren Autobahn nahe Warschau. Der Letzte flog zusammen mit seinem Schreibtisch während der Mittagspause aus dem Bürogebäude einer dänischen Boulevardzeitung. Die Explosion war so berechnet das im Nebenzimmer nur ein paar Gläser vom Schrank fielen. Jede Ermittlung nach einem Täter liefen ins Leere. Der Killer tötete ohne je nach den Gründen zu fragen.
Ihm fiel ein Koranvers dazu ein. Sure drei. „Die Aufrichtigkeit“.

„Glaube ohne Vorbehalt.“
Eine der kürzeren Suren.
So vorbehaltlos wie er den Glauben lebte, so tötete Ct seine Opfer. Er spürte einen Stich in der Brust wenn er an die toten Eltern dachte. Er wollte nicht dass sie sterben.
Sie sollten sich nur nicht mehr den notwendigen Veränderungen entgegenstellen. Der Glaube der Drusen war alt, und verwerflich zu nennen. Er verachtete das Leben und stellte die Tradition und die Ehre über alles. Auch über Gott. Aber Allah in seiner Weisheit hatte die Veränderung vorbestimmt.
Er betete laut den 36 Vers. Die Sure die Trost bei Todesfällen versprach.

Im Namen Allahs des Erbarmers, des Barmherzigen!"
1. ys.
2. Beim weisen Koran!
3. Du bist wirklich einer der Gesandten
4. und befindest dich auf einem geraden Weg.
5. Er vom Mächtigen und Barmherzigen herab gesandt,
6. damit du Leute warnst, deren Väter nicht gewarnt worden sind, so dass sie nichts Böses ahnen.
7. Aber nun ist ja das Wort an den meisten von ihnen in Erfüllung gegangen, so dass sie nicht glauben.
8. Wir haben ihnen die Hände in Fesseln an den Hals getan, und die gehen bis zum Kinn, so daß sie den Kopf hochhalten
9. Und wir haben vor ihnen einen Wall errichtet, und ebenso hinter ihnen, und sie zugedeckt, so daß sie nichts sehen.
10. Es ist gleich, ob du sie warnst, oder nicht. Sie glauben nicht.
11. Du kannst nur jemand warnen, der der Mahnung folgt und den Barmherzigen im Verborgenen fürchtet. Dem aber verkünde Vergebung und vortrefflichen Lohn zu erwarten hat
12. Wir machen die Toten lebendig. Und wir schreiben auf, was sie früher getan, und die Spuren, die sie hinterlassen haben. Alles haben wir in einem deutlichen Hauptbuch aufgezählt.“

Es klopfte. Diesmal war es der Kapitän.
>Die Russen haben gemeldet das in ihrem Gebiet ein Flottenmanöver der Nato stattfindet. Sie schlagen vor das Treffen zu verlegen!< Ekrem öffnete die Tür. Den Revolver in der Hand verborgen. Er folgte dem Mann auf die Brücke.
>Was bietet sich an?< Die große Seekarte lag vor ihnen.
>Alderney fällt aus. Dort kreuzen die Schnellboote der Nato. Ich denke wir sollten auf die britische Seite wechseln. 70 Meilen südlich von Bishops Rock. Die Engländer beäugen jedes Schiff nur innerhalb ihrer Hoheitsgewässer. Danach interessiert sie nichts mehr. Nicht mal ihr Radar reicht soweit. Die Franzosen hingegen schicken einem schon mal einen Zerstörer hinterher!<
Für Ekrem war es wichtig das er den Treffpunkt bestimmte, und nicht die Russen. Ihnen zu vertrauen hieße sich wissentlich ins Feuer zu stürzen und hoffen sich nicht zu verbrennen.
>Sonst welche Gefahren?< Er hatte zwar Kenntnisse von Karten und Seefahrt, aber nur oberflächlich.
>Es stürmt dort zuweilen recht heftig um diese Jahreszeit. Aber das ist eher gut für die Tarnung!< Der Kapitän war ein erfahrener Mann. Der beste der Firma. Absolut Loyal. Deswegen befehligte er auch den „Stern von Tyros“. Das Flaggschiff der Flotte.
>Wenn sie es für richtig erachten machen wir es so! Wecken sei mich wenn wir den Roundevouspunkt erreichen.< Ekrem ging nach unten und suchte Ruhe im Gebet.

Hamburg
Universitätsklinik Eppendorf

>Das war ja eine Glanzleistung meine Herren. Ermittlungen in dem Fall ohne uns vorher zu konsultieren, und dann noch mit so einem Ergebnis. Das hat Folgen das kann ich ihnen versprechen!<
>Eine Folge können sie gleich am eigenen Leib spüren sie Großmaul. Ich habe heute schon auf einen Mann erschossen. Einer mehr macht mir nichts aus!< Antwortete Frank Rolle wütend und verzog das Gesicht währen der Arzt die Wunde nähte.
>Sie sind so dicht vor einer Suspendierung. Sie haben alles gefährdet. Hätten sie uns einbezogen, hätten wir die Araber gefangen nehmen können. Und nun? Ihr Schießgeiler Kollege da drin hat ihn einfach umgelegt. Einen wichtigen Zeugen!<
>Hätten. Hätten! Wir haben gar nicht gewusst dass diese Typen dort auftauchen. Ich dachte sie sind die großen Supervisor? Warum haben sie das nicht bedacht? Klugscheißer!< Die Tür öffnete sich und ein Arzt im Op-Kittel kam herein. Er hielt ein kleines Stück Metal in der Hand.
>Ihr Kollege hatte riesiges Glück, oder Gottes leibhaftige Hand war dazwischen.
Die Weste hat das Projektil kurz vor der Lungenarterie aufgehalten. Ein paar Millimeter mehr und es wäre vorbei gewesen. Eine Rippe ist zersplittert und ein paar Abschürfungen. Ihr Herr Berger wird wieder gesund werden!<
>Und die Anderen? Was ist mir den Kindern? Mit Hauptkommissar Bernd?<
>Schwester Brinkert hat eine schwere Schädelprellung und zwei Zähne verloren. Das wird wieder. Herr Bernd liegt noch im OP. Dazu kann ich nichts sagen. Von den Kindern sind drei durch Streifschüsse verletzt. Zwei kamen bereits Tod hier an. Aber alle müssen sicher Psychologisch betreut werden. Es war ganz schön viel für sie!<
Was ist mit diesem Jochen, und dem Doktor?<
>Doktor Wolter hat einen Schock. Sehr schwer würde ich sagen. Der junge Mann liegt im künstlichen Koma. Ein Bauchschuss hat seine eigenen Gesetze sagen wir Chirurgen. Wenn er die nächsten drei Tage und Nächte überlebt könnte er es schaffen!< Zoch rang wütend mit den Armen.
>Wollten sie Stalingrad nachspielen? Geben sie mir ihre Waffe. Sie sind ja gemeingefährlich!<
>Stellen sie sich hinten an. Unsere Waffen haben die Kollegen schon mitgenommen. Schon mal was von Beweissicherung gehört sie Superagent?< Der Arzt machte den letzten Stich und zog die Knoten fest. Rolle hatte das Gefühl sein Auge würde nach hinten gezogen. Er wollte noch etwas sagen als Münzel in Begleitung von Spessart hereinkam. Er erkundigte sich nach dem Stand der Dinge und setzte sich neben Rolle auf das Bett. Der Staatsanwalt sah Müde aus.
>Damit eines gleich klar ist. Sie sind raus aus dem Fall Herr Rolle. Sie und alle anderen der Abteilung. Wir sind raus. Das ist nun eine Sache des Staatsschutzes. Finger weg, wenn sie ihre Pension noch erleben wollen!<
>Staatsschutz? Man hat auf Beamte geschossen. Seid wann…?< Spessart drängte sich vor.
>Wir haben die Araber überprüft. Sie gehören zu Ekrem Tekinel. Sie sind die erste heiße Spur die wir haben. Alles in allem hatte die Sache doch etwas gutes!< Rolle wäre beinahe aufgesprungen, doch Münzel hielt ihn zurück.
>Nur damit ich nicht dumm sterbe. Um was geht es eigentlich wirklich bei dem Fall?<
>Wir suchen nach Beweisen gegen die Tekinels und ihre Machenschaften. Die beiden Araber waren in seiner Begleitung. Er wurde mit ihnen mehrmals gesehen und fotografiert. Das soll er erstmal erklären!< Frank Rolle dröhnte der Kopf. Die Tabletten konnten den rasenden Kopfschmerz nur unzureichend bekämpfen. Trotzdem hatte er den Eindruck dass Spessart wieder mal log. Er war lange genug Polizist um ein Gespür dafür zu haben. Die Antwort kam einfach zu schnell. Wie vorher eingeübt. Die Tür sprang auf und Dirks stolperten in den Raum. Er flüsterte etwas mit den beiden Agenten und alle verschwanden.
>Endlich kann man wieder atmen!< Münzel nahm einen Flachmann aus der Tasche und trank einen tiefen Zug. Er reichte die Flasche an Rolle weiter. Der Jurist wirkte tief resigniert.
>Slibowitz. Schmeckt wie Farbverdünner mit Pflaumengeschmack und sorgt für Ruhe in den Innereien. Wollen sie?< Rolle trank einen tiefen Zug. Soviel Nähe war er von dem Juristen gar nicht gewohnt.
>Und nun? Geben wir auf?< Fragte Rolle. Münzel lachte gequält auf.
>Was denken sie denn? Ich hatte einen Anruf aus dem Justizministerium. Sekunden später war das Kanzleramt dran. Der Hörer war noch warm da stand die halbe Politische Führungselite der Stadt in meinem Büro. Wenn wir auch nur den Kopf heben sind wir alle gefeuert, oder noch schlimmer dran!<
>Wovor sind die so in Panik. Dieser Ekrem ist doch nur ein Schrotthändler. Die Kayas haben jahrelang hier gearbeitet. Außer in der letzten Zeit gab es nie irgendwelche Vorfälle. Ich verstehe das nicht!< Rolle erhob sich aus von der Liege. Mit etwas Glück wäre seine Frau bald hier und er könnte nach Hause. Wenn er denn an den Ärzten vorbeikäme.
>Auch wenn sie es nicht glauben werden: Ich weis es auch nicht. Ich habe verlangt das man mir die Ermittlungsakten im Fall dieses Killers aushändigt, aber Spessart und seine Bande haben nur gelacht. Sie haben sogar den Justizsenator stehen lassen wie ein Kind im Regen. Alle Informationen über den Fall sind aus den Computern gelöscht worden. Auch der Fall dieses Kommissar Brandes. Alles weg. Als hätte es den Fall nie gegeben. Ich habe mit einer Amtshaftungsklage gedroht, aber Zoch hat mir die Durchwahl der Generalbundesanwältin gegeben und dabei gegrinst. Die müssen sich sehr sicher fühlen an etwas zu arbeiten was sie so ziemlich gegen alles schützt!<
>Aber wir haben doch auch Ergebnisse. Was ist mit Serge? Der Russe war doch die Spur dieser Kleinschmidt? Sie hat sich sogar poppen lassen um ihn festzunageln.<
>Serge ist weg. Aus der Klinik in der er unter Bewachung stand ist er abgeholt worden. Es gibt keinen Hinweis darauf wo abgeblieben ist!<
>Hat er vorher etwas gesagt?<
>Als ich mit ihm sprechen wollte saßen seine Anwälte bereits auf der Bettkante. Sie können sich ausmalen was dabei herausgekommen ist.<
>Und diese Maria? Sie war die letzte die den Killer gesehen hat?< Durch das Fenster sah er Ärzte und Schwestern hektisch hin und herlaufen. Ein Bett wurde vorbei geschoben. Irgendetwas schepperte.
>Auch weg. Die hat die Klinik erst gar nicht erreicht. Der Wagen wurde auf der Strasse gestoppt und die Fahrer rausgeholt. Sie haben ihn Stunden später leer in Othmarschen wieder gefunden. Ich vermute unsere freundlichen Agenten könnten mehr dazu sagen!< Rolle zog sich an und überlegte. In einer Tüte lagen ihre Persönlichen Sachen. Man hatte Bernd und Bergers Krempel gleich dazu gelegt.
Sie waren raus. Aus dem Spiel. Kalt gestellt. Es gab keine Beweise mehr Keine Zeugen und die halbe Mannschaft war offenbar zur Gegenseite übergelaufen. Wahnsinn. Das war wie im Film.
>Sie sollten sich hinlegen. Sie sehen furchtbar aus!< Merkte Münzel an
>Geht schon. Mit ihnen eine halbe Stunde im Büro erzeugt mir mehr Kopfschmerzen.<
>Danke. Das Kompliment kann ich zurückgeben.< Münzel trank noch einen Schluck aus der Flasche. Rolle nahm die Tüte und warf einen Blick hinein. Bernds Merkheft lag obenauf. Er war der einzige der sich etwas aufgezeichnet hatte. Der Dienstausweis von Berger war beim Teufel. Er klebte vom Blut. Dass er eine kugelsichere Weste trug hatte er gar nicht gewusst. Guter Mann. Er blätterte den Block durch und fand auf der letzten Seite einige Eintragungen. Zuerst konnte er nichts damit anfangen, weil Bernd seine ganz eigene Form von Stenographie schrieb. Dann fiel es ihm ein. Der Mercedes. Das Auto des vermeintlichen Killers. Das konnten diese drei Typen nicht wissen. Die hatten sich den Opel unter den Nagel gerissen.
>Geben sie auf?< Fragte er den Juristen.
>Aufgeben? Wir sind raus. Es gibt keinen Fall Tockward mehr. Es gibt gar nichts mehr. Außerdem sind sie krank geschrieben!<
>Das war nicht meine Frage. Kollegen wurde angeschossen, und ich will wissen warum. Diese drei Marx-Brothers lügen doch wie gedruckt. Wollen sie sich das gefallen lassen?<
>Meine Vorgesetzten haben…!<
>Ach Blödsinn. Sehen sie nicht was hier geschieht? Die führen uns an der Nase herum als wären wir Tanzbären beim Zirkus. Wir haben alle einen Eid auf die Verfassung und seine Gesetze abgelegt. Sie zu schützen ist unsere Aufgabe. Die biegen sich das Gesetz so hin wie sie meinen. Sie decken Mörder. Sie lassen Zeugen verschwinden und vernichten Beweismittel.
Da sind mir die Russen noch lieber. Die stehen wenigstens dazu Verbrecher zu sein!<
>Sie reden von organisierter Kriminalität. Das ist etwas völlig anders und..!<
Rolle stellte sich dicht vor dem Staatsanwalt auf. Sie hatten beide eine Alkoholfahne und für Außenstehende musste die Szene ziemlich grotesk wirken.
>Wenn der Staatsanwalt so etwas nicht mehr verfolgt, dann können wir alle einpacken. Die Polizei. Die Richter. Die Anwälte. Dann sind wir wirklich ein totes Land in dem jeder Gauner machen kann was er will.< Münzel rollte mit den Augen, und trank den Rest aus der Flasche. Einige Augenblicke schaute er versonnen in eine unbekannte Ferne.
>Was haben sie vor?< Mit einer Mischung aus Wut und Enttäuschung schaute er den Kommissar an. Rolle grinste breit.
>Erstmal raus hier. Dann sehen wir weiter< Münzels Wagen brachte sie aus dem Krankenhauskomplex. Niemand bemerkte das sie einfach verschwanden. „Rolle und nahm sich Bernds Schreibblock Chefs vor.
>Wir müssen ein bestimmtes Fahrzeug finden. Ein Taxi. Ich denke es gehört diesem Killer!< Er zeigte Münzel den Eintrag.
>Und wo ist das Problem? Machen sie eine Halterabfrage?< Der Wagen bog auf die Hoheluftchaussee ab.
>Aber nicht über die normalen Polizeikanäle. Unser James Bond Trio hört sicher die Frequenzen ab. Haben sie keine Idee?<
>Ein Taxi? Mal sehen? Es gibt da ein laufendes Verfahren wegen Betrug bei der Berechnung von Beförderungsentgeld gegen eine Gruppe Unternehmer in Hamburg. Manipulation von Taxametern und mehr. Testen wir mal wie flexibel sie sind.<
>Sie reden schon wie des Teufel Advocat!< Lachte Rolle. Der Wagen hielt in Altona vor einem Hinterhof. Viele Taxen standen herum. Eine Gruppe Männer war dabei ein Fahrzeug auszuschlachten. Zwei große Scheinwerfer badeten den Hof in grellem Licht. Münzel ging voran und wurde sofort vom Chef des Unternehmens empfangen.
>Ah Herr Münzel. Macht die Staatsanwalt jetzt schon Hausbesuche?<
Er reagierte nicht auf die Spitze und trug ihren Wunsch vor.
>Ein bestimmtes Taxi sagen sie? Warum fragen sie nicht die Bullen?<
>Ist das wichtig? Ich frage sie. Können sie ein Taxi finden, oder nicht?<
>Der Mann lehnte sich grinsend in seinen Sessel, und spielte mit einem Lineal.
>Warum sollte ich ihnen helfen Herr Münzel? Sie haben mich angeklagt. Sie sind nicht eben mein Freund.<
>Ihr Freund sicher nicht, aber möchten sie das ich ihr Feind werde? Aus der Klage läst sich durchaus mehr machen. Betrug in mindestens 200 Fällen. Gekoppelt mit Preisabsprachen von drei Unternehmen zum Schaden von Kunden könnte man wenn man wollte als organisierte Kriminalität bezeichnen. Dann reden gleich über Haftstrafen ab 5 Jahren aufwärts. Über Beschlagnahme des Vermögens. Ausweisung und…!<
>Alles klar. Sie brauchen nicht weiterzureden. Haben sie ein Kennzeichen. Besondere Merkmale? Irgendetwas?< Die Gesichtsfarbe des Mannes war eine Spur blasser geworden. Münzel reichte ihm den Zettel.
>Hasan! Herkommen!< Ein dürrer junger Mann mit Brille und einem Head-Set stürmte ins Büro.
>Dieses Kennzeichen. Ein Taxi. Marke Mercedes. Ich will wissen wo das Ding rum steht. Pronto. Wer es findet kriegt hundert Euro. Nein Zweihundert!<
>Darf ich wissen warum sie an dem Fahrzeug soviel Interesse haben?<
Rolle stand auf und gab dem Mann seine Karte.
>Nein. Stellen sie sich einfach vor es dient ihrer Entlastung wenn sie den Wagen alsbald auffinden. Sie sagen mir, und nur mir wo er steht. Alles andere machen wir selbst. Verstanden?< Der Unternehmer grinste schleimig
>Und wie entlastend könnte sich das …..sagen wir auswirken?< Münzel musterte den Mann eindringlich und grinste wie ein Wolf.
>Nun ja. Irgendwo zwischen einem längeren Urlaub in Santa Fu, oder einer gehörigen Portion ihres Schwarzgelds als Geldstrafe. Je schneller der Wagen gefunden wird desto besser für sie!<
>Gilt das auch für meine Kollegen?<
>Im Prinzip ja, aber pokern sie nicht zu hoch. Meine Großzügigkeit hat Grenzen.< Der Unternehmer griff lächelnd zum Telefon.
>In Ordnung. Wir sind im Geschäft. Ich werde meine Kollegen informieren. Wenn er auf öffentlichen Strassen abgestellt ist werden sie spätestens Morgen Abend wissen wo er ist!<







Schleswig Holstein Pinneberg
Alte Feuerwerkfabrik.

Das Pärchen schlendert am Strand entlang .Sie waren offenbar sehr verliebt. Seine Hand stecke in ihrem Hosenbund. Das Mittelmeer schlug in sanften Wellen an den feinen Strand von Tell Aviv. Gruppen Junger Leute lagen im Sand. Die meisten trugen Uniformen der Armee. Maschinenpistolen war mindestens so oft zu sehen wie bunte Badetücher und Handtaschen. Der Junge Mann flüsterte der Frau etwas ins Ohr. Ihr Gesicht produzierte ein bezauberndes Lächeln das jedoch von einer Sekunde zur anderen erstarb. Ungläubig schauten ihre Augen in den Himmel bevor sie erschlaffte und aus den Armen des Jungen Mannes rutschte.
Ct legte das Gewehr zurück und widmete sich wieder seiner Tarnung. Dem Angeln. Auf dem Strand liefen die Menschen zusammen. Die Frau war keine Unbekannte. Sie war eine bekannte Sängerin und hatte den jungen Mann erst vor kurzem kennen gelernt. Er kniete fassungslos auf dem Sand und sah dem Sanitäter zu der sich um sie kümmerte.
Anwar Bashir hatte keine Ahnung warum seine Freundin sterben musste. Sein Vater der eine der größten Müllentsorgungsfirmen des nahen Ostens besaß hätte ihm vielleicht etwas dazu sagen können. Er hatte das Angebot von Kaya Industries besser gleich annehmen sollen ihnen einen Teil, der Entsorgungsräume zu überlassen. Das hier war nur eine Warnung. Man würde dann sehen ob weitere Maßnahmen zu treffen wären. Die Polizei erschien und vergrößerte den Menschenauflauf noch.
Niemand vermutete den Schützen auf dem kleinen Motorboot das einen halben Kilometer vor der Küste lag. Ct blieb ruhig sitzen und tat so als würde er still vor sich hin angeln. Ein Küstenwachboot zog dicht am Strand vorbei. Keine Gefahr. Wenn sie näher kämen würde er das Präzisionsgewehr eben rechtzeitig über Bord werfen. Das wäre zwar schade ab er nicht zu ändern. Er schaute auf das glitzernde Wasser. Wie leuchtende Fäden zogen kleine Fischschwärme unter ihm vorbei. Ein Ort unendlichen Friedens. Er hörte die Sirene des Rettungswagens. Es war unwahrscheinlich dass die Frau überlebt hatte. Das Geschoss war nicht groß gewesen. Eigentlich zu klein um einen Menschen zu töten. Doch es war ein Giftprojektil gewesen. Das Gift einer bestimmten Meeresschneckenart führte innerhalb von zehn Sekunden zum Tod. Die Angel bewegte sich. Er sah das sich die Pose bewegte. Vorsichtig zog er die Schnur ein. Merkwürdig.
Es gab gar keinen Köder. Es dunkler Schatten zog unter dem Boot vorbei und plötzlich tauchte der Kopf der Sängerin aus den Fluten.
Ct erwachte nicht, sondern schreckte hoch und fiel von dem Feldbett herunter. Er landete auf seiner Wunde und konnte einen Schrei nicht unterdrücken. Er suchte kurz nach der Meer, bis er merkte dass er einem Alptraum hatte. Sein Magen meldete sich. Die Krankheit hatte ihn nicht vergessen. Er warf zwei der Tabletten ein und wusch sich. Der Verband war blutig und er erneuerte ihn so gut es ging. Der Arm fühlte sich gut an. Er selbst allerdings war wie zerschlagen. Man brauchte kein Pessimist zu sein um zu wissen das er einige Tage bräuchte um wieder einigermaßen auf die Beine zu kommen. Tage die er nicht hatte. Er nahm ein Aufputschmittel und zog sich an. Das Schwindelgefühl war weniger geworden. Das war gut.
Zu Fuß ging er ins Dorf und frühstückte ausgiebig. Nahrung war eine Waffe. Er fuhr mit einem Fahrrad ins nächste Internetkaffee.
In dem Becher den man am Tresen erhielt schwamm eine braune Flüssigkeit. Kaffee war es bestimmt nicht. Ihm war es egal. Er schob den Stick in den Computer und stellte seine Digitaluhr. Sechs Minuten würden sie brauchen. Dann hätten sie die Quelle lokalisiert. Er öffnete eines der Programme auf dem Stick und lies es anlaufen. Die Website von Europol öffnete sich automatisch. Sekunden später die der CIA –Sektion Nordeuropa. Die waren zwar meist schlecht informiert, aber sie warfen nichts weg. Ein gutes Archiv. Er nutzte die Plattformen um auf die Seite des Bundesnachrichtendienstes zu gelangen. Ein direkter Angriff war viel zu auffällig. Zugänge von befreundeten Diensten waren viel einfacher zu umgehen. Die Firewall umging das Programm leicht. Der Passwortgenerator stellte ihm in Sekunden vier verschiedene Zugänge zur Verfügung.
Es war ein Programm des ehemaligen KGB. Die Abteilung die es einst geschrieben hatte existierte längst nicht mehr, trotzdem gab es eine Updatefunktion im Internet um auf dem neuesten Stand zu bleiben. Der Server stand irgendwo im tiefsten Sibirien. Ct überwies regelmäßig Geld. Eine lohnende Investition. Dann war er wo er hin wollte. Er fragte die News ab. Noch vier Minuten. Ein grüner Balken zeigte das Feedbackprotokoll der Website an. Eine Liste endlose Observationsberichte. Eine Festnahme wegen Steuerhinterziehung. Erpressung eines Pharmakonzerns. Da war es.
Sicherstellung von Zeugen und Beweismitteln. Genehmigt vom Kanzleramt höchst selbst. Die waren in Panik. Er klickte auf Details:
Der Russische Scharfschütze war in einer Klinik bei Hannover. Noch zwei Minuten. Eine neue Meldung kaum vier Stunden alt.
Ermittlungen gegen Ekrem Tekinel und Kaya Industries lagen bei der Generalbundesanwältin. Ekrem? Nicht so wichtig. Noch sechzig Sekunden. Der Balken wechselte auf Orange. Festnahme von Maria. Sie war nach Schwerin gebracht worden. Die hatten keine Zeit verloren. Er merkte sich den Ort. Noch dreißig Sekunden. Sein Auto? Was gab es über seine Fahrzeuge? Der Hamburger Polizeicomputer gab nichts her. Der Opel war nicht erwähnt worden. Dann hatte der BND ihn. Das war nicht gut aber auch keine Katastrophe. Sein Mercedes war wichtiger. Der Balken am oberen Bildrand war nun tiefrot. Ct riss den Stick aus dem Computer und verlies beruhigt das Kaffee. Der Mercedes. Das Lap Top. Er brauchte Gewissheit. Für jeden anderen wäre es ein Computer wie jeder andere auch. Nur mit speziellen Kenntnissen und Einstellungen konnte man an die sensiblen Daten gelangen. Er brauchte ihn. Ohne ihn wäre alles viel schwieriger. Er musste nur zurück nach Hamburg ihn holen.
Er lies das Fahrrad stehen und fuhr mit dem Bus zurück. Der Mann vor ihm in der Bankreihe las die Schlagzeile der Bildzeitung.

„Killerkommando im Kinderkrankenhaus“

Er brauchte nicht den gesamten Text zu lesen um zu ahnen was geschehen war. Arabische Killer hatten sich ein Feuergefecht mit Polizisten in Marias Klink geliefert. Ein Beamter schwebte in Lebensgefahr. Die Araber waren beide ums Leben gekommen. Kinder waren Tod oder verletzt.
Ekrem. Er hatte seine Wachen geschickt um ihn aufzuspüren. Also wusste er dass er noch am Leben war. Seine Verbindungen waren gut. Gefährlich gut. Doch er hatte Angst. Ct konnte sich vorstellen wie nervös er war.
Er stieg aus und ging zwei Stationen zu Fuß. Ärger war ein Gefühl das ihm fast fremd war. Hass kannte er kaum. Doch sie hatten auf die Kinder geschossen. Sie starben an Kugeln die eigentlich für ihn bestimmt waren. Das war feige und niederträchtig. Ekrem hatte eine Grenze überschritten. Von nun an hatte er zu Recht Angst. Aber es gab zunächst wichtigere Dinge.

Er fuhr mit der Nahverkehrsbahn in die Stadt. Seine Veränderung war perfekt. Niemand hätte in dem älteren Herrn mit Spitzbart den meist gesuchten Killer Europas vermutet. Der graue Anzug war zu weit und verbarg die Schulterhalfter mit den Waffen. Am Hauptbahnhof stieg er um. Der Wagen stand weit im Osten der Stadt.
Zwei Beamte des Bundesgrenzschutzes liefen an ihm vorbei. Sie waren mehr mit sich selbst beschäftigt als mit ihrer Umgebung. Keine Gefahr.
In Rahlstedt stieg er aus und ging den Rest zu Fuß. Er beobachtete die Straßen in der Umgebung ob ein Observationsteam auf ihn wartete. Es war niemand dort. Bevor er in die Strasse einbog nahm er Platz auf einer Parkbank und wartete.
Er kam ins Gespräch mit einem älteren Herrn der ihm die Vorzüge eines Dackels als Haustier im hohen Alter anpries. Eine gute Tarnung. Vier Fahrzeuge fuhren in die Strasse. Keines kehrte zurück. Alles Anwohner. Er schaute zum Himmel. Kein Hubschrauber kreiste verdächtig über dem Gebiet. Ein Kurier hielt kurz und fuhr weiter.
Ct stand auf und ging langsam die Strasse entlang. Niemand war auf den Dächern. Keine verdächtigen Autos waren zu sehen. Keine Gefahr. Der Mercedes stand auf einem normalen Parkplatz vor einem Wohnhaus. Absolut unauffällig. Gleich würde er ihn sehen. Ein Martinshorn erklang. Er drehte sich um. Die Rechte Hand in der Tasche. Der Polizeiwagen fuhr auf der Hauptstrasse entlang. Ct konnte ihn vorbeirasen sehen. Ein Rettungswagen folgte ihm und entfernte sich. Es galt nicht ihm. Seine Schulter schmerzte und er nahm eine weitere Tablette. Im Wagen würde ihm besseres zur Verfügung stehen. Er bog um die Ecke und blieb stehen. Wo der Wagen abgestellt war stand ein roter Fiat. Langsam folgte er der Gasse und entdeckte einen Zettel an einem Baum.
„Mercedes-Taxi zu verkaufen. Mit Zubehör.
Preis nach Gebot“
Darunter eine Handynummer.



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