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latexreisender
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latexreisender

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:27.12.21 17:17 IP: gespeichert Moderator melden


Superschöne und fesselnde Story. Gerne noch weitere 100 Teile!

Sehr geil. Gerne weiter so.
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:27.12.21 18:04 IP: gespeichert Moderator melden


Ich freue mich total über das Ausmaß der Rückmeldungen. Deshalb und weil der Schreibwahn anhält, gibt es heute noch das siebte Kapitel!

LG, Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:27.12.21 18:25 IP: gespeichert Moderator melden


schön das du weiter schreibst . das werden bestimmt schöne neu teile. ich bin sehr gespannt
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:27.12.21 19:04 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo liebe Forumsmitglieder,

hier gibt es Kapitel 7. Da es ein wenig länger ist, teile ich es in zwei Teile. Ein paar kleine Passi musste ich zensieren, u. a. weil an einer Stelle Gewalt vorkommt, wenn sie auch einvernehmlich stattfindet und niemand wirklich zu Schaden kommt. Es versteht sich von selbst, dass dies alles Fiktion für die menschliche Fantasie ist. Ggf. ist in der Geschichte auch Satire enthalten, je nachdem, was man herausliest.
Für Feedback bin ich erneut dankbar.

LG, Black Coon

Kapitel 7 – Das Mädchen im Pranger

Der Pranger war eine Konstruktion aus Holz. Ein mächtiger Querbalken war an zwei senkrecht stehenden Balken befestigt, welche ihrerseits aus einer Plattform aus Holz ragten. Der Querbalken enthielt Öffnungen für Hände und Kopf. Er bestand aus zwei Teilen. Mit Hilfe eines Scharniers konnte er aufgeklappt werden. Die Verurteilten mussten ihren Kopf und ihre Unterarme in die Öffnungen legen. Danach wurde der obere Holzbalken wieder heruntergeklappt und beide Balken wurden mit einem großen Vorhängeschloss an der Seite befestigt.
Annas Brust bewegte sich vor Anstrengung immer noch heftig. Die junge Frau, welche sie angesprochen hatte, war in den Pranger geschlossen. Sie war vielleicht Mitte zwanzig. Aufgrund der Höhe des Prangers musste sie ihren Oberkörper waagerecht halten, was ihren Hintern betonte.
Das Mädchen hatte blaue Augen, eine schmale Nase und etwa schulterlanges, blondes Haar, was nun allerdings verschmiert war, da man sie offenbar bespuckt und mit überreifen Tomaten beworfen hatte. Der Tomatensaft verklebte wahrscheinlich zusammen mit dem Speichel die Haare und auch ihr Gesicht war mit dieser Mischung bedeckt. Andere Rückstände von Tomaten klebten am Querbalken und auf der Plattform.
Die Verurteilte am Pranger war komplett in schwarz gekleidet und trug ein schwarzes Shirt, ein schwarzes Korsett, einen schwarzen Rock aus dünnem Stoff, eine schwarze Strumpfhose und schwarze, hochhackige Schnürstiefel. Die Farbe schwarz war offiziell vorgeschrieben für Delinquenten am Pranger. Die entsprechenden Kleidungsstücke mussten wie alle anderen Aspekte der Strafe durch die Delinquenten selbst finanziert werden. Die Beine der Verurteilten waren auseinandergezogen und mit schweren Fußeisen an der Plattform befestigt worden. Aufällig war, dass sowohl ihr Rock, als auch ihre Strumpfhose am Hintern aufgetrennt und großzügig auseinandergezogen waren. Das erlaubte freien Blick auf den Po der Verurteilten, welcher von mehreren roten Striemen bedeckt war.
Um Ihren im Pranger steckenden Hals war ihr zusätzlich ein Lederhalsband angelegt worden, an dem ein kleines Schild befestigt war. Darauf stand mit schwarzer Schrift:

„Marie Louise N.
Aufführerin“

Das Schild war aus Blech. An seinem unteren Rand war ein Loch, und mit Hilfe eines Vorhängeschlosses war an diesem Loch eine Kette befestigt, welche mit wenig Spielraum zum Boden der Plattform führte. Dort war sie mit einem weiteren Schloss an einem zweiten, größeren Ring befestigt. Dieser war mit Hilfe von zwei Winkeln in den hölzernen Boden der der Plattform geschraubt. Was für eine gemeine Konstruktion, dachte Anna. Die Verurteilte muss das Gewicht tragen und wird unweigerlich starke Schmerzen im Nacken bekommen.
Sie hatte derlei Prangerstrafen schon häufig genug gesehen. Passantinnen und Passanten waren dazu angehalten, die Verurteilten zu beleidigen und auf unterschiedliche Arten zu demütigen. Was sie nicht wusste, war, dass in dieser Straße ein Pranger war. Vielleicht war er neu.

Sie dachte genauer über das Thema nach. Lordkanzler Bismarck II hatte die Todesstrafe inzwischen abgeschafft, um den Dialog mit den Reformparteien voranzutreiben. Noch sein Onkel hatte sie jedoch gebilligt und keine Wimper gezuckt, als der gefürchtete Polizeiminister der Habsburger, Judikator Neu-Metternich IV, seinen Gegner, den deutsch-holländischen Liberalen Wolf Gerhard Bloom nach dem Wiener Aufstand von vor nicht einmal dreißig Jahren erschießen ließ. Leider erfuhr man von der Begnadigung erst eine halbe Stunde nach der Vollstreckung. Der Judikator war inzwischen doch noch zur Überzeugung gelangt, dass man nicht genug Beweise hatte und wollte Bloom außer Landes verweisen. Ein herbeigerufener Nekromant konnte nichts ausrichten, da die Gewebszerstörungen durch die Erschießung erheblich waren.
Nun konnte man Bloom leider nur noch posthum rehabilitieren. Nach dem Exzess des Aufstandes und seinen Folgen, welche das Habsburgerreich ernstlich erschüttert hatten, kam es zu gesellschaftlichen Reformen. Auch die Todesstrafe wurde in Frage gestellt. So eine barbarische Tat wie die Erschießung Blooms würde man sich im kontinentalen Europa heute kaum vorstellen können. Gleichzeitig waren auch Gottesurteile, Prozesse wegen Schadenszaubers und Hexenprozesse abgeschafft worden. Die Aufklärung, die modernen Naturwissenschaften, schließlich Psychoanalyse und Tiefenpsychologie hatten sie obsolet gemacht. Der Aberglauben war festem und unerschütterlichem Glauben an Technik und Fortschritt gewichen.

Freilich, auf der Landkarte gab es dunkle Flecken. Bis dorthin war das Licht der Aufklärung niemals vorgedrungen. Journalisten berichteten immer noch von Hexenjagden und Folterungen in abgelegenen, unzivilisierten Gegenden wie den Zentralalpen, den Vogesen oder dem Hochsauerland. Die letztere Gegend war nicht allzu weit weg und zu mit Recht als das Transsylvanien Westeuropas. Anna erschauerte bei dem Gedanken, dass sie nur etwa zwei Stunden mit dem Auto entfernt war. Orte wie Brilon, Neuenhaus oder Bad Bödefeld brachte sie mit Schauergeschichten über Geister, Monster und [zensiert] in Verbindung.
Der Staat hatte reagiert, in dem er staatlich ausgebildete Exorzisten dort hin schickte. Sie sollten Geister und Dämonen austreiben, die Stimmung der weltanschaulich im düsteren Mittelalter verbliebenen Bevölkerung gleichermaßen beruhigen und hatten sie in ordentliche, vom Geist der Neuzeit beeinflusste Bahnen zu lenken.
An der Universität des westlichen Ruhrgebietes gab es einen Lehrstuhl für Dämonologie und die Bekämpfung des Aberglaubens. Er genoß übergreifende Anerkennung bei den Behörden wie bei den Glaubensgemeinschaften. Lehrstuhlinhaber war der bekannte Akolyt Prof. PhD Allister Crawley. Der aus der englischen Grafschaft Sussex stammende, erprobte Dämonologe und Teufelsaustreiber hatte letztes Jahr in Bad Bödefeld, westlich von Brilon erfolgreich „Dämonen“ vetrieben, welche angeblich einer Felsformation, der sogenannten Hollenkammer, entstiegen waren. Er selbst betonte, dass es sich um Waschbären handelte, welche nächtlichen Lärm machten. Die eingeboren vermuteten jedoch Teufel sowie den gefürchteten „Bollerkopf“, eine Art Poltergeist.
Annas Nichte Victoria hatte vor einigen Wochen Gelegenheit, eine Vorlesung von Crawley zu hören. Thema der Vorlesung war: „Erdelementare, Zwerge und Teufel – sagenhafte Gestalten der archaischen Glaubenswelten des Sauerlandes.“ Sie hatte Anna begeistert berichtet.

Die Gesellschaft im Ruhrgebiet und den meisten anderen Teilen Norddeutschlands war über derartig düsteren Tartarus längst hinweg. Die Ansichten der Moderne hatten sich vollständig durchgesetzt. Freilich, einige der althergebrachten Strafen waren geblieben. Sie waren aber gesellschaftlich größtenteils akzeptiert, da man ihnen enormes Abschreckungspotenzial zuschrieb und sie zugleich für humane und milde Maßnahmen hielt. Auf keinen Fall würde man heute noch jemanden foltern. Anna war wie viele Deutsche stolz, auf die Entwicklung des Industriezeitalters. Aus den Nebeln des Mittelalters war man gewissermaßen zum Lichte empor gestrebt.

Zu den verbliebenen und etablierten Strafen gehörten der Pranger, die Kettenhaft und auch die Haube, welche Victoria drohte. Während die Haube vorwiegend bei Eigentumsdelikten eingesetzt wurde, waren der Pranger und auch die Kettenhaft im Kerker für schwerere Vergehen bestimmt. Sie wurden in der Regel verhängt, wenn man Delinquenten für unzuverlässig hielt. Beispielsweise für Unruhestifter, für öffentlichen Unfug, bei Eidbruch und Vandalismus. Wirkliche Schwerverbrechen kamen in Steele nur selten vor. Dafür waren Polizey und Gendamerie zu präsent.

- Ende des ersten Teiles von Kapitel 7
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BlackCoon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:27.12.21 19:40 IP: gespeichert Moderator melden


Hier der zweite Teil von Kapitel 7. Ich habe manches zensiert und hoffe, es ist so in Ordnung.

LG, Black Coon

Anna von Hammerstein - Kapitel 7, Teil 2

Anna betrachtete weiterhin die Szene, wie sie sich darbot. Ihr Atem kehrte langsam zurück, sofern das überhaupt möglich war. In einem Holzeimer links vom Pranger waren noch etliche weitere große Tomaten. Sie waren dafür gedacht, die zum Pranger Verurteilte zu bewerfen, um sie dadurch zu erniedrigen. Dahinter stand ein höherer Behälter, ebenfalls aus Holz, einem Regenschirmständer ähnlich. In diesem Behälter befanden sich eine Weidenrute und eine Reitgerte. Das Blumenmädchen wusste, wofür das alles bestimmt war. Man konnte es außerdem einfach durch lesen erfahren.
Links neben dem Pranger und vor dem Tomateneimer war ein Holzschild aufgestellt, auf dem in einer Handschrift geschrieben stand:


„Liebe Bürgerinnen und Bürger,

Ich wurde bei der Randale am 24.05 im Ratskeller beobachtet, habe gestanden, bereue ehrlich und möchte nun Buße tun.
Für meine Anwesenheit bei diesem Vorfall bin ich zu fünf Jahren strenger Kettenhaft ohne Bewährung verurteilt worden, habe am 16.09 Haftantritt und kein eigenes Einkommen. Meine Angehörigen haben nur wenig Geld. Um meine Strafe zu finanzieren, bin ich deshalb auf Ihre Mithilfe angewiesen.
Man hat mir ermöglicht, bis zu meinem Haftantritt tagsüber im Pranger um Spenden zu betteln. Bitte demütigen Sie mich und hinterlassen Sie mir danach eine Spende.

Beleidigen – 10 Pfennige
Anspucken – 15 Pfennige
1 Tomate – 20 Pfennige
1 Ohrfeige – 20 Pfennige
5 Schläge mit der Weidenrute -30 Pfennige
5 Schläge mit der Reitgerte – 35 Pfennige
[Zensiert] Verwöhnung - 1 Reichsmark

Viele liebe Grüße und vielen Dank,
Ihre Marie Louise Neumann“

Anna war grundsätzlich gegen Randale und Vadalismus, unabhängig von der Seite, welche die Gewalttaten ausgelöst hatte. Das die Verurteilte geständig und einsichtig war, machte sie aber sympathisch. Sie hatte das Schild offenbar selber geschrieben und wollte ernsthafte Buße tun. Kaum jemand würde ihr böse sein.
Die Bevölkerung war augenscheinlich sehr hilfsbereit und wollte Marie Luise finanziell unterstützen. Direkt neben dem Holzschild stand eine napfähnliche Schale, in der Anna etliche Münzen erblickte, darunter mehrere Markstücke.

Sie hatte auf die Ansprache der Verurteilten nicht reagiert, weil sie mit der Gesamtsituation gerade ein erneutes Mal überfordert war. Nun ergriff das Mädchen im Pranger erneut das Wort. „Verschlagen Euch Komplimente immer sofort die Sprache?“ fragte sie mit einem Lächeln.
„Nein.“ keuchte Anna so laut wie möglich. Beim sprechen stülpte sich ihre Maske wie gewohnt ein und aus. Schon bei der Verabschiedung von Karoline war ihr aufgefallen, dass ihre Stimme durch diese Schutzmaßnahme gedämpft wurde. Sie klang leiser und dumpfer. Also musste sie lauter sprechen. „Es ist nur so, ich bin total außer Atem.“ Das war nicht gelogen. „Alles gut, ich komme hier eh nicht weg,“ sagte die Frau im Pranger in einem Ton, der von leichtem Sarkasmus geprägt war. „Aber ich musste es Euch ehrlich sagen. Ihr habt Euch toll zurecht machen lassen. Der Kopfschmuck mit den Rosenver gefällt mir besonders.“ „Danke für die Blumen,“ entgegnete Anna und lächelte zurück. Innerlich musste sie etwas über das Wortspiel schmunzeln.

„Sie müssen mich übrigens nicht mit dem Majestatis ansprechen. Ich bin keine echte Lady. Eine Freundin hat mich so zurecht gemacht. Aber sagen Sie, kann ich Ihnen irgendwie helfen?“ Marie Louise schien nachzudenken. „Das wird, glaube ich, schwer. Sie können mich nicht bewerfen und auch nicht anspucken. Hmmm. Auch an die Rute kommen Sie nicht. Oder kommen sie aus diesem Ding raus?“ „Ich glaube nicht,“ vermutete Anna. „Aber ich habe es ehrlich gesagt noch gar nicht versucht.“ Sie führte allerlei Verrenkungen aus und versuchte, ihre Arme aus dem Armbinder rauszuziehen. Es war vergeblich, dafür kam sie noch mehr außer Atem. „Ich schaff es nicht,“ keuchte sie. „Was machen wir nun?“

„Hmm.“ Marie Louise dachte nun wieder nach. „Sie könnten [zensiert, da Anbahnung einvernehmlicher Gewalt]“
„Ich kann es gerne versuchen,“ versicherte Anna mit dumpfer, nuschelnder Stimme. Ihr Rock war nach unten hin leicht ausgestellt, sodass ihre Beinfreiheit relativ hoch war. Durch die vorgesehene gespreizte Stellung der Beine war der Pranger außerdem relativ niedrig. Marie Louises Kopf war etwa auf Schritthöhe. Vor dem Pranger stand außerdem eine niedrige Holzbank, deren eigentlicher Sinn Anna nicht so recht klar war.
Sie verschob die Holzbank mit ihren Stiefeln so lange, bis sie ihrer Meinung nach einen günstigen Platz hatte. Dann stieg sie mit großer Vorsicht hinauf. Sie stand nun etwas nach rechts versetzt vor Marie Luise. Der Abstand musste ungefähr stimmen.

[Anmerkung: Hier habe ich einen Abschnitt zensiert, einvernehmliche Gewalt]

Anna verlor nun das Gleichgewicht und kippte nach vorne. Der Pranger fing ihren Sturz ab und verhinderte, dass etwas schlimmes passierte. Ihr schönes Korsett und Teile des Rockes waren nun mit Tomatenresten bedeckt. Eine chemische Reinigung würde nötig sein.

Sie trat vorsichtig von der Plattform und drehte sich um. Marie Louises rechte Kopfhälfte war nun rot, sofern es die Schicht aus Schmier und Tomaten erahnen ließ. „Vielen Dank,“ sagte Marie Louise unter Stöhnen und Schluchzen. Sie wartete noch darauf, dass die Schmerzen allmählich nachließen. „Also... wenn ich kann, helfe ich gerne,“ antwortete Anna, heftig atmend und nuschelnd.“ Nun war eine gute Gelegenheit, dass Gespräch zu vertiefen und etwas mehr über die Verurteilte zu erfahren. Marie Louise war Anna sympathisch. Sie wollte wissen, wie sie in diese Lage gekommen war. „Sagen Sie mal, warum sind sie eigentlich hier?“ fragte sie.
„Das ist eine lange Geschichte. Von der Saalschlacht im Ratskeller haben Sie doch sicher gehört?“ „Ja, davon habe ich in der Zeitung gelesen. Aber an Details kann ich mich nicht mehr erinnern...“ „Also ich studierte Medizin an der Universität des Westlichen Ruhrgebietes. Mit Politik hatte ich nicht zu tun. Zu dieser Zeit wohnte ich in einer Wohngemeinschaft mit zwei Komilitoninnen. Eine Kunststudentin und eine Soziologin. Ich wusste ja nicht, dass sie zu den Radikalen gehörten. Eines Tages sagten sie mir, im Ratskeller gäbe es eine Fete und ich solle doch mitkommen. Ich hatte nichts vor, also sagte ich zu.
Es stellte sich heraus, dass im Ratskeller etliche Radikale anwesend waren. Der Wortführer, Thomas Schröder, hetzte die Leute auf. Er und manche andere grölten herum. Sie beleidigten Bismarck und sprachen Haßparolen gegen das Bürgertum. Schließlich schossen sie mit ihren Pistolen auch in die Decke, ein Kronleuchter ging zu Bruch. Der rote Zar wurde für seine „Politik des Friedens.“ ebenfalls kritisiert. Er seie ein Feigling und ein Versager. In seinem Parlament seien „Idioten“, von zusammengewählt von Versoffenen.

Dass mussten sie gerade sagen. Es wurde nämlich immer mehr getrunken. Die Stimmung heizte sich weiter auf. Schröder und seine Leute beleidigten weiter: Das Politbüro des Zaren kusche vor dem Sultan des osmanischen Reiches und dem König von England. Der Zar sei eine Art Sklave und würde dem Sultan die Füße lecken, behaupteten sie.
Danach rief einer in den Saal, Bismarck und der Zar hätten ein homosexuelles Verhältnis. Es wurde immer noch getrunken, viel mehr. Meine Mitbewohnerinnen waren betrunken und beteiligten sich an den Beleidigungen. Dann rafften sich sich die Gemäßigten auf. August Hegel und ein paar andere. Das war mutig. Hegel trat Schröder entgegen. Hegel sagte, mit seinen Pöbeleien und Lügen beschmutze Schröder das Antlitz der Sozialdemokratie. Bismarck sei vielleicht ein Schurke, aber wenigstens ein Schurke mit Format. Schröder und sein Haufen seien nichts als erbärmliche Lügner und Maulhelden. Sie würden alles verderben und die „Sache“ in schlechtes Licht rücken.

Schröder wurde nun völlig wahnsinnig. Er war ziemlich betrunken, beleidigte Hegel als „ [zensiert] “ und forderte ihn dann zum Duell heraus. Hegel sagte, er werde da sein. Für die Ehre der Sozialdemokratie. Er nannte eine Uhrzeit am nächsten Morgen und einen Ort. Danach lupfte er seinen Hut und verließ mit seinen Getreuen und anderen Sozialdemokraten den Raum. Die Radikalen verhöhnten auch ihn und steigerten sich zu größerem Hasse. Sie schienen zum irgendwie einfach jeden zu hassen.
Sie schmiedeten den Plan einer „Nacht der Vergeltung“. Dabei sollten Wände beschmiert und Autos angezündet werden, da sie als „Symbole der Bourgeoisie“ galten.

Schließlich wurde der Saal geräumt. Irgendjemand hatte die preußische Garnison informiert.
Schröder und seine Freunde rasteten völlig aus. Sie warfen Bierkrüge. Ein Gendarm wurde an der Schulter verletzt. Es gab ein Gerangel und schließlich eine Art Saalschlacht. Die Situation war total chaotisch. Dann fielen Schüsse. Ein weiterer Gendarm wurde verletzt und erlitt einen Streifschuss, ein anderer hatte Glück, da die Pistolenkugel in seinem Helm stecken blieb. Auch Sozialdemokraten, Kellner und unbeteiligte Gäste wurden zu Opfern. Die Soldaten zogen sich erst zurück, ließen dann aber mit Lautsprechern mitteilen, dass man das Gebäude mit zwei Kompanien umstellt habe und man gerade schwere Waffen in Stellung bringe. Die Aufrührer im Saal mussten sich schließlich ergeben. Sie mussten einzeln heraustreten und wurden dann festgenommen. Erst da merkte man, dass Schröder und seine rechte Hand, Rademacher, im Handgemenge entkommen waren.“
„Davon hatte ich gelesen, man sagt, sie wären außer Landes geflohen, warf Anna ein.“
„Ich weiß leider nichts dazu. Ich habe mit ihnen nichts zu tun gehabt und sie vorher niemals gesehen. Das müssen Sie mir wirklich glauben.“

„Ich glaube Ihnen. Machen Sie sich keine Sorgen,“ warf Anna ein. Sie konnte sich Marie Louise nur schwer mit Wüterichen und Raufbolden vorstellen.
Was eigenen Sympathien in diesem Fall anging, so galten sie zweifellos Hegel. Die Taten von Schröder und Rademacher empfand sie als ruchlos.

„Ihr habt Schuld auf Euch geladen, aber es ist nun vorbei. Ihr könnt Euch in aller Ruhe der Buße widmen,“ sagte sie mit freundlicher Stimme.
Das Mädchen am Pranger brauchte nun Unterstützung, um auf dem richtigen Weg zu bleiben. Sicherlich war der Kerker das Mittel der Wahl, da gab es auch für Anna inzwischen keinerlei Zweifel mehr. Aber gleichzeitig brauchte sie natürlich auch seelischen Beistand.
„Jedenfalls folgte nun ein Prozess,“ führte Marie Louise ihre Geschichte fort. „Es gab einen preußischen Agenten und mehrere Unbeteiligte im Saal, welche als Zeugen aussagten. Hegel und alle Gemäßigten wurden freigesprochen. Gleiches galt für einige als zuverlässig geltende ältere Leute.
Meine Mitbewohnerinnern dagegen waren von verschiedenen Zeugen beobachtet worden. Sie waren auch schon vorher negativ aufgefallen. Beide zeigten sich uneinsichtig und verweigerten das Geständnis, wurden aber aufgrund der Zeugenaussagen wegen Beleidigung, Volksverhetzung und Störung des öffentlichen Friedens zu fünfzehn Jahren Kettenhaft in der Festung Koblenz verurteilt.
Bei mir war man milder, weil ich ja niemanden direkt angegriffen oder gepöbelt hatte.
Jedenfalls hatten die Zeugen ja nichts gehört und ich verspreche Dir, ich habe auch niemanden dort beleidigt. Der Richter zeigte sich wohlwollend.
Man entschied sich für eine geringere Strafe und ermöglichte mir explizit, bis zum Haftantritt hier am Pranger Geld für die Kosten zu sammeln. Das erleichterte mich. Ich habe leider keine eigenen Einkünfte und möchte nicht, dass meine Familie die Strafe bezahlen muss.“
„Das ist wirklich ehrenwert,“ bestätigte Anna.
„Außerdem darf ich die Strafe in einem zertifizierten privaten Kerker verbüßen. Die Aufsicht wird durch eine als zuverlässig bekannte Person geleistet und die Polizey kontrolliert regelmäßig, ob alles in ordnungsgemäßer Weise verläuft. Eine Freundin meiner Eltern hat zum Glück einen solchen Kerker und so bleibt mir die Festung erspart. Hey, ich mag Sie. Wollen sie vielleicht bei meiner Einkerkerung dabei sein? Es ist eine kleiner Empfang mit Sekt und Frühstück geplant.“
„Natürlich, gern,“ Es freute Anna, innerhalb kurzer Zeit dermaßen nette Kontakte zu machen. „Ich muss wegen meinem Geschäft natürlich langfristig planen. Wo und wann ist denn der Termin?“ „Also ich muss mich am 16.09 um 9:00 in der Villa von Kesselring melden. Dort werde ich meine Strafe dann auch verbüßen. Die Dame des Hauses ist eine gute Freundin von meiner Mutter.

Anna stockte und schaute Marie Louise mit ungläubigem Blick an. Was für ein Zufall...


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  RE: Anna von Hammerstein Datum:28.12.21 18:35 IP: gespeichert Moderator melden


Einen Abschnitt am Ende von Kapitel 7 muss ich eine Edition vornehmen. Es heißt nun:

„Außerdem darf ich die Strafe in einem zertifizierten privaten Kerker verbüßen. Die Aufsicht wird durch eine als zuverlässig bekannte Person geleistet und die Polizey kontrolliert regelmäßig, ob alles in ordnungsgemäßer Weise verläuft. Eine Freundin meiner Eltern hat zum Glück einen solchen Kerker und so bleibt mir die Festung erspart. Hey, ich mag Sie. Wollen sie vielleicht bei meiner Einkerkerung dabei sein? Es ist eine kleiner Empfang mit Sekt und Frühstück geplant. Der Prosektor Bochdalek und der Provinzialrat von Katzenfels werden dabei sein.“

Ich bin untröstlich, dass ich den Prosektor Bochdalek und den Provinzalrat von Katzenfels in der ersten Version nicht berücksichtigt habe. Ich fürchte, einige Leser haben sich bereits gefragt, warum diese beiden herausragenden Persönlichkeiten bislang nicht in der Erzählung aufgetaucht sind.

Außerdem habe ich Marie Louise in Marie Louisa umbenannt. Bitte beim nächsten Kapitel beachten.

LG, Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 00:31 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo BlackCoon,

deine Geschichte gefällt mir sehr gut; insbesondere die gute Kenntnis der damaligen Vorgänge im Sauerland.

Dort hat sich aber glücklicherweise einiges zum besseren gewendet.
Sarah
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 00:40 IP: gespeichert Moderator melden


Vielen Dank. Ja, ich habe versucht, die Lage im Sauerland möglichst zu dokumentieren. Aber ich tippte mit zitternden Fingern

LG, Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 02:46 IP: gespeichert Moderator melden


Guten Morgen,

Und hier Kapitel 8. Sollte erst etwa doppelt so lang werden, aber es gab eine sinnvolle Stelle zum Trennen. Das bedeutet, dass Kapitel 9 auch schon angefangen ist Ich bin Euch für alle Rückmeldungen weiterhin dankbar und habe mich über jede der bisherigen sehr gefreut.

LG, Black Coon

Kapitel 8 – Misslichkeiten und Bärendienste


„Sie sehen so überrascht aus,“ merkte Marie Louise in diesem Moment an. Ihre Kette am Hals klirrte und klimperte jedes Mal, wenn sie ihren Kopf beim Sprechen bewegte. „Ja, das stimmt,“ gab Anna zu. „Karoline ist eine Freundin von mir. Ich komme gerade von ihr.“
„Oh, dann wundert mich nichts mehr. Karoline hat sich Euch angenommen. Sie hat einen ganz hervorragenden Geschmack und tolle Einfälle für ihre Freunde. Außerdem hat sie den grünen Daumen. Diese hübschen Rosen sind bestimmt aus ihrem Park,“ schwärmte die junge Frau. „Ich bin ja so froh, dass sie meine Haft im Kerker betreuen wird. Sie wird meine Zuchtmeisterin. Ich glaube sie wird ziemlich streng sein. Es wird eine Zeit der Entbehrung und Buße für mich. Bestimmt noch härter als in der Festung. Karoline hat sich meine Aussagen bei dem Prozess sehr genau angehört und meinte dann, eine harte Behandlung wäre das beste für mich.“
„Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass sie nachsichtig sein wird. Aber das ist doch gut, also man kann in der Zeit doch einiges aufarbeiten.“ meinte Anna und freute sich für die Verurteilte. „Und ja, es stimmt. Karoline ist eine gute Zuhörerin. Man nimmt aus dem Gespräch mit ihr etwas mit. Die Zeit vergeht wie im Flug,“ fügte Anna hinzu und bemerkte bei diesem Stichwort, dass sie die Zeit ganz vergessen hatte.
„Sind sie eigentlich den ganzen Tag hier im Pranger eingeschlossen?“
„Nein, um sieben Uhr kommt der Wachtmeister. Ich kann dann nach Hause gehen. Morgen früh um acht werde ich dann wieder eingeschlossen. Muss mich ja erst in zwei Wochen zum Haftantritt melden. Gerade wohne ich bei einer Freundin. Meine Familie kommt ja aus Hinterpommern. Sie haben mir zwar verziehen, sind aber im Moment zu weit weg. Was ich noch sagen wollte, nennen Sie mich doch bitte Louisa.“ Sich mit einer Verurteilten gegenseitig zu duzen, verbot der Anstand. Louisa war gut erzogen und wusste das.
„Gern. Ich fürchte nur… wir haben ein Problem. Wie Sie sehen, kann ich nur gerade sehr schlecht an meine Geldbörse kommen. Ich würde Ihnen gerne etwas spenden. Was machen wir bloß?“ Marie Louises Schmerzen fingen nun an, nachzulassen. Sie konnte abgesehen von ihrem steifen, dauerhaft schmerzenden Nacken nun wieder klar denken.
„Ich kann doch meine Hände benutzen,“ sagte sie schließlich. „Kommt einfach mit Eurer Handtasche heran und dann kriegen wir das schon hin.“ „Klingt gut, aber wie schaffen wir dann, das die Münzen in die Schale kommen? Sie könnten verloren gehen? Ich könnte sie höchstens mit dem Stiefel möglichst nah an die Schale heranschieben?“
Hier war guter Rat teuer. Durch den Armbinder waren Annas Arme komplett unbenutzbar, sie konnte die Münzen nicht greifen. Zwar konnte sie sie am Boden sehen, wenn sie ihren Körper nach vorne beugte und sie prinzipiell mit ihren gestiefelten Füßen verschieben. Aber sie hatte ganz offensichtlich keinerlei Möglichkeiten, sie in den Napf zu verbringen.

Anna und Marie Louise waren so sehr damit beschäftigt, nachzudenken und dass Problem zu lösen, dass sie die Schritte nicht hörten. „Guten Tag, meine Damen,“ ertönte plötzlich eine kräftige, galant klingende Männerstimme. Karoline drehte sich zu ihm und rasselte dabei mit der Kette an ihrem Hals. Anna drehte sich zur Seite und erblickte einen Soldaten in einer dunkelblauen, preußischen Uniform mit einer typischen, hohen Pickelhaube. Er trug außerdem Militärstiefel aus Leder, eine rote Schärpe und an der linken Körperseite einen langen, leicht geschwungenen Säbel. Sein Gang war aufrecht, und sein Gesicht mit großen braunen Augen und einem gepflegten Schnurrbart wirkte vertrauenswürdig und freundlich.
Beide Frauen grüßten ihn mit Respekt zurück. Was für ein schöner Mann, dachte Anna. Sie vermutete, dass er Mitglied der preußischen Garnison in Schloss Maus, auf dem Remberg an der Ruhrschleife, war. Er schien außerdem ein Gefreiter oder vielleicht sogar Offizier zu sein. Mit Rangabzeichen kannte sich Anna überhaupt nicht aus, das war nicht ihr Ding. Aber sie sah zwei Orden auf seiner linken Brust. Das eine war das preußische Eiserne Kreuz. Den anderen Orden kannte sie nicht.
„Kann ich Ihnen helfen?“ fragte der Militär. „Ja,“ sagte Anna. Sie wirkte erleichtert. „Können Sie meine Geldbörse aus meiner Handtasche nehmen und 20 Pfennig in die Schale dort legen?“ „Gern, meine Dame.“ Der Soldat nahm Annas Geldbörse vorsichtig aus der Handtasche, legte die Münze in die Schale links vor dem Pranger und steckte die Brieftasche danach vorsichtig zurück. Anna bedankte sich. Es hat schon was, sich so zu bedienen zu lassen, dachte sie für einen kurzen Moment. Aber nein, das war doch nicht ihre Welt, dachte sie dann. Die widersprüchlichen Erlebnisse und Eindrücke der letzten Stunden und Tage führten zu Gedanken, welche nicht weniger widersprüchlich waren und in ihrem Kopf um Vorherrschaft rangen, sobald ihre Lage das Denken zuließ.
„Ihr seid doch Leutnant Forster von Schellendorff, der Held der Korsakov-Expedition!“ rief Louisa erstaunt aus, als sich der Soldat wieder aufrichtete und sich den beiden Frauen erneut zuwandte. Dabei klirrte sie erneut heftig mit ihrer Kette.

„Ja, das stimmt,“ bejahte der Leutnant nicht ohne Stolz. Anna wusste nicht, worum es gerade ging. Sie war v. Schellendorff aber dankbar für seine Hilfe. Alleine wäre die Situation kaum zu meistern gewesen. Ihr war schon auf dem Rückweg Wahrscheinlich hielt man sie wirklich für Lady.
Das schmeichelte ihr einerseits, andererseits konnte sie diese Situation nicht für sich annehmen. Sie war keine Lady. Sie war aus der Mitte der Gesellschaft. Blumenhändlerin mit Ausbildungen zur Gärtnerin und Floristin. Ihre Arme schmerzten. Dann brachen sich Selbstbewusstsein und Stolz in ihrem Gefühlschaos Bahn. „Würden Sie mich bitte aufklären, ich bin nicht im Bilde,“ sagte sie. Dabei sprach sie langsam und klang, als würde sie eine ausführliche Antwort erwarten.
Die Kette klirrte erneut. Anna merkte, dass Louisa den Leutnant seltsam anschaute. Was sich dahinter verbarg, war ihr nicht klar. Möglicherweise wartete sie gespannt auf eine Geschichte. Aber war es nur das, oder war da auch noch etwas anderes? Ihr blieb keine weitere Zeit, darüber nachzudenken.

Der Leutnant fing an zu berichten. Wahrscheinlich teilte er die folgende Geschichte nicht zum ersten Mal mit und vermutlich erzählte er sie überaus gern.
„Das war 1919. Ich war damals bei der ersten Korsakov – Expedition im Amurgebiet dabei.“
Korsakov war ein berühmter Geograph und Naturforscher. Er führte Forschungsreisen nach Sibirien aus und war durch seine packenden Reiseberichte berühmt geworden. Anna kannte einen Bildband über die Flora des Altaigebirges.
„Damals war ich ich als Miltärattaché im Dienste des russischen Zaren. Ich hatte mich freiwillig gemeldet, die Expedition zu begleiten. Wir waren in der Wildnis, etwa zwei Tagesmärsche nordwestlich von Chabarowsk. Außer Korsakov und seiner Assistentin waren Dr. Borissow, ein Mineraloge und fünf Kosaken dabei. Die Gegend dort ist gefährlich. Es gibt dort viele Raubtiere und zuweilen auch Schmuggler. Wir waren in einem abgelegen Bereich querfeldein gegangen und einen Bach verfolgt. Das Gelände war teilweise sumpfig. Gerade waren wir dabei, auf einer Lichtung mit relativ trockenen Boden unser Lager zu errichten. Da hörte ich einen Aufschrei. Korsakov wäre seine Leidenschaft für Ornithologie fast zum Verhängnis geworden. Er vermutete hinter einem Erlenbestand einen Balzplatz des Sichelhuhns. Er hatte sich vom Lagerplatz entfernt, ohne Bescheid zu geben. Mit einem Fernglas hatte er sich durchs Unterholz gepirscht, in Richtung der Lichtung. Ich bewaffnete mich sicherheitshalber und folgte dann seiner Spur. Dann zeigte sich, was dort los war. Korsakov hatte versehentlich einen riesigen sibirischen Grizzly (Ursus horribilis sibiricus) überrascht, welcher Preiselbeeren gesucht hatte.
Der Bär hatte Witterung aufgenommen und Korsakov hatte zuerst geschrien, weil er sich ebenfalls erschrocken hatte. Dann hatte er sich langsam zu entfernen versucht, kam aber nicht weiter, weil er nach kurzer Strecke mit dem Rücken zu einer Felswand stand. Soeben richtete sich der Bär auf. Ich irritierte ihn mit einer Rauchgranate, er floh. Korsakov konnte entkommen.“ von Schellendorf berichtete noch einige weitere Episoden.
Jetzt wurde Anna klar, woher der Leutnant den zweiten Orden hatte. Es war sicher ein Ehrenzeichen des Zaren. Louisa hatte ebenfalls gebannt zugehört. Sie schaute immer noch seltsam.

Von Schellendorf empfahl sich Anna mit einem kurzen Gruß und trat zu Louisa herüber. „Nun werde ich mich um Dich kümmern. Mach Dich bereit, zu büßen.“ Ein kurzes Klirren. Louisa schaute ihn an. Der Leutnant schritt zum dem länglichen Holzbehälter und holte die Reitgerte heraus. Dann holte er aus und begann, Louisa mit der Gerte auf ihren Hintern zu schlagen. Beim ersten Mal hörte man eine Art unterdrücktes Jammern, jedes weitere Mal hörte man ein deutliches Stöhnen oder auch Seufzen. Anna ertappte sich dabei, dass sie wie gebannt zuschaute. Sofort danach fragte sie sich, ob das moralisch in Ordnung war. Sie verabschiedete sich und klackerte weiter. Die Pause am Pranger hatte Ihr wertvolle Zeit verschafft, Atem für die letzte Etappe des Weges zusammenzuraffen. Hinter ihr hörte sie stimmen. Sie drehte sich noch einmal um. Der Leutnant und Louisa schienen sich angeregt zu unterhalten. Da haben sich zwei gefunden, dachte sie und drehte sich nochmals um. Sie wollte nun rasch nach Hause und beschleunigte ihre Schritte.
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Rotbart
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 05:56 IP: gespeichert Moderator melden


Genial, da kommt noch viel spannendes und einen Maso wie mich der sich danach sehnt malwieder von einer Frau wie Karoline es wohl ist, streng gefesselt und verhauen zu werden sicher sehr eregendes.

Freue mich auf die Fortsetzungen

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 12:47 IP: gespeichert Moderator melden


Karoline würde Dich eher von der Zofe verhauen lassen. Sie selbst ist dazu nicht in der Lage. Wir werden sehen, was sie für Louisa in petto hat.

Noch ein paar kleine Editionen:
Abschnitt 1: Marie Louise = Marie Louisa

Abschnitt 3: Wahrscheinlich hielt man sie wirklich für [eine!]Lady.

Letzter Abschnitt: stimmen = Stimmen.

LG, Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 12:47 IP: gespeichert Moderator melden


Karoline würde Dich eher von der Zofe verhauen lassen. Sie selbst ist dazu nicht in der Lage. Wir werden sehen, was sie für Louisa in petto hat.

Noch ein paar kleine Editionen:
Abschnitt 1: Marie Louise = Marie Louisa

Abschnitt 3: Wahrscheinlich hielt man sie wirklich für [eine!]Lady.

Letzter Abschnitt: stimmen = Stimmen.

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 14:03 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo BlackCoon,

ich habe Deine neue Geschichte eben heute erst gefunden, und ich bin sehr begeistert. Natürlich ist die Vorlage von Dave Potters Allison unverkennbar, aber Du hast sie sehr liebevoll aufbereitet und Deine eigene Version daraus gemacht. Ich bin erstaunt und erfreut ob Deinen breiten Kenntnissen und den vielen liebevollen Details. Und ich nehme auch an, daß Du Deine eigene Heimat im Ruhrgebiet detailreich in diesem alternativen Universum beschreibst. Eigentlich triffst Du fast jedes Detail meines Geschmacks - und ich bin sehr gespannt, was Du noch daraus machst. Dein Schreibstil ist angenehm und flüssig, nur solltest Du Wörter wie 'echt' und 'total' in direkter Rede vermeiden - bei denen bin ich jedesmal zusammengezuckt, denn sie passen nicht in diese Welt. Aber das hast Du wohl selbst schon bemerkt, denn sie kamen nur am Anfang vor.

Deiner Geschichte möchte ich gar nicht vorgreifen, aber ich kann ja über ein paar Details spekulieren - zu ihrer eigenen Sicherheit müßten die 'Laced Ladies' wohl einen Keuschheitsgürtel tragen, wenn sie sich so wehrlos allein in der Öffentlichkeit bewegen. Das Thema ist dann natürlich ausbaufähig.

Ich würde auch annehmen, daß ihre Umgebung daheim ihren Bedürfnissen angepaßt wird, so zum Beispiel mit Stühlen und ggf. Sesseln (wenn sie denn mit Korsett überhaupt darin sitzen können), die geteilte oder zuumindest in der Mitte vertiefte Lehnen haben, die den Armbinder aufnehmen können.

Für die Serie 'New in Town', an der ich mit jkreeg schreiben durfte, hatten wir das Konzept der 'Heel Locks' entwickelt: Alle Frauenschuhe mit hohen spitzen Absätzen haben am Ende eine kleine Kugel, die in universelle Bodenschlösser, kleine Vertiefungen in Bodenplatten, einrasten können. Die Frauen können sich selbst fixieren, indem sie einfach mit ihren Absätzen in die Vertiefungen treten, können aber nur von außen duch Druck auf einen Knopf befreit werden. Dieses Detail kam allerdings nicht in den Passagen vor, die ich vom originalen Englisch auf Deutsch übersetzt hatte.

Falls Du gerne Ideen diskutieren möchtest, freue ich mich über persönliche Mail - ansonsten freue ich mich ebenso einfach darauf, was Dir alles einfällt!

Vielen Dank für Deine Geschichte, und für alle kommenden Fortsetzungen!

Heerman

[Edit]: Dieser Eintrag wurde zuletzt von herman am 29.12.21 um 14:05 geändert
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 14:04 IP: gespeichert Moderator melden


Zitat
Karoline würde Dich eher von der Zofe verhauen lassen. Sie selbst ist dazu nicht in der Lage. Wir werden sehen, was sie für Louisa in petto hat.


LG, Black Coon


Auch schööön

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 15:16 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Heerman,

vielen Dank für Dein interessantes und sehr wichtiges Feedback. Du hast mir wichtige Tipps gegeben, möglicherweise werde ich bei einigen Sachen später noch nachfragen. Das Detail mit den Stühlen ist sehr wichtig. Eure Geschichte würde ich außerdem gerne lesen. Ich sehe hier auf den ersten Blick aber nur Fragmente. Ich wäre in der Lage, sie auf Englisch zu lesen. Für Annas Geschichte sollte es erst ebenfalls Englisch sein, habe ich mich dann aber für Deutsch entschieden, weil sie in einem fiktiven Bismarckreich spielt. Die Atmosphäre kommt, glaube ich, besser auf deutsch rüber.

Die Worte echt und total werde ich, glaube ich, rausnehmen. Leider kann ich es hier nicht editieren. Man könnte sie durch "wirklich" ersetzen, aber wäre vielleicht auch "ernsthaft" eine Alternative?

Nochmals sehr vielen Dank für die Rückmeldung,

LG Black Coon
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:29.12.21 19:31 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo BlackCoon,

die Geschichte 'New In Town' wurde zuerst auf yahoogroups veröffentlicht, die es leider nicht mehr gibt. Sie wurde aber auf deviantart hinübergerettet, unter user 'kreegj'. Es dürften inzwischen über 1500 Seiten sein.

Statt 'echt' und 'total' lassen sich viele Synonyme finden, wie 'wirklich', 'sehr', 'überaus'...


Mehr per Mail.

Heerman
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:30.12.21 02:28 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Forumsmitglieder, hier ist Kapitel 9. Danke an alle Kommentatorinnen und Kommentatoren.

LG, Black Coon

Kapitel 9 – ein steiniger Weg
Durch ihre enge Einschnürung schwang Anna beim Gehen die Hüften. Ein Effekt, der sich bei raschem Tempo deutlich bemerkbar machte, ihr jedoch nicht bewusst war. Sonst hätte sie vermutlich ihr Tempo gezügelt, um nicht noch mehr Blicke auf sich zu ziehen. Aber auch so war sie dazu gezwungen. Denn schon bald war sie erneut außer Atem. Zu den Schmerzen in den Armen kamen inzwischen auch schmerzende Füße. Das Laufen auf Absätzen war sie ja nicht gewohnt.
Gegen Abend war in den Straßen leichter Wind aufgekommen, welcher nun zunahm.
Da bemerkte Anna einen erheblichen Nachteil ihrer offenen Haare. Der Blumenkranz hielt sie zwar oben ein wenig zurück, dennoch begannen sie ihr ins Gesicht zu wehen. Sie versuchte instinktiv, sie mit ihren Armen wieder zurück zu streichen. Dies führte lediglich zu seltsamen Verrenkungen ihres Oberkörpers, welche bereits im Versuch stecken blieben und keinen Erfolg zeitigten. Sie machte Anstalten, sie mit Drehungen des Kopfes aus dem Gesicht zu bekommen, aber auch das schien unmöglich. Die Aufmerksamkeit der Passanten schien durch ihre Bemühungen anzusteigen. „Alles in Ordnung mit Euch?“ fragte eine besorgt wirkende ältere Dame. „Ja, alles ist gut, ich... dachte nur... also... ich hätte etwas fallen lassen,“ sagte sie rasch und stellte fast gleichzeitig fest, das ihre Angabe zweifellos idiotisch war. Sie lief rot an, was man wegen der Maske glücklicherweise nicht wirklich erkennen konnte.
Die Leute sprechen mich mit dem Majestatis an, stellte Anna erneut entsetzt fest. Sie denken fälschlicherweise, ich bin eine von denen. Aber das war im Moment nicht ihr größtes Problem. Eine weitere Windböe wehte heran.
Eine Kapitulation kam für eine selbstbewusste Kämpfernatur wie sie nicht in Frage. Also versuchte sie schließlich, die wallenden Haare aus dem Gesicht zu pusten. Das führte ebenfalls nicht zur Erlösung, aber wenigstens war sie der Meinung, dass sie sie auf diese Art mit sich selbst eine Art Waffenstillstand abschließen konnte. Anna hatte sich gewehrt und einige Achtungserfolge erzielt. Ansonsten musste sie die Lage wieder mit Stolz ertragen. Es gab keine andere Möglichkeit.

Durch die Versuche, dem Chaos ihrer Haare und ihrer Gefühle gerecht zu werden, war sie erneut außer Atem gekommen. Unter der Maske war es inzwischen in unangenehmer Weise feucht. Es half nichts. Sie musste einen Moment stehenbleiben um wieder zu Kräften zu kommen. Ein paar hundert Meter noch, dachte sie.
Die Straße näherte sich in einer langgezogenen Kurve dem Stadtzentrum. Links und rechts waren inzwischen mehr Geschäfte zu sehen und auf beiden Seiten begannen Arkaden. Die Flaniermeilen Steeles. Zum eigentlichen Stadtzentrum hin fiel das Gelände leicht, aber kontinuierlich ab.
Sie hörte die mächtigen Glocken des Domes. Sieben Uhr. Victoria wird inzwischen da sein. Sie und Maja werden sich Sorgen machen. Sie musste sich sehr beeilen. Ein Schutzmann ging vorbei und grüßte sie ehrbar. Es hätte keinen Sinn gemacht, ihn völlig atemlos nach dem Weg zu fragen. Sie war bereits auf dem kürzesten Weg und kannte sich aus. Geradeaus waren die Türme des Domes bereits in eindrucksvoller Größe zu sehen. Sie erblickte den Engelbert- und den Malakoffturm. Sie seufzte und dachte an Otto. Dieser Turm erinnerte sie an ihn, der jetzt unerreichbar und fern war.

Der Malakoffturm war ein Förderturm für Steinkohle und somit ein Symbol des Ruhrgebietes wie wohl kein anderes. Das galt natürlich zum einen in technischer Hinsicht. Aber der Malakoffturm war mehr als eine Vorrichtung zur Hebung von Kohle. Er hatte seinen ursprünglichen Sinnzusammenhang längst gesprengt.
Die mächtigen Bauwerke waren zu einem Symbol für Arbeit und Fortschritt geworden. Sinnbild eines jungen, unverbrauchten und aufstrebenden Zeitalters. Industrielle hatten es sich zur Angewohnheit gemacht, Malakofftürme auf ihrem Betriebsgelände zu errichten, um ihre ökonomische Macht zu demonstrieren. Je höher und ausgefallener diese Türme waren, desto mächtiger waren die Firmen und Dynastien. Auch die von Hammersteins und die von Kesselrings besaßen derartige, mächtige Gestalten aus Stein und Stahl. Der höchste von allen, im neoromanischen Stil, mit einer zinnenbewehrten Turmkrone, war jedoch bis vor kurzem Teil der preußischen Festung Maus über der Ruhr. Ein Zeichen der preußischen Macht hier im Westen.

Doch inzwischen hatte sich das erneut geändert und es gab noch einen weiteren, weitaus größeren Turm. Bei einer Sitzung des Kulturausschusses von Steele hatte der Künstler Dr. Eduard August Baseliczk seinerzeit angeregt, dass man in einer Art gigantischem Kunstprojekt, Religion und Technik, alte und neue Werte vereinen sollte. Der Dom sollte einen zweiten Turm erhalten, in Gestalt eines Malakoffturms. Der größte Malakoffturm aller Zeiten. Seine Glocken sollten sich von denen des Engelbertturmes unterscheiden, sie gleichzeitig ergänzen. Religion und Technik sollten einen charakteristischen Zweiklang erhalten, wie man ihn nur hier im Ruhrgebiet wirklich erfahren konnte.
Der Fürstbischoff von Paderborn, Frank Victor Truchseß von Holst XII und
Kaiser Siegfried I, religiöses Oberhaupt der unierten Kirchen, befürworteten die Idee. Das gigantomanische Projekt war ins Leben gerufen worden. Doch zunächst lebte es nur in den Köpfen. Die Zustimmung des Truchsesses von Paderborn war den Stadtoberhäuptern wichtig, da man das geistige Fürstentum nicht beleidigen oder verprellen wollte.
Die Bands Masterbuilder und Stanzwerk veranstalten darauf hin eine Art Benefizkonzert auf Schloss Maus. Der Garnisonskommandant hatte dafür eine Ausnahmegenehmigung erteilt. Besonders Stanzwerk trafen mit ihren Hits „Stahlsplitter“ und „Rote Glut“ aus dem Album „Die letzte Schlacht – aus den Nebeln des Dunklen zur Freiheit“ den Nagel der Zeit auf den Kopf. Das Konzert wurde ein großer Erfolg. Die Grundmauern des Malakoffturms konnten errichtet werden.
Es war jedoch klar, dass dies niemals reichen würde und man für einen derartig repräsentativen Bau keinerlei Steuergelder verwenden durfte. Die brauchte man für das Militär, den Eisenbahnbau und den Ausbau des Hochschulwesens. Also spendete zunächst Bischoff Truchseß von Holst eine große Summe aus seiner Schatulle. Er war der Ansicht, dass ein derartiger Prunkbau nicht schaden könne.
Die unierten Kirchen könnten mit dergleichen Bauten neue Akzente setzen und gleichzeitig zu einem Symbol prunkvoll-mittelalterlicher Amtsführung kommen. Und das auch noch im neogotischen Baustiel. Altes und Neues würden auf diese Weise noch auf eine weitere Art Hand in Hand gehen. Nach den Jahren des Kulturkampfes, der wie eine Art kalter Krieg in den Köpfen geführt wurde, war es im Sinne des Truchsesses, dass sich Preußen und das Fürstbistum nun wieder annäherten. Man wollte eine Art partnerschaftliche Nachbarschaft anstreben.
Allerdings fehlte nun immer noch eine größere Summe. Die Industriellen der Stadt taten sich daraufhin zusammen, um die Fertigstellung des Turmbaus zu finanzieren. Auch Otto hatte eine größere Summe gespendet.
Der Turm war das neue Wahrzeichen Steeles. Zur Ehren der Schutzpatronin der Bergleute wurde er Barbaraturm genannt. Die Namensgebung war zunächst keinesfalls unumstritten. Bei der preußischen unierten Kirche gab es grundsätzlich keine Verehrung von Heiligen. Einige waren gegen den Namen, andere entgegneten, dass es auch Martinskirchen gäbe, welche nicht dem Fürstbischoff unterstanden.
Schließlich sprach der Kaiser ein Machtwort, welches in Paderborn sicher gerne gehört wurde. Durch die Entscheidung für die heilige Barbara wurde ein Zeichen für eine Annäherung und weitere Aussöhnung der beiden großen Glaubensgemeinschaften gesetzt, welches unüberhörbar war.

Anna war unglaublich stolz, dass ihr Otto Anteil daran hatte, dass dieses Wahrzeichen realisiert werden konnte. Sie näherte sich nun dem Dom und überquerte den Domplatz. Manche Geschäfte waren gerade dabei, zu schließen oder bereits geschlossen. Mühsam kämpfte sie sich durch die vom Domplatz abzweigende Elisabethstraße, eine weitere Einkaufsmeile mit Arkaden und kleinen Geschäften. Anna musste auf die linke Straßenseite. Die Straße selbst war wegen ihrem Kopfsteinpflaster schwer zu queren, doch es gelang ihr, herüberzuklackern. Sie setzte ihren Weg durch die Arkaden fort. Schließlich erreichte sie die Einmündung in die Nachtigallengasse und stand keuchend vor ihrem Geschäft. Um Luft ringend und mit bebender Brust stellte sie fest, dass sie nicht aufschließen konnte.
Was sollte sie tun? Sie brauchte einen Moment, um wieder zu Atem zu kommen. Sie konnte die Klingel nur mit dem Kopf erreichen. Also ging sie in den Eingang, beugte sich hinunter und drückte ihre Stirn gegen die Klingel. Weil die drei Klingeln nah beieinanderlagen, schellte sie leider auch in ihrer privaten Wohnung und bei den Kostgängern. Immerhin. Es funktionierte. Sie hörte Schritte im Hausflur.
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:30.12.21 09:28 IP: gespeichert Moderator melden


Boah wie fues, gerade als es spannend wird ist Pause.
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  RE: Anna von Hammerstein Datum:31.12.21 11:25 IP: gespeichert Moderator melden


Liebe Forumsmitglieder,

hier ist Kapitel 10.

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Kapitel 10 – Eine gut gemeinte Verschwörung

Bitte beeil Dich, dachte sich Anna. Sie war mit ihrem Durchhaltewillen am Ende. Ihre Füße taten dermaßen weh, dass sie es kaum noch aushalten konnte. Ihre Arme waren taub. Das Atmen war aufgrund der Enge und der Feuchte eine Tortur. Sie wollten den gesamten Aufzug und die Maske schnellstmöglich loswerden. Danach würde sie in Wasser aus dem Graf Engelbert – Brunnen trinken, ins Bad und sich von Maja mit Melissengeist einreiben lassen. Vor allem die Füße. Danach ab auf das Sofa und Radio hören.
Die Schritte kamen nun näher. Dann öffnete sich eine Tür. Anna errötete schlagartig. Es war nicht Maja. Sie erblickte das knorrige Gesicht von Kostgänger Horst Kowalke. „Was isn los, ich muss gleich innen Schacht,“ polterte dieser empört. Dann stutzte auch er. „Guten Abend gnädige Frau,“ sagte er, leicht verlegen. „Moment, ich halte Ihnen die Wohnungstür auf,“ fügte er hinzu und bemühte sich, Anna behilflich zu sein. In diesem Moment stürzte auch Victoria aus dem Laden. Anna bemerkte, dass ihre Haare jetzt dunkelblond waren. „Oh, da bist Du ja endlich, wir haben uns schon solche Sorgen gemacht, dear,“ entfuhr es ihr voller Freude. Victoria sprach Anna grundsätzlich mit „dear“ an, was Anna nicht besonders gern mochte.
Großkusine Maja hatte diese Angewohnheit von Victoria übernommen und sprach sie mit „Schatz“ an, was sie noch weniger mochte. Aber sie hatte aufgehört zu protestieren, weil es zwecklos war und weil sie wusste, dass es für die beiden eine Art war, wie sie ihre Zuneigung zu ihr ausdrücken konnten.
Victoria trug ein grünes Kleid passend zu einem grünen Korsett. Sie war meistens enger geschnürt aus Anna und verwendete richtige Korsetts. Dies hing damit, das sie aus der gehobenen englischen Mittelschicht stammte und in der englischen Grafschaft Devon auf dem Land aufgewachsen war. Sie wies insgesamt konservativere Ansichten in Bezug auf Gesellschaft und Kleidung auf, immer wieder zu verbissenen, wenngleich in ihrer Konsequenz eher harmlosen Diskussionen zwischen den beiden führte.

Victoria erstarrte für einen Moment. Sie hatte Annas Verwandlung inzwischen bemerkt. „Oh, dear, siehst bezaubernd aus! Ich kann kaum glauben, dass du es wirklich bist?“ „Mach mich bitte sofort los und nimm mir bitte sofort diese Maske ab,“ verlangte Anna in harschem Ton und ignorierte das Kompliment. Sie wollte einfach sofort aus dem Aufzug. „Aber... warum denn das?“ Victoria schaute sie fragend an. „Du bist so toll zurechtgemacht, und jetzt willst Du, dass ich Dich ausziehe? Du hast mich Dich ja noch nicht mal richtig anschauen lassen! Du ist unfair!“ Anna hatte keinen Atem für einen Disput. Sie kam zu keiner Antwort, denn im selben Moment stürzte Maja herein. Sie war wohl hinten gewesen, in den Gewächshäusern.
„Anna-Schatz, da bist Du ja endlich. Wir hatten schon Angst, dir könnte etwas zugestoßen sein. Liebe Güte, siehst Du aber toll aus! So edel – und dann dieser Haarschmuck! Lass Dich mal sehen!“ Anna verlor die Geduld. Verstanden sie denn beide nicht, was hier los war? „Nehmt mich endlich aus diesem Aufzug heraus, ich halt es nicht mehr aus!“ forderte sie die beiden mit Nachdruck auf, sie aus der misslichen Situation zu befreien.
„Aber… aber warum denn? Du siehst aus wie eine Prinzessin! So elegant hilflos! Du musst mir unbedingt erzählen, wie es bei Karoline von Kesselring war. Lass uns doch in die Stube gehen,“ schlug Maja vor. Sie wurde ihrer Hoffnungen alsbald wieder ledig: „Holt mich endlich hier raus,“ schrie Anna keuchend. Das wirkte. Victoria versuchte den Armbinder aufzulösen. „Es ist abgeschlossen. Hier sind zwei Vorhängeschlösser dran,“ stellte sie dann jedoch fest. „Die Schlüssel. In meiner Handtasche,“ gab Anna den nötigen Hinweis, nuschelnd und mit bebender Brust.
Nun machte sich Victoria daran, den Armbinder aufzuschließen. Es fühlte sich für Anna wie eine Ewigkeit an. Endlich begannen sich die Schnüre zu lockern. Victoria löste nun den ersten der Schulterriemen. Anna konnte es nicht abwarten. Sie bäumte sich auf und befreite sich mit letzter Kraft aus dem Armbinder. Dann riss sie die Maske aus dem Gesicht, verließ den Raum, knallte die Tür und verschwand nach oben. Sie streifte die restlichen Teile des Aufzuges ab, so schnell sie nur konnte.
Danach ließ sie heißes Wasser in die Badewanne und versuchte sich zu entspannen.

Victoria und Maja blieben leicht konsterniert und zunächst ratlos zurück. Alles war schnell gegangen und sie konnten sich das Phänomen nicht ganz einfach erklären. „Ich glaube, da hatte diese Karoline ihre Finger im Spiel,“ vermutete Victoria schließlich richtig. „Ja, das glaube ich auch,“ bestätigte Maja diese Vermutung.
„Sie soll eine Dame von Welt sein und tollen Geschmack haben. Aber warum wirkte Anna gerade dermaßen unwirsch?“ „Vielleicht irgendeine Art von nervöser Anspannung,“ spekulierte Viktoria. „Otto ist ja auf einer Dienstreise. Ich glaube, dass tut ihr nicht gut.“ „Bestimmt. Das glaube ich auch,“ stimmte Maja zu und ergänzte: „Vielleicht hat es auch mit einer Disbalance der vorherrschenden Archetypen in ihrem kollektiven Unterbewusstsein zu tun. Ich habe da in der „modernen Frau“ einen Artikel von Carl Gustav Jung gelesen. Das Gleichgewicht von Animus und Anima ist vielleicht aus den Fugen geraden. Die gute Anna sollte vielleicht ihre Anima stärken und einen Nervenarzt aufsuchen.“
Diese Hypothese klang für beide Frauen plausibel.

Victoria unterbrach einen Moment der Stille: „Hach, es ist so schade. Ich dachte einen Moment wirklich, Anna würde jetzt wegen Otto eine Lady of strict confinement. Das wäre so aufregend, stell es Dir vor.“ „Ja! Und es würde ihr so gut stehen. Ich würde es mir so für sie wünschen!“ schwärmte Maja. „Aber geht das überhaupt? Ich meine, das Geschäft, warf Victoria ein.“ „Im Prinzip könnte ich das Geschäft führen, das würde schon gehen. Aber Anna könnte ja nicht mehr mithelfen. Soweit ich weiß, ist es für die Ladies unschlicklich, einen Beruf auszuüben. Und die Einnahmen aus dem Laden reichen nicht aus, um zwei Personen und das Haus zu versorgen. „Ich könnte im Laden doch aushelfen?“ schlug Victoria vor. „Vielleicht ab und an, aber Du solltest Dich auf Dein Studium konzentrieren, das weißt Du,“ hielt Maja diesem Vorschlag entgegen. Er schien ihr keine gute Idee.
„Und bedenke auch, dass wir Anna würden füttern müssen,“ fügte die Großkusine hinzu und zählte noch weitere Nachteile auf: „Dann die Toilettengänge. Wahrscheinlich werden Einläufe notwendig sein. Außerdem werden wohl teilweise neue Möbel erforderlich. Das alles können wir beide nicht stemmen.“

Zuerst wirkten sie ratlos. Dann hatte Victoria eine Idee. Sie mussten Kontakt mit Karoline und mit Otto von Hammerstein aufnehmen.
Maja stand auf, nahm den Armbinder vom Boden und legte ihn zunächst auf einen Stuhl in der Stube. Dann hob sie die Maske empor. „Was ist das wohl für eine Maske? Ein farblicher Fauxpas im Vergleich zum Rest des Aufzugs,“ sagte sie und wirkte dabei erstaunt.“ „Ich weiß nicht, sieht aus wie beim Zahnarzt,“ meinte Victoria. Danach ging sie in den Keller, um eine Flasche Schaumwein zu holen. Die beiden Frauen wollten den Abend ausklingen lassen und auf ihren Schlachtplan anstoßen.

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  RE: Anna von Hammerstein Datum:31.12.21 12:13 IP: gespeichert Moderator melden


Schön das Du so schnell weiter geschrieben hast und wirf nicht bis ins neue Jahr warten mussten.

Herzlichen Dank, die Spannung wie es weitergeht ist groß, klasse geschrieben, ich dachte ja die 2 Damen lassen Anna noch etwas im Armbinder

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