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Butterfly Volljährigkeit geprüft
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  Perfekter Kaffee Datum:29.08.04 18:07 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo allezusammen,
ich habe mal wieder eine Story geschrieben, allerdings bin ich mir diesmal mit der Kategorisierung noch unsicherer als sonst.
Abgesehen von der einen oder anderen mehr impliziten Gewaltdarstellung dürfte die Geschichte eigentlich mehr oder weniger jugendfrei sein, auch wenn das Thema sicherlich im SM-Umfeld angesiedelt ist.

Aber natürlich (wie üblich) nicht die schnelle Nummer. Teilweise mag es auch etwas kompliziert zu lesen sein.
Anyway, ich wünsche viel Spaß...


Der unvermeidliche Disclaimer
Die folgende Geschichte ist eine erotische Phantasie (zumindest teilweise), die auch Beschreibungen sexueller Handlungen enthält (eigentlich nicht).
Dominanz und Unterordnung sind wesentliche (Na ja...zumindest vorhandene) Komponenten dieses Textes. Wer sich von solchen Themen abgestoßen fühlt, sollte nicht weiterlesen.

Alle Vorkommnisse und Personen dieser Geschichte sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit realen Personen oder Handlungen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Wer Handlungen dieser Geschichte nachahmt, tut das auf eigene Gefahr. Ich wünsche ihm/ihr viel Spaß dabei.
Das gleiche wünsche ich allen, die jetzt noch weiterlesen wollen.



Kaffeegenuß
Er gab sich alle Mühe, die leichte Nervosität zu überspielen, das kaum wahrnehmbare Zitten seiner Hand zu unterdrücken. Stumm stellte er die Tasse vor ihr ab, verharrte neben dem Tisch.
Ohne sichtbare Emotion hob sie die Tasse an, sog den Duft ein. Frischer Bohnenkaffee. Kein Espresso. Mit einem Tropfen Milch. Ohne Zucker. Trotz der morgentlichen Kühle spürte er, wie ein Schweißtropfen sich auf seiner linken Augenbraue sammelte. Bewegungslos wartete er ab.
Der Kaffee war so perfekt, wie es nur möglich war. Das wußte er genau. Es gab keinen Grund zur Sorge.
Und tatsächlich: Er schien Gnade unter ihren Augen gefunden zu haben, denn jetzt setzte sie die Tasse an ihre vollen Lippen, schloß die Augen und nahm einen Schluck. Dann setzte sie die Tasse ab, ohne daß ihr Gesicht eine Regung zeigte.

Nico wußte, daß er entlassen war. Geisterhaft, ohne ein Geräusch zu machen, verließ er den Tisch, an dem er in der Realität wohl eine Minute, in seiner privaten Zeit stundenlang stehengeblieben war.
Eiligen Schrittes bediente er den Rest. Kännchen Kaffee, Spiegelei auf Toast, Glas Orangensaft, Bananensplit.
Schnell war der Rückstand wieder aufgeholt und er widmete sich wieder ihr. Neben der Säule, gedeckt von der mannshohen Palme blieb er stehen und musterte sie aus den Augenwinkeln, jederzeit bereit, auf die kleineste Regung von ihrer Seite zu reagieren.
Ihre Erscheinung war dezent, aber nur darauf angelegt, ihn in den Wahnsinn zu treiben. Sie saß aufrecht, in perfekter Haltung, auf dem Stuhl, ohne sich anzulehnen. Mit bloßen Füßen in schwarzen Sandalen, das eine Hosenbein war wie zufällig hochgerutscht, entblößte einen breiten matt schimmernden Ring über dem Fußgelenk, auf dem sein Blick länger haften blieb, als es für seinen Blutdruck gut war.

Nico sah beiseite, atmete tief und leise durch und konzentrierte sich. Kalter Nebel über einem Eisberg, ein toter Fisch, an dem eine Möwe herumpickte. Gut. Sein unaussprechlicher Zustand, der gerade im Entstehen begriffen gewesen war, verschwand.
Gerade rechtzeitig, damit er die winzige Bewegung ihrer Hand wahrnahm.
Mit einer fließenden Bewegung erschien er neben ihrem Tisch.
"Sie wünschen? - Selbstverständlich. - Ja. Ein Euro sechzig. - Aber natürlich."
Er genoß die flüchtige Berührung, ihre warme Hand in seiner, dann steckte er das Geld in seine Börse. Sie stand auf. Erst in diesem Moment sah er es. Unbemerkt ging sie, während er immer noch wie gelähmt an dem Tisch stand.

"Sind sie eigentlich taub?!?"
Der Ton ließ keinen Zweifel, daß dies nicht der erste Versuch des Gastes war, Nico auf sich aufmerksam zu machen. Er erwachte aus seiner Starre, fragte sich, wie lange er bewegungslos neben ihrem Tisch gestanden hatte, die Kaffeetasse studiert hatte, die beinah voll war.

Am nächsten Morgen klebte sein Blick wie gebannt am Zeiger der Uhr. Neun Uhr. Zwei Minuten nach Neun. Fünf nach. Sie kam nicht.
Dann saß sie an dem Tisch. Er wußte nicht, wie sie dort hingekommen war, auf mysteriöse Art und Weise erschienen. Wie lange saß sie schon da, wartete darauf, bedient zu werden? Mit laut pochendem Herzen und mehr als einem Anflug von Panik trat er an den Tisch.
"Ja. Selbstverständlich."
Schnell verschwand er hinter seiner Theke. Die Bestellung war die gleiche gewesen wie gestern. Und am Tag davor. Und in der ganzen letzten Woche, und in der davor.
Schwitzend brachte er den Kaffee, stellte ihn vorsichtig vor ihr ab.
"...", versagte seine Stimme.
Ihr Blick richtete sich fragend auf ihn.
Erneut: "..."
Er räusperte sich, dann würgte er leise hervor: "Ich hoffe, der Kaffee wird ihnen schmecken."
Ohne im geringsten das Gesicht zu verziehen, sah sie ihn an.
Hatte er sich zu weit vorgewagt? Eine Impertinenz gezeigt?
Als er es schon nicht mehr erwartete, lächelte sie, sagte: "Ich bin sicher, daß er schmecken wird. Vielen Dank."
Aber sie entließ ihn immer noch nicht aus ihrem Blick, bannte ihn auf der Stelle fest. Sollte er etwas antworten? Was sollte er antworten?
Schließlich erlöste sie ihn, indem sie nach der Tasse griff, sie mit einer grazilen Bewegung anhob und das Ritual wiederholte.

Als sie winkte, war er sofort bei ihr, nahm dankend das Geld entgegen, rückte ihren Stuhl.
Sie verließ das Cafe. Schwarzes T-Shirt, lange Ärmel, Rollkragen. adrette Jeansweste. Von hinten fiel ihr glattes schwarzes Haar über den Kragen der Weste.
Für einige Sekunden blickte er hinter ihr her. Ein Teil seines Verstandes hatte wohl schon die ganze Zeit etwas vermißt, aber jetzt erst verstand er, was es war: es war kein einziger anderer Gast da.
Nico bezweifelte, daß er so eine hervorragende Gelegenheit nochmal bekommen würde. Vergiß die Umsätze des Morgens. Vergiß, daß du mindstens zwanzig Jahre älter bist. Das Geschäft lief sowieso schon schlecht, seit vorne an der Hauptstraße eine viel größere und viel modernere Eisdiele eröffnet hatte.
Mit fliegenden Fingern drehte er das Schild um. "Wir haben geschlossen." Dann schloß er die Tür ab und lief hinter ihr her. Am Ende der Straße sah er sie gerade noch um die Ecke biegen. Mit einem kurzen Sprint schoß er um die Ecke und entdeckte ihr schwarzes Haar vor einem Geschäft.

Nico versuchte ihr möglichst unauffällig zu folgen, was in seinem Kellneraufzug mit der gestreiften Weste alles andere als leicht war, herausgerissen aus der Umgebung, wo man einen Kellner zu sehen erwartete. Aber er sah, daß er offenbar viel Zeit hatte, weil sein Opfer ziemlich langsam ging. Er blieb hinter einem Gebüsch stehen und zog seine Weste aus, ebenfalls die Fliege. Mit der Hand fuhr er sich durch die Haare, verwuschelte seinen perfekten Scheitel, knöpfte sich den Kragen auf.
Er war sich sicher, daß er jetzt nicht mehr so sehr auffallen würde.
Einen hektischen Moment dachte er, er hätte sie verloren, fand sie aber wieder, wie sie mit verlorenem Gesichtsausdruck die Auslage eines Schuhgeschäfts betrachtete.


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  Re: Perfekter Kaffee Datum:29.08.04 21:23 IP: gespeichert Moderator melden


Ach ja, bei der Geschichte kommt man ins Schwärmen ... So ein Restaurant mit derart aufmerksamen Kellnern würde ich mir auch wünschen.

Oder sind die bei mir nur deshalb so unaufmerksam, weil sie sich bemühen, irgendeiner Dame besonders zuvorkommend zu Diensten zu sein?

Schön erzählt, auch wenn mich das hohe Maß an Brutalität etwas erschreckt.

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Best regards to the British intelligence service GCHQ and as well of course to the famous US service NSA. Thank you for your permanent surveillance. It makes me feel much more important. Nice to be read by you.

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Aus dem Giftschrank (kurz, beendet)
Gefangene Gefühle (kurz, beendet)

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Die Bahnfahrt (beendet)


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  Re: Perfekter Kaffee Datum:30.08.04 08:44 IP: gespeichert Moderator melden


...Ich tue mal so, als hätte ich den Smiley übersehen: Wenn dir das schon zu brutal war (armer Nico), dann solltest du nicht weiterlesen. Das war erst der Anfang...

Lose Enden
Sie hieß Jeanette, und alle nannten sie Jeanie. Das war so unausweichlich, daß sie die Uhr danach stellen konnte. Sie hatte es nie leiden können. Aber sie hatte sich daran gewöhnt, wie man sich an beinah alles gewöhnt, wenn man keinen Einfluß darauf hat und damit leben muß. Ihre Freundinnen, als sie noch welche gehabt hatte, hatten sie immer als klug und aufmerksam bezeichnet.
Aber im Moment hatte sie völlig andere Dinge im Kopf, so daß sie ihren Verfolger nicht einmal annähernd bemerkte. Hätte sie gewußt, daß Nico sich alle Mühe mit ihrem Kaffee gemacht hatte, eine spezielle Röstung gekauft hatte, die den Preis von einem Euro sechzig vollständig ad absurdum geführt hatte, dann hätte sie den Kaffee vielleicht besser zu würdigen gewußt. So hatte sie ihn gedankenverloren getrunken, ohne das Aroma wirklich wahrzunehmen.
Jetzt trödelte sie durch die Stadt, ohne ein Ziel vor Augen zu haben.

"Dann geh endlich anschaffen, du Hure!"
Er hatte gedacht, daß er sie damit verletzen würde. aber darüber war sie längst hinaus.
Was als eine etwas exotisch ausgelegte Beziehung begonnen hatte, war inzwischen in einen einseitigen Egotrip ausgeartet. Hatten am Anfang Dominanz und Schmerz das Gewürz in ihr Leben gebracht, so ging es ihm jetzt einfach nur noch darum, ihr wehzutun, Macht über sie auszuüben. Und wenn es ihm nicht mit der Beschimpfung gelang, so würde voraussichtlich der Gürtel folgen.
Daher zuckte sie so perfekt zusammen, wie es nur durch lange Übung möglich war, und biß sich auf die Lippe. Ein immer noch vorhandener Reflex in ihr wollte ihm entgegenschreien: "Ich bin Bankangestellte!", aber selbst das war ja mittlerweile ad absurdum geführt. So drückte sie sich einfach mit gesenktem Kopf an ihm vorbei.

Er, das war Michael. Mit seinen breiten Schultern, den kurzgeschorenen Haaren und den ineinander übergehenden Tätowierungen auf den muskulösen Oberarmen, die er, sofern die Temperatur über 0 Grad war, bei jeder Gelegenheit in einem Ringer-T-Shirt zur Schau stellte, war er sicher, daß er der Traum einer jeden Frau war. Und die anderen respektierten ihn zumindest, soviel war sicher, auch wenn er ihnen manchmal den Respekt erst beibringen mußte.
Als das nutzlose Miststück endlich aus der Türe war, zog er noch einmal die Augenbrauen zusammen, dann setzte er sich auf das Sofa und zündete sich eine Zigarette an. Das Geld war knapp, er mußte haushalten, und das nur, weil diese faule Kuh nicht genug verdiente. Träumerisch schloß er die Augen, versuchte das Gefühl in sich wieder wachzurufen, das er gehabt hatte, als er sie gestern motiviert hatte. Es wollte nicht richtig gelingen.
Aus Gewohnheit drückte er seine Zigarette auf dem ehemals teuren Designertisch aus, dessen Tischplatte schon seit einem Dreivierteljahr mit Brandlöchern übersäht war wie eine Mondlandschaft. Direkt in der Anfangsphase ihrer Beziehung hatte er festgestellt, daß sie das deutlich tiefer erschütterte, als wenn er ihr, damals noch mehr oder weniger zärtlich, das gab, was sie wollte.
Beim ersten Mal hatte sie ihn angeschrien. Befriedigt erinnerte er sich daran, daß er sofort richtig geschaltet und sie einfach kühl angelächelt hatte, sich eine weitere Zigarette angezündet hatte, die er dann, nachdem er sie in aller Ruhe geraucht hatte, während sie weiterlamentiert hatte, direkt neben der ersten ausgedrückt hatte. Sprachlos hatte sie ihn angestarrt, dann nach einigen Sekunden ihre Augen niedergeschlagen und den Raum verlassen.
Das Gefühl des Triumphes war unbeschreiblich gewesen. Konnte man seine Macht besser demonstrieren?

Allerdings bedauerte Michael das jetzt vage. Er hätte den gleichen Effekt mit einer ordentlichen Tracht Prügel erreichen können, und dann hätte er den Tisch schon lange zu Geld machen können.
Inzwischen konnte er sich selbst den Schweiß auf seiner Stirn und das Zittern seiner Hände nicht mehr verheimlichen.
Er brauchte Stoff.

Am nächsten Tag war der Küchenschrank dran gewesen. Ein alter, solider Schrank, perfekt für die Juppieküche wieder aufgearbeitet. Sie hatte ihn von einer alten Dame überlassen bekommen, der sie bei einigen Finanzgeschäften geholfen hatte. Gleichmütig, wohl wissend, daß sie argwöhnisch seine Zigarette beobachtete, hatte er sie an der Schranktüre ausgedrückt.
Die Ohrfeige, die sie ihm zu geben versuchte, endete in seiner Hand, die ihr rechtes Handgelenk geschickt auffing. Jeanie ging mit einem erstickten Japsen in die Knie, als er ihren Arm verdrehte und die Knochen in ihrem Handgelenk zusammendrückte.
Er hatte sich zu ihr hinabgebeugt und ihr leise ins Ohr geflüstert, während er die Spannung auf ihrem Arm langsam erhöht hatte. Und sie hatte unter Tränen genickt.

Fürsorglich hatte Michael die ganze Zeit im Krankenhaus ihre andere Hand gestreichelt und war nicht von ihrer Seite gewichen, während seine Jeanie sich tapfer den Arm richten und schienen ließ und dem Arzt eine abstruse Geschichte über einen Rollerskate-Unfall erzählte.
Aber selbst diese angenehme Erinnerung konnte die langsam aufkeimende Paranoia wegen des Entzugs nicht mehr unterdrücken. Mit fahrigen Bewegungen ging er in das Badezimmer. Er faltete das Stück Alufolie auseinander, in dem er den letzten Rest Kokain aufbewahrte. Die Folie riß und fast alles landete im nassen Waschbecken.

Sie ging weiter, ohne den Schatten wahrzunehmen, der ihr folgte. Kurz blieb sie unschlüssig vor einem Kino stehen, aber sie wußte, daß das nicht in Frage kam.
"Jeanie! Quit living on dreams...". Sie hatte das Lied nie leiden können, aber jetzt erwischte sie sich selbst, wie sie es leise summte. Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht.
28. Juni, noch drei Tage. Jeanie! Hör auf zu träumen, schon heute morgen hatte Michael gefragt, wo das Geld bleibt. Wo das Geld bleibt? Die Erklärung war zugleich einfach wie unglaublich schwierig. Es würde keines mehr kommen.
Sie hatte angefangen, privat Provisionen zu nehmen, dafür, daß sie bei einigen Krediten nicht zu genau hingeschaut hatte, daß sie Konditionen grenzwertig ausgehandelt hatte. Dummerweise hatte das zusätzliche Geld Michaels Gier nur noch angestachelt, und ihr Chef hatte zwar ihre Umsätze gelobt, aber gleichzeitig festgestellt, daß die Gewinnquote mehr als miserabel war.
Als dann ein besonders wackeliger Kredit platzte und eine Überprüfung der Vergabekonditionen ins Haus stand, hatte sie ihren Charme spielen lassen und sich in die Anlagenberatung versetzen lassen, sich darauf speziealisiert, Vermögen und Erbschaften vor dem Zugriff des Staates zu sichern. Das lag ihr sowieso viel mehr.
Aber der Erfolgsdruck, den Michael ihr machte, war nicht gerade die beste Voraussetzung für Umsicht bei riskanten Geschäften. Und so dauerte es kein halbes Jahr, bis ihr neuer Vorgesetzter ihr auf die Spur gekommen war.
Er hatte den Kopf geschüttelt und gefragt: "Mädchen, warum machen sie so etwas? Glauben sie, sie wären die Erste, die das versuchen würde?"
Sie brach in Tränen aus und schüttelte den Kopf. Sie war drauf und dran, ihm sein Herz auszuschütten, als er vertrauensvoll seine Hand auf die Seite ihres Oberschenkels legte. Ihr Zusammenzucken interpretierte er nur teilweise richtig, nur insoweit, wie es erschreckt war. Der Rest war Schmerz und die panische Angst, er könnte die aufgequollene Strieme unter ihrer dünnen Sommerhose spüren. Oder schlimmer noch, das harte Metall, das nur wenig oberhalb der Stelle begann.
Jeanie wußte, daß dies die letzte Chance war, die sie bekommen würde. Trotzdem sperrte sich ein verbliebener Rest Stolz in ihr dagegen. Sie stand schnell auf und reagierte lauter als notwendig: "Was erlauben sie sich? Behalten sie ihre Finger bei sich!"
Er besaß genug Anstand, rot anzulaufen.
Sie hatten gehandelt. Beide einigten sich darauf, von den jeweiligen Verfehlungen nichts zu äußern. Jeanie unterschrieb einen Auflösungsvertrag, mit sofortiger Freistellung, mit dem Ende des laufenden Monats als Ausscheidetermin.

Seit über einem Monat hatte sie pünktlich jeden Morgen das Haus verlassen, war durch die Stadt gegangen, ohne ein Ziel zu haben, abends pünktlich nach Hause gekommen. Irgendwann hatte sie sich angewöhnt, morgens gemütlich einen Kaffee zu trinken - hauptsächlich, um die Zeit totzuschlagen.
Sie hatte keine Energie, keinen Willen, zum Arbeitsamt zu gehen oder sich um eine neue Stelle zu bewerben.
Sie hatte gewußt, daß es eine Lüge war, daß früher oder später die Rechnung kommen würde. Gestern abend hatte sie einen Vorgeschmack auf die Rechnung bekommen, als Michael seiner Unzufriedenheit Ausdruck verliehen hatte, daß sie keine Provisionen mitbrachte, und daß der Kredit völlig ausgeschöpft war.
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Penthesilea



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  Re: Perfekter Kaffee Datum:30.08.04 10:42 IP: gespeichert Moderator melden


Butterfly,
Du suchst noch nach einer passenden Kategorie? Ich kann Dir die richtige nennen: saugut.

... das ist unglaublich, unglaublich, UNGLAUBLICH gut!
Das ist zwar bislang weniger SM als eine Form von Beziehungsgewalt, aber über dieser Geschichte schwebt eine Stimmung, die einen völlig hinein zu saugen vermag.
Das ist vom Feinsten, das ist ganz hervorragend!
Das ist eine Story wie ein trauriger und dennoch lasziver und professionell durchkomponierter Blues.

völlig begeistert

Penthe


(Diese Nachricht wurde am 30.08.04 um 10:42 von Penthesilea geändert.)
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  Re: Perfekter Kaffee Datum:30.08.04 15:52 IP: gespeichert Moderator melden


...ich befürchte, ich muß der Amazone zustimmen. Insofern Asche auf mein Haupt und Korrektur der Ankündigung: Die Geschichte spielt im Spannungsfeld zwischen häuslicher Gewalt und "normalem" SM. Ich hoffe, damit niemandem zu nahe getreten zu sein.
Der Schmetterling.


ex libris...
Nico sah ihr zu, wie sie eine Weile vor der Stadtbibliothek stehenblieb, bevor sie sich entschied hineinzugehen.
Das Innere der Bibliothek war sehr ruhig. Es war noch nicht Mittag und die ganzen Schulkinder schienen sich dort aufzuhalten, wo sie hingehörten. In den Lichtstrahlen, die durch die hohen Fenster hereinfielen, führten winzige Stäubchen einen unendlichen Tanz auf.
Nico wanderte scheinbar ziellos herum, las die Beschriftungen von Buchrücken, während er sie beobachtete, griff schließlich ziemlich wahllos ein Buch aus dem Regal, als sie sich an einen der Lesetische setzte. Auch er setzte sich hin, während in ihm sein schlechtes Gewissen nagte.
Er sah zu, wie sie langsam umblätterte, sich an verschiedenen Stellen festlas, ab und zu gedankenverloren nickte, dann wieder schnell einige Seiten weiterblätterte, als sei ihr der Inhalt des Buches unangenehm. Er hätte ewig so dasitzen können, ihr makelloses Profil genießen, während sie beinah reglos dasaß.
Aber schließlich wurde Nico neugierig. Was las sie da?
Langsam ging er hinter ihr vorbei. Sie nahm keine Notiz, sondern las versunken.
Er ging erneut hin, blieb diesmal hinter ihr stehen, spähte über ihre Schulter.
Schließlich, ohne genau zu wissen, was er eigentlich tat, setzte er sich neben sie.
Jeanie zuckte erschreckt zusammen, als er sie ansprach.

Ruhelos tiegerte Michael hin und her. Sein Verstand war nur noch von der Gier nach Kokain beherrscht und von dem Gedanken, daß er dieses Flittchen dafür leiden lassen würde. Er musterte sein gräuliches Gesicht im Spiegel, dann raffte er sich zusammen und ging los. Es gab noch andere Möglichkeiten, an Stoff zu kommen und es war auch noch etwas da, was er versetzen konnte.

"Was haben sie gesagt?"
Ihre dunkelbraunen Augen sahen ihn verwirrt an.
"Sie sind sehr schön, wenn sie so traurig aussehen. Aber sie sind viel schöner, wenn sie lächeln. Das sollten sie öfter tun."
Sie schwieg, unsicher, wie sie das Kompliment annehmen sollte.
Nico fuhr fort: "Warum lesen sie so etwas? Ich beobachte sie schon eine Weile, und je länger sie lesen, desto trauriger sehen sie aus."
"Was...?", stammelte sie, rückte dann ein wenig von ihm weg.
"Es tut mir leid, wenn ich zudringlich wirke. Dürfte ich mich bei einem Kaffee bei ihnen entschuldigen?"
Wieder schwieg sie unsicher. Ein Teil von ihr wollte sofort ablehnen, ein anderer sehnte sich nach etwas ganz normaler Aufmerksamkeit, als Frau wahrgenommen zu werden.
"Bitte."
Wenig später saßen sie in einem kleinen Cafe. Nico bestellte: "Zwei Kaffee. Bohnenkaffee, kein Espresso. Mit einem Tröpfchen Milch. Ohne Zucker."
Verdutzt schaute Jeanie ihn an. "Woher wissen sie...?", entfuhr es ihr, dann runzelte sie die Stirn.
Er lächelte und reichte ihr seine Hand. "Ich bin Nico. Eiscafe Venezia. Ich habe gerade Pause gemacht und sie zufällig in die Bücherei gehen sehen."
Sie wurde rot: "Ich bin Jeanette. Es tut mir leid, daß ich sie nicht erkannt habe. Normalerweise passiert mir so etwas nicht, aber ohne die...". Sie stockte wieder.
"Ohne die gestreifte Weste hätten sie mich nicht wiedererkannt? Das ist normal. Niemand achtet auf einen Kellner. Ein Kellner ist ein Etwas. Wir gehören zum Inventar eines Cafes. Das Trinkgeld ist dafür da, daß der Gast uns nicht als Person wahrnehmen muß."
Das klang irgendwie drollig. Sie lachte. Plötzlich fiel ihr ein, daß sie heute morgen kein Trinkgeld gegeben hatte. Sie lief knallrot an und stotterte: "Ich... also..."
Er schüttelte den Kopf: "Das muß ihnen nicht peinlich sein... Sehen sie, jetzt nehmen sie mich als eine Person wahr. Also wäre ein Trinkgeld gänzlich überflüssig."
Als er den Kaffee probierte, verzog Nico das Gesicht. Als er einen weiteren Schluck genommen hatte, kam der Moment, vor dem er sich gefürchtet hatte.
"Sie haben mich den ganzen Morgen verfolgt, stimmts? Warum?"
Er nickte langsam. Dann antwortete er wahrheitsgemäß: "Weil sie so traurig aussahen. Und weil ich mich auf Anhieb in sie verliebt habe."
Beide sagten kein Wort, während sie den Kaffee tranken. Nico bezahlte, runzelte die Stirn, rundete dann mit spärlichen 20 Cent Trinkgeld auf vier Euro auf.
Im Hinausgehen sagte Jeanette mit einem überlauten Theaterflüstern zu ihm: "Also im Venezia, da ist der Kaffee viel billiger und um Längen besser als diese komische Plörre hier."
Auf der Straße schüttelte Nico den Kopf: "Das war der schamloseste Fall von vergleichender Werbung, den ich je erlebt habe."
Jeanie kicherte: "Das war doch das mindeste, was ich tun konnte."
Allerdigs war diese Heiterkeit nicht von langer Dauer.

Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis Michael einen Interessenten gefunden hatte, allerdings war sich selbst Michael nicht sicher, ob Georg Kleinfeld der Mann war, mit dem er ein derartiges Geschäft machen konnte. Nicht, weil Kleinfeld nicht täglich derartige Geschäfte machte, sondern weil Michael trotz der Paranoia, die der Entzug mit sich brachte, befürchtete, daß er eines Tages mit dem Gesicht nach unten im Hafen treibend gefunden werden würde, wenn er sich mit Kleinfeld einließe.
Sämtliche Bedenken wurden von einer großzügigen Vorabdosis, die Kleinfeld ihm zukommen ließ, ausgelöscht. Natürlich würde alles gutgehen.

Nico und Jeanie standen immer noch vor dem Cafe. Schließlich brach Nico die Stille: "Was halten sie davon, wenn wir im Park spazierengehen? Das Wetter ist hervorragend und wir scheinen beide nichts weiter zu tun zu haben. Anschließend könnten wir in Carlos Pizzeria eine seiner Spezialpizzen essen... für mich macht er sie so, wie sie in Neapel schmecken."
Er fuhr fort: "Es sei denn, es gibt irgend etwas, was dagegen spricht... zum Beispiel, daß sie mich nicht leiden können, daß ich zu aufdringlich bin, daß sie in festen Händen sind..."
Jeanie wußte nicht recht, wie sie ablehnen sollte. Sie wußte, daß sie ablehnen mußte. Sie war bereits in festen Händen. Andererseits war sie sich inzwischen beinah sicher, daß sie sehr weit gehen würde, um genau diesen festen Händen zu entkommen.
Nico interpretierte ihr Schweigen ziemlich richtig. "Ich vermute, daß das alles nicht ganz so einfach ist, wie ich mir das vorstelle?"
Sie nickte: "Es ist nicht so einfach. Aber ich habe das Gefühl, daß ich ihnen eine Erklärung schulde. Ich lebe seit über einem Jahr mit meinem Freund zusammen, wissen sie? Aber..."
Sie legte eine Pause ein, suchte nach den richtigen Worten, dann redete sie weiter, während sie Nico an die Hand nahm und in Richtung des nahen Parks ging: "Wissen sie, er... mein Freund... ist krank. Er hat keine Arbeit, und er ist völlig von mir abhängig. Und ich... ich habe meine Stelle verloren. Sie haben mich gekündigt, bei der Bank. Er würde... ich habe mich einfach nicht getraut, ihm die Wahrheit zu sagen. Also drücke ich mich in der Stadt herum, bis es vier ist, dann gehe ich nach Hause. Er wird mich dann schon erwarten. Wenn ich später komme, wird er... nervös."

Kleinfeld hatte ihn einige Minuten alleine gelassen, weil er etwas anderes vor hatte. Michael saß auf dem noblen Ledersofa, genoß sein High und erinnerte sich an die guten alten Zeiten. Er hatte damals Jeanie klargemacht, wieviel sie ihm bedeutete. Er hatte erst seit einer Woche in ihrer Wohnung gewohnt, als sie verspätet nach Hause kam. Sie hatte die Frechheit besessen, ihm ins Gesicht zu sagen, daß sie noch mit einer Kollegin in ein Cafe gegangen war. Wortreich hatte er ihr klargemacht, daß er bereits in Panik gewesen war, hatte sie an den Schultern gegriffen und geschüttelt. "Ich liebe dich doch, verstehst du? Ich habe Angst um dich gehabt, daß dir etwas passiert wäre."
Schließlich hatte sie im weinend versprochen, daß das nicht wieder vorkommen würde. Er hatte ein zufriedenes Lächeln unterdrückt.

Nachdem sie dann schon fast vier Monate zusammen waren, hatte die Hure gewagt, einen Fluchtversuch zu machen. Die Anzeichen waren eindeutig gewesen. Er hatte Verdacht geschöpft, als sie eine größere Summe von ihrem gemeinsamen Konto abgehoben hatte. Dann hatte sie morgens ihre Papiere und ein paar Sachen zum Anziehen in die Handtasche gesteckt, bevor sie das Haus verlassen hatte.
Er hatte sie verfolgt. Sie war zum Bahnhof gegangen, und der Zug, in den sie gestiegen war, war eindeutig. Natürlich Kathrin, es war ja klar gewesen, wohin sie sich flüchten würde.
Es war nicht schwierig, schneller zu sein als der Bummelzug. Als sie ausstieg, hatte er sie bereits erwartet. Lächelnd hatte er sie in Empfang genommen: "Hallo Jeanie, Liebling, ich hatte ganz vergessen, daß wir heute einen Ausflug zu Kathrin machen. Und du scheinst vergessen zu haben, mich mitzunehmen. Ich finde es ganz wichtig, darüber zu reden."
Er hatte sanft seinen Arm um sie gelegt und sie vom Bahnsteig geführt. Im Auto waren sie schnell aus dem kleinen Städtchen herausgefahren. Jeanie hatte nichts gesagt, auch nicht, als er in einen schmalen Waldweg hinein abbog.
Als sie darüber geredet hatten, hatte er sie gefragt, ob sie noch zu Kathrin wollte. Langsam hatte sie den Kopf geschüttelt.
"Wohin soll ich denn dann fahren?"
"Bitte laß uns nach Hause fahren. Ich möchte mit dir alleine sein."
Und er war sicher, daß sie in diesem Moment davon überzeugt war. Er war sehr überzeugend gewesen.

"Sie sind sehr... verantwortungsbewußt. Es tut mir leid, sie belästigt zu haben."
Sie saßen nebeneinander auf einer Parkbank. Nico reichte ihr seine Hand, stand dann auf.
"Es würde mich freuen, wenn sie auch weiterhin zu einem Kaffee zu mir kämen. Ich verliere ungern eine zuverlässige Kundin."
Jeanie lächelte ihn traurig an: "Versprochen."
Sie wußte, daß sie log. Heute abend, bestenfalls morgen abend würde sie die Rechnung präsentiert bekommen. Danach war dann die Zeit des Kaffeetrinkens vorbei.
Er ging.

Nach dem Fluchtversuch hatte er Maßnahmen getroffen, die über die kleine Erpressung, mit der er sie an sich gebunden hatte, hinausgingen. Die Recherche hatte nicht lange gedauert, und damals hatte es noch so ausgesehen, als würde das Geld ewig reichen. Im Internet fand er eine Firma, die keine langen Fragen stellte.
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träumerin




  Re: Perfekter Kaffee Datum:31.08.04 07:34 IP: gespeichert Moderator melden


Eine sehr beeindruckende Geschichte, Butterfly. Ich kann es natürlich nicht so gut ausdrücken wie Penthe, aber empfinden können wir gleich..

Es ist eine melancholische Geschichte, sie kann kein gutes Ende haben.

Aber sie ist so realistisch....sie verursacht mir Gänsehaut. Diese Intensität...wunderbar geschrieben.

Vielen Dank, Butterfly
die Träumerin
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Dieser Satz ist nicht wahr.

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  Re: Perfekter Kaffee Datum:31.08.04 07:49 IP: gespeichert Moderator melden


... danke, liebe Träumerin. Ich wünsche viel Spaß beim weiterlesen.

Verkauft
"Damit werden wir das Geschäft ausbauen, für die ganz besonderen Interessen. Ich habe schon vor einiger Zeit den Keller der Villa ausbauen lassen, aber das Ganze ist nie in Betrieb gegangen, weil das richtige Personal fehlte. Und sie ist schon gezähmt. Er hat Material in der Hand um sie zu erpressen. Und er verkauft sie mir für 20% der Umsätze, die sie im kommenden Jahr macht. Das ist das beste Geschäft, daß ich je gemacht habe."
Sein Geschäftsführer strich sich nachdenklich über den Schnurbart: "Und was ist, wenn die Polizei...?"
"Du kennst doch meine Beziehungen. Und selbst wenn: die werden nichts finden. Der Eingang ist völlig versteckt angelegt. Und ich wollte das nicht in die Breite streuen, sondern dachte an die wirklich gut zahlende Clientel mit Sonderwünschen."

Nico hatte sich in sein Cafe zurückgezogen. Was für eine idiotische Idee war das gewesen?
Er bediente die Gäste, ohne mit ganzem Herzen bei der Sache zu sein. Er hatte nicht einmal seine Fliege neu gebunden.
In der Mittagszeit war wie üblich Flaute, dann kam der Strom Schulkinder, die eine Eiswaffel wollten.
Plötzlich erstarrte er.
Dann ging er hinter seine Theke. Wenig später brachte er den Kaffee an ihren Tisch.
"Bitteschön..."
"Nico... bitte setz dich. Ich muß mit dir reden."
Er warf einen schnellen Blick in die Runde. Es war nur ein anderer Gast da und der war im Moment versorgt.
Er setzte sich.

Jeanie schaute ihn lange an, dann begann sie zu sprechen.
"Nico, ich habe dich angelogen. Ich habe keinen Freund. Aber das war das einzige. Was stimmt, ist, daß ich keine Arbeit habe. Ich..."
Er lächelte: "Du möchtest auf die andere Seite des Tresens wechseln?", er schüttelte den Kopf, fuhr dann fort: "Das Cafe hier wirft kaum genug für mich alleine ab. Ich habe alles Personal entlassen müssen. Der Große, vorne in der Straße nimmt mir die ganze Laufkundschaft weg."
Sie lächelte: "Was ich brauche, ist nicht Geld. Ich brauche einen Platz zum Schlafen, und...", sie holte noch einmal tief Luft, dann kam es heraus: "... ich brauche Schutz."
Er stand auf, entschuldigte sich und kassierte bei dem letzten Gast, der sich noch in dem Cafe aufhielt, dann drehte er mit einem leisen Seufzen das Schild an der Türe wieder um und schloß ab, damit sie ungestört waren.
"Komm, laß uns nach hinten gehen. Solange jemand hier drin sitzt, wollen auch Leute bedient werden."
Als sie in der kleine Küche der Eisdiele standen, fragte er: "Was heißt das, du brauchst Schutz?"
Jeanie zögerte einen Moment, dann schob sie den Ärmel ihres Rollkragenpullovers hinauf und begann zu erklären.

Nico ließ sie ausreden, auch wenn die Geschichte keineswegs zusammenhängend war. Der breite Metallreif und die blauen Flecken und frischen Brandwunden erzählten sowieso eine eigene Geschichte.
Schließlich nickte er. "Und wie stellst du dir das jetzt vor? Ich soll dich bei mir verstecken?" Er schüttelte den Kopf: "Du mußt zur Polizei gehen."
Sie begann zu weinen. Schließlich schniefte sie, dann sagte sie einigermaßen deutlich: "Das kann ich nicht. Er hat mich in der Hand."

Alter Adel. Das, was man so leichthin "verarmt" nennt. Tatsächlich hatte Frau von Neuburg mehr als genug Geld, jedenfalls für Jeanies Verhältnisse. Als sie mitbekam, daß die Tochter ihrer Nachbarin eine Banklehre machte, bat sie Jeanie, ihr zu helfen, einige Unterlagen zu sortieren, weil sie nicht mehr so recht den Überblick hatte. Das war eine gewaltige Untertreibung, wie Jeanie feststellte, und aus dem Samstagnachmittag wurde wochenlang eine abendfüllende Beschäftigung.
Mit der Zeit hatte Jeanie begonnen, regelrecht die Vermögensverwaltung zu übernehmen. Es machte ihr Spaß, da die alte Frau sie mit dem Vermögen wirtschaften ließ, als sei es ihr eigenes.
Niemand wußte von ihrer Nebentätigkeit, die Jeanie eher als Nachbarschaftshilfe verstand. Irgend jemand mußte sich ja um die alte Frau kümmern, wenn es die Familie nicht tat. Eine regelrechte Bezahlung gab es nie, allerdings schenkte ihr ihre Gönnerin alle paar Monate eine Urlaubsreise und bezahlte den größten Teil ihrer Wohnungseinrichtung, als sie schließlich zuhause auszog.
Zunächst sah alles ganz harmlos aus, als die Frau von Neuburg mit Herzbeschwerden in das Krankenhaus eingeliefert wurde, aber dann wurde klar, daß sie das Krankenhaus nicht mehr verlassen würde. Plötzlich verstand Jeanie, daß ihr Nebeneinkommen damit wegfallen würde. In plötzlicher Panik hatte sie die Unterlagen von ein paar Auslandskonten, über die sie verfügungsberechtigt war und von denen außer ihr niemand etwas wußte, verschwinden lassen. Sie hatte versucht sich einzureden, daß das nur eine faire Bezahlung war. Schließlich lag die Summe erheblich unter dem, um was Jeanie das Vermögen der alten Dame in den letzten Jahren vermehrt hatte.
Ihr schlechtes Gewissen war unglaublich, als sie feststellen mußte, daß die alte Frau ihr aus Dankbarkeit ganz offen 100.000DM vererbt hatte. Beinah die gleiche Summe, die Jeanie unterschlagen hatte.
Sie hatte Michael kaum gekannt. Aber das schlechte Gewissen zusammen mit Alkohol hatte sie gesprächig gemacht. Am nächsten Morgen war sie gefesselt gewesen, als sie aufwachte, und Michael hatte ihr eine dünne Mappe vor das Gesicht gehalten, die genügend Material über ihre Geldgeschäfte beinhaltete, daß ihr spontan übel wurde.
Natürlich würde er davon nie Gebrauch machen, hatte er gesagt.

Nico lachte sarkastisch und schüttelte den Kopf: "Natürlich würde er das nie tun. Außer du gehst zur Polizei oder tust was auch immer sonst ihm nicht gefällt. Hast du auf die Uhr geschaut? Es ist gleich Vier. Gleich schließt die Bank."
Jeanie sah ihn verstört an: "Was soll ich jetzt bloß tun?"
"Wenn du willst, kannst du hierbleiben. Aber bitte halte dich bedeckt, denn ich kann keinen Schlägertrupp brauchen, der mein Cafe renoviert. Aber du weißt, daß das keine Lösung ist, oder?"
"Ich kann nicht zurück." Sie deutete auf ihren Arm. "Das hier hat er gestern abend gemacht. Mit einer Zigarette, als ich schon im Bett lag. Um mich zu motivieren, heute etwas Geld mitzubringen. Er wird mittlerweile vor Wut rasen, denn er hat kaum noch Kokain."

Tatsächlich irrte Jeanie sich. Michael saß grinsend auf seinem Sofa, in der Hand einen Whiskeybecher, gegenüber von Kleinfeld, der seinen Neuerwerb gleich mitnehmen wollte.
Aber in der Tat wurde Michael nervös, als der Zeiger der Uhr sich Richtung 16:15 bewegte und das Miststück immer noch nicht auftauchte. Kleinfelds Instinkt als Geschäftsmann sagte ihm, daß irgend etwas nicht so war, wie es sein sollte.
Um 16:30 saß Michael schwitzend auf dem Sofa, während Kleinfeld ärgerlich im Wohnzimmer hin- und herging.
Seine Wut kummulierte sich schließlich in einem geknurrten: "Wo bleibt sie denn? Ich habe meine Zeit nicht gestohlen."
Dann befahl er Michael, am nächsten Morgen um 10:00 in seinem Establissement zusammen mit Jeanie vorstellig zu werden und ging, nicht ohne Michael noch einmal zu drohen: "Du kannst von Glück reden, daß ich nicht gleich für heute abend einen Kunden habe..."
Michael atmete auf, als Kleinfeld gegangen war. Der Typ machte ihm Angst. Er ging in das Badezimmer und spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht. Langsam begann die Angst in seinem Inneren einer Stinkwut Platz zu machen. Diese blöde Kuh hatte doch tatsächlich ganz nebenbei seinen Ruf als jemand, der immer für seine Schulden aufkam, untergraben...
Zuerst rief er bei der Polizei an. Man konnte ja nie wissen, ob etwas passiert war. Aber weder dort, noch in den umgebenden Krankenhäusern war etwas bekannt. In der Bank war natürlich niemand mehr erreichbar.
Langsam dämmerte in ihm die Einsicht, daß sie ausgerissen war. Und es gab nur ein mögliches Ziel. Alle anderen Freundinnen hatten sich längst von ihr abgewendet, dafür hatte er gesorgt. Er wußte, daß anzurufen völlig vergeblich gewesen wäre. Kathrin hatte ihn von Anfang an nicht leiden können, selbst ohne dass es einen direkten Grund dafür gegeben hätte.

Der ganze Tag war beinah völlig aus ihrem Gedächtnis gelöscht, abgesehen von einigen zerfaserten Bildern, die sie nicht richtig greifen konnte. Freundlich lächelnd hatte Michael sie am nächsten Morgen geweckt. Sie fühlte sich so elend wie noch nie im Leben. Sie war völlig lethargisch und kaum in der Lage, auch nur einen Finger zu rühren.
"Du wirst dich noch ein wenig schwach fühlen. Es kann auch sein, daß dir schlecht wird. Aber bis heute Mittag müßtest du wieder auf den Beinen sein."
Als ihre Zunge ihr wieder einigermaßen gehorchte, krächzte sie: "Was...".
Sie mußte ihren ausgetrockneten Mund befeuchten, dann lallte sie: "Was ist mit mir?"
Michael lächelte: "Gestern in deinem Kaffee war ein starkes Beruhigungsmittel. Das war die Voraussetzung, genauso wie Barzahlung. Du durftest niemanden erkennen, und dich nicht wehren.
"Weißt du, ich wollte nicht, daß du wieder versuchst wegzulaufen. Deshalb habe ich dafür gesorgt, daß du immer wieder zu mir zurück kommen mußt."
Langsam glitt seine Hand an ihr herunter, drückte dann sanft auf ihren Bauch. Etwas Hartes spannte sich um ihre Hüften. "Spürst du es nicht? Nur ich habe den Schlüssel." Er kramte in der Tasche und zog einen kleinen, aber kompliziert geformten Schlüssel hervor.
"Ohne den kommst du nie aus dem Keuschheitsgürtel heraus. Und da wir schon einmal dabei waren, haben ich dir auch noch ein bisschen Schmuck machen lassen..."
Er hob ihre Hand an, so daß sie zusehen konnte, wie er einen matt glänzenden Stahlreifen ein Stückchen oberhalb des Handgelenks um ihren Arm schloß. Bewundernd musterte er den breiten Reif, der eine glatt eingearbeiteten Vertiefungen mit einer Art Querstrebe hatte. Gegen ihren schwachen Widerstand bog er ihren Arm nach oben zum Kopfende des Bettes. Etwas klickte leise und hielt ihren Arm unverrückbar fest.
In ihrem beduselten Zustand konnte sie nur schwach protestieren, während er ihrer anderen Hand und den Fußgelenken die gleiche Behandlung zukommen ließ.
Irgendwann hatte sie begonnen, haltlos zu schluchzen.

Es begann bereits dunkel zu werden, als er ein ganzes Stück entfernt von Kathrins einsam gelegenen Haus anhielt. Wenn dieses Miststück Jeanie hier war, war er sicher, daß sie Kathrin rebellisch gemacht hatte und er nicht freundlich empfangen werden würde. Er zog die mitgebrachte Skihaube und die Handschuhe über, dann klingelte er. Wie beinah alle Haustüren ging diese nach innen auf. Und selbst eine vorgelegte Sicherheitskette, die es hier nicht gab, hätte nicht verhindert, daß die Tür von seinem Fußtritt knallend aufflog und Kathrin haltlos gegen den Garderobenschrank taumeln ließ.
Schnell war er über ihr, gab der Tür einen Tritt, der sie ins Schloß fallen ließ, fesselte und knebelte Kathrin. Wütend schlug er noch ein paarmal auf sie ein, dann begann er das Haus zu durchsuchen. Es gab nichts, das auf Jeanie hinwies, der Tisch war für ein einsames Abendessen gedeckt. Kurz überlegte er, ob er Kathrin ausquetschen sollte, dann sah er davon ab. Bisher gab es nichts, das auf ihn hinwies, und das sollte so bleiben.
In ihrem Schlafzimmer durchwühlte er ein paar Schubladen, bis er ihren Schmuckkasten gefunden hatte. Mit dem, was er für einigermaßen wertvoll hielt, verließ er das Haus, nicht ohne Kathrin noch einen Tritt gegeben zu haben, von dem sie sich wimmernd zusammenkrümmte.

Wieder zuhause angekommen fragte er sich, was das nächste war, das er tun konnte, um Jeanie zu finden. Schließlich zuckte er die Schultern, zog sich bis auf die Unterhose aus und setzte sich auf das Sofa. Er spielte mit den Schmuck, den er auf den Tisch gelegt hatte.
Wenn er morgen früh den Schmuck versetzte, würde er genug Geld haben, um Kleinfelds Unkosten zu decken und das Geschäft zurückabzuwickeln.
Auch wenn es ihm nicht paßte. Aber es war keine gute Idee, mit Kleinfeld Geschäfte machen zu wollen und dann nicht liefern zu können.

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  Re: Perfekter Kaffee Datum:02.09.04 19:02 IP: gespeichert Moderator melden


Inferno
Auch für Jeanie und Nico war der Abend alles andere als entspannend.
Schließlich faßte Jeanie es in einem Satz zusammen: "Das einzige, was ich bräuchte, wären die Unterlagen, die Michael gegen mich hat."
"Hast du denn eine Ahnung, wo er sie aufbewahren könnte?"
Jeanie schüttelte den Kopf. Nicht, daß sie nicht ab und zu in einer ruhigen Minute gesucht hätte...
"Dann sollten wir nach Hinweisen suchen, wo er sie hinterlegt haben könnte."

"Er ist nicht da."
Jeanie schloß die Tür auf. Nico folgte ihr in die Wohnung.
Sie durchwühlten vorsichtig alles, was Michael an Unterlagen in seinem kleinen Schreibtisch aufbewahrte. Es gab keinerlei Hinweise auf ein Bankschließfach, einen Notar, eine Person, der er weit genug vertraute, um ihr Beweise für ein Verbrechen anzuvertrauen.
Nico durchwühlte das Schlafzimmer, als er auf Jeanies Nachttisch einen zehn Zentimeter durchmesssenden Stahlring liegen sah, der mit einigen klammerartigen Mechanismen ausgestattet war.
Neugierig fragte er: "Was ist denn das?"
Schweigend nahm Jeanie ihm das Ding aus der Hand. Sie sah ihn einige Sekunden lang an, schob dann ihre Ärmel hoch, entblößte die Stahlreifen, die um ihre Handgelenke lagen. Ungläubig sah Nico zu, wie ihre Handfesseln in den Ring einrasteten. Sie streckte ihm ihre gefesselten Hände entgegen.
Nico räusperte sich, dann fragte er: "... die... die anderen beiden sind für die Fußgelenke?"
Jeanie nickte: "Ja. Nach vorne geht es noch, aber wenn man es hinter dem Rücken macht tut es wahnsinnig weh, zumindest nach den ersten paar Minuten. Michael nennt das Instant-Hog-Tie. Er hat es hier liegen lassen, damit es mich stets dran erinnert..."
Nach wie vor hielt sie ihm ihre Hände entgegen. Nico brauchte einige Sekunden, um zu verstehen, daß sie mit den gefesselten Händen keine Möglichkeit hatte, selber den ausgeklügelten Entriegelungsmechanismus zu bedienen. Mit einer gemurmelten Entschuldigung befreite er sie, dann nahm er sie in den Arm. Sie erwiderte seine Umarmung vorsichtig, obwohl die aufgeplatzte Haut auf ihrem Rücken von seiner Berührung stechend schmerzte.

Nach einigen Sekunden ließ Nico sie los: "Komm schon. Irgendwo muß es sein. Wo würdest du nie gucken, wenn du putzt oder aufräumst?"
Jeanie begann gerade zu überlegen, als sie das Geräusch von einem Schlüssel in der Tür hörten.
"Er kommt! Wir müssen uns verstecken!"
Sie sah sich suchend um, dann zog sie Nico unter das Bett. Jeanie geriet in Panik und begann, so hektisch zu atmen, daß Nico beruhigend seinen Arm um sie legte und ihre Haare streichelte, auch wenn ihm selbst alles andere als wohl bei der Situation war.
Glücklicherweise ging das Schlimmste an ihnen vorbei, weil Michael nicht zu Bett ging, sondern schon nach wenigen Minuten den gleichmäßigen Schnarchgeräuschen aus dem Wohnzimmer zu entnehmen war, daß er dort eingeschlafen war.

Jeanie und Nico wollten gerade aus der Wohnung schleichen, als sie plötzlich stehenblieb. Sie ging mit ein paar leisen Schritten zum Wohnzimmertisch und hob verwundert den dort liegenden Schmuck an.
Sie brauchte nicht lange, um ihn zu identifizieren. Kathrin.
Ein böser Verdacht keimte in ihr auf.
Jeanie flüsterte eine Weile mit Nico. Zuerst schüttelte er den Kopf und gestikulierte, dann nickte er schließlich widerstrebend und ging in die Küche, weil er sich dort verstecken sollte, als Zeuge, und um im Notfall eingreifen zu können.

Kurz glaubte Michael zu ertrinken, bevor er begriff, daß jemand einen großen Becher Wasser in sein Gesicht entleert hatte. Erbost wollte er sich aufsetzen und strangulierte sich beinah mit dem Seil, das seinen Hals mit der Sofalehne verband. Jemand quetschte seine Hoden zusammen, Michael wollte eine Abwehrbewegung mit den Händen machen und bemerkte überrascht die Handschellen, die seine Arme zusammenfesselten.
"Eine Bewegung und die Dinger sind ab!"
Jeanie verstärkte ihren Griff zwischen seinen Beinen und fuchtelte mit dem Filletiermesser vor seinem Gesicht herum.
Nach kurzer, fast reflexhafter Gegenwehr, die völlig erfolglos blieb, lag er plötzlich still. Dann ging ein zynisches Grinsen über sein Gesicht.
"Was glaubst du eigentlich, was du damit erreichst?", fragte er. "Du wirst ins Gefängnis gehen. Kannst du dir vorstellen, was sie dort mit dir machen? Weißt du, was dort mit süßen Frauchen wie dir..."
Jeanie unterbrach ihn: "Was ist mit Kathrin?"
Michael unterdrückte jede Reaktion, die ihn verraten konnte: "Was soll mit Kathrin...?", als Jeanie ihn schon unterbrach.
"Ihr Schmuck liegt auf unserem Wohnzimmertisch. Wie kommt er da hin?"
Er schluckte. Dann knurrte er: "Na und wenn schon? Kathrin hatte Angst, daß sie überfallen werden könnte. In den letzten Tagen ist ein komicher Typ um ihr Haus geschlichen. Eigentlich wollte sie dir den Schmuck geben, aber du warst ja nicht da. Deshalb hat sie ihn mir gegeben... zur Aufbewahrung."
Michael wußte, daß diese Geschichte nicht dem leisesten Anflug einer Überprüfung standhalten würde, aber jetzt mußte er erst einmal heraus aus der Klemme, in der er gerade steckte. Alles andere konnte er später wieder geradebiegen.

Jeanies Gedanken rasten. Ihr war klar, daß Michael versuchte, ihr einen Bären aufzubinden. Kathrin und Michael ihren Schmuck geben? Wohl kaum. Eher hätte sie...
"Du lügst! Ich habe mit ihr telefoniert. Sie war nicht hier. Aber jemand hat ihr diesen Schmuck gestohlen..."
Michael machte eine wütende Grimasse. Wie hatte diese verdammte Kathrin sich so schnell von ihren Fesseln befreit? Er hatte eigentlich gedacht, sie würde die ganze Nacht brauchen.
"Und selbst wenn? Was schadet es dem Miststück? Sie hat es nicht besser verdient." Seine Stimme ging in einen harten Befehlston über: "Und wenn du mich jetzt nicht bald losmachst, dann bekommst du genauso eine Tracht Prügel wie sie!"
Jeanie fauchte gereizt zurück: "Wenn Kathrin etwas passiert ist, dann wirst du dein Lebtag nicht mehr froh, das kann ich dir sagen! Weißt du was? Ich rufe die Polizei. Ich habe dein dreckiges Spiel lang genug mitgespielt."
Sie legte das Messer weg, nahm das Handy vom Tisch, ohne ihren Griff zu lockern. Zuerst versuchte sie erfolglos, Kathrin anzurufen. Dann, nicht gerade beruhigt, rief sie die Polizei, bestellte einen Streifenwagen zu Kathrins Haus, und einen weiteren zu ihrer Wohnung.

Es kamen zwei Wagen, ein regelrechter Streifenwagen und ein Wagen der Kriminalpolizei mit einer jungen blonden Polizistin, etwa in Jeanies Alter, die sich als Katja Rumbach vorstellte, und einem älteren grauhaarigen Kriminaloberrat, Herr Pütz.
Michael wurde vorläufig festgenommen. Widerstandslos ließ er sich Handschellen anlegen. Dann begann er zu reden. "Das Mist... Jeanette hier: sie hat Geld unterschlagen. Eine alte todkranke Frau betrogen. Warten sie, ich habe Beweise dafür... sie müssen sie sicherstellen, damit sie nicht verschwinden."
Er beschrieb dem einen Beamten, wo er suchen mußte.
Als der Beamte in Richtung der geschlossenen Küchentüre ging, stöhnte Jeanie auf. Sie hatte Nico völlig vergessen.
Aber sie konnte durch die Küchentür beobachten, wie der Polizist den großen Schrank ächzend von der Wand abrückte. Dann angelte er einem braunen Umschlag heraus, der an die Rückwand geklebt war. Michael lächelte befriedigt und streckte Jeanie die Zunge heraus.
Herr Pütz, der Kripobeamte, schüttelte angewidert den Kopf, dann seufzte er: "In diesem Fall müssen wir auch sie auffordern, mit uns aufs Präsidium zu kommen. Die Wohnung wird versiegelt, bis wir alle Beweise sichergestellt haben und die gegenseitigen Anschuldigungen geklärt haben."
Unter den Augen der Polizistin packte Jeanie ein paar Dinge zusammen, dann folgte sie ihr schicksalsergeben zu dem wartenden Auto.

Zuerst fuhr Frau Rumbach Jeanie in die Gerichtsmedizin. "Es ist sehr unangenehm für sie, aber wir müssen ihre Verletzungen dokumentieren, damit wir etwas gegen ihren... ihren Freund in der Hand haben. Das muß sein, sonst ist er morgen wieder auf freiem Fuß."
Jeanie willigte ein, obwohl ihr der Gedanke tatsächlich alles andere als angenehm war.
Zusammen mit der Polizistin wartete sie einige Minuten in einem hellgrün gekachelten Raum. Schließlich kam ein junger Mann mit Kittel und Halbglatze herein: "Hallo, ich bin der Pathologe." Als er Jeanies Überraschung sah, hielt er auf der Stelle an, runzelte die Stirn und sagte: "Aber halt mal. Ich muß hier verkehrt sein, ein schrecklicher Fehler...", er wirkte konfus, griff sich entsetzt an die Stirn: "Sie sind ja noch völlig lebendig.... kommen sie doch bitte in 70 Jahren wieder."
Dazu zog er eine angewiderte Grimasse, als ob es eine Zumutung wäre, sich mit einer lebendigen Person abgeben zu müssen und brach dann in ein lautes Gelächter aus, als Jeanie ihn völlig verdattert ansah.
Frau Rumbach seufzte: "Der ist immer so. Ich weiß auch nicht, warum sie ihn aus der Irrenanstalt entlassen haben, aber er ist einer der besten Pathologen, die wir in der Stadt haben. Wenn sie wollen, bleibe ich bei ihnen, während er sie untersucht. Oder ich könnte auch draußen warten."
Jeanie schüttelte den Kopf: "Nein... bitte bleiben sie hier", dann begann sie langsam, aber ohne zu zögern, sich zu entkleiden, bis sie, abgesehen von ihrem Keuschheitsgürtel und die stählernen Reifen an Armen und Beinen nackt war.
Der Pathologe musterte die verschiedenen Prellungen, Brandwunden und Schnitte in den verschiedenen Phasen der Heilung und pfiff leise durch die Zähne: "Meine Güte. Wie lange geht das schon so?", und schüttelte den Kopf.
Jeanie brach in Tränen aus. Vorsichtig nahm die Polizistin sie in den Arm und tröstete sie.
Als sie sich etwas beruhigt hatte, nickte der Pathologe: "Ok. Davon müssen wir jetzt einen Haufen Fotos machen. Und dann geht der Kerl für lange Zeit hinter Gitter, oder in die Psychiatrie, wenn der Verteidiger auf unzurechnungsfähig plädiert."
Jeanie schniefte, dann stotterte sie: "Können... können wir den... den... Keuschheitsgürtel... ich möchte nicht..."
Der Pathologe runzelte die Stirn, aber die Polizistin nickte: "Natürlich. Ich kann verstehen, daß sie keine Fotos davon vor Gericht vorgewiesen haben wollen. Und der Kollege hier sieht das sicher ein, oder?"
Er zog ein Gesicht wie ein Kind, dem man ein Spielzeug weggenommen hatte, dann zuckte er die Schultern.

Als der Pathologe fertig war, mit Maßband, Fotoapperat und Diktiergerät zu hantieren, schickte er Jeanie mit der Polizistin ins Krankenhaus. "Also das hier, und das, das müssen sie unbedingt behandeln lassen. Das sieht ja grausig aus."
Auf der Fahrt erkundigte sich Jeanie, ob es schon etwas über Kathrin gab. Frau Rumbach nickte, telefonierte eine Weile, dann erklärte sie, daß die Streifenpolizistin Kathrin gefunden hatten und daß sie im örtlichen Krankenhaus wäre.
"Nichts wirklich Schlimmes, hauptsächlich Prellungen und zwei gebrochene Rippen. Sie wollen sie über Nacht dabehalten. Und der Arzt hat wohl gemeint, sie wäre etwas aufgeregt und daß sie stinkwütend sei."
Jeanie mußte lachen. "Dann ist ja alles in Ordnung. Stinkwütend ist die treffendste Beschreibung von Kathrins Normalzustand."

Ein Arzt versorgte Jeanies Verletzungen. Währenddessen zog sich die Polizistin verärgerte Blicke von der helfenden Krankenschwester zu, weil sie unablässig mit ihrem Handy telefonierte.
Als der Arzt fertig war, meinte er, daß es keinen direkten medizinischen Grund gäbe, Jeanie dazubehalten, und bei der derzeitigen Kostensituation...
"Ich... ich weiß auch nicht. Ich glaube, ich kann nicht nach Hause, sie haben irgend etwas von Wohnung versiegeln gesagt. Und ich glaube, sie wollen mich einsperren."
Sie sah genauso hilflos aus, wie sie sich fühlte.
Die Polizistin hatte den letzten Satz gehört. Sie schüttelte den Kopf. "Wir wollen mal nicht gleich übertreiben. Sicherlich müssen sie eine Aussage machen, aber deshalb verhaften wir sie doch nicht gleich."
"Aber ich habe doch..."
Die andere hob die Hand: "Stop. Ich möchte jetzt nichts hören. Es ist drei Uhr nachts, sie müssen erst mit ihrem Anwalt reden, und außerdem sind sie dermaßen übermüdet, daß sie selbst nicht mehr wissen, was sie reden."
Ganz so schlimm bewertete Jeanie ihren Zustand keineswegs, konnte aber ein lautes Gähnen nicht unterdrücken.

Als sie das Krankenhaus verließen, fragte Jeanie zaghaft: "Und jetzt?"
Frau Rumbach hatte sich bereits etwas überlegt: "Ich würde sagen, sie kommen gegen mittag auf das Präsidium. Dann haben sie Zeit, sich ein wenig auszuschlafen und mit ihrem Anwalt zu reden. Jetzt kann ich sie in einer Pension absetzen, oder woanders. Im Notfall können sie sich auch bei uns hinlegen, dann müßten sie allerdings mit der zweifelhaften Bequemlichkeit einer der Zellen im Keller vorlieb nehmen."
"Ich... ich bin pleite. Michael... er ist nimmt Kokain, und alles ist weg. Und einen Anwalt... ich werde mir keinen leisten können."
"Gut. Um den Anwalt kümmere ich mich dann. Dafür kommt dann gegebenenfalls der Steuerzahler auf. Und sie haben niemanden, bei dem sie sich hinlegen können? Es tut mir ja leid, sie aus ihrer Wohnung auszusperren, aber..."
Jeanie winkte unglücklich ab. Sie hatte zwar kurz an Nico gedacht, aber wollte ihn nicht da mit hereinziehen. Sie fragte sich sowieso, wieso die Polizei ihn nicht bemerkt hatte.
"Nein... niemanden. Keine Verwandten, und meine Freunde... sie sehen ja an Kathrin, daß man besser nicht mit mir befreundet ist. Die meisten haben das schnell gemerkt. Ich glaube, ich nehme eine ihrer Zellen... ich kann mich ja schon mal daran gewöhnen." Der Witz klang selbst in ihren eigenen Ohren schal. Er war einfach viel zu nah an der Wahrheit.
Die Polizistin zuckte die Schultern: "So schlimm ist es nicht. Ich habe selbst schon dort übernachtet... in der Ausbildung. Aber weitere Details erzähle ich jetzt lieber nicht."
Sie kicherte leise.

Als Jeanie dann vor der offenen Zellentüre stand, sackte ihr das Herz in die Hose. Verzweifelt preßte sie die Tasche mit den Wechselsachen, die sie eingepackt hatte vor die Brust.
"Ich... ich..."
"Immer herein in die gute Stube. Wie gesagt, so unbequem ist es gar nicht."
Frau Rumbach ging vor und ließ sich auf das Bett fallen. Sie wippte ein paar Mal auf und ab, was das Bett mit einem leisen Quietschen quittierte, dann sagte sie: "Ich habe schon in schlechteren Hotels geschlafen. Wenn sie wüßten, was wir bei Fortbildungen genehmigt bekommen... da sind selbst Ausnüchterungszellen bequemer. Zugegeben, es gibt hier keine Minibar, aber wir haben sogar einen Fernseher..."
Jeanie setzte zögernd einen Fuß über die Schwelle. Schüchtern sah sie sich um. Die Wände waren kahl, aber in einem angenehmen Organgegelb gestrichen. Neben der Tür stand ein kleiner Tisch, hinten quer das Bett. Über dem Bett war ein Fenster, mit einem bunten Vorhang davor. Hinter der Tür, abgetrennt durch einen Vorhang Waschbecken und Toilette, auf einem kleinen Regal Wachlappen und Handtücher.
Prinzipiell sah die Zelle genauso aus wie in einem Tatort oder Derrick. Aber scheinbar war die Zelle erst kurz zuvor renoviert worden und immerhin roch der Raum sauber.
Und ehrlichgesagt war es ihr inzwischen ziemlich egal, denn so langsam merkte sie, daß sie vor Müdigkeit kaum noch stehen konnte.
Sie stellte ihre Tasche auf den Tisch, holte ihre Zahnbürste heraus und begann sich die Zähne zu putzen. Dann setzte sie sich neben Frau Rumbach auf das Bett.
"Alles klar?", fragte die Polizistin.
Jeanie nickte.
"Gut. Dann lasse ich sie jetzt alleine." Sie reichte sie ihr ein Handy, an dem sie vorher eine Weile lang herumgedrückt hatte. "Ist mein Privates. Ich habe einen Babyruf programmiert. Egal, was sie drücken, es klingelt immer auf meinem Diensthandy. Nur, wenn irgendwas sein sollte."
Dann runzelte sie die Stirn: "Beinah hätte ich das vergessen... was ist mit dem... äh..."
"Den habe ich in den letzten Monaten beinah ununterbrochen getragen. Und er ist viel bequemer, als er aussieht", lehnte Jeanie ab.
"Na, wenn sie meinen... dann gute Nacht."
Jeanie schluckte. Plötzlich saß ein dicker Kloß in ihrer Kehle. "Sie werden.... abschließen?"
"Ja. Das muß sein. Sonst bekomme ich den größten Ärger mit den Kollegen. Ich bin heute mittag wieder bei ihnen, jetzt muß ich noch ein paar Dinge erledigen."
"Und wann schlafen sie?"
Die Polizistin lächelte, dann fragte sie: "Wozu gibt es Kaffee?"

Als die Türe ins Schloß fiel und der Schlüssel sich drehte, versuchte Jeanie den Gedanken zu verdrängen, daß es auf der Innenseite der Tür keine Klinke gab. Dieser Gedanke verfolgte sie bis in den Schlaf.

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  Re: Perfekter Kaffee Datum:02.09.04 19:05 IP: gespeichert Moderator melden


...
Jeanie wachte davon auf, daß ihre jemand die Haare aus dem Gesicht strich. Sie genoß die sanfte Berührung, dann war sie soweit wach, daß sie sich bewußt wurde, wo sie war. schnell schlug sie die Augen auf und sah in das Gesicht der Polizistin.
Sie lächelte und streichelte weiter, berührte Jeanies Busen, fragte: "Ich hoffe, sie haben gut geschlafen?"
Jeanie nickte etwas beklommen, aber die Polizistin ließ sich davon nicht stören und streichelte weiter.
Schließlich räusperte sie sich und hörte auf: "Prima. Ich habe ihnen einen Anwalt besorgt. Er wird in einer Viertelstunde da sein. Aber ich weiß nicht genau, ob das überhaupt nötig sein wird."
Jeanie stand auf, verschwand hinter dem Vorhang und begann sich zu waschen.
Zwischendurch fragte sie: "Warum meinen sie, ich würde keinen Anwalt brauchen?"
"Warten sie ab... es sieht nicht so aus, als würde jemand ihrem... Exfreund glauben. Und sie wären doch sicher nicht so ungeschickt, belastendes Material aufzubewahren, oder?"
Mit einem flauen Gefühl im magen dachte Jeanie an die ungefähr fünf Aktenordner, die akribisch geführt mehrere Fälle von professionell gemachter Steuerhinterziehungen und kreativer Buchführung belegten. Die Akten standen kaum zu übersehen in dem großen Regal im Wohnzimmer.

Der Anwalt erklärte Jeanie, daß sie jedenfalls noch befragt werden würde, sicherlich auch bezüglich der Vorwürfe, die Michael erhoben hatte, aber daß sie in diesem Fall am besten einfach alles abstritt und behauptete, die Vorwürfe seien aus der Luft gegriffen.
"Aber..."
Der Anwalt seufzte und machte eine abwehrende Geste: "Wie glaubwürdig ist ein nachgewiesenermaßen gewalttätiger Drogenabhängiger, der sich an ihnen rächen möchte? Nach der Vorgeschichte kann er erzählen, was er will. Ohne handfeste Beweise...", er zuckte mit den Schultern. "Der Umschlag, den er hat sicherstellen lassen, war jedenfalls leer. Trotzdem hat der Richter eine Hausdurchsuchung angeordnet. Völlig grundlos, in meinen Augen. Das grenzt ja schon an Justizwillkür."
"Aber die Aktenordner..."
Er runzelte die Stirn und klopfte mit der flachen Hand auf seine Unterlagen: "Sie haben nichts gefunden. Damit sind sie praktisch entlastet und ich bin sicher, daß das Verfahren, wenn es überhaupt dazu kommt, eingestellt wird."
"Aber wie kann das...?"
Erneut ein Kopfschütteln: "Ich will gar nicht mehr wissen. Und was sie angeht, wenn sie jemand fragt, sind die Vorwürfe natürlich völlig an den Haaren herbeigezogen."
Er schwieg einen Atemzug lang, dann sah er sie über seine randlose Brille hinweg an: "Und das stimmt doch wohl auch, oder?"
Sie zögerte kurz, dann nickte sie: "Selbstverständlich."
"Das muß deutlich überzeugender kommen. Los, noch einmal...", grinste er.
"Selbstverständlich habe ich mit derartigen Machenschaften überhaupt nichts zu tun!"

Die Vernehmung war ein Spaziergang. Nach weniger als zwanzig Minuten war Jeanie frei.
Herr Pütz bat sie zwar freundlich, am nächsten Tag noch einmal zu erscheinen, um ihre Vorwürfe gegen Michael zu Protokoll zu geben, aber ansonsten entschuldigte er sich: "Sie müssen das verstehen. Einem solchen Hinweis müssen wir in der Tat nachgehen. Ich hoffe, ihnen dadurch nicht zu viele Unannehmlichkeiten bereitet zu haben..."
Sie winkte ab: "Keineswegs. Wenigstens habe ich mich bei ihnen einmal ungestört ausschlafen können."

Frau Rumbach begleitete sie hinaus, nachdem der Anwalt sich verabschiedet hatte, nicht ohne Jeanie seine Visitenkarte zuzustecken und zu äußern, daß er sie gerne als Nebenklägerin im Prozess gegen Michael vertreten würde.
Die Polizistin schlug vor, daß sie Jeanie noch zu ihrer Wohnung fahren könnte.
"Und ich fürchte, sie brauchen noch jemanden, der sie zu einem Schlosser begleitet... natürlich nur, wenn sie wollen, das ich mitkomme."
Jeanie zögerte kurz. "Vielleicht... also..."
Beide stiegen in das Auto.
"Übrigens, ich heiße Katja..."
"Gut... Jeanette. Oder Jeanie, wenn sie... wenn du willst."
"Was ist jetzt mit dem Schlosser?"
"Also, vielleicht könntest du... Michael hat den Schlüssel immer am Körper getragen, und ich..."
Katja, Frau Rumbach, warf einen merkwürdigen Seitenblick auf Jeanie, die nach unten blickend versuchte, in das Sitzpolster zu kriechen. Schließlich wagte sie, den Blick zu erwidern.
Die Polizistin sah sie ernst an: "Aber das wäre doch Diebstahl von Beweismitteln... das wäre doch illegal..."
"...", Jeanies Antwort war völlig unverständlich und sie lief rot an. Hätte sie bloß nicht nachgefragt.
Plötzlich tauchte vor ihren Augen ein Ring mit einem kleinen, kompliziert aussehenden Schlüssel auf.
Katja klimperte damit und sagte: "Ich hatte gedacht, vielleicht wäre das einfacher, als einen Schlosser zu bemühen. Und in einem solchen Fall kann man durchaus eine Ausnahme machen, denke ich."
Jeanie wagte, einen Blick zur Seite zu werfen. Katja lächelte sie offen an: "Und dann bist du das dämliche Ding los und brauchst es nie wieder tragen."
Jeanie wußte nicht so recht, was sie antworten sollte, also schwieg sie.

Katja begleitet Jeanie mit in die Wohnung. Sie gähnte: "Sowieso Zeit für eine Kaffeepause, bevor ich nach Hause gehe."
"Jetzt muß ich mich erst einmal duschen...bis gleich...", mit diesen Worten verschwand Jeanie im Badezimmer. Zuerst befreite sie sich von den Fesseln um ihre Gelenke. Dann fummelte sie hilflos mit dem Schlüssel hinter ihrem Rücken herum.
Schließlich rief sie mit hochrotem Kopf Katja um Hilfe und stammelte: "Irgendwo da hinten... da muß irgendwie... ich habe das noch nie allein gemacht..."
Katja half ihr lächelnd, verließ dann wieder das Badezimmer.
Dann ging Jeanie duschen. Ausgiebig genoß sie, sich in Ruhe allein waschen zu können. Nachdem sie sich abgetrocknet hatte, reinigte sie gewohnheitsgemäß den Keuschheitsgürtel gründlich, legte ihn an und ließ das Schloß wieder einrasten. Erst als sie beginnen wollte, die Fesseln anzulegen, runzelte sie die Stirn. Nachdenklich sah sie sich ihre Handgelenke an, spreizte ihre Finger, sah den Sehnen und Muskeln zu, wie sie sich unter der Haut bewegten. Mit einem Kopfschütteln zog sie eine Schublade auf und legte die Fesseln hinein. Als sie eingehüllt in ihren Bademantel aus dem Badezimmer kam, saß Katja immer noch auf dem Sofa. Sie hatte den Fernseher angemacht und Kaffee gekocht. Eine zweite Tasse stand auf dem Tisch.
Jeanie setzte sich zu ihr, dabei fiel ihr Blick hinüber zu dem Regal mit den Aktenordnern.
Sie wurde bleich. "Aber... da fehlen welche...", stammelte sie.
Katja räkelte sich: "Ich habe doch gesagt, daß sie sicher nicht so dumm wären, irgendwelches Beweismaterial aufzubewahren, oder? So ordentlich, wie alles abgelegt war, habe ich keine zehn Minuten gebraucht, um alles zu finden, was belastend sein könnte. War auch ganz gut so, denn kaum das ich weggefahren bin, sind die Kollegen von der Spurensicherung gekommen. Aber wie gesagt, sie haben natürlich kein Beweismaterial gefunden."
"Warum...?"
Katja schüttelte den Kopf, dann begann sie Jeanie zärtlich zu liebkosen. Kurz verkrampfte sie sich, dann begann sie ebenfalls, Katja zu streicheln.

Am Nachmittag ging Jeanie in Nicos Eisdiele. Sofort brachte er ihr einen Kaffee, zusammen mit ein paar gehefteten Blättern, die er neben die Tasse auf den Tisch legte. Dann legte er einen Schlüssel dazu.
"Wie...?"
"Nun ja, ich habe mich ja in der Küche versteckt und habe die ganze Zeit überlegt, wo du sicher nicht nachgucken würdest. Und dieser Schrank erschien mir einfach zu schwer, als daß du ihn von der Wand abrücken würdest. Gerade, als die Polizei klingelte, hatte ich den Schrank wieder zurückgeschoben. Und dann habe ich mich in der Besenecke versteckt, bis sie weg waren."
"Der Schlüssel lag bei den Unterlagen, daher dachte ich, er wäre vielleicht wichtig. Vielleicht für deine... Armreifen?"
Jeanie nickte: "Ja. Die Polizei hat einen weiteren gefunden. Hier..."
Sie schob die Ärmel ein Stück hoch und entblößte ihre nackten Handgelenke.

Nico blieb bei ihr sitzen, bis sie den Kaffee getrunken hatte. Beide wußten nicht genau, was sie sagen sollten. Schließlich holte sie ihre Geldbörse heraus und legte genau abgezählt einen Euro und sechzig Cent auf den Tisch.
Nico schob das Geld zurück: "Das geht aufs Haus."
Jeanie schüttelte den Kopf. "Nein. Nur, wenn du... also, für eine Angestellte müßte selbstverständlich täglich ein Kaffee drin sein. Ich habe da so ein paar Ideen, wie man...."
Nico hörte ihr einige Minuten zu, dann nickte er ein paar Mal langsam.
Etwas später kam Katja dazu, und zur Tagesschau war es beschlossene Sache.

Es war nicht ganz einfach, das Geld aufzutreiben, aber Katja konnte etwas beisteuern und Jeanie konnte ein paar Investoren überreden. Schon zwei Wochen später eröffnete die Eisdiele erneut. Am späten Nachmittag kam Katja herein. Sie nahm Jeanie beiseite:
"Ich weiß, daß du gerade keine Zeit hast. Aber es gibt Neuigkeiten. Die Sitte hat unseren lokalen Gangsterkönig auffliegen lassen. Und es gab da ein paar recht interessante Abschnitte der Abhörprotokolle, die dich betreffen..."
Sie blieb, bis Jeanie Feierabend machte. Zum Abschied nahm Nico seine neue Angestellte dankbar in den Arm und gab ihr dann einen Klaps auf den Po. Er traf genau auf die Kante des Keuschheitsgürtels.
Verdutzt fragte Nico: "Was....?"
Katja legte ihren Arm um Jeanies Schultern: "Tja, an meiner Kleinen ist halt mehr dran, als man sehen kann..."
Jeanie griff in ihren Ausschnitt und zog einen kompliziert aussehenden Schlüssel hervor, der an einer langen Kette baumelte und Nico bekannt vorkam.
Die beiden sahen sich an, küßten sich dann kichernd, verabschiedeten sich und ließen Nico ziemlich verwirrt zurück.
Er war sich beinah sicher, unter der hochgeschobenen Jacke an Katjas Handgelenk einen breiten stählernen Reifen gesehen zu haben.
Nico blieb noch einige Sekunde stehen und sah den beiden nach, dann ging er kopfschüttelnd in seine Eisdiele zurück.

Ende
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träumerin




  Re: Perfekter Kaffee Datum:02.09.04 22:37 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Butterfly,

ein wunderbares Ende für eine tolle Story! Wieder einmal war es ein Genuss, etwas von dir zu lesen.

Nun hoffe ich nur noch, dass wir nicht zu lange auf Nachschub warten müssen...

Liebe Grüsse
die Träumerin
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Butterfly Volljährigkeit geprüft
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  Re: Perfekter Kaffee Datum:02.09.04 22:50 IP: gespeichert Moderator melden


Danke, liebe Träumerin
Ich mußte schon grinsen, als du deinen Unkenruf vonwegen bösem Ende riefest, weil da eigentlich schon alles feststand...

Mit einer neuen Geschichte... weiß nicht. Im Moment ist nichts in Arbeit, aber das kann sich natürlich auch schnell ändern.

Schönen Abend
der Schmetterling.

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Why-Not Volljährigkeit geprüft
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  Re: Perfekter Kaffee Datum:03.09.04 01:30 IP: gespeichert Moderator melden


Wieder eine schöne Story, auch wenn mir Nico etwas leid tut.

Why-Not
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Ihr_joe Volljährigkeit geprüft
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  Re: Perfekter Kaffee Datum:04.09.04 00:51 IP: gespeichert Moderator melden


@ Butterfly,
was soll ich noch anderes schreiben als  Why-Not – wenn er auch ein wenig untertreibt – schöne sollte heißen super tolle (spricht sich heute wohl so aus: ultramegageile),
oder als die Träumerin – wenn ich Dich auch nicht besser loben kann!
Bleibt mir nur noch zu schreiben: Perfekter Kaffee-Perfekte Story
Nur einen großen Fehler habe ich gefunden:
Im unvermeidlichen Disclaimer
…. da fehlt einfach die Warnung: Vorsicht beim Lesen, macht garantiert süchtig!

Vielen Dank und liebe Grüße
Ihr_joe

(Diese Nachricht wurde am 04.09.04 um 00:51 von Ihr_joe geändert.)
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  Re: Perfekter Kaffee Datum:05.09.04 15:16 IP: gespeichert Moderator melden


Hallo Butterfly,
vielen Dank für diese sehr stimmig aufgebaute und auch stilistisch erneut Dein Niveau beweisende Geschichte.
Ansonsten ist meinen Vorrednern wieder mal wesentlich besser gelungen zu formulieren, was ich meine.
Viele Grüße,
Jean
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surfi




  Re: Perfekter Kaffee Datum:05.09.04 23:09 IP: gespeichert Moderator melden


Was ist schon perfekt?

Kaffee schon gar nicht!

Er mundet jedem ein klein wenig anders oder auch: Den einen macht er ob seiner Inhaltsstoffe high, dem anderen kommt er wie kalter Kaffee daher.

surfi
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Penthesilea



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  Re: Perfekter Kaffee Datum:06.09.04 10:33 IP: gespeichert Moderator melden


Ich verstehe was von guten Texten und ich verstehe was von Kaffee ... beides kommt hier wunderbar zusammen ... wenn auch ich Nico einen liebevolleren Verlauf der Geschichte gewünscht hätte ...
Gruß

Penthe
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